This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these flies for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
atjhttp : //books . qooqle . com/
Über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.
■ ff-
•-".
i*.
I
ff$*r
HE
ÖÜ
ntn
-^
7
>" &
\
Date Due
-<<i.
Vw* *
14
©efammdte 6d)riften A
über
Ülttfik ttnb Jtttftket
üon
^toBeri §$nmann.
ßtoeitet Sanb.
Vierte Auflage,
mit 9iad)ttagen unb ©rläutetungen
Don
J. flwfto* Janfen.
$)rucf unb SSertog öon Srettfopf unb #ärtel
1891.
\AsJ^ 50^0 . |<4 (ä_)
/1harvard\
|UNIVERSlTY|
LIBRARY I
^ NOV 20 <95gy
HARVARD UNIVERSITY
SEP 16 1960
EDA KUHN LOEB MUSIC LIBRtöY
«De Sterte, tn«6ejottbere bo8 ber Uebetfe&ung, »orbeljalteit.
1837.
-7
/--■
UKHtoft SkxnUit ßtnnttt
$ta$ vielem ©innen, wie id& beut Sefer jum Slnfang bc8 Saljre«
1837 etwa» bieten fönnte, wa8 auty fein SBoljlwolIen für uns belebe,
fiel mir neben manchem, ©lücfwunftfj. nichts ein, als baft id& i§m gleich
eine glücflid&e Snbitribualitat felbft vorftelle. ®8 ift bieS leine 33eetljo*
benfdf>e, bie jahrelangen Sampf nad& fid) jage, lein JBerlioj, ber Stuf*
ftanb prebigt mit Jpelbenftimme unb ©Freden unb öernid&tung um
fidEj verbreitet, vielmehr ein ftiQer, fd&itaer ©eift, ber, tute e8 auclj
unter il)m tobe, einfam in ber §&§e wie ein ©temenwärter fortarbei*
tet, bem Kreislauf ber Srfd&einungen nad&fpttrt unb ber Statur il)re
®ef)eimniffe ablaufet* ©ein SRame ift ber oben angegebene, fein
SBaterlanb ba8 ©f)afefpeare8, Wie aud& fein SBorname ber biefeS 2)idj*
terä. 3n ber Xfjat, war' e$ benn ein SBunber, wären fid^ ©idfjt* unb
Xonlunft jo fremb, bafc jene» t)odf>berü^mte Sanb, wie e3 uns ©f)afe*
fpeare unb Styron gab, nid&t audj einen SRufifer hervorbringen fönnte!
Unb wenn fdjon burd& ben Kamen gielb, bann burd^ DnSlow, $ot*
ter, 33iff>op u. a. ein altes SBorurtljeil wantenb gemalt wirb, um wie
viel noä) burdf) biefen (Sinnigen, an beffen Sßiege fd^on eine gütige
SJorfe^ung gewagt. §aben nämlidf) grofce SBäter feiten Äinber erjeugt,
bit wieber grofj in berfelben Sßiffenfdfjaft, berfelben Shtnft, fo finb
bo<$ bie glüdlid) gu preifen, bie fdjon burdj bie ©eburt an i^r Talent
gefettet, auf üjren SebenSberuf tjingewiefen finb, glüdliclj alfo 9Rojart,
§atjbn, Seetljoven, beren SSäter fd^lid^te SKufiler waren. 9Rit ber
3Rild^ fd&on f ogen fie SRufil ein, lernten im ÄinbeStraume ; beim erften
erwadjenben 33ewufttfein füllten fie fidf) ©lieber ber groften gamtlic
ber Silnftler, in bie Slnbere fidj oft erft mit Opfern einlaufen muffen,
©lüdlidj alfo aud& unjer fiünftlcr, ber wo^l manchmal unter ber
6 aBitttam ©ternbate »ennett.
grofcen Drgel, wenn fie fein 83ater, ber Drganift in ©f)effielb in ber
©raffdfjaft ?)orffl)ire, fpielte, erftaunt nnb fclig gelaufdjt $aben mag.
2ßit Jpänbel, an bem bie ©nglänber nichts oerbriefct als fein beutfdfjer
9iame, fott feine anbete Station fo öertraut fein als bie englifd&e.
9Ran f)ört iljn mit 3tnbad)t in ben Äird&en, fingt -i^n mit SBegeifterung
bei ben @aftmaf)len; ja, ßipinSfi erjagte, er tjabe einen ^oftitton
§änbelfd)e ärien blafen ljbren. 3tudf> ein weniger glüdlid&eS 9iaturefl
Ijätte fidj unter biefer günftigen Umgebung fo naturgemäß unb rein
entfalten muffen. 38aS eine forgfältige ®rjief)ung in ber fbniglidjen
Ufabemie in Äonbon, Äeljrer wie ©ijprian Sßotter unb Dr. Srotd),
unauägefefcte eigene ©tubien nod& bajugetljan f)aben mögen, weift idj
nicfjt, unb nur fo triel, bafj bem ©d&ulgefpinft eine fo f)errlid)e ?ßft)^e
entflogen ift, bafc man iljrem.glug, wie fie fidf) jefct im Slct^cr babet,
jefct t)on ben Slurnen nimmt unb giebt, mit fe^nenben Armen nad&*
fliegen möchte. 2Bie aber einem fo geflügelten ©eifte bie ©df>otle allein,
auf ber er geboren, nid&t für immer genügen fonnte, fo mod&te er
fidj wofjl oft nad) bem Sanbe fernen, wo bie ©rften in ber äßufif,
3Rojart unb SBeetljoöen, ba§ Sidjt ber SGBctt erblidt, unb fo lebt er
benn feit Äurjem in unferer näd)ften SRälje, ber Äiebling beS Sonboner
SßublicumS, ja ber mufifalifdf>e ©tolj ganj SnglanbS.
Sollte \6) nod^ etwas über ben &f)arafter feiner ©ompofifionen
fagen, fo wäre es wof)l baS, baft 3ebem im Sfogenblid bie fpred&enbe
JBruberä^nlid&feit mit 3ftenbel3foljn auffallen wirb, ©iefelbe formen*
fd&bnf)eit, poetifd)e Xiefe unb Ätarljeit, ibeale SRemljeit, berfelbe be*
feligenbe Sinbrud nad& auften, unb bennod) ju unterfd&eiben- SHefeS
fie unterfd&eibenbe Sennjeidjen läßt fidf) in ij)rem ©piel nod& leidster
entbeden als in ber Sompofition. ©aS ©piel beS (SnglänberS ift näm*
lief) metteid&t um fo Diel jarter (mef)r ©etailarbeit), als baS SRenbelS*
foljnS energifd&er (mef)r 3tuSfüf)rung im ©roften). 3ener fd&attirt nodj
im Seifeften fo fein, wie biefer in ben fjerrlid&ften ÄtaftfteHen erft
nod& red)t öon neuer Sraft überftrömt; wenn uns Ijier ber öerflärte
SluSbrud einer einjigen ©eftalt bewältigt, fo quellen bort wie aus
einem üiap^aelfdjen Jpimmel fjunberte t)on wonnigen SngelSfbpfen,
StwaS 8le§nlid)eS gilt aud) öon if)ren ©ompofitionen. äBemt uns
SKenbelSf ol)n in pljantaftifdjen Umriffen ben ganjen wilben ©puf eines
©ommernad&tStraumS üorfttljrt, fo liefe fidj JBennett lieber burd^ bie
Figuren ber „luftigen SBeiber öon SBäinbfor" jur SRufif anregen;*
* dt fdjrteb eine Dubertüre ju biejem ©tücf üon ©^afefpeare. [@c^. 1852.]
<£. $ecfer, $imtofortefonate. 7
motu jener in einer fetner Ouvertüren eine grofee tieffd)(ummernbe
9Reere3f(äd)e Dor und ausbreitet, fo »eilt ber anbete am (eiöatymen*
ben See mit bem jittemben SRonbe barin. 2)a3 SJefcte bringt mid)
gleich auf brei ber üebtidjften Silber tum SBennett, bie eben nebft jinei
anberen feiner SBerte and} in 2)eutfd)(anb erf dienen ftnb; fte traben bie
Ucberfdjriften: the Lake, the Millstream nnb the Fonntain [SJert 10]
nnb ftnb, roaä ßolorit, Watttrwafjrljeit, btd)terifd)e Suffafinng betrifft,
roafjre (Staube Sorraind an SRnftt, lebenbe, tönenbe £anbid)aften, nnb
namentlich bie te|te unter ben §anben be* Sinters t>oö mafpfjaft
jauberifcfyrr SBirfung.
$tod) manches mödjt' id) mitteilen, — wie bies nur fleine ®e*
bidjte feien }u Sennettä größeren SBerfen, tote §. 93. fed)3 Spmpfjo
niera. .brei Glatnerconcerten, Crdjefterout>ertüren ju $arifina, ;n ben
9tajaben :c. gehalten, — nrie 'er Raubet auäroenbig weil, — toie er
alle 3Rojartfd)en Cpern auf bem (Slamer fpielt, als fälje man fte leib*
baftig üor ftd>, — bod> fann idj if|n felbft gar nidjt meljr abgalten,
ber mir fdjon fett lange über bie Schultern nef|t nnb fdjon ;um jroei*
trnsnafe fragt: Then. what do von write? — Sefter, idjreibe id) nur
uod), XDÜ%teh bu's!1 6ufebiu§.
* C. DeAer,
9x. Smcte fir bo* funwftrte its Aj>, lBcrt 10.
2er fifcng minier kirnen ennetft oft gteiij oon üornfjerein gute
SRehtmig. So ber bieie§ Sompomuen, befien Sonite ba$ (£rne, irae
mir bis jefct von inner §rab brfamrt warben. Xa4 ©ort jcmb*
«ritnidpe id) enois betont. Sie Sonate idjeint mir niml:± fcnrduas
nefjr ein Seil Der £izbe# b*s Serninfces, als bee ßkines, ter 8e*
gtHtermig. Senn ii mini« Somponinen nnb Srcujcntiraeu einem
uciuiuuiüen. ober einem 3nnmmen:e oon i^cnem Xone ner;Ir.ien
mükbte. to r^re ir:*Ser einem aH;n mitfcemrrij idbin im 5:n*etsen
gegen enunTer g^nirnstea, n?2S l+ztzib »ieter im *1?ir*?3 n;dtt *s*
iaanusBir:.;en c;2. Xa§ befreie bnieie ü$ ar» t:e Bz^zu: ne :n
mody » cnjnlii itjes^ea. itre (fcraii-rt :n rnij: b:e ött 2Rrner*
kbaft iosfcrra r:e eine« zzmz2*z2'ji£eaL gelrn-.zrir.jef, r.n Uiiel,
«oni u *. ni ^e gir;e *. fi:!^rf< 2i-Ie »h c*>t =er^er
6 SBiUiam ©tcrnbale S3cnnctt.
großen Drgel, wenn fie fein SSatcr, ber Drganift in ©fyeffielb in ber
@raffd)aft g)orffl)ire, fpielte, erftaunt unb fetig getauft §aben mag.
2ßit Jpänbel, an bem bie ©nglänber nichts verbriefet als fein beutfdfjer
9iame, foll feine anbere Station fo bertraut fein als bie engtifd&e.
9Kan f)ört ü)n mit 3tnbad)t in ben Sitten, fingt -i^n mit Segeifterung
bei ben @aftmaf>len; ja, ßipinSfi erjagte, er t)abe einen $oftitton
§anbetfd)e Strien btafen §ören. SCud^ ein weniger glüdlidjeS SRaturell
I)ätte fiel) unter biefer günftigen Umgebung fo naturgemäß unb rein
entfalten muffen. 3BaS eine forgfältige ©rjie^ung in ber fBnigtidjen
SHabemie in Sonbon, Äetjrer wie ©typrian Rottet unb Dr. Krotd),
unauSgefefcte eigene ©tubien no<$ bajuget^an Ijaben mögen, weife id>
nid&t, unb nur fo ml, bafe bem ©d&ulgefpinft eine fo fjerrlidje ?ßft)^e
entflogen ift, bafe man it)rem ging, wie fie fidf) jefct im Setter babet,
jefct von ben 33lumen nimmt unb giebt, mit fetjnenben armen nadj*
fliegen möchte. SSSie aber einem fo geflügelten ©eifte bie ©d>otle allein,
auf ber er geboren, nid^t für immer genügen fonnte, fo modjte er
fiel) woljl oft nad& bem Sanbe fernen, wo bie ©rften in ber äßufif,
äßojart unb 33eetf)ot)en, baS Sid^t ber Sßett erblidt, unb fo lebt er
benn feit Äurjem in unferer näd)ften 9iäl)e, ber Äiebling beS Sonboner
SßublicumS, ja ber mufifalifd&e ©tolj ganj SnglanbS-
Sollte iä) no6) etwas über ben Sfjarafter feiner Sompofifionen
fagen, fo wäre es wo^t baS, bafe 3ebem im Stügenblid bie fpred&enbe
J8ruberät)nlid^feit mit 2RenbelSfot)n auffallen wirb, ©iefelbe formen*
fd(jönl)eit, poetifd&e Xiefe unb Slarljeit, ibeale 9teinf)eit, berfelbe be*
feligenbe ßinbrud naclj aufeen, unb bennodE) ju unterfd&eiben. ©iefeS
fie unterfdfjeibenbe Äennjeid^en läfet fiel) in ifyrem ©piel noel) leidster
entbeden als in ber ©ompofition. S)aS ©piel beS ©nglänberS ift näm*
Ii6) trielleid&t um fo tnel jarter (me^r ©etailarbeit), als baS SRenbelS*
fol)nS energifd&er (me^r Ausführung im ©rofeen). 3ener fd^atttrt nod&
im Seifeften fo fein, wie biefer in ben fyerrlid&ften Äraftftetten erft
nod^ redfjt üon neuer Sraft überftrömt; wenn uns l)ier ber toerflärte
SfoSbrucI einer einzigen ©eftalt bewältigt, fo quellen bort wie aus
einem Stopljaelfcljen Jpimmel ljunberte oon wonnigen ©ngelsföpfen,
StwaS 8le§nlid)eS gilt aud) t)on iljren Sontpofitionen. äBemt unS
SKenbelSf oljn in pljantaftifd&en Umriffen ben ganjen wilben ©}mf eines
©ommernadfjtStraumS t)orfüt)rt, fo liefe fid) JBennett lieber burd^ bie
Figuren ber „luftigen SBeiber t)on SBinbfor" jur SRufil anregen;*
* (£r fdjrieb eine Duüertüre ju biejem ©tücf üon ©^afefpeare. [@dj. 1852.]
@. $ecfer, ^ianofortejonate. 7
wenn jener in einer feiner DutJettüten eine gtofje tieffdjlummetnbe
9KeereÄpd^e bot uns ausbreitet, fo weift ber anbete am lei3atf)men<
ben @ee mit bem jittetnben SRonbe barin. S)a3 ßefetc bringt mid)
gleich auf brei ber lieblidfjften SSilbcr twn Söennett, bie eben nebft jwet
anbeten feiner Sßetfe aud& in ©eutfdfjtanb erf dienen ftnb; fie ljaben bie
tteberf d&riften : the Lake, the Millstream unb the Fountain [2Betf 10]
unb ftnb, xotö ßolotit, 9tatutwal)tl)eit, bid^terifd^e Äuffaffung betrifft,
waljte ©taube SottainS an SKufif, lebenbe, tbnenbe Sanbfd&aften, unb
namentlich bie lefcte untet ben Rauben beS ©idfjtetS öott waljtljaft
jauberifdjet SBitfung.
3to$ mand&eS mbc^t' idf) mitteilen, — wie bieg nut Weine @e*
biegte feien ju 33ennett8 gtbfceten SBetfen, wie j. SB. fed)& ©tympljo*
nieen, .brei ©la&ietconcetten, Dtd&eftetou&ettttten ju ^atifina, ju ben
SRajaben :c. gehalten, — wie 'et Raubet auSwenbig weiß, ■— wie et
alle SKojattfd&en Dpern auf bem ©latriet fpielt, als fäfje man fie leib*
Ijaftig öot fidf), — bodf) fann iä) if|n fetbft gat nid&t mef)t abgalten,
bet mit fdfjon feit lange übet bie ©djultetn fiet)t unb fdfjon jum jwei*
tenmate ftagt: Then, what do you write? — 33eftet, fd&teibe \6) nut
nod), Wtt&teft bu'3!1 ©ufebiuS.
* C- 3De&er,
®r. Sonate für ba« ^tanofotte (in As), SBcrl 10.
2)et Slang mannet SRamen etweeft oft gleidj Don öotn^etein gute
üReinung. ©o bet biefeS ©omponiften, beffen ©onate ba3 ©tfte, wag
mit big je|t &on feinet £anb befannt nrotben. 2)a3 Sßott „$anb*
wünfd&te idj etwas betont* S)ie ©onate fdjeint mit nämlidf) butd)au8
meljt ein SBetI bet §anbe, beS SBetftanbeS, als beS ©eifteS, bet S3e*
geiftetung. SBenn id& mand&e ©omponiften unb ©ompofitionen einem
toetftimmten, abet einem Snfttumente üon fd&bnem Xone Dergleichen
mbd&te, fo anbete wiebet einem attju matt)ematifct) fd)atf im ©injelnen
gegen einanbet geftimmten, wa$ beSljalb wiebet im ©anjen nid&t ju*
fammenltingen will. 5)a3 Sefctete bejie^e idj auf bie ©onate; fie ift
nod& ju ängftlid^ abgemeffen, itjrc @infadjt)eit ift nid&t bie bet Sfteiftet*
fd&aft fonbetn bie eines unjugenblid&en ©elbftjwangeS, ein Uebel,
wotan i* 33. audf) bie ganje 93. Slernfdje ©d^ule mef)t ober weniget
8 $er alte Hauptmann.
leibet unb gelitten ^at. #ter unb ba fte^t matt moljl, wie bet Com*
ponift fid^ ber Äetten entlebtgen möd&te, unb an mandjen SRemim«*
cenjen, bag er mit SBeetljoöen öertraut ift; im ©anjen toitt fid^ aber
mrgenbs bie feinere ®ef angeSblfitlje entfalten, bte jur männeren ZtyiU
natyme an baS SBerl feffelte. 3mmerl)in mirb es al« eine emfte Se*
ftrebung ber allgemeinen Seadjjtung empfohlen* 2.
Der alte Ijaujrtmamt/
8113 geftern ber ©türm fo müttjenb an meine genfter fd&lug unb
flagenbe ßeiber burdjj bie Süfte ju tragen fd&ien, fam mir redjjt jur
©tunbe bein 83ilb, alter poetifd&er Hauptmann, bor bie ©eele unb
tief; midj alles brausen betnetyalben bergeffen.
©d&on im 3af|re 183* Ijatte fity, faum mußten mir wie, in un*
ferem Steife audfj eine fdf)mädE)tige, mürbige gigur eingefuhben* 9lie*
manb muffte feinen SRamen, SRtemanb fragte, moljer er lam, moljin
er ging: ber „alte Hauptmann" l)ieß er. Dft blieb er modjenlang
auB, oft fam er täglidf), memt eS SRufil gab, fefcte fidjj bann ftiH, als
mürbe er mdE)t gefefjen, in eine ®cfe, brttctte ben -ffiopf tief in bie
$änbe unb braute bann über baS, maS eben gefpielt mar, bie tref*
fenbften, tteffinnigften ©ebanfen bor. „Sufeb", jagte idj, „es fel)lt
uns gerabe ein iparfner aus SBil^elm SReifter in unferem mitbber*
fdjlungenen ßeben, feie mär' 8, mir nähmen ben alten ©apxtain bafür
unb ließen ifyn fein Sncognito?"
Sänge ßeit behielt er es audj. 2>od}, fo menig er über ftd>
fpradjj, ja mie er audj jebem ©efpräd^e über feine JBerf)ältntffe forg*
faltig auSmidj, fo ftellte ftdf) nac^ allen SRad&ridjjten fo biet feft, baß
er ein $err b. SBrettenbadf), ein aus *fd(jen S)ienften berabfd|iebeter
SKilitair mit fo biet SSermögen, als er gerabe brause, unb fo btel
Siebe ju ben Äünftlero, baß er für fte aud^ alle« Eingeben lönnte.
Sßicljttger nod) mar, baß er tfyrits in SRom unb fionbon, tljeils aud£>
in $aris unb Petersburg gemefen, meiftentljeils ju guß, mo er bie
berüf)tnteften SRufüer fidf) angefeljen uub gehört, baß er felbft S3eet^o*
benfdje ©oncerte jum ßntjüdfen fpiele, audf) ©poljrfd&e für bie ^Biotine,
bie er auf feinen Sßtonberungen inmenbig an ben 9tocf angebunben
mmer bei ftd} ijatte. UeberbteS male er alle feine greunbe in ein
$er attt Hauptmann. 9
Sttbum, lefc Xf)uc^bibeg, treibe SRatljematif, treibe wunberooße
Sriefe k.
8to allem war etwa* waljr, tote wir uns bei genauerem Umgang
überzeugten. 9iur was bte SKufil betrifft, fo fonnten wir nie etwa»
öon üjm ju Ijören befommen, big if)n enbttd) gloreftan einmal ju*
fällig belaufet fjatte unb, nad) §aufe gefommen, m$ im SSertrauen
fagte: „greutidE) fpiel* er unb fyafo il)n (ftloreftan) fe^r um SSergei^ung
ju bitten für fein Sauften. ©8 fei iljm babei bie Stnefbote Dom alten
Setter eingefallen, ber eine» 8töenb8 mit ©fjamiffo burdj bie Straften
Statin* fpajierenb in einem §aufe (Slabier fptelen gehört unb juge*
Ijört, nadj) einer SBeile aber ©fjamiffo beim arm genommen unb ge*
fagt: Äomm, ber mad&t ftdf) feine SKufil felbft".* Unb natürlich genug,
baft tf)tn alle fidjere Xed&nif fehlte* SDenn wie fein tiefpoetifdf)e8 Sluge
äße ®rünbe unb $öf)en ber 5Beett)obenf d&en SRufif ju erretten üer*
mochte, fo fjatte er feine mufilalifd^en ©tubien nid&t etwa mit einem
Seljrer unb mit Xonteitetn begonnen, fonbem gleid) mit bem @pof)r<
fdjen Goncert, bie ®efang8fcene gefjei&en, unb ber legten großen
B dur*@onate üon 33eetf|Oben. 2Kan berfidf)erte, ba§ er an biefen bei*
ben ©tfldten fdf)on gegen je^n Sa^re lang ftubirt. Oft fam er audj
freubig unb melbete, „wie e8 nun baib ginge, wie i^m bie ©onate
gef)ordf>en lernte, unb wie toir fie baib ju f)ören belommen follten* —
manchmal aber aucij niebergefdfjlagen, „bafc er, oft fdjon auf bem
©tpfel, wxeber ^erunterftürje, unb baft er bodE) nidEjt ablaffen fönne,
öon feuern ju öerfudOen"*
©ein praftifd^e* können modf)te atfo mit einem SBorte nidjt l)odj
anjufd^Iagen fein, befto ^öfjer war e8 ber ©enuft, ü)n SOiufil l)ören
ju feljen. Seinem 9Renfd)en fpiette id£) lieber unb fd&öner oor al8
iljm. ©ein 3uf|ören erl)öf)te; id) Ijerrfdjte über i^n, führte i^n, wof)in
idj wollte, unb bennodj fam e8 mir öor, al8 empfing' id} erft aHe8
tjott iljm. SBenn er bann mit einer leifen Maren ©timme ju fpredjen
anfing unb über bie tyolje SÖB'ürbe ber Sunft, f 0 gefeijaf) e8 wie au8
^öljerer ©ingebung, fo unperfönltdj, bid^terifd^ unb waljr. 2)a8 SBort
„Xabet" fannte er gar nidfjt. SRufcte er gezwungen etwas Unbebeu*
tenbe8 anhören, fo faf) man iljm an, bafj e$ für iljn gar nid)t epftire;
wie in einem Äinb, ba8 leine ©ünbe fennt, war in iljm ber ©inn für
®emeine8 nodf) gar ni^t erwägt.
@o war er jahrelang bei un8 aus* unb eingegangen unb immer
* SBott ben SSorten an: „(£S fei it>m babei" 8«?^ au8 1652.
10 keltere ©latriermufif.
wie ein überirbifcijeS gutes Sßefen aufgenommen worben, als er tjor
Äurjem länger ats gewöljnlid) aufcen blieb. 9Bir üermut^eten ü)n auf
einer größeren gu&reife, n)ie er beren ju jeber SaljreSjeit machte, als
toir eines StbenbS in ben ßeüungen tefenb feine XobeSanjeige fanben.
©ufebiuS machte hierauf folgenbe ®rabfd|jrift:
Unter biefen SBIumen träum' xdfj, ein ftitteS ©aitenfpiel; fetbft
uidjt fpieteub, werbe \6) unter ben §änbeu berer, bie rnidf) &erftef)en,
jum rebenben greunb. SBanberer, tff bu tjon mir geljft, üerfuc^e
mid). 3e meljr 3Rttlje bu bir mit mir nimmft, je fernere klänge will
idfj bir jurüdf geben.
WuS ben SBüdjern ber StatubSbünbler.)
keltere Clamermuftk.
3tu^gctt)ö^ltc Xonftfitfc für baS ^tattofortc t»on berühmten äRciftent
an* bettt 17. ttttb 18* 3aljrf)Mtbert, gefasttntelt t>ott <$,. %. Seifet*
3n ber fttit, wo fid) alle Söticfe auf einen ber größten ©d&öpfer
aller 3eiten, 3. ©eb. SBadf), mit öerboppelter ©rfjärfe rieten, mag eS
ftdf) wof)I f Riefen, aud) auf beffen ßeitgenoffen aufmerffam ju machen.
Äanri fid) freilidj, was Drgel< unb ©Iat>iercompofition anlangt 9iie*
manb feines 3al)rf)unbertS mit if)m meffen, ja will mir alles Slnbere,
gegen feine auSgebxtbeten Sftiefengeftalten gehalten, wie nodfj in ber
Äinbtjeit begriffen erfreuten, fo bieten einjelne Stimmen jener ßeit
tyrer ®emttti)ltd(fett wegen norf) 3ntereffanteS genug bar, als bafc man
fie ganj überhören bürfte. 3)ie neuen StuSrufer alter 3Ruftl üerfefjen
eS meiftens barin, bafe fie gerabe baS öorfud^en, worin unfere Cor*
bern atterbingS ftarl waren, was aber auef) oft mit jebem anfcern
Kamen als mit bem ber „5Rufil" belegt werben mufc, b. \). in aßen
SompofitionSgattungen, bie in bie guge unb ben Sanon geboren, unb
fd£)aben fid) unb ber guten ©adf)e, wenn fie bie .innigeren, pfjantafti*
fd&eren unb mufifalifdjeren ©rjeugniffe jener 3eit als unbebeutenber
f)üttenanfefcen. 3)ie ©ammtung, bie bor uns liegt, fcermeibet biefen
geljter unb bringt uns eine Steige freier, wirfft<Ijer Xonftudfe, bie in
if)ten naioen fd&mucflofen Sßenbungen and) nodf) eine anbere als bie
SSerftanbeSfeite in Stnfprudj nehmen, gür baS 3ntereffantefte galten
wir bie ©äfce öon Soupertn (f 1733), $ulj na u (f 1722) unb
<L (Siamaty, (Soncert. 11
©. $öf)m (um 1680]. $er t>on ßouperin f|at fogar einen protoen*
califd&en SKnflug unb garte Sßelobie, wätjrenb es einem bei bem fteifen
ihrijuaufcljen äbagio orbentlxdE) ftf>aurig wirb ; ©♦ SBöt)m öollenbs fefct
mit einer gefpenftigen Kaprice beut @nbe bie Ärone auf. 12.
n.
Soucerte für ba$ $tanoforte mit öegleitnng beS DrdjefterS,
Mamille 5tamali), doncttt (Amoll)» U)etk 2.
9htr ein feljr fefter, ja tjarter Sljarafter würbe ben ©influfe einer
abftoftenben ober anjteljenben Sßerfönlidjfeit auf baS Urteil über beren
Äunftleiftungen gänjlid) verleugnen fomten. 3n bem Orabe bafjer,
mie manche Sßerfe ju verlieren fd&einen, wenn wir üjre ©dfjöpfer t>on
Sfngefidjt ju 2tngeftd£)t fef)en, gewinnen anbere eben burdf) Selanntfein
mit bem Urheber. 2Ran fommt ben gelten rafd)er auf bie ©pur,
lernt fie mit ben guten Sigenftfjaften in eine SSerbinbung bringen unb
lann fo eljer Reifen unb ratzen. 3ft bieS alles nun in einer Äunft,
wo, wie in ber unfern, fo btel twm SSortrag abfängt, ber ©ewötjn*
lidjeS oft fo fein ju toerbeden weife, bamit baS Softbare um fo me^r
glänje, fo fann eS nid&t wunbem, bafe itf( obiges Soncert, nac^bem
icf) eS vom Somponiften ejemplarifd^ gut gehört, mit öiel meljr 3n*
tereffe betradjtete, als eS melletdjt fonft ber gaö gewefen.
2)er junge Äünftler, ber fjeute jum erftenmal in biefe fritifdfjen
$aüen eingeführt wirb,* aus einer gried&ifd&en gamilie ftammenb, aber
ju Sftom geboren, lebte feit früher SinbeSjeit in SßariS. 3)afc ein
lebhafter ftrebenber ®eift in einer ©tabt, wo bie politifd&en Häupter
faum rafdjer wedf)feln lönnen als bie fünftlerifd&en, nodj etwas fdtjwanft,
unter weiter gatjne er feine Sorbeeren f)olen foQ, ob unter ber STuberS
ober SBerlioj', JMfbrennerS ober SfjopinS, fann if)m Kiemanb jum
großen SSorwurf madjen. 3nbef$ lernte unferer bei StetdEja feinen or<
bentlidjen ©eneralbafc unb ©ontrapunft unb bei Äalfbrenner ein elc*
ganteS ßlatrierfpiel. 2>amit aber mdf)t jufrieben fefcte er enbtid)
im legten ijjerbfte ben langgefa&ten Sßlan, beutfdje äÄufif auf beut*
fdjem SBoben ju f)ören, ins 28erf unb begann feine ©tubien unter
* „er oerneigt fid)", ftanb in klammern bancben.
12 §. $er$, britteS (Soncert.
meiftertid)er Seitung* aufs SReue mit einem gleifc, ber ben franjöfifdjen
SWufilern fonft nid^t eigen fein fott, unb fo mit SBorttjetl, ba& ftdj
fpätere Eompoftttonen leid&t genug bon feinen älteren unterf Reiben laffen
werben. SSor einigen 2Bod£)en ging er wieber naef) SßariS jurüdt.
35aS ©oncert, über baS wir tjeute einiges mitreiten wollen,
©tamatyS ftärffteS SBerf, bem Umfang unb bem gnljalt nadf>, fällt,
wie gefagt, in jene frühere $eriobe, wo ber junge Äünftler, nod) nid)t
red&t wtffenb, wem er angehört, oft poetifdj jart, oft audfj wilb wie
ein ©fjinefe in bie ©aiten griff, f)öf)eren ®efüf)len, bie fic^ in xf)m aller*
bingS unb, fdf)eint eS, jum erftenmal ju regen anfingen, ßuft ju
machen. Sßljantafieboll, wie wir ben ©omponiften lennen, füljrt er uns
fo burd) Xäufdjung unb 3Baf)tf)eit f)inburd}, bergauf bergab, immer
atemlos, baS SRäcijfte überfpringenb, oft ermäbenb, oft wegen feiner
XoHf)eit in SBerwunberung fefcenb- 3dE) bin überjeugt, bafc M — (ber
SRame beS unfterbltd&en SRanneS ift mir entfallen), ber im SÄojartfd^en
C dar* Quartett fo triel geiler, als baS 3af)rXage f)at, fyerauSgefuuben mit
ben güften, aus unferm ©oncert an bie 9HiHionen herausbringen fann.
SRic^t gerabe Quinten unb Dctaöen finb'S, aber barbarifd)e SluSmet*
djungen, SSortjalte u. bgt. me!(r, namentlich im erften Safe, wo ber
ßomponift fid) nodj nid^t fo ins geuer getrieben unb gefpielt wie
im testen, unb wo er, wenn bie gorm fitlj irgenb etwas toerwidteln
will, ber ©ad)e über furj ober lang mit einem ffraftgriff ein ©nbe
madfjt. ©o leidet il)m biefe EompofitionSmanier frü^ertjin gefallen
fein mag, fo fd&wer, Ijoffen wir, fott es i{>m in ber 3ufunft werben,
bergleidjen ^injufdEjreiben, ja nur $u beuten. SDenn wer, wie er, in
©. SBad) fd^welgen gelernt Ijat, wirb t>on ber ©ntjüdfung wof(t audEj
etwas in bie eigene Sßljantafte mit l)inübernet)men, wie mir bieS fd&on
in fpäteren Kompofitionen oon feiner §anb, bie nod^ nid^t gebrudft
finb, offenbar geworben.
SDaS ßoncert gäbe feiner fd)Wad|jen wie gtänjenben ©eiten wegen
©toff ju ftunbenlangen ®efpräd^en. ©enttgen inbefc biefe fttiltn, un*
fern greunb ber b'eutfdf)en Stufmerffamfeit ju empfehlen!
SR. ©djumann.
f). $tz}y Mttts doncttl (Dmoll). Werk 87.
„^erj, mein iperj, warum fo traurig* fang idEj immer beim ©pie*
ten; breimal im erften ©afc aHein lommen con dolore'S öor, ber
Wltribtte\oi)tö.
28. @t. Söermett, brttteS (Soncert. 13
espressivo'ä unb smorzando'8 mdf)t ju geben fen. Ueberf)aupt fpan*
neu aber btc gangen Sßräliminarien fel)r* D moll fd&on, bic 2)on Suan*
Xonart, bet feltenere 2)retoierteltact, ritt Icifcr Sünfang, ein tuer ©ri*
ten furjeä Xutti — gewtfe fein tieffinnigfteS SBerf, badete td). Unb
f o tft e8 audj- Unfer geflügelter Siebling §at fidj in ©ifen unb Sßan*
jer gebüßt unb wenn er fidj manches jur Sftüftung tjon Änberen
borgte, fo leugnet er'3 gar nid&t. ©dalagen wir einmal auf! Sn ber
©mleitung lömttcn jwar nur feine bo3l)afteften ©egner, wie grofce
©eelen bergletdf)en ju aßen Stittn gehabt fjaben, eine 33erwanbtfdf)aft
mit ber jum Grmoll*&oncert oon Sßofd&eleg, im erften Xl)ema eine
mit bem Kf)opin3 in Fmoll, ©. 6 ©tjft. 5 I. 3 einen äfaltang an
ÄalfbrennerS DmolhKoncert, ©. 8 ©ijft, 3 X. 3 einen an ©. 2R.
t>. SBeberfdfjen unb ©. 14 einen an Xfjalbergfcljen ©runbton finben.
aber ba$ anbaute muffen audjj feine greunbe als eine Äpotfjeofe ber
fftomanje au& bemfelben ßoncert t>on Chopin ertlären, bagegen im
Slnfang be8 $inale8 ew 33eetf(ot>enfd()e8 ©djerjo (au8 ber jwetten ©tjm*
Päonie) leidet angebeutet wirb, in ba& ba3 jwette Xf)ema abermals
mit einem 61)0pütfdf)en ©ebanlen einfaßt, bem ©♦ 35 ber äRarfdf) au$
3effonba folgt 3a, bramatifdfjeS Seben ^ineinjubringen, , fteljt ©♦ 31
oben fogar eine ©teile aus ber neunten ©t>mpt)ome üon 33eetl)ot)en,
bie $erj bod) gewxfc nid^t lennt, unb ba& ganje ©oncert fd&lieftt ©. 43
©jjft 4 X. 2 ber ®inf)eit wegen (©. ben Anfang) mit einem ®ange
aus beffelben äRofdjeleS' G moll*©oncert. Alle« Uebrige aber, gefiele
man eS, ber ©df)mucf, bie djromattfd)en perlen, bie fliegenben Sir*
peggiobanber :c. getreu xtjm grunbetgen. 2ßan fieljt, tjon ben Seften
Witt er lernen, unb nur etwa bei Äalfbrenner unb Xfialberg liefe er
pdf) audj ju gelben jWeiten SRangeS Ijerab. §alte feine Xapferfeit
nur an unb au8; wir wollen üjm $erotbe fein, trofc ber allgemein*
ften mufilalifd^en 3ei*ung/ bie il)n unb Junten fdjon längft al8 äÄei<
fter anerlannt l)at unb $anbet audf), unb ftubire man fxd& baS Soncert
orbentlid} ein. SBoju l)at man feine gtnger? t2-
W* StcrnDaU Bettnctt, Drittes donutt (Cmoll)* ©erb 9.
„Sin englifd)er Somponift — fein ßompontft", fagte 3emanb &or
bem @ewanbf)au3concerte, worin Jpr. Sennett üor einigen 2Bod)en ba8
obige SBer! vortrug. %li e3 aber üorfiber war, wenbete idfj mid^ wie
fragenb ju il)m: „ein englifc^er ßornponift" — „unb waijrljaftig ein
englifd^er, öollenbete ber ©nglänberfeinb wortfpielenb. SBenige SBorte
genügen für Ijeute. SufebiuS ^at in ber erften Kummer biefeö SBanbeS
14 SB. ©t. »ennett, brttteg Goncert.
mir fo aus bcr Seele §erau£ gclefcn unb gefdjrieben, baß icf) jenem
Umriß nur SßenigeS ^injnjufügen wüßte. S33af(r^aftig — erwägt man,
baß obiges ©oncert öor fd&on brei Sauren, alfo im neunzehnten 3a^re
beS ßomponiften gefd&rieben ift, fo muß man erftaunen über biefe frül)
auSgebilbete ®ünftterf)anb, über bie rutjige S)iöpofition, über ben 3U*
fammenljalt beS (Sanken, über ben SGBo^IIaut ber ©pradje, bie SReinljeit
beS (SebanfenS. 2öünfd)te iä) IjödjftenS meßeidjt im erften ©afc einige
flehte ^Breiten weg, fo ift baS tnbiüibueU. 3m (Sanjen trifft man
nichts Unwefentßd(e§, nidjts, was nidEjt in inniger SBerwanbtfdjaft jur
©runbempfinbung fiünbe, unb felbft ba, wo neue ©lemente l)injutre*
ten, flimmern immer nodj jene golbenen gäben f)inburct), wie fie nur
eben eine SReifterfjanb fortzuführen berfteljt. SBeld^e 2Bof)ltt)at, im
ewigen SBuft t>on ©d&ülerarbeiten einmal auf ein organifd^eS lebend*
oolIeS <$anjeS ju ftoßen, unb weldje greube, baß eS baS Seipjiger
publicum, fo wenig es baranf borbereitet war, rafd( unb freubig ju
erfennen tou$tt. Dag Urttjeü beS SßubltcumS wirb ijier nämtidf) auf
eine ganj anbre SBeife als hti anbern SSirtuofen auf bie $robe ge*
ftettt. §ier gilt e$ nid)t, eine gertigleit anjuerfennen, eine • ©cf)ule
ju unterfdfjeiben, mit anbern SJirtuofen parallelen ju jiefjen. 3Ran
mußte bei unferm Sünftler melmefjr erft ber 33efd)eibenf(ett, mit ber
er alles SluffaQenbe bon ftd^ wieg, auf bie ©pur fommen, ob fie aud)
auf einem frönen reichen ©oben rulje, ob man f)ier eine öon ben
felteneren, innigen ftünftlernaturen bor fid) l)abe, bie, wenn fie ein*
mal bem Stußen einen SBtidC in baS Seelenleben erlauben, unbefüm*
mert barum, nur mit fid) ju berfefjren, in fidf) ju leben fdjeinen. Waä)
bem erften ©afc, einem rein fyrifdjen ©tüdfe boü fo fdf)ön menfd)lidEjen
SmpfmbenS, wie man es nur in ben beften SKufterwerlen trifft, war
man in ber §auptfad|je, baß eS fid) tyier um eine borne^mere Slrt bon
Äünftler Ijanble, natürlich im klaren. 2)od) folgte nid)t jener allge*
meine aus ©oben unb Dedte bonnembe Seif aß, wie i^n fedfe SSirtuo*
fen tyerauSf orbern. 2Ran verlangte met)r, man war fidf)tlidf) gefpannt,
man wollte ben Snglänber merfen laffen, baß er im Sanbe ber Sftuftf
wäre. ®a begann jene SRomanje in Gmoll, fo einfach, baß man bie
SKoten barin jaulen fann. 28enn icf) es aud} nid)t aus ber erften
Duelle tüüfyt, baß bem S)idf)ter tyier wäljrenb beS ©omponirenS baS
SStlb einer 9fcadE)tmanblerin borgefdjwebt f)ätte, fo mußte bod) jebem
gefüljlbotten §erjen au baS Sftü^renbe, baS eine foldf)e ©cene Ijat,
augenblidflic^ über!ommen. 811S fürchtete man, bie Xräumerin auf ber
tyoljen 3^nne in w^den, wagte ba SRiemanb ju at^men, unb wenn bie
9t. (Sdjumamt, (Soncert oljne Drdjefter. 15
Xt)eilnaf)me an mancher ©teile fogar gleidf)fam ängftlicij war, fo würbe
fie burd) bie ©d£)önf)eit bcr ©rfdfjeinung jum reinen Äunftgenuß ge*
milbert. Unb f)ier trat jener wunberbolle Slccorb ein, wo bie Sßanb*
lerin außer afler ®efat>r, tote auf it)r sJhtf)ebett Eingelagert fdjeint unb
ruhige 3ÄonbeSftraf)len barüber fließen. 35iefcr glüdflidfje 3ug entfd)ieb
über' ben Ättnftler unb man überließ fid) im legten ©afc ungeftört ber
greube, bie wir Dom 2Reifter ju erhalten gewohnt finb, mag er uns
nun ju ®ampf ober ^rieben führen.
$ab' idf) mtcf) in ben vorigen geilen melleicijt ju feljr hinter baS
Urteil beS ^ubltcumS geflüchtet, ober wollte boHenbS ftemanb ein*
wenben, td£) t)ätte barin ju tnel ©ünftigeS IjerauSgelefen, fo bin idf)
audEj bereit, alles1, WaS ic§ über bie Xreffiid^leit beS ©oncertS beridE)*
tet, allein ju tiertreten. Denn ju feljr SRotf) tf)ut es, baß wal)rf)aft
mufifalifdf)en Äünftlern bie Sfjren gefiebert werben, mit benen man
SSirtuofen, bie nichts als iljre ginger Ijaben, oft fo unbebaut über*
l)äuft, unb baß man beibe öon einanber trennen lerne. 3a, gab' eS
nur nod) öiele ffiünftler, bie in bem ©inne tote ©t Sennett wirlten —
unb SRiemanbem bttrfte met)r üor ber 3ufonft unferer Shtnft bange
fein* —
* 5)a wir bei ben neuften ©oncerten fielen, fo wäre t)ier aller*
'bingS ber Ort, audj über ein bei $aSlinger erfd&ieneneS fogenannteS
Concert Sans Orchestre
ju berieten, baS baS ©df)elmenpaar gloreftan unb ©ufebiuS unter
bem tarnen beS Unterjeid)neten IjerauSgegeben. ©träfe id) fie für
biefen SRamenraub, baß id) felbft leine ©ilbe über i^r DpuS 14 ber*
ratjje. Snbeß fdfjeinen mir einige SBorte aus bem Briefe eines gelieb*
ten SReifterS (beffelben, bem eS jugeeignet ift) * ju bebeutenb, als baß
id) fie ganj unterbrücfen fönnte. Starin Ijeißt eS nämlid) unter Sin*
berem :
„3n SRotimrung beS XitelS ließe ftdj einiges einwenben. 2)aS
SBerf t)at weniger bie ©rforberniffe eines SoncerteS unb met)r bie
d&arafteriftifd&en @igenf)etten einer großen ©onate, wie -wir einige
Don 83eetf)Oben unb SBeber fennen. 3h Koncerten ift man (leiber)
gewohnt, neben ber ©inljeit im ©tile einige 9ftttdffid()ten auf glänjenbe
Sraöour ober coquettirenbe ©leganj beS Spieles genommen ju fel)en,
welche in biefem SBerfe feinen $lafc finben fonnten, oljne eS oonbem
3. äKofdjeleS,
16 Fragmente au$ Seidig. IL
©tanbpuntte ju entfernen, ben if|m 3f)re Sßljantafie eingeräumt Ijat.
2)er ©ruft unb bie 2eibenfdf)aft, bie im Oanjen l)errfdfjen, fielen fef)r
im Oegenfafc mit bem, was ein ©oncert<8fobitormm unferer Qat er*
»artet. ©3 will eines XljetlS nidjt tief erfdjüttert werben, unb an*
bttn XfjetlS feljlt e& itjm an ben gäf)igleiten unb ber mufifalife^en
SBcifje, fold|e $armomeen unb genialifdje 83erfct)ltngungen ju öerfte^en
unb auf juf äffen, wie eS nur ben Otjren unb bem ©emüt^e möglich
ift, welkes bewanbert ift in ber leeren Sprache ber §eroen ber
Äunft. 3n mannen $armoniefül)rungen ftnb S)iffonanjen gebraust,
bereu folgenbe Sluflöfung nur einem erfahrenen Dljre bie $ärte if)reS
©tnbruds milbern. S)ie SBorljalte unb ©uSpenftonen, bereu ©ntwtde*
lung juweilen erft im jweiten unb britten Xacte fid) erflärt, finb oft
fierbe, obfd)on gerechtfertigt. Um baburdj nidjt geftört ober beleibtgt
ju werben, mufc man ein erfahrener SRufifer fein, ber im fcorauS errät!)
unb erwartet, wie ftcf) alle Sßiberfprüdje löfen, wie iä) mir einen
©taatSminifter beule, ber mitten im tobenben ©ewimmel eines $of*
baD3 fein Singe unb Dljr überall ju feffetn fd&eint, unb bod) eS
©inigen öorjugSweife Uify, bie er biplomatifd) ju erforfd&en ftrebt jc."
©o ift eS. 2Rad)t eucij aber, ftloreftan unb ©ufeb, eines fo
wot)lwoHenben Urteils baburd) würbig, bafj i^r aud) fünftigtjin fo
ftreng gegen eud) felbft feib wie fo manchmal gegen Rubere.
Stöbert Schümann.
Fragmente aus fetpjtj. II.
[$ie ©etoanbfjauäamcerte. gortjefcung.]
2113 idj Ijeute bie ßettel ber legten jwölf StbonnementSconcerte
burdjflog unb mir bie SBudjftaben mandje» ber gehörten SRufilen botl*
ftänbig, meleS l)alb jurüdriefen, ftrebte bie $f)antafie alles in ein
93tlb jufammenjufaffen, unb unüerfet)en3 ftanb eine 3lrt blüfjenber
SMüfenberg bor mir, auf bem id)t unter ben ewigen Xempeln ber alte*
ren SReifter neue ©äulengänge, neue 33af)nen anlegen fal), jwifd^en*
burdj, wie SBlumen unb ©djmetterlinge, luftige SSirtuofen unb liebliche
©ängeriunen: alles in fo reidjer güße unb äbwed&jelung burd)*
einanber, baft fiel) ®ewöt)nlicije3 unb UnbebeutenbereS öon felbft
überfaf).
gragmente au$ Seidig. IL 17
2Ba« in ber S^tt &on älteren (Sontpofttionen gegeben würbe, finbet
man in ben t>orl)erget)enben Stummem in ber (£f)tonif notirt. 3Kand|e
Seute glauben if)r SKöglidjfte« ju tfjun, wenn fte auf „einen äRojart",
„einen §at)bn" :<:♦ at« auf große äßeifter aufmerffam machen. 811« ob
man ba« nid£)t an ben Soften abgef puffen fycfotn müßte! Sil« ob e«
fiel) mdf)t bon felbft üerftänbe, ob man iljre Sßufif nid^t in* unb au«*
wenbig fennen muffe! 9ßur bie Dmoll*©t)mpljome macf)t i^nen nod)
ju fcfjaffen, unb pc fragen, ob fie benn eigentlich nidfjt über bie
®renjen be« Stein *3Renfd|lid)en l)inau«ginge? — greilid) foö man
33eetf)ot)en natf( 3°Hen Steffen (nad) Sönig Searfd^en aber gewiß) unb
ba« ©tubium ber Partitur tf>ut btö Uebrige.
35anfbar aber üor allem muß man anerlennen, wie fidf) bie
©irection, namentlich in biefer ©aifon, angelegen fein liefe, SRanu*
feripte weniger ©efannter, furj Sfteue« toorjufüljren. 3n biefer $infid)t
möchten fidEj faum bie Sßettftäbtc mit bem lleinen Seipjig meffen. Unb
wenn man ftdfj audEj in manchem getäufd&t fanb, fo würben bocij Ur*
tfjetle angeregt, HReinungen feftgeftellt, l)ier unb ba aud) freubige Slu«*
fixten eröffnet, ©o gab e« neue ©tjmpfjonieen Dom Stuttgarter
SKotique, Dorn Sapettmeifter ©trauß in Earl«rulje, Dorn 3ft.*$).
§etfcfj in £eibelberg. S)a« publicum ftimmte in feinem Urteil über
fie faft jufammen, obgleid) oljne 3rocifc* ber erfteren berSSorrang ge*
büljrt 3n allen gefdjidte Arbeit, woljltlingenbe 3nftrumentation,
treues gehalten an ber alten gorm, fonft aber nad)Wei«lidj überall
Sfaflänge an 3)agewefene«, in ber üon ©trauß, befonber« im erften
©a|, f o auffaüenb in Xon* unb Xactart, gorm unb Sbee, baß man
ben ganjen erften ©a$ ber f)eroifd(jen ©^mpfjonie wie eine ©eftalt am
SBaffer abgeriegelt feljen fann, aber freiließ umgeftürjt unb bläff er.
®anj befonbere Srwä^nung gebührt ber üon Sbuarb SRarj*
fen für große« Drdjefter inftrumentirten fogenannten Äreufeerfd^en
©onate bon SBeetljoüen, üon ber fdEjon §r. Sftitter toon ©etjfrieb in
biefen Stättern gerühmt, wie e« bie mit ungewöhnlicher Snftrument*
lemttniß, mit Siebe unb ^antafie im 33eetf)oöenfd)en ©eift gefd&rie*
bene Partitur fcerbient. dagegen fdf)eint mir ber ©ebanfe, ba« im
Original feljlenbe ©d^erjo burd) eine« au« ber großen, in einer ganj
anbern Seben«* unb $htnftepod)e entftanbenen Bdur»@onate ju er*
fefcen, in fo fjoljem ®rabe unglüdlid), ja audf) bie Snftrumentation
biefe« ©afce« im SSergleidf) ju ben anbern fo ungefd^idft unb wie öon
einer anbern §anb l)errüt)renb, baß ein orbenttidjer JBeet^oöener bar*
über efjer wüttjen al« in bie §eiterfett be« Seipjiger publicum«
©(^uinann, ©ef. ©Triften. II. 2
18 gragmente aus Seidig. II.
einftimmen müfcte; bcr bitf)ijrambtfd)e 2luffd(}Wung im legten ©afc madfjte
baä &erfet)rte ©tnfd^icbfcl aßerbingä b'urd^auS bergeffen. ©eiert tyier*
mit afle Soncertbirectionen um Aufführung biefer pradfjtooflen, in£
®rof$e gemalten Kopie ebenfo angegangen wie um $inweglaffung beS
©djerjoä, unb matten fie ficij ben reprobucirenben Gomponiften jum
Xobfeinb baburdfj.
SBenn fid} bie neugebracljten ©ljmpl)onieen alfo in siemtitf) glei*
d)en Greifen bewegten, fo waren bie neuen Duöertüren itjrer innern
unb äuftern SSerfdfjiebenl)eit falber um fo merfwürbiger, gtoreftan
fragte neulich fd^elmifd^ genug, ju wetdjem ©tücf öon ©fjafefpeare
benn bie metften Duüertüren getrieben würben* k. : bei ben mer
fraglichen wäre jebod) ber 3ßi| nitljts weniger als gut anjubringen.
Sine jur Dper „25er SBefudj im 3rren^auö* üon 3. 9tofenf)ain in
5rantfurtNüerriet^ freilid^ Diel ©tympattyie ju unfern wefttidfjen SRadfc
baren, unb ©tf(öne8, ©onberbareä unb ®emeine8 wedfjfelte barin fo
rafdf), baft man nirgenbS gufc faffen fonnte; inbejg jeugte fie and)
üon einem gewanbten Xalent, bem, wenn e8 nodj SßürbigereS leiften
fottte, nur mef)r SBadfjfamfett über einen angeborenen Seidjtfinn anju»
ratzen wäre. 3n einem pf)antaftifd£)en SBorfpiel ju SRaupadjS „Xod)ter
ber ßuff üon ©poljr ftettte jiclj feine befannte 6igentf)ümttdf}feit metjr
at3 je IjerauS, feine etegifdf) ttagenben ^Biotinen, feine wie üom §aud(j
berührt anttingenben Glarinetten, ber ganje ebte, leibenbe ©pol)r; im
(Sangen bin idE) jebodfj tttd^t War geworben unb bie Partitur fonnte
\ä) mir nidf)t üerfdjaffen. Um fo genauer fenn' id) bie gegebene Duüer*
türc üon gerbtnanb $iHer, SRamenS „gernanbo", fpanifd^en Sfya*
rafterS, rittertidE), burdjweg intereffant, überaus forgfam unb fein
gearbeitet, nad) 33eetl)0üenfd)er SBebeutfamfeit ftrebenb, im §auptr$t}tl)*
muS aber tetber SRote für SRote auf einen (Sebanfen üon granj ©djubert
(aug einem SJiarfdE) in Cdur)** fo genau gebaut, ba% fie mir (aud) im
®runbd)arafter) wie eine größere 9lu3fütyrung biefeS ©djubertfdfjen
2Karfdfje3 üorfanu 9Äit nidjt minberer greube l)abe idf) oft „bie SNajaben",
Duüertüre üon SBiltia'm ©ternbate SBennett, burdjtefen; ein
reijenbeS, reidj unb ebel ausgeführtes 33ttb. SBenn fie fidE) allerbingS
an baS ÜKenbelSfof)nfd)e ©eure antefjnt (wie ja aud} 3JienbelSfo$n fid|
an bie Duöertüre ju Seonore) , ja wenn er afleS, was fidfj üon Stnmutf)
* <£u\tb antwortete gutmütig: „$u föomeo unb 3ulte".2 gforeftan meinte
aber roofjt ju „Diel ßärnt um SRidjtS". [2lnm. ber ft. 3eit5c^r.]
** SBerf 121 9ir. 1:
gragmente auä Seidig. II. 19
unb 2BeibIid(jfeit in SBeber, ©poljt unb 2ßenbel8fot»n finbet, wie ju
einer Xonftutf) bermifd)t nnb baüon au3 botten Sehern reid&t, fo ift
es eben getftige 33rüberfd(jaft, bie bie SBorjüge Slnberer lebenbig in fidj
aufgenommen unb fid| ju eigen gemalt fjat. SBeld^e btüljenbe Sßoefie
aber überbieä in bem Sßerf, wie innig im ®efang unb jart im 33au,
weldEj' fdjöne weiche Snftrumente! ®egen ben Vorwurf einer gewiffen
9Ronotonie lann man fie inbeß faum in ©djufc nehmen; namentlich
gleiten fidE) bie jwet §aupttf)emag ju biet.
gntereffant waren bie einzelnen ©cenen aus gauft öom dürften
StabjiwiU. 85ei aller £odjad)tung für ba3 ©treben be8 erlaubten
Dilettanten will e3 mir fd&einen, ate tjatte man bem SBerf burd) bag
aflju große Sob tum SBerlüt au« cfjcr gefctyabet. S)ie wirttidjj jäußerft
unbef)ülftid} inftrumentirte Dubertüre fdfjon müßte bem SKufifer bie
Slugen öffnen, wenn nidf)t bie Sßaljl ber äßojartfdEjen $uge flWc^ bon
bomfjerein bem SBeurtljeiler. SBenn fid? ber Somponift ber Aufgabe
ber Dubertüre nidf)t geworfen füllte unb bie gewiß nid&t ju berwer*
fenbe 3bee, ein gauftbrama mit einer guge, ber tieffinnigften gorm
ber 3Kuftf, ju eroffnen, nidjt auszuführen bermod(}te, fo gab e$ bodj
gewiß nodj anbere,* mef)r gauftfdjen ©fjarafterä, afö bie Don SRojart,
bie bod& -Xiemanb ein SReifterftücf nennen fann, wenn man anberS
weldlje bon SJad) unb Jpänbet fennt. ©er gintritt ber iparmonifa3
unb ber nad)rinanber aufgebaute Dreülang wirft im Stnfang aßerbingS
eigen unb fdjauerlidE), in ber ßänge aber gerabeju quälenb, baß man
ftcfy wegwünfdjte. Unb bann meine id&, ift bod^ mit einem einzigen,
gewiß jwei SJänuten au8l)attenben Cisdur*8lccorb ju wenig [mufifattfdje
Shntft entwicfelt. 3SieIem ©ingeinen ber fotgenben dummem fann aber
Sftiemanb i^ren eigentümlichen SBert^ abfpred&en, eine unbefledEte $^an*
tafle, eine fo ju fagen fürftlidfe ©infatt, eine ®rfinbung8fraft, bie bie
©ad^e oft an ber SBurjel padEt.
9ieu, b. f). erft fjunbert 3at)r alt, war aud| ba8 DmolbSon*
cert für ©tabier bon 3-©. 83 ad), bon 2ttenbet§fof)n gefpiett unb Dom
berftärften ©aitenquartett begleitet. 83iele8, wa8 mir bei biefem er*
fjabenen Sßerf, wie bei einigen ©cenen aus einer ber ©tudfdjen 3pf)i*
genien an ©ebanfen beifam, möchte \6) t)ier fagen- ©in SBIirf auf ben
weiten Sßeg, ben wir nocij jurüdgulegen fjaben, berf)inbert nudEj baran.
©ineS fott aber je efjer je beffer bie 2Bett erfahren, ©ollte fie eS
»■
* g. 95. bie befannte fünfftimmige in Cismoll au8 bem SSBo^Ucmpcrirtcn
©(aüter, ber juföttigcrttjcije ba^ XJ^ema he SKoäartfdjen guge a(§ QJegent^cma ^ättc
btenen fönnen. [Sinnt, ber SR. Settfdjr.]
20 gragmente au3 Seidig. II.
wot)l glauben, bafc in ben 3Kufiffd)ränfen ber berliner ©ingafabemte,
lueld^cT ber alte 3elter feine SBtbltot^el &ermad)t, nodf) wenxgftenS fieben
fold^cr Soncerte unb aufterbem unjäfjlige anbete 93ad}fd)e (Sompofttio*
nen im SJianufcrtpt wohlbehalten aufbewahrt werben? 9fcur Sßenige
wiffen eS; fte liegen aber gewift bort. Ueberljaupt, war' eS nid)t an
ber 3^t unb öon einigem SRufcen, wenn fidf) einmal bie beutfdje Nation
ju einer toollftänbigen ©ammlung unb Verausgabe fämmtUdjer
SBerfe öon 83adj entjd)löffe?* 9Jlan jottte meinen unb fönnte tyx
trießeieijt bann bie Sßorte eines ©adjfunbigen, ber fid) ©eite 76 bie*
feS SanbeS ber neuen ß^tfärif* ü&er Mc8 Unternehmen ausläßt, als
SRotto öoranfefcen. 2)ort Reifet eS nämlid):
„Staft ©ie ©ebaftian 33atf(S SBerfe herausgeben wollen, ift etwas,
„was meinem §erjen, baS ganj für bie f)of(e grofce Äunft biefeS
„UröaterS ber Harmonie fdf)lägt, redf)t wof)l tf)ut, unb idj balb im
„öoHen Saufe ju fefjen wünfd&e k."**
SRan fdf)lage nur natf(!
Unb jefct ju ben Sängerinnen unb SBirtuofen, bie biefe nie genug
ju lobenben ©oncerte t>erfd)önerten als SrabeSlen. ®ewöfmlxd|ereS
überget)' idf). ©o finb eS benn öon erfteren: $räul. (Srabau, wie
immer fertig, feft, fünftlerifd), etf(t, unb gräul. SBerner, SRoöijin,
jung, frifdj an ©timme unb ©eftalt, talentvoll. 85. SßoltqueS
meiftertid&eS ©piel feines D molMSoncerteS ßemanb meinte, Bmoll
läge §ier näljer) ift fdfjon in biefen ^Blättern ernannt worben, ebenfo
®t. SennettS innig mufifalifctyeS Seben im Vortrag. 211s ftunffc
genüffe erfter Strt bleiben noef) ju erwähnen baS E moll*£oncert t>on
©pofjr, üon 3)aöib gefpielt, $ofaunem>ariationen öon S. @. 2HüHer,
üon Dueifter geblafen, baS Esdur*6oncert öon 83eetf)ot>en unb baS
in Gmoll öon SDienbelSfofin, öon 3)?enbelSfof)n gefpielt, b. 1). in
®rj gegoffen nadf) feiner SBeife.
Den S3efd)luj3 beS bieSj ädrigen &oncertct)fluS machte bie neunte
©tjmpljonie fcon 58eetf)o&en. 3)aS unerhört fdfjnefle Xentpo, in
bem ber erfte ©a| gefpielt würbe, naf)m mir gerabeju bie ganje ©nt*
jücfung, bie man fonft toon biefer überfd£)meuglid)en 2Jhtfif ju erf)at*
ten gewohnt ift. 2)em birigirenben SKeifter gegenüber, ber 93eetf)oöen
fennt unb bereit, wie fo leidet SRiemanb wieber, mag biefer 9luSfprud(j
unbegreiflich f feinen, unb enblidf), wer fönnte f)ier entf Reiben als
* $>er ®ebanfe f>at ftdj jur greube aller ftünftler feitbem »erroirflidjt. [Sdj. 1952.*
** $u3 einem Söricfe 23eetl)oöen3 (üom 15. Qanuar 1S01) an ben Gapellj
metftcr $ofmeifter, girma ^ofmeifter & ^ü^nef {jc&t (L g. ^cterö) in ßeip^ig.
93ertdjt an £, inquirii in SfagSburg. 21
S3eetf)oöen felbft, bcm bie$ leibenfctyafttidje Xreiben beS Xernpo» unter
3Sorau8fefcung eines mateltofen Sortragä biettetdjt gerabc redjt ge»
toef en ? ©o mufc idE) benn biefe @rfat)rung, roxe fo manche, ju meinen
merfwürbigften muftfalifdjen jäf)Ien, unb mit einiger Xrauer, wie fdjon
allein über ba3 äußere ©rfdjeinen be$ ^öd^ften ein 9Ketnung§swtefpalt
entfielen lann. SEBtc fid) aber freiließ im Slbagio afle §immel auf»
traten, Seetljoben wie einen auffcfywebenben ^eiligen ju empfangen,
ba mocfjte man woljl alte Äleinigfeiten ber SEBett üergeffen unb eine
Stynung bom ScnfcitS bie 9fcad)blicfenben burd()fdf)auern.
ßeridjt an Jeanqtririt* in Augsburg
über
ben legten futtft^tftorif^ett Sau beim {Rebactenr **.
ßteS unb ftaune, ©etiebter! ber Sftebacteur ber „neuften mufifal.
3eitfd^rift" pflegt mmliä) afljäf)rltd) wenigftenS einmal eine 8trt fünft*
fliftorifdjen SBatteS ju geben: bie ©elabenen benfen iljretwegen, ber
%ud)S lächelt aber ganj f)eimütf( baju, ba er fid(j baburtf) nur beS
öerbriefjlicljen 5)urd|gef)en8 ber Xanjliteratur überleben, biettettf)t audj
be8 ©inbruefä ber SKufi! auf baS publicum um fo fixerer fein will —
mit einem 2Borte, ba er mit bem gefte Äritit, ja bie lebenbigfte be*
jweeft. S)u fottft ben Patron nod) fennen lernen* 3war waren aud)
mir ©erüdjte über bie fonberbare, wenig tanjüdie Sttufif, bie mir ate
feine üRafd&inen bafelbft abfdf)leifen muffen an ben güften, jugefom*
men; inbefi wie bürfte tin junger Äünftter fo!d)e (Sintabung au8*
f plagen? 2Battfaf)rteten wir nidjt im ©egentljetf gefdjmücften Opfer*
toteren gleich unb fd^arenweife in ben geftfaal? <pat ber Sftebacteur
etwa feine Xödf)ter, bei benen fidf) mit S8ortf)eü ju infinuiren, — eine
ungemein lang, bie tuet recenfiren foQ in ber „9ieuften", unb bann
eine jüngere, eigentlich SMerin, bie Unfd^ulb felbft — 2Ääbdjen,
Seanqmrit, bie ein grenjenlofeS Unheil über midj gebracht! lieber*
^aupt aber wünfdf)te icf) bitf( an jenem Slbenb mef)r als je f)er. Stuf*
unb abwanbelnbe ©omponiften, jufef)enbe fd&öne 3Kütter öon 35üettan<
tinnen, ber **fd)e ©efanbte mit ©djroefter, SRufifoerleger in SRödfen,
* Stehen geller.
22 SBetidjt an ;3eanquirit in Augsburg.
ein paar reiche Sübinnen, an ©äulen angelernte 3)at>tb3bünbler —
furj, nur mitäRülje lonnte id) burdf) unb jur SUittrebactrice ßtmbro-
f ia Ijetfjt bie SRicfitt), fie jur erften *ßolonaife aufjujieljen. (Unten
fannft bu ba3 Xanäprogramm lefen.*) SSict fpradjen wir jufammen,
j. 85. id) über ba3 eigentliche SBefen ber Sßotonaife, unb wie wir uns
aud) barin als 2)eutfdje geigten, bafc wir felbft im Xanj ben üerfd^ie*
benartigften ©öttern nadjfu&ten, unb ba& ©traufc in biefet $infidjt
(unb melleidjt nur in btefer, fetyaltete Slmbrofia ein) ein wahrer §eüanb,
unb baß ber lefcte Xact ber Sßolonaife mit feinem ©df)lufjfatt etwas
XraurigeS für mid) §abe u. bgl. ©eit ber (Sroberung üon 2Barfd)au,
bemerfte meine Xänjerin, tanje aud) idj biefen Xanj immer mit einer
gurdjt, e3 möchte etwa ein Äofaf eintreten mit einem SBerbict — bie
armen 5ßoIen! feufjte fie, — meine 83eba fpieft ©f)opin nie oljne
X^ränen ... (3 dj) SBie ebel ©ie füllen, — unb wie artig metobiöS
xft audf) bie Sßolonaife biefeS neuen polnifd&en ©ompontften, bie wir
fo eben tanjen. (©ie) $n ber Xf)at, baS Xrio fpridf)t midEj fcE>r an,
aber wie fetjr ä la Chopin! — ©o fjatte fic benn bie romantifc^e
®cf)ule jum jweitenmal bei ben paaren tiergejogen, mid) über fold&e
ju erforfd&en, ÜÄit aller ßiebenäwürbigfeit unb <Sd)Iaul)eit öerfufjr
id), t>ort^eiIf)afteften (Sinbrud für micij unb fünftige SBerfe au8 bem
(SefprädEje ju sieben ; immer taftiger würbe mir'S aber, je meljr fic mxdf)
mit i^ren Kebefttd)tigen äugen befdfjofc. 3um ®tüd enbigte ber Xanj.
ßaum abgetreten, rief fie mid) jurüd unb flüfterte: „bie tefcte Sßolonaife
öon Et)opin an fo lünftlerifc^er §anb ju feiern, würbe mid)" — mid)
* Sattaorbttuttg,
©rfte Streuung.
©rofce patfjettfdje $olonatfe ton 3. JHotoatotoSfi. SSerf 11.
SBaljer ton g. (Sljopin (in Es}. SBerf 18.
®icr SKaaurfen ton g. «raotoSfi. SBerf 8.
@ed)3 tierfjanbige SBalaer ton (S. #. Seltner,
©rofee *ßofonatfc ton g. 9t ieS. SBerf 174.
3n ber Sßtmfe: Bolero ton (Sljopin. SBerf 19.
Qwettc SÜbtfjeilung.
$rei tiertyänbige Sßotonatfen t)on (£. Prägen. SSerf 15.
©rofcer ©ratourtoaljer ton ßifjt. Söer! 6.
SSier 3&a$urfen ton <& SBolff. SBerf 5.
3»ei Sßolonaifen ton S^optn (Cismoll unb EsmoU). SSerl 26. [@c^.]
93eridjt an Seanquirtt in 8tog3burg. 23
tjlüdlidj machen, fd|loß idjj midj öerbeugenb. ©ine ©d)tadjt war ge*
Wonnen, aber ber Stoman begann erft. SÄein 9iäd)fteS war, 33eba,
bie jüngere ©djroefter, jum ©f>opinfdjeu SBaljer aufjufudjjen. SBunber
naf)m es mid), baß mir ber ©ngetefopf, ben idj ijeute jum erftenmal
fa^>, jufagte, ben Xanj nämlidjj unb überhaupt, ba mir ©ufebiu3
einen Sttugeublid juöor öerftimmt genug gefagt, fie t)ätte if)m it)n fyoty
erröttjenb verweigert. Äurj, mit mir tanjte fie. ©d&webte unb jubelte
idj aber je, in biefen Slugenblidfen war'3. $war fonnte id) nur einige
„3a" auä ti)t tyeröorlodfen, aber biefe fpradfj fie fo feelenöoll, fo fein
nüancirt in itjren öerfdfjiebenen S3ejiet)ungen, baß id& immer lauter fort*
fdjjmetterte ate iRadjtigall. 33eba, glaub' idj, fd&miege el)er, ate baß
fie ein wiberfpred)enbe$ Stein über iljre Sippen bringen f önnte : um fo
unbegreiflicher, Seanquirit, war mir ber 5?orb an ©ufeb. 9tte uns
nun ©f)opin3 Äörper unb ©eifter fyebenber SBaljer immer tiefer ein*
füllte in feine bunfeln glutfyen, unb JBeba immer fd&wermütt)iger in
baä ©ebränge blidfte, lenfte idj ba3 ©efpräd) leife auf ©Ijopin felbft.
Saum, baß fie ben Kamen gehört, ate fie midfj jum erftenmal ganj
anblidte mit großen guten Äugen. „Unb ©te fennen if)n?" 3d& gab
ju. „Unb Ijaben il)n geljBrt?" 3f)te ©eftalt warb immer f)ef)rer. „Unb
fjaben it)n fpred»en gehört?* Unb wie idjj tf)r jefct erjagte, baß e8
fdjjon ein unvergeßlich 85ilb gäbe, iljn wie einen träumenben ©eljer
am ©latrier fifcen ju fefyen, unb wie man fidjj bei feinem ©piele wie
ber oon itjm erfd&affene Xraum öorfäme, unb wie er bie tjeillofe ©e*
wotjntjeit Ijabe, nadj bem ©djluffe jebefc ©tüdfeS mit einem 5^9^
über bie pfeifenbe ©latnatur tjinjufatjren, fid& gleidjfam mit ©ewalt
Don feinem Xraum loSjumad&en, unb wie er fein jarteg Seben fronen
muffe, — fd|miegte fie fidfj immer ängftlidj*freubiger an midi ein unb.
wollte metjr unb mef)r über i^n wiffen. ©Ijopin, fd)Bner JperjenS*
rauber, niemate beneibete id& bidjj, aber in biefer SKinute waljrf)aftig
ftart. 3nt ©runbe aber, 3eanquirit, war idj bumm unb nichts ate
ber Sßinfet, ber iljr ba3 S3ilb itjreS ^eiligen erft redjt fußnatje oor bie
©eele geführt, unb wirflid) bumm. „93in idfj finbifd^*, fagte fie am
©djlußftretto, „wenn id) 3l)nen geftelje, baß id) mir, o^ne üjn je ge*
fe^en ju Ijaben, fein 85ilb gemalt, unb tjolen will i#3 3^nen, unb
jagen ©ie mir, ob id& red^t getroffen, — unb ja Sftiemanbem etwa»
ba&on*? SBei ben legten SSBortcn füllte ic^ il)ren ^änbebrud. ?lm
Jlbfdfjieb bat ic^ fie noc^ um einen Xanj: „fie ^ättc leinen meljr ate
bie lefete ©l)opinfd)e ?ßolonaife unb mit graiben tanje fie mit mir.
©rlaß mir, SSefter, bir üon meiner Sangenweile wälirenb ber folgenben
24 93eri<$t an gcanquirit in SfagSburg.
Sänge ju erjagen. Aber eine ©ntbeefung xttadjte idj, bie nttdj
rächen foCC an bem boppeljüngigen 9tebacteur unb SBaQgeber biefeS
5ttbenb3. 3118 idj nämtidj in einem Ijalberleudjteten Siebenjimmer auf*
unb abging, fiel mein SBIidE auf eine Stimmgabel unb ein 33latt $a*
pier. 3u meinem ©rftaunen Ia3 xdj barauf u. 51. : „üttajurfen ton
33r jotoSfi — fomifd|e3, unHareS, oft plattes S^g, me$r SRafen* als
»rufttöne, nidjt ganj unintereffant. — SBaljer üon QUlnzx — etwaä
langweilig unb untanjlidj, aber fleifcig unb eben ju gut als Xanj*
mufif: fdjeinen ton einem Drganiften für ©oßegenfyodföeiten gefdjrie*
btn" u. f. to. — 35a8 Statt toieber Ijtnlegenb entfernte id& mid& unb
fal) balb burdj eine 33orl)angfpalte, foie ber Sftebacteur jurücffam, fid&
nieberfefcenb bie Stimmgabel öfters üom ©djtag jum Df)r führte unb
ruljig fdjrieb. SBar ein Xanjtljeil üorbei, Ijufdj öffnete er bie ©all*
faaltpre, toaf)rfcf)einlid) bie vox populi ju prüfen, unb fdjrieb toeiter.
S)er SÄann bauerte midj: er recenjtrte. 3m beften.Äaufdjjen f)ielt mir
auf einmal 3emanb rücflingS bie Slugen ju. SSeinaf) grob tourbe xdj,
als idjj im ©djerjmacf)er einen flamänbifd|en gagottüirtuofen , einen
ipro. be Snapp hinter mir erfannte — ein ®eficf)t, ba$ nrie ba3
offene gelbgefdjrei bed ©canbalä auäfieljt, feiner ©lafce, feine« moral*
toibrigen SRafeutourfeS nict)t ju gebenfen, ein elenber gingerirer, ber
midj fjafcf, weil idj itjn einmal in 33rüffel üon Sßeitem fyören laffen,
ein gagottfttnftler, ber nid^t nebenbei SBioline fpiele ttrie Sßaganini,
brause ftdjj üor mir ganj unb gar nidjt abjuarbeiten ; turj, einen
gangen ©fjafefpeare ton ©djjimpftoörtern cntbedE* id) in mir, wenn idj
nur an ü)n beute. „SBerjeifiung für meinen ©d|erg", entfdjjutbigte er
fid} (er ift beiläufig §au&freunb im 8iebaction8palaft unb SlmbrofiaS
©fyatolträger), „aber grt. 85eba fängt fo eben ben SBolero an", ©run*
beS genug, it)m ben Sftüdfen ju fefjren. $)u fennft biefe garte liebe*
trunfene Eompofition, bieä 93ilb ton füblxdjer ©lut^ unb ©d&üdjtern*
fjeit, üon Eingebung unb ßurüdfialtung — unb nun SScba mit fc^toär*
merifd)er Sieblidjfeit am ©taüier, ba3 SBilb ifjreS ©etiebten in unb
metteidjt am ipergen, mir, mir e3 gu geigen . . . gort lief idj beim
legten ©ebanfen unb fyoffte nur nodj ton ber legten Sßolonaife. S)ie
Gegebenheiten brängen fidj jefet ©djtag auf ©d)tag. 2afc midi) eilig
über ein paar Sßotonaifen Ijinroeggefien (ber ©omponift fear felbft ju*
gegen, ein ettoa& fac^ter, aber angenehmer äßann ttrie feine ^ßolonaif en) .
S)en S3raöourtoaljer üon Äif jt brofe^ Slmbrofia mefjr, als fie itjn
üerftanb, unb fc^nji^te fic^tli^ fllnx mit SButlj fönne man fo ein
Ungeheuer bejnjingen", fagte i^ iljr in» D^r, „unb fie tljäte ganj gut,
93erid)t an gcanquirit in SfagSburg. 25
baß fie nid&t fdfjonte". ©ie täfelte midj) liebenb an. SKod) waren
einige SRajurfen übrig big jum Xanj mit SBeba, ber über baS ©djicf*
fal bcS SlbenbS entleiben foötc. Die fdfjönen Sftelobieen biefer Xänje
»erfolgten midj, als idfj mid& jufäüig wieber bor bem SBorfjang befand
wohinter ber SRebacteur freifte. Äaum Ijatte idjj einige SlugenblidEe ge*
lugt als mir, gerabe wie borljin, 3emanb bie Singen jutjielt. Site
idfj abermals be Snapp hinter mir fanb, fagte idjj if)m, einen
SDBife bürfe man fanm wieberfjoten, feinen aber gewiß niemals. Unb
ba be Sfrtqpp ntdjt biel ©eutfdjj berfteljt, überfefcte idjj eS iljm flämifdjj
nodj einmal mit ben Stugen. „(Sntfdjulbigen ©ie, mon eher", ftotterte
er, „aber grl. Slmbrofia warten jur Sßolonaife". 3efet aber gewahrte
id& erft meine glimme Sage. 2Bar eS benn nidfjt berfelbe Xanj, ben
id( S5eba berfprodfjen? StnbrerfeitS tote würbe mir Slmbrofia je ber*
jeifjen? SBirb fie nid^t bie SMebeSpfeile, mit benen fie mid) jefet be*
ftürmt, fpäterfjin in fritifdfje Aqua Toffana eintunfen, mid) fjeruuter*
machen nadfj Sfloten? ©in Sölicf nad) 93eba, unb idjj ließ ben Sorbeer
fahren unb griff itjre §anb jum Xanj. greunb, ta weißt, biel ber*
trag' idj, ©dfjmerjen wie Champagner, — aber fidfj in foldjer aRufif
an foldjer Seite ju ergeben, auf ©traljlenfittigen mit folgern ÜM>*
df>en burdfjS 33lau ju fdjweben, — faum Ijielt idj midfj bor ©dfjwin*
bei. SBoljl f)ütete idjj mid) audfj, an ©f)opin ju erinnern, bamit fie
midj nidjt wie einen SSerbredjer aus ber einfamen feiigen $öf)e fjerab*
ftürje. 8118 fie mid) aber fragte, ob fie mir baS 85ilb jeigen bürfe,
griff iä) med^anifd) ju, Das 33ilb war trefftidj gemalt, ber Äopf bis
auf ben rebolutionären ßug um SfyopinS SJiunb beinahe äljntid&, bie
Oeftalt ef)er etwas ju groß. 33en Äörper etwas jurücfgebogen, be*
beefte er fidj baS redete Slugemit ber Jpanb, baS anberc ftarrte füfyn
in baS Dunfet : im $intergrunbe fpielten Solide unb gaben bem (San*
jen bie SBeleudjjtung. ,,©ut*, fagte idj, bießeidjt etwas fdfjarf, benn
fie brang in midj, ob mid& baS S3ilb bielleid&t an eine trübe SJergan*
genljeit erinnere. „Stein", antwortete idfj, „eljer an bie ßufunft". §art
unb ftumm fdjritt idj fort. Slmbrofia, bie oljne Xänjer neben be Änapp
fiftenb mit judenben Sippen jugefelien, entfernte fidjj eilig. Äurj bar*
auf flüfterte be finapp S3eba etwas ins Dljr; fie warb bleidj unb
entfd)ulbigte fidjj, baß fie nid^t weiter tanjen fönne. 2Kein SBefremben
fannft bu ermeffen! S)er Slnblid be ÄnappS gab mir aber meinen
ganjen §umor wieber; ja, als er nad) Söeenbigung beS 93aHS nic^t
weit bon mir gegen einen Dritten etwas bon „unanftänbigem 33ene^
men gegen bie Xödjjter beS JpaufeS" fallen ließ, forberte i>) if)n ofjne
26 SBeridjt an Seanquirit in Augsburg.
SBeitereä, natürlich auf Schüfe. S)cnfe bir aber, was \<fy üon ©ufeb
Ijbre, ber midj mit getjeimnifjüollem SESefen in eine SRiftfje jiet)t unb
erjäf)tt, an feinem Äorb wäre id(j ©ct)ulb; ber SBater Slebacteur f)ätte
Seba auSbrücflid) verboten, mit mir (gloreftan) ju tanjen, ba idjj ein
©rjromantifer, ein 2)reu93iertel'gauft fei, öor bem fid) gu tjüten wie
üor einer Sifjtfdjen Sompofition, — SBcba un3 aber wat(rfdE)einlicl)
unferer großen Slel)nlict)teit wegen ucrtücc^fclt junb iljm ben Äorb ge*
geben, ber eigentlich mir beftimmt, — baljer ba$ plöfclidje abtreten
58eba8, bie üon be Shtapp nadfj bem SBiQen beä SBaterS t)pm wahren
93eftanb ber ©ad^e unterrichtet worben xc. Unb biefer SRebacteur,
biefer pljantafielofe 3°Pf^ &cffen WttföeS ©timmgabefoerfatjren id) ber
Sßelt noct) einmal aufbeefen will, madjt mir auf ber Xreppe nodj ben
Antrag, bafj idE) ü)m etwas für feine ,9leufte* über bie eben gehörten
Xanjmufifen liefern möchte, üerfidfjert mir, baß er mid& an fein §au3
(an Slmbrofia, ber ein ÜJiann fel)tt, natürlidj, ba fie fdfjon einer ift)
ju fetten wünfdjje u. bgl. geanquirit, baß itf) i^m etwas 2)umpfeS
antwortete, wäre ju erwarten gewefen ; bafj idE) aber 93ebaS wegen wie
ein Samm üor if)m ftanb unb nichts fagte, beim ipimmet, t>erjeif)e idjj
mir nie. Unb bod& t)at an allem nur Efyopin bie ©dfjutb.
SRadjfdjrift. SBie idj'S üorauSgef ef)en ! — 9lr. 37 ber teuften*
enthält eine SRecenfion unfereS Sarnat>alS: „baS wären einmal wie*
ber ßroiebelmonftra, bei benen man üor lauter SÄitleib nidfjt jum
SBeinen fommen fönne, — ©omponiften follten it)re SBerle bodj erft
bie Sinie pafftren laffen, efje fie entftöpfelten, — follten nicf)t benfen,
baß, wenn fie iljren SRuQen t)on ©ebanfen ©djwänjdjen anfingen,
gleich Sieunen barauS würben" k.
NB. $)e Snapp Ijat fief) in üoriger Stacht aus bem ©taube ge*
macf)k4
* b. f). SB — e— b— a.
SRonboS für Sßianoforte. 27
Kontos für pianoforte.
ft. 3r. §ecfel, SBergifemeinnidjt, föonbo. SBerf 11.
21. g. 2Rof)$, Sionbo in B. SBerf 3.
S. Erfurt, 3 letzte SftonboS nad) SEottoen t>on Silber. SBerf 30.
„ „ &bfd)ieb t>on Sttagbeburg, SRonbo. SBerf 32.
Souife garrenc, La grand-möre, töonbo in D.
2t. ©utmann, £eidjte$ unb brtll. SRonbo.
fj. Olana, La tendreßse, djarafterifttfrf)e3 SRonbo. SBerf 2.
«bete ©ratest, ©rofjeä Ülonbo. SBerf 2.
8L oon fterjberg, Shrilfanteg föonbo. SBerf 11.
£1). $öl)ler, föonbino über ein S^ema öon ©traufe. SBerf 19.
„ „ „ „ (So^ola. SBerf 20.
3. 3r. $obra9n8fi,.$Ronbo alla «ßolacca mit Drdjefter. SBerf 6.
& Softer, Elegantes 9lonbo mit Einleitung. SBerf 47.
D. ©erfe, Einleitung u. brill. föonbo mit gr. Drdjefter. SBerf 2fr.
E. «. ö. SBinftjler, 2 brillante 9ionbo3. SBerf 45 unb 46.
E. Ejerntt, ®rofee3 töonbo. SBerf 405.
g. föieS, Einleitung unb föonbo alla Zingaresco. SBerf 181.
6t. ©eller, töonbo*©d)erao (in Gj. SBerf 8.
g. E|o£in, föonbeau alla SJlapr (in F;. SBerf 5.
3. 2Kofd)ele$, SRonbo über eine fd)ottifd)e SMobie.
„ „ „ SBritt. Sftonbo mit Einl. über ein Ztyma öon $effauer, SB. 94.
„S$ergi& mein nidjt!
$u Süngling, ben idj meine,
3u roeldjem biefeS ßieb Ijier fpridjt,
Um beffen ©lüde id| ju ©ort oft betenb weine,
Stergifj mein nid)t!"
3f)r irret, ßompomfteniimglinge, wenn iljr meint, idj fyaV eud)
fo eben angefungen. ©er 33er8 ift nur ber Anfang be3 ©ebidjteS, ba£
man auf bem Xüelbtatt be3 erften ber obigen Sftonbos t>ottftanbig lefen
fann, unb ber Eomponift fd&etnt fomit auf eine neue ©attung (ettoa
„SRonbo mit SBorten") ju beulen, tooju il)m unb uns nur ©lud ju
toünfd&en. ÜJian irrt aber nrieberum, wenn man in ber SKufif äfjnlidje
Sentimentalität ju finben Ijofft; im @egentf)eil f&ffrt biefe fo bief unb
rotljbäcfig toie möglich Ijinterbrein. ©inem orbentlidjen Sftecenfenten
wirb e3 nidjt fdjroer fallen, feine ©elefyrfamfett an bem armen ßinb ju
jeigen unb feine Uebermadjt; befdjeibenere toergleidjen fidj lieber gleich
SRenfdjen toie Satorence ©terne, ber eben im SBegriff eine gliege tobt*
jumadjen, fie jum genfter Ijinauäliefj mit bem JBemerfen, bafe bie
Sßelt für fie beibe ja grofe genug, ©ntlaffen wir mithin and) baS
jtteite Sftonbo, auc^i ba^ britte, ba8 merte unb baS fünfte* Sei 9tr. 3
unb 5 tonnten SKandje, namentlich Äe^rer eintoenben, ba§ fie ja
28 SRonboS t>on ©utmann, ©ratest, ©fonj, fceraberg, $öf)(er, $>obrai)n3fi, Stößer.
offenbar für Äinberljänbe gebaut wären, unb baft ©ombinirtereS unb
XiefereS ba am unrechten Ort :c. 3dj aber fage: feib nur immer
t)übfd) geiftreidj; baS talentvolle Äinb wiß baS, unb fpürt, wo eS
fel)lt, eben fo gut wie wir älteren, mit fo burdjweg matten ?ßrobucten
wirb nichts gefBrbert. Daljer gefaßt mir baS SRonbo öon ©utmann,
baS „fö* Äinber, bie nocf| nid)t eine Dctaöe fpannen fönnen", ge»
fdjrieben ift; in il)m ift meljr äMobie unb Seben.
Sie bret folgenben 9tonboS wären ebenfalls am beften ungebrurft
geblieben. S5aS öon Stbctc S3ratc^t giebt fidj jwar 3Küf)e, etwas
mef)r ju fein als gewöhnliche SRonbomufif, unb öerrätt) in feinen
SReminiScenjen (fo in ber ©infeitung an bie Sßregljtera öon SRoffini,
im erften Xljema an Sielb, im jweiten an SBeberS Stufforberung jum
Xanj) 33ertrautf)eit mit vieler 3Jhtfif, wirb aber in ber Sänge immer
ftarer unb langweiliger, beS finbifdjen ©afceS ber Harmonie nxdjt ju
erwähnen. SBöflig bebeutungSloS finb bie ©tücfe öon g. ®lanj unb
9t. öonföerjberg; jwar f)at baS lefctere feine fo fc^reienben Duinten
unb Dctaöen wie baS erftere, jeugt aber überall öon nodj ganj un*
fidjerer §anb unb öon einem nod) wenig gebilbeten £)f)r, bort im S3au
beS ©anjen, f)ier in ber Harmonie; übrigens ift eS fdjwer unb will
ftubirt fein. §r. XI). S5öl)ter giebt mit feinen jwei leiblich f)übfcf)en
SRonboS abermals ben 93eweiS, wie eS ü)m um ben 8luf)m eines ©jernt)
beS ßweiten ju t^un. SßaS ©traufc unb ©oppola für grofje Äeute,
gewahrt man erft, wenn man bie $)öf)lerfc§e ßutyat bagegen f)ält.
©S ift merfwürbig unb traurig, wie ein fo bebeutenber ©laöierfpieler
fo wenig als Somponift ju leiften öermag* SBa^aftig, junge Sünftler,
Ijütet eudj öor aßen ©räfinnen unb SSaroneffen, bie ©ompofitionen
bebicirt l(aben woßen; wer ein ßünftler werben wiß, mufj ben ©aöalier
laffen.
DaS SRonbo öon iprn. SDobrjtynSfi ift öon gefdjicften gingero
componirt, correct gefdjrieben, nationeß gehalten, in ber gorm etwas
breit aber in richtigen SBerljättniffen. Sine eigentliche Sbee fudjt man
jebod^ auf ben öierjef)n ©eiten umfonft; DriginefleS l)at fie gar nidjts.
8ln einem Rondeau Elegant öon §rn; Söller fann man, was baS
Sleufjere, bie Xedjnif betrifft, ebenfaßS uidjts auSfefcen. Ueberafl öer*
miftt man aud) in ü)m wie in aßen öorigen 3flonboS eigentliche
3Rufit, frönen ©efang, feinere S3ilbuug. Ueber fein Xalent IjinauS
fann freiließ SRiemanb; aber bie Kräfte bilben, öerebeln foßte wenigftenS
3eber. 33) weift nidjt, wem mit folgen Gompofitionen gebient ift;
für Dilettanten ju troefen, für SBirtuofen ju wenig glänjenb, für
föonboS t>on ©erfe, SSinfljler, (Sgemty, 9üe3 unb fetter. 29
äJiufifer ju unintereffant, bieten fie Sitten etwas, beliebigen fie Seinen
bollftänbig.
35aS brillante SRonbo beS §rn. D. ©erfc f>at ben ipaupttitel
„Souvenir de Weimar" unb erinnert an Rummels Sßeife, bem eS
audj augeeignet ift. 3n ber 3Ritte benufct §err (Serie ein ruffifdjeS
Äieb, baS, wenn id) nid)t feljr irre, aud) üon Jpummel fc^on in ein
größere« SRonbo eingeflößten ift. 35af$ er eS einigemal förmlidj unb
in berfelben Xonart bariirt, giebt bem 9tonbo einen neuen Änftridj
unb muft mit bem Drdjefter jufammen Don SBirfung fein. SMS auf
bie Einleitung, mit ber mir bodj ju wenig gefagt fdjeint, ift bie
Strbcit x>on SEBcrtt)- 3n ber ©antilene Ijat fid) ber ©ompomft bielleid)t
oor einigen fd)Wäc§lid&en 33ort)alten, überhaupt oor einem gettriffen
weitfdjweifigen ©entimentalifiren ju Ritten; in ber freien unbelaufd&ten
$f)antafie mag man fid) in foldjer Sßeife ergeben, — ber Deffentlid)feit
gebe man aber nur ©djönfteS unb bieS fo lurj unb energifd) wie
mögtid) auSgebrüdt.
Sie jwei SftonboS oon Jperrn oon 355 in! 1)1 er fetyen fid) wie
©efdjwifter ätynlid), b. i. ergeben fid) nirgenbS über bie bürgerlid&fte
Sßrofa unb wollen eS audj nid)t. SluffaEenbe geiler finb in i^nen fo.
wenig ju finben als ©d}önf)eiten ; fo wäre benn biefem in einer mitfc
leren ©pt)äre fid) gefaQenben f)armlofen Somponiften nur noß metyr
©id)tung beffen, was er für ben DrucE beftimmt, anjuratf)en.
£r. Ejernij nimmt mit feinem Allegro agitato einen roman*
tifdjen Stnlauf. 9lur SBenige würben auf if)it als ßomponiften biefeS
©tüd es ratzen , in einen f o grauen 3ncognitorocf tjat er fid) einge*
Knöpft. Springt audj manchmal ber Sitte plöfcltd) unb mächtig burdj,
fo fann einem boc§ bie SSeränberung , bie in feinem SBefen borge*
gangen ju fein fd)eint, faum entgegen. SGßie baS enben wirb, wer
weifc es ? 3)afe baS SRonbo pbfdj unb angenehm Hingt, berfteljt ftdj.
©ben fo fdjwer wäre baS fotgeube SRonbo als eine Sompofttion
oon StieS ju erf ernten, eine fo gewöhnliche allgemeine Sßljtjfiognomie
Ijat fie. 9ted)net man bem Sitter ben SWadjIafc an Sßfjantafie als natür*
1x6) an, fo bod) nid)t ben an ©rnft unb gleifc als etwas SftüljmtidjeS.
Äünftlerifd)e 3^^e fönnen es wenigftenS nidjt fein, bie einen aner*
fanntenSKeifter jurSBeröffentlißung fo gar unbebeutenber ©aßen bewegen.
3m 9ionbo oon Stephen $ eller begegnen wir enblid) einer
aus wahrem ©eifte tommenben ©ompofition, einer edjten Äünftlernatur,
über bereu ©igentpmlißfeit beim ©rfdjemeu größerer SBerfe bie
3eitf djrift ausführlicher fpreßen wirb. SaSSRonbo, fo Hein eS ift, fprubelt
30 SftonboS bon tyopin unb TOofc^ele^.
rcd^t eigentlich üou ®eift unb Sßifc über. 3art' n^te, ftug, eigen*
finnig, immer tiebenSwürbig, fdjerjt eS wie ein Sinb tyerum, fe|t fidj
uns auf ben ©djooß, bringt bie wunberlidfjften ©infätte üor, fpringt
wieber fort — lurj, man muß eS lieb fjaben.* Der Sefer fott alfo
balb mefyr über bie$ ausgezeichnete Xalent erfahren.
2)a3 SRonbo toon ®l)opin ift metteidjt fdE)on im adfjtjef)nten 3aljre
gefd£)rieben, aber erft toor Äurjem erfdjienen. 35ie große Sugenb be3
Somponiften ließe fidfj Ij&dfjftenS an einigen tterwidfelten ©teilen, au«
benen er fidfj nid)t fo fd^nctt tyerauSjufinben weiß, erraten (fo am
©cf)Iuß ber ©. 6), im Uebrigen ift ba3 SRonbo burd) unb burd)
Sfjopinfd), mithin fdjön, fd&wärmerifd^, öott ®rajie. Sßer ifyn nodE)
nidfjt lennt, wirb am beften mit biefem ©tücf ben Anfang madjen.
3Me jtoei SRonboS öon 9Kofdjele$ finb für mittlere Spieler ge*
fd&rieben. 23er ein SReifter einmal, faffe an, was er Witt: e3 f|at
atteS ein Änfeljen. S)ie SRonboS tyaben leinen työljeren SBertty als etwa
Äreibejeid&nungen, wie fie ein SKater mef)r jur Seluftigung auf Xifdj
unb SBanb Einwirft; verleugnen aber fann ficlj bie äKeifterfd&aft nirgenbS.
3n biefer 9trt erfreue fidfj 3ebermann ber Meinen Silber. 22.
Variationen für ptanoforte.
3. 9H3te, Xljema mit Variationen. 2Berf 44,
©. ©. Stultnlamp, VrilL u. leiste Variationen über einen ganbango. SBerf 51.
3. SRucfgaber, Variationen über dn Ortgmaltljema. SSerf 32.
3. 6tocf$, Vritt. Variationen über ein Xljema üon 2htber.
(£. $a$Unger, Vritt. Variationen über ein Xtyenta t>on Shiber. SBert 6.
S. Vötyner, Variationen über ein befannteS Xfyema. SBerf 99.
2f. X. (£1) loa tat, Variationen über ein Xfjenta bon SBolfrant. SBerf 11.
„ Seidjte Variationen. SBerf 28.
„ „ „ Variationen über ein befannteS Xtjema ju 4 #anben. SBerf 29.
„ „ „ Variationen über ein befannteS X&enta. 333. 33.
„ „ „ Variationen über ein Xfyetna t>on (Strauß. SBerf 34.
2B. $aucf, ©r. Variationen über ein Xljema aus 9lfdE)enbröbel. SBerf 36.
(£. e^erntt,Vritt. Variationen über ein ttalienifdjeS Xfjenta. 3ß. 302.
©. 8L OSborne, VriH. Variationen über ein Xfjema üon ^ale'oö. SBerf 21.
„ „ „ „ 2Keüerbeer.2Ber!24.
(E. ©tatnatto, VriH. Variationen über ein Drtgtnaltyema. SBerf 3.
$. SB. ©tolje, Variationen über ein ruffifdje« Xfjenta. SBerf 29.
Unfterblid^ ift leinet ber obigen SBerle, pbfd^ mand^e«. ®3 !äme
nur barauf an ju wiffen, waö bie refp. Somponiften felbft über i^re
* (£S ift gtoreftan unb (Sufebiug jugeeignet.
Variationen t>on 9li3le, Äutenfamp, Shtcfgabcr, ©tocfö unb £a3linger. 31
SBerfe urteilten. Rieften fic fold&e für ewig, fo müßte man fic öon
if)rer 3bee abzubringen fudfjen; gäben fie aber ladfjenb ju, baß eS ja
Äleinigfeiten, über bie ni<f)t üiel Sßorte ju üerlieren, fo müßte man
ifyre 23efd)eibenl)ett loben; benn $ad|g fönnen wir nidE)t in jeber ©tunbe
fein, obwohl foldfjeS wünfd&enSwertf)-
Sir. 1 unb 2 gehören ber blanfften ®ewöljnlicf|feit an. Jperr
Äulenfamp fd)rieb ber Slebaction ber ßeitfdjrift einmal einen 93rief,
in bem er fefjr auf fie loSjief)t unb ben jurüdfgefefcten großen Äünftler
überall burdf)ftf)einen läßt. SBären wir 'feine geinbe, wie fönnten wir
uns jefct rädfjen! Denn- wer Sompofitionen wie SBerf 51 fyerauSgtebt,
barf feine anmaßenben 33riefe an bie SRebactionen f djreibeu. Slber woju
geinbfdjaft? Schreibe er alfo nur ttid)t nodE) einmal unb äfptlidfj,
fonft müßten wir ganj anberS mit i^m reben.
S)ie Variationen beS §nu SRudEgaber finb Ijübfdj, etwas fabe,
aber nidfjt um barüber in §arnif<f) ju fommen. Ouinten unb Dctaüen,
bie greulichen , fönnte man natfjweifen; — als ob baS bie größten
©ünben ber SSariationiften wären! S)ie fo gerne üon einer SSerfcfymel*
jung t)on 35eutfd(j unb 3talienifd() 5 fpredfjen, fönnen itjre Xräume f)ier
toerwirflidjt f)ören. iRef)mt einen 33aß mit einer Xriolenfigur in ber
Decimenlage, fingt baju eine ÜMobie, toerft einige fdfjwinbfüd&tige
Vorhalte fyinein, unb bie beutftf)*italienifcf)e ©djule ift fertig,
3n §m. ©todES lernen wir einen angetjenben ©aloncontponiften
fennen. geljlt iljm nodf) manches an feinfter Xouroüre, fo läßt fid)
baS burclj eifriges ©tubium ber ,§erjjrf)en SBerfe ja nadjljolen, ©in
junger Sßartfer, ber mit f)of)en ^Begriffen uon ber beutfdjen SKufif tjier*
f)er gefommen unb fiel) weiter bilben wollte, geftanb mir, wie er fid)
md&t genug üerwunbem fönne, baß in 2)eutfd)lanb SKufif gebrudft er*
fd)iene, bie in granfreidE) fdjon wegen Mangels an mobiler ©leganj
nidjt gefpielt werben würbe. 2)aS ift eben baS UnauSftepd)*, ant*
wortete idfj if)m, biefe gefdfjmacflofe ©olibität, in bie wir unfere ©alon*
fünfte tauten, gegen welche Jperj ein wahrer ©ngel an SKufit 2)aß
wir inbeß unferm ©omponiften nidfjt Unrecht tfjun: — er fann Xa*
lent tjaben; wenigftenS tjat baS finale Bewegung unb guten Qu$.
Sin befannter beutfdfjer Somponift antwortete einmal auf bie
grage, wie itjm eine neue Dper üonSfaber gefalle, bie gerabe in SßariS
gegeben würbe : „bie Xaglioni tanjt wunberf)übfdj*. 8lef)nlid& würbe
id), wollte Semanb mein Urteil über bie Variationen beS §m.
S. §aSlinger, fagen: „bie SBiener finb ein luftig 33olf. ßoben
muß man fdjon, wenn ein heutiger Somponift, ber ein fleineS,
32 Variationen öon Söhnet, ©fjwatat, £awf, ©äernt) unb DSborne.
fd&erjf)afteS Xljema üorf)at, nid)t mit einer (Sinleitung anfangt, als gätt'
eS bie SRauem üon 3erid)0 umjucomponireu. ©o f)ält fid^ benn baS
gange $eft in einer natürlichen Weiteren Stimmung, bie fidf) . nur in ber
jtoetten 33ariation cttoaS ertjöf^t bann aber fogar aGBcrtt)t>oUercS^crt>or*
bringt. Der ©djlufj ift überrafdfjenb.
9Kitten unter ben jungen ©efid&tern fiefjt uns auf einmal eine alte
SRuine an. ©ie grünen Steige, bie fie noä) trägt, wolle man it)r
laff en ; fie erjagen üon alten Briten unb großen SRenf djen, bie fie ge*
feigen. Sticht ol|ne Xf)eilnaf)me tann man'S betrauten, 6
Die 33ariationSl)efte beS §rn. Stywatal finb faft fämmtlidj in*
ftruettoen Sf)arafterS unb enthalten, weniges Xrocfene abgeregnet,
allerliebfte ©acf>en, Stübd&enmufit mödfjt' id) fie nennen. 3Kufifalifd)en
©eljalt f)at 2B. 11 am meiften, unb in biefem wieber bie ©inleitung.
S3ei ber jweiten SSariation fällt mir baS unleiblid^e Duinquiliren
jWifdfjen Heiner unb großer Ulone auf, baS nodj üor etlichen Sauren
ju ben geintjeiten beS XageS gejault würbe. 35er Somponift, fonft
ja ein gefunber §armonifer, erinnere uns uitf)t mef)r an jene B^tat!
SBenn man bie SSariationen über ein Xfjema aus Slfdfjenbröbel
bemfelben Somponiften jufdjreiben muß, ber öor fturjem geftorben unb
ein fdfjäfcbarer Sünftler gemefen fein foll, fo ftficint biefe Sompofition
einer trüberen Sßeriobe anzugehören, in ber ftdf) noef) feine eblere $unft*
anfidjt in il)m entwidfett fjatte. ©ie SSariationen finb unter jebem ®e*
fid&tSpunft unbebeutenb unb nid)t einmal mit ber 2eid)tig!eit getrieben,
bie bie Xrhriatität äf)nlid)er SBerfe in etwas ttergeffen madjt. Jpätte
man fie lieber ganj unterbrüdft!
iprn. Sjernt) fann man nidfjt einholen, mit aller fritifdjen
©djnelligfeü. §ätte xä) geinbe, nichts als foldje ÜRufif gab1 id& i^nen
ju tjören, fie ju üernic^ten. Die gabfjeit biefer SSariationen ift watjr*
l)aft remarlabel.
Die jwei folgenben ßomponiften finb Schüler üon Salfbrenner
unb vortreffliche SSirtuofen, tyre SSariationen leine Shtnftmerfe, aber
elegante Sßarifer SKobearbeiten, unb immer nodd erträglicher als biefe
beutfd&en $lumpfädfe, bie oben flüchtig bcrüfjrt würben. ®ut gefpielt
muffen bie SSariationen beS §rn. CSborne, SB. 21, in ©ntjücfen
fefcen; fie fdjjeinen mit einer gewiffen ©elbftgefäöigfeit gefdfjrieben unb
^abeu ben SSorjug, leidster ju fein, als fie Hingen. 3n ben SSariationen
über ein Xljema aus ben Hugenotten fommt im ginale mefjr als über*
rafdfjenb ber Sfjoral „ein' fefte 83urg" :c. SSleibt ÜJietyerbeer leben, fo
werben wirS nod) t>on ben Serben in ber Suft f)ören.
©tamaty unb ©tolae, SBariattonen ; SebeSco, Sßljantafie. 33
JBef onberer, auSgefucf)ter, eigentt)ümtidfjer finb bie SBariationen Don
©t amatt) über ein Driginaltljema, ba3 freiftd) fetbft wie eineSBarta*
tion fdjeint, übrigen« aber toon weidjem, jerftie&enbem Äuäbrucl tft.
latent finbet man burd&gängig, in ber jweiten SSariation audf) biet
©mpfinbung. SDie bieten borfommenben Dcta&engänge Ijaben ü)ren
©runb wot)l mel)r in ber SSraüour, mit ber fie ber ©omponift fpiett,
als in einer äftt)ettfd&en 5Kotf)Wenbigfeit.
©et)r fdfjäfcenawertty, wie alles was uns iüon ben arbeiten be3
£rn. ©tolje befamtt, finb audj bie oben erwähnten SBariationen, unb
jeicfjnen fidf) burc^ intereffantere ©timmenfüt)rung, eignen ßttfd^nitt unb
burd) etwa« ©eiftigereS au», was mannen feiner anberen Kompofi*
tionen abjuge^en fdjien. SEBünfd^tc idj bem Gomponiften etwa», fo wäre
e$ ein Verleger, ber feine SBerfe jettgemäfcer auSftattete. Sin fo graues
Äteib fdjabet bem erften ©inbruef beim ©urdfjfpielen ungemein. 3n
ber Sßfjantafie t)abe iti) mir ba8 Sßerf aber mögtidfjft fdjön nadfjgefungen
unb ber beften ©mpfetjtung mertf) gefunben* 22.
^tjantafieen, dapxittn it. für JJianoforte.
«rf*e SRetlje,
3. XebeSco, $§antafie über 9ttottoe aus Robert ber XeufeL SBerf 6.
(£. ©djunfe, ®r. djaraft. ©aprice über ein 3^>ema t>on Sttetyerbeer. SBerf 46.
3. 9? igle, ©rtttanteS OTegro. 9Ber! 45.
3. ©djmitt, ©r. brifl. 9$antafie (Douleur et triomphe). SBerf 225.
Hommage ä Clara Wi eck. Recueil p. 1. Piano.
D. ©erfe, Stmujement. 28er! 16.
3. % (£. §artmann, 4 (Sapricen. 58erf 18. §eft 1.
333er weifj, wie Jperr XebeSco mit obiger Sßljantafie in Äeipjig
wenigftenS in ©rftaunen gefefct, ja wer fogar jener Sjecution fetber
beigewohnt I)at, !ann e3 bem Sontponiften nic^t üerargen, bafc er ein
befdf)eibene$: „Ex6eut6e par Tauteur dans ses concerts" auf bem
gebrueften Xitelbtatt beifügte, lieber gewiffe SMnge fprädfe man nidfjt,
wenn man nidjt oft gegen feinen äBitlen baju gejwungen würbe. S03.er
wirb einem jungen reifenben Äünftter übet wollen; it)m nidfjt förbertidi
fein! 9htr ba8 ,.ex6cut6e" x. tyätte ber SSirtuo3 weglaffen fotten,
btefe» „exäcutäe" k. lägt mir feine 9luf)e nnb-Staft, oerfotgt mid)
feit einigen Sagen in meine Xräume, oerfefct mir ben Sttfjem. Unb
@d)umann, ®ef. ©driften. II. 3
34 ©laöierftücfc fcon (S. ©djmtte, 9ttSle unb 3. Sdjmitt
bann tefen nur in einigen norbbeutfdjen blättern bon einem Söunber*
fpieler, bem §annibal ber Dctaüen jc. Sludj bieS möchte fein unb
üerbtente feine SSiberlegung. Aber bieö ,,ex6cut6e", bie$ einzige
SBBrt^en 3dj fann nid^t weiter.
Ueberfjaupt, wer l)at bie ©d^ulb am ©lüde fo üieler junger 60m*
poniften ? — äReijerbeer. 3d& jage nid&tö öom unmittelbaren ©influß
feiner Sßerfe auf ben ganjen SRenfdjen, nidfjtö üon bem europäifd)en
Untoerfalftil, in weldjen fidfj burdfj ^Bearbeitung feiner Xtjemen am
fidfjerften einjuf d()ießen ; ganj materiell beute idj nur auf ba8 ®olb,
ba$ göttliche, baä eifrige 3ünger aus iljm fd^lagen/auf ben SBortfjetl,
Ijinter ben gefcen eine« großen SRanneS fid) mit in bie Unfterblid&feit
einfd&muggeln ju fönnen. ©0 audE) §r. ©. ©cf)unfe. SRit SBonne
wätjt er fidj in be3 SReifterS Xönen, reicht Dom großen ©efammtein*
bruef nodjj einmal au$ buftenben @dfjnap3glä8cf)en, fidfj taufenbfad) ju
beraufdfjen : furj, üRetjerbeerS tapferfter §erolb ift er. gragt tmd) nidE)t
genauer, wa$ if)r auf ben 20 ©eiten 2Rufif für meldte befommt gewiß
gute Anfange, üerweljenbe Slaüierfeuf jer, eine äRenge belicater Steinig*
feiten, bann ba3 2Ret)erbeerfd|e unb allerliebfte SluSfüfjrung, jum
©djjluß enblidj, worauf idf) tängft gepaßt, eine Änbeutung be3 Äuttier*
fdfjen Sljoral«. 2)odjj finb bieS nur SSorte, SBinte, bie nur fdjwadfj
wiebergeben, xotö idj mir bei ben Hugenotten fetbft öom Äleiber*
aussen ber äRäbdjen an big jum Stjoral hinauf gebaut. 5)a^er
fdfjwelge man nur üon ber Quelle fetbft!
S3einat)e traurig gegen foldje greubenmufit nimmt fidfj eine
uufdfjulbige Sßolonaife üon £ro. SR i öle au3, ber bie SBelt inbeß wenig
fennt, wenn er foldje mit Sßaleftrinafdfjen ©reiflängen ju paefen meint.
®a3 Xrio allein Ijat etwa« meljr garbe unb angenehmen Sljaratter:
ba3 Uebrige ergebt fidj in ben gewöljnlid&ften iparmonieen-, bafc ®anje
f dfjeint wie eine ©ompofition auä 93anl)al3 fttittn.
Sin ber ^antafie be3 §rn. 3. ©djmitt mißfällt mir allein baä
bombaftifd&e Äu8t|ängefd(jilb. SBorum Douleur et Triomphe? SBarum
Inspiration musicale? Sßarum grande Fantaisie brillante ? ®ewiß
bleibt be8t)alb bie 3Rufif biefelbe: aber warum als altes bemoofteS
§aupt t^un, was man beim ©djjüler betakelt, wenn er in tterjetlj*
lidljer ©elbftbegeifterung feine ©Triften mit joWangen S3udjftaben be*
malt! Unb baß e$ mit bem ©djmerj unb gar mit bem Xriumpt) nidjt
fo weit fjer ift, merfen gewiß aud& bie, auf welche felbige ©dfjitber
etwa öon öorn^erein einen ©inbruef mad^en. Kennen wir bie ©adfje
alfo beim 5Ramen: „Sntrobuction, X^ema unb SBariationen* unb
Hommage a Clara Wieck ; Wmufement Don ©crfe. 35
urteilen öon biefer §öfje, fo erhalten wir in ber ^antafie ein fet)r
angenehm IlingenbeS, mit ®efd()icf nnb ©efdfjmadf gefegtes äWufüftücf
ooß einnefjmenber 9Mobie unb wenn nidjt tiefem bodf) anmutfienbem
Sfjaraiter. Sßor SJertiniS ßompofitionen, mit benen unfer ©omponift,
in Ijarmonifdjer SJefjanblung toie ber beS SnftrumenteS, \>iel ?lef)nlicijeS
Ijat, jeidjnen fid^ feine burdE) etwas S)eutfdjereS, $anbfeftereS aus,
wäl)tenb man bort freiließ mef)r 9Kobifd(j*9fceueS antrifft. X)aS ©tüdf
wirb fidj oljne unfer 3utf)un beliebt madfjen.
©dfjeint eS bod), als Ratten bie fämmtlidfjen fünf gefdjäfcten ©om*
poniften ber großen Äünftlerin, ber fie mit ber fünften ber obigen
SWummern ein SBfabenfen gebraut, ju tief in baS äuge gefef)en, in fo
romantifdfjer SBeife ergeben fie fidf) ; ja fetbft gmei eljrenf efte Drganiften
fdfjwanlten einen Äugenblicf. Sm (Srnft, bie Sammlung ift intereffant.
©leid) baS erfte ©tücf, eine ©aprice oon ©. grandE , faßt burdj ßürje,
griffe, Äraft unb ©infjeit auf, wäfjrenb fidfj bie 9tt)apfobie oon 8L
§effe unter bem romantifd&en (Sinffofj nod) etwas »erlegen benimmt,
a6er mit Xalent aus ber ©djlinge jief)t. $ie SBifion unferS gefd&äfcten
Dr. Saniert befenne id& nid)t ganj ju &erftef)en, ja befenne, baß id)
fie erft Adagissimo fpielte, als idjj ju meinem ©rftaunen Presto als
Xempo fanb: nun war es üoflenbS bunfel ummidf). ©in Meines Un*
geheuer üon SRomantif f)ält man fidjerlidfj unter ben $änben. X)ie
Xoccata üon ©. Söf)ler ift auf eine lebenbige gigur gebaut unb Hingt
rafdj gefpielt, gut unb brißant. S)af$ im jweiten Xljeil immer bie*
felben Jparmonieen üorfommen, faßt etwas auf. Sin Notturno Don
83. ©. $f)ilipp fdjliefct; eS ift eine Kopie, aber mit einem Xalent
gemadfjt, baS me^r SJtafjrung unb Aufmunterung berbient, als eS
mefleid()t erhalten f)at.
8luS bem Slmufement beS §errn ©erfe münfdjte id) nur ben
SBaljer unb bie Sßolonaife weg, um es als ein gutes empfehlen ju
fönnen. 2Baf)rf)afttg, man foßte eine befonbere SRebaction für 3Ranu*
feripte f)onoriren, bie im SSorauS Xob unb öerberben jungen, talent*
üoflen ©omponiften fdjwüre, wenn fie offenbar Verbotenes mit ifjren
beften ©aben in bie Sßelt einjuf^wärjen trachteten. Df)ne jene ©tücfe,
bei benen bie Sldfjtung, bie et fid) bei bem Äritüer unb Äünftler er*
werben mufe, wieber jur ©leid&gültigfeit unb jum S3erbrufe fferabfäßt:
welche wert^oße Sammlung trotte eS gegeben! Die anbem ©äfce, ein
üRarfd>, ein ©dfjerjo, baS freilid) fefjr an baS §ummelfdje in ber Ddur*
Sonate erinnert, ein SRonbo unb eine SKajurfa gehören ju bem ®e*
banfemwflften, baS mir bis jefct üon ben arbeiten biefeS ©omponiften
3*
36 Kapricen bon $artmann; ©onate t>on fi. ©djubertl).
ju ®efid|t gefommen. §altc er baran feft; bie elegante ©p^äre laffe
er in ®otte3 tarnen Slnberen.
Die üier ©apricen üott §rn.- 3- $. ©. $artmann finb wo^)f
gearbeitet, öerftünbig, ernft, ja finfter. @8 fdfjetnt aber, als wolle er
be8 ©uteri ju Diel, ate ljafte er ju lange am ©injelnen; feine 9Äufif
fprid^t no$ ntc^t frei, gleich als ob ein Dämpfer barfiber läge. 2Bo
man ljinfüf)lt, 50rmen un& ©ebanfen, ober — mit einem Sßort tein
®efang. 3n ber britten (Saprice, bie melobifdfjer werben tritt, jeigt
fidjj ba8 am ftärlften: fie Ijat wot)l SMobie, fdjweift aber unluftig
unb unfid&er auf unb nieber; wo man red)t3 ju fommen glaubt, get)t
fie linfS, tt)0 man in bie Xiefe, ftrebt fie in bie §öf)e. Die jarte
melobifdjje Stber, bie ftdfj in ben SBerfen ber äReifter burdjbie Der«
wideltften Äabt)rintf)e ber Harmonie f(inburd^jiet|t, fann freiließ SKiemanb
mit Oetoalt in fic^ bringen; gewifc täfct fidj aber burdf) fteteä Auf*
merfen, ber Harmonie nidjt eine ju grofce §errfdjaft über bie SMobie
einjuräumen, biefe oon jener nidjjt gänjlidf) unterbriidfen ju laffen, gar
mandjjeS erreichen. Darauf fd&eint mir ber Somponift achten ju
muffen. SBär' e8, bafe wir mit unferm Statte nidfjt ju fpät famen,
unb bafe er mit freier leichter 93ruft ba3 Qkl »erfolge, beffen glüdftidfje
©rreid&ung wir jeber wahren JBeftrebung oon fo ganjem $erjen
gönnen 1 22,
3»ctte föetlje,
& ©djubertfj, ®r. Sßfyantafie in fjorm einer ©onate (Souvenir ä Beethoven).
SBerf 30.
6. 2R. b. SBeber, ^antofte (Les Adieux). 9tod)gelaffeneS SBerf.
©. % fjatber g, 3 Notturno«. SBerf 21.
„. „ „ ©ro&e «ßfjantafie. SBerf 22.
SB. Saubert, ©ritt, Smprontpru über ein Ztyma t>on SReaerbeer. SSerf 25.
„ „ „ 93ritt. $)toertiffement (Bacchanale) mit Ordjefter. SBerf 28.
©ottte einem ber obigen Eomponiften bor einigen Stugenbüclen
ba8 linfe Dljr fo ftarf gellungen Ijaben, bafc er bor fid) felbft Ijätte
fliegen mögen, fo ift ba8 natürlich; benn idj liefe mid) eben fo gegen
einen SSefannten au8: „$reunb, bu weifet, ein ganjer 3ean Sßauffd&er
SGBalt* bon Sanftmut^ ftedft in mir; in gewiffen Ratten aber lönnt'
\6) benn bodf) getroft au3 ber Jpaut fahren. 2Bir Ratten neulich eine
©tjmpljonie bor, bereu SBerfaffer fo tapfer jufammengefto^ten, bafe wir
in ben „glegetjatyren"
G. 9R. öon SBe&er, ^ontafie; £§alberg, StothmtoS. 37
utt8 bic einjelnen ©ä|e red^t gut jurücfrufen formten, toenn toir fic
Bezeichneten mit „@rotca'@a|, @ommemad()tStraum*©afc" jc. Der
©tjmpfjonift ift aber ein $inb gegen unferen SSeetfjooenoeretoiger ....
©inb ttrit benn bo^in gefommen, baft wir ©omponiften, ef)e ftc com*
poniren, erft fragen muffen, 06 fie ÄniggeS Umgang mit SÄenfd&en
getefen — ba^in, bafe toir fie aufmerffam machen muffen, baft man
in gebtlbeter ©efeltfd&aft bie ©tiefet nidfjt auSjiel)en bürfe? kennen
fie ntdfjt ben Anfang bc» SÜ8© ber erften SBilbung? ©otten toir fte
an bie gricc^ifc^en ©djuten erinnern, in toetdfjen ben ©filtern aus*
brücflid) gefagt tourbe, bafj fie bie SMobieen tym SSäter fadjt unb
emft nad^fingen mufften unb ,bafc fie fd&arfe ©dfjtäge befamen, toenn
fie jene STOelobieen burdf) ©djnörfeleien oerjierlidfjen toottten?' 83ergef)t
fid) bie Unbitbung fo toeit, bie erhabenen ©ebanfen eines STOeifterS ju
betaften? 9lodj mel)r, toagt fie es, fie förmlich ju oeränbern, ju ber*
rficfen? 2Baljrl)aftig, an ifirer ©ere^rung lenn' idf) fie. §ibfdjjnu*
(£l)an*9Kurjadj toäljt fidj oor einem Slofc im ©taube, $eter fnetyt
feinen ©djafc in ben S3acfen, unb ©omponiften fdjreiben Souvenirs k
Beethoven!* äWein greunb fagte, iö) äußere mid& ettoaS ftarf, 3d^
aber gelobte mir oon Steuern, gegen ©emeinljeit unb SBerfef)rtf)eit, fo*
lange ein Iropfen 33lutS in mir, anjufämpfen.
3n ber $^antafie mit SßeberS Flamen glaubt' idj midj ettoaS
oon meinem SBerbrufe erholen ju fönnen; aber fdfjon auf ber brüten
©eite fdfjien mir jebe SKote toie jurufen ju tooüen: „idj bin nic^t oon
SBeber/ Unb toenn man mir feine §anbfdf)rift jeigte, ja, ftänbe er
felbft aus bem ©rabe auf unb befeuerte, bafj bie ^antafte oon ifjm,
idfj fönnf eS nid)t glauben. Die ©etäufdfjten tf)un uns fierjtidj leib;
meine moralifd^e Ueberjeugung fann mir aber SRiemanb nehmen. SWan
toirb uns metteid^t Rapiere borlegen, niemals aber betoeifen fönnen,
bafj mit ber SBeröffentlidfjung eines burdfjauS fd&alen, auSeinanberfallen*
ben SWufifftücfeS, unb trüge eS ben Stauten beS SSeften an ber ©time,
irgenb ettoaS geförbert ift.7
JBeim Durdjge^en ber ©ompofitionen bon Xt>alberg toar idf)
bon je^er immer in einer getoiffen Spannung, nid)t als ob id^ auf
ißlatitüben lauerte, fonbem toeil er fie immer fo grünblid) borbereitet,
bafj man bie fommenbe fafjle ©teile jiemtidf) genau borauSjubeftimmen
toeifj. 3n Heineren SompofittonSgattungen, bie feine fo nadjljaltenbe
©nergie jur SSottenbung er^eifd^en als größere formen, ftnben fidj
foldfje ©teilen natürlich toeniger, bafjer mir audj baB SReifte ber
SRottumoS gefallen Ijat, toenn man bortoeg bon SSielfeitigfeit unb
38 Sljalberg, «ßljantafte; Eaubert, 3mpromptu.
©rofeartigfeit ber ©rfinbung abfielt unb bcm ©omponiften eine getoiffe
©üpd)feit nidjt als ©djwäd&e anrennet, ©o finb bic ÜJielobieen ber
SKotturnoä burd&weg einfd)meid)elnb, wenn audf( nidfjt nen unb t>ott*
fomntcn cbcl. $)ie im erften fcf(eint mir nur eine SBeränberung t>om
alten „8tn 8tlej:i3" :c, ift aber fo ju fagen fd&ön inftrumentirt. Äud)
ber jweite melobifd&e ©ebante (in Asdur) im ^weiten SRotturno fingt
reefft gart, fd&leppt aber julefct 8lm beften toiU mir ba3 Xfjema gum
brüten Notturno gefallen, ba e3 nidfjt fo breit auSeinanber fliejjt unb
ffiblicfyer SKatur ift; in ber golge (Xact 13 gu 14) tommt tnbefc eine
gortfd^reitung föjjj, bic mir unerträglich — S)ie SRücfgänge, in
benen fidE) bie 9Äeifterf)anb am erften funb tf)ut, gefdf)ef)en nodE) nid^t
mit ber Seid&tigfeit unb SRatürlidfjfeit, Wie wir e3 bei gielb unb ©fjopin
treffen; wie fid) Xfjalberg überhaupt gu Sefcterem t>ert>ält wie ©arl
SWatjer gum ©rfteren. — X>ie Sßfjantafte SBert 22 beftefjt auä einer
SRenge fleiner Abteilungen, bie ftdf) um einige ©runb^armonieen be*
wegen, au8 benen fid) f)ier unb ba audE) redfjt fdE)öne äRelobieen ent*
wicfeln. ©ie enthält manches 3lnmutt)ige unb Qaxtt, fo fdEjwierig unb
üottftimmig fie gefd&rieben ift ©in mufifalifdEieS SBlatt enthielt jfingft
bei JBefpredfjung XljalbergfdE)er ©ompofitionen bie SBemerfung, bajj man
beim Slnf)ören freilief) um bie Jpälfte be$ ©enuffeä fäme, wenn man
bie Äugen gubrücfe, b. t). wenn man fie fidE) merfyänbig gefpielt backte.
3$ meine aber, bafc e3 nidEjt gering angufdjtagen ift, wenn ein ©in*
gelner Vollbringt , wogu fonft gwei geboren* 3)ie$ fönnte atfo bie
Sichtung nur erfjöljen. $)aft aber bei Xtjalberg, wie bei $erg unb
©gerng, ba3 &anb* unb gtngerwerf §auptfadf)e bleibt, unb baft er mit
glängenben äRitteln über oft fdfjwädf)lidf)e ©ebanfen gu tauften wet|,
fönnte gu einem 3wctfcl toeranlaffen, wie lange bie SBelt an fold&er
med^anifc^en äRuftf ©efallen finben möchte.
SJon ben ©ompofitionen, bie burdE) bie Hugenotten ^erüorgerufen
finb, unb beren uns ber Jpimmel nidEjt gu toiele fdtjenfen wolle, toerbient
allein bie bon$rn. Xaubert ben Kamen — wenn audE) nidjt Shmft*
werf, bodE) ben eine» guten SRufifftücfeS. ©o wenig originell mir ber
©Ijor „SRataplan" :c. borfommt, ja beinahe wie eine J8redE)ung ber
©alopabe au% SBil^elm Xeö, fo f)ätte tdf) if)n bodE), wenigftenS ein*
mal, unberänbert gu f)ören gewünfd&t, als fo wie if)n fid( $err Xaubert
gefefct. 3)oc§ ift baS SRebenfad^e, unb ba«, wa» ber Arbeit SBertl)
giebt, ber Sau beS ©anjen, worin e« ben beutfe^en $ünftlem nun
Siiemanb juüortfiut. ©er SBerfaffer felbft legt öieHeid^t nur wenig
Saubert, 93acdjanale. gragmente aus Seidig. III. 39
SBertf) auf fein Jpugenottenftücf ; inbefe mürben mir gar nidjt bagegen
fein, fd&riebe er audE) in ber Brunft manches berlei jum S3ortf}eil für
ba8 publicum mie für feinen eigenen, — für jenes, ba3 toon ber ge*
biegenen Arbeit ber ©d&ate, morauä & öon feinen ßiebtingSgenüffen
ju foften befommt, ungleidt) mef)r lernet fann als von ben minbigen
franjöftföen (Sjampagnergläfern, — für üjn, bajj er t>on im gein*
Reiten be8 ©atonS fo lange für fid^ nüfce, atö e$ einem ernfteren
©ireben leinen Slbbrudf) fyut, mie benngloreftan neulief) in einer anberen
SBejiefiung meinte: „man muffe manches in fid} f)ineincomplimentiren,
um eS nur nrieber I(erau8juprügeln1', wetzen ©pafc mir iljm gern
gönnen.
3m S5acd(anate finben mir gerabe fein bacdfjantifd()e3 ikbtn, für
baS bem (Somponiften mof)t audfj ber f)öd>fte ©dEjmuug ber SSegeifterung
mangelt, aber ein luftige» (Setage, bem teinc Sßolijei etmaä angaben
mirb. Die Snftrumente fdfjeinen triel barin ju fagen ju Jjaben, mir
fönnen e3 leiber nidjjt genau angeben, fef)tenber Partitur falber, an*
Hänge an SRenbetSfofin, mo^l audfj an SBeber finben fidj) t)ier unb ba,
aber in einer Sßeife, bie iä) umgefe^rte 9iad&aijmung nennen möchte,
inbem mandfjer ©omponift gerabe bem, bem er äfjntidfj mirb, mit allem
gleijj auSjumeidien fudfjt, big er i^m in einem nnbefouf dfjten Äugen*
btief mit bem ganjen Äörper in bie State faßt. 22.
/rajmettte am tfetyjuj. III.
[$ie (Soncerte ber ©efetifdjaft ©uterpe.]
©3 mag moljt über je^n 3at»re f)er fein, baf$ fid( in einem un*
fd&einbaren ^iefigen ßoeale einige junge SKufiler tjerfammetten , tfjetla
gute alte SBerfe, t^eil» ifpre eigenen neuften auf jufüfiren, ober audj) fidE)
unter einanber §ören ju laffen.8 SRitglieber auf äRitglieber melbeten
fidj); nai) unb nad) verlautete audE) im publicum bavon, X^eilna^me
unb Sleugierbe trieb SRe^rere tjinein; bie geheime ©efeBföaft befam
2Rutf>, führte größere äBerfe mit größeren SRitteln auf, gab fidj einen
Kamen, ©uterpe, mät)lte einen Slu8fdE)uJ3 unb in einem anerfannt
guten äHufifer, §errn ©. ®. SRttUer, einen ©irector. ©dtjon im
SBinter 1835 verlegte bie ©efettfdfjaft ü)r Uebung8jimmer in einen
40 Fragmente an* fieipgig. III.
anftänbigen fdjönen ©aal. * Dafe er immer gebrücft üoU, bezeugte tf)t
bie toadfjfenbe ©unft bcS publicum» — unb fo gab e8 auä) im ber*
gangenen 2Butterl)albjat)re Dom 24. Dctober bis 14. 2Rärj jwolf
foIdEjer ßoucerte, unb trenn man etwa SHontagS fragte, ob eS StbenbS
nicf)t irgenb was gäbe, befam man auf edfjt Seipjigerifd) metftenS gut
Antwort: ,/S ift (Suterpe*. 3nt ©runbe mufjte fid) aber bie efjren*
toert^e ©cfcUfd^aft ifjre ©oncertabenbe red&t jufammenborgen, ba bie
meiften äRitgtieber auä) im Xljeater, in ben ©ewanbfiaua*, ffijtra* unb
anbern ßoncerten mitfpielen unb eS nur wenige Xage giebt, wo es
nicfyt l)ier unb ba gu tljun gäbe. £iefeS SRic^tbeftimmtfein eine« eigent*
Itdfjcn ©oncertabenbs giebt aber bem 3nftitut fogar einen leisten An*
ftricfj oon poetifdtjer greifet, unb fteljen bie ©utetpiften nun wirflidj
bor tyren erleuchteten pulten, fo fpielen fie fo frifdj ju, ba| fie einem
fogar lieber als irgenb eine fürftlidEje Sapeöe, wo Sliemanb gueten fott
mit ben äugen unb feüg fein in ber SRufif. gur ©adEje! S)ie ur*
fprünglidje Xenbenj beS SBereinS alfo, Aufführung ber beften Sßerfe
ber beften SReifter, bann toon Sompofitionen teuerer (®inf)eimifc^er
nrie grember), enblidfj Vortrag t>on ©olo*, aud& ©nfembleftücfen t>on
üRitgliebern unb 9iidE(t*9Witgtiebem beS SBereinS, gilt audfj jefet nodj
fort nur bafc fief) baS ©anje auf eine ^ö^ere Stufe gehoben t)at, bafc
mit me!»r 2Bal)l »erfahren wirb, ©efang ift burcfyauS auSgefdjloffen,**
was manches gegen fiel), aber aud( baS für ftd) l)at, bafj fo ber
SBerein eine beftimmte garbe befommen, ja, bajj er fidj ju feinem SBor*
tljeil nur im Snftrumentalen befeftigt.
35ie Ausführung ber ©tjmpljonieen unb Duöertüren giebt ber in
ben ©ewanbljauSconcerten nid&t triel nad&, natürlich, ba eS meift 3Jht*
fifer üon batjer finb. ©ptelt man bort mit me^r SRejpect, fo Jjier mit
met)r Äecfljeit; fteljt bort ber ©irector felfenfeft im Xempo, fo gel)t eS
f)ier in einem SSeetljoöenfdfjen ©c^erjo über Sopf unb §als bem Snbe
ju, ©eibe 3nftitute finb einanber nüfclid), beibe öon größtem ffiinftufc
auf bie üerfd&iebenen ©tänbe ber Qutym. ©ewijfe gelter bürften
freiließ nie borfommen unb müßten mit einer 8trt lob beftraft werben;
fo blies ein Suterpift in ben erften lacten beS ÄQegretto ber fiebenten
©gmp^onie üon SBeetfjoüen ein berbammieS Cis; bod& Wollen wir fold&e
gäHe nectenben Äobolben beimeffen, bie fid( jufäDig wo^l einmal in
eine $oboeröl)re tJerfrod^en, 9Son ben ©ijmpfionieen ber SKeifter gab
* $a8 alte, ein 3a^rje^nt fpäter abgebrannte Hotel de Pologne.
** 9lid)t ganj richtig ; e$ traten fc^on ^efangfat^en jum Sortrage getommen.
gragmente aus Seidig. III. 4 1
e8 nun bic in Cmoll, Ddur, bic Sßaftorale, Fdur unb eine getoiffe
in Adur toon 33eetljot>en , toon SRojart bie in Cdur mit ber guge
(3upiter), Don $aijbn bie in Es dur, oon ©pofjr bie Sßeilje ber Xöne;
— öon SRitgliebern ber ©efettfd^aft eine ältere in D dnr unb bic oft
befprod&ene in Cmoll oon 6. ©♦ äJWiüer, eine in Fmoll Dort g. ß.
©djiubert; — oon gremben eine in Gmoll oon ©abrief). 3n ben
Dubertüren tt>ar ebenfalls fd&önfte Äuätoaf)! t>on älteren getroffen, unter
benen namentlich ^ 8U ©ömori Dom pebantifdfj'geniaten Slbt SBogter
ju erwähnen; Don neuften gab e3 toetöje Don Ottern, ©onrab unb Don
SSerfioj bic ju ben SBe^mrid^tcm/ toeldfje lefctere für ein Ungeheuer au%*
gefdjrieen ift, toäfjrenb idj) in if|r nidtjtö a!8 eine nadtj gutem Schnitt,
War gehaltene, im ffiinjelnen nod> unreife Arbeit eine» franjöfifdjjen
SÄufifgenieS entbedfen fann,. baS jebodt) f)ier unb ba einige 83Ii|e fc^leu*
bert tuie SBortäufer beS fommenben ©etoitterB,** ba« in feinen ©tjm*
pfjonieen auSbonnert. 3n ben fjeimifd&en ffiuterpefaal jurücffe^tenb, fo
ftitf)t freiließ nad> folgen ©onnertoettern ein ©oncertino für $orn
u. bgf. fd&tt>ädjticJj genug ab, wie nur benn bie Vorträge ber ©oliften
getroft übergeben fönnen, ba' bie Don gänjlid^ unbefannten nitf)t ber
Sfrt, baft fie eine ftrenge Äiiitt aushalten fömtten, bie ber befannteren
(tote Dueijjer, 1lf)h:icjj, ©rabau) anberroeitig genug befannt finb.
Stamit fei aber nic^t gemeint, bafc bie (Suterpe bie erften SBerfucfje
junger SSirtuofen au8fd)Iief$en foüe, im ©egentljetf fei fie gebeten, biefe
Dorbereitenbe praftifd(e ©d)ule für öffentliches Auftreten unb ßoncert*
routine fortbewegen unb Stilen, bie aufjutreten toünfc^en, offen fielen
gu laffen.
$atte man nun nodtj nid)t genug an ben 32 Soncerten im @e*
toanbfjauä unb $ötel be fotogne, fo lonnte man ftd) ruhiger in ben
Quartetten ergeben, bie Jpr. Soncertmeifter ©aoib mit §m, Uf)lrid),
©renfer unb Cluei^er Deranftattct Seiber gab e8 nur Dier, bie
näd^ften äBinter toenigftenS ju Derboppeln wären. 2>te Ferren finb
befannt; namentlich ermatte un« ber $immel biefen Soncertmeifter.
äBenn wir fo mit einigem ©tofj auf brei 3nftitute fe^en, wie fie,
mit iöegeifterung an ben ebelften Sßerfen unfereS 93oIfe3 aufgewogen,
faum eine anbere beutfdfje ©tabt aufjuweifen f)at, fo wirb fidfj mandtjer
Sefer gefragt Ijaben, warum bie ßeitfdjrtft mit einem SBerid&t über bie
einjelnen fieiftungen oft fo lange angeftanben. Sefennt eS ©Treiber
* (Srfte, burd) (©djumcinn toetanlafjte 2tüffüf)rung eines 93erltoäfdjen SBerfeS
in $eutfd)tonb.
** urforfingUd): „beS fommenben prächtigen ©ettutterS"
42 2)hififfeft in Smicfcw.
bicfcr ßeilen offen, fo ift feine boppelte Stellung als Sftebigcnt unb
ate SWufifer baran ©dfjulb, 3)en SRufifer intereffirt nur baä ®anje
unb üon ben Sinjetnen nur bit 93ebeutenbften ; at$ Stebigeut möchte
er üon altem fprectien. 2113 9Kufifer müftte er manches üerfd&weigen,
was ber Sftebtgettt ber SSottftanbigfeit wegen erwähnen müftte« 2Bo
aber audj ßeit Ijeme^men, aüeä ©injelne grünblict) unb mit SRujjen
für bie Äünfiler jit befprecfyen! 35enn mit trafen tote: J)at ftdfj
33eifaH erworben, fanb "I^etlna^me, tourbe fet)r be!latfd()t", wirb nichts
üom glecf gebraut, alles üerwafdjen, SRiemanb geehrt, äßeifier unb
©d&üler über einen ßeiften gefdjlagen. ©o werben wir audfj fünftig*
tyin, immer metjr bie ©adje als bie Sßerfon im 2luge, bie ©reigniffe in
gröfeern 3rfträumen jufammenfaffen, wo fidE) bog kleinere t>on felbft
auäfdjeibet unb ein fdjärferer Stbrifc be$ ®anjen fidE) IjerauSfteüt —
ben Sebenben unb SKadfjfoIgenben ober ein erfreuliches SBÜb ber 3ugenb*
traft unb beS fcfywungüollen SebenS, bem bie 9Rufifgefd)id)te unferer
©tobt fein äfjnlidjeS an bie Seite ju fteßen f)at.
Ütofthfelt in 3tmckau.
[Arn 12. 3ult 1837.]
w93efter ßapetl* unb anberer 2Äeifier", fagte iä) auf ber §infaf)rt
jum geft, f/t)ätt' idfj bodf) nie gebadet, baft biefeä Heine 3*™*™' fro&
feiner alpt)abetifdE)en SluSjeidEjmmg, eine ber legten ©tobte im ßanna*
bid)* ju fein, beim §immel tuetleidjt bie fed^fte in ber SDBcIt ift, bie
ben $autuS aufführt, unb nidEjt etwa fjatb ober jwei Siebentel, wie
93erliu, fonbem ganj, wie eS eckten Stoidautxn jtemlid^." Unb wie
benn bie ganje ©egenb Reiter unb gefprätf)ig ftimmt, fo üoQenbS ©inen,
ber einige 2tugenblicfe gewife einmal tfir jüngfter 93ewof)ner war, b. t).
ber in f eibiger geftftabt ju feiner Qdt geboren; ba^er man in biefen
3eilen üergebenS auf fc^arfe firitif paffen mag, fonbern auf bie litt*
befte, tjingebenbfte, bie je ein 2Jhtfiffeft üeranlaftt, was t>tcl fagen will.
SDie 3luffüt)rung gefdfjal) alfo jum Seften ber ©anet 2J£arienfirdE)e,
in ber fie aud) ftattfanb. SineS ber merfwürbigften ®ebäube in
©ad)fen, bunfel unb etwa? pljantaftifdf) üon SluSfefjen, ift eS, wenn
and) nid^t im reinften ©til gehalten, bodj üon einem nidEjt gemeinen
* b. f). in (Scmnabtd)3 Sefyrbudj ber ©eoQrajrijie
SDtuftffeft in gtoidau. 43
äReifter, ttyeilweije üon einem großartigen ©inn erbaut worben. ©in
©d)iff mit Rotten fiel) in bie 35cdEc ausweiteten ©äulen, ein großer
Jlltatplafc mit Silbern tjon SucaS ©ranad),. auf bem baS Drdfjefter auf*
gerietet war, redfjts unb linfS afler^anb ©emalbe unb tird^Iid^e ©et*
tentieiten, toergolbete ©dfjni^arbeiten, alte aufbewahrte gafjnen aus
ÄriegSjeiten — alles weniger überlaben als toielleicf)t t>ernacf)lätfigt
unb f)ier unb ba wo$l mit mächtiger Spinnewebe überwogen, fo Daß
eine SluSpufcung unb 93erfd(jönerung ber Äitdfje an ber redeten Qtit
fcfjeint 2Bie aber ber Drt, wo wir äßufif f)ören, öon größtem ©in*
fluß auf Stimmung unb ©mpfänglid)teit ift, fo burfte icf) baS nidfjt
unerwähnt laffen..
Siele Sa^re liegen bajwiföen Don tjeute bis bat(in, wo ber Joe*
ridjterftatter in ber nämlidfjen Äirc^e eine Aufführung beS „SBeltgeridOtS"
ftetjenb accompagnirte am ©latoier unb er mitten im ©etümmel ber
3nftrumente feine ßeit fjatte ju unterfud)en, wie fiel) bie SRufif in
biejen Ratten ausnähme; Ijeute aber, faum war ber ©f)oral begonnen,
fiel if)m bie ruhige wellenförmige Ausbreitung beS XoneS ganj befon*
berS auf, unb ity wüßte in ©ad^fen leine für SRufif günftiger gebaute.
3)er §auptfd()mu<f beS gefteS war 2)fcqb. Sünau, unter bem
SRamen ©rabau wotyl SCHcn befannt. SieHeidEjt baß l)auptfäcf)lidf)
i^re ©egenwart SKitwirfenben wie ß^örem eine X^eilnaf)me einflößte,
otjne welche baS ©anje weniger glücf lief) t>on ftatten gegangen wäre»
3^r jur ©eite war if)r Sruber, §r. ©rabau, Drganift aus Serben
unweit Sremen, ein fef)r gewanbter SJiufifer, ber bie Xenorpartieen
übernommen i)atte, unb 3)lle. ^Jilfing, legten SSinter jweite ©on*
certfängerin in Seipjig. Den SßauluS gab ein Dilettant, in bie anbern
Sßartieen Ratten fid) ebenfalls angefe^ene Dilettanten unb Dilettan*
tinnen geteilt. Dirigent war $r. ©antor §. 83. ©djjulje, ber gute
unb fidlere XempoS angab unb für bie SRülje langen ©inftubirenS
burcf) Sufmerffamfeit beS gegen 200 ftarfen SßerfonalS fiel) belohnt
füllen wirb.
2öaS 2Äab. Sünau fang, war natürlich aQeS trefflid), namentlich
bie Slrie „Serufalem", bie t>om ßompontften für fie wie befonbexS ge*
fd&rieben fd&eint ©ine ©teile, bie freiließ ftuej) mittelmäßig ausgeführt
ifjre Sßirfung niemals toerf etilen fann, bie äRufif nämlic^ bei ben
SBorten: „©iefje, id) fe^e ben $immel offen", fam fo gut IjerauS wie
irgenb M ber Aufführung in ßeipjig; ebenfo ber ©f)or: ,,©iet)e, wir
preifen feiig, bie erbulbet". SBorin aber bie gwiefauer ber Seipjiger
ööüig gleidtjfam, wenn nid^t fie übertraf, baS war im ©l)oral : „SBadtjet
44 SWuftffeft in Stoidau.
auf, ruft un§ bic ©timme" mit feinen f)5d|ft feierlichen ßwifd&enfpielen
ber Irompeten unb 5ßofaunen, wie benn ber bortige ©tabtmufifus feit
3a^rjef)nten im Stufe ftel»t, bie beften SRef fingt) iäf er ber ®egenb ge*
bitbet ju f)aben. SDagegen f>atte ber ©f)or ber grauenftimmen, ba wo
bie ©timme üom §immel ben ©aut anrebet, nidjt bie Sßtrfung, bie
üon biefer eigentümlich fdjaurigen SRufif su erwarten war. 3m
tteimgen waren bie Eljöre, fief)t man t>on ftrengfter Sßräcifion unb
namentlich üon ©eutlicfjfeit ber SluSfpradje ab, wof)l eingeübt unb
immer auf bem Sßlafce,
SBom ©inbruet auf baä publicum ju reben, ba8 au» ungefähr
700 Söpfen, meiftenä gremben, beftanb, fo f djienen befonberS bie
einfachen Stjoräle ju ergreifen. 3m Uebrigen !ann man fid} benfen,
bafc üiel üon ,,©elef)rtf)eit ber SRufif, ftrengem ©eneralbafc* unb enb*
lid) üon ber »großen Sänge" bie Siebe war, in weldfjem lefctern ?ßunft
ifjnen aud) ntd&t gerabe ju wiberfprecfjen, worüber p reben aber an
einen anbern Ort gehört.
3laä) bem©cf)tufi, Slbenba 7 Uf)r, l)olte ber Dirigent äRenbelä*
fof)nS 93ilb aug feiner naljen äBoljnung, ba3 fd^nett üon ipanb ju
ipanb ging, unb man gebaute be3 SKcifterä mit ben f)öd)ften Sob*
fprüd)en.* ©.
* Urfprüngttdj noef) folgeitber ©djluß : „$ag3 barouf fear nodj großes Soncert
im (Safinofaal, baS namentlich 2Rab. SBünau unb $r. ©rabau mit fettener ©efällig*
feit unterftüjjten. $a$ ©anje fdjtoß natürlich ein Eanj.
3118 id) Ijinfüfjtte, ob nidjt fünftigf)in ein orbentfidjeS, affjäfpUdj ju begeben*
beS (gragebirgifdjeä aRufiffeft &u ©tanbe !ommen fönnte, toaS bei tturfltdj nidjt un»
bebeutenben Mitteln, bei ber 9*äf>e größerer unb fTeinerer ©täbte aflerbtngS möglid)
5U madjen, fo fefcte man mir bie wenigen 93etoeifc ber Sfjeilnatyme entgegen, bie
biefer Sanbbejirf bi$ jefct für mufifalifdje Stupfjrungen gezeigt. 3nbe& laßt fidj
oom tüchtigen SBtHen be3 bortigen Sttufifbirector« $rn. ©c^ulje unb anberer Ijod)*
gefteffter Sttänner, bie fdjon jum ©elingen beS $aulu8 beitrugen, ertoarteu, baß
biefe Slup^rung ber Anfang »enigftenS üon alljäljrlid) toieberfef>renben ßirdjen*
mufiffeften fein mirb, nrie benn für« SRädjfte ba3 Requiem oon Stjerubint in $fa*
regung gebraut toorben. ©o möge ftd) benn allmaljftdj ganj $eurfdjlanb ju einem
engen SRufttbolfSbunb bereinigen, in großen allgemeinen geften geilen feine« £eben$,
feiner Siebe &u ben erfjabenften SBerfen ber 2Jhifif ju geben, affer aber, bie eine
foldje Qeit befdjteunigen Reifen, folt mit ©tjren in biefen blättern gebaut »erben."
tfirdjenauffitfjrimg in Scipjtg. 45
fitrdjetiauffitljriing in tfetpjuj.
31m 23. 3uU 1837.
®aS ©oncert, baS §r. 9Ä.*3). ^ofjlenj vergangenen Sonntag
ju einem milben 3^* in &cr XljomaSfird&e toeranftaltet fjatte, war
burdfj 28af)l, SSefefcung unb Ausführung ber ©ompofitionen eines ber
ttorjüglidjften. S)ie Duöertüre jur XauriSfdfjen 3pf)igenie fing an
unb mag fiefy in ber Äirdje too^I prächtiger als irgenbwo ausnehmen;
fie tft urträftig unb wirft ewig gleicf). ©ine Stric aus ber ©djöpfung
folgte, bie. befannte beS ©ngel ©abriet „3luf ftarfem gütig", fo toott*
fommen fc^ön gefungen,** bajj fidE) weiter gar nichts barüber fagen
läfct. §r. ffioncertmeifter 3)atoib fpiette hierauf ben erften ©afe eines
neuen ©oncertS in Hmoll, aud), baft fidfj barüber nidjts fagen läfct,
bis auf einige necfifd&e giguren ber glitten, bie me^r in ben ©oncert*
faal gelten, $ätte es mit bem ©oncert feine ©ile gehabt, fo tjätten
wir trieüeitf)t ein 39ad(fd(jeS SBtolinconcert ju l)ören Befommen. SBitt*
gefang, Xerjett unb ©d)lufcdf)or aus ben „3af)reSjeiten" t>on §aijbn
fcfjloffen ben erften Xfjeil; eine güöe toon äßufif. — 3Kit ganj befon*
berem 35ant gegen ben Dirigenten muffen tütr aber bie Sluffüfjrung
ber neuften. SKeffe*** toon ffifjerubini erwähnen, eines ber SBerte,
toon benen ber Sud&ftabe auef) nid&t einen entfernten Segriff beibringen
fann. Ulenne man es IjocfytirdEtfidE), wunberfam, fo finb bieS nod) aQe8
feine regten SBorte für ben ©inbruef, ben es im ©anjen, aber befon*
berS in einjelnen tüte aus ben SBolfen flingenben ©teilen mad)t, wo
es einen fdjaurig überläuft; ja was felbft welttidt), curioS, [beinahe
büljnenartig Hingt, gehört wie ber 2Betf)raudE) jum tattjolifd&en ©ere*
moniell unb wirft auf bie Sßljantafie, baft man ben ganjen Sßomp eines
folgen ©otteSbienfteS t>or fid) ju fjaben glaubt, 2ln tjarmonifd^er
Jhmft übertrifft bie SHeffe fogar fein Requiem in CmolL obgleich bieS
in anberer S3ejief)ung ofjne ©leiten in ber SBelt baftef)t. 2)eS SKerf*
würbigen unb 9Käd()tigen enthält aber, wie gefagt, aud| bie SReffe fo
üiel, baft man fid| alles ©injelne nur mit ber Sßartitur, bie id& teiber
nod( ntd^t erlangt, wieber vergegenwärtigen fömtte. SDSic ber einjelne
* Rum SBcftcn ber abgebrannten in Sc^leij.
** öon grau Dr. Sfoia grege •
*** ber inerten, in C.
46 2L $retfd)ocf, ©tüben. .
Sünftler feine „frönen Xage" f)at, wo it)tn nichts mißlingt fo audf>
bic SRaffe; unb tote an bemfelben äßorgen fein gteefen ben blauen
§immel brausen ftörte, fear audE) ber SBortrag ber 9Äeffe Kar unb
fc^ön. 2>en Sin* unb ShtSfüljrenben gebührt baljer ber lebl)aftefte 3)anf
für ben milben unb lünftlerifdjen &\Md, ben fte bieSmal in feltener
^Bereinigung erreicht Ijaben.
Ätfibett für k« pianoforte.
Ä. Drenfcjodi, 8 6rat)ourctüötn in U)aljerform» Werk 1.
SKiematö ift mir fo leidet geworben, meinen Sefern toon ber äßufit,
um bie e$ fid} tjanbelt, ein beutlidjeS Söitb ju geben, als bieSmal;
niemals !onnte id) itjnen aud( mit fo üiel 3ut>erfidjt jurufen, bafc fte
fidfj fämmtlidj iljre ©tüben felbft fd&reiben tonnen, wenn fie nur fonft
woöen. SorauSgefefct wirb, ba| 3eber ben tonifdjen ©reiflang (popu*
tarer auSgebrücft : bie 9toten ceg) unb ben ©ominantenaecorb fennt;
ift er ooHenb» big ju einem ttebergang in bie naljen äWotttonarten
gebieten, fo fann er Unglaubliches ju ©taube bringen. §at er biefe
nun gehörig inne, fo ift ba3 9Kanoeuore: er lege bie §änbe ruf)ig in
bie gewöfjnlid&fte Stccorbenlage, fpringe bann ptöfclidf) im äBaljertact
mit einer §anb über bie anbere, rechts unb linfs, ans ber §öl?e in
bie Xiefe, fd&reibe fidj aüe$ auf, Ijole ftd| (Selb toom SSerleger — unb
Sompofition toie ©omponift finb fertig. . 3ebe8 neue SSerbienft mufc
anerfannt werben, unb fo fpringe unfer, toir Ijoffen, junger ©omponift
nur luftig weiter unb gelegentlich audj einmal in baS Sßoljltemperirte
Elaöier öon 33adj, bamit er mef)r Slccorbe fennen lerne unb audf> an*
berweitigen SRufcenä falber. Woä) muft erwähnt werben, baft fidj ber
SSerfaffer auf bem Xitel einen „©dualer öon Xomafd(ef" nennt, ein
SBeifafc, ben toir lieber wegwünfd&ten, ba man fonft glauben müfcte,
biefer Xonfefcer fjabe bem ©tücfe baä Smprtmatur erteilt, was wir
aber bei ber Sichtung, bie wir biefem grünbtidjen Xonfefcer fdjulbig
finb, faum glauben fönnen. 2Äit einem SBorte: bie (Stuben Ratten
nie in ber äöelt gebrueft, ja nidjt einmal aufgefd&rieben werben follen.
22.
<S. SüberS, (Stäben. v 47
Cottrab £ übers, 12 grofe Gtitoftt. Wtrk 26.
3)er fdfjäfcbare ßomponift btefer im ©üben wenig gefamtten Som*
pofitionen fdjeint ein X)äne ju fein. X)er Sobfprudfj, ben wir iljnen
ju machen Ijaben, gilt inbefc weniger bem Sftefultat ber Seiftung als
beut Streben. X)enn t>on aßen jwölf (Stäben finb eigentlich nur f)öd&*
ftenS jwei gelungen, bie in Amoll unb tuefleicfyt bie in Asdur; in
ben anberen müfete man öieleS anberS ftetten ober gang wegräumen,
um fte als öotKommene Shmftgebilbe gelten laffen ju fönnen. 3)ie
gorm ift es nämlidfj, bie bem SBcrfaffer überall ju fd&affen madf)t.
Sßie gut fiel) aud( bie SWe^rjat)! ber ©tüben anfdjidft, fo bauert es
nid^t lange unb es ift, als weidje ber 33oben unter ben güfeen, unb
ber Somponift lommt nun auf bie entlegenften X)inge, in wifb*frembe
Xonarten, neue 9M)i)tf)men, unb nur mit 3Rüf)e unb fidEjttidfjer Slngft
wieber in baS erfte ®leis. 3dE) tofirbe nid)t gerabeju berwerfen, bafe
ber 9Äittelf afc eines ©türfS in G moll ganj in Es moll fpielt , toie in
9lr. 1, ober ber eines aus Emoll in Esdur, toie in 9h\ 3, ober ber
einer Stube aus Gismoll in Ddur, wie in ber fünften; eS fommt
eben ganj auf baS SBie, auf bie 2eid)tigfeit unb 9iatürli<$feit ber 93er*
fnüpfung an, wie mir benn baS (Senie, j. 85. baS SRojarifdEje,
nie ftärfer einleuchtet, als wenn aus ber wunberbaren SBirre ber
©armonieen auf einmal ptöfclidfj ber erfte ©ebanfe in feiner urfprüng*
liefen Steinzeit wieber jum SSorfd^ein fommt; bon ©eetfjooen ganj ju
f Zweigen. Sßie fid) aber ein Segler immer leidster angewöhnen atS
ablegen läfct, fo fann einem ©omponiften, ber noef) feine bebeutenbe
©ewalt in ber Harmonie befifct, baS ^infommen in bie frembe Xonart
nod( leiblich t>on ftatten ge^en, feiten aber ber SRücf tritt. 2)ieS als
eine ber fyertoorfted&enbften ©djwädjen an mehreren ber (Stuben.
Um nun audE) bie SBorjüge biefer ©tüben ju nennen, fo ift eS
bejonberS baS ©treben beS Somponiften, poetifd£)e ©ebilbe berfd^iebe*
neu SfyarafterS ju geben. Sßfjantaftifd) im fjödjften ©inne finb fie
fid&erlici) nidfjt, aber meiftenS berebt, einige aufgeregt unb brangöoU.
2>ie jweite unb brüte fingen aud( in einem breiteren, ebleren Xon, als
man fonft gerabe in Stuben antrifft, unb ein grajiöferer Äänftter
^fitte bei gleicher SrfinbungSfraft bann nodfj unmutigeres ^ertoor*
bringen fönnen. Äud) im Heineren fdjerjoartigen ©eure gelingt bem
©omponiften manche, fo SRr. 8, wenn man bie ftarfe SReminiScenj an
baS ©löcfdfjentljema t>on ^aganini abregnet, 9ir. 6 unb 12, bie aber
nad) unb naef} in ber »uSfüljrung an Sntereffe verlieren, öorjüglicf}
48 @. X^olbcrg, (Stuben.
aber bie lefete, 9tr. 12. — SBenn man ficjj fdjliefclict} fragt, ob fid)
bie ©tüben in gorm unb ©cift bcncn eines befannien SReifierg mit
SSorlicbc anfd&liefjen, unb man bieg toerneinen mufc, fo mag bicS ju*
gleid) ein 23ewei3 für einige ©igentfjümlidjfeit fein, bie ©tubium, Qnt
unb 33er§ftltniffe ju nodf) glücflidierer (Sntwicfelung gebraut §aben
motten. 12.
& fctjalbcrg, 12 Gtübcit. Werk 26, eröes IJeft.
SBiele unferer jungen Sßljantafieen* unb ®tüben*£omponiften ^aben
fidf) in eine Safcform öerliebt, bie, früher fdjon t)äufig benufct, burdf>
bie reiben SRittel, bie man t>on Steuern im ßtabier entbeeft, in toer«
fieberten Arten wieber jum SSorfd^ein gefommen ift. 2Ran t^eilt
nämlid) irgenb einer Stimme eine leiblid) breite 2Äelobie ju unb um*
fdjreibt biefe burdE) aKertianb 2lrpeggien unb fünftlidEje gigurationen
ber it)r angefangen Äccorbe. 2Äadf)t man bie» einmal neu unb in*
tereffant, fo mag e3 gelten; bann aber foüte man aud( auf SfobereS
finnen. 3d(j wenigftenS fann folgen ©tücfen nid)t mei)r Sßertl) bei*
legen als bem gewöhnlichen Siebe, wie fie ju §unberten erfdfjeinen.
3u einem Äunftwerf gehört aber mef)r; unb wer wiffen will, wag unb
wie triel, fdfjlage nur feine (Stäben t>on SWofd^cIeS je. naef), wo jebc
etwas 33efonberea be^weeft unb burdfj öerfd&iebene äRittel wirft. 3n
jener äBeife gefaßt fid) namentlich auc^ Xf)alberg. S3ei einem SSir*
tuofen, ber fo aufjerorbeutlidie SBirfung burdf) feine S3el)anblung be8
SnftrumentS fjerüorbringen foü, muft e$ auffallen, ba% man in fedfjS
ganjen Stuben eigentlich auf uidtjte Steueä trifft. S)te erfte ber ©tttben
ift eine Iritterfibung, bie jweite gehört ber eben befd^riebenen ©attung
an, bie britte will in einer fdjweren $igur* unb Xonart üitn, bie
oierte bejwecft fdfjneüeä Slnfc^lagen ber Slccorbe, bte fünfte gehört eben*
faH8 ju ben Slrpeggtenetüben , ,in ber legten enblid) unterftüfct bie
redete §anb iljre SWelobie. auf eine gewötjnlid&e äöeife, woju bie linfe
bie 93äffc angiebt. SBirfen bie Stuben alfo, toom ßomponiften gejpielt,
originell unb überrafd&enb, fo liegt eS an feiner 93ortrag8weife, 83ra*
öour, an 8iajdf)t)eit be$ Xempoä (ba3 ber SKetronomangabe nad) oft
unausführbar fdjeint) u. bgl.; bie Sompofition an fid) jeigt batoon
nidfjtg. 3Ba8 bagegen bei fömmtlid&en ©tüben angenehm auffällt, ift,
bafi fie gar md)t fo übertriebene Sdjwierigteiten bringen, toie 9Äand(jer
an Sprüngen, Spannungen :c. erwartet tjaben mag, ja bajj bie mei*
ften im 93erf)ättuifi jum Beifall, ber it)rer Bewältigung folgen wirb,
gerabeju lei^t genannt werben muffen. S)enn banföar, einfd)meic^elnb,
». ©t, »ennett, @tübcn. 49
gut in bie ginget unb Dfjrcn fattenb finb fie alle; Xtjalberg, ber
immer me§r ba3 publicum als ben Äünftler t>or ben Äugen Ijat, fann
überhaupt nidtjt anberS mef>r fd^retben. 3)afc mit foldfjem SÜfoSfprudj
ttic^t etwa behauptet wirb, man foQe ffit ®ttnftler unbequem unb ab*
ftofienb componiren, berftef)t ftdO; nur bafe fidfj ber wafyre manchmal
aus ber weidfjlidjen ©afonluft in ba'3 freie Kräftige ©tement hinaus*
fef)nt, meine id). 3)ie erfte Stttbe ausgenommen, bie ju fe^r nacf|
©d&ttlerübung Hingt, möchte idfj fie bafjer alle ©atonetttben feilen,
äBiener ©tüben, ©toben für gräfliche Spielerinnen, über bereu Stugen
man wof)l einen falfdien Xon überhört; bagegen fid( männliche Spieler
unb ßfjaraftere weniger lange bei iljnen aufhalten »erben, ©o ein
3wecf fdtfiefet natürlich poetifcfye 3uftänbe, wie fie un8 ber tieffinnige
©Ijopin enthüllt, ebenfo wie bie tüchtige ©olibttät, bie an ©ramerä
©tüben fo ergöfct, öon felbft au3, wenn aud) mele ^Beübungen auf
lljatberga eifrige» ©tubium ber ßompofitionen be8 ©rfteren fdEjtiefeen
laffen. 22.
W* 3t* ßennttt, 6 (Stflöcn in Gaprianform» Werk 11.
S)er Sefer weife längft, unb bie Sc^f^rift leugnet e8 gar nidtjt,
wie fie fidfj unter ben jüngeren ßomponiften eine Herne ©djaar &on
Siebtingen auSertefen, unb wie obiger ©nglänber nidfjt ber geringfte
in jener 3^t ift, ja in gemiffen 3)ingen fie fämmtlidj hinter fid) läfet.
®r f)at, mit einem Sßort, ben geläutertften @efd|mad, ben tebenbigften
©inn für bag Unoerfätfd&te, ba3 ©dEjte. ©d>on früfje f>at iljn fein
angeborner Äunftoerftanb über ba3 mancherlei bumme 3eug hinüber
gehoben, auf ba3 junge mutfjige Oeifter, bie fidfj balb fjertoort^un wol<
len, fo f)äufig verfallen. . ©r leiftet immer gerabe, wa$ er fann, unb
ba er eine fd)öne SKatur ift, leiftet er e8 immer fdfjön« 3)ie ©tüben
finb in leiner Slrt grofee ffirfinbungen. Stber wie er 1)au3f)ätterifd(j ju
SBerfe gef)t, wie er Hein anfangt nidfjtö öerfäumt, nirgenbs au<$ ju
oiet t^ut, immer bie ®raft baf)in ju bringen [weife], öon wo fie am
meiften wirft, batoon fönnen aüe lernen, ba» finb bie 2Heifteranjeid)en,
bie fid( fpäter im fd&önften ©inne erfüllt tyaben. ?)enn man mufe
wiffen, bafe bie ©tüben fdjon im adfjtjefjnten Saljre öon it>m componirt
würben, feit weldjer $t\t fidt) feine 3Biffenfdf)aft unb Sßljantafie um ein
©rofeeS bereichert fjaben. 3mmerf)in ftrömen aber audE) fdjon f)ier bie
Oebanfen fo frei unb ungef)inbert jum ©nbe, bafe ber Stübenjwecf
überaß al§ ber untergeorbnete erfc^eint, wie natürlich ein Äünftler,
ber wie er ba$ ©egentfieit aHeS mec^anifc^ lobten, burd) ©tubium
6d)umann, @ef. ©Triften. II. 4
50 & ©erger, (grüben.
bon ©tüben etwas mef)t erteilt roiffen will als nufclofe gettigfeit*
2)et Xitel befagt bett 3xtf)alt bafjet ganj beutlidE) ; man erhält ©apticen
in ftrengerer gotm, öon jebeSmal anbetet ©cf)Wietigf eit ; artige ©ente*
bilbet, burc^ beten 9tad)jeid)nung bie Jpanb Seidjtigfeit unb ®tajie
etlangt. 2lm nteiften möchte id) fie ben älteten Stuben toon Setger
öetgleid)en, toietoo^I biefe in nodtj teifetem SRanneSaltet gefcfjtieben
finb. ©ewiffe äßafjtfjeiten fd^einen einem fo Hat wie bie ©onne —
fo traurige SJeweife bagegen man im Sinjelnen aud| etf)ält; bafc abet
bie SWeiften mit bem ©inne beS ©efagten übeteinftimmen, bin idj bieg*
mal beinahe übetjeugt. S)ie fdjlagenbfte bet Stuben ift fdjliefjlidfj bie
lefcte in Gmoll. SR. ©.
«ubtPtg flerger, 15 Glitten. Werk 22.
Untet ben älteten Sünftlern ift es, aufcet 3ÄofcfjeteS, namentlich
2. SBetget, bet bem neuen Jluffd&wunge bet ßlatnetmuftf nicfjt müfjtg
pgefeljen f)at. Uebetfatten i^n audj einmal alte (Stinnetungen, fo
rafft et \\6) boefy toeit öfter in bie §öt)e unb tiif)tt fid^, ba eS nodj
lag ift. 3h ber Xf)at, rjon einem fd&on bejahrten Äünftlet, bem im
93etl)ältnif$ jur Meinen SCnjatjl feinet Sßetfe ein fo großer SRiif ju
Xljeil wotben, wie nid)t leidet irgenb Semanbem, f)ätte man nadEj fo
langem ©djweigen etwas SlnbeteS erwartet als foldje ©tüben, f)ätte
man erwartet, baft er fidö rufjig ergeben würbe im ©ttom ber §ar>
monieen unb fid) erfteuen am Slnbenfen an ein langes fegenSteidjeS
SSttfen. Statt beffen jeigt ftd^ uns t>icr ein 33licf in ein tiefbewegtes
ßeben, baS fief) mit ganjet Snfttengung auf bet Jpöf)e bet ßeit et*
fyatten will; f)iet unb ba bunfle Sleufcetungen, getyeimnifjöotte 9ln*
jeidjen, auf einmal plöfclid&eS 3ufömmennel)men bet Ätäfte, ®efüf)f
beS naf)en ©iegeS — alles abet aus einet ed)t poetifdfjen Stuft fom*
menb unb öon einem Sünftletbewufctfein geleitet, bis auf bie Slugen*
blidfe, wo, im heftigeren Drang, es fidE) gleid&fam felbft betäuben
mödjte. Unb gerabe fyiet offenbart fid| ber 2)id)tet. &iet ftefyen bem
Somponiften feine formen unb 33etf)ältniffe int 2Beg, lümmett if)n
fein Unter jdjieb jwifdfjen 311t unb 9leu; Ijiet geljt er feine Salin.*
®S ift fo bie ©efjnfud|t naef) 9tuf)e wie ber SDtang nad^ Saaten, was
bie meiften bet (Stäben cfjatattetifitt ; ein 3wiefpalt, bet abet bet SRufif
* 3d) will biefe ©teilen genauer be$eid)nen: fie finb in ber erften (Stube na$
bem ©djluß f)tn; in ber f elften, \>k burdjauS ejeentrifer), an mehreren ©teilen; in
ber adjten auf ber lejjten StiU; in ber je^nten auf ber toterten (Seite ; in ber toier«
$et)nten junt ©djlufe; in ber fünfzehnten an mehreren Drten. [©dj.1
S. 33erger, ©tübcn. 51
feineSwegS ungünftig ober fremb ift. 2)aburdj Ijat aber aud| in ein*
jelnen bie ßeiäjttung &c$ ©anjen etwas ©d)WanfenbeS unb UnfidjereS
ermatten, wie man es in Sergerg älteren fdjöngeformten ©tüben nidjt
finbet. 3a man müfjte es tjcrjei^en, wenn Semanb bie beiben ©tüben*
werfe im umgelegten ßebenSalter entftanben, b. I). bie früheren, be*
fannten für fpäter gefcfyrieben als bie jefct erschienenen glaubte. Sßie
bem fei, beibe forbern jur tjödjften £fjeilnaf)me auf unb uns Siebe
unb Sichtung ab. ©eftefje iä) audfj, baft mir unter ben neuen nament*
lidj bie trierte unb fünfte an 3bee unb 8luSfüt)rung jurüctjufte^en
fdjeinen unb etwas Veraltetes an fid) l)aben, fo erhalten wir bodj audj
einige, bie gar nid)t mef>r als ©tüben ju betrauten finb, fonbern in
bie erfte Klaffe ber Sunftwerfe in ber Heineren (Sattung gehören. 25a*
f)in rechne id) &or alten bie in D moll für bie linfe §anb allein, . bie
ein SDieifterftüdE an ©rfinbung unb Slrbeit bei fo geringen. SRitteln;
ifjr junäd)ft bie erfte in Cdur, bie ;grofcartig unb burdjauS S3erger
angetjorig, bie f)alb freunblidfje f)alb' traurige in Ddur, unb bie gar
jarte unb träumerifdje in As dar. 5lud^ bie ad)te ©tübe laffe fid)
Sfäemanb entgegen, wo baS ©d^erjen nadj unb nadE) immer mefjr ab*
nimmt unb uns t)inter ber loSgebunbenen äWaSte enblidj ein ganjeS
ferner jlid^e§ SMdjterantlifc anfielt. ®S giebt in Seipjig einen SKufifer,*
ber mit großem Xalent jur 3Kimi! ein öom ßad^en jum SBeinen über*
geiienbeS @efid)t barfteüt, bafe man alles felbft nad(mad)t in feinem
eigenen. ©twaS 9lel)nltd)eS fann man bei biefer ©tübe empfinben.
*äud) bie jweite unb merjefjnte ©tübe bürfen nidEjt überfein werben,
if)reS befonbem SßefenS falber; namentlich fpinnt fid} bie festere im*
mer tiefer unb leifer in fid} hinein, als ob fie fid) gar nidE)t mef)r
fetjen laffen wollte. 3)en ©cfylufj ber ©tüben bilbet enblid) ein ©ei*
tenftüdE jur legten ber älteren ©tüben; gleid) wie eine SluSforberung
beS ©ompöniften an fid& felbft, ob ber ältere Sünftler bem jungem
an ©djityferfraft nodf) gewadtjfen ift. 9Kuf$ man baä\ erfte Original
oorjie^en, fo ^at bodfj aud) ber Sßenbant eine fo fd)öne ©jeentricität,
baft ber ßwiefpatt, ben wir oben genauer bejeitfjneten, gerabe jum
©d)luft wie eine 93efiegelung beS ®anjen am ftärtften tjertoortritt.
Snbefj möge ein freunblidjer ©eift bem ffiünftler nod) öfters bie Ijeite*
ren, lacfjenben Seiten beS SebenS jeigen unb if)n ju neuen SBerfen
befeelen. 9t. @.
Striegel, Trompeter im QJetoanbljauSordjefter.
HARVARD UNIVERSrTY
EDA KUHN LOEB MUSIC LISRAFT'
CAMBRIDGE 38, MA"~.
52 &. SKenbetejofjn, fitcber otyne SBorte.
Mx JHattoforte,
8f. SWettbetefoljtt, 6 Siebet oijtte ©orte, drittes $efi. ©erf 38.
Sßir fdjicfen bem $efte getroft eine anzeige ofjne SBorte nadE).
Ueber einen SRofenbufdj, ber ringsum bfitf)t unb buftet, über ein Äuge,
ba3 gtücflid) in ben 3Konb auffielt, fann SRiemanb in ßtoeifel fafa,
bafc e$ fo ift. 93on ben älteren Siebern unterfd&eiben fid) biefe jung*
ften nur wenig unb ftefjen tt)ie jene jttrifcfien ©emälbe unb ®ebid)t,
baft fidj) teidjt garben unb SBorte unterlegen laffen, fprädje bie SKuftf
ttid^t fjinlängtid) für fid). SBenn fie nun fämmtlid) Äinber einer blühen*
ben Sßfiantafie, fo gefd(ief)t e8 bod) toof)t ber treuften äßutier, bafe fie
benmjjt ober unbettmftt eines ober ba§ anbere beöorjugt unb baft eS
Stnbere merfen. ©o möchte idfj glauben, baä jtoeite Sieb unb bann
ba3 2)uett am ©dtjluffe feien aud) bie Sieblinge beS ©idjterS, bann
aud) ba3 fünfte, ba8 teibenfdjaftticf)er ift, toenn man fo öon ben feit*
neren SBattungen eines frönen. Jperjena fagen fann. $lm toenigften
gefällt mir ba3 t>ierte, obgleich eä gerabe ba3 betjaglid^fte, aber mefjr
profaifcfyer Statur, me^r nrie auf weichen Äiffen als toie brausen unter
©lütten unb Stadfjtigaöen au3ruf)t. Seim w2)uett" ift es mir nid(t
redtjt, baft bie reiche beutfdfje ©pradje fein SBort f>at, um fo ettt>a3 un*
gejiert auSjubrüden; Siebenbe finb e8 aber, bie f)ier reben, leife, trau*
\\6) unb fidler, 2.
ßammcrmuftk.
I. $no3»
S)er gütige fiefer erhält mit bem gotgenben ben Anfang einer
Ueberfid&t ber neuerfd)ienenen Äammermufit. 3U 6cbauern ift freiließ,
bafe 9tebactionen nid)t jugteidt) Könige, bie nur ju nrinfen brausen
nad) einer ßapeße unb nid&t nötf)ig fjabeu, bie Stimmen im Äreife
um fid& ju legen unb ba3 33efte, alles fid) f)erau3jufud)en. SBenn
Schreiber biefe« alfo beSljalb mandtjeS im S5etail überfein l)at, fo
fpridjt er bei benen, toeldjen e3 gefd()ef)en, im borauS um Sftad)fid)t an,
ftüdfen, $uo$; Hauptmann, ©onaten. 53
wie fie auf feine rennen fönnen, foöten fie j. 33. ein 33eetf)otoenfcf)e3
Bdur*Xrto u. bgl. getrieben fyaben. SBtr fangen mit ben 2)uoS an.
3fr. Äücfen, 2 $uo3 in ©onatenform für $fte. tmb concertirenbe SBioIine (ober
»toloncetto ober glöte). SBerf 13.
9W. Hauptmann, 3 (Sonaten für $fte. unb SSiotine (B, GunbDmoll). SSerf 23.
3. $. @. £artmann, ©r. concertirenbe (Sonate für $fte. u. Biotine (in Gmoll).
803er! 8. ♦
3. ©enijdjta, @r. (Sonate für $fte. u. SBioloncello oberSBioline (in A). SBerf 7.
§r. ®ücf en ift, feinen 2>uoS nad£), ein glatter, freunblttf)er junger
SRann, beut man nichts angaben fann, unb fd£)üttelf S aus ben gin*
gern» 3n Seid£)tigfeit ber gorm unb 9Äelobte ftreifen bie Sonaten an
SReifjigerS Eompofttionen in biefer Urt, ber inbeffen bei SBeitem beffer
erfinbet unb meijr auswählt. $)ie gorm ift eine alte gewöl)nltcif)e:
Cdur, Gdur, ein wenig Amoll, Cdur; bie SWcIobic f)ält fidj jWiftf)en
beutfcfjer ?ßrofa unb 93ellinifdE)er 2Beid>lidjfeit; namentlich Mingen im
erften ©a£ in Sir. 2 bie weltberühmten Xriolen aus bem 9Äonteccf)i*
finale boef) gu mächtig t)inburcfj> S)em ©dferjo fetjlt alle geintjeit
beS SßifceS, bagegen er fid> im fogenannten „&la Russe " mit @eftf)icf
unb 9latürlid)feit auSjubrücfen üerftc^t. 5)ie Dctaüen auf ©eite 11
©9ft. 4 finb gehörige unb hoffentlich 2)rudffef)ler. ßufammengenom*
men: bie ©onaten werben jungen Talenten Weber oiel nüfcen nod£)
fcfjaben, jebenfaHS fie unterhalten.
85ei ben brei folgenben Sonaten befinbe id£) midj in einiger SJer*
tegenf)eit, weil if)r Somponift früher einige Sonaten für ©laüier unb
SBioline gefdE)tieben, mit benen fid£) bie neueren, meiner 9Äeinung nacf|,
nidE)t wofjl meffen fönnen* fiiebt 3emanb Steinzeit unb Üntoerf äffest*
Ijeit ber (Sebanfen, fo glaube man eS oom Referenten. SBeift aber
3emanb aud) alles jurtief, was bie ©ad>e etwas intereffanter machen
lönnte, fo barf eS ifyn nid)t wunbern, wenn man fid£) eben weniger
bafär intereffirt. 2)aS Oenie fann ber Schönheitsmittel entbehren,
baS Xalent benufce fie aber äße. ®3 ift jene ©implicität ein troefener
©eitenweg, jur urfprünglid^en Slafficität ber §at)bn*9Äojartfcl)m $e*
rtobe jurüdjugelangen. Sin bem gröfcero 9fteicf)tf)um ber 2ttittel ber
neueren ßeit liegt eS aber fidler nic^t baft leine jenen äfjnlid>e SJÄeifter .
entfielen, wof)l aber an bereu falfd^er Senkung unb bann an f)un*
bert anberen Urfadfjen; toorjügltd) mufc man gleicf) als SWojart auf
* ©eftritfjen: ,,3d) möchte fie uidjt matt nennen-, aber pebantifer) unb btö
jur Sangenweile einfacr)."
54 ©onaten öon #artmann unb ©entjdjta.
bie 2Belt lommen. So finben wir benn t)ier bie Sonate wie baä
Snftrument in älteftcr SBeijc beljanbelt, unb freiließ ift bie Sompofition
beSljalb fo leidet worben, baft fie leibliche (Spielet öom Statt öerftetjen.
Sßollte ber Somponift aber überhaupt jur SBilbung mittlerer ©eifter
fdjreiben, fo fyätte er lieber ©onatinen gefdjrieben, bie weniger 9taum
eingenommen unb baffelbe genügt ljaben würben. 2)ie8 alles ijinbert
aber nid)t ju erflären, bafj bie ©onatett öiel gute 9Jiufif enthalten.
63 ift etwas StuSgelernteS, was man überall gewahren fann, eS ift
ber ruhige glufc ber gormen, bewegt er fidj audf) in einem breiten
unb nidfjt ju tiefen SJette, bie @id)erf)eit ber ©rfinbung, fangbare,
natürliche SKelobie, äu&erfte Sorrecttjeü, bie fidj nur einmal (©onate 2,
©•11, öorlefcter Xact) eine Meine fiüfjnljeit erlaubt» Sie fdjwung*
öottfte unter itn brei SRummern fdjeint mir bie brüte, namentlich in
ber SMitte beS legten ©afceS; audj baS Stnbante bief er Stummer nimmt
meljr für fid) ein. 3D3äre eS, baß biefe ßeilen ben tüdjtigen Äünftler
aus einer ju ftoijd^en ®leid)gültigfeit gegen ben ßeitumfd^wung riffen
unb er fid) an ergiebigen SebenS* unb ÄunftqueHen Äraft ju neuen
SBerlen fjole: Äenntniffe, SJitbung l?efifet er genug,
Die ©onate be$ §m. Jpartmann ift eine Slrbeit, bie einem
greube bereitet; fie fjat nichts SfofterorbentlidfeS, aber DrbentlidjeS
immer; alle Gräfte Wirten in einer natürlichen Spannung, bafc man
fid) bis jum ©übe angejogen füf)lt, ja baS gntereffe wäd)ft öon ©afc
ju ©afc unb auf ben legten Seiten get)t eS einmal reetyt mutf)ig unb
fid)er in bie Jpöfje. ©er erfte ©afe gefällt fid) in jener fpielenben 2trt
beS ©rnfteS, wie wir etwa an §ummelfd)en Sompofittonen gewohnt
finb. 3n •ber gorm mertt man bie Slbfid&t nadj alter ©efefcmäfcigteit,
weSljalb fie aud) correct unb bünbig worben, §rei geljen laffen tann
er fid) nod) nid^t 2)aS ©djerjo fjat fieben, bie SKadjafimungen barin
gef d)eljen mit Siatürlid^Ieit; öor Slöem gelungen in SKelobie unb ©tim*
menfüljrung ift baS Xrio. 2)aS Shtbante fdjeint mir gu feiner Sänge
nidjt intereffant genug, ift aber brat) unb ef)rlid) gemeint, ©er lefcte
©afc nähert fiel) bem Sijaralter .ber DnSlowfd)en; bem erften Xf)ema
wünfdjte id) mef)r ©igentl)ttmlid^feit unb ©rajie ; befto erfreulicher gef)t
eS im 3Wittelfa& mit feinen gefdjidtten SBenbungen unb SKad£)af)mungen
öon ftatten, 2)ie beiben legten ©eiten ((alte id), wie gejagt, für baS
greifte unb ©dfjwungöoüfte in ber ©onate.
Sauge ift mir aber feine Sompöfition öorgelommen, t>on ber i^
beim erften Solid in ba3 §eft fo wenig gehalten unb bie id£) nad^ genau*
erer Prüfung fo liebgewonnen fjätte, als bie ©onate öon ©enifd^ta,
$. §afot, %xio. 55
tin fo flareS ©emütl) unb Xalent fprtd^t fid) barin aus, ba$ öon einem
Unterfdjieb jtoifc^cn ®ut unb ©df)ledf)t faum ettoaS ju wiffen fd^cint
unb inftinctmäfctg immer ba3 ©rftere trifft, ©ie ift burdjiauS fyrtfcf),
«mpfinbungäoott, glücfticf) in fidj, bafc man feine SBünfdje weiter tjat:
ein mufifatifdjeS ©tillleben. 9tur einmal fjätte id| gemocht, baft ber
(Somponift ben fyötyern Slufflug fortgefejjt, ju bem er fief) fdfjon ange*
Jfc^idt; es ift auf ber neunzehnten ©eite. ©einem anfprudjlofen ©§a*
rafter gemäfc fef)rt er aber gleich öon felbft roieber auf bie grüne, fefte
@rbe juritcf unb erfreut aud) fo. SRimmi man bie SSioline jur 33e*
gleitung, fo würbe man ben fdjönen Xenordfjarafter oermiffen, roie er
bem SSioIonceÜ eigen; überhaupt fdf)eint mir bie ©onate gleich oon
$au§ aus nur mit SeHo gebaut, ©iner näheren Sntmidelung bebarf
ba3 2Berf nid^t; e3 liegt fo offen *ba, bafc man über feine ©ültigfeit
feinen ßtoeifel f)aben fann. 81. ©djumamt.
II. SrioS unb Duartetie.
% #alm, ®r. %üo für $fte., Biotine unb SBtoIoncctto (in A). SBert 57.
mXaubert, ©rfteS $rio für $fte., „ „ „ „ ftin F;. SScrf 32.
n lf tt @rfte^ Ouartett f. $ftc, Violine, »tota u. »cell, (in Es). SBerf 19.
& ©djubertl), Quartett für „ „ „ „. „ 2Berf 23.
<S. ©. Steiniger, drittes gr. Ouartett für $fte., »totine, SBiola unb »iolon*
ceEo (in Dmoll). SBerf 108.
Sin beutlidfjereS Seifpiet be8 beftenS SßittenS nadf) f|öf)erem Stuf*
ftug, bei grünblidjftem geftfifcen auf profaifd)em Soben, roie e3 ba$
erfte Xrio oben jeigt, giebt e$ fdjmerlidi auf ber SBelt nodj einmal.
5Dtand£)mal, geftetj' id) e3, fam mir etoaS Sad&en an, tote über einen,
ber mit angefdfjnattten ©dfjlittfd&ufien fortfjumpelt über miferableä
Sßflafter, öfter aber eine Slrt Störung über bie ungleiche 33ertf)eilung
ber ©lüdägüter, unb roie ein fo gleifciger fo gar mcfjtö erhalten atö
ber §anb ber oberften ©Bttin — einer, ber e3 beffer machen möchte
al8 $eeif)oöen, als Alle jufammen. 2Baf)tf)aftig, e3 fann faum ein
curiofereä Xrio geben. SWan ftnbet tjier öieleS, grofte Sntentionen
neben poffierttd>en ©prüngen, Slnmanblungen öon Sleganj bü toott*
t ommner Äörperungelenffieit, geheime Slnbeutungen neben offentiegenben
gabaifen, 83eetf)oöenfd)e unb granj ©cfjubertfdfje Sinftüffe neben SBiener
Sedereien, nur aber ^fjantafie ni^t, nid^t einmal baö, maä biefe regelt,
©efd^maef. 9lun benfe man fic^ ba8 äftljetiid^e 9Kalljeur, ba3 e8 fefet;
ja, e8 oerfolgt ben Somponiften fo augenfd&einlidf), bafe er fogar blinb
gegen ba§, ©elungenere ift, toie auf ©. 44, bie bod^ gefdjmacfoott
56 SB. Saubert, Xrio.
angeorbnet ift, unb bie er nun gerabe nidfjt wieberljolt, wät)renb er fonft
alle3 in ben Dominanten nad)iran8pomrt Unb bennod) !ann man
bem Xrio nid^t böfc fein. ©8 geftc^t fein Unvermögen ju gutmütig,
will nid)t tauften, nidfjft fdjmeid&eln, nur gebulbct unb in feinem guten
SBitten anerfannt werben; unb bieg gefd£)ef)e iljm audf), Sie Statur
müßte jerberften, wollte fie lauter SBeetl|oVen8 gebären* 2)a8 33efte
im Xrio ift übrigeng, big auf bie SMenge ©d^nörleleien, baS Slbagio,
äRan fel)e fid) ba$ Suriofum felbft an.
Ueber bag Xrio von Xaubert !ann man nad> ßuft unb Ueber*
jeugung reben, ba (ebenfo. wie im vorigen) bie ©lavierftimme jugleidf)
eine Partitur ift; — weniger über bag Quartett, obgleich üfj eg vom
Somponiften felbft, aber fdjon vor geraumer Qtit vortragen t)5rte.
2)ag Xrio ftetf id> benn bei SBeitem t)öl)er in Arbeit, ©rfinbung,
Originalität, in Slllem, fo flüchtig eg aucf| empfangen unb wieber*
gegeben fdjeint. ©g ift ein ®anjeg unb wirb in allen ©ä|en wie
burd) einen inneren Quoten gufammenget)altett, wie man eg nur in -ben
befferen 38erfen antrifft. SBenn man in früheren ©ompofttionen Von
Xaubert oft eine frembe Anregung merfen fonnte, vor Slllem bie 2Ren*
belgfoljng, fo ftctjt bag Xrio metjr unter Seet^ovenfd^em unb ©dju*
bertfd)em ©influß; lefcterem fdjreib' idj namentlich viele» im erften ©afc
ju, ber im ganjen Sljarafter wie in einzelnen ©teilen an bag ©d&u*
bertfd^e Xrio in Esdur anflingt, obwohl man eg nid)t gerabe SRote
für SRote nad&weifen !ann ; bagegen im legten ©afc viel 93eetfyovenfd(eg
mit einläuft unb im jweiten #aupttl)ema aucf| etwa» au» ber „äReereg*
fülle" k. von SRenbelgfofin. ©anj eigentümlich ftef)t aber ba» Sitte*
gretto ba, wie benn ber ©omponift eine glücflicf)e Slnlage jum ©djalfifd&eu
wie jum ©erb*Jpumoriftifd)fcn §at, wobei iljm nodfj feine grünbltdfjen
Äenntniffe ju ftatten, fommen, baß eg au6) immer alg mufifatifdfje
Arbeit intereffirt. ©8 muß einem burd>aug besagen biefeg «ttegretto,
jumal e8 nodfj eine nationale auglänbifdje gärbung f)at unb midfj an
manches Sieb in SDlooreg Iriah Melodies, bie gerabe vor mir liegen,
gemannt. S)a8 Slbagio ift von einem gewiffen allgemeinen ©fiarafter,
wie man mand&e fd)öne ©efidfter fd&on irgenbwo gefefjen ju tjaben
glaubt. S)er föauptgefang läßt feine tieferen ©puren fjurücf : wäjjrenb
man it)n aber l)ört, muß man it)n fcf)5n finben; von Sßirfung ftnb
anä) bie tränmerifd>en wie fjerabträufelnben Slccorbe an mannen
©teilen ber ©lavierbegleitung. ©twag, wag in allen ©äfcen günftig
auffällt, finb bie oft plöfclidfjen, aber immer glücflidj eintretenden
SRücf gänge ; fo im erften @a| auf ©. 9, im jweiten überall, im britten
ß. ©djubertfj, Guartett. 57
©. 25, im legten ©. 34. 2)afc in jebem einjelnen ein entfdjiebener
®runbton burdjftingt, Brauet man bei einem fo weit gebietjenen £om<
poniften nidjt ju bemerfen. — Ueber baS Quartett getraue idf) mir,
tute gesagt, wegen 3JtangetS einer Partitur feine ©timmfätjigleit ju.
©er (Stnbrucf nadj beS Somponiften ©piel war ein jc^r freubiger, aber
nid>t, bafj eS ben ganjen 2Wenfti)en burcfibruitgen, erwärmt fjätte,
woöon id> nur baS ©d)erjo ausnehme, baS if)tn immer in neuer SSeife
gelingt. 3n ben anbern ©äfcen, tierjei^ er mir, feinen mir bie
ipauptmelobieen ju Anfang beS erften unb legten ©afceS ju unbebeu*
tenb als Quartettmufif, unb etwa« fianbwertmäfcig mit ber ewigen
SluSbeugung nadf) ber ©ominante. 3nt SScrlauf finben ftd> eine SÄenge
(Slanjfteöen, fräftige unb gefunbe ©ebanfen, wie fie nur eine» treff*
liefen SünftlerS würbig fein mögen. 9t ©djumann.
35aS Quartett beS §m. ©d>ubertf) ift bie erfte umfangreiche
Strbeit, bie uns üon biefem oft als ausgezeichnetes Xalent genannten
Somponiften ju ©eficf)t gefommen. 3um ^M fan& ^ mi$ getäufdjt,
jum Xf)ei£ jenen {Ruf gerechtfertigt* S)enn Xatent bltdft überall burd),
bei SBeitem aber nodE) nid^t bie $)urd>gebitbett)eit beS ©eifteS, ber baS
9Äeifterwerf erft gerätf). 5Die Slrbeit ift nod£) ju ungleich : gewöhnliche
Sachen fielen jwifd&en befferen, ptyantaftifdjere SMomente weisen fd£)neH
blofc med^anifd^en Ausfüllungen; fein ©afc wirft burd&greifenb unb am
wenigften baS ganje Quartett, nadj einanber gefpielt. SBaS id£) für
baS 93efte tjalte, baS ©djerjo, fd&eint mir, unb tiic^t allein ber fremben
Xonart falber, einer anbern öieHeid)t fpätern Slrbeit entnommen unb
eingefd>altet. 3rre \d) midj, fo bleibt eS boc§ intereffant unb bringt
ßebenbigeS ju SÄarfte. 3n ben anbern ©äfcen fommt eS, wie gefagt,
ju nichts Sftedjtem, Sntfd)eibenbem; eS entwidfelt fid£) fein ljöf)erer3Us
ftanb bei fonft oft guter ©runbtage. ©o wäre mit bem §aupt*
rljtjtljmuS im erften ©a|, ift er auef) oft fd&on benufct, uodj manches
ju machen; aber eS bleibt beim blofcen Sftadjeinanbereinfatten ber Der*
fdfjiebenen Suftrumente; eine Sngfüljrung, gar geiftigere Soncentrirung
beS ©ebanfenS muß man überall üermiffen.* — 9tad) bem fpannenben
Anfang beS Slnbante fjätte man mel)r SRefultate erwartet; eS gef)t bei*
naf)e fpurloS üorbei. SBom ©d^erjo fprad) idf) fd)on; eS ift geiftreidf).
* ©eftridjen: ,,©ef)r fdjroadj fdjeint mir namentlich bieGtyifobe ©. 5, ©gft. 5,
ttrie benn baS (£Iat>ier, unb baS SnfemMe, nid)t fe^r üortfjeifljaft betjanbett tft, ixt»
bem jenes auf einmal fdjtoeig.t, bann nrieber allein anfangt :c. @ß fe()It ber ©a^melj
ber S&erbinbung, ber frei(ia) aua) ba§ ©djroierigfte jener SufammenfteHung, bie mir,
]oü iä) eS frei gefte^en, üon jcr)er feine ber glücflta^ften gefcfjienen ift."
58 G. ©. 9iet&iger, Ouartett.
Das Xf)ema beg legten SafeeS, wiewohl an mand&eS anflingenb, mu&
man bennodfj frifcfj unb ergbfclidj fjeifeen; baS jweite ift eigentümlicher,
fjatte aber tnelfacf) bcffer benufct werben fönnen. 2Bir glauben, ber
Kompomft gef)t etwas nad)fidjtig mit feinem Xalente um. So fcielen
®aben lönnte ein frönet ©rfolg nicf)t ausbleiben.
DaS Quartett oon Sftei feiger badjte icf) mir fdjon im S3orauS fo,
wie id() eS gefunben t)abe : fetjr unterhaltend anmutf)ig, melobifd), für
ftünftler ein Spiel, für Dilettanten feine 3Jiüt)e. Solan mufe ein Sa*
peHmeifter unb in immermäf)renber fd)bner Slngft fein, beim Sompo*
niren öon reijenben (Gräfinnen überlaufen ju werben, um fidj bie
mannen leid)t*briUanten ^artieen ju entfdjulbigen, bie SfteifeigerS Som*
pofitionen als ®unftwerfe nidjt entftetten aber bod> fyerabfejjen. 2Btr
finb überjeugt, SReifeiger muffe ein SSerf tiefern ©ehalte», eines, baS
über bie furje Spanne ber ©egenwart f)inaustbne, fd&reiben fbnnen,
wenn er feine Spieler für baS ©iuftubiren beS Schwierigeren, örofteren
nid)t ju oft entfd^äbigcn wollte burd) gewöhnliche Sßaffagen, bie i^nen
ben 93eifaü beS SßublicumS fidlem foHen. 2Ber liege fidj mdf)t gern
applaubiren? SRur bleibe aud) baS 2ob ber ftrengem, nur auf baS
©belfte genuteten fititif in 6t)ren, unb biefeS mürbe fid)erlid() nidjt
fehlen ot)ne jenes fidjtlidje SBeifaHfjerauSforbern. 9Kan finbet benn
in biefem Quartette fetjr SiebenSwürbigeS unb ©lüdlidjeS, einen leidsten
tyrifd)en Sdfjwung, furj alles, was man an 9teifeigerS ©ompofitionen
bereits 33ortf(eilf)afteS fennt. 35er erfte Safe ift fdjon bem iperfommen
nacl) ber gewtd&ttgere; er befriebigt, läfet nichts ju münden übrig.
Der befonbere Anfang beS jweiten XljeiteS f)ätte etwas SdjbnereS,
$oetifd)ereS erwarten laffen; bie fdjnellen (Eintritte beS ,f)auptr^t^muS
erinnern an bie in ber Supiterfompljome öon 9Jlojart. DaS Sdjerjo
f(at etwas üort(jeilf)aft SreitereS, als man gewbf)nlid) finbet, unb
fpringt beStjalb eigentümlicher fjerauS. Der ®efang im Xrio ift fdfjön,
Wenn aud) befannt unb Sßeberifd). ötwaS ju gebetjnt fdjeint mir baS
Stnbante ungeachtet feines freunblid&en ©IjarafterS ; einer meiner Spieler
meinte, ber ©omponift fyabt eS gewiß in fürjerer ßeit erfunben, als
man eS fpielen fbnne. DaS SRonbo tjat feinen tieferen SBertfy, fdjtiefet
aber Reiter unb guter Dinge ab. Daß baS D moll unb nod) ein neuer
9tf)t)tf)muS auf ber &otle|ten Seite erfd&eint, war nidjt ju öermutfjen.
Schwer ift baS Quartett in feiner Stimme feljr. Das Glat>ier fjerrfdjt
üor; namentlich beflagte fidfj mein SBratfdjift, bafe er faft gar nichts
ju tf|un fyabt. Der geehrte ßomponift wolle i^n einmal redjt in ben
Xiefen arbeiten laffen. 9*. S.
Fragmente au§ Seidig. IV. 59
iFragmente aus £etpjtg* IV.
[$ie Hugenotten.]
3ft mir'S bod) fjeute wie einem jungen mutagen Ärieger, ber jum
erftenmat fein Schwert jief)t in einer großen ©ad)e! 21(8 ob bie$
fleine Sietpjig, wo einige SBeltfragen fcf)on jur ©pradje gelommen,
and) mufilalifd)e fdjlidjten foHte, traf e3 fiel), bafe f)ier, toa^rfd^einlid^
jum erftenmat in ber SEBett neben einanber, bie jwei widE)tigften ßom*
pofitionen ber 3eit jur Aufführung lamen — bie Hugenotten öon
9Jietyerbeer unb ber SßauluS öon 9Jieubet3fol)n. SBo f)ier an*
fangen, wo auft)bren! SSon einer 9tebenbuf)lerfd)aft, einer SBe&orju*
gung be$ Sinen t>or bem Snbem fann Ijicr leine Siebe fein. 2)er
Sefer loei^ ju gut weldjem ©treben fid| biefe 951ätter geweift, ju gut,
baß, wenn t>on 9Jlenbet3fof)n bie Siebe ift, leine öon SMeijerbeer fein
fann, fo biametral laufen itjre Söege auSeinanber, ju gut, bafe, um
eine S^arafieriftü Seiber ju erhalten, man nur bem Sinen beijulegen
brauet, was ber Snbere nid)t f)at — baS Xalent ausgenommen, was
SBeiben gemeinfd^aftlid). Oft möchte man fid) an bie ©tim greifen,
ju füllen, ob ba oben alles noef) im gehörigen ©tanbe, wenn man
SMe^erbeerS ©rfolge im gefunben muftlalifdjen 2) eutf erlaub erwägt,
unb wie fonft ef)renwertl)e ßeute, 9Jlufiler felbft, bie übrigens audf) btn
ftilleren Siegen 2JlenbeISfot)nS mit greube jufe^en, t>on feiner 3Jiufil
jagen, fie war' etwas. 9lodj ganj erfüllt üon ben §od)gebitben ber
©df)röber»2)etment9 im fjibelio ging id) jum erftenmai in bie §uge*
notten. SBer freut fid> nicfjt auf SReueS, wer fjofft nid)t gern! §atte
bod| 9lieS mit eigener §anb getrieben, mandjeS in ben Hugenotten
fei 83eetf)oöenf<i)em an bie ©eite ju fteflen :c.l Unb was fagten Sin*
bere, was id>? (Serabeju ftimmte id) gloreftan bti, ber, eine gegen
bie Dper gebaöte gauft, bie SBorte fallen liefe: „im ©roetato ^ätte er
SRetierbeer nodfj ju ben SDhtfilern gejault, bei Robert bem Xeufel Ijabe
er gefdfjwanft, t>on ben Hugenotten an red&ne er ü)n aber gerabewegS
ju granconis* Seuten." 3Dlit welkem SBiberwiüen uns baS ©anje
* $er feiner 8«t Berühmte (SircuSbirector gfrancont in Sßarte Tratte burdj bie
mit allem ^Raffinement üon t^m in ©cene gejefcten „Sfcimobramen" bie aufjerorbent*
Kdjften ©rfolge erhielt, lieber eines biejer ©pectafelftucfe — „L'empereur* — be*
rietet 93öme in feinen ©riefen au$ Sßarte. (9fr. 16.}
60 gragmente quS Seidig. IV.
erfüllte, baß wir nur immer abjuweljren Ratten, lann i<$ gar nidjt
fagen; man würbe fdfjlaff unb mübe öom Sterger. 9lad> öfterem An*
t)ören fanb fidE) wot)l manches ©ünftigere unb ju Sntfd&utbigenbe
f)erau$, bag Snburttjeil blieb aber baffelbe, unb id£) müßte benen, bie
bie Hugenotten nur öon SBeitem etwa bem gibelio ober 8let)ntid)em
an bie Seite ju fefcen Wagten, unaufhörlich jurufen: baß fie nichts
üon ber ©ad&e öerftänben, nichts, nichts. Sluf eine S3efef)rung übrigen^
Keß' idf) micl) mdE)t ein; ba wäre fein gertigwerben.
@in geiftreidjer SRann tjat SDiufit wie Hanblung am beften burd>
ba3 Urzeit bejeidinet, baß fie entweber im greubenljaufe ober in ber
flirdje fpielten. 3dj bin fein 9Äoralift; aber einen guten $roteftanten
empört'S, fein tljeuerftea Sieb auf ben SBrettern abgefdjrieen ju f)ören,
empört e3, ba8 btutigfte 2)rama feiner 9teligion3gefcl|id£)te ju einer
3af)rmarft3farce t)eruntergejogen ju fef)en, @elb unb ©efc^rei bamit ju
ergeben, empört bie Dper Don ber Duöertüre an mit itjrer läd&erlicf)*
gemeinen $eiligfeit big jum ©df)luß, nadf) bem wir eljeftenS lebenbig
verbrannt werben follen.* 2öa8 bleibt nad) ben Hugenotten übrig,
als baß man gerabeju auf ber SBüljne SSerbre^er tjinridjjtet unb leidste
2)irnen jur ©djau aufteilt. 9Kau überlege fid£) nur alles, fetje, wo
alles fjinausläuft! 3m erften Stet eine ©d£)Welgerei üon lauter 9Rän«
nern unb baju, rec^t raffmirt, nur eine grau, aber öerfd>letert; im
jweiten eine @d£)welgeret oon babenben grauen unb bajwifdE^n, mit
ben iKägeln IjerauSgegraben für bie ^Sarifer, ein 9Äann, aber mit öer*
bunbenen Stugen. 3m brüten Slct öermifdjt fiel) bie lieberltdfje Xen*
benj mit ber ^eiligen; im öierten wirb bie SBürgerei vorbereitet unb
im fünften in ber ®ird)e gewürgt, ©djwetgen, morben unb beten,
t>on weiter nichts . ftetjt in ben Hugenotten: »ergebend würbe man einen
auSbauernb reinen ©ebaulen, eine waf)rf)aft dfjriftltdje (Smpfinbung
barin fudjen. 9Äet)erbeer nagelt ba8 £erj auf bie §aut un& fa9t:
„fel)t, ba ift e§, mit Jpänben jtt greifen." SS ift alles gemalt, alles
©d)ein unb Heudjelei. Unb nun biefe gelben unb ipelbinnen _
jwei, SRarcel unb ©t 93riS, ausgenommen, bie bodf) nid)t gar fo elenb
* 2Ran Icfc nur bie ©cfyfafjjetfen ber Dper:
Par le fer et l'incendie
Exterminons la race impie!
Frappons, poursuivons I'h6r6tique!
Dien le veut, Dieu veut le sang,
Oui, Dieu veut le sang! [@djj
gragmente aus Setyjig. IV. 61
jufammenfinfen. (Sin tooQfommener franjöfifdjer SDSüftling,* 9tet>er8,
ber SBatentine liebt, fte wieber aufgiebt, bann jur grau nimmt, —
biefe Valentine felbft, bic Staoul liebt, 9tetoer3 f|eiratl)et, iljm Siebe
fdjwort** unb ftdj julefct an Staoul trauen läßt, — Meter SRaoul, ber
Valentine liebt, fte au8fd)lägt, ftdf) in bic Äönigin verliebt unb julefct
Satentine §ur grau erhält, — biefe Königin enbltdj, bie Königin alT
biefer Sßuppen ! Unb bieg läßt man fid) alleä gefallen, weil e$ fjübfdf)
in bie Äugen fallt unb &on $ari$ fommt — unb üjr beutfd&en fitt*
famen 3Jiäbd&en galtet eudj nidEjt bie Slugen ju? — Unb ber ©rjlluge
aller ©ompöniften reibt fiefj bie §änbe t>or greuben! SSon ber SRuftI
an fidj ju reben, fo reiften l)ier wirftiefy feine Silber f)in; jeber Xact
ift überbaut, über 'jeben ließe fid) etwas fagen. SBerblüffen ober fi$eln
ift SÄe^erbeer« Ijöd)fter äBaljlfprud) unb e3 gelingt it)m audj beim
3ant(agel. SBaS nun jenen eingeflod&tenen Ef)oral anlangt, worüber
bie granjofen außer fid£) finb, fo geftef)' id), braute mir ein ©dtjüler
einen folgen ©ontrapunft, idj würbe i^n f|öd>ften8 bitten, er mödjt'
es nid)t fdfledjter machen fünftigt)in. SBie überlegt »fdjaat, wie be*
fonnen*oberfIäd(jlid), baß e8 ber 3anf)agel ja merft, mie grobfd>mieb*
maßig biefeS ewige §ineinf djreien SRarcelS „öut' fefteSJurg* jc. SBie! madjt
man bann aus ber ©df)werterweif>e im trierten Stet. 3$ gebe ju, fte
Ijat toiel bramatifc^en Bug, einige frappante geiftretdje SBenbungen unb
namentlich ift ber ©f)or &on großer äußerlicher SBirfung; Situation,
©cenerie, Suftrumentation greifen jufammen unb ba ba8 ®räßlid>e
SRetjerbeerS (Slement ift, fo fjat er l)ier audj mit geuer unb Siebe ge*
fc^rieben. SSetrad^tet man aber bie SRelobie mufifalifd), wa3 ift'8 atö
eine aufgeftufcte SRarfetllaife? Unb bann, ift'8 benn eine Äunft, mit
folgen SRitteln an fo einer ©teile eine SBirfung fjer&orjubringen?
3$ table nid£)t ba8 Aufbieten aller SRittel am richtigen Drte; man fott
aber nidfjt über §errlid>teit freien, wenn ein 2)ufcenb ?ßofaunen,
Xrompeten, Dpt)itle*tben unb ^unbert im Untfono fingenbe 2Renfd>en
in einiger Entfernung gehört werben fönnen. (Sin 2Ret)erbeerfd|e3
^Raffinement muß idj f)ier erwähnen. (Sr fennt ba$ publicum ju gut,
al« baß er nid^t einfe^en foöte, baß ju mel Särm julefct abftumpft.
Unb wie fing arbeitet er bem entgegen! (Sr fefct nad) folgen Sßraffel«
fteHen gteid) ganje Strien mit Segleitung eineä einsigen SnftrumenteS,
* SSßortc wie ,je ris du Dien de Funivers" etc. finb Älcinigfeitcn im
Sejte. [©d>.]
** D'aujonrd'hiii tout mon sang est a voub etc. [©c^.]
62 3rra0mente <m$ Seidig. V.
al« ob er fagen wollte: „fef)t, trag idE} aud£) mit SBenigem anfangen
fann, fetjt, ©eutfd^c, feljt!" (Sinigen ©fprtt fann man tf)m leiber nidjt
abfpretfjen. — 3töe« (Sinjelne burd>juget)en, wie reichte ba bie 3*ü
an«! SRetjerbeer« äußertidjfte Xenbenj, f)ödjfte 9Hdjt<£)riginatität nnb
Stiltofigfeit finb fo befannt wie fein Xatent getieft, ju appretiren,
gtänjenb ju machen, bramatifd) ju beljanbetn, ju inftrumentiren, wie
er auef) einen großen 3ieidjtf)um an gormen W- SWit leichter 2Rüt|e
fann man SRoffini, SRojart, §£rotb, SBeber, SBellim, fogar ©pof)r,
fnrj bie gefammte 9Jiufif nadjwetfen. 3Ba« ifjm aber burdfjau« ange*
f|ört, ift jener berühmte, fatal medfembe nnanftänbige 9U|t)tljmu«, ber
faft in aßen Xfjemen ber Dper burd^gef)t; id> Ijatte fd)on angefangen,
bie Seiten aufzeichnen, wo er öorfommt (©. 6, 17, 59, 68, 77, 100,
1 1 7), warb'S aber julefct überbrüffig. 3Rand)e« Seffere, aufy einzelne
ebtere unb großartigere Regungen fönnte, wie gefagt, nnr ber §aß
wegleugnen; fo ift 9Rarcel« ©dfjtadjttieb toon SBirfung, fo ba« Sieb
be« Sßagen lieblid); fo intereffirt ba» SReifte be« britten Stete« burd)
tebenbig üorgeftettte 33olf«fcenen, fo ber erfte Xf)eil be« ©uett« jwifd>en
SKarcet unb Valentine burdf) ßfyarafteriftif, ebenfo ba« ©ejtett, fo ber
©pottdfjor burd> fomifd&e ©efjanbtung, fo im trierten Set bie ©d&wer*
terweifje burdE} größere Stgentf)ümticljfeit unb oor Stttem ba« barauf
fotgenbe $uett jwifd>en Staout unb Valentine burdf) mufifalifd£)e Arbeit
unb gtuß ber ©ebanfen : wa« aber ift ba« alle« gegen bie ©e*
meinf)eit, SSerjerrtf)eit, Unnatur, Unfitttid>feit, Un*3Rufif be« ©anjen?
2Bat)rf)aftig, unb ber §err fei gelobt, wir ftefjen am ßiel, e« fann
nid&t ärger fommen., man müßte benn bie S3üf)ne ju einem ©atgen
machen, unb bem äußerften Stngftgefdjrei eine« oon ber Qtit ge*
quälten Xatente« folgt im Slugenblicfe [bie Hoffnung, baß e« beffer
werben muß.
V.
SBenben wir .un« mit einigen SBorten ju einem ©bleren.
§ier wirft bu jum ©tauben unb jur Hoffnung geftimmt unb lernft
beine SKenfd^en wieber lieben; f)ier ruf)t e« fief) wie unter *ßatmen,
wenn bu bidf) mübe gefugt, unb nun eine btü^enbe Sanbfdjaft bir ju
gragmente aus Seidig. V. 63
^üfcen Regt. ©S ift ber *ßauluS ein SGJerf ber reinsten Strt, eines
beS griebenS unb ber Siebe. 2)u würbeft bir fdjaben unb bem Sinter
welje tf)un, woßteft bu es nur toon SBeitem mit !§änbelfdf)en ober
33ad}fd)en toergletdfjen. SBorin fidj alle Äirdfjenmufif , worin fidj falle
©otteStempel, alle SÄabonnen ber 3Jtater gleidjfef)en, barin gleiten fie
fid>; aber freiließ waren 33adE| unb Jpänbet, ba fie fdfjrieben, fdjon
üRänner, unb 2RenbelSfof)n fdjrieb beinahe ganj Jüngling.* 8llfo baS
SBerf eines jungen SKeifterS, bem nodf) ©rajien um bie ©inne fpielen,
ben nod) ßebeluft unb 3"tunft erfüllen ; nidjt ju Dergleichen mit einem
aus jener ftrengem ßeit, Don einem jener göttlichen SReifter, bie ein
langes IjeiligeS £tbtn f)inter fid), mit ben §äuptern fdjon in bie SBolfen
fafjen.
2)er ©ang ber ipanblung, baS SBieberaufne^men beS SfjoralS,
ben wir fcfjon in ben alten Oratorien finben, bie Xljeifung beS ßf)orS
unb ber ©injelnen in fjanbelnbe unb betradjtenbe SRaffen unb *ßer*
fönen, bie ©f)araftere biefer ©injelnen felbft — über bieS toie über
anberes ift fd)on melfadfj in biefen blättern gefprod)en. 8ludj baft bie
Jpauptmomente jum 9tadjtl|eil beS ©inbrucfS beS ©anjen fc^on in bem
erften Xtjeile ber §anblung liegen, bafc bie 9iebenperfon ©tepfjanuS
wenn nidjt ein Uebergewidjt über SßauluS erhalt, fo bodj baS 3ntereffe
an biefem f djmälert ; ba% enblidEj ©auluS mef)r wirft in ber 9Hufif als
©efe^rter benn als S3efet)renber, ift ebenfalls richtig bemerlt worben,
fo wie, bafc baS Oratorium überhaupt fef)r lang ift unb bequem in
jwei jerfallen fönnte. 9fojief(enb jum Shinftgefpräd) ift oor Slllem
8RenbetSfof)nS bidjterifdje Sluffaffung ber ®rf Meinung beS §erm; bod)
meine idf), man öerbirbt burdj ©rübeln unb tbnnte bamit ben £om«
poniften nidjt ärger beleibigeri als f)ier in einer feiner fdjönften ©r*
finbungen. 3dj meine, ©Ott ber §err fpric^t in üielen 3un9en' Mb
ben 8luSerwäf)lten offenbart er ja feinen SBiHen burdj ®ngeld)öre; idfj
meine, ber SRaler brücfe bie 9tät)e beS ip&djften burd) oben aus bem
Saum beS SMlbeS fjeröorfdfjauenbe ©fjerubföpfe poetifdfjer aus als burdj
baS 83ilb eines ©reifes, baS SreifaltigteitSjeidjen :c. 3dj wüßte nidjt,
wie bie ©djönljeit beleibigen fönnte, wo bie 2Baljrf)eit nidjt *u erreichen
ift. Sludj f)at man behaupten wollen, bafc einige Sf) orale im SßauluS
burdj ben feltenen ©djmutf, mit bem fie 9ftenbelSfof)n umgeben, an
iljrer ©infalt einbüßten. SUIS ob bie Sf)oralmufif nid)t eben fo gut
* 3flenbeI$fof)tt fear 25 galjre alt, als er ben SßauluS anfing.
64 gragmenie au3 Seidig. V,
3eid)en für baS freubige ©ottoertrauen wie für bie flet)enbe JBtttc Ijabe,
als ob jwifd&en „2Bad£)et auf" :c. unb „SluS tiefer SKotl)" :c. fein Unter*
fdfjieb möglid) wäre, als ob baS ßunftwerf ntd^t anbere änfprüd&e be*
friebigen muffe als eine fingenbe ©emeinbe! (Snblicfy l)at man ben
SßautuS fogar nidE)t einmal als ein proteftanttfd>eS Oratorium, fonbern
nur als ßoncertoratorium gelten laffen wollen, wobei ein ©efdfjeuter
ben 9Kittetweg üorf^lug, eS bodE) „proteftanttfdfieS Koncertoratorium" ju
nennen. äJian fiei)t, Sinwenbungen, unb aud) begrünbete, laffen fidj
machen, unb ber gleiß ber Äriti! fofl aud£) in ©f)reh gehalten werben.
Dagegen öergleidfje man aber, was bem Oratorium Sftiemanb nehmen
wirb — außer bem innern $ern bie tiefreligiöfe ©efinnung, bie fid>
überall auSf priest, betraute man all baS aKufi(alifc^*3Reifterlic^*
©etroffene, triefen Ijödfjft eblen ©efang burdjgängig, biefe SBermäljlung
bc8 SBorteS mit bem Xon, ber Sprache mit ber SJhtfif, baß wir alles
wie in leibhaftiger Xiefe erbliden, bie reijenbe ©ruppirung ber Sßer*
fönen, bie Slnmutlj, bie über baS ®anje wie §ingef)aud()t ift, biefe
griffe, biefe» unauSlöfd&lidje Kolorit in ber Snftrumentatton, beS
oollfommen auSgebilbeten ©tileS, beS meifterlid^en ©pielenS mit allen
formen ber ©efcfunft nidjt ju gebenfen — man foHte bamit jufrieben
fein, meine idj. SineS nur fyabe id) ju bemetlen. $>ie SKufif jum
?ßaulug ift im 35urdjfdf)nitt fo Ilar unb populär gehalten, prägt fidj
fo rafdj unb für lange fttit ein, baß eS fcfieint, ber ©omponift Ijabe
wäljrenb beS Schreibens ganj befonberS barauf gebaut, auf baS SBolf
ju wirfen. ©0 fdf)ön biefeS Streben ift, fo würbe eine fol^e Slbfidf)t
fünftigen Eompofittonen bodE) etwas *>on ber Straft unb SSegeifterung
rauben, wie wir eS in ben Sßerfen berer finben, bie fid£) tyrem großen
©toffe rücffidjtSloS, ofjne Qxtl unb ©dfjranfe Eingaben. Bulefct be*
benfe man, baß 83eetf)o&en einen KljriftuS am Delberg gefdjrieben unb
audfj eine Missa solemnis, unb glauben wir, baß, wie ber Süngling
9)lenbetSfoJjn ein Oratorium fdjrieb, ber 9Kann auef) eines »oHenben
wirb,* SMS baljin begnügen wir uns mit unferm unb lernen unb ge*
nießen batiou.
Unb jefct ju einem ©d^lußurt^eil über jwei SRänner unb i^re
SBerfe, bie bie Stiftung unb Verwirrung ber ßeit am fdjärfften
djarafterifiren, ju gelangen. 3$ t>eradf)te biefen 2Reijerbeerfd£)en 3ftul)m
aus bem ©runbe meines §erjenS ; feine Hugenotten finb baS ®ef ammt*
üerjeidiniß aller äRängel unb einiger wenigen SSorjüge feiner 3^
* 2Renbel3joI)n $at bie ^rop^cjciuttö erfüllt (©liaS). [®$. 1852]
$L #enfelt, SSariationen. 65
Uttb bann — lafct un8 biefen aWenbel3foljn*$aulu3 f)ocf)ad)ten unb
lieben, er ift bcr $ropf)et einer frönen Bufunft, wo ba$ Sßert ben
Äüuftter abelt, triebt ber Heine 39eifatt ber ©egenwart: fein SBeg
ffiljrt jutn ©lud, jener jum Uebel.* .
Stöbert Schumann.10
Jlnfenm.
Unter biefer 3tufftf)rift erhielten wir bor Äurjem einige Seiträge
ber StatribSbiinblerfdfjaft mit ber anfrage : ob fie nidjt eine Sammlung
toon Äbgüffen intereffanterer Äöpfe in ber ßeitfd&rift auffteßen unb if)r
obigen SKamen beilegen bürfte, ba fie fürchte, bafc in ben in bie SÄobe
gefommenen Sn*gro3*9tecenfioneu mandjeS überfefjen würbe; bafc fie
übrigen^ bamit etwa« 8lriftoIratifd)e8 nid^t im ©ütne f)abe, fotte bie
Sftebaction nur glauben *c- 2)a3 Äefcte bei Seite gelaffen, antworteten
wir: bie 33ünblerfd>aft fottte nur.
S)ie Sftebaction.
1.
Variationen für ba* 5ßtanoforte Don »botylj #eufeft. SBerl 1.
2Rit einiger fjreunbfdjaft ntefjr betraute id& bid) oft, mein gto*
reftan, bafc bu mit gutem ©riff au§ ber ©djaar ber 3üngeren bie
S5eften f)erauSfüf)tteft unb fie juerft in bie 2Brft, b. u in bie Sritfdjrift
einfüfjrteft als fünftige SBürbens wo nidf)t Sorbeerträger. ©onberbar
waren fie gerabe toon ben öerfd&iebenften SJblterfd^aften, fo Eljopin
ein Sßole, SSerlioj ein Sfcangofe, JBennett ein (Snglftnber, Sfaberer,
©cringerer nidjt ju gebenfen. SBann enbttdE), badete id) ba oft traurig,
Wirb benn audj einmal ein 2)eutfd&er lommen! Unb er ift gefommen,
ein $racfjtmenf d(j , ber §erj unb Äopf auf ber regten ©teile §at,
2lbolpf( §enfelt, unb id> ftimme ber S)amb8bünblerin ©ara** bei,
bafc fie i^n, ben nodE) wenig ©ehrten, ü)n, ber faum 2Berf 8in3
hinter bem Stücfen Ijat, gleidf) ben S3eften ber jungen Äünftlerfdfjaft
* $ier folgten noc^ bie (sdjfafiworte : „Unb nie untertrieb idj ettoaS mit fo
fefter Ueberjeugung aU Ijeute."
♦* Sri. Sophie ÄaSfet (nad)fjertge ®rafin SBolf SBaubiffin) in $re$ben, meiere
eine (£1)arafteriftil §enjett3 für bie 3eitjdjrift (1S37, VII, 57) getrieben f)atte.
€ Hamann, ®ef. Sdjuften. II. 5
66 21. &en?elt, ©emotionen.
•
anreiht. 2)u wetfct, gloreftan, öiel Ijaben wir am Glaöier jufammen
ftubirt, gefd^tuetgt in Fingerübungen unb $eetf)oöen, beften Xon ju
erlangen. 2Ba3 idj aber 2Bof)llaut, Älangjauber nenne, ift mir notfj
nie in einem t)öf)em ®rabe fcorgefommen als in §enfelt3 ©ompofi*
tionen. £)iefer 2Bot)lIaut ift aber nur ber 2Biebert)atl einer inneren
ßiebenfcwürbigfeit, bie fid) fo offen unb waljr au3fprtd|t, wie man e$
in biefem t>ert)üllteu Sartoentanj ber ßeit faum metjr lennt. fieberen
SSorjug f)aben wof)l audfj anbere junge ®ünftler mit meinem gemein;
fie fennen aber iljr 3nftrument ntdft fo genau, wiffen ifjre ©ebanten
nid)t fo reijenb tjerauSpfteöen, 3$ fprec^e l)ier nidjt üon ben 93a*
riationen, in bie man ftc§ IjödjftenS öerlieben fann, oijne tiefer gepadft
ju werben, toaä fie audfj gar nid|t wollen; aber bei mannen SRenfdjen
läßt fidj, aud| wenn fie nod> erft wenig gefagt, iljr 33efte3 nod) nid>t
gegeigt fjaben, gleich üon üorntjerein auf ein fd)öne3 §erj, einen t)ar<
monifd) gebilbeten (Seift f^lie^en. Unb bann f)örte id£j erft bor Shtrjem
üon Clara Sßtecf wie Don einem greunbe be8 Somponiften eine SRenge
fleiner Xonftücfe, bafc einem öor ßuft bie Xljränen in bie Äugen treten
fonnten, fo unmittelbar griffen fie an ba8§erj. — Äann idf) nun
über foldjen Xugenben eine» &ünftlergeifte§ aurfj nirf)t bie tiefere
Sigentfjümlirfjfeit Slnberer, wie ben fjodjleibenfdjaftlidjen Gfjopin »er*
geffen, über SBalter Scott nidfjt ßorb Sfyron, fo bleiben fie bod) ber
5Rad)af)mung, ber innigften Änerfennung in einer ßeit wert!), wo ein
toerjerrenber unb üerjerrter SRe^erbeer wüftet unb ein toerblenbeter §aufe
ii)m jujaucf)jt. Sabt eudj benn an ben 21u3fid)ten, bie biefer Sünftler
erf erliefet; bie fd^öne SRatur bringt enblidf) bod) burdf). ©r aber möge
fidE) feiner SBebeutung erfreuen unb fortfahren, mit feiner Äunft $reube
unb (Slücf unter ben SDlenfdjen ju verbreiten. !1 .
SKod) (Sineä. ®3 würbe neulidj gefragt, ob #enfelt nietyt eine bem
sßrmjen 2oui3 gerbinanb öon Sßreufcen fcerwanbte Srfc^einung wäre.
SIHerbingS, aber fie fallen in umgelegte 3*iten. SRimmt man t)on ber
äRufif einen romantifdfjen unb claffifctjen S^aralter an, fo war
Sßrinj SouiS ber SRomantiler ber claffifd>en Sßeriobe, wäf)renb
§enfelt ber ßlaffifer einer romantifdjen ßeit ift; unb infofem be*
rühren fie fid). 12
(SufebiuS.
©t. geller, 3m£romj>tu$. 67
Stet Stttyrottipttt* für ba$ ^iattofotte *on Stehen fetter. 88erf 7.
Damit aber mein SufebiuS ttid^t etwa überfd)äume wie ein f)odj*
gefd|)wungener Sßofal, ftett' id) it)m einen eben fo jungen beulen
Äünftler gegenüber, ©tep^en geller, ber bie SSorjüge feines Sieb*
lingS jwar nid)t in fo f)ol)em ©rabe tfyeilt, aufcerbem aber 93ielfeitig<
feit ber (Srfinbung, ^antafie nnb SBifc bie*gülle f)at. SSor einigen
Sauren fd>on fcfyrieb uns ein Unbefannter, er Ijätte gelefen, bie 3)aüibS*
bünblerfcfyaft wolle fidf) audj elenber 9Ramtfcripte annehmen. „9Wan
fann" — f)ieJ3 eS in jenem SBriefe weiter — „biefen ®ebanfen nidfjt
banfbar genug anerfennen. 3rgenb ein partes SBertegerfjerj ober ein
§erj*SSerleger fann burdj geregte Äritit foläjer SWanufcripte auf junge
Xalente aufmerffam gemalt, naef) Sßerbienft in feiner Jpärte beftärtt
ober günftiger geftimmt werben. — 3n mir, toeref)rte StotoibSbünbler,
feljen ©ie ©inen öon ben Sielen, bie if)re ©ompofitionen (soit-disant
äBerfe) oeröffentlid)t wiffen woQen, aber jugleidfj Sinen toon ben
SBenigen, bie eS nid^t wünfcf)en, um ftdj — gebrudt ober geftodfjen ju
feljen, fonbem beSfyalb, um ftd) beurteilt ju fj'ören, um Xabet, lefyr*
reiben, ober @rmuntembeS ju t>ernef)men" *c. — 2>er ganje SSricf
oerrietf) einen l>eöen feinen Äopf, SRatoetät unb 83efd()eibent)ett ©nblid}
lamen bie SDlanufcripte, abermals mit einem SBrief, aus bem \6) mief)
folgenber ©teile entfinne: „©rofeer Sichtung bürfte idfj mid| fidler er*
freuen,* wenn idE) mid| Stynen als einen ausgezeichneten ©eljer unb
feltenen — Ipörer legittmire! 3$ f)abe 83eetf|oöen, id) f)abe-@df)ubert
gefe^en, oft gefeiert unb jwar in SBien, unb bie befte itaüenifc^e
OperngefeHfd)aft bort unb weld&e ßufammenftellung, — bie Duartette
t)on äRojart unb S3eett)oöen t>on ©djuppanjigf) jc. fpielen unb SBeet*
tyotoenS ©t)mpf)onieen üom SBiener Drd^efter aufführen gehört. 3nt
©rnfte, toeref)rtefte SBünblerfd&aft, bin id) lein feltener, beglütfter ©ef)er,
feinüom ©djtdfal begünftigter ipörer?" SBefte greunbe, — fagte idE)
meinen — nadj folgen SBrieffteflen ift nichts ju ttjun, als auf bie
Gompofition jujuftiegeu unb ben SÄann an ber SBurjel fennen ju
lernen, beffen SKame ein fo fatales Sßiberfpiel feines SnfjaberS*
3df) bin beS SBorteS „3ftomantifer" öon iperjen überbrüjfig, obwohl
* 2Börttid> in ber Seitfdjrift: „©roßer Stauung, bürjte icf> mid) Sfjrer erfreuen"
— ein offenbare! $rucfüerjcl)en, bafc bie obige (Sonjectur bc$ Herausgeber! ju Ijeben
t»crfucr)t.
68 Slara SGBtecf, ©oireen.
idfj e$ nicf)t jefjnmal in meinem Geben ausgesprochen Ijabe; unb bodf>
— wollte idfj unfern jungen ©ef)er lutj tituliren, fo f)ief}' idj if}n
einen, unb welken! SSon jenem üagen, niljiliftifdEjen Unwefen aber,
wohinter äRandfje bte SRomantil fudfjen, ebenfo wie toon jenem graben
Ijinflecffenben SRaterialiämuS, worin fid| bie franjöfifdjen Sleuroman*
tifer gefallen, weife unfer ©omponift, bem ipimmel fei S)anl, nidjtS;
im ©egent^eil empfinbet er meift natürlich, brttdft er fid) flug unb
beutlidfj avß. 2)ennodE) füf)lt man aber nodEj etwa» im föintergrunb
fielen beim @rf äffen feiner ©ompofitionen , ein eigene» anjiel)enbe&
«SwielidEjt, meljr morgenrötljlidj, ba3 einen bie übrigens feften ©eftalteu
in einem fremdartigen ©djein feljen läfet; man fann fo etwas niemals
burcf) SBorte fdjarf bejeid^nen, burdfj ein SSilb fdEjon eljer, unb fo mödjte
id) jenen geiftigen ©djein ben fingen dergleichen, bie man im äRorgen*
flauer an gewiffen Sagen um bie ©äjattenbitber mancher Äöpfe be*
merlen toitt* 3m Uebrigen Ijat er gar nichts UebermenfdfjlidfjeS als
eine fü^Ienbe ©eele in einem lebenbigen Körper. Dabei fü^rt er aber
audEj fein unb forgfam atö; feine formen finb neu, pfjantafttfdEj unb
frei ; er l)at feine Slngft um ba8 gertigwerben, was immer ein Seidjen,
bafc triel ba ift 3enen Ijarmonifd&en Sßoljllaut, ber in ber Xfyat bei
£enfelt fo Wof)ltf)ut, befifct er nidfjt in bem SKafee; bagegen l)at er
meljr (Seift, üerfteljt er ßontrafte ju einer ©intyeit ju üerf^meljen.
3m ©injelnen ftört mid^ manches ; er erfticft aber ben Xabel burdf) eine
geiftreidfje Sßenbung im Slugenblicf. 2)ieS unb ÄeljnlidjeS jeidfjnet biefen
meinen Siebling aus* Ueberfelje idfj audj bie ©ebication nidfjt! 35a»
3ufammentreffen ift fonberbar; bu erinnerft bidEj, ©ufebiuS, wir tjatten
einmal etwas ber SBina aus ben „<$legeljaf)ren" jugeeignet; bie 3)cbt-^
cation ber SmpromptuS nennt audfj eine 3ean $aulfd^e ipimmelSgeftalt,
ßiane ü. groulaty,* — wie wir benn überhaupt mand&eS gemein fabelt,
welche» ©cftänbmfe SRiemanb falfdfj beuten wolle; es liegt ju beutli<£
ba. ©o empfefjf k§ eud) bie Impromptus, äßa^aftig, biefeS Xalent
Ijat eine ßutunft toor fid>. ,3 gloreftan.
Soireen für ba* ^tanoforte tum Giaxa SBietf. SBerl 6.
8htd) ein weibüdjer Sopf foH unfer äRufeum fdimücfen, unb über*»
Ijaupt, wie fönnte idfj ben heutigen Xag, als SSorfeier beS morgenben^
* im $itan.
(Sfara SBietf, Soireen. 69
ber einer geliebten* Sfinftlerin baS Seben gab, beffer begeben, als baß
tdj mid(> gerabe in eine itprer Schöpfungen toerfenfte mit einigem An»
t$etf. ©inb fie bodf) einer fo auSlänbifdjjen Sßtjantafie entfprungen,
als baß t(ier bie bloße Uebung ausreiste, biefe feltfam toerfdEjlungenen
^IrabeSfen verfolgen ju lönnen, — einem ju tief gegrünbeten ©emütlje,
als baß man, wo baS S3ilblidf)e, ©eftaltenö^nlid^e in it)ren ©ompo*
jttionen met)r in ben Jpintergrunb tritt, baS trfiumerifdjje, in fidf) »er*
tiefte SBefen auf einmal ju faffen t>ermöd>te* 2)e8l)alb werben fie audf)
bie Sfteiften eben fo rafdfj wieber weglegen, als fie fie in bie §anb
genommen ; ja, eS ift ju glauben, baß orbentlid&e SßreiSafabemieen ben
©oirfen unter ^unbert eingefanbten anbem nidjt etwa ben erften
^ßreis juertennen fonbem eben ben legten, fo wenig fd&wimmen Ijier
bie perlen unb Sorbeerfränje auf ber gläd>e* Sntmerfjin war' idf) auf
baS Urteil ber Sttabemiften mef)r als je gefpannt; benn eines XljeilS
t)erratt(ett bie ©oirten bodf) gewiß Sebem ein fo jarteS fiberwaüenbeS
Seben, baS Dom leifeften §audf) bewegt ju werben fdfjeint, unb bodjj
audj wieber einen 9teicf)tl)um an ungewöhnlichen SRitteln, eineUßadjt,
bie heimlicheren, tiefer fpinnenben gäben ber Harmonie ju öerwirren
unb auSeinanber ju legen, wie man es nur an erfahrenen ßünftlern,
an 9Jtänneru gewohnt ift. Ueber baS ©rftere, bie 3ugenb ber ©om*
poniftin, pnb wir einig* 2)aS Rubere aber ju würbigen, muß man
freiließ wiffen, wie fie, als SBirtuofin fd&on, auf bem §öl)enfdf)eitel ber
$eit ftet(t, üon wo aus if)r nichts verborgen geblieben. 2Bo ©ebaftian
95ad^ nodj fo tief eingrabt, baß baS ©rubenli^t in ber Xiefe ju Der*
töfdden bro^t, wo SSeetljotoen aufgreift in bie SBolfen mit feiner Sita*
nenfauft, was bie jüngfte ßeit, bie ^>5^e unb Xiefe vermitteln
möchte, toor fidf) gebraut t)at, toon all biefem weiß bie Äünftlerin
unb erjät)lt baüon in lieblicher 3Rgb(^enflug^eit, Ijat aber beS^alb audf)
bie Änforberungen an fidE) auf eine SBeife gefteigert, baß einem wot)t
bange werben fönnte, wo bieS alles tjinauS foö, 3d0 üermag nid)t
tiorjugreifen mit meinen ©ebanfen hierüber : Solang ftef)t bei folgern
Talente hinter Solang unb bie .Seit Ijebt einen nadf) bem anberen
hinweg unb immer anberS, als man üermutljet. Aber baß man einer
foldjen wunberfamen ©rfd>einung nid^t gleichgültig jufelje, baß man
i^r ©d>ritt üor Stritt in i^rer geiftigen ©ntwicfelung nadjfolge, wäre
* ©djumamt war fd)on im ®ef>eimen mit (Stara berlobt, als er bie« jdjrteb.
$lm 13. September 1837, (Stara* atyaefmtem ©eburtätage, bewarb er fidj fdjrift*
lidj bei SBied um bie §anb feiner fcodjter. @r ttmrbe befanntlidj abgemieten.
70 9Kenbe(S|o§n, ^rälubien unb Sugen.
t)on Sitten ju erwarten, bie in unferer benfwürbigen ©egenwart nid&t
ein lofe« ©urdjeinanber be« 3ufatt« fonbern bie natürliche, innige
SSerfnüpfung tferwanbter ©eifter üon fonft unb jefct erfennen.
2Ba« erhält man atf o in biefen ©oir&n ? 33?a« foredfjen fie au«,
wen gefjen fie an, unb finb fie ein SRefultat, ber Arbeit eine« SReifter«
ju Dergleichen ? ©ie erjagen un« benn öiel öon äRufif, unb wie biefe
bie ©d&wärmerei ber Sßoefic hinter fidf) läfct, unb wie man glütf Udf) im
©dfjmerj fein fönne unb traurig im ©lue!, — unb fie gehören benen,
bie audf) of)ne ©tarier feiig fein fönnen in äßufif, benen ba« feljn*
füdjtige innere ©ingen ba« §erj fprengen mochte, Sitten, bie in bie
getyeimnifctootte DrbenSfpradje einer felteneu ßünfilergattung fd|on ein*
geweift finb. ©nblidj, finb fie ein SRefultat? 2Bie bie ÄnoSpen finb
fie'8, et)e fie bie garbenflügel in offener $radjt au«einanber treiben,
jur ^Betrachtung feffelnb unb bebeutenb, wie alle«, loa« eine ßufunft
in fid} birgt. — greilidj, bie« nun alle« Don il)r felbft ju f)ören!
Sßeifj man bodj felbft nidf)t, wie einem ba oft gefd)ief)t! Äann man
.fid£| ba oft faum beuten, wie fo etwa« mit 3eidf)en bargeftettt, aufge*
fdfjrieben werben fönne! Sft bie« bodf) wieber eine ifjr angetyörige er*
ftaunli^e Äunft, über bie fidf) ganje öüdjer f)ören liegen ! 3dj fage
„Ijören" unb bin weife geworben. Unferen 2)aöib«bünbterfräften miß*
trauenb baten wir j. 33. neulidj einen guten Kenner, un« etwa« über
bie @igentl)ümlid)leü be« Vortrag« biefer SSirtuofin für bie 3eitf^^ft
ju fdjreiben; er toerforadfj e«, unb nadf) jwei Seiten Äbljanblung fam'3
richtig am ©djlufc: ,,e« wäre wünfdf)en«wert§, einmal etwa« SBegrün«
bete« über bie 33irtuofität biefer ßünftlerin ju erfahren" :c. SBir
wiffen, woran er gefdEjeitert ift, unb we«l)alb wir aud) f|ier abbrechen:
e« lägt fidf) eben nidf)t jebe« in SSudfjftaben bringen.
«m 12. ©eptember 1837.
gloreftan unb (Sufebiu«.
6 $rfffttbiett ttnb fangen für ba« ^ianoforte
Hon fteltg 9Renbel«fo^n-8art^olb^ ©tri 35. .
Sin ©prubelfopf (er ift jefet in $ari«) befinirte ben S3egriff
„tSuge" meift^in fo: *fie ift ein Xonftücf, wo eine ©timme üor ber
anberen au«reifct — (fuga a fugere) — unb ber guljörer toor allen'4,
9Renbel$iQfjn, Sßräfobten unb fjugcn. 71
weätjalb er audfj, wenn bergleidfjen in Soncerten öorfamen, taut ju fpre*
djjen unb nodf) öfter ju fdjimpfen anfing» 3m ©runbe üerftanb er
aber wenig Don ber ©adfje unb glidfj nebenbei bem gud|8 in ber gabel,
b. Ij. er tonnte felbft feine madfjen, fo feljr er' 3 fid) audj fjeimlidfj .
wünfdjte. SBie anberS befiniren freilief) bie, bie'3 fönnen, Kantoren,
abfoltrirte SJiufifftubenten u. bgl. Sfatdfj biefen t)at „93eetf)ot)en nie
eine guge gefd&rieben, nodj fdireiben tonnen, felbft 33ad| fidf) greif)eiten
genommen, über bie man nur bie Steffeln judfen tonnte, bie befte Sin*
leitung gäbe allein SWarpurg" u. f. W- ©nblidf), wie anberS beuten
Stnbere, id) j* 83., ber id) ftunbenlang fdfjwelgen fann in 83eetf)ot)enfcf)en,
in 33adf|fd)en unb §änbelfcf)en unb be3t)alb immer behauptet, man
tonne, wäfferige, laue, elenbe unb jufammengeftidte ausgenommen,
feine meljr matten Ijeut ju Sage, bis mid) enblid) biefe 2Kenbel$fol)n*
fd)en wieber in etwas befdf)wid()tigt. £)rbentlidf)e gugenmufterreiter
täufdjen fidf) inbeft, wenn fie in if)nen einige öon üjren alten l)errlicf)en
fünften angebracht glauben, ettoa imitationes per augmentationem
duplicem, triplicem etc. ober cancricantes motu contrario etc. —
ebenfo aber aud) bie romantifdfjen Ueberftieger, wenn fie ungeahnte
Sßfjönijüögel in iljnen ju finben hoffen, bie fid) Ijier lo&gerungen aus
ber Äfdf)e einer alten gorm. §aben fie aber fonft ©inn für gefunbe,
natürliche äRufil, fo befommen fie barin Ijinlänglict). 3df) will nidf)t
blinb loben unb weift rect)t gut, baft SSad^ noef) ganj anbere gugen
gemadjt, ja gebietet Stber ftänbe er jefct aus bem ©rabe auf, fo
würbe er — erftens toielleidOt etwa« um fid) wettern redfjtö unb linfs
über ben SRufifjuftanb im allgemeinen, bann aber fief) gewift audj
freuen, baft Sinjelne wenigftenS nodf) Slumen auf bem gelbe jieljen,
wo er fo riefenarmige Sidfjenwälber angelegt 2ßit einem SBorte, bie
gugen l)aben iriel ©ebaftianfdfjeS unb tonnten ben fdfjarffidfjtigften SRe*
bacteur irre machen, war' e3 nid)t ber ©efang, ber feinere ©djmelj,
woran man bie moberne 3eü IjerauSertennte, unb t)ier unb ba jene
fteinen, SÄenbelSfoljn eigentümlichen ©tridfje, bie if)n unter §unber*
ten atö Eomponiften benutzen. Söiögcn SRebacteure ba« nun finben
ober nid)t, fo bleibt bod) gewift, baft fie ber ßomponift nidf)t jum
ßeitöertreib gefdf)rieben, fonbern beSfcalb, um bie Etatrierfpieler auf
jene alte SKeifterform wieber aufmerffam ju madEjen, fie wieber baran
ju gewinnen, unb baft er baju bie redjten SRittel wählte, inbem er
"äße jene unglücflidfjen, nidf)t3nu$igen ©afetünfteleien unb imitationes
mieb unb mefjr baä 2Mobifdf)e ber ©antilene DorfjerrfdEjen lieft bei
allem gehalten an ber S8act)fctjen gorm, fie^t if)m aud^ gan? abnlid^.
72 9Eenbel$ioljn, ^räfubien unb gfugen.
£>b aber tnettetdjt audj nidf)t bic lejjtere mit Slujjen umjugeftalten,
ofine ba| baburdj ber Gljarafter ber guge aufgelöst würbe, ift eine
§rage, an bereu Antwort fidf) nodj) 2Wandf)er öerfud)en wirb. JBcct^o*
t)en rüttelte fdjon baran, war aber anberweitig genug befdfjaftigt unb
fcf)on ju tyodE) oben im StuSbau ber kuppeln fo öieler anberer S)ome
begriffen, als bafe er jur ©runbfteinlegung eines neuen gugengebäubeS
ßeit gefunben. 3lud} Sfteidja toerfud&te fidfj, beffen ©df>bpferfoaft aber
offenbar ljinter ber guten StbfidEjt jurütfblieb ; bo<^ finb feine oft curio*
fen 3been uidjt ganj ju überfein. Sebenfatts bleibt immer bie bie
befte guge, bie baS publicum — etwa für einen ©traufjfdjen SBaljer
$ält, mit anberen SBorten, wo baS fünftlidje SBurjelwerf toie baS einer
S31ume überbedt ift, bafe wir nur bie S31ume feljen. ©o fjtelt einmal
(in 2Bal)rf(eit) ein übrigens nidjt unleiblid&er SRufiffenner eine 33adE>fcI|e
guge für eine (Stube üon Eljopin — jur ®l)re beiber; fo tonnte man
manchem SWäbc^en bie lefcte Partie einer, j. 83. ber jweiten, äßenbels*
foljnfcljen guge [an ber erften würben fie bie ©timmeneintritte ftufcig
machen) für ein Sieb ofjne SBorte ausgeben, unb eS müfcte über bie
Slnmutl) unb 3ßeid)f)eit ber ©eftalten ben ceremoniellen Drt unb ben
toerabfd^euten tarnen toergeffen, wo unb unter bem fie iljm öorgefteüt
worben. Jhtrj, es ftnb nid^t allein gugen, mit bem Äopf unb nad)
bem Sftecept gearbeitet, fonbern äRufifftüde, bem ©eifte entfprungen
unb nadf) Dtc^terweife ausgeführt. 2Bic bie guge aber ein ebenfo
glüdlid&eS Drgan für baS SBürbige wie für baS SRuntere unb fiuftige
abgiebt, fo enthält bie ©ammlung au$ einige in jener lurjen, raffen
8trt, bereu 33ad> fo mele Eingeworfen mit 2Weifterf)anb. Seber wirb
fie ^erauSfinben ; biefe namentlich üerratljen ben fertigen geiftreic^en
Sünftler, ber mit ben geffeln wie mit Slumengewinben fpielt. SSon
ben Sßrälubien nod^ ju fpredjen, fo ftefjen toielleidjt bie meiften, wie
wof)l aud^ toiete 83adf)fdE>e, in feinem urfprünglidjen Sufammenfymge
mit ben gugen unb fdjeinen biefen erft fpäter üorgel)ängt. 3)ie SDic^r*
jaljl ber Spieler wirb fie ben $ugen öorjieljen, wie fie benn aucf> ein*
jeln gefpielt eine tooüftänbige äöirtung ljinterlaffen; namentlich paeft
baS erfte gteid) üon §auS aus unb reifet bis jum ©df)luf$ mit fidj
fort. Die anberen felje man felbft nadf). 2)aS SBerf fpridjt für fidd
felbft, audfj ot>ne ben Slamen beS Somponiften.
Seanquirit
gr. (ä^opin, (Stuben. 73
12 «tfibett für ^ianoforte tiott &riebrid> ffljoput. S»etf 25.
SBic bfirftc beim bicfer in unferm Sölufeum fehlen, auf ben wir
fo oft fcf)on gebeutet wie auf einen feltenen ©tern in fpäter Sftadjt*
ftunbe ! 8Bot)tn feine S3a^n getyt unb füljrt, wie lange, wie glänjenb
noclj, wer weife eS? ©o oft er fidj aber jeigte, war'S baffelbe tief*
buntele ©lüljen, berfetbe Äew beS £id()tS, biefelbe ©d&ärfe, bafe iljn
ljätte ein Sinb tyerauSfinben muffen. Sei biefen (Stuben lommt mir
nod) ju ftatten, bafe idj fie tneift toon ®t)opin felbft geprt, unb „feljr
ä la Chopin fpielt er felbige", ffüfterte mir gloreftan babei ins £)f>r.
2)ente man fi<f), eine SteolSljarfe §ätte äße Tonleitern unb eS würfe
biefe bie ipanb eines ÄünftlerS in aller^anb p^antaftifc^en SBerjierun*
gen burd&einanber, bodf) f o, bafe immer ein tieferer ©runbton unb eine
weidfj fortfingenbe Ijöljere ©timme Ijörbar — unb man Ijat ungefähr
ein fflilb feines ©pieleS. Äein SBunber aber, bafe uns gerabe bie
©tücfe bie liebften geworben, bie wir öon iljm gehört, unb fo fei ienn
öor Stöem bie erfte in As dar erwähnt, mef)r ein ©ebicf)t als eine Stube.
9Kan irrt aber, wenn man meint, er Ijatte ba jebe ber Meinen Sftoten
beutlidf) työren laffen; eS war meljr ein SBogen beS Asdur*2lccorbeS,
öom ^ßebal l)ier unb ba üon Sleuem in bie §öt)e gehoben; aber burdf)
bie £armomeen l(inburd) toernaljm man in grofeen Xönen SRelobie,
wunberfame, unb nur in ber Söltttc trat einmal neben jenem §aupt*
gefang audjj eine Xenorftimme aus ben SKccorben beutlidjer Ijertwr.
SRacf) ber Stube wirb'S* einem wie nadf) einem fel'gen SMlb, im Xraum
gefeiten, baS man, fcf)on Ijatbwadf), nodf) einmal etf)afdf)en mochte;
reben liefe fid) wenig barüber unb loben gar nidfjt. Sr lam alsbalb
jur anbern in Fmoll, ber jweiten im SJud), ebenfalls eine, in ber
fidf) einem feine Sigentf)ümlid(jfeit unöergefelidj einprägt, fo reijenb,
träumerifdfj unb leife, etwa wie baS ©ingen eines ÄinbeS im ©dfjlafe.
SBieberum fdjön, aber weniger neu im Sfjarafter als in ber gigur,
folgte bie in Fdur; tjier galt es meljr, bie Sraüour ju jeigen, bie
liebenSWürbigfte, unb wir mufeten ben äReifter fef)r barum rühmen. . .
S)odf} woju ber befd&reibenben SBorte! ©inb fie bodf) fämmtlidf) Qtu
d)en ber Kienen, iljm innewoljnenben ©dfjöpferfraft, wa^afte 2)idf)ter*
gebilbe, im Singelnen nid|t o^ne fleine gteefen, im ©anjen immerhin
mädfjttg unb ergreifend 2Reine aufridjjtigfte SÄeinung inbefe nicf)t ju
74 & ©• Mütter unb $effe, ©gmpfjomeen.
öerfdjweigen, fo fd^eint mir allerbingS baS Xotalgewicfjt bcr früheren
großen Sammlung bebeutenber. @S fatm bieS aber feinen Verbadjt
etwa auf eine Verringerung üon ß{)opinS ßunftnatur ober auf ein
SfiücfwärtSgefommenfein abgeben, ba triefe jefct erfd&ienenen äiemlidf) alle
mit jenen sugleidfj entftanben unb nur einzelne, benen man audf) tf)re
größere SReifterfd&aft anfielt, wie bie erfte in As unb bie lefcte prad)t*
üoüe in Cmoll, erft üor ®urjem. ®afc unfer greunb überhaupt aber
jefct Wenig fdjafft unb äöerfe größeren Umfangt gar nidf)t, ift leiber
audf) wafjr, unb baran mag wofjl baS jerftreuenbe ^JartS einige ©djulb
f)aben. SRefjmen wir inbeft lieber an, ba§ eS nadfj fo Dielen ©türmen
in einer Äünftlerbruft allerbingS einiger SRu^e bebarf, unb bafc er
bann toieöeidfjt, neu geftärft, ben ferneren ©onnen jueilen wirb, bereu
unö ber ©eniuS immer neue entfjüttt. SufebiuS.
Stjmyliomeeit.
(L ©. SRüller, dritte Sgntpfjonic (CmolP. 2Berf 12.
2f. $effe, dritte <£t)mpl)imk (Hmoll), für Sßianoforte ju 4 #äitben. SBerf 55.
g. Sadjner, dritte Sijmpljome (Dmoll), für ^tanoforte ju 4 §änben öon SSincen^
Sadjner. 2Beri 41.
Ueber bie ©tjmptionie üon (L &. SKülter enthält bie 3eitfdjrift
bereite einen ausführlichen Sluffafc, ben wir, ba wir iljn auef) jefct als
richtig befinben, nadfjjuf plagen bitten;* fie ift uns immer als fein
freiefteS unb eigentümliches SBerl erfd&ienen, bem wir glücflid)e SSlaty
folger öerfpradjen, bis jefct umfonft, ba ber tüdjtige äRann feitbem
nichts wieber im ©tymptjonieenfadfj gefdfjrieben. 2Rit großem Unrecht;
benn bieS gerabe f^eint uns fein Xerrain, aus bem er fidf) nidfjt tter*
brängen laffen follte. 9llleS will $eit — f)ier jumat, wo bie häufige
9lamenSüerwecf)felung ber Verbreitung beS SBerfeS allerbingS ©intrag
tf)ut. 9tIfo mit frif^er Kraft wieber an eine neue ©tympfjonie!
S)ie britte ©tjmpfiome üon $effe gletdfjt feinen anbem ©ompo*
fitionen auf 3 §aar; man fann faum f aperer unb logifdEjer beulen
als er. SineS löft ruf)tg unb in befannter SBeife baS Rubere ab bis
jur ^auptcabenj in ber äßitte, wo eS wieber üom Anfang mit ber
gewöhnlichen äßobulationSänberung angebt. 21n ein Vergleichen, etwa
Sielje 93b. I, ©. 94 ff. [Sdj. 1852]
g. Sadjner, •gnipfjonte. 75
mit ben 33eetf)otoenfdf)en ©ijmpf)onieen, ift f)ier nid)t einmal jubenfen;
bcr (Soutyonift lebt fo in unb öon ©pol)r, baß man, was man fonft bei
allen neuen ©t)m:pf)omeen, faum einen Slnftang au 83eetf)otoen nad)»
weifen fann. 3m 33efi|j fo Dieter äußeren Äunftmittel, an ber traf*
tigen Drget aufgewadfjfen unb SKeifter barauf — mit einem Sßorte, er
muß \\6) mit aller ©ewalt üon ber einfeitigen SSereljrung biefeS 3J?et*
fterS losmachen, bem fettft gewiß bie ©etbftänbigfeit feines Schülers
als Somponift über beffen 2Int)ängtid)feit an eine äKanier gef)t, aus
ber für bie ©tympfjonie faum etwas ju gewinnen ift. SBaS Ijilft frei*
lid) aUed außerlidje Slnregen, wo ein ftarfeS ©elbftaufraffen, ein euer*
gifcf)eS SCnpacfen ber Äunft einmal üon einer anbern Seite geforbert
wirb! S)er Sünftfer ift uns aber in feiner beutfdjen grünblidfjen -Katar
ju wert!), als baß wir it)n nidjt barauf aufmerffam machen follten.
@r* ift nodf) jung unb gebe lieber eine §effefdfje Dutoertüre als brei
©pof)r*$effefdj)e ©t)tnpf)onieen; er muß aus biefem ®efüt)tSeinerlei
IjerauS, tuitt er ftdj 5ßtafe in ber SBelt machen.
2)aS Urteil unferer ßeitfdjrift über SadfjnerS $reiSft)m$)onie
f)at bem fonft wof)twollenben „Sßiener äRufifalifdfjen Sinniger", ber
gerabe ben ©Treiber jenes SlrtifelS* immer mit einer SluSjeidjnung
bejubelte, bie er faum üerbiente, ju einem orbentitdjen SluSfaö auf
unfer 831att Slnlaß gegeben, äßäre er nidfjt anonym gefd)ef)en, fo
fotttc] barauf geantwortet werben; fo aber, unferm ©runbfafc gemäß,
nidf>t. Sftur bagegen üerwafjren wir uns in ßürje, als wären in jenem
33ericf)t über bie 9tuffüf)rung in Seipjig bie SBiener ®unftridf)ter ge*
ringfdjäfcu} angefprod)en worben. 2Ran fcfflage nur nad|, ob 'er eine
Silbe mef)r enthält, als was bie Unparteitid)feit fagen fann, wo etwas,
baS eS nicf)t toerbient, ungebührlich erhoben wirb. SßäS f)itft ba alles
SSerufen auf bie Stufnafjme in SBien, bie übrigens nadf) anbern 33e*
rid&teu nidjts Weniger als glänjenb gewefen fein fotl, was auf bie in
3Ründf>en, wo ber Somponift lebt unb felbft birigirt, alles Sluffteifen
auf baS Urteil beS $rn. &. SB- ginf, ber immer vermittelt — bie
©tjmpfjonie bleibt biefelbe, wie fie Xaufenbe unb wie wir fie gefunben,
unb bie 3ufunft fott'S jeigen. dagegen loben wir uns biefe brüte
©tympljome, bie, wie nad) Sean $aul bie SBelt, jwar nid^t bie befte,
aber bodf} eine fef)r gute- ift* Sa^nerS eigentümliche SKifd^ung geigt
fiel) jwar audj in it)r mit all if)reu ©cf)Wäd)en unb S3orjügen, was bie
fidjere Anlage, große ©reite, bie Ausführung in beutfdjer, bie ©antilene
eben (Schümann.
76 Reifer unb 9ft3le, Sonaten.
in itatienifdfjer Sßeife, bie glänjenbe Snftrumentation, We getooljn*
tid^en SRf)t)tf)men, bat corrcctcn Stil, bic bieten Qumtenjirfetgänge *c.
anlangt, — inbefj ift altes in eine gtücftid&e Uebereinftimmung ge*
bracht, bafc man immer in ruhiger Spannung gehalten tt>irb, unb ba«
©anje in einer fjöljeren potenjirten Stimmung niebergefdEjrieben, fo bafc
fie unä, was ©djttmng unb Seben betrifft, ba3 SBcfte baucht totö nur
&on fia^ner lennen. SRur ber tejjte ©afc ermattet an fidE) ttrie anbere,
trofc alter äußerlichen Stnftrengung. Datier !am e$ toof|l audE), bafe
ber ©tympfionie bei einer früheren 8luffül)rung in fieipjig ber Seifatt
ausblieb, ben fie ber erften ©ä|e falber im meiften JBejug öerbient.
$)enn ba§ Slbagio unb namentlich bie erfte Sßartie be8 ©^erjoS !ommen
an griffe bem erften ©afce nidjt allein gleich fonbem fiberbieten iljn
felbft in tneten meifterf)aften Q&$tn. äßöge if)m atte$ fo gelingen
unb er immer ba3 au3fd|eiben, üon bem er fid) als Äünftter felbft
geftef>en muß, baß e§ feiner md)t ttmrbig ift. SBir finb toeit entfernt
fein latent tjerabjufe^en, unb toiffen, tt>o ttrir (Sdf)te8 feljen, faum
äöorte, if)tn Slnerfennung ju toerfdfjaffen. 8ttte§ Stnbere aber fümmert
unö nidfjt; toir meinen e3 aufrichtig mit ber ßunft unb l)aben e* ftetö
mit ben 33eften gehalten. S)ie Sftebaction.12
Sonaten für pianofortc.
(S. $ecfer, Seilte Sonate. SBerf 11.
3. 9H3U, ©r. Sonate ju 4 §änben. SSerf 41.
9f. & @. Srutfdjel, ©r. Sonate 51t 4 §anben (in Es . 2Berf 8.
2. Sdjubertf), Sonate (LTespärance). SBerf 25.
g. 9tie3, @r. (52.) Sonate (in As). SBerf 175.
£. X rieft, Sonate. SBerf 4.
SB. St. ©ennett, Sonate (Fmoll). SBerf 13.
3Ran fieljt, an neuen ©onaten feljtt es feine3toeg8, obwohl in
einem anberen ©inn t)intängtidf) — toie benn audf) faft fämmtlidje oben*
genannte, bie jtoei legten auägefdfjtoffen, als $Wad)äügter einer älteren
ßeit ju betrauten finb. 2)ie ton §rn. 2)ecfer ift jroar augenfd&ein*
tief) für Äinberljänbe unb *Äöpfc berechnet; inbefc tnünfd&ten wir tf)r
tUn beSljalb ettoaä üon ber großen Xrotfen^eit toeg, bie toenig ge*
eignet, ba3 Keine 93otf jum gleifc aufzumuntern. — Stuf ber jttjeit*
genannten ©onate finbet man ben JBetfafe: „componirt in ©icitien, am
gufee beS Stetna" unb eine paffenbe SBignette, totfyalb man toofjl mit
Xrutfd)e(, ©djubertfj unb 9tteS, (Sonaten. 77
©runb auf ettoaä geuerfpeienbeä :c. auffegen mag. ©tatt beffen finbet
man in ifjr ba3 getoöf)nfidf)fte 8Sanl)alfcf|e Xreiben, ben ftarften SBier*
trierteltact, in bem fidf) je ein Cdur betoegt, !urj eine leiblidj breite,
toof)Igefefcte, 2afontainefd)e gamiliengef df)idf)te , toie fie ju Jpunberten
fdfjon gefd&rieben, oljne bafc man fie gerabe fjart anlaffen bürfte. —
(Sine jiemlid) äljnttdE)e SRatur fpridf)t fid> im ©omponiften ber folgen*
ben ©onate au$; bodfj greift er fjbtyer au8, möchte mef)r intereffiren
unb mefjr geben, ate feine Gräfte vermögen, bafjer oft Unorbnung unb
SSerlegen^eit im Sßeriobenbau, in ber Harmonie :c, unb ba8 fo auf*
fattenb, bafc e3 audf) einem ungeübteren SSltcf nidjt entgegen ttnrb. S)ie
©onate ift oieHeid^t fein erfter 33erfucf) in biefer ftrengen gorm; er
nimmt, getoöljnfidf) ju reben, nodf) alle Xifdjecfen mit, fann fidf) nod)
nicf)t betf)un. Sabei fefjft es üorjügtid^ an ©efang, an auSgebilbe*
tem, in bem er fidf) burdfj mufterf)afte SBorbilber t)or Stttem öerebeln
rnufc. ©inen auf baS SBcfferc gerichteten ^Bitten, gteifc unb ©org*
famleit fann man if)m aber feineStoeg» abfpredf)en. — 2)ie ©onate beS
#rn. ©dfjubertf) ift Don freunblidf)em, ljübfdfjem Xon, aber in mög*
lidfjfter $aft fjintereinanber getrieben. S3ernadf)läffigung be§ S)etaitö
Ijaben ttrir bisher aßen Sompofitionen biefeS e"ben fo talentooüen afe
leichtfertigen ©omponiften toorroerfen- muffen. (Sr gehört ju ben 3Wu*
füem, bie ju jeber Xageaftunbe componiren fönnen, gejjenb unb fteljenb;
toieteS gerätlj, bem ©anjen fef)lt aber bie eblere mufifalifdje SBeijje.
(Sinjetne ©teßen beS erften ©afceS in ber ©onate &on 9tieS
fönnten an 33eetf)ot)ett erinnern, manches and), votö ein Sob fein foÜ,
üon itym fetbft gef ^rieben fein; bie ganje liefje aber, toenn man ben
Xitel nidjt toüfcte, taum auf baS SBerl eine« auSgejeidfjneten äReifterS
fdfjliefcen. 68 läuft überall ju triel SDtittetmäfeigeS unter, unb too e3
manchmal in bie fdfjöne §öf)e mödjte, too toir biefen Äünftter früher
oft angetroffen, finft er furj barauf toieber jurücf, äl& Ijing' it>m S3Iei
an ben glügeln. Ueberljaupt fdfjeint. mir bie ©onate in einer un*
luftigen Stimmung getrieben. X)a$ Sargtjetto fjat einige jarte ©tel*
len, aber etoaä SBeratteteä in ber ßantilene; baju läfct ber häufige
Xacttoedjfet feinen redeten ®enu| im 3uf)örer auffommen. X)a£ Xrio
im -©^erjo jei^net fid^ burdfj etwas @igentf)ümli^feit mef)r au^ ; boc§
ift au^ in it)m feine redete greube, atö fjätte es bem ©omponiften
felbft nid^t gefaßen, ba er^ f^rieb. 3m vierten Xact be8 jtoeiten
Xljeilea üermutfien toir ©tid^fe^ler; bie Harmonie mu^ ttjofil Asmoll
bleiben, ttjoju -bie redete $anb Des Ces angiebt (ftatt, toie gebrudEt ift,
Es Des). 2)a8 finale f)at nidfjts §erüorftec^enbe8; ber SKittelfafe in
78 £• trieft, 6onate.
Ddur fdieint un§ fogar unpaff cnb unb arm an äßelobie. — ®ie
©onate fcon X rieft fanntcn wir bereits au% bem SRanufcript, ba3
wir aud| früljer mit einigen Sßorten angezeigt. * Srren wir nid)t, fo
t)ät ber befdjeibene Somponift üerftanben, wa$ wir namentlich am
erften ©afce ausgefegt unb einige Slenberungen vorgenommen, £)b fie
glücflidj finb, fönnen toir nidfjt met)r beurteilen, ba unä bie älteren
ßeSarten entfallen finb; boef) jweifeln toir, ba un3 ber erfte ©afe in
ber neuen ®eftalt jefct toeniger jufagt afe bamafä, bis auf bie jtoei
erften Seiten, bie fid| f tar unb lebenbig entfalten ; ba3 golgenbe fdfjeint
uns jerftüdelt; eä ift feine Sfee ba, lein SKittelpunft, unb fo tjinter*
läßt ba8 ©tue! einen bunfeln, nebelhaften Sinbrucf. Slu^ ber lejjte
©afc, bem toir früher bie innere unb äußere 2tef)nlid}feit mit einem
befannten 58eett)ot>enfcIjen vorwarfen, fd&eint un8 umgearbeitet. 3m
jiemlidf) leibenfdjaftlid&en Eljarafter Ifdfjlteßt er fidfj genau bem erften
an; bod| fef)lt audj if)m ba§ fc^öne 33ert)ältniß ber Xtjeile, unb bieä
toergeffen ju f ollen, reißt er nitf)t genug fort mit fidf). S)ie SReifter*
Ijanb erlennt man namentlich an ber ©infü^rung be8 jweiten ©eban*
fen3: er muß ertoartet werben unb bennodf) überragen; t)ier fommt
bie SMobie in As ju abficfytltdfj unb gezwungen, nodj met)r ber ein*
gewebte 2Rarfdf) in Desdur, beffeh Sinn man überhaupt nidf)t red^t
oerfteljt. SSom ©omponiften rafdE) unb feurig gefpielt, muß bie ©onate
inbeß üon SBirtung fein. 2öa3 ben Slatnerfafc inäbefonbere anlangt,
fo ratzen toir bem jungen Äünftler, fid> mit allem Sfteuen befannt ju
magert; mit leidster 2ßüt)e würbe er bann mandfjeS wof)lflingenber
unb reijenber gefegt tjaben.
2)ie oortrefflid^e ©onate oon fflennett führen toir tjeute nur mit
bem Flamen auf, ba fie bie ®atnb3bünbler in t£>r „SRufeum" aufge*
nommen, wo man balb ba3 SRäljere nadfjlefen fann.**- 22.
* 1836, IV, @. 12. (B Reifet ba: „Obige ©onate berrätl) wirffld)cn ©eift
unb, wir werten, einen jungen SUtann, üou bem mir Ijoffen, bog er fid> öon feinen
SBorbilbern, 93eetvoben unb ttoewe, mit ber geit losmachen wirb. Stallte ber (£om*
ponift im erften ©a& einiget Snbern (j. 33. bie Fallen 93äffe jur groetten SMobie ,
weniges gana wegftreidjen ($. 33. baS Adur bor bem SRücfgang in bie SBieber*
!)oIungi, fo bliebe etwas ganj ©uteS fte^en, toa^ ber Veröffentlichung burdjauS wert!)
wäre. 9lud) im Slbagio bitten einige gunfen ; bod) wirb e$ in ber SKitte ju breit
unb inhaltlos. $er lejjtc 6afc wäre neu, wenn e3 feinen legten au$ ber Fmoll*
Sonate üon 93eetl)ot>en gäbe. @ö t^ut un^ feiner ©injel^eiten wegen leib, ifjm burc^aug
bog gmprimatur verweigern ju muffen. $er erften Sä&e falber com^onire er lieber
einen anbern."
** $ie ©efprec^ung ift unterblieben.
Sßefabori, Secfer unb £re&$, SRonboä. 79
Kontos für JHanoforte.
9(ntoinette $ejabort, Einleitung unb SRonbo. (Asdur.
G. Werfer, SRonbo. SBerf 11.
(S. ftrebS, Einfettung unb SRonbo. SBerf 40.
3f. 31. 9* ei feiger, 3 föonbinoS. SBerf 22.
«. ^Mfe, StoeiteS föonbo. 2Berf 43.
<L fcaStinger, $ie Suftfdjiffer, töonbo. SBerf 11.
g. SB. ©runb, Einleitung unb SRonbo. SBerf 25.
2luS toielen ©rünben componirt man: — ber Unfterblicf)feit fal-
ber — ober weil gcrabe ber glüget offen ftef)t — um ein SRittionär ju
werben — anä) toeit greunbe loben — ober weit ©inen ein fdjöneS Singe
angeben — ober auef) aus gar feinem, ©elj' idf) redf)t, fo entftanb
baS erfte ber obigen SRonboS aus bem werten ©runbe, es ift eine
öotttommene ©amenarbeit ein föuf)efiffen, eine 33rieftafd)e : üon SRufif
ift nur nebenbei bie SRebe. 2BaS fyxn. Deder jur ©ompofition unb
Verausgabe feines SRonboS üeranlafet, fdjeint ebenfalls ju erraten;
feine ©dritter finb'S. Säten wir if)n fdEjou in ber legten ©onatenfdjau,
nicf)t gar gu troefen ju bociren, fo wiebert)olen toir bieS Ijeute; man
lann fd&on einmal einen ©eptimenaecorb anbringen unb etwas $ljan*
tafie; wir leben nidfjt met(r toor 30 Saljren. 3)urcf) gewiffe Eompo*
niften fei)' iclj aber wie burdf) <$enfterglaS. 2)aS folgenbe SRonbo f)at
fid) mit allen ©dfjöntjeitSmitteln einer (Soquette angetan, unb bodf),
blidft man tljr ins l)erjlofe Sluge, wifd^t man bie ©d&minfe weg, fpri^t
man DoUenbS mit ii)r unb merft, wie bie eine §älfte ber Unterhaltung
affectirt, bie anbere fab, unb baS ©anje aus Elauren ober Äofcebue
entlehnt ift, fo verbriefet einen all' bie gärtltd&feit mit ber fie be*
ftriefen will, ber nufcloS toerfd>wenbete Sßufc, baS SBomeljnitfjwi bei
angeborner ©ewölinlidjfeit. Stimmt man eS aber mit SRonboS nicf)t
fo genau, überfielt man bieS unb jenes, ift man ein geinb oon SRe-
tobie unb toergifet, bafe Rummel audf) eins in A gefdfjrieben, fo wüfete
idf) nicf)t, warum baS SRonbo beS §rn. ÄrebS nidj|t bem SSeften an*
gureifyen wäre, was ßjerot) unb Äalfbrenner in ityrer legten 33tütt)en*
jeit gefdfjrieben, unb warum es nid^t ju empfehlen, — S)er Eomponift
ber folgenben SRonboS ift nid)t ber S)reSbener Eapeßmeifter, l)at aber
manches ßljarafter&erwanbte unb namentlich Sei^tigfeit in (Srfinbung
^übf^er äRelobieen mit biefem gemein. Sluf ben erften Seiten geljt
80 töeifjtger, ,£>effe, $>agUnger unb ©runb, SRonbo*.
eS baljcr immer fünf üom ßeug; im Verlauf beS ©tüdfeS toerfifct er
ficlj aber meiftenS in ben Xonarten, unb fo ift feinS ber SRonboS
fertig, ün ©anjeS worben. 3- 95- *m erf*eH lommt baS Dmoll ju
früf), baS Cdur, wo man Fdur erwartete, baS Fdur (©: 3), wo man
in Cdur bleiben wollte, baS Adur ebenfaflS wenig vorbereitet üon
Bdur gar nid}t ju reben, baS beffer ein ganj neues SRonbo angefangen
^ättc. .@S fd&eint, ber ©omponift will ju Die! anbringen, einen briflan*
ten Sßaffagenfafc, eine ßantilene, einen äftittelfafc mit Strbeit jc, unb
fo erbrücft eins baS anbere in fo Keinem 9taum. ©erabe, was ©tym*
metrie ber gorm unb Älatfjeit beS Ijarmonifcljen SSauS betrifft, lann
er nod} t)on feinem SKamenSbruber lernen*
2)aS Sftonbo beS §m. §effe fdjwanft jwifdjen Kapriccio-, 9Ra*
jurfen* unb Sfionbodjarafter unb wirft bafjer audfj ni^t entfcf)ieben.
Offenbar fofl eS ein @efeflfd)aftsftücf fein, bodj ^ab' idj bem ©ompo*
niften nie grofce Srfolge im ©alon propfjejeit, er f d&reibt baju ju gut
unb anbererfeitS ju fäwerfätlig. 3m Uebrigen üerftefjt eS ftd), bafc
baS ©tüdC f)armonifd) intereffant, gut abgerunbet unb burdjbadjtcr ift,
als jwanjig ber neuften Sßartfer SRobearbeiten.
3m SRonbo üon §rn* £aSlinger finbet man Diel artige Sin*
fälle, leidstes, luftiges SBefen, furj, was eS fein foß, eine Suftfaljrt,
wo Sliemanb ben 3fa9er bricht, gef^Weige anbereS. Drbentlidfje muft*
falifdfje ©djriftftetter werben baS ©tücf ju fd&ilbern fudfjen unb wie
(Bdur, 4/4 ^öct, Slnbante) baS publicum gefpannt fei unb ber SBatton
gefußt werbe, bis er enblidf) (im Allegro con] moto) über bie nadEj*
feljenben Söpfe auffliege, wätyrenb iclj lieber auf ben fjübfd&eu gclenfen
S5au, leidsten glufc unb bie guten 9t§ijtf)men aufmerffam madje unb
mannen boppelten ßontrapunft bafür Eingebe.
©inen tüchtigen Sünftler, wie §rn. ©runb, erfennt man überaß,
unb wär'S an einzelnen Xacten, wie fie in feinem SRonbo auf ©. 2,
©9ft. 3, im Anfang Don ©. 4 ober ©. 5, @^ft 3 Don Xact 2 an
üorfommen. SXbcr baS ganje Sftonbo jeigt bie fefte §anb, ©ebanfen
unb folibe Söilbung, wie man fo feiten finbet. 3Der ©antilene in ber
äßitte l)ätte id) mefleid)t eine beftimmtere Sftelobie gewünfd^t; im Ue*
brigen mu§ man eS fd^ön unb gut Reißen. SBarum fdfjretbt ber ge»
föäfcte Eomponift fo wenig? 22.
©äemg, Äftngen&erg unb Söerttm, Sßfjantafieen.' 81
flljantajteeit, (Kapricen ic. für JHanoforte.
(Srftc Steige.
<L ©aerni), $ie toter Sa^rc^ettcn; 4 britt. ^antafiecn. 2Ber! 434.
2B. Älingenberg, $toertiff erneut. 89&ert 3.
#. ©ertini, ®r. bramatifdje «ßfjantafie. SBerf 118.
§. ftaifbrenuer, ®ramatij$e ©ceue de Fou), SBerf 136.
S. 33 ö fj n er, ?f>autafie. SBerf 48.
% Äa^Iert, 4 Notturno«. SBerf 6.
®8 gef)brt ju ben 9teben3arten unb Sßifcen geübter SRecenfenten,
in biefer ober jener neuen Sß^antafie fcfbtge am meiften ju toermiffen.
Unb bieSmal f)fitten fie einigermaßen SRcc^t; benn einen größeren
Sanfrott an Sßljantafie, als $$x. Sjern^ in feinem neuften ®roß*
SBerle entwicfelt, fanu e* fdf)werlidf) geben* Sßerfc^e man bodjj ben
gef djäfcten ©omponiften in SRufjeftanb unb gebe iljm eine Sßenfion,
wa^rljaftig er toerbient fie unb würbe nid&t mef)r fdfjreiben. @8 ift
wafjr, er fjat einiges SSerbienft um bie ^n9er bzt Sugenb unb man
l)at ü)n be8f(alb aud^ oft genug belobt Aber bie Sßelt mit SÜSS*
Süd&em unb SSilberbogen ju überfdfjütten, mad&t nodjj lange feinen
Sßäbagogen unb 3Raler, gefdfjweige ©ontponiften, unb bie Sßelt unb
§r. ©jernt) foHten ba8 wiffen. freilief) l)at audfj baS ®olb feinen
guten ßlang unb woöen audfj bie Verleger leben. SÄbdjten ftcf) iubeß
lefctere in Jpinfidfjt ber neuften Sßrobuctionen ©jern\)3 nidfjt oerred&nen;
eine große Bufunft lag ot)nel)in nie in ifjnen — feit lange fangt es
i^nen aber aud> an melobifdfjer ©leganj u. bgl. ju fehlen an. 3Rit
einem Sßort, er wirb alt; man ttrirb feiner ©adfjen überbrüfftg; man
gebe iljm eine Sßenfion!
©onft pflegten meiftljin bie Sattler iljren Sehern Sßerfe ju bebi*
ciren; jefct finbet man'3 l)äufig umgefeljrt, wie aus bem Xitel be8
SDtoertiffemente oben ju fel)en, unb wir finb audf} weit entfernt, ba8
Salent be8 ©omponifteu bei feiner ©djüterin ju toerbäd&tigen ; Wirb
fie e8 ja ofjne unfern Sßinf erraten l)aben, baß ba8 SBerf nicf)t oon
Seet^oöen. SBie bem fei, e8 gehört allein auf ba8 ©latnerpult ber
angefangenen unb faum in eine Seitfdfjrift, gefdfjweige bie ftrengfte;
e$ ift ein Sßotyourri unb gut gemeint
SSertiniS $f)antafie wirb aßandfjem gefallen; er f)at einige,
©eftef)' idfj e$ audfj, baß idfj midfj nie für einen großen SBerefper feiner
edjumaitn, ©ef. ©Triften, n. 6
82 SCattbremter, ©öfjner unb Staffiert, Sßfjantafteen.
füfjttdfjen, verliebten, fraft* unb faftlofen ©dfjreib* unb ©efüfylsweife
ausgegeben, fo Hingt'» bocf| tyübfdj genug, ja um nidjt ungered&t ju
fein, fjat er fidj bie8mal offenbar angeftrengt, etwas 2Bertt)öollere3 ju
fdjaffen, feinen ©egenftanb orbentlidfj burdfföuarbeiten, unb in einjeltten
Sßartieeu (fo ©. 8) gelang e3 iljm audj. Späteren Äunftforfd&ern wirb
beiläufig bie 2teljnlici>feit feine» SBefenS mit Xtjalberg nid&t entgegen.
Srgenbwo ift einmal (nidjt unpaff enb) Äalfbrenner mit SJol*
taire öerglidfjen worben, unb in ber Xljat fönnte man bei obigem „Fou"
an tiefen ©rjfd)alf aller ßeiten erinnert »erben. 3Rii einem SBort,
bie bramatifdfje ©cene ift eine Sßerfiflage auf bie jefeigen jungen Sßarifer
ßlatnerfpieler, bereu einige t)ietteidE|t eigenen gingerfafc unb Eompofi*
tionen ben feinigen öorgejogen, unb amüfant genug. 3rr' idfj nid)t
fe^r, fo erblicfe iti) fo auf ben erften ©eiten Chopin, bann Sifet, öiel*
leicfjt audf) öertini, ganj gewifc aber julefct X^atberg; am beften fdfjetnt
mir Jöertini im jämmerlidfjen Slbagio (©. 10) abgefd£)ilbert unb waljr*
tjaftig luftig; audf) Xtyalberg unb Sifjt paffiren; was aber erfteren an«
langt, fo bärfte e8 biefem aßerbingä fernerer werben, Äalfbrenner ju
perfifliren, aK umgefeljrt. 2Bie bem fei, ba8 ©tücf wirb äßen, bie e3
fpielen, Vergnügen machen, am meiften trieBeid£|t ben Sßerfiflirten felbft,
auf bereu Sftadjje man inbefc gefpannt fein !ann.
SSon 2. 33öl)ner taudfjt immer f)in unb wieber etwas auf, tote
in feiner Sßljantafie, SBerf 48, felbft, bie man in iljrer 3erriffeuf)eit,
3)unfelf|eit unb Öebe nid&t- uneben einem ©türm unb ©dfjiffbrudf) öer*
gleiten fann. äWan felje fie fid) felbft an, bie groteSfe ©efd&macfloftg*
!eit barin, baä An* unb Aufbäumten toon wiberfpenftigen ©toffen, ein
©urd&einanber toon Sllt unb Sfteu, toon ©df)Wacf)l)eit unb @eifte8traft,
wie man feiten jufammen finben wirb ; enblidf) ber fürdjterlid&en 2)rucf *
fehler ju gebenfen, bie bie SBerwirrung nodf) meljr toerwirren. 83ei ein*
jelnen ©teflen ber *ßf)antafie lonnte man aber, wie gefagt, an SRojart
als beren ©dfjöpfer beuten.
3n ben tuer 5Kotturno8 üon Äal)lert finbet mau fpecieflere ©e*
fütyläjuftftnbe als in ben gewbfynlid&en 9iottumo3. 2>er flare unb ge*
wanbte ©dfjriftftefler unb ©enfer über SRufif jeigt fic§ aber als ßom*
ponift al» ein ganj anberer, wie benn häufig, wenn bie allgemeine
SBilbung bie bef onbere muftf alif d&e überwiegt, ein S3rudj entfielt. %tbt
Äunft verlangt ein Sieben unb afleä Ueberfpringen ber ©djulftufen jeigt
ftdf) fpäter einmal; bat)er in ben meiften SJilettautenarbeiten Unflar^eit
ber gorm unb Unreinheit in ber Harmonie *c. bei aller fdfjönen Sn*
tention, wo bem gelernten SDiufifer ein &oßfommene& SRufifftücf
3. 2kroni*(£aöaIcabö, $artmtuut, Sapricen. 83
gefangen wäre. SBieleS fdfjemt mir in ben SWoiturnoS audfj getünftelt
ober im ÄuSbrud gefugt unb beSf)alb toerfel)lt Xrofcbem finbet fid)
tuet 3utereffanteS; am meiften muftfalifd)eS (Element fdjeint mir baS
tefcte ©tüdf ju enthalten, baS bei nodfj reijenberer Raffung ein attSge*
jeic&neteS fjätte werben muffen. 21
Smitt töciije.
Suite $aroni*(Sat>atcabo, gweite Kaprice. SBerf 12.
g. $. @. $artmann, 4 Kapricen. SBer! 18. |>eft 2.
SB. @t 93enneü, 36fiföen. Söerf 10.
„ „ „ „ 3 gmpromptuS. SBetf 12.
„ „ •„ „ 3 SRomanjeit. SBerf 14.
©er jungen teomponiftin, bie wir oben juerft genannt, einer
© Hüterin Don SDlojartS ©ofjn, finb wir toon jeljer mit befonberem
Sntereffe gefolgt; fie Ijat neben Klara Sßiecf unb 2)elpl)ine §itt*§anblet)
bie reidjfte mufifalifdfje Aber unter benen iljrer ßeügenoffinnen, bie ficf|
in bie Deffentlidfjfeit gewagt, babei ©inn für f^orm, SBerf)ältniffe unb
Steigerung, unb, was fidfj in iljren ßompofitionen für ©efang nodfj
mef)r geigt, toiel ©mpfinbung unb melobifdfjen SfaSbrud. 8luS ber obigen
Kaprice wünftfjte i<f>, fie unbebingt gelten ju laffen, nur ben langfamen
©afc weg, ber ju wenig beftimmten ©efang f)at unb fidfj in aßge*
meinen Sjertujfcljen Sßaffagen üerfladfjt, bie ein* für allemal beffer un*
gebrudft blieben, dagegen finbet man im anbern [@a|] burd&gfingig
Seben unb ^Bewegung, frifdje 9ftyt)tl)men unb in einzelnen ©teilen
feinere Arbeit, wätyrenb anbere nod& fo fefp gefd&äjjte Spielerinnen fidfj
am Kebfien in großen 2)reiflängen unb umfdfjreibenben ßäufen über bie
Klaviatur weg ergeben* ©dfjwer ift bie (Saprice übrigen« audfj, fpielt
fid) aber überaus gut. 2Ran jeid^ne fidfj ben SRamen ber Komponiftm
ins ©ebädfjtnifc.
lieber baS erfte §eft ber Kapricen toon $ro. § artmann war
bereits früher* bie Sftebe; bieS jweite lann jene» tl)eils anerfennenbe,
iljeils auSfefcenbe Urteil nur beftätigen. (Sin ernfter unb warmer
SSitte bei Dielen Äenntniffen jeigt fief) audfj in it)m, ebenfo, ba£ man
jtodfj überall ju Diel baS ©erippe fie^t, ba§ nod) nid(jt alles ju einer
poetifdfjen SBtütJjc gefommen ju fein fdfjeint. 2)ie äRelobieen Ijaben
etwas ÄleineS, bie aM^tljmen nichts ©ebietenbeS, man möd>te überall
©eite 36.
6*
84 2B. @t ©emtett, ©fi^en.
nod> mct)t. 55ieS alles jagen toir jebodfj nur in SSerücffidfjtigung eines
^ötjeren XatenteS, baS fid^ felber audfj ^ö^erc ßiete gefegt ju ljaben
fdjeint; einem ©dfjtoadfjgeift müßte man bie Kapricen als ettoaS ©roßeS
anrennen. 2lud) möchte idfj bie ©tücfe nidfjt „Kapricen" nennen: fie
finb baju in ber gorm ju bidfjt, mandjmat lieberartig abgefdfjtoffen ;
bodfj toirb eS fd^tocr fein, einen für aße öier paffenben SRamen ju
finben.
Ueber SSennettS ©ompofitionen, fein bebeutenbeS latent f)aben
tiefe SBtätter bereit» an melen Drlen fidfj auSgefprodjen ; namentlich
gebaute fdfjon SufebiuS in einem größeren Huffajj* tiefer äußerft
feinen ©tiföen, in toetd)eS 2ob Alte, bie fie toom (Somponiften felbft
gehört, offne äBeitereS einftimmen müßten. ®S ift .toafjr, bie $erfon
beftricft: bodj f feinen mir bie SSorjüge nnb ©df)önt)eiten bief er Silber
fo ffer&orfpringenb, baß idfj benen, bie, audfj oljne öom SSortrag beS
ßomponiften befiodfjen ju fein, if)nen baS nicfyt einräumten, feinen
großen ®rab öon S3itbung jufpredien fbnnte. lieber gettriffe Singe
fottte man fein SBort öerlieren bürfen. Stnbrerf eits fjaben toir SJennett
and) nie für ein Staturttmnber ausgeben unb iljm nur bie Stiren gefiebert
[wiffen] wollen, bie einem folgen SSerein öon Äünftlertugenben gebühren.
Die ©fijjen ^aben alfo bie Ueberf Triften : the Lake, the Millstream
unb the Fountain, ober ,,©ee", ,9Rüf)lftrom'' unb „Springbrunnen*.
Unb aerbanfte il)m bie ßunft nichts als tiefe, fie müßten if)r feinen
Flamen erhalten, an ftoxfytit unb -Jiaiüetät ber Darfteöung fdjeinen
fie mir alles ju übertreffen, toaS id> Don mufifatifdfjer (Genremalerei
fenne, roie er benn, als edfjter Sinter, ber SRatur gerabe einige i^rer
mufifatifdiften ©cenen abgelaufdfjt fjat. Ober tjättet iljr nie 3Wufif
gehört, bie eudfj beS SlbenbS nadj bem jenfeitigen Ufer beS ©eeS §tn*
überrufen wollte? nie bie jürnenbe, tobenbe, bie bie Sftäber treibt, baß
bie fjunfen f prüfen? Stuf toeldfje SBeife bie ©fijgen übrigens ent*
ftanben feien, ob &on innen nadf) außen, ober umgefef)rt, macfjt nidfjts
jur ©acfye unb üermag SJliemanb ju entfd^eiben. Stte Somponiften
ttriffen baS meift felbft mdfjt, SinS toirb fo, baS Stnbere fo; oft leitet
ein äußeres S3ilb toeiier, oft ruft eine Sonfotge toieber jenes ^ertjor.
SBleibt nur äWufif unb fetbftänbige äßetobie übrig, grüble man ba
nic^t unb genieße. SRodf) öergaß idfj beS „Springbrunnens"; toir
tjörten eS am liebjten üon ifjm, feine ganje ©idjterfeele ging hierauf;
man Ijörte alles neben fidfj, bieS tjunbertftimmige Sßtaubern unb
* Seite 5.
28. 6t. 93ennett, Impromptus unb föomanjen. 85
*ßlätfcf)ern ; ©Ritter fann e3 nidfjt bcutlid^er öor un3 fteöen, wenn er
einmal fagt:
9ßein Dljr umtönt ein $armonieenfIu&,
3>er ©prtngquetl fallt mit angenehmem SRaujdjen,
Die SBlume neigt fi$ $u be3 SBefteS ®u&
Unb alle SBefen fei)' ify SBonne taufdjen.
3)iefe Seilen wären bie tiefte Stecenfion barüber.
S)ie SmpromptuS finb nidfjt minber trefflich unb wafjre ®e«
biegte, obwohl weniger eigentümlich unb an 9Äenbel8fot)n3 „Sieber
ofjne SBorte" manchmal erinnernb; audfj iljre Pfannen wd> 8tt)t)tt)men
finb bie anmutf)igften , oft faft ju ruf)ig unb beljaglidfj. ©in großer
^fortfcljritt jeigt ftdfj aber erft in ben brei Sftomanjen, namentlich wa»
iljre tieferen, manchmal befrembenben fiarmomfdfjen Kombinationen unb
greiljeiten, üjren weiteren turnen Sau betrifft, ©ie finb. erft öor
Äurjem gefdjrieben unb tonnen ate ipbt)epunft feines ©trebenS ange*
feljen werben. Sin reidfjem, auSftr'ömenbem ©efang gleiten fie feinen
anbern äBerfen; namentlich Ijerrfdfjt audfj in i^nen bie SKelobie ber
tjofyen Stimme toor. 2Ba8 fie aber auSjeidfjnet, ift iljre größere ßetben*
fd()aftlidfjfeit: bie erfte SRomanje ift fogar l)eftig, bie anbere fdfjeint nur
ruhiger, in ber legten wallt eS aber wieber über [ooÜ fef)nfücf)tiger
Älage. ©iner Sergtieberung bebürfen fie fo wenig wie ein fcf)öne3
©ebidjt, bie Steckten werben fie t>erftet)en. Hl3 auf eine eigentt)ümlidje
©dfjBnljeit ber jweiten Stomanje madfje idf) nur nod& auf ben immer neu
^armonifirten ©intritt ber 2Mobie unb auf bie f)errlitf( tiefen SSäffe
aufmerffam, wie man benn überhaupt an ben SJäffen feine ßeute erfennt.
22.
1838.
JBj^felS-
■SLS^^L"'!
©iwertitren,
für $ianofone ju Hier £fitti>eu eutgertrfjtet.
3. 2B. ftaltitooba, günfte Duöcrtüre (in D. SBerf 76.
9(. fte^e, Qraeüe Duüertüre. SBerf 29.
©. (£. g. SBei^e, Dubertüre jur Oper ftenümorty.
SS. (St. Eennett, $ie ftajaben. Diwertüre (in D . SScrf 15.
9ln Äallimo ba t)aben wir baS erfreuenbe SSeijptel eines fdfjnell
jur SBtütfje unb Stnerfennung gefommenen XalenteS unb baS traurige
eines ebenfo rafdfjeu SBerblüljenS unb SBergeffenwerbenS, ©r fjatte mele
Hoffnungen erweeft, Diele erfüllt, ©eine ©tym^onieen, wenn aud?
natürlidfj feine 33eetf)ODenfdt)en Diabeme, fo bod) weisen, burd&ftd)tigen
perlen ju Dergleichen, werben fidfj unter feinen SBerfen ber 3ufunft am
längfien erhalten. 23aS er aber aufeerbem unb namentlich in ber
le|ten Seit äu ^^ge braute, war faum mef)r als §littergolb, unechter
©djmucf; wir finb wofyl 2tüe barüber eüroerftanben. ©0 audf) biefe
fünfte Duüertüre, ein f)übfd)eS ©tüdf für S)ilettantenor$efter , nidf)t
fd&wer, flingenb inftrumentirt, im ©anjen gewöljnliclj unb aus ben
befannteften Lebensarten sufammengefefct. Der ©omponift wirb if)r
wof)l felbft fein ©ewid£)t beilegen.
Die Cuöertüre »on 31. i&effe, ein früheres äBerf biefeS Som*
poniften, mag fiel) gut jur Eröffnung etwa eines Sofcebuefdjen ©tücfeS
fd>idEen; fie fjat ein altgemeines comfortableS ©efidjt, runbet fidf), wie
alle arbeiten Don ipeffe, fefjr glücflirf) ab unb ift in guter ©tunbe ge*
ntad)t. Der alten 8ii$tfdf)nur entgegen, nad) ber baS jweite Xljema
nad> ber Dominante mufcte, weidet biefeS in ber DuDertüre in eine
jiemlicf) entlegene Xonart, nämlich in bie fleine Xerj ber Dominante
90 SBegje unb 93emtett, Duüertüren.
<M8. @3 wäre bem, wo fo gefd&icft wie l)ier mobulirt ift, gar nichts
angaben; aber bie Xt)ema8 finb eigentlich gar nidfjt berfcljieben unb
ba8, was mir baS jweite nannten, nur eine geringe SBeränberung be«
erfien, ber Arrangeur müfete benn bie SDielobie, bie jum jweiten ©e*
banfen fetyr woljl gebaut werben fann, im (SlatrierauSjug nid^t f)aben
anbringen fönnen.
S)er Komponift ber Dubertüre ju Senitwortf) ift als ein traft*
unb geiftüoüer 9Kann befannt 2)od> t)ätte idfj naä) ber ftanbtung,
ber bie Dutoertüre jur (Einleitung beftimmt ift, ein pljantaftif eueres,
complicirtereS ©emälbe toermutljet. @S fommt wieber auf ben Streit
f)inauS, ob bie Dubertüre ein SBilb beS ©anjen geben ober nur ein*
fadfj einleiten fott. ßu beiberlei finben fid) betarattltdfj SKufter. ipier
fd&eint fein» öon beiben ^rineipien beobachtet, 3n ber 2Bieberl)olung
beS Hbagio in ber äRttte fönnte man trielleidjt Amt) SRobfartfdje 8n*
fpielungen finben, im ©anjen aber l)at bie 2Kufif nur einen feftlidjen,
gaftlidfjen ©tjarafter, als ob bie Dper, bie uns nämlidf) unbefannt,
if)ren SWittefyunft im geft auf Äenilwortl) f}ätte. äbgefeljen baoon ift
fie burdjweg flar unb gebiegen, üießeidjt etwas ju lang unb jebenfaßS,
wie bie üorige Du&ertüre, in ben beiben §aupttf)emen ju wenig con*
trafiirenb.
2)ie ©ennettfdfje Dutoertüre, bie.SJlajaben genannt, würbe fdfjon
früher einmal erwähnt* unb bort als ein „reijenbeS, reidf) unb ebel aus*
geführtes SBilb" beleidigtet; baS ift fie, frifd) wie eben gebabet unb,
trofc iljrer ©toffäljnlidjfeit mit ber 2ÄenbelSjol)nfd|en SWelufine, ber
eigentljümlidfjen ßöge t>oQ, bie wir fdfjon mef)rfadE> an biefem ntujtfa*
lifd)ften afler ©nglänber t)ertoorljoben. ®S gehört wenig *ßf)antafie
baju, unb jebe irgenb lebhafte wirb eS Don felbft, wäf)renb bed $ören3
ber Duöertüre fid) aüerljanb fc^ön toerfdfjtungene ©ruppen foielenber,
babenber SRajaben ju beulen, wie benn bie weidfjen flöten unb §oboen
auf umfteljenbe SRofenbüfd^c unb tofenbe Xaubenpaare gebeutet werben
fönnen; profaifdfjen Söpfen lann man aber wenigftenS einen jenem
aljnlidfjen ©inbruef toerfpredjen, ben @oett)e mit feinem „Sifdjer" be»
jweeft, baS ®efüt)l beS Sommer» nämlidj, baS fidf) in ben äBeüen ab*
füllen will, fo wot)ltt(uenb unb foiegeltjett breitet fidf) bie SÄufif bor
uns aus. Sine gewiffe SKonotonie war il)r tnbefc fdfjon früher t>or*
geworfen worben; eS mag bie» au^ jumX^eil in ben bieten Sßaraßel*
fteflen, SBiebertjolnngen einjetner $erioben in ber obern unb untern
* S. 18.
<S. (Säemg, ®ie Schule be3 Sugenfaiete. 91
Cctaüe :c. iljren ©runb Ijaben, eine fc^r leiste 2trt ber ©eftaltung,
bie aber, wenn wir fie bei anbem Xonfefcern oft als einen ©djlenbrian
bejetcfinen muffen, bei unferm weniger eine golge toom SRatfilafc ber
©rfinbung als ein gehalten an gewiffen SieblingSgebanlen unb 2Ben<
bungen ju nennen ift. 12.
(Stöben für fltattoforte.
<£. Sjerttt), bte Sdjnle be$ ftttgenftuetö ttnb be3 Sortrag*
mcljrfKmmtger <58$e. 28erl 400.
©in gugenwert toon Sjernty ift ein ©reignifc. SBir erlebend nodf),
bafc er ein Oratorium fc^reibt,* backte idfj bei mir, mit einiger §aft
nadfj bem $efte fatjrenb. SKan länn ifjm aber bieSmal nidfjts angaben,
als bafc er auf einmal beS ©Uten ju tuet will, ju triel jur SBerbrei*
tnng claffifdjen ©inneS beitragen. 3dj wenigftenS würbe meinen
©c^ülem, bie, nadjbem fie jwei ober brei biefer gugen grünblicf)
ftubirt, nad) mef)r verlangten, fie otjne ©nabe aus ben Rauben winben,
nidjt etwa, weil bie anbem f djledfjter , fonbern weil fie eben wie bie
erften, über biefelbe gorm gemalt finb, unb weil es neben ßjern^
fdjen aud) nod) anbere giebt, SSeetfjoüenfdfje, Jpänbelfdfje, ber SJadjfdjen
uid|t ju gebenfen. gragt man nun, was man t>on feinen gugen ju
erwarten f)at, fo mufc man fagen, es finb fliefeenbe, brillant unb an-
genehm llingenbe, leidet unb gefcfjidft geformte Älangftücfe, bei benen
er ftd) mef)r als gewbfinlicf) jufammengenommen , wenn audf) auf fie
nid&t immer bie gorberung jenes alten SWeifterS pafct, nadfj bem ber
„erfte Xfjeil einer guge jwar gut, ber mittlere nod) beffer, ber lefcte
aber vortrefflich fein muffe/ 2)aS, worauf eS anlommt, bleibt nun
immer ber ©ebanfe, ber fidfj an bie ©pifce fteCtt. ®a fuetyt benn ßjemt)
ttid&t lange unb nimmt oft gerabejtt Sßaffagen, Xonleitern :c. ju
XfjemaS. Sn ber SBitte laufen nun freiließ manchmal Xiraben unb
fogenannte 3lofalien in SÄenge mit unter, inbefe Hingt unb flappt es
gufammen bis jum ©dfjlufc, wo fidf) unter einem Drgelpunft bie
Stimmen nodf) in atterljanb freunbtidf) belannten ©fingen burdfjfreujen.
* $a$ gefc^a^ aud); Ggenty Ijat au&er öieten Äirdjencompofitionen aud) ein
angefangenes Oratorium fjinterlaffen.
92 ®- ßaernty, $ie ©djule he$ gugeitfpiete.
Xicferc fünfte, eine Umtefjrung beS XljemaS ausgenommen in einigen,
t)at er fonft nid^t angebracht, nidf)t einmal eine Augmentation was
i^m bie eigentlichen gugenmadjer übel auslegen Werben. Stod) nwft
als dfjarafteriftifd) bemertt »erben, baft er ben ©timmen nur feiten
$Rut)e läfet, unb bafe fie meiftenS alle t)ier auf einmal arbeiten* Sei
SBeiiem wertvoller finb bie bie 5u9cn jebeSmal einleitenben Sßrälu*
bien, ja einige ber Slrt, bafi Stiemanb auf SjerM) als ©omponiften
ratzen würbe, fo bie Stummem 3, 4, 6, 8, 9, wenn audj in ben
meiften fecunbenlang eine mächtige gab^eit f)inburcljbridf)t, wotoon idf)
nur Sir. 4 ausnehme, in ber bie Beffere Statur einmal bis jum ©djlufc
burdfjwaltet. ÄlleS gufammengenommen, ©jernijS gugenwerf bleibt als
SBeitrag jur ©efdfjid>te beS SBerfafferS immerhin bemerfenSwertl); im
gangen ÄreiS ber ©rfdfjeinungen ift eS als eine unedjte, §albwal)re unb
gemalte SKufil nidfjt anjufdjlagen*
©S ift ljier ber Drt, audf) ber öon $rn. ©jem*) beforgten neuen
Ausgabe beS SBad^fd^en 2Bot)ltemperirten ©lamerS ju erwähnen*
ßjerntjS S3erbienft befte^t babei in einem 33orwort, in ber Sin*
gäbe beS SnigerfafeeS, ber Xempobejeidfjnung nadj SRäljl unb Stnbeu*
tungen über ©fyarafter unb SSortrag. ©rftereS ift etwas turj auSge*
fallen unb flüchtig niebergefdfjrieben. 3fa bieS SBerf aller äBerfe liefen
fid) wot)l aUerfjanb reiche ©ebanfen fnüpfen. SBaS bie Äpplicatur
anlangt, fo ift baS ©jern^S gadj, auf baS er fid& gut t>erftef)t; jjeben
einjelnen 3^9^ ^a^cn **"* natürlich nidfjt geprüft. 3n ben Xempo*
bejeid&nungen unb ben Semerfungen über Vortrag im ©anjen ju An»
fang unb ©djattirung im ©erlauf beS ©tüdEeS ftimmen wir jiemlidfj
jufammen; namentlich pfltdfjten wir in lejjter föinficljt bei ba nichts
langweiliger unb 93adfjfdf)em ©inne [fo] juwiber, als bie §ugen monoton
abjuleiern unb feine gauje SBortragSfunft auf iQeröorljeben ber Eintritte
beS £auptgebanfenS ju befd&ränlen. ©o eine Siegel pa&t für ©dfjüler.
S)ie meiften ber 23ad)fd)en fjugen finb aber ©fjarafterftüdfe f)öct)fter
Slrt, jum Xf)eil wal)rf)aft poettfdje ©ebilbe, beren jebeS feinen eigenen
SluSbrudE, feine befonberen Siebter unb ©Ratten verlangt. S)a reicht
ein pfjiliftröfeS SJierfenlaffen beS eintretenben XfjetnaS nodj lange
nidjt aus.
©in artiges SBitb 83adjS fcf)mücft ben Xitel; er fief)t aus wie ein
©d)ulmeifter, ber eine Sffielt ju commanbiren Ijat. 12.
@mc SSifion. 93
* (Eine tiiftoit.
g. X. ©fjotef, Variationen über tin Stjema aus Sucia öon Sammermoor oon
3)onigctti. SBerf. 24.
3. Söenebict, Sßfjaniafie über SWotiöe au& ber £)per „Fair Rosamond" öon
3. »arnett. SBerf 28.
$. #**&, ^antafie unb SBar. für $fte. mit ©egfeitung be3 gr. Drdjefter über ein
£§ema au« Sfcorma öon Söettint. SBerf 90.
§. Eertini, ®r. *ßl)antafte über bie öon SRubint in bie Straniera eingelegte (Sa*
öatine. SBert 113.
„ „ „ SBriH. Sßfjantafie über XfjemaS a. b. ^oftitton öon Sonjumeau öon
Slbam. SBerf 116.
3: Schmitt, ^antafie (ju 4 #änben) über 23jema$ a. b. Hugenotten ö. 3tteger*
beer. SBerf 261.
„ „ „ ftiöertiffement (ju 4#bn.) über %$emaä a. b. Soiräes mus. ö. SRoffini.
3. % $iji$, Sßfjant. u. $ar. fju 4 §bn.) über ein $uett a. b. 93üfc ö. #atcöü.
2Berf 133.
ßentnergewidf)te an fo teilte Sßaare legen, wer würbe ba8? 3n*
bef$ verlangt audf) eine gute ©alon* unb ®elegenf|eit3mufif ü)re 2M>
fter, unb fotttc idfj ba Semanbem beu v$rei8 jugefte^en, fo war' e§
bodf) Riebet §. 83., ber fid) auf ba3 ©ntjürfen üerfteljt wie irgenb
Siner, in ber Unterhaltung plöfelidlj wie jerftreut abbricht, ein Xerjerol
au3 ber Xafclje jie^t ftatt be§ XudfjeS, über Sopfwef) ttagt unb julefct
alles in einer ©alopabe weg» unb niebertanjt, ®twa3 meljr im §in*
tergrunbe ftefjt $. §., obwohl mit bem Sreuj ber Styrenlegion ge*
fdfjmücft;* feine ©tirne ift leidfjt umwölft, fein 33lid milb, er befcfywert
fid> über Unbanfbarfeit ber Sßeli bie itym fdfjon fo üiel feiige ©tun*
ben ju üerbanfen. JE&tö wirb nodfj au% bem werben/' flüftert eine
Dame einer jweiten ins Dfjr, „er l)at orbentlicf)e SeibenSfurdjen im
©efidjt betommen." „2lber, trefftidfjfier §err QU).", raunt tym Semanb
in bie Dljren, „in welkem altmobifcfyen ftracf erf feinen ©ie! ©udf)en
©ie fortjufommen! SHler Sfogen felj' iä) fcfyon auf ©ie gerietet. "
ÄnberS $err 3- 33., er möd&te fid) toor einigen ßorbä, mit benen er
eben fpridjt, gerabeju auf bie ©rbe nieberlegen unb öerfidjert if)nen,
nur bei iljm fönnten fie in fo turjer ßeit ÜDiufif unb feine Sompo*
fitionen lernen, im ©djlafe lettre er i^nen alle». S)ie SorbS fagen
* 3n ben öermtjd)ten 9todjrid)ten ftanb 1837, VII, 76 unter „2fo3aeid)nungen" :
„#r. ©einriß $erj ljat baS franaöfifc^c Äreuj ber Gftjrenlegiou erhalten. (£§ernt)
foU elften« bm ^ofenbanborben erhalten."
94 Ä. £enfett, ©oncert-@tübcn.
freunblidf) ju. gn einer ®cfe fifct Jperr ©., fimpel obwohl anftänbig
gefleibet, ber Sßeftc öon Sitten. »SRofftm ift ein ©enie," meint er, „feine
©oirien ein SluSbunb &on StebenSWürbigfeit." QnU1$t tritt 5ß. ein.
„@in guter 2Kufifer," pftert man fid& ju. 2tudj 2)u, mein 83rutu8?
„3Me Verleger wollen'8 nun einmal fo." — (Snblidf) jie^t 3E. ein JBIatt
aus ber Xafdje: „ba3 finb einmal lieber SRecenfionen in ber 9ieuen." —
„2Bal)rf)aftig, Rängen jottte man fie," meinte ein Ruberer toilb. ßum
©cljlufj würbe mel getanjt. *
^bolpt) Ijenfelt,
12 d)aralteri|tifd)c Soncert*ßtftben. 993er! 2.
SWan fommt mit Vefpredjung biefer ©tüben recf)t eigentlich als
fünftes SRab am ©iegeSwagen unb f)interf)er; benn einmal waren fie
fdjon öor it)rer Veröffentlichung in fo Vieler Vefifc, ba% fie ftcf), wäre
bie SKotenfdfjrift nodfj nid&t erfunben, wie bie $omerifdfjen ©ebidjte öon
2Kunb ju SJiunb ober $anb in §anb fortoererbt Ratten; jefct aber,
nad>bem ifjr @rf feinen befannt, giebt e3 faum einen guten Slamer*
fpieler, ber bodf) 3eber fein will, ber fie fid) nidfjt augenblidflid) Der*
fdjtieben unb felbft ftubitt unb geprüft. SReue ©ebanfen aufjubringen,
wirb fomit freiließ fdfjwer fein, wie anbererfeitS nichts leidster, aU ba$
SBerf gerabef)in fdfjön ju finben; benn e§ fjanbelt fief) bei if)m nur
immer, ba3 Schönere ^etaugjulefen, — &on SWittelgut fann feine
Siebe fein.
©o finb wir benn um ein trefflidjeg SBerf reifer unb feiten wer»
ben woljl bie 9Reinungen über ben SBertf) einer (Srfdjeinung ftcf) fo
ungeteilt au3fpred)en. SKan müfcte aber audfj vergeben t>or Unmutf),
wenn im gemeinen Xreiben unb kennen beS Xageä nic^t plöfclidj ein»
mal wieber ein junger §elb hervorträte, ein echter Vertreter fünftleri*
fdjer 3ntereffen, frifd) unb mutfjig feine Vafjn baf)inwanbelnb. ?fadj
barf er fidfj nidfjt über ©letcfjgültigfeit ber SBelt befdfjweren, fo fetyr
greift baS wafjre Xalent ber 3eit gleicf) an topf unb gufe, unb eS
finb ifjm ®t)ren gefd)ef)en, beren fidj fein SRojart ju fdjämen brauste.
S)er ©runb nun biefeS raffen 2)urd)bringen8 liegt in ber an*
jiefjungSfräftigften Seite fittlidjen unb fünfiterifdjen ßfiarafterS — in
%. §eitfelt, (£oncert*etübeit. 95
ber Siebenamürbigfeit unfer» gelben, ©eine ©lieber bewegen fidE)
frei unb gefällig ; fein ©djwert blijjt unb buftet jugleidj, wie man e$
&on ben 2)ama»cenerflingen fagt; t)on feinem Raupte totfy du glän*
jenber $elmbufdf). ©o ift er mir, faf) id£| iljn am Slabier, audfj oft
wie ein Xroubabour erfcfyienen, ber bie ©emüt^er befänftigt in witber,
burdfjeinanber geworfener geit, fie an bie @infadfjf)eit unb ©ittigteit
früherer Sa^r^unberte maf)nt unb ju neuen Xfjaten ruft, unb ba
ftufcen wof)l 9Käbd>en unb 3üuglinge, xok er bon Sieb ju Sieb weiter
fingt unb laum ju enbigen weiß. S)abei oermag er aber audfj ben
leibenfd)aftttd)eren SRaturen ju gefallen : feine ©efänge finb ber innig*
ften Siebe unb Eingebung öoH; aud^ ba» ©dfjidfal mag feine §änbe
nid&t au» bem ©piel laffen unb jwang if)n gleidfjfam jum Sftoman*
titer, fein ganje» Sßefen ift in Siebe aufgegangen.
2Bir erhalten fo in feinem ^weiten SBerte jwölf Siebe»geiange, unb
mit golbener jierlid^er Sttfdjrift fefet er über jeben einjelnen ben Snljalt
feiner ©dfjmerjen unb SBomten. 2)afc er baju franjöfifdje SBorte
Wählte, möd&te idfj if)tn einigermaßen üerbenfen, ba leine Spraye fo
reic$ ift an SBorten unb ©prüdfjen ber Siebe al» bie beutfdfje, feine fo
$eQinnige», Xreueigene», ßartüerljüllte» aufjuweifen ljat. Subeffen
mag anti) bie« al» djarafteriftifdfj gelten, ba ba» ©alante, Kfyeoale*
regle, fogar äÄcmntid&'Äofette, ba» unferm ©änger bei aüer $er§lid(j*
feit eigen, fidf) wol)l nirgenb» beffer ausnimmt als Don frauj&fifdjen
Sippen. £ier einige jur Sßrobe:
Pensez im peu ä moi
Qui pense toujourß ä vons!
*
Si oiseau j'6tais,
A toi je volerais.
*
C'est la jeunesse qui a des alles dorees.
3n folgen unb äljnlid&en Smpfinbungen bewegen fid) benn audf)
bie anbem ©tücfe, unb e» mag berlei woljl fd&on geiftooller, t>er*
fteefter, tieffinniger au»gefprod&en worben fein, fo jum §erjen fpredfjenb,
unüerftellt unb anmutig aber gewiß nid&t. 2Bir fommen fo bem
(£f)aratter unfere» gelben nätyer, unb wie einem fotdjen gerabe eine
Äunjt jufagen muffe, bie Äunft ber §erjen»fpradf)e t)or aßen anbem,
uufere geliebte äflufit. ipabe man nur ein redfjte» £erj, einige»
96 #. §cnfc(t, £oncert*@tüben.
gctemt unb finge bann luftig wie ber SBogel auf ben 3weigen, unb eS
wirb äRufif, bic toaljrftc f)erauSfommen. SBaS Ijilft ba aßeS Äbfidfj*
teln, abquälen! äBem bic Siebe fel)tt, feljlt audf) bie Sffhtfif, unb bie
©locfe muß in ber greie fdjweben, fott fie erflingen. Stlfo bie Siebe
ift unferS ©ängerS Xf)ema, unb er madjt gar fein §el)l barauS unb
fingt* S big in bie tiefe 9tatf|t. 2)arum l)ören wir audfj nur iljn immer,
nur ba«, was gerabe iljn bewegt;* er will fonft nid^tö außer fid),
nid&ts SfoßerorbentlidjeS öorfteßen; er fingt t)on fid) unb wir muffen' S
t)ören.
Sllfo ^errfd^t benn aud) bie SWelobie ber einzelnen Stimme beinahe
in fämmtlidfjen feiner SiebeSftubieu über bie anbem, nid)t gerabe ju*
fälligen aber audf) nidfjt notfjwenbigen toor; ja es liefen fid) trieletoom
Anfang bis Snbe einftimmig aiifjeicfynen unb man würbe ben @d)mu<!
ber Harmonie fcott felbft baju finben. S)iefer ©ingel*®efang erfdjeint
aber fo aus bem Äern ins ©anje gewadfjfen, fjat eine foldje güHe im
einjelnen Xon, wie in ber SKaffe eine SRunbung unb 2Buc§t, baß man,
oljne ju brechen, faum baran ju biegen wagen barf. ginben fid) bod)
felbft in ben SDielobieengängen guter 9Reifter Meine' Skiffe, Sprünge,
mandfjeS 2öiberl)aarige, baS fid) jum 9$ortf)eil änbern Keße; in ben
ganjen (Stuben aber wüßte idf), IjödfjftenS jwei bis brei Meine ©tetten
ausgenommen, feine SRote anberS ju rieten, als fie baftetjt.
Unb Ijierin f>at feine (Santilene in ber Xt)at Stefjnlidfjfeit mit ber
®ludS, wie benn aud) bie SBiberfprüdje ber Reiten einige #efjnlidj*
feiten aufjeigen fönnten unb, wenn man bem einfadj granbiofen ©ttl
(SlucfS ben fü^n labtyrintf)ifdjen ©ebaftian 83ad)S entgegen ftellte, man
im engen Sejirf ber ßlamermufif bie flare SBeife föenfeltS ber Der*
fdjleterten Sf)opinS gegenüberfefcen müßte. 3>amit fei nun aber nid)t
auSgefprodjen, ©lud ^abe bie SRufif f)bf)er gebraut ober §enfelt ließe
ßfjopin hinter fidfj jurücf. S)a müßte §enfelt bie S3ruft öerteugnen,
an ber er felbft getrunfen, ba müßte man Chopin nidjt fennen in fei*
ner um fo triel jarteren ©djwärmerei, feiner götterleid&ten SBeweglidj*
feit, feiner ganjen unenblidfj feineren Drganifatiou. 3a, Diele ber
§enfeltfd)en (Stuben würben oljne ben SBorgang SfjopinS gar nidfjt ba
fein* DieS beiläufig, um einer Unbanfbarfeit ju begegnen.
§enfelts reijeube SWelobieen werben'S aber nun DoflenbS burd)
baS fjeimlic^e gigurenwerf, in baS er jene toerftedt; reidje grüßte
* Soüte bieje s2(nfid)t bem oben 5lu£ge)>rodjenen, roo wir §. einen Xrouba*
bour nannten, ju wiberforedjen jdjemen, fo bemerfen wir, ba& fid) jenes 93üb me^t
auf bie Slrt feines Vortrags bejieftt. [Sd).]
föücfblicf auf bag Sei^^tger SDhift&e&eit im SBütter 1837—1838. 97
aus grüner 3^9* un& SSlätterfüHe fjerauSqueßenb. Unb l)ter muffen
wir uns namentlich feines forgfamen gleifeeS erfreuen, mit bem er
(aber nidjt in melobifcJjem 33etracf)t fonbern im auSfüßenben f)armo*
nifdfjen) bie SBäffc unb Söttttelftimmen bet)anbelt, bie ©ctoiff entjaftig *
feit, mit ber er aßeS anorbnet, baft fidj baS (Sanje öortf)eili)aft aus*
neunte unb babei baS ©injelne fidf) fein unb gehörig unterfcf)eibe.
9iamentlid( ift if)m eine gigur eigen, beren erfte SBurjef id(j in ber in
biefem §efte leiber nid)t enthaltenen ©täbe in H dur 16 ju erlennen
glaube, unb bie er ju wieberfyolten SRalen anwenbet unb immer äufjerft
wof)lftingenb,
§öre man bieg nun aßeS öon if)m fetbft, wenn er fidj ju guter
©tunbe manchmal ans (Slamer fefct (er behauptet guweilen, er wäre
ber elenbefte ©pieler), orbentltd) f)ineinwacf)fenb in fein Snftrumeut
unb ©inö mit iljm werbenb, Ort unb ßeit toergeffenb, unbefümmert,
ob Sünftler ober dürften neben if)m fielen, wie er bann wotjl aud)
plöfctiel) laut auffingt, un&erwüftlicl) unb fid) fteigemb bis jum ©dilufc*
aecorb unb bann wieber oon t>orn anfangenb, unb man wirb if)n einen
gottbefeelten Sänger nennen muffen. ®a füljlt.man ben Ringer beS
(Senium
SKannigfad^e ^Betrachtungen liefen fidj nod) an bie @rf Meinung
btefeS gelobten SHinftlerS fnüpfen: — bie freubigften, ba er, um ju
fdfjaffen, nur bie £anb auf bie Xaften ju legen brandet, — aud> einige
bebende, ba anbererfeits baS ?lufentf)altlofe, ßerftreuenbe beS SBir*
tuofenlebenS bem t)öf)eren gorfdjen nnb ©Raffen ©intrag tfjut, ju
bem ©lüdf unb tieffte ©infamfeit gehört. £)odj ftefjt er nodf) im erften
©lang ber 3ugenb, unb fo hoffen wir it)m balb wieber ju begegnen,
wo wir un§ über mandjeS feilte 3urücfgef|altene nod) beS S3effem
auSjufpredjen geben!en. Robert ©d&umann.
«ädüüick auf Us «einiger Ütoftklebett im Winter 1837—1838.
©inn unb ©efcfymadf, bie in unfern Slbonnementconcerten oor*
^errfd^enb, ju beurteilen, brauchen wir nur auf bie 2Baf)l ber aufge*
führten ©tüdfe, auf bie barin beüorjugten SReifter gu merfen. Unb,
wie in ber Drbnung, treffen wir t)ier am Bfteften auf SRojart (17mal),
t>ann auf S9cct^ot>cn (15mal); i^neu junädjft fielen SBeber mit 7,
£atjbn mit 5 Hummern; jwifc^en 3 unb 5 würben oon ßfjerubini,
©flu mann, ®ef. ©Triften. II. 7
98 SRücfbticf auf baä Seidiger aJhtfttteben im Sinter 1837— 183B.
©poJjr, 9Kenbefäfof)n unb Stoffini gezielt; 2mal famen §anbet, 83adj,
SSogler, ©imarofa, Wlfynl, DnSlom, SWofd^cIeS üor; Intal Sßaumann,
©alieri, 9Hgf)ini, geSca, §ummet, ©pontini, aRarfdfjner u. S(. in.
Sic befannteren SMfter maren mithin fammilidf) öertreten unb bic
erften am fjäufigften. Stufterbem begegnen mir einigen Kümmern neu*
fter ©omponiften unb jtoarbrei neuen ©tympljomeen, öon Xägltdf}§*
beef, Norbert SBurgmüIler [Cmoll] unb ®ät)ridfj, toon benen fid>
bie lefete ben raufdfjenbften SBeifaCt ertoarb, obgleich it)r bie ©t)tnpf)onie
t)on £äglidf)$becf nic^t^ nachgab, bie öon S3urgmiitter aber beibe t)in*
ter fid) ließ ; ja fie fc^eint mir beinahe ba8 bebeutenbfte, nobelfte SBerf
im ©tjmpfjonieenfacf), ba8 bie jüngere ßeit t)eröorgebratf(t, itjrer mufi*
falifd)en SRatur, it)re§ ungern öfjnlid) fd)ön unb fräftig ausgeprägten
3nftrumentalcf)arafter3 falber, trofcbem baft fie an ©pol)r erinnert,
aber nid)t ttrie eine Sftadfjaljmung aus SrfinbungSfd^tDäc^e, * fonbern
baffelbe eble ©treben be8 SeJjrerS banfbar oerfolgenb.** 2)a§ Xrio beä
©dfjerjo mag too^I meiftermürbig genannt toerben, toie ber ©d)lufc ber
ganjen ©gmptjonie eine SSora^nung be3 XobeS, ber tiefen Süngting
ju früt) t)on un8 genommen. 3n ben @t)mpf)onieen ber beiben
anbern Ferren fauben ftd) toiel 33eert)ot)enfdf)e Kad^flänge bei fonft ge*
fdf)icfter Arbeit unb 3nftrumentirung. Sin §auptoorjug ber öon
(SäJjridf) beftanb in ber Äürje ber einzelnen ©äfce, ba8 Äbagio auS*
genommen, ba8 nun einmal Seinem meJjr gerätselt tritt.
95on größter JSebeutung mar ein neuer Sßfalm öon 2Keubel8*
fofjn, mit ben StnfangStoorten: „2Bie ber §irf<j) fd^rett nadf) frifd&em
SBaffer", beffen Unterschieb toon einer frühem geiftlidjen Sftufif beffel*
ben SffteifterS man im ©oncert für bie Slrmen wat)rnef)men fonnte, in
bem ein älterer $falm*** üon 9Renbeföfof)n biefem neuem vorgegeben
mürbe. SSBie un3 nun aWenbeföfofjn feit lange fd)on aU bie gebilbetfte
Äunftnatur uuferer läge gilt, in allen ©attungen, im $irdf)enftil
toie im ©oncertftil, im Sfjor toie im ßieb gteid) eigentümlich unb
meifterfjaft toirfenb, fo glauben mir ifjn namentüdf) in biefem 42ften
Sßfalm auf ber f)öd)ften ©tufe, bie er aU Äirdiencomponift, bie bie
neuere Äird^enmufif überhaupt erreicht Ijat. S)ie ®ra$ie, in ber baä
* 3n &cr Sei^^rift unb in ben 6djriften : „(SmpfinbungSfdjmädje" — bodj
roof)I ein $rucffel)ler.
** $on 31, Burgmauer mar neulich audj ein ,§eft bei $ofmeifter er|d}ienener
Steber f)öd)ft lobenb angefünbigt; nad)bent mir fie jeft genauer fennen gelernt,
muffen* autf) mir fie ben rreffüdjften ber neueren &etjäf)(en. Unb fo ßiner mufetc
fterben! [Sei).]
*** y\alm 115 „Non nobis domine".
SRücf&Ucf auf ba$ geiziger SRufifteben int SBinter 1837—1838. 99
§anbtoerf, bie Sunft ber Arbeit, bic foldjer Stil cr^eifd^t, fidj f)ier
offenbart, bie 3artf)eit unb 9ieinfid(ieit ber 33ef)anMung jebeS (Stnjel*
neu, bie Äraft imb 3nnerlid)feit ber SWaffen, öor SlHem aber, ba toir'3
nun nid)t anberS nennen f&nnen, ber ©eift barin — man ftef)t'8 mit
greube, toa3 tf)tn bie ßunft ift, toaS fie uns burdj if)n.
Unb freiließ befommen in biefem 33etrad)t junge Sünftler, bie üjre
SBerfe E)icr aufführen laffen, einen gefätjrlidjen ©tanb, fo fefjr aud)
immer bie ©irection jur beftmöglidjften SluSfüljrung beiträgt, bafc fie
fid) e3 !aum beffer tt>ünfd)en fönnen. 28ir fjaben alfo toon einer neuen
Dutoertüre [Emoll] üonDr.2. Äleintoädjter, ber einzigen, bieunS
biefer SBinter öon neuen braute,* nod) ju fagen, bafj fie ifyreä freunb*
liefen £f)arafter3, iljrer leichten SBctocgtid^feit falber t)om publicum
jiemlid) gut aufgenommen ttmrbe, offne iJjr einen größeren ®unfttoert§
beilegen ju bürfen*
3)ie£ über bie E)icr jum erftenmal aufgeführten ©ompofitionen
junger SHinftter. Slu&erbem braute un$ eine« ber früheren Soncerte
jum erftenmal 58eett)ot>en3 „glorreidjen Stugenblid", beffen ®nt*
ftefyung befannt ift.** ©8 mag tooljt ju ben unt>ergefclid(en Srlebniffeu
ju rennen fein, bie8 2Ber! unter 33eetf)otoen3 eigener Seitung, in einem
benfnmrbigen ®efd)id)t8augenblid, in Umgebung ber fjödjften $oten*
taten, @efanbtfd)aften :c. gehört ju Ijaben, unb aud) bie« toeggenom*
men, tote bei unferer Shtffüfjrung, bleibt nod) manche Stelle ber 2Rufif,
bie nodj leiblich toirfen tutrb nadj 3af)rf)unberten. Unredjt aber tf)ut
man, fotd)e © elcgenl) eitStt>cr!c großer ffiünftter mit ifjren anbem @e*
niuSeingebungen dergleichen p wollen; f)ier ift eben ber Stimmer
be$ glüd)tigen unb gefälligen ba3 ©eniale, nrie benn jene fleinen
©oetljefdjen ®ebid)te t)on SDtoftern, bie bie ©ad)e öerftefjen, tote öon
if)m felbft gar f)od) angefdjlagen ttmrben. Sin foldjeä SBefen toaltet
benn aud) in biefer Sompofition, babei eine faft ironifdje ©reite unb
Sßrad)t, bis bann auf einmal in einzelnen Momenten ber ganje 9Jtei*
fter lädjelnb unb in SebenSgrbfce oor unS ftel)t. ©aju nun ein ©e*
bid)t, fo nriberfjaarig jum Somponiren toie eine *ßinbarfcf)e §t)tnne,
unb man fyat ein fd)toad)e§ 93ilb, in radier SBebrängnife ber Sompcr
nift fein SBerf ju Snbe gebraut, bafe if)m übrigen« als einem ftarfen
Patrioten fidjerlid) aud) am §erjen gelegen.
* föedjnen mir ba$ Soncert für bie Starten mit, fo mußte man aud) bie jum
Duc de Guise öon DnSloto erwähnen, bie un$ inbefc nur wenig ober gar nidjt
äugefagt. [©$.]
** $ie Kantate würbe 1S14 jum SBiener £ongre{$ componirt.
100 SRücfbücf auf ba$ fietpstger SRuftf leben im SBinter 1S37— 183S.
3ßo uns enblidf) aber watjrtjaft SfteueS, Unerhörtes geboten würbe,
lauter StlteS nämlid), war in einigen ber legten Soncerte, in benen
uns SDieifter t)on 93ad( bis auf SBeber in d(jrouologifdf)er golge toor*
geführt würben, ©in ©lücf ift eS, baß unfere SBorfaljren nicfjt etwa
vorwärts gebreljte l)tftorifd()e ©oncerte toeranftalten fonnten; bie £anb
aufs §erj — wir würben fdf)led)t befielen, ©o glüdlidf) eS nun
machte, was man ju f)ören befam, fo waf)rf)aft mißmutig, was man
fjier unb ba bar üb er fjören mußte. SllS ob toir 93ad£j ehrten ba*
burdj, als ob wir meljr wüßten als bie alte 3eit, traten 2Randf)e unb
fanben eS curioS unb intereffant jugleidj! Unb bie Senner finb bie
@d)limmften babei unb lädjeln, als ob S3adE> für fie getrieben — ©r,
ber uns jiemlid) fammt unb fonberS auf bem fleinen ginger wiegt —
£änbel, feftfteljenb wie ber §immel über uns — ©lud nidf)t minber.
Unb man ijört eS, lobt eS unb benft nid)t weiter ber ©adje. 2Bal)r*
ijaftig, idj fdfjäjje bie neue 3^* wib verfiele, üeref)re SRetjerbeer; wer
mir aber in fjunbert, was fag' id), in fünfzig Sauren t)iftorif($e ©on*
certe verbürgt in benen eine SRote Don SWe^erbeer gefpiett wirb, bem
will id£) fagen : „93eer ift ein ©Ott unb id) Ijabe mid) geirrt". n
lieber bie 33ad)fd)e 3Ruftf, bie gegeben, läßt fidE) wenig fagen;
man muß fie in ben §änben Ijaben, ftubiren möglid£)fi, unb er bleibt
unergrünblid} wie üorf)er. §änbel fdjeütt mir fdjon menfcf)licf)*erl)a*
bener; an ©lud öerwirft man, wie gefagt, bie SÜrien unb läßt bie
©f)öre paffiren, b. 1). man nimmt ber ©tatue eines ©otteS baS etwaige
Sodengefräufet um bie ©tirn unb lobt nidjtS als feine Seinen, fei*
nen SorpuS.
2Bünfd)enSwertlj aber wäre eS immerhin, man gäbe alle Safjte
foldje ©oncerte unb mehrere jwar; bie ©infättigen lernten babei, bie
Älugen.lädjelten: furj, ber SRüdfdjritt wäre trießeid)t ein SBorfd&ritt.
3u erwähnen giebt eS nod), baß biefen brei 3Äännern* als bie
bebeutenbften nachfolgten, im j weiten ©oncert : §at)bn, Naumann,
©tmarofa, 9tigf)ini, im britten: Sttojart, ©alieri, ÜK£t)ul,
Ä. föomberg, im vierten: Slbt SBogler, 93eett)Otoen unb ©.SR.
ö. SBeber; aus bereit vorgeführten SBerfen wir außer ber StbfdjiebS*
ftjmpljonie** üon §at)bn, einem nod& ungebrudten, Ijödjft 9Kojartfd)en
* 2htdj fear ein (Soncert üon SB i o tti ber 53adj*.§änbetjdjen $criobe einöer*
leibt; §r. (Soncertmeifter SJabib fpieltc e3 in glücflidjfter ©tunbe, mit größtem
®eifaü\ 18*.]
** $ie SJluftfer (au* unjere) löfdjten babei, wie befannt, bie Siebter aus unb
gingen fachte baöon; au* fadjte9ttemanb babei, t>a c$ gar nidjt aumfiadjenttwr. [Sd).]
9iüdbücf auf ba$ Seidiger 2Rufifleben im hinter 18;i7— 1836. 101
Quartett au$ beffen 3aibe, einer Cuüertüre üon Slbt SSogler, ben
feine ßcitgenoffen unferer Meinung nad) bei äßeitem nidfjt fyod) genug
gefd&äfct, ls al3 ba3 Sntereffantefte eine ©gmpljome t)on 2ÄÄ)ul [G moll]
au3}eid£)nen; fo [wenig] unterf Rieben üon beutfd)er ©tjmpljonieenweife
erfdjeint fte uuä, babei grünblid) unb geiftreid), wenn aud) nid)t oljne
äWanter, baß wir fie auswärtigen Drcljeftern nid)t genug empfehlen
fönnen. SWerfroürbig babei war audE) bie Slef)nlid)feit be§ legten
©afce$ mit bem erften ber C moll*©t)mpl}ome toon 33eetl)ot>en, unb
ber ©dfjeräoS berfelben beiben ®gmpf)onieen, unb jwar fo auffaßenb,
baß f)ier eine Sfteminiäcenj üon ber einen ober ber anberen ©eite im
©piel gewefen fein muß; auf weldjer, vermag id) nid&t ju entfdfjeiben,
ba mir ba3 ©eburt$jaf)r ber 9Jldljulfd)en nid)t be!annt geworben.19
2)ie3 waren benn unfere trier t)iftotifd)en Soncerte, um bie un3 2Kan*
dfjer beneiben wolle. 3^ar ließen ficf) mit leichter SKüfje SluSftetlungen
gegen bie Reihenfolge, bie 2Baj)l ber ©tüdEe :c. aufbringen, ließe fid)
bebeutenbe t)iftorifd)e ©eleljrfamfeit entwideln; nehmen toir banfbar an,
was uns geboten würbe, {ebenfalls aber mit bem SSunfd), beim 2tn*
fang nid£)t fielen bleiben ju wollen.
2)a8 erfreuenbc 93ilb ju öoßenben, fd)ließen wir mit §ert)or*
t)ebung ber einzelnen Sünftler unb Äiinftterinnen; mit beren Sßortragcn
bie größeren Drdfjefterauffütjrungen burdjwirft waren.
Sil« intereffantefte Srfdjeinung ftet)t äKiß Clara SRotoello oben an.
©ie fam oon ßonbon aus bem Greife if)r befreunbeter Sünftlerinnen
• erften SRangeS ; man läßt fid) ba§ wof)l audf) in fieipjig gefallen, ©eit
3af)ren t)at mir nichts fo wot)lgett)an als biefe ©timme, bie ficf) überall
fennt unb betjerrfcljt, beS jarteften SßoljtlauteS üoH, jeber Xon fdfjarf
begrenjt wie auf einer Xaftatur, biefer ebelfte SSortrag, if>rc ganje ein*
fadfje befdfyeibene Äunft, bie. nur baS 333er! unb ben @d)öpfer glänjen
läßt. äBorin fie nun in itjrem Slement, in bem fie geboren unb groß
geworben ift, baS war Jpänbel, fo ba% ftcf) bie Seute öerwunbert frag*
tcn: „3ft baS §änbel? ftann §änbel fo fdjreiben? 3ft baSmögtid)?"
9Son foldfyer Sunft beS SSortragS fann fefbft ber ßomponift lernen;
ba befommt man wieber 9td)tung t)or ben barftellenben ßünftlern, bie
unä fo oft Saricaturen geben, weil fie ju frül) aus ber ©d)ule ge=
laufen; toor foldjer Äunft bricht all baS ©teljenwerf jufammen, worauf
un« gewöhnliche SSirtuofität über bie ©djultern ju feljen glaubt; furj,
2Kiß Klara SKotoeüo ift feine äßalibran, feine ©ontag, fonbem fie ift
eS t)öd)ft felbft, wa§ fie ift, unb fann'S i^r 9liemanb nehmen.
SBor unb nac^ if>r wec^felten $rl. ©Riegel, Wlab. 93ünau*@rabau
102 Sftücfbittf auf baS Seidiger Sflufif leben tm SBintcr 1837—1838.
unb 9JJab. Soljanna ©dfjmibt als ©olofängerinnen, mtb ganj julefct
traten noef) %xl. Slugufte SEBcmer unb grl. SJotgorfdjef aus Bresben
auf. Srftere, als eine fd)öne ©eftalt, war woljl gelitten; bie anbern
©amen Ratten freilidE) einen großen Siebling beS SßublicumS, ber uns
in Klara SRoüeßo fortgegangen, ju erfe^en, tt>o tuir uns bann loben
muffen, ba wir traten, als toäre md^td gefdfjeljen, unb beibe befannte
immer gern gehörte Sängerinnen mit bem alten SBeifaQ aufnahmen,
grf. Sßerner war uns aus Bresben jurücfgefeljrt, too fie nod^i ein
Safjr jugelernt Ijat. grl. SBotgorfdfjef enblid) t)at einen wahren §el*
ben*SKlt, glänjenbe italienif^e 9Jtetf)obe unb etwas £erauSforbernbeS,
wie man eS wot)l bei Dpernfängerinnen finbet; eS würbe i^r ber erfte
®rab beS 33eifallS, ber fid) leidfjt am ©cf(all erfennen läfet ; eine ätie
mufete fie wieberljolen.
SJon auswärtigen (Sängern befugte uns nur £r. ©enafi aus
SBeimar unb fang eine Sattabe „©djwerting" mit reifer £)rd)efter*
Begleitung, über ber fief) nur eine männliche ©timme aufredet galten
fann, wie ber Somponift fein SBerf aud& mit geuer unb Setbenfd^aft
barftetlte.
33 on fremben Snftrumentalmrtuofeu Ijatte man auf SiptnSli unb
üifjt gerechnet, bie jebod) ausgeblieben; §enfelt fpielte nur einmal in
feinem eigenen Soncert. ©o tjörten wir benu beS ®uten unb ©d)önen
mancherlei üon ben §§. Äotte aus Bresben, SBlagroüe aus Sonbon,
Koncertmeifter §ubert 9tieS unb G. ©djunfe aus 33erlin, XI). ©aef
aus ipamburg, ben jungen Nicolai ©d)äfer, SK2). Stifter (Kontrabaß),
Stapler aus SKagbeburg, Souis Singer aus KlauStljal, unb in bun*
ter 3fteif)e jwifc^enburc^ SBorträge ber Drdjeftermitglieber, unter benen
bie ber §§. Elueifcer, Ut)trid), ©renfer, §einje unb ipaafe als bie
bebeutenbften auSjujeidOnen finb, mit einigem ©tolje julefct nodj ber
öfteren SWeifterleiftungen ber §§. 3RenbelSfot)n unb 2)at)ib fowie ber
feinften unb fünften aller Sünftlerinnen, Klara SSiecf, ju gebfttfen.
St)e wir üon ben ©ewanbtjauSconcerien auf ein §albjat)r Slbfdjieb
nehmen, möchten Wir noct) erft it>ren 40 bis 50 SBerttetern im Drd)e<
fter einen ©Ijrenfranj auffegen. SBir t)abeu feine ©oliften wie 33rob
in SßariS ober §arper in ßonbon; bod) motten ftdf) felbft faum biefe
©täbte eines folgen ßufammenfpielS in ber ©^mptjonie rühmen fön*
nen. Unb bieS liegt in ber Statur ber 3Jert)ältuiffe. 2)ie äßufifer
bilben t)ier eine $amilie, bie fiel) täglich fetjen, tägtiefj üben; es finb
immer biefelben, fo bafc fie mot)l bie 33eett)ot)enfd}en ©t)mpf)omeen
ofyne Notenblatt fpielen f bunten. S)aju nun einen ßoncertmeifter, ber
mdbüd auf ba3 Seidiger 2Jhifif(e&en im ©tnter 1837— 183$. 103
ebenfalls j. 95. bic Partituren be8 Sedieren auäwenbig, einen SMrector,
ber fte gleichfalls atö* unb inwenbig weife, — unb ber ©fpentranj
i[t fertig. Sin befonbereä Statt wünfd)te idf) nod) bem *ßaufenfd£>lager
i)c8 DrdEjefterS (§rn. Sßfunbt) ' jugetf)eilt , ber immer wie Slifc unb
Bonner ba unb fertig ift; trefflidfj fpielt'er fie.
ßiemlidfj baffelbe Drdjefter, feine jüngeren Sföitglieber wenigftenB,
finbet man, wie befannt, in ben Einteerten ber ©efeßfdjaft ©uterpe
wieber. Sie &afjt itjrer ©oncerte war jwölf, wie tjertömmlid), ba3
Socal im ©aal bc« ipotel be fotogne, ber 2Hufif übrigeng wenig
günfiig. Referent mu| fidf) aber bei 2tuffüljrung tfjrer Seiftungen liier
unb ba auf Referate Dritter bejie^en, ba er nid^t allen Aufführungen
beigewohnt, ©ine $Bergteidf)ung ber ©oncertjettel lägt SBeetfyotoen als
f)ier betoorjugten Sföetfter erfennen; e8 würben fedf)8 ©ijm#)onieett öon
if>m gefpielt. ^a^bn fet)lt gän^lid), wa§ wot)l ein 3ufaß Ift; SKojart
finbet fidf) jweimal, ©poijr einmal. 9ieue ©tjmptjomeen gab man
jwei, Dom ^Dirigenten ber ©oncerte ß. ©. SKüIler bic eine [Fdur,
bie anbere toon SB. ©örgel [Cdur]. Severe folt nid)t8 Stu&erorbent*
lid)t%, fonft aber einen gefdfjitften, im Drcljefter aufgeworfenen 9Jtuftfer
t>erratt(en tjaben. ®ie erftere erwähnten wir fdfjon mit einigen SBorten
in einer früheren Kummer; fie ift bie vierte be3 ©omponiften unb man
merft ba3 an ber rafdfjeren geber, bie nidfjt metyr wie früher an ©in*
^elnljeiten, an Keinen giguren :c. Rängen bleibt. SBir nannten fie
aud) Reiter ; boct) lommt bie ©timmung t>ielleid)t nidfjt toon innen unb
forbert etwa mef)r jum $ftad)benfen über bie §eiter!eit auf. Sludf) alä
wäre ber ©omponift felbft mifctrauifd) gegen fein latent ber üuftig*
feit, untertritt er ftcj) oft in ben einjelnen ©äfcen burd) langfamere
^wifdfjenperioben, in ber Art, wie man e3 in Dielen ber fpäteren Sir*
beiten SeetfjoöenS finbet, bereu ©inbrud auf unfern ©omponiften
überhaupt oft jiemlidf) fühlbar t>ert)ortritt. ©igentt)üm(idj ift baä 3n*
termejjo im 33ier*33ierteltact an be3 ©d&erjoS ©teile. 3m legten ©afc
getjt e8 wnnberlid) unb topf über ; bodf) toermiff id^ in iljm ben feine*
reu SDuft, bie Sßoefie, bie ben §umor erft liebenSWürbig madjt. —
>8on Duöertüren werben an ben ©uterpe»9lbenben meiftenS jwei gege*
ben; t)ier treffen wir auf SBeber, ©Ijerubini u. ®. S3on 33eetl)Oüen
war e3 namentlich bie in Cdur in .itjrer waf)rt)aft t>ernid)tenben ®e*
nialität, bereu §luffüt)rung banfenSwertl) ; fie ift bie namlid)e, glaub'
idj, auf beren Xitel fid) 93eett)ot>en be§ StuSbrudS: „gebietet t>on*
ftatt be8 „componirt toon" bebiente. 2luf$erbem eine neue jur Dper
üteanbro öon ß. ®, äRüller, unb bie jum Oratorium „®utenberg*
104 SRücfblicf auf baS Seidiger auftrieben im SBinter 1837—1836.
öon ßoewe, leitete fo oberffäc^Iid^ tote erftcre fleißig gearbeitet Un*
ter ben neuen ber ©efeflfdjaft jur 21uffüt)rung überlaffeuen Duüertüren
im SWanufcript bemerfen wir, au&er welken üou g. 9iot)r (in SRei*
ningen), G. Sonrab (in ßeipjig) unb 3. SRüfjling (aus SKagbe*
bürg), als intcreffant bie jucSc^illerS Räubern" öon ©rnft SB e ber
aus ©targarb, bie wilb unb barbarifdj inftrumentirt, einjelne merf*
würbige 3nfttumentalfd£)5nf)eiten entfaltet, ber 21rt, bafc fid) ber Som*
ponift tnelleid&t felbft üerwunbem mufc, wenn er fie f)ört; beim eS
fdjeint mir nod| nidjt allc§ aus fünftlertfd)em SBewufctfein gefloffen.
SBon SBirfung ift namentlich) baS jerftücfelt angebrachte Sftäuberlieb
„(Sin freies Seben", unb öon eigentümlicher SBebeutung ber ©d^Iu§
beS Oaitjen auf ber Dominante. SJon SßariS gefommen, würbe bie
Duüerture rjietleidjt t)on aufmerffameren Df)ren gehört worben fein wie
bie nun befannte ju ben Francs-Juges toon SBerlioj, mit welker baS
erfte ßoncert eröffnet würbe.
Unter ben ©oloüorträgen erhielt man manches SRittetgnt, ba be*
fanntlidf) 3eber, ber auftreten will, jugelaffen wirb, ©inige SluSwaf)!
wäre bemungead(tet ju wünfdjen. 2)er erfte SßteiS gebührt ,§m.
Uljtridi mit einem SipinSfifdjen ßoncert, irre id) nidf)t, in D dur, beffen
farmatif^e SBtlbfjeii unfer SBirtuoS fo ju fagen mefjr rjermenfd)lidf)te,
fogar jarter als ber ßomponifi felbft fpielte, ber freilidj wieber feine
anbern ®öttlid)feiten $at 3Bäf)renb man in ßoncertcompofitionen
Stnberer pufig burd) Gemeinheiten beleibigt wirb, bricht in ßipinSfi*
fdjen oft etwas t)6d)ft SWobleS Ijinburdf); es ift biefer Unterfd(ieb be*
merfenSwertf) : bort fällt baS ©emeine auf, l)ier baS (Sble, wiewohl
fie im ©anjen auf jiemlid) gleicher ßunftlinie fteljen fönnen,
©inen @d)afc üon Äunft boten aud) biefen SBinter bie Quartette
im flehten ©aale beS ©ewanbfjaufeS, Don ben £§. 2)at)ib, Ul)lrid) ,
Queifeer unb ©rabau — an adjt Slbenben öierunbjwanjig 9htm*
mern nämlid), barunter als ßoftbarfeiten elfter ©rbfce bie in Es dur
(SBerf 127; unb Cismoll üon 33eetf)oüen, für bereu ©röfce wir feine
SBorte aufjufinben üermödfjten. ©ie fdfjeinen mir, nebft einigen £f)ö*
ren unb Crgelfad^en t>on @eb. 33adf), bie äufcerften ©renken, bie
menfdf)lid£)e ßunft unb 5ßf)antafie bis je&t erreid&t; Auslegung unb
(Srflärung burdf) SBorte fdjeitern f)ier, wie gefagt.* dagegen ergingen
* 3n einem (Sonccrtberidjt in ber SBrocfljauSfdjen Mgem. 3tg. fogt Schümann
einmal über bie legten 23eetf)ot>enfd)en Quartette: „(£3 ift tr»af)r, jum SSerftänbnijj
jener fpätern 93cett)Oüenfdjen [Quartette] geljört meljr aiä bloß £uft jum §öreu; ber
empfängliche, offenfte SJhififmenfdj wirb ungerührt öon ifjnen gefeit, wenn er nicfjt
<L 25. gilfatt, (grüben. 105
fid} jwei ganj neue Quartette* üon SERcnbelgf oijn in fo ftf)ön
menfd)lid)er Sphäre, tote man es t>on if)m als Sünftler tote als 9Äen«
fd&en erwarten fann. Sluclj Ijier gebührt if)m bie Sßalme unter ben
ßeitgenoffen, bie iljm nur, wenn er nodfj lebte, granj Säubert —
nidjt ftreitig gemalt, — benn alles @igentf)ümlid)e befielt nebenein*
anber — aber unter allen ber SBürbigfie überreifen muffen. 9iur
bie 3Sorjüglid£)feit eines SßerfeS wie beS in Dmoll üon ©df)ubett,
wie fo meler anberer, fann über ben frühen unb fdjmerjlidjften lob
biefeS Srftgebornen 23eetf)0öenS in etwas tröften; er tjat in furjer
3eit geleiftet unb üollenbet, was ÜRiemanb üor ü)m. (Snblid) treffen
wir audj in bem feurigen EtyftuS auf eine neue ßompofition [inC]
tum S. ®. SüiüIIcr, grünblid), flar, intereffant, t)oü edjten Quar*
tettgefdjmacfs unb- ber SSeröffenttic^ung burd&auS wertf).
©o }iet)en wir benn ben SBorljang über bie reidf) belebte ©cene.
Streben überall, Äräfte bie gülle, bie ftitk bie würbigften; — es
wolle fidi alles in bölierer SBerwanbtung wieberboten!
Stuben für JJianofortc.
<L », mUnt brei grofie Stäben. SBerf 15.
$)er ©efdjmacf biefeS Sfteufranlen ift nad) einem flüchtigen 93li<i
in baS $eft ju erlennen unb fdjmedt fefjr nadf) ©ugene Site unb
®. ©anb. 2)?au erfd)ricft r>or foldjer Unlunft unb Unnatur, ßifjt
carifirt wenigftenS mit ®eift; Serlioj jeigt trofc aller SSerirruugen f)ier
unb ba ein menfd)lid)eS $erj, ift ein SBüftling t>oH Sraft unb ®edf*
f)eit; f)ier aber finben wir faft nichts als ©dfywädje unb ptjantafielofc
tiefe ftenntuifj be3 (SfjarafterS 93eetf)Oüen3 unb beffen fpäterer 9lu3fpradje überhaupt
mitbringt SDann aber, ift er auf beut SBege baljin, fyat er fie erlangt, fo fann
aud) bem menfcblidjen (Seifte faum ettoa3 SBunberttwrbigereS geboten toerben aU
jene ©djöpfungen, benen in ifjrer tieffinnigen Qteftaltung, ifjrem afle menfdjüajen
8a^ungen überfdjtoebenben gbeenffuge oon anberer neuerer 2Kufif gar nichts unb
im Uebrigen nur einiges etwa bon Sorb 23nron ober öon 3. $aul$ unb ©oetlje*
fpätern Sßerfen oerglicr)en toerben fann. £ier biegen ©djäfcc, t)ier fjebe man fie, unb
gejdjä^e e$ unter bem Sdjroeigen be3 $ubltcum§, auf ba$ e3 ja ,in tjödjften $ingcir
nie anfommt; bas SScrbienft bleibt nidjt aus, .unb bem Gutachten gcr)t bod) nact)
unb nadj bie £errlidjfeit auf."
* in Emoll unb Esdur (SSterf 44)
106 ®. Stand, (Stuben.
<Semeinf)eit. 2)ie ©tüben f)aben Ueberfdjrifteu „Aime-moi," ,,le Ventu
unb „MorteJi unb jeidfjneu fidf) auf ifjren fämmtlidjen 50 ©eilen ba*
burdf) aus, bafj fie nurüßoten oljne alle SBortragSbemerfung enthalten;
bie Kaprice möchte nicf)t getabelt toerben, jumal man ofjnebieS toeifc,
tüte foldje Sttufif am beften üorjutragen; aber bie innere £eert)eit
prunft nun aud) nod£) mit äußerer, unb roaS bleibt übrig? 3m ,,Aime-
moi" eine roäfferige franjöfifdje 9Kelobie mit einem SKittelfafc, ber gar
nid)t jur Ueberfdjrift paßt, im ,,Vent" ein d)romatifdf|eS ©eljeule
über einen ©ebanfen aus ber A dur*@t)mpt|onie toon 33eett)ot)en, unb
im legten ©tüd eine nnbertoärtige Debe, roo nidjts als §otj unb
©teden unb ©ünberftrid, baS leitete nod) baju aus Söerlioj entlehnt*
SBir bef^üfeen baS verirrte Xalent, ift nur überhaupt toeld£)eS ba,
bleibt nur ettoaS SKuftf übrig; too aber jenes eben nodf) jtoetfettjaft
unb üon biefer nichts ju erbliden als ©djroarj hinter ©djroarj, muffen
tuir uns unmuttjig abroenben.
©marb ftrantf, jtoölf ©tttbien« 28erf 1.
$)aS erfte gebrudte 833er! eines nod) feljr jungen SüiuftferS, ber
fid) auf bem Xitel als einen ©df)üler 9)tenbelSfol)nS einführt; baS
testete liefce fidf) fogar erraten unb an öielen ber ©tüben bie Queue
bejeid(nen, an welker ber ©d)üler meQeidjt oljne fein SBiffen unb
SSSoüen gefd^öpft Ijat, nrie eS im Umgang mit fold^' umftricfenbem
SReifter fogar natürlich erfdjeint ©S finb fomit met)r ©tubien für ben
Autor felbft, roie ber SKaler feine ©nttoürfe ja aud) ©tubien nennt,
als fie eS für Sfabere fein fönnen, bie jtdfj lieber gleich an baS Ort*
ginal galten. £ie meifte S3ilbungS!raft unb ®igentt)ümlid(feit fc^eint
mir in ber erften Kummer beS jtoeiten §efteS unb ber legten beS erftcn
ju liegen; jene mufc man gerabeju trefflid) unb gelungen tjcifjen: im
legten ©ritte! beS ©afceS gef)t eS fogar, gloreftanifd) ju reben, „über
bie ©ädfjer", b. f). ins fjbljere, feinere ©tement; bie anbere ergebt ftdj
ebenfalls freier unb felbftänbiger unb f)at JEraft unb ©aft. 3n ben
meiften anberen aber üermiffe \ü) bie ©pifce, ober, nriH man, ba ber
Äünftler überhaupt mef)r in bie Xiefe als in bie §öt)e ftrebt, ben
©djwerpunft, ber einen nadfooge; man ift fertig, ef)e man fidj'S t>er*
fieljt, eS ift ju nichts ©ntfdjeibenbem gefommen, man verlangt meljr
nqd) ber erften Anlage, bie einen grbfjeren Sntjalt ertoarten ließ. 3m
©anjen mufc aber ber ©ruft ber 3tnfid)t, ber fid) in biefen ©fijjcn
burdigängig offenbart, bie Äunftmäfcigfeit beS ©afceS, bie Seidjtigfett
<L <£. 2r. SBeqje, Stuben. 107
ber (Kombination, mie man fie Bei jungen Sünftlern in folgern ©rab
nur feiten antreffen ttrirb, mit ben freubigften Hoffnungen für bie ßu*
lunft beS Somponifien erfüllen, wie fie gemift ein fixeres 3cuÖni§
beS ftleifceS geben, mit bem er in bie ©efyeimniffe ber tieferen beutfdfjen
Äunft eingebrungen. Sftit bem lederen meinen wir nid)t fornot)! bie
f$uge, bie mir fogar unterbrüdt wünjdjten, als bie Meinen SBenbungen
oft (bei SRücfgangen in ben Anfang *c), an benen baS ©tubium ber
SWufter ju erfennen ift, ju bereu Jpölie fid) ber junge Äünftler mit
ber $eit fetbft aufarbeiten möge.
<£♦ 9. &♦ SBetfe, toter ®t&Un. SBerf 60.
SBon einem früheren ©tübenmer! beffelben norbbeutfdjen Sompo*
niften mar fd)on in einem älteren Sanbe ber ßeitfd^rift bie Sftebe unb
bort beS ßobeS genug gejagt, ©eftelje id), baft mir baS neue jurüdE*
juftefien jd)eint gegen jenes. 333er bis jur ©tgentl)ümlid£|feit burdige*
brocken, mirb fie nie mieber öerteugnen fönnen, menn er nid)t gerabe*
gu 3aljre lang feiert; unb fo audj l)ier. Slber über bem einen SBerf
maltet met)r ©egen als über bem anberen, unb biefe 9iut)e unb ßu*
friebent)eit, bie uns nad) bem ©enufc beS in Sßeilje empfangenen ftunft*
merfeS erfüllt, ift mir bei biefen neuen Xonftüdfen nidf)t ju XtjetI mor*
ben, 9Jierfmürbig an itjnen erfdf>eint baS SCufle^nen gegen bie enge
§orm, baljer fie fiel) oft in baS ©ebiet ber pl)antaftifd>eren Saprice
verlieren unb nur mifemut^ig mieber in baS ©leis einlenfeu. (StmaS
Äe^nli^eS bemerften mir fdjon bei bem früheren §efte; bodf> gefdjat)
eS bort nidjt mit Stufopferung ber fronen gorm, bie mir einmal t>on
ber ©tübe forbern muffen, unb aud) nidf)t mit §intanfe$ung eine«
flar ausgeprägten med)anifd)en ßmedeS, mie mir ebenfalls üon biefer
GompofitionSgattung verlangen bürfen. SBie bem fei, fo ijaben biefe
2Kufifftüde bod) fo öiele eigene unb fütjne ßüge aufjumeifen unb un*
terfd)eiben fiel) fdjarf genug bon allen anbern ©tüben, ba| fie fidj
©pieler, benen eS an Senntnifc beS ganjen 9Reid()tl)umS ber ©attung
toie an SBielfeitigfeit ber SBilbung liegt, atterbingS anfeilen muffen.
93ef oitbere StuSjeidjnung oerbtent bie lefcte ; ein büftereS 33ilb, mie baS
eines 2ReifterS, ber feine Seiben burd) Xöne bannen miß, großen
SluSbrudS ooH.
3t. ©.
108 Sftana Schuberts le&ic (Sompofittonen.
£wx) Huberts letzte (Jompofitioncn.
SSenn grud)tbarfeit ein §aupttnerfntal beS ®enie3 ift, fo gehört
gronj ©djubert ju ben größten. 9fäd)t üiel ü6er breiig 3al)r alt ge*
toorben, l)at er junt ©rftaunen toiel gefd)rieben, üon bem t)ielleid)t erft
bie ipälfte gebrudt ift, ein Xljeil ijod) ber 9Seröffentlid)ung entgegeufie^t,
ein bei SBeitem größerer Xfjeil aber tt>aljrfd)cinlid) nie ober nad) langer
geit erft inä publicum f ommen wirb. * 2lu» ber erften SRubrif t)aben
fid) woljl feine ßieber am fdjnellften unb weiteften öerbreitet; er fjätte
nad) unb nad) wof)l bie ganje beutle ßiteratur in SRufif gefejjt, unb
wenn Xelemann verlangt: „ein orbentlidjer ßomponift muffe ben Xt)or*
jettel compouiren fönnen", fo f)ätte er an Schubert feinen äJiann ge*
funben, 3Bo er t)infül)lte, quoll 9Jhtfü fjerüor: StefdjtyluS, $lopftotf,
fo f probe jur Sompofition, gaben nad) unter feinen Rauben, wie er
ben leichteren SBeifcn 333. 2Jiütler3 u. 2t, itjre tiefften (Seiten abge*
Wonnen. S)ann finb e§ eine 9Kenge 3nftrumentalfad)en in allen
gormen unb Slrten: XrioS, Quartette, ©onaten, SRonboS, Xänje,
SBariationen, jwei* unb mertjänbig, grofc unb flein, ber wunberlid)ften
S)inge üoü wie ber feltenften @d)önf)eiten ; bie 3eitfdjrift fjat fie an
t>erfd)tebenen Crten genauer d)arafterifirt. 33on ben Sßerfen, bie nodj
ber 33eröffentltd)ung entgegenf et)en , werben un£ SKeffen, Quartette,
eine grofje §lnjat)l Sieber u. a. genannt. 3n bie lejjte Sftubrif fallen
enblicf) feine größeren Gompofitiouen, mehrere Dpern, grofje $ird>en*
ftüde, üiele ©tympljonieen, Duüertüren u. a., bie im SBefifc ber Srben
geblieben finb. X)ie sutejjt erfdjienenen ©ompofitiouen @d)ubert§ Ijaben
bie Xitel:
<3rof?e£ $no für ba£ $tanoforte ju *ier #änben, 923er! 140,
unb
ft. Sdfubertö atterlc^te Gompofttion: Stet große Sonaten
für ba£ ^tauofortc/^0
®3 gab eine. 3^ wo ty nur ungern über Säubert fpredjen,
nur 9iäd)ten3 ben Saunten unb Steruen üon tf)m üorerjäf)(en mögen.
* (Sine fritifdje GJefammt*9luSga6e ber SBerfe 8cf)ubert$ crjdjeint je&t bei
»reitfopf & fcärtel.
gfronj ©djuberte lefcre ßompofitionen. 109
SBer fdfjwärmt nid^t einmal! (Sntjücft toott biefem neuen ®eift, beffen
9teid)tt}U!tt mir mafc* unb grenjenloS bünfte, taub gegen alles, was
gegen tljn jeugen fßnnte, fann tdj nidjts als auf if)n. 3Rit bem üor*
rüdenben 2llter, ben wadjfenben Slnfprüdjen tüirb ber SteiS ber Sieb*
linge f leiner unb Heiner; an uns liegt es, wie an if)nen* 2Bo wäre
ber Sföeifter, über ben man fein ganjeS Seben Ijinburdf) gang gleid)
backte! &ux SBürbtgung 33ad)S gehören Erfahrungen, bie bie Sugenb
nid)t fjaben fann; felbft 9KojartS ©onnent)öf)e wirb t)on if)r ju niebrig
gefdjäfct; jum SBerftänbnifc $8eetf)oöenS reiben btoft muftfalifdje ©tu*
bien ebenfalls nidjt aus, wie er uns ebenfalls in gewtffen Sauren
burdfj ein Sßerf met)r begeiftert als burd) baS anbere. ©o t)iel ift
gewife, baft ftd) gleite Sllter immer anjieljen, bafc bie jugenblid)e 83e*
geifterung auö) am meiften öon ber 3ugenb üerftanben wirb, tote bie
Äraft beS männlidjen SföeifterS t)om 3Kann. Säubert wirb fo immer
ber Siebling ber erfteren bleiben; er jeigt, was fie will, ein über*
ftrömenb §erj, füfyte ©ebanfen, raf dje Xf)at ; erjagt if)r, was fie am
meiften liebt, üon romantifd>en ®efdf)id}ten , SRittern, 3fläbd)eu unb
abenteuern; aitd) SBi| unb <pumor mifd)t er bei, aber ntdf)i fo Diel,
bafc baburd) bie weitere (Srunbftimmung getrübt würbe. 2)abei be*
flügelt er beS Spielers eigene ^ßfjantafie, wie aufcer 93eetf)oöen fein
anberer Somponift; baS £eic§t*$ad)af)mlid()e mancher feiner Eigenheiten
toerlodt wof)l aud) jur 9iad)af)mung ; taufenb ©ebanfeu will man aus*
führen, bie er nur leid)tt)in angebeutet; fo ift es, fo wirb er nod)
lange wirfen.
SSor jet)n Sauren alfo würbe id> biefe jule|t erfcfjienenen SBerfe
ofyte SßeitereS ben fd)önften ber Sßelt beigejäf)lt fjaben, unb ju ben
Stiftungen ber (Gegenwart gehalten finb fie ntir baS aud) je^t. SIS
©ompofüionen üon ©Hubert jätjle icf) fie aber nid(t in bie ßlaffe,
wof)in idj fein Quartett in Dmoll für ©treidjinftrumente, fein Xrio
in Esdur,* üiele feiner Keinen ®efang* unb ©laüierftüde rechne.
Utameuttid) fdf)eint mir baS $)uo noc§ unter 33eetf)ot)enfd£)em ©influfj
entftanben, wie id) eS benn aud) für eine auf baS ßlatrier übertragene
©tympfjonie Ijielt, bis mtd) baS Driginal*9J}anufcript, ** in bem eS üon
feiner eigenen $anb als „&ierf)änbige Sonate" bejeidjnet ift, eines
2(nbern überweifen wollte. „äBoHtt" fag' id); benn nodf) immer fann
* $te ©tjntpfjonie in C fear jur Seit, aU Obiges gefeftrieben ttmrbe, nod)
nidjt befannt. [Sd). 1852]
** 3m SBefifc öon (Stara SBted, ber bte gebruefte WuSgabe bon ben SJertegem,
9L 3)iabeHi & ©o., gcttJtbmct war.
110 5*anä (Schuberts Icfctc (Sompofitionen.
iä) triebt t>on meinem ©ebanfen. 3Ber fo t>iel treibt tote ©dfjubert,
madjt mit Xiteln am ©übe nidjt ütel geberlefenS, unb fo übertrieb
er fein SBerl in ber ©ile üietteidjt ©onate, wäljrenb eS als ©tjmpfiome
in feinem Äopfe fertig ftanb; beS gemeineren (SrunbeS nod) ju er*
mahnen, bafc fidf) ju einer ©onate bodf) immer etjer Herausgeber fanben
als für eine ©tjmpljome, in einer $eit, wo fein Warnt erft befannt
ju werben anfing, 2Kit feinem ©til, ber Srt feiner S5ef)anblung beS
©lamers öertraut, biefeS SBerf mit feinen anbern ©onaten üergleid|enb,
in benen fid) ber reinfte ©lamerdjarafter auSfprid)t, lann idj mir eS
nur als Drdjefterftücf auslegen. 2»an Jjört Saiten* unb JBlaSinftru*
mente, Xutti, einzelne ©oli, Sßaufenwirbel ; bie grofebreite femp^o*
uifdfje $orm, felbft bie 3ln!länge an SBcet^oöcnfc^e ©ijmpijomeen, wie
im jweiten ©afc an baS Stnbante ber jwetten üon Söeet^oöen, im legten
an ben legten ber Adur*©i)mpf)onie, wie einige blaffere ©teilen, bie
mir burd) baS Arrangement verloren ju fyaben fdjeinen, unterftüfcen
meine Slnfid^t gleichfalls. Damit möchte iä) baS 2)uo aber gegen ben
Vorwurf fcfjüfcen, ba£ eS als ©laüierftücf nidfjt immer ridjtig gebaut
fei, baß bem Snftrument etwas jugemutf)et wirb, was es nid&t leiften
fann, wätjrenb eS als eine arrangirte ©^mpfionie mit anbern äugen
ju betrauten wäre. ÜReljmen wir eS fo, unb mir finb um eine ©t)m*
Päonie reicher. * 2)ie 9lnf länge an 33eett)Oüen erwähnten mir fd)on;
je^ren mir bod& alle toon feinen ©djäfcen* Slber aud> of)ne biefen er*
fjabenen Vorgänger wäre ©djubert fein Slnberer geworben; feine ©igen*
tf)ümlid)feit würbe metteic^t nur fpäter burdfjgebrodjen fein, ©o wirb,
wer einigermaßen ®efüt)l unb 93ilbung fyat, 33eetf)ot)en unb ©d>ubert
auf ben erften ©eiten erfennen unb unterf Reiben, ©dfjubert ift ein
9Ääbd)end)arafter, an 3enen gehalten, bei Sßeitem gefdf)wä{jiger, weicher
unb breiter; gegen Senen ein Sinb, ba$ forgloS unter ben liefen fpielt
©o öerf)alten fiel) biefe ©^mpljonieenfäie ju benen 93eetf)ot)enS unb
fönnen in itjrer Snnigleit gar nic^t anberS als üon ©djubert gebaut
werben. 3*™* bringt audj er feine Äraftftellen, bietet aucf| er SÄaffen
auf; bod^ tier^ätt eS fiel) immer wie SBeib jum 2Jtann, ber befiehlt,
wo jenes bittet unb überrebet. 3)ieS alles aber nur im Sßergleidfj ju
23eetf)ot)eu; gegen Rubere ift er nod) äftann genug, ja ber füljnfte unb
freigeiftigfte ber neueren SDiufiler. 3n biefem ©inne möge man baä
2>uo jur ipanb nehmen. 9lad(} ben ©d&önljeiten brauet man nidfjt ju
filmen; fie fommen uns entgegen unb gewinnen, je öfter man fie
Q. 3oadjim ljat ba$ 3)uo miebet für Drdjefter übertragen.
grcms ©Hubert* le&te ©ompoftrionen. 1 1 j
betrachtet; man mufc e3 burdjauS Heb gewinnen, biefe« liebenbe Sinter*
gemütt). ©o fef)r gerate ba8 Stbagio an 33eett)ot>en erinnert, fo wüfcte
idj aud) faum etwas, wo ©dfjubert fid^ mef)r gejeigt als @r; fo leibhaftig,
bafe einem woljl bei einzelnen Xacten fein Sftame über bie Sippen
fdfjlüpft, unb bann f)at'3 getroffen. Slud) barin »erben wir überein*
ftimmen, bafc ftdfj ba3 Sßerf öom Anfang bis jum ©d)lufe auf gleicher
§öf)e tyilt; etwa«, was man freiließ immer f orbern müfete, bie neufte
ßeit aber fo fetten leiftet. «einem 2Kufiter bürfte ein foldfjeä 2Berf
fremb bleiben, unb wenn fie manche ©d)öpfung ber (Segenwart unt>
trieleS Rubere ber ßufunft ™fy öerftefyen, weil tfjnen bie ®mftd)t ber
Uebergänge abgebt, fo ift e3 itjre ©d)ulb. S)ie neue fogenannte ro*
mantifdfje ©djute ift feineäwegS aus ber Suft f)erabgewad)fen ; e3 f)at
aüt% feinen guten ©runb.
Die ©onaten ftnb als ba3 Icfetc SBerf ©df)ubert3 bejeidfjuet unb
merfroürbig genug. SSiellctc^t ba& anberfc urteilen würbe, wem bie
3«it ber ©ntfteljung fremb geblieben wäre, — wie idfj felbft metteidjt
fie in eine frühere Sßeriobe beä ÄünftlerS gefegt f)ätte, unb mir immer
bag Xrio in Esdur afö ©dfjuberts Ie|te Arbeit, al8 fein Sigentljüm*
KdfjfteS gegolten l)at. Uebermenfdfjlid) wäre e3 freilid), bafc fiel) immer
fteigern unb übertreffen fottte, wer wie ©dfjubert fo tuet, unb täglich
fo öiel componirte, unb fo mögen aud) biefe ©onaten in ber Xfyat
bie legten arbeiten feiner §anb fein. Db er fie auf beut «ranfen*
tager gejdfjrieben, ob nid(t, lonnte id> nidf)t erfahren; atö ber 9Rufit
felbft fdfjetnt man auf ba£ erftere fd)liefeen ju bürfen;* bod) ift auety
möglich, man ftef)t meijr, wo bie $f)antafie burd) ba8 traurige „StUer*
lefcte" nun einmal t)om ©ebanfen be« naf)en ©Reibens erfüllt ift. SBie
bem fei, fo fd&einen mir biefe ©onaten auffallenb anber8 als feine
anbern, namentlich burd^ eine mel größere ©infalt ber ©rfinbung, burdE>
ein freiwillige^ SRefigniren auf glänjenbe SKeuljeit, wo er ftd) fonft fo
tjotye Änfprüdje ftellt, burdfj SluSfpinnung t)on gewiffen allgemeinen
mufilalifc^en ©ebanfen, anftatt er fonft *ßeriobe auf Sßeriobe neue
gäben öerfnüpft. 818 fönne e$ gar fein @nbe fjaben, nie öerlegen
um bie golge, immer mufifalifd) unb gefangrei($ riefelt eS üou Seite
ju ©eite weiter, t)ier unb ba burcij einzelne heftigere Regungen unter*
brod&en, bie fidf) aber fdjneH wieber beruhigen. Db in biefem Urtfjeile
fdjon meine ^autafie burd) bie SSorfteUung feiner itranltjett üerfüljrt
* $ic Sonaten finb im September 1S2& getrieben, aljo p einer 8eit, wo
(Säubert fränfelte ttnb in arätlicfjer SBefyanblung tuar. 9lm 19. ißoöember ftarb er.
112 3- SKof cfiete^ Stubten für ^tonoforte.
fdf)etnt, mufj idf) Stufigeren überlaffen. So ober mitten fie auf mid).
2Bof)lgemutlj unb leicht unb freunblidf) fdjliefct er benn audfj, als fomte
er XageS barauf lieber üon feuern beginnen. ®S war anberS be*
ftimmt. äflit ruljigem Stntlijj f onnte er ber legten SÄinute entgegen*
treten. Unb wenn auf feinem ßeidjenftein bie äBorte fielen, bafc unter
if)m „ein fdfjöner 33efi|, aber nod) fernere Hoffnungen** begraben
lägen, fo wollen wir baufbar nur beS erftereu gebenfen. Sftadföugrübeln,
wag er nod) erreidfjen fönnen, fü^rt ju nichts, ©r fjat genug getrau,
unb gepriefen fei, wer wie er geftrebt unb oottenbet.
3t. S.
3, Jlofdjelcs,
Sljaralterifttfdje ©tu bleu für baS ^tanoforte. SBerf 95.
2)ie fpäteren ©tübenwerfe ber befannteren ©tübenfdjreiber f)aben,
wie uns bie ©rfatjrung fagt, fidj nid)t bie Shtnft unb ben ©influfj er*
ringen fönnen als ifjre früheren. 93on benen Don ßramer fennen
nur SBenige, was er aufcer feinen jwei erften §eften geliefert; ebenfo
üon benen üon £. 33erger, SBetjfe, ß^opin, 31. Schmitt it. Ä.
S)ie ©rünbe finb wotjl aufjufinben. ©ineStljeitS finb jene fpäteren
(Sammlungen in SBirffid^feit unbebeutenber , benn ber ©omponift er*
fd)öpft fid) enbltdf) in fold)er Meinen gorm, ober er bringt SteltereS
wieber jum SBorfdjein; bann »erlangt baS publicum audf) Steigerung,
wo feine mef)r ju erreichen; enblid) burdjfreujen fid) gerabe in biefer
©attung bie ©rfdfjeinungeu fo tafd) unb öielgeftaltig , baß fid) nur
baS ShiSgejeid&netfte über beut Strome ju galten üermag. Surj, wir
fef)en auf ben ©lavieren bie beiben erften Jpefte ber ßramerfdjeu,
Gfyopinfd)en jc. Stuben weit öfter als bie fpäteren. StudEj biefe neue
Sammlung üon 9J}ofdf)eleS wirb bie alte beräumte nid)t toergeffen
machen, unb fott es aud) nidjt $)er bereite ©ompouift fprid^t fiefj
in einem beinaf) ju furjen SSorwort über ben Qxotd feiner neuen
Stuben, über baS, was fie üon ben älteren unterf Reibet, felbft aus.
9Ked(anifd)e SluSbilbung ber §anb, bie üielfeitigfte, wirb natürlid) fdfjon
öorauSgefefct; ebenfo Wüufdjt er Senutnifc feiner älteren ©tüten.
SBortc ton ©rtUpar§cr.
3. SÄofdjeieS, ©tubicn für panoforte. ' 113
„2)er ©pieter ift befonberS barauf angewiefen, burclj feinen 33or*
trag btejenigen ^Regungen, Seibenfdljaften itnb ©mpfinbungen auSju*
brücfeu, bie beut SBerfaffer beim (Betreiben biefer Xonftüdfe öorgefdfjwebt
unb bie er bnrc§ bie d^araJtcrtftifd^cn SWamenSbejeidfjmmgen, bie einem
leben ber ©tücfe oorgefefct finb, fotoie burdfj bie ben Vortrag bejeidfj*
nenben Sunftwörter, bie im Saufe beä SßerfeS üorfommen, nur leife
anbeuten tonnte* :c,
SJian f)at biefe Ueberfdfjriften über äKufifftüdfe, bie fid) in neuerer
Seit wieber üielfai) jeigen, f)ier unb ba getabelt unb gejagt, „eine
gute SRufif bebürfe foldfjer gingerjeige nidjt", ©ewifc nidfjt: aber fie
büfjt baburdfj ebenfo wenig etwas üon it)rem Sßertf) ein, unb ber ßom*
ponift beugt baburd) offenbarem Vergreifen beS SfjarafterS am fid)er*
ften üor, Xf)un es bie 2)id(}ter, fudfjen fie ben Sinn beS ganjen ©e*
bidfjteS in eine Ueberfd&rift ju üertjütten, warum folten'S nidfjt audfj bie
üRufifer? 9iur gefdfjelje foldfje Slnbeutung burd) SBorte finnig unb
fein; bie SSilbung eines 3Kufifer3 wirb gerabe baran ju erlennen fein.
©o erhalten wir benu in ben üorliegenben ' (Stuben jwötf d)araf*
teriftifd^e Silber, beren S3ebeutung burd) bie Ueberfdfjriften ef)er ge*
wtnnt. SBir fönnen fie nadfj if)rem Snfjalt in trier Abteilungen brin*
gen. 3n ber einen werben uns belannte, unb jwar mt)tf)ologifclje
Gfjaraftere gef Gilbert; baljin gehören bie mit „3uno" unb „Xerpficljore"
Beseid^neten Hummern; in ber anbern ©cenen aus bem Seben unb
itad) ber Statur: baS „33acd)anal", bie „S3olfSfeftfcenen" unb „9Jtonb*
nadjt am ©eegeftabe"; in ber britten pftjcljifclje ßuftänbe: „ßorn",
„SBiberfprud)", „ßärtlidOfeit", „Slngft", „Verfolgung"; in ber testen
<£laffe ftetten fidfj als toerwanbt bar: „Äinbermärd^en" unb „Xraum",
3m §efte felbft ftefjen bie ©tüdEe in bunter 3Jtifdjung, l)ier unb ba,
um fie f)intereinanber fpielen ju fönnen, üom ©omponiften burdj lurje,
bie Xonarten überleitenbe 3roifd)enfpiele üerbunben, bie wir manchmal
äieöeidjt ausgeführter wünfcf)ten.
auf bie Stummem ber erften Abteilung mödjte id) umgefe^rt bie
©oetfjefcijen SBorte anwenben : „je met)r bu füf)lft ein SJtenfdfj ju fein,
je äf)nlid£|er bift bu ben ©öttern". ©erabe in biefen Silbern, bie ben
Flamen jweier $)immlifd^en tragen, erfd^eint bie $t)antafie beS Äünft*
lerS gefeffelt; gerabe in biefen üermiff tc!} Seben unb SBärme ber
SDiufif. 2Die formen finb fd&ön unb ridjtig, bie ©fjaraftere mit benen
ber 2Jit)tf)otogie in Uebereinftimmung ju bringen; im ©anjen aber
Widen bie ©tüde lalt wie (Statuen unb wirfen unter allen am wenig*
ften, wie id) wieberf)olt an mir wie an Slnbern erfahren, dagegen
©djumann, @ef. ©Stiften. II. 8
114 3- SKofäeJeS, ©tobten für ^tanoforte.
i)at bie 3Äufif 9Kad>t unb äKittel, bcr ^antafic Sötlbcr jujufüfiren,
wie fic uns burclj btc Ueberfcfyriften ber anbern S(6tf)eilung näf)er be*
j eignet werben. £>aS „Sacd&anal" ift ein grted^ifd^c« claffifdf)eS unb
f)at einen fc^r <Jjara!terifttfd)en ©runbton. 3to ben „SBotfSfeftfce*
nen" rollt ber Somponift ein lebenbigeS (Semälbe auf, in baS td>
metteid&t audfj einen äKanbolinenfpieler f)ineinwünfd((te, tdfj meine als
©egenfa| ju bem tnelftimmigen 3)urdfjeinanber eine Icifcr gehaltene
ßantilene. 3)a3 ©tücf tft ber intereffanteften ßüge tiott. SBaS man
mm ber „SRonbnacljt am ©eegeftabe" ju erwarten f)at, fagt bie
aRuftf am beften. $)ie Xonart ift As dur unb baS ©tüd fic^t fid>
fdfjon romantifdf) an. Sennett f)at in feinen ©fisjen, in ber mit .,the
Lake" überftf)riebenen, etwas fef)r 8lef)nlicijeS gegeben.
Unter ben Stummem, bie uns pfed)ifdje ßuftänbe malen, mödjf
idfj bem „SBtberfpruclj" ben SßreiS juertennen. Die leiste, fixere
3eid)nung, ber SluSbrudE beS feinen ©potteS, ber biefe 9Rufif d>araf*
teriftrt, unb in mufifalifd^em Setrad^t bie geiftreidfje fjarmonifcfye SSer*
mebung machen fie ju einer ber auSgejeicijnetften unb wirtungS&oUften
ber ©ammlung. Sbenfo ift bie mit „Qoxn" überfd&riebene ein oortreff*
tidf>eS 2Äufifftü<f, obgleich id) in feinen ®f)ara!ter eine eblere SRegung,
mei|r ffi$nen ©tolj, energifd&eS Auflehnen legen möchte unb es in biefem
©inn vorgetragen wfinfcljte. 3)ie Sfcummern „8ärtlidf>feit" unb„Ser*
f öf) nung" finb mef)r geiftreidj gebadet als gemütljlidf) ; in festerer tjerrfc^t
jebodf> ein befonberS fdjbner 3Bof)ltaut, ®aS mit „Ängft" überfdjriebene
©tücf, baS lefcte beS $efteS, erfüllt aüeS, was bie Ueberfc^rift fagt.
(SS bleiben nodj baS „Sinbermärcljen'' unb ber „Xraum"
übrig, bie mir als bie jarteften unb poetifcfyften ber ©ammlung gelten.
§ier, wo fie ins Ueberfinnlid^e, in baS ©eifterreid^ Ijinüberfpieft, übt
bie SJiuftf it)re üoHe ©ewalt. Siamentlidf) ift baS Äinbermärd&en ein
tl&dfjft ergöjjlid^eS S3ilb, in glüdtlid^fter ©tunbe erfunben, äufeerft fau*
ber unb nett ausgeführt; feine Kote barf f)ier anberS fielen; autfy
bie Ueberfdfjrift trifft ben Sfjaratter ber SDiufif aufs ©enaufte. 3m
„Xraum* fliegt es anfangs bunfel auf unb nieber: man weife, wie
bie 9Rufif träumen, wie man in it)r träumen lann; erft in ber SRitte
ringt fid& ein entfdjloffenerer ©ebanfe loS; bann öerfd&winbet atte$>
wieber in baS erfte leife S)unfel.
SSon ben früheren Stuben unterf Reiben fid} biefe neuen allerbingS;
fünfjeljn 3af)re, bie wä^renb* beS 9lieberfd(jreibenS jener üerfloffen,
* feit bem SRieberjdjreibett (?)
©rfter Duartett*2Rorgen. 1 1 5
machen wot)l einen Unterfdf)ieb. 3)er ©til ift womöglich gebrungener,
bie Harmonie combinirter, gewählter, überall tyerrfdjt mef)r ber ®e*
banle öor, wäfyrenb bie älteren, tüte natürlich, ben SSorjug größerer
Sugenb, lebhafterer ©mpfinbung tiorauS f)aben. Snjwifcljen Ijat ber
Eomponift aucl) manche 3Äittel ber neuften ©d^ule nidfjt untierfudfjt
gelaffen, wie benn aud) üon ifyrer romantifdf)en gärbung in feinen
©ebanfen l)ier unb ba burd|jfd)immert ©in tiortrefflidjer Äünftter jetgt
er fidO Ijier wie bort. SR. ©.
(txfltx Änartett-iWorjen.21
3. 3. $. Eerfjulft, Quartett für 2 Stoimeit, SBratfdje unb Violoncello (Asdur),
9Banufcrtyt.
& Spof)r, 33rittantcjg Quartett (Adur), 3Berf 93,
Seopolb gud)3, Quartett (Cmöll), SBerf 10.
„©ab es ©d^uppanjigtjf^e, giebt es ®atribfd)e Quartette, warum
uidf)t audf> — ", backte id) bei mir unb bat mir ein Äteeblatt jufam«
inen. „®S ift nod) nidfjt lange f)er", eröffnete idf> biefem, M% £at)bn,
SRojart unb nodj Siner lebten, bie Quartette gef djrieben : f oUten foldje
83ater fo wenig würbige (Snfel fjintertaffen, biefe gar nichts üon jenen
gelernt fjaben? Unb fönnte man nidfjt nad)füt)len, ob ein neues ©enie
irgenbwo unter ber ßnoSpe, baS nur ber 33erül)rung bebürfe? 9Rit
einem SBorte, SSerefirtefte, bie Snftrumente fte^en bereit unb beS bleuen
giebt es mancherlei, baS gefpielt werben fönnte in unferer erften
SRatinfe/ Unb ofjne üiel SebenfenS, wie es bügetfeften 3Äufifern
jiemltd), fafcen fie an ben Sßulten. ©ern beriete ic§, unter weldfjen
SBerlen uns ber SKorgen Derfloffen, wenn aud) nidjt im fritifdfjen
Saptbarftil, fonbern in leidster SBeife ben erften Sinbrudf feftfjaltenb,
ben jene auf mtd), jugleid) mit 2Baljrnef)mung beffen, ben fie auf bie
Duartettiften felbft gemalt, ba idfj einen einfadjen glud) eines 9Rufi*
ferS oft fjöl)er anfrage als ganje Sleftfjetifen.
S3on einem Quartett üon §rn. 3. 3- £• SSertjulft bürfte man
eigentlich nid)ts öerrattjen, ba eS eben nodj warm aus ber SSerfftatt,
nodf) 9Ranufcrtyt unb baju baS erfte ift, *baS ber Somponift gefdjrie*
ben. 3nbe| ba bie 3u^unft ftdj manches ©rfreulidfje öon biefem jun*
gen Äünftler üerfpred^en barf, fein 9iame über furj unb lang bod) ber
8*
116 Hefter &uartett*Sttorgcn.
Deff entlief ei t verfallen wirb, fo fei er vorläufig als ein Sföufifer t)on
33eruf eingeführt, bem feine ©eburt als §oHänber ein jweiteS Sntereffe
üerleitjt. @o fef)en wir in neuer Qüt aus aßen 33ölferfd)aften junge
Xalente fierüorfteigen: aus Siufjlanb berietet man t)on®linfa; Sßofen
gab uns £t)opin; in Sennett Ijat ©nglanb einen Vertreter, inSJerlioj
granfreidf); ßifjt als Ungar ift befannt; in Belgien wirb tion §anfenS
als öon einem bebeutenben Xalente gefprodfjen; in Stauen bringt jeber
grüf)ling meldte, bie ber Sßinter wieber üerweljt; enblidj fommt audj
$)ottanb, baS uns fonft nur SDialer fanbte, obwot)! auc§ üan SBrcc
u. Ä. fid) befannt gemalt.
2)aS Duartett unferS §oQänberS geigte nichts üom SßJjlegma,
baS man feinen SanbSleuten öorwirft, fonbern im ©egenttyeil lebhaftes
mufifatifdjeS Slaturett, baS fidf) freiließ in einer fo fdjwierigen gegebe*
nen gorm nodfj mit ÜÄüfje in bm ©^raufen ju galten tjatte. Srfreu*
lid) war, bafe gerabe ber ©a|, in bem fid) baS ©afein innerer SÄuftf
am beutlicljften belunbet, baS Slbagio, ber gelungenfte beS Quartette
war. Stuf folgern SBege fortgef)enb wirb fidf? ber junge Sünftler
ftraft unb 2eidf)tigfeit erringen; gegen ftarlen 3rrtf)um fdfjüfct ifyn fo*
gar ein großer Snftinct beS fRid^tigett unb ®efe|mäf$igen, unb fo wäre
nur nodfj auf größere Sßrägnanj, auf (Srfjebung unb SBerebtung beS
©ebanfenS ju achten, was freiließ weniger ©aclje beS guten SBittenS
alä beS guten ©eifteS.
3)aS Quartett fpielte ficlj hierauf ein neues tion ©poljr öor, in
bem unS mit ben erften Xacten ber befannte SReifter entgegentritt.
2Bir !amen fd&netl überein, ba% f)ier mef)r auf glänjenbeS §erüortreten
beS erften Spielers als auf funftreidfje SSerwebung ber SBiere gefetjen
war. 3Äan fann nidjtS bagegen fjaben, wo es offenbar fo unb md)t
anberS fein foll, unb es begiebt fidfj biefe Duartettweife öon felbft ber
flöljero Slnfprüdfje. gormen, SBenbungen, SDtobulationen, SMobieen*
fälle waren ebenfalls bie oft gehörten ©potjrS, fo ba| es fdfjien, bic
Ouartettiften unterhielten fidfj öom 333er! wie üon einem befannten
©egenftanb. (Sin ©d&erjo fef)lt, baS überhaupt nid&t beS SReifterS
©tärle, wie benu baS ©anje einen befd&aulidfjen, wenn man fo fagen
fann, bibaftifdjen ©fjarafter f)at. $m gtonbo feffelt ein feljr artiges
Xljema, bem man nur ein ftdE) meljr marfirenbeS jweiteS entgegenge*
fteHt wünfe^te. ©ine S3emer!ung brängt fidfj mir l)ier nodfj auf unb
jwar burdj einen Vorwurf eines ber Duartettfpieler üeranlafct. Sunge
®ünftler, bie immer SReueS, womöglich ©EceutrifdfjeS wollen, fragen
jene flüchtigen, fo fd^neß empfangenen wie üoßenbeten SBerfe auSge*
(Srficr Duartett*9Äorgen. 117
bitbeter äßeifter meiftenS ju gering an unb irren in if)rer Sßeinung,
baß fie es eben fo machen fönnen. ®S bleibt immer nodfj ber Unter*
fdfjteb jwifdfjen SÄeifter nnb 3ünger. 3ene eilig Eingeworfenen Slamer*
fouaten 33eetf)0öenS, nodE) mef)r 9RojartS, bereifen in if)rer f)imm*
lifdfjen Seidjtigfeit in eben bem ®rabe bie 3Keifterfd)aft als iljre tiefe*
ren Offenbarungen; baS fertige SDieiftertalent jeigt fid() eben barin,
baß e8 bie fidf? im Seginn beS äBerfeS gezogenen Sinien nur lofe um*
fpielt, wäljrenb baS jüngere ungebilbete, wo es bod) auclj tiom SBoben
ber ®eiüöl)nlitf)feit ausgebt, bie ©eile immer f)öt)er anfpannt unb fo
oft tierunglücft. 2)ieS auf baS Quartett &on ©pof)r anjuwenben, fo
benfe man fiel) nur ben Warnen beS Somponiften unb feine berühmte*
ren Seiftungen weg, unb eS bleibt notf) immer ein in gorm, ©afc unb
©rfinbung meifterljafteS, baS fidf) nod) Ijimmelweit öon bem eines
SSielfdfjreiberS ober ©djüterS unterfdfjeibet. Unb baS ift ber Sofjn ber
burdf) gleiß unb ©tubten gewonnenen äReifterfdfjaft, baß fie fiel) bis
ins t)of)e älter ergiebig jeigt, wät)renb beim leid^tfinnigen Xalent baS
SSerfäumniß ber ©df)ule bod^ einmal burd^bric^t. -
SSon großem 3ntereffe für uns Stile war ein fcor ungefähr einem
3af(r erfd&ieneneS Quartett Don 2. $utf)S. 25er ßomponift lebt in
Petersburg als Pfleger ber ebleren Äunft im engeren Eirlel, allgemein
gefdfjäfct als 2ef)rer beS ©afceS, als beffen 33ef)errfcijer er fiel) nun avai)
praftifdf) erweift. 3)aS Quartett ift nidjt fo üerwidfelt, ba% man mit
ber Partitur in ber §anb, bie uns tiergönnt toar, es nidfjt nad) Sin*
mal*S(nt)ören in feinen §öl)en unb Xiefen überfein fönnte, unb aud)
oljnebieS müßte bie ©igentf)ümlid)feit in gorm unb ©e^alt barin in
bie Äugen fpringen* Stm eljeften möchte man an OnSlow als baS
SSorbilb beS ßomponiften benfen ; bodf) blieft audfj ©tubium ber weiter
jurüdEliegenben ®unft, ber S3adfjfd)en, wie ber neuften 93eetf)ot)enS f)in*
burd^. ®S ift, im ©egenfafc ju bem befd^riebenen ©polten, ein
wahres Quartett, wo 3eber etwas p fagen tjat, ein oft wirflidfj fd&ön,
oft fonberbar unb unflarer tierwobeneS ®efpräd& tion tiier 9Jienfd)en,
wo baS gortfpinnen ber gäben anjieljt wie in ben SHufterwerfen ber
legten Sßeriobe. 3)aS Sßadenbe, 9iad)t)altenbe 33eett)ot)enfcl}en ®eban*
lenS finbet man eben nid&t oft, unb barin ftef)t aud) baS Quartett
jurüd; im Uebrigen aber intereffirt es bis auf einjelne mattere Xacte
burdfjweg burdfj feinen Jeltenen @rnft unb feine auSgebilbete Äraft im
Stil. 3n ber gorm erfd)eint es uns ebenfalls gut unb namentlidf)
in ber ®igue unb bem legten ©afce pifant. 2>ie ®igue gehört frei*
lief) gar nid)t in baS Quartett, was idfj fogar befeuern fann, ba iai
118 .ßtücitcr Ouartett-HÄorgen.
SRanufcript ein ganj anbereS ©ßerjo enthält, baS wof)l auß mef|r
ju ben anbem ©äfcen pafct, aßerbingS aber auß weniger mtereffant
ift als jene; boß entftanb burß biefe SSeränberung baS anbereUebel,
ba§ bie ®igue in B dur spielt, wcßrenb ber folgenbe (tefete) ©a| in
Cmoll: eine Xonfolge, bie iß in einer gorm, beren Strenge ihm
ßre ©ßönljeit, ntßt bittigen fönnte; 3m ätobante ift, naß Art
eines belannten |>at)bnfßen Quartetts, ber neue ruffifße SSolfSgefang
(öon fitioff) eingeflößten unb toarürt. 9Ran weifc, wie folß grembeS
nur feiten in ben eigenen Sbeengang paffen will, unb fo f|ätte iß auß
lieber ein SEßerl geliefert, baS iß ganj mein nennen fönnte, als wo
wenigftenS bie fyöljere Sfritif ben patriotifßen 93ejug nißt anerfennen
!ann. Snbefc mag ber gefßäfcte SKann, wie wir tjören, noß manßeS
if)m allein angefjörige Quartettwerf in SBorraß fjaben, mit beffen
SSeröffentlißung er bie greunbe eßter Quartettmuftf balbigft erfreuen
wolle. SR. ©.
3weiter ©uartett-JRonjen.
(L ® cefer, Ouartett (Cmoll), SSerf 14.
<E. ©. fReifüger, Ouartett fAdur), SBerf 111, 9ir. 1.
fi. e^criibini, <£rfte$ Ouartett (Es dur}.
SSergleiß' iß bie ®efißter manßeS bie ©ewanbl)auStreppen l)in*
auffieigenben unb jitteruben SRufiferS, ber etwa ein ©olo toorjutragen,
mit benen meiner Quartettfpieter, fo fßienen mir lejjtere um trieleS
beneibenSwerßer, ba unfer Quartett jugleiß fein eigenes publicum ift,
folgliß nißt bie geringfte Stngft jeigte, obwohl einem &or bem genfter
laufßenben ftinbe unb einer f)ereinfßmetternben 9laßtigall baS 3tts
fjören leineSWegS geftört würbe. 9Rit orbentlißer SBegeifterung ftimmte
man alfo fßon, fiß hierauf in ein neues aus 83erlin gefommeneS
Quartett öon §errn S. ©eefer gu ftürjen, baS in ber Xfjat paffenb
genug für folße Stimmung; burßauS abfüljlenber Statur nämliß.
2BaS foß man über ein 2Serf fagen, in bem fiß fißerliß SSorliebe für
eblere Sßufter unb ©treben naß Xüßtigem auSfprißt unb baS bennoß
fo wenig wirft, baft man einen ©traufc um fein Xalent beneiben mößte,
ber'S aus ben Slermeln fßüttelt unb baS ©olb bafür in bie Xafße.
©oll man tabeln? ben Gomponiften fränfen, ber fein 3JiögltßfteS
geßan? ©oll man loben, wo man fiß gefielen mufc, feine reßte
3»eitcr Guartett*3Rorgen. 119
^reube gehabt ju fjaben? ©oll man tion weiterem ßompomren ab*
ratzen? 3)er ©omponift fäme bann nid&t weiter, ©oll man if)tn ju*
reben, me^r ju ^reiben? @r ift nid)t reid) genug unb würbe e3 Ijanb*
wertemäfjig treiben, ©o mödfjten wir benn Sitten, bie, ofjne Dom
©eniuS befeelt ju fein, nun einmal compomren, ü)ren Sifer für bie
gute ©adfje ber Äunft betätigen wotten, ben Statl) geben, fleißig fort
ju f<$reiben, aber mit ber Sitte, nid)t alles au<$ brucfen ju laffen. 9lod^
e^er gefybrten bie 3*ttljümer eines grofcen XalenteS ber SBelt an, Don
benen man fogar lernen unb nfifcen fann: btofce ©tubien aber, erfte
SBerfud^e behalte man in feinen öier glüdlid^en SBänben. ©tubien im
Cluartettftil möd)t' iä) benn aud) baS Duartett biefeS Eompontften
nennen. 9Kandf>e3 gerätl) iljm: er f)at ben ©til, ben Sljarafter ber
merftimmigen ÜÄufil richtig erlannt; aber baS ®anje ift trodfen, ffelett*
artig ; e8 fefjlt ber ©d^wung, ba£ fieben. S)er Anfang be8 BuartettS
ift gut unb fd&arf gejeid^net unb mad)t Hoffnungen; babei bleibt e$
aber audO; fcljon baS jweite Xfjema ftic^t ab unb erfdjeint uns arm.
Sie Verarbeitung im 9Rittelfa$ mit Umfef)rung beS Xfymtö mag nid&t
getabelt werben, obwohl man iljr nod) ÜÄüf)famfeit anmerft, bagegen
ber SRüdfgang in ben ©runbton leidet unb glücflidfj gelingt, aud) ber
©dfjlufc beS erften ©ajjeS nur ju loben ift. 2Kan mufc eben alles
@ute nodfj f)erauSfud)en. 2)aS Slbagio f>at biefelbe Xrodenfjeit; baljin*
gegen wir im ©djerjo meljr SebenSelemente, emjelne fel)r artige 3U'
fammenftettungen unb SBiberfdfjtäge antreffen, worauf fiel) baS Xrio,
namentlich bei ber 38ieberf)olung, fet)r gut aufnimmt. 35aS ginale
enblid£| fyat biefelben SBorjüge unb 9Kängel, bie wir an ben erften
©äfeen bemerften, fd^einbar audfj etwas meljr Seben, was bie rafdjere
©ewegung mit fid) bringt, unb ebenfalls gute (Singeln^eiten, nichts
aber, was uns inniger ftimmte, was uns rührte ober freubiger machte*
SSerftanb unb guter SBitte behalten bie Dberfymb; baS $erj getyt leer
aus. Sßie nun aber jeber junge ©omponift, ber ftdfj in einer ber
fdjjwierigften ©attungen öerfucf)t, mit SfaSjeicfjming ju befjanbeln, fo
fönnen wir it)m audf) biefe feineSwegS tierfagen, unb fo f treibe er
inutljig weiter unb ergebe fid) t)ietteid£|t Dörfer einmal ein 3al)r im
frönen Stauen ober fonft wo, bamit ber Sßfjantafie freubige Silber
jugefül)rt werben, bamit, was jefct nur 83lätter unb Steige, foä*cr
ouä) S31umen unb grüßte trage.
SlSbalb gelangten wir ju einer neuen ßrfdjeinung in ber mufifa*
lifd&en Siteratur, ju einem Duartett Dom Capettmeifter Steiniger,
unb jwar bem erften, ba* er ebirt. SS erfreut unb reijt fdjon, einen
120 8roetter Duarteit*9Rorgen.
fertig geglaubten, in gewiffe formen eingefcljriebenen Somponiften
etwas 9tnbereS unb Schwereres angreifen ju fetjen. 3Kan fdjafft nie
frifdfjer, als wo man eine ®attung ju culttoiren anfängt. StnbererfettS
t)at freiließ jcber neue SSerfutf) in einer öorljer nid)t geübten gorm, unb
würbe er anä) öon einem 3Keiftertalent unternommen, feine Schwierig*
feiten. @o fef)en wir &f)erubini an ber ©t>mpf)onie Reitern, fo f)at
felbft 93eetf)Oöen, wie wir in ben jüngft angejeigten 2Rittljeilungen öon
Dr. SSegeler lefen, mehrmals ju feinem erften Quartett anfe|en muffen,
inbem aus bem einen begonnenen ein Xrio, aus bem anbern ein Quin*
tett entftanben. Unb fo wirb uns audE) üieleS in biefem erften Quartett
üon Steiniger (bie häufige Stdjtetbegteitung in ber jweiten ^Biotine unb
23ratfdje, gewiffe Crdfjefterftjnfopen *c.) an ben routinirten ©efang* unb
©ta&iercomponiften gemahnen; toa$ wir aber fonft an i^m StebenS*
würbiges lernten, giebt er aud) f)ier aus üotten §änben : runbe formen,
lebhafte SRt|i}tf)men , wof)tfüngenbe SMobieen, jwifdjenburdi freiließ
tuet CftgeprteS, meleS, was an ©pofjr (gleich ber Anfang), an QnS*
low (baS Xrio im ©d&erjo), an Seettioüen (ber Swifdjenfafc in Edur
in ber erften ©äffte beS erften SafceS), an ÜRojart (ber Cismoll*@afc
im Slbagio) unb an anbereS erinnert. Sinen großen Criginatwertj)
mag id) bemnadfj bem Quartett nidfjt beilegen ober ifjm ein langes
Seben toerfprec^en; eS ift ein Quartett jur Untergattung guter S)itet*
tanten, bie nodfj üollauf ju tljun fjaben, wo ber fiünftler oom gadj
mit einem Ueberblid fd)on bie ganje Seite ^eruntergelefen ; ein Quartett
bei Ijettem ßerjenglanj unter frönen grauen anjuf)ören, wäfjrenb wirf*
lid&e 93eett>oüener bie Xf)ür öerfd^Iie^en unb in jebem einzelnen Xact
fdf)welgen unb fangen. 2)ie einjetnen Säfee anjufüf)ren, fo möchte
xä) bem ©d^erjo ben SSorjug geben, namentlich bem fünften bis adjten
Xact im Xrio; if)m junäd^ft bem erften @a|, wenn er eine fidfj'S we*
niger bequem mac^enbe gorm unb einen weniger matten ©dfjtufi ^atte.
$aS Stbagio fdfjeint mir ju flad) ju feiner breite. S)aS SRonbo ift
aber burd^auS gewöfinticf) ; fo würbe 5. 33. Stuber auet) Quartette
machen.
SBir f Stoffen mit bem erften ber fd)on feit geraumer Qtxt erfc^ie*
neuen Quartette üon ©t)erubini, über bie fid) fetbft unter guten
SRnftfern ÜÄeinungSjwiefpatt erhoben. (St betrifft wot)t nidjt bie
grage, ob biefe arbeiten üon einem SKeifter ber Sunft ^errütjren, too*
rüber fein 3^^* auffommen fann, fonbern ob baS ber rechte Quar*
tettftil, ben wir lieben, ben wir als muftergüttig anerfannt fjaben.
2Ran t)at fic§ einmal an bie Strt ber brei befannten beutfdfjm ÜReifter
ßtoettcr Duartctt*9Jlorgcn. 121
gewöhnt unb in geregter Slnerfennung aud^ DnSlow unb julefct
9JtoibelSfof)n, als bic ©puren Scner weiter üerfolgenb, in ben 5lreiS
aufgenommen* Sefct fommt nun ßtjerubini, ein in ber f)ödf)ften Äunft*
ariftofratic unb in feinen eigenen $unftanfidf)ten ergrauter Äünftler, er,
ber nodj jefet im f)öd)fien Stltcr als ^armonifer ber SKitwelt ber über*
legenfte, ber feine, gelehrte, intereffante 3taliener, bem in feiner ftrengen
3lbgefcijloffenf>eit unb ©tjarafterftärfe idj manchmal ©ante Dergleichen
möchte, ©eftef)' idfj, ba§ au<$ mief), als idfj biefeS Quartett jum erften*
mal f)örte, namentlich naef) ben jwei erften ©äfcen ein grofceS Unbe*
fjagen überfiel; baS war nid)t baS ©wartete; tiieleS festen mir opero*
mäfctg, überlaben, anbereS wieber fleinlidfj, leer unb eigenftnnig; es
modjte bei mir bie Ungebulb ber 3ugenb fein, bie ben Sinn in ben
oft wunberlid&en Sieben beS ©reifet nidjt gleidf) ju beuten wufcte; benn
anbererfeits fpürte icf) freiließ ben gebietenben SKeifter unb jwar bis
in bie gu§fpi|en f|inab. 3)ann folgten aber baS ©c^erjo mit feinem
fdjwärmerifcl)eu fpanifd^en Xljema, baS aufcerorbentlidfje Xrio, unb ju*
lefct baS ginale, baS wie ein 2)tamant, wie man eS wenbet, nadj
allen Seiten gunfen wirft, unb nun war fein ßweifel, wer baS
Quartett gefdjrieben unb ob eS feines SJieifterS würbig. ©ewtfe wirb
eS SSielen wie mir ergeben; man mufc fiel) mit bem befonbern ©eifte
biefeS, feines QuartettftilS erft befreunben; eS ift nid^t bie trauliche
SRutterfpradje, in ber wir angerebet werben, eS ift ein twmefymer
ÄuSlänber, ber ju uns fprid)t: je mef)r wir ifyn Derftefyen lernen, je
l|öf>er muffen wir it)n achten. ©iefe Slnbeutungen, bie nur einen
fd)wad)en Segriff üon ber @igentf)ümlidt)feit biefeS SßerfeS geben, mögen
beutfdje Quartettjirfet aufmerffam machen. 3um Vortrag gehört mel,
getjören SHinftter. 3n einem SlnfaHe üon 9tebacteur*Uebermutlj wünfdf>te
icf> mir SSaißot (an ben ßf)erubini f)auptfädf)tic§ gebaut ju tjaben fd&eint*)
an bie erfte, fiiptnSfi an bie jweite SBioline, 3ÄenbelSfof)n an bie
83ratfd(je (fein ^auptinftrument, Drgel unb Slamer ausgenommen) unb
äftaj 33of)rer ober grifc Summer an baS SJiolonceH. 3nbe§ banfte
id)'S nod) freunblid) genug meinen Quartettiften, bie jum ©d^Iu§ bal*
bigft wieberjufommen unb fidfj wie mid> mit ben anbern Quartetten
©IjerubiniS befannt ju ma^en unter }\ä) befätoffen, wo bann ber
fiefer neue äWittfjeilungen ju erwarten f)at. 9t. @.
bem bie Cuartette autf) genribmet ftnb
122 dritter £tuartett*2Korgen.
Dritter ©uartett -Ütorjjen.
SB. $. Veit, 8»ette^ Oitartctt für 2 Violinen, Vratfdje unb Violoncello (Edur),
SBerf 5.
3- &. @. ©obofctoSfi, $rio für s$ianoforte, Violine unb Violoncello (Asdur;,
9ttanufcrtyt.
Seopolb 3udj3, Cuintett für 2 Violinen, 2 Vratfdjen unb Violoncello (Esdur,
SSerf 11.
Unfere brittc 3ufammcn]funft erlieft burd) Xljeilnaljme eine«
Elameriften unb 23ratf djifteu , bic jur Sluffüljrung eines SlatriertrioS
unb eines Quintetts nött)tg waren, einen ganj befonbem ©lanj. Unb
nidfjt of)ne meine ®rünbe brang idj auf fold&e Äbwedfjfelung. SBttl
bodj aud) ber ©enufc beS ©crimen fein äÄafc, tote tdf) mid) benn
teiltet entfetteten möchte, eine ©traufcßannerfdje 33allmuftf*9tadf)t ju
burd)leben als eine, wo nid)ts als 33eetljot)enfdje ©tjmpljonieen auf*
geführt würben, wo uns bie Xöne julefct wunbfaugen müßten, Äud)
jum Slnljören allein breier Quartette gehört griffe, wenn nidjt befon«
bere Xf)eilnal)me an ber Sompofttion. ßomponiften pflegen fdjon nadf>
beut erften fortzugeben, SRecenfenten nad) bem jweiten; braoe Dilettanten
allein galten etwa baS britte aus, wie mir einmal einer erjäljlte, bafc
er, einftmalS ein SSiertetja^r oon aller SÖiufif abgefdjnttten, im §eifj*
junger nadfj 9ftufif in ber ©tabt, bie i^n beliebigen fonnte, brei
Xage öom äJiorgen bis Slbenb Quartette gefpielt; „freiließ/ fügte er
t)inju, „fpiele er felbft ein wenig, jweite SSioline nämlidfj." — Unb fo
beftanb id) barauf, baft wir aud} bem Quartette SBerwanbteS mit ins
©piel jte^en motten; ja man lann nid)t wiffen, ob nidfjt, umgefe^rt
wie in ber befannten §aijbnfdfjen ©tjmpfjonie, nad) unb nad) Snftru*
ment nadj 3nftrument Ijüijutritt, ob nid^t aus bem Keinen Kleeblatt
ein ganzes jur ©ijmpljonie gerüfteteS Drd&efter ljerauSwäd&ft. 83e*
gnügen wir uns oor ber §anb, jumal wir Ijeute ben fiefer mit einigen
erfreulichen Sleuigleiten befannt ju machen fjaben-
Sinige beutfdje ©täbte jeidjnen ftdj) baburdt) aus, bafe fte nur
wenig oon ifjren einl)eimifd)en Xalenten wiffen wollen; anbere loben
blofj, wenn eS gegen anbere ©täbte fidfj ^ufammengurotten gilt; britte
enbtidfj wiffen t)on ben latenten tljrer ©öf)ne unb Xöcljter nid)t genug
ju reben. $u ben lederen gehört oieHeid^t Sßrag; man lefe einen
93erid)t aus biefer ©tabt, welken man wolle, fo finbet.man ber
dritter £tuartett'9Rorgen. 123
eingebornen Äünftler immer mit ber größten Sichtung, mit wafjrfjaft
mütterlicher 33egeifterung gebaut. ©ewife wirb man fo aucf> bem oben
juerft angeführten SRamen begegnet fein* Unb wie fd)on ba% gelb,
auf bem ftd) ber junge ßomponift bereit» mef)rmal» gejeigt, einen 33e*
wei» feines feltneren Streben» im SBorau» abgiebt, fo tjbrte idf), wie
man überhaupt jebe» foßte, aud) biefe» SRufifroerf mit günftigftem
S3orurtf>eiL $)ie Partitur liefe midj ba» ©efjrinnft nod£| leidster burfy
btxcfen, um fo mef)r, ba fie äufeerft fauber tion einer gebilbeten 3Ku*
fiferfjanb getrieben mar.
6» wel)t nun burd) btö gange Duartett ein Weiterer unb gufrie*
bener Xon ; tiefe unb trübe Erfahrungen f feinen bem jungen Äünftler
fremb geblieben gu fein; er ftef)t nodf) im Stufgang be» Seben», bie
SRufif ift if)m eine treue greunbin; ein leidster ©lang liegt über bem
SBerle. 2tn S3au geid&net e» fid) imrdf) nid&t» Sefonbere» au», nidjt
burdf> Sül)nf)eit ober 9ieuf)eit; e» ift aber regelrecht unb anfd&einenb
mit fdjon melgeübter §anb gu @nbe gebraut. 35ie ^armoniefü^rung
be» ©angen, wie bie einjelne ber Stimmen mufe man oorgüglidf) loben;
correcter, Ilarer unb reinlicher wirb feiten ein fünfte» Dpu» getrieben.
Äu» ber Slrt, toie ber ©omponift bie ©aiteninftrumente beljanbelt, er*
giebt fiel}, bafe er fie genau fennt unb felbft Diel gefpielt l)at. Äefern,
benen ba» SBerf nid)t gur §anb ift, möchte iä) e» al» ber Dn»lowfd)en
öuartettweife am näd&ften ftef)enb dfjarafterifiren; einjelne ©pol)rfcJ)e
Slnllänge finb ©emeingut geworben; frembartiger faßen einige 2tuberfd)e
(Sänge auf. 9tm meiften wollte mir, neben bem ©dljergo, ber erfte
©a$ gufagen, in meinem mir nur ber Sftüdgang in ber 2Kitte gu
weitfd&weifig, gu wenig intereffant erfd&eint, au6) ba» nodfj gu erwähnen,
bafe in ber öort)ergel)enben Verarbeitung fd)on einmal bie Doßtommene
9Roßtonart (Emoll) berührt wirb, eine Jparmoniefolge, bie man in ben
SWufterwerlen faft burd^gängig t>ermieben finbet. 2)od0 finb ba» wenig
ober gar nid)t ftörenbe (Singetl)eiten , bie bei ber überwiegenben ©üte
be» gangen ©afce» faum in 3lnfd)lag gu bringen finb, ®a» Slbagio
woßte mir fd&on etwa» eintönig werben, al» gerabe gur regten ßeit
ber Eomponift ben §auptgefang im öeränberten, aufregenben ©fiarafter
Braute; bie» entfdfjieb für ben ®a$. ©er erfte Xfjeit be» ©df>erjo» ift
ejcceßent, funftöoß unb mit gletfe au»gearbeitet; ba» Xrio etwa» weid}<
lidjer. ©er le|te ©afc mochte mic^ am wenigften beliebigen. 3d)
weife, aud& bie beften SKeifter fdfjliefeen äljnlicl}, idfj meine in luftiger
SRonboweife- ipätte idfj aber ein SBerf mit ßraft unb Srnft angefafet,
fo wünfd£)te idf) c» audf) im äfjnlid&en Sinn gefd&loffen unb nidfjt mit
124 dritter &uartett*2Rorgen.
einem Sftonbo, beffen Xfjema liier jumal ftarf an ein befannteS üon
äuber erinnert. 3n ber üKitte fuc^t ber Komponift burclj einige fugirte
©tücfe ju intereffiren (wo if)n ftrengfte Xfjeoretifer auf bie fallen
©intritte beS SomeS aufmerffam machen würben), aber audfj biefer Slrt
ber Arbeit, bie fidj nidjt bis über bie erften Quinteneintritte fyinauS*
»agt unb ljödftftenS Dilettanten in ein gelehrtes ©tauneu üerfefcen will,
§aV idf) niemals grofee 93ebeutung abgewinnen fönnen. §übfd) bleibt
ber ©afc bemungeadfjtet, ja öffentlich gefpiett, wirb gerabe er gefallen.
Unb fo ftrebe ber Somponift fort unb fort, fudfje fidf> woljl audfj neue
S3af)nen; er t)at baS ©einige gelernt unb wirb audf) auf größerem
Äampfptafce mit @f)ren befielen.
Das 9iä$fte, was wir fpielten, war baS oben genannte Xrio öon
3. 5- ©♦ ©obolewsfi, unb t)ier mufc fiel? ber Sefer ganj auf un«
üerlaffen, ba eS nod(} SDianufcript. Dal^er nur baS Sßenige: eS liefce
fiel) Diel barüber fagen. 35er Sompomft lebt im Sorben an ber
ätteereSfüfte* unb feine Sföufif jeugt baöon. Das Xrio ift anberS als
aÜe anbern, eigen in gorm unb (Seift, üoß tiefer SWelobie; eS will
oft gehört fein unb gut gefpielt. Dennoc!} öermag eS feine Xotal*
wirtung fjeröorjubringen, wie mir baS (Sanje aud) in einer SrifiS ent*
ftanben fd^eint, in einem Sampf jwifdfjen alter unb neuer 2J£ufxfbenf*
weife. Sludfj ift ber Somponift auf bem ßlatrier nidfjt auf feinem 3n*
ftrumente unb fdfjreibt „unbanfbar" genug, wie mein Glaöierift meinte.
Ueber bie ganje Xalentt)öt)e beS ßomponiften nadf) bem einjigen Xrio
abjuurttieilen , Wäre öoreilig, jumal eS audf) fdjon üor längerer ßeit
gef dfjrieben, feitbem er üieleS ©rötere (fo ein Cratorium „SajaruS",
©antaten u. a.) ju Xage geförbert.** Doppelte Sichtung bem Sftrittfer,
als welcher er uns bis jefct am öfteften begegnet, bafe er aud) ein
Dieter ift.
2Kit greuben gingen wir alSbalb an baS Quintett öon 2. gudjS,
üon beffen Gompofitionen wir fc^on am erften üuartettmorgen lennen
gelernt unb bereits in ber ßeitfd^rift berietet. 3n baS Detail vermag
\ä) leiber nidf)t einjugefien, ba mir feine Partitur jur §anb unb feit
jenem 9Korgen ber Sluffüljruug bis jefet einige Seit öerfloffen, fo bafe
nur nodf) ber allgemeine ©inbrud, bie Weitere Stimmung, in bie eS
uns üerfefcte, geblieben ift. ÜRan foHte faum glauben, wie bie einjige
ljinäufommenbe 93ratfdfje bie SBirfung ber ©aiteninftrumeute, wie fie
* 3n $?öm_g3&erg.
** Seit biefer 3eit Ijat er fid) namentlich aiä bramatijcfjcr (Somponift Wanten
gemadjt. [(56). 1852.]
Vierter unb fünfter £}uartett*3Roröen. 125
fidfj im Quartett aufcert, auf einmal tieränbert, tüte ber ©fjarafter beS
Quintetts ein ganj anberer ift als ber beS Quartett«. 35ie SDlittcI*
tinten t)aben mefjr ßraft unb fieben; bie einzelnen Stimmen wirfen
mef)r als SRaffen jufammen; Ijat man im Quartett öier einjelne
2Wenfd)en gehört, fo glaubt man jefct eine SBerfammiung t>or fid) ju
fyaben. §ier fann fidj nun ein tüdjtiger §armonifer, als ben wir ben
Eomponiften lennen, nadfj §erjenSluft ergeben unb bie Stimmen in*
unb auSeinanberwinben unb jeigen, was er fann. S)ie ©ä$e finb
einer tote ber anbere üortrefflidj , baS ©djerjo namentlich unb bann
ber erfte ©a|. Sßom (Sinjelnen wirb man überrafd^t, als ob man aus
bem 9ftunbe eines fcfylidjtgefleibeten SiirgerSmanneS pl5$ticlj einen SSerS
üon ©octf)c ober ©dfjiller l)örte; man fat) eS meinem fortbraufenben
Quintett an, wie it)m bie ©ad)e gefiel, mit ber man fidf> allerwärts
befannt madfjen wolle.
Senf id) nun freiließ an bie fjödifte ärt ber 9ftufif, ttrie fie uns
S3ad£| unb Seetljoüen in einjelnen ©d)Bpfungen gegeben, fpred&' idf) üon
feltenen ©eelenjuftänben , bie mir ber Äünftler offenbaren foll, öer*
lang' id), bafc er midj mit jebem feiner SBerle einen ©djritt weiter
füljre im ©eifterreidfj ber Sunft, öerlang' id) mit einem SBorte poetifdje
Xiefe unb Sleuljeit überall, im Sinjelnen wie im ©anjen: fo müfete
iä) lange fud)en, unb aud) feines ber erwähnten, ber meiften erfdfjei*
nenben SBerle genügten mir. 3)a J)brtcn wir in ben folgenben Quar*
tett*3Rorgen mef)rereS üon ber SWufil eines jungen äftanneS, t>on ber
mir fd(ien, fie fäme juweilen aus lebenbiger ©eniuStiefe; bod) forbert
biefer SluSfprud) &ielfacf)e @infd)ränlung, woüon, wie über bie ganje
Srfdjeütung, in einem ber nädEtften S31ätter.
SR. ©.
Vierter unb fünfter (&uatttit-Mot$tn.
£. $tr(djb ql 6), Cuartette (in Emoll, B unb D; unb Ouintctt (Cmoll). 2Ranufcrtyt.
©o üiel fid) aus biefen me^r geheimen 3Jiufiffi|ungen für bie
Deff entlief eit fd&icft, mag f)ier in Sürje folgen. ® ei) eint nenn' idfj
fie, weil barin nur SKanufcripte eines als ßomponift gänjlid^ unbe*
fannten jungen SKufiferS, ^ermann §irfd)bad), gefpielt würben.
2ttS ©dfjriftfteßer l)at berfelbe burdO baS Sorbringenbe unb Sede feiner
Slnfid^ten, wie er fie in einigen Stuffäfeen ber 3*itfd)rift ausgebrochen,
126 Vierter unb fünfter Quartett* borgen.
gewifc fd)on bie Stufmerlfamfeit be$ SeferS auf fiel) geteuft. 2)urdfj
folcfye 8Iu8fprüdf)e gereijt, muftte tdf) wof)l baä StugerotbcutUd^ftc öon
iljm afö ßomponiften fotbem fönnen, wenn id) midfj audf) gleidf) öon
üorofierein auf SBerftanbeScatcutationen gefaxt machte. Sticht of)ne tiefe
Xfjeilnaljme gebenf id) feiner (Sompofitionen unb möchte midfj in ber
(Erinnerung ftunbentang f)ineint)ertiefen, bem fiefer bation öorjufpred^en.
SSietteicfyt audf), baft ba3 3)oppeIgängerifdf>e feiner ©ompofition3rid)tung
mit meiner eigenen (bie SBett fennt fie fdjwertidfj) gerabe midf) für feine
3Rufif empfängüd) matten, fie mir rafclj enthüllten, ©o tuet weifc
id) aber, bafc e3 ba3 bebeutenbfte Streben, ba3 id> unter jüngeren
latenten feit lange angetroffen. S)ie SSBorte fudfjen'a öergebtidfj, wie
feine SRufif geftattet ift, was atteS fie f Gilbert; feine SKufil ift felbft
©pradfje, wie etwa bie SBlumen ju uns fpred)en, wie fidfj Stugen bie
gejjeimniffootlften 9ftärd)en erjagten, wie tierwanbte ©eifter über glädjjen
SanbeS mit einanber tierte^ren lönnen; ©eetenfpradje, waf)rfte$ SÄufif*
•leben. @3 waren brei grofte Duartette unb ein Quintett, bie wir
t)örten, fämmtlidfj mit ©teilen au3 ®oetf)e3 gauft überfdfjrieben,* mef)r
jum ©djmucf als jur ©rftärung, ba bie SWuftf an fiel) beutlid^ genug;
ein fetjnfüdfjtigeS ©rängen war'S, ein Stufen wie nad) SRettung, ein
immerwäfjrenbeg $ortftürjen, unb bajwifdjen feiige ©eftalten, golbene
SWatten unb rofigeSlbenbwoBen; \6) mödjte nid&t gern ju öietfagen:
aber ber Somponift f<$ien mir in SlugenblidEen oft felbft jener ©dfjwarj*
fünftler gauft, wie er uns fein Seben in fd)webenben Umriffen ber
^antafie öorüberfüljrt. Stufcerbem faf) id) tion itjm eine Dutiertüre
* $ie 2Kotto3 finb :
1, 5um Emoll*£Luartett:
„(£3 mödjte fein #unb fo länger leben!"
„3d) grüfje bid), bu einige tyfjiolt,
$ie id) mit 2lnbacf)t nun herunterhole,
3n bir öeretjr' idj 9Renfdjennu$ unb Äunft."
2, sunt Bdur*£luartett:
„D tönet fort, iljr fügen #immel3(ieber !
$ie Xljräne quillt, bie (£rbe l)at midj roieber!"
3, jum Cmoll*£luintett:
„$em Xaumel tteif)' id) midj, bem fdjmeralidjften ®enu&,
Verliebtem §a&, erquiefenbem 2$erbru|.
Wein 93ufen, ber öom SBiffenäbrang geseilt ift,
Sott feinen ©djmerjen fünftig fidj t>erfd)lie&en,
Unb toaS ber ganzen 2Reufdjf)eit jugcttjetlt ift,
3BilI id) in meinem innern Selbjt genießen."
SStcrtcr unb fünfter £luartett*üttorgen. 127
ju Jpamlet, eine große ©tjmpfionie in meiert ©äfcen, eine jweite bis
in bie SÄitte tiorgerücite, bie in einem Sftljem (jintereinanber fortgeben
fott, fämmtlidfj gleidf> pljantaftifc^ , lebenSfräftig, in ben formen ab*
roeidjenb üon aßen bisher befannten, wenn itf) SBerlioj ausnehme, mit
einzelnen Drd&efterftellen , wie man fie nur üon S3cet^ot)cn ju t)5ren
gewohnt, wenn er gegen bie ganje SBelt ju gelbe sieben unb fie öernid)ten
möchte. Unb jefct fommt mein „aber". SBie bei erfter ^Betrachtung
unö oft Silber junger genie&ofler Sßaler burd& bie ©rof$eit ber (Som*
pojttion (audj ber äußerlichen), burdf> 9teid£|tl)um unb 2Bai)rf)eü beS
Kolorits je. tiöüig einnehmen, baß wir nur ftaunen unb baS einjelne
ftalfclje, SBerjeitfinete :c, überfein, fo audf) f)ier. 93eim jweitenmal
Anhören fingen mid> fd)on einjelne ©teilen ju quälen an, ©teilen, in
benen, tdj will nidfjt fagen, gegen bie erften SRegeln ber ©d&ule, fon*
bern gerabeju gegen baS ®ef|ör, gegen bie natürlichen ©efefee ber §ar*
moniefolgen gefünbigt war. $)al)in gä^le idf| nid&t fowoljl Duinten jc.
als gewiffe Ausgänge beSSaffeS, StuSWeid&ungen, wie. wir fie oft t>on
SBeniggeübten anhören muffen, ©ol<$eS wollte nun aud) meinen 3Ru*
fifern nid)t in ben ßopf . (SS giebt nämlidj ein gewiffeS §erfömmlid)*
SReifterlidjeS (bei Sabenjen x.), baS oon ber Statur anbefohlen fd&eint,
unb es grünbet fiel) barauf ein gewiffer mufifalifdjer tyauSbadfener
SSerftanb, ber ben äKufifern oon Sßrofeffion faft bur^gängig eigen.
SSerfiößt ber junge ßomponift gegen biefen, unb wäre er nodf) fo geift*
reid|, fo fott er nur feljen, wie fi<$ jene öor if)m jurücf jiet)en, if)n gar
mdfjt wie ju ben 3f)rigen gef)Brenb betrachten. SBot|er nun biefer
SJianget an feinem ©eljör, an rid&tiger §armoniefüf)rung bei übrigens
fo großer 93egabtf)eit, — ob ber ßomponift meKeitf)t erft fpät auf fein
Xalent aufmerffam, ju frül) ber ©djute entnommen worben, — ob er
in feiner ©ebanfenfüHe, im Se^errfd^twerben oon einer meiftenS fe^r
tiefen, finnigen Jpauptmelobie ber l)ol}en Stimme bie anbern nid^t
gleid^jeitig erfinbet, ober ob baS ©eljörorgan wirflid^ fef)lerf)aft, —
ift eine eben fo große ftrage, als ob bem noclj abhelfen fei. 3)ie
SBelt bef ommt öielleidf)t nichts öon biefen arbeiten ju fef)en ; wenigftenS
würbe idf>, aufrichtig gefragt, ifjre Verausgabe nur mit Sitte mancher
Äenberung, ber $uSfd)eibung ganzer ©äfce geftatten. 22 2)ieS fei benn
bem ßompomften anleint gefteltt. §ier galt eS nur auf ein Xalent
aufmerffam ju machen, bem i(§ feines ber neuern mir belannten an
bie ©eite ju fefcen wüßte, beffen ben tiefften ©eelenfräften entsprungene
SKufif midj) oft im Snnerften ergriffen.23 9t. ©.
128 ©edjfter CuartetHMorgen.
5ed)(lcr Quartett -Jtorgett.
üeon bc <Saint*Subin, (£rfte3 grofceS Duintett für 2 Violinen, 2 33ratfdjen unb
SBioIoncefl (Esdur). SBerf 38.
& (Sf>er üb ini, Swcttc^ Ouartctt für 2 Colinen, SBratjdje u. $iotoncett ;Cdur).
2)en erftgenannten ßomponiften f)alte idfj audE) nad£) feiner Sftufif
für einen ©migrirten, für einen, ber fein SBaterlanb, fei'S nun frei*
willig ober gejwungen, aerlaffen, fid) ein neues 33aterlanb gefugt unb
üon beffen ©itten unb ©pradfje angenommen, ©ein Quintett ift ein
©ernifd) t>on franjöfifd&em unb beutfd&em ©eblüt, nidfjt unäljnlidj ber
3Äufe SDtetjerbeerS, ber freiließ t>on aßen europäifdfjen Nationen borgt
ju feinem Stunftwerfe, t>on bem man gar nidfjt wiffen fann, was er
alles mitbringt, wenn er, äfjnlidE) wie bitter ©pontini SompofitxonS*
Sunftreifen naä) Snglanb, bergleidjen etwa ju ben 83ufdE)männem un<
tewimmt, fidE) ju neuen ©cfyöpfungen ju begeiftern unb Stnbere burd)
felbige. 3d£) aber lobe mir meine 2RutterfpradE)e, rein gefprocfyen, jeben
StuSbrucfS fäf)tg, Iräftig unb flangfcoll, wenn id£) beSljalb aud^ ben
eingewanberten StuSlänber, tute @t. Subin, nidfjt freiten mag, ber
iljrer nod£) nid)t üollfommen mäd&tig, unb im ©egentfjeti fdjon fein
Streben el)re. SJon einem erfjebenben XotaleinbrudE {jinterliefc fomit
baS Quintett nichts ; man würbe f)in* unb Ijergejogen, f onnte nirgenbs
%\x% faffen. Slm meiften auffatlenb jeigt ficij ber 2Jlangel an Drigi*
nalerfinbung ; was uns inniger ergreifen f oH, fdfjeint mir entlehnt ober
läfet fid) wenigftenS auf SJorbilber jurüdffüljren; unb wo ber ßompo*
ntft fidE) felbft giebt, wirb er Dag unb allgemein, ©o ift gleidj ber
Anfang im ©runb ber ber G moll*@t)mpf)onie t>on SÄojart; fo liegt
bem erften Xfjema beS legten ©afceS ein Sloffinifd^er ©ebanfe (aus
XeQ), fo bem jweiten ein 33eetf)0t)enfd)er (aus ber A dur*©t)mj)i)onic
jum ©runbe. 3iu ©d^erjo wüfcte icij feine Quelle nadfjjuweifen ; eS
ift aber audj nidE)t bebeutenb. 3m Slbagio würbe mir aber am mei*
ften flar, woran eS bem ßomponiften gebricht; f)ter, wo ber SKeifter
ben SBorratf} unb 9JeidE)tf)um inneren SebenS am erften aufbeefen fann,
faf) eS traurig füll aus. SlnbererfeitS befunbet baS Quintett eine
leiste fd&neQe geber, gormenfinn unb §armonieenfenutnif$. 3mmer^in
war mir, nadE)bem id) es getjört, ju Sftutfje, als fottf icf) ausrufen:
„SKufif, SRufif, gebt mir 2Kufif!*
©edjfter üuartett*2£orgen. 129
2)aS näd&fte 3Kufftftü(f traf uns fomit in etwas erfältctcr ©tim*
tnung; aber als fcon ber §anb SfjerubintS umftridfte eS uns, bafe wir
fcijnell beS öorfjergegangenen öergafcen* @S fdfjeint mir bieS jwette
Quartett lange toor bem erften berfetben Sammlung getrieben unb
mcUcid^t gar bie ©ijmpf)onie, bte, wenn idEj nid&tirre, bei ityrer erften
ttnffülpung in SBien fo wenig gefiel, bafc fie ßtjerubini nidfjt öeröffent*
tickte unb fie fpäter in ein Quartett umgewanbelt l)aben fott. ©o ift
benn üieHeidEjt ber umgelegte geiler entftanben: Mang bie SWufi!
nämlidfj als ©t)mpf)onte ju quartettartig, fo flingt fie als Quartett ju
fympf)oniftifci), wie ict) benn aller fold&er Umfc^meljung abfjolb bin,
was mir wie ein 93ergef)en gegen bie göttliche erfte ©ingebung fcor*
fommt. $)en früheren Urfprung mödfjt' idf) am Un&erjierteren erfen*
neu, baS K^erubiniS ältere ©ompofitionen t>or feinen neueren aus*
jeic^net. freilief) bin idE) gefd)lagen, träte ber SReifter felbft t)eran unb
jagte: „$)u irrft, greunb: %töt Quartette finb jur nämlichen ßeit
gefdfjrieben unb urfprünglidE) nichts SlnbereS atS Quartette." Unb fo
fann, was idEj bemerft, nur S3ermutf)ung bleiben unb foQ Slubere jum
Ueberbenfen anreihen.24 3m Uebrigen ergebt fidfj audE) biefe Arbeit
t)od£( genug über bie $at)l ber XageSerfdEjeinungen, über alles, was
uns t>on$ariS aus jugefd^idt wirb, unb ©ner, ber nidE)t lange 3af}re
Ijintereinanber gefdjrieben, gelernt unb gebadet, wirb fo etwas aucij nie
£U ©taube bringen fönnen. ©tujelne trodfnere Xactreüjen, ©teilen,
wo nur ber SBerftanb gearbeitet, finben fidE) wie in ben meiften SSerfeu
(EljerubimS fo audf) f)ier, felbft aber audE) bann nodfj etwas 3ntereffan*
teS, fei'S im ©afc, eine contrapunftifd^e geinf|eit, eine SRadE)al)mung;
etwas, was ju benfen giebt. Steiften ©d)wung unb meifterlidf)eS
Seben tragen wof)l baS ©cijerjo unb ber lefcte ©afc in fidE). S5aS Slbagio
f)at einen fjödfjft eigentümlichen A moll*©t)arafter, etwas Stomanjen*
artiges, ^rotoencalif dfjeS ; bei öfterem Slnpren erfdjliefjt es fidE) met)r
unb mefjr in feinen Steijeu; ber ©djtufj baüon ift ber Slrt, bafc man
wieber wie öon Steuern auf jutjord^en anfängt unb bodE) baS Snbe nalje
toeif$. Snt erften ©afc treffen wir Slnflänge an 33eetf)0&enS Bdur*
©tjmpfjonie, eine Sftadjja^mung jwifd^en 33ratfdE)e unb SSioltne, wie in
jener ©tjmpljonie eine jwifd^en $agott unb Klarinette, unb bei bem
§aupt*9ftücfgang in ber SKitte biefelbe gigur, wie an bemfelben Ort
in bem nämlichen ©afc ber @t)mpl)onie oon 33eetf)ot)en. 3m &t)araf*
ter finb bie ©äfce aber fo öerfdfjieben, bafj bie Ste^nlid^feit nur Sßenigen
auffallen wirb.
ßum ©d^lufe biefeS 9Rufif<9KorgenS matten wir uns an ein im
S^iimanit, ©ef. ©Triften. II. 9
130 3- 3fr. Äittl, Styflen; 3. SBtetfjorSfy, Notturno«.
SWanufcript jugefc^tcfte^ Duartett. 2)ie erft ernfttjaften ©efid£)ter naf)*
men nad£) unb nadE) einen StuSbrudf öon Sronie an, bis enbüdi alles
in ein fortwäfjrenbeS Sichern geriet!) nnb fämmtticfye SKuftfer mit
fpringeuben 33ogen ju fpieten fd&tenen. ©in ®oliatf| üon einem $I)iIi*
fter ftarrte uns an aus bem öuartett. Sßir wüßten bem Somponiften,
ber übrigen^ fein Sßerf naclj Gräften auöftafftrt, nidjtS ju ratfjen unb
banfen fd)tießlitf| für ben guten §umor, in ben er bie ®efeflfd)aft
toerfefct.
SR. ©.
Jtyantafteen, Kapricen u. für JHanoforte-
dritte ntxfft.
3. fr. «IUI, 3cd)s 3öi)Utn. »eck 2.
Sbtjße ift f)ier im weiteren ©inne als Steinbitb ju nehmen; baS
^aftorale tritt nur in ben teueren einigermaßen f)ert>or. 9lm meiften
I;at fitf| ber ©omponift felbft gehabet, burdE) feine Ueberfcfjriften näm*
lid), bie auf poetifd)e ß^pänbe vorbereiten (Iroft im ©Reiben ; 2ln
ber ©renje ber ^eimatl) :c), aber baS Xatent ift J)ier offenbar l)inter
ber 3tbfid)t jurücfgeblteben. ©twaS *ßrofaifcijereS fann es nidEjt leidet
geben, wenn beSfjalb audEj baS ©treben naef) ©Ijarafteriftif nidjt t)cr*
fannt werben fofl. 93ießeid)t baß ber ©omponift auf bem ©tarier nidjt
auf feinem rechten gelbe, baß er mefjr in ber $ird)e, auf ber Drgel
ju Jpaufe ift, ju welkem äuSfprud) midE) audfj bie faft angftlid)e ©or*
rectfjeit unb @infadE)f)eit berantaßt, wogegen mir ßjemt) ein Sorb SBtjron
an Süljnljeit erfdfjeinen fönnte. Quinten unb Dctaöen fud)t man alfo
in ben Sbtjflen toergeblidfj, aber freiließ aud) nicf)t, was jene gelter*
lofigfeit üergeffen mad>t: ©dfjwung, Seben, ©efangleben.
3oftpl) Graf von UHclIjorskt), Drei ttotturnos. Werk 2.
$)en ©f)opiuftf|en wie aus ben Singen gefdjnitten, aber wof)l*
tf)itenb jart unb Doli anmutiger, oft fetjr ebler Sftelobie. 3dE) wüßte
leinen ©beimann, ber beffere, aber mandfjen 9Kann Don gadfj, ber feine
eil) nützen f einreiben fönnte, 2)aS Xalent fd)eint offenbar, wenn auef)
fein Ijod&eigentpmlidjeS, baS fitf| in fo ftreng gejogener gorm freiließ
6. g. 9ttd)ter, ©djerjo; 3. 93aronMSaba(ca&6, <ßf)antafteen. 131
auß gar nißt jeigen fonnte; aber bcr Somponift Derfuße fiß jur
$robe auß in einer weniger Sentimentalen ©attung, wo bie *ߧantafie
met)r aufgreifen fann, unb eS wirb ifjm glücfen, ba ü)m bie fcorjüg*
liße Senntnifc feinet SuftrumenteS oljnef)in ju ftatten fommt. 3nt
erften unb legten ber SftottumoS ftnb, naß SBorgang mancher ßfiopin*
fßen, bewegtere 9Rittetfäfce eingeflößten, bie, oft fßon bei ©tjoptn
fßwaßer als feine erften ©rfinbungen, auß l)ier me^r aufhalten als
fortgeben; eS tft, als würben bie fßönm ruhigen SBafferfringel, benen
wir mit SSergnügen naßgefetjen, plöjjliß unterbrochen, bafe fie ber
83li(f nißt mef)r feftf)alten fann; batjer auß baS jweite Siottumo,
baS in gleicher Bewegung bis jum ©ßlufc fortgebt bie meifte SBir*
fung maßen wirb, wenigftenS auf miß gemaßt fjat. 3nt erften fällt
bie grofte Sletjnlißfeit ber SMobie mit einem SBeberfßen SWotto (in
ber 3ubelouöertüre) auf. 3)aS lefcte t)at einige fet)r jartc Sßenbungen
unb einen anwerft grajiöfen ©ßluft, wie i^n irgenb Sfjopin t)inju*
tjaußen t)erftet)t. Steffen fonftige Äräufeleten unb ©aufeleien übrigens
nißt uaßjumaßen, tfyut ber Somponift wof)l; ßf)opin bezaubert ba*
mit, an Slnbem finb fie nißt auSjufte^en.
* «. i. Hldjttr, 3d)trjo. tyuk 6.
©me ©opie naß 3JienbelSfof)n, alfo naß gutem 3Rufter gearbei*
tet unb woljl geraden. 3tt ber gorm f)ätte ber ©omponift bei einiger
Slenberung etwas ©igeneS bringen fönnen, wenn er nämtiß ben 3Rit*
telgefang, ber freiliß auß burßauS 9KenbelSfof)nfß, toor ber §aupt*
Wieberfjolung beS anfangs, aber in Cis moll ober E dur gebraßt f)ätte,
fo bafc Anfang unb ©nbe beS flüßtigen ©ßerjoS bie fanfte ©antilene
wie in ber 2Kitte eingefßloffen gelten. $)oß es ift auß wie eS ba*
fte!)t nißt ungefßidEt unb unfommetrifß unb baS ®anje t)at einen
leißten natürlißen glufc. Das ©tücf, fo fleht eS ift, läßt auf ein
glücftißeS Xalent fßliefeen, baS mit ber ßeit, burß ©tubium unb
©elbftfrittf fiß tneßeißt auß felbftänbigen SEBeg breßen wirb.
3nlic Barjutt-GaoaUaM, Drittt <Jaj>rt«. tytrk 18.
„ „ „ flbattta|tt. Merk 19.
©tmge SSorliebe für Xfjalbergfße gorm unb SBeQinifße 9Äelo*
bieenweife abgereßnet, jeißnen fiß auß biefe ©tücfe, wie alles aus
ber geber ber ßomponifttn, burß mele gut mufifaltfße 3Ö9C au$-
S)er wetbtiße ©fjarafter verleugnet fiß babei nirgenbs. ©ine gewiffe,
9*
\ 32 Gompofttionen üott ficopolb ©djefer.
aber ntd^t ermübenbe @efpräd)igfeit, ein offenes Vorlegen aller ifjrer
©ebanfen, ein SKid&t*fertig*werben*fBnneu mit allem, was fic auf bem
Jperjen t)at, finb Sengen ba&on. 3tm erfreulichen fallt auf, baf$ bie
Gomponiftin, wo fie fid^ in gefährlichere iparmoniegänge verliert, nicljt
jurüdfwetd&t unb ängft t?or bem Ausgang befommt, fonbem fidler fort*
formtet unb botlenbet. ©ine f)elfenbe §anb fpür' idfj in feinem ber
Stücfe; eS fcfjeint alles Strbeit unb ©gentium ber Somponiftin , bis
auf bie Keinen 9Kängel ber Orthographie. Die SBerfafferm, früher in
Semberg unb Sd&ülerin öon 2KojartS Soljn, lebt jefct in SBien.
SR. S.
Compofttionen uon feopolb S^efen
Der Dieter beS „SaienbreöierS", fo meler pljantaftifd£)en SRoöetten*
gebilbe, erfdEjeint fjeute jum ^rftenmal in bief en 33lättern, unb nidjt wie
ein bittenber Dilettant etwa mit einem §efte ßieber, fonbem toie ber
SSeften einer, gleicf) mit SBerfen ber ftrengften Sunftgattung. @S finb
bteS eine grofce Sonate für Sßianoforte ju fcier §änben [SBerf 30]
unb ein SBaterunfer [SBerf 27], als Doppelcanon für biet &f)bre
bearbeitet. Der Didier nennt ftcf) felbft in einem vertrauten ©djrei*
ben einen Scijüter SalteriS („bon bem er wiffe, was er wiffeÄ) unb
weiter Ijinauf einen ©lucfs. Dafc teuerer fein fiiebling, würbe idf)
aus ber Sonate erraten l)aben, unb f)ätte jener für baS ©latoier ge*
fdjrieben, fo unb nidfjt anberS müf$te baS ftingen unb wirfen. @S ift
eine Straft unb ein Äern ber Harmonie, im Sfjarafter eine $viä)t un&
©fjrbarfeit, wie man fie irgenb an ben beften 2Keiftern beS öortgen
3af)rf)unbertS fennt: bagegen wir freilief), Don ber $eit unb intern mäd)*
tigen ©eniuS Seetljoöen fortge^oben, jefet grB&ere Slnfprüd&e an bie
Sonate machen; ja eS fdjeint, als wäre 95cett)ot>cn bem Dieter, als
er bie Sonate fcfyrieb, noef) öert)üllt gewefen; nur im legten ©afce
bricht plöfclid) unb jum Sßerwunbern ein romantifd^er Streif in bie
freunblic^e ©emütpcfifeit, etwa wie ein SBolfenfdfjatten in ein ruljen*
beS, Dorn 2Konbe beleuchtetes Dorf. 2Wan wirb bie Stelle im Äugen*
blief IjerauSfinben. Der Sa| ift übrigens ber fraft* unb fdfjwung*
reidjfte. 3m Slbagio trifft man meljr Üttojartfd&en (Seift; S^arafter,
üWelobie unb SegleitungSformen, alles weift barauf f)in; einige fettenerc
XrcmmbUb am 9. (September SfbenbS. 133
Xacte l)eben ftcf| avufy f)ier f)eröor. Sbenfo tüchtig unb als Äimft*
aufgäbe t)on 33ebeutung ift baS „SBaterunfer* 2Ran fönnte eS, glaub*
idfj, aud) einem guten SKupffopf für ein ÄirdEjenftüdf aus ber blüfjenb*
ften ßeit ber alten 3taliener ausgeben, eS müßte jenen benn baS
SBoljllautenbere unb Sfamutfjigere beS ©ajjeS ftufcig machen. 5)ie bei*
ben ©anonS burdjfpinnen fidf) barin fo leidet, natürlidfj unb fdjön, baß
man bie ihtnft faum f)erauSt)ört, unb bann ift eS baS 2Baf)re. Studj
in ber Sbee mag baS ©tücf ausgezeichnet werben; eS fdjeint mir nicfyt
unbidfjterifdfj, bie 9Kaffen ftd) in folget SBeife bem §5djften juwenben
ju t)5ren; audj ift unfer ®tbtt toof(l auf biefe SBeife nod) nirgenbS
aufgefaßt* $)aS ©anje mag leife gehalten, babei aber baS tooljtbe*
badete „Con anima" ju Slnfang beS SljorS nid)t außer 8l<f(t gelaffen
toerben. Die Stimmen finb meifterlicf) ftrenge geführt, toenn icf) an*
berS genau faf), fogar bis auf ben Unterfd)ieb ber großen unb Meinen
©tufen. ©S »are nidf)t allein im Sntereffe für einen fo fettenen (Saft
unb aus Sßtetat gegen ein befranstes 35idjterf)aupt, als audE) jur roafc
ren ©rbauung, baß baS SSaterunfer bei einem beutfdjen großen SRuftf*
fefte jur 2tuffüf)rung fame, ba es oIjnef)in feiner 2eid)tigfeit, ©ang*
barfeit unb Äürje falber ofjne große groben tooQfommen ^injufteQen
ift. Stuf Seite 5, @t)ft. 2, Xact 1 ftef)t im 33aß f ftatt as; eS ift
tooljl nichts letzter, als in einem ©anon einen 5)rucffef(ter ju finben.
9iun ftaune man nod), ju öernef)men, baß berfelbe geehrte 9Kann
auef) jtoölf große ©tymptjonieen für Drdjefter gefcfyrieben f)at unb
beif Deffentlid^feit %\x übergeben beabficjjtigt. $)er erfte großartige ©afc
einer toon ifjnen liegt im ©laöierauSjug t>or mir. ®erabe f)ier im
Drdfjefter fdjeint er in feinem ©lement. ©efunbe $armonif, beutfdje
SRännlid^feit unb Xüdfjtigfeit in SluSbrudt unb ©efinnung f)errfdjen
aud) l)icr t>or.
SR. ©d^umann.
SranmbtU) am 9. September ^benbs.
Soncert t>on <£. SB.25
SSon Dben gefommen ein ©ngelsfinb
Slm glügel fifct unb auf Sieber finnt,
Unb tote eS in bie Xaften greift,
3m 3<*uberringe öorüber fd)tt»etft
134 fr Gfjopht, Smpromptu.
©eftalt an ©cftalt
Unb SBilfa uadj ȟb,
©rlfönig alt
Unb SKignon milb,
Unb trofciger Sftittcr
3m äßaffenflitter,
Unb fniecnbe Sftonne
3n Slnbadjtwonne.
$)ie 3JienfdE)en, bie'8 fjörten, bie t)aben getobt,
9118 wär'3 eine Sängerin fyodjgelobt;
2>a3 Sngelältnb aber uuberweilt
ßurüdE in feine Jpeimatl) eilt.
g. «. e.
litt JHauoforte.
f. <T t) o p i n , -° 3mpromptu (As dar). UJcrk 29.
„ „ 4 Äafurcks. U)trk 30»
„ „ 3d|tr|o (Bmoll). fltrk 31.
ßf)opin lann fdjon gar nid^t^ mefjr fcijreiben, wo man nidfjf im
fiebenten, achten Xacte ausrufen müf$te: „ba$ tft fcon ilim!" 2Wan t)at
ba3 SKanier genannt unb gejagt, er fdjrette nid)t öorwärtö*27 aber
man fottte banfbarer fein. 3ft e3 benn ntcf)t biefelbe originelle ftraft,
bie eudj fdEjon avi% feinen erften äöerfen fo wunberbar entgegenleudE)*
tet, im erften Slugenblicf euc^ berwirrt gemalt, fpäter eudfj entjücft
§at? Unb wenn er eud) eine Steige ber feltenften Schöpfungen gege*
ben, unb if)r iljn teidjter toerftef)t, verlangt if)r iljn auf einmal anberä?
®a£ tjiejje einen 95aum umliefen, weil er eud) jätjrtid) biefelben ftrüdjte
wieberbringt, @8 finb aber bei if)m nidE)t einmal biefelben, ber Stamm
wofyt ber namlidje, bie grüßte aber in ©efcijmacf unb 3Bud)§ bie Der*
fdjiebenartigften. ©o wüfjte icij obigem Stnpromptu, fo Wenig e§
im gangen UmfreiS feiner SBerfe ju bebeuten f)at, faum eine anbere
£l)opinftf)e Sompofitiou ju dergleichen ; e& ift Wieberum fo fein in ber
goxm, eine ßantilene ju Slnfang unb ©nbe üon reijenbem giguren*
werf eiugefdjloffen, fo ein eigentliches Smpromptu, nidjjtö mef)r unb
g. eijoptn, ©djerjo unb SttajurefS; g. ©Hubert, $ier gmpromptuS. 135
nichts weniger, bafc ifjm nidfjtS SlnbereS feiner Sompofttion an bie
©eite ju [teilen. $)aS ©d^erjo erinnert in feinem leibenfdfjaftlidjeu
©fyarafter fd&on mef)r an feinen SSorgänger: immerhin bleibt eS ein
pdfjft feffelnbes ©tücf, nid)t uneben einem Sorb 33gronfd)en OebidEjt
ju toergleid&en, fo jart, fo fecf, f 0 liebe* wie öeradEftungSöott. %üx Sitte
pafet baS fretlid) nid£)t. 3)ie SDtafuref l)at ßljopm gleichfalls jur
Meinen Sunftform emporgehoben; fo mele er gef einrieben, fo gleiten
fid) nur wenige. Srgenb einen poetifdjen 3U9' etttja& 9faueS in ber
gorm ober im SluSbrucf l)at faft jebe. ©0 ift eS in ber jwetten ber
obengenannten baS Streben ber H molI*Xonart nad) Fis moll, wie fie
benn audE) (man merft eS faum) in Fis f dfjliefet; in ber britten baS
©dfjwanfen ber Xonarten jwifd)en weidEjer unb Ijarter, bis enblidE) bie
grofee Xerj gewinnt; fo in ber legten, bie jebod) eine matte ©tropfe
(auf ©.13) f)at, ber plöfclidje ©djlufe mit ben Quinten, über bie bie
beutfdjen Kantoren bie $änbe über bie Ä5pfc jufammenfdjlagen werben,
©ine SBemerfung beiläufig: bie toerfdfjiebenen ß^talter J)ören audE) toer«
fd^ieben. 3n ben beften Sird^enwerfen ber alten Italiener finbet man
Quintenfortfdjreituugen, fie muffen ifjnen alfo nidjjt fdfjledfjt gellungen
t)aben. JBei Skdfj unb £änbel lommen ebenfalls weld&e t>or, bodfj in
gebrochener SBeife unb überhaupt feiten; bie große Sunft ber ©tim»
ment>erfled)tung mieb alle Sßarallelgänge. Sn ber SKojartjc^en ^eriobe
üerfd^winben fie gänjüc^. 9iun trabten bie großen Xfjeoretifer hinter"
tjcr unb »erboten fie bei XobeSftrafe, bis wieber 93eet!)ot>en auftrat
unb bie fdjönften Quinten einfließen liefe, namentlich in dfjromatifdfjer
golge. 9hm foll natürlich fo ein d)romatifd(jer Quintengang, wirb er
etwa jwanjig Xacte lang fortgefefct, nidfjt als etwas Xrefflid^eS fon*
bern als etwas äufeerft ©dE)lecf)teS auSgejetdjnet werben, gleichfalls fott
man bergleidEjen aber aucf) nid^t einzeln aus bem ©anjen tjerauSfjeben,
fonbern in S3ejug jum SBorfjergetjenben, im ßufammen^ang f)ören.*
f. Säubert, Wer 3mpromptn9. Werk 142.
Sr f)ätte eS nod& erleben fönnen, wie man ifpt jefct feiert; es
t)ätte Ujn jum §bd)ften begeiftern muffen. 9iun er fdjon lange ruf)t,
* 3tt$ ©eleg bafür war notf> ber ©djlufc ber Cismoll*2Äa$urfa (mit ber be*
rannten Ouintenfette) abgebrudt unb fyinaugefügt : „Unb fo feib mir gegrüßt, liebe
Quinten! $em Schüler ftreidjen wir weg, toa3 jdjülerfjaft; bem jdjwärmerifdjen
Jüngling ljören wir gern gu unb öom 2Keifter laffen wir un$ gar alle* gefallen,
wa^ jdjön flingt unb fingt."2"5
1 36 8f- «Säubert, #ter SmpromptuS.
wollen wir forgfam fammeln unb aufzeichnen, was er uns Ijinterlaf*
jen; eS ift nidfjtS barunter, was nid^t fcon feinem (Seift jeugte, nur
wenigen SBerfen ift baS ©iegel ifjreS SBerfafferS fo flar aufgebrueft als
ben feinigen. So ftüftert eS benn in ben jwei erften 3mpromptuS
auf aßen Seiten „granj Säubert"; wie wir if>n fennen in feiner un*
erfdjityflidien Saune, wie er uns reijt unb taufet unb wieber feffett,
finben wir if)n wieber. 3)odj glaub' id£j faum, baft ©d^ubert biefe
©äjje wirflidE) „3ntpromptuS" überf daneben; ber erfte ift fo offenbar
ber erfte ©a| einer ©onate, fo ooütomnten ausgeführt unb abge*
fd£)toffen, bafj gar lein SuMtftt öuffommen fann. 3)aS zweite Sm*
promptu E)alte idj für ben zweiten ©afc berfelben ©onate; in Xonart
unb ©fjarafter fd)lief$t eS fid) bem erften fnapp an. 2Bo bie ©dfjlufc
fä|e fjtngef ommen, ob ©d&ubert bie ©onate DoQenbet ober nidfjt, müfc
ten feine §reunbe tüiff en ; man tonnte meüeid^t baS oierte 3mpromptu
als baS ginale betrachten, bod) fpridEjt, wenn aud) bie Xonart bafür,
bie glüdjtigfeit in ber ganzen Anlage beinahe bagegen. (SS ftnb bieS
alfo 93ermutf)ungen, bie nur eine ©inftd&t in bie Driginalmanufcripte
aufflären fönnte* gür gering Ijalte idf) fie nid)t; eS fommt jwar
wenig auf Xitet unb Ueberfdjriften an ; anbererfeitS ift aber eine ©ona*
tenarbeit eine fo fdjöne Qkt im Sffierffranz eines (Somponiften, bafc id)
©dfjubert gern ju feinen oielen nodE) eine anbieten möchte, ja jwanjig.
2BaS baS britte 3ntpromptu anlangt, fo f)ätte id) eS faum für eine
©dfjubertf ä)t Arbeit, f(öd)ftenS für eine aus feiner Änabenjeit gehalten ;
eS finb wenig ober gar md)t ausgezeichnete Variationen über ein af)n*
lid^eS* X^ema. ©rfinbung unb $^antafie fehlen ifjnen gänzlidj,
worin fid) Säubert gerabe aud) im SBariationSgenre an anbern Drten
fo fdföpferifd) gezeigt, ©o fpiele man benn bie jwei erften 3m*
promptuS hinter einanber, fd)liefee tf)nen, um lebhaft ju enben, baS
oierte an, unb man f)at, wenn audj feine öoQftänbige ©onate, fo eine
fd&öne ©rinuerung an it)n me^r. Sennt man feine SBeife fdjon, fo
bebarf eS faft nur einmaligen X)urd)fpielenS, fie üoHfommen inne ju
fjaben. 3m erften ©afc ift eS ber leiste ptjantaftifdje Skxat jwi*
fdjen ben metobifd)en SRufjefteHen, was uns in ©djlummer wiegen
mödEjte; baS ©anje ift in einer leibenben ©tunbe gef Raffen, wie im
9iad|benfen an Vergangenes. $)er jweite ©afc fjat einen met)r befdjau*
liefen ©jarafter, in ber 2trt, wie eS üiel oon ©djubert giebt; anberS
ber britte (baS oierte 3mpromptu), fdjmoßenb, aber leife unb gut:
artnttdjeS (?)
Eerltoj. 137
man lann e3 faum vergreifen; S3eetf)oven$ „SSutf) über ben Verlorneu
©rofd&en", ein fetjr Iäd)ertid)e3, menig belannte« ©tücf, ftet mir mand)*
mal babei ein-
Sä ift f)ier anty paffenbe ©elegenf)eit, ber von granj ßif jt für
Klavier bearbeiteten granj ©dfjubertfdEjen Sieber ju ermahnen, bie triefe
Xf)eünaf)me Im publicum gefunben. Sßon Stföt vorgetragen, fotten fie
von grofjer Sßirfung fein, anbere al§ 9fteifterf}änbe toerben fid£) ver*
geblidj mit itjnen bemühen; fie finb vielleicht ba3 ©djmerfte, roa§ für
Slavter ejiftirt, unb ein SBtfctger meinte, „man m&dfjte bodj eine erleid)*
tette Sluägabe berfelben veranfiatten, roo er nur neugierig, ma3 bann
tjerauäfäme, unb ob mieber baS edjte ©c§ubertfdf)e Sieb?" 3Jiand(mal
nidjt: Sifjt I>at veränbert unb jugetlfjan; mie er e$ gemalt, jeugt von
ber gemaltigen Slrt feinet ©pielä, feinet Sluffaffung: Slnbere roer*
ben mieber anbera meinen. @3 lauft auf bie alte grage fjinauS, ob
fidfj ber barftellenbe Ättnftler über ben fdEjaffenben fteüen, ob er beffen
SSkcU naä) Sßiülür für fic§ umgeftalten bttrfe. Die Slntmort ift leidet :
einen Säppifd^en lachen mir auä, roenn er eS fdf)led)t mad)t, einem
©eiftreid^en geftatten roir'ä, roenn er ben ©inn be8 Originale nidjt
ettoa gerabeju jerftört* 3u ber ©djule beS ElavierfpielS bejeid)net
btefe Strt ber ^Bearbeitung ein befonbere3 ßapitel.
SR. 6.
S3erlioj tf)ut fefjr Unrecht, fo menig von feinen ©ompofitionen in
3)rucf ju geben, ober fidfj nid^t einmal ju einer Steife nadj $)eutfd)lanb
entfd|lie&eu ju fönnen.** $at er aud) ba3 Unglüdf, nod) aufteilen mit
SBiriot verroedfjfelt ju merben, mit bem er bod) fo wenig Sleljnlidfjfeit
Ijat mie 9Kocfturtlefu^e mit Simonabe, — fo meifc man bennodj l)ier
unb ba ©enauereS über i^n, unb Sßaganini ift nid£)t fein einziger 93c*
munberer, obmot)! gemifc nid)t ber fd)ledEjtefte. 2)ie „Sfteue ßeitfd^rift
für äRufif" mar bie erfte, bie miebeifiolt auf if)n aufmerffam machte,
* £ier ift geftridjen: „Unb baöon fann bei einem SJhififer nrie Sifet feine
8tebe fein." — Spätere £ieber*Uebertragungen beffetben gefielen (Schümann übrigens
nify; feine eigenen Sieber ttmnf djte er »enigftenS „ofyne Pfeffer unb 3utt)at ti la
ßifet". (»rief an föeinede b. 30. 3funi 1848.)
** @r fjat beibeS inbefc getfjan. [@$. 1852.] 29
138 Söerlio*.
Seipgig bie crftc ©tabt, wo eine ©ompofition öon if)tn jur Aufführung
tarn. ©3 war bie Duöertüre ju ben Francs-Juges, eine 3ugenbarbei*
mit allen jenen geilem, bie im ©efolge eines fügten Sßerfeä finb.
S)ie Du&ertüre würbe bann aud) in anbern ©labten, wie SBeimar,
Sternen, irr' iä) nid)t, aud) in 33erlin gegeben. 3n SQBien lad)t man
barüber. SQBien ift aber aud) bie ©tabt, — wo 83eetf)ot)en lebte, unb
e§ giebt woljl feinen Drt auf ber SBelt, tt)o fo wenig öon 33eetf)otten
gefpielt unb gefprodjen würbe afö in SBien. 9Äan fürchtet fid) bort
&or allem Sfteuen, wa8 über ben alten ©djtenbrian ljinau3get)t; man
will bort audö in ber SJhifif feine föeüolution. 3ü
1839.
3nm netten 3a\)v 1839.
<So lägen betm neun 33änbe t>or uns unb in iljnen ein getreues
SBitb menfd&tidfjen .©trebenS überhaupt. 9Bie ein junger ©taat $at
eine junge Seitfd&rift tfjre ©djwantungen, wie jener fidjj einen ®runb
aufeubauen, ©egner ju iiberwinben, greunbe ju gewinnen, ftdfj naä)
innen unb außen ju befeftigen- SDteift jüngere SKufifer waren es, bie
fid) im Slnfang toerbunben Ratten, jeber mit ©ifc unb ©timme, mit
gleichem Slntt)cil. 2Kan blättere in bem erften Sknbe ber ßritfdjrift
nad), baS fröfjüclje, Iräftige Sieben barin ttrirb nod) jefct Slntljeit er*
werfen; aud£) 88erfel)en lamen t>or, wie fic ja im ©efolge aller jugenb*
liefen Unternehmungen. 3eber fteuerte eben bei, was er Ijatte, 2)er
©toff fd£)ien bamals enbloS; man war fidE) eines eblen ©trebenS be*
wüßt; »er ntd^t mitwollte, würbe mit f ortgeriff en ; neue ©ötterbilber
fottten aufgestellt, auSlänbifdOe ©öfcen niebergeriffen werben; man
arbeitete Sag unb 9tad)t. ©S war baS 3beal einer großen Äünftter*
brüberfd&aft jur SBerljerrlidOung beutfdjer tief finniger ßunft, baS wol(l
3ebem als baS ^errlid^fte Qid feines ©trebenS öorleudfjten mochte.
Unb wie benn bie 3ettfd)rift überhaupt ju günftiger ©tunbe unter
gfinftigen Umftänben unternommen würbe, einmal weit man beS
©dfjnedfengangeS ber alten mufifatifdfjen Sfritif überbrüffig war unb
weil wirflief) neue ®rf Meinungen am Äunftfjimmel aufwiegen, bann
weil bie 3*itftf)rift im ©cfjooß t>on 5)eutf dfjlanb , in einer t>on jef)er
berühmten Söiufifftabt entfprang unb ber 3ufatt gerabe mehrere junge
gteid&gefinute Äünftler bereinigt l)ielt, fo griff baS SBlatt aud} rafdE)
um fid) unb öerbrettete fid) nadE) allen ©egenben f)in. Slber wie fo
oft, wo bie 9RenfdE)en nod& fo feft jufammenfialten unb unjertrennlidj
fdjeinen, trennt fic auf einmal baS plöfclid) Ijertoortretenbe ©d)tdfal.
142 Sunt neuen Saljr 1839.
©etbft ber Xob forbertc ein Dpfer; in Subwig ©d&unle ftarb uns
einer ber tf)euerften unb feurigften ©enoffen. Slnbere Umftänbe machten
bie erften SBanbe nodE) loderer. 35aS fdjöne ©ebäube fd&wanfte. ®ie
9iebaction fam bamalS* in bie §änbe eines ©injigen, er geftc^t eS,
gegen feinen ßebenSptan, ber junädjft auf StuSbilbung eigener Äunft*
anläge ausging. Stbcr bie 33erf)ältniffe brängten, bie ©jiftenj ber
ßeitfdjrift ftanb auf bem ©piele. Sffd^t 93änbe fjaben ftcf) feitbem ge<
folgt; ttrir fjoffen, eS ift eine Xenbenj in iljnen fidfjtbar worben.
SKögen fidj im SSorbergrunbe öerfdfjiebene Stnftdfjten Ijerumtummeln,
bie ©rljebung beutfdfjeu ©inneS burdEj beutfdEje Sunft, gefdjal) fie nun
burdE) §inweifung auf ältere grofce SÄufter ober burd) SBeborjugung
jüngerer Xalente, — jene ©rtjebung mag nod| jefct als baS giel
unferer^33eftrebungen angefe^en »erben. 3)en rotten gaben, ber biefen
©ebanfen fortfpinnt, fönnte man allenfalls in ber ©efdjidjte ber 2)a*
mbsbünbter verfolgen, eines wenn audE) nur ptyantaftifd) auftretenben
33unbeS, beffen 9Kitgtieber weniger burdfj äußere Slbjeidjeu als burclj
eine innere 9le!fjnlid)feit fidj erfennen laffen. Sinen 3>ammk gegen
bie SDiittelmäfeigfeit auswerfen, burd) baS SBort wie burd) bie Xtjat,
werben fie aud^ fünftigfjin trauten. ©efdjaf) bieS früher oft auf un*
geftümere Slrt, fo wolle man bagegen bie warme 33egeifterung in bie
@d)ale legen, mit ber baS @d)t*Xalentootle, ®^t * Äünftlcrif dt>c an
jeber ©teile auSgejeidEjnet würbe. 9Bir f dEjreiben ja nicfjt, bie Sauf*
leute reidEj ju machen, wir fdjreiben, ben Sünftler ju etjren. 9Bie bem
fei, bie in ben legten Scdjren nodf) immer wadfjfenbe Verbreitung ber
ßeitfd^rift ift [nur [ein SBeweiS, bafe fie in iljrer Strenge gegen aus*
länbtfdE)eS 3Kad)Werf, in iljrem SBofjlwoQen gegen bie f)öf)er fttebenben
ber jungem Äünftler, wie in if)rem @ntf)uftaSmuS für alles, was uns
bie Sßorjeit an 3Äeifterlid)em überliefert, bie ©efinnung SMeler aus*
fprid£)t, unb baft fie fid) ein publicum gebilbet Ijat. liefen alten
©runbfäfcen getreu treten wir am heutigen gefttage, wenn nid^t in
baS jefjnte 3a^r, fo boc^ in ben jeljnten S3anb [ober in baS fed&fte
3at)r unferer Sfiftenj, für baS Ijerf ömmlidj lurj jugemeffene Sllter einer
3eitfdEjrift fd)on immer einer fitbernen 3ubelfeier ttergleicfjbar, wo man
ftdj beS Ueberftanbenen gemutete!) erinnert, bem Seoorfte^enben mutf}ig
entgegenfiet)t. 2Kit einigem ©djmerj füge jdfj f)inju, bafc idfj meine
©rüfje ju biefem geft jum erftenmat aus weiter gerne einfenben mufc,
aus DefterreidfjS prächtiger §auptftabt,J bereit freunblidje 33ewof)ner
* Sanitär 1835.
SJlofdjeleS tmb SttenbelSjofm, (Soncerte. 143
tooljl audfj nodfj länger ju feffeln vermöchten. 31 ©orgfamen greunbeS*
Ijänben anvertraut, gel)t bie 3eitfdfjrift inbefc if)ren ungeftörten ©ang.
§ier aber, unter großen üftaljntfngen, too uns bie ©Ratten ber größten
beutfdfjen SDictfter umfdfjroeben, möchte nodE) mancher ©ebanfe nidfjt un*
wertl) einer StuSfpradfje f)ier vor StHem aufleimen, ©ine 3eit jjerauf
ju befd)toören, bie jener vergangenen au Xfjatfräftigleit gleidfjfäme,
vermögen blofce ©orte nid)t, unb bie 3eiten ftnb audj anbere geworben
unb verlangen Sfabereä. S)en Äünftler aber mandfjmal beweiben an
jene ÜJleifter ju erinnern, mag unvertoetjrt bleiben, unb fommen toir
i^nen nid^t an Gräften gleidfj, fo wollen wir iljnen wenigftenS ntdjt
im Streben nadfjfteljen. Unb fomit fei SlQen ein glücflid)e§ neues
3at)r jugerufen! 3t. @.
«oitcerte für |)ianoforte.
3* Mofätks, Siebentes (paHefiföes) dotteerf (Cmoll), IDerk 93.
f. MtnUtyobn Bartholin, Jmeües donettt (Dmoll)» Werk 40»
2)ie Slaviermuftl bilbet in ber neueren ©efdfjidfjte ber SRufif einen
wichtigen Stbf d^mtf ; in it)r jeigte fid^ am erften baS Stufbämmem eine«
neuen 9Wufifgeniu$* S)ie bebeutenbften Talente ber ©egenmart ftnb
Slavierfpieler; eine SBemerfung, bie man audj an älteren Spodjen ge*
madf)t. 93ac^ unb ipänbel, üttojart unb 93eetf)oven waren am Klavier
aufgelaufen, unb ät)nlid& ben 33ilbf)auem, bie if)re ©tatuen erft im
kleinen, in weiterer SJiaffe mobeHiren, mögen fidE) jene öfters auf
bem Slavier fKjjirt fjaben, was fie bann im ©röteren, mit Drdjefter*
SRaffe ausarbeiteten* 2>a3 gnftrument felbft Ijat ftd) feitbem in fjoljem
©rabe vervollfommnet. ÜJKt ber immer fortfd&reitenben 2Redjanif be£
©lavierfpiete , mit bem füljneren StuffdEjwmtg, ben bie Sompofition
burd) Seemöven naljm, wudjS aud| baS 3>nftrument an Umfang unb
33ebeutung, unb fommt es nod) bafjin (wie id) glaube), bafc man an
iijm, tote bei ber Orgel, ein $ebal in Stnwenbung bringt, fo ent*
ftefjen bem ßomponiften neue 3lu3ftd)ten, * unb ftd() immer me^r vom
* SSon ber SSerbtnbung be3 DrgefyebatS mit bem (Slatuer öerfpradj (Schumann
ftety rn'el; er ertoarb in ben bier^iger Qaljren felbft einen ^ßebalflügcl unb compo*
nirte meljrereS bafür. TOgemeinen Eingang ijaben bie Qnftrumente bisher md)t
gefimben.
144 attofdjeteä unb äfcenbelsjotjn, (Soncerte.
unterftüfcenben Crcfyefter loSmadjenb, wirb er fid£) bann nod) reifer,
vollftimmiger unb fetbftänbiger ju bewegen wiffen. 2)iefe Trennung
von bem Drdfjefter fetjen wir fd&on feit länger vorbereitet: ber ©ijrn*
pfjonie jum Xrofc will baS neuere Slavierfpiet nur burd) feine eigenen
SDlittel f)errfd)en, unb Sterin mag ber ©runb ju fudfjen fein, warum
bie lefcte 3^t fo wenig Slavierconcerte , überhaupt wenig Original*
compofitionen mit Begleitung hervorgebracht. ®ie ^eitfd&rift Ijat feit
i^rem (Sntftet)en fo jiemlid) von allen (Slavierconcerten berietet; eS
mögen auf bie vergangenen 3<tf)re faum 16 big 17 fommen, eine Keine
$al)l im SBergleid) ju früher. @o fefjr veränbem fid) bie fttittn,
unb wa^ fonft als eine SBereid^erung ber Snftrumentalf ormen , als
eine wichtige Srfinbung angefefjen würbe, giebt man neuerbingS frei*
willig auf. ©id&erlid) müfcte man eS einen SBerluft fjeifjen, fäme baS
(Slavierconcert mit Drdfjefter ganj aufcer Sraud); anbererfeitS fönnen
wir ben Slavierfpielern faum wiberfpred&en , wenn fie fagen: „wir
t)aben Stnberer 83eif)ülfe nidfjt nötf)ig, unfer Suftrument wirft allein
am vollftänbigften". Unb fo muffen wir getroft ben ©eniuS abwarten,
ber uns in neuer glänjenber SBeife jeigt, wie baS Drdjefter mit bem
Glavier ju verbinben fei, bafj ber am Klavier Jperrfdjenbe ben Sfteid)*
tf)um feines 3nftrumentS unb feiner Sfunft entfalten fönne, wäljrenb
baS Drdjefter babei me^r als baS blofee 3ufel)en f)abe unb mit feinen
mannigfaltigen Sfyarafteren bie ©cene funftvoHer burdjmebe. StneS
aber fönnten wir billig von ben jüngeren Somponiften verlangen: bafc
fie uns als (Srfafc für jene ernfte unb würbige ©oncertform ernfte unb
würbige ©oloftüde gäben, feine Kapricen, feine SBariationen, fonbem
fd)ön abgefd)loffene djaraftervolle StUegrofäjje, bie man allenfalls jur
Sröffnung eines SoncerteS fpielen fönnte. 33iS batjin werben wir
aber nod) oft nad) jenen älteren Eompofitionen greifen muffen, bie ein
Soncert in funftwürbigfter Sßeife ju eröffnen, beS SfünftlerS ©ebiegen*
f)eit am ftcfyerften ju erproben geeignet finb : nad) jenen trefflid&en von
üKojart unb Seemöven, ober will man einmal im auSgewäf)lteren
Äreife eines nod) ju wenig gewürbigten großen SKanneS Slntlifc jeigen,
nadf) einem von ©ebaftian SBadf), ober will man enblid) SReueS ju
®et)ör bringen, nad£) jenen, in weldjen bie alte ©pur, namentlich bie
33eetl)ovenfd)e , mit ®IüdE unb ®efcf)icf weiter verfolgt ift. Unter bie
festeren jaulen wir mit ber gehörigen Sinfdfjränfung jwei unlängft er*
fd£)ienene (Soncerte von 3- äftofdjjeleS unb g. 2ftenbetSfof)n 33ar*
tfjolbtj. S3on beiben Äünftlern war in ber ßeitfdfrift fo oft bie
Üiebe, bafe wir uns furj faffen tonnen.
äRof $efe$ unb 2Renbel3iof)n, (Sonczrte. 145
3n 9Ko^cIe§ Ijaben wir baS fcltncrc Seiltet eines 9WufiferS,
ber, obfdjon in älteren Sauren unb nodE) jefct unabläfftg mit bem
©tubium alter 9Weifter Bcfd^äftigt, auä) ben ®ang ber neueren Sr*
fd&einungen bcobad^tct unb üon if)ren gortfdjritten benufct t)at. SEBic
er nun jene Sinflüffe mit ber if)tn angebornen @igentf)ümlid)feit be*
f)errfdfjt, fo entfielt aus fotdjer üttifdf)ung oon Stltem, Steuern unb
Sigenem ein Sßerf, eben tote eS baS neunte Koncert ift, War unb fdfjarf
in ben gormen, im Sljarafter bem SRomantifd^en ' fid^ nät)ernb, unb
wieberum originell, wie man ben ßomponiften fennt. 3)a& toir nidjt
ju fein fpalten — baS Soncert oerrätf) überall feinen üfteifter; aber
alles f)at feine Stütze, unb ber einft baS GmolbSoncert fd&rieb, ber
ift er nid)t mef)r, wol)l aber immer ber fleißige, treffliche Sünftler,
ber feine 9Rüf)e fcfyeut, fein Sßerf ben beften gleid) ju madfjen. Stuf
Popularität oerjidfjtet er bieSmal gleidfj oon oomt)erein; baS ßoncert
Ijeifjt pattjettf df) unb ift eS; was fümmern fidfj unter 100 SSirtuofen
99 barum! ®aS Slbweicljenbe in ber gorm oon anbern unb üttofd£)eleS'
eigenen früheren ©oncerten wirb 3ebem im Slugenbticf auffallen. S)er
erfte ©afc fd^reitet raf d) oorwärtS , bie Xutti finb fürjer als gewöhn*
lidj, baS Drd&efter greift überall mit ein; ber jWeite mit feinen lang*
fameren 3wifd)enfpielen fdjeint mir mübfamer gefunben, er leitet ben
legten ein, ber ben patljetifd^en ©fjarafter beS erften in leibenfd&aft*
üdjerer ^Bewegung wieber aufnimmt. 2Äecl)amfdf} fd&wierig motten
wir baS Soncert im SBergleid) ju anbern neuern nid)t nennen: baS
gigurenwerf ift forgfältig ausgemalt, aber aud) oon mäßigen Spielern
nad) einigem ©tubium ju bewältigen ; jufammen mit bem £)rdf)efter er*
forbert es aber oon beiben Seiten größte Slufmerffamfeit, genaue
Äenutnifc ber Partitur, unb fo oorgetragen wirb eS in feiner fünft*
*>oQen ©ebanfenoerwebung in Ijoljem ®rabe intereffiren, wie wir uns
mit Stuten baran erinnern, als 9Wofd(jeleS eS in Seipjig fpielte.
(Sinen befonberen S)anf ootiren wir neueren ßoncertfdfjreibern,
bafc fie uns gum ©dfjlufc nid)t mef)r mit Xrißern, namentlich mit
Dctaofpringem langweilen. 2)ie alte ©abenj, in bie bie alten SSir*
tuofen an 93raoour einpaeften, was irgenb möglich, beruht auf einem
Weit tüchtigeren ©ebanfen unb wäre oietteid^t nod) jefct mit ©lücf ju
benufcen. ©oHte nidjjt aud^ baS ©df)erjo, wie eS uns oon ber ©tjm*
ptionie unb ©onate t)er geläufig, mit SBirfung im Soncert anzubringen
fein? (SS muffte einen artigen Sfampf mit ben einjelnen Stimmen beS
Ctd&efterS geben, bie gorm beS gangen SoncertS aber eine fleitft
$leuberung erleiben. äRenbelSfoljn bürfte eS oor Stilen gelingen.
@djumann, @ef. Triften. II. 10
146 SRofdjeleS unb 2&enbe(3fofyt, (Soncerte.
SBtr l)aben über be3 lederen jweiteg ©oncert ju berieten. SBat)t*
fjafttg, nodf) immer ift er ber nämlidfje, nod) immer wanbelt er feinen
alten frbtjlidjen Stritt; ba3 Säbeln um bie Sippen f)at Stiemank
fd)bner als er. SBtrtuofen werben beim Soncerte üjre ungeheuren %tt*
tigfeiten nur mit SÄü^e anbringen fönnen: er giebt iljnen beinahe nidjtö
ju tljun, wa3 fie nid)t fdjon f)unbertmat gemalt unb gefpielt. Oft
f)aben wir toon i^nen biefe Slage gehört, ©ie l)aben etwas 9ted)t;
©elegenljeit, bie 33raoour ju jeigen burd) SReuljeit unb ©tanj ber
Sßaffagen, fott t)om Soncerte md)t auSgefd^Ioffen bleiben. üRuftfaber
geljt über atteä, unb ber uns biefe immer unb am reichten giebt, bem
gebührt aud£) immer unfer f)bd)fte3 Sob. äRufit aber ift ber 8tu8fluf$
eines frönen ©emütfjeS; unbekümmert ob e3 im Slngefidfjt toon §un*
berten, ob e$ für ftdfj im ©titten fluttet; immer aber fei e8 ba$ f^5ne
©emütf), bag fid) au§fpred)e. ®al)er wirfen audfj 9Kenbel3fol)tt§ Som*
pofitionen fo unwiberftef)lid), wenn er fie felbft fpielt ; bie Ringer finb
nur Präger, bie ebeufo gut öerbeeft fein fönnten; ba8 Dfjr fott allein
aufnehmen unb ba3 §erj bann entfd&eiben. 3d) benfe mir oft, äRojart
müfcte fo gefpielt f)aben. ©ebttfjrt äÄenbetefo^n fo ba3 Sob, bafc er
un% immer foldje SRuftf ju f)bren giebt, fo motten wir beSfjalb
gar nidjt leugnen, bafc er e3 oft in einem SBerfe flüchtiger, in
bem anbern nadf)brücflidE)er tfjüt ©o gel) ort audO bie§ Soncert ju
feinen flüd)tigften ©rjeugniffen. 3d) müfjte midf) fef)r irren, wenn er efc
nidfjt in wenig Xagen, trietteicljt ©tunben gef dfjrießen. ®8 ift, ate
toenn man an einem 83aum f Rüttelt, bie reife, füfje %TVLä)t faßt oljne
SBeitereS fyerab. 9Ran wirb fragen, wie e$ fidE) ju feinem erften (Soncert
oerfjalte. ®8 ift baffelbe unb nidjt baffelbe; baffelbe ift e8, weil e*
toon einem ausgelernten SReifter, nidjt baffelbe, weil eS jetjn Safce
fpäter gef ^rieben ift. ©ebaftian 83ad) fic^t an ber $armoniefüJjrung.
f)ier unb ba IjerauS. SRelobie, gorm, Suftrumentation im Üebrigen
finb 3Renbel3fol)n£ (Sigentljum. ©o freue man ficlj ber flüd&ttgen fetteren
©abe; fie gleicht ganj einem jener Söerte, wie toir manche üon älteren
9Reiftern fennen, toenn fie oon it)ren größeren ©eppfungen ausruhten.
Unfer jüngerer wirb fid&erlidfj nid£)t üergeffen, wie jene bann oft plöfc*
lid^ mit etwa^ 3J£äcf)tigem hervortraten, unb ba8 Dmoll« Soncert öon
9Jiojart, ba§ in Gdur oon S3ect^ot>en ift uns ein 93ewei$ baoon.
91. ©d^umann.
H. £enje(t, ©tüben. 147
(Stöben für JJianoforte.
Ä. 4 ci! feit , 12 Gtö&eti (Etndes de Salon), ttertt 5.
». Säubert, 12 €tfi*tiu Werk 40.
S. Sljalbtrg, 12 «ftdett. IUerh 26, 3meitcs lieft.
Unfere lefcte ©tübenfcfjau ging bis Sunt oorigen 3ö^rcS. @S
fdfjeint, bic Stube E)at einen neuen ÄreiS burdfjlaufen, unb es tooße
nun eine längere Sftu^ejeit eintreten. SBir begrüßen bieg als ein gutes
3eid)en. 3toar flfaubt jebe 3*ü t>on ftclj, fie ftänbe auf bem ©ipfel
(tote eS umgelegt ju allen B^ten Seute gegeben, bie über SBerfaH ber
Äunft gellagt) ; Don ber Slatrieretübe fann man inbeß mit einigem
©runb meljr als unfere SBorfafjren annehmen, fie fjabe bie Ijödjfte
§öf)e erreicht. S)ie Xonleitern finb nad) allen Sftidfjtungen t)in gerlegt,
ju allen erbenllid)en giguren üerfnüpft, bie ginger unb $änbe in alle
möglichen ßagen gebraut 2c. *, gefje man nun nidfft toeiter, 100 es nur
auf ©ptfcfinbtgletten hinauslaufen muß, unb toenbe fidf) nrieber ju
größeren, weniger jum 50ledf)anif(Ijen oerleitenben unb bie 83rat)our jur
©d)au tragenben Äunftformen. SSor lauter ©tubien oerfäumte man
am ®nbe bie SKeifterfdjaft. SBie unenbliclj groß ift baS SReicij ber
gormen; toaS giebt es noclj ba auszubeuten unb ju tljun auf 3öf)i>
fjunberte lang! SSor Slllem möchten toir baS bem mufifreieljen $en*
feit jurufen. ©einen erften ©tüben, bie bie SBett burd&flogen, rafd)
wie eine ©iegeSnad^rid^t, fjat er jtoci neuere $efte nad^gef d^ieft : Etu-
des de Salon, jioölf an ber ßaljl. 2Ran muß §enfelt gehört fjaben,
um eS nie nrieber ju oergeffen; toie ein Blumenflor buften miclj biefe
©tücfe nodfj aus ber ©rinnerung an; ja feine SSirtuofennatur umftrieft
uns fo mit üjren SReijen, baß toir audf) toaS er üon Stnbern ba$u
geliehen, als fein eigen betrachten unb nichts beulen unb t>or Slugen
fjaben als if)n. ©0 lönnte man, toie fd&on in ben erften heften, fo
in biefen tint SÄenge Sf)o{rinfd)eS nad&toeifen; §enfelt felbft wirb eS
jugeben; aber eS öerfd^miljt fid) biefe frembe SBeimifdjung fo ioof)l in
ber ganjen Sßerfönltcljleit, baß eS fleinlidjer toäre, fie ju tabeln, als
fie ju begeben. Sttudj begießt fid) biefe Stefjnlid&feit mit S£)opmS SBeife
tnet)r auf SleußerlidjeS, auf gigur; in ber §auptfadje, ber üMobie,
ift er fo felbftänbig als irgenb einer unb fjatte e^er ®runb, &on fei*
neu ©d)äj}en ju üerf c^enlen als ju entlegnen. ©df)öne SKetobie, in
10*
148 W. ©enfelt, (Stuben.
fd^ötte gormeu gefaxt, jeidjnet beim and) bie ©tücfe biefer jttjcitcn
Sammlung aug. Sdj toüfete midf) barüber nod) jefct nidjt anberg aus*
jufpred&en atg in einem früheren Stuffafc über §enfelt, beffen man
fitf) trietteicljt audfj entsinnen tüirb; er ift unb bleibt §enfeth 3n
ettoag nur unterfd)eiben fid) biefe jutejjt erfdfjienenen Sebem im 9tugen*
blidf auffällig: in ben Ueberfdfjriften, bie auf objeettoere mufifatifdfje
ßuftänbe \fy liefen taffen; wir finben I)ier einen „glfenretgen", ein
„2lt>e 9Raria", einen „ipejrentanä", „Danflieb nadf) ©türm" :c, wäljrenb
bie alten eine SRetfje Siebeglieber ober (wie fie SBebel nannte) Sonette
[waren]. §enfettg tijrifd&e SRatur verleugnet fidjj jwar babei nirgenbg;
eg ift aber bod& ein Qtifyn, ba% er vorwärts will, unb toir fommen
t)ier auf ben Buruf jurüdf, ben wir oben au £enfett ergeben tieften :
ftdfj öon ttn (Stuben überhaupt weg unb ju tjöljeren Gattungen ju
wenben, jur ©onate, jum Soncerte, ober eigene größere ju f Raffen.
2Ber fidfj immer in benfelben formen unb 33erf)ältniffen bewegt, toirb
jutefct äRanierift ober *ßf)itifter; eg ift bem ftünftter nidE)t8 fdfjäbtidfjer
atg langes 9tuSrut)en in bequemer gorm ; in älteren Sauren nimmt
bie ©djaffengfraft of)nef)in cfo, unb bann ift'g ju fpät, unb manches
treffliche latent gewährt bann erft, baft eg feine Stufgabe nur jur
§älfte gelöft. (Sin anberer SBeg aber, üorwärtg ju lommeu, fid) ju
neuer ©d&öpfung ju bereichern, ift ber, anbere grofte 3nbimbuatitäten
ju ftubüm 2Ran füt)rt wol)l 5. SB. SKojart atg einen ©egenbeweig
biefeg ©ajjeg an unb fagt, ein ©enie Ijabe bag nid)t nöttjig unb über»
t)aupt nidjtg; aber wer fagt ung, wag SRojart geliefert, wenn er
j. 83. ©ebaftian 33ad) in feiner ganjen ©röfte gelaunt f)ätte? SSSie
iljn fdjon £at)bn anfpannte, um toie üiet meljr müftte eg ein S8ad)!
9Kau fann nid)t atleg aug eigener liefe herauf bejdfjwören, SBte tauge
bitbete bie Qüt an ber guge f)erum! Sott ber JJünftter erft atleg an
ftd) fetbft burdjmadfjen unb üerfudfjen, unb lommt er nidf)t fd&neller
jum 3iel, toenn er bag &ort)anbene 33efte ftubirt, nadf)bilbet, big er
fidfj gönn unb ©eift untertljan gemalt? Stber aud) bie SKeifter ber
©egenwart mufc er f ernten, t>om erftenbig jum legten, atfo audf) j. S9.
©trauft, afö in feiner SBeife einen tjöd^ften Stu^brud feiner 3^it. SBer
bieg toerfäumt, toirb über feine Stellung jur ©egentoart, über ben
Umfang feines latente ewig im Unflaren bleiben, big er jutefct nidjt
me^r na^fommen fann, bei SBett nur SJeratteteg, Bereits ?lbgett(aneg
bietenb. @id^ alfo im ©Zwange mit ber 3eit ju erhalten, atleg fen*
neu ju lernen, ba£ fennengwert^, möc^t' id^ gerabe §enfelt jurufen,
feinem ergiebigen latent neue Slugflüffe ju üerf^affen. ®g ift wa^r,
20. Zaubert, ©tüben. 149
er tyat uns fo oft mit feinen Siebeggefängen ergoßt, unb eS fd)eint
unbanfbar, Seutanbem, ber uns einen ©traufc SBIumen bringt, bamtt
ju antworten, ba& er unä lieber etwa einen gefeffelten ßöwen fyätte
bringen f ollen. Stber toerfud&e er fidf) nur aud) an bem ßöwen; e3
giebt fo wenige Kräftige ; bie wenigen bürfen nidjt raften, er bringe
ben ßöwen! 3tnmerf)in bleiben aud) biefe (Stuben, wa8 fie finb unb
enthalten wieberum fo üiel SfteijenbeS, ®uftige§, bafe fie überaß ge*
fallen muffen unb in jebem 2eben8alter, wie id) benn wirflidfj SKnber
nie aufmerlfamer ju^ören gefe^en alä bei feiner SKufif. Slm liebend
würbigften jeigt er fid) aud) bieSmal in ber ©pfjärc, wo wir it)n
fd)on längft aU SKeifterfänger fennen, wie imv „Siebe3lieb" unb in ber
„SRomanje*. StudEi ba8 „Sfoe SRaria" muft man liebgewinnen; f)ier ift
bag 33eifpiel, wie eine gutgewäfjlte Ueberfdjrift bie SBirfung ber üftufif
ijebt* £)f)ne jene Ueberfdjrift würbe e3 üon ben SKeiften wie eine
(Stube üon Eramer abgezielt worben fein, mit bereu einer (irr' id)
nid)t, in Cismoll) fie aud) Diel 2tet)nlidf)feit f(at. SBei einem Jfoe
2Äaria" benft ficlj aber aud) ber ^rofaifdje etwa3 unb nimmt ftdf| ju*
fammen. SBeniger paffenb fd)eiut mir bie Ueberfdf)rift „Eroioa"; bie
SDhtfif ftef)t f)ier t)inter bem SBerfproc^enen jurücf. „(Slfenreigen* unb
„ipeEentanj" gehören wof)l einer früheren Seit an; in i^nen f)errfdf)t
Sf)opin3 (Sinftufc am auffaHenbften toor, aud) in htn blofc mit „(Stube*
überfdfjriebenen ©tücfen; bodf) madjt bie in Adur einen fef)r lieblich
erfrifd&enben (Sinbrud. S)er „Sftädfjttidje ©eifterjug" ift fdOwerlidf) Dorn
SSIatt ju fielen, bodf) meifterf)aft getieft Don großer SBirfung, auf
ber jweiten ©rite befommt er burcfj neuen 9tl)t(rt)mu§ einen neuen
©djwung ; nocf) erinnere idfj mid) ber tiefen Safenoten, wie fie §enfelt
anpadfte;' e3 war üon befyaglid) urlräftiger SBirfung.
©ine anbere öielfad) intereffante (Stübenfammlung, feine erfte, f)at
SB. Xaubert unlängft , geliefert 9Kef)r al§ äße feine früheren SBerfe
jeigt biefeS feine 93ertrautf)eit mit ben neuem ®ompofition3rid)tungen ;
e§ enthält üiel (Sigene§, bod) aud&, wa£ idf) um beS erfteren willen
unterbrach wünfdjte, tnele3 angeeignete. SBarum benn gerabe jwölf
(Stuben immer? Um wie triel reiner würbe unä bie (Sigentf)ümlidf)feit
be§ ©omponiften entgegentreten, f)ätte er nur ba8 3lu8gejeid)netfte,
if)tn 2tngef)örige gegeben; um wie oiet f)öf)er gälte mir eine ©amm*
lung. bie etwa nur au§ ber „ßibelle", Unbine", „Unter ®t)preffen", ber
„Sanjonette", bem „©eifterreigen", bem „93ulfan" beftänbe! 2)ie anbern
$ie Uebcrjdjrift rüljrt t>on fteferftein Ijer.
150 ©• Stjolbetg, etübcn.
ftnb wot)l gute Uebungen, aber jum Xf)eil unter aflju offenbar frent*
ben ©inftöffen entftanben, jum Xtjcil fdjwädfjer als Gompofition Don
Zaubert überhaupt, ©o üerwunbert midf) baS „Stotturno", wo er ftd)
in eine ©efüljlsweife tjineinbenft, in ber if)m nichts gelingen fann,
weil fie if(m t)on SKatur toerfagt ift, id) meine baS fein @df}Wärme<
rifdfje, wie es ©f)opinS Clement, ©o audO baS ?ßaftorale, baS an*
fprudjloS fein will nnb eS bodfj nidjt ift ba8 Alla Turca, baS bod)
ju leidet erfunben jc. ©inem ©dfjwädfjeren als iljm mü&te man aud)
biefe ©tfiefe als gute ßeiftungen loben, benn bafc fie gefdfjtcft gefügt,
gut in ber Harmonie ftnb, t>erftet(t firf| toon felbft; mit biefem Sobe
Würbe er ftdf} aber gewtfc nidfjt begnügen, ber fd)on fo StuSgejeidjneteS
geleiftet. ©in um fo aufrichtigeres joDen wir tym benn, wie gefagt,
für bie Hummern, bie wir oben anführten, ©o fd&lagenb, baß man
gerabeju auf ben ©omponiften fdfjwören f Bunte, ift jwar leine; aber
er t(at fdfjon befannte ©eftalten unb 3«ftänbe in intereffanter befon*
berer SBeife nadjgefdjaffen, unb bieS genügt fd)on in einer ßeit, wo
fidf} bie SBenigften !aum über bie gewöljnltdjften gormein unb 9tebenS*
arten ju ergeben vermögen. Sllfo ©J)re it(m für feine „Unbtne", bie
in einem jarten ßeib jarte ©ebanfen birgt, für baS »Unter ©treffen",
baS ein @ebtd)t feiner würbig, für bie „ÄibeHe*, bie flimmert unb
flattert, unb für tneleS Stnbere. ®ie „Ganjonette" ift für bie linfe
$anb allein; fdjon einigemal führte iä) gloreftanS SBtfe an, ber beim
?inf)ören fold)er ©tüdfe bie redete £anb im ©eifte beS Sompontften,
ber'S aber im ©oncerte fd)werlid) wagen barf, fetjr in bie Xafdje fteeft.
Slber baS ©tücf ift finnig unb jart, unb man paßt auf, nichts ju
verlieren, ©benfo beim „©eifterretgen", obgletdfj bie garben ju fol*
d)em SBilb fdfjon oft gebraust. 2Äan ftet)t aus bem Sngefüljtten, wie
9Serfd^iebeneS unb ÜJtonntdjfaltigeS neben einanber geftettt ift. Der
Xitel toerforidfjt ein fpater folgenbeS ipeft. äRBdfjte eS bem ©omponi*
ften gelingen wie bie fernere &alfte biefer Sammlung. SBir finb Ujm
immer mit Xt)eilnal)me gefolgt.
Ueber baS jweite £eft ber ©tüben öon X^alberg ift fd)limm
urteilen, wenn man fie etwa furj [&ort)er] öon iljm felbft gehört. Sludj
beläme man bie fämmtltdfje beutfdfje unb auswärtige 2RäbcIjenfd)aft auf
ben Slacfen, wollte man tabeln; man würbe nur mit mitleibigem Sa*
dfjeln angehört werben in feinen Äunftbetradfjtungen, man würbe als
ber f)ämifdf)fte unb abgefeimtefte fftecenfent auSgefdfjrieen werben. 33er*
bient er bod) audfj bie Äränje alle, mit benen man ü)n aller Orten
überfdjüttet! 2Bie fpielt er, wie laufet man, wie bonnert ber ©aal,
aRenbetSfofytS „SßautuS" in SBiett. 151
toenn er geenbet! Die Stuben ftnb Äinber feine« ©IficfeS, feine»
9ftuljme3, unb bajü wir e8 nidjt öergeffen, feines gleifceS ; benn er f>at
unauägefefct ftubirt, fennt wofjl äße ©omponiften, f>at alleö mit großer
SBirtuofität in ftd) aufgenommen. äRan Ijör' il)n öeetljoöen fpiclctt,
Stoffe!, ©f)opin, über alle breitet er ben ü)tn eigentümlichen ®Ianj
feines ©pielä ; er brauet nnr ber Anregung burdfj frembe SDiuftt, um
feine mufifalifd&e Statur in aßet $rad}t ju entfalten. &udj beftfet er
felbft eine genriffe Strt &on ÜRctobie, etwa tote bie ber Staliener, öon
adjt ju adjt Xacten auSruljenb, mit gewiffen &tt$toeidjuugen k., unb
toie er fie bann öerlegt, öerboppelt, fie umftnnnt mit neuen Älang*
ftguren, er madfjt es' in feiner SBetfe, oft fiberrafdfjenb, blenbenb unb
fjinreifeenb. Damit ift aber audfj alles gefagt, unb gettnfj würbe er
felbft am erften ablehnen, wenn man feine ©ompofitionen gar mit bem*
felben 9iamen belegen wollte wie bie S8eett)ot>enfcl}en, alfo mit bem
t)on Sunftwerfen jc. Dem grofjen Raufen ben Unterfdjteb jWifdjen
©ompofition unb Konglomerat, jwtfdjen 9Reifterleben unb ©d&ein*
leben ic. betbringen ju lönnen, biefeS ©ebanfenS wollen wir uns nur
entfcljlagen. Slber bie ßünftler muffen es wiffen, unb me^r nodj wäre
über biefen ©egenftanb ;u jagen, fä^en wir nid)t eben bie 8RäbdE)en*
fd&aft auf bie Sftebaction einbringen; alfo nur ba3 nodfj: er ift ein
Oott, wenn er am Klarier fifct. ©.
iHenbelsfol)us „flatttos" in töten.
9lu$ eitlem »riefe Dom 2. Wlfai.
©nblidj ^at man l)ier „?ßautu8" gegeben, bie gröfjte äRufifftabt
IDeutfdjlanbS iljn jule|t. Dafj 2Renbel3foljn$ ©ompofitionen bi&ljer
T)ier nur wenig ©ingang gefunben, fjängt ju tief mit bem t)iefigen in*
nern SJiufitleben jufammen, als bajTül) bie Xljatfadje einjeln IjerauS*
reiben Ibnnte, auf bie idj aber wieber jurüdfjutommen beule. Sorber
ipanb alfo nur biefeS: Der SEBiener ift im allgemeinen äufcerft mifc
trauifdj gegen auSlänbifdfje mufifalifdje ©röjjen (etwa italienifc^e aus*
genommen) ; l)at man it)n aber einmal gepadft, fo fann man tf)n bre*
$en unb wenben, wo^in man will, er weife fid) bann !aum toor Sob
$u laffen unb umarmt unaufhörlich ©obann giebt es l)ter eine ffilique,
152 attenbelSjoljnS „<ßcmlu$" in SBien.
bic gortfefcung berfelben, bic früher ben 2)on 3uan unb bic Duoer*
türc ju ßeonore auspfiff, eine Slique, bie meint, SKenbetefoljn com*
ponire nur, bamit fie'S nid)t oerftef)en follen, bie meint, feinen SRufjm
aufhalten ju !önnen burdj ©teefen iinb Heugabeln, eine ©lique mit
einem SBorte fo ärmlid), fo unioiffenb, fo unfähig in Urteil unb
Seiftung toie irgenb eine in gladf)fenfiugen.* 3^er9e **% ber SBelt
ju fdjaffen, brauet e§ nun gerabe feiner apoftolifdfjen 33tifce, toie fte
SßauluS wirft; fte öerfriedfjen fidj oljneljin, faßt fie ber Siebte irgenb
ernftfjaft in§ Sluge! Slber ber $aulu3 tf)at größere Sßunber. Sßie
ein gteubenfeuer jüubete biefe fortlaufenbe Äette oon Schönheiten in
ber SSerjammlung. 2)a§ f)atte man nidf)t erwartet, biefen 9teidjtt)um,
biefe SKeifterfraft, unb oor SSCHcm nidfjt tiefen melobifdjen Sauber ; ja
als i<i} jum ©djlufc ba3 publicum überfd&äfcte, mar e8 fo öottja^tig
ba toie im Anfang, unb man mufj SBien fennen, um $u toiffen, toa§
bag Reifet: SBien unb ein breiftünbigeS Dratorium fjaben bisher in
fdfjledfjter ©Jje gelebt; aber ber $aulu3 bradbte e§ ju ©taube. Sßa8
foß idf) toeiter fagen? — jjebe Kummer fcfylug, brei mußten burd>au§
toieberf)olt werben,** jum ©djlufc fummarifd^er SSeifaQ. ®er alte
©tjrotoefc meinte, „ba3 toäre feines SractytenS ba§ größte SBerf ber
neuen Seit"; ber alte ©etyfrieb, „fo etwas l)ab' er nid)t nod) in fei*
neu alten lagen gu erleben gehofft". Äurj, ber ©ieg toar paffabet.
Sebenlt man nun, bafc bie Aufführung nad) jwei Drdfjefterproben oor
fid) ging, fo mufc man oor ber SBirtuofitat ber SBiener allen SRejpect
l)aben. S)ie Darfteilung toar im Sinjelnen nodf) feine ooHenbete unb
fonnte eä nid)t fein; aber toie man f)ier einen (Sljor fingt, aus allen
SeibeSfräften , bafj man il)n ef)er ju besänftigen l)ätte als anjufeuern,
ba£ finbet man in 9torbbeutfdf)lanb nur feiten, too man fid) hinter bie
Notenblätter oerpallifabirt unb nur frof) ift, nid)t gerabe ju umju»
werfen, hierin ift SBien einjig, man gebe il)m nur ju fingen, unb
es fdjmettert luftig toie au£ einer ©anarienfjede. S)ie ©olopartieen
tourben jtoar nid)t oon ben befanuten erften SRotabilitäten ber ©tabt
oertreten, bodfj l)inreid(jenb gut; einzelne, toie ber SBafe, fogar ausge*
jeid)net. 32 Sßie id) fd)on getrieben , gefd)af) bie 8tuffüf)rung auf
SBeranlaffung ber ©efellfdjaft ber SRufiffreunbe, btefeS t)öd)ft ef)ren*
werben SBereinS, ber in neuerer $eit ein fef)r frifdfieS ßeben enttoidfelt.
Sefonbere ©rtoalinung oerbiente toof)l aud^ ^)r. Dr. ßbler Don
* ^aö ^uobc^gürftentljum in %tan ^oul§ $eöperu§.
** 9lr. 8, 25 unb 35.
de SBiiü, 153
Sonnleitner, burdf) bcffen raftlofe 93emüf)ungen jumal bie Sluffül)rung
gelang; bemt man glaubt taum, wag l)ier baju gehört, ein DrdEjefter
öon 100 Äöpfen äufammenjubringen, wäljrenb übrigeng bei met)r ßu*
fammenljaltung nnb 93et)errfdjung ber Strafte leicht 1000 nnb me^r ütg
gelb geftettt werben fönnten, ©jre alfo aßen benen, bie bieg äöerf,
bieg Suwel ber ©egenwart, iljrer nnb beg SBerfeg würbig, mit fo
großer ßuft unb Siebe ben f)iefigen jaljlrcidjen unb eckten Äunftmenföcn
jnr ©cljau geftettt. 2)ie grudfjt, aud£> für bie SJiaffe, wirb nidf)t a«g*
bleiben nnb bag „Sßadjet auf" in mancher Seele wieberfyatten. ©d&on
fpricfjt man and) oon einer jweiten unb britten 2faffüf)rung*
9t. ©dfjumann.
* ©le m.
((Sorrefponbena&eridjt aus SBien.)
Die SButt gab big jefct jwei Soncerte; bag erfte war bag glän*
jenbfte im gangen SBinter, ber große SReboutenfaal faft brücfenb ge*
füllt, bag Drdjefter bag befte, bie Srwartung bie gefpanntefte. (Sr
fpielte toie Die 83utt. Sitte SBergleidje fdjeitern. Sr bringt faft lauter
■Keueg, unb ift eg nid)t immer fcfjön, fo bodE) intereffant. 2llg 93e*
Ijerrfd&er feineg 3nftrumenteg alg Snftrument ftet)t er meiner 2Reinung
nadO aber toenigfteng Sßaganini gleidf). Sllg Eontponift erfdjeint er
fdtjwädjer, madf)t mandfjeg, wag ein dreißiger fdjon hinter fidEp fjaben
fottte; idf) müßte nur wieberfjolen, wag bie $!p. ®orn unb Xruf)n
geifttoott in biefer ßeitfdjrift barüber gefdf)rieben. gür bie SBiener
paßt er ntd)t ; fängt er an ju ergreifen, baß man atljemlog, fo fpringt
er plöfclid) in bie §öf)e mit einem SRiß über bie Saiten weg; ba
fdjüttelt ber SBiener ben ®opf unb weiß nidf)t, wag er bation benfen
fott. *ßaganini ttjat bag audfj, aber alg Staliener unb ladjenb; bei
Die Söull ift eg frampfartig. Sr coquettirt etwag mit feinem 9RufiI*
fc&merj. ©eine 3ufunft liegt if)m üietteid^t felbft im ©unfein, Ueber
bie oielen lahmen Urttjcile linfg unb redjtg lann er fidEp aber getroft
fjinwegfefcen. ®r ift unb bleibt neben ^aganini ber ©rfte.
[1839, X, 152.]
154 $te „EeufelSromaitttfer".
(©oncert am 30. ^oüctnber 1840 in Seidig.)
Unter ftürmifdjem SBeifaü gab §r* Die 83ufl geftern öbenb $ier
ein ßoncert. StlS SSirtuoS möchte et nad) SßaganimS Eingang unbe*
jroeifelt als ber ©rfte anjufeljen fein; SinjelneS tote baS tnelfttmmige
©piel gehört ifym ganj eigentfjümlidE). SBie er mit bem ©d)ttrie*
rigften nur fpielt, fo tüciß er bod) and) bie tiefem ©aiten beS $erjenS
ju treffen; fo im Slbagio öon SRojart, baS er bis auf SBenigeS
ungefdjmüdft , einfadfj unb beutfdj innig öortrug. SRamentlicfj biefem
©tücfe folgte ber feurigfte SSeifatL Qvlx öoMommenen SBfirbigung
feiner aufcerorbentlidjen SSirtuofennatur gehört mehrmaliges $ören, ju
bem uns auf baS ernmnfdjtefte burd) beS $ünftter8 Stuftreten im
Ijiefigen Xf)eater (Gelegenheit gegeben ift.
[©rodHjauSfdje beutfdje aflgent. 8*9-1
Die „aettfeUttmatrtiker",
SBo fteefen nur bie XeufelSromaniifer? S)er alte gute SWufitbirector
üWofennuS in öreSlau erllärt fid) plöfelidf) als ifjren entfd)iebenften
©egner; aud) bie öligem, muftt. 3^tun9 wtttert bereu immer. 2Bo
fteefen fie aber nur? ©inb eS trieöeid&t 3RenbelSfof)n, Chopin, öennett,
Ritter, $enfelt, Xaubert? 3BaS ^aben bie alten Ferren gegen biefe
einjuttjenben? ©elten i^nen SBanfial, Sßleljel, ober §erj unb Junten
mefjr? §at man aber jene unb anbere nidfjt gemeint, fo brücfe man
fidf) bodf) beutlidf)er aus. ©priest man enblid) gar t)on einer „Dual
unb 3Rarter biefer mufifalifdfjen UebergangSperiobe*, fo giebt eS Danf*
bare unb SBeitftd&tige genug, bie anberer äWeinung* 2Ran ^bre bod)
auf, aDe3 burd&einanber ju mengen unb wegen beffen, toaS in ben
©ompofitionen ber beutfdfHranjbfifdfJen ©djule, wie in SJerlioj, ßifet k.
tabelnStoertf) erfdfjeinen mag, baS Streben ber jungem beutfdfjen dorn»
poniften ju toerbädjtigen. Se^agt eudfj aber audf) biefeS nid&t, fo gebt
uns bod) felbft äBerfe, iljr alten Ferren, — SBerfe, SBerfe!33
(Sonaten für ba$ ©fatner. 155
Sonaten für Us (Hautet.
©3 ift lange fjer, bafc wir über bic ßeiftungen im ©onatenfatf)
gefd&wiegen. 33on aufjerorbentlidjen l)aben wir aud^ Ijeute nidfjt ju
berieten. 3mmerf)üt erfreut es, im bunten ©ewirr ber 2Robe* unb
3errbilber aud) einmal einigen jener efprenfeften @efidf)ter ju begegnen,
wie fte, fonft an ber lageSorbnung, jefct ju ben SluSnaljmen gehören,
©onberbar, bafj es einmal meift Unbelanntere finb, bic ©onaten
fdjreiben: fobann, ba& gerabe bic älteren nodf) unter uns tebenben
©omponiften , bie in ber ©onatenbtütfjejeit aufgewadjfen, unb t)on
benen als bie bebeutenbften fretlidf) nur ßramer unb SKofdfjeleS ju
nennen wären, biefe ©attung am wenigften gepflegt. * SBaS bie erfteren,
tneift junge Äünftler, jum ©dfjreiben anregt, ift leidfjt ju erraten ; e«
giebt feine würbigere. §orm , burd) bie fie ftd) bei ber teeren Äritif
einführen unb gefällig machen Ibnnten ; bie meiften ©onaten biefer Slrt
finb bafjer audf) nur als eine Art ©peeimina, als gormftubien ju be«
trauten; aus innerm ftarlen Drang werben fie fdjwerlicij geboren*
©djreiben aber bie älteren ©omponiften feine mef)r, fo muffen fie eben*
falls tljre ®rünbe baju f)dben, bie ju erraten wir Sebem überlaffen.
Auf SWojartfd&em 2Sege war eS namentlich Rummel, ber rüftig
fortbaute, unb beffen Fismoll*©onate allein feinen SKamen überleben
würbe; auf JBeet^oöenfc^em aber öor Slllen granj ©Hubert, ber neues
Xerrain fudjte unb gewann. üiieS arbeitete ju fd^netl. Söerger gab
einjelneS SSorjügtidtje, ofyne burdfj jubriugen , ebenfo DnSlow; am feu*
rigften unb fdjneQften wirfte &. 2R. Don 2Beber, ber ftdj eigenen ©til
gegrünbet, namentlich auf iljm bauen mehrere ber 3üngerm weiter/
©0 ftanb e8 öor jef)n Sagten vlvx bie ©onate, fo ftefyt eS nodf) jefet.
©in je Ine fdjöne Srf Meinungen biefer ©attung werben fid&erlidf) t)ier
unb ba jum SSorfd^cin f ommen unb finb eS f dfjon ; im Uebrigen aber,
fdjeint eS, l)at bie gorm ifjren SebenSfreiS burd&laufen , unb bieg ift
ja in ber Drbnung ber Dinge, unb wir foüen nid)t 3al)rt)unberte lang
baffelbe wieberf)olen unb audf) auf SReueS bebadjt fein» Sllfo fd)retbe
man ©onaten ober ^antafieen (was liegt am tarnen!), nur öergeffe
* 3n ©cjuß auf ©ramer nidjt jutreffenb, ber über 100 (£lat>ierf onaten »er*
öffentliche.
156 3- <&. ßelbe unb (£. g. SBilfing, (Sonaten.
man babei bie SKufif nicf)t, unb ba§ anbcre erfleljt üon eurein guten
©eniuä.
SSon ©onaten nocf) toentg befannter Somponiften Hegen eine üon
3. (E. Selbe [SBerf 12, üierf)änbig] , brei üon %. S. SBiifiug
[SBerf 1] unb eine üon SB. (S. ©dfjola [SBerf 19, Fmoll] üor mir;
fie fielen f)ier in ber SReilje if)rer SBebeutung.
• * ©ie ©o.nate üon ®elbe fprid)t für ben gleife unb ben guten
SBitten be§ Somponiften. SBie immer, geigt fid) audfj in iljr im Slbagio
bie 6rfinbung3fd)Wäcf)e am füljlbarften. Stuf lange fehlen ebenfalls
nid)t, unb wie ber ßomponift bem Anfang ber Subelouüertüre üon
SBeber nod) fo forgfältig au$juweid)en fucljt, fp fällt er if)tn, wenn
aud) erft im Stbagio, im üollenbeten Edur mit ganzer Äörperfdjwere
in bie Strme; ebenfo ift ba8 Xljema be3 legten ©a|je3 eine SBerfefcung
be3 erften au§ 33eetljoüen§ Cmoll*ßoncert unb bergt, meljr. 3m
Uebrigen ftrebt er nadf) guter gorm unb reiner Harmonie; mit einem
SBorte, f)at man bie erfte ©eite gehört, fo fann man bei einigem mu*
fifatifdf)en ©(fjarffinn ba3 golgenbe erraten.
S)ie brei ©onaten üon SBilfing finb bem üerftorbenen trefflichen
2. 33erger jugeeiguet, ber, üietleidjt be§ (Somponiften SReifter, über*
f)aupt nidjt of)ne Stnftufc auf fein SBerf gewefen ju fein fd)eint, 2>ie
©onaten fjaben fd)öne SSörjüge unb üerbienen all baS Sob, wie man
e$ jungen ftrebfamen SRufifern aufmuntemb fo gern jufprid&t. ©trebe
ber ßomponift nun weiter unb wage aud) einmal einen Kaueren
Stnlauf. S)ie ©onaten gef)en nidfjt weit über bie Sßrofa eines füllen
©tubirftübdjena f)inau§ : id) fet)' ben ßomponiften orbentliclj fijjen unb
fd)reiben unb f)eimlid) l)in unb wieber an eine fleine Unfterblidjfeit
benfen; nun neunte er aud) größere SinbrüdEe in fid) auf, fei e§ burd)
©tubien in 33adf) unb 33eetf)oüen, burcf) anregenbe Seetüre, burd) of*
'teren ©inauSblicf in bie reidfje ©dljöpfung. ©idfjertidf) wirb er nod)
SBebeutenbereS leiften, wie mir citö feinem SBerf audj ©inn für l)öf)ere
3nftrumentalmufil fjerüorgugeljen fdjeint. 3n ber @infad(jf)eit gel)' er
aber uid)t weiter, befdjränfe unb befdfjneibe fid& nid^t ju üiel; e§ ift
oft gar ju nadEt, was er fjinfteHt. 3)odf) foll baS nur eine SBarnung
fein, fein Vorwurf. S)e§ Somponiften gefunber ©inn wirb it)tt ba§
ßiel nidjt ju weit fudjen laffen.*
* (£r Ijat c3 gefunben. (£tn „De profundis" für tuerfadjen ©fyor mit Drdjefter,
in biejem S^re etfdjtenen, gehört ju ben größten unb gewaltigsten SDtetfterttjerfen,
btc imfere Seit Jjeroorgeoradjt. (3ufag üon 1853.) [Sd).]
SB. <S. <5djofs, ©onate. 157
@ntfd(jiebener, encrgijd^er tritt bcr ©omponift bcr lefctangef flirten
©onate auf; feine ©abc ift banfenSWertf)* ©trengfte Sritif fänbe frei*
lidfj aud() an if)r auSjufefcen, unb erlaubte eS ber $Raum, fo wäre ge*
rabe biefe üon einem ebten ©treben jeugenbe ©onate einer folgen
würbig. ©dfjritt üor Stritt sollten mir bann bem in iljr waltenben
©eifte folgen, fefjen, wo er auf fdjöner ©pur mar, wo er auf Abwege
geriet!), wo er fie üermieb. ©olelje Slrt ber Shritif lann wof)t bem
©omponiften angenehm unb nüfclidf) werben ; aber forbern barf fie SRie*
manb üon einem 93latt, wo im fdjmalen Sftaum üon allen Bebeutenben
(Srfdjeinungen 9tedf)enfd)aft gegeben »erben foQ.
3)ie ©onate weift birect auf &. 2JI. ü, SBeber; wer fennt fie
nidf)t, SGBeberS fdjjiüärmerifäe, oft Mnflici) reijenbe ©onatenbidjtungen!
Slber eS ift leine fc§wäcIjlidE)e Stbfjangigfeit, in ber ber neuere Eompo*
nift jum SWeifter ftetjt, fonbern nur ein ©treben nad) berfelben S3Str*
fung, freilief) üon uidfjt fo großen Gräften unterftüfct. ©mpfinbung,
oft feurige, fpridf)t faft überaß aus biefer ©onate; fo fdjön auSfingenbe
©teilen , wie gleidf) bie erfte Santilene im erften ©ajj , f ommen ju
feiten üor, als bafc toir fie nidjt mit greuben bemerten faßten ; ebenfo
glücfliclj gefd)ief)t ber §auptrücfgang in ber 9Ritte beS ©afceS, bie
©teile, bie immer unb ewig baS SDierfmal gewonnener §errfdf)aft über
bie gorm bleiben wirb. Stnbere ©teilen beffelben ©ajjeS, wo mir bie
Bewegung unterbrochen fd^eint (jum erftenmal @. 5 ju Anfang), wollen
mir weniger jufagen, ebenfo baS plöfclidje Dmoll (@. 9j, umnadfjF
ju fommen, baS leidet üermieben werben fonnte. Slud) ben ©djluß
wünfdjte idfj jd&werer. S)aS Slbagio entfprid^t bem Xon im erften
Safe, ftetjt aber an SBirfung nadj; eS fef)tt if)m ein befonberS nad(j<
brüdflidjer ©ebanfe, wie iljn bie SDleifter ber Sunft oft nod) jum @d)lufe
Ijinfefcen, etwas, was uns nodfj auf ben SBeg ju ben!en giebt; wir
finb fertig unb ber Eomponift war eS auä). 2lm wenigften geglücft
fdjeint mir baS ©djerjo, wie benn baS Stjrifd^e im ©omponiften über*
wiegenb ift. 3m legten ©afc treffen wir auf ein fet)r anjie^enbeS,
tebenSüoöeS 2Rittettf)ema ; aus ben 9toten ber Sntrobuction t)ätte fidfj
aber in guter ©tunbe nodfj metjr herausbringen laffen. Snbtidj
wünfdfjten wir aud) biefem ©afc einen gewichtigem @d£)luf$. SlöeS
jufammengenommen, ber Somponift l>at offenbar Xalent, ©djule, 93il*
bung, t)öt)ereS Streben; bilben fid) fo bie Gräfte in fdjönem SBerein
immer mef)r, fo ^aben wir nod) XüdfjtigeS Don it)m ju ^offen. —
SBon ©onaten befannterer TOuftfer t»aben wir eine ju titer Rauben
öon §einri(§ 35orn [SSerf 29 in D] in SRiga, unb eine üon
158 $. $ont, ötcr^änbige ©onatc.
2RenbetSfol)n Sartfjolbg [2Berf 45, Bdur] für Sßianoforte unb
SSiofoncett ju nennen, ©o ernft, ja faft ©poljrifd) weid) fid) bie erfte
antünbigt, fo fann fie im Leitern Sertauf boclj ben fpöttifctyen Qmq,
ben wir fdfjon öfters an 3)omS ßompofitionen bemerkten, auf feine
Sßeife öer^eimli^en ; ©amen unb SRecenfenten bie feinften ©djmeidfje*
leien ju fagen unb inwenbig ju btifcen unb ju bonnern, tt)er weife,
ob baS 3emanb in ber ÜRufif fo gut wteberjugeben vermag als unfer
öereljrter ©omponift. SBieHeidjt ift bem ©tanbpunfte, t>on bem feine
intereffanten SBerfe ju beurteilen, audfj nodf) oon tieferer Seite beiju*
fommen. SBereitS in reiferen S^ren unb fonft meffeitig gebilbet,
audfj übrigens mit btn titerarifd)en unb fünftlerifdfjen SRidfjtungen beS
XageS vertraut, wibmete er fid) ber äRufif gerabe in jener f dfjtaffen
Sßeriobe 1820—1830, wo bie eine §älfte ber mufifattfdfjen SDScft nodj
über 33eetf)ot>en nadfjfann, wäfjrenb bie anbere in ben Xag f)tneinlebte,
wo nur ber einjige ©eutfd&e S. ÜR. t>on SBeber bem einbringenben
lodern 3tatiener SRoffini mit 2Rül)e baS ®leidf)gewicijt f)ielt. Am
ßlatuer fing bamals ßjernti aus Sßien feine Heine pfeifenbe
©timme ju ergeben an, in 9Äittelbeutfd^Ianb af)tnte man SSeber
nadfj; nur in 33erlin war ber guten äRufif ein eifenfefter Äeljr*
ftuf)l gegrünbet burd) btn alten Qtlttc, bem jur ©eite, obwohl mit
anbern Xenbenjen, audfj 83ernf)arb Stein unb Subwig SBerger auf bie
3ugenb wirften, ©inen ©pröfcting jener $t\t fe^en toir in ®orn,
neben bem fiel) faft gteidjjettig audfj 3RenbelSfof|n entwicfelte, in fpäte*
rer Qtxt alle feine 2Ritfd)üter überftügelnb. 2)ie Sßege biefer beiben
talentooHften jener ©djule trennten fidj aber batb beutlid) genug.
SRenbelSfofin, in glüdlid^en SebenSoerfiältniffen lebenb, fonnte ftd^
ruf)ig auSbraufen unb auffldren, wafjrenb X>orn, frü^eitig in bie
praftifdfje Saniere geworfen, bod) audf) beut publicum groben fetner
Sunft öorlegen fotttc. ©o fefjen wir balb Dpero oon if)m aufgeführt,
f o triel mir erinnerlich, fämmtlidf} t>on großen Anlagen unb gertig*
feiten jeugenb. Slber baS publicum öermod&te er bennod^ nidjt gu
gewinnen, unb je meljr er bieS burclj ftarfe unb raufdjenbe 9Rittet ju
erretten ftrebte, je mef)r, fdjeint eS, entfernte er fidf) öon fid) felbft,
unb f)ier mag burdf) 93ergleid)ung feiner immerhin bebeutenben Sei*
ftungen mit ber teilten itatientfd)en SBaare, über bie bie SEBelt SBun*
brcbinge fd)rie, eine SRi&ftimmung in feinem Innern eingetreten fein;
t>on f)ier an jeigt fid^ aud) ber fatirifd^e 3^9 i« feiner 3Rufif. SBaS
man gelernt, was man weifj, fann uns SRiemanb nehmen; aber ba§
wir mit greube, mit ®lüdf arbeiten, baju muffen bk gütigen ®btter
g. 2Renbel3fol)n, $tofoncefl*@onate. 159
ifjren SJeiftanb Beriefen. SDSäre ®orn bamats bcr jerftreuenben unb
gefährlichen Xljeatercarriere trieHeidfjt entjogen worben (er war SRuftt*
birector) unb f)ätte ftdf) pflegen unb abwarten fönnen, wer weife, was
er ber beutfdfjen Dper für ein Reifer geworben. Segnügen wir un$
tnbefe mit bem, Wa8 er uns gegeben; e8 bleibt nodj t>iel ©enfwür*
btgeS übrig. SRamentlidf) l|at er auSgejeid&nete Sieber ber üerfdfjiebenften
Art gefd&rieben, wie fie bem beutfd&en tarnen nur jur ®f)re gereichen
fönnen; audfj t)on feinen &lat>ierfad)en finbet man in ber 3ettfdE)rift
ba$ Sebeutenbfte befprodfjen. ßineS feiner umfangreidfjften ©laöier*
ftücfe ift bie erwähnte ©onate. ÜKan finbet Diel in iljr; ja es f)ätte
fidfj bei Sefeitigwtg einzelner ©teilen leidet eine ©t)mpl)onie aus iljr
bilben laffen fönnen. 9Kan finbet in iljr ftavttä unb ÄüfjneS, SHnfadfjeS
unb JhmftreicijeS, bie ©ontrafte aud) mit geübter §anb ju fd&öner
gorm öerfd&moljen, alles aber mit jenem ironifd&en Säbeln begleitet,
baS uns im SlugenbltdE, wo wir uns tljm Eingaben, wieber eisfalt
überfd&üttet, unb baS ift'S, was bie Sßenigften an ber ©onate öer*
fielen werben, am wenigften bie liebenSWürbigen Seferinnen, bie ru^ig
fortgefcjjaufelt fein wollen o^ne fatirifdfje Störung. SebenfallS feije
man fid} bie ©onate aOer Drten an: wer ifyre geheimere SBebeutung
nidjt öerftet)t, ttirb, wenn er ftdfj auclj blofc ans rein SRufifalifd^e fyätt,
nodj genug ©rgöfctidfjeS -in iljr finbenr wie namentlich baS ©d^erjo
gum Säbeln jwingt nnb ebenfo baS oft wiberfpenftige finale, wo idj
mir audfj baS ©urd&freujen ber §änbe im beften ©inne ju erflaren
getraue, ©dfjliefjlidj aber bie Sitte, ber Somponift möchte uns balb
eine ©t|mpf)onie geben; eS würben biefe Qültn bann ifjren Qtotd er*
reidfjt fiaben.
33etrad()ten wir nun 3Jienbel8fof)nS Sßerf einen Sfogenblidf!
2tud& if)m fpielt ein Säbeln um ben 3Jiunb, aber eS ift baS ber greube
an feiner Sunft, beS ruhigen ©elbftgenügenS im engen Äreife; ein
wol)ltf|uenber StnblidE, biefer innere 2Bof)lftanb, biefer Rieben, Wefe
©eelengrajie überall! S)ie ©onate ift eine feiner legten arbeiten; Der*
mödjt' id) bodfj, of)ne fleinlid) gefdEjolten ju werben, ben Unterfdfjieb
jwifdjen jefct unb früher in feinen SBerfen mit Sßorten anjugeben!
@S fdjeint mir aöeS nodfj mefjr SDiufif werben ju woQen, alles nodj
verfeinerter, öerflärter, — wenn man eS nidEjt falfdfj beuten wolle :
SKojartifc^er. 3m erften Slufblüljen feiner Sugenb arbeitete er tljett*
weife nodj unter ber SBegeifterung 33ad)8 unb 33eetf)ot)enS, obwpl)!
bereits äReifter ber ^orm unb beS ßunftfa^eS. 3n bm Duöertüren
lehnte er fid^ an frembe $>idf)tungen an ober fd^bpfte an% ber Statur;
160 Scarlatti urtb 93adj, ©tabiertoerfe.
unb tf)at er e§ auef) immer als SRufifer unb Sinter, fo erhoben fidj
bodfj l)ier unb ba Stimmen gegen biefe Stiftung, Wenn fie feine aus*
fdfjließlidje geworben. ®ie ©onate ift aber wieberum reinfte, burd)
fid) fetbft gültige SRufif, eine Sonate fo fdjön, ftar unb eigentljüm*
tief), wie fie irgenb je aus großen Sttnftlerf)cinben tjeröorgegangen, im
Sefonbern, wenn man Witt, eine ©onate für feinfte gamitienjirfel,
am beften etwa nad) einigen ©oetf)efd£)en ober Sorb Styronfcfyen ®e<
bieten ju genießen. Ueber gorm unb ©til nodf) met)r ju fagen,
fdjenfe man ber ß^itfd^rift ; man finbet atteS in ber ©onate beffer unb
na$brücflid£)er.
Sftod) liegen jwei Sonaten jweier bebeutenber toerftorbener ®ünft<
ler öor mir, aud) jWeier ©egenfäfce, wie fie faum fdfjroffer ju einer
unb berfelben 3e^ geboren werben lonnten, bie fid) wol)l audi) Weber
perföntidfj, nod) als SRufüer bei iljren Sebjeiten gefannt tjaben. 3>er
eine, ber SRufifmenfd) ber neuften ßeit t)or Sitten, ber anbere ber geniale
Äef)rer, beffen ©djüler fämmtlidfj mit fo großer S3ewunberung Don üjm
ju erjagen wiffen; ber eine immer mit motten §änben gebenb, ber
anbere jebe Sftote auf bie ©olbwage legenb; jener warm, fmnliclj,
pfiantafietoott, biefer troefen, oft ftreng, ©toifer. SBotte fie aber 9Gie*
manb nadj biefen ©onaten beurteilen: fie getreu nid)t in bie erfte
Steige itjrer Seiftungen; immerhin gönnen fie uns einen reiben SBXtrf
in if)r SnnereS; iljre tarnen f d)Iießlirf) : ^ranj Schubert* unb
93emt)arb Siein.** SR. ©.
Weitere (Elamermultk.
Somentco Scarlatti. — 3f. Seb. SSadj.
©ine SRenge intereffanter älterer Sompofitionen liegt uns in neuen
©rüden toor. $a£linger in SBien bringt uns ©omeuico ©car*
lattig Glatnerwerfe*** in eiujelnen Äieferungen fdjön auögeftattet. 2>ie
erften mer enthalten 33 meift rafdje ©äfce, bie uns ein getreues SMlb
* ©ro&e ©onate. (Amoll) SSerf 143.
** ©onate &u trier £>änben 'au3 bem s#adjlaf3). [Sdj.]
*** ©ämmttt^e SBerfe für ba$ ^Sionoforte. — mit SBesetdjnimg be$ gmgeriafce*
öon G. ©äernn. [6tf).p
$omentco ©carlatti unb 3. ©. %aä)f efoüietmufif. 161
von ©carlattiS ©d&reibweife geben, ©carlatti l)at mel SfaSgejeidfjne*
teS, was if)n t>or feinen 3e^8enoffen lenntlic^ mad)t. 2)ie fo ju fagen
gef)arnifd)te Drbnung 33ad)fcf)en SbeengangeS ift in ifjm nidjt ju finben;
er ift bei Sßettem gefjaltlofer, flüchtiger, rf)apfobifd()er; man Ijat ju
tfyun, if)in immer ju folgen, fo fdfjnetl verwebt unb löft er bie gäben;
fein ©tu ift im 93erl)ältni& feiner Seit fur$, gefällig nnb pilant. ©ine
fo bebeutenbe ©teile nnn feine Sßerfe in ber Siteratur ber Elatrier*
compofition einnehmen, baburdfj, bafc fie für üjre ßeit Diel SKeueS ent*
galten, bafc baS 3nftrument in it)nen melfeitig benufct erfdfjeint, enb*
lidj baburd), ba§ namentlich bie linfe ipanb felbftänbiger auftritt, als
es bis bafyin gefd)ef)en, fo wollen toir uns nur gefteljen, bafc uns auclj
meteS baran nid£)t mef)r besagen !ann unb nidjt mefjr besagen foH.
SSie fönnte fiel) ein fotd&eS XonftüdE mit bem eines unferer befferen
(Somponiften nur meffen fönnen! SSBte ift bie gorm nodj ungefdEjicft,
bie üMobie nodfj unauSgebilbet, bie SÄobulation bef cf)ränf t ! Sftun gar
im SBergleid) ju 85ad^! SS ift, toie ein geiftreidjer ©omponift* fd^on
bei einer SSergleid^ung jwifdfen ©manuel unb ©ebaftian S3ad^ fagte:
„als wenn ein Sroerg unter bie Stiefen fäme". 2)emungead)tet bürfen
aber bem eckten ßlatoierfünftler bie £ort)pf)äen ber toerfdfjiebenen ©dju*
len nid^t unbelannt bleiben, namentlich ©carlatti nidjt, ber bie Äunft
beS ©lamerfpielS offenbar auf eine t)öf)ere ©tufe gebraut. Sftur fpiele
man nidjt ju t)iel tjintereinanber, ba bie ©tücfe fidj in ^Bewegung unb
(Stjarafter öiel gleiten; fparfain aber unb jur redeten ©tunbe fjeröor»
geholt, werben fie i^rc frifd^e SBirlung nodj jefet auf ben ipörer äußern*
£>ie Sammlung bürfte übrigens eine anfeljnlid^e »erben unb bis ju
30 heften anfdjwetlen. Sine ältere, jebodj nic^t t>oUftänbige SluSgabe,
ebenfalls in SBien erfdjienen, ift vergriffen unb wenig fauber. $>rn.
<£jernt)S ßutf)at befielt in beigefügtem gingerfafc. 3m ©runbe wiffen
toir nidfjt, was bamit bejwedt ift, ebenfo wenig wie mit einer ginger*
bejeidfjnung über Sachen ©ompofitionen.
SJon ©ebaftian 33adf) lac^t uns niedreres an. S)er fdjon
früher in ber 3eitfdjrift ausgekrochene Söunfdj, man möchte balb an
*ine OefammtauSgabe feiner Sßerfe beulen, fd^eint wenigftenS für feine
Glatuercompofitionen grudjt getragen ju l)aben. SBir muffen eS ber
girma £. g. SßeterS banfen, bafe fie baS grofje Unternehmen rüftig
betreibt. S)en fdjon in ber ß^itf^tift erwähnten jwei erften Xljeilen,
bie einen neuen Äbbrucf beS wofjttemperirten ElatrietS enthielten, finb
* 3RenbeUfol}n.
©djmnann, ©ff. ©Stiften. II. \\
1 62 3- ©• $tod), (£IatHermuitf.
bis jefct jioei neue gefolgt. S)er eine enthält bie befannte „Äunft ber
§uge"* bis auf jtoei gugen für jtoei ©latoiere twHftänbig, unb jum
Sdf}luf3 jtüci 3u9en au§ &cm «rtnufitatife^en Dpfer\ ©inet ©inriä)*
tung beS $rn. ©jernt| nad) fott nätnlic^ ein §eft immer aus Stfiden
berfelben ©attung beftetjen, alfo eines nur aus Stüdten für ein Sla«
toier, baS anbere aus toetd£)en für jtoei k. ®ie ®int^eiümg fcljeütt
unS aber nicf)t fef)r tieffinnig unb überbieS Weber für Käufer nod) für
SScrlegcr &ortf)eifljaft, für jenen nid)t, ba er ettoaS ßücfenljafteS be*
fommt, für biefen nidfjt, »eil er eben beSljalb nur toenig einzelne §efte
abfegen toirb. 3m Uebrigen öerbient btc SluSgabe beS forgfättigen
StidEjeS unb ber guten Sorrectur falber DoHfommenfte (Smpfeljlung.
<$ef)ler bleiben leiber immer ftefjen. 2BaS nun ben 3nljalt ber „Äunft
ber ^ftg^ einlangt, fo ift befannt, bafc fie aus einer Steige gugen,
aud) einigen ©anonS über ein unb baffelbe Xljema befielt 2)aS Xljema
felbft fd^eint für üielfeitige Verarbeitung nidfjt gefd)idft unb namentlich
in fidf) fetber feine ©ngfüljrungen ju enthalten ; 93atf) benufcte eS baf)er
auf anbere SBeife ju 93erfet)rungen, übereinanber geftettten SSerengim*
gen unb ©rtoeiterungen *c. Oft brotjt eS faft Äünftelei ju toerben,
tnaS er unternimmt; fo erhalten ttrir jtüei in aßen toier Stimmen ju
&erfef)renbe <$ugen: eine äufeerft fdfjurierige Aufgabe, too einem bie
Slugen übergeben. 2)aS ©rftauntidje f)at er aus bem Xtjema fjerauS*
gebilbet, unb tt>er toeiß, ob baS SBerf nidjt meljr als erft ber Anfang
beS SftiefengebäubeS war, ba ber göttliche 3Jieifter, tote man toiffen ttnfl,
barüber ju ®rabe gegangen; es t)at midfj bie tefetc ^ugc, bie utn>oflen*
bet, untoermutf)et abbricht, immer ergreifen toollen; eS ift, als toar
er, ber immer fdfjaffenbe SRiefe, mitten in feiner Arbeit geftorben.
2)er vierte Xf)eil biefer neuen SluSgabe bringt eine Sammlung**
einzelner foftbarer Stüdte, barunter fecfjS bis jefct ungebrudfte, bie bie
3?erlagSf)anbtung, tüte wir toermutljen, ber ©üte beS §rn. g. § auf er
ju toerbaufen t)at. SKr. 12—18 finb bem Emoll*§efte ber unter bem
Xitel „Exercices" fd)on früf)erl)in bei SßeterS erfd[)ienenen „(Suiten"
entlehnt. Sßon befonberem Sutereffe, ben gemütlichen äReifter ganj
bejeidfjnenb, ift baS StüdE Sftr. 10 „Stuf bie Entfernung eines febr
teuren S3ruberS" mit toerfdjiebenen Ueberfdfjriften, toie j. 95. „9tbfd)ieb
ber greunbe, ba eS nun einmal nidfjt anberS fein fann." ©ie anbern
ber mitgeteilten ungebrueften Stüdfe finb feljr bebeutenb unb fdjeinen
mir ganj edfjt.
* L'art de la Fugue etc. (Oeuvres complets. Livr. 3.}
** Compositions pour le Piano etc. Oeuvres complets. Livr. 4.) [Sd}.)
3. ©. 33ad)/ Sfobicrmufif. 163
SBSir toünfdjeu bcm Unternehmen raffen g°rt9an9- ®"1 w$*
lieber ®etoinn fann nidfjt ausbleiben. S3ac^§ SQSerle ftnb ein (Sctpttal
für alle Qdkn, Sicher im ©inne ber 33erlagSt)anbtung fpred)en toir
f)ier bie Sitte aus, bafe Sitte, bie im SBefife öon noc§ ungebrueften
93adfjianiS ftnb, burdj 3ufen&ttn9 &n ^e 33erIagSt)anblung bem SJlatio*
nalunterneljmen förberlidfj fein möchten. 9tod) manches mag f)ier unb
ba »ergraben liegen* 83ietteic§t bafj fidf) ein Verleger aud) ju einer
gleichförmigen SluSgabe ber ©efang* unb Äirdjjencompofitionen Don
99ad) entfdjliefjt, bamit toir enblid) eine Ueberfidjt über biefe @d&äfce
befommen, tote fie fein Sott ber ©rbe aufjutoeifen f)at.
Sinen Anfang mit Verausgabe ber ßlaoierconcerte* öon
SBadj f>at $r. ÄHftner mit bem f)od)berüf)mten in D moll gemalt; eS ift
baffelbe, baS 2RenbelSfof)n oor einigen Sauren in ßeipjig öffentlich
l)ören lieft, jum großen ©ntjücfen ber ©iujelnen, an bem jebodf} bie SRaffe
feinen Xljeit ju nehmen fd)ien. 2)aS ©oncert ift ber größten SÄeifterftücfe
eines, namentlich ber ©df)luf$ beS erften SafceS oon einem ©d&toung,
ttrie er etwa SBeetljoüen jum ©djtufj beS erften ber D moll*@t)mpf)ome
gegtücft ®S bleibt toatjr, toaS ftdttx gefagt : „Diefer Seipjiger San*
tor ift eine unbegreifliche ®rf Meinung ber ®ottf)eit*. **
2lm |errli(^ften, am fünften, in feinem Urelemente erfdjeint er
aber nun ein» für allemal an feiner Orgel. §ier fennt er toeber
SKafc nodfj Biet unb arbeitet auf 3al)rt)unberte f)inauS. SBSir fjaben
$ier einer neuen Ausgabe t)on fedfjs früher bei Sftiebl in Sffiien fcfyon
erfdfienenen Sßrälubien unb 5u9en iu ertoäljnen, bie §aSlinger
neu aufgelegt.*** SDen Drganiften toerben fie befannt fein: 9lr. 4 ift
baS tounberootte Sßrälubium in Cmoll.
Slufjer in ©eutfd&lanb toirb nur nodj in Snglanb für Verbreitung
93adjfdE)er SBerfe ettoaS getrau ;35 eS lagen uns neulidf) mehrere bei
©onöentrt) unb §ottier fet)r gut gebruefte ipefte oor, bie toir ber 33e*
adjtung beutfe^er SSerlagSfjanblungen jur 3Sergleid)naljme empfehlen.
3n SDeutftylanb ift eS tooljl §err $aufer, ber bie oottftänbigfte
Sammlung oon S5ad^S SBerfen aufjmoeifen f)at. (Seit lange beschäftigt er
fid& mit Drbnung eines fyftematifdjen SatalogeS fämmtlid&er gebruefter
* Concerto per il Cembalo etc. Partitura Nr. 1. — ®S mögen, mit <£tn*
fdjluß öon einigen für jwei unb brei ©laoiere, etttm 12 oorljanben jetn. §t. #aufer
beftfci fie fämmtlidj. [@djj
** SBortgetreu: „eine ©rföeinung ©otteS: Aar, bodj unerflärbtte."
*** ^rätubien unb gugen für Dxgel ober ^ianoforte mit Sßebat. [<Sd).]
11*
164
3K. Sergfon, äKaprfen.
wie if)m belannter in SRanufcript t>orf)anbener äBerfe. 2)er immer
wadfjfenben 3af)l ber SBereljrer 33ad()3 würbe e3 gewifc willfommen fein,
wenn ber Katalog veröffentlicht würbe.
«. 6-
J^antafteen, dapneen *c. für flianoforte.
Mityati ßergfon, Wer Jlajnrbtn. tPtrb 1.
S)ie öorliegenben äftajurfen Ijat Sljopin auf beut ©ewiffen. SBir
wollen fie nid)t f)art anlaffen; fie t>erratf>en eine ec^t nationale Sßlji)*
fiqgnomie, triel Siebe ju Chopin, jur 3Kufif, überhaupt toiel Sugenb.
2)ennod) Ratten fie nimmgrmefjr gebrueft werben foÖen. 3)er ©c&üler
fpuft ju beutlicf) barin. ®ewife wirb ben ßompomften ber 3)rucf fpater
einmal gereuen, obwohl junge 9iuf)mbürftige uns im Snnern bieg nie*
maß zugeben mögen. SBon mandjen fingen ift &f)opin in neuerer
ßeit ja felbft jurücfgefommen. 9fcun aber fommen bie 9tad)al)mer, wie
immer, erft einige Saljre Ijinterbrein, unb wir muffen nun bie un£
fdfjon veralteten wunberlidfjen Gf)opin*©cf)nörfeleien, fo reijenb fie oft
am Original, nodf) einmal anhören, foflen'8 gar als etwas SKeueä ^in*
nehmen. Slber wir wiffen fo gut wie bie ©omponiften felbft, wag
fie übrigen^ mit befter Abfielt geftofjlen unb m§> bann nodj übrig
bleibt. 2öa8 unfer junger Sßole nad) folgern $)ebut nod) leiften wirb,
ift nidfjt ju beftimmen. SSor Stttem werbe er älter; bann wirb er and)
iiefjtnnigfeiten wie:
sempre f
M
m^
gsggg
&
M
5
31
*/l
flri<t*r Tu
r r-
i^
m
m
p%u
piu
di -
§
m=JL^JLLJLiLSLnifh
r
f r-r
T
—r-n —
=te=-
i
s^fc
r
SS. SUfan unb Sq. Eramet, Slatnerftüde.
165
*&m
do
m
±ä
^^
lizst
u. a. nidfjt mef)r l)tnfcf)retben fbnnen. Sie (Stelle ift übrigens bie
toflfte in ben 3Kajurfen, unb baS anbere wirflidfj bcffcr.
Valentin AUan, 3ed)s ^arakUrlßifdje StüAe. ttutt 16.
SDer Somponift gehört ju ben Ultra» ber franjöfifdfjen Stoman*
tifer unb copirt SBerlioj auf betn Sßianoforte. ©eine twrlefete ©d&bpfung
(@tüben) fuhren wir feiner ßeit etwas ftarf an; fie ift uns nod) jefet
in ber Srinnerung fürdfjterlicf). 2)ie fed)S ßljarafterftüde finb fanfte*
rer Sitte im ®anjen unb fagen unS t)iel meljr ju. 2BaS man fd)on
in feinem franjbfifdien Sßbrterbudj finbet, baS ©emütf), feljlt auclj
ben franjbfifd&en ©ompofitionen, toic eben aud) ber öorliegenben,
dagegen treffen tütr auf eine Sßerfiflage ber Dpernmufif in 9fcr. 6
(L'Opera), wie fie faum beffer gemalt werben fann. Studj bte„2Bin*
teroad)t" ift djarafteriftif d(j , ein fd&neibenber groft weljt barauS. ®en
®egenfafc „bie grüfjlingSnacijt4' erwarteten wir wärmer unb buftiger,
inbefe flingt fte artig genug. 2)aS ©tüd „La Päque" wünfdfjten wir
als etwas platt ganj aus ber ©ammlung entfernt; baS mit „les
Moissonneurs" überfdjriebene wirft bagegen frijd) unb lieblidj , wie
ßanbluft nadfj ©tabtluft. S)ie „©erenabe" {jebt fid) gleichfalls nid&t
über if)ren ©tanbpunft unb wirb baljer gefallen. 93ortragSbejeid)nun*
gen fehlen faft gänjtidE). @S f)at t)iel für unb gegen fidf). 3m Ueb*
rigen mag ber Eomponift ein intereffanter Spieler fein unb fid) wo^l
auf bie Seltneren Sffecte beS 3nftrumentS t>erftet)en. 811S ©omponiften
würben ijjn nur ftrengfte ©tubien vorwärts bringen fbnnen. ®r t>er*
fallt fonft immermef)r inS Steufcerfid&e,
J). Gramer, Mantajte mit Variationen über Äojarttfd>t Giemas, tyerk 7.
„ „ Komaniifdje 3bctn. tterk 10.
8fa ber 5ßf|antafie ift nichts ju öerwunbern, als bafc fte öom
ßomponiften festgehalten unb aufgef ^rieben würbe; fie gleidfjt ganj
einer jener Sntprotoifationen, wie wir fie t>on jungen Gla&ierfpielern
in gef elligen ßirfeln oft ant)5ren muffen, fiommt nodj bie Qtxt ein«*
mal, — bie wof)l namentlich oon ben Sßerlegern t>erwünfcf)t werben
166
3. 5. mttl, 3bt)Hcn. N
möchte, weit jeber ©pieter ba jugleicf) fein eigener Drucfer utib SBer*
leger würbe, — bie $tit namlid), wo am 3nftrument angebrachte
Gopinnafd&inen ba3 ©efpiette tjeimlidj nadjfdjrieben, fo werben folclje
Sßljantafieen ju SRittionen auftauchen. Der Seifafc „über ÜKojartifd&e
XtymaZ" beftadE) mid) jwar üon toornf)erein unb idj ^offtc auf fünft*
terifdje SBerf nüpfung ; es ergebt fidj aber nichts über ba3 SRittet*
mafiige, unb ber ©omponift f)at e3 fidj gar ju leidet gemalt. Die
„romantifdjen ^ttix" tjaben ein f)öf)ere§ ßiet. „(Smpfinbungen nactj
einem 33aö" — „©t)mpatf)etifd)e Stange" — unb „©rüfee an bie §tu
matt)" finb fie übertrieben, ©ine leicht toerbtnbenbe unb abfd&liefcenbe
§aub madjjt fidf) aud) in iljnen bemerfbar, and) gute Äenntnifc be»
Snftrumentä. SRomantifdfjea ift aber wenig barin. Der Somponift
fdjeint jung unb nidjt ot)ne Xalent; mög' er beibeS nüfcen.
3ot). i eiedr. fiittl, 3cd)s 3bi)Utn. Ukrk 1.
®in fpätereä 3btjttent)eft beffetben Somponiften fjaben Wir bereits
früher in ber 3eitfd)rift erwähnt. ©c§on bamalä ftiefeen toir un3 an
ber 33ejeid)nung „Sbtjlte", bie immer auf Sänblidje3, §irtenmäf$ige$ :c.
vorbereitet; wie bort ift aber aud) f)ier ba3 SBort im weiteften griedfji*
fd)eu ©inne aU „Sitbdjen" genommen, unb bie Hummern fönnten
ebenfo gut Smpromptuä ober anberS Reiften. Stuf eine nötige 33e*
nennung feiner Sinber tjat aber ber äRufifer ebenfo ju fef)en wie jeber
anbere Sünftter; eine fatfdje lann bei alter ®üte ber SJhtfif fogar ber*
ftimmen, eine treffenbe aber bie greube am S3erftänbnif$ um vieles er*
ijöf)en. Xomafd&ef in $rag braute juerft „3bt)flen", in benen aud),
irr' idj nidjt, ber tänbtidje Xon vorwaltet. £r. SHttl f)at bei Xomafdjef
gelernt; meüeid^t gtaubte er feinen Seljrer burdfj 2Bieberaufnaf(me be$
£itel3 ju erfreuen, xotö fid) in biefer Jpinficfjt nur toben tä&t. SBie
bie ipauptüberfdjrift, fo trifft audj bie Ueberfdjriften ber einjetnen
Hummern ber SBorwurf, baf$ fie jum Sntjatt ber SKufif nur wenig
paffen ober if)n ju tjodE) angeben. SRan fetje gteid) ba3 erfte befte:
HÜ
3fr. ©urgmüller, ^antaftc 167
SBer benft ba an eine Amour exauce, wie eS ber ßomponift betitelt,
ba eS ebenfo gut unb beffer Xrinftteb, Sanjtteb ober §opfer fjeifjen
fönnte. 2)affetbe gilt Don ben meisten ber anbern ©tüdfe. S)te lieber*
Triften aber weggebad&t, enthält bieS erfte SSerl SBorjüge, wie man
fic in erften gern fielet nnb fetten erfjätt: aufeer bem Streben nad)
@infad)ljeit unb 9iatürKd)Ieit eine correcte unb gefunbe Harmonie,
überhaupt einen beulen grünbftd)en ©inn, an ben Statten unb
grantreidj iJ)rc SBerfüf)rungSfünfte t>ergeblid) oerfdjwenben würben.
(Sin eigenes Ungtücf verfolgt aber ben ©omponiften oft jum ©d&lufc
ber Xfjette; eS fef)ft nämlid) f)äufig etwas im 9U)t)rt)muS, ober fdfjeint
etwas ju t>iel, fo in 9fr. 2 jwei iacte t>or bem Fine, in 9fr. 3 ebenfo,
in 9fr. 4 ebenfo :c. 2)er ßomponift wirb nidfjt jur redeten ßeit fertig.
SBot)I treffen wir manchmal in 9Jieifterwerfen auf fd&einbar geftörte
3t£)t)tf|men (bie fidf) aber jur ©ecuube wieber ausgleiten), unb ber
Äüfjnjjeit t>erjetf)en wir wotjl gar ben Sprung, wie benn baS ©enie
immerhin neben Sbgrünben tauft mit @emfenfidfjert)eit; anberS aber
i[t eS tyter, unb gefteigerte Uebung wirb bem Jüngern Xalent ben
©dfjritt ftärfen unb eS bie ßiclc in immer fürjeren Staunten erretten
laffen.
It. flu rgra filier, yijantafte an feinen £wub& Cifjt. (Reveriees fantastiques). Ö). 41.
SBo ber 9tome Sifjt ftef)t, fief)t man gteidj auf SRiefenarbeit auf.
S)ieS ift inbeft Ijier nidjt ber gatl, obwotjt ber 83erfaffer, ber bisher
meift nur Äeid^teS, ©ilettantenfoft unb StrrangirteS geliefert, über feine
gewöljnftd&e Sphäre fjinauSgegriffen unb wirflidf) audf) SebeutenbereS
geleiftet. S)aS ©tüdf f)at einen leisten gtficflidfjen gtufj unb nament*
lic§ einen fe^r wirfungSöoQen 9Äittetgebanfen in ber Xenorftimme;
ber Anfang erinnert feljr an ben jur ©urtjant^enoutoertüre, wie baS
©artje an SBeberS feuerfprüf)enbe Jltlegrofäfte. ÜKöge ber SSerfaffer
fid) ganj wieber jur Driginalcompofition f)inwenben; jum Strrangiren
bleibt nodjj immer ßeit. Ob er übrigens ein SBerwanbter beS Norbert
33urgmüÜer, beS frül) geftorbenen geweiften jungen ©angerS, wiffen
wir nid)t;* bie Flamen finb fidf) gleich , möd^f eS auef) baS Streben
fernerhin!
* ©r toor Norberts ©ruber.
168 3- ftowafotoStt, ^olenah'en; 3. ©d)mttt, ^antafieen.
3. ttoroakoroski, 3mti polonatfcn. ttUrk 14.
23a$ neuerbingS &on polnifäen Gompofttionen aufgetaud&t, lägt
fid) metfr ober Weniger auf ©fjopüt jurü<ffüf)ren. 2)urdj tljn f)at Sßolen
Sife unb Stimme erhalten im großen mufifalifdfjen SBölferbunb ; politifdj
toernid()tct, wirb e§ tnefleidfjt nodj lange in unferer Äunft fortblütjen.
Studj in ben obigen ^olonaifen ift ßfiopinS ©influfc ju fpüren, nirgenbs
aber, bafc man bem unbefannteren SRamen einen SBorwurf barauS machen
fönnte. 35er erften sßolonaife wünfd£)te id£) nichts als eine äljnlidfje
jweite; wäf)renb biefe faft nur atö *ßufc unb glitter, obwohl golbe*
nem raufdjenben, jufammengefefct ift, wet)t un$ aus jener ein fanfter
me(and)olifd}er S^arafter entgegen, ein ftdf) teife üertjüüenber Stf&merj,
beffen Stnbtidt fogar nod) inniger ju rühren vermag als 6t)opinS
offener btutenber; fie fagt mir faft burd)gängig ju. (Sine einjige un*
reinliche Harmonie fiel mir auf; Stufmerffame werben fie leidfjt finben
auf Seite 7. $)ie3 einjige Keine Stüdf madjt uns ben ©omponiften
lieb unb wert!).
3acqucö Scftmttt, pijantafte. IDcrtt 268.
„ „ DU iud)0|a9ö; pfyantafit. tPerk 280.
3)eS Somponiften freunblid^eS latent fprid)t fidf) audf) in biefen
©tücfen au%] 3acque§ Schmitt bleibt 3acqueS Schmitt, für Sd&rift*
fteöer ein wenig einträglicher Somponift, ba man julefct nid^t mefyr
weifc, was über itjn fagen. grappiren !ann einen in ber *ßf)antafie
f)öcf)ften3 bie erfte Seite, bie tnic eine SSiotoncetlftimme ausfielt mit
if)rem einjtgen Stiftern; fpäter tritt aber bie redete $anb IjinjU, unb
bann gef)t eS in Weiteren gewöhnlichen ÜKelobieen auf unb nieber.
Sobeu mufc man, toie immer, baS Spielgered)te feiner Schreibart; bie
Ringer fönnen faum festen im gingerfafe. S)ie „gud&Sjagb" t^citt
biejelben SBorjüge. 9Ktf)ul mit feinen Xreiböorfd^lögen fommt noc§ in
aßen 3agbftücfen jum SSorfd^ein, audf) f)ier. £>af$ wir feine befonberc
33efdE)reibung ber Sogb jwifdjen ben ßinien lefen muffen, ift ebenfalls
gut; man errät!) audf} oljnebieS alles. Sine ®emfen* ober Söwenjagb
toermiffen wir nodf) in ben Satafogen. 2Bir bitten barum. 9tid(jt im-
mer SBilbpret!
©. Styaffierg, Notturno. 169
3. fcljalbtrg, ttoltumo (in E). Werk 28.
„ „ Andante (in Des). Werk 32.
„ „ Mantafie über Giemas aus ftoffwte ittofe*. Werk 33.
$l). Dotier, ttotturno (in Des). Werk 24.
X ßofmNin, Wer ttomanjen. Werk 14.
„ „ ftoinanje (Morceau de Salon). Werk 15.
8fm fd^Iimmfteti aber ift jenen Beuten oon SBelt beijufommen,
bie uns burd) ^pfttdjteit gleich t>on Vornherein jur Jpöflidjjfeit ju
jwingen wiffen, bie uns einen etwaigen Xabel mit einer SBerbeugung
oon btn Sippen wegnehmen, ja bie uns entfd&lüpfen, wenn wir es
oerfudjen, ifjnen tiefer auf ben ©runb ju geljen. SBie fie im Seben,
an ben ipöfen, in ben ©alonS gelten unb feftftef)en, fo ftnb fie audf)
nid|t au§ ber Sunft wegjubannen. ©inb fie t>oQenb8, wie ZfyaU
berg, burdf) ©eburt fdjon ber Äriftofratie ober, wie ©ötyler, ber
Diplomatie berwanbt, fo werben fie um fo früher burdfjbringen, fidf)
yiamtn machen, unb beS ßobpreifenS ift bann überall fein ®nbe.
greilidfj in einjelnen SKinuten, namentlich fpäterer 3af|re, wo ber
2Beit)raudf) nidfjt met)r wirfen will, wo audf) bie ßeiber an ©efdjjmeibig*
leit oerlieren, mag felbft biefe toom ©efdjidt 83egünftigten manchmal
ein Seinen nad> bem S3effern überfallen, oft auef) t)ietleid)t SReue über
bie rafdj verflogene 3ugenb. (Sin t)5t)ere§ Streben Witt bann wieber
bie glfigel rühren, ein neuer SKutft fie lieben; fie wollen nodalen,
waS fie oerjäumt, unb wieber gut madjen. Dft gelingt es, oft ift eS
ju fpät. 3n fold)er ©eljnfucf)t nad) ber eckten ipeimatf) ber Äunft,
bie nun einmal in ben ©alonS ber ©rofcen unb SReidjen nid&t ju finben
ift, mag benn üiettcidjt audf) jenes oben juerft aufgeführte Notturno
entftanben fein; öfter regt fidj wof)t audfj in iljm ber ßitelfeitSgeift :
immerhin jeugt aber baS ©anje oon einer ebleren SRegung, als man
fonft an ben ©alonöirtuofen feunt; eS ift eines ber beften ©tücfe toon
Ifjalberg.
Siner Gompofttion auf ben ©runb ju fommen, entfteibe man fie
Dörfer aßen ©df)mudeS. ®ann erft jetgt fi<§, ob fie wirflid) fdfjön
geformt, bann erft, was Sftatur ift, was bie Sunft baju tt)at. Unb
bleibt bann nod) ein fdjöner ©efang übrig, trägt tljn aud) eine ge*
funbe, eble Harmonie, fo f)at ber Eomponift gewonnen unb toerbient
unferen SBeifatl. ®iefe gorberuug fdEjeint fo einfadj, unb wie feiten
wirb if)r bod) ©enüge geleiftet! S)aS Notturno nun, feiner äußeren
jufälligen fRetje cntHcibet unb auf feine ©runbjttge jurüdgefü^rt, wirb
170 @. Xfalberg, Sfabante unb 2ttoie3^cmtafie.
audj bann nod) aufs ©efätligfte wtrfen. Sßerben aud) an einjelnen
©teilen bie SKetobieenfäben loderet, jo jerreifcen fie bod) nidjt gerabeju,
tüte es ben äReiften gefdjteljt, wenn ?ßl)antafie unb Smpfinbung aus*
gefjen wollen, — unb biefe natürliche metobifdfje Gattung mad^t uns
baS ©tüdE, baS aud) intereffante 3roifd)enpartieen enthält, &or Dielen
anbern X^atbergfdjen lieb, unb wirb es aud) Slnbern, namentlich
2)amen,
SBeniger geglücft ift iljm baS Sin baute; bie §auptmelobie fc^cint
mir trodeu unb feelenloS, eS ift eine SOJelobie, wie fie ftd) bie gtnger
jufammenfefeen auf bem ©laöier nadjj langem vergeblichen 3Wüf)en;
baS iperj Ijat feinen Xfjeil baran. S)a8 ©tüd fd)eint ju toerjd&iebeuen
3eiten entftanben, umgeänbert, aufgefrifdfjt, unb ift bod) nidjt fertig
worben. Daju fpielt eS fidj fd)wer unb entfd)äbigt für bie angewanbte
3Jtüt)e tüo^l !aum ; idf) jweifle, ob bieS Slnbante ben SBirtuof en, ber eS
fdjrieb, überleben wirb.
Die Sßljantafie über £t)emaS aus SDiofeS nodf) ju ermähnen,
fo ift fie befanntlidj einer ber Xriumptifäfce XtyalbergS, mit ber er
alter Drten gefd)lagen, namentlich burd) bie auf* unb nieberfliegenben
Slrpeggien am ©dilufc, wo ficf) ber Spieler ju toerboppeln fdjeint, baS
Snftrument ein neues gebären möchte, ©ie Sßtjantafie ift in einer
glüdlid)en ©aloninfpiration gefd&rieben unb giebt bem SBirtuofen alle
SWittel unb SBaffen in bie #anb, fiel) fein publicum ju erobern, woju
beifpielsweife gehören : ein feffelnber, jum 3luff)ord£)en fpannenber An«
fang, aSirtuofemÄraftfteflen, anmutige ttaltenifdje 3Mobieeu, reijenbe
3wifdjenfäfce unb fanftere StuSrufjpläfce — unb nun ein ©df)lufc wie
eben in befagter Sßijantafie. ©tef)t bann ber SRaeftro t>om $iano auf,
fo will fiel) baS publicum !aum aufrieben geben unb labet itjn fdjreienb
nodfj einmal jum 9lieberfe|jen ein: — biefelbe fiürmijd&e Sßirfung.
SBer fät)e nid)t gern ein enttjuftaSmirteS publicum, unb bann tyat bie
?ßt)antafie aud) wirflidj wertvollere ©teilen, benen wof)t audf) ber
Äenner minutenlang mit SBergnügen julaufd^t. ©d)on bie Steigerung
fcerrätfy ben ©ewanbten unb erfahrenen, unb baS ©injelne, wie ge*
fagt, wäre eines größeren Sunftganjen würbig. Saffe man alfo audj
foldje ©tücfe gelten als baS, was fie finb, unb enblicl), &ergleid)t man
einen foldjen ßoncertfafc mit welken aus frühem QdUrt, bie auf
gleite SBirfung beregnet waren, fo lönnen wir uns nod) immer ©lud
wünfdfjen, bafc aud) in ber ©alonmufi! an bie ©teile gänjlid&er Un*
frudfjtbarfeit unb 3nf)altlofig!eit, wie fie fidt) j. 93. in ©elinef, fpäter
in Sjemty jeigt, ein 3beent)oOereS, metjr Xfinftlerifd^ SombinirenbeS
5)öljter, Notturno; 9fto?eTt1jatTt, SKomattjen; ©d}tt>enfe, 9ttörjdje u. $müfement. 171
getreten ift, unb in btejer befferen Slrt ber ©alonmuftf mag benn aud)
Xfyalberg als SKatabor betrautet werben.
SBir fügten oben nodj ein SRotturno oon 3) öl) ler bei, toeil biefer
SJirtuoS auf jiemtid) gteidje ©rfolge fjinjielt tote Xfyalberg. ©ein
Slotturno ift feinet tote e3 toot)l et)ebem ber Xroubabour jeiner Dame
braute, nadjbeut er mit £eben8gefaf)r über §eden unb SRauern gefegt,
fonbern eine ©alontiebeSerflärung, fttfc unb falt toie ba3 @i3, ba8
baju oerfdf)ludt tt)irb. S)af$ e3 aus Desdur geljt, toar oorauSjufeljen;
e$ ift mit einem SBorte djarmant, atlerliebft.
Sind) §rn. Sftofenfjain treffen toir feit Surjem öfter, aU uns
lieb ift in ben ©alonS. SSieQeidjt gefaßt er fid) felbft nid^t barin,
unb toie fef>lt audf) feinen galanten 93erfud)en nötiger feinfter ©dfjnitt
unb überhaupt baS Oorneljme SRid)t3fagenbe, mit bem fidf) in leeren
ßirleln ju betoegen! Slber trofcbem f)aben toeber bie oier SRomanjen,
nod) bie einjelne SRomanje etwa« ju bebeuten unb fdfeinen mir un*
gtüdlidje S3ermet)rungen ber ©alonmuftf* 83 om guten SDhtftfer, ben
toir fonft in SRojenljain fd)äfcen ju muffen glaubten, fpürt man Ijödf)*
ftenS nur in ber legten SRomanje in As, unb audf) toieber nidjjt, ba
fie nic^t einmal fd^ön gerunbet. 3ft baä aber bie Sitbung, bie SßariS
unb Sonbon geben, fo bleibt lieber fein ju §aufe, beutjd^e SRufifer,
ober galtet euef) bort toenigfienS oon jenen KompofUionäfubelfüdjen
entfernt, too ber Sorbeer ju nidjtö gebraucht toirb, als abgeftanbene
©ertd^te bamit ju toür jen. 6in SHinftler . toie SRofenljain f otlte fid)
nic^t ju folgen arbeiten ^ergeben ; eä fel)lt if)m f ogar, toie toir glau*
ben, baä Xalent jum offenbar @d)ted&ten, ba3 inbeß, toie bie 33ei*
fpiele lehren, jene ©rofcftäbte in betounbernStoürbiger ©dinelligfeit au£*
jubilben toiffen, Ijat ber Sünftler ludfjt äd)t auf fid).
<L 34}umtlu, Drei Matfät ;u vitz Jjanften» Wtrlt 50.
„ „ Änrnftmwt. fltrk 55.
2>er Somponift gehört einer oon jef)er gearteten SRufüerfamilie
an. Srr1 id) uid)t, fo oerfud)te audf) er fein ©lud längere ßeit ™
SßariS, baS fidE) jebodf) oergebenS an if)m ju glätten unb oerfeinern
bemühte; er ift als ber etirlidje tjanbfefte Deutfdje toiebergefommen,
toie er gegangen ift (wir meinend immer mufifalifdE)), unb fo erbliden
nrir if)n namentlich im 9tmüfement, ba3 in ber ßlaoier*2Jtorfd)tonart
Esdur gefd)rieben ift unb freilief) nur toenig enthält, toa3 nidjt audf)
fcf)on oon Slnbetn auf biefelbe SBeife gefagt toorben toäre; im ©runbe
172
@. SDtorrjen, (Sfaöterftücfe.
ftnb es SBariationen of)ne Xljema, eine öariirte iparmoniefolge mit
tüieberlc^renbcn Refrains. 8113 einen fef)r toerfd&iebenen jeigt fid) ber*
felbe Eomponift in ben brei 2Rärfd)en nnb öerfud)t granj ©Entert*
jdfjen §lug; e§ fjat aber ®efaljr mit folgen SBerfue^en für ben, ber
fonft nur auf breiter fixerer äRittelftrafce ju gelten gewohnt. 2Rit
einem Sßorte, eS ift feine Sftatur in biefen 3Kärfd()en, unb eS läfjt ftdj
üieteö in ber SBelt nad)mad)en, nur nidjt baS SRomantifd^e. 3n Quin*
ten aber, wie Seite 14 ©tjft. 3, fudj' er baS SRomantifdfje nidjt, baS
gerabe im reinften, feinften 3Bof)ttaut beftefjt. SÄadjt ber ÜKeifter eine
2(uSnaf)me, fo wirb er $u verantworten wiffen, woju bem fdjwädfjeren
Xalente bie ©rünbe fetjlen. Damit fott aber, tote gefagt, ber gleift
unb baS Streben beS fenntnifeöotten Somponiften, ber in biefem Sßerfe
offenbar auf §öf)ereS ausging, feineSwegS öerfannt fein.
(f. Aar f fett, Drti 3mpromptu$ fnr Me Unke $an&. toerk 33.
„ „ Drei Studie (Pieces fagitives). Werk 31.
Se mef)r bie t>ierf)änbigen ©tücfe aus ber heutigen ©fatrierlitera*
tur fdjwinben, je mef)r einfjänbige tauten auf, waS d)arafteriftifd}
genug ift. Der #eitfdjrift Slnftdjt über biefe ©ompofitionSart wirb
als belannt oorauSgejej&t.* ©igene Sompofitionen für biefen fttoti
bruefen ju taffen, — finb fie nidE)t, wie einige fcon Subwig S3erger, ber
auSgejeid^netften 8lrt, — oerlof)nt fid) woljl faum ber 2Rüf)e. @S f>at
etwas Xragifomifd^eS, faft Unnatürliches, eine einjige §anb fidf) ab-
müt)en ju fet)en, wo ein SRieberbrucf ber anbern im Slugenbtic! erleid^*
tem würbe; man neunte j. 39. fotd^c Xacte wie
* Sei (Srrroaljnung ber (L SB. ©reulidjfäen ©tüben für bie Iinfe #anb fagte
6djumann (1836, V, 18) : „gft e3 auty nietyt fo fdjftmm, als roenn man auf einem
gufj tanken lernen toollte, jo l)at e$ immer ttmaä ®omifdje$ unb \o ju Jagen <£m*
faltiges, toenn bie rechte £anb müjjig sufefyen mufc unb gleidjfam ju jagen fdjeini:
,idj brauste nur funjutippen unb bu braua^teft bidj nid)t \o abzumartern*. 3>odj
fann bie Sbee auSnalmtStDeife in ©djufc genommen werben. S)abet faßt mir
8. ©echter, ©tubien. 173
unb ftefle ein gcfd^cibtcS Äinb neben baS Slamer, ob e£ nidfjt ausrufen
wirb: „warum nimmst bu baS nietyt mit ber anbern §anb?" SSoju
fid) unnötig jum 3m>atiben madjen? 3)oc$ genug! 2)ie Stttyromp*
tu3 ^aben it)re ©ntfteljung wof)l audf) einer äußeren Anregung ju
banfen, ber SBefanntfdfjaft be8 ©omponiften mit §m. ©retjfdjocf, ber eine
ber ftärfften linfen gäufte befifcen foll, unb nennen fid) audfj auf bem
Xitel als ein bem genannten SSirtuofen bargebradfjteS ,, Hommage ".
2Ba8 nun mit fo befdjränften SRitteln geleiftet werben fann, finben
wir nadf) SWöglidljfeit erfüllt, obgleidf) bie Arbeit einen jiemlicty gele*
gentltdjjen, flüchtigen Slnftridlj Ijat, namentli(§ bie guge, bie weit unter
ber bekannten eint)änbigen &on SJalfbrenner ftc^t, unb bo<$ war e3
gerabe ljier, wo fidf) ber ßomponift in feiner Äunft jeigen fonnte. 3n
ben Piftces fugitives tritt fein Xalent aber bei SBeitem entfdfjiebener
unb eigentümlicher fjeröor; fie fyaben ©inn unb ©fyarafter, wenn idf)
midj audlj mit einjelnen ^Beübungen, 2Mobieenfätten :c. nid^t befreun*
ben fann. Stuf meljr Stbel ber SRelobie fdfjeint mir ber Somponift öor
Slßem Sld^t geben ju muffen; audlj hierin läftt fidfj felbft bei geringe*
rem SSefifc biefer töftlid)en ®abt nodf) mandfjeS burdf) gleift erreichen.
Driginett unb trofc be$ wiberfpenftigen 5/s*^9t^mu8 öon nidfjt un*
freunblidfjer SBirtung ift baS lefcte ©tfief; l)ier jeigt fidf) eine Ijnmo*
riftifdfje Aber, bie auf reichere ©d)ä$e f)injubeuten fdfjeint.
Simon Setter, 3u)ölf contrapnnlttifdje Stubicn. tteett 02.
®in merfwürbigeS §eftlein, baS man bei toerbeeftem Xitelblatt
tüofjt für eine Reliquie aus einem früheren 3af)rf)unbert galten fönnte,
too beriet gelehrte Spielereien an ber XageSorbnung waren. Sieben
einjelnem Sarocfen enthält es auef) manches ©innige unb ©ernüt^
lidEje; ju ben ©tüden leitetet Art jä^f id) bie über einen fid) immer
lüieber^olenben Cantus firmus gefegten, ju benen ber erfteren ben in
allen mer Stimmen fi<$ nadf) unb nadfj toergröfeemben Sanon, ber
wa^rljaft greulid) Hingt. 83eetf)ot)en fagt irgenbwo, „baft man ficij
eljebem mit berlei ßalculationen ben Sopf jerbrodfjen f)abe, bafj bie
2Belt aber flüger geworben fei", unb er f)at in ber gauptfadfje 9fted)t,
ber ©ebanfe eine* bebeutenben (Somponiften ein, ber meinte, ,ba$ e$ il)m immer
fpajtyaft toorgefommett, ttenn fidj Siottnüirtuofen jtoei* unb bretftiimmg abplagten,
tüöfjrenb bie Drdjeftranten, bie Violine in ben $änben, ruljig baftänben*. 9htr ift'd
(unb niä)t allein im ftlang) ein eben fo groger Untertrieb, menn (Siner topptU
ftimmig ftjieft, als »enn jttei einftimmig."
174 3- 3- fi. Eerijuift, aß, ©t. »emtett unb £. 93erlioä, Ditöertürem
tote immer. Sttbeß öerfudfje fidf) ber Stubitenbe audfj in foldfjen Stuf*
gaben, wenn fie audj nidfjt mc^r SBertf) §aben als jene toor 3at)rf)ttn<
betten einmal gebräuchlichen ©ebidfjte, bie auf bem Sßapier trgenb eine
gigur, ein Äreuj, einen SKtar u. bgl. barftetten mußten; man lernt
aber baburdfj fidj in engen ©d&ranfen bewegen, mit fatgen SRitteln
auafommen muffen, unb bicS fommt uns bann immer auf eine ober
bie anbete SBeife ttrieber ju gute. 3e früher man fidf) in folgen
Äünfteleien gertigfeit ju toerfdfjaffen fudfjt, je beffer wirb e§ fein; in
älteren Sagten etworben, öerleitet fie oft ju einer Ueberf^äfeung tljreS
SBert^eS, wie man benn auf alles im fpäteten SCIter ©eletnte fid) ba§
äReifte einjubüben geneigt ift. — §t. Simon ©edfjtet ift bekanntlich
einet bet gtünblidfjften Xljeotetilet 2Bien8 unb ein fo gewiffenljaftet
Sontrapunftift, bafj man etwa in einem ©anon faum nac$fet)en mödjte,
ob fidfj bie 3nteröalle ftreng folgen, ba er ba8 ©egentfjeil für ba§
größte SSergeljen galten würbe. Quinten gar würben faum mit einem
galfenauge gu entbeefen fein; bodfj fiel mir namentlich im britten ©tücf
eine ärt toermiebener Octaöen auf, bie, nidfjt Diel anberS ate wirtliche
Dctaöen Ilingenb, fidfj gerabe in biefem ©tüdfe fo oft wiebet^olen,
baß man fie für abfid&ttidfj galten wödfjte. 3Äan fe^e felbft nadf) ; baS
§eft bleibt in unferer ßeit ein artiges Suriofum, weldfjeS ba3 fdjon
öom Xitel erweefte 3ntereffe in jcber Sttrt befriebigt.
9t. S.
Concertonnertfiren ffir ©rdje/ler*
3- 3- §♦ SerljttlfL — SB. Sternbale »eniteti. — §. »eritoj.
$)er 3ufatt l)at oben brei Kamen aneinanbergereiljt, beren Xrä*
ger als föepräfentanten wenigftenS ber Jüngern Äünftlergeneration
breier öerfdfjiebener Kationen betrautet werben !bnnen, ber §ottänbi*
fdjen, englifd&en unb franjöfifdEjen. $)er Käme be§ lederen ift be«
fannt, ber jweite fängt an fidE) ©eltung ju machen, wie aud) ber erfte
fdfjon an grembartigfeit verloren burd) öftere Erwähnung, namentlid)
fd£|on in unferer ßritfönft. äJtan ma9 fl* ft$ fämmtlidj merfen; fie
werben, wie wir glauben, in ber ®efd)icf(te ber 2Kufif jener Sänber
mit ber $eit SBebeutnng erlangen.
3. $Bcd)ulft, Duöertüre ju „®t)abxz$t öon Slmftel". J 75
S)ic Duöertüren, öon benen l)ier berietet werben fofl, l)abe id)
leiber nidf)t öom Drdfjefter gehört. SJafür entfdjäbigt unb befähigt
mxä) öietteid&t jum Urtfjeil eine jiemlidf)e Sertrautljeit mit ben meiften
ber anbeten SDSerle wie mit ben Sßerf bnlid&feiten ber Somponiften felbft,
wenigftenS mit ben jwei erftgenannten. Serlioj öerfpridfjt öon Satyr
ju 3al)r, nad) S)eutfd)lanb ju fommen, uns mit feiner 2Äufif befann*
ter ju madfjen; einftweilen \at er uns eine neue Ouöertüre getieft,
bie öon feiner merfwürbigen 9ttd)tung neues 3cugni§ giebt.
§oHanb, bisher nur burdf) feine 2Kaler berühmt f)at pdf) in neue*
rer 3eit audlj burdj regen ©inn für SKufi! auSgejeicijnet. ©rofcett
(Sinflufe barauf mag bie ®ef etlf df)aft jur SBef brberung ber Xon*
fünft gehabt l)aben, bie pdf) burdE) baS ganje 2anb in tyunbert 3*öei*
gen verbreitet unb neben beutfdfjer SKufif audf) eintyeimifctye ju förbem
pdj jum ßiel gefegt. 2)er Komponift, öon bem wir fpredOen, ift ein
©djüfcling jener ©efettfd^aft; irr' id£) nidfjt, fo erhielt er bei mehreren
SBettfämpfen ben $reis in ber (Sompoption. @r lebt im Äugenblidt
unter uns, fyat pdlj im testen SBinter burdO Seitung ber ©oncerte ber
©uterpegefellfdfjaft audf) als Dirigent guten SRamen erworben. 3«iem
nieberlänbifdtyen Vereine öerbanfen wir audf) bie Verausgabe einiger
öon SBertyulftS Sompofitionen ; ein Äird^enftüdt unb eine Ouöertüre
finb bereits in ber 3ettfd)rift angezeigt unb tyeröorgeljoben worben als
Arbeiten eines entfd&ieben gtütflid^en XalenteS. ©ine neue Ouvertüre
liegt uns eben öor;* fie ift jur ©röffmmg beS befannten ijottänbifdEjen
XrauerfpielS ,,©t)Sbred)t öon Stmftel" getrieben, ju bem 93erl)ulft
audlj SntreacteS gefegt. Die Ouöertüre, in Seipjig jum öftem gehört,
Ijat öiel gefallen unb muft eS; fie ift eine Duöertüre für Sitte, für
baS publicum, ben Sttupler, ben Äritifer, unb Ijätt pdj auf jener
©tufe attgemein gültiger Silbung, bie pd) bei ber SRaffe Stdfjtung, bei
bem Sünftler Xf)eitnat)me ju erwedfen öerfteljt 93on ben Slippen, tote
fie fid£) oft anbern jungem Sünftlern entgegenftetten, öon SBerfucfjun*
gen unb SSerfü^rungen tyat ein freunblid^er ©eift ben ©omponiften
bisher entfernt gehalten; er lennt feinen SBeg unb wagt nichts, wo
ttym ber ©rfolg nidjt gewtfe wäre. Senntnife beS 2RafceS feiner Äraft,
biefe Äraft fdijon auf erfreulicher §ölje, babei Sebtyaftigfeit unb Jpeiter*
leit jeid£)nen biefen ganj ungewöljulid)en §ottänber als SKenfdjen aus,
wenn man pdf) ityn nadf) feinen mufifalifd^en Seiftungen conftruiren
* Onverture en Ut Minenr ä grand Orchestre etc., publice par la So-
ci^t6 des Pays-Bas pour l'encouragement de Tart musical. ß6).]
176 ®t. Eennett, Ouöertürc „$ie SBalbngmplje''.
wollte. 9U8 SDiufifer inSbefonbere wofynt iljm jener gnftmmentationg*
inftmet inne, ber gar nid^t metyr unter jtoeien ju wäljleu t)at, f onbern
gleich baä SRidfjtige trifft; am liebften gefaßt er fidj in ÜRaffen, bie
er tpot)l ju orbnen unb ju bewegen öerftet)t, obwohl er aud| auf ba3
detail ein aufmerffameS äuge tjat; neue, ungewöhnliche äBirfungen
erjielt er nidjt; gute Sftufter t)or ben äugen, arbeitet er auf fcfjon
allgemeinere, überall anerfannte unb immer wofjlttjuenbe l)in. Sie
Duüertüre ift tnbefe fdfjon einige Saljre alt unb fann nid&t als lefcteS
SRefultat feines Strebeng betrautet werben. Xalente feiner Slrt rücfen
jwar nidjt fdjnett vorwärts aber mit befto fixerem ©dritten; gleifi,
Beobachtung, Umgang mit SReiftern, öffentlidEje Aufmunterung förber*
ten ebenfalls, unb fo ift gar fein ßweifet, bafe ber junge ©tamm öon
3al)r ju 3at)r immer reifere unb reichere grud)t abfefct; mit ben 2Bur*
jeln fdjon nadf) beutfd)er ©rbe tjerübertreibenb, wirb fid) nad) unb nadj
audf) ber Blütf)enüberf)ang nadlj bem Sanbe f)inwenben, baS fo Dielen
großen Xonbid)tern Kaljrung unb Äraft gegeben, unb ätjnlid^, wie
wir in ber SMdjtfunft ShiSlänber wie Deljlenfdljläger, ©fjamiffo u. H.
als bie Unfrigen betrachten, bürfen wir audj i^n als (Sfjrenmitglieb
beutfdfjer ®unftbrüberfcf)aft begrüben, beren ßa^l fid) immer mel)<
ren möge.
Sludf) Bennett gehört ^ierljer, nur bafe er fidfj gleid) t>on Dorn*
herein met>r abfonbert als ©nglänber, unb, wie wir etwa §änbel twn
©nglanb als einen ber Unfrigen reclamiren, bie ©nglänber fpäter
Bennett als einen ifynen allein Angehörigen jurüdEf orbern bürften, —
womit übrigen^ feineSwegS ein Bergleid) jwifd^en Raubet unb Bennett
auSgefprod)en fein fott. 2)ie jüngfte Duöertüre öon Bennett fjat ben
Kamen „bie SBalbntjmplje",* baS einjig 9Hi)tglüdlid)e, fdfjeint mir, was
fie an fid) l)at. 3df) weife, man fann ben Gomponiften burdj ntdjtS
meljr fränfen als burdf) Zustellungen an bem Kamen feinet SinbeS,
ba er nacij feiner SReinung ja am beften wiffen mufe, was er gewollt,
unb man fönnte fief), bafe er gerabe auf „SBalbngmplje" fiel, auclj
burd) feine ältere Duöertüre „bie Kajaben" erflären, ber er ein ©eiten*
ftüdC geben wollte; fdjlagenb aber unb bem SBerfe günftig ift bie Ueber*
fdfjrift feinenfaltS. SMdjterifdf) ift es wof)l, eine ©runbftimmung burd)
ein biefer toerroanbteS ©injelwefen ju bejeid&nen, wie uns aus 9fleu*
beUfoljnS „9Jielufine" bie Safjrtaufenb alte Komantif beS ÄebenS unter
* Duücrtüre für gro&e$ Drdjejto 51t öier .fcänben eingerichtet öon 2B. ©t 33.
SBerf 2ü. [®$.]
St. $eunett, Cubertüre „$te SBalbngntpfje". 177
bem SBafferfpieget auftauten möchte; im einzelnen goß aber paßt eS
nid()t, unb idE) würbe bie allgemeine 58ejeict)nung „Ouvertüre pastorale"
ober etwas Sletjnlid&eS toorgejogen t)aben. 2)iefe Siebenfache bei Seite,
bie inbefc, wie gejagt, ber SBtrfung gu Ungunften gereift, f)ebt fiel)
bie Cuüertüre in ifjrem wunberjatten, fd&lanfen ©lieberbau tjod) genug
über aubere ifjrer ©djweftem, atfjmet reinfteS, IjetlfteS ©idfjterlebeu.
©er SlamerauSjug giebt meift nur ein tyalbeS Urteil; inbefe, f)örte
i<$ Don SBerftänbigen, bei biefer Dutoertüre nidf)t. S3ennett ift ©laüier*
fpieler öorjugSweife, unb wie getieft unb wätylerifcl) er audfj mit ben
3nftrumenten umjuge^en toerfteljt, fein SieblingSinftrument fietyt bodfj
aus feinen Crdfjeftercompofitionen ljerauS, unb enblidE), etwas ©d|öneS
wirft audf) in toerfleinerter ©eftalt, ein fdfjöner ©ebanfe audj au8
ÄinbeSmunb.
©ie Cuoertüre ift reijenb; in ber X^at wüfct' id), ©poljr unb
3KenbelSfot)n aufgenommen, leinen nodE) lebenbeu ßomponiften, ber,
was Sieblidfjfeit unb 3ar%ü btä Kolorits anlangt, ben Sßinfel fo in
ber ©ewalt f)ätte wie Sennett 31udf) bafj er gerabe jenen beiben
Äiünftlern manches abgelaufdjt, .will ftd) f)ier über ber 3Äeifterlid(jfeit
beS ©anjen öergeffen, unb eS fdjeint mir, er f)abe Dörfer nod^ nie*
mala ft$ fo felbft gegeben als in biefem SBerfe. 3Ran prüfe Xact
nad) Xact, wetdf)' jarteS, fefteS ©efpinnft Dom 2lnf ang bis jum ©djlufe !
Stnftatt baft aus ben ©rjeugniffen Slnberer Ijanbbreite Süden Ijeröor*
flaffen, wie f erliefet fiel) tjicr alles eng unb innig aneinanber! 25od)
f)at man ber Duoertüre einen SSorwurf gemacht, ben ber großen Sreite;
er trifft mef)r ober weniger alle SBennettfdjen ßompofitionen; es ift
feine Strt fo, er üottenbet bis ins fletnfte detail. Studj wieberljolt er
oft baffelbe, unb jwar 9iote für Sftote nad) bem 3lbfd)luf$ beS äRittel*
fafceS. 3nbef* t)erfud)e man ju anbern, of)ne ju bef dfjäbigen : eS wirb
nid)t gel)en ; er ift !ein ©djüler, bem mit SBorfd^Iägen ju nüjjen ; was
er gebadet, fteljt feft unb nidE)t ju üerrüden.
@S liegt außer 93ennettS naito innigem 2)id)terd)arafter unb ber
iljm entfpredjenben Stiftung, große $ebel unb Äräfte in Bewegung
ju fejjen; $runf unb ^rac^t finb if)m fremb; wo er mit feiner *ßf)an*
tafie am liebften weilt, etwa am einfamen ©eegeftabe ober im Ijeimlidf)
grünen SBalb, ba greift man nicf>t nad) ^ofaunen unb Raufen, fein
eiitfam ©Kid ju fd^ilbern. 9let)me man iljn alfo wie er ift, nidfjt, was
er gar nidjt fein mochte, als ©dfjöpfer einer neuen ©podfje, ober als
einen unjubänbigenben gelben, fonbern als einen innigen, watjrtyaften
^Cidjter, ber unbelümmert um ein paar gefdjwenfte §üte meljr ober
6 dju mann, ®cf. Stuften. IL 12
178 #. ©crltoa, Cuöertfire ju „SBaberlety".
weniger feinen füllen SBeg l)ingef)t, an beffen 9lu3gauge il)n wenn audf)
lein Triumphwagen erwartet, fo bodE) Don ban!enber £anb ein $eitd)ett:
frans, ben i^m SufebiuS hiermit aufgefegt haften Witt.
Stnbere Kränge fudft SBerlioj, biefer wütfjenbe Sacdfjant, bet
©Freden ber Lüfter, iljnen ein jottigeS Ungeheuer geltenb mit ge*
fräßigen Singen. Slber wo erbliden wir i^n Ijeute? STm fnifternben
Samin, in einem fd)oittfd)en §errenf)aufe, unter Sägern, Jpunben unb
lad&enben Sanbfräulein3. Sine Dubertüre ju — „Sßaüertet)"* liegt
üor mir, ju jenem SB. Scottif elften SRoman, in feiner reijenben Sang*
weiligfeit, feiner romantifd^en griffe, feiner edfjt englifdjen Sßrage mir
nod) immer ber liebfte aller neueren Sftomane be§ 2tu3 taube». ®aju
nun fd)rieb 33erlioj eine SDtufif. SKan wirb fragen, ju welchem Sa*
pitel, weldjer ©cene, We3f)atb, ju welkem 3^^? S)enn Sritifer
motten immer gern wiffen, Wa3 ifjnen bie Somponiften felbft nid)t
fagen fönnen, unb Sritifer t>erftef)cit oft faum ben sehnten Xljeil oon
bem, waä fie befpredjen. §immel, wann enblid) wirb bie Qdt fommen,
wo man un3 nidf)t mel)r fragt, toa§> wir gewollt mit unfern göttlichen
Sompofitionen; fud)t bie Duinten unb laßt uns in Sftufje! (Stmgen
2luffd)luß inbeß giebt bieämal ba8 SÄotto auf bem Titelblatt bei
Duüertüre :
Dreams of love and Lady's charms
Give place to honour and to arms.
2)ieS fitf)rt fd)on nctf>er auf bie ©pur; wünfd)f idfj bod) im
Stugenblid nid)t3, als ein Drdfyefter ftimmte bie Duöertüre an unb bie
gefammte 2eferfdf)aft fäße ^erurn, atte§ mit eigenen klugen ju prüfen.
Sin Seidljteä war' eS mir, bie Duüertüre ju fd)ilbern, fet'3 auf poetifdje
SBeife burd) Slbbrud ber Silber, bie fie in mir mannigfaltig angeregt,
fet'3 burd) ßerglieberung be» 3Ked)ani3mu3 im äßerfe. SBeibe STrtcn,
SRufif ju toerbeutlid)en, t)aben etwaä für fid), bie erfte wenigftenS ben
Mangel an Irodenljeit, in bie bie jweite wof)l ober übel faßt. Sötit
einem SBorte, Serliojfdje äftufif muß gel) ort werben; felbft ber ?ln*
blid ber Partitur reicht nid)t f)tu, wie man fid) aud) öergebena tnüfjen
würbe, fie fid) auf bem Slatoier ju toerfinntidjen. Oft finb eS gerabeju
nur @d)att* unb Slangwirfungen, eigen Eingeworfene Stccorbflumpen,
bie ben 3tu3fd)lag geben, oft fonberbare Umhüllungen, bie fid) aud}
baä geübte Dtjr nad) bloßem Slnblid ber Sftoten auf bem Sßapier nid)t
* Grande Ouvertüre de Waverley etc. Oe. 1. Partition. Paris, chez
Richanlt. [3cft.]
§. 93erltoä, Cuoeriüre ju „SBaüerfeg". 179
beiitlid) oorjuftellen vermag. (Mjt man ben einzelnen ©ebanfeu
auf ben (Srunb, fo fdjeinen fie, für fid) Betrautet, oft gewöljnlid),
fogar trioial. S)a8 @anje aber übt einen unwiberftet)lid()en SRet^
auf mid) aus, trojj be£ Dielen SSeleibigenbeu unb einem beutfdljeu
Cfjr Ungewohnten, 83erlioj f)at- fid) in jebem feiner Sßerfe anberS
gejeigt, fid) in jebem auf aubereS (Sebiet gewagt; man weift nid)t,
■ ob man ifjn ein ©enie ober einen mufifalifdjen Abenteurer nennen
fott: toie ein SBetterftraf)! leudfjtet er, aber audf) einen ©dfjtoefel*
geftanl fjinterläfet er; fteßt gro&e ©äfce unb S53al)rt)citcn f)in unb
faßt balb barauf in fdjülerljafteS (JJelalle. ©inern, ber nod)
nidjt über bie erften Anfänge mufifalifdjer 33ilbuug uub ©mpfin*
Dung f)inauä ift (unb bie SRetjrjaljl ift nidjt barüber f)inau3;, muß
er gerabeju als ein SJJarr erfdjeinen, fo namentlich ben SRufifern öon
?ßrofeffion, bie fidE) neun 3e^jntel itjreS ßeben§ im ©ewöfjnlidfjfteu be*
wegen, * boppelt irrten, ia er Dinge jumutljet, toie Sfttemanb oor iljm.
Darum \>a% Sträuben gegen feine ßompofitionen, barum oergeljen
3af)re, et)e fidf) eine bis jur $larf)eit einer toottfommenen Aufführung
burdjfdjlagt. S)ie Duoertüre ju SBaoerlet) wirb fidlj inbeft leidster
3kf)n madfjen. Sßa&erlety unb bie gigur beS gelben finb befannt, baä
SJtotto im 93efonbern fpridfjt öon „ben träumen ber Siebe, benen ber
9tuf)m ber Stoffen Sßlafc gemalt".** 2Ba3 lanu beuttid&er fein? ®3
ift ju wünfd)en, baft bie Duöertüre in Deutfdfjlanb gebrueft unb ju
©et)ör gebraut wirb ; fd)aben fönnte feine SRufif nur einem fdjraadfjen
latent, btö burd) beffere audj nid)t vorwärts gebracht wirb. 9tod)
erwähn' id|; baft. merf würbig genug, bie Duoertüre einige entfernte
2teljnlid)feit mit ber ju 3Kenbel3fof)n» „9Keere3ftiHe" l)at, wie audE) eine
SBemerfung öon 93erlioj auf bem Xitelblatt ber mit SBerf 1 bezeichneten
•Cuüertüre nid)t ju überfein ift, baft er nämlidfj fein früher*** gebrudteS
Söerf 1 (adfjt ©cenen au3 gauft) öcrnid&tet t)abe unb bie SBaoerle^
Duoertüre aH erfteS SBerf angefef)en wünfdfje. SBer aber fteljt uns ba*
für, baft if)n ba3 jweite SBerf t fpäter einmal anä) nidjtmef)r anmutet?
Sllfo eile mau, ba§ SBerf f ernten ju lernen, baä tro| atterSugenbfc^wöd^en
bodf? an ©röfce unb ©igentfyümlidjfeit ber ©rfinbung ba§ §ertoorrageubfte,
toa% un§ baä granfenlanb an 3nftrumentalmuft! neuerbingS gebracht. 36
. _ 5R. @d)umaun.
* Oft 1)db' idj e3 erfahren muffen, ba$ unter ben 9Jhtftfem öom ^anbtoerf
bie metfte 93omirtfjeit anzutreffen; anbererfettö fe^lt ifjnen eine getotffe Xüc^tigfeit
ni*t leicht. [Sc^.]
** ©enauer äberfctU: „bie bem SRufjm ber Söaffen $fa& gemocht".
*** 1S29
12*
180 9tate ©t)tnpf)oniecn.
itcue 5i)mpl)onicen für ©rdjejler,
©. $ reg er, ßrfte ©tjmp^onie (Dmoll). SSerf 16. Partitur.
(L ®. fRct giger,, ©rfte ©ttmpfjonie (in Es), für $tanof orte 511 4 §änben ein*
gerietet SSerf 120.
3fr. Sadjner, ©edjfte ©nm^onie (in D). SBcrf 56. Partitur.
SBcnn bcr 35eutfd)e &on ©t)tnpt)onieen fpridfjt, fo fprid&t er üon
33eetf)Otoen: bie beiben Flamen gelten if)m für eines unb unjertrenn*
lief), finb feine greube, fein ©tolj. SBie Stauen fein Neapel ijat, ber
granjofe feine Sfteüolution, ber Snglänber feine ©dfjtfffafjrt :c., fo ber
2)eutfdje feine S3eetl)ot)enfd|en ©tjmpljonieen; über 33eetl)oöen üergifet
er, baß er feine große 2Jialerfd)ule aufeuweifen §at, mit iljm l)at er
im ©eift bie ©tf)lad)ten wieber gewonnen, bie tf)m Napoleon (&§t>
nommen; tljn wagt er fetbft ©fjafefpeare gleich ju fteQen. SBte nun
bie Schöpfungen biefeö 2Reifter§ mit nnferm Snnerften öerwadfjfen,
einige fogar ber fgmpfjouifdjen populär geworben finb, fo fottte man
meinen, fie müßten aud| tiefe ©puren f)interlaffen ljaben, bie fid) bodj
am erften in ben SSerfen gleicher ©attung ber näd&ftfolgenben Sßeriobe
jeigen würben. S)em ift nidjt fo* Sünflänge fiuben wir wof)l, —
fonberbar aber meiftenä nur an bie früheren ©tjmpljonieen 33eetl)otoen$,
afö ob jebc einzelne eine gewiffe ßeit brauste, elje fie toerftanben unb
nadigeafjmt würbe, — Slnf länge nur ju t)iele unb ftarfe; Stuftest*
Ijattung ober 33ef)errfdjung aber ber großartigen $orm, wo ©dfjlag
auf ©d)lag bie Sbeen wed^felnb erfdfjeinen unb bodf) burdj ein inneres
geiftigeä S9anb verfettet, mit einigen ausnahmen nur feiten. SJie
neueren ©t)mpl)onieen üerfladjen fidf) jum größten Xljeil in ben Cutter*
türenftil Ijinein, bie erften ©äjje namentlich; bie langfamen finb nut
\>af weil fie nicljt fehlen bürfen; bie ©d)erjo§ ljaben nur ben SRamen
baöon; bie legten ©äfce wiffen nidjt meljr, wa3 bie vorigen enthalten,
©in 5ßf)änomen warb und in Serlioj "öerfünbigt. SÄan toeiß in
2)eutfdjlanb im allgemeinen f 0 gut wie nicijtä toon iljm ; wa$ über Upi
burtf) §örenfagen befannt würbe, fdjien bie 3)eutfd)en el)er abjufdfrecfen,
unb fo wirb wof)l nod) eine $eit üergeljen, ef)e man iljn grimblid)
fennen lernt, ©ewißlidf) aber wirb er ntc^t umfonft gearbeitet ljaben;
eä fommt feine (Srf Meinung allein. S)ie näd£)fte guhrnft fdEjon wirb
e§ lefjren. Qu erwähnen wäre audE) no<ij granj ©djjubert; aber
(£. <& $reger, 8t)mpfjome. 181
aud£) feine Seiftungen im ®t)mpf)omeenfad(} finb nod) nid^t öffentlich
geworben. Sin bebeutenbeS Beiden ö0^ ©tanb ber Xalente gab bie
SSiener SßreiSaufgabe. 2ftan mag fagen, was man wolle : 5ßrei£auf*
gaben fönnen nur fruchten, f c^aben nimmer, unb man fennt bie Beuge*
fräfte wenig, wenn man meint, fie fteigerten fid) nid)t burdf) Anregung,
fei'3 audf) eine profatfdje. Jpätte man bod) jum 33erfudfj, als 2Äojart,
£>atjbn unb Seetljoöen lebten, einen $rei8 auf eine ©t}tnpt)onie aus*
gefdjrieben unb etwa einen Don jenen fdfjweren felteuen ©iamanten,
wie fie fid) in laifertid^en unb fönigtic^en ©dfjäfcen befinben, als S3e*
loljnung toerfprodjen, id^ wette, bie 9Jteifter würben fidO wader ju*
fammengenommen fjaben. Aber freiließ, wer Ijatte ba rieten f offen?
2)odfj genug! 35er Srfolg jener *ßreiSaufgabe ift befannt, unb erjätjlt
man fid) aud), ber bamals ©efrönte Ijabe, fc^on e^e er feine ©t}m*
Päonie begonnen, ben SßreiS fo gut wie in ber Xafd)e gehabt (t)eim*
lid) glaubt es jeber Koncurrent), fo muffen wir bodj bef ernten, wie
jefct bie ©adjen fielen, b. f). nadjbem wir aud£) Diele ber anbern ein*
gefanbten SB.erfe gehört fjaben, oerbtente ßadfjner ben $reis, unb
jwei ber ^eute gu befpredfjenben ©ijmptionieen, bie ftd) ebenfalls fd^on
auf bem Sßiener 2Ba£)IpIa| eingefunden, beftätigen bieS t)on feuern.
(Sinen günftigen (Sinbrud madjt eS gleidf) Don t)ornl)erein, baft eine
biefer ©timptjonieen, öon K. ®. Sßretjer, in Partitur erfd)ienen. 2)er
ßomponift, in SEBten ju §aufe, Ijat fid) bort namentlich burd) einige
beliebt geworbene Sieber befannt gemacht; Sßien gleist hierin anbern
großen ©täbten, bafc ein gltidlidjer SBurf in fo Meinem ©eure genfigt,
für einen bebeutenben Komponiften gehalten ju werben ; wer am meiften
getauft wirb, ift ber ©rfte. ©o lam eS benn wol)l, bafj fid} eine
SBerlagSljanblnng jum S)rnd ber 5ßartitur entfdjlofc, jener Gattung
loftbarer unb gefährlicher fiabent)üter, bie bie Verleger laum gefdfjenft
fjaben wollen, ©o liegt benn eine flar unb correct geftod)ene Partitur
üor unä.
SBentge Seiten genügen, um in if)r einen vorwärts ftrebenben
jungen ßomponiften ju erfennen, ber fidf) anfangs in ber großen un=
gewohnten $orm etwas ängftlidlj benimmt, im Verlauf aber ©id&erljeit
unb SRutt) gewinnt, doppelt mufj man fein Streben anerlennen, ba
er gerabe in einer ©tabt fid£> rütjrt, wo bem ©oliben, (Srnften, gar
bem liefen im 2)urcl)fd)nitt nur wenig Aufmunterung ju Xljeil wirb,
wo man im Stilgemeinen fefjr nadfj ben erften Sinbrüdcn ergebt ober
abfprid^t, unb wo baS ganje Urteil meift auf bie SBorte hinausläuft :
„eS l)at angefprodjen" ober „eS l)at nidfjt angef prod)en" ; fo t)tef$ eS
182 &. ©. ^retjer, @t)mpf)onie.
j. 33. nadf) ber Sluffü^riing beS CfjriftuS am Delberge, nadjj bcr be§
gibelio: „eS Ijat nidfjt angefprodfjen" , unb bamit war bie Sadfje abgc*
tljan. $)ie Stjmpljonie nun, öfter in SBien gefpielt, Ijat angefprodfjen,
fogar imponirt burd) ben Stnftridf) t)on gelehrter £)nrd|fül)rung, ben fic
oft jeigt. 2)er ßomponift wirb uns nur öerfteljen, wenn er biefe QtiU
fd^rtft aus meljr als aus biefcr Sftummer fennt, wenn er weiß, öon
wo fie auSgeljt, tDeldEjc SWeifter if)r als f)öd)fte gelten, tüelrfjc Slnfprüdje
fie gerabe an eine Stjmpljonie mad)tf unb wie fie mit einem SBorte
etwas farg im £obe, toeil wir SRufifer ljier untereinanber finb. @e*
rabe jenes fogenannte „Slrbeiten" toerrätl) ben erften SBerfudf), unb reb<
lidje Slnfänger tl)un ba meift beS ®uteu ju Diel. 9113 ob ber
ganje ßontrapunft wieber auSgefdjwifct werben müßte, wirb uns bann
üon SBettem mit gugenanfängen gebrof)t (meiftenS in raffelnben SBiolons),
erhalten wir brei, üier unb mefjr XljemaS über einanber gefteflt, xoaz
wir IjerauSfyören foßen, unb julejjt merfen wir'S bem ßomponiften bodj
an, wie er frol) ift, nid^t allju ungefdjidt wieber in bie £>aupttonart
ge!ommen ju fein. Schreiber biefeS weiß bieS aus ber beften, au£
ber eigenen ©rfafjrung. 3d) wiß bem ßomponiften feinen gleiß nidjt
vorwerfen; bod) wer mir, aud) mit einem feinen 9Ketfterot)r einer, bie
Hunft Don S. 18—22 f)erauS§ört, bem finb 33ad)fd)e Sabtjrint^e wafyre
ßwirnfnäule, baS f oß man bleiben laffen. Unb enbltd), was ift bie Sßir*
f ung baüon ? greilid) audi SJJfojart arbeitete unb gar Söeettjoöen, aber
aus weld&en Stoffen, an weldjen Stellen, aus weldjen ©rünben, unb
alles tüte im Sdjerj unb Spiel! (Sewiß mußten audf) fie über 33erfud)e
Ijinweg; aber fürs bloße Singe unb Rapier f (^rieben fie niemals. SBünfdjte
id) bodj, ein junger Somponift gäbe uns einmal eine leid)te, luftige
S^mp^onie, eine in SDur, oljne Sßofaunen unb boppelte Jpörner; aber
freilid), bann ift eS nod) fd)Werer, unb nur wer bie Sßaffen ju be*
l)errfd)en t>erftel)t, Tann mit iljnen fpielen. §alte mau uns aber wegen
beS eben ©efagten in 3ufunft nidjjt etwa toor, wir wünfdjten feine
Slrbeit ju fefjeu; gerabe bie tieffinnigfte ; nur nid)t, baß fie um
ifjrer felbft etwas gelten fofl, baß wir fie bei ben gäben l)erauSsiet)en
follen. ©luds SluSfprud), „nid)tS ju fdjreiben, was uid^t ßffeet
mad)e", ift, im redeten Sinne genommen, eine ber golbenften Regeln,
baS wafjre ©eljeimniß beS 9KeifterS. Serfolgen wir nun audj ben
Somponiften bis in baS Sunere feiner ®ebanfen, fo entljüHt fid^ uns
in feiner Stjmpljonie, außer jener Suft am 2lrbeiten, ein burd^auS
offener, wol)lmeinenber unb gefitteter Stjaralter; er giebt fid^ ganj wie
er ift, üerfdjweigt aud^ ©ewöfjnlid^eS nid)t, wo eS il)m ju Sinn fommt,
S. ®. aUcigifler, Si)mpf)ome. 1S3
über toerfud)t es ju bemänteln; audj ftrebt er feinen SanbSleuten ju
gefallen, ofyne beSl)atb gerate in italienifdje SBeife überschlagen. 3m
erften ©afe Ijat er fid) anfangs, wie eS fdfjeint, nodj nidE)t jured)t ge*
feffen; er rüdft unb rücft nnb fommt nidjt au« ber Xonart; bann
aber nimmt biefer ©ajj, bis auf ben Sampf ber brei SljemaS unb
trojj beS Sompouiften, ber eigentlich etwas ©rnftljaftefteS geben wollte,
ben gellen, Haren SHang an, ber mit ber öorjugSweife melobtfd)en
SRid&tung ber anlagen beS Somponiften in @in!lang fteljt 2)aS Stbagio
ift nur bie ^ortfe^ung batoon, frieblid)er 9laiur, unb fein ©lücf, bafc
eS furj ift, was überhaupt ber entfdfjeibenbe SSorjug aller ©äfee, ben
man bei fonftigen jungen ©tjmplioniecompomften meiftljin ju t>ermiffen
pflegt. 35aS ©dEjerjo fdfjeint mir ber gelungenfte £ljeil ber ©tjmpfjonie,
bie SReminiScenj an bie Ijeroifdje oon Seetljooen nictyt öerftimmenb,
baS Xrio aber namentlich am ©dfjlufe beS erften Xf)eit§ mit ber fanften
SluSbeugung ins C befonberS anmutfjig. ®er le|te ©a| enblidfj ift
ber gewanbtefte, wo fid) bie ©ebanfen am fdjneflften ineinauber fügen
unb ablöfen. 3nt Xfjema erfennt man ben SBiener; feine 93erfdjränfung
in baS jweite Xfjeina tjinein mag artig genug lüugeiu SRofalien, wie
fie Ijäufig f)ier anjutreffen, wünfdjten wir weniger. SSItut 3nftrumental*
effecte enthält bie ©tjmpljonie wot)l feine ; bie 3ÄaffenjufammenftelIung
erfdjeint aber getieft gemalt, wie baS Dbligate im Gljarafter ber
3nftrumente f)erüortrctenb. 3)ie Harmonie ift jiemlidj Iräftig unb rein.37
2Bir rufen bem Gomponiften ein munteres Vorwärts ju. „3>er §immel
fommt nidjt ju uns fyerab; eS fei benn, baß wir ju ü)m hinauf«
flimmen".
Ueber bie ©tympljonte üon SR eifrig er, feine erfte, öon if)tn eben*
falls jur SBiener ^reisbewerbung eingefd&icft, läftt fid) faum etwas
fagen, was fid) nid)t3eber über biefen ßompomften fd)on felbft gejagt ;
fie ift, wie feine anbern SSerfe, burdf)auS ffar unb einfd(jmeid)elnb unb
oon fo Heiner, nieblid)er gorm, bafj man fie efjer eine Sonate für
Drcf>efter nennen möchte* 3m erften @a| erhalten wir nadf) einer furjen,
Jjerfömmlidfj patf)etifd)en (Einleitung ju Anfang eines jener SiolinrtjemaS
in rafdjen giguren, wie fie namentlich ©pofyr eigen, tjterauf ein jarteS,
leidjteS ©efangtfjema, in ber 2Äitte ein furjeS 3u9at0' ^em m^ wenig
SSeränberung bie XrauSpofition beS erften SDrittelS fidfj anfcfjtiefct. 3m
SIbagio jeigt fidf) ber liebliche Ciebercomponift, ber namentlich mit
23laSinftrumenten wof)l ju wirfen üerftefjt; es ift feiner eigentlichen
Statur etttfprungen unb gilt uns für ben beften ©afc ber ©tjmpf)ome.
2>aS ©dljerjo fjält fidfj in ©rfinbung unb Slrbeit mit bem 93orf)ergel)enben
184
g. Sadjner, 6ed)jte ©tjmpljome.
auf jtemlidj gleicher ßinie, bem entfpredjenb ein muntere« ginale
folgt im 3it>eimertel. SDenfe man fid) baju bie gute Crdjeftertonart
Esdur, wie aud) eine Snftrumentirung, fo wofjlflingenb unb gewanbt,
tüte man fie erwarten barf &on einem geübten ßapeHmeifter, unb man
fjat ein bürftigeS 93ilb ber ©tjmpljonie. 2Ricf( für meinen Xljeil ftörtcn
nur bie häufigen unb ftarfen SReminiScenjen, oft ber 9cebengebanfen, —
fo baft, wollte man auSjufdjeiben anfangen, bie ©gmptjonie wofjl bis
auf bie §ätfte jufammenfaüen würbe, ©o erlernten wir auf ber erften
©eüe gleidf} Seettjoüen (Xact 12), im Slttegro gleich ©poljr (bis Xact 9),
furj barauf aucty SDienbelSfoljn; burd) ben lefctern wirb SReifciger auf
eine bef annte $uge Don 95ad^ gebradjt, * beren Xljema einen ber §aupt*
Pfeiler ber ©tymptjonie bilbet; im Slbagio fehlen birecte Slnflänge; im
@df)er$o tritt und bagegen fomol)! 33eett)ot)en wie aud) ©poljr wieber
entgegen unb jwar, bafc es aud) einem oberfläd)lid)en ©tjmplionieen*
fenner auffallen mnfr, jener, im jweiten Xljeil, biefer im Xrio, btö
einen ber wirfungStootlften öon ©poljr benufcten Snftrumentateffecte
nacfjaljmt. 2)eSgleid)en fönnte man im ginale bei ben ©ecunbenein*
tritten an SRojart, wie fpater fogar an ben alten X)effauer 2Warfd)
benlen ; bodf) fiegt f)ier ber Somponift über bie fremben ©inflüffe, unb
wir nehmen toon tfjm wie Don einem gebübeten, routinirten 2Äann Stb*
fdjieb, ber und eine SBeile fetjr artig unterhalten, bem wir eS aber
fdjlau angemerft, bafj nid)t alles fein ©ebanfeneigentljum, was er uns
üorgefejjt, beffen einneljmenbe ^ßerfönlid^feit aber julefct überwiegt, bafe
wir und feiner gern erinnern, ü)tn öfter ju begegnen wünfdfjen. S)ie
©tjmpljonie t)ört fid} audE) am Slaöier gut an unb fpielt fidj leicht.
(SS liegt un§ nodfj eine neue ©tjmpljonie t>on Sa datier öor, feine
fechte, ein auSgejetdfjneteS SBerf, baS uns feine sßreisftjmpljonie boppelt
aufwiegt. Stud) Don biefem ßomponiften war in ber ßeitfctyrift fdjon
fo oft bie Siebe, bafj wir uns furj faffen fönnen. 2SaS uns bicSmal
$adj.
SRei&tger.
|^^pi=£fcqp-j--d5l=^^
[@^.]
g. £ad)ner, Sedjfte Styntyfjonte. 185
wafjre Sichtung &or Sahnet einflößt, ift baS fidf}ttidf)e Streben, feine
früheren Stiftungen ju überbieten unb jwar in ber beften SBBeife, bei:
männlicfje ©ruft, mit bem er ber Aufgabe, ein grofceS ftjntpljomfcfyeS
SSilb barjuftellen , genügen will, bie ßuft unb Siebe an ber @ad)e.
SBenn nun Sad)ner unter allen fübbeutfd)en Somponiften gewifc ber
talent* unb fenntnif$reidf(fte ift, fo rnufc eben jenes unermübete $or<
wartSftreben um fo mel)r ausgezeichnet werben, jumat in biefen ^Blättern,
bie gerabe i^n, als ber begabten einen, mit ftrengfter Strenge immer
beurteilt unb jwar aus ber beften abfielt, bamit ifyn baS übertriebene
ßob fübbeutfctyer Slätter, naef) benen bie SKeifter wafjrljaft auf ben
Säumen ju wadfjfen fd^eiueh, nid)t toorfrülj arbeitsfdfjeu unb eitel madfje.
2BaS f)itft alles 3ureben, bafe wir grojje üRänner finb; was atteS
§eben guter greunbe auf ©teljen hinauf, auf benen mir uns of)ne
jene uidfjt galten fönnen? SBßie SBiele tyaben fdjon büfyn muffen, bie
fiefj toor ber Qtit fjulbigen liefen! SRur bem nu|t baS ßob, ber ben
Xabel ju fcfjäfeen t)erftef)t, b. ^ ber tro^bem unbeleibigt nid)t nadjläfet
in feinen ©tubien, ber fidf) and) nid^t egoiftifd) in fid) abfd&lieftt, fon*
bern fidf) audf) ben ©inn für frembe 9Ketfterfd)aft lebenbig erhält, unb
foldjer bleibt lange jung unb bei Gräften; unb einen folgen jtünftler
glauben wir aud) in ßadfjner ju erf ernten, bem eine ^uSjeid^nung
wiberfatjren, über bie er fo toiel bittere Dinge f)at I)ören muffen, wo*
rauf er fidfj nun räd)t auf bie fdjönfte Sßeife — burdfj ein beffereS
SSerf, wie es biefe fedjfte ©tympljome ift im SBergleid) jur gefrönten.
@S ljerrfd)t in biefer ©tympfjonie eine 2Jieifterorbnung unb Ätarfjeit,
eine fieidjtigfeit , ein SBoljllaut, fie ift mit einem SBort fo reif unb
ausgetragen, bafc mir barum bem Somponiften getroft einen $tafc in
ber 9?äl)e feines ßieblingS&orbilbeS, granj Säubert, anmeifen fönnen,
bem er, wenn an SBielfeitigfeit ber ©rfinbung nad)ftef)enb, an Xalent
jur 3nftrumentation jum wenigften gtetcljfommt. $)urd£)gefd()lagen, als
fte in ßeipjig aufgeführt mürbe, f)at jwar aud) biefe ©t|mpl)ome nirf|t,
worüber fid) inbefj ber ßomponift beruhigen fann, ba uns 33eetf)ot)en
unb julefct 9RenbelSfot)n üerwöfytt, neben benen fid) nur aufregt ju
Ratten unb e^renüotl erwähnt ju werben, allein fdf)on nid)t unrül)mlid)
fdjeint, unb bann fjat baS publicum wie ber ©injelne feine Der*
wünfdf)ten Sage, Xage ber SKigräne, wo if)m nichts red)t ju mad>en,
wo nid£)t burd)jubringen ift burdf) baS gell, finb eS nidjt gerabe 33eet*
f|oüenfcf)e SBlifce, mit benen iljm beijufommen. Dann aber trifft aud)
biefe ©t)mptjonie ber alte Vorwurf ber 93reite ber SluSf üjjrung ;
Sad)ner toerftefyt nid)t immer jur guten Qdt abjubredjen, in Sßeife
186 Norbert SBurgmüüer.
geiftreicf>er SRänner, bic un§ wofjl gar mit einem SStfc ju ipauS
fdjiden, in ber SBeife tüte oft 93eett)oüen, bafc \id) ba3 publicum fragt:
„was tüoHte ber Sßamt eigentlich — aber 9Sed^t fjat er gewife"; foldje
Sd)lüffe laffe ftcf) ßad)ner t)on feinem guten (Seift manchmal einflüftern.
£)em publicum mujj manchmal imponirt werben, e§ ftetlt fid) im
Slugenbücf gleid), fobatb man e3 iljm ju bequem mactyt; wirft it)m
aber ber ßomponift ju ßeiten einen Stein f)tn, ober gar an ben Stopf,
bann bucfen fie äffe gteidjjeitig nieber unb färbten fid) unb loben be*
beutenb nact) bem Scfylufc. So SBeetfjoöen an einzelnen Steffen ; jebet
barf§ freilid) nicfjt. fiefe bocf) £ad)ner in Swift, in ßorb Styron, in
Sean ^ßaul, icf) glaube, e$ nüfct iljm, er würbe Sürje lernen; er muft
gewiffenlofer werben, er barf feine frönen ©ebanfen nid^t ju lang
wieberfyolen, fie nidjt bis auf ben legten Xropfen auäpreffen, fonbem
anbere untermifd)en, neue, immer fdjönere. Slffeä wie bei 23eetl)otoen!
So fommen wir benn immer auf biefen ©öttlidjen jitrücf unb wüßten
Ijeute nitfjtä weiter ju fagen, als bajg Sad^ner auf bem Sßfab fort*
f djreiten möge naef) bem Sbeal einer mobemen Stjmpfjonie, bie unä
uad) SeettjooenS Jpinfdjeiben in neuer gorm aufjufteüen befd^ieben ift.
(5:3 lebe bie beutfdje Stympfjonie unb blül)' unb gebeilje oon Steuern!
12.
itorbert jßurgmüller.
9iact) granj Schuberts frühzeitigem Xob fonnte leiner fdjmerj'
lieber treffen al§ ber ä3urgmüffer£. Stnftatt bafe baä Sdjidfal einmal
in jenen äRittelmäftigfeiten beeimireu foffte, tok fie fdjarenweife f)erum*
lagern, nimmt e3 un3 bie beften gelbtjerrentalente felbft weg. granj
Säubert falj fid) jwar nod) bei feinen Sebjeiten gepriefen; Surgmül*
ler aber genofe faum ber Anfänge einer öffentlichen Stnerfennung unb
war nur einem Meinen Steife befannt unb biefem mefleicfjt nodj meljr
als ein „curiofer" 9Kenfd> wie als äWufifer.* So ift e3 benn ^ftidjt,
wenigftenä bem Xobten bie Sljren ju erjetgen, bie wir bem Sebenben,
meffeidjt nidjt ofyie fein Serfdjulben, nid)t erjeigen lonnten.
* 9SgI. einen Muffafe üon gntntermann in 33anb VIII, 8. 27 ber 3eü*
fcfoift [3d).]
Norbert ©urgmutter, 187
3war tenneu tt)ir nur weniges t>on i^m: eine ©tympfjonie, bie,
nur einmal an uns toorübergegangeu, nod) in ber ©rinncrung mit
greube erfüllt, ein §eft Sieber [2Berf 3], baS bie 3citfc^rift fd)on friitjer
befprodjen unb erhoben, eine ©onate, eine Sftfjapfobie unb wieber ein
£eft fiieber, bie brei legten erft toor Äurjem erfdjienen. SDieS Sffienige
aber reidjt f)in, bie gülle t)on Straft, bie nun gebrochen, auf baS
Snnigfte betrauern $u muffen- ©ein Xalent t|at foldje teudjtenben
SSorgüge, bafe über beffen S)afein nur einem Slinbeu S^eifel auf*
f ommen f önnte ; felbft bie 2Kaffe, glaub' idfj, würbe er fpäter jur $ln*
erfennung gelungen, ber SReidjtljum feiner SKelobieen müfete fie ge*
paeft Ijabeu, wenn fie aud) bie waljrfjaft fünfilerifd)e Bearbeitung ber
Xfjeite nid)t ju würbigen üerftanben t)ätte.
2Bie SBeetfjoöen, am beutfdjen sJUjeine geboren, nafyn er tnelleidjt
früljjeitig t>on feinen reijenben Umgebungen in fid} auf ; möglich, ba|
aud) baS rege Äunftleben im natjen S)üffelborf nid)t ofpte ©influfe auf
ifjn war. ©päter fef)en wir if)n in Gaffel. 35er ©influfc Spof)rS,
bei bem er fjier ftubirte, wiewohl er nid)t ju üerfenuen, erfdjeint in*
bc§ in bem uns Sefannten nur als ein leifer 9?ad)f)all ; bie ©d)üler*
fdfjaft ift bereits ber ©elbftänbigfeit gewidjen; ©pofjr felbft fjat ifjn
fid)er in biefem Sinne ber Setjre entlaffen unb, wie man fagt, mit
frönen Hoffnungen feiner jufünftigen 33ebeutung. Stud^ Hauptmann,
ber ebenfo grünbtidfje als fein fdjaffenbe Xoufefcer, barf ntdjt uner*
wäfjnt bleiben, bei bem 83urgmüller gteidjer Sßeife gelernt.* 3n fol*
dE)er Äraft ber ©elbftänbigfeit jeigt er fid) nun namentlich in ber
9\f)apfobie [SBerf 13, in D]; fie jaljlt nur fedjS Seiten, aber ben ©in*
brud möcf)t' ii) beinahe ber erften SBirfung beS ®oetl)efdjen ©rlfönigS
Dergleichen. äöeldf)' meifterlidE)eS ®ebilbe, wie in einem SKoment ge*
badjt, entworfen unb tooüenbet, unb mit wie wenig Slufwaub, wie
befdjeiben toolleubet! S)er ^Ijantafie beS SDiufiferS auf ben ©runb
feiert ju wollen, ift gefät)r(id); bei ber 9if)apfobie fdf)eiut eS mir aber
gewtfj, bafc nocl) etwas im ©piele, bafe ber ÜWufit öielleidjt eine be*
fonbere SSeranlaffung jum ©runbe liegt, ein ®ebid)t, ein 83ilb, ein
SebenSereignifj. ©inem 2)id)ter, ber gut 9Jhifif toerftänbe, mod)te bie
Deutung am leidjteften gelingen. 2Bie bem fei, bie 9tf)apfobie wirft
* Hauptmann nennt SBurgmüfler einen „langidjmädjtigen, ftitten Sftenjdjen mit
meiern Talent" Briefe an Käufer II, 245). 5ö. jdjrieb feilt Fis moll * Goncert
(28erf 1) noef) in Gaffel; „er i)at irofjt ein Satjr baran gearbeitet, weil er bie meifte
3eit [ftranfljeit fjalber] nidjtS tfjun fonnte, — nnb e^ Hingt, als tüär'^ in @tnem
sBi% gemadjt." 3J^enbeUjo^n spielte eö einmal in Xüffclborf au^ bem 9Jlamijcrtyt.
188 Norbert Shtrgmüüer.
qleid^ einer <5rf Meinung auä anberer Sßelt ; ben 9lugen nidE)t trauenb,
fef)en wir nodj lange um uns, wenn fie fcfjon entfd)Wunben.
2)ie ©onate [SBerf 8, Fmoll], ift ein nid)t minber trefflid)e§
SBerf. ©er einjige SBorwurf, ben ii)i ber anfpructyüolle äßufifer ma«
djen bürfte, wäre bie 2Bieberf)olung be3 gwetten XfjemaS im jweitcn
Xfjeile, wie fie fidj in ber ©onate, im erften unb testen ©ajje, finbet;
fo auäbrudfööoll ber ©efang ift, fo müfete bod& an biefer ©teile bie
$f>antafie einen anbem , füljneren 2ßeg fidj Bremen. 2)a3 2Jiadf)en ift
freilidj immer fdjwerer alä ba8 Statten f)interl(er* %m Uebrigen toc^t
burd) ben ganjen >rften] ©afc eine fo fdfjöne, fräftige Seibenfdfjaft, unb
ber Didjter erjd^eint trofcbem barin feiner Slufregung fo fetjr SReifter,
bafe er ebenfo rüfjrt wie beruhigt; idj weife nidEft, in welkem älter
bie ©onate gefdfjrieben, i<$ möd)te fie aber für auf bem Sßenbepmtft
öom 3üngting3* jum 9Kanne§alter entftanben Ratten, wo fo triele
Xräume Slbfdfjieb öon uns nehmen, um ber 3BirflidE)feit *ßlafc ju
machen. $)ie folgenben <$äj3e tragen benfetben Soppeldjaratter Don
SRefignation unb Sebemutf), obwohl id(j nidjt leugne, nadf) folgern erften
©a$ im testen etwas XiefereS an Kombination erwartet ju fjaben.
Xod) genügt bem SBotjIwottenben audj baS ©egebene.
®a8 jüngft erfdjienene Sieberljeft [SBerf 6] giebt bem früheren an
Sdeid^ttjum unb ©etjalt nidfjtö nadf). SDie Xej:te finb mit feinem äuge
IjerauSgefunben, bie 3uftänbe ber melantf)olifd£)en, aufgeregten 9totur
beS XonfefcerS öerwanbt: „wer nie fein S3rob mit Xljränen afc*
(®oetf)e) — „t)ellglüf)enbie©temeim bunt len ©lau" (©tiegli|) —
„idj fdjleidj' umljer, betäubt unb ftumm* ßßlaten) — „wunbe»
§erj, f)ör' auf ju Hagen" (3. ©dfjopenfjauer) — „idf) reit' inä
finftre Sanb fjinein" (Uljlanb). 9UIe3 finben wir f)ier, wa£
wir öon einem Sieb forbem bürfen: poetifd^e Sluffaffung, belebte»
SJetail, glücflidfjeS 3Serl)öltnife be£ ©efangeS jum 3nftrument, überall
2Baf)l unb ©inficfjt unb warmes Seben. 3lm wenigften fann id)
midf| inbefe mit bem ®oetf)efd(jen ©ebidfjt einöerftanben erflären; bie
gigur, wiewohl fie fidj burdf) ben §arfenfpieler beuten liefee, fd)eint
mir ju äufjerlitf}, ju jufättig, unb baS jarte Seben beS ®ebid(jteS ju
übertönen. S8ct granj Säubert erfdjien bieg gehalten einer gigur
ba§ ganje Sieb ^inburdj al§ etwas 9ieue8; junge Siebercomponiften
finb t»or ber Lanier feljr ju warnen. Xiefern UrfpntngS finb aber
bie anbem Sieber, unb namentlich trifft ba§ lejjte unmittelbar, ba§
e» meifterlid^er t>oüfüf>rt faum gebadjt werben fann.
2)er SSerleger, ber nod) mehrere ßompofitionen uon Surgmüüer
91 mUmetä, Stuben. 189
im SBefij} tyat, möge rafd^ an ityrer SBeröffentlidfjung arbeiten laffen;
er wirb e8 nid^t ju bereuen fjaben. 38 SBerleger fdjeinen mir autf) oft
wiegifdfjer; unwiffenb, was ®lüdE unb ßufatt bringen, werfen fieiljre
SRefee aus, unb e$ fängt fid} atterfjanb großes unb Meine» ©efinbel,
btö benn einmal baS fdjwere ©ewidjt einen feltenen ©aft Bereifet unb
ber gifäer f)odt)erfreut einen foftbaren ©dtjafc au» ber Xiefe jief)t. (Sin
fold|er glücftidier 3ug war SSurgmüüer.
12.
Globen für JHaiwforte,
8t äBillmerS, 6 Stuben. 993er! 1.
93. S. $f)ittpp, 12 (Stuben unb djarafteriftifcfje ©tüde (Sohge et ventS). SBerf 23.
3. ffiojenfjatn. 12 djarafteriftifdje Stuben. SBerl 17.
g. ftallbrenner, 25 öro|e Stuben. Söerl 145.
fr St^t, 12 Stuben. 3Berf 1.
ff „ 12 Ö^ofee Stäben.
2)ie ßeitfdjrift f>at feit itjrcr (Sntfieljung ber Slameretübe immer
befonbere Slufmerffamfeit gefd&enft, weil fic^ in it)r bie gortfdjritte ber
Äunft be» ßlamerfpielg, wenn audj meljr ber 2Äed|anif, am fdfjnetlften
jeigen; fo finb im Verlauf ber 3af)re gegen 30 Sammlungen befpro*
c^en worben. 3n unferer legten etübenfdjau (im vorigen äßärj)
äußerten wir bie Hoffnung, eä werbe nad) fo meiern ftraftaufwanb,
wie man an bie ®tübe gefejjt, einmal ein längerer ©tiltftanb eintreten.
SCBir irrten; „notre malheur, le voiei, nous avons trop d'esprit",
fagte neulich ein 3Kann ber frangöfifd^en ©eputirtenfammer, obwohl
im politifdjen ©inne; in unferm Reifet e$: „unfer Unglücf ift, wir
nriffen mit unferer gertigfeit nidjt wot)in unb fönneu $ nidjt laffen,
ba3 ©tübenfd^reiben".
(Sine SRenge neuer §efte legen wir benn bem Sefer in furjen
©dfjattenrtffen oor.
2)er Somponift ber juerft genannten Sammlung ift bem S3eritf)t*
etftatter wo^l befannt39 Sßon Oeburt ein $äne,* früt)jeitig jur
SWufil ffingejogen, fam ber junge SBiltmerS ju Rummel nad> SSeimar.
9Ran weife, wie jpummel feine ©c^üler unterrichtete ; er lief* nur feiten
von anbern Somponiften fpielen. 3)er neuen SBeife beS SlamerftrielS
SRubotyl) 28ittmer3 tft ju Berlin geboten.
190 9*. SBiflmerS, (£tüben.
abljolb, namentlich bem ©ebraudlje be3 $ebal$, baZ. gerabe in jüngftcr
ßeit ju fo großer SSebeutung unb mit fo großem 9tedjte gelangt, un*
terfagte e3 §ummel too£)l gar, fidj Steueret anjufeljen. Sinftweiten
tjatte fidj aber außerhalb SBeimar mancherlei ereignet. Sfjopin war
erftanben nnb neben ifjm eine SJlenge bebeutenber Xatente. 55er Xrteb
jum leiten lag in ber ganjen ßeit. Sljopin aber bemächtigte fid) am
fdjneßften ber ©emütfjer; feine Stuben, faft fämmtlidE) äBerfe eines
attfcerorbentticf)en ©eifteä, Hangen balb fiberall in 2)eutfdfjlanb lieber
unb werben e§ nod) lange, ba fie ber allgemeinen Silbung weit t»or*
au3 unb, wäreu fie baä nidjt, weil fie watjrljaft ©enialeä enthalten,
baS aller ßeiten ©ettung f)at. So tarnen aud) unferm jungen Äünft*
ler bie Stöben in bie ipänbe, unb wie SSerboteneä am fünften fdjmedt,
fo fdjwelgte er nadj Gräften in ben *ßf)antafieen be§ neuerfd)ienenen
SKeifterä. Salb fet)en wir 2Billmer£ inbefc in gr. ©d)neiber3 SWufif*
fd)ule als einen ifjrer fletftigften ßöglinge namentlich mit Sompofition
befd)äftigt ; e£ fjatte feine ©efafjr mit itjm : Umwege madjt wof)t Seber,
aber baft SBiUmerg lange auf Slbwegen Ijätte öeiweilen fönnen, t)iit*
berte feine üon ©runb au8 tüchtige Statur. Sr fdjrieb Diel unb mit
großer £eid)tigfeit, meiftenS oljne Snftrument: ba£ leitete immer ein
ßeidfjen t>oit einem Haren inneren äKufifauge. @o braute er binnen
furjer $eit einc Sammlung üon wotjt 20 Stöben fertig unb frug
bei mir anf ob er fie brucfen laffen lömte. 3df) antwortete ifjm, er
möge fie jwei %ai)xz Einlegen unb bann jufetjen, ma§ ifjm nocf) batjon
gefiele. 3Me jwei 3af>re finb beinahe vergangen, unb in bem nun
gebrucften §efte finben fid) nur mer t)on jenen froheren Stüden.
SHafdje Sinfidjt in ba$ SKangeltjafte unb Slufgeben be$ t)on $au§ atö
3Kif$lungenen bleibt ftetö ein Beidjen gefuuben Xatenteä. S3 beburfte
unferm jungen Sänftler gegenüber nur eines Sßiufeä unb er legte bas
SSerfefjlte bei Seite, wäljrenb er aud) wieberum fein ©elungenere» ju
t>crtf)etbtgen wufcte. 3d) fütjre biefe Singelut)eiten an, weil fie unferm
Sftomjen jur Stjre gereidjen; möchte er ftd) immer jene redete 93efd|ei*
bereit bewahren, bie ebenfo gegen äRutf)loftgfeit tute gegen Selbft*
Überfettung fdjüfct.
SBaä nun bie fo entftanbene Sammlung anlangt, fo wirb fie fid)
ba3 Zob be$ Äennerä in öieler §infid)t ju erwerben wiffen. 3n 95e*
tradfjt ber großen Sugenb be3 Somponifien* müftte er fie fogar aufeer*
gewöfjnlid) nennen. S§ jeigt fidj in iljr bei jiemlidj bebeutenbem
* ©t xoav bamals 16 3af>re alt.
\
93. <£. WfyPr Stuben. 191
§armoniereid)tf|um unb fd^on gewanbter SBänbigung bcr gorm auclj
überall ein Streben natf| ©tu, nadt) Surfjeit unb Soncentratton beS
©ebanfenS, SlnbererfeitS freilief) tfjeilt er es mit anbem jungen Som*
poniften, baß er nodj nichts eigentpmlidfjeS aKelobifdjeS ju geben
oermag, was immer erft fpätere Safjre unb fefjr attmäfylidj bringen,
unb baß er im SSerfjältuiß jum ©efyalt feiner Seiftung ju fdjwierig
fefct. S)en Sinfluß ßf)opmS erwähnte icij fdjon; bei ifjm ift bie
©d^tüierigfeit nur SDiittel, unb wo er bie fdtjwierigften gebraucht, ba
ift aud) bie Sßirfung banadEj. ©roße SWittel, große äöirhtng, großer
©ctjalt — freilid} wo bieg fiel) jufammen finbet, ift ber Äünftler audfj
unfereS SRat^eö nidjt me^r bebürftig ; bei Sfjopin finben wir allerbingS
bie brei oft vereint. @inen anbem unb jungem ©influß Ijat Jpeufelt
auf unfern ßomponiften geäußert; bie britte unb fechte (Stube jeugen
baoon. 2)aß er fidj inbeß länger in btefem ©eure bewegen follte,
glauben wir faum, — eS ift eine 9trt ^Blumenmalerei, in ber fid) baS
erfinbungSreidtjere Xalent unmikjlid) auf bie 3^ gefallen !ann; am
Original lieben wir fie unb f)aben eS öfters auSgefprodjen ; ber junge
ftünftler macfye fid) aber loS baöon unb laff ' ein ©ebiet, auf welchem
nur bem 3uerft*$ommenben Ätänje blütjen. 2)aß er trofcbem immer
auf §erauSbilbung ber in iljm woljnenben SMobie mit gleiß be*
bad&t fei, öerftef)t fid(j t)on felbft. SKit Xfjeilnafjme f)aben wir beS
jungen ©tübenljeiben gebadet; balb hoffen wir if)tn audj auf anbem
imb fjöfjeren Sßegen ju begegnen ; bei feinem Xalent, audj jur Drdje*
ftercompofition, wirb er immer SßürbigereS teifien, woju wir ifjm im
üorauS unfern beften fritifdjen ©egen beriefen.
,,Songe et verite'; ijeißt bie jweitgenannte Stübenfammlung,
was fid) allenfalls mit „3Bat)rf)eit unb $)id)tung" überfein ließe. S)en
©runb ju biefer Jpauptüberfd)rift finbet man in ben Ueberjdjriften ber
einjelnen ©tüde„ bie tfjeilS pftjdjifdje 3uffön&e' t^cil* 5Waturfcenen
barfteüen foHen. SSiel greunblid&eS enthält baS Jpeft, unb ber 33er*
leger Ijat eS in biefem ©inne auSgeftattet SßaS bie Ueberfdjriften
anlangt, fo Ij&tte fid) ber ©omponift beffer juöor an §rn. SRellftab in
SSerlin gewenbet, ber fie j. 33. an §enfelt billigt, an Stnbern nidfjt,*
obwohl offne ©rfinbe. Seichter unb anberS benfen wir. SßaS ift'S
benn fo 33erwunberlicf)eS, wenn gute greitnbe jufammenfi|en, ber Som*
jponift if)nen toorfpielt, unb lefcterer wie t)on einem 2id)tftraf}t getrof*
fen, plöfelidfj ausruft: „Äönnte man nid^t bem ober jenem ©tücf eine
* j. 33. an ©d)umamt in jetnen Äinberfceneiu
192 3- SMenfjain, Gtüben.
treffliche UeberfdEjrift geben, unb würbe nid)t baS CpuS unbefd|reib*
lidj baburdj gewinnen?" unb ber ©omponift jubelt unb fiberf treibt
mit großen 33ud)ftaben bie betreffenben ©tüde. SluS einem tieferen
©runbe finb tt)ot)I audj bie oorliegenben Ueberfdfjriften nidfjt ^erjulei*
ten, bie 9Jlufif war ctjer ba als ber Xitel unb erfüllt in flüchtiger
Sßeife, was biefer anbeutet, Slm rein mufifalifdjen X^eil beS SßerfeS
Ijätte man mandjeS ju loben, manches auSjufefcen ; ju loben baS meift
Reiter 9Jlelobifd(je, wie es fid| namentlich in ben ,,les Rivaux", „Fln-
nocence", „le Troubadour" benannten öorfinbet; ju tabeln manche«
an ber gorm, bie fid} nod> nidfjt immer Mar unb feft genug abrun*
bet, wie audt) bie oft beleibigenben SluSmeicIjungen in entlegene Xon*
arten (fo in ber erften toon C dur nadfj D dur, in ber fünften Don
Amoll nadj) Hmoll, in ber jwölften üon Gmoll uad(} Bmoll,.
©inigen SRummern üerfudjte ber ßomponift audj einen contrapunftifdjen
Stnftridfj ju geben, in benen fid) inbejj ber 2Jiangel an tiefften ©tubien
am meiften öerrätf). 3m ©anjen aber gewähren bie ©tüben eine an*
genehme Unterhaltung unb mögen als gut bürgerliche $oft ejcentrt»
fd|en Äunftjüngern wol)l einmal beigegeben werben.
SDer 9tame beS ©omponifteu ber brittgenannten Sammlung —
3. Stofentjain — !am fdfjon öfters in ber 3eitfci)rtft üor. 9iament<
lid) erwähnte fte lobenb fd^on twr 3at)ren eines XrioS unb fpradj
babei Hoffnungen aus, bie fein neues SBerf — außer jwei Dpem bas
bebeutenbfte, was er feitbem gefdjrieben — jum Xfjeil erfüllt, jum
Xljeit taufet. ©etäufdjt fiefjt man fid), wenn man in ben (Stuben,
im SSerglcid) ju früher, meljr 3J£eifterfd)aft im Xed)nifc§en, mef)r <2afc<
reinljeit unb gormenretdjtljum ju finben Ijofft; anbererfeits erfreut eS,
ben Componiften naefy bebeutenberer ßtjarafteriftif ringenb ju jeljen,
fid} überhaupt ber tieferen poetifdjen 9ttd)tung neuerer Xonbic^ter an*
jd)lieftenb. Den Sefer gleidj in baS 2ßerf einzuführen, mögen bie
UeberfdEfriften ber einjelnen ©tüben tjier ftefjen ; wir finben eine „©legie*,
einen Dialog", „©djifferftänbdjen*, ein „Sieb", ein ©tüd „©eereifr
überfdfjrieben, jum ©djlufc einen „©tylpfientanj", aufeerbem fedjs Stum-
mem oljne Ueberfdjriften. ©S fommt mir bei ifjrer Stnjeige ju ftat*
ten, fie fammtlidt) nod) im ©ebäcijtnifj ju fjaben burdj ben lebenbigen
Vortrag beS ßomponiften felbft. S)enn wie man audfj eine Sompo<
fitiou mit Xf)eilnaf)me auf juf äffen bemüht ift unb fid} in if)r Snnerfte*
hinein ju benfen, fo lebt baS ffierl bodj nod) ganj anberS unter ben
§änben beS ©djöpferS felbft auf, unb wäre bie Ausführung fogar
eine mangelhafte, was inbefe in u&ferm gälte md)t ju fagen, ba ber
3. föojenfjain, ©tüben. 193
ßomponift gar woljl auf bcn Xaften ju $aufe. So gewann nament*
lidj bie lefcte auf bem Sßapier faft bürftig ausfeljenbe (Stube, ber „Styl*
pfjentanj", in ber 93ortragSweife beS XonfefcerS burcf) bie befonberen
Sidjt* unb Sdjatteneffecte, tüte fie nur ein Spieler, ber mel unb lange
ftubtrt, Ijeröorjubringen öermag; fo aud| ber Dialog", in bem fidfj
abwedfjfelnb unb wifcig ^otje unb tiefe Stimmen beantworten. ®S finb
biefe jwei Stummem metteidfjt bie effectüottftcn ber Sammlung, 2)odj
jeigt fiel) jiemlidfj in allen eine gefdfjäftige Sßljantafie, wenn audf) im
©anjen mef)r befannten SBorbilbern nadjringenb als eigenen neuen
glug öerfud)enb. Unb f)ier mögen wof|l aud(j bie 2ebenS&erf)ättniffe
beS ÄünftlerS in ©rwagung gejogen werben, ber, nod| jiemlid^ jung
unb nod( ni^t jur abgefdfjloffenen Sigentf)ümlid}feit gelangt, öor einigen
Sauren feinen alten 3ßof)n* unb Stubienort granffurt mit SßariS toer*
taufetyte, bem großen §eerb ber toerfdjiebenften Parteien unb ityrer
$ül)rer, wo ein Sfteuling, ber überbieg ein leidfjt na<$af)menbeS Xatent
beftfct, boppelt auf fidj adjten muß, fid(> feine urfprünglidfje Statur ju
bewahren. 2Benn bal)er in einigen StüdEen ber Sammlung eine ältere
©djule, namentlich baS Stubium oon Sfticö unb SJtofdjeleS nidjt ju
öerfennen ift, fo fpridjt fidfj in anbern bie 83e!anntfc^aft mit anbern
ÜReiftern beS XageS fo beutltclj aus, baß man bie StüdEe biefer ober
jener Oattung fogar t>erfdt)iebenen ßomponifien jufdjreiben mödfjte.
Unb f)ier !ann man nidjts als bem ßomponifien jurufen, fid| feines
ßieleS !lar bewußt ju werben, bamit, was @igentl)ümlid)eS toon £>öf>crcr
$anb in iEjn gelegt, fidfj nid|t nodj metjr jerftreue unb oerwerfe, wie
bteS j. 95. bei aRetjerbeer ber gaH, ber, ein eigentlicher ^Repräsentant
feiner Station, ofyne §eimatl) unb SSaterlanb, nadf) unb nad? öon
allen 3S5Hern ju feiner Äunft geliehen* Sludfj unfer junger Som*
ponift gehört biefer fingen, fopffjellen Kation an, bie in ber ®e*
fd)idjte ber neueren SRufif einen fo bebeutenben ©influß gewonnen,
hoffen wir, baß er itjren S3efferen nacheifere, baß er fein Xalent
itidjt bem SBeifatt ber SRenge aufopfere, baß er beutfdfj unb tüdjtig
bleibe, immer lernenb, beobadjtenb unb wieber aus ftdfj fyerauS
fdjaffenb,
SBieleS wäre nodfj über biefe ©tübenfammlung ju fagen, nament*
tid) bie oben gemalte Slnbeutung ju bekräftigen, baß fidj ber Sompo*
nift nodj meljr ber ©afcreinl)eit bis ins ßleinfte Ijinetn befleißigen, and)
itidjt ablaffen möge, feinen ©tücfen mef)r SRunbung gu geben, ©enüge
baS, auf bie Sammlung als auf eine intereffantere aufmerffam ju
machen, bie überbieS bem ©roßmeifter etjerubini gewibmet ift unb
©djumann, ©ef. ©ctjriftm. II. 13
194 3- ßatfbrenner, (gtüben.
fd^on beSljal6 ju einem ftrengeren Urtljetl aufforbert, wie wir es mit
bent beften SBittett ausgebrochen.
Ue6er bie neuen Stuben t)on Äalfbrenner (Etudes de style
et de perfectionnement composees pour servir de complement k
la Methode etc.) etwas bem SBerfe (SrfpriefcliiijeS ju jagen, wirb mir
fdjwer, S3in id£) gereijt burclj bie Sagen, bie audj big ju uns ge*
brungen: bafc nämlidfj Äalfbrenner fid| gerabe immer feiner neuften
©ompofitionen am meiften rüf)me, ba& er feine eigenen Stäben orbent*
tidf> ftubirc, wie ein ©djüler üon fidjj felbft, — madjte gerabe bie&
meine Neugier rege, — aber id| geftefje, bie (Stuben tyaben midj wal)r*
ijaft melandjolifdj geftimmt. $f)antafie, wo bift bu, ©ebanfeu, wo
feib iljr, modjte idj auf jeber (Seite ausrufen. Seine Antwort. %a\t
nidjtS als trodfene gormein, Anfänge, Uebetbleibfel; baS 33ilb einer
alt unb fofett geworbenen ©dfjönen* 2)ieS aber ift baS SooS aller
Sünftler, bie tfjre Shtnft nur an ifjr Stiftrument fangen, ©ie er*
göfeen, fo lange fie jung finb, fo lange fie SKeueS unb immer ®län*
jenbereS an gertigleit ju geben vermögen. (Sinftweilen aber tauten
jüngere Xalente auf; was efjemalS bewunberte tjcrttgtett war, ift nun
Sinberfpiel für aße geworben. 3ene aber, an Seifall gewohnt, fön*
nen ntcjjt mefyr otyne if)n leben, wollen iljn erzwingen; aber feine §anb
rüljrt fid) ob ber Semü^ungen, unb bie SKenge betädjett, was fte
fonft anftaunte.
Salfbrenner l)at, wie er felbft erjäi)lt, einen großen Xtjeil feines
SebenS ber med)anifd>en ÄuSbilbung feiner ipänbe gewibmet; einen
SJeetljotien müfcte baS ftbren im Somponiren, gefdjweige benn baS
fd|Wäd|ere Xatent. Unb bann lommt tUn im Älter jum SSorfdjein,
was 3itgenbreij »ormalS ju toerbecfen oerftanb: ber SRangel an tiefe*
rer melfeitiger Senntnifj, bie SBernadfjläffigung ber ©tubien großer
SSorbilber. Sonnte man fid} einen ©ebaftian SBadj, einen Seetljoöen
pljantafieloS benfen, fie würben im greiferen Älter nodfj immer 3n*
tereffanteS genug ju Xage geförbert fyabtn, weil fie eben ftubirt, etwas
gelernt Ratten. Die aber nichts gelernt, mögen bis in ein gewiffeS
Älter f)in mandfj' ÄnmutljigeS. fjertoorbringen fönnen; bann aber fe^lt
eS i^nen an Sraft, bie Änfprüdfje ju erfüllen, bie man an ben 9Äann
fteHt, unb alle unnatürlichen SKittel, bieS ju öerfieimlidjen, jeigen bie
SBlöfce nur um f 0 beleibtgenber. SBoju nun biefe Stuben ? 2)odj ntdjt
für ben Sünftler, ben Somponiften, bie berlei nur ju burdfjfliegen
brausen, es auf ewige 3^ten bti ©eite ju legen! Aber audj nidjt
für SSirtuofen unb ©tubirenbe: für jene nidjt, ba iljnen fdfjwerlidj in
3f. Sifet, etübcn. 195
ben ©tüben etwas 9ieueS ge6oteu tüirb, für biefe nid)t, bic in frülje*
reit Äaltbrennerfdfjen ©tüben weit beffcr unb bünbtger Ijaben fönnen,
was biefe neuen in wenig tieränbecten Siebensarten nur fümmerlidj
wieberf)olen. 2)afc unter 25 ©tüden fidjj bemtodi manches Artigere
beftnbe, fann man wof)l glauben; ber Äunft ift aber nur mit bem
9Reifterf)aften gebient; wer bieS nidjt überaß unb ju jeber #eit ju
geben toermag, t)at audf) auf ben Kamen eine» wahren ÄünftlerS feinen
Stnfprud), unb öon äffen biefen ©tüben ift feine einjige meifterljaft,
b. !)♦ groß in ©rfinbung unb Ausführung. 2)a laßt uns lieber \m*
fem alten eljrlidjen ©ramer fjeröorljolen, unfern feingebilbeten SÄofdje*
leS, unfern pfjantafiereidjen ©f)opin. ßum ©tubium mittelmäßiger
ßompofttionen fjaben wir feine 3eit.
©S bleibt uns nod) übrig, über bic jwei Sammlungen ©tüben
öon ßif jt ju berieten, bie wir in ber Ueberfdfjrift genauer bejeidjnet,
unb wir fönnen ben Sefer gleid) mit einer ©ntbedung befannt madjen,
bie bie Xfjeilnafime für jene ©tübenwerfe nur fteigem wirb. SEBir
führten nämlidj eine bei §ofmeifter, auf bem Xitel mit SEBerf 1 als
eine „travail de la jeunesse" bejeidjnete, unb eine id $aSlinger
unter ber StuffdEjrift „grandes Etudestf erfdEjienene Sammlung auf.
©ei genauerer SDurdfjftd(jt ergiebt fid) benn, baß bie meiften ©tüdte ber
teueren nur Umarbeitungen jenes 3ugenbwerfeS finb, baS fdfjon üor
öielen, trießeid(jt 20 Safjren in Styon erfd(ienen, ber unbefannten 85er*
tagSfirma wegen balb toerfdtjoffen, jefct öom beutfd£)en SScrlcgcr wieber
öorgefudjt unb neu gebrudCt worben ift. Kann man mithin bie neue,
übrigens toon ipaStinger waf)rf)aft foftbar auSgeftattete (Sammlung fein
eigentüd&eS Driginalwerf nennen, fo wirb fte fidler unb gerabe jenes
UmftanbeS falber bem ßla&ierfpieler öom %a$, ber fie mit ber erften
Ausgabe ju öergleidjen ®elegenf)eit l>at, ein boppelteS Stitereffe ge*
wahren muffen. ÄuS ber SSergleid^ung ergiebt ftcfj namlid) fürs ©rfte
ber Unterfdjieb jwifd^en fonftiger unb jefeiger ©taöierfpielweife, unb
wie bie neuere an 9teid(jtf)um ber SDltttcI jugenommen, an ®tanj unb
gülle jene überaß ju überbieten fudjt, wäfjrenb anbererfeitS freiließ
bie urfprfinglidje SRaiöetät, wie fie bem erften 3ugenberguß inne
wohnte, in ber jefcigen ©eftalt beS SBerfeS faft ganglid} unterbrüdt
erfdjetnt. ©obann giebt audj bie neue Bearbeitung einen SRaßftab
für beS SMinftlerS jefcige gange gefteigerte 2)enf* unb ©efüf)t8weife,
geftattet uns felbft einen SBlicf in fein geheimeres ©eifteSleben, wo wir
freiließ oft fdfjwanfen, ob wir ben Änaben nidjt mef)r beneiben foffen
als ben SKann, ber ju feinem ^rieben gelangen ju fönnen fdjeint.
13*
196 fr Sifet, ßtüben.
lieber £if jtä Xalent jur ßompofition weisen bic Urteile über*
fjaupt fo fet)r öon einanber ab, bafc ein ®ingel)en in bie wid|tigften
Momente, wo er jenes öerfdjiebenjeitig jur ©rfdjeinung gebraut, f|ier
niä)t am unredfjten Drte ftet)t. Schwierig wirb bieg baburdd gemalt,
bafc in §infid)t ber DpuSjaf)len auf SifjtS Sompofitionen eine wafjr*
tyafte ßonfufion t>crrfd^t, ba% auf ben meiften gar feine angegeben ift,
fo bafj man bie $eit, wo fte erfdfjienen, nur öermuttjen fann. SBte
bem fei, baß mir es mit einem ungewbfjnlicfyen, öielfadj bewegten unb
bewegenben (Seifte ju tfjun fyaben, gef)t aus allen fjeröor. ©ein eige*
neS Seben ftefyt in feiner 2Äufif. $rüf) öom SSaterlanbe fortgenomnteu,
mitten in bie Aufregungen einer großen ©tabt geworfen, als Sftnb
unb Änabe fdjon bewunbert, jetgt er fidj audj in feinen älteren Eom*
pofitionen oft fef)nfudt)tSbolIer, tote nacl) feiner beutfd&en $eimati) t>et=
langenb, ober frtooter t)om leidsten franjbfifdfjen SBefen überfdjdumt.
3u antyaltenben ©tubien in ber ©ompofition fc^eint er leine SRulje,
üietteidE)t audfj feinen iljm gewadjfenen SKeifter gefunben ju ljaben;
befto mefyr ftubirte er als 93irtuoS, wie benn lebhafte mufifalifc^e 5Ra<
turen ben fdjneüberebten Xon bem troefnen Sirbetten auf bem Sßapier
oorjie^en. SSrad^tc er es nun als ©pieler auf eine erftaunlidje §öt)e,
fo war bodfj ber Somponift jurücfgeblieben, unb f)ier wirb immer ein
2Rifiüer§äItmfj entfielen, baS fidj auffaüenb audO btS in feine legten
SBerfe fortgerückt Ijat. Slnbere (Srfdfjeinungen fiadEfelten ben jungen
Äünftter nodfj auf anbere SBeife. Slufjerbem bafe er öon ben Sbeen
ber Stomanttf ber franjbfifd|en Siteratur, unter bereu Äortjpljäen er
lebte, in ik äRufif übertragen wollte, warb er burd| ben plb$ltd(j
fommenben $aganini gerrijt, auf feinem 3nftrumente nod( weiter ju
gefjen unb baS Sleufcerfte ju öerfudjen* ©o feljen wir if)n (j. 85. in
feinen Apparitions) in ben trübften Sßljantafieen fjerumgrübeln unb bis
jur S31afirtf)eit inbifferent, wäfyrenb er fiel) anbererfeits wieber in ben
auSgelaffenften SBtrtuofenfünften erging, fpottenb unb bis jur falben
Xottljett verwegen. 2)er Slnblid (SfjopinS, fd^eint eS, braute if)n juerft
wieber jur Sefinnung. ß^opin f)at bod| gormen; unter ben wunber*
liefen ©ebilben feiner äRufif jief)t fid} bodfj immer ber rofige graben
einer äRelobie fort. 9iun aber war eS wol ju fpät für ben aufcer*
orbentlidfjen SSirtuofen, was er als Somponift oerfäumt, nad^ju^olen.
@id> oietteid^t felbft nid^t me^r als foldfjer genügenb, fing er an, fid)
ju anbern ßomponiften ju flutten, fie mit feiner Sunft ju üerfd^bnen,
ju SSeet^oüen unb %xani ©Hubert, beren SBerfe er fo feurig für
fein 3uftrument ju übertragen wu|te; ober er fudjte fidj, im Strange
5. £ti§t, ©tüben.
197
©igeneS Ju S^bcn, feine alteren ©adfjen bot, fie fidfj t>on Steuern auä*
jufd|mücfen unb mit bem $omp neugewonnener SStrtuofität ju um*
geben.
9ief)me man baS 83orftef)enbe als eine Sfafidjt, als einen 33erfud|,
ben unbeuttidjen, oft unterbrochenen ©ang, ben SSifjt al§ ©omponift
genommen, fidfj burdf) fein überwiegenbeS SSirtuofengenie ju erflären.
©afc Sifjt aber bei feiner eminenten mufifafifdjen Statur, wenn er bie*
felbe ßeit, bie er bem 3nftrument unb anbern SJieiftern, fo ber Eom*
pofition unb fidj fetbft gewtbmet f)ätte, aud) ein bebeutenber Gompontft
geworben Wäre, glaub' idj gemifc. 2Ba$ wir t)on ifjrn nod( ju erwar*
ten fjaben, läfct fidj nur mut^mafcen. S)ie ®unft feines 93aterlanbe3
fid) ju erwerben, müfcte er freiließ öor Allem jur §eiterfett, jur Sin*
fad^eit jurüdffefiren, wie fie fid) fo wof)ltf|uenb in jenen älteren ®tü*
ben augfpridjt, müftte er mit feinen ßompofitionen e^er ben umgeleg-
ten Sßrocefc, ben ber ©rleidEjterung anftatt ber ©rfdjwerung öorne^men.
Snbefc öergeffen wir nidjt, ba| er tbtn ©tüben geben wollte, unb
bafc fidfj f)ier bie neu complicirte ©dfjwierigfeit ber (Sompofition burdj
ben $md entfdfjutbigt, ber tbtn auf Ueberwinbung ber größten ausgebt.
5)em Sefer nun baä Urtfjeil über bie üorliegenben ©tüben, ü|re
urfprünglid^e ©eftatt unb bie Slrt ber Bearbeitung ju erteiltem, mö*
gen l)ier einige Anfänge fielen:
5Rr. 1 fonft:
^
^
^Fi
etc.
Sva
energico rg^""
$iefelbe jefet:
b(
198
fr Stfot, (Stöben.
Sftr. 5 fonft:
fefeßE?
a=
2'
etc.
=*=F
©tefelbe jefct:
9fr. 9 fonft:
S*~t f f f TfiLi1" r *"rr^^
p con leggerezza.
etc.
^S
¥=
p^p^
Stafette jefct:
fcw.
i
&*=g:
*Sg
Ä 1-
feil.
^~^f
etc.
^rtzg—fe
W^0
m
W=£
SJian fieljt bic 2trf)ittid)feit unb bcn Unierfcfyieb. 2)ie Orunb*
ftümnungen ber Slnfänge ftnb meiftenS biefetben geblieben, nur Don
reiferen giguren umfjangen, ftrofcenber in ber Harmonie, attcS ftärfer
aufgetragen; im Serlauf ber ©tücfe finben fidj aber in ber neuen
3f. Sifet, (Stuben.
199
Ausgabe fo öiele äbtoeidjungen , bafc baS Original oft ganj in ben
^tntergrunb tritt, ©o tyat bie jwcitc Stube in A moll eine Sölenge 3u*
fäfce, einen nenen ©dEjlufc ermatten. 3n ber britten (in F dur) ift bie
ältere Stube nodj weniger ju erlernten, bie ^Bewegung eine anbete
toorben, eine Söletobie fjinjugefommen, tote benn baS ganje ©tücf in
t)er ^Bearbeitung (big auf ben trivialeren üKtttelfafc in A dur) an 3n*
tereffe jugenommen. Sn ber vierten (D moll) fyat er über bie gigur
beS erften Originals ebenfalls 3Mobie aufgebaut, einen beruf)igenben
läHittelfafc eingefdjattet unb jum ©c^tu§ jener SWelobie neue SBeglet*
tnngen gegeben. Sine totale Umwanblung tyat bie fünfte erfahren jc. k.
©anj neu finb nun bie folgenben brei unb ber Sänge nadj tt>of)l bie
größten Stuben, bie es giebt, leine namlidi unter 10 Seiten. Sine
Äritif nadf) getoöljntidjer Sßeife über fie aufteilen ju wollen, Quinten
nnb Buerftänbe ettoa ^erauSsufudjen unb ju öerbeffem, toäre ein un*
nüfceS 93emüf)en. $ören mufc man fotdje Sompofttionen, fie finb
mit ben §änben bent Snftrument abgerungen, fie muffen uns burd)
fie auf i^m entgegen Hingen. Unb aud) fet)en muß man ben Som*
poniften; benn wie ber Stnbticf jeber SSirtnofität ergebt unb ftärtt, fo
erft jener unmittelbare, too wir ben Somponiften felber mit feinem
3nftrumente ringen, eS bänbigen, eS jebem feiner Saute ge^ord^en feljen,
SS finb waljre ©türm* unb ©rau8<Stüben, Stuben für IjbdjftenS je^n
ober jwölf auf biefer Sßelt;* fd|Wädfjere ©pieler würben mit i^nen
nur Sachen erregen. 2lm meiften finb fie einigen jener $aganinifrf)en
für Sßioline toerwanbt, t)on benen Sifjt neuerbingS au<$ Welche für
baS $ianoforte ju übertragen beabfidfjtigt** 2)ie nun folgenben 9htm*
mern ber neuen SluSgabe ftüfcen fid| wieberum auf bie ältere. 9tr. 9
Ijat eine Sinleitung erhalten unb im Verlauf maudt)' intereffanten 3ufa$.
$lx. 10 erfdjeint ebenfalls breiter ausgeführt unb freiließ um baS ßefm*
fadje fd)Wieriger. 3n ÜRr. 11 wirb ber ^auptgebanle :
AUegretto con tnolf espressione.
* 6ie finb (£Iara SBiecf geitnbmet.
** gortgelaffene Slnmerfung : „SRef. öerjudjte bereite baffclbc in jwei cor fdjon
längerer Seit crfdjienenen #eften."
200 fr Sifet, (Stuben,
folgenbermafeen tran§ponirt :
Pg^^rTt=|^H
i
mi
etc.
3m SScrfolg ber neuen Stube tritt eine neue gigur Ijinju über
einen etwas platten ©ebanfen, bagegen ber äRittelgefang reijenb unb
an 3Mobie btö Snmgfte, was bie ganje ©ammtung enthält genannt
werben mufe. 3Me erwähnte gigur tritt baim nocfj einmal in größten
Siaöiermaffen auf*
Str. 12 enbtid) ift ebenfalls eine Umarbeitung ber legten Stube
ber älteren Sirbett unb bie urfprünglidfj in AU Xoct gefegte SRetotrie
in 6/s umbrochen ; fie bietet eine SKenge ber fdjwierigften S3egleitung§«
arten, man weift oft nidfjt, wo bie Ringer f)ernef)tnen. S)ie Hummern
6, 8 unb 11 ber §ofmeifterftf)en SluSgabe finb in ber neuen über-
gangen (an beren ©teile jene brei neuen getreten) ; meüeidEft bringt
fie Sifjt nod) in fotgenben £>eften, ba er bodj wofjt ben ganjen Sreiä
ber Xonarten bearbeiten will.
2Bie wir fagten, man muft atleä bieg fcon einem SKeifter, wo
mbglidj Don Sifjt felbft fjören. 33iete3 würbe unä freiließ aud) bann
nodj beleibigen, DieteS, wo er aus aßen SRanben unb SSanben heraus»
gefyt, wo bie erreichte SEirfung bodE) nitf)t genug für bie geopferte
©d&önfjeit entfdjäbigt. Slber mit Verlangen fefjen wir feiner Hnfunft
entgegen, bie er uns ben nädfjften SBinter jugefagt.* ©erabe mit bie*
fen Stuben Ijat er bei feiner legten Slnwefenljeit in SBien fo erftaun*
ftdj gewirft, ©rofee SBirfungen fegen aber immer audj grofce Urfac^en
* $ie neue geitfdjrift tyatte bereits unterm 8. guni 1838 foigenbe GEintabung
an Sifet, ber bamalä in Sßten mar, erloffen:
„2ln $rn. Sranj ßtfjt.
tof ein ©latt meljr ober meniger im Sorbeerfranj fommt e$ einem <5iegge*
toofmten ntdjt an. Snbefe mußte man bie SBefdjetbentyeit be3 gelbtyerrn tabeln, ber
ben föufjm feiner (siege nur auf einen einzigen Ort befdjränfte. #r. Sifjt ift fo
nalje an 9torb*$eutfd>Ianb; er fomme &u uns! 9Kit offenen Firmen mirb man iljn
empfangen unb fefttyalten, fo lang e3 Siebe unb Söennmberung oermögen.
$te£ im tarnen unferer greunbe unb 9lfler.
gforeftan unb ©ufebiuS."
& Singer unb 3. $. (£. ftartmamt, ^ianoforteftficfe. 201
öorauS, unb ein publicum läfct fi<$ nid)t umfonft entf)ufia8miren.
©0 bereite man ftd| burd) öorläufige 2)urd(jfid()t ber beiben ©ammlun*
gen auf ben ßünftter m>r; bie befte Äritif wirb er bann felbft geben
am Glamer.
SR. ®.
^antafieen^ dapriren u. fnx piattoforte.
(<5$lu&.)
* 2. »iiger, @ed)3 @tiWe. ®trf 1.
3)ie ©tüdEe fjeifcen „pteces m&odieuses", woburdj iljr Sn^alt
auf baS SBefte angegeben ift. 811$ tüchtigen Spieler erwähnte bie 3*it*
fd)rift ben jungen Äünftler bei toerfdfjiebenen ©etegenf)eiten, audEj als
©omponiften mufc fie iljm SBeifatt fdfjenfen. ®r fennt fid(j unb will
nidjt mef)r gelten, als er ift. ©0 giebt er fidj einfadj, fdjlidjt unb
traulid), of)ne beSfjalb etwa» Sßuj} ju berfd|mäl)en, als ging' es ©onn*
tag$ jur Äirdfje. ©inmal nur, im britten ©tücf, berfudfjt er fid) audfj .
im $eroifdfjeren unb nidEft mit Unglücf, fällt aber balb wieber in baS
anfprudfjlofe SBefen jurücf, baS il>m mei)r §erjen gewinnen wirb als
feine fütteren SroberungSptäne. Süngem Spielern nüfcen bie fleinen
©tücfe im SBefonbern burd| ben claöiergeredjten ©afc, ber überall ben
gut unb grünbtidj gebilbeten Spieler befunbet; jum ©tubium fdjwie*
rigerer ©äfce ä^ntidfjer Strt (wie etwa ber 2RenbetSfof)nfcf)en Sieber
of)ne SBorte) mögen biefe ^eiteren Sölelobieen am beften öorbilben unb
toerbienen in biefem ©inn allgemeiner befannt ju werben.
3. $. @. ^artmautt, 3*ei djarafierifKfd)e Stade. SBerf 25.
3)eS frönen ©trebenS biefeS Somponiften, eines Dänen, fjaben
wir fd)on mehrmals gebadfjt. SMefe neuerfdjienenen ©tüdEe jeigen
einen großen Sortfdjritt, namentlidj im §armonifd(jen, weniger im
SRelobifc^en. 3n if)r inneres ju bringen, möge man fie fidjj aber
öfter unb ju toerfdjiebenen 3^{*^ fpielen unb antjören. Der ßompo*
nift fud)t unb gräbt tief unb bringt oft SefremblidjeS Ijeröor. ©enauer
betrachtet finbet fid> aber in ben groieSfen SBerfcpngungen ein Qn*
fammenf)ang, wie er nur ber funftgeübteren §anb gelingt. SluS bollern
202 & $te^d)ocI, Sieb ofyie SBotte.
§erjen ju fingen, eä frei f)erau8braufen ju laffen, öermag er nid)t;
e§ wadfjt überaß ber SBerftanb. §at aber ber ©omponift, wie eä
fdjeint, manches feinen ©tubien in S. 9W. t>on Sßeber, metteidjt aud)
in 2Renbel8fof)n ju öerbanfen, fo lerne er audj öon i^nen nodjj fwitt
ju fingen, bann wirb er aud| allgemeiner wirfen. ©idjer f)abeu toir
nodj öicl Xrefftit^cS toon i§m ju erwarten ; unter bem „wir" meine idj
bie 2Jtufifer. Dilettanten werben if)m wenig ®efdf)ma<f abgewinnen;
für biefe fdtjreibt er ju complicirt unb begiefiungäüotl, 3taliener mtb
3talienifirte würben iljn gar für einen Barbaren erflären. 5>ie ©tücfe
,finb beibe gleidj intereffant unb fpieten in fefjr öerfdfjiebener ©pf)äre.
SRamentlid) will mir ba& lefcte jufagen in feinem grüblerijdEjen toer*
langenben Ef)aralter, al8 ^ättc fidfj if)m ein fjotbeS Sßljantafiebilb
genagt, ba3 er nidfjt ju faffen öermödjte. 2)od| audj ba$ erfte f)at
feinen Sßertf). S)ie ©tücfe finb feijr ber Siebe wertf).
9L Sretyfdjoif, Souvenir, Sieb oljue ©arte. SBerf 4.
©er Gomponift ift al£ ßla&ierfpieler ju Sftuf unb SKamen gefom*
inen unb berbient e8. 8113 Somponift liegt er nodj in ber erften SScr*
puppung: ber Schmetterling ftet)t nodfj ju erwarten* ©ein Sieb offne
SBorte ift mefjr eine ©tübe, öon freunblid^er Sßirfung, ba8 ©anje aber
beinahe bürftig anemanber gefegt. SScrfud^e in fdfjroierigeren Sompo*
fitionSarten müßten üjn öorroärtö bringen. Slud) baft er nid)t bot
bem Snftrument fdfjreibe, me^r aus innen fjerauS ju geftatten fudfje,
möchten wir if)m ratfjen. @8 läuft nodfj atte§ ju fefyr auf gigur,
Effect unb $ingerwerf f)inau8. S)er ßomponift wirb bie3 öerfteljen,
wenn er g. SB. ein äfynlidjeä ©tücf öon 9Kenbel3foljn jur §anb nimmt
unb oergleidfjt, wie l)ier alles Äeben unb ©eele atfjmet, wie fwiftöofl
leidet e8 fid> jum ©anjen abrunbet. 2Rit SBorten läfct fid> ba8 fdjwe*
rer jeigen als am Etamer. äReljr über beS jungen Äünftlerä Anlage
unb föidjtung ju fagen, wirb erft nadj einem größeren SBerfe möglich
fein, ju bem er fid) balb Äraft unb $t\t fammeln wolle.
9iodj liegt un8 eine Sötenge fürjerer SJiufifftücfe öon SB. Xaubert,
Ä. ^enfelt, SB. ©ternbaie S5ennett unb ß^opin, öier ber
bebeutenbften ber jüngeren ßlaüiercomponiften, t)or, über beren Xalent,
S5ilbung unb SRidjtwtg fd^on öfter in biefen S3lättem bie Siebe war,
fo ba& wir ung fürjer faffen fönnen im Sobe.
SB. Xaubert, Erinnerungen an (sdjottfanb unb SJMnnelteber. 203
SSott SB. Xaubert juerft „(grinnerungen an ©d&ottlanb" [SBerf 30],
adjt Sßljantafieen ober $ßj)atttafieftüdEe, bie uns in if)rer foliben, edf)t
beulen Sßräge, toie grüneres beffelben XonfefcerS, ganj befonberS
erlabt. Die ©runbjüge feines mufifatifdf)en ©IjarafterS, Derbheit unb
Smtigfeit, oft ju einem gemütpdjen Junior gepaart, finben toir audj
in biefen 9fteifebilbern triebet. Steifen finb nun jtoar unter allen
Äünftlern toof)l bem SRufifer am toenigften erfpriefelidj ju feiner Äunft,
— bem Sinter fdjon mef)r, bem 9Mer am meiften; — unfere groften
Somponiften J>abcn immer ftitt an ein unb berfelben ©teile gekauft,
fo 33adf), $at)bn, 33eetf)ODen, obtooljl ein 83lidf in bie Sltyen ober nadE)
©icilien hinüber audE) biefen nichts gefdjabet tiaben möchte, ©iner
tReife burdj bie fdjottifdEjen §odjlanbe, bie SB. Xaubert Dor einigen
Sauren gemalt, Derbanlen toir benn audE) obige ©dE)ilberungen, unb
finb fie nidjt an Drt unb ©teile entftanben, fo bodj burdE) lebenbigeS
Aufbauen jener romantifcfyen (Segenben treuer unb materifdjer getoor*
ben. SRan empfängt in ber Sammlung mef)r als man erwartet, nidjt
blofje Sin«' unb 9tad£)flänge, 93ertoebung fd&ottifd&er SRelobieen ober
üariationSmäfcige Arbeit, fonbern eine 8teit)e bem ©omponiften für Doli
anjuredjnenber SKufifftüdfe, originelle ©cenen unb ©enrebilber, fämmt*
lid^ bie Sßljantafie auf baS 2tnmutf)igfte feffelnb unb unterljaltenb.
Stückiges ©urdjifpielen reidjt aud> fyier nidE)t t)in jum SBerftänbnifj,
unb ift bie SRufif nidf)t fd£)toierig ober tief, fo ttriH fie bod^ in iljrem
befonberen fiocalton ftubirt fein: bann aber wirb man mit ©rgöfcen
oft unb lange bei ben ©tüden Derweilen. 2ludj SuriofereS, Abenteuer*
ItdjeS läuft mit unter, nirgenbS aber auf Soften ber 3JhtfiI. 2Rit
einem SBorte, ber ©omponift Ijat in guter ©tunbe gefd&rieben unb
XDixtt, was er will.
3n „fed&S 9JKnneliebern" [SBerl 45] beffelben Sünftterä treffen toir
ebenfalls auf Diel greunblidjeS, toie es nur einem wirllidj mufifali*
fdjen ©emütl) entftrömen fann. 2KenbelSfof)n unb feine Sieber offne
SBorte fielen aber Ijier ju naf)e, als bafc man nidE)t ju SSergleic^en
aufgeforbert toerben müftte. 2)odj unterfdjeiben fidj bie Xaubertfdfjen,
toie fd^on burdE) bie 3nbiDibualität beS ©omponiften, fo burd^ bie flei<
nere gorm, baS rein fiiebermäftige ; in ©rfinbung, 9leuf)eit, SBertf)
ber Ausführung fönnen fie fid} freiließ mit benen Don SKenbelSfoljn
nidjt meffen. S)aS $eft fprid&t nur Don Xreue unb ßiebe« S)ie 2Rot*
toS über ben einjelnen ©tüdfen finb wof)t angebracht unb aus ©f)afe*
fpeare, Uf)lanb unb SB. 9Küüer entlehnt. $aS frifdfjefte unb ebelfte
an ©mpfinbung toill mir baS erfte fdfjeinen, fo oft eS aud> in ber
204 «. Jpenfelt u. gg. @t. Eennett, (Sfatrierftücfe.
melobifdjen ^ü^rung an 3KenbelSfof)n erinnert. S)ie anbem fielen
fämmtlidj gegen biefeS erfte jurüd. 3n einem ©tüd ju trier Jpänben
läfjt fidj auä) mit ber (Miebten fdjwärmen, fpiclt fie (Slamer; „in ber
Sommerung" ift es überf djrieben; bodE) f)alte iclj eS für profaifetyer.
3m Uebrigen jpridjt bie SWufif ben einfachen beutfdfjen ©pruclj ber
ganjeu Sammlung „Seine Suft ofjn' treues Sieben" ooHfommen aus.
Sin Stbolf)^ §enfelt tjaben toir nichts ju beflagen, als bafcer
uns fo feiten ©ctcgcntjcit giebt, über t^n ju fpredfjen. SBielleidjt, bog
er uns balb aus bem Sftorben jurüdfommt mit größeren SBctoetfcn fei*
neS gleifteS, toie eS öon feinem frifdfjen Xalent ju erwarten ftet)t.
günf Heinere ©tüde finb in biefer ßeit erfdjienen: ein tjalbweg geüb*
teS Äuge müfjte fie fdjon an ber lieblid&en Drbnung im Sftotengebälf
als ©tüde feiner ßompofition erf ernten; gehört, finb fie faum fe^lju
ratzen. Slm meiften fönnte man üielleidjt bei einem ©djerjo*
[SBerf 9] fcljwanfen, baS einen Drdjefterdjaralter Ijat ober audj einen
9Äittelfafc einer ©onate gegeben t)ätte; eS ift fet)r einfach, ernft, djaraf*
teriftifdj. ßebenbiger wirft ein Pensöe fugitive [SBerf 8] in beinahe
SBeberfdfjem Sljarafter, ben toir ju einem ©onatenfdjlu&fafc auSge«
fponnen wünfd&ten. ©ine f leine SRomanje [SBerf 10] in Bmoll et*
innert in itjrer leifen flagenben SBeife an SleljnlidfjeS öon §enfelt, töte
er benn ein ben grauenf)erjen oorjüglid} gefährlicher ©omponift. 9Son
jwei Notturno S [SBerf 6] mödjte idj nur baS jweite fo Ijeijjen, baä
ber Somponift nodf) aufterbem la Fontaine genannt — ntdfjt ganj tref*
fenb, tote midj bünft; als 2Kufiffiüd Hingt eS reijenb. SDaS erfte:
,©djmerj im ®lüd" ift mir nod) aus bem ©piel beS ©omponiften im
©ebacljtnifj ; eS fjinterläfjt einen gemifdjten (Sinbrud, baS ©cfjwanfen
barin jtoifd^en fieib unb greub' madfjt'S ; eS neigt fidj toeber jum einen
nodEj jutn anbem. S)er ©omponift fällte baS fetbft, wie eS wenig*
ftenS baS franjöfifdje SRotto auSfpritjjt. $lod) eine f$rage: Nir ftn&
fo reiclj an beutfdjen SiebeSfprüdfjen, warum fo gemütf)lofe fraujö*
We? -
©ternbale S3ennett fjat unS in „three Diversions" für Sßiano»
forte )u oier §änben [SBerf 17] auf baS Snnigfte ergöfct. 3MeS finb
audj fleine formen, aber weldje geinfjeit im (Sinjelnen bemtodj, wie
fünftler^aft baS ®anje, unb barin unterfdjeibet fid) ber fjöfjere Äünft*
ler oom mittleren, bafc er audj feine fleinften Arbeiten mit Siebe unb
©orgfalt befjanbelt, wäfjrenb fie ber anbere liebcrtid^ fjinwirft unb
* 6djumcmn gemtbmet.
323. ©t. tteratett u. tyopin, Sfomerftücfc. 205
meint, baS $eug öerbiene es nidjt beffer, unb er fdjüttele bcrglcid^cn
aus ben Slermeln. 3n ber Zfyat roüfcte id£) aufcer 2RenbetSfof)n feinen
ber lebeuben ©omponiften, ber mit fo wenigem Slufwanb fo toiel ju
fagen, ber ein ©tüd fo anjuorbnen unb abjurunben, ber mit einem
SBorte fotd^e Diversions ju fd&reiben toüfjte. ÄedereS unb ©eiftreidfje«
res giebt eS wof)t, 3arterc$ wtö SftettereS faum. (Sine SiebenSttmr*
bigfeit ift über bie ©tüde auSgegoffen, bie nur bie rof)eften §änbe ju
©Rauben mad&en fönnten, eine gütte ber föftlidjften Stnmutf) in ben
einfadjfien ^Bewegungen, überall Sßoefie unb Unfd&ulb. Steint es
bod), als ftünbe biefe auSlftnbifdf)e fcltcnc Sßunberblume gerabe jefct
in ifjrer buftigften 33lütf)e; ba eile man, fie ju betrauten. S)aS 8luS*
lanb giebt uns o^net|in fo wenig: Italien treibt nur ©d&mettertingS*
ftaub herüber, unb am wunberfamen 33erlioj fdjreden bie fnotigen
3luSwüdf)fe. Slber jener ©nglänber ift unter allen gremben ber beut*
f d)en Xf)eilnal)me am würbigften, ein geborner Sünftler, wiefelbft
$)eutfd)lanb wenige aufjuweifen. 8luf feine ßompofition jurücfjufom*
men, fo tfjut nichts leib baran, als bafc eS nodf) jweier §änbe bebarf,
fie ju genießen. SBielleidfjt liefen ficlj bie ©tücfe gefd)idEt auclj für nur
jwet umfefcen ; baS erfte ift fogar in biefer ©cftalt entftanben unb nur
arrangirt.
S3et SBeitem größer angelegt ift Sßerf 16 üon 23 en nett ßßljan*
tafie in A dur] unb gehört nur feinem Xitel nadf) in biefe fleine SBerf*
fdjau. SBie eine ©onate verfällt eS in öier lange, ganj ausgeführte
©afce, bie fid} gegenfeitig bebingen. 2)od) fdjliefct ber lefcte nidjt
eigentlich ab, wie er aud) früher als bie anbern gefdfjrieben. SBßir
müßten jum ßobe ber Sßfjantafie nur wieberfjolen, was wir über SBerf
17 gefagt, wenn jene ifjrer Stnlage nad) audj auf anberm ®ebiete
faielt, bei SBeitem complicirter, fdjmieriger unb anfprudfjboHer ift. Sin
fdjönen SMobieen ift fie überretdj, unb eS fdjmettert barin tote aus
Sftadjtigallenbüfd&en. 2tudf) an ben SSennett eigenen §armoniewenbun*
gen läfct fidf) ber S)id)ter erraten. SDer ©fjarafter ift in ben brei
erften ©äfcen überwiegenb Itjrifdd, ber lefcte ergebt fidf) bramatifdjer
unb regt bie Sßfjantafte am ftärfften auf: SWufifer, 2Kaler unb $oet
finben f)ier ©toff. ßu ifjrer S)arfteHung paffen nur wirflidje SMnft*
ler, Dilettanten würben fidj fd)Werltd() IjerauSjufmben wiffen, wenig*
ftenS bie SRe$Tga$l. 40
3Jon neuen Eompofitionen SfjopiuS fjaben mir, aufcer einem
igeft SKajurfen unb brei SBaljern, eine merfwürbige ©ammlung Don
HJrälubien ju erwähnen. @r geftaltet fidE) immer lichter unb leichter,
206 Gamttla Riegel.
— ober ift'3 ®ewöt)nung an feine SBeife? — ©o werben bie üRajur*
fen [Sßerf 33] im Äugenblicf anmutljen nnb feinen uns populärer
als bie früheren; öor aüm muffen bie brei SBalger [SBerf 34] gefax-
ten, anbem ©dfjlageS als bie gewöhnlichen unb in ber 2lrt, toie fie
nur einem Sljopin beifommen Wunen, wenn er in ba$ Xanjgemenge,
ba3 er eben t)ebt burc§ fein SBorfpielen, grofcfünftlerifd) hineinfielt
unb anbere S)inge benfenb, als wa3 ba getanjt wirb. (Sin fo flutten*
be$ fieben bewegt fidf) barin, baft fie wirflidjj im Xanjfalon improtri*
firt ju fein fdjjeinen. S)ie Sßrälubien [SBer! 28] bezeichnete idj afä
merlwürbig. ®eftel)' id), bafc idj mir fie anberS badjte unb toie feine
©tüben im größten ©til geführt. 33einalje ba3 ©egentljeil; e3 finb
©fijjen, (Stübenanfänge, ober will man, SRuinen, einjetne äblerfittige,
alles bunt unb ȟb burdj einanber. SCber mit feiner $erlenfdjrift
ftet)t in jebem ber ©tücfe: „griebrid) Sljopin f cJjrieb'S" ; man erfemtt
ii)n in ben Raufen am heftigen Sltljmen. ®r ift unb bleibt ber fütjnfte
unb ftoljefte 2)idf)tergeift ber ^eit. Sfadj ÄranfeS, giebetf)afte8, ab*
ftoftenbeS enthält ba3 §eft; fo fud&e Seber, was i§m frommt, unb
bleibe nur ber ?ßl)ilifter weg. 2Ba3 ift ein 5ßf)ilifter?
(Sin Jjoljler $arm
93on gurdjt unb Hoffnung aufgefüllt,
$)a& ©ott erbarm!
©djjliefjen wir befanftigenber mit bem fdjjbn ©djillerfd)en :
3eneS ©efefc, baä mit ehernem ®tab ben ©träubenben teufet,
$ir nid)t gilt'3. 2Ba3 bu tyuft, toaS bir gefällt, ift ©efefc.
3t. 6.
Camtlla {Hegel,
I.
Stuf bem ©oncertjettel ber 2Rab. 6amiQa Sßletyel prangten Korn*
pofitionen neben einanber, bie auf bie würbigfte Stiftung ber Äunft*
lerin fdjtiefcen liefen, 2)aS 6 moll^oncert öon 3Renbel2fo^n Ratten
wir öor Äurjem oon 2Kenbel8fol)n felbft gefjört. Qti war üttereffant,
ba3 ©piel ber lebhaften granjöfin mit bem be8 3Reifter3 ju toerglei*
djen; ben legten ©afc nat)tn fie fogar fd^netter. 3m Uebrigen mag
eanüdct $lajel 207
ber Somponift mit bcr immer mufifalifdjen Stuffaffung fidjet etnöer*
ftanben getoefen fein, bis auf etnjetne ©efangftetten, bie toir einfacher,
. innerlicher, toeniger affectoott gefptelt toünfd^ten. $faber3 als anbete
ßlatneroirtuofen, bie gar lein ganjeS ßoncert mef)r öffentlich ju @ef)ör
ju bringen toagen, gab un8 SKab. ^ßle^el fogar ein jtoeiteS, ba$ ©on*
certftüdf Oön SBeber, ba8 gerabe Ijeute ein boppelteS 3ntereffe bot, ba
es, ber Vorgänger be8 ßoncerta t>on äRenbeläfoljn, an öielen ©teilen
in bie Sßfjantafie be$, toie er'« fdjrieb, nod) jungen Äünftterä toerfüf)*
terifdj Itinetngefpielt Ijaben mag, fidj übrigen» in S^eü unb gein^eit
be$ Ausbauet mit bem Jüngern SBerle tooljt faum meffen !ann. 2Rab.
sßletjel trug e3 äufterft glüdlidj oor unb mit berfelben toarmen Sei*
benfd&aft, mit ber fie alle SÄufif aufeufaffen fdjeint. ©o fjatte fid(j
audj) im publicum balb jene freubige, mittjjeilenbe Stimmung öerbrei*
tei, toie fie nur nad) ©enufc unb Sßedfjfeltoirfung oon SReiftertoerf unb
Sföeifterfpiel auflommen lann. SSon bem ©tücf, mit bem bie Säuft*
lerin ben reidjen äÄufüabenb fdilofc, toünfd&ten mir ba8 ©leieije fagen
ju lönnen, bod) blieb l)ier ba» ©efdfjicf be3 fdfjaffenben XalenteS f)in*
ter bem auäfibenben offenbar jurücf; e3 toar eine Sompofition ber
SBirtuofin, in ber toir, felbft toaS au8 Xf)emen üon SBeber baju ge*
nommen toar, fdf)öner gefegt unb bearbeitet toünfdjjten. SDoc^ toar
gerabe f)ier ber SeifaQ fo raufdjjenb, bafc fie toieberfjolen muffte.
2Rab. ?ßlct)cf gtebt näd^ften ©onnabenb noclj ein jtoeiteS ©oncert
unb reift bann über ©reiben unb SBien nadj granlreid) jurfief. 2)ie
fjödjjft intereffante grau toirb überall burdfj iljr Spiel erfreuen, unb
mef)r ate ba3, buref) ifjre SSorliebe für ba$ ©belfte ü)rer Äunft ju
beffen Serbreitung mittoirfen.
[Setpjig, ben 28ften Dct. 1839.] 12.
II.
Sie Seiftungen fd&ienen burd) ben ©ntl)ufia3mu$ ju toadjfen unb
biefer mit jenen* S)ie genialtfdje grau f)atte fd&ön getollt: baS C moll*
©oncert oon Seetljooen unb „OberonS 3aubcrt)orn" &on Jpummel, unb
im geftrigen Äbonnementconcert ba3 Eoncert in E moll oon ffalfbren*
ner unb jum ©dfjlufj ba3 ©oncertftücf oon SBeber toieberf)olt. Äalf*
Brenner toar früher eine Qtxt lang i^r Seljrer, baljer bie SBaf)l; fie
fpielte e$ l)in, toie man ungefähr ein in jungen Sauren gelerntes
©ebid&t fpäter einmal toie jum SSergnügen jtd^ oorfpricf)t; bie öotlen*
bete ©d&ule toar in ber SKeifterin aufgegangen* 2m Koncert wn
208 Erinnerung an eine fjrcunbtn.
33eetf)ODen traten anbete ©eiten ü)rer mnfifalifd&en Sftatur Dor; fie trug
e3 würbig, ol)ne gel)!, im beutfdjen ©inne Dor, bafc uns bic SRufit
wie ein SBilb anjpradj, wäljtenb e3 in ber Sßfjantafie Don §ummel wie
ans luftigem ©eifterreidf) ju uns tjerabflang. 2)a3 Soncert Don SBebet
50g einen freubigen Slnfftanb nadf) fidf) ; e3 flogen 83lumen unb Sfränje
auf bie 2)idjterin. 2)a3 publicum fd&wärmte. ,,©3 ift me^r Sßoefie
in biefer grau als in jef)n XljatbergS", fagte 3emanb. SMe ^Bewegung
währte nodE) lange. Sie feine, blumenljafte Oeftalt ber ßünftlerin, i^r
finblidjeS SBeroeigen, als ob tt)r biefer Seifall nid£)t gebühre, nod)
mef)r, was fie XiefereS burdfj if)re Äunft offenbarte, wirb bie ©rinne«
rung nodj in bie 3ufunf* verfolgen, 2Rit ben innigften SBünfdEjen
fet)en wir ber fdfjeibenben Äünftlerin nadf), bafc fie Dom ©lücf, mit bem
fie fo SBiele erfüllt, audj an fiel) felbft erfahren möge!
[ßei^ig, ben 8ten 9loD.] %l.
(Erinnerung an eine Jreunbin*
(Eon ©ufebiuS.)
— 3m Äünftlerfreife, ber fidj im Anfang be$ 3af)re8 1834 in
unferer ©tabt ju bilben anfing, naljm Henriette Soigt, unfere
jfingft entfd&lafene greunbin, eine befonbere ©tetlung ein; eS fei iljrer
mit einigen SBorten in biefen blättern gebadet, bie jenem Vereine i^rc
©ntfteljung Derbanfen, an benen bie §ingefd)iebene ba3 lebt)aftefte 3n*
tereffe nat)m. S)ie3 Ijanptfädfjlicl) burclj Subroig ©dfjunleS, tl)re3 Sei)*
rer3 unb greunbeS, SRttwirfung. 33i3 jur 33efanntfdf)aft mit biefcjn
teuren Sünftler war Henriette SSoigt DorjugSwetfe ber alteren ©d&ule
jugettjan. ®int ©djülerin Don Subwig 93erger in Serlin, fpiette fie
befonberS beffen Sompofitionen mit begeifterter SBorliebe, anfterbem nur
Don SBeetljoDen. 2Sir wußten ba3, unb wie nun gloreftan fogenannte
„33eetf)ODenerinnen" nur mit 9Rül)e anfpredjen fann, fo wahrte e3 lange,
elje er, jugleid^ mit ©djunfe, ein 33erf)ältni& anlnüpfte, ba3 fpäter
eine SWenge fo freunblicfjer ©rlebniffe jur gotge ^attc.41 9htr einen
©djritt in iljr Ipauä gett)an, unb ber Sünftler fällte fid} §eimifd)
barin. Slufgetjängt waren über bem gtügel bie SMlbniffe ber beften
3Retfter, eine ausgewählte mufifalifdje SMbliottjef ftanb jur Verfügung;
Erinnerung an eine greunbin. 209
ber SHufifer, festen e$, mar $err int §au8, bie SWufif bie oberfte
©bttin; mit einem 2Bort, Sßirtt) unb 2Birtt)in fafjcn an ben Äugen
ab, roa3 9ftufifer§ SBünfd&e fein motten. 3n biefem ©inne mirb
nodjj mancher fremb unb unbefannt §erge!ommene be$ gastfreien $jau*
fe3 gebenlcn. ©d&unfe tt>oi)nte fidj balb ein; burdf) ü)n nmrbe Hen-
riette aud^ auf bie neueren Stiftungen aufmerffam, bie nadf) 33eetljo*
t>en§ unb 2Beber§ Xob fidj gettenb gemalt, ©o nmrbe tjranj ©dju*
bert Vorgenommen, unb toerfteljt e3 Semanb, mufifalifdje ©tympatfjieen
anjufadjen, fo ift er e3 burdj feine toiertjembigen (Sompofitionen, bie
föneller als SBorte bie ©emittier jufämmenfüfirett. daneben toaren
3RenbeI§foI)n unb Eljopin aufgetaucht; ber äReifterjauber be$ erfteren
^attc bie grau bis jur SSere^rung eingenommen, toäljrenb fie bie
Gompofttionen be3 anbern lieber fptelen I>örte al§ felbft fpielte. Sin
anberer fioddgefdjjä&ter ®aft be8 §aufe8 toar föofratl) $0$% ber fid^
gern toon ber greunbin Dorn Seben unb Sßeben ber jungem ftfiuftler
erjagten, toon iljren Seiftungen fidf) burdj iljr ©piel unterrichten liefe.
SDaju ftanb fie mit Meten namhaften Sünftlern in lebhaftem Sriefroed)*
ftt, bafe audj ber ÄuSmärtigen mit Xljeilnafjme gebaut mürbe, 2)ie*
fem regen Seben tourbe leiber unb ju früf) gerabe ber entrücft, ber e8
jum größten Xljeil Ijeröorgerufen. Subtoig ©cf>unfe3 ßranftjeit nal)m
im SSerlauf beS 3af)tea 1834 eine immer brofyenbere ©eftalt an. (Sine
treuere Pflegerin fonnte er nidfjt leidet finben als unfere greunbin,
unb fönnten SWenfd^en^änbe ben Xob abroenben, fo müßten e3 if>re
t>ermodf)t fjaben, atö benen er Xroft unb ®rmutt)iguug bis jum legten
SWjemjuge empfing. Sr ftarb, jung, als ßünftler öor feinem Qkl,
aber untjergeffen unb geliebt oon 9SieIcn> ©eitbem flopfte tool)t nodf)
mancher anbere Äünftler an ba8 befannte gaftfreunblidje §au% an,
bitbeten fid} neue SSer^ältniffe; ju foldE)' innigem unb bebeutenbem
©anjen mollte fidf) aber leinet me^r geftatten; bie jerriffeue ©aite
ftang nodjj lange nadE). 93alb fünf Satjre fpäter ftarb bie geeunbin
an berfetben Äranlfjeit, jener üerjeljrenben, bie bie SRatur bem Sieben*
ben fo gütig ju verbergen toeifc, bafe er t>on Xag ju Xag an Gräften
3Ujunet)tnen glaubt, unb fo feltfain täufdfjte fiel) bie Äraufe — bie bod)
eines XageS oon ben trübften 2lt)nungen ergriffen mürbe — , bafe fie
fid) titn be3f)alb, unb ineil ©d^toinbfüd^tige nur feiten an Xob glau*
Ben, gerabe mit jenen Stauungen ju neuen SebenSljoffnungen tröftete.
83i8 jum legten Stugenblide behielt fie aber biefelbe Siebe jur 2Kufif,
biefelbe aufopfernbe 2lnf)änglid^feit an it)re 9Jteifter unb jeigte eS in
f 0 Keinen 3ügen, »ie bafe fie oft felbft SBlmnen unb grüßte einfaufte,
© c^ u m a n n , ©ef . ©cfitif ten. N. 1 4
212 Erinnerung au eine fjrcunbtn.
t9tu3naf)men laffe id£) gelten), woraus jtdj nod> S3effere3 unb klareres ent*
wideln mufj — e3 ift ein Äämpfeu unb Sftingen, aber ber ©ieg liegt wof)l
nodj weit.
10. ©eptr. 1836. — Sßarum erlernt man Ijeut ju Xage fo triele
©prägen? waf)rlid(), um mit Dielen 3u^9en biefelbengabatfen jureben —
wenn boc^ Seber erft feine 9Jiutterfpradje richtig fprädje unb fd^rtebe!
13. September. — ©eftern war ©l)0pin fjicr unb fpielte eine f)atbe
©tunbe auf meinem glügel — $f)antafie unb neue ©tüben öon fid) —
intereffanter Sttenfdj, nod) intereffantereS ©piel — e3 griff midj feltfam
an. S)ie Ueberreijung feiner pl^antaftifcljen 2trt unb SBeife ttjeilt fid)
bem ©djarfljörenben mit: idfj Ijielt orbentlidE) ben Sttfjem an midj.
33ewunbern8Würbig ift bie 2eid)tigfeit, mit ber biefe fammtenen Singer
über bie Xaften gleiten, fliegen mödf)t' idf) fagen. @r i)at midfj ent*
jüdt, idj f ann e3 nid^t leugnen, auf eine Sßeife, bie mir big jefct tto^
fremb war. 3ßa8 midf) freute, war feine finbtidf)e, natürliche Slrt, bie
er im 33enet)men wie im ©piele jeigte.
10. Cct. — ©onberbar, wie mand&er Ipang, ber fidf) fdfjon in ber
Sinb^eit offenbart, big in fpäte 3af)re an uns fyaften bleibt, fo aud)
ba8 ©egenttjeil — jeglidjeä SSiberftreben. — SSon jeber füllte id^ 8b*
neiguug gegen alle ©eiltänjergefdf)idf)ten, 83ereiterfünfte u. bgl. — fo
Ijat fidf) biefe 3tnfidf)t ganj unbewußt in bie Sunft tiinübergefdfjlidjen,
unb wenn idf) audf) für ben Stugenblid midf) jum ©taunen f)inreifjen
laffe, fo fefjrt batb mein angeborner äöiberwille jurüd. — SJiur leine
©eiltänjereien in ber SKufif — wie wirb bieg §eifigtf)um baburdjj pro*
fanirt. — Äünftelei ift ja feine Sunft — wie oft wirb baS Ijeut
ju Xage toerwedjfelt. 3ltte§ muft bie Statur jur ©runblage f)aben:
wenn aud} bie jüngere, weiter ftrebenbe ©djwefter, bie Sunft, tjöljer
t)inauf in geifttge ©pf)äre treibt, bie ©runblage ljat fie bodfj t>on ber
älteren ©dfjwefter — benn gäbe eä of)ne SKatur waljre Äunft, oljne
©Ott eine SEBelt? unb bodf) wirb biefe mef)r angeftaunt unb ber ©Ott
oft barüber öergeffen!
20. Dct. — 2Betdf)e reine greube genofj idf) l)eute burdf) ben SSlid
in eine au3gejeidf)nete, f)odf)gebilbete ©eele: — idf) las einen 2htffa|
oon 2Jiofdf)ele8 über Schümanns ©onate — er ift ein SKeifterftücf tooller
(Sinfidfjt, Älar^eit — er trifft immer baS 2Bat)re unb fagt un£ burd)
ein paar SSorte ba8 toottftänbigfte Urtfjeil. — SBie wot)l tljut e£, foldje
golbene grüßte ju erbliden in einer Seit, wo ba§ geiftige Dbft meift
unreif abgenommen wirb. — 2Rofd)ele3, t)ätte er midf) gefe^en, t)ätte
mid^ um meine greube über feine SBorte beneibeu muffen.
Erinnerung an eine greunbin. 213
21. Dctober. — Sßie pafcte t)eute be3 StttoaterS §a^bn f oftbare
B dur*@t)mpt)onie ju SRofdjeteS 2Iuffafe — biefe ©onnenf larfjeit ! —
$immtifdf|er 2Bof)ttaut liegt in biefen Stangen, bie nidjtö öon SebenS*
überbruft merfen taffen, bie nidjts erzeugen al3 grofjfinn, Suft am
S)afetn, finblidtje greube über SlHeS, unb — weldj ein SSerbienft tjat
er baburdj noef) um bie jejjige Qtxt biefe franftjafte ©pod^e in ber
SRufit, wo man fo feiten innerlidE) befriebigt wirb.
3. 9iotj. — §eute fpielte SRenbetefoljn ba$ Gdur<&oncert öon
33eett)otjen mit einer 9Keifterfdfjaft unb SSottenbung, bie Stile fiinrifc. —
3<f| ffatte einen ®enu§ wie fetten im Seben unb idjj faft ba, ot)ne ju
atfynen, ot)ne ein ©lieb ju rühren, au3 gurdfjt oor Störung. — Die
Sngft nun, uadEj bem (Snbe mit ben Seuten fpredEjen ju muffen, fdfjiefe
Urteile unb 83emertungen ju Ijören! — idj mufcte ben ©aal toerlaffen
unb in bie frifd&e Suft.
20. gebr. 1837. — 9tie betete idj baä SBaterunfer frommer als
lieute, bor bem 83ette meinet ÄinbeS fnieenb, mit einer Snbrunft, als
wäre e3 ©ott felbft, toor bem ict) in 8lnbad£)t nieberfän!e.
11. 3uni. — 3d(j begreife nidfjt, tüte fo Diele SÄütter (unb id}
erfahre e3 tägtid) im Seben) itjre Äinber fortfdjidEen lönnen, um freier
ju atfjmen — id(j atljme nur frei, toenn mein $inb bei mir ift, fonft
läfjt e$ mir nirgenbs 9fhtt)e — unb wie fann man ftdj bed ©enuffeS
berauben, e3 fo lange unb fo oft als nur möglidj ju fefjen?
13. 3Rärj 1838. — 2Äenbetefoljn3 SßauluS ift ein SKormatwerf,
unb wirb eine feiner Sompofitionen it)u unfterbtid^ machen, fo ift e8,
bünft micij, bieö Oratorium. 3d} fagte e8 balb nadj ben erften $ro*
ben, bie idj mitfang, ba mir atte8 barauS gleidfj fo flar in £)t)r unb
§erj brang, unb jefct beftätigt e§ bie Stufnaljme, bie biefe Schöpfung
überall finbet. 2Bie gtüdflid) wir, bie wir e3 unter be3 SWeifterS eigener
Seitung tjören unb ausführen bärfen!
12. Stprit. — SBeldEj eine traurige ©mpfinbung e$ attemat in mir
jurücfläftt, eine SSirtuofenfamitie ju tjören! — SBenn baS ganje
Seben eines 2Äenfdjen nur auf 2Red}anif gerietet ift, fo toirb fdjon
ba£ S)afein be3 ©eifteS fd&wer öergeubet! — Sfiun Ijöre man bie Sei*
ftungen foldjer bon früt) an jur 9Jiufil gepeitfdjten Äinber, biefeä
unreife ober überreife SBefen — ad) mir ift babei fo bange ju SRutfje —
idj möchte biefe armen ©efd&öpfe auf anbere Salinen bringen, iclj fann
fte nid^t bewunbem, nur beftagen.
25. Stprit. — 9Gact| unb nac^ ift e3 mir gleichgültig geworben,
was bie SBett benft unb fagt. — S3on mir beuten bie Seute, id^ fpiete
214 Erinnerung an eine greunbin.
ungeheuer mel unb lebe meinen Siebling8befdf)äftigungen , wäljrenb in
2Birflidf)teit SBodfjen toergeljen, ot)ne ben %lüqitl ju offnen, bafj idj
fpiele, Icfc unb fonft etwas treibe, als — biefeS fcfyretbe in einer ßeit,
wo Sttnbere fdjlafen, ruf)en ober bie eble 3e^ *n ©efettfdEjaften ju*
bringen, — ba8 ift aber ber Unterfdfjieb be8 emporftrebenben SRenfdjen,
bafc er benft unb wadjjt, audEj wätprenb er niebere Arbeiten üerric^tet,
bafc er fortfdfjreitet unter aßen 58erl)ältniffen — aber biefeä gort*
f djreiten fönnen bie Seute nid^t begreifen unb meinen, nur im
©tubiren liege ba8 SBeiterfommen — e3 liegt ganj wo anberS,
fonft fäme au« fo melen ftubirenben köpfen nid^t fo mel ©trot) unb
Jpolj f)erau3.
15. September. — §eute fangen wir ben SßauluS in erleuchteter
Äirdfje. — 3df) l)abe nun in biefem tote im Dorigen 3&ljre äße Sßroben
mitgemacht unb lenne baS SBerf gientlid^ in* unb auswenbig, bennodj
toeife idEj feinen äljnli^en ©inbruef — biefe ©röfce unb ßrf)abent)eit
unb bie$ tiefe innige ®efüt)l — man wirb burdj unb burdE) befetigt.—
ü! biegreube, unter feiner Sehung biefeS SBerl ju fingen, in feine
Änfidjten einjugeiien!
22. ©eptbr. — §eute war iä) in einem fiaben, wo baB SReufte
ber aReffe ju feljen war in ungeheurer gütte unb nur ^ßu^fac^en ! —
SMefe 9Renfdf)en atte bie ba tauften, biefe SRenge bie ba oerfauften,
ein drängen unb Xreiben jum Sßaljnfmn! Sitte liefen burdjeinanber
unb SSiele verloren faft iljren Äopf über ba§, was fie barauf fefcen
wollten. — @8 brangte fidj mir unwittlürlidfj eine Xtyant in8 Äuge,
mir fiel §immet unb Srbe fo fd^wer auf 8 $erj — idj backte: biefe
Slnftrengungen atte, woju? warum? — um ju leben bod) mdjt?
nein, um fidj baS Seben auäjufdjmüdfen! — 0 t>or atten lünftlic^en
SBlumen werben am Snbe bie ßeute bie unfereS ©df)öpfer3 nidjt met)r
anfeilen — icf) mufete fort.
2)a8 Xagebudj für 1839 enthält nidfjtä als bie einzigen aljnungS*
fcljweren Sßorte:
3. ganuar 1839. — SRit weldj' bangen, bewegten ©efüfytet be<
grüfee id> ba« neue Saljr — was wirb e3 mir bringen, greube ober
Xrauer? — SBerbe idt) am ©d£)luffe beffelben nod) Ijier weilen auf ber
Srbe? — 2Rutl) unb ©tanbljaftigfeit ! — ©ott t)ilft mir gewifc, fo
ober fo!*
* $m 15. October beffelben S^reS befdjloß Henriette SBotgt üjre irbijdjc
Saufba^n — 30 3djre alt.
S. fiacombe, ©onate. 215
Sonaten für fliötioforie,
2. ßacombe, ^Ijaittaftifdje (Sonate (Fmoll). SBerf 1.
®t fetter, (Sonate (Dmoll). SBerf 9.
g. SB. (SJrunb, ©ro&e Monate (Gmoll). SBerf 27.
ihtabe, Säugling unb SÄann formen faum meljr toon cinanber
uerfdjieben fein als obige ©onatemoerfe, unb toüfct' idj nid)t jufallig,
t>af$ iljre SScrfaffer toirflidj in folgern Stttertoerf)ältmfj ju einanber
fielen, fo müßten eS tfyre Slrbeiten berratf)ett. Unter bem Änaben oer*
ftefje man aber feinen beutfd)en, fonbern einen franjöfifdjen, einen toon
jenen früt)muttyigen, wie man fie in Sßarifer ©meuten toöfjl mand)mal
SBarricaben errieten fteljt, bie in einer Stmoanblung oon SebenSüber*
bru& bie 23affe roof)l gegen fid) felbft anlegten, — ober mufifalifd)
beutlidjer, ein 33erliojianer, ber audj baS ©einige beitragen toiU jur
franjöfifd)en SRomantif, mit üiel Sourage unb einiger $f)antafie be<
gabt ein lebhafter, intereffanter, nie verlegener Surfte. 2)afc er fid}
gerabe auf bie ©onate geworfen, eine SÄufifart, bie in granfreid) nur
mitleibig belächelt, in ©eutfdjlanb felbft faum meljr als gebulbet toirb,
ift toofjl aus feinem längeren Slufent^alt in $)eutfd)lanb tjerjufdjrei*
ben, too er fid) fdjon toor %cfyxzn als clamerfpielenbeS ßinb Sftamen
mad>te, unb feitbem ift er als Spieler bebeutenb öorgefdjritten. ©eine
©onate erinnere iä) mid) von i^m felbft gehört ju ^aben in einem
©oncert in SBien; er fpielte fie fjödjft fertig, mit glänjenbem Änfd)lag
unb golbrein. SBien fiatte aufcer Xljalberg faum einen, ber i^m im
Spiel t)ätte bie ©pifce bieten fönnen. S)ie Eompofition ttmrbe bamalS
faft einftimmig Dom publicum baljin geftellt, too fie fyütgeljört, als
«in nidjt talentlofer 33erfud>, ber nur unter ben Rauben eines guten
Spielers, beS Somponiften felbft, bis jum ©djtufc ju genießen, »af)*
tenb er unter anbem mitletbloS ju ©rabe getragen toorben wäre* ©o
ift** mit Sattlerarbeiten, unb man madje bie $robe. (Sin fd)led)ter.
(Slamercomponift gebe feine SRadje einem fd)led)ten ßlairierfpieler, ein
Drdjeftercomponift fie einer ungefdjicften 9Kaffe, fo treten bie Sdjtoä*
djen erft redjt fd)reienb f)erauS, »a^renb anbererfeitS eine SReiftercom*
pofttion aud) toon Stümperf)änben nidjt ganj tobt ju madjen. Xrojj
ber SÄängel ber jungen ©onate bürfen wir aber beS ©omponifteu fei*
teueres Streben, aus bem ©anjen ju formen, nrillig anerfennen. SBaS
fid} XrioialereS in ü)r finbet, ift junädjft einem SWiftoerftefien beS
216 ©t «geller, ©onate.
neuern fogenannten ftympfjoniftifcljen ©Iat>ierfttIS unb *Spiel3 juju*
fcljreiben. 25a3 Staöier fott in feiner SBeife, mit feinen 3Ritteln 9Kaf*
Jen anwenben bürfen, Stimmen<f)araltere borfüf)ren unb fann e§, nur
aber nid)t, bafc e8 wie ein arrangirtea Drc^cftertutti ausfielt, Xremo*
Io3 in beiben $änben, §5rnergänge u, bgl. Solche Stellen aufge-
nommen, enthält bie Sonate audj manche wertvollere, fo gleid) ber
natürli<f)e §auptgefang im erften Xljeil, wie benn überhaupt bie erften
Seiten ©ang unb Bewegung fjaben, bis auf ben ©intritt be§ SKittel*
tt)eit3 unb beffen gortfüljrung, jene ©teile in ber ©onate unb Sljm*
Päonie, 100 ber ©djüler meiftenä öerungtücft. 35a8 Sfabante ift fdjwadj ;
audj in if)tn Ijerrfcljt jener unrichtig auf ba3 Slaöier übertragene
Drdf)efterdfjarafter; nicf)t minber im Sdjerjo, boc^ weniger bfirftig.
Sliiftänge an 95ectt)ot?cnfd^c Stjmpljonieen finben fidj, wie in ber gan*
jen ©onate, fo namentlich im Sdjerjo. ©er lefete ©afc ift franjö*
ftfdj, Stuberifdf), ©traufcifdj ober wie man will, am Sdjlufc mit %$aU
bergfeljen Sprüngen, bie wenig in eine ©onate paffen, bis jule^t atte^
in 8ftaud) unb flammen aufgebt unb Dom Spectafet, toie nad) bem
galten be§ 33orf)ange8, faum meljr übrig bleibt als ber Sd£)Wefelgerud>
naclj einem Xljeaterwetter. Su Summa, ber Somponift rette fid) oor
bem überfjanbneljmenben SSirtuofen burclj gleifc unb Stubien in ber
Sompofition ; of)tte Schüler gewefen ju fein, ift nodj leiner ein SWeifter
geworben, unb ift ber SJieifter ja felbft wieber nur ein f)öf)erer Seljr*
ling, unb ber Seetfioöenfdjen Sonate in Bdur, ber einjig* großen,
gingen 31 anbere S3eeti)0öenf^e toorauS.
gängt freiließ Semanb fo an wie Stephen geller,* beffen
Sonate wir als bie Arbeit eines 3ünglingS bejeidfjneten, fo erlaffen
wir iljm einige oon ben 31; er wirb fdfjon mit ber je^nten 9Ketfter*
IjafteS ju geben' wiffen. £)t)ne met SBorte, in biefer erften Sonate
ftedt fo üicl Söhttterwifc, bafc wir uns oor fünftigen fürchten bürfen,
fo toiel genialifdjeS 33tut, bafc man eine jiemlidje Steige $arifer Som*
poniften auf bie 3)auer bamit öerfe^en fönnte. So fünbigt pdf) nur
. ein wirflidfjeS Talent an unb forbert ben Sdjarffinn ber ßrttif IjerauS,
bafc fie it)m nur beifommen mödjte, wenn fie ßuft f)ätte. 3$ toüfcte
SldjilleSferfen; aber ber Somponift ift aufjer ein guter Kämpfer, wie
ber griedf)ifd£)e §elb, aud) ein guter ßäufer; im Äugenblicfe, wo man
ii)m beifpringen Will, ergreift er lad&enb bie gludjt, im näd&ften ÜKo*
ment fidfj wieber fampf fertig ju geigen; er ift ein f dfjlauer ©omponift.
(Srft fett feinem SBerf 9 nannte er fid) ©teptyen ftatt Stefan.
@t Setter, ©onate. 217
ber jebem Xabel mit einem befferen ©ebanfen juborfommt als bem
erwarteten, titelt Don ben (Srajien geliebt als if)nen folgenb, unb feine
©onate ein redjter Vorwurf für orbentlidfje SRecenfenten, bie eS immer
erft f)interi)er fagen, wie etwas nid)t fein fott. SBCtfo jeigt fidj Stephen
fetter in feiner ©onate. SWan tüirb fragen, wer, wo ift er? —
worauf bie furje Antwort : er ift ein geborner Ungar, reifte fdfjon als
falbes Söunberfinb, lebte unb bidjtete bann in SlugSburg unb verlief
fidjj fpater leiber nadfj SßariS, £)ie ©onate lenn' idf) fdjjon feit einigen
S^ren im Sttanufcript. 3)er ßomponift fdjicfte fie mir in viertel*
jäfjrlidjen Slbfäjjen ju, nidjt ber ©pannung wegen, fonbern weil er,
wie er fidj ausbräche, tangfam brüte unb mit triel 3ritoerluft, unb
„was eine ©onate überhaupt mef)r märe als teuerer?" — ©o liegt
fie nun fertig ba, baS geflügelte Äinb einer feltenen Sßfjantafie mit
feinem claffif dj * romantif djen 3)oppelgefid()t unb ber oorgeljaltenen
^umoriftifdjen SäKaSfe. SBer etwas liebt, glaubt eS aud) am beften ju
üerfte^en, unb in einem öon S3cetJ|ot)en wieberflingenben Eoncertfaale
fielen oft 3)ufeenbe Don Säuglingen, feiig im §erjen, Don benen jeber
für ficlj benft: „fo wie idf) rjerfteljt it)n bodj Sftiemanb", 3m beften
©inne getrau1 idf) mir benn bie ©onate ju erflären als ein ©tücf aus
bem Seben beS ©omponiften f eiber, baS er wiffenb ober unwiffenb in
feine Shmft überfefete, ein ©tüd mit fo t>iel innerem 9Konbfd(jem unb
SRadjtigattjauber, wie eS nur ber Sugenb ju fcljaffen möglidj, in baS
wof)l aud} oft eine Sean Sßaulfdfje ©atyrtjanb hineingreift, bamit eS
fidj nidfjt ju weit entferne üom gemeinen SebenSmarft. %xH idj nid&t,
fo wollte eS ber ©omponift fogar einer Sean Sßautfdjen Sßerfon bebi«
ciren, ber Siane öon groulatj; ein ©ebanle, ben i^m mandfjer anbere
©ebicator feljr üerbenfen mödjte, ba baS SÄäbdjen fdfjon längft ge*
ftorben, unb überbieS ja nur in einem 33ud(j.* Aber Siane t)ätte bie
©onate Derftanben, wenn audj mit 33eif)ilfe ©iebenläfeS, ber ja felbft
einen „©djwanjftern", ein Sjfoablatt, eingefdjaltet im ©dfjerjo. S)te
©onate möge benn ifjren Sauf antreten burdEj biefe profaifdje Sßelt.
©puren wirb fie überall jurfid laffen. Sie Alten werben bie Sßerücfen
f Rütteln, Drganiften über gugenlofigleit f freien unb $ladjfenfingen*
fc^e §ofratt)e fragen, ob baS aud) ad majorem Dei gloriam** com*
ponirt wäre, was ja $ntd ber SRufif, unb SBerbienft nebenbei? —
©inftweilen t)alte fidf) ber jugenblidje 2)id(jter braö beieinanber, laffe
* 3m %itan.
** SBaljlfonid) be3 ©. 6$tumgfd)en „$eutfc§en SRationafoereinS" unb ber
„gatjrbfidjer" beffetben.
218 S- SB- ®runb, ©onate.
bic Sßeltftabt öergebenS um fidE) tofen unb toben unb feljre batb mit
boppeltem 3fteid[jtf)ume ljeim. Unb bringt er uns bann feine jeljnte
©onate mit, wollen wir tf)m freubig btcfc Seilen öorfyalten, wo wir
auf it)n als auf einen ber wifcigften unb tatentöoUften mit fronen
Hoffnungen Ijingewiefen.
6S bleibt uns nodf) bic brüte ©onate übrig, öon g. 333. ©runb
nämliclj; ©runb genug, wie gloreftan wortfpielt, etwas SßertljeS unb
XücfytigeS ju erwarten. §ut ab öor bem erften ©afc! 6r gilt mir
bie ganje ©onate; in ifjm ift SBeilje, ©djwung unb Sßfjantafie; bic
anbem ftetjen jurüd. ®S giebt eine äfjnttdj geformte ©onate öon
33eetf)Oöen, eine ber wunberöotlften, Wo bem füfyn letbenfdEjaftlidjen
erften ©afc (in Emoll) ein einfädlet ariofer (in Edur) nachfolgt*
unb bamit fdjlie&t. 3)ie öon ©runb ift ät)ntid> angelegt; aber jur
©rfinbung beS erften ©afeeS ftefjen, wie gefagt, bie anbem ja blafj
baneben. 33iettei<$t, bafc btcfc erft fpätere Seit m<fy SBottcnbung beS
erften gefdjrieben finb, wo bann fommt, bafj ber Somponift nid£)t meljr
in ber urfprünglid)en ©timmung fortzufahren weift. $)enn fo fem
wfif)It bie *ßf)antafie beS SKuftlerS, bafc, einmal bie ©pur öerloren
ober öon ber ßeit pgcf dfjüttet, fie fpäter nur burdj gfüdflidfjen 3ufaß
in feltenem Slugenblicf wieber aufgefunben wirb ; barum wirb aud) ein
unterbrochenes, bei ©eitc gelegtes 2Ser! nur feiten ein fertiges; lieber
fange ber ©omponift ein neues an, entf df)lage fidf) ber Stimmung
ganj. SSBär' eS aber mit ber ©onate öon ©runb nidfjt fo, wie idj
öermutlje, fo müfcte man ben SIbftanb beS erften ©afceS öon ben
anbern für einen 9tad)laft an fd)öpferifdjjer Sraft anfe^en: ein SSor*
Wurf, ber ungleidj mef)r fdfjmerjen würbe, ©enug, ber erfte ©a|
reicht t)in, bem Somponiften unfere Stdjtung jujufprcdfjen. S)ie Xon*
art beS ©afceS ift Gmoll, jene Sieb fingst onart ber äRufifer, aus ber
f^on manches SÄetfterwerf ^eröorgegangen : ber (Sljarafter bem Sei«
wort entfpredjenb,** baS wir im Anfang beS SluffafceS öergleidjweife
auSfpradjen. S)er würbige, öietteid&t ju ,anfprudf)loS jurücftretenbe
SKann möge weniger fparfam fein mit Veröffentlichung feiner 2Berte;
ber Xf)eilnaf)me ber Seften fei er öerfidjert. 12.
* 2Serf 90.
** namlid) „mannhaft".
SJhtfifoerein $u ftgrife. 219
Der Statt- tmb domvxunal-Mnfikmtm ju ityrty.
ßnftige Begebenheit* öon gloreftan.
3)aS ©täbtdjen Sftjrij} jeid^nete fidf) toon jef)er burd) Siebe jur
9RufiI aus. SBie eS ganje ©djadj fpietenbe Dörfer giebt, anbete, bie
iljr DollftänbtgeS X^eater f>aben, fo festen Sfyrifc wie ein grofceS §auS
eines ©tabtmufiftyerrn, wo aus jebem genfier jur Xag* unb SKadjtjeit
t>erfd()iebene 3nftrumente herunter — unb hinauf Hingen. S8om
(Kantor bis jum 9tad&twäd()ter l)erab war alles mufifalifdf). Slber man
irrt, wenn man glaubt, bie Harmonie wäre in Shjrijj ju $aufe ge*
wefen. ©d&on lange Ratten fid} in if)rem ©djoofte geheime Parteien
gebilbet; ja Ratten fid) nidjt toor ber Xljüre beS föegimentSobertambourS
$reffer (eines offenen SftomantiferS) in ber 2BalpurgiSnadf)t ganje
©ruppen blafenber unb ftreidjenber Sln^änger geftettt, um mit üjrem
<£§ef jum §aufe beS DberbälgentreterS Äniff (ber als Oberhaupt ber
anbern Partei ju betrauten) ju jie^en, f eibigem bie „SBefjmridjter*
ouöertüre" u. a. ^offen aufjufül)ren, wäljrenb Äniff bie jum „ßaltf
Don 93agbab" anftimmen lieft jur ©egenwelp! Sine greuliche 9Kufif
war'S, ein Äampf beS Sfteuen unb alten; baS ganje föjrifc goljr.
Stber baS SBidjttgfte lommt nodf) unb bie Sachen würben toerwtdEelter.
2Bem in Sfyrifc wäre nidjt ber ju allen XageSftunben auf ben ©äffen
fid&tbare grifeur Sippe befannt, Sippe, ber 3anitfdjar, bCr alle 3n*
ftrumente fptelte unb jebeS fdtjledjt. Sippe, berSafont unb ^unberte
in SßariS frifirt unb julefct auf bem ©djub üon ba in feine §eimatf)
jurüdEtranSportirt würbe, ber burd^triebenfte SBinbbeutel, ber grefferS
Xodfjter bie ßour machte, wäfpenb er beim $niff *>erfid£)erte: er wolle
alle grefferfd&en SRomantifer fengen unb brennen, wie fie'S öerbienten.
3m ©runb beS $erjenS aber fdjimpfte er eben über alles unb wollte
nidE)tS, als auf ben ©<f)ultern ber fämpfenben Parteien fidj felbft jum
aRufifbictator in Sftjrifc emporftfjwingen unb julefct grefferS Ijübfdje
©abine l)eimfüt)ren. Shjrifc, wie warft bu toerblenbet, als bu ben
SBorten aus bem im Äijrifcer 2Bod)enblatt mit ®. ©. unterjeic^neten
Slrtifel ©tauben beimafteft, ber folgenbermafcen lautete: „3)ie SKufif,
bie bodj fein foll bie Harmonie beS ®wig*©d()önen, bie bie S3anbe
jwifd&en ©Ott* unb 9Kenfdf)t)eit nur nodf) fefter fnüpfen foll, Ijat in
* ©ie fyatit einen fombotifdjen 93ejug ju ben bamaftgen 3uftänben einer be*
rühmten 2ttufifftabt. [<S$. 1852.]
220 SRufifoeretn ju föjrife.
biefer guten Stabt nodf) unlängft ju ben bebauerlidfjften Auftritten ge*
fil^rt. Sonnte man ä^nltd^cn SSorfäöcn nid)t fteuern burdO ^Bereinigung
jämmtlid^er l)icfigcn SRotabilitäten, unb fotttc eine folcfye nid)t burd) eine
förmliche (Sonftituirung eines »Styrifeer ©tabt* unb Sommunalmufif*
öereinS« am leidEjteften ju erreichen fein, ttrie ja äffnlidlje Vereine es
in alten **fdf}en Staaten giebt? Sonnte man ttid^t ju gleicher 3eit
audfj (Sfjrenmitglteber (bie correfponbirenben toerfteljen fidj offneljin)
ernennen (äffen unb würbe nidfjt unf er trefflicher 95ürgermei(ter Sau 1*
fufj geneigt fein, baS Sßrotectorat biefeS SBereinS ju übernehmen?*
9Jiit Sippe ftanb eS aber folgenbermafcen, fdfjledfjt nämlidf). Sr
fjatte mel ©Bulben unb wenig Äunben; er muficirte, wie er frifirte,
im f)bd)ften ©rab oberflächlich, obgleich baS erftere mit utet)r gleifc,
baS jwette mit meljr Xalent; er f)at ßeit feines SebenS immer jwifd)en
Ion* unb igaarfünftler gefcf)Wan!t 3Äit aller Sraft Hämmerte er fidj
nun an bie SJiufif, ba fidj bie Sijrifcer ^aarlbpfe unb Sßerücfen feinen
fjaarfünftlerifdfjen §änben entjogen; ja er toerfidfjerte, Den fcpnften
XituSfopf toernadljläffige er über ber attojartfdjen XituSmufif. Salj
man üjn aber je auf ben ©äffen fliegen, bafc bie ©önfeljeerben in bie
§öf)e flogen, fo gefdjaf) eS ben Xag nadEj ber Stitjeige im SBod^enbtatt.
3Son ij&aus ju JpauS rannte er, bie Statuten beS SommunafoeretnS in
ber Xafdfje unb bro^te mit ®ljrenmitgliebfcf)aft; ja felbft bu, würbigfter
Saulfufc, fdfjwanfteft einen Stugenbücl unb gabft fdjmunjetnb nad)
unb Sippe'n bie ^erüdfe überbieS jum grifiren f)in; mit iljm nod|
anbre Sßerücfen. Seijon jubelte Sippe; ja er f)e$te, was er fonnte,
Treffers unb SniffS Parteien nod£| wütljenber auf etnanber, üom
Sampf für fidf) ©ewtnn ju jieljett* lieber Stjrifc lag es fdjwer ttrie
©ewitterwolfen ; alles pfiff unb blies unb ftridf) wie waf)nftnnig burdj<
einanber. 2Jiitten im Stufruljr erfdfjoti eS: „wo ift Sippe? ber ©lenbe!
ber SBinbbeutel! ber *ßral)lf)anS!" 95ei berSaterne erfannte man i^n,
unb f)ier falle ber Sdjleier über bie Scene. Selten würbe wofjl ein
SWenfclj fo übereinftimmenb burd&geprügelt. 2tHc Snftrumente würben
auf Sippe gefpielt, bie §ombläfer bliefen iljm in bie Df)ren, bie
SBioliniften geigten burdfj feinen SJiunb, an feinen $üfcen fingen
jwei f leine ^ßaufanten, bis greffer, burdf) feinen Sieg befriebigt, jum
Stbjug blies. —
SBä^renb beS ©etümmels famen ein paar SDatribSbünbler jum
Xljore hinausgefahren, bie bie Parteien burd&fdfjttitten* Jpalbtobt trug
man Sippe in bie SBorftabt, wo er woljnte, wäljrenb fidl) jene nodf)
ladjjenb aufjeid^ueten, was man eben gelefen. — 43
1840.
J> ! |J%H%frSa^^
\rr&
Jar (Eröffnung bes 3ai)re< 1840«
£)ie 3eitfd)rift beginnt mit bcm heutigen Xage ifjr jtoölfteS ©e*
mefter. ©ebanfen alter 9lrt fd&üefcen fiel) an folgen Stbfdjnitt, Sßünfdlje
unb Hoffnungen werben an if)tn laut; aud) t>erjeif)t man fidj gern an
bem fdfjönen geft. 3nt Äampf ber 9Jieinungen, felbft mit fampfenb
unb meinenb, ijaben; mir au bem (Sinen feft gehalten: üor allem
beutfdf)e Sunft ju liegen unb ju pflegen. UuerfdfjütterlidE) fteljt aud) in
un3 bie Anficht, ba§ wir nodfj feineStoegS am Snbe unferer Shinft
finb, bafe nodj mel ju tffun übrig bleibt bajj latente unter uns leben,
bie uns in unfern Hoffnungen auf eine neue reiche 951üt^enjeit ber
SRufif beftärfen, unb bafe nodf) größere erfdjeinen werben. Dt)ne foldfje
Hoffnungen — toaä xo'ax all ba3 ©predfjen unb ©djaffen nüjj ? 2ßa3
nüfcte e3, eine Äunft ju treiben, in ber man nid)t$ met)r ju erreichen
ficf> getraute ? $)ie Slnbern aber, bie fid) fräftiger füllen, bie fidfj für
meljr galten al8 pompejanifdfje Arbeiter, bie über bem (Sudjen nad)
alten Sßaläften unb lempeln nidfjt bie Äraft unb 3^* verloren, felbft
neue aufbauen ju lernen, — möchten ftd() am heutigen Xage bie Jpanbe
reichen ju neuen großen SBerfen. ©er toärmften Änerfennung unferer*
fetts fönnen fie fidfj t>erfid|ert galten.*
* ®eftrid>ener ©$iu&: „SHetbe uns ba$ Vertrauen biejer wie aller toaljr*
haften fömftler audj biefeö 3a§r wie alle fttnfttgen!"
224 $ie öter Ouoertüren 511 gibetio. — $. SB. (Srnft. .
Ute uter ©iwertören ju iTtbelto,
Sftit golbner ©djrtft fottte eS gebrudt werben, wag baS Seipjiger
Drc^eftcr am legten 2)onnerftag ausgeführt: fämmtlidje t>ier
Duöertüren ju gibelio nadjeinanber. 2)anf eud|, SBtcncr
t)on 1805, bafe eud) bie erfte nid)t anfpradj, bis S8eett)0t)en in gött*
liebem Sngrimme eine uadj ber anbern tjeroorwütylte. 3ft er mir je
gewaltig erfreuen, fo an jenem Slbenb, wo wir if)n beffer als je in
feiner Sßerfftatt — bilbenb, öerwerfenb, abänbernb — immer glüf)enb
unb tjeifc, bei feiner Arbeit belauften tonnten* 3lm riefigften jeigte
er fid) wot)l beim jweiten Slnlauf. S)ie erfte Du&ertüre wollte nitf)t
gefallen; fjalt, badete er, bei ber jweiten fotl eud} baS S)enfen »ergeben,
— unb fefcte fid) üon feuern an bie Slrbeit unb liefe baS erfdjüttetnbe
Drama an fid) öorübergetjen unb fang bie großen Seiben unb bie
grofee greube feiner ©eliebten nodj einmal; fie ift bämonifd), biefe
jweite, im ©injelnen wol)t uod) fütjner als bie britte, bie befannte
grofee in Cdur. 2)enn aud) jene genügte iljm nid)t, bafe er fie wieber
bei ©eite legte unb nur einzelne ©tütfe beibehielt, aus benen er, ;be*
ruf)igter fd^on unb tünftterifd)er, jene britte formte, ©päter folgte
nod) jene leichtere unb populäre in Edur, bie man gewöfjnlidj im
Xtjeater jur Eröffnung l)ört.*
2)aS ift baS grofee 33ier*Du&ertürenwerf; äljntid) wie bie Statur
bilbet, feljen wir in iljm juerft baS 2Burjelgefled)t, aus beut fid^ in ber
jweiten ber riefige ©tamm liebt, feine Slrme lintS unb redjts aus*
breitet, unb julefct mit leidjterem SBlütljengebüfdje fdjliefet.
gl.
§. W. üxnft.
2)ie SBorte üon SBerlioj, ©rnft Werbe wie Sßaganini einmal bie
Sßelt üon fid) reben machen, fangen an in Erfüllung ju gellen. 3d)
l)abe bie großen SSiolinfpieler ber neueren $eit faft alle gehört, t>on
* ©djumaun befanb fidj mit feinen rfeitgertoffen im JSrrtyum über bie 8«ts
folge ber Duoertüren. 9fr. 1 ift 1807, 9fr. 2 1805, 9fr. 3 1806, 9fr. 4 1814 enl
ftanben. SBgl. ^nmerfung 51.
#. 3S. ©rnft. 225
Sipinäfi an bis ju grünte fjerab* Seber fanb feinen begeifterten 9ln*
f)ang im publicum. 3ener ^telt eS mit SipinSfi: baS Smpofante feiner
Snbtoibuatität fällt auf, man brauet nur ein paar feiner großen Xöne
<jef)ört ju ijaben. Slnbere fcljwärmten über SBieujrtempS, ben genialften
ber jungen Stteifter, ber fdEjon jefct fo IjodE) ftef)t, bafe man nidljt ofjne
«ine geheime gurdfjt an feine 3u'u^f* benfen möchte. Die 83utt gab
un8 ju ratzen, wie ein tteffinnigeS 9tätt)fet, mit bem man nidjt fertig
werben fann, namentlich er fanb ®egner — , unb fo fjaben 93£riot,
(L 2Rüöer, SÄotique, 2)aötb, *ßrume jeber fein befonbereS publicum
für fidfj, jeber feinen ©djitbtrager in ber Äritif. aber ©ruft öerfteljt
eS, äfjntid) wie Sßaganini, alten Parteien ju genügen, alte für fid(j ge-
winnen ju fönnen, wenn er Witt, wie er benn aud), mit allen ©deuten
vertraut, jttr metfeitigften ©igentf)ümtidf)feit burdfjgebrod&en. ?(udj an
impromfatorifdOer Sraft, ber reijenbften am SBirtuofen, ftef)t er Sßaga*
nini nalje, unb f)ier mag fein früherer häufiger Umgang mit *ßaganini
auf it)n gewirft tjaben* ©rnft ift aus 93rünn gebürtig, fam feljr
jung naclj SEBien auf baS Sonferöatorium , lernte bann 5ßaganini
lennen unb madfjte 1830 feinen erften StuSftug nadE) bem SRljein jur
felben Seit, als aud) $aganini bort war. ©eine auf$erorbenttid)e
SSirtuofität, obwohl fie offenbar nodfj mandjeS üon SßaganiniS Slrt an
ftd£) Ijatte, machte fdf)on bamats Stuffef)en. 3m jugenblid)en Ueber*
mutlje wot)I gab er aud) immer gerabe in ben ©tobten Soncerte, wo
Ißaganini furj t>orf)er gefpielt f)atte. ÜKit greuben erinnere idfj mid)
jener ©oncerte in einigen SRfjeinftäbten, wo er wie ein Slpott bie §ei*
betberger 9Jiufenfd)aft in bie nafjen ©täbte fid(} nadjjog. ©ein 9?ame
war allgemein befannt. hierauf ^örte man lange nichts t>ou itym; er
war nadE) SßariS gegangen, wo eS $eit foftet, nur angefjört ju werben.
UnauSgefefete ©tubien brachten if)n öorwartS, ber ©inftufc SßaganiniS
fdjwanb nadfj unb nadfj, bis wir benn feinen tarnen in ben legten
Sauren wieber auftauten feigen unb ben erften in SßariS beigefettt.
©ein alter SßunfdE), fein SSaterlanb wieber einmal ju fefyen, namentlich
feiner ipeimatl) SSeweife feiner fortgegebenen SJieifterfdjaft ju geben,
wadfjte wieber in if)m auf. Sßadjbem er im vorigen Sßinter nodj
f)oüanb bereift unb bort in wenigen SWonaten 60—70 Soncerte ge*
geben, gitfg er nadfj lurjem Aufenthalt in $ariS ftracfS nad) 2)eutfd)*
lanb. ©in echter, feiner Äunft fidlerer ßünftler, tyatte er eS t>erfd)mäf)t,
feine Steife t>orauS tterfünben ju taffen. So trat er, üon äftarfd&ner
t>eranlaf$t, juerft in $anuot)er auf, bann in bieten ßoncerten in §am*
iurg unb ben natjen Crten. @o ^aben wir if|n aud) t)ier gehört,
€^nmann, ©cf. Sdjriftcn. II. 15
226 3- SKenbelSfoljn, (Serenabe unb EHegro.
beinahe unvorbereitet. Der ©aal war nid)t überüott; aber baB publicum
fcf)icn §um boppetten angewachsen, fo jubetnb erjd)ott ber SBeifaL
$>a3 ©tanj* unb 5ßrad)tftücl be8 Slbenb« waren too^f bie aRaijfeber*
.fd)en SSariationen , bie er in reijenber Saune mit eigenen burdjwebte
unb mit einer ßabenj fdjlofc, wie wir fie nur von *ßaganini gehört,
wenn er in Ijumorifttfdjem Uebermutt)e alle ßauberfünfte feinet 83ogen&
walten lieft. S)er SSeifatt banad) ging über ba$ gewöhnliche 9Ra&
norbbeutfd)er SBegeifterung IjinauS, unb wären Äränje in SSercitfc^aft
gewefen, in ©djaaren wären fie auf ben 2Keifter geflogen. 2)ie3 ftc^t
if)m nod) fpätcr einmal beüor, wenn er audj, als äRenfdj ber befdjei*
benfte unb meljr ftitt unb in fiel) gefet)rt, fid| bem entjiefjen wollte.
SEStr t)ören iljn nod) einmal, nädjften SRontag. S)ie glug* unb ©ifen*
bafjn t>at il)n auf einige Xage in bie nalje föauptftabt entführt, Samt
aber, — läfct er gar feinen „ßarnaöal öon SSenebig* t)ören, — beuten
wir nod) met)r Don iljm ju berichten, * bem, fc^eint cö, jener berühmte
italienijd^e ßauberer, bei feinem Stbfdjieb von ber Äunftwelt, ba3 ©e*
tjeimnifc feiner Sunft anvertraut ju fjaben fdjeint, ben ÜReiftern jur
SSergteidjung, ben 3üngem jur SWad^eiferung , Sitten jum ©odjgenufc.
2tm 14. Sanuar, 12.
Cottcertftucke unb ttoncerte für JHaitoforte
mit Segteitimg bc3 DrrfjefterS.
3f. 9ftenbei£iof)n SBarttjoIbg, ©erenabe u. Sfllegro. (Hmoll u. Ddur). 953.43.
28. Sternbale S3ennett, Viertes (Soncert Fmoll). SBert 19.
3. 9t. §ummet, SefcteS Soncert (Fdur). ftadjgetaffeneS 2Bert.
33ei bem erften ©tücf fommt e3 mir ju ftatten, bafe id) e§ öom
SJieifter felbft gehört in einer feiner gtücflicf)ften (Stimmungen.44 3>ie
* (Srnft fpielte in feinem giüeiten ©oncert, am 27. Qanuar, ben (£arttaöal.
Schumann berichtete barüber: „(Sr foielte ifjn julejt — umgefef)rt ber 3- $aulfdjen
Siegel, nad) ber $irtuofen tyx SBirfungSöoUfteS perft bringen füllten. $er (Sin*
bruef war ergöfclid) über bie Wtafyn. Sßaganini ljat baffelbe Sfyema (o cara mia
mamaj äljnlid) öartirt. (S& maren gegen 30 SSariationen über ein acf)t Xacte langet
£f)ema, bunt djarafteriftifdj, fdt)alfifdt) unb geiftreid), ©ueffaftenbüber mit ben am
metften borfommeuben ©eftaiten be3 $oüd)inet3 unb ber (£ofombine. %a$ ^u*
blicum lact)tc oft fjett auf. $)er Beifall mar ftürmijdj, obwohl man im Uebrigcn am
Mbeub nidjt in befter Sftufiftaune frf|ien".
SB. ©t. Eennett, (Soncert. 227
Sfamerftimme lägt nur bic &älfte bcr Steije afjnen, bie eS mit bem
Drdjefter gufammen in ganger güHe erfdljlie&t. SSaS man t>on if>m
ju erwarten f)at, beutet ber Xitel an : eine ©erenabe, eine Slbenbmufif ,
ber ein frifd)eS, gefunbeS Slllegro folgt Sßem bie erfte jugebadfjt ift
— wer weifj eS! (Siner ©cliebten nidljt, baju fdljeint fie nid)t ^)eim*
lid) unb &erftol)len genug; aud) nicE^t einem grofcen SÄann, baju fet)lt
it>r alles ; idfj ben!e mir, bem Slbenb fctbft ift fie bargebradljt, ein ©rufe
an baS £>afein, ben i\n fdjöner äÄonbabenb t>ielleid)t im 5)idEjter ge*
wedt, unb weift man tootlenbs, bafe biefer gerabe in ©ebaftian S3ad|S
Kantor* ©tübdf)en fetjen fann t>on feinem aus, fo erflärt fidfj baS ©tüd
um fo leidster. SBoju triel SBorte über fold)e SJiufil? 33ie ©rajie
ju jerlegen, baS 9Jloni)lid)t wiegen ju wollen, was ntifct eS! SBer
XtdjterS Sprache t)erftef)t, wirb audf) biefe toerftefjen, unb wenn neulich
irgenbwo üon Sena aus berichtet würbe, eS fefjle bem SWenbelSfoljn*
fdjen $f)antafiefdjwung gutoetten an ber redeten §öf|e, — ei fo ^äng'
btd) auf, SieberhtirpS t)on3ena,* wenn bir bie fdfjöne ®rbe JU niebrig
fcorfommt
2)aS Soncert üon 93ennett Ijab' idj leiber nidljt üon i^m felbft
gehört, wie überhaupt nidjt mit Drdfjefter. 9Rein SluSfprud^ fagt unb
lobt baljer melleic^t efjer ju wenig als ju Diel. 3MelIeid)t, ba& Sennett
bie Drdjefterpartieen nodj öfter fjätte anbeuten ober aud£) fie bem
Sfatrierfpteler mitfpielbar madijen fönnen. S)ie Komponiften , bie iljr
2Berf im Äopf f)aben, verlangen l)ier meiftenS ju Diel, unb Spieler,
bie bie fef)lenben Snftrumente etwa burdE) SWitfingen erfefcen fönnten,
giebt eS eben aud) wenige. Die gorm beS SoncertS ift bie alte brei*
fafctge, bie Xonart Fmoll, ber ßljarafter jum (Srnft geneigt, nidfjt
büfter, SSHne freunblidje 33arcarole leitet ben erften ©afc jum legten;
fie namentlich t)at, wie idj f)öre, bem ©oncerte bie §erjen gewonnen,
als eS ber Somponift f)ier in Äeipjig fpielte. 3m anbem ©inne, als
ber SBifc t>on anbem ©omponiften behauptet, fpielt baS SB äff er in
SSennettS ßompofitionen eine Hauptrolle, als ob fiefj aud) hierin ber
©nglänber nidfjt öerteugnen f önnte* ©einen gelungenften SBerfen : ber
Dut>ertüre ju ben SRajaben, ben meifterf)änbigen ©fisjen — „ber ©ee",
„ber aßalbbadfj", „bie gontaine" — fcfylieftt fidO iene SBarcarofe an, bie
mit bem Drdfjefter jufammen üon reijenber Sßirlung fein muft. X)ie
anbern ©ä^e bieten nichts SleueS in ifjrer ©eftaltung, ober beffer ge*
fagt, fie fuc^en baS Wim nic^t im SluffaHenben fonbern e^er im
* (5. Eantf.«
15*
228 3- 9L fcummel, JßefcteS (Soncert.
[ 3tnfprutf)lofen; fo läfjt Sennett am ©dfjtuft bcr ©oli, wo in aubcm
f ßoncerten Xrtller über XriHer ftürjen, bcn Xritter unterbrechen unb
j leife t>erl)allett, als wenn er ba3 S3eifattgeftatfcf)e felbft fjinbern wolle;
► fo ift eä im ganzen ßoncerte nirgend auf 33ra&our unb SBcifaH ab*
| gefeiten: nur bie Sompofition foH fid^ jeigen, bie SBirtuofitat be§
©piete ift Siebenfache, wirb toorauägefefct. SReue med)anifcf)e Sombi*
nationen, gingerauf gaben finbet man alfo in iljr nid)t, wenn fie
autf) jur Ausführung immerl)in fdjon bebeutenbe, mef)r mufifalifdEfe
als fingerfertige 9föeifterfcf)aft erfordert, bie fiel) bem Drdjefter f)ier
unterjuorbnen, bort e3 ju be^crrfc^en t)erftef)t. ©dfjöne äRelobieen
finbet man bie ^illlc, bie gorinen finb reijenb unb ftiefjenb wie immer
in 83ennett3 ßompofitionen. 2)er lefcte ©afc wirb, gegen beä ©ompo*
ntften 3nbit)ibualität, l)umoriftifdfjer; feine tyrtfd&e SKatur bricht aber
audfj Ejier julefct burdfj. 25ie§ möge als Änbeutung genügen. SBennettS
SKame ljat fcf)on fo guten Älang in 2)etttf djlanb, * baß es für ed)te
©loüierfpielcr nur ber Anregung bebarf, bafc baS ßoncert ba ift. ©r
fcfjaffe unb Wirte nod& lange jum ©egejt wahrer ihwft!
9iodfj war in ber Sluffdjrift ein Goncert toon Rummel angemerft,
öietteic^t ba§ le|jte, was er gef ^rieben; er l)at beffen SSeröffentlidfjung
nid)t erlebt. Studj f)ier genügt ber SRame, im t>orau$ ju wiffen, was
man ju erwarten f)at. 211s ein Sßerf aus feiner 33lütljenäeit, ber baS
Amoll*ßoncert, bie Fis moll*@onate u, a. entfprungen, barf man es
freilief nid^t anfef)en, wirb eS audfj SKiemanb betrauten. Sllter unb
SHnbljeit berühren fidfj fo oft im Seben wie in ber Äunft. ©o ift btö
ßoncert aud& feine Steigerung ber früheren, fonbern erjer ein SRücfgang
ju ben ätteften, anfprudljloS, abgefdEjloffen im Greife feiner Sbeen, an
9Mobie faft fimpet, im $affagenwerf f o jierlid^ unb reinlid^,. wie man
eS an Rummel fennt. SReaction wirb eS fomit feine hervorbringen,
bie allgemeine muf. Seitung mag fagen, was fie will. 3)ie Sruft beS
SünftlerS jieren ja aucf) fo mel wohlerworbene Drben, baf$ eS faum
nötfjig, tfjm neue anhängen ju wollen; unbeholfener (Sifer madjjt ef)er
üerbädfjtig. Stuf anbere nad&getaffene SQSerlc beS oerfd^iebenen SföeifterS
wirb bie 3eitf$rift in ber golge jurücffommen. 12.
* föeßftab formte bte jum toguft 1841 noc^ ntc^td öon SBennctt. 5fÖ er
bann bret SBerfe bcffelbcn bejpract), machte ©djumcmn ba§u bie SBcmerfung: „%ic
3ri3 bc^ $rn. SRcllftab fängt jefct auf SS. St. 33cnnctt als auf einen f>offmmg$*
tooKen (Sonipontften auftnerfiam ju maa^en an. S3et unö unb an anbeni Crteit
gilt er fd)on jett fe$3 Salden aU 9Keifter". (1841, XV, 14S.)
3r. ©djubert, 8t)mp§onie. 229
Die Cdur-£i)mpi)0me Dort irunj Jrtjubert.
Der 2Jiufifer, bcr jum erftenmal SDSten befud)t, mag fidf) wof)l
eine Sßeile lang an bem feftlidfjen SRaufdfjen in ben ©tragen ergoßen
fbnnen unb oft unb t>erwunbernb immer t>or bem ©tepffanStfjurme
fielen geblieben fein; balb aber wirb er baran erinnert, wie unweit
ber ©tabt ein $ird)f)of liegt üjm wichtiger als alles, was bie ©tabt
fonft an ©eljenSwürbigem l)at, wo jwei ber §errtic^ften feiner Äunft
nur wenige Stritte t>on etnanber rudern ©o mag benn, wie id),
fdjon mancher junge 2Jiufifer balb nad) ben erften geräufd(}t>oHen Xagen
IjinauSgewanbert fein jum SEBäfjringcr $ird)f|of, auf jenen ©rabem ein
SSlumenopfer nieberjulegen, unb war' eS ein wilber SRofenftraud), wie
id) iljn an 33eetf)ot>enS ©rab tjingepflanjt fanb. granj ©dfjubertS
9tuJ)eftätte war ungefd)müdt. ©o war eublidl} ein f)eif$er äBunfcf)
meines SebenS in ©rfüHung gegangen, unb idfj betrachtete mir lange
bie beiben ^eiligen ©räber, beinahe ben (Sinen beneibenb, irr* id) nid)t,
einen ©rafen Dbonnel, ber jwifdf)en beiben mitten innen liegt. 46 (Sinem
großen SDJann jum erftenmat ins Slngefid^t ju flauen, feine §anb ju
faffen, gehört wof)l ju 3ebeS erfeljnteften Stugenbliden. SBar eS mir
nidjt öergönnt, jene beiben Sünftler im Seben begrüben ju bürfen,
bie id) am f)Ödjften toereljre unter ben neueren Äünftlern, fo Ijätte idj
nadf) jenem ©räberbefudl} fo gern wenigftenS 3emanben jur Seite ge*
tjabt, ber einem t>on ifjnen näljer geftanben, unb am liebften, badete
id) mir, einen ityrer 33rüber. ©8 fiel mir ein auf bem ßufjaufewege,
bafc ja ©Huberts ©ruber, gerbinanb, nod£) lebe, auf ben er, wie idE)
wufcte, grofce ©tüde gehalten. SSalb fud£)te idj ifjn auf unb fanb ifjn
feinem SBruber ätynlidE), wie mir nadf) ber Säfte fdjien, bie neben
Schuberts ©rabe fteljt, metyr flein, aber Iräftig gebaut, ®f)rtid)feit wie
SRufif gleistet im SluSbrud beS ©efid^ts. ©r tonnte mid) aus meiner
SBeteljrung für feinen Sruber, wie idE) fie oft öffentlich auSgefprodljen,
unb erjä^Ite unb jeigte mir meleS, woöon aud) früher unter ber lieber*
fdpift „^Reliquien" mit feiner Bewilligung in ber 3eüfd()rift* mitge*
tfjeilt würbe. Sutefct lieg er mid) audf) Don ben ©djäfcen fefjen, bie
fidf) nod) öon fjranj Schuberts Sompofitionen in feinen §anben be*
finben. 3)er 9teid)tf)um , ber f)ier aufgehäuft lag, machte mid)
* 1839, X, 37. Gs maren Briefe unb ©ebidjte öon 3frana Säubert.
230 8- Sdjubert, (BtjmMonte.
frcubef djauemb ; ido gucrft Eingreifen, wo aufhören! Unter anbern wies
er mir bie Partituren mehrerer ©tjmpljonieen, t>on benen öiete nod) gar
nid)t gehört worben finb, ja oft vorgenommen, als ju fdjwierig unb
fdljwülftig jurüdfgelegt würben. 9Jian muß SBien fennen, bie eignen
ßoncertt>erf)ättniffe, bie ©djwierigfeiten, bie SÖiittel ju größeren Stuf*
füljrungen jufammenjufügen, um es ju t)erjeif)en, baß man ba, wo
Säubert gelebt unb gewirft, außer feinen Siebern Don feinen größeren
Sttftrumentalwerlen wenig ober gar nichts ju f)ören befommt SBer
weiß, wie lange autf) bie ©tjmpfiome, t)on ber wir ^eute fpredjen,
toerftäubt unb im 2)unfel liegen geblieben wäre, Chatte \6) midj nid)t
balb mit gerbinanb ©djubert toerftänbigt, fie nadjj Seipjig ju fdjufen
an bie Direction ber ©ewanbtjauSconcerte ober an ben Äünftler fetbft,
ber fie leitet,* beffen feinem ©Hefe ja faum bie fd)üd)tern auffnoS«
penbe ©d)önl)eit entgeht, gefdjwetge benn fo offenfunbige, meiftertyaft
ftrafjlenbe. ©o ging es in Erfüllung. 3)ie ©tjmpljonie fam in Seipjig
an, würbe gehört, öerftanben, wieber gehört unb freubig, beinahe aß*
gemein bewunbert. Die tljätige 33erlagSl)anblung SBreitfopf unb gärtet
faufte SBerf unb Sigent^um an fid), unb fo liegt fie nun fertig in ben
Stimmen t)or unS unb t)iefleid)t auef) balb in Sßartitur/* wie wir es
ju 9hi{j unb frommen ber SSJelt wünfdjteu.
©ag' id^ eS gleidfj offen: wer biefe ©gmpljonie nic^t fennt, fennt
nodjj wenig üon Säubert, unb bieö mag nad) bem, was ©djjubert
bereits ber Äunft gefdfjenft, aHerbingS als ein faum glaublidjeS Sob
angefefjen werben. @S ift fo oft unb jum Serbruß ber ßomponiften
gefagt worben, „naclj SBeetf)ot)en abjuftef)en toon fympl)oniftifd)en
planen", unb jum %l)til autf) waljr, baß außer einjelnen bebeutenberen
Drdjjefterwerfen, bie aber immer mel)r jur 33eurtt)eitung beS SMlbungS*
gangeS itjrer Componiften t>on Sntereffe waren, einen entfdjiebcnen
©influß aber auf bie äßaffe wie auf baS gortfdfjretten ber ©attung
uidljt übten, baS meifte Slnbere nur mattes ©piegelgebilb SBeettfOüeU'
fd(er SBeifeu waren, jener lahmen langweiligen ©t)mpf)onieenmadf)er
nid&t ju gebenfen, bie Sßuber unb ^erücfe üon Jpaijbn unb Sföojart
paffabel nadfoufdfjatten bie Sraft Ratten, aber oljne bie baju gehörigen
ftöpfe. SBerlioj gehört granfreidE) an unb wirb nur als intereffanter
SluSlänber unb Xollfopf juweilen genannt. S33ie idjj geafjnt unb ge*
f)offt fjatte, unb äRandfjer meHeidfjt mit mir, baß Säubert, ber formenfeft,
* 9Renbeldfof)tu
** $te Partitur erfäien ls4i>.
fr ©djubett, ©gmjjfjome. 231
pf)antafiereid(} unb üietfeitig fidf) fdfjon in fo fielen anbeten @at*
tungen gezeigt, aud£> bie ©tjmpfjonie üon feiner ©eite paefen, bafc tr
bie ©teile treffen würbe, üon ber iljr unb burdf) fie ber StRaffc beiju»
f ommen, ift nun in IjerrlidOfter SBeife eingetroffen, ©ewifc f)at er audlj
nid)t barem gebaut, bie neunte ©ijmpljome üon 33eetf)Oüen fortfefcen
ju wollen, fonbem, ein fteijjigfter Äünftler, ftf)uf er unauSgefefct aus
fidO tyerauS, eine ©ijmpljonie nad) ber anbern, unb bafe jefct bie äBett
gleicij feine fiebente ju feljen befommt, of)ne ber (Sntwicfelung jugefefyen
ju Ijaben unb iljre SBorgängerinnen ju fennen, ift üieUeid)t baS Sin*
jige, was bei ifjrer 33eröffentlid(}ung leib tf)un fönnte, was auä) felbft
jum 2Äif$üerftef)en beS SBerfeS änlafc geben Wirb. SSietteid^t bafj audf)
üon ben anbem balb ber Stiege! gejogen wirb; bie Ileinfte barunter
wirb nod(} immer ifjre granj ©dfjubertfdje Söebeutung tyaben; ja bie
SSiener ©gmpfionieenauSfdjreiber Ijätten ben Sorbeer, ber it)nen nöttyig
war, gar nicjjt fo weit ju fudjen brauchen, ba er fiebenfadj in gerbi*
nanb ©d&uberts ©tubirftübd^en in einer SSorftabt SBienS übereinanber
lag. §ier war einmal ein würbiger Äranj §u üerfdjenfen. ©o ift'3
oft: fpridf)t man in SBien j. 83. üon ,* fo wiffen fie beS *ßrei*
fenS i^rcS granj ©dfjubert fein ©nbe; finb fie aber unter fidl), fo gilt
ifjnen weber ber (Sine nodf) ber Slnbere etwas 33efonbere3. Sßie bem
fei, erlaben wir uns nun an ber glitte ©eifteS, bie aus biefem foft*
baren Sßerfe quillt. ©$ ift waf)r, bieg Sßien mit feinem Stefan»*
t^urm, feinen fd^bnen grauen, feinem öffentlichen ©eprönge, unb wie
eS üon ber S)onau mit unjätyligen Säubern umgürtet, fidf) in bie
blüfyenbe ©bene tynftrecft, bie nadfj unb nadE) ju immer leerem
Gebirge auffteigt, bieS SSien mit all feinen (Erinnerungen an bie
größten beutfdfjen SWeifter muß ber Sßfjantafie beS äßuftferS ein frudjt*
bares (Srbreid) fein. Oft wenn idj eS üon ben ©ebirgSpljen be*
trachtete, fam mir' 3 in ben ©inn, wie nad& jener fernen 2ltpenreil)e
wo^l manchmal 93eetl)oüen3 Sluge unftät f)inübergefd(}Weift, wie Sttojart
träumerifdjj oft ben Sauf ber 3)onau, bie überaß in SBufd) unb SBalb
^u üerfc^wimmen fd^eint, üerfolgt Ijaben mag unb SSater $at)bn wofjl
oft ben ©tepf)an3tl)urm fic§ befdjaut, ben Sopf fdjüttetnb über fo
jdjwinblige §%. 3)ie Silber ber 2)onau, beS ©tepl)an3tf)urm3 unb
t>eS fernen SttlpengebirgS jufammengebrangt unb mit einem leifen fat^o*
lifd>en 2Beif)raud|buft überjogen, unb man I)at eine» üon SBien, unb
ftel(t nun üollenbs bie reijenbe Sanbfd^aft tebenbig üor un8, fo werben
9Äenbetefof)n. *
232 3r- ©cfjubert, (Sgm^onie.
wot)l aud) ©aiteu rege, bie fonft nimmer in uns angeflungen Ijabeit
würben. Sei ber ©tympljonie t>on Schubert, bem fetten, blüljenben,
romantifdljen Seben barin, taucht mir Ijeute bie ©tafat beutlid)er als
je wieber auf, wirb es mir lieber redjt flar, wie gerabe in biefer
Umgebung foldlje SBerfe geboren werben fönnen. 3c§ Witt uid)t Der*
fud)en, ber ©tjmpfjonie eine golie ju geben, bie toerfdjiebeuen SebenS*
alter wählen ju &erfd)ieben in ifjren £ejt* unb 93ilberunterlagen, unt>
ber ac^tje^njä^rige Säugling t)ört oft eine Sßeltbegebenf)eit aus einer
Sßufif f)erauS, wo ber äJiann nur ein SSanbeSereignift fieljt, wfi^renb
ber äßufifer Weber an baS ßine noef) an baS Rubere gebaut Ijat uni>
eben nur feine befte SÄufif gab, bie er auf bem Jperjen f)atte. Aber
bafj bie 3luf$enwelt, wie fie Ijeute ftrat)lt, morgen bunfelt, oft fjinein*
greift in baS 3nnere beg Dieters unb 2JiufiferS, baS wolle man nur
aud) glauben, unb baft in biefer ©tjmpljonie mef)r als blofcer fdfjöner
©efang, met)r als blofceS Seib unb $reub', wie es bie 9Ruftf fdjon
fiunbertfältig ausgebrochen, »erborgen liegt, ja ba£ fie uns in eine
Legion füfjrt, wo wir öorljer gewefen ju fein uns nirgenbS erinnern
fönnen, bieS jujugeben, Ijöre man foldlje ©tjmpljonie. §ier ift, außer
metfterlidjer mufifalifdjer Xedljnif^ber ©ompofition, nodfj Seben in allen
gafern, ßolorit bis in bie feinfte Slbftufung, SSebeutung überall,
fdjärffter SluSbrud beS (Sinjelnen, unb über baS ©anje enblid) eine
SRomantif auSgeg offen, wie man fie fdjon anberSWoljer an granj.
Säubert fennt. Unb biefe l|itnmlifd)e Sänge ber ©t)mpt)onie, wie
ein biefer SRoman in toier 95änben etwa Don Sean $aul, ber audfj nie*
mals enbigen fann unb aus ben beften ©rünben jwar, um aud) ben
Sefer l)interl)er nad)fdf)affen ju laffen. SBie erlabt bieS, bieS ©efüljt
üon 9teic^tt)um überall, wetyrenb man bei Slnberen immer baS ©nbe
fürdjten mufc unb fo oft betrübt wirb, getäufd)t ju werben. ®S wäre
unbegreiflich wo auf einmal ©Hubert biefe fpielenbe, glänjenbe SReifter*
fdfjaft, mit bem Drctyefter umjuge^en, hergenommen f}ätte, wüfcte man
eben nid&t, ba% ber ©tjmpljonie fed)S anbere öorauSgegangen waren,
unb bafc er fie in reiffter SWanneSfraft fd)rieb.* ©in aufjerorbentlidjeS
Xalent mufc es immer genannt werben, bafc er, ber fo wenig Don
feinen Snftrumentalwerfen bei feinen Sebjeiten gehört, ju fold^er eigen*
tf)ümlid£>en 33ef)anblung ber Snftrumente wie ber Sttaffe beS DrdfjejierS
gelangte, bie oft wie äRenfdjenftimmen unb &t)or burdEjeinanberfpredjen*
Diefe 31efjnlid)feit mit bem ©timmorgan ljabe ic^, aufcer in meiern
* 2luf ber «Partitur fteljt „2Räräl82S"; im «Robemberbaraufftarb Sdjubert. ;3d).]
2f. 6djubert, Sgmpljome. 233
Seetffoöenfdljett, nirgenbs fo töufd^cnb unb überrafd&enb angetroffen; eS
ift baS Umgefefjrte ber 9ftet)erbeerfcf)en 83ef)anblung ber ©ingftimme.
2)ie öötlige Unabljängigfeit, in ber bie ©tympfionie ju benen 33eerf)0t)enS
ftef)t, ift ein anbereS 3eic^^ ty**» männlichen UrfpmngS. Jpier fefje man,
wie richtig unb weife ©djuberts ©entuS fitf) offenbart. 3)ie grotesfen
dornten, bie füljnen SSer^ältniffe nadfouafpuen, wie wir fie in 93eetf)o*
üenS fpötern SBerleu antreffen, üermeibet er im Sewufctfein feiner be*
fdljeibeneren Sräfte; er giebt uns ein SBerf in anmutfi&otlfter $orm
unb trofcbem in neut)erfcf)lungener SBeife, nirgenbs ju weit öom
ÜRittelpunft wegfüfjrenb, immer wieber ju if)m jurücffeljrenb. ®o mufj
eS 3ebem erfdfjeinen, ber bie ©t)mpl)onie fid| öfters betrautet. 3m
anfange wofjl wirb baS ©länjenbe, 9leue ber Snftrumentation, bie
SBeite unb 93reite ber $orm, ber reijenbe SBedjfel beS @efüf)llebenS,
bie ganje neue SBelt, in bie wir toerfefct werben, ben unb jenen t>er*
wirren, wie ja jeber erfte Slnbtid t)on Ungewohntem; aber aud) bann
bleibt rfodfj immer baS Ijolbe (&efüf)l etwa wie nadj einem vorüber*
gegangenen äJiärcfjen* unb 3auberfpiel; man füfjft überall, ber ßom*
ponift war feiner ©efdljidjte Sfteifter, unb ber 3ufammenl)ang wirb bir
mit ber $t\t wot)l auef) flar werben. Riefen ßinbrudf ber ©id()erf)eit
giebt gteidjj bie prunff)aft romantifdje (Sinleitung, obwohl f)ier nocf(
altes gefyetmnifjöotl t)erf)ttßt fcfyeint. ©änjlidf) neu ift aud) ber lieber*
gang öon ba in baS SlHegro; baS Xempo fdjeint fid) gar nidjt ju
änbem, wir finb angelanbet, wiffen nicf)t wie. S)ie einjelnen ©äfce
ju jergliebern, bringt Weber uns nocf| 2tnbem $reube; man müfcte
bie ganje ©gmpljonie abfdljreiben, t)om uot>eöiftifd)en Sljarafter, ber
fie burd(Wef)t, einen Segriff ju geben. SRur öom jweiten ©afee, ber v
mit fo gar rüfjrenben Stimmen ju uns fprtd)t, mag idfj nidfjt oljne ein
SBort fcfyeiben. 3n iljm finbet fid) auef) eine ©teile, ba wo ein Jporn
wie aus ber gerne ruft, baS fcfjeint mir aus anberer Sphäre fjerab*
gefommen ju fein. §ier laufest audf) alles, als ob ein f)immlifd)er
©aft im Drdjefter fierumfdjlidje.
%\t @t)mpt)onie i)at benn unter uns gewirft, wie uad) ben 33eet*
f)oöenfd)eu feine uod). föünftter unb Äunftfreunbe bereinigten fid) ju
ifjrem greife, unb &om ätteifier, ber fie auf baS ©orgfältigfte ein*
ftubirt, bafc eS prächtig ju öernet)men war, f)örte xd) einige SBorte
fpred)en, bie id^ ©d^ubert ^ätte bringen mögen, als meHeicfjt l)öc§fte
3freubenbotfd)aft für it)n. Sö^re werben meUeic£)t ^ingeljen, e^e fie fid^
in Deutfc^lanb ^eimifd^ gemalt ^at; bafj fie öergeffen, überfein werbe,
ift fein Sangen ba; fie trägt ben ewigen Sugenbfeim in fidE).
234 Srans Zi^t.
©o f)at beim mein ©räberbefudj, ber mid£| an einen Serwanbten
t>e3 ©efcfyiebenen erinnerte, mir einen jweiten Sotjn gebracht. 25en
erften. erhielt idj fdjon an jenem Xage felbft; iti) fanb auf 93eetf(ot)en3
<Srab — eine @taf)lfeber, bie idj mir treuer aufbewahrt 9lur bei
feftlicf)er (Gelegenheit, wie t)eute, nefjm' i<f) fie in SBraud): mög' if)r
$lngenel)me3 entfloffen fein! ™ ~*
£tM} tfißt.
I.
$lod) angeftreugt t>on einer 9teit)e t>on fed}3 Soncerten, bie er in
^ßrag wäfjrenb eines achttägigen SlufenttjalteS gab, fam igr. Sifjt
vorigen ©onnabenb in ©reiben an. ftaitm mag er irgenbwo feljn*
lieber erwartet worben fein als in ber Sftefibenj, wo Sfaöierfpiel unb
<£lat>iermufif t)or SlQem geliebt wirb. ÜKontag* gab er ©oncert; ber
©aal war glanjenb unb rjon ben SBorneljmften ber ©efetlfdjaft, aud)
t)on mehreren äRitglicbern ber föniglidjen gamilie befugt. StQc SBtide
Ijaftetcn auf ber Xtjür, wo ber Sünftler eintreten foüte. Qwax fein
93ilb ift melfad) tierbreitet unb baS öon ®rief)uber, ber fein Supiter*
proftl am fd)ärfften gefaxt, ein tjödjft trcfflid)eS; aber ber Supiter*
jüngling felbft intereffirt bod) immer nod) ganj anberS. 2Ran fprtdji
tuel aon ber $rofa jefciger Xage, t)on £>of* unb 9tefibenjluft unb
<Sifenbaf)ngeift, aber es fomme nur ber SRedjte, unb wir lauften an*
bäd)tig jeher feiner Bewegungen. SBie nun erft bei biefem Sünftler,
t)on beffen 2Bunbertf)aten fdjon bor jwanjig Sauren beridjtet würbe,
beffen SRameu man immer neben ben bebeutenbften ju t)ören gewohnt
war, öor bem fidj wie t)or Sßaganini äße Parteien verneigten unb auf
einen Slugenblid rjerfbtjnt fd)icnen! @o rief il)tn benu bie ganje Ser*
fammlung bei feinem Eintritt begeiftert ju, worauf er anfing ju
jpielen. ©c£)5rt Ijatte id) it)n fd)on toorljer;** aber es ift etwas an«
bcreS, ber Sünftler einem publicum ober ©injelnen gegenüber — aud>
ber ^ünftler ein anberer. 2)ie frönen IjeUeu SRäume, ber Serjenglanj.
* ben 16. 2ttärä.
** nämtidj in Bresben, roofu'n ©djumamt gereift war, um SifetS ©efannrjdjaft
$u machen.
Stcma fitfot. 335
bic gefdfjmücfte SSerfammlung, bieS alles erf)5f)t bic ©ttmmung beS
®ebenben tüte ber ©mpfangenben, 9iun rührte ber 5)ämon feine Gräfte;
als ob er baS publicum prüfen wollte, fpielte er erft gteidjfam mit
iljm, gab ifym bann XieffinnigereS ju fjören, bis er mit feiner Äunft
gteiddfam jeben einjetn umfponnen ^atte unb nnn baS (Sanje f)ob nnb
fdjob, wie er eben wollte. 5)iefe Shraft, ein publicum fid) ju untere
jodfjen, eS ju fyeben, tragen unb fallen ju laffen, mag wof)l bei leinem
Äünftler, *ßaganini ausgenommen, in fo f)of)em ©rabe anjutreffen
fein, ©in SBiener ©dOriftfteller* fjatßifjt in einem ®ebid)t befungen,
baS aud nid)t3 als aus ben einjelnen 83ud)ftaben beS StamenS ange*
Ijängten 33eiw6rtern beftety; baS ©ebidfjt, gefdjmacfloS an fidfj, l)at
aber fein 9lid)tigeS; wie aus einem 3Börterbud)e, in bem wir blättern,
raufdfjen uns wie bort bie 33ud)ftaben unb SBegriffe, fo f)ier bie Xöne
unb ©mpfinbungen baju entgegen. Stt ©ecunbenfrift wedjfelt Qatttä,
ÄüljneS, 2)uftigeS, XolteS: baS Snftrument glüf)t unb fprüljt unter
feinem SÄeifter. Ueber alles biefeS ift fd)on fjunbert SRale gefprod&en
worben, unb bie SBiener namentlich tiaben bem äbler auf alle mögliche
SBeife beijulommen oerfudjt, burdj 9fcad)fliegen, mit ©triefen unb $eu*
gabeln unb ©ebbten. 2lbet man rnufj baS f)oren unb aud) fef)en,
Sifjt bürfte burdfjauS nidjt Ijinter ben ßouliffen fpielen; ein grofteS
(2tücf Sßoefie ginge baburdj Verloren.
@r fpielte unb aecompagnirte baS ßoncert Dom Anfang bis jum
©dfjtufc ganj atiein. SDSic 9KenbelSfot)n einmal bie Sbee geljabt Ijaben
foll, ein ganjeS ßoncert ju componiren mit Duoertüre, ©efangftücfen
unb anberem 3ubef)ör (man fann bie Sbee getroft oeröffenttid)en jur
Senulung), fo giebt audfj Sifjt fein ßoncert jiemlic^ immer atiein.
9iur 3Kab. ©dfjröber<2)et)rient trat nod) auf, weit unb breit woljl bie
©injige, bie in foldjer 9töl)e fid) ju behaupten weifc. ©S war ber
©rlfönig unb einige Meine Sieber oon ©djubert, bie fie im Vereine
fangen unb fpielten.
S3om ßinbruete ju fpred^en, ben ber aufeerorbentlidfje Äünftler in
SDreSben gemalt fjat, fo fenne id) ben 83eifaIIStf)ermometer beS borti*
gen SßublicumS nid)t genug, um barüber entf Reiben ju fönnen. ©er
©ntf)ufiaSmuS würbe ein aufterorbentlidOer genannt ; freilief) ber SBiener
fdjont feine §anbe unter allen ©eutfdfjen wol)l am wenigften unb liebt
fidfj in Abgötterei wotfl gar ben gefdjjlifcten fcanbfdjulj auf, mit bem
er Sifjt jugeflatfd)t. 3n 9lorbbeutfd)lanb, wie gefagt, ift baS anberS.
* 3. g. ©aftelii (Stcncr aügem. muf. feiger 1839, ©. 252..
236 Sran* fiifat.
5)ienftag früt) reifte ßifjt nadj Seipjig. 58on feinem Stuftreten
bafelbft baS nädrfte 2Kal.
SR. ©.
IL
SBermödjt' id) e8, ©ntfernten unb gremben uub barunter wof)t
ättandjen, bie nie Hoffnung fjaben, biefen Äünftter in SBirflidjfeit §u
fetjen unb nun nadj jebem SBorte fud&en, ba3 über i^n gefprodjen
wirb — öcrmöd^t' id) e£, ifjnen ein S3ilb bes Ijertoorragenben SRanneS
ju geben! Slber e3 t)at feine ©d£|Wierigfeiten. Slm leidjteften liefce
fidfj nodj über feine äußere ©rfd&einung fpredf)en. 2Ran t)at fie bereit*
melfad) ju fdjilbern gefugt ber Sopf be3 SünftterS ©dfjiHerifd), audj
SRapoleonifcfj genannt, unb wie alle aufcerorbentlidjen SKenfdfjen einen
3ug gemein ju tjaben f feinen, namentlich ben ber ©nergie unb
SBittenSftärfe um Äug' unb 9Jhtnb, fo treffen audj jene 33ergteid)e jum
XtjeiL SJlamentlid) gleist er Napoleon, wie wir biefen als jungen
©eneral oft abgebübet fetjen — bleid), §ager, bebeutenb im ^rofif,
ben Stuäbrucf ber ©eftatt me^r nadj bem ©Reitet tjinaufgebrängt.
Sluffaßenb ift aud) bie ?tef)nlidjfeit 2if jt3 mit bem üerftorbenen ßubwig
©djunfe, bie fidfj audf) tiefer auf tljre Äunft erftredt, fo bafs icij oft
bei ßifjtä Spiel fdfjon früher ©eprteS wieber ju tjören glaubte, am
fdjwierigften aber täfct ftd& über biefe Äunft felbft fpredjen. ©3 ift
nidft meljr ßtaüierfpiel biefer ober jener Strt, fonbern 2tu8fprad(je eine«
füljnen ©fjarafter* überhaupt, bem ju Ijerrfdien, ju fiegen ba$ @efd)id
einmal ftatt gefährlichen SßerfjeugS ba8 frieblidfje ber Äunft juget^eilt.
SQBic üiele unb bebeutenbe Äünftter in ben legten Sauren an un3 t>or<
übergegangen ftnb, wie üiele wir felbft befifcen, bie Sifjt in mancher
SBeife gteidf)fte§en, an ©nergie unb $üf)nt)eit muffen fie if)tn afle
fammt unb fonber* weidjen. SKamentlicIj Xfyalberg jjat man gern mit
iljm in bie ©djranlen ftetten, beibe mit einanber üergteidfjen wollen.
3n ber X^at braudjt man nur beiber Sbpfe ju betrauten, um ben
©dfjtufj ju jief)en. Sdfj erinnere midj be§ 8ht£fprud)8 eine* befannten
Sßiener 3eid)ner3, ber ben $opf feine* 2anb3mann3 nidjt uneben mit
bem „einer fdEjönen Somtefc mit einer SRännernafe" üerglidj, wäljrenb er
üon SifjtS $opfe fagte, baß er jebem 3Äater ju einem gried)ifd)en
©ott fifcen fönne. ©in äljntid)er Unterfdf)ieb gilt etwa t>on iljrer Äunft.
SRäfjer an Sifjt fteljt fdfjon Gtjopin als Spieler, ber iljm wenigftenS
an feenhafter 3artf)eit unb ©tajie nic^t* nac^giebt; am näd)ften woljl
grana fiifet 237
Sßaganini unb als SBeib bic 9Jialibran, üon benen beiben Sifjt aud)
baS 2Keifte genügt ju tyaben bcfcnnt.
Sifjt mag j|c|t gegen 30 Satyr alt fein. 2Bie er fetyon als Stnb
ein SBunber genannt, wie er frtttyjeitig in bie grembe toerfctylagen
würbe, wie fpater fein SRame gtänjenb ljier unb bort neben ben be*
rüipnteften auftauchte, oft aud) wieber auf längere Seit t>erftf)oü, bis
bann Sßaganini erfetyien, ber ben Süngling ju neuem (Streben auf*
ftactyette, wie er plöfclid) toor jwei 3at)ren in SBien auftrat unb bie
Äaiferftabt enttyufiaSmirte — bieS unb anbereS ift befannt. ©eit
ityrem SBeftetyen tyat bie ßeitfetyrift bem Stünftler ju folgen gefudjt, tyat
nichts üerl)eimlid)t, was für unb wiber ityn laut würbe, obwohl fidfj
bei SBeitem bie meiften Stimmen unb namentlich aller großen Äünftler
jum 2obe feines eminenten XaleuteS bereinigten, ©o fam er benn
üor Äurjem ju uns, mit ben työctyften ©tyren, bie nur einem ßttnftler
wiberfatyren fönnen, bereits gefdfjmüdt unb feftftetyenb im Stumme; üon
jenen ityra neue ju bereiten, biefen erfreu ju wollen, war fdjwer;
leichter war es, baran rütteln ju wollen, wie es ja gu allen Reiten
sßebanten unb ©djelme gegeben. Stud) baS Severe würbe tyier üer*
fudfjt. SRidjt burd) ßifjts ©djulb war baS publicum burd) bie SBor*
auS&erfünbigungen unruhig, burd) getyter im Soncertarrangement t>er*
ftimmt worben. ©in als SßaSquiHant befannter SRann* machte fidfj
baS ju SJiafce, anonym gegen ben Äünftler aufjutyefcen, unb „wie £if jt
nur ju uns gefommen wäre, feine unerfättlidfje Habgier gu beliebigen".
®ebenfen wir ber Unwürbigfeit nidjt weiter.48
DaS erfte ©onceri am 17ten [3Äärj] bot einen fouberbaren Sin*
blidE. 3u fraufer gülle ftanb bie SÄenge burdf)einanber. 2)er ©aal
fdjien ein ganj anberer. 35aS Drdjefter war ju Sßläfcen für bie &vl*
l)6rer benufct. Dajwifdfjen nun fiif jt.
©r fing mit bem ©d^erjo unb bem ginale ber ^ßaftoralf^mpt)onie
t>on 33eetljot>en an. Die 28al)l war launifd) genug unb nidjt glücf*
lidfj aus trieten ©rünben. 3m 3'mmer/ unter tiier otogen, mag bie
fonft l)ötf)ft forgfame ^Übertragung baS Drdjefter öergeffen laffen; im
gröfjern ©aal aber, an berfelben ©teile, wo wir bie @ljmpf)onie fo
oft unb üotlenbet fdjon Dom Drctyefter gehört, trat bie ©d)Wädf)e beS
3nftrumenteS um fo fühlbarer tyerüor, unb um fo metyr, je metyr bie
Uebertragung audfj bie äRaffen in iljrer ©tärfe wieberjugeben öerfudfjt ;
ein einfacheres Jlrrangement , ein Anbeuten Ijätte fjier üielleictyt fogar
* gr. SBiecf.
238 grana &fe*.
meljr gemirft. $ennodj , üerftef)t e3 fid^ , fjatte man ben üJiciftcr auf
bcm Snftrumente §erau$gef)ört; man mar jufrieben; man ljatte Ujn
menigftenä bie SÄä^ncn fdjüttetn gefef)en. 3m 89ilb ju bleiben, fo
jeigte fidj balb ber 2öme gewaltiger. 25ie3 in einer Sßljantafie über
£ljema§ üon Sßacini, bie er in aufjerorbentlidjer SSeife fpielte. 816er
alle bie erstaunliche üermegene 93raüour, bie er l)ier jeigte, möchte idj
nodfj opfern für bie jauberf)afte ß^rt^eit, mie fie fid) in ber fotgenben
©tübe auSfprad). £f)opin ausgenommen, müfete id), mie gefagt, 9tie*
manben, ber i§m f)ieriu gteidjfäme. ®r fdjlofc mit bem befannteu
djromatifcljen ©alopp unb fpielte, als ber SSeifatt nidjt enben mollte,
nodEj feinen belannten Sraüourmatjer.
(Srfdjöpfung unb Unmoljlfeitt fetten ben Äünftler ab, baS £age£
barauf üerfprodfjene ©oncert ju geben. Sinftmeilen mar iljm ein mu*
fifatifdjeg geft bereitet morben, ba3 Sifjt felbft, mie aßen Änmefenben,
roof)t ein unüergefjlidfjea bleiben mirb. 2)er geftgeber* tjattc lauter
bem ©afte nodEj unbefannte ßompofitionen jur Aufführung gemault:
bie ©t)mpf|ome aon granj Säubert, ben $falm „mie ber $irfdj fdjreit",
bie Duüertüre „9Reere3ftiHe unb gtüdlidje gal)rt\ brei ©f)öre au*
*ßaulu3, unb jum ©djtufe ba3 Dmolb&oncert für brei ©laüiere öon
©ebaftian SSadfj. 2e$tere$ fpielten Sifjt, 2Äenbetefoljn unb Ritter, 63
fdjien aQed mie aus bem Slugenbtide tjerüorgemadjfen, nid^td toorbe*
reitet; brei glüdlidje äWufifftunben maren'3, mie fie fonft %atyt nidjt
bringen, ßum ©djtufj fpielte aud) Äifjt nod) allem, unb munberüott
genug. 3n freubigfter ©rregung trennte fidj bie 93erfammlung, unb
ber ©tanj unb bie $eiterfeit, bie fidj in Silier Äugen fpiegelte, möge
bem ©eber ein ©an! fein für bie ipulbigung, bie er bem berühmten
Äunfttalente eines Stnberen an jenem Slbenbe barbracfjte.
$ie genialfte Seiftung 2ifjt3 aber ftanb un3 nodj betoor: äBeberS
Soncertftücf , mit bem er in feinem jmeiten ßoncert** anfing. SEBie
benn an biefem Äbenb SSirtuofe mie publicum in befonberS frifdjer
Stimmung fdfjienen, fo überftieg ber SntljuftaSmuS mäfjrenb be$ ©pie<
(eng unb jum ©d|luf$ audj beinahe atte» f|ier Srlebte. SJBic Sifjt
gleich ba8 ©tüd anfafjt, mit einer ©tärfe unb ©rofjljeit im StuSbrucf,
als gälte e3 eben einen 3ug öuf ben Äampfptafc, fo fütprt er e3 oon
3Winute ju äRtnute fteigenb fort bis ju jener ©teile, mo er fidj mie
an bie ©pifce be8 Drc^efter§ ftellt unb eS jubelnb felbft anführt.
* 3. 9Kenbel$jof)n. [S*. 1652.]
** ben 24. 9tfära.
grana Sifet. 23»
©cf>ien er an triefet ©teile bodj jener getigert felbft, bem wir ü)n an
äußerer Oeftatt verglichen, unb ber 33eifatt barauf an ihraft nidfjt un*
einlief) einem „Vive Temperem-". 3)er Äünftter gab nodf) eine
Sßfjantafie über Xtjema« au« ben Hugenotten, ba« Stve äRaria, ©tänb*
djen unb, auf Verlangen be« publicum«, nodO ben ©rlfönig von
Säubert, 2)a« ©oncertftücf aber war unb blieb bie Ärone feiner
Stiftungen.
33on wem ber ®ebanfe be« Stumengefdfjenfe« ausgegangen, ba«
if)m nact) beut ©dfjtufe be« ©oncerte« burclj bie §anb einer beliebten
©ängerin* überreizt worben war, weife id) nid&t; unverbient war ber
Äranj gewife nidfjt. SEßtc viel enge« unb §ämifd&e« SBefen gehört baju,
fold^e freunblidfje Stufmerffamfeit befrittetn ju wollen, wie e« in einer
Söemerfung eines tyiefigen SßlattcS gefd&eljen ift. Sin bie greuben, bie
eud| ber Äünftler bereitet, f>at er fein Seben gefegt; von ben 3Jlüt)en,
bie if)m feine Äunft gefoftet, erfahrt if)r nicljt«; er giebt eudfj ba&
93efte, wa« er l)at, bie 33lütf)e feine« Seben«, ba« SSollenbete; uni>
wir wollten if)m bann nidjt einen einfachen SSlumenfranj gönnen?
Sifjt blieb audj nidfjt« fc^ulbig. 3n fidjttidjjer greube über ben feu*
rigen Smpfang, ber if)m im jWeiten ©oncerte geworben war, jeigte er
fid) fd&nett bereit, nod) ein britte« ju geben für irgenb eine milbe
Stiftung, beren Sßaljl er ber 33eftimmung @infid)tiger überliefe, ©o
fpielte er am vergangenen SKontag** nod) einmal jum SScftcn be«»
*ßenfion«fonb« für franfe unb alte SKufifer, nadfjbem er ben Xag vor*
f)er ebenfall« für bie Armen ein Soncert in 35re«ben gegeben tjatte.
$)er ©aal war gebrängt üoü; ber 3*^ &ent e* 9a*t/ ^it SB^1 to
©tüde, ba« Sttitwirfen unferer au«geäeidjnetften Sängerinnen,*** unb
vor SWcm Sifjt« felbft, fjatten bie Xtjeilnaljme an bem Soncert erf)öl)t.
9tod) erfdjßpft von ber SReife, üon bem vielen ©oncertfpielen in ben vo*
rigen Xagen, laut Sifjt be« SDtorgen« an unb ging balb barauf in
bie Sßrobe, fo bafe itym bi« jur ©oncertftunbe nur wenig Qtxt fi&rift
blieb. $Ruf)e gönnte er fidlj gar leine. 3dj barf bie« nid)t unerwähnt
laffen; ein 3Äenfd^ ift fein ®ott, unb bie fidfjttidfje Änftrengung, mit
ber fiifjt be« Slbenb« fpiette, war nur bie natürliche golge fo vieler
vorangegangenen. 3n freunblid)er ©efinnung tjatte er fidE) ju feinem
Soncerte von Sompofitionen breier ljier anwefenber ©omponiften ge*
wäf)lt, von SRenbelSf of)n , filier unb von mir: von 9Wenbet«fot)n-
* 3ftl. fiouife 8cf>tegcl.
** ben 30. a^arg.
*** grau $6rünau*®ra&au, SrrL Sdjfegel unb grf. Sophie Sc^Io^.
240 &m Äifet.
beffen neufteS ©oncert [Dmoll], toon filier ©tüben, üon mir mehrere*
Hummern aus einem älteren SBerfe, Sarnaoat gereiften, ßum ®r*
ftaunen mancher fc^üd^ternen SBirtuofen mög' eS Ijicr fielen: Stfjt
fpiette faft fämmtlid)e ßompofitionen Dom Statt. 35ie Stuben unb
ben Sarnaoal tjatte er flüchtig wofyl fdf)on früher gefannt, 9JienbelS<
fofynS ßompofition aber erft wenige Xage üor bem Soncerte fennen
gelernt; üielfadj angefprocfyen, tjatte er aber jum eigentlichen Stubireu
in fo furjer grift unmöglich $eit finben fönnen* äReinem teifen
3weifel, ob überhaupt fo rtjapfobifd^eS Sarnatoalteben auf eine SDiengc
©inbruef machen fbnne, begegnete er burtf) feine fefte 2Reinung, er
^offc e§. 2)ennodj glaub' id), t»at er fid^ getäufd)t. 9tur einige
SBorte über bie Sompofition, bie it)re ©ittfte^ung einem 3ufatt ber*
banft. ©er Sftame eines StäbtdfjenS ,** wo mir eine mufifalifdje 33e<
fanntfd)aft lebte, enthielt lauter 33udE)ftaben ber Xonteiter, bie gerabe
aud) welche meines SKamenS waren ; f o entftanb eine jener Spielereien,
wie fie feit SadjS Vorgang nichts SfteueS mefyr finb. ©in Stüd warb
nad) bem anbern fertig unb bieS gerabe jur ©arnaöatejeit 1835, über*
bieS in ernfter Stimmung unb eigenen 33ert)ältniffen. 35en ©tütfen
gab id) fpäter Ueberfdjriften unb nannte bie Sammlung ©amaüal.
9Äag manches barin ben unb jenen reijen, fo wed^feln bodEj audj bie
mufifalifd^en Stimmungen ju rafdf), als bafc ein gangeS publicum
folgen fönnte, baS nid(t alle Sffiinuten aufgefdjeudjt fein will. 2)ie§
Ijatte mein tiebenSwürbiger greunb, wie gefagt, nid)t berüdfidjtigt, unb
mit fo großem 2lntt)eil, fo geniatifd) er fpielte, ber ©injelne war Diel*
leidet bamit ju treffen, bie ganje Sftaffe aber nid)t ju t)eben.49 SlnberS
war eS fd(on mit ben ©tüben üon Ritter, bie in eine befanntere gorm
einfd&lagen; eine in Desdur unb eine in Emoll, beibe fefyr jatt unb
djaratteriftifcf), erwarben fid) warme Xtjeitnafjme. 3)aS Soncert üon
SKenbelSf of>n , war bereits burdfj ben Somponiften fetbft belannt in
feiner ruhigen 2Äeifterttarf)ett. Sifjt fpielte, wie gefagt, bie ©tüde
beinahe t>om S5latt. ®S itjut it)tn bieS SRiemanb fo leid)t nad). 3m
Dollen ©lanje feiner SMrtuofität jeigte er fid| nod) im ©djlufeftüd,
bem Jpejameron, einem S3ariationenct)lluS öon Xfyalberg, SßijiS, §erj,
[Sjernt), Sljopin] unb Sifjt felbft. 9Nan mufc eS bewunbern, wo
Äifjt nod) bie Sraft tjernal^m, baS ipejameron jur §älfte su wteber«
tjolen, unb bann nod) ben (Mopp jur greube beS SßublicumS. So
** Sljtfj in 93öf)men.
filier, $te 3erftötung SerufalemS. 241
gern f|ätte itf) genmnfdjt, baß er autf) üon Sf)Opin3 ßompofitionen,
bic er unt>ergleidjttcf| unb mit größter Siebe fpielt, öffentlich üorge*
tragen Ijätte. Stuf feinem ßimmer giebt er freunbtid) alles, wa3 man
t>on SRufif fcon if)m ju f)5ren toünfdjt. SEBic oft f)ab' itf) if)m ba mit
33enmnberung juge^ort!50
35ienftag Stbenb verliefe er und.
„Die 3er|liJrtttt3 3erttfaleuw"
{Oratorium toou ftcrbtuanb filier,*
@rfte Aufführung in Seidig >en 2. ttprit].
5Da$ Urteil über ein fo großartiges, complicirteS SBerf nad) ein*
inaligem $ören fann nur ein anbeutenbeS fein. 5)ie Aufführung fanb
jum 93eften ber fyiefigen Slrmen geftem Äbenb unter ber perforieren
Seitung be§ Somponiften ftatt. ©^or unb Drd^efter waren reidj be*
fefet. SBon ben frühem Seiftungen gerbinanb JpitterS l)at bie 3citf$rift
in immertoätirenber großer Xljeünaljme an feinem bebeutenben Streben
öon jef)er getreulid) berietet. 9Gad)bem wir mehrere Safjre, bie ber
©omponift in Stauen verlebte, nidjt§ t>on i^m üeroommen, tritt er in
nmrbigfter SEÖeife mit einem SBerfe auf, ba8 be3 Sluägejeic^neten unb
(Sigentf)ümlid)en fo oiel enthält, baß wir mit greuben beffen balbigfter
SBeröffentlidjung entgegenfe^en. Slm meiften baran erfreut uns ba»
fräftige Solorit, ber ©rnft unb bie geftigleit be3 ©tü3, im ©injelnen
ba« 3teijt)otte, 2RaIerifd)e unb $f)antaftifdje. Statten, ba3 un3 unfere
3ünger fonft immer mit toerfeljrten Stnfid)ten jurü<fgefd)icft, t)at in feine
äßufif nur met)r Slnmutt) unb 2Betd)l)eit gebraut, iljm nichts üon feiner
beutfdfen Straft genommen; man fann es nic^t genug rühmen. 2)er
Xejrt (uon Dr. ©tein^eim) ift jiemtief) einfach, bie §anblung eine ge*
fannte.** SSon Sßerfonen treten auf: ,8ebefia, Äönig in Suba,
* »gl. ben foäteren 2(rtifel au$ bem Safjre 1841. [©dj. 1852.]
** $>a$ Oratorium toax urjprünglidj Seremia benannt. 2)er $)idjter be$
5£ejte$ erflärte foäter (1842, XVI, 84), bic flutorföaft ablehnen ju muffen, ba ber
<£omj>onift nur einige Strophen bcffelben ju ber „3erftörung 3erufalem$" benufet
unb fclbft biefe mit SBittfürlidjfeit burdjeinanber gcmürfelt fyabt.
©$itmann, @ef ©Triften. IL 16
242 SJhiftffcben in Seidig mdfjrenb be$ SBtnterS 1839—1840.
©fjamitat, beffen äKutter, 3eremia3, 2ldE)icam unb beffen ©djwefter, unb
einige untergeorbnete. 3)ie ß^nung ber Sljaraftere ift fdfjarf, na«
mettttid) ber ber ßljamital. 5Den 3eremia$ wünfdf)ten wir t>om S)id)ter
energifdjer gehalten; bie 9Rufif mufcte natürlidf) junädjft bem Xejte
folgen. SSorjüglic^fteS unb in mufifalifdf)em 93etrad)t ba3 XüdOtigfte
unb Äunftooüfte enthalten bie &l)öre, bie fftmmtlict) mit großem an«
t^eil gehört würben; unter biefen ragen namentlich fjerüor: „Sine
©eele tief gebeuget", bie beiben ber SJiener ßebefiaS, ber ©d)tuf$d|or
be3 erften Xfjeitefc, ber ber Sfraeliten „bu ©Ott ber 2angmutf|" unb
„wir jiet)n gebeugt". SSom „SßauluS" unterfcfyeibet fidE) bie§ Oratorium
wefentlidE); e3 neigt ftd) me^r naclj ber ßutunft f)in. SBir »erben
fpäter bei SBeröffentlid&ung be3 SßerfeS barauf jurücffommen. 35ie
2luffül)rung unter be$ ©omponiften ruhiger unb fidfjerer ßeitung war
eine ganj au3gejeid)nete. 12.
Jtoftfleben in fettig malyrettb bes Wintere 1839—1840.
9Ran wirb e8 jugeben muffen, in biefem üon ber Statur fo ftief*
müttertidf) bejubelten fieipjig blüljt bie beutfdje SKuftf, baß eS fidj,
of)ne für unbef Reiben ju gelten, neben ben reichten unb größten
grudfit* unb Slütljengärten anberer ©täbte fefjen laffen barf. 2Beld|e
SÄenge auSgejei^neter Äunftwerfe würbe un« auejj im vergangenen
SBinter wieber üorgefüf)rt, wie Diele bebeutenbe Äünftler erfreuten un§
mit ifjrer Äunft! Unb wenn fidf) biefe SKnerfennung regften SWufiflebenä
namentlich auf bie Ijiefigen Soncertinftitute bejiet)t, fo gefdfjteljt bodj
im SScr^ältmft ju anbern ©tobten audfj in anbern SRidjtungen ©rfreu*
lict|e3. 5Da3 Xfjeater toerforgt un3, wie eine gute äRobefjanblung,
wenigftenS immer mit bem teuften au3 SßariS unb jäljlt unter feinen
SRitgliebern einige fe^r fdiäfcenawertlje. Stud) bie Sirene feiert nidjt,
wenn freiließ mit ben üorfjanbenen SKttteln aud) noef) ganj &nbere§
erreicht werben fönnte. Stuf glänjenbfter ©tufe aber, wie gejagt, fteljt
bie ßoncertmufif. ®3 ift befannt, wie in ben jefct balb ein fjatbeS
3at)r^unbert alten ©ewanbtyauäconcerten tiorSlttem ber beutfdjen
Sütufif ein gebiegener §eerb gegrünbet ift, unb wie tion biefem 3nfti=
tute in ber Xljat metjr at§ je geleiftet wirb, ©inen berühmten SWeifter
an ber Spijje, f)at fid) in ben le|ten Sauren ba3 Drdfjefter in feinet
2Äufifieben in £etp$ig mctyrenb be$ SBinter* 1839—1840. 243
Sirtuofttät nodfj immer toertooHfommitet. 3m SSortrage ber Sljmpfjo*
nieen namentlich finbet eS unter ben beutfdfjen woljl faum feines
©leidjen, toie fid) in iljm aud) auf ben einjelnen 3nftrumenten tüchtige
SKeifter befinben. 2turf> waren in biefem SBinter oon ber Direction
©efangtalente gewonnen worben, bie uns ben Sßerluft ber in ben t>er*
gangenen engagirten auSgejeidfjneten englifdjen Sängerinnen !aum
fühlbar madjten. So war man immer auf Slbwedfjfelung bebaut, was
bie gewählten Sompofitionen wie bie auftretenben fremben unb einljei*
mifdjen Äünftler betrifft. 3Son ben erfteren, als bem SMeibenben,
juerft ju fpredfjen, fo fteflte fidfj, wie früher fo aud) (»euer, in ber
2Bat)t ber jur 8luffüf)rung gebrauten 2Berfe ber ©efdfjmacf für bie
ältere ciaffifdfje Sdjule auf baS ©ntfdjiebenfte fyerauS. 93eetljoöenS
SJtamen finben wir am fjäufigften auf ben Soncertjettetn, i^m junädjft
SRojart unb §agbn. 2Äit SSorliebe waren Sßeber, (Sfjerubini unb
Spoljr bebaut. SBadEj, £änbet unb ©lucf lamen jeher einmal toor,
wie öfter bie bei Sängern unt>ermeiblidf)en Sjtreme Ütoffini, SeQini
unb SJonijetti. Slufjerbem würben uns äiemlidfj öon atten bebeuten*
beren beutfcljen SJieiftem ber ©egenwart Sompofittonen oorgefüljrt,
wie öon 2Rarfd(jner, Sdjneiber, DnSlow, Äaüiwoba u. a. ©änjlidj
öermiffen wir £ad)ner unb Soewe, was ber 3ufatt gemalt, ©nbttd)
fam audfj öon ßompofitionen nodj unbelannter Äünftter einiges ju
@ef)ör, unb biefe, wie bie biefen SBinter £>icr in Seipjig jum erftenmat
aufgeführten SBerfe, Ijaben wir f)ier toorjugSweife ju befpredfjen, —
wie eS aber nadj einmaligem Slnfjören unb bei bem öielen SÄaterial
nidjt anberS geforbert werben barf, nur anbeutenb unb in Äürje.
ßuerft ber oberften ©attung ber 3nftrumentatmufit, ber Sgm*
Päonie, ju erwähnen, fo waren eS brei, bie wir gum erftenmal gehört:
öon ßinbblab, Äittl unb Sailiwoba, &on benen fief) bie erfte
ben wenigften, bie tejjte ben meiften 83eifaU erwarb. S)er Somponift
ber erfteren, audj fdjon gebrueften S^mpfjonie [Cdur] ift ein Schwebe
unb bereits als Siebercomponift in biefen ^Blättern mit StuSjeicIjnung
genannt. Sein SBerf f)ätte idE) oor bem Ipören fc^on lennen mögen;
eS fteclt triel Arbeit, Sßlan unb ®eban!e barin, unb eS t)at alle jene
befdjeibenen SSorjüge, twn benen baS publicum nichts wiffen will.
3)ie X^eilna^me ber Äenner f)at fidfj ber SuStänber mit feiner St|m*
Päonie gewife gewonnen; fid) bie beS SßubticumS ju erwerben, gewähre
er iljm f)ier unb ba, oljne fidE) oon feiner Shmft ju hergeben, was bei
glüdftidjer (Einfielt gar wofyt ju vereinigen ftetyt 2ebf)aftere8, fangui»
nifdjereS Xemperament jeigt bie 3agbfompf)onie beS Jprn. Shttl, eines
16*
244 SKufttteben in Seidig mäfjrenb bc$ 2Binter3 1839— 1S40.
nod) jungen Sßrager XonfejjerS; fie fjatte fo ju fagen einen succes
populaire, ber fidj mit jcbem ber ©äfce fteigerte, bie fid) in fid) felbft
aud) fteigerten. 2)er erfte @afc ift „Hufruf unb SBeginn ber 3agb"
überf ^rieben ; baS Anbaute bilbet ein ©a| „Sagbrufje" , baS ©djerjo
einer „®elage* genannt, bem fid) bann ber „83efd)luf$ ber 3agb" an*
fd) liefet. SBie eS ber SBorwurf mit fid) braute, fo Ijatte bie äRufil
einen burcljauS fröf)tid£|en Slnftridf) unb bie $örner erfdjattten oft waib*
männifd) genug. 3)en Somponiften uns werter ju machen, öerriett)
fie aber audfj fdfjon eine ©tüeigenttyümlid)feit, wie fie ©ijmpljomeen*
f djreiber jungen alters nur auSnaljmSweife befifcen, fo bafc toir mit
greube auf feine fpäteren ©tjmpljonieen auffegen, wie toir bann bem
muntern Säger einmal in anberer ©efüf)lsfpl)äre ju begegnen Raffen,
wenn eS anberS feiner Sftatur nid)t juwiber läuft. ®ie ©t)mpf)onie
wirb übrigens biefer Xage im S)rucf erfreuten.
Ueber bie ©ijmpljonie toon Äaltiwoba, feine fünfte [Hmoll;,
berichteten toir fdjon in einer f leinen SGottj, wie fie uns innig wof)l*
gefallen fyabe; fie ift eine ganj befonbere unb, was bie Dom Anfang
bis jum ©djtuft fid) gleidjbteibenbe 3ätte unb Sieblidfjleit anlangt
wof)t einjig in ber ©ijmpljonieenwett ipätte ber ©omponift etwa eine
SKufi! jur „Unbine" geben wollen, fo wären jene @igenfd)aften auf bas
£eicf)tefte ju beuten, ba er'S aber nid)t gewollt, fo ift feine ©ijm*
Päonie nur um fo fjityer ju fd^ä^en. 28ie fdjön fjat uns ber 6om*
ponift mit biefem SBerfe getäufd)t! ©laubten wir if)n, ber in einem
entlegenen Meinen Drte wofjnt, wof)I gar gegen fein Xalent gleichgül-
tiger geworben unb ber Stulje geniefeenb, wätjrenb bie ©^mp^onie na*
menttidO in §infid)t ber Snftrumentation ben immer fortgefd^rittenen
SJieifter befunbet unb nur, wie gefagt, in eine jener feltenen ©eifteS*
regionen füfjrt, ber bie oben genannte gee entfprungen ift! X)oju
fdjliefeen fid) bie oier ©äfce fo jart in einanber, bafe fie wie an einem
Xage gefdEjaffen f feinen; wie bie ©tjmpfjonie aud) funftreicf)erer, feiner
gewirfter Qtyt ooQ ift, wie fie bie SReifterljanb oft erft bem Df)re ju
verbergen weife, bis biefeS bann burd) baS Äuge barauf aufmerffam
gemalt wirb, ©o begrüben wir benn in Äaüiwoba einen nodj) immer
grünen tebenSfrifd)en ©tamm im beutfdf)en 3Jiufifer*2)id)terwatb unb
tyoffen it)n balb wieber auf biefem gelbe ju treffen, wo er fidj fd)on
fünfmal mit ©t)ren behauptet f)at. 2Bie er aud) ein befd)eibener ÜJieiftet
ift, möge für feinen fünftigen 33iograpf)en nod) bemerft fein buref) fol»
genben $ug, ben id) nid|t verbürgen will, obwohl er if)m ganj äfjnlid)
ftc^t. @S fam il)m nämlid) erft oor einigen 3at)ren nod) in ben
3Kuftfle6en in Seidig ttmljrenb be« 2Binter3 1839—1840. 245
©inn, bafc er tool|l nodE) nid^t genug toiffe unb fönne, toe«f|alb er
ftdj bann an einen Xonfe$er in Sßrag* toanbte, bei iljm Unterricht ju
nehmen im boppelten Sontrapunft, in ber $uge :c. ipofft man oiel*
leidjt, ber $rager Sunftbruber fjabe ü)m barauf geantwortet: „lefyre
midf) crft foldje ©t)mpf)onieen toie bie beinigen machen, at«bann nimm
fürlieb mit bem, toa« idfj ljabe" — fo irrt man. S)er 93ruber in StpoQ,
toie 33eetf)otien oft feine greunbe unter ben ßapellmeiftern nannte,
tooHte fiel) gern barauf einlaffen, verlangte aber ein fo enorme« §o*
norar, bafj ber treffliche Sapellmeifter, ber übrigen« fdjon Heine auf*
jiet)t, mit großem Ütecljte gar nidfjt barauf einging unb Reber toie früher
fortcomponirte. 35ie ©efdf)icf)te ift artig unb mag, toie gefagt, tion
bem jufünftigen £eben«befdf)reiber nid)t überfefjen toerben.
3)ie« toaren benn bie brei neuen ©t)mpf)omeen; eine gleite 8tn*
jat)I Ijörten mir audfj oon Duöertüren: jur Dper „ber ßigeunerin
SBarnung" oon 3. SBenebict, jur „©enueferin1' oon Sinbpaintner,
unb eine oon 3uliu« SRi e^ in X)üffetborf. 3)ie beiben erften finb
bereit« gebrucft, im Uebrigen taine ßunfttoerfe erften Stange« fonbern
eben Xl)eaterouoertfiren, toie e« bereu ju 2)ufcenben giebt, unb auf
ben SBeifatt f)in gefdfjrieben. ©etjr bebeutenb fdjien mir bagegen bie
britte, eine burdfj unb burd) beutfd)e, funftreidje, im SDetait nodfj ettoa«
überlabene Strbeit, bie nad^ einmaligem 9tnf)ören !aum ganj ju er*
grünben toar; bem Stjarafter nadE) eine DrdfjefternooeHe, mit ber man
eben gut ein ©fjafefpearefcfye« Suft* ober ©df)aufpiel eröffnen fönnte.
2>er Xitel („Soncertouoertüre") befagte nid)t, ob fie ju einem befonberen
©ujet gebaut fei; toie gefagt, toir Ratten SSerbad^t auf ©Ijafefpeare.
9Wöc§te fie bod) balb oerbffentlid^t werben; fie oerbient ebenfo gut,
toie iljre jtoei erft genannten 9tomen«fd)tüeftem, ja im S3erf)ältnift ju
biefen auf SSelin gebrucft ju toerben.**
S)af$ toir an einem ber ®etoanbf)au«concertabenbe audfj fämmtlid&e
Cuoertüren, bie SSeetfjotoen ju feinem gibetio gefdfjrieben, ju l)ören
befamen, ift fdfjon früher angejeigt toorben, äugleidfj mit freubiger Sin*
erfennung biefer großen Seiftung feiten« be« Drdfjefter«. 51 £)cn Sefer
über biefe oier Duoertüren unb if)r SSertyaltnijj ju einanber auf juflären,
mag Ijier golgenbe« bemerft fein: X)ie an jenem Stbenbe al« 9fr. 1
aufgeführte ift bereit« bei §a«linger in SBien in Partitur erfdfjienen
mit bem93eifafc auf bem Xitel „avß bem SRadfjlafc"; fie gel)t au«Cdur
* Xomajdjef. [@d). 1852.1
** (53 ift bie jeitbem gebwcfte in Adur. [<Scf|. 1852.]
246 SRuftfleben in Seidig toäfjtenb bc3 28inter§ 1839—1840.
unb ift wof)l bic erftc überhaupt, bic S9ectt)oücn ju feiner Dper fcfyrieb,
unb bie bei if)rer erften Aufführung wenig gefallen fjaben fott. 2)ie
. als 9te. 2 gefpiette befinbet fid) noclj im SKanu^crtpt im Sefifce ber
§§. Srettfopf unb §ärtel, gef)t ebenfalls aus C unb ift offenbar baS
Original, nadfj »eifern SBeetijotoen fpäter bie befannte große, bei SBreit*
fopf unb gärtet in Partitur erfdfjienene arbeitete; bie trierte enblidfj ift
jene leichtere in Edur, bie man gewö^nlicf} in ben Sweatern ^ört.
9Jiötf)ten fid) bod) bie toerftf|iebenen Verleger bereinigen ju einer ÄuS*
gäbe fammtlic^er t>ier Duüertüren in einem 93anb; für 2fteifter unb
©cfjüler wäre foldf) ein SBerf ein benfwürbigeS 3m9™& einesteils be3
gteißeS unb ber ©ewiffenljafttgfeit, anbemtf)eüs ber wie im ©piel
fcfjaffenben unb jerftbrenben SrfinbungSfraft biefeS 33eetf)ot)en, in ben
bie Statur nun einmal üerfdf)wenberifd) niebergetegt, woju fie fonft tau*
fenb ©efäße brauet. S)em großen Raufen freilid) gilt eS gleid), ob
33eetljot)en ju einer Dper mer Duüertüren fd&rieb, unb ob j. SB. 9tof*
fini ju öier Dpem eine Dutoertüre. 3)er Äünftler aber fott alle ©puren
verfolgen, bie jur geheimem Strbeitswerfftatt beS SReifterS führen, unb
baß eS i^m erleichtert werbe, ber nid)t gleidEj ein if)m alte tiier Dutoer*
türen fpielenbeS Drdjefter finbet, möge man an eine ©efammtauSgabe
jener Duüertüren beuten, weld&en Sßunfdf) wir nidjt vergebens auSge*
fprod^en f)aben möchten.*
®aß außer älteren unb neueren ©tjmptjonieen unb Duüertüren
in ben Slbomtementconcerten audf) größere SnfembleS aus Opern, geift*
lidje ßf)öre unb Slef)nlicI)eS aufgeführt werben, weiß man aus früheren
SBeridfjten. äfad) l)ier erhielten wir intereffanteS SReueS. 3ucrf* öon
ber Sompofition beS §rn. SapettmeifterS ©fyelarb bie Dutoertüre, ben
jweiten Slct unb baS ginale feiner Oper „bie $ermannSfd()lad)f . Df)ne
Slnftrengung fonnte fjier ein Unwiffenber erraten, baß bie 9Äuftf feine
für ben Soncertfaal gefd^riebene, unb baß if)r ©ffect &on ber SBüljne
Ijerab beregnet war. S)ie 3nftrumente unb Stimmen erftieften ftd>
faft in tiefen engeren Staunten unb ber garte ßoncertfaat fd^ien etwa
wie ein altes ©itbermannfdfjeS ©latricr unter ben §änben eines Sifjt.
SBie gefagt, im Xfieater wirb bie Oper wirlen wie fie fott, unb ^at
eS aud), wie frühere SSeridfjte aus 2Ründ)en, wo bie Oper ganj ge*
geben würbe, bereits gemelbet fjaben. 2)er SBilbungSgang beS ©om*
poniften mag übrigens ein intereffanter fein; er ift ein umgefe^rter
3Ket)erbeer, ein auf beutfd^en ©oben umgefefeter franjöfifd&er SDtuftfer,
3ft feitbem geföefjen, [Stfj. 1852.]
SKufif leben in Seidig nmfjrenb be$ 39&inter$ 1839—1840. 247
mit un&erfennbarem Streben nadfj tieferer ßfjarafterifti! , bei entfdjie*
benem Xalente befonberS jur Snftrumentirung , wie jene 83rud)ftüde
beutlid) bartt)aten. SRamenttid) enthielt bie Duüertüre mel ©igenttyüm*
lid)e3 nnb ©d)öne3. ®er Somponift birigirte felbft nnb würbe Dorn
publicum mit öfterem SBeifaU begrübt. 2)urdjj feine ^Berufung an
Rummels ©teile nnferer ©egenb nät)er gefommen, wirb uns tjoffent*
lidj ber liebenäwürbige Äünftter balb ©elegenljeit ju toielfeitigerer S5e*
fanntfdjaft mit feinen SBerfen geben.
©ine onbere Sfteuigfett war ein ©ebet „SSerleilj uns ^rieben
gnäbigtidfj" nad) SBorten t>on Sutf)er Don 3KenbelSfoI)n, baS am
SSorabenbe be8 9teformation3fefteS §icr jum erftenmal gehört würbe;
eine einjig fd^önc ßompofition, t>on beren SBirfung man fidO nadf) bem
blofcen Slnblicf ber Partitur wot)t faum SBorfteUung machen fann.
Der Gomponift fdjrieb fte wäfjrenb feine« Aufenthaltes in Sftom, bem
wir and) einige anbere feiner Äirdjencompofitionen üerbanfen. SSie
wünf djte idfj bodj), nnfer ©ottfd&alf SBebel t)ätte baS „®ebet" gehört!
fein äfoffafc über „Umgeftaltung ber ßirdjenmufif"* wäre ein anberer
geworben. 2)aS Heine ©tücf t>erbient eine 2Beltberül)mtl)eit nnb wirb
fte in ber 3*rfunft erlangen; SRabonnen Don SRapljael nnb SWnriHo
!5nnen nid^t lange verborgen bleiben.
SJtodE) gab uns berfelbe 9Äeifter am SteujatjrStage einen neuen,
eben tooflenbeten größeren Sßfalm nad) ben SBorten beS H4ten „2)a
Sfrael aus ©g^pten jog" ju l)ören. 2Ber mel unb rafd) nadjeinanber
in berfelben ©attung fdjreibt, fefct fidj um fo ef)er SBergleid)ungen aus.
©o war e« aud) t)ier. 3)er öftere föftlidje Sßfalm Don 2RenbelSfol)n
„Sßie ber §irfdj fdfireit" lebte noef) bei Sitten in frifd^em Stnbenfen. @S
entftanb 2Rrinung8üerfd)tebenf)eit, wclclje arbeit wof)l bie bebeutenbere
fei, unb bie größere Stnjaljl ber Stimmen fdjieu fid) ber älteren ju-
juwenben. S33tr führen bieS jugleiclj als einen SBeweiS an, wie baS
^ieftge publicum, trofc feiner SSereljrung für ben ©omponiften, ftd) if)tn
bod^ aud) nidjjt btinb tjingiebt lieber bie fpecietten ©djön^eiten beS
ntntn SßfalmeS fann aber wo^l SRiemanb im ßweifel fein, wenn idj
audfj nid)t leugne, bafc er, was griffe ber ©rfinbung anlangt (na*
mentlid) in ber legten föälfte), gegen ben älteren gurüdjufte^en fdfjeint
unb aud£) an fdf)on Don 3Renbel3fof)n ©eprtes erinnert.
Snblidj braute uns nodf) baS le|te ßoncert als SReuigfcit bie
* $er Euflat (1839, XI, 145) eifert gegen bie flnmenbung beS Orc^efterS in'
ber ßirdje.
24S auftrieben in Üeipjtg toifyrenb be$ SBinterS 1839—1640.
Duüertüre, ©eridjtäfcene unb ginale aus ben „?lbenceragen* Dort
Ktjerubini, bic id) ju f)ören üerljinbert war. SDie SKuftf foü fjerr*
lid) gewefen fein, tvtä für bie, bic biefen SReifter f ernten, wofyt !aum
einer SBerfidjerung bebarf.
Sftod) muffen wir banfenb ber einjetnen SHinftler unb Sünftterinnen
erwähnen, bie bic ®ewanbt)au$concerte mit iljren Vorträgen berfdjönten.
2ÜS etfte Sängerin war %tL ®life SWeerti aus Antwerpen, als
jweite grl. ©opf)te ©djlofj auä ßöln engagirt. 2)ie Xl^etlnafpne
be3 publicum« für bie erftgenannte fteigerte fid} mit jebem Stbenbe
jufefjenbS; fie gehört eben nid^t ju jenen glänjenben SBraöourtatenten,
bie fidj fd)on beim erften Stuftreten it)X publicum ju erobern Wtffen;
iljre SSorjüge ertauute man erft aHmäfjlidj, wie fie fie aud) erft nadj
unb nad) in all' i^rer ßiebenäwürbigfeit entfaltete. Seiber tonnte fie
in ber erften Qtit ^rcS ©ierfein* uoef} ju wenig Seutfdj, um un$ in
unferer ©pradje ju fingen, unb fo war e§ benn meift StalienifdjeS unb
®eutfc§* franjöfifd)e3 (©pontini, 9Ret)erbeer, 35effauer), wa3 wir ju
i)bren befamen. @rft in iljrem 8tbfd)teb8concert fang fie ein beutfdjefc
Sieb t)on 2Renbeläfol)n,* ba3 in uns wenigftenä länger fortftingt ate
alT ba3 Stnbcre, au3 aud) fo innigem ©emütl) festen e3 ju fotnmen;
wie fie benn in ©timme unb Vortrag etwas üorjügtid) ©bleS unb
©ittfameä an fid) l)at. ©übe Sauuar üerliefj fie und fdjon, wirb aber,
wie wir mit Vergnügen t)bren, nädiften SBinter jurüdfetjrcn. 9tad)
ityrem gortgange würbe benn aud) bie anbere ©äugerin, grt. ©djtoft,
meljr befdjäftigt, bie bie 9iäf)e ber SReerti wie ba§ iljr frembe publicum
woI)I aud) befangen gemalt Ratten. Sftun aber ojjne 9Gebenbuf)terin,
übrigens im Sefifc einer wahren Sraüour* unb Soncertftimme, jeigte fte in
furjer $t\t faft unglaubliche gortfd)ritte. S)ie 3ntonatton, früher
fd)Wantenb, fd)ien bei jebeSmaltgem Sluftreten an ©id)erf)eit, bie So«
loratur an ©auberfeit unb bie ganje ©timme an Sraft gewonnen ju
^aben, fo bafe ba§ publicum fie mit immer wärmerer Xfjeilnaljme auf*
natjm unb bie frühere 3urüdfe|ung tjollfommeu wieber gut madjtc.
S)ie ©ängerin, nod) jung, fleißig, überbieä ftarf unb fräftig gebaut,
t)at eine fdjöne ß^^ft öor fM&' worin wir un§ [nid)t ju tauften
glauben, ©ine nid)t minber glänjenbe bürfen wir einem anbern %a*
lente üerfpredjen, bem aufcerorbenttidiften für SBirtuofität, ba& unä
feit lange begegnet ift, einem SBiolijtfpieter SftamenS Sfjriftopt) &ttf,
ber fid) gleichfalls in ben Slbonnementconcerten jweimat pren tiefe.
* „<£§ ift beftimtnt in ©otteö ftatf)"
SKufiffeben in geizig toäljrenb be« SBinterS 1839—1840. 249
©dfjon anbete 33lätter tyaben berietet, wie er, aus bem Stabilen
©Ifter im fädjftfdjen SSoigtlanbe gebürtig unb feiner Sßrofeffion nad)
ein Seinweber, früher jahrelang jum Xanje in ©dEjenfen *c. aorgefpielt;
enblidj toor ungefähr anbertl)alb 3at)ren, üon unwiberfte^li^er Siebe
jur SKufif getrieben, bie SSioline auf bem Ütücfeu, fidi} naefj ßeipjig
aufmalte, was iljm wol)l fdjon feit ber $inbf)eit als leudfjtenbeS $\tl
feiner äBanberfdjaft t>orgefdE)Webt Ijaben mochte, ©o !am er t)ier an,
rol) unb unbehauen wie ein SIRarmorblocf, unb ber Singe wartenb,
bie über il)n ergeben foulen* ©r geriet!) in bie beften §änbe, in bie
unfereS ©oncertmeifterS 35amb, ber benn balb erlannte, bafe bie inneren
Schönheiten biefeS merfwürbigen XalenteS tjerauSjuförbern, eS nur ber
gortf Raffung ber groben $üfle bebürfe, unb bafe, um nirgenbs ju
befd^äbigen, felbft hierin toorfid()tig ju SBerfe gegangen werben muffte.
3nt fiebenten Goucerte liefe er benn feinen ©tijüler in bie ©iegeS*
rennbaljn. 3)er ©tücfliclje! Don ber gurd)t anberer angeljenber unb
einge^enber 93irtuofen, bie fpielen, als fd&webe ein ®amofleS'@d)Wert
über ttjren Häuptern, fd)ien er nidfjtS ju fpüren; er verliefe fid) auf
feine gute ©eige, bie it)m fd&on bis j|e|t burdE) bie SBelt geholfen unb
jjoffentlid) nod& weiter Reifen würbe; er fpielte nidfjt etwa bie Koten*
rotte üor ftdfj aufgefdEjlagen, fonbern frei IjinauS ins publicum, wie es
fid> gejiemt. 5DaS füfelidfje ©oncert öon Siriot war eS, unb ber
§immel weife, bie Sompofition fdEjten unter feinen marfigen Rauben
otbentlidfj ©aft unb Sraft ju befommen, jum grofeen ©rgöfcen atter
3uf)örcr. $unberte giebt eS üießeid^t, bie baS Soncert galanter unb
pariferifdfer vortragen mögen; aber biefe originale S^fd^e, biefe SRai*
toetät, biefen lebensvollen Xon im SSortrag f)ab' icf) nod) wenig gehört.
§at er Xalent jur ©ompofttion, fo wirb er balb weit unb breit Don
fid) fpredfjen machen* 3d) glaube, er muffe auf baS eigene ©rfinben
falten, ba feinen ftertigfeiten bie t>ott)anbenen ßontpofttionen !aum
lange met)r genügen fönnen. 3n einem fpateren Soncerte fpiclte er
Variationen t>on 5Daoib mit berfelben SBirtuofität, mit bemfelben glän*
jeitben 85eifaH.
SBir waren bem grofeen Xalente beS übrigens unbemittelten
SWanneS biefe ausführliche SJefpredjung fd^ulbig. Ueber anbere fd&on
befannte Sünftler, bie nodfj in ben äbonnementconcerten auftraten,
bürfen wir uns fürjer faffen.
SSon auswärtigen waren eS: §r. Sßrume, SKab. Samilla
Sßte^el, §r. (Sapettmeifter Salliwoba, #r. fr ä. tummer,
SSiolonceQift ber S)reSbener ßapelle, bie fämmtlidf) fd^on met|rfac^ in
250 SRufifleben in Seidig toäfjrenb be$ SBinterS 1839—1840.
biefen ^Blättern befprodfjen finb. Die §§. Xretbar unb 9tef)rlidf},
jener braunfdf)tüeigifdE)er, biefer preufcifdjer Äammermufifer, jeigten fid)
als tJorjüglid)e ßlarinettfpieler ; bie §§• §au3mann aus $anno&er
unb 93emf)arb ©d&neiber aus $)effau, leitetet ©oljn beS ©apeH*
meifterS griebrief) ©4' a^ toadttt SSioloncetliften, ipr, $auSmann
aud) als fefjr talentvoller Somponift für fein Snftrument; wie ber
fdjon über 60 3af)re alte f&d^fifd^e ßammermufifer ®. §. Kummer
als nod| fräftiger üKcifter auf bemgagott. ®iefe fämmttidjen föünft*
ler ertoarben fidf) toarmen S3eifaU unb bte brei juerft genannten ent^u*
fiaftifd&en. ©in aus SBeimar fjerübergefommener SSiolinfpieler ennmjirte
bagegen. Äudj traten einige auswärtige Sängerinnen auf, SKab.
So^anna ©cfimibt aus ipatle, bereu Flamen bie 3eitf(|rift fdjon
öfters mit Sob genannt, grL ö. Xreff j aus SBien, ftrl. Äugufte
ßötoe unb %xL (SaSpari aus SJerlin, toon benen %tl. *>• treffe bie
meifte mufifaüfd^e Begabung, grl. Sötte bie befte Stimme üerrietf),
toenn anberS nadf) ein* ober ätoeimaligem §ören ein beftimmteS Urteil
gefaßt toerben fann.
SSon einf)eumfd)en ober jefct t)ier antoefenben Äünftlern liegen fid&
aufeer 9Rab. ©djmibt, (Sattin unfereS Xenoriften am Sweater, in
meifterfjaften Vorträgen nodf) f)ören: juerft #r, 3RSX 3Kenbelä*
fof)n 93artf)olbt) mit feinem Gmoll*ßoncerte, §r. gerbinanb
filier mit ©rfterem juf anraten in bem f)ier nodj nkf)t gehörten 6on<
certe für jtoei ^ßianof orte öon SÄojart unb im »Hommage k Haendel«
üon 2ftofdjeleS, §r, Soncertmeifter ®at)ib einmal in Variationen,
bann in einem ßoncerte, fobann jtoetmal ber obengenannte S. §ilf,
einmal §r. E. ©efert aus Verlut, ©dfjüter üon 3RenbelSfol)n unb
2)atrib, in einem mit gleifc unb Talent componirten Violinconcert,
fotoie bie auägejeidjnetften SKitglieber beS DrdjefterS, bie$$. Ctueifcer
($ofaune), Uljtric^ (Violine), ©renfer (glöte), §aafe (glöte),
©einje (Klarinette), Orabau (Violoncello), 3)ietf)e ($oboe) unb
$fau (iporu). Sn mehreren ©efangSenfembleS toirften aucf| bie $$.
Rogner, Stnf d^äfe unb SBeiSfe mit.
5)aS ©oncert für ben SnftitutfonbS für alte unb franfe SKuftfer
braute, wie immer, audj in biefem SBinter befonberS anjie^enb ©e*
wä^lteS, u. a. eine ©tjmpf)onie t)on SBeber, eine erft jefct t)eröffent=
lid^te frifd^e unb flare Sugenbarbeit beS SKeifterS. JBegaubernb fpielte
ben Slbenb aud^ 9RenbelSfof)n feine ©erenabe unb Slttegro, toie mit
befonberer anima aud^ bie anbern 9Äittoirfenben, §r. S)aüib, SWab.
Sünau, bie grlS. SKeerti unb ©dfjloi
SOhifitteben in ßei^ig »äljrenb be$ SBinterS 1839—1840. 251
3m Soncert für bic f)iefigen Slrmen laut, tüte fdfjon gemelbet, %.
§itler3 Oratorium „bie ß^örung SerufalemS" jur Aufführung.
Sei nochmaliger SSerglei^ung ber in ben Abonnementconcerten
gehörten Drd&efter* unb ©efangwerfe ftettt fid) fjerauS, ttrie bic 2)irec*
tion jur Ausfüllung ifjreS ^Repertoires jumeift uadf) Weiterem unb fdfjon
©erörtern greifen mußte; fie mußte e8, weit offenbarer SKangel an
neuen, für ba3 Soucert pajfenben Gompofitionen, namentlich ©t)tnpt)o*
nieen unb ©efangftüden mit Drdjefter, ba ift. 3)aS ©cbürfnijs aber
na<$ folgen SBerfen wirb immer bringenber. 9JlödE)ten fidf) unfere
ßomponiften bieS nid^t umfonft gefagt fein taffen. ©anlief) t)ermiffen
wir auf bem ^Repertoire nodfj SBerlioj. SS finb jwar nur einige
Duüertüren üon ifjm gebrucft \ gewiß aber würbe es nid)t f d)Wer fallen,
audf) t)on feinen ©tympfjonieen ju ermatten unb baju nur ber Anregung
bebürfen. geljlen aber f otlte er nid^t länger, ber, wie er aud& fein möge,
burclj Uebergetjen in ber ©efdf)id|te ber SKuftf ebenfo wenig toergeffen
gemalt werben wirb, wie burd& bloßes Ueberfdjtagen ein factum ber
SBeltgefdjid&te, unb jur ^Beurteilung beS SntwicfetungSgangeS ber
neueren Sftufif bodf) immer t>on JBebeutung ift. ®ie großen Sftittel,
bie feine Sompofitionen verlangen, tieften fidf) gerabe t>on bem Stiftitute
ber ©ewanbfjauSconcerte f)erbeifdf(affen, ober audj, wo fie ans gar ju
Abenteuerliche grenjen, mit Umfielt üereinfacJjen, baß man fie wenig*
ftenS in ber §au}rtfadfje feunen lernte.
9KödE)te autf) bie frühere Sbee, in f)iftorifdf)en ©oncerten Ueberblide
über bie t>erfdf(iebenen (Sporen ju geben, im fünftigen 3a1)re wieber
aufgenommen werben.
t 3)aS jweite bebeutenbe Snftitut für Soncertmufif in unferer ©tabt
ift bie ©efeUfdfjaft „(Suterpe*, ein in feiner ©ntftef)ung, ©ntwidfetung
utib jefcigen SBerfaffung üieüeic^t einzig bafteljenber herein, bem wir
ben wof)Itl)ätigften Sinftuß auf ben aKuftfgefdjmadE, namentlich ber
mittleren ©tanbe, jufdjreiben muffen, ©r jerfättt in jwei ©ectionen.
55ie erfte beftef)t aus gegen 40 SRitgtiebern — nur SKufifern, bie jur
SWitwirfung an ben aüt 14 Xage ftattfinbenben Soncerten fidf) öer*
pflichten; bie anbere aus orbentlidjen SKitgliebern, benen aud) SRid&t*
SWufiler beitreten bürfen, unb aus ©tyrenmitgliebern,* auswärtigen wie
ehtljeimifdjen, bie bie erfte ©ection im engeren 8luSfd£)uß attjäf)rlid£)
toä^tt. $>ie erfte ©ection gab im vergangenen SBinter jet)n Soncerte
im großen ©aale ber SBudfjljänblerbörfe. $)ie SRittel ber (Sjiftenj
* 3" tynen gehörte Schumann feit bem 24. $ecember 1S37.
252 SRufiHefcen in Seidig »äljrenb be$ 2Sinter3 1839—1640.
fiebert ber ©efeßfdjaft baS reid) juftrömenbe, wenn aud) geringe
Abonnement; im Uebrigen muß man anerfennen, ftctjt bie Stufopferung
an Seit unb 9Rüf)e, bie bie iperftelluug ber Soncerte ben Sftitgtiebern
beS SBereinS f oftet, mit ber Keinen @ntfd)äbigung in einem 93erf)ältniß,
baß wir itjrer Siebe jur ©adje nidjt genug 2ob fpenben bürfen. ©ben
fo uneigennüfcig wirften mehrere Sängerinnen mit, unter biefen nament*
lid) bie beliebte jugenblidje grl. Souife ©Riegel, bie grts.
Augufte unb ©mma SB er n er, wie benn öorjüglidj ber Dirigent
beS mufifalifdjen XljeifS, §r. 3* 3. §• 33erf)ulft, wie bie beS mef)r
gefdjäfttidjen, §r. Aböocat JpermSborf unb §r. Senfat Sd)üfc,
iljren öeiftanb aus wahrem Sunftintereffe unb mit warmer Eingebung
if)rer guten Sadje angebei^eu laffen. ©o t)at fid) ber herein in feiner
allmäfjlidjen ©ntfaltung ju einem SiebtingSinftitute ber ©tabt empor*
gehoben, unb aud) of)ne manche jufäHige SKebenumftänbe, bie iljm bie
Xf)eilnaf)me beS publicum« gefiebert, würbe baS Streben, baS er
mufifalifd)erfeits befunbet, baS 3ntereffe ber gebilbeten Äunftfreunbe
in Anfprud) nehmen muffen. S)ie Aufführung ber Drdjefterftüde giebt
ber im ©ewanb^auSfaale an fjrifdje nidjtS nad); bie 2Baf)l ift bie
befte. 3n jebem ©oncerte lommen regelmäßig eine Stjmpljonie unb
jwei Ouvertüren üor, jwifd)enburd) Solotoorträge t)on Sängerinnen
wie ben obengenannten, t)on 9Ritgliebern ber ®efeHfd)aft wie bon
anbern SDiufifern. Aufführung größerer ©nfembteftüde, wie §erbei*
jie!)ung auswärtiger ßünftter liegen außer ben ßweden beS Serein».
3)ie im legten SBinter aufgeführten ßompofitionen waren faft o^ne
Ausnahme beutf^e. Aud) f)ier ift ©eetfjoüen ber mit Vorliebe gegebene
äReifter; toon if)tri würben fünf Stympfjonieen gefpiett, üon 9Äojart
unb §at)bn je eine, üon ßatliwoba jwei (bie jweite wäljrenb
beS Aufenthalts beS ©omponiften in Seipjig). Sine neue Stympfionte
braute §r. Dberorganift Abolpf) ipef f e aus JBreSlau mit unb birigirte
fie felbft; fie ift bie fünfte feiner Arbeit [Cmoll] unb ein abfidjtlidjeä
SoSringen üon feinem SKcifter unb SSorbilb (Spotyr) barin unüerfenn*
bar, beffen ©inffuß fid) in ben früheren ßompofitionen §rn. $effe§
namentlich in ber §armoniefüt)rung unb 2Bed)felung äußerte. 3ro
Uebrigen gab aud) biefe Stjmpfjonie üon ber tüchtigen 33ilbung beS
©omponiften Beugniß, iuSbejonbere was gormenabrunbung, contra*
punftifdje Slrbeit unb reid)flingenbe Snftrumentirung anlangt; fie er*
fd)eint in wenigen Sßodjen im 2)rud unb wir werben fie fpäter aus*
füljrtid)er befpred)en.
$on Cuüertüren braute bie ©uterpe in meift guter Ausführung
9)htjtHeben in üeipaiß ttmfjrenb beS SBinterS 1839— 1S40. 253
außer befannten SReifterwerfen t>on SRojart, Seet^oöen, Sßeber,
2RenbelSfof)n u. a., aud) bic unocrbient weniger bclannte ju „©fyafe*
fpeare" tion $ut)lau, bie uns ein in öollfter SBlüttje ber ßraft ge*
fdjriebeneS Sßert, wenn auef) eines 5MnftlerS toom jweiten Stange, ju
fein fd&eint, eine fd)on früher gehörte toon 33erf)ulft (9ir. 3), unb
bann öier neue, nämlidE) &on SSerlioj ju JJBaüerlety", t>on SmbadE),
einem fjoßänbifdjen Somponiften, äßolbemar geller aus Bresben
unb (S. 2eonf)arb aus Seipjig, toon benen bie tion 33erlioj (bereit«
gebrutft) in ber geitfdjrift als ein öiel pf)antaftifdf)eS, fettfam inftru*
mentirteS Gf)arafterfiü<f fd^on früher erwähnt Würbe unb großes 3n*
tereffe erregte. S)ie üon @mbadf) öerriett) nichts ©enialifd&eS, fonft
aber Xüdjtigfeit unb SRoutine in Stnwenbuug gefälliger 9Rittel, ii)v
ä^tiltd^ bie üon SB. geller gefunbe SRatürlid^leit unb freunblidien
©inn, wäljrenb bie beS jungen Seidiger (Somponiften nadj djarafte*
riftifd^erer Sebeutung auf 33eetl)0üenfdf)em SBege ftrebte, wo nur bie
©rajien ausgeblieben waren, bie im Xriumpt)juge 33eetljoüenfd£)er ®e*
banlenweife bodt) nie ganj fehlen. 6S fann nad& einmaligem $ören
nur üon iotaleinbrüden bie Siebe fein, wie wir fie tyier einfach aus*
gefprod)en fyaben.
Der SDiufitbirector beS SBereinS gab uns in ben Soncerten ber
©uterpe felbft nichts SReueS, wof)l aber in feinem Söeuefijconcert, üon
bem wir fd&on früher benoteten, baß es eine Xljeünafyme fanb ber
Art, baß fid) bie ©efellfdjaft jum 83efi$ biefeS lebenbigen, umfid)tigen,
urtljeifSgefunben jungen fiünftlerS nur ©lud wünfdjen fann unb if)n
fo lange wie möglid) feftjuljalten fiel) angelegen fein faffe.
3n freunbtidjfter SBeife unterftüfcten, wie fdjon erwähnt, bie brei
jungen Sängerinnen, öon benen nod) feine baS jwanjigfte 3<d)* über»
fdjritten, metyrfadfj bie Soncerte, außerbem in mef)r ober minber bebeu*
tenber SBeife bie $£. Uljlrid), als l)öd)ft fertiger, reiner, fräftiger
unb gefdjmadfootler SBiolinfpieler befannt, ber aud) nod) immer fort*
f freitet, — bie $$. ©rabau unb Sßinter, beibe SBioloncellfpieler,
£. «nger unb Sttfreb 2)örffel, Slaüierfpieler, SBeiffenborn,
gagottift, ©ofebrudf), glötift, Snten, SSiolinift, fceinje jun.,
Gtarinettift, gaulmann, ipoboebläfer, unb ber befannte alte §arfen*
fpieler $rinj, beffen befdjeibener, üielfad) intereffanter Sünftfer*
djarafter unter ben §änben eines §offmann ober Xiecf eine anjieljenbe
SRoöeltenfigur abgeben müßte. 7
■h $er auf ©rite 251 begimtenbe 93erid)t über bic ©ttterpe war geftrtc^en.
254 äJhiftffeben in fiet^ig mttyrenb be$ SBinterS 1839—1840.
Stufcer ben ®ewanbf)au8* unb @uterpe*§oncerten Ratten wir in
ber jweiten Jpälfte beS SBinterS nod) fed|S oon ber 2)irection ber ©e*
wanbfjauSconcerte ücranftaltcte 21 benb Unterhaltungen, bie bie
©teile ber früfjer 2ftattf)äijd)en, bann Daoibfdjen Quartette ausfüllten.
3m gewiffen ©inoerftänbnift mit ben 2Bünfcf)en beS SßublicumS fjatte
man bie frühem ©renjen baljin erweitert, bafc in biefen Soireen aud}
größere ©nfembleftücfe wie Solooorträge jur Ausführung famen. 8lud>
war jum SSortljeil ber SDhtfif wie ber 3uf)örer tot flehte SJorfaal, in
bem früher bie Duartette ftattfanben, oerlaffen unb in ben großen
Soncertfaat gejogeu werben- S5ie auf ben Soncertjetteln oerfprodjenen
9Keiftercompofitionen unb Vorträge Ratten immer ein auSerlefeneS unb
jal)lreicf)eS publicum f)erbeigelocft; man tann nid&t leidet XrefflidjereS
in trefflicherer SluSfüfjrung fjören. S5ie im Duartett SWitwirfenben
waren bie $$. Soncertmeifter 2)aoib, Siengel, ©dfert unb SEBitt»
mann; bie gezielten Sluartette oon Sföojart, §at)bn, 33eetf|ooen,
£f)erubini, granj Säubert unb 2KenbefSfof)n. Sufterbem würben
nodf) SRonett unb ©oppelquartett oon Spotjr, Dctett oon SRenbetSfoIjn,
Quintett oon DnSlow, XrioS oon SBeettjooen, 3KenbelSfot)n unb §itter,
2)oppelfonate unb biefer Strt SerwanbteS ton SRojart, 33eett)Oüen unb
Spotjr gegeben. 93on biefen ©tüden waren neu ober f)ier nodj nid)t
öffentlich gehört ein Xrio oon 8KenbelSfof)n für Sßianoforte, Sio-
line unb SBiolonceQo [Dmoll], baS mit wörmftem SBcif all aufgenommen
würbe, ein Xrio oon §i 11 er [Bdur, 28erf 6], eine intereff ante Sugenb«
arbeit §illerS, bie früher fcf)on in ber 3^tf^rift befprod)en ift, unb
ein SRonbo alla Spagnuola für SSioline unb Slamer oon ©pof|r, ein
fef)r jarteS, fd)wungf)afteS 9Äiniaturftü<f. %uä) fpielte ättenbels*
fof)n in feiner immerfrifd^en 9Äeifterfdjaft bie djromatifdje *ßljan*
tafie unb guge unb bie füufftimmige in Cismoll oon 3. ©. SJadj,
unb §r. Soncertmeifter 2)aoib in auSgejeidinetfter SBeife, unb oon
9WenbelSfof)n begleitet, jwei als Sompofitionen unfdjäfcbare ©tücte
aus ben Sonaten für Sßioline allein oon 93ad), benfelben, oon benen
früher behauptet worben ift, „es liefce fid) ju ifjnen feine anbete
Stimme beulen* — was benn SftenbelSfoIjn in fdjönfter $rt wiber*
legte, inbem er baS Original mit aüerfjanb Stimmen umfpielte, bafc
eS eine Suft war ju l)6ren.52
2Bie wir tjoffen, werben bie fo mit wahrem Äünftlergeifte geleiteten
Slbenbunterljaltungen aud) in fünftigen 3af)ren fortgefefet werben, @e*
fang war bieSmal auSgefdjlofjen. Sßon ßeit ju $eü ein Sieb würbe
mit S)anf geprt werben.
ö. $era&erg \mb 3. ©djneiber, (Slaöterftücfe. 255
Ueberfdjlägt man nun bic Stiftungen bcr oerfd)iebenen unfcrcr
Äunft gewibmeten Snftatten, bie wir befifcen, rennet man f)ingu bic
beS Xf)eaterS, bic ber ®irdf>e unb bic Dieter anbeten Sereine, tote ber üom
§m. 2R£>. Sßotylenj geleiteten ©ingafabemie, beS unter §nu
Drganift ©ct^IcrS Seitung ftetyenben DrpfjeuS, ber Siebertafet,
beS *ßauUnergefangöereinS u. a., fo wirb man oietteidjt mit bem
übereinftimmen, was wir ju Anfang biefeS SluffafceS jagten: baß in
biefem Meinen Seidig bie 2Rufif, t)or SttUem bie gute beutfdje, btttf)e,
bafc eS fidj uugefdjeut neben bie reichten ©täbte beS StuSlanbeS ftetten
batf. ©0 wolle ber mufifalifd&e ©eniuS nod) lange fegnenb über
biefer ©rbfdfjoHe patzen, bie früher ber 9lame S3ad^d geweift, jefct ber
eine« berühmten jungen SfteifterS, wetd&er tefctere, wie 9ltte, bie it)m
nat)e ftef)en, jum ©ebenen magrer Äunft nod| tnele Satire unter uns
oetwetfen möge! ©.
f ürjere Studie für JHanoforte.
* 9t. *• Serjberg, 3»ci SdjerjoS. SBer! 10.
SSon fo Meinen ©tücfen oerlang' id£) oor SlHem, baß fic möglidtft
reijenb unb pifant feien. $)ie erfte (Sigenfd&aft fefjlt ben obigen
©djerjoS meljr als bie jweite. ©ie finb augenfdjeinlidE) oon einem
guten ©pieler, clamergemäjj unb bis auf ganjSSenigeS correct unbreinlid)
getrieben; bod^ mangelt iljnen eben ber feinere ©d&melj, bie ©eete.
3m ©d&watte ä^nlic^er Sompofttionen möc^t' ictj fie immerhin als be*
beutenber bejeicfynen, toet^ert 2luSfprud) ber junge talentvolle Sompo*
nift burd) größere folgenbe SBerfe nodE) meljr betätige.
3. @<Jjiietber, Drei ftotttmtoS» ©er! 1.
(Sin SBerf 1, baS wie üiele anbere nid)t tyätte gebrueft werben
foQen. Der ßomponift, mutf)mafelid> aud| nod) jung, verlangt oom
©pieler nidjt 3RinbereS als etwa §enfelt, wofür er if)tn aber, ftatt wie
biefer SBlumen, eine §anb üoU §eu in bie §anb brücft. SBottte er
als Somponift t>orwärtSfcf>reiten, würben wir it)tn ratfjen, im Umfang
öon üieöeic^t t)ier Dctaüen ju componiren unb bie §änbe nid)t
256
3. SebeSco unb & Sacombc, Sfotoietftücfe.
uttnötl)ig über eine einzige auSjufpannen. 3Rutf)et uns j. 93, Sfjopin
ju, nadffbem er uns ein ©tüd f)mburdE) ins geuer gebraut jutn ©djlufc
noef) ju fpielen:
i
m
i^E
PPPP
j^=r=E
I
fo ttjun wir' 8 gern ; nidjt aber wenn e8 uns §r. ©dfjneiber öorfdfjreibt.
Umfonft will fid) SRiemanb anftrengen, unb wer tuet »erlangt, mufc
biet geben. 2)ie SKotturnoS tjaben übrigens Ueberfdjriften: — 3t6cnb*
licf|e SBaff erfahrt, 3$ benfe 2)ein, äbenbgrufe an ©ie — entbehren
aber aller feineren ßtjarafterifttf. (Stnige tneid^Iid^e SRelobientraft
wollen wir bem Sompomften nidjt ganj abfpredjen, beren ©enufj
aber, wie gejagt, öom Spieler mit Aufbietung feiner ganjen SeibeS*
fräfte treuer genug erlauft werben mufj. Stttf biefem SBege f freite er
nid)t weiter.
3gna} SebeSco, Serenabe. SBerf 8.
55fod) ber Eompouift biefeS ©tücfeS, brädjt' er e3 un3 üieHei^t
atä Sbenbmufif, bürfte feiner großen Sobrebe bafür gewärtig fein,
unb iä) würbe toon oben Ijerab etwa f olgenbermafcen banfen : „bie Auf*
nterffamfeit toerbient alle Slnerfennung, wer aber lein Sttufifer ift,
foüte nid)t muficiren, unb wer ©erenaben bringen will, muß feiner
©adf(e gewift fein, bamit man nicf)t bie $enfter fdjliefte ftatt gewünfd)*
termaften öffne", womit id) audj bie meinigen ftfjliefjen würbe, ben
©erenabenmann allen guten ©eiftern empfeljlenb. 3Rit anbern 2Bor*
ten: aud& bicfcS ©tücf Ijätte ungebrueft bleiben foHen, unb e3 ift
waljr^aft fd^abc um bie t)erfd)Wenberifd)e Xitelpradfjt, bie ber $er*
leger baran gefegt.
Souiö Sacombe, (Saprice. SBerl 2.
©o fe^r wir &l)arafteriftifd)e8 lieben, fo fätjen wir üon mannen
jungen (Somponiften bei SBeitem lieber, baß fie uns merftimmige £f}0«
räle brauten jur SRecenfion als Xonmalereien, bie obenbrein nur ber
28. öon ©oetlje mtb 9t. fteäca, (Stotoiei-ftücfe. 257
Xitel t>erf)eißt. 25ie Saprice Reifet nämlidj wunberlidjermaßen : Les
Adieux ä la patrie, wo man mit SöiHigfeit auf etwas 9lbagiomäßige$,
(SlegifdjeS hoffen barf, ftatt beffcn uns ber junge (Somponift eine wilb*
fpringenbe (Stube in Emoll Einwirft. Unter feinen 5*n9crn (er tft
ein auägejeidjneter Spieler) mag fte eine Sßeile tauften; aber (fagt
©oett)c) , o wie traurig ficf)t es fd&warj auf weiß fid) an. (Sin ge*
wiffeS mufifalifdjeS ®efüf)t wollen mir bem (Somponiften jugefteljen,
e$ bebttrfte aber ber forgfältigften Pflege; jefet fdjwanlt e$ nod) jwi*
fdjen allen ©tilen unb ©d|ulen fjerum unb töft fid) julefet in ^o^len
©d)ülerpatIjo3 auf. könnte man bod), wie mir fdjon anbeuteten, beim
SBunbeStage bewürfen, baß lein Serleger etjer öon jungen (Somponiften
brudte, elje fie einen 33anb orbentlidjer merftimmiger Choräle toorge*
legt; mir mürben bann aud) beffere Kapricen ljaben.
SBaUljer to. ©oetlje, »flegro. Söerf 2,
(Sin großer SKame ift eine gefährliche (Srbfdjaft, mie fd&on oft ge*
äußert worben. 2Bir begrüßen in obengenanntem (Somponiften einen
(Snfel ©oetfjeS, ber if)n als Äinb nod) fdjerjweife feinen „9Jlufifer"
nannte, mit feinem propf)etifd)en ©eifte öielleid&t üorf)erfel)enb, baß fiel)
SBalt^er einmal ganj ber äRufif mibmen mürbe, für bie er fdjon in
frü^eften 3al)ren Anlage geigte. £)% nun ®oetl)efdf)eS SJlut in ü)m
fließt, läßt fiel) nad) einer fo fleinen arbeit freilief) nidEjt ermeffen.
3)a8 Slüegro f)at ^Bewegung, bie im Verlauf fogar etwas XanjartigeS
annimmt; erfreulich baran ift befonberS bie natürliche Haltung, ber
leidste melobifdEje gluß. ®er (Somponift, nidjt mel über 20 galjre
jä^lenb, Ijat aber bereits fid) audf) in größeren SBerlen, fogar in ber
Oper oerfud^t, unb mie er fleißig ift, weiß ©Treiber biefer Beilen
aud), fo baß wir benn, (SrfreulidjeS erwartenb, balb meljr üon feinen
ßeiftungen berieten ju fönnen fjoffen.
Sllecattber fteSca, 3*" SRottitmoS* SBerl 5,
„ 2>rei Salonftütfe, SBerl 7.
3Me erften arbeiten, bie uns t)on biefem melberfpredfjenben Xa*
lente ju ©efid(t fommen. 2>er (Somponift ift, wie wir pren, ein ©ol)n
beä beworbenen liebenSwürbigen 9RuftferS geSca unb f)at pdf) unter
f otdjer Suffidjt trielleidjt frütföeitig fdEjou üon ben SBortljeilen angeeig*
ttet, bie fid) anbere, burd& il)re ®eburt weniger SBegünftigte erft fpäter
©diumann, ©ef. griffen. II. 17
258 3- ©oronMSaöalcabo, $fymtafieftfi<fe.
erwerben. $)ie oorliegenben Sompofttionen, wenn aud) nidf)t überaß
eigentümliche Äraft unb $unftanfidf>t toerratyenb, tragen bod) alle einen
frifdjen SebenSfeim in fid| unb laffen uns oft in ein wenn auc§ nodj
beljerrfdfjteS, boef) reiche« mufifalifdjeS Oemütt) blufen. 2>ie ©timraun*
gen, bie fic auSfpredjen, ftnb oorfjerrfd&enb lijrifci); in ben Salon«
ftücfen f)at fie ber Somponift burdE) Ueberfdjriften aus ©ebidfjten toon
§einridfj ©cljüfc genauer bejei^net. 3U ^cn Notturnos beburfte e8
feiner SBorte; fie f djlagen burd&auS ben alten befannten Zon an, ber
uns oon $ietb fjer nod) lieb ift 3n beiben SompofitionSljeften er*
innert tneleS an §enfelt; bie ©atonftüde finb öom ©omponiften felbft
Souvenir & Henselt genannt, woburdj er ben SBerbadfjt einer abfielt«
liefen Xäufdjung t)on oomfjerein entfernt. $>ie Steinte jum erften
finbet man, bis auf ben Unterfdjieb ber Xonarten, beinahe wörtlich
in einem früher ift unfern Beilagen gegebenen gmpromptu t>on §en*
feit in Cmoll. 3)od) fdjetnt ber ßomponift aud) anbem JBorbilbem
nacheifern, fo ÜJtenbelSfof)n; audj SBennettS Sompofitionen f feinen
tfjrn nidjt unbefannt; ein ®efdE)tnad, ben wir aud) nimmer tabelntool*
len. SSBic bem fei unb wie Diel frembe ©inflüffe ben audfj nodj jungen
Äünftter befyerrfdjen mögen, es bleibt bennod^ genug übrig, um barairä
fdjöne Hoffnungen für feine 3u&mft ju fd)öpfen. 3lud£) ftnb neuer*
butgS fdjon umfangreichere SBerfe, fo julefet ein ©ejtett, t)on iljm er*
fdfjienen, unb ba& eine größere Dper* in SraunfdEjweig bemttädfjft jur
Aufführung fommen foü, metbete bie 3e^Wrift fd&on früher, ©o
matten wir benn mit greube auf ben jungen ßomponiften aufmetf*
fam, ber fdf(on ben SSortJicit eines befannten unb gefdjäfcten 9tomenS
mit auf bie SBelt gebraut, ben er mit S^ren ju führen berufen fdjeint.
3nlte öottSBebettatt, geb. 8anutt.<£a*alcaBo, $t}antafteftö<fe, SBerl 25/*
Der frühere SRame ber bereiten grau fam fd)on öfter» in ber
3eitfd)rift üor. Sljre glüdlidjen mufifalifdjen Anlagen f)at fie nament*
lidEj in bieten ßiebern gettenb gemalt, beinahe ben beften, bie un&
neuerer Qät bk Äaiferftabt geliefert, obwohl bort anbere an ber
XageSorbnung finb. 8fod) als Suftrumentalcomponiftin gebührt tf)t
ein SRang in ben 33orberreif)en ber Komponiftinuen. Sin SUluftfftücf
gut anjutegen unb abjurunben, toerfietjt fie oor aßen ; fie fdjreibt eine
gewählte Harmonie, elegant, oft jart; iljre SRetobieen finb innig,
* „$ie gtanjofen in «Spartien."
** Schümann getoibmet.
(£. ©. 2idl, jgfdjler »über. 259
manchmal an itatienifd)e 2Beidf>e anflingenb. SWau fjat componirenbe
Damen oft in 9Serbad)t, bafc fic fid| anbertoärts 9tatf)8 erholen unb
bic lejjte geile einer anbem §anb überlaffen. Der Schreiber biefer
Seilen weift genau, nrie alles, toaS bie Somponiftin giebt, aud| itjr
attcinigeS ©igentl)um ift, wenn fdjon if)r früherer Setter, befanntlidj
ÜÄojartö ©ot)n, noef) je|t in ü)rer Umgebung lebt. Das §eft, ba3
mir vorliegt, beftetjt au3 jtoei ausgeführten größeren ©äfcen, bereu
einer V Adieu, ber anbere le Retour überfdEjrieben ift. Die lieber*
fünften freuten fpäter ^injugefommen unb treffen ben ßljarafter ber
Sftufil nur im Stttgemeinften. ©ine (Erinnerung an 33eetf)ot>en& be*
lannte äljnttd) genannte ©onate ift babei nidfjt im (Spiet. SBeibe ©äfee
aber finb eigentümlich djarafteriftifdj unb faum ju Vergreifen. SBir
nmnfdE)en oft (Gelegenheit p tjaben, t>on ben arbeiten ber mufifüotten
Dilettantin berieten ju fönnen.
<£♦ ®. Stifl, 3ffd)leir »über. 3»it SDi^tttngen ton Seihte, SBcrf 57.
Der Somponift, als Setjrer unb Xonfefcer in SBien betannt unb
gefdfjäfct, f)at Ijier fed)3 fef)r artige, anmutige Sb^ttcn geliefert, bie,
junädjft burcf| eine ber reijenbften ©egenben DefterreidjS ^erborge*
rufen, aud) über bie ©renjen feinet SBaterlanbeS f)tnau8 auf freunb«
lid&e 3lufnal)me rennen bürfen. Die einzelnen SKummern finb burd)
©ebidjte oon ©epf)ine eingeleitet unb nrie biefe jart unb finnig, babei
einfad) unb o^ne 2tnfprüd£)e. Die Sompofitionen fommen aus bem
$erjen unb fd&einen fämmtlidf) mit Suft in froher ©tunbe gefdjaffen.
9Son fälagenber Originalität jeugt bie SRufit nidjt unb folgt titn ben
Didjtungen; aber biegbee, ©ebidfjten fetbftänbige 9Äufit unterzulegen,
eine Steige ju finben unb fie artig jum ©anjen ju fdjUefcen, ift eine
fettenere unb nad)af)mung3tt>errt)e. 211g Slaoierftädfe tn&befonbere jeigen
fie eine grünblic^e SSilbung, bie aud) bon SKeuem benufct, toie benn
au8 tynen befonbere Vertrautheit mit granj ©dfjubert unb beffen lieber*
tragung burd) Sifjt f)ert»orIcud^tct. Semenben mögen bie SbtjUen mit
Sßujjen unb genrifc ju iljrergreube in bie §änbe gegeben toerben; nid&t
fdjnneriger als &jernt)fcf|e unb §üntenfd|e ©adjen, tyaben fie ungleich
mef)r ©efyalt unb geiftigen SReij. Die lefcte Stummer „3lm Salbarten*
berg" ift biefelbe, bie Sijjt in einem feiner Sßiener Eoncerte öffentlid)
gezielt, obwohl id), follte idf> einer einzelnen ber Sb^Uen ben SSorjug
geben, mid^ für bie erfte „2lm SBolfgangfee" entfdjeiben toürbe, bie mir
im ©anjen toie im Detail bie jartefte, frif^efte unb gelungenfte fdjeint.
17*
260 SS- $• 2tai ™b & grancf, eiaöierftürfc.
28. £♦ Seit, SRottimto. SBcrl 6.
// // // Einleitung unb Jßolotiatfe. SBcrl 11.
83on biefem jungen fraget Xonfefeer waren bisf)er nur SStolim
quartette befannt unb gefcf)äfct; e£ ljat fein ®ute3, wennfid) berSom*
ponift in mögtidEjft bieten gackern toerfudjt, tüte für ii)n felbft fo für
ba3 publicum. Xf)ut er'S nid&t, fo üerfättt er oft in ftereotype gor*
men, in Spanier, wie e8 nodf) lebenbe 95cifpicle giebt. 2Bir finben
§rn- SBcit auef) auf ber ßlamatur wof)l bewanbert unb unterfjattenb ;
er fdjreibt leitet bequem, gefällig, red)t nad) 2trt ber SBbfymen unb
für ba% SBöljmerlanb, wo äRufif fo oiel gepflegt unb gehört wirb, tote
benn feine §auptftabt $rag in neuerer $eit eine SDicnge junger talent*
votier ßomponiften aufjuweifen f)at, baß fie fidfj ungefd)eut wofyt mit
beut größeren SBien meffen !ann. 3n bett beiben angezeigten ©tüden
erljält man genau, toa§ bie Xitel antünbigen, ein SRotturno fcoll na*
türtidf)en ©efangeS, baö fid) tooüfommen abliefet; eine Sßotonaife mit
entern Xanjfd^ritt, burdjauS freunblidjen, behaglichen £f)arafter§. SBir
wüftten an beiben nichts ju änbern; ber Somponift leiftete eben, wae
er wollte, Wa8 er lonnte, unb wer bieä toermag, aud) im Keinen Äreife,
t)at immer auf Slnertennung ju redjnen.
©buarb ftrantf, <£apriccto. 23crf 2.
„ „ $rei ©fjairafterftöifc, SBerf 3.
Da» erfte SBerf biefeS gleichfalls nod& jungen Somponiften, jwei
§efte ©tubien, befpradf) bie ßeitfdjrift fdjon früher unb wieg auf iljn
als einen ber fleifcigften unb weitgebieljenften ©djüler 3Kenbel3fof)n8,
afö ben er fid) uns, nur in leerem ®rabe, aud) in feinen beiben
neuften SBerfen jeigt. Ueberaü nämlid) fietjt man if)n aucf| in biefen
bie Stiftung be§ 2ef)rer3 mit fo biet Eingebung verfolgen, baft fid)
mandje ©ä|e mit welken aus ber 3ugenbjeit ober richtiger Änabcnjeit
2Jienbel3foIjn3 öerwed)fetn liefen; babei giebt er aber audE) SigeneS
genug, baft fid| gewtft annehmen läftt, er werbe fid£) nadj unb nad)
immer mef)r öon feinem SSorbilbe to^Iöfen, fo weit bieg bei manchem
angebornen SBerwanbten möglid) ift. SDieS angebome Sleljntidje jeigt
ftd) im borf)errfcf)enb SSerftänbigen unb ©rnften bei einer fefjr fdjarfen
GombinationSgabe. ©ewiffe, nid)t eben ungewöf)nticije ©ebanfen burd)
d. grattcf, <£foöterftücfe. 261
bie tecf)nifd)e 83W)anblung, burdf) getnljeiten in bcr §armonie :c. in*
tcreffant ju machen, öerftel)t er fdfjon toortrefflul). 333er bieS in jungen
3af)ren gelernt f)at, toirb fpäter mit feinem ®ut um fo freier ju fdjal*
ten wiffen, unb befommt bann auc§ wieber baS ®emütl), baS in ben
£ef)rja§ren beS SünftlerS fic§ fo oft jurüdbrängen mufi, feinen 2ln*
tfyeil am SSerfe, fo wirb ber ßomponift, wie er jefct SSerftanb unb
®eift erfreut, fobann aud) ben übrigen 9Äenfdjen ju intereffiren üer*
mögen. SRöge bie nädfjfte Bufunft biefe Hoffnungen üerwirflidjen!
3Äit greube t)at bie ßeitfdjrift immer ben tüd&tigen unter ben jungem
Sünftlern nad)gefpäf)t, mufete oft lange fudjen, efje fie reben unb auf*
muntern burfte; mit greube mad)t fie nochmals auf biefen jungen
Sünftler aufmerffam, ber iljr fo biel ®runb jur 3luSjeid)nung giebt.
33om Sinjelnen feiner legten ©ompofitionen ju fpredjen, fo ift es
namentlich bie erfte Saprice in SBerf 3, ber wir ein &orjüglid)eS 2ob
fpenben bürfen. 3n ber Slnlage an SKenbelSfoljn erinnemb, ift fie
bod) eigentümlich in ifjren wedfjfelnben 9tf)t)tl)men, mit fixerer fedfer
Jpanb jum ©djlufc geführt, im Sefonberen burdE) feltnere t)armonifdE)e
®änge reijenb; fie namentlich giebt auef) oom ©tubium SBadjS ein
ßeugnifi. 3n fotd)' funtelnbeS, geiftreid&eS gftguren* ober ©nippen*
fpiel, wie es fid) in ber ©aprice f)in unb wieber bewegt weife nun
freilief) 2ftenbel3fof)n j. 33., wie audj anbere SReifter, oft einen garten
melobifdjen ©ebanfen ju werfen :c. 2)ieS ift eS, was ber ©ompomft,
wenn eS anberS ju lernen ift, nodfj lernen möge: eine jarte äRittel*
figur anbringen, eine ruljenbe gleidjfam, um bie bie anbern ftdf) winben
unb freifen. 9Äit SBorten läfct fid) bieg fo fdjwer auSfpred)en, bod)
wirb uns ber Somponift ftdjer öerfteljen. 3mmerl)in wirft bie Kaprice,
audj wie fie bafteljt, unb gefpielt, wie fie fod, fogar bebeutenb. 9tud)
bie jweite fjat fünftlerifdjen SBertf), ©injelneS ift vortrefflich ; bod) toer*
fliegt ber ©d)luf} ju allgemein unb im §ergebradf)ten. $)ie lefcte Sa*
price ift ein f^ugenfa^, beinahe in §änbelfd)er Slrt, mit einem fcf)arf
geprägten Xljema, baS ju mannen feinen ^Beübungen Shtlaf* giebt,
ein fef)r wertfj&olleS ©tüd bis auf einzelne gewöhnlichere ®änge. S)ie
größere Saprice enblidf), bie eine befonbere DpuSjal)! füljrt, tfjeilt bie
SSorjüge, bie wir bem Somponiften fcf>on jufprad)en, in allen 93c*
jieljungen. äRatter fdjeint mir nur bie (Einleitung, bie vielleicht nad)
SJoHenbung beS rafdjen ©afceS erft ^injugelommen. 3m Uebrigen
erinnert fie, wenn nid)t im ©injelnen, bod) im ganjen 3uföwttc an
beS Somponiften üWeifter. 2Bir bebauern, bafe fie nid^t mit JBeglei«
tung beS Crd^efterS gefdfjrieben ift, was bei einiger Ausbreitung ber
262 $. *on fiööenffiolb, ©tatrierftücfe.
formen leidet ju mad&en war. 2)ie §armoniefotge ©Hte 8, bic jtoei
testen ©tyfteme, nad) A unb Fis fütjrenb, tft füt)n; tüir ^aben nidjtö
bagegen. 2)en ©djluft wirb fidf) mancher Spider banfbarer unb bril<
tantcr wünfdf)en; er lag fogar nä^er. SBaS gebrudft ift lägt fid^ nun
nidjt änbern, weSljalb tüir beut jungen tüchtigen Äünftler unfet £ob
nur nodf) einmal fummarifd) au8fpredf(en wollen.
S33ir wüßten ben ©tjtluS tttd^t bef fer ju befcfylie&en al3 mit einigen
SBorten über einen nodfj wenig genannten ßomponiften, ber un§ öor
SJurjem mit öier merljänbigen ©cfyerjog überrafd^t, bei SBettem bie auä<
gejeidjnetften, bie in biefer (Sattung neuerbingä gefdfjrieben finb. ©er
Xitel ift inö $eutfcf)e überfefet:
^ermann t»on Sdtoenfftotb, Stet rfjaraftertfttfdje ^mpromptnS
in %oxm t>on ©djerjoS. 23crf 8.
Steint unfre Shtnft bodj balb in allen Deutfdjlanb naf)e gelege*
nen Säubern SBurjel ju faffen, jefct audf) in ben nörblidjeren. Der
©omponift ift feinem SKamen nadf) ju urteilen, ein ©dfjwebe. ©in
Xrio, ba3 benfelben SKamen auf bem Xitel führte, befpradjen wir früher
fd&on; wir wiffen nidfjt, ob e3 audj berfelbe (Somponift, jebenfaöS aber
einer, ben wir mit Ächtung begrüben muffen. Sft er SMlettant, jo
würben wir ü)m {ebenfalls, nad) biefen ©djerjoS allein, ben erftett
SRang unter allen für ba8 Slaoier componirenben anweifen; ift er
Äünftler, fo mögen if)n feine ©enoffen als einen ebenbürtigen oljtie
2Beitere3 in ityre Steigen aufnehmen, ©eit lange ift mir feine (Sompo*
fition öorgefommen, mit ber id^ faft burdf>gef)enb3 fo einfcerftanben
bin, bie mid) fo intereffirt, mir wieberfiolt fo wot)lgetljan ate biefe.
@8 finb leine SBunberftücfe unb wollend nidfjt fein; aber biefen gebit*
beten 8tu3bru<f, biefeä üftaft, biefen Sßoljllaut biefe gute Art ju com*
poniren mit einem SBorte, finbet man mdf>t aller Orten. §ter unb
ba möchte man auf 9Rofdf(ele8 als ben SSerfaffer ratzen unb bicS na*
mentlidf) mandjeg Quanten falber; bod) ^aben fie no<# mef)r ©emüfy
lidjeS, Unbefangenes. 25ie8 Ijeifct componiren, wenn audj im kleinen:
t)ier ift SSorbergrunb ba, Sßerfpectiüe, Hintergrund unb ba3 ©anje
gefällig wirtenb. 3Jlödf)te ber, wie gefagt, un8 gänjlid) unbefannte
Äünftler*©belmann ftdf> im ©röteren üben, für Drdjefter fd&retben ; er
f)at bie 3Jlittel baju; bie, benen bic ©tüdfe nod) unbetannt geblieben,
2ttejiS ßboff. 263
[motten] fic ftdj je ef)er je lieber anfeuern Dbenbreüt fet)It eS für
Äe^rer tute für Sernenbe an guten mittelfd&weren merffänbigen ©tücfen,
fo bafj aucf> weniger 2tu8ge$eid)nete3 auf SSerbreitung rennen bürfte,
um wie iriel mef>r biefe, t>on benen wir mit bem Xroft, bafc eS f)ier
unb bort nod) treffliche äRufifmenfdjen giebt, auf baS 3tcf>tungS&otlfte
Hbfdjieb nehmen.
12.
Vieris £w$.
2)er ©omponift ber berühmten ruffifdjen 5BolfSf)t}ttme wie anberer
SBerfe, bie nodj ber SBeröffentlidjung entgegenfet)en, §r. Dbrift StlejiS
ßfcoff, Slbjutant ©r. 3ft. beS ÄaiferS üon Stufjlanb, war t>or einigen
lagen l)ier eingetroffen. Sein SBirfen, wenn audj aorjugSweife bem
ljoljen Äreife jugeweubet, in beffen SKälje tf)n feine Stellung gebracht,
t)at trofcbem einen beinahe europäifc^en 9tuf belommen, fo baft wir
nidjt miffterftanben ju werben fürdjten, wenn audj wir an öffentlicher
©teile ein befdjeibeneS Statt in feinen Sorbeerfranj einjufledjten uns
toergönnen. S)er oeretjrungSwürbige ®aft gab nämlid? einem fleinen
Äreife (Gelegenheit, feine befonbere Äunft als SSiolinfpieler fennen ju
lernen. ©Treiber biefer SBorte jä^lt bie ©tunbe ju ben fd)önften,
bie il>m je bie 3Jlufü unb it)re Äünftter gef Raffen. $r. Sooff ift
ein fo merfrofirbiger, feltener Spieler, ba§ er ben erften Ättnfttern
überhaupt an bie ©eite ju ftetten ift; eine ©rfdjeinung einmal wie
aus anberer ©ptjare, ber Sffiufil wie in i^rer innerften Sfteinfjeit. ent«
ftrömt; 2Ruftf, fo neu, fo eigentljümlid), fo frifd) in jebem Xon, bafc
man feftgebannt nur immer fjören unb Ijbren möchte. SSerliert bodj
leiber ber Äünftler t>on §anbwer! fo oft im ©ewiüjte ber äöelt jene
unfaßbaren ®iiter, jene Unfdjulb, Unbefangenheit unb §eiterleit ber
Äunftlraft, muft er fie bodj leiber fo oft ben nieberen Stnforberungen
ber SJiaffe aufopfern, bis fie enblid) in ben ®ewof)nf)eüen beS $ünft*
IerlebenS gänjlid) untergeben. Daran wirb mandjer aud) grofce
Äünftler erinnert werben, wenn er jenen freiließ burd) ein gttnftigeS
©efd&icf audj feiten gefteüten 9Äann ju t)ören befommt, unb wie eS
bod) nodj etwas SlnbereS ift, bie äReifterfdjaft üon %aty unb jene, bie
uns neben bem ®enuf$ großer Äunftfertigfeit audj ben eines ganjen,
fdjönen, innen frifd) gebliebenen 9Äenfcf|en gewährt. Unb bieS alles
264 3- Schubert, £f)öre.
jag iß nur naty beut 3tnt)ören jweier Quartette, eines rjon SKojQrt
unb eines tion 9Jtenbetefof)n, in benett §r, Söoff bie erfte SSioltne
fpielte. 2)er Somponift; war felbft gegenwärtig : er mochte, wie aDe$
üerrietf), feine SRuftf wof)l !autn je fßöner geprt f)aben.53 63 toot
ein SSottgeuufe. ®iebt e3 in ber ruffifßen Äaiferftabt noß me^r fol-
ßer Dilettanten, fo bürfte manßer Sünfiler bort wof)l tne^r ju lenten
als ju teuren finben. kommen biefe QtiUn &em t)oßöeref)rten SKanne
einmal fpäter ju (Sefißt, fo motten fte ßm ben 2)anf SSieler ans*
fpreßen, bie er an jenem SIbenb erweitert, bie feinen SKamen ben ge*
feiertften beijcßlen, bon benen bie neuere Sunft berietet.
[Seidig, ben 17. Sinti 1S40.]
* iranj Säubert.
Sie §m, SMabetti u. Somp* in SSiett f)aben wieber einige bebeu*
tenbe ©ompofitionen aus ©ßuberts 9iaßla& beröffentlißt, auf bie wir
namentlich ©efangrjereine :c. aufmerffam machen. ©S finb:
Cp. 134: „Madjtljelle" ö. 3. ©. ©eibl, für Eenorfolo utib öierfttmmigen
$ßännercf}or mit <ßianoforte.
Cp. 135: „©tänbdjcn" ü. ©rittparaer, für ^tltfolo unb öierftimmigen
grauendjor mit Sßianoforte.
£>p. 136: „SRirjamS ©tegeSgefang" o. ©riffparjer, für ©opranfolo unb
(£f)or mit Begleitung beS ^ianoforte.
Cp. 139: „QJebet" üon be la 2ttotte gouque für Sopran, 911t, Scnor unb
Ba& mit Begleitung be$ ^ianoforte.
33ie beiben erften muffen reijenb wirfen ; fie finb äufcerft jart unb
ßarafteriftifß. 2)aS einförmige Solorit ju l)eben, in baS ber rein
trierftimmige SDiänuergefang wof)l ober übel oft üerfäHt, fjat ©ßubert
ßm eine ©oloftimme eingeflößten unb baS ßlarjier jur SBegtcituitg
beigegeben. SMe 3bee ift glüdliß, wenn baburß freiliß ben 9Jiänner<
gef angquartetten , bie tein Snftrument in ber Sttße fyaben, bie 8u&
fißrung umnögliß gemaßt ift; benn baS Slamer ift roefeutliß unb
barf nißt fehlen. S)ann aber, im SSerein Silier, wirb mä) ber ®e«
nufc ein boppelter fein. 2)a8 „©täubdien" t)at eine gleiße gorm wie
bie „SRaßßetle", nur ba& e& für grauenftimmen gefßrieben ift; uon
fßönen ©timmen vorgetragen unb gut einftubirt muft e8 tjon wunbertoollet
3f. @djubert, (Sijöre. 265
Sßirfung fein, wenn audlj ein Don grauen gebrautes ©täubten in
ber aßirflidjteit fcfjwerlidlj toorfommen möchte»* Slucf) im „©täubten"
ift baS ßlatrier wefentlidE) unb trägt bie Harmonie. ©dfjubertS be*
fannte 9ftanier, einen 9U)9tf}muS, eine SBegleitungSfigur t>om Slnfang
big jum ©djlufc f eftgu^alten , trifft man audfj in biefen ©efängen
wieber. 2)a§ fie fd^&tt für bie ©timme gefd&rieben finb, barf man
glauben, audlj finb fie nirgenbs öerfängtidf) fetter. — „SWirjamS
©iegeSgefang" ift eine ©ompofition größeren UmfangeS, eine Slrt San*
täte, bie woljl urfprünglid) mit Begleitung beS DrdfjefterS getrieben
ift ; ift baS lefcte ber gaö, tüte wir beinaf) überjeugt finb, f o bebauem
wir fie nur im Arrangement fennen lernen jit fönnen.** 2)od) ber*
leugnet bie (Sompofition audf) in ber borliegenben ©eftatt if)re SDSir*
lung nidjt; ber ©runbton ift eigen altertl)ümlid) , alt religiös, faft
biblifdfj. SluS anberen ©ompofitionen ©dfjubertS weiß man, mit toie
glüdlidEfCT $f)antafte er bie frembartigften ©toffe ju bef)errfd)en üer*
ftel)t. 33er gorm nad) altertljümlid) ju fdjreiben, fann man lernen;
aber ben ©eift alter ßeit wie in leibhafter Slarljeit Ijeraufjubefcljwören,
bagu gehört ein 2)id)ter. Sßir treffen übrigens fogar auf eine ?$uge;
fie ift geiftreidfj genug* S)aS ©anje fdljtießt, wie eS begonnen Ijat,
Reiter unb glänjenb. 3m „®ebet" nun fprtdjt fidfj ber moberne gläubige
ßtjrift aus unb Ijier mit ganjer Snnigleit unb Äraft ; bieS finb unfere
^aleftrinagefänge, fo fpridjt fidfj bie neue Sunft im ©ebet aus, bul*
benb unb üertrauenb, aber audf) t^atlräftig unb jum §anbeln bereit»
ÜJian wirb ben ©efang nidjt of)ne innigen Stntfjeil f)ören lönnen.
©o blüljt benn ber Sorbeerfranj um ©djuberts ©tirn immer
üotler. Sßer f)ätte üon bem Siebercomponiften gebadfjt, baß er nod)
folgen Sfteidjtljum in fid) barg, wie eS jefct immer flarer wirb.
üRöd|ten fidfj bod) aucfj freunblidje ipänbe balb jur Verausgabe feiner
anberen ©efangswerfe, ber Dpern unb ber großen SWeffen Derbinben.
SEBien t)at nodj im Stugenblicf feine größeren mufifaltfdfjen ©djäfje im
93efifc als biefe. 12.
* $a$ ©tänbdien ift urfprüngttd) für Stttfofo mit SKännercf>or componirt
unb erft foäter (auf SBunfd) toon ©rittyaräerS greunbin Slnna gröfjtid)) für grauen*
djor eingerichtet toorben.
** Später I)a6en 3f. Saurier unb aucf> g. 5(. öan <£öfen eine Orcfjefterbegteitung
bajfU gefefct.
266 ©ittenfcergfeft in üeipjtg.
(Rutenbergfeft in fctpjtg.
8tud) unfere Sunft t>at ba8 geft öerljerrlidjen Reifen, wie fic ja
in greub' unb Setb fid^ wunberfräftig jeigt, ben ©injelnen wie bic
grofce SWaffc ju lieben »erficht. ©afe im Äugenblidf gerabe jwei ßora*
poniften in unfercr SKittc leben, üon benen ber eine burdf) glücfltd)e§
©Raffen in feinem Greife fidEj in ganj S)eutfd)lanb bereit» befannt ge*
madjt, ber anbere europäifdfjen 3tuf l)at, unb bie für bie geier ju in*
tereffiren e8 nur einer Anregung beburfte, mag als ein freunblicljer
3ufatt betrautet werben. ©ewifc ift ber mufifatifdje Xt)eil beä
gefteS nid)t ber geringste unb in biefem ©inne war audfj alles ange*
orbnet worben.
8ur SBorfeier, SMenftag Slbenb,* ljatte §r. Sllbert ßor|ing
eine neue tomifdfje Dper „$an3 ©adfjS" gefd&rieben, bie bie früheren
beffelben Somponiften an griffe, ßeidfjtigfeit unb ßieblid&feit nod)
übertreffen fofl. 3d) felbft fonnte ber SSorfteÜung nidEjt beiwohnen.
3)ie $uffüt)rung foll aber t)öd&ft erfreultdfj gewefen fein unb I)at bem
Somponiften reidEjen ßol)n gebraut. 9Rel)rere Slummern würben ba Sapo
»erlangt, unb SSeifaQ burdfj Äranjewerfen unb Jpertoorruf blieb nid)t
aus. ©3 ftel)t un$ in ben näd^ften Sagen eine jweite 9tufffit)rung
beüor. 3ur eigentlichen geier, ber ©nttyüQung ber arbeitenben treffe
unb ber ©utenbergftatue, welker frül) 8 Ul)r eine firdjlidfje, buxä) eine
©elegenf)eit8cantate be3 ©irectorS be3 3^ttauer ©änger&eremS §nu
Stifter eingeleitet, vorangegangen war, ^atte §r. Dr. gelij 9Ken«
beläfoljn 95artl)oIbt) eine ©antäte für jwei aJiännerdf)öre mit 3Je*
gleitung toon Sßofaunen :c, nadfj SBorten be8 $rn. M. Sßrölfe in ftrei*
berg, componirt, bie 2Kittwod> frü^ auf offenem äRarfte gefungen
würbe. 2)er erft unfreunblidf)e ipimmel fyatte fid) aufgeftärt; e$ war
ein erfjebenber Slnblid. 3)en einen ©tyor birigirte ipr. Dr. 3ßenbel3<
fo^n, ben anberen §r. Soncertmeifter ©abib. SBie f c^wer SÄuftf unter
freiem §immel wirft, weife 3eber. ipunbert Stimmen mel|r ober
weniger bringen faum eine ©djattirung mefjr ober weniger fjert>or.
3)ie Sompofition, fo freubig unb d&arafteriftifdf) an fiel), fjatte auf
folgern SRaume au8 wenigftenä taufenb Äefjlen Hingen muffen- 2>ie8
finb aber füljne 2BünfdE)e, bie man ljöd)ften8 au8fpred)en, nidfjt forbem
* ben 23. Sunt.
©utenbergfeft in Seidig. 267
barf. 2Bo aber SRufit am meiften ergriffen Robert würbe, im SJtoment
nadi) ber @ntf)üllung, ba fehlte fie ; bieS ^atte man fid) entgegen taffen.
S)aS SBotf war in biefem Sfagenbliä auf ber §öl)e ber Aufregung;
eine einfallenbe SDiuftt , öiellei^t gerabe nadj ber 2Relobie „ein' fefte
S3utg", bie fpäter gefungen würbe, mfifete f)ier Ijcrrlic^ gewirlt fjaben,
S)er übrige Sag öerging unter ben geftlid£)f eiten , fiber bie anbere
öffentliche JBIättcr berieten werben.
©eftern SRadjmittag* fanb nun bie eigentliche grofce SRufifauf*
fütyrung in ber £f)omaSfird)e ftatt, an ber ©teile, wo ©ebaftian 33adj
fo oft feine f)of)e Äunft auggeübt f)at, bie jejjt fein geliebtefter unb
Iiebenbfter Bögling, bie großen STOaffen mit energifd&er §anb teitenb,
eingenommen Ijatte. $)ie Aufführung war f)öd&ft glänjenb, alle Sftäume
ber SKrdfje gefüllt. 6t)or unb Drdfjefter motten über 500 ftarf feuu
3)ie aufgeführten SKufifwerfe waren bie 3ubetouoertüre öon 2Beber,
am ©df)lu§ im God save the king burdEj bie £>rgel begleitet, ba$
S)ettinger Tedeum tum §änbel, unb ein „Sobgefang" Don SJien*
beUfoljn. Ueber bie beiben erften, weltbefanuten ©ompofitionen
brauchen wir nidjt» ju fagen. 3)ie lefctere aber toar neu unb eigens
ju bemgefteöon bem SJieifter oollenbet worben; einige SBorte barüber
bürften feinen fernen Serefjrernwillfommenfeuu ©erßomponift, ber feine
SEßerfe immer fo treffenb ju bejeidEjnen weiß, ljat fie felbft „Sobgefang"**
genannt. S)em eigentlichen ©efange gingen aber brei ft)mpl}onifttfd)e
Drdjefterfäjje oorauS, fo ba§ bie gorm ber neunten 95eetf)oüenfcijen
©tympfjonie ju Dergleichen ift, bi8 auf ben fjerborjuljebenben Unter*
fdjieb, ber im ©tympfjoniftifdjen nodf) nid£|t öerfud&t tft, bafc fid> bie
brei Drd)efterfä|e ofjne Raufen an einanber fdf)lief$en. $)ie gorm be8
©anjen fonnte für biefen Qxotd nidjt glüdftidjer gefunben werben.***
* ben 25. Quni.
** $ie ©eaeidjnung aU „@t)nH)f)ome* ©antäte" naljm er auf ©. ftlingemamtS
93orfd)lag an.
*** ©eftridjen: „$ie gorm be$ ©anjen fonnte für biefenßweef nirfn" gfüd lidjer
gefunben »erben, foenn toir au$ jwetfeln, ob e3 urfprüngfid) fo gebaut ift, unb
beinahe überzeugt finb, bafi jene Ordjefterfäfce, fdjon bor einiger Seit gef abrieben,
Xfc)etle einer ttnrflidjen S^mp^onie toaren, ber er ben Sobgefang, ber mir burdjauS
neu fdjjeint, für ben befonbern 8»ccf ber Slup^rung jefct anfd)toß. 2Bie beut fei,
bie ©ompofition toirfte entljuftafttfdj, unb bie$ gerabe burdj bie innere unb äußere
(Steigerung. ®er Sobgefang mar ber ©tyfet, §u bem ba$ ßrdjefter burdj bie 9Ken*
feftenftimmen gleidjfam emporgetragen ttmrbe, unb audj bie £)rget fehlte nia)t aur
ijödjften Äraft beö ©a^luffeö. SBermutfjen toir anber^ ria^tig, baß bie ©nntyijome*
f ä^e früher unabhängig öon htm Sobgefange beftanben, fo mödjten mir beibe SBerfe
aud) lieber in getrennter SBeife t)eröffentüdt)t feljen, 511m offenbaren SSort^eil beiber
268 3- % & §artmann, $er SRobe. Cpcr.
©ntijufiaftifd) tuirfte btö ®anje unb gctuife ift ba$ Sßert, namentlich
in ben Sfjorfäfcen, feinen frifdjeften, reijenbften beijuääf)len. 3Ba8 bieg
nad^ fo großen Seiftungen Reiften toitt, mag fid^ 3eber, ber bem ©ange
feiner ©djöpfungen jugefeljen, felbft fagen. ®injelne§ lieben wir nidjt
Ijerbor; bod^ — jenen mit Sf)or unterbrochenen 3tt>eigefang tä f)arrete
be§ §errn", nadf) bem fidf) ein glüftern in ber ganjen Serfammlung
erfjob, ba§ in ber SHrd&e mef)r gilt als ber laute 33eifatteruf im Sott»
certfaal. 63 war tüte ein SBlid in einen $immel SRapfjaetfcljer 3Ra*
bonnenaugen. @o tyat benn bie grofce (Srfinbung beS 2idf)t3, bereu
geier ttrir begingen, aud^ ein SBerf beS 2id£)t£ Ijerborgerufen, für ba§
toir alle feinem @dE)öpfer unfern neuen £>ant auSfpredjen muffen* ©o
lafct uns, roie ber Äünftler bie SBorte fo f)errlid(j componirt, immer
mef)r „ablegen bie SEBcrfc ber ginfteroife unb anlegen bie SBaffen be$
2id|t$"! 12.
Dantfdje ©per.
$cr Wabt. Oper in brei STcten fco» 3f. ty. <S. ^artmann. SBerf 12.
Der SKufif&erein in Sopenfjagen fäfjrt, gteidfj ttrie bie nieberlän*
bifdje ©efeflfcfjaft, in bem rüf)tnlid)en SBeftreben fort, burd> §erau£<
gäbe größerer Sßerfe eintjeimifdje Xalente aufzumuntern unb be!annt
ju machen, Qmi öon bem nämlidfjen SSerein früher ebirte Dpern:
„?lbeK)eib" bon $uf)Iau unb „gloribella" t>on 2Bet)fe, bef prägen nur
fdfjon in älteren 3af>rgcmgen. SDieSmal fyat bie 2Baf)I eine Dper be*
£rn. § artmann getroffen, eineä gleichfalls in biefen SBIättern fd>on
mehrmals genannten jungen Äopentjagner Somponiften, beffen tüchtiges
Streben e§ üerbient, bafc ifjm aud) beutfdfje Shutft&ertoanbte Sfafmerf*
famfeit fdjenfen.
Sßartieen be£ SSerfeS. $ie (Sompljonieiäjje enthielten fieser an fidj aufcerorbentttdi
Scf)öne3, ber erfte ©afc, wie namentlich baS SlHegretto ; $ur fjeierlidjfeit unb $rädj*
tigfett beS fiobgefangeS fdjienen fie mir aber ju $art unb fein gcttnrfr unb c^er einen
^eiteren <sd)lu& $u öerlangen, äfjulicfj ettoa wie bie Bdur*<it)mpl)onie bon ©eet»
fyoöcn, mit ber fie audj bk Xonart feilen. 3Bie nun bit brei Säge, üon einem finale
befdjloffen, eine tjoßftänbige (Smuptjonie für ba3 (Joncert abgeben ttmrben,.fo ftetjt aueft
ber Sobgcfang an fid) alä einzelnes SBerf ba, nnb nad) meiner Meinung fogar alä
eineö ber treffüa^ften öon 9flenbelgfol)n, ber frifa^eften, reijenbften, genialften. SBaS
bteä naa^ fo großen Seiftungen ?c" — wie oben.54
3. $. G. fcartmamt, $er SRabe. Oper. 269
Sobenb muffen wir oor Stflem beS XejteS erwähnen, ©er ©idEjter*
l)at eine gauberoper gegeben, ober leine tinbifdfje, tofle, tote beutfdf)e
fo oft bem Somponiften anbieten, fonbew eine, bie ©inn unb SSerftanb
Ijat unb überbieS poetifdfjen ©etjalt. ÜRan finbet beS beften Dieters
würbige ©ebanten barin, überhaupt eigentümliches Seben; aud) ber
2)ialog, fo feiten er oorlommt, ift mit ©eift unb Sßifc gefdjrieben-
SDie §anblung beS ©tücfeS ift einfadj. gürft SKitlo Ijat ben
SieblingSraben beS gaubererS Sftoranbo getöbtet, ber, unbarm^erjig
genug, if)n beSf)alb oerbammt, fein Seben „in SBafjnfinn, Slngft unb
©djmerjen" fo lange jujubringen, bis er ein SBeib finbet, baS genauer
betrieben wirb. $IRißo ljat einen Sruber Sennaro; fie lieben fid>
auf baS Snnigfte. 3)a ber gludE) anfängt in ©rfüßung ju gef)en, fo
bemüht fidf) Sennaro, baS Sßeib ju finben, baS feinen 93ruber Dorn
gludf) befreien !ann, unb erfennt, bou einem alten SRanne aufmerffatn
gemalt, biefeS in SÄrmilla, bie gerabe bie lodfjter beS 3au&ererS
ift. SllS Kaufmann öertteibet, lodt er fie auf fein ©djiff unb miß
fie nun feinem SSruber jufüfiren. Stuf bie klagen SlrmiflaS entbeeft
iljr Sennaro ben ©runb ber Sntfütjrung, worauf iljm Strmißa oer*
jeiljt, ifjn aber audj üor ber 9tadje it)reS SBaterS warnt. Sennaro,
nic^t aufrieben, feinen ©ruber burd| ein Sßeib Don feiner Sranftjeit ju
erlöfen, wifl if)n audf) burd) baS ©efdf)ent eines SRoffeS unb eines
galten erfreuen, bie fdfjbnften Xf)tere, bie er je gefeljen. 35a fteigen
aber balb bie SJteerweiber auf unb fingen: Ütofc, gälte unb SBeib
roürben feinem SBruber ben Xob bringen; fobalb er (Sennaro) bteS
aber berrietlje, würbe er ju ©tein öerwanbelt. Sennaro, um feinen
S3ruber ju retten, tobtet ben galten unb baS 9tofc; fein angftüoßeS
SBefen faßt inbefc SRißo auf, ber nun Strmißa gefefyen, fie feurig liebt
unb oon it)r lieber geliebt wirb. Sftadfj unb nad) fteigert fidfj ber
S3erbad)t in SWiflo, ba& am ®nbe Sennaro felbft Ärmißa liebe.
Sruberf c^mer j, SSeriWeiflung. Sennaro wiß nun audj t>ert)üten, baft
baS ipodfjjeitsfeft bem Seben feines SBruberS gefäljrlid) werbe, unb
ftürjt, auf einem unterirbifdf)en ©ange in baS ©cf)lafgemadf) feines
SBruberS getommen unb bewaffnet, auf bie SSamptjre, bie fidf) fdjon
um baS SBett beS fdjlafenben 2Äiflo üerfammelt f)aben. Sr üertreibt
fie. SRiflo, aufwadjenb, nimmt bieS für einen Singriff auf fein Seben
aus Stferfudjt unb miß Sennaro bafür beftrafen. auf baS Sleufcerftc
gebraut unb um feine Unfdfjulb barjutf)un, geftef)t nun Sennaro, was
* $. ß. fllnbcrfcn.
270 3- % & #artmann, $er föabe. Oper.
if)tn bic SKeerweiber berfünbet. Äaum f)at er fein ©eftänbnife beenbigt,
als er audj jur SBitbfäule bermanbelt wirb. Storanbo lommt je|t
wieber jum 93orfd&ein unb fagt bem untröftlidjen äRttto: im ©d)üf*
falsbud)e fei ber gludEj gefdEjrieben, „beS SRaben lob, 2trmifla8 SRaub,
2Jttßo8 ©dEjmcrj unb feiner (StoranboS) eigenen SRadfjfudfjt wof)foer*
biente Strafe", 3ennaro ober werbe ertöft, fobalb 9Riflo feine SBraut
felbft tobte. 2Ritto weigert fidj beffen, Witt lieber felbft fterben.
Srmitla tritt herein, erfährt was vorgegangen, unb Witt, um Sennaro
ju befreien, fidfj felbft bm Xob geben. 3m Äugenblicf, wo fie baju
anfe|t, entreifet if)r SRoranbo ben 3)olclj; im Äugenblitf wirb audj
3ennaro wieber lebenb. 35er ©dEjitffalfprucf) ift erfüllt. 35er SSater
üerföl^nt fidfj. 3)aS JpodEjjeitSfeft wirb mit 3ubel begangen.
3)er Sinter alfo Ijat in märdjenf)aftem ©ewanbe baS 83tlb einer
ibealen ©efdjwifterltebe aufftetten wotten unb ber ©ompontft iljn üer*
ftanben. Sennaro ift bie fcpnfte unb banfbarfte SRotte ber Dptt ge*
worbeu, bie beS SJütto unb ber Slrmitta bieten nidjt minber intereffante
©eitert. Sinige Siebenfiguren bringen Sbwedfjfelung , wie man benn
ber uerftänbigen , ruhigen Stnorbnung beS ©anjen, wie gefagt, nur
Seifatt fpenben fann.
©in junger Somponift nun, bem es jum erftenmat in ben ©imt
lommt, für bie SBüljne ju fdjreiben, f)at üorjüglidEj zweierlei im Äuge,
einmal feine gange Äunft anzubringen, bann audj ju wirfen, ju ge*
faßen. 35a« ©rftere wirb nid^t feiten bie Älippe beS Sefctern. SBie
üiet, was man gelernt fjat, was man fann, mufe man verleugnen,
wegwerfen, wenn es bie ^Belebung unb Sntflammung beS SßublicumS
gilt! §r. §artmanu fdfjrieb bisher nur für bie Kammer; irren wir
nidjt, fo verwaltet er fogar eine Drganiftenfteße, unb jwifdjen Drgel
unb Sweater liegt freilief) eine grofee ©treefe. SBie nun fdjon bie
Ausführung jeber größeren Arbeit, gefd^ä^e fie audj mit geringeren
Gräften, uns Sichtung ab jwingt, fo nod| meljr biefe, ju bereu Sott*
enbung wenn audj feine ©enienfrafte ifjre glügel Ijerliefjen, fo bodj
jene $ebel beitrugen, wie fie angeborneS burd) gleife unb ©tubium
gefräftigteS Xalent fo fidler unterfteßt. ®S ift feine Steinigfeit, eine
£>per. SKan fteße ben beften SWufifer auf baS Sweater: er wirb f)un'
berterlei üerfetyrt madjen; er barf nidjt ju üiel geben; bie Stimmen
muffen ruljen; baS DrdEjefter muß feine Raufen Ijaben. ©djon baS
Defonomifdje, baS 33üf)nengeredjte, meldfje Ueberlegung, welche ©rfalj*
rung erforbert es! ©l)e ber ÜKufifer ju glänjen anfangen fann, will
erft ber Xfjeaterbirector befriebigt fein. SBie viel fdjöne SKufif mufc
3. % G. §artmatm, $er Wabt. Oper. 271
oft geopfert werben, wenn ber ©omponift über bie 9Rufif bie
JBüljne öergaß, für bie er f<f)rieb! Unb fo brauet e& oft nod>
lange Arbeit efje bie fertige 2Äufit in» wirttidje Seben bor ba» ?ßubti*
cum treten fann.
35er einfache, öerftänbige Xejrt tarn bem Somponiften nun fel)r ju
§ülfe. Die ©fjaraftere finb Dorn Didjter mit fefter §anb ausgeprägt;
bie Aufgabe, ein innige», brüberttd)e& 93erf)ältniß ju fctytlbern, mochte
ben ßompomften befonberfc anjie^en. Unb fo liegt bie Oper fertig ba,
unb, toie fie es ift, möge nod) mit einigen SBorten üerfolgt werben.
Die Ouvertüre ift finnüotl, tüchtig, ben 3nl)aft ber §anblung in
furjen B^gen öorjeidjnenb. Die SJiottoe finb ber Dper entlehnt, ba»
erfte ben auf fteigenben 83erbad)t üRittofc , ba» jweite bie SSerf öljnung
unb ben trieben uad) fo fielen Prüfungen auSfpredjenb. £)f)ne
ftenntniß ber Dper würbe inbeß ber Duöertüre feine große SBirfung
jujufpred^en fein, wie bie» ja meiftenS ber gatt ift.
Die ßaf)l ber 2Rufifftücfe ber ganjen Dper betrögt oierje^n ; man
fielet, baß fie nidjt lange fpielt; ein SSorjug, ben fie mit wenigen an*
berer junger (unb alter) ©omponiften tljeitt. Die furje, [ffeine ftorm
ber meiften tinjelnen Sftummern ift fogar auffattenb. äBir wollen eS
cf|cr einer äengftlidjfeit beS ©omponiften jufdjreiben afö irgenb anbe»
rem; aber namentlich fdjeinen mir gleich bie erften fünf Hummern,
wag ben mufifalifdjen S3au betrifft, fämmtlidj ju furj geraden, fo baß
nadj if)nen feine ruhige unb befriedigte mufifalifc^e Stimmung auf*
fommt; man »erlangt überall nodj etwas metyr. Dagegen finb bie
finales aßer Acte breit auSeinanbergetegt unb werben fo fid)er audj
ba3 S^rige auf ber 83ül)ne wirfen. Dies äBenige über bie gorm.
SBaS nun ben S^arafter ber 2Äufif im ©anjen anlangt, fo ift er ein
entfd&ieben beutföer, norbifd&er. ©ine SSorliebe für Sßeber fpridEjt fid|
oft au8; audEj ©pofp ließe fid> af» ein ßiebting be8 (Somponiften er»
fennen, l)ier unb ba audj 9Rarfdjner, baS lefetere bieHeidjt gegen ben
SBiUen be8 ©ompomften in ber ©teile, wo bie SSamp^re auftreten.
ffiigentf)ümitd£j ift bem Somponiften eine oft gar ju fcfjnett wed)felnbe
^armoniefü^rung, bie wir nid)t bunt ober unflar nennen fönnen, bie
tmr aber, wie gefagt, weniger unruhig, oft aud> natürlicher wünföten.
5Da3 Streben, atö §armonifer audj im Äleinften intereffant ju er*
fdjeinen, fann namentlich in ber Dper fefjr gefäljrlid) werben; im
complicirten ©nfemble läßt fid) jener fd£jneQe, tünftlicfj gewobene, oft
enfjarmonifdfje 9tccorbenwedf)fel nod| am meiften anwenben. Der (S^or
afcer will nid)t ju biel Sreuje unb See; er fingt fonft ungern unb
272 3- % & &artmcmn, $er föabe. Dpcr.
falfd) obenbrein ; ebenfo wenig brauet e3 jum einfachen Siebe f o jat)l*
reidjer Uebergänge, wie fie ber ©omponift oft anbringt of)ne Sßirfung.
SßaS wirft ein aufgehaltener Dreülang oft, au8 ber SJienfdfjenbruft frei
f)erau8gefungen! Sitte Äunft ©pofjrfcfyer Snljarmonif mujj fid) t>er*
ftedfen üor einem Jpönbetfdjen auSftrömenben SDreiflange. 2)aöor alfo
f)at fid) ber ßomponift öor Slßem ju f)üten, in ber Harmonie nidf)t ju
t>iel ju geben; fdjon im Snftrumentalfafce fann fotd) fteineS d&roma*
tifd^eS ©ewirre in ben SKittelftimmen fdf)äblid(j werben, gefd&weige bcitn,
too bie Stimmen fid) jeigen f ollen unb fingen wollen.
Xrojjbem finb ber ©ompofition aud) manche melobif^e ©cljon*
Reiten nidf)t abjufpredf)en , namentlich ber SRoße be8 Sennaro nidjt,
ber oft red^t innig, wie ein redjter ©ruber fingt. Slrmilla bagegeii
wirb unter ben ©ängerinnen fidj wenig greunbinnen erwerben ober
nur unter fjodEjftimmigen. Sludfj in ben Stören bewegen fid) bie ©tim=
men oft in ben anftrengenbften f)otyen Sagen, namenttidE) bie Soprane.
Sie ©rfaljrung wirb melleidf)t jefet fdfjon, wo ber ©otnponift feine
Dper, wenn wir nidEjt inen, in öffentlicher Sluffü^rung gehört f)at,
iljn barauf aufmerffam gemalt §aben, wie wenig ben Stören unb ben
Sinjelnen in biefer §infid)t jujumutfien ift, mit wie bieler 9tücffid)t,
wie einfadO bie Stimmen ju befjanbeln finb, wenn fie mit Suft unb
Siebe fingen f ollen. S)ie Stolle be3 SKillo verlangt ebenfalls einen
umf angreifen Sariton; fie ift im ßlairierauSjug in DerfdEjiebenen
©df)lüffeln gefd&rieben, wa8 auffaßt. Sftoranbo, ber ßauberer, ift Safe,
verlangt aber audE) jiemtidje §öf)e.
SBon ben einjelnen SRummem noef) einige au^ujei^nen, fo ftnb
e§ im erften Stet ba§ artige Sieb be8 $antaleone unb bie ©a&atine
beä Sennaro. S)er ©efang ber SWeerweiber wirb mit einer dEjarafte*
riftifdjen SBafefigur burdE|flodE)ten, bie üon gutem (Sffecte fein mag. 3>as
piü lento in bemfelben finale „©onberbar f)ebt fid) bie ©ruft" tritt
befonberS jart f)ert>or.
25a$ im ©ebidjt fefjr finnige erfte Sieb beS jweiten SScteS roünfdi*
ten wir origineller, unb bodf) einfacher. $)ie Slrie be3 SKiUo, bereu
SKotit) fdjon in ber Duüertüre t>orfommt, mag guten SSitfjneneffect
machen. 3)a8 3Rotit> erinnert übrigens an mand&eS üon Sinbpaintner,
Äalliwoba jc. — ©dE)ön unb bebeutenb ift ber furje ©efang be8 Seimaro:
S)ort burd) bie $trdjenfenfter Aar —
t)tcr jeigt fidfj ber Drganift, aber gefdjmadooll, fogar poetifdj. £ae
fomifdje Sntermejjo beS Xartaglia wirft belebenb unb ftetjt an guter
SRenbetejolmS Drgelconcert. 27ä
©teile. 2)er folgeube üftarfd) fjat bagegen ettüaö befannt SMinifdjeS.
S)er Act fdjließt glänjenb.
3m brittcn jeidjttct fid) ber unifone Sfjor ber S3ampt)re aus mit
feinem unf)eimlidjen ©olo. @S ftnb tt»oJ)l Xenöre ; f)ol)e, fpifee ©tim*
tnen müßten f)ier bon nod) graufigerem Sffecte fein. 3m äftelobrama,
bie ©cene, wo 3cnnaro fein ©cl^eimniß enthüllt, geben waljrfdjeinlid)
Snftrumentation unb ©ecoration ben SluSfdjIag; auf bem Klarier wirft
beriet immer nüchtern. Die ©teile, wo 3ennaro wieber aus bem ©tein
auflebt, muß ebenfalls t>om Drdjefter gehört werben ; audj f)ier wirft
baS ßtaüier wofjl nur bie §ätfte. 2)aS @auje fließt, wie gefagt,
berufyigenb unb glüdlid)*
S)er StatrierauSjug ift übrigens mit großer Sorgfalt unb bon
einem guten Spieler (bem ßomponiften felbft) gemadjt; wir finb feit
langer fttit feinem befferen begegnet. 9lud) bie beutfe^e Ueberfejjung
ift gut.
©o madjt benn baS Sßerf feinem Sßerfaffer alle @f)re, wie bem
SBereine, ber es an ben Xag gefbrbert l)at. SBie es &on ber 83üt)ne
fjerab wirft, werben wir freilief) in Deutfdjlanb fdjwerlid) erfahren.
S)ie fidj aber im ©tillen bon bem in allen 2)eutfdjlanb umliegenben
Sänberu fortfdjreitenben 9Jiufifgeifte überzeugen wollen, werben ben
SlarjierauSjug fidler mit ber freubigen Ueberrafdjung aus ber §anb
legen, baß unfere beutfdje Äunft audj auswärts immer mef)r SBurjel
faßt, unb mit ber Hoffnung, baß eine gute SRüdwirfung auf baS eigene
SBatertanb mit ber Seit niebt ausbleiben wirb.
». S.
JlettbelBfol)ttB (Dnjelcottcert. *
9Kit golbnen Settern mödit' id) ben geftrigeu Slbenb in biefen
blättern aufjeidfnen fbnnen. ®S war ein Soncert für Scanner ein*
mal, ein gutes ©anjeS rjom Stnfaug bis Snbe. SBteberum fiel mir
* ©dmmannS ?lnfünbigung beff elben — oom 29. 3uli — lautet : „25 en 6. ftug.,
STbenbS 6 Uf>r, wirb #err 3K$. Dr. SRenbefSfoljn Eartljolbt) in ber %f}0*
tnaSfirdje ein D r g e I c o n c c r t geben. $>ie ©innafjme ift 511 einem % e n f ft e i n für
Sofjann ©ebafttan 99 ad} beftimmt, ber iljm in ber 9Mlje {einer ehemaligen
SBo^nung gefegt »erben jofl. (Sin alter SBunjdj, gewiß Unwilliger, gefjt fomit in
(Erfüllung, unb toir tuiffen unjere greube über biefen 3ug fd)önfünftlerijd)er Pietät
®d)umann, ©ff. ©Stiften. II. IS
274 9ttenbel3fofnt3 Drgefconccrt.
ein, tuie man mit 33adj bod) niemals fertig, wie er immer tiefer tuirb,
je mefjr man ifjn l)ört. 93on 3e*ter un& fpäter tion 9ftarj ift barüber
XrefflidfjeS unb XreffenbeS genug gefagt korben, unb bodj, Ijört man
bann, fo miß e» wieber fdljeiuen, al§ fiefce fidj xljm mit bem blofectt
Sßorttierftanb nur tion SBeitem beifommen. S)ie bcfte SSerfinnlidjung
unb Srflärung feiner Sßerfe bleibt nun immer bie lebenbige burdj bie
SJiittel ber ÜKufif felbft, unb Don wem bürfte man ba eine treuere
unb wärmere erwarten al§ tion bem, ber fie un$ geftern gab, ber bie
meiften ©tunben feinet fiebenS gerabe biefem SReifter jugewanbt, ber
ber ©rfte war, ber mit aller ®raft ber Segeifterung ba$ Stnbenfen an
93ad) in S)eutfd|tanb auffrifdjte,* jefct aud) wieber ben erften Smpute
giebt, ba§ fein 33ilb aud) burdE) ein äußeres 3e^en &cm Slugc ber
Sftitwelt nät)er gebracht werbe. §unbert 3af)re finb fdjon tiergangen,
efje bic$ tion Slnbern tierfudjt, follen tiielleidjt nod) Ijunbert tietgefjen,
bafc e§ jur Hu3füf)rung fommt? ©§ ift nitfjt' unfere 2lbftd^t, burd}
einen förmlichen Stufruf ju einem ©enfmal für 33adt etwa ju bitten;
bie für SKojart unb 58eetf)otien finb nod) nid)t fertig unb e3 bürfte
fdjon bamit nod) eine fttit währen. Slber tjier unb ba anreg'en
möchte bie 3bee, bie jefct üon l)ier ausgegangen, namentlich in ben
©täbten, bie fid) in neuerer Qz\t um 3tuffüt)rung Söadjfdjer SBerfe be*
fonberS tierbient gemalt, SBerlin unb Söreälau, in benen eS SSicIc geben
wirb, bie wiffeu, xotä bie ftunft 33act) fdjulbet; eS ift im Keinen
fireife ber SOiufif faum weniger, als xotä eine Religion if)rem ©tifter.
2Jienbel3jol)u fpridjt fidj felbft in feinem ba% Soucert aufünbigenben
Sircutar in Haren, einfachen SBorten barüber auS: „33i3 jefct belun*
bet fein äufcereS 3e^e^ ™ ßeipjig btö . lebenbige Slnbenlen an ben
größten Sünftler, ben biefe ©tabt je befeffen. ©inem feiner Sftadjfol«
ger m* ift bereite bie @f)re eines 2)enfmal3 in ber 9?ä^e ber XfjomaS*
fdjule )u Xljeil geworben, bie 33ad) tior aßen Slnbern gebührt; ba
faum in SBorten au^nbrücfcn. 2Bo fidj aber ein foldjer fünftfer an bte <5;>i$e
ftetlt, fottten ba nidjt titele folgen, foHtc ber ©ebanfe nidjt aud) in ber gerne an*
Hingen? könnte aus bem $enfftein nid)t ein ftenfmat werben? Sfjm, bem ©in*
gigen, Ewigen ein 9ftonument gu fefcen, ba$ fid) würbig an bie ju (£&ren SJlogartfif
nnb 93eetf)ooen3 anredete, baju wäre bie Seit ba, bagu füllten fid) bie §anbe afler
Äünftler unb Shmftfrcunbe oerbinben, bteö Würbe unferm geitalter ate ein fttmü
feinet aufgegärten SunftfinnS in ber Qufunft angerea^net werben, lieber ben (£t*
folg be$ erften 9lnf ang^ hoffen wir balb etivaä mit§ut^eiteu ; möchten biefe einfachen
Söortc ba%u beitragen, bafe wir e^ auc^ balb über anbere Fönnten! 12."
* fcurd) bie 5(uffü^rung ber 9Kattpu§paffion 1829 in Berlin.
** 3o5. 9tbam Ziffer.
2flenbc(*fof)n3 Crgelcoitcert. 275
aber in ber jefcigeu Qdt fein ®eift nnb feine Sßerfe mit neuer Sftaft
hervortreten, unb bie Xfjeünafjme bafür in ben §erjen aller wahren
9Jiufiffreunbe nie üerlöfdjen wirb, fo ift ju f)offen, baf$ ejn fotd|e3
Unternehmen bei ben 93ewof)nern Seipjigä Slnftang unb 93eförberung
finben möge" :c. -:c.
2)a§ nun ber von foldjer Sünftlerfjanb geleitete 2lnfang ein wür*
biger war, unb bafc ü)n ein ben ßweef reid) unterftüfcenber ©rfolg
frönte, war ju erw*pten. 2Bie 9Jienbel3foljn ba3 fönigüd)e 3nftrument
93ad)$ ju Ijanbfjafien oerftefjt, ift fdjon anberweitig befaunt; unb bann
waren eS lauter fpftftdje Sleinobien, bie er geftern üorlegte, unb ^war
in f)errlid)fter Stbwedjfetung unb Steigerung, bie er nur jit Anfang
gteidjfam befürwortete unb junt (Snbe mit einer Sßfjantafte befdjloft.
yiaä) einer furjen ©inleitung fpiette er eine guge in Es dur. eine gar
prächtige auf brei fid) über einanber aufbauenbe ©ebanfen, hierauf
eine $t)antafie über ben Sfyoral „@d)mücfe bidj, o liebe Seele", ein
uufdjafcbareS, feeleutieffted SRufifftücf, wie e3 irgenb einem Sünftler*
geinütf) entfprungen, fobann ein grofcbrittanteS ^ßralubium mit guge
in A moll, beibe fef)r fdjwierig aud) für SWetfter auf ber Crget. 9hd)
einer Sßaufe folgte bie ^Jaffecaitte in C moll, 21 Variationen, gemalifdi
genug in einanber gewunben, baß man nur immer erftaunen muß,
audj von 2ftenbeIäfof)n vortrefflich in ben SRegiftem beljanbett, nadj
biefen eine 5ßaftoretta in P dur, wie nur irgenb ein SRufifftfid biefeS
Geratters in tieffter liefe gebaut werben fann, ber fidj bann eine
loccata in Amoll mit SBadjiftfj * fjumoriftifdjem ^rälubium anfd)lof$.
Seit Sdjluft machte eine ^ßfjantafie ÜJienbeföfofjnä, worin er fid) benn
jeigte in t>otter ftünftlerglorie ; fie war auf einen Sfjoraf, irr' id) nidjt,
auf ben Xttf, „D ©aupt voll 93Iut unb äBunben" bafirt, in ben er
fpäter ben Stauten 33 ad) unb einen gugenfafc einfloßt, unb runbete
fiefj ju einem fo flaren, meifterfjaften ©anjen, baß e$ gebrueft ein fer*
tiged Äunftwerf gäbe. Sin fdjöner ©ommerabenb glänjte ju ben Sir*
c^enfenftern herein; aufcen im freien wirb nod| 9Jiand)er ben wunber*
baren Stangen nadjgefonnen fjaben, unb wie e3 bod) in ber SJhifif
nichts ©röfcereä giebt alä jenen ©enufe ber 2)oppeImeifterfd)aft, wenn
ber SWeifter ben üfteifter auäfpridjt. SRufjm unb ®l)re bem alten wie
bem jungen!*
12.
* £a$ $ad)*$enfmal rourbe am 23. Wpvii 1S43 entfjüflt.
18*
276 *. & WüpP, 2rio.
drtos für pianoforte mit ßegleitung.
©S finb Sa^re fcerfloffeu, feitbem wir gutn lefctenmal über Som*
pofitionen obiger ©attung berietet; melleidjt erinnert fidf) ber 2efer
nodEj eines ßtyfluS bon ftritifen, in betn atte feit etwa jeljn S^ren
erfdf)ienenen XrioS auSfüfjrlidfj befprocf)en würben. 2lllem neu @rfd)ei*
nenben nadf)fpäf)enb, muffen wir uns wunbern, wie wenig in ben le|*
ten jwei bis brei 3af)ren Sßerfe obiger ©attung öeröffentlidjt worben
finb — gef dfjrieben? wof)l meljr. 2Ber weife baS! ©S liegen im otogen*
blidfe nur t>ier SrioS üor uns. gür erfcppfenb !önnen wir aber mt<
fer Urteil barüber nid^t ausgeben, ba wir nur eines baüon aupljrett
gehört. S)enn wie baS innere ®ef)ör baS feinere mufifalifdfje ift, ber
©eift ber SluSfüfjrung f)at aud) fein Sftedfjt, ber f)eQe lebenbige Älang
feine befonberen SBirfungen, über bie fid) fetbft ber gute ÜJiuftfcr, ber
juerft gleidjfam burdj baS Sluge öom Rapier f)ört, tauften !ann.
Seichter fdjon wirb eS ju urteilen, wo Partituren öorliegen, wie eS
bei Verausgabe oon (Snfembleftüdfen jefct löblidfje ©itte geworben; wo
aber biefe fefjlen, barf ber Äritifer nidjt gefdjolten werben, wenn er
nur en gros berietet. SSon bem erften ber ju befpredjenben %x\o*
liegt uns in ber £fat>ierftimme jugleid) bie Partitur üor; eS ift öon
83. ®. $f)ilipp [SBerf 33]. ®er Marne beS in SBreSlau lebenben
Xonfe|erS fam in ber 3ei*fd)rift fdEjon öfters t>or. SDiit feinem Xrio
tritt er, irren wir nidjt, jum erftenmal mit einem größeren Snfembfe*
ftüd auf. @S gef)t in Fmoll unb weidet in ber gorm üon anbern
nur barin ab, bafe eS fein ©djerjo bringt. 3m Uebrigen Ijat eS ben
redeten Xrio*®f)arafter, b. f). fein Snftrument fjerrfdfjt t)or unb jebeS
f)at etwas ju fagen. S)ie ©timmung ift üorf)errfd)enb tyrifdf); jwar
im legten ©afe möchte einiges auf eine bramatifdje Slbfi^t beS 6om*
poniften fd)lie|en laffen, ber ©runbton bleibt aber fyrifd). am fdjnell*
[ten wirffam fdjeint ber erfte ©afc, er f)at glufc unb runbet fidf). Qnx
gröfcern SBirfung feljlt it)m nur ein bebeutenber energifdjer ©djlufc;
wie er ift füfjlt man, ber ßomponift war am ©nbe unb bie ^antafie
gab nidfjtS meljr aus. 3mmerf)in gilt er uns als ber gelungenfte beS
XrioS. Sßenig fagt uns baS Slbagio ju: bie erften adfjt £acte ber
Santilene finb melobifd) gut erfunben, obwohl an baS Slbagio in
33eetf)ot>enS F moll*@onate ertnnernb ; bie folgenben aber fjaben feinen
mufifalifdjen Fortgang, wie uns aud) ber 9Jttttelfafc in Bmoll farg
(Sari eegter, Zxio. 277
unb retjloS bünft. Der lefete ©afj, ginafe, fdjliefct fid) beut Slbagto
gut an unb nimmt einen fü^nen Slnlauf. 2)ie erften Xacte beS SlQegroS
gleiten frcilid^ fefjr in ^Bewegung unb ßffarafter bem beS legten ©afjeS
ber eis moll*$ßf)antafie t)on 33eetf)oben; wenn baburcf) bie SBirfung
gefcfftnälert wirb, fo öcrfötjnt uns balb ber fe^r gute unb melobifdEj*
fd)Wungt)oHe ©efang im $)ur ber großen Uuterterj, ber bann fpäter,
nadfj t)erfömmlid)er gorm, im Dur ber $aupttonart mieber crfc^cüit.
©ine ©teile beS SlbagioS liebt fidfj !urj fcor bem ©dfjlufc nodj einmal
t)ert)or, mir wiffen nid)t, ob mit SBirfung. @S t)at mit folgen foge*
nannten „9tüdbüden" fein ®ef äf)rtid)eS ; wo es nidjt (wie j. S8. im
ginale ber C moll*©t}mpl)onie, wo baS ©djerjo wieber auftaucht) im
freieften glug ber 5ßf)antafie gefdf)ief)t, fo bafc wir uns fagen muffen:
es fann nid)t anberS fein, — ftef)t es leidet gezwungen unb gemacfjt
auS; immerhin f)at fdEjon bie Intention etwas ©inniges unb wir be*
gegnen if)r immer gern. 3n ©umma, baS Xrio wirb benen, bie nidjt
immer f)öd)fteS 9Jieifterlid)eS wollen, in trielen Sßartieen jufagen; baS
Streben beS Somponiften war ein un&erfennbar gutes, unb fo wüu*
fdjen wir, baft er ju äf)nfid)en Sßerfen größeren UmfangS audj immer
bereite SSerleger finbe wie ben feines XrioS, ber eS freigebig auSge*
ftattet. SDaS Xrio ift Slbolpf) Jpenfelt jugeeignet.
Ueber ein Xrio üon Sari Segler vermögen wir nid)t meljr ju
fagen, als was uns eine ftumme 21uffüf)rung nad) ben Ijerumgelegten
cinjelnen ©timmen eingiebt. @S fdjeint übrigens flar genug, um eine
Partitur [nid)t] ju üermiffen, unb ergebt fid) anfd)einenb nidjt über jenen
mittleren ©ebanfenflug, ber immer einige SJiinuten im toorauS ju er*
ratzen, fo ba& icf) mir in ben Raufen ber Efamerftintme bie güllung
ber anbern Snftrumeute audj meift ganj gut beulen fonnte. S)er Ef)a*
rafter beS ©tüdeS ift mobern, gefällig, bürgerlich; SMobie Ijat es,
wenn aucf) Meine unb befannte; bie Harmonie ift leidEjt, aucf) richtig.
3)er ßomponift fd)eint, allen Slnjei^en nadE), ein junger unb ftreb*
famer. 3n einer großen ©tabt, wie Sßien, auf tüchtigen Sßegen ju
Bleiben, geprt freilief) boppelte ftraft baju* publicum bort, wie 23er*
leger wollen toor StHem 2eid)teS, UnterfjaltenbeS, unb ein geuerroerfer
gilt ifjnen met)r als ein rüftiger ©labiator- ©o fam eS oft, bafj, bie
baS nid)t begriffen unb wiber ben ©trom wollten, einfam unb Beifall*
log iljren 28eg fortfefcen mußten, wäfjrenb, bie fiefj aecomobirten, balb
üon ^bl)erem ©treben ablaffenb, mit ben f)unbert Slnbern im ©trome
tnitfdjwammen unb fpurloS öerfc^wanben. SEBir wünfe^en bem jungen
Gomponiften SluSbauer genug, nid)t ber legten Slaffe ju herfallen.
278 51 geäca, (SrfteS 2rio.
33a3 ift aller 93eifatt bc^ ÜKobel)aufen£ gegen ben fütteren be§ cdjten
ftünftlerS! ®a§ publicum tft nie ju faltigen, tüätjrenb ba§ fleißig
gearbeitete, fdjön gelungene Sunftroerf 3af)rjet)nte lang nad$ält. SSir
finb in biefen moralifdjen Xon verfallen, toett mir eben ttriffen, feie
oft gut anfangenbe Xalente auä SJÄangel an Aufmunterung in großen
©täbten e§ aud) nur bei ben Anfängen beroenben ließen, 3>a§ „premier
Trio" möge benn nur ber SSorläufer ber föftlictyften fpäteren fein unb
ber Somponift fortfahren, an großen gormen feine Staft ju ftärfen
unb ju meiftern.
2ln bie XrioS ber £>§. W^PP un^ ©etyter fdjlieften fiel) neu et*
fdjienen nod) brei an, üon St. gesca, $. *ß. $ij;i£ unb g. 9R*n*
bel3fot)n $8artt)olbl).
35e£ ßompofitionStalenteS be3 erfteren toarb fdjon früher in ber
3eitfd)rift ®rroäf)nung getrau. SKan fief)t, e£ gefjt itjm leidet tjon ber
§anb ; eine äRenge aud) gröfemr äöerfe feiner ßompofition ift neuer*
bing$ im 2)rucf erfdjienen. 35a$ Xrio [Sßerf 11, Bdur] Ijat eine
©djmetterlingänatur, mo nid)t ber ganje ßomponift; er foftet unb
nafdjt nodEj in ber Äunft, aber mit Suft unb Siebe, unb bieS nimmt
für ü)n ein. (Sern t)ängt er fidf| audE) an f)öf)ere föunftgenofjen. SRen*
betefofjn, §enfelt, Kaud) Xfjalberg finb mit roenig 3Rül)e ttneber }it
finben. S)ie ßeid)tigfeit unb Slnmutf) aber, mit ber er fidf} anfdfjliefet,
fötjnt fdjnell toieber au§. $a3 immer berbere beutfc^e ©lement abge<
redinet, tonnte mau ben jungen ßomponiften am ridjtigften bem fran*
jöfifd)en S3ertini Dergleichen. Db itjm felbft biefer SBergleidj gefalle,
Riffen mir nidjt; bodj, fdjeint es, f)at er ba3 ßeug, ü)n sunidjte ju
madjeu, fidf) Ijöf)er t)inaufjuarbeiten ju (Srnft unb männlidfjerem Slu**
brudf. <3o Hingt baS Xrio, mie ein SBertinifdjeä, burdjauä f)übfd)
unb gefällig. 9iad) ©rammatif, felbft nadj Dctaoen, Quinten (wenig*
ften3 für baä Sluge) mirb nidjt mel gefragt; maä if)tn toofjlflingt,
fdjreibt er f)in, ba3 Dl)r gilt ifjm ber oberfte Stifter. SBir fjaben
nid)t£ gegen biefen ©runbfafc. 2öa£ fdjön Hingt, fpottet aller ©ram*
matilC, mie ma§ fdEjön ift, aller Sleftljetif. 9iad^ atte bem ©efagten
ttrirb ber Sunftfreunb miffen, toa^ er ungefähr Dom £rio ju ermarten
l)at; e§ fte^t üermittelnb jmijd^en Sünftler unb Dilettanten unb toirb
Stilen besagen, bie nic^t immer nad^ §öd(ftem verlangen- 3m SBefon*
beren ift nod) ju ermähnen, ba§ ba§ ganje Xrio of)ne Slbfa^ hinter*
einanber gefpielt toerben foll. innigere SSerbinbung unb Sejietjung
^aben bie einzelnen ©ä|e inbefe nid^)t, man fann ebenfo gut nac^
jebem eine Sßaufe einfd^alten. S)ag Ktamer Ijerrfd^t t)or, bod^ nic^t
3. *ß. $iyi3, 3edjfteS Xrio; 9Kenbel§foI)n, (SrfteS $rio. 279
jo, bag fid) nid)t audfj bte anbeten 3nftruntente gut jeigen fönnten,
wie benn bte Sterlett in Slnorbnung beS ©anjen nur auszeichnen
ift, boppelt an einem jungen Sftinftler, wie eS ber Gomponift nodf)
fein foD.
2)a8 Xrio Don 3. 5ß. $i?iS ift bereits baS fedjfte beS (Sompo*
niften [2Berf 139, Fismoir unb nadf) langer Qtxt lieber baS erfte
bebeutenbe Sßerf, baS von ifjm erfcf)ienen. ©etjört in vollftänbiger
SBefefcung f)abe idj eS nodj nidjt; vielleicht, bafc eS mir fonft audj
weniger unflar, weniger jerftüdfelt erfd)tene. 5)er Stnfang ift eigen.
5)aS ßlavier beginnt mit einer witben gigur, in bie bie SBäffe ben
ipauptgebanfen beS erften ©a$eS hineinwerfen; wilb fdjeint ber erfte
©afc überhaupt, fo fet)r eS nämlidE) ein ßomponift fein fann, ber nid^t
gerabe ein 33eetl)oven ift, ber, in ©teilten an ber Seite einer gefeier*
tm Xodfter unter immergrünen Xriumpf)bogen mitwanbelnb, nidEjt eben
©runb f)aben mag, fid) über baS ßeben ju beflagen. 2)em angemeffeu
enbigt audf) ber ©a$. 2)aS Kapriccio, an ber ©teile beS ©djerjos,
fdieint fef)r pifant unb geiftretd), wie benn $ijiS in foldjen f (einen
©adjen immer gtüdtidE) ift. X)aS Slbagio, fentimentalen ßfyarafterS,
wäl)rt beinahe fo lange wie bie brei übrigen ©äfce jufammengenom*
men, unb wof)l ju lange; eS ift f)ier eine Sftenge Harmonie an einen
gewöhnlichen melobifdfjen ©ebanfen verfcljwenbet, bie vereinfacht unb
verringert baffelbe gewirft fjaben würbe. SReidfjereS Seben bringt ber
©djlufcfafc, wie ber erfte in ber feltenen Xonart Fismoll getrieben
unb befdfjloffen. £)er ©djtufe erinnert übrigens an ein ©tücf aus
SRoffiniS ©oireen, wie bie Dctavenfprünge in ber Hauptfigur an bie
Raufen im ©djerjo ber D moll*@t)mpf)onie von 33eetf)oven. X>aS ©anje
ift glanjenb unb fd)Wierig, bodj aud) banfbar. 2)arf man i^m audj
nid)t, wie einem SKeifterwerfe, eine nachhaltigere SBirfung, eine grofee
SebenSbauer jufpredjen, fo ragt eS als ©lanj* unb SirtuofitätSftücf
bodj immer als ein bebeutenbeS unb eigentümliches tyervor, baS meljr
will als blofce gertigfeit beS ©pielerS, blofceS Stmufement bcS ßu*
f)6rerS.
®S bleibt nodj übrig, über 2JienbetSfof)nS Xrio [SBerf 49,
Dmoir etwas ju fageu — weniges nur, ba es fidEj gewift fd^on in
Aller §anben beftnbet. @S ift baS SWetftertrio ber ©egenwart, wie es
iljrer Qdt bie von 83eetf)oven in B unb D, baS von granj ©djubert
in Es waren; eine gar fdjöne Sompofition, bte nadf) Sauren nod&
@nfel unb Urenfel erfreuen wirb, ©er ©türm ber festen 3at)re fängt
aömä^lic^i fic^i ju legen an unb, geftefjen wir es, l)at fc^on manche
2S0 & SBuvgmütler, lieber.
s#erle ans Ufer geworfen. 2Renbel8fof)n, obfdjon weniger als Stnbere
öon if)m gepadt, bleibt bodtj immer aud) ein ©ol)n ber ßeit, fyat aud)
ringen muffen, ljat eS audj oft anhören muffen baS ©efdjmäfc einiger
bornirter ©djriftftetler , „bie eigentliche Slüttjejeit ber SKufif fei ljinter
uns", nnb ljat fid) emporgerungen, bafe wir eS wotjl fagen bürfen:
er ift ber äßojart beS neunjetjuten 3<*l)rf)unbertS, ber ljeQfte SKufifer,
ber bie 23iberfprüd)e ber $t\t am flarften burdjfdjaut unb juerft Der*
fötjnt. Unb er wirb aud) nidjt ber le|te Äüuftler fein. Sflaty SJiojart
fam ein SBectfjoöen; bem neuen üRojart toirb ein neuer ®eetf)oöen
folgen, ja er ift metleid)t fd)on geboren. 2BaS foll id) nodf) über bieS
Xrio fagen, was fic§ nid)t Seber, ber es gefjört, fdjon felbft gefagt?
9tm glüdlidjften freilid), bie eS &om ©djöpfer felbft gehört. 3)eim
wenn eS aud) füt)nere SSirtuofen geben mag, in fo jauberifdjer griffe
weife faum ein 2lnberer 3JienbelSfof)nS SBerfe wieberjugeben als er felbft.
SS fd)retfe bieS Sftiemanben ab, baS Xrio aud) ju fpielen; eS l)at fo*
gar im SSergleid) ju anbern, wie j. 83. ju ben ©Huberts, weniger
©djwierigfeiten, wie benn biefe bei ftunftwerfen erften SRaugeS mit ber
SBirfung immer im SBerfyältnift ftetjen, unb je größer jene, je gefieiger*
ter biefe ift. S)afe baS Xrio übrigens feines für ben Güametfpteler
allein ift, bafe audf) bie anberen lebenbig einjugreifen Ijaben unb auf
®euufe unb S)anf rennen fönnen, brauet faum einer ßrwafynung.
©o wirfe benn baS neue SBerf nacb allen Seiten, wie eS foll, unb
fei uns ein neues Seugnife ber Shmftfraft feines ©djöpferS, bie jefct
beinahe in ifjrer f)öd)ften S3lütt)e ju fteljen fdjeint.
12.
Drei gute fieberl)efte,
2lud) ben ljartljerjigften Äritifer wanbelt einmal bie Suft ju loben
an. „2SaS l)ilft eS — fagte id) mir — leibliche Anfänger in ber ©e*
fangeompofition paffabel aufjumuntern, ober mittelmäßigen ©freiem
bie Äeljle üerftopfen ju wollen. Sieber fefc' idfj mir einen ganzen ©tofe
neuer Sieber l)er unb rufje nidjt eljer, als id) einige gute gefunben,
um einmal nadj JperjenSluft nichts als loben ju fönnen." Sänge
fudjte idj unter ben etwa 50 §eften. ©nblid) fjatte icf) glüdlid) brei
bei einanber, bie midj in SobeSattjem brad)ten, bie mief) antyaltenb
9J. Söurömüfler, Steber. 281
erfreut, erwärmt. 2>ie 9iamen ber Eomponifteu finb SBeit, Sffer
unb Norbert SBurgmüller, bie erften nod) lebenb mtb wirfenb,
ber teuere fd^on geftorben.
ÄuSeinanberfefcen, was ein fd(öne8 Sieb, will \ä) nid)t. ©S ift
fo fd^ioer unb leicht, als ein fcfyöneS @ebid)t. „9lur ein Jpaudj fei'S",
fagt ©oetlje. Norbert 33urgmüller wußte öon ben brei ©enannten
bieg am beften. SDaS ®ebid()t mit feinen flcinftcn 3ügen im feineren
mufifalifdjen ©toffe nadjjumirfen, gilt ifyn baS $öd)fte, wie es Sitten
gelten fotlte. SRur feiten, bafe ifjm ein 3ug entgeht, ober bafe er iljm,
wo er ifjn gefaxt, mifeglücft. 9Äenfdjlid()eS freilid) überfällt aud) bie
©röjjten in unbewachtem Slugenbüd.
2)aS ßieberf)eft, baS id) meine, ift fein britteS unb mit SBerf 10
bejeidjnet. ®S bringt ein Sieb nad) 233aItE)cr ö. b. SBogelweibe v-
t>on Uljlanb ©djeiben unb SKeiben, ©täubten unb Stbreife — öon
einem Ungenannten ein „hoffnungslos"- 3)er Ungenannte ift, wie Der*
mutzet wirb, ber ©omponift felbft. 9Jian üergteid^e bie 93iograpl)ie,
bie früher biefe SSIättcr brauten, * in ber aud) ber erfte SBerS beS @e*
bid)teS** mttgctJjeilt war. 2)ie Sompofition ift in fdjmer jlic^er 3*it
entftanben, tiefmeland)olifdf), aber jur innigften Xf)eilnaf)me anregenb,
unb wat)r. 2Baf)r — gittert eud) uidjt euer Keines $erj, Eompo*
niften, wenn itjr biefeS 2Sort f)ört? Jöettet eudtj immer weiter in eure
frönen ©efangeSlügen, iljr bringt'S bodj nidtjt f)öl)er, als bon einigen
anbern SubaSlippeu gefungen ju werben, melleid)t öerfüljrerifcij genug.
2lber tritt bann wieber einmal ein wahrhaftiger ©änger unter eudj, fo
flächtet mit eurer erfjeu<f)elten Äunft ober lernt 2Baf)rf)eit, wenn es
nod) möglid) ift. SESatjr ift benn aud) ©nrgmütler burdtj unb burd);
nodj mefjr, er giebt bie 2Baf|rf)eit audj meiftenS in fdjönem ©ewanb.
Öebte er nod), fo würbe idj bittenb fjinjufe&en: er gebe fie audtj, wo
eS baS ©ebidjt will, manchmal in reiferem, ©r begnügt ftdj oft mit
bem allereinf äfften. 83. klein trieb biefe SiebeSeinfadEjf)eit, bafc man
ifjtt als ©onberling toerfdjrie, Slud( gegen biefeS ©jtrem fd&üfce fidj
ber Sünftler. Sin Seifpiel baju aus SBurgmüllerS ßiebern. SS ift
ba3 oft unb met)rentf)eilS nidjt übel componirte „©tänbdtjen" t>on
Uijlanb, wo baS nad) unb nadj f)inüberfd)lummernbe Sinb berüRutter
* ft. 3. 1S40, XII, 1 u. ff.*5
** Siebe, bie fonft nur mit 9ttnrten frönet,
#uttt in büftre Sdjtoermutf) meinen Sinn,
MrmeS £erj, baS fidj nad) 9ht^e feinet,
.ftoffe nidjt, — fie ift für bid) baijin!
282 30. #. %tit, Sieber.
öon „filmen Klängen" erjäf)lt, bie eS wedten, unb baß eS „feine irbifdje
3Jtufif" fei, fonberu „@ngel mit ®efang, bie eS riefen*. 2>aS Sieb tft
fidler eines ber trefflidjften ber Sammlung, öielleidjt bie trefflidjite
©ompofition beS ©ebid)t£ überhaupt, bie ba ift. 5)odj jener 9htf
„t>on brüben", geftef)' id), flingt mir bod) ju bürftig. ©ngel, mein
id), riefen bod) nod) auberS; aber freitief), wer fyat fold&e Stimmen
gehört, unb, wer in einjelnen weit öon einauber liegenben SOZittuten
beS SebeuS eS fjat, f d)wiege nidjt lieber barüber ! SBie idj aber f djon
fagte, baS Sieb bleibt neben bem „hoffnungslos" baS fd)önfte ber
Sammlung. SBortrefflid) in ber getroffenen mißmutigen ®runbftim>
mung nenn' id) and) bie „Slbreife". 9tur ben Sd)luß, wo ber SSan*
berer, bem eS gteidjgültig, 'baß man iljn oljne befonbere SlbfdfjiebSqualen
feine Straße l)at jieljen laffen, wefjmütfjig fjinjufe^t: „öon ©iner aber
tljut mir'S wef)'" — wünfdfjte id) nidjt über bie SMobie ber früheren
SSerfc gelegt, unb neu componirt unb bebeutenber, wie eS beim auch
im SSortjergefjenben einige Heine £eclamationSfünben ju rügen gäbe.
3n biefen brei Hummern liegt benn ber'Sdjafc be§ §eft«.
„©Reiben unb Sßeiben" unb baS altbeutfdje Sieb, wie fie immerhin
aud(j einem eckten ©idjterljerjen entsprungen, finb anfprud)Slofer. *
SDer jweite Siebercomponift, ben bie 3eitfd)rift tjeute ifjten Sefern
als einen „guten" empfiehlt, ift SB. §. SScit, ber junge bö^mijcbc
Xonfcfcer, öon bem fie fdjon öfters ©uteS öermelbet. Schwierige Stuf-
gaben für feine ©rfinbungSfraft fteßt er fid} nid)t in bem §efte, öon
bem wir fpred)en [Sßcrf 1 5] ; ja eS genügen il;m jelbft ®ebidjte ge*
ringeren ©etjaltcS. §aben wir benn etwa SÄangel an guten? ßm
„3a" jur Stntwort wäre ein Unredjt, baS wir ben ^oeten tljäten. SSte
öiet StuSbeute geben nod) bie älteren bcutfdfjen Slaffifer, wie öiet bie
@pod)e nad) ©oetlje, wie manches bie neufte, wie öieleS enblid) aurfi
baS 3tuSlanb! SBeStjalb alfo nad) mittelmäßigen ®ebid)ten ;grencn.
was fidf) immer an ber SJiufif rädjen muß ? ©inen Äranj öon 2Kuftf
um ein waljreS 35id)terf)aupt Illingen — nidtjts Sd)önereS; aber ihn
an ein 2t£ItagSgefid)t oerfd)wenben, woju bie äßiilje? — 2>aS Xalem
öerläßt unfern Gomponifteu nun aud) bei ßompofition foldjer
jd)Wäd)eren ®ebid)te nidjt; reifer unb frifd)er äußert eS fid) aber
gewiß in jenen befferen, wie öon §etne unb SKofen; ber ©omponiit
wirb eS felbft gefteljen, baß er tjier and) mit größerer Siebe fdjrieb.
* Sin „5rüf)(ing^(iel)" öon M. ^urgmüilcr öcröffentftdjte Schumann ba^
nachher im 12. §cft ber mufifattjcficn ^ettaejen ^tr 3citWrtft.
$. <£ffer, ßieber. 2S3
Slud) SBcit wenbet auf bie 2öaf)rf)eit be* mufifalifdjen Sluäbrudfö
in Sßiebergabe bcr SBortc bic treufte Sorgfalt. 2>ie$ Sob get)t über
jebeS anbere. ©efellt fiel) folgern Streben nodf) ein jiemlidjer Sdfjafc
f tarer, gefunber SKelobie bei, fo barf ber Sünftler boppelten SobeS
gewife fein. ©3 ift f)ier fo unb guter (Sefang in jebem ber Sieber ju
finben. Sin Weinen, feinen SBenbungen in ber Segleitung fef)tt e3
gleichfalls ni<f)t, wie freilid) aud) nidjt an Meinen 55eclamation3feI)lern,
fo Hein, bafe wir fie SdEjüteru nadfjfäljen, an gebilbetern Xalenten grofc
genug, um fie nid)t wofjlwoHenb barauf aufmerffam ju machen (fo
ba3 „eS" S. 3 S^ft. 3 %. 2, ba§ „bu" @. 15 Sgft. 3 Z. 5). 3We*
lobibfe $eiterfeit jeidjnet int llebrigen faft alle Sieber beS §efte3 au«,
baS wir benn überhaupt gegen ein früher geftfjriebeneg [335er! 8] als
einen erfreulichen gortftf)ritt jur äßetfterfdjaft betrauten muffen»
(Sin Sieberljeft enblidj t>on $, ©ff er [Sßerf 4], einem bis jefct
nod) wenig genannten SRf)einlänbifd)en ßomponiften, befcfyliefce biefe
fröt)lidje ®ritü. 2)ie Xejte finb jur einen §älfte öon SRüdert, bem
geliebten Sinter, ber, großer SRufifer in SBorten unb ©ebanfen, bem
wirflicijen leiber oft gar nichts i)ingujutt)un übrig läfct, — jur anbern
£älfte t)on weniger gelaunten SDidjtern. ®ie ßompofitionen werben
auf baS 2Bol)ltf)uenbfte überraf df)en ; wie freut eS, bie« öon einem
SBerf 4 fagen ju bürfen! Harmonie: rein unb gewählt, — 2Mobie:
f lar, nid^t ofjne ©igentf)ümtid)f eit, leidet fangbar, — Begleitung : na*
türlidj, f)ebenb, — 3Bat)l ber Xejrte: finnig, ernft, — verlangt man
einen befferen $af$ in „SJiufiferS Sanbe"? 93 or liebe für granj Säubert,
bodj nur wie fie erlaubt, fpür' ict) nameutlidj im britten unb fünften
bcr Sieber; eine auffaQenb ftarfe SReminiScenj an SBeber („Arabien,
mein $eimatf)lanb") im öierten. 3nbef$ ftört bei fo t>iel ©igenem, bei
fo offenbarem inneren SBoljlftanb ein meBeid)t unwiffenb entlehnter
3ug nur wenig ober gar nid&t. So getje ber ßomponift, ber Xf)eil*
natjme öerbient, tiefen SJBeg weiter; ift er nodf) jung, fo freuen wir
uns um fo met)r feiner ßufuuft.
2)ie8 wäre eine treue Säuberung beS flcinen fritifdjen Sieber*
fefteS, baS idj mir Ijeutc ju begeben vorgenommen, baS icf) redjt oft
nrieber ju begeben SBeranlaffung finben mödjte.
SR. ©.
284 Sie Wbonnementcoucerte in Seidig öon 1640—1841.
Die ^linniiemetitconcerte in fetpjuj von 1840 — 1841,
(SrfteS 9lbomtemeutcouccrt, ben 4. ©ctober,
Duöertüre jum SSam^r öon 9Rarjdjner. — 5tric öon Fellini. — (£oncert für
Violine [Emoll] öon g. 2)aöib. — 2(rte öon Fellini. — $erotid)e 89m*
p^onic öon SBeetljoöen.
Die 2öal)t gerabe bcr furiöfen S3ampijr*Duöertüre ju Anfang be»
ganjen KtjftuS ,f onnte bcfrcmben; eine etwa öon ®Iucf fjatte audj uns
beffer .gefaßen. 3ubeß jät)It jene öon 9Karfd£)ner nod) immer itpre
greunbe, felbft greunbinnen im publicum unb bleibt trofc ber fyeftigen
StnHänge an SBeber ein frifdjeS effectöoQeS 9Dluftfftücf. UeberbieS fear
bie 5luSfüf)rung eine fo ausgezeichnete, tüte fte je gehört worbeu. Sie
beiben Strien öon S3etttni au« ben Puritanern unb aus SHorma fang
grl. ©opIjieSdjtofi, bie uns biefen Sßinier baS jweitemal befugt;
ifjre ©timme ift frifd) unb ftarf wie früher unb madjte fid) namenttief)
in ber erften Strie geltenb. Ueber bie 2Baf)l gerabe jener Seüinifdp
Strien ju Sfnfang eines erften SoncertS ließe fitf) ebenfalls regten.
§aben wir leiber feinen Ueberftufs an beutfdjen Eoncertftücfen für ben
®efang, fo botf) noef) genug, um jener ganj entbehren $u muffen, ju=
mal in einem erften ©oncert. Unb fd)üfct man öor, äRojart, SBeber
unb ©poljr feien fdjon fo oft gehört worben, nun fo gelje man weiter
jurücf. 3u §änbetS Oratorien, in ©luds Dpern liegen nod) genug
@cf)äfce, ju beren Jpebung eS gerabe einer fo ftarlen, gefunben ©timme
bebarf, wie fie bie genannte ©ängerin befifct. — Sben tjören mir,
baß fie eljeftenS aus ber 3pf)igenie fingen wirb, was ifjr nur jur ©fjre
wie uns jur greube gereichen fann. — 3n bem SSiolinconcert seigte
fid|§r. Ufjlrid) wieber aQen SobeS würbig; fein ©piel ijat öon 3al)r
ju 3af)r an ©id^ertjeit, SReint)eit inb ©efd)macf jugenommen unb wirft
burdjaus wofjltfjuenb. Sßon ber Sompofition fagte uns namentlich ber
lefcte Safe ju; im ©treben, auef) bie Drdjefterpartie intereffant ju
machen, tfjut aber ber (Somponift moljl f)ier unb ba ju öiel, was
inbefc nicf)t abgalten lann, bem Streben an fid) gegenüber ber faben
SSegleitungSweife anberer SJiolincomponiften öollen Seifad ju fdjenfen.
3n ber ©tjmptjonie öon Söeetljoöen enbtid) fügten wir uns wieber
im alten Seipjiger 6oncertfaa(e , ber fdjon fo oft öon if)r erjittert.
$ie Slbonnementconcerte tu üeipjiQ öon 1S40 — 1841. 285
3)a8 Ordjefter war trefflid). §r. S3R. $at>ib ftanb an ber ©ptfce,
ba ipr. 2R3). 2Kenbel$fol)n bon feiner SKetfe naef) ©ngianb npd( nid)t
iuriidf war. 13.
3ttette£ Stbonncmctttconcert, best 11. Dctober.
Ciiöertüre 3U (Suröantlje öon SSeber. — Slrte öon 3>ont5etti. — ©oneertino für
löaßpofaune öon (L ©. SMIIer. — Wrte öon SBcIlin i. — §tnnpt)ome Bdur;
öon ©eetljoöen.
©er ©irigent würbe bei feinem Sßortreten mit Setfaß begrüfet,
worin wir öon §erjen einftimmten. Stuf SBeberS Eompofitionen.ift
feit SWS). äRenbeläfofjnS ©irection in Seipjtg befonberer gleife Der*
wenbet worben, nnb bem Drdjefter gefdjief)t barnad) immer bie ©f(re,
bie SBirtnofen wie größere auSfüljrenbe Sftaffen immer am Hebften
wünfdien unb am ungemften gewähren, bie beS ItacapO'StufeS. 9Iudj
ijeute fehlte wenig, unb öietteidjt tjielt baöon nur bie ©pannung auf
bie folgenbe Kummer ab. ©ine junge ©ängerin war angefünbigt, ber
ber 9htf groger ©d^önl;cit unb fdjon bebeutenber SSunftbilbung ooran*
gegangen war: %vL ©life 2ift. SluS einer l)ödjft adjtbaren gamilie
abftammenb, fyat fie fdjon als Stnb ben anbern 2öelttf)eil gcfcljen,
braute barauf einige 3<^re in Seidig ju, wo ifjr SBater,* norbame*
rifaniföer Sonful tyerfelbft, fiel) namentlich um bie ©rridjtung ber
©ifenbaljn baS f)öd)fte SSerbienft erworben, unb fam uns jutefet öon
SßariS jurüdf, wo fie bie legten 3^re »erlebt ljatte. SS mußte bicö
alles baS Sittereffe an ber anmutigen Srftfjeinung erf)öfjen. 3^re 83e*
fangenfjeit war groß; bie 3e^f4nft erwähnte bereits früher, eS war
it)r erfteS Stuftreten. Sin ber ©djönf)eit ber Stimme, wie fie audj
bur<$ bie Slengftlidjfeit umflort fd)ien, tonnte 9liemanb jweifeln, ber
nur einige Xacte gehört, ebenfo wenig über bie gute ©c^ule, in ber
fie gebilbet ift,** fo baß man beutlid) falj, bie ©ängerin wollte nidjtS,
al£ was fie fidjet fonnte. Stber freilidj, was man unter t>ier Slugen
auf baS Xrefflidjfte fann, lann man unter taufenben nodj nidjt jur
Hälfte f 0 gut, unb geljt bieS bebeutenben Äünftlern unb SWännern fo,
um wie Diel meljr einer SRoöijin, einem adjtjefjn jährigen 9Käb<$en,
9lux SRot)l)ett !ann bieS überfein. Sichtung t>or unferm publicum,
baä bie fdjöne fdjüdjterne Sungfrau auf baS 993of)liuoIIenbfte aufnahm;
unb fanben fid) bie getauft, benen leeres Sßaffagen* unb Xritterwerf
* $er befannte töationatöfonom gricbrtrf) £tft.
** bei Sablac^c unb 93orbognt
286 $ie Mbonnementconcerte in Seidig öon 1S40— 184J.
über bie 2tuSfpracf>e eine3 f)öd)ft eblen Organs geljt, fo giebt e3 boc^
in unferer gebilbeteu ©tabt nod) genug, bie ©ufcenbtalente fcon ort*
ginalen (Srfdjeiuungen ju unterfdieiben tüiffen, unb ben legieren bürfcn
wir bie junge Sängerin mit Ueberjeugung beijät)Icn. SBaS fie nod)
itic^t f)at, läfct fid) erwerben, was fie aber fjat, erwirbt fid) uid)t.
S5aran fjatte fie feft unb gefje bie begonnene Saljn mit 2Rut£) weiter.
Wad) \i)i prten wir einen äfteifter, ber freiltdj fd)on fjunberttnal unb
öfter im geuer geftanben: £>rn. D,ueif$er, ben Sßofauniften . ber
ebenfalls gleid) bei feinem auftreten mit Seifaff empfangen würbe,
©eine äReifterfd)aft fdjeint fid) jaljrauä jafjrein gleidf) ju bleiben unb
madjt in itjrer Unfetjlbarfeit oft einen granbioä luftigen ©inbrucf. ftum
afferfdfjönften fdjlofe bie Bdur*@t)mpf)onie mit ber Sßirfung, bie alle
Seettyoöenfdjen mad&en: [ob benn nämlid) bie eben gehörte nidjt audj
feine fd)önfte fei. 2Son Steuern würben wir nad) ber ©tympljonte öon
einem SJieifter ber Sunft auf ben ©cf)luf$ be§ erften ©afccä aufmerffam
gemadjt; eä ift fjier offenbar einXact ju öiel. SRan öergleid)e bie
Partitur @. 64kS;act 2, 3, 4, Sei ber öoüfommenen 3tef)nlid)feit in
äffen ©timmen ift ein Srrttjum öon ©eiten be3 Sopiften, felbft be§
Somponiften, fel)r teid)t mbglid). Seetfjoöen mochte fid} audj, nadjbem
er ein SSerf öoffenbet, um ba£ golgenbe nidjt weiter fümmem. SBer
bie • Criginalpartitur befifct, fef)e ber ©ad^e ju ßiebe nad); an fie
muffen wir un§ natürlich juerft Ratten.* 13.
drittes 9(bonuementconcert, ben 22, Cctober»
(Sömpfjonie (Esdur) öon Sttojart. — 9lrt« öon $ont$ettt. — Soncert für
Violine ^Ddur] öon g. $aöib. — Duöertüre gum ©erggeift öon 2. Spoljr.
— Strte öon SBalfc. — „ftlänge au£ Dften", Cuöertüre, Sieber unb (Styöre
öon £. Sttarjdjner.
2>ie ©ijmpt)onie ift befaunt, namentlich ba8 Stnbahte, bas, ein*
mal gehört, fief) nidjt leidjt wieber »ergibt; audj erfjielt biefer ©a§
ben meiften Seif all, bie anberen gingen ftiffer vorüber. S)ie arte öon
Sonijetti, ein brillantes ©tücf, bradjte ber ©ängerin grl. ©djtofe
ben raufdjenbften Seif äff; fie fang fertig, fefjr forgfam, unb mit einer
©timmenfraft, wie fie jur geit feine anbere Sängerin tjicr befifcen
mag. $)er Spieler be§ SoncerteS würbe mit lautem ©rufe empfangen;
er war jugleidf) ber gomponift, bie ßompofttion übrigens eine neue
* Sgl. ben 9(uffafe : „lieber einige mutyma&üd) corrumjHrie Stellen" 3. 344.
[<Sdj. 1S52.]
Sie Mfeomtententconcerte in £eipätg öon 1S40— 164J. 2S7
unb jum crftcnmal öon if)m öffentlich gefpiett unb gehört. (gewiß ift
eS einer freunbfidjen Slnerfennung wert!), wie $err GÜÄ. 2>amb baS
ÖewanbljauSpublicum jeben SBinter mit etwa* Wienern erfreut; eS zeugt
bieS immer t)on einer Stuf merff amf eit , wie fie, bie einmal in itjrem
Simte feftfteljen, uid)t überall befifcen. 2ln Xenbeuj unb ©eljalt retE)t
fid) bie Gompofition übrigen« äf)nlid)en früheren genau an, b. lj. ber
SirtuoS will zeigen, baß er aud) ju componiren weiß, unb umgefeljrt
ber Sompouift aud) ben Sßirtuofen glänzen laffen« SeneS 3wme* in
ber Segleitung, baS wir fdjon neulich bemerften, fiel aud) in biefer
Gompofition lieber auf, wie anö) bieSmal ber lefcte Safc ber gelun*
genfte unb wirfungSüollfte erfd^ieu. $aS publicum rief ben Äünftler
nad) bem Sdjluffe nod) einmal tyeröor, was f)ier immer als eine (Sel-
tenheit anjufef)en. $ie Duöertüre öon ©pofjr machte wenig ©inbrud;
bie ju Seffonba Ijat ungleich) mef)r greunbe, aucij bie gu gauft wünfd)teu
mir wofjl einmal wieber im ©ewanbljauS ju l)ören. — Die 2lrie nennt
uns einen l)ier nodj nicfyt t>orgefommenen tarnen, ber in GJotteS tarnen
aud} fernerhin ausbleiben mag; eS ift gepufferter SRoffiui, ber 6om*
ponift übrigens ein Sngläuber, beffen Cpern in ©nglanb ®lüd ge*
madjt fjaben. 3um ^fjcil an ber mittelmäßigen Sompofition, jum
Xtjeil aud) an ber nod) immer großen Befangenheit ber Sängerin*
lag eS, baß bie Kummer fein ölütf madjte. ©S tf)ut uns leib um
baS junge ausgezeichnete Xalent, baS beSf)alb bie fd)iefften Urteile
erfahren mußte. 2)ie Slngft, wie man weiß, ift namentlich ben Ijöljereu
Xöuen ßefäfjrlid) unb es mißlang ber Sängerin einigemal ein ©infafc,
wie es fcf)on taufenb anberen Slnfängerinnen t>or if)r gefcf)ef)en. £>e$*
fjatb woQen wir aber bod) nid)t bie wunberreine Intonation im ©anjen
oergeffen, bie bie Sängerin gerabe auszeichnet, aud) nidjt ben Sd)tnelz
ber Stimme, ber nod) burd) alle 8lengftlid(feit mol)ltf)uenb f)inburd(*
bringt, ein Sd^melj, ber an baS Organ ber $auline ®arcia erinnert,
dagegen motten wir um etwas Slnberen willen in bie Sängerin
bringen: fie nimmt burd)get)enbS ju langfame XempoS; fie öerfucije
fid) fdjneller, es wirb iljr gelingen. Selbftöertrauen unb SDiutl) finb
bef onbere fünfte in ber Äunft, fie übe fid) audj bartn. 3n feinen öier
SBänben foll ber Äünftfer befd)eiben gegen fiel) fein, fleißig auf baS
©ewiffenf)aftefte ; bem publicum gegenüber geige er aber 9Jtutl), felbft
ein Wenig fröf)lid)e Äedfjeit, unb ber Siebling ift fertig.
3um Schluß beS SlbenbS Ijörten wir nod) eine Gompofitfon (nod)
5rl. Gliic fiift.
288 $ic Mbonncmentconcerte in Seidig öon 1840—1841,
3ftanufcript) öon §. 9)iarfcf|ner; fic öertjiefe etwas ganj 9ieue3 tmb
gab es aud) in ber gorm. „ftlänge aus Dften" war fic genannt unb
braute eine Duöertüre, Sieber unb Eljöre, bie fid} o^ne Unterbrechung
an einanber reiften. 33ertioj in 5ßari3 fdjeint in feiner testen 8p^
Päonie etwas 3lef)nlid)e3 gewollt &u f)aben , nur bafc er fie auf ein
wettbelannteä ®rama (9tomeo unb 3utie) ftüfcte. S)a3 ©ebid)t jur
üRarfd^nerfd)en Sompofition berufjt auf einem orientatifd)en Siebeäber*
fjattniffe, ba3 inbefc öom Sinter jiemlid) profaifdj unb allgemein ge*
fjatten. Slufter bem SiebeSpaar tritt nod) ein SBafjrfager auf, beffen
anfängtidjeä @rfd)einen man fidj fpäter üietteid^t motiötrt wünfdjte, ein
93otf8< unb ein SRäuberdjor. SBie gejagt, l)ätte öieQeidjt ein Süden
bem Somponiften bie Jpanb jum SBerfe geliehen, e£ wäre etwas tiefer
SBSirfenbeS gu Xage gefommen. Smmerljin muffen wir ben Stnfang
loben, }u bem fid) ber Somponift ermutigt füllte, ben Jtnbere nur
weiterjufü^ren brausen, um ben ©oncertfaat mit einer neuen (Sattimg
SÄufif ju bereitem. ®ie ßompofition f)at öiel reijenbe ^Jartieen;
bie« gilt im ©injelnen öon ber Duöertüre, bie im ©anjen burdj Äürjung
gewinnen würbe. 3)er Jpauptrfj^tfimuS ift ein namentlich für orienta*
tifd)e ßuftänbe fdjon öfter gebrauster; bod) erf^eint er einmal öon
einem SBiolingange burdjwunben, wag fid) auf baS Sdjönfte ausnahm.
Am ©d)tuffe ift ju öiel 2ärm. Der ßigeunergefang gefiel mit ber
fytnaufjieljenben großen Xerj am ©djtttfe, meljr nodj bas ©täubten,
ba3 öon allen Stummem bie meifte orientatifdjc gärbung Ijatte, aud)
9Kaifune8 Sieb fprad) an, ber unbeholfenen ^Soefte jum Xrofc. 35er
SRäuberdjor, fdjien e3, würbe nidjt gteid) öon Stilen öerftanben; er
war eigentl)ümlid). 3to ber Sd)luj$nummer jeidjneten fi<$ befonberi
bie SBorte: „2tffat, wo bift bu" burd> frönen (Sefang au3. £as
®anje, baS wir fpäter einmal wiebertjott wünfd|ten, erhielt lebhaften
Seif alt. 13.
SierteS 9lbonnementconcert, ben 29, Dctober.
3ntrobuctton unb erfte Scene aus QpfytQenia in $aurt$ öon ©lud — (Soncm*
ouöerrüre [Adur, SBcrf 7] öon 3uliu$ SRiefc. — Wrie mit (£fjor öon töoj-
fini. — $iöertiffemeni für glitte öon ftallimoba. — Sieber öon gran*
Säubert nnb g. 2Äenbel$jofjn. — Snmpf)ontc [Cdur] öon gram
©djubert.
„Sin fdjönes Soncert" Ijiefe e3 altgemein nad) bem ©d|luffe. 2tn
mannen SJhtfiftagen giebt e$ gar fein publicum mel)r unb eä fdjeint
nur bie raufd)enbe Schleppe, bie jeber ^Bewegung ber öoranfdjrettenben
$te Stöonnementconcerte in Seipjig öon 1840—1841. 289
&ünftler*ftörper unb *®eifter gefd^meibig nachfolgt , wä^renb an an*
bcrcn eS i^ncn förmlich tüte bepeljt nnb bepanjert gegenüberftellt unb
nichts einlädt. 2)er 29fte war einer öon jenen SKufittagen. ©ewifc
trug bie 2Wujtf einiges baju bei. gür ©lud f djlägt nod) mandjeS
$erj, wenn er auef) im Eoncertfaal verliert. S)ie Sängerin tf)ai ifjr
SSefteS jum ©elingen: grl. Sdjlofe, bie wir immer öorwärtS fdjreiten-
feljen. Die Dubertüre öon 9iie^ trat bieSmal in it)ren feinen 2)effeinS
nodj beutlidjer tjeröor als bei einer früheren 2tuffüt)rung. SBurbe iljr
fdjou bamals in biefen blättern ein bebeutenber ©tjrenplafc eingeräumt,
fo fdjeint bieS Urteil je|t auef) öon Seiten beS SßublicumS SBcftäti*
gung ju finben; fie tt)urbe mit einer Xfjeitnafjme aufgenommen, bie
ben Eomponiften, war' er anwefenb gewefen, ju neuen SQBerfen an*
feuern müfcte. So wirfe ber 83eifaQ audj auf ben ©ntfernten! ßeb*
haften SBcifaH gewann fidj autf) bie folgenbe Kummer burdj ben an*
mutagen Vortrag beS grl. Sift; ifjre ÄuSfpradje beS 3talieuifdjen
ift fefyr ju rühmen, 3n ben fiiebern begleitete fie fidj felbft am
(Slaöter; eS f)at bieS befanntlid) einen eigentümlichen Sauber, &er
audj f)ier gewann. 3)ie ßieber waren ber „SBanberer" unb „$uf klügeln
beS ©efangeS". 2)aS erfte fang fie öorjüglidj fcfyön ; baS anbere natjtn
fie ein wenig ju langfam, bodj Ijörte eS ft$ nodj immer lieblicf) genug
an. S)aS glötenftücf n>ar ein altes, baS wir uns fd)on öor jeljn
Sauren gehört ju fjaben erinnern, ber Spieler ein als trefflief) be*
fannter, §r. ©renfer, erfter glötift im Drd)efter. So waren wir
benn unter ertjebenbem unb Weiterem ©enuffe bis jur St)tnpf)onie
gelangt, ber Ärone beS SlbenbS. Xaufenb §änbe fjoben baran. Jpätte
e£ Säubert mit feinen eigenen Slugen fefjen fönnen, er müfcte fid} ein
reifer Sönig gebünft Ijaben. So fd)ieben wir trunfen öon all ben
frönen ©ebitben, bie in mandjen Seelen fid) nodj lange nadjgefpiegelt
tjaben mögen. 13.
fünftes 2tbonncmentcouccrt, ben 5. Slotocmbcr.
Stjmpfjonie (Gdur) öon £at)bn. — 9lrie öon 2Kojart. — Kapriccio für $iano-
forte mit Drdjefter öon fterbinanb ftufferatl). — Strie öon 3)oni^ettu
— Btoet Duöertüren ($r. 1 nnb 2) ^u Seonore öon SBeetfjoöen. — $ret
(Stuben für *ßianoforte öon g. ftufferatf). — $uett öon 9ftof|ini.
®ie St)mpf)onie f)at, mef)r als anbere $agbnfcf)e, etwas 3°Pp9e§'
bie 3auitjd)arenmuftf barin fogar etwas Äinbifc^eS unb @efd)macflofe&,
was wir uns bei aller Siebe für ben 2Keifter, ber er überall bleibt,
®djumann, ®cf. ©Triften. U. 19
290 2)ie 9(bonnementconcerte in Seipjig bon 1840—1841.
bodtj nimmermehr üerleugnen foßten. S)a£ ©dfjerjo, unfcrcr SKeinung
ttatf) bcr ©afe, bcr unserer $t\t am näd)ften liegt, würbe fonberbarer*
weife gerabe nid&t applaubirt, übrigens alle, Die Arie war bie bet
©räfin aus gigaro, bie Sängerin, grl. 2ift, bie baS SRecitatito fo
nobel unb fein gefungen, leiber nur am ©d)luffe nid)t glüdElidE) bannt.
Das publicum f)ält fid) aber immer an baS SKadjfte, alfo an ben
©d)lufc; gelingt ber, fo fjat baS ®anje gefiegt. Äeiber mufjte bieg
iieute bie ©ängerin füllen unb über bem einzigen uid)t gelungenen
©djlufe bie fcfyöngelungene erfte §älfte ifjrer Seiftung oergeffen fetp.
3n ber folgenben Kummer trat ein junger, je|t l)ier lebenber Gom<
ponift unb Elamerfpieler, §r. g. Äufferatt) aus Äöln, jum erftem
male unb auf baS 2tdf)tungSWertf)efte auf. ©eine Sompofitionen jeugten
t>ou entfd(iebenem Xalente unb öon einer ebeln SRidjtung, auf bie
bewußt ober unbewußt ein uns nafje lebenber äReifter eingewirft ju
l)aben fdjeint, (Sin förmlicher @d)üler 2RenbelSfof)nS ift er aber nid)t,
wie man J)ier unb ba l)örte. 3m Kapriccio gefiel uns namentlich bie
Sinleitung ; baS SlHegro tjatte feine ganj glüdflicfye gorm, eS fehlte il)m
eine äRittetpartie; wie benn aud) bie XranSpofition ber erft brillanten
Sßaffagen nad> ber SKoHtonart am ©dfjtuffe nidjt unb überhaupt feiten
wirfen fann. Das Drd^efter war gefdjitft, oft fein, oft audf) ju Diel
unb ftar! bebaut. Der feljr auSgejeicijnete ©pieler ^atte nadj bem
Kapriccio einen succös cTestime, ber fidt) inbefe nadfj ben ©tüben ju
einem f)erjlidf)eren mit $eröorruf ertjob, obwohl uns felbft bie Stuben
in ber ßompofition weniger eigentf)ümlidfj fd&ienen, namentlich was bie
eigentliche ©runblraft ber SDietobie anlangt. 3n jebem gaQe war ei
ein fo ef)rcnt)ottc§ Debüt, bafc wir bem jungen fet)r fleißigen fiünftler
eine glüdflid) fidjernbe 3ufunft fainatje oerfpredfjen bürfeu. — grl.
©d(jtof$ war bei prächtiger Stimme unb fang mit einer SBrauour, bafe
fie baS publicum in Stilarm berfefcte unb da capo fingen muffte* —
Sie aufgeführten beiben Äeonoren-Outoertüren waren beibe in C, bie
eine, wafjrfd&einlidtj bie erfte überhaupt, bie SBeetljo&en ju fieonore ge*
fdjrieben, bei ftaSlinger in Partitur erfdf)ienen, — bie anbere, jeben*
falls bie SSorgängerin ber großen gebrueften in C, nod) SRanufcript
im Sefifce ber $$. 23reitfopf unb ipärtel. Die ßritfärif* Berichtete
fd)on früher über biefeS SJierout)ertüren^^anomen (togt. ©. 224
unb 245 f.). Studf) Ijeute fällig jumal bie jweite mäd)tiglidj in bie
SRaffc ein. SQBie !ommt eS, bafc bie Sefifeer ber Partitur fo lange
mit ber Verausgabe jurücft)alten ? 2Bir wünföten gern alle SSelt
biefer greube t^eilljaftig. 13.
$ie Wbonnementconcerte in Seidig öon 1840—1841. 291
SecfjfteS Slbonncmentconcert, ben 12. SRofceittber.
Cuöertüre (bie SBalbnömpfye) öon SS. 6ternbale Söennett. — 2lrte öon (L 9E.
öon SBeber. — Solo für SStoloncett öon 58. SRombcrg. — (Saöattne öon
9Ro§art. — *ßf)antafie für $toIoncetl öon Summer. — fRecttatit» unb
©djlufcdjor aus ber (Schöpfung öon £atjbn. — ©ömpljonte Adur) öon 33c et*
tjoöen.
SBennettS reijenbe Cuöertüre eröffnete bett Stbenb; wer fie ttodf)
nidjt gehört, mag fie ficf) einftweilen als einen 33lumenftraufc beuten :
©potyr gab SBtumen baju, audj SGßebcr unb äJlenbclSfo^n, bie nteiften
aber 33ennett feibft, unb wie er fie nun mit jarter §anb georbnet unb
geftettt jutn ©anjen, gehört tfjm rjottenbS eigen. SDaS Drdjefter trug
mit Siebe bei, ba{3 nichts baran öertefct würbe. — 3« ber greifdjüfc*
SIrie (SBie naljte mir ber @d)Iummer) briHirte grl. ©djlufc unb gefiel
fetyr, ebenfo in ber 2Rojartfdjen aus ^igaro. 3Kan fief)t, bie ©an*
gerin ftrebt immer vorwärts unb audj nad) SSielfeitigfett. — 3)ie
SSiotoncettftüde fpiette ein ©aft, $err SammermufifuS ©riebet aus
Söerlin. 3)aS erfte warf einen 3an^aPf^ w* publicum. Sftadj bem
©<$Iuffe liefe fidj nämlid) burcf) baS Älatfdjen f)inburd) aud) Qi\ti)tn
fyören, was wol)l jumeift ber 2Bal)l ber Sompofition galt, einer überaus
langweiligen in ber Zfyat. ©o entfpann fid) benn ein jiemlidj l)art*
näcfiger Äampf jmifdien $änben unb Sippen, in bem inbefe bie erfteren
ben ©ieg batwn trugen. Offenbar animirte bieS ben ©pieler, ber bann
aud) fein jweiteS ©tüd unangefochten, fogar mit raufd)enbem SSeifatt
ju (Snbe braute. SDie Äunftleiftung an fid) war leine aufcergemötyn*
lid)e, immer aber fdjäfcenS* unb gewiß feines 3*fd)en8 toert^. S)ie
Hummern aus ber Schöpfung, ber alten f)errlid)en, werben immer mit
greube gehört; ber Xenor war ein neuer, $r. Sßielfe, ber §off*
itungen giebt, bie anbern ©otoftimmen grl. ©ct)lo& unb &r. SBeiSfe.
3um ©<$lufc bie ©tjmpljonie in A, über bie wir nid)t wieberfjoten
tpollen, was Sitte wiffen. 13.
Siebentes 3lbonneraentconcert, ben 26. 9iobembcr.
(Snm^onie (HmollJ öon ftallitooba. — 5lrie öon ^onijetti. — ^antajie
für Klarinette öon SR eifriger. — Ouöertüre ju bem gretfd)üfc öon SBeber.
— Soncertino für Söioltne öonEftaljfeber. — Scencmit (jljor öon SRofjtni.
19*
292 $te 2lbonnententconcerte in Seidig öon 1840 — 1841.
Gonccrt für ben SnftitntSfimb« für alte ttttb (taufe 2»nftfer,
bcn 3. 2>eccmbet\
3u6eIouöertüre öon SBeber. — Slrie öon S^ojart. — $$antafie für $tanoforte,
(£f)or unb Drdjefter öon 93eetf>oöen. — itobgefang, eine ©tjmpljomecariate
öon g. Sttenbelsfofjn 93arttjolbn.
3m fiebenten Stbonnementconcert Rotten wir toieber Salliwobaä
neuftc ©t)mpt)onie, bie ber Somponift im öorigen 3ai)re tytx jimt
erftcnmal fctbft aufführte, ©d)ou bamalS berichtete bie ßeitfdjrift öom
befonbern Xon, ber in iljr wefjt, tüte öon ber jarten Snftrumentirung,
bie ben immer öorfcf)reitenben SRufifer befunbe. Sludj f)eute wirfte bie
©t)mpt(onie auf baS Slnmuttjigfte , wenn aud) nidjt fo feurig, woju
bamalS fidler bie perfönlidje ßeitung beS Eomponiften beitrug; gcfpielt
unb geleitet würbe fie übrigens auf baS SBorjüglidjfte. S)aS SBerf ift
öor Äurjem im ©ruef erfdjienen unb liegt uns jur genauem Sefpredjung
öor. 2)ie übrigen Hummern beS SonccrtS boten weniger neues 3n*
tereffe. 2)ie ©onijettifdje 2trie war gänjli^ mufiffoS, würbe öon ber
Sängerin audj nid^t mit bem ©lud unb bem Applaus gefungen toie
anbereS Stalienifdje. ©ef)r gut blies £r. §einje fein ©larinettftüd;
er wie aud) ber SJiolinfpieler $r. ©ad|fe mit feinem 3)ebut würben
freunblid) aufgenommen. S)ie greif djüfcouöertüre fd)lug wie gewinn*
lidj burdj; ebenfo baS ginale aus ©emiramis bei bem italientfc^en
Xl)eil beS SßublicumS. —
2tuSgejeid)neteS öon fdjönfter Sompofition unb SluSfüfjrung braute
baS geftrige Soncert für ben SnftitutSfonbS. 2)aS S)trectionSpult war
mit Slumenfranjen gefdjmüdt ; eine §ulbigung jur beften ©tunbe für
ben Sfteifter, ber fo oft öon biefer ©teile gewirft jum greife wahrer
Shmft, ber audj tyeute jur 33erf)errlidjung beS SoncertS mit einem
eigenen Sßerle beigetragen. 2Bie er bann auftrat, ert)ob fidj baS ganje
Sßublicnm unb Drdjefter in SBegeifterung, bafc eS eine greube war ju
fefjen unb ju pren. 2>ie Subelouöertüre war nur bie Ueberfefeuug
biefer ©timmung in SDiufif; ber 3ubel wollte nidjt enben. ©old)'
freubigeS mufifalifdjeS fieben auf ber §öf)e ju erhalten, wäre öieöeidjt
nur einer SDialibran, einer 3)eörient möglich gewefen. grt. ©d)loB
fang gut, bodj etwas nüdjtem; man füllte eS woljl allgemein, Stud)
$r. Suff erat!) fpielte nid)t energifd) genug, obwohl immer mufifa»
Kfd) unb als guter Sünftler. ©erabe biefe aufcerorbentlidje ßompo*
fitiou 33eetl)obenS , in ber ber Spieler laum mel)r als ein jwifdjen
grofee SSolfSmaffen gefteDter SRebner ift, öerlangt — im Silbe ju
bleiben — gute Sungen, um aud) im Siujelnen burdj baS ©ange
$>ie Mbonnementconcerte in Seipflig bon 1840—1841. 293
^inburdf) öerftanben ju werben. ®ie Xotalwirfung war erljebenb. ®3
folgte btö §auptftücf be8 SlbenbS, SüienbelSfo^nS Sobgefang, ber,
fdjon jur ©utenbergfeier f)ier aufgeführt, für ba3 heutige ©oncert öom
Somponiften mit erster äBirfung an einigen ©teilen, wie wir glauben,
öeränbert war.* 8ltle8 Sob über bie t)errlid)e ©ompofition, wie fie war
unb wie fie nun ift! ©dfjon früher fpradjen wir e8 auä, 2Ba3 ben
ÜÄenfdjeu beglücft unb abelt, finben wir Jjier beifammen, fromme ©e-
fimtung, 93ewufjtfein ber Äraft, i^re freifte, natürliche Steuerung;
bie mufilalifc^e Shtnft beä 9Jleifter§, bie Segeifterung , mit ber er
gerabe an biefem SBerle arbeitete, namentlich ba, wo ber 2Renfd)end)or
bie Jpauptrotle befommt, nid)t weiter in Slnfdjlag ju bringen* SBir
bürfen bieg Sob nitf)t oljne eines für fämmtltdje SDiitwirfenbe befcf)liefcen,
namentlich audf) für bie ©oloftimmen, grau Dr. grege, grl. ©djlofe
unb §rn. ©d)mibt* 9lur ein ©ebanfe, bem Sünftler für feine Sir*
beit ju banfen unb ju öergelten burdj forgtitf)fte Siebe in ber Star*
fteüung, fdjien Sitte ju befeeleu. 3)a§ ©nbe be8 SoncertS war nur
ber Anfang ; e3 fehlte nur, bafc man bie SBlumenfränje abgeriffen unb
bem SReifter um bie ©dftäfe gef Ölungen f)ätte. 13.
&djte£ Sftonneinentcottcert, ben 10* Secetnber.
©tympfyonte im F) bon SBeetljoüen. — $bagio unb SRonbo für $tanof orte [SB. 5]
öon Sljat&crg. — gina(e au£ SB. Seil Don 9% offin u — Ouöcrtürc feu ßc*
boiäfa] bon (Sfjeru&ini. — 3tt>ei ©tüben für Sßianoforte mm #enfelt unb
(Sfyopin. — ©nfembte aus ©ortej öon ©pontini.
9Son ben 93eetl)oöenfd)en ©tjmp^onieen wirb bie in F wo^)l am
roemgften gefpiett unb gehört; felbft in Seipjig, wo fie fämmtlidj fo
Ijeünifd), faft populär finb, liegt man ein SSorurt^eil gerabe gegen
biefe, ber bod) an l)umoriftifd)er Xiefe faum eine anbere 33eetljoöen3
gleidjfommt. Steigerungen, wie gegen ben ©d&lufe bc£ legten ©aj}e3
f)in, finb and) im 95ectt)ot>en feiten, unb jum Slllegretto in B fann
man aud) nichts als — ftitl fein unb glücflid). SDa§ Drdjefter gab
ein äßeifterftücf; felbft ba3 öerf angliche Xrio mit ber fonberbar
tröftenben traurigen §ornmelobie ging gut öon ftatten. — 55a3 Sla*
üicrftücf fpielte, unb jwar jum erftenmal an biefer ©teile, %xL Slmalie
SRieffel auä Flensburg, ein junges, faum adjtjef)njcit)rige§ SRäbc^en.
9tad) iljrem erften Stuftreten fiel) einen @d)lu& auf itjre ganje Sunft*
fertigleit ju bilben, würbe ber jungen Äünftlerin wot)l felbft am un*
liebften fein, fo aufmunternb aud) ber gro&e Seifall für fie gewefen
fein mufc, ben fie namentlich nadj bem ©tücl öon X^alberg erhielt
* 5Sier dummem maren nodj fjinjueomponirt.
294 $5ie Sfbonncmentconcerte in Seidig oon 18-10—1641.
@ie leiftct aber bei Sßeitem metjr, wie ber 33eridjterftatter prtoatim er*
fahren t)at; tf)re gertigfeit i[t fe^r groß, if)r SBortrag eigentf)ümlicf),
oft poetifd), wie fie benn ifjre Sunft überhaupt mit ganjer Umgebung
perfolgt imb mit einem eifernen SBitlen, ber itjr tro| eines beinahe
ungeftümen Siinftlertemperamentö eigen geblieben, Sßon festerem jcigtc
too^l am meiften iljr Spiel ber (Stöben, bie fie in unerhörter ©djnel*
ligfeit naljm, wobei benn freilief» mand)e£ verloren ging, ®er SBeifatt
blieb jwar aud) nadj ben ©tüben nidjt au%; boct) war er nadj bem
©oncertftilcf jebenfafla allgemeiner unb t)erjlid£)er. 3)a3 lefctemal ift e*
gewiß nidjt, baß iljr Üftame in biefen SMätteru öorfommen wirb; fie
f)at nod) eine reidje 3utunft öor fid). — lieber bie größeren @nfemble<
ftücfe üon Sftoffini unb ©pontini t)aben wir, als über befannte
©ompofttionen, nidjtä ju erwähnen. 9iur bei ber Duöertüre toon ßl)e*
rubini fiel uns wieber ein, ob benn biefer große SJtann unb 3Heifter
nidjt nod) ju wenig gefannt unb gefdjäfct ift, unb ob eö nid)t gerabt
jefet, wo ba$ SSerftänbniß feiner Eompofitionen burd) ben SBeg, ben
bie neue beffere Sühtfif genommen, unä um trieleS nciljer gebraut ift,
an ber 3*ü wäre, iljn wieber meljr Ijeröorjufudien, ber ju 93eetf)ooen3
Sebjeiten gewiß ber jweite äfteifter ber neueren Xonfunft, nadj befjen
Xobe woljt als ber erfte ber lebenben ju betrauten ift. 13.
9iettnte£ 5lbonnementconcert, ben 16« Seccmber.
Duöertüre ju Dberon üon SBeber. — 5lrtc clvl$ gtgaro üonSÄojart. — Sonate
für Sßianoforte nnb SBtolinc oon ©eettyooen. — Sobgefang oon g. 2Kcnbe($*
jof)n 93artf)oIbtt.
2)er SBeridjterftatter weiß über baS Soncert nur wenig mitju»
tf)eilen; fdf>on lange öor bem anfange war fein ^lafc ju befommen.
Um lurj ju fein, @. 9K. ber Äönig öon ©ad)fen ^atte fid) als Se*
fud)er be§ Koncert§ angemelbet. ®runb genug, ba§ 93efte öorjufüljreu.
®§ war ein wahres föniglid)e3 goncert. ®ie Slrie fang %xL ©djloß;
bie Sonate, bie große in A, fpielten §r. 3K35. 2ftenbel3fof)n unb
§r. (S9Ä. SDaöib. 2Bie un§ berietet würbe, fprad) ©. 3Äajeftät ber
Sönig gegen bie Sh'inftler perfönlidj feinen 3)anf au3, ben er jum
©djluß be§ SobgefangeS, an ba§ Drdjefter tretenb, bem Somponiften
auf baö §ulbüollfte wieberljotte. @£ war ein Sorbeer anberer SM,
ber ben ljofjen ©eber wie ben empfangeuben Äünftler gteidjöiel fdjmüdt.
3)a§ publicum üerljielt fid) wätjrenb be£ ganjeu SlbenbS in adjtungS*
öoller Stille, bie nur beim ©intritte be§ Regenten burdj einen jubelnben
ßuruf, wie nad) bem Sobgefaug burc^ eine freubig ban!enbe ^Begrüßung
beS 3Berfe§ unterbrochen würbe. 13.
1841.
1 ^ J ♦ ♦ <
Die ^bonnementroncertc in £eipjig nott 1840—1841.
StfnM Stbonncmcntconcert, bett 1* Sannar 1841.
ftrönungS *#ömne bon $ anbei. — Duöertüre t>on SÄojjart — Variationen für
Violine bon VieuEtempS. — „2ßecre3fiiHe unb glütftidje ga^rt" t>on
5öeetr)ot>en. — ©0(0 für Violine bon Ve'riot. — Variationen für gföte
bon Völjm. — Stjmpljonie (Cmoll) Don Veetfjoben.
3Wit $ättbel3 froren, feierlichen klängen fei Sitten benn ein
„glücflid)e8 neues 3af)t" jugerufen; bic Stätte, wo fie erflangen, bleibe
aud) fernerhin ber wahren Äunft ein treuer £eerb, unb bie iljr t>or*
ftefjen, nod) lange itjre warmen SBefdjüfcer! ®af$ fie mit §änbet ein*
gemeint würbe, fei uns ein gutes Omen; unb aud) ber 2tnwud)3 jün*
gerer Äünftter fei t)on if)r nid)t au8gefd)toffen, im Sinne be3 Sttt*
meifterS, ber, wie jeber wafjre, feinen üom Sittare jurücfweifen würbe,
ber ein reine§ Streben mitbringt. 9iur ba8 §äf$Iidje fei wie ber ewige
3ube, bem fidj nirgenb§ ein gaftlidjeS XI) or erfd)lief$t.
®em §t)mnu3 folgte bie Dutoertüre jur 3au&ttflöte, Wc wol)t
and) natf) 3at)rf)unberten nodj erflingen unb entjücfen, jenes fpielenbe
feiige SBunberfinb, ba%, Sidjt unb greube fpenbenb, immer wo wieber
auftauchen wirb trofc SRebel unb ginfternifc. 8lud} f)eute wirfte fie fo.
SDer Seifatt fam wie aus einem $erjen.
Ueber ben SSiotinfpieler §itf, ber bie folgenben Variationen
fpiette, feinen merfwürbigen Sebenätauf, berichtete biefc Statt fcfyon
früher;* er f)at fidj toom Jpanbwerfer jum Äünftler emporgearbeitet,
toä^renb eS bei anbern umgefefjrt ift unb leiber im metapfjorifdjen
©inn. ©d)on im vorigen Sa^e mit großer Xt)eitnat)me aufgenommen,
* Vgl. Seite 24S f. ;Sdj. 1852.]
298 $ie $bonnementconcerte in Seidig oon 1840 — 1841.
beftätigt er immer mef)r bie Erwartungen, bie man fidj fcon ifjm
gemacht, nähert er fid} immer met)r ber 3KeifterfdE)aft.* Sein Spiel,
nodj fo frifcf) roie früher, f)at aud) an ßartijeit gewonnen. 3m
Uebrigen war bie SBaljl ber Stüdfe, bie un§ nod) rjom Spiel ber Gom«
poniften t)cr in ©rinnerung, allerdings eine gewagte. 2)a3 publicum
fpenbete inbe§ reidjften SBeifatt unb mit geredetem Sinne; benn audj
ber 33itbung3gang beä ÄünftlerS mu§ f)ier in 23etradjt fommen. Statt
ber erft angefünbigten Strie aus gibelio war ber 33eetf)0toenfd)e Eljor
untergefteUt — tnellei<f)t ofjne Sßrobe, benn er ging nidjt ganj gut.
©in jmeiteS Impromptu erfdjien, ein artiger Sfrtabe mit ber glöte in
ber §anb, 9tamen£ £einbl; !aum über jWotf 3al)r alt, ftrielt er
fein Suftrument mit einer 3Reifterfd)aft, bie auf biefem Snftrumeutc
audj nidjt btö Unnatürliche Ijat wie j. 95. bie SRidjarb 2ewt)£ auf bem
$ome. 9J£an gebe tfjm fpäter audj anbere Snftrumente in bie §anb;
fein Spiel toerratf) meljr af§ gute Sungen unb blofceS SSirtuofentalent.
Sä wäre fdfjabe um ben mufifalifdfjen Änaben. Seine gamilie ftammt
übrigens auä SBürjburg unb fott nodf) eine äRenge muftfaüfdjer junger
Xalente in ifjrer 3Kttte befifcen.
S)ie Cmoll*St)mpf)onie toon 93eett)ot)en befdjlofc. ©djtoei'
gen wir barfiber! So oft gehört im öffentlichen Saal wie im 3nnc^
ren, übt fie unoeränbert it)re SRad^t auf alle 2eben3alter aus, gleid)
wie mandje grofce ©rfc^einungen in ber ÜRatur, bie, fo oft fie aud)
wieberfefjren, uns mit gurdE)t unb Sewunberttug erfüllen* Slud) biejc
St)mpl)ome wirb nadE) 3af)tf)unberten nod) wieberflingen, ja gewife jo
lange eS eine Sßelt unb SDhifif giebt
13.
SlftcS Stbonncmentconccrr, ben 7. Januar 1841.
ßuoertüre oon 93eetrjooen. — Wrie oon ^No^arr. — Soncertino für SSiofonceu
oon Sinbner. — 3cene unb Wrie oon 3)t e i) c u b e c r. — ©aprtccio für ^ic-
lonceU oon föombcrg. — £iftorifdje Snmpfyonie oon Spotjr.
Sie intereffantefte Kummer be£ Concerteä war unftreitig bie lerne
unb ba£ ganje publicum barauf gefpannt. 35er ßettel nannte fie:
„$iftorifd)e S^mpfjonie im Stil unb ©efdjmad trier üerfrfjiebencr 3*itJ
abfdEjnitte. ©rfter Safc: 83arf)^änbelfd)e ^eriobe, 1720. Slbagio.
* „9tu§ aller Söelt Gnben toollen fie jefct rjerfommcn unb Slunbc bei mir
nehmen, weil fie £ilfc bei mir fudjen", fd)er§te $aoib, .öüfS Seljrer, einmal gegen
SKenbetejofm.
$)ie 9I6onnementconcerte in ^eip^ig üon 1840—1841. 299
$at)bn*üWoaartfdf)e, 1780. ©d^crjo: 93eetf)ot)enfd)e, 1810. ginale:
atterneufte sjßeriobe, 1840." ®iefe neue ©ljmpt)onie ©pofjrS ift, irren
wir nid)t, für baS Sonboner pf)ilf)armonifd)e ßoncert gefd^rieben, bort
aud) jum erftemnat öor etwa 3af)rcöfcift gegeben unb, muffen wir
fjinjufefcen, aud) in Snglanb fdjon ftarf angegriffen worben. 2Bir
fütdjten, aud) in 2)eutfd)lanb werben fjarte Urteile barüber faüen.
©ine merfroürbige ©rfdjeinung bleibt eS gemifc, ba§ in unferer Qtit
fdjon mehrere Sßerfudfje gemalt würben, uns bie alte t)orjufüt)ren.
©o gab cor brei Satiren £). SKicolai in SESien ein Eoncert, in bem er
gleichfalls eine Steige „im ©til unb ©efcljmade anberer 3ctt)tt)unberte"
geschriebener Sompofitionen aufführte. SKofdjeleS fdjrieb ein ©tücf ju
JpänbelS ©Ijren nnb in feiner SBeife. Xaubert gab neuerbingS eine
„@uite* t)erauS, ebenfalls anf alte formen t)injuweifen u. bgl. mefjr.
©elbft ©pot)r fjatte feiner ©ijmpljonie fdjon ein SBiolinconcert „Sonft
unb 3efct" öorauSgeljen laffen, in bem er etwas SlefjnlidjeS beabsichtigt
wie in jener, 9Jton lann nichts bagegen fjaben; bie 33erfudE)e mögen
als ©tubien gelten, wie ja bie ©egenwart neuerbingS ein 2Sol)lgefal*
len am 9toccoco*@efdE)mad jeigt.* Stber ba§ gerabe ©pofjr auf bie
3bee fällt, ®pot)r, ber fertige abgefdjloffene SDteifter, er, ber nie etwas
über bie Sippen gebracht, was nidjt feinem eigenften Jperjen ent*
fprungen, unb ber immer beim erften Xone ju erfenneu, — bieS mufc
wof)l Sitten intereffant erfreuten, ©o f)at er benn aud) bie Aufgabe
gelöft, wie wir eS beinahe erwarteten; er Ijat fid) in baS Sleufcere,
bie gorm fcerf djiebeuer Stile ju fügen gefdjidt ; im Uebrigen bleibt er
ber SKeifter, wie wir if)n lange fennen unb lieben; ja eS fjebt gerabe
bie ungewohnte gorm feine Sigentl)ümlid)feit noc§ fdjreienber Ijertoor,
wie benn etwa ein irgenb üon ber Sftatur SluSgejeidineter fid) nirgenbS
leidster fcerrätf), als wenn er fid) maStirt. ©o ging Napoleon einft*
mala auf einen SJiaSfenball unb war faum einige Slugenblitfe ba, als
er fd>on — bie Slrme ineinanberfdjlug. 2Bie ein Lauffeuer ging es
burd) ben ©aal: „ber ®aifer!" Sle^ulid) lonnte man bei ber ©t)iu*
Päonie in jebem Sßintel beS ©aaleS ben SluSruf ,,©pot)r" unb wieber
„@pof)r" Ijören. Slm beften, fdjien eS mir, üetftcllte er fiel) nodE) in
ber 9Ko5art*§at|bnfd)en SJiaSfe; ber 33ad}^änbeljd)en fehlte bagegen
mel toon ber nertrigen ©ebrungenfyeit ber Driginalgefid)ter; ber 33eet*
fjobenfcfjen aber woljt alles. 2l(S völligen 9)ii§griff möchte id) aber
* feier unb in ben folgenben tner§el)n Qäkn ftttb ein paar 9fu3brücfe nad)
bem (Sitat geänbert rcorben, baS Schumann au$ biejem Goncertberidjt in bie S3e*
fpredjung ber gebr uef ten Sgmptjonie Safjrg. 1813. einfloßt.
300 $ie Wbomtementconcerte in Seidig üon 1840—1641.
gar ben testen ©afc bejeidjnen. 2)ie§ mag Samt fein, tote toir if)it
toof)l oft oon Sluber, 3ftet)erbeer unb äfjnlidjen f)ören; aber eä giebt
aud) SBeffereä, SßürbigereS, jene ©iuffüffe ?ßaraft}firettbe3 genug, baß
toir bie bittere 3tbfidE)t jene§ legten ©afceä nid)t einjufeljen oermögen.
3a ©pof)r felbft barf fid) nid)t über 9lidjt*8faerfennung beflagen. 2Bo
gute Tanten Hingen, Hingt aud) feiner mit, unb bieS gefc§ief|t nod)
an taufenb ©teilen täglich . 3m liebrigen, oerftef)t fid}, ift ber Sau
ber einjelnen ©äfce, ben legten ettoa ausgenommen, ausgezeichnet, unb
namentlich bie 3uftrumentation, beren ftunft ju enttoitfeln bie 3bee
be$ ©anjen getoifc auä) fef)r günftig, beS 9Äeifter$ toürbig. auf
btö ®anje be§ *ßublicum3 mad(te, toie eö fdjten, bie @tjm:pf)onte fei*
neu, toenn nidjt einen ungefälligen SinbrudE. Da fie übrigens etje*
ftenä im ®rudfe erfdE)eint, toirb balb Seber fein Ürtfjeit über ba*
ßuriofum, ba8 eS ift unb bleibt, feftfteflen fönnen.56 — 5)enfetben
Stbenb fam audf) eine fefjr feiten gehörte unb nodj) toeniger oerftanbene
Ouoertüre, Sßerf 115, oon 83eett)ot)en jur 2tuffüf)rung, für bie toir
befonberS banlbar fein muffen. Da§ war oom edf)teften 33eett)ouen,
toie er freilid) nie in eine t)iftorifd^e ©ompfjonie ju bannen fein toirb.
— ßtoei SSirtuofengäfte oon au8toärt3 gaben aufcerbem nodj ©olo»
Hummern: grl. äRarjr, ipoffängerin aus Dre^ben, unb £>r. Sinb«
ner, Äammermufifer auS^annooer: beibe neu für uns. 3)ie (Srftere
geigte fidj als entfd)ieben talentvolle Sängerin, fdjon aud) mit fdjöner
Sunft* unb ©timmbilbung, unb ertoarb fidO großen SBeifaH, bafc fie
über ba% aSerfprod^ene unb da capo fingen mufjte. Unter toeniger
gutem ©tern fpielte ber SSiolonccIIift ; er f)ätte beffere Sompofttionen
toät)Ien f ollen; im Uebrigen jeigte er fid) als ein ganj tüchtiger
SirtuoS.
13.
3tttftfte$ STbonncmentconccrt, ben 14. 3annar.
Cuöertüre öon SBcber. — &rie öon SJlercabantc. — fttoerttffement für £oboe
oon XieMje. — 9lrte öon Söeetljoöen. — ©oneert [Gdur] für ^ianoforte
»ort 93ect^oöen. — ©tjmptjonie Dmoll) öon g. Sadjncr.
£ie Duoertüre toar bie reijenbe ju ?ßreciofa. (Sin* für allemal
toirb oom 9tef. bemerft, \>a%, too nidjt befonbere SBemerfungen ge»
mad)t finb, e3 fid) oon felbft oerftef)t, bafe bie Aufführungen oon
Seiten be§ DrdjefterS immer trefflidE) oon ftatten gelten, ja meiften*
bie ©fanjpunfte be» StbenbS bilben. S)aS toeife baö Crd^efter audj
$ic Sl&onnementconcerte in geizig tion 1840—1841. 301
fdjon unb f>ätt fid) banadj. SBebauern muffen wir nur ben SSertuft
beS früheren Käufers, eines wahren gelben auf feinem Snftrumente,
ber ftd^ jum jefcigen unb ju anberen wie ba3 ®enie ju blofjen Xalen*
ten Derf)ött. SBieUeirfjt wirb er bem ©oncertfaate wieber jurüderftat*
tet.* ©ein SBirbet in ber B dur'@gmpf)onie, einige ©teilen in 3Ken*
bel3fof)nfd)en Duoertüreu u. f. w. finb bis je&t fd)merfid) übertroffene
SReifterftüde, tote man fie faum in SßariS unb Stewtjorf frören lann.
9Ran laffe iljn nidfjt au&er Runft. — $)ie Sßerte be3 heutigen Soncer*
tc$ war ba$ 33eetf)ot)enftf)e Eoncert. §r. 2RS). SWeubeUfof>u 93 ar*
t f) o lb^ fpiette eä. 2Bie benn burdO üjn oiele oon ber 33ornirtljeit
überfeine äBerfe it)r Stuferfteljungäfeft feiern, fo f)at er je&t wieber
btefe ßompofition anä 2id)t gebraut, 93eetf)ODen8 oielleid)t grofeteS
Sta&ierconcert, baS in feinem ber brei ©äfce bem befannten in Es dur
nad()ftef)t. S)ie oon 2Renbet3fof)n in beiben ©äjjen eingefrorenen
ßabenjen waren, wie immer, befonbere SReifterftiide im äReifterftüde,
bie SRüdgänge jum £)rd)efter beibemal überrafc^enb jart unb neu.
®a$ publicum [türmte fetjr nad) bem Soncert. — %xL ©d)Iofj er*
freute uns namentlich in ber gar tjerrtid^en Sttrie au8 ^ibeüo" mit
ber £Bnterbegleitung. — $err S)iett)e fpiette ein eigenes, mef)r ßom<
pofitionätiebe afö Sirtuofeneitetfeit oerratf)enbe3 ©ioertiffement, wa3
wir 'gar nidfjt tabeln wollen. — $)ie ©gmpfjonie üon %. Sadfjner,
feine britte, warb oom publicum bei SBeitem günftiger aufgenommen
aU frühere Eompofitionen beffelben, wie fie benn audf) un8 fein befte§
ft)mpf)ouiftifd()e3 Sßerf fdjeint; fie ift fd)ou lange gebrudt unb bereit«
au3füf)rtid)er befprocfjen.**
3Die nadfjften ßoncerte werben fogenannte f)iftorifdE)e fein unb be*
ginnen mit 3ot). ©eb. 33adf) unb $anbel; wir werben barüber in
einem befonberen SIrtifel berieten.
13.
$rei}efjnte$ bis fed^efjnteg Sbonnentconcert
[ben 21. u. 28. Januar, ben 4. u. 11. ge&ruar].
33a§ brennte unb bie brei folgenben ßoncerte brachten nur
SBerfe beutfdjer ßomponiften unb jwar unferer größten: 33 ad),
* $cr Käufer (£. *ßfunbt fear feines SßoftenS im £)rd>efter ^eittoeilig enthoben
morben; t>om SBinter 1841/42 an ttmrbe er für immer in feine $l)ätigfeit wieber
eingefegt.
** »gl. (Seite 75 ff. [@dj. 1852.]
302 $ic 5(bonncmcntcoitccrte in Steinig üon 1S40 — 1841.
$änbel, §ai)bn, SRojart unb Seetfjooen. 83ad( unb §änbel
füllten einen Slbenb, bie anberen jeber einen. 2)afe bie 8tuött>a^I finnig,
bafc jeber bet SReifter burd) bejeidjnenbe Gompofitionen beitreten toat,
fann man glauben, wo ein SDieifter getüätjlt ijatte, ber, tote SftenbeU«
fotjn, iljre SBerfe fo burd) unb burd) fennt, tote uietleidEjt SRiemanb bcr
ßeitgenoffen weiter, ber wof)t im ©tanbe wäre, aüeS an jenen frönen
Slbenben Vorgeführte aus beut ©ebädjtniffe in Partitur ju fd^reiben.
Von einer ftriiif, oon 2ob unb Xabel ber Sompofitionen fann
im Uebrigen wol)I leine SRebe fein; bodj mag, wie bie SluSwaf)! ge<
troffen war, manchem auswärtigen Äunftfreunbe Don 3ntereffe jein
unb Dom ®efd)made, mit bem jene Eoncerte georbnet waren, ein 3eug<
nife geben.
3)aS 93adj*§änbeifd)e ßonccrt braute im erften Xljetle:
Sie d)romatifd)e $f)antafie, oon g. üftenbelsfoljn gefpielt,
bie boppeldjörige SJiotette: „3d( laffe bid^ nidjt",
Sfyaconne für Violine allein, oon g. 2)aoib gefpielt, unb
baS Crucifixus, Resurrexit unb Sanctus "aus ber grofcen 2Refie
in Hmoll,
alles oon 93 ad), unb faft ju oiel beS §errlid)eu. S5en tiefften (Sin*
brud machte oietleidjt baS Crucifixus, aber aud) ein ©tüd, baS nur
mit anbern Vad)fd)en ju oergleidjen ift, eines, oor bem fid) aöe SRev
fter aller Qnkn in ©f)rfurd)t oerneigen muffen. 2)ie SKotette „3d)
laffe bidj nid)t" ift mefjr befannt;57 in fo oottenbeter Süuffüfjrung war
fie inbeft f)ier nod) nidjt gehört worben, bafc fie in biefer %xi\ty unb
Älarf)eit eine ganj anbere fdjien. £>ie ©oloftüde brauten bcn ©pic«
lern feurigen Veifafl, waS wir jum Veweife anführen, baf$ man mit
33ad)fd)en Sompofitionen aud) im ßoncertfaale nod) entfyufiaSmiten
fönne. SBie freilidj 3JienbelSfof)n 33ad)fd)e Sompofitionen fpielt, muß
man t)ören. 2)aoib fpiette bie ßfjaconne nidjt minber meifterlid) unb
mit ber feinen ^Begleitung SÖienbelSfotjnS, oon ber wir fdjon früher
einmal berichteten. S)eu sweiteu Xljeil beS SoncertS füllte § anbei.
SBär' e3 fein Verftofc gewefen, fo Ijätten wir i^n oor 33ad) juf)ören
gewünfdjt. 9laä) it)m wirft er minber tief. $)ie gewählten ©tücfc
waren :
Duoertüre jum SfteffiaS,
fRecitatit) unb Slrie mit Gfjor ebenbafjer, oon %tl. ©djtoft gefungen,
Xfyema mit Variationen für ßlaoier [Edur], üon 3Kenbel3fotyn ge»
fpielt, unb
SSier $>oppefd)öre aus Sfrael in ßgtypten.
$ie Sl&onnementconcerte in Seidig Don 1840—1941. 303
9lcit batoon war bic britte Plummer, unter 9Renbel3fo$n3
Rauben toon rcijcnb nai&er Sßirfung. 3n biefen wie in ben 33ad)*
fc^en Sf)ören, fowie in ben späteren brei ßoncerten, wirfte übrigens
eine bebeutenbe Slnjaf)! Dilettanten mit, toa$ einer banfbaren Srwäl)*
nung bebarf.
3)a3 ßoncert be$ 28. 3anuar war $at)bn gewibmet. ©o
äRannid&faltigeS baS Programm entlieft, fo mag boef) äRandjen ber
Slbenb ermübet l)aben, unb natürlich benn §atybnfd)e Sftufif ift t)ier
immer mel gefpielt worben, man fann nidjtö SReueS met)r toon if)m
erfahren; er ift wie ein gewohnter £au3freunb, ber immer gern unb
adjtungS&ott empfangen wirb; tieferes 3ntereffe aber fyat er für bie
Se^tjeit nidjt mel)r. 2)ie aufgeführten ©lüde waren:
Sinleitung, SRecifatto, Slrie unb £f)or aus ber ©djöpfung, bie ©olo*
partie &on grl. ©d&lofc gefungen,
Quartett (®ott ermatte granj ben ftaifer) für ©treidjinftrumente,
t)on ben §§. Stamb, ßtenget, ©djulj unb SBittmann toor*
getragen,
iülotette „2)u biff s, bem $Rut)m unb @i)re gebühret",
©ijmpljonie in Bdur, unb bie
3agb unb Sßeinlefe atö ben 3af)re£jeiten.
28ie nod) Stiler iperjen an SRojart Rängen, ba&on gab baS
folgenbe ßoncert einen SBeweiS. Drdjefter unb ©olofpieler jeigten fid)
aber aud) im ljöd)ften ©lanje; e$ war ein ßoncert, in bem wir ganj
®eutfd^lanb gegenwärtig gewünfdEjt fjätten, in ben 3ubet einjuftimmen,
ben fein großer ftünftler an jenem Stbenb erregte. 3ft eS nidjt, als
würben äRojartS äßerfe immer frifeljer, je utefyr man fie fjörte! Studf)
einige feiner Sieber fjatte man l)ert)orgefudf)t; wie junge Seilten buf*
teten fie nod). golge l)ier anftatt aller 93efd)reibung nod) baS aus*
gefugt fdf)öne Programm:
Duoertüre ju XituS,
SRecitatto unb Slrie mit obligater ^Biotine, vorgetragen toon grl.
©d)lofc unb §rn. ®aöib,
Soncert in Dmoll für Sßianoforte, gefpielt twn g. äRenbelSfoljn,
$wei Sieber, gefungen von grl. @cf|lof$,
©tjmpt)onie in Cdur (3upiter).
(Siner ber reichten 9Rufifabenbe aber, wie er tjieüeid^t feiten in
ber SBelt ju Ijören, war ber beS 11. gebr., ber nur SSeetljotoenfdjeS
brachte. 2htdj) fdjien uns ber ©aal glänjenber als je gefüllt; baS
Drdjefter, gebrängt üoU üon ©ing* unb ©pielluftigen, gewährte einen
301 2te Slbomtementconccrte in fici^ig üon 1840—1841.
fd)bnen 2tnblicf. Unter ben (Säften Warb balb and) bie geniale Äünfc
lerin entbecft, bie 93eetf)ot)en felbft jn einer feiner grbßten ©djbpfungen,
jum gibelto, gefeffen ju tjaben fdjeint: 2Rab. ©gröber *2)etorient, bie
ber ßufatl ju günftiger ©tunbe gerabe nad^ Seipjig geführt f^atte.
©o waren benn eble Sunftnaturen genug bei einanber, um SBeetfioüen
in würbigfter Sßeife ju vertreten. 8(ud) ber junge Stuffe ©ulomt) barj
nidjt unerwähnt bleiben, ber, nod^ wenig gefamtt, burdf) baS ©piel
beS SBiolinconcerteS in Ddur fid) Sichtung erwarb unb fie toerbicnte.
2)aS Soncert braute benn
bie Duöertfirc ju Seonore in Cdur [Sftr. 31,
Sfyrie unb ©loria aus ber SWeffe in C, SBerf 86,
baS erwähnte SBiolinconcert,
SKbelaibe, unb jum ©djluß
bie neunte ©gmpljonie.
S)ie Duüertüre würbe da capo verlangt unb audj gezielt. 5Bas
legte wunberte uns beinahe, ba nodj fo meleS bom Drdjefter gu leiften
war. DaS Styrie unb ©loria nadf) biejem jweimaf gehörten fRiefcnftücfc
wirfte fd)Wäcf)er. S)en tarnen beS ©pielerS beS SBiolinfafceS nannten
wir eben. Sie ßompofition gehört ju 33eetl)oüenS fünften unb ift,
was Srfinbung anlangt, Wot)l in gleiten Slang mit feinen früheren
©tjmptionien ju ftetlen. Slm ©piele beS SBirtuofen ljatten wir manches
jarter, fingenber, beutfdjer gewännt; in ben feurigen ©teöen lieft e£
nichts ju wünfdjen übrig. S5ie eingef!odE)tenen Sabenjen waren nidjt
üon 33eetf)Oüen, wie fdf)nell genug ju bemerfen. ßum SBortrag ber
Slbelaibe — wen ^ätte man fidf) lieber Ijerbei wünfdjen mögen, als bie
eS fang: STOab. ©d)rbber*2)et)rient, bie fid) auf SJienbelSfoljnS Sitte
fc^nett bereit jeigte. 2)aS publicum geriet!) in eine Strt ©dfjwärmerei,
als fie ljerüortrat, unb wäre eine Äünftlerin burd) nod) fo große Iri*
umpiie toerwöt)nt, ein foldjer SBetfaU müßte fie immer erfreuen unb fjat
eS gewiß audj. 9tod) ftanb uns bie neunte ©t>mpt)onie be&or. ©djeint
eS bod), als finge man an enbltd) einjufet)en, baß in iljr ber große
SWann fein ©rbßteS niebergelegt t)at. ©o feurig erinnere id) midj nie,
baß fie früher aufgenommen worben wäre. üJht biefem ÄuSfprudfje
wollen wir Diel weniger bem SBerfe als bem publicum ein Sob fagen,
benn jenes ftef)t über alles ; fo oft ift bieS fcf)on in unferen ^Blättern
ausgebrochen worben, baß wir nichts weiter barüber ju fagen fjaben.
3)ie 2luSfüf)rung war ganj toorjüglidj lebenbig. 3m ©d&erjo l)brten
wir einen Xon, beffen SBebeutung 9ÄenbelSfof)n8 331id auf baS ©djärffte
gefaßt, ben wir früher nie fo bebeutenb fjeroortreten gebort; baS
®ie $bonnementconcerte in Setyjig öon 1840—1841. 305
einzige d einer Skßpofaune mac^t bort eine erftaunlid&e äßirlung unb
giebt ber ©teile ein ganj neues Seien; man öergleid)e bie Partitur
©ehe 66 Xact 3, ©eite 75, Xact 8. 13.
Siebentes unb adjtjeijitteS Sbonncmcntconcert
Iben 18. unb 25. gebruar].
3)a3 fiebjef)nte Stbonnementconcert würbe mit einer neuen (ber
fedjften) ©^mptjonie von Äalliwoba [Gmoll] eröffnet, bie er, burd)
bie öufnaljme, bie feine fünfte gefunben, metleidjt ermuntert, in fefjr
furjer 3e^ gearbeitet Ijaben mag. 2)a8 SBerf fdjeint eben mef)r burd)
äußere Anregung entftanben ju fein als aus innerem fd)öpferifdf)en
Drange, fc^eint gefugter, müfjfamer, nnb ber Seif aß, ben bie ©gm*
pfjonie im 33erf)äftniß jur fünften fanb, ftanb aucf) im nötigen SJer*
Ijältniffe ju bem SBerttje ber beiben. 3um S^ad^t^cilc be3 SBerf eä traf
eS fid} audj, was freiließ nidjt immer ju änbem ift, baß e3 ben an*
fang be3 EoncerteS machte. S)ie 3nftrumente, bie Sföufifer felbft finb
ba oft nod) uicfot recf|t warm, btö publicum fjat fiel) nod) nid)t ju*
redete gefeffen :c. 3Äag ber ©runb ber weniger warmen aufnähme
nun in äußeren Umftönben ober im SBerfe felbft liegen, es möge bieS
ben fjodjgefdjäfcten Somponiften nid)t abgalten, auf feiner rüf)tnlid(jen
f8ai)u fortjufafyren. SBo wäre ber SWeifter, ber fidE) immer fteigem
fönnte! SRur wenn er fief) verwürfe, feinen beutfdfjen Urfprung gänj
unb gar verleugnete, fott bie Stitif eingreifen. 931eibt er ftdfj aber
treu in gleiß unb ©efinnung, fo bürfen wir ifjm wegen eines weniger
glücflidjen SBurfeS nidE)t gleid) ba3 ©piel üerberben wollen* S)er
fiebenten ©tympljonie beS liebenäwürbigen SKeifterS fei benn im üorau8
ein SBittfommen jugerufen.
©tatt grl. ©d)loß, bie Reifer geworben, fang eine früher nid&t
genannte Sängerin, grl. Souife ©rünberg, eine ©d&ülerin be3 als
©efangleljrer unb Somponift, namentlich für äßännergcf ang , W0I5I*
befannten ßöüner, unb überrafd^te ba8 publicum burdf) if)r flang&oöeS,
fcfymiegfameS Organ wie burdj bie naive ©id&erfyeit, mit ber fie von
Slnfang big @nbe iJjre Strie (eine 2Kojartfd)e) ausführte. 3)er Erfolg
itjrc§ erften Auftretens muß uns, ba fie ein einf}eimifd)eS Xalent, wol)l
boppelt erfreuen. SSSir müßten lügen, wenn wir uns unferer vielen
fdjönen Stimmen unb ©efangtalente rühmen wollten; eS ift barin bei
uns nidjt beffer als überall.
@d|UDiap, ©cf. Sdpriften. II. 20
306 $te 9r6onnemcntconccrte in Seidig öon 1840—1841.
fax. ©ulomt) fpiette in bemfelben Soncerte ein Soncert *>on
SipinSfi unb 83ariationen t>on äRolique, unb namentlidj bag erfte leben*
big unb mit ©eift, bafj fid) ber Gomponift, toon bem wir e3 früher
gehört, barüber gefreut fjaben müftte, war' er anwefenb gewefen.
®er brüte an bemfelben Stbenb auftretenbe ©olift war fax. faaaU,
neben faxn. ©renfer ber au3gejeid)netfte glötift unferer ©tobt.
9tod) fang ein jafilreidjer 9J£ännerd)or £. 3Ä. t>. 2Beber3 ,@ebet
öor ber ©djladfjt" toon XI). Sörner unb 2Renbel3fof)n3 wunber*
fyerrlidjeS Duartett mit £örnerbegteitung : „ber Sager Slbfdjieb* öon
©idjenborff. —
S)te SMufifftücfe be3 adjtjeljnteu EoncerteS waren jiemlidj gc*
mifdjter 2trt. Sine neue ©gmptyonie toon 2. üWaurer, nodj 9Ranu<
feript, begann, faat fid} feine erfte üiele greunbe erworben, fo wirb
e$ audj biefe jweite, bie jener an Seidfjtigfeit unb Sebenbigfett nichts
nadjgiebt. 2tn ber Snftrumentation erfennt man ben im Crdjjefter grofc
geworbenen SRufifer; er fpielt mit ben Snftrumenten wie ein ©aufler
mit feinen Säßen. 2)a3 Slbagio, fef)r jart erfunben, besagte uns
neben bem erften @afce am meiften, Slnbereä, franjöfifclj unb tärmenb,
weniger.
2Ü3 ©aft trat ein fax. ®. ©etti au8 Neapel auf, ein fräftiger
wof)lflingenber Sforiton, ber fid) balb als echter italienifdjer ©Snger
bocumentirte. 3nt SSerein mit faxn. Rogner fang er audj jum
großen ©efatten unferer SBettinianer ein Duett au3 ben Puritanern,
©djititen un8 audj bie Italiener einen Xenoriften wieber! Sin ©äffen
feljlt e$ un§ weniger.
SRit großem SBeifatt fang grl. ©rünberg bie SWetjerbeerföe
Slrie Robert, mein ©eliebter*, bie nie einen gewiffen ©ffect &etfef|lt,
bie ber Gomponift gewifc felbft für eine feiner fd£)önften Stummern
f)ätt. Sin ber Sängerin wollten ©efangletjrer bie SKuuböffnung tabeln;
e8 ift nur ein SBinf , audO barauf Std)t ju fjaben. 3m Uebrigen jeigte
fie aud) in biefem Vortrage SBeruf unb Xalent.
Sine wenig gefannte Du&ertüre öon DnSlow jur Dper: ber
Sltfalbe, gefiel; ebenfo fax. SBittmann in SBiolonceBtoariationen oon
9Rerf, unb fax. SBeiffenbom in folgen für ftagott toon SB. §aafe.
beibe au8gejeid)nete SRitglieber unfereS £)rdf)efter§, toon benen ber erftcre
audj) ein fdjoneS SompofüionStalent befifcen fott; er ift ein SBiener unb
©d&üler üon SRerf.
13.
S>ie 9Ibonnementconcerte in Seidig öon 1S40 — 1841. 307
SReitnjefjitteS Stbotmemcntconcert [ben 4* SRfirj].*
Goncert*£)ubertüre öon 28. §. $eit (2ftanufcrtyt). — 9lrie öon 9ttenerbeer Sri.
©djlofj). — 'Sößerg Cual, Sieb öon ©. Seibl, für Xenor mit $ianoforte,
Klarinette, #orn, (SeHo unb (Sontrabafc öon (S. SReidjarb (£r. <Sd)mibt). —
Variationen für Violine über Säuberte „2ob ber Xljräncn" componirt unb
gefpielt öom ©oncertmftr. Xaöib (9ttanufcript). — „2ln bie ferne ©eltebte",
Sieberfrete öon 93eetf)oben. — ©gmptyome (Ddur) öon SBeetfjoben.
S)ie Duöertürc bot wenig 9teue3 unb ©djlagenbeä; fic mödjte
ben 9Rufifftücfen beijujäf)ten fein, bie ben SWanget an Snergie ber ®e*
banfen burdfj üppiges Steuere weniger fühlbar ju madfjeu tpiffen. —
%xl ©d)toB tote immer: rufjig unb otyne §erjf topfen laffen wir bie
SBefle if>reS ©efangeS über uns weggteiten. ®ie Strie öon SReljerbeer,
obgteidj bereite ein tobmübeS SRofj, will nodE) immer nicf)t rjom ?ßarabe*
ptafce üerfd&winben. — 25a3 Sieb rjon 9teidfjarb ift nidjt of)ne Sin*
tnutt); aber aus feiner regten Xiefe queKenb, entbehrt eS bor SlKem
ber lebensvollen SBärme. 83ei fo rjerftfjwenberifdj aufgewenbeten 2Rit*
teln ift eS ju wenig, was f)ier erreicht worben. Stm ©rfjtuffe toermifc
ten wir bie Steigerung, fo feljr fie audE) burdf) baS ©ebidfjt geboten
erfdfjeint; biefe Sabung f)ätte ber Gomponift bem müben §örer nidjt
vorenthalten foßen. 35tc StuSfüfjrung war toorjttgtid). — 2tn bie
©d^ubertfd^e 2Mobie mit ifjrer füllen §eimlidjfeit fo Diel $erauS*
f orbernbeS anjufnüpfen, wie in ben SSariationen öon SDaüib gefdjeljen,
motten wir als einen wenig glüdticfyen ©ebanfen Bejeid)nen. 3eben*
jaus ift bie Stimmung, in bie ber finnige §orer baburdf) rjerfejjt wirb,
feine wof)ttl)uenbe. — Der ©dEjmucf unb bie *ßerle beS SIbenbS war
ber *2ieberfreiS üan 33eetf)ot)enS, SiebeSüeber, wie fie in fold}' reinen
Ulaturtönen, fold^er fjerjinnigen Xiefe nie wieber laut geworben, ©ie
ju fingen, bebarf eS weniger beS ©angerS als beS *ßoeten. $x. ©djmibt
trug fie mit großer ©orgfalt, aber mit faft ju üiet äußerlichem Stuf*
wanb t>or. 2ftenbetSfof)uS SSortrag beS SlccompagnemcntS buftete bie
^tifc^e beS Originals. — 3fn ber @t)mpf)onie machte fid? bieSmat ein
un§ frember jpornbtäfer bemerfbar; feine Unfid£)erf)ett warf einige
bunfle Streifen auf baS teudjtenbe ®anje.
* $em 19. (Xonccrt wofintc Sftef. nidjt bei. $er $crid}t ift öon anberer ©anb.
20*
308 $te Stbomtementconcerte in Seidig bon 1840—1841.
3^öujigftcö STbouttcmcutcottccrt, ben 18. SRSrj.
^aftoralfompljonie öon 93eetf)oben. — Slrie öon SDtogart. — (Eoncert für $io»
Une öon ©pofjr. — finale au$ Situs öon SDto^art. — Duöerrüre oon
2Kenbel3fof)n. — $uett uub Xcrjett aus ber Oper „§etnridj unb gleurette"
öon $. ©djtntbt. — La Mßlancolie bon^rüme. — Sieber öon g. @dju»
bert, G. 2JI. oon SBeber unb SRenbeläfofjn.
äWit befonberem Anteil gebenfen wir biefefc EoncerteS, ba3 unä
be8 Xrefffidjen fo t>iel bot, jugleicf) als be8 legten beS feurigen mit
tf)nt würbig befdjloffenen StjfluS. 2)ie ^ßaftoralftjmpljonie brang tief
toieber einmal in Ätter §erjen; bie 2tu3füf)rung war ganj t)errlid), tote
fie ftd) ber SWeifter in ber SBei^eftunbe gebaut fyabzn modjte. Xtaffelbe
gilt &on 9Renbel8fof)n3 p^antafieteid)er fd&oner Duöertüre ^SReereS*
ftifle unb gtüdfid)e gafjrt", bie man wot)l nirgenbS in ber SEBclt in
folget SSoHfommenljeit f)ören !ann. (Sine Sfteuigfeit war ba3 3)uett
unb Xerjett aus ber fd^on fcollenbeten größeren Dper unfereS ©ängerS
Jp. ©d)tnibt, eines ©ängerS, ber an muftfalifäer SBilbung: unb
@efdE)mad§ridf)tung wof)t oielen mit berühmten Kamen jum öorbilbe
bienen lönnte. 8H$ ©omponift ^at er nur erft wenig t>eröffentlid)t
2Ba8 wir an biefem Slbenbe ju fjören befamen, jeugte aber burc^tocg
öon einem ©treben nadj bem 33efferen, oom SSerftänbnifc ber Aufgabe,
bie er fid) gefefet. 2)er ©efang war mit Sorgfalt gef ^rieben, bie
Snftrumentation gefd&idt unb flangoott. 2)ie ©reite mandjer SBiebcr*-
Rötungen mad)t fid) tnelleidjt im Xf)eater weniger fühlbar, wie e3 Denn
meiftenS unbanfbar für ben Somponiften ift, einjelne ©tücfe au*
einem SBerfe t)or ber Aufführung be3 ©anjen in bie Deffentlid&feit ju
bringen, unb immer ju falfd)en Urteilen 2lntafc giebt, 2)od) wirb
gefagt, bafc bie ganje Dper öielleidjt bei un3 balb in ©cene get)t, too
bann mef)r berietet werben fott. 2)ie anbern in ben jwei Kümmern
SRitwirfenben waren %xl. ©djlofj unb §r. Äinbermann, erftere
wie immer gewanbt unb fertig, leitetet mit einer fe^r frönen ©timme
begabt, bie, wie fie nur erfltugt, für ben Sänger einnimmt. 5>er
©pieler ber SSiolinftüde war ipr. ©. §ilf, toon bem wir fd>on öfter
fpradjen. Stud) ^eute jeigte er fid) ber großen Xfjeilnaljme würbig, bie
man fidj, öon feinem erften Sintreteu in bie Äünftlerba^n an, oon
it)m gemalt, unb würbe wie immer mit rauf^enbftem S5eifatt ent*
laffen. SBenn wir öon ber Sßerle bcS SlbenbS julefet fpred)en, fo ge*
fc^iel)t e§ nid)t o^ne ©runb. SJJit wenigen Sorten: Wlab. ©d^rö*
ber*X)et)rient fang. 2öa§ menfd^tic^ am äRenfc^en unb Jtünftlcr,
8f. £Wer3 „Serftöruitg Serufatemä". 309
unterliegt audf) ber Qtxt unb ifpren ©inftüffen, fo bie Stimme, bie
©djönfyeit beS Jteufceren. 2Ba3 aber barüber ift, bie ©eele, bie ^oefie
erhält fid^ in ben Sieblingen be8 §immel3 gleid) frifdf) alle Sebenäalter
Ijinburcl), unb fo wirb un& biefe Äünftlerin unb 2)ic§terin immer ent*
jüden, fo lange fie nod) einen Xon in $erj unb ®ef)le §at. 3)a8
publicum f)örtc tote gebannt, unb als fie gum ©djfufc 3ftenbefefot|nS
mit ben SBortcn „auf äBieberfefjn4' enbigenbeS SBolfSlieb fang, ftimmten
9tfle in freubiger 3uf^mmun8 t™- *fad) &cm Eomponiften, ber be*
gleitete, galt fie wof)l; bemt e8 war ba3 lefctemal an biefer ©teile,
\>a% feine wunberbefdjwingten Ringer bie Xaften meifterten,58 äBoöen
wir benn audf) nid)t unterfud&en, wem ber Sorbeer galt, ber unüerfeljenS
fid| im Drdjefter fefjen lieft, ob bem STOeifter ober ber fcereljrten grem*
ben, unb nur nodj SlUen, bie in unfern üMufifabenben gegeben unb
genoffen, ein fjoffenbeS „auf SSieberfeljen" jurufen! -
/erbtnanb filier:
Sie Störung 3crnfalemS,
Oratorium nadj ber ^eiligen ©djrift öott Dr. ©teitrijettn. SBerf 24.
SSon ber Aufführung biefe» SBerfeS in Seipjig, toon bem günftigen
Srfolge, ben fie gehabt, berichtete bie ßeitf^rift fdjon unb fyrad) ben
Sßunfdj nadf) balbiger SBeröffentlidOung aus, ber balb barauf in @r*
füllung gegangen. Sinnen Äurjem fott aud) nod) bie Partitur folgen.
SDie auffaßenbe ©rfdfjeinung , ba& fid) in neufter ßeit titele jün*
gere Somponiften ber Sird&enmufif mit Vorliebe juwenben, ift fdjon
öon Slnberen bemerft worben. 3)er ©rfolg, ben SRenbelSfo^n» ?ßaulu3
gehabt, fdjeint grofje Urfadje baran ju fjabeu. SSiele, ja bie üKeiften
werben fid) freiließ täuben in if)ren Hoffnungen auf gleite ober nur
affnlidfje ©iege. Sßoljl nid^t bie Stxztyt, nidfjt bie Strt ber baljinge*
porigen Shtnftgattung Ijat il)n errungen, eine (Sattung, beren Sölätfje
fd)on längft üorüber, fonbern bie $olje Äunft be$ einjelnen Äünftlerä,
bem im $aulu$ ein ÜKeifterwer! gelungen. 9Siel tiefer wurjelt $. 85.
ba8 SBebürfnife nad) einer neuen beutfdjen Dper; meßeidf)t, ba% audf)
balb hierin ein ftarfer Sünftler toorangetjt unb Stadjeiferung unb 3Rut^
erwedt, wie e3 3Wenbel3fol)n8 SßauluS für bie Äird^enmufi! getrau.
310 fr SitterS „gerftörung gerufalemä".
SSie bcm fei , wir muffen jebem Streben nad) f o ernftem 3W unfere
innigfte Stufmerffamfeit juwenben. SßaS bem Sünftler, ber für bie
$ird£)e arbeitet unb fidE) in ben ftrengen formen, bie üjre SRufif er*
f)eifcf)t, bewegen muß, audfj öom SBeifafle beS großen §aufenS abgeben
möge, eS fommt if)m auf anbere SBeife für feine ftunft unb f)unbert*
fältig ju gute. 833er Sirenen bauen fann, bent finb bann bie $äujer
ein Scid^teö ; wer ein Oratorium ju ©taube gebraut, bem wirb eS in
anberen formen bann fpielenb gelingen.
©S giebt Saumeifter, bie wiffen, was fie bauen; gefdjicfte praf*
tifdfje SKänner, bie fid) ftreng nad£) bem 9iiß galten, ber fid) it)nen
fd^on oft jwedbienlid) erwiefen ; nid)tS ift ia öergeffen, bie Strd)entf)ür
an guter ©teile, ber ©locf entfjurm an feiner. Sin f old^er ift ber alte
©effauer SReifter.* SS giebt anbere, bie wiffen eS and). Aber efje
fie beginnen, beten fie einen frommen ©prudfj, if)r ©efdjäft gilt ifjnen
ein ^eiliges. SSon ber gewöhnlichen Sauart t>ielleid)t abweidjeub,
finnen fie wof)l audfj auf SKeueS; Heine SapeUen entfielen au ben ©eiten,
SütuttergotteSbilber werben angebracht unb öerftedter tieffinniger
ßierrat. ®in fotdjer ift ber SWeifter beS SßauluS, nad) folc^er SKeifterfdjaft
ringt audj fein greunb fjerbinanb Ritter. 9ftit greube muß man eä
bemerfen: es fd)eint unter einer 9fajat)l jüngerer Äüuftler wie eine
ftiüfdjweigenbe Uebereinfunft ju befielen, bem atten ©dfjlenbrian mit
grünblidjen X^aten entgegentreten , ein 39ünbni& gegen eine gewiffe
(Klaffe üon §anbwerfSmufifern, bie nadj ber SHe componiren, fyeute
eine Äirdjenmufif unb morgen für ben Xanjfaal. Oerabe unter ben
Äirdjencomponiften finb einige ju fRuf unb Flamen gefommen, was
ber 9iad£)Welt, wenn fie öergleidjt, baß jur felben 3C^ $• ®- noc^
SBeettjoüen lebte unb für bie $irdje fdjuf, unbegreiflich erf feinen muß;
gerabe in ber Äirdjenmufif f)atte fid) ein füßlidE) fentimentaler SluS*
bruef eingefdjlid£)en, ber ef)er jum Tempel f)inauStrieb, als jur Slnbadjt
erweefte. Slnbere, immerhin aber beffere, wie 93. Älein, Derfuljren
wieber ju trappiftifd), als baß fie ©influß gewinnen tonnten. 2Ren«
belSfolpt aber f)at unter ben 9lorbbeutfdE)en guerft wieber auf bie watjre
©pur Ijingetenft, auf ipänbel unb 93adj, bie über bie weichen ©üb«
beutfe^en SKojart unb §at)bu etwas in SBergeffentjeit geraden waren,
auf bie wahren ®laubenSf)elben unferer Äunft. Slud) Ritter finb biefe
SBorbilber wofjlbefannt, unb läßt fid) bieS nidjt im Sinjelnen nafy
weifen, fo bod) an ber ganzen würbigen Haltung feines SBerfeS;
* griebritf} Sdjnetber.
g. fctflerS „Serftörung SerufalemS". 311
fein ©treben nad) fräftigftem Stuäbrucf, nad) Uebereinftimmung
jtt)ifcf)CTi SBort unb Eon, mit einem SBorte: nad) 3ßaf)rf)eit feiner
ÜÄufif fpricf)t bafür. — ®f)e toir jn einer furjen Slnatyfe be3 mufifa*
lifdjeu Xfjeilä be3 SßerfeS übergeben, fei nod£) erft mit einigen Sorten
beä XejteS gebaut.
S3 ift befannt, bafe audjßoetoe ein Dratorium gleiten 9iamen3
componirte; erinnere id£) mid) aber redjt, fo fdfjilbert bie§ bie fpätere
ßerftörung 3erufalemä burd^ bie SRömer. §itter3 ift bie altteftament*
lid)e burtf) Sabtjlon, ber 35id)ter f)at ben ©toff äufcerft einfach ange*
legt nnb gehalten* 21(3 §auptperfon f)ebt fidj 3eremia3, ber $ro*
pfjet, ber&or, ber bem König oon 3uba, ßebefia, &ctt %<*& f^MS
fRcic^c^ propre jett. 3eremia8 toirb beäfialb in baS ©efängnife gebraut,
3uba aber fpater erobert. 3eremia3 lommt toieber jum SBorfdjein:
„bodj unoerloren bleibt 3ef)Oöaf}3 SSoIf*; ber ©d^Iußc^or ift eine Sin*
rufung be& iperrn aller SBölter. SDicö ift im Kursen ber ©ang ber
©ef^id^te. 3eremia3 gegenüber, ate frtöole^ Sßrinjip, ftef)t &f)a*
mttal, bie 3Äutter be3 Königs. 3)er König felbft ift eine fdjtoadje
gigur, bie fid) furd^tfam stoifdjen ber äßutter unb bem $ropf)eten an*
Hämmert. 3eremia8 jur Seite ftefjen nodj jtoei jarte Nebenfiguren,
SKdticam unb §anna. 3)iefe fünf finb bie einjelnen Sßerfonen be$
Cratoriuntö.
3)er £f}or jerfättt in brei oerfdjiebene , in ben ber Satelliten,
ber Wiener ß^^M unb ber 33abt)lonier. 3)er erfte repräfentirt ba8
i3raeiitifdf)e SSolf im Sittgemeinen unb jeigt fidj, burdj 3eremia§ Sßro*
pljejeiung geängftigt, ebenfo fromm toie fdfjroadj unb leibenb. liefern
gegenüber ftef)t fingenb unb jubelnb ber ber 35iener ßebefia», bie tro&
3eremiaS in if>rem Sßanbel beharren. 35er britte enbticl) ift ber feinb*
lidje ber gröberer.
2)ie3 SSenige genüge, oom ©anjen, feinen feilen, feinen ©egen*
fäfcen fttf) ein SBilb ju madjen. 3)et Xejt felbft ift meiftenS nad}
SBorten ber tjeiligen ©djrift jufammengefejjt.
folgen toir nun bem Somponiften in fein 28ert 2Bir toiffen, er
Ijatte ein 3af>r oor Sßottenbung biefer Slrbeit eine Dper* auf ber SJiai*
länber ©cala aufführen laffen. 35er ©prung toom Xfjeater in baS
alte Xeftament fdfjien gewagt genug. 2Bie er it)m geglücft, jeigt fieser
üon großer ®etoanbtl)eit unb ©eifteSfrifc^e. SKan toürbe fic§ t)er*
gebend mütjen, im Oratorium etroa§ ju finben, toa$ nur entfernt tote
Sflomtlba.
312 fr &töer$ „Serftörung Jgerojalemä".
italicnifdfje äRufif ausfege. ©S ift ein burdjauS beutfc&eS Sßerf, ücrrät^
überaß bic guten äWufter, bie bem ©omponiften geläufig, fiberall Sil*
bung, gleiß unb ®ewiffent)aftigfeit. ©ctoäl)rt fdjon ber ©lamerauSjug
großem Sutereffe, fo nodj mef)r bie Partitur, in ber fidfj ber ©ompontft
a\x6) als geroanbter, geiftrcic^er 3nftrumentator gejeigt. ©o begrüben
mir iljn benn borweg als einen feiner Aufgabe gewadjfenen, tüchtigen
unb adjtungSwertf)en Äünftler.
3n feinen einzelnen Xtjeilen befielt baS Oratorium aus Sporen,
Duetten unb Slrien, bie burd) bie Ijerfömmttdfjen recitatiöif d)eu ©äfce
toerbunben finb: jufammen aus 47 SKummern. S)er ©I)oral, als
eine Sbee beS StjriftentljumS, ift mit 9tec§t nid)t angewanbt ßine
Duöertüre fctjlt, wogegen nichts einjuwenben; bie erfte SRummer be»
ginnt gleich mit einem ßf)or; unter oiel fcfyöner 3Äufif gelangen wir
balb in bie äWitte ber Gegebenheiten. SRadj SeremiaS' erftem Stuftreten
feffelt uns lurj barauf ber fdjöne flagenbe ©)or: reine ©eele tief ge»
beuget", bem mit lebhafter SSirfung gleidE) ber raufdfjenbe ber ©teuer
ßebefiaS folgt. 9lud) ber geftmarfd) üerbient wegen feines eigenen
Kolorits f)ert)orget)oben ju werben* S)er Äönig erfdjeint, fdjwermutf)'
boQ, bie nädifte ^ufunft fürdjtenb. Staju überaß treffenbe SRufit.
SeremiaS' SBamungen madjen nur auf ben ©f)or SBirtung: „wir gittern
ob beS ©eljerS 3)rauen ;" eine Slrie ber §anna fpridjt tröftenb ju* ©er
folgenbe ßf}or Israel bleibt feinem ©otte angetraut" füljrt biefe ©tim*
mung in ber 9Kufif weiter auS; fo fd&äfebar er als SRufifftücf, fo Ijatte
er jur rafdjeren Äufeinanberfolge wirffamer wegfallen fönnen. 3e^t
wirb ber geinb angefünbigt, Sftebufabnejar, ber immer näljer fommt.
$ier greift jum erftenmal Sfjamital ein, oom ßomponifteu mit befon«
berer Siebe gejeidjnet, unb reijt jum Sßiberftanb. ©in wilber Sf>or
bringt auf SeremiaS ein unb brotjt if)m mit bem Xobe. ©eine greunbe
Hagen in einem weisen ©uett nadj bem SMbettejte: „D War' mein
$aupt eine Xfjränenquette". Sine Anrufung beS §öd}ften in einem
feierlichen ßfjor befepefet ben erften Xf)eil.
Sie erfte Kummer beS jweiten XfjeiteS fd)ilbert bie SSraeliten
furdjtfam genug bor bem 9taf)en beS geinbeS. ©fyamital läßt ftdj bes*
t)alb nidjt abgalten, bem Saal bie üblichen Dpfer ju bringen; es ift
biefe Strie (9ir. 20) mit bem fpäter bajutretenben ©t)or eine ber
frif djeften Hummern. SeremiaS, jefet im ©efängnijs, Ilagt über fein
unb feines ßanbeS ©djitffal, in etwas mobemer äßeife, bie im ©in«
jeluett an ein befannteS SRotio toon 2Karfd)ner erinnert. Der folgenbe
ßt)or (Sir. 35), mit fefjr glönjenber Drdjefterbegleitung, f)offt nodj auf
5. fciflerd „Berftöruitß 3erafalem$". 313
Rettung, ßebefia will fidfj Scrcmiaö in bic Slrme werfen; bodj ju
fpät. ,,(58 gefjet über ßton f)in ber Sßflug", antwortet SeremtaS. r/3J»t
feinem Raupte büfce er feinen SBatinwit}", fpridjt ßljamital, vorauf
SeremiaS : „nun bin idj gar baf)üT. S3on ben legten SBorten erwartete
ic§ meljr in ber 3Äufif, wie benn überhaupt gegen baS ®nbe ber Arbeit
t)in eine gewiffe @ile fidfj bemertbar mac^t, afö fürchte ber ©omponift,
ju lang ju werben. 9tudj in ben fpäteren Sftecitattoen jeigt fidjj bieS.
©djön ift ber ßf|or „o ©ott ber ßangmutlj", erinnert aber feljr an einen
im SßauluS (in Es dar). Die ©efaljr wirb immer broljenber, bie
SSraeliteu finb gefötagen. ^allgemeine fjtudfjt im wilben Sfjor. Die
Stobtytonier treten auf ; ber Somponift Ijat fie jiemtidfj unliebenSmürbig
gematt; ber SRarfdj erinnert etwas an ben wüften ber Satf)olifen in
ben Hugenotten". Äudj 3eremiaS' Älagelieb fagt mir. nidfjt ju unb
erweeft wenig Xt)eilnat)me. Slufregenb, frifdfj ift wieber ber Efjor ber
SJabtjIonier J)d), wir f)aben fie vertilgt"; nur baS unangenehme „f)ef)"
wünfdfjte idEj in einen anberen ©pottlaut oerwanbelt. Sin auSgejeidj*
neteS 3Äufifftüdf bringt uns bann wieber ber £f)or ber fortjiefjenben
SSraeliten. SS folgen bie öieHeidjt bebeutenbften SBorte beS ©anjen
aus SeremiaS' äJtunbe:
„ßur legten ßeit wirb ©otteS §au8 Ijötjer fte^en benn alle SBerge
unb ergaben über alle §ügel!" —
bodj Ijat fie ber (Somponift gu leidet befjanbett, bie er fidj gerabe für
feine gtüdlidtfte, fräftigfte ©tunbe ^ätte aufbewahren muffen. Dagegen
fdjliefct ein (Sljor in würbigfter Sßeife baS ©anje ab.
93iel, ja ftunbenlang lie|e ficlj über ein fo umfangreiches, mufif*
ferneres äBerf — fpredfjen. 28aS aber beut SJhtftfer am meiften ge»
fällt, tljm aud) am meiften nüfct, fflefpred^ung beS 9ieinmufitatifdjen
bi« in8 Detail ber gönnen, nimmt fidj fo wenig gut auf bem Rapier
aus unb intereffirt nur bie, bie baS Sßerf fdfjon genauer fennen. ©o
mögen benn biefe ßeilen, bit ^W e*fd)öpfen wollen, jum wenigften
«nbere jur Durdjfidfjt beS SBerfeS reijen, baS bis jefct bie grö|te
Arbeit beS jungen Eomponiften, neben allen äljnlidjen in neuerer ßeit
entftanbenen feinen felbftanbigen $lafc behauptet
22.
314 SB. ftlingenberö, ©onate.
tleue Sonaten für ßianoforte.
Unfere lefcte ©onatenfdfjau fdjlofc im ©ecember 1839. 9tur
weniges in biefe eble ®attung @infd)lageube3 ift feitbem erfdjieneii,
unb freiließ, fdjeint e§, tjat fie mit brei ftarfen geinben ju fampfen
— bcm publicum, bett SSerlcgern unb bcn Eomponiften fclbft. $a*
publicum fauft ferner, ber Verleger brudft fd&wer unb bic (Soraponifien
galten attertjanb, üielleid)t aud) innere ©nmbe ab, bcrgleirfjcn alt*
mobiles ju fc^reiben. ®ie es trofcbem tfjuu, f ollen un$ boppelt
wertf) fein. (Sä folgen f)ier bic SWamen ber Somponiften, bic uns
neuerbingä ©onaten gegeben: SB. Älingenberg, 3. 8t. Secerf,
3- ®enifd)ta, SB. Xaubert unb g. ©t)opin; fie fielen uad) ber
Steilje be* 3ittereffe, ba§ fie uns ju tjaben freuten-
S)ie erftgenannte üon Slingenberg [SBerf 14] f)eifjt ^antafie*
fonate. SBäre ber SBitte bie Xt)at, man müfcte fie gut Reißen ; ein
fingen, fi<f) oom alten ©etylenbrian loäjumadfjen, ift bartn un&erf cnnbar,
überhaupt ein ©treben, ©etbftänbige§ ju leiften. Silber bie firäfte
reiben nid)t au8; e$ fel)tt fogar an üoHer 8tu8bilbung ber unteren,
wot)in ttrir j. 33. ©afcreinf)eit u. f. w. rennen» ©o ift benn aus
biefem 9Jii§ücr^ättni§ ber Kraft jum ©treben ein fonberbareS, oer*
fd&robene3, gefd)macflofe3 ©tüdE geworben, baä fogar Ijier unb ba
jierlidf) unb galant fein möd)te. Unb ba§ ift baä Unglücf, wenn muft*
falifdje Äleinftabtbewot)ner fid} auf einmal mobifdf) Sßariferifdfj bewegen
wollen, ein Unglücf, ba8 leiber bei uns in Deutf^lanb met|r als
irgenbwo ju §aufe ift. ©pecieH ju belegen, wag wir Ijier angeführt,
würbe SBogen füllen fönnen. @in ©utmufifalifdjer muß nadf) bcn erften
©eiten fdjon über bie Sompofition im Älaren fein, meHeidjt ber Com*
ponift je$t felbft, angenommen, ba| er jefct fein SBerf um einige Sa^e
überwarfen. SBer ilju übrigens jum 3faru§flug üerleitet, fd&eint flar;
e§ ift S9eett)ot)en mit feiner Sonata quasi fantasia. SBer liebte benn
biefe nidjt? Slber freiließ aud) ba§ ßopiren »erlangt Uebung unb
gertigfeit. $Bielteicf)t giebt uns ber ©omponift balb eine neue *ßrobe
feiner Äunft, bie nidfjt ju fdjwad) gegen baä Original abftidfjt.
S§ giebt eine Klaffe öon ©onaten, über bie fiel) am fcfywierigfien
reben lä&t; eä finb jene ridjtiggefefcten, etjrlidjen, wohlgemeinten, wie
fie bie 3Äojart*$aijbnjdje ©d)ule ju t)unberten fierüorrief , öon benen
nod) jefct ^ier unb ba gjemplare jum Sßorfd^ein lommen. Säbelte
fiecerf, ©emfdjta unb Zaubert, (Sonaten. 315
man fie, man mügte ben gefunben 2Renfd)ettt)erftanb tabeln, bcr fie
gemacht; fic Ijaben natürlichen 3uf ammenljang , woljlanftänbige §al*
tung. Sitte biefc Xugenben jeidjnen au<f) bic ©onate beS jweitgenannten
SerfafferS [©er! 21] au«. Slber freilidj, heutigen Xage« auf juf alten,
ja nur ju gefallen, baju gehört met)r at« btofe et)rlid) fein. Unb
Ijätte benn Seetljoüen fo umfonft gelebt? SGBer lefen fann, ber plt
fic§ ntdjt mel>r M beut SBudjftabiren auf; wer ©Ijafefpeare t)cr*
fielet, ift über ben SRobinfon hinüber; furj, ber ©onatenftil toon
1790 ift ntdjt ber toon 1840: bie «nfprüd)e an ftorm unb 3nt)alt
finb überall geftiegen. S)a« ßob be« gleifee«, be« ©treben«
nadj ©utetn bleibt aber beut ©ompontften auef) biefer ©onate trofc*
beut untoerfümmert, unb fo erfülle fie i^re SBeftimmung, im grofcen
ßeitenftrome eine SWinute lang aufgetaucht ju fein unb aud) wieber
ju toerfdjwinben.
$ud) bie folgenbe ©onate t>on ©enifdjta [SBert 9] erinnert im
2Bef entließen an eine vergangene Sßeriobe, bodj tritt un« in it)r eine
eigentümliche Sßerfönlidjteit entgegen. SDBtr berichteten mit SBergnugen
fdjou vor einigen Sollten von einer ©onate für Klarier unb SBiolon*
cello beffelben (Somponiften. S)ie SSorjüge, bie nur bort au«jeidjneten,
tedjnifdje gertigfeit, Älartjeit, Stnfprudjlofigfeit bed Sljarafter«, finben
wir audj f)ier : bie« namentlich in ben feljr gut gerunbeten beiben erften
©äfcen. Rotier aber ftet)t nodj ber lefete, ber fiel) met)r 93eett)oöenfd)er
Art nähert, obgleich burd) bie äußere Aufregung überall ein freunblid)
ruhige« ©efidjt burcplicft. @an$ auf flärt e« fief) öollenb« im 3Kit*
telfaj} im Dur mit feinem eigentümlichen Drgelpunlt im ©opran ; e«
ift bie« bie §auptftelle ber ganjen ©onate unb fdjwerlid) ju überfefjen.
3)er ©d)luft bringt ni<f)t« Stufjerorbentlidje«-; aber wir fc^eiben befrie*
bigt, erweitert, mit aller Sichtung, bie wir einem gebilbeten ßünftler
fdjulbig. S)er ßomponift foll ein $ole fein.
SBon ber ©onate t>on SB. Xaubert [SBerf 35], feiner fünften,
ben ßefem einen fflegriff ju geben, möchte fd)Wer fein; fie ift abfon*
berliner 8lrt, man mufc fie fid) fetbft anfeljen unb jwar öfter. 3$
mödjte fie tiijpod&onbrifcf} nennen; ber Somponift t)ängt fidj eigenfinnig
an ein paar ©ebanfen, bie er jergtiebert, wieber jufammenfefct, wieber
wegwirft, bis er fidj bann burd) eine S3olf«melobie au« ber wenig er*
quicflidjen Stimmung t)erau«rei§en mödjte, unb julefet, ba it)m bie«
nid)t gtücft, fiel) gar auf ba« ©ebiet ber guge fluttet, wo er erft red)t
orbentlid) ju grübeln anfangt. ©idj ein publicum ju gewinnen,
barauf get)t fie gewiß nid)t au«; e« ift eine ©onate, t>om Somponiften
316 3f. Chopin, (Sonate in ßmoll.
gleidjfam nur für fidj gcf djrieben, üicHctd^t in befonberen SebenStoer*
f)ältniffen entftanben. SKit leidster 9Küt)e Ijätte er aud) ein Quartett
barauS machen fönnen, aber nein — ber ßomponift wollte eben nur
feine trier Sßänbe ju 3uf)ötern; eS fteeft etwas üon SKenfcljen* ja mel<
leidet Don SWufifüberbrufj in biefer 9Kufif . ®o wirfte bie ©onate ba§
erftemat, als idE) fte fpielte, auf midj, fo fpäter, als icf) fie wieberl>olt
las. ©♦ 9R. üon SBeber f)at eine and) in ber Xonart (Emoll) ätjn*
lidje, fef)r eigentümliche gefd&rieben, an bie id( burd^ bie öon Xaubert
wieber erinnert würbe, nur bafc, wie gefügt, bie 2Mand>olie ber
erfteren in ber anberen in $t)podjonbrie öerfältet erfdfjeint. ©enuod)
übt bie SRufif aud) t>icr ü)re eigene t>erfdfjönenbe ©ewalt aus, unb fo
feffett uns in ber ftunft, wie fo oft, was uns im Seben abftofct.
S)ocf) genug ber grübelnben Sßorte, bie fetbft nur ein äßiberljall jener
SJtufif gu fein fdjeinen ; motten fie 2Kandfje jur ©urd^fid^t reijen, benn
als SJiufifer jeigt fiel) ber ßomponifi wof)l immer als ein adjtungSwertljer.
35ie erften Xacte ber julefet genannten ©onate fitfy anfeljen unb
noef) jweifeln ju lönnen, oon wem fie fei, wäre eines guten Äenner*
augeS wenig würbig. ©o fängt nur Eljopin an unb fo fdfjliefjt nur
er: mit SMffonanjen buref) 2)iffonanjen in 3)iffonanjen* Unb bod).
wie öiel ©djöneS birgt aud( biefeS ©tüd!* S)a| er eS „©onate" nannte,
möchte man eljer eine Kaprice t)ei§en , wenn ntd^t einen Uebermutlj,
ba& er gerabe trier feiner totlften Ätnber jufammenfoppelte, fie unter
biefem Flamen üicUcid^t an Drte ein jufdfj Wärjen, woljin fie fonft nidjt
gebrungen wären. 9Kan neunte j. 33. an, irgenb ein Santor üom
Sanbe fommt in eine 2Rufifftabt, ba Shmfteinfäufe ju machen — man
legt il)tn UieufteS t>or — oon nichts will er wiffen — enblidj Ijält
il)m ein ®d)lauf opf eine „Sonate* entgegen — ja, fpridtt er entjücft, baS
ift für midj unb nodj ein ©tüd aus ber guten alten ßeit — unb lauft
unb t)at fie. ßu §aufe angefommen, fällt er f)er über baS ©tücf —
aber fet)r irren mttfct' id£) midfj, wenn er nidjt, nod) elje er bie erfte
Seite müf)fam abgehaspelt, bei allen ^eiligen SKufifgeiftern barauf
fdjwöre, ob baS orbentlid>er ©onatenftil unb nid)t t)ielmef)r waf)rljaft
gottlofer, Slber Chopin £)at bod) erreicht, was er wollte: er befinbet
fid) im Santorat, unb wer !ann benn wiffen, ob nidjt in berfelben
SBefjauf ung, trielleidjt nad) Sauren erft, einmal ein romantifdjerer ©nfel
geboren wirb unb aufwädjft, bie ©onate abftäubt unb fpielt unb für
fid) benft: „ber 2Rann tjatte bodfj fo Unrecht nid)t\
* SBerf 35, Bmoll.
fr $f)opin, ©onate in Bmoll.
317
SWit allen biefem ift fdjon öortoeg ein E)albed Urteil abgegeben.
Chopin treibt fdfjon gar nid)t« meljr, tt>a3 man bei Anbeten ebenfo
gut fjabeu fönnte; er bleibt fidf) treu unb ljat ©runb baju.
®S ift ju bebauern, ba| bie meiften ©laöierfpielenben, fclbft ©ebil«
bete barunter, nidfjt über ba3 f)inau3fet)en unb urteilen fönnen, toaS
fie nidf)t mit itjren eigenen $ingem bewältigen fönnen. Snftatt jo
f d&ttrierige ©tücfe erft ju überblicfen, frommen unb bohren fie fiel) tact*
toeife fort; unb finb fie bann faum über bie gröbften förmlichen 83er*
fyältniffe im SHaren, legen fie' 3 toeg unb bann Reifet e3 „bijarr, Der*
toorren" :c. ©erabe ßt)Opin ljat (wie etwa Sean Sßaul) feine £äfel*
perioben unb $arentf)efen, bei benen man fid) beim erften ©urd^lefen
eben nid&t lange aufhalten barf, um nid)t bie ©pur ju verlieren.
Auf foldje ©teilen ftöfjt man benn audf) in ber Sonate faft auf jeber
©eite, unb Ef)opin3 oft wittfürlidfe unb wilbe 8lccorbfd)reibung madjt
ba3 $erauSfmbeu nod) fcfywieriget. 6r liebt nämlidj nic^t ju enf)ar*
monifiren, wenn id& midj fo auäbrücfen barf, unb fo erhält man oft
jeljn* unb mef)rfad} befreujte Xacte unb Xonarten, bie wir alle nur
in wicf)tigften gäHen lieben. Dft tyat er barin SRcc^t, oft aber &er*
wirrt er aud) otyne ©runb unb, wie gefagt, entfernt fidf) baburdf) einen
guten Xf)eil be3 SßublicumS, ba3 (meint eä) nid)t unaufhörlich) ge*
foppt unb in bie (Snge getrieben fein null, ©o t)at benn auä) bie
©onate fünf Bee ober Bmoll jur SSorjeid^nung, eine Xonart, bie fid)
gewifc feiner befonberen Popularität rühmen fann. Der Anfang tyeifct
nämüd):
Grave.
P tF
SRad) biefem hinlänglich @f)opinfd)en Anfange folgt einer jener
ftürmifd^en leibenfd)aftlid)en ©äfce, wie wir bereu t>on Sfjopin fdjon
mehrere fennen. 9Kan mufj bieg öfter, unb gut gefpiett työreu. Slber
audj frönen ©efang bringt biefer erfte Xfjeil be8 SBerfeS; ja e8 jd&eint,
als t>erfd)W5nbe ber nationetle polnijd&e 5Beigeftf)macf, ber ben meiften
ber früheren ©f)Opinfd)en äWelobieen anfing, mit ber ßeit immer mef)r,
al$ neige er fid} (über 2)eutfdjlanb tjinüber) gar manchmal gtalien jti.
318 @. Sfatberg.
SRatt weife, bafe SeQini unb ©Ijopin befreunbet waten, bafc fie, bic ftd)
oft tfjre ©ompofitionen tnitt^etltcn, wof)t aud) nidjt otyne fünftlerifd)eti
©inffofj auf eittanber geblieben* 816er, tüie gejagt, nur ein leifeS §üt«
neigen nadj füblidjer SQSeife ift eä; fobalb ber ©efang geenbet, bfifct
wieber ber ganje ©armate in feiner trofcigen Originalität au« ben
Älängen Ijerauä. ©ine 2kcorbem)etfled)tung wenigfienS, wie wir fie nad)
Stöfdjlufi beS erfteit ©afceS oom jweiten Xf)eil antreffen, fjat SBeHtnt
nie gewagt unb fonnte fie nie wagen, ©o enbigt aud) ber ganje @a|
wenig italienifd), — wo6ei mir SifjtS treffenbeS SBort einfällt, ber etn^
mal fagte, SRoffini unb ©onf orten fd)Iöffen immer mit einem »votre
trös humble serviteuro; — auberS aber ©Ijopin, beffen ©d)lüffe efjer
baä ®egentf)eil auSbrüden. — £)er jweite Safe ift nur bie gortfefcung
biefer ©timmung, lüljn, geiftreid), pfjantaftifd), baS Xrio jart, träume*
rifd), ganj in ßfjoptnS SQSeife: ©d)erjo nur bem 9?amen nad), m
biete 33eetfjoüen3. @S folgt, uodj büfterer, ein £rauermarfd>, ber jo»
gar manches Slbfto&enbe f)at; an feiner ©teile ein Äbagio, etwa in
Des, würbe ungleid) fdjöner gewirft Ijabtn. 2)enn was wir im ©d)lufc
fafce unter ber Sfaffdjrift finale" erhalten, gleist eljer einem ©pott
als irgenb SRufif. Unb bodj gefiele man e$ fidj, audj aus biejem
melobie* unb freubelofen ©afce wetyt uns ein eigener graufiger ©eift
an, ber, was fidj gegen i&n auflehnen möchte, mit überlegener Sauft
nieberljält, bafe wir wie gebannt unb ot)ne ju murren bis jum ©djlufje
juf)ord)en — aber aud) otyne ju loben: benn äWufif ift ba£ nidjt. So
fdjliefet bie ©onate, wie fie angefangen, rätfjfetyaft, einer ©pfjinj gleich
mit fpSttiföem Säbeln. 12.
3. ftljttlberg.
(Soncert für ben *ßenfton$fonb$ ber Sftufifer am 8. fjebruar.)
Sluf feinem $)urd)ftuge t)at ber ÜReifter aud) ^ier feine ©Zwingen
gerütjrt, unb eS finb, wie oon ben ^ügeln jenes SngetS in einem
SRüdertfdjen ©ebid)te, Sftubine unb anbereS Sbelgeftein Ijerabgefalleii —
unb baju nod) in bebürftige Jpänbe, wie eS ber 2Ketfter beftimmt f)atie.
(Sinem wie if)tn, ber fd)on fo mit ßob überfdjttttet worben, SfteueS fagen
ju wollen, ift fd)Wer. @ineS f)brt aber jeber ftrebenbe SBirtuoS nod)
immer gern: baS nämlid), bafe er fortgefd&ritten ift, feitbem er uns jum
£f>. StuUat, 3»ci (Soncertetüben. 319
tefctenmal mit feiner Sunft erfreut, unb tiefet ©d|önfte bürfen wir
audj Xljalberg fpenben, ber feit ben legten jtoei 3af)ren, ba mir tf)tt
nid)t gehört, nodj ©rfiaunli<f)eS jugelernt, fid) womöglid) nod) freier,
anmutiger, füfjner bewegt, ©o fdjien fein ©piel aud) auf Sitte in
gleichem SRaße gu wirfen, baS glücflid)e SBefjageu, baS er meDeid^t
felbft babei empfinben mag, fid) Sitten mitjutljeilen. ®ewiß, watjre
SMrtuofität giebt mefjr als bloße gertigfeit unb fünfte; aud) fie Der*
mag eS, ben 2Kenfd)en abjttfpiegeln, fo baß eS uns bei Xf)albergS
©piet red)t flar wirb, er gehört ju ben Dom ©djidfal SBorgejogenen,
Segünftigten : er fteljt in 9?eid)tf)um unb ©tanj. ©o begann er feine
83af)it, fo l)at er fie bis jefct jurüägelegt, fo wirb er fie bef fließen,
überaß üom ©lücf begleitet unb ©lud toerbreitenb. S)er ganje geftrige
Slbenb, jebc Kummer, bie er fpielte, gab ben SBeweiS baju. 2)aS
publicum fdjien gar nidjt ba ju fein, um ju urteilen, nur um ju
genießen; man war feiner ©ad)e fo fieser, Wie ber äßeifter feiner ftunft.
Sie Eompofitionen waren fämmtlid) neue, eine ©erenabe unb Söienuet
aus $5on Suan, eine ^antafie über itaüenifd)e Xf)emaS, eine große
©tttbe unb ein Kapriccio über XtjemaS aus ber ©omnambula: fämmt*
lid) f)öd)ft wirfungS&otte Umfdjreibungen ber Driginalmelobieen, bie,
wie fie auefy Don Xonleitern unb Slrpeggien umfponnen waren, überall
freunblid) l)eröorfal)en. $öd)ft fünftlid) war namentlich bie ^Bearbeitung
ber S)on 3uan*Xf)emen unb if)r 93 ortrag überrafdjenb fd)ön. SllS
Sompofition bie wertt)t)ottfte festen uns bie (Stube,* ber ein reijenbeS,
wie im italienifd)en SBolfSton gehaltenes Xfjema jum ©runbe lag; bie
lefcte SBariation mit ben bebenben Xriolen wirb wof)l 2CHcn un&ergeßlid)
fein, if>m üon SKiemanb in foldjer jauberifd)en SSoIlenbung nadjgefpielt
werben. ©t>rc if)tn benn nodjmals für ben Slbenb, an bem er fid)
als 9Renfdj wie als Äünftler ein inniges Slnbeufen gefiebert, unb fet)re
er feinen 33eret)rern balb wieber einmal jurüd! 13.
stöben für fHattoforte.
£f)cobor ftuttaf, £mi Goncertctübctt. SBerl 2*
35er ßomponift, ein junger jebenfatts, fünbigt fiel) mit ben erften
Xacten als ein mit bem neuften ©laöierfpiel vertrauter an. X)ie Stuben
♦ Amoll, SBerf 45.
320 föofenijam unb <S. SBolff, ©tiiben.
finb fd)Wer unb öerratf)en überaß namentlich 39efanntfd)aft mit §en{elt§
unb Xf)alberg8 arbeiten. 2)em SBirtuojen gegenüber Ijaben wir nichts
gegen biefe 9UdE)tung unb SSorliebe. $)em ©omponiften aber, wenn er
ein tüdjtiger werben will, motten wir baöon abraten. 3m ©ebiete
ber me<$anifdjen Kombinationen ift jefet faum met)r ju erretten, alä
bie SBirtuofen ber neunten ßeit wirf lief) erreicht fjaben. Stuf baä SSer«
fd&ränfen ber $änbe, ob e& fo ober fo, auf bie Stecorbenmaffe, ob fie
etwa» mef)r ober weniger tooll, barauf fommt jefct nid^tö meljr an; ttrir
fjabeu barin in $enfelt3, ßifjtö, Xt)alberg§ arbeiten öoßauf genug.
2)ie Sßadfjfolgenben muffen, wenn fie 83ebeutung gewinnen wollen, ben
umgef ehrten 2Beg emfdtjlagen, ben jur Sinfacijfieit, jur frönen, orb*
nungSbollen gorm, unb barauf entwicfele fid^ bann auef) ba§ Gom*
plictrtere. S)er SBeg liegt flar üorgejeicfynet 2Ber ifjn nidfjt fic^t, wirb
umfonft arbeiten*
3> ftofettfjain, 24 mclobifdje (Stäben* SScrl 20.
»Invita Minerva« tjätte ber Eomponift barauf f djreiben foflen.
3Me (Stuben f feinen mit großer Unluft getrieben ju fein, t)ieHeid)t
auf Anraten beä — urfprünglidfj fraftjöfifdjen — Verlegers. 2>afj
für fdf) wachere, Heinere Spieler burdj (Stuben geforgt wirb, ift getuifc
gut. ©od) trägt, als ©omponift wenigftenä, §r. 9ftofenf)ain, wie un*
fdjeint, nur wenig SBeruf baju in fidfj. 3d( wüfcte feit lange fein SBerf,
ba8 mir in jebem 83ejug fo entfd)ieben mißfallen Ijätte. 9licljt8 wirflitf)
$lnmutf)ige$ im ganjen SBerle, öon 2Kelobie faum eine ©pur; cinjclne
Stuben gänjlid) mifcratfien in ber $orm, meleS uncorrect unb unge*
fällig in ber Harmonie. Unb baju nun uodj bie SBemerfungen über
jeber einjelnen Kummer , wie biefe wertf)lofen ©tücfe am beften üop
jutragen feien. SBaljrijaftig, ba fd&reibt Skrtini wie ein ©ngel bagegen.
fflleibe man alfo, bis nidfjt etwa» 83effere3 fommt, jungen ®emütf)em
burd) Uebungen Äuft gur äßufif jit madfjen, bei Sertini. §r. SRofen*
ljain ift bieSmal ba$ SBiberfpiel feinet SftamenS unb bie jarten ginger
würben fiel) wunb greifen an feinen ©tüben.
(Sbnarb 23olfff 24 Stuben. SSerl 20.
£)er ßomponift ift ein junger, jefct in SßariS lebenber Sßole, unb
feine Sln^änglid^feit an ©jopin um fo leichter ju erMären. S8or 50
3af)ren würbe man ©tüben wie bie 2Bo!fffd)en gerabeju für öerrücft
<L SDtoger, @e<$3 Stuben. 321
erftärt f)aben, t)eute gelten fie nur nod) als „fdfjmer". Seiber aber ift
@d)mierigfeit if|r eigentümliches SRerfmal, unb eS fteeft in mancher
ßl)opmfd(jen SKajurfa meljr SWufil als in aßen biefen 24 (Stuben.
Segriffen eS bod) bie jungen ©omponiften immer jeitig genug, bafc bie
SKufit nid&t ber Ringer wegen ba ift, fonbern umgefeljrt, unb bafc man,
um ein guter SBirtuoS ju »erben, nie ein fdjled)ter äRufiter fein bttrfe.
$rn. Sßolff getabeju ju ben leiteten ju jaulen, märe inbefc uugered&t.
SS feljlt i^m nidjt an ^antafie, unb er meifc eine Stimmung aud)
GnberS als burdfj blofce $ingereffecte tjertoorjurufen unb feftju^alten;
baju übt jeber meland&olifdje Sfjarafter, mie aud) ber feinige ift, 3it»
tereffe auf uns, namentlich auf Süngere. Seiber aber treffen mir in
biefer Siübenfammlung aud) auf gar ju Xri&ialeS, gerabeju SScr*
merf!id)eS, mie eS in S)eutfd)lanb fein ßeljrer feinen ©djiiler auftreiben,
gefd)tt>eige bruefeu liefce, unb, bem Somponiften jura Doppelf droben,
gerabe auf ben erften ©eiten feines SßerfeS; benn 9Kaud&er wirb fid)
baburd) abgalten laffen, im $icftd)t toeiter öorjubringen. Srft auf ber
14ten ©ette, ber f elften Stube in Hmoll, ftofeen mir auf eine an»
jieljenbere; l)ier erreicht ber Somponift mit menigen SJtitteln mef)r als
borget mit fo trielen, unb man fieljt, er fann mot)l audj einfacher fein,
menn er mitl. Äud) bie jmei barauf folgenben Slummern gehören ju
ben gelungeneren, unb nadf) biefen bie gctjtttc (Cismoll), bie adjtjeljnte
(Gmoll) unb bie jmeiunbjmanjigfte (Fmoll). Sie Übrigbleibenben
Ijaben meift nur als med&anifd)e Kombinationen für Uebenbe Sntereffe;
maudje ber 3ufammenftetlungen finb barin neu — fdfjön feiten. S)aS
djromatifdje Sluf* unb SRieberjieJ)en burc^ toerminberte ©eptimenaecorbe
in ben öerjmicfteften Sagen unb Doppelgriffen gehört mie ju ben Sieb*
KngSjügen aller jüngeren SBirtuofen, fo aud& ju ben feinigen. SRan
finbet einen folgen ©ang faft in jeber ber Stuben. Ob baS SBerf
bereits in 3)eutfd)lanb gebrueft, miffen mir nid^t;* mir mürben bann
für eine SfaSmaljl ftimmen, bie bem Somponiften metjr jur Sf(re ge*
teilen mürbe als twUftänbiger Äbbrud.
Sari SRa^er, <Sed>$ (Stuben. 3öcrl 55.
Spielt man biefe Stuben nadj ben borigen, fo glaubt man fid)
tnic auS finfterem, ftruppidjtem SBalbeSbidi^t auf eine grüne glatte
9tafenflöd)e öerfefct greunblidfj finb biefe Stuben genug, mie faft alle
©ompofitionen biefeS Somponiften ; aber man J)atte nad) mannen feiner
* (S& lag in ber franjöfifdjen 9fo3gabe bor.
©tfjumann, @ef. ©Stiften. II. 21
322 ©t. geller, Stuben.
früheren erwartet, er würbe fief» gu einer eigentf|ümttdjen Autorität
fjeraufbilben ; eine ©Wartung, in ber mir getäufd&t finb. ©eine $fy)«
fiognomie f)at an ©djärfe unb Äugbrud Die! üertoren; man mochte i^n
jefet oft für einen jungen ©alonfpieler galten, ber mit Xf)alberg unb
§enfelt rtoalifiren wollte, unb bieä an einem älteren Äünftler ju be<
merlen, tonnte beinahe traurig ftimmen, wenn anbererfeitä ba3 öor*
üegenbe SBerf nic^t fo manches ©inneljmenbe an fid) f)ätte, fo bafc man
barüber t>crgi§t, waä ber ©omponift unter anbeten 3Serf)ältniffen Ijatte
leiften muffen. Die SBefürd&tung aber, bafe er fid) im ©anjen tterftodjt,
ftüfct ftc^ junädjft auf obige ©tüben; wer aber weift, wa$ er melleidjt
nod) im SBorratlj t)at? Unb gef)en grofte ©enien wof)l einmal einige
SRinuten rücfwörts, um wie öiel ef)er fcmn e$ Stnberen gefdfef>en. Sie
©tüben werben, wie gefagt, gern gefpielt unb gehört werben ; ba3 erftcre
namentlich, weil fie fo fef)t leidet in bie ^ixiQtt fallen, baft mittlere
©pieler faft nirgenbs fehlzugreifen ju fürchten brausen, bis in ber
legten, einer Stube in ©prüngen, „Souvenir ä Thalberga genannt,
bie wir iljm gern erlaffen Ratten: benn e8 ift nidfjtS leichter, als ber*
gleiten ju Dufeenben ju fdjreiben. S3efonber3 anmutt)ig ift fobann
bie jweite in Asdur. Die britte in Fismoll wünfd)ten wir bagegen
gänjlid) ungebrutft, ba fie fiel) gegen §enfelt$ „Poeme d'amour" wie
ein fd^wad^er ©djattenrifj aufnimmt. ©omponiften fefeen folgen SBor*
würfen oft ben ©inwanb entgegen, „fie Ratten ben f ogenannten ©<f>attenrijj
etyer componirt als baS öermeintlidje Original fein ©tiid* *c. ; aber
audj bann bürfen fie'S nid&t bruden laffen; bie ©tübe ift an fid} }it
wenig bebeutenb. Die anbern mögen fiel) Alle, bie ben ©omponiften
öon früljer^er liebgewonnen, felbft anfe^en unb felbft urteilen, wo
er fidf) treu geblieben, wo nid)t.
(Stephen $etter, 24 Stäben. Kerl 16.
Die ^eitfdjrift f>at fdjon öfter auf biefen jungen geift* unb pf)Qn>
tafieooHen Äünftler aufmerffam gemalt. Sr lebt feit etwa gwei Sauren
in $ari8, wo fein Xatent als ©omponift unb SBirtuoS gleichfalls fdjon
rüt)mlid)e Slnerfennung gefunben. Die ©tüben finb fein gröfjte« bis
jefct erfdjieneneS SBert. Drbentlidfe ©tübenfpieler irren aber, wenn fte
barin auf redjte gingerarbeit ju treffen Ijoffen; fte finben meljr, Gi)a<
rafterftücfe nämlidf) in bunter SReifye, barunter einige öon auSgejeidj'
netem SBert^e, fammtltd) aber einen mufifaltj^regen ®eift toetratljenb,
an bent nur ju bebauern, baft er feinen SReidjtfjum in fo Meinen formen
jerfplittert. Stnbere t)au3ljälterifd)ere ©omponiften würben au« mandjen
©obolewsfi, „$er (grlöfer", Oratorium. 323
(Srunbgebanfen ber Stuben gange (Soncerte unb Sonaten aufgebaut
t)aben; unfer ßomponift gief)t e3 toor, nur angubeuten unb flüchtig
anguregen; fein übertoiegenber ipumor null e3 fo, unb aud| ber
©djattenrifj ift ttritttommen. 88 tieft fid) bie ©tübenfammlung ettoa
lote ein Xagebudfj. äJtannigfalttge äReinungen finb I)ier neben ein*
anber auSgefprod^en, bittere 33emerfungen fefflen nidfjt, aud() nidjt liebe
(Srimterungen. 2)er Äünftler, ber *ßljtlofopl) , ber greunb läfct fid)
barin gef)en, als falje if)m lein SWenfdjenauge gu, afä gäbe eä feine
Sftecenfenten. SBielen tirirb bie3 offne tyngebenbe äßefen gefallen,
Sfabem ©toff jur 83efürdfjtung geben, ob biefe Weitere greigebigfeit fid)
nidfjt ettoa in ber ßulunft radje, im SMter, too man oft mit SBcnigem
ankommen mufc unb oft gegen feinen SBiQen. SBie ber Somponift
nur anbeutete, fo beutet audj, ber barüber f djreibt, nur an unb meint
ber junge Äünftler oerfd)toenbe nid)t gu t>iel im Sieinen. SBiele, bie
flerabe baoon nüjjen, »erben iljm banfbar fein. 3m Stngeftdfjte ber
Shtnft aber gilt e$ Sonfequeng, (Snergie, ÄraftauSfprud) burd) gro&e
Arbeiten, unaiiSgefefcteS Streben nadf) SSerebetung. SRoge bie Qtit
nidfjt fommen, too ber, ber biefe Qtittn fjeroorgerufen, fie nur ungern
toieber in bie $anb naf)me! Die frönen Seime, bie audfj btcfcö fein
lefcteä 2Berf in großer $afy enthält, geben inbefj auf fernere ©off*
nungen Änfprudfj, unb bieg ift fd^on einer fc^ftrferen 2tu3geidjnung
toertf), bereu er benn audf) im flogen ©rabe toürbig. 2)ieS wirb t)in*
reiben, auf bie (Stuben atö auf ettoaä nidjt ®etoö^nlid)e8 aufmerffam
ju madjen unb baS Anbeuten an ben ©omponiften bei feinen SanbS*
leuten toieber aufgufrifdjen. ©ein intereffantefteS unb ItebenStoürbigfteS
(Stübenftüd* fteljt übrigens in biefer ©ammhtng nidfjt, fonbem in
ber ^ofc^eleS'gftiS'fdjen ©djute, auf bie toir balb gu fpredjen fommen
werben. j3
(Elmar* 5obolemski:
©er ©rlöfer,
Oratorium nad) SBortcn ber ^eiligen Schrift, ©laöierauSjug.
2Ber bie grofje 8lngat)I geiftttdjer (Sompofitionen, bie oor uns
liegt, anfäfje unb nodj gtoetfeln wollte, ob fidE) nidjt audfj auf bem
* „La chasse", SBerf 29,
21*
324 ©obotetogfi, „®er (Srtöfer", Oratorium.
©ebiete ber $ir<f)enmufif ein erfreuliches Streben ber ©egenwart jcigtc,
müfete bliub ober ungerecht genannt werben. Wlan möchte eljer jra*
gen, wo bieg alles im fleinen beutfd&en SJaterlanb l)in foH, unb tote
eS verarbeitet werben fann. Srfreulid) nnb bebeutfam bleibt aber bieje
wieber erwad)enbe SBorliebe für bie Kircfyenmufif immer. SBir fprad)en
unfere ©ebanfen baräber fdjon bei Stnjeige beS £illerfd)en Oratoriums
„bie gttftörnng 3erufalemS" aus.* (Sine wfirbige Stiftung geigt ftd)
ani) in obengenanntem, baS ben tarnen eines bisher meljr als mufi<
fatifc^cr ©d&riftftetler benn als Eomponift befannten SÄanneS auf bem
Xitel nennt. @S lommt aus Königsberg, einer in religiöfer 33ejiel)wig
neuerbingS oft genannten ©tabt. Der Umftanb fdjeiut uid)t ganj ju
überfein ju fein* 25ie 2uft, in ber toir atf)men, burdjbringt nun
einmal audfj ben gangen innern 2ftenfd)en, unb woöen toir bem Dra<
torium aud) n\ä)t einen burdfjauS mtyftifdfjen ©fjarafter beilegen, fo
neigt eS fid£) bod| auffallenb inS ®rüblerifd£)e unb Duftere. S3ieDeid)t,
bafe mandjeS burd) ben Steig einer frönen 3nftrumentatton, bie ju
beurteilen uns oerfagt ift, gemilbert erfd)eint, aber ber Slamerairä*
gug giebt gunad&ft jenen ©inbrucf, wogu öielleidjt and) baS ginftere
ber SluSftattung etwas beitragen mag«
35er Xejt gum Oratorium ift giemlidj lofe aneinanber gereift unb
fdfjeint ftüdtmeife in toerfdfjiebenen Reiten entftanben. SBier 8tötl)eilun<
gen: bie SSerfünbigung, bie fjeitige Siad&t, So^anneS ber Xäufer unb
3oljamuS ©ntljauptung bilben baS ©ange. @S fe^lt iljm jebod) ein
SKittelpuntt, eine Hauptfigur, bie 3tttereffe erwecfte, nm bie fic§ bie
§anblung bewegte. Kurg, baS SBudj leibet an Sonfufion. 2>ieS
lonnte bem ßomponiften freiließ nur fd&äblid) werben; ba bie £anb»
lung nid^t fortreifet, vermochte ber Somponift ftdj aud} nidjt ju ftei»
gern, unb biefer Sföangel ber Steigerung, innerer wie äußerer, wirb
bem ©efallen unb ber SBirfung beS SßerfeS am meiften Sintrag t^un.
©oUten wir überhaupt irren, wenn wir bie beiben erften Abteilungen
beS Oratoriums für fpäter gefdfjrieben glauben als bie gwet legten?
9tuc^ bie Debication bringt auf biefen ©ebanfen; bie beiben erften
Steile finb nämlid^ bem jefct regierenben König öon Sßreufjen, bie
fpäteren ebenbemfelben, aber als Kronpriug, gugeeignet, was benn leidet
unfere SKadfjfommen irre machen fönnte. SBie bem fein mag, ber erfte
Ztyil beS SßerfeS, wie eS uns jefct borliegt, fdjeint ben anbem an
@et)alt unb Kunftwertf) gu übertreffen unb öor SlHem an flarer
* Seite 309.
(Soboletttffi, „3>er ©rtöjer", Oratorium. 325
9tunbung unb (Einheit ber einjelnen SRufifftücfe. SScrmag nun baS ®anjc
nid)t unfer 3ntcrcffc bis jutn ©d)luffe fcftgutjaltcn unb ju erfreu,
fo finb bie meiftcn bcr cinjclncn ©tücfe, für fiel} betrachtet, mit 9lu3*
jeidj>nung ju nennen. (Sineä, um e3 gleich öorauSjufd)icfen, öermiffen
wir aber in allen : red)t natürlichen ©ef ang. SBie flimmert bod| felbft
in ben funfttooüft üerfdjlungenen ©ebilben ©eb. 93ad)3 eine geheime
SWelobie f)inburcf|, tt)ie in allen 33eetl}Oüen3 ! S)ie8 roeifc ber geift*
reidje ßompontft aud) felbft, aber freiließ jttufdjen SBiffen unb ©Raffen
liegt nod) eine ungeheuere Sluft, jtt)ifd)en benen fid) oft erft naefy
garten kämpfen eine öermittelnbe Srücfe aufbaut, darauf fd)eint
mir benn ber Gomponift üorjttglid) achten ju muffen: auf beftimmtere
unb natürlichere 9lu3fprad)e ber SWelobie, bie aud) in ber ittrdje iljr
9ted)t toitt, ebenfo mie bie Stnmutlj ber ©eftalt in ber fird)lidjen
äßalerei. 3n Ijarmonifdjer $tnftd)t giebt er uns bagegen tuet 3nteref *
fanteS, »erat an6) mandjeS ©efünftelte. S)af$ aber funftüollere gor*
men überhaupt im fird)lid|en ©til angetoanbt »erben, !ann nur ßu*
ftimmung erhalten. 2Btr finben batoon eine SÄenge. $)oppelcanon3,
©oppetfugen u. f. ro. geben oom $leifc unb ber Silbung be8 Kompo*
niften an Dielen ©teilen ein rüljmlidjeS 3a*gnifj; aud) jeidjnen fid>
bie Xtjemen oft burd) ©igentl)ümlid)teit unb Sefonbertjeit au%. yiaä)
Stnljören be3 2Serfe3 in feiner urfprünglidjen ©eftaltung, b. I). mit
Drdjefterbegleitung, treten feine SSorjüge metletd)t nod) entfdjiebener
ljertoor. Sin GlamerauSjug, fo forgfältig aud| ber öorliegenbe aus*
gearbeitet ift,* bleibt immer ein bürftiger SKotljbeljelf, bcr bem &om*
poniften fein tooUftänbigeä 9ied)t bei ber Äritil nie giebt unb geben
fann. ©o gut e§ unter biefen Umftanben möglich t>erfud)en nur nod>
Don einjelnen Kümmern ber erften unb, toie toir glauben, bebeuten*
beren $älfte be$ Oratoriums eine Stnfidjt ju geben.
S)ie Duüertüre f)at ben Gljarafter ber Einleitung unb ift !«in ab*
gerunbeteS äRufifftücf . ®a3 fugenartige SBCttegro erinnert an $änbelfd)e
Sßeife; fdjon l)ier fängt ber Gomponift an, 33eifpiele t>on fünftlidjerer
Slrbcit, toie Umleitung ber Renten u. f. tu. ju geben. S)ie erftc
©efangnummer enthält eine SBegrüfeung an bie 3ungfrau SRaria; bie
gorm ift bie beä 2)oppelcanon8 im Gfjor, bie Haltung toürbig nnb
angemeffen. 9lr. 3 bietet nichts §erüorfted)enbe3. dagegen fagt uns
9ir. 4, eine Strie für ©opran, burd) größere Snnigteit be3 ©efangeä
befonberä ju. 3n SRr. 5 fällt ©eitc 8, lefcteS ©Aftern, Xact 3 bie fid)
* öon 93ertf)a ©oboIetoSfa ge6. ®orn.
326 ©o&olewsfi, „$)er Srlöjer", Ototorium.
plöfelidf) toeränbernbe Seroegung auf, über bic ftd) Dtrector unb Sljor
nur mit SWülje üerftänbigen möchten . Die folgenbe fjuge gebort tme*
ber ju einer felteneren ©attung : fie ift motu contrario, baS Hjema
übrigens ein glücflidjeS.
Die jfoeite 3lbtf)eilung beS erften Df)eileS beginnt mit einem £op<
pelcfjor ber §irten unb §irtenfnaben, befjen erfiere $älfte namentlich
t)on fdjöner SBirfung fein mufe. Die SBorte: „D fef)t, $err tröfte wt§*
unb itn fi<$ auf einmal toeränbernben ©fjarafter beS Stores öerfte^cu
ttir nidjt ju faffen. Die folgenbe Ältarie Hart nur t)alb auf, bie mtä
auef} als äÄufifftüdt ju lurj geraden fdfjeint SSortrefftidje SBirfung
mag aber in ber Äirdje ber folgenbe &§or ber Sngel unb §irten Ijer*
vorbringen. Der ber lederen nimmt ben anbem immer im pp, toie
im ©cf}0 auf. Die SMobie beS 6f)oralS ift fd&ön. ©8 folgt ein furjer
gugenfafc mit einem ettoaS fonberbaren Xljema. 9tad) iljm tritt jum
erftenmale ein SRecitattofafc auf. ©imeon fingt in einer furjen Arie:
„Jperr, meine Slugen Ijaben ben §eilanb gefeiten", bie uns im G^arat*
ter fefjr mof)l gefaßt, aber als SKufifftüdt ebenfalls ber frönen gorm
unb SRunbung entbehrt. SlbermalS folgt ein Doppelcanon unb bic*
fem ber ©d)lufcd)or mit Doppelfuge. 91ucf} biefe ©äfce pnben mir ju
furj; ber Kt^or lann nid)t redjt ins geuer fommen, unb namentlidj
ftrömt ber ©d)lu& nid&t Irafttg genug aus, als ©djlufc eines ganjen
XtieilS.
Maä) biefen lurjen Slnbeutungen mag man etma auf bie anbere
$älfte beS Oratoriums fdjliefjen. Ueberatl tritt uns ber Somponijt
als ein ©tarfrooüenber entgegen, ber immer maljr^aft SBürbigeS unb
babei ©igeneS geben müdf)te- Oft öerläfct if)n bie firaft beS SKeifters;
aber fdjeint er bann felbft Ileinmütt)iger, fo finft er bodj nirgend
jum leid)tfinnigen Jpanbmerfer t)erab. SBiel f)at iljm ber Xejt gefdjabet,
beffen ^lanlofigleit mir föon rügten, ©etoifc aber bejeidjnet baS
Oratorium im SBilbungSgange beS Somponiften einen bebeutenben
©djritt üormärtS, unb er ftörfe fid) in biefem Semufetfeiu balb ju
neuen größeren arbeiten, wie mir benn feinen SRamen fcfjon jefct benen
ber ebler ©trebenben unter ben gegenwärtigen lebenben tmterlänbifdjen
Äünftlern anreihen muffen.
12.
«. £. ©ponfalfc, ^ontaftcbilbcr; 3. fj. ftittt, ©djerjoS. 327
Ifirjere SiüÄe für ptanoforte.
». $♦ «trat»!*, $I)attiafte*Uber. Söerf 10«
@8 tft nur billig, jungen ungclanntcn ©omponiften mit SKadjfidjt
entgegenkommen. Der obengenannte, bcffcn Tanten wir jum erften*
mal begegnen, tritt inbefc anfprudjStooller auf. ©r t)at feine ßompo*
fitton granj Sifjt angeeignet unb fie auf betn Xitel mit bem WuS*
brude ,$l)antafiebilber* belegt, was beibeS Erwartungen erregt. 3m
3nnern finbet man bie jwei ©tüde nod) genauer burd) „SRaftlofeS
©treben" nnb burdj „©eelenfrieben" bejeidjnet Das erftere fönnen
wir an einem jungen SHmftler nur löblid) ftnben, nur öerwed()fele e3
fidf) nid)t mit einem „jieüofen", wie wir ba8 ©tüd treffenber nennen
mödjten. Der Eomponift fd&eint nodj nidjt einig mit fid) ju fein, ju
welcher gatjne er fdjwören foH; bei bem beften 3ßitlen, gut ®eftaltete3
ju liefern, möchte er aud) genial ungebunben erfdjeinen, unb er wäre
ja aud) wirflidf) ein SWeifter, wenn itjm bieg gelungen. Dodj ift fein
©tüdt nidjt einmal ted)nifd) fertig, unb fo ftürjt wie aus einem man*
gel^aften ®efäfe ber 3nf)alt, ber etwa ba ift, aus allen Seiten heraus.
2Rit bem „©eelenfrieben" f5nnen wir uns aber nod) weniger befreun*
ben; ber Ijiefje beffer etwa Etüde k la Thalberg; auf biefem SBege
glaube ber junge ©omponift ntdE>tö ju erreichen; au8 folgern ©eelen*
trieben mufc ifjn bie Ärttif emft^aft tjerauSjubringen fudjen. Xrofc
ber mannen Aufteilungen, bie wir an bem SBerle biefeä SRoüijen ju
machen l)aben, wollen wir it)in aber feineSwegS mufifalifdjeS Xalent
abfpredfjen, eine Stnerfennung, bie einem jungen Äünftler ja immer bie
erfreuliche fein mufc, beren er ftdj jebo<$ erft bann wa^aft erfreuen
lann, wenn er fid) aud) be8 feften Streben«, e3 fleißig auSjubilben,
bewufet ift.
3f. $♦ Sittlr $rei SdjerjoS. SBcrl 6.
Der Somponift ber früijlid)en „3agbfi)mpl)onie" jeigt fidj aud) in
biefen ©d&erjoS toon ber fröf)lid)en Seite« 2Ba3 wir fdjon an früheren
(Sompofitionen ebenbeffelben f)ert>orl)oben, muffen wir au<$ an ben
©dfjerjoä wieber: einmal bie grofje Sinfad)f)eit unb bann eine öftere
Un!larl)eit be3 9M)i)tf)mu8 ber 5ßeriobeu, ber 8lrt, bafc un3 namentlich
an ben ©djlüffen mandjer Xljetle etwa« ju mel ober ju wenig ju fein
328 fr G. SBilfina, GSaprice.
bünft. Sorrigiren unb änberu läßt fid) in {ol^cn gäHen öon Slnbe*
reit nur feiten, ebenfo wenig, wie wir ben unregelmäßigen SßutSfd)lag
eines Slnberen ju reguliren üermödjten, 2)od) ift es immer juläffig,
ben ©omponiften wenigftenS auf foldfje Irregularitäten aufmerfjam ju
machen, bamit er fid) fünftigtjin nid^t ju fefjr ge^en laffe, 2BaS ober
an ben SdjerjoS unbebingt erfreut, ift ber ijeitere, naiöe Sinn, ber
aus jebem ber Stüde Ijeröorblidt, fo ba% wir Dermutljen, ber ßorapo*
nift fjege eine befonbere SSorliebe für §aijbn. 9lur im jweiten Sdjerjo
öerfudf)t er fid) einer leibenfd)aftlid)eren Stimmung ju enttebigen, boc^
faßt er im Xrio balb wieber in ben beljaglidjen Stjarafter jurüd, ber
ü)m natürlich fc^cint. 3n jenem leibenfd)aftticf)er bewegten ©tüde ift
i^m auef) ©eite 6 S^ft. 4 Xact 5 ju 6 eine Quinte entfd)lüpft, bie
wir it)tn jur ©ünbe anjure^nen weit entfernt finb. 3nt Uebrigen ift
bie Schreibart, wenn nid&t meiftertjaft, bod) burdjgängig reinlich unb
correct. Solcher angeborenen wie erlangten SBorjüge bereits tljeil*
§aftig, wirb ber junge Somponift, wie wir hoffen, immer Xüd)tigei&
ju Sage förbern unb in ber Steige ber Xonfefcer beS muftfalifc^en
SöljmenlanbeS e^remwU mittlen.
fr <&. SBUfutg, Kaprice, 38crf 6.
Sin fdf)äfcenSwertf)eS Städ, etwas falt unb fteif, bod) überall
eine tüdfjtige ©efinnung, ein bereits fruchtbares Streben öetratljenb.
®S will uns fdfjeinen, ber ©omponift Ijabe \id) fd)on früljjeitig öor ber
lärmenben ©egenwart abgefdjloffen, fei über iljre öerberblidjen ©inpjie
IjinauS unb gef)e nun, nnbelümmert, ob feine SBerle in ber SKaffe
anflingen, feinen eigenen Sßeg. Solche ©Ijaraftere finb immer etjren*
wertl), unb wirfen fie nidjt als Spod)enmämier, fo nüfeen fie in Heine*
ren Reifen jum SBeften ber ftunft. Sßir wüßten an ber Kaprice faum
etwas ju tabeln; in ber gorm ift fie auSgejeidjnet, baß fid) laum
etwas t)injutf)un ober wegnehmen läßt; bie Schreibart ift gefunb, ge»
brungen, burdfjauS flar. 2luf eine befonbere Zuneigung beS ©ompo*
niften ju irgenb einem ÜDieifter läßt fid& naä) feinem Stücfe nic^t
fdjließen, es müßte benn SB. Siein fein. SBenigftenS trifft, wie bie
©ompofitionen beS lefcteren fo bie öorliegenbe ber SSorwurf, baß ein
§öt)erer 2faffd)wung barin nodj »ermißt, baß er burd) bie geffeln einer
etwas engen Xljeorie Ijier unb ba gehemmt wirb. 911s äßeifter t)at
aber no# Sftemanb angefangen, unb baS tiefere ©efjeimntß unferer
Äunft, baß fie allmächtig bie iperjen befjerrfdfje, ge^t audl) ben
&. 3fe3ca, (Salonftücfe; ©. #. ©trübe, Sieber ofjne SBorte. 329
gäf)igften oft erft im fpäteren älter auf. 5Durdj redjt freubigeä ©ingen
fommt man ü)m nod() am bälbeften auf bic ©pur. ©er ßomponift
möge un8 toerfteljen, bic toir im toofjltooHenbften ©inne gu tljm gc
fprodfjen.
8. $c£ca, Seine de Bai. Morceau de Salon. Oe. 14.
„ „ La Mälancolie. Piice caracttoistiqne. Oe. 15.
83on biefem Somponiften Regten toir bisher gute Hoffnungen, bic
aber mtf)t in Srfüttung gu gefjen f feinen: er fdjreibt mel unb leidjt,
felbft anmutig, mef)r aber lann man an feinem Streben nidjt loben.
2)a3 9ttetfte !ann man in Ä. $enfelt$ Eompofitioneu geljnmal beffer
fiaben. Söct feinem Xalente !önnte er aber ungleidj metjr leiften. (S3
fd&eint jebodf), ba3 Sob, ba8 man if)m an Dielen Drten gefpenbet,
mac^e if)n als ©omponiften immer ffatter* unb ftufcerljafter. §ält er
unö meHeid)t entgegen, man fotte if)n bod) nid^t naä) fo Meinen
©tüden beurteilen, fo muffen toir it)m entgegnen, ber Sünftler foQ fid)
nie ettoaS vergeben, fobalb er e3 mit ber Deffentlidjfeit gu tf)un" f)at.
3n unfern trier SBänben einmal trioial fein, mag fjingeljen; öor ber
äBclt aber bringt1« ©d)aben. 2Ba3 glaubt §r. geSca gu erreichen,
wenn er fo fortf treibt? 2Bir tootten e3 il(m fagen: man wirb iljn
am ©übe feiner Saufbatjn trietteid)t einen Salfbrenner ben Qxotittn neu*
nen. 2Btr fjaben nidjtfc gegen biefen Sftufjm, aber ber Ijbdjfte ift er
feineStoegä. Senfe er alfo nodfj ein, too e8 nodfj %t\t ift; neunte er
eS ernft^after mit fid) unb mit ber Äunft. S3i3 je$t fjat er nur um
ben Seifall be3 <ßublicum3 gebuhlt; toiU er aber gu einem Urteil
über fid) felbft fommen, fo vertiefe er fid) bod^ gu 3e*tcn in bie
SBerfe eine« SReifterS, ettoa 93eetf)ot>en3, unb gefaßt er fidfj aud) bann
in feinem Streben nodf), fo muffen wir tfjn freilidfj Verloren geben.
ÜJtad)e er unfere SBefürdjtungen gunid|te; feinem Xalente finb toir
greunbe, feinem ©treben nidjt. S3 liegt an it)nt, unfere ©efinnung
über if)n gu änbern.
ff. $. «trabe, Stebcr ofae ©orte, ©er! 16.
Offen gejagt, bie 3Renbel3fof)nfd)en finb un& lieber, toie toir benn
Sliemanben um ben (Sinfaü beneiben, nadf> iljm toeldje gu ebiren. ©od)
f)aben bie beS $m. ©tntbe ettoaS abtoeicfjenbeS , Ueberfcfjriften
nämlidfj: Slage einer fictlianifdjcn gif hierin (nadj %$. äÄoore),
330 3- ©djaffer, fiieber ofyte SBortc
©cl)lummerlieb, ©et)nfud()t, Ooitoertrauen. SaSsweiteunb vierte Sieb fagen
un§ am metften ju, baS brittc weniger; gegen bie „Klage" aber muffen
wir energifefy proteftiren; fo ftagt leine beutle, gefdjweige eine ficilia*
nifd^c gifdfjerin, nnb gäbe e3 unter unferen Seherinnen wetdje, fie fott*
ten e§ un3 bezeugen. $>od) Ueberfdjriften finb nur Siebenfache» ipal*
ten ttrir uns an ben rein mufilaltfd)en ®el)alt; ber ift nid^t fd|ledjt.
SRidjtigfeit be8 ©afceä wirb bei ber Stellung, bie ber Somponift l)at
(er ift Drganift), oorauSgefefct, aud) runben \xd) bie ©tücfe jiemlidj
leidet ab, bie wir tljrem Straftet nac!j fdf)lid(jt unb gutmütig bejeief)*
neu motten. SSiel mefjr läßt fidj über ba3 DpuSculum nidfjt fagen.
Sin gewöhnliches Silb gu gebrauten — e8 l)at einer jener Heineren
©angtoögel ber SRadjtigaH nadfoufingen öerfud)t, unb aud| 3^unfonige
muß e8 geben!
3ulin* Sdjäffer, $rei Stebcr o^ce Söorte. S3erf 4.
„Unb audfj Baunlönige mu& & geben!* 9Wit biefen ©orten
fdtfoß unfere lefcte Änjeige über ein äljnlidf) genannte« §eft eines
anbem Gomponiften. Sludj auf baS öorliegenbe ließen fid) jene an*
wenben; bod) finb eS wertvollere SWad&bitbungen, als wir meiftijin
unter jenem allgemein geworbenen Xitel erhalten. 2)er ©omponift
fdjeint jung unb nodj im erften Sruttrieb ju f Raffen; wer wirb ba
gleid) nad) htm SDtoßftabe meffen wollen, nadj bem man SJieifter be*
urteilt. gäfjrt w üb** fort *°k er angefangen, arbeitet er ftclj nadj
unb nad) aud) jur ©elbftänbigfeit hinauf, fo bürfen wir nodj ©rfreu*
liebes toon it)m erwarten. 2BaS uns ju biefer Hoffnung toorjüglidj
berechtigt, ift ber feelenüollere 3ug, öer biefe Sieber üor anbem iljreS*
gleiten auSjeidjnet, unb erfdjeinen fie auefy in ber Ausführung nod)
nicfyt überall fertig, fo wirb bem ber gleiß nadjfjelfen unb ein fort«
gefefcteS reges ©Raffen ber §anb eine größere Seicfyttgfeit unb heftig*
feit geben. Slud) biefe „Sieber oljne Sßorte* f)aben Ueberfdfjriften ; fie
Wären unfrer SReinung nadj beffer weggeblieben. (SS giebt geheime
©eelenjuftänbe, wo eine Stnbeutung beS (Somponiften burdf) Sßorte ju
fdjneflerem 33erftänbniß führen fann unb banfbar angenommen werben
muß; unfer Somponift giebt aber befannte, für weldfje 33ejeid)mmgen
Wie: „2JteereSftitIe — Xräum' idj? nein, id) wa^e — ©djwermutlj*
ju prectöS erf feinen, bie jweite finben wir fogar gefdjmacfloS. 35ic
©tücfe einjetn betrautet, fo fagt uns baS britte am meiftett ju.
Äefeler, SBotjer; SÄontag, 2Mobieen. 331
obwohl fid? gerabc in if)m baS SBorbilb beS ffiomponiften am beut*
Kdjften toerrätl).
3« G. Seglet, Sieben SBaljer für ^tanoforte.
9lad) einer Steige oon galten erwähnen wir tiefen Somponiften,
auf ben wir früher Hoffnungen gefegt, Ijeute jum erftenmal wieber.
SBir glaubten, er würbe fein langes Schweigen burdj ein größere«
2Berf unterbrechen; bod) fd&eint es, §abe er feinem Xalente baS, was
man feinen Anfängen uadf) baoon erwartete, ntdjt abgewinnen föuneu,
als f)abe er es t)on felbft aufgegeben, üjm Singang unb ©eltung ju
toerfcljaffen* fieiber! fefcen wir ^inju; benn er Ijatte baSSeug, etwas
ju werben. &ud) biefe SEaljer betätigen bteS wieberum; fo flüdjtig
fie and) Eingeworfen finb, fo at^men fie bod) überall Sieben unb
Snmutl). (Sin teifer Snflug öon ©d&wermutfj ma^t fie nur angießen*
ber. SKö^te ber begabte ßomponift fid) balb ju großem arbeiten
ermannen !
* <L 9Kontag, $ret SRelobteen, SBerf 4,
@S toerratljen biefe ©tüde ein bebeutenbeS Streben, baS audf) im
Steinen SBoHfommeneS unb ShtnftwürbigeS geben mödjte. Jßieber oljne
Sßorte* finb es nidjt, wie äÄandjer bem Eitel nadf) toermutljen fönnte,
bod) aud) leine M&odies (baS lefete etwa aufgenommen) fonbern
efjer SmpromptuS oerfdjiebenen EljarafterS. 3)aS erfte fdjeint mir ju
furj geraten unb will beSfjalb feine warme X^eilnatjme erwedten;
eS liegt wof)l aud) an ber etwas monotonen melobifdjen Hauptfigur,
auf bie baS ganje ©tüd aufgebaut ift. ®urdj einen ©egenfafc in
einer SÄotttonart ober ein Xrio in einer üerwanbten würbe eS iriel*
leidjt gewonnen f)aben. 2)aS jweite ©tttcf ift ein eigentliches 3m*
promptu unb mit gleiß, faft etwas ängftltdfj bef)anbelt; im 6/s £*ct
gefdjrieben würbe eS fid) wof)l aud) natürlicher ausgenommen f)aben.
S)aS le$te ber ©tücfe f)at einen warmen Ion unb fagt uns and) als
®anjeS am meiften ju; bie Steigerung bor bem SRücfgang wirft
beim erftenmal Jpören etwas §erb, was fidf) burd) öfteres inbeß
tnilbert. Sßir fjaben ber Slnjeige biefer fleinen ©tücfe mef)r Sßlaj}
eingeräumt wie gewöljnlid), weil fie, wie gefagt, ein §ö$ft ad^tungS*
wert^eS ©treben bejeugen, baS mit ber 3e^ ft<$er immer fernere
332 *. ®rer)f<f)oif, ^ontafic; (5. SBolff, ffifjatfobieen.
grüßte tragen mufe. @S jeigt fid) jenes Streben in anbern fo eben
erfdjienenen ßompofitionen beS jungen ÄünftlerS, in ©tüben nnb
Siebern, noef) beutlidfjer; wir werben unter ben befonbern Sftubrifen,
bie bie „Stube* unb baS „Sieb" in ber geitfdjrift erhalten, barauf
gurücffommen.
Siesauber $ret>fd}otf, ©rufte ^Ijantafte, SBerl 12.
3)aS erfte größere SBerf beS jungen ßlatrierl)elben, ber bie ßei-
hingen fo rnet oon fidj fpredf)en madf)t. ©eftetjen wir es leiber, es
ift un« feit lange fo etwas 9tbgefd|macfteS nid()t öorgefommen. SBeldje
Slrotutf) an ^Ijantafie unb äRelobie, welker äufwanb, mit bem uns
f)ier bie Salentloftgfeit imponiren möctjte, weldfjeS ©d)öntf)un auf ben
trimalften ©emeinpläfcen ! Jpat ber junge SBirtuoS gar leinen greunb
um ftdj, ber im bie 2Saf)rf)eit fagte, SRiemanben, ber, feine Ringer»
lünfteleien überfel)enb, itjn auf baS ©eelenlofe, 9fäd)tige fold&er äRuftt
aufmerlfam machte? ©S gel)t prtoatim baS ©erücfjt, ber SBirtuoS fei
ein abgefagter geinb 93eetf)oöenS unb er Ijalte gar nid&tS öon iljm;
wir wiffen'S nid^t aber feine ©ompofitionen madfjen fo eine Äppre^en*
fion meljr als wafjrfdfjeinlicf}. ©tubire er nur immerhin Seetfjo&en,
ja nidjt einmal baS braust'S, er lann öon Stteiftern britten unb
öierten SRangeS lernen, oon ©trauft unb Sanner. Seiber furzten
wir mit unferm guten Statte nirfjt einmal üerftanben ju werben, benn
bie „$ljantafie" üerrätl) nid)t fowot)l ein fc§ülerf)afteS Xalent als
wirflidjeS angeborneS Unvermögen jum ©Raffen. 2)ieS fönnte bei»
nat)e milber ftimmen; aber wo bie Sntpotenj fo gar pretenttoS auf*
tritt, lann man unmöglich ruljig jufef)en. 2BaS §r. SDretrfdjotf als
SSirtuoS leiftet, ift ;eine @ad)e für fid); feine ©prünge, feine Shmft«
griffe, bie SBraöour, mit ber er alles ausführt, fönnen woljl eine
Sßeile ergöfcen- Slber eS fommt bie $dt, wo auefy biefe Ättnfte im
greife finlen werben, unb was bleibt bann biefer 8trt ©trtuofen
nodf) übrig? —
(Sbnarb SBolff, Stet »tyapfubteen. SBerf 29.
Sin einer größeren ©tübenfammlung beffelben ©omponiften, bie
bie ßeitfd&rift öor einiger Qtit befpracl), fonnte ber SBerid&terftatier
leiber nidjt meljr loben als baS f)eröorfted)enbere latent, baS fid) im
g. 2B. SRarhiü, (Sf)arafterftficfe. 333
Stßgemeinen barin jetgtc. 3Äit Vergnügen machen wir batjer auf
bicfc 3W)apfobieen aufmerffam, bic überaß einen gortfd)ritt beS ©om*
pomften beurfunben; fic finb leidster, faft watjerartiger Statur, aber
bei SBeitem fauberer in ©rfinbung unb Ausführung als bie Stuben,
babei ptfant, felbft geiftreid^. 8n ©§opin toirb man oft erinnert,
boefy met)r an ben Glamerfpieler, an beffen ßidjacfgänge, im ©tujelnen
tu o^I aud) an einige §armoniewenbungen; im Uebrigen aber blidtt
ein lebenSluftigeS, finnlidfjeS ©lement aus ben ©tücfen, fo bafe fie
fidfj leidet ©ingang oud^ auf beutfd&en ©lavieren üerfcfyaffen bürften.
2Bär' eS baS wilbe SßariS nid>t, wo ber ©omponift lebt, wir würben
feiner 3u"unf* a^ ftitafüer ein gutes Sßrognoftiton fteflen, fo aber
muffen wir abwarten, ob er aud> Äraft fyaben wirb, ben SBerfüf)«
rungen ju wiberfteljen, bereu Opfer bort fdjon fo manche glänjenbe
Xalente geworben. StnbererfeitS bleibt es wieber waljr, baS ©efäßig«
©onöerfationeße, baS aud) bicfc Sftyapfobieen auSjeid&net, Dermag nur
eine ©tabt wie SßariS ju geben; unb 2)eutfdfje, bie 8lef)nlid)eS wollen,
nehmen fid) meift ungefd^ieft unb lebern auS; wir wüßten (Xfjalberg
ausgenommen) faum einen beutfdjen ßomponiften, ber fo briflante
©alonftücfe ju ©tanbe bringen fönnte, aber freiließ aud) triele, bie
SeffereS fönnen, 2Bte gefagt, wir tjätten nidjtS bagegen, wenn wir
autf) bie beffem äßobefac|en nidjt aus ^ßaris ;u begießen brausten;
aber ber ©eutfdje ift nun einmal überaß metyr 9Kobe als ju ipaufe.
9iod(j etwas ©pecießereS über bie ©tüdte ju fagen, bie bicfc ßeilen
üeranlafet, fo finb eS namentlich bie britte unb vierte SRljapfobie, bie
unS toorjugsweife im ©inne geiftreidjer Unterhaltung jugefagt 3um
Söcgrtff r/9t^apfobic" fef)lt iljnen eigentlich baS 9M)apfobifd)e, bem wir
felbft nodf) metjr ftreiljeit als bem ©d&erjo jugeftef)en; bodfj tft'S tUn
ein SBort, für bie ©adje Ratten wir felbft lein paffenbereS ju wählen
toerftanben*
Db bie leidjte §anb übrigens, bie fie gef Raffen, fidf) aud) beim
Sfafaffen fd^wererer formen als eine fraftige bewahrt, wirb bie $olge
jetgen. SebenfaflS toerbient ber ©omponift für bie freunbtid&e ®abe
freuublidjen S)anl.
* &♦ 2», SRarfuß, 8icr GJjaraftcrftfiifc* SBcrt 2.
©fiaracterftücf e in ber £f)at tro| beS f cntimentalen SKottoS : „Unb
was umfonft bic SBorte motten fagen, baS bürfen Xöne auSju«
fpredjen wagen". 2öir fjaben fie mit greube gelefen unb gehört; eS
334 && &<**, ©aftemer «lütten.
finb gefunbe §offnung3t>oHe Äeime, unb bcr ©omponift geigt $er$
unb Serftaub, 2Ba3 in bcr fjorm nodj mangelhaft, wirb bie ßeit
bringen; wir finben bte3 SJlangel^aftere namentlich im erften ©tü<f,
Wo e3 gegen ba8 Gnbe Ijin ptö^Iid) nadf> Gmoll fidfj wenbet, bann
im feiten, wo ber §auptgefang (erft in Bdur) nidjt fdjön in Edur
fidf) wieberf)olt. ®er Eomponift, ber überall ©efd&macl nnb Silbung
toerrätf), wirb un8 t>erftef)en, wenn wir nur anbeuten, 35er ©runb*
ton ber ©tüdte ift bagegen in allen ein fo fräfttger unb erfreulicher.
Wie man e$ in gweiten SBerfen nur feiten antrifft. S)a§ origtneöfte
fd&eint uns ba$ gweite mit ber battabenfif)nlid)en 9Mobie in ber Itnfen
§anb ; in ben anberen finbet man f)ier unb ba Änflänge an 9Renbel3»
fotyn, wof)I auti) Jpenfelt, bod) nirgenbs, bafs e$ wie matte ßopte auä-
fa^e. 2Bir ^offen bem Somponiften balb wieber gu begegnen ; er Der*
bient Sljeilna^me unb 8lu$geid)nung.
* <£, ©. Stil, „©aftetner ©Ifitljen", 3eljn «Ijapfobteeit, 993er! 59.
Die .Sfcfjler Silber* beffelben Gomponiften tyaben im publicum
wie bei ber Äritif fo freunblid^e Aufnahme gefunben, ba§ er i^nen
eine äljnlidje SReilje Xonftücfe folgen läfjt, benen wir gleichfalls %i)tiU
nannte öerfpredjen bürfen. SBie bie 3f<$ler Silber, fo f)aben aud)
tiefe Xonftücfe Ueberfdjriften unb Stöottoä ; bie SDhtfif an fidj bebürfte
fie faum, bodfj l)at ber Sompomft mit ©inn unb ©efdfjmadf gewagt.
S)ie §ert>orftedjenbe garbe ber ganzen ©ammlung ift überhaupt ein
gemütt)lidfje8 ©lau; nur feiten nimmt er grellere, grauere gu feinen
Säuberungen . Stjarafterifiren wir fie burefy 2Äittt)eilung ber Ueber*
f Triften, bie bie 10 Derfdfjiebenen SRummem tragen, nodj genauer, —
fie Reiften: Die ©d&wermutt) , S)er 9tuberfdf)lag, 2)a3 9kd)fmnen,
SBafferringe, 2)reifaltigfeit8blümd(jen, Stuf bem iftafefelb, Stuf bem grieb*
^of gu ©t. SRtcola, Sllpenrofen, Sei ber ©ennin, 8tn ber ©afteiner
8ld)e. Sin §lbwe<f)feluug fet)lt e3 mithin nicf}t im befdfjeibenen Stutzen*
franj, unb erhalten wir nid&t immer Originales unb XiefeS, fo bodj
t$reunbltdje§, 2Bofy(fltngenbe3; wir motten biefe Setftungen mit benen
einiger bfterreic^ifd^er 3)id^ter (©eibl, Sogt) in Sergleidj fteßen. 3n mu«
filalifc^em Setracfjt erinnern fie gunädift an bie ©djubert*2i&tfdjen
©tücfe, wie wir fdjon an ben 3fdE)Ier Silbern bemerften. Um ©tngelneS
f)ertoorguf)eben, fo finben wir gteief} bie ©inleitung gur gangen ©amm<
lung fel)r artig unb wie eine SBibmung gart unb auf ba3 gotgenbe
^inbeutenb, trofc einer ftarfen SReminiSceng an bie 6moll*Sattabe
9t. SKütter, Poäsies musicales.
335
Don S^opin; aud) bic crftc Stummer (©djroermutf)) Ijat einen ßf)opin*
fd&en Staftrid). 3n ber jweiten !ann fidj ber Somponift nidjt üon
einer Harmonie trennen, ber audj wir fefjr f)olb ftnb; fie crfd^eint
tnbefc wof)l ju oft.* 2)a3 ©tüdf Reifet: ber SRuberf<^Iag, unb fteUt
fidj als cfjarafteriftifcf} fd>on bem Äuge bar. 9tod) meteS liege fidf)
über bie etnjelnen ©tüdEe fagen; fummtren wir unfer Urzeit in ba»
©cftfinbnife , bafj btcfc ßompofitionen ju ben bemerf entwerteten ge*
§ören, bie uns bie Saiferftabt in neufter 3^t gebraut, unb getagt
audfj ifjnen nodj triel SBirtuofifdfjeS an, fo überwiegt bod) ber gute
©efd)madE bei SBeitem, unb e8 ift ju hoffen, ber fo wadfere Som*
pontft läutere fid> immer meljr unb me^r. ©treibe er bodf) audj für
©efang; feine Slaöiercompofitionen öerrattjen audj tyurju glüdtticfye
33efäf)igung.
* »obert SRfifler, Pofoies musicales. 993er! 5.
©o Diel wir wiffen, ift ber ©omponift ein Spotte, trofc feine*
edjt beutfdjen SRamenä. ©eine ©tüdEe öerrattjen inbefj nichts toon
feiner auStanbifdjen Äbftammung; nad> i^nen ju urteilen ift er mit
Seib unb ©eele ein £f)atbergianer unb SBeüim fein Siebengott. 2Ru*
ftler wiffen fonadj, was fie öon ben ©ompofitionen ju erwarten
ljaben: ein @emifc§ öon Sentimentalität unb Slatrierpaffage, wie e$
namentlidj in ©alon« gefegt wirb. Un3 besagt bergletdjen inbefc
nur wenig, unb man weif* erft, wag man an X^alberg unb Settini
Ijat, wenn man tfjre ©djüter baneben l)ätt. 2Bie mattf)erjig bafc
alles ift; man begreift nidjt, wie e3 bem Eomponiften nur felbft ge*
fallen mag. 3)ie Ueberf Triften, bie bie ©tüdEe f)aben, machen bie
©adfje nidfjt beffer. 2)a3 erfte ,,la cloche de soir" lönnte eben fo
gut bie 9Horgenglo<fe f)eifjen, ba8 jweite ladieu eben fo gut le re-
tour, wie ba& brüte le retour ftdj t>om Tadieu nur blutwenig
Allegretto
336
ö. ©oetfje, Röveries; Xf). ShiHaf, R6ve.
unterbleibet. 9Kef)r vermögen wir teiber aus ben ©tücfen triebt f»erauä*
jufinben. ©er Somponift fcfyeint fertiger &taöierfpieter; toerwenbe er
feinen gleifc auf baS Sttftrument ; als ßomponift wirb er fdjwerlid)
reuffiren.
* 2Battf>er *on ©octfjc, Reveries. äöerf 4.
Slud) ein berühmter 9tame, audj SttottoS; eS blieft eine getoiffc
fefjnfüdjtige ©djaffenSluft au« biefen ©tücfen, babei ein fcpdjteS,
fanfteS Sßefen, baS uns für ben Somponiften einnimmt, greilidj
fteljt er nodj nic^t auf feften Ruften; eine überwiegenbe SBorliebe für
itatienifdje aJielobif will uns feine Stiftung fogar etwa« öerbäc^ttg
machen. Snbefj er ift jung, trägt einen geweiften tarnen; wir wollen
baS Sefte üon feinen Seftrebungen erwarten. 3U einem &cr ®tö<fe
fctjlt uns übrigen« ber ©djlüffel; eS Reifet „9taoul". 2BaS fott baä
fein? ©S gefällt uns übrigen« am beften.
* Slj, SnHaI, „Reve", Piice de Salon. SBcrf 4*
Ebenfalls ein fenttmentateS ©alonftücf, baS inbefe ®efdjicf unb
latent, {ebenfalls einen guten ©tamerfpieler t>errät§. 2)er alte 9kd)
würbe wot)l geftufct Ijaben bei einem Stnfange wie biefem:
SSnbefe Hingt er gut unb bie golge ift nitf)t fd)limmer, baS Slnbante
fogar fct»r einne^menb für ben Gomponiften. Stuf grauenbeifaü fdjetnt
er eS junä^ft abgefef)en ju f)aben unb er lann ber jarten SHeinigfeit
aud) nidjt ausbleiben. 3mmerf)in be^erjige ber junge SBirtuoS, was
ifjm bie 3eitfd)rift bei einer früheren 33efpred)ung einer feiner Gorn*
pofitionen (©. 319) an« $erj legte: fuety' er fid) aud) bei SWännem
in SRefpect ju fefcen!
§. ö. Söüenffioib, 3mpromptu3. 337
$eraaiw t>on £3*ettffioib, Sier Impromptus ju 4 Rauben. SBerl 11»
Sei beut großen äRanget an mer^anbigeu ©tücfen fann bie 3bee,
für biefe fcfyöne ©attung ber Slatriercompofition ju arbeiten, nur
gtücftid) genannt werben. @3 ift audf) nidjt ba* erftemal, baß fidjj
ber genannte ©omponift barin oerfudjt ; wir erinnern uns mit greube
einer äljnlidjen Sammlung ©d)erjo3, bie bie 3eitfdfjrift ^on üor
jwei 3at)ren befprodfjen unb mit warmftem Sobe begrüßt. SBielleidjt,
baß ber 33eifaH, ben wir bamafö gejottt, ben jungen, talentvollen
SRufifer anreihte, nodf) mefjr ©erartigeS ju f Raffen; wir toermut^en
eS, bie neuen ©tüde f feinen un3 abfidjtötootler, gefudjter, als wolle
ber Somponift bie früheren überbieten* S)ie8 Streben müßte an fid>
nur löblid) genannt werben; aber bie 2lbftd)t blieft burd), unb fie
allein fidfjert, wie befannt, nid)t immer ba3 ©dingen. 3ßte bem fei,
afö ein talentvoller ßünftler betätigt fidj Jpr. ü. fiöoenffiolb audj in
biefem neuften Sßerfe, unb oft bauert e& un3 nur, baß er fidj für
feine ©ebanfen feines größeren 9iat)men3, gerabeju be3 DrdfjefterS
bebient, wo pe ftc$ oft fdfjärfer unb effectooller fjerauSftellen würben.
3Mit Vorliebe fdfjeint er nodfj an einem ©omponiften ju Rängen, ber,
fo würbig unb eigentümlich er bafteljt, nur fefyr wenig nad)geaf)mt
toorben ift, an DnSlow ttämtid^. S33ir (jaben nidjtö bagegen; e3 ift
ein Seitenweg jum leeren 3iet, aber lein falber; mit ben wedfjfetn*
ben 3aljren (ber Somponift jät)lt faum 25) werben aud) bie SSor*
bilber wedftfeln; wir muffen e3 wünfd)en, benn ein junger Äünftter,
ber feine 33ilbung allein auä Dnälow f)olen wollte, würbe e§ nidfjt
f)od) bringen unb jute|jt ganj jurüdbleiben. Slber audf) Raffen bürfen
nrir'3; ein junger, aufgeweefter ÜKufiffopf, wie ber unferS Sompo«
mften, lann unmöglich lange in btefer Stiftung beharren. S)ann
aber, bilbet unb übt er fid& oielfeitiger, wirb er gewiß in feinen Sßerfen
manches tilgen ober aud) gar nidjt fdjreiben, wag wof)l Hingt unb
ridjttg aber mufifalifdfj bod( aud) ju geringfügig ift, um e§ einen
©ebanfen nennen ju lönnen. ©o gleidE) ber Anfang beä erften 3m*
promptuS; ber Somponift mad)t im Verfolg barau3, was ju machen,
unb ein SReifter f önnte nidjjtö 33effere3 herausbringen ; im ©runb bleibt
jeöod> ber ©ewinn nur immer gering: e8 liegt eben in ber urfprüng*
liefen geringen ©rfinbung, bie feine Äunft ju abeln oermag. SQBir
nahmen bie3 fleine 33eijpiel; e3 finbet ftdfj nodfj Sleljnltdfjeä in ben
<Stüdten, baneben aber aud^ fo Diel wirflidj) gut Srfunbeneä unb in
@ diu mann, ©ef. Schriften. II. 22
338 6. $$crfberg, (Slaöierftücfe.
ber Ausführung (gelungene«, baß wir aud) bicfc ©ompofittonen ber
SBeadftung aller foliben Spieler empfehlen muffen. SBeim erften Stord)--
fpielen wirb ber ©enuß freilid) noc§ larg, unb fie wollen auf baä
©enauefte unb Sßcftc jufammenftubirt fein. @t)er aber fott man über«
Ijaupt nid)t urteilen, ef)e man nidjt ein ©tüd in feiner toottfotmnem
ften 8lu8fül)rung ftd) benfen fann ober e« fo gehört Ijat. SBir freuen
un«, balb audfj öon anbern Sompofitionen be« intereffanten jungen
S)önen berieten ju lönnen.
@. £^aliergr <Sd>erg* (in A). äöerl 31.
„ „ ©r. »aeterno (in Fis). SBcrl 35.
,, ,, La Cadence. Sntprotnptn in fturm einer (Stifte.
(Amoll). SBerf 36*
,, ,, Souvenir de Beethoven, ftautafte (Amoll). SBerf 39.
Ueber biefen, wie über bie Somponiften ber folgenben ©tüde fyat
bie ß^tfärift f$on f° oft gefprodjen, bie öffentliche äReinung wie
bie ber Äritif fte^t über fie fo feft bereits, baß ftd) nur wenige« l)m<
jufügen läßt, e« wäre benn, baß fte felbft anbere Stiftungen ein*
fdfjlügen. Xtyalberg jum wenigften nicfyt; er bleibt fid) aud(j in ben
erwähnten Sompofitionen treu. j^aA^t, wie man weiß, fdjretbt et
für fidj unb feine ©oncerte; er Witt juerft gefallen, glängen, bie
Komposition ift Siebenfache. Slifcte nidjt t)ier unb ba guweilen ein
eblerer ©traf)l Ijerüor, unb fäfje man in einzelnen Sßartieen md)t
einen forgtidjjeren gleiß in ber Aufarbeitung, feine Sompofitionen
wären oljne Sßeitere« ben taufenb anbem 33ittuofenmad)Werfen bei*
jiijäf)len, wie fie jahraus jahrein jum SBorfd&ein fommen, um balb
wieber ju toerfdjwinben. Sene« ebtere Streben geigt fi<$ namentlidj
in bem erftgenannten ©djergo, unb e« bauert un« ber manchen guten
©ebanfen wegen, bie e« enthält, boppelt, baß fein toottfommen ab-
gerunbete« SHufilftüd barau« geworben. S)ie SKängel liegen in ben
äRittelpartteen, bie, aud) in ber ©rfinbung fdEjwädfjer, ficlj nidjt ge*
fdjidt genug in ba« ©äuge einfügen, ©teilen wie auf ©eite 4 @^ft. 3,
t)om legten Xact an, lann SRef. wenigften« ntdjt anber« al« mit
„mufiflo«* begetdjnen; fte finb mit 2Kül)e bem 3nftrument abgerungen,
bie ©eele l)at leinen Stntljeil baran. SRad) Stnlage unb ©Ijarafter
be« ©tüde« geljört e« aber, wie gefagt, gu Xljalberg« beften ©ad&en.
S)a« Notturno weicht in Xon unb Haltung t>on ber befannten,
burd) 6§opm etwa« mobificirten §B3cifc nur wenig ab. SRamentlidj
g. £ifler, gntpromptu, Kapricen unb Röveries. 339
biefeö Sßotturno wirb fidf) 3nreunbe erwerben, unb nod) mef)r greun*
binnen. @d)t Xljalbergifdfj ift baS mit la Cadence aufgeführte ©tücf,
dn l)übfd(jeS Xljenta, bei ber SBteberljotung caprtcciomäfjig öariirt,
brillant unb fc^r effectooll. SSiel ©predjen l)at baS Souvenir de
Beethoven Don fid) gemalt; wir muffen eS inbefc als einen grofcen
SJii&griff begeidjjnen unb gefielen unfere Sßebanterie in biefem Sßunft.
SBeetl)Ot>en verträgt einmal feine ötrtuofifdje Se^anblung; wir bürfen
nidjt bulben, bafe fmbifd&e ipänbe an i§m gerren unb rütteln. 3a
wir möchten eS gerabeju als eine StdjtungSlofigfeit XljalbergS, ein
©ar*nid)t*feunen oon S3eetI)ot>enS ©r&fje anfeilen, wenn eS nidjt eben
anberS wäre. SßariS §at bie ©d()ulb an ber unglüctüd^en 3bee; 83eet*
Rotten ift bort 9Jiobe; fdfjon S34riot lieft fidfj baS nidjjt entgegen, Xfjal*
berg folgte unb — fei er aud) ber le$te! SS ift nidjt gut, mit Söwen
fpa&en wollen.
%. $ttter, 3mpromptn (in E)»
„ „ $rei ©a^ricen* SBerf 20*
„ „ 8ter Rfeveries. SBerf 21.
©eit ber le|ten Sefpredjung $iHerfd)er Slamercompofitionen finb
wir allefammt beinahe um fieben 3^re alter geworben. Sßiclleid^t
erinnert ftdfj nodf). mancher unferer Sefer einiger größerer, im 3. 1835
getriebener Sluffafce, unb welkes §oroffop wir bamalS bem jungen
JHinftler ftettien, 6r l)at feitbem als Gtamercomponift nur wenig
geliefert unb fidj in größeren (Sattungen, in ber Dper unb bem £)ra*
torium, öerfud)t- ©ein Oratorium namentlich begrüßten wir als
einen $ortfd>ritt jur äßeifterfdfjaft, unb geljt it)m aud) jene fiegenbe
©ewalt ab, ber wir wie in anbern SKeifterwerfen md)t wiberftefjen
tonnen, fo offenbart eS bodfj ein fo entfd>ieben flareS SBotten hä fo
trielen anbern mufifatifdjen SSorjügen, bafc wir itjm freubig guriefen,
auf folgern 2Bege fort gu beharren, ©eine neuften Stamerftüde
t)aben uns wieber über baS ßiel beS Somponiften etwas irre gemalt.
SBiefleidfjt finb fie aus früherer ßett, t>ietteid)t in nid|t günftiger ©tunbe
gef ^rieben; fie miftf allen uns faft ganj unb gar. SS ift bamit, als
toenn man in einen S?orb reifer unb unreifer burdjeinanber geworfener
f5r^üdE)te griffe; man fann ju feinem redeten ®enu& fommen. 8lm
toenigften liefje fidfj baS oon bem erwähnten 3tupromptu fagen, baS
burd> frönen Vortrag fogar eine anmutige SBirfung ^ertoorbriugeu
unb burd& ein befonbereS bis jum ©d>luf$ feftgeljalteneS Solorit ju
22*
340 9» $ttterf gmpromptu, (Saprtcen unb Reveries.
fcffcln üermag; eS gefaßt uns, fo Mein eS ift, toon aßen oben ge*
nannten Sompofitionen am t beften. SRit ben Sfteüerieen unb nod)
weniger ben Sapricen vermögen wir uns aber nidfjt ju befreunben.
®S fteljt f)ter fo Diel XritriateS unb gorcirteS neben einzelnem ©eift*
retten unb aud) wirftidi ©f)arafteriftifdjen , bafj wir fie in einer
früheren Sßertobe beS ßomponiften entftanben glauben; ja SmjelneS
finben wir fo $i)per*9Äei)erbeerifd| unb abfdjeulidfj, ba§ uns wunbert,
wie er eS nur bruefen taffen lonnte: fo in bm 9tet>erieen ©• 5 ber
Uebergang Don Bmoll nac§ Amoll, ©. 6 bie Harmonie üon Des dur
nad) bem ©ejtaccorb auf H, ©. 11 t>on Eis ober Fdur gleich nad)
Hdur je. ic. 2Bir wiffen gar wo^)t, eS finb bieg gerabe jene ©teilen,
bie j. 33- in Sßarifer ©alonS baS ©tücf eineö ganzen ©tütfeS machen,
wie fie jnamentlidf) SKe^erbeer liebt unb in ©djwung gebraut; auf
gute beutfdfje 9Äufifer ift inbefc bamit fein (Sinbrucf Ijertoorjubringen,
unb wir wünfdjten fie, wo fie ljingef)ören, ins Sßfefferlanb. Ueber*
f)aupt ringt, nadj biefen ©tücfen ju urteilen, tu Ritter nodfj immer
ber ©tamerfpieler mit bem ©omponiften; eS tyängt iljm woljt oon
früher an, wo er fid) ber Bewegung ber neuften ©lat>iermuftfepod}e
mit 3ntereffe anfcf)Io&; gebe er inbefc eine» ober baS anbere auf,
fd&reibe er ganj als SStrtuoS für SSirtuofen ober ganj ats Äünftler.
©eratljen ift bieg freiüdj leidster als getfjan; eS fd)eint uns aber, als
wäre bieg bie ftlippe, wogegen er ju warnen: er woöe weniger ©ffect
madfjen, bann wirb erS, auf bie Äünftler wenigftenS. SMeßeidjt
nehmen wir eS aud& ju ftreng, üieöeid^t legt ber Somponift, ber in
größeren formen fid(j fdjon f)ert>orgetf)an, felbft fein ©ewidfjt auf feine
fleineren ©rjeugniffe ; aber bie Qtit ift f oftbar, ein ernfter Sßint fjfitte
fdfjon mandfj' oertome erfparen fönnen, 'unb eS bleibt immer beffer,
bie Äranttjeit beim Kamen [ju nennen, als fdfjonen ju wollen. 9tur
eine Kummer enthalten bie 9tet>erieen, wo fidf) ber ßomponift ber
(Sinrmfdjung Don SJirtuofenbeiwerf faft gänjüdi enthält, bie jweite,
ein feines ©enrebilb, unb uns bie fiebfte im §efte. 8tm wenigften
abet fönnen wir uns, wie gefagt, mit ben ©apricen befreunben; man
finbet üieleS barin, 33rat)ourpartieen , einjelneS fleißig ©earbeitete,
leidet fangbare ©antilene, oft intereffante f)armonifdje ©änge, *on
allem etwas, als .wolle es ber Somponift Allen redjt madjen, unb
bod& ober eben beSf)atb fein ÄunftganjeS, feinen ©ttt. 3Kag aud)
bie 93ejeid(jmtng „Kapriccio" toieleS in ©diujj nehmen, eS ftefjt ^ier ju
öiet Sd^teS unb Unedles, (SigeneS unb entlehntes nebeneinanber,
als ba% eS gefallen fönnte. Sine &tc$liü>ttwii würbe ju weit
2B. Sembert, Kojobe unb Suite. 341
führen; möchten fie Stnbere üomefyneit unb bann unfer Urtfjetl be*
[tätigen. S)ie3 aHeS jagen ttrir aber nur* im SSewufctfein be§ be*
beutenberen XatenteS, ba3 unä f)ier gegenüber ftet)t; einem geringeren,
ungebilbeteren muffen wir mandfjeä jum Sobe anrennen, was wir bei
einem tjorgefd&rittenen nur natürlich finben. 3n ben gefteigerten 8n*
fprüc^en an bie leiteten aber liegt fd&on eine Slnerfennung, bie bem
redeten Äünftler mef)t gilt als wof)lwoöenbe SRad&fidfjt, bie ber, Don
meinem wir fpredfjen, auf feine SBeife oerbient.
SB. Saniert, La Najade. Piece concertante (in F). 9Berf 49.
„ ,, Saite: Prelnde, Ballata, Gigue, Toccata* SBerl 50.
$wet fefjr t>erfd)iebene Sompofitionen , bie ju mannigfachen 83e*
trad)tungen Änlafc geben fönnen. 9fatf) Xaubert ift t)on ben Gin*
flüffen ber mobemen SSirtuofttät nidjt unberührt geblieben, unb blidEt
aud^ immer feine grünblid^e S5ilbung burd| feine berartigen für ben
©oncertfaat beregneten Sompofittonen Ijinburd), fo fdjien e8 bod), als
f)abe er fid) manche» angeeignet, was nidfjt ganj feiner Sftatur gemäfc
war. ©r ftanb ;u mannen SBirtuofen, bie gern ©rünbttdOeS geben
mödfjten, gewiffermafjen in einem umgefeljrten 33erf)ältniffe ; er befifct,
was jene nid|t f)aben, unb wollte bod| aud) ntd)t jurücfbteiben hinter
ber allgemeinen SBewegung, tüte fie burd) bie ©rfolge ber neuften
Glatrierfpieler f)ert>orgerufen war. Xfjeitweife gehört aud) bie „SWajabe"
biefer mobernen SRtdfjtung an. Da wirb plöfclidfj in tf)tn eine anbere
©aite wad| ; er giebt unä ein §eft, auf bem bie alten luftigen SWamen
©uite, Sßrflube, ®igue jc. prangen, unb barin föftlidjen 3nt)alt.
©eftefjen wir, wir jiefien fie feinen Söraüourftücfen bei SBeitem üor,
audfj ber JWajabe", bie uns für eine fold&e bodfj tiid^t leidet, nidjt na*
türttd) genug toorfommt, — nid&t an 33ennett8 Sontpofition gleiten
SRamenS ju gebenlen, ber freute!) audfj glöten unb §oboen, furj ein
ganjeS Drdfjefter jn feinem ©emälbe nafym. Slber bie ©uite muffen
wir auf ba$ Sßärmfte f)erüorf)eben. 3Ran fürchte fidf) nidjt toor bem
tarnen; unter bem fünftlidfjen SRococo fd£)lägt ein frifd|e3 warmes $erj,
baS fidfj mit Siebe einmal in bie 3Sergangenf)ett gefenlt unb wie es
um fein eignet fteljt, babei bod) aud| nidfjt üerteugnen fann. 8Ba8
fidE| ber Somponift bei feinen altertümlichen ©ebilben gebaut, wollen
wir nidfjt einjeln ju erftären oerfud^en. GS fteeft aber fo Diel 3ronie
xtnb SBe^mutt) in feiner sJKufif, bafc wir fie oerftanben ju l)aben glauben.
342 5- G^opin, 9<totturno$, 93aflabe unb SSal^er.
SßJir finb einig mit if)tn. ©trebet vorwärts, wollte er fagen, aber ge«
benft ber Alten suweilen. ©enüge bieg SBenige, ba% fid^ red^t Siele
baS intereffante $eft anfeljen.
%. tyopin, 3»et »ottttmo* (Gmoll unb Gdur), »er! 37,
„ „ Skflttbe (in F). SBerl 38.
,, „ SBaljer (tu As). SBerf 42.
£f)opm fönnte jefct äße« oljne feinen tarnen herausgeben, man
würbe if)n bod^ gleich erfennen. 3)arin liegt Sob unb Xabel jugleidj
— jenes für fein Xalent, biefeS für fein Streben* S5enn fidjerltdj
wof)nt itym jene bebeutenbe Driginalfraft inne, bte, fobalb fie fidfj jeigt,
leinen Bweifel über btn Kamen beS 3JieifterS juläfct; babei bringt er
aud) eine gütte neuer gormen, bie in ifjrer ßartl^eit un& Ätt^n^rit ju*
gteidj SBewunberung üerbienen. Keu unb erfinberifd) immer im Äeufee*
lid&en, in ber ©eftaltung feiner Xonftüdte, in befonberen Snftrument*
effecten, bleibt er ftd) aber im gnnerlidjen gleidE), bafj wir fürdjten,
er bringe eS nid(t fyötyer, als er eS bis jejjt gebraut. Unb tft bie§
l)odE) genug, feinen Kamen ben unvergänglichen in ber neueren Äunft*
gefdjidjte anjureüjen, fo befd&ränft fid) feine SBirffamfeit bod) nur auf
ben ffeinem Kreis ber ©latriermufif, unb er tyätte mit feinen Sräften
bod) nodf) tiiel JpöljereS erreichen unb ©influfc auf bie gortbilbung
unferer Äunft im Allgemeinen gewinnen muffen. SBegnttgen wir uns
tnbefe. (Sr fyat fo Diel §errlidjeS gefdjaffen, giebt uns nod) jejjt fo
tritt, bafc wir aufrieben fein bürfen unb jeben Sünftler, ber nur bie
§älfte geleiftet wie er, beglücfwünfdE)en müßten, ©in Dieter ju fjeifcen,
braust'S ja aud) nidjt bicfleibiger SJänbe; burd) ein, jwei ©ebidjte
fannft bu bir ben Kamen oerbienen, unb S^o^in Ijat fotöje gefdjrieben.
Äud) bie KotturnoS, bie oben erwähnt finb, gehören f(ierf)er; fie
unterfdjeiben fid) toon feinen früheren wefentlid) burdf) einfacheren
©d(mud, burdf) ftiHere ®rajte. 2Äan weifc, wie S^opin fonft fid) trug,
ganj wie mit glitter, ©olbtanb unb perlen überfäet. ®r ift fd)on
anberS unb älter geworben; nod) liebt er ben ©djmucf, aber eS ift ber
finnigere, fjinter bem ber Stbel ber Dichtung um fo liebenSwürbiger
tmrdf)f dämmert; ja ©efdjmacf, feinften, mufc man iljm laffen, — für
©eneralbaffiften ift baS freilidfj nidjt, bie fudfjen nur nadfj Quinten,
unb jebe feljlenbe fann fie erbosen, «ber nod) mandfjeS lönnten fie
t)on Ef)opin lernen, unb baS Ctuintenmadfjen toor 8tHem. 2Bir l)aben
nod) ber 83 all ab e als eines merfwürbigen ©tüdeS ju erwähnen.
SRenbel3fot>n, ßicber ot>ne SBorte. $eft 4. 343
<Sf)opht Ijat unter bemfelben SRamen fd&on eine getrieben [Ginoll],
eine feiner wilbeften eigentpmlicJjften Sompofitionen ; bie neue ift
anberS, afe SJunftwerf unter jener erften ftefyenb, bodfj nidjt weniger
pljantaftifdfj unb geiftreiefj. 3)ie leibenfdjaftlidjen 3ttifd&enfäfce f feinen
erft fpäter t)injugefommen ju fein; iä) erinnere midj fet)r gut, als
<Jf)Opin bie SBaUabe l)ier fpielte unb in Fdur fdfjlofc; jefct f erliefet fie
in Amoll. @r fpradj bamals aud) batoon, bafe er ju feinen Söattaben
burdfj einige ®ebid)te t>on SKtcfiewicj angeregt worben fei. Umgefetyrt
würbe ein SMd|ter ju feiner Sttufif wteber fet)r leidet SBorte finben
lönnen; fie rüljrt ba3 gnnerfte auf.59 ©er äBaljer entließ ift, wie
feine früheren, ein ©alonftücf ber nobelften Strt; foQte er i^n jum
Xanj toorfjrielen, meinte gloreftan, fo müßten unter ben Xänjerinnen
bie gute $älfte wenigftenfc ©omteffen fein. @r Ijat Stecht, ber äBaljer
ift ariftofratifd) burd) unb burdfj.
$. SRenbelSfoljtt »artljolty, @ed>$ Siebet oljue SBorte, ^eft 4. SB. 53.
Snblid) ein §eft edfjter lieber ofjne SBorte". ©ie untertreiben
fid) t>on 3Benbel8fol)n3 früheren nur wenig, wenn nidfjt burdfj größere
(Sinfa^eit unb in melobifd)em 89etrad)t burdj iljre leidfjteren, oft üolfö*
tf)üm(id(jen ©efangWetfen. 2)ie3 gilt namentlidj toon bem Siebe, ba$
ber Eomponift felbft als „SSolf Blieb" bejeid^net; e3 ift bie« au« bem*
felben Söronnen gefommen, aus bem etwa ®id£)enborff einige feiner
tounberüoUften ®ebidjte, Seffing feine „@ifellanbfdjafr gefdfjöpft. 3Ban
fann fidj nidjt fatt baran Ijören. ®er öolt3tf)ümlicfje ßug, ber fidfj
überhaupt in trielen Sompofitionen ber jüngeren Sünftler ju jeigen
anfangt, ftimmt ju erfreuttc^en ^Betrachtungen für bie nädfjfte^ulunft;
er lag einem offenen äfage übrigen« in 83eetf)Ot>en8 legten Arbeiten
fdfjon angebeutet, was SWandfjen freiließ wunberbar genug Hingen mag.
@inen öolfötpmlid^en Xon, obwohl nidjt ben beä ©IjorS, f)at aud|
baä britte Sieb in Gmoll; e3 Hingt meljr wie merftimmiger ®efang.
SRan bemerfe übrigeng, wie äßenbetöfoljn in feinen Siebern o^ne SBorte
t)om einfachen Sieb burdfj ba$ 2)uett big jum SDfceljrfttmmigen unt
derartigen üorgefdjritten. ©o iffä mit bem wahren, erfinbenben
Äünftler; wo man oft glauben möchte, er fönne nid&t weiter, Ijat er
un&ermutljet fdjon einen ©dfjritt toorwärts getrau, neuen ©oben ge*
Wonnen, 9fabere8 in biefem üierten Jpefte erinnert freiließ wieber an
ältere aus ben anbem §eften; gewiffe SBenbungen, SBieber^otungen
fdfjeinen fogar Spanier ju werben. S5odE> ift baS ein SSorwurf, ben
344 Heber einige mufymafeiicf) cormmjnrte ©teilen in SBadj jc.
fjunbert Rubere mit Opfern erfaufen würben, ber nämlid), an ge»
tütffcn ©äugen erfannt ju »erben, bafc man barauf fd|Wören motzte.
©el)en mir benn mit greuben noc§ ötelen Sammlungen entgegen!
22.
Weber einige muttjmaßlt^ corrumpirte Stellen in flauen,
Ülojartfdjcn unb ßtttymnfätn Werken.
SBüfjte nxan alle, fo lie|en fidf) üietteid^t golianten barüber
f dfjreiben ; ja td(j glaube, bie äReifter muffen jenfeitä mandfjmal lädjeln,
wenn toon i^ren SBerfen einige mit allen ben geilem f>inüberflingen,
tnie fie Qtit unb @ewol)nl(eit, wo!)l aud) ängftfid&e Sßietät l)at fteljen
laffen, @8 war längft mein SBorfafc, einige in befannteren SBerfen ber
obengenannten SWeifter jur ©pradje ju bringen, mit ber 83itte an alle
Sünftler unb Äunftfreunbe, fie ju prüfen, womöglich burdj 33ergleid)ung
mit ben Driginal^anbfd^riften feftjufteHen. Oft irren freiließ aud>
biefe, lein Somponift !ann barauf fd&wören, bafc fein SWanufcript ganj
fehlerfrei wäre. 333ie natürlich audfj, bafc fid) unter ben ljunberttaufenb
tjüpfenben fünften, wie er fie oft itt unglaublid) furger 3^t fdjreibt,
ein 2)ufcenb ju IjodE) ober ju tief gelommener etnfdjleicf)en muffen: ja
bie toöften §armonieen fdjreibt ein ©ompontft juweilen.
8mmer^in bleibt bie Driginalf)anbfd)rift bie Autorität, bie am
erften gefragt werben mufc. 2Rödjten baf)er Sitte, bie bie ju befpredjjenben
»erbädfjtigen ©teilen in ben §anbfd|riften ber Somponiften befi|en,
ba3 ©ebruefte mit bem ©efd|riebeneu öergleidjen unb baä SRefuItat mit»
jut^eilen fo freunblid^ fein. Qux geftfteQung einiger batoon bebarf e3
wof)t nidfjt einmal ber Jperbeifdfjaffung be8 Originals, fo beutlidi fpringt
ber 3*rtf)um in bie Slugen.
3)ie meiften get)ler finben fid| wof)t in ben Ausgaben 33ad)fdjer
SBerfe, namentlich in ben älteren, @3 wäre eine toerbienftlicfye , aber
freilid) feljr jeitraubenbe Arbeit, übernähme e3 ein mit SBad) öoHig
vertrauter 9Kufif fenner, alleä bisher irrig ©ebruefte ju berichtigen,
©inen frönen Sünfang t)at bie SßeterSfdje SKufif^anblung in Seipjig
gemalt; er befd)ränft fic§ aber junädjft auf bie Slatriercompofitionen.
©ine ßritif allein be§ wof)ltemperirten (£lat>ier3 mit Stngabe ber t>er»
fd|iebenen SeSarten (23acf) foll felbft mel geänbert f)aben) würbe ein
lieber einige mutljmaßlidj cornimpirte ©teilen in Waä) *c.
345
gange« S3ud) füllen lönnen.60 ©eien juerft f)ier einige anbere gätte
erwähnt.
3n ber großen t)errltcl)en Xoccata mit guge für Orgel* be*
wegen fid) bie beiben Stimmen im SWanual über bem Drgelpunft in
ftreng canonifdjer golge. ©otttc man für mögltdj galten, baß bieS
öom ©orrector überfef)en werben fomtte? ©r Ijat eine SWenge Sftoten
fteljen laffen, bie fid) au* bem ©anon als falfdj erllären, 3m 9Ser*
laufe De« ©tücfeS bei ber SßaraUelftelle auf ©. 4 unb 5 fommen fit)n*
lidje 83erfef)en t>or. SBenn fid) bieS mit leidster SRütje corrigiren ließ,
fo mödjte bie Äufflärung einer anbem ©teile in bemfelben ©tücfe t>on
größerer ©djwierigfeit fein. SRan erinnert ftd| wol)l beS granbiofen
Sßebalf oloS ; bei einer S$ergletd)ung mit ber SßaraHelftetle in ber Unter*
quart ergiebt ftdj iubeß, baß ftd) l)ter eine SRenge geiler eingefcl)lidjen.
©. 4 jwifd|en Xact 3 unb 4 fehlen jwei Xacte gänjtid), bie bei ber
XranSpofition ©. 5 ©tjft. 6 im jWeiten unb brüten Xacte fte^en :c.
ipier fönnte nur bie Driginatt)anbfd)rift ben ÄuSfdjlag geben. Sefifet
fie trietteid)t $r. §aufer in SBien, fo fei er um eine SBergleidjung ge*
beten. S)aß man aber ein fo außerordentliches ©tücf, ttrie biefe ©ora*
pofition, in feiner ecl)teften ©eftalt ju befifcen wünfdjt, m&ge bod|
Siiemanb als gering achten, ©S wäre wie ein 9tiß in einem Silbe,
wie ein fet)lenbeS SBIatt in einem SieblingSbucI)e, wenn wir'* fjtngefjen
ließen.
Sin anberer fonberbarer gatt, über ben ebenfalls nur 33ad)S
$anbfdjrtft Äuffd|luß geben fönnte, finbet fidj in ber Äunft ber
guge. 3)ie ganje XIVte oier ©eiten lange guge fommt nämlid) fc^on
in ber Xten einmal üor; t>gl. bie SßeterSfdje «umgäbe ©♦ 30 ©tyft. 5,
Dom jweiten Xact an. 2Bie ging bieS nun ju? 33adj wirb bod| un*
möglich in einem unb bemfelben SBerfe t>ier ©eiten lang Kote für
Slote abgef ^rieben fjaben! 3n ber 9lägetifd)en Partitur fielen bie
beiben gugen übrigens ebenfalls fo abgebrucft, unb eS ift nur aus ber
@leidjt)ett ber Xonart unb beS Xl)emaS, bie burd) baS ganje Sßerf
* Toccate et Fngne pour rOrgue (Leipzig, Peters) mit bem anfange:
Ped.
346 lieber einige mutljmajjUdj cornmt Jurte 6 teilen in SBadj ic
geljt, ju erftären, bajj bie SBteberljolung fo lange unbemerft bleiben
fonnte.
333er aber, wenn er in 33ad)fdjen $armonieen fdfjwelgt, benft aud)
immer an aHeS unb an geiler? ©o fycfot idj einen jahrelang nidjt
gemerft in einer mir fefjr belannten SBad^fd^en guge, bis mid) ein
Sßeifter, ber freitidfj audj ein Äblerauge fyat,* brirauf aufmerffam madfjte.
2)ie guge ift in Emoll über ein wunberfcotteS Xljema unb ftefjt in ber
£m3tingerfd)en Ausgabe als fed&fte. 2Ran fdfjalte bort jwifd&en bem
britten unb trierten Xact bie einjige SRote
ein, atebann wirb'8 richtig. §ier ift wol)l lein 3weifel.
SBir lommen jefet auf einige ben Sefern öietteidjt nod) intereffantere
gäöe in SBerfen, bie fie woljl unjä^tigemal gehört unb geftrielt, o^ne
93erratf) ju merfen. 3d) bitte fie aber, bie Partituren in bie §anb ju
nehmen, ba bie ©teilen gang abbruefen ju taffen, ju toiel $la$ weg*
nehmen, ein Urtfjeil aber otjne bie genauefte (Sinfidfjt in bie ©teilen
felbft nid£)t mögtidj fein würbe.
3)ie erfte öerbäd)tige ift in -äRojartS Gmoll*©i)mp$onie,
einem SBerf, in bem jebe Sftote HareS ®olb, jeber ©afe ein ©djafc ift,
unb bod|, foule man e3 glauben, f)aben fid(j im Slnbante trier ganje
Xacte eingef d&tidjen , bie nad) meiner feften Ueberjeugung nidjt hinein
gehören. SSom neununbjtoanjigften Xacte an (ba8 Siebtel SBfaftact un*
geregnet) lommt nämtiety eine tnertaettge Don Desdur nadj Bmoll
f)inleitenbe *ßertobe, bie in ben folgenben üier Xacten nur mit üeretn*
fadster 3nftrumentation wieberf)ott wirb; e3 fann nicfjt fein, bafc
SKojart bieg gewollt fjat. Sfat erften erbeut bieg auä ber gänjlid)
un^ojartfdEien, ja unmeifterf>aften SSerbinbung be§ jtoeiunbbreifeigftcn
mit bem breiunbbreifeigften Xact, bie gewifc audEj jeben 3Ruftfer nur
bei oberflächlichem Stntjören frappirt f)at. 63 fragt fidj nun, weldje
ber toiertactigen Sßerioben wäre auSjufdjeiben — bie erfte ober bie
jweite? — 93ei flüchtigem SlnbfidEe möchte man fidE| trielleid)t für ©ei*
be^altung ber erften erftären: baS aQma^Iid^e §injutreten ber SBIaS*
inftrumente, bie fid) bis jum gorte fteigem, ift nid|t oljne fünftlerifdjen
©inn. SSiel natürlicher aber in ber ©timmenfü^rung, Harer, einfacher,
unb bod) audfj nidfjt oljne Steigerung, fdfjeint mir bie anbere Sedart,
2Renbel3joljn.
Ue&er einige mutljmafjUd) cotrumj>irte Stellen in ©ad) :c. 347
nad) bcr ber neununbäwanjigfte big mit bem jweiunbbreifctgften aus*
fielen, wo bann alle 3nftrumente in flarer Steigerung ftd) im Sorte
vereinigen. SMefelben t>ier Xacte juöicl finben fidj nun audfj bei ber
SBieberljotung im jweiten Xljeile, wo bann ber adfjtunbt>ier$igfte bi*
mit bem einunbfünfjigften Xacte biefefc Xf>eile8 ausfallen müfjten. 2Bie
fid) nun biefer geiler eingefddwärjt, muffte audf) bie Driginafyarrttur
nad&weifen, bie fidfj wol)l in ben §änben be8 $m. $ofratlj Wxbxt
befinbet. 25a3 äßal)rfd(jeinlid)fte ift, bafe 2Rojart bie ©teile erft ge*
f)abt, wie wir glauben, bafc fie fein muffe — bafj er fie bann voller
inftrumentirt in bie Partitur eingetragen — bafe er aber fpäter, wieber
ju feinem erften ®eban!en jurüdtgeljenb, toergeffen Ijat, bie jweite Se8art
ju ftreid^en. 9Wöd)ten fid^ bodf) aucl) anbere SRufifer über biefe widfj*
tige Stelle au£fpre$en unb nadfj allgemeiner Uebereinlunft baju bei*
tragen, bafj bafc Änbante bann immer in ber angebeuteten SBeife überaß
aufgeführt werbe, ©ie SSerleger aber würben wir bitten, bie öiec
Xacte in ber Partitur einjuflammern unb ben ®runb, warum, in einer
lurjen Semerfung beijufügen. 9Kan f>at mir übrigen» gefagt, bafj
ba8 Slnbante im Sßarifer Sonfertoatoire mit beibeämaliger JtuSlaffung
ber vier Xacte gefpielt wirb. 9lud(j 2Kenbel8foi)n l)at fidfj längft bafür
auägefprodjen.
Snbltdfj erwähne id) nod& einige ©teilen in SBeettjotienfdljen
©t)mpf)onieen, bie fidj faft auf ben erften Änblidt als %ü)Ux bed (So*
piften ergeben. Sie eine erwähnte idj fd&on früher einmal; fie fteljt
jum ©d)lufi be3 erften ©afce« ber B dur*©t)mpf)onie; von ben
brei Xacten ff (adfjt Xacte vor bem Snbe) ift offenbar einer juüieL
X)a^ 33erfef>en war wegen ber tJoHfommenen 2leljnlidfjfeit ber SWoten in
allen Stimmen leidet ju begeben. 33eetf)ot)enlf bunte e3 fogar felbft
begangen fjaben.
S)afj wir aber in ber 5ßaftoralf^mpt)onie jaf)rau8 jahrein
folgenbe ©teile, wie fie audfj in ber Sßartitur ftet)t, mit angehört, oI)ne
itid)t t)ea auf §uf afjren , wäre faum ju erflären, wenn nidfjt baburdfj,
bafi un8 ja ber 3&uber SBeettyo&enfdfjer SRufif fo umftridtt, ba§ wir
35enfen unb §bren babei vergeffen fönnen-
3m erften ©afc (Partitur ©. 35 von Xact 3 an) Reifet e3 ge<
nau fo:
348
lieber einige mutljmafilid) corruntptrte ©teilen in ©ad) :c.
Viol. I.
dim.
Viol. IL
Viola.
dim.
SE
**=%
^=J
Vcelli.
dim.
?m
(ttffe anbeten jxrofirfn y
|^-^g-^|^g=^^^g ^ 4jQBLgS
§=
m
^
2Bte nun, wenn wir ftatt ber plö^Iid^en Raufen in ben erften
SSiolinen Simili*3«cfjen (^) matten? Älänge bie8 nidjt beffer unb
anberS? Srgiebt ftd) bieS nidjt fdjon au§ ber Umfeljrung toon Xact 5
an, wo bie 33ratfd)en l)aben, wa$ erft in ben erften SSiolinen lag?
©ewifj, e3 ift fo. ©er SRotenfdjreiber l)at bie Simili*3eid)«t für
Raufen genommen ober irgenb ein necfifdfjer Äobolb war im Spiel.
3tie8 erjagt, wie 33eett)ot>en einmal wütfjenb geworben über eine Stelle
in ber Ijeroifd&en ©tymplpnie, bie Stieg in befter Meinung geänbert
Ijatte, 3cfj glaube, f)ätte 33eetl)oüen jene ©teile in ber Sßaftoralfam*
Päonie einmal wirflidi gehört e3 würbe bem Drcfyefter ober bem £iri*
genten nid)t beffer al§ 9tte3 ergangen fein.
f$ür bieSmal genug ; motten obige gälte t>on redjt Sielen in SBe*
trad)t genommen werben! SGBic tonnten wir unfere 33eref)rung für
unfere großen SKetfter beffer betätigen, als ba% wir au% tljren Sßerfen
ju entfernen trauten, was 3rrtl)um ober gufall baran befd>äbigt?
SRur in biefem ©inne würben biefe Qtxkn gerieben.61
SR. ©djumann.
1842.
c®®^®50>
* pretstrio (Dmoll)
für fßianoforte, Sioline unb Stoloncetto fron 3, (L £oni$ SBolf.
[Referent f|at obiges Xrio nur einmal gehört: e$ ift inbefe fo
flar unb einfach, bafc ein einmalige^ anhören fdfjon ^injuretd&en fdjeint,
über bie Eompofition ein Urteil ju fällen.
©er Flamen ber §m. Sßretäridjter erinnere id) midj nid)t meljr
genau;* {ebenfalls aber Ijaben fic ein Xalent auSgefpäf>t, bag Auf*
munterung toerbient unb, glaubt e3 fid| nid^t etroa fdjon fertig, genrifc
nodfj S5ebeutenbe§ ju Xage bringen wirb. S)afür fpridjt bie erfreu*
lid(je SRid&tung, bie fid) im allgemeinen im Xrio jeigt, bie ungefün*
ftette Art be3 SluSbrucfS, bie bereit» erlangte gertigfeit in §anbf|qbung
ber ftorm. SSerbiente fo ber talent&olle Äünftter ein Sob, fo bodf) faum
einen $rei$. ©S mäte fdjtimm, wenn unter ben jur äRannljeimer
sßreiSauSfdfjreibung eingefanbten XrioS nid&t toenigftenS ein fünftel
bem 2. Sßolffdjen gteidfföuadfjtenber ©tücfe fid| gefunben t)ätte, — ober
bie ©infenber müßten alle einen fonberbaren 93egriff t>on preismür*
btgen XrioS f)aben, — unb fo arm finb mir in ©eutfdjlanb nodfj nidjt,
ba§ mir bem erften beften ben Sorbeer nachzutragen brausten. 2)odfj
ftteiten toir nid|t um baS ©lüdf, bäS ber gefrönte ©omponift gehabt;
audfj Olücf gehört jur ihmft, unb boppelt beneibenämertf) ber ihhtft*
ler, bem eS fd^on im Anfange feiner Saufbaljn tädfjelt, aber audfj bop*
pelt toerantroorttidfj, menn er ben Itebe&oHen ©Wartungen, bie man
&on if>m gehegt, nidjt SBort Ijält, menn er, eitel geworben burdfj ben
augenblidltdjjen ©rfolg, fidj gar üertoirft. ©ie Sßerfon beS ©ompo*
iiiften ift mir übrigens nidjt befannt; tdj roeife nidjt, ift er jung ober
(£* waren ©poljr, Äattituoba unb 3ofepfj ©traufc (fcarlSrufje).
352 & #. ©pontfolfc, ©edjg (Stuben.
alt, 9lorb* ober ©üblänber. ©ineS aber, wie gejagt, ge^t aus feinem
£rio fictüor, bafj er fdjöue Gräfte jum SEBcttftreit mitgebracht unb ba^
bte ßufunft auf if)tt als auf einen rüftigen Sämpfer jaulen batf. SBir
fügen nod) einiges über bie ©ompofition felbft bei, bamit man wiffe,
was man t>on il)r ungefähr ju erwarten §at. 2)ie gorm ift bie gc*
mö^nlid^e im ©anjen tote in ben etnjelnen ©äfcen, bie Anlage mitt*
lerer ©röfee; ju ben fogenannten „grofjen" XrioS gehört bie ßompo*
fition nid&t. ©ine entfd&iebene ©igentpmlicJjIeit fpridjt fie ebenfo
wenig aus wie eine Vorliebe für ben ober jenen 9Äeifter, wenn ntc^t
etwa für ß. 9K. 0. SBeber. $er ©a| ift rein, mobern'einfad), bte
Ausführung nid^t fdjwierig. ©inen wirflidfj bebeutenben <£f)arafter t)at
feiner ber ©äfce, woljl aber äße eine anmutige Sß^ftognomie. 3fai
wenigften besagte mir baS Stnbante mit feinen altmobifdjen SSariatio*
nen, am meiften baS ©cJjerjo. S)er le|te ©afc ljat ein gar ju wot)l<
feiles Xtjema; ber jweite (Sefang ift mufifalifd)er, SfteueS, feines in
ber Harmonie, im^affagenwerf :c. enthält baS Xrio wenig ober gar
nichts, bagegen aud| ntdfjts gerabeju XrioialeS. 3)iefe einzelnen 3üge
mögen beut Sefer einen Umrifc tion ber ©ompofition geben, ©rfreulid)
ift es nodfj ju bemerfen, bafc ein in biefer ßeitfdjrift früher aufgeftetU
ter SluSfprud) ,,bafe bei f ünftlerifdfjen SBettfämpfen meiftenS einljeiiuifdje
Äünftler ben SßreiS baöontrügen", auf biefe SßretScompofitton ntdjt an»
juwenben, ba ber Sieger, wie wir f)ören, in Sßien lebt, welche ©tabt,
wie üieleS Unfraut bodj audf) wuchern mag, uns benn bodfj t>on $eit
ju ßeit audfj ein gutes Xalent fenbet, als baS wir ben ©omponiften
nochmals bejetcljnen muffen.
12.
(ftükn für Hb JKanoforte*
81. $. ©pottljoH?, SedjS ^arofterifttfrffc ® tu ben. SBerf 9.
S)er SSetfaffcr ift Drganift, man mufc baS wiffen, um fein ©tre»
ben mef)r fd&äfcen ju lernen. ©S brängt unb treibt if)n in bie §öt)f,
er möchte bie ganje SBelt mit feiner Sunft beglücfen. Aber bte fträfte
finb nod) unentwidEelt ; eS fet)lt fogar bie ©icljerljeit im Xed>nifdjen,
Urteil unb ©ejd&macf. 3n jeber ber ©tüben wirb an guter SRujifa
etwas ober Diel auSjufejjen Ijaben, namentlich in ber mobutatorifdjat
& Montag unb (£. ©ittmann, (Stäben. 353
gorm. SSBcr wirb j. 85. in einem Keinen jwei ©eiten langen ©tüdE
aus G moll ftd) gleid) aus bem ©attel nnb narf) E dur werfen laffen,
tüte in ber erften Stube? ©o üermag ber SSerfaffer faft in feiner bic
Xonart feftjufialten, was an einem Drganiften, ber bodf) feinen 3. ©eb.
33adfj lernten mufe, hoppelt wunbert. ©s enthalten bie ©tüdEe aber
auefj manches ©mpfunbene; fo ljebt fid| plö|lid) auf ©eite 13 ein
fd&öner träumerifdfjer ©efang t)ert)or. SBie er aber borten gefommen,
begreift man audfj ntd)t red^t; er pafct weber jum Anfang nodE| jum
Serlauf beS ©tücfeS, ftef)t überhaupt ifolirt in ber ganjen Sammlung.
Sfcädfjft biefem Fragment fd&eint uns bie lejjte ©tübe t>telleid)t bie be*
fcljeibenfte, boö) and) bie ferttgfte. (Stuben finb eS übrigens nid^t,
fonbern ©fijjen. SBir galten aber bafür, ber ©omponift muffe, um
weiter ju tommen, biefe r^apfobifrfje gorm aufgeben, unb eS würbe
uns ein $eft woljlgefefeter gugen bei ber näd^ften Begegnung meljr
erfreuen als ein jweiteS t>ott ©fi$en. An feinem föniglidjen 3nftru*
mente mufe er ja ben Sßertf) ausgeprägter Shmftform, wie fie JBacfy
im ©rösten unb SHeinften giebt, ju würbigen gelernt fjaben.
& SWotttag, 3wei ©tüten. ©er! 3.
©in ebleS Streben fpridfjt aud) aus biefem Sßerfdfjen beS ßompo*
niften, auf ben wir nodf) toor ihtrjem aufmerffam gemalt, 2)odj,
fdfjeint un§, grübelt er ju t)iel unb berwidEelt fid) oft. dagegen fdjüfet
am erften Arbeiten für ©efangftimmen. 2)aS Snftrument toerfüljrt nur
ju oft jum ©jperimentiren, bie ©timme leitet wieber jur Slatur jurücf .
3war er wollte ©tüben fdjreiben, aber gewifc and) met)r als ba«,
unb üor Slttem äftufif. ©tnjelneS erfdfjeint gelungen; eine Xotalwtr*
hing üermiffen wir aber nod), unb bieS fommt wof)l jum X^eil oon
ber fdjwierigen Stufgabe, für Silbung ber jpanb forgen unb aud| muft*
falifdf) feelcnüott erf feinen ju wollen. 9ßur wenigen auSgejeidjneten
Xalenten ift bieS ju bereinigen gelungen. 3m ßt)arafter treffen bie
beiben ©tüben im fd^wermüt^tgen Xone jufammen, bodE| ift bie jweite
lebhafter, bie erfte finnenber. S)er canonifd^e ©dfjlufefafc ber jweiten
l)ebt bie SBirlung beS 9Sorf)ergcJ)cnbcn beinahe gang auf; wir Ratten
iljn lieber ganj unterbrücft.
* Sari ^ittmann, SedjS Stuben. 8Berf 6.
$ie ÄuSftattung ift prächtig, ber ©tid| oorjüglidi, — aber bie
Sompofition! ©ie ritf)rt wof)l fcon einem Dilettanten Ijer, einem
Schumann, ©ef. Schriften. IL 23
35.4 SR. ©. Grbertoetn, Stuben.
attufifer wäre fic faum juäutrauen, nod| weniger ju vergeben, Sin
gewiffe gärten unb offenbare ©djnifcer, wie fie baS SBerf jeigt, wüt<
ben wir uns am ©nbe nodf) weniger ftoßen als an bie ganje fdjale
Sftidjtung, bie eS geljt, jenes füßlidje, fentimentate Sßefen, baS italie--
nifdj fein tritt, jenes mrtuofifdje Äofettiren, baS nur auf SBeifatt
»erliebter grauen ausgebt. aber, wie gefagt, wir tjermutfjen einen
Dilettanten hinter bem SBerfaffer, einen t)on jenen toielen, bie „Zfyah
berg" fpielen fönnen unb äftojart tjerattet nennen, aber er laffe baä
©omponiren. ®S giebt 10,000 beffere ©ompofttionen in Deutfdjlanb
als \>k feinigen — bie bod& nid&t gebrudEt ju werben üerbienen. SBoju
nod) bie SRaculatur üerme^ren?
9R* &. (Sbtxmiu. ©edjs <£«ben.
Der SBerfaffer ift ein ©oljn beS SBeimarfdjen 3Ruftfbirector3. Sr
f)at, irren wir nidjt, außer im üätertidjen $aufe audfj bei §utmnel
Unterricht gehabt unb jog fpäter nadfj SßariS, wo er fidfj namentlich
als Sefyrer einen SBtrfungSlreiS gebilbet.
Die öcrfü^rcrtfd^cn ©iretjenftimmen jener ©tabt Ijaben feinen
Oljren übrigens üergebenS gefdjmeidjelt. Sein- 9Äenf d) würbe bie Stuben
einem granjofen jutrauen, überall fief)t ber frfjlidfjte ef)rtid>e Deutfdje
heraus. Slußer burdfj Sorrecttjeit beS ©afceS unb gute $orm jeidjnen
fidf) bie ©tüben aud) burd) if)re ßetd^tigfeit aus, fie werben ben meiften
Spielern mittlerer Äraft gar feine mel)r fein. Dies ift ein Söorjug
t)or tnelen, bie als ©ompofitionen audj nidjt größern SBertl) f)aben.
SBenn bei ben SSorjügen, bie mithin bie (Stuben befifcen, fcorauSju*
fe|en ift, baß fie in ber unmittelbaren Umgebung beS ©omponiften,
ber jugteid) Äeljrer ift, 9lufcen ftiften werben, fo glauben wir bod)
tttd)t, baß fie barüber f)inauS bringen. Daju fcf)tt es iljnen an £)xu
ginalitat, ©dfjwung ber Sßfjantafte, Kraft, unb audf) an jener ©rajie,
bie x>ft notf) größere ©iege erringt als bie Kraft. &ud) bie ©tübe
fott f)BI)eren ßwedten bienen als bloS medfjanifäen. Dies wußte fdjon
©ramer, unb wie f)aben fidf) bie $tittn unb äftenfdjen feitbem nodj
geanbert! ©tüben j. 33. wie bie erfte, müßten gar nidjt metjt gebrueft
werben ; bergfeidjen fjaben wir fd^on in Ijunberterlei gönnen gehabt.
Das ift aber thtn iljre fdfjwädfjfte Seite, baß fie nidjts SReueS, SBefon*
bereS geben, ßoben aber, wie gejagt, muß man überall jenen ein«
fachen unöerftettten SluSbrudt, wie er ber §ummelfrf)en ©djule über»
Ijaupt eigen, SSietteid^t, baß in ben fpäteren ipeften, bie ber Sompomft
$. g. ftujferattj, <Soncert*(£tübeiu 355
auf bem Xitet t>crfprid^t er aitdj einen leeren Sluffdjmung nimmt.
35ie Scitfd^rtft wirb über bie gortfefcung berieten. Sinftweilen »ollen
wir nodf) auf bie Stuben fünf unb fedjS, atS bie muftlalifdf) intereffan*
teften, aufmerlfam gemalt l)aben; namentlich fd&lägt Sir. 6 einen uns
toon SJadf) ^er liebgemorbenen Xon an.
$♦ %. Änfferatl), ©etfjS Sonccrt-gtäbcn. äßet! 2,
SS finb biefe Stuben ofyne Steifet &*c auSgejeid&netften, bie in
legtet $eit erfd&iencn, fo fdfjöne Sigenfdjaften finben fic§ in iljnen öer*
einigt, greilidj bis jur Originalität ift ber junge Äünftler audj nodj
nid)t burd&gebrodjen; er belunbet aber eine fo folibe SBilbung, fo ge<
funben natürlichen ©efdjmacl, ber fidj audj baS Sefte toom Sßeuften
mit ©efdjicf angeeignet, bafc wir auf if)n als auf .einen tüd&tigen Sla*
mercomponiften ber 3utunft rennen lönnen. Um fo freubiger fpredjen
wir bie« au», ba wir im äugenblicfe thtn nidjt reic§ an guter Slamer«
mufif finb. SRad) ber ftürmifdjen Sfjopinfdjen Spodje, bie in £enfelt,
Sifjt unb Xtyatberg ifyre brei Snbpunlte erreid&t, fdjeint jefct ein ©tili*
ftanb eintreten ju wollen. Sie SÄedjanif war bis jur äufcerften $öf)e
getrieben, eS mußte eine Srfd&öpfung eintreten, ©djon aber regt fidj
neues Üibtn. 3)er ^olbc ©efang, t>on frönen formen getragen, will
feine Sftedjte wieber, mit Sfjrfurdjt erinnert man fiel) wieber älterer
Stauten. 35ic folgen wirb bie nädfjfte 3u^ft iriflau SMefe SSctrad^*
tungen tnüpfen wir gerabe an ben Flamen beS jungen ÄünftterS, ben
wir eben nannten, weil audj if)n bie tefcte Spodje nidjt unberührt ge*
laffen. 2lber bie glutt)jeit §at if)n an ein fixeres Ufer geworfen; bie
Störungen, bie er gemadjt, werben il)m nur t)eilfam fein, unb mit
ben 3at)ren Äcaft unb ©elbftänbigfeit warfen. Sn feinen Stäben
fief)t man jene $eit ber Srregung nodj beutlid) nachwogen; fie gleidjen
etwa jenen ruhigeren SSßafferringen, wie fie nadf) heftigem ©türme bem
Ufer juetten. ©eljen wir fie etwas genauer an! ©leid!) bie erfte Stube
nimmt für ben Somponiften ein, weniger burdf) Sigentf)ümlidf)feit als
burdj SBoPaut. ©ie erfdjeint wie ein 3tüicÖefan8' &er M iu^fet ju
einer SKelobie tjerfdfjmiljt, ntdjt unäljntidj jenem SiebeSbuett allen*
betSfo^nS in feinen ßiebecn otyne Söorte. ®er Sinbrudf beS ©anjen ift
wof)ttf)uenb, wenn audj, wie gefagt, nirf)t neu wirlenb. ©eljr fagt uns
bie jweite Stube ju, bie in ityrer Sleganj, iljrer feinen Gattung an
SRofdfjeleS erinnern möchte; fie besagt uns burdjauS; wir wünfdfjten
nidjtS jugefefct nodf) weggenommen. 3)ie britte (Amoll) fttnbigt ft$
23*
356 &{& 33raoourftubien nadj $agantnt.
im ©fjarafter als fjumoriftifdjer an; ber 9Jlittetfa|, namentlich im ®e*
fange in Asdur, bleibt aber fjtnter ben Erwartungen jurücf, man
erwartete eine geiftreidjere Verarbeitung. Die legten Xacte wandten
wir ganj geftrid^en. Das grajiöfefte ©tücf ber Sammlung ift ofyie
Sweifet baS folgenbe, ein redjt jarteS SiebeSgebidEjt, in fjorm unb §aU
tung üoräüglict) gelungen. Daß ber Somponift audj ©f)opin fennt uxtb
liebt, jeigt bie fünfte ©tübe; fie fängt fef)r wilb an, lenft aber balb
in einen ruhigen SKittelfafc, ber inbeß wenig SShtjieljenbeS l)at. Das
®anje fdjeint uns mtßwadjfen. @S ift ein ©tücf, an bem ber dorn*
ponift triel geänbert §aben mag. Die Einleitung jur fedjften 9ium*
mer erinnert offenbar an S3cctf)0tjcn8 Cis moll*©onate, wirft aber aud>
im Sibglanj; bie eigentliche ffitübe folgt erft; fie gehört ju ben briflan*
ten gigurenetüben, wie wir beren mehrere von $enfelt ljaben. 9tament<
lidf) biefe fdjeint ben Xitel ju rechtfertigen, würbe audj, wenn wir
nid^t inen, in einem f)iefigen ©oncerte t>on bem Somponiften gefpieth
£ ü SfaS bem Obigen ftef)t man, baß ftdj ber SGöcrt^ ber Derfdjiebenen
ffitüben nidjt ganj gleidj ift, unb baß gerabe jene bie fäwädjieren, wo
ein SSorbilb beS Somponiften erfic^tlid) war. Dies giebt aber um fo
meljr ber Hoffnung SRaum, ber ©omponift befijje ein eigentümliches
vollgültiges Xalent, baS fiel) mit ber ßeit nod) tjottfrfiftiger IjetauS*
bilben werbe, ©o feigen wir benn mit greuben feiner femern ©nt*
wicfelung entgegen.
%. Sifjt, SratJourftubien ttadj $agattittt£ Gapricen
für baS $ianoforte bearbeitet» (ßwei Abteilungen.)
Dag Driginalwerl f)eißt : 24 Capricci per il Violino solo com-
posti e dedicati agli artisti da N. Paganini. Opera 1. Sine SBear*
beitung t)on jwölf von ifjnen burdf) Robert ©djumann erfriert in jwei
heften bereit» in ben galten 1833 unb 35. 2lud) in SßariS erfdjten
ein Arrangement einzelner, beS SRamenS beS Bearbeiters erinnert ftd>
SRef. nidfjt mef)r. Die Sifjtfc^e Sammlung enthält fünf Kummern
aus ben ßapricci, bie fechte ift eine Bearbeitung beS betannten ©löcf*
djeitronboS, ®S fann f}ier von feiner pebantifdjen SRad&bilbung, einer,
bloß fiarmonifdjen Ausfüllung ber Biolinftimme bie Siebe fein; baS
Elatrier wirft burtf) anbere SÄittel als bie Bioline.
(Sletdje Effecte, burdf) welche SRittel auc§, §ert>orjubringen, war
f)ter bie wtdfjtigfte Aufgabe für ben Bearbeiter. Daß fidj Sifjt aber
auf bie 3Rittel unb Effecte feine« 3nftrumentS aerftetyt, weiß Seber,
ßifet, ©ratoourftubtcn nac§ Sßaganim. 357
bcr ü)n gehört. 68 muß alfo gewiß toom l)öd>ften Sntcrcffc fein, bic
©ompofittonen be«, was füllte Bra&our anbetrifft, größten SBiolin*
Birtuofen beS ga^rljunberts, Sßaganini, burdj ben fünften Slatrier*
Birtuofen ber gefctgett, Sif gt, aufgelegt jn erhalten. @in Blicf in
hit Sammlung, auf baS wunberlidjie tote umgeftürjte SRotengebälfe
barin, genügt bem Äuge, fid> ju überzeugen, baß es fiel) l)ier um
nidjtS Seichtes Ijanbelt @8 ift, als ob Sifjt in bem SBerfe alle feine
Erfahrungen nieberlegen, bie (Se^eimniffe feine« ©pieleS ber Stodfjwelt
überliefern wollte; er fonnte feine 3Seref)rung für ben großen öerftor*
benen Sünftler nid)t ferner betätigen als burd) biefe bis ins Äleinfte
Sorgfältig gearbeitete, wie ben ©eift beS Originals auf baS Sreuefte
toieberfpiegelnbe Uebertragung. SBenn bie ©djumannfdje Bearbeitung
me^r bie poetifäe Seite ber ©ompofition jur Änfdfjauung bringen
wollte, fo f)ebt ßifjt, aber of)ne jene öerfannt ju ^aben, mef)r bie
tnrtuofifdje fjeröor; er bejeidjnet bie ©tücfe ganj richtig mit „83rat>our*
©tubien", tote man fie wof)t audj, öffentlich bamit ju glcmjen, fpielt,
greilid^ werben'S i^rer SBenige fein, bie fie ju bewältigen aerftänben,
trießeid&t nidfjt öier bis fünf auf ber gangen weiten SSBcIt. 2)ieS fann
aber nid)t abmatten,* bie ©adje ju betyaribeln, als ejiftire fie nidjt*
$)en f)B<$ften ©pifcen ber Birtuofität freut man fiel) wol)l aud) in
einiger Sntfemung nafje ju fein. Betrachten wir manches in biefer
©ammlung Snt^altene freiließ genauer, fo ift fein $weifel, baß ber
mufifalifdje ®runbget)alt mit ben medjanifdjen ©djwierigfeiten oft in
feinem Berfjältniffe fteljt. §ier aber nimmt baS 2Bort „©tubie" trieleS
in ©$ufc. 3^r foöt eud) eben üben, gteidjöiel um welken SßreiS.
Sprechen wir eS alfo aus, ba^ biefe ©ammlung trielleidjt baS
©djwierigfte ift, was für (Sfoöier je gefdfjrieben, ebenfo wie baS Dri*
<jinal baS ©dfjwierigfte, was für SSioline. Sßagantni wollte bieS wol)l
audj mit feiner fcljön furjen 2)ebication „agli artisti" auSbrüdfen,
b. 1). nur für Äünftler bin idj juganglidj. Unb fo ift eS audfj mit
ber Slaöierftimme SifjtS; Birtuofen oon gadj unb SRang allein wirb
fie einleuchten. Dies ber ©tanbpunft, öon bem biefe ©ammlung ju
beurteilen ift. (Sine jergliebernbe Unterfuc^ung übrigens beS Dri*
ginals mit ber Bearbeitung muffen wir uns toerfagen, fie mürbe ju
t)iel SRaum foften. Beibe in ben Rauben gel)t eS am beften. 3n*
tereffant ift bie Bergleidjung ber erften Stube mit ebenberfelben nadj
ber ©dfjumannfdjen Bearbeitung, gu ber fiifjt felbft burd} Äbbrucf ber
* betuegen
358 3- Sdjcurfer, ^reUqitartett.
teueren , %ad für Xact, finnig aufforbert. 3n ber italtenifd|en
SluSgabe ift es bie fedjfte ©aprice. 2)ie tefcte Stummer bringt bie SBaria*
tionen, bie and) bie Originalausgabe begießen, biefelben, bie §. 2B.
©rnft ju feinem „aSenejianifdjen ©amaDol* angeregt Ijaben mögen; bie
ßifjtfd&e Bearbeitung galten wir für baS mufifalifdf) Sntercffantcftc be*
ganjen SSerfeS; aber aud() Ijier finben fidj, oft .im fleinften Sftaume
üon einigen Xacten, ©cljwierigfeiten .ber immenfeften Art/ ber Art,
baß wof)l 2ifjt felbft baran ju ftubiren fjaben mag. SBer biefe SSa«
riationen bewältigt unb jwar in ber leisten neefenben Sßeife, baß fte,
Wie eö fein fofl, gleich eingelnen ©cenen eine« SßuppenfpielS an uns
toorübergleiten, ber mag getroft bie 28elt bereifen, nm mit golbnen
fiorbeeren ein j weiter $aganini*2tfjt jurücfjulommen.j
39.
preisquartett tum 3ulius 5djapUr.
Sßaf^aft bcutfd^eö Sßed)! SöniglidjeS Sßedj! SDlan fd&reibt ein
SßreiSquartett aus, man finbet eines ^erauS, man brucft bie Partitur —
unb gleidfj auf bem Xitel im tarnen beS (Sefrönten felbft bleibt ein
2)rucffef)ler ftef>en! ©Gabler ftatt wie oben ftel)t. aber eS tf|Ut nickte
jur ©adje. ßoben wir lieber fürs erfte bie SRidjter,* bie bieSmal ein
mef)r als bloß gutes, nadj gorm unb ©d&ulgefefc richtiges ©türf l)er<
auSgefunben, bann ben ©eridjteten, ber aber anä) me^r als eine bloß
gute Sompofition lieferte, ©d&on ber ©ebanfe ber SßreiSauSfdfjreiber,
gerabe auf ein Quartett, war gut. einmal, ba bie ©attung an fidj
eine fo eble ift, eine ljöf)ere SBilbung ber Äämpfenben toorauSfefct, bann,
ba in tyr ein bebenllidjer ©tittftanb eingetreten war. §atjbnS, 2Ro*
jartS, Beetzens Quartette, wer fennte fie nidjt, wer bürfte einen
©tein auf fie werfen? 3ft es gewiß baS fpred&enbfte 3cU9™ß ber
unjerftörbaren SebenSfrifdje itjrer ©djöpfungen, baß fie nod) nadj einem
tjalben 3af)rf)unbert Silier §erjen erfreuen, fo bodfj gewtß fein gutes
für bie fpätere Sünftlergeneration, baß fie in fo langem ßeitraume
nichts jenen SBergleidjbareS ju fdjaffen öermodjte. DnSloro allein fanb
Stnflang unb fpäter 9Kenbel8foljn, beffen ariftofratifdj<poetifdjem Stja*
rafter biefe ©attung auc§ befonberS jufagen muß. Sfaßerbem liegen
Äaflitooba, SHnbpaintner, teigiger, Spoljr unb 2. ©traufc.
3. ©djatfer, $rei$quartett. 359
nodf) in ben fpäteren 33eetf)0t)enfd()en Quartetten ©dfjajje, bie W SEBelt
!aum fennt, an benen fie nodj 3aljre lang ju lieben fjat.
©o finb nur Deutfdje benn teineSWegS arm; abet eS waren bodf>
nur Sßenige, bie baS ©apital wirflidj mehrten. Soben wir benn ben
©ebanfen beS 9ftannf)eimer 2Wufift>ereinS, bafc er l)ier anregte, unb
freuen unS, bafc fein ©ebanfe erfreuliche tJrudjt getragen. Der Ur*
ttyeile über baS ©cijaplerfdje Quartett finb aerfd&iebene unb abweid&enbe
gefällt; barin aber lamen fie überein, bafc eS etwa 8 83efonbereS,
baS fidfj mcf)t gleich auf ben erften ©lief ju erfennen gäbe.
23er bie späteren Arbeiten S3eetl)ot)enS fennt, wirb anberS fprec^en,
©er romantifd&e §umor biefer namentlich §at auf ben jungen Äünft*
ler gewirft, unb ba er felbft auSgejeidfjneter ©pieler unb Senner ber
3nftrumente, für bie er fdfjrieb, war er wenigftenS üon einer Seite
toor gänsltd&em SKifclingen ober @jtrat)aganj gefidjert. SRiemanb
leugne tjor %Utm beut Quartett baS Streben nadj fcf>öner gorm ab.
3m erften ©afce erfcljeint fie ganj rein unb feft, im jweiten in tjumo*
riftifd^en SBer^ältniffen, bodfj feineSwegS toerjerrt. Das Slbagio f>at
etwas blaffere Umriffe. Der le|te ©afc entfprtd&t aber bis auf. ben
etwas übereilten SRücfgang bem erfteren an ©dfjärfe unb SRegelmäftig*
feit. Die gorm ift alfo im Quartett baS weniger Sefrembenbe als
baS ©eiftige. §ier fpridjt ein anberer SÄenfdj ju uns als bie fjunbert
gewöhnlichen, bieS fü^lt man gleid). Der Sßfjilifter freiließ wirft atteS
burtfjeinanber; was iljm nic^t flar, nennt er romantifdj; was er t>er*
ftef)t, flöfct if)m Hoffnung einer wieberfefjrenben 3°Pfie^ cin> &ann
muntert er auf. Unb bieS freut am QuartettpreiSgericfjt, baß eS ein*
mal einen fidj.anberS unb neu auSfprecljenben SEünftler entbeefte, bafe
eS an ben t^eilweifc ungeftümen ß^arafter ber ßompofition fein fdfjut*
meifterlidfjeS 2Wafc anlegte. '
©c^ört fjabe ict) baS Quartett [Emoll] leiber nidjt. ®8 l)at mir
aber innerlich wieberget lungen , idfj wüfcte feine bunfle ©teile. (Sinen
ber ©äfce bejonberS aorjieljen möchte idj nidjt; fie fte^en aud) in
einem inneren 3ufammenf)ange. Den G^araftcr in fingen SBBorten ju
bejeidjnen: eine anfangs trübe elegifdje ©timmung fteigert fidj burc§
fmmor unb ruhigeren betradjtenben ©rnft ju füfjner energifdjer Xtyaten*
luft. Die SKufif f)at fdjon SfefytlicljeS unb jwar in berfelben golge
auSgefprodjen, unb namentlich liefce fid} baS im 5Beetf)0öenfdf)en Quar*
tett in Amoll nati&weifen. (Sin bebeutenbeS Dalent fpridjt eS aber
l)ier in feiner SBeife aus, unb eS ift wol)l ber 2Wü^)e wertl), mit biefer
Strt unb SEBeifc \iä) vertrauter ju machen. SBegrüfeen wir benn baS
360 §irfdjbadj unb SSerfjutft Streichquartette.
SBerf als ein eigentümliches, geiftoolleS, unb weifen beutfdje Quartett*
vereine barauf f)hu Der Äünftler aber ftet)e nidfjt ftiß unb gebe baß
wteber Setüeije ber tljatfräftigen Stimmung, in ber wir ityn julefct
verließen. „Den SßreiS beS SBettlaufS ju gewinnen, barf man nify
ftefjn unb fiel) befinnen" fjat er fid) felbft jum 2Rotto gefegt, unb H
giebt nodf) anbere unb ^ö^ere SBettläufe. Das @IüdE tyat i^m fdjon ein*
mal fremtbftd) jur Seite geftanben; er t>erftel)e unb benufce ben SBinl.
gloreftan.
Streidiqttartette.
§. $irfdjbadj, Sebenabüber in einem StoffaS Don Quartetten für jtoei Violinen,
$iola unb Violoncello. (SrfteS Quartett [Emoil]. ^Berl 1.
3. 3» $. Serfjutft, Swci Quartette für Biotine :c. [Dmoll unb Aß dar.] SSerfß,
ßwei ber obigen Quartette finb fdjon toor geraumer 3ett if-
©eite 115 f. unb 125 ff.) als SRanufcripte erwähnt worben. 2Bir
begrüßten fie, jebeS in öerfdjiebener äBeife, als bie erften größeren
SRefultate talentreidfjer SSeftrebung, unb bezeichneten namentlich baS
Zahnt beS Srftgenannten als ein eigentümliches poetifd&eS, to&^renb
und baS lebhafte bilbungSfäl)ige 9latureQ beS jungen $ollänber3 mit
nidfjt minberer Xljeilnafime erfaßte.
©eitbem mögen beibe junge Äünftler nod) fleißig fortgearbeitet
tyaben; üon bem einen ift eS befannt, .als äWufifbirector eines £on<
certöereinS* brang fein SRame fdjneller in [bie Deffentlidjfeit. 35er
anbere l)atte einen fc^wereren ©taub; was flimmert fidj bie SBelt
um ein Dictiterftfibdjen, wenn eS nidfjt gerabe auf ber offenen fronte
eines SßalafteS gelegen? ©0 erfdjien benn t>on feinen Eompojttionen
bis jefct nur bie eine, baS erfte eines ©tyfluS toon Quartetten, bie
er felbft „ÄebenSbitber" nannte unb mit 9RottoS aus ©oetfjeS gauft
überftfjrieb.
2Ran fottte meinen, mele unferer Sefer müßten begierig nadfj bem
erften SBerfe eines jungen SWanneS greifen, ber in biefer «Seitfc^rift
fdjon manchmal ju i^nen gefprodjen, ber if)nen befannt fein mujj
burd) manche tüfjne Sleußerung. 2Wan wirb baS ipödjfte öon i^m
verlangen, man wirb if)n mit bem 9Raße meffen, mit bein er ge*
* $er Ghtterpe in üet^jtg.
§irfdj6adj, (Streichquartett. 361
nteffen. äBer bieS vornimmt, wirb freiließ an it)tn auSjufefcen finben
unb tuet. Xrennt er aber ben fritifdjen äßenfd&eu öom probuettoen,
fo wirb er biefem bie Xfjeilnafjme nid&t toerfagen fönnen, bie wir
jebem jollen muffen, ber fidfj mit eigner gauft eigne Joannen fudjt.
©djmeidjeln unb gefallen will er nidE)t; fagt er'S bod) gleit!) in ben
SRottoS {elbft, was er Witt: „@3 mod&te lein §unb fo länger leben"
nnb „3dj grüfje bidj, bu einjige Sßl)iole, bie idf) mit Stnbadfjt nun
herunterhole, in bir toeretyr' id& ÜRenfdfjenwijj unb Jhmft". Dies ift
aufrichtig genug. Snbefj fdjaubere man nid&t ju feljr t)or jeiner STOufil
jurücf als üor einer menfct)en* unb lebenSfetnblicfjen, grabe ifyr aud)
nid)t ju tief nadj, ob fie ben ©imt ber gauftfdjen Sfteben budtrftäblidj
wiebergiebt. Srren wir nid&t, fo finb bie Ueberfdjriften erft fpäter
t)injugefommen, als bie ©ompofition beenbigt war. . 2)er ©omponifi
fanb in if)nen etwas feiner ausgekrochenen Stimmung im Allgemeinen
SBerwanbteS, unb fie paffen audf) jumeift nur auf ben ßtyaralter beS
erfteti ©afceS ; bie anbem ©äfce, obwohl audj erttft, jeigen ein weniger
fdjwermütf)ig wilbeS ©efidjt unb galten bie belannten d&aralteriftifdjen
ßeidjen foldjer ©äfce im ©anjen feft.
©ewife, ber Somponift fd&rieb aus feiner ©eele; ein heftiger
©rang jutn ©Raffen fprid)t , fid) in allen Stummem frineS Quartetts
un&erfennbar aus. $)en pdjtigeu SSeftrebungen anberer jungen Som-
poniften gegenüber f)aben bie feinigen {ebenfalls etwas ©roftartigeS
unb SldjtunggebietenbeS. äßan ftet)t eS, er will ein SDtdjter genannt
fein, er mödfjte fid& überall ber ftereottjpen gorm entjie^en; SBeetfjoüenS
lejjte Quartette gelten üjm erft als anfange einer neuen poetifcfyen
Slera, in biefer will er fortwirlen; §at)bn unb SWojart liegen tym
weit jurücf. ©o t)at er in ber Xf)at manches mit bem frangöfifdjen
Jöerlioj gemein : fü^ne ©djaffluft, SSorliebe für grofce gormen, poetifdje
Anlage, tljeilweife Serad&tung beS Sitten — unb autf) baS, bafj er,
wie jener in früheren gatyren äRebiciner, erft im jwanjigften fidfj ganj
ber Söiufif wibmete. ©er leitete Umftanb ift erwäljnungSwertl). 2Ber
frülj |baS §anbwerf lernt, wirb frülj ein SReifter, unb gerabe bie
Sugenb ift ber Sntwidtelung gewiffer gertigfeiten am günftigften.
S5aS ©lüdf aber einer frühzeitigen richtigen Seitung fdjeint unfer
Äunft jünger nidjt genoffen ju Ijaben. dagegen braute er freilidfj
anbere Gräfte mit jum Dienfte ber SRufen, benen er fidf) nun ergeben,
eine überhaupt üielfeitigere Sitbung, wie man bei ber Safte fonft
ttitflt finbet. ©r ift ber @efd)id&te vertraut, er fennt bie ©tdfjter aller
Sänber, bie Kämpfe ber ©egenwart in toerfc^iebenen Sejie^ungen finb
362 Sertjulft, Streichquartette.
it)m nid)t fremb geblieben. SBaS SBunber, wenn ein in anbern Dingen
fo weit toorgefdf)rittener Jüngling nun audE) in ber SKufif nidjt mit
bem 3133S anfangen, wenn er gleidj frei reben unb bieten will. 3m
erften frifdjen Anlauf gelingt auc§ öieleS; l)in unb wieber bridjt aber
boc§ bie IMenfjafte SSilbung als SHufifer fjinburd), unb man f|at
bann ungefähr baS ®efüf)l wie nad) einem ortf)ograpf(ifd(jen ©d)ni|er
in einem fonft geiftreidf) gefdjriebenen SBriefe. Äefjnltdjem, unb nur
nodj öfter, begegnet man in Serliojfdtjen Sompofitionen. Sßir wollen
bie einzelnen ©teilen im Duartett nidjt anführen, bem jeber SRujtfer
bie nodj unauSgebilbete §anb anmerft. ®er E^arafter beS ©anjen.
baS barin üorwaltenb beutfdje ©epräge ftefjt t)5f)er. SS ift ©tun
unb 8ßaf)rf)eit in biefem ßebenSbilbe, unb was i|tn an SKeifterfdjaft
abgebt, jeigen tuelleid&t fdfjon bie fpäteren, bie ben SijfluS uollenben
f ollen. Sinftweilen glaube er uns nur noclj biefeS: wir lieben ba$
{Ringen ber Sugenb nadt) Steuern, unb SBeetfjotoen, ber bis junt legten
Ät^emjuge rang, ftef)t uriS als ein f)of)eS SRufter menfdjlidjer ©rofee
ba ; aber in ben ^uc^tgärten SWojartS . unb §at)bnS fielen aut§
fdfjwerbelabene Säume, über bie fid} nidjt fo leicht hinwegfegen läßt
ober man überlebt fid) eines üerebelnben ©enuffeS ju feinem ©df>aben
fo lange, bis man, nadj anberen umfonft in ber SBelt umljerfudjenb.
enblidt) bodj wieber auf jene jurüdHommt, aber bann ju fpät unb oft
mit einem erfalteten ©erjen, baS nidjt me^r gu genießen, ober mit
jitternben $änben, bie nidtjt metjr ju bilben öerfteljen. 62
3n jene grudfjtgärten tyat ber anbere junge Äünftler, ben wir
oben genannt, bei SBeitem met)r f)ineingefdjaut ; man merft eS if)m
an, er füf)lt fid} glücflid) in feinem SBerufe, SRufifer ju fein ; er tritt
t)or Slttem 2Jhtfif, fdfjönen ßlang; gauftfdje SRebengebanfen Ijegt er
nidjt ©rf^on bei Sefpredjüng einer feiner Duöertüren (©eite 176 ff )
bejeidfjneten wir . bie Art feines XalenteS unb bie tljm entfpredjenbe
3tidt)tung; wir wüßten bem. bort ©efagten faum etwas fiinjugiifügen.
SMS Duartettftilift im Sefonberen jeigt er eine entfdjtebene 93efäljigung
audf)äubiefer®attung; er f)atif)ren wahren ßijarafter gefaßt, jebe Stimme
fttdjt fid) felbftänbig ju galten, fie winben unb fteujen fid) oft inter*
effant genug; .nur manchmal überfällt it)n eine Art fompf)omftifdfer
guror, wo er ben befc^eibenen SSieren DrdEjefterwirfungen abzwingen
modjte. Der ßettfotge nad) ift baS mit Sßr. 2 bezeichnete Duartett baS
juerft entftanbene. @S gel)t aus einer im Duartett woljl nod) unge*
brausten Xonart, ber in Asdur, unb ^at feine ©c^wierigfeiten. 3n5onn
unb golge ber ©äfce ftrebt eS fid) ben alteren oben genannten SReiftern
8erf)ittft, «Streichquartette. &63
anaufdjliefeen, 3m gfyarafter Ijerrfdjt $eiterleit unb SebenStuft vor, nur
an einzelnen ©teilen von Steufcerungen finnigeren ©wfteS burdjbrodien.
Die metobijc^e güfyrung gat ttodf) fein entföieben originelles @e*
präge; einzelne lebhafte 8lu8brüdfje erinnern an 2Renbel8fof)nfdje$.
Durdjweg ju rühmen ift aber bie SRcin^ett be3 ©aieS in Jemen oft
fünftlidfen SSerfledjtungen. ©o fann benn bog ®anje, gut einftubirt
unb vorgetragen, nur einen günftigert (Sinbrucf hervorbringen. Der
beS jweiten Quartetts, baS in D moll gef dpiebtn, ift ein vielleicht nodf)
gfinftigerer. Da beibe furj nad& einanber gefdjjjrieben fti&etnen, fo finben
fid) wol)l einzelne Sefyntidjfeiteft; jebenfatlS betöegt fidj aber ber (£om<
ponift im jweiten nod) leichter unb gefdfjicfter, woju aud& bie leichtere
Dbnart beigetragen, ©er erfte ©afc raufest flüchtig vorbei; ber jweite
§aaptge[ang, ber faft einen Sßarenttyefend&atalter t)at, Ibnnte Ubm*
tenber fein, unb wo er tranSponirt wieberfet)rt, wunbert bie veränberte
weniger gute Harmonie. Den ©djlufc wünfcf)ten wir ebenfalls bebeu*
tenber; er bridjt ju furj ab, als fjätte ber Somponift bie ßuft an feiner
arbeit verloren gehabt, 3m Slbagio ergebt er fid) aber wieber ju einer er*
freulidien §ölje ber©timmung. Der brüte unb vierte Xact erinnern wofyl
an ein SRojartfdjeS X^ema im Don 3uan ; baS ©tuet burdföietyt aber
im Uebrigen eine fo frifd)e (Smpfinbung, wie fie nur ber 3ügenb eigen ;
gewiffe {(eine f)armonifd)e Däufdfjungen madfjen eS ganj befonberS an«
jie^enb. . Das ©dfjerjo benimmt fidfj munter, aufgeräumt trofc ber SRott*
tonart; je fedfer ber Vortrag, je metjr es Wirten wirb* Der lefcte ©afc
fängt mit bem legten ber Ijeroifdjen @t|mpt)onie an, beinahe büdjftäblidf).
3ft baS bem Komponiften entgangen? SBenn nidjt, warum liefe er eS
ftefjen? Salb aber t)üpft ein eigener ©ebanle t)ervor; (Seßo unb
S3ratf ty fangen fidf) ju neef en an unb baS luftige Spiel ge^i f)fibfdl}
von ftatten. Der finäul verwicfelt fid} met)r unb meljr unb brof)t fid)
ju verwirren. Dod) löft fid) baSOanje nod& getieft unb fdjliefjt im
|eüen Dur etwas bombaftifd), bodj nid^t, bafc man bem ©omponiften
beSljalb gram werben bürfte.
@o feien benn bie SSeftrebungen biefeS jungen fiünftlerS ber SBett
aufbaS Seb^aftefte empfohlen. Der eigentliche SebenSpünlt eines SßerfeS
läfct ftd> nie mit SÖJorten nad^weifen ; barum fpiete unb l)öre man felbfi
Der tünftler aber jeige fic§ balb wieber auf einem Derrain, auf bem
gufe ju faffen freilid) nichts SeidEjteS ift; über bem äufeerlid^en ©rfolg
fte^t aber ber innere ©ewinn, ben jebe Kraftübung im Schwierigen
bavonträgt, unb beffen folgen fidf) ber ganjen übrigen äöirffamfeit
beS ÄünftlerS Ijeitfam mitteilen, 12.
361 $eetyot>en3 £eonoren=Duöertüren.
Die £ eottorett-<Dutiertttreti tum Ifeetyotiett.
STOit greub'en wirb fidj ÜRand>er jenes Äbenb« erinnern, al« baS
Seipjiger Drdjefter unter 2Wenbel«fof)tt8 Äettung un« alle tuer Duber»
tären ju ßeonore nad) einonber pren liefe. S)ie 3eitfdfjrift berichtete
fdfjon früher barüber.* Sßir fommen t)eute nrieber barauf juruef, ba
foeben bie vierte ber Ouvertüren (ber (Sntfteljung nadj bie jtoeite) im
©tid) erf djienen ift, vor ber §anb nur in ©timmen, benen aber balb
bie Partitur folgen wirb,
Ueber bie SReiljenfolge, in ber Sieetljoöen bie Duöertüren fdjrieb,
lann faum ein 3roeifel fein. SSietteidjt bafc SRandjer bie eben erföienene
für bie erfte galten fönnte, bie 33eett)0öen überhaupt ju feiner Cper
entworfen, ba fie gang ben Eljarafter eine« füljnen erften Anlauf« l)at,
nrie in ber fräftigften greube über ba« tjoßenbete SBerl gefdjrieben
fctyeint, ba« in ben §auptjügen fie im Heineren SRaum toieberfoiegelt.
S)en ßtoeifel befeitigt aber ©d&inbler« 83ud> {©. 58) auf ba« SoUftön*
bigfte* SRadj beffen beftitnmter 33erfid)erung üer^ält e« fidfj folgenber*
mafcen bamit. SBeetfjoöen fdjrieb erft bie Dutoertüre, bie fpater bei
X. $a«linger al« 333er! 138 naef) 33eet^ot>en« £obe erfd)ien; fie
ttmrbe in SBien nur öor einer Meinen Sennerfdfjaar gefpielt aber ein*
ftimmig für „ju leicht" befunben. 33eett)ot>cn, gereist, fdjrieb je|t bie
Du&ertüre, bie fo eben bei SBreitlopf unb gärtet erf dienen, änberte
aber auä) biefe, toorau« bie befannte in Cdur ate 9lr. 3 ju be*
jeidfjnenbe entftanb. Die vierte Du&ertüre enblidj in Edur fd)rieb
83eetfjot>en erft im 3^re 1815, al« gibetio nrieber auf ba« ^Repertoire
gebradjt würbe***
2)afe bie britte ber Ouvertüren bie nrirfung«t>oQfte unb fünftlerijd)
öollenbetfte, barin ftimmen faft äße SWufifer überein. ©d>lage man
aber aud) bie erfte nidjt ju gering an; fie ift bis auf eine matte ©teile
(Sßart. ©. 18) ein fdjöne« frifdje« 2Äufifftttcf unb SBeetljoöen« gar
n>ot)l toürbig. (Sinleitung, Uebergang in« Äßegro, ba« erfte Xtyma,
bie (Erinnerung an gloreftan« Arie, ba« ©refeenbo am ©d&lufj — ba«
reiche Oemüty be« äßeifter« blieft au« allem biefem. Sntereffanter fmb
freilidj bie 83ejiet)ungen, in benen bie jtoeite jur britten fteljt. §iet
* @. 224 unb 245,
** fctefemtridjtigen Angaben inSc^tnblerSBeetyoben-Eiograpijte Ijat ftotteboim
in ©ijr^anbers ottgem. muj. gtg. öon 1870 öerbeffert. 8$gl. Änm. 51.
S3eetf)otoen3 Seonoren*Dtt>ertüren. 365
läfct fid) bcr «ünftter redjt beuttidj in feiner aSäerfftatt belauften.
SEBte er änberte, tote er öerroarf, ©ebanfen nnb 3nftrumentation, rote
er fiel) in letner t>on jetner gtoreftanfdjen Arte toSmadjen lann , roie
ftdj bie brei ÄnfangStacte biefer Arie burdj ba$ gange ©tücf f)injief)en,
roie er aud> ben Xrompetenruf hinter ber ©cene nidjt aufgeben famt,
ifjn in ber britten Duoertüre nodf) weit fdfjöner anbringt als in ber
groetten, wie er ntdjt ruf)t unb raftet, bafe fein SBerf gu ber 33oÖ*
enbung gelange, roie roir e8 in ber britten berounbem, — bieg gu
beobachten unb gu oergteidfjen, gehört gu bent Sntcrcffantcftcn unb
Stlbenbften, roaS ber Äunftjünger oornef)men, für fidf) benujjen fann.
2Bie gern motten roir bie beiben SBerle Stritt für ©djritt »erfolgen.
3)ie8 gelingt mit ben Partituren in ber §anb mit ®enufc roeit beffer
als mit SBudjftaben auf bem Sßapier, roe&ljatb roir nur in Äurgem bie
roefentlidjen Ünterfdjiebe berührten. SRodj eines UmftanbeS muffen
roir gebenlen. 3n ber Partitur, bie ftd) im SBetfjj ber $$• 33reittopf
unb §ärtel befanb, fehlten leiber gum ©dfjlufc einige SBlätter. ßum
3»etf ber 2(u3fül)rung in ben fjiefigen Eoncerten rourbe biefe ßücfe
burd) eine entfprec^enbe ©teile au« ber britten Cuöertüre ergangt*
unb biefe in ber gebauten Ausgabe burd) ©lernten begeidjnet.
3ebenfafl3 roar bie« baS eingigj ©cljidHidje, baS fid} tljun liefe, ©er
Dirigent fjat nun aber freiließ gu tt)un, baS Drdjefter fo angutretben,
ba§ bie ©teße
-*-^^& — t -
(21 Xacte oor bem ©d)tu&) ntdfjt gu langfam gegen ben Anfang beS
Sßrefto
8va — — — — —
f|interf)er fomme. 55er Uebelftanb roare oermieben roorben, roenn man
nadj bem Xacte
£=B=j^
$urd) aRenbelSfofjn.
366 ' & Serger, &ejammelte S&erfc. •
bet jweiten Duöertüre (erfte SBiolinftimme, neuntes Softem, tefcter
Soct) t>ietteid)t gleid) mit bem fff ber ^weiten Duüertüre auf ©. 68
ber Partitur fortgefahren wäre. 2>er SSerluft ber Meinen Varianten in
ber 3nftrumentation, ben baS gänjlidje Aufgeben beS Sßrefto nadj ber
erften ßeSart mit fid) braute, fd^etnt uns fein grofeer.- «nbererfeits
mu& man freilid) bie Pietät gelten laffen, bie feinen Xact opfern
wollte- ©ottte fidj aber in ber SSßelt feine jweite Slbfdjrift ber
Duöertüre aorfinben, bie audj ben tooßftänbigen ©d&lufc enthielte?*
39,
£. tiergas gesammelte Werke.
Sßir wünfd)ten öorauSfejjen ju fönnen, ber SRame beS obenge*
nannten SfünftterS wäre ben SReiften ein nid^t nur bem SRamen nad),
fonbern aud) burd) feine Sßerfe befannter. S)em ift aber nidjt fo.
Xro| allen faft wöd)entlid) wieberfjolten 2obe3efl)ebungen , bie ba*
ÜRufifblatt 3friS entlieft, troj} ber SSortrefftidjfeit ber Sompofttionen
fetbft, ift 2. Serger« ©omponiftenruf nur wenig in ©eutfdjlanb Der«
breitet. ®S läfct fid) bieS nur burd) bie eigene ©fjaratterorganifation
beS ÄünftlerS unb burd) bie äußern SBerljältniffe, in beuen er lebte,
erflören. (Sr war, wie man fagt, ein bis jum ^ijpodjonber angft»
lidjer Äünftler, ber 3al)re long an einjelnen SDBcrfcn feilte, o^ne ftdj .
jur Verausgabe entfalteten ju fönnen. Sein 3urc&en &er fjreunbe
f)alf ; je mef)r mau in if)n brang, je tiefer toergrübelte er ftd>. ©o er*
fdjienen benn wäfjrenb feines SebenS nur wenige Sompofttionen. 35tefe
wenigen reiften allerbingS f(in, eine bebeutenbe poetifdje SRatur, mit
einem SBort einen Sänftler in ifym erfennen ju laffen. Slber jum
.SRufym gehört meljr. SSerger fpielte nur in feinen SünglingSja^ren
öffentlich; fpater ^iclt if)n üom Bffentlidjen auftreten biefelbe Äengft«
lid&feit ab, bie it)n an ber Verausgabe feiner ©ompofitionen Ijinberte.
©in Siinftler aber, ber feine Sompofitionen nidjt felbft bem publicum
öorfüljren fann, braudjt bie ^älfte ßeit mef)r, um Sftuf ju erlangen.
S)er SluSnaljmen giebt es nur fefjr wenigd ©o fam eS, bafe fid)
Serger immer mef)r toon ber SEBctt abfd&ieb, nur im ©tillen als Seljrer
* Wm 27. ganuar 1853 würbe bie Dutoertüre &um erften SKole tooflftäKtog,
nadj einer neuerlich borgefunbenen $anbfd)rift im ®etoanbl)aufe aufgeführt.
8. Eerger, ©efammette SBerfe. 367
• fortwirlenb, batet aber aud) fleifcig fdjaffenb unb feilenb. @r ftarb,
&om ©djlage getroffen, als er gerabe eine ©df)ülerin unterrichtete, in
jiemlidf) f(oi)em Sllter am 16. gebruar 1839. 3n feinem Xeftamente
fanb man fcerorbnet, ba§ eine 9tuSwaf)t feiner nadfjgetaffenen ©ompo*
fitionen burd) bie Ferren ßubwig SRettftab unb SBüfyelm Xaubert toer*
anftaltet werben möge, bie, ©djüler unb greunbe beS Verewigten, fid)
beS ehrenvollen Auftrages mit ©ifer entlebigten. §err gr. §ofmeifter
übernahm ben Verlag, unb bie ©ammlung ift, bie Sieber nidjt mit
geregnet, fd)on ju fünf ftarlen SaljierS angewad&fen*
$in foldjeS Unternehmen, ben ÜÄanen eines wenig gelaunten
ÄünftlerS ju ©fjren ausgeführt, toerbient fdjon an fid) eine auSgeidEj*
nenbe Srwäljnung, hoppelt, wo eS aud£) ber Sunft jur @f)te gereicht»
SBergerS ftärlfte ©eite war freiließ baS ßieb ; an mehreren Orten in ber
Beitfd&rift würbe fd^on barauf f)ingewiefen. 3)odj audj unter feinen
ßlamercompofttionen befinbet fid) beS Xrefflidjen triel; baS ©emeine
lag feiner SRatur überhaupt fern, 2Rit einigen Söorten ben gnljalt
ber fünf $efte ausbeuten: fie geben aufcer einigen fdjon älteren SBerfen,
wie bie ©onate, bie 12 Stuben, bie Variationen über „fc^öne 2Kinfa",
audj mele juöor nodf) nid)t gebrudfte, wie 18 Variationen über „ah,
vons dirai-je, Maman", baS auf bem Xitel ber ©omponift felbft als
fein „befteS Sßerf" bezeichnete, unb ein ganzes (Slamer * ©oncert. 2Rtt
biefen fünf heften ift aber bie ©ammlung wot)l nodj feineSwegS ab*
gefdjtoffen ; fie genügen inbeft öotlf ommen jur SRedfjtfertigung beS ÄuS*
fprudjS ber Herausgeber, wie burdf) fie ß. VergerS ftünftleroame nur
gehoben werben fönne, wie ifjm traft if)rer eine ©^renfteüe neben ben
claffifd&en SKeiftern ber legten ©poc^e gebühre. 2. VergerS erfteS
Vorbilb war offenbar SRojart felbft, baS nur erft fp&ter burd) SSeet«
f)ot>enS ©rfdfeinen etwas in ben ^intergrunb getreten fein modjte.
Stuf feinen ©lamerftit inSbefonbere fjatte aufeerbem ©lementi, ß. VergerS
erfter ße^rer, bann audj gielb, fein ÜRitfd&üler, ßSinflufc gehabt, ©r*
innerungen an biefe feine ÜKeifter unb greunbe finben fi# überall.
S)amit foH aber feineSwegS gefagt werben, als ob ß, Serger ein 9tadfj'
afjmer biefer gewefen. 3m (Segentfjeil, was geniale ©c^öpferfraft an»
langt, fteljt er fowof)! über ©lementi als über gielb, unb bewies eS
namentlich im ßiebe, in bem er ganj otyne Vorbilb arbeitete, beffen
©renjen er weit über bie bamals conöentioneüen IjinauSrücfte. §ätte
er fid> mef)r üom ©latoier ab*, mit feiner gangen Äraft me^r nodj bem
©efange, bem Drdjefter ober ber Dper jugewenbet, l)ätte er fidj audj
ganj t)om aufreibenben ©tunbengeben loSma^en Ibnnen, wer weife,
368 2. Berger, ©efammelte SBerfe.
was uns Serger l)ätte werben fönnen. S)oc§ galten wir uns an baS,
wag er gegeben. 9U8 fein bebeutenbfteS, glücllitfjfteS Slamerwerf gilt
un3 audfj jejjt, wo wir teueres t>on t^m fennen gelernt nodf) immer
feine erfte ©tübenfammlung. Ueberf)aupt, fdjeint uns, war er in Weinen
gönnen gtütf lidfjer als in größeren, wie bieg oft bei ejccntrifdjen 9ta*
turen ber gafl, bie ftetS ttjr SBefteS, XieffteS, SnnigfteS geben motten.
Schlage man foldje Heine ©tüde uitfjt ju gering an. ©ine getuiffe
breite Unterlage, ein bequeme« aufbauen unb Slbfdjtie&en mag mancher
ßeiftung jum Sobe gereichen. ®S giebt aber Xonbidfjter, bie, woju
Änbere ©tunben gebrauten, in SWinuten auSjufpredjien wiffen; jur
Darftettung wie jum ©eniefeen foldjer geiftig concentrirter Sompofu
tionen gehört aber freiließ audj eine gefteigerte Äraft beS Starfteßenben
wie ber Äufnefjmenben unb bann aud) bie rechte ©tunbe unb $tit;
benn fdjöne, bequeme gorm läßt fid) immer genießen unb auslegen,
tiefer ©etjalt wirb aber nidjt ju jeber 3e^ öerftanben, S)af$ 2. Serger
audj größerer formen SWeifter war, Ijat er in feinen ©onaten, feinen
©oncerten beroiefen; feineSwegS aber geben wir für biefe eben jene
Heineren genialeren Arbeiten l)in, wie jene (Stuben, einige feiner $a*
riationen, unb bor SlUem feine Sieber. Sticht ganj einftimmen motten
wir inbefc in baS ©elbfturtfjeit beS SünftlerS über jene 18 Variationen,
bie er felbft als fein befteS SBerf bejeidjnet, bie uns jene frühem
Variationen über „fdjöne SRinfa" nidjt aufzuwiegen fdjeinen. Sünftler,
wie mandfje äßütter, lieben oft bie ifjrer ftinber am meiften, bie itjnen
bie meiften Sdfjmerjen gemalt. SBir glauben, feneS SSariationenwerl
VergerS war ein foldjeS SdjmerjenStinb; er foß 3al)re lang an iljm
gebilbet unb geglättet traben. Srgenb ein fein fünftlerifd&er $ug, oft
in ber Meinen Spanne einiger Xacte, finbet fidf) aber fonft auf jeber
Seite einer Vergerfdjen Eompofition. Oft audfj fetyen wir iljn in glürf*
lidjer Stimmung plöfclid) wie unterbrochen, unb baran mag wol|l fein
fie^reramt Sdjulb fjaben. SEBte mancher fdjöner ©ebanle mag uns fdjon
geraubt worben fein burdf) baS unjeitige Sintreten eines Keinen Scalen*
ritterS, wie mandjeS fdjöne fdjaffenbe Xalent ift burdj Unterridjtgeben
ju ©runbe gegangen! Den Kfjarafter einer mutanten Arbeit, jo
Ittnftlerifdf) f^ön fie ftdfj audfj ju üerljütten t)erftef)t, f)at im ®anjen
aud) SBergerS Soncert. 3War' w™ fytibtn eS nidjt mit Drdfjefter ge«
f)ört; bie Slabierftimme aber f)at uns nur wenig Sntereffe gewährt.
Offenbar wollte Serger audj banlbar für ben Spieler fdjreiben, bie§
l)at tfjn in ßonflict mit feinem poetifdjen 2Renfdf)en gebraut, ber bodj
überaß feine gtügelfpifcen ^erüorfteeft.
SJoIIweiler, Seontjarb unb $artmann, ^retefonaten. 369
äuSgejeidjneteS enthalt bie Sammlung nodfj in einigen grajiös
einfad&en SRonboS, fron benen wir namentlich baä in Dduritn jweiten
(Sanier anführen.
$)ie jweite gro&e Sammlung (Stuben ift in ben big jefct erfdjie*
nenen ,§eften nod) nid)t wieber abgebrucft; wir befprac^en fic fdjon
bei ifjrem ®rf djeinen.
3)ie ßieber erfdjeinen getrennt üon bicfer Hauptaufgabe feiner
SBerle, in einjelnen Heften. SRamentlidj biefe werben feinen Kamen
ber fernen Sufunft erhalten.
©ei benn baS einem edfjt beutfdjen ßünftter in feinen Söerfen ge*
fefcte S)enlmat ber liebevollen SBead&tung ber 3e^9enoffen nochmals
empfohlen.
39.
Drei preisl'onaten für Hs ptanoforte
componirt bim (£. Soöwetler in ^Petersburg, 3f* <£♦ Seouffarb in
Sattbau, 3. % <£♦ #artmann tu Sopeufjagctu
©efrönt toom $ret3tnftitut beS 9torbbeutfcf)eit 2ßuftfüerem3 in Hamburg.
Dbige SBerle laffen fidj fügtidj aus jwei ©efidjtspunften be*
trauten : als SßreiSfonaten, — als ©onaten überhaupt. 3)ief e fönnten
allenfalls Serfudje fein unb fie würben fdjon ber würbigen gorm
falber, in ber fie auftreten, bie ©tjmpattyieen beS ÄrititerS für fidf)
fyaben; an jene fteöt man f(öf)ere 9tnfprüdje, wie etwa an gefrönte
§äupter fetbft, bie bem Solle öorangef)en follen in aller Slrt. greilict)
in ber föunft giebt es lein (Erbrecht; if)re fronen wollen toerbient fein,
unb an bem Sorbeer, elje er auf einem SDidfjter^aupte feft fifct, jenen
oft taufenb $anbe unb nidjt in ber beften Abfielt. Äünftlerifdfje SBett*
lämpfe finb benn gut baju, Xalente fdjneQet ju erforfetyen unb ber
SBelt befannt ju machen. $war ber ßrittl finb jte beSljalb noef) nidjt
entgegen , aber ber SWaffe imponirt ein ^ßreiscollegium immer, wie ben
Sünftlern felbft, bie fidf) if)m ja fonft nidjt unterworfen Ijaben würben,
©afc aber offenbar ©dfjled)tem t)on ausgewallten SRtd^tern ein Sranj
jugefprodjen würbe, wäre beifpielloS, aSerbicnftlid^eö mag benn auefy
burdj ben legten SBettlampf einiges erjielt worben fein.
SSon ben brei ©iegern war bem publicum melletdjt nur ber brüte
belannt; bie jwei anbern Ratten t>ietteicf)t nodj lange arbeiten unb warten
Schumann, ®*f. ©Stiften. II. 24
370 SBofltoetfer, $tei$fonate.
muffen, el)e if>re Kamen ber öffentlichen Slufmerffamfeit für wert!) be*
funben worben. 2Kcm weiß, ber SRuf ift jejjt nidjt meljr fo wohlfeil
als fonft; fie werben atfo bie ®unft StpoHS ju würbigen toerfteljen.
©eljen wir \t%t ab oon aßen äußerlichen 3ntereffen unb bie Sompo*
fittonen felbft etwas genauer an.
3)ie erfte ©onate gef)t aus Gmoll. 2)ie golge ber ©äfce ift bie
gewöhnliche. SßaS fie mufifalifdf) auSfpridjt, ift nidfjt neu, alles audj
nidjt SWufif. S)er ßomponift ftefjt einigermaßen nod) unter ber §err*
fdjaft beS Sttirtuofen, boct) bringt er nirgenbs .gerabeju inljaltlofeS
sßaffagenwerf. §ier unb ba blieft Rummel als SSorbilb burdj, audj
jüngere Eomponiften fcfjeint er ju fennen unb ju lieben. S)aS 3n*
ftrument ift wirfungSöoH, in moberner SBeife befjanbelt, wie benn ber
Eomponift überhaupt ein brillanter Spieler fdfjeint. ©tdj als lederen
ju jeigen, giebt bie ©onate melfadfe ®elegenf)ett ; beSfjalb fpielt fie
audfj oft in bie ©oncertform hinüber. 5)amit ift jugteidj gefagt, baß
if)r nidfjt jener auSbauernb innige feelenüoüe Sljarafter innewohne wie
j. SB. 33eetf)Oüenfcf)en ©onaten, namentlich ber legten ©podfje. 2Bo
wäre aber audf) ©letdfjeS ober nur SUljnlidjeS ju finben? — SBon ben
einjelnen ©äfcen fd&etnt uns ber erfte, wenn audj nidfjt öon meifter*
lidfjem @uß, boct) ber frifd&efte unb fräftigfte. Xie Partie, wo fidj
ber SKeifter am fid&erften erprobt, bie 55urd)füf)rung in ber SWitte beS
©tücfeS bi« jum Stüdfgang, ift nid^t uniutereffant, bodf) etwas fdjwer*
fällig; ber Somponift f)atte fidf) nadj Gesdur (üon Gmoll auS) üerirrt,
ba gab es benn einen fdfjweren Stüdtweg; ber Spieler f)at babei gewiß
biefelbe ©mpfinbung, wie ber Somponift f)atte, wäfjrenb er fdjrieb.
©inige triviale ©teilen finben fidf) wie fdjon im erften Xf)eile beS
erften ©afceS, fo audf) im SRittelfafce biefe» (fo ©. 5 ©gft. 2 t>on Xact
4 an, ©. 7 ©ijft. 4 unb 5, @. 9 ©tjft. 6). ©agegen gefällt uns ber
©dfjluß oon ©. 14 ©tjft. 4 an öorjüglidj; bie Sinfüljrung beS erften
XljemaS gefdjiel)t f>ier leidjt, frei unb wof)ltljuenb. @S folgt ein ©df>erjo
im 2/4Xact, in berfelben Xonart; eS ift artig unb tyat ein anmutiges
Xrio. ©teilen wie ©. 19 ©tjft. 2 öon Xact 5 an fdfjeinen uns aber
ju wohlfeil unb gehören am wenigften in eine SßreiSfonate. 3u ber
Soba fagt uns bis auf einige öerbraueffte 3ßieberf)olungen wieber ber
©djluß fef)r ju. 3)aS Slnbantino beginnt mit einem innigen ©efang,
ber an ein SKotiü beS erften ©a|e8 anflingt; wir wiittfd^ten eS in
biefem Sljarafter feftge^alten. ©. 23 gerät!) aber ber ©omponift in
einen unbegreiflichen 3orn* ^ct $$* ww oft bei ©laüierfpielern, in
maffigen Dctaoengängen ausläßt. Xiefe ©teile verleibet uns ben ©a|.
fieonijarb, SßretSf onate. 371
®a3 fjraale wirb burdj ein paar Uebergang8tacte mit bem Slnbantino
toerbunben; wir muffen ityn leiber für ben geljaltlofeften ©afc ber
©onate erflären, er ift nidjt einmal in ber gorm geraden unb üott
toon ©emeinplä|en, tote wir fie wof)l in SBirtuofenftüdfen entfdjutbigen,
nidjt aber in ßomponiftenletftungen. S8 tt)ut uns leib, bie3Keinung
ber §$. $rei8ridf)ter* f)ier nidfjt feilen ju lönnen. SDa8 Xalent, baä
ftcf) in ben toorberen ©fifeett auSfpridfjt, §at fte offenbar bie ©<i)Wäct)en
be& legten überfein laffem
SBir fommen jur feiten ©onate [Fmoll], Dom ©omponiften
Sonata quasi Fantasia genannt; fte ift mef)r fonberbar afe fd)ön, in
gewiffer Art originell* S)er ßompontft ljat fidj nämlid> barauf capri*
cirt, bie ©onate, fogar in if>ren 9tebentf)eilen, über ein £t)ema ju
madjen. SBeldfje brücfenbe geffel er fidfj bamit angelegt wirb er felbft
am beften toiffen ; immerhin üerbient aber eine f olcf)e ©elbftbefdjranf ung
ein gewiffeS Sob, ba8 wir nm fo lieber fpenben, je me^r toir über*
jeugt finb, baj3 e$ üjm SSfabere, bie öon ber ©<$wierigfeit einer folgen
Arbeit leinen SSegriff fjaben, nidjt fpenben werben. S)enn freiließ —
was f>at er erreicht burdf( biefe ©onberbarfeit? ©ein ©tüdf leibet an
einer faft abmattenben Sinförmigfeit, nnb bie Äunft erfeftt ntd&t, wo
bie SRatur mangelt. 2Bir toiffen wofjl toon SBadf) unb anbern Der»
widfelt combinirenben Äünftlern, tote fie auf wenige Xacte, oft SRoten,
ganj wunberfam gefügte ©tüdfe gegrünbet, burd) bie fidO jene §Tnfang8*
Knien in unjäpgen 33erfd)lingungen tiinburdfoieljen , üon Äünftlern,
beren innere» Df)r fo bewunbernSwürbig fein fd&uf, bafy ba8 äußere
bie Äunft erft mit §ilfe be8 StugeS gewahr wirb. Aber fie waren
SMeifter ber erften Drbnung, benen in Saune gelang, was bem 3ünger
Schweißtropfen foftet. 3t)tc tiefe fjarmonifdje Shtnft gewährte wenig*
ftenS öon biefer Seite ein 3nterejfe. ©er obigen ©onate unb if)rem
©omponiften wollen wir ben beften Sßilten unb baS ernfte Streben,
auSSßenigem triel fjeröorjusaubern, nidfjt abfpred&en; aber ber ©mbruef
fetner Gompofition fprid^t bafür, bafc er mit feiner Arbeit etwa» lln*
banlbareS unternommen, baft er feine Äräfte in einer unnatürlichen
Spannung öerfudfjt, bie aud) bem wo^lwoüenben 83efcf)auer ein SKijj*
besagen oerurfad)en mufc. SKodj baju ift ba3 ©runbtljema nidfjt ein*
mal fein eigen unb unterfd^eibet fid) nur r§l)tf)mifdf) öom erften Xljema
ber 83eetf)ot)enfdf)en Amoll<Sonate für Sßianoforte unb SSioline, ober,
* $rei$rid)ter waren: <L Sh:eb3 (<ßräfeS>, fr SB. @rnnb, <E. SRatgfen, 3. fr
©djtoenfe, ß. ©pofjr.
24*
372 £• % @. §artmann, <ßrei3fonate.
gef)t man nodj weiter jurücf, toon ber ffyge in Gmoll aus bem totfyl
temperirten ©laoier toon SBac^. Stnbercrfeitg erinnert bie Art feines
auftreten« an bie lefete grofce ©onate in Cmoll oon SBeetljotoen. Stotoon
abgefef)en, fo ljat ber ©omponift au3 i^m gemalt, toa3 e3 nur irgenb
Vergab. ©8 erfäeint in toofyt 50 t>erfdf)iebenen ©cftalten, al3 9Retabie,
afe 83af$, al8 äRittelftimme, per augmentationem simplicem unb
duplicem, be£gleid)en per diminutionem, root)I audjj in ©ngfütyrun*
gen :c. ^c. Snt erften ©afee intereffirt ba3 nodf). ^Beginnt aber baä
Hbagio toieber mit ber gigur, bann ba3 ©djerjo unb bann ba3 finale
unb, tote gefagt, nidjt allein in bem $aupt* fonbem audf) in bett
Ulebentf)ema3, fo mbd)te fidfj baä Dfjr apatfjifdfj abtoenben, baS fo un<
barm^erjig Don bem
oerfotgt toirb. 2)ie3 ift ba3 3u&*eI &e* ®urd)füf)rung, ba& nafje an
unfünftterifdje Slbfidfjt grenjt; ftatt lebenbiger Xf)at trocfene Formel.
Slber audj biefer Strt ber ©ompofition tooHen toir nidfjt entgegentreten,
fobatb fie ftd) giebt atö toa8 fie ift afö ©tubie für ben jungen ©om*
poniften felbft. gilt eine *ßrei8fonate aber, um bie ftd) ein ebm erteilter
Sorbeer anfd)miegt, galten toir bie ©adfje für ju gemalt. 3m Uebrigen
finb toir, tote gefagt, toeit entfernt, bem ©omponiften ein fd)tifeen3*
toertfjeä Xalent, ba8 bei guten SRuftern in bie ©djule gegangen, abju*
fpreeffen. ©r toiH nur meQeidfjt ju mel unb tobtet am ©nbe ben Sfteft
Sftaioetät, ber nodj in iljm fein mag. ©agt iljm ba3 nie eine innere
Stimme? Ober ift er fd)on gtüdftid) an jenem Äreujtoeg oorüber, wo
fid) 9tatur unb Stffectation trennen?
S)ie britte ©onate [Dmoll] liegt un$ nod) bor, biefelbe, ?bie ben
testen $rei8 baoon getragen. S)a btteft uns benn gleid) ein finniges
®emütl) entgegen; im fdjönen l^Iuffe ber ©ebanfen betoegt fid^ bie
©ompofition toortoärtS; neue treten f)in$u, bie alten taudfjen lieber ,
auf; fie umf dringen fid), trennen fid) toieber. 2Bie eine fd)öne ©ruppe i
löft fidj ba3 ®anje unb toerfdfjtoinbet leidet unb anmutig, wie e3 6e< |
gönnen. SKacIj biefem ©tücfe füt^It man ben 2)rucf einer Äünftterljanb; |
nur einer folgen fonnte baä gelingen, ©ine SRomanje f)ebt an, nadj |
•einem etwa« gerben SSorfpiele biefe fetbft; mit milbem ©mft ttrirb un§
•ettoaä erjagt, ba3 toir fd^on gehört ju ^aben glauben. 3)a3 ©anje
feffelt nodj immer, toenn e3 unä aud) nid^t ben erften ©afe t>ergeffeit
mad^t. ©in ©d^erjo folgt ber pbfdfjeften Strt, in anmutiger golge
£. g. ffufferafy Sicher. 37$
Wed&feln ftarle unb letfe ©timmen unb naiven unb fliegen; baS Xri»
erflingt tote bic üHa^nung eines greunbeS; a^er baS Sieden ber erfteren
beginnt t>on Steuern. 2)aS ginale weicht oom früheren anjieljenben
Stotoettendjarafter ber ©onate etwas ab nnb greift ju ftärferen färben,
gleich als l)ätte ber ©omponift ein Drc^efterftücf bamit erje|en wollen.
68 gefaßt uns an ber ©onate am wenigften; immer aber gewahrt man
aud) an if|m bie tüchtige §anb eines SföufiferS, ber mit Slbfid&t etwas
ÄünftlidjereS liefern wollte. SDiefer toor'allen, Hang eS nad) ber
©onate in uns, gebührt ein SßreiS, nnb in if)r wieber toor ben anbern
bm erften ©afce. SBenn wir in ber erften (bon SSoöwetler) einen
Slaüierfpieler erfannten, ber fid) mitialent auef) ber Eompofitton
jugewenbet, in ber anbern (toon Seon^arb) einen 9Äufifer, ber ftd>
ben 2Beg jur SBoHenbung burdj 33erftanbe8fpiele in etwas ju erfdjweren
fd)eint, fo fpridjt aus ber Don 3. *ß. @. ftartmann ber Äünftler
ju uns, ber uns toerföf>nt ,burd) bie Ijarmonifd)e SluSbilbung feiner
Äräfte, ber, iperr ber gorm, lein ©etat) feiner ©efüljle, uns überall
ju rütjren unb feffeln öerftef)t.
SDieS ift unfere 9Äeinung, unb weidjt fie einigermaßen t>on ber
ber SßreiSridjter ab, fo fei bamit in feinem gaße if)r guter SBiöe in
3toeifet gesogen, baS SScrbicnft nad) SBürben ju belohnen. 9tber eS
ift Schwieriger, aus] funfjig 9Jtenfdjen ben beften fjerauSjufmben als
aus breien. Unb bann — audj wir fönnen irren, unfere SKbfidjt aber
war bie befte.
©c§.
Cieberfctjttu.
$. 3f. Sufferatf), ©ed)3 Steber um 9t* Sunt* mit öeglettung
be« ^tanofortc. SBerl 3.
SBurnS ift ber SiebltngSbidjter ber jefeigen jungen Somponiften.
©ewifc f)at ber poetifdje ,$flüger Don SDumfrieS" eS nie toermutljet,
baß feine Sieber, ju benen er meiftenS burd) alte SSolfSmelobieen an*
geregt mürbe, nad) beinahe ^unbert %af)ttn fo oiele anbere äBeifen
erweden würben, aud) jenfeits beS SanatS. 3n §errn Sufferatl) f)at
er einen feljr begabten ©änger gefunben. ©er Zon ber Sieber ift
glüdlid) unb attjmet fdjottifd&en Gfjarafter. Sine gewiffe ©införmigleit
374 tt. Sößtier, Sicher.
bcr 9Mobieen erfdfjeint f)ier als untoertneibliclj ; fie gleiten fidf) alle
feljr, namentlich im erften unb tnerten Siebe, bie jugleid) an ba3 unter
bem Xitel »Michelemma« befannte italienifdfje SSoßSlieb erinnern.
3m Uebrigen jeigt ber junge Eomponift in allen Xalent unb ©efdjmacf,
in bieten einjelnen ßügen audf) bie feinere SJilbung be3 mobernen
Äünftlerä, fo bafc bieg fein erfteS ©efangwerf bem SÄufifer tote bem
Säten gleidf) willfommen fein mujj. Sftodj fjaben bie Sieber faft burdf*
gängig ba3 33efonbere, bafj bie Slamerbegleitung meift mit ber SMelobie
äufammengef)t, fo bafc jene aud) ofine ©efang felbftänbig befielen
fönnte. ©3 ift bieS gerabe lein SJorjug einer Siebercompofition unb
namentlich für ben ©änger beengenb; wir begegnen 8lef)nlidf)em aber
bei allen jungen Komponiften, bie fidf) toorjugäweife früher mit 3n*
ftrumentalcompofition befdjäftigten. 3)ie8 fjinbert aber nidf)t, ben
Siebern be$ unfrigen innerlichen ©efanggefjalt jujufpredf)en, wie fie ftdj
benn audf) feljr leidet fingen unb rafd) anflingen. S)er Gomponift jeige
fid) nodj oft auf bem ©ebiete, auf bem er fo glücflidf) unb auf»
munterungäwertf) bgonnen.
Sari 3öUncrr SiebeSfröJjlmg t»on %. KSdfert.
*ßeun Sieber mit Begleitung be8 Sßianoforte.
SDiefe Sieber ergeben ftd) weit über bie SDiittelmäftiglett, wie fie in
neufter ßeit *m Sieberfad^ wafpljaft entfefcenb überf>anb genommen.
SBir machen boppett aufmerlfam auf fie, bie im anfange fdfjlidjt, wo^l
gar etwa» profaifd) erfd&einenb, bei genauerer 33efanntfdjaft immer mefyr
gewinnen muffen unb einen wahren ©efangSmenfcIjen toerratljen, wie
wir unter Jpunberten nur ju einjelnen finben. 3«ie ©df)lid)tl)eit ge^t
namentlich bie ^Begleitung an, bie, umgefe^rt wie bei ben oor^er an»
gezeigten Siebem üon Suff erat!) , o^ne ©efang beinahe bürftig unb be<
beutung3lo3 gu nennen wäre. 3u benen üon ßöHner liegt bie Äraft
in ber SRelobie ber ©efangftimme; fie eben in iljrer ganjen Snnigfeit
ju würbigen, baju gehört ein ©änger, ber auef) ju fpredfjen t>erftel)t,
unb wie fie jeber Bewegung beä ©ebidfjte» liebenb nachfolgt, fo wollen
wir e3 auef) burd) ben ©änger wieber empfinben. 2Bie oft wirb uns
baä geboten? ©ute Sieberfänger finb faft nodj feltener als gute Sieber*
componiften. 2)ie 3ööuerfcf)en ©efänge grabeju ju entfteüen, würbe
jwar nur ööDige Xalentlofigfeit vermögen, fie finb bagu ju natürüdj
unb ftimmredjt; fie aber gegen oberflädjltdje Sluffaffung unb t>omet)mc
©eringfdE)äfcung ju wahren, baju lann ein öffentliches SBort too^l
3. % S. fcortmann, Siebet. 375
beitragen* 28ir mbdjten fo bie Siebet einem eblen ©eftein t>ergleid(jen, wie
€S fid) oft unter unfdjeinbaret ©rbrinbe verbirgt; eS gehört gleife unb
Siebe baju, eS f)eH ans XageSttdfjt jn förbenu SDann aber gewifi toirb
man fi# beS eckten reinen ©langes erfreuen, ben fie ausfielen.
SRücIert, ber SDeutfcfye burd> unb burd> — nur um „öftlidjen Stofen"
juweilen überftrafytt — war audj gerabe ber Sinter, ber bem Som*
poniften befonberS jufagen mufcte. 3m „SiebeSfrüfylmg" ftef)t 831ütf)e
an 85lütf)e, bie beutfd^en Eompomften finb erft feit Äurjem batjinter
gefommen. 5)er fc^önfteit Xejte einige fjat fidj aucl) ßöllner gewählt.
3)en *ßrris als ©ompofttion jotten nur toor 2tHem bem .0 wef) beS
©dfjeibenS"; f)ier ift bie ®infad$eit jugletclj Xiefe, baS ©ebidfjt leib*
Saftige 9Äufif geworben; eS ift ein fdfjöneS Sieb unb würbe einem
S$eetf)o&en nicf)t jur Unehre gereichen. SRadj Ibiefem feffelt uns baS
„2Benn bie Sftofen aufgeblüht" burdj innige» Sßerftänbntfs beS ©ebtdfjteS,
baS nidfjt leidet ju componiren war. Sie erfte $älfte, bie recitatioifd^e
SBenbung, fdjeint und ausgezeichnet, ber ©d&lujjj nur erinnert an
SBeber. JBortrefftidf) aufgefaßt, im altbeutfdfj poetifdjen Xone, ift auef)
baS 2)uett „©eligftet SBunfd)1' unb namentlich ber ©cljtufj t>on ruf)«
renber 3nnig!eit. 35aS „2Rein ©efjnen, mein SOjnen* ift aus bem
§erjen gefungen, ähnelt aber in etwas einer ättarfdjnerfdfjen Strie aus
§anS §eiling, wie benn 83eetl)0&en, SBeber unb 2ttarfdfjner untoerfenn*
bare SSorbilber beS ©omponiften fein mögen. 3m Siebe „SBarum wiUft
bu anbere fragen" gefaßt uns entfdjteben bie jweite $alfte bis auf ben
tremulirenben ©d(jlu&, für ben wir lieber einfach auS^altenbe äecorbe
gefefct wünfdfjten. Str. 6 $at einen innigen ©runbton, ber fidf) aber
in ber SDiitte beS Siebes etwas trübt burdf) einige mutante üHobula*
tionen; aud) ber jweite Xact, obwohl melobtfdf) gut gefungen, auf bem
SBorte „SBufen" gefällt uns nidfjt; er fdfjeint uns für bie SBraut, bie
Sftüclert meint, nidf)t jungfräulich, nidjt feufcf( genug. S3on ben jwei
SSolfSliebem fagt unS baS erfte ju; es will !gut gefungen unb ge<
fprodjen fein. S)a8 anbere ift baS am wenigften bebeutenbe beS §efteS,
welkes wir benn nadf) treuefter Ueberjeugung Äßen empfehlen, bie me^r
als fingen, bie and) beulen unb fpred^en wollen, jur nachhaltigen
gteube if>rer wie Stnberer. 12.
* 3. $. «• 4>artmanttf ©ed>S Sieber mit »eglettnug be« $fte, SB, 35,
SDiefe Sieber öerbienen eine lobenbe SfaSjeidjnung. SDer treff*
li$e SKufifer fpridfjt aus jebem einjelnen, wenn wir aud) mit ber
376 3- % & ©artntann, Sicher.
Sluffaffung einiger nidjt gang übereinftimmen. ©iefejuerft ju fennen:
e3 finb ba% „Sjüttcljen4' toon ©leim, ba3 un$ in lonart unb §armo*
nifirung jutn fd)licf)ten £ejrt ju gefugt, nic^t einfadj genug j(f)eint,
obwohl e3 fidt) als SRufifftücf an fidt) runbet unb abfd)liefit. 2!a8
„Slbenblieb* trifft mefleic^t ber entgegengefefcte SBorwurf; bicö, wie eä
uns bünft, ift für baS nadj 9tuf)e öerlangenbe §erj, baS fid) f)iet
au$fprid)t, ju rufjig unb monoton getieften. SBenn nietyt toerfe^It, jo
bo$ audf) nic§t getroffen, ift ba8 ipetnefdje „äRein Siebten, wir fafjeit
beifammen" (mit bem fomifcf)en [2!rucffef)ler am ©dilufj: „wir aber
f d)Wammen vorüber troftloS auf meinem SReer, ftatt »eitern). 5£aS
Dämmrige, Qaxtt be$ ®ebid)te8 wirb f)ier burdj bie SRufif nidft nä^er
gebracht. 2)er Uebergang natf) Fismoll in ber SRitte besagt un8 nic^t
einmal im mufifalifctyen SBetrad^t , wo fonft bem Somponiften nichts
angaben ift. gür eine nid)t leiste Aufgabe für Sompofition galten
wir baS SSSadernagelfc^e ®ebid)t „2>er Xropfen"; e§ fpridf)t in an fttf)
gelungener 2)idf)terweife eine SRoral in einem SBergleid&e au8; beibei
moralifttfd&e unb bilblicfje Xenbenjen, liegen ber SRufif fem. Stamm
abgeben f)at |fidf) ber Somponift bemüht, ben Sinn be8 XejrteS bfe
auf btö einzelne SBort genau in ber SRufif auSjuprägen unb e8 ift
ifjm gelungen, wenn audj ber ©efang eine entfdfjtebene SBirfung nit^t
mad^t. Ueberfjaupt ift fcf)on bie gäfjigfeit beS ilünftlerS, ben ©um
eines ©ebic^teS gu f äffen, e8 ju beljerrfdfjen, ber SRebe toert^ in einer
$eit, wo im Siebetwefen jo üiel IjodEift SRittelmöfjigeS erferjeint, wo bie
meiften felbft beliebteren ßompomften it)rc ©ebtdjte gar nidf)t burdj*
gelefen :ju fjaben fd&einen, in fol<$ toerfeljrtem SBcrtjättniis ftet)t iljre
SRufif oft jum ©ebidjt, unb meiftenS [taugt jene audj an ftc§ nur
wenig. Solches fd)ülerljafte ©eftammle benn in ben §artmaunjd|en
Siebern nidf)t anjutreffen, bürfen Wir öerfid)ern, unb wir muffen nod|
ber jwei gelungenften ber Sammlung gebenfen, bie wir abfidftlicf) bis
jum ©dfjlufc auffparten: fie finb ba8 (erfte unb lefcte, htö originelle
(Sebidfjt Don SRörtfe ^ägerlieb* mit bem llnfang: „Sierlid) ift bcS
SBogelS Xritt im ©djuee*, einfadfj, aber lebenbig unb originell aud)
t>om 6omponiften gefaxt, unb baö le^te r/S)ie ^eiligen brei fiBnige* »on
^eine, bie$ fonberbare ©tüdt ®ebidE)t, ^umoriftifc^*fir(J|lic^, Wenn man
fo fagen barf, in ber SRufif wiebergegeben, in ber wir nur t)ielleic||t eine
feinere §ett>orl)ebung beS „©terneS" wünfd^ten, auf ben im ©eiwfyt
alles anfommt.
2Bir fjaben ben ßomponiften nadd f)öt)erem 2Ra|ftabe gemefien,
ha er auf SRad)ficf)t Slnfprud^ ju fjaben ein öiel ju weit toorgerüdfter
<£. 93an<f, 3Rartenüeber. 377
unb gebiegener Äünftler ift. SBergleidijen wir bicfc neueren Eompo*
fitionen mit früheren oon i^m, fo ergiebt fi$ aufcerbem ein grofcer
gortfctjritt, namentlich was ©ejd&macf in ber Harmonie unb Santabilttät
anlangt. 3n jener ttjot er früher ju Diel, in biefer ju wenig. 2)ie
ätteifterfd&aft ift if)m bei SBettem näfjer gerücft; wir bürfen immer
reifere unb fd&önere ®aben toon if)m erwarten.
* Sari »an«, „2Rartenlteber",
SBaflfafjrt jur Reuigen attabonna, gebietet bon D. fi. 93. SBolff, für eine «Sing*
fttmme mit SBcglcitung be3 Sßtanoforte. Sßerf 39.
2Bir gefteljen, Don $m. SJancfS Siebern toor biefen nur wenige
gefannt, in bem guten ©lauben an i^n als einen trefflichen ©efangS*
compontften gelebt ju fjaben, ba$ lefctere, ba wir Diel in öffentlichen
SBlattem baräber gelefen unb mel>r, als man fonft über Siebercompo*
fitionen gebrudt finbet. SÄit ben beften ©ebanfen gingen wir benn
an btefe „3Warienlieber\ ©d)on baS erfte Sieb madjte unS ftufcig; ba
inbefc bie ©adje nid>t beffer würbe, t>on ©eite ju Seite, nadij unferm
SSegriff wenigstens, äWittetmä&igfeit unb 831afirtf)eit [fiel) ju fteigem
fd&ienen, fo legten wir bie Sieber wieber bei ©eite, in ber SÄetnung,
bafc wir felbft mefleicljt bei ungünftiger Stimmung, unter ber mir ben
Gomponiften nid^t leiben laffen wollten. SBir nahmen fie benn, beS
frühem SinbrucfS beinahe nidjt mef)t gebenfenb, fpäter wteber oor;
bie Sieber famen uns immer feidfjter unb fcplerfjafter, im JBetrad^t jur
$öf)e beS ©toffeS (Sieber an bie Ijeilige Sungfrau) gerabeju fd)Ied>t
&or, (SS mag fein, in Stauen fingt man ©Ott unb bie ©eiligen in
oft wunberlidijen Sßeifen anf unb man f)ört ba in Äirc^en, bei Sßro*
ceffionen ganje 83ellimfd)e ©tücfe :c„ tote befannt ift. Sluf biefen
©tanbpunlt mufe fidf) ber Somponift oerfefct tjaben, als er feine
„SKarienlieber* fdfjrieb. 3n 2)eutf dfjlanb aber maefft man anbere An*
fpriid)e; richtet bodj jebeS Sanb nad) feinen ©itten — warum niefft
audf) baS, in bem Sadj, 83eetf)0&en unb Stnbere lebten I SSon biefem
©tanbpunft aus muffen wir benn biefe Sieber als fo ooQIommen nid)*
tig bejeid&nen, Wie wir'S mit gutem ©ewiffen feit lange nidfjt lonnten,
$af$ baS Sieb, wie jebe Sompofition, eine Jhntftform fjaben, bafe eS
im ftleinen ein ©anjeS barfteüen muffe in finnigen, wo mögtidj immer
neuen S3erl)ältniffen, bafc eS eben eine fjöljere gorm beS Siebes giebt,
baoon muffen wir fürs (Srfte bei ^Beurteilung biefer ganj abfegen.
2Bir möchten fie lanjlieber nennen; fie winben fiel) üon 8 ju 8 Xacten
378 & S3an(f, SUtortenüeber.
tocitcr mit ben befannten 9Äobutationen , wie fic feit ©traufc unb
Sanner nichts SReueS mef)r finb ; bie jmeiten SSerfe finb meift wörtlidje
SBieberf)olungen ber erften mit ganj unbebeutenben Sarianten in ber
Begleitung , unb fo ift benn ein Sogen balb toollgefdjrieben. Aber
bie gemeine pt)ittfter^afte gorm, in ber fidfj fämmtlidfje Sieber egal be*
wegen, motten wir noef) Ijinneljmen, wenn wenigftenS Ijier unb ba
ein echter mufifalifd&er ©e^alt aus i^nen I)ert)orblicfte, ja Wenn jie nur
einen überhaupt gewanbten Xedjnifer &erriett)en. SBaS nun jenen, ben
©e^alt betrifft unb xoa% ifjn bebtngt: ©tjarafter, Sluffaffung be3
SMdjterS, t)öijerer beclamatortfcljer Stuäbrucf *c, fo ift faum barüber
ein SBort ju verlieren, $war bie ©ebidfjte finb, obwohl leidet unb
ftiefeenb gemalt, oljne tiefere Sebeutung; aber ber ©omponift ljat fie
wo möglich nodO trimalifirt, fo baft uns ber fd&öne Siame „2Rarien*
lieber" nur bauert, ben eine gättjlid) gemütf)* unb toeifjetofe SRuftf an
ber ©ttrn trögt 2)a3 finb ©atfjarinen*, Suifen* unb alles anbre ate
3Warien*Sieber. D ja — wir lieben auefj bie italienifdjen SRabomten*
bilber, bie SRapfjaelfdfjen jumal, unb audf) tote man fie mit SB turnen
fdjmüdft an feftlid&en Xagen, aber nidjt jene wädfjfernen, an benen man
bequem güfce unb Slrme abnehmen unb toieber anfefcen fann, nidjt
jenen falfdfjen ®o|en* unb £>eiligenbtenft in $unft unb Seben. darüber
lädfjte, wer will. 2Rit tjeud&lertfdjer Unjulänglicljfeit wirb nidjtä
erlangt, SBir müßten Sieb für Sieb burdjjgef)en, wa3 Sogen füllen
Würbe, wollten wir ein t>ottftänbige3 Silb aQer S31ö§en geben, bie
Ijier aufjubeden wären. 3)amit würben wir aber bem Dpu$ eine Sc-
beutung jugefte^en, bie e3 fid&erltdf) nidjt f)at, bie tljm ber ©omponift
trielleidjt felbft gar nicfyt beimißt, 3a, biefe wohlfeile 9iad)ftd)t gegen
fidf) felbft, biefe« ©icf)*33erufen auf ba« 9Wdfjt«beffer*mad)en*Wotten,
biefe SBertröftung auf ba« einfüge Seffermadijen* werben, ba« ift*«
eben, was nid)t weiter bringt, unb fommt baju eine ©efatlfudjt, bie
fid^ entfd&äbigt glaubt, wenn fie wentgften« bei Dilettanten unb Warfen*
mäbdfjen burdijbringt, fo ift'« toollenb« au«. SBir bejeidfjnen bamit
nidjt §rn. Sand, al« [Dielmef)r] eine ganje Älaffe. Siebercomponiften,
über bie unter ftünftlem fdf)on längft ber ©tab gebrochen ift. 3Bet
für §arfenmäbdf)eu fdfreibt, wirb julefct öon ifjnen toerfüfjrt. 3)ic3 ift
ber ©ang in ftunft unb SBelt unb bie falfdje Popularität.
SBir f)aben nun nod) ben £ed(jnifer ju betrauten, t>on bem wir
zweifelten, ob er ein gewanbter fei. ®ewifc, wir waren'« üorfyer über»
jeugt; aber wir fönnen audf) f)ier fein Sob fpenben. 33on ber b*
quemen, wenig Senntnifc öon ben toorfjanbenen Sieberfdfjäfcen anberer
(S. SBancf, attarienfieber.
379
SWeifter berratf)enben Eoupletform ber Sieber fprad&en totr fdfjon.' 68
gerätl) £rn. SBancf aber nid^t einmal biefe immer, ©o fef)lt if)m j. 85.
öfter eine ©übe, unb nun nimmt er ju jenem faft fomifdjen glidf *3a
feine ßuflud^t, fo im erften Siebe: „2)urdj ber fd&toeren SBolfe Stauer
bridrft bu, fjeifcer Siebe3ftraf)l, Sa!'7, ober im vierten: ,,©o roie ein
©ternbilb tjell unb rein, ja fyefl unb rein", ober (befonbers fomifdE))
in eben bemfelben: „2)en regten «uSbrudf finb' td) nie, ja ftnb' tcf)
nie*. 9Äeiftern, bie bie gorm beljerrfdjen, pafftrt \>a% nidjt.
©in guter Xedjnifer getd&net fid) bann au3 burd) gute Söffe, gute
äRittelfttmmen, überhaupt correcte Harmonie. Sud) I)ier fefjtt jur
2ttetfterfd(jaft bie gute §älfte. 2)ie JBaffe liegen meiftenS träumerifdO
auf einem Xone bradj, ober e3 lommt ein ©ang tote biefer im erften
Siebe:
rinfz.
yL4-fcJUL4
Cual
^
, lesato
«
iJLl
etc.
^t^Ff
ober toie im f elften:
rinfz.
m
^
si
=äs=§
*^~^
fein!
r/'s <#m.
8e
lo * betfoflfttm
JJf col conto
nur ttm * reit
^ — i- * y J
etc.
£5?
^
^^
SXuf SRittelftimmen f)at e8 ber ßomponift offenbar gar nid|t ab*
gefefjen; fie toürben ber Popularität nur ©intrag tfjun, toir fönnen fie
übergeben. 2Ba8 bie ßorrectljeit ber Harmonie überhaupt anbetrifft,
fo ift e3 eine jur Sßotljburft; aber freiließ toerfteigt fie fiety audj nidjt
aber aötäglicf) ju §örenbe3, unb too ber Eomponift, toie in obigen
JBafjbeifpielen, Originelles geben möchte, tjcrläfet if)n audf) jene muft*
faltfcf) commune ©tdjerfieit.
Sine eigentümliche 3u9a&c 5U ^M«1 Siebern unb, tüte toir fjören,
ju allen anbern be3 §rn. Saud audE), ift bie ungeheure SSerfdjroenbung
380 ®. $<«"*, SRaricnUcbcr.
t>on italienischen S3ortragäbegeid)nungen. GS finbet fid) in itjnen faft
fein Xact, her ntd^t feinen §afen, feilt ©tidjtoort, Jemen Commentar
t)ätte. Cft trifft bieä bie unfdjulbigften SBottc: fo ftef)t auf einem
bemütljig fein fottenben „id)" im jroeiten Siebe ein f, ein rfz unb ein
con afflizione auf einmal, fo im brüten auf einem ganj betooten „bitte
für un§" auf !bem un§ ein rffz, ein tennto unb ein >. SMejer
Sßortballaft Ijat und immer ein fdjlimmeS Qtxfytn gefdjienen. (Storni
jeber (Somponift muß münden, baft man feine Sachen gut unb in
feinem Sinne vortragt. SBottte aber ein ©idfjter, j. 33. in bramatifd)en
®ebidf)ten, jcbeö geioöljnlid&e „®uten Xag" unb „®uten Slbenb- mit
einem „im fanften Xone* :c. begleiten, fo erfdjeint baS prätentiös, bn§
Reifet bie 3Renfcf(f)ett tote fleine Äinber beljanbeln. ®er Somponift
mufj toiffen, roaS er giebt. §rn. Sandte Sieber bebürfen für SRufi*
falifdfje toenigftenS gar feiner 33ortrag§begeid)nung; fie toürben b*
burd), naef) unferer Anficht, fogar geraumen. Senn Riefte ftdj ein
©änger bucf)ftä&lid| an feine 33efef)le, e3 müfcte ein toaljreS ©e^eule
IjerauSfommen.
SSiel f)aben toir nun in ben Dielen SBeridjten, bie über £ra. Sands
Sieber namentlich ju einer Qdt einmal erfd&tenen, toon betn befonbetn
JReij gelefen, ber feinen äßelobieen imoof)ne, unb baß §err Sani
längere 3eü in 3talien gelebt, too er bie [menjd^lid^e Stimme genau
ftubirt f)abe. $at er bie gfüdfjte biefer ©tubien trietteidjt in früheren
SBerfen niebergelegt/ toir wiffeit'S nicljt; in ben „9Äarienliebern-, mir
geftefjen e3 ungern, tonnten ttir nidjts baüon entbeefen. 3ft ba§
SRelobie, fo I)at j. 33. 33eetf)ot)en, 9Jienbel3fof)n feine. Stein, baS
finb melobifd^e ®änge, ®efangbrodfen, ju einzelnen SBorten einjelne
aufgelejene Koten, bie fidj leidjt fingen, tooljl audj gefallen tonnen;
aber aus ber 3Jieifterbruft queQenber ©efang flingt anberS. SBo finb
fie ljin, bie üHelobieen jener gefeierten italienischen Söieifter bi»
SRoffini, bie nodj baju an Äenntniffen unb ®eme allen jefct lebenben
überlegen toaren? 9Köd)tet iljr fie eintaufd&en gegen beutfdje, gegen
9Äojartfdfje, 83eet^ot>enfdje, bie jefet erft redfjt aufjublü^en anfangen,
bie freilidj audij in tieferen ®egenben entftanben als in ber Stimm;
rifce, b. f}. in ber mufifalifc^en 33ruft eines beutfd&eu ®eniuS, mo
alles SMufif ift! Unb if)r fprec^t nodf) immer oon Stauen, non
33eEini unb bem Sanbe beS ®efangeS? Sßann enblid) wirb
jener Äöljlerglaube aufhören, toir fönnten im ®efange t>on bort^er
lernen? 911S ob ®efang unb äßufif jtoeierlei toäre? 2ttS ob fdjled|te
SKufif burdj guten ©efang oergeffen gemalt merben fönnte? Sl» o&
$. #. $earfon, Steber. 381
man beS ©efangeS megen erft ein fd&tedfjter Sftufifer werben müfcte?
SRein, nein! baS fönnen mir näfjer unb beffer Ijaben. Shtd) f)ier trifft
eS ein, baS alte SBort: aus Stom lommt nichts ®ute8. Unb nod)
einmal]: nidf)t alles, maS ftdfj leidet fingt, ift SMobie; eS ift ein
Unterfdjieb jmifdf)en SMobie unb SÄelobieen. SBer SKelobie f)at, Ijat
SMobieen; wer aber SKelobieen, nidfjt immer jene; baS Sinb fingt
fid) fdjon feine SÄelobieen, SKelobie aber entwidelt fidf) erftfpäter. 3n
ben jmet erften 3tccorben %. 33. ber fjeroifdjen ©tjmptyonie liegt mef)r
SDielobie; als in jef)n 23ettinifcf)en SMobieen. S)en mufifalifdfjen
Ultramontanen ift baS freilidf) nid^t begreiflich ju machen. 3ur ©oc^e
alfo jurücf juf ommen : $m. a3and8 ßieber fingen fid) leidet; eS ift
offenbar fein Jpauptbeftreben, munbgered)t ju lieifcen. S)amit ift aber
in melobifdfjem Skjug audfj alles gefagt.
2)ieS mareu bie SRefultate, bie toir auS einer für uns fo gut mie
neuen 83efanntfdj)aft gebogen, auf bie mir unS gefreut fjatten. ®S ift
fein ßmeifel, träge baS DpuS bie Qcfyl \ ober 2, ftünbe auf bem
Xitel ber SKame eines gänjlicf) Unbefannten, mir .mürben f djnetter
barüber Eingegangen fein, üielteidfjt mitber geurt^eilt fjaben. ©o aber
galt eS bie SBeleudjtung eines burdj auffallenb reidfj gefpenbeteS öffent-
liches Sob tyier unb ba befannt geworbenen ©omponiften, in bem mir
uns auf baS löoUfommenfte unb fo fef»r (getäufdfjt I)aben, baft mir
nichts öerfdjtoeigen, nidjtS bemänteln mottten. SBir finb auf SQBiber*
fprudf) gefaxt, merben aber nid)t etyer antmorteu, als bis $err S3ancC
fein Xalent unb feinen Stnfprud) auf eine mit ausführlichen SBelegen
ju unterftüfcenbe fünftlerijdje SBürbigung burdi fdfjönere, reinere groben
betätigt l)at. ©S märe ©ünbe, über äJiittelmäfjigfeit fo t>iel SBorte
ju madjen, mo fo rnele teudfjtenbe SBeftrebungen einer ^elfenben frittfdjen
ipanb bebürfen, mo eine neue junge Sera ber SÄufif in ©eutf djtanb
ju bämmem beginnt, beren ßofung jene brei äBorte finb, oon benen
in ben „üJtarienltebern" faum eine leife ©pur anjutreffen ift: ftraft,
Statur, 2Baf)rf)eit. gg gm
^enrt) $ugl> $earfon, @ed)$ Steber t>ou Stöbert SurnS für eine
©ittgftimmc mit ^tanoforte. SBer! 7.
@in eigenttyümltdjer ®eift met)t uns aus biefen ©efängen an, nidjt
ber eines SJieifterS, aber ber einer intereffanten auSlanbifdfjen ^erfbn*
lidjfeit, 3)ie fiieber leiben faft fämmtlid) nod) an einer gemiffen Ueber*
fülle, mie fie t^eilS Unfidjerffeit im Xed^nifc^en, tlieilS bie äbfidjt, alles
382 §- $■ ^carfon, lieber.
gleidj möglic^ft gut madjeu ju wollen, in jungen Somponiften oft er*
jeugen. JSeibeS, fjoffcn wir, wirb fid) mit bcm reiferen Älter burd)
llebung unb ©elbfterfenntnifj mtlbern. Um es furj ju fagen, es
fdjeint uns ju Diel Stufwanb gerabe an biefe Sejte öerfd&wenbet; e§
finb ju öiel 9ioten ju ben emfadjen Sßorten. 2)aS Sob beS gleißet
fott bamit bem jungen Äanftler in leiner Sßeife üorenttjalten fein;
gerabe bie warme, liebeüoße S3ef)anblung, bie aus ben etnjelnen Siebent
fpridfjt, nimmt uns für if)n ein; aber er tf)at ju biet unb fehlte afttje*
tifdf), mttf)renb er freiließ überall baS Sefte toollte. 3)ie 33urnSfd>en
®ebid(jte lehnen üon üornfjereüt, jum größten Xfjetle menigftenS, jene
breitere gorm ber 93ef)anblung ab, wie fie in ber Eompofition erficht*
lid) ift; es finb toof>l (Srgüffe einer wafjrtjaften S)id>terftimmung, aber
immer fdjlidfjt, fairj unb bünbig; barum lieben tf)n bie ©omponiften
auef) fo feljr, barum fügen ftd| feine SBorte wie oon felbft jum Siebe
unb am natürlichen in jene gorm, wie fie bem wirtlichen SBotfSliebe
eigen ift. 2)er Eomponift wollte aber meljr als biefe»; er giebt
meiftenS grofce ausgeführte ©tüde, bie wo§l einen ftrebfamen SRufifcr
üerratf)en, mit ber natoen gorm ber ®ebtd(jte aber im SBiberfprud)
fielen; oft £)at feine üHuftf fogar einen bramatifd&en ober tljeatrali}d>en
Slnftrtdfj, unb t)ier fdjeint er am weiteften Dom Qidt ju fein, galten
mir alfo bie Suffaffung ber ®ebid)te für jum Xtjeil üerfe^lt, unb
namentlich baS erfte, britte unb fünfte Sieb für mel ju anfprudjStooll
unb fdfjwerfallig, fo muffen mir bod| aud) in biefen mandjeS ©gen*
tpmlidje anerlennen unb toor SlHem ein d)arafteriftifd(jeS StwaS, eine
Kräftige ebelmännifd&e ©eftnnung, wie mir fie an fo Dielen feiner SanbS*
leute ju finben gewofjnt finb. S)ieS läfet fi<§ nic^t mit SBorten nad>*
weifen, bieS rnufc Sebem ft|mpatf)ifd) aus feiner SKufif entgegen weljen.
Sebem fräftigeren männlidfjen ÄuSbrudt, wenn er freilidfj wie l)ier au$
nod) nid>t ganj gebilbet erfdfjeint, muffen wir aber baS SBort reben
in ber mufüalifdjen ®egenwart, bie fid) fo überwiegenb unb gerabe in
ifjren beliebteren SDieiftern jum Sntgegengefefcten neigt, als ob ntd)t
nodfj oor Surjem ein SBeetljotoen gelebt, ber es fogar in äBorten aus-
gefprod&en: »bem SÄann mufc SKufif geuer aus bem ®eift fdfjlagen;
SRüfjrung pafjt nur für grauenjimmer". S)aran aber benfen bie
äßenigften unb finnen gerabe auf ftärffte 9tül)rung. SRan foHte fie
jur ©träfe fämmttid) in SBetberfleiber fteden. SHfo ©d^lu^jen unb
SBeinen ift bie ©a^e unfereS SnglänberS nid^t; er giebt marttgere
SRelobieen, als man fie gemeinhin in beutfd^en Sieber^eften finbet, unb
bieS madjt i^n uns wertt). ©oQten wir einzelne ber Sieber f)ett)orf)ebeK,
«. geäca, Xrio*. 383
bie un8 am metften jugefagt, fo finb e3 „3of)n Slnberfon" imb ba$
„©olbatenlieb"; jctieö ift ganj *>on bem wel)mütt)igen Xone burdijbrungen,
ber baS ©ebid&t in fo l)of)em ®rabe bcfcclt, unb f)at trofcbem djarafte*
riftifd)e Sraft; im „©olbaienlieb" umfpielt und ein änflang an ba8
SRarlborougjjKeb mit eignem romantifd&en föeij, bafc wir und in bie
fd&ottifd&en ipodfjtanbe üerfefct fügten, ©ie Sieber finb tooljl urfprfinglid)
auf ba8 ©nglifäe componirt; bodj fielen audf) beutfdje SBorte babet.
SB. 3-
Srios für JJtonoforte, Utoltne unb Violoncello.
»(c^onber geSca, Stotitt» große« Zxio (Emoll). 895er* 12.
„ „ SritteS großes Srto (Gmoll). „ 23.
Seiber liegen und üon biefen wie ben meiften fpäter ju befpre*
djenben £rio$ feine Partituren öor; auf Sufallibilitftt be8 Urtfjeite
madfjen ixt folgenben Qtikn baljer feinen Slnfprudj unb mbgen meljr
ate ein §inweiS auf bie neuen @rfdf)einungen im ©ebiete ber Xrio*
compofition benn ate fritifdjea ©piegelbilb gelten. Ueberbie« finb
bie einzelnen SBerfaffer befannt genug, fo bajj 3ebermann wetfc, wa3
er ungefähr üon it)nen ju erwarten $at, wa3 nid)t.
2)a3 erfte Xrio be3 obengenannten jungen Komponiften befpradf)
bie £eitfd>rift fd&on bor längerer Seit unb fagte bort, „ti f)abe eine
©djmetterlingänatur, wo nid)t ber ganje (Eomponift felbff . ©iefer
Äu3fprud&, gut wie fd&limm ju beuten, finbet audfj auf feine jwei
fpäteren XrioS Änwenbung. SBie jenes, jeidfjnet offenbar audf) biefe
ein rafdjeä, flüchtiges Sßefen aus, wie e3 und wof)l auf Sfogenbltcfe
gefallen fann. ©in ganjeS Sünftlerleben aber fdjmetterling&artig burdf)*
jubringen, fdfjeint und biefeS benn bod& ju furj. Sßtr wiffen nidjt,
ob |$r. geäca bieS im ©inne fjat; aber bie Stnlage ge^t tf)m baju
nid^t ab. (5r l)üte fidO alfo. 3Me giftigen JBlumen finb l)ier ber Sei*
fall be& gewöhnlichen JpaufenS, gewiffe SBlicfe fentimentaler grauen.
S)er wafjre ftünftler gebetet aber nur anberSwie — in ber Sinfamfeit
ober im Umgange mit ßünftlero, unb nidjts entnerot me^r ate ber
ffleifatt äRittelmäfciger. Xiefe fann ftdj freilief) SRiemanb geben, aber
lernen unb ftreben foQ man immer. 8Bir wiffen in ber Xljat an bei»
ben £rto8 nidjtö au8jufe|en ate bie mittelmäßige ©tufe, bie fte
384 2B. SReuling, Xrto.
überhaupt einnehmen; auf biefer teiftet ber ©ompomft gctoiffcrmagcn
fd&on SBoßf ommeneS, bic gorm wirb ifjm leidet, eS feljlt iljm ni^t an
f)übfcf|en SKelobieen, er fdjretbt banfbar für ben Spieler; eine getoiffe
jugenblidje Offenheit fteljt if)m ganj befonberS an. Stber bie gorm
ift aud) bequem unb gewöljnlidf), ben SÄelobieen fef)lt eS an mamtig*
faltigem StuSbrudE, unb oergebenS würbe man in beiben SBerfen nad)
eigeutf)ümttd)erem, f)öf)erem Stufflug, ja nur nad) bem SBiüen baju
fudjen. äßtt einem SBorte, ber (Somponift fdjeint mit feinem Xatcnt,
mit bem, was er bis jefct gelernt, jufrieben, unb glaubt bamit für
fein Äeben auSjufommen, was nrir metjr wünfeljen als glauben ntod)<
ten. SDod| fürchten wir audj nidEjt ju oiel! §at bodj jebeS Sünftto
leben feine gerienjeiten, wo eS fidf) bequem fdiaufeln mödjte auf ber
©egenwart; bie i^n bann ju neuer Strbeit ruft, bie Stimme wtrbnidft
ausbleiben. S)er SDeutfdje l)at fo große SSorbilber f)of)er 3Äännlidf)feit;
an biefe btidfe ber Sänger juweilen hinauf, wie an 8kd), ber alle
feine üor bem breißtgften 3at)re gefdfjriebenen SBerfe als für nidjt eji*
ftirenb erflärte, an 93eetf)0öen, ber noci) in feinen legten Sauren einen
,©f)rtftuS am Delberg" nidjt oerwinben fonnte. SBirb eS eud), junge
Sünftter, ba manchmal nid^t bange, was nad) etwa 50 3af)ren fy
über eure ©ompofitionen bef daließen werbet? Slber freiließ, was Sonige
wegwerfen, baS oerf dringen bie Äärrner nodj gierig genug, ©etoifi,
tf)r toerbrennt feines eurer unfterblidfjen SBerfe, unb fo erfreut eudj benn
eures furjen SebenS, aber fdfjeltet bie 3ufunft aud) mdfjt, wenn fit
toergeffen f)at.
©in Xotalurtfjeil über bie neuem SBerfe beS §rn. g^ca 1^9* fr
bem Vorigen eingefd)loffen; im detail mbgen fte gewiß nad} mandjeä
enthalten, was eines befonberen SobeS wertlj wäre, baS uns wegen
SöiangelS einer Partitur entgangen. 3n ber Äuffaffung beS ganjen
ÄünftlerdfjarafterS glauben wir aber nid^t fef)lgeurtljeilt ju Ijaben, unb
fo wollen wir uns unb Stnbere in ber Suhn^ bie alles flar madjt,
wieber an biefe ßeilen einmal erinnern.»
SB. SRculmg, ®rofee« Srto (Dmoll)* ©er! 75.
®ie SBerfjaf)! läßt fdfließen, baß wir eS fjier mit einem gefdjicf*
ten SKufifer ju tf)un fjaben. So fdfjeint eS audO nadfj ber SIat)ier=
ftimme unb ttjeilwetfen SBergleidjung ber anberen Stimmen mit biefer,
was uns ben SKangel einer Partitur erfefcen mußte. S)er ßompomft ift
überbieS einer ber ©apellmeifter am Äärntljnertf)ortf)eater in SGBien, ber
SB. föcuting, Xrio. 385
fi<$ nod) jüngft burd) eine Dper* befannt gemalt. 28ir tyaben e&
mithin in feinem gaU mit einem Sloüijen ju tf)un. Stren wir nid^t,
fo würbe if)m Bei 8lupi)rung feiner Dper jum §auptoorwurf gemalt
fein ©djwanfen jwifd)en beutfdjer unb itafienifdjer ©d)ute, fo bafc
feine ber Parteien, wie fie in SBien auf ba3 ©djjrofffte fid) gegenüber
ftetyen, fid) mit bem Sßerfe befriebigt erflörte. §unbert anberen SBie*
ner Eompomften ift fd)on ba8 SRämlidEjc mit bem nämüdfjen (Srfolge
gefagt worben; fie wollen ba3 Sine unb fönnen baS Stnbere nid)t
laffen, wollen Sünftler fein unb aud|) bem SßlebS gefallen. 2)a3 l)un*
bertfältige 9Kifclingen foldjer SSeftrebungen, ljat e3 iljnen nodE) nirfjt
bie Äugen geöffnet bafe auf biefem SBege nidE)t$ ju erreichen ift, bafc
nur einer jum QitU fütyrt, ber: nur feine Sßftidjt gegen fid) als Äünft*
ter unb bie Sunft ju erfüllen?
3Bir fnäpfen biefen SBorwurf an biefeS £rio, baS, obgleidE) öiel*
leidet im fdjwäd|)eren ©rabe ate jene Dper, eine äfjnlicfye Xenbenj, wie
fie in jener Anfielt au&gefprodjen, ju tierfolgen fdjeint. 2Bie gefagt,
wir glauben, ba§ ba§ beutfdje Äünftterelement in bem Eomponiften jur
3eit nod) überwiege; aber ber entfd)iebene gortfd&ritt beginnt erft mit
bem entfd&iebenen aufgeben alles bilettantifdjen S3ef)agen§, aller italie*
nifd^en Sinftüffe. §aben wir S)eutfd)e benn feine eigentümliche @e*
fangweife etwa? §at nid)t bie jüngfte Qtit gelehrt, wie e$ in 2)eutfdfj*
lanb nod) ©eifter unb äßeifter giebt, bie ber @rünblid)feit bie Seid)*
tigfeit, ber Sebeutung bie ©rajie beijugefeüen wiffen? ©poljr, 9Ken*
bef3fof)n unb Slnbere, fie wüßten nidjt auclj ju fingen, nidjt aud) für
ben ©änger ju fd&reiben? 2)ie$ ift'3, worauf wir bie beutfd^*italie-
nifdje 3witterfd(jule aufmerffam machen möchten, wie fie namentlich in
SEien iljre Sln^änger ljat. ©3 geljt nid)t: bie ljödjften ©pijjen ttafie*
nifd^er Shtnft reiben nod) nid)t bis an bie erften Slnfänge wafyrtyafter
beutfdjer, man fann nid)t mit bem einen gufc auf einer Stlpc Junb mit
bem anbern auf bequemem SBiefengrunbe fielen, 2)afc in bem Gom*
poniften, üon bem wir fpredjen, ein eblerer Xrieb borwalte, jeigt fdjon
bie ©attung, für bie er fdjrieb. 3m Sammerftil, in ben tuer SBän*
ben, mit wenigen 3nftrumenten jeigt fid) ber SKufifer am erften. 3u
ber Oper, auf ber S3üljne, wie SSieleS wirb ba üon ber glänjenben
Stufeenfcitc jugebedt! Aber Sluge gegen äuge, ba fie^t man biegefcen
äße. bie bie S3töf$en verbergen foDen. ^reubig erfennen wir es benn
an, bafe uns aud) an& ber Saiferftabt wieber einmal ein Sßerf fommt.
* Mlfreb ber ©roje.
^umann, Ocf. Sänften. II. 25
386 $• »taidjner, $rio.
baS wenigftenS einer gebiegenen Äunftform jufällt, mit SBebauern jagen
mir1 8, aus berfelben ©tabt, bet üorbem gctoeitjtcn, bie „mand| ein guter
©eift betrat", berfelben, bie uns gerabe unfere ÜReiftertrtoS, bie SBeet^
fyotoenfdjen unb ©d&ubertfdjen braute, grüner Ijiefi ber SBiener §of;
componift 333. 9t. STOojart, jefct ift eS ©aetano Sontjetti geworben
unb mit einem ©ehalte,* ber feinem innem fdjwerlidE) entfpric^t. Das
ift in wenig SBorten bie ©eftfjidjte SBienS üon fonft unb jefct ©d>eint
benn teiber in jener SRefibenj für einige Slugenblicfe ber 3tatianiSmu§
gefiegt ju fjaben,** fo wollen wir guten beutfdjen $l)tlifter, bie nod)
auf 83ad) unb 9tnbere etwas galten, bennodf) fo lange wie mögtidj
©taub galten unb wenigftenS in ber ©tube fo biet gute SRufif machen,
als wir fie im Xtjeater nidjt ju f)ören befommen. Stt biefem ©inne
fei benn aud) baS Xrio begrüfet, unb ftimme ber ©omponift, wie jeber,
ber eS fann, auf fdjöner Äunftteiter weiter, bie ju trietteidfjt befc^eibe*
neren aber bauertjafteren Xriumpf)en fül)rt, wäf»renb baS morf<Jje, mit
9tlletf)anb*$ränäen begangene ©erüft italienifdjer 5Karftfc^reierei boc^
über furj unb lang einmal wieber jufammenftürjt.
#• 2Rarfd|iter, ©rofeeS Srio (Gmoll), SBerf 111.
@S ift bteS Xrio baS erfte größere Sammermuftfftütf oon SKarfdj»
ner, baS wir lennen lernen. Unb wie eS an einem älteren ßünftler
immer erfreut, wenn er fid) in neuen ©attungen toerfudfjt, gleidjfam
jum ©etbftgeftänbnife, bafc er fidj felbft nodj nic^t am Qiüt glaube,
baft er nodE)'ein warmes ©treben in fid> bewahre, fo waren auclj mx
über bie ©rfc^einung erfreut, beren genauere SBefanntfdjaft unfer gün*
ftigeS S3orurtf)eil aud) nidjts weniger als abfdjwädjte. ßwar w^r fr1*
nic^t blinb gegen bie einzelnen 2Röngel audj biefeS SBerfeS, gegen jene
fdjwäd&eren Sßartieen ber ©ompofition namentlich in ben jweiten X^ema»
unb in ber fogenannten Verarbeitung, wo ber Sompontft ju rafd)
toerfafjren, ju fdEjnell mit bem juerft ©efunbenen fidE) begnügt ; bagegen
ttjut aber bie 9Karfd^ner immer eigentümliche griffe wof)l, bie fort=
eitenbe Bewegung beS ©anjen, bie fidlere $anb, mit ber er bie ringet*
neu ©äfce djarafteriftifdj fjinjufteHen weife. ERan finbet fomit in bem
Xrio ungefähr benfelben Sünftler wieber, als man ifjn aus feinen
* 4000 Bulben.
** ©efttitfjen: „wie in einer norbbeutfcfyen ber QubaiSmuS1'
$. War^ner, Xrio. 387
•großen bramatifdjen Strbeiten fennt. Das ©injelne, baS ©etail ift
ntd(t immer baS SBorjügtidje ; baS ®anje aber ift eS, bie Xotalwirfung,
bie bett SRanget funftreic^er gebiegener 2)etaitarbeit wenn nid^t öet*
geffen, fo bod) überfein läßt. 2Benn wir unter SSorjügen ber Detail*
arbeit jene ©etbftänbigfeit unb lebenbige §ortbewegung ber einzelnen
©timmen, jene bebeutungStoottere 33ef)anblung audf) ber UebergangS*
fteHen (fo j. ©. wenn fid) ber ©aft aus ber äßoU* in bie X)urtonart
toenbet), jene feineren SSejäge jwifdjen bem §aupttf)ema unb ber 35er*
arbeitung ber anberen 9Kotioen meinen, wie wir es j. 8, in 33eet*
tjobenfcljen ©ompofitionen, bie Xotalwirfung feineSWegS beeintrödjtigenb,
wteberfinben, fo werben unS einfid)tSt>olle Sefer üerftefjen. Sei
3Jtarfd)ner bominirt metftenS bie Dberftimme; ju tieferen ©ombina*
tionen ju gelangen, ift eS als gönne er fidj bie 3^^ n^*J eg rafft
tfjn unwiberfteljlidfj nur nad) bem ©nbe, nad) ber SoHenbung beS
©tücfeS l)in. 9let)nlid> bem wirfen aud) feine Sompofitionen ; man
fät)lt fid( fortgeriffen, geblenbet; große Xalentjüge blifcen uns überall
entgegen; bei genauerer Unterfudjung fteUen fidE| aber aud) bie ober*
fläd)lid)er befjanbelten ©eiten ber Sompofition IjerauS. 3n einem
SBitbe ju fpredjen, er giebt unS bie golbenen grüd&te fc^ncS Talentes
oft in irbenen ©cfjaleu* ©eien wir benn oor Slttem banfbar gegen
jene, gegen bie Sidfjtf eiten beS XrioS. 28ie gefagt, eS bilbet — bis
auf baS SÜbagio, baS uns nid(t ju gleicher $eit mit ben anbem ©äfcen
entftanben ju fein fdjeint — ein lebenbigeS, wirtungSooHeS ®anjeS.
X)ie Xonart ift im SlnfangS* unb ©df)lußja| wie im ©c^erjo Gmoll,
bie beB StbagioS baS in biefer golge befrembenbe Asdur. Sene ©äfce
^aben fämmtlid) einen wilben, leiben jd(jafttid)en ©l)arafter, wdtjrenb
baS äbagio ben ganj entgegengefefcten ber äRilbljeit unb 9tulje trägt.
33er Umftanb, baß baS Sfoagio im legten ©afce wieber jum SSorfdjein
iommt, fönnte unfere SBermutljung , baß eS ju anberer, früherer ober
festerer Qüt ^tS bie anbern ©ftfce gefdjrieben fei, etwas fdfjmantenb
machen. X)odf) weiß man, wie einem gewanbten Gomponiften foldje
Sftücfblicfe oft mit leichter ERüfje aud> nad) 8lbfdf)tuß eines ©a£eS nodj
gelingen. 3m Uebrigen gefdjiefjt jener SRücfblicf in fef)r jarter Sßeife
unb tljut gerabe im unruhigen Xreiben beS legten ©a|eS wof)l. 3)aS
9lbagio fetbft l)at eine reijenbe, 3J£arfdjner ganj eigentümliche ®e*
fangweife; wir galten es für baS Urfprüngli^fte im ganjen Xrio.
X)aS SSiolonceDfolo, baS fie beantwortet, ergebt fid) bagegen gu breit
unferer 9Äeinung nad^ unb fdjeint uns auc^ in melobifdE)em Sejug ju
gewöfjnlic^, faft t^eatermäßig» 2Bo fic^ Söiarfd^ner fd^on oft mit ®lücf
25*
388 & ©poljr, Xrio.
bewegt, in ber (Sphäre beS ©puf* unb üRärctyenfjaften, tljut er eS au$
im Xrio mit SBirfung, im erften ©afce weniger, im ©djergo unb ginalc
aber mit offener Suft an feinen ©ebilben; biefe lederen ©afce finb
auclj bie f)umoriftifcf)ften. Sinige leiste Sfoflänge an baS granj
©djubertfclje Xrio in Esdur erwähnen wir ftüdjtig.
2)aS Xrio wirb fidE), glauben wir, tierbreiten; mir finb nid}t
überreif an geiftüoQen SSerfen ber Slri, unb bieS leitete Sßräbicat
gebührt bem Xrio in jebem gaU. 3n ber 2lu8füf)rung bietet eS feine
ungewöhnlichen ©djwierigfeiten , namentlich ift baS ©tarier roirffam
bef)anbelt.
2onx» ©poljr, Xxw (Emoll). 3»erf 119.
9lucf| baS Xrio biefeS bereiten SDteifterS ift, fo Diel wir wiffeu,
feine erfte berartige ©ompofition. ©iefelbe freubige SBemerfung, bie
Wir ftf)on beim Singang ber Slngetge beS äRarfdjnerfdjen XrioS aus*
fpracljen, müßten wir alfo bei biefem wieberf)olen. Unb baS unter-
Reibet eben bie SKeifter ber beutfdjen ©d&ule oon 3talienern unb
$ran gofen, baS Ijat fie grofc gemalt unb burdfjgebilbet, bafc fie ftdj in
allen gormen unb ©attungen berfucljten , wafjrenb bie SKeifter jener
anbern Nationen fidE) meiftenS nur in einer ©attung I)ert>ortt)aten.
SBenn wir baljer einige ber beliebten Sßarifer Dperncomponiften f)ier
unb ba g. 83. „grofee Äünftler" genannt finben, fo mödjten wir erft
fragen: wo finb benn eure ©gmpijonieen, eure Duartette, eure $fal*
men :c? wie fönnt tfjr euef) mit beutfdjen SWeiftern toergleidjen
wollen? ©o tyat auef) @pot)r faft in aßen mufifalifdjen formen ge»
arbeitet oom Oratorium bis gum Sieb, oon ber ©tjmptyonie bis gum
SRonbo für ein Snfirument, unb biefe SBietfeitigfeit ift nidjt baS ®e»
ringfte, was ii)n uns t>erel)rungSWürbig madjt. ©eine neue ©abc
muffen wir benn als eine neue 33lütf)e feine» reidjen ©eifteS begrüfccn.
bie im ftrange feiner Schöpfungen fidj gar wof)l mitblicfen laffen barf.
8war X)uft unb garbe finb biefelben, bie wir fdjon lernten. Aber eS
fdfjeint eine unerfdfjöpfttdje ©emütl)Stiefe gerabe in biefem ßünftler gu
liegen, ba§ er uns immer gu feffetn öerfte^t, fo feljr er fid) aud)
gleidjbleibt. ©ewifj, ©pofyr fönnte alles o§ne feinen Kamen heraus-
geben, man würbe i^n auf ben erften StugenbtidE erfennen. S3on feinem
SHinftler ber ©egenwart ift baS in bemfelben 9Rafte gu behaupten.
Sluf etwas Ruberes nod) grünbet fidj aber baS Sntereffe, baS wir
immer für feine ©eppfungen Ijegen muffen, nic^t allein auf ben Qavibfx
<£. ©. SRrifjtger, «bete bc gotj. 389
feiner ®igentf)fimlid)feit fonbern auf feine reiche Äunftbilbung, auf bie
rein mufilalifcfjen ©djönfjeiten im @egenfa| ju ben d)arafterifiifd)ett
feiner 3nbtoibualität. ®enn eS !ann uns au8 einer SDtuft! ein be<
toeutenber Sfiarafter entgegentreten unb if)r bodj t>iel jur 9Retfterf)aftig*
leit fehlen. ©pof)r giebt uns alles in meifterfjafter gorm unb felbft
©efannteS in gewählter ©ewanbung, 6r wirb nid&t mübe, feinem
SEBerfe bie größte SSoßenbung ju geben, 2Kan fel|e j. 33., tüte er baS
erfte X^ema beS erften ©afceS feines XrioS, fo oft eS wiebertommt,
neu tyarmomftrt. (Sin bequemer Äünftler Ijätte eS o^ne äRütye einmal
wie baS anberemat gemalt. S5on feinem gewiffentyaften Steift, ber
fid) mit bem oorrücfenben Älter beS ÄttnftlerS eljer gefteigert als »er*
minbert ju fjaben fdjeint, §aben 2Jland)e gar leine SSorfteQung ; eS
räcfjt fidj aber audj genug an itjren SBerlen. S)odj was bemühen mir
#unS, ©poljrS grofte Äünftlertugenben auSeinanberfefcen ju wollen, wo*
rüber bie SBScIt fd&on längft einig ift. Sfifod) baS Xrio giert feinen
SKeifter; eS ift aus einem ©uft toon Anfang bis @nbe unb nur baS
Slbagio naefj unferer 9Keinung etwas matter, ©ie anbern ©äfce fjaben
bie eigentljümlidtften SSorjüge; ber erfte ift ein feines ©ewebe, oon
fixerer §anb funftreiefj ausgeführt. Das ©dfjerjo gehört ju ©pofprS
toorjüglid&ften, bie er gefdjrieben; man Verlangt es wieber unb wieber
ju I)ören. ®er lefcte ©afc Ijat ein burdt) ©poljr felbft etwas allgemein
geworbenes äßottt), im ©anjen fjerrfdjt aber ein aufterorbentlidjer
©djwung, baS 93ioIoncetI^tjjicato nidfjt ju aergeffen unb bie fdjön
eingewebte 2Äelobie aus bem Hbagio. SBetdjen ©Ijarafter baS Xrio
im Uebrigen atfjme, wir brauc^en'S wof)l ttic^t auSjufpredjen. @pof)r
im erften, @pof|r im jweiten ©afc unb überaß. Sßafct auf irgenb 3e*
manben ©djiflerS: „bodj ©Ebneres lenn' id) nid)t, f o lang idj wäl)le* *<:♦,
fo ift es auf ifyn. äRög' er nodfj lange unter uns Wirten!
39.
d, ß. fleißiger:
Abele be ftots,
©rofje Oper in biet bieten toon 9t 33(um; SSolIftanbtget (£taüterau$$ug.
S)aS ©ujet be^anbelt eine £iebe3gefd)id(te 5ra^i &e* Srften oon
granfreid(j, ber fid), im ©runbe auf wenig föniglid>e Sßeife, in 93efife
390 & ®. teigiger, $bele be got|.
üon Slbele bc goij:, ber jungen grau eines bejahrten ©belmamrä, be§
©rafen Sljateaubrianb, ju bringen üerfuc^t. Sie ipanblung beS Sönigä
wirb nod) baburdj unfd)öner, bafc ber befagte ©beimann iljm früher
einmal baS Seben gerettet. 3um @^tu§ erftid&t ©Ijateaubrianb ferne»
untreue grau unb audf( fidf); ber Äönig jie^t frei ab, feinem Solle
9teue unb Siefferung angelobenb. ©o enbigt baS Abenteuer toenig
erbauliel}, wie Semanb fagte: als ©djerj ju ernftljaft, als ©mft ju
fdjerjliaft. 33a§ bieg auf bie ©ompofition jurüdtoirfen mufjte, loat
natürlich, Solche t>errucl>te Siebeleien allenfalls ju bef Königen, öcr*
ftefjen nur bie granjofen. 2)er SDeutfdje ift baju biel ju efjrlidj unb
ju moralifdj. Siber was überwinbet eben ein beutfdjer ©omponift nid)t
aUeS, i)at er nur einen teiblidf) componiblen £ejt, Don bem er fi<§ aud)
einige Sßirfung auf baS publicum üerfpridjt 2Bir wünfdjen nid)t,
bafs fitf) §err SRei&iger getäufcf}t tjaben mbge: aber ber iejrt nrirb
fd>werlidf> bei uns «nflang finben. 2BaS bie äßufif betrifft, fo barf
Seber, ber ben ßomponiften bereits fennt, baüon im SBorauS toiel ®ute£
erwarten. SllS gewanbter Snftmmentator ^at er ftd) längft befamtf
gemalt; an ber ©pi|e eines toorjügtidjen DrdfjefterS ftet)enb, l)atte et
meljr als mancher Slnbere ®elegent)eit jur Beobachtung unb ©ombi*
nation. 3)aS ©lement, in bem er fief) jeit^er am liebften betoegte, toar
baS Sieb unb am gtücflidOften im Reiter tt)rifd£)en. S3iel (gelungenes
in biefer 9trt öerbanfen wir ifjm. 2lud) als ®ird(encomponift Ijat ftc^
Steiniger mit ®lücf gejeigt; feine berartigen Sompofitionen atljmen
einen freunblicfjen frommen ©inn, ber feines ©inbrucfeS gewife fein
famt- Sßeniger glücflidj war er bis jefct als bramatifdjer ©omponift;
wir finben ben ©runb babon im burd&auS SSorwiegenben feiner tqrifd^en
Statur, wie eS aud) anberwärtS fc^on me^rfadj ausgebrochen. $afc er
bennod) nidjt üon ber Dper läjjt, ba§ er mieber mit einer fogenannten
großen toortritt, wollen wir als ein Seiten inneren S0iutl)eS begrüfcen,
ber überall meljr juwege bringt als träges Stehenbleiben auf einem
glecf. Stbele be goij würbe gegeben, mit Beifall, audj nid)t ofjnc
einzelnen SBiberfprud). 2Sir finb fo arm an einer beutfdjen Oper;
man foHte nic^t gleid) über alle, bie nid)t auf baS erftemal wie etwa
ber greifepfc wirlen, fo boshaft Verfallen ober fie gar ignoriren. SSet*
fd^weigen wir aber aviä) beSljalb ben 2abel nid^t.
SDie beutfdtjen ©omponiften f^eitern meiftenS an ber ?tbfid)t, bem
publicum gefallen ju wollen. ®ebe aber nur einmal einer etwa»
©igeneS, ©infames, Xiefinnerlid^eS ganj aus ftd^ ^erauS, unb er fott
fe^en, ob er nidjt me^r erlangt. SBBer bem publicum immer mit
£. ©. föet&tger, ^tbclc be goij. 391
ausgebreiteten armen entgegenfommt, ben gewöhnt es ficf| enblicfi über
bie Steffel anjufef)en. 35eetf)oben ging mit gefenftem $opf unb unter*
geflogenen fernen einher, ba und) ber $lebs fd^cu auSeinanber, unb
nadfj unb natf) mürbe tf|m audj feine ungewöhnliche ©pradEje bertrauter.
Sin obiger Stippe, färbten wir, ift auc§ SReifciger ttjettroeife ge*
fdfjeitert. Der ungeheure ©ucceft bes $m\ä)ü%", fdfjeint es, Ijat bie
beutfäen ©omponiften ju Slnforberungen an SSeifaHsbejeugungen ber*
leitet, bie nun einmal nid)t burd) 3lbfid)t IjerauSgeforbert werben fönnen.
3Wuf$ benn alles gleid^ ^urore machen f ollen? ©ef)ören benn ju allem
Sßofaunen unb Sßidetflöten ? ©ie fd^impfen auf bie italienifcljen Som*
poniften unb freuen ftd) bod) nicljt, oft mit benfelben üRitteln ju
wirfen; man lennt ben Ünfinn unb begebt it(n bodj. S33o foß benn
ba bie Sldjtung beS SßubltcumS fierfommen, baS audfj feine 2Reriteu
f)at unb oft fetter fiet(t, als man glauben foHte! 9iod) einmal: gebt
nur einmal eine redfjt originelle, einfach tiefe, beutfdje Dper, fdfjreibt,
als gab' es fein publicum, aber jeigt ben eckten SHinftter, bie ed&te
Söilbung, nnb wir wollen fe^en, ob ifyr eud) babei ni<$t beffer fief)t.
SSielmal ift ba« fdjon gefagt worben, aber nie war es nötiger als
jefct, wo ber ©taube beS publicum« an beutfdfje Dperncomponiften
immer tiefer unb tiefer ju finfen anfängt. ©d)on fefjen wir italienifd>e
Xruppen pdE| mehrerer beutfdjen Sännen bemächtigen, franjöfifd^e f Bunten
leidet nachfolgen. Sllfo 8lc§t gegeben, bafc man euclj nid)t euren eignen
93oben unter ben güfeen wegjiet)t!
©ewifc, wir finben 5. 85. in SReifeigerS neufter Dper ©tüde, bie
in neu*italienifd^en'Ober franjöfifdjen wie e$te ©betfteine unter bot)*
mifdjen fid( ausnehmen würben. Slber mit einjelnen Hummern ift
nod) nichts getrau; wir wollen ©til im ®anjen, eine burd)gef)enbS
eble Stuffaffung, ein immer frifd) fd&lagenbeS Äünftler^erj. $)af$ un8
folgen ©enufc bie SReifeigerfdje Dper burd&gängig bietet, fönnen wir
leiber nid)t behaupten. ®iebt er uns biel SßürbigeS, fo tjulbigt er
aud> bem XageSgefdjmad ; wir bermiffen eben im allgemeinen ©fjarafter
unb ©intyeit beS ©tilS. S5emerfenSwert§ ift audj, wie SReifciger, ber
j. 85. in bieten feiner Sieber ein eigentümlich Xalent gegeigt, in
feinen bramatifdjen arbeiten weit weniger originell baftef)t, ja fo ftarfe
Stnflänge an bekannte beutfd^e unb italienifcf>e STOeifter bringt, bafc eS
audj ber Saie merfen mufj. ©0 finben fidfj bebeutenbe SftemmiScenjen
au« SEBeber, @pof)r, aud£) SJiarfdjner, t)äuftg aud) aus SRoffini unb
95eflini, bie einzeln aufjujeid^nen ju biel 9taum wegnehmen würbe, bie
aber gewifc Sliemanbem entgegen fönnen. ©inen anbem SBorwurf
392 tt. ©. fleißiger, Abele be fjotj.
fönnten mir nodf) ergeben gegen bie unfereä 33ebünfen8 burdfjweg ju
maffenl)afte 3nftrumentation. 3ßo foll ber ßomponift bie SRittel jur
Steigerung Ijerbefommen, wenn er an minber bebeutenbe ©teQen fc^ott
alle Gräfte toerfd&menbet , bie if)m bann am rechten Drte fehlen?
ÄnbererfeitS ift freüidf) JfteifetgerS grofte SSirtuofität ber 3uftrumentation
fef)r auäjujeidjnen, unb mir muffen fie mol)iflingenb unb gtanjenb
nennen, mo er bie Drd)eftetmaffen nidjt ju fef)r aufeinanber tybtft
Äbgefeljen aber Don biefem jmeifad(en SSortüurf öfterer SRemintecenscn
unb öfterer überlabener 3nftrumentirung, finben mir in ber Dper fo
tnele SBorjüge, ju benen mir uns jefct mit SSergnügen menben.
©3 Ijerrfd&t in ber Dper ein ausgezeichneter mufifalifdfjer glufj,
mie er eben nur bem Sfünftler t>om gad) eigen ift. ©eljr anjuerfennen
ift audj bie SReinf)eit ber Harmonie; menige grelle Slccorbfolgen in
einigen leibenfdjaftlicljen äRomenten ausgenommen, ©obaun muffen
wir im ®anjen 2Baf)rt)eit be3 SluSbrucfä in Uebereinftimmung ber
SBorte jur ERufil jugeftefyen,* bort ber mir in ber neu'italienifdjen
Dpernmufif !aum bie ©pur antreffen. Snblidfj burdfjjieljt bie ganje
Dper ein natürlich freünbtid^er ©inn, ber mof)ltt|Ut auf ber SBüljne,
bie un§ fo fetyr an 9Rorb unb Xobtfdjlag gemöl>nt. SBome^me Sunft*
tljuerei, namentlich contrapunftiftfie, miß ftd) nirgenbs geltenb machen;
fie mar' aud) am Übeln Drt angebracht. 9Rufifalifcf) am djaratte*
riftifdjften gehalten finben mir, aufcer bem König unb Slbele be goij,
ben ©rafen Stjateaubrianb , menn auef) btö Sntereffe für tljn allein
bem 9Ritleib eines Hintergangenen ©Ijemanneä gilt, ber übetbteä fdjon
über bie Sugenbja^re IjutauS. SSonniüet, ber Xeufel im ©tücf, jeigt
fic§ bieHeitf)t ju fanft, nidfjt teuflifd) genug- 5)em Sßagen fef)lt e3 et*
maS an ©rajie, bem Darren nidjt minber an fd^lagenber Somif. 3)er
Untere mirb toon bem befannten aJiarfd^nerfd^en im Xempler bei SBeiiem
überholt.
Die ©t)öre greifen oft mirffam ein; Popularität bürfen mir in*
beffen feinem t>erfpred)en.
83efonber8 augjujei^nen ift bie SaHetmufif ; f)ier jeigt ftct| SR einiger*
* 3wei ©reuen nur nidjt nötiger Äuffaffung »ollen wir t)ier anführen, in
ber 2(rie beS ©rafen @. 83 bei ben SBorten: „$a erfaßte meine (Seele, bie bewegt
war, bang unb wilb, betn geliebte« ©üb", tt>o ber (Sompontft nur ba3 bang
unb »üb in ber ERufif fdu'tbert, ben 9fcacr)fafc aber überfat); bann 6. 96, wo beim
©intreten be3 Königs Slbete jagt: „nun bin tet) frei, ber König rettet midj", bie ber
©omponift con tutta la forza fingen läßt, wätjrenb fie unferer Meinung nadj gan*
leife für fid) geforodjen werben müßten. [@dj.]
Sie SBerfdjroötung bcr #cller. 393
ganjeS liebenSmürbigeS Xatent. SHamentlicf) f)ebt fid) SipinSfiä ©oto
mit bem fpäter bajufommenben Jpoboetritter f)ert)or.
25tc 2)ectamation finben wir im ®anjen lobenswert!) unb ridjtig ;
einige SSerftöfce wären mit leidster 3Äüf|e abjuänbern. Sinen §aupt*
moment finben mir ju leidet befjanbett, ben im lejjten Stet, wo S^a*
teaubtianb jum Äönig fagt: „bie ©djulb, fie ift bein". §ier, wo
bie ©djeibewanb jwifc^en gürft unb Untertan jum erftenmat unb
auf ewig faßt, wo ber ©emifftanbelte bie ©röfee be3 UnglütfS bem
SBerfüfjrer redjt orbenttid) bor otogen fiellen will, Ijier wirft ber reci*
tatimfd&e SSortrag ju wenig, 3)er Somponift Ijat ficf> biefen bebeuten*
ben SJioment entgegen laffen.
2)er, beiläufig gefagt, fe^r forgfältige ElamecauSjug jetgt einige
Slbweidjungen üon ber Stuffüfpung in ©reiben; namentlich ift, wag
in jenem britter unb werter Stet ift, in einen einjigen, unb gewifc jum
SBort^cit ber SBirfung jufammengejogen worben.
$öcf|ft unbanlbar finben wir ben ©djtufj; ba§ ®anje ftiebt fo
unglfitftid) auSetnanber, bafe ber ßufjörer nur nritleibSoott ben Äopf
fc^ütteln fann wie über eine ^Begebenheit, bie freilid) nitf)t anberä enben
fonnte.
2Bir Reiben oon ifjm, nid)t oijne Xabel be3 einjelnen 9J£if$lungenen,
mit aller Artung aber üor bem gleiß , bem latent unb ben Sennt*
niffen, bie ber ©omponift wieberum gezeigt, unb in ber Hoffnung, bafc
er fie batb wieber auf gleichem Xerrain betätigen möge*
S). ®.
Sie l)erfd)U)örung ber geller/3
Wvmanzt in $rofa.
$on gloreftan.
2)a8 SSotf ber ÜRoneten ift ein weithin befannteS. S^re 33ebeu*
tung in ber mobemen Sßett, bie merfwürbigen ©djtcffate einjetner
©tämme, bie faum ju üerfotgenben 3rrfat)rten ber (Sinjelnen, iljre ge*
t|eimnif$t>otIen SSanberungen üon Sßaläften ju ipütten, über Sanb unb
See — wer über alles bieS nadjgebad)t, wirb jugeben muffen, e& t>er*
tofjne fid) be§ ©tubiumS ber ®efd)id)te biefeS SBotfeS, feines ßf)araf*
terS unb bor Stllem feiner ©pradje. SBon btn taufenb abenteuerlichen
394 $" StarföttJörung ber fetter.
©efd)id)ten, bie id) oon ifjnen weiß, erjagte ict) Ijeute eine nur: ®ie
SBerfdjwörung ber geller gegen bie ©olbftüde.
SS war einmal ein fetter, bem war'S nid)t redjt, baß er fein
©olbftüd war. 9fn bem immeng beoölferten ©taat, bem er angehörte,
war fein Stitytn <M- 2S*r wollen it»n ber fiürje falber audj {o
nennen. 0,1 mar wie gefagt ein geborner §etler, ©djon oon früher
Sugenb war eS fein fjödjfter Sßunfd), nur einmal in bie Stälje eine*
dürften ju fommen. Sinmal fcfjon ganj natje baran, erfannte it)n ber
gürft unb warf if)n unwillig wieber einem Sinnen in ben $ut. SJon
ba an bemächtigte ftcf) beS 04 ein ungemeiner £aß gegen atteS, »aä
metyr war benn er. §atte übrigen« ber gürft ba« feltfame ©eprage
unferS gelben genauer betrautet, wer weiß, ob er nidjt ba$ fcurrtle
SÄonftrum in fein 9Äünjcabinet aufgenommen. $)ie Sorberfeite oon
0,1 jeigte nämlid) einen ©oppelfopf, tion bem ber eine genau einem
©on öuijote, ber anbere einem ©tüd 83öfewidjt afjnlid) faf). Auf bem
SReoerS ftanb txber mit großen 8ud(ftaben: Omnia ad majorem Dei
Gloriam. Sie lefcte Snfdjrift auf bem Meinen Sing nat)tn ftdj au$
ungefähr wie jener 9tiefen*£)rben, ben einmal ein launiger Äönig fei*
nem eitlen Darren jur ©träfe umgegangen, unb ben er an einem
großen über bem ganzen SorpuS wegge^enben SSanbe nun fein £ebe*
lang hinter fid} Ijerjujiefien tjatte.
35aS bisherige Seben oon 0,1 war bis fjier^er im (Sangen ein
einfameS, contemplatioeS. 9Memanb mußte oon iljm. ©päter war er
burd) 3ufflß ™ c^en Klingelbeutel unb oon ba in bie Xafdje eine*
©eiftlidjen gefommen, mit bem er fogar einmal bie Äanjel betreten.*
SS war bod) etwa«. 2)enn eine ungemeffene Sitelfeit, ein unbejwing-
tid)eS Verlangen, in bie Greife ©röterer unb 2Räd)tiger ju gelangen,
waren, wie gefagt, tjeroorftedjenbe Sljaraftereigenfd)aften unferS Reiben.
Sin BwifdjenfaU ftadjelte feinen 9Hutf) nur nodj met)r in bie
§öt)e. Sine fdjöne S5ufatin f)atte fid) in ben ©d)afc beS ©iafonS oer»
irrt ; iljre wunberf d)öne Ijeöe golbene Stimme madjte baS größte auf*
fefyen, unb oft in 9iäd)ten erflang fie burd) bie ©tiHe ber *ßfarrwof)<
nung unb entjüdte alle äÄoneten, bie ba aufgekauft lagen* fetter
fal), työrte, oerliebte fid) in fie, unb er warf ftd) nun eifrig auf bie
SKuftf aus boppelten ©rünben, einmal weil fie gerabe 9Äobe in ber
Station war, bie oon jetjer ein großes fttangtalent fjatte, bann aud),
weil er fo ber fdjönen 3)u!atin nä^er ju rüden, ifjr fogar burd)
* (Shilling fjatte anfänglich Geologie ftubtrt.
$te $erfd)U>örung ber ©euer 395
öffentliche 2obe3erf|ebungett nüfcen gu fönnen glaubte; bemt etwa$
mufete et bodj jebenfatte öon ber §5^e unb liefe ber Xöne üerftef)en,
um fid) barüber auSlaffen ju fönnen.
SRitgenb aber wütljet ba3 ©djicffal woljl grimmiger alö in ber
SRünjenwelt ; faum bafe fidf> ein paar 3nbimbuen flüchtig fennen ge*
lernt reifet eine unerbittliche $anb bie Sefreunbeten auSeinanber. $)er
©lücflidjen, bie feljr lange mit einanber öertetyren, bei einanber ruljen
bürften, giebt e8 nidjt ju rnele. ©0 warb aud) 04 toon ber frönen
©ängerin balb getrennt unb fam in bie Sßrtoatfaffe eines fd(Wäbifcf)en
SBürgerSmannefc. Aber baä SBilb ber ©ängerin wirf) nidjt au» feinem
fiopfe; er entwarf atter^anb Sßläne, fic§ bei tf)r wieber in Srinnerung
ju bringen, unb fam enblid) auf ben fünften, auf ein 33ud), auf ein
vUnit)erfal*6entral*fiepfon aller benfwürbigen 2Rünjen, i^rer ©ourfe,
iljrer ©d^idfale jc :c." — Äupfer üerftetjt ju raffeln, unb 0,1 liefe
e3 in ©efellfdf)aft einiger Änberer nidf)t baran fehlen, fein Unternehmen
in ber SBelt befannt ju machen, fär ba8 er audj einige get)enfelte
Xffalerftücfe unb ©djaumünjen ju intereffiren öerftanb. 3)a8 93ucfj
fd^woll mit ber Qdt ju einem riefigen an, unb ba3 allgemeine Urteil
lief baljinauS, e3 bereinige fo xiiet ©utefc unb ©d&led)te§, üermifdje
S)umme8 unb 2Baf|re3 in fo lädjerlic^er Sßeife, wüfete fo wenig über
ben gegenwärtigen 3uftaK& b* SRunjenWefenS, bafe nur unfere S&üty
lommen ju bebauern wären, bie folgen 33üd£)em etwa ©lauben fd(enf*
ten. Stamentlid) jeic^neten ficfj 0,r eigne Slrtifel atö burdj eine ge*
lehrte bunfle ©efpreijtfieit, bie an Xljeopl(raftu8 SßaracelfuS JBombaftuS
ab §ol)enf)eim erinnerte, ber man e3 anfaf), ber SSerfaffer fudje ©egen*
ftänbe ju erforfdjen, bie er nie toor äugen geljabt. Äuc§ unparteiifdj
War ber goliant nid£)t fonberlidf) (unb wie fonnt' er ba3); fo war
j- 93. ein §teunb beS geller, aud£) ein geller, unmafeig gelobt, wäf)*
renb ber unb jene feltene ©arls* unb Sluguftb'or aus bem unb jenem
Satire gar nid^t genannt war jc. zc. 3Ba§ aber ben fdfjlimmften ©dfjat*
ten auf 0,1 warf, war, bafe er im SürbeitSfeuer ganje frembe Stuffäfce
für feine eignen angefef)en, mit anbem SBorten, bafe er wie ein Stabe
tapfer gufammen gefto^len, überall f)er, audf) ©d&ledjteS unb 2Jttttel*
mäfeigeS nic^t toerfdfjont, um fo leichter ber (Sntbedtung ju entgegen.
Sie ©ad)e enbigte nid)t gut; ber SBerleger be3 SejifonS fc^rieb
gegen feinen eignen SRebacteur, bie ins Unternehmen gelodften einzelnen
®<§au* unb gefjenfelten X^alerftücfe jogen ftd) einsein jurücf; eS gab
3anl über $anf. Sie ©enfation, bie baS Sud) auf bie ©ebilbeten
unb 2Käd)tigen be3 SlbelS hervorbringen foHte, war aud) nid)t bie
396 2>te ©erjdjtoönmg ber ©euer.
gef)offte. 3m @egentf)eil, man fagte fidj offen: ©inem fetter ftel)t fein
Urteil über ben ßouteb'or ju.
X)ie8 braute ben 0,1 immer meljr gegen bie ©olbftüde auf, unb
fdjon ba ftiegen in it)m aßerljanb $läne auf, wie fie am beften au§
ber SBBcIt ju fdjaffen feien. 2lud) Sßläne anbrer Art in äRenge ful)«
ren itym bur$ ben Sopf; er färieb 83üdE)er über SBüdjer, madjte au$
bem Sej;ifonfolianten einen Dctaöbanb, au§ biefem eine Xafdjenau**
gäbe, er machte Dpemtejte, er erläuterte Sibelftellen, er wäre gern
Xf)eaterintenbant geworben, er wollte eine 9ftufiß)anblung errieten.
SSon aßen biefen gewann enblid) ber bie Dbertyanb, einen herein gegen
ba3 SBetteln" ju grünben; benn fo glaubte er am erften au£ ber
niebrigen Sphäre ju fommen, in ber er nun einmal feftfafc. 3)er
SSerein war batb conftituirt; ©fjrenmitglieber würben ernannt (corre*
fponbirenbe berftanben fidj ofjneljin) ; e3 würbe it)nen erf lärlidj gemalt
wie nur burcf> fold^c 9Äafcregeln ein allgemeiner 2Bol)lfianb beförbert,
ber ©tolj unb 9ieid>tt)um einiger §odjmütljigen gebrochen würbe. ®ie
(Sfyreumitglieber felbft würben e3 nur unter ber Sebingung, bafc fie
auf eine IjerauSjugebenbe Leitung" abonniren mufften. Sin mitleibiger
©rofeer liefe fi$ auf „fubmiffefteS" Slnfudjen be3 Retters fogar fjerab,
felbigen oergülben ju laffen unb i^m ben Xitel eines „gefürfteten
ipelterä" beigulegen;* fürs, 9iuttein& jubelte.
greuben unb Seiben wedelten jefet in bemßeben unfern gelben;
nur ba^in tonnte er e$ trofc ber SBergütbung unb be8 XitelS nidjt
bringen, bafc it)n bie ©olbftüde für if)re8 ©leiten genommen Ratten.
§ätte i^n ein einziger einmal „SBruber Souteb'or" angerebet, er wäre
ber @lüdlid)fte gewefen ; ja eine blofee SSerlennung fonnt' e$ iljn fd&on
machen.
3e tiarer batb ber eigentliche Qxotd be3 ©rünberS be3 „SBettel*
tereinfc* würbe, — je meljr man fal), wie e3 bem geller in ber SRei*
bung mit eblerem 9ftetaH nur um feinen eignen ©lanj, wie e3 iljm
nur um (Styrenmitglieber, b. %. Abonnenten feiner S^itung ju tljun
war (am fiebften f|ätte er gleid) bie ganje SBelt jum ©fjrenmitglieb
gemalt), — je mef)r jerfiel ber SSerein in fid) felbft, unb ber gefftrftete
ipeßer befanb fid) balb wieber unter feines ©leiten, unb namentlich
öerfdjmolj er in greunbfdjaft mit einem plumpen groben X)reierftüd,
welchem SBunbe fid) fpäter, wenn a\iä) nur im ©eljeimen, ein aufcer
* 6d)tt(utg ertjtelt 1839 bont fjürften öon §oijenäolIem*§ed)mgen ben Xitel
Sofraty.
$te SSerfämörung ber fetter. 397
ßourg gefegter ®ulben anfcfilofe. Denn nirgenbS in ber SEBett gilt bcr
©prudj „®leidj uttb gleich gefcQt fid) gern" met)r ate in ber SWünjen*
weit. Dber it)r hättet nie bie Unruhe eines ßouiöb'orS bemerft, wenn
er fiel) jufällig in niebriger ©efettfe^aft befinbet, wie er fid) balb bat>on
mad£)t unb nidjt ruf)t, bis er wieber unter feinet (Steigen unb in bie
prächtige Umgebung gefommen, bie if)m oon §au8 aus gebüfprt? 3war
er !ann audf) oft ©lud ftiften in ber ärmlidjen §ütte be$ Sauern;
toiel öfter aber Unglüd. fötrj ,,®leid) unb ©leic^ gefeilt fid) gern*.
SBir muffen un« ba§ ®epräge ber anbern 33unbe3genoffen unferS
0,1 etwas genauer betrauten. Sluf ber SBorberfeite be3 erftern befanb
fic§ ein ungeheurer ®oliatf)$topf, beffen 2lu3brucf fidE| jwifd&en Summ*
Ijeit unb SluStocnbig'gcIernt^abcn fdf)altf)aft l)in unb fjer wiegte;
auf ber Sefyrfeite ftanben bie SEBorte: „3$ bin mir felbft ber
§öd)fte*. Der anbre jeigte ein ganj entgegengefefcteä ®efidjt, einen
fddlau*fdfjmunjelnben Sefuiten auf ber SBorberfeite, auf ber Ijintern
einen üon einem ftarfen SBinbe bewegten üflantel mit bem befannten:
I. H. S. V.*
2Bir fommen jefct bem eigentlichen QtttpvLrüttt ber SBerfdjwörung
immer näfjer. Stuf ben Dielen Äreuj» unb Querjügen, bie 0,1 unb
ber Dreier im Sanbe fjerum machten, begegneten fie fid) benn einmal
in einer SBeinftube. Sie waren aufeerfidj toorgreube; benn fie Ratten
früljer fic§ nodf) nidjjt perfbnlid) gefeljen unb fannten fidfj nur aus iljren
©d)riften. Dreier war nfimlidf) ein leibenfdjaftlicljer Slnljänger be$
alten SRünjwefenS, namentlich be3 nieberlänbifd)en; if)tn war nichts
redf)t an ber Sleujeit; am liebften f)ielt er fid) bei redjt öerrufeten,
faum nodj fennbaren alten SKünjen auf, unb Ijatte über eine erft jefct
entbedte fogar ein ©df)riftd(en ebirt Die neuen greunbe üerfd&langen
fidf) einanber beinahe t)or 3ldf)tung$bejeugungen, obgleich im ®runbe
Seiner öon bem 8nbem triel Ijielt, beibe nur in i^rem §affe gegen baS
übermütige ®olb jufammentrafen. ©ie waren fo glttdlid), bie ganje
SRadjt neben einanber liegen ju bürfen, wo fid) bann ungefähr folgen*
be8 ©cfpräd^ entfpann:
Der Jpeöer: SBruber, btö f)od)mütf)ige SBefen einiger ©olbftüde
fangt an mir nadf) unb nadf) fürchterlich ju werben.
©ruber, aud) mir, entgegnete ber Dreier.
0,1 : §aV idf) nid(t alles getl)an, unfern ©tanb ju ßljren ju brin-
gen? §ab' id( nicfjt ljunbert fcfjlaflofe 5Räd^te jugebradjt? Sft mein
* In hoc signo vinces.
398 ®te 2$erjd)mörung ber geller.
,,Unit)erfal*£entral*2epfon* nid^t t>om Xajo bis jur SRetoa betamtt?
Unb was Ijab' id) batoon? UeberaH aSerfemrnng, nichts als — . $ier
»einte ber gefürftete geller einige bittre Xfjränen ; aber fidj fdjneU in
bie §öf)e ritfjtenb, fe|te er fjinju : SSruber, eS mufc fe^r anberS werben.
Der Slnbere fann lange nafy in biefem ©oliatfyfopfe erf dienen
©ebanfen nur wie ßugDbgel, aüe 3at»re jweimal $öd(ftenS. SLm lieb*
ften aber träumte er üon vergangenen Qtittn unb bonnerte nur ju*
weilen tote aus bem Schlafe faf>renb einen gludf) auf bie 3efetwett.
3)er §eHer fuljr leifer fort, ba if)m Sener nidf)t antwortete: „99ru<
ber — eine 33erf djwörung ". 8r ftüfterte immer leifer ; id| f|5rte
nur nod) bie legten SBorte: „ — unb bann, wenn toir oben auf bem
Xfjrone fifcen, bann foH bieS berate ®otb unfre güfce blanf fdfjeuem,
unb wir wollen uns erlaben an feiner (Srniebrigung, unb bu wirft
mein erfter ©otoereign."
Slber, entgegnete oergnügt ber Slnbre, einen Segen unb Sßerütfe
bebing' idf) mir au«, wie bei meinen geliebten nieberlänbifdjen f>ol)ett
$Upien. Unb bann nod), greunb: wollten toir nid(t ben ©j^Sefuiten
mit in baS ©omplot jietyen ?
@r fefcte bieS bem geller genauer auSeinanber. Sener gab nur
ungern na$, „benn ber ©djlaufopf fBnne i^nen leidet über ifyre eigenen
wadrfen". ©nblid) aber fd)lug er, fd)tugen beibe ein. 2)er *ßlan beS
Angriffs gegen baS ®olb würbe nod£) erwogen, ©tunbe unb Ort be*
ftimmt. 3Jian fdjieb in ber freunbfdjaftlidjften Aufregung.
Der gefürftete geller machte jefet bie legten unb l)&d)ften Änftren*
gungen unb bot alles Tupfer, beffen er im Sanbe anfid)tig würbe,
jum Sampf gegen baS ®olb auf. 2)ie SSerfdjwörung foDte in ***,
als bem oerljafeteften Drte, wo baS metfte ©olb oerfammelt war, aus*
bredjen; man wollte es ba in äRaffe angreifen, f(offte eS bur<$ bie
Saft beS Tupfers gang gu jerbrüden, in jebem gatle gehörig ju ent*
fteßen.
©ineS SlbenbS — fo erjät)lte mir ein gütiger, fe^r reifer 9Rann -
als idj mid) faum fdf)lafen gelegt, t)öre idj in meinem ©abinet, wo
meine wenigen Äoftbartetten beieinanber liegen, ein fonberbareS grobes
©epoltere, unb jwif^en fyinburd) frötjlidfe klänge wie oon ©olb*
ftüden. 3dj leud)te in bie ©tube unb tjabe ba einen fomifdjen
änblid.
(Sin Raufen meiftenS alter aufcer ©ourS gefefeter Äupfermünjen
wäfjt fid) fd^reienb unb fcf>impfenb nadj einem $ranj offen baltegen*
ber fdjöner ©olbftüdfe ju, jwifc^en benen aud^ einige 5ßerlen unb
<L fioeweS §ufc. 399
©belfteine lagen. 3JMr war e8 junädtft um bic leiteten ju tf|un, bie fid)
weniger öertf)cibigen, leidet befdf)äbigt werben lönnten. 3Kit ©olb fyat
e3 fd|on weniger ©efafyr. Offenbar war es bie Abfielt beS groben
Äupferä, meine Sieblinge anzugreifen, bie lacf>enb bem §eerjuge ent*
gegenfatyen. ©nbltdf) wirb mir ba3 Särmen unb Xoben ju toll; id)
werfe ba8 Supfer in feine Sifte unb fefce eS in bie eine Schale mei*
ner ©elbwage unb ba3 ®olb in bie anbere.
Sumpenpacf, fef)t, waä ifyr feib!
25a jog ba3 wenige ©olb baS Tupfer ladjenb unb bedenf)od) in
bie £bf)e, bafe SBage unb Sifte polternb herunterfielen unb baS er*
fdjrocfene Supfer fid) unter Xifdj unb Stähle jitternb toerfrod). S3
war ein luftiger Slnblid.
SBaä weiter aus ben §auptrabel3fül)rern geworben, weife idf)
nicfjt. Der ©j*®ulben foD, Sßläne brütenb, in einem Sefuitenflofter
feftfijjen; ben fcergülbeten geller will man in einem Sauf laben aU
Parität mittenburd) feftgenagelt gefefjen f|aben, wie man e3 mit fal*
jdjem ©elbe matfyt ; ber Dreier aber f oU fid) unweit 93erlin in ber
©anbwüfte bort nertoren tjaben.
Dr. <L towt:
3oljattn $ufe,
£ratorium öon $rof. Dr. 9L 3CUTie; Glaöierau^ug. SBerf 82.
SSSir freuen uns ber Xtjätigfeit be§ geiftüoUen SKanneS, Don ber
unö obigem SBert wieber Seugnife giebt. ©ein neueö Oratorium reif)t
fid£) in feiner Xenbenj ben früheren berartigen Sompofitionen Soeweö
an; e$ ift, fdjon Dorn Dieter, nid^t für bie Strebe gebadet unb f)ält
fidj, für ben ßoncertfaal paffenb ober audf) bei muftffeftlid^er ©elegen*
Ijeit woljl anzubringen, jwifc^en Oper unb Oratorium. 2Bir fjaben
nod| lein gutes SB ort für bieje 3Kittelgattung ; bei geift lieber Oper
benft man an etwas SlnbereS, unb bramatifd)e§ Oratorium trifft
ben ©inn aud( nid^t. Sßon mancher ©eite ift fogar gegen bie ganje
Äunftgattung angeftritten worben. ©ollen berSföufif aber ßljaraftere,
eben wie §uft, ©utenberg, wie Sutf)er, äöinfetrieb unb anbere ©lau*
benS* unb grei^eitsljelben, gänjlidE) entjogen bleiben, weil fie Weber
ganj für bie Oper nodf) ganj für bie Sirene paffen? 2ftir fd^eint,
Soewe Ijat ein SSerbienft um bie ©attung, bie wenn audE| nod) fein
400 ®- Soetoe* £uf$.
Epodf)en*3ßerf geliefert f)at, bodf) aud) nod) nid)t ju ©nbe gebaut ift.
2)a3 rein bibtifd^c Oratorium !ann barunter nidfjt im ©eringften leü
ben unb wirb audf) immer feine ßomponiften finben. Aber wir wollen
un§ freuen, bafc bie @efd)id)te nod) aQer^anb grofce ©eftaltcn aufeu*
weifen tjat, bie fid) bie 9Jlufif nur anzueignen brauet, um nadj einer
neuen ©eite f)in ju wirfen unb ftdE) auSjufpred)en. SSon biefem ®e*
banfen fdfjeint aud) Soewe auf baS Snnigfte burd)brungen ju fein, ba
er nidfjt ablägt, ben früher betretenen 2Beg ju verfolgen- Unb f)at
er barauf nod& feine glänjenben Xriumpf)e errungen, fo fdjrede il)n
baS nid&t ab; eS braudjt itirfjt alles in ber Sßelt gletdj gurore ju
machen unb barf bodE) eines efyrenben StnbenfenS in ber Shtnftgefd)id)te
gewiß fein. 3)aS SSerbienft, einen neuen SBeg mit angebahnt ju l)aben
muß Soewe jugefprod)en werben.
©atte er'S bod& in ber erften SBliitfje feiner üRanneSfraft getljan,
ober in ber Qtit, ^ tti* f«ne frifd)en träftigen SBaßaben öerbanfen!
Aber freilief), ber SHtbungSgang eines ÄünftterS läßt fid) wofjl f)in*
terfjer erflären, toorfjer aber fdjwer lenlen unb toorauSbeftimmen. 3U
ftarf Wirten aud) Seben unb SSer^altniffe oft ein. StuS bem Dpern»
componiften $änbet wirb ein Dratoriencomponift; ©atjbn, ber Snftni«
mentalift, giebt uns im ©reifenalter feine ,,©d)bpfung", äRojart mit*
ten in feinen Dpemtriumpljen fein „SRequiem". 9Kbgen foldje ©rfdjeü
nungen audj im tieferen iuneren SBefen ber Sünftler begriinbet fein,—
Seben, Umgebung, S3erf)ältniffe bringen fie oft erft gur Steife.
Soewe, um mid) eines SBilbeS ju bebienen, ift frü^jeitig auf ein
einfameS ©ilanb geworfen worben. 2BaS brausen in ber SBelt toor<
gef)t, fommt nur erjäf)lungSwetfe ju feiner Sunbe, wie umgefef)rt bie
SBelt nur feiten toon if)m f)ört. Qroax Soewe ift ber Äönig biejeS
SilanbeS unb baut es an unb t>erftf)önert eS, benn bie 3iatur l)at ifjn
mit bid)terifdjen Gräften auSgerüftet ©röteren (Sinflufj aber auf ben
©ang ber SBeltbegeben^eiten ausüben fann er nid)t unb miß eS Diel*
leicht aud) nid)t.
©o gehört benn Soewe beinahe ju ben SBerfdjoflenen fdfjon, tro|
feiner regen fortgefefeten $robuctimtät. 2J?an fingt rooljl feine alten
SBaflaben nodfj, unb fein „SBaS jietyet unb Hinget bie ©trage tycrauf
ertbnt nod) aus ber Sefjle manches alten Surften; aber feine fpäte*
ren größeren Sirbetten finb faum bem tarnen nad) befannt geworben.
Ungeredfjterweife, aber aud) natürlid)erweife. Unb l)ier mufc idj etwa*
auSfpredjen, was idfj nur ungern tf)ue, unb mochte eS mit bem ©oetfje*
fd)en SBort einleiten: „Sßer fid() ber ©infamfeit ergiebt, ad), ber ift
(£. £oetoe* $u&. 401
balb allein"- $u lang anljaltenbe &bgefd)iebenf)eit öon ber Sßelt fdfja*
bet bem Sünftler julefct; er fängt ba oft an, fid^ in gewiffe gönnen
unb SWanieren eingugewöl)neu, bis er ftd) plöfelidj bis jnm ©onber*
ling, jum Xräumer feftgefaljren, ©o weit mag er fid) nod) ganj wol)l
befinben. Stöer bonnert üjm nnn einmal eine öffentliche ©timme ein
„ipab* Stdjt, greunb" entgegen, fo berfäflt er in (grübeln, in ßroeifeln
an fidf), nnb ber Sßebanterie gefeilt ftd) gar nod£) ber Unmutt), bie
£t)podf>onbrie ju, biefer fd&äblid)fte geinb beS ©d)affenS,
SBir finb weit entfernt, obiges in feinem gangen Umfange anf
Soeme anguwenben; aber eS ift ©efatjr für il)ti ba. Sßie fein „$uß"
unjwetfelljaft eine SWenge ©teilen aufguweifen f)at, bie ben nocl) frifdjen
elaftifdjen ©eift ifjreS ©dfjöpferS begeugen, fo bod) anbere wieber, an
benen wir bie fcf)äblidjen ©inflüffe einer ifolirten ober ftd) felbft ifo*
lirenben ©teUnng watjrne^meu gu fönnen glanben. SS giebt eine
Sßebanterie ber SinfadEjljeit, bie fid& jnr fünftlerifc^en ed)ten SRatoetät
üerf)ält wie Spanier gur Originalität. SDem Saien fagt jene gar oft
and) gu ; ber ftünftler aber will aud^ immer muftf alifcf) intereffirt fein,
unb biefen teueren Slnfprüdjen genügt ber „£uß" eben nid|t immer.
93ielleidfjt empfiubet baS ber Komponift felbft manchmal, benn er t>er*
faßt ftellentoeife in baS anbre ßjrtrem unb giebt g. 85. im britten
2f)eile feine* SBerfeS auf einmal eine Ijödjft fünftlidje canonifdfje 9Keffe.
916er baß er gwifdjen allju großer Sinfadf)f)eit unb Äünftlidjfeit bie
äKitteüinie treffe, ben eigentlichen Äunftftil, bieS wünfd&teu wir, baß
eS il)m gelänge, greilid), baS fiepte ift baS ©d£)Wierigfte unb, großes
latent fcorauSgefefct, baS ßrgebntß meler ©tubien, Erfahrungen an
ftd) unb Shtberen. SÄödjte unferm Xonbidfjter fein ©eniuS t)olb fein
unb if)n biefen 2Beg geleiten; aber aud) jener wirb es nid)t allein toer*
mögen, fonbern uuauSgefefcter gleiß, ftrengeS Ueberwad&en ber Äräfte,
eiferner SBiQe bis in bie älteften 3al)re t)inauf.
2Sir get)en gur Segrünbung eingelner oben auSgefprodjener Sin*
fiepten etwas näljer auf baS Oratorium ein unb muffen guerft bem
2)idfjter, gewiß audf) im Sinne beS ßomponiften, einen 3)anf fpenben
für feinen Xejtt. SS ift einer, ber audf) o^ne 3Ruftf ftd) beS fiefenS
lohnte, feines ©ebanfeugef)alteS, ber eblen edjt beutfdjen ©pradfje, ber
natürlichen Slnorbnung beS ©angen falber. 3Ber an ©ingelnem mäfelt,
an einzelnen SBorten Stnftoß finbet, ber mag fid) feine Xejte bei ben
©öttern fwlen. 3Bir würben bie ßomponiften glüdlid) fdjäfcen, bie
immer foldje Xejte gu componiren Ijätten.
S)ie ©ef^id^te ber ^anblung fönnen wir als belannt toorauSfefcen ;
€ di uniann, G*ef. «diriften. II. 20
402
(£. goetoe* $u&.
Sljaiafter unb Haltung bet Sfcebenperfonen wirb au$ bem golgenben
erfid)tlicl) werben.
3)a8 Oratorium beginnt mit einer (Anleitung, bie, muftfalifd)
nid&t aufcergewötjulidf) intereffant, bocl) ben Sßrolog paffenb einleitet.
(Sin Prolog folgt, ber $eit nnb SBebeutung bet §anblung in lutjen
SBorten fcftfteüt. ©er ©omponift läfjt btefen jwar einfach , bod)
originell öom Sfjor allein vortragen. 3m Sftad)fpiel ju biefem SJjor
treffen wir fdjon auf eine ©teile, wie fid| atynlidfje im ganjen Oratorium
unb ju oft wieberfiolen; es finb fogenannte ©equenjen. SBirfpredjen
und gleid) f)ier barüber unb bagegen aus, weil fie im SBerlauf einjeln
angufüljren ju öielen Sßlafc rauben würbe. 2)urd) ben folgenben flehten
©a$ in Adur wirb einem fpäteren Sf)or vorgegriffen. SBie er fdjon
f)ier erfdjemt, ^at er feinen regten ©inn, aud) feine SBirfung.
SRr. 1 ift ein ©Ijor ber ©cijüler unb ©tubenten t>on $rag, bie
fid) iljrer ©tubien freuen. 35ie Kummer ift leidet unb djarafteriftifö,
in ber gorm aber faft bilettantifd) einfad). ®3 fetylt tljm, um fünft*
lerifdfj ju tyei&en, detail unb feinere ©eftaltung, aud) eine §ärtc
finbet fid):
i
fro * tye Ana
— * — k-
btn
£
^
^
jeit
§3
j3-
JS
r- rj-f-^r
3n 9h:. 2 tritt ^ieron^muS, ein greunb be3 §uf$, auf unb melbet,
ba% le^terer tjor ba3 ßoftnifeer Eoncilium gelaben ift. S)af$ fioewe baä
SRecttatiö auSgejeid&net bef)anbelt, ift au8 feinen früheren Arbeiten be<
fannt. 2>i*8 fiob gilt für alle Sfteritattoe be8 Oratorium«.
2>er barauf folgenbe ßf>or: „§uf$, jiet)' nidfjt fort* l)at ein leben*
bigeS Xf)ema. S)ie Se^anblung be3 ©anjen bünft un3 aber ober*
flädjlic!).
9lr. 3. §uf$ tritt auf unb giebt ©rflärungen. ^ieron^miw
warnt tt)n:
#u ftarf, o $u6, ^aft bu bie Äterifet
Ob iljrer Ueppigfett unb Ztjxannti,
Ob fd)nöben ftblagframe* angeftagt,
©ie nrirb bir'ä nimmermehr »ergeben k.
<£. Soetee* §uß.
403
Sie arte (83af$) ift auggejeidjnet; nur gegen ©teilen wie:
m
s
£
£E
Ö
fle
r 'je/ l r r i=±
^Ffff
^
-^7
ben!
motten wir un8 ftemmen; fte erinnern ju fef)r an bie ®raunfd>e
Bopfjeit. £>en ©djlujj führen wir nod) an, ba bie« Steigen ber
©timme in bie Xiefe jum ©d)luf$ ber Hummern eine ÄteblingSmanier
be3 Somponiften fdjeint,* bie wir wentgftenS ttid^t gu oft anjutreffen
wünfetyten.
9h. 4 bringt ben frönen Eljoral: „2ßa8 mein ©Ott Witt, ba8
g'fdfjef)' attjeit". ®8 ift fein unb fo ju fagen aus betn Äeben gegriffen,
to& &u& ^c ^fte ^ßeriobe allein anftimmt 3n folgen Meinen
3ügen fpiegelt fid> ba8 ed|te Xalent.
3n SKr. 5 treten nadj einer recitattoifdjen (Sinleitung 2Benjel,
©ofia unb §ufc ju einem lerjett jufammen. £>ie beiben erften finb
ba8 bo^mifd^e ÄönigSpaar. §ufj greift ba« Sßapiftentfjum an. 3m
^Eerjett bereinigen fie ftdj jum $rei3 be8 ®lauben8, ber Siebe, ber
Hoffnung. Die gorm be§ (SebidjtS bot bem SÄuftfer $ier ©elegentyeit
ju einer lunftreidjen SBerwebung ber ©tngftimmen, bie er fidfj inbefj
entgegen ließ. S)er Slficfgang öon As nacl) Es auf ©. 36 fdjeint un8
fogar nidjt ganj metfterf)aft. 3m Uebrigen enthält bie Kummer üiel
Snnigeä. %üx £f)eorettfer üom eckten ©d)rot unb Sorn ftefje audf)
biefe ©teile ba:
^^p
5
F
9taä) unferm Urtt>etl ift btö bie ärgfte ©ünbe nidjt, nur Sßeban*
terie unb ©eifteSfautyeit in ©ad&en ber Sunft ift e8, wie fie gerabe
unter ben ©eneralbaffiften am meiften angetroffen wirb.
£>er jwette Ztyil beginnt mit einem 3igeunerd(jor, t>on bem wir
metjr erwartet Ratten. 2Bot)ttlang unb Stnmutt) fottten niemals fehlen,
* SBir finben fie $um ©djtufc öon Kr. 9, Kr. 12, Kr. 17 triebet. [©*.]
26*
404 ©. Soemee £u&.
audfj wenn ßigeuner fingen. 5J)teö wußte Sßeber in ber Sßreciofa beffer
ju machen.
dagegen muß 9ir. 7, wo fid& jwifdjen ben Stimmen ber 3igeuner
au£ ber gerne ber St)or ber §uffiten Dementen läßt, toon bebeutenber
SBirfung fein.
3m 3igeunerdjor Sftr. 8 tritt ber frühere jigeuuerartige CÖ&arafter
jurücf ; er bünft uns, faft nur .auf Konica unb Dominante bafirt, boefy
gar ju fimpel. SBenn mir oben öon ©teilen fpradfjen, an benen wir
beS Somponiften ifolirte Stellung wat)rjunef)men glaubten, fo meinten
wir bamit ß^öre wie btefe Stummer.
3n SRr. 9 erfunbigen fidfj bie $uffiten nadj bem Sßege nad) Soft*
ni|. ©ine ßigeunerin warnt fcor ber fRcifc in einer Strie, bie uns nur
wenig jufagt unb melobifd) wie formell mißraten fd&eint. ©o rot-
nigftenS nadj) bem SfornerauSjug. SBieüeid|t wirb fie burd) ba*
Drd&efter gehoben.
5Rr. 10. $uß jeigt feine gurdjt; er §at ja aud) freies ©eleit
öom Saifer ©igiSmunb toerfprodjen befommeu. 3)er ßt)or fpottet:
„freies ©eleit?" unb fpäter „©igemunb fiügemunb"; beibe 81uSbrü(f)e
beS &ljorS finb feljr furj; im gweiten bünft uns ber eintritt ber S3äfje
auf ber Dominante nidE)t meifterfyaft.
9tr. 11. §uß t>erabf Riebet bie greunbe, bie it)n begleiten, in
auSbrudS&oöer 3Jhtfif.
9lr. 13 ift faft eine wörtlidje Sßieberljolung beS GnjoreS Don SWr. (3.
3Me ßigeuner jiet)en fort. 2)aS ins d einmal öerfd)webenbe e junt
©djluß (©. 64) ift ein abgelaufener Sftaturlaut. Solche Sioten fallen
nur einem poettfdjen Äopfe ein.
3n 9?r. 14 begegnen wir juerft ber Sluffdfjrift: „ßteblidjeS SBiefen*
t^al", als bem Ort ber §anbluug. @8 liegt barin etwas ©onberbareS,
ba baS Oratorium bod) fidler uid)t jur Sluffüljrung auf ber Sütjne
beftimmt ift. 2>er ^antafie beS $örerS burd) fold&e Änbeutungen ju
$iffe ju fommen, fdjeint aber gar woljl guläffig. 3)ie SKuftf f Gilbert
ben Ort im freunbltd)en Adur nod£) fdfjärfer. $uß, in ein f>irtentf)al
gefommen, bittet bie §irten um einen Xrunf SÄildf). Sf)lum warnt
&or Vergiftung. S)ieS gefdf>iet)t in ber äßuftf fet)r .djarafteriftifd) im
3wiegefang jwifdjen §uß unb ßt)lum (©. 67). 3Me fpäteren SBorte
beS Wirten:
ftudj eudj, o §err, öetletl) ©ott $eil unb ©fücf!
3^r mögt tooljt toonbcln jefct auf jdjtoeren ©com —
obwohl t>om ©omponiften auSbrudS&ott recitirt, wünfe^ten wir etwa
<S. öoetoe* $ufc. 405
»on Seet^otoen componirt gefefjen ju l)aben. $ier foimte eine tiefe
Störung erreicht werben.
2>ie folgenbe SRummer beginnt mit ben $falmworten: „ber §err
ift mein §trteÄ unb atfjmet ben regten Kf)araf ter , bod) l)ängt ba% ©anje
ju lange in Adur feft. 3)er ©f)or bringt bann me^r Bewegung in ba3
©tüd. SSJie ber erfte, fo fdjliefet and) ber jweite Xf)eil ganj leife.
3m brüten werben wir nad) Softnife öerfefct. 33arbara, Äaifer
©igiämunbs grau, bittet biefcn um ®nabe für §u&. 3ener fträubt ftd).
2Kan f)ört ba3 ©etäute, in ber SDhtftf in ber befannten Ouintenweife
wiebergegeben. 33ie folgenbe ?trieber SJarbara: „äugen finb ber Seele
treuer Spiegel* ift innig gefungen, wenn aud) nicf)t neu. Siel bebeu*
tenber als SJiufifftüd unb toon leibenfdjaftlidjer Färbung fdjetnt uns
ba8 nadjfte ©uett.
©3 folgt jefct unter ber Shtffdjrift „Missa canonica" jener fünft*
lidje SRuftlfajj, t>on bem wir oben fprad)en, bafc er fidj im ©egenfafc
ju ber im gangen Oratorium öorwattenben ©implicität wie ein öftrem
au§näf)me. 2Bie bem fei, foldje ©ä|e gereichen jebem 9Äufifer jur
©t)re. 35ic gorm ift bie be3 boppelten Kanons in ber Unterquinte.
$u§ ber 93ad£)fd)en *ßaffton3mufif nad) bem Stoangelium 3ot)anni8 er*
innern wir uns eines äf)nlid)en, freiließ nod| funftüotteren, über bie
SBorte „Shreujige".
9tr. 20 enthält bie Slnflagefcene. §ufcen3 folgenbe Slrie fdjeint un3
tine ber bebeutenbften be3 SßerfeS. (Srgebung in ben Sßillen be3 £im*
melS unb Xroj} gegen feine Verfolger finb bie ©runbjüge biefeS
warmen, energifdjen 2Wufifftüde3. Sftodj einmal fingt er feinen Choral,
ben er fdjon im erften Xljeil angeftimmt, bem ein etwas matterer Sljor
unb bann bie ©cene mit bem Sauern folgt, ber nod| ein befoubereö
©djeit jum £otjftofi fyerbeigetragen bringt. $ier folgt ba8 weit*
berühmte, mit ©etft componirte „0 saneta simplicitas" ipufjenä.
3)en folgenbeu, ben ©djlufcdjor, wünfdjten wir in üoUftänbiger
Sefefcung gehört ju tjaben; er muß toon ergreif enber SBirfung fein,
namentlich wie §ufj jwtfd^en bem ßfjor ber glammengeifter baS
„Miserere mei Domine" auffdjreit unb mit immer fdjwädjerer Stimme
unb ben SBorten „non confundar in aetemum" befdjliefct. i®8
fdjeint, bafj ber Somponift gerabe an biefer Stummer mit SBegeifterung
gearbeitet, unb wir möchten fie für bie würbige Ärone bcS ©anjen
erflären.
So t)aben wir nadj beften firäften öerfudjt, bem Sßerfe bie SQBür^
btgung ju geben, wie fie eben nad) einem StamerauSjug ju geben
406 3- SJlotäeleS, ffiomaneSca.
möglich ift. Ueber bic SScfä^igung beS ©ompomftcn f)at bie 2Bclt langft
entf Rieben ; aber ber Sßege giebt eS vielerlei. Soewe fjat fid) einen
fd)wierigen gewählt* ©r ermatte nidjt — unb wenn aud), baS SBer*
bienft muß if)m bleiben, in ben erften SRei^en jur Srretdjung eines
neuen $ieleS Sümpft h* tyaben. 3Jtit biefem Söefenntnifc, baS wir
fd&on an bie ©pifce biefeS SluffafceS fteöten, befd)liefcen wir i^n unb
mit ben beften 2Bünfd)en für beS SünftlerS ferneres SSSirlen. @
pianofortemufik.
I.
©eit längerer Seit ift über feine *ßianofortecompofition in ber
$eitfdjrift berietet worben; eS gab eben trofc ber SDiaffen, bie täglidj
für biefeS 3nftrument gefetyrieben werben, nid)t viel SReueS ju bemerfen.
Sie SJÄeifter ber vorlebten ©podje finb tljeilS verfdjieben, tfjeils fd)Wei*
gen fie ganj; bie ber legten ©pocfje verharren entweber in iljren SRid)*
tungen, über bie fdjon junt Defteren in biefen ^Blättern gefdjrieben
worben, ober finb gar jurücfgegangen. daneben wuchert jenes Unfraut
fort, wie eS ju allen 3eiten gewuchert l)at; bod£) fjat baS Dreiblatt
©jernt), §erj unb Junten bebeutenb in ber ©unft beS SßublicumS ver*
loren. ©8 wirb ebenfo wenig auSjurotten fein wie eine gewiffe Seit)*
bibtiotl)ef*2iteratur; in einem fiunftblatte verbient fie nur bie flüchtige
Stnbeutung iJjrer ©jiftenj. ©in neues wal)rf)afteS ftünftlertalent, baS
bem ©lavier feine Äräfte wibmete, ift nod) nidjt erf dienen; einzelne
erfreuliche ober boef) hoffnungsvolle ©rfdjeinungen berühren wir fpäter.
9Son ben namhaften ßlaviercomponiften ber vorlebten ©podje
fc£)affen, außer ©ramer, ber einer noef) früheren jufäQt, in ber legten
3eit aber wieber mit einigen neuen Sompofitionen hervorgetreten ift,*
nur nod£) 3Kofd)eleS unb Äalfbrenner. ©rfterer f)at in feiner
„Romanesca" [SBerf 104] eine ^erfiflage jener $ßfeubo*9tomanttf ge*
liefert, bie il)ren eigentlichen ©ife in ber großen Sßarifer Oper ^aben
mag, von ba aud& in bie ©laviermufif fid) eiugefdjlid)en, fogar über
ben Sft^ein bis ju uns Vorgebrungen, — eine föftlidje Sßerftftage, beren
* ©eine bebeutenbfte — öteTtjänbige (Stuben — formten nur nod) m<f>t $u %t*
fidjt befommen. [<Sd).J
SÄotoeleS, Serenabe; fr 3>. SBeber, Variationen; (tyopin, Megto. 407
©inn wo^)l Ijier unb ba ntdjt einmal toerftanben würbe, fo bafe einige
gar ben Serf affer unter bie SSerrücften f Rieben motten, bie er gerabe
fdjilbern wollte. £>ie ©aclje ift luftig genug unb wertl), bafe man fie
tennen lerne. (Sin anbereS, aber eraftljaft gemeintes ©tue! beffelben
Somponiften ift eine ©erenabe [SBerf 103], bie uns wieberum jeigt,
wie bem SSerfaffer bie Bewegung ber legten Slamerfpielerepodje nidfjt
fremb geblieben ift, oljne bafc wir fie gerabe feinen glücflidjen ßeiftungen
beired&nen möchten.
$errn Saltbrenners SRamen finbet man nur nodj auf einzelnen
Sßljantafieen über XtjemaS aus gerabe in ?ßartS beliebten Dpem, über
beren 3uf^nitt unb ßweef nid)t triel ju fagen ift.
©in Suriofum eine» feljr bejahrten XonfefcerS liegt uns noclj toor
in JBratJourtjariationen t>on %. 2). SB e ber,* bem S)irector beS Sßrager
©onferaatoireS. SBir nehmen baS ©tücf als eine tiebenSwürbtge ßaune
beS alten 2RanneS. SBemt aber einjelne beutfdje SRecenfenten über baS
SBert in (Sfftafe gerieten unb auSfdjrieen, bieS wäre ber waljre claf*
fif^e Sraüourftil, fo lann man barüber nur lädfjeln. ®S ift ein
®elegenljeitsftfi<l wie l)unbert feines ©leiten unb t)on wahrer 2Rufif
barin feine SRebc; ja, wir finben nic^t einmal baS Xi)ema fef)r aus-
gezeichnet unb namentlich bie Harmonie t>om brittlefcten jum fcorlefcten
Xact unmufitalifdj. S)afj baS ®anje in feiner urfprüngltdfjen ®eftalt,
wie wir in einer Stnmerfung lefen, mit Drdjefterbegleitung unb SRitor*
nettS fidj ungleid) bebeutenber ausnehme, ift fein 3weifel.
S)teS waren bie namtyafteften ber älteren Xonfejjer, bie uns julefet
Sla&iercompofttionen gegeben, unb bie 3tuSwat)l freiließ feine grofce.
SBon ben Somponiften ber legten ®pod)e tjermiffen wir fett 3al)reS*
frift letber 2RenbelSfof)n unter ben für baS Elatrier tätigen,
©eine julefet erfdjtenenen SBerfe waren baS trierte §eft ber Sieber of)ne
SBorte unb ein SSariationenc^fluS in bem 93eet^ot>en*Stlbum, bie beibe
fdjon in ber 3ritfdf>rift erwähnt würben. Seiber feiert auefy SB. Xau*
bert in Stalin, beffen fruchtbarer Slnfang eine reifere ftolge erwarten
liefe. Jpoffen wir, bafe fie, wie manche Slnbere, mit ifjren ®aben nur
jutücfyalten.
SSielem ®eiftootten begegnen wir wieber in einigen Eompofitionen
StjopinS: fie finb ein Soncert*3lQegro [SBerf 46, Adur], eine S5af*
labe [SBerf 47, Asdur], jwei SRotturnoS [SBerf 48, Cmoll unb Fismoll]
unb eine Sßljantafie [SBerf 49, Fmoll] unb, wie alle öon fetner §anb.
<ßrag, bei 3. ©ofmann. [Sä).]
408 Chopin, S-Ballabe, Notturnos, v^antafie; SBeimett, Suite de Piecea.
im erften Slugenblicf als ©tjopinfdje Sompofitionen ju erfenncn. 2)a£
<£oncert*2Ittegro f)at ganj bie gorm eines erften &oncertfa|e3 nnb ift
wof)l urfprüngtid^ mit Drd&efterbeglettung gefdf>rieben. SBir tjermiffen
in beut ©tüd einen frönen äKittelgefang, ba8 fonft reid) an neuem
nnb glänjenbem *ßaffagenwerf ift; wie e3 baftef)t, fctyweift e$ ju um
ruf)ig oorilber; man fütjlt ba3 93ebürfnifc nad) einem nadtfolgenben
langfamen ©a|, einem Slbagto, tote benn bie ganje Slnlage auf ein
öotlftänbigeS ©oncert in brei Säften fd)liefcen lägt. 2)a3 Etaöier jut
Ejöd^ften ©elbftönbigfeit 31t ergeben nnb be3 Ord&efterS unbebfirftig 311
machen, ift eine Stebüngaibee ber jüngften Slatnercomponiften unb
fcf)eint aud£) Sljopin jur Verausgabe feines Stflegro in ber jefcigen ®e*
ftalt tiermod^t jn Ijaben; an biefem neuen 9Serfud£)e feljen wir inbefe
öon feuern if)re ©djwierigfeit, oljne bcötjatb toorn wieberfjolten 9ln>
greifen ber ©adje abjuratf)en. — Sei SBeitem l)öf)er als baS Slßegro
fteßen wir bie SaQabe, SljopiuS brtttc, bie ftd£) öon feinen früfjerenTtn
gorm nnb ßfjarafter merflid) nnterfdjeibet unb, wie jene, feinen eigen*
ften ©dfjöpfnngen beijujäf)len ift. 2)er feine geiftreid|e s^5oIe, ber ftd)
in ben toorneljmften Greifen ber franjöfifd^en jpauptftabt ju bewegen
gewohnt ift, möchte in it)r öorjngSWeife ju erfennen fein; if)r poetif^er
3)nft läßt ftd[) weiter nid(t jergliebem. — 35ie SRotturnoS reiben fid)
in ifjrem melandjotifdfjen Sljarafter, tljrer grajiöfen ipaltnng (Jf)opin$
früheren an. Säorjüglicf) mag baS jweite ju 3Jtand^er $etjcn fpredjen.
— 3n ber Sßfjantafie begegnen wir bem füf)nen, ftürutenben Ion*
bitter wieber, wie wir itjn fdjon öfter fennen gelernt; fie ift coli
genialer einzelner 8>ü$t, wenn aud) baS ©anje fid( einer frönen
gorm nicf)t Ijat unterwerfen wollen. SBeldje Silber £f)Opin öor*
gefcf)Webt f)aben mögen, als er fie fcfyrieb, fann man nnr afjnen;
frenbige finb es nidjt. —
2B. ©tembate Sennett £»at feit feinen reijenben, fdjon t?or
3at)r unb Xag in ber 3eitfd)rift besprochenen öierf)änbigen Diversion
nur eine einzige ßtamercompofition veröffentlichen laffen: Suite de
Piöces [2Berf 24] ; fie reicht aber f)in, bie Sichtung oor feinem frönen
Xalente ju erneuen, ©ed&S ©tücfe finb eS jiemlidi gleiten 6f)arafter3,
bie baS §eft enthält, bie fämmtlid^ Beugniß öon ber eckten, alles wie
nnr im ©dEjerj unb Spiel öoUbringenben ©dfjöpferfraft if)reS 9$er»
fafferS geben. SRidfjt bag Xieffinnige, ©ro^artige ift es, was nnS
Ijier ®eban!en wedt uub imponirt, fonbern baS geine, ©pielenbe, oft
©tfenäfjnlidfje, ba§ feine Ileinen aber tiefen ©pnren in nnferm §erjen
jurüdlä^t. (Sinen großen ®eniu§ wirb bafjer SBennett niemanb nennen
St. «enneit, Suite de Pieces. 409
wollen, aber t>on einer @enie fjat er ütet. 3n biefen lagen, wo
fu oiele unerquidlidje ÜÄufif fidj breit mad|t, baS Sleußere, baS
äKedjanijdje bis jum Unmaß unb Untoerftanb hinaufgetrieben wirb, wollen
wir uns aber boppelt erfreuen an jener natürlidjen ®ragie, jener ftiUen
Cmuerlidjfeit, wie fie SBennettS (Sompofitionen innewohnt. 2Bir jweifeln
aitdj uic^t, ba§ biefe Slrt 2Rufif, wie bie it|r toerwanbten t)öt)eren
mtb nieberen Üiidjtungeu fidfj immer meljr 2kf)tt brechen muffen, unb
baß, wie üerf Rieben aud) bie Urteile über einjelne iljrer Vertreter
auffallen mögen, bie @efd)id|te ber Äunft ber Sßeriobe, bie baS
Äunftreidje unb Seelenvolle wieber ju toerbinben ftrebt, ifjren Ijofjen
$la§ über ba*, was ÜJiobe unb Saune beS ®lüdeS gehoben, einräumen
unb fidjern wirb. *Btefe6 ift feijon getf)an; unb unter ben Somponiften
jener ebleren, feiteueren Stiftung toerbient audf) S5ennett eine 6i)ren<
ftelle. Sdjriebe er nur mef(r! Stber es fdjeint, baß er felbft einfielt,
er bewege fid) auf einem fleinen Xerrain unb er bürfe nidjt immer
auf biefem öertjarren; benn, wie gefagt, wir lieben wot)l bie (Stfen*
fpiele, aber 2JianneStf)ateu nodj meljr, unb biefe ju öoUbringen, fdjeint
baS f leine ®ebict beS (SlamerS ju beföränft; baju gehört ein Ordjefter,
eine S3üf»ne. £od) wir fd|weifen ju weit mm unferer ßompofition
ab, bie itjrem SJerfaffer, möge feine 3u'unf^ fe*n ^ie fte wolle, jur
immerwätjrenben ©f)re gereift. 3}on einem äJiißlmgen ber gorm u.
bgl. fanu bei tf)m fdjon gar feine SRebe met)r fein; ?(ufang, Fortgang
unb Schluß bes StüdeS, aHeS geftaltet ftd) if)m meifterlidj. Stuf bie
9letiulid)feiten feiner Sompofitionen mit 9KenbetSfof)nfd)en ift fdjon
öfter aufmerffam gemalt worben; man würbe 93ennett aber fef)r Un*
redjt tljun unb Urtljeillofigfeit üerratljen, glaubte man mit fo einem
ÄuSiprudje feinen (Sfjarafter öotlftänbig bejeidjnet ju tjaben. ©ewiffe
Äeljnlid&fciten finb ben toerfeffiebenen ÜÄeiftern ber öerfdjiebenen Sporen
immer gemein gewefen; wie in Söacf) unb $änbel, wie in äftojart,
£aiibu unb in ben früheren Sompofitionen S3eetf)0üenS, ift es ein ge*
wifie* gemeinfd)aftlid)eS Streben, baS fie öerbinbet, baS fid) aud& oft
äußerlid) auSjpridEjt, gleicf) als ob fidf) einer auf ben anbem berufen
mödjte. StefeS hinneigen eines eblen ©eifteS ju einem anbem wirb
SRtemanb mit bem SBorte 9ladf)aljmung belegen wollen, unb etwas
3(et)ulid)es liegt audj im 33erf)ältmffe SBennettS ju 3ttenbefSfof)n. SBon
SSkrf jn Sßerf l)at fidj aber SSennett immer eigentümlicher fjerauS*
geftaltet, unb in bem jefct öorliegenben fönnte, wie gefagt, nur baS
üerwaubte fünftlerifc^e Streben im ©anjen an ÜJienbetsfo^n erinnern.
(Sljcr mödjten wir manchmal an ältere 5üieifter beuten, in bie fidj ber
410 §tn\tltr Tableau musical; Xijal&erg, (Mbe.
englifdfje (Somponift eingelebt ju f)aben fd^eint; baS ©tubtum SBad)$,
unb unter ben Klamercomponiften beS 2). ©carlatti, bie SBennett
öorjugswetfe liebt ift md)t oljne Sinflufj auf feine gortbilbung geblieben,
unb er Ijat ganj Sftedjt, fie ju ftubiren; benn wer ein SÄeifter »erben
wiß, tann eS- nur bei 3Äeiftern, — wenn wir natürlich audj mdjt
©carlatti mit 33adj auf eine Stufe fe$en woflen. 33on ben einjelnen
©tücfen ber „Suite" — aud) ein altes gutes SBort — möchten wir faum
einem t>or bem anbem ben SSorjug geben. 3eber wirb nad) feiner fön*
ftdjt wählen* S)ie eigentpmli^ften fdjeinen uns bie' jweite Kummer
in iljrer eigentpmlidjen ^öcljft jarten ©eftaltung, unb bie trierte wegen
ifireS p^antaftifäen SljarafterS.
2Bte ©t. »ennett war leiber audj Äbolpl} §enf elt in ben legten
Sagten nur wenig probuetfo. SMeßeidfjt gelten it)n nur äußere (Srimbc
ab; benn ba& ein Duefl, ber fo frifdj unb frityltd) ju fprubeln be*
gann, fo fdjneß wieber üerfiegt wäre, lann man nidjt glauben. 6cm
neufteS ©tücf für Slamer allein Ijeifct Tableau musical [äBerf 16];
einer b&l)mifdj*ruffifd)en SSolfSmelobie folgt ein länblid&eS Xfjema, bie
fid) in anmutiger SBeife fpater begegnen; eS giebt ein SJilb, als wenn
etwa eine 3i9*unerbanbe fidj in mobernereS S3auemöolf mifdjte, unb
tnefleidfjt f)at bem ©ompomften fo etwas toorgefdjwebt, wie jum Ifjeil
wenigftenS ber Xitel toermutljen läfct. 3)aS ©anje madfjt einen ljeitern,
faft malerifctyen Sinbrucf unb ift &on jenem SBofjlflang befeelt, wie er
alle ©ompofitionen biefeS ßünftlerS auSjeid)net.
SSon berühmten SBirtuofeu, bie baS ©latrier neuerbingS bebadjt,
führen wir juerft ©. Xljalberg an, ber, aufeer feiner jweiten Sßfym«
tafie über Xt)emaS aus Xon 3uan, bie t>on feinen anbem Sßljatttafteen
fid) nur wenig unterf Reibet, unter bem Xitel: Thöme original et
Etüde [SBerf 45, Amoll] eines feiner effeettooflften ©tüde toeröffentlidjt
t)at, — baffelbe, mit bem er in feinen Soncerten f o oft gurore machte.
S)er Sfteij liegt juerft in bem anmutigen Xf)ema, t>on bem Semanb
fagte, es Ijabe etwas t>on einem ©efang italienifctyer SÄault^iertreiber,
was ben befonberen ©fjarafter ber SMobte aud> im Oanjen anbeuten
mag; ben ^aupteffect auf baS publicum macJjt aber erft bie fd)iflernbe
SSariation, wo man nidfjt weife, wo ber ©pieler afle bie ginger {jer*
befommt. 25abei flingt bie Stube triel fdfjwieriger, als fie ift. §ätte
bie ßompofition eine gefjaltöoflere ©inleitung unb einen weniger furjen
©djlufe, fie wäre eines unbebingten fiobeS würbig. gttr baS publicum
ift fie nod) immer trefflid) genug.
Äifjt^at t>or Äurjem, aufeer einigen 5ßt)antafieen über DperntljemaS,
0. SRicofot, (Sonate; 3. fttefc, ©djerso. 411
fein umfangreiches unb, tote mir glauben, fein bebeutenbfteS
SBerf erf deinen laffen, feine Pälerinage, bie btei ftarfe ©änbe fällen
wirb. SBir fonnten erft ben erften JBanb ju ©eftdfjt befommen unb
oerfparen unfer Urteil, bis wir baS ®anje fennen gelernt, für einen
fpatern befonbern 9trtifel.
SBon jüngeren ©omponiften, bie ftd) als foldfje ftfjon anberweitig
befanut gemalt, für ©laoier aber, fo triel Wir wiffen, erft wenig ober
gar nichts toeröffentlidjjt, ntüjfen toir nodj O. Nicolai unb 3uliuS
SRiefc nennen, oon benen uns jtoei ©lamercompofttionen oorliegen.
Unb wie wir oorpgSWeife gern nad) neuen Sonaten greifen, fo freute
uns fdfjon ber Xitel auf ber Slicolaifdjen ©ompofttion, bie eben eine
©onate [SBerf 27] ift. SRan f)at biefen Somponiften Wegen feiner
italienifd^en ©tjmpatf)teen trielfad) angegriffen; wir lernten nichts oon
feinen in Statten gefdjriebenen Opern; in biefer ©onate fteeft aber no<$
genug gutes beutfd£)eS SBlut. Dber wäre eS, bafc er feine geber fo in
ber ©ewalt tyatte, bajg er fidf) l)eute in italienifdjer SBeife, morgen in
anberer ergeben tonnte? 3MeS wäre eine gefährliche ©ewanbtljeit, ber
fd)on äßeljerbeer als Opfer gefallen ift. 2)od) tennen wir, wie gefagt,
ju wenig oon iprn. Nicolais Eompofitionen, um uns ein Urtljeil bar*
über äujutrauen. 33ie ©onate belunbet in jjebem §aü eine beutfdfje
Stbftammung unb im Sefonberen eine große Seidjtigfeit in ber Srfinbung
unb Ausführung; ift jene ni<$t gerabe tief, biefe feine aufeergewöf)n*
lid) funftreidje, fo feffelt bod) baS ©tütf burd) anbere SSorgüge, burd)
fein aufgewedfteS rafdjeS Sßefen, baS [fidf|] nidfjt grübferifd& beim (Smjelnen
aufhält unb eben eine bem Somponiften günftige Xotalwirfung tjeroor*
bringt. Stm wenigften gelungen fd)eint uns ber lefcte ©afc; eS t>er*
änbert fttf) in if)m baS Xempo ju oft, was nur ein befonberS geift*
reiches ©piel oergeffen machen würbe. SRedf)t aus bem ©anjen ift ba*
gegen ber erfte ©ajj, ebenfo baS ©djerjo unb namentlich baS Xrio
gelungen. 3um §auptmotto beS StbagioS ^at ber ©omponift eine
fd)webifd>e SSolfSmelobie (atterbingS eine ber fünften) gewählt;
einen 3ufammenl)ang vdt bem Uebrigen oermögen wir inbefe ntd^t ju
entbeefen.
3uliuS SRiefe, ber fidfj burc§ feine beiben Duoertüren einen
flangooUen tarnen erworben, bebütirt als ©latriercomponift mit einem
Scherzo capriccioso [SBerf 5, Bmoll]. SSon feiner Hinneigung ju
ÜÄenbelSfo^nS SBeife war fd)on öfter bie fRebc ; aud) uns oerleibete
bteS manche ©teile feiner ßompofitionen. S)afe uns gewiffe Slnflänge
bei mannen ©omponiften mel)r beleibigen als bei anbern (wie 3. 33,
412 3- Sdjctpler, Fantasia.
bei Sennett), mag ferner ju erflären fein, wenn eS nid>t melleidjt
baljer fommt, bafe SBor* unb 9iad)bilbner toon SRatur aus weniger
aerwanbt finb, unb mitfjin baS angeeignete im lefetem frembartiger be*
rüf)rt, als wo (wie eben bei Sennett unb 3ftenbel3fot)n) bie ©Ijaraftere
einen JtefinlidjfeitSjug gteid} bei ifjrer ©eburt mit auf bie Sßelt ge*
bracht ju fjaben feinen. SBie bem fei, ber äufterft talentvolle Som*
ponift, öon bem wir fpred)en, tyat fo triel ©Übung, jeigt einen fo ent^
fdjiebenen Sfjarafter, baß eS metteid)t nur einer größeren Slufmerffam*
feit femerfeitS bebarf, SReminiScenjen ju bereuten. 3m Uebrigen er*
innevt gerabe baS ©dOerjo weniger an 2RenbelSfo^nfdje SCrt; es ift
baju viel ju mifjmutt)ig, mifetrauifd) faft, wenn wir fo fagen bürfen.
Runter bem wenig Reitern §umor beS ©tiideS verbirgt fidfj aber icben-
fatlö ein vortrefflicher Xonfünftier, bem wir wünfdjen, baß, wie er
Ijeimifdj in feiner Äunft, er fid) aucf) ganj glüdflicf) in if)r füllen
möge. —
SKod) liegt eine 9ieif)e Sompofitionen vor uns, beren SBerfaffer
weniger ober gar nid)t gefannte SRamen tjaben; wir fjaben fie aus
einem anfeljnlidfjen ©tofce neuer SKufifalien als bie bemerfenswertljeften
f)erauSgewäl)tt.
3uliuS ©Rapier, beffen SßreiSquartett als cht bebeutenbeS
SJiufifftüd bereits ©. 358 ff. angezeigt würbe, f)at neuerbtngS eine
Fantasia capricciosa gebraut. S)en (Sinbrucf jenes Quartetts nodj im
frifdjen ®ebäcf)tnif3 bewafjrenb, gingen wir mit greube an bie neue
Sompofition, fanben uns inbc§ bieSmal getäufd|t. S)er Xitel mag
vieles entfdjulbigen, aber nidjt alles. SBir vermiffen in ber Sßfjantajte
einen waf)rl)aft frönen mufifalifd&en ©ebanfen (unb ben innerlichen
gaben, ber aud) bie pt)antaftifd£)e lluorbnung burdjfdjimmern fotl, will
fie anberS im öejirf ber Shtnft anerfannt fein. Offenbar Ijat ber ßom*
ponift mit feinem ©tücf etwas gewollt — was aber? verfdjweigt er
uns. ®egen baS ©übe l)in erfcfjeint nämlid) auf einmal, bieSmal rccfjt
wie aus ben SBolfen fommenb, ber „9Konb", b. 1). ein anbaute mit
biefer Sluffdjrift. SßaS it)m vorangeht, ift faum ju erraten; eS fef)li
uns ber ©dfjtüffel jur Sluflöfung. ©o vermuten wir benn, ber ßom*
ponift fjat irgeub eine ^Begebenheit fd)itbern wollen unb, bie Süiufif ge*
Ijeimnifjvoller wirfeu ju laffen, bie nötigen Slnbeutungen weggelaffen.
S)amit ttjat er aber fid) unb feinem SBerfe ©djaben, bem wir wenige
ftenS, wie eS bafteljt, fein 3ntereffe abjugewinnen wiffen. $)ie SKufif
ift eben ju wenig an fidj unb fönnte nur baburd) ju if)rer SBebeutung
gelangen, wenn uns ber Eompouift bie Silber, bie ifym iebenfatt*
S. ©olbfömibt unb ftufferaty, (Stuben. 4 1 3
üorgefdjwebt, mit Sßorten genannt,, wie er e3 bei bem „3)ionb* ttjat. Sin
nidjt gute£ fttifyn für eine äKufif bleibt e8 aber immer, wenn fie
einer Ueberfcfyrift bebarf; fie ift bann gewtft nicf)t ber inneren Xiefe
entquollen, fonbern erft buref) irgenb eine äußere SSermtttelung angeregt.
2)afc unfere Sunft gar trieleS auSbrütfen, felbft ben ®ang einer 93e*
gebenljeit in ifjrer SBeife »erfolgen fftnne, Wer würbe ba§ leugnen;
bie aber, bie bie SBirfung unb ben SBertf) ifjrer f 0 entftanbenen ©ebilbe
prüfen wollen, ijaben eine teilte Sßrobe: fie braudjen nur bie lieber*
fünften wegjuftreidfjen. $err ©djapler tfjat e3; aber bie Sßrobe fiel
gegen ifjn aus. 9iidjt8beftoweniger jaulen wir fein .Sßerf ju ben
bemerfenSwerttjen unb würben e3 ot)ne bie$ in biefe 9tetme gar
nid&t aufgenommen tjaben. Slucf) im 33erfet)lten läftt fidfj oft ein
Xalent erfennen, unb biefeS ift bem ©omponiften in jebem gafle ju*
jufpred&en.
@inen anmutigen (StyfluS fcon (Stuben giebt un3 ®. ©olb*
f<$mibt;* er gehört nadf> tiefen groben feinet XalenteS, ben erften,
bie wir t>on it(m ju ©efteijt befommen, mit fieib unb ©eele ber 9tid)*
tung ber neuften Seit, aber einer ifyrer ebleren an. Sljopin fdjetnt er
jumal in$ §erj gef Stoffen ju tjaben; babei offenbart er aber aud)
<8igentf)ümlid)e3; ba§ 3ugenblic§*Sd&wärmerifd)e, ba8 äße feine ©tücfe
burdf>wef)t, fann faum Semanbem entgegen. Studfj 4fdf)öne ßenntniffe
fteljen tt)m ju ©ebote. Am liebften ergebt er ftd) in frembartigen Xon*
arten; bis auf eine Stube fpielt ba3 ganje §eft in Des unb Fis.
Steige er fpätert)in aber aud) manchmal ju menfdf)lid)eren f)erab; ein
junger Somponift, ju bem man fitf) erft burd& fünf big fed(j3 Äreuje
tlinburc^arbeiten mufc, brauet nod) einmal fo üiel 3ei* jur öffentlichen
Sfaerfennung. 33ie §auptfadf)e aber ift, er bewahre fid) feine Sftatür*
tidjfeit unb f treibe bann, in welcher Xonart er wolle. Sßir tjaben
feinen 3wcifc^ *>afc §&* ©otbfd&mibt nodf) ©dfjönereS unb 83ebeuten*
bere8 leiften werbe; fein Sßerf fpridt)t bafür. S)en jarteren ©tücfen in
if)m geben wir übrigens ben SSorjug ; in ben fräftigeren ftet)t er weniger
felbftänbig ba. Sinige ©emeinfteüen (djromatifdje ©änge k.) wttnf^ten
wir unterbrüdt; er erinnere fid) immer beä ©a|e§: SRur ba3 SBefte
wirb fortbauem.
©ine anbere nid)t unbebeutenbe ©tübenfammlung t)at Wieberum
§. g. ftufferatl) [Sßerf 8] veröffentlicht ; feine erfte warb föon
lobenb in biefen SSIättern befpro^en. Stud^ biefe (Stuben geben ftcf>
* Six Etil des de Concert. ()e. 4. Scf).,
414 £. fr «uffcrat^ gtübcn.
auf ben crften SBlicf als Äinber bcr jüngften $eit; wan fetmt jene
SRotengruppirungen, in benen fliegenbe Slrpeggien eine ruf)enbe äMobie
einjuljüUen freuten. $)er Eomponift giebt in biefer Art toieber einige
treffliche; nur treibe er nid)t ju triel in biefer ßotnpofitionäweije; fie
fü^rt jur Spanier. Sadj f)at 30 ©yerciceS ober Variationen getrieben,
t)on benen jebe eine anbere Sßt)t}fiognomie Ijat, — unb bieg fc^on oot
100 3crt)ren; er fonnte fretlidj ttid^t anberS unb würbe nid)t begreifen,
wie 9/io ber heutigen Somponiften aöe über bie näutHd)e SBeife uartiren
unb etübiren. §err Äufferatf) gehört gewiß ju ben befferen unter
if)iten; eS tt)ut aber 9iotf), bie jungen mand&mat an bie alten ju et«
innern; in S3ietem matten fie fidj'3 ni<$t fo leicht. SBon biefen !>6djften
gorberungen an SBielfeitigleit unb 2Rannigfaltigteit abgefetien, enthält
bie Sufferatljföe ©tübenfammlung aber, wie gejagt, Diel ©d)üj}en$«
wertes. S)ie gertigfeit unb ©idjerljeit beS Somponiften als Spielet
jeigt fidj audj in feinen ßompofitionen. 3n ber gorm finb fte burc^^
ge^enbs gelungen, wenn biefer aud) oft eine gewiffe SBreite unb Um»
ftänblidjteit anfängt. 3)a3 gigurenwerl finben wir fe§r fleißig unb
jart befjanbelt, bieS namentlich in ber vierten unb fünften, feinet
3üge toott ift au<$ bie britte. Die Steigerung in ben glänjenbeten
Stummem burdj SSfoJjaufung Don 83rat>ourformen lann iljre Sßirfung
nid^t toerfeljlen. S)ie meiften ber ©tüben eignen fidj jum öffentlichen
Vortrage unb toerbienen biefen mefjr als manche wert^lofe (Eompofttwn
berühmter SSirtuofen. 13
1843.
s&K
fltttttofortemuftk.
ii.
(Stephen geller fyat un3 in einem ©djerjo [SBerf 24, Amoll]
unb einer (Saprice [SBerf 27, in Es] neue 83eweife jcinc^ geiftreidjen
Talentes gegeben. 33efonber8 giücflid) finben wir ba$ ©d)erjo; e3
ift t)OÖ t>on $umor unb babei öon fünftlerifc^er gorm; wü füllen
uns öom Slnfang bis Snbe in ber 9läf(e eines fjoc^ft lebenbigen, Ke*
benSwürbigen (Seiftet, ber, wie er ju fdjerjen unb ju unterhalten, oft
aud) einen tieferen Oebanten fyeranjubringen öerftefjt Unb fdjeint
un$ aud) nidjt atteS ber ©rgufe einer freifdfjbpferifd()en Sßfyantafie, nic^t
alles unmittelbar aus bem Snnerften geftoffen unb mef)r am Snftru*
ment gefunben, fo muffen wir um fo metyr wünfdjen, ber Äünftler
befomme ßeü unb Suft, für Drdjefter ju fdfjreiben, bamit fein bebeu*
tenber innerer mufttalifdjer Sinn fid) immer mefjr öon ber §errfc§aft
ber medfjamfdfjen Sinflüffe befreie, benen ftdf) äUe, bie am 3nftrument
erfinben, nidjt leidet entjie^en fonnen. |>etter8 Efaöiercompofttiouen
tragen alle SKnjeidjen eines bebeutenben jufünftigen Dräjeftercomponi*
ften in fid); fie wären mit wenigen Jlbänberungen auf ba8 SBirfungä*
toollfte ju inftrumentiren; man fybrt, wie ifym t)ier ^Biotinen, bort
£brner :c. t>orgefd(jmebt. @3 wäre fc^abe, wenn un$ Sßarte, ba3
jeitraubenbe Seben bort einen Drdfjeftercomponiften ju ©djanben wer*
ben Kefce, ben bie Statur mit fo entfe^iebener Söefä^igung auSgerüftet.
3)en ßlaöierfpielern würbe, wenn §eBer fidj ber Drdjeftercompofition
juwenbete, freilidfj mandjer ®enuf$ entjogen werben; benn man erholt
fidf) öon bem mdfjtgwürbigen ßlatüerpaffagenfram gern an fefteren ®e*
bilben, wie fie fompfyonieartig in JpeöerS Sompofitionen oft auftauten.
@d} 11 mann, @ef. ©Stiften. II.
27
418 $.0. Sööenffiotb, ©ijarafterftücfe.
SBir würben aber ben ®enuß gern gegen ben reiferen vertaufdjen,
ben baS atter SWüancen fähige Drdjefter ju bereiten im ©tanbe ift;
unb baß er audf) biefcS mit ber $eit ftd^ Untertan machen würbe,
bafür fpridjt fein £alent, bie (Stufe, auf ber er überhaupt fd&on als
äRufifer ftefjt. ©efjen wir aber von biefen SBünfdjen ab, fo muffen
wir nochmals eingefteljen, baß ©djerjo ift geiftreid) unb fein genug,
als baß wir unjufrieben fein bürften. Sitten wirb freilid) feine unb
foldje äRufil überhaupt nidfjt jufagen unb lann eS nidjt. ©ie ju ver*
fielen, ju Heben, gehört wofjl metjr baju als bloße Dilettanten*, felbft
3Rufifer*33ilbung. SluS biefem fpielenben §umor erflingt meljr als
bloß mufifalifd)e ©rfaljrung. SBer ©fjafefpeare unb 3ean $aul Der*
ftei)t, wirb anberS componiren, als wer feine SBeiSljeit attein aus 2Äar*
purg ic. tjcrge^olt; wer im ©trom eines reidjbewegten SebenS anberS,
afö wer ben ©antor feines DrteS für baS Sbeal mbgfidjer SÄeifter«
fdfjaft Ijält, — unb bieS bei übrigens gleiten Xalenten, gleich ernften
©tubien. ©ine anbere als bloß mufilalifd^e SMlbung unb ©rfaljrung
fprid)t aud) aus ben ©ompofitionen unfereS jungen ÄünftlerS; wir
wollen nidjts fjineinf lügein, aber wir wiffen, baS ift nidjt für Seber*
mann» Sludj in ber Saprice finbet fidj SluSgejeidineteS ; bodj fteljt ftc
an SKaivetät, an ®rajie gegen baS ©djerjo jurücf. 5)ie ©efangfteße
barin fdjeint uns farg; bagegen fprüfjt audfj in iljr ljumoriftifdjeS
geuer unauSgefefet, wie man baS ®anje einem fünftlidfjen geuerrabe
vergleichen mödjte, baS uns in feinem buntfarbigen Umfdfjwunge eine
SBeile ergoßen will. S)aS ©reScenbo (Seite 11 unb 12) madjt eine
fympljonieartige SBirfung, oljne ins Xriviale ber gewöhnlichen ßrefeen»
boS ju fallen; wir lennen nidjts StefjnlidfjeS für ©lavier, ber ©pieler
fann fidj f)ier im größten ®lanje jeigen.
SSon ^ermann von Äövenfftolb liegen uns gwei Jpefte ©(ja*
rafterftüdfe [SBer! 12] vor; fie ljaben bie Ueberf driften: Sin bie ©nt*
fernte, SSenetianifdjeS ®onbetlteb, ber SBunfdj, bie ©Ifenfdjwärmc,
Aufregung, unb fpredfjen fidj bemgemäß aus. S)er ©ompomft ift jtoar
ju einer entfdfjiebenen ©elbftänbigfeit nodj nidjt vorgebrungen ; bie
Slidjtung aber, bie er verfolgt, jeigt fidj als eine eblere. SSieleS fagt
uns namentlich in ber Slnlage ju ; bie 3luSfül)rung läßt mandjeS ver»
miffen. ©ine gewiffe gludjt beS gertigwerbenwollenS madfjt ftdj Ijter
unb ba bemerlbar; nidfjt alle ©tücfe finb gleichmäßig, fünftlerifdj nrijig
abgefdfjloffen. Ueberatt aber blidt Xalent Ijinburdfj, unb was jur
9Äeifterfc^aft nodfj feljlt, möge ßeit unb gleiß &*ni jungen (trebenben
Äünftler erreichen Reifen.
(£. Momentan, (Eajmcen; Ift. SB. ©abe, grüfjüngSblumen. 419
§ier erwähnen wir gleid) nodj ein SBcrf citicä anberen jungen
bänifdjen Somponiften : 12 Kapricen öonSmil Momentan [SBerf 1],
ba3 uns burdfj feinen bebeutenben Umfang wie burc§ ben erfreuenben
3nt(alt gleichmäßig überragte, ©dfjon bie gorm ber ©tüdEe, eine
SRittelart jwifd&en Stube unb Saprice, muffen wir eine glücflid)*ge*
troffene nennen. Sin bie Stube erinnern fie burd> if)re Slbgefdjloffen»
§eit, Durc§ ba3 öftere gehalten ber einmal gefunbenen gigur, t>er*
meiben aber, an ba3 Sapriccio anftreifenb, ba8 Sengftltd(j'SRed)anifd)e
be3 8wecfeS, woju oft bie Stube ben Somponiften berleitet. 35ie
ÜJiufif an fidj trägt einen Weiteren, wol)lt§uenbeu Sf)arafter. 9tirgenb8
ftöfct un3 Slufcerorbentlidfeä, ©enialifdjeS auf; felbft tjinter ben füf)*
neren anlaufen birgt ftd) ein befdfjeibener ©imt, ber fdjnell jurücfl)ält,
»o ü(n bie ©id)erf(eit im 2Bol)lbefannten gu öerlaffen bro^t. 35er
Somponift will mit einem Sßorte nidjt meljr leiften, als er lann, unb
bieS fjeljagt immer, wenn er bie triviale ©pt(äre überhaupt hinter ftd>
f)at. ©ein 2)rang, überall geregelte Äunftformen ju geben, öerleitet
t£>n freiließ oft jur ©reite, unb wir erhalten in ben jweiten feilen
meift nur bie $araHelfteHen be8 früf>cr ©agewefenen,. offne ba§ er
einen neuen 2luffdf)wung berfuc^te; aber e8 ift un8 biefe ©reite nodj im*
mer lieber al§ platte gormlofigfeit, bie nidjt weiß, wa$ fie will. 5)a*
mit ratzen wir aber bem jungen Sünftler feineSWegg an, bei bem
©ewonnenen ju öerf)arren, fid) nidjt in fdjwierigeren gormen ju öer*
fudfjen, feiner *ßf)antafie nid)t neue ©ebiete ju eröffnen. 3m Oegen«
tfjril, wir fefcen bie« öorauS. 3m taufenbfadjen SJurd&etnanber ber
©egenwart würbe feine fanfte ©timme nur fpurloS öer^aBen. SBill
er mef)r, fo ift e3 an üjm, fidj ju fräftigen, ben leeren ©treitern
fid) anjufd&liefeen. Sinftweilen bürfen wir bieS fein erfteS Sßerl, mit
bem er fic§ auf fo etyrenöotle SEBcife eingeführt, Sitten, bie fidfj an einer
ttridjen IlangooQen 3Rufif erfreuen wollen, auf ba$ SBefte empfehlen.
SBir fprad)en jum ©d)lufc unfereS legten StrtifelS öon Sompoft«
tionen jweier junger bänifdjer SDiufifer, öon Sitoenfftolb unb §ome*
man; fo tbtn wirb un8 eine neue Slatriercompofition eine« britten,
gleichfalls jungen 3)änen SR. 28* ©abe mitgeteilt, beffelben, ber
fcf>on burd) feine Duüertüre JDffian" fid) befannt gemalt, fo reidje
Hoffnungen für bie gutunft erweeft. ©c^eint er audfj im Drdjefter in
feinem eigentlichen Slemente, fo berrätlj, bod) audf) bie erfte Slatrier*
compofition, bie mit feinem SRamen oor un$ liegt, ben fenntnifjreidjen
SKufifet unb {ebenfalls ein inniges poetiffymuftlalifdjeS ©emütfi; fie
Reifet ,#rüf)ling3blumen" unb befte^t au$ brei fleinen ©tücfen, bie
27*
420 S- 2Köfjrtnß, 0. Riefen, «. ü. ßoniSfi, ©tarterftücfe.
biefen Xitel ju tragen öotlfommen toerbienen. ©s ftnb eben fülle
befdfjeibene Äinber feiner Sßljantafie, fjier unb ba an äf>nlid)e
9ÄenbelSfot)nS, audj^enfelts erinnemb, bodf) audf) feffelnb burd) bie eigene
norbifdEje gärbung, bte fdjon in ber Dutoertüre JDfftan" ju bemerfen
war. SBaS ift bodj alles SBirtuofengeflimper gegen fotd^' anfprudjtofe
fittige äRufif! Aber bie ©egenwart fängt an ju erfennen, unb „bie
fidj felbft erniebrigen, foDen er^ö^et »erben*, ©od) genug ber SBorte
über bte Heine ©ompofitton, bie für fidE) felbft fpridjt.
* S3on gerbinanb 3Röl)ring, beffen ©treben in biefen Stat*
tern gleid&faBS fd&on Stnerfennung fanb, liegen uns jwei §efte öot:
5 ©fjarafterftücfe [SBert 6] unb 3 Notturno« [SBerf 8]. Originelles
bieten fie nidjtS, einjetneS erinnert faft budOftäblidf) an SRenbelSfoljnS
„Sieber o^ne SBorte-, unb anbereS toerfucljt fidj in ber galanten ©alon*
manier XljalbergS, bie bem im ©runbe foliben unb ehrbaren Sffaraf*
ter beS jungen ßomponiften nodfj weniger anfielt. SKirgenbS ift aber
beSljalb £alent ju berlennen, unb wir f)ören gern ju, wo eS pdf) ein*
fadt) unb natürlich äufjert. Unangenehm berühren uns einige ©e*
meinftellen, fo j. 33, ber ganje ©afc in A dur in Kr* 5 ber Eljaraf*
terftücfe, ber gerabe in biefer origineller erfunbenen Kummer beleibigt.
* 3n fünf Pteces lyriques üon Otto Riefen [SBerl 13] be*
gegnen wir trielem §tnfpred)enben* ©leid) baS erfte ©tüd niimnt für
ben ßomponiften ein, eS fdjeint uns baS glüdlic^fte im gangen £eft.
Sern jweiten wünfdjten wir einen längern ©djlufc in C moll; C dur
wäre beffer gar nidf)t ju berühren gewefen- 3)aS britte ift in ber
neumobifd^en SBeife, bie fd)on altmobifdt) ju werben anfängt : SRetobie
in ber 3tlt4Region, mit Segleitung oben unb unten. 9lr. 4 ift ein
completeS „Sieb oljne SBorte". ©er ©omponift f(at im ©anjen man*
dfjeS mit bem t)orf)er ©enannten gemein, Stnlage, bereits erfreuliche
gertigfeit im Xed^nifd^en, ©treben nadE) auSbrucfSbolIem ©efang. Aber
aud) tt)m get)t nodf) bie ©elbftänbigleit ab, bie freilidfj oft erft bie
§rudf)t fpäterer 3a^re unb unermüblidjer Arbeit, nodEj met öfter gar
nidfjt ju erringen ift.
* 3n 6 (Stuben toon 31. öon ÄoutSfi [SBerl 53], bie jumXljetl
wol)l im wüftromantifd^en $aris entftanben fein mögen, gefällt uns
ebm beSt)alb ein oft burc^bred^enber ßug &on ©olibität, bie fidj aud}
im ©treben nadEj guter gorm erfreulich äu&ert. 2tuSwüd)fe finben ft($
bemungeadfjtet nodf) t)iele, unb ©teilen wie biefe (jum ©djlufj eines
©tücfeS auS Gismoll):
©. ftotteboljtn, StomaneSten; $. <S. SBUfmg, Sß^aniafie.
421
Largo.
lönncn wotjl nur in SßariS gcfd^ricBcn unb goutirt »erben. S)ie 6tü*
ben f feinen überhaupt in fc^r verriebenen Qtxtm componirt; eS
wäre fonft nidjt ju begreifen, wie neben manchem Steiferen unb ®e*
lungeneren fo viel wirflic^ Ungenießbares ftefjen fönnte. ßu ben.
©tücfen ber erften ©laffe jäfjlen wir otyne SBeitereS baS mit ber lieber»
fdjrift: le trille du diable, eine fef)r intereffante Xrißeretübe, bie auf
eine gefunb ljarmonifirte SÄelobie gebaut von vortrefflicher SBirfung
fein muß. ©dfjabe um ben ©djluß, wo bie triviale Saßftgur & la
Thalberg ben guten Sinbrucf ftört. 3n natürlicher Sßeife belegen
ftdj aud) bie Sftummern: la bavarde unb Fobstinee, bagegen bie
übrigen mißraten finb, in einjelnen Xacten gerabeju £äßlidf)eS ent*
galten.
3n ben fedjS „SRomaneSfen" von ©uftav 9lottebof>m [SBerf 2]
wirb Sebermann etwas StnbereS ju finben fioffen, als fie bieten; es
finb ©tätfe ber fdjtidfjteften bürgerlichen Art, baß man ben Xitel
beinahe für eine 3tonie galten fönnte* 28ie bem fei, ein guter Sern
läßt ftd) unter ber unfdf)einbaren, oft gerben ©djale nid)t Verfennen,
SKuS einigen größeren Eompofitionen beffelben SSerfafferS, bie an einem
anbern Drte ju befprec^en finb, gef)t bieg nod) beutlidf)er hervor. §ier,
fdfjeint es, wollte er nur etwas Seichtes, ben Verlegern ©efätligeS
liefern.
®ine ^antafie von g- @. SBilfing [Sßerf 10] rief uns eine
frühere in biefen SSlättern fd&on befprodjene ©ompofition beffelben ins
©ebäc^tniß. SßaS bamalS anerlannt würbe, finbet fidfj aud) l)ier wie*
ber beftätigt. S)er ©omponift gehört einer grünbtidjen ©dfjule an unb
fdjeint fid) immer freier ju entwicfeln. 3n feiner *ßf)antafie ift ©inn
unb Drbnung, für eine Sßf)antafie efyer ju viel als ju wenig. 3n einer
Seit, wo bieS fdfjöne SEBort fo oft gemißbraud^t worben, fei aber jeber
SBerfud), eS wieber ju ®§ren ju bringen, mit StuSjeid^nung genannt,
auc§ wenn er fidt) jum ©Etreme neigte. 33ei atter 9faerfenmmg beS
©omponiften würben wir'S nidf)t ungern fet)en, wenn fidfj feiner ju»
weilen audfj jene ©rajie bemächtigte, bie ben ©ruft erft liebenSWürbig
422 &. föeidjel, Sonate.
madf)t. ginige altmobifd&e giorituren (im erften Xfjeile) wfinfeftten wir
gän^lid) -unterbrücft; burdj ©dfjöntftäfterdjen k. wirb bie clafjtfcfje 3cit
nodj nid^t jurücfgebradjt. Dodj baS finb Äleinigfeiten. Der SBrrfafier
mufe fidj burdj \>a% überwiegenbe ®utc feines SßerfeS bic SCc^tuttg aller
gebilbeten Sföufifer erwerben; möge if)tt ba$ ermuntern ju fortgefefctem
©treben. Da3 Siebfte in ber Sßljantafie ift un8 übrigens ber jweite
©afc. Die guge jum Schluß f)at im Xljema 9leljnlid)feit mit bem be§
legten ©afceS ber ©onate in A dur öon 93eett)Ot>en, oerratlj fonft aber
ben tüdfjtigen SRufifer, wenn wir audj nidjt alles in üjr fefjr woljl*
flingenb finben lönnen.
Sßir befdjliefcen unfern Ueberbticf mit einigen SBemerfungen über
brei neu erfdjienene ©onaten, berer SBerfaffer ?tbolpf} SRetdjet.
Sgnaj Sad^ner unb Xljeobor Sullaf finb.
Die erftere [Sßerf 4] fcfyeint uns ber erfte Serfud) in biefer
fd)Wierigen Shmftform, bie lobenSWürbige Strbeit eines fleißigen ©djü»
lerS. SSom Drucf Ratten toir abgeraten, wir finb überzeugt, aljulidp
©onaten werben in DeutfdEjlanb jä^rlid^ ju §unberten componirt SBer
in einer ®attung, bie fo f)errlid)e äftufter aufjuweifen l)at, nidjts
SigeneS, nichts burdij unb burdj 2Äeifterf)afteS ju geben üermag, bleibe
3urücf. Der SBerfaffer, wenn er fonft flar mit fidfj, wirb jugeftef)en,
bafc oor folgen gorberungen fein SBer! allerbingS oerfcfywinbet. Da§
er nadt) guten SSorbilbern gearbeitet, jeigt jebe ©eite feiner Sompo*
fition; manches erfdjeint aud) gelungener. Das ®anje madEjt aber fei»
nen anbern ©inbrudt als ben ber Sopie. ©ine gewiffe Xrodenfteit
Ijangt bem SSerfaffer meßeid)t nodj t)on ben ©tubienjatjren an, mel«
leicht fehlte it)m audij ein redjter 9Keifter, ber baS Xalent in iljm leben*
big ju machen öerftanb. Der Sugenb fiefyt man manchmal gern ein
3itt)iel nad), aber baS 33efdjneiben ber glügel madjt Sßtjilifter, man
mufe ben unfidjern gtug i" lenlen &erftef)en. 3Kit einem SBorte, ber
ßomponift ift nodij in pebantifdjen ^Begriffen befangen; eine ©tmate
foD fein Sßenfum fein, bie feinfte SÖIüttje ber 2Reifterfdjaft buftet uns
aus ben äRufterwerfen ber ©attung entgegen. Darum fort mit ben
Xerjen* unb ©ejtengangen, wie fie in ber twrliegenben ©onate fo
Ijäufig öorfommen; baS ift bie fdjledjte Glafficität, ber ^eriicfenftil.
©otdje unb ätjnlic^e ©teilen fallen boppelt auf, ba ber Eompontft Ijtn
unb wieber feinen ©ebanlen eine intereffantere SBenbung ju geben
t)erftel)t; fo beginnt ber SDiittelt^eil im erften ©a| feljr glücf lieft, fo
ergebt fid^ bie lefcte ©eite ber ©onate ju freierem ©djjwunge, fo ge*
fättt un3 mandjeS im ©d^erjo, wenn audf) bie jweite ©timme ju
3. Sadjner unb X$. ihittaf, Sonaten. 423
Anfang beffelbert nid^t nadj SDieifterart auftritt. Äu3 biefen 83eifpielen
möge bcr SSerfaffer in etwas einfeljen, wo wir tt>m beiftimmen, wo
nidf)t. 3n feinem galle aber fyalte ifjn je ein Xabel ab, rüftig fort*
jufdEjreiten. Sftur einige ber größten ©eifter Ijaben mit if)rem SBerf 4
gleid) ein SDieifterftüd geliefert*
Üeber bie ©onate toon 3. Sac^ner [SBerf 20] tonnen wir uns
furj faffen : fie ift offenbar ba3 SBerf eines fefjr routinirten ÜÄufiferfc,
ber feinen ©toff ja orbnen unb ju befjerrfdjen t)erftet)t. S)a8 fliefet
tote oom 83om, immer glatt unb ruljig fort. SBir finben !aum etwas
auäjufefcen an gorrn Mb ©dffreibmeife. 2)amit ift aber audfj beinahe
aBe8 gejagt ; 2tnfprüc§e an Srfinbung, an Sfceutyeit famt fie leine
machen. 3m Uebrigen mag ber ©omponift oorjugSmeife im £)rdf)efter*
fajj geübt fein; gewiffe ©emeinftetten, bie im Drdjefter (Sffect machen,
auf bem ßlatoier aber fiel) leicht tribial ausnehmen, wünfdjten wir
flänäüd) befeittgt. S)ie fjortfdjritte neuerer . Slatoiercomponiften, bie
SBirfungen, bie fie i^rem 3nftrumente abgewonnen, fdfjemen bem SBer*
faffer ganj fremb geblieben ju fein. S)ie ©onate oerfejjt uns fomit
in bie §at)bn*9Äo}artfdje Sßeriobe, o§ne eine §at)bn*3Rojartfc§e ju fein.
3)odfj aud) gegen foldfje SBerfe, wenn fie fonft nid)t ungefunb finb,
wollen toir fein 93erbammung8urtf)eil auSfpredjen; für eine gemtffe
2Äittelclaffe öon ©pielem mufe ja aud) geforgt fein, unb bie An«
fprüdje biefer befriebigen folc^e unb äf)nlidE)e SBerfe ooHfommen.
SRod) liegt un8 bie ©onate toon %$. Äullaf [SBerf 7], bie in*
teteffantefte, aber audj baroefefte unter ben brei genannten, bor; eine
maljre ^ejenfüclje, baS gäfirt unb foc^t unaufhörlich burdfjeinanber.
Wut im SÄittelfafc bricht ein fanfter 2Äonbftraf)l f)inburdf). £)f|ne 93er*
gletdfj, ber ©omponift t)at ©eift unb ^antafie unb mag ein brillanter
©pieler fein. 9ßidf)t aßeS fbnnen toir SÄufif in feinem SBerf e Ijeifcen;
jiet)t man einzelnen ©ebanfen baS beftedfjenbe glänjenbe ©ewanb ab,
fo erfreuten fte oft bürftig genug. Oft aber ergebt fie fid) aud) ju
eblerem SluSbrucf unb bieg giebt uns Hoffnung auf feine 3ufunft al8
Äünftler, bafj biefer nic^t bem eitlen SSirtuofentoefen unterliegen werbe.
3u tf)un bleibt iljm freiließ nod) mandjeS übrig; fragt er, was? fo
antworten toir: fiabt nur tyetle Söpfe unb ftrielt eure Sonaten nadjj
einer Söeet^otJenfd^en, attojartfdjen, unb fef)t bann ju, wo ber Unter*
fdjteb liegt. SBa8 bie ginger f Raffen, ift 2Äad)Werf ; wa8 aber innen
erflungen, ba8 f priest ju Slllen wieber unb überlebt ben gebredfc
Kd&en Mb.
13.
424 3- ©fern, @eiftl. Cubertüre. % *Hnbj>aintner, 3ubcIouuertüre.
fconcertoiwertäretu
SitKitS Stent, ®etftltd>e Dutoertfire. SBcrf 9. ^attttun
2)a3 Xitclblatt befagt, bafc ber Somponift für biefe Dubertüre
toon bcr Slfabemie ber fünfte in Serlin bic grofce SompofitionSmebaifle
erhalten l)at. 2Kan barf mithin etwa3 erwarten. aber e3 fdjeint, bie
mufifalifd)e ©ection jener Äfabemie Ijat fein ©lücf mit ifjren greifen:
e3 finb fogar ©d&nifcer in ber Dutoertüre fielen geblieben — fo S. 7
Xact 6 bie Dctatoen jwifdjen ber erften SSiolme unb SBaft, ebenba Xact
12 in benfelben Stimmen — , auf bie bie Sßrüfenben bodj wentgftena
t>or bem 2)rucfe aufmerffam machen mußten, üom ©eifte ber (Srfinbung
gar nid)t ju reben. $)enn wo foöte biefer audj fjerfommen bei einem
Xljema wie bem, ba8 bem Eomponiften aufgegeben würbe? ©egen
ben Unteren fjaben wir nidjtS, er f(at fein Xalent in mancher an«
mutagen ©efangcompofition fcfyon betätigt, aber gegen bie 2tfabemie,
bie ein joldjeä Xljema aufgab unb einer folgen in jebem §alle mit
Unluft gemalten Bearbeitung eine öffentliche Änertennung erteilte.
Sßie gefagt, bie Duöertüre ift nichts als eine ganj medjanifd) gemalte
Variation eines abgebrof ebenen gugentf)ema8, wie fie jeber Ijalbtoeg
twrgerücfte ©d)üler in jeber ©tunbe fdjreiben mufe. 3m fleinften Siebe
be8 $errn ©tern fteeft mef)r ©runb ju einer SKebaitte als in biefer
ganjen Dubertüre.
$♦ Sitttyaitttaer, 8rtegertfd>e Subelonöertüre. SSerl 109. $artftor.
SBaS man toon if)r ju erwarten f(at, f pridjt ber Xitel au$. 63
ift ein ®elegenf}eit8ftücf jur 25 jährigen SRegierungSfeier beä SöntgS
oon SBürttemberg componirt unb tritt mit allem möglichen Sßomp auf,
wie er bei foldjer ©elegenljeit an Ort unb ©teile ift. SBeber gab für
biefe ©attung ben Xon an; feine Subelouüertüre ift nod) nidjt über*
troffen worben. ®a3 6od save the king benufcte, wie fd&ou SBeber,
bann SÄarfdjner, Seibrocf u. a., fo aud) Sinbpaintner. 2>ajwifdjcn
bringt er aber ÄriegSgetümmel unb ©iege8marfd)äl)nlidje3 an, woburd)
fic§ biefe Duöertüre bon M)nlidjen untertreibet. 9Kan !ann glauben,
ba& ein fo gewanbter Snftrumentator, alfc Welker Sinbpaintner be*
!annt ift, ju folgern S3ilb bie regten garben ju nehmen berftanben.
3. SRtefc/ Duucrtürc ju §ero unb fieanber. 425
(Sin großer ©ffect lann nid^t ausbleiben. Stuf bem Klarier nimmt
fid) ba« ©tüdE gar nidjt au«, e« ift, al« wenn man nadj einer grofe»
artigen militärifdjen SRetoue fic§ eine ©djjad)tel ©olbaten auffteUen
wollte. 23.
Salin* SRte*, Dutoertfire ja $cro unb Seanber für ba« ^ianoforte
fjtt Hier $finbeit« SBerf 11«
(Sin feijöne« bebeutenbe« SBerf. S)ie neue ßeitfe^rift, fdfjeint un«,
l)at ein UnredEjt gegen biefen würbigen Äünftler gut ju madjen: wir
finben nämlid) bie frühere Duöertüre beffelben,* in einem früheren
Sa^rgange in unerfdjöpfenber unb ju wenig anerfennenber Sßeife be*
fproc^en, wobon bie ©djulb aCerbing« fein mag, bafe bem bamaligen
^Referenten** nur ber 6lamerau«jug üorlag, unb bafc er fie nodj nidjt
toom Drdjefter aufführen gehört f)atte. SBir muffen bie« aber f)ier an*
führen, weil un« jene erfte Duöertüre bie glüdtlic^e SSorgängerin ber
jWeiten fdjeint, Weil, wa« bort fruchtbarer Äeim, fidj f)ier ju reiferer
©ntfaltung bereit« entwitfelt I)at, weil, wenn fdjon bort ein f)öc§ft
bebeutenbe« Streben, toon einem nidjt minber bebeutenben Xalente ge»
tragen, fidfj geltenb machte, bie« Don ber fpäteren anbem Dutoertüre
in nod) größerem 2Rafje ju fagen ift* 3n ber Xfyrt, eine ßeit, bie
foldje SBerle hervorbringt, folcfye tüchtige Xalente aufjuweifen f)at wie
SRiefc u« a., brauet toor einer entfdjwunbenen großen Sßeriobe nid^t fo
fef)r ju enbt^en, wie einige $urücf gebliebene un« fo gern einreben
mödjten, unb barf aud) mit ßMerfic^t auf eine nod) ergiebigere 3u*
fünft tyoffen. Xalent unb Äenntnift reiben fidfj in biefem SBerfe bie
§anb jum frönen JBunbe; e« ift taum ein unfünftlerifdjer Xact in
if)m, wenn wir einige leife Stnflange an befannte Sßerfe au«nel)men.
§ätte ber ©omponift biefe lederen ju tilgen gefudfjt, wir würben tym
bie Duüertäre, Wie fie jebenfaH« ba« 83efte ift, wa« er bi« jefct ge-
geben, au<J) al« fein ganj unb gar itjnt jugefförige« @igentf)um an*
rennen. Sftamentlidj bie ©teile ju (Snbe ber jelinten unb elften ©eite
ftbrte un« al« ju SWenbetef o^nif d) ; Diel weniger einige anbere, bie
an ©teüen ber 6oriolanout>ertüre unb ber neunten ©t}mpf)onie öon
33eetf)o*)en erinnern, aber mef)r im öerwanbten 6f)arafter al«, wie
bort, in ber melobifdjen gülpung. 2)iefe einzelnen Xacte abgeregnet,
* SBerf 7.
** D. Soren*.
426 3- 9fofc, Duöertüre ju §ero unb Seanber.
fjaben wir allen SRefpect toor bcr ©ompofition. ®ie 9Jef)errfd)ung bcr
gorm, bie er oorjugSweife breit anlegt, bie ©rfinbung, JBebeutfamfeit
unb ©djönfjeit ber einzelnen 9Wottöe , bie äufcerft eble §altung be$
®anjen, baS alles ift gern unb freubig anjuerfennen. Unb bafc wir
bie $auptfad)e nid)t toergeffen, bie Snftrumentation, bie uns bis auf
einzelne etwas biegte, meUeic^t nod) ju ltd)tenbe (Stellen, ganj meifter*
fjaft unb im Sinjelnen gang originell bünft. SBir Ijaben bie Duoer*
türe jWeimal l)ier in Seipjig gehört;* fie l)at beibemal biefen frönen
(Sinbrucf auf uns gemalt, unb ttir jweifeln utd)t, ba& fic§ biefer, je
mefjr baS Drdjefter fie fennen lernt, nodj fteigem wirb, wie bieS bei
ber erften Duoertüre öon SRiefc fc^on ber fjatl mar. 2>enn fdjwer ift
fie, fet)r fdjwer, in ben einjelnen Snftrumenten tute im ©nfemble aller.
Sorgfältig einftubirt, mit Siebe unb SBerftänbnife ausgeführt, toirb unb
muj3 fie aber audj einen lofjnenben (Srfolg bringen.
2Bir fjaben nod) nichts über baS ©ltjct gefagt; aber wer lennt
jene rü^renbe ©age nid)t, bie uns fc^on ber alte SDlufäoS in fo an*
mutiger SBeife erjagte? 3m Uebrigen geftetjen Wir, in 9Serlegenl)eit
ju fein, wenn wir bem ©djtufj eine Auslegung geben füllten. 3ft e*
bie lefcte Stacht ber Siebenben, bie ber Xonbic^ter f Silbern »oute,
ober fdjwebte il)m nurbaS glücftidjeSiebeSpaar oor? SBir wifjens
nidjt : aber eine fo freubige (Srt)abenfjeit erflingt aus bem ©dflufj, ba§
wir weiter nidjt nachgrübeln unb bem Äünftler nur nodj bie $e*
ficfyerung unferer §odjadjtung auSfprec^eu wollen, unb im ©pecietten
unfern ©an! für ben reijenben glötenlaufer, für ben rüljrenben ®efang
ber Slarinettc gleich im anfange, für bie braufenben SBiolonceHS in
ber Sinleitung, für bie Xrompeten am ©djluffe, wo eS Ddur wirb,
unb für fo toieleS, was iljm im 3nnern lebenbig erflungen, aud( in
Sitten, bie it)m nadföufüf)len toerfteljen, lebenbig wiebererflingen mufc.
13.
* Querft am 22. 9tyril 1841. ©djumann fdjrieb £ag$ batauf in bcr 3eit-
förift: „3)ie Duberifire ift bebeutenb, in einem työdjft ebeln ©Ijarafter getrieben,
überhaupt eine früher gehörte bcffclben (Somponiften in jebem SBetradjt überttriegenb,
namentfid) aud) roaS t>a§ (Solorit bcr Snftrumentation anlangt".
$f>. £ird)ner, Sicher. 427
fieber utib töefamje.
Sfjcobor fitrrfjner, 3^» Sieber für eine ©tngfttrarae mit Sßfie* SSerf 1.
3m jüngften beutfeijen ©angerwalb motten biefe erften SBIüttjcn
eine§ nodj fc^r jugcnblidjen SompofitionStalenteS* mit ju ben dfjaraf*
teriftifd)ften gehören. Unb erhalten wir nidjt lautet (SigeneS, fo fdjeint
bod) alles aus fo innerer güHe geflogen, bafc wir ber ©offnung toer*
trauen, ber grüfjling t)alte nodj lange an unb es »erbe iljm ein frud|t*
bringenber Sommer nachfolgen.** 3m 3ufammenl)ange mit &cr forts
fdjreitenben ©idjtfunft ift ber gftanj ©dfjubertfd)en SpodEje bereits eine
neue gefolgt, bie fitf) namentlich audf) bie fjortfcljritte beS etnftweilen
weiter auSgebilbeten 33egleitungSinftrumentS , beS ©lamerS, ju SRufce
madjte. SDer ßomponift nennt feine Sieber audEj „Sieber mit Sßiano»
forte", unb eS ift bieS nidf)t ju überfein. S)ie ©ingftimme allein fann
aHerbingS nidjt aßeS wirf en, nidjt alles wiebergeben ; neben bem äuS*
bruefe beS ®anjen foöen aud) bie feineren $üge &e* ®ebid(jts f)erüor*
treten, unb fo ift'S redjt, wenn barunter nidjt ber ©efang leibet,
darauf l)at nun freiließ audj biefer junge ßomponift ju achten, ©eine
Sieber erfechten fjäufig als felbftänbige 3nftrumentalftücfe, bie oft
faum beS (SefangeS ju bebürfen fdjeinen, um eine öoüftänbige Sßir*
fung ju machen; fie finb oft nur wie Ueberfefcungen ber ©ebidjte für
baS Elatrier, gewiffermafcen Sieber otjne SBorte, aber burefy SBorte an*
geregt; ber ®efang in itjnen erfdjeint bat)er oft wie ein leifeS $in«
lispeln ber SBorte, unb ber §auptausbrucf liegt meiftenS in ber 83e*
gleitung. ®afc eS bem ©omponiften an melobifd>er Äraft fefjle, wirb
SKiemanb fagen fbnnen, aber fie ftüfet fidj nodj ju fe^r auf bie ipar*
monie, unb bie gül)rung ber ©timme trägt nod) einen ju feljr inftru*
mentalen ©ffarafter. SBo aber überall fo üiel Xalent, wirflid^ poe*
tifdje Anlage fjerüorblicft, ba ift nidEjt ju fürchten, bafe ber ©omponift
ftet)cn bleibe, ©djon in ben erften S3erfudjen XalentooHer lägt fidE)
eine gewiffe SilbungSfäljigfeit erlennen, bie audfj einen fiarleren 5)rucf
ber Äriti! nidjt fd^eut, unb biefe gäljigfeit, wie bie SJefdjeibenljeit ein
* ftirdjner fear 18 Safce alt.
** 8»ei £efte fefjr genialer ©labierftücfe, bie fo eben (1852) erjdjienen, fjaben
bie ^ßrop^e^eiung toafjrgemadjt. [6dj.]
428 fö- Sdjumamt unb g. SMtter, ©gntpfyonieen.
Setzen wahren XalenteS, fdjeint audfj unferm Siebercomponiften inne
ju wohnen, bic er fid) beim immer erhalten möge.
Der t)orf)errftf|enbe ߣ)arafter ber Sieber ift ber beS ©djwärme*
rifdjen, ©einfältigen, bic 3ßaf)l ber ®ebid)te (t>on ©eine, S. JBedE,
g. äRofen) eine bem entfpredjenbe. DaS füge 9Büf)ten in grüljlingS*
gebanfen, ba8 fef)nenbe ®efül)l be$ SSeiterfdijweifenwotlenS über 93erg
unb Xfyal, wie e§ unfere Didjter fo oft, fo fd)ön auägefprodjen —
barin ergebt fid) aüd) ber junge SJiufifer am liebften; fold)e ©ebidjte
gelingen il)m am beften. 3um SBortrag ber Sieber gehören geübte
§änbe unb Stimmen, namentlich erftere, eben weil ber §auptau3bru<f
meift in ber Begleitung liegt, unb aud) bie gertigfeit wirb'8 nid)t
allein ausmalen fonbem bie ßarttjeit, ber ©djmelj ber ©Ratten unb
Sinter, gär bie bebeutenbften ©tütfe galten wir bie $einefd|en; fie
finb borjugSweife fdfjwärmerifcl) unb mit Siebe componirt, namentlich
bie beiben $rül)ling3lieber 9ir. 4 unb 9lr. 6. 3n anbern, wie in
9lr. 9, ftören einige etwas weit Ijergeljolte SWobulationen, wo eS bem
(Somponiften bielleid)t gerabe red)t überfdjwenglid) ju SÄutfje |war, aber
jum Schaben ber fidjem frönen gorm, bie er nidjt me^r ju bet)err*
fdEjen wufete, SKöd^te benn bie ßufunft ben wof)lwoHenben ©um bie«
fer ßeilen betätigen, bie Slnerfennung wirb nidjt ausbleiben, unb man
fdjreibe fidj fd^on jefct ben tarnen biefeS talentvollen ÜÄufiferS ju
benen, bie einen guten Slang in ber golge ju befommen bereiften.
13.
5t)mpl)onieen für ©tdjefter,
Der lefcte Bericht ber 3ci*fc^r^f* über neu erfdjienene ©9ntpl)o~
nieen reicht big jum Sanuar 1841. Den wenigen, bie feitbem ge*
brueft worben, ift ber heutige gewibmet; i^re Somponiften finb:
SR. ©djumann, %. SKüIler (in ftubolftabt), SB. Sittern, ©poijr,
2KenbelSfol)n.
SSon ber ©gmpt)ome beS Srfteren erwähnen wir nur f)iftorif3),
baft fie in Drc^efterftimmen unb t>iert)<mbigem SlatrierauSjug erfdfienen
ift unb in B dur fteljt. SSon ber beS 3ulläc^ft9enailltten [®°* 52> ™
Es] lönnen wir, ba uns feine Partitur im Slugenblidt vorliegt, nur
aus ber ©rinnerung anführen, ba£ fie baS Sßerl eines praftifdf) routi*
nirten SRufiferS, flar unb fleißig gearbeitet ift unb mandje ?tnflänge
SB. Ottern unb ©poljr, ©tjmjrijomeen. 429
an bic Strt unb SBeife älterer SDieifter, wof)t audj an ©pof)r, ju ®e*
f)ör bringt. 3n biefem ©inne würbe fie fd)on früher nad) it>rcr erften
Aufführung in Seipjig befprodf)en-
93on ber ©gmpf)onie toon SB. Sittern (SBerf 16) liegt uns aufcer
ben geftodjenen Stimmen audf) bie gefdfjriebene Partitur öor, ®8 ift
bie jweite beS ©omponiften; ein Urteil über beffen erfte ftel)t 33b. XIII
9fcr. 49, baS wir beinahe wörtlich anc§ für bie jweite abfdjreiben
möchten, ©ie f)at, wenn wir nic^t bie SBerbinbung ber ©inleitung,
bie ans H moll gef)t, mit bem 9llIegrofa&e, ber wie bie anbern §aupt<
fäfce in D dur componirt ift, ausnehmen, faft gar nidfjtS JtuffatlenbeS
an fidf), fo wenig wie etwa ein 33ad), ber burdj ftiHe SBiefen f)inflie&t;
Wir ergoßen uns, fo lange wir ü)n feljen; mit anbern tieferen Sin*
brüdten berfd>winbet natürlich ber feistere. 2)aS 3bt)flifd)e, 83c*
fdjränfte nnb ©enüglidje beS SBerfeS liegt im SSorigen genugfam ange*
beutet Qu loben Ratten wir nnr nodf) ben äßufifer, ber fein SÄaterial
fing öerwenbet nnb jierlidj nnb reinlich ju inftrumentiren t>erftel(t.
2)ie mitwirlenben brei ^ßofaunen fdjeineu uns, bem ganjen ©tiaralter
ber ©t)mpf)ome nacl), allein überflüffig ; wo glöten nnb ipoboen aus*
reiben, einen ©ebanlen au8äufpred()en, ba fönnen jene Snftrumente
fogar toerberben. SBcf^eibcncn Slnfprüdjen, wie man fie etwa in flei*
neren ©täbten l)at, wie fie Heinere Drdjefter ju erfüllen bermögen,
genügt benn biefe freunblidje ©t)mpt)onie bollfommen. 3Bof)l bem,
ber feine Gräfte fennt; er wirft im engen Greife baffelbe, was ber
§öf)erbegabte in weiten* Der Somponift ift in bem galle; bleibe er
audfj nidfjt fielen unb bilbe fid) in fteter Sßrogreffton weiter; bie Sld^*
tung ber SBelt wirb il)m ttic^t entgegen»
9Son ©pol)r liegen uns jwei neue ©t)tnpf)onieen üor, bie in
bem ßeitraume oon faum brei 3af)ren erfcfjienen. ®ie erfte (t)on ben
fieben, bie er gefd&rieben, bie fedjfte) ;wurbe fc^on nadf) itjrer erften
Aufführung in Seipjig in biejen flattern jiemlidEj ausführlich befprodfyen
[©. 298], eS ift feine l)iftorifc^e [SBerf 116]. SBir wüßten bem früher
©efagten faum etwas äujufefcen. SS t)ic§ bort u. a. : „(Sine merf*
würbige Srfd^einung bleibt eS gewifc, bafe in unferer ßeit fdjon mef)*
rere 93erfudje gemalt würben, uns bie alte öorjufüliren :c. 3Ran
fann nichts bagegen ^aben; bie SBerfud^e mögen als ©tubien gelten,
Wie ja bie ©egenwart neuerbingS ein SBo^lgefaCen am 9ftococo*®e*
fdjmad jeigt. Aber baf$ gerabe ©pofjr auf bie Sbee fällt, ©potjr, ber
fertige, abgefdjloffene äReifter, er, ber nie etwas über bie Sippen ge*
bracht, was nidjt feinem eigenften §erjen entfprungen, ber immer beim
430 ©poljr, „3rbifd)eä unb mttli$& im äÄenfaenteben".
erften Xone ju erlernten — bieg mufe wof(l SÄÜen intereffant erfdjeinen.
©o f)at er beim aud) bie Stufgabc gelöft, wie wir Beinahe erwar*
teten; er t)at fid) in baS Jleufjere, bie gorm Derfdfjtebener ©tue ju
fügen gefd)idt; im UeBrigen bleibt er ber SÄeifter, tute wir ü|tt lange
fennen unb lieben; ja es f)eBt gerabe bie ungewohnte §orm feine
®igentt)ümlidjfeit noefj fdfjreienber IjerDor, wie benn etwa ein irgenb
Don ber SRatur Sluögejeid^neter fid) nirgenbs leidjter Derrätlj, als wenn
er fidfj maSlirt. ©o ging Napoleon einftmals auf einen SDtaSlenball
unb war faum einige Sfogenblide ba, als er fd&on — bie Arme mein*
anber fdjlug. . 2Bie ein Sauffeuer ging eS burdfj ben ©aal: „ber
Äaiferl* äeljnlidf) fonnte man bei ber ©tjmpljonie in jebem SBinfel
beS ©aale« ben Ausruf ,,©pof)r" unb wieber „©po^r" Ijören.4" — S)ie*
fen Sßorten, bie unmittelbar nad) bem juerft empfangenen (Sinbrude
niebergefd)rieben würben, wüßten wir, wie gefagt, audfj jefct, wo wir
baS äBerf in ber gebrueften ausgäbe lennen gelernt, nur wenig Ijinju*
jufügen. ©injelne feine fd^öne ßfige entbeden fid) natürlich in jebem
SBBcrlc ©poljrS, je met)r man mit if)m Dertraut wirb, unb fo m&djten
wir aud) an bem früher auSgefprodfjenen Urteile über ben legten ©afc
ber ©tympt)onie einiges milbem, bem wir Damals eine ironifdfje 21B*
fid)t unterlegten, wäfjrenb wir jefct bieS ©piegelbilb ber ©egenwort
weniger greQ finben. $at ftcfj übrigens nid&t fdjon in ben legten brei
Sauren manches geänbert? SBürbe ©pofjr je|t nidfjt manches anberS
fdfjreiben? 3a, wir t)offen'S, ben fiebenSabenb beS würbigen üReifterS
werben nodt) bie erften ©trafen einer befferen 3eit umleudfjten, als
er jte in bem ©d)lufcfa|3e feiner ©tjmpfyonie cfjarafterifirte. Arn beften
aber wiberlegte fid) ©pofjr felbft burd) feine neufte ©gmpljonie, ber
wir nodE) einige SBorte ju wibmen Ijaben, wenige, — benn wer fönnte
nodf) etwas ju feinem fiobe fagen, baS nidfjt fdfjon gejagt worben!
S)aS SBert ift aber in Dieter 83ejief)ung merhoürbig unb läfet ftd} in ber
6igentl)ümlid)leit feiner ®ntftef)ung, gorm unb äuSbrudSweife nur mit
ber früheren [©tjmpljonie] ©pol)rS, ber „2Beif)e ber Xöne" Dergleichen. 3Bie
bort, wählte er fid) audfj £)ier ein Xtjema, baS er mit ber etwas attge*
mein gefagten §auptüberfd)rift „SrbifdfjeS unb ©öttlidfjeS im SWenfdjen*
leben* Bezeichnete unb in brei ©äfcen ausarbeitete, Don Denen jeher
wieber ein BefonbereS äRotto Ijat. SKit anbern Sßorten, ber erfte ©a|
f Gilbert bie Äinberwelt, ber jweite bie ©efaljren beS 3ünglingS*, woljl
audfj beS SebenS beS SWanneS, ber britte enblicfj ben ©ieg beS @uten
über baS 835fe. Sffiir gefielen, ein SBorurtyeit gegen biefe Art beS
©dfjaffenS ju IjaBen, unb tfjeilen bieS Dietteidjt mit ljunbert gelehrten
8pol)r, „3rbifdje$ unb ©ötilidjeS im SKenfdjenleben1'. 431
Äöpfen, bie freiließ oft fonberbare SBorfieflungen Dom ©omponiren
fjaben unb ftd> immer auf üKojart berufen, ber fidEj nic^td bei feiner
SRuftf gebaut l)aben foß. SBie gejagt inbefc, ba§ SBorurtfjeil f)aben
wof)l SRandfje, audfj 9tid&t<©elefjrte, unb Ijätt uns ba^er ein ©omponift
bor feiner äRufif ein Programm entgegen, fo fag' iä): „öor Allem laf*
mid) fjören, baf* bu f df)bne äRufil gemalt f)inter^er fofl mir aud)
bein Programm angenehm fein". 63 ift eben ein Unterfd)ieb, ob ein
©oetf)e nad) aufgegebenen (Snbreimen einmal bidjtet ober ein Änberer.
Drum wirb aud> SRiemanb ber ©pof)rfd()en ©tjmpfionie itjre ©cfjön*
Reiten wegpl)ilofopf)iren fönnen, eben weil e3 etwas 8tobere3 ift, wenn
er fief) au8naf)mweife eine Aufgabe fteßt ober ein Anfänger ber Äunft.
Ueber aß* biefeB ift fdjon bei ber „2Beif)e ber £öne* t)in unb fjer ge*
rebet worben, unb ber Äampf fängt fd&on wieber an auf julobern über
ba8 6twaS*fidE|*nid)t'benfen*foßett beim ßomponiren unb ba8 ©egen*
tljeil. Die Sßt)ilofopt)en benfen fidf) bie ©ad^e audf) wof(l fd)limmer,
afö fie ift; gemife, fie irren, wenn fie glauben, ein ßomponift, ber nad>
einer 3bee arbeite, fe|e fidf) l)in wie ein Sßrebiger am ©onnabeub*
SRadjmittag unb fdjematifire fein S^ema nadf) ben gewöhnlichen brei
feilen unb arbeite e3 überhaupt gehörig au8; gemife, fie irren. Da&
©Raffen beS äWufiterS ift ein ganj anbereS, unb fdEjwebt if)m ein JBilb,
eine Sbee t>or, fo wirb er fidfj bodf) nur erft bann glücflid) in feiner
Arbeit füllen, wenn fie i^m in frönen SWelobiecn entgegen! ommt,
oon benfelben unfidfjtbaren Jpänben getragen, wie bie „golbenen 6imer",
üon benen ©oetfye irgenbwo fprid)t. Drum, behaltet euer SBorurtljeil,
jugteid) aber prüft unb lafct bie ?ßfufd)ereien be3 ©d&üler» nid)t ben
SWeifter entgelten.
Sagen wir'8 benn furj, e» liegt über biefer neuften ©tjmpf)onie
©pof)r8 ein 3auber auägegoffen, wie faum über einer anberen. 2Bir
tonnten nidjt fagen, bafe und befonberS grofce, neue ©ebanfen aus it)t
entgegenflängen, anbere, afö wir fd&on Don ©pof)r gehört; aber biefe
Steinzeit unb SBertlärtfjeit be8 SlangeS finbet man nid&t leicht wo an«
berS. Den Qaubtt beS Kolorit» ju erjjBt)en, fam bem Somponiften
freiließ ju ftatten, bafe er fid) jwei Drd&efter ju feiner SSerfügung
fteflte, unb ba8 ift aud) eine oon ben 3been, auf bie nicfjt 3eber faßt,
ober faßt er barauf, fie fahren läfct aus ©rünben. Denn gehört
fdjon jur 33eljerrfd)ung eines Drd^efterS in ber Partitur ein SReifter,
ein wie triel größerer, wenn er mit jweten ju tf)un ^)at. SSiel üßadj'
atjmung wirb benn baS Unternehmen fdjwerüdj finben, unb fie ift in
anberem ©inne audj nidfjt einmal ju wünfd^en. 3ntereffant wäre e3
432 Gpoty, „SrbiföeS unb mttütyä im SJlenjdjenle&en".
f(ier, bie grage ju beantworten, was wof)t SÖeetljotoen atö einer fot
djen 3bee gemalt l)aben würbe, ©oute man/nidjt baS Ungeljeuerfte
Don ifjm erwarten? — Sßtr glauben, er l)ätte fie nidjt einmal benufct,
unb fie liegt mcl mefjr im ©Ijarafter be$ $Reifter8 im Qoxtzn unb
feinen wie ©pofjr, als in bem beS gewaltigen Seetljoben. ©polp
war eS wof)t aud), ber baS erfte ©oppelquartett fd&rieb, wie fd>ott in
biefen blättern ausgebrochen würbe.
3wei Drdjefter finb benn in ber ©t>mpf)ome tl)ätig, Don betten
baS eine einen mef)r obligaten (Straftet Ijat unb (oljne bie ftarfen
SReffing* unb ©djlaginftrumente) nur einfad) befefct werben fott, btä
anbere aber, bis etwa auf bie $oboen unb gagotten, bie immer ein*
ftimmig fpielen, bie gewb§ntid)e ftarfe S3efefeung »erlangt. 3)af3 biefe
ungewöhnliche Slrt ber 3nftrumentation ber Sufffi^rung an mannen
Orten fjinberlicf) fein wirb, ift natürlich ; im Uebrigen galten wir bie
©tjmp^onie für nid^t fo fdjwierig wie 3. JB. bie „3ßeif)e ber Xöne*.
SBeid^t benn bie ©t)tnpl)onie in SSielem Dom $erfömmlid)en ab,
f o audj in ber gorm, in ber 5°ffle &er @äfee ; ber erfte, ein ©emälbe
feiigen ÄinberlebenS , ift nadj einer langfamen ©inleitung ein Sitte*
gretto; wir motten if)tn ben ?ßreiS geben; grüne SÄatten breiten fid)
üor uns aus, unb unter einem wolfenlofen §immel fpielen bie Äinber
ju ©dfjaren; bajwifd&en fiet)t man Wof)t aud) baS wef)mütf)ig lädfjelnbe
Sluge beS ÜÄeifterS felbft, unb wie er fid) gern feiner eigenen Äinber*
jeit erinnern mag.
S)en ßfjaratter beS jweiten ©afceS l)aben wir fd&on oben nad) bem
3nf(alte beS 9RottoS bejeid^net. @r f Gilbert gut, was er Witt; bem
bumpfen, jweif elnben Slnf ange folgt ein leibenfdE)aftlidE)eS Slllegro ; aud)
f)ier fie^t überall ber eble Stfieifter felbft burdj, ber bie SJerirrungen
feinet SieblingS (einen gelben ber ©t)mpf)onie angenommen) gleid)fam
felbft mit ju bellagen fd^eint*
3n biefem ©afce ift mir eine einzige ©teile aufgefallen, oon ber
mir fdjeint, bafc fie üieQeic^t nid^t ganj bie SBirfung madf)t, bie fidj
ber ©omponift baüon toerfprodjen ; es ift bieS baS ©olo ber SSioline
beS erften DrdjefterS, bie gegen bie ÜJtaffen beS anbem nidfjt auffom*
men fann unb ju bttnn Hingt. (Sine SBerftärfung wäre natürlich fe^r
leidet ju erreichen gewefen; aber eS fdjeint, ber ßomponift lege @e«
wid^t barauf, bafj ein ©injiger fie fpiele, unb wir glauben feine 3bee
ju üerftefjen. ©o wäre benn Don einftubirenben Dirigenten barauf
ju feljen, bafc baS jweite Drd)efter mit feiner ©tärfe möglicljft an
fid) Ijalte.
9ftenbet£fofpt, ©tjmpljome, SBerf 56. 433
3m brüten ©ajje fef|en toir ben SDid)ter nun ganj auf feinem
gelbe; ber 33öfe entfliegt unb bie Äraft beS ©uten fiegt. 3n ber ®r*
finbung ber Xtjemaä erinnert biefer an Jfabereä oon ©pot)r, nament*
lid) auef) an ben lejjten ©ajj be3 ungefähr in gleicher £eit gefcfjriebe*
neu Xrto» in Emoll, unb audj ber ©cJ)tufj erinnert an ben ber
„Sßeilje ber Xöne", ot)ne beSfjalb einen frönen erf)ebenben ©inbrudf
ju oerfe^ten.
©0 fdjliefet ber SWeifter. Äafet uns U)xa folgen, in ber Äunft,
im fieben, in feinem ganjen Streben! 2>er gleife, ber au8 jcber ßeile
ber Sßartitur l)ert>orgef)t, ift toaf)r^aft rüljrenb. ©r fei uns mit un*
fem größten S)eutfdjen ein leudjtenbeä SBorbilb!
Auf bie neue ©tjmpljonie Don g. 9Äenbel3fof)n SSartljolbt)
[Sffierl 56, A moll] tüaren tt>of)l Sitte, bie bie glänjenbe 33at)n biefeS fei*
tenen @eftirn3 tt)eilnef)menb biäf)er öerfolgt, auf ba8 §odf)fte gefpannt.
2Ran fat) i§r mie gleidjfam feiner erften fieiftung auf bem fijmpljoni'
ftifdjen ©ebietc entgegen ; benn feine ttnrflidj erfte ©tjmptjonie in C moll
fällt beinahe in bie frfit)efte 3ugenbjeit be3 SunftlerS,* feine jtoeite
[Adur], bie er für bie pt)ilf)armonifd)e ©efellfdjaft in Sonbon fd£)rieb,
ift burdf) ben 3)ru<f nidjt betannt geworben;** bie ©tympfyoniecantate
enblidj, ber „Sobgefang", fann nid&t als eine rein inftrumentale arbeit
betrachtet werben. ©0 fehlte im reichen Sftanje feiner Schöpfungen,
bie Cper aufgenommen, nur nod) bie ©gmpljonie: in allen anbern
©attungen J)atte er fid^ fd^on fruchtbar gezeigt.
Sßir miffenS burefj britte $anb, bafc bie Slnfänge ber neuen ©tym«
Päonie jroar auclj in eine frühere 3eit*** in bie Don 2Renbeföfot)n8
Aufenthalt in Sftom fallen ; bie eigentliche SBottenbung gef dfjal) aber erft
in jfingfter. 3ur Beurteilung it)re3 cjanj befonbern StjaratterS ift
bieg gemifj intereffant ju erfahren, 2Bie toenn ttrir au3 einem alten
»erlegten 33ucfje ptöfclicfj ein öergitbteä 93latt tjerauS jict)en , ba3 un3
an eine entfd^nmnbene 3eü erinnert, unb biefe nun in ganjer ipette
toieber auftauet, ba% mir bie ©egenmart öergeffen, fo mögen looljl
audf) bie $f)antafie be$ SßeifterS, al3 er jene alten im fcfjönen 3talien
gelungenen SJielobiecn mieber in feinen papieren fanb, Ijolbe ©rinne*
rungen umfpielt Ijaben, fo bafe, bemüht ober unbenmfet, enblid) biefeä
jarte Xongemälbe entftarib, ba3 einen mot)l, wie etma bie italienifdje
SReijebefd^reibung in 3ectn ?ßaul3 Xitan, bie Xrauer, jenes gefegnete
* äHatjrfdjeinttdj in ba3 Satyr 1824.
** ©ie würbe nad) 9RenbeI§jotjn3 Xobe gebrueft unb trägt bie SBerfsaljI 90.
*** 1830.
©tfttnianit, @*ef. ©^rifteir. II. 28
434 äRenbetSfotpt, ©Qmjrijome, SBer! 5G.
2anb nidfjt gefet)en ju Mafien, auf eine SBetle toergeffen machen fönnte.
Senn ia% burdj bie gange ©tympfjonie ein eigentljümlidfjer SBolfSton
wef(t, ift fd&on meljrfad) ausgebrochen worben, — ein ganj pfjantafie*
lofer 9Jienfd) nur toitb bieS nidjt merlen. S)aS befonbere reijenbe
(Solorit ift es benn aud), baS, wie ber granj ©pubertieren ©^mpljonie,
fo ber SRenbelSfoljnfdfjen eine befonbere ©teile in ber ©tjmpf)onieliteratttr
fiebert. 2)a8 l^erlömmlicfje 3nftruutentatpatl)oS, bie gewohnte maffen*
Ijafte JBreite trifft man in it>r nid)t, nidjts was etwa wie ein lieber*
bieten SBeetljoüenS ausfege, fie nähert fidj melmef)r, unb ^auptfäc^lic^
im ßfyaratter, jener ©d&ubertfdjen, mit bem Unterfdfjiebe, bafc, wäljrenb
uns bie lefctere eljer ein wilbeS, jtgettnerifdjeS SJolfStreibeu afjnen lägt,
uns bie 9ÄenbelSfof(nS unter itatienifd)en §immet öerfefct S)arin liegt
jugteidfj auSgefprod&en, baf* ber jüngeren ein anmutig gefitteterer ©ja*
rafter innewohnt unb bafc fie uns weniger frembartig anfpricljt, inbefe
wir freilid) ber ©cfjubertfd&en wieber anbere SBorjüge, namentlich ben
reicherer (SrfinbungSlraft jufpred^en muffen.
Sn ber ©runbanlage jeidtjnet fiefj bie ©t)mpf)onie SÄenbelSfofytä
nodfj burefj ben innigen ßufammenljang aller üier ©äfce au»; felbftbic
melobifdfje fjüljrung ber §aupttf>ema§ in ben öier toerfdfjiebenen ift eine
üerwanbte; man wirb bieS auf eine erfte flücfjtige SBergleidjung tyerauS*
finben. ©o bilbet fie benn mefyr als irgenb eine anbere ©ijm^ome
aud) ein engüerfd)lungeneS ©anje; ßtjaralter, Xonart, 3i^t^mu*
weisen in ben toerfd()iebenen ©fijjen nur wenig t>on einanber ab. 3)er
©omponift wünfd)t audE) felbft, wie er in einer SSorbemerfung fagt,
ba% man bie trier ©äfce of)ne lange Unterbredjjung hinter einanber fpiele.
SßaS baS $ein*3Wufilalifd()e ber Sompofitton anlangt, fo ift wol)l
über beren 9JieifterlidE|feit SRiemanb in 3rocifel- *fo ©d(jönt)eit unb
ßart^eit beS 33aueS im ©anjen unb ber S3inbeglieber im (Sinjelnen
ftellt fie fidj neben feine Ouvertüren ; an reijenben 3nftrumentalcffecten
ift fie nicljt minber reiefj, 2Bie fein SRenbelSfoljn einen filteren ©c*
banfen wieberjubringen, wie er einen Sftüdgang ju fdfjmüdeu fcerfteljt,
ba§ uns baS grünere wie in neuer SBeleud&tung entgegentritt, wie
reid) unb intereffant baS detail of)ne Ueberlabung unb pJ)itifter^afte
©etefjrttljuerei, baoon giebt jebe ©eite ber Partitur neue SBeweife.
SDie SBirfung ber ©t)tnpf)onie auf baS publicum wirb jum Xljeil
mit fcon ber größeren ober minberen SBirtuofität beS DrdjefterS ab*
Rängen; bieS ift freilidj immer fo, t)ier aber, wo weniger bie Äraft
ber SJiaffen als bie auSgebilbete 3artf)eü ber einzelnen 3nftrumente in
Slnfprucfj genommen wirb, boppelt ber j$aVi. SJor allem »erlangt fte
Antonio ^Qjjini. 435
jarte 33läfer. Sfot unwiberfteptfifien wirft ba3 ©c^erjo; e3 ift in
neuerer Qtit *aum e*n geifteetd^ere« gef djrieben worben; bie Suftru*
mente fprecfyen barin wie SRenfd)en.
2>er ßlamerau&jug ift fcom Sompouiften fetbft unb mithin gewifr
ba3 treuefte Slbbilfa , baS gebaut werben !ann. Xrofebem läfct er oft
nur bie §älfte ber JReije ber Drdjefterwirfungen afjnen.
Der Schüfe ber ganzen ©i)mpf)onie wirb wiberftreitenbe äßeU
nungen hervorrufen, e8 werben i£>n Solange im E^aralter beä legten
©afce3 erwarten, wafjrenb er, ba8 ©anje gleid)fam fretöförmig ab*
runbenb, an ben Anfang be8 erften erinnert. SSJir lönnen ifyu nur
poetifd) finben, er ift wie ber einem fdjbnen SRorgen entfpredjenbc
äbenb. @ •
Antonio Ua#tttt.
$5a§ publicum fangt feit Äurjem an, einigen Ueberbrufc an 9Sir*
tuofen merten ju laffen unb (wie fie es fcfjou öftere geftanben t)at)
biefe Sri^rif* auc3&- ®a& We§ ^ic SSittuofen felbft füllen, fd)emt
if)re neuerbingfc entftanbene 2lu8wanberung3tuft nad) ämerifa ju be*
weifen, unb e3 giebt manche tf)rer geinbe, bie babei ben füllen Sßunf d>
fjegen, fie möchten in ©otteS Slamen gan j brüben bleiben ; benn, attefc
in allem erwogen, jum JBeften ber Äunft fyat bie neuere SJirtuofität
nur wenig beigetragen. 2Bo fie un8 aber in fo reijenber ©eftatt ent*
gegentritt wie bei beut obengenannten jungen 3taüener, ba lauften
wir gern nod) ftunbenlang, — in Äurjem fei e$ gefagt, e$ £)at mir
feit Sauren fein 33irtuo3 fo innige greube gemalt, midf) f o wohlig unb
glücftid) geftimmt, afö Ä. 95ajjini. 6r fdjeint mir M SBeitem ju
wenig anertannt, audj Ijier nid)t in bem ©rabe gewürbigt worben $u
fein, ate er e3 üerbient. S)ie norbbeutfd^en publicum« entfdEjtiefeen
fid) nun einmal fcfjwer, einem Äünftler einen Kamen $u madjen; fommt
er etwa au3 $ari3, metteid)t auefj mit einem Drben, fo Ijilft it)nen
ba3 fdjon ef)er über bie 3**^* tyuweg. Sajjini fam faft oljne allen
Kamen f)ierf)er, trat anfpruct)3to8 auf; im ©eräufd) ber SÄeffe ift'*
oljnebieä fd)Werer, fid) belannt ju machen; man erwartete benn einen
©alonfpieler, wie man fie fd)on ju S)u|enben Ijier gebort. ®r ift
gewife bei Sßeitem me^r, unb nannte man if(m feine linfe §anb (jum
Slnf äffen ber SSioline), er würbe mit ber anbem nod) f djreiben fömten
28*
436 Antonio SBaföini.
unb fiel) unter ben befannten itaticnifd^en &ompofition»celebritäten nodj
ganj gut ausnehmen; mit attbern SSorten, er t)at audE) offenbar pro*
buctiüe» Xatent, unb Bei einiger erlangter Xtieaterfenntnifc gewiß ebenjo
triel Stecht wie $err 5)onijetti 2c, Dpern ju fctjreiben. ©ein „Kontert*
bewies eS am beutlid^ften; ber natürliche ®uß be3 ©anjen, bie metft
biScrete Snftrumentirung, ber tturflidj bejaubernbe ©d^melj unb 3ßof)l«
Hang in einzelnen ©teilen — t>on alle biefem t)aben ja bie meiften
SSirtuojen faum eine Slljnung. Italiener ift er burdj unb burdj, aber
im heften ©inne; als fäme er au» bem fianbe be3 ©efange», mdjt
«nem Saube, baä ba ober bort liegt, au» jenem unbefannten eroig
Reitern, fo war mir'» manchmal bei feiner SKufif*
211» Spieler nun inSbefonbere rangirt er gewiß ju ben gröBten
ber ©egenwart; an eminenter gertigfeit, an 9tnmutf) unb gäHe be§
XoneS, unb öor Stttcm an Steinzeit unb 2lu»bauer toü^t' idj feinen,
bem er e» nic^t gleid) tfjate; an eigentümlicher 'ftnfät, Sugenblidjf.tt
unb ©efunbfjeit be» Vortrags überragt er wof)l bie meiften, unb Der*
gegenwärtige idj mir mandjer, namentlich belgifd)er Sßirtuofen f)erj>
unb feelenlofe» blafirte» Sßefen, fo lommt er mir wie ein 3üngting unter
©reifen toor, bem, trofc baß er fdjon auf fotdjer glänjenben §6l)e,
eine nod> glänjenbere S^nf* beüorftet)t.
2)ie» Urteil ju untertreiben , fjätte tdj nur ba» ©djerjo über
Xljema» au» ber Slufforberung jum Xanj t)on SBeber unb fein Son*
cert ju t)5ren gebraust unb gewünfd)t. .9ln ben beiben folgenben
©tücfen fal) idj nur ungern, baß er audfj bem publicum jit fd^mei^cln
nic^t toerfd)mät)t; fjier war weniger SKufif, aber eine 2lnl)äufung t)on
Sßiolinfünften, in benen e» nun einmal ^aganini TOemanb nad^t^un
wirb. 3n biefer Sßeife wolle er lederen unb fidf) felbft nic^t überbieten;
fie fd)eint mir fogar außer feiner Sßatur ju liegen, bie ju gefallen unb
ju bejaubern nur itjre einfachen SReije ju entfalten brauet; juÄun[t»
griffen ber Äofette feine SuffodJ* in tiet)men, t)at er nidjt nöt£)ig.
Söiöge benn bie Sßelt bem jungen liebenSwürbigeu großen Äünftler
bie Xt)eilnat)tne juwenben, mit ber fie gegen weniger SBürbige oft t>er<
fdjwenberifd) genug war. ©» jeidjnet tfjn aurf) nodfj eine (Stgenjdjaft
aus, bie ber 93efd)etbenl)eit; ba ift nichts, wa» un» jpamten unb in
SBerwuuberung fefcen Witt. SSeltmüber, blaffer 93irtuofengeftalten fjaben
wir nun fdjon genug gehabt; erfreut eudj nun anä) einmal an einem
fräftigen 3üugling»gefidjt , bem $>eiterfeit unb 2eben»luft au» ben
Stugen blidt, wie fie nur ein in fiel) watjrtjaft glücfftdEje» ©emütt) ju-
rüdjufpiegeln üermag. ©dj.
SRubhtftem, Unbine; §opfe, f^ugen. 437
Äußere 5tüdu für Jltanoforte.
2t. ftnbiitfteiv, „ttubute", Gtfibe, SBcrl 1.
S5ie erftc STrbcit beä talentvollen Änaben, ber fid) als Spieler
einen fdjon fo großen SRuf gemalt. Db er audj bebeutenbeS pro*
buctitieS Xalent fjabe, tagt fid) nad) biefer öorliegenben erften fieiftung
toeber behaupten nod) verneinen. S)afj in bem Meinen ©tücfe ba£
9ÄeIobifd)e Dorroiegt, of)ne gerabe eine fdj'öne neue SWelobie ju bieten,
läßt t)offen, bafc er ba& tt)af)re Sßefen ber SKufif ju begreifen ange*
fangen unb fid) in biefem Sinne immer glücflid)er entnricfeln »erbe.
S)er Xitel ber (Stube finbet feinen ®runb jumeift in ber toeflenformigen
Slrt ber 83egleitung3figur; ettoaS Originelleres, burd) unb burd) ©e*
lungeneä lonnten ttrir öon fo jungen 3at)ren* nidjt erwarten, 3tt
feinem galle burften aber unreine iparmonieen fielen bleiben wie
Ü
^f=^==»jii
^S==zj
5E
S
Seber irgenb leiblich getoanbte SDtufifer f)ätte tym bie ©teile toerbeffern
fönnen.
Julius $opfe, SJicr jwetfttramtge $ngen. SBerl 29»
©erartige SSerfudje junger Gomponiften finb ju feiten, al3 ba§
wir nid)t mit befonberem SSergnügen barauf f)inttnefen, unb nennt fie
93eetl)oüen im ©djaffenäjorn audj einmal „jtueibeinige @felette"u, bgt.,
fo finb fie un3 nod) immer ljunbertmal lieber als bie SBraüaben junger
SBirtuofen, au$ benen nie was 5Red)teS wirb. 25afe bie „©Wette1' na*
türlid) feinen ungeheuerlichen (Sinbrud tjerüorjubringen bermögen ober
fonft eine SReöolution in ber üHufif, glaubt wof)l 3eber Don Dorn*
herein. Ueberall aber muffen wir baS Xalent unb ben gleifc beS 93er*
fafferS anerfennen, ber mit fo SBenigem in einer ber unbanfbarften
* föubinftein ftanb im öicr^c^nten fiebenSjafyre; am 9. Dctober 1842 xoax er
jum erftenmal in Seipjig aU Spider aufgetreten.
438 & ^oß, Smprontptu; Ä. Sßittmera, <Sef)ttfud)t am SJleere :c.
<Sefcarten fo SobenSWerttjeS ju erreichen wufcte. ©inige aQju gewöhn*
lidje ©equenjen ausgenommen, besagen uns bic gugen in ifjrer fölar*
f)eit unb 9iegelridf)tigfeit ganj gut, am beften bic lefcte, bic unS in
Xf)ema unb 2luSfüf)rung bic lebenbigfte fdjeint. 92od^ eines : eine
guge toirft Diel fräftiger nad) einem ^rälubium, unb 33ad) fjatte ge*
tnifc feine guten ©rünbe, baft er bic meiften feiner 5u9en wü SSorfpicIcn
«inleitete. Sßir wünfcf)en, ba% fidf) ber Somponift bei fpäteren äf>n*
liefen Slrbeiten biefen SBinf nid£|t entgegen laffe.
Sari SSofe, „$er Sraum ber Sriegerbraut", Impromptu für
bic linle $anb allein. SSerf 38.
Srren nur nidE|t, fo epftirt ein 33ilb eines neuern frangöfifdjen
2RalerS unter gleichem Xitel. SBieHeidjt f)at eS ber Slutor bei ber
$anb gehabt (bic rechte bot fid) il)m baju Don felbft) unb in Xönen
nadf)jufneteu üerfucfjt, was freiließ in ber SKalerei fd)on fdfjwer auSju*
brücfcn war. Siefje firf) nadE) ben Äteibern auf ben 3>£enfd)en, nadf)
Xiteln auf ben 3nf(ait fdjliefcen, fo bürfte ber SSerf affer auf ein 2ob
t)on ung lange warten. Sn ber SKufi! giebt eS nun einmal feine
„Äriegerbräute", fonbern nur Septimen* unb anbere Slccorbe, unb bic
„linfe §anb" allein ljat fdtjou Sftotf), biefe ju bewältigen, gefdfjweige
benn aud) nod^ an bie Xräume ber erfteren ju benfen. 2)odj mir
ge^en über ben gefdtjmadtlofen Xitel t)inweg, iljm fein weiteres ©emidjt
beilegenb, jur eigentlichen Sföufif, bic ebenfo gut eine (Stube für bie
linfe §anb ift wie Diele iljreS ©teilen, ©in Soncert für jwei §änbe
galten wir freiließ l)öf)er, unb bie 3eitfcl)rift f)at fd^on öfter auSge*
fprod)en, bafc mit folgen mec^anifd^en ftunftftüden Siiemanbem unb
ber ftunft nidEjt genügt wirb. 5Die 2Jiüf)e, bic ber ©pieler aufbietet,
ift entfefclid), unb was ber SinbrudE? faum ein anberer als ber eines
holperig unb ftolpcrig gefpidten ©tücfcS für jwei $änbe. ©efd>id<
lidjfeit unb einiges Xalent wotten wir bem SBerfaffer nidfjt abfprec^en,
er öerwenbe fic aber auf SBürbigercS unb 93elol)nenbereS.
9t. SBittmer*, frScJ)nfurf)t am SReere", SRuftf altf djeS Sougemalbe. 3». 8.
„ „ ®r. ^tyantafte Aber ein Sljema öon $rume. SSerf 9.
„ „ ©r. goncerttmriationett über ein Sljema to. SeUrah 38. 10.
„ „ Kotturno, ©ett 12.
Slufjer biefen ßompofitionen liegen uns üon bemfclben SSerfaffcf
einige Uebertragungcn öon Siebern üon 9?eidjarbt unb §immel oor, bic
91 äBittmer*, 6eljnfu$t am Speere :c. 439
überall bcn gefdfjicften brillanten Slamerftrieler öerratyen, als bcr er
ftd) bei feiner jüngften tlnwefenljeit in $aris auf baS StjrentooBfte be*
tätigte. 2Bir fennen ifpt als Spieler unb SompofitionStatent fdjon
feit früher, unb bie B^tförift Ijat fcf)on öfter il(r 3ntereffe an feinen
Stiftungen ausgebrochen. SBir bebauern fo bo^elt, if)n jejjt auf
einem Don uns an unjäfiligen ©teilen als gänjtic^ toerwerflidf) bejeidf)'
neten 2Bege Dorf freiten ju feljen, auf bem er unmöglich bem ©df>icf«
fale entgegen lann, bem alles ©itle, Sföobefüdjtige, 33irtuofifd)e mit
ber 3eit unterliegt, ©erabe öon il)tn, ber eine ftrenge ©d)ule burdfj*
gemalt, oon bem wir wiffen, bafe er gar wol)l Seetljoöen öon JBettini
ju unterfd&eiben weift, erwarteten wir etwas ganj StnbereS. 3a, es tritt
uns in biefen ©adfjen baS mobeme SBirtuofentfjum nid>t einmal in
feinen glänjenben Seiten entgegen, wie fie burd> Sifjt unb IJjalberg
vertreten werben, bon benen bem erfteren Siiemanb ©enialität in Som*
bination med^anifdjer ©djwierigfeiten, ©rfinbung wirflid) neuer 3tt*
ftrumentaleffecte :c. abfpredjen lann, ebenfo wenig wie bem anbern eine
©alongrajie, eine 83eretf|nung unb Äenntnife beS (Effectes *c.f baft er
überall einnehmen unb entf)ufiaSmiren muft. S)en Sompofitionen beS
$rn. SBitlmerS Hebt eine ganj eigene Xrocfenljeit unb Sßf|ilifterl)aftig«
feit an, als traue er feinen feinen SRanieren f eiber nodfj nid)t, als
l)Bre er in ber gerne baS 35onnerwort feines alten Deffauer äßeifterS,*
bem, wie uns, foldje Seftrebungen unmöglich erfreulich fein fömten.
tiefer Xrodfenljeit falber, bie fid) nun eben in £ifjt*Xt)albergfd)er
SRanier bewegt, biefelben ©d^wierigteiten ofjne bereu SReije bringt,
glauben wir fogar, baft feinen *ßrobucten nid)t einmal in ben Greifen,
für bie fie berechnet finb, bie Xf)eilnal)me folgen wirb, bie jene ge*
funben unb bie wir uns Dom fcirtuofifdfjen ©tanbpunlte aus genommen
gar wof)l ertlären lönnen. 8S giebt unfrer Meinung nadf) nur jwei
Ausflutte für §rn. SBiUmerS, entweber ganj umjufeljren öon ber
feilten 33aljn, bie er betreten, ober fid& bem ©d)led&ten gänjlid^ in
bie Slrme ju werfen. 3nt lefctern galle muft er'S nod) üiel toller
madfjen, als eS Änbere öor ü)m gemalt; er mufe jwanjtgfttmmige
Slccorbe ljinfdfjreiben lönnen, Quinten unb Dctaöen muffen il)n nidjt
geniren, er mufe eine gorm bringen, gegen bie baS ßerriffenfte ßifjtS
unfdfjulbigeS ÄinbergelaQe ift ; er mufe mit einem Sßorte ganj unb gar
toergeffen, bafc es eine Sßürbe, bafc es etwas ©djöneS unb ©wigeS in
ber Äunft giebt. 8to Sorbeeren unb Verlegern wirb eS il)m nid^t
fjr. ©djneiber.
440 5- Äufferatl), Capriccio.
festen; nur baS ©ine fürchten wir, — eS wirb nid)t lange bauern;
bie Äränje, bie baS publicum flicht, jerrupft eS f eiber toieber, ftc in
anberer SBeife einem Ruberen barjubringen, ber fid> auf beffereS Ämfife*
ment oerfte^t. Sebenfe er bieg unb ergreife nodj früf) genug änftaltenjur
Umtefyr. 2Kan fann fidj and) bie ©unft ber Sünftler oerfd^erjen unb
bann toiH'S boppelte Änftrengung, fic§ in bie §öt)e ju raffen, ftdj
toieber in SRefpect ju oerfefeen. JBebenle er bieS. SSon fämmtlid&en
Sompofitionen, bie toir oben nannten, finben toir nur im Stotturno
eine eblere Haltung, einen Anflug Don toirfltd) empfunbener SRuftf,
allenfalls aud) in ber „©efjnfudjt am SReere", obwohl in beiben nod)
SBCffcctirteS unb ©eid)teS genug; üottfommen fcertoerflid) aber finb bie
anbern Sachen unb nicfjtS als ein Konglomerat nidjt einmal tnter-
effanter unb gefd^macföoller ?ßaffagen, eine $lrt ber ©otnpofttion, bon
ber man fidj nur untoiüig abtoenben fann. S)er ©omponift ift nod>
jung/ toir toiffen bicS; toir toiffen audf), eS toirb nodj ©d)led)tere3
unb üon Xalentloferen gebrueft. SSber eben toir rieten nidjt allein
nad) ben fieiftungen, fonbern aud& nad) ben ®aben, bie Semanb l)at,
unb eS ift uns in ber Ueberjeugung, ba& toir eS mit einem jungen
Xalente ju tljun l)aben, beffen ungetoöljnlidie ^Begabung toir burdjauS
jugeben, boppelt fdjmerjlidf) ju gefielen, bafc toir Ijier fo toenig SBfir*
bigeS unb Ungemeines oon iljm ju berieten gehabt l)aben.
13.
(Concerte unb doncertpfidie für fKaiaftrte
mit Drdjefter - Begleitung,
fertinanft finfferat^ Capriccio (Cismoll). tterk 1.
©ie .Seitfdjrift !?at föon «teurere arbeiten biefeS talentvollen
jungen ßomponiften befprod&en , ber einige Seit in unferer SRälje lebte
unb, toenn audf) nidjt ©df)ttler äßenbelSfoljnS, oon tytn Statlj unb SBe«
let>rung erhielt. S)iefer @influ& äußert ftdj) aud> in ber oorliegenben
Sompofition unoerf)otjlen, unb ftärfer jtoar als in anberen fpäteren,
bie uns mit feinem Slamen ju ©efidf)t gelommen. Sine neue ©eite
* & galjre.
@fc SBemtett, (Sapriccio. 44 1
ber Sunft jeigt un3 fomit ba3 Kapriccio nidf)t, immerhin aber ein
atf)tung3toertf)e3 Streben, boppelt bieg in unferer Qtit, wo bie meiften
Gla&iercomponiften au8 Unfenntnife be3 Crd)efterfafce3 etwas Sle^n-
lid)e$ fanm fyer&orjubringen bermögen. SBir erinnern unä, ba3 da*
priccio f)ier mit ^Begleitung beä £)rdf)efter8 gehört unb an ber finnigen
biscreten 3nftrumentirung uns bamafä erfreut ju tjaben * 3ft, tt»ie
wir hoffen, ber ßomponift feitbem nidjt fielen geblieben, fo bürfen wir
immer ©ebiegenereä in biefer ©attung oon ifyn erwarten, unb aud)
auf Slnerfennung barf er rennen; benn baö Verlangen nad) berartigen
©ompofitionen wirb, wie gefagt, immer bringenber. SBaö bem 6a"
priccio im ©pecietten fe^lt, ift ein anmutiger melobifd^er ©fjarafter,
jener $auber be8 2Bof)lftange8, wie er uns audj aus bem Srnfte be3
SföeifterS entgegenftrömt. SBieQeidjt trägt $um ©ebrücften, 2)umpfen
ber SBirfung aud) bie Xonart, Desdur unb Cismoll, bei; baä Drd^efter
arbeitet nun einmal in tiefen unb aljnKdjen ferner unb ungern, 3ean
Sßaul würbe fagen, wie in 93Iedjf)anbfd)uf)en. Sföag bieg ein SBinf
für ben jungen Xonfefcer fein, fpäter letztere ju wählen, wenn er
wieber in SBerbinbung mit Drd^efter fc^reibt. SDiefem eigenfinuigen
Ungeheuer muffen fid) nun einmal in gewiffen 83ejiel)ungen Sitte be*
quemen. 2Kit ben beften Hoffnungen für bie ßidunft be3 SfünftlerS
fetjen wir feinen fpäteren Seiftungen entgegen.
tö, Sternöalt Bennett, daprkdo (Edur). Werk 22.
25ie3 Kapriccio tljeilt atte SSorjüge, bie wir fd)on fo oft an ben
Gompofitionen biefeä bebeutenbften aller lebenben englifd&en ßomponiften
ju loben Ratten. 25a3 (Sine fangen wir ju fürchten an, S3ennett fdfjeint
fidj immer fefter in eine äRanier einjufpinnen, auä ber er julefct nidfjt
met)r l)erau8fommen wirb, ©r fagt feit fturgem immer baffelbe, nur
in üeränberter gorm; je DoQfommener er bie leitete ju be^errfd)en
gelernt Ijat, je meljr fdjeint bie eigentliche SrfinbungSfraft in it)tn ab*
junel)men. @r mü&te, feinen Gräften einen neuen Sporn ju geben,
fiel) auf grofte Sirbetten werfen, auf bie @tjmpf)onie, bie Dper :c,
müßte fid) Dom 9iieblid)en, ©pielerifd^en abwenben, ber ftraft, ber
£eibenfd)aft eine (Sprache finben. 33ielleid)t, bafe bieg fd)on ot)ne unfer
3utl)un gefd)el)en, 2Bir wollend t)offen, in jebem gafle banfbar gegen
ein Talent, ba£ ju ben ed^teften ber ©egenwart gehört.
* 6. Seite 290.
442 9t< ©djmttt, föonbo; SKojen^ain unb Saernt), SoncertittoS.
aiogs Sdjmtti, tirtUante* ftonto. tterk 101.
Der ©omponift ift befannt genug in feiner ©eitenverwaubtfdjaft
jur §ummelfdE|en ©d&ule, bie aud) bieS Sftonbo auf baS 3)eutlid)fte
verrätl). 2BaS wir in ben meiften Äeiftungen jener finben, ßorrectljeit,
Älartjeit unb glufc beS ©ajjeS, finben wir aud) ljier, unb ben gielbfdjen
SBeigef fymad , ben baS SRonbo aufterbem Ijat, erflärt ber Slutor felbft
burd) ben Xitel „Souvenir k John Field", ben er feinem SBerfe ge*
geben, ©ins ift uns aus iljm wieber red)t Ilar geworben: wie fid)
3eit unb $(rtfprüd)e in ben legten 10 bis 15 Sauren veranbert Ijaben.
2)aS SRonbo, früher gebrudft, würbe fid) Singang verfd&afft fjaben;
jefet, wir fürd)ten, gelingt eS iljm nid)t. SBir finb ganj unb gar
über jene §albgattung von SRufif IjinauS,. wo ber ßomponift ben
SJirtuofen, unb biefer jenen glanjen laffen wollte. JBeetljoven, ber
arme befpöttelte Seemöven, ja ber ift'S fretlidf), ber ju fürchten war.
ber f)at uns bodt) anbere begriffe von SRufi! beigebracht. Aber aud)
gute bürgerliche Sßrofa fet'unverwef)rt, wenn fie von ber Sornirt^eit
nid^t etwa ber $oefie eines Unfterblidfjen, wie 83eetf)oven, gleidjgefefct
wirb. @S gefdfjiel)t aud) fdfjon feltener, bie Äöpfe finb fetter geworben.
SBir fommen je|t ju ben eigentlichen ©oncerten ober audj Eon*
certinoS, bit neuerbingS erfdjienen, unb möchten mit einem tiefen
©eufoer anfangen über bie Unfrudfjtbarfeit, bie fid| auf biefem ©ebiete
ber ©laviermufit geigt, über bie. wenige SBebeutenbtyeit beS wenigen
@rfdE)ienenen; quantitativ wie qualitativ ftel(t eS Wirflid} traurig um
bie (Sattung. (Sin (Soncertino von 3. SRofen^ain [SBerf 30] beftarft
uns in bem S3erbadf)te, ben wir fd)on feit einiger ßeit ju fd^opfen an«
fingen, bafe biefer nidjt unbegabte ©omponift immer metjr nadf)laffe im
©treben unb bem unrettbaren £ooS eines Routiniers mit ben Sauren
anfjeim faöen werbe. 2Bir wiffen woljl, eS giebt $Betf)ältniffe, wo fidj
ber Äünftler ju feinem ©rröt^en vergeffen, wo er f ^reiben mufc für
SBerleger unb publicum* Aber nur bie brangenbfte 9totf)Wenbigfeit
ptte f)ier einen 2tnfpruc§ auf SWadfjficfjt ber Sritif; in jebem anbern
gaDe wäre ©dEjonung an unrechter ©teöe. SCBir Ijaben benn über bal
Koncertino nichts ju fagen als: eS ift eine ©pecufationSarbeit, in jenen
brillanten Ritter verfiedt, wie er SBirfung madfjt etwa an ©eburtS*
tagen gerührter S3äter talentlofer XBdEjter; Don 3Kuftf ift ba feine $Rebe.
Ueber ein ßoncertino von ©. ©jernti [SBerf 650] wiffen wir
gleichfalls nidjts ju fagen* SBer fo fcfjreibt, ber lann eS freiließ bis
SBerf 1000 bringen. ©S gehört aber viel — Xalent baju.
e. 2Rat)er, ©oncertino; 3. ©djmttt, (Soncert. 443
SSon einem Soncerte oon Karl SWaijer [2Berf 70] erwarteten
wir gleichfalls mef)r. @3 enthalt faft nur ?ßaffage; üieQeid&t baß fidj
in ber Drd&efterpartitur, bie uns nid)t ju $änben gefommen, manches
Sobeu8wertf)ere finbet, — bie ©laoierftimme f)at und, tute gefagt, wenig
greube gemacht. @et)en am mufilalifcf)en §immel ^ier unb ba freunb*
lidfje Qt\d)m auf, bie eine fernere ßufunft bei ßunft oerljeißen, fo
Derftimmen Sßerle wie bieS ©oncert, wo aDeS wieber auf 9Jied)aml
unb gingerbraoour hinausläuft, um ba£ doppelte. 2Wan fpric^t fo
rfft üon SBcrberbt^eit beS SßublicumS; wer Ijat e8 benn oerborben?
3f)r, bie ©omponiften-SBirtuofen. 3d) wüßte lein SBeifpiel, baß ein
publicum bei einem JBeetljotoenfcfjen ©oncert je eingefdjlafen märe»
§err ß. äWatjer gebort ju ben JBefferen ber galanten ©dfjule, wir
fjaben mausern feiner Heineren ßlaöierftücfe , anmutigen 2Riniatur<
gebüben, oft aufrichtiges fiob fpenben muffen, mit feinem Soncerte f)at
er aber feinen gortfdjritt gejeigt.
63 bleibt nod) ein ©oncert ju befpred&en übrig oon Sacqued
(Schmitt [SBerl 300], baS, in (Srfinbung Weber neu nod& bebeutenb,
boclj überall ben grünbttdien SWann Don %a$ unb Xalent oerrätlj,
namentlich eine würbige gorm, bie große breifäfcige, auffteßt, wie wir1»
benn bebauern würben, wenn biefe leitete ganj au$ ber Soncertmufif
tterfdfjwänbe, we$f)alb jebod) irgenb genialen Neuerungen nichts weniger
als ber Sffieg oertreten fein fott. S)er Somponift ift, wie fein ©ruber
?üoi)3, fcon bem wir oben fprad)en, befannt genug ; fie ^aben mandjeS
gemein unb finb wof)l auefj in jiemlidf) gleicher ©dEjule erjogen. SKußer
Ä(arf)eit unb gluß beS ©afeeS jeidjnet bie dompoptionen oon 3acqueS
©d). nod& ein befonberer 2öol)lflang, unb oor benen be8 anberen meljr
(SrfinbungSlraft ber SRetobie aus. 3ebenfaQ3 ift e3 erfreulid), einen
t>erfd^oDen ©eglaubten wieber mit einer größeren Kompofition f)ert>or<
treten ju fel)en, unb ^ebt fie bie Oattung aud) nidjt auf eine t)öljere
©tufe, f 0 oermeljrt fie fie aud) nid&t unnüfc ; im ©egentfjetl, man wirb
baS ©oncert, etwa als SSorftubie ju $ummelfd>en, Jüngern Spielern
mit SRufcen in bie $anb geben fönnen.
$ie8 ift benn bie ausbeute, bie wir auf biefem ©ebiete ber äWufit
matten, ba» Sßidjtigfte, was in einem 3«traume twn über brei Sauren
fjerauSgelommen. Stoß e3 um bie ©attung traurig ftef)e, fagten wir
oben ju Diel?
13.
444 & ftofjmaib, ©efänge.
£teber unb ©efangc.
(Sartfto&malb, 6 ©ejänge für eine ©ingftimme mit SScgl. beS $ianof orte. (3. $eft)
©arl $etfteb, „ „ „ „ „ „ „ „ »erf 1.
Robert grrangf 12 ©ejänge für Sopran ober fcenor mit $ianoforte. SBerf 1.
Der Käme be& juerft ©enannten ift wof|l ben meiften unferer
Sefer fein frember mef|r. SBie fidf) in feinen Shmftanfid)ten, t>on benen
btefe ßeitfdfjrift feit it)rer ©ntftefiung öfters mitteilte, ein ftets auf
baS würbigfte Qkl ber Äunft gerichteter ©inn auSfprad), fo war bieg
aud) öon ü)m al8 Sßraftifer ju erwarten, geigte e8 ftd) bort überall
beutlid), baß hinter bem Äritiler ein guter aÄuftfer ftd) üerbarg, fo
gilt üon ben Siebern baffelbe umgefetyrt, unb toie wir iljm gern in
bie oft feltfam t>erfd)tungenen ©änge feiner ©ebanfenwelt folgten, fo
gern unb als üKufÜer nodf) lieber in bie feiner Xonfdfjöpfungen* S5ie
Sieber finb nid)t alle gletcfj unb fdjeinen auf jwei toerfdfiebene Sebenä*
perioben be3 ©omponiften fyinjubeuteu. 3n eine frühere fefe' id) Sir. 1.
»#rüf)ting8gtaube", Kr. 3, „(Srfter SSerluft" unb Kr. 6* .Waty beS @e*
liebten*, in eine fpätere, neuere bie anberen. Der Unterfdjieb biefer
jWei §älften ift auffaDenb, $at ftdj ber ©omponift in bin fpäteren
offenbar ju größerer Älarl)eit burddgerungen, ju einer leichteren, freie-
ren SBefyanblung Don Sßort unb Xon, fo möchte tdj bafär nidfjt bie
älteren Eingeben, wie oft fie uns aud) ein öerbüftertea ©emütlj feljen
laffen. §at er in ben erfteren t>ieHeid^t leidster gefunben, fo in ben
anberen tiefer gefugt; bie teueren, jene in älterer £eit getriebenen,
finb mir bie lieberen.
©8 ift eine fdtjöne $eit, wo ber junge Äüuftler, unbefümmert um
ßeit unb 31ut)m, allein feinem Sbeal nad)lebt, ben t)öd)ften gleiß audj
auf ba8 SHeinfte berwenbet, feiner Äunft alles ^injuopfern bereit ift.
3n eine foldje f feinen mir jene erftgenannten brei Sieber ju fallen;
es finb welche unter toier Äugen ju fingen, nid)t of)ne 2Rüt(en, aber
mit Siebe gepflegt unb boQenbet; öor einem publicum würben fie er*
ftarren, untoerftanben wie ein tiefer SRenfd) im ©efeüfdiaftsfaale üor*
übergeben, if)re oft grüblerifd)en Sütjelnljeiten fogar ÜWißbeljagen er«
weden. ÄnberS bie brei anbern Sieber; fie finb Weit abfidjtlidfjer,
meljr auf bie augenblidlid£)e Sßirfung beregnet, unb gewiß, baß fie
fidf) fd()nefler 83eifaö erringen; aber jene Snnigfeit unb Urfprünglid(feit
<£. f>elfteb, Steter. 445
gef)t ifjnen baffir ab, man merft tf)iten fogar eine Hinneigung in
bie Sßeifen Slnberer, namentlidfj %v. ©dfjubertä unb äRarfdfjnerS, an,
waf)renb jene alteren, nur leife manchmal an ©poljr erinnernb, fonft
bem eigenften Oemüt^ be& ©omponiften entfprungen fdjeinen. SBaS
bie ßieber ÄofcmaltjS im ©anjen auSjeidfjnet, ift bie Sbfidjt ber tief*
ften (Srfaffung be3 ®ebid()te& unb ber auf bie Segleitung gewenbete
forgfame gleiß. SSon Seiten be$ ©ingenben wie beä ©pielenben ge*
§ört ju iljrem SSortrag ein genaues 33erftänbni§, ba3 biefer mit feinem
oft melftimmigen ©cfpinnft nidjt üerbedft, wätjrenb jener ben golbenen
gaben ber 2Jiclobie unbefümmert fortjufö^ren üerfte^en muß. Oft
möchte man über ein „3umel" in ber ^Begleitung Hagen ; bei genauerer
SBetrad&tung erfd&eint fie aber ber Srfinbung be3 ®anjen fo üerwadj*
fen, bafc fidfj faum etwas wegnehmen läftt. 9Äbdjte benn ber ßom*
ponift jenen Xon nrieberfinben, ben er früher angeftimmt; er war fein
eigner unb fann iljm nidfjt verloren fein; wir tjaben nod& mandje eble
Stütze feinet XalentS toon if)m ju erwarten.
Der jweitgenannte ©omponift ift ein junger 2)äne, unb wie uns
2)änemar! in neufter Seit mand)' beachtenswertes Xalent geliefert,
wie §artmann, ©abe, §omeman, t>. ßitoenffiolb u. a., fo freut eS
uns, biefen in ber ,8ettfd0rift fdjon öfter« erwähnten Kamen ben beS
§rn. $elfteb ^injujufügen, ber fidf) mit feinen Siebern auf baS Stiren*
öottfte in Deutfd^tanb einführt, ©o mag im ÄuSlanbe nod& mandfjeS
Xalent verborgen leben, baS fe^nfüdfjtig nadj 2)eutfd&lanb, nodj immer
bem guten S3aterlanbe wahrer SRufif, ^erüberblidft, unb eS giebt frei*
lidj nur wenige funftfinnige gürften, bie ifjnen bie SDMttel, Silbung
unb SRuf ju gewinnen, fo oft unb gern gewahren wie ber öon 3)äne*
marl, Don welkem audf) ber Somponift ju einem mehrjährigen 3lufent*
Ijatt im ÄuSlanbe Unterftüfcung erhielt. SBir führen bieS an, weil
fidf) fo äRandfjeS an ben ßiebern leidster erflären läfct: bie beutfdfjen
Xejte, bie faft immer gute 3)eclamation, bie ganje Strt ber SDhifif, bie,
nur manchmal norbifdjer anfüngenb, fonft ed)t beutfdfj ju nennen.
SBon Dielen unferer ßiebercomponiften fönnen wir bieS leiber nidfjt
rühmen; wir fjaben wof)l Hamburger, SBiener u. a., ed&tbeutfdfje nur
wenige; ber junge ©äne fönnte äRandjem jum äRufter bienen. S5amit
fei inbefs feineSmegS gefagt, eS wären bie ßieber burdfjweg meifterfyaft,
aber ein feuriger 3ünger im ©uten ftef)t immer ^öf>cr als ein äReifter
im SKittelmäfeigen, unb jenes ©pitfyeton bürfen wir unferem im beften
©inne beS SßorteS geben. SSietteid^t finb bie ßieber, wie ein DpuS 1,
fo bie erften überhaupt, bie ber Somponift gefd^rieben; bie SRelobie
446 $• ©etfteb, lieber.
erfdjeint §icr unb ba nodj etmaS unfertig, bic gorm miß fid) nod>
nidfjt überall gleidf) fd^ön geftalten. Sßie ber Duett, elje er gum reiben
breiten Strome mitb, in unruhiger §aft jefct Sßafferfäße bifoenb ober
gelS unb ©tein überfpringenb, toormärtS treibt, fo mancher junge
Äünftler, unb oft bieten gerabe jene Anfänge einen reigenberen male*
rifdjeren Stnblid als baS bequeme S3ett, in bem fiefj öfters bie SReifter*
fd&aft ausruft. 2)ieS 33itb auf bie Sieber angemanbt, fo l)aben fie
etmaS anjie^enb SBübeS unb jene erfte grifdje, ber mir gern bie flei«
neu SRängel nachfeilen, mie fie fid) im ©efolge jeber erften 93erfud)e
finben. 3Me ipauptfadje ift überaß bie Stiftung. @o müßten wir
g. 83. an mausern Siebe beS §rn. Süden formeß nidfjtS auSgu*
fefeen; aber bie gange SRidjtung btefcö unb anbetet Somponiften
feines SfjarafterS ift eine vulgäre, mäfpenb mir an ben Seiftungen
Sünberer formeß öiefleid|t gu tabeln finben, ber *ßunft aber, öon
bem fie ausgeben, ein ungleich t)öf)erer ift. 2)afj bie Sieber, oon
benen mir fpredjen, burcf)auS einer ebleren SRid&tung angehören, be-
merfen mir mit greuben; fie finb meljr als blofce Stccorbbegteitung
gu einer fangbaren 2Mobie, fie gefyen ins Seben beS ®ebi<^te8 ein,
unb bie meift gftidtidje Stuffaffung fdjliefct audj bie fünfttidfjere ÄuS*
fü^rung nid£)t aus. ©o entbeden mir oft Heine 9tad&af)mungett, Ijht*
ter benen bie SRelobie nur um fo flauer f)inburdjfief)t, feine &tyt,
bie baS £)f)r beS äftufiferS toerratljen, ber neben ber §auptmelobie
gteid&geitig gmeite unb brüte Heinere erfinbet. 3n biefer ärt flehten
mir baS „Slofterfräulein" unb „3tu ber grembe" bie gelungenen ; na-
mentlich muft baS tefcte, etmaS langfam genommen, Don burdjau»
trefflicher SBirfung fein; eS ift mein Siebüng gemorben. SEaS bie
Sieber, gegen einanber oergtid^en, nodf) intereffant madjt, ift i^re djaraf*
teriftifdfje SBerfdjiebentjeit SBäljrenb anbre ßomponiften jatjrelaitg nidjt
ton 9Küßer*, SBiegen* u. a. Siebem laffen fönnen, geigt tjier jebeS,
maS freiließ üeroünftigermeife fd&on burdj bie 2Bal)t ber üerfd)iebenra
©ebidf)te bebingt mürbe, eine anbere muftfalifdje gärbung. 3)er innige
„grüpngSglaube", ber milbe „irre ©pietmann" @idf)enborffS, feines
fpöttifdfjeS „3m ipirn' fpuft mir ein SRärd&en fein", bie beiben „aß*
beutfdE)en" Sieber, unb baS tefcte metand&olifdje „3n ber grembe", fte
fdjlagen aße einen unter fid? üerfd&iebenen, in ber §auptfad£je immer
ben regten Xon an, maS für bie gäljigfeit beS ©omponiften, bie er
mit ber ßeit ber Dper gumenben möge, baS günftigfte Seugnifc ablegt.
Xabel gegen SingelneS — mo märe ber nid&t oorgubringen! So
fdjetnt mir baS erfte Sieb trofe feiner Snnigleit boefy etmaS fd^merfäflig.
9t. gratis, J&eber, SBerf 1. 447
ba8 altbeutfdje cincö guten gluffeS ju entbehren, bec ©d&lufc be3
„Älofterfräulein" unbehaglich u. bgl. 816er, tote gejagt, bie $aupt*
fadfje ift ba: Xalent, ernfteä Streben, fcfjon weit gebief)ene SBilbung;
bie (Semen, bie it)nt bieg verliefen, »erben audfj ferner itjrc freunb*
lidje §ülfe nic^t vertagen,
Ueber bie Sieber Don 91. $ranj liefte fidfj üiet fagen ; fie ftnb
feine öereinjelte ©rfdjeinung unb ftet)en im innigen ßufatnmen^ange mit
ber ganjen Sntwidfelung unferer ffunft in ben legten jeljn Sagten.
Sftan weift, bafj in ben Sauren 1830 Big 34 fid) eine SReaction gegen
ben Ijerrfdienben ©efdjmacf erf)ob. 2)er Sampf war im ®runbe nid&t
fd&wer; er war einer gegen ba« gloSfelwefen, ba3 fiel), Äuj&nafymen
wie Sßeber, Soewe u. a. jugegeben, faft in aßen ©attnngen, am mei*
ften in ber ßlatriermufif jeigte. 93on ber ßlamermufif ging audf) ber
erfte angriff au8; an bie ©teüe ber Sßaffagenftücfe traten gebauten*
bollere ©ebilbe, unb namentlich jweier SJieifter Sinftuft madjte fidf)
in tljnen bemerflidj, ber 33eetf)oüen8 unb 93ad&3. S5ie 3af)l ber jünger
wudfjä ; ba3 neue Seben brang audfj in anbere gäcfyer. gür ba$ Sieb
f)atte fd^on granj ©dfjubert oorgearbeitet, aber mef)r in SSeet^oüenfd^er
SEeife, bagegen in ben Seiftungen ber SKorbbeutfdfjen bie SBirfun^
Sachen ©eifteS fidf) funb gab. Die ©ntwicfelung ju befd)leunigen,
entfaltete fidfj aud& eine neue beutfd&e fcidjterfdjule : 9tttcfert unb ®idjen*
borff, obwofjl fd&on früher blü^enb, mürben ben SKufüern Vertrauter,
am meiften Ut)lanb unb Jpeine componirt. ©0 entftanb jene fünft*
vollere unb tieffinnigere 8trt be3 Siebet, üon ber natürlich bie grille*
reu nidjta wiffen fonnten, benn e3 toar nur ber neue $)id(jtergetft, ber
fidf) in ber äRufif wieberfpiegelte.
3)ie Sieber von 91. granj gehören burdfjauä biefer eblen neuen
©attung an. 2)a3 in 93auf$ unb Sogen fabrictrenbe Siebermad&en,
ba3 ein ©tümpergebicf)t mit bemfelben 33et)agen recitirt wie etwa ein
9tücfertfd(je3, fängt an in feinem SBert^e gewiirbigt ju werben, unb
wenn ba8 gemeine publicum Un gortfdjritt nicf)t gewahrt, ben 93effe*
ren ift er längft ftar geworben. Unb in SßirflidEjfeit ift üietteid^t ba£
Sieb bie einjige ©attung, in ber feit 33eetf)otoen ein wirf lief) bebeuten*
ber gortfd&ritt gefd^en. SSergteid^t man 5. 33. an ben oorliegenben
Siebern ben gleifj ber Suffaffung, ber ben ©ebanfen be3 @ebid)te$
big auf baä Sßort wiebergeben mödfjte, mit ber SRad&läfftgfeit ber alte*
ren 39ef)anblung, Wo ba3 @ebicf)t nur eben fo nebenher lief, ben gan*
jen ^armonifd^en Ausbau bort mit ben fdjlotternben 39egteitung8for*
mein, wie fie bie frühere ßeit flicht toswerben tonnte, fo fann nur
448 $• ®ff«, Stomas 9tfquiqui, Oper.
93orntttf)ett baS ®egentt)eil fetjen. 2Rit bem SSorigen ift fdfjon ba§
(S^arafteriftifc^c ber Sieber toon 9*. 5r(mj ausgebrochen ; er tottt mc^r
als wot)l* ober übetflingenbe 9Kufif, er toitt uns baS (Sebid^t in fetner
leibhaftigen Xiefe wiebergeben. 2>aS ©titt*träumerifdfje gelingt ifjrn
am beften; bodf) finben wir audE) Sfteijenb < natoeS, fo gleidf) baS erfte
Sieb, bann baS „Xanjlieb im SRai", unb mutigere ^Aufwallungen nrie
in einigen SBurnSfdjen Xejten. ©ine SReilje ber öerfcf)iebenften Silber
unb ®efüf)le weeft baS ßieberboppel^eft ; etwas ©dE)Wermütf)igeS möd)tc
\\ä) überall mit einfielen. 3um Vortrag ber Sieber geljbren ©änger,
3)idjter, 9Jienf d&en ; allein laffen fte fid| am beften fingen unb bann
etwa jur 2lbenbftunbe. ©injetneS beleibigt mein Dtjr, fo bie anfange
beS fiebenten unb zwölften Siebes, baS öfters wieberfommenbe e im
testen; eines, baS fiebente,* wünfdjte \ä) ganj aus ber Sammlung ent*
femt, eS fdfjeint mir in Sftelobie unb Harmonie ju gefudjt. SBa§
aujserbem übrig bleibt, ift intereffant, bebeutenb, oft toorjüglidj fd)ön.
£)em Xiecffdjen ©df)tummerliebe wünfdjt' idj einen muftfalifd^* reiferen
©dE)luf$; bodf) bleibt eS audj of)nebieS eines ber glücflidjften. äBotttc
man einzelne feine 3fi9c anfüljren, man würbe ntdjt fertig; innige
ÜÄufifmenfdfjen werben fie fdf)on IjerauSfinben.
35ie Sieber unterfdjeiben fid^ benn tjinreidjenb Don anberen. SB«
aber fo begonnen, barf fidj nidfjt Wunbern, wenn bie ^ufunft nod)
poliere Slnforberungen an üjn ftettt- ©rfolge in fleinen (SenreS führen
oft jur ©infeitigfeit , jur äRanier. ©dfjüfce fid) ber junge Äünftlet
bagegen burdf) ©rgreifen neuer Slunftformen, üerfudfje er fein reidjeä
gnnere aud^ anberS auSjufpredjen als burd^ bie ©ttmme. Unfere
Xljeilnat)me folgt it)tn gewife überall.
St. 6.
Ijeinrid) (Efler:
SfjotnaS Sttqutqui ober bie polttifdje $etrati)»
ftomtfdjeDper m breiteten [itadj bemgranjöftjdjeu bearbeitet öonS. ©oHntirf]. 33. 1«».
9todj ben Sendeten, bie wir über biefe Dper toor unb nad) if.rer
Aufführung gelefen, mußten wir etwas ganj 33orjüglid(jeS tion ifyr er«
warten. 3n einem t)iefj eS u. a.: 9Jiandf)e fät)en in bem jungen
(Sonntag. „$)ie 9iadjt war faum öer6tüf>et."
$. (Sffer, %$oma$ föiqmqut. 449
Somponiften einen jwetten Sbarn, Slnbere einen 33oielbieu, ©jaltirtere
fogar einen SKojart unb 93eetljot>en entftetjen. 3to^f^cn Slbam unb
83eetf)0toen liegt freiließ öiel in ber SKitte, nnb ift ber ©omponift Hat
mit fid), fo wirb er felbft jugeftel)en, bafj er einen SBergleidj mit erfterem
aüerbingS eljer aushalten mürbe als mit bem lederen. SDodj bürfen
wir ben ©omponiften nid)t entgelten laffen, was perfönlidfje Xl)eilnaf)me
meüeidOt an i^m überfd&äjjt; fein SSerf Ijat einen ju bestimmten ©in*
bmcf anf uns gemadfjt, als bafj uns bieS, wie bie entgegengefefcte
falte Aufnahme, bie bie Oper in 3Kannl>eim erfahren, in unferem
Urteile beirren fönnte. 2)odf) el)e wir über bie ÜÄufif fprecJjen, erft
einiges nodj über ben Xejrt. S)a muffen wir benn toor ÄUem beten»
neu, bafj wir nnr wenig Somifd)eS an ifjtn finben. SBenn SRiquiqui,
bie ftauptperfon ber Dper, ein gutmütiger ©dfufynadfjer, um bie
Xodjter feiner 2Bot)ltl)äterin aus ben §änben wfitfyenber ©anScülotten
ju befreien, mit biefer eine ©d&einl)eiratf) eingebt, fie aber nadf) S3een»
bigung ber (franjöfifdjett) SfteDolution frei unb if)rem früheren 93er*
lobten jurücfgiebt, fo ift baS brat) unb ebetfjerjtg aber gewifc nid(jt
fomifdf), unb um jene ©$einl)eiratf) brcJjt fidf) bo<$ baS ganje ©tuet
baS uns in bieten Sejiebungen et)er wie ein in eine niebere ©pt)äre
gejogener „SBafferträger" toorfommt, ben bod& gewifc niemanb ju ben
tomifd&en Dpern jaulen wirb. Sie einjige luftige gigur ift bie beS
SBarnabe; aber fie ift öiel jtt unbebeutenb, um baS 93eiwort „fornifd^*
für baS ®anje ju rechtfertigen, ©o wünfdfjten wir benn oor SlHem aus
bem Xitel jenen SBcifafe IjerauS, weit fonft 3ebermann etwas SlnbereS
erwartet, als er empfängt. UebrigenS ift ber Xejt getieft beljanbelt,
namentlidf) audf) ber SMalog gewanbt unb tebenbig gefdfjrieben, wie
benn bie Sßrofa bem SBerfaffer geläufiger fdfjeint als ber SSerS.
S3om Efiarafter ber äftufif einen S5egriff ju geben, fo fönnen wir
fie im Allgemeinen als gefunb unb natürlid) bejeicf)nen. Offenbar
fdjwebt SRojart bem jungen Xonfefcer als Sbeal ber äJtufe t>or; in ber
Seidjjtigfeit unb Slnmutf) ber gormen toerrätl) eS fidE) namentlich ba§
jener äfteifter ins SBlut unb Seben beS jungem ÄüuftlerS übergegan*
gen. Aber aud& ber franjöfifctyen ©djule fdf)eint er nid&t untoertraut,
unb wir bemerfen bieS gern, wo er an 95oielbieu, weniger gern, wo
er an Slbam erinnert, ©o fönnte fpeci'ett baS 9ttotto, baS bie ©runb*
ibee ber Dper trägt: „Strbeit, grotifinn, leidstes 93lut finb beS ©afeinS
f)öd(jfteS ©ut" toom ©omponiften beS ^JoftiöonS fein — wir geftetjen,
eS etwas trimal gefunben ju f)aben. ©S tjaben alfo jene üerfdjieben
lautenben ©eridjte alle in etwas Sftedjt, wenn fie oon einem ©influjs
e^umann, ©cf. Schriften. U. 29
450 &• €fferr 3#oma3 Sfttqmqui.
ÜRogartS, SSoiclbteuÄ unb SttbamS auf bie JBitbung beS ßomponiften
fpred&en; 93cett>ot»cnfd^c3 nur toermodjten wir nirgenbS gu entbeden,
aber ebenfo wenig italienifdfje ©emeinptäfce, was wir mit Vergnügen
l)ingufefcen.
t$ür bic auSgegeidjnetften ©tiicfe bcr Dper galten wir bic ©nfem*
bteS, unb wenn eS wafyr ift, bafc fid? gerabe barin ber 83eruf be§
bramatifdfjen ßomponiften geigt, fo muffen wir biefen $nu Sffer gu*
fpred)en* 3n ber Partitur, auf ber ©cene nimmt fid& gewifj mandjeS
nodfj toort^eitljafter aus, aber and) ber ©tamerauSgug lägt baS ent*
fdfjiebene latent beS (Somponiften in biefem Segug af>nen. 5)teS ifl
nid&t ber fdjwerfaütge SSerfud^ beS ©d)ülerS, fonbem bie fpielenbe §anb
natürlichen ©efdfjideS*
2BaS baS melobifd)e (Stement ber Dper betrifft, fo l)ätt eS ftdj
in ber 9J£itte jwifc^en frangöfifdf)em unb beutfdjem ©^arafter. 3^
Offenbarung tieferer SMobieenfraft bot bie Oper feine ©elegenljeit
©ut fangbar ift faft baS 9Keifte, nur ber Xenor (SRiquiqut) Ijält fid>
oft in ben f)öd)ften Sagen auf. Sie £f)öre finb burdjgängtg fc^r leicht
in 33etracf)t, baft wir Sansculotten aus ber erften QÄt ber frangö*
fifdfjen SReDolution üor uns fjaben, faft etwas gaf)tn gu nennen.
2$or 8lQem aber ift bie Sorrectyeit unb ©auberfeit beS ©afceS ju
rühmen, wie fid) baS burdj bie gange Oper fjinburdj geigt. 2)a& pe
aud) toortrefflidj — Mar, einfadE) unb natürlich inftrumentirt fein mag,
läfet ftdf), o^ne fie t>om Drd)efter gehört gu Ijaben, beinahe mit 8*e*
ftimmtf)eit toorauSfagen.
2Bir fyaben fomit in jebem gaUe eine freunblidffe Dper meljr, unb
eS üerbienen audE) bie Verleger ©rwäfjnung, bie baS äBerf eines jwt*
gen oaterlänbifdjen latentes im ftattlidfjften ©ewanbe ber Deffenttidj»
feit übergaben, ©ebenlen wir ber großen 3ugenb beS Eomponiften
(er foU laum 24 Sa^re gälten), fo bürfen wir auf feine 3U'U^ **
freulidje Hoffnungen fefcen. ®S wirb aud) 3eit> &a& bie beutfdjen
Somponiften ben Vorwurf ftrafen, ber üjnen feit lange gemalt whb,
3talienern unb grangofen baS gelb nidfjt auf baS Xapferfte überlafjm
gu ^aben- 2)a gab' es ein SBort gu reben, audj an bie beutfdjen
S)id^ter!
S.
6. ÜRarrjen unb gr. Sßrodje, Variationen. 451
kleinere (fompoßtionen für ptanofortc.
* ©. ÜDtargfen, Sieben Sariattonen über ein ruf jtfd>eS S^etna« SBcrf 14«
2)ie SRubrif „Variationen" nimmt in ben neuften SÄufiffatatogen
faum Üen fünften Xf»eil if>rcr früheren Sänge ein; baS ganje (Senre
war in SSerruf gefommen. SieSmal aber erhalten mir ein fdfjäfcbareS
$eft, auf baS mir mit Vergnügen aufmerffam machen. S)a3 Xljema
ift ein originelles, fedfjstactig unb fef)r gur Variation geeignet. 3n
ben Variationen felbft geigt fid> eine fünftterifd&e Jpanb, bie if)r Xt)ema
feftjuf)aiten unb intereffant gu madfjen öerfteljt ; eS finb leine Sßaffagen*
ftücfe fonbem faubere SRiniaturen, im Gfyarafter beS XljemaS in meift
angiefjenber Sßeife ausgeführt. Auf grofce Originalität mad&t bie Str*
beit feinen SlnfprudE); bie Seiftung ift bennod^ eine complete unb fagt
uns mefjr gu als manches Slnbre von bemfelben ©omponiften, wo er
ber brillant mobernen SRidjtung neuerer Virtuofen, wie wir glauben
gegen feine beffere Statur, gu ljulbigen fdfjien.
t$r. ^SrotJje, @edjs Variationen über ein Originaltljeina
eteflifdjen 3nl>att$. 28eri 27.
Vom Xljema t)at ber ßomponift nid^t gu öiel gefagt, wenn er eS
nennt, wie er eS genannt; eS berührt uns auf eine ganj eigne me*
land)ofifd()£ SBeife, wie bie lefete Slage eines Unglücf liefen ; wir wür*
ben eS gerabegu trefflidfj nennen muffen, Wenn uns nidEjt einige ge*
fcfjmadttofe SBenbungen barin wieber ftörten. Unb fo t>erf)ält eS fid&
mit bem gangen StycluS; eS ift ein fonberbareS ©emifä öon Sßfjiliftrö*
fität unb Xatent, von ®efd&macflofigfeit unb SmpfinbungSfüQe- 2)a&
jebe ber Variationen aus einem anbern Xone gef)t als baS Xljema,
würben wir an fid& eljer als etwas VefonbereS, oom @$lenbrian 3tb*
weid^enbeS begeidjnen, als tabelnSWertf) finben. SQ3ic es aber t)ier
gefegt, in ber Sßeife, bafe bie verriebenen Variationen einen bom
elegifd^en Xon beS XfyemaS fidf) gängtidj entfemenben ß^arafter an*
nehmen, bie in C dur fogar in einem gran$oiS §üntenfd)en Vraö*ur*
ton verfällt, will uns jene ©onberbarfeit eben nur als eine foldje,
feine burd^ eine innere SRotfjwenbigfeit begrünbete gorm erfechten.
Stber baS Xfjema, wie gefagt, unb bann aud) ber ©d&lufcfafc, ber
29*
452 SB- öon ©oetye, 3mj)romj)tu$; G. ftreb3, $t)antafie.
wieber bcn Sljarafter beS XfjemaS aufnimmt, ftimmen uns jur Xfjeil*
naljme für bcn ßomponiften, ber, wenn er feinen (Sefdjmacf an wahren
SRuftern reinigen wollte, melleidfjt mit ber $eit wat)rt)aft ©djöneS ju
Xage förbern würbe. S3or Slttem müßte er bann t)om Sßaffagenfram
laffen, bem Ursprünglichen feiner ©ebanfen bie redete gaffung iu 9Cs
ben, überhaupt mcleS lernen, was fidj auS leinen Südjem, fonbern
nur im fteten SBerfeljr mit SReiftern unb äfteifterwerfen unb burd) 58er*
gleidjung jwifcfyen biefen unb ben eigenen Seiftungen lernen lägt.
3Äöd)te it)m bie erftere SBergünftigung ju Xf)eil werben unb er jum
anbern Sraft unb 93cfc^eibcnljcit genug mitbringen!
* SBaltfjcr ton ©octlje, Stet 3m^rontVtuö. ©tri 6.
„ „ Po6sie. äBerl 8.
SSon ben arbeiten beS jungen ©oetlje, eines SnfelS beS großen,
Ijaben wir bereits früher in ber 3ätfd(rift angezeigt. An bie üorlie^
genben bürfen wir atlerbingS aud& nod) nidjt baS ftrengfte Stidjtmaij
anlegen. 25er Sontponift ift nod) jung, fdjwanft offenbar nodf) jtm<
fdjen öerfcf)iebenen 3bealen, unb unfdfjlüffig, ob er jur beutfdjen ober
italienifdjen gafjne fdjwören foH, fdfjeint er fidj nun willenlos ben
erften beften (Singebungen Ijinjugeben, fo baß freiließ nid)t überall
SBoßfornmeneS ju ©tanbe fommen fann. 3n Srfinbung leichter meto*
bifd&er ©äjje jeigt er fidj am gewanbteften ; wo eS aber auf ÄuSar«
beitung, auf 2)urd)füt)rung anfommt, »erläßt iljn Suft unb Äraft, unb
fo Ijaben benn bie meiften ber ©tüdCe ein mef)r bilettantifdjeS ®epräge.
Slm beften fjat uns baS freunblid^e SWotto beS merten 3mpromptu§
jugefagt; ber SSerlauf beS ©tüdeS entf priest inbeß bem etften ®in*
bruefe nidjt. SKodj würben wir bem jungen Xonfefcer jurufen, ftd)
nidf)t ju fef)r im kleinen ju jerfplittem, wenn nid^t bie fiunbe ginge,
ba% er fidE) audj mit größeren bramatif d)en arbeiten befdfjäftige. 3Ktt
Verlangen fetjen wir ben teueren entgegen; an allem, was an einen
großen äRann erinnert, nimmt ja bie SBelt boppelteS Sntereffe; unb
fo fei uns ber gefeierte Sftame eine gute SSorbebeutung feines fünftigen
©djaffenS unb SBirfenS.
* (L firebS, ©rofje ^ßfjantafte über SljemaS and fittcrejia ©orgta
öon Sotttjcttu SScrl 121.
35er ßompontft fdjeint Sifjt unb Xf)alberg ben SRang ablaufen ju
wollen mit feiner Sßfjantafie, na6) unferer Stuftest o^ne baS minbefte
<3t fttUuc, <ßf>antafte unb EoIeroS. 453
©efcfjidf bagu ; eS f)at uns lange nid^t etwas in feiner @d)alt)eit fo
abgeftofcen als bieS DpuS. SBeldOe ©edfentjaftigfeit, weldfje ©efpreijt*
t)eit unb ©elbftgefältigfeit überall! $>a finb uns bie Quinten unb
Cctaoen eines fleißigen ©djülerS lieber als foldje SRoutine, bie feine
©djnifcer madjt aber ©d(limmereS als baS, gemeine Sttufif . 2BaS Stfjt
im ßonflict mit fid& unb ber Sßelt, was Xfyalberg im ©alon unb unter
grauen gelernt, baS will Ijier ein Äteinftabter nad^ma^en, unb fiet)t
bei jenen überaß bie grofce SSirtuofität in S3et)errfd(ung beS 3nftru*
ments IjerauS, fo arbeitet fid) t)ier ©iner mülffelig auf ben Xaften ab
unb bringt nichts als Sßfyilifterei. SBirb aber ber Äleinftäbter genial,
fo fd&reibt er ©aetyen wie:
J* uü
im Uebrigeu alles wüft unb leer* gort mit fold&er Eompofition!
Stcv^eu #cfler, ^fjatttafte (SBerf 31) unb »olero* (SBerl 32)
über SfjctnaS au$ ber 3übin t>on £nlet>t).
3)ieS ift audE) ©alonmufif; aber wie fief)t l)ier überall ber feine
9Wufifer IjerauS, tote pifant unb eigentümlich alles ! Oft fdfjon Ijaben
wir unfer SBebauern auSgefprodjen, wenn Wir wtrflid) fd&öpferifdfje
Xalente in feeunbären (SompofitionSweifen fidf) ergeben faf)en; anbem*
ttjeitS fann eS aber audfj 9htjjen bringen, Wenn geiftreidje Äünftler,
wie ©h geller, mandjmal ben ©alon bebenlen, wo^in fonft fein
©trat)! guter 2Rufif fo leidjt bringen würbe. ©S ift, als ob fid)
§aleüt)S 2Wufif in §ellerS §anb Gerebelte ; er befifct eine aufcerorbent*
lid|e ©ewanbtljeit, frembeS SRittelmäfjigeS fo jujurid^ten, bafe eS ftdfj
Wie eine gute Driginalcoinpofition antjört SBir wiffen faum einen
anbern ©omponiften, ber eS it)tn barin gleidj tt)äte, ber fidf) in einer
©attung, bie immer einen fünftterifd)en SSerbac^t erregt, fo wenig t>on
feiner SBürbe ju Vergeben wüfcte. äBenbe er alfo immerhin toon feinem
454 ©. Xijalberg, ©aigcr; @. griebburg, ©aprtce.
SReidf)tf)um aud) bem Dilettanten ju; er fd|tägt ifym bamit bie SBrütfe
jum SSerftanbnifc tieferer Äunft ®efaf)r für feine eigene beffere ßünft*
lerfdjaft jc^eint babei nidjt üor^anben ju fein.
6. Sljattcrg, SriHattte aSaljer, SBerf 47.
©ie mären ju recenfiren, ofjne fie gefefjen ju fyaben. 2Ba3 fönntc
man f)ier erhalten als ba3 9ied)te, eine flimmernbe ftunfernbe Slamer*
Xanjmufif, bie nichts will als ba§. Stud} Sljopin unb ßtfjt fjaben
für ben Xanjfalon gef trieben; mie Xljalberg fidj im ©rofcen toonbie*
fen unterf Reibet, wirb man Ijier mieber im kleinen gewähr; ben
fdjmärmerifdjeu, immer etmaS mafurenartigen Sljarafter ber Sf)opni<
fc^en SBatjermufif, ben ftürmifd&en beS Ungarn Sifjt in elegankmiene;
rifdjer ^Bereinigung mieberjufinben, greife man nur nadij ben Xtjal*
bergjc^en 2Baljem. Sine Empfehlung ber Strttif ift unnötig, mo
aucf) ein Slbratljen nichts fruchten mürbe.
©♦ ftriebburg, Saprtce»
3)ie Sompofition f)at feine SBerfjaf)!, ift öom Somponiften „fei*
nem 83ater" jugeeignet, — wir Ijaben alfo mof)t ein SrfttingSprobuct
toor un§ unb jmar ein üielöerfpredjenbeS. SBie feiten mirb unä bie
greube, bie§ fagen ju fönnen, unb mie gern motten mir'S öfter!
83or StUem geigt fid| in ber Saprice, fo lurj fie ift, eine Kare fünft*
lerifd&e $orm; fte bringt nidjtä fopfloS 3uiammen9ett)ürfelte3, man
fiet)t überall bie orbnenbe §anb, bie aud| fünftlid)ere gürmentoerfdE)lin<
gungen ju bef)errfdjen trautet, bie üor ben ©dimierigfeiten ber Snt*
mirrung nidjt jurürffd^recft. SBo mir bie§ an ber 3ugenb maljrne^
men, bürfen mir immer Hoffnungen für bie 3ufunft ^gen; bie Sc*
f)errfd(jung ber gorm füf)rt ba& Xalent ju immer größerer ^frri^ett
bie ©efd^ic^te aller Äünftc unb fiünftler f)at baä bemiefen. 3toar, mir
finben aud) in ber Saprice jugenblidfje 3lu3müd)fe, aber ba3 ®ute ift
bei SBeitem übermiegenb, unb burdj unb burd) SReifterlicIjeS gelingt
ja audj bem älteren Äünftler nidjt ju jeber ©tunbe. ©o bemillfomm'
neu mir benn ben jebenfatts nod) jungen 3Rann unb feinen erften
©pröfeting mit btn erfreulichen Srmartungen für ba3 ©päter. £ur
größeren SBirfung be3 ©tücfeS fjätten mir it)tn nur einen feurigeren
@d(jtu&, einen ©cfylufc im gorte gemünzt; im lebenäfrifdjen Sljarat-
ter ber Saprice lag audj fein (Srunb ju bem leifen Snbe. Stuf nidjtä
g. etjopin, Sarantette; @L ©ennett, föonbo. ßtfiben. 455
aber f)at ber Somponift in feiner Shxnft metjr gu achten als auf bie
redjte Äraft be8 Sd&luffeS; nur fie giebt bie Xotalwirfung.
$. «Ijopitt, Saratttefle (Asdur), äBcrf 43.
©in ©tüd in ©f)Opin& tottfter SRanier; man fiel)t ben wirbeln*
ben, öom 2Baf)nfum befeffenen Xänjer oor fid), e3 toirb einem felbft
wirbtidj babei ju 2Kutf)e. ©djöne Sftufif barf ba% freitidf) SKiemanb
nennen; aber bem SKetfter öerjei^en wir wofyl aud) einmal feine Wil*
ben Sßfjantafteen, er barf auclj einmal bie SRad)tfeiten feinet 3nnem
fetyen laffen. gür Stecenfenten toom redeten ©etyrot unb Äorn l)at
Chopin ot)nebie£ nid^t gefdijrieben. 2)a3 erfte SBerftänbnifj be§ ©tüde3
wirb leiber burd) bie 3)rudfeljter, oon benen e$ waf)rf)aft wimmelt
fe^r erfdijwert.
SB. Stcntbale Settttett, SRonbo (Edur)* aöerf 25.
SRadf) ber toorljergeljenben Sompofition wirft bie 93ennettfd)e wie
ber Xanj einer (Srajie nadj einem $egenreigen, Söennett £>at fdjon
rnel 3tel)ntid)e3 getrieben unb einen gortfdjritt läfet aud) biefe Slrbeit
öermiffen, bie anbererfeitä lieber alle bie meifterlidjen SSorjüge befifct,
bie toir fdf)on fo oft an biefem Eomponifteu l)ert>orf)oben. 3)a3 ®anje
giebt fid) anfprud)8lo$ unb ift offenbar gu einer ©tubie für Spieler
mittlerer gertigfeit beftimmt, wie e3 audj ber §tcr unb ba angegebene
gingerfafc anbeutet. ©S fef)tt an gehaltvollen ©tüden biefer Strt,
we3f)alb wir eä angelegentlich empfehlen.
13.
(Etüben für las JHanoforte.
6. »olltoetler, 3 melobijdjc ©tüben. SBetf 4.
&. Üiaöina, 25 cfjaraftertftijdje (Stuben.
<L ma\)tx, 3 große (Stuben. Ber! 6t.
Stuben erfdfjeinen in neuerer ß^it bei SBeitem weniger als nod&
toor einigen Sauren. SEBtr begrüßen baä als ein gutes Qätytn, baß
fid) ber ©inn ber Sünftler Dom 2Äed)anifdjen weg wieber bem SReto*,
bifd)en juwenbet, wie bieä audE) ganj natürlich gefommen, ba eine
456 & 8ofl»eiler, $. töaöina unb <L Sftager, Stuben.
(Steigerung ber (Stäbe nadj bem, was Gf)opin u. a. borin geteiftet,
nidjt wof)t möglich war. SBietteid^t burd^ SÄenbefefof)tt3 unübertreff-
liche Sieber ofyne SBorte angeregt, braute £enfelt juerft wieber ntelo*
bifdjeS ©tement in bie ©tübe. 3BaS nadf) tf)tn erfd^tenen, bewegt jtd)
in jiemlidi gleicher SRidfjtung. SBBa^r^aft SebeutenbeS Ijat bie ©attung
in neufter 3*i* nid^t gebracht; bie bebeutenberen ©omponiften, fte al§
abgefdfjfoffen betradjtenb, wenbeten fiefy onberen ju.
Stuc^ was uns ^eute jur 93eurtf)eifung vorliegt, Witt fid) im (San*
jen nidjt über ben ®rab einer fjübjdfjen ©atonmanier ergeben, ©puren
tieferer Slnlage jeigen fiefj i)ier unb ba nur in ben (Stuben üoit
©. SBoIIweiler; ber ©omponift fdfjeint nodj jung, metteidfjt bafe er
jene ^eranbilbet unb mit ber Qnt ©fjarafter unb geftigfeit beS ©tite
erlangt SBaS er in ben ©tüben gegeben, finbet man größtenteils in
früheren beffer unb meifterfjafter. 2)od( bürfen wir audj bem jungen
unentwidetten Äünftler fidj aussprechen nidjt üerweljren, wenn er
nid^t gerabe ©djülerfjafteS ober SBerjerrteS bringt 2)aS Severe finbet
auf bie oorliegenben Stuben feine Slnwenbung, uns fdfjeint namentttdj
bie britte gelungener. 35afj in aßen breien ber ®($Iuf$ (baS erfte
Xfyema in Dctatoen) in gleicher SBeife wieber auftritt, beutet auf feine
grofee ©rfinbungSgabe ; freiließ ift baS eine 33equemlid)f eit ber SJianier,
bie wir audf) bei befferen ©omponiften wieberfinben, wie j. 33. in allen
ipenfettfäen ©tüben ber SRüdEgang in ber 3Kitte auf biefetbe ©eifc
burd) eine Steifje toermiuberter ©eptimenaecorbe gefd^ie^t.
35ie ju jweit genannten Stuben gewinnen baburdf) an 3ntereffe,
bafc fie, wie wir glauben, einen Italiener jum SSerfaffer f)aben. 3Röd)<
ten wir beStjafb einen milberen SRaftftab anlegen, fo bürfen wir aud)
nidjt bie 28at)rljeit Derfdjwetgen, bafe fie neben einigen artigen ©tüden
bod) audj ju biet UnbebeutenbeS enthalten, was uns faum ber 33er<
öffenttid^ung wertf) fc^eint. 3)ie frif djeften finb 9lr. 8 unb 9ir. 10;
baS Shtbere möchten wir jum größten Xljeite ungebrudft wiffen. 2tm
beftimmteften wäre ber Somponift als ein Schüler unb SRadjafftner
SSertintS ju bejeic^nen, mit bem er namentlich eine gewiffe füftlidje
©d)alt)eit, ofjne beffen öfters wirflidj grajibfen ÄuSbrud ju befifcen,
gemein t)at- ©inen fertigen ©latoierfpieler t>erratf)en übrigens bie ©tu*
ben in jebent ©tüd, als ber er fidj audE) in $aris SRuf erworben.
3Me ßufunft mufe lehren, ob wir uns in unferm Urtljeil über fein
SompofitionStalent geirrt, baS uns jur $ät als ein untergeorbnetel
erfdjeint.
Sn ben ©alon finb gleichfalls bie ©tüben t?on G. SRa^er ju
®. tfrug, «ßreiSfonate. 457
verweif en. 2)en SSorjug größter ©I aöterm ä^igf cit tljeilen fte mit an*
bern Slavierwerfen beffelben Eomponiften, tute fte benn natürlich audf)
nirgenbS bic gewanbte fiebere ©d&reibweife verleugnen fönnen, bie ftete
Hebung unb reiferes Älter überaß mit ftdfj bringen. (Sin langes Seben,
eine nachhaltigere SBirlung bürfen wir freitid^ ben Stuben nidfjt oer*
bürgen; baju finb fte viel ju fetjr im ginge gef)afd)t, viel ju ober*
fläd)lid£) in ©rftnbung unb ©mpfinbung. 23er aber an flüchtiger
fjreube ein Vergnügen $at — unb ©fiafcfpeare unb SBadj finb aud)
nid)t alle läge ju genießen unb ju üerftetjen — , ber greife wot)l auefj
einmal nadf) fo leidster 9Rufif, eine ©tunbe tjinjufänbeln , um bann
in um fo größerem 3Jtaße fidj an ber Straft beS eckten ©entuS ju
erlaben.
13,
pretsfottaten.
©uftaö £rug, ©ro&eS $uo für $ianofortc unb Biotine. 2Serf 3,
fcouiS ftetfi*, „ „ „ „ „ „ 2Berf 13.
@S ftnb biefe beiben Sompofitionen von bem norbbeutfdjen SWufif*
vereine in Hamburg mit bem greife, unb jwar bie erftgenannte mit
bem erften, bie jweite mit bem jweiten gefrönt worben. ©ine »er*
gletd&enbe Äritil fdjeint alfo §ier meljr als in jebem anbern galle
ftatt^aft- 3ntereffant mußte fd^on 3ebem von vornherein bie Snjeige
fein, baß ein Dilettant ben SßreiS über bie Sünftler bavongetragen.
Sftadj genauerer Sinfidfjt in bie Eompofttionen befennen wir ütbeß,
baß bie ©adfjen fcineSwegS fo fcpmm fteljen, baß bie @£)re ber 2Kufi*
fer nod) feineSWegS als verloren ju eradjten. 9Kit SSergnügen ge*
fteljen nur, buref) t)k erftgefrönte Sompofition mit einem Dilettanten
befannt geworben ju fein, wie es beren, was Sfteinljett beS ©afeeS,
©efd()icfltd)feit ber Snorbnung unb Ausführung im ©tmte guter SÄufter
anlangt, nidfjt viele geben mag. SBon einer SßreiScompofttion Verlan»
gen wir inbeß mef)r, als baß fte bloß gut ift, baß fte uns feinen
Slnlaß ju Xabel giebt: wir verlangen ein erfinbungSreid)eS, lebenS«
frifd)eS SSerf, ein 2Berf, \>a% uns neue Seiten ber Äunft enthüllt ober,
im mtlbeften ©inne vom Sfttdfjter beurteilt, auf eine fruchtbare $vl*
fünft beS ©dfjöpferS hoffen läßt, ©old^en auftrügen gegenüber fann
458 ©. ^«9, $ceUfonate.
fidf) aber bie crftgcttantitc ßompofition nidjjt galten; Wir toennifjen
überall Originalität unb 9leuf)eit, fic ergebt fid) laum über a^nü^e
arbeiten t>on Slnbreaä SRomberg, mit anbern SBorten, fic fommt circa
30 3a^re ju fpät. 2Bir muffen bie$, fo gut e3 Vudjftaben üermogen,
genauer nadjweifen.
2)er erfte @afc — A moll — beginnt mit einem einfachen Xljema,
ba3 aber fdjon üom fünften Xacte an matt wirb unb aud) fpäter, wo
bie Violine in einem fimpetn Eontrapunft bajutritt, fein wärmeres
3ntereffe ju erwecfen toermag. «Die ©teile big $um Srfc^einen beS
25ur*X£)ema3 bewegt fid) lebhafter fort; btö ledere felbft aber in
Cdur) fd&eint un£ fel)r getoö^nlid^ , burd) gar nichts auägejetdjnet.
©djtu§ beä erften XljeilS in Cdur unb etwas btlettanten^after 9tütf»
gang nadf) Amoll, um in ben Slnfang ju fommen. 3m aKitteltfjeil
biefeS ©afceS wirb nun ber erfte Xact be8 3Infang3*Xl)ema8 ausfuhr*
tidjer befjanbelt, bod£) nad) Vefdjaffenljeit tiefet lederen wenig interef*
fant. 2)a3 35ur*Xf)ema erfdjeint jefct in (Fis) 9Kott; Ijierauf jiemlidj
f<$netle SRobuIation nadE) Amoll unb bem anfange jurücf, worauf
naclj gewöhnlichem §er!ommen ba3 grünere nodf) einmal folgt unb
balb ber ©djlufe mit bem erften Xljema wieber.
(Sä folgt ein ©djerjo, ba§ wir artig unb wot)lgeIungen nennen
muffen; aud) baS Xrio jagt uns fefjr ju; nur erwarte man tbzn nidjts
Originelleres.
S)ie ©teile be3 SlbagioS oertreten Variationen über ein ^übfe^p ge*
fungene3 Xfjema. Von ben erfteren gefällt uns bie britte ate djaraf*
terüott empfunben; bie jweite ift laum eine Variation, fonbem ba§
Xfjema felbft, nur mit einem einfachen ßlameraccompagnement oer*
mefprt.
S)en Variationen fdE|lief$t fidE| of)ne Sßaufe gleicfy ber lefcte ©a|,
ein Allegro agitato, an. 3n ber gornt etwas unflar, fdjeüit er uns
bennodf) ber lebenbigfte unb fd£)Wungt>otlfte ber ganzen ©onate, unb
hinterläßt fo eine bem SBerfe günftige ©timmung.
gaffen wir unfer Urteil in Jhtrjem jufammen, fo muffen wir
bem Verfaffer, wie gejagt, S8efät)igung unb Vilbung jugeftetyen, feinem
Streben, burd) Sinfad^^eit ju wirfen, ade ®eredjtigfeit wiberfa^rra
laffen, tf)tn ©lud wünfd^en ju feiner Sunft, bie if)m metteidjt einen
trodtenen bürgerlichen Veruf* toerfd)önen fyilft. SBäre feiner Gompo«
fition ber Sßreiä allein juerfannt worben, wir fönnten nid()t3 bagegen
* $er SSerfaffcr lebte bamal§ alö DbcrlanbeSgeridjtgaffeffor in Naumburg.
& $etfä, ^reiSfotwte. 459
Ijaben, ba uns ber äBertf) ber anbeten eingejdjtcften Sirbetten nidjt
befannt fein fann. SlnberS geftaltet fief) aber bie ©adje, wo wir, wie
Ijier, eine jweite ßompofition jum Sergleidj öor uns f)aben, unb fo
gefielen wir, baS Preisgericht ni(^t ju begreifen, baS bie bei SBeitem
bebeutenbere, überall *>on einem reiben Xalente jeugenbe ©onate üon
SouiS &etfd( jener nadfjfefeen fonnte.
2)aS SBerf leibet,, im ©egenfafce jn bem beS §m. Srug, an einer
gewiffen Unruhe nnb Ucbcrfüttc; aber wie Met SSorjüge t)at eS außer*
bem üor jenem! Sin lebenSfrifdfjeS §erj fd£)tägt unS aus it)tn entgegen,
ber ßomponift giebt fid) tooB unb o^ne fRüdfialt, eS fpiegett fid} ein
SKoment ber ©egenwart in feinem SBerfe, nidfjt ber fd)tect)ten, öerberb*
ten, fonbem itjrer würbigeren Vertreter. Unb fe^en wir ben Äünftter
nodf) nidfjt auf ber §öt)e feines latentes, fiegt er nid^t geniuSgleid^,
fo ift eS auc§ gewiß nocij nidfjt ju Snbe mit feiner Sfraft, unb wir
bücfen auf immer meiftertjaftere Seiftungen öon üjm mit ©idfjerfjeit
ausfegen. Ueberatt ft)mpatl)ifiren wir nidjt; manches fdfjeint unS ge*
fudfjt, nidjt natürlich genug gefungen, ber (Somponift gehört ju ben
originelleren Staturen, bie immer meljr 3*ü äu* ©ntwicfelung brausen
als bie alltäglichen. Sichtung muffen wir aber immerhin bem fdfjon
(Srreidjten jotten, feinem bebeutenben ljarmonifdfjen SBiffen, feinem fräf*
tigen ©til, feinem ©treben, im ©anjen wie im Sinjelnen bebeutenb
ju fein. S)en SSorjug üor oütn ©äfcen geben wir bem erften; erin*
nert er audj in feinem ^auptttjema etwas an baS beS 93eett)ot>eufdf)en
großen Es dur*SoncertS, fo l)at baS bodf) ber überall ^eröorbred^enben
SBärme ber 33ef)anbtung leinen Sintrag getfjan. liefen Slnflang aus*
genommen begegnen wir fonft im ©afce lauter @igentt)ümlidf)em, oft,
namentlich) in ber Harmonie, giftereffantem unb Steuern ; audfj an fünft*
lid&en Kombinationen in ber tljematifdjen Arbeit ift baS ©tüdC reid).
SSor Sttlem aber fagt unS eben fein leibenfdjaftlidfjer ftotjer Stjarafter
ju, ber, audj wo er fidj juweiten ju milberen, fdjwärmerifdfjeren ®e*
füllen umftimmen mödfjte, nirgenbS $u wetbifdjer ©entimentatität
jjerabfinft.
2Bir muffen leiber befennen, baß bie übrigen ©äfce, einer nadj
bem anbern, an Sntereffe verlieren. 3m Stbagio treffen wir jwar nodf)
auf bebeutenbe ©dfjönljeiten ; bie breite Slnlage ftet)t ganj im 93erf)ält*
niffe ju bem erften ©a$e unb erinnert an bie Stbagioweife in ben
größeren 8eett)ot)enfd£jen ©onaten. 3m ©d^erjo üermiffen wir aber
einen eigentlich anjie^enben ©ebanfen; fdf)ön ift jeboef) ber Uebergang
ins Xrio unb baS leitete fetbft. 2tm wenigften gefällt uns ber tefcte
460
S. §etfdj, $reiä(onate.
©afc; fdEjon ba§ Xljema bünlt uns ntdjt muftfalifd) genug; man jebc
felbft:
i
**
§=J
i
^fr^-Rr*^! J * j r * gTr
:^e
Sßtr hofften wenigftenS auf eine canomfdje Ijumorifttfdje Staat«
beitung, ju ber ba8 £f)ema auf ben erften SlnbKcf aufforbert. ßä
tontmt aber nichts bergteic^en. ®aS jweite £{jema:
H-f-r r i f rmir
^-ft^
ift tüo möglich nod) weniger bebeutenb. Xrofcbem fu^rt bcr Sompoitift
bcn ©a| nid)t mit Unehren burd) unb e3 fef)lt i§m nidjt an einjefaen
geiftreid)en SBenbungen.
gaffen nur unfer Urzeit über beibe äBerfe nod£> einmal jufam*
men, fo ttrieberljolen toir : in jebem Satte überwiegt bie jtoeite Sonate
bie erfte an Äraft, ©rfinbung nnb Originalität ; in feinem motten
nrir aber bem ad)tung3tüertf)en Dilettanten be3f)atb feine greube üer<
fümmern. Stud^ jum ©lücf gehört Xalent, unb geber finbet am ©nie
in ber eigenen 83ruft feinen unparteiifdtften Stifter.
1844
u n t> f p ä t c r.
^\AvA-A-A-AvAAyA\:AyA^ " ' iA\n\vAvA-v\viVvVA'^vV/A-\\v^r^\vvV^*5^^
Kiels HD« <Sabe.
3« einem franjöfifdjen Statte war öor Shirjem gu lefen: „©in
junger bänifd£>er Eomponift mad)t jefct in 35eutfd)lanb Auffegen, er
Reifet ®öbe, wanbert, feine SBioline auf bem Sftücfen, öfters öon Stoptn*
{jagen nadf) ßetyjig unb jurücf unb fief)t babei aus wie ber leibhaftige
ättojart". 3)er erfte nnb tefete ©a| finb üoüfommen richtig, nur in
ben 8Rittelfafc t)at fid£> etwas Stomanti! eingefd)lid>en. 2)er junge 2)äne
fam wirflid) öor einigen 9Jionaten in ßeipjig an (obwohl er wie feine
SBioIinc fa^renb) unb fein SRojartlopf mit bem ftarfen wie in Stein
gehauenen §auptt}aar pafcte gut gu ben ©gmpatfyieen, bie feine Duöer*
tftre ju Dffian unb feine erfte ®t)mpf)onie unter ben f)iefigen SRufüem
fd^on öorfjer erregt Ratten.
SluS feinem äußeren Sieben ift nur wenig ju berieten, ßu Sfopen*
ljagen im S^re 1817 geboren, ©oljn eines bortigen Suftrumenten*
madjerS, mag er feine erften 3af)re mef)r unter Snftrumenten als unter
3Jienfd)en hingeträumt tyaben. ©einen erften Unterricht in ber 3Jiufif
erhielt er öon einem jener gewöhnlichen ßef)rer, bie überaß nur auf
ben medjanifd£>en $teifc, nidjt auf baS Xatent fef)en, unb es foll ber
Söientor mit ben gortfd&ritten feines Söflt^S^ *«!* fonberlid) jufrie*
ben geWefen fein, ©uitarre, SBioline unb ßlaöier lernte er, öon jebem
etoaö, ofjixt fid| aufterorbentlid) tjeröorjut^un. 6rft fpäter belam er
grünbtid&ere Sef)rer in Sßejrfdjatt unb SBerggreen, wie if|n aud) ber
treffliche 2Bet)fe manchmal beriet!), ßompofitionen öerfd^iebener Art
entftanben, öon benen inbefc ber ßomponift jejjt nid)t öiel galten will,
eS wären jum Xljeil 8feSbrüd|e einer fürchterlichen Sßf)antafie gewefen.
©päter lam er in bie löniglid^e Kapelle ju Äopenfjagen als Siotinift,
unb f)ier Ijatte er ©etegenljeit, ben Suftrumenten alle bie ©eljeimniffe
464 SßteB 28. (Saht.
abjulaufd&en, öon betten er ftc uns mand&mal in feinen gnftrumental*
ftücfen erjagten läßt. SMefe praftifdfje ©cfjule, 2Kandf)ent öerfagt, öon
SBielen unöerftanben benufet, erjog if)n toof)l tyauptfäd^lid^ ju jener
SReifterfdjaft in ber Snftrumentation, bie if)tn unbeftritten jugeftanben
»erben muß. 2)urd) feine Duöertüre „9tadf)flänge aus Dffian", bie
anf baS Urteil ©poljrS unb gr. ©djneibers mit bem öon bem fiopen*
Ijagener äRufitöereine auSgefcfjriebenen greife gefrönt ttmrbe, mag er
ttof)l bie Slufmerffamfeit feines regierenben funfttiebenben ÄönigS auf
fidj fl^ogen tyaben; fo erhielt er benn, toie ütele anbere Xalente unter
feinen SanbSleuten, ein toaf)rf)aft föniglid)eS ©tipenbium ju einer
Steife ins SSfoSlanb, unb er machte fid) fürs erfte nad) Äeipjig auf,
baS ü)n juerft in baS größere mufifatifdfje publicum eingeführt Ijatte.
9?odf) ift er l)ier, tnirb fidj aber binnen Shirjem nadfj $aris unb öon
ba nad( Statten begeben, ©o benujjen toir benn ben SKugenbltcf, wo
fein 93ilb nodfj frifd) öor uns ftef)t, einige ßüge ber fünftlerifdjen
(Sigentf)ümKdf)feit beS treffttdfjen äRanneS ju geben, toie uns unter ben
Süngeren feit lange leiner öorgefontmen.
SBBer öon feiner §leljulidf)feit mit 2Rojart, bie tüirflidj etoaS lieber»
rafdjenbeS fjat, inbefe aud> auf eine mufifalifdje Stc^nltd^lcit SBeibcr
fd^Iiefeen ttottte, toürbe feljr irren. SBir fjaben einen ganj neuen
$wtftler*6t)arafter öor uns. 3n ber %f)at fdjeint eS, als ob bie
. 2)eutfdE)tanb angrenjenben Nationen fid£> öon ber £errfdf)aft beutf^er
Sftufif emaneipiren ttottten; einen $)eutfd)tf)ümler tonnte baS öietteidjt
grämen, bem tiefer btiefenben Genfer unb Senner ber 2Renfd|f)eit ttirb
eö nur natürlich unb erfreulich öorfomtnen. ©o vertritt Sljopin fein
33aterlanb, 83ennett ffinglaub, in £>ottanb giebt 3. SBerljulft £offnmt*
gen, feinem Sßaterlanbe ein toürbiger SRepräfentant ju toerben, in Un*
garn machen fi<§ gleichfalls nationeile 93eftrebungen geltenb. Unb toie
fie audfj Sllle bie beutfd&e Nation als itjrc erfte unb geliebtefte Seherin
in ber 2Jhtfü betrauten, fo foH fidf) SRiemanb öerrounbern, totnn fie
audfj für tljrc Nation ifjre eigene ©pradfje ber 2Rufif ju fpredjeu »er*
fudjen ttoÜen, otjne beSljatb ben ße^ren ü)rer 2Reifterin untreu ju
werben. S)enn nod£) fjat fein Sanb ber SBelt SReifter, bie fidj mit
unfern großen Dergleichen fönnten, unb SRiemanb %at bieS nodE| leug*
nen toollen.
2tud) im Sorben SuropaS faljen wir fd^on nationette Xenbenjen
fid) äußern, ßinbbtab in ©tod^olm überfefcte uns feine alten Solfl*
lieber, aud) Ole S3uU, obtoof)! fein probuctiöeS Xalent erfter ®roBcf
öerfudjte Älänge aus feiner §eimatl) bei uns einjubürgern. SKußten
9UeI$ 33. ©abe. 465
ja bie neu auftaud&enben bebeutenben Siebter ©canbinaüienS feinen
mufifalifdf)en Xalenten eine mächtige Anregung geben, wenn fie anberS
nidf)t twn felbft t>on ilpen Sergen unb ©een, if)ren SRunen unb Korb»
fd)einlid(jtern baran erinnert würben, ba§ ber Sorben gar woljl eine
eigene ©pradfje mitreben bürfe.
8lud| unfern jungen Xontünftler ergogen bie Sinter feines SBater*
lanbeS; er lennt unb liebt fie alle; bie alten 9Härd>en unb ©agen
begleiteten if)n auf feinen Änabenwanberungen, unb üon (SngtanbS
Süfte ragte DffianS 9tiefenf)arfe herüber, ©o jeigt fidf) in feiner
9Rufil, unb juerft eben in jener Dffian*£5uöertüre, jum erftenmat ein
entfliehen ausgeprägter norbifd&er Efjaratter; aber gewifc wirb ®abe
felbft am wenigften verleugnen, toie oiel er beutfdjen 9Äeiftem ju ber*
bauten l)at. S)en größten %Ui% ben er ifjren äBerlen wibmete (er
fennt fo jiemtic^ alles bon Stilen), belohnten fie il)m mit bem ®efd|enf,
baS fie äßen t)interlaffen, bie fidfj if)nen treu geigen, mit ber SBeifje
ber Sföeifterfdjaft.
33on neuern Eomponiften ift namentlich ein Sinflufc 9ÄenbelS*
fotjnS in gewiffen Snftrumentalcombinationen fid&tbar, namentlich in
ben „SRadtflängen aus Dffian"; in ber ©tjmpljonie* erinnert manches
an $ranj Säubert; bagegen fidj überall eine ganj originelle SRelo*
bieenweife gettenb macl)t, wie fie bisher in ben t)öf)eren (Gattungen ber
3nftrumentalmufil in fo bolfStf)ümticf)er 2trt notf) nid&t bagewefen.
Ueber^aupt ragt aber bie ©tjmptjonie in jebem S3egug über bie Duber*
türe, in SKaturfräftigfeit toie in 9Jieifterl)aftigfeit beS Xedjnifdien.
S)abei ift nur eines ju wünfcjjen: ba& ber Äünftler in feiner
^Rationalität nidf)t etwa untergehe, ba% feine „norbfdjjeingebärenbe"
*ßf)antafie, wie fie Semanb bezeichnete, fid> reid) unb melgeftattig jeige,
bafe er audf) in anbere ©paaren ber SKatur unb beS SebenS feinen
S3ltdE Werfen möge, ©o möchte man allen Äünfttern zurufen, erft
Driginalität ju gewinnen unb bann fie wieber abzuwerfen; f drangen*
gleich l)äute er fidfj, wenn baS alte ffleib ju berfdjrumpfen anfängt.
Slber bie ßriimf* ift bunfel; es gefdjief)t baS 9Äeifte anberS, als
wir badeten; nur unfere Hoffnungen bürfen wir auSfpredfjen, bafj wir
baS ©ebtegenfte, @d)önfte bon biefem ausgezeichneten Xalente erwar*
ten. Unb als tjätte iljn, wie 89a<§, fdjon ber QtfaH beS SRamenS auf
bie 3Jhifif fjingewiefen, fo bilben fonberbarer SBeife bie bier 33ud)*
ftaben feines Samens bie bier offenen Siolinfaiten. ©treidle mir
* Cmoll.
©djitmann, @ef. «Schriften. II. 30
466 ®cr ©ommernadjtStrcmm.
9ftemanb bieä ftcinc 3"$"* ^ötjercr ©unft weg, toie btö anbete, baß
fid) fein iKame (burd) üier ©d&lüffet) mit einer Sftote fdjreiben tfifft*
bie Ijerauäjufinben Sabbatiften ein Seilte» fein ttrirb.
SKodf) in biefem üKonate ertoarten toir eine jtoeite ©t)tnpf)ome**
@abe3; fie weidet üon ber erften ab, ift roeid&er unb leifer; man benft
babei an bie lieblichen 93ud)entüälber 2)änemarf3.
[1844, 1. ganuar.] SRobert ©dfjumann.
Der Sommerna^tstraum.
(»ricflic^.)
$)er juerft ettoaä über ben ©ommemad&tätraum öon mir erfahrt,
bift natürlich bu, geliebter greunb. Sßir fafjen if)n enblid) geftern***
(nad| beinahe 300 3al)ten jnm erftenmale), unb bafc ber Xtjeater*
birector gerabe einen SBinterabenb mit iljm auäfdjmücfte, jeugt öon
richtigem ©inne, benn im ttrirflidjen Sommer berlangte man efjer nadj
bem „SBintermärdjen* — au§ befannten ©rünben. SBiete, ba3 fann id)
bir üerfidjern, faljen tooljt nnr ©Ijalefpeare, um 2Renbel3fof)n ju ljören;
mir ging e3 umgefetjrt. 3dj tteifc redjt tooljt, bafc üKenbelSfoljn es
nidjt mad)t toie fdjledjte ©diaufpieter, bie fid) im jufäHigen 3ufams
meufpiel mit großen redjt breit machen tootten; feine 3Jiufif (bie Cutter*
türe ausgenommen) ttriH nur eine Begleitung fein, eine SBermittdutig,
eine SBrüdEe gleidfjfam jtoifd^en 3*ttel unb Dberon, oljne bie ein §in<
überfommen in baä SReid) ber geerei faft unmöglich, ttrie fie gewiß
audj ju @f)afefpeare§ Reiten fd^on eine 9loöe gefpielt. 2Ber meljr öon
ber äßufif erwartete, wirb fidf) getauf djt gefunben f»aben; fie tritt fo*
gar nod) befd^eibener juritcf als in ber „Slntigone", too freiließ bie
ßljöre ben üRufifer ju reiferer SluSftattung jroangen. 3n ben ©ang
ber eigentlichen ipanblung, in \>a% 2iebe3toerf)ältnij3 ber titer jungen
Seute greift bie SRufif fonft nic£>t ein; nur einmal f Gilbert fie in
fpred)enben Effecten baä ©ud£)en ber ipermia nad& iljrem ©eliebten;
bieä ift eine öortrefflid^c Kummer. 3m Uebrigen begleitet fie nur bie
geenpartieen be3 ©türfeS. Unb fjier war 2Renbet3fof)n an feinem ^Ia|
m
** Edur.
*** $en 30. $ecember 1843.
$>er SommernadjtStttuim. 467
unb SRiemanb fo tüte er, bog »eifet bu. lieber bie Du&ertüre ift bie
äBelt längft einig; „tranSferirte leitete" giebt e8 freilidfj überaß. 5)ie
Stütze ber Sugenb liegt über fic auSgegoffen wie !aum über ein an*
bereä SBerf be3 Somponiften, ber fertige SReifter tfjat in glüdflidtfter
SRinute feinen erften f)öd|ften glug. 9tüf)renb war mir'S, toie in ben
fpäter entftanbenen Hummern oft. SJrudjftücfe aus ber Ouvertüre jum
SBorfdjein tommen, unb nur in ben ©d£>tu& beS ®anjen, ber ben
©djlufc ber Duüertüre faft wörttidj bringt, ftimme id| nidjt ein. ©ie
Slbfidfjt be$ ßomponiften nadj Slbrunbung be£ ©anjen ift flar; fie
fdjeint mir aber ju öerftanbeämäfcig ljeroorgebradjt; gerabe biefe ©cene
Ijätte er mit feinen frifdfjeften Xönen auSftatten follen, gerabe f)ier, wo
bie 2Rufil jur größten Sßirtung gelangen ionnte, f)atte \6) etwas £>ri<
ginaleS, itReugefdiaffeneS erwartet. SDenfe bir felbft bie ©cene, wo bie
ßlfen ju allen Sugen unb ©palten beS $aufe3 Ijereinlletternb ityren
SRingetreifjn tanjen, $)rott öoran „bie glitr ju fegen blant unb
wei|" unb Dberon, feinen ©egen erttjeilenb: triebe fei in biefem
©d)lo§ ic." — nichts ©duneres für SRufif fann gebaut werben. Som*
ponirte 9Renbel8fof)n bodfj an biefer ©teile nodj etwas SReueS ! — ©o
fdf>ien mir benn, blieb aud| bie f)ödf)fte SBirlung beS ©tttdfeS am
©bluffe auS; man erinnerte fid| wot)t ber bieten reijenben äRuftf*
nummern im 33orf)ergegangenen, ber ©felsf opf ßettelS mag nodfj Ijeute
2Randf)en beluftigen, ber Qav&tv ber grünen 833albnad)t unb bie SBcr*
wirrung barin Sielen unöergejjlidf) bleiben; baS ®anje machte bodj
aber meljr ben ©inbruef einer SRarttät. 3m Uebrigen, glaube mir, ift
bie 9Rttfif fein unb geiftreidfj genug, gleidj Dorn erften auftreten ©rolls
unb ber ©tfe an; baS ift ein SRecfeu unb ©c^erjen in ben 3nftrumen»
ten, als fpielten fie bie Slfen felbft; ganj neue Xöne f)ört man ba.
Sleufcerft lieblich ift audj baS balb barauf folgenbe ©tfenlieb mit ben
©djlu§worten #nun gute 9tod|t mit ®i)a Sßopet)" unb fo alles, wo bie
geen mit im ©piele finb. 9ludj einen SRarfd) lannft bu f)5ren (ben
erften, glaub* idi), ben 9WenbelSfot|n getrieben) oor bem ©djlufc beS
legten XtyiU, er erinnert in etwas an ben 3Rarfdj in ©potyrS ^SBei^c
ber Xöne" unb Ijätte origineller fein lönnen; bodj enthält er ein t)ödf)ft
reijenbeS Xrio. S)aS Drdfjefter fpielte unter SWS). ©adjs Seitung bor*
trefftid), audj bie ©djaufpieler gaben fidfj alle 9Rüt)e, bagegen bie
SluSftattung faft ärmlich ju nennen war. §eute* fofl baS ©tücf
wieberf)olt werben. g.
* 3)cn 31. $ecem&er 1843.
30*
468 ». 33, SKary, SÄofe.
* X ß. JWar*:
STOofc, Oratorium. ElaoierauSjug.
68 ift uns bcr StabierauSjug biefeS SBerteS üon bcr 9tebaction
jugefteßt toorben, bcr toir unfere Sfnftd^t barüber mitjutljeilen fc^on
oor bcm Srfdfjeinen beS „3KofeS" jugefagt Ratten. SKur ungern erfül-
len toir baS Serfprod&ene jefct, too toir baS Oratorium natfer tennen
gelernt; es £)at uns lange nichts fo abgeftoften als biefe 9Wufif, unb
es tt)ut uns bieS ©eftänbni§ leib um beS SerfafferS toiflen, beffen
fd&riftfteßerifdjeS Xalent oon SKiemanbem f)ötjer geftettt »erben fann
als oon uns. 3um Eomponiften fefylt if)m unferer Söieinung nadj
faft alles. SBeldjer gleifc, welker ftarfe SEBiUe baju gehören mag,
oljne fdf)bpferiftf)e Äraft bennod) ein fo umfangreiches ©tücf ju ©tanbe
ju bringen, toir muffen es betounbem,. aber es erfaßt uns aud> mit
Xrauer, ben 3Rann, ber für Rubere fo gut feiert fann, in feiner eige*
neu ©ad&e für ganj toerblenbet erflären ju muffen. 2Bir ef)ren ben
2et)rer, ber audfj fdjaffen totH, fteljt es nur nid)t in gar ju fc^limmem
SScr^ältniB mit bem, toaS er let)rt. ®ann man fd&öner unb ergreifen*
ber über ©ebaftian 83adf) f ^reiben, als üKarj: getfjan? SRütjrt es nidjt,
toenn er, bei Seetfjoben toertoeitenb, faft fdf)toärmerifd(j toirb? Äann
man mit fdjarferer, blifcenberer SBaffe gegen einen geinb jieljen als
er? Unb tel)rt er bie Sugenb, lann man es grünbli^er, fjingebenber
tt)un? Unb nun er, burd) SJucIjftaben ju totrfen öerfd^mä^enb, felbft
reben möchte burd) bie geliebten ©d^rtftjei^en ber Xonfunft — toaS
giebt er? Sft baS bie ÜRelobie, bie er lehren miß? Sft baS bie fau<
bere Harmonie, über bie er ganje 93üdjer, bie beften in i^rer Art, ge*
f ^rieben? 3ft baS bie 3Reifterfd£>aft in allen formen, auf bie er
überall bringt? Sft baS bie urfdjöpferifdje Äraft ber ©rfinbung, wie
er fie an 33adj, SUiojart, ©eettpoen erfannt? SBir tooßen nidjt bar*
auf anttoorten ; toir müßten barauf überaß baffelbe fagen, — ba& mir
auf baS SBitterfte getäufcf)t toorben ftnb, bafe toir felbft bei ben ein*
jelnen ©teflen, too wir anfingen ju t) offen, balb toieber auf unfer
©nburtf)eil jurücffamen, eS fet)le f)ier aße ®eftaltungSfraft , afler
©djönljeitsfinn. Sine einsige, toenigftenS befonbere 3bee fiel uns auf:
bie „©timme beS §erm" im meiftenS adjtftimmigen &f)or ju be^anbeln.
Surj unb gut angebracht, f)ätte fie tooljl toirfungSöofl auSfaßen
<£. @t)er$, Sonate. 469
lömten; a^tjcf)ii ©eitenbeseiamerauSjugB aber ausgebest, ber©df)luf3«
fafc beS jweiten Xf)eilS fogar in einen Anlauf ju einem gugato enbi*
genb, will e3 uns, wenn wir uns fo auSbrücfen bürfen, ein SBerftofe
gegen bie Statur beS ©egenftanbeS bunten, ©idf)tlid|en gleifc tjat ber
ßomponift auf bie Sf)arafteriftif ber einjelnen Sßerfonen, wie ber ge*
genfa|lid|en ©f)öre ber Ssraeliten unb Seggpter toerwanbt; was f)itft
baS alles, wo baS SBcftc feljlt — ©djöntjeit beS mufilalifdf)en SfoS*
bructS. Sin glüdflidjeS 2Kotit> fällt uns auf im erften Xtjeil ju ben
SBorten: „unb bein grimmiger 3orn" — abet ber SBerlauf beS ©afceS ?
Sft baS SDurd&füljrung? ®S ift nid|t ju Diel gefagt, eS finbet fidj im
ganjen 2KofeS nid|t einmal nur ein in ber gorm geglüdfteS, wirllidEj
abgerunbeteS SßufifftüdE. Unb bann, welche ©eclamation, wie üon
aller Statur toerlaffen! Sßeldje §armonieen — äRifcflänge nämliclj!
8ßünfdf)t eS bie föebaction, fo foHen iljr bie SBelege fdf)riftlid£> borge*
legt werben. (SS fd|ien uns ju nichts ju frudfjten, ben SRaum bafür
in 3lnfprud) ju nehmen.
9toty eine Hoffnung liegen wir: bafc uns eine balbige SSorfä^*
rung beS SBerleS manches in einem günftigeren Sichte fetjen laffe.
SBietteidjt finbet fiefj balb ©elegentjeit, ba ein t)ieftger SJerein, wie wir
f)ören, mit bem (Sinftubiren beS übrigens äufeerft fcf)Weren SßerleS be*
fdf)äftigt ift. ©o ift eS red)t, man fott fidj mit Allem befannt machen.
Stenbert fid| bann unfer Urteil, fo berlaffe fidfj ber ©omponift ba«
rauf, wir wtberrufen feierlidtft. $eute aber fonnten wir nidjt anberS.64
[1844, l.guii.] XII.
ötompofttumen für JKnuffrte.
* Sari Gtoer«, 2>rttte Sonate (Dmoll). SBert 22.
©S ift eine bebentlidf)e Qbbt in ber Siteratur ber ßfabiermufif
eingetreten, namentlich in ©oloftücfen für baS Snftrument, weSljalb
wir immer mit X^)eilnal)me nadf) ©outpofittonen greifen, bie wenigftenS
üjrem Xitel nadfj auf ein ernfteS fünftlerifd&eS ©treben fd&Kefcen laffen.
Srren wir nidjt, fo würbe ber ßomponift obiger ©onate in SBiener
SSlättem fogar als eine Strt Sfteftaurateur beS guten ©efdjmadfs unb
jwar feiner SBeftrebungen im ©onatenfac^e wegen bejeid^net: ein
470 6. @öer$, ©onate.
Urteil bog nad) unferer äReinung inbeß außerorbentlidj cinju^ränfen
ift. SBir fennen bie früheren ©onaten beS £erm SoerS nid^t; fteljen
ftc aber nadf) gorm unb (Schalt nidjt f)öl)er als bie twrliegenbe, fo
finb fie eben SScrfud^c, wie biefe; fid| in claffifdjen formen ju Der*
fudE)en, mad^t aber nodf) lange feine Slafficität. 2Bie bem fei, bie
©onate reicht öollfommen f)in, fidE) ein Urtljeil über baS Xalent unb
©treben beS Somponiften ju bilben. 3ft fd&on jeber SScrfuc^, fid) in
größeren formen ju bewegen, fie beljerrfdf)en ju lernen, ein löblidjer,
fo bürfen mir biefe Slnerfennung audj §errn ©berS nid)t borentljal*
ten; anbererfeits treten freiließ UngefdE)icI unb mangelhafte SBilbung
nie ftärler tyerüor, als wo fie fid) an größere geraten wagen, unb
eS lann einem talentreidjen Dilettanten ein HeineS Äieb gelingen,
wätjrenb er bei bem SBerfud) einer ©onate bielleid)t nidjt über bie
SÄobulation nad£) ber Dominante tfinauStommt. 93or Slttem aljo ber*
miffen wir in ber ©onate bie üfteifterfdjaft in §anbf)abung ber gornu
2Bie ber Komponift auf Seite 4 fdfjon nadj Fdur mobulirt, wieber
abläßt, nodt) einmal nad) F dur mobulirt, bann müfffelig natf) A moll
fommt je. :c, — gefdjief)t nodE) alles ungefdfjicft, faft fdjülerljaft.
9iim fann ein SBerf trofc formeller ©djwädfjen df)arafterifd)e SSorjüge
unb ©d^önt)eiten befifcen; aber auä) in biefem 95ejug treffen wir nur
auf wenig StuSgejeid&neteS. Daß jeber Xact SKufif fei, bie ^orberung
bürfen wir freilief) nur an ben SReifter fteHen ; wir bedangen weniger
t)on §errn ©berS, bodfj aud£> meljr als foldje bürre, ftapperobe Sßaffa*
gen wie ©eite 6 unb 7. Das ift bie leibige ^ummelfdje SKanier,
bie benft, na<$ ber gehörigen Störung muffe nun audf) bem ßu^örer
imponirt toerben burd) gingerfertigleit. Daß tum ©d)luß beS ©a$e»
biefelben Sßaffagen unb bann in ber Xonica borfommen, berftel)t ftd).
Dem erften ©a| folgt ein Slbagio inFisdur, ein jiemlidj gefd&madf*
lofeS ©tücf, fjatb gopf, f)alb moberne ©üßlid&feit; eS wäre beffer
ungebrueft geblieben. Das 83efte in ber ©onate fd^eint uns baS X^ema
beS legten ©afceS, es l)at ©djwung unb ßeben; was bann folgt, ift
faft nur $affagengefdf)nörfel, ber eintretenbe 9Karfd| SetUnifdj genug,
©tatt beS erwarteten $raftfd)luffeS berläuft fid^ ber ©afc plöfelic^ wie in
ben ©anb unb in ein breifad)eS p. ©o fdjließt bie ©onate; möge fie
ber ßomponift felbft als eine ©tubie betrauten unb fpäter bie
9Keifterwer!e nachfolgen laffen; bor ber Jpanb wäre nur ber gute SBifle
anjuerfennen,
13.
3. SRaff, 6t. #efler unb £. 2Btd)mamt, (Staüterftücfe. 471
* 3to*d)tm SRaff, 2 Piices caractäristiques. Oeuv. 2.
©in ganj neuer Somponiftenname, ein Opu8 2, ba& SBertrautfieit
mit ber neuften ©pielweife, f)ier unb ba tpa^rtjaft mufifalifdje ßüge
öerrätf) — turj eine Ueberrafdjung. SDaS §eft enthält jwei mit
Pr61ude übertriebene ©tfidfe unb einen SBaljer. $)en legten wünfdf)<
ten wir unterbrach, er Hingt wie ein leichtfertiger Sßifc nadf) einer
SiebeSerflärung. Sin ben anbern SWummern gefällt un8 bie bei allem
Srnfte bod| jugenblidf)e Smpfinbung ; ein Stwa8, ba8 auf eine Qu*
fünft Ijtnbeutet. 9lod) liegt ber Somponift unter ben Sanben mober*
ner SSirtuofttät; weifc er ju wiberftef)en, wir bfirfen öiellei^t ©djöne3
t>on if)tn erwarten; an Begabung fd^eint e3 itjm nid)t ju fehlen.
14.
* @t. #efler, Improvisata sur une Melodie de H. ßeter. Op. 18,
„ ,, Caprice sur un motiv de TOpßra de Monsiguy:
le Deserteur. Op. 41.
SBenn Semanb ein SRed)t Ijat, feine Bearbeitungen frember Wto*
tiüe mit einer Dpu3jal)l ju begeic^nen, fo ift e8 ber obige Somponift.
3Me ßeitf^rift f)at f<$on öfters auf bie eigentümliche, geiftreid)e SBeife
aufmerlfam gemalt, mit ber ©t. geller Slnbrer ©ebanfen untjumün*
jen weife, bafe fiel) bie Originale bafür nur ju bebanfen t)aben. 3)abei
fdjreibt er fo öortrefflidf) für fein Snftrument, weife oft mit Wenigen
aKitteln fo f<$öne SSirlungen fjerborjubringen, wie faum ein anberer
©aloncomponifi. Unb xotö bieS alle« überwiegt, eine blütfjenreid&e
Sßtjantafie fpielt in feinen ©ebifben; fo füfjrt er uns in ber Saprice
über ein Xfjema t>on äßonfignt) wie burety ßauberet in eine alte t>er*
flungene Seit, fo giebt er in ber 3mprot>ifata über eine lanblidje üRe*
lobie üon SReber eine ganje fleine$)orfgefdf)id&te; er £)ält un« feft Wie
mit fpielenben Ringern, unb wir laffen'8 unS gern gefallen. Die
3)eutfd)en fangen an, biefen fdf)alft)aften ©eift ju begreifen; möchte
itjm ßeit unb SRuIje ju größeren unb Driginalarbeiten fommen! S)ie3
Sine wünfd^en wir.
[1844, 5. 2lu0.] 14.
* $. m^mann, Sonate (Gnioll). SBert 1.
Sine ©onate als Opu3 1 f)at jwiefad&en Slnfprudf) auf unfre
472 £. SBidjmann, (Sonate.
Xfieünafjme; wenn fc^on baS fettne Soncentriren bcr f d&affenben Äraft ju
©rjeugung größerer funftwürbiger ©ebitbe als bic $f)antafieen, Ueber-
tragungen, bercn £ert>orbringung Ijeute in boppeltem ©urne feine
fiunft meljr ift, {ebenfalls 33eadjtung Ijctfd^t, fo ift bieS um fo met)r
ber %aU, wenn ein Sünftler, ftatt einige entlehnte ©ebanfen in einer
faloppen, ausgetretenen gorm mit einem Sßaffagenfd&watt ju übergießen,
fidf) in bie Deffenttidjfeit mit einem Sßerfe einführt, baS bie SluS*
fprfid)e eigner ©ebanfen in einer gebilbeten, ebten gorm unb baju
gleite 3Käd£>tigfett beS ©trebenS wie ber fünftlerifdjen SJUbung be*
bingt ©in tiorfidjtigeS Urzeit ift ijier boppelt $fHdjt. ©efteljen
wir t)on t>ornf)erein, baß wir 3Jiand|eS unb §auptfäd|licf>eS an bcr
©onate auSjufelen i)aben, baß wir uns namentlich gegen Stuffaffung
unb ©til beS ©anjen erflären muffen, ©rößere,. bebeutfamere gor*
men erforbern audf) einen fräftigeren glügelfd)lag ber Sßfyantafie; torirf)e,
liebliche SDMobieen, furjgefdjürjte Sßerioben, leidjtgerunbeter, einfacher
gormenbau retten nidjt allein aus. ©S bebarf ba fräftiger, füljner
©ebanfen, einer fcf)Wungf)aften 3tuSfüf)rung. 9iid)t bloß bie Siebet
flogen ber Hirtenflöte, audf) ber SBogenfd^Iag ber ßeibenfdjaft foll ba
feine ©pradje finben. 3n allen t)ier ©ä|en biefer ©onate fließt alles
f o weidE} unb fanft bal)in, nirgenbs ein Slnftoß, eine SBranbung ; überaß
berfelbe glatte ©piegel. ©S fehlen bie fräftigen ©egenfäfce, bem Sidjte
ber ©chatten. 2BaS aber baS Snftrumentate anbelangt, fo gemährt
bie ©onate im StHgemeinen ungefähr ben Slnblicf einer ^a^bnfc^en.
$)arin liegt freilidf) ein harter SBorwurf, wir fönnen iljn aber bem
©omponiften nid&t erfparen. §at er, was wir iljm nid|t abfpredfjen,
ein gefunbeS Xalent, ein waf)rf)aft ernfteS Streben, fo muß, fo wirb
er balb öon felbft f)öf)ern glug nehmen. 3n jebem Satt ift eine ©nt*
täufdjung je früher befto weniger fd)tnerjtid|. SBäre Rummel, 3ßo*
freies, wäre SBeetljoben nid)t für if)n bagewefen — beffen was bie
neufte Qät für bie Xedfjnif beS SßianofortefpielS tf)at, gar nidjt ju
ermähnen — f o wäre gar nichts weiter ju fagen. §at er fiel) aber
abfi<$tfidj Ijerbeigelaffen, etwas ßeidjteS ju liefern, fo ift baS wenig*
ftenü unflug. S5ei einem erften Sßerfe, jumal einer ©onate, erwartet
man, baß ber ßünftler fein ipö<$fteS unb 83efteS gebe.
• [1844, 9. STuguft.]
22.
Styljortfttföe*. £$eater&üdjleut. 473
65
Steue, füllte äMobieen tnufjt bu erfinben.
„®§ l)at gefallen" ober „e8 f)at nidfjt gefallen'1 fagen bie Seute.
Sfö ob eö nidjtö §öljereä gäbe, als ben Seilten ju gefallen!
ßidf)t fenben in bte Xtefc beS menfd&lidfjen §erjen3 — be& Sünft<
lerS JBeruf!
SRiemanb lann meljr, als er n>ei{$. SJtiemanb tüei| meljr, als er
tarnt.
2Ber in ber Siteratur nid&t baS SBebeutenbfte ber neuen (Srfd&ei*
nungen tennt, gilt für ungebilbet. 3n ber äWufif fottten toir audf)
fo weit fein.
Sßorüber bie SMinftler tage*, monate«, jahrelang nadfjgebacljt fjaben,
baS »oQen bie Dilettanten im ijjufd) weggaben?
«Ijeaterbfidileitt (1847- 1850).66
3>oljatttt toon $ari£ *oit Soielbteu,
($en 4. 2Kat 1847 in $re$t>eiu)
®ine SReiftcropcr. ßtüei 2tcte, jwei 3)ecorationen, jwei ©tuuben
ßeitlänge — alles trefflief) geraden* Sean be SßariS, 3t9ar°/ UIt&
SBarbier, bie erften fomifd^en Opern ber SBelt unb nur bie Nationen
ber ßomponiften jurücffpiegelnb!
3nftruntentation (auf bie jefct mein §auptaugenmerf gef)t) überaß
meifterlidE) — bie 331aSinftrumente, n&mentlidf) Slarinetten unb £ömer,
mit Vorliebe bef)anbelt, ben ©efang nirgenbs beefenb, — bie SBiolon*
cefloS f)ier unb ba fdfjon als felbftänbige Stimme mit Effect bef)anbelt.
£6roer Hingen in f>otyer Sage, toenn bie ©ingftünme nodj f)öljer
liegt, feljr gut, öerfd^meljen ftd| mit iljr.
474 $l)eaterbüdjleht.
Semyleir ttnb ^fibtn *ott SWarfdjner*
($ett 8. 9ttri 1847.)
äftit grofcem ©enufc gehört. 3)ie ßompofition f)ier unb ba m
rutjig, nid)t ganj ftar inftrumentirt, neben einer gütte geiftreidjer 2Re*
lobteen. SBebeutenbeS bramatifd^eS Xalent, einjelne Änflänge an äBeber.
©in ©belftein, ber fid) nid)t ganj t>on feiner rot)en JpüQe [Ijat] iv
freien fömten.
SSefyanblung ber ©ingftimmen jutn £f)eil nidf)t banfbar unb üom
Drd&efter erbrücft. 3U &iel Sßofaunen.
2)ie 6f)öre gingen fpottfdfjlecf)t, fie müfjten tljeiltüeife größere
SBirfung machen.
3n ©umma, na<$ ben SBeberf^en bie bebeutenbfte beutf^e Dpet
ber neuem Qtit
3yf}igenia in SfoliS toon ©Imf.
^en 15. 2Kai 1847.)
©$röber*2)et>rient, SUjtämneftra; [Soljamta] SBagner, SpIjigeniQ;
äRitterrourjer, Stgamemnon; £tcf)atfd)ef, Stritt.
9ftdf)arb SBagner Ijat bieDper in ©cene gefegt; ©oftümiruug unb
©ecoration fet)r angemeffen. Stud^ an ber 2Kufif fyat er ^injuget^an;
idj glaubt' e3 t)te unb ba ju tfören. Sludj ben ©d&lufc „tiadj Xtoja*
f)injugemacf)t. £>ie3 ift eigentlich unerlaubt, ©lud toürbe an 9t
SßagnerS Dper triellei<$t ben umgefeljrten $rocefe öorne^men — weg»
nehmen, fjerauSfdjneiben.
2Ba8 fott itf) über bie Dper fagen! SBie lange bie 2Belt fteljt,
fold^e SKufif wirb immer toieber einmal jum SBorfdjein fommen, toirb
nie alt.
©in großer origineller Sünftler. SKojart fteljt auf feinen ©d)ul<
tern fid)tbar; ©pontini copirt iljn oft toörtlidf).
S)er ©d^lufe ber Dper toieber öon Ijödjfter Sßirfung, tote in Ärmiba.
$attttf)äufer toott 9Hdjart> SBagner.67
(Seit 7. Sluguft 1847.)
©ine Oper, über bie fid) nid)t fo in Äürje fpred)en läßt. ©enujj,
bafc fie einen genialen Slnftrid) fjat. SBär' er ein fo melobibfer 3Jto»
fifer, loie er ein geiftreidjer, er toäre ber 2Kann ber 3e^
Stjeaterbüdjleht. 475
SSiel liefce fid) über bic Dpcr fagen, unb fic üerbiente e3, id| Ijebe
e8 mir auf jpätcr auf*
Sa tJrfttoortte tum Sontjeitt.
($en 30. Sfofluft 1847.)
9?ur jwei Slcte ^örte id). Sßuppentljeatermufif!
Gnrijattilje fcott G. 8W* *ott 2Btber,
($en 23. (September 1847.)
®ejd)Wärmt Ijaben wir tote lange nidjt. Die Söiufif ift nod| öiel
ju wenig erfannt unb anerfannt. @3 ift Jperjbtut, fein ebetfteä, was
er tjatte; ein ©tüd Seben f)at iljm bieDper gefofiet — gewife. Slber
aud) unfterblicf) ift er burd) fie.
(Sine Seite glönjenber 3uwelen üom Slnfang bis jum ©djlufe.
SltteS f)öd)ft getftreid) unb meifterfjaft. Die ®f)aralteriftif ber ©in*
jelnen, namentti$ Sglantinen* unb ®urt)antf)en3, wie t)errltdfj — unb
wie Hingen bic Snftrumente! 8lu8 ber innerften Xiefe fpre^en fie
ju uns*
SBir waren ganj öott baöon, fpradjen nod| lange barüber, Da3
genialfte ©tü<f ber Dper fd|eint mir ba3 Duett jwifdjen Styfiart unb
©glantine im ^Weiten 8ct. Der 2ftarfd) im brüten Act ju (Sfjren ber
nämtidjen ift' 8 aud), aber nidfjt ©injelnem, bem ©anjen gebührt bic
Srone.
©arbter tum Setotfla tum SRofjmt.
(3m ftobember 1847.)
2ftit ber 33iarbot*®arcia als Sftofine. 3mmer erf)eiternbe geift*
reiche äRufif, bic befte, bie SRoffini je gemalt. Die Sßiarbot madfjt aus
ber Dper eine grofte Variation; faum eine SMobie läfct fie unge<
froren. SBeld)' falfdje 9foftd|t üon S3irtuofenfrett)eit ! UebrigenS tf)re
befte ftotle.
Stumme tum ^orttet tum 2fnber.
($en 22. gebraut 1848.)
Die Dper eines mufilalifd^en ©liuföfinbeS. Der ©toff Ijat fie
erhalten. Die 2Kufit gar ju rot), gemütf)lo8, babei abfdfjeulidi inftru*
mentirt. Jpier unb ba gunfen üon (Seift.
476 Xljeaterbüdjleitt.
Oberott toott äBefeer.
($en 18. aRöra 1848.)
©ar jit fyrifdjer ©toff. Sfad) bie Sttuftf anbcrtt SQ3eberf(^en
Opern an griffe nad)ftef)enb. ©ine fd|Iumprige Shtffüljrung.
f^erbittattb Sorte; Hon Spouttnt.
($en 27. Suli 1848.)
2Rit Sntjücfcn jum erftenmal gehört.
Sribelio tiott Seetijotoen.
($en U. Sfoguft 1848.)
©djtedjte Stuffü^ruttg unb unbegreifliche £emponaf)me toott 91.
SBagner.
$eimUdje @lje tum Sitttarof a. 6S
($en 19. Suni 1849.)
3m Xedjnifdien (@a| unb Snftrumentation) burdjauS meiftertidj,
fonft jiemltcf) intereffetoS, jule^t toa^aft langtoeiKg unb aller @e*
banfen tebtg.
9Baf)crträger Hon ß^erubim.
($en 8. 3uli 1849.)
2Hit großer greube an ber geiftreidjen meifterlidjen Dper feit
trielen Sauren toieber jum erftenntal gebort. Sin vortrefflicher SBaffer*
trager in ©äff «fte.
$ro)>ljei Hon ©tat. SBietjerbetr.
($en 2. gebruar 1850.)
+
äRufifrfifd)e $au£* unb fie&enSregeln. 477
Jlu(tkölifd)e ^öus- unb £ebeitB«gelit/9
SDie »ilbung beS ©cfjörS ift baS 2Bid)tigfte. Semü^e bidf> früt)*
jeitig, Xonart unb Xon gu erfennen. 3)ie ©lodfe, bic genfterfd|eibe, 70
bcr $ucfu<f — forfdfje nad), toeld&e Xone fte angeben.
S)u foBft Xonleitern unb anbere Fingerübungen fleißig fpielen.
(SS giebt aber oiele Seute, bie meinen, bamit aBeS ju erreichen, bie
bis in ifjr f)ol)eS Stlter täglicf) rnele ©tunben mit mecljanifcljem Ueben
Einbringen, 2)aS. ift ungefähr ebenfo, als bemühe man \id) täglid),
baS 8133© möglidfjft fdjnell unb immer fdjnefler auSjufpredjen. SBenbe
bie ßeit beffer an.
2Han fjat f ogenannte „ftumme ßlaöiaturen" erfunben ; öerfuc^e fie
eine SEBetle lang, um ju fefjen, bafc fie ju nid^ts taugen. 33on
Stummen fann man nidfjt fpredjen lernen.
Spiele im Xacte! S)aS ©piel mancher SSirtuofen ift tote ber ©ang
eines S3etrunfenen. ©old^c nimm bir nid&t jum SDiufter.
Seme früf)jeitig bie ©runbgefejje ber Harmonie.
gürdfjte bidfj nict)t oor ben SBorten: Xljeorie, ©eneralbafc,
Gontrapunftac; fie lommen bir freunblid) entgegen, toenn bu
baffelbe tf)uft.
klimpere nie! Spiele immer frifdf) ju, unb nie ein ©tüd ^alb*
©dfjleppen unb eilen finb gleid| grofee geljler.
83emüf)e bid&, leiste ©tiiefe gut unb fdjbn ju fpielen; es ift beffer,
als fdjtoere mittelmäßig oorjutragen.
Du Ijaft immer auf ein rein gefttmmteS 3nftrument ju Ratten.
478 äßuftfalifäe §au&* imb SebenStegeln.
9?id)t allein mit ben Ringern nutfct &u bröw ©tüdEdjen fonnen,
bu mufct fic bir auä) of)ne ßlamer üorträöertt fönnen. ©dfjarfe beute
ginbilbungSfraft fo, bafe bu nid)t allein bie 2Mobie einer ©ompo*
fttion, fonbern audf) bie baju gehörige Harmonie im ©ebädtjtnifj feft*
jufjatten toermagft.
93emü^e bidf), unb wenn bu audfj nur wenig Stimme fjaft, o^ne
§ülfe be8 3nftrumentö toom Statt ju fingen; bie ©djärfe beineS ©e»
IjBrä wirb baburdi immer juneljmen. §aft bu aber eine IfangöoDc
©timme, fo fäume feinen Slugenblidf, fie auSjubilben, betraute fie aß
ba3 fd^önfte ©efdfjenf, baS bir ber Jpimmel üerlietyen!
33u mufct e8 fo weit bringen, baft bu eine 2Äufif auf bem Rapier
toerfief)ft. ._
äßenn bu fpielft, fttmmere bidj nid)t barum, Wer bir juf)ört.
©piele immer, als f)örte bir ein 9Keifter ju.
Segt bir Semanb eine (Sompofttion jum erftenmal öor, ba& bu
fie fpielen foQft, fo überlieä fie erft.
§aft bu bein mufifalifdfjea Xagewerf getrau unb füljlft bid) er*
mübet, fo ftrenge bid) nidjt ju weiterer Slrbeit an. S3effer raften, al*
of)ne Suft unb griffe arbeiten*
©piele, wenn bu älter wirft, nichts 2Robifd)e8. 33ie ßeit tft fofc
bar. 2Ran müfcte fjunbert 3Kenfd)enteben fjaben, wenn man nur afle§
®ute, was ba ift, fennen lernen wollte.
2Rit ©üfcigfeiten, SSadE* unb ßuderwerf jiet)t man feine Siuber
ju gefunben 2Renfd}en. SBie bie leibliche, fo mufc bie geiftige Soft
einfadfj unb fröftig fein. £5ie SKeifter fjaben f)inlänglid| für bie
festere geforgt; galtet euef) an btefe.
Silier Sßaffagenfram änbert fid) mit berßeit; nur, wo bie gertig*
feit f)5t)eren ^werfen bient, Ijat fie SBertf).
SRufifattjdje $auä* nnb ße6cn^regcln. 479
©dfjled|te Sompofitionen mufct bu nid)t üerbreiten, im ®egentf)eil
fie mit aßet Sraft untcrbrttcfen Reifen.
2)u foUft fdfjled|te Sompofitionen Weber fpiclcn nodfj, wenn bu
nid^t baju gezwungen bift, fic anhören.
@udj' eS nie in ber gertigfeit, ber Sogenannten 33ra&our. ©udje
mit einer Sompofttion ben (StnbrudE fjeröorjubringen , ben ber Som*
ponift im ©inne ijatte; meljr fotl man nidjt; was barüber ift, ift
3errbilb.
SBctrac^tc eS als etwas Slbf d&eult<i|eS , in ©tüden guter Xonfefcer
etwas ju änbern, wegjulaffen ober gar neumobifdje SBerjierungen an*
Jubringem S)ie3 ift bie gröfcte ®df)tnad), bie bu ber Äunft antljuft.
SBegen ber 2Baf)l im ©tubium betner ©tüde befrage Weitere; bu
erfparft bir baburd) Diel ßeit.
®u mufft nadfj unb nadfj ade bebeutenberen äßerfe aQer bebeuten*
ben äReifier fennen lernen.
Saft bidfj burdfj ben SBeifall, ben fogenannte grofce SBirtuofen oft
erringen, nidjt irre madfjen. S)er 33eifatt ber Sünftfer fei bir mef)r
wertf) als ber beS großen Raufen«,
Stiles 2ftobifd)e wirb wieber unmobifdfj, unb treibft bu'S bis* in
baS älter, fo wirft bu ein ®ecf, ben iKtemanb achtet.
Sßtcl ©pielen in ®efeüfdfjaften bringt meljr ©traben als Sftujjen,
©ief) bir bie Seute an; aber fpiele nie etwas, beffen bu bidj in beinern
3nnem ju fdjamen Ijätteft.
SSerfäume aber teine ®elegent)eit, wo bu mit Stnberen jufammen
mufteiren fannft, in 2)uoS, XrioS zc. Dies mad&t beut ©piel ftiefcenb,
fdjwungtooll. 2lud> Sängern aecompagnire oft.
SBenn äße erfte ^Biotine fpielen wollten, Würben wir fein Dr<
djefter jufammen befommen. Sldjte batjer jeben ÜJiufifer an feiner
©teile.
480 äRufitaltföe £au3* unb ße&enSregeln.
ßtebc bein gnftrument, fjalte eS aber nidjt in ®üclteit ffir baä
f)öd)fte unb einzige. SBebenfe, baß e3 nod| anbete unb ebenfo fdjöne
giebt. SBebenfe audfj, baß eä ©änger giebt, baß int (Sfjor unb Drc^e*
fter ba3 &od>fte ber ÜJiufif jur 8tuäfpracf>e fommt.
SBenn bu größer wirft, beriefe mef)r mit Partituren als mit
SSirtuofen.
©piele fleißig gugen Pter Sßeifter, öor Stlen Don 3of). ©eb.
33ad). 2)a8 „wofjltemperirte ßlamer" fei bein tägltd) 83rob. S)aira
wirft bu gewiß ein tüchtiger SDhififer.
©udfje unter beinen Sameraben bie auf, bie mef)r als buwiffetu
SJon beinen mufifalifdjen ©tubien erhole bidfj fleißig burd| 2)id)*
terlectüre. Ergebe bidj oft im freien!
S8on ©ängern unb ©ängerinnen läßt fid) mandfjea lernen, bodj
glaube tfjnen aud) nid)t aüeg.
Jpinter ben Sergen wohnen anä) Seute* ©ei bef djetben! $u
Ijaft nod) nichts erfunben unb gebadet, wag ntdjt Slnbere üor bir
fdjou gebaut unb erfunben. Unb l)ätteft bu'S, fo betraute e3 afö ein
®efdfjenf öon Oben, ba§ bu mit änberen ju feilen Ijaft.
2)a3 ©tubium ber ©efdjid)te ber Söiufif, unterftüfct üom leben«
bigen §ören ber 3Keifterwerfe ber aerfdfjiebenen Sporen, wirb bidj
am fdfjnettften öon Sigenbünfel unb (Sitelteit curiren.
(£in fdfjöneä S3ud& über 2ttufif ift baS „lieber SReinljeit ber Xoit'
fünft" öon Xf)ibaut. Sieg e3 oft, wenn bu älter wirft.
®ef)ft bu an einer föirdfje öorbei unb f|Brft Drgel barin fpielett.
fo getje f)inein unb f)5rc jit. SBirb e§ bir gar fo wof)l; bidj felbjt
auf bie Drgelbanf fefcen gu bürfen, fo öerfuc^e beine fleinen Ringer
unb ftaune üor biefer StUgewalt ber 9Kufü.
SSerfäume feine ®elegenf)eit, bid| auf ber Drgel ju üben ; eB giebt
SJhtftfaUfdje $au£* unb ßebeitSregeln, 481
teüt gnftrunteitt, ba8 am Unreinen unb Unfauberen im Xonfafc tüte
im ©piel alfogleidf) SRadfje näljme, als bie Drgel.
©ütge fleißig im ßf)or mit, namentlich SRittelfttmmen. 2)ie8
madjt bid^ mufilalifdff.
2Ba8 ^ei^t benn aber mufitalifdi fein? 2)u bift e8 nid&t, wenn
bu, bie Äugen ängftltd^ auf bie SRoten gerietet, bein ©tücf mttljfam
ju @nbe fpielfi; bu bift e8 nid^t, wenn bu (e8 wenbet bir Semanb
etwa jwei Seiten auf einmal um) fteefen bleibft unb nicfyt fortfannft.
S)u bift e8 aber, wenn bu bei einem neuen ©tücf ba8, wa8 fommt,
ungefähr aljneft, bei einem bir befannten au8wenbig weifet, — mit
einem 28orte, wenn bu 9Äufif nid|t aQein in ben Ringern, fonbem
audf) im Sopf unb §erjen f)aft.
SBie wirb man aber mufifalifdfj? £iebe8 Äinb, bie #aupt*
fadfje, ein fdfjarfe8 Dljr, fdjnefle 9tuffaffung8fraft iommt, wie in allen
fingen, üon Dben. Aber e8 läfct fidfj bie Stnlage bilben unb erljöljen*
3)u wirft e8 nidfjt baburdf), bafe bu bid) etnfteblerifdi läge lang ab*
fperrft unb mecfyanifdie ©tubien tretbft, fonbem baburdfj, bafe bu bidfj
in lebenbigem, öielfeitig<mufi!alifd)em Serfeljr erläuft, namentlich ba*
burd|, bafc bu toiel mit Styor unb Drd|efter aerfeljrft
SOtad^e bidfj über ben Umfang ber menfd^lid^en ©timme in iljren
mer §auptarten frü^jeitig Ilar; belaufte ftc namentlid) im Sljor, for*
fdfje nadfj, in welken Sutertoatten U)re f)öd|fte Kraft liegt, in weldjen
anbern fie fid| jum SBeidfjen unb garten fcerwenben laffen.
£öre fleißig auf alle 3$olf8lteber; fie ftnb eine gunbgrube ber
fdjimften SMobieen unb öffnen bir ben SBtidE in ben Sljaraiter ber
t>erfd|iebenen Kationen.
Uebe bid) frütföeitig im Sefen ber alten ©djlüffel, Siele ©d>ä|e
ber Vergangenheit bleiben bir fonft öerfdjloffen.
Sichte fcfyon frü^jeitig auf Xon unb Sf)aratter ber berfdjiebeuen
Snftrumente; fuetye if)re eigentl)ümltd|e Klangfarbe beinern Dljr einju*
prägen.
©äumann, ®ef. Stiften. II. 31
482 äßuftfaltfdje $au£* unb Se&enSregeln.
®ute Dpero ju Ijören, toerfäume nie.
©t)te ba3 Stttc Ijodf), bringe aber aud) bem Sleuen tin warmes
&erj entgegen* @egen bir nnbelannte Kamen liege fein SBorurtljeil.
Urteile ni$t nad) bem (5rftenmall)ören über eine (Sompofttion;
mag bir im erften Stugenbltcf gefällt, ift nidfjt immer ba$ SBcftc. 2Rei*
fter motten ftubirt fein. SSiele» mirb bir erft im Ijödiften Älter flar
merben.
Sei 33eurtt)eilung öon ßompofitionen unterfd£>eibe, ob fie bem
Sunftfad) angehören ober nur bitettantif^e Unterhaltung bejmeden.
gür bie ber erften 8lrt ftelje ein; roegen ber anberen erjärne bid)
nidjt!
„SMobie" ift ba8 fjelbgefdfjrei ber S)tlettanten, unb getmfj, eine
3Rufi! ofyne SKelobie ift gar leine. SBerftelje aber moljl, xoai jene bar»
unter meinen; eine leid|tfaf3lidf)e, r^t^mif ^gefällige gilt itynen aQeht
bafür. @3 giebt aber audf) anbere anberen ©djlageS, unb mo bu
33ad(j, 9Kojart, 83eet^ot>cn auffd|lägfi, bliien fie bidf) in taufenb »er*
fdjiebenen SBeifen an: be3 bärftigen ©tnerleis namentlich neuerer üa<
lienifdjer Dpernmelobieen wirft bu Ijoffentlidj balb überbrüffig.
©udjft bu bir am Klarier Heine 2Mobieen jufammen, fo ift
ba3 mof)l Ijübfdfj; lommen fie bir aber einmal bon felbft, nid&t am
©latoier, bann freue bidfj nodf) me^r, bann regt fid) in bir ber innere
Xonfinn. — S)ie ginger muffen matten, mai ber Sopf miß, nid(i
umgefef)rt.
gängft bu an ju componiren, fo madfje alles im ffiopf. Grft
menn bu ein ©tüdf ganj fertig Ijaft, probire eä am Snftrumeute. fiam
bir beine SHufif an& bem 3nuem, empfanbeft bu fie, fo tirirb fie aitd)
fo auf Rubere nrirfen.
33erlief) bir ber Jpimmel eine rege ^ßfjantafie, fo mirft bu in ein*
famen ©tunben mof)l oft ttrie feftgebannt am Flügel fifcen, in §at*
monieen bein 3nnere3 auSfpredjen motten, unb um fo ge|eimnifeöotler
wirft bu bidfj mie in magifdfje Greife gegogen füljlen, je unllarer bir
öietteidjt ba§ £armonieenreid| nod) ift. 3)er 3ugenb glücflidfjfte ©tunben
äRufitatifdje $aii*« unb SebeitSregetn. 483
fhtb biefe. §ütc bidfj inbeffen, bid| ju oft einem Talente f)inju*
geben, ba3 Sraft unb 3eit gletdjfam an ©dfjattenbilber ju toerfdjwen*
ben bid| herleitet. 2)ie 33e$errfdf>ung ber gorm, ^e Ätaft ftarer ®e*
ftaftung gewinnft bu nur burdfj baä fefte 3^en ber ©d|rtft. ©treibe
alfo meljr, al8 bu pf|antafirft.71
Sßerfdfjaffe bir frü^jettig Äenntnifi t>om 2)trigiren, ftef) bir gute
Dirigenten oft an; felbft im ©titten mit ju birigiren, fei bir untter*
we§rt. 2)ie3 bringt Ätar^ett in bidfj.
©iet> bid(> tüchtig im Seben um, tpte auä) in airberen fünften
unb SBiffenfdjaften.
3)ie ©efefee ber SRoral finb audfj bie ber Äunft.
SDurdf) gleifc unb ausbauet wirft bu eS immer tjc^er bringen.
8luä einem Sßfunb Sifen, ba& wenig ©rofdjen foftet, laffen fid)
mcle taufenb Ufjrfebern matten, beren 2Bertlj in bie §unberttaufenb
geljt. 3)a$ Sßfunb, ba£ bu öon ©Ott erhalten, nüfee e3 treulidfj .
Dfjne @ntljufia8mu3 wirb mcf>t3 Stentes in ber ftun[t ju SBege
gebraut.
S)ie Äunft ift ntd)t ba, um $Reid(jtf)ümer ju erwerben. SBerbe
nur ein immer größerer Sünftler; alles Rubere fällt biröon felbft ju.
SRur erft, wenn bir bie gorm ganj ffar ift, wirb bir ber ©eift
Mar werben.
SSieDei^t üerftef)t nur ber @eniu8 ben ©eniuä ganj.
®3 meinte Semanb, ein öoßfommener SRufifer muffe im ©tanbe
fein, ein jum erftenmal gehörtes, auef) cotnplicirtereS Drd|efterwerf wie
in leibhaftiger Partitur t>or fidE) ju fefyen. 2)a& ift baB $öd|fte, was
gebadet werben lann.
©8 ift be3 SernenS fein Snbe.
SR* ©dfjumann.
[1850, 3. 9RatJ
31*
484 3- SöraljmS.
* Heue Jetten.
©8 finb Sa^rc öerftoffen — beinahe ebenfo ütete, afö idj ber
früheren SRebaction biefer SBlätter wibmete, nämftdi jeijn, — bafc idj
mid) auf biefem an ©rinnerungen fo reiben Xcrrain einmal Ijätte Der*
nehmen laffen.72 Oft, ttofc angeftrengter probuettoer Xljatigfett, füllte
tdfj midfj angeregt; manche neue, bebeutenbe Xalente erfd^ienen> eine
neue Äraft ber 2Hufif fd)ien ftdfj anjufünbigen, tote bie§ öiete ber
f)odE)aufftrebent>en Äünftler ber jüngften ßeit bejeugen, toenn audj
beren $robuctionen mef)r einem engeren Greife befannt ftnb * 3d)
backte, bie 83aljnen biefer SluSerwäljIten mit ber größten X^eitaaljme
toerfotgenb, e& würbe unb muffe nadfj folgern SBorgang einmal plöjjlidj
©iner erfd&einen, ber ben f)Bd^ften SfaSbrudf ber ßeit in ibealer SScifc
aussprechen berufen wäre, (Siner, ber un3 bie SWetfterfdfjaft nidjt in
ftufenweifer Entfaltung brädjte, fonbern, wie SÄtneröa, gleidj tooßtom*
men gepanjert aus bem Raupte be8 Sronion fprange. Unb er ift ge*
fommen, ein junges 33Iut, an beffen SBiege ©rajien unb gelben 3Bad)e
gelten, ©r Reifet 3of)anne3 33raf)in3, lam mm Hamburg, bort in
buntter ©title fdjaffenb, aber toon einem trefflichen unb begeiftert ju<
tragenben Setyrer** gebilbet in ben fdjwierigften ©afcungen ber Äunft,
mir furj üor^er toon einem öereljrten befannten SReifter*** empfohlen.
@r trug, aud) im Steueren, aUe Stnjeid^en an fiel), bie uns anfün*
bigen: ba8 ift ein ^Berufener. 5lm ßlamer ftfcenb, fing er an, wun-
berbare Legionen ju enthüllen. SBir würben in immer jauberijdjere
Steife tiineingejogen. SDaju fam ein ganj geniales ©piet, ba3 aus
bem ©lamer ein Dr^efter bon wef)Hagenben unb Iautjubelnben ©tira*
men machte. ©3 waren ©onaten, mef)r öerfdfjleierte ©ljmpf)omeen, —
Sieber, beren ^ßoefie man, of)ne bie SBorte ju lennen, toerfteljen würbe,
obwohl eine tiefe (Sefangmelobie fidf) burdfj aße ljtnburdjjief)t, —
* 3tf> fjabe ijier im (Sinn: 3o|ep^ 3oa(^tnt, (£rnft Naumann, Sub*
tnig Norman, SBolbemar SBargicI, $l)eobor föirdjner, 3ultu3 ©djäf'
fer, albert SHetrid), be£ tieffinnigen, groger Shmft befliffenen geiftitdjen %on*
fefcerS g. @. 9GB i Hing nidjt au bergeffen. 3113 rüftig fdjreitenbe Vorboten toären
i)ier aud> SRietö SB. ©abe, (S. «. Sülangolb, Robert g ran a unb St. geller
ju nennen. [Sd).]
** <£buatb 9Äarjfen in Hamburg, [Sd).]
*** Soa^im.
& »rtrtjmS. 485
einzelne ©Iatoierftüd e, tf)eütoeife bämonifdjer Katur fcon bcr anmutig*
ften tjorm, — bann ©onaten für SStoIine nnb (Sfaöier, — Quartette
für ©aiteninftrumente, — unb jebeS fo abtoeidienb üom anbern, bafe fic
jebeS öerfd|iebenen Duellen ju entftrömen fdjienen. Unb bann fdjien
es, als bereinigte er, als ©trom bafjinbraufenb, alle toie ju einem
SBafferfatt, über bie ^inunterftürjenben Sßogen ben frieblidjen Stegen*
bogen tragenb unb am Ufer üon ©djmetterlmgen umfpielt unb ton
SiadjtigaHenftimmen begleitet.
Sßenn er feinen 3^uberftab baljin fenfen wirb, too if)m bie SRädjte
ber SDiaffen, im (Sljor unb Drd|efter, ü)re fträfte leiten, jo fielen uns
nod) tmmberbarere Slicfe in bie ©e^eimniffe ber ©eiftertoett beöor.
äRödjte ifjn ber Ijödjfte ©eniuS baju ftarfen, »oju bie 3Sorau8fid|t ba
ift, ba tf)m audj ein anberer ©eniuS, ber ber 83efd>eibenljeit, inne*
too^nt. ©eine SRitgenoffen begrüben i^n bei feinem erften ©ang
burd| bie SBett, too feiner mettetdjt SBunben warten »erben, aber aud)
Sorbeeren unb Sßatmen; nrir t)ei|en i^n tmttfommen als ftarfen
Streiter.
®S mattet in jeber ßeit ein geheimes 83ünbnifj öertoanbter ©ei*
fter. ©djtiefjt, bie tf)r jufammengef)ört, ben StreiS fefter, bafc bie
Sßaf)rf)eit ber Sunft immer flarer leuchte, überall greube unb ©egen
t>erbreitenb !
[1853, 28. Dctober.] 5ft. @.
Slnmerfungen.
^ * ^ "cr-^n - ^
1 (©. 7). ©ennett fam am 29. October 1836 nad) Seipjtg unb blieb faft adjt
SKonate bort Heber feinen freunbfdjafttidjen SSerfetjr mit ©dmmann enthält fein
Xagebudj allerlei (Sinaeidmungen, beren Sttittljeitung idj feinem ©olme, $errn 3ameS
©ternbale Stennett in $erbto, berbanfe. Einige SluSjüge mögen fjier folgen.
3. SRob. 1836: „@ing geftern Sibenb jum Slbenbeffen ins $ötel be »abiere,
roo idj jtoei meiner neuen greunbe traf — bie Ferren ©dmmann unb [Ebuarbl
gfranef unb einen anbern SDhififer, ber mir fremb mar. SBir tourben aber balb
greunbe hti einem ©lafe ©eft. gd) !am um elf in meiner SBofmung an, toaS f)ier
ju Sanbe für ungeheuer foät gehalten toirb. §eute werbe td) als Abonnent im
£ötel be SBabttre anfangen.1'
4. 9ßob. : „§dbt tbm #errn SSiecf befugt, Ijabe aufeerbem gräulein
(Slara 2Bic(f mein ©ompliment gemacht, — ein feljr flugeS SJläbdjen, bog famoS
fpielt. ©ie fpielte mir ein ©oncert bor, bog fie componirt Ijat. 3dj wollte, alle
aJMbdjen wären fo wie fie."
3n ben nädtften 2Bod>en folgen SBermerfe über SBefudje bei unb bon ©djumann
unb über gemeinfdjaftlidjc Spaziergänge, ©djumann führte ©ennett bei Äiftner (feinem
bemnädjftigen Verleger) unb bei grau Henriette SBoigt ein. Unterm 28. 9*ob. Ijei&t
eS: ,,©ing ^eute $u ©djumann, um il)n ju befugen, ba er feljr franf ift."
Sludj nad> ber $>eimatt) berietet ©ennett über feine SBefanntfdjaft mit ©dju»
mann. 91n feinen greunb gameS $abifon in Sonbon f abreibt er: „3dj Ijabe einen
greunb gefunben, ber ganj nadj deinem ^erjen fein, ber mit $ir bie gan^e Sßadjt
wachen unb raupen unb plaubero würbe: fein SRame ift Stöbert ©djumann." ES
tturb baburdj aufs jfteue beftätigt, bafj ©djumann in feinen jungen Sö^en feines*
loegS jene betjarrlidje ©djweigfamfeit geigte, bie fpäter ein ©runb^ug feines SBefenS
tt?ar. SBei ber Erörterung biefeS fünftes fdjrieb mir $err ©ennett: „9Rein SBater
Ijat ©djumannS nie als eines feljr fdjweigfamen SJianneS erwähnt, greitidj war fein
enger SSerfefyr mit itmt faft nur auf feinen erften SBefudj in Seutfdjlanb befdjränft,
unb ©djumann ift bielleidjt erft fpäter fo fdjweigfam geworben."
SBie ©ennett, fo fdjrcibt audj ©djumann ben ©einigen über ben neugewonnenen
Sfreunb. „ . . . $ann ift nod> ein junger Englänber SBitliam ©ennett in unfern
täglichen Greifen, ©nglänber bura^ unb burdj, eine poetifa^ fa^öne ©eele, bielteidjt
bring' ia^ auc^ ben mit." (Sbenfo toünfa^t er $iKcalmaglio bie ©efanntfa^aft 83en*
nettS, ber „ein ©ngel bon einem Xonfünftier" fei.
490
9famerfungen.
©ennettS Xagebud) berietet unterm 14. gebr. 1837: „2tteine Dubertüre bie
föajaben] nmrbe geftem 9tbenb mit gutem Seifatt aufgenommen. 3<fj birigirte ftc
felbft (auf 9Renbel£jol)n3 SBunfd)) unb ttm&te nidjt, too idj mit meiner linfen §anb
bleiben feilte. 3m jtteiten Xljeüe be3 SoncertS tomrben ©cenen au3 ©oetfjeS gauft
gegeben mit Sttufif bon einem preußifdjen Sßrin$en [gfirften 9tab§hr>ill;. Sfag biefem
Slnlaß gingen ©djumann, ©oetfje (ber (£nfet), $rmftrong unb grand mit mir nadj
Dr. gaufts, b. f). Sluerbadjg ftefler. @3 toaren ba einige ttmnberbare alte ©itter
bom 2)octor unb dorn Xeufel, unb ber Ort madjte einen feljr fdjttefelfjaften
(Sinbrucf. SJleljr Witt id) barüber nidjt fagen."
9ln biefem Slbenbe f abrieb S3ennett ben (£anon:
f^i
UJL-U-
3^
£
£err ©dju«mann ift ein gu - ter 3Jlann, er raucht Xa*baf ati
M=&=^
£e*
£eö
£
$err ©d)u*mann ift ein gu * ter Sttann, er
%
2
j^-MJgüfca
Sfc
E^^
jbfcy
9Ke«tnanb famt, ein 3Rann »tel»leid|t Bon
brei * fctg 3a*)r ™ü
£
^b
■P_t f ,f ,#==£=*=£
9i
raucht £a*baf als 91ie * manb fann, ein Wlann bieMeidjt Don
fr-^-flTJd^Ebizfej^^l
für - $e ÜftaS' unb für * je §aar.
Oebr. 13, 1837.)
f-^rf J
^^
£EÖE
brei* gig 3al)r mit für * je 9to3' unb für* je $aar.
($5ie Driginalljanbfdjrift biefeS (SanonS fam fpäter — tt>aljrfd)einli<9 burd) Sau*
mann — in ben 93efifc ber Wiener ©efeflfdjaft ber 2Rufiffreunbe.)
SKenbetefofjnS £odjaett$tag, ben 28. SKdrj 1837, feierten ©a^umamt unb «ernieü
burdj ein Sttittageffen in einem $)orfe bei fieipjig.
2fat 13. Slpril gab ©ennett gut geier feine« 21. ©eburtStageS ein grüiprf,
an toeldjem aud) Schumann tyeilnaljm. „©djumann fdjitfte mir einen $rief Martin
2uil)tvS, grau SBoigt einen bon SSeber. ©oetf>e gab mir feines ©rofcbaterS SSerte,
— grau ftiftner fdjenfte mir etwa« in einem Korbe mit einem Sorbeerfranj, mos
auSfafj wie eine Sfjeebüdjfe, fid) fdjlie&lidj aber at* ein ßaftdjen entpuppte, ba»
einen ftlbernen 93ed)er unb XeHer Don ber ©oncertbirection enthielt"
28. 3Kai: „Sftein arme« Xagebudj — fo »tele Sage unb fogat fBodjen fnti
borbei, unb bu bift nidjt einmal aufgefdjtagen . 3$ bergafc 5» emmbnen,
Hnmerfungen. 491
bafc id) grau [Xfjerefe] Sdjumann in S^irfau, 50 [englifdje] SReilen oon fytx, be*
fudjt Jjabe, tdj fuljr mit Stöbert Schümann unb o. ©oetlje. @S regnete bie gan$e Seit."
10. 3uni: „Sdjumann ift eine Stunbe bei mir gewefen, um eine glafdje
Wörter &u trinfen. 3$ bin fetjr traurig, öon iijm §u Reiben, benn id) glaube, er
l)at eins bei beften ^erjen, bie idj je gefannt TOein #er§ fpringt, wenn idj benfe,
bafc id) Montag Seidig berlaffe, bodj weife idj nidjt, ob au$ Trauer, ba& ia) öon
t>tcr fortgebe, ober aus greube, mein (Snglanb wieberjufetjen."
9lm 12. guni reifte ©emtett öon ßeipjig ab. „3Rit Trauer feljen Wir bem
oon etilen geliebten, Ijodjgeljaltenen Äünftler nadj," fdjrieb Sdjumann einige Sage
feäter in ber 8eitfd)rift (1837, VI, 194).
SBäljrenb ©ennett« ^weiten Aufenthalts in fiety&ig — com 16. öctober 1838
bis &unt 2. SRarj 1839 — war Sdjumann in SBien. 3)ort, in feiner ©ereinfamung,
öermifjte er ben greunb redjt. „dinen jüngeren SRenfdjen, einen ©emtett, Ijabe id)
nod) nidjt finben fönnen, unb ia) muß meine beften ©ebanfen für mldj behalten,"
fdjrieb er an (£lara.
3fcod) ein britteS SRal war ©ennett in Seidig: Dom 12. Januar bis $um
7. SEarj 1842. Sein Xagebudj enthält nur einige fur&e Slufeeidjramgen.
15. ganuar: „9lß geftem (ftreitag) bei ©oigt ju SRittag, wo id) Sdjumann
unb feine grau (Clara SBiecf) traf. SBir fuhren nadjljer mit bem ©glitten nadj
(Sonnewifc, einem Keinen $)orfe bei ßeipjig. — 3öie intereffant ift eS für mtd), bie
©cfanntfdjaft SdjumannS ju erneuern, ben id} feit beinahe fünf Sauren nidjt ge»
fetjen f>abe."
Berlin ben 21. ganuar [bei 3RenbelSfoljn pm ©efud)]: „Sin fdjöner SRenfd)
bin idj, ein Xagebud) ju führen! SßidjtS über fträulein SReertiS ©oncert oergange-
nen äßontag, nidjtS über baS SÄittageffen bei Sdjumann am Sonntag "
Seidig ben 25. Januar: „(Schumann aß Ijier freute &u Äbenb. Sßradjttger
2Renfä!"
2 (S. 18). 2ludj Sdjumann fdjetnt fid) angeregt gefüllt ju ijaben, ju biefem
Stjafefoearefdjen $rama SRufif &u f djretben, als er ftdj in ben erften öierjiger
Sagten bem Ordjefter jugewanbt ^arte; bodj ift bie SluSfüljrung beS ©ebanfenS
unterblieben. *5oui8 ©fjlert erfuhr baS aus SdjumannS SRunbe bei einer befonberen
©eranlaffung. <£^(ert war 1843 <Sd)üler be* fieipjiger (Eonferoatoriumg geworben,
fua)te ©djumann einmal in feiner Sßo^nung auf uno legte t^m eine Ordjeftercom«
pofttion §ur ©eurt^eilung öor. „gfreunblidj fefte er fid) mir gegenüber" (fo fdjrieb
mir (Stiert) „unb lag ben Xitel: Ouoertüre $u JRomeo unb 3ulie. ,Sie
l|aben eg alfo gewagt4, fagte er mit leifefter Stimme, ,tdj fyabt eö nie gewagt1. 2)te
SBirfung auf mid) war nieberfa)mettemb. 3$ entrig i^m ba& unglüctfelige äfta$*
werf unb ließ i^n trofc aller feiner Sitten feine geile barin lefen."
3 (S. 19). |>armontfa, ©lagglodeninftrument, au« 50 GHocfen befte^enb, bie
fi(^ um eine etfeme wagerec^te Äd)fe bre^en unb burdj ©erü^rung mit feuchten
Ringern ftum Xönen gebraut werben. $er ^lang ähnelt bem ber ©eige mit
Sorbinen.
4 (S. 26). Unter ben mancherlei p^antaftifc^ eingefleibeten 9iecenfionen S(^u-
mann« ift biefe {ebenfalls eine ber feltfamften, eine $rt Slooelle. 3)er Äern ber*
felben — bie S^arafteriftrung ber Xanjcompofittonen — tritt flar genug ijerauö.
7>tt Warnt Slmbrofia mag eine $ame au& Schumanns SBefanntfdjaft be^eid^nen
foQen, bei ©eba liegt ber ©ebanfe an dlaro nalje. Wlit be tnapp (ber „nidjt
492 Sfamerfungen.
totel $eutfdj oerftcljt") ift ber Siebercomponift <E. Sand (— man lefe bcn tarnen
bon rücfroärtS — ) ßcmcint, ber U8 Dftern 1836 SNitarbetter bct 3«tfd)rift, Ijemadi
aber meljr unb mefjr in eine gegnerifdje Stellung gu ©djumann geraden mar. 3n
93 mir bortiegenben ©riefen 58ancf3 an gr. &ofmeifter, öom 3. 3an. 1836 bte zum
14. Nob. 1842 reidienb, ift nidjtS enthalten, ma« irgenbroie auf freunbfa)aftfid)e
©efinnungen gegen ©d>umann fdjliefien liege, dagegen Iaffen fie ein lebhaftes
Qntereffe für Klara SBiecf erfennen, ba$ freilid) erlofdj, aU 1839 iljre Verlobung
mit ©djmmann öffentlid) betannt geworben mar. 2tt3 tjeröorragenber ©IjaraJtcrjug
tritt in ben ©riefen ein ftarfeS ©elbftgefüfyt Ijeroor. SNan lieft mit Weiterem &>
ftaunen, rote rührig unb getieft ©antf bie t>on t^m gefdjriebenen ober beranlafjteti
$Rectame*2lrtifeI über fid) in alle mögtidjen Sangen p bringen mußte.)
$)ie ironifdjen ©djerje be$ 9luffa|je$ über töecenfenten unb bie neue getrfdnift
(bie mit ben Singen ber ©egner betradjtet unb burd) eine „neufte muftfattfdje
geitung" nodj überboten wirb) bebürfen feiner (Srtftuterung. 3)er in ber „$la&
fdjrift" enthaltene £inwet3 auf bie Necenfton beS ©arnabal in ber „teuften"
tyatte tooljl nur ben Swecf, ba$ fritifdje ©erfahren be3 „boppetäüngigen 9tebacteur3"
an einem befttmmten ©eifpiel aufeubeefen. $er ©arnabat mar aber noa) gar niäji
gebnteft, aU biefer 9luffafc (b. 19. 9Kai) erfd)ien; erft im 5luguft mürbe er fertig.
3n SBirflidjfeit fyat feine ber bamaligen SNufifaeitungen bm (Sarnaoal erwäijnens*
mertf) gefunben; nur bie „Qeitung f. b. cleg. SBelt" (22. ©ept 1837) braute eine
SRecenfion beffelben.
$e Stnapp ift nod) ein jweite3 9NaI in ber gcitfdjrift ermahnt unb gtoar
1839 (X, 172). (Sr mirb ba in S3ejicf)uug gebraut mit einem SJrtifel im „Nürn=
berger ©orrefoonbenten" bom 11. 9Rai (unterj. Dr. 6t), bcr ©djumannS 3«*'
fd)rift „trage unb farblos", ginfS 8C^"9 bagegen „lebenbiger unb enrfdjiebener-
nennt ($n einem ©riefe ©and« an §ofmeifter öom 1. 9ßai 1839 ift ba£ genau
mit benjelben SSorten gejagt „ginfS 8e^u«9 fä^ fort^ lebejbiger unb ent«
fdjiebener p werben.") Sine Entgegnung ©dwmannS im Nürnberger Gorrefo.
bom 20. SNai weift bie „rein pcrfönlidje, au« böswilligen OTfidjten f)eröorgegangcnC
©emerfung be3 „leidjt 511 erfennenben ©erfafferS" furj äurüd. $faf btefe (hu-
gegnung madjt bie ermahnte Notij in ber Seit fdjrift (Nummer 00m 28. SRat,
warnenb aufmerffam; „be ftnapp unb ©onf. mögen e3 fidj merfen." ©gL Slnmerf. 45.
5 (8. 31). $a8 bestellt fid) auf £>tto Nicolai, ber in feinem Sfaffafr: „einige
©etradjtungen über bie itattem'idje £)per im SBergleid) §ur beutfa)enw (1837, VI,
99) eine bebenflidje Hinneigung p bcr neuften ttalienifa^en Dpemmufif terrietb.
Nicolai, ber einige Sa^re Drganift an bcr preußifa^en ©efanbtfa^aftScapelle in SRom
mar (^u ©unfen« Seit;, beflagt barin, bafr man unferer ftunft in Italien nta)t ®e*
rea)tigfett miberfa^ren laffe, unb fommt bei ben ©rmagungen, wie il)r ©ingang §u
oerfa)affen fei, ju bem SRefultat, baß „eine ^Bereinigung beiber Spulen" angefrrebt
merben muffe, ©djumann, mit ben 9tu3fü^rungen ntdjt einoerftanben , fügte bem
5luffa6 folgenbe Na a^f^r ift an: „SNcljr aU tragifomifdj fa^ nameutlia^ Jloreftan
au«, aU ifmt ber obige 9luffa^ borgelefcn würbe. ,@in fo gefreuter SNann — unb
©orfa^täge, mie 3krmijtf>ung ber ©tile 2c.4, murmelte er bor fid) ^in. ^JnbcB jeto
Slnfia^t foll gehört werben — unb geprüft audj,' fe&te er rafdj ^inju. 60 möAten
fid) benn unfere auömarttgen greunbe (nameutlidj bu, föftlia^er SBebeUj über manebef
oben angeregte beme^men (offen, unb mit bcr greimütfjigfeit, bie jenen Sluffafr fc
fe^r au«5eid)net Un3 felbft \t\ß e8 tyutt an Seit $ie ^blr."
Stnmerfungen. 493
Storaufljin fdjrieb äßebel eine ©ntgeguung (1837, VI, 195), weldjc mit ben
©orten fc^liegt: „3ft bet SBanberer [Nicolai] erft wieber unter un«, fo wirb iljm
manche« in einem anbem Sidjte erfdjcinen, unb fo wirb iljn ber Ijötjere @rnft
beutfdjer Äunft, ben man woljl öcrfpotten aber nidjt entwürbigen fann, über biele«,
toaä iljm jefct bebeutenb [erfdjeint], hinüber tjeben."
6 (©. 32). ©duimann rannte ben alten ©öljner audj perfönlidj. ,,©ie wiffen,"
fdjrieb er 1834 an griefen, „ba& er feiner Seit fo berühmt lote ©eetfjoüen war unb
bem ©offmann at£ Original -ju beffen ©apeKmeifter ftreiSler fä&. 2lber feine arm*
licr)e (Sxjdjeimmg t)at midj niebergebrücft — ber alte £öwe mit bem Splitter in ber
Xafce — bog ift fie. SSorgeftern pljantafirte er ein paar ©tunben bei mir; bie
alten Sli&e f anlügen tjier unb ba Ijeroor, f onft ift aber SlUe« bunfel unb öbe. ©ein
früheres Seben rädjt fidj jejjt @r t)at mit einer ftecfljeit unb einem ©tolj ber
2ttenfdjen gemottet, baß biefe e« nun umbreljen. $ätte idj 3«*/ fo mödjf id) ein-
mal für bit Seitung SBöfjnerianen fdjreiben, ju benen er mir felbft Diel ©toff ge*
geben. @3 ift $u öiel Suftige« unb ©etrübenbe« in biefem fieben gewefen. ©o
fünbigte er einmal in Olbenburg (Soncert an — ba« publicum ift oerfammelt unb
gefpannt — ba tritt er ans Drgeldjor, beugt fidj herüber unb fagt: ,bor fo einem
albernen publicum fpielt ein üoui« ©ötjner nidjf. ©o treibt er alle«. #at er ein«
mal ein gut ©oncert gemalt, fo lauft er ftdj Äörbe tiott golbencr 3)ofen; je&t
fommt tin greunb, madjt iljm bie bitterften Vorwürfe — flugS wirft er ben ganzen
©olbfram §um genfter rjtnau«. ®ergleidjen ©efdjidjten fenn' idj an bie ljunbert
Don iljm." (Sugenbbr. ©. 254.) ©o biel befannt, ljat ©djumann feine Slufaeidj*
nungen über SJöfjner gemalt.
7 (©. 37), ©djumann beurteilte ba« SBerf ridjtig, benn später ljat fidj er»
toiejen, baf$ eS 6n untergefct}obeneS ift. (»gl. g. 833. 3ät)n«' „(5. 2tt. b. SBeber irt
feinen SBerfen" ©. 446.) 3n ginf« 3tg. (1836, ©. 731) würbe bie $t)antafte al«
SBerf SBeber« beurteilt, ba« „ben bielen greunben be« früfj SSerftorbenen lieb unb
wert!)" fein werbe. SRettftab fanb (3riS 1836, ©. 190) bog SBett „feljr fdjön in
ber Gxfinbung" unb „mit ber fixeren §anb be« 9Äeifter8 gefdjrieben."
8 (©. 39). $er 2Jlufif Derein (Suterpe würbe 1824 gegrünbet burdj bie 3Ku*
fifer ©ipp, ftrefcfdjmar, gölcf, ©ommerfelb, 9ftofcnfranj unb ben stud. jur. £erm«*
borf. ©ie berfammelten fia^ im erften SBinter (182^25) in ©ipp« Sunggef eilen*
too^nung jur Pflege ber ^ammermufif, gingen aber aläbalb an bie 2lu3füf)rung
fleinerer Dra)efterfaa^en, al« fia^ iljnen in bemfelben SBinter noa^ fed)S anbere junge
3Äufiter angefd^loffen fyatteiu 1828 na^m ber ftetig toadjfenbe herein ben tarnen
„Sutcrpe" an. $erm£borf fyattt baä G^renamt eine« $orfte1?erd, (Bipp toar Son=
certmeifter. SJergl. ff2)er 3)iufifoerein (guterpe ju ßeipjig", ein ©ebenfblatt gur
50 jäljrigen Subelfeier beffelben, oon ft. SB. SBfttftling]. fieipjig 1874.
9 (©. 59). ßeine ©ü^nenfünftlerin ljat einen gleicr) mad^tigen ©inbrud auf
©djumann Ijeroorgebradjt wie bie geniale SBil^elmine ©a^röber*3)eoricnt. Siner
^otig im Saljrgang 1835 (II, 148) über üjre S^itwirfung in einem ßoncerte fügte
er bie SBorte Ijinju: „SBer lobt, fteöt fttit) gleid), fagt ©oet^e; wir fä}weigen alfo."
92aa) i^rem auftreten in ber „©djweiaerfamilie" t)et^t e«: „SBie fidj alle $er§en
i^rer £ieben«würbigfeit juwenben, fo weicht ba« Urtljeil i^rem ©eniu«/ Sin ber
©pi^e oon 9ir. 25 be« 3a^rg. 1837 (VI, 99) fielen an ©teile be« 9Äotto« bie mit
einem tfrana eingefaßten SSortc: „5lm Xag, wo Ttab. ©a)röber*5)eorient
ben gibelio gab." (gttotö weiter (©. 114) fteljt folgenbe ^otij, aber ofjne jebe
494 Slnmerfungen.
Namensnennung: „TOgemetner @ntl)ufiaSmuS. 2Bo man lu'nljört, nidjts als oon
3^r. (Sic Derbtent eS unb alles §errlidje. #eute fjrielt fie jum lefctenmal bai
töomeo gu einem milben $wecf; ber $anf üieler Unglücf liefen unb ber 9Mer folgt
ifyr." ©elegenilidj beS ©aftfpielS einer jungen (Sängerin als gibelio bemerfte (Sdni*
mann (@. 190), baß bie ©gröber in biejer föolle nun einmal „baS benfbar ^öärfte"
gäbe. 9lm 6. Wpxil 1840 benotete er: „ftadj langen (Entbehrungen Jaljen nur
geftern mieber eine beutle Oper unb eine große ftänftletin, 3Rab. (S djröber«
3) e Orient im gibelio. (Sie gab it>n fo oollenbet, tote mir ib,n nur je oon iljr ge*
fetjen gu fyaben uns erinnern fönnen." — SRad) iljren Sieberöorträgen am 28. SKärj 1841
im ©ewanbljaufe jagte «Schumann oon ber „Mnftlerin unb 3)idjterin", ba6 fie, „jo
lange fie nodj einen Xon in $er& unb ^er)le Ijabe, i^n immer entwürfen werbe."
(<S. (Seite 308.) gm $aljre 1844 wibmete ©djumann iljr ben SieberctofluS „3)idjter*
liebe". 3ludj oerefyrte er it)r fein SKanujcrtyt bon „grauenliebe unb geben".
10 (©. 65). ©djumann fügte biefem s2luffa^ 1852 folgenbe 3lnmerfung an:
,,$)er obige &rtifel l)at bem SBerfaffer feiner Seit bebeutenbe Angriffe emge-
bradjt, namentlich in $arif er unb Hamburger flattern, aber audj ein ßob öon einem
fefyr würbigen Sülann — üon gr. SRodjlifc. ©S oerljielt ftd) fo bamit: Sine mufifalijdie
greunbin, biefelbe, ber bie „Erinnerungen" imSaljrgang 1839 $3b.XI, 9fr. 28— 30
gewibmet finb [grau Henriette #oigt] , oermittelte äWifdjen iljm unb bem jüngeren
&vünftleraufwucf>S in ber $rt, baß fie tym meift auf bem Sßianoforte SKuftfaltfctie^,
wie oon aKenbelSjoljn, Chopin, gloreftan unb EufebiuS u. 2L mitteilte, auSnabm**
weije wotjl audj ftritijdjeS, »ie obige Fragmente. 3lad) Sefung beS lederen ertyriite
il)r SRodjliJj eine Antwort, bie, üon ber greunbin mir jum Slnbenfen im Original
Ijinterlaffen, ein Seugniß oon ber entjdjiebenen ©efinnung beS eblen ihinftridjters,
ber fid) bamals jdjon bem ©reifenalter näherte, geben mag.
©. 14. ©eptbr. 1837.
deinen üerbinblidjften $anf für bie jurücffolgenbe SDHttljeilung. (Seit Sauren
!)abe idj über 2Jhifif nidjtS, gan$ unb gar nichts gelefen, was mir — wie idj mm
bin unb fein fann — fo initerlict)ft woljlgetyan Ijätte. £elle, feftgefaßte, feftgegrünbcter
überall, wo SBernunft unb Sftedjt gilt, geltenbe 9tnfidjten; reine, würbige, eble @c*
finnung — unb ©eibeS nidjt bloß, was jene 2ftufifwerfe, ja uidjt bloß, was SJcufif
überhaupt betrifft; ein bebac^tfam ^ufammengefaßteS, IjaltungSoofleS, unbbabeibodb
frijdjbelebteS, zwanglos fidj bewegcnbeS Sßejen in ber 3)arfteKung: baS finbe ieft in
biejem tof ja£ e, unb jwar oon ber erften bis pr legten Seile. $abei eine Unpartei'
lic^fett, bie jelbft am Xeufel anerfennt, was er ©ewanbteS unb Xüt^tigeS barlegt •
fo wie am greunbe, bai unb wo er fein Sngel ift — ja, Ut an biefem nodj mehr
äRenfdjlidjfetten gugiebt, als manche anbere 2tutt (ic^ 5. ö.) bafür erfetuten. SMeS
?llleS fyabc ic^ Ijier gefunben unb meine, alle Sefer, bei benen, wie gefagt, Vernunft
unb dlttyt gilt, unb an welken allein bem SSerfaffer gelegen fein fann — werben
eS gleich mir fiuben. 60 wirb er, ber SSerfaffer, hiermit fidjerlid) pm ©uten, nur
nic^t allein in unmittelbarer SSeateljung auf jene SSerfe, mitwirfen, reblic^, aufri^rig,
etnbringlidj. 9ßo aber bieS gefc^ie^t, ba wirb balb ober fpater aud) gef^en, wie
es bort, nadj oerwanbten SSorauSfe^ungen, r)eifst : eS wirb eud> baS Rubere Sitte« $n*
fallen — oon jelbft f ommen. Unb baS ift, was idj i^m, bem S^erf., oon fersen wünf d>e.
SBaS joKen (Sie aber mit allebem? ©ar nichts, liebe grreunbin, außer eine
SBeftätigung empfangen, eS fei mir mit meinem 3)anf für bie 90tittl>eiluitg (fruit
gewefem 9i^."
Slumerfungen. 495
$tefen Söricf ljatte ©djumann fdjon in ber Qcitfd^rift, wenige Sage nad)
föodjltfr' $obe (16. ®ec. 1842), abgebrucft mit ber $nmerfung: „Obiger 93rief war
an eine greunbin gerichtet, bic 9tod)li& einen 9luffafc aus unserer geitfdjrift (über
SRetterbeerS Hugenotten unb 9ftenbelSfofmS$auluS) jum £efen$ugejanbt ljatte; bieflare,
manchmal an ©oetfye erinnembe ©pradj* unb $enfweife be^ bereiten SBerftorbencn be*
jeugt audj btcfcö ©djreiben, an bie ju erinnern ber 3^«* feines SlbbrucfS ift."
SBaS ©dntmannS Stellung flu 2Retoerbeer betrifft, über beffen $unftrid>
tung er mit fo unperfyotylenem Sotn ben ©tab bricht, fo ift an ber $anb ber
Sfceuen geitfe^rift p erweiten, ba& er nict)t etwa aus perfönlidjcr ©eret&tfyeit gegen
SHetoerbeer fo rücffidjtSloS oerfuljr. (£S ^arte au$ niemals eine perjönlid^e SBegeg*
nung ber beiben ftattgefunben; erft im ftecember 1846 waren fie gleichzeitig in bem
Wiener ^ünftleroerein „©oncorbia" als ©äfte anwefenb, wo fie aber — wie HanSlicf
als Slugeujeuge berietet — „einer bem anbereu forgfaitig auswichen.41
JBon ber erften SRotij an, welche bie 8eit{d)rift über äfteuerbeer braute (1834,
©. 72), bis jum 9. Styrit 1837, wo ©d)umann bie Hugenotten felbft Ijörte, würbe
2ttetoerbeerS unb feiner fünftlerijdjen Erfolge ftets aufmerffam unb woljlwollenb ge»
bad}t, inSbefonbere über ben grojjen Qprfolg ber Huöcn°ttcn ölfogleiä) berichtet. ©in
erfter 93erid>t barüber (IV, 117) war ©djumann nidjt eingeljenb genug; eine jweite
Xion tym oeranlafcte (Sorrefoonbenj bruefte er mit ber 9tnmerfung ab (1836, V, 19):
„gm früheren SBerid)t fdjien uns ber eigentliche mufifalifdje Xljeil ber Dper nict)t
auSfüfjrlid) genug be^anbelt, weSfyalb wir Herrn SRainjer um einen oon feiner Hanb
erfudjten." 9iad)bem ©djumann furje Seit nadföer (V, 42) 2$eranlaffung genommen,
einer „fdjönen Hcmblung" 9Äe»erbeerS §u gebenfen, bafc biefer fid} nätnlid) „auf
münblidjeS Srfudjen beS Hofrat^ SSinfler in Bresben, beS SSormunbeS ber Äinber
fcon Carl ättaria ö. Söcber, fogleid) bereitwillig gefunben Ijat, eine öon SBeber an*
gefangene fomifd)e Cper fertig p machen", melbete er balb barauf bie ju erwartenbe
Sluffüfjrung ber Hugenotten in Jtteipaig, bie aber erft am 9. Styril 1837 ftattfanb.
©c^umann f abrieb barüber (1837, VI, 122): „(£nblid) ljaben wir and) bie Hugenotten
gcfeljen unb finb mit unferen (Bebauten über iljre Xenbenj im ©anjen öoflfommen
im keinen, bodj mujj man fie mehrmals fjören, um auä) kleineres nidjt ju über*
fetjen .... ©päter alfo mef)r." Unterm 20. Styril berichtete er: „$ie fyüQenottcn
fjabtn bis jefct mit immer meljr abnefymenbem SBeifaH brei SSorfteHungen erlebt. S)ie
3citfdjrift wirb fpäterljin eine ausführlichere ßxitif über baS an guter wie an
fdjledjter SKuftf überreiche SBerf bringen." @ine9toti,5 com 9. 3uni lantett: „9?r. 99
ber »eleganten 3e^"9r bringt einen fdjarfen Slrtifel über bie Huflclu>tten. 3)er
barin ausgekrochenen $lufforberung [ba% fia) nämlia^ aud) bie muftfalijdjen Qettungen
barüber öeme^men laffen möchten; wirb nad^gefommen werben." 2lm 5. ©ept. er*
fc^ien in ben „gragmenteu aus Seipjig" ©djumannS ^ritif, bie Diel 5luffe^en unb
SSibcrjprudj erregte, ©c^umann be^arrte bei feinem able^nenben Urteil. 3^ SJtoi
1838 fa^rieb er: ff@eftern bk Hugenotten. 2Ran weij, was wir baöon galten.
3Wab. ©gröber *2)eörient gab bie Valentine unb öerebelte, fo üiel in i^ren Gräften
ftanb; me^r fann aber aua^ baS ©enie nia)t unb auS $uj>$>en feine 3Wenfc^en
machen. S^rctwegen gelten wir ben Slbenb aus, unb baS einzige ,id^ liebe 5>iay
mad)t fie uns audj in biefer Sflofle wert^ unb unoerge&luf>. 3ni Übrigen überlaffen
wir baS ©tücf feinem ©a^icffal. SBlafirtljeit unb ©emein^eit tauften nur auf furje
JJrift." 2)erfelben 33erurtl)etlung SDlencrbcerS begegnet man aud) in fpateren 8^t*
fajrift* Zotigen (1842, XV], 12; XVII, 4;. 3n ber ofmc 3weifel öon ©ajumann
496 Slnmerfungen.
getriebenen SRecenfion eines ©efangalbumS (1842, XVI, 61) Reifet e3 über ben
2Äeüerbeerfd)en SBeitrag: „SReöerbeer ift toenigftenS ein geborener SJeutidjer.
(Seinen SBu&gefang, gefteljen mir, Ratten mir am liebften bermi&t; $tntnte(, wie
fann ber Sftann tyajjlid) componiren! %a$ Sieb madjt auf un3 ben ©inbrwf toie
gereifte alte Silber, too auä ben SEauIera ber 9lbconterfeiten lange ßettel Ijerau**
Rängen, auf benen iljre quaest. (Seetenftimmung auf ba3 $eutlidjfte nodj einmal in
Porten ju lefen. 2Ba3 tft Herrn EKetyerbeer gcfd)el)en, bog er auf einmal fo jammert
unb bu&pfalmt? facit er nidjt Stuljm, nidjt ©elb, nidjt Leiber? bleibe er bodj in
feinem alten Stile. 8«* Umfcljr ift e3 %k foät." — $udj in bm bertraulidjen 2Rii*
tljeitungen ©djumamtS ift feine SBeurtljeilung SRetjerbeerS biefelbe. (Sgl. ©djumaimS
SBriefe, fteue golge, 1886 6. 179.) — $an*Iicf erjä^lt föranflS „©onntagS&lätter"
1847 (5.96), ba& er im ©eforad) mit <3tf>umaun (1846) „bie abfämgften Äufjerungen"
über 2Jicöerbeer3 SJiufif eingetaufdjt l)abe. „Sitte biefe (Sontroberfen matten midj
rrttifdjer unb rigorofer, olme meine Meinung umjufto^en, unb felbft ber Xabet bes
bereiten (Stfmmann fonnte mir ^mar fel)r erflärlidj, aber nidjt allgemein gütig er*
fdjeinen. $enn eS giebt roo^l unter ben mufifalifdjen 3eitgenoffen nidjt jtoei idjroffere
©rfreme. ©d)umann: tiefe, in fid) berfenfte 3nnerlid)f eit ; Stfeüerbeer: glän$enbe
tyerbortretenbe Su&erlidjfeit. 3)er tieffinnige gloreftan fonnte fid) unmöglich für
eine StuSbrucfSmeife begeiftem, roeldje ber feinigen biametral cutgegengefefct toar." —
5113 ©dmmann 1850 SRegerbeerä Sßropljeten gehört Ijattt, trug er in fein „Sweater*
büd)lein" \tatt jeber fritifdjen Söemerfung nur ein + ein. —
2Ba3 bie am Eingang biefer Slnmerfuug erwähnten „Angriffe" anbelangt, bie
©djumann in fjolge feiner §ugenottenfritif erfuhr, fo wirb eine $robe babon ge*
nügenb geigen, mit toeldjer 9lrt bon ©egnern ©djumann e3 ju fyun Ijatre. 3>a»
folgenbe (Suriofum ift ber „(Sifenbalm", einer r)auptfäd)tict) bon literarifdjem Slaiidi
lebenben, jefct langft bergeffenen Seitfdjrift „sur Seförberung geiftiger unb gefeHigcr
^enben^en" entnommen unb bilbet bie Einleitung eines anonnmen SBeridjtS über
eine am 13. üRob. 1838 in Seidig erfolgte Sluffüljrung ber Hugenotten:
„6d>abe, bajj $err Stöbert ©djumann in Seidig biefeS neuefte C^ermoerf
SDfceberbeerS burdj einige gebergüge auä ber 9fleit)c ber lebenben Xonbidjtungen ge*
ftria^en ljat! (Seitbem §err Robert (Schümann ben (Sompofiteur be3 „Srociato*
unb „ Stöbert" einen mufifalifdjen Ignoranten, einen SMobien* Giraten, etneu
plumpen SffectpinSler genannt tjat, feitbem ftnb bie „Hugenotten" unb „Stöbert
ber Teufel" überall, too fie gur 91uffül)rung famen, jämmerlich burdjgef allen, ^oi
ift bie SJtadjt eines großen mufifatifct)*frtrif^cn $opfeS gegenüber einem fola^ rribiala:
93ettel*3ttufiFanten wie SKeöerbeer, ber nur brei fo armfelige Opernmufi!en gefc^rieben.
bie in bk Herjen breier SBölfer übergegangen! 3$ fa&c öor ber neulieften Sfui-
fü^rung ber Hugenotten auf ber Seidiger Söü^ne nod) ein Wal mit bem Xobej*
fc^meiße auf ber ©tirn, mit geräberten ©liebem ba$ bura^ge arbeit et, toa£ Herr
Robert (Schumann in feiner mufifalifdjen 3^itung gegen biefe Hugenotten aU fina
t^ema gefc^leubert, unb bei ©ott, jebes einzelne ajhififftüc! ift mir überrafc^enber,
origineller, ergreifenber benn früher erfd)ienen. SWein guter Herr Stöbert (Sdjutnaim,
ba werben <5ie noc^ biel mufifalifc^e 8eitung^*9Jtafulatur liefern muffen, ba mögen
(Sie nod) je^n galjre fort unb fort beut f djbümmeln, ba muffen (Sie nodj biele
jeanpaulifirenbe SBort*Änü>pel für ben Se^erfaften in ben fritifdjen Urtoalbexn auf*
lefen unb nod) mannen SBagen boll romantifc^er ©til * (Stoppeln öon bem
mufifalifdj*friti)djen ©raa^felbe in bie ©c^eune aieljeu, bi^ t% Q^nen gelingen toirb.
Slnmerfungcu. 497
bcn Tanten Sföegerbeer ba Ijina&äuaiefjen, wo ©ie iljn eigentlich gu feljen wünfdjten.
(Sie finb ein gutes, fromme« „@ufebiu$*©emütlj", Herr Robert (Schumann,
aber lajfen ©ie ben H<*ß gegen SRetjerbeer! ©ie blamiren fid) fc^redtid^ bamit!
SBop bie geber eingetaucht in ©itterfeiten ober in bittem ©djnapS, Wenn fie über
SReuerbeer fdjreiben foll? 3Kenbel3fol)n SBartljolbö ftefyt audj oljne bie je gijre $ta^
triben gegen 2tfeöerbeer groß ba! Söebenfen Sie, §err Stöbert ©djumann, baß toenn
©ie einmal bie otogen augebrücft Ijabcn, Sftemanb mcljr ton Jjljnen in ber weiten
SBelt, nidjt einmal in $leinäfdjod)er [$orf bei Seidig] foredjen wirb, fltteöerbeer
hingegen waljrfdjeinlidj fogar bie ©rjftcnj gijrer mufifalifdjen geitung überleben
bürfte. SBenn bie Seute in (gutrifcfdj [®orf hti Seidig] ober $ari£ Sfjre
©djmätyungen gegen SKetoerbeer gufättigcrtoetfe in bie #änbe befommen, ^err Stöbert
©d>umann, fo muffen fie ber lleberjeugung fein, baß aus 3$nen ber oerunglücfte
Sompofiteur, beffen berworrene (SlaDier-ßompofitionen feinen Abgang finben, ber
Xeufel be3 SReibeS feine oerfpottenbe 8unge 9.egen ben Sompofiteur ber Hugenotten
IjerauSftrecft! $a£ ift bie fdjwadje ©eite ber fogenannten „gelehrten äÄufif*
beurttjeiler", bie audj contponiren wollen, aber an Ueberfluß be$ ©ebanfen*
9ßangel3 laboriren, baß fie, wenn einmal eine großartige (Srfdjeinung in ber (Som*
pofition3>-3Belt Ijerbortritt, biefe als einen lächerlichen $opan£, als ein gauflerifdjeS
©d)emen*93ilb erflären wollen, fytvx SRobert ©djumann möchte fo gern ben beut**
fdjen Söerlioj in $)uobc$*gormat fpielen! $ber ba$u fef)lt itym nod) Mtö! ©eift,
Sicfe ber fritifd)en Slnjdjauung, SluSbrucfS * ©ra^ie unb SBeltton! — 90Wt §tvtn
«Robert ©djumann Ware idj fertig, jefct jur $)arftetlung ber Hugenotten ! SReu waren
fjeute SemoijeHe ©Riegel* Valentine" ic.
3$ oermutlje, baß SBancf, ber 1838 wieber einige Stit in ßetyjig lebte,
biefen Slrtifcl, wenn nidjt berfaßt, fo bodj beeinflußt fyaL SGßic er alles mißbilligte,
was bon ©tfjumann ausging, fo tjattc er aud) beffen Hugenotten* unb $auIuS*$ritif
mißbilligt. Sftir erfdjcint ber Umftanb etwa« berrätfyerifdi), baß in bem (Sifenbaljn*
Beridjt ein SluSbrucf ©djumannS citirt wirb, ber fidj in ber 8citfc^rift überhaupt
nur ein einziges 3Ral finbet unb batjer wofyl nur einem genaueren Kenner ber*
felben gegenwärtig fein tonnte. 2)iefer SluSbrucf („fdjöneS ©ufebiuSgemütfj") fommt
im gatyrgang 1835 (ogl. 93b. 1, ©. 36) bor, alfo gu einer 3eit, als SBancf nod)
SRitarbeiter an ber Seitfdjrift war. gfür rect)t unwaljrfdjeinlidj fyalte idj'S, bai ber
iRebacteur ber „ßifenbafjn", gfr. SBieft, ber fürs juüor als junger gournalift bon
Söten naa^ Setp^tg getommen war, biefen Studbrucf noa^ naa) Verlauf bon brei
Sauren im ©ebädjtniß behalten ^ätte, — Dorau^gefefet, baß er bie namentlich in
Söien faft ganj unbefannte ©a^umannftt^e geitfcjjrift gdefen ^aben fottte. Sei ber
gefyäfftgen ©tellung Sancf« ju ©djumann ift bie S[nnal)me feiner ^Beteiligung an
bem ©a^mä^artifel wo^l gerechtfertigt ©c^umann« um 2Ric§aeli§ 1838 erfolgte
Ueberftebelung nac^ 933ien ermutigte augenfdjeinlidj feine ©egner in Seipjig, ftärfere
Hebel in ^Bewegung ju fefcen, um ber neuen 8eitfa)rift ben S3oben ju entjie^en.
t?rcr)Itc eS bodj aua^ nia^t an $erfud)en, ben ftellöertretenben 9lebacteur berfelben,
CSwalb fiorenj, jum 9lbfall ju bewegen, fiorenj äußerte fiaj barüber in einem
Briefe bom 1. Dctober 1879: „Söei einer zufälligen, Dielleidjt aua^ nia^t zufälligen
Begegnung fragte mid) $apa SSiecf (in $aucf3 Begleitung), toaä ia) oon ©djumann
• bamaB in SQ3ien befinblia^j für STCadjridjten f)abt. Qm fiauf be8 ©efpräa)« machte
er mia) aufmerffam, baß bk OTgem. (ginffc^e) 2Jhif.*8tg. ein geuiüeton ^er-
geftettt Ijabe unb fonftige gortfa^rittgt^aten ausübe, unb baß jefct Gelegenheit unb
<54umann, 0cf. ©Triften. II. 32
498 9lnmerhmgen.
Scranlaffung für nüdj &u felbftänbigem auftreten u. f. w. ftd) barbiete. Befiimmterc
Erflärungen unterblieben ; tnelleidjt würbe iä) als unbrauchbar erfunben. Sdjumann,
bent idj Reibung baoon machte, ift meber fdjriftlid), nodj fpäter münblidj barain
eingetreten, weSfyalb audj idj fdjwieg. ©inen Swetf aber fjatte bie SSerbrüberung
fidjer." „SBou einer Eonfpiration 93eiber" — fdjrieb fiorenj ein anbereS 2Ral —
„bin idj überzeugt, burdj rottet bieHeidjt nadj> mefjr als einer föidjrung tyn geangelt
würbe." Sgl. Enmerf. 4 unb 45.
11 (S. 66). ftiefe SRecenfion erfdjien fdjon in ber Kummer Dom 1. Sept.,
wiewohl baS SBcrf felbft erft Enbe Cctober im 3)rucf fertig war. 9lußer bieten
Variationen fannte Sdjumann nodj {burdj Prägen) einige ungebrudte Stuben oon
$enfelt. 211S Elara Söiecf mehrere berfelben in iljrcm Sftorgenconcert am 13. &ug.
(Seipjig) gefpiclt fjatte, fdjrieb Sdjumann boHer greube an ben üjm perfönltdj nodj
unbefannten Eomponiften : „28ie wüufdjte id), Sie bon 9tugefid)t ju ^Ingeftdrt ,;u
fetjen! ES Ijat mir feit 3aT^ren nichts fo innig wofylgetfyan, als was idj eben öor
Stürmern f)örte, unb eS ift, als tage 3#*e Seele offen oor mir ba." Unb am 31. 3to$.:
„3dj fcr)reibe 3fmen wie einem alten greunbe. $in ta^ bodj burd) [E. &.] Werfer
unb SSietf in neufter %eit Qfjnen fo nalje gerücft, baß idj 3*j** 6anb ju füllen glaube
kommen Sie, fommen Sie; es foll 3^nen wof)l werben. £ier giebtä Sdjwunfl,
greunbe unb tfünfiler, bie Sie §u efyren wiffen." 3^ biefer freubig*erregten Stim-
mung modjte cS it)n brängen, je efjer je lieber audj in feiner 3eitfdjrtft ö«f ben
tnclöert)cißenben ftünftler aufmerffam §u madjen. %m Secember fam ©enfelt nadj
^etpftig, wo er Schumann burcl» fein Spiel „bie glücflidjftcn Stunbcn" fdjuf. 311
ber 3eitfdjrtft berichtete Sdjumann unterm 23. 3)ecember: „$err Sbolpf) ^enfelt in
bei unS unb wirb nädjftc Söodje Eoncert im ©ewanbljauSfaale geben, lieber ietn
Sftiefenfpiel fjat man bereite fo Diel gefprodjen unb gef ^rieben, baß et aUcrbina*
große Erwartungen §u erfüllen fjat. Db er biefen in einem Eoncert genügen, lieb
in fo wenig Stunbeu in feiner gangen ©röße geigen wirb, wiffen wir nidjt $qb
er aber ber cdjte beutfcfyc Elaöierfpieter unb groß unb einjig bafteljt, barüber muffen
9We übereinftimmen, bie iljn pribatim öfter gehört unb genauer fennen, wie wir
baS an uns felbft erfahren unb in furgen SSorteh borläufig auSfpredjem" .fcenfelr*
Eoncert war am 29. ©ecember. 8"^ SJlittotrfung; in bemjelben lub SQ^umartn
Srau Söünau*©rabau ein, il)r fa^reibenb, baß $)enfeit „taufenbmal bejfer am SlaDter
als am Sdjreibtijd) fei". @r wicberljolte feine Sitte in einem ^weiten 83ricfcbeii
(24. $cc): „Sie bürfen eö biefem gau§ prächtigen 2Renfa^en unb Äünftler febon
tttd^t abfa^lagen." 92aa^ bem Eoncert ftattete er aua) 6Iara in Söien) Seritöt ab:
„5llfo .^enfelt war bal — unfer erfteS Seijen, ia^ fann eä fagen, war bc& wie
zweier SBrüber; fo fräftig, natürlich unb berb bon ©eftalt f)aht idj i^n mir niA:
öorgefteEt, unb feine Sßorte unb Urteile entfpredjen biefer äußeren Haltung. 5tun
finb wir aber bon Stunbe 311 Stunbe inniger geworben, obgleich id> gat niebtf
9tca^teS bon il)tn weiß, als baß ic^ iljm überaus gut bin. 2)oc^ muß id) ®ir fagen.
baß er als Spieler alle Erwartungen übertroffen tjat, bie idj mir nadj
Euren 3leußerungen über it)n gemadjt."
12 (S. 66). 2)en urfprünglidjen Scblußfaj;: „^8er aber weiß, was bie 3u-
Fünft auS bem nod) Sebenben mac^t" l)at Srfmmann 1852 geftric^en. Er^attemebr
unb mcfyr eingefel}en, baß ^enfclt^ EompofittonStalent bod) nia^t fo bebeutenb war,
wie eS it)m perft erfa^ien. 2>er OueH, „ber fo frifcb unb fröljlid) ^u fpnibeln be-
gann" wie Sdjumann 1842 fdjrieb1, »erfiegte öcrl)älritißmäßig rafa), jebenfallS Iafien
Etamerfungem 499
bic fpäteren SBerfe $enfeltS gegen bie erften ©ariartonen vmb bie grüben feine
(Steigerung erfennen. $)ic ©ntfteljung fetner .ftauprmerfe fällt in bte Seit bis 1838,
wo er fein 24. SebenSjaljr &urücfgelegt f)attt. «ud) baS $uo mit #orn (beffen
Uebertragung für ©toloncett g. Kummer beforgte) uub bie Variationen über ein
2f)ema aus Robert (bei beren Crdjefterbegleitung fKcißigctä ©adjfenntnife in #n*
fprudj genommen mürbe) maren 1837 bereits gefdjrieben, maS aus (ungebrutften)
Briefen §enfelts an Prägen tyerüorgeijt. 3n bemfelben 3aljre mar aud) fdjon oon
einem Soncert unb einem Xrio bic iRebe (% gtfdjft. 1837, VII, 58), bermutljlidj
bie fpäter befannt gemorbenen SBerfe. #enfelts eigentlicher ©oben mar baS furje
(Sljarafterftücf, bie Grübe; bie ©etjerrfdjung größerer formen mar nict)t feine ©tärfe.
$aS Fmoll*(£oncert r)atte er jahrelang unter ber geber. ©cr)on 1839 arbeitete er
baran, 1841 mürbe eS als „fertig" gemelbet, 1844 „fehlte an ber gnftrumentirung
nodj Zieles'', aud) bie (Stabierftimmc mar „nod| nid)t gan$ Aar" ume Schumann
au« Petersburg mclbete). 9iaa)bem ©lara ©djumann cS enblicr) 1815 im ©eroanb*
Imufe gefpielt tjatte, erfdjien es boer) erft 1847 im $rucf. — ©djumann trat für
bie Söürbigung unb baS ©efanntmerben £enfeltS, an bem er bom erften $ugen*
Miefe an fo neibtoS feine greube t)atte, mit allen it)m ju ©ebote ftet)enben SRitteln
ein. WS §enfelt im 2Rär$ 1838 mit (Empfehlungen aus ©erlin (öon ber Krön*
pringeffin, öon ber Sßrinacfj 2Bilr)elm unb ber ^rinjefe ftriebrid)) in Petersburg ein*
getroffen unb balb nad)r)er als £et)rer in ber faiferlidjen gamilie tr)ärig mar (— bie
©roBfürftin Helene mürbe 1839 eine feiner erften ©djülerinnen — ), beröffentlidjte
©djumann noer) üier fleinere ©ompofitionen bon itmt in btn ©eilagen (1838 bis 1840)
jur neuen 3cüfdjrtft. Qu ben fritifdjen Sinnigen fpradj er ftet) audj über bie
fdjroädjeren (Srjeugniffe ,£>eufelts freunblid) unb moljlroollenb aus, allein man merft
ir)m anf ba$ feine ©rmartung, £enfclt merbe aus feinem engeren Greife IjerauS*
treten unb fiel) t)öt)eren Aufgaben ^umenben, getauf d)t mar. ©o badjten aucr) Rubere,
$. ©. (L ©anef , ber bit erften 12 (Stuben auf $enfeltS SSunfcfc mit franaöfifdjen
äRottoS öerfet)en unb ben ©erfauf beS SöerfS an $>ofmeifter bermittelt t)attc. ©and
f djrieb naä) ber Veröffentlichung ber fleineren ©tücfe (SBerf 8 bis 10) unterm
1». guli 1839 an öofmeifter: „55>ie neuen ©ad)en bon §enfelt mären beffer nidjt
heraus — menigftenS in biefen ©err)ältntff en , nacr) folgen ©rmartungen unb nun
biefe einzelnen Weinen fcr)mäd)eren ^iecen ? bie als ftebencompofitionen ganj r)übfd>
finb." Unterm 28. Quli fefcte er t)inäu: „UebrigenS finb biefe Sßiecen mir immer
noer) lieber als bie 9toöellctten oon ©dmmann", — ein Urttjeil, baS burcr) baS nod)
fdjlagenbere üom 24. gebr. 1839 überholt mirb: „©ei ©a^umann finb Eitel unb
Ueberfd)riften fe^r gut, menn nur anbere 9^oten barunter ftänben!" „Xitel ift baS
^albe SBerf, oft baS ©ange, mie ©ie an ©c^umann fe^en.w (17. Slug. 1839.) —
©c^umann bezeugte fcenfelt feine greunbfe^aft aucf> burc^ bie Söibmung ber „9^o*
öeüetten" (1839), bie fidj bie ©^mpat^ie $enfeltS aber nia^t ermorben gu tyaben
fc^einen. |)enfelt muß bon bem ©omponiften ©c^umann mol)l feine fonberlidje
Meinung gehabt ^aben. S)aS ge^t aus einem ©riefe Ijeröor, ben er unterm
15. $ec. 1865 an Kragen richtete, §u einer 8«t alfo, mo bie ganje geiftige Arbeit
©ajumannS boa) boUftänbig ju überbliden mar. S)ie für #enfelts ©tanbpnnft
beseic^nenbe ©teile lautet: ,,9lud) an aßen anbern beigelegten ©tücfen [Som*
pofitionen eines jungen 3)reSbner ÄünftlerS] fyabt ia) midj menig erbaut unb
märe nid>t ba^ pr61ude po6tique in Gismoll babei gelegen, fo märe id) fe^r im
3meifel getoefen, ob hinter biefem $errn mel)r als eine 3ringerfäf)igfeit fteeft. 9lber
32*
500 Slnmerfungen.
lernen tljun Ijalt fjeut ju Sage bk Seutt ju wenig, idj meine contrapunftijdje ©tubien
machen, $aS fing fdjon mit ©djumann an, ber glaub idj war weiter getommen,
wenn er etwas weniger Xalent gehabt Ijätte unb eS u)m folglidj nidjt fo reicht ge*
worben wäre, bann Ijätt er meljr gelernt. 3)ie fieute lernen jefct ein Snftrument
fielen, bann eine fur$e Harmonielehre, bann Partituren ©tubiren- [am ÜRanbe:
„baS lefcte ift bie £auj>tfadje!"] unb bann geljt ber SBunfdj ju brittiren an u.
ber (Somponift ift fertig; idj fomm aber in 9luSlaffungen, bie idj nidjt will; bie
Seit ift ber befte unb ridjtigfte SRidjter. SBenn 33eetljoben mit ber 9. ©tomplj. unb
op. 106 angefangen, War er längft bergeffen. $ie Pietät für ben grofjen SRann
erhält audj alles anbere." — 2Rit jeltener Unbefangenheit unb Älarljeit beurteilte
£enfelt in feinen fpäteren SebenSjaljren fidj felbft unb feine Sompofittonen, wie
feine ©riefe an grl. 3R. ßipfiuS (Seidiger 8tg., 1890, wiffenfcfcaftL »eilage Er.
56 unb 57) bezeugen. „3$ bin burdjbrungen (fdjreibt er 1874], bafj idj in meiner
Qugenb feljr biel berfprodjen unb bann fetjr wenig gehalten tjabe, unb man rndjt
bon mir f^rec^en fönnte, oljne baS ju rügen." „3dj Ijabe bie unumftöfclidje
Slnfidjt über midj, ba% nadj bem, wie idj angefangen, — idj war im 19. £eben£*
ja^re, als idj mein op. 14 [$uo für ©labier unb #om] gefdjrieben — man be«
redjtigt war, biel meljr bon mir ju erwarten, als idj geleiftet. (Sin anbereS Urteil
würbe gewiß bielfacfye Dppofition ljerborrufen. Qm günftigften gfall wäre nur ju
fagen, bafj, wenn idj nidjt $um ßlabierfjrieler erlogen worben wäre, idj in ber
(Sompofition 93ebeutenbercS geleiftet Ijaben würbe, ©lauben ©ie mir, baS ift ba$
richtige Urteil über midj ; ein jcber Äünftler wei& am beften fidj felbft ab$ufd)ä&en,
wenn tt)n nur bie ©itelfeit nidjt um ben flaren SBerftanb bringt" lb75: ^SRir
wirb immer angft unb bange, wenn man bon mir als (Somponiften fprid)t unb bon
meinen SBerfen! ©ie glauben bielleidjt, baß idj midj unterfdjäfce; gar nidjt, idj
lebe nur in feiner Jgflufion über midj. %ä) totify 5. 83. feljr gut, baß unter bon
heften, was man für unfer gnftrument ljat, audj einiget bon mir ift, unb bog idj
beffere ©tubien gemadjt als monier fogenannte ©omponift; aber baS ift Diel $u
wenig, namentlidj bie SBerfe, bie nennenswert!) finb, biel $u wenig; idj ijabe nur
ein 3eugni6 gegeben, baß idj Ijätte (Somponift werben fönnen; aber meine 93ert>äli*
niffe waren baju nidjt angetljan; bor OTern Ijätte baS ©treben nadj SStrtuofuät
niemals über midj fommen muffen 2c." 1878: „5>ie 3«t, Wo man fidj ötclleidjt
für midj intereffiren fönnen wirb, fängt erft nadj meinem Ableben an, unb jwar erft
bann, wenn bloS bit Üßotenföpfe für ober gegen fidj foredjen unb wenn alle anberai
Sntereffen unb ©efanntfdjaften unb SSerbinbungen längft aufgehört fjaben." „3aj
bin eigentlidj nur ba, wo ein päbagogijdjer 3^cf borliegt, in meinem galjrwafl er."
ff©eit meiner Sugenb bin ia^ im ©Raffen immer rücfwärtS gegangen, aua> baf wo
idj etwa« wollte; idj banfe ©ott, baß idj hierüber t)ell fe^e." „3a^ nti^ gar toobt
bag ia) mta^ nia)t mit (Stjopin bergleia^en fann, aber eS ift boa^ menfa^lia), bajs id)
gerabe nia^t in meiner ©djwatfjljeit [b. ^. in ben „Präambuleß", einer ©ammlung
ganj furjer Sßrälubien] neben i^m figuriren möa^te."
13 (©. 68). $en 5lnbeutungen über §ellerS erfte §lnfnüpfung mit ©djumann
feien noa) einige biograptjifcfje ÜRotijen über ben domponiften hinzugefügt
©teptyan §eHer würbe am 15. 2Rai 1814 in $eft geboren. 9?adjbem ber
gcljnjä^rige Änabe bei einem öffentlichen auftreten als ßlabierfm'eler allgemeine
Slufmerffamfeit erregt fyattt, übergab il)n ber SSater bem bamalS berühmten Se^rer
§lnton $alm in SSien ju Weiterer 5luSbilbung. 9kdj etwa brei bis bier Sauren
Enmerfungen. 501
unternahm ber ©ater Eoncertreifen mit tym in Ungarn unb Sßolen, 1829 aud) in
2)eutfd)lanb. 3n 2lug«burg würbe ber Änabe öon fdjwerer $ranfi)eit befallen, fanb
aber in einem funftfinnigen £aufe ein fo freunblidje« Slftol unb fo forgfame Pflege, ba&
er fid) nad) feiner ©enefung auf« Snnigfte bort gefeffelt füllte. E« war ber griebe
einer fdjönen #äu«lid)feit, ber nad) bem unfteten SBanberleben um fo woljltfmenber auf
Körper unb ©eift einwirf te, al« er auglcid) bem ©ebfirfnifc, fid) ju fammeln unb
weiter &u btlben, entgegen fam. geller« 3fofentf|alt in 9lug«burg währte big in«
3at)r 1838. $urd> ben anregenben ©erfef>r mit EJjflarb, E. SL Erobifd), ©raf
gugger u. a. tjatte fid) nidjt allein ber SSirtuofe jum wirflidjen Äünftler tjeraufge*
bilbet, fonbem aud) ber wiffenfd)aftlid)e Xrieb be« 3üngling« reiche SRafyrung em*
pfangen. (©gl. #amburgifd)e SRufifatg. 1889, «Rr. 27 u. 29.)
©eine Eompofition«ftubien führten &u ber ©efanntfdjaft mit ©djumann, bem
ber Einunbawanäigjäljrige juerft am 9. Styril 1835 fdjrieb. Unter ben eingefanbten
2Ranufcripten waren bie Ijernad) al« SBerf 7, 8 unb 9 befannt geworbenen Elaoicr*
ftücfe, bie Äiftner auf ©d)umann« Empfehlung bruefte. §eller« arbeiten regten
©dmmann gu eingeljenben Erörterungen an unb tjatten einen jahrelangen freunb*
fd)aftlid)en ©riefwed)fel jur golge, ber erft nad) ©djumann« ©erfjeiratlmng aümäljlici)
aufhörte, ©djumann fanb fid) burd) eine „offenbare 2Baf)foerwanbtfd)aft" ju geller
Ijingeaogeu, bie er befonber« in 9fr. 1 unb 3 ber ljier befprod)enen Sntpromptu«,
fowie in bem 9tonbo*©d)er3o unb in bem ©d)erao ber Dmoll*©onate ausgeprägt
fanb. — 2lud) $ur Mitarbeit an ber ßcitf d^rif t oeranlafcte ©d)umann feinen
jungen greunb, beffen erfter „$)alrib«bünblerbrief" au$ STugSburg im April 1836
erfd>ien (IV, ©. 119). ©djumann legte Jpefler ben ©ünblernamen geanquirit
bei, ben biefer juerft in ber 8eitfd)rift lag. $)ie ©eranlaffung baju gab waljrfd)ein*
ftd) be« ©erid)terftatter« ©emerfung am ©d)luf$ feine« ©riefe«, bafi er nämlidj fein
3ean Sßaul fei, „fonbem l)öd)ften« ein gean qui rit ober ein $aul qui pleure".
$er tljeilweife etwa« fpöttifd) gefärbte Sttuftfbrief mugte in Augsburg rooi)l etwa«
böfe« ©lut erregt Ijaben, wenigften« fdjrieb ber $)aötb«bünbler furj nad)l)er (1836,
IV, 196): „@ern l)ätte id) Eud) ben weitern ©erid)t getrieben, aber id) fel)e feit
bem te&ten meift oerfappte Sßrügel unb Seute, bie orbentlidj intereffant au«fet)en oor
lauter ©ift unb ©alle. 3>al)er melbe id) nid)t«, al« ba& ^ier am erften ipfingfttag
ein $8eetfyoDen*$>enfmal*<£oncert ftattgefunben, Wo öiel ©eetfjooenfdje« oorfam:
?ßaftoraliümp^onte, ©grnont, ^Ibelaibe, Sonate pathßtique u. m.w gioreftan fdjrieb
barunter: ff©eib nur nic^t bange, 3^nquirit! Unfer Hantel gc^tweit." Ttit bem
Ui ber ©onate eingeflammerten gufafc: ttütfVitÜ ö0^ ©tep^an geller, bebeutenbe«
Talent", he^totdtt ©c^umann wot)l Ijauptf äc^li^ , bie Slug«burger über ben böfen
3eanquirit irrezuführen. (£rft im folgenben 3^re erfc^ien ein gweiter 3)aoib«-
bünblerbrief au« 9(ug«burg (1837, VII, 42).
3n ber ^weiten $>älfte be« Sa^re« 1838 wanbte fid) fetter nac§ $ari«, wo er
— einige Steifen abgerechnet — bi« ju feinem Xobe oerblieb. ®ort führte er fid)
burd) eine Empfehlung oon ©c^umann bti ß^opin ein: burd) Ueberreidjung be«
„Eamaoal", ben ©djumann tym ^u bem S^ecl nod) nac^ 9lug«burg gefanbt l>atte.
$ie langge^offte ©elegen^eit, ben öon ifmt fo innig oere^rten ©c^umann auc^
perfönlid) fennen ju lernen, fanb Jpetfer nic^t. ©elbft ber fc^riftlic^en Erinnerung«*
aeidjen an i^n, feiner ©riefe (— mit ber öfter wieberfetjrenben 5lnrebe frßieber
.feetler öon ftiamantenwertfj" — ) follte er ftc§ nid)t lange erfreuen. Er büfttt fie
auf bebauerlidje SBeije ein, al« er gelegentlich eine« SB5o^nung«wec^fel« feine
502 Slnmerfungeu.
©rieffcfyaften orbnete unb in golge einer ©ermedjfelung Schumann« §anbfdjttjten
mit Derbrannte. 2)er ©erlufr berfelben ifi um fo meljr %\x beflagen, als audj Sdju-
mann felbft nodj in feinen fpätern ßebenSjaljren äußerte, baß er feinen intereffanteiten
©ricfmedjfel mit geller geführt fjabe.
5luf mein @rfud)en fpradj fetter ftdj über bie ©riefe unb ben ©inbrutf, ben
er au$ iljnen toon ©djumannS $erfönlirf>feit empfangen, avß. $er Qftnjelljeiten er>
innere er fidj nad) fo langer 3eit nirf>t metyr, fdjrieö er mir am 16. 3uni 1879, es
tyabe fidj ^attptjöc^licr) um bk iljm sugefanbten arbeiten geljanbeli, bie ©djumann
mit wojjlwoflenbem unb Ijer&lidjem tetljeil ju förbern immer bereit gewefen iet.
lieber {eine eigenen dompofitionen Ijabe ©djumann ficf> ntcr)t auSgelaffen, too^l aber
über anbere ifmt naljefteljenbe ftünftler. „SRit großer greunbfdjaft unb ©etounbe*
rung f^racr) er bon 9Renbef$fol)n, ben er über alle teueren fteHte, auef) üon ©djunfe,
$enfelt, ©ennett, Ritter unb ©abe. 3n einigen feiner ©riefe ber legten %afyct fprad)
er mit unbegrenzter 2kbt oou feiner grau unb bereu Talent. $n aüen feinen
©riefen erriet!) man ben eblen fraftüotlen (Seift, ber jo bie! ftcrrlidjeS fdjajfen joüte.
@ine ungemeine ©üte mb 8artf)eit beS ©emütljeS war barin unberfennbar, fo roie
fie au§ Mem, wag er gef ebrieben, Jjerborleudjtet. 3dj Ijabe U8 furj cor ber Ärarti*
ijeit ©djumamtS nodj inbirecte ©ewetfe gehabt, baß er mid) nidjt öergeffen ijabe.
©on meiner <5titt fann idj fagen, baß meine ©emunberung unb meine Smteigutuj
ju iljm mit ben S^ren immer gewadjfen unb idj es als ein attißgefdjicf anjehc,
nid)t einige Qeit mit iljm gelebt ju Ijabeu."
• 3n SßariS fdjrieb ©euer wieber mehrere ©eridjte für bie neue Seitfdjrijt ,is:>9
unb 1843), feine £au|)ttf)ätigfeit wibmete er ber ©ompofirion! ®er Ausgang feines
SebenS war trübe. (Sin Slugcnleiben, ba3 im g^re 1883 antjob, fteigerte fieb bis
ju beinah oööiger ©rblinbung, fo baß iljm bie Ausübung feiner ®unft urnnöglidi
gemadjt war. 2113 nodj ©ermögenSberlufte Ijinäufamen, erließ fein gteunb Syrier
QaUt in ©emeinfdjaft mit §toet Shmfrfreunben in ßonbon 1885 einen Sfofruj jur
©Übung eines ,,©teptycn*§eller*goub$", ber bem fdjwergtyrüften ft'ünftler tm$a))x&
rente fidjern follte. geller ftarb — untoermäljlt — am 15. Januar 18S8.
14 (©. 76). $ie Sftebaction erließ unterm 1. October 1837 eine ©efamü«
madjung, baß bon Sfteujaljr 1838 an bierteljätyrlidj mufi!a(ifä^e ©eilagenjur
geitfa^rift erfefteinen füllten. 3« ber (Sinlabung an bie ©omponiften um Beiträge
baju Ijeißt e^: „ ©au^tf act)Ucr) r)offen mir, burdj baö Unternehmen jungen talem
botten ©omponiften, benen ber SBeg jur Deffentliajleit meiften^ fo fe^r öerfperrt \%
nü^lict) ju werben; muß fdjon bie aufnähme tyxtx (Sompofitionen an fict) aU eine
9fa3aeid)nung betrautet werben, fo fann e3 auaj gewiß faum du rafd^ereS unb
fia^erereö SKittel jur ©efanntmadmng i^re^ SRamen^ geben aU eine öon Jaufenben
gelcfene 3eitfc^rift. g-ür btn Sefer, für ben jungen ftünftler tok für un^ f)aben
©eilagen aber noa^ einen Jpaupttoortljetf. ©erabe i^nen werben wir bk ftrettgfte
fritifd)e Slufmerffamfeit wibmen, <Sä)önljeiten unb Mängel, fo weit fidj bie§ bur*
933orte t^un läßt, gerabe ^ier nad)Weifen, wo ber Sefer, bie ©ompofitionen neben
fidj, ©(^ritt cor ©abritt nad^folgen fann unb ben ©egenftanb be3 Urtljrite m
5lugcn fielen ^at. $a3 Urteil bielfeitiger unb fefter ju fteHen, werben wir boljer
aud) oft bie oon un§ jur 5lufna^me in bie S^tf^rift beftimmten ©ompofittonen
bor^er mehreren unferer fätjigften Mitarbeiter mittt)eiten unb berfc^iebenc SKeinungen
mit 9?amen§unterfa^rift neben einanber abbruefen taffen. ©o ^aben Wir aud) im
©tnnc, al§ zweite ©eilage ein #eft ©ompofitioncn beffelben ©ebidjteS, bal feiner
Slnmerhmgen. 503
Seit in biefcn ©lottern ab gebrueft werben fofl, beijugeben unb bie ßieber ftufentücife
com mangelhaften biö jum gelungenen übereinanber ju [teilen. @S fann nidjt fehlen,
baf$ bieS 3ung unb 2tlt jur Xljeilnalmte anregen, überall nüfccn unb intereffiren
wirb. $lber audj ber alten Seit folt gebadjt werben. SRamentlid) liegt uns an 93er*
breitung m'eler nodj ungebruefter ©ompofitionen tum 3. S. 33 adj, beren fid) bereits
einige ber Ijcrrlidjften in unferm 83efift befinben. Ueber manage anbere Sßläne, bte
mir mit btefen Beilagen in Serbinbuug %u bringen gebenfen, werben mir fpater
nod) auSfüfjrlidjcr fpredien.1" 211S Schümann 1838 nodjmalS $ur ©infenbung Don
beitragen aufforberte, fefcte er tun^u: „2)ic ftreube über ein neu entbetftcS Xatent,
baS wir auf biefem SSege rafdjer als fonft in bie Deffentlidjfeit einzuführen meinen,
l'&fytn wir ju unferen liebften."
SdjumannS SSorljaben ift in ber beabfidjtigten Söeife woljl nid)t ausführbar ge*
wefen. (§S erf dienen »on 183S an jttyrlidj oier &efte oon je 4 bis 6 (Sompofitionen;
mit bem 16. §efte ((£nbe 1841) fjbrten bie Beilagen auf. $te SBcfpredjungen ber
^Beilagen oon 1838 finb oou Stfmmann. (£in paar Slu^üge barauS feien l)ier mit*
geseilt.
;£>eft 2) 8L Sdjumann, Sntermeföo f. $fte.
;Hmoll, in 9hr. 3 ber 9* ob eile tten als 9Kittelfafc enthalten.]
„. . . $en legten Beitrag crtlärt unb entfdjulbigt baS 3Jlotto aus SRacbetl)
When shall we three meet again,
In thunder, lightning, or in rain?
in einiger $infidjt; es ift ein ©rudjftürf aus einem größeren Safc, wo er nod) me^r
als Ijier ben ©tnbruä eines wilben pljantaftifdjen Sa>ttenfpielS Ijinterlaffen mag.
$cr (£omponift wünfdjte nidjt, baß man bie SJhtftf für eine Unterlage beS ange*
führten StöottoS hielte; es ift umgefe^rt, er fanb erft fpater jene bem Sinne ber
Sttufif natje fommenben Söorte."
(£eft 3) $ auline ©arcia, $ie ßapellc, Sieb oon Uljlanb.
goljanna SRat l)ieuj, Xrinflieb für Xenor mit (Sljor.
„. . . lieber ^auline ©arcia fjabzn biefe SÖIätter jdjon an mehreren Orten be*
richtet. $IIS Sängerin iljrer berühmten Sdjwefter nadjftrebenb, in ber <£ompofition
if)r bielleidjt überlegen, fdjeint fie audj bem lefctern unb Ijöljern Talent bie größere
Sorgfalt au$uwenben. $aS Sieb ift merfwürbig, als ein beutfdjeS Sieb oon einer
Spanierin componirt, bann burd) firf) felbft in feiner ©eftaltung unb 2lbrunbung.
2>ie Sttufifcrin Ijat baS SBilb bcS 2)idjterS bis ins gartefte ausgemalt unb (SigneS
^in5ugetl)an, inbem fie ben ©irtenfnaben im Anfang fingenb einfül)rt. 2)aS öe^tere
mag bieHeia^t etwas fpielenb erf feinen; im Oegenfa^ aber jur ru^enben Sanbfa^aft,
bie ber 2)idjter oor uns ausgebreitet, treten bie (Sontrafte nun um fo lebenbiger
öor. SRacr) bem Schluß Ijin öerfa)winbet ber ©efang beS £irtcnfnaben atlgemaa^
unb Hingt wie ein @d)o nur in ber Segleitung luer unb ba; eS ift, als ob baS
©löcflein feinen ©efang immer meljr übertöne. (Sinen Vortrag, wie er ber (Som*
poniftin eigen, eine Stimme wie üjre aus bem gnnerften fommenb, werben bem
i^ieb bie redjte fjärbung unb SBebeutung geben."
(Sa}umann fyattt bie ©arcia juerft im 3uni 1838 im ©ewanb^aufe gehört
Ueber i^ren ©ortag eines felbftcomponirten Siebes — ,r3)eS Knaben äSerglieb" oon
Urlaub — ben fie felbft am ©laöter begleitete, bemerfte er in ber geitfa^rift: „Sie
jeigte ^)ter brei Talente, öon benen jebeS für fia^ feinen ftünftler jieren Würbe."
1840 wibmete er üjr feinen öieberfreis üon $eine, SBerf 24.)
504 9lnmerfungen.
„©eljr berf djieben öon bent Beitrag biejer reidjbegabten föinftlerin ift bcr einer
anbern, ein Xrinflieb unb nodj meljr, eines in Gmoll. ©djeint mir biefe bunfterc,
faft wilb auftretenbe Xonort audj nidjt tont ©ebtdjt geboten, baS fetter unb föön*
finnig gur SBertljljaltung unserer tljeuerften ©üter aufforbert, fo mag bie Sluffaffung
ber (Somponiftin als ein 3e^cn oer 3eit angejeljen unb öieHeidjt aus jener
toetbltcr)en 55)icr)tcrf c^ulc hergeleitet werben, bie wir auS Stapels unb Bettinas Schriften
fennen. SBer bie Gomponiftin, it)re mufifalijdje, burdjauS wciblidje Sftatur genauer
fdjäfcen lernen will, mag eS aus üjren öor ^urjem erjdjienenen Siebenten, bie
ber innigften Slnerfenmmg würbig, wie fie fie bereits überall gefunben f)aben.u
(§eft 4) BeSque öon Tuttlingen, Die ©ciftcrtnfel, Sieb öon #eine.
3ofepr)ineSang, Draumbilb, Sieb öon §erne.
„Der erfte Beitrag rüljrt öon einem Dilettanten Ijer, einem fyodjgeftettten $e>
amten in SBien, ber fidj nod) unlangft auf ber bortigen erften Büljne aud) in ber
Oper berfudjt. Ueber feine Seiftungen im Siebcrfadje l)at bie 8*itfd)rift bereits
früher berietet, granj ©djubert fdjeint nidjt oljne (Sinfluß auf ben Somponijten
gewefen ju jein, wie anbererjcitS feine Sßelobie oft an itatienifcr)e erinnert; eine
Bemerfung, bie man an mehreren fübbeutfdjen ©omponiften, wie Sadjncr, Xljalberg,
$rodj u. a. madjen fann. Dem (Sinne beS §einefdjen ©ebidjteS enrjpredienb ift es
ber graue, trübe Don ber Sttufif, ber bie SBirfung ber ©ompofition madjt; öon ben
SBorten entf leibet, erfdjiene fie allerbingS etwas einförmig unb ^armoniearm.
3)a§ Sieb öon 3ojept)ine Sang ift ein feines, äußerft partes ©ewädjS, ba§ wir
ber aufmerfjamen Betrachtung beS Se|erS anempfehlen; eS gefallt un$ burdjauS in
feiner gnnigfeit, namentlich ba, Wo eS ins Cdur ausweist, wie benn baS Gtanje
fel)r auSbruefSöofl beclamirt ift OTeS Borjüge, bie man in einem öor £ur$em bei
§aSlinger er jdjienenen Sieberljefte nodj jatylreidjer antreffen wirb ; baff elbe £eft ent*
l)ält aud) eine ©ompofition beS öon bem 9Kannf)eimer Sttufiföerein auSgefdjriebenen
SßreiSgebidjtS, bie mir gleichfalls unter allen mir jugefommenen als bie am inmgjieit
unb eigentljümlidjften aufgefaßte erjdjicnen. Die Berf äff erin , nodj fel)r jung, leb:
meiftenS in Augsburg." —
äRenbelSjolm, ber bei feiner 2fawejenf)eit in SRündjen (1831) bem fecfoelpu
jät)rigen Sßäbdjen eine Seit lang täglict) eine ©tunbe im (Generalbaß gab unb fie lehrte,
was fie (nad) feinem SluSbrucf) „fdjon öon SRatur wußte", f djilbert in einem Briefe Dorn
6. Dctober feinen Sltern bie „fleine Sang": ,,©ie ift mir eine ber liebften Srjd)ei>
nungen, bie idj je gejeljn. Denft (£udj ein jarteS, Hernes, blaffeS Sttäbdjen, mit
eblen, aber nid)t frönen gügen, fo intereff ant unb feltfam, baß jdjwer öon iljr
wegjufetjen ift, unb all' if)re Bewegungen unb jebeS SSort öoll Oenialitat. Die ^at
nun bie ®aht, Sieber gu componiren unb fie ju fingen, wie id) nie etwas gehört
Ijabe ; eS ift bie öoHfommenfte mufifalifdje greube, bie mir bis jefct wo^l %u Jljeil
geworben ift. SSenn fie fiä^ an baS ©laöier jefct unb folc^ ein Sieb anfängt, (o
Hingen bie Xöne anberS, — bie gan$e EKufif ift fo fonberbar tyin unb ^er bewegt,
unb in jeber 9fcote baS tieffte, feinfte ©efür)I. SBenn fie bann mit i^rer garten
©timme ben erften Xon fingt, ba wirb eS jebem SWenfc^en ftiK unb nadjbenflid) ju
SJiut^e unb jeber auf feine SSeije burd^ unb burd) ergriffen, könntet 3^r nur bie
©timme prent ©o unfä^ulbig, unb unbewußt ?ä)ön, unb fo aus ber innerften
©eele ^erauS, unb bod) fo fcr;r ru^ig ! BorigeS 3a^r waren alle bit Anlagen roo^l
fä)on ba; fie t)atte fein Sieb getrieben, worin nidjt irgenb ein fonnenflarer 3UÖ
öon Dalent war, unb ba trommelten SCTtorr. unb iä) guerft Särmen in ber Stobt
STnmerfungen.
505
unter bcn 9Ruftfern; e$ wollte un$ aber feiner fo redjt glauben, ©citbem aber tyat
fie ben merfmürbigften gortfdjritt gemalt. SBen bie jefcigen Steber nidjt Warfen,
ber füljlt überhaupt gar nidjtS, unb fo ift e$ nun gar Ietber SJlobe geworben, ba$
flehte SJläbdjen um Sieber ju bitten, iljr bie Sidjter *om (Slotner fortzunehmen, um
fia) an iljrer SMandjolie in ©efellföaft $u freuen 3dj Ijabe nun ba$ äRetnige
getrau unb bie Altern unb fie felbft aufs einbringlidjfte gebeten, bie ©efeflfdjaften
ju oermeiben unb fo etwas ©öttlidjeS nic^t oergetyn ju Iaffen. 3)cr £imrael gebe
nur, ba& e3 Reifen möge . . . ." —
©eaüglidj ber foäteren Beilagen &ur 8eitfd)rift fei nod) ernannt, ba& *on
©djumannä eigenen ©ompofitionen barin enthalten finb:
1839, £eft 5: QJigue (Jpäter in SGBert 32 aufgenommen).
— 6: „ftragment au« ben Sßadjtftütfen" (jpäter als „Sntermeajo" in
ben gajdjingSfdjmant aufgenommen).
1840, §eft 9: 2 Sieb er: „Hauptmanns SBeib" unb „SBeit, weit" (2Rttrtf)en.
— 10: gugtjette. ßn SBert 32.)
— 11: „Sftaftloje 2itbe", SRännerdjor. ;3n SBerf 33.)
— 12: SHftidjon „ftur ein lädjelnber ©lief". ßn 2Berf 27.)
1841, £eft 13: Sieb „©titte Spänen". (3n SSer! 35.)
— 14: Sieb „9Ronbnad)t". (3n SBerf 39.)
15 (©. 94). Dbwotyl mit feiner ©djumannfdjen Sljiffre gejeidjnet, tragt biefer
9faffafc bod) ein fo unoerfennbar gtoreftanfd)e3 ©epräge, bog id) tf)n aufgenommen
f)abt, @r ift einer SReilje oon furjen SRecenfionen unter ber Muffdjrift „©elegen*
I)eit3ftücfe" entnommen, meldje bie SRebaction mit ben SBorten einleitete: „Siel Sßlafc
fönnen wir ber anzeige fotdjer SRufit natürlidj nidjt einräumen, fonbern blutwenig,
bafjer mir audj für biefeS fjaa) einen unferer auSgejeidjnetften Safonifer gewonnen,
ber auf aUeS in möglicher tfürje fjinjubeuten oerfpridjt." (1837, VII. 40.)
16 (©. 97).
^
g&F* f t^t E-gjfcj^-^f^f
V
$enfelt$ Poeme d'amour (SB. 3), worin bie auf biefe JJigur gebaute (£tübc ent-
halten ift, erftf>ien in ©djIefingerS Album du Pianiste oon 1838. 3n ©djumannS
SSeforedmng (1838, VIII, 70) fjei&t eS: „3Ba3 bem Sltbura bie meiften Käufer oer*
fdjaffen wirb, ift Wotyl namentlich ba£ burdj ßlara SBiecf berl)errlid)te Sfabante mit
Gtfibe in Hdur oon Slbolpf) #enfelt. $em Stnbante mü&te id) nidjtä aU eine*
jener fdjönften ©onette öon Petrarca, ba3 mit ben SSßorten „benedetto sia'l giorno."
anfangt, an bie ©eite ju fefen; eS fuait feine* ©teidjetu 3)ie @tübe, ju anberer
©tunbe erfunben unb in feiner tieferen SBe^ie^ung jum Anbaute gebadjt, bringt e*
aber beim Sparer au* bem ©er^en in bie $änbe, unb i^re SBirfung ift wie be*
fannt bie aügemeinfte, bag OTe^ bura^einanber fpria^t bor greube. 5)er (Somponift
506 Anmerfungen.
mar lange im S^eifel, ob er bie äßelobie bcr Stube, oor jener grofjroogtgen Sc*
gleitung, nic^t erft in einfacherer öorfüftren foHte, mooon id) tljm befcfyeibentlid) ab*
rietl), aus mehreren ©rünben, oon benen ber eine, bafc hk (Stube bann eine meljr
fcariationSälmlidje Söirfung fyert) erbrächte, itmt am meiften ju gefallen fdjien. Seiber
mu& man ba3 ©tücf jefct in allen möglichen ©efeflfdjaften ju Ijören befontmeit, »ie
benn neulid) ein armes gräulein an ifmt roie an einem fdjtocren etfemen Steiften
fdjob, ber ntdjt bon ber ©teile tooHte."
17 (©. 100). (Schumann irrte in ber Xljat — roenigftenä in ©e&ug auf bie
Opern SttetyerbeerS, bie fid) in $cutf djlanb bis auf bie neufte Reit in ber ®unft
be$ Sßublicumä behauptet ^aben. fieljrreid) ift folgenbe, ber SBrüffeler ©ajette tum
1889 entnommene ftatiftifdje Sufammenfteflung bon Opern, roeldje an ber Variier
großen Dp ex in ben galjren 1828 big 1888 metyr als 100 Aufführungen erlebt
Ijaben. greilidj lägt fic^ nid)t barauS erjeljen, ob unb in meinem Sftafje bit ichu
lidjen Aufführungen gefallen ober geftiegen finb.
(£rfte Aufführung:
1828 Auber, Stumme bon ^ortici ... 505 SBorftellungcn.
«Rofftnt, ©raf Dm 434
1829 ffioflini, Stell 743
1830 Auber, ©ott unb Sajabere ... 143
1831 Stuber, SiebeStrant 242
Sttetjerbeer, Robert b. Teufel 718
1832 §alebt), $ie Serfua^ung .... 104
Auber, $er Sdjnmr 102
1833 Auber, ©uftao III 169
1834 SKosart, $on Suan 213
1835 §afetoJ}, 3übin 505
1836 SKeüerbeer, Hugenotten. . . 821
1840 Bontjetti, gaöoritin 601
1841 SBeber, fjrei^üg 210 „
ipalfotj, Königin oon (St#ern. 118 „
1846 S)oniäetti, Sucta oon Sammermoor 268 „
1849 SReoerbeer, ^ropljet •. ... 442
1857 Serbi, Xroubabour 223
1859 QJounob, Sauft ....... 507
1865 SKenerbeer, Afrifanertn . . 399
1873 Xljomaä, §amlet 277
1880 Sterbt, Aiba 300
18 (©. 101). Qu einem Aufjafc über SSoglerS ©ljarlataniSmen in fentCB
Orgelconcerten (1840, XIII, 87) mad)te Schumann bie Anrnerrung: „Snbefe toai
ber geniale Alte als (Sontponift bebeutenb; jefct, roo über mandjeS anberS gebaebi
wirb als im öorigen Sa^r^unbcrt, märe eS rootyl nidjt ber SWülje unn?ertt>, aud) an
SoglcrS SSerfe in einer ausführlichen fritifdjen SBürbigung einmal ju erinnern.0
19 (@. 101). $ie JDtetyilfdje ©tjMpljomc Ijat mehrere Anflänge an 33ce!<
f)ot>en§ Cmoll*(St)mpl)onie. 2)a3 AnfangStljema beS legten ©afceS unb ein baraii»
hergenommener 9tljtttl)muS erinnert an ben erften <Sa$ ber Cmoll*©ijrap^onie; ba
britte 6afc (Gmoll 3/4, pijjicato) an baS ©djerjo; ber jtoeite X^eil be^ Ztioi
Gdur) mit bem basso solo unb audj ber (5c^lu6 ebenfalls an ba3 %xw bei
2tnmerfungen. 507
93eetfjoüen. — 2Ref)ul3 bier ©ümptjonieen finb in ben 3at)ren 1 797, 180S, 1809 unb
iSlü jum erften BRale aufgeführt worbeiu $a£ ©ebuctsjafjr ferner erften, ber Gmoll*
©nmpfjonie, ift bisher nidjt feftgeftellt morben. 3^re erfte Aufführung in $eutfa>
tanb (b. f). in Setpgig) war am 13. 9Jtai 1810, im $rud erjagten fie (als 9h\ 1)
im guti 1810 bei SBreitfopf «nb ©artet. SBeetfyobenS Cnioll*©bmpf)onie mürbe
begonnen 1805, beenbet 1808 unb am 22. $ec. 1808 perft aufgeführt, ©ebrueft
erfaßten fie im April 1809. $a3 Xfytma beS erften ©a&e£ finoet fid) fdjon in einem
sJ?oti§bud) SöeetljobenS au3 1800 angegeben.
20 (©. 108). ©er Verleger, A. Kiabefli in SBien, mibmete biefe ©onaten ©dju*
mann, ber in feinem Kaufbriefe bom 18. fljiai 1838 f abrieb: „(Bit fjaben mir bura?
3^re SBibmung eine ftreube gemalt, — idj mu& gefielen, bie gröfjie, bie mir je
bon äugen auf fo garte Seife geworben ift. $a$u nun ba3 fdjöne ©ewanb, mit
bem ©ie biefe r)öd^ft merfwürbigen testen Oebanfen biefeS geliebten Äünftlerä auä*
geftattet — nehmen Sic meinen beften $anf bafür!" — ©djubert fetbft beabfidjtigte
biefe ©onaten Rummel ju wibmen.
21 .;©. 115). ®ie „Duartett*3Korgen" finb nidjt etwa nur eine freiere gönn
bon ftritifen, fonbern SBeridjte über 9Jlufif*Aupf)nmgen, wetdje ©djumann in feiner
SSo^nung beranftattete, $unäd)ft, um neue ftammermufif werfe (audj ungebruefte)
fennen ju lernen, sugteia^ aud), um Atteä unb SBefannteS wieber p ljören. $ie
S3crtct)te für bie 3eitfa)rift Ratten eS nur mit ben erfteren $u tljun. 8ul)örer waren
be3 bejdjranften föaumeS wegen nur wenige sugegen. ©djumann fdjerjte einmal
barüber (1838, IX, 110): „llnfere £tuartett*9Worgen finben Sßadjalnnung. $err
9Ä. ©djlefinger in $ari3 wirb nädjften SBinter eine Steige äfjntidjer ©oireen geben,
§u benen bie Abonnenten feiner S^^^rift freien Betritt ljaben; ein guter ©ebante,
ben wir wegen Äiein^cit unfereS SRebactionSpataiS nidjt auszuführen bermöcfyten."
— ©djumannS S&otjnung, in ber bie Ouartett*9ttorgen ftattfanben, war bon 1836
bis 1840 im fog. „rottjen Sotteg", eine Xreppe f>od), unb fjatte bie AuSfidjt nadj
bem „nieberen tyaxt" hinaus. Qe&t geigt ba3 ©tubenfenfter auf bie neuangetegte
©oetfyeftra&e, e3 ift tinfö bon ber, ebenfalls erft nadj ©dpimannS geit bort ange*
brauten £au£tl)ür.
22 (©. 127). S)ie fu'er genannten SBerfe finb fpäter gebrutft morben, aber
woljt fdjwerlidj mit ben bon ©djumann borgefdjtagenen Aenberungen. Um frembem
(£inftu& jugänglia^ $u fein, war ©irfdjbadj eine ju eigenftnnige unb fdjroffe Statur.
(Sr beröffenttidjte unberbroff en bü an fein ßebenSenbe &ai)treid)e Äammermufü* unb
£rd)efterwerfe, oljne beim publicum £f)eilnal)me für feine SJhifif erweden gu fönnen.
$ie SSerftanbeSttjdtigfeit war bei iljm überwiegenb, wie ec benn audj für einen ^er*
borragenben ©cb,aa)fpieler galt
23 (©. 127). SBter 8Boä)en bor bem Grfajeinen biefe« SBeria^tg f abrieb ©(^u*
mann an (Stara (13. Suli): „<£ine groge (grfa^etnung ift biefe SBodje an mir bor*
übergegangen; 2>u wirft ben tarnen in ber Seitfdjrift [unter gwei Auffafeen] getejen
^abtn: ©irfa^bac^. dx iat üitl 3rauftifdje$, ©^warjfünftlerif^e«. Sorgeftem matten
wir Ouartette bon ifjm; im ©a^ mangelhaft, in ber (Srfinbung, im (Stuben ba§ Unge-
^eu erfte, waö mir bis jefct bocgefommen. 3n ber Sttdjtung einige Ste^ntia^feit mit
mir — -©eetenjuftdnbe. 5)odj ift er biet teibenfa^afttia^er, tragifdjer aU ia). S)ie
gormen ganj neu, ebenfo bie ©e^anbtung beS Ouartett«. ©ingelneS ^at mi(^ im
Siefften gepaclt. Kie Heinen geljter überhört man bei fötaler überftürjenben ^an*
tafie. Stufeerbem Dubertüre ju ©amtet, 3been $u einem Oratorium ,SDa3 bertorene
508 2lmnerfungen.
SßarabieS'. $ie Quartette finb (geeitert aus gauft. 3efct t)aft $u ein S3tlb. $a<
bei oft tieffte Siomantif bei aller (£infadjt)ett unb rüljrenber SBa^rt)ett.w «n bem*
felben Sage fdjrieb ©djumann an $irfd)badj, ber öon Berlin nadj Setpjig gefommen
war: „SBünfdjen (Sie e§, fo fott meine offne Meinung über it)re Quartettein
einem ber nädjften jQuartettmorgen* ber Qeitfdjrift erfdjeinen. ©ie müfjten mitft
aU (Somöomft tarnen, um p wiffen, wie nalje mir jufammen gefjen, wie \$ alle
Sljre ©pljaren obwohl mit leiferem Flügel berührt fcr)on öor längerer ^dt $ies
laffen ©ie midj nodj fagen, 3fa ©treben ift mir ba§ ungefjeuerfte, baä mir in
neueren ßunftridjtungen öorgefommen, unb wirb öon großen Shrüften getrogen.
Einige gweifel t)ege tdj aber im (Sinjelnen unb gegen GfinjelneS, öorjüglid) als
SKufifer. 3a) werbe ^ntn bie ©tetten angeben." 3m fotgenben 3at)te riett) £dm»
mann wieberr)oIt gum $rucf ber ©adjen. „SSaS id) r)clfcn fann, tfm' td)." „Sic
muffen ©td) freiltdj jum ©djritt entfdjlie&en unb trgenbmo anflopfen. 3$ w^
barüber nadjbenfen unb 3^nen wieber baüon anfangen."
24 (©. 129). ©djumannS Vermutung war tidjtig. 3n Dr. <L 93cltafte'
„Cherubim, Memorials of Ms life" iSonbon 1874) ljeifjt e§: „$ie Sütfnatjmc Des
Es dur* Quartette öeranfafjte ©Ijerubini, fidj wieber feiner Ddtir*©tomj>fjonie $u$u*
wenben, bie er in fionbon gef djrteben t)atte, aber fie würbe in ein Quartett wr<
wanbelt, mit einem neuen 9Ibagio, gef djrieben 2Rärj 1829." ©. ©roöeS Dictionary
of music and musicianB beridjtet nodj einget)enber: „1815 bot bie [Sonboner jjW«
l)armonifct)e ©efetlfdjaft ifjm [(Sfjerubini] 200 fiftr. für eine ©ömj>t)onie, eine Ciion«
türe unb ein SSocalftficf. Cherubim fam im Wtax% nadj Sonbon, bie ©ömpijomf
in D würbe beenbigt ben 24. Stpril unb aufgeführt beu 1. SRai. ©ie würbe h29
in ein Quartett umgefdjrieben mit einem neuen &bagio."
25 (©. 133). $a$ ©ebidjt war in ber 8eitfd>rift überfdjrieben: „%x G. ».■
unb unterjeidjnet „91. S." ©lara SBiecl fötette in bem ©oncert, ba§ nadj Vorfiel*
fjeftfdjrift ber ©ewanbljauS * Soncerte am 8., nidjt am 9. ©ept. ftattgefunben t»at:
©tyom'nS Emoll*(£oncert (erften ©a& , (Saörice in Emoll öon $t)albergf lieber öon
©djubert*Sifct, Orage unb ßtebeSfteb öon $enfelt, eine 9Ranufcrij>t*äRaaurfa öon
Chopin unb ein eigenes ©o^erjo iDmoll, äRanufcrlpt).
26 (©. 134). £terf)er gehört audj ba$ Notturno in Hdur Wer! 32 9h. 1:,
ba£ in ©d)lefinger£ Album du Pianiste erfd^ien. ©djumann fagte barüber: „$on
©t)o»in enthält baS Sllbum ein Notturno, btn $id>ter in ben erften Xacten ow*
ratt)enb. 3)er ©efang beS erften SerfeS (man fann e$ fo tyibai) ift möglia^ft ^an
unb WQ^dautenb; matter bagegen, wie (£l)opin$ jweite Srfinbungen fo fjäufia., bei
jweite. 35en ©d)Iu6 r)altc ia^ für f^öter angefeft." — Ueber ba« in bemfelben «Ibuo
erfd)ienene Hmoll*©d^er^o öon SKenbeBfo^n bemerfte ©d^umann: „@in fietne*
©c^erjo öon 9ttenbel3fol)n, fd)on früher [1829] als ©eilage jur berliner aüt;.
mufif. 3ei^"9 W- ^- SWatj] abgebrueft, maa)t fictj tro^ feiner Äür^e ober öielmebi
Wegen i^r geltenb. @S lägt fid) faum geiftreidjer fein in fo wenig ©ehmben."
(1838, VIII, 70.)
27 (©. 134). S)iefe 2lnfia)t öertrat aud) 8uccatmagIio, ber bie früheren ©erfe
ß^opinS — bie beiben Soncerte, ba$ ^rio, bit erften (Stuben unb SJiajurfaS — ben
föäter gefd^riebenen öorjog. 51IS SBebel in ben „Vertrauten ©riefen an #. ^eine*
(1838, IX, 1) bei ber ©rwäljnung öon ^o^inS aufeerorbentlidjem ©piet äu&ertc:
„§ln fjertigfeit ljat e3 wo^l feiner ber Stteifter i^m nod^ ^uöorget^an, unb an
prunfenben fingergewanbten Älangfigurcn, 5luSfa^mücfungen ber öJebanfen fann man
Slnmerfungen. 509
bcn ftünftter, aber aud) nur in biefem, neben ben öerenrigten Rummel fteüen", be*
tnerfte gloreftan baju in einer gufjnote: „$te$ fiob bünft mir ein feljr Keines, tote
benn tiefe beiben ßünftler Taum ju dergleichen finb. ©ettrifj aber ljaben an |mmmet3
©ompofitionen bie ginget weit meljr Stntljetl als an @ljopin€."
28 (©. 135). ©egen berartige ljarmonifdje greiljeiten war ©djumann ftmter
bod) empfinblidjer, roeSroegen er biefe ©teile root)l audj geftridjen ljat. UebrigenS
backte Schumann in ber Quinten* unb Octabenfrage audj in jüngeren 3a^ren
feineSroegS fo jacobinifd), mie bisweilen rooljl angenommen nrirb. (53 befestigte fidj
immer met)r bie Ueber^eugung in üjm, bafj bie alten guten ©afcregeln bodj ettoaS
meljr als nur graue Sljeorie feien. ©leidjrooljl ljing er iljnen nidjt mit engherzigem
SJudjftabenglauben an. Eafür liegen fid) Belege genug beibringen. (£in fd)er^afte§
©eifpiel fanb id) in ber Driginal'fcanbfdjrift ber SaöibSbünblertänae. 9h:. 6 (Dmoll
enthält im SRittelfafc (Ddur), Xact Tb, eine £uintenfortf<f>reitung fc M; barunter
ftetyt öon ©djumannS §anb ein lafonifdjeS: „(£i, ei.44 ©djumann lieft bie Duinteu
fteffen. — SBäljrenb er gelegentlich einmal ljintoirft (1836), baß er im Xraum eine
SRufi! öon ©ngeln gehört ljabe, bie „ber tummlifdjeften Cluinten öoll" getoefen, fo
madjt er ein anbereS 9ttal (1835) auf eine Dctaöenfortfdjreitung in 9Renbel$fol)n3
Edur*©onate aufmerffam. 21n £irfdjbad) fd)reibt er (13. 3uni 1838): „©djon längft
tjatte and} id) im ©inn, gegen geroiffe Sfyeorieen &u gelbe ju jieljen, im ©runbc
gegen alle" (— eine gloreftanfdje Kerbel — ) bemerft bann aber (13. 3uli 183S)
$u beS Sontponiften $amlet«Dubertüre: „Einige Dctaöen barin !ann id) aber un*
möglid) gutfyetfjen, ebenfo in ben Duartetten." SBenn er gegen ßueealmaglio äußert
(8. 2lug. 1838): ,,3d) tjöre mit 9)hififer*Dljren unb fann aud) im SSolfSlieb feine
Ouinten unb Dctaöen ausfielen", fo überrafdjt bagegen bie gloreftanfdje SBerljerr*
lidmng ber Ouintentette in StjopinS Cis moll^a jurfo. 1853 tabelt er in einem
Streichquartett öon S3öi)me eine Cuintenfortfdjreitung, bie er befeitigt ttmnfd)t, ba
baS Duartett „nadj alten guten Siegeln ein fo correcteS fei".
29 (©. 137). SBerliofl fam im ftebruar 1843 nad) Seidig unb führte bort
mehrere öon feinen ©ompofitionen auf, bie aber nur wenig Beifall fanben. 3n ber
neuen Qeitfdjrift berichteten £irfd)badj unb 8. (§einricf> ©c^mitt) barfiber, erfterermit
»armer Xljeilnalmte, oljne freilief) feine öebenfen ju öerbergen (bcn ©djluftfafc ber
pfjant ©tympljonie nannte er gerabeju eine „SHbernljeit":, legerer fütjl unb burä>
toeg oerroerfenb. (Er fprad) iromfdj öon SBerltoy „großem ©enie", loaS ©dmmann
(wie er in einer gußnote bemerfte) bem „{ebenfalls bebeutenben Spanne gegenüber"
unpaff enb fanb; Serlioj gelte in $aris für ben erften franjöfifd^en 3nftrumental*
componiften, „ber er aud) fei". — Sßünblidj rühmte ©c^umann baö Dffertorium
gegen ^erlioj, ber barüber an 3- b'Crtigue in $ariö berichtete: „©djumann, ber
fc^toeigfame Schumann ift gan$ eleltrifirt öon bem Offertorium meinet $Requient3;
XagS nac^ ber 2luffül)rung fyat er ben 2Kunb geöffnet — jum großen @rftaunen
feiner 33efannten — um mia) bei ber £anb ^u nehmen unb mir &u fagen: biefeö
Offertorium gef)t über 311Ie§". — $a ©d^umann nia^t felbft über Serlioj' 2luf*
treten in fietpjig gefdjrieben fjattc, fo las ifym 9t. GJriepenferl in einer Keinen
©djrift „SRittcr SBerlioj in SBraunfc^toeig" ettoaS ben Ze&. darauf ertoiberte ©dm*
mann in ber geitfdjrift:
„Stitter Serlioj in ©raunfd^toeig Reifet ber Xitel einer 93rod)ure öon
9B ol fg. 91 ob. GJriepenferi, in ber neben ^erlioj unfere 3eitfc^rift beinahe bie
510 Slmnerfungen.
Hauptrolle fpielt, bie einer 9lngef lagten nämlid). @S wirb i!)r QftibifferentiSmuS gegen
ben franjöfifdjen (£omj)oniften, einzelnen ber SRitarbeiter , bie über tyn Berichtet,
Sturäfidjtigfeit unb *ßr)iliftröfität, mir felbft auet) fragenb öorgeworfen, warum idj triebt
bie geber für ben in $>eutfct)lanb öielfadj SBeletbigten ergriffen, darauf läßt [ie&
unfctjwer antworten. Unfer liebenSWürbiger öerliojritter, ben bie Seüförifi feit
3at)ren fdjon $u it)ren Sttitarbeitern aät)lt, fdjeiut biefe bennod) wenig ju fennen.
©o finben fid) (er glaube mir aufs SBort; in ben früheren garjrgängen SBeridjre au*
$aris bk Sftenge über SBertioj, beSgleicf)en eine Diele Hummern burdjlaufenbe Sctttif
über feine erfte <5tmtpt)onie öon mir, ber 9ttemanb wenigftenS ben Vorwurf ber Söcil*
naljmlofigfeit machen fann, beSgleict)en über bie Duöertüre &u SBaöerleö, nidjtminber
ein begeifterter Slrtifel öon £obe über bie ju ben 33er)mriet)tern, ebenfo ein ä^nlicber
über bie 9tomeo*3ulie*©tympfyonie, — nitt einem SSorte, über alles öon Serlioj
biSt)er ßxfdjienene (bie £ear*Duöertüre auSgen«nmen, bit inbe& in $eutfd)laub toe*
nigftenS noct) nidjt gebrueft) unb über bieleS ;ftict)t*(£rtd)tenene t)at bie Seitfdjrijt &e*
richtet. SBSill alfo §r. ©riepenferl mein Xlrtr)eit erfahren, fo {abläge er mir itai.
©egen manäjcS, ict) geftelj' eS, würbe idj freiließ jefct weit öerbammenber auftreten;
bie $at)re madjen ftrenger, unb UnfdjöneS, wie ict) eS mot)l in ben Sugenbarbeiten
S8erüojr gefunben unb, glaub' ict), auef) nadjgewiefen, Wirb mit ber Seit ntdjt fdjöner.
$oct) auet) baS r)ab' id) gefagt; eS rut)t ein göttlicher gunle in biefem SRufifer, uni
gewünfct)t, baS reifere Sllter möge itjn läutern unb öert)errlidjen §ur reinften glamme.
£)b bieg in Erfüllung gegangen, Weiß ict) nid)t; benn id) leime öon ben arbeiten
aus SBerlioj' reiferem SDJamteSalter nichts, unb eS ift nodj nichts baöon erfeftienen.
Unb beStjalb, unb Weil $>r. 93erlioj l)ier in Seidig nur öon feinen älteren, in ber
geitfdjrift fdjon fo oft befprocf)encn Sontpofitionen aufführen lieg — ein Cffer<
torium aufgenommen, baS inbeg nur ein SBrudjftücf feines großen [Requiem — ita
mir ein wiebertjolteS SDlttf^recr)en meinerfeitS unnöttjig, unb Rubere wollen ja aueb
fpredjen, unb eine geitfdjrift barf gar wot)l au et) öerfdjiebene 5lnfict)ten bringen.
(5inb aber bie Partituren erft ba, bie 9lomeo*3ulie* , bie #arolb*©gmplu}nie unb
baS 3lnbere, öon benen uns $r. ©riepenferl fo SSunberbareS erjät)lt, fo wirb bie
Seitfdjrift, \ok fie bie erfte war, bie SBerlio^ Sugenbarbeiten in 5)eutjdilattb be<
fannt madjte, gewiß nidjt bie legte fein, bie feinen faätern gteict)e Stufmerffamfeit
joUen wirb. (So öiel, um ben Ijödrft ungerechten Vorwurf beS Snbifferennänm*
öon uns abjuweljren, ber uns curioS genug öon einer Seite fam, öon ber er am
wenigften §u erwarten war. 9lber ber trunfene ©d)wärmer forbert überall *u
öiel; ber leifefte 3weifcl an ber $ot)eit feines SbealS mact)t itjn gum gfanariftr.
SBir SKuftfer aber t)alten uns juöörberft an bie ^oten, unb et)e wir fte, jum ©anp
bereinigt, für ein 3fteifterwerf erfläreu, öerlangen wir ?Recr)enfcr)aft öon jeber ein=
feinen. ®arum aud) wirb ein f am^pf, wie it)n bie 93rocr)ure wünfdjt, für je^t un»
möglicr) fein, weil uns ja aller ©runb unb 93oben fet)tt — bie Partituren. Sinb
fie aber gebrueft, fo werben wir, wie gefagt, aud) mitfpredjcn, unb man fofl w
biefelben ^cinbe ber Sßrjiliftröfität, aber auet) beS bitettantifct)en (£ntfmfia$Tnu$ finben,
als bie wir uns feit entftet)ung ber geitfdjrtft, benfen wir, oft genug befanni.
äRögc übrigens bie Heine <Sd)rift gelefeu werben; fie enthält man^' blifcenben ®e«
banfen unb fonnte auf fo öieteS Unwürbige, 3gnorantent)afte, was neuerbingS über
Serlioj in $eut}cr)lanb gefd^rteben worben ift, gar nidjt ausbleiben. $em merf-
würbigen Mnftler aber fdjlage, was um i^n öorget)t, aÜeS jum heften aus, wie
©oetr)e fagt im Xaffo:
ftnmer fangen. 511
9tuf)m unb Säbel
2J£u& er ertrogen lernen, fid) unb 9lnbrc
SBirb er gejmungen redjt $u fennen."
184.% XVIII, 177.)
9Ran erfennt aus allem, baß @dmmann feine anfänglich auf SBerttoj gefegten
Hoffnungen nidjt erfüllt fal). 3m Satjre 1844 fagt er gelegentlich (XX, 11) über
Serliofc, ba& er gar nidjt fo Diel gormloftgteit in feiner Sftufif finben fönne, eljer
umgefeljrt ju oft gorm ofjne 3"^ölt. Grr fügt Ijinau, „bafc e$ ein fdjlimmeS Seiten
für einen Beginnenben (Somponiften fei, menn er nid)t öor Allem blofc SKufif madjen,
fonbern allertjanb burd) bie 3Rufif barftellen tottt, menn er bie SRufif nur als
Wienerin ober Stolmetfdjerin gebrauten miH". 5£a6 ©djumann in ©erlioa meljr unb
mefjr ein 2RißöerfjättniJ3 amifdjen SBoHen unb können maljrnaljm unb feine (Som*
pofittonen june^menb ftrenger beurteilte, ift audj aus feiner ^riöat'Korrefponbenj
$u entnehmen, .^atte er nodj 1839 an £irf djbadj gefdjrieben: „Kennen 6ie nidjtS
öon SJerliog? $a3 ift ber SoUfte, tjat nur ju menig 6djönl)eit3finn, enthalt aber
biet SBaljreS, fetbft XiefereS," fo tyridjt er fidj 1843 gegen 2lmbro3 untoilliger au$:
„& fommen in 93ertio^ neueren arbeiten 5)inge fcor, bie man einem ^ierjigjä^rigen
nicr)t mefjr follte nadjfagen fönnen."
30 (<S. 138). $ie3 ©rudjftücf über Eerlios ift bem djronologifdjen $lan btefer
9lu§gabe gemäß öon bem „5)id)t* unb $enfbüd)lem", mo e$ mit bem ©ermerf
„1838" ftanb, f)ierf)er öerlegt morben, obwohl oljne genauere %titan$abt. (£$ ift
aud) nidjt feft^ufteßen, ob man e$ mit einer £agebudjnoti$ ober mit bem SBrud)»
ftücf eines 3«tung$*91nffaöe3 $u tfjun ljat. gür bie tefctere 9lnuatmte fpridjt ber
Umftanb, baß auf bie früheren 93erlio3*$ritifen in ber neuen S eitf cJ^rif t ^in*
gemiefen wirb. $er Schluß bc$ 93rud)ftüde3 lägt moljt bie Deutung $u, baß
(Sdjumann in SBejug auf SSien au$ eigener 2Saf)rnelmumg gefdjrieben; er »erlebte
ben SSinter 1838,39 in ber ftaiferftabt unb Ijatte bort in mufifalifdjer ©ejieljung
nidjt tbtn bie erfreulichen Erfahrungen gemalt.
31 (@. 143). (Schumann war feit Anfang ßctober 1838 inSBien. (@. ,,33or»
beriet", 2. 9lbfd)nitt.) ©leid) nadj feiner Slbreife öon Seidig mar Snfer barauf
bebaut, ifmt burd) eine 2lrt oon ©eleitöbrief, ber in (SapftrS Humoriften Dom
20. Dctober 1838 crfdjicn, einen freunblidjen @ntpfang in ben SBiener ftünftlerfreifen
ju bereiten. $er 9luffa$ lautet:
rr Robert ©djumann unb bie romantifdje Schule in Seidig.
3e unerfreulicher unb verfahrener fid) baä literaxifdje ßcben unb treiben um
1834 in geizig gestaltete, unb je tiefer namentlich bie gournaüftif gefunfen mar,
fo baß ben gremben ein ©raufen anmanbelte, menn er jufättig unter bie fid) be*
fämpfenben Sorben gerietlj, metdje um^ tägliche liebe Srot fict) jur 33elufttgung beä
$öbel^ verblauten unb mit ©dmtufc bemarfen — um fo erfreulicher mar e^ ju
fefyen: mie in ben mufifalifc^en ßuftänben ^eip^igd fict) ein freubige^, jugenbli$e$
Streben naa) bem Ebtem unb ftöljern in ber St'unft entmidelte unb fc^nell ^craud«
bilbete, fo baß e£ nod) auf lange Seit ^ur greube aller 33rat>gefmnten befielen
bürfte, menn ntct)t etma unoor^ergefe^ene, ungünftige Umftänbe eine gemaltfame
Slenberung be§ fertigen unb nod) Söerbenben ^crbcifüljren.
%üt fein günftigeä Beiden bürfte e^ aller bingS $u galten fein, bag Robert
Schumann äeipjig berlaffen unb jmar eben je$t berlaffen fjcitl Unb ift ba$ ©erüc^t
512 5lnmerfungen.
gegrünbet, baß er SBien ju feinem bleibenben $luf enthalt fräßen unb formt ntdjt
nadj Seidig prücffe^ren trolle, fo Wäre bieä {ebenfalls ein unerfejlidjer SJerlufi
nidjt nur für feine greuube, fonbern audj für bie ftunft, bemt nur bet liebend
mürbigen ^ßcrfönlicr)fett ©djumannS mar e$ möglich, rüstige Männer Don ben
Derfdjiebenften 2lnfid)ten einanber näljer gu bringen, baß fic befreunbet fitt) Der*
einigten: einem fdjönen großen 3^Ie jujuftreben. — 3)te3 3ie* fto*10 fcfc unDer*
rüdbar l fo baß Streben ©ebingung mar, bie Slrt aber, tute foldjeS gefctjefjen möge,
blieb Sebcm überlaffen, benn Seber mußte Don bem Slnbern — unb ©djumann
mußte e3 Don OTcn: tetner fönne fict) unmürbiger SRittel bebienen. SSurbe Ijier
unb ba eine 9(nftcr)t auf anwerbe 5(rt laut, fo mürbe bie 5(rt getabelt, bie Sin*
fidjt aber mürbe geprüft, unb unfehlbar marb ir)r bie geredete, unjjarteiifdje SBürbtgung.
©ct)umann mar ba3 §aupt biefer ftunftDerbrüberung. — SÄit bem gfrüijjafjr
1834 aber traten Schumann, ©dmnfe, griebridj SBied (SBater ber ßtara), Garl
Sand, $norr unb ber Dr. ®lod gufammen unb grünbeten bie neue mufifaliidje
Seitfdjrifr, (Jfjrenmttglieber unb 3Hitbegrünber maren bamals nodj ber rürjmlid) be*
fannte ©änger $aufer, ber Drganift SJeder, $. SBürd unb 3. $. Srjfer.
$a§ Unternehmen fanb bie lebfyaftefie £l)eilnar)me unb t)ob fict) rajd). ölodl
Stuffafee über englifdje SJhifif, 83ürd8 ^Beurteilung be3 ,,©oetr)e*3dterf(r}en*$Tief*
medjfelS" , StyferS „SSater $oteS unb feine ftreunbe" fomie beffen ÄunftnoöeUen
„$änbel", „SeetljoDen", „©ebafrian 33ad) unb feine ©öfme" fanben bit erjrenDoÜfte
9luerfennung, unb ©djumamtS eigne 5luffäfce gingen atöbalb in franjöfif^e Blatter
über. SBalb fä)loffen fict) befreunbete ©eiftcr Don nat) unb fern an, ... . unb menn ber
aflagifter ginf, ber SRebacteur ber alten mufifalifdjen geiturig, fid) audj Ö^r ungeberbig
aufteilte unb Ijie unb ba einige foifce g&eben fallen ließ, fo irrte e$ ba$ prnge,
ftrebenbe SSolf uidjt. Erneuter @ifer im (Streben mar bie einzige Sntmort auf alle
Angriffe, unb erft fpäter folgten einige furje Slbfertigungen, als baS ©efläffe gar
fein (Snbe nehmen moHte ♦ . . .
3Ba£ glia) jenen Slbenben, mo granciUa SßijiS unb ba$ SBunbermäbcrjen Slara
gufammen fpielten unb fangen! 93and lief Ijerum mie toll unb fudjte neue fiteber*
formen — ©dmnfe, ben %ob in ber SBruft, f abrieb feine $t)antafie „©eertjoDen" — -
SBürd fd)naj>pte ein SBiSdjen über, St)fer bietete feine äöanberlteber an ©laral
Slaoier, unb©d)umann felbft mag moljl in jenen Xagen juerft über feine „ÄTeteleriana"
nadjgefonncn t)aben, benn tbtn in jener Reit mar e£, mo baö Urbilb bcS <£alIo!>
§offmannfa^en ^apeUmeifterö , ber unglüdlta^c Submig 93ö^uer, fia) furje Seit in
Seidig auffielt. @tn großem SBlatt, meines Si)fer bamalö äeiä^nete, $eigre, mie aui
einem bunten 2Ra3fenbaH, alle bie lieben, anmutigen unb munberlidjen ©cftaüen.
S)ie furje Slnmefenljeit 2Renbel§fo^n S3art^olb^ [ber am 1. Der. 1834 ju einem
mehrtägigen 83efua^ gr. ^auferä naa^ Seidig gefommen mar] gab bamalö $off*
nung, il)n balb unb auf längere 3eit in Seipjig ju fe^en. @S ft^ien, al« motte bie
$ircction ber ÖJemanbijauSconcerte baburd), baß fie ben jugenblici)en SKeifier für
baö 3nftitut geminne, ben Unmillen bcS ^ublicumS Derfö^nen, meldjer fiel) laut unb
heftig über ben $anbali£mug au^fpraa^, buret) ben fictpjtg eben um eins feiner
fa^önften artiftifa^en ^enfmäler ,bie £)ferfd)en greifen im ©emanbt)au^faar ge«
fommen mar.
©egen ba« ©nbe be$ Sa^reS ftarb fiouis ©a^unfe, ein ©enie, ba« ju ben
fdjönften Hoffnungen berechtigte, unb einer ber liebenSmürbigften 3Renfd)en. ©ci)u*
mann öerlor Diel an iljm, unb nur gelij aßeubel^fo^n 83artt)olbt) Dennodjte ü)ra
ftnmertungen. 513
foäter ben fterluft ju erfefcen. gu gleitet Seit berlte&en nodj mehrere fetner
greunbe ßetyjig, ßnorr unb ©locf traten prüdf. 33ürtf ging nadj ©turtgart, Stjfer
nadj Bresben, fo bajj fidj ©djumann unter ben gurüetgebliebenen, tym wenig 9*a$e*
fteljenben rooljl oft oeremfamt füllen mochte; was er in bet geh compomrte, fpricr)t
bie* fe$r beutlicr) aus. $aS »erljältmB mit bem Verleger ber Seitfdtjrift war aud)
nid)t geeignet, iljn aufheitern, bie golge baöon war, ba& baS ©latt aus #art*
maimS Verlag in ben beS 93ud)l>änblerS ©artlj überging.
3efct erfdjien gelir. SRenbelSfoljn ©artljolbrj in Seidig unb übernahm bie
Eirection ber ©ewanbljauS»(£oncerte. SBeläy einen grogartigen Äuffdjwuug jefct
biefeS berühmte SnfHtur erhielt, ift betannt, benn ber Stuf beffelben ift in btefem
Sfagenbliet ein eurojmifdjer.
@S fear oorauSaufeljen, bafe ©djumann unb gelir. SRenbelSfofyi fidj balb
ftnben unb ertennen müfjten, unb fo gefcr>ar> eS; iljr f$erljftltni& ift baS itrnigfte,
auf wed)felfeitige Hdjtung gegrünbet
3)aS emfte, beharrliche Streben SRenbelSfotjnS war für ©djumaun ein ge*
»altiger ©porn, baS, waS in itjm lebte unb flcr) gemattete, audj ju Sage ju förbern,
ba er früher oft in genialer ßaffigteit ficl> begnügt Ijatte, für ftdj ju träumen ober
um SRitiernadjt am glügel feine 3been auszuarbeiten, ofyte baran &u benfen, fie
nieber&ufdjreibeit. $ie ftreube, welche er an ben ©djöpfungen feine« greuubeS $atte,
reiften i!)n, 2lef)nKdjeS in feinem Greife ju toerfudjen, unb fo entftanben bie wunber*
famen (Stuben, Capriccios, bie ganiafte „£lara", ber ©arnaoal fowie bie „ÄreiS*
leriana", nebftbei nidjt unerwähnt bleiben barf, ba6 er in feinen trittfdjen Äuffäfcen
fidj gleichzeitig beftimmter unb freier auSforadj, aB er eS früher für angemeffen
galten mochte.
SRifjbeutungen tonnten Ijier nidjt ausbleiben unb blieben audj ntdjt aus! unb
fo ging eS benn fjin unb toieber in ber neuen mufitalifdjen S^tung etwas bunt unb
fdjarf ljer. 3Ran mu& fid) aber woljl ljüten, unferm ©djumann Unredjt ju t^un
unb auf feine SRedjnung ju fefcen, waS nidjt barauf gehört! — Uub wer möchte eS
benn tabeln, wenn er für baS erhabene SBerf feines greunbeS, wenn er für ben
„Paulus" entljuftaftifdj fdjwdrmt? Verwirft er bagegen mit @ifer SRetjerbeerS
Opern unb namentlich bie Hugenotten, inbem er in Meiern SBerfe nur eine $rofa*
nation beS §ei(igften in ber Äunft fiet)t, fo oerbient er befjljalb maljrlidj nidjt jene
Snfeinbungen unb jenen garten Säbel, melier itjm oon äReijerbeerS blinben »er*
el)rera$ur Ungebühr warb [9iad) einigen S3emerfungen über ®erleger-?lnfprüc^e
unb SRebacteur«9iöt^e fpriäjt fitjfcr — ber in ©djumannS 3urunftSplane nia^t ein*
geweift war unb alfo ben wahren ©runb feines Wegganges oon fieipjig niäjt
tamtte — bie SJermut^ung aus, bajj eS ben Siebacteur ©djumann rfin bie grei*
t>cit^ t)inauSgetrieben ^abe. 5)ann fa^rt er fort:] SBaS unter folgen Umftanben aus
ber neuen mufifalifdjen 3citfcl>rift wirb, mag ber #immel wiffen. gür Sei^jigS
Äunftleben, für ©a^umannS greunbe wäre, wie gefagt, ber Äerluft ein großer, nia^t
ju erfefcenber, ba Schumanns @influ6 für bie ntm ©djule baS war, was früher
ber (Sinfluß gr. 9iorf)li&' für bie altere.
©a^umann felbft bürfte fict) wo^l babei befinben, in feinem £eben wie in feinem
(Streben. SSerbiente je ein SBirtuoS unb ßomponift bie SBejeid^nung beS mufüa*
lifcften 3ean $aulS, fo ift eS SRobert <2d)umann. ^uraor, ber tieffte, innigfte,
ljerftigfte $umor! baS ift baS SBefen aller ^a^umannfa^en Com^ofitionen. ^)eSl)alb
aber tonnte id) aua^ nia)t trauern, als er mir tunb fyat, er wolle fieiöjig für einige
egumann, @ef. Triften. II. 33
514 Slranerfimgen.
Seit toerlaffen, fonbern id> fdjrieb itmt: ,$u tljuft föedjt, eS ift SKr #oti>', imb
»atjrlidj, e8 trat iljm SJioflt).
3ft Robert <Sct)umann nadt) S&ten? ift er nact) $ari$? tft er nad) (Sonftan*
tinopel ober Stilen gereift, nadj öotfum ober Ägrifc? 3dj »ei& eS ntdjt, inbem idj
biefeS treibe! — Hber »enn er in SBien ift, fo bitte idj ben #umoriften, bajj er*!
ben SBienern fage: ba& fic fäuberttd) mit bem Knaben Stöbert »erfahren. (Er ift
fein SRobert ber Teufel — (über biefen Bergleict), »erat er üjn %u ®efic$te befornmi,
»irb er »ütljenb »erben!) fonbem ein fjerjiger, guter äfcenfdj, ein »ürbiget 3&iger
ber Shmft unb wie gesoffen für baS Ijerjige äBien.
WU (Slabierftrieler, bag bfirften bie SBtener balb finben! — »erat er ftd) ort*
{fliegen famt, öffentlich fidj tjören ju taffen — ift ^äjumaim mit feinem je^t
tebenben Sirtuofen ju Dergleichen, (gerne gfertigfeit ift grofj, bodj »irb er barm
oon ber SRe^rja^I »eit übertroffen. Stber fjört ü)n ptjantaftren! Ijört tljn feine
SßapiUonS unb bor OTent feine ftreiäteriana foielen! (£3 ift bie£ ein ganj guter
fRati), unb idj »üfjte für bteSmal nidjtS »eiter ^in^ujufügen."
2Bie StyferS Sluffä&e manchmal et»a3 eilfertig unb forgtoS abgefafcr, gelegen!*
lidj aud) mit nobeHiftifd&en greütjeiten berfefct finb — j. 93. ein Ärtifel: „8«t$u>*
grapljie SWenbel^fo^n SBartfjolb^S" in ben „SBiener <Sonntag3btättera" botn 5. $e*
cember 1847, ber unrichtige Xfjatfadjen unb »iberforedjenbe Swtangaben enthalt —
fo ift ebenfalls bie üorftefjenbe $arfteHung oon Ungenauigfeiten nidjt frei (£3 fei
nodj golgenbeS baju bemerft.
SBancf !am erft im 3ftat 1834 naa) Seidig unb gehörte nidjt ju ben ©rän*
bem ber Seitfärift Wogegen »äre Drtlepp gu nennen ge»efen.—
„©t)remnitglieber" im gewöhnlichen ©inne gab'3 bei ber Sritfdjrtft itidjt; bie
JBejeidjmung »irb Stjfer erft unter bem (Schreiben gekommen fein. §fr. # auf er,
ben ©djumann als „bebeutenben 2Jhtftfer" fdjüfcte, nafjm an bem ©ebenen ber
gettfdjrift lebhaftes gntereffe, empfahl fte aud) SRenbeÖfolm jum ßefen. $)er aber
fpradj ftcl) in feiner 9tnt»ort fel)r geringfdjäfcig über Sftuftfjeituugen aus. „3m
<£rnft, foH idj baS SBlart lefen? 2Ba3 $u mir aud) ratzen magft, fo lefe id>'3 boefc
nidjt." $iefe »rieffteüe (f. ^anSücf« „(Suite" ®. 30) !ann nur auf &djmn(nm§
Scitfcr)rift belogen »erben. ©^)äter naf)m SWenbelöfo^n übrigen^, »ie S^fer beridytet,
„biel 3(nt^eil an btn SBeftrebungen ber neuen 8eitftt^rift". — ,
2)ie Lobelie r,@eb. Saä)" ^atte S^fer auf befonbere Anregung fcon Seiten
SWenbetöfo^nS, bem ber „$ater 3)ole§" gefallen fjattt, gef abrieben. Spfer exjäblt
bog in bem oben erwähnten ?Iuffag. „^aum »ar bie 9*ooefle in ber aRuftfjeitimg
abgebrueft, fo fanbte mir gelij 9Jtenbeföfof)n bura^ Schümann ein ,fiieb oljne »orte4,
»ela^eS er mir auSbrücfftdj jugef ^rieben; e§ »ar ein tief ergreif enbeä, ft^toer»
mfityigeä Sieb tc.u @ine genauere STngabe be§ Siebes fe^lt bei 2trfer. —
Wtit ber „gantafie ©lara" ift »o^l bie im 3uni 1836 coim)onirte, 1839 aU
SBerf 17 oeröffentlia^te gantafte in Cdur gemeint. rrS)er erfte vSa^ ift »oijt mets
$affionirtefteS, »aS idj je gemalt — eine tiefe fttage um 3)tcii),Ji fc^rieb Sdjumann
im ä^örj 1838 an <£tara 5Btecf; unb im s3prti 1839: „"Die qtyantafie tannft ^n
nur toerfteljen, »enn S)u S)iä) in ben unglücfftdjen @ommer 1836 jurücfberfeiefi,
»o id) 3)ir entfagte; je£t %abt ia} feine Urfaä)e, fo unglücfttd) unb melan^oltfcb
%u componiren."
32 f(5, 152). 3)en $af) fang 3uliuS Traufe, Xenor Sdpnibbauer, @o^ran
Seo^otbine Xuqef, 811t «gne3 SBurt); 3. ©. ©c^miebel birigtrte.
Sfnmerfungen. 515
33 (©. 154). Stuf #erantaffung toon SBofewtuS' Strtifet über Sttej anbcr Sreij*
fdjocf (OTgem. mufif. 8tg. 1839 ©. 290) gefdjrieben, worin eS Reifet: „S&te entfarnt
audj feine [SretjfdjoclS] (Sompofttionen toon betten ber neueften ©djute fteljen mögen,
f o aeidjnen fie fidj bodj burdj 9lu^e, Älarljeit unb <£benraaß aus Sie eckten
eiaöicrf^tctcr finb ber SReinung, idj toerftaube ntdjtS toom (Slatoierfpiet, tooraügtidj,
wenn eS romantijdj ift. Safür banfe id) bent ©eniuS ber tfunft, ber mir baS. SBoljl»
besagen an biefer XeufelSroraantifber neueften Seit toerfdjloß, in ber man bd
mufifalifdjen gfantafieen, weldje ein fo romantifdjer Jgünger auf bera ©labier fdjlagt,
an große ©die mit blüjjenben SRanbelbaumen unb nadj belieben an ©gpreffenfjaine
erinnert werben foll, wo btiufenbe Äronleudjter in taufenb grarben fielen, bunte
®ögel feltfamer 5trt unb ©eftalt herumfliegen, 2Bof)lgerüd>e buften unb im hinter-
grunbe glüfjenbe ©letfdjer ftdj neigen. — 3Bid> freut eS, wenn idj einen burd) unb
burd) gefunben ftünftler wie Sregfdjotf antreffe 2Benn er feft auf bem be-
tretenen äBege fortf breitet, wirb bie 2Belt fpdter meljr toon ifjm Ijören, als baß er
einer ber tüdjtigften Slatoieröirtuofen ift; unb ba fotdje ©rfdjetnungen niemals eingeht
auftreten, wenn bie Seit fie gereift ljat, fo werben wir aljnlidj Xüdjtige folgen feljen,
unb bie Dual unb äftartet biefer muftfalifdjen UebergangSperiobe wirb ein @nbe
nehmen." — SEofemiuS' SRarae finbet fl$ feltfamerweife aud) unter ben früheren
SRitarbeitem an ©djumannS geitfdjrift aufgeführt, eS fdjeinen aber nur bie jwei
mit „$.&" unteraeidmeten Gorrefoonbenaen aus ©reSlau (1835, III, 123, unb 1836,
IV, 162) toon ilmt f)er$urül)retL — äRofewiuS' „XeufdSromanttfer" waren übrigen«
mit ©dmmannS Entgegnung nodj nidjt abgetljan. 2Jtan begegnet iljnen nod) einmal
in einer ©atire, weldje unter ber 2foffdjrift: „Sie alte $rimabonna unb
ber 9Rufifnarr, notoeHiftifdje (Stube toon #. Xrufjn" in ber „gtg. für bie eleg.
SBelt" (1840 ©. 293) erfdjien. Ser folgenbe StuSjug barauS ift einer Unterhaltung
jwijdjen bem alten SRuftfnarren („Ouerfopf genannt) unb bem ©r&äljler entnommen,
©rfterer begei^net Xljalberg als ben „größten lebenben (Slatoierftueter unb (Som*
Jjoniften", ber feinem (üuerfopfS) gögling als dufter toorleudjte. $HS tym einge*
Wenbet wirb, baß eS „toiefletdjt ber ?lbwed)felung wegen Ijübfdj fei, wenn fein 3$ir*
tuofen$ögting audj etwas toon ©tyoipin ober §enfelt fotele", erwibert ber TOe: „0
bewahre, bewahre, nein, nein! SaS ift SRomantif, neue Äomantif — nidjtS fürs
publicum. 8lHeS $u wirr $u wirr, gu wilb ju wilb — paßt nidjt für ben ©oncert*
faal. SBeiß aud), wie bie contyoniren, bie SReuromantifer. ©etyr gut, fetjr gut!
SRein fjreunb, ber SWagifter 2r[inf] in S[eipgig] ^at mir alles erjagt 3« berfelben
©tobt woljnt fo ein XeufelSromantifer, ber fidj um leinen 9JJenfä)en fdjeert, immer
fo toor fia) anbrütet, in ber Sömmerftunbe ben gflügel aufmalt unb nun wie
waljnfinnig barauf ^erumfa^rt. SBenn'S bann mal redjt arg fommt, wie eS nie ba*
gewefen: — f djreibt ei^S auf unb laßfS bruefen. Unb fo maajen'S alle SReuromantifer,
bteXeufelSromantifer! fagt meingreunb, ber üföagifter. Aber er wirb fie ausrotten
mit ©tumj>f unb ©tiel, er tyat mir'S toerfproä^en. <£r unb fein greunb 9Ä[ofewiuS]
in 93[reSlau], auc^ SKagifter, unb fein greunb 6[arl] ©[orrornftuS] ü. 3R[iltifc], ein
großer Somponift in $[reSben], ber enbliä) herausgebracht ^at, baß bie ©djröber«
Setorient fein <$enie ift: — biefe brei f>aben fid) toerfc^woren, bie ganje neue 8to*
manti! ju toertilgen mit fammt ber neuen romantifd^en Bettung, bie ber XeufelS*
romantiler Stöbert ©dmmann, ber Slergfte toon Stilen, IjerauSgiebt. Siefer foH eS
fdjon fo weit gebraut ^aben, baß er gegen meinen gteunb, ben SRagifter, förmtidje
Snjurien com^onirt, 5. 5ö. SDlagifter, ^ilifter u. f. w., was fe^r gefö^rli^, ba eS
33*
516 Änmerfungen.
gar nidjt ijeraugjufinben unb bor ©cric^t ju fteHen ift, beim Sejt treibt er mdjr
barunter. 8um ©lud oerfteljt e3 föiemanb, auger ber geheimen ©efellfdjaft ber
XeufrfSromantifer, bie fidj ,$atub$bünbler' nennen. Stber bie oerfteljen'3 unb ladjen
barüber unb. nennen joldje componirte gnjurien Junior, — waS benn für einen
SÄagifter bodj immer fetyr ärgerlich ift " Sgl. au$ 3anfen3 „EatribSbünbler*
©. 58.
34 (©. 160). ©djon beim ©rfdjeinen ber erften Sieferungen biefer neuen Äu3*
gäbe madjte ©djumamt (1838, IX, 78) auf bie S&erfe beS $om. ©carlatti, „neben
93ad) unb #änbet woljl beS intereffanteften (SlatriertonfefrerS feiner Seit", aufmerf*
fam. „@me altere WuSgabe ift gan& »ergriffen unb ljat auty äugerlidj fein ein*
labenbeS Ausfeilen. $>ie fyauptfaty bleibt immer ber Snfjatt, beffen gfrifdje unb
große @igentfjümlidjfeit feine Seit oertilgen fann."
35 (©. 163). 2113 ein paar jgafjre foäter audj eine franaöfifdje Ausgabe oon
S3ad>3 ©laöierwerfen (bei Sauner in <ßari3) angefünbigt würbe, bemerfte ©dptmann
baju (184:<, XVIII, 36): „Sangt man toielleidjt audj in gfnmtreid) an, ben großen
aReifter ju begreifen? SBir wollen eS wünföen unb hierbei an ben bebeutraigS*
ooHen 9lu3ft>rudj eines ItunftfennerS über $adj erinnern: (£3 barf füljn DorauSgefefct
werben, bag bie Qprfenntnig feinet ©eifteS unb SBefenS ber Vorläufer einer neuen
Seit fein wirb, bie uns erlöfet öon allem Uebel unb allen Uebelfeiten, wefdje bie
neuefte $tit aus gtalien unb grantreidj über uns unb unfere SJhtfif gebraut ljat*
36 (@. 179). Schümann erwatmt btefc SRecenfion in einem ©riefe (9. 3uni)
an ©lata SBiecf : „2Bie f eljne id) mid), S£)i^ wieber ju fyören ! Unb bodj, glaub' id&,
finb Wir in unferm Urteil oft weit öon einanber. $ag wir und barüber fpfiter ja
leine bitteren ©tunben machen! SBieber öorgeftern fiel eS mir ein, als idj über bie
Oubertüren oon öerlioj unb 93ennett in ber geitung fdjrteb, wo icf» gewig wußte,
bag 2>u nidjt mit mir etnoerftanben warft, unb bodj nidjt anberS fonröe. 9hm,
wir wollen und fdjon gegenseitig öon einanber belehren laffen." S)a3 ljier nur Bn>
gebeutete wirb burd) eine anbere SBriefielle (24. San. 1839) beutlidjer: „3$ benfe
mir manchmal, wag $u als 2Räbd>en felbft bift, acr)tcft $u an ber SWuftf melleiAt
5U wenig, namlidj baS Srautidje, etnfact) ßicbenSmfirbige, Ungefünftette. 5Bu toitijt
am liebften gleich ©türm unb SBltfc unb immer nur SllleS neu unb nie bagemejen.
•@3 giebt audj alte unb ewige guftänbe unb Stimmungen, bie und beljerrfdjen.*
37 :©. 183). #ier war nodj angefügt: „bis auf eine DctaoenparaHele ©. 19,
in ben jwei legten Xacien, bte fdjwerlidj öom guten SEeifter gebilligt würbe, unb
ben Ouerftanb ©. 45, oorlefcter £act, ber jum wenigften befrembet." 3)iefe ^e--
merfung öeranlagte ^re^er ju einer „öeri^tigung" (Slllgem. mufit 3*9« ©• ^,M»
worin bie Dctattenparaßele alö <Sricr)fcr)tcr begeic^net würbe, ber nidjt bem ©orn^o*
niften fonbern bem (Sorrector jur Saft falle. ©djumannS ,r@rwiberung" barauf
(XI, 132 unb Mgem. muftf. 3tg. ©. 841) lautet: r,3n ber legten Kummer ber
öligem. SWufifal. 8«tung beflagt fic^ §err ©. ^re^er, $rofeffor am Sonfer*
oatorium in SGBien, bag ber SReccnfent feiner ©t^mp^onie in unferer 8eitfdjrift einen
in brei öerfc^iebe nen ©timmen fte^enben geiler nid)t auc^ gletcr) al^ brei
Drudf cr)Icr erfannt. 3" SBerfcn groger ©eifter nur eine SRote als falfo^ §u be*
jeic^nen, ift gefä^rlic^, gefd>weige benn biefelbe $Rote breimat an berfelben Stelle
wieber^olt. 3n ber £tjat, riffe bie ge^ler^aftigfeit in Partituren fo weit ein, hui
man felbft einer breifarf) betätigten 9iote feinen ©lauben f^enfen bürfte, e§ Ware
beffer, man öerfenfte fie in bie Xiefe beä SWeereS. 3ft es nun fdjon eine ^Inmagrag,
Sfamerfungen. 517
tum $faberen ©djarffidjt p verlangen, too ber fcomponift, ber bodj genug feine
©tpnpfjonie felbft corrigirt, felbft leine bemiefen, fo öoflenbS an jener ©teile, bie
audj, »ie fie nun fteljt, nur toenig meifterljafter geworben, tote benn baS jefct cor*
rigirte g, bog nadj f gefjt, mit bem nadj c ge^enben d in ber jtoeiten Violine eine
öuinte bilbet, wie wir fie woljt einem ©traufifdjen ©atyer nadjfeljen, einer ©gm*
Päonie aber nidjt. £err ©. $retyer $fttte alfo beffer getrau, ben Vorwurf in jener
föecenfton, beren SKilbe er überhaupt nidjt oerftanben au tyaben fdjeint, mit ©tili*
fä)toeigen )u übergeben, aU fidt) gereift ju jetgen unb überall ben beleibigten großen
<£omponiften burdjblirfen $u (äffen, &u bem aHerwege nodj metyr gehört, als Dctaben
unb Ouinten bermeiben. 2)ic SRebaction b. neuen Seitjc^r. f. SR."
38 (©. 189). fcofmeifter brudte fpöter noa) ein £tuartett (SB. 14) oon SR. »urg*
müHer. — Son ©dnimannS bauember Vorliebe für ben begabten (Eomponiften &eugt
e$, baf$ er ba$ unboüenbete ©djerjo au8 beffen nadjgelaffeuer ^weiter ©gmpijonie
(D dar) im fcecember 1851 inftrumentirte. $ie ©tjmpljonie mürbe, jeboer) o^ne baS
©djerao, 1864 in Seipjig jur ÄuP^rung gebraut. — ©urgmüHer ftarb ben 7. SWai
1836, 26 ga^re aft, gu Sladjen, wo ifnt, wäljrenb er ein ©ab natyra, ein epiteptifdjer
3ufaH überlam unb ba$ SEBaffer ben SBemu&ttofen erfttefte. 8u feinem Seidjenbe*
gängnifj in $üffefborf fdjrieb 3Renbe(3fofjn, ber fdjon 511 ben groben be3 SRuftffefted
bort anwefenb war, ben Srauermarfd} (Amoll), ber fpater als op. 103 au£ bem
dlad)\a$ öeröffentfidjt mürbe.
39 (©. 189). 9W3 ctabierfpteienben ftnaben führte üjn bereite gloreftan in ber
3eitfa)rift (1836, IV, 48) ein bura) folgenbeS
„(SSrenjeugnif).
2Bie gern Willfahr' id> bem SBunfdje beS $errn SGßiflmerö au« Äopenljagen,
ein paar SBorte über feinen oier^e^njätjrigen ©of>n SRubotpl) au« ben 93üd)ern
ber 2)abib3bünbler ab$ufd)reiben.
,— 93ei 2Beitem erftaunlidjer afö im Vortrage ber ßompofitionen, bie er bei
Rummel einfhibirt, trat fein mufifatifdjeS Talent im freien ^antafiren $erbor.
(Sufeb gab iljm ba$ $orntljema au$ bem erften ©afc ber C moll*©t}mpl}onie. ©rft
ftugte ber Änabe unb tappte, ba er nidjt wufcte, ob eS nad) B dur ober Es gehört,
fo liebenSWürbig oerlegen in ben £armonieen ^erum, baß e$ eine greube »ar.
9^aa) unb nad) aber erfd^Iog T^ tym bie ©ebeutung ber bier 2öne, unb nun
ftrömten orbentliä} ©turnen, 93tifce unb perlen unter feinen gingern ^erbor, fo baß
mir einen güngling ju ^ören meinten. 2luf ben gebt 8lä)t, fagte SWeifter 9laro nad^
bem ©djüiß, ber toirb eud) einmal waö erjagen/
©0 fte^t im 20ften S3uä) ber S)abib«bünbler. grloreftan."
3>af$ ©d^umann fpdter feine auf 2BiÜmerg gefegten ©Öffnungen niä^t erfüllt fa%
ge^t aus ber ©trei(§ung folgenber SBorte ^erbor, bie fi(^ urfprünglid) an ben erften
©a^ auf ©ette 189, Seile 5 0. u., anf Stoffen: rrSKit befonberer greube, mit frönen
Hoffnungen auf fein $uffinftige$ ©irfen fär)rt er i^n ^eute jura erften 9Ral aU
Gomponiften in biefe geitfe^rift ein."
40 (©. 205). ©ennett l)at bie ^antafte SBerl 16 ©djumann geloibmet ate
Gegengabe für bie SBibmung ber f^mp^onifalen (Stuben an ilpt. & Rubelte fta^
babei (»ie mir ©ennettS ©o^n mittijeüte) jugleic^ um einen ©a^erj: ©ennett mottte
ein f^loierigeS ©rüd f djreiben, woran ©d^umann rüstig ju üben ^aben follte.
®ietteiä)t mar e$ aud^ nod^ biefer ©eite ijin auf ein ©egenftüd ju ben f^mp^onif^en
518 Slnmerfungen.
(Stuben abgefefjen. lieber ba£ ginale ber (enteren tieft man in 3- % gutter 9Raü*
lanbg ©tograpljte ©a)umann$ (ßonbon 1888) ©. 53: „®a3 fcljema, mit best e*
beginnt, ift einer 2Relobie au$ SRarfdjnerS Oper Templer unb 3übin: ,<Du ftolfceS
(Bnglanb, freue biet)' entnommen, $>ie SBaljl btefeS XljemaS für ba3 finale foHte
eine.£ulbigung für ©ternbale ©emtett fein, ber gerabe $u ber gett nadj fieipjtg
gefommen toat, als bit ©ariationen componirt mürben, unb bem fie ©djinnamt
mibmete. <S& ift jeboer) ju befürchten, baß ber cnglifct)e Eomponift bie (Eljre, bie
Schümann iljm ermiefen fyattt, faum auf itjren richtigen SBertlj tyin mürbigte, beim
e$ mirb t-on il)m erjagt, baß, als er fpater baS SQBert gelegentlidj Ijörte, er eS nidjt
miebererfaunte." $a$ ift motjl glaublidj, ftimmt audj ju ©ennerte $agebud), in
^■bem toon Schumann nur in ben Ijerjltdjften unb freunbfdjaftlidjrften fBorteu gefprodjen
toirb, mäljrenb man oergeblid) nad) einer SCeußerung über feine Sompofitionen fudjt
flWan barf IjierauS übrigens nict)t etma folgern, baß Menuett ber ©djumannfdpn
SKuft! tfjeilnaljmloä gegenübergeftanben Ijabe; er Ijat oielmefjr einige t»ou ©dpimaim*
größeren SBerfen juerft in <£ngtanb eingeführt, *. ©. 1856 bie $eri.) — ©eraietts
Adur*$ljantafie ift in (Snglanb erft nadj bem lobe be3 ©erfafferS beröffentlidp
morben, — mie ber ©ol)n meint: »eil ber ©ompomft felbft ifjr feinen fonberlidjeu
©ertl) beigelegt 1)abe.
41 {©. 208). ©enauere* barüber f. in Saufen* rf$>aoib3bünbler1' @. 123:
„Submig ©djunfe unb Henriette ©oigt."
42 (©. 210). 9Renbel3fol)n ift gemeint. ©on ber £odjad>tung , bie er ber
grau ©oigt joHte, jeugen feine ©riefe an fte; Sari ©oigt gab fie 1871 unter beut
Xitel: „VLty ©riefe unb ein gacfimile oon g. aReubelSjofyt ©artyolbö" anonmn
fyerauä. SBeniger befannt ift, baß Sari unb Henriette ©oigt mefentliü)en SntJpil
baran Ratten, baß 9Renbel$fo$n im %afytt 1835 für Seipaig gewonnen mürbe. Sie
t»ermod)ten iljn baju, ben an ifjn ergangenen 8luf $ur Leitung ber ©emanbljaui*
concerte, beffen ftbletynung er bereite niebergefdjrieben ljatte, bodj an^une^metu Sin
©rief ber grau ©oigt (Soblena *>• 16- 31"» 1835) an 3W- Wonne gaSper in fieipjig
bmfytt barüber: „®a8 9Rufiffeft felbft [in ßöln] mar maljrljaft er^ebenb unb be»
friebigenb, mir maren öiel mit 9Renbel3fotm jufammen, ber fidj unenblidj freute,
baß mir noä^ gefommen toaren, unb bit fiiebeniroürbigteit felbft perfönttd) barftclltc
<£t getoann alle £er$en, aufgenommen meinet, baö il)m fa)on feit alter $tit ange*
^örte, unb oermoc^te fo biel über uns, baß mir feinen ©itten nachgaben unb noa)
nad) ^üffelborf reiften, mo mir in feinem eignen gimmer bie ^errlia)ften ©tunbea
öerlebten unb miber unfern früheren $lan jmei bolle 2age bort blieben. Ate mir
iljn mieberfa^en, ^atte er fa^on ben 5Tbfagebrief für Seip^ig in ber £afd|e — er bat
unS, tljm ju ratzen unb ju Reifen — biefen großen SRatl^ pflogen mir in Stäffeiborj
mö^renb ber Raufen unfereS SOhxficirenS (fo gelten mir mit ber Seit!), unb fo ent*
fa^ieb er ficr) greitag frü^ 11 U^r, baß er auf 6 äRonate ben Seidiger Antrag an*
nehmen motte — bie guten fieute bort mollten bie« «He« öiel früher alö er felbft
miffen, unb mir ladjten ^eralia^ mit iljm fie au§, ba er jefct erft entf Rieben, nun
aud) eö ^ingefa^rieben ^at. dt geigte mir alle feine $errlia)feiten, auo^ fein ntufi*
talifa^e« intereffante« Wlbunvmo ia^ mia^ eintragen mußte, — ein ©ieüiebdjen, ba§
ia} mit tym in ^öln beim Äünftlerbiner aß, ^abe ia) in $)üffelborf gemonuenf bal
intereffantefte, ba& ia) je gegeffen." — 3)a6 3»enbel3folm fia) nur ferner jur 3ta>
na^me ber fieipaiger ©teHung enrfcr)loffen §atte, beftätigt fein ©rief öom 13. «ug.
1835 an 3RofdJeleS: ffiu »«6t, baß ia) ben naa)ften SBinter in fieipjig bleibe, um
Stomerfuugen. 519
Stboratementconcerte gu birigiren; id) tyobe mid) baju nur öon SD^tc^aeÜg Bid
^ftcm oerbinblid) gemacht; mir graut etwas babor unb idj fann mir ben 8luf enthalt
nidjt rei§eub benfen." $ie Berf>Ältmf[e in ßetyfcig geftalteten fidj aber oom erflen
Beginn an fo überaus erfreulich, bafj SRenbelSfolm ftd) bort fc^r glücflic$ füllte.
43 (©„ 220). SttefeS Capriccio bilbete urforünglidj ben ©d)lu& beS „$enf*
unb fcidjtbfidjleinS'' ; eS fdjien $toecfmafjtger ^ier eingefügt $u roerben, ba eS oor
1839 nidjt getrieben fein fann. ©enau ift bie geit ber Stbfaffung nid)t $u be-
ftimmen, bod) fallt fte {ebenfalls in ben Seitraum uon 1839 bis 1842, ber bie 2tbtn$*
bauer ber @c§fflingfd)en „3al)rbüc§er für SÄufif unb tyre ©iffenfdjaft" umfaßt. 2tuf
eine Berfoottung beS oon ©djittiug gegrünbeten „$eutfä)en SRationalbereinS für
äRuftf" ift es ofme grage abgefeljen, — bie Ueberförift, ber mit „@. ©." (©uftao
©djiümg) unterzeichnete Aufruf, baS „Sßrotectorat" beS BürgermeifterS foroie bie
„correfponbirenben unb (Styrenmitgtteber" beuten barauf $in. ©efdjilbert roirb ein
gufammenftof) ber Anhänger beS „9fceuen" unb beS „Sitten", ber ©djauplofc ift eine
„berühmte SWufifftobt" — offenbar ßetyflig. $afc mit ben fingirten tarnen auf
beftimmte SRufifer angespielt roirb, ift gettrifc; toer aber getroffen roerben foflte, ift
uidjt mit ©idjerljeit &u fagen. 3)aS Urbilb beS „fötiff" ift am leidjteften erfemtbar
— ginf.
44 (©. 226). SBenbelSfolju $at es zweimal öffentlich gefoielt: am 2. Hprit
1838 in einem Soncert ber ©efdjwifler Botgorfdjef unb am 25. SRoö. 1839. (St
fjatte baS „Slbagio unb föonbo" (fo mar eS auf bem Programm bezeichnet) für baS
erftgenannte <£oncert gefdjrieben unb zwar in unglaublich furzer Seit. 3»n einem
Briefe bom Saturn beS SoncerttageS (2. Styril) berichtete SKenbelSfoljn feiner gfamilie
in ©erlin, er Ijabe grt. Botgorfdjef baS ©fielen Ziagen muffen, aber erft nac^jer
ftdj befonnen, bafj er burdjauS nichts r,$ur$eS, $affenbeSM Ijabe. „©o entfajlofj idj
midj benn, ein SRoubo $u componiren, oon bem oorgeftern frülj nod} feine SRote ge*
fä)rieben War, unb baS id) Ijeute Äbenb mit ganzem Drdjefter fpiele unb Ijeute früf)
probirt 1>abe. @S Hingt luftig genug; tote idj'S aber fpielen toerbe, toiffen bie
©ötter, unb and) bie !aum, benn an einer ©teile fjabe idj 15 £acte Raufen in bie
Begleitung gefdjrieben unb Ijabe nod) feine Slljuung, toaS idj ba ^ineinfpielen fofl.
«ber (ginem, ber en gros fpielt tote idj, bem geljt Zieles burdj!"
45 (©. 227). $er SluSbrud im £ejt Verlangt eine Erläuterung. <£. Band
lata 1834 nad) ßeipgig, etroa gmei SRonate nac^ ©egrünbung ber neuen geitfärift,
bereu 3Ritarbeiter er tourbe. (Sr fd)rieb für fie ©fi^en aus Statten :c, öortoiegenb
aber Ärttifen über ©efangfad^en unb Dpem. 3m ©an$en ^at ©anef 65 Beitrüge
(barunter fünf ©elbftfritifen) geliefert, baoon finb 31 mit ber giffer 6, 21 mit w16^
4..mit w26w, 5 mit ,,©erpentinuSJ<, 2 mit „<£.—*." unb nur 2 mit bem botten tarnen
„(Satt Wand" ge$eia)net Bei 6 förderen, mit „%." gezeichneten SRecenfionen fjalte ic^
eS für aroeifel^aft, ob fie Band ober ©uftao Bergen aufreiben finb. 9Rai 1836
$örte bie 9Ritarbeiterfc^aft an ©d^umannS 8eitfd)rift auf unb ^toax — nad) Bands
eigener Angabe — »eil er fal), „baj baS Snftitut unfähig fei, bie nötige »irfungS*
ooHe ©teHung ju erreichen, tyeilS burc^ geitoer^öltniff e, QeilS burc^ innere ©dpo&dp
ber gfü^rung gehemmt.11 ©o ljei&t eS in htm biograjrfn'fdjen SluffaJ über Bancf in
D.S.B. SBolffS w«ßortraitS unb ©enrebilbem^ ((Saffel unb £eip§ig 1839) 2. Bb.,
©. 260. ©d^umanns „\$tDa$ttu föebactionSfütyrung gegenüber gab Band 1839
fogar ben 3Rufif^eitungen oon grinf unb ©djiHing ben Borjug. SBolp 3tuffafe (ber
t^eilweife „faft ganj mit Bands ©orten" ntebergefdjrieben würbe) roeijt @. 247
520 Änmertungen.
barauf ^in, ba| bie mnftfattfdje Staut audj begüglic^ Sands bettriefen, toie wenig
fie fidj „bei ber ©fjarafteriftif ljeröorragenber $erfdnlidjteiten" auf bat richtigen
©tanbpunft 311 fdjmingen toiffe. Sand »erbe falfdjli$eäoeife „ber neuften vornan*
tifdjen SRidjtung äuge&ätylt", ba man eben „ftamen Don gutem Älange an ber 6pi$c
Ijaben motte", allein „aud> ©Ijopin unb £enfelt Ratten ftdj ©teidjeS gefallen
Iaffen muffen." — Sand natfm feit feinem SEBeggange Don fieipjig (Anfang 1836
eine meljr unb meljr feinblidje ©tettung $u ©djumaim unb feiner S^tung ein, wob
als 00m 3aljre 1838 an in allen mögli^en bettetriftifdjen unb polirifdjen blättern
anonyme unb pfeubonnme SCrtifel auftauchten, bie in ber ©djmdljung ber „roman^
tifdjen1' ober „neuromanrtfdjen ©djule" (b. lj. (SdjumannS unb ber neuen Seüfdjrift,
auffällig übereinftimmten, ba mar «Schumann nidjt in gmetfel Darüber, bafc bie
meiften berfetben birect ober inbirect öon Sand ausgingen. 3n einigen ber ano*
ntomen Angriffe ift Sand !aum ju »erlernten. 3n einem Äuffafc „^tanbpuntt ber
mufifalifdjen Äritif" (Hamburger ©orrefp. 0. 9. Qan. 1839) mürbe gefagt, bajj bie
mufüaL 8citungen „iljr müljfam fargeS ßeben oljne Hinflug luttfdjleppen, tyeiltoeife
mit gutem SBitten, aber burdjgängig mit einem munberbaren Mangel an Straften
geführt". JgnSbefonbere fottte ©djumannS geitfdjrift, „weldje mit frtfdjen Jugend
liefen Gräften unb einer jeitgemaßen, fdjarf marfirten unb toenigftenS Ijödtfl an»
regenben 9ü$tung auftrat", Ijemadj „burdj unfidjere StebacrionSfülpung ©etft unb
Haltung öerloren unb bie gehegten ©rmartungen rafdj getäufdjt tjaben." ©cr>licfelidb
würbe bebauert, baß „bie beutfdjen Somponiften öon Sebeutung" bem oenoorrenen
unb öermirrenben treiben ber mufifalifdjen äritif unnötig aufäßen, unb baß „mantbe
berfelben, j. S. <£. San et, bie fdjon früher iljre große friiifdje gdljigfeit betoiefeo,
fid,- ganj baöon jurüdge§ogen f)aben." — Die anonymen SeitungSartifel öerftdjerten
mieberljolt, baß meberSand, nodj „fein gfreunb #enfelt" ber neuromantifd>en ©dntk
angehöre ac Die öerfdjiebenften nidjt-mufifatifdjen Slatter ber legten Dreißiger
galjre brauten Variationen über biefeS Dtyema, lobenbe feigen (audj ^elbftrririfen
Sandfdjer Sieber, gufammenftettungen ber bemerfenSwertyeftenneuerfdjienenen SRnftf*
toerfe, worin Sandfdje Sieber aufgejagt, (SdjumannS ©ompofitionen aber tobtge*
fdimiegen mürben. (Nürnberger ©orrefp. 1839. Sgl. Slnmerf. 4.) <&d)umaiut fdjeint
$u Entgegnungen erft gebrängt morben ju fein, als Sand fidj audj ber SirabeSge*
noffenfdjaft (Shillings p erfreuen r)atte. SReljrere ironifdje Normen ftnben fi4
in ber Seirfdjrift öon 1840 (XII, ©. 28, 36, 44 u. 48). Der „SieberfmrpS öon
3ena" mag Sands (Selbftbewußfein am empfinbltdjften getroffen Ijaben. S^ei Saint
fpäter jog (Schumann Sand nodj einmal öor fein gorum unb jtoar in einer un*
barm^erjigen Äritif fetner „SKartenlieber1' (f. @. 377). SBeldje befonbere Seron«
laffung (Schumann ju folgern 3om geregt Ijaben mag, ^abe ic^ nic^t ermütds
fönnen. Wi biefer SC&fertigung fdjeint mieberum eine im Hamburger ©orrefp. »om
18. San. 1843 abgebrudte anonüme ©orrefponbenj aud Dre^ben im 3U*
fammen^ang ju fte^en, bie inbefs eine Seantmortung feiten^ ®djumann£ nidyt ge*
funben ^at unb nidjt ftnben fonnte. Der gallige Slrtifel liegt ju weit jenfeitä ber
Sinie beS ^Inftänbigen, um tyter mitgeteilt werben ju fönnen. — ^atte Sand »ab*
renb ber 8^t feiner SWitarbeiterfc^aft an ber 8rirfö*ift ^c^umannÄ X^dtigfeit
günfttg beurteilt, fo dnberte fic^ ba3, nac^bem bie beiben fo grunböerfdpebenen
Gönner in eine fetnbli^e Stellung ju einanber geraten toaren. Sands ©eriitg»
f Tagung ^c^umannS ^at fic^ auc^ in ben nac^ftfolgenben Qatyren f^merlic^ gednbert,
toentgftenS ift in feiner $lb^anblung „ßur Setrac^tung ber mufüaL äunfouftänbe
Slnmerfungen. 52]
in ber ©egentoart" (& ©djmegler* „3af>rbüdjer bct ©egentoart", 1846, ®. 771
unb 983) baöou nidjts ju bemerfen. SBenn ©and barin beflagt, baß „in Deutfa>
lanb berfeljrte unb oerfiadjenbe 9tidjtungen in bcr SJhiftf periobifd) einen erf djreden*
ben fjortgang gewinnen", fo fyattt e* nahegelegen, bem gegenüber toemgften* mit
einem Sott auf aRenbelSfoljn unb (Schümann tynaumeifen, fall* er bem
SBirfen berfelben überhaupt eine befonbere ©ebeutung beimag. — Da3 perfönlidje
©ertyftltmß ©andS unb <Sdmmann$ $u einanber mar unb blieb aerftört, mürbe aud)
in Bresben nidjt toteberljergeftellt. SBSenn <£rler (II, 44) jagt, baß <Sajumann
„später [b. $. 1848, naajbem er faft toier Safjre fdjon in DreSben gemofytt] {ein
tlnredjt eingefe^en unb juerft bie #anb bot", jo ift ba$ lefctere richtig, ba£ erftere
aum minbeften unemriefen. Der bon ©rler mitgeteilte ©rief ©djumannS an ©and
(— o^ne Enrebe unb mit bem füllen „3fyr ergebener" — ) überzeugt niajt, nament*
lid) ber ©djluß: bie (gtnlabung &ur gauftprobe als eine ^riöatfaaje 511 betrauten
„gugtrid; aber audj als einen Anfang ber SBtebertyerftettung be« früheren gefel*
Ugen [!] ©er^aitmffeS jmifa^en un$, ba£ aufouljeben toeber mir noajoielleidjtSlmen
felbft in ben (Sinn gefommen — fo mill id) eS mentgjtenS glauben." Da«
ftingt nidjt tote ein gugeftänbuiß begangenen UnreajtS gegen ben ehemaligen ©e*
noffen. (Eljer wirb man annehmen bürfen, baß Schümann oon außen Ijer neran*
lagt würbe, bie $anb tum trieben gu bieten. — ©eiläufig fei nodj bejüglidj un*
genauer ßeitangaben über ©ands Aufenthalt in 3talien beriajtigenb bemertt, baß
©and fdjon im 3uli 1830 nad) Italien ging, ©ein ©erfud) einer Annäherung
an äRenbelSjoljn muß wenig ermuntemb aufgefallen fein, tote man nadj BRenbelS*
folmS ©rief (Korn, b. 23. 9tob. 1830) annehmen muß, ber nidjt gerabe- fer)r erfreut
berietet, baß „©." (©and) iljm „ein gange* ßieberfjeft unb ein Ave Maria" oor*
gefpielt Ijabe. hierauf begießt fidj, was ©and unterm 26. San. 1836 an §ofmeifter
f djrieb: „3$ merfe, baß mit SRenbelSfolm baS Äunftleben bort [in Seipgig] unan*
genehm oeranbert ift, unb baß idj 9tect)t fjattt, midj i$m immer brei ©abritte, nodj
oon früherer (Srfaljrung Ijer, entfernt gu galten, — audj ^ier [in ©erltn]
Ijöre idj niajtS SiebenSwürbigeS über ü)n." — <r (
Diefe ausführliche Änmerlung erfdjien notljwenbig, um ©and« (Stellung gu , ■*'* *7; ^ f
©djumann eto>a& na^er gu beleuö)ten, »eil ©and eine ber ^auptqueßen für SBafie» J r/ ' 0] t..
lemSfiS <Sa^umann*©iograp^ie getoorben ift. (©gl. Slnmerf. 10 am ©djluß.) •'"%' *\ ' *
46 (©. 229). 8toiftt)en ©eet^obenS ehemaliger ©rabftötte auf bem Springer 5Vc <l>~i<< '*
grieb^ofe unb ber Huberts finb noa^ brei ©räber getoefen. 3wwd)fi ©eet^ooen TT 45"
mar bie Familiengruft1 be3 grei^errn @a)lea)ta 0. SBffe^rb unb ber i^m oer» -^"
fdjtoägerten ton ^arbtmut^ 1827; bann !am boö ©rab oon Caroline ©röfin
Obonnel unb oon 3o^. ©raf Obonnel.
47 (©. 231). Die ©ebeutung 3Renbetefo^n5 mürbe bei feinen Sebjeiten nur
bon einem Heinen X^eil ber SBiener SRufitfreunbe erfannt. Dad beftütigt ein Stuf«
fa$ §an<8licfö im „SBiener ©oten" (©eilage gu ben „^onntagdblättern") 00m
31. Dct. 1847, ber auf bie beborfte^enbe ftupljrung be« (SliaS fjmtoetft. ©on
freubiger ©emunberung für baö 3Bert erfüllt, moUte ^andlid bie $drer mit bem
$lan be£ ©angen belannt unb auf bie einzelnen ©c^ön^etten aufmerffam machen.
(Sr lögt aber bie ©emerfung einfließen : „3n SBien ^at, er)rlict) geftanben, ber
$au lud menig ©lud gemalt, überhaupt lein SBert 9Renbel3folm3 nad)^altig ge*
loirft Die ©eftrebungen mürbiger Männer, tote ^if^of, ©edjer, ©edque, 2aw
rencin finb uereingelt geblieben; gu einer populären ©röße, einer allgemeinen
/
522 2lnmerlungen.
Beliebtheit, tute fie SRenbelSfoljn in $)eutf djlanb geniefit, tonnte er e£ inSSienme*
mala bringen häufiger als irgenbwo ijört man in SEBien ben ©emehtylafc gegen
SRenbelSfolm rieten: er comj>onire mit betn SSerftanb unb nidjt mit bem ©efüljle.*
(lieber folße Urteile ber SBtener foridjt au$ (Sdjumann @. 151.) $an$li(t glaubt
aber erwarten ju bürfen, ba& beim (SliaS nidjt, wie bei ber elften ftuffülnnmg beS
$aulu3 (1839), Soumalritter oon ber rraurigften ©eftalt einem gelir. SRenbetefoIra
bie gelter bufenbweife nachrechnen würben. „Äuaj baä unleugbare SBiberftreben,
weldjeS ficr) Don jeljer in unferer treffe unb unferm publicum gegen ftruftleiftungen
aufwerte, bie oon Sfcorbbeutfdjlanb famen, fdjwinbet immer meljr unb metyr; unb
wenn wir audj nidjt hoffen bürfen, baß SBteu je ein ©rengbamm fein werbe gegen
ba£ Sct}lecr)te aus Gliben, fo wirb eS bocft gewifj aufhören, ein ©rengbamm gu fein
gegen baS ©ute aus Sorben." — Die erfte Slupijrung be$ (SliaS foflte am
7. SRoö. 1847 unter ätabel$foljn$ eigener Leitung ftattftnben, bodj mvfctt fie „wegen
eingetretenen UnwofjlfeinS be£ SompofiteurS" auf ben 14. 9?ot>. t>erf$oben »erben.
2113 $an$licf am (Sdjlufj feinet &uffa$e$ SRenbelSfotyn 5U0erfict)tlict) unb freubig gn*
rief, rote ber (£ngel bem @HaS: „fromm' Ijerab! nodj finb übrig geblieben 7000 in
3$raet, bie fidj nidjt gebeugt öor ©aal" — ba afjnte er nidjt, bog wenige Xage
barauf ber (Erwartete heimgegangen fein unb bie Äupljrung be* <£lia£ am 14. $oo.
ftct> gu einer Xobtenfeier für ben öerflärten SReifter geftalten werbe.
48 (<5. 237). 3n »rod&auS' magern. gtg. oom 23. SÄärg lieg ©djumaim ücö
näfyer barüber auä: „borgen Slbenb giebt §err fjrang ßifgt fein gweiteS unb leiber
legteö (Soncert SBir würben e3 auf ba$ JJnnigfte beflagen muffen, wenn eä wirf«
lief) fein lefcteS wäre, fönnten e3 jeboct) anbererfeitS bem ftünftler laum berbenfeu,
feine Äbreife nad) Sßaris gu befdjleunigen, ba einige (Stimmen laut geworben ftnb,
bie il)m gur Saft gu legen fidj bemühen, Wa3 Stnbere in übertriebenem föefajäffö*
eifer oerf ei}en Ratten. SBie lann e3 aber ba3 publicum berühren, wenn einige $er*
fönen leine greibifletS belommen Ijaben? kommen fjeljler unb 8erfe$en nidjt aud}
bei unwichtigeren (Soncertgebern twr? SRan wirb bodj ntdjt glauben Wollen, $err
Sifat, ber fein geben t)inburaj wafjrliaj Seweife genug oon greigebigfeit unb $oa>
Ijergigleit gegeben, Ijabe fidj auf einmal bei un$ burdj Ausfall einiger gfteibillefö
ober burdj ©perrfifce (bie anberw&rtS 5. ©. in SBien immer oorljanben) bereidjera
Wollen. Unb r)arte er bie greife ber ^errfi^e aua^ noa) meljr er^ö^t, es fäme
boa) nod) lange nia^t bie (Summe Ijerauä, bie er j. 9. jur (Eaia^tung bed SXoim«
menteö für öeet^ooen angewiefen. fieiber muffen wir foldje X^atfac^en erwähnen,
einem Slrtifel gegenüber, ber in einer „Beilage jum Dre^bener SSoc^enblatr" bur^
Unwahrheiten gegen btn tünftler aufju^e^en üerjudjt ^at %ber $r. fiifet fte^t jn
^oa) über folgen Angriffen. (Srlaben wir und benn lieber an berftunft bed lettern,
anstatt öon erftern noa^ weiter ju fprea^en. @d ift eine ^renangelegen^ett, unb
bag fie ftd) gur greube Mer ausgleiten werbe, bürfen wir oon ben Sö^bc^^f^1
be£ SReifterS wie oon ber gefunben (Sm^fänglia^ifeit bed $ublicumd getroft erwarten.'1
SRenbelSfoljn, ber eine „übergroße gfreube" oon ßifetö «uf enthalt in
£eip*ig ^atte, fcr)rieb über bie (Streitigleiten an SRoföele* (21. SWärj): Reibet
ift aua) er [öifjt] oon einem @efa)äftdfü^rer unb einem (Secretar umringt,
bie feine «Sachen fo morbfa)lea)t beforgen, bag bad gange publicum entfe^Uct
aufgebraßt gegen ifm war, unb ba$ t% und allen bie größte SKü^e gef oftet tyd, bie
v^ac^e jum jwetten (Soncert nur einigermagen audgugleißen. Die «ngeigen, bie
Stbanberungen, bie greife, bad Programm, furgSllled, wad nißtfiifgt fetbft gemacht
Bnmerfungeu. 523
Ijatte, toar oerfeljrt unb fegte bie ruhigen Seidig« in SSButlj. 3e$t, benfe idj, IjaBea
ftc fidj eines beffern befonnen, unb #ifler, gärtet, (Schumann imb id) tyabeu bte
©ecretäre mögltdjft ju neutralifiren gefugt." ©einer Butter Gilbert äRenbelSfoljn
ben Vorgang ebenfalls (30. SRära) unb fügt 6 mau: „ftun fiel mit ein, bag bte
fdjledjte Stimmung bielleidjt am beften $u beseitigen fein mürbe, toenn bit Seilte iljn
einmal in ber Siälfe befä^en unb betörten, entf ilog mid) furj unb gab tym eine ©oiree
auf bem (SJetoanbljaute Don 350 $erfonen, mit Drdjefter, (Elmr, ©ifdjof, Äudjen,
SJteereSftille, ${alm, ZiipzU&onctxt oon %a$ (ßifat, filier unb idj), ©fjören aus
$aulu$, Fantasie sur la Lucia di Lammermoor, (Jrllönig, Xeufel unb feine
©rogmutter, unb ba toaren alle fo oergnügt unb fangen unb fpielten mit folgern
(EntljufiaSmuS, bag fte fdjtoureu, fie Ratten nodj leinen luftigem fcbenb erlebt, unb
mein 3w*ä würbe baburdj glüctlict) unb auf eine feljr angenehme 9trt erreicht" —
filier gab fiifjt p Gljren ein glänaenbeS SRittagSmaljl, au toeldjem er bie muftfo*
tifdjen (Strogen Seidig* eingelaben Ijatte. „211S toir (fo era&lflt #tfler) oon unferen
focialen (elbent^aten foater jrtauberten, amüfirte es aRenbelSfoljn fönigltcr), bag
meine $alb verborgene unb wenige ßeute umfaffenbe ?$$te midj Viel mefjr gefoftet
Ijatte, als ifm feine grogartige ftemonftration. ©ein Sachen bei bergleidjen Ijatte
ettoaS ^nblidjntaio»gutmüil)igeS, unb er toar eigentlich nie gemütfjlidjer, als toenn
er ein toenig flotten tonnte."
49 (<S. 240). $aS £eipaiger Xageblatt oom 29. SOTar* enthält einen mit „&"
unterzeichneten, otjue gtoetfel oon (Schümann gefdjriebenen Ärtifel, ber auf baS am
folgenben Xage ftattftnbenbe (Soncert SifatS, „beS grögten $ianiften unferer Xage",
nod| befonberS ijintoeift. ©djumann jagt barin §um JBerftanbnig beS ©arnaöatS:
„(£S ift ein tyumoriftifdjer SRaSfenroman, in toeldjem auger bem befannten @eficr>tc
beS ^arlefin, $antalon, ber Kolombine audj bebeutenbere ber Gegenwart, toie
e^opin unb Sßaganini in flüchtigen mufifalifdjen Umriffen %am JBorfdjeine fommenf
baatoifdjen ftet) ein Abenteuer au enttoicleln fdjeint, toie bie Flamen anberer ©tücfe
ausbeuten f^einen." — 3« einem (bisher ungebrudten) ©riefe Oom 9. gebr. 1838
an $ulie ©aronMSaöalcabö fagt ©djumann über ben (Sarnaoat: „5>ag©ie mein dar-
naoal reiaen mag, begreife idj tooljl; e$ fieljt ja im Äünftlerfjeraen manchmal toun*
bcxlicr) auS unb bie fdjreienben fciffonanaen, toie fte baS ßeben aufammenfefct, mil*
bert bie (berfölmenbe Äunft, toie fie oft audj toieber bie greuben in bunfle lange
©djleier einfüllt, bag man fie nidjt fo offen felje."
50 (@. 241). ©djumannS ©riefe an feine SBraut enthalten üR&ljered barüber.
Am 18; äRara fdjrieb er: „SRit fiifat bin idj faft ben ganjen £ag aufammen. @r
fagte mir geftem, ,mir ift'S als fennte ic^ <gie fc^on 20 ga^re' — mir geljt eS auc^
fo. SBir finb fc^on reetjt grob gegen einanber, unb ic^ f)ab'8 oft Urfa$, ba er gar
au launenhaft unb üerjogen ift bur$ SBien. 2Bie er boc^ augerorbentltd) fm'elt unb
fü^n unb toll, nnb toieber jart unb buftig — baS ^ab' ic^ niemals gehört. Slber
Clara, btefe 3Belt ift meine nic^t me^r. $ie ^unft, toie 2)u fie übft, toie idj aua^
oft am (Slaoier beim Com^oniren, biefe f$öne ©emüt^lic^feit gab' ia^ boc^ nidjt
^in für aW feine $rac^t; unb auc^ erroaS gflittertoefen ift babei. Sag midj barüber
itutt fc^toeigen.M 51m 20.: „§tutt frül) ^ätte tc^ %i$ au fiifat getoünfe^t (Sr ift
boc^ gar ju augerorbentlic^. @r fpielte aus ben ^ooeüetten, aus ber $^antafie,
ber ©onate, bag eS midi ganj ergriff. ©ieleS anberS, als ict)'ö mir gebaut, immer
aber genial unb mit einer 8artr)eit unb &tyrttyit im ©efü^l, toie er fie tooljl auc^
nid)t aKe Sage ^at. Wut [(£. $1.] ©eefer toar babei, bem ftanben bie Xlpanen in
524 Sfamerfungen.
ben klugen . . . 2)ag &weüe ©oncert gab er noa> nic^t unb legte fiä) Hebet ind Bett
unb lieg jmei @>tunben juoor befannt machen, er wäre franf. $aß er angegriffen
ift unb fear, glaub' idj gem. Sieb mar e£ mir, weil td) ifpt nun ben ganzen Sag
int ©ett Ijabe unb außer mir nur SRenbelgfoljn, Ritter unb SReuß §u tym fönnen. . . .
©laubft 3)u moljl, baß er in feinem ©oncert ein #ärtelfdjeg 3nftrument geftuelt
Ijat, bag er oorfjer nod) niemal g gefeljn? <So etwag gefällt mir nun ungemein,
bieg SBertrauen auf feine guten jetyn §ftnger." Am 22.: „5>ir aber fag id>'g, Sifet
erfdjeint mir alle Xage gewaltiger, £eute frülj t)at er wieber bei ftaimunb §ärtel
gezielt, baß mir alle gitterten unb jubelten, (Stuben Don ©Ijopin, ein <&tfid auf
ber töoffinifdjen ©oir&n unb Sfceljrereg noä}."
51 (<5. 245). Qu biefer urforünglidj nidjt beabftdjtigten Aufführung aller oier
Duüertüren gab ein SufaH bie ©eranlaffung. (Sin frember »iolinift mar im erften
Xljeil beg Soncertg mit fo entfäiebenem SRißerfolg aufgetreten, baß er fidj gang
fadjte auf unb baoon machte unb im ^weiten X^eil mrgenbg &u ftnben mar. Um
bit baburd) entftanbene $rogrammlücfe auffüllen, entfdjtoß fid) SRenbelgfolju für),
ben im erften £l)eil bereite getieften jmei Dutoertüren audj nodj bie beiben legten
— ol)ne oorljerige $robe — folgen ju laffen. —
lieber bie Reihenfolge, in ber bie oier gfibelio*Duoertüren entftanben, Ijat erft
SRottebolmt bog Richtige feftgeftettt („©eetfjoüeniana".) $ie jefct atö bie erfte be*
$eidjnete Duoertüre erfdjien 1832 bti §aglinger im %vud unb erhielt bie SBerfyty
138. ©ig baljin fannte man in SBien nur &mei ßeonoren*Duoertüren: bie als
9fcr. 3 bezeichnete aug bem 3aljre 1806, unb bie oierte (Edur) aug bem 3a^re
1814. ©on ber wirfliä) erften, im 3aljre 1805 gefdjrtebenen Duoertüre fpttt
man feine nähere ftenntniß. 3>iefe mürbe erft burd) bie Seliger Aufführung
oom 9. Januar 1840 befannt. Sftenbelgfoljn fannte im Jgaljre 1835 nur £Wti
Duoertüren ju gfibelio: bie große in C (9ir. 3) unb bie oierte in E. 9H3 er ba*
malg oon einer „brüten11 Duoertüre reben Ijörte, bie §aglinger ün SKanufcrtyt be*
fifcen fotte, manbte er fidj an SKogg gudjg um eine Äbfdjrtft ber Partitur, bie aber
nidjt ju erlangen mar. Unterm 13. Wpxil 1838 f abrieb SRenbelgfoljn an gua^:
,,©ie fönnten mir gewiß fagen, ob irgenbwo nod) ein (Sranptar oon ber ©eet>
^oöenfd^cn Duoertüre $u Seonore ejiftirt, meldje (wie eg fdjeint) §u ber großen an*
Cdur (bei ©reitfopf unb gärtet) bie erfte größere unb fdjroerere Bearbeitung i%
mit bemf elben 'tytma, bemfelben @d)luß, bem Xrompetenftoß in ber SJtttte k. S)urd)
^errn ©ä)inbler in Aachen Ijaben Breitfopf unb #ärtel$ ^ier eine 8lbfa)rift bicfer
Duoertüre, mit ©emerfungen oon S5eet^ooen5 §anb barin — aber am <£nbe fehlen
2—4 leiten, unb §err ©ä^inbler be^au^tet, bie feien nirgenb &u pnben, ba biefc
Slbfdjrift baö einzige fei, mag oon ber Duoertüre erjftire. 3ft bcß roaljr? Ober
miffen ©ie äJtfttel unb SBege, baö ge^lenbe aus irgenb einer anbern STbfä)rift ober
gar au$ bem SRanufcript ju erfe^en? @g finb bie legten 200 ober 300 Xacte (nadj
bem Eintritt be5 legten Sßrefto), oon benen eö fidt) Ijanbelt." %uä)& 9laä)forf^ungen
waren erfolglog. @o füllte benn SRenbelgfo^n ju ber erften Sluptjrung biefer
Duoertüre (9. ganuar 1840) bie Sude ber Partitur burc^ eiue entfpreä^enbe Stelle
aug ber b ritten Duoertüre aug, bie auä) in bie, 1842 burdj ©reitfo^f unb ©ärtel
oeranftaltete Huggabe aufgenommen würbe.
52 (<5. 254). Ueber ben Vortrag ber ©iaconna, bie SKenbelgfo^n (wie §ifler
berietet) frei am ©laoier begleitete, fagt (Sdjumanng ®oncertberiä)t in ©rodfynig'
^ttßem. 3*9- öom 1. 2Rärj: ,fS)aoib fpielte eine ßiaconna oon 3. @. Idaa), ein
Änmerfungetu 525
<Stücf au$ jenen Sonaten für Stoltno foto, bon benen 3femanb einmal berfeljrt ge»
nug geaugert, ,e3 Hege fidt) feine anbete Stimme ba$u benfen', was benn SttenbetS*
foljn Söartfjolbt) in Befter Seife baburdj wiberlegte, bag er fte auf bem ginget
accontyagnirte unb jtoar fo wunberboll, bag ber alte ewige Kantor feine fyanbt
felbft mit im ©piele &u IjaBen faxten. $ag 93adj fidj fein ©tücf fo ober dfjnttdj ge*
bacr)t, mag möglidj fein — benn ber äReifter geworbene (Sompomft benft fiä) fein
ffierf aud) immer in reinfter SBottenbung, wenn e* audj bie Sirtuofen nidjt gern
gugefteljen motten — aber gehört in folget Soflfommenljeit, fotäjer meifterlidjen
Utoibetftt Ijat er e$ ficr>er nidjt." — ©djumann f abrieb Anfang 1853 eine (Slatnet-
begleitung ju allen feäjS SSiottnfonaien, eine Arbeit, bie if)m „äRülje, aber nodj biet
mefjr greube gemalt/4 (S8rf. an gärtet.)
53 (@. 264). SÄenbetSfolm nennt ßboff in einem Briefe an 9JtofäjeleS (tont
17. 3uni 1840) „einen t)öcr)fx merfwürbigen SWarai unb Äünftter", „einen ber aus*
gejeidjnetften, feelenboflften $iolinft>ieler, bie mir borgefommen, ber burdj feinen
bortrefflidjen Vortrag unb %on, wie burä) feine mufifalifdje tJcrtigfcit unb ©ilbung
un8 wafjrljaft ent^üeft Ijat." — Sil* Sboff auf feiner SRücfreife bon $ari3 nad>
Petersburg wieber in Seidig öerweitte unb auf äJtatbelSfoljnS (Sinlabung am $or*
mittag be£ 8. üRobember bor einem gerollten Greife im ©ewanbljaufe gefpiett fjatte,
berichtete (Schümann „mit Befonberer gfreube" barüber in ber geitfe^rift. „ . . . @r
ftct)t ganj auger bem bilettantifdjen ©ereidje unb reiljt ftet) ein SReifter ben erften
unb Beften an. Son feinem tebenbigen 3Äufifgeift gaben audj feine Sontyofitionen
Seugnig, ein burdjauS originelles (Soncert [SRanufcript], rote eine <ßl)antafte
[SBerf 5] über ruffifdje SÄelobteen, bie bon einem äRänuerdjor gefungen würben.
Eer »eifaE toar entlmfiaftifay (1840, XIII, 164.)
54 @. 268). SBenn (Sdjumann t)icr fagt, bag bie £)rdjefterjä&e, unabhängig bon
bem SoBgefaug, fdjon früher gefdjrieBeu feien, bog aber biefer iljm „burdjauS
neu &u fein fdjeine", fo ift biefer refertnrte SluSbrucf mdjt redjt t>erftänblid>, benn
ber <gadjberl)att war üjm befannt. (SBenfo fdjrieB er naä) ber ^weiten Stuffüljrung
beä fiobgefangeä (3. 2)ec 1840), er „gtauBe", bag ber ©om^onift Änberungen barin
vorgenommen tjabe, roätjrenb fein ^Bertcr)t in ber ©rocfljauSfdjen Stg. (b. 8. $ec.) Be*
ftimmt fagt: „55er SÄeifter Ijatte mehrere &enberungen barin oorgenommen.1' @3
ift audj an$unel)men, bag €?d)umann fein iöcbenfen Be^ügtiä) ber gönn beä ©anjen
fäjon münblidj gegen ben (Sontyoniften geaugert Ijatte, beöor er fie öffentlich au$*
fpradj. (Später, Beim Orbnen feiner gef. ©Triften, mochte er feine bamatigen @in»
wenbungen als gegenftanbStoS anfe^en, ba ba$ 9Berf Iftngfi oeröff entließt »orben
war. ©o ftridj er benn ben ganjen $affu§. — @^ ift niä^tg barüber Befannt ge*
toorben, bag ficr) in 3Wenbel§fo^n^ ^aa^lag aua^ ein 51t ben brei Drc^efterfä^en ge*
IjörigeS g^ate borgefunben ^ätte, an beffen ©teile bie ©antäte gefefct würbe. ®on
einer „©Jjmp^onie in B", an ber er fä^reibe, Berieten SWenbeföfo^n^ ©riefe au«
1838 unb 39 mefjrfadj. — @ine fpag^afte <Scene in einer ber erften Drdjefterproben
jumfiobgefang erjagte man fid) noc^ je^n 3a^re foäter in Seliger SRufiferfreifen.
$113 ein fleine* 93eifpiel babon, wie 2Renbel3fot)n einen guten Sa^erj aufnahm, mag
btö ©efct)icr)tcr)en t)icr eine Stelle finben. Die berfammelten SRufifer ftimmten i^re
3nftrumente (wa« man früher im ©ewanb^aufe rccr)t grünblict) BeforgteV wä^renb
SRenbel^fo^n fic^ noc^ im ©aal unterhielt. $ld| lic^ erfdjaflte auf bem Dra)efter,
mitten im lärmenben ^urc^einanber be$ Stimmen«, wie ein gewattiger ftommanbo*
ruf ba$ $(nfang«t^ema be« Sobgefang«, bon einer $ofaune gebtafen:
526 Slnmerfungen.
Maestoso.
jjiaeszoso. .*.• • r •
o- f r a r I r~^^
"TT
5)ie äSBirftmg, namentlich beä improbifirten StoWelfdjlagS , mar fo überroültigenb
fomifd), bag OTe in ein fdjaflenbeS ©elädjter ausbrachen — ooran äRenbelSfoljn, ber
öor Vergnügen in bie §änbe flatf djte unb bem ^ofaunenf önig Oueiger SraooS junef.
55 (©. 281). $er intereffante, mit „Dr. VLU unterzeichnete biogrartifdje
auflag übet 9i. iöurgmüfler tft auf Schümanns ©eranlaffung gefdjrieben üon bem
Dr. med. Sari SBtfljelm SD^üQer, belannt unter bem $>idjtemamen SBolfgang
Füller t>on Äönigäminter. (£3 ift berfeBbe „<£. SB. äRüfler", beffen t>on
öurgmüHer contyonirteS §früljting$lieb im 12. #eft ber mufilal. Beilagen jurS«*'
fdjrift (1840) erfdjien. 91$ SRüßer im £erbft 1840 nad) Eüffelborf jurücfgelefjrt
mar, lieferte er im folgenben ftaljre nodj einen gtoeiten Beitrag für bie geitfdjrift:
bie mit „VLU unteraeidntete Sorrefponbenj au» Eüffelborf, ©b. XV, ©. 30.
56 (©. 300). $ietteidjt in golge biefer ftrengen] ftritif befragte epofjr
SRenbelSfotin um fein Urteil über bie tyftorifdje ©tjmjrtjonie. URenbetefofot
forad) fidj in feinem 9ntmortfdjreiben (f. ©potyrS 6elbftbiograj>ljie II, 232) feljr *u*
rücfljaltenb aus, fonnte aber bodj nidjt oerfdjmeigen, bag iljm ber lefcte ©afc nidjt
gefallen fjabe. ©ntfdjteben migbilügenb äugerte er fidj ein 3a$r früher, aU er bad
SBerf felbft nodj tticty lannte, fd>on über ben *ßlan beffelben. 91$ 9»ofdjelc$ Upn
(3Rär& 1840) berietet t)atte, bag bie ©gmpfjonie im p$ittjarmonifd)en (Xoncert p
Sonbon au$gepod)t fei, unb bag man annähme, ber (Sompontft ljabe mit berfelben
nur einen ©djerj beabfidjtigt, meinte er: „SBeldj unglücflidje Qbee ift aber ba!
©anje! 8" einem <5pag ift bodj eigentlich ba$ emftljafte Drdjefter gu gut" — 9m
fdjärfften oerurtfjeilte Hauptmann bie ©untyljonie. „©pofjr lann eben benSadj
unb ben #änbel nur oorfteflen, wie fie üjm borfommen: fugirt unb attoäterifd)
Ijätte er ben ©egriff tyrer ©röge, mürbe er*« toofjl mit feinen SKitteln eben in
biefer ©pl)äre nidjt unternehmen moHen — eben fo ttenig ©eetfjooen — »on
lefcterem ift aber audj nidjt ein Xröpfdjen .... S)er le&te ©afc, 1840, ber neu*
romantifdj fein foH, ift feljr mibermärtig , in pljüiftröfer gorm pljantafttfdj fein
follenb." (»rief an ©aufer oom 3. Steril 1840.)
57 (©. 302). <£$ ift nic^t ermiefen, bog biefe SKotette oon ©ebaftian ©adj ift
fie mirb otelmeljr 3o^ann ©ljriftoplj ©adj (bem ©ifenac^er) §ugef ^rieben. 6ie
mürbe veröffentlicht unter ben 1806 von 3. ©. ©c^ic^t herausgegebenen „6 SRotetten
öon ^o^ann ©ebaftian SBadj", boc^ erhoben fic^ Smeifel gegen bie iSutorfc^aft 8e*
baftiand, bie audj bon beffen ©o^ne Wttyp (Smanuet nic^t anerfannt morben ift
Sc^elble in gfranlfurt brachte bie Motette in ben Sauren 1821 bis 1834 aU ^o^ann
©^riftop^ SBerf viermal jur ^uffü^rung, and} erfc^ien fie fpäter unter biefem
tarnen in ©c^Iefingerd Mubics sacra (II, 46). $te 93ac^ * ©cfeöf c^aft $u £eu)§ig
lägt bie grage unentfc^ieben unb wirb bie Motette bem in Vorbereitung begriffenen
äRotettenbanbe „aU nidc)t fieser verbürgt" im &n!)ange beigeben. (VgL aud) <5pitt<&
„3o^. 6eb. »ac^w I 73, 93, II 820, 981.)
58 i<5. 309). ^enbel^fo^n nafpn balb na^er Urlaub oon feiner £eip§iger
©tettung auf ein 3af>r, ba3 er t^eilS in ©erlin, wo Äönig gfriebrid^ 8E8itt)elm IV.
ilnt bauernb ju feffeln fudjte, t^eilS auf Reifen ^ubrac^te. 913 im Sommer 1841
bie englifdjen ftünftler $anne unb SBtanfmore einen Stafjlftid} 9Jlenbetöfo^n#
Bnmerfungen. 527
boftenbet Ratten, fünbigte ©djumann baS (grfdjeinen beffelben mit ben ©orten an, baß
bteS „woljl baS fdjönfte iöilb {et, baS Don ifmi, trielleidjt überhaupt t>on einem
SJhififer erjftire." <£r fe^te Ijiup: „S)a uns ber 3Retfter auf einige Seit entriffen,
f o fommt bieS 33tlb im redeten Äugenblicfe, uns bie vielgeliebten 8üge redjt oft oer*
gegenwärtigen p fönnen." (1841, XV, 60.)
59 (©. 343). $ie SSibmung biefer 33aHabe an Schumann toar rootjl nur ein
Set ritterlicher Slrtigfeit, mit ber Sljoptn bie SBibmung ber ÄreiSleriana (1838) er*
roieberte. ©djumannS SRuftf toar ©Ijoptn burdjauS nict)t frnnpatljifdj, eS ift audj
fein einziger &afl befannt, ba% er einem feiner ©djüler ettoaS öon ©djumamt pm
©tubium empfohlen Ijätte. ©et feinem erften ©efud) in Seipjig (1835) fpielte (Slara
SBtecf iljm ©djumatmS (nodj ungebruefte) Fismoll*@onate oor. &IS ©t. geller iljm
1838 ©djumannS (Sarnaoal überbrachte, lobte (Sljopin bie „reijenbe SfoSftattung" beS
§efteS, fagte aber über bie SOfcufif fein Start Später Ijatte er auf äKorifc ©djleftngerS
befragen, ob er itjm too^t p einer fran&öftfdjen SluSgabe beS (Sarnaoal ratzen
fönne, ertoibert: ber Sarnaoal fei überhaupt feine SÄufif. fjr. StfecfS, beffen ©io*
grapse SljopinS (Seipstg 1890) id) biefe Motten (I, ©. 300, II @. 123 u. f.) ent-
nehme, bemerft bap: „Stfefe ©leidjgültigfeit unb me^r als ©letdjgültigfeit eine«
großen ÄünftlerS gegen bie ©djöpfungen eines feiner bebeutenbften 3«tgenoffen Ijat
etwas ©etrübenbeS, befonberS toenn mir und erinnern, meldte Ergebenheit unb ©e*
wunberung ©djumann für ©Ijoptn tjatte, tote er ir)n liebte unb ftetS für üjn eintrat."
ßifet, ber Chopin in feinen ©ötnpatljieen unb Slntipatljieen trielfadj p beobachten
Gelegenheit gehabt, fagte oon tfmt: „3n ben großen äReifterroerfen ber Äunft fragte
er einzig nadj bem, waS feiner Sfcatur entfpraef). 2BaS flct> berfetben näherte, gefiel
ilmt, bem aber, mag tyr ferner lag, ließ er faum ©eredjtigfeit wiberfalnm'' —
©djumannS (Eompofitionen blieben ber $arifer äRuftferwelt nodj auf Saljre IjinauS
ooüfommen unbefatmt. 5>er Verleger Sfttdjault fagte einmal p <St. geller: „gn
gang $ariS giebt eS nur pjei SDtenfdjen, bie ©cfmmann anberS fennen als nur bem
tarnen nadj: <Sie unb Alf an."
60 (@. 345). gm 3aljre 1845 befdjäftigte (Schumann ber $tan einer fritifdjen
Ausgabe beS woijltemperirten SlaoierS, er fam aber über bie erften Vorbereitungen
nieftt hinaus. Sgl. ©d)untannS »riefe, neue fjfolge, 9*r. 288, 289 unb 161.
61 (@. 348). ©djumannS ßonjecturalfrittf Ijat fic^ aU richtig erroiefen. 93e*
jügUc^ ber ©ac^jc^en Xoccata ergiebt ba§ eine »ergleic^ung mit ber Ausgabe ber
©a^Oefettfc^aft — lieber ben gall in ber Äunft ber guge (— Er. 14 ift eine
SBieberljolung ber guge 10f mit ^intoeglaffung ber erften 22 Xacte, womit biefe
le&tere beginnt — ) fagt Hauptmann in feinen „Srlduterungen": „3ur Aufnahme in
baö Sßerf, beffen $rucf erft nac^ @. S3act>d Xobe erfolgte, toar biefe 2)oubtette
Dorn ttutor jebenfallö ntct)t beftimmt." $er Herausgeber beS SBerfeä in
ber großen 93adj*$tu3gabe, Dr. SB. Stuft, bem ein älteres Slutograpl) aus ber Äönigl.
»ibliot^ef ju ©erlin oorlag, beseic^net 9är. 14 als „SBariante ju ©ontrapunft 10."
<£r bemerft im Vorwort, baß er ben 14. (Sontrapunft fotoie bie unooüenbete ©c^luß*
fuge auS bem SBerfe oertoiefen unb in ben 3ln^ang als „Variante" unb „gugabe"
gefteHt ^aben mürbe, wenn i^m tin foldjeS Eingreifen nicr)t bebenfltcf) erf dienen
ttftre. prEac^ alle bem (fagt SRuft am @^luß: blieb eS bei ber ftnorbnung ber
Originalausgabe, inbem eS genügen bürfte, aus gegenwärtigem SBortoort ben Auf-
bau unb Slbfdjtuß beS SBerfeS in feiner SReinljeit fennen p lernen." — 3)ie Orgel»
fuge mit bem p Anfang fe^lenben oierten Xacte ift biefe:
528 Sfamerfungen.
w^wyimMr^^üL^t
etc.
£infidjtlidj be$ ÄnbanteS in 2Ro&art3 Gmoll*@mnj>ljome ljat fid^ ©dntmaimS
Annahme, baß an &n>et ©teilen m'er Xacte auszutreiben feien, als ridjrig f>eran**
geftettt Saljn ijat (SKojart IV, ©. 132) nadjgettHefen, bog Sfcoaart urfpritnglt*
bie bier Xacte 33 — 36 (fomie II 52—55) getrieben, bann auf einem ftebenblatte,
biefleidjt jur ©rletdjterung, bie anbete SeSart lunjugefügt ljatte; burd) grrtljtim ftnb
nadjfyer beibe neben einanbet abgetrieben. $te fritifdje ©efammiauSgabe Don
Starts SBerfen (Breitfopf & gärtet) entölt benn aud) ben ©af ofpte bie erften
biet Xacte. — 9lud) mit ben beiben ©teilen in ben Beetljobenfcfyen ©umplpnteen
ljatte Schumann SRedjt; bei überfällige Xact in ber Bdur*©mnj>l)ome tft längst
entfernt, bie Raufen in ber ^aftorale finb in ber burdj ©djumann angebenteten
IBeife aufgefüllt roorben.
3Ste feljr ber im 9luffa{$ beljanbelte ©egenftanb ©djumamt am ^er^en lag,
erficht man aus feinem Briefe oom 5. Sluguft 1847 [an Brenbel), in welchem bie
3fbce ber ©rünbung eines „allgemeinen beutfdjen XonffinftleröereinS " befrrodjen
wirb. Unter ben Anträgen, bie ©djumann für bie erfte Xonfünftier *Berfammlung
in Seidig (13. unb 14. Sluguft) formulirte, waren $roei, meiere bie ©tnfefcung be*
f onberer ©ectionen be^toeeften : eine „ jur SBaljrung claffifct>er SBerf e gegen mobeme
Bearbeitung'1, eine anbere „gur SluSfmbigmadjung berborbener «Stellen in clafftfd^en
SSerfen." 3ur Berljanblung gelangten biefe Borfdjläge nidjt. (Bgl. 2a SRaraS
„SJhiftferbriefe aus 5. IgaljrV II, 200.)
62 (©. 362). $trfdjbadj gab am 5. Januar 1843 ein (Soncert im ©emanbtfanfe
mit eigenen Sontpoftttonen, über bie <Sdjumann (XVIII, 28) berichtete: „Bei best
Berljältniß, in bem ber (£ompontft $u biefen Blättern ftel)t, mürbe ein Urfyil in
iljneu, feie eS audj gefteKt fei, 2Jtf febeutungen unterliegen. SBir führen alfo nur an,
baß ein Ouintett (Cmoll), ein Ouartett (Bdur) unb ein <5fytttt (Es dar) jnr Auf-
führung famen, unb baß fie bie Xtjeilnafmte ermeeften, bie fie i^rem büfteren e^arafter
gemäß anauforedjen berechtigt finb. ©ämmtlidje (Sompofitioneu fmb fdjon bor
mehreren ga^ren entftanben. Bietteidjt f>at ber ©omponift feiner Äunft feitbem
tjolbere Seiten abgewonnen. 3n feinem gfade fterje er frifl." tiefem ettoaS füllen
Beriet merft man beutlidj an, ba% ©djumann fidj in feinen früher gehegten Er-
wartungen ton ©irfc^bacr)^ fdjöpferifdjem Talent getäufdjt fal). 3n ber fjrolge ift
audj oon $\v\6)baä)ä Sompofitionen feine föebe meljr in ber Qeitfdjrift.
63 (©. 393). gjKt biefer §umoreSfe braute bie Settfcfjrift ifjren ftebeujäljrigcn
Ätieg gegen ©uftao ©dn'tting '„§eüer") junt Stbfdjluß. (Shilling ljatte öon 1835
an einige Beiträge für ©djumannS 3ettfd)rift geliefert, ben legten (über bie ©djeben,
1837, aber fdjon 1835 mürbe ber Stampf gegen btn Herausgeber beS „Uniberfal*
leyifonS'' unb Berfaffer oerfc^iebener mufift^eoretifc^er (Schriften burdj 3)orn et*
öffnet, bem fidj nac^ unb nac^ ©. g. Becfer, ^ienffc^, Kaviert, gfrenben*
berg, julegt auc^ 3Rarj anfc^loffen. ©dmmann rourbe perfönlid^ erft in bie
Saufereien gebogen, nac^bem ©c^itting (SRärj 1839) ben fogenannten w3)entfcbai
$ational*Berein für SOhifif" (mit bem 2Baf)tfprudj: Omnia ad majorem Dei glomm
gegrünbet fyattt. tiefer Berein ftanb unter bem ^rotectorat bc§ Surften oon ^oben»
5oHem*§ec^ingen; ©po^r (^räfibent, töeißiger, 8fr. (Sc^neiber, 9Rarj, ©c^nöber oon
9famerfungen. 529
SBartenfee unb ©djitttng („permanenter ©ecretfir") bilbeteu ben ©efeflfdjaftSauSfdjuß.
S)em $rofoect war gleid) eine gifte ton orbentitdjen, correfponbirenben
unb (SJjren'äRttgliebern beigegeben, @>djumann war olme feinSBiffen unb Statten
in bie jwette (Elaffe aufgenommen worben — eine captatio benevolentiae, bie ftcft
jebodj atö unwirffam erwies, wie aus ©djumannS gleidfoettigen ©riefen an S)orn unb
Succalmaglio (audj aus mehreren nodj ungebrudten) Ijeröorgeljt, in benen er feine
©eringfdjäfcung beS „UntoerfalboctorS" in fefpr ftarfen ÄuSbrüden auSft>ritt)t mit
bem $in$ufägen, baß er €>rf)itting „audj prtoattm1' fennen gelernt ljabe. JBon ber
neuen aRuftfaeitung, ben „^aljr&üdjern beS fceutfajen «Rational »Vereins für SRuftf
unb tljre SBtffenfdjaft" (auf bie jebeS SRitglieb abonniren mußte) fagte er Dörfer,
baß fie eine „töaufoeitung" werben würbe, ©o fam'S audj. Querft gab eS oer*
ftecfte Änfotelungen, bann offene Angriffe, bie Schümann enbltd* veranlagten, einen
wuchtigen (Schlag gegen ©ajitting ju führen. $ie geitfdjrift braute namlidj 1841
(XVI, 9) jene erbarmungSlofe unb jornige ftritif beS ©djittingfdjen „$olt)j)ljo*
nomoS ober bie ftunft, in 36 Sectionen fidj eine öottftünbige Äenntniß ber mufi*
falifdjen Harmonie ju erwerben", bie ben unglücflidjen ©üdjerplünberer fo ber*
nidjtenb traf. Huf ©djittingS Entgegnung: „$ie neue Seitj^rtft für SJlufif
oon (Schumann unb id)" (Beiblatt ju ben galjrb. t>. 5. gfebr.), worin „baS
mufifalifdHiterarifäe publicum" auf baS an^urufenbe „ftrafenbe @eridjt" öerwiefen
wirb, ließ ©djumann bie ©rflftrung folgen, baß eS „$flidjt gegen baS publicum
gewefen fei, auf baS marftfdjreierif d)e treiben btefeS SßfufajerS aufmerffam $u madjen",
unb baß „gehörigen Orte«" ber SSerfaffer genannt werben fofle, „ber in fo grünb*
lieber SBeife jenen bünfefljaften unb unwiffenben Plagiator entlaröt Ijabe." 9*ad)bem
(Shilling nodj einen Hrtifel gegen ben ,,djinefifdj*neuromantifdjen Dberinfpector
e^u^Sa^Sa^aRan41 öeröffentlidjt Ijatte (Sa^rb. 1841 ©. 411), ertjob er Klage
gegen (Schumann beim Seidiger ©tabtgeridjt, baS ben SJeflagten wegen ber ange-
führten frönlenben Sleußerungen 'ju benen aud) bie gehörte: „idj fann mic§ leiber
oon ber werttjlofeften aller Kupfermünzen, oon biefem fco^enjottern * $edjingifd)en
©djilling ittc^t losreißen") au fedjstägigem ©efängniß öerurtljeilte, was auf einge*
wenbete Appellation in eine ©elbftrafe üon 5 3^alern umgewanbelt würbe. —
Ueber ben ungenannten SSerfaffer ber oertjängnißboHen $otyptjonomoS*Kritif Ijat
man fidj bie Köpfe §erbrodjen. ©ajiümg felbft Ijielt 9Rarj, mit bem er mittler*
weile aerfallen war, für ben Serfaffer. Erler gtebt (II, ©. 200) (L g. ©ecf er als
folgen an. 3>er war'S aber ebenfo wenig, wie aus einem (ungebrueften) ©riefe
©dmmanuS bom 16. 3an. 1841 an iöecfer Ijerborgeljt. $arin Ijeißt eS : „$er3luffa&
über Shilling [abgebrueft in ben Hummern t>om 8., 11., 15. u. 18. gan.] ift bcutliä),
beuF idj, unb l)ai nebft 3ftrem [über ©a)ittingS „«eft^eti! b. Xonfunft" in 1840,
XIII, 158] bem SKanne ben ©arauS gemadjt dr rü^rt übrigens oon einem be*
fannten tüä^tigen SÄufifer unb fcontyoniften ^er.M tiefer war $. ®orn, ben
©t^umann ft^on unterm 14. $fyril 1839 um eine ©efored)ung ber ©^tttingfe^en
»üd)er gebeten Ijatte. ©^urnarnt fügte ber S)ornfd}en SRecenfion noc^ einige ©er*
fdjärfungen ^inju unb na^m bie afleinige Verantwortung auf fteft, ben Atomen beS
©erfafferS üerfajweigenb.
t)aS Urteil beS Seliger ©tabtgeric^tS ift oom 25. Sunt 1842. ©^on -am
14. guli ließ Schilling einen neuen ©djmäljartifel gegen ©c^umann — „SR. Sartüffe"
— folgen; ©(^umann machte eine SnjuriaHlage gegen i^n beim ©tuttgarter (£ri»
minal*«mte anhängig, würbe aber Nuguft 1842) mit ber Klage abgewiefen. SÜm
© dju mann, Oef. ©Stiften. II. 34
530 Sfamerfungen.
27, ©ejrtember erfdjien „$)ie ©erfdjwörung ber ©efler". Stomtt waren ©dn'flingS
galjrbüdjer, bie me^jr unb mef)r p einem blogett ©djimpfblatt Ijera&gefunfen waren
uub nod) öor Ablauf beS galjreS gan& eingingen, in ber Seitfdjrift abgetan. —
©djittingS fdjriftftetferifdje Xljatigfeit rufjte nadj bem $ufljörcn ber galjrbüdjer nidjt;
gelegentlich brac^ audj ber Geologe in iljm wieber ljeroor 5. ©. in ber Schrift:
„fhmft ber duneren ftanzetberebfamfeit, ober bk fietyre oon ber ftrdjliäjen $efta*
mation unb Slftion in ifjrem ganjen Umfange bargefteHt". i$irfäjbadjS ftepert.
1845, ©. 212.) gm gatjre 1857 begab er fid) — etwas eilig, benn bte württem*
bergifcfje guftij l)atte iljm iljre Xfjeitnatjme jugemanbt — nadj Stmerifa, lebte 3 galjrc
in ftewtoorf, ging öon ba {Wieberum in finanziellen Verlegenheiten) nac$ 2&ontreal,
fpater nadj 9iebraSfa, wo er im galjre 1880 auf ber fjarm feinet @of>neS ftarb.
3n ber beutf aV amerifanif djcn Sßreffe mar er bie legten gatyre burd) feine „drinne*
rungen eines ©erftorbenen" befannt geworben, in welken er über ftunftier unb
ftünftterinnen feiner geil erjagte. 9Jttr finb bie ©latter nidjt erreichbar getoefen.
64 (©. 469). 2Rit ber giffer 12 aeidjnete ©dmmann feljr häufig, bie Unter*
fdjrift XII fommt nur bieS eine SRat in ber geitfdjrift oor. Xrofcbem Ijatle idj
biefe ftritif für Schumanns (Sigentljum. Sowohl baS barin ausgekrochene Urteil
an fidj, als audj ber ftrengere £on, bem man in ©d&umannS fcritifen ber legten
galjre fo tyäufig begegnet, fowie bie ©efonbectyeit beS Stils, gewiffe bei tljm oftmall
wieberfef>renbe SluSbrücfe unb Sßenbungen führen p biefer Stnnaljme. ©eignete*
weife lieft man ben geile 17 ausgekrochenen ©ebanfen faft wörtlid) in ©djumaim«
©riefe bom 31. gan. 1840 an Äeferftein: „Sßieraanb (SRarr. ausgenommen) Ijat tootjl
beffer über ©ad) gefdjrieben als ber alte gelter." ftutfi bie ©djlu&wdrte ber 9Rofe&
ftritif finb faft biefelben, mit benen ber oorfyergetyenbe ©eridjt über ben Sommer-
nacfytstraum urforünglidj abfdjlojj. tiefer 1852 geftridjene ©djtuß lautete: „£ewe
foll baS ©tuet wieberljolt werben; ättbert fid& mein Urtljeil, fo melb' ia) es
bir." 2)urd)auS guoerläffigeS über ©djumanuS 9lutorfdjaft fonnte mir felbjt C**
walb fiorenj, SRebacteur ber geitfdjrift oon guli bis $ecember 1844, nidjt fagen;
er erinnerte fid) nur, ben Sluffafc aus ©djumannS £änbcn entgegengenommen $11
tjaben. $aS aber ergebt bk 2Bal)rfcr)etnUc^fctt meiner $tanal)me faft pr ©etuijj-
l)eit. — ©0 tjart ©dmmannS Urteil über äßarr/ Oratorium aua^ mar — bit ria>
tenbe ©efdjidjte ber itunft ^at il)m SRedjt gegeben, benn naa^ einigen Aufführungen
in ben öierjiger ga^ren ift eS ber SSergeffenljeit anifeimgefaHen. — (£S mag bei*
laufig nodj ermähnt roerbeu, ba$ ber SDfcofeS aua^ bie ©eranlaffung pr gän$liä)cn
fiöjung ber greunbfa^aft jtoifc^en 3ftarr. unb SRenbelSfo^n gab. SJlars ljielt einen
burc^fc^lagenben Erfolg feines Oratoriums für unjroeifel^aft unb na^m feft an, baß
aftenbelSfofjn es perft in bit SBelt einführen werbe. 211S er eS 1839 2Wenbel^
fofjn öorfpielte, lehnte biefer jeboa) eine Stup^rung ab mit ben SBorten: „lü
barfft mir baS uidjt übel nehmen, aber für biefeS 2Ber! fann ia) nichts tfmiu" 3Rar|
war baburet} in feinen Erwartungen fo bittet getäufeftt, in feinem ©elbftgefüljl fo
tief öerle&t, baß er zeitlebens nia^t barüber ^inweggefommen ift. (©gl, ^erefe3Rarj'
„51. ©. SKarr/ ©ertjältnig zu g. SKenbelSfo^n in ©epg auf (£. ®et>rientS %üt>
fteüung," Seidig 1869, ©. 22.) ftadj S)eöricnt l)at fa^on aKenbelSfo^nS ©oter ben
@influ6 Sßarj7 auf gelir. ju befa^ranfen gewünfa^t. „Seute ber Art, bie fo gefc^eibt reben
unb nichts ©eJc^eibteS 51t madjen wiffen, wirfen naa^t^eilig auf probuettoe Xalente."
65 (©. 473). $iefe 5l^oriSmen fte^en in ber erften Auflage gleich nac^ ben
$reiSfonaten oon ^rug unb ©etje^. $a fie aber mit ben $au£* unb SebenSregeut
2famerfungem 531
aufammen entftanben ju fein f feinen, fo finb fic ber 8*üorbnung nadj l)ier einge*
fügt worben.
66 (@. 473). 8ur Grgänjung be$ „X^eaterbücfjleing", in baS ©djumann feine
Urteile nur für fidj unb in fürjefter gorm eintrug, mögen Ijier nodj einige
öerftreute Sfaäfprüdje über anbere Opern mitgeteilt »erben, bie bem Feuilleton ber
3eitfc^rift entnommen finb.
SfoS 1835. Hub er* Cheval de bronce. „©eiftreidj leiste (Sonüer*
fationSmufif."
1836. galtet)* 3übiiu „ . . . SBir mußten unfere Dljren fudjen, fo üiel
taufenbe &ccorbe fummten in furjer Seit an einem öorbet. ©ewiffe gormein ber
neuen fran$öfifd}*itatieni($en ©djute finb fo allgemein geworben, bafc man nidjt
weife, wem fie eigentlich angehören; foldje allgemeine Monotonie finbet fidj am
meinen, ©eifttofer aU bie Sttufif SluberS unb uneublidj weniger metobiöä aß bie
©etlini*, entfajäbigt fie inbefe $ier bur$ meljr 3Baf)rl)eit, bort bur$ Steife."
SÄarf$ner8 Sempter unb Sfibin unb $an$ #eiling „waren erfreu*
lidje beutfdje ©rfdjeinungen am X^eater".
Ib38. ©pontini* ^eftaliit „2fot 15. Dec feierte ©pontiniS »eftalin
tyr 30 jährige* Jubiläum, (£ljre tyrem ©djöpfer!"
SöeltiniS Sßadjtwaublerin unb Sfiorma. „föef. redmet fie $u ben lang*
weiftgften ber SBelt, gegen bie ifjm Donauweibdjen unb Dorfbarbier rote SReifter*
ftücfe öon fünft öorfommen."
# üb er 8 Domino noir „ift fo gut wie burdjgef allen; mit Vergnügen
berieten roir'ö unb jur (£l)re unfere* SßublicumS. Die SWufif ift bie fdjwädjfte, bie
Sluber wol)l je gemalt; nur einzelnes, wie bie fomifdje ^Trte be$ Safteflan im
jweiten Act, ift amüfanter. Die #anblung felbft ift gemeine Dujenbarbett unb
obenbrein laSciö olme ©leiten, ©ewig muß man e$ unferm Director Danf wiffen,
bafe er und fdjnefl ba$ teufte borfütjrt; anbererfeitS aber aua) bebauern, wie fo
üiel Seit unb SRülje fo Dieler Sttenfdjen an foldj 3eu9 öerwenbet wirb. Sluber
madjt nidjt biet Umftanbe mit ber fünft unb bem publicum; wir ljaben ebenfalls
feine Seit, bie SBorte $u wäf)tem"
1839 (SBien) SKogart« gigaro. „ . . . Die 2Rufif $um erften Act $alte id)
für ba$ #tmmUfdjefte, ma$ SKojart je gefdjrieben . , ."
SinbpaintnerS ©enuef erin. „ . . . Solan nennt ba3 fjier [in SBien] eine
beutfdje SRufif; fte ift ed aber im ©runbe nidjt, fonbern, wie alles toon Sinb*
paintner, einneljmenb im erften Sfagenblid, dar unb leicht berfnüpft, unb nament*
lia^ in ber 3"ftrumentirung dangooll unb gtänjenb. Dabei fjerrfdjt ber beutfa^e
gefunbe@inn im ©anjen aEerbingd bor, wedf|atb wir aud) gern in bie bem ©om*
poniften ^öa^ft e^ren^oUe ftnerfennung einftimmen, bie i^m oom publicum an allen
brei Slbenben ju X^eil geworben, unb bie Dper allen beutf^en Sühnen jur &uf*
f ü^rung empfehlen. Der Xejt ift freütdj fe^r gewö^nlic^; ^eu^ett ober gar^oefie
in ber 3bee fehlen i^m gan^li^. Unb wad fonnte bod) aus ber glücfli^ gewählten
Sofatttat (^enebig) gemalt werben; fie ift aber rein jufäHtg, unb baö ©tuet fonnte
ebenfo gut in SBraunfdjWeig ober «tgier ftuelen bti paffenb öerwec^felter ©o*
ftümirung WU borjüglic^fttö äRufifftücf galt mir bie erfte 5trie beö §rn.
©c^ober, bie aber am publicum gan^ fpurlod oorüberging. Der zweite ?tct enthält
ebenfalls tuet gute Hlufif, erinnert aber bur$au£ an bie fterferfeene im gibelto.
34*
532 Wnmerfungen.
Sine ausführlichere ©efpredjung ber ganzen Oper behalte tdj mir bis auf meijr*
maligeS Anhören üor..."
S)oniaetti3 Torquato $affo. „ . . . An ber äRufif ^atte idj Wteber für
Diele 3^« 8*nug; fte war gar &u fdjledjt. . . ."
1840. ©lucfS Opern, (tfjeint e$, woEen fi<§ lieber Steljn in fceutfölanb
brechen. 3)ie glftnjenben Aufführungen in ©erlin finb Mannt JBieHeidjt bog audj
balb in granfreidj eine mufifalifdje Stapel ben alten grogen HReifter $u ©jren
bringt."
AIS gleichzeitig öon fünf ber bebeutenbften beutjdjeu X^eater bie Aufführung
franaöftfdjer unb italienifdjer Opern gemetbet mürbe, begleitete ©dmmann biefe
9*oti$ mit ben SBorten: „örabo, beutle Realer! (£3 ift nur ein SBunber, bog mir
in S)eutfdjlanb nod) fo leiblich beutfdj componiren."
1841. ftreufcerS SRadjtlager. „...®ewig gehört fie $u ben Opern
^weiten langes, aber bieö in allen Gieren, unb rei$t überbieS burdj ein glüdlidjes
banfbareS ©ujet."
67 (6. 474). lieber ben Xannljäufer liegen audj briefliche Aeugerungen 6dju*
mannS Dor. (Sr ermähnte ber Oper, als er fie nur erft aus ber Partitur farutte,
in einem ©riefe bom 22. Oct. 1845 an äRenbelSfoljn. ÜRadjbem er an beffen furj
jutoor erfdjienenen Orgeljonaten bie „edjt poetifdjen, neuen gformen", bie „reinen
©armonteen" gerühmt, fär)rt er fort: „ftxtiliä) was toerfteljt bie SBelt (inet Diele
iljrer SRufifer) bon reiner ©armonie? SDa Ijat SBagner wieber eine Oper fertig —
genug ein geiftreidjer fterl öott toller Einfälle unb feef über bie JBtogen — bie
Ariftofratie fdjwärmt nodj bom 9tfen$i Ijer — aber er fann n>ar)rr)afrtg nidjt t>ter
$acte fdjön, faum gut ljintereinanber megfdjreiben unb benfen. <£ben an ber
reinen Harmonie, an ber bierftimmigen Eljoralgefdjicftidjfeit — ba feljtt eS iljnen
allen. SBaS Fann ba für bie Stauer heraus fommen! Unb nun liegt bie ganae$ar*
titur fdjön gebrueft bor und — unb bie Ouinten unb Octaben baju — unb änbem
unb rabiren möchte er nun gern — $u fpat! — Sßun genug! 3)ie Sfcufif ift um
fein #aar breit beffer als fRien^i, eljer mattet, forcirter! ©agt man aber fo etwas,
jo ijeigt e8 gar: ,adj, ber SReib/ barum fag' idj eS nur 3fönen, ^ id* toeig# bag
@ie ed längft wiffen." — Sfcadjbem Schümann ben Xannljäufer (ber am 2u. Oct
bie erfte Aufführung erlebte) bann audj gehört, fdjrieb er am 12. Stob, an SRen*
belsfoijn: „lieber Xannljäufer biefleidjt balb münblidj ; idj mug mandjeS $urü<i*
nehmen, was idj 3^nen nadj bem Sejen ber Partitur barüber fdjrieb; bon ber
öüljne fteHt fidj alles ganj anberS bar. 3dj bin bon S&ielem ganj ergriffen ge*
wefetu" An $orn fdjrieb Schümann unterm 7. 3an/ 1846: „Eamtfjftufer bon
SBagner mün^c^t, ic^, ba% ©ie fä^en. @r enthält XiefeS, Originelle^, überhaupt
100 mal $efiere£ atö feine früheren Opern — freilief) audj manche* mufifafif ty
Xriöiale. 3« Summa, er fann ber ©üljjne üon groger ©ebeutung werben, unb
wie id) ilm fenne, ^at er ben attutlj baju. 3)ad Jec^nif^e, bie 3njrrumentrrung
finbe ic^ auSgejeic^net, o^ne ©ergleidj meifter^after gegen früher."
68 (6. 476). @in gelegentliche^ SBort Schümanns über bie „^eimlic^e (S^e*
ift in üDtar. SKaria o. SBeberä Äufjeic^nungen : „kleine Erinnerungen an groge
aÄenfc^en" (SSBiener w9leue freie treffe" bon 1876) enthalten, ©dmmamt ^atte eine
ber erften Aufführungen biefer am 10. 3uni 1849 neu in ©cene gefegten Oper
befudjt, unb ber üon SBeber erjä^lte ©orfall wirb fürs nadjljer ftattgefunben ^aben.
3^ tr)eitc ifyt ber $)auptfac^e nac^ l)ier mit — nidjt als ob idj glaubte, folgen
Slnmerfungen. 533
in $W>oajonbrifdjer ©ttmmung Ijingemorfenen Äeußerungeu befonberc SBidjtigfeit
beilegen ju muffen, fonbem meit man au« SBeber« ©djilberung erfieljt, in wie
^oljem ©rabe ©djumann aeitmeife oon feiner nerböfen IReijbatYeti beljerrfdjt mürbe,
unb »ie ba« furchtbare Statyangniß, bem ber eble SJtonn nad) »erlauf meuiger
3aljre erliegen foflte, fdjon bamal« feine ©Ratten öorau«marf. — ©djumann (fo
ergäbt SBeber) öerfeljrte in Bresben gern mit ber SBittroe Sari Sparta o. SBeber«,
„beren mufifatifdjen fjeinfinn unb praftifdje« ©erftänbniß für mufifalifdje SBirfung
er fo r>o^iett, at« e« bie bamal« fdjon beginnenbe Umbüfterung feine« großen
©eifte« auließ. $iefe Umbüfterung gab ftcr) unter Slnberm audj in einer oft bte
5U größter SRüdffidjt«lofigfeit gefteigerten SBernadjläffigung ber gefeflfdjaftlitt)en
formen, .... üorneijmiidj aber burdj ben meljr al« fdjroffen 9fo«brucf funb, ben er
oft feinem Urteile über Äunft unb Äunftmerfe gab." ©<§umann Imtte feine ©gmpatljie
für SBeber unb beffen SBitrme aud) auf beren ©otyn übertragen, mit bem er giem«
Udj tjftufig in einer ber $oft nahegelegenen föeftauration [oon <£ngel] pfammentraf.
Dorthin mar ©djumann fcumeift burdj eine Sereinigung Don ftünftlern gebogen
morben, oon benen er fid) aber foüter faft gang abfonberte, mie SBeber berietet.
„SReift faß er bann, ba« ©efidjt nad) ber SBanb gemenbet, 00m ©etriebe be« ©aale«
abgefegt, bie #anb auf bem £enfel be« SJierfruge«, an einem flehten Sifdje, ööflig
in fid) öerfenft unb fdjien leife öor fid? Ijin ju pfeifen, obmoljl au« ben augefpifrten
Sippen fein Xon gehört mürbe. $ie gefliffentlidje Äbfonberung be« genialen BRanne«
mürbe meift au« Sldjtung, tt)eilö aber auaj au$ gfurdjt refpectirt, ba JBerf udje, tyn
in ben lebenbigen SSerfeljr p gießen, oon iljm auf mefp: al« berbe SBeife abgelehnt
morben waren. Qumeilen mürben biefelben tnbeß bodj erneuert, menn irgenb ein
fünftlerifdje« SSorfommniß auf bie Beteiligung be« 9Reifter« hoffen lieg.
$a mar Simarofa« „$eimlid)e (Slje" einftubirt morben. Die Itcbltcr) geiftooHe
Sttufif oon aRoflart« großem S^genoffen Ijatte bei bem feiner organifirten, r)oc!r>=
gebilbeten Steile be« publicum« ein ^eitere« ^ntjücfen Ijeröorgerufen, ba« in un«
nadjmirfte, al« idj, mit einigen ©tauben«genoffen in ber fünft, eine« ttbenb« ba«
genannte SReftaurant betrat. 3m orange be« ooKen Gftnbrucf« eilte idj auf ben
bereit« an gemofmter ©teile fifcenben ©djumann su unb rief ityn an: ,SRun, Doctor,
finb ©ie aud) in ber Dper gemefen?' ©r menbete ben ftopf nur menig, bie bunflen
#aare fingen i!)m über bie .Imlje ©tirn herein; er falj midj oon unten mit mür*
rifdjem, faft bdfem ©lief an unb fagte: ,SBie fönnen ©ie ba« einem oernünftigen
SRenf djen jutrauen? Soffen ©ie midj in föutye mit ber (£auarienöogel*2Rufif unb
ben £aarbeutel*9Relobieen'. SBorauf Sipin«fi, ber mit eingetreten mar, um eilenb«
ein ©las SBein jit trinfen, ficr) umfeljrte unb in feinem gebrochenen $eutf$ 5U i^m
fagte: ,5T(Ie Gfyx', 2)octor, ©ie feien fe^r refpectabeler ©omponift, moßte aber,
müßten einen ju recommanbiren un«, ber fd?riebe ^aarbeutelmufif oon ber Matri-
monio segreto.'
3)a ftanb ©a^umann o^ne ©rmiberung auf, ergriff feinen §ut, fejjte i^n auf
unb fdjritt eilenb, o^ne gemanben ju grüßen, au« bem ©aale, oou £ipin«fi mit
ben SBorten geleitet: ,9Kerfmürbiger (Somponift, aber grober 9Rann, fataler $a»
merab. ©e^r, fe^r refpeetabef . . . .w
69 (©. 477). Die Jpau«« unb £eben«regeln waren urfprüngtid) für ba« 1848
componirte ^ugenbalbum (SBerf 68) beftimmt unb füllten i^ren $lag ämift^en ben
einzelnen Slaoierftücfen erhalten, ©a^umann gab biefen $lan auf, führte oermut^«
lia) bie ©ammlung noa^ weiter au« unb veröffentlichte fie in einer @{trabeilage
53 1 Slnmertuugen.
ju SRr. 36 ber neuen Seitfdjrift bon 1850. (Später erfdjienen bie Sfyljortemen als
felbftänbiger 2lnl)ang jum gugenbalbum.
70 (6. 477). @in Seifpiel babon, toie ©djumannS Slufmerffamfeit überatt auf
bergleidjen gerietet mar, feilte mir S. ediert aus ber 8*it mit, wo er 6d>umamt$
(Slabierfdjüler auf bem Seidiger Sonferbatorium gewefen. $>ie eigentliche Seljrgabe
ging ©djumann ab, unb feine ©djüler, felbft tuenn fie „böEig rolj" waren unb „ber
intimften Anleitung beburften" (nrie ©friert ba$ bon fidj felbft fagte, bemannten bon
iljm meifteiid nur irgeub ein allgemeines SBort über ba£ Vorgespielte, feinerlei 8c*
letpung über Sfingerfafc, $l)rafirung, 2)tmamiF jc Sßadj einem folgen Sortrage
fagte ©dpimann einmal: „@S ift merfrofirbig: immer roenn Sie baS Keine Eb an«
fd&lagen, Flirrt jene gfenfterfdjeibe."
71 (6. 483). $ie SRadjtljeile be$ bielen $l)antaftren3 am (Slabier Ijatte ©dju*
mann an fid) felbft erfahren. (£r fdjrieb barüber einmal an (£lara SBiecf (3. $ec 1838):
„(£ine$ möchte idj $)ir ratzen, nidjt ju t>iel ju ptjantafiren, e£ ftrömt ba $u
biel ungenüfct ab, toaS man beffer antoenben fönnte. Sßimm 3)ir immer bor, aüeS
gleid) auf ba3 Rapier $n bringen. <&o fammeln unb concentriren bie ©ebanfen
fidj meljr unb meljr."
72 (©. 484). $a£ ift nicfjt ganj genau. 3m ftafjrgang 1848 (XXVIII, 236)
ftel)t eine anfrage ©djumannS, ob ber englifdje jftationalcanon „Non nobis Do-
mine" bon SB. Styrb ober bon SRojart cotmponirt fei. {<£. §?. Steder entfdjieb biefe
grage ju ©unften StyrbS.)
-ooo-
♦W+i5T» ♦ ^WWMWl^l^^
L^
^ue?
cf.
Itamen- Regier*
$bam, Bbolplje (partes, franj. Dperncomponift (1803—1856). II 449. 450.
SUfan (eigentt. HRorbange), (SbarleS Valentin, geb. b. 30. Sfcob. 1813 in SBariS,
aeft. b. 29. ERärs 1*88. II 105. 165. 527.
Slltegri, ©regiorio, ©anger trt bcr J>äJ)ftl. (Stelle ju föom 1 580 {?)— 1652. I 287.
Silber, SfoL geb. ju 93efcborf (Söijmen , tSontrabafcSBirhtoS, 1830—37 SRufif*
birector tn stalten, würbe 1838 in <ßrag angefteüt. II 102.
SlmbroS, Dr. jur §tua. SSilfj., (1816—1876) guftiabeamter unb*2JhififfdjriftftelIer
in $rag, f^äter in SBten. II 511.
Hmbrofia. II 22. 24—26. 491.
Slnfoffi, SßaSquale, ital. Dpern* u. $ird)enconH>omft (1729—1797). I 299.
Singer, ßoute, geb. b. 5. ©ept. 1813 $u SlnbreaSberg (im &ara), toon 1836—42
2Jcufiflef)rer in Setyjig, bann Drgamft an ber QotjanniSfirdje in Süneburg. ©eft.
b. 18. 3an. 1870. II 102. 20'. 253.
Enfdjü&, Hlejanber, II 250.
Sittern, SBilb., 3Ruftfbirector bei? Surften toon ©entbeim*£ecflenburg. ®eft. 1843.
II 41. 429.
«über, Daniel ftrancoiS ©Sprit, franj. Dperncomj?onift (1782—1871). I 216. 227.
273. II 31. 120. 216. 300. 475. 531.
S3ad), 3ofj. ©ebaftian, 1685—1750. I (XIII) 8. 26. 38. 64. 158. 169. 173.
195 ff. 253. 271. 313. 323. 342. II 10. 12. 19. 20. 46. 63. 6». 71. 72. 92. 100.
101. 109. 125. 148. 161. 194. 254. 273—275. 302. 310. 325. 345. 346. 371. 457.
480. 516. 524. 526. 527. 530. %
©ad), (Sari SßbiliW (£ manu et, ©olm beS Vorigen (1714—1788). I 64.11 161. 526.
33 aa), Sol). (S^riftorö, (1643—1703). II 526.
93 ad}, Sari, geb. b. 25. £>ec. 1809 *u prtf), ©djüter toon 9Eenbel3foim unb $atoib,
feit 183s (Sapellmetfter am Seiger Sweater, feit bem 13. $ec 1845 ftäbrtfdjer
SOhififbirector in fiäbecf, geft. b. 15. äRära 1850. II 467.
SBaillot, Sßierre SJiarie ftrancoiS be ©ateS (1771—1842). ©eigentoirtuo* in $ari$.
II 121.
©alfe (richtiger 93atyb), 3ttid>aet SBittiam, geb. b. 15. 3ttai 1808 ju ßimertt ßr-
lanbV Operncomponift in fionbon, geft. b. 21. Dct. 1870 ju 9tottinü*9l3beö bei
Sonbon. II 280. 287.
93 and, <£arl ßubm. Sllb., geb. b. 27. SJlai 1M)9 in 2Ragbeburg. ßiebercomjjonift
unb tfritiler. 2tbtt feit 1840 in $re$ben, geft. b. 28. &ec. 1889. I (XVI). 316.
332. II 227. 377. 492. 497. 499. 512. 514. 519 ff.
93argiel, SBolbemar, (©tiefbruber toon (Stara ©djumann) geb. b. 3. Dctbr. 1828
in Berlin. $rof. a. b. Stol. ^>ocr)fd^uIc f. SKuftf in »erlin. II 484.
93aroni*(£atoalcabö, %o)q>tynt, geb. ©räfin ßafttglione, in SBien. I 341.
gulie, (Softer ber Vorigen) geb. b. 16. ©ct. 1813 in Semberg, toertjeirailjete
to. SBebenau, in ^weiter (Slje to. SBritto, geft. b. 3. 3uti 1887 in ©raj. I 228.
341. n 83. 131. 258. 523.
536 9iamen*$Regifter.
33 a äj in L Antonio, geb. b. 24. 9fcob. 1818 in 93re3cia, EtolinbirtuoS unb <£om*
ponift, £irector be3 2RaUänber SonferbatoriumS. I 435.
©ec^er. SHfr. 3uL, geb. b. 27. «fort! 1803 in ERandjefter. Dr. jur. unb Bböocat
in ©Iberfetb, bernad) mufifatifdj unb titerarifd) beftgaftigt in Sötn, $uffelborf,
im £aag unb Sonbon; fett 1845 in SBien, wo er fidj 1848 ber bemoFratifdjeit
Partei anfcblog unb am 23. 9lot>. 18-18 ftanbredjtlidj erfdjoffen ttmrbe. gür Säju*
mann« flettjdjrift fdjrieb et 1835—37 (Sorrefoonbenaen öom följein. 1 289. 291. 521.
93ecfer, Sari gerbinanb, geb. b. 17. 3uli 1804 in Seidig. 1825 örganift an
ber $eter3*, 1837 an ber #icolai?irdje, 1843 Sefjrer für Drgeiftrie! am Genfer*
oatorium baf., prtoatiftrte feit 1854, ftarb b. 26. Dct. 1877. ©tänbwer SRitar*
beiter an ©djumannS äeitfajr., oorübergebenb (1841) SRebacteur ber OTaem. nraf.
8tg. <Sr unterfdjrteb fidj mit feinem öouen tarnen ober mit <S. g. Ä, II lü.
512. 528. 529. 534.
33 e der, (£rnft Slbotylj, geb. b. 6 2fog. 1798 in $re3ben. Surift; $uerft in 6d>nct;
berg, bann in greiberg UnterfudjungSridjter beim Söergamt mit bem Xitel ijinanj*
fecretör („33ergfdjreiber" nannte ©ebumann iljn in ber SBibmung ber Sfcacgrfrutfe,.
@r ftarb aU *>enf. S3ergmeifter in Bresben b. 31. 3uti 1874. II 498.
$eba. II 22 ff. 491.
©eetfjotoen, Subto. öan, 1770-1827. I (XII) 16.'23. 25. 29. 33. 36. 38. 45-48.
51. 55. 74. 80. 82. 91. 97. 98. 100. 104 ff. 118. 123. 130. 143. 165—167. 172.
177. 185. 195. 196. 220. 229. 251 ff. 259. 261. 271. 283. 297. 303. 306. 308.
337. 343. II 5. 6. 17. 20. 37. 47. 69. 72. 103. 104. 109. 110. 117. 122. 125.
132. 138. 146. 163. 173. 180—182. 185. 186. 194. 208.217.218.224.229.231.
233. 245. 277. 280. 284. 286. 292. 293. 298. 300. 301. 303. 304. 332. 339. 343.
347. 348. 358. 359. 362. 364. 370. 382. 384. 386. 387. 423. 432. 437. 442. 46S.
506. 521. 522. 524. 526. 528.
93 et de, (Sfjriftian ©ottlieb, (1796— 1875) gtöttft in Seidig, feit 1832 ©tabtmufttoS
in Su<fa. I 48.
8eUeutUet Slnna Caroline o., geb. b. 24. 3an. 1806 in SanbStjut (Sägern),
1832 üertjeiratbet mit bem emigrirten granjofen Durtj, erftem $iottniften an ber
ital. Oper in Sonbon. ©tarb b. 22. jguli 1880 in SRündjen. 16. 12. 29. 49.
317 322
Eellini, SBincenjo, geb. b. 3. SGob. 1802 in (Satania, geft. b. 24. Sept. 1835 in
Sßuteauj beiSßartS. I 273. 276. 285. 287. 325. II 284. 318. 377. 381. 531.
©enebict, 3ultu3, geb. b. 24. $ec. 1804 in Stuttgart. Ztbtz in ben brctfctgei
Qaljren in Stauen, feit 1838 in Sonbon, ftarb ben 5. 3uni 1885. 1 117. 121.
246. 247. 275. 277. II 93. 245.
SBennett, SBitttam ©ternbale, geb. b. 13. 3fyril 1816 in ©r)effielb, geft. b.
l. ftebr. 1875 in Sonbon als «ßrof: unb Dr. ber SJlufif. I 306. 346. n 5. 13.
18. 20. 39. 55. 76. 78. 83. 84. 89. 9<f 114. 116. 154, 174. 176. 204. 226.227.
257. 291. 341. 408. 412. 441. 455. 464. 489—491. 502. 516. 517.
SBergen, ©uftaö, in Seidig. I 11. 12. 18. 19. 314. 320-322. II 519.
«erger, Subtoig, geb. b. 18. «fyri! 1777 in »erlin, geft. baf. b. 16. gebr. 1839.
I 114. 128. 190. 193. 196 ff. 218. 244. 305. 314. 328. II 50. 112. 155. 156.
158. 172. 208. 210. 211. 366.
»erg'areen, ShtbreaS <ßeter (1801—1880), in Äopenbagen, feit 1838 Drgantft-an
ber XrinitatiSfirdbe, Ijernadj Sßrof. unb ©grenboctor oer Untocrfität. II 463.
Sergfon, 2RidjaeI, geb. Ttai 1820 in SBarfdjau. $iantft. 2ehte feit «nfang ber
Diesiger Saljre metftenS in $ari$. II 164.
SBdriot, (£ partes Eug. be, geb. b. 20. gebr. 1802 in Sötoen (Belgien), »iolin*
oirtuoS. 1842 Seljrer am Sßarifer, fpäter am Brüffeter (Sonferoatorium. 1855
erbttnbet, ftarb er am 9. Stycit 1870. II 137. 225. 249. 297. 339.
33 er U oft, ©ector, geb. b. 11. $ec 1803 in Sa <£dte <Si. 2fobr£ 2thte in «ßarte,
ftarb b. 28. Sttära 1869. ©djumamtS Setrfdjrift brachte 1839— 42 Gorrefponbens'
&rtifel oon ibm, bie urforüngt. f. b. Sournal beS ftibate gefa^rieben unb unter
feiner ffiebaction bearbeitet waren oon „3.33." I 129 ff. 156.226.231.300.302.
303. 324. 332—335. 340. 341. II 5. 41. 65. 104—106. 116. 127. 137. 154. 165.
174. 175. 178. 180. 205. 224. 230. 251. 253. 288. 361. 362. 509. 516.
Bertini, ftenri, geb. b. 28. Dct, 1798 in Sonbon. $ianift in $ari$. ®eft b.
9?amen*9iegifter. 537
1. Oct. 1876 in ©renoble. I 188. 196 ff. 268. 269. 282. 289. 290. II 35. 81.
82. 93. 278. 320, 456.
Sifljop, Dr. £enrg föotolen, in Bonbon (1782 — 1855). (Somponift. Eirector
ber pfjilfjarnt. (Soncerte imb Sßrof. an bcr Äöntgl. 9lfabemie bcr 2Jlufif. II 5.
531a grobe, $enrn, geb. 1811 in SRottingtyam, 95toItmft ber öerto. Königin öon
Snglanb in fionbon. ©eft. b. 15. $ec. 1872. II 102.
Slatyetla, Slnna attaria ßeopolbine, geb. b. 15. SRob. 1811 ju ©untramSborf
bei Saben in Cefterreid). «ßianiftin. feett 1840 2Rufifle^rerin in Soulogne, geft.*
b. 17. San. 1887. I 271. 273.
Soljrer, Hnton, geb. 1783 in 9Ründ)en. Siolinift unb (Somponift, feit 1834 (£on*
certmeiftet in ber ©annoöerfdjen ^ofcapette. ©eft. 1852. I 258.
SRay, (Araber beS Sortgen) geb. 1785 in SRündjen, SioloncettbirtuoS, feit
1832 in ber (Stuttgarter ©ofcapette, aeft. 1867 als (Soncertmeifter. I 259. II 121.
Söfjm, ©eorg (1661—1734), Drgamft an ber 3oljanni$ftrcf)e in Lüneburg. II 11.
Söbme, «. 3. gerbtnanb, (1814—1883) SRufitbirector in $orbred>t (fcottanb). II 509.
Sötyner, 3ob. Subtoig, geb. b. 8. San. 1787 in Xöttelftebt (©ottja), geft. b.
28. 2Äarj 1860 in ©otga. ©abrieb für ©djumann* geitfdjrift bon 1834 Sei*
träge ju feiner ßebenSgefdbitye, II 30. 32. 81. 82. 493. 512.
Sörne, Subto., (1786—1837) I 126. 253. 335. II 59.
Soielbteu, Hbrien gran^oiS, (1775—1834) frana.£tyeroconu>onift. II 449. 450. 473.
Sommer, SEBifl). Sbriftopb, geb. in Bresben 1801. $ianift imb Sefjrer in $eter$*
bürg. 2Babrfd)einL Serf. be3 SluffafeeS in ©djumannS Settfdjrift bon 1835, II
©. 101, unterj. „S — mm — r." Starb b. 29. $ec. 1843. I 103.
Sorbogni, SWarco, (1788—1856) berühmter ital. ©efangleljrer in^ari*. II 285.
Sotgorfc^el, Caroline, geb. b. 21. SRai 1815 in SBien. Hltifttn am $re$bner
?>oftl>eater, 1841 berb. mit bem SRaler Stfon geudjere in $ari*. ©eft. 1875.
I 102. 519.
Sral>m3, Dr. 3ofjanne$, geb. b. 7. 2Rat 1833 in Hamburg. I (XXI). II 484.
Sranbl, Sodann, geb. 1760 ju Älofter föotyr (Sägern), fcofmufifbirector in ÄarlS*
rulje. ©eft. b. 26. 3Wai 1837. I 52.
Sratan, «be«e, II 27. 28.
Sree, 3^- Serntjarb »an, geb. b. 29. 3<wwar 1801 in Slmfterbam, SKuftfbirector
ber ©efellfdjaft Felix meritiß bafelbft, geft. b. 14. gebr. 1857. II 116.
ö. Srettenbad). II 8.
Srenbel, Dr. pbil. Karl granj, geb. b. 26. 9£oto. 1811 ju Stolbcrg am öarj,
ftubirte öon 1832 an inüei^ig, (Slatüerfdjüler üon SBied. 3abrg. 1839 b. ©d>u*
mamtfdjen Seitfdjrift enthält eine föecenfion au« feiner geber. Son 1845 an W*
bacteur ber geitfdjrift. ©eine Veröffentlichung öon ff. greigebanfe (b. f). 9*.
2Bagner3) drittel über ba3 „3ubentl)um in ber SRufi!" (Sept. 1850) füfjrte ben
Snia) mit Scbumann ^erbei. Starb b. 25. SRoö. 1868. I (XX<. II 528.
Srob, fcenri, öoboetrirtuoS in $ari3 (1797—1839). II 102.
Srugd, (Sari XebroiS toan, geb. b. 14. 3Jtörjl828 in Srünn. (£omp. in SBten. 1 315.
SraotoSlt, 3ofv geb. 1805 in SBarfcbau, SRufifbirector beS Sottet« beim bortigen
^eater, aeft. 1888. I 306. II 22. 24.
Sult, Die JB., geb. b. 5. ftebr. 1810 in Sergen (ftortoegcn). Siolinüirtuo«. Starb nadj
öielenSSBanberungen am 17. «ug. 1880 auf fetner Siua bei Sergen. II 153. 225. 464.
Sun au f. ©rabau.
Sflrd , Dr. Hug., ©djriftftetter in fietejig, foäter in Bresben, ©eb. b. 1. gebr. 1805,
geft. 1862 in ber 3rrenanftalt &u feolbife. ©djumannS 3etrfcr)r. tourbe mit feiner
Sef^rea)ung be$ ©oet^e*3elterf*en Srieftte^fel« eröffnet. I 55. II 512.
Surgmüiler, griebria), geb. 1806 in föegenSburg. «Seit 1832 (Slabierlefjrer in
^ari«. Starb b. 13. gebr. 1874 ^u Seaulieu. II 167.
Norbert, (Sruber be3 Sorigen» geb. b. 8. gebr. 1810 in Stöffetborf. 2Jtoftt*
teurer bafelbft. ©eft. b. 7. Wlai 1836 in «aa^cn. II 98. 167. 186.281. 517. 526.
Sürb, SBittiam (1546—1623). II 534.
S^ron, Sorb (1788—1824), II 66. 105. 186.
(Sarafa, (©araffa) aRidjele, ital. Dpemcomöonift (1785—1872^. I 273.
Sari, Henriette Sertba, if^Ster öerfj. SWtccarelli ingiume) ßpernfangerin, geft.
b. 18. SHära 1890 in SBten. I 305.
538 9tomen4Regifter.
GS aruS, $arl ©rbmann, Kaufmann in Swidau/ geb. b. 12. guni 1774 in Stauben,
geft. b. 8. $ec. 1842. I (XII. XIII).
<£rnft S(ug., (Steffe be3 SBorigen) geb. um 1795 in fieipftig. $on 1824—28
praftifdjer Slr^t in feolbife, bann ^ßrof. ber äRebicin in Seidig, feit 1844 in
$orpat. ©eft. b. 2fi. «Köm 1854. I (XIII. XIV).
9Igne$, geb. ftöfter, beffen grau, geb. 1804 in Seidig, geft. b. 6. SKärj 1839.
I (Xii;.
(SaSpari, Caroline, geb. b. 16. SRoö. 1808 in Berlin. Slitfängerin, fpater ®e*
faugtebrerin in Berlin. Sieberbidjterin. II 250.
(Saft eilt, ggnaj griebr., ath. b. 6. 9Kärj 1781 in Söien, £anbfc6aft$*©ecretär
bafetbft. $icr)ter unb ©ajriftftelter , Herausgeber be3 SBiener 9luaem. mufifal.
^eigerS 1829— 40. ©tarb b. 5. gebr. 1862. 124.325.330. II 235.
(£at;alani, Hngelica, berühmte ital. ©ängerin (1779—1849). I 160.
(Sfjamiffo, Ebalbert D., (1781-1838). II 9.
(Sljelarb, $nbre £ippolt)te, geb. b. 1. ^ebr. 1789 in «ßariS, 1836-40 in Hug§.
bürg, bann JpofcapeUmftr. inSBeimar, geft. b. 12. gebr. 1861. I 256. II 246. 501.
©berubini, Cuigi, geb. b. 14. ©ept. 17ii0 in giorenj, geft b. 15. äJtörj 1842
tn <ßariS." I (XX). 90. 114. 134. 162, 333. II 14. 45. 118. 120. 128. 129. 193.
248. 294. 476. 508.
(Stjiara ((Sfjiarina) , I 159. 164. 108. 336.
(£f)opin, gre'be'ric grancoiS, geb. b.'l. Wärt 1809 in bent $orfe geiaAOtoa Bola
bti SSarfdjau, feit 1831 in $ari3, geft. b. 17. Dct. 1849. I (XV. XX. XXI.
XXIII). 3 ff. 7. 15. 16. 22. 31. 83. 87. 89. 92. 96. 111. 118. 122. 123. 129.
145. 156. 162. 196 ff. 202. 214. 217. 222 ff. 234. 240. 242. 262. 269. 270. 280.
284. 305. 311—313. 316. 320. 325. 328. 336. 339. 340. 342. II 22 ff. 30. 49.
65. 66. 72. 73. 82. 96. 112. 116. 131. 134. 147. 150. 151. 154. 164. 168. 190.
191. 195. 196. 205. 209. 212. 236. 238. 241. 256. 314. 316. 320.321.333.335.
342. 355. 356. 407. 454—456. 464. 494. 5ü0. 501. 508. 515. 520. 523. 527.
©ljotef, gram Xafcer, geb. b. 22. Dct. 1800 ju Siebifct) (2Rftf)ren). Sebte in Sien.
©eft. 9Bai 1852. II 93.
©btpatal, gran$ Xaber, geb. b. 19. guni 180S in föumburg (SBöfynen, feit 1825
2Jhtfi?lef)rer in 2ttagbeburg. ©eft. b. 24. 3uni 1879 in 93ab Stmen. I 246.
248. 275. 278. II 30. 32.
(Simarofa, $omenico, itaL Dperncomponift (1749—1801). I 299. II 476. 533.
(Slementi, 9Jhigio, geb. 1752 in töom, geft. b. 9. SWarj 1832 auf ($t>e3f>am {feig*
lanb). I 13. 64. 196 ff. 245. II 367.
(S o m e t, ©atbinfa (Satljanna), geb. b. 8.*ßoö. 1807 in^rag, feit 1827 öerl). m. b. ©arito*
niften Wlatyiaä $ob$or$iö. <£rjte öpernf ängerin in «JSraa, geft. b. 28. $lot>. 1 889. 1 344.
©onrab, (£arl (Sbuarb, geb. b. 14. £)ct. 18 il in isßaunSborf bei Seidig. @e*
rid)t$*9tctuar in Seidig, ©eft. b. 25. Slug. 1858. II 41. 104.
(Souper in, gran^oiS, franj. ©omponift. (1668—1733.) II 10.
Kram er, §emrid), geb. um 1818, 9Wufifte§rer in granffurt a.SR., geft. b. 30.
2Kai 1877. II 165.
3ol)ann SBaptift. geb. b. 24. gebr. 1771 in 9Kannl)eim, lebte in ßonbon,
öon 1832—45 in *ßart$, bann roieber in ©ngtanb. ©eft. b. 16. Wpril 1^58 in
Äenfmgton bei Sonbon. I 13. 64. 72. 187. 190 ff. 243. 246. 342. 343. II 49.
112. 149. 155. 195. 354. 406.
©rotdj, Dr. SSittiam, geb. b. 5. $uli 1775 in ftornrieb, $rof. an ber UniP. Drjorb,
fpater an ber ftgt. Etabemie b. 2Jhifi! in Sonbon. ©eft. 1847. II 6.
e*ernt), (Sart, geb. b. 20. gebr. 1791 in 38ien, geft. bafetbft b. 15. 3uli 1S57.
I 45. 49. 111. 196. 206. 220. 274. 289. 313. II 32. 38. 79. 81. 91, 93. 130.
15S. 161. 162. 170. 406. 442.
$ a (f^fte', Dpemfänger in Bresben. II 476.
$aüib, gerbinanb Victor, geb. b. 19; 3an. 1810 in Hamburg, feit 1835 in
fieipjtg, 1836 (Soncertmeifter im ©emanbtyauS* fpäter aud) im £ljeateror<$eftei,
1813 Se^rer am (Sonferüatorium. ©eft. b. 18. Jguli 1873 ju ätofterS in ber
©djweia. ©djumann nribmete iljm 1S53 feine SSiolinfonate in Dmoll. I 269.
306. 308. 346. II 20. 41. 45. 100. 102. 104. 115. 125. 249. 250. 254. 266.
284—287. 294. 298. 302. 303. 307. 524.
«Ramen<ffiegifter. 539
Daotf on, 3ameS 393., geb. b. 5. Dct. 1813, tritüer u. (Sontyon. inßonbou. SWitbegr.
bcr J>o£uläreu 9Eontag3concerte. ©eft. b. 24. 2Kär* 1885 in 9Eargate. II 489.
De der, (£onftantin, geb. b. 29. Dec. 1810 in gürftenau Preußen). Sßtanift in
»erlin. ©eft. b. 28. 3an. 1878. II 7. 76. 79. 118.
Dej>j>e, ©eorg ©ottfr. fterbinanb, geb. b. 23. gebr. 1805 *u ©tabtljaaen (Si^e*
©djaumbura), (Schüler bon 5llog3 ©cgmitt, toar juerft 2Kuftflef)rer betm dürften
93entf>eim*(steinfurt, üon 1835 — 67 am Sßäbagogium in Slfelb (am §ara), jog
bann nadj ©annober, too er b. 19. 3uti 1884 ftarb. I 271. 272.
Deorient, $#1. (Sbuarb (1801—1877), oeröffentlidjte „Erinnerungen an SRen*
befefobn". II 530.
Dia bellt, Slnton, geb. b, 6. ©e£t. 1781 *u SWattfee im ©aljburgifdjen. ©(abier*
u. Kirdjencomjjonift, feit 1824 2Jtuftfalienijanbler in SBien. ©eft. b. 7. Styr. 1858.
II 109. 507.
Dtetfje, 3ofj. griebr., geb. b. 15. 3uli 1810 &u föitteburg (Xfumngen, erfter
fcoboift im ßetyj. ©ewanbfjauSordjefter. ©eft. b. 30. San. 1891. II 250. 300. 301.
Dietrich, SUbert Hermann, geb. b. 28. 9lug. 1829 tn bem gorftljaufe ©oll bei
aHeifeen, feit 1S61 ©ofea^eümeifter in Dlbenburg. II 484.
DobrjijnSü, 3ö"^ 5^tir, geb. 1807 in Romano» ($ott)tmien), Sßianift unb
fcomponift in SBarfdjau, geft. b. 10. Dct. 1867. I 263. II 27. 28.
Dotier. Xljeobor, geb. b. 20. &pril 1814 in Neapel. SfobiertrirtuoS. ©eft. b.
21. $rebr. 1856 in Floren}. I 205. 213. 2*0. 281. 305. 308. II 27. 28. 169. 171.
Donner, M. ©ottbtlf gerbinanb, geb. b. 8. 2lug. 1790 in Sroicfau, toar 1813—22
$rc$ibiafonu$ bafelbft, barauf $rebiaer ^u ©t. *ßetri unb Semmar*2>irector in
fjreiberg, feljrte 1835 als Kirdjen* unb ©djulratl) nad) Sroicfau prfief unb würbe
1840 Dr. theol. Starb b. 14. SKärj 1866. I (VI).
Dörffel, Dr phil. Mfreb, geb. b. 24. San. 1821 in SBalbenburg (©adjfen;, Sötbtio*
fljefar unb äRufifjdjriftftefler in Seidig. I 318. 332. II 253.
Dontjetti, ©aetano, geb. b. 20. ©ept. 1797 in Bergamo, geft. baf. b. 8. 9fyr. 1848.
I 171. 274. 290. II 286. 2)2. 386. 436. 475. 532.
Dorn, fceinrid) Sub». (Sbmunb, geb. b. 14. 9tob. 1804 in Königsberg", ftubirte
juerft töedjtSwiffenfdjaft, ^or er jur äKufi! überging. 1829— 32 2Jhtftfbirector am
Seidiger Xbeater, big 1843 in SRiaa, 1844 in Köln, 1849— 69 #ofcaj>eHmeifter in
»erttn. ©cbumannS fiebrer in fiet^jig, Mitarbeiter an beffen 8eitfcbrift 1835—39,
1841 unb 1844. ©eft. b. 10. San, 1892. I (IV). 9. 65 ff. 2J0. 235. 256. 312.
315. 329. II 153. 157. 528. 529. 532.
fcreljfdjocf, SHeranber, geb. b. 15. Dct. 1818 in gaef (93ö^men) , (Slam'eröirtuoS,
geft. b. 1. Styril 1869 in «enebig, II 46. 173. 202. 332. 515.
Droling, 3- SR., I 271. 274.
Düffel, 30$. ßubto. (1761-1812). II 151.
<£berS, (£arl gfriebr» geb. b. 25. 3Rarj 1770 in (Saffel, SRufifbirector u. (Sompo*
nift, feit 1822 in ©erlin, too er b. 9. ©e})t. 1836 ftarb. Die mit V gezeichneten
©orrefponbenaen aus Söerlin in ©djumannS 3eitfdjrift öon 1834 finb roaljrtdjein*
Xid^ t?on tym. I 337.
(gberroetn, SRar (Sari, geb. 1814 in Söeimar, Sßianift. ©eft b. 19. SÄär* 1875
. in DreSben. II 354.
@(fert, (£arl STnton giorian, geb. b. 7. Dec. 1820 in EotSbam, lebte bon 1838—41
in Seitaig. ©eft. b. 14. Oct. 1879 a!* ©ofcapettmeifter in Serltn. II 250. 254.
(Stiert, Soui3 (Sbuarb, geb. b. 13. 3an. 182 3 in Königsberg, aKuftfjdr)riftftctter,
geft. b. 4. San. 1881 in SBieäbaben. II 491. 534.
QEidjler, griebr. SBil^elm, geb. 1809 in üeityig, Sioünift, ttmrbe 1832 (Soncert*
meifter in Königsberg, geft. tm Styril 1859 aö ERufifbirector beS »abe^Drc^efterS
in ©aben*$aben. I 9.
eilamp, ^einric^, geb. 1812 in 3&efjoe (§olftein). WtufilltfjTtx unb (£om|)onift in
Hamburg, ©eft. 1868. I 275. 277.
(glSner, 3of., geb. b. 1. 3uni 1769 ju ©rottf au (©djleften; , Director beS ©on*
ferbatortumS in SBarfc^au, geft. b. 18. Styril 1854. I 256.
(Smbadj, SouiS «., $tanift unb (Somponift in Stmfterbam. II 253.
©neffjauf en, ßeinric^ griebr., geb. b. 21 «ua. 1799 in (Seile, feit 1829 Drganift
an ber ©c^lofürc^e in ©annooer, geft, b, 15. gebt, 1885, I 246. 248.
540 9*amen*9Regifter.
©nbter, 3- &., (£labiertefjrer, Organift an ber lutl). ftirdje in Gaffel. I 275.
Erfurt, (Sari ©ottlieb, geb. b. 2. SRai 1807 *u SleugerSieben bti SRagbebura,
feit 1834 3Jhtfiflef)rer am ©gmnafium in Cuebltnburg, öon 1844 big 1851 (52?,
9Rufifbirector an ben lutl). Äirdjen unb fiefjrer am ©ömnaftum Hnbrcanum in
#ilbe£(jeim. @r ftarb — gän^tiä) oerfommen — b. 7. 3an. 1856. II 27.
(Sri er. ^ermann, in Berlin, $erf. öon „SR. ©Aumann'3 Seben. &u8 feinen
»riefen gefdjilbert." (1887) II 521. 529.
©ruft, ©einriß mit)., geb. 1814 inSBrünn, SSiolinoirtuoS, geft. b. 14. Dct 1865
in Wim- II 224. 358.
(Sffer, Jpeinridj, geb. b. 15. gnli 1818 in 3Kannl)eim, (Soncertmeifter baf., würbe
1847 (Sapeltmeifter am SSßiener ßofoperntyeater. ©tarb b. 3. 3um 1872 in Sah»
bürg. II 281. 283. 448.
<£uf ebtuS. (Gufeb. <Stbh.) I (IV. IX. XXIV). 3. 5. 10—18. 21—25. 61. 63-*5.
69. 74. 104. 106. 111—113. 125. 159. 162. 169. 171. 173. 177. 191. 201. 202.
210. 232. 239. 246. 252. 255. 312—314. 316. 320. 322. 336. 343. 345. II 7.
8. 10. 13. 15. 16. 18. 23. 30. 67. 178. 200. 497. 517.
(SüerS, (Sari, geb. b. 8. Wpxü 1819 in Hamburg, panift nnb (Somponift, geft. b.
31. $ec. 1875 in SBien. II 469.
<£t)bter, 3of. ö., penj. #ofcapellmeifter in SBien (1765—1846). I 346.
(Stolen, 3o$anne3 albert öan, geb. b. 23. Styrit 1823 ju «merSfoort (#olIanb;,
geft. b. 24. @ej>t. 1868 in (Slberfelb. II 265.
garrenc, 3eanne ßouife, geb. feumont, geb. b. 31. 9Rai 1804 in$aris, ®attin
be3 glöttften u. nad^ertgen SÄuftfalienljänblerS Striftibe garrenc. $iamftin, öon
1842—73 tteljrerin am (Sonferöatorium in $ari$, geft. b. 15. ©ej>t. 1875. I 275.
278. II 27.
Soulmann, @buarb, fioboeblafer in Seidig. II 253.
fteSca, Sites an ber (Srnft, geb. b. 22. SRai 1820 in (Sarterube. «ßianift, Äammer*
öirtuofe be$ gfürften (Sgon öon ftürftenberg. fiebte feit 1841 in $raunfd)weiq,
ftarb b. 22. gebr. 1849. I 344. II 257. 278. 329. 383.
griebr. (£mft, (SBater be$ Vorigen) geb. b. 15. fjebr. 1789 in SWagbcburg,
(Soncertmeifter in (SarlSrufje, geft. b. 24. 3&ai 1826. I 344. II 257.
geti3, grancote 3of., geb. b. 25. SWärj 1784 in 3Bon3 (Zeigten), (Somponift unb
2JhififgeIef)rter, feit 1821 $rof. am $arifer, feit 1833 $irector am ©ruffeler Eon*
ferbatorium. SRebacteur ber 1827 gegrünbeten Rev. mus., bie 1834 mit 6$le*
fingerS Gazette mns. unter bem Xitel Revue et Gazette nras. de Paris Bereinigt
würbe. gettS ftarb b. 26. 2Jiarj 1871. I 139. 143—145. 324. 333. 334. II 323.
gielb, 3of>n, geb. b. 26. 3uli 1782 in Dublin, lebte gröfctentfjeifc in 9tafeianb,
ftarb b. 11. §an. 1837 in attoSfou. I 4. 9. 22. 73. 91 ff. 104. 111. 118. 120.
1S7. 218. 234. 251. II 5. 258. 367. 442.
ginf, ©ottfr. SBitt)., geb. b. 7. SRärj 1783 in ©ulja a. b. 31m. (Seit 1809 $re-
biger unb fttrector einer @rgie^ung§anftalt in 2et^§ig, öon 1827 bis Q£nbe 1S41
SRebacteur b. §IUgem. mufifal. Settung. $on 1842 an bielt er »orlefungen an
ber Uniberfitat, $u beren (£l)renboctor er ernaunt würbe, ©tarb b. 27. Äug. 1846.
I (XV). 24, 36. 222. 261. 311. 316. 317. 320—323. 325. II 75.492.493.497.
512. 515. 519.
?H?d)fJof, $of., geb. b. 4. Stpril 1804 in «utfebowife (äRafcen), ftubirte SWebicin,
beöor er ftd) ber 2Jhtftf wibmete. (Seit 1833 $rof. be8 (StaüierfpielS am S&iener
©onferöatorium. Mitarbeiter an ©diumannS 3eitfdJrift 1837—40 unb 1842.
©eft. 28 3uni 1857 in SBaben bei SBien. I (XVIII). II 521.
gletfffig, (Emil, geb. 18ü8 in 8wi<fau, geft. bafelbft b. 17. 2>ecember 1878 aU
emer. $rotobiaconu§. 3a^r8- 1836 bet Bleuen Qeitfdjrift enthält Ueberfe^ungcn
öon iljm auö bem granaöfifa}en. I (VIII. X. XII. XIV).
gloreftan, I (IV. XXIV). 3—5. 10. 11. 13—18. 20—38. 53. 61. 62. 69. 72—74.
114—117. 119. 121. 123. 127. 145. 159—165. 167—169. 171. 173. 177. 194.
200—203. 219. 223. 229. 232. 243. 254—256. 270. 287. 289. 290. 312. 313. 31«.
320. 324. 336. 343. 345. II 9. 15. 16. 18. 30. 59. 65. 66. 73. 106. 150. 20«.
218. 494. 496. 501. 505. 509. 517.
Sold, (£art griebr., Siolin* unb Sßiolafpieter im Seidiger ®etoanbf)au3ord>efier.
@eft. b. 15. Dct. is78, faft 80 3al)re alt. II 493.
9tomen*9iegifter. 541
gtandjomme, &ug., geb. b. 10. Styrit 1808 (1809?) in Sitte. «iotonceltoirtuoS.
©eit 1825 in $ari$, ge[t. b. 21. 3an. 1884. I 240.
granef, Dr. phil. ©buarb, geb. b. 5. Oct. 1817 m »reStau, ©djüler 9EenbelS*
fofmS in Smffetbotf unb ßetpftig. *Ra$ mehrjährigem 9fofentyalt in $ariS unb
8tom ^cit 1845 in ©erlitt. SRadj längerer Efjätigteit als fiefyrer am Kölner (£on*
ferüatorium unb als SRufifbirector tn SBern t-on 1867 roieber in Berlin, juerft
als Sßrofejfor am ©ternfdjen (Eonferöatorium, bann am (£famerlel)rerfeminar.
«ßrfoatifirt fett 1889. II 35. 106. 260. 489. 490.
gran*, Dr. Robert, geb. b. 28. 3unt 1815 in #atte a ©. Kgt. unb UntoerfitätS*
2Jhtftfbirector bafelbft II 444. 447. 484.
grege, grau fitoia t>., in Seidig. I 332. II 45. ©. aud) Stöia ©erwarbt,
greffer. II 219ff.
greubenberg, Sari ©otttieb, Dberorgamft an ber ©t 9Ragbalcna*Kirdje in
«reStau (1797—1869). II 528.
grtebburg, ©. II 454.
grifc grtebridj. I 11. 20. 21. 163. 202. 314. 319.
Briefe, Wug. Robert, geb. b. 28. April 1805 in Bresben, 93uaj unb 3Ruftfotien*
Ijänbler in fieipjig. ©eit 1837 Verleger ber 9*euen ßeitf d^rift. ©eft. b. 7. *Roi>.
1848. I (XVI).
gud)S, motfi, atb. b. 23. 3uni 1799 $u 8toaf* (Defterr.»©d)tefien). Goncept*
Hbjunct beim ©offriegSratfj in SBten, geft. b. 20. 3ftär$ 1853. Giftiger ttuto*
graben* unb $ortrait*©ammter. II 524.
ftolj. ßeoaotb, Sebrer b. (Sompofition in Petersburg. 3^rg. 1839 ber ©d>u*
mannfdjen Seirj^r. enthalt einen Wuffafe aus fetner gebet. II 115. 117. 122. 124.
Surft, (feltfabetlj, (Sängerin an ber itaf. Oper in Bresben, 1838 fürftf. Kammer*
fangertn in $>effau. 1 305. 308.
&abt, SHelS äBitl)., geb. b. 22. gebr. 1817 in Kopenhagen, 1844—48 Dirigent
ber Seliger ©etoanbljauSconcerte, geft. als ßofcapellmeifter unb fcirector beS
(SonferbatoriuntS in Kopenhagen b. 21. $ec. 1890. ©djumann roibmete itym 1852
fein Gmoll*£rio. II 419. 445. 463. 484. 502.
©äfjrid), SBenaet, geb. b. 16. ©ept 1794 in (Saernoroifr (Böhmen V feit 1825 Kgl.
KammermufifuS, fpäter SRufifbirigent beS Balletts in Berlin. ©eft. 1865. II 41. 98.
©ftnSbadjer, Sodann SBapttft, (1778-1844) (SapeUmeifter am St ©tepljanSbom
in SBien. I 346.
©arcia, föaulineaRtdjeltegerbtnanbe, (feit 1841 grau ©iarbot*©arcia) ©djtoefter
ber Stoma SRatibran, geb. b. 18. 3uli 1821 in $ariS. Sebt feit 1862 meiftenS
in 93aben*8aben. II 287. 475. 503.
©etfcler, (Sari, geb. b. 28. «prit 1802 in SJhilba (©adtfen), Drganift unb SWupf*
birector in 8fd>opau, fett 1854 in »ab (Elfter, ©eft. 186ü. I 60.
(£art griebr. «ug., geb. b. 26. 3ult 1804 in SRarferSborf bei Sittau, würbe
1832 Organift an ber $autiner=, 1813 an ber £l)omaSfira> in tteipjig. ©eft.
b. 13. Bpril 1869. II 255.
©elinef, Stbt 3ofepf), böljmijdjer (£tabier*(£ompomft (1758—1825). I 276, II 170.
©enaft, (gbuarb granj, geb. b. 15. 3uü 1797 in SSeimar. ©ajaufpieler, ©änger
unb (Somponift bafelbft. ©eft. b. 4. &ug. 1806 in SBieSbaben. II 102.
©enifdjta, 3of., geb. um 1810 in »to&tanb. $ianift unb SBiolonceflift in a^oSfau.
II 53. 54. 314. 315.
©erwarbt, Sioia SBirginia, geb. b. 13. Sunt 1818 in ©era, geft b. 22. Sfog. 1891
als grau o. grege in Seipjig. I 8. 18. 124. 319. 332. @1 auchgrege.
©erfe, Otto, geb. b. 13. gult 1807 in Lüneburg. SBiolinift unb SKuftfbirector in
^aberbom, too er b. 28. $uni 1878 ftarb. I 162. 248. 249. II 27. 29. 33. 35.
©iulietta, I 21. 319.
©lau*, g., II 27. 28.
©Itnfa, SWia^ael, rujfifcber (£omponift (1804 — 1857). II 116.
©lod, in Oft^eim. ©tubirte erft X^eologie, bann SWebicin. ^u^freunb üon ©a^u*
mann, an beffen KammermufiWlebungen (1828) er fia) als ©ioloncettift beteiligte.
®r toar 1833 in ßonbon, f djrieb 1834 für bte Seitfa^r. 7<£ngtifd)c ©riefe", «ua^ bie
^umoriftifa^e 9(n$eiae zweier SeUoftücfe (©. 143, mit „©." untere) fa^eint Don
tljm 51t fein. II 512,
542 Sßamen^Regifter.
©tucf^Sfjriftort SBillibalb fRtttcr b., (1714—87). I 299. 341. II 19. 96. 106.
132. 284. 289. 474. 532.
©oetf)e. I (VIII). 8. 55. 155. 218. 286. 338. II 105. 126. 257.
©oet|e,9Baltt)er ^otfa. t>., 'gnfet be$ S>idjter3), geb. b. 9. 8j>ritl817 inSBehnar,
©djfiler öon Söeinlig, 2jlfenbet$foljn unb ttoetoe. feäljrenb feinet Aufenthaltes in
mpjig, 1^36—38, berfetjrte er freunbfdjafttidj mit ©djumann, ber tfyn ferne
StobibSbüubtertänae imbmete. Oro^erjogl. Äammerherr in SEBeimar. ©eft. b.
15. Styrit 1885 in Seipjig. II 257. 336. 452. 490.
©otbfdjmibt, ©igiSmunb, geb. b. 28. ©ept. 1815 in $rag, geft. im Dct 1677
in Sßten. II 413.
©ollmtcf, 3ofy fjrieb. (£art, atb. b. 14. 2Jtdr& 1796 in fceffau, gab fein tijeo*
togifdjeS ©tubium auf unb würbe SJlufifer. 2ebtt in fjranffurt a 3R. 3Rttarbeiter
an (Schumann« Seitfäjrift 1840—44. ©eft. b. 3. £)ct. 1866. I 31. 185.
©ofebrud), StemenS, ftlötift in üei^ig; feit 1840 in $ortmunb. II 253.
©rabau, Sodann StnbreaS, geb. b. 19. Dct. 1808 in Bremen, feit 1828 «iofon*
ceUift im ©etoanbtjaufe *u ßeipgia, geft. b. 9. Stug. 1884 in fieuftfdj bti Seidig.
Schumann toibmete tym Sic „©tücfe im SBottSton", 28er! 102. II 41. 104. 250. 253.
©eorg (Sfjriftian («ruber be8 Vorigen), geb. b. 8. 3uni 18o6 in «remen,
feit 1830 $>omorgauiJt in »erben; geft. b. 26. Sfeat 1854. II 43. 44.
(Steonore Jpenrtette (©djtoefter ber Vorigen), geb. b. 29. HRar§ 1805 in
«remen, feit 1826 ©änaerin im ©eroanbf/aufe $u ßetyjig, »erheiratete ftcf) 1837
mit bem Kaufmann 3» &• «ünau baf. «on 1843 an etmge %atyt ©efangleT&rerm
am ©onfertatorium. ©eft. b. 28. 9*ob. 1852. I 19. 22. 23. 159. 306. II 20.
43. 44. 101. 239. 250. 498.
©rabetyanb, fjriebr. fieberest, (1812—1842). (Slamerletper unb Drganift $u 8t.
©eorgen in Seidig. I 316.
©renfer, (Sari ^luguftin, geb. b. 14. ®ec. 1794 in Bresben. @rfter gtötift im
Seidiger ©emanblKwäordjefter. SBurbe 1827 ©ecretar be$ $enfton3*3nfririttS,
1843 2lrd)r ar ber feoncert^irection fonrie ^nf^ector am (Sonferöatortum. hinter*
lieg tüertr)t»oHc biftoriograpl)ifa)e 9lufjeidjnungen. 9lud) ju ©dmmamt fdjeint er
in «ejiebuna geftanben gu ljaben; ein paar furje SRecenftonen über gWtenftöde
in ber öeirfdjrift (1835, II, IM), mit „@r." unteraeidjnet, »erben i^m §11511*
fdjreiben fein, ©tarb b. 26. 2Kai 1864. I 306. 308. II 102. 250. 289. 306.
griebr. SBttf}., («ruber beS Vorigen) geb. 1806 in Bresben, feit 1830 erffrr
«ioloncettift im geiziger @ett>anbt)au3ord)efter, geft. b. 4. JJan. *859. H 41»
©reulidj, Sari SBitt)., geb. b. 13. gebr. 1796 in Shmfcenborf (©djtefien), $tamft
in «erlin, 1835 jum ©apettmeifter feines ©äjüterS, beS ^erjogS Don ©umberlanb
(nochmaligen Königs ©eorg V. öon #annoöer) ernannt, ©eft. 1837. I 248.
249. II 172.
©riebet, SuliuS, geb. b. 25. Dct. 1809 in «ertin. SSiolonccHift in ber SönigL
(Sapefle. ©eft. 1S65. II 291.
©riepenfert, Dr. phil. SBotfg. Robert, geb. b. 4. 2Rai 1810 in #of tobt (©djtoeij-»
feit 1839 Bocent am Colleginm Carolinum in «raunjebtoetg. Shinftfc^rifrfteflei
unb Bieter. 1837—42 3Kitarbeiter an ©ä^umann« Settfc^rift. ©tarb b. 17. Cct.
1S68 in SBraunfdjtoeig. II 509.
©rittparÄer, Stanj, fl79l— 1872) in SBien. I 247. 331. II 112.
(Satmtlo, («ruber be$ Vorigen) geb. b. 15. 3tug. 1793, geft. b. 1.3uni 1865,
©Treiber bti ber £errfdjaft 9ieutitfd)ein, fpater ©eric^tSfanjtift in Äornenbnrg.
I 246. 247.
®*ofc, 3ob. Benjamin, geb. b. 12. ©ej>t. 1809 in etbing. »ioloncetlift, öon 1829-
33 in Seidig, fpöter in ^Seteräburg, wo er b. 1. ©ept. 18-18 ftarb. I 308.
©robe, ©ir ©eorge, $irector b. %L 3trabemte b. 2Rufü in£onbon. I 337. II ?o*
©runb, griebr. SüJil^., geb. b. 7. Dct. 1791 in Hamburg, 3Rufifbirector ber^tng»
§l!abemie unb ber p^it^armonifdjen (Soncerte in Hamburg, ©eft. b. 24. «Rob. 1874.
I 190. 192. 190 ff. II 79. 8». 215. 218.
©ränberg, £ouife, ©opranfängerin in Seidig; 1848 mit bem ©ä^aufpieler Siebe
in Jpannober berbeirattjet. II 305. 306.
©u^r, ©ort griebr. SBil^., (1787— 18-18 . 3»ufifbirector an ber Oper in granf*
fürt a SR. I 256,
Stomen-ffiegtfter. 543
©ulomn, Ströme, oeb. b. 22. 3uni 1822 p Bernau (fiieflanb). »iolin*
öirtuoS, feit 1853 §ofcaj)eHmeifter in Eütfeburg, geft. b. 10. Ort. 18*7. II 304.
3"6.
©ünfc, Dr. @mil, geb. 1807 in$)re3ben, ftubirte perft 2M>icin, tüibmetc ftcfe fpöter
ber äRufif ; lebte @nbe ber jttjanjiger unb Anfang ber breifjtger Sa^re in Seidig,
ttJO er ju ©djumannS SSerfetyrSfretfe gehörte. SGadj fefylgefcblageuen Unternehmungen
als SBerlagSbudtöänbler ging er naaj 5lmerifa, tuo er als ßlaoterleljrer unb SBor*
ftefjer eine« aJläbdjenpenftonatS in 3er je» Gitü 1877 ftarb. I 60.
©utmann, Slbotyti, geb. b. 12. 3cm. 1819 in §eibclberg. «ßtanift in $ariS.
©tarb b. 27. Dct. 1882 in ©pe^ia. II 27. 28.
©Jjroweft, ^balbert, (1736—1850) feit 1827 penf. §ofcapettnteifter in SBien. I 34.
346. II 152.
fcaale, ©ottlob 2Bill)elm, geb. b. 10. Wpril 1804 gu ©rofcenffain, fjlöttft im
Setyatger ©ett)anbf}auSord>efter, geft. b. 25. 3Jiärj 1875. II 102. 250. 306.
#äf)nel, Slmalie, geb. 1807 in ©rofcljübel pööfynen!, ßpernfängerin, feit 1830 in
»erlin, geft. b. 2. SRai 1849 in äöten. I 338.
#ftnbel, ©eorg griebr., (1685—1759) I 12. 26. 88.. 92. 1S6. 242. 285. 116. 13.
19. 63. 71. 91. 100. 101. 135. 176. 272. 297. 299. 302. 310. 325.400. 409. 526.
£ate'b9, SacqueS @lie gromental, geb. b. 27. 2Jcai,1799 in «ßariS, feit 183:*
$rof. am $arifer (Sonfertmtorium, geft. b. 17. SJcarj 18C.2 in SRi^a. I 273.
II 453. 531.
§alm, Slnton, geb. b. 4. 3uni 1789 in SUtenmarrr (©teiermart), ^ßtanift u. ©om*
ponift in SBten, geft. b. 5. Sfyril 1872. II 55. 5oo.
#anSlid, Dr. ©buarb. geb. b. 11. ©ept. 1825 in $rag, orbentl. <ßrof. b. SRufif
an ber Untoerfitat SBien. I 340. 346. II 496. 521.
fcanffenS. (SfjarleS ßouiS, (Somponift in Trüffel (1802—1871). II 116.
|>arj>er, XtyomaS, (1787—1869) SrontpetenbirtuoS in Sonbon. II 102.
partfnod), (Sari ©buarb, geb. 1775 in föiga, s£ianift, lebte julefct in Petersburg
unb SKoSfau. @r erlag einem »ruftlcibcn im Saljre 1834. I 6u. 117. 120.208.
£ artmann, 3^. $eter (Smil, geb. b. 14. Sftai 1805 in ftopenfjagen. 3«ftijs
beamter, fpäter Öetjrer am (Sonjeroatortum in $opeul|agen. II 33. 36. 53. 54.
83. 201. 268. 369. 37.J. 375. 445.
§aSlinaer, SobiaS, geb. b. 1. SRärj 1787 $u 3eH (Dberöfterreid)), tont 1810
nadj SBien, ttmrbe SBuajIjalter, bann ©efdjäftstljeilnelmter ber ©teinerfdjen Sttufif*
l)anblung, 1826 felbftänbiger Verleger. Starb b. 1«. 3uni 1842. I iXVI). 64.
II 160. 163. 195. 245. 290. 346. 524.
(Sari, (@ofm unb ©eftffäftSnadjfolger beS Vorigen) geb. b. 11. Sinti 1816 in
SBien. panift unb (Somjonift. ©eft. b. 26. $ec. 1868. I 246. 248. 275. 276.
II 30. 31. 79. 80.
£au<f, SBenseSlato, geb. b. 27. gebr. isoi in $abelfdjn>erbt (©raffd). ©lafc). Sßianift
in Berlin, geft. b. 29. 9lot>. 1834. II 30. 32.
Hauptmann, SRorijj, geb. b. 13. Oct. 1792 in Bresben, urforüngttdj Strdjiteft,
ttmrbe 1811 ©poljrS Schüler, bann $iolinift in ber furfürfti. ©apeUe in Saffel,
1842 (Santor unb 3Jcufi!birector an ber XfjomaSfdjule in fieipjig. ©eft. b. 3. 3an.
186S. I 117. 120. II 53. 187. 526. 527.
genfer, granj, geb. b. 12. 3an. 1794 in ßrafotoh) ^i $rag, betrat 1817 bie
SJaufbaljn als ©änger, war 18;t2— 35 an ber Seidiger 93üfme, feit 183$ ©efana*
leerer tn SBien, 1846—64 $irector beö 6onferöatoriumS in 9ttünd)en, ftarb b.
14. 5lug. 1870 in greiburg i. ». I 318. 346. II 162. 163. 187. 346. 512.
514. 526.
§au3mann, Sari ©eorg, geb. b. 27. SWarj 1814 in ^annober, SBiotonceflift,
Äammertirhioö beö $>er^ogS Don (Sambribge, ^iceföuigS oon ^annoüer. ©eft.
b. 2. 3uli 1860. II 250.
fcatobn, 3of., (1732— 1809J. I (XII) 27. 48. 91. 92. 96. 118. 130. 183. 299. 303.
II 5. 17. 115. 122. 148. 181. 213. 230. 231. 289. 291. 299. 303. 310. 35\ 362.
400. 409. 472.
#ecfel, (Sari gerb., geb. b. 12. 3an. 1800 in SBien, feit 1821 SJiufifalienfj&nbler
in SRannfjeün, aeft. im Wpxil l»7o. II 27.
$einbt, 3of). (£buarb, geb. 1826 inSBur^burg, ausgezeichneter glötift, ftarb als
544 9tomen*8tegifter.
fürftl. ©djtt>aräburg*©onber81)aufenfd)er ÄammerturtuoS b. 13. 9Cug. 1849 in
Nürnberg. II 299.
ßeine, ^einrieb, (1799—1856). I 207. 233. 319.
üeinje, %o% gac. 3Bilf)elm, (1749—1803). I 123. 333.
£ein*e, grieb. 9lug. gerb., geb. b. 7. 3jum 1793, (Starinettift im Seidiger ©e*
manbfjauSordjefta, geft. b. 12. guti 1850. II 102. 250.
©uftaö m>oip% (<2>obn beS Vorigen) geb. b. 1. Dct. 1820 in Seidig, ©fori*
nettift im ©etoanbtjauäordjefter. ©ing 1842 nad) Breslau, toar foarer Sftufif*
birector in Slmfterbam. II 253. 292.
$eUer, ©teyijen, geb. b. 15. 2Jlai 1814 in $eft, geft. b. 15. 3an. 1888 in^ari*.
I 271. 274. II 21. 27. 29. 67. 215. 216. 322. 417. 453. 471. 484. 500. 527.
SBoIbemar, in Bresben. II 253.
<pelfteb, (Sari, geb. b. 4. San. 1818, (Somponift unb ©efangleljrer in Äojjenljagen.
II 444. 445.
Senfelt, Slbotyl), geb. b. 12. 2Rat 1814 in ©djtoalbad) (»anern), feit 1838 in
Petersburg, geft. b. 10. Oct. 1889 in SBarmbmnn. II 65 ff. 94. 102, 147. 154.
19J. 204. 255. 258. 277. 278, 320. 322. 329. 334. 355. 410. 456. 498—500.
502. 505. 515. 520.
gering, Karl (Sbuarb, geb. b. 13. Sfeat 1807 in Dfdjafc, ftubirte in Seidig erft
$bifo)opf>ie, bann auSfdjtte&Ucfi 2Rufit aJhifiHefjrer in Bresben, 1837 Seminar*
legrer unb Drganift an ber fiautotfirdie in kauften, ©tarb b. 25. SRoö. 1S7**.
I 117. 119.
§erlof$foljn, (Jarl ©eorg SReginalb, geb. b. 7. ©ept. 1804 in $rag. Stoman*
ja)rtftftetter, föebacteur bei? „Kometen" (1830—40 unb 1844—48), geft. b. 10. $ec
1849. I (XV. XVI). 9. 320. 322. 323.
ftermSborf, SBitf). (Sbuarb, geb. b. 6. guli 1804 in Seip^ig, Wböocat unb tum
1848—66 $oliaeU©tabtratl) in Seidig. 9Jtftbegrünber unb t?on 1826—44 Srtrector
ber ©oneertgefettfebaft (Suterpe. ©eft. b. 24. Sunt 1886. II 252. 493.
^tfrolb, ßoute 3of. gerb., Dperucontpontft in $art3 (1792—1833). I 273.
§erfeberg, Shtbotyl) i>., geb. b. 6. ftait. 1818 in ©erlin. SBiamft unb (£omj>onift
baj. 1861 birector be3 $om#or3. #gl. SKuftfbirector u.jßrof. II 27. 28. 255.
$cr&, #etnrid), geb. b. 6. San. 1806 in SBien, Jett 1816 in^ariS, geft. b. 7. San.
18&8. I (XXIII) 7. 9. 12. 23. 35. 45. 54. 74. 111. 121. 186. 196 ff. 206.
211. 234. 236. 271—273. 277. 284. 287. 343. II 12. 31. 38. 67. 93. 154. 4ü6.
#erjoa,, (£mü 3Bifl>., geb. b. 25. Dct. 1609 in gttridau, ftubirte 1828—32 in
Setpjig, mar £rattifd)er Strjt in gnudau bis 1865. ©eitbem lebte er nur
Wtorijd)*ardjäologifc$en ©tubien. ©eft. b. 1. ftob. 1883. I (VI. VII).
#ejje, ^Ibolp^ griebr., geb. b. 30. Sfoguft 1809 in SBreStau, feit 1831 Ober*
organift an ber ©t. ©ern^arbinS^ira^e bafelbft. ©eft. b. 5. Slug. 1863. I 7.
134. 260. II 35. 74. 79. 80. 89. 252.
©etfdj, Dr. (£arl griebr. Subtoig, geb. b. 26. 2foril 1806 in Stuttgart. 8««nt
Geologe. SBurbe 1835 afabem. 9Jcufifbtrector tn §eibelberg, 1846 §ofcapeÜ*
meifter in 2ftannt)eim. ©eft. b. 28. Quni 1872. II 17. 459. 530.
Sienfcfa), 3ot>. ©ottfr., (1787—1856) feit 1833 SRufifbtrector am ebang. Ba)uU
lebrer*©eminar in EotSbam. II 528.
$ilf, (Styriftopl) SBolfg., geb. 1820 in bem $orfe elfter bei «borf. Siolin»
öirtuoä, 2ftufifbirector in »ab (gifter. II 248. 250. 297. 308.
£iüer, gerbinanb, geb. b. 24. Dct. 1811 in granffurt a/2ft., Ubtt öon 1829-36
in $ari$, 1836 in granffurt, bis 1839 in Stalten, 1839—40 in Seidig, 1841
ttueber in Strien, 1842 in granffurt unb Steinig, ipier birigirte er 1843—44
bte ©ettJano^auSconcerte. $ann lebte er bü 1817 in Bresben, bis 1S49 in
Eüffelborf unb nmrbe 1850 birector be£ (XonferöatoriumS in Äöfo, wo er b.
10. 9ftai 1885 ftarb. ©duunann nubmete if)m fein (Slaöierconcert. I 8üff. 121.
196ff. 206. 264. 306. 325. 341. II 18. 154. 238—241. 250. 251.254.309.324.
339. 502. 523. 527.
30$. Stbam, (1728— 1804). I 254. 343 ff. II 274.
§ill*ipanbleu, ^efobine, geb. ö. ©djauroti), geb. 1814 (?) in SRagbeburg. $ia*
niftin in2Jlün4en. aRenbeläfoljn, ber t^r jeinGmoll-Koncerttöibmete, äuftertenod)
i^rer $erf)eiratf)ung (1834), fie muffe ftet) neben iljrem 9)?annc (einem englänbfr
9tomen4Regifter. 545
ausnehmen „tute eine metßc Wlauä neben einem fdjtoarjen $ater". ©ie lebte nad)
fiöfung Ujrer (£^e (1837) roieber in SRündjen unb »erheiratete fid) fpäter mit
einem SBaron b. Sßaib. 3ftodj im Satire 1870 trat fie in Seidig (als „grau Sterine
t>. ©djaurot§") mit SBenbeBfofaS GmolKSoncert onf. I 107. 289. 291. II 83.
£>irfd)bad), ^ermann, geb. b. 29. gebr. 1812 in Berlin, ©eit Anfang ber bier*
äiger 3af>re in fieipjig. SBon 1838—43 Mitarbeiter („§. #.") an ©djumamtS
Seitfdjrift, rebigirte 1844 unb 45 ba$ „^rttifc^c 3fa$ertortum". ©tarb b. 19, 2Rai
1888. II 125. 300. 507. 509. 511. 528.
t off mann, ©ruft Xtjeobor EmabeuS, (1776—1822). I 216. II 253. 493.
ofmeifter, 3oi). griebr. (Sari, geb. 1782, 93ua> unb 2ftufifalieni)änbter in
Seidig, geft. b. 30. ©e»)t. 1864. I 11. 15. 17. 227. 312. 315. 318. 322. 339.
II 98. 195. 200. 211. 367. 492. 499. 517.
Ijopfe, Dr. ph. §einricö Julius, geb. b. 18. 3an. 1817 $u ©d)Iof$ ipelbruugen
(Springen). (Somponift unb üftufifieljrer in ©erlin. II 437.
£omcman, Sodann Die ©mit, geb. 1809 in Äopenfjagen. 1837—44 <ßtano*
forteleljrer am $gl. Xljeater, bann grober ber 3Rufifalienf)anblung Momentan unb
(SrSteo bafelbft, Somponift be$ bänif^en SRationalliebeS „$en ta^re Sanbfolbat".
©tarb b. 29. Wlai 1870. II 419. 445.
Rummel, 3ot). ftepomu!, geb. b. 14. Sfcoö. 1778 in ^reßburg, feit 1820 £of*
capeflmeifter in SBeimar, geft. b. 17. Der. 1837. I 12. 54. 61 ff. 111. 160. 196 ff.
203. 204. 209. 224. 249. 256. 264. 312. 317. II 29. 155. 189. 207. 226. 228.
247. 442. 470. 472. 507. 508.
Junten, granj, geb. b. 26. $ec. 1793 in (Soblenj, öon 1819—37 in <ßarU, bann
in (Soblenj, Wo er b. 22. gebr. 1878 ftarb. I (XXIII) 236. II 13. 154. 406. 451.
%af)n$, grtebr. 2öiu}., geb. b. 2. 3an. 1809 in Berlin, geft. baf. b. 8. 3fog. 1888.
I 261. II 493.
3a3j>er, Monte, (nadjberige grau ©ablief) in ßei^tg. II 518.
3ean $aut (1763—1825). I (VIII. X. XIV.) 20. 33. 80—82. 138. 254. II 105,
186. 217. 232. 418. 513.
§eanquirtt, I (IV.) II 21. 72. 501.
nten, ©eorg § einriß griebr. to., geb. b. 20. $ec. 1803 in Seflerfelb, ©iotinift
im ßeü^iaer @eroanbljausiord)efter, geft. b. 1. 3an. 1875. II 253.
goadjim, $rof. Dr. Sofcpft, geb. b. 15. 3uli 1831 in ßittfee bei «Preßburg. $t*
rector ber ßgl #od>jdjule f. 2Ruftt, orbentl. SOlitglieb b. ftgt. Wabemte b. fünfte
in »erlin. I (XXII.). II 110. 484.
Sonatfjan, I (IV.) 162. 171. 210. 254. 336.
3utiu$, I 4. 5. 311.
$al)lert, Dr. Sari Huguft SimottjeuS, geb. b. 5. 2Kär§ 1807 in ©reSlau, juerft
prarttfdjer 3urift, tourbe 1836 $ocent, foätcr $rof. ber $l)ilofoj)l}ie an ber Uni*
oerfität ©reSlau. ättitarbeiter an ©djumamtf 3eitf*rift 1835—43. ©tarb b.
29. 2Rär* 1864. II 35. 81. 82. 528.
ßalbecf, afeas, geb. b. 4. gan. 1850 in ©reStau. v5$rifrfteller in SBien. I (VI.
XVIII.)
ftalfbrenner, griebr. SBitt). SKidjael, geb. 1788 in ©erlin. $ianift u. (£om*
ponift in $arte. ©eft. b. 10. 3uni 1849 &u ©ngljien bei $ari$. I 11. 13. 15,
72. 124. 196 ff. 212. 280. 281. 283. 317. II 32. 79. 81. 82. 173. 189. 194. 207.
329. 406. 407.
Äallitooba, 30$. SBenjel, geb. b. 21. Watt 1800 in <ßrag. ©iolinöirtuoS, fürftl.
(£aj)eflmeifter in Donauef fingen, ©eft. b. 3. $ec. 1866 in ßarlSrufje. ©dju*
mann toibmete tym feine 3nlerme^i SBerf 4. I 37. 56. 134, 231. 256. II 89.
244. 249. 288. 291. 292. 305. 351. 358.
tfaftner, 30$. ©eorg, geb. b. 9. SRar* 1810 in ©traßburg, feit 1835 in SßariS.
^urtflc^rtftftetter unb (Somponift. ©eft. b. 19. $ec. 1867. I (XL XV. XX.)
Canifug, II 220.
tfeferftein, Dr. ©uftab 9tbo;H>lj, geb. b. 13. $ec. 1799 in (SröHnufc bei §alle,
$aftor in 3ena, feit 1841 in SBiderftebt bei 3ena. Sftufiffdjriftftetler (pfeub.
3t. ©tein), afatarbeiter an ©a^umannS Scitfc^rift 1834—36. 1840 unb 41. ©tarb
toJ). 19. 3an. 1861. ©c^umann roibmete t^m bie S^ännergefänge 2Berf 33. I 322.
fj;II 149. 530.
$ $ um a na, @ef. ©djtiften. II. 35
546 5Ramen*9Regffter.
ftetbe, 3ofjann tydfttifi, geb. b. 19. gebr. 1780. Organift an berTOartmifmk
in ©raunfdjmeig. ©eft. b. 19. 9*oö. 1856. II 156.
fteöter (etgentl. Äötster), $o\epf) (Sfjriftojpi), geb. b. 26. Bug. 1800 in Huaftuto,
batte juerft in SBten ^^tlofoßbte ftubirt Sebte in Semberg, SBarWjau nnl
ßljopin befreunbet), pie&t in SÖien, too er b. 13. 3an. 1872 ftarb. I 69 ff. 121
187. 196ff. 328. II 331.
iHnbermann, SCuguft, geb. b. 6. gebr. 1816 in ©erlin, erfter ©aritomft am
Seidiger Xljeater, fpätcr in SRündjen, wo er b. 6. 2Bär$ 1891 ftarb. II 30$.
ftirdäner, Xf)eobor, geb. b. 10. $ec. 1823 in Sfceufirdjen bei (£ljemm&, würbe am
Eröffnungstage beö Seidiger GonferbatoriumS, 2. Wpxii 1843, als ©djüler uf*
genommen. Öebt gegenwärtig in Bresben. II 427. 484.
ßijtner, ©arl grtebr., geb. b. 3. 2ftär$ 1797 in Setpgig, feit 1831 Snljaber ber
SUtufifalienljaublung t?on ö. 31. $robft, Die er t?on 1836 an unter eigenem Kamen
fortführte, ©ett 1835 5Direction$mitgIieb ber ©ewanbljauSconcerte. fertiger
»iolinfjricler. ©tarb b. 21. $>ec 1844. I 343. II 163. 489.
ftittl, 3o^. fjriebr., geb. b. 6. 2Kai 1 806 auf ©tyofj SBorlii (Söhnten), urfprimgltä
3urift, berltefe 1840 ben ©taatsbienft unb mürbe 1843 $irector be$ $rager (Eon«
ferbatortumS. (Starb b. 20. $uli 1868 in ßiffa $oten). II 130. 166. 243.32;.
«lein, SBern^arb, geb. b. 6. SJtärft 1793 inÄöln, geft. b. 9. ©epr. 1832 in »erlm.
I 294. 328. II 7. 158. 160. 281. 310. 328.
Sofert, (Söruber be3 SBortgen) geb. 1802 in ßöin, geft baf. b. 10. gebr. lwi
I 296.
(5arl 9tug. SBaron o., geb. 1794 auf einem ©djloffe unweit Sttanntyeim. ßebte
in 2Jtaun, geft. b. 13. gebr. 1870 in HßmannSfjaufen. I 265.
ftleinwäajter, Subw., geb. 1807(?)in $rag. Dr. jur. unb alabemifdjer 3>ocent
bafcfbft. Starb 1840. II 99.
Stengel, äftortfc ©ottfjotb, geb. b. 4. 2Kai 1794 in ©tollen bei Bresben, öon
1814—68 Siolinift im leimiger ©ewanbljauSordjefter. ©eft. b. 14. Sept. im
II 254. 303.
Älingemann, (£arl, geb. b. 2. $ec. 1798. ©ecretär ber ijannoöerfdjen @efanbi<
fdjaft in Sonbon. Sieberbid)ter ; beröffenttidjte auti) ßiebercom^ofihonen. Ser*
trauter greunb 2Renbe(Sfol)n$. Starb b. 25. ©ept. 1862 in fionbon. II 267.
ftüngenberg, griebr. SGBüljetm, atb. b. 6. 3uni 1809 in ©utjfou-tSdjlefwn,
manbte ftdt) nad) aufgegebenem ©tuoium ber Geologie ber aftuftf $u, tmrrk
$irector ber afabem. (Soncerte in 58re3lau. <Stit 1840 SKuftfbirector u. tatet
an ber 6t. ttetriftrge in Görlife, ©tarb b. 2. Styrü 1888. II 81. 314.
be Äna^. II 24—26. 491. 492.
ftnif (ftniffi). I 11. 20. 21. 104. 261. 316. 319. II 219.
ftnorr, SuliuS, geb. b. 22. Sept. 1807 in fieitaig, geft. baf. b. 17. Sunt 1861.
I «11, 316. 325. II 512.
ßöljter, (Srnft, geb. b. 28. Wlai 1799 in Sangenbielau (©djtefien), feit 1827 Ober*
organift an ber ©t. ©üfabetyfirdje in SreSIau, geft. b. 26. Ttai 1847. 1 287.
II 27. 28. 35.
ßontsfi, ?foton t?., geb. b. 27. Dct. 1817 in Äralau, bis 1851 in «ßari*. ÄgL
$reu&. §ofpianifi ©eft. b. 29. guni 1879 in SBarfgau. II 420.
$o femalb, ©ort, geb. b. 27.$utt 1812 inEreSlau. #on 1830— 44 X^eatemufif-
birector in 2Rain*, Slmfterbam, ©remenunb ftetmotb; feit 1846 in ©tettin. Gont<
ponift unb 2«ufiffa)riftfteIIer. 3n ben 3abren 1834—35, 1838 u. 39, 1841-41
9Ritarbeiter an ©djumannS Settfdjrift II 444.
Sötte. 3olj. ©ottlieb, geb. b. 9. ©ej>t. 1797 in töatbmannSborf bei @<$anban
©tartnettenbirtuoö. ©ett 1817 in ber ÄgL©apeKe in Bresben, ©iarb b. 3. g<bt.
1857. II 102.
Sraaen, daxl Wltyp ©einr., geb. in 2)re3ben b. 17. 3Rai 1797. Whiße^c
unb feit 1853 ßofoianift in Bresben, ©tarb b. 14. gebr. 1879. I 60. II &
498. 499.
SrebS (eigentl SRiebcfe), (Sari Stug., atb. b. 16. 3an. 1804 in Nürnberg, »ßn
1827—50 Dperncapellmeifter in Hamburg, bann ^ofcapeUmetfter in »reiben.
Starb b. 16. 2Rai 1880. I 271. 272. II 79. 371. 452.
ftrefener, Senorift in Seipjig. I 22.
9fcamen*$Regifter. 547
Ärefrf^mar, granj SBtfy, gaaottift in Seidig. IT 493.
ftreufrer, (Sonrabin, geb. b. 22. ftoö. 1782 m 2ftö&firdj (»aben), geft. tu SRiga
b. 14. $>ec 1849. I 338. 346. II 532.
Ärieljuber, 3of., (1801—1876). SfaSgweidjneter töortraitmaler in SBten. II 234.
Ärug, ©uftaö, geb. 1810 in »erlin, ©djüler üon 83. fflein unb S. »erger. 3ufti^
beamtet in Naumburg. II 457. 530.
ftüden, griebr. 2Biflj., geb. b. 15. ftoö. 1810 in »tefebe (§annober), lebte öon
1S32 — 41 in »erlin. @eft b. 3. Stpril 1882 in ©djtoerin aU penf. fgl. SBürttem*
bergifdjer ©ofea^eflmeifter. II 53. 446.
Shtfferatlj, Hubert gerbinanb, geb. b. 10. ftmü 1S08 in WtüUMm a föufjr,
lebte öon etwa 1838 an btä 1841 in Seidig. Setter ber (Sompofitton am (£on*
feröatorium in Trüffel. II 289. 290. 292. 355. 373. 374. 413. 440.
Äuljlau, griebr., geb. b. 13. 3Rärj 1786 in Ueljen (ftannoöer), feit 1811 bänifd>er
#ofcomj>onift in sbpenljagen. ©eft. b. 18. 2Kär* 1832. II 273. 2G8.
Äubnau, 30$., (1667—1722). II 10.
ftulenfamto, ©eorg (£arl, geb. b. 19. 2Kai 1799 in SBifcentjaufen (Äurbeffen), 2Rufit*
leerer in ©öttingen, 1839 GKjrenboctor ber 2Ruftt t>on ber Untoerfität Harburg.
©tarb b. 15. gebr. 1843. I 229. 287—290. II 30. 31.
ffullaf, Sfjeobor, geb. b. 12. ©e&t. 1818 in ßrotofdjin tfßofen). Gtaöier*
öirtuoS, feit 1846 fcofoianift in Berlin, Starb b. 1. 2Kär* 1882. II 319. 336.
422. 423.
Kummer, griebr. 3(ug., geb. b. 5. 9lug. 1797 in 2Keinmgen, »iolonceüift, Sgl.
ftammerturtuo* in Bresben, ©eft. b. 22. Wlai 1879. II 121. 249. 291. 499.
©ottljelf £einr., geb. b. 23. 3an. 1773 gu 9*euftabt*$reSben, gagottbirtuoS
in ber StaL (Sapelle in Bresben, ©eft. b. 28. 3an. 1857. II 250.
ftuntfd), go^ann ©ottfrieb, geb. b. 20. $ec 1775 ju SBilfdjborf bei $re£ben, üon
1802—1855 Drganift an ber 2ftarienfird)e, bis 1835 aud) ßefjrer am ©ümnafium
*u ßttudau, geft. b. 12. äßärj 1855. ©djumann roibmete iljm, feinem erften
fclamerlelper, im 3a$re 1845 bie 6 ©tubien für «ßebalflügel. I (VII.) 314.
ßabla*e, Suigi, (1794—1858) berühmter »aßfänger in $ariS. II 285.
ßadjner, gran*, geb. b. 2. Sforil 1&03 in ffiain (»aöern), geft. b. 20. San. al3
©eneralmufifbtrector in 2Kün$en, I 134, 173. 24^. 256. 299ff. 305. 307. 347.
II 74. 75. 180. 181. 184. 265. 300. 301. 504.
3?™*' (»ruber be3 Vorigen) geb. b. 17. «Sept. 1807, war 1831—42 #of*
mufifotrector in Stuttgart, lebt als ftgl. ©djroebifdjer #ofcapellmeifter a. $. in
^annober. II 422. 423.
»incenj, (»ruber berSBorigen) geb. b. 19.3uli 181 1, bon 1836— 73 #ofcapeH*
meifter in ÜLftannljeim, Übt in ÄarlSrulje. I 248.
Sacombe, SoutS, geb. b. 26. 9tob. 1S18 in »ourgeä (granfreid)), ^ianift in $arte.
@eft. b. 30. ©ej>t. 1884 in ©t. »aaft* la #ougue. I 53 ff. II 215. 216.
üaburner, 3of. HloljS, geb. b. 7. 2Kan 1769 ju SUgunb bei SDleran, gürft*»ifdjöfl.
(Sonfiftorialratfj unb £offaj)lan in »rtjen. I 284. 285.
«afont, partes SßljtliWe, »iotinbirtuoS. ©eb. b. 7. $ec. 1781 in $ari$, ftarb
b. 1-1. 9htg. 1839 burdj einen ©turj mit bem Sagen bei »agnfcreä be »igorre.
I 258. 272. II 219.
Sang, 3ofe|j^ine, geb. b. 15. 2Rär$ 1815 in 3ftünd)en. 1842 t>er^eiratr)et mit bem
$rof. Äein^. Äöftlin in Tübingen, 1856 öertoitttu., geft. b. 2. $ec. 18bu. II 504.
fianner, Sofejrf), geb. b. 11. ^Cprtl 1800 in SBien. Xanacomponift baf., geft. b.
14. gtyril 1843 ju Oberböbling bei SBien. II 122. 332.
üaurencin (b'Slrmonb), ©raf gerbinanb $eter, Dr. phil.r geb. b. 15. Der.
1819 in Äremfier. 2tbtt in Sßten. ©tarb b. 4. gebr. 1890. II 521.
£e (Sarpentier, Stbol^e ®lairf geb. b. 17. gebr. 1809 in «ßarte. ©lamer leerer
bafelbft, geft. im 3uü 1869. I 289, 290.
Secerf, 3uftu5 STmabeu«, geb. b. 23. 3uni 1789 in ffiofenborf bei SBeigenfetö.
«nfangli^ «böoeat, bann SRufite- »on 1829—43 in »eriin, bann in 3)regben.
©tarb b. 28. SRärj 1868. II 314.
ßeibroef. 3of. Wbotph, geb. b. 8. 3an. 1808 in ©raunfc&roeig. »iolonceüift in
ber ^e»ogl. ©a^ette bafelbft. ©eft. b. 8. Bug. 1886 in »erlin. II 424.
Öemfe, §0$. Buguft, geb. b. 12. ©e»)t. 1^08 in Sanjig, ftubirte 1829 — 31 in
35*
548 9lamen*9fegifter.
Jpeibelberg, SReferenbar in 5)anaig, SKarientoerber unb %f)otn, ÄammergeTidji^
affeffor tu ©rauben^ (1840—48), ©tabtgericrjtgratt) in Berlin (big 1873), geft b.
2. 3uli 1875 in $effau. Xalentöoüer (Starner* unb SStoIonccöjpieler. Shir^e
3eit 2Jiitarbetter an ©d)umanng 8"tf$rift. ((Sorrefo. aug Stetig, 1834, gcj.
,,-t-e".) I (XV.) 313.
Seonr)arb, 3ul. (Smil, geb. b. 13. 3uni 1810 in Sauban (©djlefien), 1832—35
©rubiojug bcr *ßr)ilologie in Seidig, ging bann jwr 2Rufif über, Sebre (mit
«luSna^mc be$ 3al)reg 1841) big 1852 in Seidig, mar big 1873 Set)rer cm ben
(Sonferöatorien in SRündjen unb Eregben. (£r ftarb — crbUnbct — b. 23. 3uni
1883 in Selben. II 253. 369. 373.
Setot), ©brnunb (Sonft., (1796—1846) fiointtittuo* in 28ten. II 298.
Sicf l, ©ort ©eorg, geb. b. 28. Der. 1801 in SBien. (£laöier* unb $r}t)gr)armomca=
»irtuog baj. ©tarb ben 3. «tog. 1877. II 259. 334.
Sin bbt ab, ^Hbolf grebrit, geb. b. 1. gebr. 1801 in Upfata. Eomponift unb
©efangletjrer in ©todtjolm, geft. b. 23. &ug. 1878 auf feinem (Sure in Söftringg-
borg. II 243. 464.
Sinbner, föobericfi Stucjuft, geb. b. 29. Der. 1820 in Eeffau. Stotonceffifi, fett
1837 Äammermufifug tn §annoöer. Siebercomponift. ©tarb b. 14. guni 1878,
II 298 300
Sinbpahttner, <ßeter 3of. t>., geb. b. 8. $ec. 1791 in (Soblen$, feit 1819 §of*
capellmeifter in ©turtgart, geft. b. 21. 9htg. 1856 in 9frmnenl)orn am SJobenfec.
I 256. 307. 308. II 245. 358. 424. 531.
Sipingli, Sari 3of., geb. b. 4. ftoö. 1790 in töabatm (Sßolen), Koltn*
öirtuog, feit 1839 ©oncerrmftr. in ber $re8bner ©ofeapeue, geft. b. 13. 2>et
1861 auf feinem ©ure Urtoto b. Semberg. I 125 f. 194. 305. 332. n 6. 104.
121. 225. 306. 393. 533.
Sippe. II 219. 220.
Sipfiug, JJrl. 2Rarie, geb. b. 10. $ec. 1837, ^ufi!fcr)riftfteflerin (pfeub. Sa 9Rara
in SeUmg. II 500.
Sift, (gtife, II 285. 287. 289. 290.
ßtf 5 1, Sranj, geb. b. 22. Dct. 1811 ju föaibing bti Oebenburg, aeft. b. 31. Suli
1886 tn Saöreutt). ©auunann wibmete ir)m 1839 bie gfantafie feerf 17. I 37.
115. 144—146. 266. II 22. 24. 26. 82. 105. 116. 137. 154. 167. 189. 195 ff.
234 ff. 246. 259. 318. 320. 355. 356 ff. 410. 439. 453. 454. 522—524. 527.
Sibia. I 163. 164. 168. 170.
Sobe, 3ot). (Srjrifttan, geb. b. 30. SM 1797 in SBeimar, ©rofftergogädjer
Äammermufirug in SBetmar. (Seit 1846 in Setyaig, big 1848 «Rebacteur ber
OTgem. SKuf. 8tg. (Somponift unb 9Wuftffa}riftftener. ©eft. b. 27. 3utt 1881.
I 340.
Söüenfüotb, ^ermann ©eöerin SBaron t?v geb. b. 30. 3uft 1815 in ftorfeegen,
2tbtt in $openr)agen. 1841 ftönigl. ftammermufifer, 1851 Organift an ber ©of*
firdje. ©tarb b. 5. $ec. 1870. I 269. II 262. 337. 418. 419. 445.
Sötte, Slugufte, (tyäter grau Dr. Seo) ath. um 1822 in »erlin. Sttrtftin, ÄönigL
ftammerföngerin in Berlin. SBeröffentitdjte Siebercompofttionen. II 250.
Soetoe, Dr. ph. 3ot). ©ortfr. (Sart, geb. b. 30. SJiob. 1796 ju Söbejün bei äafle.
Suerft Sbeologe, feit 1820 Kantor u. 9KufiIbirector in ©terrin, geft. b. 20. ftyril
1869 in ffiet I (IV) 107. 108 ff. 155. 172. 256. 267. 292. 294. 298. 318. 322.
335. II 78. 104. 311. 399 ff. 447.
Sogier, 3ot). SBernr)., lebte alg (Stabierlefjrer in Söerlin, foäter in (öiglanb
(1777—1846.) I 63.
Sorenfr, Dgmalb, geb. 1806. »on 1836—44 9Wufitfer)rer in Setyjtg. ©eit 1837
yRitaxbtittT an ©djumanng 8^^^ ©eine »ettrSge finb, außer mit feinem
Tanten, mit S., SS., D. S., S5., 11 (Derein^elt auet) mit 14 u. 15), in ben legten
Söänben mit Sr., — j, ®j., granco (2fr.) unb ©ang ©robaebatft (#. ©.) gej€iü)net.
3m SBinter 1838/39 toertrat er ©a)umann möt)renb beffen 2tbtöefeur)eit alg 9fte*
bacteur, auet) im erften ^albjabr öon 1844, bog ^roeite §albjar)r roar er fett-
ftanbiger 9tebacteur. ©eit 1845 Organift u. ©efangler)rer an ben t)ör)eren ©tabt'
{Aulen in SBinterttjur. ©tarb b. 22. Stprü 1889. ©dbumann toibmete ir)m feinen
Stebercunug „grauenliebe unb Seben" (1843). I (XVX XX.). II 425. 497. 530.
Stomen-fltegtfter. 549
Sorfetng, ©uftao SCtbert, (1803—1851) Dperncomponift. SBar 1833— 1844 ©änger
uno ©djautyteler am Seidiger Xbeater. II 266.
SouiS gerbinanb, $rtn$ t>on Sßreufcen, geb. b. 18. STCou. 1772, ©laöierftneler
unb <£omj)onift; fiel bei ©aaljelb b. lu. Dct. 1806. II 66.
SüberS, (£onrab, in Stönemarr. II 47.
Süfje, $an3 (£ggert SGBilibalb oon ber, geb. um 1800. Sieutenant im 2. jädjf.
3nf. Regiment, lebte, nadjbem et feinen Äbfdjieb genommen, Slnfana ber breifeiger
3aljre in ßci^gtg, bann auf feinem ©ute bei Slborf. $erlagSbu*fjanbter. I 320.
Sboff, 8 t es ei geoborotoitfd), geb. b. 25. 2Rai 1799 in föebal, ©cnerai unb J>erf.
«bjutant beS SaiferS SJttcolauS, Eirector bei Äaiferl. Äirdjencapellen in ©t. SßeterS*
bürg, ©om^onift ber rufftfdjen SRationatbömne. ©eit 185ü an einem Ijart*
näatgen ©ebörübel leibenb, ftarb er b. 28. SDec. 1870 auf feinem ©ute im ©ou*
öernement ffottmo. I 279. II 1 18. 263. 525.
£t)fer ($8urmeifter*£m"er), 3o^ann *ßeter Xfjeobor, geb. b. 2. Dct. 1804 intens*
6ura, geft. 1859 in taona. I 314. II 511—514.
SRaltbran, 2Raria 3relicita$, geb. ©arcia, geb. b. 24. 3Kärj 1808 in SBariS.
t ©eniale Sübnenfängerin. SRa* Sluflöjung tyrer erften Gebe oerbeirattjete fte fi*
v 1836 mit <£t|. be SBeriot, ftarb aber fajon b. 23. ©ept. beffelben 3af)re3 in SRan*
djefler. I 52. 162. 163. 171. 336. II lul. 237.
aKain$er, Qofep^, geb. 1807 in£rier, war anfänglich Bergmann, würbe fatljolifdjer
©eiftlidjer !«bW), bann j>oHtif*er ©*riftfteller, pebtete na* Trüffel unb lebte
feit 1834 tn $ari$ aU ©efanafcbrer unb (Somjjonift. $ort mar er 1834—38
SRitarbeiter an ©djumannS Settfdjr. ©£äter fiebelte er na* (£ngfanb über unb
ftarb b. 20. Sßoöbr. 1851 in 3ttan*efter. II 495.
2Rangotb, (Sari Sfotanb, geb. b. 8. Dct. 1813 in Stormftabt. Xzbtt uon 1836—39
in 5ßartS, f abrieb bie legten beiben ftabre 93erict)tc für <&ö)VLmannä Scitfönfi«
©eit 1839 2Jtuft!birector (1848 „fcofmuftfbtrector") in fcarmftabt. ©tarb b. lo.ftug.
1889 ju Dberftborf im OTgäu. II 484.
SRaria. I 159. 101.
3R erfüll, gfriebr. Sifl)., geb. b. 17. ^ebr. 1816 in föeidjeubad} bei (Sfbing. ©eit
1836 Dberorganift an ber 2Rarienftr*e in Stonjig. 1843 unb 44 f qjrieb er
»eridjte für ©cbumannS 8«tf*rift. ©tarb b. 30. tfprit 1887. II 333.
SRarpurg, griebr. SBify, X^eoretiter. (1718—1795.) I 171. II 71.
2Rarj*ner, fieinridj 31ug., geb. b. 16. 2fag. 1795 in %ittau. #atte juerft
föedjtswiffenfcfaft ftubirt. üebte 1827—30 in Seidig, bann bis 1859 atö $of*
capeflmeifier tn öannoöer, ftarb b. 15. $ec. 1861. I 23. 48. 56. 74. 167. 226.
256. 295. 322. II 225. 271. 284. 286. 288. 312. 375. 386. 388. 392. 424. 474.
518. 531.
SRarj:, Hbotf 33ernf>., geb. b. 15. SRai 1799 in $aUt a./©, SBar erft ffieferenbar,
feit 1830 $rof. ber 2Hufif an ber Unioerfität SBerlin. 1839 unb 40 Mitarbeiter
an ©cfmmannS 8«tf*r. ©tarb b. 17. SRai 1866. II 274. 468. 504. 528—530.
^online, (fodter üer^eirat^ete o. ©teiger in Ulm) geb. 1819 in ÄarlSrufje.
1840—43 ipofopernfängerin in Bresben, ©tarb b. 19. guni 1881 in ^ßotSbam.
II 300.
attarjfen, ©buarb, geb. b. 23. Suli 1806 in 5Rienftabten bei Wtona. ©om^onift
in Stttona, Seljrer ö. 3. ©ra^mS, geft. b. 18. SRoö. 1887. II 17. 172. 371. 451. 484.
SWafi, SJtob., italienif^e ©ängerin in $ari$. I 235.
Mat^ieuj, Qo^anna, geb. 2Äocfelf geb. b. 8. 3uli 1810 in 93onn, 1843 t>erf)eiratljet
mit ©ottfrieb ^infei tn Sonn. ÜRadj beffen gluckt a. b. gudjtfjaufe in ©panbau
folgte fte i^m na* Sonbon. 3n *m™ Änfau üon ©eifte^oerwirrung ftürjte fie
fi* am 15. 9loö. 185« aus bem fjenfter. II 5u3.
SRatt^äi, ßeinr. Sluauft, geb. b. 31. Dct. 1781 in Bresben, feit 1805 SBtoltnift,
feit 1817 (Soncertmeifter im fieiv^iget ©emanbbauSor*efter; er birigtrte bie 3n*
ftrumentalcom^ofitionen öon feinem ^iolinpulte auö. ©tarb b. 4. 9lob. 1835.
I 161.
SWaurer, Soui« Wty.. geb. b. 8. gebr. 1789 in $ot3bam, $ioIimnrtuo$ unb
Somöomft. Soncertmetfter in §annooer, (eit 1832 in Petersburg, too er b.
25. Dct 1878 ftarb. I 134. II 306.
2Rager, (Sart, geb. b. 21. 2Rai 1799 in Königsberg, ^tanift u. (Jom^onift. ütbtt
550 9totnen*fRegifter.
bis 1845 in «Petersburg, fett 1846 in Bresben, wo er b. 2. 3u!i 1862 ftarb.
I 119. 120. 188. 196 ff. 248. 251. 280. 281. 343. II 321. 443. 455. 456.
9Jiat)feber, SofeM, geb. b. 29. Dct. 1789 in äBien. ©eigenbirtuoS baf. ©efl
b. 29. $oü. 1863. II 226. 291.
äßeerti, @lifa, (foäter berljeir. mit bem belgifdjen ©larinettbirtuofen 8$lae3) geb.
in Antwerpen, ©opraniftin. II 248. 250.
atteljul, ©tienne DHcolaS, (auf ber beutfdjen 3htSgabe feiner Gmoll*©öM|>ljonie fteljt
atS «orname nur „g."). 1763—1817. II 100. 101. 506.
attenbetsfobn SBartfyolbü, SacobSubW.gettj, geb. b. 3. gebr. 1809 in Ham-
burg, fam (snbe Muguft 1835 nad) ßeijutg fcur Leitung ber ©ewanbtyauScoucerte.
$om SBinter 1842/43 an würbe biefe Sifätiafeit burqj &bwefenljeit bon ßci^jig
unterbrodjen. %m Sfaguft 1845 nafjm er fte wieber auf;. <£r ftarb b. 4. Koo.
1847. ©diumann wibmete if)m im fjebr. 1843 feine ©treidjquartetie „in inniger
Skretn-nng''. I (XIII. XX. XXIII.) 16. 64. 73. 122. 123. 127. 128. 134. 149.
156—159. 161. 164. 165. 175. 181.207.217. 222. 231. 237. 242. 243. 256. 269.
292. 306. 308. 314. 317. 321. 322. 325. 332. 334—337. 346. II 6. 12. IS— 20.
39. 52. 59. 63—65. 70. 98. 102. 105. 106. 121. 131. 143 ff. 151. 154. 158. 159.
176. 177. 185. 187. 202. 205—207. 209. 213. 226. 230. 231. 235. 238. 239.
247. 248. 250. 254. 260. 261. 264. 266—268. 273. 279. 285. 290. 293. 294.
301—304. 306—310. 329. 343. 346. 347. 358. 365. 380. 385. 407. 409. 411.
433. 440. 456. 465. 466. 490. 491. 494. 497. 502. 509. 512—514. 517—519.
521—527. 530. 532.
2Kereau£, 3ean Sfate'bee Sefroib be, geb. 1803 in *ßariS. Z&tt in *ßari3, feit 1835
in Stauen, ftarb b. 25. Wpxil 1874. I 284.
Stte'ricsSalanbe, Henriette (£lementtne, 1795 (1798?)— 1867, berühmte franjöf.
©ängertn. I 164.
aRerittS (fjelij atterittS). I 159—161. 165. 166. 169. 254.
aRerl, Sojepf), (1795-1852;, SiotoncettbirtuoS in SSien . II 306.
äJtcüer, Seopotb b., geb. b. 20. $ec. 1806 &u 23aben bei SBien. SlabtermrtuoS.
©eft. b. 5. 2Rära 1883 in $ reiben. I 200. 201. 340.
atteöerbeer, ©iacomo, (eigentl. %acob Soleier 93eer) geb. b. 5. ©ejrt. 1791 in Berlin.
üthtt meiftenS in $ariS, wo er ben 2. 2Rai 1864 ftarb. I 2a3. 274. 276. 2SS.
303. II ö2. 34. 59 ff. 64. 66. 100. 128. 193. 233. 246. 300. 306. 476. 495.
5ü6. 513.
aJHdjeuj, ©eorge, ©labieröirtuoS in SBien, fpäter in JßariS. Starb b. 1. Sept
«882 im ©djiofe ju SSifferog. I (XIX).
aftiltifc, (£ari SBorromauS #aron ö., geb. b. 9. a*ob. 1781 in Bresben, war bis
1811 Dfficier, würbe 1824 Dberljofmeifter beS $rin$en Qofjann bon ©adjfeu.
Sontpomft, Eidjter, auö) attttarbeiter an ginfS «flgem. 3Ruf. Seitung. ©tarb b.
18. San. 1845. II 515.
SRitterWurjer, Litton, geb. ben 12. 9lpril 1818 in ©terjing (Xgrot). feit 1839
93aritonift an ber $re$bner #ofbüI)ne, geft. b. 2. Sfynl 1876 in iöbltng bei
SSien. II 474.
aßö*)ring, gerbinanb, geb. b. 18. gan. 1816 in SltMRuWm, 1840—45 Organift
an ber JüubwigSfirdje in ©aarbrütfen, bann föhtigL attuftfbirector in feiner
SSaterftabt. ©eft. b. 1. 9ttai 1887 in SBieSbaben. II 420.
3RobS, 91. $. II 27.
TOolique, Söillj. Söernfjarb, geb. b. 7. ßct. 1802 in Nürnberg. SSiolinturtuoS unb
©omponift. 1826—49 ÄgI. 3Kufifbirector u. (Soncertmeifter tn ©tuttgart. ©tarb
b. 10. 2ftai 1869 in ©annftatt. II 17. 20. 225. 306.
2ftomt), Valerie. I 246. 247.
9ftontag, (£arl, geb. 1817 in SBlanfenljatn bei SBeimar. Sßianift, 3)trector ber
ftirdjenmufif, ©efangleljrer am ©eminar unb ©ömnafium in SBetmar. SRü*
arbeiter an ©rfjumannS 3^if^«ft; feine (£orrefponbenjen in 1835 unb 36 frafc
mit ,,-j-Vi«ne Beiträge in 1837, 39 unb 41 mit feinem tarnen ober mit
,,<£." u. „£. m." aejeidjnet. @r ftarb b. 1. Dct. 1864. — $a$ iljm üon ©djumann
bereite 2RanufcriJpt ber Mantafieftüde (SB. 12; trägt bie SBibmunj: ^n (5. SRoit-
tag tn SGBcimar äu freunbliÄem ^tngebenfen. 91 ©cbumann. ßeüuta, b. o. dtot.
1837". I (XIX). II 331. 353.
!Ramen»föegtfter. 551
2Rofcbele3, ggnaj, geb. b. 30. 2Rat 1794 in $rag. ficbtc öon 1825—1816 in
ßonbon, bann als Öegrer beS (£lamerfj>ielS am Sonferöatorium in Seipjig. ©tarb
b. 10. 3Rdrj 870. ©djrieb für btc neue Seitfdjrift eine Krittf über ©djumannS
Fismoll*©onate (1836) unb baS (iljm getüibmete) (Soncert ofyte ©rdjefter (1837 \
I (XV.) 12. 13. 45. 64. 93. 99. 111. 134. 155. 189. 190. J »ö ff. 219. 227. 241.
242. 244. 269. 322. 325. 334. 339. II 15. 27. 30. 48. 50. 112. 143. 144. 155.
193. 212. 262. 299. 323. 406. 472. 518. 522. 525. 526.
SRofemiuS, 3of). Xfjeobor, geb. b. 25. ©ept. 1788 in Königsberg, ©djaufpieler
unb ©änger; feit 1829 afabemifdjer SRuftfbirector in ©reSlau. ©eft. b. 15. ©ept.
1858 in ©a)afft)aufen, I 256. II 154. 515.
gRojart, SBBoIfg. SfatabeuS, (1756—1791). I (XII.) 26. 34. 38. 48. 51. 61. 69. 82.
83. 92. 93. 96. 103. 114. 118. 121. 130. 160. 166. 204. 216. 217. 220. 224.
227. 258. 262. 287. 299. 324. 330. II 5-7. 12. 17. 19. 47. 82. 109. 115. 117.
146. 148. 181. 182. 230. 231. 280. 286. 297. 303. 310. 346. 354. 358. 362. 380.
386. 400. 409. 449. 463. 464. 468. 474. 528. 531. 534.
SBolfg. «mabeuS, (©olm be$ Vorigen) ach. b. 26. guli 1791 in SBien. ^ianift
unb ©omponift. fiebte feit 1813 als 2Rufitlef}rer in Semberg, ftarb b. 30. guli
1844 in (SarlSbab. I 228. 341. II 83. 132. 259.
SRüljling, §einr. guliuS, geb. b. 3. guli 1810 in SRorbbaufen, 2Rufifbirector u.
Drganift an ber UlricbSfirafe in 2Ragbeburg, geft. im gebruar 1880. II 104.
2Rüller, Sari ©ottfrieb, geb. b, 6. ftebr. 1800 in Wieberoberttrife bei Stttau.
©iolinift im Seidiger ©eroanbtjauSorajefter, baneben 1831—38 SJhififbirector ber
@uterpe*(Eoncerte, Darauf ©tabtmufifbirector in Slltenburg, roo er b. 29. guni
1863 ftarb. I 94 ff. 134. 306. 317. 337. II 20. 39. 41. 74. 103. 105. 285.
Dr. Sari SBtljjelm. geb. b. 5. 3Rärj 1816 in Königslutter, ©djrtftfteHer
unb $idjter unter bem ^feubontom SBolfgana Füller öon KönigSminter.
1842 — 5:* praftifdjer Slrjt m Eüffelborf, bann tn Köln auSf#liefjlidj ©djriftfteflcr.
©tarb b. 29. guni 1873. II 526.
griebridj, geb. b. 10. 2)ec. 1786 in Drlamünbe (©a$fen*$lltenburg), feit 1835
fcoffape&meifter in »htbolftabt. ©tarb b. 12. See. 1871. II 428.
©. SB., in Seidig. I 317.
Robert, in ©diottlanb. II 335.
©ebrüber, in ©raunfdjttJeig, bie berühmten Ouartettiften. I 219. 269.
Sari griebr., ber ältefte ber ©rüber, geb. b. 11. SRoü. 1797 in ©raunfdjnmg,
(Soncertmeifter, geft. b. 4. 3Lprtl 1873. II 225.
Napoleon. I 251. II 180. 236. 299. 430.
«Rauenburg, ©uftaö, geb. b. 20. SRai 1803 in ^aflea,©., urtyrünglidj Geologe,
feit 18;*3 (Soncertfänger unb ©efangleljrer in £alle. äRitarbetter an ©djumannS
Äeitfdjr. in ben gafren 1834, 35, 39, 41 unb 43. ©tarb b. 6. 9lug. 1875 in
VteugerSborf (Dberlaufte.) I 158.
«Raumann, «Prof. Dr. (rrnft, geb. b. 15. Hug. 1832 in greiberg, afabem. SRufif*
birector in gena. II 484.
«Reljrlid), SBiK)., fclarinettift, feit 1827 Kgl. KammermufifuS in »erlin. II 250.
Weumann, §.. üRufifbirector beim 28. j>reu&. gnf.*tögt. in Köln. I 183.
Nicolai, ©ujtaö «lej. aBify, geb. b. 28. 3Rai 1795 in Berlin. 3)iüifionS*
Hubiteur in ©erlin bis 1840. ©onttonift u. 2Jtofi!fdjriftftelIer. I 337. II 411.
Otto, geb. b. 9. guni 1810 in Königsberg. SBar 1833—36 Drganift an ber
preuft. @efanbtfd)aftScapelIe in töom, lebte bann ein gabr in ©ologna unb SRai*
lanb. ©djumannS fleirtorift bon 1837 enthält jtuei Sluffafce öon tijm aus biefer
Seit, ©tarb b. 11. 2Rat 1849 als fcofcajjeHmeifter in ©erlin. gft mit
bem ©origen nidjt öerroanbt, roaS öon betben ©etten gletdj eifrig er Hart
ttmrbe. ©uftaö *R. oertoatyrt fid) in ber ©orrebe ju feinen „SlrabeSfen" gegen
eine ©ermedjfelung mit Otto «R., — biefer leimt in ber <R. 3eitfa)rift (1835,
III, 188) jebe ©emeinfdtoft mit bem ©erf. ber „gludjfdjrift" gegen gtalien ab,
I 115. II 299. 492.
SliectS, griebr., geb. b. 3. gebr. 1845 in 5Düffelborf, $rof. b. 3Rufif in ©binburg.
II 527.
SfeiSte, g., geb. 17b* in SReunrieb, perft |)omift, würbe (Somponift unb WlufiU
birector, lebte meiftenS im «KuSlanbe; ging 1836 nad) Sonbon. II 30. 33. 34. 76.
552 9tomen*9Regifter.
$lohx, (Sfjriftian griebrid), geb. b. 7. Dct. 1800 in Sangcnfalja (Xfjüringen.
$toIinbirtuo3 u. $er$ogT. ©oncertmeifter in 2fteiningen, gcft. 1875. I 33. II 104.
Norman, Subtoig, geb. b. *28.21ug. 1831 in ©tocfljolm. ftönigl. ßapeumeifter unb
£ef)rer an ber SÖhfif^lfabemie bafelbft. ©eft. b. 28. 2Käw 1885. II 484.
Wotteboi)m, Martin ©uftao, geb. b. 12. 9tob. 1817 in Öübenjdjeib (SBejtfafen,
©omponift unb Sflufifljiftorifer. 2tbtt bon 1840—46 in Seidig, bann in SBicn.
Starb b. 30. Dct 1882 in ©raj. II 364. 421.
SRooello, ©lara Slnaftafta ifpäter ©räftn ©iglüicc^, geb. b. 15. 3um 1818 in
ßonbon. 1*37/38 ©oncertfängerin int Seidiger ©etoanbbaufe. II IUI. 102.
ftotoafotoSii, ftofepf}, geb. 1805 in SWni^f tfßoleif. $tanift unb (Somjjonift in
SBarfdjau. ©*ft. 1865. I 280. 283. 300. II 22. 168.
Defer, Stbam griebr., (1717—1799). (Seit 1763 $rof. an bei Sunftataberaie irab
$irector ber Rtitynalabtmit in fiei^ig. ©oetljeS Seljrer. I 22. 319. II 512.
DnSIoto, 3R. ©eorge, geb. b. 17. guli 1794 in (£lermont*gerranb (granfretdj).
itetyrer am $arifer ©onferoatorium. (Starb b. 5. Dct. 1853 $u (Slermont I 16»;.
II 5. 99. 117. 121. 155. 306. 337. 358.
Ortlcpl), @rnft, geb. b. 1. (14.?) Sfag. 1800 ju $roüfjig bei Sei)}, ßebte big etoo
1836 tn fiei^ig. grudjtbarer $id)ter („Sßolenlieber"), Ueberfe&et a. b. ©nglifajen,
Sftufifrcferent be3 Tageblattes, be3 Kometen, be3 ©remiten, ber 3*0- f- b. elcg.
SSelt 2c. Beiträge für ©dmmannS 3eitfdjrift bon 1834 unb 35 mit „D." urib
„(£ p " gejeiajnet. ©ing trofc reieber Begabung im (£lenb unter; b. 1 4. Sunt
1864 fanb man irjn ertrunfen ju Sllmrid) bei (Sdmfyforta. I (XVI). 15. 514.
DSborne, ©eorge 9lleranber, geb. 1806 in Simericf (Qrlanb). panift in $arte,
feit 1843 in ßonbon. I 280. 283. II 30. 32.
Otto, (£rnft 3uliu3, geb. b. 1. ©ept 1804 in ftönigftein (©adjfen). Altern
Xljeologe, feit 1830 ©antor an ber ftreujfdjule in Bresben. ®eft b. 5. SRär*
1877. I 60.
granj, (SBruber be3 Vorigen) geb. 1806 in Äönigftein. SBajjfänger. S)u$freunb
üon ©djumann. 2thtt Anfang ber brei&tger 3aljre in Seidig, gehörte (mit beut
Xenoriften Sari Dtto unb bem Dr. ©loci) gu einem ©efangquartett, ba$ Anfang
1833 nad) (Snglanb enaagirt war, um bort beutjdjen SDiäunergefana, befannter jti
madjen. ©tarb 1842 tn Sftainj. ©dmmamt fdjrteb bamalä über tfjn (XVII, fe,:
„#on ber 9Jatur mit frönen ©aben auSgeftattet, §at er oiefleidjt nidjt beß ge*
ttrirft, roaS man oon ilmt gehofft Ijatte. Sfeandje {einer ©efänge werben aber noeb
lange gejungen werben unb ba$ tobenfen an ben grüljgeftorbenen erhalten".
3)aS Ijat fidji bettmljrljeitet. I 9. 232. 336.
?..&W, 8rv (in iüleilen?) I 101.
$aer, Semanbo, itat. Dperncomponift, (1771—1839.). I 170. 299.
$aganini, 9licoio, geb. b. 18. gebr. 1784 in ©enua, geft. b. 27. SD^ai 1640 in
9ttföa. I 4. 8. 14. 24. 34. 53. 125. 126. 129. 193. 194. 315. 327. 332. 33*.
340. 342. 343. II 137. 153. 154. 196. 224—226. 234. 235. 237. 357.436.523.
^aijicllo, ©iobanm, ital. Dperncomponift. (1741— 1816.) I 300.
$aleftrtna, ©ioöanni Sßicrluigt ba, ital. Äirdjencontyonift. 1524(?)— 1594. 126.
II 34.
^anoffa, §einri^, geb. b. 2. Dct. 1807 in SöreSlau, ftubirte §uerft 9fte^tötDijfen-
ja^aft, beüor er fidt> ber SDiufif (ber ©eige) nribmete. Zchtt Anfang ber breifeiger
Satyre furje 3^t w Se^Öf bann in yatte alö ©efaugle^rcr, fafrieb 1834—36
Sorreiponoenjen für ©ä^umannä Setti^rift; ftarb im ®ec. 18»7 in ÄarlSrulje.
^ßearfon, ^enrü öug^, geb. b. 12. Styrii 1816 in Offorb, lebte in ben erften
üieniger Sauren tn ^re^ben, 1844 als $rof. ber Wlu\il in ©binburg, feit 1846
in Hamburg, ©tarb b. 28. 3an. 1873 in Seidig. I 314. II 381.
^efabori, Ättoinette, aeb. ^ecljtoell, geb. in $re£ben b. 6. Wtfah 1799. $ianiftin
unb Se^rertu in EreSben, geft. b. 20. ©ept. 1834. II 79.
^fau, Sari ©uftao, aeh. b. 27. Stug. 1809 in Seipäig, gcft. baf. b. 15. Wtau 1841.
(£rfter §ornift im ©emanbbaugord^efter, aKitbegrünber ber <£uterpe. II 250.
^Sfunbt, (£rnft ©ottbolb feenjamin, geb. b. 17. guni 1806 in Dommi^ bei
Xorgau. Cand. ber Xljeologte, ging auf antrieb feinet ^Settcr^ griebr. ©teef
ganj xur SOhifif über unb tourbe felaöterleljrer in ^eiVjtg, nebenbei als S^orfü^nr
unb (Sänger fleiner Tenorpartien am X^eater befc^äftigt. ©eit 1837 fauler im
N fRamen-föegiftcr. 553
©eroanbljauSordjefter. gür ©djumannS geitfdjr. toon 1834 u. 43 fdjrieb er ein
paar furje Mrtifel über ÜKcffing*3nflrumcntc u. Raufen; bie erfteren fiub unter*
aridjnet „&" („fetter *ßfunbt" ftetjt int gntjaltSoeraeidmife). ©tarb b. 7. $ec.
1871. II 103. 301.
$f)üipp, 93ernf)arb <£buarb, geb. b. 10. 2fag. 1803 §u SRaubnifc (©tieften), SKufif*
leljrer in 23rc8iau, feit 18^8 Sljorregent in Dppetn, geft. b. 22. San. 1850. II 35.
189. 191. 276.
Sßietfe, (Sart, Xenorfänger in Seipaig. II 291.
$ilfing, ftrL SBifyelmine, au« Shricfau. ©ängerin. II 43.
$iji*, 3otj. «ßeter, geb. 1788 in 2Hannljeim, Sßtanift unb ©ompontft, feit 1825 in
$ari3, fpftter in #aben*$aben, too er b. 21. $ec. 1874 ftarb. I 7. 8. 12. 13.
22. 185. 313. II 93. 94. 278. 279.
graneifla, (eigentl gtanjiSfa ©öringer) ftbopttotodjter beS SBorigen, geb. im
$ec. 1816 in Sidjtentljal bei S3aben*$aben (fpater 2ttab. grancilla $iri3 bei
(SaftiHo). TOiftin, ©qjülerin ber SKalibran unb ber ©räfin SRoffi geb. ©ontag.
1 18. 52. 170. 171. 274. II 512.
^letoel, Sgncu, fruchtbarer (Somponift, jufefct Sßufifalienoerfeger unb Sßianoforte*
fabrifant in $ari3 (175*— 1831). I 177. II 154.
(Samilla, (eigentl 2Rarie gelicite' $enife) geb. 2Rofe, geb. in $ari$ b. 4. ©ept.
1811, ©artin beS ©labierfabrifanten (SamMe $leijel, geft. b. 30. aßärj 1875 in
©t. Söffe ten Sfcoobe bti S3rüffcL II 206. 249.
$occi, granj ©raf, geb. b. 7. äftärj 1807 in 2Ründ)en, 3lcceffift an ber Regierung
ju Sfcündjen, fpater ©erentonienmeifter unter ßubnrig L, ftarb b. 7. SWai 1876
als Dberftfämmerer. I 173.
^obleSfu, Sftariane, aus ©öljmen, 1782 Äammerfängerin ber $erjogm öon (Sur*
lanb in Sftitau, bann üerfjctratljete geSca in SDGagbeburg. I 343 ff. bereit
jüngere ©djnieftern:
gran^iära, ©angerin. I 344.
Sofeplja (Moüfia), ©angerin. I 344.
Xljefla, ieb. b. 3. $ec. 1764 in Eeraun (93ötjmen), 1782 bmogl Kammer*
fängerin in SJHtau, 1791 oerljeiratyet an ben glötiften ©eit ©attfa baf. ©eit
1802 Dpernfängerin in *ßrag, roo fie b. 28. 2lug. 1852 ftarb. I 254. 343 ff.
Rogner, SBilljetm ©Ijriftian, geb. 1807 iu Wtfdjönefelb bei fieipfcig; ftubirte an*
fänglidi Geologie, toar bon 1828 bis 1847 ttaffift am Seip^igcr Sljeater, feit
1848 SÖtufffleijrer. ©eft. b. 9. ©ept. 1866. II 250. 306.
$ol)l. 3ojepf>, geb. in ©Alefien. 2tbtt um 1800 in Breslau. I 122. 186.
$ot)ie, Gtyrift. griebr., Dr. ph. et Mag., geb. 1800. (Slamerlel)rer in Seidig,
gefi b. 14. ©ept. 1871. I 13. 312. 317.
^oljlenj, (Sljrifttan Stuguft, geb. b. 3. Suli 1790 in ©aflgaft (Mieberlaufife), Drganift
an ber XljomaSfirdje, Dirigent ber ©ingafabemie, oon 1827—35 aud) ber ©eroanb*
l)au$*£oncerte infieipatg. ©eft. b. 10. 9Dftara 1843, I 46. 318. II 45. 255.
^ollini, ©iufeppe granceSco, geb. 1 763 in Öagbad). (SlabiertnrtuoS u. <£om*
ponift, lebte in SRatlanb, geft. b. 17. «pril 1846. I 230.
$ortiu8, SRagifter in Setpjig. I 57. 322.
$ otter, Ißljilip ©öpriani §ambty, geb. in Sonbon 1792, $ianift u. Somponift,
1825 3)ir. b. ÄaL SDbtfiffö. in Bonbon, geft. b. 28. ©ept. 1872. 1 196 ff. II 5. 6.
sßre^er, ©ottfrieb. geb. b. 15. SKai 1808 ju ©auSbrunnen (Defterreia^) , Drganift
an ber eüang. Stira^e,1 feit 1838 Seljrer beS ©ontrapunfts am (£onferüatorium in
SBien, aeft. 1880 (?). II 180. 516.
$tin&, Sob. föubolplj, geb. 1778 in ©eefen (SJraunjdjtoeig , ^arfenpirtuoS u. SJfiufif*
teurer in fieipjig, geft. b. 12. ftuli 1840. II 253.
$rodj, ^einria), geb. b. 22. ftuli 1809 in »ö^mifc^^Seipa. ßiebercomponift in
SBien, üon 1837—40 (£apellmetfter am SofepbftäbtifdEjen 2^eater, bann ^of'ßapell*
meifter. ©tarb b. 18. ®ec 1878. I (XVIII). II 504.
$roc$e, 3rran$, geb. um 1790 htStobemeg (Böhmen). &tbtt aU eiaöierle^rer ju*
erft in Öel«, julefet in ©rieg. II 451.
^rölft, Mag. Äbofpl), 9fleligion8le§rer am ©ömnaftum in fjreiberg. II 266.
$rubent, Smtt, geb. b. 3. April 1817 in tfngouleme, ©labierötrtuog in $ari$,
geft. b. 14. 2Rai 1863. I 275. 276.
554 9tamen*9tegifter.
$rumc, JJrancoiS, geb. b. 3. 3uni 1816 in ©taöelot (©elgien) , ©ioHntotrtoo*
geft. baf. b. k 3uli 1849. II 225. 249. 308.
Cueifjer, (Sari iraugott, geb. b. 11. 3<m. 1800 in $öben bei ©rimma. &<ti
1827 erfter ©ratföift im ©enmnbfiauSordjefter, 1841—46 6oncertmeiftcr bei
dnttxpt. auäj ©tabtmufifbirector in Seidig, ©eritymter $ofaunift. ©eft b.
12. 3imi 1846. I 306. 308. II 20. 41. 102. 104. 25ü. 286. 526.
SRabätmilt, gürft Anton fceinrid), geb. b. 13. 3uni 1775 in SBitna, ©tattyalter
beö ©ro&l)eraogtt). $ofen, geft. b. 7. Styril 1833 in ©erlin. II 19. 490.
föaff, 3of. 3oaä)im, geb. b. 27. Wlai 1822 in ßadjen (©djtoeia), fhibtrte ¥(>iIo*
logte unb Sflatfjematif, bebor et fid) ber 2Ruftf nribmete. ©eft. b. 25. guni 1SS2
in granffurt a 2R. als fcirector be$ ftoebfeben GonferöatoriumS. II 471.
föafemann, SouiS, (mit bem S)aöib3bunolernamen SB alt) geb. um 1816 in
©remen, »ßianift in Seidig, ging 1839 nadj 9ieuJöorf. I 167. 158. 169.
föaro. I (XXIV.) 4. 11—14. 16. 17. 19—21. 24—26. 29—33. 36. 38, 65,
71—74. 114. 117. 161. 163. 164. 171. 256. 312. 313. 320. 336. 517.
SRabina, 3ean $enri, geb. b. 20. 3Kai 1818 in ©orbeauj. Sianift u. fcontyontft
in $ari£. II 455. 456.
SReidja, 2lnton, geb. b. 27. ^ebr. 1770 in $rag, feit 1817 Sekret ber e«ratpo*
fitton am (Sonferüatorium tn $ari$. (Eomponift unb ausgezeichneter 3Jhtfi!ge^
lef>rter. ©tarb b. 28. 2Rat 1830. II 11. 72.
föeicharbt, <L II 307.
ffleityel, Slbotyl), geb. 1816 in $ur3$m$ (SBeftyreu&en) , t)on 1843—57 (Elamer*
leerer in $ari3. II 422.
Stein eefe, Dr. Karl, geb. b. 23. 3uni 1824 in ftltona, feit 1861 <£aj>eflmetfier ber
©eroanbtjaugconcerte unb Sßrofeffor am ©onferöatorium in ßetojtg. II 137.
teigiger, <£arl (Sottlob, geb. b. 31. 3an. 1798 in ©eljig bei SBittenberg, gab ba*
©tubmm ber Geologie auf, um fidj ber SJhtfif *u nnbmen. ©eit 1826 $ofcapeü>
meifter in Bresben. @eft b. 7. 9ioö. 1859. I 56. 256. 266. 307. II 55. 5S.
118. 119. 180. 183. 291. 358. 389. 499.
griebr. Bug., (©ruber be3 ©origen) geb. b. 26. 3uli 1809 in ©eljtg, eben*
falls urfprimglidj Geologe, ßebte in btn breiiger 3a$rcn *n ©«Kn, feit 1850
tn ftortoegen. ©eft b. 2. 2Kan 1883 in 3frcbertf3l)alb (©djtoeben). II 79.
SRellftab, fteinr. griebr. ßubttng. atb. b. 13. 2tyril 1799 in ©erlin. Urfrrunglidi
Offirier, bann auSfdjlie&lid) ©djrtftfteller u. SHdjter. SRebacteur b. SRuftfyeirimg
„3ri3" (1830—41), bie er allein fdjrieb. 1834 u. 35 Sftitarbeiter an ©djuraann*
8eitfd>r. ©eft. b. 2S. Mob. 1860 in ©erlin. I 10. 24. 122. 222. 270. 281. 2S9.
311. 318. 325—329. 332. 340. II 191. 228. 367. 493.
föeul.ing, SBil^elm, f. f. ©ofopernttjeater * (Sapellmfrr. in SBien. ©eft .b. 7. 3nni
1877. II 384.
«eufi-Äöftrifc ©raf fieinridj IL, in Seidig. ®eb. b. 31. «Dlärj 1803, erhielt 1851
für fid) unb feine %ad)fommen bie prftenroürbe, geft. b. 29. JJuni 1852 in
Erfurt. ©djumann nubmete ifmt bie Slomanjen SBer! 28. II 524.
föidjter, (Srnft griebr..(£buarb, geb. b. 24. Dct. 18o8 in ©ro&fcbönau (Sanfte,
befuebte bie Uniöerfität üeip^ig, nubmete fid) bann ber 2ftufif, würbe 1843£ebrer
am (konferoatorium, 1851 Drganift an ber ^eterSfirdje. fpäter a. b. SReufirtfce
unb ^icolaifirc^e, 1868 Kantor unb 2ftufitbirector an ber X^omaöf^ule in Seidig.
Starb ben 9. 9fyril 1879. II 131. 26ü.
töieffel, STmalie, (Xod^ter b. golaenben) geb. 1822 in Flensburg, ^ianiftin. Sebtf
üon 1840—42 in Seidig, wo ©djumann fie burd^ bie SBibmuug feiner dlaöier-
ftücfe SBer! 32 au&eicgnete; feit 1850 mit bem Kaufmann 2. SBage in Hamburg
öer^eirat^et. ©tarb b. 10. ?lug. 1877. II 293.
SBify. £einr., geb. b. 23. Dct 1792 in #o$a ($annoüer); feit 1817 Organijt
in gien^burg, geft. b. 6. gebr. 1869. I 313.
SRiem, ftriebr. Silb., (1779—1857) feit 1822 Drganift am 3)om u. $>ire<*or ber
©ingafabemie in ©remen. I 256.
9tie§, gerb., geb. b. 29. ftob. 1784 in ©onn. $ianift u. ©om^onift, ©Aüler©eet'
boben*. 2tUt 1834—36 in Slawen, bann ingrantfurt aßt. ©tarb b. 13. San. 183S.
I 134. 189. 196 ff. 214. 256. 278. 298. II 22. 27. 29. 76. 77. 155. 193. 34S.
§ubert, (©ruber be3©origen) geb. b. 1. Styril 1802 in ©onn, ©iolinturtuo*,
fett 1836 ßgl. (Soncertmeifter in ©erlin, geft. b. 14. ©e*t 1886. II 102.
Sßamen-föegifter. 555
9Hefc, 3uliu8, geb. b. 28. $ec. 1812 in »erlitt Sioloncellift unb (Somponift.
1836—47 ftäbtifdjer äftuftfbirector in $fiffelborf, bann Xfjeatercapelhneifter, fett
1848 audj Dirigent ber @ewanbf)au3concerte in Seipjig. ©tarb b. 12. (Sept. 1877
als £ofcapeumeifter in Bresben. II 245. 288. 289. 411. 425.
SRocblifc, &riebrtd) 3o^., ge&- b. 12. gebruar 1769 in Seidig, ©djriftfteller u.
©tagtet. föebacteur ber Seipaiae* SWgem. 2Ruf. gtg, bon 1798—1818. ©tarb
b. 16. $ec 1842 in Seipjtg. I 344. 494. 495.
3., I 271. 272. 317. II 209. 211. 513.
SRomberg. BnbreaS, SftolinbirtuoS (1767— 1821j. II 458.
©entfärb, (©etterb. Vorigen) 8SiolonceKbirtuo3 (1767— 1841). 1 14. 11291.298.
SRofen, $fog. ©isbert, geb. b. 21. Aug. 1808 in ©öttingen, UniberfitätSfreunb
©dmmannS in Seidig unb fieibelberg. Sebte in $>etmolb, wo er b. 1". 3an.
1876 afc ObergeriQtSbirector ftarb. I (XV.) 319.
SRofenljain, Sacob, geb. b. 2. 3)ec. 1813 in 3ttannt)eitn. Sßtanift u. Gomponift.
<Sdt 1837 in $ari$, fpäter in ©aben-Baben. 1257.289. II 18. 169. 171. 189.
192. 320. 442.
SR ofen fr an}, (£arl (Sbuarb, Glarinettift in Seipjig. ©eft. 1837. II 493.
SRoffini, ©ioaebimo Slnt., geb. b. 29. gebr. 1792 in $efaro, geft. b. 13. ftob.
1868 in «ßaffo bei «ßariS. I (XXIII.) 23. 32. 73. 74. 165. 226. 273. 300. 325.
332. II 94. 158. 246. 287. 318. 380. 475.
SRubini, ©. 93., (1795—1845) berühmter Xenorift. I 164.
SRubinftein, Bnton ©regor, geb. b. 30. 9tob. 1830 in SBedjwotgnej bei 3affb.
(Eomponift unb $tamft, lebt je&t in 3>re$ben. II 437.
Sfiucfgaber, Sodann, in Semberg. I 287. II 30. 31.
SRücfert, griebrtdj, (1788—1866). II 283. 288. 375.
töummel, Gf)r., geb. 1790, naffauifdjer #ofcapeflmeifter, geft. b. 12. gebr. 1849 in
SBieSbaben. I 271. 274. 287.
föuft, $rof. Dr. SBillj., geb. b. 15. 2fog. 1822 in $effau, feit 2Rara 1880 ©antor
unb attufifbtrector an ber £fjoma$fd)ule in Seidig. II 527.
©ab ine. II 229.
©aca)ini, Antonio, itaL Gomponift (1734—1786). I 299. 344.
©adjfe, SRubotpk geb. 1824, mürbe 1837 Siolinift im ©ewanbljauSorc&efto, 1843
Sebrer am (Sonjerbatorium in Seidig, ftarb b. 17. April 1848. II 292.
©aa, S^eobor, föioloncellift au« Hamburg, fpäter in ber Sgl. Gapelle §u ©toef*
ijolm. II 102.
@atnt*Subin, ße'on be, geb. b. 8. 3uli 1805 in Surin. 1830—1847 Goncert*
meifter am ffönigftäbt. fe&eater in Berlin, ©tarb b. 13. gebr. 1850. II 128.
©alieri, Antonio, (1750—1825) ©apcümeifter in SBien. II 132.
©aj>l)ir, 2Rorifc ©ottlteb, (1795—1858) gab feit 1837 ben SBiener „§umoriften"
tjerau*. I 21 1. II 51 1. 514.
©ata. II 65.
©arti, ©iufeppe, ital. Dperncomponift (1729—1802). I 90. 299.
©carlatti, Aleffanbro, (1659—1725). I 290 (Wo aber bie ga^I ber bon ü)m ge*
fdjriebenen Dpern erljeblid) ju tjodj angegeben ift).
fcomemco, ©olm beS SBorigen (1683—1757). II 160. 410. 516.
©a)öfer, Nicolai $mitrtjeff, Eiolinift aus «Petersburg, geb. 1826. II 102.
©a) äff er, SuliuS, geb. b. 28. ©ept. 1823 in Grebefe (Altmarf), afabem. 2Rufif*
btrector in Breslau. II 330. 484.
©djapler, <£arl 3uliuS, geb. b. 21. Äug. 1811 in ©rauben^ SBioloncettoirtuoS,
lebte bon etwa 1830 an in äftagbeburg , mar fpäter (Soncertmeifter am SBieS*
babener #oftfjeater, bon 1850 btS 1880 9Jhtfifle1)rer in Xfjorn, ging bann nadj
»erlin, wo er nadj langer ftranfljcit am 2o. gebr. 188t» ftarb. II 102. 358. 412.
©djefer, Seopolb, geb. b. 30. 3uli 1784 in SJhiSfau ÖftteberTaufifr). ©eneral*
beboflmädittgter beä gurften $ücfler bafelbft. Sbrifer unb ^obellenbia^ter,
tudjtiger Drgelfpieler. ©tarb b. 16. gebr. 1862. II 132.
©djelble, 3ob. üftepomuf, (1789—1827) ©rünber unb Seiter beS eäcilienberein« in
granffurt a,Wl II 526.
©dudjt, 3o^. ©ottfr., (1753-1823) Gantor a. b. XtjomaSKrdje in Seipjtg. II 526.
©filier. I (VIII.) 344.
556 9tanen*9iegifier.
©djilling', Dr. ph. @uftat>, gcB. b. 3. 9loö. 1805 in ©ebtpieaerSljattfett (§amumer,
auerft Cand. ber Geologie, fett 1830 2KufiHefcrcr u. aÄuftffcftriftftellcr in ©tun*
gart. Seit 1857 in Sfotertfa, ftarb im 3uni 1880 in 9iebra8Fa. II 217. 394.
396. 519. 520. 528 ff.
©dunbter, 2Cnton, geb. 1786 m 2Rebl b. Ofotü$. #erf. einer 1840 erfdjienenen
©iograpljie ©eetijot-enS. ©tarb b. 10. 3an. 1864 m Socfenljeim b. granffurt a SR.
I 306. II 364.
Spiegel, Souife, (toäter t>erf). mit Dr. £. Softer) geb. b. 22. gebr. 1823 in Sübtä,
big 1840 @oj>raniftin an ber Seidiger ©ütme, foäter ftgf. ftammerfängerin in
©erün. II 101. 239. 252.
©d)lo&, ©opl)ie, geb. b. 12. $ec. 1822 in #öln. ©opranfängerin in ben Seidiger
©eroanb^augeoncerten 1839- 43 unb 1846—48. ©eit I85u in $üf[elborf. &c
fear bie erfte ©ängerin, bie ©djumannfdje Sieber öffentlich öortrua — „SBibmimg"
unb „bit Üötuenbraut" — b. 31. 2ftära 1841 in Seidig, ©ajumann ttribmetc
iljr 1852 fein üieberljefi SBerf 107. Il 239. 248. 250. 284. 286. 289—294.
301—303. 305. 307. 308.
©djmibt, Soljanna, geb. SBolff, geb. b. 25. Dct 1805 in Ärefelb, (Stettin be$ <£onccrt-
meifterS ©eorg ©djmibt in ^alile (foäter in Bremen), ©opraniftin. II 102. 25o.
SRarta ((tfyriftianj $einridj, geb. b. 18. gebr. 1809 in fiübeef. SBar 183b
big 1845 Senorift am Sei^gtger Stjeater, fdjrieb 1842—44 unter ber <£l>iffre 3.
bie ^3erict)te über bie ©eroanbtjauSconcertc für ©ebumannä fleitfdjrift ©eit 185!
©efangleljrer in Sübed; ftarb b. 3. SRai 1870 in »erlin. II 293. 307, :*08. 509.
$rau, geb. 2ftöUinger, (Qbattin be3 Vorigen). II 250.
©djmitt, ttloöS, geb. 1789 in (Srlenbad) (SBaoern;. ©eit 1826 in granffurt a%r
geft. b. 25. Sult 1866. I 196 ff. 248. 25ü. 343. II 112. 442. 443.
3acob, (©ruber b. Vorigen) geb. b. 2. 9tob. 1803 inDbernburg (Sägern', lebte
in Hamburg, ftarb im 3uni 1853. I 248. 250. II 33. 34. 93. 94. 16$. 443.
©djnabel, &art, geb. b. 2. Sfcoü. 1809 in Breslau. 2JcufifIe!)teT am ©d)utre$rei>
feminar baf., geft b. 11. Wtai 1881. I 284.
©djnetber, griebrid) 3ol). (Sbrifttan, geb. b. 3. San. 1786 in $Ut*3ßatier0bori
bei 3ittau. Qtit 1821 §ofca})elfmeiftcr ut Ecffau, ftarb b. 23. Stob. 1853. I 134.
256. II 190. 310. 439. 464. 528.
SBemljarb, (©oljn be£ Vorigen) Sioloncellift, fjerjogl. $>effauifd)er §ofmuftfus.
II 250.
3olJ. 3U^U§/ 9e&- &• 6. Quli 1805 in Berlin, ßantor unb Drganift an
ber 5riebria)*9Berberja}en ftirebe tn ©erlin. ©eft. b. 3. Styrü 18S5. II 255.
©djnorr bon ©arolSfelb, mit §an$, geb. b. 11. Sftai 1764 in ©ämeeberg,
geft. b. 3u. Hjpril 1841 in Seipjig. I 343.
©ctjnüber bon SBartenfee, iabier, SDfeufirfdjriftfteller unb (Somponift ingranf*
fürt a2R. (1786—1868. II 528.
©djober (eigentf. ©djoberledjner) , Storni/ Ö«p. im 2tyril 1879 al$ J>enf. Cber*
regiffeur beä §ofoperntljeater£ in Söien. II 531.
©djola, SS. (£., in Söregfau, borljer gürftl. #ol)enIol}e*Def)ringenf(f)er ©apellmeijter
in ©labenjjifc (D. ©d)lefien>. Ii 15b. 157.
©djornftein, @. ^ermann, ^ianift u. SJcufifbirector in ©tberfelb, geft b. 20. «pril
1882, 71 3al)re alt. I 203.
©d)ret), §tail, lebt atö SReä)t$ann)a(t in feiner SSaterftabt Setpjtg, roo er %u ©diu«
manng SBcrfcrjrSfreife gehörte. I (XV).
©a^röber»^eörient, SBiüjelmine, geb. b. 6. S)ec. 1804 in Hamburg, gefcöiebenc
Gattin b. ©d)aufpieler3 Sari 2)eörient. ©ie gehörte mit tütniytn Unterbrechungen
üon 1823 — 1847 ber 3)re3bner ßofoper an. 5?aa^ Äufldfung. i^rer 1S47 mit einem
§errn b. Döring eingegangenen fe^e öerbanb fie fia^ 1850 mit einem $errn o. $od
aitö üiülanb. ©ie ftarb $u Coburg b. 26. 3an. 1860. I 23» 31. H. 284. II 59.
235. 304. 30S. 474. 493. 495. 515.
©djubart, (Sljnftian Daniel, (1739—91) ber burd) fein unglüdlic^eö ©a^ictjal
befannte $id)ter. I 93.
©Hubert, gerb, fieberest, geb. 1804 in S)ürrenberg, ttbtt in Seidig. SWü^
begrünber ber <£uterj>e. ©eft 1868. II 41.
granj $eter, geb. b. 31. 3an. 1797 in SBien, geft. baf. b. 19. 9io». 1828.
Eamen^Regiftet. 557
I (XI— XIII. XXII. XXIIL) 35. 70. 80. 83. 92. 111. 118. 122. 123. 134. 149.
175. 200. 202. 262. 269. 270. 280. 294. 304. 337. II 18. 67. 105. 108 ff. 135.
155. 160. 172. 180. 185. 186. 188. 196. 209. 229ff. 235. 238. 239. 259. 264 ff.
279. 283. 289. 307. 386. 388. 427. 434. 447. 465. 504. 507. 521.
©djubert, gerbinanb, (»ruber be$ Vorigen) 1794—1859. II 229. 230.
gran*, geb. b. 22. 3uli 1808 in Bresben. (Soncertmeifter in bcr ftgL (Sapefle
bafetbft. ©eft. b. 12. Hpril 1878. I 308.
Odjubertl), SouiS, geb. b. 1*. Styril 1806 in 2Ragbeburg, lebte als SJhtfifbirector
in ßlbenburg, föiga unb Königsberg, feit 1845 in Petersburg, roo er im 2Rai
1850 ftarb. I 256. II 36. 55. 57. 76. 77.
©djüler, aBttfjelm Immanuel, geb. in <5ul)l (Springen) b. 15. gunt 1793.
©efanalebrer mit bem Xitel eine« fürftl. ÄammerfängerS, audj ©etger in ber fflrftl.
SapeÜe m föubolftabt, geft. b. 18. 3lug. 1877. ©dmmannS Seitfdr>rtft enthält
(3atirg. 1835 unb 37) jtoei Lobelien bon it)m. I 184.
©d)üfe, (Sari griebr. Äug., SBedjfelfenfaÜin Seidig. SBorftanbSmitglteb ber (Suterpe.
©eft. 1849. II 252.
©djulj, Bratfdjift in Seidig. II 303.
©djulje, ©einr. »eujam., geb. b. 6.3uni 179$ ju SSerbau, mar 1833— 65 Kantor
unb UKufifbirector an ber Marien* u. &atl)armenfird}e, aud) ©efangleljrer am
©nmnafium in ätpiefau. ©eft. b. 29. Wlfcz 1866 in Bresben. II 43. 44.
©diumann, griebr. Euguft ©ortlob, geb. b. 2. SRärj 1773 p ©ntfcbfifr bei ©era.
SBua^önbler in 8hri<fau. ©eft. b. 10. Slug. 1826. I (VII. IX. XIV.). 313. 315.
317—322.
3of>anna (Sfjriftiane, geb. ©$nabel, beffen grau, geb. b. 28. 9lob. 1771 ju
Seifc geft. b. 4. gebr. 1836. I (VII. IX. XV.) 313. 315. 317—322.
ftinber:
(Sbuarb, ©udtäänbler in 8»tcfau, geb. im 3mti 1797, geft. b. 6. Styril 1839.
I (XVI.) 317. 320.
Xf)erefe, geb. Semmel, beffen grau, geb. b. 2. ©ept.M803 in ©era. 3n
ametter (Sbe berb. mit bem ©udjljänbler, ©tabtratfj gletfdjer in Seidig, ©eft. b.
22. gebr. 1887 m Bresben. I (XVIII.) 332. 491.
(Sari, SBudftänbler in ©djneeberg, geb. b. 12. 3uni 1801, geft. b. 9. Styril
1849. I (XIV. XV.) 312. 320.
SRofaüe, geb. 3Üutg, beffen grau, geb. 1808 in ©djneeberg, geft. im Dct.
1833. I 115.
Sultufr, »u^önbler in 8tDtcfau, geb. b. 9. Styril 1805, geft. b. 18. SRob.
1833. I (XV). 115.
emilie, geb. b. 19. 3uli 1807, aeft. 1826. I (VIII).
föobert Hleranber, geb. in 8h>icfau b. 8. 3uni 181<>, geft. b. 29. 3uli 1856
au (gnbenieb bei Sonn. I (»orberia^t.) 15. 17. 66. 74. 115. 118. 122. 135. 186.
193. 197 ff. 246. 311—333. 335—343. 345. II 16. 26. 41. 69. 75. 137. 143.
172. 191. 204. 210—212. 224. 226. 228. 234. 251. 258. 282. 299.356. 357. 426.
4*9. 503. 505—512. 518—534.
(Slara, geb. SBieef, geb. in Seidig b. 13. ©ept. 1819. I (XXII.) 332. 339.
340. 491. 499. (©. auäj (Slara SBied)
Sdjunle, (Sari, geb. b. 18. SRor* 1809 in »erlin, SBalMjornbirtuoS, tfgl. Kammer*
mufüer in »erlitt, geft. im Styrtt 1879. II 102.
(Sari, geb. 1801 in SRagbeburg, «ßianift, feit 1828 in «ßariS. Eurd) einen
<5d)lagfluJ3 ber ©pradje beraubt, gab er fidj, an feiner Teilung üer^meifelnb, burdj
einen ©turj au$ bem genfter ben Xob am 16. $)ec. 1839. I 280. 282. II 33. 34.
ßubroig, (Setter ber Vorigen] geb. b. 21. $ec. 1810 in (SaffeL SJebte in
$ari3, Stuttgart, SBien, Bresben; feit (Snbe 1833 in ttei^ig, wo er b. 7. $ec.
1834 ftarb. Stitbegrünber ber neuen Seitfdjrift. (Seine (Sljiffre mar 3. I (XXIIL)
114 ff. 118. 123. 222. 238. 280. 314. 336. 342. II 142. 208. 209.236.502. 512.
Sdjuj)j>anaigl), 3öpöJ/ in SSieu (1776—1830); mar ber erfte ©eigenfünftler, ber
in SBien öffentliche öuartettconcerte gab (1804); foater gehörte er bem berühmten
Quartett be3 ©rafen föafumotttffo an. II 67. 115.
^Äroenfe (©dornende), (Sari, geb. b. 7. Sftära 1797 in Hamburg. XalentooHer
eom^ontft, lefcle meiftenS im Shtftanbe K?ari$ . ©päter toerfdjcllen. II 171.
558 9tomen*?Reglfter.
©djmenfe, 3olj. gfriebr., (1792—1852) Organift an ber Sfeicolaifirdje in $am*
bürg, II »71.
®cott, SBalter. II 66. 178.
©echter, ©imon, geb. b. 11. ßct. 1788 in ftriebberg (SBöljmen), ©oforgamfr unfc
$rof. ber Xijeorie am (Sonfertoatorium inSßien, geft. b. 10. ©ept. 1867. II l Tri.
©eblnifcfn, ©raf 3ofepb b., (1778—1855) oon 1817— 1848 Sßräfibent ber oberften
^oltjci- unb ecttjur^offtcllc in SBten. I (XVII. XVIII).
Serpentin. I (IV.) 171. 202. 519.
©ejfelmann, (£., ©ro&fjeraogl. &efftfd)er §offänger in Earmftabt I 308.
©etti, ©ioöanni, Earitonift am Sgl. Sweater in Neapel II 306.
(Sc^f rieb, 3gnaj Xaüer föitter o., geb. b. 15. Sfog. 1776 in SSien, eompomfi
unb SDluftrtoriftfteller bafclbft, SOlitarbeiter an ©djumamtf Seitfdmft 1835-3*
unb 1840. ©tarb b. 27. 9lug. 1847, I 99. 223. 256. 346. II 17. 152.
©etiler, (Sari, geb. 1815 *u Ofen. SBurbe 1834©djüler bon©et)frieb, batm2Jlü*
giieb beS Drd&efterS im f. f. ©ofoperntljeater in SBien; feit 1841 SJjorregeut an
ber 2Retropolttan!ird)e, 1842 $rof. an ber 2ftufiffd)ule in ©ran. ©eft 2*c
1884. II 277.
©!)a?cfpeare. I (XX. XXII.) 82. II 18. 180. 418. 457.
©imonin be <§5tre, geb. ju Sftardje (Sujemburgi, in SBien erlogen, lebte als
©utsbefifcer in $inant [Belgien-, wo er b. 26. ©ept. 1872 ftarb, 72 ober 73 gafr
alt. Schumann roibmete iljm (einen gafdjtngSjdjroanl. I 318.
©ipp, griebr. föob., geb. b. 5. 3ult 1806 in fietpjig, ©iolinift im ©emanbljaul*
or^ejter bon 1826—70, Goncertmeifter ber Gwter^e öon 1824—38. II 493.
©mitgjon, SUtifc .fiarriet, ©djaufpielerin, bie geriebene erfte grau $erüo$\ ©et.
1800 ju fenniS (§rlanb), geft. b. 3. 2tfärj 1854 ju Montmartre. I 131.
©obolemsfi. 3- fr <£buarb, geb. b. 1. Oct 1808 in Königsberg. SKtufifbirectoT
unb SWufifjÄriftftetter (pfeub. 3. 3fe3fi) bafelbft. SDlitarbeiter an ©djiraiaira*
geitfdjrift 1835—39 u. 1842, führte ben ftambSbünblernamen M. ©afytbüt&n.
©tarb b. 23. äftai 1872 in <&t ßouiS (toerifa). II 122. 124. 323.
©ommerfelb, (£arl $tug., in Seidig. II 493.
Sonnleitner, Seopolb b., Dr.jur. unb flbbocat in SBien (1797—1873). II 153.
©ontag, Henriette ©. SB., ifpater ©räfin föoffi) geb. b. 13. 2ftai 1805 in
(£oblen$, geft. b. 17. 3unt 1852 in 9fterito. II 10t
©örgel, ftriebr. SBiflj., 1818 — 21) $ioiinift im Seidiger ©etoanbljauSordielter,
Ijernadj (Santor in 9torbl)aufen. ©eft. b. 11. 3uni 1870. II 103.
v^pobr, SouiS, geb. b. 5. Storni 1784 in SBraunfdbroeig. ©eit *822 öofeapek
meifter, 1847 @eneral*2Rufifbtrector in (Saffel. ©eft. b. 22. Ort. 1859. I XIII.
7. 15. 16. 32. 56. 97 ff. 114. 134. 256. 260. 261. 346. II 18—20. 75. 115.
116. 158. 177. 183. 184. 187. 252. 254. 272. 287. 291. 298—300. 351. 35*
371. 385. 388. 429. 464. 467. 526. 528.
©ponbolfc, Slbolpb fteinr., geb. b. 12. 2ttär$ 1803 in SRoftoct 3)omorganijt bai
©eft. 1851. II 327. 352.
©pontini, ©aSparo ßuigi Sßacifico, geb. b. 14. $00. 1774 in äftajolati im
tfirAenftaat). 1820—42 ©eneral*3ftufifbirector in «erlin, geft. b. 14. 3an. l^ol
in2Kojolatt als papftt ©raf ü. ©t. Hnbrea. I 249. 256. II 128. 474. 476. 531.
©tamatö, (Samille 2Karie, geb. b. 23. 9ftär* 1811 in föom. 1828 Beamter ber
©eine^räfectur in ^SariS, nubmete fitfc bann oer SJlufif unb toar 1 836 fur§e 3^
3)tenbefefobn3 ©ä^üler in Üeipsig. Sebte barauf in 5ßariS. ©eft. b. 19. Slpril
1870. I 306. II 11. 30. 33.
©tegmaöer, gerb., geb. 1803 in SBien, geft. baf. b. 6. Eftai 1863. I 11. 17.
296. 315. 318.
©teibett, Eaniel, (Staoieröirtuoä unb (Sompomft (1755—1823). I 67.
©tein, Sljeobor, geb. 1819 in OTona. «. 3)lett|feffel gab 1828 „6 Sieber für
ftinber" öon umt ^erauS, benen aläbalb noc^ ein $roeite$ ©eft folgte. 1831 U<
gann ba§ SBunberfinb — eingeführt bura^ Empfehlungen oon SWet^feffel, §ummet,
@po^r, SSeöfe u. a. — feine Soucertreifen, bet benen beä anerbieten auf bem
©oncertjettel, oiertjänbig mit einem anbem ©laöierfpieter frei pljantaftren jn
wollen, neu mar. ©tein lebte Anfang ber oier^iger Sa^re in meoal, tourbe 1872
ßeljrer am Petersburger ©onferoatorium. I 50.
Stomen'SRegifter. 559
(Steinfjeim, Dr. med. in Attona. II 241. 309.
Stern, 3uliuS, geb. b. 8. Aug. 1820 in Breslau. Silbcte fidj urfprünglidj $um
SHolinijten. Sebte 1843—46 m EariS, feitbem in SBertin, roo er b. 27. ftebr.
18*3 ftarb. 1838 trat er in briefttdje Serbinbung mit ©djumann, ber 1841 ktoci
fiieber oon ü>m in bie ^Beilagen pr S^tfc^rift aufnahm. 3abrg. 1844 ber 3eit*
fcörift (XX, 42 u. XXI, 175) entbält jwei ©eridjte öon üjm au$ $ari$, ge$.
„$. ©.". II 424.
(StocfS, 3. II 30. 31.
© tol^e, Jpeinr. SBtlf)., geb. b. 1. 3an. 1801 in Erfurt, fett 1829 StabU u. ©djtofc
organift in Gelle, geft. b. 12. Sunt 1868. I 275. 278. II 30. 33.
©tracferjan, «ßaul griebr. Auguft, geb. b. 24. (Sept. 1823 in 3eber, Artillerie*
Offtcier in Dlbenburg, geft. b. 5. 3an. 1891 als Dberftlieutenaut j. $. I XXL).
(5 trau 6, ftol}., ber berühmte Xanuomp., geb. b. 14. 9Eärs 1804 in SEBien, geft. baf.
b. 25. (ScJpt. 1849. I (XVIII.) 59. 283. 346. II 28. 72. 118. 122. 148.216. 332.
3ofepi>, geb. 1793 in 93rünn, fiofcapellmeifter in $art$ruf)e , geft. b. 2. ®ec.
1866. I 256. II 17. 351. 358.
€?treia)er, %o% AnbreaS, ber ^uacubfreunb ©djillerS, ©laüier*©pieler unb
*3rabrtfant in SBien (1761—1833). I 49.
©triegel, 3ob. griebrid), geb. b. 29. Sttäw 1788, Xrompeter im Seliger ©e*
ttmnbljauSordjefter, fett 1844 tbürmer ju ©t Nicolai, geft b. 17. Aug. 1857. II 51.
©trübe, (Sljrifttan #einr., geb. b. 2. 3on. 1803 gu §a^n im (Stoibergif eben,
Drgonift an ber #auptfirdje u. 2Jhtfiffef)rer am ©emtuar ju SBolfenbüttel. ©eft
b. 25. &ob. 1852. II 329.
©roift, Sonatban, II 186.
©ätomanoroSTa, äßaria, geb. SBolotoSfa, 1795 in SBarfdjau geboren, ©djülerin
oon gtelb, fiofpianiftin ber taiferin oon SRu&lanb, geft. b. 24. 3ult 1831 in
Petersburg. I 12. 187. 196 ff. 338.
Saubert, SBilljetm (Sari ©ottfr., geb. b. 23. 2Rärj 1811 in SBerlin. )pofcaJpcU*
meifter baf.; geft b. 7. 3atu 1891. I 43ff. 112. 128ff. 215. 236. II 36. 38.
55. 56. 147. 149. 154. 203. 299. 314. 315. 341. 367. 407.
XäglidjSbecf, Stomas, geb. b. 31. $)ec. 1799 in Anäbadj. Siolinift u. Somponift
1827—48 (Sapeümeifter beS dürften oon $of>enaolIern*£ed)ingen. ©eft b. 5. Dct
1867 in ©aben^aben. II 98.
XebeSco, 3gna$ Amabeu3, geb. 1817 in $rag. eiaoierbirtuoS. ©eft im ftoo.
1882 in Obeffa. II 33. 256.
Xelemann, ©eorg Wlipp, au&erft frudjtbarer (Sompontft in Hamburg (1681—1787).
II 108.
Xbalberg, ©igtemunb, geb. b. 7. San. 1812 in ©enf, geft. auf feiner Sitla bei
fceapel b. 26. April 1871. I 124. 200. 201. 210. 213. 232. 243. 275. 279. 284.
286. 340. II 36. 37. 48. 82. 131. 147. 150. 169. 171. 208. 215. 216.236.278.
318. 320. 327. 333. 338. 354. 355. 410. 439. 453. 454. 504. 515.
Xbibaut. Anton griebr. 3uftu3, geb. b. 4. 3an. 1772 in Hameln, Dr. unb $rof.
ber ffiedjte in £eibelberg, geft b. 28. SRarj 1840. I 9. 13 72. 333. 480.
XljomaS, (SfjarleS SouiS Ambroife, geb. b. 5. Aug. 1811 in äRefc. $irector bc$
©onfert-atoriumS in <Bari3. I 117. 119. 263.
Xidjatf djef, 3ofepf> Aloü$, (1807—1880). ©eit 1837 Xenorift an ber ßönigl. Dpcr
in Bresben, trat 1870 in ben föufjeftanb, geft. b. 18. San. 1886. II 474.
Xiefrfen. Otto, geb. b. 13. Dct. 1817 in Stetig. aJhiftflefjrer u. Siebercomponift
in ©erltn. ©eft b. 15. Wlai 1849. II 420.
Xomafajef, SBen^e! 3of»., geb. b. 17. April 1774 *u ©futfdj (»öfmten . 2Bar
„Gompofüeur be8 ©rafen ©ouquoü" in $rag, ftarb b. 3. April 1850. I 298.
II 46. 166. 245.
Söpfen, Alb. X^eobor, geb. 1807 in Bremen, Dr. jur. unb 9te^idamDatt baf.,
geft. b. 29. 3uni 1880. Unioerfitätöfreunb ©djumannS in ^etbelbera. 1834 unb 35
tRitarbeiter an ber 9^. 3eüfdjrift; feine beitrage finb t^etlweife mit „— pt—" ge*
jeta^net I 318. 320. 336.
Xtaitta, Xommafo, ital. Düemcomponift (1727—1779). I 299.
$*effi/ Henriette, geb. in SBien, naa^malige ©atttn öon S^ann ©traufc f©o^n).
©efi 8./9. April 1878 ju ©ießing bei ©ten. II 250.
560 Homeii'Segifter.
Xrieft, fteinrid) SBUfj., geb. 1810, Drganift an ber Sdjloftfirdje in Stettin, gen.
b. 23. $et 1885. I 297. II 76. 78.
Xrufyn, Jriebr. &teronömu3, geb. b. 14. Dct. 1811 in <£tbing. Compoirift il
Sänger in Verlm. SRitarbetter an SdnunaunS 8eitfdjrift 1836—41. Start*.
30. Bprü 1886. II 153. 515.
Xrutfäjel, B. 2. <£., geb. b. 27. 3ult 1787 in ©räjmau «Xlniringen, feit 1813
Crganifi in ber St. 3acobifirä)e in fftoftod, geft b. 12. 3an. 1869. II 76. 77.
Uljtridj, Sari SBilf)elm, geb. b. 10. «pril 1815. (Seit 1830 $ioKnift im Seiner
©ewanbbau^ordjefter, 183h— 41 Soncertmeifter ber (interpe, bann (Soncertmeifta
in SRagbeburg, 1847 §ofconcertmeifter in <Sonber3fjaufen. Starb b. 26. %».
1874 in StenbaL I 166. 306. 308. II 41. 102. 104. 250. 253. 284.
Umtauf, SKidjael, Dpernbirector in SBicn 1781 — 1842\ I 316.
Vanljal SBantjal,, 3o1). Vaptift, (1739—1813, frudjtb. (Somponift 1 177. II 34. 154.
Seit, öen*eljpeinr., geb. b. 19. 3an. 1806 in %*""> (»ölraien:. SJtoajffcro&
beamter in $rag, geft. b. 16. gebr. 1S64 als ©eridjtspräftbent in gettmtri*.
II 122. 123. 260. 281. 282. 307.
Verl)utft, gofjanneS 3of. £erm., geb. b. 19. «Kära 1816 im §aag. fiebte »cn
1838 -42 in Seidig, SRufifbirector ber (Suterpe; bann .§ofmufitbirector im £aag,
»o er b. 17, 3an. 1891 ftarb. Sertrauter greunb bon Sdjumann, ber'üfin
jetne „Duoertüre, Sajerjo unb finale" wibmete. II 115. 174. 175. 252.253,
300. 464.
VeSque bon Tuttlingen, Dr. jnr. 3ol)ann $reü)err, geb. b. 23. ^uli 1S03 in
Dpole ($o!en . Staat3ian*leiratlj, t)ernad) SecttonSdjef im äRinijtertum beSte
wärtiaen, Sttitglieb bed £errenl)aufe§ unb ©eljeimer SRatl) in SBien, $irection$*
mitgheb, fpater Vicepräfibent ber ©efeflfd)aft ber SJhiftffreunbe. Vorjügfidjff
üieberfänger (Xenor1. Seine (Sompofitionen oeröffentlidjte er unter bem $feuboni|m
3- jpoben, bem tarnen einer grofibäterlidjen Vefifcung. Slm (£nbe feine$2ebai§
berfiel er in eine fdiwere Äranfneit, bie feinen (Seift Iangfam umnadftete. (Srftatfr
b. 29. Dct 1883. I (XVI— XVIII). II 504. 521.
Siarbot'Oarcia, f. ©arcia.
VieujtempS, .<penri, geb. b. 20. gebr. 1820 in VerbierS Belgien), Violinöirtuo*
©eft. b. 6. 3um 1881 in 2Ruftapt)a (Mgier). I 53 ff. n 225. 297.
»iotti, ©iob. Vattifta {1753—1824). II 100.
Vogler, ©eorg 3ofepl) »bt (1794—1814). II 41. 100. 101. 506.
Voigt, (Sari, geb. b. 26. 9iob. 1805 in Naumburg. Kaufmann in geizig. @d
b. 15. 3um 1881. I 25. 320. 491. 518.
Henriette, geb. Shmfte, (beffen ®attm) geb. b. 24. ftob. 1808 in Seipjig, geft.
b. 15. Dct. 1839. I 45. 117. 319. 326. II 208 ff. 489. 490. 494. 518.
Votlweiter, (Sari, geb. b. 1. 3an. 1813 in Dffenbad). $ianift unb (Somponifi.
2tbtt feit 1835 in Petersburg. 3m SRobember 1847 *u feinem franfen Sota
nadj Jpeibelberg gerufen, erfuhr er fdjon unterwegs ben Xob beffelben. Seine
o()itet)in erjdjütterte ©efunbtjeit unterlag biefem Sdjuffalsftofje. <£r tarn griftig
unb förperlid) gebrochen nac$ &eibelberg, wo er in ftiflem SBaljnfmn Ijuibrütere,
biä er am 27. 3an. 1848 ftarb. äftegrere t)ortreffttcr)e Äammennufifwerfe öok
ifnn erfdjienen erft nadj feinem Xobe. II 369. 373. 455. 456.
58 o&, (Sari, geb. b. 20. Sept. 1815 in Sdjmarfoto (Vorpommern), geft. b. 29. tog.
1882 in Verona. II 438.
SB alt. I 169. 202.
Söagner, 3oI)anna, (9lia^te b. gfolgeuben) geb. b. 13. Dct 1828 unweit §annooer,
ßofopernfängerin in Ererben, 1851 in Verlin. Seit 1859 grau 3acr/mann45Bagner.
II 474.
töidjarb, geb. b. 22. 2Rai 1813 infieipäig, geft. b. 13. gebr. 1883 in SScnebig.
SdjumaunS geitfa^r. b. I83ö füf)rt irjn im Verjei^ntg ber SJfcitarbeiter auf; ein?
mit „ftcjft" gejeia^nete (Sorrefponbeitä aus SOIagbeburg (IV, 151) fdjeint bon i^m
au fein. $ie barin bem X^eatermufübirector SBagner beigelegten ©pifteten wirb
Schumann ^injugefügt fabelt, wie er baS gelegenttia) wobt tyat 3)er 3^9flnfi
1841 (XV, 205) enthält einen Slrtifet SöagnerS über Stoffini^ Stabat SRaler,
1842 (XVI, 63) ein „@jtrabtatt auä $ari*V unterzeichnet „©. Valentino". II 471.
476. 532.
9tamen*$Regifter. 561
SBafieletoSfi, SBitb. ftofepb to., geb. b. 17. 3uni 1822 in ©r. Seefen bei Steinig,
Ägl. 2Jcufifbir. in ©onberSljaufeu, SBerf. einet ©togr. ©dmmanuS. I 336. II 521.
S&eber, <£arl SRaria greifen: ö., geb. b. 18. $ec 1786 tn @utin, geft b. 5. Sunt
1826 in fionbon. I (VII. XXIII.) 48. 56. 61. 119. 166. 173. 176. II 19. 37.
155. 157. 158. 167. 202. 207. 238. 250. 285. 292. 300. 316. 404. 424. 447.
474—476. 490. 493. 495. 533.
Caroline o., geb. Branb (©attin be3 Bongen), geb. 1794 in Storni, geft b.
22. gebr. 1852 in fcreSben. II 533.
Sari $§iltyp SKoj SRaria fc, (©otm ber Vorigen) geb. b. 25. 2tyril 1822
in Bresben, 1850 $irector ber ©taatMelegrctpben in Bresben, aeft b. 18. Wpxil
1881 aU Ägl. Jiteufc. ©el). ffiegierungSratg in tBerlin. II 532 f.
@rnft, 3Kuftfle§rer in ©targarb (Sommern), (ginjelne ©orrefoonbenaen unb
SRotijen in (Schümann* 8eitfdjr. bon 1834, 37 u. 40 fmb bon iljm. II 104.
griebr., geb. 1808 inXrieft, UntoerfitätSfreunb öon<Sdjumann in ßeibelberg,
feit 1837 praftifdjer STrgt in Sonbon, roo er b. 31. äRarj 1886 ftarb. ©Auntonn
nribmete bem auSgeaeidjneten £enorfänger bie Äemerfdjen ßteber SBerf 35. I(XV.)
griebr. ^touttS. geb. 1771 in SSefldmu (93dtmien), Eirector be3 Sßrager
(SonferöatoriumS. ©eft. b. 25. $ec. 1842. I 256. II 407.
©ottfrieb, geb. b. 1. Eftära 1779 in gretSbeim bei SRannljetm. Dr. jur. et
phil., @eneral*©taat3j)rocurator in Starmftabt. SKufif gelehrter, föebacteur ber
„fcäcilia" 1824—39. ©tarb b. 21. <gej*. 1839 in äreusnad). I 24. 122. 213.
325. 329. 330.
938 e bei, fcorffüfter. I (XVI.) 216. 234. 256. 263. 299. 302. 340. 345. II 148.
247. 492. 493. 508.
SBetgl, SMv ajice^ofeapeumeifter in SBten. (1766—1846). I 346.
SBeintyofb, grL, Sängerin aus 93raunjd)roeig. I 165.
SBeUIe, Sari ©ottlob, geb. 1803, ©afcfänger, 1835—43 ©olift im ©etoanb^aufe
$u Seidig, ©eft b. 25. «pril 1872. II 250. 291.
Setgenborn, griebr. Subtoig, geb. 1815, geft. t
1835—57 gagottift im ©etoanb^auSorajefter. II 253. 306.
SBetgenborn, griebr. Subtoig, geb. 1815, geft. b. 4. gebr. 1862 in Seidig.
SQBenael, ©buarb, geb. b. 28. 3uü 1805 in SBunftorf (#annober). ©djüler bon
Säernrj, l)atte fester in SBien Gelegenheit, 93eetfjoöen fennen $u lernen, bei beffen
©eftattung er aud> zugegen mar. fiebte @nbe ber gtoatigtgcr Igaljre al$ SÄuftl»
leerer im Saufe be3 gürften fiabanoff . in Petersburg, trat aud> am faiferL #ofe
als ^tanift auf. jRadj £annooer jurudgefe^rt, würbe er b. 1. $ec 1837 2£ufu*
lebrer (1838 §ofjnamft) be3 äronjmmen, naAmaligen ÄönigS ©corg. ©tarb b.
15. Dct. 1884. I 117. 119.
(Srnft gerb., geb. b. 23. JJan. 1808 in «Batbenburg bei Söbau, geft. b. 16. Bug.
1880 in »ab Äöfen. I 314. 315. 318.
SBBerner, ©efdjnufter Slugufte unb ©mma, in Seidig. II 20. 102. 252.
S3erjdjall, g., JBiofinift in berÄgL ©apeUe, Korrepetitor an ber Dper in Äopen-
fjageu. II 463.
SBegfe. Gljrijto^ <£rnft griebr., geb. b. 5. 8Rär* 1774 inSCItona. $rof. b.SWufi!,
^iantft u. ©ontponift in Äopenbagen. Starb b. 4. Dct. 1842. 1 190. 191. 196 ff.
256. II 89. 90. 107. 112. 268. 463.
2ö i d) m a n n , ^ermann, geb. b. 24. Dct 1 824 in SerUn. (Somponift i Berlin. II 47 J .
SBiecf, griebr., geb. b. 28. Hug. 1785 in ^rejfa^ bti Xorgau, lebte f>\$ 1840 in
Sctpgig, bann tn Bresben, ©eft. b. 6. Dct 1873 in £ofdtari( bei ftredben.
I (XIV. XVI.) 311-313. 316—318. 322. 330. 336. II 69. 237. 489. 497.512.
(Uara gofepbine, geb. b. 13.©ept. 1819 inSeip§ig, üerbeiratbet mit Robert
©a^umann am 12. ©ejpt 1840. I (III. XVI— XVIII.) 6 ff. 11—16. 18. 22. 28.
29. 107. 117. 120. 157. 159. 169. 200. 201. 222. 269. 312. 313. 315.317—319.
335—337. 342. 345. II 33. 66. 68 ff. 83. 102. 109. 133. 199. 489. 491. 492.
498. 507. 508. 512. 514. 516. 523. 527. 534.
SBiebebein, ©ottlob, geb. b. 21. jguti 1779 *u (gilenftebt bei fcalberftabi, lebte
oon 1804 an in $raunfd}tt>eig, mar roftljrenb ber ffleäierung beS $er£og3 Sari
(Sapettmeifter am $oftfjeater, na^m 1830 feine (Sntlaffung. ©tarb b. 17. ^>x\l
1854. 2tym fanbte ©a^umann im Sommer 1828 feine erften Siebercompofitionen
jur Beurteilung ein. (@. 3anfem8 „$aoib$bflnbler".) I (XIII.) 165.
6d)umanK, @ef. Stiften. II. 36
562 ÜNameit'töegtfter.
SBielfjorSlg, Sofepl) ©raf &., geb. 1787 in «ol^nien, geft b. 9. ©ej>t. 1856 in
Wtrtlau. II 130.
SBieft, Dr. griebrid), geb. 1813 in SSBien, Sournalift, tarn 1838 nadj Setyjig, m
er fur$e 3,e^ &ie Scttfc^rift „Cftfenbaljn" tjerauägab; ging nadj SBien prücf,
mürbe Äritifer an ber „Xbeateraeitung'' unb macbtc fid) burdj tyumoriftijdie SBor>
lejungen unb ttuffäfte in ©a4>l)ir$ ©ttl beliebt: ©tarb hl 1. 3imil847. II 497.
äBiltmerS, fceinr. 9fubolj>b, geb. b. 31. Dct 1821 in ©erttn. (Efobierbirtutf.
©eft b. 24. Äug. 1878 in &ien. II 189. 438. 517.
SBilftng, Daniel griebr. Sbnarb, geb. b. 21. Dct 1809 au ©örbe bei fcorhmrab,
urferungtidj $. Sedier gebilbet £ebt fett 1834 in Berlin. II 156. 328. 421.484.
SBinffjter, ©arl WngetuS ö., geb. 1787 in Ungarn. $ianijt unb SRuftflefoer in
«Beft ©eft. b. 15. 2>ec. 1845. II 27. 29.
SBtnller, ©arl, ftfeub. Xljeobor #e!I) in $re*ben (1775—1856). I (XI.) II 495.
äBinter, (gbuarb, feiolonccllift im Seidiger ©eti>anbljau3orcbefter. II 253.
SBittmann, Sari, geb. 18lOtn2Bien, feit 1836 SBioloncellift im Seliger ©etoanb-
l)au3orc$efter, geft b. 17. Oct. 1860. II 254. 303. 306. 353.
SBolf, & (L SoutS, geb. 1804 in granffurt aWi., hribmete fidj anfangs bem
ÄaufmannSftanbe, erft im 22. JJafjre ber SKuftf. *ßianift, ©eiger unb domponift
in SBicn. ©tarb b. 6. SCug. 1859. I 262. 351.
£eo, ©tubiofu* in §eibelberg. I (XV.)
SBolff, (gbuarb, geb. b. 15. ©ej>t 1816 in SBarjcfiau. $ianift. ©eit 1835 in
$ark ©eft b. 16. Dct. 1880. II 22. 320. 332.
Dr. D*farßubtt>. öemlj., (1799—1851) $rof. ber neueren ©Jpradjen ingeno.
IL 519.
SBolfram, 3of., (1789— 1839) ©ürgermeifter ju Xej)% DJperncomponifr 156.
Setter, <£arl griebr., geb. b. 11. $ec 1758 in »erlin, geft baf. b. 15. SRat 1832.
I 67. 219. II 9. 20. 158. 163. 274. 530.
Silia. I 21. 169. 200. 201. 203. 319.
Zimmermann, ©. 9L, Sftufifbir. im ©ro^erjoal. ©abenfdien 4. JJnf. Siegt, foäter
2JeufittcIjrer unb $irector be3 „27lufitoereinS" in ÜJlann^eim. I 246.
gtngarelli, Sfcicolo 2fot, itaL Äirdjen* u. Dpemcomjonift (1752^-1837). 1299.
Saliner, (Sari griebr., geb. b. 17. Sfötr* 1800 in Stottefljaufen (SBeimar). fc*
fangleljrer unb (£omj)omft jaljlreiä)er SJcannerquartette in £e4>$ig. ©tarb l
25. ©ej)t 1860. II 22. 24. 305. 374.
(Earf öeinr., geb. b. 5. äRai 1792 in DelS (©Rieften), ©latüer* unb Orgel*
btrtuo*. Seit 1832 in fiambura, geft b. 2. ftult 1836 in SSSanbSbed. I 21
Succalmaglio, Sittton SBifl). giorentin b., geb. b. 12. «foril 1803 in ©aßbtocl
(9tyehH)robin§), lebte als $rtiuenerrteljer in SBarfdjau, fr&ter a. SRljem. ©tarb b.
23. 2TCar* 1869 in 9laa)robt Vtn ®0)umarat3 ßeitfttjr. war er fett 1835 ftänbtger
Mitarbeitet! unter ben ©djriftfteHernamen J£. ö. SBaibbrüt)!1', „fcorffüfter ®m-
fa)a« SBebel" unb „@t fciamonb". I (XVI. XVIII.) 216. 299. 320. 340. 345.
347. II 489. 508. 529.
©rucffeljler.
8b. L ©. 184 fef»lt nadj 8. 6 b. u. bte Unterförift 12.
<5. 214, 3. 4. ü. u. lieg er ftatt fie.
5. 285, Iefcte 8. L gürften ft. ©rafen.
6. 312, 3. 3 ö. u. 1. ©roteSfeS ft. ©rottet.
©. 319, 3. 15 o. o. festen nad) „u. f. *t>." bic 9lnffiljnmg$äeidjeit.
6. 328, 3. 16 o. o. L berfdjtebene ft üerfdjte enc
6. 336. 3. 12 o. o. fel)ft na$ bic* ein @emicolon.
93b» IL 6. 20 3. 3 ü. u. ift bte fetjlenbe ßlammer irrtfjümlid} in bte fot-
genbe 8«^ gefommen.
6. 27, 8. 11 & 0. 1
@. 28, 8- 1 u. 17 ü. 0. > L fterfcberg ft §erjberg.
5. 255, 8. 16 b. u. J
@. 56, 3. 11 ö. u. feijlt nadj Belagen ein Äomma.
©. 62, 3- ö t». 0. mufe ba$ ftomma nidjt nadj, fonbem bor g e*
fdjicft fielen.
6. 67. 3. 2 t>. u. I. ba« ft. ba&.
©. 116, 3. 7 o. 0. I. ©anfjenS ft. §anfen$.
<S. 239, iefcte Seile L »ünau ft. »rünau.
©. 307, 3. 5 u. 15 o. 0. 1. föeidjarbt ft. föeidjarb.
©. 319, 8- 19 b. 0. I ©onnambula ft. ©omnambula.
5. 358, lefrte Seile L So f. ft. S.
6. 420, 8. 21 ü. 0. t Xie^fen ft. Riefen.
<B. 505, 3. 5 ö. n. ift ba8 (£oton nadj giorno ju ftreidjeit
©. 509, 3. 17 t>. u. I. ©djmibt ft. @(§mitt.
•'y/ ^/t.. '• ,>-
'> ^
r/JL^iü NM v ' JSM
■ypjF
-* $&
.,"• ^ IS i
^ * ä ■ 'Ä '
. .;* < * F
I
3 2044 039 704 820
%
^mt
«
4^
MO
J'
#
r%-*
i
f
>
Vr rr. ^
^A r
'