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Full text of "Gesammelte Schriften über Musik und Musiker"

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©efammdte  6d)riften    A 


über 


Ülttfik  ttnb  Jtttftket 


üon 


^toBeri  §$nmann. 


ßtoeitet   Sanb. 

Vierte  Auflage, 

mit  9iad)ttagen  unb  ©rläutetungen 

Don 

J.  flwfto*  Janfen. 


$)rucf  unb  SSertog  öon  Srettfopf  unb  #ärtel 
1891. 


\AsJ^  50^0  .  |<4    (ä_) 


/1harvard\ 

|UNIVERSlTY| 

LIBRARY   I 

^  NOV  20  <95gy 


HARVARD  UNIVERSITY 

SEP  16  1960 
EDA  KUHN  LOEB  MUSIC  LIBRtöY 


«De  Sterte,  tn«6ejottbere  bo8  ber  Uebetfe&ung,  »orbeljalteit. 


1837. 


-7 


/--■ 


UKHtoft  SkxnUit  ßtnnttt 

$ta$  vielem  ©innen,  wie  id&  beut  Sefer  jum  Slnfang  bc8  Saljre« 
1837  etwa»  bieten  fönnte,  wa8  auty  fein  SBoljlwolIen  für  uns  belebe, 
fiel  mir  neben  manchem,  ©lücfwunftfj.  nichts  ein,  als  baft  id&  i§m  gleich 
eine  glücflid&e  Snbitribualitat  felbft  vorftelle.  ®8  ift  bieS  leine  33eetljo* 
benfdf>e,  bie  jahrelangen  Sampf  nad&  fid)  jage,  lein  JBerlioj,  ber  Stuf* 
ftanb  prebigt  mit  Jpelbenftimme  unb  ©Freden  unb  öernid&tung  um 
fidEj  verbreitet,  vielmehr  ein  ftiQer,  fd&itaer  ©eift,  ber,  tute  e8  auclj 
unter  il)m  tobe,  einfam  in  ber  §&§e  wie  ein  ©temenwärter  fortarbei* 
tet,  bem  Kreislauf  ber  Srfd&einungen  nad&fpttrt  unb  ber  Statur  il)re 
®ef)eimniffe  ablaufet*  ©ein  SRame  ift  ber  oben  angegebene,  fein 
SBaterlanb  ba8  ©f)afefpeare8,  Wie  aud&  fein  SBorname  ber  biefeS  2)idj* 
terä.  3n  ber  Xfjat,  war'  e$  benn  ein  SBunber,  wären  fid^  ©idfjt*  unb 
Xonlunft  jo  fremb,  bafc  jene»  t)odf>berü^mte  Sanb,  wie  e3  uns  ©f)afe* 
fpeare  unb  Styron  gab,  nid&t  audj  einen  SRufifer  hervorbringen  fönnte! 
Unb  wenn  fdjon  burd&  ben  Kamen  gielb,  bann  burd^  DnSlow,  $ot* 
ter,  33iff>op  u.  a.  ein  altes  SBorurtljeil  wantenb  gemalt  wirb,  um  wie 
viel  noä)  burdf)  biefen  (Sinnigen,  an  beffen  Sßiege  fd^on  eine  gütige 
SJorfe^ung  gewagt.  §aben  nämlidf)  grofce  SBäter  feiten  Äinber  erjeugt, 
bit  wieber  grofj  in  berfelben  Sßiffenfdfjaft,  berfelben  Shtnft,  fo  finb 
bo<$  bie  glüdlid)  gu  preifen,  bie  fdjon  burdj  bie  ©eburt  an  i^r  Talent 
gefettet,  auf  üjren  SebenSberuf  tjingewiefen  finb,  glüdliclj  alfo  9Rojart, 
§atjbn,  Seetljoven,  beren  SSäter  fd^lid^te  SKufiler  waren.  9Rit  ber 
3Rild^  fd&on  f  ogen  fie  SRufil  ein,  lernten  im  ÄinbeStraume ;  beim  erften 
erwadjenben  33ewufttfein  füllten  fie  fidf)  ©lieber  ber  groften  gamtlic 
ber  Silnftler,  in  bie  Slnbere  fidj  oft  erft  mit  Opfern  einlaufen  muffen, 
©lüdlidj   alfo  aud&   unjer  fiünftlcr,   ber  wo^l  manchmal  unter  ber 


6  aBitttam  ©ternbate  »ennett. 

grofcen  Drgel,  wenn  fie  fein  83ater,  ber  Drganift  in  ©f)effielb  in  ber 
©raffdfjaft  ?)orffl)ire,  fpielte,  erftaunt  nnb  fclig  gelaufdjt  $aben  mag. 
2ßit  Jpänbel,  an  bem  bie  ©nglänber  nichts  oerbriefct  als  fein  beutfdfjer 
9iame,  fott  feine  anbete  Station  fo  öertraut  fein  als  bie  englifd&e. 
9Ran  f)ört  iljn  mit  3tnbad)t  in  ben  Äird&en,  fingt -i^n  mit  SBegeifterung 
bei  ben  @aftmaf)len;  ja,  ßipinSfi  erjagte,  er  tjabe  einen  ^oftitton 
§änbelfd)e  ärien  blafen  ljbren.  3tudf>  ein  weniger  glüdlid&eS  9iaturefl 
Ijätte  fidj  unter  biefer  günftigen  Umgebung  fo  naturgemäß  unb  rein 
entfalten  muffen.  38aS  eine  forgfältige  ®rjief)ung  in  ber  fbniglidjen 
Ufabemie  in  Äonbon,  Äeljrer  wie  ©ijprian  Sßotter  unb  Dr.  Srotd), 
unauägefefcte  eigene  ©tubien  nod&  bajugetljan  f)aben  mögen,  weift  idj 
nicfjt,  unb  nur  fo  triel,  bafj  bem  ©d&ulgefpinft  eine  fo  f)errlid)e  ?ßft)^e 
entflogen  ift,  bafc  man  iljrem.glug,  wie  fie  fidf)  jefct  im  Slct^cr  babet, 
jefct  t)on  ben  Slurnen  nimmt  unb  giebt,  mit  fe^nenben  Armen  nad&* 
fliegen  möchte.  2Bie  aber  einem  fo  geflügelten  ©eifte  bie  ©df>otle  allein, 
auf  ber  er  geboren,  nid&t  für  immer  genügen  fonnte,  fo  mod&te  er 
fidj  wofjl  oft  nad)  bem  Sanbe  fernen,  wo  bie  ©rften  in  ber  äßufif, 
3Rojart  unb  SBeetljoöen,  ba§  Sidjt  ber  SGBctt  erblidt,  unb  fo  lebt  er 
benn  feit  Äurjem  in  unferer  näd)ften  SRälje,  ber  Äiebling  beS  Sonboner 
SßublicumS,  ja  ber  mufifalifdf>e  ©tolj  ganj  SnglanbS. 

Sollte  \6)  nod^  etwas  über  ben  &f)arafter  feiner  ©ompofifionen 
fagen,  fo  wäre  es  wof)l  baS,  baft  3ebem  im  Sfogenblid  bie  fpred&enbe 
JBruberä^nlid&feit  mit  3ftenbel3foljn  auffallen  wirb,  ©iefelbe  formen* 
fd&bnf)eit,  poetifd)e  Xiefe  unb  Ätarljeit,  ibeale  SRemljeit,  berfelbe  be* 
feligenbe  Sinbrud  nad&  auften,  unb  bennod)  ju  unterfd&eiben-  SHefeS 
fie  unterfd&eibenbe  Sennjeidjen  läßt  fidf)  in  ij)rem  ©piel  nod&  leidster 
entbeden  als  in  ber  Sompofition.  ©aS  ©piel  beS  (SnglänberS  ift  näm* 
lief)  metteid&t  um  fo  Diel  jarter  (mef)r  ©etailarbeit),  als  baS  SRenbelS* 
foljnS  energifd&er  (mef)r  3tuSfüf)rung  im  ©roften).  3ener  fd&attirt  nodj 
im  Seifeften  fo  fein,  wie  biefer  in  ben  fjerrlid&ften  ÄtaftfteHen  erft 
nod&  red)t  öon  neuer  Sraft  überftrömt;  wenn  uns  Ijier  ber  öerflärte 
SluSbrud  einer  einjigen  ©eftalt  bewältigt,  fo  quellen  bort  wie  aus 
einem  üiap^aelfdjen  Jpimmel  fjunberte  t)on  wonnigen  SngelSfbpfen, 
StwaS  8le§nlid)eS  gilt  aud)  öon  if)ren  ©ompofitionen.  äBemt  uns 
SKenbelSf  ol)n  in  pljantaftifdjen  Umriffen  ben  ganjen  wilben  ©puf  eines 
©ommernad&tStraumS  üorfttljrt,  fo  liefe  fidj  JBennett  lieber  burd^  bie 
Figuren  ber  „luftigen  SBeiber  öon  SBäinbfor"  jur  SRufif  anregen;* 


*  dt  fdjrteb  eine  Dubertüre  ju  biejem  ©tücf  üon  ©^afefpeare.     [@c^.  1852.] 


<£.  $ecfer,  $imtofortefonate.  7 

motu  jener  in  einer  fetner  Ouvertüren  eine  grofee  tieffd)(ummernbe 
9Reere3f(äd)e  Dor  und  ausbreitet,  fo  »eilt  ber  anbete  am  (eiöatymen* 
ben  See  mit  bem  jittemben  SRonbe  barin.  2)a3  SJefcte  bringt  mid) 
gleich  auf  brei  ber  üebtidjften  Silber  tum  SBennett,  bie  eben  nebft  jinei 
anberen  feiner  SBerte  and}  in  2)eutfd)(anb  erf  dienen  ftnb;  fte  traben  bie 
Ucberfdjriften:  the  Lake,  the  Millstream  nnb  the  Fonntain  [SJert  10] 
nnb  ftnb,  roaä  ßolorit,  Watttrwafjrljeit,  btd)terifd)e  Suffafinng  betrifft, 
roafjre  (Staube  Sorraind  an  SRnftt,  lebenbe,  tönenbe  £anbid)aften,  nnb 
namentlich  bie  te|te  unter  ben  §anben  be*  Sinters  t>oö  mafpfjaft 
jauberifcfyrr  SBirfung. 

$tod)  manches  mödjt'  id)  mitteilen,  —  wie  bies  nur  fleine  ®e* 
bidjte  feien  }u  Sennettä  größeren  SBerfen,  tote  §.  93.  fed)3  Spmpfjo 
niera.  .brei  Glatnerconcerten,  Crdjefterout>ertüren  ju  $arifina,  ;n  ben 
9tajaben  :c.  gehalten,  —  nrie  'er  Raubet  auäroenbig  weil,  —  toie  er 
alle  3Rojartfd)en  Cpern  auf  bem  (Slamer  fpielt,  als  fälje  man  fte  leib* 
baftig  üor  ftd>,  —  bod>  fann  idj  if|n  felbft  gar  nidjt  meljr  abgalten, 
ber  mir  fdjon  fett  lange  über  bie  Schultern  nef|t  nnb  fdjon  ;um  jroei* 
trnsnafe  fragt:  Then.  what  do  von  write?  —  Sefter,  idjreibe  id)  nur 
uod),  XDÜ%teh  bu's!1  6ufebiu§. 


*  C.  DeAer, 

9x.  Smcte  fir  bo*  funwftrte  its  Aj>,  lBcrt  10. 

2er  fifcng  minier  kirnen  ennetft  oft  gteiij  oon  üornfjerein  gute 
SRehtmig.  So  ber  bieie§  Sompomuen,  befien  Sonite  ba$  (£rne,  irae 
mir  bis  jefct  von  inner  §rab  brfamrt  warben.  Xa4  ©ort  jcmb* 
«ritnidpe  id)  enois  betont.  Sie  Sonate  idjeint  mir  niml:±  fcnrduas 
nefjr  ein  Seil  Der  £izbe#  b*s  Serninfces,  als  bee  ßkines,  ter  8e* 
gtHtermig.  Senn  ii  mini«  Somponinen  nnb  Srcujcntiraeu  einem 
uciuiuuiüen.  ober  einem  3nnmmen:e  oon  i^cnem  Xone  ner;Ir.ien 
mükbte.  to  r^re  ir:*Ser  einem  aH;n  mitfcemrrij  idbin  im  5:n*etsen 
gegen  enunTer  g^nirnstea,  n?2S  l+ztzib  »ieter  im  *1?ir*?3  n;dtt  *s* 
iaanusBir:.;en  c;2.  Xa§  befreie  bnieie  ü$  ar»  t:e  Bz^zu:  ne  :n 
mody  »  cnjnlii  itjes^ea.  itre  (fcraii-rt  :n  rnij:  b:e  ött  2Rrner* 
kbaft  iosfcrra  r:e  eine«  zzmz2*z2'ji£eaL  gelrn-.zrir.jef,  r.n  Uiiel, 
«oni  u  *.  ni  ^e  gir;e  *.  fi:!^rf<  2i-Ie  »h  c*>t  =er^er 


6  SBiUiam  ©tcrnbale  S3cnnctt. 

großen  Drgel,  wenn  fie  fein  SSatcr,  ber  Drganift  in  ©fyeffielb  in  ber 
@raffd)aft  g)orffl)ire,  fpielte,  erftaunt  unb  fetig  getauft  §aben  mag. 
2ßit  Jpänbel,  an  bem  bie  ©nglänber  nichts  verbriefet  als  fein  beutfdfjer 
9iame,  foll  feine  anbere  Station  fo  bertraut  fein  als  bie  engtifd&e. 
9Kan  f)ört  ü)n  mit  3tnbad)t  in  ben  Sitten,  fingt -i^n  mit  Segeifterung 
bei  ben  @aftmaf>len;  ja,  ßipinSfi  erjagte,  er  t)abe  einen  $oftitton 
§anbetfd)e  Strien  btafen  §ören.  SCud^  ein  weniger  glüdlidjeS  SRaturell 
I)ätte  fiel)  unter  biefer  günftigen  Umgebung  fo  naturgemäß  unb  rein 
entfalten  muffen.  3BaS  eine  forgfältige  ©rjie^ung  in  ber  fBnigtidjen 
SHabemie  in  Sonbon,  Äetjrer  wie  ©typrian  Rottet  unb  Dr.  Krotd), 
unauSgefefcte  eigene  ©tubien  no<$  bajuget^an  Ijaben  mögen,  weife  id> 
nid&t,  unb  nur  fo  ml,  bafe  bem  ©d&ulgefpinft  eine  fo  fjerrlidje  ?ßft)^e 
entflogen  ift,  bafe  man  it)rem  ging,  wie  fie  fidf)  jefct  im  Setter  babet, 
jefct  von  ben  33lumen  nimmt  unb  giebt,  mit  fetjnenben  armen  nadj* 
fliegen  möchte.  SSSie  aber  einem  fo  geflügelten  ©eifte  bie  ©d>otle  allein, 
auf  ber  er  geboren,  nid^t  für  immer  genügen  fonnte,  fo  modjte  er 
fiel)  woljl  oft  nad&  bem  Sanbe  fernen,  wo  bie  ©rften  in  ber  äßufif, 
äßojart  unb  33eetf)ot)en,  baS  Sid^t  ber  Sßett  erblidt,  unb  fo  lebt  er 
benn  feit  Äurjem  in  unferer  näd)ften  9iäl)e,  ber  Äiebling  beS  Sonboner 
SßublicumS,  ja  ber  mufifalifd&e  ©tolj  ganj  SnglanbS- 

Sollte  iä)  no6)  etwas  über  ben  Sfjarafter  feiner  Sompofifionen 
fagen,  fo  wäre  es  wo^t  baS,  bafe  3ebem  im  Stügenblid  bie  fpred&enbe 
J8ruberät)nlid^feit  mit  2RenbelSfot)n  auffallen  wirb,  ©iefelbe  formen* 
fd(jönl)eit,  poetifd&e  Xiefe  unb  Slarljeit,  ibeale  9teinf)eit,  berfelbe  be* 
feligenbe  ßinbrud  naclj  aufeen,  unb  bennodE)  ju  unterfd&eiben.  ©iefeS 
fie  unterfdfjeibenbe  Äennjeid^en  läfet  fiel)  in  ifyrem  ©piel  noel)  leidster 
entbeden  als  in  ber  ©ompofition.  S)aS  ©piel  beS  ©nglänberS  ift  näm* 
Ii6)  trielleid&t  um  fo  tnel  jarter  (me^r  ©etailarbeit),  als  baS  SRenbelS* 
fol)nS  energifd&er  (me^r  Ausführung  im  ©rofeen).  3ener  fd^atttrt  nod& 
im  Seifeften  fo  fein,  wie  biefer  in  ben  fyerrlid&ften  Äraftftetten  erft 
nod^  redfjt  üon  neuer  Sraft  überftrömt;  wenn  uns  l)ier  ber  toerflärte 
SfoSbrucI  einer  einzigen  ©eftalt  bewältigt,  fo  quellen  bort  wie  aus 
einem  Stopljaelfcljen  Jpimmel  ljunberte  oon  wonnigen  ©ngelsföpfen, 
StwaS  8le§nlid)eS  gilt  aud)  t)on  iljren  Sontpofitionen.  äBemt  unS 
SKenbelSf oljn  in  pljantaftifd&en  Umriffen  ben  ganjen  wilben  ©}mf  eines 
©ommernadfjtStraumS  t)orfüt)rt,  fo  liefe  fid)  JBennett  lieber  burd^  bie 
Figuren  ber  „luftigen  SBeiber  t)on  SBinbfor"  jur  SRufil  anregen;* 


*  (£r  fdjrieb  eine  Duüertüre  ju  biejem  ©tücf  üon  ©^afefpeare.     [@dj.  1852.] 


@.  $ecfer,  ^ianofortejonate.  7 

wenn  jener  in  einer  feiner  DutJettüten  eine  gtofje  tieffdjlummetnbe 
9KeereÄpd^e  bot  uns  ausbreitet,  fo  weift  ber  anbete  am  lei3atf)men< 
ben  @ee  mit  bem  jittetnben  SRonbe  barin.  S)a3  ßefetc  bringt  mid) 
gleich  auf  brei  ber  lieblidfjften  SSilbcr  twn  Söennett,  bie  eben  nebft  jwet 
anbeten  feiner  Sßetfe  aud&  in  ©eutfdfjtanb  erf  dienen  ftnb;  fie  ljaben  bie 
tteberf  d&riften :  the  Lake,  the  Millstream  unb  the  Fountain  [2Betf  10] 
unb  ftnb,  xotö  ßolotit,  9tatutwal)tl)eit,  bid^terifd^e  Äuffaffung  betrifft, 
waljte  ©taube  SottainS  an  SKufif,  lebenbe,  tbnenbe  Sanbfd&aften,  unb 
namentlich  bie  lefcte  untet  ben  Rauben  beS  ©idfjtetS  öott  waljtljaft 
jauberifdjet  SBitfung. 

3to$  mand&eS  mbc^t'  idf)  mitteilen,  —  wie  bieg  nut  Weine  @e* 
biegte  feien  ju  33ennett8  gtbfceten  SBetfen,  wie  j.  SB.  fed)&  ©tympljo* 
nieen,  .brei  ©la&ietconcetten,  Dtd&eftetou&ettttten  ju  ^atifina,  ju  ben 
SRajaben  :c.  gehalten,  —  wie  'et  Raubet  auSwenbig  weiß,  ■—  wie  et 
alle  SKojattfd&en  Dpern  auf  bem  ©latriet  fpielt,  als  fäfje  man  fie  leib* 
Ijaftig  öot  fidf),  —  bodf)  fann  iä)  if|n  fetbft  gat  nid&t  mef)t  abgalten, 
bet  mit  fdfjon  feit  lange  übet  bie  ©djultetn  fiet)t  unb  fdfjon  jum  jwei* 
tenmate  ftagt:  Then,  what  do  you  write? —  33eftet,  fd&teibe  \6)  nut 
nod),  Wtt&teft  bu'3!1  ©ufebiuS. 


*  C-  3De&er, 

®r.  Sonate  für  ba«  ^tanofotte  (in  As),  SBcrl  10. 

2)et  Slang  mannet  SRamen  etweeft  oft  gleidj  Don  öotn^etein  gute 
üReinung.  ©o  bet  biefeS  ©omponiften,  beffen  ©onate  ba3  ©tfte,  wag 
mit  big  je|t  &on  feinet  £anb  befannt  nrotben.  2)a3  Sßott  „$anb* 
wünfd&te  idj  etwas  betont*  S)ie  ©onate  fdjeint  mit  nämlidf)  butd)au8 
meljt  ein  SBetI  bet  §anbe,  beS  SBetftanbeS,  als  beS  ©eifteS,  bet  S3e* 
geiftetung.  SBenn  id&  mand&e  ©omponiften  unb  ©ompofitionen  einem 
toetftimmten,  abet  einem  Snfttumente  üon  fd&bnem  Xone  Dergleichen 
mbd&te,  fo  anbete  wiebet  einem  attju  matt)ematifct)  fd)atf  im  ©injelnen 
gegen  einanbet  geftimmten,  wa$  beSljalb  wiebet  im  ©anjen  nid&t  ju* 
fammenltingen  will.  5)a3  Sefctete  bejie^e  idj  auf  bie  ©onate;  fie  ift 
nod&  ju  ängftlid^  abgemeffen,  itjrc  @infadjt)eit  ift  nid&t  bie  bet  Sfteiftet* 
fd&aft  fonbetn  bie  eines  unjugenblid&en  ©elbftjwangeS,  ein  Uebel, 
wotan  i*  33.  audf)  bie  ganje  93.  Slernfdje  ©d^ule  mef)t  ober  weniget 


8  $er  alte  Hauptmann. 

leibet  unb  gelitten  ^at.  #ter  unb  ba  fte^t  matt  moljl,  wie  bet  Com* 
ponift  fid^  ber  Äetten  entlebtgen  möd&te,  unb  an  mandjen  SRemim«* 
cenjen,  bag  er  mit  SBeetljoöen  öertraut  ift;  im  ©anjen  toitt  fid^  aber 
mrgenbs  bie  feinere  ®ef  angeSblfitlje  entfalten,  bte  jur  männeren  ZtyiU 
natyme  an  baS  SBerl  feffelte.  3mmerl)in  mirb  es  al«  eine  emfte  Se* 
ftrebung  ber  allgemeinen  Seadjjtung  empfohlen*  2. 


Der  alte  Ijaujrtmamt/ 

8113  geftern  ber  ©türm  fo  müttjenb  an  meine  genfter  fd&lug  unb 
flagenbe  ßeiber  burdjj  bie  Süfte  ju  tragen  fd&ien,  fam  mir  redjjt  jur 
©tunbe  bein  83ilb,  alter  poetifd&er  Hauptmann,  bor  bie  ©eele  unb 
tief;  midj  alles  brausen  betnetyalben  bergeffen. 

©d&on  im  3af|re  183*  Ijatte  fity,  faum  mußten  mir  wie,  in  un* 
ferem  Steife  audfj  eine  fdf)mädE)tige,  mürbige  gigur  eingefuhben*  9lie* 
manb  muffte  feinen  SRamen,  SRtemanb  fragte,  moljer  er  lam,  moljin 
er  ging:  ber  „alte  Hauptmann"  l)ieß  er.  Dft  blieb  er  modjenlang 
auB,  oft  fam  er  täglidf),  memt  eS  SRufil  gab,  fefcte  fidjj  bann  ftiH,  als 
mürbe  er  mdE)t  gefefjen,  in  eine  ®cfe,  brttctte  ben  -ffiopf  tief  in  bie 
$änbe  unb  braute  bann  über  baS,  maS  eben  gefpielt  mar,  bie  tref* 
fenbften,  tteffinnigften  ©ebanfen  bor.  „Sufeb",  jagte  idj,  „es  fel)lt 
uns  gerabe  ein  iparfner  aus  SBil^elm  SReifter  in  unferem  mitbber* 
fdjlungenen  ßeben,  feie  mär' 8,  mir  nähmen  ben  alten  ©apxtain  bafür 
unb  ließen  ifyn  fein  Sncognito?" 

Sänge  ßeit  behielt  er  es  audj.  2>od},  fo  menig  er  über  ftd> 
fpradjj,  ja  mie  er  audj  jebem  ©efpräd^e  über  feine  JBerf)ältntffe  forg* 
faltig  auSmidj,  fo  ftellte  ftdf)  nac^  allen  SRad&ridjjten  fo  biet  feft,  baß 
er  ein  $err  b.  SBrettenbadf),  ein  aus  *fd(jen  S)ienften  berabfd|iebeter 
SKilitair  mit  fo  biet  SSermögen,  als  er  gerabe  brause,  unb  fo  btel 
Siebe  ju  ben  Äünftlero,  baß  er  für  fte  aud^  alle«  Eingeben  lönnte. 
Sßicljttger  nod)  mar,  baß  er  tfyrits  in  SRom  unb  fionbon,  tljeils  aud£> 
in  $aris  unb  Petersburg  gemefen,  meiftentljeils  ju  guß,  mo  er  bie 
berüf)tnteften  SRufüer  fidf)  angefeljen  uub  gehört,  baß  er  felbft  S3eet^o* 
benfdje  ©oncerte  jum  ßntjüdfen  fpiele,  audf)  ©poljrfd&e  für  bie  ^Biotine, 
bie  er  auf  feinen  Sßtonberungen  inmenbig  an  ben  9tocf  angebunben 
mmer  bei  ftd}  ijatte.    UeberbteS  male  er  alle  feine  greunbe  in  ein 


$er  attt  Hauptmann.  9 

Sttbum,  lefc  Xf)uc^bibeg,  treibe  SRatljematif,  treibe  wunberooße 
Sriefe  k. 

8to  allem  war  etwa*  waljr,  tote  wir  uns  bei  genauerem  Umgang 
überzeugten.  9iur  was  bte  SKufil  betrifft,  fo  fonnten  wir  nie  etwa» 
öon  üjm  ju  Ijören  befommen,  big  if)n  enbttd)  gloreftan  einmal  ju* 
fällig  belaufet  fjatte  unb,  nad)  §aufe  gefommen,  m$  im  SSertrauen 
fagte:  „greutidE)  fpiel*  er  unb  fyafo  il)n  (ftloreftan)  fe^r  um  SSergei^ung 
ju  bitten  für  fein  Sauften.  ©8  fei  iljm  babei  bie  Stnefbote  Dom  alten 
Setter  eingefallen,  ber  eine»  8töenb8  mit  ©fjamiffo  burdj  bie  Straften 
Statin*  fpajierenb  in  einem  §aufe  (Slabier  fptelen  gehört  unb  juge* 
Ijört,  nadj)  einer  SBeile  aber  ©fjamiffo  beim  arm  genommen  unb  ge* 
fagt:  Äomm,  ber  mad&t  ftdf)  feine  SKufil  felbft".*  Unb  natürlich  genug, 
baft  tf)tn  alle  fidjere  Xed&nif  fehlte*  SDenn  wie  fein  tiefpoetifdf)e8  Sluge 
äße  ®rünbe  unb  $öf)en  ber  5Beett)obenf  d&en  SRufif  ju  erretten  üer* 
mochte,  fo  fjatte  er  feine  mufilalifd^en  ©tubien  nid&t  etwa  mit  einem 
Seljrer  unb  mit  Xonteitetn  begonnen,  fonbem  gleid)  mit  bem  @pof)r< 
fdjen  Goncert,  bie  ®efang8fcene  gefjei&en,  unb  ber  legten  großen 
B  dur*@onate  üon  33eetf|Oben.  2Kan  berfidf)erte,  ba§  er  an  biefen  bei* 
ben  ©tfldten  fdf)on  gegen  je^n  Sa^re  lang  ftubirt.  Oft  fam  er  audj 
freubig  unb  melbete,  „wie  e8  nun  baib  ginge,  wie  i^m  bie  ©onate 
gef)ordf>en  lernte,  unb  wie  toir  fie  baib  ju  f)ören  belommen  follten*  — 
manchmal  aber  aucij  niebergefdfjlagen,  „bafc  er,  oft  fdjon  auf  bem 
©tpfel,  wxeber  ^erunterftürje,  unb  baft  er  bodE)  nidEjt  ablaffen  fönne, 
öon  feuern  ju  öerfudOen"* 

©ein  praftifd^e*  können  modf)te  atfo  mit  einem  SBorte  nidjt  l)odj 
anjufd^Iagen  fein,  befto  ^öfjer  war  e8  ber  ©enuft,  ü)n  SOiufil  l)ören 
ju  feljen.  Seinem  9Renfd)en  fpiette  id£)  lieber  unb  fd&öner  oor  al8 
iljm.  ©ein  3uf|ören  erl)öf)te;  id)  Ijerrfdjte  über  i^n,  führte  i^n,  wof)in 
idj  wollte,  unb  bennodj  fam  e8  mir  öor,  al8  empfing'  id}  erft  aHe8 
tjott  iljm.  SBenn  er  bann  mit  einer  leifen  Maren  ©timme  ju  fpredjen 
anfing  unb  über  bie  tyolje  SÖB'ürbe  ber  Sunft,  f 0  gefeijaf)  e8  wie  au8 
^öljerer  ©ingebung,  fo  unperfönltdj,  bid^terifd^  unb  waljr.  2)a8  SBort 
„Xabet"  fannte  er  gar  nidfjt.  SRufcte  er  gezwungen  etwas  Unbebeu* 
tenbe8  anhören,  fo  faf)  man  iljm  an,  bafj  e$  für  iljn  gar  nid)t  epftire; 
wie  in  einem  Äinb,  ba8  leine  ©ünbe  fennt,  war  in  iljm  ber  ©inn  für 
®emeine8  nodf)  gar  ni^t  erwägt. 

@o  war  er  jahrelang  bei  un8  aus*  unb  eingegangen  unb  immer 


*  SBott  ben  SSorten  an:  „(£S  fei  it>m  babei"  8«?^  au8  1652. 


10  keltere  ©latriermufif. 

wie  ein  überirbifcijeS  gutes  Sßefen  aufgenommen  worben,  als  er  tjor 
Äurjem  länger  ats  gewöljnlid)  aufcen  blieb.  9Bir  üermut^eten  ü)n  auf 
einer  größeren  gu&reife,  n)ie  er  beren  ju  jeber  SaljreSjeit  machte,  als 
toir  eines  StbenbS  in  ben  ßeüungen  tefenb  feine  XobeSanjeige  fanben. 
©ufebiuS  machte  hierauf  folgenbe  ®rabfd|jrift: 

Unter  biefen  SBIumen  träum'  xdfj,  ein  ftitteS  ©aitenfpiel;  fetbft 
uidjt  fpieteub,  werbe  \6)  unter  ben  §änbeu  berer,  bie  rnidf)  &erftef)en, 
jum  rebenben  greunb.  SBanberer,  tff  bu  tjon  mir  geljft,  üerfuc^e 
mid).  3e  meljr  3Rttlje  bu  bir  mit  mir  nimmft,  je  fernere  klänge  will 
idfj  bir  jurüdf  geben. 

WuS  ben  SBüdjern  ber  StatubSbünbler.) 


keltere  Clamermuftk. 

3tu^gctt)ö^ltc  Xonftfitfc  für  baS  ^tattofortc  t»on  berühmten  äRciftent 
an*  bettt  17.  ttttb  18*  3aljrf)Mtbert,  gefasttntelt  t>ott  <$,.  %.  Seifet* 

3n  ber  fttit,  wo  fid)  alle  Söticfe  auf  einen  ber  größten  ©d&öpfer 
aller  3eiten,  3.  ©eb.  SBadf),  mit  öerboppelter  ©rfjärfe  rieten,  mag  eS 
ftdf)  wof)I  f Riefen,  aud)  auf  beffen  ßeitgenoffen  aufmerffam  ju  machen. 
Äanri  fid)  freilidj,  was  Drgel<  unb  ©Iat>iercompofition  anlangt  9iie* 
manb  feines  3al)rf)unbertS  mit  if)m  meffen,  ja  will  mir  alles  Slnbere, 
gegen  feine  auSgebxtbeten  Sftiefengeftalten  gehalten,  wie  nodfj  in  ber 
Äinbtjeit  begriffen  erfreuten,  fo  bieten  einjelne  Stimmen  jener  ßeit 
tyrer  ®emttti)ltd(fett  wegen  norf)  3ntereffanteS  genug  bar,  als  bafc  man 
fie  ganj  überhören  bürfte.  3)ie  neuen  StuSrufer  alter  3Ruftl  üerfefjen 
eS  meiftens  barin,  bafe  fie  gerabe  baS  öorfud^en,  worin  unfere  Cor* 
bern  atterbingS  ftarl  waren,  was  aber  auef)  oft  mit  jebem  anfcern 
Kamen  als  mit  bem  ber  „5Rufil"  belegt  werben  mufc,  b.  \).  in  aßen 
SompofitionSgattungen,  bie  in  bie  guge  unb  ben  Sanon  geboren,  unb 
fd£)aben  fid)  unb  ber  guten  ©adf)e,  wenn  fie  bie  .innigeren,  pfjantafti* 
fd&eren  unb  mufifalifdjeren  ©rjeugniffe  jener  3eit  als  unbebeutenber 
f)üttenanfefcen.  3)ie  ©ammtung,  bie  bor  uns  liegt,  fcermeibet  biefen 
geljter  unb  bringt  uns  eine  Steige  freier,  wirfft<Ijer  Xonftudfe,  bie  in 
if)ten  naioen  fd&mucflofen  Sßenbungen  and)  nodf)  eine  anbere  als  bie 
SSerftanbeSfeite  in  Stnfprudj  nehmen,  gür  baS  3ntereffantefte  galten 
wir  bie  ©äfce  öon  Soupertn  (f  1733),  $ulj na u   (f  1722)  unb 


<L  (Siamaty,  (Soncert.  11 

©.  $öf)m  (um  1680].  $er  t>on  ßouperin  f|at  fogar  einen  protoen* 
califd&en  SKnflug  unb  garte  Sßelobie,  wätjrenb  es  einem  bei  bem  fteifen 
ihrijuaufcljen  äbagio  orbentlxdE)  ftf>aurig  wirb ;  ©♦  SBöt)m  öollenbs  fefct 
mit  einer  gefpenftigen  Kaprice  beut  @nbe  bie  Ärone  auf.  12. 


n. 

Soucerte  für  ba$  $tanoforte  mit  öegleitnng  beS  DrdjefterS, 
Mamille  5tamali),  doncttt  (Amoll)»   U)etk  2. 

9htr  ein  feljr  fefter,  ja  tjarter  Sljarafter  würbe  ben  ©influfe  einer 
abftoftenben  ober  anjteljenben  Sßerfönlidjfeit  auf  baS  Urteil  über  beren 
Äunftleiftungen  gänjlid)  verleugnen  fomten.  3n  bem  Orabe  bafjer, 
mie  manche  Sßerfe  ju  verlieren  fd&einen,  wenn  wir  üjre  ©dfjöpfer  t>on 
Sfngefidjt  ju  2tngeftd£)t  fef)en,  gewinnen  anbere  eben  burdf)  Selanntfein 
mit  bem  Urheber.  2Ran  fommt  ben  gelten  rafd)er  auf  bie  ©pur, 
lernt  fie  mit  ben  guten  Sigenftfjaften  in  eine  SSerbinbung  bringen  unb 
lann  fo  eljer  Reifen  unb  ratzen.  3ft  bieS  alles  nun  in  einer  Äunft, 
wo,  wie  in  ber  unfern,  fo  btel  twm  SSortrag  abfängt,  ber  ©ewötjn* 
lidjeS  oft  fo  fein  ju  toerbeden  weife,  bamit  baS  Softbare  um  fo  me^r 
glänje,  fo  fann  eS  nid&t  wunbem,  bafe  itf(  obiges  Soncert,  nac^bem 
icf)  eS  vom  Somponiften  ejemplarifd^  gut  gehört,  mit  öiel  meljr  3n* 
tereffe  betradjtete,  als  eS  melletdjt  fonft  ber  gaö  gewefen. 

2)er  junge  Äünftler,  ber  fjeute  jum  erftenmal  in  biefe  fritifdfjen 
$aüen  eingeführt  wirb,*  aus  einer  gried&ifd&en  gamilie  ftammenb,  aber 
ju  Sftom  geboren,  lebte  feit  früher  SinbeSjeit  in  SßariS.  3)afc  ein 
lebhafter  ftrebenber  ®eift  in  einer  ©tabt,  wo  bie  politifd&en  Häupter 
faum  rafdjer  wedf)feln  lönnen  als  bie  fünftlerifd&en,  nodj  etwas  fdtjwanft, 
unter  weiter  gatjne  er  feine  Sorbeeren  f)olen  foQ,  ob  unter  ber  STuberS 
ober  SBerlioj',  JMfbrennerS  ober  SfjopinS,  fann  if)m  Kiemanb  jum 
großen  SSorwurf  madjen.  3nbef$  lernte  unferer  bei  StetdEja  feinen  or< 
bentlidjen  ©eneralbafc  unb  ©ontrapunft  unb  bei  Äalfbrenner  ein  elc* 
ganteS  ßlatrierfpiel.  2>amit  aber  mdf)t  jufrieben  fefcte  er  enbtid) 
im  legten  ijjerbfte  ben  langgefa&ten  Sßlan,  beutfdje  äÄufif  auf  beut* 
fdjem  SBoben  ju  f)ören,  ins  28erf  unb   begann  feine  ©tubien   unter 


*  „er  oerneigt  fid)",  ftanb  in  klammern  bancben. 


12  §.  $er$,  britteS  (Soncert. 

meiftertid)er  Seitung*  aufs  SReue  mit  einem  gleifc,  ber  ben  franjöfifdjen 
SWufilern  fonft  nid^t  eigen  fein  fott,  unb  fo  mit  SBorttjetl,  ba&  ftdj 
fpätere  Eompoftttonen  leid&t  genug  bon  feinen  älteren  unterf Reiben  laffen 
werben.    SSor  einigen  2Bod£)en  ging  er  wieber  naef)  SßariS  jurüdt. 

35aS  ©oncert,  über  baS  wir  tjeute  einiges  mitreiten  wollen, 
©tamatyS  ftärffteS  SBerf,  bem  Umfang  unb  bem  gnljalt  nadf>,  fällt, 
wie  gefagt,  in  jene  frühere  $eriobe,  wo  ber  junge  Äünftler,  nod)  nid)t 
red&t  wtffenb,  wem  er  angehört,  oft  poetifdj  jart,  oft  audfj  wilb  wie 
ein  ©fjinefe  in  bie  ©aiten  griff,  f)öf)eren  ®efüf)len,  bie  fic^  in  xf)m  aller* 
bingS  unb,  fdf)eint  eS,  jum  erftenmal  ju  regen  anfingen,  ßuft  ju 
machen.  Sßljantafieboll,  wie  wir  ben  ©omponiften  lennen,  füljrt  er  uns 
fo  burd)  Xäufdjung  unb  3Baf)tf)eit  f)inburd},  bergauf  bergab,  immer 
atemlos,  baS  SRäcijfte  überfpringenb,  oft  ermäbenb,  oft  wegen  feiner 
XoHf)eit  in  SBerwunberung  fefcenb-  3dE)  bin  überjeugt,  bafc  M  —  (ber 
SRame  beS  unfterbltd&en  SRanneS  ift  mir  entfallen),  ber  im  SÄojartfd^en 
C  dar*  Quartett  fo  triel  geiler,  als  baS  3af)rXage  f)at,  fyerauSgefuuben  mit 
ben  güften,  aus  unferm  ©oncert  an  bie  9HiHionen  herausbringen  fann. 
SRic^t  gerabe  Quinten  unb  Dctaöen  finb'S,  aber  barbarifd)e  SluSmet* 
djungen,  SSortjalte  u.  bgt.  me!(r,  namentlich  im  erften  Safe,  wo  ber 
ßomponift  fid)  nodj  nid^t  fo  ins  geuer  getrieben  unb  gefpielt  wie 
im  testen,  unb  wo  er,  wenn  bie  gorm  fitlj  irgenb  etwas  toerwidteln 
will,  ber  ©ad)e  über  furj  ober  lang  mit  einem  ffraftgriff  ein  ©nbe 
madfjt.  ©o  leidet  il)m  biefe  EompofitionSmanier  frü^ertjin  gefallen 
fein  mag,  fo  fd&wer,  Ijoffen  wir,  fott  es  i{>m  in  ber  3ufunft  werben, 
bergleidjen  ^injufdEjreiben,  ja  nur  $u  beuten.  SDenn  wer,  wie  er,  in 
©.  SBad)  fd^welgen  gelernt  Ijat,  wirb  t>on  ber  ©ntjüdfung  wof(t  audEj 
etwas  in  bie  eigene  Sßljantafte  mit  l)inübernet)men,  wie  mir  bieS  fd&on 
in  fpäteren  Kompofitionen  oon  feiner  §anb,  bie  nod^  nid^t  gebrudft 
finb,  offenbar  geworben. 

SDaS  ßoncert  gäbe  feiner  fd)Wad|jen  wie  gtänjenben  ©eiten  wegen 
©toff  ju  ftunbenlangen  ®efpräd^en.  ©enttgen  inbefc  biefe  fttiltn,  un* 
fern  greunb  ber  b'eutfdf)en  Stufmerffamfeit  ju  empfehlen! 

SR.  ©djumann. 

f).  $tz}y  Mttts  doncttl  (Dmoll).    Werk  87. 

„^erj,  mein  iperj,  warum  fo  traurig*  fang  idEj  immer  beim  ©pie* 
ten;   breimal  im  erften  ©afc  aHein  lommen  con  dolore'S   öor,   ber 


Wltribtte\oi)tö. 


28.  @t.  Söermett,  brttteS  (Soncert.  13 

espressivo'ä  unb  smorzando'8  mdf)t  ju  geben fen.  Ueberf)aupt  fpan* 
neu  aber  btc  gangen  Sßräliminarien  fel)r*  D  moll  fd&on,  bic  2)on  Suan* 
Xonart,  bet  feltenere  2)retoierteltact,  ritt  Icifcr  Sünfang,  ein  tuer  ©ri* 
ten  furjeä  Xutti  —  gewtfe  fein  tieffinnigfteS  SBerf,  badete  td).  Unb 
f  o  tft  e8  audj-  Unfer  geflügelter  Siebling  §at  fidj  in  ©ifen  unb  Sßan* 
jer  gebüßt  unb  wenn  er  fidj  manches  jur  Sftüftung  tjon  Änberen 
borgte,  fo  leugnet  er'3  gar  nid&t.  ©dalagen  wir  einmal  auf!  Sn  ber 
©mleitung  lömttcn  jwar  nur  feine  bo3l)afteften  ©egner,  wie  grofce 
©eelen  bergletdf)en  ju  aßen  Stittn  gehabt  fjaben,  eine  33erwanbtfdf)aft 
mit  ber  jum  Grmoll*&oncert  oon  Sßofd&eleg,  im  erften  Xl)ema  eine 
mit  bem  Kf)opin3  in  Fmoll,  ©.  6  ©tjft.  5  I.  3  einen  äfaltang  an 
ÄalfbrennerS  DmolhKoncert,  ©.  8  ©ijft,  3  X.  3  einen  an  ©.  2R. 
t>.  SBeberfdfjen  unb  ©.  14  einen  an  Xfjalbergfcljen  ©runbton  finben. 
aber  ba$  anbaute  muffen  audjj  feine  greunbe  als  eine  Äpotfjeofe  ber 
fftomanje  au&  bemfelben  ßoncert  t>on  Chopin  ertlären,  bagegen  im 
Slnfang  be8  $inale8  ew  33eetf(ot>enfd()e8  ©djerjo  (au8  ber  jwetten  ©tjm* 
Päonie)  leidet  angebeutet  wirb,  in  ba&  ba3  jwette  Xf)ema  abermals 
mit  einem  61)0pütfdf)en  ©ebanlen  einfaßt,  bem  ©♦  35  ber  äRarfdf)  au$ 
3effonba  folgt  3a,  bramatifdfjeS  Seben  ^ineinjubringen, ,  fteljt  ©♦  31 
oben  fogar  eine  ©teile  aus  ber  neunten  ©t>mpt)ome  üon  33eetl)ot)en, 
bie  $erj  bod)  gewxfc  nid^t  lennt,  unb  ba&  ganje  ©oncert  fd&lieftt  ©.  43 
©jjft  4  X.  2  ber  ®inf)eit  wegen  (©.  ben  Anfang)  mit  einem  ®ange 
aus  beffelben  äRofdjeleS'  G  moll*©oncert.  Alle«  Uebrige  aber,  gefiele 
man  eS,  ber  ©df)mucf,  bie  djromattfd)en  perlen,  bie  fliegenben  Sir* 
peggiobanber  :c.  getreu  xtjm  grunbetgen.  2ßan  fieljt,  tjon  ben  Seften 
Witt  er  lernen,  unb  nur  etwa  bei  Äalfbrenner  unb  Xfialberg  liefe  er 
pdf)  audj  ju  gelben  jWeiten  SRangeS  Ijerab.  §alte  feine  Xapferfeit 
nur  an  unb  au8;  wir  wollen  üjm  $erotbe  fein,  trofc  ber  allgemein* 
ften  mufilalifd^en  3ei*ung/  bie  il)n  unb  Junten  fdjon  längft  al8  äÄei< 
fter  anerlannt  l)at  unb  $anbet  audf),  unb  ftubire  man  fxd&  baS  Soncert 
orbentlid}  ein.    SBoju  l)at  man  feine  gtnger?  t2- 

W*  StcrnDaU  Bettnctt,  Drittes  donutt  (Cmoll)*    ©erb  9. 

„Sin  englifd)er  Somponift  —  fein  ßompontft",  fagte  3emanb  &or 
bem  @ewanbf)au3concerte,  worin  Jpr.  Sennett  üor  einigen  2Bod)en  ba8 
obige  SBer!  vortrug.  %li  e3  aber  üorfiber  war,  wenbete  idfj  mid^  wie 
fragenb  ju  il)m:  „ein  englifc^er  ßornponift"  —  „unb  waijrljaftig  ein 
englifd^er,  öollenbete  ber  ©nglänberfeinb  wortfpielenb.  SBenige  SBorte 
genügen  für  Ijeute.    SufebiuS  ^at  in  ber  erften  Kummer  biefeö  SBanbeS 


14  SB.  ©t.  »ennett,  brttteg  Goncert. 

mir  fo  aus  bcr  Seele  §erau£  gclefcn  unb  gefdjrieben,  baß  icf)  jenem 
Umriß  nur  SßenigeS  ^injnjufügen  wüßte.  S33af(r^aftig  —  erwägt  man, 
baß  obiges  ©oncert  öor  fd&on  brei  Sauren,  alfo  im  neunzehnten  3a^re 
beS  ßomponiften  gefd&rieben  ift,  fo  muß  man  erftaunen  über  biefe  frül) 
auSgebilbete  ®ünftterf)anb,  über  bie  rutjige  S)iöpofition,  über  ben  3U* 
fammenljalt  beS  (Sanken,  über  ben  SGBo^IIaut  ber  ©pradje,  bie  SReinljeit 
beS  (SebanfenS.  2öünfd)te  iä)  IjödjftenS  meßeidjt  im  erften  ©afc  einige 
flehte  ^Breiten  weg,  fo  ift  baS  tnbiüibueU.  3m  (Sanjen  trifft  man 
nichts  Unwefentßd(e§,  nidjts,  was  nidEjt  in  inniger  SBerwanbtfdjaft  jur 
©runbempfinbung  fiünbe,  unb  felbft  ba,  wo  neue  ©lemente  l)injutre* 
ten,  flimmern  immer  nodj  jene  golbenen  gäben  f)inburct),  wie  fie  nur 
eben  eine  SReifterfjanb  fortzuführen  berfteljt.  SBeld^e  2Bof)ltt)at,  im 
ewigen  SBuft  t>on  ©d&ülerarbeiten  einmal  auf  ein  organifd^eS  lebend* 
oolIeS  <$anjeS  ju  ftoßen,  unb  weldje  greube,  baß  eS  baS  Seipjiger 
publicum,  fo  wenig  es  baranf  borbereitet  war,  rafd(  unb  freubig  ju 
erfennen  tou$tt.  Dag  Urttjeü  beS  SßubltcumS  wirb  ijier  nämtidf)  auf 
eine  ganj  anbre  SBeife  als  hti  anbern  SSirtuofen  auf  bie  $robe  ge* 
ftettt.  §ier  gilt  e$  nid)t,  eine  gertigleit  anjuerfennen,  eine  •  ©cf)ule 
ju  unterfdfjeiben,  mit  anbern  SJirtuofen  parallelen  ju  jiefjen.  3Ran 
mußte  bei  unferm  Sünftler  melmefjr  erft  ber  33efd)eibenf(ett,  mit  ber 
er  alles  SluffaQenbe  bon  ftd^  wieg,  auf  bie  ©pur  fommen,  ob  fie  aud) 
auf  einem  frönen  reichen  ©oben  rulje,  ob  man  f)ier  eine  öon  ben 
felteneren,  innigen  ftünftlernaturen  bor  fid)  l)abe,  bie,  wenn  fie  ein* 
mal  bem  Stußen  einen  SBtidC  in  baS  Seelenleben  erlauben,  unbefüm* 
mert  barum,  nur  mit  fid)  ju  berfefjren,  in  fidf)  ju  leben  fdjeinen.  Waä) 
bem  erften  ©afc,  einem  rein  fyrifdjen  ©tüdfe  boü  fo  fdf)ön  menfd)lidEjen 
SmpfmbenS,  wie  man  es  nur  in  ben  beften  SKufterwerlen  trifft,  war 
man  in  ber  §auptfad|je,  baß  eS  fid)  tyier  um  eine  borne^mere  Slrt  bon 
Äünftler  Ijanble,  natürlich  im  klaren.  2)od)  folgte  nid)t  jener  allge* 
meine  aus  ©oben  unb  Dedte  bonnembe  Seif  aß,  wie  i^n  fedfe  SSirtuo* 
fen  tyerauSf  orbern.  2Ran  verlangte  met)r,  man  war  fidf)tlidf)  gefpannt, 
man  wollte  ben  Snglänber  merfen  laffen,  baß  er  im  Sanbe  ber  Sftuftf 
wäre.  ®a  begann  jene  SRomanje  in  Gmoll,  fo  einfach,  baß  man  bie 
SKoten  barin  jaulen  fann.  28enn  icf)  es  aud}  nid)t  aus  ber  erften 
Duelle  tüüfyt,  baß  bem  S)idf)ter  tyier  wäljrenb  beS  ©omponirenS  baS 
SStlb  einer  9fcadE)tmanblerin  borgefdjwebt  f)ätte,  fo  mußte  bod)  jebem 
gefüljlbotten  §erjen  au  baS  Sftü^renbe,  baS  eine  foldf)e  ©cene  Ijat, 
augenblidflic^  über!ommen.  811S  fürchtete  man,  bie  Xräumerin  auf  ber 
tyoljen  3^nne  in  w^den,  wagte  ba  SRiemanb  ju  at^men,  unb  wenn  bie 


9t.  (Sdjumamt,  (Soncert  oljne  Drdjefter.  15 

Xt)eilnaf)me  an  mancher  ©teile  fogar  gleidf)fam  ängftlicij  war,  fo  würbe 
fie  burd)  bie  ©d£)önf)eit  bcr  ©rfdfjeinung  jum  reinen  Äunftgenuß  ge* 
milbert.  Unb  f)ier  trat  jener  wunberbolle  Slccorb  ein,  wo  bie  Sßanb* 
lerin  außer  afler  ®efat>r,  tote  auf  it)r  sJhtf)ebett  Eingelagert  fdjeint  unb 
ruhige  3ÄonbeSftraf)len  barüber  fließen.  35iefcr  glüdflidfje  3ug  entfd)ieb 
über'  ben  Ättnftler  unb  man  überließ  fid)  im  legten  ©afc  ungeftört  ber 
greube,  bie  wir  Dom  2Reifter  ju  erhalten  gewohnt  finb,  mag  er  uns 
nun  ju  ®ampf  ober  ^rieben  führen. 

$ab'  idf)  mtcf)  in  ben  vorigen  geilen  melleicijt  ju  feljr  hinter  baS 
Urteil  beS  ^ubltcumS  geflüchtet,  ober  wollte  boHenbS  ftemanb  ein* 
wenben,  td£)  t)ätte  barin  ju  tnel  ©ünftigeS  IjerauSgelefen,  fo  bin  idf) 
audEj  bereit,  alles1,  WaS  ic§  über  bie  Xreffiid^leit  beS  ©oncertS  beridE)* 
tet,  allein  ju  tiertreten.  Denn  ju  feljr  SRotf)  tf)ut  es,  baß  wal)rf)aft 
mufifalifdf)en  Äünftlern  bie  Sfjren  gefiebert  werben,  mit  benen  man 
SSirtuofen,  bie  nichts  als  iljre  ginger  Ijaben,  oft  fo  unbebaut  über* 
l)äuft,  unb  baß  man  beibe  öon  einanber  trennen  lerne.  3a,  gab'  eS 
nur  nod)  öiele  ffiünftler,  bie  in  bem  ©inne  tote  ©t  Sennett  wirlten  — 
unb  SRiemanbem  bttrfte  met)r  üor  ber  3ufonft  unferer  Shtnft  bange 
fein*  — 

*  5)a  wir  bei  ben  neuften  ©oncerten  fielen,  fo  wäre  t)ier  aller* 
'bingS  ber  Ort,  audj  über  ein  bei  $aSlinger  erfd&ieneneS  fogenannteS 

Concert  Sans  Orchestre 
ju  berieten,  baS  baS  ©df)elmenpaar  gloreftan  unb  ©ufebiuS  unter 
bem  tarnen  beS  Unterjeid)neten  IjerauSgegeben.  ©träfe  id)  fie  für 
biefen  SRamenraub,  baß  id)  felbft  leine  ©ilbe  über  i^r  DpuS  14  ber* 
ratjje.  Snbeß  fdfjeinen  mir  einige  SBorte  aus  bem  Briefe  eines  gelieb* 
ten  SReifterS  (beffelben,  bem  eS  jugeeignet  ift)  *  ju  bebeutenb,  als  baß 
id)  fie  ganj  unterbrücfen  fönnte.  Starin  Ijeißt  eS  nämlid)  unter  Sin* 
berem : 

„3n  SRotimrung  beS  XitelS  ließe  ftdj  einiges  einwenben.  2)aS 
SBerf  t)at  weniger  bie  ©rforberniffe  eines  SoncerteS  unb  met)r  bie 
d&arafteriftifd&en  @igenf)etten  einer  großen  ©onate,  wie -wir  einige 
Don  83eetf)Oben  unb  SBeber  fennen.  3h  Koncerten  ift  man  (leiber) 
gewohnt,  neben  ber  ©inljeit  im  ©tile  einige  9ftttdffid()ten  auf  glänjenbe 
Sraöour  ober  coquettirenbe  ©leganj  beS  Spieles  genommen  ju  fel)en, 
welche  in  biefem  SBerfe  feinen  $lafc  finben  fonnten,  oljne  eS  oonbem 


3.  äKofdjeleS, 


16  Fragmente  au$  Seidig.  IL 

©tanbpuntte  ju  entfernen,  ben  if|m  3f)re  Sßljantafie  eingeräumt  Ijat. 
2)er  ©ruft  unb  bie  2eibenfdf)aft,  bie  im  Oanjen  l)errfdfjen,  fielen  fef)r 
im  Oegenfafc  mit  bem,  was  ein  ©oncert<8fobitormm  unferer  Qat  er* 
»artet.  ©3  will  eines  XljetlS  nidjt  tief  erfdjüttert  werben,  unb  an* 
bttn  XfjetlS  feljlt  e&  itjm  an  ben  gäf)igleiten  unb  ber  mufifalife^en 
SBcifje,  fold|e  $armomeen  unb  genialifdje  83erfct)ltngungen  ju  öerfte^en 
unb  auf juf  äffen,  wie  eS  nur  ben  Otjren  unb  bem  ©emüt^e  möglich 
ift,  welkes  bewanbert  ift  in  ber  leeren  Sprache  ber  §eroen  ber 
Äunft.  3n  mannen  $armoniefül)rungen  ftnb  S)iffonanjen  gebraust, 
bereu  folgenbe  Sluflöfung  nur  einem  erfahrenen  Dljre  bie  $ärte  if)reS 
©tnbruds  milbern.  S)ie  SBorljalte  unb  ©uSpenftonen,  bereu  ©ntwtde* 
lung  juweilen  erft  im  jweiten  unb  britten  Xacte  fid)  erflärt,  finb  oft 
fierbe,  obfd)on  gerechtfertigt.  Um  baburdj  nidjt  geftört  ober  beleibtgt 
ju  werben,  mufc  man  ein  erfahrener  SRufifer  fein,  ber  im  fcorauS  errät!) 
unb  erwartet,  wie  ftcf)  alle  Sßiberfprüdje  löfen,  wie  iä)  mir  einen 
©taatSminifter  beule,  ber  mitten  im  tobenben  ©ewimmel  eines  $of* 
baD3  fein  Singe  unb  Dljr  überall  ju  feffetn  fd&eint,  unb  bod)  eS 
©inigen  öorjugSweife  Uify,  bie  er  biplomatifd)  ju  erforfd&en  ftrebt  jc." 
©o  ift  eS.  2Rad)t  eucij  aber,  ftloreftan  unb  ©ufeb,  eines  fo 
wot)lwoHenben  Urteils  baburd)  würbig,  bafj  i^r  aud)  fünftigtjin  fo 
ftreng  gegen  eud)  felbft  feib  wie  fo  manchmal  gegen  Rubere. 

Stöbert  Schümann. 


Fragmente  aus  fetpjtj.  II. 

[$ie  ©etoanbfjauäamcerte.    gortjefcung.] 

2113  idj  Ijeute  bie  ßettel  ber  legten  jwölf  StbonnementSconcerte 
burdjflog  unb  mir  bie  SBudjftaben  mandje»  ber  gehörten  SRufilen  botl* 
ftänbig,  meleS  l)alb  jurüdriefen,  ftrebte  bie  $f)antafie  alles  in  ein 
93tlb  jufammenjufaffen,  unb  unüerfet)en3  ftanb  eine  3lrt  blüfjenber 
SMüfenberg  bor  mir,  auf  bem  id)t  unter  ben  ewigen  Xempeln  ber  alte* 
ren  SReifter  neue  ©äulengänge,  neue  33af)nen  anlegen  fal),  jwifd^en* 
burdj,  wie  SBlumen  unb  ©djmetterlinge,  luftige  SSirtuofen  unb  liebliche 
©ängeriunen:  alles  in  fo  reidjer  güße  unb  äbwed&jelung  burd)* 
einanber,  baft  fiel)  ®ewöt)nlicije3  unb  UnbebeutenbereS  öon  felbft 
überfaf). 


gragmente  au$  Seidig.  IL  17 

2Ba«  in  ber  S^tt  &on  älteren  (Sontpofttionen  gegeben  würbe,  finbet 
man  in  ben  t>orl)erget)enben  Stummem  in  ber  (£f)tonif  notirt.  3Kand|e 
Seute  glauben  if)r  SKöglidjfte«  ju  tfjun,  wenn  fte  auf  „einen  äRojart", 
„einen  §at)bn"  :<:♦  at«  auf  große  äßeifter  aufmerffam  machen.  811«  ob 
man  ba«  nid£)t  an  ben  Soften  abgef puffen  fycfotn  müßte!  Sil«  ob  e« 
fiel)  mdf)t  bon  felbft  üerftänbe,  ob  man  iljre  Sßufif  nid^t  in*  unb  au«* 
wenbig  fennen  muffe!  9ßur  bie  Dmoll*©t)mpljome  macf)t  i^nen  nod) 
ju  fcfjaffen,  unb  pc  fragen,  ob  fie  benn  eigentlich  nidfjt  über  bie 
®renjen  be«  Stein  *3Renfd|lid)en  l)inau«ginge?  —  greilid)  foö  man 
33eetf)ot)en  natf(  3°Hen  Steffen  (nad)  Sönig  Searfd^en  aber  gewiß)  unb 
ba«  ©tubium  ber  Partitur  tf>ut  btö  Uebrige. 

35anfbar  aber  üor  allem  muß  man  anerlennen,  wie  fidf)  bie 
©irection,  namentlich  in  biefer  ©aifon,  angelegen  fein  liefe,  SRanu* 
feripte  weniger  ©efannter,  furj  Sfteue«  toorjufüljren.  3n  biefer  $infid)t 
möchten  fidEj  faum  bie  Sßettftäbtc  mit  bem  lleinen  Seipjig  meffen.  Unb 
wenn  man  ftdfj  audEj  in  manchem  getäufd&t  fanb,  fo  würben  bocij  Ur* 
tfjetle  angeregt,  HReinungen  feftgeftellt,  l)ier  unb  ba  aud)  freubige  Slu«* 
fixten  eröffnet,  ©o  gab  e«  neue  ©tjmpfjonieen  Dom  Stuttgarter 
SKotique,  Dorn  Sapettmeifter  ©trauß  in  Earl«rulje,  Dorn  3ft.*$). 
§etfcfj  in  £eibelberg.  S)a«  publicum  ftimmte  in  feinem  Urteil  über 
fie  faft  jufammen,  obgleid)  oljne  3rocifc*  ber  erfteren  berSSorrang  ge* 
büljrt  3n  allen  gefdjidte  Arbeit,  woljltlingenbe  3nftrumentation, 
treues  gehalten  an  ber  alten  gorm,  fonft  aber  nad)Wei«lidj  überall 
Sfaflänge  an  3)agewefene«,  in  ber  üon  ©trauß,  befonber«  im  erften 
©a|,  f o  auffaüenb  in  Xon*  unb  Xactart,  gorm  unb  Sbee,  baß  man 
ben  ganjen  erften  ©a$  ber  f)eroifd(jen  ©^mpfjonie  wie  eine  ©eftalt  am 
SBaffer  abgeriegelt  feljen  fann,  aber  freiließ  umgeftürjt  unb  bläff  er. 

®anj  befonbere  Srwä^nung  gebührt  ber  üon  Sbuarb  SRarj* 
fen  für  große«  Drdjefter  inftrumentirten  fogenannten  Äreufeerfd^en 
©onate  bon  SBeetljoüen,  üon  ber  fdEjon  §r.  Sftitter  toon  ©etjfrieb  in 
biefen  Stättern  gerühmt,  wie  e«  bie  mit  ungewöhnlicher  Snftrument* 
lemttniß,  mit  Siebe  unb  ^antafie  im  33eetf)oöenfd)en  ©eift  gefd&rie* 
bene  Partitur  fcerbient.  dagegen  fdf)eint  mir  ber  ©ebanfe,  ba«  im 
Original  feljlenbe  ©d^erjo  burd)  eine«  au«  ber  großen,  in  einer  ganj 
anbern  Seben«*  unb  $htnftepod)e  entftanbenen  Bdur»@onate  ju  er* 
fefcen,  in  fo  fjoljem  ®rabe  unglüdlid),  ja  audf)  bie  Snftrumentation 
biefe«  ©afce«  im  SSergleidf)  ju  ben  anbern  fo  ungefd^idft  unb  wie  öon 
einer  anbern  §anb  l)errüt)renb,  baß  ein  orbenttidjer  JBeet^oöener  bar* 
über   efjer  wüttjen   al«    in   bie  §eiterfett    be«  Seipjiger   publicum« 

©(^uinann,  ©ef.  ©Triften.  II.  2 


18  gragmente  aus  Seidig.  II. 

einftimmen  müfcte;  bcr  bitf)ijrambtfd)e  2luffd(}Wung  im  legten  ©afc  madfjte 
baä  &erfet)rte  ©tnfd^icbfcl  aßerbingä  b'urd^auS  bergeffen.  ©eiert  tyier* 
mit  afle  Soncertbirectionen  um  Aufführung  biefer  pradfjtooflen,  in£ 
®rof$e  gemalten  Kopie  ebenfo  angegangen  wie  um  $inweglaffung  beS 
©djerjoä,  unb  matten  fie  ficij  ben  reprobucirenben  Gomponiften  jum 
Xobfeinb  baburdfj. 

SBenn  fid}  bie  neugebracljten  ©ljmpl)onieen  alfo  in  siemtitf)  glei* 
d)en  Greifen  bewegten,  fo  waren  bie  neuen  Duöertüren  itjrer  innern 
unb  äuftern  SSerfdfjiebenl)eit  falber  um  fo  merfwürbiger,  gtoreftan 
fragte  neulich  fd^elmifd^  genug,  ju  wetdjem  ©tücf  öon  ©fjafefpeare 
benn  bie  metften  Duüertüren  getrieben  würben*  k.  :  bei  ben  mer 
fraglichen  wäre  jebod)  ber  3ßi|  nitljts  weniger  als  gut  anjubringen. 
Sine  jur  Dper  „25er  SBefudj  im  3rren^auö*  üon  3.  9tofenf)ain  in 
5rantfurtNüerriet^  freilid^  Diel  ©tympattyie  ju  unfern  wefttidfjen  SRadfc 
baren,  unb  ©tf(öne8,  ©onberbareä  unb  ®emeine8  wedfjfelte  barin  fo 
rafdf),  baft  man  nirgenbS  gufc  faffen  fonnte;  inbejg  jeugte  fie  and) 
üon  einem  gewanbten  Xalent,  bem,  wenn  e8  nodj  SßürbigereS  leiften 
fottte,  nur  mef)r  SBadfjfamfett  über  einen  angeborenen  Seidjtfinn  anju» 
ratzen  wäre.  3n  einem  pf)antaftifd£)en  SBorfpiel  ju  SRaupadjS  „Xod)ter 
ber  ßuff  üon  ©poljr  ftettte  jiclj  feine  befannte  6igentf)ümttdf}feit  metjr 
at3  je  IjerauS,  feine  etegifdf)  ttagenben  ^Biotinen,  feine  wie  üom  §aud(j 
berührt  anttingenben  Glarinetten,  ber  ganje  ebte,  leibenbe  ©pol)r;  im 
(Sangen  bin  idE)  jebodfj  tttd^t  War  geworben  unb  bie  Partitur  fonnte 
\ä)  mir  nidf)t  üerfdjaffen.  Um  fo  genauer  fenn'  id)  bie  gegebene  Duüer* 
türc  üon  gerbtnanb  $iHer,  SRamenS  „gernanbo",  fpanifd^en  Sfya* 
rafterS,  rittertidE),  burdjweg  intereffant,  überaus  forgfam  unb  fein 
gearbeitet,  nad)  33eetl)0üenfd)er  SBebeutfamfeit  ftrebenb,  im  §auptr$t}tl)* 
muS  aber  tetber  SRote  für  SRote  auf  einen  (Sebanfen  üon  granj  ©djubert 
(aug  einem  SJiarfdE)  in  Cdur)**  fo  genau  gebaut,  ba%  fie  mir  (aud)  im 
®runbd)arafter)  wie  eine  größere  9lu3fütyrung  biefeS  ©djubertfdfjen 
2Karfdfje3  üorfanu  9Äit  nidjt  minberer  greube  l)abe  idf)  oft  „bie  SNajaben", 
Duüertüre  üon  SBiltia'm  ©ternbate  SBennett,  burdjtefen;  ein 
reijenbeS,  reidj  unb  ebel  ausgeführtes  33ttb.  SBenn  fie  fidE)  allerbingS 
an  baS  ÜKenbelSfof)nfd)e  ©eure  antefjnt  (wie  ja  aud}  3JienbelSfo$n  fid| 
an  bie  Duöertüre  ju  Seonore) ,  ja  wenn  er  afleS,  was  fidfj  üon  Stnmutf) 


*  <£u\tb  antwortete  gutmütig:  „$u  föomeo  unb  3ulte".2    gforeftan  meinte 
aber  roofjt  ju  „Diel  ßärnt  um  SRidjtS".    [2lnm.  ber  ft.  3eit5c^r.] 

**  SBerf  121  9ir.  1: 


gragmente  auä  Seidig.  II.  19 

unb  2BeibIid(jfeit  in  SBeber,  ©poljt  unb  2ßenbel8fot»n  finbet,  wie  ju 
einer  Xonftutf)  bermifd)t  nnb  baüon  au3  botten  Sehern  reid&t,  fo  ift 
es  eben  getftige  33rüberfd(jaft,  bie  bie  SBorjüge  Slnberer  lebenbig  in  fidj 
aufgenommen  unb  fid|  ju  eigen  gemalt  fjat.  SBeld^e  btüljenbe  Sßoefie 
aber  überbieä  in  bem  Sßerf,  wie  innig  im  ®efang  unb  jart  im  33au, 
weldEj'  fdjöne  weiche  Snftrumente!  ®egen  ben  Vorwurf  einer  gewiffen 
9Ronotonie  lann  man  fie  inbeß  faum  in  ©djufc  nehmen;  namentlich 
gleiten  fidE)  bie  jwet  §aupttf)emag  ju  biet. 

gntereffant  waren  bie  einzelnen  ©cenen  aus  gauft  öom  dürften 
StabjiwiU.  85ei  aller  £odjad)tung  für  ba3  ©treben  be8  erlaubten 
Dilettanten  will  e3  mir  fd&einen,  ate  tjatte  man  bem  SBerf  burd)  bag 
aflju  große  Sob  tum  SBerlüt  au«  cfjcr  gefctyabet.  S)ie  wirttidjj  jäußerft 
unbef)ülftid}  inftrumentirte  Dubertüre  fdfjon  müßte  bem  SKufifer  bie 
Slugen  öffnen,  wenn  nidf)t  bie  Sßaljl  ber  äßojartfdEjen  $uge  flWc^  bon 
bomfjerein  bem  SBeurtljeiler.  SBenn  fid?  ber  Somponift  ber  Aufgabe 
ber  Dubertüre  nidf)t  geworfen  füllte  unb  bie  gewiß  nid&t  ju  berwer* 
fenbe  3bee,  ein  gauftbrama  mit  einer  guge,  ber  tieffinnigften  gorm 
ber  3Kuftf,  ju  eroffnen,  nidjt  auszuführen  bermod(}te,  fo  gab  e$  bodj 
gewiß  nodj  anbere,*  mef)r  gauftfdjen  ©fjarafterä,  afö  bie  Don  SRojart, 
bie  bod&  -Xiemanb  ein  SReifterftücf  nennen  fann,  wenn  man  anberS 
weldlje  bon  SJad)  unb  Jpänbet  fennt.  ©er  gintritt  ber  iparmonifa3 
unb  ber  nad)rinanber  aufgebaute  Dreülang  wirft  im  Stnfang  aßerbingS 
eigen  unb  fdjauerlidE),  in  ber  ßänge  aber  gerabeju  quälenb,  baß  man 
ftcfy  wegwünfdjte.  Unb  bann  meine  id&,  ift  bod^  mit  einem  einzigen, 
gewiß  jwei  SJänuten  au8l)attenben  Cisdur*8lccorb  ju  wenig  [mufifattfdje 
Shntft  entwicfelt.  3SieIem  ©ingeinen  ber  fotgenben  dummem  fann  aber 
Sftiemanb  i^ren  eigentümlichen  SBert^  abfpred&en,  eine  unbefledEte  $^an* 
tafle,  eine  fo  ju  fagen  fürftlidfe  ©infatt,  eine  ®rfinbung8fraft,  bie  bie 
©ad^e  oft  an  ber  SBurjel  padEt. 

9ieu,  b.  f).  erft  fjunbert  3at)r  alt,  war  aud|  ba8  DmolbSon* 
cert  für  ©tabier  bon  3-©.  83 ad),  bon  2ttenbet§fof)n  gefpiett  unb  Dom 
berftärften  ©aitenquartett  begleitet.  83iele8,  wa8  mir  bei  biefem  er* 
fjabenen  Sßerf,  wie  bei  einigen  ©cenen  aus  einer  ber  ©tudfdjen  3pf)i* 
genien  an  ©ebanfen  beifam,  möchte  \6)  t)ier  fagen-  ©in  SBIirf  auf  ben 
weiten  Sßeg,  ben  wir  nocij  jurüdgulegen  fjaben,  berf)inbert  nudEj  baran. 
©ineS  fott  aber  je  efjer  je  beffer  bie  2Bett  erfahren,  ©ollte  fie  eS 
»■ 

*  g.  95.  bie  befannte  fünfftimmige  in  Cismoll  au8  bem  SSBo^Ucmpcrirtcn 
©(aüter,  ber  juföttigcrttjcije  ba^  XJ^ema  he  SKoäartfdjen  guge  a(§  QJegent^cma  ^ättc 
btenen  fönnen.    [Sinnt,  ber  SR.  Settfdjr.] 


20  gragmente  au3  Seidig.  II. 

wot)l  glauben,  bafc  in  ben  3Kufiffd)ränfen  ber  berliner  ©ingafabemte, 

lueld^cT  ber  alte  3elter  feine  SBtbltot^el  &ermad)t,  nodf)  wenxgftenS  fieben 

fold^cr  Soncerte  unb  aufterbem  unjäfjlige  anbete  93ad}fd)e  (Sompofttio* 

nen  im  SJianufcrtpt  wohlbehalten  aufbewahrt  werben?    9fcur  Sßenige 

wiffen  eS;  fte  liegen  aber  gewift  bort.    Ueberljaupt,  war'  eS  nid)t  an 

ber  3^t  unb  öon  einigem  SRufcen,  wenn  fidf)  einmal  bie  beutfdje  Nation 

ju  einer  toollftänbigen  ©ammlung  unb  Verausgabe  fämmtUdjer 

SBerfe  öon  83adj  entjd)löffe?*    9Jlan  jottte  meinen  unb  fönnte  tyx 

trießeieijt  bann  bie  Sßorte  eines  ©adjfunbigen,   ber  fid)  ©eite  76  bie* 

feS  SanbeS  ber  neuen  ß^tfärif*  ü&er  Mc8  Unternehmen  ausläßt,  als 

SRotto  öoranfefcen.    2)ort  Reifet  eS  nämlid): 

„Staft  ©ie  ©ebaftian  33atf(S  SBerfe  herausgeben  wollen,  ift  etwas, 

„was  meinem  §erjen,   baS  ganj   für  bie  f)of(e  grofce  Äunft  biefeS 

„UröaterS  ber  Harmonie  fdf)lägt,  redf)t  wof)l  tf)ut,   unb  idj  balb  im 

„öoHen  Saufe  ju  fefjen  wünfd&e  k."** 

SRan  fdf)lage  nur  natf(! 

Unb  jefct  ju  ben  Sängerinnen  unb  SBirtuofen,  bie  biefe  nie  genug 
ju  lobenben  ©oncerte  t>erfd)önerten  als  SrabeSlen.  ®ewöfmlxd|ereS 
überget)'  idf).  ©o  finb  eS  benn  öon  erfteren:  $räul.  (Srabau,  wie 
immer  fertig,  feft,  fünftlerifd),  etf(t,  unb  gräul.  SBerner,  SRoöijin, 
jung,  frifdj  an  ©timme  unb  ©eftalt,  talentvoll.  85.  SßoltqueS 
meiftertid&eS  ©piel  feines  D molMSoncerteS  ßemanb  meinte,  Bmoll 
läge  §ier  näljer)  ift  fdfjon  in  biefen  ^Blättern  ernannt  worben,  ebenfo 
®t.  SennettS  innig  mufifalifctyeS  Seben  im  Vortrag.  211s  ftunffc 
genüffe  erfter  Strt  bleiben  noef)  ju  erwähnen  baS  E  moll*£oncert  t>on 
©pofjr,  üon  3)aöib  gefpielt,  $ofaunem>ariationen  öon  S.  @.  2HüHer, 
üon  Dueifter  geblafen,  baS  Esdur*6oncert  öon  83eetf)ot>en  unb  baS 
in  Gmoll  öon  SDienbelSfofin,  öon  3)?enbelSfof)n  gefpielt,  b.  1).  in 
®rj  gegoffen  nadf)  feiner  SBeife. 

Den  S3efd)luj3  beS  bieSj ädrigen  &oncertct)fluS  machte  bie  neunte 
©tjmpljonie  fcon  58eetf)o&en.  3)aS  unerhört  fdfjnefle  Xentpo,  in 
bem  ber  erfte  ©a|  gefpielt  würbe,  naf)m  mir  gerabeju  bie  ganje  ©nt* 
jücfung,  bie  man  fonft  toon  biefer  überfd£)meuglid)en  2Jhtfif  ju  erf)at* 
ten  gewohnt  ift.  2)em  birigirenben  SKeifter  gegenüber,  ber  93eetf)oöen 
fennt  unb  bereit,  wie  fo  leidet  SRiemanb  wieber,  mag  biefer  9luSfprud(j 
unbegreiflich  f feinen,  unb  enblidf),  wer  fönnte  f)ier  entf Reiben  als 


*  $>er  ®ebanfe  f>at  ftdj  jur  greube  aller  ftünftler  feitbem  »erroirflidjt.  [Sdj.  1952.* 
**  $u3  einem  Söricfe  23eetl)oöen3  (üom  15.  Qanuar  1S01)  an  ben  Gapellj 
metftcr  $ofmeifter,  girma  ^ofmeifter  &  ^ü^nef  {jc&t  (L  g.  ^cterö)  in  ßeip^ig. 


93ertdjt  an  £,  inquirii  in  SfagSburg.  21 

S3eetf)oöen  felbft,  bcm  bie$  leibenfctyafttidje  Xreiben  beS  Xernpo»  unter 
3Sorau8fefcung  eines  mateltofen  Sortragä  biettetdjt  gerabc  redjt  ge» 
toef en  ?  ©o  mufc  idE)  benn  biefe  @rfat)rung,  roxe  fo  manche,  ju  meinen 
merfwürbigften  muftfalifdjen  jäf)Ien,  unb  mit  einiger  Xrauer,  wie  fdjon 
allein  über  ba3  äußere  ©rfdjeinen  be$  ^öd^ften  ein  9Ketnung§swtefpalt 
entfielen  lann.  SEBtc  fid)  aber  freiließ  im  Slbagio  afle  §immel  auf» 
traten,  Seetljoben  wie  einen  auffcfywebenben  ^eiligen  ju  empfangen, 
ba  mocfjte  man  woljl  alte  Äleinigfeiten  ber  SEBett  üergeffen  unb  eine 
Stynung  bom  ScnfcitS  bie  9fcad)blicfenben  burd()fdf)auern. 


ßeridjt  an  Jeanqtririt*  in  Augsburg 

über 
ben  legten  futtft^tftorif^ett  Sau  beim  {Rebactenr  **. 

ßteS  unb  ftaune,  ©etiebter!  ber  Sftebacteur  ber  „neuften  mufifal. 
3eitfd^rift"  pflegt  mmliä)  afljäf)rltd)  wenigftenS  einmal  eine  8trt  fünft* 
fliftorifdjen  SBatteS  ju  geben:  bie  ©elabenen  benfen  iljretwegen,  ber 
%ud)S  lächelt  aber  ganj  f)eimütf(  baju,  ba  er  fid(j  baburtf)  nur  beS 
öerbriefjlicljen  5)urd|gef)en8  ber  Xanjliteratur  überleben,  biettettf)t  audj 
be8  ©inbruefä  ber  SKufi!  auf  baS  publicum  um  fo  fixerer  fein  will  — 
mit  einem  2Borte,  ba  er  mit  bem  gefte  Äritit,  ja  bie  lebenbigfte  be* 
jweeft.  S)u  fottft  ben  Patron  nod)  fennen  lernen*  3war  waren  aud) 
mir  ©erüdjte  über  bie  fonberbare,  wenig  tanjüdie  Sttufif,  bie  mir  ate 
feine  üRafd&inen  bafelbft  abfdf)leifen  muffen  an  ben  güften,  jugefom* 
men;  inbefi  wie  bürfte  tin  junger  Äünftter  fo!d)e  (Sintabung  au8* 
f plagen?  2Battfaf)rteten  wir  nidjt  im  ©egentljetf  gefdjmücften  Opfer* 
toteren  gleich  unb  fd^arenweife  in  ben  geftfaal?  <pat  ber  Sftebacteur 
etwa  feine  Xödf)ter,  bei  benen  fidf)  mit  S8ortf)eü  ju  infinuiren,  —  eine 
ungemein  lang,  bie  tuet  recenfiren  foQ  in  ber  „9ieuften",  unb  bann 
eine  jüngere,  eigentlich  SMerin,  bie  Unfd^ulb  felbft  —  2Ääbdjen, 
Seanqmrit,  bie  ein  grenjenlofeS  Unheil  über  midj  gebracht!  lieber* 
^aupt  aber  wünfdf)te  icf)  bitf(  an  jenem  Slbenb  mef)r  als  je  f)er.  Stuf* 
unb  abwanbelnbe  ©omponiften,  jufef)enbe  fd&öne  3Kütter  öon  35üettan< 
tinnen,  ber  **fd)e  ©efanbte  mit  ©djroefter,  SRufifoerleger  in  SRödfen, 

*  Stehen  geller. 


22  SBetidjt  an  ;3eanquirit  in  Augsburg. 

ein  paar  reiche  Sübinnen,  an  ©äulen  angelernte  3)at>tb3bünbler  — 
furj,  nur  mitäRülje  lonnte  id)  burdf)  unb  jur  SUittrebactrice  ßtmbro- 
f  ia  Ijetfjt  bie  SRicfitt),  fie  jur  erften  *ßolonaife  aufjujieljen.  (Unten 
fannft  bu  ba3  Xanäprogramm  lefen.*)  SSict  fpradjen  wir  jufammen, 
j.  85.  id)  über  ba3  eigentliche  SBefen  ber  Sßotonaife,  unb  wie  wir  uns 
aud)  barin  als  2)eutfdje  geigten,  bafc  wir  felbft  im  Xanj  ben  üerfd^ie* 
benartigften  ©öttern  nadjfu&ten,  unb  ba&  ©traufc  in  biefet  $infidjt 
(unb  melleidjt  nur  in  btefer,  fetyaltete  Slmbrofia  ein)  ein  wahrer  §eüanb, 
unb  baß  ber  lefcte  Xact  ber  Sßolonaife  mit  feinem  ©df)lufjfatt  etwas 
XraurigeS  für  mid)  §abe  u.  bgl.  ©eit  ber  (Sroberung  üon  2Barfd)au, 
bemerfte  meine  Xänjerin,  tanje  aud)  idj  biefen  Xanj  immer  mit  einer 
gurdjt,  e3  möchte  etwa  ein  Äofaf  eintreten  mit  einem  SBerbict  —  bie 
armen  5ßoIen!  feufjte  fie,  —  meine  83eba  fpieft  ©f)opin  nie  oljne 
X^ränen  ...  (3  dj)  SBie  ebel  ©ie  füllen,  —  unb  wie  artig  metobiöS 
xft  audf)  bie  Sßolonaife  biefeS  neuen  polnifd&en  ©ompontften,  bie  wir 
fo  eben  tanjen.  (©ie)  $n  ber  Xf)at,  baS  Xrio  fpridf)t  midEj  fcE>r  an, 
aber  wie  fetjr  ä  la  Chopin!  —  ©o  fjatte  fic  benn  bie  romantifc^e 
®cf)ule  jum  jweitenmal  bei  ben  paaren  tiergejogen,  mid)  über  fold&e 
ju  erforfd&en,  ÜÄit  aller  ßiebenäwürbigfeit  unb  <Sd)Iaul)eit  öerfufjr 
id),  t>ort^eiIf)afteften  (Sinbrud  für  micij  unb  fünftige  SBerfe  au8  bem 
(SefprädEje  ju  sieben ;  immer  taftiger  würbe  mir'S  aber,  je  meljr  fic  mxdf) 
mit  i^ren  Kebefttd)tigen  äugen  befdfjofc.  3um  ®tüd  enbigte  ber  Xanj. 
ßaum  abgetreten,  rief  fie  mid)  jurüd  unb  flüfterte:  „bie  tefcte  Sßolonaife 
öon  Et)opin  an  fo  lünftlerifc^er  §anb  ju  feiern,  würbe  mid)"  —  mid) 


*    Sattaorbttuttg, 
©rfte  Streuung. 

©rofce  patfjettfdje  $olonatfe  ton  3.  JHotoatotoSfi.    SSerf  11. 
SBaljer  ton  g.  (Sljopin  (in  Es}.    SBerf  18. 
®icr  SKaaurfen  ton  g.  «raotoSfi.    SBerf  8. 
@ed)3  tierfjanbige  SBalaer  ton  (S.  #.  Seltner, 
©rofee  *ßofonatfc  ton  g.  9t  ieS.    SBerf  174. 


3n  ber  Sßtmfe:  Bolero  ton  (Sljopin.    SBerf  19. 


Qwettc  SÜbtfjeilung. 

$rei  tiertyänbige  Sßotonatfen  t)on  (£.  Prägen.    SSerf  15. 

©rofcer  ©ratourtoaljer  ton  ßifjt.    Söer!  6. 

SSier  3&a$urfen  ton  <&  SBolff.    SBerf  5. 

3»ei  Sßolonaifen  ton  S^optn  (Cismoll  unb  EsmoU).    SSerl  26.    [@c^.] 


93eridjt  an  Seanquirtt  in  8tog3burg.  23 

tjlüdlidj  machen,  fd|loß  idjj  midj  öerbeugenb.  ©ine  ©d)tadjt  war  ge* 
Wonnen,  aber  ber  Stoman  begann  erft.  SÄein  9iäd)fteS  war,  33eba, 
bie  jüngere  ©djroefter,  jum  ©f>opinfdjeu  SBaljer  aufjufudjjen.  SBunber 
naf)m  es  mid),  baß  mir  ber  ©ngetefopf,  ben  idj  ijeute  jum  erftenmal 
fa^>,  jufagte,  ben  Xanj  nämlidjj  unb  überhaupt,  ba  mir  ©ufebiu3 
einen  Sttugeublid  juöor  öerftimmt  genug  gefagt,  fie  t)ätte  if)m  it)n  fyoty 
erröttjenb  verweigert.  Äurj,  mit  mir  tanjte  fie.  ©d&webte  unb  jubelte 
idj  aber  je,  in  biefen  Slugenblidfen  war'3.  $war  fonnte  id)  nur  einige 
„3a"  auä  ti)t  tyeröorlodfen,  aber  biefe  fpradfj  fie  fo  feelenöoll,  fo  fein 
nüancirt  in  itjren  öerfdfjiebenen  S3ejiet)ungen,  baß  id&  immer  lauter  fort* 
fdjjmetterte  ate  iRadjtigall.  33eba,  glaub'  idj,  fd&miege  el)er,  ate  baß 
fie  ein  wiberfpred)enbe$  Stein  über  iljre  Sippen  bringen  f önnte :  um  fo 
unbegreiflicher,  Seanquirit,  war  mir  ber  5?orb  an  ©ufeb.  9tte  uns 
nun  ©f)opin3  Äörper  unb  ©eifter  fyebenber  SBaljer  immer  tiefer  ein* 
füllte  in  feine  bunfeln  glutfyen,  unb  JBeba  immer  fd&wermütt)iger  in 
baä  ©ebränge  blidfte,  lenfte  idj  ba3  ©efpräd)  leife  auf  ©Ijopin  felbft. 
Saum,  baß  fie  ben  Kamen  gehört,  ate  fie  midfj  jum  erftenmal  ganj 
anblidte  mit  großen  guten  Äugen.  „Unb  ©te  fennen  if)n?"  3d&  gab 
ju.  „Unb  Ijaben  il)n  geljBrt?"  3f)te  ©eftalt  warb  immer  f)ef)rer.  „Unb 
fjaben  it)n  fpred»en  gehört?*  Unb  wie  idjj  tf)r  jefct  erjagte,  baß  e8 
fdjjon  ein  unvergeßlich  85ilb  gäbe,  iljn  wie  einen  träumenben  ©eljer 
am  ©latrier  fifcen  ju  fefyen,  unb  wie  man  fidjj  bei  feinem  ©piele  wie 
ber  oon  itjm  erfd&affene  Xraum  öorfäme,  unb  wie  er  bie  tjeillofe  ©e* 
wotjntjeit  Ijabe,  nadj  bem  ©djluffe  jebefc  ©tüdfeS  mit  einem  5^9^ 
über  bie  pfeifenbe  ©latnatur  tjinjufatjren,  fid&  gleidjfam  mit  ©ewalt 
Don  feinem  Xraum  loSjumad&en,  unb  wie  er  fein  jarteg  Seben  fronen 
muffe,  —  fd|miegte  fie  fidfj  immer  ängftlidj*freubiger  an  midi  ein  unb. 
wollte  metjr  unb  mef)r  über  i^n  wiffen.  ©Ijopin,  fd)Bner  JperjenS* 
rauber,  niemate  beneibete  id&  bidjj,  aber  in  biefer  SKinute  waljrf)aftig 
ftart.  3nt  ©runbe  aber,  3eanquirit,  war  idj  bumm  unb  nichts  ate 
ber  Sßinfet,  ber  iljr  ba3  S3ilb  itjreS  ^eiligen  erft  redjt  fußnatje  oor  bie 
©eele  geführt,  unb  wirflid)  bumm.  „93in  idfj  finbifd^*,  fagte  fie  am 
©djlußftretto,  „wenn  id)  3l)nen  geftelje,  baß  id)  mir,  o^ne  üjn  je  ge* 
fe^en  ju  Ijaben,  fein  85ilb  gemalt,  unb  tjolen  will  i#3  3^nen,  unb 
jagen  ©ie  mir,  ob  id&  red^t  getroffen,  —  unb  ja  Sftiemanbem  etwa» 
ba&on*?  SBei  ben  legten  SSBortcn  füllte  ic^  il)ren  ^änbebrud.  ?lm 
Jlbfdfjieb  bat  ic^  fie  noc^  um  einen  Xanj:  „fie  ^ättc  leinen  meljr  ate 
bie  lefete  ©l)opinfd)e  ?ßolonaife  unb  mit  graiben  tanje  fie  mit  mir. 
©rlaß  mir,  SSefter,  bir  üon  meiner  Sangenweile  wälirenb  ber  folgenben 


24  93eri<$t  an  gcanquirit  in  SfagSburg. 

Sänge  ju  erjagen.  Aber  eine  ©ntbeefung  xttadjte  idj,  bie  nttdj 
rächen  foCC  an  bem  boppeljüngigen  9tebacteur  unb  SBaQgeber  biefeS 
5ttbenb3.  3118  idj  nämtidj  in  einem  Ijalberleudjteten  Siebenjimmer  auf* 
unb  abging,  fiel  mein  SBIidE  auf  eine  Stimmgabel  unb  ein  33latt  $a* 
pier.  3u  meinem  ©rftaunen  Ia3  xdj  barauf  u.  51. :  „üttajurfen  ton 
33r  jotoSfi  —  fomifd|e3,  unHareS,  oft  plattes  S^g,  me$r  SRafen*  als 
»rufttöne,  nidjt  ganj  unintereffant.  —  SBaljer  üon  QUlnzx  —  etwaä 
langweilig  unb  untanjlidj,  aber  fleifcig  unb  eben  ju  gut  als  Xanj* 
mufif:  fdjeinen  ton  einem  Drganiften  für  ©oßegenfyodföeiten  gefdjrie* 
btn"  u.  f.  to.  —  35a8  Statt  toieber  Ijtnlegenb  entfernte  id&  mid&  unb 
fal)  balb  burdj  eine  33orl)angfpalte,  foie  ber  Sftebacteur  jurücffam,  fid& 
nieberfefcenb  bie  Stimmgabel  öfters  üom  ©djtag  jum  Df)r  führte  unb 
ruljig  fdjrieb.  SBar  ein  Xanjtljeil  üorbei,  Ijufdj  öffnete  er  bie  ©all* 
faaltpre,  toaf)rfcf)einlid)  bie  vox  populi  ju  prüfen,  unb  fdjrieb  toeiter. 
S)er  SÄann  bauerte  midj:  er  recenjtrte.  3m  beften.Äaufdjjen  f)ielt  mir 
auf  einmal  3emanb  rücflingS  bie  Slugen  ju.  SSeinaf)  grob  tourbe  xdj, 
als  idjj  im  ©djerjmacf)er  einen  flamänbifd|en  gagottüirtuofen ,  einen 
ipro.  be  Snapp  hinter  mir  erfannte  —  ein  ®eficf)t,  ba$  nrie  ba3 
offene  gelbgefdjrei  bed  ©canbalä  auäfieljt,  feiner  ©lafce,  feine«  moral* 
toibrigen  SRafeutourfeS  nict)t  ju  gebenfen,  ein  elenber  gingerirer,  ber 
midj  fjafcf,  weil  idj  itjn  einmal  in  33rüffel  üon  Sßeitem  fyören  laffen, 
ein  gagottfttnftler,  ber  nid^t  nebenbei  SBioline  fpiele  ttrie  Sßaganini, 
brause  ftdjj  üor  mir  ganj  unb  gar  nidjt  abjuarbeiten ;  turj,  einen 
gangen  ©fjafefpeare  ton  ©djjimpftoörtern  cntbedE*  id)  in  mir,  wenn  idj 
nur  an  ü)n  beute.  „SBerjeifiung  für  meinen  ©d|erg",  entfdjjutbigte  er 
fid}  (er  ift  beiläufig  §au&freunb  im  8iebaction8palaft  unb  SlmbrofiaS 
©fyatolträger),  „aber  grt.  85eba  fängt  fo  eben  ben  SBolero  an",  ©run* 
beS  genug,  it)m  ben  Sftüdfen  ju  fefjren.  $)u  fennft  biefe  garte  liebe* 
trunfene  Eompofition,  bieä  93ilb  ton  füblxdjer  ©lut^  unb  ©d&üdjtern* 
fjeit,  üon  Eingebung  unb  ßurüdfialtung  —  unb  nun  SScba  mit  fc^toär* 
merifd)er  Sieblidjfeit  am  ©taüier,  ba3  SBilb  ifjreS  ©etiebten  in  unb 
metteidjt  am  ipergen,  mir,  mir  e3  gu  geigen  .  .  .  gort  lief  idj  beim 
legten  ©ebanfen  unb  fyoffte  nur  nodj  ton  ber  legten  Sßolonaife.  S)ie 
Gegebenheiten  brängen  fidj  jefet  ©djtag  auf  ©d)tag.  2afc  midi)  eilig 
über  ein  paar  Sßotonaifen  Ijinroeggefien  (ber  ©omponift  fear  felbft  ju* 
gegen,  ein  ettoa&  fac^ter,  aber  angenehmer  äßann  ttrie  feine  ^ßolonaif en) . 
S)en  S3raöourtoaljer  üon  Äif  jt  brofe^  Slmbrofia  mefjr,  als  fie  itjn 
üerftanb,  unb  fc^nji^te  fic^tli^  fllnx  mit  SButlj  fönne  man  fo  ein 
Ungeheuer  bejnjingen",  fagte  i^  iljr  in»  D^r,  „unb  fie  tljäte  ganj  gut, 


93erid)t  an  gcanquirit  in  SfagSburg.  25 

baß  fie  nid&t  fdfjonte".  ©ie  täfelte  midj)  liebenb  an.  SKod)  waren 
einige  SRajurfen  übrig  big  jum  Xanj  mit  SBeba,  ber  über  baS  ©djicf* 
fal  bcS  SlbenbS  entleiben  foötc.  Die  fdfjönen  Sftelobieen  biefer  Xänje 
»erfolgten  midj,  als  idfj  mid&  jufäüig  wieber  bor  bem  SBorfjang  befand 
wohinter  ber  SRebacteur  freifte.  Äaum  Ijatte  idjj  einige  SlugenblidEe  ge* 
lugt  als  mir,  gerabe  wie  borljin,  3emanb  bie  Singen  jutjielt.  Site 
idfj  abermals  be  Snapp  hinter  mir  fanb,  fagte  idjj  if)m,  einen 
SDBife  bürfe  man  fanm  wieberfjoten,  feinen  aber  gewiß  niemals.  Unb 
ba  be  Sfrtqpp  ntdjt  biel  ©eutfdjj  berfteljt,  überfefcte  idjj  eS  iljm  flämifdjj 
nodj  einmal  mit  ben  Stugen.  „(Sntfdjulbigen  ©ie,  mon  eher",  ftotterte 
er,  „aber  grl.  Slmbrofia  warten  jur  Sßolonaife".  3efet  aber  gewahrte 
id&  erft  meine  glimme  Sage.  2Bar  eS  benn  nidfjt  berfelbe  Xanj,  ben 
id(  S5eba  berfprodfjen?  StnbrerfeitS  tote  würbe  mir  Slmbrofia  je  ber* 
jeifjen?  SBirb  fie  nid^t  bie  SMebeSpfeile,  mit  benen  fie  mid)  jefet  be* 
ftürmt,  fpäterfjin  in  fritifdfje  Aqua  Toffana  eintunfen,  mid)  fjeruuter* 
machen  nadfj  Sfloten?  ©in  Sölicf  nad)  93eba,  unb  idjj  ließ  ben  Sorbeer 
fahren  unb  griff  itjre  §anb  jum  Xanj.  greunb,  ta  weißt,  biel  ber* 
trag'  idj,  ©dfjmerjen  wie  Champagner,  —  aber  fidfj  in  foldjer  aRufif 
an  foldjer  Seite  ju  ergeben,  auf  ©traljlenfittigen  mit  folgern  ÜM>* 
df>en  burdfjS  33lau  ju  fdjweben,  —  faum  Ijielt  idj  midfj  bor  ©dfjwin* 
bei.  SBoljl  f)ütete  idjj  mid)  audfj,  an  ©f)opin  ju  erinnern,  bamit  fie 
midj  nidjt  wie  einen  SSerbredjer  aus  ber  einfamen  feiigen  $öf)e  fjerab* 
ftürje.  8118  fie  mid)  aber  fragte,  ob  fie  mir  baS  85ilb  jeigen  bürfe, 
griff  iä)  med^anifd)  ju,  Das  33ilb  war  trefftidj  gemalt,  ber  Äopf  bis 
auf  ben  rebolutionären  ßug  um  SfyopinS  SJiunb  beinahe  äljntid&,  bie 
Oeftalt  ef)er  etwas  ju  groß.  33en  Äörper  etwas  jurücfgebogen,  be* 
beefte  er  fidj  baS  redete  Slugemit  ber  Jpanb,  baS  anberc  ftarrte  füfyn 
in  baS  Dunfet :  im  $intergrunbe  fpielten  Solide  unb  gaben  bem  (San* 
jen  bie  SBeleudjjtung.  ,,©ut*,  fagte  idj,  bießeidjt  etwas  fdfjarf,  benn 
fie  brang  in  midj,  ob  mid&  baS  S3ilb  bielleid&t  an  eine  trübe  SJergan* 
genljeit  erinnere.  „Stein",  antwortete  idfj,  „eljer  an  bie  ßufunft".  §art 
unb  ftumm  fdjritt  idj  fort.  Slmbrofia,  bie  oljne  Xänjer  neben  be  Änapp 
fiftenb  mit  judenben  Sippen  jugefelien,  entfernte  fidjj  eilig.  Äurj  bar* 
auf  flüfterte  be  finapp  S3eba  etwas  ins  Dljr;  fie  warb  bleidj  unb 
entfd)ulbigte  fidjj,  baß  fie  nid^t  weiter  tanjen  fönne.  2Kein  SBefremben 
fannft  bu  ermeffen!  S)er  Slnblid  be  ÄnappS  gab  mir  aber  meinen 
ganjen  §umor  wieber;  ja,  als  er  nad)  Söeenbigung  beS  93aHS  nic^t 
weit  bon  mir  gegen  einen  Dritten  etwas  bon  „unanftänbigem  33ene^ 
men  gegen  bie  Xödjjter  beS  JpaufeS"  fallen  ließ,  forberte  i>)  if)n  ofjne 


26  SBeridjt  an  Seanquirit  in  Augsburg. 

SBeitereä,  natürlich  auf  Schüfe.  S)cnfe  bir  aber,  was  \<fy  üon  ©ufeb 
Ijbre,  ber  midj  mit  getjeimnifjüollem  SESefen  in  eine  SRiftfje  jiet)t  unb 
erjäf)tt,  an  feinem  Äorb  wäre  id(j  ©ct)ulb;  ber  SBater  Slebacteur  f)ätte 
Seba  auSbrücflid)  verboten,  mit  mir  (gloreftan)  ju  tanjen,  ba  idjj  ein 
©rjromantifer,  ein  2)reu93iertel'gauft  fei,  öor  bem  fid)  gu  tjüten  wie 
üor  einer  Sifjtfdjen  Sompofition,  —  SBcba  un3  aber  wat(rfdE)einlicl) 
unferer  großen  Slel)nlict)teit  wegen  ucrtücc^fclt  junb  iljm  ben  Äorb  ge* 
geben,  ber  eigentlich  mir  beftimmt,  —  baljer  ba$  plöfclidje  abtreten 
58eba8,  bie  üon  be  Shtapp  nadfj  bem  SBiQen  beä  SBaterS  t)pm  wahren 
93eftanb  ber  ©ad^e  unterrichtet  worben  xc.  Unb  biefer  SRebacteur, 
biefer  pljantafielofe  3°Pf^  &cffen  WttföeS  ©timmgabefoerfatjren  id)  ber 
Sßelt  noct)  einmal  aufbeefen  will,  madjt  mir  auf  ber  Xreppe  nodj  ben 
Antrag,  bafj  idE)  ü)m  etwas  für  feine  ,9leufte*  über  bie  eben  gehörten 
Xanjmufifen  liefern  möchte,  üerfidfjert  mir,  baß  er  mid&  an  fein  §au3 
(an  Slmbrofia,  ber  ein  ÜJiann  fel)tt,  natürlidj,  ba  fie  fdfjon  einer  ift) 
ju  fetten  wünfdjje  u.  bgl.  geanquirit,  baß  itf)  i^m  etwas  2)umpfeS 
antwortete,  wäre  ju  erwarten  gewefen ;  bafj  idE)  aber  93ebaS  wegen  wie 
ein  Samm  üor  if)m  ftanb  unb  nichts  fagte,  beim  ipimmet,  t>erjeif)e  idjj 
mir  nie.    Unb  bod&  t)at  an  allem  nur  Efyopin  bie  ©dfjutb. 


SRadjfdjrift.  SBie  idj'S  üorauSgef ef)en !  —  9lr.  37  ber  teuften* 
enthält  eine  SRecenfion  unfereS  Sarnat>alS:  „baS  wären  einmal  wie* 
ber  ßroiebelmonftra,  bei  benen  man  üor  lauter  SÄitleib  nidfjt  jum 
SBeinen  fommen  fönne,  —  ©omponiften  follten  it)re  SBerle  bodj  erft 
bie  Sinie  pafftren  laffen,  efje  fie  entftöpfelten,  —  follten  nicf)t  benfen, 
baß,  wenn  fie  iljren  SRuQen  t)on  ©ebanfen  ©djwänjdjen  anfingen, 
gleich  Sieunen  barauS  würben"  k. 

NB.  $)e  Snapp  Ijat  fief)  in  üoriger  Stacht  aus  bem  ©taube  ge* 
macf)k4 

*  b.  f).  SB  —  e— b— a. 


SRonboS  für  Sßianoforte.  27 


Kontos  für  pianoforte. 

ft.  3r.  §ecfel,  SBergifemeinnidjt,  föonbo.    SBerf  11. 
21.  g.  2Rof)$,  Sionbo  in  B.    SBerf  3. 

S.  Erfurt,  3  letzte  SftonboS  nad)  SEottoen  t>on  Silber.    SBerf  30. 
„       „         &bfd)ieb  t>on  Sttagbeburg,  SRonbo.    SBerf  32. 
Souife  garrenc,  La  grand-möre,  töonbo  in  D. 
2t.  ©utmann,  £eidjte$  unb  brtll.  SRonbo. 
fj.  Olana,  La  tendreßse,  djarafterifttfrf)e3  SRonbo.    SBerf  2. 
«bete  ©ratest,  ©rofjeä  Ülonbo.    SBerf  2. 
8L  oon  fterjberg,  Shrilfanteg  föonbo.    SBerf  11. 
£1).  $öl)ler,  föonbino  über  ein  S^ema  öon  ©traufe.    SBerf  19. 
„      „        „         „    (So^ola.    SBerf  20. 
3.  3r.  $obra9n8fi,.$Ronbo  alla  «ßolacca  mit  Drdjefter.    SBerf  6. 
&  Softer,  Elegantes  9lonbo  mit  Einleitung.    SBerf  47. 

D.  ©erfe,  Einleitung  u.  brill.  föonbo  mit  gr.  Drdjefter.    SBerf  2fr. 

E.  «.  ö.  SBinftjler,  2  brillante  9ionbo3.    SBerf  45  unb  46. 
E.  Ejerntt,  ®rofee3  töonbo.    SBerf  405. 

g.  föieS,  Einleitung  unb  föonbo  alla  Zingaresco.    SBerf  181. 

6t.  ©eller,  töonbo*©d)erao  (in  Gj.    SBerf  8. 

g.  E|o£in,  föonbeau  alla  SJlapr  (in  F;.    SBerf  5. 

3.  2Kofd)ele$,  SRonbo  über  eine  fd)ottifd)e  SMobie. 

„       „      „        SBritt.  Sftonbo  mit  Einl.  über  ein  Ztyma  öon  $effauer,   SB.  94. 

„S$ergi&  mein  nidjt! 

$u  Süngling,  ben  idj  meine, 

3u  roeldjem  biefeS  ßieb  Ijier  fpridjt, 

Um  beffen  ©lüde  id|  ju  ©ort  oft  betenb  weine, 

Stergifj  mein  nid)t!" 

3f)r  irret,  ßompomfteniimglinge,  wenn  iljr  meint,  idj  fyaV  eud) 
fo  eben  angefungen.  ©er  33er8  ift  nur  ber  Anfang  be3  ©ebidjteS,  ba£ 
man  auf  bem  Xüelbtatt  be3  erften  ber  obigen  Sftonbos  t>ottftanbig  lefen 
fann,  unb  ber  Eomponift  fd&etnt  fomit  auf  eine  neue  ©attung  (ettoa 
„SRonbo  mit  SBorten")  ju  beulen,  tooju  il)m  unb  uns  nur  ©lud  ju 
toünfd&en.  ÜJian  irrt  aber  nrieberum,  wenn  man  in  ber  SKufif  äfjnlidje 
Sentimentalität  ju  finben  Ijofft;  im  @egentf)eil  f&ffrt  biefe  fo  bief  unb 
rotljbäcfig  toie  möglich  Ijinterbrein.  ©inem  orbentlidjen  Sftecenfenten 
wirb  e3  nidjt  fdjroer  fallen,  feine  ©elefyrfamfett  an  bem  armen  ßinb  ju 
jeigen  unb  feine  Uebermadjt;  befdjeibenere  toergleidjen  fidj  lieber  gleich 
SRenfdjen  toie  Satorence  ©terne,  ber  eben  im  SBegriff  eine  gliege  tobt* 
jumadjen,  fie  jum  genfter  Ijinauäliefj  mit  bem  JBemerfen,  bafe  bie 
Sßelt  für  fie  beibe  ja  grofe  genug,  ©ntlaffen  wir  mithin  and)  baS 
jtteite  Sftonbo,  auc^i  ba^  britte,  ba8  merte  unb  baS  fünfte*  Sei  9tr.  3 
unb  5  tonnten  SKandje,   namentlich  Äe^rer   eintoenben,    ba§   fie  ja 


28  SRonboS  t>on  ©utmann,  ©ratest,  ©fonj,     fceraberg,  $öf)(er,  $>obrai)n3fi,  Stößer. 

offenbar  für  Äinberljänbe  gebaut  wären,  unb  baft  ©ombinirtereS  unb 
XiefereS  ba  am  unrechten  Ort  :c.  3dj  aber  fage:  feib  nur  immer 
t)übfd)  geiftreidj;  baS  talentvolle  Äinb  wiß  baS,  unb  fpürt,  wo  eS 
fel)lt,  eben  fo  gut  wie  wir  älteren,  mit  fo  burdjweg  matten  ?ßrobucten 
wirb  nichts  gefBrbert.  Daljer  gefaßt  mir  baS  SRonbo  öon  ©utmann, 
baS  „fö*  Äinber,  bie  nocf|  nid)t  eine  Dctaöe  fpannen  fönnen",  ge» 
fdjrieben  ift;  in  il)m  ift  meljr  äMobie  unb  Seben. 

Sie  bret  folgenben  9tonboS  wären  ebenfalls  am  beften  ungebrurft 
geblieben.  S5aS  öon  Stbctc  S3ratc^t  giebt  fidj  jwar  3Küf)e,  etwas 
mef)r  ju  fein  als  gewöhnliche  SRonbomufif,  unb  öerrätt)  in  feinen 
SReminiScenjen  (fo  in  ber  ©infeitung  an  bie  Sßregljtera  öon  SRoffini, 
im  erften  Xljema  an  Sielb,  im  jweiten  an  SBeberS  Stufforberung  jum 
Xanj)  33ertrautf)eit  mit  vieler  3Jhtfif,  wirb  aber  in  ber  Sänge  immer 
ftarer  unb  langweiliger,  beS  finbifdjen  ©afceS  ber  Harmonie  nxdjt  ju 
erwähnen.  SBöflig  bebeutungSloS  finb  bie  ©tücfe  öon  g.  ®lanj  unb 
9t.  öonföerjberg;  jwar  f)at  baS  lefctere  feine  fo  fc^reienben  Duinten 
unb  Dctaöen  wie  baS  erftere,  jeugt  aber  überall  öon  nodj  ganj  un* 
fidjerer  §anb  unb  öon  einem  nod)  wenig  gebilbeten  £)f)r,  bort  im  S3au 
beS  ©anjen,  f)ier  in  ber  Harmonie;  übrigens  ift  eS  fdjwer  unb  will 
ftubirt  fein.  §r.  XI).  S5öl)ter  giebt  mit  feinen  jwei  leiblich  f)übfcf)en 
SRonboS  abermals  ben  93eweiS,  wie  eS  ü)m  um  ben  8luf)m  eines  ©jernt) 
beS  ßweiten  ju  t^un.  SßaS  ©traufc  unb  ©oppola  für  grofje  Äeute, 
gewahrt  man  erft,  wenn  man  bie  $)öf)lerfc§e  ßutyat  bagegen  f)ält. 
©S  ift  merfwürbig  unb  traurig,  wie  ein  fo  bebeutenber  ©laöierfpieler 
fo  wenig  als  Somponift  ju  leiften  öermag*  SBa^aftig,  junge  Sünftler, 
Ijütet  eudj  öor  aßen  ©räfinnen  unb  SSaroneffen,  bie  ©ompofitionen 
bebicirt  l(aben  woßen;  wer  ein  ßünftler  werben  wiß,  mufj  ben  ©aöalier 
laffen. 

DaS  SRonbo  öon  iprn.  SDobrjtynSfi  ift  öon  gefdjicften  gingero 
componirt,  correct  gefdjrieben,  nationeß  gehalten,  in  ber  gorm  etwas 
breit  aber  in  richtigen  SBerljättniffen.  Sine  eigentliche  Sbee  fudjt  man 
jebod^  auf  ben  öierjef)n  ©eiten  umfonft;  DriginefleS  l)at  fie  gar  nidjts. 
8ln  einem  Rondeau  Elegant  öon  §rn;  Söller  fann  man,  was  baS 
Sleufjere,  bie  Xedjnif  betrifft,  ebenfaßS  uidjts  auSfefcen.  Ueberafl  öer* 
miftt  man  aud)  in  ü)m  wie  in  aßen  öorigen  3flonboS  eigentliche 
3Rufit,  frönen  ©efang,  feinere  S3ilbuug.  Ueber  fein  Xalent  IjinauS 
fann  freiließ  SRiemanb;  aber  bie  Kräfte  bilben,  öerebeln  foßte  wenigftenS 
3eber.  33)  weift  nidjt,  wem  mit  folgen  Gompofitionen  gebient  ift; 
für  Dilettanten  ju  troefen,   für  SBirtuofen   ju  wenig  glänjenb,   für 


föonboS  t>on  ©erfe,  SSinfljler,  (Sgemty,  9üe3  unb  fetter.  29 

äJiufifer  ju  unintereffant,  bieten  fie  Sitten  etwas,  beliebigen  fie  Seinen 
bollftänbig. 

35aS  brillante  SRonbo  beS  §rn.  D.  ©erfc  f>at  ben  ipaupttitel 
„Souvenir  de  Weimar"  unb  erinnert  an  Rummels  Sßeife,  bem  eS 
audj  augeeignet  ift.  3n  ber  3Ritte  benufct  §err  (Serie  ein  ruffifdjeS 
Äieb,  baS,  wenn  id)  nid)t  feljr  irre,  aud)  üon  Jpummel  fc^on  in  ein 
größere«  SRonbo  eingeflößten  ift.  35af$  er  eS  einigemal  förmlidj  unb 
in  berfelben  Xonart  bariirt,  giebt  bem  9tonbo  einen  neuen  Änftridj 
unb  muft  mit  bem  Drdjefter  jufammen  Don  SBirfung  fein.  SMS  auf 
bie  Einleitung,  mit  ber  mir  bodj  ju  wenig  gefagt  fdjeint,  ift  bie 
Strbcit  x>on  SEBcrtt)-  3n  ber  ©antilene  Ijat  fid)  ber  ©ompomft  bielleid)t 
oor  einigen  fd)Wäc§lid&en  33ort)alten,  überhaupt  oor  einem  gettriffen 
weitfdjweifigen  ©entimentalifiren  ju  Ritten;  in  ber  freien  unbelaufd&ten 
$f)antafie  mag  man  fid)  in  foldjer  Sßeife  ergeben,  —  ber  Deffentlid)feit 
gebe  man  aber  nur  ©djönfteS  unb  bieS  fo  lurj  unb  energifd)  wie 
mögtid)  auSgebrüdt. 

Sie  jwei  SftonboS  oon  Jperrn  oon  355  in!  1)1  er  fetyen  fid)  wie 
©efdjwifter  ätynlid),  b.  i.  ergeben  fid)  nirgenbS  über  bie  bürgerlid&fte 
Sßrofa  unb  wollen  eS  audj  nid)t.  SluffaEenbe  geiler  finb  in  i^nen  fo. 
wenig  ju  finben  als  ©d}önf)eiten ;  fo  wäre  benn  biefem  in  einer  mitfc 
leren  ©pt)äre  fid)  gefaQenben  f)armlofen  Somponiften  nur  noß  metyr 
©id)tung  beffen,  was  er  für  ben  DrucE  beftimmt,  anjuratf)en. 

£r.  Ejernij  nimmt  mit  feinem  Allegro  agitato  einen  roman* 
tifdjen  Stnlauf.  9lur  SBenige  würben  auf  if)it  als  ßomponiften  biefeS 
©tüd es  ratzen ,  in  einen  f o  grauen  3ncognitorocf  tjat  er  fid)  einge* 
Knöpft.  Springt  audj  manchmal  ber  Sitte  plöfcltd)  unb  mächtig  burdj, 
fo  fann  einem  boc§  bie  SSeränberung ,  bie  in  feinem  SBefen  borge* 
gangen  ju  fein  fd)eint,  faum  entgegen.  SGßie  baS  enben  wirb,  wer 
weifc  es  ?    3)afe  baS  SRonbo  pbfdj  unb  angenehm  Hingt,  berfteljt  ftdj. 

©ben  fo  fdjwer  wäre  baS  fotgeube  SRonbo  als  eine  Sompofttion 
oon  StieS  ju  erf  ernten,  eine  fo  gewöhnliche  allgemeine  Sßljtjfiognomie 
Ijat  fie.  9ted)net  man  bem  Sitter  ben  SWadjIafc  an  Sßfjantafie  als  natür* 
1x6)  an,  fo  bod)  nid)t  ben  an  ©rnft  unb  gleifc  als  etwas  SftüljmtidjeS. 
Äünftlerifd)e  3^^e  fönnen  es  wenigftenS  nidjt  fein,  bie  einen  aner* 
fanntenSKeifter  jurSBeröffentlißung  fo  gar  unbebeutenber  ©aßen  bewegen. 

3m  9ionbo  oon  Stephen  $  eller  begegnen  wir  enblid)  einer 
aus  wahrem  ©eifte  tommenben  ©ompofition,  einer  edjten  Äünftlernatur, 
über  bereu  ©igentpmlißfeit  beim  ©rfdjemeu  größerer  SBerfe  bie 
3eitf djrift  ausführlicher  fpreßen  wirb.  SaSSRonbo,  fo  Hein  eS  ift,  fprubelt 


30  SftonboS  bon  tyopin  unb  TOofc^ele^. 

rcd^t  eigentlich  üou  ®eift  unb  Sßifc  über.  3art'  n^te,  ftug,  eigen* 
finnig,  immer  tiebenSwürbig,  fdjerjt  eS  wie  ein  Sinb  tyerum,  fe|t  fidj 
uns  auf  ben  ©djooß,  bringt  bie  wunberlidfjften  ©infätte  üor,  fpringt 
wieber  fort  —  lurj,  man  muß  eS  lieb  fjaben.*  Der  Sefer  fott  alfo 
balb  mefyr  über  bie$  ausgezeichnete  Xalent  erfahren. 

2)a3  SRonbo  toon  ®l)opin  ift  metteidjt  fdE)on  im  adfjtjef)nten  3aljre 
gefd£)rieben,  aber  erft  toor  Äurjem  erfdjienen.  35ie  große  Sugenb  be3 
Somponiften  ließe  fidfj  Ij&dfjftenS  an  einigen  tterwidfelten  ©teilen,  au« 
benen  er  fidfj  nid)t  fo  fd^nctt  tyerauSjufinben  weiß,  erraten  (fo  am 
©cf)Iuß  ber  ©.  6),  im  Uebrigen  ift  ba3  SRonbo  burd)  unb  burd) 
Sfjopinfd),  mithin  fdjön,  fd&wärmerifd^,  öott  ®rajie.  Sßer  ifyn  nodE) 
nidfjt  lennt,  wirb  am  beften  mit  biefem  ©tücf  ben  Anfang  madjen. 

3Me  jtoei  SRonboS  öon  9Kofdjele$  finb  für  mittlere  Spieler  ge* 
fd&rieben.  23er  ein  SReifter  einmal,  faffe  an,  was  er  Witt:  e3  f|at 
atteS  ein  Änfeljen.  S)ie  SRonboS  tyaben  leinen  työljeren  SBertty  als  etwa 
Äreibejeid&nungen,  wie  fie  ein  SKater  mef)r  jur  Seluftigung  auf  Xifdj 
unb  SBanb  Einwirft;  verleugnen  aber  fann  ficlj  bie  äKeifterfd&aft  nirgenbS. 
3n  biefer  9trt  erfreue  fidfj  3ebermann  ber  Meinen  Silber.  22. 


Variationen  für  ptanoforte. 

3.  9H3te,  Xljema  mit  Variationen.    2Berf  44, 

©.  ©.  Stultnlamp,  VrilL  u.  leiste  Variationen  über  einen  ganbango.  SBerf  51. 
3.  SRucfgaber,  Variationen  über  dn  Ortgmaltljema.    SSerf  32. 
3.  6tocf$,  Vritt.  Variationen  über  ein  Xljema  üon  2htber. 
(£.  $a$Unger,  Vritt.  Variationen  über  ein  Xtyenta  t>on  Shiber.    SBert  6. 
S.  Vötyner,  Variationen  über  ein  befannteS  Xfyema.    SBerf  99. 
2f.  X.  (£1)  loa  tat,  Variationen  über  ein  Xfjenta  bon  SBolfrant.    SBerf  11. 
„      Seidjte  Variationen.    SBerf  28. 

„         „       „      Variationen  über  ein  befannteS  Xtjema  ju  4  #anben.  SBerf  29. 

„         „       „      Variationen  über  ein  befannteS  X&enta.    333.  33. 

„         „       „      Variationen  über  ein  Xfyetna  t>on  (Strauß.    SBerf  34. 
2B.  $aucf,  ©r.  Variationen  über  ein  Xljema  aus  9lfdE)enbröbel.    SBerf  36. 
(£.  e^erntt,Vritt.  Variationen  über  ein  ttalienifdjeS  Xfjenta.    3ß.  302. 
©.  8L  OSborne,  VriH.  Variationen  über  ein  Xfjema  üon  ^ale'oö.    SBerf  21. 

„      „      „  „  2Keüerbeer.2Ber!24. 

(E.  ©tatnatto,  VriH.  Variationen  über  ein  Drtgtnaltyema.    SBerf  3. 
$.  SB.  ©tolje,  Variationen  über  ein  ruffifdje«  Xfjenta.    SBerf  29. 

Unfterblid^  ift  leinet  ber  obigen  SBerle,  pbfd^  mand^e«.    ®3  !äme 
nur  barauf  an  ju  wiffen,  waö  bie  refp.  Somponiften  felbft  über  i^re 

*  (£S  ift  gtoreftan  unb  (Sufebiug  jugeeignet. 


Variationen  t>on  9li3le,  Äutenfamp,  Shtcfgabcr,  ©tocfö  unb  £a3linger.      31 

SBerfe  urteilten.  Rieften  fic  fold&e  für  ewig,  fo  müßte  man  fic  öon 
if)rer  3bee  abzubringen  fudfjen;  gäben  fie  aber  ladfjenb  ju,  baß  eS  ja 
Äleinigfeiten,  über  bie  ni<f)t  üiel  Sßorte  ju  üerlieren,  fo  müßte  man 
ifyre  23efd)eibenl)ett  loben;  benn  $ad|g  fönnen  wir  nidE)t  in  jeber  ©tunbe 
fein,  obwohl  foldfjeS  wünfd&enSwertf)- 

Sir.  1  unb  2  gehören  ber  blanfften  ®ewöljnlicf|feit  an.  Jperr 
Äulenfamp  fd)rieb  ber  Slebaction  ber  ßeitfdjrift  einmal  einen  93rief, 
in  bem  er  fefjr  auf  fie  loSjief)t  unb  ben  jurüdfgefefcten  großen  Äünftler 
überall  burdf)ftf)einen  läßt.  SBären  wir  'feine  geinbe,  wie  fönnten  wir 
uns  jefct  rädfjen!  Denn- wer  Sompofitionen  wie  SBerf  51  fyerauSgtebt, 
barf  feine  anmaßenben  33riefe  an  bie  SRebactionen  f djreibeu.  Slber  woju 
geinbfdjaft?  Schreibe  er  alfo  nur  ttid)t  nodE)  einmal  unb  äfptlidfj, 
fonft  müßten  wir  ganj  anberS  mit  i^m  reben. 

S)ie  Variationen  beS  §nu  SRudEgaber  finb  Ijübfdj,  etwas  fabe, 
aber  nidfjt  um  barüber  in  §arnif<f)  ju  fommen.  Ouinten  unb  Dctaüen, 
bie  greulichen ,  fönnte  man  natfjweifen;  —  als  ob  baS  bie  größten 
©ünben  ber  SSariationiften  wären!  S)ie  fo  gerne  üon  einer  SSerfcfymel* 
jung  t)on  35eutfd(j  unb  3talienifd() 5  fpredfjen,  fönnen  itjre  Xräume  f)ier 
toerwirflidjt  f)ören.  iRef)mt  einen  33aß  mit  einer  Xriolenfigur  in  ber 
Decimenlage,  fingt  baju  eine  ÜMobie,  toerft  einige  fdfjwinbfüd&tige 
Vorhalte  fyinein,  unb  bie  beutftf)*italienifcf)e  ©djule  ift  fertig, 

3n  §m.  ©todES  lernen  wir  einen  angetjenben  ©aloncontponiften 
fennen.  geljlt  iljm  nodf)  manches  an  feinfter  Xouroüre,  fo  läßt  fid) 
baS  burclj  eifriges  ©tubium  ber  ,§erjjrf)en  SBerfe  ja  nadjljolen,  ©in 
junger  Sßartfer,  ber  mit  f)of)en  ^Begriffen  uon  ber  beutfdjen  SKufif  tjier* 
f)er  gefommen  unb  fiel)  weiter  bilben  wollte,  geftanb  mir,  wie  er  fid) 
md&t  genug  üerwunbem  fönne,  baß  in  2)eutfd)lanb  SKufif  gebrudft  er* 
fd)iene,  bie  in  granfreidE)  fdjon  wegen  Mangels  an  mobiler  ©leganj 
nidjt  gefpielt  werben  würbe.  2)aS  ift  eben  baS  UnauSftepd)*,  ant* 
wortete  idfj  if)m,  biefe  gefdfjmacflofe  ©olibität,  in  bie  wir  unfere  ©alon* 
fünfte  tauten,  gegen  welche  Jperj  ein  wahrer  ©ngel  an  SKufit  2)aß 
wir  inbeß  unferm  ©omponiften  nidfjt  Unrecht  tfjun:  —  er  fann  Xa* 
lent  tjaben;  wenigftenS  tjat  baS  finale  Bewegung  unb  guten  Qu$. 

Sin  befannter  beutfdfjer  Somponift  antwortete  einmal  auf  bie 
grage,  wie  itjm  eine  neue  Dper  üonSfaber  gefalle,  bie  gerabe  in  SßariS 
gegeben  würbe :  „bie  Xaglioni  tanjt  wunberf)übfdj*.  8lef)nlid&  würbe 
id),  wollte  Semanb  mein  Urteil  über  bie  Variationen  beS  §m. 
S.  §aSlinger,  fagen:  „bie  SBiener  finb  ein  luftig  33olf.  ßoben 
muß   man   fdjon,    wenn    ein  heutiger  Somponift,    ber  ein  fleineS, 


32  Variationen  öon  Söhnet,  ©fjwatat,  £awf,  ©äernt)  unb  DSborne. 

fd&erjf)afteS  Xljema  üorf)at,  nid)t  mit  einer  (Sinleitung  anfangt,  als  gätt' 
eS  bie  SRauem  üon  3erid)0  umjucomponireu.  ©o  f)ält  fid^  benn  baS 
gange  $eft  in  einer  natürlichen  Weiteren  Stimmung,  bie  fidf) .  nur  in  ber 
jtoetten  33ariation  cttoaS  ertjöf^t  bann  aber  fogar  aGBcrtt)t>oUercS^crt>or* 
bringt.    Der  ©djlufj  ift  überrafdfjenb. 

9Kitten  unter  ben  jungen  ©efid&tern  fiefjt  uns  auf  einmal  eine  alte 
SRuine  an.  ©ie  grünen  Steige,  bie  fie  noä)  trägt,  wolle  man  it)r 
laff en ;  fie  erjagen  üon  alten  Briten  unb  großen  SRenf  djen,  bie  fie  ge* 
feigen.    Sticht  ol|ne  Xf)eilnaf)me  tann  man'S  betrauten, 6 

Die  33ariationSl)efte  beS  §rn.  Stywatal  finb  faft  fämmtlidj  in* 
ftruettoen  Sf)arafterS  unb  enthalten,  weniges  Xrocfene  abgeregnet, 
allerliebfte  ©acf>en,  Stübd&enmufit  mödfjt'  id)  fie  nennen.  3Kufifalifd)en 
©eljalt  f)at  2B.  11  am  meiften,  unb  in  biefem  wieber  bie  ©inleitung. 
S3ei  ber  jweiten  SSariation  fällt  mir  baS  unleiblid^e  Duinquiliren 
jWifdfjen  Heiner  unb  großer  Ulone  auf,  baS  nodj  üor  etlichen  Sauren 
ju  ben  geintjeiten  beS  XageS  gejault  würbe.  35er  Somponift,  fonft 
ja  ein  gefunber  §armonifer,  erinnere  uns  uitf)t  mef)r  an  jene  B^tat! 

SBenn  man  bie  SSariationen  über  ein  Xfjema  aus  Slfdfjenbröbel 
bemfelben  Somponiften  jufdjreiben  muß,  ber  öor  fturjem  geftorben  unb 
ein  fdfjäfcbarer  Sünftler  gemefen  fein  foll,  fo  ftficint  biefe  Sompofition 
einer  trüberen  Sßeriobe  anzugehören,  in  ber  ftdf)  noef)  feine  eblere  $unft* 
anfidjt  in  il)m  entwidfett  fjatte.  ©ie  SSariationen  finb  unter  jebem  ®e* 
fid&tSpunft  unbebeutenb  unb  nid)t  einmal  mit  ber  2eid)tig!eit  getrieben, 
bie  bie  Xrhriatität  äf)nlid)er  SBerfe  in  etwas  ttergeffen  madjt.  Jpätte 
man  fie  lieber  ganj  unterbrüdft! 

iprn.  Sjernt)  fann  man  nidfjt  einholen,  mit  aller  fritifdjen 
©djnelligfeü.  §ätte  xä)  geinbe,  nichts  als  foldje  ÜRufif  gab1  id&  i^nen 
ju  tjören,  fie  ju  üernic^ten.  Die  gabfjeit  biefer  SSariationen  ift  watjr* 
l)aft  remarlabel. 

Die  jwei  folgenben  ßomponiften  finb  Schüler  üon  Salfbrenner 
unb  vortreffliche  SSirtuofen,  tyre  SSariationen  leine  Shtnftmerfe,  aber 
elegante  Sßarifer  SKobearbeiten,  unb  immer  nodd  erträglicher  als  biefe 
beutfd&en  $lumpfädfe,  bie  oben  flüchtig  bcrüfjrt  würben.  ®ut  gefpielt 
muffen  bie  SSariationen  beS  §rn.  CSborne,  SB.  21,  in  ©ntjücfen 
fefcen;  fie  fdjjeinen  mit  einer  gewiffen  ©elbftgefäöigfeit  gefdfjrieben  unb 
^abeu  ben  SSorjug,  leidster  ju  fein,  als  fie  Hingen.  3n  ben  SSariationen 
über  ein  Xljema  aus  ben  Hugenotten  fommt  im  ginale  mefjr  als  über* 
rafdfjenb  ber  Sfjoral  „ein'  fefte  83urg"  :c.  SSleibt  ÜJietyerbeer  leben,  fo 
werben  wirS  nod)  t>on  ben  Serben  in  ber  Suft  f)ören. 


©tamaty  unb  ©tolae,  SBariattonen ;  SebeSco,  Sßljantafie.  33 

JBef onberer,  auSgefucf)ter,  eigentt)ümtidfjer  finb  bie  SBariationen  Don 
©t  amatt)  über  ein  Driginaltljema,  ba3  freiftd)  fetbft  wie  eineSBarta* 
tion  fdjeint,  übrigen«  aber  toon  weidjem,  jerftie&enbem  Äuäbrucl  tft. 
latent  finbet  man  burd&gängig,  in  ber  jweiten  SSariation  audf)  biet 
©mpfinbung.  SDie  bieten  borfommenben  Dcta&engänge  Ijaben  ü)ren 
©runb  wot)l  mel)r  in  ber  SSraüour,  mit  ber  fie  ber  ©omponift  fpiett, 
als  in  einer  äftt)ettfd&en  5Kotf)Wenbigfeit. 

©et)r  fdfjäfcenawertty,  wie  alles  was  uns  iüon  ben  arbeiten  be3 
£rn.  ©tolje  befamtt,  finb  audj  bie  oben  erwähnten  SBariationen,  unb 
jeicfjnen  fidf)  burc^  intereffantere  ©timmenfüt)rung,  eignen  ßttfd^nitt  unb 
burd)  etwa«  ©eiftigereS  au»,  was  mannen  feiner  anberen  Kompofi* 
tionen  abjuge^en  fdjien.  SEBünfd^tc  idj  bem  Gomponiften  etwa»,  fo  wäre 
e$  ein  Verleger,  ber  feine  SBerfe  jettgemäfcer  auSftattete.  Sin  fo  graues 
Äteib  fdjabet  bem  erften  ©inbruef  beim  ©urdfjfpielen  ungemein.  3n 
ber  Sßfjantafie  t)abe  iti)  mir  ba8  Sßerf  aber  mögtidfjft  fdjön  nadfjgefungen 
unb  ber  beften  ©mpfetjtung  mertf)  gefunben*  22. 


^tjantafieen,  dapxittn  it.  für  JJianoforte. 

«rf*e  SRetlje, 

3.  XebeSco,  $§antafie  über  9ttottoe  aus  Robert  ber  XeufeL    SBerf  6. 

(£.  ©djunfe,  ®r.  djaraft.  ©aprice  über  ein  3^>ema  t>on  Sttetyerbeer.    SBerf  46. 

3.  9? igle,  ©rtttanteS  OTegro.    9Ber!  45. 

3.  ©djmitt,  ©r.  brifl.  9$antafie  (Douleur  et  triomphe).    SBerf  225. 

Hommage  ä  Clara  Wi eck.    Recueil  p.  1.  Piano. 

D.  ©erfe,  Stmujement.    28er!  16. 

3.  %  (£.  §artmann,  4  (Sapricen.    58erf  18.    §eft  1. 

333er  weifj,  wie  Jperr  XebeSco  mit  obiger  Sßljantafie  in  Äeipjig 
wenigftenS  in  ©rftaunen  gefefct,  ja  wer  fogar  jener  Sjecution  fetber 
beigewohnt  I)at,  !ann  e3  bem  Sontponiften  nic^t  üerargen,  bafc  er  ein 
befdf)eibene$:  „Ex6eut6e  par  Tauteur  dans  ses  concerts"  auf  bem 
gebrueften  Xitelbtatt  beifügte,  lieber  gewiffe  SMnge  fprädfe  man  nidfjt, 
wenn  man  nidjt  oft  gegen  feinen  äBitlen  baju  gejwungen  würbe.  S03.er 
wirb  einem  jungen  reifenben  Äünftter  übet  wollen;  it)m  nidfjt  förbertidi 
fein!  9htr  ba8  ,.ex6cut6e"  x.  tyätte  ber  SSirtuo3  weglaffen  fotten, 
btefe»  „exäcutäe"  k.  lägt  mir  feine  9luf)e  nnb-Staft,  oerfotgt  mid) 
feit  einigen  Sagen  in  meine  Xräume,  oerfefct  mir  ben  Sttfjem.    Unb 

@d)umann,  ®ef.  ©driften.  II.  3 


34  ©laöierftücfc  fcon  (S.  ©djmtte,  9ttSle  unb  3.  Sdjmitt 

bann  tefen  nur  in  einigen  norbbeutfdjen  blättern  bon  einem  Söunber* 
fpieler,  bem  §annibal  ber  Dctaüen  jc.  Sludj  bieS  möchte  fein  unb 
üerbtente  feine  SSiberlegung.  Aber  bieö  ,,ex6cut6e",  bie$  einzige 
SBBrt^en 3dj  fann  nid^t  weiter. 

Ueberfjaupt,  wer  l)at  bie  ©d^ulb  am  ©lüde  fo  üieler  junger  60m* 
poniften  ?  —  äReijerbeer.  3d&  jage  nid&tö  öom  unmittelbaren  ©influß 
feiner  Sßerfe  auf  ben  ganjen  SRenfdjen,  nidfjtö  üon  bem  europäifd)en 
Untoerfalftil,  in  weldjen  fidfj  burdfj  ^Bearbeitung  feiner  Xtjemen  am 
fidfjerften  einjuf d()ießen ;  ganj  materiell  beute  idj  nur  auf  ba8  ®olb, 
ba$  göttliche,  baä  eifrige  3ünger  aus  iljm  fd^lagen/auf  ben  SBortfjetl, 
Ijinter  ben  gefcen  eine«  großen  SRanneS  fid)  mit  in  bie  Unfterblid&feit 
einfd&muggeln  ju  fönnen.  ©0  audE)  §r.  ©.  ©cf)unfe.  SRit  SBonne 
wätjt  er  fidj  in  be3  SReifterS  Xönen,  reicht  Dom  großen  ©efammtein* 
bruef  nodjj  einmal  au$  buftenben  @dfjnap3glä8cf)en,  fidfj  taufenbfad)  ju 
beraufdfjen :  furj,  üRetjerbeerS  tapferfter  §erolb  ift  er.  gragt  tmd)  nidE)t 
genauer,  wa$  if)r  auf  ben  20  ©eiten  2Rufif  für  meldte  befommt  gewiß 
gute  Anfange,  üerweljenbe  Slaüierfeuf jer,  eine  äRenge  belicater  Steinig* 
feiten,  bann  ba3  2Ret)erbeerfd|e  unb  allerliebfte  SluSfüfjrung,  jum 
©djjluß  enblidj,  worauf  idf)  tängft  gepaßt,  eine  Änbeutung  be3  Äuttier* 
fdfjen  Sljoral«.  2)odjj  finb  bieS  nur  SSorte,  SBinte,  bie  nur  fdjwadfj 
wiebergeben,  xotö  idj  mir  bei  ben  Hugenotten  fetbft  öom  Äleiber* 
aussen  ber  äRäbdjen  an  big  jum  Stjoral  hinauf  gebaut.  5)a^er 
fdfjwelge  man  nur  üon  ber  Quelle  fetbft! 

S3einat)e  traurig  gegen  foldje  greubenmufit  nimmt  fidfj  eine 
uufdfjulbige  Sßolonaife  üon  £ro.  SR  i öle  au3,  ber  bie  SBelt  inbeß  wenig 
fennt,  wenn  er  foldje  mit  Sßaleftrinafdfjen  ©reiflängen  ju  paefen  meint. 
®a3  Xrio  allein  Ijat  etwa«  meljr  garbe  unb  angenehmen  Sljaratter: 
ba3  Uebrige  ergebt  fidj  in  ben  gewöljnlid&ften  iparmonieen-,  bafc  ®anje 
f dfjeint  wie  eine  ©ompofition  auä  93anl)al3  fttittn. 

Sin  ber  ^antafie  be3  §rn.  3.  ©djmitt  mißfällt  mir  allein  baä 
bombaftifd&e  Äu8t|ängefd(jilb.  SBorum  Douleur  et  Triomphe?  SBarum 
Inspiration  musicale?  Sßarum  grande  Fantaisie  brillante  ?  ®ewiß 
bleibt  be8t)alb  bie  3Rufif  biefelbe:  aber  warum  als  altes  bemoofteS 
§aupt  t^un,  was  man  beim  ©djjüler  betakelt,  wenn  er  in  tterjetlj* 
lidljer  ©elbftbegeifterung  feine  ©Triften  mit  joWangen  S3udjftaben  be* 
malt!  Unb  baß  e$  mit  bem  ©djmerj  unb  gar  mit  bem  Xriumpt)  nidjt 
fo  weit  fjer  ift,  merfen  gewiß  aud&  bie,  auf  welche  felbige  ©dfjitber 
etwa  öon  öorn^erein  einen  ©inbruef  mad^en.  Kennen  wir  bie  ©adfje 
alfo    beim   5Ramen:   „Sntrobuction,    X^ema   unb   SBariationen*   unb 


Hommage  a  Clara  Wieck ;  Wmufement  Don  ©crfe.  35 

urteilen  öon  biefer  §öfje,  fo  erhalten  wir  in  ber  ^antafie  ein  fet)r 
angenehm  IlingenbeS,  mit  ®efd()icf  nnb  ©efdfjmadf  gefegtes  äWufüftücf 
ooß  einnefjmenber  9Mobie  unb  wenn  nidjt  tiefem  bodf)  anmutfienbem 
Sfjaraiter.  Sßor  SJertiniS  ßompofitionen,  mit  benen  unfer  ©omponift, 
in  Ijarmonifdjer  SJefjanblung  toie  ber  beS  SnftrumenteS,  \>iel  ?lef)nlicijeS 
Ijat,  jeidjnen  fid^  feine  burdE)  etwas  S)eutfdjereS,  $anbfeftereS  aus, 
wäl)tenb  man  bort  freiließ  mef)r  9Kobifd(j*9fceueS  antrifft.  X)aS  ©tüdf 
wirb  fidj  oljne  unfer  3utf)un  beliebt  madfjen. 

©dfjeint  eS  bod),  als  Ratten  bie  fämmtlidfjen  fünf  gefdjäfcten  ©om* 
poniften  ber  großen  Äünftlerin,  ber  fie  mit  ber  fünften  ber  obigen 
SWummern  ein  SBfabenfen  gebraut,  ju  tief  in  baS  äuge  gefef)en,  in  fo 
romantifdfjer  SBeife  ergeben  fie  fidf) ;  ja  fetbft  gmei  eljrenf  efte  Drganiften 
fdfjwanlten  einen  Äugenblicf.  Sm  (Srnft,  bie  Sammlung  ift  intereffant. 
©leid)  baS  erfte  ©tücf,  eine  ©aprice  oon  ©.  grandE ,  faßt  burdj  ßürje, 
griffe,  Äraft  unb  ©infjeit  auf,  wäfjrenb  fidfj  bie  9tt)apfobie  oon  8L 
§effe  unter  bem  romantifd&en  (Sinffofj  nod)  etwas  »erlegen  benimmt, 
a6er  mit  Xalent  aus  ber  ©djlinge  jief)t.  $ie  SBifion  unferS  gefd&äfcten 
Dr.  Saniert  befenne  id&  nid)t  ganj  ju  &erftef)en,  ja  befenne,  baß  id) 
fie  erft  Adagissimo  fpielte,  als  idjj  ju  meinem  ©rftaunen  Presto  als 
Xempo  fanb:  nun  war  es  üoflenbS  bunfel  ummidf).  ©in  Meines  Un* 
geheuer  üon  SRomantif  f)ält  man  fidjerlidfj  unter  ben  $änben.  X)ie 
Xoccata  üon  ©.  Söf)ler  ift  auf  eine  lebenbige  gigur  gebaut  unb  Hingt 
rafdj  gefpielt,  gut  unb  brißant.  S)af$  im  jweiten  Xljeil  immer  bie* 
felben  Jparmonieen  üorfommen,  faßt  etwas  auf.  Sin  Notturno  Don 
83.  ©.  $f)ilipp  fdjliefct;  eS  ift  eine  Kopie,  aber  mit  einem  Xalent 
gemadfjt,  baS  me^r  SJtafjrung  unb  Aufmunterung  berbient,  als  eS 
mefleid()t  erhalten  f)at. 

8luS  bem  Slmufement  beS  §errn  ©erfe  münfdjte  id)  nur  ben 
SBaljer  unb  bie  Sßolonaife  weg,  um  es  als  ein  gutes  empfehlen  ju 
fönnen.  2Baf)rf)afttg,  man  foßte  eine  befonbere  SRebaction  für  3Ranu* 
feripte  f)onoriren,  bie  im  SSorauS  Xob  unb  öerberben  jungen,  talent* 
üoflen  ©omponiften  fdjwüre,  wenn  fie  offenbar  Verbotenes  mit  ifjren 
beften  ©aben  in  bie  Sßelt  einjuf^wärjen  trachteten.  Df)ne  jene  ©tücfe, 
bei  benen  bie  Sldfjtung,  bie  et  fid)  bei  bem  Äritüer  unb  Äünftler  er* 
werben  mufe,  wieber  jur  ©leid&gültigfeit  unb  jum  S3erbrufe  fferabfäßt: 
welche  wert^oße  Sammlung  trotte  eS  gegeben!  Die  anbem  ©äfce,  ein 
üRarfd>,  ein  ©dfjerjo,  baS  freilid)  fefjr  an  baS  §ummelfdje  in  ber  Ddur* 
Sonate  erinnert,  ein  SRonbo  unb  eine  SKajurfa  gehören  ju  bem  ®e* 
banfemwflften,  baS  mir  bis  jefct  üon  ben  arbeiten  biefeS  ©omponiften 

3* 


36  Kapricen  bon  $artmann;  ©onate  t>on  fi.  ©djubertl). 

ju  ®efid|t  gefommen.    §altc  er  baran  feft;  bie  elegante  ©p^äre  laffe 
er  in  ®otte3  tarnen  Slnberen. 

Die  üier  ©apricen  üott  §rn.-  3-  $.  ©.  $artmann  finb  wo^)f 
gearbeitet,  öerftünbig,  ernft,  ja  finfter.  @8  fdfjetnt  aber,  als  wolle  er 
be8  ©uteri  ju  Diel,  ate  ljafte  er  ju  lange  am  ©injelnen;  feine  9Äufif 
fprid^t  no$  ntc^t  frei,  gleich  als  ob  ein  Dämpfer  barfiber  läge.  2Bo 
man  ljinfüf)lt,  50rmen  un&  ©ebanfen,  ober  —  mit  einem  Sßort  tein 
®efang.  3n  ber  britten  (Saprice,  bie  melobifdfjer  werben  tritt,  jeigt 
fidjj  ba8  am  ftärlften:  fie  Ijat  wot)l  SMobie,  fdjweift  aber  unluftig 
unb  unfid&er  auf  unb  nieber;  wo  man  red)t3  ju  fommen  glaubt,  get)t 
fie  linfS,  tt)0  man  in  bie  Xiefe,  ftrebt  fie  in  bie  §öf)e.  Die  jarte 
melobifdjje  Stber,  bie  ftdfj  in  ben  SBerfen  ber  äReifter  burdjbie  Der« 
wideltften  Äabt)rintf)e  ber  Harmonie  f(inburd^jiet|t,  fann  freiließ  SKiemanb 
mit  Oetoalt  in  fic^  bringen;  gewifc  täfct  fidj  aber  burdf)  fteteä  Auf* 
merfen,  ber  Harmonie  nidjt  eine  ju  grofce  §errfdjaft  über  bie  SMobie 
einjuräumen,  biefe  oon  jener  nidjjt  gänjlidf)  unterbriidfen  ju  laffen,  gar 
mandjjeS  erreichen.  Darauf  fd&eint  mir  ber  Somponift  achten  ju 
muffen.  SBär'  e8,  bafe  wir  mit  unferm  Statte  nidfjt  ju  fpät  famen, 
unb  bafe  er  mit  freier  leichter  93ruft  ba3  Qkl  »erfolge,  beffen  glüdftidfje 
©rreid&ung  wir  jeber  wahren  JBeftrebung  oon  fo  ganjem  $erjen 
gönnen  1  22, 

3»ctte  föetlje, 

&  ©djubertfj,  ®r.  Sßfyantafie  in  fjorm  einer  ©onate  (Souvenir  ä  Beethoven). 

SBerf  30. 
6.  2R.  b.  SBeber,  ^antofte  (Les  Adieux).    9tod)gelaffeneS  SBerf. 
©.  % fjatber g,  3  Notturno«.    SBerf  21. 

„.     „       „       ©ro&e  «ßfjantafie.    SBerf  22. 
SB.  Saubert,  ©ritt,  Smprontpru  über  ein  Ztyma  t>on  SReaerbeer.    SSerf  25. 

„      „        „      93ritt.  $)toertiffement  (Bacchanale)  mit  Ordjefter.    SBerf  28. 

©ottte  einem  ber  obigen  Eomponiften  bor  einigen  Stugenbüclen 
ba8  linfe  Dljr  fo  ftarf  gellungen  Ijaben,  bafc  er  bor  fid)  felbft  Ijätte 
fliegen  mögen,  fo  ift  ba8  natürlich;  benn  idj  liefe  mid)  eben  fo  gegen 
einen  SSefannten  au8:  „$reunb,  bu  weifet,  ein  ganjer  3ean  Sßauffd&er 
SGBalt*  bon  Sanftmut^  ftedft  in  mir;  in  gewiffen  Ratten  aber  lönnt' 
\6)  benn  bodf)  getroft  au3  ber  Jpaut  fahren.  2Bir  Ratten  neulich  eine 
©tjmpljonie  bor,  bereu  SBerfaffer  fo  tapfer  jufammengefto^ten,  bafe  wir 


in  ben  „glegetjatyren" 


G.  9R.  öon  SBe&er,  ^ontafie;  £§alberg,  StothmtoS.  37 

utt8  bic  einjelnen  ©ä|e  red^t  gut  jurücfrufen  formten,  toenn  toir  fic 
Bezeichneten  mit  „@rotca'@a|,  @ommemad()tStraum*©afc"  jc.  Der 
©tjmpfjonift  ift  aber  ein  $inb  gegen  unferen  SSeetfjooenoeretoiger  .... 
©inb  ttrit  benn  bo^in  gefommen,  baft  wir  ©omponiften,  ef)e  ftc  com* 
poniren,  erft  fragen  muffen,  06  fie  ÄniggeS  Umgang  mit  SÄenfd&en 
getefen  —  ba^in,  bafe  toir  fie  aufmerffam  machen  muffen,  baft  man 
in  gebtlbeter  ©efeltfd&aft  bie  ©tiefet  nidfjt  auSjiel)en  bürfe?  kennen 
fie  ntdfjt  ben  Anfang  bc»  SÜ8©  ber  erften  SBilbung?  ©otten  toir  fte 
an  bie  gricc^ifc^en  ©djuten  erinnern,  in  toetdfjen  ben  ©filtern  aus* 
brücflid)  gefagt  tourbe,  bafj  fie  bie  SMobieen  tym  SSäter  fadjt  unb 
emft  nad^fingen  mufften  unb  ,bafc  fie  fd&arfe  ©dfjtäge  befamen,  toenn 
fie  jene  STOelobieen  burdf)  ©djnörfeleien  oerjierlidfjen  toottten?'  83ergef)t 
fid)  bie  Unbitbung  fo  toeit,  bie  erhabenen  ©ebanfen  eines  STOeifterS  ju 
betaften?  9lodj  mel)r,  toagt  fie  es,  fie  förmlich  ju  oeränbern,  ju  ber* 
rficfen?  2Baljrl)aftig,  an  ifirer  ©ere^rung  lenn'  idf)  fie.  §ibfdjjnu* 
(£l)an*9Kurjadj  toäljt  fidj  oor  einem  Slofc  im  ©taube,  $eter  fnetyt 
feinen  ©djafc  in  ben  S3acfen,  unb  ©omponiften  fdjreiben  Souvenirs  k 
Beethoven!*  äWein  greunb  fagte,  iö)  äußere  mid&  ettoaS  ftarf,  3d^ 
aber  gelobte  mir  oon  Steuern,  gegen  ©emeinljeit  unb  SBerfef)rtf)eit,  fo* 
lange  ein  Iropfen  33lutS  in  mir,  anjufämpfen. 

3n  ber  $^antafie  mit  SßeberS  Flamen  glaubt'  idj  midj  ettoaS 
oon  meinem  SBerbrufe  erholen  ju  fönnen;  aber  fdfjon  auf  ber  brüten 
©eite  fdfjien  mir  jebe  SKote  toie  jurufen  ju  tooüen:  „idj  bin  nic^t  oon 
SBeber/  Unb  toenn  man  mir  feine  §anbfdf)rift  jeigte,  ja,  ftänbe  er 
felbft  aus  bem  ©rabe  auf  unb  befeuerte,  bafj  bie  ^antafte  oon  ifjm, 
idfj  fönnf  eS  nid)t  glauben.  Die  ©etäufdfjten  tf)un  uns  fierjtidj  leib; 
meine  moralifd^e  Ueberjeugung  fann  mir  aber  SRiemanb  nehmen.  SWan 
toirb  uns  metteid^t  Rapiere  borlegen,  niemals  aber  betoeifen  fönnen, 
bafj  mit  ber  SBeröffentlidfjung  eines  burdfjauS  fd&alen,  auSeinanberfallen* 
ben  SWufifftücfeS,  unb  trüge  eS  ben  Stauten  beS  SSeften  an  ber  ©time, 
irgenb  ettoaS  geförbert  ift.7 

JBeim  Durdjge^en  ber  ©ompofitionen  bon  Xt>alberg  toar  idf) 
bon  je^er  immer  in  einer  getoiffen  Spannung,  nid)t  als  ob  id^  auf 
ißlatitüben  lauerte,  fonbem  toeil  er  fie  immer  fo  grünblid)  borbereitet, 
bafj  man  bie  fommenbe  fafjle  ©teile  jiemtidf)  genau  borauSjubeftimmen 
toeifj.  3n  Heineren  SompofittonSgattungen,  bie  feine  fo  nadjljaltenbe 
©nergie  jur  SSottenbung  er^eifd^en  als  größere  formen,  ftnben  fidj 
foldfje  ©teilen  natürlich  toeniger,  bafjer  mir  audj  baB  SReifte  ber 
SRottumoS  gefallen  Ijat,  toenn  man  bortoeg  bon  SSielfeitigfeit  unb 


38  Sljalberg,  «ßljantafte;  Eaubert,  3mpromptu. 

©rofeartigfeit  ber  ©rfinbung  abfielt  unb  bcm  ©omponiften  eine  getoiffe 
©üpd)feit  nidjt  als  ©djwäd&e  anrennet,  ©o  finb  bic  ÜJielobieen  ber 
SKotturnoä  burd&weg  einfd)meid)elnb,  wenn  audf(  nidfjt  nen  unb  t>ott* 
fomntcn  cbcl.  $)ie  im  erften  fcf(eint  mir  nur  eine  SBeränberung  t>om 
alten  „8tn  8tlej:i3"  :c,  ift  aber  fo  ju  fagen  fd&ön  inftrumentirt.  Äud) 
ber  jweite  melobifd&e  ©ebante  (in  Asdur)  im  ^weiten  SRotturno  fingt 
reefft  gart,  fd&leppt  aber  julefct  8lm  beften  toiU  mir  ba3  Xfjema  gum 
brüten  Notturno  gefallen,  ba  e3  nidfjt  fo  breit  auSeinanber  fliejjt  unb 
ffiblicfyer  SKatur  ift;  in  ber  golge  (Xact  13  gu  14)  tommt  tnbefc  eine 

gortfd^reitung  föjjj,  bic  mir  unerträglich   —  S)ie  SRücfgänge,   in 

benen  fidE)  bie  9Äeifterf)anb  am  erften  funb  tf)ut,  gefdf)ef)en  nodE)  nid^t 
mit  ber  Seid&tigfeit  unb  SRatürlidfjfeit,  Wie  wir  e3  bei  gielb  unb  ©fjopin 
treffen;  wie  fid)  Xfjalberg  überhaupt  gu  Sefcterem  t>ert>ält  wie  ©arl 
SWatjer  gum  ©rfteren.  —  X>ie  Sßfjantafte  SBert  22  beftefjt  auä  einer 
SRenge  fleiner  Abteilungen,  bie  ftdf)  um  einige  ©runb^armonieen  be* 
wegen,  au8  benen  fid)  f)ier  unb  ba  audE)  redfjt  fdE)öne  äRelobieen  ent* 
wicfeln.  ©ie  enthält  manches  3lnmutt)ige  unb  Qaxtt,  fo  fdEjwierig  unb 
üottftimmig  fie  gefd&rieben  ift  ©in  mufifalifdEieS  SBlatt  enthielt  jfingft 
bei  JBefpredfjung  XljalbergfdE)er  ©ompofitionen  bie  SBemerfung,  bajj  man 
beim  Slnf)ören  freilief)  um  bie  Jpälfte  be$  ©enuffeä  fäme,  wenn  man 
bie  Äugen  gubrücfe,  b.  t).  wenn  man  fie  fidE)  merfyänbig  gefpielt  backte. 
3$  meine  aber,  bafc  e3  nidEjt  gering  angufdjtagen  ift,  wenn  ein  ©in* 
gelner  Vollbringt ,  wogu  fonft  gwei  geboren*  3)ie$  fönnte  atfo  bie 
Sichtung  nur  erfjöljen.  $)aft  aber  bei  Xtjalberg,  wie  bei  $erg  unb 
©gerng,  ba3  &anb*  unb  gtngerwerf  §auptfadf)e  bleibt,  unb  baft  er  mit 
glängenben  äRitteln  über  oft  fdfjwädf)lidf)e  ©ebanfen  gu  tauften  wet|, 
fönnte  gu  einem  3wctfcl  toeranlaffen,  wie  lange  bie  SBelt  an  fold&er 
med^anifc^en  äRuftf  ©efallen  finben  möchte. 

SJon  ben  ©ompofitionen,  bie  burdE)  bie  Hugenotten  ^erüorgerufen 
finb,  unb  beren  uns  ber  Jpimmel  nidEjt  gu  toiele  fdtjenfen  wolle,  toerbient 
allein  bie  bon$rn.  Xaubert  ben  Kamen  —  wenn  audE)  nidjt  Shmft* 
werf,  bodE)  ben  eine»  guten  SRufifftücfeS.  ©o  wenig  originell  mir  ber 
©Ijor  „SRataplan"  :c.  borfommt,  ja  beinahe  wie  eine  J8redE)ung  ber 
©alopabe  au%  SBil^elm  Xeö,  fo  f)ätte  tdf)  if)n  bodE),  wenigftenS  ein* 
mal,  unberänbert  gu  f)ören  gewünfd&t,  als  fo  wie  if)n  fid(  $err  Xaubert 
gefefct.  3)oc§  ift  baS  SRebenfad^e,  unb  ba«,  wa»  ber  Arbeit  SBertl) 
giebt,  ber  Sau  beS  ©anjen,  worin  e«  ben  beutfe^en  $ünftlem  nun 
Siiemanb  juüortfiut.    ©er  SBerfaffer  felbft  legt  öieHeid^t  nur  wenig 


Saubert,  93acdjanale.  gragmente  aus  Seidig.  III.  39 

SBertf)  auf  fein  Jpugenottenftücf ;  inbefe  mürben  mir  gar  nidjt  bagegen 
fein,  fd&riebe  er  audE)  in  ber  Brunft  manches  berlei  jum  S3ortf}eil  für 
ba8  publicum  mie  für  feinen  eigenen,  —  für  jenes,  ba3  toon  ber  ge* 
biegenen  Arbeit  ber  ©d&ate,  morauä  &  öon  feinen  ßiebtingSgenüffen 
ju  foften  befommt,  ungleidt)  mef)r  lernet  fann  als  von  ben  minbigen 
franjöftföen  (Sjampagnergläfern,  —  für  üjn,  bajj  er  t>on  im  gein* 
Reiten  be8  ©atonS  fo  lange  für  fid^  nüfce,  atö  e$  einem  ernfteren 
©ireben  leinen  Slbbrudf)  fyut,  mie  benngloreftan  neulief)  in  einer  anberen 
SBejiefiung  meinte:  „man  muffe  manches  in  fid}  f)ineincomplimentiren, 
um  eS  nur  nrieber  I(erau8juprügeln1',  wetzen  ©pafc  mir  iljm  gern 
gönnen. 

3m  S5acd(anate  finben  mir  gerabe  fein  bacdfjantifd()e3  ikbtn,  für 
baS  bem  (Somponiften  mof)t  audfj  ber  f)öd>fte  ©dEjmuug  ber  SSegeifterung 
mangelt,  aber  ein  luftige»  (Setage,  bem  teinc  Sßolijei  etmaä  angaben 
mirb.  Die  Snftrumente  fdfjeinen  triel  barin  ju  fagen  ju  Jjaben,  mir 
fönnen  e3  leiber  nidjjt  genau  angeben,  fef)tenber  Partitur  falber,  an* 
Hänge  an  SRenbetSfofin,  mo^l  audfj  an  SBeber  finben  fidj)  t)ier  unb  ba, 
aber  in  einer  Sßeife,  bie  iä)  umgefe^rte  9iad&aijmung  nennen  möchte, 
inbem  mandfjer  ©omponift  gerabe  bem,  bem  er  äfjntidfj  mirb,  mit  allem 
gleijj  auSjumeidien  fudfjt,  big  er  i^m  in  einem  nnbefouf dfjten  Äugen* 
btief  mit  bem  ganjen  Äörper  in  bie  State  faßt.  22. 


/rajmettte  am  tfetyjuj.  III. 

[$ie  (Soncerte  ber  ©efetifdjaft  ©uterpe.] 

©3  mag  moljt  über  je^n  3at»re  f)er  fein,  baf$  fid(  in  einem  un* 
fd&einbaren  ^iefigen  ßoeale  einige  junge  SKufiler  tjerfammetten ,  tfjetla 
gute  alte  SBerfe,  t^eil»  ifpre  eigenen  neuften  auf jufüfiren,  ober  audj)  fidE) 
unter  einanber  §ören  ju  laffen.8  SRitglieber  auf  äRitglieber  melbeten 
fidj);  nai)  unb  nad)  verlautete  audE)  im  publicum  bavon,  X^eilna^me 
unb  Sleugierbe  trieb  SRe^rere  tjinein;  bie  geheime  ©efeBföaft  befam 
2Rutf>,  führte  größere  äBerfe  mit  größeren  SRitteln  auf,  gab  fidj  einen 
Kamen,  ©uterpe,  mät)lte  einen  Slu8fdE)uJ3  unb  in  einem  anerfannt 
guten  äHufifer,  §errn  ©.  ®.  SRttUer,  einen  ©irector.  ©dtjon  im 
SBinter  1835   verlegte   bie  ©efettfdfjaft  ü)r  Uebung8jimmer  in   einen 


40  Fragmente  an*  fieipgig.  III. 

anftänbigen  fdjönen  ©aal.  *  Dafe  er  immer  gebrücft  üoU,  bezeugte  tf)t 
bie  toadfjfenbe  ©unft  bcS  publicum»  —  unb  fo  gab  e8  auä)  im  ber* 
gangenen  2Butterl)albjat)re  Dom  24.  Dctober  bis  14.  2Rärj  jwolf 
foIdEjer  ßoucerte,  unb  trenn  man  etwa  SHontagS  fragte,  ob  eS  StbenbS 
nicf)t  irgenb  was  gäbe,  befam  man  auf  edfjt  Seipjigerifd)  metftenS  gut 
Antwort:  ,/S  ift  (Suterpe*.  3nt  ©runbe  mufjte  fid)  aber  bie  efjren* 
toert^e  ©cfcUfd^aft  ifjre  ©oncertabenbe  red&t  jufammenborgen,  ba  bie 
meiften  äRitgtieber  auä)  im  Xljeater,  in  ben  ©ewanbfiaua*,  ffijtra*  unb 
anbern  ßoncerten  mitfpielen  unb  eS  nur  wenige  Xage  giebt,  wo  es 
nicfyt  l)ier  unb  ba  gu  tljun  gäbe.  £iefeS  SRic^tbeftimmtfein  eine«  eigent* 
Itdfjcn  ©oncertabenbs  giebt  aber  bem  3nftitut  fogar  einen  leisten  An* 
ftricfj  oon  poetifdtjer  greifet,  unb  fteljen  bie  ©utetpiften  nun  wirflidj 
bor  tyren  erleuchteten  pulten,  fo  fpielen  fie  fo  frifdj  ju,  ba|  fie  einem 
fogar  lieber  als  irgenb  eine  fürftlidEje  Sapeöe,  wo  Sliemanb  gueten  fott 
mit  ben  äugen  unb  feüg  fein  in  ber  SRufif.  gur  ©adEje!  S)ie  ur* 
fprünglidje  Xenbenj  beS  SBereinS  alfo,  Aufführung  ber  beften  Sßerfe 
ber  beften  SReifter,  bann  toon  Sompofitionen  teuerer  (®inf)eimifc^er 
nrie  grember),  enblidfj  Vortrag  t>on  ©olo*,  aud&  ©nfembleftücfen  t>on 
üRitgliebern  unb  9iidE(t*9Witgtiebem  beS  SBereinS,  gilt  audfj  jefet  nodj 
fort  nur  bafc  fief)  baS  ©anje  auf  eine  ^ö^ere  Stufe  gehoben  t)at,  bafc 
mit  me!»r  2Bal)l  »erfahren  wirb,  ©efang  ift  burcfyauS  auSgefdjloffen,** 
was  manches  gegen  fiel),  aber  aud(  baS  für  ftd)  l)at,  bafj  fo  ber 
SBerein  eine  beftimmte  garbe  befommen,  ja,  bajj  er  fidj  ju  feinem  SBor* 
tljeil  nur  im  Snftrumentalen  befeftigt. 

35ie  Ausführung  ber  ©tjmpljonieen  unb  Duöertüren  giebt  ber  in 
ben  ©ewanbljauSconcerten  nid&t  triel  nad&,  natürlich,  ba  eS  meift  3Jht* 
fifer  üon  batjer  finb.  ©ptelt  man  bort  mit  me^r  SRejpect,  fo  Jjier  mit 
met)r  Äecfljeit;  fteljt  bort  ber  ©irector  felfenfeft  im  Xempo,  fo  gel)t  eS 
f)ier  in  einem  SSeetljoöenfdfjen  ©c^erjo  über  Sopf  unb  §als  bem  Snbe 
ju,  ©eibe  3nftitute  finb  einanber  nüfclid),  beibe  öon  größtem  ffiinftufc 
auf  bie  üerfd&iebenen  ©tänbe  ber  Qutym.  ©ewijfe  gelter  bürften 
freiließ  nie  borfommen  unb  müßten  mit  einer  8trt  lob  beftraft  werben; 
fo  blies  ein  Suterpift  in  ben  erften  lacten  beS  ÄQegretto  ber  fiebenten 
©gmp^onie  üon  SBeetfjoüen  ein  berbammieS  Cis;  bod&  Wollen  wir  fold&e 
gäHe  nectenben  Äobolben  beimeffen,  bie  fid(  jufäDig  wo^l  einmal  in 
eine  $oboeröl)re  tJerfrod^en,    9Son  ben  ©ijmpfionieen  ber  SKeifter  gab 


*  $a8  alte,  ein  3a^rje^nt  fpäter  abgebrannte  Hotel  de  Pologne. 
**  9lid)t  ganj  richtig ;  e$  traten  fc^on  ^efangfat^en  jum  Sortrage  getommen. 


gragmente  aus  Seidig.  III.  4 1 

e8  nun  bic  in  Cmoll,  Ddur,  bic  Sßaftorale,  Fdur  unb  eine  getoiffe 
in  Adur  toon  33eetljot>en ,  toon  SRojart  bie  in  Cdur  mit  ber  guge 
(3upiter),  Don  $aijbn  bie  in  Es  dur,  oon  ©pofjr  bie  Sßeilje  ber  Xöne; 
—  öon  SRitgliebern  ber  ©efettfd^aft  eine  ältere  in  D  dnr  unb  bic  oft 
befprod&ene  in  Cmoll  oon  6.  ©♦  äJWiüer,  eine  in  Fmoll  Dort  g.  ß. 
©djiubert;  —  oon  gremben  eine  in  Gmoll  oon  ©abrief).  3n  ben 
Dubertüren  tt>ar  ebenfalls  fd&önfte  Äuätoaf)!  t>on  älteren  getroffen,  unter 
benen  namentlich  ^  8U  ©ömori  Dom  pebantifdfj'geniaten  Slbt  SBogter 
ju  erwähnen;  Don  neuften  gab  e3  toetöje  Don  Ottern,  ©onrab  unb  Don 
SSerfioj  bic  ju  ben  SBe^mrid^tcm/  toeldfje  lefctere  für  ein  Ungeheuer  au%* 
gefdjrieen  ift,  toäfjrenb  idj)  in  if|r  nidtjtö  a!8  eine  nadtj  gutem  Schnitt, 
War  gehaltene,  im  ffiinjelnen  nod>  unreife  Arbeit  eine»  franjöfifdjjen 
SÄufifgenieS  entbedfen  fann,.  baS  jebodt)  f)ier  unb  ba  einige  83Ii|e  fc^leu* 
bert  tuie  SBortäufer  beS  fommenben  ©etoitterB,**  ba«  in  feinen  ©tjm* 
pfjonieen  auSbonnert.  3n  ben  fjeimifd&en  ffiuterpefaal  jurücffe^tenb,  fo 
ftitf)t  freiließ  nad>  folgen  ©onnertoettern  ein  ©oncertino  für  $orn 
u.  bgf.  fd&tt>ädjticJj  genug  ab,  wie  nur  benn  bie  Vorträge  ber  ©oliften 
getroft  übergeben  fönnen,  ba'  bie  Don  gänjlid^  unbefannten  nitf)t  ber 
Sfrt,  baft  fie  eine  ftrenge  Äiiitt  aushalten  fömtten,  bie  ber  befannteren 
(tote  Dueijjer,  1lf)h:icjj,  ©rabau)  anberroeitig  genug  befannt  finb. 
Stamit  fei  aber  nic^t  gemeint,  bafc  bie  (Suterpe  bie  erften  SBerfucfje 
junger  SSirtuofen  au8fd)Iief$en  foüe,  im  ©egentljetf  fei  fie  gebeten,  biefe 
Dorbereitenbe  praftifd(e  ©d)ule  für  öffentliches  Auftreten  unb  ßoncert* 
routine  fortbewegen  unb  Stilen,  bie  aufjutreten  toünfc^en,  offen  fielen 
gu  laffen. 

$atte  man  nun  nodtj  nid)t  genug  an  ben  32  Soncerten  im  @e* 
toanbfjauä  unb  $ötel  be  fotogne,  fo  lonnte  man  ftd)  ruhiger  in  ben 
Quartetten  ergeben,  bie  Jpr.  Soncertmeifter  ©aoib  mit  §m,  Uf)lrid), 
©renfer  unb  Cluei^er  Deranftattct  Seiber  gab  e8  nur  Dier,  bie 
näd^ften  äBinter  toenigftenS  ju  Derboppeln  wären.  2>te  Ferren  finb 
befannt;  namentlich  ermatte  un«  ber  $immel  biefen  Soncertmeifter. 

äBenn  wir  fo  mit  einigem  ©tofj  auf  brei  3nftitute  fe^en,  wie  fie, 
mit  iöegeifterung  an  ben  ebelften  Sßerfen  unfereS  93oIfe3  aufgewogen, 
faum  eine  anbere  beutfdfje  ©tabt  aufjuweifen  f)at,  fo  wirb  fidfj  mandtjer 
Sefer  gefragt  Ijaben,  warum  bie  ßeitfdjrtft  mit  einem  SBerid&t  über  bie 
einjelnen  fieiftungen  oft  fo  lange  angeftanben.    Sefennt  eS  ©Treiber 

*  (Srfte,  burd)  (©djumcinn  toetanlafjte  2tüffüf)rung  eines  93erltoäfdjen  SBerfeS 
in  $eutfd)tonb. 

**  urforfingUd):  „beS  fommenben  prächtigen  ©ettutterS" 


42  2)hififfeft  in  Smicfcw. 

bicfcr  ßeilen  offen,  fo  ift  feine  boppelte  Stellung  als  Sftebigcnt  unb 
ate  SWufifer  baran  ©dfjulb,  3)en  SRufifer  intereffirt  nur  baä  ®anje 
unb  üon  ben  Sinjetnen  nur  bit  93ebeutenbften ;  at$  Stebigeut  möchte 
er  üon  altem  fprectien.  2113  9Kufifer  müftte  er  manches  üerfd&weigen, 
was  ber  Sftebtgettt  ber  SSottftanbigfeit  wegen  erwähnen  müftte«  2Bo 
aber  audj  ßeit  Ijeme^men,  aüeä  ©injelne  grünblict)  unb  mit  SRujjen 
für  bie  Äünfiler  jit  befprecfyen!  35enn  mit  trafen  tote:  J)at  ftdfj 
33eifaH  erworben,  fanb  "I^etlna^me,  tourbe  fet)r  be!latfd()t",  wirb  nichts 
üom  glecf  gebraut,  alles  üerwafdjen,  SRiemanb  geehrt,  äßeifier  unb 
©d&üler  über  einen  ßeiften  gefdjlagen.  ©o  werben  wir  audfj  fünftig* 
tyin,  immer  metjr  bie  ©adje  als  bie  Sßerfon  im  2luge,  bie  ©reigniffe  in 
gröfeern  3rfträumen  jufammenfaffen,  wo  fidE)  bog  kleinere  t>on  felbft 
auäfdjeibet  unb  ein  fdjärferer  Stbrifc  be$  ®anjen  fidE)  IjerauSfteüt  — 
ben  Sebenben  unb  SKadfjfoIgenben  ober  ein  erfreuliches  SBÜb  ber  3ugenb* 
traft  unb  beS  fcfywungüollen  SebenS,  bem  bie  9Rufifgefd)id)te  unferer 
©tobt  fein  äfjnlidjeS  an  bie  Seite  ju  fteßen  f)at. 


Ütofthfelt  in  3tmckau. 

[Arn  12.  3ult  1837.] 

w93efter  ßapetl*  unb  anberer  2Äeifier",  fagte  iä)  auf  ber  §infaf)rt 
jum  geft,  f/t)ätt'  idfj  bodf)  nie  gebadet,  baft  biefeä  Heine  3*™*™'  fro& 
feiner  alpt)abetifdE)en  SluSjeidEjmmg,  eine  ber  legten  ©tobte  im  ßanna* 
bid)*  ju  fein,  beim  §immel  tuetleidjt  bie  fed^fte  in  ber  SDBcIt  ift,  bie 
ben  $autuS  aufführt,  unb  nidEjt  etwa  fjatb  ober  jwei  Siebentel,  wie 
93erliu,  fonbem  ganj,  wie  eS  eckten  Stoidautxn  jtemlid^."  Unb  wie 
benn  bie  ganje  ©egenb  Reiter  unb  gefprätf)ig  ftimmt,  fo  üoQenbS  ©inen, 
ber  einige  2tugenblicfe  gewife  einmal  tfir  jüngfter  93ewof)ner  war,  b.  t). 
ber  in  f eibiger  geftftabt  ju  feiner  Qdt  geboren;  ba^er  man  in  biefen 
3eilen  üergebenS  auf  fc^arfe  firitif  paffen  mag,  fonbern  auf  bie  litt* 
befte,  tjingebenbfte,  bie  je  ein  2Jhtfiffeft  üeranlaftt,  was  t>tcl  fagen  will. 

SDie  3luffüt)rung  gefdfjal)  alfo  jum  Seften  ber  ©anet  2J£arienfirdE)e, 
in  ber  fie  aud)  ftattfanb.  SineS  ber  merfwürbigften  ®ebäube  in 
©ad)fen,  bunfel  unb  etwa?  pljantaftifdf)  üon  SluSfefjen,  ift  eS,  wenn 
and)  nid^t  im  reinften  ©til  gehalten,  bodj  üon  einem  nidEjt  gemeinen 

*  b.  f).  in  (Scmnabtd)3  Sefyrbudj  ber  ©eoQrajrijie 


SDtuftffeft  in  gtoidau.  43 

äReifter,  ttyeilweije  üon  einem  großartigen  ©inn  erbaut  worben.  ©in 
©d)iff  mit  Rotten  fiel)  in  bie  35cdEc  ausweiteten  ©äulen,  ein  großer 
Jlltatplafc  mit  Silbern  tjon  SucaS  ©ranad),.  auf  bem  baS  Drdfjefter  auf* 
gerietet  war,  redfjts  unb  linfS  afler^anb  ©emalbe  unb  tird^Iid^e  ©et* 
tentieiten,  toergolbete  ©dfjni^arbeiten,  alte  aufbewahrte  gafjnen  aus 
ÄriegSjeiten  —  alles  weniger  überlaben  als  toielleicf)t  t>ernacf)lätfigt 
unb  f)ier  unb  ba  wo$l  mit  mächtiger  Spinnewebe  überwogen,  fo  Daß 
eine  SluSpufcung  unb  93erfd(jönerung  ber  Äitdfje  an  ber  redeten  Qtit 
fcfjeint  2Bie  aber  ber  Drt,  wo  wir  äßufif  f)ören,  öon  größtem  ©in* 
fluß  auf  Stimmung  unb  ©mpfänglid)teit  ift,  fo  burfte  icf)  baS  nidfjt 
unerwähnt  laffen.. 

Siele  Sa^re  liegen  bajwiföen  Don  tjeute  bis  bat(in,  wo  ber  Joe* 
ridjterftatter  in  ber  nämlidfjen  Äirc^e  eine  Aufführung  beS  „SBeltgeridOtS" 
ftetjenb  accompagnirte  am  ©latoier  unb  er  mitten  im  ©etümmel  ber 
3nftrumente  feine  ßeit  fjatte  ju  unterfud)en,  wie  fiel)  bie  SRufif  in 
biejen  Ratten  ausnähme;  Ijeute  aber,  faum  war  ber  ©f)oral  begonnen, 
fiel  if)m  bie  ruhige  wellenförmige  Ausbreitung  beS  XoneS  ganj  befon* 
berS  auf,  unb  ity  wüßte  in  ©ad^fen  leine  für  SRufif  günftiger  gebaute. 

3)er  §auptfd()mu<f  beS  gefteS  war  2)fcqb.  Sünau,  unter  bem 
SRamen  ©rabau  wotyl  SCHcn  befannt.  SieHeidEjt  baß  l)auptfäcf)lidf) 
i^re  ©egenwart  SKitwirfenben  wie  ß^örem  eine  X^eilnaf)me  einflößte, 
otjne  welche  baS  ©anje  weniger  glücf lief)  t>on  ftatten  gegangen  wäre» 
3^r  jur  ©eite  war  if)r  Sruber,  §r.  ©rabau,  Drganift  aus  Serben 
unweit  Sremen,  ein  fef)r  gewanbter  SJiufifer,  ber  bie  Xenorpartieen 
übernommen  i)atte,  unb  3)lle.  ^Jilfing,  legten  SSinter  jweite  ©on* 
certfängerin  in  Seipjig.  Den  SßauluS  gab  ein  Dilettant,  in  bie  anbern 
Sßartieen  Ratten  fid)  ebenfalls  angefe^ene  Dilettanten  unb  Dilettan* 
tinnen  geteilt.  Dirigent  war  $r.  ©antor  §.  83.  ©djjulje,  ber  gute 
unb  fidlere  XempoS  angab  unb  für  bie  SRülje  langen  ©inftubirenS 
burcf)  Sufmerffamfeit  beS  gegen  200  ftarfen  SßerfonalS  fiel)  belohnt 
füllen  wirb. 

2öaS  2Äab.  Sünau  fang,  war  natürlich  aQeS  trefflid),  namentlich 
bie  Slrie  „Serufalem",  bie  t>om  ßompontften  für  fie  wie  befonbexS  ge* 
fd&rieben  fd&eint  ©ine  ©teile,  bie  freiließ  ftuej)  mittelmäßig  ausgeführt 
ifjre  Sßirfung  niemals  toerf etilen  fann,  bie  äRufif  nämlic^  bei  ben 
SBorten:  „©iefje,  id)  fe^e  ben  $immel  offen",  fam  fo  gut  IjerauS  wie 
irgenb  M  ber  Aufführung  in  ßeipjig;  ebenfo  ber  ©f)or:  ,,©iet)e,  wir 
preifen  feiig,  bie  erbulbet".  SBorin  aber  bie  gwiefauer  ber  Seipjiger 
ööüig  gleidtjfam,  wenn  nid^t  fie  übertraf,  baS  war  im  ©l)oral :  „SBadtjet 


44  SWuftffeft  in  Stoidau. 

auf,  ruft  un§  bic  ©timme"  mit  feinen  f)5d|ft  feierlichen  ßwifd&enfpielen 
ber  Irompeten  unb  5ßofaunen,  wie  benn  ber  bortige  ©tabtmufifus  feit 
3a^rjef)nten  im  Stufe  ftel»t,  bie  beften  SRef fingt) iäf er  ber  ®egenb  ge* 
bitbet  ju  f)aben.  SDagegen  f>atte  ber  ©f)or  ber  grauenftimmen,  ba  wo 
bie  ©timme  üom  §immel  ben  ©aut  anrebet,  nidjt  bie  Sßtrfung,  bie 
üon  biefer  eigentümlich  fdjaurigen  SRufif  su  erwarten  war.  3m 
tteimgen  waren  bie  Eljöre,  fief)t  man  t>on  ftrengfter  Sßräcifion  unb 
namentlich  üon  ©eutlicfjfeit  ber  SluSfpradje  ab,  wof)l  eingeübt  unb 
immer  auf  bem  Sßlafce, 

SBom  ©inbruet  auf  baä  publicum  ju  reben,  ba8  au»  ungefähr 
700  Söpfen,  meiftenä  gremben,  beftanb,  fo  f djienen  befonberS  bie 
einfachen  Stjoräle  ju  ergreifen.  3m  Uebrigen  !ann  man  fid}  benfen, 
bafc  üiel  üon  ,,©elef)rtf)eit  ber  SRufif,  ftrengem  ©eneralbafc*  unb  enb* 
lid)  üon  ber  »großen  Sänge"  bie  Siebe  war,  in  weldfjem  lefctern  ?ßunft 
ifjnen  aud)  ntd&t  gerabe  ju  wiberfprecfjen,  worüber  p  reben  aber  an 
einen  anbern  Ort  gehört. 

3laä)  bem©cf)tufi,  Slbenba  7  Uf)r,  l)olte  ber  Dirigent  äRenbelä* 
fof)nS  93ilb  aug  feiner  naljen  äBoljnung,  ba3  fd^nett  üon  ipanb  ju 
ipanb  ging,  unb  man  gebaute  be3  SKcifterä  mit  ben  f)öd)ften  Sob* 
fprüd)en.*  ©. 


*  Urfprüngttdj  noef)  folgeitber  ©djluß :  „$ag3  barouf  fear  nodj  großes  Soncert 
im  (Safinofaal,  baS  namentlich  2Rab.  SBünau  unb  $r.  ©rabau  mit  fettener  ©efällig* 
feit  unterftüjjten.    $a$  ©anje  fdjtoß  natürlich  ein  Eanj. 

3118  id)  Ijinfüfjtte,  ob  nidjt  fünftigf)in  ein  orbentfidjeS,  affjäfpUdj  ju  begeben* 
beS  (gragebirgifdjeä  aRufiffeft  &u  ©tanbe  !ommen  fönnte,  toaS  bei  tturfltdj  nidjt  un» 
bebeutenben  Mitteln,  bei  ber  9*äf>e  größerer  unb  fTeinerer  ©täbte  aflerbtngS  möglid) 
5U  madjen,  fo  fefcte  man  mir  bie  wenigen  93etoeifc  ber  Sfjeilnatyme  entgegen,  bie 
biefer  Sanbbejirf  bi$  jefct  für  mufifalifdje  Stupfjrungen  gezeigt.  3nbe&  laßt  fidj 
oom  tüchtigen  SBtHen  be3  bortigen  Sttufifbirector«  $rn.  ©c^ulje  unb  anberer  Ijod)* 
gefteffter  Sttänner,  bie  fdjon  jum  ©elingen  beS  $aulu8  beitrugen,  ertoarteu,  baß 
biefe  Slup^rung  ber  Anfang  »enigftenS  üon  alljäljrlid)  toieberfef>renben  ßirdjen* 
mufiffeften  fein  mirb,  nrie  benn  für«  SRädjfte  ba3  Requiem  oon  Stjerubint  in  $fa* 
regung  gebraut  toorben.  ©o  möge  ftd)  benn  allmaljftdj  ganj  $eurfdjlanb  ju  einem 
engen  SRufttbolfSbunb  bereinigen,  in  großen  allgemeinen  geften  geilen  feine«  £eben$, 
feiner  Siebe  &u  ben  erfjabenften  SBerfen  ber  2Jhifif  ju  geben,  affer  aber,  bie  eine 
foldje  Qeit  befdjteunigen  Reifen,  folt  mit  ©tjren  in  biefen  blättern  gebaut  »erben." 


tfirdjenauffitfjrimg  in  Scipjtg.  45 

fitrdjetiauffitljriing   in  tfetpjuj. 

31m  23.  3uU  1837. 

®aS  ©oncert,  baS  §r.  9Ä.*3).  ^ofjlenj  vergangenen  Sonntag 
ju  einem  milben  3^*  in  &cr  XljomaSfird&e  toeranftaltet  fjatte,  war 
burdfj  28af)l,  SSefefcung  unb  Ausführung  ber  ©ompofitionen  eines  ber 
ttorjüglidjften.  S)ie  Duöertüre  jur  XauriSfdfjen  3pf)igenie  fing  an 
unb  mag  fiefy  in  ber  Äirdje  too^I  prächtiger  als  irgenbwo  ausnehmen; 
fie  tft  urträftig  unb  wirft  ewig  gleicf).  ©ine  Stric  aus  ber  ©djöpfung 
folgte,  bie.  befannte  beS  ©ngel  ©abriet  „3luf  ftarfem  gütig",  fo  toott* 
fommen  fc^ön  gefungen,**  bajj  fidE)  weiter  gar  nichts  barüber  fagen 
läfct.  §r.  ffioncertmeifter  3)atoib  fpiette  hierauf  ben  erften  ©afe  eines 
neuen  ©oncertS  in  Hmoll,  aud),  baft  fidfj  barüber  nidjts  fagen  läfct, 
bis  auf  einige  necfifd&e  giguren  ber  glitten,  bie  me^r  in  ben  ©oncert* 
faal  gelten,  $ätte  es  mit  bem  ©oncert  feine  ©ile  gehabt,  fo  tjätten 
wir  trieüeitf)t  ein  39ad(fd(jeS  SBtolinconcert  ju  l)ören  Befommen.  SBitt* 
gefang,  Xerjett  unb  ©d)lufcdf)or  aus  ben  „3af)reSjeiten"  t>on  §aijbn 
fcfjloffen  ben  erften  Xfjeil;  eine  güöe  toon  äßufif.  —  3Kit  ganj  befon* 
berem  35ant  gegen  ben  Dirigenten  muffen  tütr  aber  bie  Sluffüfjrung 
ber  neuften.  SKeffe***  toon  ffifjerubini  erwähnen,  eines  ber  SBerte, 
toon  benen  ber  Sud&ftabe  auef)  nid&t  einen  entfernten  Segriff  beibringen 
fann.  Ulenne  man  es  IjocfytirdEtfidE),  wunberfam,  fo  finb  bieS  nod)  aQe8 
feine  regten  SBorte  für  ben  ©inbruef,  ben  es  im  ©anjen,  aber  befon* 
berS  in  einjelnen  tüte  aus  ben  SBolfen  flingenben  ©teilen  mad)t,  wo 
es  einen  fdjaurig  überläuft;  ja  was  felbft  welttidt),  curioS,  [beinahe 
büljnenartig  Hingt,  gehört  wie  ber  2Betf)raudE)  jum  tattjolifd&en  ©ere* 
moniell  unb  wirft  auf  bie  Sßljantafie,  baft  man  ben  ganjen  Sßomp  eines 
folgen  ©otteSbienfteS  t>or  fid)  ju  fjaben  glaubt,  2ln  tjarmonifd^er 
Jhmft  übertrifft  bie  SHeffe  fogar  fein  Requiem  in  CmolL  obgleich  bieS 
in  anberer  S3ejief)ung  ofjne  ©leiten  in  ber  SBelt  baftef)t.  2)eS  SKerf* 
würbigen  unb  9Käd()tigen  enthält  aber,  wie  gefagt,  aud|  bie  SReffe  fo 
üiel,  baft  man  fid|  alles  ©injelne  nur  mit  ber  Sßartitur,  bie  id&  teiber 
nod(  ntd^t  erlangt,  wieber  vergegenwärtigen  fömtte.    SDSic  ber  einjelne 


*  Rum  SBcftcn  ber  abgebrannten  in  Sc^leij. 
**  öon  grau  Dr.  Sfoia  grege  • 


***  ber  inerten,  in  C. 


46  2L  $retfd)ocf,  ©tüben.    . 

Sünftler  feine  „frönen  Xage"  f)at,  wo  it)tn  nichts  mißlingt  fo  audf> 
bic  SRaffe;  unb  tote  an  bemfelben  äßorgen  fein  gteefen  ben  blauen 
§immel  brausen  ftörte,  fear  audE)  ber  SBortrag  ber  9Äeffe  Kar  unb 
fc^ön.  2>en  Sin*  unb  ShtSfüljrenben  gebührt  baljer  ber  lebl)aftefte  3)anf 
für  ben  milben  unb  lünftlerifdjen  &\Md,  ben  fte  bieSmal  in  feltener 
^Bereinigung  erreicht  Ijaben. 


Ätfibett  für  k«  pianoforte. 

Ä.  Drenfcjodi,  8  6rat)ourctüötn  in  U)aljerform»    Werk  1. 

SKiematö  ift  mir  fo  leidet  geworben,  meinen  Sefern  toon  ber  äßufit, 
um  bie  e$  fid}  tjanbelt,  ein  beutlidjeS  Söitb  ju  geben,  als  bieSmal; 
niemals  !onnte  id)  itjnen  aud(  mit  fo  üiel  3ut>erfidjt  jurufen,  bafc  fte 
fidfj  fämmtlidj  iljre  ©tüben  felbft  fd&reiben  tonnen,  wenn  fie  nur  fonft 
woöen.  SorauSgefefct  wirb,  ba|  3eber  ben  tonifdjen  ©reiflang  (popu* 
tarer  auSgebrücft :  bie  9toten  ceg)  unb  ben  ©ominantenaecorb  fennt; 
ift  er  ooHenb»  big  ju  einem  ttebergang  in  bie  naljen  äWotttonarten 
gebieten,  fo  fann  er  Unglaubliches  ju  ©taube  bringen.  §at  er  biefe 
nun  gehörig  inne,  fo  ift  ba3  9Kanoeuore:  er  lege  bie  §änbe  ruf)ig  in 
bie  gewöfjnlid&fte  Stccorbenlage,  fpringe  bann  ptöfclidf)  im  äBaljertact 
mit  einer  §anb  über  bie  anbere,  rechts  unb  linfs,  ans  ber  §öl?e  in 
bie  Xiefe,  fd&reibe  fidj  aüe$  auf,  Ijole  ftd|  (Selb  toom  SSerleger  —  unb 
Sompofition  toie  ©omponift  finb  fertig.  .  3ebe8  neue  SSerbienft  mufc 
anerfannt  werben,  unb  fo  fpringe  unfer,  toir  Ijoffen,  junger  ©omponift 
nur  luftig  weiter  unb  gelegentlich  audj  einmal  in  baS  Sßoljltemperirte 
Elaöier  öon  33adj,  bamit  er  mef)r  Slccorbe  fennen  lerne  unb  audf>  an* 
berweitigen  SRufcenä  falber.  Woä)  muft  erwähnt  werben,  baft  fidj  ber 
SSerfaffer  auf  bem  Xitel  einen  „©dualer  öon  Xomafd(ef"  nennt,  ein 
SBeifafc,  ben  toir  lieber  wegwünfd&ten,  ba  man  fonft  glauben  müfcte, 
biefer  Xonfefcer  fjabe  bem  ©tücfe  baä  Smprtmatur  erteilt,  was  wir 
aber  bei  ber  Sichtung,  bie  wir  biefem  grünbtidjen  Xonfefcer  fdjulbig 
finb,  faum  glauben  fönnen.  2Äit  einem  SBorte:  bie  (Stuben  Ratten 
nie  in  ber  äöelt  gebrueft,  ja  nidjt  einmal  aufgefd&rieben  werben  follen. 

22. 


<S.  SüberS,  (Stäben.  v       47 

Cottrab  £ übers,  12  grofe  Gtitoftt.    Wtrk  26. 

3)er  fdfjäfcbare  ßomponift  btefer  im  ©üben  wenig  gefamtten  Som* 
pofitionen  fdjeint  ein  X)äne  ju  fein.  X)er  Sobfprudfj,  ben  wir  iljnen 
ju  machen  Ijaben,  gilt  inbefc  weniger  bem  Sftefultat  ber  Seiftung  als 
beut  Streben.  X)enn  t>on  aßen  jwölf  (Stäben  finb  eigentlich  nur  f)öd&* 
ftenS  jwei  gelungen,  bie  in  Amoll  unb  tuefleicfyt  bie  in  Asdur;  in 
ben  anberen  müfete  man  öieleS  anberS  ftetten  ober  gang  wegräumen, 
um  fte  als  öotKommene  Shmftgebilbe  gelten  laffen  ju  fönnen.  3)ie 
gorm  ift  es  nämlidfj,  bie  bem  SBcrfaffer  überall  ju  fd&affen  madf)t. 
Sßie  gut  fiel)  aud(  bie  SWe^rjat)!  ber  ©tüben  anfdjidft,  fo  bauert  es 
nid^t  lange  unb  es  ift,  als  weidje  ber  33oben  unter  ben  güfeen,  unb 
ber  Somponift  lommt  nun  auf  bie  entlegenften  X)inge,  in  wifb*frembe 
Xonarten,  neue  9M)i)tf)men,  unb  nur  mit  3Rüf)e  unb  fidEjttidfjer  Slngft 
wieber  in  baS  erfte  ®leis.  3dE)  tofirbe  nid)t  gerabeju  berwerfen,  bafe 
ber  9Äittelf afc  eines  ©türfS  in  G  moll  ganj  in  Es  moll  fpielt ,  toie  in 
9lr.  1,  ober  ber  eines  aus  Emoll  in  Esdur,  toie  in  9h\  3,  ober  ber 
einer  Stube  aus  Gismoll  in  Ddur,  wie  in  ber  fünften;  eS  fommt 
eben  ganj  auf  baS  SBie,  auf  bie  2eid)tigfeit  unb  9iatürli<$feit  ber  93er* 
fnüpfung  an,  wie  mir  benn  baS  (Senie,  j.  85.  baS  SRojarifdEje, 
nie  ftärfer  einleuchtet,  als  wenn  aus  ber  wunberbaren  SBirre  ber 
©armonieen  auf  einmal  ptöfclidfj  ber  erfte  ©ebanfe  in  feiner  urfprüng* 
liefen  Steinzeit  wieber  jum  SSorfd^ein  fommt;  bon  ©eetfjooen  ganj  ju 
f Zweigen.  Sßie  fid)  aber  ein  Segler  immer  leidster  angewöhnen  atS 
ablegen  läfct,  fo  fann  einem  ©omponiften,  ber  noef)  feine  bebeutenbe 
©ewalt  in  ber  Harmonie  befifct,  baS  ^infommen  in  bie  frembe  Xonart 
nod(  leiblich  t>on  ftatten  ge^en,  feiten  aber  ber  SRücf tritt.  2)ieS  als 
eine  ber  fyertoorfted&enbften  ©djwädjen  an  mehreren  ber  (Stuben. 

Um  nun  audE)  bie  SBorjüge  biefer  ©tüben  ju  nennen,  fo  ift  eS 
bejonberS  baS  ©treben  beS  Somponiften,  poetifd£)e  ©ebilbe  berfd^iebe* 
neu  SfyarafterS  ju  geben.  Sßfjantaftifd)  im  fjödjften  ©inne  finb  fie 
fid&erlici)  nidfjt,  aber  meiftenS  berebt,  einige  aufgeregt  unb  brangöoU. 
2>ie  jweite  unb  brüte  fingen  aud(  in  einem  breiteren,  ebleren  Xon,  als 
man  fonft  gerabe  in  Stuben  antrifft,  unb  ein  grajiöferer  Äänftter 
^fitte  bei  gleicher  SrfinbungSfraft  bann  nodfj  unmutigeres  ^ertoor* 
bringen  fönnen.  Äud)  im  Heineren  fdjerjoartigen  ©eure  gelingt  bem 
©omponiften  manche,  fo  SRr.  8,  wenn  man  bie  ftarfe  SReminiScenj  an 
baS  ©löcfdfjentljema  t>on  ^aganini  abregnet,  9ir.  6  unb  12,  bie  aber 
nad)  unb  naef}  in  ber  »uSfüljrung  an  Sntereffe  verlieren,  öorjüglicf} 


48  @.  X^olbcrg,  (Stuben. 

aber  bie  lefete,  9tr.  12.  —  SBenn  man  ficjj  fdjliefclict}  fragt,  ob  fid) 
bie  ©tüben  in  gorm  unb  ©cift  bcncn  eines  befannien  SReifierg  mit 
SSorlicbc  anfd&liefjen,  unb  man  bieg  toerneinen  mufc,  fo  mag  bicS  ju* 
gleid)  ein  23ewei3  für  einige  ©igentfjümlidjfeit  fein,  bie  ©tubium,  Qnt 
unb  33er§ftltniffe  ju  nodf)  glücflidierer  (Sntwicfelung  gebraut  §aben 
motten.  12. 

&  fctjalbcrg,  12  Gtübcit.    Werk  26,  eröes  IJeft. 

SBiele  unferer  jungen  Sßljantafieen*  unb  ®tüben*£omponiften  ^aben 
fidf)  in  eine  Safcform  öerliebt,  bie,  früher  fdjon  t)äufig  benufct,  burdf> 
bie  reiben  SRittel,  bie  man  t>on  Steuern  im  ßtabier  entbeeft,  in  toer« 
fieberten  Arten  wieber  jum  SSorfd^ein  gefommen  ift.  2Ran  t^eilt 
nämlid)  irgenb  einer  Stimme  eine  leiblid)  breite  2Äelobie  ju  unb  um* 
fdjreibt  biefe  burdE)  aKertianb  2lrpeggien  unb  fünftlidEje  gigurationen 
ber  it)r  angefangen  Äccorbe.  2Äadf)t  man  bie»  einmal  neu  unb  in* 
tereffant,  fo  mag  e3  gelten;  bann  aber  foüte  man  aud(  auf  SfobereS 
finnen.  3d(j  wenigftenS  fann  folgen  ©tücfen  nid)t  mei)r  Sßertl)  bei* 
legen  als  bem  gewöhnlichen  Siebe,  wie  fie  ju  §unberten  erfdfjeinen. 
3u  einem  Äunftwerf  gehört  aber  mef)r;  unb  wer  wiffen  will,  wag  unb 
wie  triel,  fdfjlage  nur  feine  (Stäben  t>on  SWofd^cIeS  je.  naef),  wo  jebc 
etwas  33efonberea  be^weeft  unb  burdfj  öerfd&iebene  äRittel  wirft.  3n 
jener  äBeife  gefaßt  fid)  namentlich  auc^  Xf)alberg.  S3ei  einem  SSir* 
tuofen,  ber  fo  aufjerorbeutlidie  SBirfung  burdf)  feine  S3el)anblung  be8 
SnftrumentS  fjerüorbringen  foü,  muft  e$  auffallen,  ba%  man  in  fedfjS 
ganjen  Stuben  eigentlich  auf  uidtjte  Steueä  trifft.  S)te  erfte  ber  ©tttben 
ift  eine  Iritterfibung,  bie  jweite  gehört  ber  eben  befd^riebenen  ©attung 
an,  bie  britte  will  in  einer  fdjweren  $igur*  unb  Xonart  üitn,  bie 
oierte  bejwecft  fdfjneüeä  Slnfc^lagen  ber  Slccorbe,  bte  fünfte  gehört  eben* 
faH8  ju  ben  Slrpeggtenetüben ,  ,in  ber  legten  enblid)  unterftüfct  bie 
redete  §anb  iljre  SWelobie.  auf  eine  gewötjnlid&e  äöeife,  woju  bie  linfe 
bie  93äffc  angiebt.  SBirfen  bie  Stuben  alfo,  toom  ßomponiften  gejpielt, 
originell  unb  überrafd&enb,  fo  liegt  eS  an  feiner  93ortrag8weife,  83ra* 
öour,  an  8iajdf)t)eit  be$  Xempoä  (ba3  ber  SKetronomangabe  nad)  oft 
unausführbar  fdjeint)  u.  bgl.;  bie  Sompofition  an  fid)  jeigt  batoon 
nidfjtg.  3Ba8  bagegen  bei  fömmtlid&en  ©tüben  angenehm  auffällt,  ift, 
bafi  fie  gar  md)t  fo  übertriebene  Sdjwierigteiten  bringen,  toie  9Äand(jer 
an  Sprüngen,  Spannungen  :c.  erwartet  tjaben  mag,  ja  bajj  bie  mei* 
ften  im  93erf)ättuifi  jum  Beifall,  ber  it)rer  Bewältigung  folgen  wirb, 
gerabeju  lei^t  genannt  werben  muffen.    S)enn  banföar,  einfd)meic^elnb, 


».  ©t,  »ennett,  @tübcn.  49 

gut  in  bie  ginget  unb  Dfjrcn  fattenb  finb  fie  alle;  Xtjalberg,  ber 
immer  me§r  ba3  publicum  als  ben  Äünftler  t>or  ben  Äugen  Ijat,  fann 
überhaupt  nidtjt  anberS  mef>r  fd^retben.  3)afc  mit  foldfjem  SÜfoSfprudj 
ttic^t  etwa  behauptet  wirb,  man  foQe  ffit  ®ttnftler  unbequem  unb  ab* 
ftofienb  componiren,  berftef)t  ftdO;  nur  bafe  fidfj  ber  wafyre  manchmal 
aus  ber  weidfjlidjen  ©afonluft  in  ba'3  freie  Kräftige  ©tement  hinaus* 
fef)nt,  meine  id).  3)ie  erfte  Stttbe  ausgenommen,  bie  ju  fe^r  nacf| 
©d&ttlerübung  Hingt,  möchte  idfj  fie  bafjer  alle  ©atonetttben  feilen, 
äBiener  ©tüben,  ©toben  für  gräfliche  Spielerinnen,  über  bereu  Stugen 
man  wof)l  einen  falfdien  Xon  überhört;  bagegen  fid(  männliche  Spieler 
unb  ßfjaraftere  weniger  lange  bei  iljnen  aufhalten  »erben,  ©o  ein 
3wecf  fdtfiefet  natürlich  poetifcfye  3uftänbe,  wie  fie  un8  ber  tieffinnige 
©Ijopin  enthüllt,  ebenfo  wie  bie  tüchtige  ©olibttät,  bie  an  ©ramerä 
©tüben  fo  ergöfct,  öon  felbft  au3,  wenn  aud)  mele  ^Beübungen  auf 
lljatberga  eifrige»  ©tubium  ber  ßompofitionen  be8  ©rfteren  fdEjtiefeen 
laffen.  22. 

W*  3t*  ßennttt,  6  (Stflöcn  in  Gaprianform»    Werk  11. 

S)er  Sefer  weife  längft,  unb  bie  Sc^f^rift  leugnet  e8  gar  nidtjt, 
wie  fie  fidfj  unter  ben  jüngeren  ßomponiften  eine  Herne  ©djaar  &on 
Siebtingen  auSertefen,  unb  wie  obiger  ©nglänber  nidfjt  ber  geringfte 
in  jener  3^t  ift,  ja  in  gemiffen  3)ingen  fie  fämmtlidj  hinter  fid)  läfet. 
®r  f)at,  mit  einem  Sßort,  ben  geläutertften  @efd|mad,  ben  tebenbigften 
©inn  für  bag  Unoerfätfd&te,  ba3  ©dEjte.  ©d>on  früfje  f>at  iljn  fein 
angeborner  Äunftoerftanb  über  ba3  mancherlei  bumme  3eug  hinüber 
gehoben,  auf  ba3  junge  mutfjige  Oeifter,  bie  fidfj  balb  fjertoort^un  wol< 
len,  fo  f)äufig  verfallen.  .  ©r  leiftet  immer  gerabe,  wa$  er  fann,  unb 
ba  er  eine  fd)öne  SKatur  ift,  leiftet  er  e8  immer  fdfjön«  3)ie  ©tüben 
finb  in  leiner  Slrt  grofee  ffirfinbungen.  Stber  wie  er  1)au3f)ätterifd(j  ju 
SBerfe  gef)t,  wie  er  Hein  anfangt  nidfjtö  öerfäumt,  nirgenbs  au<$  ju 
oiet  t^ut,  immer  bie  ®raft  baf)in  ju  bringen  [weife],  öon  wo  fie  am 
meiften  wirft,  batoon  fönnen  aüe  lernen,  ba»  finb  bie  2Heifteranjeid)en, 
bie  fid(  fpäter  im  fd&önften  ©inne  erfüllt  tyaben.  ?)enn  man  mufe 
wiffen,  bafe  bie  ©tüben  fdjon  im  adfjtjefjnten  Saljre  öon  it>m  componirt 
würben,  feit  weldjer  $t\t  fidt)  feine  3Biffenfdf)aft  unb  Sßljantafie  um  ein 
©rofeeS  bereichert  fjaben.  3mmerf)in  ftrömen  aber  audE)  fdjon  f)ier  bie 
Oebanfen  fo  frei  unb  ungef)inbert  jum  ©nbe,  bafe  ber  Stübenjwecf 
überaß  al§  ber  untergeorbnete  erfc^eint,  wie  natürlich  ein  Äünftler, 
ber  wie  er  ba$  ©egentfieit  aHeS  mec^anifc^  lobten,   burd)  ©tubium 

6d)umann,  @ef.  ©Triften.  II.  4 


50  &  ©erger,  (grüben. 

bon  ©tüben  etwas  mef)t  erteilt  roiffen  will  als  nufclofe  gettigfeit* 
2)et  Xitel  befagt  bett  3xtf)alt  bafjet  ganj  beutlidE) ;  man  erhält  ©apticen 
in  ftrengerer  gotm,  öon  jebeSmal  anbetet  ©cf)Wietigf eit ;  artige  ©ente* 
bilbet,  burc^  beten  9tad)jeid)nung  bie  Jpanb  Seidjtigfeit  unb  ®tajie 
etlangt.  2lm  nteiften  möchte  id)  fie  ben  älteten  Stuben  toon  Setger 
öetgleid)en,  toietoo^I  biefe  in  nodtj  teifetem  SRanneSaltet  gefcfjtieben 
finb.  ©ewiffe  äßafjtfjeiten  fd^einen  einem  fo  Hat  wie  bie  ©onne  — 
fo  traurige  SJeweife  bagegen  man  im  Sinjelnen  aud|  etf)ält;  bafc  abet 
bie  SWeiften  mit  bem  ©inne  beS  ©efagten  übeteinftimmen,  bin  idj  bieg* 
mal  beinahe  übetjeugt.  S)ie  fdjlagenbfte  bet  Stuben  ift  fdjliefjlidfj  bie 
lefcte  in  Gmoll.  SR.  ©. 

«ubtPtg  flerger,  15  Glitten.    Werk  22. 

Untet  ben  älteten  Sünftlern  ift  es,  aufcet  3ÄofcfjeteS,  namentlich 
2.  SBetget,  bet  bem  neuen  Jluffd&wunge  bet  ßlatnetmuftf  nicfjt  müfjtg 
pgefeljen  f)at.  Uebetfatten  i^n  audj  einmal  alte  (Stinnetungen,  fo 
rafft  et  \\6)  boefy  toeit  öfter  in  bie  §öt)e  unb  tiif)tt  fid^,  ba  eS  nodj 
lag  ift.  3h  ber  Xf)at,  rjon  einem  fd&on  bejahrten  Äünftlet,  bem  im 
93etl)ältnif$  jur  Meinen  SCnjatjl  feinet  Sßetfe  ein  fo  großer  SRiif  ju 
Xljeil  wotben,  wie  nid)t  leidet  irgenb  Semanbem,  f)ätte  man  nadEj  fo 
langem  ©djweigen  etwas  SlnbeteS  erwartet  als  foldje  ©tüben,  f)ätte 
man  erwartet,  baft  er  fidö  rufjig  ergeben  würbe  im  ©ttom  ber  §ar> 
monieen  unb  fid)  erfteuen  am  Slnbenfen  an  ein  langes  fegenSteidjeS 
SSttfen.  Statt  beffen  jeigt  ftd^  uns  t>icr  ein  33licf  in  ein  tiefbewegtes 
ßeben,  baS  fief)  mit  ganjet  Snfttengung  auf  bet  Jpöf)e  bet  ßeit  et* 
fyatten  will;  f)iet  unb  ba  bunfle  Sleufcetungen,  getyeimnifjöotte  9ln* 
jeidjen,  auf  einmal  plöfclid&eS  3ufömmennel)men  bet  Ätäfte,  ®efüf)f 
beS  naf)en  ©iegeS  —  alles  abet  aus  einet  ed)t  poetifdfjen  Stuft  fom* 
menb  unb  öon  einem  Sünftletbewufctfein  geleitet,  bis  auf  bie  Slugen* 
blidfe,  wo,  im  heftigeren  Drang,  es  fidE)  gleid&fam  felbft  betäuben 
mödjte.  Unb  gerabe  fyiet  offenbart  fid|  ber  2)id)tet.  &iet  ftefyen  bem 
Somponiften  feine  formen  unb  33etf)ältniffe  int  2Beg,  lümmett  if)n 
fein  Unter jdjieb  jwifdfjen  311t  unb  9leu;  Ijiet  geljt  er  feine  Salin.* 
®S  ift  fo  bie  ©efjnfud|t  naef)  9tuf)e  wie  ber  SDtang  nad^  Saaten,  was 
bie  meiften  bet  (Stäben  cfjatattetifitt ;  ein  3wiefpalt,  bet  abet  bet  SRufif 

*  3d)  will  biefe  ©teilen  genauer  be$eid)nen:  fie  finb  in  ber  erften  (Stube  na$ 
bem  ©djluß  f)tn;  in  ber  f elften,  \>k  burdjauS  ejeentrifer),  an  mehreren  ©teilen;  in 
ber  adjten  auf  ber  lejjten  StiU;  in  ber  je^nten  auf  ber  toterten  (Seite ;  in  ber  toier« 
$et)nten  junt  ©djlufe;  in  ber  fünfzehnten  an  mehreren  Drten.     [©dj.1 


S.  33erger,  ©tübcn.  51 

feineSwegS  ungünftig  ober  fremb  ift.  2)aburdj  Ijat  aber  aud|  in  ein* 
jelnen  bie  ßeiäjttung  &c$  ©anjen  etwas  ©d)WanfenbeS  unb  UnfidjereS 
ermatten,  wie  man  es  in  Sergerg  älteren  fdjöngeformten  ©tüben  nidjt 
finbet.  3a  man  müfjte  es  tjcrjei^en,  wenn  Semanb  bie  beiben  ©tüben* 
werfe  im  umgelegten  ßebenSalter  entftanben,  b.  I).  bie  früheren,  be* 
fannten  für  fpäter  gefcfyrieben  als  bie  jefct  erschienenen  glaubte.  Sßie 
bem  fei,  beibe  forbern  jur  tjödjften  £fjeilnaf)me  auf  unb  uns  Siebe 
unb  Sichtung  ab.  ©eftefje  iä)  audfj,  baft  mir  unter  ben  neuen  nament* 
lidj  bie  trierte  unb  fünfte  an  3bee  unb  8luSfüt)rung  jurüctjufte^en 
fdjeinen  unb  etwas  Veraltetes  an  fid)  l)aben,  fo  erhalten  wir  bodj  audj 
einige,  bie  gar  nid)t  mef>r  als  ©tüben  ju  betrauten  finb,  fonbern  in 
bie  erfte  Klaffe  ber  Sunftwerfe  in  ber  Heineren  (Sattung  gehören.  25a* 
f)in  rechne  id)  &or  alten  bie  in  D  moll  für  bie  linfe  §anb  allein, .  bie 
ein  SDieifterftüdE  an  ©rfinbung  unb  Slrbeit  bei  fo  geringen.  SRitteln; 
ifjr  junäd)ft  bie  erfte  in  Cdur,  bie  ;grofcartig  unb  burdjauS  S3erger 
angetjorig,  bie  f)alb  freunblidfje  f)alb' traurige  in  Ddur,  unb  bie  gar 
jarte  unb  träumerifdje  in  As  dar.  5lud^  bie  ad)te  ©tübe  laffe  fid) 
Sfäemanb  entgegen,  wo  baS  ©d^erjen  nadj  unb  nadE)  immer  mefjr  ab* 
nimmt  unb  uns  t)inter  ber  loSgebunbenen  äWaSte  enblidj  ein  ganjeS 
ferner jlid^e§  SMdjterantlifc  anfielt.  ®S  giebt  in  Seipjig  einen  SKufifer,* 
ber  mit  großem  Xalent  jur  3Kimi!  ein  öom  ßad^en  jum  SBeinen  über* 
geiienbeS  @efid)t  barfteüt,  bafe  man  alles  felbft  nad(mad)t  in  feinem 
eigenen.  ©twaS  9lel)nltd)eS  fann  man  bei  biefer  ©tübe  empfinben. 
*äud)  bie  jweite  unb  merjefjnte  ©tübe  bürfen  nidEjt  überfein  werben, 
if)reS  befonbem  SßefenS  falber;  namentlich  fpinnt  fid}  bie  festere  im* 
mer  tiefer  unb  leifer  in  fid}  hinein,  als  ob  fie  fid)  gar  nidE)t  mef)r 
fetjen  laffen  wollte.  3)en  ©cfylufj  ber  ©tüben  bilbet  enblid)  ein  ©ei* 
tenftüdE  jur  legten  ber  älteren  ©tüben;  gleid)  wie  eine  SluSforberung 
beS  ©ompöniften  an  fid&  felbft,  ob  ber  ältere  Sünftler  bem  jungem 
an  ©djityferfraft  nodf)  gewadtjfen  ift.  9Kuf$  man  baä\  erfte  Original 
oorjie^en,  fo  ^at  bodfj  aud)  ber  Sßenbant  eine  fo  fd)öne  ©jeentricität, 
baft  ber  ßwiefpatt,  ben  wir  oben  genauer  bejeitfjneten,  gerabe  jum 
©d)luft  wie  eine  93efiegelung  beS  ®anjen  am  ftärtften  tjertoortritt. 
Snbefj  möge  ein  freunblidjer  ©eift  bem  ffiünftler  nod)  öfters  bie  Ijeite* 
ren,  lacfjenben  Seiten  beS  SebenS  jeigen  unb  if)n  ju  neuen  SBerfen 
befeelen.  9t.  @. 


Striegel,  Trompeter  im  QJetoanbljauSordjefter. 


HARVARD  UNIVERSrTY 

EDA  KUHN  LOEB  MUSIC  LISRAFT' 

CAMBRIDGE  38,  MA"~. 


52  &.  SKenbetejofjn,  fitcber  otyne  SBorte. 

Mx  JHattoforte, 

8f.  SWettbetefoljtt,  6  Siebet  oijtte  ©orte,  drittes  $efi.  ©erf  38. 

Sßir  fdjicfen  bem  $efte  getroft  eine  anzeige  ofjne  SBorte  nadE). 
Ueber  einen  SRofenbufdj,  ber  ringsum  bfitf)t  unb  buftet,  über  ein  Äuge, 
ba3  gtücflid)  in  ben  3Konb  auffielt,  fann  SRiemanb  in  ßtoeifel  fafa, 
bafc  e$  fo  ift.  93on  ben  älteren  Siebern  unterfd&eiben  fid)  biefe  jung* 
ften  nur  wenig  unb  ftefjen  tt)ie  jene  jttrifcfien  ©emälbe  unb  ®ebid)t, 
baft  fidj)  teidjt  garben  unb  SBorte  unterlegen  laffen,  fprädje  bie  SKuftf 
ttid^t  fjinlängtid)  für  fid).  SBenn  fie  nun  fämmtlid)  Äinber  einer  blühen* 
ben  Sßfiantafie,  fo  gefd(ief)t  e8  bod)  toof)t  ber  treuften  äßutier,  bafe  fie 
benmjjt  ober  unbettmftt  eines  ober  ba§  anbere  beöorjugt  unb  baft  eS 
Stnbere  merfen.  ©o  möchte  idfj  glauben,  baä  jtoeite  Sieb  unb  bann 
ba3  2)uett  am  ©dtjluffe  feien  aud)  bie  Sieblinge  beS  ©idjterS,  bann 
aud)  ba3  fünfte,  ba8  teibenfdjaftticf)er  ift,  toenn  man  fo  öon  ben  feit* 
neren  SBattungen  eines  frönen.  Jperjena  fagen  fann.  $lm  toenigften 
gefällt  mir  ba3  t>ierte,  obgleich  eä  gerabe  ba3  betjaglid^fte,  aber  mefjr 
profaifcfyer  Statur,  me^r  nrie  auf  weichen  Äiffen  als  toie  brausen  unter 
©lütten  unb  Stadfjtigaöen  au3ruf)t.  Seim  w2)uett"  ift  es  mir  nid(t 
redtjt,  baft  bie  reiche  beutfdfje  ©pradje  fein  SBort  f>at,  um  fo  ettt>a3  un* 
gejiert  auSjubrüden;  Siebenbe  finb  e8  aber,  bie  f)ier  reben,  leife,  trau* 
\\6)  unb  fidler,  2. 


ßammcrmuftk. 

I.  $no3» 


S)er  gütige  fiefer  erhält  mit  bem  gotgenben  ben  Anfang  einer 
Ueberfid&t  ber  neuerfd)ienenen  Äammermufit.  3U  6cbauern  ift  freiließ, 
bafe  9tebactionen  nid)t  jugteidt)  Könige,  bie  nur  ju  nrinfen  brausen 
nad)  einer  ßapeße  unb  nid&t  nötf)ig  fjabeu,  bie  Stimmen  im  Äreife 
um  fid&  ju  legen  unb  ba3  33efte,  alles  fid)  f)erau3jufud)en.  SBenn 
Schreiber  biefe«  alfo  beSljalb  mandtjeS  im  S5etail  überfein  l)at,  fo 
fpridjt  er  bei  benen,  toeldjen  e3  gefd()ef)en,  im  borauS  um  Sftad)fid)t  an, 


ftüdfen,  $uo$;  Hauptmann,  ©onaten.  53 

wie  fie  auf  feine  rennen  fönnen,  foöten  fie  j.  33.  ein  33eetf)otoenfcf)e3 
Bdur*Xrto  u.  bgl.  getrieben  fyaben.    SBtr  fangen  mit  ben  2)uoS  an. 

3fr.  Äücfen,  2  $uo3  in  ©onatenform  für  $fte.  tmb  concertirenbe  SBioIine  (ober 

»toloncetto  ober  glöte).    SBerf  13. 
9W.  Hauptmann,  3  (Sonaten  für  $fte.  unb  SSiotine  (B,  GunbDmoll).  SSerf  23. 
3.  $.  @.  £artmann,  ©r.  concertirenbe  (Sonate  für  $fte.  u.  Biotine  (in  Gmoll). 

803er!  8.         ♦ 
3.  ©enijdjta,  @r.  (Sonate  für  $fte.  u.  SBioloncello  oberSBioline  (in  A).  SBerf  7. 

§r.  ®ücf  en  ift,  feinen  2>uoS  nad£),  ein  glatter,  freunblttf)er  junger 
SRann,  beut  man  nichts  angaben  fann,  unb  fd£)üttelf S  aus  ben  gin* 
gern»  3n  Seid£)tigfeit  ber  gorm  unb  9Äelobte  ftreifen  bie  Sonaten  an 
SReifjigerS  Eompofttionen  in  biefer  Urt,  ber  inbeffen  bei  SBeitem  beffer 
erfinbet  unb  meijr  auswählt.  $)ie  gorm  ift  eine  alte  gewöl)nltcif)e: 
Cdur,  Gdur,  ein  wenig  Amoll,  Cdur;  bie  SWcIobic  f)ält  fidj  jWiftf)en 
beutfcfjer  ?ßrofa  unb  93ellinifdE)er  2Beid>lidjfeit;  namentlich  Mingen  im 
erften  ©a£  in  Sir.  2  bie  weltberühmten  Xriolen  aus  bem  9Äonteccf)i* 
finale  boef)  gu  mächtig  t)inburcfj>  S)em  ©dferjo  fetjlt  alle  geintjeit 
beS  SßifceS,  bagegen  er  fid>  im  fogenannten  „&la  Russe "  mit  @eftf)icf 
unb  9latürlid)feit  auSjubrücfen  üerftc^t.  5)ie  Dctaüen  auf  ©eite  11 
©9ft.  4  finb  gehörige  unb  hoffentlich  2)rudffef)ler.  ßufammengenom* 
men:  bie  ©onaten  werben  jungen  Talenten  Weber  oiel  nüfcen  nod£) 
fcfjaben,  jebenfaHS  fie  unterhalten. 

85ei  ben  brei  folgenben  Sonaten  befinbe  id£)  midj  in  einiger  SJer* 
tegenf)eit,  weil  if)r  Somponift  früher  einige  Sonaten  für  ©laüier  unb 
SBioline  gefdE)tieben,  mit  benen  fid£)  bie  neueren,  meiner  9Äeinung  nacf|, 
nidE)t  wofjl  meffen  fönnen*  fiiebt  3emanb  Steinzeit  unb  Üntoerf äffest* 
Ijeit  ber  (Sebanfen,  fo  glaube  man  eS  oom  Referenten.  SBeift  aber 
3emanb  aud)  alles  jurtief,  was  bie  ©ad>e  etwas  intereffanter  machen 
lönnte,  fo  barf  eS  ifyn  nid)t  wunbern,  wenn  man  fid£)  eben  weniger 
bafär  intereffirt.  2)aS  Oenie  fann  ber  Schönheitsmittel  entbehren, 
baS  Xalent  benufce  fie  aber  äße.  ®3  ift  jene  ©implicität  ein  troefener 
©eitenweg,  jur  urfprünglid^en  Slafficität  ber  §at)bn*9Äojartfcl)m  $e* 
rtobe  jurüdjugelangen.  Sin  bem  gröfcero  9fteicf)tf)um  ber  2ttittel  ber 
neueren  ßeit  liegt  eS  aber  fidler  nic^t  baft  leine  jenen  äfjnlid>e  SJÄeifter . 
entfielen,  wof)l  aber  an  bereu  falfd^er  Senkung  unb  bann  an  f)un* 
bert  anberen  Urfadfjen;   toorjügltd)  mufc  man  gleicf)  als  SWojart  auf 


*  ©eftritfjen:    ,,3d)  möchte  fie  uidjt  matt  nennen-,  aber  pebantifer)  unb  btö 
jur  Sangenweile  einfacr)." 


54  ©onaten  öon  #artmann  unb  ©entjdjta. 

bie  2Belt  lommen.  So  finben  wir  benn  t)ier  bie  Sonate  wie  baä 
Snftrument  in  älteftcr  SBeijc  beljanbelt,  unb  freiließ  ift  bie  Sompofition 
beSljalb  fo  leidet  worben,  baft  fie  leibliche  (Spielet  öom  Statt  öerftetjen. 
Sßollte  ber  Somponift  aber  überhaupt  jur  SBilbung  mittlerer  ©eifter 
fdjreiben,  fo  fyätte  er  lieber  ©onatinen  gefdjrieben,  bie  weniger  9taum 
eingenommen  unb  baffelbe  genügt  ljaben  würben.  2)ie8  alles  ijinbert 
aber  nid)t  ju  erflären,  bafj  bie  ©onatett  öiel  gute  9Jiufif  enthalten. 
63  ift  etwas  StuSgelernteS,  was  man  überall  gewahren  fann,  eS  ift 
ber  ruhige  glufc  ber  gormen,  bewegt  er  fidj  audf)  in  einem  breiten 
unb  nidfjt  ju  tiefen  SJette,  bie  @id)erf)eit  ber  ©rfinbung,  fangbare, 
natürliche  SKelobie,  äu&erfte  Sorrecttjeü,  bie  fidj  nur  einmal  (©onate  2, 
©•11,  öorlefcter  Xact)  eine  Meine  fiüfjnljeit  erlaubt»  Sie  fdjwung* 
öottfte  unter  itn  brei  SRummern  fdjeint  mir  bie  brüte,  namentlich  in 
ber  SMitte  beS  legten  ©afceS;  audj  baS  Stnbante  bief er  Stummer  nimmt 
meljr  für  fid)  ein.  3D3äre  eS,  baß  biefe  ßeilen  ben  tüdjtigen  Äünftler 
aus  einer  ju  ftoijd^en  ®leid)gültigfeit  gegen  ben  ßeitumfd^wung  riffen 
unb  er  fid)  an  ergiebigen  SebenS*  unb  ÄunftqueHen  Äraft  ju  neuen 
SBerlen  fjole:  Äenntniffe,  SJitbung  l?efifet  er  genug, 

Die  ©onate  be$  §m.  Jpartmann  ift  eine  Slrbeit,  bie  einem 
greube  bereitet;  fie  fjat  nichts  SfofterorbentlidfeS,  aber  DrbentlidjeS 
immer;  alle  Gräfte  Wirten  in  einer  natürlichen  Spannung,  bafc  man 
fid)  bis  jum  ©übe  angejogen  füf)lt,  ja  baS  gntereffe  wäd)ft  öon  ©afc 
ju  ©afc  unb  auf  ben  legten  Seiten  get)t  eS  einmal  reetyt  mutf)ig  unb 
fid)er  in  bie  Jpöfje.  ©er  erfte  ©afe  gefällt  fid)  in  jener  fpielenben  2trt 
beS  ©rnfteS,  wie  wir  etwa  an  §ummelfd)en  Sompofittonen  gewohnt 
finb.  3n  •ber  gorm  mertt  man  bie  Slbfid&t  nadj  alter  ©efefcmäfcigteit, 
weSljalb  fie  aud)  correct  unb  bünbig  worben,  §rei  geljen  laffen  tann 
er  fid)  nod)  nid^t  2)aS  ©djerjo  fjat  fieben,  bie  SKadjafimungen  barin 
gef d)eljen  mit  Siatürlid^Ieit;  öor  Slöem  gelungen  in  SKelobie  unb  ©tim* 
menfüljrung  ift  baS  Xrio.  2)aS  Shtbante  fdjeint  mir  gu  feiner  Sänge 
nidjt  intereffant  genug,  ift  aber  brat)  unb  ef)rlid)  gemeint,  ©er  lefcte 
©afc  nähert  fiel)  bem  Sijaralter  .ber  DnSlowfd)en;  bem  erften  Xf)ema 
wünfdjte  id)  mef)r  ©igentl)ttmlid^feit  unb  ©rajie ;  befto  erfreulicher  gef)t 
eS  im  3Wittelfa&  mit  feinen  gefdjidtten  SBenbungen  unb  SKad£)af)mungen 
öon  ftatten,  2)ie  beiben  legten  ©eiten  ((alte  id),  wie  gejagt,  für  baS 
greifte  unb  ©dfjwungöoüfte  in  ber  ©onate. 

Sauge  ift  mir  aber  feine  Sompöfition  öorgelommen,  t>on  ber  i^ 
beim  erften  Solid  in  ba3  §eft  fo  wenig  gehalten  unb  bie  id£)  nad^  genau* 
erer  Prüfung  fo  liebgewonnen  fjätte,  als  bie  ©onate  öon  ©enifd^ta, 


$.  §afot,  %xio.  55 

tin  fo  flareS  ©emütl)  unb  Xalent  fprtd^t  fid)  barin  aus,  ba$  öon  einem 
Unterfdjieb  jtoifc^cn  ®ut  unb  ©df)ledf)t  faum  ettoaS  ju  wiffen  fd^cint 
unb  inftinctmäfctg  immer  ba3  ©rftere  trifft,  ©ie  ift  burdjiauS  fyrtfcf), 
«mpfinbungäoott,  glücfticf)  in  fidj,  bafc  man  feine  SBünfdje  weiter  tjat: 
ein  mufifatifdjeS  ©tillleben.  9tur  einmal  fjätte  id|  gemocht,  baft  ber 
(Somponift  ben  fyötyern  Slufflug  fortgefejjt,  ju  bem  er  fief)  fdfjon  ange* 
Jfc^idt;  es  ift  auf  ber  neunzehnten  ©eite.  ©einem  anfprudjlofen  ©§a* 
rafter  gemäfc  fef)rt  er  aber  gleich  öon  felbft  roieber  auf  bie  grüne,  fefte 
@rbe  juritcf  unb  erfreut  aud)  fo.  SRimmi  man  bie  SSioline  jur  33e* 
gleitung,  fo  würbe  man  ben  fdjönen  Xenordfjarafter  oermiffen,  roie  er 
bem  SSioIonceÜ  eigen;  überhaupt  fdf)eint  mir  bie  ©onate  gleich  oon 
$au§  aus  nur  mit  SeHo  gebaut,  ©iner  näheren  Sntmidelung  bebarf 
ba3  2Berf  nid^t;  e3  liegt  fo  offen  *ba,  bafc  man  über  feine  ©ültigfeit 
feinen  ßtoeifel  f)aben  fann.  81.  ©djumamt. 

II.   SrioS  unb  Duartetie. 

%  #alm,  ®r.  %üo  für  $fte.,  Biotine  unb  SBtoIoncctto  (in  A).    SBert  57. 
mXaubert,  ©rfteS  $rio  für  $fte.,  „      „       „      „      ftin  F;.    SScrf  32. 
n      lf      tt       @rfte^  Ouartett  f.  $ftc,  Violine,  »tota  u.  »cell,  (in  Es).  SBerf  19. 
&  ©djubertl),  Quartett  für       „         „  „    „.    „  2Berf  23. 

<S.  ©.  Steiniger,  drittes  gr.  Ouartett  für  $fte.,  »totine,  SBiola  unb  »iolon* 
ceEo  (in  Dmoll).    SBerf  108. 

Sin  beutlidfjereS  Seifpiet  be8  beftenS  SßittenS  nadf)  f|öf)erem  Stuf* 
ftug,  bei  grünblidjftem  geftfifcen  auf  profaifd)em  Soben,  roie  e3  ba$ 
erfte  Xrio  oben  jeigt,  giebt  e$  fdjmerlidi  auf  ber  SBelt  nodj  einmal. 
5Dtand£)mal,  geftetj'  id)  e3,  fam  mir  etoaS  Sad&en  an,  tote  über  einen, 
ber  mit  angefdfjnattten  ©dfjlittfd&ufien  fortfjumpelt  über  miferableä 
Sßflafter,  öfter  aber  eine  Slrt  Störung  über  bie  ungleiche  33ertf)eilung 
ber  ©lüdägüter,  unb  roie  ein  fo  gleifciger  fo  gar  mcfjtö  erhalten  atö 
ber  §anb  ber  oberften  ©Bttin  —  einer,  ber  e3  beffer  machen  möchte 
al8  $eeif)oöen,  als  Alle  jufammen.  2Baf)tf)aftig,  e3  fann  faum  ein 
curiofereä  Xrio  geben.  SWan  ftnbet  tjier  öieleS,  grofte  Sntentionen 
neben  poffierttd>en  ©prüngen,  Slnmanblungen  öon  Sleganj  bü  toott* 
t ommner  Äörperungelenffieit,  geheime  Slnbeutungen  neben  offentiegenben 
gabaifen,  83eetf)oöenfd)e  unb  granj  ©cfjubertfdfje  Sinftüffe  neben  SBiener 
Sedereien,  nur  aber  ^fjantafie  ni^t,  nid^t  einmal  baö,  maä  biefe  regelt, 
©efd^maef.  9lun  benfe  man  fic^  ba8  äftljetiid^e  9Kalljeur,  ba3  e8  fefet; 
ja,  e8  oerfolgt  ben  Somponiften  fo  augenfd&einlidf),  bafe  er  fogar  blinb 
gegen  ba§,  ©elungenere  ift,    toie  auf  ©.  44,  bie  bod^  gefdjmacfoott 


56  SB.  Saubert,  Xrio. 

angeorbnet  ift,  unb  bie  er  nun  gerabe  nidfjt  wieberljolt,  wät)renb  er  fonft 
alle3  in  ben  Dominanten  nad)iran8pomrt  Unb  bennod)  !ann  man 
bem  Xrio  nid^t  böfc  fein.  ©8  geftc^t  fein  Unvermögen  ju  gutmütig, 
will  nid)t  tauften,  nidfjft  fdjmeid&eln,  nur  gebulbct  unb  in  feinem  guten 
SBitten  anerfannt  werben;  unb  bieg  gefd£)ef)e  iljm  audf),  Sie  Statur 
müßte  jerberften,  wollte  fie  lauter  SBeetl|oVen8  gebären*  2)a8  33efte 
im  Xrio  ift  übrigeng,  big  auf  bie  SMenge  ©d^nörleleien,  baS  Slbagio, 
äRan  fel)e  fid)  ba$  Suriofum  felbft  an. 

Ueber  bag  Xrio  von  Xaubert  !ann  man  nad>  ßuft  unb  Ueber* 
jeugung  reben,  ba  (ebenfo.  wie  im  vorigen)  bie  ©lavierftimme  jugleidf) 
eine  Partitur  ift;  —  weniger  über  bag  Quartett,  obgleich  üfj  eg  vom 
Somponiften  felbft,  aber  fdjon  vor  geraumer  Qtit  vortragen  t)5rte. 
2)ag  Xrio  ftetf  id>  benn  bei  SBeitem  t)öl)er  in  Arbeit,  ©rfinbung, 
Originalität,  in  Slllem,  fo  flüchtig  eg  aucf|  empfangen  unb  wieber* 
gegeben  fdjeint.  ©g  ift  ein  ®anjeg  unb  wirb  in  allen  ©ä|en  wie 
burd)  einen  inneren  Quoten  gufammenget)altett,  wie  man  eg  nur  in -ben 
befferen  38erfen  antrifft.  SBenn  man  in  früheren  ©ompofttionen  Von 
Xaubert  oft  eine  frembe  Anregung  merfen  fonnte,  vor  Slllem  bie  2Ren* 
belgfoljng,  fo  ftctjt  bag  Xrio  metjr  unter  Seet^ovenfd^em  unb  ©dju* 
bertfd)em  ©influß;  lefcterem  fdjreib'  idj  namentlich  viele»  im  erften  ©afc 
ju,  ber  im  ganjen  Sljarafter  wie  in  einzelnen  ©teilen  an  bag  ©d&u* 
bertfd^e  Xrio  in  Esdur  anflingt,  obwohl  man  eg  nid)t  gerabe  SRote 
für  SRote  nad&weifen  !ann ;  bagegen  im  legten  ©afc  viel  93eetfyovenfd(eg 
mit  einläuft  unb  im  jweiten  #aupttl)ema  aucf|  etwa»  au»  ber  „äReereg* 
fülle"  k.  von  SRenbelgfofin.  ©anj  eigentümlich  ftef)t  aber  ba»  Sitte* 
gretto  ba,  wie  benn  ber  ©omponift  eine  glücflicf)e  Slnlage  jum  ©djalfifd&eu 
wie  jum  ©erb*Jpumoriftifd)fcn  §at,  wobei  iljm  nodfj  feine  grünbltdfjen 
Äenntniffe  ju  ftatten,  fommen,  baß  eg  au6)  immer  alg  mufifatifdfje 
Arbeit  intereffirt.  ©8  muß  einem  burd>aug  besagen  biefeg  «ttegretto, 
jumal  e8  nodfj  eine  nationale  auglänbifdje  gärbung  f)at  unb  midfj  an 
manches  Sieb  in  SDlooreg  Iriah  Melodies,  bie  gerabe  vor  mir  liegen, 
gemannt.  S)a8  Slbagio  ift  von  einem  gewiffen  allgemeinen  ©fiarafter, 
wie  man  mand&e  fd)öne  ©efidfter  fd&on  irgenbwo  gefefjen  ju  tjaben 
glaubt.  S)er  föauptgefang  läßt  feine  tieferen  ©puren  fjurücf :  wäjjrenb 
man  it)n  aber  l)ört,  muß  man  it)n  fcf)5n  finben;  von  Sßirfung  ftnb 
anä)  bie  tränmerifd>en  wie  fjerabträufelnben  Slccorbe  an  mannen 
©teilen  ber  ©lavierbegleitung.  ©twag,  wag  in  allen  ©äfcen  günftig 
auffällt,  finb  bie  oft  plöfclidfjen,  aber  immer  glücflidj  eintretenden 
SRücf gänge ;  fo  im  erften  @a|  auf  ©.  9,  im  jweiten  überall,  im  britten 


ß.  ©djubertfj,  Guartett.  57 

©.  25,  im  legten  ©.  34.  2)afc  in  jebem  einjelnen  ein  entfdjiebener 
®runbton  burdjftingt,  Brauet  man  bei  einem  fo  weit  gebietjenen  £om< 
poniften  nidjt  ju  bemerfen.  —  Ueber  baS  Quartett  getraue  idf)  mir, 
tute  gesagt,  wegen  3JtangetS  einer  Partitur  feine  ©timmfätjigleit  ju. 
©er  (Stnbrucf  nadj  beS  Somponiften  ©piel  war  ein  jc^r  freubiger,  aber 
nid>t,  bafj  eS  ben  ganjen  2Wenfti)en  burcfibruitgen,  erwärmt  fjätte, 
woöon  id>  nur  baS  ©d)erjo  ausnehme,  baS  if)tn  immer  in  neuer  SSeife 
gelingt.  3n  ben  anbern  ©äfcen,  tierjei^  er  mir,  feinen  mir  bie 
ipauptmelobieen  ju  Anfang  beS  erften  unb  legten  ©afceS  ju  unbebeu* 
tenb  als  Quartettmufif,  unb  etwa«  fianbwertmäfcig  mit  ber  ewigen 
SluSbeugung  nadf)  ber  ©ominante.  3nt  SScrlauf  finben  ftd>  eine  SÄenge 
(Slanjfteöen,  fräftige  unb  gefunbe  ©ebanfen,  wie  fie  nur  eine»  treff* 
liefen  SünftlerS  würbig  fein  mögen.  9t  ©djumann. 

35aS  Quartett  beS  §m.  ©d>ubertf)  ift  bie  erfte  umfangreiche 
Strbeit,  bie  uns  üon  biefem  oft  als  ausgezeichnetes  Xalent  genannten 
Somponiften  ju  ©eficf)t  gefommen.  3um  ^M  fan&  ^  mi$  getäufdjt, 
jum  Xf)ei£  jenen  {Ruf  gerechtfertigt*  S)enn  Xatent  bltdft  überall  burd), 
bei  SBeitem  aber  nodE)  nid^t  bie  $)urd>gebitbett)eit  beS  ©eifteS,  ber  baS 
9Äeifterwerf  erft  gerätf).  5Die  Slrbeit  ift  nod£)  ju  ungleich :  gewöhnliche 
Sachen  fielen  jwifd&en  befferen,  ptyantaftifdjere  SMomente  weisen  fd£)neH 
blofc  med^anifd^en  Ausfüllungen;  fein  ©afc  wirft  burd&greifenb  unb  am 
wenigften  baS  ganje  Quartett,  nadj  einanber  gefpielt.  SBaS  id£)  für 
baS  93efte  tjalte,  baS  ©djerjo,  fd&eint  mir,  unb  tiic^t  allein  ber  fremben 
Xonart  falber,  einer  anbern  öieHeid)t  fpätern  Slrbeit  entnommen  unb 
eingefd>altet.  3rre  \d)  midj,  fo  bleibt  eS  boc§  intereffant  unb  bringt 
ßebenbigeS  ju  SÄarfte.  3n  ben  anbern  ©äfcen  fommt  eS,  wie  gefagt, 
ju  nichts  Sftedjtem,  Sntfd)eibenbem;  eS  entwidfelt  fid£)  fein  ljöf)erer3Us 
ftanb  bei  fonft  oft  guter  ©runbtage.  ©o  wäre  mit  bem  §aupt* 
rljtjtljmuS  im  erften  ©a|,  ift  er  auef)  oft  fd&on  benufct,  uodj  manches 
ju  machen;  aber  eS  bleibt  beim  blofcen  Sftadjeinanbereinfatten  ber  Der* 
fdfjiebenen  Suftrumente;  eine  Sngfüljrung,  gar  geiftigere  Soncentrirung 
beS  ©ebanfenS  muß  man  überall  üermiffen.*  —  9tad)  bem  fpannenben 
Anfang  beS  Slnbante  fjätte  man  mel)r  SRefultate  erwartet;  eS  gef)t  bei* 
naf)e  fpurloS  üorbei.    SBom  ©d^erjo  fprad)  idf)  fd)on;  eS  ift  geiftreidf). 


*  ©eftridjen:  ,,©ef)r  fdjroadj  fdjeint  mir  namentlich  bieGtyifobe  ©.  5,  ©gft.  5, 
ttrie  benn  baS  (£Iat>ier,  unb  baS  SnfemMe,  nid)t  fe^r  üortfjeifljaft  betjanbett  tft,  ixt» 
bem  jenes  auf  einmal  fdjtoeig.t,  bann  nrieber  allein  anfangt  :c.  @ß  fe()It  ber  ©a^melj 
ber  S&erbinbung,  ber  frei(ia)  aua)  ba§  ©djroierigfte  jener  SufammenfteHung,  bie  mir, 
]oü  iä)  eS  frei  gefte^en,  üon  jcr)er  feine  ber  glücflta^ften  gefcfjienen  ift." 


58  G.  ©.  9iet&iger,  Ouartett. 

Das  Xf)ema  beg  legten  SafeeS,  wiewohl  an  mand&eS  anflingenb,  mu& 
man  bennodfj  frifcfj  unb  ergbfclidj  fjeifeen;  baS  jweite  ift  eigentümlicher, 
fjatte  aber  tnelfacf)  bcffer  benufct  werben  fönnen.  2Bir  glauben,  ber 
Kompomft  gef)t  etwas  nad)fidjtig  mit  feinem  Xalente  um.  So  fcielen 
®aben  lönnte  ein  frönet  ©rfolg  nicf)t  ausbleiben. 

DaS  Quartett  oon  Sftei feiger  badjte  icf)  mir  fdjon  im  S3orauS  fo, 
wie  id()  eS  gefunben  t)abe :  fetjr  unterhaltend  anmutf)ig,  melobifd),  für 
ftünftler  ein  Spiel,  für  Dilettanten  feine  3Jiüt)e.  Solan  mufe  ein  Sa* 
peHmeifter  unb  in  immermäf)renber  fd)bner  Slngft  fein,  beim  Sompo* 
niren  öon  reijenben  (Gräfinnen  überlaufen  ju  werben,  um  fidj  bie 
mannen  leid)t*briUanten  ^artieen  ju  entfdjulbigen,  bie  SfteifeigerS  Som* 
pofitionen  als  ®unftwerfe  nidjt  entftetten  aber  bod>  fyerabfejjen.  2Btr 
finb  überjeugt,  SReifeiger  muffe  ein  SSerf  tiefern  ©ehalte»,  eines,  baS 
über  bie  furje  Spanne  ber  ©egenwart  f)inaustbne,  fd&reiben  fbnnen, 
wenn  er  feine  Spieler  für  baS  ©iuftubiren  beS  Schwierigeren,  örofteren 
nid)t  ju  oft  entfd^äbigcn  wollte  burd)  gewöhnliche  Sßaffagen,  bie  i^nen 
ben  93eifaü  beS  SßublicumS  fidlem  foHen.  2Ber  liege  fidj  mdf)t  gern 
applaubiren?  SRur  bleibe  aud)  baS  2ob  ber  ftrengem,  nur  auf  baS 
©belfte  genuteten  fititif  in  6t)ren,  unb  biefeS  mürbe  fid)erlid()  nidjt 
fehlen  ot)ne  jenes  fidjtlidje  SBeifaHfjerauSforbern.  9Kan  finbet  benn 
in  biefem  Quartette  fetjr  SiebenSwürbigeS  unb  ©lüdlidjeS,  einen  leidsten 
tyrifd)en  Sdfjwung,  furj  alles,  was  man  an  9teifeigerS  ©ompofitionen 
bereits  33ortf(eilf)afteS  fennt.  35er  erfte  Safe  ift  fdjon  bem  iperfommen 
nacl)  ber  gewtd&ttgere;  er  befriebigt,  läfet  nichts  ju  münden  übrig. 
Der  befonbere  Anfang  beS  jweiten  XljeiteS  f)ätte  etwas  SdjbnereS, 
$oetifd)ereS  erwarten  laffen;  bie  fdjnellen  (Eintritte  beS  ,f)auptr^t^muS 
erinnern  an  bie  in  ber  Supiterfompljome  öon  9Jlojart.  DaS  Sdjerjo 
f(at  etwas  üort(jeilf)aft  SreitereS,  als  man  gewbf)nlid)  finbet,  unb 
fpringt  beStjalb  eigentümlicher  fjerauS.  Der  ®efang  im  Xrio  ift  fdfjön, 
Wenn  aud)  befannt  unb  Sßeberifd).  ötwaS  ju  gebetjnt  fdjeint  mir  baS 
Stnbante  ungeachtet  feines  freunblid&en  ©IjarafterS ;  einer  meiner  Spieler 
meinte,  ber  ©omponift  fyabt  eS  gewiß  in  fürjerer  ßeit  erfunben,  als 
man  eS  fpielen  fbnne.  DaS  SRonbo  tjat  feinen  tieferen  SBertfy,  fdjtiefet 
aber  Reiter  unb  guter  Dinge  ab.  Daß  baS  D  moll  unb  nod)  ein  neuer 
9tf)t)tf)muS  auf  ber  &otle|ten  Seite  erfd&eint,  war  nidjt  ju  öermutfjen. 
Schwer  ift  baS  Quartett  in  feiner  Stimme  feljr.  Das  Glat>ier  fjerrfdjt 
üor;  namentlich  beflagte  fidfj  mein  SBratfdjift,  bafe  er  faft  gar  nichts 
ju  tf|un  fyabt.  Der  geehrte  ßomponift  wolle  i^n  einmal  redjt  in  ben 
Xiefen  arbeiten  laffen.  9*.  S. 


Fragmente  au§  Seidig.  IV.  59 

iFragmente  aus  £etpjtg*  IV. 

[$ie  Hugenotten.] 

3ft  mir'S  bod)  fjeute  wie  einem  jungen  mutagen  Ärieger,  ber  jum 
erftenmat  fein  Schwert  jief)t  in  einer  großen  ©ad)e!  21(8  ob  bie$ 
fleine  Sietpjig,  wo  einige  SBeltfragen  fcf)on  jur  ©pradje  gelommen, 
and)  mufilalifd)e  fdjlidjten  foHte,  traf  e3  fiel),  bafe  f)ier,  toa^rfd^einlid^ 
jum  erftenmat  in  ber  SEBett  neben  einanber,  bie  jwei  widE)tigften  ßom* 
pofitionen  ber  3eit  jur  Aufführung  lamen  —  bie  Hugenotten  öon 
9Jietyerbeer  unb  ber  SßauluS  öon  9Jieubet3fol)n.  SBo  f)ier  an* 
fangen,  wo  auft)bren!  SSon  einer  9tebenbuf)lerfd)aft,  einer  SBe&orju* 
gung  be$  Sinen  t>or  bem  Snbem  fann  Ijicr  leine  Siebe  fein.  2)er 
Sefer  loei^  ju  gut  weldjem  ©treben  fid|  biefe  951ätter  geweift,  ju  gut, 
baß,  wenn  t>on  9Jlenbet3fof)n  bie  Siebe  ift,  leine  öon  SMeijerbeer  fein 
fann,  fo  biametral  laufen  itjre  Söege  auSeinanber,  ju  gut,  bafe,  um 
eine  S^arafieriftü  Seiber  ju  erhalten,  man  nur  bem  Sinen  beijulegen 
brauet,  was  ber  Snbere  nid)t  f)at  —  baS  Xalent  ausgenommen,  was 
SBeiben  gemeinfd^aftlid).  Oft  möchte  man  fid)  an  bie  ©tim  greifen, 
ju  füllen,  ob  ba  oben  alles  noef)  im  gehörigen  ©tanbe,  wenn  man 
SMe^erbeerS  ©rfolge  im  gefunben  muftlalifdjen  2)  eutf erlaub  erwägt, 
unb  wie  fonft  ef)renwertl)e  ßeute,  9Jlufiler  felbft,  bie  übrigens  audf)  btn 
ftilleren  Siegen  2JlenbeISfot)nS  mit  greube  jufe^en,  t>on  feiner  3Jiufil 
jagen,  fie  war'  etwas.  9lodj  ganj  erfüllt  üon  ben  §od)gebitben  ber 
©df)röber»2)etment9  im  fjibelio  ging  id)  jum  erftenmai  in  bie  §uge* 
notten.  SBer  freut  fid>  nicfjt  auf  SReueS,  wer  fjofft  nid)t  gern!  §atte 
bod|  9lieS  mit  eigener  §anb  getrieben,  mandjeS  in  ben  Hugenotten 
fei  83eetf)oöenf<i)em  an  bie  ©eite  ju  fteflen  :c.l  Unb  was  fagten  Sin* 
bere,  was  id>?  (Serabeju  ftimmte  id)  gloreftan  bti,  ber,  eine  gegen 
bie  Dper  gebaöte  gauft,  bie  SBorte  fallen  liefe:  „im  ©roetato  ^ätte  er 
SRetierbeer  nodfj  ju  ben  SDhtfilern  gejault,  bei  Robert  bem  Xeufel  Ijabe 
er  gefdfjwanft,  t>on  ben  Hugenotten  an  red&ne  er  ü)n  aber  gerabewegS 
ju  granconis*  Seuten."    3Dlit  welkem  SBiberwiüen  uns  baS  ©anje 


*  $er  feiner  8«t  Berühmte  (SircuSbirector  gfrancont  in  Sßarte  Tratte  burdj  bie 
mit  allem  ^Raffinement  üon  t^m  in  ©cene  gejefcten  „Sfcimobramen"  bie  aufjerorbent* 
Kdjften  ©rfolge  erhielt,  lieber  eines  biejer  ©pectafelftucfe  —  „L'empereur*  —  be* 
rietet  93öme  in  feinen  ©riefen  au$  Sßarte.    (9fr.  16.} 


60  gragmente  quS  Seidig.  IV. 

erfüllte,  baß  wir  nur  immer  abjuweljren  Ratten,  lann  i<$  gar  nidjt 
fagen;  man  würbe  fdfjlaff  unb  mübe  öom  Sterger.  9lad>  öfterem  An* 
t)ören  fanb  fidE)  wot)l  manches  ©ünftigere  unb  ju  Sntfd&utbigenbe 
f)erau$,  bag  Snburttjeil  blieb  aber  baffelbe,  unb  id£)  müßte  benen,  bie 
bie  Hugenotten  nur  öon  SBeitem  etwa  bem  gibelio  ober  8let)ntid)em 
an  bie  Seite  ju  fefcen  Wagten,  unaufhörlich  jurufen:  baß  fie  nichts 
üon  ber  ©ad&e  öerftänben,  nichts,  nichts.  Sluf  eine  S3efef)rung  übrigen^ 
Keß'  idf)  micl)  mdE)t  ein;  ba  wäre  fein  gertigwerben. 

@in  geiftreidjer  SRann  tjat  SDiufit  wie  Hanblung  am  beften  burd> 
ba3  Urzeit  bejeidinet,  baß  fie  entweber  im  greubenljaufe  ober  in  ber 
flirdje  fpielten.  3dj  bin  fein  9Äoralift;  aber  einen  guten  $roteftanten 
empört'S,  fein  tljeuerftea  Sieb  auf  ben  SBrettern  abgefdjrieen  ju  f)ören, 
empört  e3,  ba8  btutigfte  2)rama  feiner  9teligion3gefcl|id£)te  ju  einer 
3af)rmarft3farce  t)eruntergejogen  ju  fef)en,  @elb  unb  ©efc^rei  bamit  ju 
ergeben,  empört  bie  Dper  Don  ber  Duöertüre  an  mit  itjrer  läd&erlicf)* 
gemeinen  $eiligfeit  big  jum  ©df)luß,  nadf)  bem  wir  eljeftenS  lebenbig 
verbrannt  werben  follen.*  2öa8  bleibt  nad)  ben  Hugenotten  übrig, 
als  baß  man  gerabeju  auf  ber  SBüljne  SSerbre^er  tjinridjjtet  unb  leidste 
2)irnen  jur  ©djau  aufteilt.  9Kau  überlege  fid£)  nur  alles,  fetje,  wo 
alles  fjinausläuft!  3m  erften  Stet  eine  ©d£)Welgerei  üon  lauter  9Rän« 
nern  unb  baju,  rec^t  raffmirt,  nur  eine  grau,  aber  öerfd>letert;  im 
jweiten  eine  @d£)welgeret  oon  babenben  grauen  unb  bajwifdE^n,  mit 
ben  iKägeln  IjerauSgegraben  für  bie  ^Sarifer,  ein  9Äann,  aber  mit  öer* 
bunbenen  Stugen.  3m  brüten  Slct  öermifdjt  fiel)  bie  lieberltdfje  Xen* 
benj  mit  ber  ^eiligen;  im  öierten  wirb  bie  SBürgerei  vorbereitet  unb 
im  fünften  in  ber  ®ird)e  gewürgt,  ©djwetgen,  morben  unb  beten, 
t>on  weiter  nichts . ftetjt  in  ben  Hugenotten:  »ergebend  würbe  man  einen 
auSbauernb  reinen  ©ebaulen,  eine  waf)rf)aft  dfjriftltdje  (Smpfinbung 
barin  fudjen.  9Äet)erbeer  nagelt  ba8  £erj  auf  bie  §aut  un&  fa9t: 
„fel)t,  ba  ift  e§,  mit  Jpänben  jtt  greifen."  SS  ift  alles  gemalt,  alles 
©d)ein  unb  Heudjelei.  Unb  nun  biefe  gelben  unb  ipelbinnen  _ 
jwei,  SRarcel  unb  ©t  93riS,  ausgenommen,  bie  bodf)  nid)t  gar  fo  elenb 


*  2Ran  Icfc  nur  bie  ©cfyfafjjetfen  ber  Dper: 

Par  le  fer  et  l'incendie 

Exterminons  la  race  impie! 

Frappons,  poursuivons  I'h6r6tique! 

Dien  le  veut,  Dieu  veut  le  sang, 

Oui,  Dieu  veut  le  sang!  [@djj 


gragmente  aus  Setyjig.  IV.  61 

jufammenfinfen.  (Sin  tooQfommener  franjöfifdjer  SDSüftling,*  9tet>er8, 
ber  SBatentine  liebt,  fte  wieber  aufgiebt,  bann  jur  grau  nimmt,  — 
biefe  Valentine  felbft,  bic  Staoul  liebt,  9tetoer3  f|eiratl)et,  iljm  Siebe 
fdjwort**  unb  ftdj  julefct  an  Staoul  trauen  läßt,  —  Meter  SRaoul,  ber 
Valentine  liebt,  fte  au8fd)lägt,  ftdf)  in  bic  Äönigin  verliebt  unb  julefct 
Satentine  §ur  grau  erhält,  —  biefe  Königin  enbltdj,  bie  Königin  alT 
biefer  Sßuppen !  Unb  bieg  läßt  man  fid)  alleä  gefallen,  weil  e$  fjübfdf) 
in  bie  Äugen  fallt  unb  &on  $ari$  fommt  —  unb  üjr  beutfd&en  fitt* 
famen  3Jiäbd&en  galtet  eudj  nidEjt  bie  Slugen  ju?  —  Unb  ber  ©rjlluge 
aller  ©ompöniften  reibt  fiefj  bie  §änbe  t>or  greuben!  SSon  ber  SRuftI 
an  fidj  ju  reben,  fo  reiften  l)ier  wirftiefy  feine  Silber  f)in;  jeber  Xact 
ift  überbaut,  über  'jeben  ließe  fid)  etwas  fagen.  SBerblüffen  ober  fi$eln 
ift  SÄe^erbeer«  Ijöd)fter  äBaljlfprud)  unb  e3  gelingt  it)m  audj  beim 
3ant(agel.  SBaS  nun  jenen  eingeflod&tenen  Ef)oral  anlangt,  worüber 
bie  granjofen  außer  fid£)  finb,  fo  geftef)'  id),  braute  mir  ein  ©dtjüler 
einen  folgen  ©ontrapunft,  idj  würbe  i^n  f|öd>ften8  bitten,  er  mödjt' 
es  nid)t  fdfledjter  machen  fünftigt)in.  SBie  überlegt  »fdjaat,  wie  be* 
fonnen*oberfIäd(jlid),  baß  e8  ber  3anf)agel  ja  merft,  mie  grobfd>mieb* 
maßig  biefeS  ewige  §ineinf djreien  SRarcelS  „öut'  fefteSJurg*  jc.  SBie!  madjt 
man  bann  aus  ber  ©df)werterweif>e  im  trierten  Stet.  3$  gebe  ju,  fte 
Ijat  toiel  bramatifc^en  Bug,  einige  frappante  geiftretdje  SBenbungen  unb 
namentlich  ift  ber  ©f)or  &on  großer  äußerlicher  SBirfung;  Situation, 
©cenerie,  Suftrumentation  greifen  jufammen  unb  ba  ba8  ®räßlid>e 
SRetjerbeerS  (Slement  ift,  fo  fjat  er  l)ier  audj  mit  geuer  unb  Siebe  ge* 
fc^rieben.  SSetrad^tet  man  aber  bie  SRelobie  mufifalifd),  wa3  ift'8  atö 
eine  aufgeftufcte  SRarfetllaife?  Unb  bann,  ift'8  benn  eine  Äunft,  mit 
folgen  SRitteln  an  fo  einer  ©teile  eine  SBirfung  fjer&orjubringen? 
3$  table  nid£)t  ba8  Aufbieten  aller  SRittel  am  richtigen  Drte;  man  fott 
aber  nidfjt  über  §errlid>teit  freien,  wenn  ein  2)ufcenb  ?ßofaunen, 
Xrompeten,  Dpt)itle*tben  unb  ^unbert  im  Untfono  fingenbe  2Renfd>en 
in  einiger  Entfernung  gehört  werben  fönnen.  (Sin  2Ret)erbeerfd|e3 
^Raffinement  muß  idj  f)ier  erwähnen.  (Sr  fennt  ba$  publicum  ju  gut, 
al«  baß  er  nid^t  einfe^en  foöte,  baß  ju  mel  Särm  julefct  abftumpft. 
Unb  wie  fing  arbeitet  er  bem  entgegen!  (Sr  fefct  nad)  folgen  Sßraffel« 
fteHen  gteid)  ganje  Strien  mit  Segleitung  eineä  einsigen  SnftrumenteS, 


*  SSßortc  wie  ,je  ris  du  Dien  de  Funivers"  etc.  finb  Älcinigfeitcn  im 
Sejte.    [©d>.] 

**  D'aujonrd'hiii  tout  mon  sang  est  a  voub  etc.    [©c^.] 


62  3rra0mente  <m$  Seidig.  V. 

al«  ob  er  fagen  wollte:  „fef)t,  trag  idE}  aud£)  mit  SBenigem  anfangen 
fann,  fetjt,  ©eutfd^c,  feljt!"  (Sinigen  ©fprtt  fann  man  tf)m  leiber  nidjt 
abfpretfjen.  —  3töe«  (Sinjelne  burd>juget)en,  wie  reichte  ba  bie  3*ü 
an«!  SRetjerbeer«  äußertidjfte  Xenbenj,  f)ödjfte  9Hdjt<£)riginatität  nnb 
Stiltofigfeit  finb  fo  befannt  wie  fein  Xatent  getieft,  ju  appretiren, 
gtänjenb  ju  machen,  bramatifd)  ju  beljanbetn,  ju  inftrumentiren,  wie 
er  auef)  einen  großen  3ieidjtf)um  an  gormen  W-  SWit  leichter  2Rüt|e 
fann  man  SRoffini,  SRojart,  §£rotb,  SBeber,  SBellim,  fogar  ©pof)r, 
fnrj  bie  gefammte  9Jiufif  nadjwetfen.  3Ba«  ifjm  aber  burdfjau«  ange* 
f|ört,  ift  jener  berühmte,  fatal  medfembe  nnanftänbige  9U|t)tljmu«,  ber 
faft  in  aßen  Xfjemen  ber  Dper  burd^gef)t;  id>  Ijatte  fd)on  angefangen, 
bie  Seiten  aufzeichnen,  wo  er  öorfommt  (©.  6,  17,  59,  68,  77,  100, 
1 1 7),  warb'S  aber  julefct  überbrüffig.  3Rand)e«  Seffere,  aufy  einzelne 
ebtere  unb  großartigere  Regungen  fönnte,  wie  gefagt,  nnr  ber  §aß 
wegleugnen;  fo  ift  9Rarcel«  ©dfjtadjttieb  toon  SBirfung,  fo  ba«  Sieb 
be«  Sßagen  lieblid);  fo  intereffirt  ba»  SReifte  be«  britten  Stete«  burd) 
tebenbig  üorgeftettte  33olf«fcenen,  fo  ber  erfte  Xf)eil  be«  ©uett«  jwifd>en 
SKarcet  unb  Valentine  burdf)  ßfyarafteriftif,  ebenfo  ba«  ©ejtett,  fo  ber 
©pottdfjor  burd>  fomifd&e  ©efjanbtung,  fo  im  trierten  Set  bie  ©d&wer* 
terweifje  burdE}  größere  Stgentf)ümticljfeit  unb  oor  Stttem  ba«  barauf 
fotgenbe  $uett  jwifd>en  Staout  unb  Valentine  burdf)  mufifalifd£)e  Arbeit 

unb  gtuß  ber  ©ebanfen : wa«  aber  ift  ba«  alle«  gegen  bie  ©e* 

meinf)eit,  SSerjerrtf)eit,  Unnatur,  Unfitttid>feit,  Un*3Rufif  be«  ©anjen? 
2Bat)rf)aftig,  unb  ber  §err  fei  gelobt,  wir  ftefjen  am  ßiel,  e«  fann 
nid&t  ärger  fommen.,  man  müßte  benn  bie  S3üf)ne  ju  einem  ©atgen 
machen,  unb  bem  äußerften  Stngftgefdjrei  eine«  oon  ber  Qtit  ge* 
quälten  Xatente«  folgt  im  Slugenblicfe  [bie  Hoffnung,  baß  e«  beffer 
werben  muß. 


V. 


SBenben  wir  .un«  mit  einigen  SBorten  ju  einem  ©bleren. 

§ier  wirft  bu  jum  ©tauben  unb  jur  Hoffnung  geftimmt  unb  lernft 
beine  SKenfd^en  wieber  lieben;  f)ier  ruf)t  e«  fief)  wie  unter  *ßatmen, 
wenn  bu  bidf)  mübe  gefugt,  unb  nun  eine  btü^enbe  Sanbfdjaft  bir  ju 


gragmente  aus  Seidig.  V.  63 

^üfcen  Regt.  ©S  ift  ber  *ßauluS  ein  SGJerf  ber  reinsten  Strt,  eines 
beS  griebenS  unb  ber  Siebe.  2)u  würbeft  bir  fdjaben  unb  bem  Sinter 
welje  tf)un,  woßteft  bu  es  nur  toon  SBeitem  mit  !§änbelfdf)en  ober 
33ad}fd)en  toergletdfjen.  SBorin  fidj  alle  Äirdfjenmufif ,  worin  fidj  falle 
©otteStempel,  alle  SÄabonnen  ber  3Jtater  gleidjfef)en,  barin  gleiten  fie 
fid>;  aber  freiließ  waren  33adE|  unb  Jpänbet,  ba  fie  fdfjrieben,  fdjon 
üRänner,  unb  2RenbelSfof)n  fdjrieb  beinahe  ganj  Jüngling.*  8llfo  baS 
SBerf  eines  jungen  SKeifterS,  bem  nodf)  ©rajien  um  bie  ©inne  fpielen, 
ben  nod)  ßebeluft  unb  3"tunft  erfüllen ;  nidjt  ju  Dergleichen  mit  einem 
aus  jener  ftrengem  ßeit,  Don  einem  jener  göttlichen  SReifter,  bie  ein 
langes  IjeiligeS  £tbtn  f)inter  fid),  mit  ben  §äuptern  fdjon  in  bie  SBolfen 
fafjen. 

2)er  ©ang  ber  ipanblung,  baS  SBieberaufne^men  beS  SfjoralS, 
ben  wir  fcfjon  in  ben  alten  Oratorien  finben,  bie  Xljeifung  beS  ßf)orS 
unb  ber  ©injelnen  in  fjanbelnbe  unb  betradjtenbe  SRaffen  unb  *ßer* 
fönen,  bie  ©f)araftere  biefer  ©injelnen  felbft  —  über  bieS  toie  über 
anberes  ift  fd)on  melfadfj  in  biefen  blättern  gefprod)en.  8ludj  baft  bie 
Jpauptmomente  jum  9tadjtl|eil  beS  ©inbrucfS  beS  ©anjen  fc^on  in  bem 
erften  Xtjeile  ber  §anblung  liegen,  bafc  bie  9iebenperfon  ©tepfjanuS 
wenn  nidjt  ein  Uebergewidjt  über  SßauluS  erhalt,  fo  bodj  baS  3ntereffe 
an  biefem  f djmälert ;  ba%  enblidEj  ©auluS  mef)r  wirft  in  ber  9Hufif  als 
©efe^rter  benn  als  S3efet)renber,  ift  ebenfalls  richtig  bemerlt  worben, 
fo  wie,  bafc  baS  Oratorium  überhaupt  fef)r  lang  ift  unb  bequem  in 
jwei  jerfallen  fönnte.  9fojief(enb  jum  Shinftgefpräd)  ift  oor  Slllem 
8RenbetSfof)nS  bidjterifdje  Sluffaffung  ber  ®rf Meinung  beS  §erm;  bod) 
meine  idf),  man  öerbirbt  burdj  ©rübeln  unb  tbnnte  bamit  ben  £om« 
poniften  nidjt  ärger  beleibigeri  als  f)ier  in  einer  feiner  fdjönften  ©r* 
finbungen.  3dj  meine,  ©Ott  ber  §err  fpric^t  in  üielen  3un9en'  Mb 
ben  8luSerwäf)lten  offenbart  er  ja  feinen  SBiHen  burdj  ®ngeld)öre;  idfj 
meine,  ber  SRaler  brücfe  bie  9tät)e  beS  ip&djften  burd)  oben  aus  bem 
Saum  beS  SMlbeS  fjeröorfdfjauenbe  ©fjerubföpfe  poetifdfjer  aus  als  burdj 
baS  83ilb  eines  ©reifes,  baS  SreifaltigteitSjeidjen  :c.  3dj  wüßte  nidjt, 
wie  bie  ©djönljeit  beleibigen  fönnte,  wo  bie  2Baljrf)eit  nidjt  *u  erreichen 
ift.  Sludj  f)at  man  behaupten  wollen,  bafc  einige  Sf) orale  im  SßauluS 
burdj  ben  feltenen  ©djmutf,  mit  bem  fie  9ftenbelSfof)n  umgeben,  an 
iljrer  ©infalt  einbüßten.     SUIS  ob  bie  Sf)oralmufif  nid)t  eben  fo  gut 


*  3flenbeI$fof)tt  fear  25  galjre  alt,  als  er  ben  SßauluS  anfing. 


64  gragmenie  au3  Seidig.  V, 

3eid)en  für  baS  freubige  ©ottoertrauen  wie  für  bie  flet)enbe  JBtttc  Ijabe, 
als  ob  jwifd&en  „2Bad£)et  auf"  :c.  unb  „SluS  tiefer  SKotl)"  :c.  fein  Unter* 
fdfjieb  möglid)  wäre,  als  ob  baS  ßunftwerf  ntd^t  anbere  änfprüd&e  be* 
friebigen  muffe  als  eine  fingenbe  ©emeinbe!  (Snblicfy  l)at  man  ben 
SßautuS  fogar  nidE)t  einmal  als  ein  proteftanttfd>eS  Oratorium,  fonbern 
nur  als  ßoncertoratorium  gelten  laffen  wollen,  wobei  ein  ©efdfjeuter 
ben  9Kittetweg  üorf^lug,  eS  bodE)  „proteftanttfdfieS  Koncertoratorium"  ju 
nennen.  äJian  fiei)t,  Sinwenbungen,  unb  aud)  begrünbete,  laffen  fidj 
machen,  unb  ber  gleiß  ber  Äriti!  fofl  aud£)  in  ©f)reh  gehalten  werben. 
Dagegen  öergleidfje  man  aber,  was  bem  Oratorium  Sftiemanb  nehmen 
wirb  —  außer  bem  innern  $ern  bie  tiefreligiöfe  ©efinnung,  bie  fid> 
überall  auSf  priest,  betraute  man  all  baS  aKufi(alifc^*3Reifterlic^* 
©etroffene,  triefen  Ijödfjft  eblen  ©efang  burdjgängig,  biefe  SBermäljlung 
bc8  SBorteS  mit  bem  Xon,  ber  Sprache  mit  ber  SJhtfif,  baß  wir  alles 
wie  in  leibhaftiger  Xiefe  erbliden,  bie  reijenbe  ©ruppirung  ber  Sßer* 
fönen,  bie  Slnmutlj,  bie  über  baS  ®anje  wie  §ingef)aud()t  ift,  biefe 
griffe,  biefe»  unauSlöfd&lidje  Kolorit  in  ber  Snftrumentatton,  beS 
oollfommen  auSgebilbeten  ©tileS,  beS  meifterlid^en  ©pielenS  mit  allen 
formen  ber  ©efcfunft  nidjt  ju  gebenfen  —  man  foHte  bamit  jufrieben 
fein,  meine  idj.  SineS  nur  fyabe  id)  ju  bemetlen.  $>ie  SKufif  jum 
?ßaulug  ift  im  35urdjfdf)nitt  fo  Ilar  unb  populär  gehalten,  prägt  fidj 
fo  rafdj  unb  für  lange  fttit  ein,  baß  eS  fcfieint,  ber  ©omponift  Ijabe 
wäljrenb  beS  Schreibens  ganj  befonberS  barauf  gebaut,  auf  baS  SBolf 
ju  wirfen.  ©0  fdf)ön  biefeS  Streben  ift,  fo  würbe  eine  fol^e  Slbfidf)t 
fünftigen  Eompofittonen  bodE)  etwas  *>on  ber  Straft  unb  SSegeifterung 
rauben,  wie  wir  eS  in  ben  Sßerfen  berer  finben,  bie  fid£)  tyrem  großen 
©toffe  rücffidjtSloS,  ofjne  Qxtl  unb  ©dfjranfe  Eingaben.  Bulefct  be* 
benfe  man,  baß  83eetf)o&en  einen  KljriftuS  am  Delberg  gefdjrieben  unb 
audfj  eine  Missa  solemnis,  unb  glauben  wir,  baß,  wie  ber  Süngling 
9)lenbetSfoJjn  ein  Oratorium  fdjrieb,  ber  9Kann  auef)  eines  »oHenben 
wirb,*  SMS  baljin  begnügen  wir  uns  mit  unferm  unb  lernen  unb  ge* 
nießen  batiou. 

Unb  jefct  ju  einem  ©d^lußurt^eil  über  jwei  SRänner  unb  i^re 
SBerfe,  bie  bie  Stiftung  unb  Verwirrung  ber  ßeit  am  fdjärfften 
djarafterifiren,  ju  gelangen.  3$  t>eradf)te  biefen  2Reijerbeerfd£)en  3ftul)m 
aus  bem  ©runbe  meines  §erjenS ;  feine  Hugenotten  finb  baS  ®ef  ammt* 
üerjeidiniß  aller  äRängel  unb  einiger  wenigen  SSorjüge   feiner  3^ 


*  2Renbel3joI)n  $at  bie  ^rop^cjciuttö  erfüllt  (©liaS).    [®$.  1852] 


$L  #enfelt,  SSariationen.  65 

Uttb  bann  —  lafct  un8  biefen  aWenbel3foljn*$aulu3  f)ocf)ad)ten  unb 
lieben,  er  ift  bcr  $ropf)et  einer  frönen  Bufunft,  wo  ba$  Sßert  ben 
Äüuftter  abelt,  triebt  ber  Heine  39eifatt  ber  ©egenwart:  fein  SBeg 
ffiljrt  jutn  ©lud,  jener  jum  Uebel.*  . 

Stöbert  Schumann.10 


Jlnfenm. 

Unter  biefer  3tufftf)rift  erhielten  wir  bor  Äurjem  einige  Seiträge 
ber  StatribSbiinblerfdfjaft  mit  ber  anfrage :  ob  fie  nidjt  eine  Sammlung 
toon  Äbgüffen  intereffanterer  Äöpfe  in  ber  ßeitfd&rift  auffteßen  unb  if)r 
obigen  SKamen  beilegen  bürfte,  ba  fie  fürchte,  bafc  in  ben  in  bie  SÄobe 
gefommenen  Sn*gro3*9tecenfioneu  mandjeS  überfefjen  würbe;  bafc  fie 
übrigen^  bamit  etwa«  8lriftoIratifd)e8  nid^t  im  ©ütne  f)abe,  fotte  bie 
Sftebaction  nur  glauben  *c-  2)a3  Äefcte  bei  Seite  gelaffen,  antworteten 
wir:  bie  33ünblerfd>aft  fottte  nur. 

S)ie  Sftebaction. 

1. 

Variationen  für  ba*  5ßtanoforte  Don  »botylj  #eufeft.    SBerl  1. 

2Rit  einiger  fjreunbfdjaft  ntefjr  betraute  id&  bid)  oft,  mein  gto* 
reftan,  bafc  bu  mit  gutem  ©riff  au§  ber  ©djaar  ber  3üngeren  bie 
S5eften  f)erauSfüf)tteft  unb  fie  juerft  in  bie  2Brft,  b.  u  in  bie  Sritfdjrift 
einfüfjrteft  als  fünftige  SBürbens  wo  nidf)t  Sorbeerträger.  ©onberbar 
waren  fie  gerabe  toon  ben  öerfd&iebenften  SJblterfd^aften,  fo  Eljopin 
ein  Sßole,  SSerlioj  ein  Sfcangofe,  JBennett  ein  (Snglftnber,  Sfaberer, 
©cringerer  nidjt  ju  gebenfen.  SBann  enbttdE),  badete  id)  ba  oft  traurig, 
Wirb  benn  audj  einmal  ein  2)eutfd&er  lommen!  Unb  er  ift  gefommen, 
ein  $racfjtmenf d(j ,  ber  §erj  unb  Äopf  auf  ber  regten  ©teile  §at, 
2lbolpf(  §enfelt,  unb  id>  ftimme  ber  S)amb8bünblerin  ©ara**  bei, 
bafc  fie  i^n,  ben  nodE)  wenig  ©ehrten,  ü)n,  ber  faum  2Berf  8in3 
hinter  bem  Stücfen  Ijat,  gleidf)  ben  S3eften  ber  jungen  Äünftlerfdfjaft 


*  $ier  folgten  noc^  bie  (sdjfafiworte :  „Unb  nie  untertrieb  idj  ettoaS  mit  fo 
fefter  Ueberjeugung  aU  Ijeute." 

♦*  Sri.  Sophie  ÄaSfet  (nad)fjertge  ®rafin  SBolf  SBaubiffin)  in  $re$ben,  meiere 
eine  (£1)arafteriftil  §enjett3  für  bie  3eitjdjrift  (1S37,  VII,  57)  getrieben  f)atte. 

€  Hamann,  ®ef.  Sdjuften.   II.  5 


66  21.  &en?elt,  ©emotionen. 

• 
anreiht.  2)u  wetfct,  gloreftan,  öiel  Ijaben  wir  am  Glaöier  jufammen 
ftubirt,  gefd^tuetgt  in  Fingerübungen  unb  $eetf)oöen,  beften  Xon  ju 
erlangen.  2Ba3  idj  aber  2Bof)llaut,  Älangjauber  nenne,  ift  mir  notfj 
nie  in  einem  t)öf)em  ®rabe  fcorgefommen  als  in  §enfelt3  ©ompofi* 
tionen.  £)iefer  2Bot)lIaut  ift  aber  nur  ber  2Biebert)atl  einer  inneren 
ßiebenfcwürbigfeit,  bie  fid)  fo  offen  unb  waljr  au3fprtd|t,  wie  man  e$ 
in  biefem  t>ert)üllteu  Sartoentanj  ber  ßeit  faum  metjr  lennt.  fieberen 
SSorjug  f)aben  wof)l  audfj  anbere  junge  ®ünftler  mit  meinem  gemein; 
fie  fennen  aber  iljr  3nftrument  ntdft  fo  genau,  wiffen  ifjre  ©ebanten 
nid)t  fo  reijenb  tjerauSpfteöen,  3$  fprec^e  l)ier  nidjt  üon  ben  93a* 
riationen,  in  bie  man  ftc§  IjödjftenS  öerlieben  fann,  oijne  tiefer  gepadft 
ju  werben,  toaä  fie  audfj  gar  nid|t  wollen;  aber  bei  mannen  SRenfdjen 
läßt  fidj,  aud|  wenn  fie  nod>  erft  wenig  gefagt,  iljr  33efte3  nod)  nid>t 
gegeigt  fjaben,  gleich  üon  üorntjerein  auf  ein  fd)öne3  §erj,  einen  t)ar< 
monifd)  gebilbeten  (Seift  f^lie^en.  Unb  bann  f)örte  id£j  erft  bor  Shtrjem 
üon  Clara  Sßtecf  wie  Don  einem  greunbe  be8  Somponiften  eine  SRenge 
fleiner  Xonftücfe,  bafc  einem  öor  ßuft  bie  Xljränen  in  bie  Äugen  treten 
fonnten,  fo  unmittelbar  griffen  fie  an  ba8§erj.  —  Äann  idf)  nun 
über  foldjen  Xugenben  eine»  &ünftlergeifte§  aurfj  nirf)t  bie  tiefere 
Sigentfjümlirfjfeit  Slnberer,  wie  ben  fjodjleibenfdjaftlidjen  Gfjopin  »er* 
geffen,  über  SBalter  Scott  nidfjt  ßorb  Sfyron,  fo  bleiben  fie  bod)  ber 
5Rad)af)mung,  ber  innigften  Änerfennung  in  einer  ßeit  wert!),  wo  ein 
toerjerrenber  unb  üerjerrter  SRe^erbeer  wüftet  unb  ein  toerblenbeter  §aufe 
ii)m  jujaucf)jt.  Sabt  eudj  benn  an  ben  21u3fid)ten,  bie  biefer  Sünftler 
erf erliefet;  bie  fd^öne  SRatur  bringt  enblidf)  bod)  burdf).  ©r  aber  möge 
fidE)  feiner  SBebeutung  erfreuen  unb  fortfahren,  mit  feiner  Äunft  $reube 
unb  (Slücf  unter  ben  SDlenfdjen  ju  verbreiten. !1 . 

SKod)  (Sineä.  ®3  würbe  neulidj  gefragt,  ob  #enfelt  nietyt  eine  bem 
sßrmjen  2oui3  gerbinanb  öon  Sßreufcen  fcerwanbte  Srfc^einung  wäre. 
SIHerbingS,  aber  fie  fallen  in  umgelegte  3*iten.  SRimmt  man  t)on  ber 
äRufif  einen  romantifdfjen  unb  claffifctjen  S^aralter  an,  fo  war 
Sßrinj  SouiS  ber  SRomantiler  ber  claffifd>en  Sßeriobe,  wäf)renb 
§enfelt  ber  ßlaffifer  einer  romantifdjen  ßeit  ift;  unb  infofem  be* 
rühren  fie  fid). 12 

(SufebiuS. 


©t.  geller,  3m£romj>tu$.  67 


Stet  Stttyrottipttt*  für  ba$  ^iattofotte  *on  Stehen  fetter.  88erf  7. 

Damit  aber  mein  SufebiuS  ttid^t  etwa  überfd)äume  wie  ein  f)odj* 
gefd|)wungener  Sßofal,  ftett'  id)  it)m  einen  eben  fo  jungen  beulen 
Äünftler  gegenüber,  ©tep^en  geller,  ber  bie  SSorjüge  feines  Sieb* 
lingS  jwar  nid)t  in  fo  f)ol)em  ©rabe  tfyeilt,  aufcerbem  aber  93ielfeitig< 
feit  ber  (Srfinbung,  ^antafie  nnb  SBifc  bie*gülle  f)at.  SSor  einigen 
Sauren  fd>on  fcfyrieb  uns  ein  Unbefannter,  er  Ijätte  gelefen,  bie  3)aüibS* 
bünblerfcfyaft  wolle  fidf)  audj  elenber  9Ramtfcripte  annehmen.  „9Wan 
fann"  —  f)ieJ3  eS  in  jenem  SBriefe  weiter  —  „biefen  ®ebanfen  nidfjt 
banfbar  genug  anerfennen.  3rgenb  ein  partes  SBertegerfjerj  ober  ein 
§erj*SSerleger  fann  burdj  geregte  Äritit  foläjer  SWanufcripte  auf  junge 
Xalente  aufmerffam  gemalt,  naef)  Sßerbienft  in  feiner  Jpärte  beftärtt 
ober  günftiger  geftimmt  werben.  —  3n  mir,  toeref)rte  StotoibSbünbler, 
feljen  ©ie  ©inen  öon  ben  Sielen,  bie  if)re  ©ompofitionen  (soit-disant 
äBerfe)  oeröffentlid)t  wiffen  woQen,  aber  jugleidfj  Sinen  toon  ben 
SBenigen,  bie  eS  nid^t  wünfcf)en,  um  ftdj  —  gebrudt  ober  geftodfjen  ju 
feljen,  fonbem  beSfyalb,  um  ftd)  beurteilt  ju  fj'ören,  um  Xabet,  lefyr* 
reiben,  ober  @rmuntembeS  ju  t>ernef)men"  *c.  —  2>er  ganje  SSricf 
oerrietf)  einen  l>eöen  feinen  Äopf,  SRatoetät  unb  83efd()eibent)ett  ©nblid} 
lamen  bie  SDlanufcripte,  abermals  mit  einem  SBrief,  aus  bem  \6)  mief) 
folgenber  ©teile  entfinne:  „©rofeer  Sichtung  bürfte  idfj  mid|  fidler  er* 
freuen,*  wenn  idE)  mid|  Stynen  als  einen  ausgezeichneten  ©eljer  unb 
feltenen  —  Ipörer  legittmire!  3$  f)abe  83eetf|oöen,  id)  f)abe-@df)ubert 
gefe^en,  oft  gefeiert  unb  jwar  in  SBien,  unb  bie  befte  itaüenifc^e 
OperngefeHfd)aft  bort  unb  weld&e  ßufammenftellung,  —  bie  Duartette 
t)on  äRojart  unb  S3eett)oöen  t>on  ©djuppanjigf)  jc.  fpielen  unb  SBeet* 
tyotoenS  ©t)mpf)onieen  üom  SBiener  Drd^efter  aufführen  gehört.  3nt 
©rnfte,  toeref)rtefte  SBünblerfd&aft,  bin  id)  lein  feltener,  beglütfter  ©ef)er, 
feinüom  ©djtdfal  begünftigter  ipörer?"  SBefte  greunbe,  —  fagte  idE) 
meinen  —  nadj  folgen  SBrieffteflen  ift  nichts  ju  ttjun,  als  auf  bie 
Gompofition  jujuftiegeu  unb  ben  SÄann  an  ber  SBurjel  fennen  ju 
lernen,  beffen  SKame  ein  fo  fatales  Sßiberfpiel  feines  SnfjaberS* 

3df)  bin  beS  SBorteS  „3ftomantifer"  öon  iperjen  überbrüjfig,  obwohl 

*  2Börttid>  in  ber  Seitfdjrift:  „©roßer  Stauung,  bürjte  icf>  mid)  Sfjrer  erfreuen" 
—  ein  offenbare!  $rucfüerjcl)en,  bafc  bie  obige  (Sonjectur  bc$  Herausgeber!  ju  Ijeben 
t»crfucr)t. 


68  Slara  SGBtecf,  ©oireen. 

idfj  e$  nicf)t  jefjnmal  in  meinem  Geben  ausgesprochen  Ijabe;  unb  bodf> 
—  wollte  idfj  unfern  jungen  ©ef)er  lutj  tituliren,  fo  f)ief}'  idj  if}n 
einen,  unb  welken!  SSon  jenem  üagen,  niljiliftifdEjen  Unwefen  aber, 
wohinter  äRandfje  bte  SRomantil  fudfjen,  ebenfo  wie  toon  jenem  graben 
Ijinflecffenben  SRaterialiämuS,  worin  fid|  bie  franjöfifdjen  Sleuroman* 
tifer  gefallen,  weife  unfer  ©omponift,  bem  ipimmel  fei  S)anl,  nidjtS; 
im  ©egent^eil  empfinbet  er  meift  natürlich,  brttdft  er  fid)  flug  unb 
beutlidfj  avß.  2)ennodE)  füf)lt  man  aber  nodEj  etwa»  im  föintergrunb 
fielen  beim  @rf äffen  feiner  ©ompofitionen ,  ein  eigene»  anjiel)enbe& 
«SwielidEjt,  meljr  morgenrötljlidj,  ba3  einen  bie  übrigens  feften  ©eftalteu 
in  einem  fremdartigen  ©djein  feljen  läfet;  man  fann  fo  etwas  niemals 
burcf)  SBorte  fdjarf  bejeid^nen,  burdfj  ein  SSilb  fdEjon  eljer,  unb  fo  mödjte 
id)  jenen  geiftigen  ©djein  ben  fingen  dergleichen,  bie  man  im  äRorgen* 
flauer  an  gewiffen  Sagen  um  bie  ©äjattenbitber  mancher  Äöpfe  be* 
merlen  toitt*  3m  Uebrigen  Ijat  er  gar  nichts  UebermenfdfjlidfjeS  als 
eine  fü^Ienbe  ©eele  in  einem  lebenbigen  Körper.  Dabei  fü^rt  er  aber 
audEj  fein  unb  forgfam  atö;  feine  formen  finb  neu,  pfjantafttfdEj  unb 
frei ;  er  l)at  feine  Slngft  um  ba8  gertigwerben,  was  immer  ein  Seidjen, 
bafc  triel  ba  ift  3enen  Ijarmonifd&en  Sßoljllaut,  ber  in  ber  Xfyat  bei 
£enfelt  fo  Wof)ltf)ut,  befifct  er  nidfjt  in  bem  SKafee;  bagegen  l)at  er 
meljr  (Seift,  üerfteljt  er  ßontrafte  ju  einer  ©intyeit  ju  üerf^meljen. 
3m  ©injelnen  ftört  mid^  manches ;  er  erfticft  aber  ben  Xabel  burdf)  eine 
geiftreidfje  Sßenbung  im  Slugenblicf.  2)ieS  unb  ÄeljnlidjeS  jeidfjnet  biefen 
meinen  Siebling  aus*  Ueberfelje  idfj  audj  bie  ©ebication  nidfjt!  35a» 
3ufammentreffen  ift  fonberbar;  bu  erinnerft  bidEj,  ©ufebiuS,  wir  tjatten 
einmal  etwas  ber  SBina  aus  ben  „<$legeljaf)ren"  jugeeignet;  bie  3)cbt-^ 
cation  ber  SmpromptuS  nennt  audfj  eine  3ean  $aulfd^e  ipimmelSgeftalt, 
ßiane  ü.  groulaty,*  —  wie  wir  benn  überhaupt  mand&eS  gemein  fabelt, 
welche»  ©cftänbmfe  SRiemanb  falfdfj  beuten  wolle;  es  liegt  ju  beutli<£ 
ba.  ©o  empfefjf  k§  eud)  bie  Impromptus,  äßa^aftig,  biefeS  Xalent 
Ijat  eine  ßutunft  toor  fid>. ,3  gloreftan. 


Soireen  für  ba*  ^tanoforte  tum  Giaxa  SBietf.    SBerl  6. 

8htd)  ein  weibüdjer  Sopf  foH  unfer  äRufeum  fdimücfen,  unb  über*» 
Ijaupt,  wie  fönnte  idfj  ben  heutigen  Xag,  als  SSorfeier  beS  morgenben^ 


*  im  $itan. 


(Sfara  SBietf,  Soireen.  69 

ber  einer  geliebten*  Sfinftlerin  baS  Seben  gab,  beffer  begeben,  als  baß 
tdj  mid(>  gerabe  in  eine  itprer  Schöpfungen  toerfenfte  mit  einigem  An» 
t$etf.  ©inb  fie  bodf)  einer  fo  auSlänbifdjjen  Sßtjantafie  entfprungen, 
als  baß  t(ier  bie  bloße  Uebung  ausreiste,  biefe  feltfam  toerfdEjlungenen 
^IrabeSfen  verfolgen  ju  lönnen,  —  einem  ju  tief  gegrünbeten  ©emütlje, 
als  baß  man,  wo  baS  S3ilblidf)e,  ©eftaltenö^nlid^e  in  it)ren  ©ompo* 
jttionen  met)r  in  ben  Jpintergrunb  tritt,  baS  trfiumerifdjje,  in  fidf)  »er* 
tiefte  SBefen  auf  einmal  ju  faffen  t>ermöd>te*  2)e8l)alb  werben  fie  audf) 
bie  Sfteiften  eben  fo  rafdfj  wieber  weglegen,  als  fie  fie  in  bie  §anb 
genommen ;  ja,  eS  ift  ju  glauben,  baß  orbentlid&e  SßreiSafabemieen  ben 
©oirfen  unter  ^unbert  eingefanbten  anbem  nidjt  etwa  ben  erften 
^ßreis  juertennen  fonbem  eben  ben  legten,  fo  wenig  fd&wimmen  Ijier 
bie  perlen  unb  Sorbeerfränje  auf  ber  gläd>e*  Sntmerfjin  war'  idf)  auf 
baS  Urteil  ber  Sttabemiften  mef)r  als  je  gefpannt;  benn  eines  XljeilS 
t)erratt(ett  bie  ©oirten  bodf)  gewiß  Sebem  ein  fo  jarteS  fiberwaüenbeS 
Seben,  baS  Dom  leifeften  §audf)  bewegt  ju  werben  fdfjeint,  unb  bodjj 
audj  wieber  einen  9teicf)tl)um  an  ungewöhnlichen  SRitteln,  eineUßadjt, 
bie  heimlicheren,  tiefer  fpinnenben  gäben  ber  Harmonie  ju  öerwirren 
unb  auSeinanber  ju  legen,  wie  man  es  nur  an  erfahrenen  ßünftlern, 
an  9Jtänneru  gewohnt  ift.  Ueber  baS  ©rftere,  bie  3ugenb  ber  ©om* 
poniftin,  pnb  wir  einig*  2)aS  Rubere  aber  ju  würbigen,  muß  man 
freiließ  wiffen,  wie  fie,  als  SBirtuofin  fd&on,  auf  bem  §öl)enfdf)eitel  ber 
$eit  ftet(t,  üon  wo  aus  if)r  nichts  verborgen  geblieben.  2Bo  ©ebaftian 
95ad^  nodj  fo  tief  eingrabt,  baß  baS  ©rubenli^t  in  ber  Xiefe  ju  Der* 
töfdden  bro^t,  wo  SSeetljotoen  aufgreift  in  bie  SBolfen  mit  feiner  Sita* 
nenfauft,  was  bie  jüngfte  ßeit,  bie  ^>5^e  unb  Xiefe  vermitteln 
möchte,  toor  fidf)  gebraut  t)at,  toon  all  biefem  weiß  bie  Äünftlerin 
unb  erjät)lt  baüon  in  lieblicher  3Rgb(^enflug^eit,  Ijat  aber  beS^alb  audf) 
bie  Änforberungen  an  fidE)  auf  eine  SBeife  gefteigert,  baß  einem  wot)t 
bange  werben  fönnte,  wo  bieS  alles  tjinauS  foö,  3d0  üermag  nid)t 
tiorjugreifen  mit  meinen  ©ebanfen  hierüber :  Solang  ftef)t  bei  folgern 
Talente  hinter  Solang  unb  bie  .Seit  Ijebt  einen  nadf)  bem  anberen 
hinweg  unb  immer  anberS,  als  man  üermutljet.  Aber  baß  man  einer 
foldjen  wunberfamen  ©rfd>einung  nid^t  gleichgültig  jufelje,  baß  man 
i^r  ©d>ritt  üor  Stritt  in  i^rer  geiftigen  ©ntwicfelung  nadjfolge,  wäre 


*  ©djumamt  war  fd)on  im  ®ef>eimen  mit  (Stara  berlobt,  als  er  bie«  jdjrteb. 
$lm  13.  September  1837,  (Stara*  atyaefmtem  ©eburtätage,  bewarb  er  fidj  fdjrift* 
lidj  bei  SBied  um  bie  §anb  feiner  fcodjter.    @r  ttmrbe  befanntlidj  abgemieten. 


70  9Kenbe(S|o§n,  ^rälubien  unb  Sugen. 

t)on  Sitten  ju  erwarten,  bie  in  unferer  benfwürbigen  ©egenwart  nid&t 
ein  lofe«  ©urdjeinanber  be«  3ufatt«  fonbern  bie  natürliche,  innige 
SSerfnüpfung  tferwanbter  ©eifter  üon  fonft  unb  jefct  erfennen. 

2Ba«  erhält  man  atf o  in  biefen  ©oir&n  ?  33?a«  foredfjen  fie  au«, 
wen  gefjen  fie  an,  unb  finb  fie  ein  SRefultat,  ber  Arbeit  eine«  SReifter« 
ju  Dergleichen  ?  ©ie  erjagen  un«  benn  öiel  öon  äRufif,  unb  wie  biefe 
bie  ©d&wärmerei  ber  Sßoefic  hinter  fidf)  läfct,  unb  wie  man  glütf Udf)  im 
©dfjmerj  fein  fönne  unb  traurig  im  ©lue!,  —  unb  fie  gehören  benen, 
bie  audf)  of)ne  ©tarier  feiig  fein  fönnen  in  äßufif,  benen  ba«  feljn* 
füdjtige  innere  ©ingen  ba«  §erj  fprengen  mochte,  Sitten,  bie  in  bie 
getyeimnifctootte  DrbenSfpradje  einer  felteneu  ßünfilergattung  fd|on  ein* 
geweift  finb.  ©nblidj,  finb  fie  ein  SRefultat?  2Bie  bie  ÄnoSpen  finb 
fie'8,  et)e  fie  bie  garbenflügel  in  offener  $radjt  au«einanber  treiben, 
jur  ^Betrachtung  feffelnb  unb  bebeutenb,  wie  alle«,  loa«  eine  ßufunft 
in  fid}  birgt.  —  greilidj,  bie«  nun  alle«  Don  il)r  felbft  ju  f)ören! 
Sßeifj  man  bodj  felbft  nidf)t,  wie  einem  ba  oft  gefd)ief)t!  Äann  man 
.fid£|  ba  oft  faum  beuten,  wie  fo  etwa«  mit  3eidf)en  bargeftettt,  aufge* 
fdfjrieben  werben  fönne!  Sft  bie«  bodf)  wieber  eine  ifjr  angetyörige  er* 
ftaunli^e  Äunft,  über  bie  fidf)  ganje  öüdjer  f)ören  liegen !  3dj  fage 
„Ijören"  unb  bin  weife  geworben.  Unferen  2)aöib«bünbterfräften  miß* 
trauenb  baten  wir  j.  33.  neulidj  einen  guten  Kenner,  un«  etwa«  über 
bie  @igentl)ümlid)leü  be«  Vortrag«  biefer  SSirtuofin  für  bie  3eitf^^ft 
ju  fdjreiben;  er  toerforadfj  e«,  unb  nadf)  jwei  Seiten  Äbljanblung  fam'3 
richtig  am  ©djlufc:  ,,e«  wäre  wünfdf)en«wert§,  einmal  etwa«  SBegrün« 
bete«  über  bie  33irtuofität  biefer  ßünftlerin  ju  erfahren"  :c.  SBir 
wiffen,  woran  er  gefdEjeitert  ift,  unb  we«l)alb  wir  aud)  f|ier  abbrechen: 
e«  lägt  fidf)  eben  nidf)t  jebe«  in  SSudfjftaben  bringen. 

«m  12.  ©eptember  1837. 

gloreftan  unb  (Sufebiu«. 


6  $rfffttbiett  ttnb  fangen  für  ba«  ^ianoforte 
Hon  fteltg  9Renbel«fo^n-8art^olb^    ©tri  35.  . 

Sin  ©prubelfopf  (er  ift  jefet  in  $ari«)  befinirte  ben  S3egriff 
„tSuge"  meift^in  fo:  *fie  ift  ein  Xonftücf,  wo  eine  ©timme  üor  ber 
anberen  au«reifct  —  (fuga  a  fugere)  —  unb  ber  guljörer  toor  allen'4, 


9Renbel$iQfjn,  Sßräfobten  unb  fjugcn.  71 

weätjalb  er  audfj,  wenn  bergleidfjen  in  Soncerten  öorfamen,  taut  ju  fpre* 
djjen  unb  nodf)  öfter  ju  fdjimpfen  anfing»  3m  ©runbe  üerftanb  er 
aber  wenig  Don  ber  ©adfje  unb  glidfj  nebenbei  bem  gud|8  in  ber  gabel, 
b.  Ij.  er  tonnte  felbft  feine  madfjen,  fo  feljr  er' 3  fid)  audj  fjeimlidfj  . 
wünfdjte.  SBie  anberS  befiniren  freilief)  bie,  bie'3  fönnen,  Kantoren, 
abfoltrirte  SJiufifftubenten  u.  bgl.  Sfatdfj  biefen  t)at  „93eetf)ot)en  nie 
eine  guge  gefd&rieben,  nodj  fdireiben  tonnen,  felbft  33ad|  fidf)  greif)eiten 
genommen,  über  bie  man  nur  bie  Steffeln  judfen  tonnte,  bie  befte  Sin* 
leitung  gäbe  allein  SWarpurg"  u.  f.  W-  ©nblidf),  wie  anberS  beuten 
Stnbere,  id)  j*  83.,  ber  id)  ftunbenlang  fdfjwelgen  fann  in  83eetf)ot)enfcf)en, 
in  33adf|fd)en  unb  §änbelfcf)en  unb  be3t)alb  immer  behauptet,  man 
tonne,  wäfferige,  laue,  elenbe  unb  jufammengeftidte  ausgenommen, 
feine  meljr  matten  Ijeut  ju  Sage,  bis  mid)  enblid)  biefe  2Kenbel$fol)n* 
fd)en  wieber  in  etwas  befdf)wid()tigt.  £)rbentlidf)e  gugenmufterreiter 
täufdjen  fidf)  inbeft,  wenn  fie  in  if)nen  einige  öon  üjren  alten  l)errlicf)en 
fünften  angebracht  glauben,  ettoa  imitationes  per  augmentationem 
duplicem,  triplicem  etc.  ober  cancricantes  motu  contrario  etc.  — 
ebenfo  aber  aud)  bie  romantifdfjen  Ueberftieger,  wenn  fie  ungeahnte 
Sßfjönijüögel  in  iljnen  ju  finben  hoffen,  bie  fid)  Ijier  lo&gerungen  aus 
ber  Äfdf)e  einer  alten  gorm.  §aben  fie  aber  fonft  ©inn  für  gefunbe, 
natürliche  äRufil,  fo  befommen  fie  barin  Ijinlänglict).  3df)  will  nidf)t 
blinb  loben  unb  weift  rect)t  gut,  baft  SSad^  noef)  ganj  anbere  gugen 
gemadjt,  ja  gebietet  Stber  ftänbe  er  jefct  aus  bem  ©rabe  auf,  fo 
würbe  er  —  erftens  toielleidOt  etwa«  um  fid)  wettern  redfjtö  unb  linfs 
über  ben  SRufifjuftanb  im  allgemeinen,  bann  aber  fief)  gewift  audj 
freuen,  baft  Sinjelne  wenigftenS  nodf)  Slumen  auf  bem  gelbe  jieljen, 
wo  er  fo  riefenarmige  Sidfjenwälber  angelegt  2ßit  einem  SBorte,  bie 
gugen  l)aben  iriel  ©ebaftianfdfjeS  unb  tonnten  ben  fdfjarffidfjtigften  SRe* 
bacteur  irre  machen,  war'  e3  nid)t  ber  ©efang,  ber  feinere  ©djmelj, 
woran  man  bie  moberne  3eü  IjerauSertennte,  unb  t)ier  unb  ba  jene 
fteinen,  SÄenbelSfoljn  eigentümlichen  ©tridfje,  bie  if)n  unter  §unber* 
ten  atö  Eomponiften  benutzen.  Söiögcn  SRebacteure  ba«  nun  finben 
ober  nid)t,  fo  bleibt  bod)  gewift,  baft  fie  ber  ßomponift  nidf)t  jum 
ßeitöertreib  gefdf)rieben,  fonbern  beSfcalb,  um  bie  Etatrierfpieler  auf 
jene  alte  SKeifterform  wieber  aufmerffam  ju  madEjen,  fie  wieber  baran 
ju  gewinnen,  unb  baft  er  baju  bie  redjten  SRittel  wählte,  inbem  er 
"äße  jene  unglücflidfjen,  nidf)t3nu$igen  ©afetünfteleien  unb  imitationes 
mieb  unb  mefjr  baä  2Mobifdf)e  ber  ©antilene  DorfjerrfdEjen  lieft  bei 
allem  gehalten  an  ber  S8act)fctjen  gorm,  fie^t  if)m  aud^  gan?  abnlid^. 


72  9Eenbel$ioljn,  ^räfubien  unb  gfugen. 

£>b  aber  tnettetdjt  audj  nidf)t  bic  lejjtere  mit  Slujjen  umjugeftalten, 
ofine  ba|  baburdj  ber  Gljarafter  ber  guge  aufgelöst  würbe,  ift  eine 
§rage,  an  bereu  Antwort  fidf)  nodj)  2Wandf)er  öerfud)en  wirb.  JBcct^o* 
t)en  rüttelte  fdjon  baran,  war  aber  anberweitig  genug  befdfjaftigt  unb 
fcf)on  ju  tyodE)  oben  im  StuSbau  ber  kuppeln  fo  öieler  anberer  S)ome 
begriffen,  als  bafe  er  jur  ©runbfteinlegung  eines  neuen  gugengebäubeS 
ßeit  gefunben.  3lud}  Sfteidja  toerfud&te  fidfj,  beffen  ©df>bpferfoaft  aber 
offenbar  ljinter  ber  guten  StbfidEjt  jurütfblieb ;  bo<^  finb  feine  oft  curio* 
fen  3been  uidjt  ganj  ju  überfein.  Sebenfatts  bleibt  immer  bie  bie 
befte  guge,  bie  baS  publicum  —  etwa  für  einen  ©traufjfdjen  SBaljer 
$ält,  mit  anberen  SBorten,  wo  baS  fünftlidje  SBurjelwerf  toie  baS  einer 
S31ume  überbedt  ift,  bafe  wir  nur  bie  S31ume  feljen.  ©o  fjtelt  einmal 
(in  2Bal)rf(eit)  ein  übrigens  nidjt  unleiblid&er  SRufiffenner  eine  33adE>fcI|e 
guge  für  eine  (Stube  üon  Eljopin  —  jur  ®l)re  beiber;  fo  tonnte  man 
manchem  SWäbc^en  bie  lefcte  Partie  einer,  j.  83.  ber  jweiten,  äßenbels* 
foljnfcljen  guge  [an  ber  erften  würben  fie  bie  ©timmeneintritte  ftufcig 
machen)  für  ein  Sieb  ofjne  SBorte  ausgeben,  unb  eS  müfcte  über  bie 
Slnmutl)  unb  3ßeid)f)eit  ber  ©eftalten  ben  ceremoniellen  Drt  unb  ben 
toerabfd^euten  tarnen  toergeffen,  wo  unb  unter  bem  fie  iljm  öorgefteüt 
worben.  Jhtrj,  es  ftnb  nid^t  allein  gugen,  mit  bem  Äopf  unb  nad) 
bem  Sftecept  gearbeitet,  fonbern  äRufifftüde,  bem  ©eifte  entfprungen 
unb  nadf)  Dtc^terweife  ausgeführt.  2Bic  bie  guge  aber  ein  ebenfo 
glüdlid&eS  Drgan  für  baS  SBürbige  wie  für  baS  SRuntere  unb  fiuftige 
abgiebt,  fo  enthält  bie  ©ammlung  au$  einige  in  jener  lurjen,  raffen 
8trt,  bereu  33ad>  fo  mele  Eingeworfen  mit  2Weifterf)anb.  Seber  wirb 
fie  ^erauSfinben ;  biefe  namentlich  üerratljen  ben  fertigen  geiftreic^en 
Sünftler,  ber  mit  ben  geffeln  wie  mit  Slumengewinben  fpielt.  SSon 
ben  Sßrälubien  nod^  ju  fpredjen,  fo  ftefjen  toielleidjt  bie  meiften,  wie 
wof)l  aud^  toiete  83adf)fdE>e,  in  feinem  urfprünglidjen  Sufammenfymge 
mit  ben  gugen  unb  fdjeinen  biefen  erft  fpäter  üorgel)ängt.  3)ie  SDic^r* 
jaljl  ber  Spieler  wirb  fie  ben  $ugen  öorjieljen,  wie  fie  benn  aucf>  ein* 
jeln  gefpielt  eine  tooüftänbige  äöirtung  ljinterlaffen;  namentlich  paeft 
baS  erfte  gteid)  üon  §auS  aus  unb  reifet  bis  jum  ©df)luf$  mit  fidj 
fort.  Die  anberen  felje  man  felbft  nadf).  2)aS  SBerf  fpridjt  für  fidd 
felbft,  audfj  ot>ne  ben  Slamen  beS  Somponiften. 

Seanquirit 


gr.  (ä^opin,  (Stuben.  73 


12  «tfibett  für  ^ianoforte  tiott  &riebrid>  ffljoput.    S»etf  25. 

SBic  bfirftc  beim  bicfer  in  unferm  Sölufeum  fehlen,  auf  ben  wir 
fo  oft  fcf)on  gebeutet  wie  auf  einen  feltenen  ©tern  in  fpäter  Sftadjt* 
ftunbe !  8Bot)tn  feine  S3a^n  getyt  unb  füljrt,  wie  lange,  wie  glänjenb 
noclj,  wer  weife  eS?  ©o  oft  er  fidj  aber  jeigte,  war'S  baffelbe  tief* 
buntele  ©lüljen,  berfetbe  Äew  beS  £id()tS,  biefelbe  ©d&ärfe,  bafe  iljn 
ljätte  ein  Sinb  tyerauSfinben  muffen.  Sei  biefen  (Stuben  lommt  mir 
nod)  ju  ftatten,  bafe  idj  fie  tneift  toon  ®t)opin  felbft  geprt,  unb  „feljr 
ä  la  Chopin  fpielt  er  felbige",  ffüfterte  mir  gloreftan  babei  ins  £)f>r. 
2)ente  man  fi<f),  eine  SteolSljarfe  §ätte  äße  Tonleitern  unb  eS  würfe 
biefe  bie  ipanb  eines  ÄünftlerS  in  aller^anb  p^antaftifc^en  SBerjierun* 
gen  burd&einanber,  bodf)  f  o,  bafe  immer  ein  tieferer  ©runbton  unb  eine 
weidfj  fortfingenbe  Ijöljere  ©timme  Ijörbar  —  unb  man  Ijat  ungefähr 
ein  fflilb  feines  ©pieleS.  Äein  SBunber  aber,  bafe  uns  gerabe  bie 
©tücfe  bie  liebften  geworben,  bie  wir  öon  iljm  gehört,  unb  fo  fei  ienn 
öor  Stöem  bie  erfte  in  As  dar  erwähnt,  mef)r  ein  ©ebicf)t  als  eine  Stube. 
9Kan  irrt  aber,  wenn  man  meint,  er  Ijatte  ba  jebe  ber  Meinen  Sftoten 
beutlidf)  työren  laffen;  eS  war  meljr  ein  SBogen  beS  Asdur*2lccorbeS, 
öom  ^ßebal  l)ier  unb  ba  üon  Sleuem  in  bie  §öt)e  gehoben;  aber  burdf) 
bie  £armomeen  l(inburd)  toernaljm  man  in  grofeen  Xönen  SRelobie, 
wunberfame,  unb  nur  in  ber  Söltttc  trat  einmal  neben  jenem  §aupt* 
gefang  audjj  eine  Xenorftimme  aus  ben  SKccorben  beutlidjer  Ijertwr. 
SRacf)  ber  Stube  wirb'S*  einem  wie  nadf)  einem  fel'gen  SMlb,  im  Xraum 
gefeiten,  baS  man,  fcf)on  Ijatbwadf),  nodf)  einmal  etf)afdf)en  mochte; 
reben  liefe  fid)  wenig  barüber  unb  loben  gar  nidfjt.  Sr  lam  alsbalb 
jur  anbern  in  Fmoll,  ber  jweiten  im  SJud),  ebenfalls  eine,  in  ber 
fidf)  einem  feine  Sigentf)ümlid(jfeit  unöergefelidj  einprägt,  fo  reijenb, 
träumerifdfj  unb  leife,  etwa  wie  baS  ©ingen  eines  ÄinbeS  im  ©dfjlafe. 
SBieberum  fdjön,  aber  weniger  neu  im  Sfjarafter  als  in  ber  gigur, 
folgte  bie  in  Fdur;  tjier  galt  es  meljr,  bie  Sraüour  ju  jeigen,  bie 
liebenSWürbigfte,  unb  wir  mufeten  ben  äReifter  fef)r  barum  rühmen. . . 
S)odf}  woju  ber  befd&reibenben  SBorte!  ©inb  fie  bodf)  fämmtlidf)  Qtu 
d)en  ber  Kienen,  iljm  innewoljnenben  ©dfjöpferfraft,  wa^afte  2)idf)ter* 
gebilbe,  im  Singelnen  nid|t  o^ne  fleine  gteefen,  im  ©anjen  immerhin 
mädfjttg  unb  ergreifend    2Reine  aufridjjtigfte  SÄeinung  inbefe  nicf)t  ju 


74  &  ©•  Mütter  unb  $effe,  ©gmpfjomeen. 

öerfdjweigen,  fo  fd^eint  mir  allerbingS  baS  Xotalgewicfjt  bcr  früheren 
großen  Sammlung  bebeutenber.  @S  fatm  bieS  aber  feinen  Verbadjt 
etwa  auf  eine  Verringerung  üon  ß{)opinS  ßunftnatur  ober  auf  ein 
SfiücfwärtSgefommenfein  abgeben,  ba  triefe  jefct  erfd&ienenen  äiemlidf)  alle 
mit  jenen  sugleidfj  entftanben  unb  nur  einzelne,  benen  man  audf)  tf)re 
größere  SReifterfd&aft  anfielt,  wie  bie  erfte  in  As  unb  bie  lefcte  prad)t* 
üoüe  in  Cmoll,  erft  üor  ®urjem.  ®afc  unfer  greunb  überhaupt  aber 
jefct  Wenig  fdjafft  unb  äöerfe  größeren  Umfangt  gar  nidf)t,  ift  leiber 
audf)  wafjr,  unb  baran  mag  wofjl  baS  jerftreuenbe  ^JartS  einige  ©djulb 
f)aben.  SRefjmen  wir  inbeft  lieber  an,  ba§  eS  nadfj  fo  Dielen  ©türmen 
in  einer  Äünftlerbruft  allerbingS  einiger  SRu^e  bebarf,  unb  bafc  er 
bann  toieöeidfjt,  neu  geftärft,  ben  ferneren  ©onnen  jueilen  wirb,  bereu 
unö  ber  ©eniuS  immer  neue  entfjüttt.  SufebiuS. 


Stjmyliomeeit. 

(L  ©.  SRüller,  dritte  Sgntpfjonic  (CmolP.  2Berf  12. 
2f.  $effe,  dritte  <£t)mpl)imk  (Hmoll),  für  Sßianoforte  ju  4  #äitben.    SBerf  55. 
g.  Sadjner,  dritte  Sijmpljome  (Dmoll),  für  ^tanoforte  ju  4  §änben  öon  SSincen^ 
Sadjner.    2Beri  41. 

Ueber  bie  ©tjmptionie  üon  (L  &.  SKülter  enthält  bie  3eitfdjrift 
bereite  einen  ausführlichen  Sluffafc,  ben  wir,  ba  wir  iljn  auef)  jefct  als 
richtig  befinben,  nadfjjuf  plagen  bitten;*  fie  ift  uns  immer  als  fein 
freiefteS  unb  eigentümliches  SBerl  erfd&ienen,  bem  wir  glücflid)e  SSlaty 
folger  öerfpradjen,  bis  jefct  umfonft,  ba  ber  tüdjtige  äRann  feitbem 
nichts  wieber  im  ©tymptjonieenfadfj  gefdfjrieben.  2Rit  großem  Unrecht; 
benn  bieS  gerabe  f^eint  uns  fein  Xerrain,  aus  bem  er  fidf)  nidfjt  tter* 
brängen  laffen  follte.  9llleS  will  $eit  —  f)ier  jumat,  wo  bie  häufige 
9lamenSüerwecf)felung  ber  Verbreitung  beS  SBerfeS  allerbingS  ©intrag 
tf)ut.    9tIfo  mit  frif^er  Kraft  wieber  an  eine  neue  ©tympfjonie! 

S)ie  britte  ©tjmpfiome  üon  $effe  gletdfjt  feinen  anbem  ©ompo* 
fitionen  auf 3  §aar;  man  fann  faum  f aperer  unb  logifdEjer  beulen 
als  er.  SineS  löft  ruf)tg  unb  in  befannter  SBeife  baS  Rubere  ab  bis 
jur  ^auptcabenj  in  ber  äßitte,  wo  eS  wieber  üom  Anfang  mit  ber 
gewöhnlichen  äßobulationSänberung  angebt.    21n  ein  Vergleichen,  etwa 


Sielje  93b.  I,  ©.  94  ff.    [Sdj.  1852] 


g.  Sadjner,  •gnipfjonte.  75 

mit  ben  33eetf)otoenfdf)en  ©ijmpf)onieen,  ift  f)ier  nid)t  einmal  jubenfen; 
bcr  (Soutyonift  lebt  fo  in  unb  öon  ©pol)r,  baß  man,  was  man  fonft  bei 
allen  neuen  ©t)m:pf)omeen,  faum  einen  Slnftang  au  83eetf)otoen  nad)» 
weifen  fann.  3m  33efi|j  fo  Dieter  äußeren  Äunftmittel,  an  ber  traf* 
tigen  Drget  aufgewadfjfen  unb  SKeifter  barauf  —  mit  einem  Sßorte,  er 
muß  \\6)  mit  aller  ©ewalt  üon  ber  einfeitigen  SSereljrung  biefeS  3J?et* 
fterS  losmachen,  bem  fettft  gewiß  bie  ©etbftänbigfeit  feines  Schülers 
als  Somponift  über  beffen  2Int)ängtid)feit  an  eine  äKanier  gef)t,  aus 
ber  für  bie  ©tympfjonie  faum  etwas  ju  gewinnen  ift.  SBaS  Ijilft  frei* 
lid)  aUed  außerlidje  Slnregen,  wo  ein  ftarfeS  ©elbftaufraffen,  ein  euer* 
gifcf)eS  SCnpacfen  ber  Äunft  einmal  üon  einer  anbern  Seite  geforbert 
wirb!  S)er  Sünftfer  ift  uns  aber  in  feiner  beutfdjen  grünblidfjen  -Katar 
ju  wert!),  als  baß  wir  it)n  nidjt  barauf  aufmerffam  machen  follten. 
@r*  ift  nodf)  jung  unb  gebe  lieber  eine  §effefdfje  Dutoertüre  als  brei 
©pof)r*$effefdj)e  ©t)tnpf)onieen;  er  muß  aus  biefem  ®efüt)tSeinerlei 
IjerauS,  tuitt  er  ftdj  5ßtafe  in  ber  SBelt  machen. 

2)aS  Urteil  unferer  ßeitfdjrift  über  SadfjnerS  $reiSft)m$)onie 
f)at  bem  fonft  wof)twollenben  „Sßiener  äRufifalifdfjen  Sinniger",  ber 
gerabe  ben  ©Treiber  jenes  SlrtifelS*  immer  mit  einer  SluSjeidjnung 
bejubelte,  bie  er  faum  üerbiente,  ju  einem  orbentitdjen  SluSfaö  auf 
unfer  831att  Slnlaß  gegeben,  äßäre  er  nidfjt  anonym  gefd)ef)en,  fo 
fotttc]  barauf  geantwortet  werben;  fo  aber,  unferm  ©runbfafc  gemäß, 
nidf>t.  Sftur  bagegen  üerwafjren  wir  uns  in  ßürje,  als  wären  in  jenem 
33ericf)t  über  bie  9tuffüf)rung  in  Seipjig  bie  SBiener  ®unftridf)ter  ge* 
ringfdjäfcu}  angefprod)en  worben.  2Ran  fcfflage  nur  nad|,  ob  'er  eine 
Silbe  mef)r  enthält,  als  was  bie  Unparteitid)feit  fagen  fann,  wo  etwas, 
baS  eS  nicf)t  toerbient,  ungebührlich  erhoben  wirb.  SßäS  f)itft  ba  alles 
SSerufen  auf  bie  Stufnafjme  in  SBien,  bie  übrigens  nadf)  anbern  33e* 
rid&teu  nidjts  Weniger  als  glänjenb  gewefen  fein  fotl,  was  auf  bie  in 
3Ründf>en,  wo  ber  Somponift  lebt  unb  felbft  birigirt,  alles  Sluffteifen 
auf  baS  Urteil  beS  $rn.  &.  SB-  ginf,  ber  immer  vermittelt  —  bie 
©tjmpfjonie  bleibt  biefelbe,  wie  fie  Xaufenbe  unb  wie  wir  fie  gefunben, 
unb  bie  3ufunft  fott'S  jeigen.  dagegen  loben  wir  uns  biefe  brüte 
©tympljome,  bie,  wie  nad)  Sean  $aul  bie  SBelt,  jwar  nid^t  bie  befte, 
aber  bodf}  eine  fef)r  gute-  ift*  Sa^nerS  eigentümliche  SKifd^ung  geigt 
fiel)  jwar  audj  in  it)r  mit  all  if)reu  ©cf)Wäd)en  unb  S3orjügen,  was  bie 
fidjere  Anlage,  große  ©reite,  bie  Ausführung  in  beutfdjer,  bie  ©antilene 


eben  (Schümann. 


76  Reifer  unb  9ft3le,  Sonaten. 

in  itatienifdfjer  Sßeife,  bie  glänjenbe  Snftrumentation,  We  getooljn* 
tid^en  SRf)t)tf)men,  bat  corrcctcn  Stil,  bic  bieten  Qumtenjirfetgänge  *c. 
anlangt,  —  inbefj  ift  altes  in  eine  gtücftid&e  Uebereinftimmung  ge* 
bracht,  bafc  man  immer  in  ruhiger  Spannung  gehalten  tt>irb,  unb  ba« 
©anje  in  einer  fjöljeren  potenjirten  Stimmung  niebergefdEjrieben,  fo  bafc 
fie  unä,  was  ©djttmng  unb  Seben  betrifft,  ba3  SBcfte  baucht  totö  nur 
&on  fia^ner  lennen.  SRur  ber  tejjte  ©afc  ermattet  an  fidE)  ttrie  anbere, 
trofc  alter  äußerlichen  Stnftrengung.  Datier  !am  e$  toof|l  audE),  bafe 
ber  ©tympfionie  bei  einer  früheren  8luffül)rung  in  fieipjig  ber  Seifatt 
ausblieb,  ben  fie  ber  erften  ©ä|e  falber  im  meiften  JBejug  öerbient. 
$)enn  ba§  Slbagio  unb  namentlich  bie  erfte  Sßartie  be8  ©^erjoS  !ommen 
an  griffe  bem  erften  ©afce  nidjt  allein  gleich  fonbem  fiberbieten  iljn 
felbft  in  tneten  meifterf)aften  Q&$tn.  äßöge  if)m  atte$  fo  gelingen 
unb  er  immer  ba3  au3fd|eiben,  üon  bem  er  fid)  als  Äünftter  felbft 
geftef>en  muß,  baß  e§  feiner  md)t  ttmrbig  ift.  SBir  finb  toeit  entfernt 
fein  latent  tjerabjufe^en,  unb  toiffen,  tt>o  ttrir  (Sdf)te8  feljen,  faum 
äöorte,  if)tn  Slnerfennung  ju  toerfdfjaffen.  8ttte§  Stnbere  aber  fümmert 
unö  nidfjt;  toir  meinen  e3  aufrichtig  mit  ber  ßunft  unb  l)aben  e*  ftetö 
mit  ben  33eften  gehalten.  S)ie  Sftebaction.12 


Sonaten  für  pianofortc. 

(S.  $ecfer,  Seilte  Sonate.    SBerf  11. 

3.  9H3U,  ©r.  Sonate  ju  4  §änben.    SSerf  41. 

9f.  &  @.  Srutfdjel,  ©r.  Sonate  51t  4  §anben  (in  Es .    2Berf  8. 

2.  Sdjubertf),  Sonate  (LTespärance).    SBerf  25. 

g.  9tie3,  @r.  (52.)  Sonate  (in  As).    SBerf  175. 

£.  X  rieft,  Sonate.    SBerf  4. 

SB.  St.  ©ennett,  Sonate  (Fmoll).    SBerf  13. 

3Ran  fieljt,  an  neuen  ©onaten  feljtt  es  feine3toeg8,  obwohl  in 
einem  anberen  ©inn  t)intängtidf)  —  toie  benn  audf)  faft  fämmtlidje  oben* 
genannte,  bie  jtoei  legten  auägefdfjtoffen,  als  $Wad)äügter  einer  älteren 
ßeit  ju  betrauten  finb.  2)ie  ton  §rn.  2)ecfer  ift  jroar  augenfd&ein* 
tief)  für  Äinberljänbe  unb  *Äöpfc  berechnet;  inbefc  tnünfd&ten  wir  tf)r 
tUn  beSljalb  ettoaä  üon  ber  großen  Xrotfen^eit  toeg,  bie  toenig  ge* 
eignet,  ba3  Keine  93otf  jum  gleifc  aufzumuntern.  —  Stuf  ber  jttjeit* 
genannten  ©onate  finbet  man  ben  JBetfafe:  „componirt  in  ©icitien,  am 
gufee  beS  Stetna"  unb  eine  paffenbe  SBignette,  totfyalb  man  toofjl  mit 


Xrutfd)e(,  ©djubertfj  unb  9tteS,  (Sonaten.  77 

©runb  auf  ettoaä  geuerfpeienbeä  :c.  auffegen  mag.  ©tatt  beffen  finbet 
man  in  ifjr  ba3  getoöf)nfidf)fte  8Sanl)alfcf|e  Xreiben,  ben  ftarften  SBier* 
trierteltact,  in  bem  fidf)  je  ein  Cdur  betoegt,  !urj  eine  leiblidj  breite, 
toof)Igefefcte,  2afontainefd)e  gamiliengef df)idf)te ,  toie  fie  ju  Jpunberten 
fdfjon  gefd&rieben,  oljne  bafc  man  fie  gerabe  fjart  anlaffen  bürfte.  — 
(Sine  jiemlid)  äljnttdE)e  SRatur  fpridf)t  fid>  im  ©omponiften  ber  folgen* 
ben  ©onate  au$;  bodfj  greift  er  fjbtyer  au8,  möchte  mef)r  intereffiren 
unb  mefjr  geben,  ate  feine  Gräfte  vermögen,  bafjer  oft  Unorbnung  unb 
SSerlegen^eit  im  Sßeriobenbau,  in  ber  Harmonie  :c,  unb  ba8  fo  auf* 
fattenb,  bafc  e3  audf)  einem  ungeübteren  SSltcf  nidjt  entgegen  ttnrb.  S)ie 
©onate  ift  oieHeid^t  fein  erfter  33erfucf)  in  biefer  ftrengen  gorm;  er 
nimmt,  getoöljnfidf)  ju  reben,  nodf)  alle  Xifdjecfen  mit,  fann  fidf)  nod) 
nicf)t  betf)un.  Sabei  fefjft  es  üorjügtid^  an  ©efang,  an  auSgebilbe* 
tem,  in  bem  er  fidf)  burdfj  mufterf)afte  SBorbilber  t)or  Stttem  öerebeln 
rnufc.  ©inen  auf  baS  SBcfferc  gerichteten  ^Bitten,  gteifc  unb  ©org* 
famleit  fann  man  if)m  aber  feineStoeg»  abfpredf)en.  —  2)ie  ©onate  beS 
#rn.  ©dfjubertf)  ift  Don  freunblidf)em,  ljübfdfjem  Xon,  aber  in  mög* 
lidfjfter  $aft  fjintereinanber  getrieben.  S3ernadf)läffigung  be§  S)etaitö 
Ijaben  ttrir  bisher  aßen  Sompofitionen  biefeS  e"ben  fo  talentooüen  afe 
leichtfertigen  ©omponiften  toorroerfen-  muffen.  (Sr  gehört  ju  ben  3Wu* 
füem,  bie  ju  jeber  Xageaftunbe  componiren  fönnen,  gejjenb  unb  fteljenb; 
toieteS  gerätlj,  bem  ©anjen  fef)lt  aber  bie  eblere  mufifalifdje  SBeijje. 

(Sinjetne  ©teßen  beS  erften  ©afceS  in  ber  ©onate  &on  9tieS 
fönnten  an  33eetf)ot)ett  erinnern,  manches  and),  votö  ein  Sob  fein  foÜ, 
üon  itym  fetbft  gef ^rieben  fein;  bie  ganje  liefje  aber,  toenn  man  ben 
Xitel  nidjt  toüfcte,  taum  auf  baS  SBerl  eine«  auSgejeidfjneten  äReifterS 
fdfjliefcen.  68  läuft  überall  ju  triel  SDtittetmäfeigeS  unter,  unb  too  e3 
manchmal  in  bie  fdfjöne  §öf)e  mödjte,  too  toir  biefen  Äünftter  früher 
oft  angetroffen,  finft  er  furj  barauf  toieber  jurücf,  äl&  Ijing'  it>m  S3Iei 
an  ben  glügeln.  Ueberljaupt  fdfjeint.  mir  bie  ©onate  in  einer  un* 
luftigen  Stimmung  getrieben.  X)a$  Sargtjetto  fjat  einige  jarte  ©tel* 
len,  aber  etoaä  SBeratteteä  in  ber  ßantilene;  baju  läfct  ber  häufige 
Xacttoedjfet  feinen  redeten  ®enu|  im  3uf)örer  auffommen.  X)a£  Xrio 
im  -©^erjo  jei^net  fid^  burdfj  etwas  @igentf)ümli^feit  mef)r  au^ ;  boc§ 
ift  au^  in  it)m  feine  redete  greube,  atö  fjätte  es  bem  ©omponiften 
felbft  nid^t  gefaßen,  ba  er^  f^rieb.  3m  vierten  Xact  be8  jtoeiten 
Xljeilea  üermutfien  toir  ©tid^fe^ler;  bie  Harmonie  mu^  ttjofil  Asmoll 
bleiben,  ttjoju  -bie  redete  $anb  Des  Ces  angiebt  (ftatt,  toie  gebrudEt  ift, 
Es  Des).    2)a8  finale  f)at  nidfjts  §erüorftec^enbe8;  ber  SKittelfafe  in 


78  £•  trieft,  6onate. 

Ddur  fdieint  un§  fogar  unpaff cnb  unb  arm  an  äßelobie.  —  ®ie 
©onate  fcon  X rieft  fanntcn  wir  bereits  au%  bem  SRanufcript,  ba3 
wir  aud|  früljer  mit  einigen  Sßorten  angezeigt.  *  Srren  wir  nid)t,  fo 
t)ät  ber  befdjeibene  Somponift  üerftanben,  wa$  wir  namentlich  am 
erften  ©afce  ausgefegt  unb  einige  Slenberungen  vorgenommen,  £)b  fie 
glücflidj  finb,  fönnen  toir  nidfjt  met)r  beurteilen,  ba  unä  bie  älteren 
ßeSarten  entfallen  finb;  boef)  jweifeln  toir,  ba  un3  ber  erfte  ©afe  in 
ber  neuen  ®eftalt  jefct  toeniger  jufagt  afe  bamafä,  bis  auf  bie  jtoei 
erften  Seiten,  bie  fid|  f  tar  unb  lebenbig  entfalten ;  ba3  golgenbe  fdfjeint 
uns  jerftüdelt;  eä  ift  feine  Sfee  ba,  lein  SKittelpunft,  unb  fo  tjinter* 
läßt  ba8  ©tue!  einen  bunfeln,  nebelhaften  Sinbrucf.  Slu^  ber  lejjte 
©afc,  bem  toir  früher  bie  innere  unb  äußere  2tef)nlid}feit  mit  einem 
befannten  58eett)ot>enfcIjen  vorwarfen,  fd&eint  un8  umgearbeitet.  3m 
jiemlidf)  leibenfdjaftlid&en  Eljarafter  Ifdfjlteßt  er  fidfj  genau  bem  erften 
an;  bod|  fef)lt  audj  if)m  ba§  fc^öne  33ert)ältniß  ber  Xtjeile,  unb  bieä 
toergeffen  ju  f ollen,  reißt  er  nitf)t  genug  fort  mit  fidf).  S)ie  SReifter* 
Ijanb  erlennt  man  namentlich  an  ber  ©infü^rung  be8  jweiten  ©eban* 
fen3:  er  muß  ertoartet  werben  unb  bennodf)  überragen;  t)ier  fommt 
bie  SMobie  in  As  ju  abficfytltdfj  unb  gezwungen,  nodj  met)r  ber  ein* 
gewebte  2Rarfdf)  in  Desdur,  beffeh  Sinn  man  überhaupt  nidf)t  red^t 
oerfteljt.  SSom  ©omponiften  rafdE)  unb  feurig  gefpielt,  muß  bie  ©onate 
inbeß  üon  SBirtung  fein.  2öa3  ben  Slatnerfafc  inäbefonbere  anlangt, 
fo  ratzen  toir  bem  jungen  Äünftler,  fid>  mit  allem  Sfteuen  befannt  ju 
magert;  mit  leidster  2ßüt)e  würbe  er  bann  mandfjeS  wof)lflingenber 
unb  reijenber  gefegt  tjaben. 

2)ie  oortrefflid^e  ©onate  oon  fflennett  führen  toir  tjeute  nur  mit 
bem  Flamen  auf,  ba  fie  bie  ®atnb3bünbler  in  t£>r  „SRufeum"  aufge* 
nommen,  wo  man  balb  ba3  SRäljere  nadfjlefen  fann.**-  22. 


*  1836,  IV,  @.  12.  (B  Reifet  ba:  „Obige  ©onate  berrätl)  wirffld)cn  ©eift 
unb,  wir  werten,  einen  jungen  SUtann,  üou  bem  mir  Ijoffen,  bog  er  fid>  öon  feinen 
SBorbilbern,  93eetvoben  unb  ttoewe,  mit  ber  geit  losmachen  wirb.  Stallte  ber  (£om* 
ponift  im  erften  ©a&  einiget  Snbern  (j.  33.  bie  Fallen  93äffe  jur  groetten  SMobie , 
weniges  gana  wegftreidjen  ($.  33.  baS  Adur  bor  bem  SRücfgang  in  bie  SBieber* 
!)oIungi,  fo  bliebe  etwas  ganj  ©uteS  fte^en,  toa^  ber  Veröffentlichung  burdjauS  wert!) 
wäre.  9lud)  im  Slbagio  bitten  einige  gunfen ;  bod)  wirb  e$  in  ber  SKitte  ju  breit 
unb  inhaltlos.  $er  lejjtc  6afc  wäre  neu,  wenn  e3  feinen  legten  au$  ber  Fmoll* 
Sonate  üon  93eetl)ot>en  gäbe.  @ö  t^ut  un^  feiner ©injel^eiten  wegen  leib,  ifjm  burc^aug 
bog  gmprimatur  verweigern  ju  muffen.  $er  erften  Sä&e  falber  com^onire  er  lieber 
einen  anbern." 

**  $ie  ©efprec^ung  ift  unterblieben. 


Sßefabori,  Secfer  unb  £re&$,  SRonboä.  79 


Kontos  für  JHanoforte. 

9(ntoinette  $ejabort,  Einleitung  unb  SRonbo.  (Asdur. 

G.  Werfer,  SRonbo.    SBerf  11. 

(S.  ftrebS,  Einfettung  unb  SRonbo.    SBerf  40. 

3f.  31.  9* ei  feiger,  3  föonbinoS.    SBerf  22. 

«.  ^Mfe,  StoeiteS  föonbo.    2Berf  43. 

<L  fcaStinger,  $ie  Suftfdjiffer,  töonbo.    SBerf  11. 

g.  SB.  ©runb,  Einleitung  unb  SRonbo.    SBerf  25. 

2luS  toielen  ©rünben  componirt  man:  —  ber  Unfterblicf)feit  fal- 
ber —  ober  weil  gcrabe  ber  glüget  offen  ftef)t  —  um  ein  SRittionär  ju 
werben  —  anä)  toeit  greunbe  loben  —  ober  weit  ©inen  ein  fdjöneS  Singe 
angeben  —  ober  auef)  aus  gar  feinem,  ©elj'  idf)  redf)t,  fo  entftanb 
baS  erfte  ber  obigen  SRonboS  aus  bem  werten  ©runbe,  es  ift  eine 
öotttommene  ©amenarbeit  ein  föuf)efiffen,  eine  33rieftafd)e :  üon  SRufif 
ift  nur  nebenbei  bie  SRebe.  2BaS  fyxn.  Deder  jur  ©ompofition  unb 
Verausgabe  feines  SRonboS  üeranlafet,  fdjeint  ebenfalls  ju  erraten; 
feine  ©dritter  finb'S.  Säten  wir  if)n  fdEjou  in  ber  legten  ©onatenfdjau, 
nicf)t  gar  gu  troefen  ju  bociren,  fo  wiebert)olen  toir  bieS  Ijeute;  man 
lann  fd&on  einmal  einen  ©eptimenaecorb  anbringen  unb  etwas  $ljan* 
tafie;  wir  leben  nidfjt  met(r  toor  30  Saljren.  3)urcf)  gewiffe  Eompo* 
niften  fei)'  iclj  aber  wie  burdf)  <$enfterglaS.  2)aS  folgenbe  SRonbo  f)at 
fid)  mit  allen  ©dfjöntjeitSmitteln  einer  (Soquette  angetan,  unb  bodf), 
blidft  man  tljr  ins  l)erjlofe  Sluge,  wifd^t  man  bie  ©d&minfe  weg,  fpri^t 
man  DoUenbS  mit  ii)r  unb  merft,  wie  bie  eine  §älfte  ber  Unterhaltung 
affectirt,  bie  anbere  fab,  unb  baS  ©anje  aus  Elauren  ober  Äofcebue 
entlehnt  ift,  fo  verbriefet  einen  all'  bie  gärtltd&feit  mit  ber  fie  be* 
ftriefen  will,  ber  nufcloS  toerfd>wenbete  Sßufc,  baS  SBomeljnitfjwi  bei 
angeborner  ©ewölinlidjfeit.  Stimmt  man  eS  aber  mit  SRonboS  nicf)t 
fo  genau,  überfielt  man  bieS  unb  jenes,  ift  man  ein  geinb  oon  SRe- 
tobie  unb  toergifet,  bafe  Rummel  audf)  eins  in  A  gefdfjrieben,  fo  wüfete 
idf)  nicf)t,  warum  baS  SRonbo  beS  §rn.  ÄrebS  nidj|t  bem  SSeften  an* 
gureifyen  wäre,  was  ßjerot)  unb  Äalfbrenner  in  ityrer  legten  33tütt)en* 
jeit  gefdfjrieben,  unb  warum  es  nid^t  ju  empfehlen,  —  S)er  Eomponift 
ber  folgenben  SRonboS  ift  nid)t  ber  S)reSbener  Eapeßmeifter,  l)at  aber 
manches  ßljarafter&erwanbte  unb  namentlich  Sei^tigfeit  in  (Srfinbung 
^übf^er  äRelobieen  mit  biefem  gemein.    Sluf  ben  erften  Seiten  geljt 


80  töeifjtger,  ,£>effe,  $>agUnger  unb  ©runb,  SRonbo*. 

eS  baljcr  immer  fünf  üom  ßeug;  im  Verlauf  beS  ©tüdfeS  toerfifct  er 
ficlj  aber  meiftenS  in  ben  Xonarten,  unb  fo  ift  feinS  ber  SRonboS 
fertig,  ün  ©anjeS  worben.  3-  95-  *m  erf*eH  lommt  baS  Dmoll  ju 
früf),  baS  Cdur,  wo  man  Fdur  erwartete,  baS  Fdur  (©:  3),  wo  man 
in  Cdur  bleiben  wollte,  baS  Adur  ebenfaflS  wenig  vorbereitet  üon 
Bdur  gar  nid}t  ju  reben,  baS  beffer  ein  ganj  neues  SRonbo  angefangen 
^ättc.  .@S  fd&eint,  ber  ©omponift  will  ju  Die!  anbringen,  einen  briflan* 
ten  Sßaffagenfafc,  eine  ßantilene,  einen  äftittelfafc  mit  Strbeit  jc,  unb 
fo  erbrücft  eins  baS  anbere  in  fo  Keinem  9taum.  ©erabe,  was  ©tym* 
metrie  ber  gorm  unb  Älatfjeit  beS  Ijarmonifcljen  SSauS  betrifft,  lann 
er  nod}  t)on  feinem  SKamenSbruber  lernen* 

2)aS  Sftonbo  beS  §m.  §effe  fdjwanft  jwifdjen  Kapriccio-,  9Ra* 
jurfen*  unb  Sfionbodjarafter  unb  wirft  bafjer  audfj  ni^t  entfcf)ieben. 
Offenbar  fofl  eS  ein  @efeflfd)aftsftücf  fein,  bodj  ^ab'  idj  bem  ©ompo* 
niften  nie  grofce  Srfolge  im  ©alon  propfjejeit,  er  f d&reibt  baju  ju  gut 
unb  anbererfeitS  ju  fäwerfätlig.  3m  Uebrigen  üerftefjt  eS  ftd),  bafc 
baS  ©tüdC  f)armonifd)  intereffant,  gut  abgerunbet  unb  burdjbadjtcr  ift, 
als  jwanjig  ber  neuften  Sßartfer  SRobearbeiten. 

3m  SRonbo  üon  §rn*  £aSlinger  finbet  man  Diel  artige  Sin* 
fälle,  leidstes,  luftiges  SBefen,  furj,  was  eS  fein  foß,  eine  Suftfaljrt, 
wo  Sliemanb  ben  3fa9er  bricht,  gef^Weige  anbereS.  Drbentlidfje  muft* 
falifdfje  ©djriftftetter  werben  baS  ©tücf  ju  fd&ilbern  fudfjen  unb  wie 
(Bdur,  4/4  ^öct,  Slnbante)  baS  publicum  gefpannt  fei  unb  ber  SBatton 
gefußt  werbe,  bis  er  enblidf)  (im  Allegro  con]  moto)  über  bie  nadEj* 
feljenben  Söpfe  auffliege,  wätyrenb  iclj  lieber  auf  ben  fjübfd&eu  gclenfen 
S5au,  leidsten  glufc  unb  bie  guten  9t§ijtf)men  aufmerffam  madje  unb 
mannen  boppelten  ßontrapunft  bafür  Eingebe. 

©inen  tüchtigen  Sünftler,  wie  §rn.  ©runb,  erfennt  man  überaß, 
unb  wär'S  an  einzelnen  Xacten,  wie  fie  in  feinem  SRonbo  auf  ©.  2, 
©9ft.  3,  im  Anfang  Don  ©.  4  ober  ©.  5,  @^ft  3  Don  Xact  2  an 
üorfommen.  SXbcr  baS  ganje  Sftonbo  jeigt  bie  fefte  §anb,  ©ebanfen 
unb  folibe  Söilbung,  wie  man  fo  feiten  finbet.  3Der  ©antilene  in  ber 
äßitte  l)ätte  id)  mefleid)t  eine  beftimmtere  Sftelobie  gewünfd^t;  im  Ue* 
brigen  mu§  man  eS  fd^ön  unb  gut  Reißen.  SBarum  fdfjretbt  ber  ge» 
föäfcte  Eomponift  fo  wenig?  22. 


©äemg,  Äftngen&erg  unb  Söerttm,  Sßfjantafieen.'  81 

flljantajteeit,  (Kapricen  ic.  für  JHanoforte. 

(Srftc  Steige. 

<L  ©aerni),  $ie  toter  Sa^rc^ettcn;  4  britt.  ^antafiecn.    2Ber!  434. 

2B.  Älingenberg,  $toertiff  erneut.    89&ert  3. 

#.  ©ertini,  ®r.  bramatifdje  «ßfjantafie.    SBerf  118. 

§.  ftaifbrenuer,  ®ramatij$e  ©ceue  de  Fou),    SBerf  136. 

S.  33  ö fj  n  er,  ?f>autafie.    SBerf  48. 

%  Äa^Iert,  4  Notturno«.    SBerf  6. 

®8  gef)brt  ju  ben  9teben3arten  unb  Sßifcen  geübter  SRecenfenten, 
in  biefer  ober  jener  neuen  Sß^antafie  fcfbtge  am  meiften  ju  toermiffen. 
Unb  bieSmal  f)fitten  fie  einigermaßen  SRcc^t;  benn  einen  größeren 
Sanfrott  an  Sßljantafie,  als  $$x.  Sjern^  in  feinem  neuften  ®roß* 
SBerle  entwicfelt,  fanu  e*  fdf)werlidf)  geben*  Sßerfc^e  man  bodjj  ben 
gef djäfcten  ©omponiften  in  SRufjeftanb  unb  gebe  iljm  eine  Sßenfion, 
wa^rljaftig  er  toerbient  fie  unb  würbe  nid&t  mef)r  fdfjreiben.  @8  ift 
wafjr,  er  fjat  einiges  SSerbienft  um  bie  ^n9er  bzt  Sugenb  unb  man 
l)at  ü)n  be8f(alb  aud^  oft  genug  belobt  Aber  bie  Sßelt  mit  SÜSS* 
Süd&em  unb  SSilberbogen  ju  überfdfjütten,  mad&t  nodjj  lange  feinen 
Sßäbagogen  unb  3Raler,  gefdfjweige  ©ontponiften,  unb  bie  Sßelt  unb 
§r.  ©jernt)  foHten  ba8  wiffen.  freilief)  l)at  audfj  baS  ®olb  feinen 
guten  ßlang  unb  woöen  audfj  bie  Verleger  leben.  SÄbdjten  ftcf)  iubeß 
lefctere  in  Jpinfidfjt  ber  neuften  Sßrobuctionen  ©jern\)3  nidfjt  oerred&nen; 
eine  große  Bufunft  lag  ot)nel)in  nie  in  ifjnen  —  feit  lange  fangt  es 
i^nen  aber  aud>  an  melobifdfjer  ©leganj  u.  bgl.  ju  fehlen  an.  3Rit 
einem  Sßort,  er  wirb  alt;  man  ttrirb  feiner  ©adfjen  überbrüfftg;  man 
gebe  iljm  eine  Sßenfion! 

©onft  pflegten  meiftljin  bie  Sattler  iljren  Sehern  Sßerfe  ju  bebi* 
ciren;  jefct  finbet  man'3  l)äufig  umgefeljrt,  wie  aus  bem  Xitel  be8 
SDtoertiffemente  oben  ju  fel)en,  unb  wir  finb  audf}  weit  entfernt,  ba8 
Salent  be8  ©omponifteu  bei  feiner  ©djüterin  ju  toerbäd&tigen ;  Wirb 
fie  e8  ja  ofjne  unfern  Sßinf  erraten  l)aben,  baß  ba8  SBerf  nicf)t  oon 
Seet^oöen.  SBie  bem  fei,  e8  gehört  allein  auf  ba8  ©latnerpult  ber 
angefangenen  unb  faum  in  eine  Seitfdfjrift,  gefdfjweige  bie  ftrengfte; 
e$  ift  ein  Sßotyourri  unb  gut  gemeint 

SSertiniS  $f)antafie  wirb  aßandfjem  gefallen;  er  f)at  einige, 
©eftef)'  idfj  e$  audfj,  baß  idfj  midfj  nie  für  einen  großen  SBerefper  feiner 

edjumaitn,  ©ef.  ©Triften,  n.  6 


82  SCattbremter,  ©öfjner  unb  Staffiert,  Sßfjantafteen. 

füfjttdfjen,  verliebten,  fraft*  unb  faftlofen  ©dfjreib*  unb  ©efüfylsweife 
ausgegeben,  fo  Hingt'»  bocf|  tyübfdj  genug,  ja  um  nidjt  ungered&t  ju 
fein,  fjat  er  fidj  bie8mal  offenbar  angeftrengt,  etwas  2Bertt)öollere3  ju 
fdjaffen,  feinen  ©egenftanb  orbentlidfj  burdfföuarbeiten,  unb  in  einjeltten 
Sßartieeu  (fo  ©.  8)  gelang  e3  iljm  audj.  Späteren  Äunftforfd&ern  wirb 
beiläufig  bie  2teljnlici>feit  feine»  SBefenS  mit  Xtjalberg  nid&t  entgegen. 

Srgenbwo  ift  einmal  (nidjt  unpaff enb)  Äalfbrenner  mit  SJol* 
taire  öerglidfjen  worben,  unb  in  ber  Xljat  fönnte  man  bei  obigem  „Fou" 
an  tiefen  ©rjfd)alf  aller  ßeiten  erinnert  »erben.  3Rii  einem  SBort, 
bie  bramatifdfje  ©cene  ift  eine  Sßerfiflage  auf  bie  jefeigen  jungen  Sßarifer 
ßlatnerfpieler,  bereu  einige  t)ietteidE|t  eigenen  gingerfafc  unb  Eompofi* 
tionen  ben  feinigen  öorgejogen,  unb  amüfant  genug.  3rr'  idfj  nid)t 
fe^r,  fo  erblicfe  iti)  fo  auf  ben  erften  ©eiten  Chopin,  bann  Sifet,  öiel* 
leicfjt  audf)  öertini,  ganj  gewifc  aber  julefct  X^atberg;  am  beften  fdfjetnt 
mir  Jöertini  im  jämmerlidfjen  Slbagio  (©.  10)  abgefd£)ilbert  unb  waljr* 
tjaftig  luftig;  audf)  Xtyalberg  unb  Sifjt  paffiren;  was  aber  erfteren  an« 
langt,  fo  bärfte  e8  biefem  aßerbingä  fernerer  werben,  Äalfbrenner  ju 
perfifliren,  aK  umgefeljrt.  2Bie  bem  fei,  ba8  ©tücf  wirb  äßen,  bie  e3 
fpielen,  Vergnügen  machen,  am  meiften  trieBeid£|t  ben  Sßerfiflirten  felbft, 
auf  bereu  Sftadjje  man  inbefc  gefpannt  fein  !ann. 

SSon  2.  33öl)ner  taudfjt  immer  f)in  unb  wieber  etwas  auf,  tote 
in  feiner  Sßljantafie,  SBerf  48,  felbft,  bie  man  in  iljrer  3erriffeuf)eit, 
3)unfelf|eit  unb  Öebe  nid&t-  uneben  einem  ©türm  unb  ©dfjiffbrudf)  öer* 
gleiten  fann.  äWan  felje  fie  fid)  felbft  an,  bie  groteSfe  ©efd&macfloftg* 
!eit  barin,  baä  An*  unb  Aufbäumten  toon  wiberfpenftigen  ©toffen,  ein 
©urd&einanber  toon  Sllt  unb  Sfteu,  toon  ©df)Wacf)l)eit  unb  @eifte8traft, 
wie  man  feiten  jufammen  finben  wirb ;  enblidf)  ber  fürdjterlid&en  2)rucf  * 
fehler  ju  gebenfen,  bie  bie  SBerwirrung  nodf)  meljr  toerwirren.  83ei  ein* 
jelnen  ©teflen  ber  *ßf)antafie  lonnte  man  aber,  wie  gefagt,  an  SRojart 
als  beren  ©dfjöpfer  beuten. 

3n  ben  tuer  5Kotturno8  üon  Äal)lert  finbet  mau  fpecieflere  ©e* 
fütyläjuftftnbe  als  in  ben  gewbfynlid&en  9iottumo3.  2>er  flare  unb  ge* 
wanbte  ©dfjriftftefler  unb  ©enfer  über  SRufif  jeigt  fic§  aber  als  ßom* 
ponift  al»  ein  ganj  anberer,  wie  benn  häufig,  wenn  bie  allgemeine 
SBilbung  bie  bef onbere  muftf alif d&e  überwiegt,  ein  S3rudj  entfielt.  %tbt 
Äunft  verlangt  ein  Sieben  unb  afleä  Ueberfpringen  ber  ©djulftufen  jeigt 
ftdf)  fpäter  einmal;  bat)er  in  ben  meiften  SJilettautenarbeiten  Unflar^eit 
ber  gorm  unb  Unreinheit  in  ber  Harmonie  *c.  bei  aller  fdfjönen  Sn* 
tention,   wo   bem    gelernten   SDiufifer   ein   &oßfommene&   SRufifftücf 


3.  2kroni*(£aöaIcabö,  $artmtuut,  Sapricen.  83 

gefangen  wäre.  SBieleS  fdfjemt  mir  in  ben  SWoiturnoS  audfj  getünftelt 
ober  im  ÄuSbrud  gefugt  unb  beSf)alb  toerfel)lt  Xrofcbem  finbet  fid) 
tuet  3utereffanteS;  am  meiften  muftfalifd)eS  (Element  fdjeint  mir  baS 
tefcte  ©tüdf  ju  enthalten,  baS  bei  nodfj  reijenberer  Raffung  ein  attSge* 
jeic&neteS  fjätte  werben  muffen.  21 


Smitt  töciije. 

Suite  $aroni*(Sat>atcabo,  gweite  Kaprice.    SBerf  12. 

g.  $.  @.  $artmann,  4  Kapricen.    SBer!  18.    |>eft  2. 

SB.  @t  93enneü,  36fiföen.    Söerf  10. 

„      „       „       „    3  gmpromptuS.    SBetf  12. 

„      „      •„       „    3  SRomanjeit.    SBerf  14. 

©er  jungen  teomponiftin,  bie  wir  oben  juerft  genannt,  einer 
©  Hüterin  Don  SDlojartS  ©ofjn,  finb  wir  toon  jeljer  mit  befonberem 
Sntereffe  gefolgt;  fie  Ijat  neben  Klara  Sßiecf  unb  2)elpl)ine  §itt*§anblet) 
bie  reidjfte  mufifalifdfje  Aber  unter  benen  iljrer  ßeügenoffinnen,  bie  ficf| 
in  bie  Deffentlidfjfeit  gewagt,  babei  ©inn  für  f^orm,  SBerf)ältniffe  unb 
Steigerung,  unb,  was  fidfj  in  iljren  ßompofitionen  für  ©efang  nodfj 
mef)r  geigt,  toiel  ©mpfinbung  unb  melobifdfjen  SfaSbrud.  8luS  ber  obigen 
Kaprice  wünftfjte  i<f>,  fie  unbebingt  gelten  ju  laffen,  nur  ben  langfamen 
©afc  weg,  ber  ju  wenig  beftimmten  ©efang  f)at  unb  fidfj  in  aßge* 
meinen  Sjertujfcljen  Sßaffagen  üerfladfjt,  bie  ein*  für  allemal  beffer  un* 
gebrudft  blieben,  dagegen  finbet  man  im  anbern  [@a|]  burd&gfingig 
Seben  unb  ^Bewegung,  frifdje  9ftyt)tl)men  unb  in  einzelnen  ©teilen 
feinere  Arbeit,  wätyrenb  anbere  nod&  fo  fefp  gefd&äjjte  Spielerinnen  fidfj 
am  Kebfien  in  großen  2)reiflängen  unb  umfdfjreibenben  ßäufen  über  bie 
Klaviatur  weg  ergeben*  ©dfjwer  ift  bie  (Saprice  übrigen«  audfj,  fpielt 
fid)  aber  überaus  gut.  2Ran  jeid^ne  fidfj  ben  SRamen  ber  Komponiftm 
ins  ©ebädfjtnifc. 

lieber  baS  erfte  §eft  ber  Kapricen  toon  $ro.  §  artmann  war 
bereits  früher*  bie  Sftebe;  bieS  jweite  lann  jene»  tl)eils  anerfennenbe, 
iljeils  auSfefcenbe  Urteil  nur  beftätigen.  (Sin  ernfter  unb  warmer 
SSitte  bei  Dielen  Äenntniffen  jeigt  fief)  audfj  in  it)m,  ebenfo,  ba£  man 
jtodfj  überall  ju  Diel  baS  ©erippe  fie^t,  ba§  nod)  nid(jt  alles  ju  einer 
poetifdfjen  SBtütJjc  gefommen  ju  fein  fdfjeint.  2)ie  äRelobieen  Ijaben 
etwas  ÄleineS,  bie  aM^tljmen  nichts  ©ebietenbeS,  man  möd>te  überall 


©eite  36. 

6* 


84  2B.  @t  ©emtett,  ©fi^en. 

nod>  mct)t.  55ieS  alles  jagen  toir  jebodfj  nur  in  SSerücffidfjtigung  eines 
^ötjeren  XatenteS,  baS  fid^  felber  audfj  ^ö^erc  ßiete  gefegt  ju  ljaben 
fdjeint;  einem  ©dfjtoadfjgeift  müßte  man  bie  Kapricen  als  ettoaS  ©roßeS 
anrennen.  2lud)  möchte  idfj  bie  ©tücfe  nidfjt  „Kapricen"  nennen:  fie 
finb  baju  in  ber  gorm  ju  bidfjt,  mandjmat  lieberartig  abgefdfjtoffen ; 
bodfj  toirb  eS  fd^tocr  fein,  einen  für  aße  öier  paffenben  SRamen  ju 
finben. 

Ueber  SSennettS  ©ompofitionen,  fein  bebeutenbeS  latent  f)aben 
tiefe  SBtätter  bereit»  an  melen  Drlen  fidfj  auSgefprodjen ;  namentlich 
gebaute  fdfjon  SufebiuS  in  einem  größeren  Huffajj*  tiefer  äußerft 
feinen  ©tiföen,  in  toetd)eS  2ob  Alte,  bie  fie  toom  (Somponiften  felbft 
gehört,  offne  äBeitereS  einftimmen  müßten.  ®S  ift  .toafjr,  bie  $erfon 
beftricft:  bodj  f feinen  mir  bie  SSorjüge  nnb  ©df)önt)eiten  bief er  Silber 
fo  ffer&orfpringenb,  baß  idfj  benen,  bie,  audfj  oljne  öom  SSortrag  beS 
ßomponiften  befiodfjen  ju  fein,  if)nen  baS  nicfyt  einräumten,  feinen 
großen  ®rab  öon  S3itbung  jufpredien  fbnnte.  lieber  gettriffe  Singe 
fottte  man  fein  SBort  öerlieren  bürfen.  Stnbrerf  eits  fjaben  toir  SJennett 
and)  nie  für  ein  Staturttmnber  ausgeben  unb  iljm  nur  bie  Stiren  gefiebert 
[wiffen]  wollen,  bie  einem  folgen  SSerein  öon  Äünftlertugenben  gebühren. 
Die  ©fijjen  ^aben  alfo  bie  Ueberf Triften :  the  Lake,  the  Millstream 
unb  the  Fountain,  ober  ,,©ee",  ,9Rüf)lftrom''  unb  „Springbrunnen*. 
Unb  aerbanfte  il)m  bie  ßunft  nichts  als  tiefe,  fie  müßten  if)r  feinen 
Flamen  erhalten,  an  ftoxfytit  unb  -Jiaiüetät  ber  Darfteöung  fdjeinen 
fie  mir  alles  ju  übertreffen,  toaS  id>  Don  mufifatifdfjer  (Genremalerei 
fenne,  roie  er  benn,  als  edfjter  Sinter,  ber  SRatur  gerabe  einige  i^rer 
mufifatifdiften  ©cenen  abgelaufdfjt  fjat.  Ober  tjättet  iljr  nie  3Wufif 
gehört,  bie  eudfj  beS  SlbenbS  nadj  bem  jenfeitigen  Ufer  beS  ©eeS  §tn* 
überrufen  wollte?  nie  bie  jürnenbe,  tobenbe,  bie  bie  Sftäber  treibt,  baß 
bie  fjunfen  f prüfen?  Stuf  toeldfje  SBeife  bie  ©fijgen  übrigens  ent* 
ftanben  feien,  ob  &on  innen  nadf)  außen,  ober  umgefef)rt,  macfjt  nidfjts 
jur  ©acfye  unb  üermag  SJliemanb  ju  entfd^eiben.  Stte  Somponiften 
ttriffen  baS  meift  felbft  mdfjt,  SinS  toirb  fo,  baS  Stnbere  fo;  oft  leitet 
ein  äußeres  S3ilb  toeiier,  oft  ruft  eine  Sonfotge  toieber  jenes  ^ertjor. 
SBleibt  nur  äWufif  unb  fetbftänbige  äßetobie  übrig,  grüble  man  ba 
nic^t  unb  genieße.  SRodf)  öergaß  idfj  beS  „Springbrunnens";  toir 
tjörten  eS  am  liebjten  üon  ifjm,  feine  ganje  ©idjterfeele  ging  hierauf; 
man  Ijörte   alles  neben  fidfj,    bieS   tjunbertftimmige  Sßtaubern   unb 

*  Seite  5. 


28.  6t.  93ennett,  Impromptus  unb  föomanjen.  85 

*ßlätfcf)ern ;  ©Ritter  fann  e3  nidfjt  bcutlid^er  öor  un3  fteöen,  wenn  er 
einmal  fagt: 

9ßein  Dljr  umtönt  ein  $armonieenfIu&, 
3>er  ©prtngquetl  fallt  mit  angenehmem  SRaujdjen, 
Die  SBlume  neigt  fi$  $u  be3  SBefteS  ®u& 
Unb  alle  SBefen  fei)'  ify  SBonne  taufdjen. 

3)iefe  Seilen  wären  bie  tiefte  Stecenfion  barüber. 

S)ie  SmpromptuS  finb  nidfjt  minber  trefflich  unb  wafjre  ®e« 
biegte,  obwohl  weniger  eigentümlich  unb  an  9Äenbel8fot)n3  „Sieber 
ofjne  SBorte"  manchmal  erinnernb;  audfj  iljre  Pfannen  wd>  8tt)t)tt)men 
finb  bie  anmutf)igften ,  oft  faft  ju  ruf)ig  unb  beljaglidfj.  ©in  großer 
^fortfcljritt  jeigt  ftdfj  aber  erft  in  ben  brei  Sftomanjen,  namentlich  wa» 
iljre  tieferen,  manchmal  befrembenben  fiarmomfdfjen  Kombinationen  unb 
greiljeiten,  üjren  weiteren  turnen  Sau  betrifft,  ©ie  finb.  erft  öor 
Äurjem  gefdjrieben  unb  tonnen  ate  ipbt)epunft  feines  ©trebenS  ange* 
feljen  werben.  Sin  reidfjem,  auSftr'ömenbem  ©efang  gleiten  fie  feinen 
anbern  äBerfen;  namentlich  Ijerrfdfjt  audfj  in  i^nen  bie  SKelobie  ber 
tjofyen  Stimme  toor.  2Ba8  fie  aber  auSjeidfjnet,  ift  iljre  größere  ßetben* 
fd()aftlidfjfeit:  bie  erfte  SRomanje  ift  fogar  l)eftig,  bie  anbere  fdfjeint  nur 
ruhiger,  in  ber  legten  wallt  eS  aber  wieber  über  [ooÜ  fef)nfücf)tiger 
Älage.  ©iner  Sergtieberung  bebürfen  fie  fo  wenig  wie  ein  fcf)öne3 
©ebidjt,  bie  Steckten  werben  fie  t>erftet)en.  Hl3  auf  eine  eigentt)ümlidje 
©dfjBnljeit  ber  jweiten  Stomanje  madfje  idf)  nur  nod&  auf  ben  immer  neu 
^armonifirten  ©intritt  ber  2Mobie  unb  auf  bie  f)errlitf(  tiefen  SSäffe 
aufmerffam,  wie  man  benn  überhaupt  an  ben  SJäffen  feine  ßeute  erfennt. 

22. 


1838. 


JBj^felS- 


■SLS^^L"'! 


©iwertitren, 

für  $ianofone  ju  Hier  £fitti>eu  eutgertrfjtet. 

3.  2B.  ftaltitooba,  günfte  Duöcrtüre  (in  D.    SBerf  76. 

9(.  fte^e,  Qraeüe  Duüertüre.    SBerf  29. 

©.  (£.  g.  SBei^e,  Dubertüre  jur  Oper  ftenümorty. 

SS.  (St.  Eennett,  $ie  ftajaben.    Diwertüre  (in  D .    SScrf  15. 

9ln  Äallimo  ba  t)aben  wir  baS  erfreuenbe  SSeijptel  eines  fdfjnell 
jur  SBtütfje  unb  Stnerfennung  gefommenen  XalenteS  unb  baS  traurige 
eines  ebenfo  rafdfjeu  SBerblüljenS  unb  SBergeffenwerbenS,  ©r  fjatte  mele 
Hoffnungen  erweeft,  Diele  erfüllt,  ©eine  ©tym^onieen,  wenn  aud? 
natürlidfj  feine  33eetf)ODenfdt)en  Diabeme,  fo  bod)  weisen,  burd&ftd)tigen 
perlen  ju  Dergleichen,  werben  fidfj  unter  feinen  SBerfen  ber  3ufunft  am 
längfien  erhalten.  23aS  er  aber  aufeerbem  unb  namentlich  in  ber 
le|ten  Seit  äu  ^^ge  braute,  war  faum  mef)r  als  §littergolb,  unechter 
©djmucf;  wir  finb  wofyl  2tüe  barüber  eüroerftanben.  ©0  audf)  biefe 
fünfte  Duüertüre,  ein  f)übfd)eS  ©tüdf  für  S)ilettantenor$efter ,  nidf)t 
fd&wer,  flingenb  inftrumentirt,  im  ©anjen  gewöljnliclj  unb  aus  ben 
befannteften  Lebensarten  sufammengefefct.  Der  ©omponift  wirb  if)r 
wof)l  felbft  fein  ©ewid£)t  beilegen. 

Die  Cuöertüre  »on  31.  i&effe,  ein  früheres  äBerf  biefeS  Som* 
poniften,  mag  fiel)  gut  jur  Eröffnung  etwa  eines  Sofcebuefdjen  ©tücfeS 
fd>idEen;  fie  fjat  ein  altgemeines  comfortableS  ©efidjt,  runbet  fidf),  wie 
alle  arbeiten  Don  ipeffe,  fefjr  glücflirf)  ab  unb  ift  in  guter  ©tunbe  ge* 
ntad)t.  Der  alten  8ii$tfdf)nur  entgegen,  nad)  ber  baS  jweite  Xljema 
nad>  ber  Dominante  mufcte,  weidet  biefeS  in  ber  DuDertüre  in  eine 
jiemlicf)  entlegene  Xonart,   nämlich  in  bie  fleine  Xerj  ber  Dominante 


90  SBegje  unb  93emtett,  Duüertüren. 

<M8.  @3  wäre  bem,  wo  fo  gefd&icft  wie  l)ier  mobulirt  ift,  gar  nichts 
angaben;  aber  bie  Xt)ema8  finb  eigentlich  gar  nidfjt  berfcljieben  unb 
ba8,  was  mir  baS  jweite  nannten,  nur  eine  geringe  SBeränberung  be« 
erfien,  ber  Arrangeur  müfete  benn  bie  SDielobie,  bie  jum  jweiten  ©e* 
banfen  fetyr  woljl  gebaut  werben  fann,  im  (SlatrierauSjug  nid^t  f)aben 
anbringen  fönnen. 

S)er  Komponift  ber  Dubertüre  ju  Senitwortf)  ift  als  ein  traft* 
unb  geiftüoüer  9Kann  befannt  2)od>  t)ätte  idfj  naä)  ber  ftanbtung, 
ber  bie  Dutoertüre  jur  (Einleitung  beftimmt  ift,  ein  pljantaftif eueres, 
complicirtereS  ©emälbe  toermutljet.  @S  fommt  wieber  auf  ben  Streit 
f)inauS,  ob  bie  Dubertüre  ein  SBilb  beS  ©anjen  geben  ober  nur  ein* 
fadfj  einleiten  fott.  ßu  beiberlei  finben  fid)  betarattltdfj  SKufter.  ipier 
fd&eint  fein»  öon  beiben  ^rineipien  beobachtet,  3n  ber  2Bieberl)olung 
beS  Hbagio  in  ber  äRttte  fönnte  man  trielleidjt  Amt)  SRobfartfdje  8n* 
fpielungen  finben,  im  ©anjen  aber  l)at  bie  2Kufif  nur  einen  feftlidjen, 
gaftlidfjen  ©tjarafter,  als  ob  bie  Dper,  bie  uns  nämlidf)  unbefannt, 
if)ren  SWittefyunft  im  geft  auf  Äenilwortl)  f}ätte.  äbgefeljen  baoon  ift 
fie  burdjweg  flar  unb  gebiegen,  üießeidjt  etwas  ju  lang  unb  jebenfaßS, 
wie  bie  üorige  Du&ertüre,  in  ben  beiben  §aupttf)emen  ju  wenig  con* 
trafiirenb. 

2)ie  ©ennettfdfje  Dutoertüre,  bie.SJlajaben  genannt,  würbe  fdfjon 
früher  einmal  erwähnt*  unb  bort  als  ein  „reijenbeS,  reidf)  unb  ebel  aus* 
geführtes  SBilb"  beleidigtet;  baS  ift  fie,  frifd)  wie  eben  gebabet  unb, 
trofc  iljrer  ©toffäljnlidjfeit  mit  ber  2ÄenbelSjol)nfd|en  SWelufine,  ber 
eigentljümlidfjen  ßöge  t>oQ,  bie  wir  fdfjon  mef)rfadE>  an  biefem  ntujtfa* 
lifd)ften  afler  ©nglänber  t)ertoorljoben.  ®S  gehört  wenig  *ßf)antafie 
baju,  unb  jebe  irgenb  lebhafte  wirb  eS  Don  felbft,  wäf)renb  bed  $ören3 
ber  Duöertüre  fid)  aüerljanb  fc^ön  toerfdfjtungene  ©ruppen  foielenber, 
babenber  SRajaben  ju  beulen,  wie  benn  bie  weidfjen  flöten  unb  §oboen 
auf  umfteljenbe  SRofenbüfd^c  unb  tofenbe  Xaubenpaare  gebeutet  werben 
fönnen;  profaifdfjen  Söpfen  lann  man  aber  wenigftenS  einen  jenem 
aljnlidfjen  ©inbruef  toerfpredjen,  ben  @oett)e  mit  feinem  „Sifdjer"  be» 
jweeft,  baS  ®efüt)l  beS  Sommer»  nämlidj,  baS  fidf)  in  ben  äBeüen  ab* 
füllen  will,  fo  wot)ltt(uenb  unb  foiegeltjett  breitet  fidf)  bie  SÄufif  bor 
uns  aus.  Sine  gewiffe  SKonotonie  war  il)r  tnbefc  fdfjon  früher  t>or* 
geworfen  worben;  eS  mag  bie»  au^  jumX^eil  in  ben  bieten  Sßaraßel* 
fteflen,  SBiebertjolnngen  einjetner  $erioben  in  ber  obern  unb  untern 

*  S.  18. 


<S.  (Säemg,  ®ie  Schule  be3  Sugenfaiete.  91 

Cctaüe  :c.  iljren  ©runb  Ijaben,  eine  fc^r  leiste  2trt  ber  ©eftaltung, 
bie  aber,  wenn  wir  fie  bei  anbem  Xonfefcern  oft  als  einen  ©djlenbrian 
bejetcfinen  muffen,  bei  unferm  weniger  eine  golge  toom  SRatfilafc  ber 
©rfinbung  als  ein  gehalten  an  gewiffen  SieblingSgebanlen  unb  2Ben< 
bungen  ju  nennen  ift.  12. 


(Stöben  für  fltattoforte. 

<£.  Sjerttt),  bte  Sdjnle  be$  ftttgenftuetö  ttnb  be3  Sortrag* 
mcljrfKmmtger  <58$e.     28erl  400. 

©in  gugenwert  toon  Sjernty  ift  ein  ©reignifc.  SBir  erlebend  nodf), 
bafc  er  ein  Oratorium  fc^reibt,*  backte  idfj  bei  mir,  mit  einiger  §aft 
nadfj  bem  $efte  fatjrenb.  SKan  länn  ifjm  aber  bieSmal  nidfjts  angaben, 
als  bafc  er  auf  einmal  beS  ©Uten  ju  tuet  will,  ju  triel  jur  SBerbrei* 
tnng  claffifdjen  ©inneS  beitragen.  3dj  wenigftenS  würbe  meinen 
©c^ülem,  bie,  nadjbem  fie  jwei  ober  brei  biefer  gugen  grünblicf) 
ftubirt,  nad)  mef)r  verlangten,  fie  otjne  ©nabe  aus  ben  Rauben  winben, 
nidjt  etwa,  weil  bie  anbem  f  djledfjter ,  fonbern  weil  fie  eben  wie  bie 
erften,  über  biefelbe  gorm  gemalt  finb,  unb  weil  es  neben  ßjern^ 
fdjen  aud)  nod)  anbere  giebt,  SSeetfjoüenfdfje,  Jpänbelfdfje,  ber  SJadjfdjen 
uid|t  ju  gebenfen.  gragt  man  nun,  was  man  t>on  feinen  gugen  ju 
erwarten  f)at,  fo  mufc  man  fagen,  es  finb  fliefeenbe,  brillant  unb  an- 
genehm llingenbe,  leidet  unb  gefcfjidft  geformte  Älangftücfe,  bei  benen 
er  ftd)  mef)r  als  gewbfinlicf)  jufammengenommen ,  wenn  audf)  auf  fie 
nid&t  immer  bie  gorberung  jenes  alten  SWeifterS  pafct,  nadfj  bem  ber 
„erfte  Xfjeil  einer  guge  jwar  gut,  ber  mittlere  nod)  beffer,  ber  lefcte 
aber  vortrefflich  fein  muffe/  2)aS,  worauf  eS  anlommt,  bleibt  nun 
immer  ber  ©ebanfe,  ber  fidfj  an  bie  ©pifce  fteCtt.  ®a  fuetyt  benn  ßjemt) 
ttid&t  lange  unb  nimmt  oft  gerabejtt  Sßaffagen,  Xonleitern  :c.  ju 
XfjemaS.  Sn  ber  SBitte  laufen  nun  freiließ  manchmal  Xiraben  unb 
fogenannte  3lofalien  in  SÄenge  mit  unter,  inbefe  Hingt  unb  flappt  es 
gufammen  bis  jum  ©dfjlufc,  wo  fidf)  unter  einem  Drgelpunft  bie 
Stimmen  nodf)  in  atterljanb  freunbtidf)  belannten  ©fingen  burdfjfreujen. 


*  $a$  gefc^a^  aud);  Ggenty  Ijat  au&er  öieten  Äirdjencompofitionen  aud)  ein 
angefangenes  Oratorium  fjinterlaffen. 


92  ®-  ßaernty,  $ie  ©djule  he$  gugeitfpiete. 

Xicferc  fünfte,  eine  Umtefjrung  beS  XljemaS  ausgenommen  in  einigen, 
t)at  er  fonft  nid^t  angebracht,  nidf)t  einmal  eine  Augmentation  was 
i^m  bie  eigentlichen  gugenmadjer  übel  auslegen  Werben.  Stod)  nwft 
als  dfjarafteriftifd)  bemertt  »erben,  baft  er  ben  ©timmen  nur  feiten 
$Rut)e  läfet,  unb  bafe  fie  meiftenS  alle  t)ier  auf  einmal  arbeiten*  Sei 
SBeiiem  wertvoller  finb  bie  bie  5u9cn  jebeSmal  einleitenben  Sßrälu* 
bien,  ja  einige  ber  Slrt,  bafi  Stiemanb  auf  SjerM)  als  ©omponiften 
ratzen  würbe,  fo  bie  Stummem  3,  4,  6,  8,  9,  wenn  audj  in  ben 
meiften  fecunbenlang  eine  mächtige  gab^eit  f)inburcljbridf)t,  wotoon  idf) 
nur  Sir.  4  ausnehme,  in  ber  bie  Beffere  Statur  einmal  bis  jum  ©djlufc 
burdfjwaltet.  ÄlleS  gufammengenommen,  ©jernijS  gugenwerf  bleibt  als 
SBeitrag  jur  ©efdfjid>te  beS  SBerfafferS  immerhin  bemerfenSwertl);  im 
gangen  ÄreiS  ber  ©rfdfjeinungen  ift  eS  als  eine  unedjte,  §albwal)re  unb 
gemalte  SKufil  nidfjt  anjufdjlagen* 

©S  ift  ljier  ber  Drt,  audf)  ber  öon  $rn.  ©jem*)  beforgten  neuen 
Ausgabe  beS  SBad^fd^en  2Bot)ltemperirten  ©lamerS  ju  erwähnen* 

ßjerntjS  S3erbienft  befte^t  babei  in  einem  33orwort,  in  ber  Sin* 
gäbe  beS  SnigerfafeeS,  ber  Xempobejeidfjnung  nadj  SRäljl  unb  Stnbeu* 
tungen  über  ©fyarafter  unb  SSortrag.  ©rftereS  ift  etwas  turj  auSge* 
fallen  unb  flüchtig  niebergefdfjrieben.  3fa  bieS  SBerf  aller  äBerfe  liefen 
fid)  wot)l  aUerfjanb  reiche  ©ebanfen  fnüpfen.  SBaS  bie  Äpplicatur 
anlangt,  fo  ift  baS  ©jern^S  gadj,  auf  baS  er  fid&  gut  t>erftef)t;  jjeben 
einjelnen  3^9^  ^a^cn  **"*  natürlich  nidfjt  geprüft.  3n  ben  Xempo* 
bejeid&nungen  unb  ben  Semerfungen  über  Vortrag  im  ©anjen  ju  An» 
fang  unb  ©djattirung  im  ©erlauf  beS  ©tüdEeS  ftimmen  wir  jiemlidfj 
jufammen;  namentlich  pfltdfjten  wir  in  lejjter  föinficljt  bei  ba  nichts 
langweiliger  unb  93adfjfdf)em  ©inne  [fo]  juwiber,  als  bie  §ugen  monoton 
abjuleiern  unb  feine  gauje  SBortragSfunft  auf  iQeröorljeben  ber  Eintritte 
beS  £auptgebanfenS  ju  befd&ränlen.  ©o  eine  Siegel  pa&t  für  ©dfjüler. 
S)ie  meiften  ber  23ad)fd)en  fjugen  finb  aber  ©fjarafterftüdfe  f)öct)fter 
Slrt,  jum  Xf)eil  wal)rf)aft  poettfdje  ©ebilbe,  beren  jebeS  feinen  eigenen 
SluSbrudE,  feine  befonberen  Siebter  unb  ©Ratten  verlangt.  S)a  reicht 
ein  pfjiliftröfeS  SJierfenlaffen  beS  eintretenben  XfjetnaS  nodj  lange 
nidjt  aus. 

©in  artiges  SBitb  83adjS  fcf)mücft  ben  Xitel;  er  fief)t  aus  wie  ein 
©d)ulmeifter,  ber  eine  Sffielt  ju  commanbiren  Ijat.  12. 


@mc  SSifion.  93 


*  (Eine  tiiftoit. 

g.  X.  ©fjotef,   Variationen  über  tin  Stjema  aus   Sucia  öon  Sammermoor  oon 

3)onigctti.    SBerf.  24. 
3.  Söenebict,  Sßfjaniafie  über  SWotiöe  au&  ber  £)per  „Fair  Rosamond"  öon 

3.  »arnett.    SBerf  28. 
$.  #**&,  ^antafie  unb  SBar.  für  $fte.  mit  ©egfeitung  be3  gr.  Drdjefter  über  ein 

£§ema  au«  Sfcorma  öon  Söettint.    SBerf  90. 
§.  Eertini,  ®r.  *ßl)antafte  über  bie  öon  SRubint  in  bie  Straniera  eingelegte  (Sa* 

öatine.    SBert  113. 
„      „      „      SBriH.  Sßfjantafie  über  XfjemaS  a.  b.  ^oftitton  öon  Sonjumeau  öon 

Slbam.    SBerf  116. 
3:  Schmitt,  ^antafie  (ju  4  #änben)  über  23jema$  a.  b.  Hugenotten  ö.  3tteger* 

beer.    SBerf  261. 
„      „      „      ftiöertiffement  (ju  4#bn.)  über  %$emaä  a.  b.  Soiräes  mus.  ö.  SRoffini. 
3.  %  $iji$,  Sßfjant.  u.  $ar.   fju  4  §bn.)  über  ein  $uett  a.  b.  93üfc  ö.  #atcöü. 

2Berf  133. 

ßentnergewidf)te  an  fo  teilte  Sßaare  legen,  wer  würbe  ba8?  3n* 
bef$  verlangt  audf)  eine  gute  ©alon*  unb  ®elegenf|eit3mufif  ü)re  2M> 
fter,  unb  fotttc  idfj  ba  Semanbem  beu  v$rei8  jugefte^en,  fo  war'  e§ 
bodf)  Riebet  §.  83.,  ber  fid)  auf  ba3  ©ntjürfen  üerfteljt  wie  irgenb 
Siner,  in  ber  Unterhaltung  plöfelidlj  wie  jerftreut  abbricht,  ein  Xerjerol 
au3  ber  Xafclje  jie^t  ftatt  be§  XudfjeS,  über  Sopfwef)  ttagt  unb  julefct 
alles  in  einer  ©alopabe  weg»  unb  niebertanjt,  ®twa3  meljr  im  §in* 
tergrunbe  ftefjt  $.  §.,  obwohl  mit  bem  Sreuj  ber  Styrenlegion  ge* 
fdfjmücft;*  feine  ©tirne  ift  leidfjt  umwölft,  fein  33lid  milb,  er  befcfywert 
fid>  über  Unbanfbarfeit  ber  Sßeli  bie  itym  fdfjon  fo  üiel  feiige  ©tun* 
ben  ju  üerbanfen.  JE&tö  wirb  nodfj  au%  bem  werben/'  flüftert  eine 
Dame  einer  jweiten  ins  Dfjr,  „er  l)at  orbentlicf)e  SeibenSfurdjen  im 
©efidjt  betommen."  „2lber,  trefftidfjfier  §err  QU).",  raunt  tym  Semanb 
in  bie  Dljren,  „in  welkem  altmobifcfyen  ftracf  erf feinen  ©ie!  ©udf)en 
©ie  fortjufommen!  SHler  Sfogen  felj'  iä)  fcfyon  auf  ©ie  gerietet. " 
ÄnberS  $err  3-  33.,  er  möd&te  fid)  toor  einigen  ßorbä,  mit  benen  er 
eben  fpridjt,  gerabeju  auf  bie  ©rbe  nieberlegen  unb  öerfidjert  if)nen, 
nur  bei  iljm  fönnten  fie  in  fo  turjer  ßeit  ÜDiufif  unb  feine  Sompo* 
fitionen  lernen,  im  ©djlafe  lettre  er  i^nen  alle».    S)ie  SorbS  fagen 


*  3n  ben  öermtjd)ten  9todjrid)ten  ftanb  1837,  VII,  76  unter  „2fo3aeid)nungen" : 
„#r.  ©einriß  $erj  ljat  baS  franaöfifc^c  Äreuj  ber  Gftjrenlegiou  erhalten.  (£§ernt) 
foU  elften«  bm  ^ofenbanborben  erhalten." 


94  Ä.  £enfett,  ©oncert-@tübcn. 

freunblidf)  ju.  gn  einer  ®cfe  fifct  Jperr  ©.,  fimpel  obwohl  anftänbig 
gefleibet,  ber  Sßeftc  öon  Sitten.  »SRofftm  ift  ein  ©enie,"  meint  er,  „feine 
©oirien  ein  SluSbunb  &on  StebenSWürbigfeit."  QnU1$t  tritt  5ß.  ein. 
„@in  guter  2Kufifer,"  pftert  man  fid&  ju.  2tudj  2)u,  mein  83rutu8? 
„3Me  Verleger  wollen'8  nun  einmal  fo."  —  (Snblidf)  jie^t  3E.  ein  JBIatt 
aus  ber  Xafdje:  „ba3  finb  einmal  lieber  SRecenfionen  in  ber  9ieuen." — 
„2Bal)rf)aftig,  Rängen  jottte  man  fie,"  meinte  ein  Ruberer  toilb.  ßum 
©cljlufj  würbe  mel  getanjt.  * 


^bolpt)  Ijenfelt, 

12  d)aralteri|tifd)c  Soncert*ßtftben.     993er!  2. 

SWan  fommt  mit  Vefpredjung  biefer  ©tüben  recf)t  eigentlich  als 
fünftes  SRab  am  ©iegeSwagen  unb  f)interf)er;  benn  einmal  waren  fie 
fdjon  öor  it)rer  Veröffentlichung  in  fo  Vieler  Vefifc,  ba%  fie  ftcf),  wäre 
bie  SKotenfdfjrift  nodfj  nid&t  erfunben,  wie  bie  $omerifdfjen  ©ebidjte  öon 
2Kunb  ju  SJiunb  ober  $anb  in  §anb  fortoererbt  Ratten;  jefct  aber, 
nad>bem  ifjr  @rf feinen  befannt,  giebt  e3  faum  einen  guten  Slamer* 
fpieler,  ber  bodf)  3eber  fein  will,  ber  fie  fid)  nidfjt  augenblidflid)  Der* 
fdjtieben  unb  felbft  ftubitt  unb  geprüft.  SReue  ©ebanfen  aufjubringen, 
wirb  fomit  freiließ  fdfjwer  fein,  wie  anbererfeitS  nichts  leidster,  aU  ba$ 
SBerf  gerabef)in  fdfjön  ju  finben;  benn  e§  fjanbelt  fief)  bei  if)m  nur 
immer,  ba3  Schönere  ^etaugjulefen,  —  &on  SWittelgut  fann  feine 
Siebe  fein. 

©o  finb  wir  benn  um  ein  trefflidjeg  SBerf  reifer  unb  feiten  wer» 
ben  woljl  bie  9Reinungen  über  ben  SBertf)  einer  (Srfdjeinung  ftcf)  fo 
ungeteilt  au3fpred)en.  SKan  müfcte  aber  audfj  vergeben  t>or  Unmutf), 
wenn  im  gemeinen  Xreiben  unb  kennen  beS  Xageä  nic^t  plöfclidj  ein» 
mal  wieber  ein  junger  §elb  hervorträte,  ein  echter  Vertreter  fünftleri* 
fdjer  3ntereffen,  frifd)  unb  mutfjig  feine  Vafjn  baf)inwanbelnb.  ?fadj 
barf  er  fidfj  nidfjt  über  ©letcfjgültigfeit  ber  SBelt  befdfjweren,  fo  fetyr 
greift  baS  wafjre  Xalent  ber  3eit  gleicf)  an  topf  unb  gufe,  unb  eS 
finb  ifjm  ®t)ren  gefd)ef)en,  beren  fidj  fein  SRojart  ju  fdjämen  brauste. 

S)er  ©runb  nun  biefeS  raffen  2)urd)bringen8  liegt  in  ber  an* 
jiefjungSfräftigften  Seite  fittlidjen  unb  fünfiterifdjen  ßfiarafterS  —  in 


%.  §eitfelt,  (£oncert*etübeit.  95 

ber  Siebenamürbigfeit  unfer»  gelben,  ©eine  ©lieber  bewegen  fidE) 
frei  unb  gefällig ;  fein  ©djwert  blijjt  unb  buftet  jugleidj,  wie  man  e$ 
&on  ben  2)ama»cenerflingen  fagt;  t)on  feinem  Raupte  totfy  du  glän* 
jenber  $elmbufdf).  ©o  ift  er  mir,  faf)  id£|  iljn  am  Slabier,  audfj  oft 
wie  ein  Xroubabour  erfcfyienen,  ber  bie  ©emüt^er  befänftigt  in  witber, 
burdfjeinanber  geworfener  geit,  fie  an  bie  @infadfjf)eit  unb  ©ittigteit 
früherer  Sa^r^unberte  maf)nt  unb  ju  neuen  Xfjaten  ruft,  unb  ba 
ftufcen  wof)l  9Käbd>en  unb  3üuglinge,  xok  er  bon  Sieb  ju  Sieb  weiter 
fingt  unb  laum  ju  enbigen  weiß.  S)abei  oermag  er  aber  audfj  ben 
leibenfd)aftttd)eren  SRaturen  ju  gefallen :  feine  ©efänge  finb  ber  innig* 
ften  Siebe  unb  Eingebung  öoH;  aud^  ba»  ©dfjidfal  mag  feine  §änbe 
nid&t  au»  bem  ©piel  laffen  unb  jwang  if)n  gleidfjfam  jum  Sftoman* 
titer,  fein  ganje»  Sßefen  ift  in  Siebe  aufgegangen. 

2Bir  erhalten  fo  in  feinem  ^weiten  SBerte  jwölf  Siebe»geiange,  unb 
mit  golbener  jierlid^er  Sttfdjrift  fefet  er  über  jeben  einjelnen  ben  Snljalt 
feiner  ©dfjmerjen  unb  SBomten.  2)afc  er  baju  franjöfifdje  SBorte 
Wählte,  möd&te  idfj  if)tn  einigermaßen  üerbenfen,  ba  leine  Spraye  fo 
reic$  ift  an  SBorten  unb  ©prüdfjen  ber  Siebe  al»  bie  beutfdfje,  feine  fo 
$eQinnige»,  Xreueigene»,  ßartüerljüllte»  aufjuweifen  ljat.  Subeffen 
mag  anti)  bie«  al»  djarafteriftifdfj  gelten,  ba  ba»  ©alante,  Kfyeoale* 
regle,  fogar  äÄcmntid&'Äofette,  ba»  unferm  ©änger  bei  aüer  $er§lid(j* 
feit  eigen,  fidf)  wol)l  nirgenb»  beffer  ausnimmt  als  Don  frauj&fifdjen 
Sippen.    £ier  einige  jur  Sßrobe: 

Pensez  im  peu  ä  moi 

Qui  pense  toujourß  ä  vons! 

* 

Si  oiseau  j'6tais, 
A  toi  je  volerais. 

* 
C'est  la  jeunesse  qui  a  des  alles  dorees. 


3n  folgen  unb  äljnlid&en  Smpfinbungen  bewegen  fid)  benn  audf) 
bie  anbem  ©tücfe,  unb  e»  mag  berlei  woljl  fd&on  geiftooller,  t>er* 
fteefter,  tieffinniger  au»gefprod&en  worben  fein,  fo  jum  §erjen  fpredfjenb, 
unüerftellt  unb  anmutig  aber  gewiß  nid&t.  2Bir  fommen  fo  bem 
(£f)aratter  unfere»  gelben  nätyer,  unb  wie  einem  fotdjen  gerabe  eine 
Äunjt  jufagen  muffe,  bie  Äunft  ber  §erjen»fpradf)e  t)or  aßen  anbem, 
uufere   geliebte  äflufit.     ipabe  man  nur   ein   redfjte»  £erj,   einige» 


96  #.  §cnfc(t,  £oncert*@tüben. 

gctemt  unb  finge  bann  luftig  wie  ber  SBogel  auf  ben  3weigen,  unb  eS 
wirb  äRufif,  bic  toaljrftc  f)erauSfommen.  SBaS  Ijilft  ba  aßeS  Äbfidfj* 
teln,  abquälen!  äBem  bic  Siebe  fel)tt,  feljlt  audf)  bie  Sffhtfif,  unb  bie 
©locfe  muß  in  ber  greie  fdjweben,  fott  fie  erflingen.  Stlfo  bie  Siebe 
ift  unferS  ©ängerS  Xf)ema,  unb  er  madjt  gar  fein  §el)l  barauS  unb 
fingt*  S  big  in  bie  tiefe  9tatf|t.  2)arum  l)ören  wir  audfj  nur  iljn  immer, 
nur  ba«,  was  gerabe  iljn  bewegt;*  er  will  fonft  nid^tö  außer  fid), 
nid&ts  SfoßerorbentlidjeS  öorfteßen;  er  fingt  t)on  fid)  unb  wir  muffen' S 
t)ören. 

Sllfo  ^errfd^t  benn  aud)  bie  SWelobie  ber  einzelnen  Stimme  beinahe 
in  fämmtlidfjen  feiner  SiebeSftubieu  über  bie  anbem,  nid)t  gerabe  ju* 
fälligen  aber  audf)  nidfjt  notfjwenbigen  toor;  ja  es  liefen  fid)  trieletoom 
Anfang  bis  Snbe  einftimmig  aiifjeicfynen  unb  man  würbe  ben  @d)mu<! 
ber  Harmonie  fcott  felbft  baju  finben.  S)iefer  ©ingel*®efang  erfdjeint 
aber  fo  aus  bem  Äern  ins  ©anje  gewadfjfen,  fjat  eine  foldje  güHe  im 
einjelnen  Xon,  wie  in  ber  SKaffe  eine  SRunbung  unb  2Buc§t,  baß  man, 
oljne  ju  brechen,  faum  baran  ju  biegen  wagen  barf.  ginben  fid)  bod) 
felbft  in  ben  SDielobieengängen  guter  9Reifter  Meine' Skiffe,  Sprünge, 
mandfjeS  2öiberl)aarige,  baS  fid)  jum  9$ortf)eil  änbern  Keße;  in  ben 
ganjen  (Stuben  aber  wüßte  idf),  IjödfjftenS  jwei  bis  brei  Meine  ©tetten 
ausgenommen,  feine  SRote  anberS  ju  rieten,  als  fie  baftetjt. 

Unb  Ijierin  f>at  feine  (Santilene  in  ber  Xt)at  Stefjnlidfjfeit  mit  ber 
®ludS,  wie  benn  aud)  bie  SBiberfprüdje  ber  Reiten  einige  #efjnlidj* 
feiten  aufjeigen  fönnten  unb,  wenn  man  bem  einfadj  granbiofen  ©ttl 
(SlucfS  ben  fü^n  labtyrintf)ifdjen  ©ebaftian  83ad)S  entgegen  ftellte,  man 
im  engen  Sejirf  ber  ßlamermufif  bie  flare  SBeife  föenfeltS  ber  Der* 
fdjleterten  Sf)opinS  gegenüberfefcen  müßte.  3>amit  fei  nun  aber  nid)t 
auSgefprodjen,  ©lud  ^abe  bie  SRufif  f)bf)er  gebraut  ober  §enfelt  ließe 
ßfjopin  hinter  fidfj  jurücf.  S)a  müßte  §enfelt  bie  S3ruft  öerteugnen, 
an  ber  er  felbft  getrunfen,  ba  müßte  man  Chopin  nidjt  fennen  in  fei* 
ner  um  fo  triel  jarteren  ©djwärmerei,  feiner  götterleid&ten  SBeweglidj* 
feit,  feiner  ganjen  unenblidfj  feineren  Drganifatiou.  3a,  Diele  ber 
§enfeltfd)en  (Stuben  würben  oljne  ben  SBorgang  SfjopinS  gar  nidfjt  ba 
fein*    DieS  beiläufig,  um  einer  Unbanfbarfeit  ju  begegnen. 

§enfelts  reijeube  SWelobieen  werben'S  aber  nun  DoflenbS  burd) 
baS  fjeimlic^e  gigurenwerf,   in  baS  er  jene  toerftedt;   reidje  grüßte 

*  Soüte  bieje  s2(nfid)t  bem  oben  5lu£ge)>rodjenen,  roo  wir  §.  einen  Xrouba* 
bour  nannten,  ju  wiberforedjen  jdjemen,  fo  bemerfen  wir,  ba&  fid)  jenes  93üb  me^t 
auf  bie  Slrt  feines  Vortrags  bejieftt.    [Sd).] 


föücfblicf  auf  bag  Sei^^tger  SDhift&e&eit  im  SBütter  1837—1838.  97 

aus  grüner  3^9*  un&  SSlätterfüHe  fjerauSqueßenb.  Unb  l)ter  muffen 
wir  uns  namentlich  feines  forgfamen  gleifeeS  erfreuen,  mit  bem  er 
(aber  nidjt  in  melobifcJjem  33etracf)t  fonbern  im  auSfüßenben  f)armo* 
nifdfjen)  bie  SBäffc  unb  Söttttelftimmen  bet)anbelt,  bie  ©ctoiff entjaftig  * 
feit,  mit  ber  er  aßeS  anorbnet,  baft  fidj  baS  (Sanje  öortf)eili)aft  aus* 
neunte  unb  babei  baS  ©injelne  fidf)  fein  unb  gehörig  unterfcf)eibe. 
9iamentlid(  ift  if)m  eine  gigur  eigen,  beren  erfte  SBurjef  id(j  in  ber  in 
biefem  §efte  leiber  nid)t  enthaltenen  ©täbe  in  H  dur 16  ju  erlennen 
glaube,  unb  bie  er  ju  wieberfyolten  SRalen  anwenbet  unb  immer  äufjerft 
wof)lftingenb, 

§öre  man  bieg  nun  aßeS  öon  if)m  fetbft,  wenn  er  fidj  ju  guter 
©tunbe  manchmal  ans  (Slamer  fefct  (er  behauptet  guweilen,  er  wäre 
ber  elenbefte  ©pieler),  orbentltd)  f)ineinwacf)fenb  in  fein  Snftrumeut 
unb  ©inö  mit  iljm  werbenb,  Ort  unb  ßeit  toergeffenb,  unbefümmert, 
ob  Sünftler  ober  dürften  neben  if)m  fielen,  wie  er  bann  wotjl  aud) 
plöfctiel)  laut  auffingt,  un&erwüftlicl)  unb  fid)  fteigemb  bis  jum  ©dilufc* 
aecorb  unb  bann  wieber  oon  t>orn  anfangenb,  unb  man  wirb  if)n  einen 
gottbefeelten  Sänger  nennen  muffen.  ®a  füljlt.man  ben  Ringer  beS 
(Senium 

SKannigfad^e  ^Betrachtungen  liefen  fidj  nod)  an  bie  @rf Meinung 
btefeS  gelobten  SHinftlerS  fnüpfen:  —  bie  freubigften,  ba  er,  um  ju 
fdfjaffen,  nur  bie  £anb  auf  bie  Xaften  ju  legen  brandet,  —  aud>  einige 
bebende,  ba  anbererfeits  baS  ?lufentf)altlofe,  ßerftreuenbe  beS  SBir* 
tuofenlebenS  bem  t)öf)eren  gorfdjen  nnb  ©Raffen  ©intrag  tfjut,  ju 
bem  ©lüdf  unb  tieffte  ©infamfeit  gehört.  £)odj  ftefjt  er  nodf)  im  erften 
©lang  ber  3ugenb,  unb  fo  hoffen  wir  it)m  balb  wieber  ju  begegnen, 
wo  wir  un§  über  mandjeS  feilte  3urücfgef|altene  nod)  beS  S3effem 
auSjufpredjen  geben!en.  Robert  ©d&umann. 


«ädüüick  auf  Us  «einiger  Ütoftklebett  im  Winter  1837—1838. 

©inn  unb  ©efcfymadf,  bie  in  unfern  Slbonnementconcerten  oor* 
^errfd^enb,  ju  beurteilen,  brauchen  wir  nur  auf  bie  2Baf)l  ber  aufge* 
führten  ©tüdfe,  auf  bie  barin  beüorjugten  SReifter  gu  merfen.  Unb, 
wie  in  ber  Drbnung,  treffen  wir  t)ier  am  Bfteften  auf  SRojart  (17mal), 
t>ann  auf  S9cct^ot>cn  (15mal);  i^neu  junädjft  fielen  SBeber  mit  7, 
£atjbn  mit  5  Hummern;  jwifc^en  3  unb  5  würben  oon  ßfjerubini, 

©flu  mann,  ®ef.  ©Triften.  II.  7 


98  SRücfbticf  auf  baä  Seidiger  aJhtfttteben  im  Sinter  1837— 183B. 

©poJjr,  9Kenbefäfof)n  unb  Stoffini  gezielt;  2mal  famen  §anbet,  83adj, 
SSogler,  ©imarofa,  Wlfynl,  DnSlom,  SWofd^cIeS  üor;  Intal  Sßaumann, 
©alieri,  9Hgf)ini,  geSca,  §ummet,  ©pontini,  aRarfdfjner  u.  S(.  in. 
Sic  befannteren  SMfter  maren  mithin  fammilidf)  öertreten  unb  bic 
erften  am  fjäufigften.  Stufterbem  begegnen  mir  einigen  Kümmern  neu* 
fter  ©omponiften  unb  jtoarbrei  neuen  ©tympljomeen,  öon  Xägltdf}§* 
beef,  Norbert  SBurgmüIler  [Cmoll]  unb  ®ät)ridfj,  toon  benen  fid> 
bie  lefete  ben  raufdfjenbften  SBeifaCt  ertoarb,  obgleich  it)r  bie  ©t)tnpf)onie 
t)on  £äglidf)$becf  nic^t^  nachgab,  bie  öon  S3urgmiitter  aber  beibe  t)in* 
ter  fid)  ließ ;  ja  fie  fc^eint  mir  beinahe  ba8  bebeutenbfte,  nobelfte  SBerf 
im  ©tjmpfjonieenfacf),  ba8  bie  jüngere  ßeit  t)eröorgebratf(t,  itjrer  mufi* 
falifd)en  SRatur,  it)re§  ungern  öfjnlid)  fd)ön  unb  fräftig  ausgeprägten 
3nftrumentalcf)arafter3  falber,  trofcbem  baft  fie  an  ©pol)r  erinnert, 
aber  nid)t  ttrie  eine  Sftadfjaljmung  aus  SrfinbungSfd^tDäc^e,  *  fonbern 
baffelbe  eble  ©treben  be8  SeJjrerS  banfbar  oerfolgenb.**  2)a§  Xrio  beä 
©dfjerjo  mag  too^I  meiftermürbig  genannt  toerben,  toie  ber  ©d)lufc  ber 
ganjen  ©gmptjonie  eine  SSora^nung  be3  XobeS,  ber  tiefen  Süngting 
ju  früt)  t)on  un8  genommen.  3n  ben  @t)mpf)onieen  ber  beiben 
anbern  Ferren  fauben  ftd)  toiel  33eert)ot)enfdf)e  Kad^flänge  bei  fonft  ge* 
fdf)icfter  Arbeit  unb  3nftrumentirung.  Sin  §auptoorjug  ber  öon 
(SäJjridf)  beftanb  in  ber  Äürje  ber  einzelnen  ©äfce,  ba8  Äbagio  auS* 
genommen,  ba8  nun  einmal  Seinem  meJjr  gerätselt  tritt. 

95on  größter  JSebeutung  mar  ein  neuer  Sßfalm  öon  2Keubel8* 
fofjn,  mit  ben  StnfangStoorten:  „2Bie  ber  §irf<j)  fd^rett  nadf)  frifd&em 
SBaffer",  beffen  Unterschieb  toon  einer  frühem  geiftlidjen  Sftufif  beffel* 
ben  SffteifterS  man  im  ©oncert  für  bie  Slrmen  wat)rnef)men  fonnte,  in 
bem  ein  älterer  $falm***  üon  9Renbeföfof)n  biefem  neuem  vorgegeben 
mürbe.  SSBie  un3  nun  aWenbeföfofjn  feit  lange  fd)on  aU  bie  gebilbetfte 
Äunftnatur  uuferer  läge  gilt,  in  allen  ©attungen,  im  $irdf)enftil 
toie  im  ©oncertftil,  im  Sfjor  toie  im  ßieb  gteid)  eigentümlich  unb 
meifterfjaft  toirfenb,  fo  glauben  mir  ifjn  namentüdf)  in  biefem  42ften 
Sßfalm  auf  ber  f)öd)ften  ©tufe,  bie  er  aU  Äirdiencomponift,  bie  bie 
neuere  Äird^enmufif  überhaupt  erreicht  Ijat.    S)ie  ®ra$ie,  in  ber  baä 

*  3n  &cr  Sei^^rift  unb  in  ben  6djriften :  „(SmpfinbungSfdjmädje"  —  bodj 
roof)I  ein  $rucffel)ler. 

**  $on  31,  Burgmauer  mar  neulich  audj  ein  ,§eft  bei  $ofmeifter  er|d}ienener 
Steber  f)öd)ft  lobenb  angefünbigt;  nad)bent  mir  fie  jeft  genauer  fennen  gelernt, 
muffen*  autf)  mir  fie  ben  rreffüdjften  ber  neueren  &etjäf)(en.  Unb  fo  ßiner  mufetc 
fterben!    [Sei).] 

***  y\alm  115  „Non  nobis  domine". 


SRücf&Ucf  auf  ba$  geiziger  SRufifteben  int  SBinter  1837—1838.  99 

§anbtoerf,  bie  Sunft  ber  Arbeit,  bic  foldjer  Stil  cr^eifd^t,  fidj  f)ier 
offenbart,  bie  3artf)eit  unb  9ieinfid(ieit  ber  33ef)anMung  jebeS  (Stnjel* 
neu,  bie  Äraft  imb  3nnerlid)feit  ber  SWaffen,  öor  SlHem  aber,  ba  toir'3 
nun  nid)t  anberS  nennen  f&nnen,  ber  ©eift  barin  —  man  ftef)t'8  mit 
greube,  toa3  tf)tn  bie  ßunft  ift,  toaS  fie  uns  burdj  if)n. 

Unb  freiließ  befommen  in  biefem  33etrad)t  junge  Sünftler,  bie  üjre 
SBerfe  E)icr  aufführen  laffen,  einen  gefätjrlidjen  ©tanb,  fo  fefjr  aud) 
immer  bie  ©irection  jur  beftmöglidjften  SluSfüljrung  beiträgt,  bafc  fie 
fid)  e3  !aum  beffer  tt>ünfd)en  fönnen.  28ir  fjaben  alfo  toon  einer  neuen 
Dutoertüre  [Emoll]  üonDr.2.  Äleintoädjter,  ber  einzigen,  bieunS 
biefer  SBinter  öon  neuen  braute,*  nod)  ju  fagen,  bafj  fie  ifyreä  freunb* 
liefen  £f)arafter3,  iljrer  leichten  SBctocgtid^feit  falber  t)om  publicum 
jiemlid)  gut  aufgenommen  ttmrbe,  offne  iJjr  einen  größeren  ®unfttoert§ 
beilegen  ju  bürfen* 

3)ie£  über  bie  E)icr  jum  erftenmal  aufgeführten  ©ompofitionen 
junger  SHinftter.  Slu&erbem  braute  un$  eine«  ber  früheren  Soncerte 
jum  erftenmal  58eett)ot>en3  „glorreidjen  Stugenblid",  beffen  ®nt* 
ftefyung  befannt  ift.**  ©8  mag  tooljt  ju  ben  unt>ergefclid(en  Srlebniffeu 
ju  rennen  fein,  bie8  2Ber!  unter  33eetf)otoen3  eigener  Seitung,  in  einem 
benfnmrbigen  ®efd)id)t8augenblid,  in  Umgebung  ber  fjödjften  $oten* 
taten,  @efanbtfd)aften  :c.  gehört  ju  Ijaben,  unb  aud)  bie«  toeggenom* 
men,  tote  bei  unferer  Shtffüfjrung,  bleibt  nod)  manche  Stelle  ber  2Rufif, 
bie  nodj  leiblich  toirfen  tutrb  nadj  3af)rf)unberten.  Unredjt  aber  tf)ut 
man,  fotd)e  © elcgenl) eitStt>cr!c  großer  ffiünftter  mit  ifjren  anbem  @e* 
niuSeingebungen  dergleichen  p  wollen;  f)ier  ift  eben  ber  Stimmer 
be$  glüd)tigen  unb  gefälligen  ba3  ©eniale,  nrie  benn  jene  fleinen 
©oetljefdjen  ®ebid)te  t)on  SDtoftern,  bie  bie  ©ad)e  öerftefjen,  tote  öon 
if)m  felbft  gar  f)od)  angefdjlagen  ttmrben.  Sin  foldjeä  SBefen  toaltet 
benn  aud)  in  biefer  Sompofition,  babei  eine  faft  ironifdje  ©reite  unb 
Sßrad)t,  bis  bann  auf  einmal  in  einzelnen  Momenten  ber  ganje  9Jtei* 
fter  lädjelnb  unb  in  SebenSgrbfce  oor  unS  ftel)t.  ©aju  nun  ein  ©e* 
bid)t,  fo  nriberfjaarig  jum  Somponiren  toie  eine  *ßinbarfcf)e  §t)tnne, 
unb  man  fyat  ein  fd)toad)e§  93ilb,  in  radier  SBebrängnife  ber  Sompcr 
nift  fein  SBerf  ju  Snbe  gebraut,  bafe  if)m  übrigen«  als  einem  ftarfen 
Patrioten  fidjerlid)  aud)  am  §erjen  gelegen. 


*  föedjnen  mir  ba$  Soncert  für  bie  Starten  mit,  fo  mußte  man  aud)  bie  jum 
Duc  de  Guise  öon  DnSloto  erwähnen,  bie  un$  inbefc  nur  wenig  ober  gar  nidjt 
äugefagt.    [©$.] 

**  $ie  Kantate  würbe  1S14  jum  SBiener  £ongre{$  componirt. 


100        SRücfbücf  auf  ba$  fietpstger  SRuftf  leben  im  SBinter  1S37— 183S. 

3ßo  uns  enblidf)  aber  watjrtjaft  SfteueS,  Unerhörtes  geboten  würbe, 
lauter  StlteS  nämlid),  war  in  einigen  ber  legten  Soncerte,  in  benen 
uns  SDieifter  t)on  93ad(  bis  auf  SBeber  in  d(jrouologifdf)er  golge  toor* 
geführt  würben,  ©in  ©lücf  ift  eS,  baß  unfere  SBorfaljren  nicfjt  etwa 
vorwärts  gebreljte  l)tftorifd()e  ©oncerte  toeranftalten  fonnten;  bie  £anb 
aufs  §erj  —  wir  würben  fdf)led)t  befielen,  ©o  glüdlidf)  eS  nun 
machte,  was  man  ju  f)ören  befam,  fo  waf)rf)aft  mißmutig,  was  man 
fjier  unb  ba  bar  üb  er  fjören  mußte.  SllS  ob  toir  93ad£j  ehrten  ba* 
burdj,  als  ob  wir  meljr  wüßten  als  bie  alte  3eit,  traten  2Randf)e  unb 
fanben  eS  curioS  unb  intereffant  jugleidj!  Unb  bie  Senner  finb  bie 
@d)limmften  babei  unb  lädjeln,  als  ob  S3adE>  für  fie  getrieben  —  ©r, 
ber  uns  jiemlid)  fammt  unb  fonberS  auf  bem  fleinen  ginger  wiegt  — 
£änbel,  feftfteljenb  wie  ber  §immel  über  uns  —  ©lud  nidf)t  minber. 
Unb  man  ijört  eS,  lobt  eS  unb  benft  nid)t  weiter  ber  ©adje.  2Bal)r* 
ijaftig,  idj  fdfjäjje  bie  neue  3^*  wib  verfiele,  üeref)re  SRetjerbeer;  wer 
mir  aber  in  fjunbert,  was  fag'  id),  in  fünfzig  Sauren  t)iftorif($e  ©on* 
certe  verbürgt  in  benen  eine  SRote  Don  SWe^erbeer  gefpiett  wirb,  bem 
will  id£)  fagen :  „93eer  ift  ein  ©Ott  unb  id)  Ijabe  mid)  geirrt". n 

lieber  bie  33ad)fd)e  3Ruftf,  bie  gegeben,  läßt  fidE)  wenig  fagen; 
man  muß  fie  in  ben  §änben  Ijaben,  ftubiren  möglid£)fi,  unb  er  bleibt 
unergrünblid}  wie  üorf)er.  §änbel  fdjeütt  mir  fdjon  menfcf)licf)*erl)a* 
bener;  an  ©lud  öerwirft  man,  wie  gefagt,  bie  SÜrien  unb  läßt  bie 
©f)öre  paffiren,  b.  1).  man  nimmt  ber  ©tatue  eines  ©otteS  baS  etwaige 
Sodengefräufet  um  bie  ©tirn  unb  lobt  nidjtS  als  feine  Seinen,  fei* 
nen  SorpuS. 

2Bünfd)enSwertlj  aber  wäre  eS  immerhin,  man  gäbe  alle  Safjte 
foldje  ©oncerte  unb  mehrere  jwar;  bie  ©infättigen  lernten  babei,  bie 
Älugen.lädjelten:  furj,  ber  SRüdfdjritt  wäre  trießeid)t  ein  SBorfd&ritt. 

3u  erwähnen  giebt  eS  nod),  baß  biefen  brei  3Äännern*  als  bie 
bebeutenbften  nachfolgten,  im  j weiten  ©oncert :  §at)bn,  Naumann, 
©tmarofa,  9tigf)ini,  im  britten:  Sttojart,  ©alieri,  ÜK£t)ul, 
Ä.  föomberg,  im  vierten:  Slbt  SBogler,  93eett)Otoen  unb  ©.SR. 
ö.  SBeber;  aus  bereit  vorgeführten  SBerfen  wir  außer  ber  StbfdjiebS* 
ftjmpljonie**  üon  §at)bn,  einem  nod&  ungebrudten,  Ijödjft  9Kojartfd)en 


*  2htdj  fear  ein  (Soncert  üon  SB i  o  tti  ber  53adj*.§änbetjdjen  $criobe  einöer* 
leibt;  §r.  (Soncertmeifter  SJabib  fpieltc  e3  in  glücflidjfter  ©tunbe,  mit  größtem 
®eifaü\    18*.] 

**  $ie  SJluftfer  (au*  unjere)  löfdjten  babei,  wie  befannt,  bie  Siebter  aus  unb 
gingen  fachte  baöon;  au*  fadjte9ttemanb  babei,  t>a  c$  gar  nidjt  aumfiadjenttwr.  [Sd).] 


9iüdbücf  auf  ba$  Seidiger  2Rufifleben  im  hinter  18;i7— 1836.  101 

Quartett  au$  beffen  3aibe,  einer  Cuüertüre  üon  Slbt  SSogler,  ben 
feine  ßcitgenoffen  unferer  Meinung  nad)  bei  äßeitem  nidfjt  fyod)  genug 
gefd&äfct, ls  al3  ba3  Sntereffantefte  eine  ©gmpljome  t)on  2ÄÄ)ul  [G  moll] 
au3}eid£)nen;  fo  [wenig]  unterf  Rieben  üon  beutfd)er  ©tjmpljonieenweife 
erfdjeint  fte  uuä,  babei  grünblid)  unb  geiftreid),  wenn  aud)  nid)t  oljne 
äWanter,  baß  wir  fie  auswärtigen  Drcljeftern  nid)t  genug  empfehlen 
fönnen.  SWerfroürbig  babei  war  audE)  bie  Slef)nlid)feit  be§  legten 
©afce$  mit  bem  erften  ber  C  moll*©t)mpl}ome  toon  33eetl)ot>en,  unb 
ber  ©dfjeräoS  berfelben  beiben  ®gmpf)onieen,  unb  jwar  fo  auffaßenb, 
baß  f)ier  eine  Sfteminiäcenj  üon  ber  einen  ober  ber  anberen  ©eite  im 
©piel  gewefen  fein  muß;  auf  weldjer,  vermag  id)  nid&t  ju  entfdfjeiben, 
ba  mir   ba3  ©eburt$jaf)r  ber  9Jldljulfd)en  nid)t  be!annt  geworben.19 

2)ie3  waren  benn  unfere  trier  t)iftotifd)en  Soncerte,  um  bie  un3  2Kan* 
dfjer  beneiben  wolle.  3^ar  ließen  ficf)  mit  leichter  SKüfje  SluSftetlungen 
gegen  bie  Reihenfolge,  bie  2Baj)l  ber  ©tüdEe  :c.  aufbringen,  ließe  fid) 
bebeutenbe  t)iftorifd)e  ©eleljrfamfeit  entwideln;  nehmen  toir  banfbar  an, 
was  uns  geboten  würbe,  {ebenfalls  aber  mit  bem  SSunfd),  beim  2tn* 
fang  nid£)t  fielen  bleiben  ju  wollen. 

2)a8  erfreuenbc  93ilb  ju  öoßenben,  fd)ließen  wir  mit  §ert)or* 
t)ebung  ber  einzelnen  Sünftler  unb  Äiinftterinnen;  mit  beren  Sßortragcn 
bie  größeren  Drdfjefterauffütjrungen  burdjwirft  waren. 

Sil«  intereffantefte  Srfdjeinung  ftet)t  äKiß  Clara  SRotoello  oben  an. 
©ie  fam  oon  ßonbon  aus  bem  Greife  if)r  befreunbeter  Sünftlerinnen 
•  erften  SRangeS ;  man  läßt  fid)  ba§  wof)l  audf)  in  fieipjig  gefallen,  ©eit 
3af)ren  t)at  mir  nichts  fo  wot)lgett)an  als  biefe  ©timme,  bie  ficf)  überall 
fennt  unb  betjerrfcljt,  beS  jarteften  SßoljtlauteS  üoH,  jeber  Xon  fdfjarf 
begrenjt  wie  auf  einer  Xaftatur,  biefer  ebelfte  SSortrag,  if>rc  ganje  ein* 
fadfje  befdfyeibene  Äunft,  bie.  nur  baS  333er!  unb  ben  @d)öpfer  glänjen 
läßt.  äBorin  fie  nun  in  itjrem  Slement,  in  bem  fie  geboren  unb  groß 
geworben  ift,  baS  war  Jpänbel,  fo  ba%  ftcf)  bie  Seute  öerwunbert  frag* 
tcn:  „3ft  baS  §änbel?  ftann  §änbel  fo  fdjreiben?  3ft  baSmögtid)?" 
9Son  foldfyer  Sunft  beS  SSortragS  fann  fefbft  ber  ßomponift  lernen; 
ba  befommt  man  wieber  9td)tung  t)or  ben  barftellenben  ßünftlern,  bie 
unä  fo  oft  Saricaturen  geben,  weil  fie  ju  frül)  aus  ber  ©d)ule  ge= 
laufen;  toor  foldjer  Äunft  bricht  all  baS  ©teljenwerf  jufammen,  worauf 
un«  gewöhnliche  SSirtuofität  über  bie  ©djultern  ju  feljen  glaubt;  furj, 
2Kiß  Klara  SKotoeüo  ift  feine  äßalibran,  feine  ©ontag,  fonbem  fie  ift 
eS  t)öd)ft  felbft,  wa§  fie  ift,  unb  fann'S  i^r  9liemanb  nehmen. 

SBor  unb  nac^  if>r  wec^felten  $rl.  ©Riegel,  Wlab.  93ünau*@rabau 


102         Sftücfbittf  auf  baS  Seidiger  Sflufif  leben  tm  SBintcr  1837—1838. 

unb  9JJab.  Soljanna  ©dfjmibt  als  ©olofängerinnen,  mtb  ganj  julefct 
traten  noef)  %xl.  Slugufte  SEBcmer  unb  grl.  SJotgorfdjef  aus  Bresben 
auf.  Srftere,  als  eine  fd)öne  ©eftalt,  war  woljl  gelitten;  bie  anbern 
©amen  Ratten  freilidE)  einen  großen  Siebling  beS  SßublicumS,  ber  uns 
in  Klara  SRoüeßo  fortgegangen,  ju  erfe^en,  tt>o  tuir  uns  bann  loben 
muffen,  ba  wir  traten,  als  toäre  md^td  gefdfjeljen,  unb  beibe  befannte 
immer  gern  gehörte  Sängerinnen  mit  bem  alten  SBeifaQ  aufnahmen, 
grf.  Sßerner  war  uns  aus  Bresben  jurücfgefeljrt,  too  fie  nod^i  ein 
Safjr  jugelernt  Ijat.  grl.  SBotgorfdfjef  enblid)  t)at  einen  wahren  §el* 
ben*SKlt,  glänjenbe  italienif^e  9Jtetf)obe  unb  etwas  £erauSforbernbeS, 
wie  man  eS  wot)l  bei  Dpernfängerinnen  finbet;  eS  würbe  i^r  ber  erfte 
®rab  beS  33eifallS,  ber  fid)  leidfjt  am  ©cf(all  erfennen  läfet ;  eine  ätie 
mufete  fie  wieberljolen. 

SJon  auswärtigen  (Sängern  befugte  uns  nur  £r.  ©enafi  aus 
SBeimar  unb  fang  eine  Sattabe  „©djwerting"  mit  reifer  £)rd)efter* 
Begleitung,  über  ber  fief)  nur  eine  männliche  ©timme  aufredet  galten 
fann,  wie  ber  Somponift  fein  SBerf  aud&  mit  geuer  unb  Setbenfd^aft 
barftetlte. 

33  on  fremben  Snftrumentalmrtuofeu  Ijatte  man  auf  SiptnSli  unb 
üifjt  gerechnet,  bie  jebod)  ausgeblieben;  §enfelt  fpielte  nur  einmal  in 
feinem  eigenen  Soncert.  ©o  tjörten  wir  benu  beS  ®uten  unb  ©d)önen 
mancherlei  üon  ben  §§.  Äotte  aus  Bresben,  SBlagroüe  aus  Sonbon, 
Koncertmeifter  §ubert  9tieS  unb  G.  ©djunfe  aus  33erlin,  XI).  ©aef 
aus  ipamburg,  ben  jungen  Nicolai  ©d)äfer,  SK2).  Stifter  (Kontrabaß), 
Stapler  aus  SKagbeburg,  Souis  Singer  aus  KlauStljal,  unb  in  bun* 
ter  3fteif)e  jwifc^enburc^  SBorträge  ber  Drdjeftermitglieber,  unter  benen 
bie  ber  §§.  Elueifcer,  Ut)trid),  ©renfer,  §einje  unb  ipaafe  als  bie 
bebeutenbften  auSjujeidOnen  finb,  mit  einigem  ©tolje  julefct  nodj  ber 
öfteren  SWeifterleiftungen  ber  §§.  3RenbelSfot)n  unb  2)at)ib  fowie  ber 
feinften  unb  fünften  aller  Sünftlerinnen,  Klara  SSiecf,  ju  gebfttfen. 

St)e  wir  üon  ben  ©ewanbtjauSconcerien  auf  ein  §albjat)r  Slbfdjieb 
nehmen,  möchten  Wir  noct)  erft  it>ren  40  bis  50  SBerttetern  im  Drd)e< 
fter  einen  ©Ijrenfranj  auffegen.  SBir  t)abeu  feine  ©oliften  wie  33rob 
in  SßariS  ober  §arper  in  ßonbon;  bod)  motten  ftdf)  felbft  faum  biefe 
©täbte  eines  folgen  ßufammenfpielS  in  ber  ©^mptjonie  rühmen  fön* 
nen.  Unb  bieS  liegt  in  ber  Statur  ber  3Jert)ältuiffe.  2)ie  äßufifer 
bilben  t)ier  eine  $amilie,  bie  fiel)  täglich  fetjen,  tägtiefj  üben;  es  finb 
immer  biefelben,  fo  bafc  fie  mot)l  bie  33eett)ot)enfd}en  ©t)mpf)omeen 
ofyne  Notenblatt  fpielen  f bunten.    S)aju  nun  einen  ßoncertmeifter,  ber 


mdbüd  auf  ba3  Seidiger  2Jhifif(e&en  im  ©tnter  1837— 183$.         103 

ebenfalls  j.  95.  bic  Partituren  be8  Sedieren  auäwenbig,  einen  SMrector, 
ber  fte  gleichfalls  atö*  unb  inwenbig  weife,  —  unb  ber  ©fpentranj 
i[t  fertig.  Sin  befonbereä  Statt  wünfd)te  idf)  nod)  bem  *ßaufenfd£>lager 
i)c8  DrdEjefterS  (§rn.  Sßfunbt) '  jugetf)eilt ,  ber  immer  wie  Slifc  unb 
Bonner  ba  unb  fertig  ift;  trefflidfj  fpielt'er  fie. 

ßiemlidfj  baffelbe  Drdjefter,  feine  jüngeren  Sföitglieber  wenigftenB, 
finbet  man,  wie  befannt,  in  ben  Einteerten  ber  ©efeßfdjaft  ©uterpe 
wieber.  Sie  &afjt  itjrer  ©oncerte  war  jwölf,  wie  tjertömmlid),  ba3 
Socal  im  ©aal  bc«  ipotel  be  fotogne,  ber  2Hufif  übrigeng  wenig 
günfiig.  Referent  mu|  fidf)  aber  bei  2tuffüljrung  tfjrer  Seiftungen  liier 
unb  ba  auf  Referate  Dritter  bejie^en,  ba  er  nid^t  allen  Aufführungen 
beigewohnt,  ©ine  $Bergteidf)ung  ber  ©oncertjettel  lägt  SBeetfyotoen  als 
f)ier  betoorjugten  Sföetfter  erfennen;  e8  würben  fedf)8  ©ijm#)onieett  öon 
if>m  gefpielt.  ^a^bn  fet)lt  gän^lid),  wa§  wot)l  ein  3ufaß  Ift;  SKojart 
finbet  fidf)  jweimal,  ©poijr  einmal.  9ieue  ©tjmptjomeen  gab  man 
jwei,  Dom  ^Dirigenten  ber  ©oncerte  ß.  ©.  SKüIler  bic  eine  [Fdur, 
bie  anbere  toon  SB.  ©örgel  [Cdur].  Severe  folt  nid)t8  Stu&erorbent* 
lid)t%,  fonft  aber  einen  gefdfjitften,  im  Drcljefter  aufgeworfenen  9Jtuftfer 
t>erratt(en  tjaben.  ®ie  erftere  erwähnten  wir  fdfjon  mit  einigen  SBorten 
in  einer  früheren  Kummer;  fie  ift  bie  vierte  be3  ©omponiften  unb  man 
merft  ba3  an  ber  rafdfjeren  geber,  bie  nidfjt  metyr  wie  früher  an  ©in* 
^elnljeiten,  an  Keinen  giguren  :c.  Rängen  bleibt.  SBir  nannten  fie 
aud)  Reiter ;  boct)  lommt  bie  ©timmung  t>ielleid)t  nidfjt  toon  innen  unb 
forbert  etwa  mef)r  jum  $ftad)benfen  über  bie  §eiter!eit  auf.  Sludf)  alä 
wäre  ber  ©omponift  felbft  mifctrauifd)  gegen  fein  latent  ber  üuftig* 
feit,  untertritt  er  ftcj)  oft  in  ben  einjelnen  ©äfcen  burd)  langfamere 
^wifdfjenperioben,  in  ber  Art,  wie  man  e3  in  Dielen  ber  fpäteren  Sir* 
beiten  SeetfjoöenS  finbet,  bereu  ©inbrud  auf  unfern  ©omponiften 
überhaupt  oft  jiemlidf)  fühlbar  t>ert)ortritt.  ©igentt)üm(idj  ift  baä  3n* 
termejjo  im  33ier*33ierteltact  an  be3  ©d&erjoS  ©teile.  3m  legten  ©afc 
getjt  e8  wnnberlid)  unb  topf  über ;  bodf)  toermiff  id^  in  iljm  ben  feine* 
reu  SDuft,  bie  Sßoefie,  bie  ben  §umor  erft  liebenSWürbig  madjt.  — 
>8on  Duöertüren  werben  an  ben  ©uterpe»9lbenben  meiftenS  jwei  gege* 
ben;  t)ier  treffen  wir  auf  SBeber,  ©Ijerubini  u.  ®.  S3on  33eetl)Oüen 
war  e3  namentlich  bie  in  Cdur  in  .itjrer  waf)rt)aft  t>ernid)tenben  ®e* 
nialität,  bereu  §luffüt)rung  banfenSwertl) ;  fie  ift  bie  namlid)e,  glaub' 
idj,  auf  beren  Xitel  fid)  93eett)ot>en  be§  StuSbrudS:  „gebietet  t>on* 
ftatt  be8  „componirt  toon"  bebiente.  2luf$erbem  eine  neue  jur  Dper 
üteanbro  öon  ß.  ®,  äRüller,  unb  bie  jum  Oratorium  „®utenberg* 


104         SRücfblicf  auf  baS  Seidiger  auftrieben  im  SBinter  1837—1836. 

öon  ßoewe,  leitete  fo  oberffäc^Iid^  tote  erftcre  fleißig  gearbeitet  Un* 
ter  ben  neuen  ber  ©efeflfdjaft  jur  21uffüt)rung  überlaffeuen  Duüertüren 
im  SWanufcript  bemerfen  wir,  au&er  welken  üou  g.  9iot)r  (in  SRei* 
ningen),  G.  Sonrab  (in  ßeipjig)  unb  3.  SRüfjling  (aus  SKagbe* 
bürg),  als  intcreffant  bie  jucSc^illerS  Räubern"  öon  ©rnft  SB e ber 
aus  ©targarb,  bie  wilb  unb  barbarifdj  inftrumentirt,  einjelne  merf* 
würbige  3nfttumentalfd£)5nf)eiten  entfaltet,  ber  21rt,  bafc  fid)  ber  Som* 
ponift  tnelleid&t  felbft  üerwunbem  mufc,  wenn  er  fie  f)ört;  beim  eS 
fdjeint  mir  nod|  nidjt  allc§  aus  fünftlertfd)em  SBewufctfein  gefloffen. 
SBon  SBirfung  ift  namentlich)  baS  jerftücfelt  angebrachte  Sftäuberlieb 
„(Sin  freies  Seben",  unb  öon  eigentümlicher  SBebeutung  ber  ©d^Iu§ 
beS  Oaitjen  auf  ber  Dominante.  SJon  SßariS  gefommen,  würbe  bie 
Duüerture  rjietleidjt  t)on  aufmerffameren  Df)ren  gehört  worben  fein  wie 
bie  nun  befannte  ju  ben  Francs-Juges  toon  SBerlioj,  mit  welker  baS 
erfte  ßoncert  eröffnet  würbe. 

Unter  ben  ©oloüorträgen  erhielt  man  manches  SRittetgnt,  ba  be* 
fanntlidf)  3eber,  ber  auftreten  will,  jugelaffen  wirb,  ©inige  SluSwaf)! 
wäre  bemungead(tet  ju  wünfdjen.  2)er  erfte  SßteiS  gebührt  ,§m. 
Uljtridi  mit  einem  SipinSfifdjen  ßoncert,  irre  id)  nidf)t,  in  D  dur,  beffen 
farmatif^e  SBtlbfjeii  unfer  SBirtuoS  fo  ju  fagen  mefjr  rjermenfd)lidf)te, 
fogar  jarter  als  ber  ßomponifi  felbft  fpielte,  ber  freilidj  wieber  feine 
anbern  ®öttlid)feiten  $at  3Bäf)renb  man  in  ßoncertcompofitionen 
Stnberer  pufig  burd)  Gemeinheiten  beleibigt  wirb,  bricht  in  ßipinSfi* 
fdjen  oft  etwas  t)6d)ft  SWobleS  Ijinburdf);  es  ift  biefer  Unterfd(ieb  be* 
merfenSwertf) :  bort  fällt  baS  ©emeine  auf,  l)ier  baS  (Sble,  wiewohl 
fie  im  ©anjen  auf  jiemlid)  gleicher  ßunftlinie  fteljen  fönnen, 

©inen  @d)afc  üon  Äunft  boten  aud)  biefen  SBinter  bie  Quartette 
im  flehten  ©aale  beS  ©ewanbfjaufeS,  Don  ben  £§.  2)at)ib,  Ul)lrid) , 
Queifeer  unb  ©rabau  —  an  adjt  Slbenben  öierunbjwanjig  9htm* 
mern  nämlid),  barunter  als  ßoftbarfeiten  elfter  ©rbfce  bie  in  Es  dur 
(SBerf  127;  unb  Cismoll  üon  33eetf)oüen,  für  bereu  ©röfce  wir  feine 
SBorte  aufjufinben  üermödfjten.  ©ie  fdfjeinen  mir,  nebft  einigen  £f)ö* 
ren  unb  Crgelfad^en  t>on  @eb.  33adf),  bie  äufcerften  ©renken,  bie 
menfdf)lid£)e  ßunft  unb  5ßf)antafie  bis  je&t  erreid&t;  Auslegung  unb 
(Srflärung  burdf)  SBorte  fdjeitern  f)ier,  wie  gefagt.*    dagegen  ergingen 


*  3n  einem  (Sonccrtberidjt  in  ber  SBrocfljauSfdjen  Mgem.  3tg.  fogt  Schümann 
einmal  über  bie  legten  23eetf)ot>enfd)en  Quartette:  „(£3  ift  tr»af)r,  jum  SSerftänbnijj 
jener  fpätern  93cett)Oüenfdjen  [Quartette]  geljört  meljr  aiä  bloß  £uft  jum  §öreu;  ber 
empfängliche,  offenfte  SJhififmenfdj  wirb  ungerührt  öon  ifjnen  gefeit,  wenn  er  nicfjt 


<L  25.  gilfatt,  (grüben.  105 

fid}  jwei  ganj  neue  Quartette*  üon  SERcnbelgf oijn  in  fo  ftf)ön 
menfd)lid)er  Sphäre,  tote  man  es  t>on  if)m  als  Sünftler  tote  als  9Äen« 
fd&en  erwarten  fann.  Sluclj  Ijier  gebührt  if)m  bie  Sßalme  unter  ben 
ßeitgenoffen,  bie  iljm  nur,  wenn  er  nodfj  lebte,  granj  Säubert  — 
nidjt  ftreitig  gemalt,  —  benn  alles  @igentf)ümlid)e  befielt  nebenein* 
anber  —  aber  unter  allen  ber  SBürbigfie  überreifen  muffen.  9iur 
bie  3Sorjüglid£)feit  eines  SßerfeS  wie  beS  in  Dmoll  üon  ©df)ubett, 
wie  fo  meler  anberer,  fann  über  ben  frühen  unb  fdjmerjlidjften  lob 
biefeS  Srftgebornen  23eetf)0öenS  in  etwas  tröften;  er  tjat  in  furjer 
3eit  geleiftet  unb  üollenbet,  was  ÜRiemanb  üor  ü)m.  (Snblid)  treffen 
wir  audj  in  bem  feurigen  EtyftuS  auf  eine  neue  ßompofition  [inC] 
tum  S.  ®.  SüiüIIcr,  grünblid),  flar,  intereffant,  t)oü  edjten  Quar* 
tettgefdjmacfs  unb-  ber  SSeröffenttic^ung  burd&auS  wertf). 

©o  }iet)en  wir  benn  ben  SBorljang  über  bie  reidf)  belebte  ©cene. 
Streben  überall,  Äräfte  bie  gülle,  bie  ftitk  bie  würbigften;  —  es 
wolle  fidi  alles  in  bölierer  SBerwanbtung  wieberboten! 


Stuben  für  JJianofortc. 

<L  »,  mUnt  brei  grofie  Stäben.     SBerf  15. 

$)er  ©efdjmacf  biefeS  Sfteufranlen  ift  nad)  einem  flüchtigen  93li<i 
in  baS  $eft  ju  erlennen  unb  fdjmedt  fefjr  nadf)  ©ugene  Site  unb 
®.  ©anb.  2)?au  erfd)ricft  r>or  foldjer  Unlunft  unb  Unnatur,  ßifjt 
carifirt  wenigftenS  mit  ®eift;  Serlioj  jeigt  trofc  aller  SSerirruugen  f)ier 
unb  ba  ein  menfd)lid)eS  $erj,  ift  ein  SBüftling  t>oH  Sraft  unb  ®edf* 
f)eit;  f)ier  aber  finben  wir  faft  nichts  als  ©dfywädje  unb  ptjantafielofc 


tiefe  ftenntuifj  be3  (SfjarafterS  93eetf)Oüen3  unb  beffen  fpäterer  9lu3fpradje  überhaupt 
mitbringt  SDann  aber,  ift  er  auf  beut  SBege  baljin,  fyat  er  fie  erlangt,  fo  fann 
aud)  bem  menfcblidjen  (Seifte  faum  ettoa3  SBunberttwrbigereS  geboten  toerben  aU 
jene  ©djöpfungen,  benen  in  ifjrer  tieffinnigen  Qteftaltung,  ifjrem  afle  menfdjüajen 
8a^ungen  überfdjtoebenben  gbeenffuge  oon  anberer  neuerer  2Kufif  gar  nichts  unb 
im  Uebrigen  nur  einiges  etwa  bon  Sorb  23nron  ober  öon  3.  $aul$  unb  ©oetlje* 
fpätern  Sßerfen  oerglicr)en  toerben  fann.  £ier  biegen  ©djäfcc,  t)ier  fjebe  man  fie,  unb 
gejdjä^e  e$  unter  bem  Sdjroeigen  be3  $ubltcum§,  auf  ba$  e3  ja  ,in  tjödjften  $ingcir 
nie  anfommt;  bas  SScrbienft  bleibt  nidjt  aus,  .unb  bem  Gutachten  gcr)t  bod)  nact) 
unb  nadj  bie  £errlidjfeit  auf." 

*  in  Emoll  unb  Esdur  (SSterf  44) 


106  ®.  Stand,  (Stuben. 

<Semeinf)eit.  2)ie  ©tüben  f)aben  Ueberfdjrifteu  „Aime-moi,"  ,,le  Ventu 
unb  „MorteJi  unb  jeidfjneu  fidf)  auf  ifjren  fämmtlidjen  50  ©eilen  ba* 
burdf)  aus,  bafj  fie  nurüßoten  oljne  alle  SBortragSbemerfung  enthalten; 
bie  Kaprice  möchte  nicf)t  getabelt  toerben,  jumal  man  ofjnebieS  toeifc, 
tüte  foldje  Sttufif  am  beften  üorjutragen;  aber  bie  innere  £eert)eit 
prunft  nun  aud)  nod£)  mit  äußerer,  unb  roaS  bleibt  übrig?  3m  ,,Aime- 
moi"  eine  roäfferige  franjöfifdje  9Kelobie  mit  einem  SKittelfafc,  ber  gar 
nid)t  jur  Ueberfdjrift  paßt,  im  ,,Vent"  ein  d)romatifdf|eS  ©eljeule 
über  einen  ©ebanfen  aus  ber  A  dur*@t)mpt|onie  toon  33eett)ot)en,  unb 
im  legten  ©tüd  eine  nnbertoärtige  Debe,  roo  nidjts  als  §otj  unb 
©teden  unb  ©ünberftrid,  baS  leitete  nod)  baju  aus  Söerlioj  entlehnt* 
SBir  bef^üfeen  baS  verirrte  Xalent,  ift  nur  überhaupt  toeld£)eS  ba, 
bleibt  nur  ettoaS  SKuftf  übrig;  too  aber  jenes  eben  nodf)  jtoetfettjaft 
unb  üon  biefer  nichts  ju  erbliden  als  ©djroarj  hinter  ©djroarj,  muffen 
tuir  uns  unmuttjig  abroenben. 

©marb  ftrantf,  jtoölf  ©tttbien«     28erf  1. 

$)aS  erfte  gebrudte  833er!  eines  nod)  feljr  jungen  SüiuftferS,  ber 
fid)  auf  bem  Xitel  als  einen  ©df)üler  9)tenbelSfol)nS  einführt;  baS 
testete  liefce  fidf)  fogar  erraten  unb  an  öielen  ber  ©tüben  bie  Queue 
bejeid(nen,  an  welker  ber  ©d)üler  meQeidjt  oljne  fein  SBiffen  unb 
SSSoüen  gefd^öpft  Ijat,  nrie  eS  im  Umgang  mit  fold^'  umftricfenbem 
SReifter  fogar  natürlich  erfdjeint  ©S  finb  fomit  met)r  ©tubien  für  ben 
Autor  felbft,  roie  ber  SKaler  feine  ©nttoürfe  ja  aud)  ©tubien  nennt, 
als  fie  eS  für  Sfabere  fein  fönnen,  bie  jtdfj  lieber  gleich  an  baS  Ort* 
ginal  galten.  £ie  meifte  S3ilbungS!raft  unb  ®igentt)ümlid(feit  fc^eint 
mir  in  ber  erften  Kummer  beS  jtoeiten  §efteS  unb  ber  legten  beS  erftcn 
ju  liegen;  jene  mufc  man  gerabeju  trefflid)  unb  gelungen  tjcifjen:  im 
legten  ©ritte!  beS  ©afceS  gef)t  eS  fogar,  gloreftanifd)  ju  reben,  „über 
bie  ©ädfjer",  b.  f).  ins  fjbljere,  feinere  ©tement;  bie  anbere  ergebt  ftdj 
ebenfalls  freier  unb  felbftänbiger  unb  f)at  JEraft  unb  ©aft.  3n  ben 
meiften  anberen  aber  üermiffe  \ü)  bie  ©pifce,  ober,  nriH  man,  ba  ber 
Äünftler  überhaupt  mef)r  in  bie  Xiefe  als  in  bie  §öt)e  ftrebt,  ben 
©djwerpunft,  ber  einen  nadfooge;  man  ift  fertig,  ef)e  man  fidj'S  t>er* 
fieljt,  eS  ift  ju  nichts  ©ntfdjeibenbem  gefommen,  man  verlangt  meljr 
nqd)  ber  erften  Anlage,  bie  einen  grbfjeren  Sntjalt  ertoarten  ließ.  3m 
©anjen  mufc  aber  ber  ©ruft  ber  3tnfid)t,  ber  fid)  in  biefen  ©fijjcn 
burdigängig  offenbart,  bie  Äunftmäfcigfeit  beS  ©afceS,  bie  Seidjtigfett 


<L  <£.  2r.  SBeqje,  Stuben.  107 

ber  (Kombination,  mie  man  fie  Bei  jungen  Sünftlern  in  folgern  ©rab 
nur  feiten  antreffen  ttrirb,  mit  ben  freubigften  Hoffnungen  für  bie  ßu* 
lunft  beS  Somponifien  erfüllen,  wie  fie  gemift  ein  fixeres  3cuÖni§ 
beS  ftleifceS  geben,  mit  bem  er  in  bie  ©efyeimniffe  ber  tieferen  beutfdfjen 
Äunft  eingebrungen.  Sftit  bem  lederen  meinen  wir  nid)t  fornot)!  bie 
f$uge,  bie  mir  fogar  unterbrüdt  wünjdjten,  als  bie  Meinen  SBenbungen 
oft  (bei  SRücfgangen  in  ben  Anfang  *c),  an  benen  baS  ©tubium  ber 
SWufter  ju  erfennen  ift,  ju  bereu  Jpölie  fid)  ber  junge  Äünftler  mit 
ber  $eit  fetbft  aufarbeiten  möge. 

<£♦  9.  &♦  SBetfe,  toter  ®t&Un.    SBerf  60. 

SBon  einem  früheren  ©tübenmer!  beffelben  norbbeutfdjen  Sompo* 
niften  mar  fd)on  in  einem  älteren  Sanbe  ber  ßeitfd^rift  bie  Sftebe  unb 
bort  beS  ßobeS  genug  gejagt,  ©eftelje  id),  baft  mir  baS  neue  jurüdE* 
juftefien  jd)eint  gegen  jenes.  333er  bis  jur  ©tgentl)ümlid£|feit  burdige* 
brocken,  mirb  fie  nie  mieber  öerteugnen  fönnen,  menn  er  nid)t  gerabe* 
gu  3aljre  lang  feiert;  unb  fo  audj  l)ier.  Slber  über  bem  einen  SBerf 
maltet  met)r  ©egen  als  über  bem  anberen,  unb  biefe  9iut)e  unb  ßu* 
friebent)eit,  bie  uns  nad)  bem  ©enufc  beS  in  Sßeilje  empfangenen  ftunft* 
merfeS  erfüllt,  ift  mir  bei  biefen  neuen  Xonftüdfen  nidf)t  ju  XtjetI  mor* 
ben,  9Jierfmürbig  an  itjnen  erfdf>eint  baS  SCufle^nen  gegen  bie  enge 
§orm,  baljer  fie  fiel)  oft  in  baS  ©ebiet  ber  pl)antaftifd>eren  Saprice 
verlieren  unb  nur  mifemut^ig  mieber  in  baS  ©leis  einlenfeu.  (StmaS 
Äe^nli^eS  bemerften  mir  fdjon  bei  bem  früheren  §efte;  bodf>  gefdjat) 
eS  bort  nidjt  mit  Stufopferung  ber  fronen  gorm,  bie  mir  einmal  t>on 
ber  ©tübe  forbern  muffen,  unb  aud)  nidf)t  mit  §intanfe$ung  eine« 
flar  ausgeprägten  med)anifd)en  ßmedeS,  mie  mir  ebenfalls  üon  biefer 
GompofitionSgattung  verlangen  bürfen.  SBie  bem  fei,  fo  ijaben  biefe 
2Kufifftüde  bod)  fo  öiele  eigene  unb  fütjne  ßüge  aufjumeifen  unb  un* 
terfd)eiben  fiel)  fdjarf  genug  bon  allen  anbern  ©tüben,  ba|  fie  fidj 
©pieler,  benen  eS  an  Senntnifc  beS  ganjen  9Reid()tl)umS  ber  ©attung 
toie  an  SBielfeitigfeit  ber  SBilbung  liegt,  atterbingS  anfeilen  muffen. 
93ef  oitbere  StuSjeidjnung  oerbtent  bie  lefcte ;  ein  büftereS  33ilb,  mie  baS 
eines  2ReifterS,  ber  feine  Seiben  burd)  Xöne  bannen  miß,  großen 
SluSbrudS  ooH. 

3t.  ©. 


108  Sftana  Schuberts  le&ic  (Sompofittonen. 


£wx)  Huberts  letzte  (Jompofitioncn. 

SSenn  grud)tbarfeit  ein  §aupttnerfntal  beS  ®enie3  ift,  fo  gehört 
gronj  ©djubert  ju  ben  größten.  9fäd)t  üiel  ü6er  breiig  3al)r  alt  ge* 
toorben,  l)at  er  junt  ©rftaunen  toiel  gefd)rieben,  üon  bem  t)ielleid)t  erft 
bie  ipälfte  gebrudt  ift,  ein  Xljeil  ijod)  ber  9Seröffentlid)ung  entgegeufie^t, 
ein  bei  SBeitem  größerer  Xfjeil  aber  tt>aljrfd)cinlid)  nie  ober  nad)  langer 
geit  erft  inä  publicum  f ommen  wirb.  *  2lu»  ber  erften  SRubrif  t)aben 
fid)  woljl  feine  ßieber  am  fdjnellften  unb  weiteften  öerbreitet;  er  fjätte 
nad)  unb  nad)  wof)l  bie  ganje  beutle  ßiteratur  in  SRufif  gefejjt,  unb 
wenn  Xelemann  verlangt:  „ein  orbentlidjer  ßomponift  muffe  ben  Xt)or* 
jettel  compouiren  fönnen",  fo  f)ätte  er  an  Schubert  feinen  äJiann  ge* 
funben,  3Bo  er  t)infül)lte,  quoll  9Jhtfü  fjerüor:  StefdjtyluS,  $lopftotf, 
fo  f probe  jur  Sompofition,  gaben  nad)  unter  feinen  Rauben,  wie  er 
ben  leichteren  SBeifcn  333.  2Jiütler3  u.  2t,  itjre  tiefften  (Seiten  abge* 
Wonnen.  S)ann  finb  e§  eine  9Kenge  3nftrumentalfad)en  in  allen 
gormen  unb  Slrten:  XrioS,  Quartette,  ©onaten,  SRonboS,  Xänje, 
SBariationen,  jwei*  unb  mertjänbig,  grofc  unb  flein,  ber  wunberlid)ften 
S)inge  üoü  wie  ber  feltenften  @d)önf)eiten ;  bie  3eitfdjrift  fjat  fie  an 
t>erfd)tebenen  Crten  genauer  d)arafterifirt.  33on  ben  Sßerfen,  bie  nodj 
ber  33eröffentltd)ung  entgegenf et)en ,  werben  un£  SKeffen,  Quartette, 
eine  grofje  §lnjat)l  Sieber  u.  a.  genannt.  3n  bie  lejjte  Sftubrif  fallen 
enblicf)  feine  größeren  Gompofitiouen,  mehrere  Dpern,  grofje  $ird>en* 
ftüde,  üiele  ©tympljonieen,  Duüertüren  u.  a.,  bie  im  SBefifc  ber  Srben 
geblieben  finb.  X)ie  sutejjt  erfdjienenen  ©ompofitiouen  @d)ubert§  Ijaben 
bie  Xitel: 

<3rof?e£  $no  für  ba£  $tanoforte  ju  *ier  #änben,  923er!  140, 

unb 

ft.  Sdfubertö  atterlc^te  Gompofttion:  Stet  große  Sonaten 
für  ba£  ^tauofortc/^0 

®3  gab  eine.  3^  wo  ty  nur  ungern  über  Säubert  fpredjen, 
nur  9iäd)ten3  ben  Saunten  unb  Steruen  üon  tf)m  üorerjäf)(en  mögen. 


*  (Sine    fritifdje  GJefammt*9luSga6e   ber  SBerfe  8cf)ubert$  crjdjeint  je&t  bei 
»reitfopf  &  fcärtel. 


gfronj  ©djuberte  lefcre  ßompofitionen.  109 

SBer  fdfjwärmt  nid^t  einmal!  (Sntjücft  toott  biefem  neuen  ®eift,  beffen 
9teid)tt}U!tt  mir  mafc*  unb  grenjenloS  bünfte,  taub  gegen  alles,  was 
gegen  tljn  jeugen  fßnnte,  fann  tdj  nidjts  als  auf  if)n.  3Rit  bem  üor* 
rüdenben  2llter,  ben  wadjfenben  Slnfprüdjen  tüirb  ber  SteiS  ber  Sieb* 
linge  f leiner  unb  Heiner;  an  uns  liegt  es,  wie  an  if)nen*  2Bo  wäre 
ber  Sföeifter,  über  ben  man  fein  ganjeS  Seben  Ijinburdf)  gang  gleid) 
backte!  &ux  SBürbtgung  33ad)S  gehören  Erfahrungen,  bie  bie  Sugenb 
nid)t  fjaben  fann;  felbft  9KojartS  ©onnent)öf)e  wirb  t)on  if)r  ju  niebrig 
gefdjäfct;  jum  SBerftänbnifc  $8eetf)oöenS  reiben  btoft  muftfalifdje  ©tu* 
bien  ebenfalls  nidjt  aus,  wie  er  uns  ebenfalls  in  gewtffen  Sauren 
burdfj  ein  Sßerf  met)r  begeiftert  als  burd)  baS  anbere.  ©o  t)iel  ift 
gewife,  baft  ftd)  gleite  Sllter  immer  anjieljen,  bafc  bie  jugenblid)e  83e* 
geifterung  auö)  am  meiften  öon  ber  3ugenb  üerftanben  wirb,  tote  bie 
Äraft  beS  männlidjen  SföeifterS  t)om  3Kann.  Säubert  wirb  fo  immer 
ber  Siebling  ber  erfteren  bleiben;  er  jeigt,  was  fie  will,  ein  über* 
ftrömenb  §erj,  füfyte  ©ebanfen,  raf dje  Xf)at ;  erjagt  if)r,  was  fie  am 
meiften  liebt,  üon  romantifd>en  ®efdf)id}ten ,  SRittern,  3fläbd)eu  unb 
abenteuern;  aitd)  SBi|  unb  <pumor  mifd)t  er  bei,  aber  ntdf)i  fo  Diel, 
bafc  baburd)  bie  weitere  (Srunbftimmung  getrübt  würbe.  2)abei  be* 
flügelt  er  beS  Spielers  eigene  ^ßfjantafie,  wie  aufcer  93eetf)oöen  fein 
anberer  Somponift;  baS  £eic§t*$ad)af)mlid()e  mancher  feiner  Eigenheiten 
toerlodt  wof)l  aud)  jur  9iad)af)mung ;  taufenb  ©ebanfeu  will  man  aus* 
führen,  bie  er  nur  leid)tt)in  angebeutet;  fo  ift  es,  fo  wirb  er  nod) 
lange  wirfen. 

SSor  jet)n  Sauren  alfo  würbe  id>  biefe  jule|t  erfcfjienenen  SBerfe 
ofyte  SßeitereS  ben  fd)önften  ber  Sßelt  beigejäf)lt  fjaben,  unb  ju  ben 
Stiftungen  ber  (Gegenwart  gehalten  finb  fie  ntir  baS  aud)  je^t.  SIS 
©ompofüionen  üon  ©Hubert  jätjle  icf)  fie  aber  nid(t  in  bie  ßlaffe, 
wof)in  idj  fein  Quartett  in  Dmoll  für  ©treidjinftrumente,  fein  Xrio 
in  Esdur,*  üiele  feiner  Keinen  ®efang*  unb  ©laüierftüde  rechne. 
Utameuttid)  fdf)eint  mir  baS  $)uo  noc§  unter  33eetf)ot)enfd£)em  ©influfj 
entftanben,  wie  id)  eS  benn  aud)  für  eine  auf  baS  ßlatrier  übertragene 
©tympfjonie  Ijielt,  bis  mtd)  baS  Driginal*9J}anufcript,  **  in  bem  eS  üon 
feiner  eigenen  $anb  als  „&ierf)änbige  Sonate"  bejeidjnet  ift,  eines 
2(nbern  überweifen  wollte.    „äBoHtt"  fag'  id);  benn  nodf)  immer  fann 


*  $te  ©tjntpfjonie  in  C  fear  jur  Seit,  aU  Obiges  gefeftrieben  ttmrbe,  nod) 
nidjt  befannt.    [Sd).  1852] 

**  3m  SBefifc  öon  (Stara  SBted,  ber  bte  gebruefte  WuSgabe  bon  ben  SJertegem, 
9L  3)iabeHi  &  ©o.,  gcttJtbmct  war. 


110  5*anä  (Schuberts  Icfctc  (Sompofitionen. 

iä)  triebt  t>on  meinem  ©ebanfen.  3Ber  fo  t>iel  treibt  tote  ©dfjubert, 
madjt  mit  Xiteln  am  ©übe  nidjt  ütel  geberlefenS,  unb  fo  übertrieb 
er  fein  SBerl  in  ber  ©ile  üietteidjt  ©onate,  wäljrenb  eS  als  ©tjmpfiome 
in  feinem  Äopfe  fertig  ftanb;  beS  gemeineren  (SrunbeS  nod)  ju  er* 
mahnen,  bafc  fidf)  ju  einer  ©onate  bodf)  immer  etjer  Herausgeber  fanben 
als  für  eine  ©tjmpljome,  in  einer  $eit,  wo  fein  Warnt  erft  befannt 
ju  werben  anfing,  2Kit  feinem  ©til,  ber  Srt  feiner  S5ef)anblung  beS 
©lamers  öertraut,  biefeS  SBerf  mit  feinen  anbern  ©onaten  üergleid|enb, 
in  benen  fid)  ber  reinfte  ©lamerdjarafter  auSfprid)t,  lann  idj  mir  eS 
nur  als  Drdjefterftücf  auslegen.  2»an  Jjört  Saiten*  unb  JBlaSinftru* 
mente,  Xutti,  einzelne  ©oli,  Sßaufenwirbel ;  bie  grofebreite  femp^o* 
uifdfje  $orm,  felbft  bie  3ln!länge  an  SBcet^oöcnfc^e  ©ijmpijomeen,  wie 
im  jweiten  ©afc  an  baS  Stnbante  ber  jwetten  üon  Söeet^oöen,  im  legten 
an  ben  legten  ber  Adur*©i)mpf)onie,  wie  einige  blaffere  ©teilen,  bie 
mir  burd)  baS  Arrangement  verloren  ju  fyaben  fdjeinen,  unterftüfcen 
meine  Slnfid^t  gleichfalls.  Damit  möchte  iä)  baS  2)uo  aber  gegen  ben 
Vorwurf  fcfjüfcen,  ba£  eS  als  ©laüierftücf  nidfjt  immer  ridjtig  gebaut 
fei,  baß  bem  Snftrument  etwas  jugemutf)et  wirb,  was  es  nid&t  leiften 
fann,  wätjrenb  eS  als  eine  arrangirte  ©^mpfionie  mit  anbern  äugen 
ju  betrauten  wäre.  ÜReljmen  wir  eS  fo,  unb  mir  finb  um  eine  ©t)m* 
Päonie  reicher.  *  2)ie  9lnf  länge  an  33eett)Oüen  erwähnten  mir  fd)on; 
je^ren  mir  bod&  alle  toon  feinen  ©djäfcen*  Slber  aud>  of)ne  biefen  er* 
fjabenen  Vorgänger  wäre  ©djubert  fein  Slnberer  geworben;  feine  ©igen* 
tf)ümlid)feit  würbe  metteic^t  nur  fpäter  burdfjgebrodjen  fein,  ©o  wirb, 
wer  einigermaßen  ®efüt)l  unb  93ilbung  fyat,  33eetf)ot)en  unb  ©d>ubert 
auf  ben  erften  ©eiten  erfennen  unb  unterf Reiben,  ©dfjubert  ift  ein 
9Ääbd)end)arafter,  an  3enen  gehalten,  bei  Sßeitem  gefdf)wä{jiger,  weicher 
unb  breiter;  gegen  Senen  ein  Sinb,  ba$  forgloS  unter  ben  liefen  fpielt 
©o  öerf)alten  fiel)  biefe  ©^mpljonieenfäie  ju  benen  93eetf)ot)enS  unb 
fönnen  in  itjrer  Snnigleit  gar  nic^t  anberS  als  üon  ©djubert  gebaut 
werben.  3*™*  bringt  audj  er  feine  Äraftftellen,  bietet  aucf|  er  SÄaffen 
auf;  bod^  tier^ätt  eS  fiel)  immer  wie  SBeib  jum  2Jtann,  ber  befiehlt, 
wo  jenes  bittet  unb  überrebet.  3)ieS  alles  aber  nur  im  Sßergleidfj  ju 
23eetf)ot)eu;  gegen  Rubere  ift  er  nod)  äftann  genug,  ja  ber  füljnfte  unb 
freigeiftigfte  ber  neueren  SDiufiler.  3n  biefem  ©inne  möge  man  baä 
2>uo  jur  ipanb  nehmen.  9lad(}  ben  ©d&önljeiten  brauet  man  nidfjt  ju 
filmen;   fie   fommen   uns  entgegen  unb  gewinnen,  je  öfter  man  fie 


Q.  3oadjim  ljat  ba$  3)uo  miebet  für  Drdjefter  übertragen. 


grcms  ©Hubert*  le&te  ©ompoftrionen.  1 1  j 

betrachtet;  man  mufc  e3  burdjauS  Heb  gewinnen,  biefe«  liebenbe  Sinter* 
gemütt).  ©o  fef)r  gerate  ba8  Stbagio  an  33eett)ot>en  erinnert,  fo  wüfcte 
idj  aud)  faum  etwas,  wo  ©dfjubert  fid^  mef)r  gejeigt  als  @r;  fo  leibhaftig, 
bafe  einem  woljl  bei  einzelnen  Xacten  fein  Sftame  über  bie  Sippen 
fdfjlüpft,  unb  bann  f)at'3  getroffen.  Slud)  barin  »erben  wir  überein* 
ftimmen,  bafc  ftdfj  ba3  Sßerf  öom  Anfang  bis  jum  ©d)lufe  auf  gleicher 
§öf)e  tyilt;  etwa«,  was  man  freiließ  immer  f orbern  müfete,  bie  neufte 
ßeit  aber  fo  fetten  leiftet.  «einem  2Kufiter  bürfte  ein  foldfjeä  2Berf 
fremb  bleiben,  unb  wenn  fie  manche  ©d)öpfung  ber  (Segenwart  unt> 
trieleS  Rubere  ber  ßufunft  ™fy  öerftefyen,  weil  tfjnen  bie  ®mftd)t  ber 
Uebergänge  abgebt,  fo  ift  e3  itjre  ©d)ulb.  S)ie  neue  fogenannte  ro* 
mantifdfje  ©djute  ift  feineäwegS  aus  ber  Suft  f)erabgewad)fen ;  e3  f)at 
aüt%  feinen  guten  ©runb. 

Die  ©onaten  ftnb  als  ba3  Icfetc  SBerf  ©df)ubert3  bejeidfjuet  unb 
merfroürbig  genug.  SSiellctc^t  ba&  anberfc  urteilen  würbe,  wem  bie 
3«it  ber  ©ntfteljung  fremb  geblieben  wäre,  —  wie  idfj  felbft  metteidjt 
fie  in  eine  frühere  Sßeriobe  beä  ÄünftlerS  gefegt  f)ätte,  unb  mir  immer 
bag  Xrio  in  Esdur  afö  ©dfjuberts  Ie|te  Arbeit,  al8  fein  Sigentljüm* 
KdfjfteS  gegolten  l)at.  Uebermenfdfjlid)  wäre  e3  freilid),  bafc  fiel)  immer 
fteigern  unb  übertreffen  fottte,  wer  wie  ©dfjubert  fo  tuet,  unb  täglich 
fo  öiel  componirte,  unb  fo  mögen  aud)  biefe  ©onaten  in  ber  Xfyat 
bie  legten  arbeiten  feiner  §anb  fein.  Db  er  fie  auf  beut  «ranfen* 
tager  gejdfjrieben,  ob  nid(t,  lonnte  id>  nidf)t  erfahren;  atö  ber  9Rufit 
felbft  fdfjetnt  man  auf  ba£  erftere  fd)liefeen  ju  bürfen;*  bod)  ift  auety 
möglich,  man  ftef)t  meijr,  wo  bie  $f)antafie  burd)  ba8  traurige  „StUer* 
lefcte"  nun  einmal  t)om  ©ebanfen  be«  naf)en  ©Reibens  erfüllt  ift.  SBie 
bem  fei,  fo  fd&einen  mir  biefe  ©onaten  auffallenb  anber8  als  feine 
anbern,  namentlich  burd^  eine  mel  größere  ©infalt  ber  ©rfinbung,  burdE> 
ein  freiwillige^  SRefigniren  auf  glänjenbe  SKeuljeit,  wo  er  ftd)  fonft  fo 
tjotye  Änfprüdje  ftellt,  burdfj  SluSfpinnung  t)on  gewiffen  allgemeinen 
mufilalifc^en  ©ebanfen,  anftatt  er  fonft  *ßeriobe  auf  Sßeriobe  neue 
gäben  öerfnüpft.  818  fönne  e$  gar  fein  @nbe  fjaben,  nie  öerlegen 
um  bie  golge,  immer  mufifalifd)  unb  gefangrei($  riefelt  eS  üou  Seite 
ju  ©eite  weiter,  t)ier  unb  ba  burcij  einzelne  heftigere  Regungen  unter* 
brod&en,  bie  fidf)  aber  fdjneH  wieber  beruhigen.  Db  in  biefem  Urtfjeile 
fdjon  meine  ^autafie  burd)  bie  SSorfteUung  feiner  itranltjett  üerfüljrt 


*  $ic  Sonaten  finb  im  September  1S2&  getrieben,  aljo  p  einer  8eit,  wo 
(Säubert  fränfelte  ttnb  in  arätlicfjer  SBefyanblung  tuar.    9lm  19.  ißoöember  ftarb  er. 


112  3-  SKof cfiete^  Stubten  für  ^tonoforte. 

fdf)etnt,  mufj  idf)  Stufigeren  überlaffen.  So  ober  mitten  fie  auf  mid). 
2Bof)lgemutlj  unb  leicht  unb  freunblidf)  fdjliefct  er  benn  audfj,  als  fomte 
er  XageS  barauf  lieber  üon  feuern  beginnen.  ®S  war  anberS  be* 
ftimmt.  äflit  ruljigem  Stntlijj  f onnte  er  ber  legten  SÄinute  entgegen* 
treten.  Unb  wenn  auf  feinem  ßeidjenftein  bie  äBorte  fielen,  bafc  unter 
if)m  „ein  fdfjöner  33efi|,  aber  nod)  fernere  Hoffnungen**  begraben 
lägen,  fo  wollen  wir  baufbar  nur  beS  erftereu  gebenfen.  Sftadföugrübeln, 
wag  er  nod)  erreidfjen  fönnen,  fü^rt  ju  nichts,  ©r  fjat  genug  getrau, 
unb  gepriefen  fei,  wer  wie  er  geftrebt  unb  oottenbet. 

3t.  S. 


3,  Jlofdjelcs, 

Sljaralterifttfdje  ©tu bleu  für  baS  ^tanoforte.    SBerf  95. 

2)ie  fpäteren  ©tübenwerfe  ber  befannteren  ©tübenfdjreiber  f)aben, 
wie  uns  bie  ©rfatjrung  fagt,  fidj  nid)t  bie  Shtnft  unb  ben  ©influfj  er* 
ringen  fönnen  als  ifjre  früheren.  93on  benen  Don  ßramer  fennen 
nur  SBenige,  was  er  aufcer  feinen  jwei  erften  §eften  geliefert;  ebenfo 
üon  benen  üon  £.  33erger,  SBetjfe,  ß^opin,  31.  Schmitt  it.  Ä. 
S)ie  ©rünbe  finb  wotjl  aufjufinben.  ©ineStljeitS  finb  jene  fpäteren 
(Sammlungen  in  SBirffid^feit  unbebeutenber ,  benn  ber  ©omponift  er* 
fd)öpft  fid)  enbltdf)  in  fold)er  Meinen  gorm,  ober  er  bringt  SteltereS 
wieber  jum  SBorfdjein;  bann  »erlangt  baS  publicum  audf)  Steigerung, 
wo  feine  mef)r  ju  erreichen;  enblid)  burdjfreujen  fid)  gerabe  in  biefer 
©attung  bie  ©rfdfjeinungeu  fo  tafd)  unb  öielgeftaltig ,  baß  fid)  nur 
baS  ShiSgejeid&netfte  über  beut  Strome  ju  galten  üermag.  Surj,  wir 
fef)en  auf  ben  ©lavieren  bie  beiben  erften  Jpefte  ber  ßramerfdjeu, 
Gfyopinfd)en  jc.  Stuben  weit  öfter  als  bie  fpäteren.  StudEj  biefe  neue 
Sammlung  üon  9J}ofdf)eleS  wirb  bie  alte  beräumte  nid)t  toergeffen 
machen,  unb  fott  es  aud)  nidjt  $)er  bereite  ©ompouift  fprid^t  fiefj 
in  einem  beinaf)  ju  furjen  SSorwort  über  ben  Qxotd  feiner  neuen 
Stuben,  über  baS,  was  fie  üon  ben  älteren  unterf Reibet,  felbft  aus. 
9Ked(anifd)e  SluSbilbung  ber  §anb,  bie  üielfeitigfte,  wirb  natürlid)  fdfjon 
öorauSgefefct;  ebenfo  Wüufdjt  er  Senutnifc  feiner  älteren  ©tüten. 


SBortc  ton  ©rtUpar§cr. 


3.  SÄofdjeieS,  ©tubicn  für  panoforte.       '  113 

„2)er  ©pieter  ift  befonberS  barauf  angewiefen,  burclj  feinen  33or* 
trag  btejenigen  ^Regungen,  Seibenfdljaften  itnb  ©mpfinbungen  auSju* 
brücfeu,  bie  beut  SBerfaffer  beim  (Betreiben  biefer  Xonftüdfe  öorgefdfjwebt 
unb  bie  er  bnrc§  bie  d^araJtcrtftifd^cn  SWamenSbejeidfjmmgen,  bie  einem 
leben  ber  ©tücfe  oorgefefct  finb,  fotoie  burdfj  bie  ben  Vortrag  bejeidfj* 
nenben  Sunftwörter,  bie  im  Saufe  beä  SßerfeS  üorfommen,  nur  leife 
anbeuten  tonnte*  :c, 

SJian  f)at  biefe  Ueberfdfjriften  über  äKufifftüdfe,  bie  fid)  in  neuerer 
Seit  wieber  üielfai)  jeigen,  f)ier  unb  ba  getabelt  unb  gejagt,  „eine 
gute  SRufif  bebürfe  foldfjer  gingerjeige  nidjt",  ©ewifc  nidfjt:  aber  fie 
büfjt  baburdfj  ebenfo  wenig  etwas  üon  it)rem  Sßertf)  ein,  unb  ber  ßom* 
ponift  beugt  baburd)  offenbarem  Vergreifen  beS  SfjarafterS  am  fid)er* 
ften  üor,  Xf)un  es  bie  2)id(}ter,  fudfjen  fie  ben  Sinn  beS  ganjen  ©e* 
bidfjteS  in  eine  Ueberfd&rift  ju  üertjütten,  warum  folten'S  nidfjt  audfj  bie 
üRufifer?  9iur  gefdfjelje  foldfje  Slnbeutung  burd)  SBorte  finnig  unb 
fein;  bie  SSilbung  eines  3Kufifer3  wirb  gerabe  baran  ju  erlennen  fein. 

©o  erhalten  wir  benu  in  ben  üorliegenben '  (Stuben  jwötf  d)araf* 
teriftifd^e  Silber,  beren  S3ebeutung  burd)  bie  Ueberfdfjriften  ef)er  ge* 
wtnnt.  SBir  fönnen  fie  nadfj  if)rem  Snfjalt  in  trier  Abteilungen  brin* 
gen.  3n  ber  einen  werben  uns  belannte,  unb  jwar  mt)tf)ologifclje 
Gfjaraftere  gef Gilbert;  baljin  gehören  bie  mit  „3uno"  unb  „Xerpficljore" 
Beseid^neten  Hummern;  in  ber  anbern  ©cenen  aus  bem  Seben  unb 
itad)  ber  Statur:  baS  „33acd)anal",  bie  „S3olfSfeftfcenen"  unb  „9Jtonb* 
nadjt  am  ©eegeftabe";  in  ber  britten  pftjcljifclje  ßuftänbe:  „ßorn", 
„SBiberfprud)",  „ßärtlidOfeit",  „Slngft",  „Verfolgung";  in  ber  testen 
<£laffe  ftetten  fidfj  als  toerwanbt  bar:  „Äinbermärd^en"  unb  „Xraum", 
3m  §efte  felbft  ftefjen  bie  ©tüdEe  in  bunter  3Jtifdjung,  l)ier  unb  ba, 
um  fie  f)intereinanber  fpielen  ju  fönnen,  üom  ©omponiften  burdj  lurje, 
bie  Xonarten  überleitenbe  3roifd)enfpiele  üerbunben,  bie  wir  manchmal 
äieöeidjt  ausgeführter  wünfcf)ten. 

auf  bie  Stummem  ber  erften  Abteilung  mödjte  id)  umgefe^rt  bie 
©oetfjefcijen  SBorte  anwenben :  „je  met)r  bu  füf)lft  ein  SJtenfdfj  ju  fein, 
je  äf)nlid£|er  bift  bu  ben  ©öttern".  ©erabe  in  biefen  Silbern,  bie  ben 
Flamen  jweier  $)immlifd^en  tragen,  erfd^eint  bie  $t)antafie  beS  Äünft* 
lerS  gefeffelt;  gerabe  in  biefen  üermiff  tc!}  Seben  unb  SBärme  ber 
SDiufif.  2Die  formen  finb  fd&ön  unb  ridjtig,  bie  ©fjaraftere  mit  benen 
ber  2Jit)tf)otogie  in  Uebereinftimmung  ju  bringen;  im  ©anjen  aber 
Widen  bie  ©tüde  lalt  wie  (Statuen  unb  wirfen  unter  allen  am  wenig* 
ften,  wie  id)  wieberf)olt  an  mir  wie  an  Slnbern  erfahren,    dagegen 

©djumann,  @ef.  ©Stiften.  II.  8 


114  3-  SKofäeJeS,  ©tobten  für  ^tanoforte. 

i)at  bie  3Äufif  9Kad>t  unb  äKittel,  bcr  ^antafic  Sötlbcr  jujufüfiren, 
wie  fic  uns  burclj  btc  Ueberfcfyriften  ber  anbern  S(6tf)eilung  näf)er  be* 
j  eignet  werben.  £>aS  „Sacd&anal"  ift  ein  grted^ifd^c«  claffifdf)eS  unb 
f)at  einen  fc^r  <Jjara!terifttfd)en  ©runbton.  3to  ben  „SBotfSfeftfce* 
nen"  rollt  ber  Somponift  ein  lebenbigeS  (Semälbe  auf,  in  baS  td> 
metteid&t  audfj  einen  äKanbolinenfpieler  f)ineinwünfd((te,  tdfj  meine  als 
©egenfa|  ju  bem  tnelftimmigen  3)urdfjeinanber  eine  Icifcr  gehaltene 
ßantilene.  3)a3  ©tücf  tft  ber  intereffanteften  ßüge  tiott.  SBaS  man 
mm  ber  „SRonbnacljt  am  ©eegeftabe"  ju  erwarten  f)at,  fagt  bie 
aRuftf  am  beften.  $)ie  Xonart  ift  As  dur  unb  baS  ©tüd  fic^t  fid> 
fdfjon  romantifdf)  an.  Sennett  f)at  in  feinen  ©fisjen,  in  ber  mit  .,the 
Lake"  überftf)riebenen,  etwas  fef)r  8lef)nlicijeS  gegeben. 

Unter  ben  Stummem,  bie  uns  pfed)ifdje  ßuftänbe  malen,  mödjf 
idfj  bem  „SBtberfpruclj"  ben  SßreiS  juertennen.  Die  leiste,  fixere 
3eid)nung,  ber  SluSbrudE  beS  feinen  ©potteS,  ber  biefe  9Rufif  d>araf* 
teriftrt,  unb  in  mufifalifd^em  Setrad^t  bie  geiftreidfje  fjarmonifcfye  SSer* 
mebung  machen  fie  ju  einer  ber  auSgejeicijnetften  unb  wirtungS&oUften 
ber  ©ammlung.  Sbenfo  ift  bie  mit  „Qoxn"  überfd&riebene  ein  oortreff* 
tidf>eS  2Äufifftü<f,  obgleich  id)  in  feinen  ®f)ara!ter  eine  eblere  SRegung, 
mei|r  ffi$nen  ©tolj,  energifd&eS  Auflehnen  legen  möchte  unb  es  in  biefem 
©inn  vorgetragen  wfinfcljte.  3)ie  Sfcummern  „8ärtlidf>feit"  unb„Ser* 
f  öf)  nung"  finb  mef)r  geiftreidj  gebadet  als  gemütljlidf) ;  in  festerer  tjerrfc^t 
jebodf>  ein  befonberS  fdjbner  3Bof)ltaut,  ®aS  mit  „Ängft"  überfdjriebene 
©tücf,  baS  lefcte  beS  $efteS,  erfüllt  aüeS,  was  bie  Ueberfc^rift  fagt. 

(SS  bleiben  nodj  baS  „Sinbermärcljen''  unb  ber  „Xraum" 
übrig,  bie  mir  als  bie  jarteften  unb  poetifcfyften  ber  ©ammlung  gelten. 
§ier,  wo  fie  ins  Ueberfinnlid^e,  in  baS  ©eifterreid^  Ijinüberfpieft,  übt 
bie  SJiuftf  it)re  üoHe  ©ewalt.  Siamentlidf)  ift  baS  Äinbermärd&en  ein 
tl&dfjft  ergöjjlid^eS  S3ilb,  in  glüdtlid^fter  ©tunbe  erfunben,  äufeerft  fau* 
ber  unb  nett  ausgeführt;  feine  Kote  barf  f)ier  anberS  fielen;  autfy 
bie  Ueberfdfjrift  trifft  ben  Sfjaratter  ber  SDiufif  aufs  ©enaufte.  3m 
„Xraum*  fliegt  es  anfangs  bunfel  auf  unb  nieber:  man  weife,  wie 
bie  9Rufif  träumen,  wie  man  in  it)r  träumen  lann;  erft  in  ber  SRitte 
ringt  fid&  ein  entfdjloffenerer  ©ebanfe  loS;  bann  öerfd&winbet  atte$> 
wieber  in  baS  erfte  leife  S)unfel. 

SSon  ben  früheren  Stuben  unterf Reiben  fid}  biefe  neuen  allerbingS; 
fünfjeljn  3af)re,  bie  wä^renb*  beS  9lieberfd(jreibenS  jener  üerfloffen, 

*  feit  bem  SRieberjdjreibett  (?) 


©rfter  Duartett*2Rorgen.  1 1 5 

machen  wot)l  einen  Unterfdf)ieb.  3)er  ©til  ift  womöglich  gebrungener, 
bie  Harmonie  combinirter,  gewählter,  überall  tyerrfdjt  mef)r  ber  ®e* 
banle  öor,  wäfyrenb  bie  älteren,  tüte  natürlich,  ben  SSorjug  größerer 
Sugenb,  lebhafterer  ©mpfinbung  tiorauS  f)aben.  Snjwifcljen  Ijat  ber 
Eomponift  aucl)  manche  3Äittel  ber  neuften  ©d^ule  nidfjt  untierfudfjt 
gelaffen,  wie  benn  aud)  üon  ifyrer  romantifdf)en  gärbung  in  feinen 
©ebanfen  l)ier  unb  ba  burd|jfd)immert  ©in  tiortrefflidjer  Äünftter  jetgt 
er  fidO  Ijier  wie  bort.  SR.  ©. 


(txfltx  Änartett-iWorjen.21 

3.  3.  $.  Eerfjulft,  Quartett  für  2  Stoimeit,  SBratfdje  unb  Violoncello  (Asdur), 

9Banufcrtyt. 
&  Spof)r,  33rittantcjg  Quartett  (Adur),  3Berf  93, 
Seopolb  gud)3,  Quartett  (Cmöll),  SBerf  10. 

„©ab  es  ©d^uppanjigtjf^e,  giebt  es  ®atribfd)e  Quartette,  warum 
uidf)t  audf>  — ",  backte  id)  bei  mir  unb  bat  mir  ein  Äteeblatt  jufam« 
inen.  „®S  ift  nod)  nidfjt  lange  f)er",  eröffnete  idf>  biefem,  M%  £at)bn, 
SRojart  unb  nodj  Siner  lebten,  bie  Quartette  gef djrieben :  f  oUten  foldje 
83ater  fo  wenig  würbige  (Snfel  fjintertaffen,  biefe  gar  nichts  üon  jenen 
gelernt  fjaben?  Unb  fönnte  man  nidfjt  nad)füt)len,  ob  ein  neues  ©enie 
irgenbwo  unter  ber  ßnoSpe,  baS  nur  ber  33erül)rung  bebürfe?  9Rit 
einem  SBorte,  SSerefirtefte,  bie  Snftrumente  fte^en  bereit  unb  beS  bleuen 
giebt  es  mancherlei,  baS  gefpielt  werben  fönnte  in  unferer  erften 
SRatinfe/  Unb  ofjne  üiel  SebenfenS,  wie  es  bügetfeften  3Äufifern 
jiemltd),  fafcen  fie  an  ben  Sßulten.  ©ern  beriete  ic§,  unter  weldfjen 
SBerlen  uns  ber  SKorgen  Derfloffen,  wenn  aud)  nidjt  im  fritifdfjen 
Saptbarftil,  fonbern  in  leidster  SBeife  ben  erften  Sinbrudf  feftfjaltenb, 
ben  jene  auf  mtd),  jugleid)  mit  2Baljrnef)mung  beffen,  ben  fie  auf  bie 
Duartettiften  felbft  gemalt,  ba  idfj  einen  einfadjen  glud)  eines  9Rufi* 
ferS  oft  fjöl)er  anfrage  als  ganje  Sleftfjetifen. 

S3on  einem  Quartett  üon  §rn.  3.  3-  £•  SSertjulft  bürfte  man 
eigentlich  nid)ts  öerrattjen,  ba  eS  eben  nodj  warm  aus  ber  SSerfftatt, 
nodf)  9Ranufcrtyt  unb  baju  baS  erfte  ift,  *baS  ber  Somponift  gefdjrie* 
ben.  3nbe|  ba  bie  3u^unft  ftdj  manches  ©rfreulidfje  öon  biefem  jun* 
gen  Äünftler  üerfpred^en  barf,  fein  9iame  über  furj  unb  lang  bod)  ber 

8* 


116  Hefter  &uartett*Sttorgcn. 

Deff  entlief  ei  t  verfallen  wirb,  fo  fei  er  vorläufig  als  ein  Sföufifer  t)on 
33eruf  eingeführt,  bem  feine  ©eburt  als  §oHänber  ein  jweiteS  Sntereffe 
üerleitjt.  @o  fef)en  wir  in  neuer  Qüt  aus  aßen  33ölferfd)aften  junge 
Xalente  fierüorfteigen:  aus  Siufjlanb  berietet  man  t)on®linfa;  Sßofen 
gab  uns  £t)opin;  in  Sennett  Ijat  ©nglanb  einen  Vertreter,  inSJerlioj 
granfreidf);  ßifjt  als  Ungar  ift  befannt;  in  Belgien  wirb  tion  §anfenS 
als  öon  einem  bebeutenben  Xalente  gefprodfjen;  in  Stauen  bringt  jeber 
grüf)ling  meldte,  bie  ber  Sßinter  wieber  üerweljt;  enblidj  fommt  audj 
$)ottanb,  baS  uns  fonft  nur  SDialer  fanbte,  obwot)!  auc§  üan  SBrcc 
u.  Ä.  fid)  befannt  gemalt. 

2)aS  Duartett  unferS  §oQänberS  geigte  nichts  üom  SßJjlegma, 
baS  man  feinen  SanbSleuten  öorwirft,  fonbern  im  ©egenttyeil  lebhaftes 
mufifatifdjeS  Slaturett,  baS  fidf)  freiließ  in  einer  fo  fdjwierigen  gegebe* 
nen  gorm  nodfj  mit  ÜÄüfje  in  bm  ©^raufen  ju  galten  tjatte.  Srfreu* 
lid)  war,  bafe  gerabe  ber  ©a|,  in  bem  fid)  baS  ©afein  innerer  SÄuftf 
am  beutlicljften  belunbet,  baS  Slbagio,  ber  gelungenfte  beS  Quartette 
war.  Stuf  folgern  SBege  fortgef)enb  wirb  fidf?  ber  junge  Sünftler 
ftraft  unb  2eidf)tigfeit  erringen;  gegen  ftarlen  3rrtf)um  fdfjüfct  ifyn  fo* 
gar  ein  großer  Snftinct  beS  fRid^tigett  unb  ®efe|mäf$igen,  unb  fo  wäre 
nur  nodfj  auf  größere  Sßrägnanj,  auf  (Srfjebung  unb  SBerebtung  beS 
©ebanfenS  ju  achten,  was  freiließ  weniger  ©aclje  beS  guten  SBittenS 
alä  beS  guten  ©eifteS. 

3)aS  Quartett  fpielte  ficlj  hierauf  ein  neues  tion  ©poljr  öor,  in 
bem  unS  mit  ben  erften  Xacten  ber  befannte  SReifter  entgegentritt. 
2Bir  !amen  fd&netl  überein,  ba%  f)ier  mef)r  auf  glänjenbeS  §erüortreten 
beS  erften  Spielers  als  auf  funftreidfje  SSerwebung  ber  SBiere  gefetjen 
war.  3Äan  fann  nidjtS  bagegen  fjaben,  wo  es  offenbar  fo  unb  md)t 
anberS  fein  foll,  unb  es  begiebt  fidfj  biefe  Duartettweife  öon  felbft  ber 
flöljero  Slnfprüdfje.  gormen,  SBenbungen,  SDtobulationen,  SMobieen* 
fälle  waren  ebenfalls  bie  oft  gehörten  ©potjrS,  fo  ba|  es  fdfjien,  bic 
Ouartettiften  unterhielten  fidfj  öom  333er!  wie  üon  einem  befannten 
©egenftanb.  (Sin  ©d&erjo  fef)lt,  baS  überhaupt  nid&t  beS  SReifterS 
©tärle,  wie  benu  baS  ©anje  einen  befd&aulidfjen,  wenn  man  fo  fagen 
fann,  bibaftifdjen  ©fjarafter  f)at.  $m  gtonbo  feffelt  ein  feljr  artiges 
Xljema,  bem  man  nur  ein  ftdE)  meljr  marfirenbeS  jweiteS  entgegenge* 
fteHt  wünfe^te.  ©ine  S3emer!ung  brängt  fidfj  mir  l)ier  nodfj  auf  unb 
jwar  burdj  einen  Vorwurf  eines  ber  Duartettfpieler  üeranlafct.  Sunge 
®ünftler,  bie  immer  SReueS,  womöglich  ©EceutrifdfjeS  wollen,  fragen 
jene  flüchtigen,  fo  fd^neß  empfangenen  wie  üoßenbeten  SBerfe  auSge* 


(Srficr  Duartett*9Äorgen.  117 

bitbeter  äßeifter  meiftenS  ju  gering  an  unb  irren  in  if)rer  Sßeinung, 
baß  fie  es  eben  fo  machen  fönnen.  ®S  bleibt  immer  nodfj  ber  Unter* 
fdfjteb  jwifdfjen  SÄeifter  nnb  3ünger.  3ene  eilig  Eingeworfenen  Slamer* 
fouaten  33eetf)0öenS,  nodE)  mef)r  9RojartS,  bereifen  in  if)rer  f)imm* 
lifdfjen  Seidjtigfeit  in  eben  bem  ®rabe  bie  3Keifterfd)aft  als  iljre  tiefe* 
ren  Offenbarungen;  baS  fertige  SDieiftertalent  jeigt  fid()  eben  barin, 
baß  e8  bie  fidf?  im  Seginn  beS  äBerfeS  gezogenen  Sinien  nur  lofe  um* 
fpielt,  wäljrenb  baS  jüngere  ungebilbete,  wo  es  bod)  auclj  tiom  SBoben 
ber  ®eiüöl)nlitf)feit  ausgebt,  bie  ©eile  immer  f)öt)er  anfpannt  unb  fo 
oft  tierunglücft.  2)ieS  auf  baS  Quartett  &on  ©pof)r  anjuwenben,  fo 
benfe  man  fiel)  nur  ben  Warnen  beS  Somponiften  unb  feine  berühmte* 
ren  Seiftungen  weg,  unb  eS  bleibt  notf)  immer  ein  in  gorm,  ©afc  unb 
©rfinbung  meifterljafteS,  baS  fidf)  nod)  Ijimmelweit  öon  bem  eines 
SSielfdfjreiberS  ober  ©djüterS  unterfdfjeibet.  Unb  baS  ift  ber  Sofjn  ber 
burdf)  gleiß  unb  ©tubten  gewonnenen  äReifterfdfjaft,  baß  fie  fiel)  bis 
ins  t)of)e  älter  ergiebig  jeigt,  wät)renb  beim  leid^tfinnigen  Xalent  baS 
SSerfäumniß  ber  ©df)ule  bod^  einmal  burd^bric^t.    - 

SSon  großem  3ntereffe  für  uns  Stile  war  ein  fcor  ungefähr  einem 
3af(r  erfd&ieneneS  Quartett  Don  2.  $utf)S.  25er  ßomponift  lebt  in 
Petersburg  als  Pfleger  ber  ebleren  Äunft  im  engeren  Eirlel,  allgemein 
gefdfjäfct  als  2ef)rer  beS  ©afceS,  als  beffen  33ef)errfcijer  er  fiel)  nun  avai) 
praftifdf)  erweift.  3)aS  Quartett  ift  nidjt  fo  üerwidfelt,  ba%  man  mit 
ber  Partitur  in  ber  §anb,  bie  uns  tiergönnt  toar,  es  nidfjt  nad)  Sin* 
mal*S(nt)ören  in  feinen  §öl)en  unb  Xiefen  überfein  fönnte,  unb  aud) 
oljnebieS  müßte  bie  ©igentf)ümlid)feit  in  gorm  unb  ©e^alt  barin  in 
bie  Äugen  fpringen*  Stm  eljeften  möchte  man  an  OnSlow  als  baS 
SSorbilb  beS  ßomponiften  benfen ;  bodf)  blieft  audfj  ©tubium  ber  weiter 
jurüdEliegenben  ®unft,  ber  S3adfjfd)en,  wie  ber  neuften  93eetf)ot)enS  f)in* 
burd^.  ®S  ift,  im  ©egenfafc  ju  bem  befd^riebenen  ©polten,  ein 
wahres  Quartett,  wo  3eber  etwas  p  fagen  tjat,  ein  oft  wirflidfj  fd&ön, 
oft  fonberbar  unb  unflarer  tierwobeneS  ®efpräd&  tion  tiier  9Jienfd)en, 
wo  baS  gortfpinnen  ber  gäben  anjieljt  wie  in  ben  SHufterwerfen  ber 
legten  Sßeriobe.  3)aS  Sßadenbe,  9iad)t)altenbe  33eett)ot)enfcl}en  ®eban* 
lenS  finbet  man  eben  nid&t  oft,  unb  barin  ftef)t  aud)  baS  Quartett 
jurüd;  im  Uebrigen  aber  intereffirt  es  bis  auf  einjelne  mattere  Xacte 
burdfjweg  burdfj  feinen  Jeltenen  @rnft  unb  feine  auSgebilbete  Äraft  im 
Stil.  3n  ber  gorm  erfd)eint  es  uns  ebenfalls  gut  unb  namentlidf) 
in  ber  ®igue  unb  bem  legten  ©afce  pifant.  2>ie  ®igue  gehört  frei* 
lief)  gar  nid)t  in  baS  Quartett,  was  idfj  fogar  befeuern  fann,  ba  iai 


118  .ßtücitcr  Ouartett-HÄorgen. 

SRanufcript  ein  ganj  anbereS  ©ßerjo  enthält,  baS  wof)l  auß  mef|r 
ju  ben  anbem  ©äfcen  pafct,  aßerbingS  aber  auß  weniger  mtereffant 
ift  als  jene;  boß  entftanb  burß  biefe  SSeränberung  baS  anbereUebel, 
ba§  bie  ®igue  in  B  dur  spielt,  wcßrenb  ber  folgenbe  (tefete)  ©a|  in 
Cmoll:  eine  Xonfolge,  bie  iß  in  einer  gorm,  beren  Strenge  ihm 
ßre  ©ßönljeit,  ntßt  bittigen  fönnte;  3m  ätobante  ift,  naß  Art 
eines  belannten  |>at)bnfßen  Quartetts,  ber  neue  ruffifße  SSolfSgefang 
(öon  fitioff)  eingeflößten  unb  toarürt.  9Ran  weifc,  wie  folß  grembeS 
nur  feiten  in  ben  eigenen  Sbeengang  paffen  will,  unb  fo  f|ätte  iß  auß 
lieber  ein  SEßerl  geliefert,  baS  iß  ganj  mein  nennen  fönnte,  als  wo 
wenigftenS  bie  fyöljere  Sfritif  ben  patriotifßen  93ejug  nißt  anerfennen 
!ann.  Snbefc  mag  ber  gefßäfcte  SKann,  wie  wir  tjören,  noß  manßeS 
if)m  allein  angefjörige  Quartettwerf  in  SBorraß  fjaben,  mit  beffen 
SSeröffentlißung  er  bie  greunbe  eßter  Quartettmuftf  balbigft  erfreuen 
wolle.  SR.  ©. 


3weiter  ©uartett-JRonjen. 

(L  ® cefer,  Ouartett  (Cmoll),  SSerf  14. 

<E.  ©.  fReifüger,  Ouartett  fAdur),  SBerf  111,  9ir.  1. 

fi.  e^criibini,  <£rfte$  Ouartett  (Es dur}. 

SSergleiß'  iß  bie  ®efißter  manßeS  bie  ©ewanbl)auStreppen  l)in* 
auffieigenben  unb  jitteruben  SRufiferS,  ber  etwa  ein  ©olo  toorjutragen, 
mit  benen  meiner  Quartettfpieter,  fo  fßienen  mir  lejjtere  um  trieleS 
beneibenSwerßer,  ba  unfer  Quartett  jugleiß  fein  eigenes  publicum  ift, 
folgliß  nißt  bie  geringfte  Stngft  jeigte,  obwohl  einem  &or  bem  genfter 
laufßenben  ftinbe  unb  einer  f)ereinfßmetternben  9laßtigall  baS  3tts 
fjören  leineSWegS  geftört  würbe.  9Rit  orbentlißer  SBegeifterung  ftimmte 
man  alfo  fßon,  fiß  hierauf  in  ein  neues  aus  83erlin  gefommeneS 
Quartett  öon  §errn  S.  ©eefer  gu  ftürjen,  baS  in  ber  Xfjat  paffenb 
genug  für  folße  Stimmung;  burßauS  abfüljlenber  Statur  nämliß. 
2BaS  foß  man  über  ein  2Serf  fagen,  in  bem  fiß  fißerliß  SSorliebe  für 
eblere  Sßufter  unb  ©treben  naß  Xüßtigem  auSfprißt  unb  baS  bennoß 
fo  wenig  wirft,  baft  man  einen  ©traufc  um  fein  Xalent  beneiben  mößte, 
ber'S  aus  ben  Slermeln  fßüttelt  unb  baS  ©olb  bafür  in  bie  Xafße. 
©oll  man  tabeln?  ben  Gomponiften  fränfen,  ber  fein  3JiögltßfteS 
geßan?   ©oll  man  loben,   wo  man  fiß  gefielen  mufc,   feine  reßte 


3»eitcr  Guartett*3Rorgen.  119 

^reube  gehabt  ju  fjaben?  ©oll  man  tion  weiterem  ßompomren  ab* 
ratzen?  3)er  ©omponift  fäme  bann  nid&t  weiter,  ©oll  man  if)tn  ju* 
reben,  me^r  ju  ^reiben?  @r  ift  nid)t  reid)  genug  unb  würbe  e3  Ijanb* 
wertemäfjig  treiben,  ©o  mödfjten  wir  benn  Sitten,  bie,  ofjne  Dom 
©eniuS  befeelt  ju  fein,  nun  einmal  compomren,  ü)ren  Sifer  für  bie 
gute  ©adfje  ber  Äunft  betätigen  wotten,  ben  Statl)  geben,  fleißig  fort 
ju  f<$reiben,  aber  mit  ber  Sitte,  nid)t  alles  au<$  brucfen  ju  laffen.  9lod^ 
e^er  gefybrten  bie  3*ttljümer  eines  grofcen  XalenteS  ber  SBelt  an,  Don 
benen  man  fogar  lernen  unb  nfifcen  fann:  btofce  ©tubien  aber,  erfte 
SBerfud^e  behalte  man  in  feinen  öier  glüdlid^en  SBänben.  ©tubien  im 
Cluartettftil  möd)t'  iä)  benn  aud)  baS  Duartett  biefeS  Eompontften 
nennen.  9Kandf>e3  gerätl)  iljm:  er  f)at  ben  ©til,  ben  Sljarafter  ber 
merftimmigen  ÜÄufil  richtig  erlannt;  aber  baS  ®anje  ift  trodfen,  ffelett* 
artig ;  e8  fefjlt  ber  ©d^wung,  ba£  fieben.  S)er  Anfang  be8  BuartettS 
ift  gut  unb  fd&arf  gejeid^net  unb  mad)t  Hoffnungen;  babei  bleibt  e$ 
aber  audO;  fcljon  baS  jweite  Xfjema  ftic^t  ab  unb  erfdjeint  uns  arm. 
Sie  Verarbeitung  im  9Rittelfa$  mit  Umfef)rung  beS  Xfymtö  mag  nid&t 
getabelt  werben,  obwohl  man  iljr  nod)  ÜÄüf)famfeit  anmerft,  bagegen 
ber  SRüdfgang  in  ben  ©runbton  leidet  unb  glücflidfj  gelingt,  aud)  ber 
©dfjlufc  beS  erften  ©ajjeS  nur  ju  loben  ift.  2Kan  mufc  eben  alles 
@ute  nodfj  f)erauSfud)en.  2)aS  Slbagio  f>at  biefelbe  Xrodenfjeit;  baljin* 
gegen  wir  im  ©djerjo  meljr  SebenSelemente,  emjelne  fel)r  artige  3U' 
fammenftettungen  unb  SBiberfdfjtäge  antreffen,  worauf  fiel)  baS  Xrio, 
namentlich  bei  ber  38ieberf)olung,  fet)r  gut  aufnimmt.  35aS  ginale 
enblid£|  fyat  biefelben  SBorjüge  unb  9Kängel,  bie  wir  an  ben  erften 
©äfeen  bemerften,  fd^einbar  audfj  etwas  meljr  Seben,  was  bie  rafdjere 
©ewegung  mit  fid)  bringt,  unb  ebenfalls  gute  (Singeln^eiten,  nichts 
aber,  was  uns  inniger  ftimmte,  was  uns  rührte  ober  freubiger  machte* 
SSerftanb  unb  guter  SBitte  behalten  bie  Dberfymb;  baS  $erj  getyt  leer 
aus.  Sßie  nun  aber  jeber  junge  ©omponift,  ber  ftdfj  in  einer  ber 
fdjjwierigften  ©attungen  öerfucf)t,  mit  SfaSjeicfjming  ju  befjanbeln,  fo 
fönnen  wir  it)m  audf)  biefe  feineSwegS  tierfagen,  unb  fo  f treibe  er 
inutljig  weiter  unb  ergebe  fid)  t)ietteid£|t  Dörfer  einmal  ein  3al)r  im 
frönen  Stauen  ober  fonft  wo,  bamit  ber  Sßfjantafie  freubige  Silber 
jugefül)rt  werben,  bamit,  was  jefct  nur  83lätter  unb  Steige,  foä*cr 
ouä)  S31umen  unb  grüßte  trage. 

SlSbalb  gelangten  wir  ju  einer  neuen  ßrfdjeinung  in  ber  mufifa* 
lifd&en  Siteratur,  ju  einem  Duartett  Dom  Capettmeifter  Steiniger, 
unb  jwar  bem  erften,  ba*  er  ebirt.    SS  erfreut  unb  reijt  fdjon,  einen 


120  8roetter  Duarteit*9Rorgen. 

fertig  geglaubten,  in  gewiffe  formen  eingefcljriebenen  Somponiften 
etwas  9tnbereS  unb  Schwereres  angreifen  ju  fetjen.  3Kan  fdjafft  nie 
frifdfjer,  als  wo  man  eine  ®attung  ju  culttoiren  anfängt.  StnbererfettS 
t)at  freiließ  jcber  neue  SSerfutf)  in  einer  öorljer  nid)t  geübten  gorm,  unb 
würbe  er  anä)  öon  einem  3Keiftertalent  unternommen,  feine  Schwierig* 
feiten.  @o  fef)en  wir  &f)erubini  an  ber  ©t>mpf)onie  Reitern,  fo  f)at 
felbft  93eetf)Oöen,  wie  wir  in  ben  jüngft  angejeigten  2Rittljeilungen  öon 
Dr.  SSegeler  lefen,  mehrmals  ju  feinem  erften  Quartett  anfe|en  muffen, 
inbem  aus  bem  einen  begonnenen  ein  Xrio,  aus  bem  anbern  ein  Quin* 
tett  entftanben.  Unb  fo  wirb  uns  audE)  üieleS  in  biefem  erften  Quartett 
üon  Steiniger  (bie  häufige  Stdjtetbegteitung  in  ber  jweiten  ^Biotine  unb 
23ratfdje,  gewiffe  Crdfjefterftjnfopen  *c.)  an  ben  routinirten  ©efang*  unb 
©ta&iercomponiften  gemahnen;  toa$  wir  aber  fonft  an  i^m  StebenS* 
würbiges  lernten,  giebt  er  aud)  f)ier  aus  üotten  §änben :  runbe  formen, 
lebhafte  SRt|i}tf)men ,  wof)tfüngenbe  SMobieen,  jwifdjenburdi  freiließ 
tuet  CftgeprteS,  meleS,  was  an  ©pofjr  (gleich  ber  Anfang),  an  QnS* 
low  (baS  Xrio  im  ©d&erjo),  an  Seettioüen  (ber  Swifdjenfafc  in  Edur 
in  ber  erften  ©äffte  beS  erften  SafceS),  an  ÜRojart  (ber  Cismoll*@afc 
im  Slbagio)  unb  an  anbereS  erinnert.  Sinen  großen  Criginatwertj) 
mag  id)  bemnadfj  bem  Quartett  nidfjt  beilegen  ober  ifjm  ein  langes 
Seben  toerfprec^en;  eS  ift  ein  Quartett  jur  Untergattung  guter  S)itet* 
tanten,  bie  nodfj  üollauf  ju  tljun  fjaben,  wo  ber  fiünftler  oom  gadj 
mit  einem  Ueberblid  fd)on  bie  ganje  Seite  ^eruntergelefen ;  ein  Quartett 
bei  Ijettem  ßerjenglanj  unter  frönen  grauen  anjuf)ören,  wäfjrenb  wirf* 
lid&e  93eett>oüener  bie  Xf)ür  öerfd^Iie^en  unb  in  jebem  einzelnen  Xact 
fdf)welgen  unb  fangen.  2)ie  einjetnen  Säfee  anjufüf)ren,  fo  möchte 
xä)  bem  ©d^erjo  ben  SSorjug  geben,  namentlich  bem  fünften  bis  adjten 
Xact  im  Xrio;  if)m  junäd^ft  bem  erften  @a|,  wenn  er  eine  fidfj'S  we* 
niger  bequem  mac^enbe  gorm  unb  einen  weniger  matten  ©dfjtufi  ^atte. 
$aS  Stbagio  fdfjeint  mir  ju  flad)  ju  feiner  breite.  S)aS  SRonbo  ift 
aber  burd^auS  gewöfinticf) ;  fo  würbe  5.  33.  Stuber  auet)  Quartette 
machen. 

SBir  f Stoffen  mit  bem  erften  ber  fd)on  feit  geraumer  Qtxt  erfc^ie* 
neuen  Quartette  üon  ©t)erubini,  über  bie  fid)  fetbft  unter  guten 
SRnftfern  ÜÄeinungSjwiefpatt  erhoben.  (St  betrifft  wot)t  nidjt  bie 
grage,  ob  biefe  arbeiten  üon  einem  SKeifter  ber  Sunft  ^errütjren,  too* 
rüber  fein  3^^*  auffommen  fann,  fonbern  ob  baS  ber  rechte  Quar* 
tettftil,  ben  wir  lieben,  ben  wir  als  muftergüttig  anerfannt  fjaben. 
2Ran  t)at  fic§  einmal  an  bie  Strt  ber  brei  befannten  beutfdfjm  ÜReifter 


ßtoettcr  Duartctt*9Jlorgcn.  121 

gewöhnt  unb  in  geregter  Slnerfennung  aud^  DnSlow  unb  julefct 
9JtoibelSfof)n,  als  bic  ©puren  Scner  weiter  üerfolgenb,  in  ben  5lreiS 
aufgenommen*  Sefct  fommt  nun  ßtjerubini,  ein  in  ber  f)ödf)ften  Äunft* 
ariftofratic  unb  in  feinen  eigenen  $unftanfidf)ten  ergrauter  Äünftler,  er, 
ber  nodj  jefet  im  f)öd)fien  Stltcr  als  ^armonifer  ber  SKitwelt  ber  über* 
legenfte,  ber  feine,  gelehrte,  intereffante  3taliener,  bem  in  feiner  ftrengen 
3lbgefcijloffenf>eit  unb  ©tjarafterftärfe  idj  manchmal  ©ante  Dergleichen 
möchte,  ©eftef)'  idfj,  ba§  au<$  mief),  als  idfj  biefeS  Quartett  jum  erften* 
mal  f)örte,  namentlich  naef)  ben  jwei  erften  ©äfcen  ein  grofceS  Unbe* 
fjagen  überfiel;  baS  war  nid)t  baS  ©wartete;  tiieleS  festen  mir  opero* 
mäfctg,  überlaben,  anbereS  wieber  fleinlidfj,  leer  unb  eigenftnnig;  es 
modjte  bei  mir  bie  Ungebulb  ber  3ugenb  fein,  bie  ben  Sinn  in  ben 
oft  wunberlid&en  Sieben  beS  ©reifet  nidjt  gleidf)  ju  beuten  wufcte;  benn 
anbererfeits  fpürte  icf)  freiließ  ben  gebietenben  SKeifter  unb  jwar  bis 
in  bie  gu§fpi|en  f|inab.  3)ann  folgten  aber  baS  ©c^erjo  mit  feinem 
fdjwärmerifcl)eu  fpanifd^en  Xljema,  baS  aufcerorbentlidfje  Xrio,  unb  ju* 
lefct  baS  ginale,  baS  wie  ein  2)tamant,  wie  man  eS  wenbet,  nadj 
allen  Seiten  gunfen  wirft,  unb  nun  war  fein  ßweifel,  wer  baS 
Quartett  gefdjrieben  unb  ob  eS  feines  SJieifterS  würbig.  ©ewtfe  wirb 
eS  SSielen  wie  mir  ergeben;  man  mufc  fiel)  mit  bem  befonbern  ©eifte 
biefeS,  feines  QuartettftilS  erft  befreunben;  eS  ift  nid^t  bie  trauliche 
SRutterfpradje,  in  ber  wir  angerebet  werben,  eS  ift  ein  twmefymer 
ÄuSlänber,  ber  ju  uns  fprid)t:  je  mef)r  wir  ifyn  Derftefyen  lernen,  je 
l|öf>er  muffen  wir  it)n  achten.  ©iefe  Slnbeutungen,  bie  nur  einen 
fd)wad)en  Segriff  üon  ber  @igentf)ümlidt)feit  biefeS  SßerfeS  geben,  mögen 
beutfdje  Quartettjirfet  aufmerffam  machen.  3um  Vortrag  gehört  mel, 
getjören  SHinftter.  3n  einem  SlnfaHe  üon  9tebacteur*Uebermutlj  wünfdf>te 
icf>  mir  SSaißot  (an  ben  ßf)erubini  f)auptfädf)tic§  gebaut  ju  tjaben  fd&eint*) 
an  bie  erfte,  fiiptnSfi  an  bie  jweite  SBioline,  3ÄenbelSfof)n  an  bie 
83ratfd(je  (fein  ^auptinftrument,  Drgel  unb  Slamer  ausgenommen)  unb 
äftaj  33of)rer  ober  grifc  Summer  an  baS  SJiolonceH.  3nbe§  banfte 
id)'S  nod)  freunblid)  genug  meinen  Quartettiften,  bie  jum  ©d^Iu§  bal* 
bigft  wieberjufommen  unb  fidfj  wie  mid>  mit  ben  anbern  Quartetten 
©IjerubiniS  befannt  ju  ma^en  unter  }\ä)  befätoffen,  wo  bann  ber 
fiefer  neue  äWittfjeilungen  ju  erwarten  f)at.  9t.  @. 


bem  bie  Cuartette  autf)  genribmet  ftnb 


122  dritter  £tuartett*2Korgen. 


Dritter  ©uartett -Ütorjjen. 

SB.  $.  Veit,  8»ette^  Oitartctt  für  2  Violinen,  Vratfdje  unb  Violoncello  (Edur), 

SBerf  5. 
3-  &.  @.  ©obofctoSfi,  $rio  für  s$ianoforte,  Violine  unb  Violoncello  (Asdur;, 

9ttanufcrtyt. 
Seopolb  3udj3,  Cuintett  für  2  Violinen,  2  Vratfdjen  unb  Violoncello  (Esdur, 

SSerf  11. 

Unfere  brittc  3ufammcn]funft  erlieft  burd)  Xljeilnaljme  eine« 
Elameriften  unb  23ratf  djifteu ,  bic  jur  Sluffüljrung  eines  SlatriertrioS 
unb  eines  Quintetts  nött)tg  waren,  einen  ganj  befonbem  ©lanj.  Unb 
nidfjt  of)ne  meine  ®rünbe  brang  idj  auf  fold&e  Äbwedfjfelung.  SBttl 
bodj  aud)  ber  ©enufc  beS  ©crimen  fein  äÄafc,  tote  tdf)  mid)  benn 
teiltet  entfetteten  möchte,  eine  ©traufcßannerfdje  33allmuftf*9tadf)t  ju 
burd)leben  als  eine,  wo  nid)ts  als  33eetljot)enfdje  ©tjmpljonieen  auf* 
geführt  würben,  wo  uns  bie  Xöne  julefct  wunbfaugen  müßten,  Äud) 
jum  Slnljören  allein  breier  Quartette  gehört  griffe,  wenn  nidjt  befon« 
bere  Xf)eilnal)me  an  ber  Sompofttion.  ßomponiften  pflegen  fdjon  nadf> 
beut  erften  fortzugeben,  SRecenfenten  nad)  bem  jweiten;  braoe  Dilettanten 
allein  galten  etwa  baS  britte  aus,  wie  mir  einmal  einer  erjäljlte,  bafc 
er,  einftmalS  ein  SSiertetja^r  oon  aller  SÖiufif  abgefdjnttten,  im  §eifj* 
junger  nadfj  9ftufif  in  ber  ©tabt,  bie  i^n  beliebigen  fonnte,  brei 
Xage  öom  äJiorgen  bis  Slbenb  Quartette  gefpielt;  „freiließ/  fügte  er 
t)inju,  „fpiele  er  felbft  ein  wenig,  jweite  SSioline  nämlidfj."  —  Unb  fo 
beftanb  id)  barauf,  baft  wir  aud}  bem  Quartette  SBerwanbteS  mit  ins 
©piel  jte^en  motten;  ja  man  lann  nid)t  wiffen,  ob  nidfjt,  umgefe^rt 
wie  in  ber  befannten  §aijbnfdfjen  ©tjmpfjonie,  nad)  unb  nad)  Snftru* 
ment  nadj  3nftrument  Ijüijutritt,  ob  nid^t  aus  bem  Keinen  Kleeblatt 
ein  ganzes  jur  ©ijmpljonie  gerüfteteS  Drd&efter  ljerauSwäd&ft.  83e* 
gnügen  wir  uns  oor  ber  §anb,  jumal  wir  Ijeute  ben  fiefer  mit  einigen 
erfreulichen  Sleuigleiten  befannt  ju  machen  fjaben- 

Sinige  beutfdje  ©täbte  jeidjnen  ftdj)  baburdt)  aus,  bafe  fte  nur 
wenig  oon  ifjren  einl)eimifd)en  Xalenten  wiffen  wollen;  anbere  loben 
blofj,  wenn  eS  gegen  anbere  ©täbte  fidfj  ^ufammengurotten  gilt;  britte 
enbtidfj  wiffen  t)on  ben  latenten  tljrer  ©öf)ne  unb  Xöcljter  nid)t  genug 
ju  reben.  $u  ben  lederen  gehört  oieHeid^t  Sßrag;  man  lefe  einen 
93erid)t   aus  biefer   ©tabt,  welken  man  wolle,   fo  finbet.man  ber 


dritter  £tuartett'9Rorgen.  123 

eingebornen  Äünftler  immer  mit  ber  größten  Sichtung,  mit  wafjrfjaft 
mütterlicher  33egeifterung  gebaut.  ©ewife  wirb  man  fo  aucf>  bem  oben 
juerft  angeführten  SRamen  begegnet  fein*  Unb  wie  fd)on  ba%  gelb, 
auf  bem  ftd)  ber  junge  ßomponift  bereit»  mef)rmal»  gejeigt,  einen  33e* 
wei»  feines  feltneren  Streben»  im  SBorau»  abgiebt,  fo  tjbrte  idf),  wie 
man  überhaupt  jebe»  foßte,  aud)  biefe»  SRufifroerf  mit  günftigftem 
S3orurtf>eiL  $)ie  Partitur  liefe  midj  ba»  ©efjrinnft  nod£|  leidster  burfy 
btxcfen,  um  fo  mef)r,  ba  fie  äufeerft  fauber  tion  einer  gebilbeten  3Ku* 
fiferfjanb  getrieben  mar. 

6»  wel)t  nun  burd)  btö  gange  Duartett  ein  Weiterer  unb  gufrie* 
bener  Xon ;  tiefe  unb  trübe  Erfahrungen  f feinen  bem  jungen  Äünftler 
fremb  geblieben  gu  fein;  er  ftef)t  nodf)  im  Stufgang  be»  Seben»,  bie 
SRufif  ift  if)m  eine  treue  greunbin;  ein  leidster  ©lang  liegt  über  bem 
SBerle.  2tn  S3au  geid&net  e»  fid)  imrdf)  nid&t»  Sefonbere»  au»,  nidjt 
burdf>  Sül)nf)eit  ober  9ieuf)eit;  e»  ift  aber  regelrecht  unb  anfd&einenb 
mit  fdjon  melgeübter  §anb  gu  @nbe  gebraut.  35ie  ^armoniefü^rung 
be»  ©angen,  wie  bie  einjelne  ber  Stimmen  mufe  man  oorgüglidf)  loben; 
correcter,  Ilarer  unb  reinlicher  wirb  feiten  ein  fünfte»  Dpu»  getrieben. 
Äu»  ber  Slrt,  toie  ber  ©omponift  bie  ©aiteninftrumente  beljanbelt,  er* 
giebt  fiel},  bafe  er  fie  genau  fennt  unb  felbft  Diel  gefpielt  l)at.  Äefern, 
benen  ba»  SBerf  nid)t  gur  §anb  ift,  möchte  iä)  e»  al»  ber  Dn»lowfd)en 
öuartettweife  am  näd&ften  ftef)enb  dfjarafterifiren;  einjelne  ©pol)rfcJ)e 
Slnllänge  finb  ©emeingut  geworben;  frembartiger  faßen  einige  2tuberfd)e 
(Sänge  auf.  9tm  meiften  wollte  mir,  neben  bem  ©dljergo,  ber  erfte 
©a$  gufagen,  in  meinem  mir  nur  ber  Sftüdgang  in  ber  2Kitte  gu 
weitfd&weifig,  gu  wenig  intereffant  erfd&eint,  au6)  ba»  nodfj  gu  erwähnen, 
bafe  in  ber  öort)ergel)enben  Verarbeitung  fd)on  einmal  bie  Doßtommene 
9Roßtonart  (Emoll)  berührt  wirb,  eine  Jparmoniefolge,  bie  man  in  ben 
SWufterwerlen  faft  burd^gängig  t>ermieben  finbet.  2)od0  finb  ba»  wenig 
ober  gar  nid)t  ftörenbe  (Singetl)eiten ,  bie  bei  ber  überwiegenben  ©üte 
be»  gangen  ©afce»  faum  in  3lnfd)lag  gu  bringen  finb,  ®a»  Slbagio 
woßte  mir  fd&on  etwa»  eintönig  werben,  al»  gerabe  gur  regten  ßeit 
ber  Eomponift  ben  §auptgefang  im  öeränberten,  aufregenben  ©fiarafter 
Braute;  bie»  entfdfjieb  für  ben  ®a$.  ©er  erfte  Xfjeit  be»  ©df>erjo»  ift 
ejcceßent,  funftöoß  unb  mit  gletfe  au»gearbeitet;  ba»  Xrio  etwa»  weid}< 
lidjer.  ©er  le|te  ©afc  mochte  mic^  am  wenigften  beliebigen.  3d) 
weife,  aud&  bie  beften  SKeifter  fdfjliefeen  äljnlicl},  idfj  meine  in  luftiger 
SRonboweife-  ipätte  idfj  aber  ein  SBerf  mit  ßraft  unb  Srnft  angefafet, 
fo  wünfd£)te  idf)  c»  audf)  im  äfjnlid&en  Sinn  gefd&loffen  unb  nidfjt  mit 


124  dritter  &uartett*2Rorgen. 

einem  Sftonbo,  beffen  Xfjema  liier  jumal  ftarf  an  ein  befannteS  üon 
äuber  erinnert.  3n  ber  üKitte  fuc^t  ber  Komponift  burclj  einige  fugirte 
©tücfe  ju  intereffiren  (wo  if)n  ftrengfte  Xfjeoretifer  auf  bie  fallen 
©intritte  beS  SomeS  aufmerffam  machen  würben),  aber  audfj  biefer  Slrt 
ber  Arbeit,  bie  fidj  nidjt  bis  über  bie  erften  Quinteneintritte  fyinauS* 
»agt  unb  ljödftftenS  Dilettanten  in  ein  gelehrtes  ©tauneu  üerfefcen  will, 
§aV  idf)  niemals  grofee  93ebeutung  abgewinnen  fönnen.  §übfd)  bleibt 
ber  ©afc  bemungeadfjtet,  ja  öffentlich  gefpiett,  wirb  gerabe  er  gefallen. 
Unb  fo  ftrebe  ber  Somponift  fort  unb  fort,  fudfje  fidf>  woljl  audfj  neue 
S3af)nen;  er  t)at  baS  ©einige  gelernt  unb  wirb  audf)  auf  größerem 
Äampfptafce  mit  @f)ren  befielen. 

Das  9iä$fte,  was  wir  fpielten,  war  baS  oben  genannte  Xrio  öon 
3.  5-  ©♦  ©obolewsfi,  unb  t)ier  mufc  fiel?  ber  Sefer  ganj  auf  un« 
üerlaffen,  ba  eS  nod(}  SDianufcript.  Dal^er  nur  baS  Sßenige:  eS  liefce 
fiel)  Diel  barüber  fagen.  35er  Sompomft  lebt  im  Sorben  an  ber 
ätteereSfüfte*  unb  feine  Sföufif  jeugt  baöon.  Das  Xrio  ift  anberS  als 
aÜe  anbern,  eigen  in  gorm  unb  (Seift,  üoß  tiefer  SWelobie;  eS  will 
oft  gehört  fein  unb  gut  gefpielt.  Dennoc!}  öermag  eS  feine  Xotal* 
wirtung  fjeröorjubringen,  wie  mir  baS  (Sanje  aud)  in  einer  SrifiS  ent* 
ftanben  fd^eint,  in  einem  Sampf  jwifdfjen  alter  unb  neuer  2J£ufxfbenf* 
weife.  Sludfj  ift  ber  Somponift  auf  bem  ßlatrier  nidfjt  auf  feinem  3n* 
ftrumente  unb  fdfjreibt  „unbanfbar"  genug,  wie  mein  Glaöierift  meinte. 
Ueber  bie  ganje  Xalentt)öt)e  beS  ßomponiften  nadf)  bem  einjigen  Xrio 
abjuurttieilen ,  Wäre  öoreilig,  jumal  eS  audf)  fdjon  üor  längerer  ßeit 
gef dfjrieben,  feitbem  er  üieleS  ©rötere  (fo  ein  Cratorium  „SajaruS", 
©antaten  u.  a.)  ju  Xage  geförbert.**  Doppelte  Sichtung  bem  Sftrittfer, 
als  welcher  er  uns  bis  jefct  am  öfteften  begegnet,  bafe  er  aud)  ein 
Dieter  ift. 

2Kit  greuben  gingen  wir  alSbalb  an  baS  Quintett  öon  2.  gudjS, 
üon  beffen  Gompofitionen  wir  fc^on  am  erften  üuartettmorgen  lennen 
gelernt  unb  bereits  in  ber  ßeitfd^rift  berietet.  3n  baS  Detail  vermag 
\ä)  leiber  nidf)t  einjugefien,  ba  mir  feine  Partitur  jur  §anb  unb  feit 
jenem  9Korgen  ber  Sluffüljruug  bis  jefet  einige  Seit  öerfloffen,  fo  bafe 
nur  nodf)  ber  allgemeine  ©inbrud,  bie  Weitere  Stimmung,  in  bie  eS 
uns  üerfefcte,  geblieben  ift.  ÜRan  foHte  faum  glauben,  wie  bie  einjige 
ljinäufommenbe  93ratfdfje  bie  SBirfung  ber  ©aiteninftrumeute,  wie  fie 

*  3n  $?öm_g3&erg. 

**  Seit  biefer  3eit  Ijat  er  fid)  namentlich  aiä  bramatijcfjcr  (Somponift  Wanten 
gemadjt.    [(56).  1852.] 


Vierter  unb  fünfter  £}uartett*3Roröen.  125 

fidfj  im  Quartett  aufcert,  auf  einmal  tieränbert,  tüte  ber  ©fjarafter  beS 
Quintetts  ein  ganj  anberer  ift  als  ber  beS  Quartett«.  35ie  SDlittcI* 
tinten  t)aben  mefjr  ßraft  unb  fieben;  bie  einzelnen  Stimmen  wirfen 
mef)r  als  SRaffen  jufammen;  Ijat  man  im  Quartett  öier  einjelne 
2Wenfd)en  gehört,  fo  glaubt  man  jefct  eine  SBerfammiung  t>or  fid)  ju 
fyaben.  §ier  fann  fidj  nun  ein  tüdjtiger  §armonifer,  als  ben  wir  ben 
Eomponiften  lennen,  nadfj  §erjenSluft  ergeben  unb  bie  Stimmen  in* 
unb  auSeinanberwinben  unb  jeigen,  was  er  fann.  S)ie  ©ä$e  finb 
einer  tote  ber  anbere  üortrefflidj ,  baS  ©djerjo  namentlich  unb  bann 
ber  erfte  ©a|.  Sßom  (Sinjelnen  wirb  man  überrafd^t,  als  ob  man  aus 
bem  9ftunbe  eines  fcfylidjtgefleibeten  SiirgerSmanneS  pl5$ticlj  einen  SSerS 
üon  ©octf)c  ober  ©dfjiller  l)örte;  man  fat)  eS  meinem  fortbraufenben 
Quintett  an,  wie  it)m  bie  ©ad)e  gefiel,  mit  ber  man  fidf>  allerwärts 
befannt  madfjen  wolle. 

Senf  id)  nun  freiließ  an  bie  fjödifte  ärt  ber  9ftufif,  ttrie  fie  uns 
S3ad£|  unb  Seetljoüen  in  einjelnen  ©d)Bpfungen  gegeben,  fpred&'  idf)  üon 
feltenen  ©eelenjuftänben ,  bie  mir  ber  Äünftler  offenbaren  foll,  öer* 
lang'  id),  bafc  er  midj  mit  jebem  feiner  SBerle  einen  ©djritt  weiter 
füljre  im  ©eifterreidfj  ber  Sunft,  öerlang'  id)  mit  einem  SBorte  poetifdje 
Xiefe  unb  Sleuljeit  überall,  im  Sinjelnen  wie  im  ©anjen:  fo  müfete 
iä)  lange  fud)en,  unb  aud)  feines  ber  erwähnten,  ber  meiften  erfdfjei* 
nenben  SBerle  genügten  mir.  3)a  J)brtcn  wir  in  ben  folgenben  Quar* 
tett*3Rorgen  mef)rereS  üon  ber  SWufil  eines  jungen  äftanneS,  t>on  ber 
mir  fd(ien,  fie  fäme  juweilen  aus  lebenbiger  ©eniuStiefe;  bod)  forbert 
biefer  SluSfprud)  &ielfacf)e  @infd)ränlung,  woüon,  wie  über  bie  ganje 
Srfdjeütung,  in  einem  ber  nädEtften  S31ätter. 

SR.  ©. 


Vierter  unb  fünfter  (&uatttit-Mot$tn. 

£.  $tr(djb  ql 6),  Cuartette  (in  Emoll,  B  unb  D;  unb  Ouintctt  (Cmoll).  2Ranufcrtyt. 

©o  üiel  fid)  aus  biefen  me^r  geheimen  3Jiufiffi|ungen  für  bie 
Deff entlief eit  fd&icft,  mag  f)ier  in  Sürje  folgen.  ®  ei)  eint  nenn'  idfj 
fie,  weil  barin  nur  SKanufcripte  eines  als  ßomponift  gänjlid^  unbe* 
fannten  jungen  SKufiferS,  ^ermann  §irfd)bad),  gefpielt  würben. 
2ttS  ©dfjriftfteßer  l)at  berfelbe  burdO  baS  Sorbringenbe  unb  Sede  feiner 
Slnfid^ten,  wie  er  fie  in  einigen  Stuffäfeen  ber  3*itfd)rift  ausgebrochen, 


126  Vierter  unb  fünfter  Quartett*  borgen. 

gewifc  fd)on  bie  Stufmerlfamfeit  be$  SeferS  auf  fiel)  geteuft.  2)urdfj 
folcfye  8Iu8fprüdf)e  gereijt,  muftte  tdf)  wof)l  baä  StugerotbcutUd^ftc  öon 
iljm  afö  ßomponiften  fotbem  fönnen,  wenn  id)  midfj  audf)  gleidf)  öon 
üorofierein  auf  SBerftanbeScatcutationen  gefaxt  machte.  Sticht  of)ne  tiefe 
Xfjeilnaljme  gebenf  id)  feiner  (Sompofitionen  unb  möchte  midfj  in  ber 
(Erinnerung  ftunbentang  f)ineint)ertiefen,  bem  fiefer  bation  öorjufpred^en. 
SSietteicfyt  audf),  baft  ba3  3)oppeIgängerifdf>e  feiner  ©ompofition3rid)tung 
mit  meiner  eigenen  (bie  SBett  fennt  fie  fdjwertidfj)  gerabe  midf)  für  feine 
3Rufif  empfängüd)  matten,  fie  mir  rafclj  enthüllten,  ©o  tuet  weifc 
id)  aber,  bafc  e3  ba3  bebeutenbfte  Streben,  ba3  id>  unter  jüngeren 
latenten  feit  lange  angetroffen.  S)ie  SSBorte  fudfjen'a  öergebtidfj,  wie 
feine  SRufif  geftattet  ift,  was  atteS  fie  f Gilbert;  feine  SKufil  ift  felbft 
©pradfje,  wie  etwa  bie  SBlumen  ju  uns  fpred)en,  wie  fidfj  Stugen  bie 
gejjeimniffootlften  9ftärd)en  erjagten,  wie  tierwanbte  ©eifter  über  glädjjen 
SanbeS  mit  einanber  tierte^ren  lönnen;  ©eetenfpradje,  waf)rfte$  SÄufif* 
•leben.  @3  waren  brei  grofte  Duartette  unb  ein  Quintett,  bie  wir 
t)örten,  fämmtlidfj  mit  ©teilen  au3  ®oetf)e3  gauft  überfdfjrieben,*  mef)r 
jum  ©djmucf  als  jur  ©rftärung,  ba  bie  SWuftf  an  fiel)  beutlid^  genug; 
ein  fetjnfüdfjtigeS  ©rängen  war'S,  ein  Stufen  wie  nad)  SRettung,  ein 
immerwäfjrenbeg  $ortftürjen,  unb  bajwifdjen  feiige  ©eftalten,  golbene 
SWatten  unb  rofigeSlbenbwoBen;  \6)  mödjte  nid&t  gern  ju  öietfagen: 
aber  ber  Somponift  f<$ien  mir  in  SlugenblidEen  oft  felbft  jener  ©dfjwarj* 
fünftler  gauft,  wie  er  uns  fein  Seben  in  fd)webenben  Umriffen  ber 
^antafie  öorüberfüljrt.     Stufcerbem  faf)  id)  tion  itjm  eine  Dutiertüre 


*  $ie  2Kotto3  finb : 

1,  5um  Emoll*£Luartett: 

„(£3  mödjte  fein  #unb  fo  länger  leben!" 
„3d)  grüfje  bid),  bu  einige  tyfjiolt, 
$ie  id)  mit  2lnbacf)t  nun  herunterhole, 
3n  bir  öeretjr'  idj  9Renfdjennu$  unb  Äunft." 

2,  sunt  Bdur*£luartett: 

„D  tönet  fort,  iljr  fügen  #immel3(ieber ! 

$ie  Xljräne  quillt,  bie  (£rbe  l)at  midj  roieber!" 

3,  jum  Cmoll*£luintett: 

„$em  Xaumel  tteif)'  id)  midj,  bem  fdjmeralidjften  ®enu&, 

Verliebtem  §a&,  erquiefenbem  2$erbru|. 

Wein  93ufen,  ber  öom  SBiffenäbrang  geseilt  ift, 

Sott  feinen  ©djmerjen  fünftig  fidj  t>erfd)lie&en, 

Unb  toaS  ber  ganzen  2Reufdjf)eit  jugcttjetlt  ift, 

3BilI  id)  in  meinem  innern  Selbjt  genießen." 


SStcrtcr  unb  fünfter  £luartett*üttorgen.  127 

ju  Jpamlet,  eine  große  ©tjmpfionie  in  meiert  ©äfcen,  eine  jweite  bis 
in  bie  SÄitte  tiorgerücite,  bie  in  einem  Sftljem  (jintereinanber  fortgeben 
fott,  fämmtlidfj  gleidf>  pljantaftifc^ ,  lebenSfräftig,  in  ben  formen  ab* 
roeidjenb  üon  aßen  bisher  befannten,  wenn  itf)  SBerlioj  ausnehme,  mit 
einzelnen  Drd&efterftellen ,  wie  man  fie  nur  üon  S3cet^ot)cn  ju  t)5ren 
gewohnt,  wenn  er  gegen  bie  ganje  SBelt  ju  gelbe  sieben  unb  fie  öernid)ten 
möchte.  Unb  jefct  fommt  mein  „aber".  SBie  bei  erfter  ^Betrachtung 
unö  oft  Silber  junger  genie&ofler  Sßaler  burd&  bie  ©rof$eit  ber  (Som* 
pojttion  (audj  ber  äußerlichen),  burdf>  9teid£|tl)um  unb  2Bai)rf)eü  beS 
Kolorits  je.  tiöüig  einnehmen,  baß  wir  nur  ftaunen  unb  baS  einjelne 
ftalfclje,  SBerjeitfinete  :c,  überfein,  fo  audf)  f)ier.  93eim  jweitenmal 
Anhören  fingen  mid>  fd)on  einjelne  ©teilen  ju  quälen  an,  ©teilen,  in 
benen,  tdj  will  nidfjt  fagen,  gegen  bie  erften  SRegeln  ber  ©d&ule,  fon* 
bern  gerabeju  gegen  baS  ®ef|ör,  gegen  bie  natürlichen  ©efefee  ber  §ar* 
moniefolgen  gefünbigt  war.  $)al)in  gä^le  idf|  nid&t  fowoljl  Duinten  jc. 
als  gewiffe  Ausgänge  beSSaffeS,  StuSWeid&ungen,  wie.  wir  fie  oft  t>on 
SBeniggeübten  anhören  muffen,  ©ol<$eS  wollte  nun  aud)  meinen  3Ru* 
fifern  nid)t  in  ben  ßopf .  (SS  giebt  nämlidj  ein  gewiffeS  §erfömmlid)* 
SReifterlidjeS  (bei  Sabenjen  x.),  baS  oon  ber  Statur  anbefohlen  fd&eint, 
unb  es  grünbet  fiel)  barauf  ein  gewiffer  mufifalifdjer  tyauSbadfener 
SSerftanb,  ber  ben  äKufifern  oon  Sßrofeffion  faft  bur^gängig  eigen. 
SSerfiößt  ber  junge  ßomponift  gegen  biefen,  unb  wäre  er  nodf)  fo  geift* 
reid|,  fo  fott  er  nur  feljen,  wie  fi<$  jene  öor  if)m  jurücf  jiet)en,  if)n  gar 
mdfjt  wie  ju  ben  3f)rigen  gef)Brenb  betrachten.  SBot|er  nun  biefer 
SJianget  an  feinem  ©eljör,  an  rid&tiger  §armoniefüf)rung  bei  übrigens 
fo  großer  93egabtf)eit,  —  ob  ber  ßomponift  meKeitf)t  erft  fpät  auf  fein 
Xalent  aufmerffam,  ju  frül)  ber  ©djute  entnommen  worben,  —  ob  er 
in  feiner  ©ebanfenfüHe,  im  Se^errfd^twerben  oon  einer  meiftenS  fe^r 
tiefen,  finnigen  Jpauptmelobie  ber  l)ol}en  Stimme  bie  anbern  nid^t 
gleid^jeitig  erfinbet,  ober  ob  baS  ©eljörorgan  wirflid^  fef)lerf)aft,  — 
ift  eine  eben  fo  große  ftrage,  als  ob  bem  noclj  abhelfen  fei.  3)ie 
SBelt  bef ommt  öielleidf)t  nichts  öon  biefen  arbeiten  ju  fef)en ;  wenigftenS 
würbe  idf>,  aufrichtig  gefragt,  ifjre  Verausgabe  nur  mit  Sitte  mancher 
Äenberung,  ber  $uSfd)eibung  ganzer  ©äfce  geftatten. 22  2)ieS  fei  benn 
bem  ßompomften  anleint  gefteltt.  §ier  galt  eS  nur  auf  ein  Xalent 
aufmerffam  ju  machen,  bem  i(§  feines  ber  neuern  mir  belannten  an 
bie  ©eite  ju  fefcen  wüßte,  beffen  ben  tiefften  ©eelenfräften  entsprungene 
SKufif  midj)  oft  im  Snnerften  ergriffen.23  9t.  ©. 


128  ©edjfter  CuartetHMorgen. 


5ed)(lcr  Quartett -Jtorgett. 

üeon  bc  <Saint*Subin,  (£rfte3  grofceS  Duintett  für  2  Violinen,  2  33ratfdjen  unb 

SBioIoncefl  (Esdur).    SBerf  38. 
&  (Sf>er üb ini,  Swcttc^  Ouartctt  für  2  Colinen,  SBratjdje  u.  $iotoncett  ;Cdur). 

2)en  erftgenannten  ßomponiften  f)alte  idfj  audE)  nad£)  feiner  Sftufif 
für  einen  ©migrirten,  für  einen,  ber  fein  SBaterlanb,  fei'S  nun  frei* 
willig  ober  gejwungen,  aerlaffen,  fid)  ein  neues  33aterlanb  gefugt  unb 
üon  beffen  ©itten  unb  ©pradfje  angenommen,  ©ein  Quintett  ift  ein 
©ernifd)  t>on  franjöfifd&em  unb  beutfd&em  ©eblüt,  nidfjt  unäljnlidj  ber 
3Äufe  SDtetjerbeerS,  ber  freiließ  t>on  aßen  europäifdfjen  Nationen  borgt 
ju  feinem  Stunftwerfe,  t>on  bem  man  gar  nidfjt  wiffen  fann,  was  er 
alles  mitbringt,  wenn  er,  äfjnlidE)  wie  bitter  ©pontini  SompofitxonS* 
Sunftreifen  naä)  Snglanb,  bergleidjen  etwa  ju  ben  83ufdE)männem  un< 
tewimmt,  fidE)  ju  neuen  ©cfyöpfungen  ju  begeiftern  unb  Stnbere  burd) 
felbige.  3d£)  aber  lobe  mir  meine  2RutterfpradE)e,  rein  gefprocfyen,  jeben 
StuSbrucfS  fäf)tg,  Iräftig  unb  flangfcoll,  wenn  id£)  beSljalb  aud^  ben 
eingewanberten  StuSlänber,  tute  @t.  Subin,  nidfjt  freiten  mag,  ber 
iljrer  nod£)  nid)t  üollfommen  mäd&tig,  unb  im  ©egentfjeti  fdjon  fein 
Streben  el)re.  SJon  einem  erfjebenben  XotaleinbrudE  {jinterliefc  fomit 
baS  Quintett  nichts ;  man  würbe  f)in*  unb  Ijergejogen,  f onnte  nirgenbs 
%\x%  faffen.  Slm  meiften  auffatlenb  jeigt  ficij  ber  2Jlangel  an  Drigi* 
nalerfinbung ;  was  uns  inniger  ergreifen  f  oH,  fdfjeint  mir  entlehnt  ober 
läfet  fid)  wenigftenS  auf  SJorbilber  jurüdffüljren;  unb  wo  ber  ßompo* 
ntft  fidE)  felbft  giebt,  wirb  er  Dag  unb  allgemein,  ©o  ift  gleidj  ber 
Anfang  im  ©runb  ber  ber  G  moll*@t)mpf)onie  t>on  SÄojart;  fo  liegt 
bem  erften  Xfjema  beS  legten  ©afceS  ein  Sloffinifd^er  ©ebanfe  (aus 
XeQ),  fo  bem  jweiten  ein  33eetf)0t)enfd)er  (aus  ber  A  dur*©t)mj)i)onic 
jum  ©runbe.  3iu  ©d^erjo  wüfcte  icij  feine  Quelle  nadfjjuweifen ;  eS 
ift  aber  audj  nidE)t  bebeutenb.  3m  Slbagio  würbe  mir  aber  am  mei* 
ften  flar,  woran  eS  bem  ßomponiften  gebricht;  f)ter,  wo  ber  SKeifter 
ben  SBorratf}  unb  9JeidE)tf)um  inneren  SebenS  am  erften  aufbeefen  fann, 
faf)  eS  traurig  füll  aus.  SlnbererfeitS  befunbet  baS  Quintett  eine 
leiste  fd&neQe  geber,  gormenfinn  unb  §armonieenfenutnif$.  3mmer^in 
war  mir,  nadE)bem  id)  es  getjört,  ju  Sftutfje,  als  fottf  icf)  ausrufen: 
„SKufif,  SRufif,  gebt  mir  2Kufif!* 


©edjfter  üuartett*2£orgen.  129 

2)aS  näd&fte  3Kufftftü(f  traf  uns  fomit  in  etwas  erfältctcr  ©tim* 
tnung;  aber  als  fcon  ber  §anb  SfjerubintS  umftridfte  eS  uns,  bafe  wir 
fcijnell  beS  öorfjergegangenen  öergafcen*  @S  fdfjeint  mir  bieS  jwette 
Quartett  lange  toor  bem  erften  berfetben  Sammlung  getrieben  unb 
mcUcid^t  gar  bie  ©ijmpf)onie,  bte,  wenn  idEj  nid&tirre,  bei  ityrer  erften 
ttnffülpung  in  SBien  fo  wenig  gefiel,  bafc  fie  ßtjerubini  nidfjt  öeröffent* 
tickte  unb  fie  fpäter  in  ein  Quartett  umgewanbelt  l)aben  fott.  ©o  ift 
benn  üieHeidEjt  ber  umgelegte  geiler  entftanben:  Mang  bie  SWufi! 
nämlidfj  als  ©t)mpf)onte  ju  quartettartig,  fo  flingt  fie  als  Quartett  ju 
fympf)oniftifci),  wie  ict)  benn  aller  fold&er  Umfc^meljung  abfjolb  bin, 
was  mir  wie  ein  93ergef)en  gegen  bie  göttliche  erfte  ©ingebung  fcor* 
fommt.  $)en  früheren  Urfprung  mödfjt'  idf)  am  Un&erjierteren  erfen* 
neu,  baS  K^erubiniS  ältere  ©ompofitionen  t>or  feinen  neueren  aus* 
jeic^net.  freilief)  bin  idE)  gefd)lagen,  träte  ber  SReifter  felbft  t)eran  unb 
jagte:  „$)u  irrft,  greunb:  %töt  Quartette  finb  jur  nämlichen  ßeit 
gefdfjrieben  unb  urfprünglidE)  nichts  SlnbereS  atS  Quartette."  Unb  fo 
fann,  was  idEj  bemerft,  nur  S3ermutf)ung  bleiben  unb  foQ  Slubere  jum 
Ueberbenfen  anreihen.24  3m  Uebrigen  ergebt  fidfj  audE)  biefe  Arbeit 
t)od£(  genug  über  bie  $at)l  ber  XageSerfdEjeinungen,  über  alles,  was 
uns  t>on$ariS  aus  jugefd^idt  wirb,  unb  ©ner,  ber  nidE)t  lange  3af}re 
Ijintereinanber  gefdjrieben,  gelernt  unb  gebadet,  wirb  fo  etwas  aucij  nie 
£U  ©taube  bringen  fönnen.  ©tujelne  trodfnere  Xactreüjen,  ©teilen, 
wo  nur  ber  SBerftanb  gearbeitet,  finben  fidE)  wie  in  ben  meiften  SSerfeu 
(EljerubimS  fo  audf)  f)ier,  felbft  aber  audE)  bann  nodfj  etwas  3ntereffan* 
teS,  fei'S  im  ©afc,  eine  contrapunftifd^e  geinf|eit,  eine  SRadE)al)mung; 
etwas,  was  ju  benfen  giebt.  Steiften  ©d)wung  unb  meifterlidf)eS 
Seben  tragen  wof)l  baS  ©cijerjo  unb  ber  lefcte  ©afc  in  fidE).  S5aS  Slbagio 
f)at  einen  fjödfjft  eigentümlichen  A  moll*©t)arafter,  etwas  Stomanjen* 
artiges,  ^rotoencalif dfjeS ;  bei  öfterem  Slnpren  erfdjliefjt  es  fidE)  met)r 
unb  mefjr  in  feinen  Steijeu;  ber  ©djtufj  baüon  ift  ber  Slrt,  bafc  man 
wieber  wie  öon  Steuern  auf jutjord^en  anfängt  unb  bodE)  baS  Snbe  nalje 
toeif$.  Snt  erften  ©afc  treffen  wir  Slnflänge  an  33eetf)0&enS  Bdur* 
©tjmpfjonie,  eine  Sftadjja^mung  jwifd^en  33ratfdE)e  unb  SSioltne,  wie  in 
jener  ©tjmpljonie  eine  jwifd^en  $agott  unb  Klarinette,  unb  bei  bem 
§aupt*9ftücfgang  in  ber  SKitte  biefelbe  gigur,  wie  an  bemfelben  Ort 
in  bem  nämlichen  ©afc  ber  @t)mpl)onie  oon  33eetf)ot)en.  3m  &t)araf* 
ter  finb  bie  ©äfce  aber  fo  öerfdfjieben,  bafj  bie  Ste^nlid^feit  nur  Sßenigen 
auffallen  wirb. 

ßum  ©d^lufe  biefeS  9Rufif<9KorgenS  matten  wir  uns  an  ein  im 

S^iimanit,  ©ef.  ©Triften.   II.  9 


130  3-  3fr.  Äittl,  Styflen;  3.  SBtetfjorSfy,  Notturno«. 

SWanufcript  jugefc^tcfte^  Duartett.  2)ie  erft  ernfttjaften  ©efid£)ter  naf)* 
men  nad£)  unb  nadE)  einen  StuSbrudf  öon  Sronie  an,  bis  enbüdi  alles 
in  ein  fortwäfjrenbeS  Sichern  geriet!)  nnb  fämmtticfye  SKuftfer  mit 
fpringeuben  33ogen  ju  fpieten  fd&tenen.  ©in  ®oliatf|  üon  einem  $I)iIi* 
fter  ftarrte  uns  an  aus  bem  öuartett.  Sßir  wüßten  bem  Somponiften, 
ber  übrigen^  fein  Sßerf  naclj  Gräften  auöftafftrt,  nidjtS  ju  ratfjen  unb 
banfen  fd)tießlitf|  für  ben  guten  §umor,  in  ben  er  bie  ®efeflfd)aft 
toerfefct. 

SR.  ©. 


Jtyantafteen,  Kapricen  u.  für  JHanoforte- 

dritte  ntxfft. 
3.  fr.  «IUI,  3cd)s  3öi)Utn.    »eck  2. 

Sbtjße  ift  f)ier  im  weiteren  ©inne  als  Steinbitb  ju  nehmen;  baS 
^aftorale  tritt  nur  in  ben  teueren  einigermaßen  f)ert>or.  9lm  meiften 
I;at  fitf|  ber  ©omponift  felbft  gehabet,  burdE)  feine  Ueberfcfjriften  näm* 
lid),  bie  auf  poetifd)e  ß^pänbe  vorbereiten  (Iroft  im  ©Reiben ;  2ln 
ber  ©renje  ber  ^eimatl)  :c),  aber  baS  Xatent  ift  J)ier  offenbar  l)inter 
ber  3tbfid)t  jurücfgeblteben.  ©twaS  *ßrofaifcijereS  fann  es  nidEjt  leidet 
geben,  wenn  beSfjalb  audEj  baS  ©treben  naef)  ©Ijarafteriftif  nidjt  t)cr* 
fannt  werben  fofl.  93ießeid)t  baß  ber  ©omponift  auf  bem  ©tarier  nidjt 
auf  feinem  rechten  gelbe,  baß  er  mefjr  in  ber  $ird)e,  auf  ber  Drgel 
ju  Jpaufe  ift,  ju  welkem  äuSfprud)  midE)  audfj  bie  faft  angftlid)e  ©or* 
rectfjeit  unb  @infadE)f)eit  berantaßt,  wogegen  mir  ßjemt)  ein  Sorb  SBtjron 
an  Süljnljeit  erfdfjeinen  fönnte.  Quinten  unb  Dctaöen  fud)t  man  alfo 
in  ben  Sbtjflen  toergeblidfj,  aber  freiließ  aud)  nicf)t,  was  jene  gelter* 
lofigfeit  üergeffen  mad>t:  ©dfjwung,  Seben,  ©efangleben. 

3oftpl)  Graf  von  UHclIjorskt),  Drei  ttotturnos.    Werk  2. 

$)en  ©f)opiuftf|en  wie  aus  ben  Singen  gefdjnitten,  aber  wof)l* 
tf)itenb  jart  unb  Doli  anmutiger,  oft  fetjr  ebler  Sftelobie.  3dE)  wüßte 
leinen  ©beimann,  ber  beffere,  aber  mandfjen  9Kann  Don  gadfj,  ber  feine 
eil) nützen  f einreiben  fönnte,  2)aS  Xalent  fd)eint  offenbar,  wenn  auef) 
fein  Ijod&eigentpmlidjeS,  baS  fitf|  in  fo  ftreng  gejogener  gorm  freiließ 


6.  g.  9ttd)ter,  ©djerjo;  3.  93aronMSaba(ca&6,  <ßf)antafteen.  131 

auß  gar  nißt  jeigen  fonnte;  aber  bcr  Somponift  Derfuße  fiß  jur 
$robe  auß  in  einer  weniger  Sentimentalen  ©attung,  wo  bie  *ߧantafie 
met)r  aufgreifen  fann,  unb  eS  wirb  ifjm  glücfen,  ba  ü)m  bie  fcorjüg* 
liße  Senntnifc  feinet  SuftrumenteS  oljnef)in  ju  ftatten  fommt.  3nt 
erften  unb  legten  ber  SftottumoS  ftnb,  naß  SBorgang  mancher  ßfiopin* 
fßen,  bewegtere  9Rittetfäfce  eingeflößten,  bie,  oft  fßon  bei  ©tjoptn 
fßwaßer  als  feine  erften  ©rfinbungen,  auß  l)ier  me^r  aufhalten  als 
fortgeben;  eS  tft,  als  würben  bie  fßönm  ruhigen  SBafferfringel,  benen 
wir  mit  SSergnügen  naßgefetjen,  plöjjliß  unterbrochen,  bafe  fie  ber 
83li(f  nißt  mef)r  feftf)alten  fann;  batjer  auß  baS  jweite  Siottumo, 
baS  in  gleicher  Bewegung  bis  jum  ©ßlufc  fortgebt  bie  meifte  SBir* 
fung  maßen  wirb,  wenigftenS  auf  miß  gemaßt  fjat.  3nt  erften  fällt 
bie  grofte  Sletjnlißfeit  ber  SMobie  mit  einem  SBeberfßen  SWotto  (in 
ber  3ubelouöertüre)  auf.  3)aS  lefcte  t)at  einige  fet)r  jartc  Sßenbungen 
unb  einen  anwerft  grajiöfen  ©ßluft,  wie  i^n  irgenb  Sfjopin  t)inju* 
tjaußen  t)erftet)t.  Steffen  fonftige  Äräufeleten  unb  ©aufeleien  übrigens 
nißt  uaßjumaßen,  tfyut  ber  Somponift  wof)l;  ßf)opin  bezaubert  ba* 
mit,  an  Slnbem  finb  fie  nißt  auSjufte^en. 

*  «.  i.  Hldjttr,  3d)trjo.  tyuk  6. 

©me  ©opie  naß  3JienbelSfof)n,  alfo  naß  gutem  3Rufter  gearbei* 
tet  unb  woljl  geraden.  3tt  ber  gorm  f)ätte  ber  ©omponift  bei  einiger 
Slenberung  etwas  ©igeneS  bringen  fönnen,  wenn  er  nämtiß  ben  3Rit* 
telgefang,  ber  freiliß  auß  burßauS  9KenbelSfof)nfß,  toor  ber  §aupt* 
Wieberfjolung  beS  anfangs,  aber  in  Cis  moll  ober  E  dur  gebraßt  f)ätte, 
fo  bafc  Anfang  unb  ©nbe  beS  flüßtigen  ©ßerjoS  bie  fanfte  ©antilene 
wie  in  ber  2Kitte  eingefßloffen  gelten.  $)oß  es  ift  auß  wie  eS  ba* 
fte!)t  nißt  ungefßidEt  unb  unfommetrifß  unb  baS  ®anje  t)at  einen 
leißten  natürlißen  glufc.  Das  ©tücf,  fo  fleht  eS  ift,  läßt  auf  ein 
glücftißeS  Xalent  fßliefeen,  baS  mit  ber  ßeit,  burß  ©tubium  unb 
©elbftfrittf  fiß  tneßeißt  auß  felbftänbigen  SEBeg  breßen  wirb. 

3nlic  Barjutt-GaoaUaM,  Drittt  <Jaj>rt«.  tytrk  18. 
„  „  „  flbattta|tt.    Merk  19. 

©tmge  SSorliebe  für  Xfjalbergfße  gorm  unb  SBeQinifße  9Äelo* 
bieenweife  abgereßnet,  jeißnen  fiß  auß  biefe  ©tücfe,  wie  alles  aus 
ber  geber  ber  ßomponifttn,  burß  mele  gut  mufifaltfße  3Ö9C  au$- 
S)er  wetbtiße  ©fjarafter  verleugnet  fiß  babei  nirgenbs.    ©ine  gewiffe, 

9* 


\  32  Gompofttionen  üott  ficopolb  ©djefer. 

aber  ntd^t  ermübenbe  @efpräd)igfeit,  ein  offenes  Vorlegen  aller  ifjrer 
©ebanfen,  ein  SKid&t*fertig*werben*fBnneu  mit  allem,  was  fic  auf  bem 
Jperjen  t)at,  finb  Sengen  ba&on.  3tm  erfreulichen  fallt  auf,  baf$  bie 
Gomponiftin,  wo  fie  fid^  in  gefährlichere  iparmoniegänge  verliert,  nicljt 
jurüdfwetd&t  unb  ängft  t?or  bem  Ausgang  befommt,  fonbem  fidler  fort* 
formtet  unb  botlenbet.  ©ine  f)elfenbe  §anb  fpür'  idfj  in  feinem  ber 
Stücfe;  eS  fcfjeint  alles  Strbeit  unb  ©gentium  ber  Somponiftin ,  bis 
auf  bie  Keinen  9Kängel  ber  Orthographie.  Die  SBerfafferm,  früher  in 
Semberg  unb  Sd&ülerin  öon  2KojartS  Soljn,  lebt  jefct  in  SBien. 

SR.  S. 


Compofttionen  uon  feopolb  S^efen 

Der  Dieter  beS  „SaienbreöierS",  fo  meler  pljantaftifd£)en  SRoöetten* 
gebilbe,  erfdEjeint  fjeute  jum  ^rftenmal  in  bief en  33lättern,  unb  nidjt  wie 
ein  bittenber  Dilettant  etwa  mit  einem  §efte  ßieber,  fonbem  toie  ber 
SSeften  einer,  gleicf)  mit  SBerfen  ber  ftrengften  Sunftgattung.  @S  finb 
bteS  eine  grofce  Sonate  für  Sßianoforte  ju  fcier  §änben  [SBerf  30] 
unb  ein  SBaterunfer  [SBerf  27],  als  Doppelcanon  für  biet  &f)bre 
bearbeitet.  Der  Didier  nennt  ftcf)  felbft  in  einem  vertrauten  ©djrei* 
ben  einen  Scijüter  SalteriS  („bon  bem  er  wiffe,  was  er  wiffeÄ)  unb 
weiter  Ijinauf  einen  ©lucfs.  Dafc  teuerer  fein  fiiebling,  würbe  idf) 
aus  ber  Sonate  erraten  l)aben,  unb  f)ätte  jener  für  baS  ©latoier  ge* 
fdjrieben,  fo  unb  nidfjt  anberS  müf$te  baS  ftingen  unb  wirfen.  @S  ift 
eine  Straft  unb  ein  Äern  ber  Harmonie,  im  Sfjarafter  eine  $viä)t  un& 
©fjrbarfeit,  wie  man  fie  irgenb  an  ben  beften  2Keiftern  beS  öortgen 
3af)rf)unbertS  fennt:  bagegen  wir  freilief),  Don  ber  $eit  unb  intern  mäd)* 
tigen  ©eniuS  Seetljoöen  fortge^oben,  jefet  grB&ere  Slnfprüd&e  an  bie 
Sonate  machen;  ja  eS  fdjeint,  als  wäre  95cett)ot>cn  bem  Dieter,  als 
er  bie  Sonate  fcfyrieb,  noef)  öert)üllt  gewefen;  nur  im  legten  ©afce 
bricht  plöfclid)  unb  jum  Sßerwunbern  ein  romantifd^er  Streif  in  bie 
freunblic^e  ©emütpcfifeit,  etwa  wie  ein  SBolfenfdfjatten  in  ein  ruljen* 
beS,  Dorn  2Konbe  beleuchtetes  Dorf.  2Wan  wirb  bie  Stelle  im  Äugen* 
blief  IjerauSfinben.  Der  Sa|  ift  übrigens  ber  fraft*  unb  fdfjwung* 
reidjfte.  3m  Slbagio  trifft  man  meljr  Üttojartfd&en  (Seift;  S^arafter, 
üWelobie  unb  SegleitungSformen,  alles  weift  barauf  f)in;  einige  fettenerc 


XrcmmbUb  am  9.  (September  SfbenbS.  133 

Xacte  l)eben  ftcf|  avufy  f)ier  f)eröor.  Sbenfo  tüchtig  unb  als  Äimft* 
aufgäbe  t)on  33ebeutung  ift  baS  „SBaterunfer*  2Ran  fönnte  eS,  glaub* 
idfj,  aud)  einem  guten  SKupffopf  für  ein  ÄirdEjenftüdf  aus  ber  blüfjenb* 
ften  ßeit  ber  alten  3taliener  ausgeben,  eS  müßte  jenen  benn  baS 
SBoljllautenbere  unb  Sfamutfjigere  beS  ©ajjeS  ftufcig  machen.  5)ie  bei* 
ben  ©anonS  burdjfpinnen  fidf)  barin  fo  leidet,  natürlidfj  unb  fdjön,  baß 
man  bie  ihtnft  faum  f)erauSt)ört,  unb  bann  ift  eS  baS  2Baf)re.  Studj 
in  ber  Sbee  mag  baS  ©tücf  ausgezeichnet  werben;  eS  fdjeint  mir  nicfyt 
unbidfjterifdfj,  bie  9Kaffen  ftd)  in  folget  SBeife  bem  §5djften  juwenben 
ju  t)5ren;  audj  ift  unfer  ®tbtt  toof(l  auf  biefe  SBeife  nod)  nirgenbS 
aufgefaßt*  $)aS  ©anje  mag  leife  gehalten,  babei  aber  baS  tooljtbe* 
badete  „Con  anima"  ju  Slnfang  beS  SljorS  nid)t  außer  8l<f(t  gelaffen 
toerben.  Die  Stimmen  finb  meifterlicf)  ftrenge  geführt,  toenn  icf)  an* 
berS  genau  faf),  fogar  bis  auf  ben  Unterfd)ieb  ber  großen  unb  Meinen 
©tufen.  ©S  »are  nidf)t  allein  im  Sntereffe  für  einen  fo  fettenen  (Saft 
unb  aus  Sßtetat  gegen  ein  befranstes  35idjterf)aupt,  als  audE)  jur  roafc 
ren  ©rbauung,  baß  baS  SSaterunfer  bei  einem  beutfdjen  großen  SRuftf* 
fefte  jur  2tuffüf)rung  fame,  ba  es  oIjnef)in  feiner  2eid)tigfeit,  ©ang* 
barfeit  unb  Äürje  falber  ofjne  große  groben  tooQfommen  ^injufteQen 
ift.  Stuf  Seite  5,  @t)ft.  2,  Xact  1  ftef)t  im  33aß  f  ftatt  as;  eS  ift 
tooljl  nichts  letzter,  als  in  einem  ©anon  einen  5)rucffef(ter  ju  finben. 
9iun  ftaune  man  nod),  ju  öernef)men,  baß  berfelbe  geehrte  9Kann 
auef)  jtoölf  große  ©tymptjonieen  für  Drdjefter  gefcfyrieben  f)at  unb 
beif  Deffentlid^feit  %\x  übergeben  beabficjjtigt.  $)er  erfte  großartige  ©afc 
einer  toon  ifjnen  liegt  im  ©laöierauSjug  t>or  mir.  ®erabe  f)ier  im 
Drdfjefter  fdjeint  er  in  feinem  ©lement.  ©efunbe  $armonif,  beutfdje 
SRännlid^feit  unb  Xüdfjtigfeit  in  SluSbrudt  unb  ©efinnung  f)errfdjen 
aud)  l)icr  t>or. 

SR.  ©d^umann. 


SranmbtU)  am  9.  September  ^benbs. 

Soncert  t>on  <£.  SB.25 


SSon  Dben  gefommen  ein  ©ngelsfinb 
Slm  glügel  fifct  unb  auf  Sieber  finnt, 
Unb  tote  eS  in  bie  Xaften  greift, 
3m  3<*uberringe  öorüber  fd)tt»etft 


134  fr  Gfjopht,  Smpromptu. 

©eftalt  an  ©cftalt 
Unb  SBilfa  uadj  ȟb, 
©rlfönig  alt 
Unb  SKignon  milb, 
Unb  trofciger  Sftittcr 
3m  äßaffenflitter, 
Unb  fniecnbe  Sftonne 
3n  Slnbadjtwonne. 

$)ie  3JienfdE)en,  bie'8  fjörten,  bie  t)aben  getobt, 
9118  wär'3  eine  Sängerin  fyodjgelobt; 
2>a3  Sngelältnb  aber  uuberweilt 
ßurüdE  in  feine  Jpeimatl)  eilt. 


g.  «.  e. 


litt  JHauoforte. 

f.  <T  t)  o  p  i  n ,  -°  3mpromptu  (As  dar).    UJcrk  29. 

„        „  4  Äafurcks.    U)trk  30» 

„       „  3d|tr|o  (Bmoll).    fltrk  31. 

ßf)opin  lann  fdjon  gar  nid^t^  mefjr  fcijreiben,  wo  man  nidfjf  im 
fiebenten,  achten  Xacte  ausrufen  müf$te:  „ba$  tft  fcon  ilim!"  2Wan  t)at 
ba3  SKanier  genannt  unb  gejagt,  er  fdjrette  nid)t  öorwärtö*27  aber 
man  fottte  banfbarer  fein.  3ft  e3  benn  ntcf)t  biefelbe  originelle  ftraft, 
bie  eudj  fdEjon  avi%  feinen  erften  äöerfen  fo  wunberbar  entgegenleudE)* 
tet,  im  erften  Slugenblicf  euc^  berwirrt  gemalt,  fpäter  eudfj  entjücft 
§at?  Unb  wenn  er  eud)  eine  Steige  ber  feltenften  Schöpfungen  gege* 
ben,  unb  if)r  iljn  teidjter  toerftef)t,  verlangt  if)r  iljn  auf  einmal  anberä? 
®a£  tjiejje  einen  95aum  umliefen,  weil  er  eud)  jätjrtid)  biefelben  ftrüdjte 
wieberbringt,  @8  finb  aber  bei  if)m  nidE)t  einmal  biefelben,  ber  Stamm 
wofyt  ber  namlidje,  bie  grüßte  aber  in  ©efcijmacf  unb  3Bud)§  bie  Der* 
fdjiebenartigften.  ©o  wüfjte  icij  obigem  Stnpromptu,  fo  Wenig  e§ 
im  gangen  UmfreiS  feiner  SBerfe  ju  bebeuten  f)at,  faum  eine  anbere 
£l)opinftf)e  Sompofitiou  ju  dergleichen ;  e&  ift  Wieberum  fo  fein  in  ber 
goxm,  eine  ßantilene  ju  Slnfang  unb  ©nbe  üon  reijenbem  giguren* 
werf  eiugefdjloffen,  fo  ein  eigentliches  Smpromptu,  nidjjtö  mef)r  unb 


g.  eijoptn,  ©djerjo  unb  SttajurefS;  g.  ©Hubert,  $ier  gmpromptuS.    135 

nichts  weniger,  bafc  ifjm  nidfjtS  SlnbereS  feiner  Sompofttion  an  bie 
©eite  ju  [teilen.  $)aS  ©d^erjo  erinnert  in  feinem  leibenfdfjaftlidjeu 
©fyarafter  fd&on  mef)r  an  feinen  SSorgänger:  immerhin  bleibt  eS  ein 
pdfjft  feffelnbes  ©tücf,  nid)t  uneben  einem  Sorb  33gronfd)en  OebidEjt 
ju  toergleid&en,  fo  jart,  fo  fecf,  f 0  liebe*  wie  öeradEftungSöott.  %üx  Sitte 
pafet  baS  fretlid)  nid£)t.  3)ie  SDtafuref  l)at  ßljopm  gleichfalls  jur 
Meinen  Sunftform  emporgehoben;  fo  mele  er  gef  einrieben,  fo  gleiten 
fid)  nur  wenige.  Srgenb  einen  poetifdjen  3U9'  etttja&  9faueS  in  ber 
gorm  ober  im  SluSbrucf  l)at  faft  jebe.  ©0  ift  eS  in  ber  jwetten  ber 
obengenannten  baS  Streben  ber  H  molI*Xonart  nad)  Fis  moll,  wie  fie 
benn  audE)  (man  merft  eS  faum)  in  Fis  f dfjliefet;  in  ber  britten  baS 
©dfjwanfen  ber  Xonarten  jwifd)en  weidEjer  unb  Ijarter,  bis  enblidE)  bie 
grofee  Xerj  gewinnt;  fo  in  ber  legten,  bie  jebod)  eine  matte  ©tropfe 
(auf  ©.13)  f)at,  ber  plöfclidje  ©djlufe  mit  ben  Quinten,  über  bie  bie 
beutfdjen  Kantoren  bie  $änbe  über  bie  Ä5pfc  jufammenfdjlagen  werben, 
©ine  SBemerfung  beiläufig:  bie  toerfdfjiebenen  ß^talter  J)ören  audE)  toer« 
fd^ieben.  3n  ben  beften  Sird^enwerfen  ber  alten  Italiener  finbet  man 
Quintenfortfdjreituugen,  fie  muffen  ifjnen  alfo  nidjjt  fdfjledfjt  gellungen 
t)aben.  JBei  Skdfj  unb  £änbel  lommen  ebenfalls  weld&e  t>or,  bodfj  in 
gebrochener  SBeife  unb  überhaupt  feiten;  bie  große  Sunft  ber  ©tim» 
ment>erfled)tung  mieb  alle  Sßarallelgänge.  Sn  ber  SKojartjc^en  ^eriobe 
üerfd^winben  fie  gänjüc^.  9iun  trabten  bie  großen  Xfjeoretifer  hinter" 
tjcr  unb  »erboten  fie  bei  XobeSftrafe,  bis  wieber  93eet!)ot>en  auftrat 
unb  bie  fdjönften  Quinten  einfließen  liefe,  namentlich  in  dfjromatifdfjer 
golge.  9hm  foll  natürlich  fo  ein  d)romatifd(jer  Quintengang,  wirb  er 
etwa  jwanjig  Xacte  lang  fortgefefct,  nidfjt  als  etwas  Xrefflid^eS  fon* 
bern  als  etwas  äufeerft  ©dE)lecf)teS  auSgejetdjnet  werben,  gleichfalls  fott 
man  bergleidEjen  aber  aucf)  nid^t  einzeln  aus  bem  ©anjen  tjerauSfjeben, 
fonbern  in  S3ejug  jum  SBorfjergetjenben,  im  ßufammen^ang  f)ören.* 

f.  Säubert,  Wer  3mpromptn9.   Werk  142. 

Sr  f)ätte   eS  nod&  erleben  fönnen,  wie  man  ifpt  jefct  feiert;    es 
t)ätte  Ujn  jum  §bd)ften  begeiftern  muffen.    9iun  er  fdjon  lange  ruf)t, 


*  3tt$  ©eleg  bafür  war  notf>  ber  ©djlufc  ber  Cismoll*2Äa$urfa  (mit  ber  be* 
rannten  Ouintenfette)  abgebrudt  unb  fyinaugefügt :  „Unb  fo  feib  mir  gegrüßt,  liebe 
Quinten!  $em  Schüler  ftreidjen  wir  weg,  toa3  jdjülerfjaft;  bem  jdjwärmerifdjen 
Jüngling  ljören  wir  gern  gu  unb  öom  2Keifter  laffen  wir  un$  gar  alle*  gefallen, 
wa^  jdjön  flingt  unb  fingt."2"5 


1 36  8f-  «Säubert,  #ter  SmpromptuS. 

wollen  wir  forgfam  fammeln  unb  aufzeichnen,  was  er  uns  Ijinterlaf* 
jen;  eS  ift  nidfjtS  barunter,  was  nid^t  fcon  feinem  (Seift  jeugte,  nur 
wenigen  SBerfen  ift  baS  ©iegel  ifjreS  SBerfafferS  fo  flar  aufgebrueft  als 
ben  feinigen.  So  ftüftert  eS  benn  in  ben  jwei  erften  3mpromptuS 
auf  aßen  Seiten  „granj  Säubert";  wie  wir  if>n  fennen  in  feiner  un* 
erfdjityflidien  Saune,  wie  er  uns  reijt  unb  taufet  unb  wieber  feffett, 
finben  wir  if)n  wieber.  3)odj  glaub'  id£j  faum,  baft  ©d^ubert  biefe 
©äjje  wirflidE)  „3ntpromptuS"  überf  daneben;  ber  erfte  ift  fo  offenbar 
ber  erfte  ©a|  einer  ©onate,  fo  ooütomnten  ausgeführt  unb  abge* 
fd£)toffen,  bafj  gar  lein  SuMtftt  öuffommen  fann.  3)aS  zweite  Sm* 
promptu  E)alte  idj  für  ben  zweiten  ©afc  berfelben  ©onate;  in  Xonart 
unb  ©fjarafter  fd)lief$t  eS  fid)  bem  erften  fnapp  an.  2Bo  bie  ©dfjlufc 
fä|e  fjtngef  ommen,  ob  ©d&ubert  bie  ©onate  DoQenbet  ober  nidfjt,  müfc 
ten  feine  §reunbe  tüiff en ;  man  tonnte  meüeid^t  baS  oierte  3mpromptu 
als  baS  ginale  betrachten,  bod)  fpridEjt,  wenn  aud)  bie  Xonart  bafür, 
bie  glüdjtigfeit  in  ber  ganzen  Anlage  beinahe  bagegen.  (SS  ftnb  bieS 
alfo  93ermutf)ungen,  bie  nur  eine  ©inftd&t  in  bie  Driginalmanufcripte 
aufflären  fönnte*  gür  gering  Ijalte  idf)  fie  nid)t;  eS  fommt  jwar 
wenig  auf  Xitet  unb  Ueberfdjriften  an ;  anbererfeitS  ift  aber  eine  ©ona* 
tenarbeit  eine  fo  fdjöne  Qkt  im  Sffierffranz  eines  (Somponiften,  bafc  id) 
©dfjubert  gern  ju  feinen  oielen  nodE)  eine  anbieten  möchte,  ja  jwanjig. 
2BaS  baS  britte  3ntpromptu  anlangt,  fo  f)ätte  id)  eS  faum  für  eine 
©dfjubertf ä)t  Arbeit,  f(öd)ftenS  für  eine  aus  feiner  Änabenjeit  gehalten ; 
eS  finb  wenig  ober  gar  md)t  ausgezeichnete  Variationen  über  ein  af)n* 
lid^eS*  X^ema.  ©rfinbung  unb  $^antafie  fehlen  ifjnen  gänzlidj, 
worin  fid)  Säubert  gerabe  aud)  im  SBariationSgenre  an  anbern  Drten 
fo  fdföpferifd)  gezeigt,  ©o  fpiele  man  benn  bie  jwei  erften  3m* 
promptuS  hinter  einanber,  fd)liefee  tf)nen,  um  lebhaft  ju  enben,  baS 
oierte  an,  unb  man  f)at,  wenn  audj  feine  öoQftänbige  ©onate,  fo  eine 
fd&öne  ©rinuerung  an  it)n  me^r.  Sennt  man  feine  SBeife  fdjon,  fo 
bebarf  eS  faft  nur  einmaligen  X)urd)fpielenS,  fie  üoHfommen  inne  ju 
fjaben.  3m  erften  ©afc  ift  eS  ber  leiste  ptjantaftifdje  Skxat  jwi* 
fdjen  ben  metobifd)en  SRufjefteHen,  was  uns  in  ©djlummer  wiegen 
mödEjte;  baS  ©anje  ift  in  einer  leibenben  ©tunbe  gef Raffen,  wie  im 
9iad|benfen  an  Vergangenes.  $)er  jweite  ©afc  fjat  einen  met)r  befdjau* 
liefen  ©jarafter,  in  ber  2trt,  wie  eS  üiel  oon  ©djubert  giebt;  anberS 
ber  britte    (baS  oierte  3mpromptu),  fdjmoßenb,  aber  leife  unb  gut: 


artnttdjeS  (?) 


Eerltoj.  137 

man  lann  e3  faum  vergreifen;  S3eetf)oven$  „SSutf)  über  ben  Verlorneu 
©rofd&en",  ein  fetjr  Iäd)ertid)e3,  menig  belannte«  ©tücf,  ftet  mir  mand)* 
mal  babei  ein- 

Sä  ift  f)ier  anty  paffenbe  ©elegenf)eit,  ber  von  granj  ßif  jt  für 
Klavier  bearbeiteten  granj  ©dfjubertfdEjen  Sieber  ju  ermahnen,  bie  triefe 
Xf)eünaf)me  Im  publicum  gefunben.  Sßon  Stföt  vorgetragen,  fotten  fie 
von  grofjer  Sßirfung  fein,  anbere  al§  9fteifterf}änbe  toerben  fid£)  ver* 
geblidj  mit  itjnen  bemühen;  fie  finb  vielleicht  ba3  ©djmerfte,  roa§  für 
Slavter  ejiftirt,  unb  ein  SBtfctger  meinte,  „man  m&dfjte  bodj  eine  erleid)* 
tette  Sluägabe  berfelben  veranfiatten,  roo  er  nur  neugierig,  ma3  bann 
tjerauäfäme,  unb  ob  mieber  baS  edjte  ©c§ubertfdf)e  Sieb?"  3Jiand(mal 
nidjt:  Sifjt  I>at  veränbert  unb  jugetlfjan;  mie  er  e$  gemalt,  jeugt  von 
ber  gemaltigen  Slrt  feinet  ©pielä,  feinet  Sluffaffung:  Slnbere  roer* 
ben  mieber  anbera  meinen.  @3  lauft  auf  bie  alte  grage  fjinauS,  ob 
fidfj  ber  barftellenbe  Ättnftler  über  ben  fdEjaffenben  fteüen,  ob  er  beffen 
SSkcU  naä)  Sßiülür  für  fic§  umgeftalten  bttrfe.  Die  Slntmort  ift  leidet : 
einen  Säppifd^en  lachen  mir  auä,  roenn  er  eS  fdf)led)t  mad)t,  einem 
©eiftreid^en  geftatten  roir'ä,  roenn  er  ben  ©inn  be8  Originale  nidjt 
ettoa  gerabeju  jerftört*  3u  ber  ©djule  beS  ElavierfpielS  bejeid)net 
btefe  Strt  ber  ^Bearbeitung  ein  befonbere3  ßapitel. 

SR.  6. 


S3erlioj  tf)ut  fefjr  Unrecht,  fo  menig  von  feinen  ©ompofitionen  in 
3)rucf  ju  geben,  ober  fidfj  nid^t  einmal  ju  einer  Steife  nadj  $)eutfd)lanb 
entfd|lie&eu  ju  fönnen.**  $at  er  aud)  ba3  Unglüdf,  nod)  aufteilen  mit 
SBiriot  verroedfjfelt  ju  merben,  mit  bem  er  bod)  fo  wenig  Sleljnlidfjfeit 
Ijat  mie  9Kocfturtlefu^e  mit  Simonabe,  —  fo  meifc  man  bennodj  l)ier 
unb  ba  ©enauereS  über  i^n,  unb  Sßaganini  ift  nid£)t  fein  einziger  93c* 
munberer,  obmot)!  gemifc  nid)t  ber  fd)ledEjtefte.  2)ie  „Sfteue  ßeitfd^rift 
für  äRufif"  mar  bie  erfte,  bie  miebeifiolt  auf  if)n  aufmerffam  machte, 


*  £ier  ift  geftridjen:  „Unb  baöon  fann  bei  einem  SJhififer  nrie  Sifet  feine 
8tebe  fein."  —  Spätere  £ieber*Uebertragungen  beffetben  gefielen  (Schümann  übrigens 
nify;  feine  eigenen  Sieber  ttmnf  djte  er  »enigftenS  „ofyne  Pfeffer  unb  3utt)at  ti  la 
ßifet".    (»rief  an  föeinede  b.  30.  3funi  1848.) 

**  @r  fjat  beibeS  inbefc  getfjan.    [@$.  1852.]  29 


138  Söerlio*. 

Seipgig  bie  crftc  ©tabt,  wo  eine  ©ompofition  öon  if)tn  jur  Aufführung 
tarn.  ©3  war  bie  Duöertüre  ju  ben  Francs-Juges,  eine  3ugenbarbei* 
mit  allen  jenen  geilem,  bie  im  ©efolge  eines  fügten  Sßerfeä  finb. 
S)ie  Du&ertüre  würbe  bann  aud)  in  anbern  ©labten,  wie  SBeimar, 
Sternen,  irr'  iä)  nid)t,  aud)  in  33erlin  gegeben.  3n  SQBien  lad)t  man 
barüber.  SQBien  ift  aber  aud)  bie  ©tabt,  —  wo  83eetf)ot)en  lebte,  unb 
e§  giebt  woljl  feinen  Drt  auf  ber  SBelt,  tt)o  fo  wenig  öon  33eetf)otten 
gefpielt  unb  gefprodjen  würbe  afö  in  SBien.  9Äan  fürchtet  fid)  bort 
&or  allem  Sfteuen,  wa8  über  ben  alten  ©djtenbrian  ljinau3get)t;  man 
will  bort  audö  in  ber  SJhifif  feine  föeüolution. 3ü 


1839. 


3nm  netten  3a\)v  1839. 

<So  lägen  betm  neun  33änbe  t>or  uns  unb  in  iljnen  ein  getreues 
SBitb  menfd&tidfjen  .©trebenS  überhaupt.  9Bie  ein  junger  ©taat  $at 
eine  junge  Seitfd&rift  tfjre  ©djwantungen,  wie  jener  fidjj  einen  ®runb 
aufeubauen,  ©egner  ju  iiberwinben,  greunbe  ju  gewinnen,  ftdfj  naä) 
innen  unb  außen  ju  befeftigen-  SDteift  jüngere  SKufifer  waren  es,  bie 
fid)  im  Slnfang  toerbunben  Ratten,  jeber  mit  ©ifc  unb  ©timme,  mit 
gleichem  Slntt)cil.  2Kan  blättere  in  bem  erften  Sknbe  ber  ßritfdjrift 
nad),  baS  fröfjüclje,  Iräftige  Sieben  barin  ttrirb  nod)  jefct  Slntljeit  er* 
werfen;  aud£)  88erfel)en  lamen  t>or,  wie  fic  ja  im  ©efolge  aller  jugenb* 
liefen  Unternehmungen.  3eber  fteuerte  eben  bei,  was  er  Ijatte,  2)er 
©toff  fd£)ien  bamals  enbloS;  man  war  fidE)  eines  eblen  ©trebenS  be* 
wüßt;  »er  ntd^t  mitwollte,  würbe  mit  f ortgeriff en ;  neue  ©ötterbilber 
fottten  aufgestellt,  auSlänbifdOe  ©öfcen  niebergeriffen  werben;  man 
arbeitete  Sag  unb  9tad)t.  ©S  war  baS  3beal  einer  großen  Äünftter* 
brüberfd&aft  jur  SBerljerrlidOung  beutfdjer  tief  finniger  ßunft,  baS  wol(l 
3ebem  als  baS  ^errlid^fte  Qid  feines  ©trebenS  öorleudfjten  mochte. 
Unb  wie  benn  bie  3ettfd)rift  überhaupt  ju  günftiger  ©tunbe  unter 
gfinftigen  Umftänben  unternommen  würbe,  einmal  weit  man  beS 
©dfjnedfengangeS  ber  alten  mufifatifdfjen  Sfritif  überbrüffig  war  unb 
weil  wirflief)  neue  ®rf Meinungen  am  Äunftfjimmel  aufwiegen,  bann 
weil  bie  3*itftf)rift  im  ©cfjooß  t>on  5)eutf  dfjlanb ,  in  einer  t>on  jef)er 
berühmten  Söiufifftabt  entfprang  unb  ber  3ufatt  gerabe  mehrere  junge 
gteid&gefinute  Äünftler  bereinigt  l)ielt,  fo  griff  baS  SBlatt  aud}  rafdE) 
um  fid)  unb  öerbrettete  fid)  nadE)  allen  ©egenben  f)in.  Slber  wie  fo 
oft,  wo  bie  9RenfdE)en  nod&  fo  feft  jufammenfialten  unb  unjertrennlidj 
fdjeinen,  trennt  fic  auf  einmal  baS  plöfclid)  Ijertoortretenbe  ©d)tdfal. 


142  Sunt  neuen  Saljr  1839. 

©etbft  ber  Xob  forbertc  ein  Dpfer;  in  Subwig  ©d&unle  ftarb  uns 
einer  ber  tf)euerften  unb  feurigften  ©enoffen.  Slnbere  Umftänbe  machten 
bie  erften  SBanbe  nodE)  loderer.  35aS  fdjöne  ©ebäube  fd&wanfte.  ®ie 
9iebaction  fam  bamalS*  in  bie  §änbe  eines  ©injigen,  er  geftc^t  eS, 
gegen  feinen  ßebenSptan,  ber  junädjft  auf  StuSbilbung  eigener  Äunft* 
anläge  ausging.  Stbcr  bie  33erf)ältniffe  brängten,  bie  ©jiftenj  ber 
ßeitfdjrift  ftanb  auf  bem  ©piele.  Sffd^t  93änbe  fjaben  ftcf)  feitbem  ge< 
folgt;  ttrir  fjoffen,  eS  ift  eine  Xenbenj  in  iljnen  fidfjtbar  worben. 
SKögen  fidj  im  SSorbergrunbe  öerfdfjiebene  Stnftdfjten  Ijerumtummeln, 
bie  ©rljebung  beutfdfjeu  ©inneS  burdEj  beutfdEje  Sunft,  gefdjal)  fie  nun 
burdE)  §inweifung  auf  ältere  grofce  SÄufter  ober  burd)  SBeborjugung 
jüngerer  Xalente,  —  jene  ©rtjebung  mag  nod|  jefct  als  baS  giel 
unferer^33eftrebungen  angefe^en  »erben.  3)en  rotten  gaben,  ber  biefen 
©ebanfen  fortfpinnt,  fönnte  man  allenfalls  in  ber  ©efdjidjte  ber  2)a* 
mbsbünbter  verfolgen,  eines  wenn  audE)  nur  ptyantaftifd)  auftretenben 
33unbeS,  beffen  9Kitgtieber  weniger  burdfj  äußere  Slbjeidjeu  als  burclj 
eine  innere  9le!fjnlid)feit  fidj  erfennen  laffen.  Sinen  3>ammk  gegen 
bie  SDiittelmäfeigfeit  auswerfen,  burd)  baS  SBort  wie  burd)  bie  Xtjat, 
werben  fie  aud^  fünftigfjin  trauten.  ©efdjaf)  bieS  früher  oft  auf  un* 
geftümere  Slrt,  fo  wolle  man  bagegen  bie  warme  33egeifterung  in  bie 
@d)ale  legen,  mit  ber  baS  @d)t*Xalentootle,  ®^t * Äünftlcrif dt>c  an 
jeber  ©teile  auSgejeidEjnet  würbe.  9Bir  f dEjreiben  ja  nicfjt,  bie  Sauf* 
leute  reidEj  ju  machen,  wir  fdjreiben,  ben  Sünftler  ju  etjren.  9Bie  bem 
fei,  bie  in  ben  legten  Scdjren  nodf)  immer  wadfjfenbe  Verbreitung  ber 
ßeitfd^rift  ift  [nur  [ein  SBeweiS,  bafe  fie  in  iljrer  Strenge  gegen  aus* 
länbtfdE)eS  3Kad)Werf,  in  iljrem  SBofjlwoQen  gegen  bie  f)öf)er  fttebenben 
ber  jungem  Äünftler,  wie  in  if)rem  @ntf)uftaSmuS  für  alles,  was  uns 
bie  Sßorjeit  an  3Äeifterlid)em  überliefert,  bie  ©efinnung  SMeler  aus* 
fprid£)t,  unb  baft  fie  fid)  ein  publicum  gebilbet  Ijat.  liefen  alten 
©runbfäfcen  getreu  treten  wir  am  heutigen  gefttage,  wenn  nid^t  in 
baS  jefjnte  3a^r,  fo  boc^  in  ben  jeljnten  S3anb  [ober  in  baS  fed&fte 
3at)r  unferer  Sfiftenj,  für  baS  Ijerf ömmlidj  lurj  jugemeffene  Sllter  einer 
3eitfdEjrift  fd)on  immer  einer  fitbernen  3ubelfeier  ttergleicfjbar,  wo  man 
ftdj  beS  Ueberftanbenen  gemutete!)  erinnert,  bem  Seoorfte^enben  mutf}ig 
entgegenfiet)t.  2Kit  einigem  ©djmerj  füge  jdfj  f)inju,  bafc  idfj  meine 
©rüfje  ju  biefem  geft  jum  erftenmat  aus  weiter  gerne  einfenben  mufc, 
aus  DefterreidfjS   prächtiger  §auptftabt,J  bereit  freunblidje  33ewof)ner 

*  Sanitär  1835. 


SJlofdjeleS  tmb  SttenbelSjofm,  (Soncerte.  143 

tooljl  audfj  nodfj  länger  ju  feffeln  vermöchten. 31  ©orgfamen  greunbeS* 
Ijänben  anvertraut,  gel)t  bie  3eitfdfjrift  inbefc  if)ren  ungeftörten  ©ang. 
§ier  aber,  unter  großen  üftaljntfngen,  too  uns  bie  ©Ratten  ber  größten 
beutfdfjen  SDictfter  umfdfjroeben,  möchte  nodE)  mancher  ©ebanfe  nidfjt  un* 
wertl)  einer  StuSfpradfje  f)ier  vor  StHem  aufleimen,  ©ine  3eit  jjerauf 
ju  befd)toören,  bie  jener  vergangenen  au  Xfjatfräftigleit  gleidfjfäme, 
vermögen  blofce  ©orte  nid)t,  unb  bie  3eiten  ftnb  audj  anbere  geworben 
unb  verlangen  Sfabereä.  S)en  Äünftler  aber  mandfjmal  beweiben  an 
jene  ÜJleifter  ju  erinnern,  mag  unvertoetjrt  bleiben,  unb  fommen  toir 
i^nen  nid^t  an  Gräften  gleidfj,  fo  wollen  wir  iljnen  wenigftenS  ntdjt 
im  Streben  nadfjfteljen.  Unb  fomit  fei  SlQen  ein  glücflid)e§  neues 
3at)r  jugerufen!  3t.  @. 


«oitcerte  für  |)ianoforte. 

3*  Mofätks,  Siebentes  (paHefiföes)  dotteerf  (Cmoll),    IDerk  93. 
f.  MtnUtyobn  Bartholin,  Jmeües  donettt  (Dmoll)»    Werk  40» 

2)ie  Slaviermuftl  bilbet  in  ber  neueren  ©efdfjidfjte  ber  SRufif  einen 
wichtigen  Stbf d^mtf ;  in  it)r  jeigte  fid^  am  erften  baS  Stufbämmem  eine« 
neuen  9Wufifgeniu$*  S)ie  bebeutenbften  Talente  ber  ©egenmart  ftnb 
Slavierfpieler;  eine  SBemerfung,  bie  man  audj  an  älteren  Spodjen  ge* 
madf)t.  93ac^  unb  ipänbel,  üttojart  unb  93eetf)oven  waren  am  Klavier 
aufgelaufen,  unb  ät)nlid&  ben  33ilbf)auem,  bie  if)re  ©tatuen  erft  im 
kleinen,  in  weiterer  SJiaffe  mobeHiren,  mögen  fidE)  jene  öfters  auf 
bem  Slavier  fKjjirt  fjaben,  was  fie  bann  im  ©röteren,  mit  Drdjefter* 
SRaffe  ausarbeiteten*  2>a3  gnftrument  felbft  Ijat  ftd)  feitbem  in  fjoljem 
©rabe  vervollfommnet.  ÜJKt  ber  immer  fortfd&reitenben  2Redjanif  be£ 
©lavierfpiete ,  mit  bem  füljneren  StuffdEjwmtg,  ben  bie  Sompofition 
burd)  Seemöven  naljm,  wudjS  aud|  baS  3>nftrument  an  Umfang  unb 
33ebeutung,  unb  fommt  es  nod)  bafjin  (wie  id)  glaube),  bafc  man  an 
iijm,  tote  bei  ber  Orgel,  ein  $ebal  in  Stnwenbung  bringt,  fo  ent* 
ftefjen  bem  ßomponiften  neue  3lu3ftd)ten,  *  unb  ftd()  immer  me^r  vom 


*  SSon  ber  SSerbtnbung  be3  DrgefyebatS  mit  bem  (Slatuer  öerfpradj  (Schumann 
ftety  rn'el;  er  ertoarb  in  ben  bier^iger  Qaljren  felbft  einen  ^ßebalflügcl  unb  compo* 
nirte  meljrereS  bafür.  TOgemeinen  Eingang  ijaben  bie  Qnftrumente  bisher  md)t 
gefimben. 


144  attofdjeteä  unb  äfcenbelsjotjn,  (Soncerte. 

unterftüfcenben  Crcfyefter  loSmadjenb,  wirb  er  fid£)  bann  nod)  reifer, 
vollftimmiger  unb  fetbftänbiger  ju  bewegen  wiffen.  2)iefe  Trennung 
von  bem  Drdfjefter  fetjen  wir  fd&on  feit  länger  vorbereitet:  ber  ©ijrn* 
pfjonie  jum  Xrofc  will  baS  neuere  Slavierfpiet  nur  burd)  feine  eigenen 
SDlittel  f)errfd)en,  unb  Sterin  mag  ber  ©runb  ju  fudfjen  fein,  warum 
bie  lefcte  3^t  fo  wenig  Slavierconcerte ,  überhaupt  wenig  Original* 
compofitionen  mit  Begleitung  hervorgebracht.  ®ie  ^eitfd&rift  Ijat  feit 
i^rem  (Sntftet)en  fo  jiemlid)  von  allen  (Slavierconcerten  berietet;  eS 
mögen  auf  bie  vergangenen  3<tf)re  faum  16  big  17  fommen,  eine  Keine 
$al)l  im  SBergleid)  ju  früher.  @o  fefjr  veränbem  fid)  bie  fttittn, 
unb  wa^  fonft  als  eine  SBereid^erung  ber  Snftrumentalf ormen ,  als 
eine  wichtige  Srfinbung  angefefjen  würbe,  giebt  man  neuerbingS  frei* 
willig  auf.  ©id&erlid)  müfcte  man  eS  einen  SBerluft  fjeifjen,  fäme  baS 
(Slavierconcert  mit  Drdfjefter  ganj  aufcer  Sraud);  anbererfeitS  fönnen 
wir  ben  Slavierfpielern  faum  wiberfpred&en ,  wenn  fie  fagen:  „wir 
t)aben  Stnberer  83eif)ülfe  nidfjt  nötf)ig,  unfer  Suftrument  wirft  allein 
am  vollftänbigften".  Unb  fo  muffen  wir  getroft  ben  ©eniuS  abwarten, 
ber  uns  in  neuer  glänjenber  SBeife  jeigt,  wie  baS  Drdjefter  mit  bem 
Glavier  ju  verbinben  fei,  bafj  ber  am  Klavier  Jperrfdjenbe  ben  Sfteid)* 
tf)um  feines  3nftrumentS  unb  feiner  Sfunft  entfalten  fönne,  wäljrenb 
baS  Drdjefter  babei  me^r  als  baS  blofee  3ufel)en  f)abe  unb  mit  feinen 
mannigfaltigen  Sfyarafteren  bie  ©cene  funftvoHer  burdjmebe.  StneS 
aber  fönnten  wir  billig  von  ben  jüngeren  Somponiften  verlangen:  bafc 
fie  uns  als  (Srfafc  für  jene  ernfte  unb  würbige  ©oncertform  ernfte  unb 
würbige  ©oloftüde  gäben,  feine  Kapricen,  feine  SBariationen,  fonbem 
fd)ön  abgefd)loffene  djaraftervolle  StUegrofäjje,  bie  man  allenfalls  jur 
Sröffnung  eines  SoncerteS  fpielen  fönnte.  33iS  batjin  werben  wir 
aber  nod)  oft  nad)  jenen  älteren  Eompofitionen  greifen  muffen,  bie  ein 
Soncert  in  funftwürbigfter  Sßeife  ju  eröffnen,  beS  SfünftlerS  ©ebiegen* 
f)eit  am  ftcfyerften  ju  erproben  geeignet  finb :  nad)  jenen  trefflid&en  von 
üKojart  unb  Seemöven,  ober  will  man  einmal  im  auSgewäf)lteren 
Äreife  eines  nod)  ju  wenig  gewürbigten  großen  SKanneS  Slntlifc  jeigen, 
nadf)  einem  von  ©ebaftian  SBadf),  ober  will  man  enblid)  SReueS  ju 
®et)ör  bringen,  nad£)  jenen,  in  weldjen  bie  alte  ©pur,  namentlich  bie 
33eetl)ovenfd)e ,  mit  ®IüdE  unb  ®efcf)icf  weiter  verfolgt  ift.  Unter  bie 
festeren  jaulen  wir  mit  ber  gehörigen  Sinfdfjränfung  jwei  unlängft  er* 
fd£)ienene  (Soncerte  von  3-  äftofdjjeleS  unb  g.  2ftenbetSfof)n  33ar* 
tfjolbtj.  S3on  beiben  Äünftlern  war  in  ber  ßeitfdfrift  fo  oft  bie 
Üiebe,  bafe  wir  uns  furj  faffen  tonnen. 


äRof $efe$  unb  2Renbel3iof)n,  (Sonczrte.  145 

3n  9Ko^cIe§  Ijaben  wir  baS  fcltncrc  Seiltet  eines  9WufiferS, 
ber,  obfdjon  in  älteren  Sauren  unb  nodE)  jefct  unabläfftg  mit  bem 
©tubium  alter  9Weifter  Bcfd^äftigt,  auä)  ben  ®ang  ber  neueren  Sr* 
fd&einungen  bcobad^tct  unb  üon  if)ren  gortfdjritten  benufct  t)at.  SEBic 
er  nun  jene  Sinflüffe  mit  ber  if)tn  angebornen  @igentf)ümlid)feit  be* 
f)errfdfjt,  fo  entfielt  aus  fotdjer  üttifdf)ung  oon  Stltem,  Steuern  unb 
Sigenem  ein  Sßerf,  eben  tote  eS  baS  neunte  Koncert  ift,  War  unb  fdfjarf 
in  ben  gormen,  im  Sljarafter  bem  SRomantifd^en '  fid^  nät)ernb,  unb 
wieberum  originell,  wie  man  ben  ßomponiften  fennt.  3)a&  toir  nidjt 
ju  fein  fpalten  —  baS  Soncert  oerrätf)  überall  feinen  üfteifter;  aber 
alles  f)at  feine  Stütze,  unb  ber  einft  baS  GmolbSoncert  fd&rieb,  ber 
ift  er  nid)t  mef)r,  wol)l  aber  immer  ber  fleißige,  treffliche  Sünftler, 
ber  feine  9Rüf)e  fcfyeut,  fein  Sßerf  ben  beften  gleid)  ju  madfjen.  Stuf 
Popularität  oerjidfjtet  er  bieSmal  gleidfj  oon  oomt)erein;  baS  ßoncert 
Ijeifjt  pattjettf  df)  unb  ift  eS;  was  fümmern  fidfj  unter  100  SSirtuofen 
99  barum!  ®aS  Slbweicljenbe  in  ber  gorm  oon  anbern  unb  üttofd£)eleS' 
eigenen  früheren  ©oncerten  wirb  3ebem  im  Slugenbticf  auffallen.  S)er 
erfte  ©afc  fd^reitet  raf  d)  oorwärtS ,  bie  Xutti  finb  fürjer  als  gewöhn* 
lidj,  baS  Drd&efter  greift  überall  mit  ein;  ber  jWeite  mit  feinen  lang* 
fameren  3wifd)enfpielen  fdjeint  mir  mübfamer  gefunben,  er  leitet  ben 
legten  ein,  ber  ben  patljetifd^en  ©fjarafter  beS  erften  in  leibenfd&aft* 
üdjerer  ^Bewegung  wieber  aufnimmt.  2Äecl)amfdf}  fd&wierig  motten 
wir  baS  Soncert  im  SBergleid)  ju  anbern  neuern  nid)t  nennen:  baS 
gigurenwerf  ift  forgfältig  ausgemalt,  aber  aud)  oon  mäßigen  Spielern 
nad)  einigem  ©tubium  ju  bewältigen ;  jufammen  mit  bem  £)rdf)efter  er* 
forbert  es  aber  oon  beiben  Seiten  größte  Slufmerffamfeit,  genaue 
Äenutnifc  ber  Partitur,  unb  fo  oorgetragen  wirb  eS  in  feiner  fünft* 
*>oQen  ©ebanfenoerwebung  in  Ijoljem  ®rabe  intereffiren,  wie  wir  uns 
mit  Stuten  baran  erinnern,  als  9Wofd(jeleS  eS  in  Seipjig  fpielte. 

(Sinen  befonberen  S)anf  ootiren  wir  neueren  ßoncertfdfjreibern, 
bafc  fie  uns  gum  ©dfjlufc  nid)t  mef)r  mit  Xrißern,  namentlich  mit 
Dctaofpringem  langweilen.  2)ie  alte  ©abenj,  in  bie  bie  alten  SSir* 
tuofen  an  93raoour  einpaeften,  was  irgenb  möglich,  beruht  auf  einem 
Weit  tüchtigeren  ©ebanfen  unb  wäre  oietteid^t  nod)  jefct  mit  ©lücf  ju 
benufcen.  ©oHte  nidjjt  aud^  baS  ©df)erjo,  wie  eS  uns  oon  ber  ©tjm* 
ptionie  unb  ©onate  t)er  geläufig,  mit  SBirfung  im  Soncert  anzubringen 
fein?  (SS  muffte  einen  artigen  Sfampf  mit  ben  einjelnen  Stimmen  beS 
Ctd&efterS  geben,  bie  gorm  beS  gangen  SoncertS  aber  eine  fleitft 
$leuberung  erleiben.    äRenbelSfoljn  bürfte  eS  oor  Stilen  gelingen. 

@djumann,  @ef.  Triften.   II.  10 


146  SRofdjeleS  unb  2&enbe(3fofyt,  (Soncerte. 

SBtr  l)aben  über  be3  lederen  jweiteg  ©oncert  ju  berieten.  SBat)t* 
fjafttg,  nodf)  immer  ift  er  ber  nämlidfje,  nod)  immer  wanbelt  er  feinen 
alten  frbtjlidjen  Stritt;  ba3  Säbeln  um  bie  Sippen  f)at  Stiemank 
fd)bner  als  er.  SBtrtuofen  werben  beim  Soncerte  üjre  ungeheuren  %tt* 
tigfeiten  nur  mit  SÄü^e  anbringen  fönnen:  er  giebt  iljnen  beinahe  nidjtö 
ju  tljun,  wa3  fie  nid)t  fdjon  f)unbertmat  gemalt  unb  gefpielt.  Oft 
f)aben  wir  toon  i^nen  biefe  Slage  gehört,  ©ie  l)aben  etwas  9ted)t; 
©elegenljeit,  bie  33raoour  ju  jeigen  burd)  SReuljeit  unb  ©tanj  ber 
Sßaffagen,  fott  t)om  Soncerte  md)t  auSgefd^Ioffen  bleiben.  üRuftfaber 
geljt  über  atteä,  unb  ber  uns  biefe  immer  unb  am  reichten  giebt,  bem 
gebührt  aud£)  immer  unfer  f)bd)fte3  Sob.  äRufit  aber  ift  ber  8tu8fluf$ 
eines  frönen  ©emütfjeS;  unbekümmert  ob  e3  im  Slngefidfjt  toon  §un* 
berten,  ob  e$  für  ftdfj  im  ©titten  fluttet;  immer  aber  fei  e8  ba$  f^5ne 
©emütf),  bag  fid)  au§fpred)e.  ®al)er  wirfen  audfj  9Kenbel3fol)tt§  Som* 
pofitionen  fo  unwiberftef)lid),  wenn  er  fie  felbft  fpielt ;  bie  Ringer  finb 
nur  Präger,  bie  ebeufo  gut  öerbeeft  fein  fönnten;  ba8  Dfjr  fott  allein 
aufnehmen  unb  ba3  §erj  bann  entfd&eiben.  3d)  benfe  mir  oft,  äRojart 
müfcte  fo  gefpielt  f)aben.  ©ebttfjrt  äÄenbetefo^n  fo  ba3  Sob,  bafc  er 
un%  immer  foldje  SRuftf  ju  f)bren  giebt,  fo  motten  wir  beSfjalb 
gar  nidjt  leugnen,  bafc  er  e3  oft  in  einem  SBerfe  flüchtiger,  in 
bem  anbern  nadf)brücflidE)er  tfjüt  ©o  gel) ort  audO  bie§  Soncert  ju 
feinen  flüd)tigften  ©rjeugniffen.  3d)  müfjte  midf)  fef)r  irren,  wenn  er  efc 
nidfjt  in  wenig  Xagen,  trietteicljt  ©tunben  gef dfjrießen.  ®8  ift,  ate 
toenn  man  an  einem  83aum  f Rüttelt,  bie  reife,  füfje  %TVLä)t  faßt  oljne 
SBeitereS  fyerab.  9Ran  wirb  fragen,  wie  e$  fidE)  ju  feinem  erften  (Soncert 
oerfjalte.  ®8  ift  baffelbe  unb  nidjt  baffelbe;  baffelbe  ift  e8,  weil  e* 
toon  einem  ausgelernten  SReifter,  nidjt  baffelbe,  weil  eS  jetjn  Safce 
fpäter  gef  ^rieben  ift.  ©ebaftian  83ad)  fic^t  an  ber  $armoniefüJjrung. 
f)ier  unb  ba  IjerauS.  SRelobie,  gorm,  Suftrumentation  im  Üebrigen 
finb  3Renbel3fol)n£  (Sigentljum.  ©o  freue  man  ficlj  ber  flüd&ttgen  fetteren 
©abe;  fie  gleicht  ganj  einem  jener  Söerte,  wie  toir  manche  üon  älteren 
9Reiftern  fennen,  toenn  fie  oon  it)ren  größeren  ©eppfungen  ausruhten. 
Unfer  jüngerer  wirb  fid&erlidfj  nid£)t  üergeffen,  wie  jene  bann  oft  plöfc* 
lid^  mit  etwa^  3J£äcf)tigem  hervortraten,  unb  ba8  Dmoll«  Soncert  öon 
9Jiojart,  ba§  in  Gdur  oon  S3ect^ot>en  ift  uns  ein  93ewei$  baoon. 

91.  ©d^umann. 


H.  £enje(t,  ©tüben.  147 


(Stöben  für  JJianoforte. 

Ä.  4 ci! feit ,  12  Gtö&eti  (Etndes  de  Salon),    ttertt  5. 

».  Säubert,  12  €tfi*tiu    Werk  40. 

S.  Sljalbtrg,  12  «ftdett.    IUerh  26,  3meitcs  lieft. 

Unfere  lefcte  ©tübenfcfjau   ging  bis  Sunt  oorigen  3ö^rcS.     @S 
fdfjeint,  bic  Stube  E)at  einen  neuen  ÄreiS  burdfjlaufen,  unb  es  tooße 
nun  eine  längere  Sftu^ejeit  eintreten.    SBir  begrüßen  bieg  als  ein  gutes 
3eid)en.    3toar  flfaubt  jebe  3*ü  t>on  ftclj,   fie  ftänbe  auf  bem  ©ipfel 
(tote  eS  umgelegt  ju  allen  B^ten  Seute  gegeben,  bie  über  SBerfaH  ber 
Äunft  gellagt) ;  Don  ber  Slatrieretübe  fann  man  inbeß  mit  einigem 
©runb  meljr  als  unfere  SBorfafjren  annehmen,   fie  fjabe  bie  Ijödjfte 
§öf)e  erreicht.    S)ie  Xonleitern  finb  nad)  allen  Sftidfjtungen  t)in  gerlegt, 
ju  allen  erbenllid)en  giguren  üerfnüpft,  bie  ginger  unb  $änbe  in  alle 
möglichen  ßagen  gebraut  2c.  *,  gefje  man  nun  nidfft  toeiter,  100  es  nur 
auf  ©ptfcfinbtgletten  hinauslaufen  muß,    unb   toenbe  fidf)  nrieber  ju 
größeren,  weniger  jum  50ledf)anif(Ijen  oerleitenben  unb  bie  83rat)our  jur 
©d)au  tragenben  Äunftformen.    SSor  lauter  ©tubien  oerfäumte  man 
am  ®nbe  bie  SKeifterfdjaft.    SBie  unenbliclj   groß  ift  baS  SReicij  ber 
gormen;  toaS  giebt  es  noclj  ba  auszubeuten  unb  ju  tljun  auf  3öf)i> 
fjunberte  lang!    SSor  Slllem  möchten  toir  baS  bem  mufifreieljen  $en* 
feit  jurufen.    ©einen  erften  ©tüben,  bie  bie  SBett  burd&flogen,  rafd) 
wie  eine  ©iegeSnad^rid^t,  fjat  er  jtoci  neuere  $efte  nad^gef d^ieft :  Etu- 
des  de  Salon,  jioölf  an  ber  ßaljl.    2Ran  muß  §enfelt  gehört  fjaben, 
um  eS  nie  nrieber  ju  oergeffen;  toie  ein  Blumenflor  buften  miclj  biefe 
©tücfe  nodfj  aus  ber  ©rinnerung  an;  ja  feine  SSirtuofennatur  umftrieft 
uns  fo  mit  üjren  SReijen,  baß  toir  audf)  toaS  er  üon  Stnbern  ba$u 
geliehen,  als  fein  eigen  betrachten  unb  nichts  beulen  unb  t>or  Slugen 
fjaben  als  if)n.    ©0  lönnte  man,  toie  fd&on  in  ben  erften  heften,   fo 
in  biefen  tint  SÄenge  Sf)o{rinfd)eS  nad&toeifen;  §enfelt  felbft  wirb  eS 
jugeben;  aber  eS  öerfd^miljt  fid)  biefe  frembe  SBeimifdjung  fo  ioof)l  in 
ber  ganjen  Sßerfönltcljleit,  baß  eS  fleinlidjer  toäre,   fie  ju  tabeln,  als 
fie  ju  begeben.    Sttudj  begießt  fid)  biefe  Stefjnlid&feit  mit  S£)opmS  SBeife 
tnet)r  auf  SleußerlidjeS,   auf  gigur;  in  ber  §auptfadje,  ber  üMobie, 
ift  er  fo  felbftänbig  als  irgenb  einer  unb  fjatte  e^er  ®runb,  &on  fei* 
neu  ©d)äj}en  ju  üerf c^enlen  als  ju  entlegnen.    ©df)öne  SKetobie,  in 

10* 


148  W.  ©enfelt,  (Stuben. 

fd^ötte  gormeu  gefaxt,  jeidjnet  beim  and)  bie  ©tücfe  biefer  jttjcitcn 
Sammlung  aug.  Sdj  toüfete  midf)  barüber  nod)  jefct  nidjt  anberg  aus* 
jufpred&en  atg  in  einem  früheren  Stuffafc  über  §enfelt,  beffen  man 
fitf)  trietteicljt  audfj  entsinnen  tüirb;  er  ift  unb  bleibt  §enfeth  3n 
ettoag  nur  unterfd)eiben  fid)  biefe  jutejjt  erfdfjienenen  Sebem  im  9tugen* 
blidf  auffällig:  in  ben  Ueberfdfjriften,  bie  auf  objeettoere  mufifatifdfje 
ßuftänbe  \fy liefen  taffen;  wir  finben  I)ier  einen  „glfenretgen",  ein 
„2lt>e  9Raria",  einen  „ipejrentanä",  „Danflieb  nadf)  ©türm"  :c,  wäljrenb 
bie  alten  eine  SRetfje  Siebeglieber  ober  (wie  fie  SBebel  nannte)  Sonette 
[waren].  §enfettg  tijrifd&e  SRatur  verleugnet  fidjj  jwar  babei  nirgenbg; 
eg  ift  aber  bod&  ein  Qtifyn,  ba%  er  vorwärts  will,  unb  toir  fommen 
t)ier  auf  ben  Buruf  jurüdf,  ben  wir  oben  au  £enfett  ergeben  tieften : 
ftdfj  öon  ttn  (Stuben  überhaupt  weg  unb  ju  tjöljeren  Gattungen  ju 
wenben,  jur  ©onate,  jum  Soncerte,  ober  eigene  größere  ju  f Raffen. 
2Ber  fidfj  immer  in  benfelben  formen  unb  33erf)ältniffen  bewegt,  toirb 
jutefct  äRanierift  ober  *ßf)itifter;  eg  ift  bem  ftünftter  nidE)t8  fdfjäbtidfjer 
atg  langes  9tuSrut)en  in  bequemer  gorm ;  in  älteren  Sauren  nimmt 
bie  ©djaffengfraft  of)nef)in  cfo,  unb  bann  ift'g  ju  fpät,  unb  manches 
treffliche  latent  gewährt  bann  erft,  baft  eg  feine  Stufgabe  nur  jur 
§älfte  gelöft.  (Sin  anberer  SBeg  aber,  üorwärtg  ju  lommeu,  fid)  ju 
neuer  ©d&öpfung  ju  bereichern,  ift  ber,  anbere  grofte  3nbimbuatitäten 
ju  ftubüm  2Ran  füt)rt  wol)l  5.  SB.  SKojart  atg  einen  ©egenbeweig 
biefeg  ©ajjeg  an  unb  fagt,  ein  ©enie  Ijabe  bag  nid)t  nöttjig  unb  über» 
t)aupt  nidjtg;  aber  wer  fagt  ung,  wag  SRojart  geliefert,  wenn  er 
j.  83.  ©ebaftian  33ad)  in  feiner  ganjen  ©röfte  gelaunt  f)ätte?  SSSie 
iljn  fdjon  £at)bn  anfpannte,  um  toie  üiet  meljr  müftte  eg  ein  S8ad)! 
9Kau  fann  nid)t  atleg  aug  eigener  liefe  herauf  bejdfjwören,  SBte  tauge 
bitbete  bie  Qüt  an  ber  guge  f)erum!  Sott  ber  JJünftter  erft  atleg  an 
ftd)  fetbft  burdjmadfjen  unb  üerfudfjen,  unb  lommt  er  nidf)t  fd&neller 
jum  3iel,  toenn  er  bag  &ort)anbene  33efte  ftubirt,  nadf)bilbet,  big  er 
fidfj  gönn  unb  ©eift  untertljan  gemalt?  Stber  aud)  bie  SKeifter  ber 
©egenwart  mufc  er  f ernten,  t>om  erftenbig  jum  legten,  atfo  audf)  j.  S9. 
©trauft,  afö  in  feiner  SBeife  einen  tjöd^ften  Stu^brud  feiner  3^it.  SBer 
bieg  toerfäumt,  toirb  über  feine  Stellung  jur  ©egentoart,  über  ben 
Umfang  feines  latente  ewig  im  Unflaren  bleiben,  big  er  jutefct  nidjt 
me^r  na^fommen  fann,  bei  SBett  nur  SJeratteteg,  Bereits  ?lbgett(aneg 
bietenb.  @id^  alfo  im  ©Zwange  mit  ber  3eit  ju  erhalten,  atleg  fen* 
neu  ju  lernen,  ba£  fennengwert^,  möc^t'  id^  gerabe  §enfelt  jurufen, 
feinem  ergiebigen  latent  neue  Slugflüffe  ju  üerf^affen.    ®g  ift  wa^r, 


20.  Zaubert,  ©tüben.  149 

er  tyat  uns  fo  oft  mit  feinen  Siebeggefängen  ergoßt,  unb  eS  fd)eint 
unbanfbar,  Seutanbem,  ber  uns  einen  ©traufc  SBIumen  bringt,  bamtt 
ju  antworten,  ba&  er  unä  lieber  etwa  einen  gefeffelten  ßöwen  fyätte 
bringen  f  ollen.  Stber  toerfud&e  er  fidf)  nur  aud)  an  bem  ßöwen;  e3 
giebt  fo  wenige  Kräftige ;  bie  wenigen  bürfen  nidjt  raften,  er  bringe 
ben  ßöwen!  3tnmerf)in  bleiben  aud)  biefe  (Stuben,  wa8  fie  finb  unb 
enthalten  wieberum  fo  üiel  SfteijenbeS,  ®uftige§,  bafe  fie  überaß  ge* 
fallen  muffen  unb  in  jebem  2eben8alter,  wie  id)  benn  wirflidfj  SKnber 
nie  aufmerlfamer  ju^ören  gefe^en  alä  bei  feiner  SKufif.  Slm  liebend 
würbigften  jeigt  er  fid)  aud)  bieSmal  in  ber  ©pfjärc,  wo  wir  it)n 
fd)on  längft  aU  SKeifterfänger  fennen,  wie  imv  „Siebe3lieb"  unb  in  ber 
„SRomanje*.  StudEi  ba8  „Sfoe  SRaria"  muft  man  liebgewinnen;  f)ier  ift 
bag  33eifpiel,  wie  eine  gutgewäfjlte  Ueberfdjrift  bie  SBirfung  ber  üftufif 
ijebt*  £)f)ne  jene  Ueberfdjrift  würbe  e3  üon  ben  SKeiften  wie  eine 
(Stube  üon  Eramer  abgezielt  worben  fein,  mit  bereu  einer  (irr'  id) 
nid)t,  in  Cismoll)  fie  aud)  Diel  2tet)nlidf)feit  f(at.  SBei  einem  Jfoe 
2Äaria"  benft  ficlj  aber  aud)  ber  ^rofaifdje  etwa3  unb  nimmt  ftdf|  ju* 
fammen.  SBeniger  paffenb  fd)eiut  mir  bie  Ueberfdf)rift  „Eroioa";  bie 
SDhtfif  ftef)t  f)ier  t)inter  bem  SBerfproc^enen  jurücf.  „(Slfenreigen*  unb 
„ipeEentanj"  gehören  wof)l  einer  früheren  Seit  an;  in  i^nen  f)errfdf)t 
Sf)opin3  (Sinftufc  am  auffaHenbften  toor,  aud)  in  htn  blofc  mit  „(Stube* 
überfdfjriebenen  ©tücfen;  bodf)  madjt  bie  in  Adur  einen  fef)r  lieblich 
erfrifd&enben  (Sinbrud.  S)er  „Sftädfjttidje  ©eifterjug"  ift  fdOwerlidf)  Dorn 
SSIatt  ju  fielen,  bodf)  meifterf)aft  getieft  Don  großer  SBirfung,  auf 
ber  jweiten  ©rite  befommt  er  burcfj  neuen  9tl)t(rt)mu§  einen  neuen 
©djwung ;  nocf)  erinnere  idfj  mid)  ber  tiefen  Safenoten,  wie  fie  §enfelt 
anpadfte;'  e3  war  üon  befyaglid)  urlräftiger  SBirfung. 

©ine  anbere  öielfad)  intereffante  (Stübenfammlung,  feine  erfte,  f)at 
SB.  Xaubert  unlängft ,  geliefert  9Kef)r  al§  äße  feine  früheren  SBerfe 
jeigt  biefeS  feine  93ertrautf)eit  mit  ben  neuem  ®ompofition3rid)tungen ; 
e§  enthält  üiel  (Sigene§,  bod)  aud&,  wa£  idf)  um  beS  erfteren  willen 
unterbrach  wünfdjte,  tnele3  angeeignete.  SBarum  benn  gerabe  jwölf 
(Stuben  immer?  Um  wie  triel  reiner  würbe  unä  bie  (Sigentf)ümlidf)feit 
be§  ©omponiften  entgegentreten,  f)ätte  er  nur  ba8  3lu8gejeid)netfte, 
if)tn  2tngef)örige  gegeben;  um  wie  oiet  f)öf)er  gälte  mir  eine  ©amm* 
lung.  bie  etwa  nur  au§  ber  „ßibelle",  Unbine",  „Unter  ®t)preffen",  ber 
„Sanjonette",  bem  „©eifterreigen",  bem  „93ulfan"  beftänbe!    2)ie  anbern 


$ie  Uebcrjdjrift  rüljrt  t>on  fteferftein  Ijer. 


150  ©•  Stjolbetg,  etübcn. 

ftnb  wot)l  gute  Uebungen,  aber  jum  Xf)eil  unter  aflju  offenbar  frent* 
ben  ©inftöffen  entftanben,  jum  Xtjcil  fdjwädfjer  als  Gompofition  Don 
Zaubert  überhaupt,  ©o  üerwunbert  midf)  baS  „Stotturno",  wo  er  ftd) 
in  eine  ©efüljlsweife  tjineinbenft,  in  ber  if)m  nichts  gelingen  fann, 
weil  fie  if(m  t)on  SKatur  toerfagt  ift,  id)  meine  baS  fein  @df}Wärme< 
rifdfje,  wie  es  ©f)opinS  Clement,  ©o  audO  baS  ?ßaftorale,  baS  an* 
fprudjloS  fein  will  nnb  eS  bodfj  nidjt  ift  ba8  Alla  Turca,  baS  bod) 
ju  leidet  erfunben  jc.  ©inem  ©dfjwädfjeren  als  iljm  mü&te  man  aud) 
biefe  ©tfiefe  als  gute  ßeiftungen  loben,  benn  bafc  fie  gefdfjtcft  gefügt, 
gut  in  ber  Harmonie  ftnb,  t>erftet(t  firf|  toon  felbft;  mit  biefem  Sobe 
Würbe  er  ftdf}  aber  gewtfc  nidfjt  begnügen,  ber  fd)on  fo  StuSgejeidjneteS 
geleiftet.  ©in  um  fo  aufrichtigeres  joDen  wir  tym  benn,  wie  gefagt, 
für  bie  Hummern,  bie  wir  oben  anführten,  ©o  fd&lagenb,  baß  man 
gerabeju  auf  ben  ©omponiften  fdfjwören  f  Bunte,  ift  jwar  leine;  aber 
er  t(at  fdfjon  befannte  ©eftalten  unb  3«ftänbe  in  intereffanter  befon* 
berer  SBeife  nadjgefdjaffen,  unb  bieS  genügt  fd)on  in  einer  ßeit,  wo 
fidf}  bie  SBenigften  !aum  über  bie  gewöljnltdjften  gormein  unb  9tebenS* 
arten  ju  ergeben  vermögen.  Sllfo  ©J)re  it(m  für  feine  „Unbtne",  bie 
in  einem  jarten  ßeib  jarte  ©ebanfen  birgt,  für  baS  »Unter  ©treffen", 
baS  ein  @ebtd)t  feiner  würbig,  für  bie  „ÄibeHe*,  bie  flimmert  unb 
flattert,  unb  für  tneleS  Stnbere.  ®ie  „Ganjonette"  ift  für  bie  linfe 
$anb  allein;  fdjon  einigemal  führte  iä)  gloreftanS  SBtfe  an,  ber  beim 
?inf)ören  fold)er  ©tüdfe  bie  redete  £anb  im  ©eifte  beS  Sompontften, 
ber'S  aber  im  ©oncerte  fd)werlid)  wagen  barf,  fetjr  in  bie  Xafdje  fteeft. 
Slber  baS  ©tücf  ift  finnig  unb  jart,  unb  man  paßt  auf,  nichts  ju 
verlieren,  ©benfo  beim  „©eifterretgen",  obgletdfj  bie  garben  ju  fol* 
d)em  SBilb  fdfjon  oft  gebraust.  2Äan  ftet)t  aus  bem  Sngefüljtten,  wie 
9Serfd^iebeneS  unb  ÜJtonntdjfaltigeS  neben  einanber  geftettt  ift.  Der 
Xitel  toerforidfjt  ein  fpater  folgenbeS  ipeft.  äRBdfjte  eS  bem  ©omponi* 
ften  gelingen  wie  bie  fernere  &alfte  biefer  Sammlung.  SBir  finb  Ujm 
immer  mit  Xt)eilnal)me  gefolgt. 

Ueber  baS  jweite  £eft  ber  ©tüben  öon  X^alberg  ift  fd)limm 
urteilen,  wenn  man  fie  etwa  furj  [&ort)er]  öon  iljm  felbft  gehört.  Sludj 
beläme  man  bie  fämmtltdfje  beutfdfje  unb  auswärtige  2RäbcIjenfd)aft  auf 
ben  Slacfen,  wollte  man  tabeln;  man  würbe  nur  mit  mitleibigem  Sa* 
dfjeln  angehört  werben  in  feinen  Äunftbetradfjtungen,  man  würbe  als 
ber  f)ämifdf)fte  unb  abgefeimtefte  fftecenfent  auSgefdfjrieen  werben.  33er* 
bient  er  bod)  audfj  bie  Äränje  alle,  mit  benen  man  ü)n  aller  Orten 
überfdjüttet!    2Bie  fpielt  er,  wie  laufet  man,  wie  bonnert  ber  ©aal, 


aRenbetSfofytS  „SßautuS"  in  SBiett.  151 

toenn  er  geenbet!  Die  Stuben  ftnb  Äinber  feine«  ©IficfeS,  feine» 
9ftuljme3,  unb  bajü  wir  e8  nidjt  öergeffen,  feines  gleifceS ;  benn  er  f>at 
unauägefefct  ftubirt,  fennt  wofjl  äße  ©omponiften,  f>at  alleö  mit  großer 
SBirtuofität  in  ftd)  aufgenommen.  äRan  Ijör'  il)n  öeetljoöen  fpiclctt, 
Stoffe!,  ©f)opin,  über  alle  breitet  er  ben  ü)tn  eigentümlichen  ®Ianj 
feines  ©pielä ;  er  brauet  nnr  ber  Anregung  burdfj  frembe  SDiuftt,  um 
feine  mufifalifd&e  Statur  in  aßet  $rad}t  ju  entfalten.  &udj  beftfet  er 
felbft  eine  genriffe  Strt  &on  ÜRctobie,  etwa  tote  bie  ber  Staliener,  öon 
adjt  ju  adjt  Xacten  auSruljenb,  mit  gewiffen  &tt$toeidjuugen  k.,  unb 
toie  er  fie  bann  öerlegt,  öerboppelt,  fie  umftnnnt  mit  neuen  Älang* 
ftguren,  er  madfjt  es'  in  feiner  SBetfe,  oft  fiberrafdfjenb,  blenbenb  unb 
fjinreifeenb.  Damit  ift  aber  audfj  alles  gefagt,  unb  gettnfj  würbe  er 
felbft  am  erften  ablehnen,  wenn  man  feine  ©ompofitionen  gar  mit  bem* 
felben  9iamen  belegen  wollte  wie  bie  S8eett)ot>enfcl}en,  alfo  mit  bem 
t)on  Sunftwerfen  jc.  Dem  grofjen  Raufen  ben  Unterfdjteb  jWifdjen 
©ompofition  unb  Konglomerat,  jwtfdjen  9Reifterleben  unb  ©d&ein* 
leben  ic.  betbringen  ju  lönnen,  biefeS  ©ebanfenS  wollen  wir  uns  nur 
entfcljlagen.  Slber  bie  ßünftler  muffen  es  wiffen,  unb  me^r  nodj  wäre 
über  biefen  ©egenftanb  ;u  jagen,  fä^en  wir  nid)t  eben  bie  8RäbdE)en* 
fd&aft  auf  bie  Sftebaction  einbringen;  alfo  nur  ba3  nodfj:  er  ift  ein 
Oott,  wenn  er  am  Klarier  fifct.  ©. 


iHenbelsfol)us  „flatttos"  in  töten. 

9lu$  eitlem  »riefe  Dom  2.  Wlfai. 

©nblidj  ^at  man  l)ier  „?ßautu8"  gegeben,  bie  gröfjte  äRufifftabt 
IDeutfdjlanbS  iljn  jule|t.  Dafj  2Renbel3foljn$  ©ompofitionen  bi&ljer 
T)ier  nur  wenig  ©ingang  gefunben,  fjängt  ju  tief  mit  bem  t)iefigen  in* 
nern  SJiufitleben  jufammen,  als  bajTül)  bie  Xljatfadje  einjeln  IjerauS* 
reiben  Ibnnte,  auf  bie  idj  aber  wieber  jurüdfjutommen  beule.  Sorber 
ipanb  alfo  nur  biefeS:  Der  SEBiener  ift  im  allgemeinen  äufcerft  mifc 
trauifdj  gegen  auSlänbifdfje  mufifalifdje  ©röjjen  (etwa  italienifc^e  aus* 
genommen) ;  l)at  man  it)n  aber  einmal  gepadft,  fo  fann  man  tf)n  bre* 
$en  unb  wenben,  wo^in  man  will,  er  weife  fid)  bann  !aum  toor  Sob 
$u  laffen  unb  umarmt  unaufhörlich  ©obann  giebt  es  l)ter  eine  ffilique, 


152  attenbelSjoljnS  „<ßcmlu$"  in  SBien. 

bic  gortfefcung  berfelben,  bic  früher  ben  2)on  3uan  unb  bic  Duoer* 
türc  ju  ßeonore  auspfiff,  eine  Slique,  bie  meint,  SKenbetefoljn  com* 
ponire  nur,  bamit  fie'S  nid)t  oerftef)en  follen,  bie  meint,  feinen  SRufjm 
aufhalten  ju  !önnen  burdj  ©teefen  iinb  Heugabeln,  eine  ©lique  mit 
einem  SBorte  fo  ärmlid),  fo  unioiffenb,  fo  unfähig  in  Urteil  unb 
Seiftung  toie  irgenb  eine  in  gladf)fenfiugen.*  3^er9e  **%  ber  SBelt 
ju  fdjaffen,  brauet  e§  nun  gerabe  feiner  apoftolifdfjen  33tifce,  toie  fte 
SßauluS  wirft;  fte  öerfriedfjen  fidj  oljneljin,  faßt  fie  ber  Siebte  irgenb 
ernftfjaft  in§  Sluge!  Slber  ber  $aulu3  tf)at  größere  Sßunber.  Sßie 
ein  gteubenfeuer  jüubete  biefe  fortlaufenbe  Äette  oon  Schönheiten  in 
ber  SSerjammlung.  2)a§  f)atte  man  nidf)t  erwartet,  biefen  9teidjtt)um, 
biefe  SKeifterfraft,  unb  oor  SSCHcm  nidfjt  tiefen  melobifdjen  Sauber ;  ja 
als  i<i}  jum  ©djlufc  ba3  publicum  überfd&äfcte,  mar  e8  fo  öottja^tig 
ba  toie  im  Anfang,  unb  man  mufj  SBien  fennen,  um  $u  toiffen,  toa§ 
bag  Reifet:  SBien  unb  ein  breiftünbigeS  Dratorium  fjaben  bisher  in 
fdfjledfjter  ©Jje  gelebt;  aber  ber  $aulu3  bradbte  e§  ju  ©taube.  Sßa8 
foß  idf)  toeiter  fagen?  —  jjebe  Kummer  fcfylug,  brei  mußten  burd>au§ 
toieberf)olt  werben,**  jum  ©djlufc  fummarifd^er  SSeifaQ.  ®er  alte 
©tjrotoefc  meinte,  „ba3  toäre  feines  SractytenS  ba§  größte  SBerf  ber 
neuen  Seit";  ber  alte  ©etyfrieb,  „fo  etwas  l)ab'  er  nid)t  nod)  in  fei* 
neu  alten  lagen  gu  erleben  gehofft".  Äurj,  ber  ©ieg  toar  paffabet. 
Sebenlt  man  nun,  bafc  bie  Aufführung  nad)  jwei  Drdfjefterproben  oor 
fid)  ging,  fo  mufc  man  oor  ber  SBirtuofitat  ber  SBiener  allen  SRejpect 
l)aben.  S)ie  Darfteilung  toar  im  Sinjelnen  nodf)  feine  ooHenbete  unb 
fonnte  eä  nid)t  fein;  aber  toie  man  f)ier  einen  (Sljor  fingt,  aus  allen 
SeibeSfräften ,  bafj  man  il)n  ef)er  ju  besänftigen  l)ätte  als  anjufeuern, 
ba£  finbet  man  in  9torbbeutfdf)lanb  nur  feiten,  too  man  fid)  hinter  bie 
Notenblätter  oerpallifabirt  unb  nur  frof)  ift,  nid)t  gerabe  ju  umju» 
werfen,  hierin  ift  SBien  einjig,  man  gebe  il)m  nur  ju  fingen,  unb 
es  fdjmettert  luftig  toie  au£  einer  ©anarienfjede.  S)ie  ©olopartieen 
tourben  jtoar  nid)t  oon  ben  befanuten  erften  SRotabilitäten  ber  ©tabt 
oertreten,  bodfj  l)inreid(jenb  gut;  einzelne,  toie  ber  SBafe,  fogar  ausge* 
jeid)net. 32  Sßie  id)  fd)on  getrieben ,  gefd)af)  bie  8tuffüf)rung  auf 
SBeranlaffung  ber  ©efellfdjaft  ber  SRufiffreunbe,  btefeS  t)öd)ft  ef)ren* 
werben  SBereinS,  ber  in  neuerer  $eit  ein  fef)r  frifdfieS  ßeben  enttoidfelt. 
Sefonbere    ©rtoalinung    oerbiente   toof)l    aud^   ^)r.    Dr.    ßbler    Don 


*  ^aö  ^uobc^gürftentljum  in  %tan  ^oul§  $eöperu§. 
**  9lr.  8,  25  unb  35. 


de  SBiiü,  153 

Sonnleitner,  burdf)  bcffen  raftlofe  93emüf)ungen  jumal  bie  Sluffül)rung 
gelang;  bemt  man  glaubt  taum,  wag  l)ier  baju  gehört,  ein  DrdEjefter 
öon  100  Äöpfen  äufammenjubringen,  wäljrenb  übrigeng  bei  met)r  ßu* 
fammenljaltung  nnb  93et)errfdjung  ber  Strafte  leicht  1000  nnb  me^r  ütg 
gelb  geftettt  werben  fönnten,  ©jre  alfo  aßen  benen,  bie  bieg  äöerf, 
bieg  Suwel  ber  ©egenwart,  iljrer  nnb  beg  SBerfeg  würbig,  mit  fo 
großer  ßuft  unb  Siebe  ben  f)iefigen  jaljlrcidjen  unb  eckten  Äunftmenföcn 
jnr  ©cljau  geftettt.  2)ie  grudfjt,  aud£>  für  bie  SJiaffe,  wirb  nidf)t  a«g* 
bleiben  nnb  bag  „Sßadjet  auf"  in  mancher  Seele  wieberfyatten.  ©d&on 
fpricfjt  man  and)  oon  einer  jweiten  unb  britten  2faffüf)rung* 

9t.  ©dfjumann. 


*  ©le  m. 

((Sorrefponbena&eridjt  aus  SBien.) 

Die  SButt  gab  big  jefct  jwei  Soncerte;  bag  erfte  war  bag  glän* 
jenbfte  im  gangen  SBinter,  ber  große  SReboutenfaal  faft  brücfenb  ge* 
füllt,  bag  Drdjefter  bag  befte,  bie  Srwartung  bie  gefpanntefte.  (Sr 
fpielte  toie  Die  83utt.  Sitte  SBergleidje  fdjeitern.  Sr  bringt  faft  lauter 
■Keueg,  unb  ift  eg  nid)t  immer  fcfjön,  fo  bodE)  intereffant.  2llg  93e* 
Ijerrfd&er  feineg  3nftrumenteg  alg  Snftrument  ftet)t  er  meiner  2Reinung 
nadO  aber  toenigfteng  Sßaganini  gleidf).  Sllg  Eontponift  erfdjeint  er 
fdtjwädjer,  madf)t  mandfjeg,  wag  ein  dreißiger  fdjon  hinter  fidEp  fjaben 
fottte;  idf)  müßte  nur  wieberfjolen,  wag  bie  $!p.  ®orn  unb  Xruf)n 
geifttoott  in  biefer  ßeitfdjrift  barüber  gefdf)rieben.  gür  bie  SBiener 
paßt  er  ntd)t ;  fängt  er  an  ju  ergreifen,  baß  man  atljemlog,  fo  fpringt 
er  plöfclid)  in  bie  §öf)e  mit  einem  SRiß  über  bie  Saiten  weg;  ba 
fdjüttelt  ber  SBiener  ben  ®opf  unb  weiß  nidf)t,  wag  er  bation  benfen 
fott.  *ßaganini  ttjat  bag  audfj,  aber  alg  Staliener  unb  ladjenb;  bei 
Die  Söull  ift  eg  frampfartig.  Sr  coquettirt  etwag  mit  feinem  9RufiI* 
fc&merj.  ©eine  3ufunft  liegt  if)m  üietteid^t  felbft  im  ©unfein,  Ueber 
bie  oielen  lahmen  Urttjcile  linfg  unb  redjtg  lann  er  fidEp  aber  getroft 
fjinwegfefcen.    ®r  ift  unb  bleibt  neben  ^aganini  ber  ©rfte. 

[1839,  X,  152.] 


154  $te  „EeufelSromaitttfer". 

(©oncert  am  30.  ^oüctnber  1840  in  Seidig.) 

Unter  ftürmifdjem  SBeifaü  gab  §r*  Die  83ufl  geftern  öbenb  $ier 
ein  ßoncert.  StlS  SSirtuoS  möchte  et  nad)  SßaganimS  Eingang  unbe* 
jroeifelt  als  ber  ©rfte  anjufeljen  fein;  SinjelneS  tote  baS  tnelfttmmige 
©piel  gehört  ifym  ganj  eigentfjümlidE).  SBie  er  mit  bem  ©d)ttrie* 
rigften  nur  fpielt,  fo  tüciß  er  bod)  and)  bie  tiefem  ©aiten  beS  $erjenS 
ju  treffen;  fo  im  Slbagio  öon  SRojart,  baS  er  bis  auf  SBenigeS 
ungefdjmüdft ,  einfadfj  unb  beutfdj  innig  öortrug.  SRamentlicfj  biefem 
©tücfe  folgte  ber  feurigfte  SSeifatL  Qvlx  öoMommenen  SBfirbigung 
feiner  aufcerorbentlidjen  SSirtuofennatur  gehört  mehrmaliges  $ören,  ju 
bem  uns  auf  baS  ernmnfdjtefte  burd)  beS  $ünftter8  Stuftreten  im 
Ijiefigen  Xf)eater  (Gelegenheit  gegeben  ift. 

[©rodHjauSfdje  beutfdje  aflgent.  8*9-1 


Die  „aettfeUttmatrtiker", 

SBo  fteefen  nur  bie  XeufelSromaniifer?  S)er  alte  gute  SWufitbirector 
üWofennuS  in  öreSlau  erllärt  fid)  plöfelidf)  als  ifjren  entfd)iebenften 
©egner;  aud)  bie  öligem,  muftt.  3^tun9  wtttert  bereu  immer.  2Bo 
fteefen  fie  aber  nur?  ©inb  eS  trieöeid&t  3RenbelSfof)n,  Chopin,  öennett, 
Ritter,  $enfelt,  Xaubert?  3BaS  ^aben  bie  alten  Ferren  gegen  biefe 
einjuttjenben?  ©elten  i^nen  SBanfial,  Sßleljel,  ober  §erj  unb  Junten 
mefjr?  §at  man  aber  jene  unb  anbere  nidfjt  gemeint,  fo  brücfe  man 
fidf)  bodf)  beutlidf)er  aus.  ©priest  man  enblid)  gar  t)on  einer  „Dual 
unb  3Rarter  biefer  mufifalifdfjen  UebergangSperiobe*,  fo  giebt  eS  Danf* 
bare  unb  SBeitftd&tige  genug,  bie  anberer  äWeinung*  2Ran  ^bre  bod) 
auf,  aDe3  burd&einanber  ju  mengen  unb  wegen  beffen,  toaS  in  ben 
©ompofitionen  ber  beutfdfHranjbfifdfJen  ©djule,  wie  in  SJerlioj,  ßifet  k. 
tabelnStoertf)  erfdfjeinen  mag,  baS  Streben  ber  jungem  beutfdfjen  dorn» 
poniften  ju  toerbädjtigen.  Se^agt  eudfj  aber  audf)  biefeS  nid&t,  fo  gebt 
uns  bod)  felbft  äBerfe,  iljr  alten  Ferren,  —  SBerfe,  SBerfe!33 


(Sonaten  für  ba$  ©fatner.  155 


Sonaten  für  Us  (Hautet. 

©3  ift  lange  fjer,  bafc  wir  über  bic  ßeiftungen  im  ©onatenfatf) 
gefd&wiegen.  33on  aufjerorbentlidjen  l)aben  wir  aud^  Ijeute  nidfjt  ju 
berieten.  3mmerf)üt  erfreut  es,  im  bunten  ©ewirr  ber  2Robe*  unb 
3errbilber  aud)  einmal  einigen  jener  efprenfeften  @efidf)ter  ju  begegnen, 
wie  fte,  fonft  an  ber  lageSorbnung,  jefct  ju  ben  SluSnaljmen  gehören, 
©onberbar,  bafj  es  einmal  meift  Unbelanntere  finb,  bic  ©onaten 
fdjreiben:  fobann,  ba&  gerabe  bic  älteren  nodf)  unter  uns  tebenben 
©omponiften ,  bie  in  ber  ©onatenbtütfjejeit  aufgewadjfen,  unb  t)on 
benen  als  bie  bebeutenbften  fretlidf)  nur  ßramer  unb  SKofdfjeleS  ju 
nennen  wären,  biefe  ©attung  am  wenigften  gepflegt.  *  SBaS  bie  erfteren, 
tneift  junge  Äünftler,  jum  ©dfjreiben  anregt,  ift  leidfjt  ju  erraten ;  e« 
giebt  feine  würbigere.  §orm ,  burd)  bie  fie  ftd)  bei  ber  teeren  Äritif 
einführen  unb  gefällig  machen  Ibnnten ;  bie  meiften  ©onaten  biefer  Slrt 
finb  bafjer  audf)  nur  als  eine  Art  ©peeimina,  als  gormftubien  ju  be« 
trauten;  aus  innerm  ftarlen  Drang  werben  fie  fdjwerlicij  geboren* 
©djreiben  aber  bie  älteren  ©omponiften  feine  mef)r,  fo  muffen  fie  eben* 
falls  tljre  ®rünbe  baju  f)dben,  bie  ju  erraten  wir  Sebem  überlaffen. 

Auf  SWojartfd&em  2Sege  war  eS  namentlich  Rummel,  ber  rüftig 
fortbaute,  unb  beffen  Fismoll*©onate  allein  feinen  SKamen  überleben 
würbe;  auf  JBeet^oöenfc^em  aber  öor  Slllen  granj  ©Hubert,  ber  neues 
Xerrain  fudjte  unb  gewann.  üiieS  arbeitete  ju  fd^netl.  Söerger  gab 
einjelneS  SSorjügtidtje,  ofyne  burdfj jubriugen ,  ebenfo  DnSlow;  am  feu* 
rigften  unb  fdjneQften  wirfte  &.  2R.  Don  2Beber,  ber  ftdj  eigenen  ©til 
gegrünbet,  namentlich  auf  iljm  bauen  mehrere  ber  3üngerm  weiter/ 
©0  ftanb  e8  öor  jef)n  Sagten  vlvx  bie  ©onate,  fo  ftefyt  eS  nodf)  jefet. 
©in  je  Ine  fdjöne  Srf  Meinungen  biefer  ©attung  werben  fid&erlidf)  t)ier 
unb  ba  jum  SSorfd^cin  f ommen  unb  finb  eS  f dfjon ;  im  Uebrigen  aber, 
fdjeint  eS,  l)at  bie  gorm  ifjren  SebenSfreiS  burd&laufen ,  unb  bieg  ift 
ja  in  ber  Drbnung  ber  Dinge,  unb  wir  foüen  nid)t  3al)rt)unberte  lang 
baffelbe  wieberf)olen  unb  audf)  auf  SReueS  bebadjt  fein»  Sllfo  fd)retbe 
man  ©onaten  ober  ^antafieen  (was  liegt  am  tarnen!),  nur  öergeffe 


*  3n  ©cjuß  auf  ©ramer  nidjt  jutreffenb,  ber  über  100  (£lat>ierf  onaten  »er* 
öffentliche. 


156  3-  <&.  ßelbe  unb  (£.  g.  SBilfing,  (Sonaten. 

man  babei  bie  SKufif  nicf)t,  unb  ba§  anbcre  erfleljt  üon  eurein  guten 
©eniuä. 

SSon  ©onaten  nocf)  toentg  befannter  Somponiften  Hegen  eine  üon 
3.  (E.  Selbe  [SBerf  12,  üierf)änbig] ,  brei  üon  %.  S.  SBiifiug 
[SBerf  1]  unb  eine  üon  SB.  (S.  ©dfjola  [SBerf  19,  Fmoll]  üor  mir; 
fie  fielen  f)ier  in  ber  SReilje  if)rer  SBebeutung. 

•  *  ©ie  ©o.nate  üon  ®elbe  fprid)t  für  ben  gleife  unb  ben  guten 
SBitten  be§  Somponiften.  SBie  immer,  geigt  fid)  audfj  in  iljr  im  Slbagio 
bie  6rfinbung3fd)Wäcf)e  am  füljlbarften.  Stuf  lange  fehlen  ebenfalls 
nid)t,  unb  wie  ber  ßomponift  bem  Anfang  ber  Subelouüertüre  üon 
SBeber  nod)  fo  forgfältig  au$juweid)en  fucljt,  fp  fällt  er  if)tn,  wenn 
aud)  erft  im  Stbagio,  im  üollenbeten  Edur  mit  ganzer  Äörperfdjwere 
in  bie  Strme;  ebenfo  ift  ba8  Xljema  be3  legten  ©a|je3  eine  SBerfefcung 
be3  erften  au§  33eetljoüen§  Cmoll*ßoncert  unb  bergt,  meljr.  3m 
Uebrigen  ftrebt  er  nadf)  guter  gorm  unb  reiner  Harmonie;  mit  einem 
SBorte,  f)at  man  bie  erfte  ©eite  gehört,  fo  fann  man  bei  einigem  mu* 
fifatifdf)en  ©(fjarffinn  ba3  golgenbe  erraten. 

S)ie  brei  ©onaten  üon  SBilfing  finb  bem  üerftorbenen  trefflichen 
2.  33erger  jugeeiguet,  ber,  üietleidjt  be§  (Somponiften  SReifter,  über* 
f)aupt  nidjt  of)ne  Stnftufc  auf  fein  SBerf  gewefen  ju  fein  fd)eint,  2>ie 
©onaten  fjaben  fd)öne  SSörjüge  unb  üerbienen  all  baS  Sob,  wie  man 
e$  jungen  ftrebfamen  SRufifern  aufmuntemb  fo  gern  jufprid&t.  ©trebe 
ber  ßomponift  nun  weiter  unb  wage  aud)  einmal  einen  Kaueren 
Stnlauf.  S)ie  ©onaten  gef)en  nidfjt  weit  über  bie  Sßrofa  eines  füllen 
©tubirftübdjena  f)inau§ :  id)  fet)'  ben  ßomponiften  orbentliclj  fijjen  unb 
fd)reiben  unb  f)eimlid)  l)in  unb  wieber  an  eine  fleine  Unfterblidjfeit 
benfen;  nun  neunte  er  aud)  größere  SinbrüdEe  in  fid)  auf,  fei  e§  burd) 
©tubien  in  33adf)  unb  33eetf)oüen,  burcf)  anregenbe  Seetüre,  burd)  of* 
'teren  ©inauSblicf  in  bie  reidfje  ©dljöpfung.  ©idfjertidf)  wirb  er  nod) 
SBebeutenbereS  leiften,  wie  mir  citö  feinem  SBerf  audj  ©inn  für  l)öf)ere 
3nftrumentalmufil  fjerüorgugeljen  fdjeint.  3n  ber  @infad(jf)eit  gel)'  er 
aber  uid)t  weiter,  befdjränfe  unb  befdfjneibe  fid&  nid^t  ju  üiel;  e§  ift 
oft  gar  ju  nadEt,  was  er  fjinfteHt.  3)odf)  foll  baS  nur  eine  SBarnung 
fein,  fein  Vorwurf.  S)e§  Somponiften  gefunber  ©inn  wirb  it)tt  ba§ 
ßiel  nidjt  ju  weit  fudjen  laffen.* 


*  (£r  Ijat  c3  gefunben.  (£tn  „De  profundis"  für  tuerfadjen  ©fyor  mit  Drdjefter, 
in  biejem  S^re  etfdjtenen,  gehört  ju  ben  größten  unb  gewaltigsten  SDtetfterttjerfen, 
btc  imfere  Seit  Jjeroorgeoradjt.    (3ufag  üon  1853.)  [Sd).] 


SB.  <S.  <5djofs,  ©onate.  157 

@ntfd(jiebener,  encrgijd^er  tritt  bcr  ©omponift  bcr  lefctangef flirten 
©onate  auf;  feine  ©abc  ift  banfenSWertf)*  ©trengfte  Sritif  fänbe  frei* 
lidfj  aud()  an  if)r  auSjufefcen,  unb  erlaubte  eS  ber  $Raum,  fo  wäre  ge* 
rabe  biefe  üon  einem  ebten  ©treben  jeugenbe  ©onate  einer  folgen 
würbig.  ©dfjritt  üor  Stritt  sollten  mir  bann  bem  in  iljr  waltenben 
©eifte  folgen,  fefjen,  wo  er  auf  fdjöner  ©pur  mar,  wo  er  auf  Abwege 
geriet!),  wo  er  fie  üermieb.  ©olelje  Slrt  ber  Shritif  lann  wof)t  bem 
©omponiften  angenehm  unb  nüfclidf)  werben ;  aber  forbern  barf  fie  SRie* 
manb  üon  einem  93latt,  wo  im  fdjmalen  Sftaum  üon  allen  Bebeutenben 
(Srfdjeinungen  9tedf)enfd)aft  gegeben  »erben  foQ. 

3)ie  ©onate  weift  birect  auf  &.  2JI.  ü,  SBeber;  wer  fennt  fie 
nidf)t,  SGBeberS  fdjjiüärmerifäe,  oft  Mnflici)  reijenbe  ©onatenbidjtungen! 
Slber  eS  ift  leine  fc§wäcIjlidE)e  Stbfjangigfeit,  in  ber  ber  neuere  Eompo* 
nift  jum  SWeifter  ftetjt,  fonbern  nur  ein  ©treben  nad)  berfelben  S3Str* 
fung,  freilief)  üon  uidfjt  fo  großen  Gräften  unterftüfct.  ©mpfinbung, 
oft  feurige,  fpridf)t  faft  überaß  aus  biefer  ©onate;  fo  fdjön  auSfingenbe 
©teilen ,  wie  gleidf)  bie  erfte  Santilene  im  erften  ©ajj ,  f ommen  ju 
feiten  üor,  als  bafc  toir  fie  nidjt  mit  greuben  bemerten  faßten ;  ebenfo 
glücfliclj  gefd)ief)t  ber  §auptrücfgang  in  ber  9Ritte  beS  ©afceS,  bie 
©teile,  bie  immer  unb  ewig  baS  SDierfmal  gewonnener  §errfdf)aft  über 
bie  gorm  bleiben  wirb.  Stnbere  ©teilen  beffelben  ©ajjeS,  wo  mir  bie 
Bewegung  unterbrochen  fd^eint  (jum  erftenmal  @.  5  ju  Anfang),  wollen 
mir  weniger  jufagen,  ebenfo  baS  plöfclidje  Dmoll  (@.  9j,  umnadfjF 
ju  fommen,  baS  leidet  üermieben  werben  fonnte.  Slud)  ben  ©djluß 
wünfdjte  idfj  jd&werer.  S)aS  Slbagio  entfprid^t  bem  Xon  im  erften 
Safe,  ftetjt  aber  an  SBirfung  nadj;  eS  fef)tt  if)m  ein  befonberS  nad(j< 
brüdflidjer  ©ebanfe,  wie  iljn  bie  SDleifter  ber  Sunft  oft  nod)  jum  @d)lufe 
Ijinfefcen,  etwas,  was  uns  nodfj  auf  ben  SBeg  ju  ben!en  giebt;  wir 
finb  fertig  unb  ber  Eomponift  war  eS  auä).  2lm  wenigften  geglücft 
fdjeint  mir  baS  ©djerjo,  wie  benn  baS  Stjrifd^e  im  ©omponiften  über* 
wiegenb  ift.  3m  legten  ©afc  treffen  wir  auf  ein  fet)r  anjie^enbeS, 
tebenSüoöeS  2Rittettf)ema ;  aus  ben  9toten  ber  Sntrobuction  t)ätte  fidfj 
aber  in  guter  ©tunbe  nodfj  metjr  herausbringen  laffen.  Snbtidj 
wünfdfjten  wir  aud)  biefem  ©afc  einen  gewichtigem  @d£)luf$.  SlöeS 
jufammengenommen,  ber  Somponift  l>at  offenbar  Xalent,  ©djule,  93il* 
bung,  t)öt)ereS  Streben;  bilben  fid)  fo  bie  Gräfte  in  fdjönem  SBerein 
immer  mef)r,  fo  ^aben  wir  nod)  XüdfjtigeS  Don  it)m  ju  ^offen.  — 

SBon  ©onaten  befannterer  TOuftfer  t»aben  wir  eine  ju  titer  Rauben 
öon   §einri(§   35orn   [SSerf  29   in  D]  in   SRiga,   unb  eine  üon 


158  $.  $ont,  ötcr^änbige  ©onatc. 

2RenbetSfol)n  Sartfjolbg  [2Berf  45,  Bdur]  für  Sßianoforte  unb 
SSiofoncett  ju  nennen,  ©o  ernft,  ja  faft  ©poljrifd)  weid)  fid)  bie  erfte 
antünbigt,  fo  fann  fie  im  Leitern  Sertauf  boclj  ben  fpöttifctyen  Qmq, 
ben  wir  fdfjon  öfters  an  3)omS  ßompofitionen  bemerkten,  auf  feine 
Sßeife  öer^eimli^en ;  ©amen  unb  SRecenfenten  bie  feinften  ©djmeidfje* 
leien  ju  fagen  unb  inwenbig  ju  btifcen  unb  ju  bonnern,  tt)er  weife, 
ob  baS  3emanb  in  ber  ÜRufif  fo  gut  wteberjugeben  vermag  als  unfer 
öereljrter  ©omponift.  SBieHeidjt  ift  bem  ©tanbpunfte,  t>on  bem  feine 
intereffanten  SBerfe  ju  beurteilen,  audfj  nodf)  oon  tieferer  Seite  beiju* 
fommen.  SBereitS  in  reiferen  S^ren  unb  fonft  meffeitig  gebilbet, 
audfj  übrigens  mit  btn  titerarifd)en  unb  fünftlerifdfjen  SRidfjtungen  beS 
XageS  vertraut,  wibmete  er  fid)  ber  äRufif  gerabe  in  jener  f dfjtaffen 
Sßeriobe  1820—1830,  wo  bie  eine  §älfte  ber  mufifattfdfjen  SDScft  nodj 
über  33eetf)ot>en  nadfjfann,  wäfjrenb  bie  anbere  in  ben  Xag  f)tneinlebte, 
wo  nur  ber  einjige  ©eutfd&e  S.  ÜR.  t>on  SBeber  bem  einbringenben 
lodern  3tatiener  SRoffini  mit  2Rül)e  baS  ®leidf)gewicijt  f)ielt.  Am 
ßlatuer  fing  bamals  ßjernti  aus  Sßien  feine  Heine  pfeifenbe 
©timme  ju  ergeben  an,  in  9Äittelbeutfd^Ianb  af)tnte  man  SSeber 
nadfj;  nur  in  33erlin  war  ber  guten  äRufif  ein  eifenfefter  Äeljr* 
ftuf)l  gegrünbet  burd)  btn  alten  Qtlttc,  bem  jur  ©eite,  obwohl  mit 
anbern  Xenbenjen,  audfj  83ernf)arb  Stein  unb  Subwig  SBerger  auf  bie 
3ugenb  wirften,  ©inen  ©pröfcting  jener  $t\t  fe^en  toir  in  ®orn, 
neben  bem  fiel)  faft  gteidjjettig  audfj  3RenbelSfof|n  entwicfelte,  in  fpäte* 
rer  Qtxt  alle  feine  2Ritfd)üter  überftügelnb.  2)ie  Sßege  biefer  beiben 
talentooHften  jener  ©djule  trennten  fidj  aber  batb  beutlid)  genug. 
SRenbelSfofin,  in  glüdlid^en  SebenSoerfiältniffen  lebenb,  fonnte  ftd^ 
ruf)ig  auSbraufen  unb  auffldren,  wafjrenb  X>orn,  frü^eitig  in  bie 
praftifdfje  Saniere  geworfen,  bod)  audf)  beut  publicum  groben  fetner 
Sunft  öorlegen  fotttc.  ©o  fefjen  wir  balb  Dpero  oon  if)m  aufgeführt, 
f o  triel  mir  erinnerlich,  fämmtlidf}  t>on  großen  Anlagen  unb  gertig* 
feiten  jeugenb.  Slber  baS  publicum  öermod&te  er  bennod^  nidjt  gu 
gewinnen,  unb  je  meljr  er  bieS  burclj  ftarfe  unb  raufdjenbe  9Rittet  ju 
erretten  ftrebte,  je  mef)r,  fdjeint  eS,  entfernte  er  fidf)  öon  fid)  felbft, 
unb  f)ier  mag  burdf)  93ergleid)ung  feiner  immerhin  bebeutenben  Sei* 
ftungen  mit  ber  teilten  itatientfd)en  SBaare,  über  bie  bie  SEBelt  SBun* 
brcbinge  fd)rie,  eine  SRi&ftimmung  in  feinem  Innern  eingetreten  fein; 
t>on  f)ier  an  jeigt  fid^  aud)  ber  fatirifd^e  3^9  i«  feiner  3Rufif.  SBaS 
man  gelernt,  was  man  weifj,  fann  uns  SRiemanb  nehmen;  aber  ba§ 
wir  mit  greube,  mit  ®lüdf  arbeiten,   baju  muffen  bk  gütigen  ®btter 


g.  2Renbel3fol)n,  $tofoncefl*@onate.  159 

ifjren  SJeiftanb  Beriefen.  SDSäre  ®orn  bamats  bcr  jerftreuenben  unb 
gefährlichen  Xljeatercarriere  trieHeidfjt  entjogen  worben  (er  war  SRuftt* 
birector)  unb  f)ätte  ftdf)  pflegen  unb  abwarten  fönnen,  wer  weife,  was 
er  ber  beutfdfjen  Dper  für  ein  Reifer  geworben.  Segnügen  wir  un$ 
tnbefe  mit  bem,  Wa8  er  uns  gegeben;  e8  bleibt  nodj  t>iel  ©enfwür* 
btgeS  übrig.  SRamentlidf)  l|at  er  auSgejeid&nete  Sieber  ber  üerfdfjiebenften 
Art  gefd&rieben,  wie  fie  bem  beutfd&en  tarnen  nur  jur  ®f)re  gereichen 
fönnen;  audfj  t)on  feinen  &lat>ierfad)en  finbet  man  in  ber  3ettfdE)rift 
ba$  Sebeutenbfte  befprodfjen.  ßineS  feiner  umfangreidfjften  ©laöier* 
ftücfe  ift  bie  erwähnte  ©onate.  ÜKan  finbet  Diel  in  iljr;  ja  es  f)ätte 
fidfj  bei  Sefeitigwtg  einzelner  ©teilen  leidet  eine  ©t)mpl)onie  aus  iljr 
bilben  laffen  fönnen.  9Kan  finbet  in  iljr  ftavttä  unb  ÄüfjneS,  SHnfadfjeS 
unb  JhmftreicijeS,  bie  ©ontrafte  aud)  mit  geübter  §anb  ju  fd&öner 
gorm  öerfd&moljen,  alles  aber  mit  jenem  ironifd&en  Säbeln  begleitet, 
baS  uns  im  SlugenbltdE,  wo  wir  uns  tljm  Eingaben,  wieber  eisfalt 
überfd&üttet,  unb  baS  ift'S,  was  bie  Sßenigften  an  ber  ©onate  öer* 
fielen  werben,  am  wenigften  bie  liebenSWürbigen  Seferinnen,  bie  ru^ig 
fortgefcjjaufelt  fein  wollen  o^ne  fatirifdfje  Störung.  SebenfallS  feije 
man  fid}  bie  ©onate  aOer  Drten  an:  wer  ifyre  geheimere  SBebeutung 
nidjt  öerftet)t,  ttirb,  wenn  er  ftdfj  auclj  blofc  ans  rein  SRufifalifd^e  fyätt, 
nodj  genug  ©rgöfctidfjeS  -in  iljr  finbenr  wie  namentlich  baS  ©d^erjo 
gum  Säbeln  jwingt  nnb  ebenfo  baS  oft  wiberfpenftige  finale,  wo  idj 
mir  audfj  baS  ©urd&freujen  ber  §änbe  im  beften  ©inne  ju  erflaren 
getraue,  ©dfjliefjlidj  aber  bie  Sitte,  ber  Somponift  möchte  uns  balb 
eine  ©t|mpf)onie  geben;  eS  würben  biefe  Qültn  bann  ifjren  Qtotd  er* 
reidfjt  fiaben. 

33etrad()ten  wir  nun  3Jienbel8fof)nS  Sßerf  einen  Sfogenblidf! 
2tud&  if)m  fpielt  ein  Säbeln  um  ben  3Jiunb,  aber  eS  ift  baS  ber  greube 
an  feiner  Sunft,  beS  ruhigen  ©elbftgenügenS  im  engen  Äreife;  ein 
wol)ltf|uenber  StnblidE,  biefer  innere  2Bof)lftanb,  biefer  Rieben,  Wefe 
©eelengrajie  überall!  S)ie  ©onate  ift  eine  feiner  legten  arbeiten;  Der* 
mödjt'  id)  bodfj,  of)ne  fleinlid)  gefdEjolten  ju  werben,  ben  Unterfdfjieb 
jwifdjen  jefct  unb  früher  in  feinen  SBerfen  mit  Sßorten  anjugeben! 
@S  fdjeint  mir  aöeS  nodfj  mefjr  SDiufif  werben  ju  woQen,  alles  nodj 
verfeinerter,  öerflärter,  —  wenn  man  eS  nidEjt  falfdfj  beuten  wolle : 
SKojartifc^er.  3m  erften  Slufblüljen  feiner  Sugenb  arbeitete  er  tljett* 
weife  nodj  unter  ber  SBegeifterung  33ad)8  unb  33eetf)ot)enS,  obwpl)! 
bereits  äReifter  ber  ^orm  unb  beS  ßunftfa^eS.  3n  bm  Duöertüren 
lehnte  er  fid^  an  frembe  $>idf)tungen  an  ober  fd^bpfte  an%  ber  Statur; 


160  Scarlatti  urtb  93adj,  ©tabiertoerfe. 

unb  tf)at  er  e§  auef)  immer  als  SRufifer  unb  Sinter,  fo  erhoben  fidj 
bodfj  l)ier  unb  ba  Stimmen  gegen  biefe  Stiftung,  Wenn  fie  feine  aus* 
fdfjließlidje  geworben.  ®ie  ©onate  ift  aber  wieberum  reinfte,  burd) 
fid)  fetbft  gültige  SRufif,  eine  Sonate  fo  fdjön,  ftar  unb  eigentljüm* 
tief),  wie  fie  irgenb  je  aus  großen  Sttnftlerf)cinben  tjeröorgegangen,  im 
Sefonbern,  wenn  man  Witt,  eine  ©onate  für  feinfte  gamitienjirfel, 
am  beften  etwa  nad)  einigen  ©oetf)efd£)en  ober  Sorb  Styronfcfyen  ®e< 
bieten  ju  genießen.  Ueber  gorm  unb  ©til  nodf)  met)r  ju  fagen, 
fdjenfe  man  ber  ß^itfd^rift ;  man  finbet  atteS  in  ber  ©onate  beffer  unb 
na$brücflid£)er. 

Sftod)  liegen  jwei  Sonaten  jweier  bebeutenber  toerftorbener  ®ünft< 
ler  öor  mir,  aud)  jWeier  ©egenfäfce,  wie  fie  faum  fdfjroffer  ju  einer 
unb  berfelben  3e^  geboren  werben  lonnten,  bie  fid)  wol)l  audi)  Weber 
perföntidfj,  nod)  als  SRufüer  bei  iljren  Sebjeiten  gefannt  tjaben.  3>er 
eine,  ber  SRufifmenfd)  ber  neuften  ßeit  t)or  Sitten,  ber  anbere  ber  geniale 
Äef)rer,  beffen  ©djüler  fämmtlidfj  mit  fo  großer  S3ewunberung  Don  üjm 
ju  erjagen  wiffen;  ber  eine  immer  mit  motten  §änben  gebenb,  ber 
anbere  jebe  Sftote  auf  bie  ©olbwage  legenb;  jener  warm,  fmnliclj, 
pfiantafietoott,  biefer  troefen,  oft  ftreng,  ©toifer.  SBotte  fie  aber  9Gie* 
manb  nadj  biefen  ©onaten  beurteilen:  fie  getreu  nid)t  in  bie  erfte 
Steige  itjrer  Seiftungen;  immerhin  gönnen  fie  uns  einen  reiben  SBXtrf 
in  if)r  SnnereS;  iljre  tarnen  f  d)Iießlirf) :  ^ranj  Schubert*  unb 
93emt)arb  Siein.**  SR.  ©. 


Weitere  (Elamermultk. 

Somentco  Scarlatti.  —  3f.  Seb.  SSadj. 

©ine  SRenge  intereffanter  älterer  Sompofitionen  liegt  uns  in  neuen 
©rüden  toor.  $a£linger  in  SBien  bringt  uns  ©omeuico  ©car* 
lattig  Glatnerwerfe***  in  eiujelnen  Äieferungen  fdjön  auögeftattet.  2>ie 
erften  mer  enthalten  33  meift  rafdje  ©äfce,  bie  uns  ein  getreues  SMlb 


*  ©ro&e  ©onate.    (Amoll)    SSerf  143. 
**  ©onate  &u  trier  £>änben  'au3  bem  s#adjlaf3).    [Sdj.] 


***  ©ämmttt^e  SBerfe  für  ba$  ^Sionoforte.  —  mit  SBesetdjnimg  be$  gmgeriafce* 
öon  G.  ©äernn.    [6tf).p 


$omentco  ©carlatti  unb  3.  ©.  %aä)f  efoüietmufif.  161 

von  ©carlattiS  ©d&reibweife  geben,  ©carlatti  l)at  mel  SfaSgejeidfjne* 
teS,  was  if)n  t>or  feinen  3e^8enoffen  lenntlic^  mad)t.  2)ie  fo  ju  fagen 
gef)arnifd)te  Drbnung  33ad)fcf)en  SbeengangeS  ift  in  ifjm  nidjt  ju  finben; 
er  ift  bei  Sßettem  gefjaltlofer,  flüchtiger,  rf)apfobifd()er;  man  Ijat  ju 
tfyun,  if)in  immer  ju  folgen,  fo  fdfjnetl  verwebt  unb  löft  er  bie  gäben; 
fein  ©tu  ift  im  93erl)ältni&  feiner  Seit  fur$,  gefällig  nnb  pilant.  ©ine 
fo  bebeutenbe  ©teile  nnn  feine  Sßerfe  in  ber  Siteratur  ber  Elatrier* 
compofition  einnehmen,  baburdfj,  bafc  fie  für  üjre  ßeit  Diel  SKeueS  ent* 
galten,  bafc  baS  3nftrument  in  it)nen  melfeitig  benufct  erfdfjeint,  enb* 
lidj  baburd),  ba§  namentlich  bie  linfe  ipanb  felbftänbiger  auftritt,  als 
es  bis  bafyin  gefd)ef)en,  fo  wollen  toir  uns  nur  gefteljen,  bafc  uns  auclj 
meteS  baran  nid£)t  mef)r  besagen  !ann  unb  nidjt  mefjr  besagen  foH. 
SSie  fönnte  fiel)  ein  fotd&eS  XonftüdE  mit  bem  eines  unferer  befferen 
(Somponiften  nur  meffen  fönnen!  SSBte  ift  bie  gorm  nodj  ungefdEjicft, 
bie  üMobie  nodfj  unauSgebilbet,  bie  SÄobulation  bef cf)ränf t !  Sftun  gar 
im  SBergleid)  ju  85ad^!  SS  ift,  toie  ein  geiftreidjer  ©omponift*  fd^on 
bei  einer  SSergleid^ung  jwifdfen  ©manuel  unb  ©ebaftian  S3ad^  fagte: 
„als  wenn  ein  Sroerg  unter  bie  Stiefen  fäme".  2)emungead)tet  bürfen 
aber  bem  eckten  ßlatoierfünftler  bie  £ort)pf)äen  ber  toerfdfjiebenen  ©dju* 
len  nid^t  unbelannt  bleiben,  namentlich  ©carlatti  nidjt,  ber  bie  Äunft 
beS  ©lamerfpielS  offenbar  auf  eine  t)öf)ere  ©tufe  gebraut.  Sftur  fpiele 
man  nidjt  ju  t)iel  tjintereinanber,  ba  bie  ©tücfe  fidj  in  ^Bewegung  unb 
(Stjarafter  öiel  gleiten;  fparfain  aber  unb  jur  redeten  ©tunbe  fjeröor» 
geholt,  werben  fie  i^rc  frifd^e  SBirlung  nodj  jefet  auf  ben  ipörer  äußern* 
£>ie  Sammlung  bürfte  übrigens  eine  anfeljnlid^e  »erben  unb  bis  ju 
30  heften  anfdjwetlen.  Sine  ältere,  jebodj  nic^t  t>oUftänbige  SluSgabe, 
ebenfalls  in  SBien  erfdjienen,  ift  vergriffen  unb  wenig  fauber.  $>rn. 
<£jernt)S  ßutf)at  befielt  in  beigefügtem  gingerfafc.  3m  ©runbe  wiffen 
toir  nidfjt,  was  bamit  bejwedt  ift,  ebenfo  wenig  wie  mit  einer  ginger* 
bejeidfjnung  über  Sachen  ©ompofitionen. 

SJon  ©ebaftian  33adf)  lac^t  uns  niedreres  an.  S)er  fdjon 
früher  in  ber  3eitfdjrift  ausgekrochene  Söunfdj,  man  möchte  balb  an 
*ine  OefammtauSgabe  feiner  Sßerfe  beulen,  fd^eint  wenigftenS  für  feine 
Glatuercompofitionen  grudjt  getragen  ju  l)aben.  SBir  muffen  eS  ber 
girma  £.  g.  SßeterS  banfen,  bafe  fie  baS  grofje  Unternehmen  rüftig 
betreibt.  S)en  fdjon  in  ber  ß^itf^tift  erwähnten  jwei  erften  Xljeilen, 
bie  einen  neuen  Äbbrucf  beS  wofjttemperirten  ElatrietS  enthielten,  finb 


*  3RenbeUfol}n. 
©djmnann,  ©ff.  ©Stiften.  II.  \\ 


1 62  3-  ©•  $tod),  (£IatHermuitf. 

bis  jefct  jioei  neue  gefolgt.  S)er  eine  enthält  bie  befannte  „Äunft  ber 
§uge"*  bis  auf  jtoei  gugen  für  jtoei  ©latoiere  twHftänbig,  unb  jum 
Sdf}luf3  jtüci  3u9en  au§  &cm  «rtnufitatife^en  Dpfer\  ©inet  ©inriä)* 
tung  beS  $rn.  ©jernt|  nad)  fott  nätnlic^  ein  §eft  immer  aus  Stfiden 
berfelben  ©attung  beftetjen,  alfo  eines  nur  aus  Stüdten  für  ein  Sla« 
toier,  baS  anbere  aus  toetd£)en  für  jtoei  k.  ®ie  ®int^eiümg  fcljeütt 
unS  aber  nicf)t  fef)r  tieffinnig  unb  überbieS  Weber  für  Käufer  nod)  für 
SScrlegcr  &ortf)eifljaft,  für  jenen  nid)t,  ba  er  ettoaS  ßücfenljafteS  be* 
fommt,  für  biefen  nidfjt,  »eil  er  eben  beSljalb  nur  toenig  einzelne  §efte 
abfegen  toirb.  3m  Uebrigen  öerbient  btc  SluSgabe  beS  forgfättigen 
StidEjeS  unb  ber  guten  Sorrectur  falber  DoHfommenfte  (Smpfeljlung. 
<$ef)ler  bleiben  leiber  immer  ftefjen.  2BaS  nun  ben  3nljalt  ber  „Äunft 
ber  ^ftg^  einlangt,  fo  ift  befannt,  bafc  fie  aus  einer  Steige  gugen, 
aud)  einigen  ©anonS  über  ein  unb  baffelbe  Xljema  befielt  2)aS  Xljema 
felbft  fd^eint  für  üielfeitige  Verarbeitung  nidfjt  gefd)idft  unb  namentlich 
in  fidf)  fetber  feine  ©ngfüljrungen  ju  enthalten ;  93atf)  benufcte  eS  baf)er 
auf  anbere  SBeife  ju  93erfet)rungen,  übereinanber  geftettten  SSerengim* 
gen  unb  ©rtoeiterungen  *c.  Oft  brotjt  eS  faft  Äünftelei  ju  toerben, 
tnaS  er  unternimmt;  fo  erhalten  ttrir  jtüei  in  aßen  toier  Stimmen  ju 
&erfef)renbe  <$ugen:  eine  äufeerft  fdfjurierige  Aufgabe,  too  einem  bie 
Slugen  übergeben.  2)aS  ©rftauntidje  f)at  er  aus  bem  Xtjema  fjerauS* 
gebilbet,  unb  tt>er  toeiß,  ob  baS  SBerf  nidjt  meljr  als  erft  ber  Anfang 
beS  SftiefengebäubeS  war,  ba  ber  göttliche  3Jieifter,  tote  man  toiffen  ttnfl, 
barüber  ju  ®rabe  gegangen;  es  t)at  midfj  bie  tefetc  ^ugc,  bie  utn>oflen* 
bet,  untoermutf)et  abbricht,  immer  ergreifen  toollen;  eS  ift,  als  toar 
er,  ber  immer  fdfjaffenbe  SRiefe,  mitten  in  feiner  Arbeit  geftorben. 

2)er  vierte  Xf)eil  biefer  neuen  SluSgabe  bringt  eine  Sammlung** 
einzelner  foftbarer  Stüdte,  barunter  fecfjS  bis  jefct  ungebrudfte,  bie  bie 
3?erlagSf)anbtung,  tüte  wir  toermutljen,  ber  ©üte  beS  §rn.  g.  §  auf  er 
ju  toerbaufen  t)at.  SKr.  12—18  finb  bem  Emoll*§efte  ber  unter  bem 
Xitel  „Exercices"  fd)on  früf)erl)in  bei  SßeterS  erfd[)ienenen  „(Suiten" 
entlehnt.  Sßon  befonberem  Sutereffe,  ben  gemütlichen  äReifter  ganj 
bejeidfjnenb,  ift  baS  StüdE  Sftr.  10  „Stuf  bie  Entfernung  eines  febr 
teuren  S3ruberS"  mit  toerfdjiebenen  Ueberfdfjriften,  toie  j.  95.  „9tbfd)ieb 
ber  greunbe,  ba  eS  nun  einmal  nidfjt  anberS  fein  fann."  ©ie  anbern 
ber  mitgeteilten  ungebrueften  Stüdfe  finb  feljr  bebeutenb  unb  fdjeinen 
mir  ganj  edfjt. 

*  L'art  de  la  Fugue  etc.  (Oeuvres  complets.   Livr.  3.} 
**  Compositions  pour  le  Piano  etc.     Oeuvres  complets.  Livr.  4.)    [Sd}.) 


3.  ©.  33ad)/  Sfobicrmufif.  163 

SBSir  toünfdjeu  bcm  Unternehmen  raffen  g°rt9an9-  ®"1  w$* 
lieber  ®etoinn  fann  nidfjt  ausbleiben.  S3ac^§  SQSerle  ftnb  ein  (Sctpttal 
für  alle  Qdkn,  Sicher  im  ©inne  ber  33erlagSt)anbtung  fpred)en  toir 
f)ier  bie  Sitte  aus,  bafe  Sitte,  bie  im  SBefife  öon  noc§  ungebrueften 
93adfjianiS  ftnb,  burdj  3ufen&ttn9  &n  ^e  33erIagSt)anblung  bem  SJlatio* 
nalunterneljmen  förberlidfj  fein  möchten.  9tod)  manches  mag  f)ier  unb 
ba  »ergraben  liegen*  83ietteic§t  bafj  fidf)  ein  Verleger  aud)  ju  einer 
gleichförmigen  SluSgabe  ber  ©efang*  unb  Äirdjjencompofitionen  Don 
99ad)  entfdjliefjt,  bamit  toir  enblid)  eine  Ueberfidjt  über  biefe  @d&äfce 
befommen,  tote  fie  fein  Sott  ber  ©rbe  aufjutoeifen  f)at. 

Sinen  Anfang  mit  Verausgabe  ber  ßlaoierconcerte*  öon 
SBadj  f>at  $r.  ÄHftner  mit  bem  f)od)berüf)mten  in  D  moll  gemalt;  eS  ift 
baffelbe,  baS  2RenbelSfof)n  oor  einigen  Sauren  in  ßeipjig  öffentlich 
l)ören  lieft,  jum  großen  ©ntjücfen  ber  ©iujelnen,  an  bem  jebodf}  bie  SRaffe 
feinen  Xljeit  ju  nehmen  fd)ien.  2)aS  ©oncert  ift  ber  größten  SÄeifterftücfe 
eines,  namentlich  ber  ©df)luf$  beS  erften  SafceS  oon  einem  ©d&toung, 
ttrie  er  etwa  SBeetljoüen  jum  ©djtufj  beS  erften  ber  D  moll*@t)mpf)ome 
gegtücft  ®S  bleibt  toatjr,  toaS  ftdttx  gefagt :  „Diefer  Seipjiger  San* 
tor  ift  eine  unbegreifliche  ®rf Meinung  ber  ®ottf)eit*.  ** 

2lm  |errli(^ften,  am  fünften,  in  feinem  Urelemente  erfdjeint  er 
aber  nun  ein»  für  allemal  an  feiner  Orgel.  §ier  fennt  er  toeber 
SKafc  nodfj  Biet  unb  arbeitet  auf  3al)rt)unberte  f)inauS.  SBSir  fjaben 
$ier  einer  neuen  Ausgabe  t)on  fedfjs  früher  bei  Sftiebl  in  Sffiien  fcfyon 
erfdfienenen  Sßrälubien  unb  5u9en  iu  ertoäljnen,  bie  §aSlinger 
neu  aufgelegt.***  SDen  Drganiften  toerben  fie  befannt  fein:  9lr.  4  ift 
baS  tounberootte  Sßrälubium  in  Cmoll. 

Slufjer  in  ©eutfd&lanb  toirb  nur  nodj  in  Snglanb  für  Verbreitung 
93adjfdE)er  SBerfe  ettoaS  getrau  ;35  eS  lagen  uns  neulidf)  mehrere  bei 
©onöentrt)  unb  §ottier  fet)r  gut  gebruefte  ipefte  oor,  bie  toir  ber  33e* 
adjtung  beutfe^er  SSerlagSfjanblungen  jur  3Sergleid)naljme  empfehlen. 
3n  SDeutftylanb  ift  eS  tooljl  §err  $aufer,  ber  bie  oottftänbigfte 
Sammlung  oon  S5ad^S  SBerfen  aufjmoeifen  f)at.  (Seit  lange  beschäftigt  er 
fid&  mit  Drbnung  eines  fyftematifdjen  SatalogeS  fämmtlid&er  gebruefter 


*  Concerto  per  il  Cembalo  etc.  Partitura  Nr.  1.  —  ®S  mögen,  mit  <£tn* 
fdjluß  öon  einigen  für  jwei  unb  brei  ©laoiere,  etttm  12  oorljanben  jetn.  §t.  #aufer 
beftfci  fie  fämmtlidj.    [@djj 

**  SBortgetreu:  „eine  ©rföeinung  ©otteS:  Aar,  bodj  unerflärbtte." 
***  ^rätubien  unb  gugen  für  Dxgel  ober  ^ianoforte  mit  Sßebat.    [<Sd).] 

11* 


164 


3K.  Sergfon,  äKaprfen. 


wie  if)m  belannter  in  SRanufcript  t>orf)anbener  äBerfe.  2)er  immer 
wadfjfenben  3af)l  ber  SBereljrer  33ad()3  würbe  e3  gewifc  willfommen  fein, 
wenn  ber  Katalog  veröffentlicht  würbe. 

«.  6- 


J^antafteen,  dapneen  *c.  für  flianoforte. 


Mityati  ßergfon,  Wer  Jlajnrbtn.    tPtrb  1. 

S)ie  öorliegenben  äftajurfen  Ijat  Sljopin  auf  beut  ©ewiffen.  SBir 
wollen  fie  nid)t  f)art  anlaffen;  fie  t>erratf>en  eine  ec^t  nationale  Sßlji)* 
fiqgnomie,  triel  Siebe  ju  Chopin,  jur  3Kufif,  überhaupt  toiel  Sugenb. 
2)ennod)  Ratten  fie  nimmgrmefjr  gebrueft  werben  foÖen.  3)er  ©c&üler 
fpuft  ju  beutlicf)  barin.  ®ewife  wirb  ben  ßompomften  ber  3)rucf  fpater 
einmal  gereuen,  obwohl  junge  9iuf)mbürftige  uns  im  Snnern  bieg  nie* 
maß  zugeben  mögen.  SBon  mandjen  fingen  ift  &f)opin  in  neuerer 
ßeit  ja  felbft  jurücfgefommen.  9fcun  aber  fommen  bie  9tad)al)mer,  wie 
immer,  erft  einige  Saljre  Ijinterbrein,  unb  wir  muffen  nun  bie  un£ 
fdfjon  veralteten  wunberlidfjen  Gf)opin*©cf)nörfeleien,  fo  reijenb  fie  oft 
am  Original,  nodf)  einmal  anhören,  foflen'8  gar  als  etwas  SKeueä  ^in* 
nehmen.  Slber  wir  wiffen  fo  gut  wie  bie  ©omponiften  felbft,  wag 
fie  übrigen^  mit  befter  Abfielt  geftofjlen  unb  m§>  bann  nodj  übrig 
bleibt.  2öa8  unfer  junger  Sßole  nad)  folgern  $)ebut  nod)  leiften  wirb, 
ift  nidfjt  ju  beftimmen.  SSor  Stttem  werbe  er  älter;  bann  wirb  er  and) 
iiefjtnnigfeiten  wie: 

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SS.  SUfan  unb  Sq.  Eramet,  Slatnerftüde. 


165 


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u.  a.   nidfjt  mef)r  l)tnfcf)retben  fbnnen.    Sie  (Stelle  ift  übrigens  bie 
toflfte  in  ben  3Kajurfen,  unb  baS  anbere  wirflidfj  bcffcr. 

Valentin  AUan,  3ed)s  ^arakUrlßifdje  StüAe.    ttutt  16. 

SDer  Somponift  gehört  ju  ben  Ultra»  ber  franjöfifdfjen  Stoman* 
tifer  unb  copirt  SBerlioj  auf  betn  Sßianoforte.  ©eine  twrlefete  ©d&bpfung 
(@tüben)  fuhren  wir  feiner  ßeit  etwas  ftarf  an;  fie  ift  uns  nod)  jefet 
in  ber  Srinnerung  fürdfjterlicf).  2)ie  fed)S  ßljarafterftüde  finb  fanfte* 
rer  Sitte  im  ®anjen  unb  fagen  unS  t)iel  meljr  ju.  2BaS  man  fd)on 
in  feinem  franjbfifdien  Sßbrterbudj  finbet,  baS  ©emütf),  feljlt  auclj 
ben  franjbfifd&en  ©ompofitionen,  toic  eben  aud)  ber  öorliegenben, 
dagegen  treffen  tütr  auf  eine  Sßerfiflage  ber  Dpernmufif  in  9fcr.  6 
(L'Opera),  wie  fie  faum  beffer  gemalt  werben  fann.  Studj  bte„2Bin* 
teroad)t"  ift  djarafteriftif d(j ,  ein  fd&neibenber  groft  weljt  barauS.  ®en 
®egenfafc  „bie  grüfjlingSnacijt4'  erwarteten  wir  wärmer  unb  buftiger, 
inbefe  flingt  fte  artig  genug.  2)aS  ©tüd  „La  Päque"  wünfdfjten  wir 
als  etwas  platt  ganj  aus  ber  ©ammlung  entfernt;  baS  mit  „les 
Moissonneurs"  überfdjriebene  wirft  bagegen  frijd)  unb  lieblidj ,  wie 
ßanbluft  nadfj  ©tabtluft.  S)ie  „©erenabe"  {jebt  fid)  gleichfalls  nid&t 
über  if)ren  ©tanbpunft  unb  wirb  baljer  gefallen.  93ortragSbejeid)nun* 
gen  fehlen  faft  gänjtidE).  @S  f)at  t)iel  für  unb  gegen  fidf).  3m  Ueb* 
rigen  mag  ber  Eomponift  ein  intereffanter  Spieler  fein  unb  fid)  wo^l 
auf  bie  Seltneren  Sffecte  beS  3nftrumentS  t>erftet)en.  811S  ©omponiften 
würben  ijjn  nur  ftrengfte  ©tubien  vorwärts  bringen  fbnnen.  ®r  t>er* 
fallt  fonft  immermef)r  inS  Steufcerfid&e, 

J).  Gramer,  Mantajte  mit  Variationen  über  Äojarttfd>t  Giemas,    tyerk  7. 
„        „         Komaniifdje  3bctn.    tterk  10. 

8fa  ber  5ßf|antafie  ift  nichts  ju  öerwunbern,  als  bafc  fte  öom 
ßomponiften  festgehalten  unb  aufgef ^rieben  würbe;  fie  gleidfjt  ganj 
einer  jener  Sntprotoifationen,  wie  wir  fie  t>on  jungen  Gla&ierfpielern 
in  gef  elligen  ßirfeln  oft  ant)5ren  muffen,  fiommt  nodj  bie  Qtxt  ein«* 
mal,  —  bie  wof)l  namentlich  oon  ben  Sßerlegern  t>erwünfcf)t  werben 


166 


3.  5.  mttl,  3bt)Hcn.  N 


möchte,  weit  jeber  ©pieter  ba  jugleicf)  fein  eigener  Drucfer  utib  SBer* 
leger  würbe,  —  bie  $tit  namlid),  wo  am  3nftrument  angebrachte 
Gopinnafd&inen  ba3  ©efpiette  tjeimlidj  nadjfdjrieben,  fo  werben  folclje 
Sßljantafieen  ju  SRittionen  auftauchen.  Der  Seifafc  „über  ÜKojartifd&e 
XtymaZ"  beftadE)  mid)  jwar  üon  toornf)erein  unb  idj  ^offtc  auf  fünft* 
terifdje  SBerf  nüpfung ;  es  ergebt  fidj  aber  nichts  über  ba3  SRittet* 
mafiige,  unb  ber  ©omponift  f)at  e3  fidj  gar  ju  leidet  gemalt.  Die 
„romantifdjen  ^ttix"  tjaben  ein  f)öf)ere§  ßiet.  „(Smpfinbungen  nactj 
einem  33aö"  —  „©t)mpatf)etifd)e  Stange"  —  unb  „©rüfee  an  bie  §tu 
matt)"  finb  fie  übertrieben,  ©ine  leicht  toerbtnbenbe  unb  abfd&liefcenbe 
§aub  madjjt  fidf)  aud)  in  iljnen  bemerfbar,  and)  gute  Äenntnifc  be» 
Snftrumentä.  SRomantifdfjea  ift  aber  wenig  barin.  Der  Somponift 
fdjeint  jung  unb  nidjt  ot)ne  Xalent;  mög'  er  beibeS  nüfcen. 

3ot).  i eiedr.  fiittl,  3cd)s  3bi)Utn.    Ukrk  1. 

®in  fpätereä  3btjttent)eft  beffetben  Somponiften  fjaben  Wir  bereits 
früher  in  ber  3eitfd)rift  erwähnt.  ©c§on  bamalä  ftiefeen  toir  un3  an 
ber  33ejeid)nung  „Sbtjlte",  bie  immer  auf  Sänblidje3,  §irtenmäf$ige$  :c. 
vorbereitet;  wie  bort  ift  aber  aud)  f)ier  ba3  SBort  im  weiteften  griedfji* 
fd)eu  ©inne  aU  „Sitbdjen"  genommen,  unb  bie  Hummern  fönnten 
ebenfo  gut  Smpromptuä  ober  anberS  Reiften.  Stuf  eine  nötige  33e* 
nennung  feiner  Sinber  tjat  aber  ber  äRufifer  ebenfo  ju  fef)en  wie  jeber 
anbere  Sünftter;  eine  fatfdje  lann  bei  alter  ®üte  ber  SJhtfif  fogar  ber* 
ftimmen,  eine  treffenbe  aber  bie  greube  am  S3erftänbnif$  um  vieles  er* 
ijöf)en.  Xomafd&ef  in  $rag  braute  juerft  „3bt)flen",  in  benen  aud), 
irr'  idj  nidjt,  ber  tänbtidje  Xon  vorwaltet.  £r.  SHttl  f)at  bei  Xomafdjef 
gelernt;  meüeid^t  gtaubte  er  feinen  Seljrer  burdfj  2Bieberaufnaf(me  be$ 
£itel3  ju  erfreuen,  xotö  fid)  in  biefer  Jpinficfjt  nur  toben  tä&t.  SBie 
bie  ipauptüberfdjrift,  fo  trifft  audj  bie  Ueberfdjriften  ber  einjetnen 
Hummern  ber  SBorwurf,  baf$  fie  jum  Sntjatt  ber  SKufif  nur  wenig 
paffen  ober  if)n  ju  tjodE)  angeben.    SRan  fetje  gteid)  ba3  erfte  befte: 


HÜ 


3fr.  ©urgmüller,  ^antaftc  167 

SBer  benft  ba  an  eine  Amour  exauce,  wie  eS  ber  ßomponift  betitelt, 
ba  eS  ebenfo  gut  unb  beffer  Xrinftteb,  Sanjtteb  ober  §opfer  fjeifjen 
fönnte.  2)affetbe  gilt  Don  ben  meisten  ber  anbern  ©tüdfe.  S)te  lieber* 
Triften  aber  weggebad&t,  enthält  bieS  erfte  SSerl  SBorjüge,  wie  man 
fic  in  erften  gern  fielet  nnb  fetten  erfjätt:  aufeer  bem  Streben  nad) 
@infad)ljeit  unb  9iatürKd)Ieit  eine  correcte  unb  gefunbe  Harmonie, 
überhaupt  einen  beulen  grünbftd)en  ©inn,  an  ben  Statten  unb 
grantreidj  iJ)rc  SBerfüf)rungSfünfte  t>ergeblid)  oerfdjwenben  würben. 
(Sin  eigenes  Ungtücf  verfolgt  aber  ben  ©omponiften  oft  jum  ©d&lufc 
ber  Xfjette;  eS  fef)ft  nämlid)  f)äufig  etwas  im  9U)t)rt)muS,  ober  fdfjeint 
etwas  ju  t>iel,  fo  in  9fr.  2  jwei  iacte  t>or  bem  Fine,  in  9fr.  3  ebenfo, 
in  9fr.  4  ebenfo  :c.  2)er  ßomponift  wirb  nidfjt  jur  redeten  ßeit  fertig. 
SBot)I  treffen  wir  manchmal  in  9Jieifterwerfen  auf  fd&einbar  geftörte 
3t£)t)tf|men  (bie  fidf)  aber  jur  ©ecuube  wieber  ausgleiten),  unb  ber 
Äüfjnjjeit  t>erjetf)en  wir  wotjl  gar  ben  Sprung,  wie  benn  baS  ©enie 
immerhin  neben  Sbgrünben  tauft  mit  @emfenfidfjert)eit;  anberS  aber 
i[t  eS  tyter,  unb  gefteigerte  Uebung  wirb  bem  Jüngern  Xalent  ben 
©dfjritt  ftärfen  unb  eS  bie  ßiclc  in  immer  fürjeren  Staunten  erretten 
laffen. 

It.  flu  rgra  filier,  yijantafte  an  feinen  £wub&  Cifjt.  (Reveriees  fantastiques).  Ö). 41. 

SBo  ber  9tome  Sifjt  ftef)t,  fief)t  man  gteidj  auf  SRiefenarbeit  auf. 
S)ieS  ift  inbeft  Ijier  nidjt  ber  gatl,  obwotjt  ber  83erfaffer,  ber  bisher 
meift  nur  Äeid^teS,  ©ilettantenfoft  unb  StrrangirteS  geliefert,  über  feine 
gewöljnftd&e  Sphäre  fjinauSgegriffen  unb  wirflidf)  audf)  SebeutenbereS 
geleiftet.  S)aS  ©tüdf  f)at  einen  leisten  gtficflidfjen  gtufj  unb  nament* 
lic§  einen  fe^r  wirfungSöoQen  9Äittetgebanfen  in  ber  Xenorftimme; 
ber  Anfang  erinnert  feljr  an  ben  jur  ©urtjant^enoutoertüre,  wie  baS 
©artje  an  SBeberS  feuerfprüf)enbe  Jltlegrofäfte.  ÜKöge  ber  SSerfaffer 
fid)  ganj  wieber  jur  Driginalcompofition  f)inwenben;  jum  Strrangiren 
bleibt  nodjj  immer  ßeit.  Ob  er  übrigens  ein  SBerwanbter  beS  Norbert 
33urgmüÜer,  beS  frül)  geftorbenen  geweiften  jungen  ©angerS,  wiffen 
wir  nid)t;*  bie  Flamen  finb  fidf)  gleich ,  möd^f  eS  auef)  baS  Streben 
fernerhin! 


*  ©r  toor  Norberts  ©ruber. 


168  3-  ftowafotoStt,  ^olenah'en;  3.  ©d)mttt,  ^antafieen. 


3.  ttoroakoroski,  3mti  polonatfcn.    ttUrk  14. 

23a$  neuerbingS  &on  polnifäen  Gompofttionen  aufgetaud&t,  lägt 
fid)  metfr  ober  Weniger  auf  ©fjopüt  jurü<ffüf)ren.  2)urdj  tljn  f)at  Sßolen 
Sife  unb  Stimme  erhalten  im  großen  mufifalifdfjen  SBölferbunb ;  politifdj 
toernid()tct,  wirb  e§  tnefleidfjt  nodj  lange  in  unferer  Äunft  fortblütjen. 
Studj  in  ben  obigen  ^olonaifen  ift  ßfiopinS  ©influfc  ju  fpüren,  nirgenbs 
aber,  bafc  man  bem  unbefannteren  SRamen  einen  SBorwurf  barauS  machen 
fönnte.  35er  erften  sßolonaife  wünfd£)te  id£)  nichts  als  eine  äljnlidfje 
jweite;  wäf)renb  biefe  faft  nur  atö  *ßufc  unb  glitter,  obwohl  golbe* 
nem  raufdjenben,  jufammengefefct  ift,  wet)t  un$  aus  jener  ein  fanfter 
me(and)olifd}er  S^arafter  entgegen,  ein  ftdf)  teife  üertjüüenber  Stf&merj, 
beffen  Stnbtidt  fogar  nod)  inniger  ju  rühren  vermag  als  6t)opinS 
offener  btutenber;  fie  fagt  mir  faft  burd)gängig  ju.  (Sine  einjige  un* 
reinliche  Harmonie  fiel  mir  auf;  Stufmerffame  werben  fie  leidfjt  finben 
auf  Seite  7.  $)ie3  einjige  Keine  Stüdf  madjt  uns  ben  ©omponiften 
lieb  unb  wert!). 

3acqucö  Scftmttt,  pijantafte.    IDcrtt  268. 

„  „       DU  iud)0|a9ö;  pfyantafit.    tPerk  280. 

3)eS  Somponiften  freunblid^eS  latent  fprid)t  fidf)  audf)  in  biefen 
©tücfen  au%]  3acque§  Schmitt  bleibt  3acqueS  Schmitt,  für  Sd&rift* 
fteöer  ein  wenig  einträglicher  Somponift,  ba  man  julefct  nid^t  mefyr 
weifc,  was  über  itjn  fagen.  grappiren  !ann  einen  in  ber  *ßf)antafie 
f)öcf)ften3  bie  erfte  Seite,  bie  tnic  eine  SSiotoncetlftimme  ausfielt  mit 
if)rem  einjtgen  Stiftern;  fpäter  tritt  aber  bie  redete  $anb  IjinjU,  unb 
bann  gef)t  eS  in  Weiteren  gewöhnlichen  ÜKelobieen  auf  unb  nieber. 
Sobeu  mufc  man,  toie  immer,  baS  Spielgered)te  feiner  Schreibart;  bie 
Ringer  fönnen  faum  festen  im  gingerfafe.  S)ie  „gud&Sjagb"  t^citt 
biejelben  SBorjüge.  9Ktf)ul  mit  feinen  Xreiböorfd^lögen  fommt  noc§  in 
aßen  3agbftücfen  jum  SSorfd^ein,  audf)  f)ier.  £>af$  wir  feine  befonberc 
33efdE)reibung  ber  Sogb  jwifdjen  ben  ßinien  lefen  muffen,  ift  ebenfalls 
gut;  man  errät!)  audf}  oljnebieS  alles.  Sine  ®emfen*  ober  Söwenjagb 
toermiffen  wir  nodf)  in  ben  Satafogen.  2Bir  bitten  barum.  9tid(jt  im- 
mer SBilbpret! 


©.  Styaffierg,  Notturno.  169 


3.  fcljalbtrg,  ttoltumo  (in  E).    Werk  28. 

„       „       Andante  (in  Des).    Werk  32. 

„       „       Mantafie  über  Giemas  aus  ftoffwte  ittofe*.    Werk  33. 
$l).  Dotier,  ttotturno  (in  Des).    Werk  24. 
X  ßofmNin,  Wer  ttomanjen.    Werk  14. 

„       „       ftoinanje  (Morceau  de  Salon).    Werk  15. 

8fm  fd^Iimmfteti  aber  ift  jenen  Beuten  oon  SBelt  beijufommen, 
bie  uns  burd)  ^pfttdjteit  gleich  t>on  Vornherein  jur  Jpöflidjjfeit  ju 
jwingen  wiffen,  bie  uns  einen  etwaigen  Xabel  mit  einer  SBerbeugung 
oon  btn  Sippen  wegnehmen,  ja  bie  uns  entfd&lüpfen,  wenn  wir  es 
oerfudjen,  ifjnen  tiefer  auf  ben  ©runb  ju  geljen.  SBie  fie  im  Seben, 
an  ben  ipöfen,  in  ben  ©alonS  gelten  unb  feftftef)en,  fo  ftnb  fie  audf) 
nid|t  au§  ber  Sunft  wegjubannen.  ©inb  fie  t>oQenb8,  wie  ZfyaU 
berg,  burdf)  ©eburt  fdjon  ber  Äriftofratie  ober,  wie  ©ötyler,  ber 
Diplomatie  berwanbt,  fo  werben  fie  um  fo  früher  burdfjbringen,  fidf) 
yiamtn  machen,  unb  beS  ßobpreifenS  ift  bann  überall  fein  ®nbe. 
greilidfj  in  einjelnen  SKinuten,  namentlich  fpäterer  3af|re,  wo  ber 
2Beit)raudf)  nidfjt  met)r  wirfen  will,  wo  audf)  bie  ßeiber  an  ©efdjjmeibig* 
leit  oerlieren,  mag  felbft  biefe  toom  ©efdjidt  83egünftigten  manchmal 
ein  Seinen  nad>  bem  S3effern  überfallen,  oft  auef)  t)ietleid)t  SReue  über 
bie  rafdj  verflogene  3ugenb.  (Sin  t)5t)ere§  Streben  Witt  bann  wieber 
bie  glfigel  rühren,  ein  neuer  SKutft  fie  lieben;  fie  wollen  nodalen, 
waS  fie  oerjäumt,  unb  wieber  gut  madjen.  Dft  gelingt  es,  oft  ift  eS 
ju  fpät.  3n  fold)er  ©eljnfucf)t  nad)  ber  eckten  ipeimatf)  ber  Äunft, 
bie  nun  einmal  in  ben  ©alonS  ber  ©rofcen  unb  SReidjen  nid&t  ju  finben 
ift,  mag  benn  üiettcidjt  audf)  jenes  oben  juerft  aufgeführte  Notturno 
entftanben  fein;  öfter  regt  fidj  wof)t  audfj  in  iljm  ber  ßitelfeitSgeift : 
immerhin  jeugt  aber  baS  ©anje  oon  einer  ebleren  SRegung,  als  man 
fonft  an  ben  ©alonöirtuofen  feunt;  eS  ift  eines  ber  beften  ©tücfe  toon 
Ifjalberg. 

Siner  Gompofttion  auf  ben  ©runb  ju  fommen,  entfteibe  man  fie 
Dörfer  aßen  ©df)mudeS.  ®ann  erft  jetgt  fi<§,  ob  fie  wirflid)  fdfjön 
geformt,  bann  erft,  was  Sftatur  ift,  was  bie  Sunft  baju  tt)at.  Unb 
bleibt  bann  nod)  ein  fdjöner  ©efang  übrig,  trägt  tljn  aud)  eine  ge* 
funbe,  eble  Harmonie,  fo  f)at  ber  Eomponift  gewonnen  unb  toerbient 
unferen  SBeifatl.  ®iefe  gorberuug  fdEjeint  fo  einfadj,  unb  wie  feiten 
wirb  if)r  bod)  ©enüge  geleiftet!  S)aS  Notturno  nun,  feiner  äußeren 
jufälligen  fRetje  cntHcibet  unb  auf  feine  ©runbjttge  jurüdgefü^rt,  wirb 


170  @.  Xfalberg,  Sfabante  unb  2ttoie3^cmtafie. 

audj  bann  nod)  aufs  ©efätligfte  wtrfen.  Sßerben  aud)  an  einjelnen 
©teilen  bie  SKetobieenfäben  loderet,  jo  jerreifcen  fie  bod)  nidjt  gerabeju, 
tüte  es  ben  äReiften  gefdjteljt,  wenn  ?ßl)antafie  unb  Smpfinbung  aus* 
gefjen  wollen,  —  unb  biefe  natürliche  metobifdfje  Gattung  mad^t  uns 
baS  ©tüdE,  baS  aud)  intereffante  3roifd)enpartieen  enthält,  &or  Dielen 
anbern  X^atbergfdjen  lieb,  unb  wirb  es  aud)  Slnbern,  namentlich 
2)amen, 

SBeniger  geglücft  ift  iljm  baS  Sin  baute;  bie  §auptmelobie  fc^cint 
mir  trodeu  unb  feelenloS,  eS  ift  eine  SOJelobie,  wie  fie  ftd)  bie  gtnger 
jufammenfefeen  auf  bem  ©laöier  nadjj  langem  vergeblichen  3Wüf)en; 
baS  iperj  Ijat  feinen  Xfjeil  baran.  S)a8  ©tüd  fd)eint  ju  toerjd&iebeuen 
3eiten  entftanben,  umgeänbert,  aufgefrifdfjt,  unb  ift  bod)  nidjt  fertig 
worben.  Daju  fpielt  eS  fidj  fd)wer  unb  entfd)äbigt  für  bie  angewanbte 
3Jtüt)e  tüo^l  !aum ;  idf)  jweifle,  ob  bieS  Slnbante  ben  SBirtuof en,  ber  eS 
fdjrieb,  überleben  wirb. 

Die  Sßljantafie  über  £t)emaS  aus  SDiofeS  nodf)  ju  ermähnen, 
fo  ift  fie  befanntlidj  einer  ber  Xriumptifäfce  XtyalbergS,  mit  ber  er 
alter  Drten  gefd)lagen,  namentlich  burd)  bie  auf*  unb  nieberfliegenben 
Slrpeggien  am  ©dilufc,  wo  ficf)  ber  Spieler  ju  toerboppeln  fdjeint,  baS 
Snftrument  ein  neues  gebären  möchte,  ©ie  Sßtjantafie  ift  in  einer 
glüdlid)en  ©aloninfpiration  gefd&rieben  unb  giebt  bem  SBirtuofen  alle 
SWittel  unb  SBaffen  in  bie  #anb,  fiel)  fein  publicum  ju  erobern,  woju 
beifpielsweife  gehören :  ein  feffelnber,  jum  3luff)ord£)en  fpannenber  An« 
fang,  aSirtuofemÄraftfteflen,  anmutige  ttaltenifdje  3Mobieeu,  reijenbe 
3wifdjenfäfce  unb  fanftere  StuSrufjpläfce  —  unb  nun  ein  ©df)lufc  wie 
eben  in  befagter  Sßijantafie.  ©tef)t  bann  ber  SRaeftro  t>om  $iano  auf, 
fo  will  fiel)  baS  publicum  !aum  aufrieben  geben  unb  labet  itjn  fdjreienb 
nodfj  einmal  jum  9lieberfe|jen  ein:  —  biefelbe  fiürmijd&e  Sßirfung. 
SBer  fät)e  nid)t  gern  ein  enttjuftaSmirteS  publicum,  unb  bann  tyat  bie 
?ßt)antafie  aud)  wirflidj  wertvollere  ©teilen,  benen  wof)t  audf)  ber 
Äenner  minutenlang  mit  SBergnügen  julaufd^t.  ©d)on  bie  Steigerung 
fcerrätfy  ben  ©ewanbten  unb  erfahrenen,  unb  baS  ©injelne,  wie  ge* 
fagt,  wäre  eines  größeren  Sunftganjen  würbig.  Saffe  man  alfo  audj 
foldje  ©tücfe  gelten  als  baS,  was  fie  finb,  unb  enblicl),  &ergleid)t  man 
einen  foldjen  ßoncertfafc  mit  welken  aus  frühem  QdUrt,  bie  auf 
gleite  SBirfung  beregnet  waren,  fo  lönnen  wir  uns  nod)  immer  ©lud 
wünfdfjen,  bafc  aud)  in  ber  ©alonmufi!  an  bie  ©teile  gänjlid&er  Un* 
frudfjtbarfeit  unb  3nf)altlofig!eit,  wie  fie  fidt)  j.  93.  in  ©elinef,  fpäter 
in  Sjemty  jeigt,  ein  3beent)oOereS,  metjr  Xfinftlerifd^  SombinirenbeS 


5)öljter,  Notturno;  9fto?eTt1jatTt,  SKomattjen;  ©d}tt>enfe,  9ttörjdje  u.  $müfement.  171 

getreten  ift,  unb  in  btejer  befferen  Slrt  ber  ©alonmuftf  mag  benn  aud) 
Xfyalberg  als  SKatabor  betrautet  werben. 

SBir  fügten  oben  nodj  ein  SRotturno  oon  3)  öl)  ler  bei,  toeil  biefer 
SJirtuoS  auf  jiemtid)  gteidje  ©rfolge  fjinjielt  tote  Xfyalberg.  ©ein 
Slotturno  ift  feinet  tote  e3  toot)l  et)ebem  ber  Xroubabour  jeiner  Dame 
braute,  nadjbeut  er  mit  £eben8gefaf)r  über  §eden  unb  SRauern  gefegt, 
fonbern  eine  ©alontiebeSerflärung,  fttfc  unb  falt  toie  ba3  @i3,  ba8 
baju  oerfdf)ludt  tt)irb.  S)af$  e3  aus  Desdur  geljt,  toar  oorauSjufeljen; 
e$  ift  mit  einem  SBorte  djarmant,  atlerliebft. 

Sind)  §rn.  Sftofenfjain  treffen  toir  feit  Surjem  öfter,  aU  uns 
lieb  ift  in  ben  ©alonS.  SSieQeidjt  gefaßt  er  fid)  felbft  nid^t  barin, 
unb  toie  fef>lt  audf)  feinen  galanten  93erfud)en  nötiger  feinfter  ©dfjnitt 
unb  überhaupt  baS  Oorneljme  SRid)t3fagenbe,  mit  bem  fidf)  in  leeren 
ßirleln  ju  betoegen!  Slber  trofcbem  f)aben  toeber  bie  oier  SRomanjen, 
nod)  bie  einjelne  SRomanje  etwa«  ju  bebeuten  unb  fdfeinen  mir  un* 
gtüdlidje  S3ermet)rungen  ber  ©alonmuftf*  83 om  guten  SDhtftfer,  ben 
toir  fonft  in  SRojenljain  fd)äfcen  ju  muffen  glaubten,  fpürt  man  Ijödf)* 
ftenS  nur  in  ber  legten  SRomanje  in  As,  unb  audf)  toieber  nidjjt,  ba 
fie  nic^t  einmal  fd^ön  gerunbet.  3ft  baä  aber  bie  Sitbung,  bie  SßariS 
unb  Sonbon  geben,  fo  bleibt  lieber  fein  ju  §aufe,  beutjd^e  SRufifer, 
ober  galtet  euef)  bort  toenigfienS  oon  jenen  KompofUionäfubelfüdjen 
entfernt,  too  ber  Sorbeer  ju  nidjtö  gebraucht  toirb,  als  abgeftanbene 
©ertd^te  bamit  ju  toür jen.  6in  SHinftler  .  toie  SRofenljain  f otlte  fid) 
nic^t  ju  folgen  arbeiten  ^ergeben ;  eä  fel)lt  if)m  f ogar,  toie  toir  glau* 
ben,  baä  Xalent  jum  offenbar  @d)ted&ten,  ba3  inbeß,  toie  bie  33ei* 
fpiele  lehren,  jene  ©rofcftäbte  in  betounbernStoürbiger  ©dinelligfeit  au£* 
jubilben  toiffen,  Ijat  ber  Sünftler  ludfjt  äd)t  auf  fid). 

<L  34}umtlu,  Drei  Matfät  ;u  vitz  Jjanften»    Wtrlt  50. 
„         „  Änrnftmwt.    fltrk  55. 

2>er  Somponift  gehört  einer  oon  jef)er  gearteten  SRufüerfamilie 
an.  Srr1  id)  uid)t,  fo  oerfud)te  audf)  er  fein  ©lud  längere  ßeit  ™ 
SßariS,  baS  fidE)  jebodf)  oergebenS  an  if)m  ju  glätten  unb  oerfeinern 
bemühte;  er  ift  als  ber  etirlidje  tjanbfefte  Deutfdje  toiebergefommen, 
toie  er  gegangen  ift  (wir  meinend  immer  mufifalifdE)),  unb  fo  erbliden 
nrir  if)n  namentlich  im  9tmüfement,  ba3  in  ber  ßlaoier*2Jtorfd)tonart 
Esdur  gefd)rieben  ift  unb  freilief)  nur  toenig  enthält,  toa3  nidjt  audf) 
fcf)on  oon  Slnbetn  auf  biefelbe  SBeife  gefagt  toorben  toäre;  im  ©runbe 


172 


@.  SDtorrjen,  (Sfaöterftücfe. 


ftnb  es  SBariationen  of)ne  Xljema,  eine  öariirte  iparmoniefolge  mit 
tüieberlc^renbcn  Refrains.  8113  einen  fef)r  toerfd&iebenen  jeigt  fid)  ber* 
felbe  Eomponift  in  ben  brei  2Rärfd)en  nnb  öerfud)t  granj  ©Entert* 
jdfjen  §lug;  e§  fjat  aber  ®efaljr  mit  folgen  SBerfue^en  für  ben,  ber 
fonft  nur  auf  breiter  fixerer  äRittelftrafce  ju  gelten  gewohnt.  2Rit 
einem  Sßorte,  eS  ift  feine  Sftatur  in  biefen  3Kärfd()en,  unb  eS  läfjt  ftdj 
üieteö  in  ber  SBelt  nad)mad)en,  nur  nidjt  baS  SRomantifd^e.  3n  Quin* 
ten  aber,  wie  Seite  14  ©tjft.  3,  fudj'  er  baS  SRomantifdfje  nidjt,  baS 
gerabe  im  reinften,  feinften  3Bof)ttaut  beftefjt.  SÄadjt  ber  ÜKeifter  eine 
2(uSnaf)me,  fo  wirb  er  $u  verantworten  wiffen,  woju  bem  fdjwädfjeren 
Xalente  bie  ©rünbe  fetjlen.  Damit  fott  aber,  tote  gefagt,  ber  gleift 
unb  baS  Streben  beS  fenntnifeöotten  Somponiften,  ber  in  biefem  Sßerfe 
offenbar  auf  §öf)ereS  ausging,  feineSwegS  öerfannt  fein. 

(f.  Aar f fett,  Drti  3mpromptu$  fnr  Me  Unke  $an&.    toerk  33. 
„       „  Drei  Studie  (Pieces  fagitives).    Werk  31. 

Se  mef)r  bie  t>ierf)änbigen  ©tücfe  aus  ber  heutigen  ©fatrierlitera* 
tur  fdjwinben,  je  mef)r  einfjänbige  tauten  auf,  waS  d)arafteriftifd} 
genug  ift.  Der  #eitfdjrift  Slnftdjt  über  biefe  ©ompofitionSart  wirb 
als  belannt  oorauSgejej&t.*  ©igene  Sompofitionen  für  biefen  fttoti 
bruefen  ju  taffen,  —  finb  fie  nidE)t,  wie  einige  fcon  Subwig  S3erger,  ber 
auSgejeid^netften  8lrt,  —  oerlof)nt  fid)  woljl  faum  ber  2Rüf)e.  @S  f>at 
etwas  Xragifomifd^eS,  faft  Unnatürliches,  eine  einjige  §anb  fidf)  ab- 
müt)en  ju  fet)en,  wo  ein  SRieberbrucf  ber  anbern  im  Slugenbtic!  erleid^* 
tem  würbe;  man  neunte  j.  39.  fotd^c  Xacte  wie 


*  Sei  (Srrroaljnung  ber  (L  SB.  ©reulidjfäen  ©tüben  für  bie  Iinfe  #anb  fagte 
6djumann  (1836,  V,  18) :  „gft  e3  auty  nietyt  fo  fdjftmm,  als  roenn  man  auf  einem 
gufj  tanken  lernen  toollte,  jo  l)at  e$  immer  ttmaä  ®omifdje$  unb  \o  ju  Jagen  <£m* 
faltiges,  toenn  bie  rechte  £anb  müjjig  sufefyen  mufc  unb  gleidjfam  ju  jagen  fdjeini: 
,idj  brauste  nur  funjutippen  unb  bu  braua^teft  bidj  nid)t  \o  abzumartern*.  3>odj 
fann  bie  Sbee  auSnalmtStDeife  in   ©djufc   genommen  werben.     S)abet  faßt  mir 


8.  ©echter,  ©tubien.  173 

unb  ftefle  ein  gcfd^cibtcS  Äinb  neben  baS  Slamer,  ob  e£  nidfjt  ausrufen 
wirb:  „warum  nimmst  bu  baS  nietyt  mit  ber  anbern  §anb?"  SSoju 
fid)  unnötig  jum  3m>atiben  madjen?  3)oc$  genug!  2)ie  Stttyromp* 
tu3  ^aben  it)re  ©ntfteljung  wof)l  audf)  einer  äußeren  Anregung  ju 
banfen,  ber  SBefanntfdfjaft  be8  ©omponiften  mit  §m.  ©retjfdjocf,  ber  eine 
ber  ftärfften  linfen  gäufte  befifcen  foll,  unb  nennen  fid)  audfj  auf  bem 
Xitel  als  ein  bem  genannten  SSirtuofen  bargebradfjteS  ,, Hommage ". 
2Ba8  nun  mit  fo  befdjränften  SRitteln  geleiftet  werben  fann,  finben 
wir  nadf)  SWöglidljfeit  erfüllt,  obgleidf)  bie  Arbeit  einen  jiemlicty  gele* 
gentltdjjen,  flüchtigen  Slnftridlj  Ijat,  namentli(§  bie  guge,  bie  weit  unter 
ber  bekannten  eint)änbigen  &on  SJalfbrenner  ftc^t,  unb  bo<$  war  e3 
gerabe  ljier,  wo  fidf)  ber  ßomponift  in  feiner  Äunft  jeigen  fonnte.  3n 
ben  Piftces  fugitives  tritt  fein  Xalent  aber  bei  SBeitem  entfdfjiebener 
unb  eigentümlicher  fjeröor;  fie  fyaben  ©inn  unb  ©fyarafter,  wenn  idf) 
midj  audlj  mit  einjelnen  ^Beübungen,  2Mobieenfätten  :c.  nid^t  befreun* 
ben  fann.  Stuf  meljr  Stbel  ber  SRelobie  fdfjeint  mir  ber  Somponift  öor 
Slßem  Sld^t  geben  ju  muffen;  audlj  hierin  läftt  fidfj  felbft  bei  geringe* 
rem  SSefifc  biefer  töftlid)en  ®abt  nodf)  mandfjeS  burdf)  gleift  erreichen. 
Driginett  unb  trofc  be$  wiberfpenftigen  5/s*^9t^mu8  öon  nidfjt  un* 
freunblidfjer  SBirtung  ift  baS  lefcte  ©tfief;  l)ier  jeigt  fidf)  eine  Ijnmo* 
riftifdfje  Aber,  bie  auf  reichere  ©d)ä$e  f)injubeuten  fdfjeint. 

Simon  Setter,  3u)ölf  contrapnnlttifdje  Stubicn.    tteett  02. 

®in  merfwürbigeS  §eftlein,  baS  man  bei  toerbeeftem  Xitelblatt 
tüofjt  für  eine  Reliquie  aus  einem  früheren  3af)rf)unbert  galten  fönnte, 
too  beriet  gelehrte  Spielereien  an  ber  XageSorbnung  waren.  Sieben 
einjelnem  Sarocfen  enthält  es  auef)  manches  ©innige  unb  ©ernüt^ 
lidEje;  ju  ben  ©tüden  leitetet  Art  jä^f  id)  bie  über  einen  fid)  immer 
lüieber^olenben  Cantus  firmus  gefegten,  ju  benen  ber  erfteren  ben  in 
allen  mer  Stimmen  fi<$  nadf)  unb  nadfj  toergröfeemben  Sanon,  ber 
wa^rljaft  greulid)  Hingt.  83eetf)ot)en  fagt  irgenbwo,  „baft  man  ficij 
eljebem  mit  berlei  ßalculationen  ben  Sopf  jerbrodfjen  f)abe,  bafj  bie 
2Belt  aber  flüger  geworben  fei",  unb  er  f)at  in  ber  gauptfadfje  9fted)t, 


ber  ©ebanfe  eine*  bebeutenben  (Somponiften  ein,  ber  meinte,  ,ba$  e$  il)m  immer 
fpajtyaft  toorgefommett,  ttenn  fidj  Siottnüirtuofen  jtoei*  unb  bretftiimmg  abplagten, 
tüöfjrenb  bie  Drdjeftranten,  bie  Violine  in  ben  $änben,  ruljig  baftänben*.  9htr  ift'd 
(unb  niä)t  allein  im  ftlang)  ein  eben  fo  groger  Untertrieb,  menn  (Siner  topptU 
ftimmig  ftjieft,  als  »enn  jttei  einftimmig." 


174       3-  3-  fi.  Eerijuift,  aß,  ©t.  »emtett  unb  £.  93erlioä,  Ditöertürem 

tote  immer.  Sttbeß  öerfudfje  fidf)  ber  Stubitenbe  audfj  in  foldfjen  Stuf* 
gaben,  wenn  fie  audj  nidfjt  mc^r  SBertf)  §aben  als  jene  toor  3at)rf)ttn< 
betten  einmal  gebräuchlichen  ©ebidfjte,  bie  auf  bem  Sßapier  trgenb  eine 
gigur,  ein  Äreuj,  einen  SKtar  u.  bgl.  barftetten  mußten;  man  lernt 
aber  baburdfj  fidj  in  engen  ©d&ranfen  bewegen,  mit  fatgen  SRitteln 
auafommen  muffen,  unb  bicS  fommt  uns  bann  immer  auf  eine  ober 
bie  anbete  SBeife  ttrieber  ju  gute.  3e  früher  man  fidf)  in  folgen 
Äünfteleien  gertigfeit  ju  toerfdfjaffen  fudfjt,  je  beffer  wirb  e§  fein;  in 
älteren  Sagten  etworben,  öerleitet  fie  oft  ju  einer  Ueberf^äfeung  tljreS 
SBert^eS,  wie  man  benn  auf  alles  im  fpäteten  SCIter  ©eletnte  fid)  ba§ 
äReifte  einjubüben  geneigt  ift.  —  §t.  Simon  ©edfjtet  ift  bekanntlich 
einet  bet  gtünblidfjften  Xljeotetilet  2Bien8  unb  ein  fo  gewiffenljaftet 
Sontrapunftift,  bafj  man  etwa  in  einem  ©anon  faum  nac$fet)en  mödjte, 
ob  fidfj  bie  3nteröalle  ftreng  folgen,  ba  er  ba8  ©egentfjeil  für  ba§ 
größte  SSergeljen  galten  würbe.  Quinten  gar  würben  faum  mit  einem 
galfenauge  gu  entbeefen  fein;  bodfj  fiel  mir  namentlich  im  britten  ©tücf 
eine  ärt  toermiebener  Octaöen  auf,  bie,  nidfjt  Diel  anberS  ate  wirtliche 
Dctaöen  Ilingenb,  fidfj  gerabe  in  biefem  ©tüdfe  fo  oft  wiebet^olen, 
baß  man  fie  für  abfid&ttidfj  galten  wödfjte.  3Äan  fe^e  felbft  nadf) ;  baS 
§eft  bleibt  in  unferer  ßeit  ein  artiges  Suriofum,  weldfjeS  ba3  fdjon 
öom  Xitel  erweefte  3ntereffe  in  jcber  Sttrt  befriebigt. 

9t.  S. 


Concertonnertfiren  ffir  ©rdje/ler* 

3-  3-  §♦  SerljttlfL  —  SB.  Sternbale  »eniteti.  —  §.  »eritoj. 

$)er  3ufatt  l)at  oben  brei  Kamen  aneinanbergereiljt,  beren  Xrä* 
ger  als  föepräfentanten  wenigftenS  ber  Jüngern  Äünftlergeneration 
breier  öerfdfjiebener  Kationen  betrautet  werben  !bnnen,  ber  §ottänbi* 
fdjen,  englifd&en  unb  franjöfifdEjen.  $)er  Käme  be§  lederen  ift  be« 
fannt,  ber  jweite  fängt  an  fidE)  ©eltung  ju  machen,  wie  aud)  ber  erfte 
fdfjon  an  grembartigfeit  verloren  burd)  öftere  Erwähnung,  namentlid) 
fd£|on  in  unferer  ßritfönft.  äJtan  ma9  fl*  ft$  fämmtlidj  merfen;  fie 
werben,  wie  wir  glauben,  in  ber  ®efd)icf(te  ber  2Kufif  jener  Sänber 
mit  ber  $eit  SBebeutnng  erlangen. 


3.  $Bcd)ulft,  Duöertüre  ju  „®t)abxz$t  öon  Slmftel".  J  75 

S)ic  Duöertüren,  öon  benen  l)ier  berietet  werben  fofl,  l)abe  id) 
leiber  nidf)t  öom  Drdfjefter  gehört.  SJafür  entfdjäbigt  unb  befähigt 
mxä)  öietteid&t  jum  Urtfjeil  eine  jiemlidf)e  Sertrautljeit  mit  ben  meiften 
ber  anbeten  SDSerle  wie  mit  ben  Sßerf  bnlid&feiten  ber  Somponiften  felbft, 
wenigftenS  mit  ben  jwei  erftgenannten.  Serlioj  öerfpridfjt  öon  Satyr 
ju  3al)r,  nad)  S)eutfd)lanb  ju  fommen,  uns  mit  feiner  2Äufif  befann* 
ter  ju  madfjen;  einftweilen  \at  er  uns  eine  neue  Ouöertüre  getieft, 
bie  öon  feiner  merfwürbigen  9ttd)tung  neues  3cugni§  giebt. 

§oHanb,  bisher  nur  burdf)  feine  2Kaler  berühmt  f)at  pdf)  in  neue* 
rer  3eit  audlj  burdj  regen  ©inn  für  SKufi!  auSgejeicijnet.  ©rofcett 
(Sinflufe  barauf  mag  bie  ®ef  etlf  df)aft  jur  SBef  brberung  ber  Xon* 
fünft  gehabt  l)aben,  bie  pdf)  burdE)  baS  ganje  2anb  in  tyunbert  3*öei* 
gen  verbreitet  unb  neben  beutfdfjer  SKufif  audf)  eintyeimifctye  ju  förbem 
pdj  jum  ßiel  gefegt.  2)er  Komponift,  öon  bem  wir  fpredOen,  ift  ein 
©djüfcling  jener  ©efettfd^aft;  irr'  id£)  nidfjt,  fo  erhielt  er  bei  mehreren 
SBettfämpfen  ben  $reis  in  ber  (Sompoption.  @r  lebt  im  Äugenblidt 
unter  uns,  fyat  pdlj  im  testen  SBinter  burdO  Seitung  ber  ©oncerte  ber 
©uterpegefellfdfjaft  audf)  als  Dirigent  guten  SRamen  erworben.  3«iem 
nieberlänbifdtyen  Vereine  öerbanfen  wir  audf)  bie  Verausgabe  einiger 
öon  SBertyulftS  Sompofitionen ;  ein  Äird^enftüdt  unb  eine  Ouöertüre 
finb  bereits  in  ber  3ettfd)rift  angezeigt  unb  tyeröorgeljoben  worben  als 
Arbeiten  eines  entfd&ieben  gtütflid^en  XalenteS.  ©ine  neue  Ouvertüre 
liegt  uns  eben  öor;*  fie  ift  jur  ©röffmmg  beS  befannten  ijottänbifdEjen 
XrauerfpielS  ,,©t)Sbred)t  öon  Stmftel"  getrieben,  ju  bem  93erl)ulft 
audlj  SntreacteS  gefegt.  Die  Ouöertüre,  in  Seipjig  jum  öftem  gehört, 
Ijat  öiel  gefallen  unb  muft  eS;  fie  ift  eine  Duöertüre  für  Sitte,  für 
baS  publicum,  ben  Sttupler,  ben  Äritifer,  unb  Ijätt  pdj  auf  jener 
©tufe  attgemein  gültiger  Silbung,  bie  pd)  bei  ber  SRaffe  Stdfjtung,  bei 
bem  Sünftler  Xf)eitnat)me  ju  erwedfen  öerfteljt  93on  ben  Slippen,  tote 
fie  fid£)  oft  anbern  jungem  Sünftlern  entgegenftetten,  öon  SBerfucfjun* 
gen  unb  SSerfü^rungen  tyat  ein  freunblid^er  ©eift  ben  ©omponiften 
bisher  entfernt  gehalten;  er  lennt  feinen  SBeg  unb  wagt  nichts,  wo 
ttym  ber  ©rfolg  nidjt  gewtfe  wäre.  Senntnife  beS  2RafceS  feiner  Äraft, 
biefe  Äraft  fdijon  auf  erfreulicher  §ölje,  babei  Sebtyaftigfeit  unb  Jpeiter* 
leit  jeid£)nen  biefen  ganj  ungewöljulid)en  §ottänber  als  SKenfdjen  aus, 
wenn  man  pdf)  ityn  nadf)  feinen  mufifalifd^en  Seiftungen  conftruiren 


*  Onverture  en  Ut  Minenr  ä  grand  Orchestre  etc.,  publice  par  la  So- 
ci^t6  des  Pays-Bas  pour  l'encouragement  de  Tart  musical.    ß6).] 


176  ®t.  Eennett,  Ouöertürc  „$ie  SBalbngmplje''. 

wollte.  9U8  SDiufifer  inSbefonbere  wofynt  iljm  jener  gnftmmentationg* 
inftmet  inne,  ber  gar  nid^t  metyr  unter  jtoeien  ju  wäljleu  t)at,  f  onbern 
gleich  baä  SRidfjtige  trifft;  am  liebften  gefaßt  er  fidj  in  ÜRaffen,  bie 
er  tpot)l  ju  orbnen  unb  ju  bewegen  öerftet)t,  obwohl  er  aud|  auf  ba3 
detail  ein  aufmerffameS  äuge  tjat;  neue,  ungewöhnliche  äBirfungen 
erjielt  er  nidjt;  gute  Sftufter  t)or  ben  äugen,  arbeitet  er  auf  fcfjon 
allgemeinere,  überall  anerfannte  unb  immer  wofjlttjuenbe  l)in.  Sie 
Duüertüre  ift  tnbefe  fdfjon  einige  Saljre  alt  unb  fann  nid&t  als  lefcteS 
SRefultat  feines  Strebeng  betrautet  werben.  Xalente  feiner  Slrt  rücfen 
jwar  nidjt  fdjnett  vorwärts  aber  mit  befto  fixerem  ©dritten;  gleifi, 
Beobachtung,  Umgang  mit  SReiftern,  öffentlidEje  Aufmunterung  förber* 
ten  ebenfalls,  unb  fo  ift  gar  fein  ßweifet,  bafe  ber  junge  ©tamm  öon 
3al)r  ju  3at)r  immer  reifere  unb  reichere  grud)t  abfefct;  mit  ben  2Bur* 
jeln  fdjon  nadf)  beutfd)er  ©rbe  tjerübertreibenb,  wirb  fid)  nad)  unb  nadj 
audf)  ber  Blütf)enüberf)ang  nadlj  bem  Sanbe  f)inwenben,  baS  fo  Dielen 
großen  Xonbid)tern  Kaljrung  unb  Äraft  gegeben,  unb  ätjnlid^,  wie 
wir  in  ber  SMdjtfunft  ShiSlänber  wie  Deljlenfdljläger,  ©fjamiffo  u.  H. 
als  bie  Unfrigen  betrachten,  bürfen  wir  audj  i^n  als  (Sfjrenmitglieb 
beutfdfjer  ®unftbrüberfcf)aft  begrüben,  beren  ßa^l  fid)  immer  mel)< 
ren  möge. 

Sludf)  Bennett  gehört  ^ierljer,  nur  bafe  er  fidfj  gleid)  t>on  Dorn* 
herein  met>r  abfonbert  als  ©nglänber,  unb,  wie  wir  etwa  §änbel  twn 
©nglanb  als  einen  ber  Unfrigen  reclamiren,  bie  ©nglänber  fpäter 
Bennett  als  einen  ifynen  allein  Angehörigen  jurüdEf orbern  bürften,  — 
womit  übrigen^  feineSwegS  ein  Bergleid)  jwifd^en  Raubet  unb  Bennett 
auSgefprod)en  fein  fott.  2)ie  jüngfte  Duöertüre  öon  Bennett  fjat  ben 
Kamen  „bie  SBalbntjmplje",*  baS  einjig  9Hi)tglüdlid)e,  fdfjeint  mir,  was 
fie  an  fid)  l)at.  3df)  weife,  man  fann  ben  Gomponiften  burdj  ntdjtS 
meljr  fränfen  als  burdf)  Zustellungen  an  bem  Kamen  feinet  SinbeS, 
ba  er  nacij  feiner  SReinung  ja  am  beften  wiffen  mufe,  was  er  gewollt, 
unb  man  fönnte  fief),  bafe  er  gerabe  auf  „SBalbngmplje"  fiel,  auclj 
burd)  feine  ältere  Duöertüre  „bie  Kajaben"  erflären,  ber  er  ein  ©eiten* 
ftüdC  geben  wollte;  fdjlagenb  aber  unb  bem  SBerfe  günftig  ift  bie  Ueber* 
fdfjrift  feinenfaltS.  SMdjterifdf)  ift  es  wof)l,  eine  ©runbftimmung  burd) 
ein  biefer  toerroanbteS  ©injelwefen  ju  bejeid&nen,  wie  uns  aus  9fleu* 
beUfoljnS  „9Jielufine"  bie  Safjrtaufenb  alte  Komantif  beS  ÄebenS  unter 


*  Duücrtüre  für  gro&e$  Drdjejto  51t  öier  .fcänben  eingerichtet  öon  2B.  ©t  33. 
SBerf  2ü.    [®$.] 


St.  $eunett,  Cubertüre  „$te  SBalbngntpfje".  177 

bem  SBafferfpieget  auftauten  möchte;  im  einzelnen  goß  aber  paßt  eS 
nid()t,  unb  idE)  würbe  bie  allgemeine  58ejeict)nung  „Ouvertüre  pastorale" 
ober  etwas  Sletjnlid&eS  toorgejogen  t)aben.  2)iefe  Siebenfache  bei  Seite, 
bie  inbefc,  wie  gejagt,  ber  SBtrfung  gu  Ungunften  gereift,  f)ebt  fiel) 
bie  Cuüertüre  in  ifjrem  wunberjatten,  fd&lanfen  ©lieberbau  tjod)  genug 
über  aubere  ifjrer  ©djweftem,  atfjmet  reinfteS,  IjetlfteS  ©idfjterlebeu. 
©er  SlamerauSjug  giebt  meift  nur  ein  tyalbeS  Urteil;  inbefe,  f)örte 
i<$  Don  SBerftänbigen,  bei  biefer  Dutoertüre  nidf)t.  S3ennett  ift  ©laüier* 
fpieler  öorjugSweife,  unb  wie  getieft  unb  wätylerifcl)  er  audfj  mit  ben 
3nftrumenten  umjuge^en  toerfteljt,  fein  SieblingSinftrument  fietyt  bodfj 
aus  feinen  Crdfjeftercompofitionen  ljerauS,  unb  enblidE),  etwas  ©d|öneS 
wirft  audf)  in  toerfleinerter  ©eftalt,  ein  fdfjöner  ©ebanfe  audj  au8 
ÄinbeSmunb. 

©ie  Cuoertüre  ift  reijenb;  in  ber  X^at  wüfct'  id),  ©poljr  unb 
3KenbelSfot)n  aufgenommen,  leinen  nodE)  lebenbeu  ßomponiften,  ber, 
was  Sieblidfjfeit  unb  3ar%ü  btä  Kolorits  anlangt,  ben  Sßinfel  fo  in 
ber  ©ewalt  f)ätte  wie  Sennett  31udf)  bafj  er  gerabe  jenen  beiben 
Äiünftlern  manches  abgelaufdjt,  .will  ftd)  f)ier  über  ber  3Äeifterlid(jfeit 
beS  ©anjen  öergeffen,  unb  eS  fdjeint  mir,  er  f)abe  Dörfer  nod^  nie* 
mala  ft$  fo  felbft  gegeben  als  in  biefem  SBerfe.  3Ran  prüfe  Xact 
nad)  Xact,  wetdf)'  jarteS,  fefteS  ©efpinnft  Dom  2lnf ang  bis  jum  ©djlufe ! 
Stnftatt  baft  aus  ben  ©rjeugniffen  Slnberer  Ijanbbreite  Süden  Ijeröor* 
flaffen,  wie  f erliefet  fiel)  tjicr  alles  eng  unb  innig  aneinanber!  25od) 
f)at  man  ber  Duoertüre  einen  SSorwurf  gemacht,  ben  ber  großen  Sreite; 
er  trifft  mef)r  ober  weniger  alle  SBennettfdjen  ßompofitionen;  es  ift 
feine  Strt  fo,  er  üottenbet  bis  ins  fletnfte  detail.  Studj  wieberljolt  er 
oft  baffelbe,  unb  jwar  9iote  für  Sftote  nad)  bem  3lbfd)luf$  beS  äRittel* 
fafceS.  3nbef*  t)erfud)e  man  ju  anbern,  of)ne  ju  bef  dfjäbigen :  eS  wirb 
nid)t  gel)en ;  er  ift  !ein  ©djüler,  bem  mit  SBorfd^Iägen  ju  nüjjen ;  was 
er  gebadet,  fteljt  feft  unb  nidE)t  ju  üerrüden. 

@S  liegt  außer  93ennettS  naito  innigem  2)id)terd)arafter  unb  ber 
iljm  entfpredjenben  Stiftung,  große  $ebel  unb  Äräfte  in  Bewegung 
ju  fejjen;  $runf  unb  ^rac^t  finb  if)m  fremb;  wo  er  mit  feiner  *ßf)an* 
tafie  am  liebften  weilt,  etwa  am  einfamen  ©eegeftabe  ober  im  Ijeimlidf) 
grünen  SBalb,  ba  greift  man  nicf>t  nad)  ^ofaunen  unb  Raufen,  fein 
eiitfam  ©Kid  ju  fd^ilbern.  9let)me  man  iljn  alfo  wie  er  ift,  nidfjt,  was 
er  gar  nidjt  fein  mochte,  als  ©dfjöpfer  einer  neuen  ©podfje,  ober  als 
einen  unjubänbigenben  gelben,  fonbern  als  einen  innigen,  watjrtyaften 
^Cidjter,  ber  unbelümmert  um  ein  paar  gefdjwenfte  §üte  meljr  ober 

6  dju  mann,  ®cf.  Stuften.   IL  12 


178  #.  ©crltoa,  Cuöertfire  ju  „SBaberlety". 

weniger  feinen  füllen  SBeg  l)ingef)t,  an  beffen  9lu3gauge  il)n  wenn  audf) 
lein  Triumphwagen  erwartet,  fo  bodE)  Don  ban!enber  £anb  ein  $eitd)ett: 
frans,  ben  i^m  SufebiuS  hiermit  aufgefegt  haften  Witt. 

Stnbere  Kränge  fudft  SBerlioj,  biefer  wütfjenbe  Sacdfjant,  bet 
©Freden  ber  Lüfter,  iljnen  ein  jottigeS  Ungeheuer  geltenb  mit  ge* 
fräßigen  Singen.  Slber  wo  erbliden  wir  i^n  Ijeute?  STm  fnifternben 
Samin,  in  einem  fd)oittfd)en  §errenf)aufe,  unter  Sägern,  Jpunben  unb 
lad&enben  Sanbfräulein3.  Sine  Dubertüre  ju  —  „Sßaüertet)"*  liegt 
üor  mir,  ju  jenem  SB.  Scottif elften  SRoman,  in  feiner  reijenben  Sang* 
weiligfeit,  feiner  romantifd^en  griffe,  feiner  edfjt  englifdjen  Sßrage  mir 
nod)  immer  ber  liebfte  aller  neueren  Sftomane  be§  2tu3  taube».  ®aju 
nun  fd)rieb  33erlioj  eine  SDtufif.  SKan  wirb  fragen,  ju  welchem  Sa* 
pitel,  weldjer  ©cene,  We3f)atb,  ju  welkem  3^^?  S)enn  Sritifer 
motten  immer  gern  wiffen,  Wa3  ifjnen  bie  Somponiften  felbft  nid)t 
fagen  fönnen,  unb  Sritifer  t>erftef)cit  oft  faum  ben  sehnten  Xljeil  oon 
bem,  waä  fie  befpredjen.  §immel,  wann  enblid)  wirb  bie  Qdt  fommen, 
wo  man  un3  nidf)t  mel)r  fragt,  toa§>  wir  gewollt  mit  unfern  göttlichen 
Sompofitionen;  fud)t  bie  Duinten  unb  laßt  uns  in  Sftufje!  (Stmgen 
2luffd)luß  inbeß  giebt  bieämal  ba8  SÄotto  auf  bem  Titelblatt  bei 
Duüertüre : 

Dreams  of  love  and  Lady's  charms 
Give  place  to  honour  and  to  arms. 

2)ieS  fitf)rt  fd)on  nctf>er  auf  bie  ©pur;  wünfd)f  idfj  bod)  im 
Stugenblid  nid)t3,  als  ein  Drdfyefter  ftimmte  bie  Duöertüre  an  unb  bie 
gefammte  2eferfdf)aft  fäße  ^erurn,  atte§  mit  eigenen  klugen  ju  prüfen. 
Sin  Seidljteä  war'  eS  mir,  bie  Duüertüre  ju  fd)ilbern,  fet'3  auf  poetifdje 
SBeife  burd)  Slbbrud  ber  Silber,  bie  fie  in  mir  mannigfaltig  angeregt, 
fet'3  burd)  ßerglieberung  be»  3Ked)ani3mu3  im  äßerfe.  SBeibe  STrtcn, 
SRufif  ju  toerbeutlid)en,  t)aben  etwaä  für  fid),  bie  erfte  wenigftenS  ben 
Mangel  an  Irodenljeit,  in  bie  bie  jweite  wof)l  ober  übel  faßt.  Sötit 
einem  SBorte,  Serliojfdje  äftufif  muß  gel) ort  werben;  felbft  ber  ?ln* 
blid  ber  Partitur  reicht  nid)t  f)tu,  wie  man  fid)  aud)  öergebena  tnüfjen 
würbe,  fie  fid)  auf  bem  Slatoier  ju  toerfinntidjen.  Oft  finb  eS  gerabeju 
nur  @d)att*  unb  Slangwirfungen,  eigen  Eingeworfene  Stccorbflumpen, 
bie  ben  3tu3fd)lag  geben,  oft  fonberbare  Umhüllungen,  bie  fid)  aud} 
baä  geübte  Dtjr  nad)  bloßem  Slnblid  ber  Sftoten  auf  bem  Sßapier  nid)t 


*  Grande  Ouvertüre  de  Waverley  etc.    Oe.  1.    Partition.   Paris,   chez 
Richanlt.    [3cft.] 


§.  93erltoä,  Cuoeriüre  ju  „SBaüerfeg".  179 

beiitlid)    oorjuftellen    vermag.     (Mjt  man   ben   einzelnen   ©ebanfeu 

auf  ben  (Srunb,  fo  fdjeinen  fie,   für  fid)  Betrautet,   oft  gewöljnlid), 

fogar  trioial.     S)a8  @anje    aber    übt  einen   unwiberftet)lid()en  SRet^ 

auf  mid)  aus,   trojj   be£  Dielen  SSeleibigenbeu  unb   einem  beutfdljeu 

Cfjr  Ungewohnten,     83erlioj   f)at-  fid)  in  jebem  feiner  Sßerfe  anberS 

gejeigt,    fid)   in   jebem   auf  aubereS  (Sebiet  gewagt;  man  weift  nid)t, 

■  ob   man  ifjn  ein  ©enie  ober  einen  mufifalifdjen  Abenteurer  nennen 

fott:   toie    ein   SBetterftraf)!    leudfjtet  er,    aber   audf)   einen  ©dfjtoefel* 

geftanl   fjinterläfet   er;    fteßt  gro&e  ©äfce  unb  S53al)rt)citcn   f)in  unb 

faßt    balb    barauf    in    fdjülerljafteS    (JJelalle.       ©inern,    ber   nod) 

nidjt  über  bie   erften  Anfänge  mufifalifdjer  33ilbuug   uub   ©mpfin* 

Dung  f)inauä  ift  (unb  bie  SRetjrjaljl  ift  nidjt  barüber  f)inau3;,  muß 

er  gerabeju  als  ein  SJJarr  erfdjeinen,  fo  namentlich  ben  SRufifern  öon 

?ßrofeffion,  bie  fidE)  neun  3e^jntel  itjreS  ßeben§  im  ©ewöfjnlidfjfteu  be* 

wegen,  *  boppelt  irrten,  ia  er  Dinge  jumutljet,  toie  Sfttemanb  oor  iljm. 

Darum  \>a%  Sträuben   gegen    feine  ßompofitionen,  barum  oergeljen 

3af)re,  et)e  fidf)  eine  bis  jur  $larf)eit  einer  toottfommenen  Aufführung 

burdjfdjlagt.     S)ie  Duoertüre  ju  SBaoerlet)  wirb  fidlj  inbeft  leidster 

3kf)n  madfjen.    Sßa&erlety  unb  bie  gigur  beS  gelben  finb  befannt,  baä 

SJtotto  im  93efonbern  fpridfjt  öon  „ben  träumen  ber  Siebe,  benen  ber 

9tuf)m  ber  Stoffen  Sßlafc  gemalt".**    2Ba3  lanu  beuttid&er  fein?   ®3 

ift  ju  wünfd)en,    baft  bie  Duöertüre  in  Deutfdfjlanb  gebrueft  unb  ju 

©et)ör  gebraut  wirb ;  fd)aben  fönnte  feine  SRufif  nur  einem  fdjraadfjen 

latent,   btö  burd)  beffere  audj  nid)t  vorwärts  gebracht  wirb.    9tod) 

erwähn'  id|;  baft.  merf würbig  genug,  bie  Duoertüre  einige  entfernte 

2teljnlid)feit  mit  ber  ju  3Kenbel3fof)n»  „9Keere3ftiHe"  l)at,  wie  audE)  eine 

SBemerfung  öon  93erlioj  auf  bem  Xitelblatt  ber  mit  SBerf  1  bezeichneten 

•Cuüertüre  nid)t  ju  überfein  ift,  baft  er  nämlidfj  fein  früher***  gebrudteS 

Söerf  1    (adfjt  ©cenen  au3  gauft)  öcrnid&tet  t)abe  unb  bie  SBaoerle^ 

Duoertüre  aH  erfteS  SBerf  angefef)en  wünfdfje.    SBer  aber  fteljt  uns  ba* 

für,  baft  if)n  ba3  jweite  SBerf  t  fpäter  einmal  anä)  nidjtmef)r  anmutet? 

Sllfo  eile  mau,  ba§  SBerf  f  ernten  ju  lernen,  baä  tro|  atterSugenbfc^wöd^en 

bodf?  an  ©röfce  unb  ©igentfyümlidjfeit  ber  ©rfinbung  ba§  §ertoorrageubfte, 

toa%  un§  baä  granfenlanb  an  3nftrumentalmuft!  neuerbingS  gebracht. 36 

.     _  5R.  @d)umaun. 

*  Oft  1)db'  idj  e3  erfahren  muffen,  ba$  unter  ben  9Jhtftfem  öom  ^anbtoerf 
bie  metfte  93omirtfjeit  anzutreffen;  anbererfettö  fe^lt  ifjnen  eine  getotffe  Xüc^tigfeit 
ni*t  leicht.    [Sc^.] 

**  ©enauer  äberfctU:  „bie  bem  SRufjm  ber  Söaffen  $fa&  gemocht". 
***  1S29 

12* 


180  9tate  ©t)tnpf)oniecn. 


itcue  5i)mpl)onicen  für  ©rdjejler, 

©.  $ reg  er,  ßrfte  ©tjmp^onie  (Dmoll).    SSerf  16.    Partitur. 

(L  ®.  fRct  giger,,  ©rfte  ©ttmpfjonie  (in  Es),  für  $tanof orte  511  4  §änben  ein* 

gerietet    SSerf  120. 
3fr.  Sadjner,  ©edjfte  ©nm^onie  (in  D).    SBcrf  56.    Partitur. 

SBcnn  bcr  35eutfd)e  &on  ©t)tnpt)onieen  fpridfjt,   fo  fprid&t  er  üon 
33eetf)Otoen:  bie  beiben  Flamen  gelten  if)m  für  eines  unb  unjertrenn* 
lief),  finb  feine  greube,  fein  ©tolj.    SBie  Stauen  fein  Neapel  ijat,  ber 
granjofe  feine  Sfteüolution,  ber  Snglänber  feine  ©dfjtfffafjrt  :c.,  fo  ber 
2)eutfdje  feine  S3eetl)ot)enfd|en  ©tjmpljonieen;   über  33eetl)oöen  üergifet 
er,   baß  er  feine  große  2Jialerfd)ule  aufeuweifen  §at,  mit  iljm  l)at  er 
im  ©eift  bie  ©tf)lad)ten  wieber  gewonnen,  bie  tf)m  Napoleon  (&§t> 
nommen;   tljn  wagt  er  fetbft  ©fjafefpeare  gleich  ju  fteQen.    SBte  nun 
bie  Schöpfungen   biefeö  2Reifter§  mit  nnferm  Snnerften  öerwadfjfen, 
einige  fogar  ber  fgmpfjouifdjen  populär  geworben  finb,  fo  fottte  man 
meinen,  fie  müßten  aud|  tiefe  ©puren  f)interlaffen  ljaben,  bie  fid)  bodj 
am  erften  in  ben  SSerfen  gleicher  ©attung  ber  näd&ftfolgenben  Sßeriobe 
jeigen  würben.     S)em  ift  nidjt  fo*     Sünflänge  fiuben  wir  wof)l,  — 
fonberbar  aber  meiftenä  nur  an  bie  früheren  ©tjmpljonieen  33eetl)otoen$, 
afö  ob  jebc  einzelne  eine  gewiffe  ßeit  brauste,  elje  fie  toerftanben  unb 
nadigeafjmt  würbe,  —  Slnf  länge  nur  ju  t)iele  unb  ftarfe;  Stuftest* 
Ijattung  ober  33ef)errfdjung   aber  ber  großartigen  $orm,  wo  ©dfjlag 
auf  ©d)lag  bie  Sbeen  wed^felnb  erfdfjeinen  unb  bodf)  burdj  ein  inneres 
geiftigeä  S9anb   verfettet,    mit  einigen  ausnahmen   nur   feiten.    SJie 
neueren  ©t)mpl)onieen  üerfladjen  fidf)  jum  größten  Xljeil  in  ben  Cutter* 
türenftil  Ijinein,  bie  erften  ©äjje  namentlich;  bie  langfamen  finb  nut 
\>af  weil  fie  nicljt  fehlen  bürfen;  bie  ©d)erjo§  ljaben  nur  ben  SRamen 
baöon;  bie  legten  ©äfce  wiffen  nidjt  meljr,  wa3  bie  vorigen  enthalten, 
©in  5ßf)änomen  warb  und  in  Serlioj  "öerfünbigt.     SÄan  toeiß  in 
2)eutfdjlanb  im  allgemeinen  f 0  gut  wie  nicijtä  toon  iljm ;  wa$  über  Upi 
burtf)  §örenfagen  befannt  würbe,  fdjien  bie  3)eutfd)en  el)er  abjufdfrecfen, 
unb  fo  wirb  wof)l  nod)  eine  $eit  üergeljen,  ef)e  man  iljn  grimblid) 
fennen  lernt,    ©ewißlidf)  aber  wirb  er  ntc^t  umfonft  gearbeitet  ljaben; 
eä  fommt  feine  (Srf Meinung  allein.    S)ie  näd£)fte  guhrnft  fdEjon  wirb 
e§  lefjren.     Qu  erwähnen  wäre  audE)  no<ij  granj  ©djjubert;  aber 


(£.  <&  $reger,  8t)mpfjome.  181 

aud£)  feine  Seiftungen  im  ®t)mpf)omeenfad(}  finb  nod)  nid^t  öffentlich 
geworben.  Sin  bebeutenbeS  Beiden  ö0^  ©tanb  ber  Xalente  gab  bie 
SSiener  SßreiSaufgabe.  2ftan  mag  fagen,  was  man  wolle :  5ßrei£auf* 
gaben  fönnen  nur  fruchten,  f c^aben  nimmer,  unb  man  fennt  bie  Beuge* 
fräfte  wenig,  wenn  man  meint,  fie  fteigerten  fid)  nid)t  burdf)  Anregung, 
fei'3  audf)  eine  profatfdje.  Jpätte  man  bod)  jum  33erfudfj,  als  2Äojart, 
£>atjbn  unb  Seetljoöen  lebten,  einen  $rei8  auf  eine  ©t}tnpt)onie  aus* 
gefdjrieben  unb  etwa  einen  Don  jenen  fdfjweren  felteuen  ©iamanten, 
wie  fie  fid)  in  laifertid^en  unb  fönigtic^en  ©dfjäfcen  befinben,  als  S3e* 
loljnung  toerfprodjen,  id^  wette,  bie  9Jteifter  würben  fidO  wader  ju* 
fammengenommen  fjaben.  Aber  freiließ,  wer  Ijatte  ba  rieten  f offen? 
2)odfj  genug!  35er  Srfolg  jener  *ßreiSaufgabe  ift  befannt,  unb  erjätjlt 
man  fid)  aud),  ber  bamals  ©efrönte  Ijabe,  fc^on  e^e  er  feine  ©t}m* 
Päonie  begonnen,  ben  SßreiS  fo  gut  wie  in  ber  Xafd)e  gehabt  (t)eim* 
lid)  glaubt  es  jeber  Koncurrent),  fo  muffen  wir  bodj  bef  ernten,  wie 
jefct  bie  ©adjen  fielen,  b.  f).  nadjbem  wir  aud£)  Diele  ber  anbern  ein* 
gefanbten  SB.erfe  gehört  fjaben,  oerbtente  ßadfjner  ben  $reis,  unb 
jwei  ber  ^eute  gu  befpredfjenben  ©ijmptionieen,  bie  ftd)  ebenfalls  fd^on 
auf  bem  Sßiener  2Ba£)IpIa|  eingefunden,  beftätigen  bieS  t)on  feuern. 
(Sinen  günftigen  (Sinbrud  madjt  eS  gleidf)  Don  t)ornl)erein,  baft  eine 
biefer  ©timptjonieen,  öon  K.  ®.  Sßretjer,  in  Partitur  erfd)ienen.  2)er 
ßomponift,  in  SEBten  ju  §aufe,  Ijat  fid)  bort  namentlich  burd)  einige 
beliebt  geworbene  Sieber  befannt  gemacht;  Sßien  gleist  hierin  anbern 
großen  ©täbten,  bafc  ein  gltidlidjer  SBurf  in  fo  Meinem  ©eure  genfigt, 
für  einen  bebeutenben  Komponiften  gehalten  ju  werben ;  wer  am  meiften 
getauft  wirb,  ift  ber  ©rfte.  ©o  lam  eS  benn  wol)l,  bafj  fid}  eine 
SBerlagSljanblnng  jum  S)rnd  ber  5ßartitur  entfdjlofc,  jener  Gattung 
loftbarer  unb  gefährlicher  fiabent)üter,  bie  bie  Verleger  laum  gefdfjenft 
fjaben  wollen,  ©o  liegt  benn  eine  flar  unb  correct  geftod)ene  Partitur 
üor  unä. 

SBentge  Seiten  genügen,  um  in  if)r  einen  vorwärts  ftrebenben 
jungen  ßomponiften  ju  erfennen,  ber  fidf)  anfangs  in  ber  großen  un= 
gewohnten  $orm  etwas  ängftlidlj  benimmt,  im  Verlauf  aber  ©id&erljeit 
unb  SRutt)  gewinnt,  doppelt  mufj  man  fein  Streben  anerlennen,  ba 
er  gerabe  in  einer  ©tabt  fid£>  rütjrt,  wo  bem  ©oliben,  (Srnften,  gar 
bem  liefen  im  2)urcl)fd)nitt  nur  wenig  Aufmunterung  ju  Xljeil  wirb, 
wo  man  im  Stilgemeinen  fefjr  nadfj  ben  erften  Sinbrüdcn  ergebt  ober 
abfprid^t,  unb  wo  baS  ganje  Urteil  meift  auf  bie  SBorte  hinausläuft : 
„eS  l)at  angefprodjen"  ober  „eS  l)at  nidfjt  angef  prod)en" ;    fo  t)tef$  eS 


182  &.  ©.  ^retjer,  @t)mpf)onie. 

j.  33.  nadf)  ber  Sluffü^riing  beS  CfjriftuS  am  Delberge,  nadjj  bcr  be§ 
gibelio:  „eS  Ijat  nidfjt  angefprodfjen" ,  unb  bamit  war  bie  Sadfje  abgc* 
tljan.  $)ie  Stjmpljonie  nun,  öfter  in  SBien  gefpielt,  Ijat  angefprodfjen, 
fogar  imponirt  burd)  ben  Stnftridf)  t)on  gelehrter  £)nrd|fül)rung,  ben  fic 
oft  jeigt.  2)er  ßomponift  wirb  uns  nur  öerfteljen,  wenn  er  biefe  QtiU 
fd^rtft  aus  meljr  als  aus  biefcr  Sftummer  fennt,  wenn  er  weiß,  öon 
wo  fie  auSgeljt,  tDeldEjc  SWeifter  if)r  als  f)öd)fte  gelten,  tüelrfjc  Slnfprüdje 
fie  gerabe  an  eine  Stjmpljonie  mad)tf  unb  wie  fie  mit  einem  SBorte 
etwas  farg  im  £obe,  toeil  wir  SRufifer  ljier  untereinanber  finb.  @e* 
rabe  jenes  fogenannte  „Slrbeiten"  toerrätl)  ben  erften  SBerfudf),  unb  reb< 
lidje  Slnfänger  tl)un  ba  meift  beS  ®uteu  ju  Diel.  9113  ob  ber 
ganje  ßontrapunft  wieber  auSgefdjwifct  werben  müßte,  wirb  uns  bann 
üon  SBettem  mit  gugenanfängen  gebrof)t  (meiftenS  in  raffelnben  SBiolons), 
erhalten  wir  brei,  üier  unb  mefjr  XljemaS  über  einanber  gefteflt,  xoaz 
wir  IjerauSfyören  foßen,  unb  julejjt  merfen  wir'S  bem  ßomponiften  bodj 
an,  wie  er  frol)  ift,  nid^t  allju  ungefdjidt  wieber  in  bie  £>aupttonart 
ge!ommen  ju  fein.  Schreiber  biefeS  weiß  bieS  aus  ber  beften,  au£ 
ber  eigenen  ©rfafjrung.  3d)  wiß  bem  ßomponiften  feinen  gleiß  nidjt 
vorwerfen;  bod)  wer  mir,  aud)  mit  einem  feinen  9Ketfterot)r  einer,  bie 
Hunft  Don  S.  18—22  f)erauS§ört,  bem  finb  33ad)fd)e  Sabtjrint^e  wafyre 
ßwirnfnäule,  baS  f  oß  man  bleiben  laffen.  Unb  enbltd),  was  ift  bie  Sßir* 
f ung  baüon  ?  greilid)  audi  SJJfojart  arbeitete  unb  gar  Söeettjoöen,  aber 
aus  weld&en  Stoffen,  an  weldjen  Stellen,  aus  weldjen  ©rünben,  unb 
alles  tüte  im  Sdjerj  unb  Spiel!  (Sewiß  mußten  audf)  fie  über  33erfud)e 
Ijinweg;  aber  fürs  bloße  Singe  unb  Rapier  f (^rieben  fie  niemals.  SBünfdjte 
id)  bodj,  ein  junger  Somponift  gäbe  uns  einmal  eine  leid)te,  luftige 
S^mp^onie,  eine  in  SDur,  oljne  Sßofaunen  unb  boppelte  Jpörner;  aber 
freilid),  bann  ift  eS  nod)  fd)Werer,  unb  nur  wer  bie  Sßaffen  ju  be* 
l)errfd)en  t>erftel)t,  Tann  mit  iljnen  fpielen.  §alte  mau  uns  aber  wegen 
beS  eben  ©efagten  in  3ufunft  nidjjt  etwa  toor,  wir  wünfdjten  feine 
Slrbeit  ju  fefjeu;  gerabe  bie  tieffinnigfte ;  nur  nid)t,  baß  fie  um 
ifjrer  felbft  etwas  gelten  fofl,  baß  wir  fie  bei  ben  gäben  l)erauSsiet)en 
follen.  ©luds  SluSfprud),  „nid)tS  ju  fdjreiben,  was  uid^t  ßffeet 
mad)e",  ift,  im  redeten  Sinne  genommen,  eine  ber  golbenften  Regeln, 
baS  wafjre  ©eljeimniß  beS  9KeifterS.  Serfolgen  wir  nun  audj  ben 
Somponiften  bis  in  baS  Sunere  feiner  ®ebanfen,  fo  entljüHt  fid^  uns 
in  feiner  Stjmpljonie,  außer  jener  Suft  am  2lrbeiten,  ein  burd^auS 
offener,  wol)lmeinenber  unb  gefitteter  Stjaralter;  er  giebt  fid^  ganj  wie 
er  ift,  üerfdjweigt  aud^  ©ewöfjnlid^eS  nid)t,  wo  eS  il)m  ju  Sinn  fommt, 


S.  ®.  aUcigifler,  Si)mpf)ome.  1S3 

über  toerfud)t  es  ju  bemänteln;  audj  ftrebt  er  feinen  SanbSleuten  ju 
gefallen,  ofyne  beSl)atb  gerate  in  italienifdje  SBeife  überschlagen.  3m 
erften  ©afe  Ijat  er  fid)  anfangs,  wie  eS  fdfjeint,  nodj  nidE)t  jured)t  ge* 
feffen;  er  rüdft  unb  rücft  nnb  fommt  nidjt  au«  ber  Xonart;  bann 
aber  nimmt  biefer  ©ajj,  bis  auf  ben  Sampf  ber  brei  SljemaS  unb 
trojj  beS  Sompouiften,  ber  eigentlich  etwas  ©rnftljaftefteS  geben  wollte, 
ben  gellen,  Haren  SHang  an,  ber  mit  ber  öorjugSweife  melobtfd)en 
SRid&tung  ber  anlagen  beS  Somponiften  in  @in!lang  fteljt  2)aS  Stbagio 
ift  nur  bie  ^ortfe^ung  batoon,  frieblid)er  9laiur,  unb  fein  ©lücf,  bafc 
eS  furj  ift,  was  überhaupt  ber  entfdfjeibenbe  SSorjug  aller  ©äfee,  ben 
man  bei  fonftigen  jungen  ©tjmplioniecompomften  meiftljin  ju  t>ermiffen 
pflegt.  35aS  ©dEjerjo  fdfjeint  mir  ber  gelungenfte  £ljeil  ber  ©tjmpfjonie, 
bie  SReminiScenj  an  bie  Ijeroifdje  oon  Seetljooen  nictyt  öerftimmenb, 
baS  Xrio  aber  namentlich  am  ©dfjlufe  beS  erften  Xf)eit§  mit  ber  fanften 
SluSbeugung  ins  C  befonberS  anmutfjig.  ®er  le|te  ©a|  enblidfj  ift 
ber  gewanbtefte,  wo  fid)  bie  ©ebanfen  am  fdjneflften  ineinauber  fügen 
unb  ablöfen.  3nt  Xfjema  erfennt  man  ben  SBiener;  feine  93erfdjränfung 
in  baS  jweite  Xfjeina  tjinein  mag  artig  genug  lüugeiu  SRofalien,  wie 
fie  Ijäufig  f)ier  anjutreffen,  wünfdjten  wir  weniger.  SSItut  3nftrumental* 
effecte  enthält  bie  ©tjmpljonie  wot)l  feine ;  bie  3ÄaffenjufammenftelIung 
erfdjeint  aber  getieft  gemalt,  wie  baS  Dbligate  im  Gljarafter  ber 
3nftrumente  f)erüortrctenb.  3)ie  Harmonie  ift  jiemlidj  Iräftig  unb  rein.37 
2Bir  rufen  bem  Gomponiften  ein  munteres  Vorwärts  ju.  „3>er  §immel 
fommt  nidjt  ju  uns  fyerab;  eS  fei  benn,  baß  wir  ju  ü)m  hinauf« 
flimmen". 

Ueber  bie  ©tympljonte  üon  SR  eifrig  er,  feine  erfte,  öon  if)tn  eben* 
falls  jur  SBiener  ^reisbewerbung  eingefd&icft,  läftt  fid)  faum  etwas 
fagen,  was  fid)  nid)t3eber  über  biefen  ßompomften  fd)on  felbft  gejagt ; 
fie  ift,  wie  feine  anbern  SSerfe,  burdf)auS  ffar  unb  einfd(jmeid)elnb  unb 
oon  fo  Heiner,  nieblid)er  gorm,  bafj  man  fie  efjer  eine  Sonate  für 
Drcf>efter  nennen  möchte*  3m  erften  @a|  erhalten  wir  nadf)  einer  furjen, 
Jjerfömmlidfj  patf)etifd)en  (Einleitung  ju  Anfang  eines  jener  SiolinrtjemaS 
in  rafdjen  giguren,  wie  fie  namentlich  ©pofyr  eigen,  tjterauf  ein  jarteS, 
leidjteS  ©efangtfjema,  in  ber  2Äitte  ein  furjeS  3u9at0'  ^em  m^  wenig 
SSeränberung  bie  XrauSpofition  beS  erften  SDrittelS  fidfj  anfcfjtiefct.  3m 
SIbagio  jeigt  fidf)  ber  liebliche  Ciebercomponift,  ber  namentlich  mit 
23laSinftrumenten  wof)l  ju  wirfen  üerftefjt;  es  ift  feiner  eigentlichen 
Statur  etttfprungen  unb  gilt  uns  für  ben  beften  ©afc  ber  ©tjmpf)ome. 
2>aS  ©dljerjo  fjält  fidfj  in  ©rfinbung  unb  Slrbeit  mit  bem  93orf)ergel)enben 


184 


g.  Sadjner,  6ed)jte  ©tjmpljome. 


auf  jtemlidj    gleicher  ßinie,    bem    entfpredjenb   ein   muntere«  ginale 
folgt  im  3it>eimertel.    SDenfe  man  fid)  baju  bie  gute  Crdjeftertonart 
Esdur,  wie  aud)  eine  Snftrumentirung,  fo  wofjlflingenb  unb  gewanbt, 
tüte  man  fie  erwarten  barf  &on  einem  geübten  ßapeHmeifter,  unb  man 
fjat  ein  bürftigeS  93ilb  ber  ©tjmpljonie.    2Ricf(  für  meinen  Xljeil  ftörtcn 
nur  bie  häufigen  unb  ftarfen  SReminiScenjen,  oft  ber  9cebengebanfen,  — 
fo  baft,  wollte  man  auSjufdjeiben  anfangen,  bie  ©gmptjonie  wofjl  bis 
auf  bie  §ätfte  jufammenfaüen  würbe,    ©o  erlernten  wir  auf  ber  erften 
©eüe  gleidf}  Seettjoüen  (Xact  12),  im  Slttegro  gleich  ©poljr  (bis  Xact  9), 
furj  barauf  aucty  SDienbelSfoljn;  burd)  ben  lefctern  wirb  SReifciger  auf 
eine  bef  annte  $uge  Don  95ad^  gebradjt,  *  beren  Xljema  einen  ber  §aupt* 
Pfeiler  ber  ©tymptjonie  bilbet;  im  Slbagio  fehlen  birecte  Slnflänge;  im 
@df)er$o  tritt  und  bagegen  fomol)!  33eett)ot)en  wie  aud)  ©poljr  wieber 
entgegen  unb  jwar,  bafc  es  aud)  einem  oberfläd)lid)en  ©tjmplionieen* 
fenner  auffallen  mnfr,   jener,  im  jweiten  Xljeil,  biefer  im  Xrio,  btö 
einen  ber  wirfungStootlften  öon  ©poljr  benufcten  Snftrumentateffecte 
nacfjaljmt.    2)eSgleid)en  fönnte  man  im  ginale  bei  ben  ©ecunbenein* 
tritten  an  SRojart,   wie  fpater  fogar  an  ben  alten  X)effauer  2Warfd) 
benlen ;  bodf)  fiegt  f)ier  ber  Somponift  über  bie  fremben  ©inflüffe,  unb 
wir  nehmen  toon  tfjm  wie  Don  einem  gebübeten,  routinirten  2Äann  Stb* 
fdjieb,    ber  und  eine  SBeile  fetjr  artig  unterhalten,  bem  wir  eS  aber 
fdjlau  angemerft,  bafj  nid)t  alles  fein  ©ebanfeneigentljum,  was  er  uns 
üorgefejjt,  beffen  einneljmenbe  ^ßerfönlid^feit  aber  julefct  überwiegt,  bafe 
wir  und  feiner  gern  erinnern,  ü)tn  öfter  ju  begegnen  wünfdfjen.    S)ie 
©tjmpljonie  t)ört  fid}  audE)  am  Slaöier  gut  an  unb  fpielt  fidj  leicht. 
(SS  liegt  un§  nodfj  eine  neue  ©tjmpljonie  t>on  Sa  datier  öor,  feine 
fechte,  ein  auSgejetdfjneteS  SBerf,  baS  uns  feine  sßreisftjmpljonie  boppelt 
aufwiegt.    Stud)  Don  biefem  ßomponiften  war  in  ber  ßeitfctyrift  fdjon 
fo  oft  bie  Siebe,  bafj  wir  uns  furj  faffen  fönnen.    2SaS  uns  bicSmal 


$adj. 


SRei&tger. 


|^^pi=£fcqp-j--d5l=^^ 


[@^.] 


g.  £ad)ner,  Sedjfte  Styntyfjonte.  185 

wafjre  Sichtung  &or  Sahnet  einflößt,  ift  baS  fidf}ttidf)e  Streben,  feine 
früheren  Stiftungen  ju  überbieten  unb  jwar  in  ber  beften  SBBeife,  bei: 
männlicfje  ©ruft,  mit  bem  er  ber  Aufgabe,  ein  grofceS  ftjntpljomfcfyeS 
SSilb  barjuftellen ,  genügen  will,  bie  ßuft  unb  Siebe  an  ber  @ad)e. 
SBenn  nun  Sad)ner  unter  allen  fübbeutfd)en  Somponiften  gewifc  ber 
talent*  unb  fenntnif$reidf(fte  ift,  fo  rnufc  eben  jenes  unermübete  $or< 
wartSftreben  um  fo  mel)r  ausgezeichnet  werben,  jumat  in  biefen  ^Blättern, 
bie  gerabe  i^n,  als  ber  begabten  einen,  mit  ftrengfter  Strenge  immer 
beurteilt  unb  jwar  aus  ber  beften  abfielt,  bamit  ifyn  baS  übertriebene 
ßob  fübbeutfctyer  Slätter,  naef)  benen  bie  SKeifter  wafjrljaft  auf  ben 
Säumen  ju  wadfjfen  fd^eiueh,  nid)t  toorfrülj  arbeitsfdfjeu  unb  eitel  madfje. 
2BaS  f)itft  alles  3ureben,  bafe  wir  grojje  üRänner  finb;  was  atteS 
§eben  guter  greunbe  auf  ©teljen  hinauf,  auf  benen  mir  uns  of)ne 
jene  uidfjt  galten  fönnen?  SBßie  SBiele  tyaben  fdjon  büfyn  muffen,  bie 
fiefj  toor  ber  Qtit  fjulbigen  liefen!  SRur  bem  nu|t  baS  ßob,  ber  ben 
Xabel  ju  fcfjäfeen  t)erftef)t,  b.  ^  ber  tro^bem  unbeleibigt  nid)t  nadjläfet 
in  feinen  ©tubien,  ber  fidf)  and)  nid^t  egoiftifd)  in  fid)  abfd&lieftt,  fon* 
bern  fidf)  audf)  ben  ©inn  für  frembe  9Ketfterfd)aft  lebenbig  erhält,  unb 
foldjer  bleibt  lange  jung  unb  bei  Gräften;  unb  einen  folgen  jtünftler 
glauben  wir  aud)  in  ßadfjner  ju  erf ernten,  bem  eine  ^uSjeid^nung 
wiberfatjren,  über  bie  er  fo  toiel  bittere  Dinge  f)at  I)ören  muffen,  wo* 
rauf  er  fidfj  nun  räd)t  auf  bie  fdjönfte  Sßeife  —  burdfj  ein  beffereS 
SSerf,  wie  es  biefe  fedjfte  ©tympljome  ift  im  SBergleid)  jur  gefrönten. 
@S  ljerrfd)t  in  biefer  ©tympfjonie  eine  2Jieifterorbnung  unb  Ätarfjeit, 
eine  fieidjtigfeit ,  ein  SBoljllaut,  fie  ift  mit  einem  SBort  fo  reif  unb 
ausgetragen,  bafc  mir  barum  bem  Somponiften  getroft  einen  $tafc  in 
ber  9?äl)e  feines  ßieblingS&orbilbeS,  granj  Säubert,  anmeifen  fönnen, 
bem  er,  wenn  an  SBielfeitigfeit  ber  ©rfinbung  nad)ftef)enb,  an  Xalent 
jur  3nftrumentation  jum  wenigften  gtetcljfommt.  $)urd£)gefd()lagen,  als 
fte  in  ßeipjig  aufgeführt  mürbe,  f)at  jwar  aud)  biefe  ©t|mpl)ome  nirf|t, 
worüber  fid)  inbefj  ber  ßomponift  beruhigen  fann,  ba  uns  33eetf)ot)en 
unb  julefct  9RenbelSfot)n  üerwöfytt,  neben  benen  fid)  nur  aufregt  ju 
Ratten  unb  e^renüotl  erwähnt  ju  werben,  allein  fdf)on  nid)t  unrül)mlid) 
fdjeint,  unb  bann  fjat  baS  publicum  wie  ber  ©injelne  feine  Der* 
wünfdf)ten  Sage,  Xage  ber  SKigräne,  wo  if)m  nichts  red)t  ju  mad>en, 
wo  nid£)t  burd)jubringen  ift  burdf)  baS  gell,  finb  eS  nidjt  gerabe  33eet* 
f|oüenfcf)e  SBlifce,  mit  benen  iljm  beijufommen.  Dann  aber  trifft  aud) 
biefe  ©t)mptjonie  ber  alte  Vorwurf  ber  93reite  ber  SluSf üjjrung ; 
Sad)ner  toerftefyt  nid)t  immer  jur  guten  Qdt  abjubredjen,   in  Sßeife 


186  Norbert  SBurgmüüer. 

geiftreicf>er  SRänner,  bic  un§  wofjl  gar  mit  einem  SStfc  ju  ipauS 
fdjiden,  in  ber  SBeife  tüte  oft  93eett)oüen,  bafc  \id)  ba3  publicum  fragt: 
„was  tüoHte  ber  Sßamt  eigentlich  —  aber  9Sed^t  fjat  er  gewife";  foldje 
Sd)lüffe  laffe  ftcf)  ßad)ner  t)on  feinem  guten  (Seift  manchmal  einflüftern. 
£)em  publicum  mujj  manchmal  imponirt  werben,  e§  ftetlt  fid)  im 
Slugenbücf  gleid),  fobatb  man  e3  iljm  ju  bequem  mactyt;  wirft  it)m 
aber  ber  ßomponift  ju  ßeiten  einen  Stein  f)tn,  ober  gar  an  ben  Stopf, 
bann  bucfen  fie  äffe  gteidjjeitig  nieber  unb  färbten  fid)  unb  loben  be* 
beutenb  nact)  bem  Scfylufc.  So  SBeetfjoöen  an  einzelnen  Steffen ;  jebet 
barf§  freilid)  nicfjt.  fiefe  bocf)  £ad)ner  in  Swift,  in  ßorb  Styron,  in 
Sean  ^ßaul,  icf)  glaube,  e$  nüfct  iljm,  er  würbe  Sürje  lernen;  er  muft 
gewiffenlofer  werben,  er  barf  feine  frönen  ©ebanfen  nid^t  ju  lang 
wieberfyolen,  fie  nidjt  bis  auf  ben  legten  Xropfen  auäpreffen,  fonbem 
anbere  untermifd)en,  neue,  immer  fdjönere.  Slffeä  wie  bei  23eetl)otoen! 
So  fommen  wir  benn  immer  auf  biefen  ©öttlidjen  jitrücf  unb  wüßten 
Ijeute  nitfjtä  weiter  ju  fagen,  als  bajg  Sad^ner  auf  bem  Sßfab  fort* 
f djreiten  möge  naef)  bem  Sbeal  einer  mobemen  Stjmpfjonie,  bie  unä 
uad)  SeettjooenS  Jpinfdjeiben  in  neuer  gorm  aufjufteüen  befd^ieben  ift. 
(5:3  lebe  bie  beutfdje  Stympfjonie  unb  blül)'  unb  gebeilje  oon  Steuern! 

12. 


itorbert  jßurgmüller. 

9iact)  granj  Schuberts  frühzeitigem  Xob  fonnte  leiner  fdjmerj' 
lieber  treffen  al§  ber  ä3urgmüffer£.  Stnftatt  bafe  baä  Sdjidfal  einmal 
in  jenen  äRittelmäftigfeiten  beeimireu  foffte,  tok  fie  fdjarenweife  f)erum* 
lagern,  nimmt  e3  un3  bie  beften  gelbtjerrentalente  felbft  weg.  granj 
Säubert  falj  fid)  jwar  nod)  bei  feinen  Sebjeiten  gepriefen;  Surgmül* 
ler  aber  genofe  faum  ber  Anfänge  einer  öffentlichen  Stnerfennung  unb 
war  nur  einem  Meinen  Steife  befannt  unb  biefem  mefleicfjt  nodj  meljr 
als  ein  „curiofer"  9Kenfd>  wie  als  äWufifer.*  So  ift  e3  benn  ^ftidjt, 
wenigftenä  bem  Xobten  bie  Sljren  ju  erjetgen,  bie  wir  bem  Sebenben, 
meffeidjt  nidjt  ofyie  fein  Serfdjulben,  nid)t  erjeigen  lonnten. 


*  9SgI.  einen  Muffafe  üon  gntntermann  in  33anb  VIII,  8.  27  ber  3eü* 
fcfoift    [3d).] 


Norbert  ©urgmutter,  187 

3war  tenneu  tt)ir  nur  weniges  t>on  i^m:  eine  ©tympfjonie,  bie, 
nur  einmal  an  uns  toorübergegangeu,  nod)  in  ber  ©rinncrung  mit 
greube  erfüllt,  ein  §eft  Sieber  [2Berf  3],  baS  bie  3citfc^rift  fd)on  friitjer 
befprodjen  unb  erhoben,  eine  ©onate,  eine  Sftfjapfobie  unb  wieber  ein 
£eft  fiieber,  bie  brei  legten  erft  toor  Äurjem  erfdjienen.  SDieS  Sffienige 
aber  reidjt  f)in,  bie  gülle  t)on  Straft,  bie  nun  gebrochen,  auf  baS 
Snnigfte  betrauern  $u  muffen-  ©ein  Xalent  t|at  foldje  teudjtenben 
SSorgüge,  bafe  über  beffen  S)afein  nur  einem  Slinbeu  S^eifel  auf* 
f ommen  f  önnte ;  felbft  bie  2Kaffe,  glaub'  idfj,  würbe  er  fpäter  jur  $ln* 
erfennung  gelungen,  ber  SReidjtljum  feiner  SKelobieen  müfete  fie  ge* 
paeft  Ijabeu,  wenn  fie  aud)  bie  waljrfjaft  fünfilerifd)e  Bearbeitung  ber 
Xfjeite  nid)t  ju  würbigen  üerftanben  t)ätte. 

2Bie  SBeetfjoöen,  am  beutfdjen  sJUjeine  geboren,  nafyn  er  tnelleidjt 
früljjeitig  t>on  feinen  reijenben  Umgebungen  in  fid}  auf ;  möglich,  ba| 
aud)  baS  rege  Äunftleben  im  natjen  S)üffelborf  nid)t  ofpte  ©influfe  auf 
ifjn  war.  ©päter  fef)en  wir  if)n  in  Gaffel.  35er  ©influfc  Spof)rS, 
bei  bem  er  fjier  ftubirte,  wiewohl  er  nid)t  ju  üerfenuen,  erfdjeint  in* 
bc§  in  bem  uns  Sefannten  nur  als  ein  leifer  9?ad)f)all ;  bie  ©d)üler* 
fdfjaft  ift  bereits  ber  ©elbftänbigfeit  gewidjen;  ©pofjr  felbft  fjat  ifjn 
fid)er  in  biefem  Sinne  ber  Setjre  entlaffen  unb,  wie  man  fagt,  mit 
frönen  Hoffnungen  feiner  jufünftigen  33ebeutung.  Stud^  Hauptmann, 
ber  ebenfo  grünbtidfje  als  fein  fdjaffenbe  Xoufefcer,  barf  ntdjt  uner* 
wäfjnt  bleiben,  bei  bem  83urgmüller  gteidjer  Sßeife  gelernt.*  3n  fol* 
dE)er  Äraft  ber  ©elbftänbigfeit  jeigt  er  fid)  nun  namentlich  in  ber 
9\f)apfobie  [SBerf  13,  in  D];  fie  jaljlt  nur  fedjS  Seiten,  aber  ben  ©in* 
brud  möcf)t'  ii)  beinahe  ber  erften  SBirfung  beS  ®oetl)efdjen  ©rlfönigS 
Dergleichen.  äöeldf)'  meifterlidE)eS  ®ebilbe,  wie  in  einem  SKoment  ge* 
badjt,  entworfen  unb  tooüenbet,  unb  mit  wie  wenig  Slufwaub,  wie 
befdjeiben  toolleubet!  S)er  ^Ijantafie  beS  SDiufiferS  auf  ben  ©runb 
feiert  ju  wollen,  ift  gefät)r(id);  bei  ber  9if)apfobie  fdf)eiut  eS  mir  aber 
gewtfj,  bafc  nocl)  etwas  im  ©piele,  bafe  ber  ÜWufit  öielleidjt  eine  be* 
fonbere  SSeranlaffung  jum  ©runbe  liegt,  ein  ®ebid)t,  ein  83ilb,  ein 
SebenSereignifj.  ©inem  2)id)ter,  ber  gut  9Jhifif  toerftänbe,  mod)te  bie 
Deutung  am  leidjteften  gelingen.    2Bie  bem  fei,   bie  9tf)apfobie  wirft 

*  Hauptmann  nennt  SBurgmüfler  einen  „langidjmädjtigen,  ftitten  Sftenjdjen  mit 
meiern  Talent"  Briefe  an  Käufer  II,  245).  5ö.  jdjrieb  feilt  Fis moll  *  Goncert 
(28erf  1)  noef)  in  Gaffel;  „er  i)at  irofjt  ein  Satjr  baran  gearbeitet,  weil  er  bie  meifte 
3eit  [ftranfljeit  fjalber]  nidjtS  tfjun  fonnte,  —  nnb  e^  Hingt,  als  tüär'^  in  @tnem 
sBi%  gemadjt."    3J^enbeUjo^n  spielte  eö  einmal  in  Xüffclborf  au^  bem  9Jlamijcrtyt. 


188  Norbert  Shtrgmüüer. 

qleid^  einer  <5rf  Meinung  auä  anberer  Sßelt ;  ben  9lugen  nidE)t  trauenb, 
fef)en  wir  nodj  lange  um  uns,  wenn  fie  fcfjon  entfd)Wunben. 

2)ie  ©onate  [SBerf  8,  Fmoll],  ift  ein  nid)t  minber  trefflid)e§ 
SBerf.  ©er  einjige  SBorwurf,  ben  ii)i  ber  anfpructyüolle  äßufifer  ma« 
djen  bürfte,  wäre  bie  2Bieberf)olung  be3  gwetten  XfjemaS  im  jweitcn 
Xfjeile,  wie  fie  fidj  in  ber  ©onate,  im  erften  unb  testen  ©ajje,  finbet; 
fo  auäbrudfööoll  ber  ©efang  ift,  fo  müfete  bod&  an  biefer  ©teile  bie 
$f>antafie  einen  anbem ,  füljneren  2ßeg  fidj  Bremen.  2)a3  2Jiadf)en  ift 
freilidj  immer  fdjwerer  alä  ba8  Statten  f)interl(er*  %m  Uebrigen  toc^t 
burd)  ben  ganjen  >rften]  ©afc  eine  fo  fdfjöne,  fräftige  Seibenfdfjaft,  unb 
ber  Didjter  erjd^eint  trofcbem  barin  feiner  Slufregung  fo  fetjr  SReifter, 
bafe  er  ebenfo  rüfjrt  wie  beruhigt;  idj  weife  nidEft,  in  welkem  älter 
bie  ©onate  gefdfjrieben,  i<$  möd)te  fie  aber  für  auf  bem  Sßenbepmtft 
öom  3üngting3*  jum  9Kanne§alter  entftanben  Ratten,  wo  fo  triele 
Xräume  Slbfdfjieb  öon  uns  nehmen,  um  ber  3BirflidE)feit  *ßlafc  ju 
machen.  $)ie  folgenben  <$äj3e  tragen  benfetben  Soppeldjaratter  Don 
SRefignation  unb  Sebemutf),  obwohl  id(j  nidjt  leugne,  nadf)  folgern  erften 
©a$  im  testen  etwas  XiefereS  an  Kombination  erwartet  ju  fjaben. 
Xod)  genügt  bem  SBotjIwottenben  audj  baS  ©egebene. 

®a8  jüngft  erfdjienene  Sieberljeft  [SBerf  6]  giebt  bem  früheren  an 
Sdeid^ttjum  unb  ©etjalt  nidfjtö  nadf).  SDie  Xej:te  finb  mit  feinem  äuge 
IjerauSgefunben,  bie  3uftänbe  ber  melantf)olifd£)en,  aufgeregten  9totur 
beS  XonfefcerS  öerwanbt:  „wer  nie  fein  S3rob  mit  Xljränen  afc* 
(®oetf)e)  — „t)ellglüf)enbie©temeim  bunt  len  ©lau"  (©tiegli|)  — 
„idj  fdjleidj'  umljer,  betäubt  unb  ftumm*  ßßlaten)  —  „wunbe» 
§erj,  f)ör'  auf  ju  Hagen"  (3.  ©dfjopenfjauer)  —  „idf)  reit'  inä 
finftre  Sanb  fjinein"  (Uljlanb).  9UIe3  finben  wir  f)ier,  wa£ 
wir  öon  einem  Sieb  forbem  bürfen:  poetifd^e  Sluffaffung,  belebte» 
SJetail,  glücflidfjeS  3Serl)öltnife  be£  ©efangeS  jum  3nftrument,  überall 
2Baf)l  unb  ©inficfjt  unb  warmes  Seben.  3lm  wenigften  fann  id) 
midf|  inbefe  mit  bem  ®oetf)efd(jen  ©ebidfjt  einöerftanben  erflären;  bie 
gigur,  wiewohl  fie  fidj  burdf)  ben  §arfenfpieler  beuten  liefee,  fd)eint 
mir  ju  äufjerlitf},  ju  jufättig,  unb  baS  jarte  Seben  beS  ®ebid(jteS  ju 
übertönen.  S8ct  granj  Säubert  erfdjien  bieg  gehalten  einer  gigur 
ba§  ganje  Sieb  ^inburdj  al§  etwas  9ieue8;  junge  Siebercomponiften 
finb  t»or  ber  Lanier  feljr  ju  warnen.  Xiefern  UrfpntngS  finb  aber 
bie  anbem  Sieber,  unb  namentlich  trifft  ba§  lejjte  unmittelbar,  ba§ 
e»  meifterlid^er  t>oüfüf>rt  faum  gebadjt  werben  fann. 

2)er  SSerleger,  ber  nod)  mehrere  ßompofitionen  uon  Surgmüüer 


91  mUmetä,  Stuben.  189 

im  SBefij}  tyat,  möge  rafd^  an  ityrer  SBeröffentlidfjung  arbeiten  laffen; 
er  wirb  e8  nid^t  ju  bereuen  fjaben. 38  SBerleger  fdjeinen  mir  autf)  oft 
wiegifdfjer;  unwiffenb,  was  ®lüdE  unb  ßufatt  bringen,  werfen  fieiljre 
SRefee  aus,  unb  e$  fängt  fid}  atterfjanb  großes  unb  Meine»  ©efinbel, 
btö  benn  einmal  baS  fdjwere  ©ewidjt  einen  feltenen  ©aft  Bereifet  unb 
ber  gifäer  f)odt)erfreut  einen  foftbaren  ©dtjafc  au»  ber  Xiefe  jief)t.  (Sin 
fold|er  glücftidier  3ug  war  SSurgmüüer. 

12. 


Globen  für  JHaiwforte, 

8t  äBillmerS,  6  Stuben.    993er!  1. 

93.  S.  $f)ittpp,  12  (Stuben  unb  djarafteriftifcfje  ©tüde  (Sohge  et  ventS).  SBerf  23. 
3.  ffiojenfjatn.  12  djarafteriftifdje  Stuben.    SBerl  17. 
g.  ftallbrenner,  25  öro|e  Stuben.    Söerl  145. 
fr  St^t,  12  Stuben.    3Berf  1. 
ff        „      12  Ö^ofee  Stäben. 

2)ie  ßeitfdjrift  f>at  feit  itjrcr  (Sntfieljung  ber  Slameretübe  immer 
befonbere  Slufmerffamfeit  gefd&enft,  weil  fic^  in  it)r  bie  gortfdjritte  ber 
Äunft  be»  ßlamerfpielg,  wenn  audj  meljr  ber  2Äed|anif,  am  fdfjnetlften 
jeigen;  fo  finb  im  Verlauf  ber  3af)re  gegen  30  Sammlungen  befpro* 
c^en  worben.  3n  unferer  legten  etübenfdjau  (im  vorigen  äßärj) 
äußerten  wir  bie  Hoffnung,  eä  werbe  nad)  fo  meiern  ftraftaufwanb, 
wie  man  an  bie  ®tübe  gefejjt,  einmal  ein  längerer  ©tiltftanb  eintreten. 
SCBir  irrten;  „notre  malheur,  le  voiei,  nous  avons  trop  d'esprit", 
fagte  neulich  ein  3Kann  ber  frangöfifd^en  ©eputirtenfammer,  obwohl 
im  politifdjen  ©inne;  in  unferm  Reifet  e$:  „unfer  Unglücf  ift,  wir 
nriffen  mit  unferer  gertigfeit  nidjt  wot)in  unb  fönneu  $  nidjt  laffen, 
ba3  ©tübenfd^reiben". 

(Sine  SRenge  neuer  §efte  legen  wir  benn  bem  Sefer  in  furjen 
©dfjattenrtffen  oor. 

2)er  Somponift  ber  juerft  genannten  Sammlung  ift  bem  S3eritf)t* 
etftatter  wo^l  befannt39  Sßon  Oeburt  ein  $äne,*  früt)jeitig  jur 
SWufil  ffingejogen,  fam  ber  junge  SBiltmerS  ju  Rummel  nad>  SSeimar. 
9Ran  weife,  wie  jpummel  feine  ©c^üler  unterrichtete ;  er  lief*  nur  feiten 
von  anbern  Somponiften  fpielen.    3)er  neuen  SBeife  beS  SlamerftrielS 


SRubotyl)  28ittmer3  tft  ju  Berlin  geboten. 


190  9*.  SBiflmerS,  (£tüben. 

abljolb,  namentlich  bem  ©ebraudlje  be3  $ebal$,  baZ.  gerabe  in  jüngftcr 
ßeit  ju  fo  großer  SSebeutung  unb  mit  fo  großem  9tedjte  gelangt,  un* 
terfagte  e3  §ummel  too£)l  gar,  fidj  Steueret  anjufeljen.  Sinftweiten 
tjatte  fidj  aber  außerhalb  SBeimar  mancherlei  ereignet.  Sfjopin  war 
erftanben  nnb  neben  ifjm  eine  SJlenge  bebeutenber  Xatente.  55er  Xrteb 
jum  leiten  lag  in  ber  ganjen  ßeit.  Sljopin  aber  bemächtigte  fid)  am 
fdjneßften  ber  ©emütfjer;  feine  Stuben,  faft  fämmtlidE)  äBerfe  eines 
attfcerorbentticf)en  ©eifteä,  Hangen  balb  fiberall  in  2)eutfdfjlanb  lieber 
unb  werben  e§  nod)  lange,  ba  fie  ber  allgemeinen  Silbung  weit  t»or* 
au3  unb,  wäreu  fie  baä  nidjt,  weil  fie  watjrljaft  ©enialeä  enthalten, 
baS  aller  ßeiten  ©ettung  f)at.  So  tarnen  aud)  unferm  jungen  Äünft* 
ler  bie  Stöben  in  bie  ipänbe,  unb  wie  SSerboteneä  am  fünften  fdjmedt, 
fo  fdjwelgte  er  nadj  Gräften  in  ben  *ßf)antafieen  be§  neuerfd)ienenen 
SKeifterä.  Salb  fet)en  wir  2Billmer£  inbefc  in  gr.  ©d)neiber3  SWufif* 
fd)ule  als  einen  ifjrer  fletftigften  ßöglinge  namentlich  mit  Sompofition 
befd)äftigt ;  e£  fjatte  feine  ©efafjr  mit  itjm :  Umwege  madjt  wof)t  Seber, 
aber  baft  SBiUmerg  lange  auf  Slbwegen  Ijätte  öeiweilen  fönnen,  t)iit* 
berte  feine  üon  ©runb  au8  tüchtige  Statur.  Sr  fdjrieb  Diel  unb  mit 
großer  £eid)tigfeit,  meiftenS  oljne  Snftrument:  ba£  leitete  immer  ein 
ßeidfjen  t>oit  einem  Haren  inneren  äKufifauge.  @o  braute  er  binnen 
furjer  $eit  einc  Sammlung  üon  wotjt  20  Stöben  fertig  unb  frug 
bei  mir  anf  ob  er  fie  brucfen  laffen  lömte.  3df)  antwortete  ifjm,  er 
möge  fie  jwei  %ai)xz  Einlegen  unb  bann  jufetjen,  ma§  ifjm  nocf)  batjon 
gefiele.  3Me  jwei  3af>re  finb  beinahe  vergangen,  unb  in  bem  nun 
gebrucften  §efte  finben  fid)  nur  mer  t)on  jenen  froheren  Stüden. 
SHafdje  Sinfidjt  in  ba$  SKangeltjafte  unb  Slufgeben  be$  t)on  $au§  atö 
3Kif$lungenen  bleibt  ftetö  ein  Beidjen  gefuuben  Xatenteä.  S3  beburfte 
unferm  jungen  Sänftler  gegenüber  nur  eines  Sßiufeä  unb  er  legte  bas 
SSerfefjlte  bei  Seite,  wäljrenb  er  aud)  wieberum  fein  ©elungenere»  ju 
t>crtf)etbtgen  wufcte.  3d)  fütjre  biefe  Singelut)eiten  an,  weil  fie  unferm 
Sftomjen  jur  Stjre  gereidjen;  möchte  er  ftd)  immer  jene  redete  93efd|ei* 
bereit  bewahren,  bie  ebenfo  gegen  äRutf)loftgfeit  tute  gegen  Selbft* 
Überfettung  fdjüfct. 

SBaä  nun  bie  fo  entftanbene  Sammlung  anlangt,  fo  wirb  fie  fid) 
ba3  Zob  be$  Äennerä  in  öieler  §infid)t  ju  erwerben  wiffen.  3n  95e* 
tradfjt  ber  großen  Sugenb  be3  Somponifien*  müftte  er  fie  fogar  aufeer* 
gewöfjnlid)   nennen.    S§   jeigt  fidj   in  iljr  bei  jiemlidj  bebeutenbem 


*  ©t  xoav  bamals  16  3af>re  alt. 


\ 


93.  <£.  WfyPr  Stuben.  191 

§armoniereid)tf|um  unb  fd^on  gewanbter  SBänbigung  bcr  gorm  auclj 
überall  ein  Streben  natf|  ©tu,  nadt)  Surfjeit  unb  Soncentratton  beS 
©ebanfenS,  SlnbererfeitS  freilief)  tfjeilt  er  es  mit  anbem  jungen  Som* 
poniften,  baß  er  nodj  nichts  eigentpmlidfjeS  aKelobifdjeS  ju  geben 
oermag,  was  immer  erft  fpätere  Safjre  unb  fefjr  attmäfylidj  bringen, 
unb  baß  er  im  SSerfjältuiß  jum  ©efyalt  feiner  Seiftung  ju  fdjwierig 
fefct.  S)en  Sinfluß  ßf)opmS  erwähnte  icij  fdjon;  bei  ifjm  ift  bie 
©d^tüierigfeit  nur  SDiittel,  unb  wo  er  bie  fdtjwierigften  gebraucht,  ba 
ift  aud)  bie  Sßirfung  banadEj.  ©roße  SWittel,  große  äöirhtng,  großer 
©ctjalt  —  freilid}  wo  bieg  fiel)  jufammen  finbet,  ift  ber  Äünftler  audfj 
unfereS  SRat^eö  nidjt  me^r  bebürftig ;  bei  Sfjopin  finben  wir  allerbingS 
bie  brei  oft  vereint.  @inen  anbem  unb  jungem  ©influß  Ijat  Jpeufelt 
auf  unfern  ßomponiften  geäußert;  bie  britte  unb  fechte  (Stube  jeugen 
baoon.  2)aß  er  fidj  inbeß  länger  in  btefem  ©eure  bewegen  follte, 
glauben  wir  faum,  —  eS  ift  eine  9trt  ^Blumenmalerei,  in  ber  fid)  baS 
erfinbungSreidtjere  Xalent  unmikjlid)  auf  bie  3^  gefallen  !ann;  am 
Original  lieben  wir  fie  unb  f)aben  eS  öfters  auSgefprodjen ;  ber  junge 
ftünftler  macfye  fid)  aber  loS  baöon  unb  laff '  ein  ©ebiet,  auf  welchem 
nur  bem  3uerft*$ommenben  Ätänje  blütjen.  2)aß  er  trofcbem  immer 
auf  §erauSbilbung  ber  in  iljm  woljnenben  SMobie  mit  gleiß  be* 
bad&t  fei,  öerftef)t  fid(j  t)on  felbft.  SKit  Xfjeilnafjme  f)aben  wir  beS 
jungen  ©tübenljeiben  gebadet;  balb  hoffen  wir  if)tn  audj  auf  anbem 
imb  fjöfjeren  Sßegen  ju  begegnen ;  bei  feinem  Xalent,  audj  jur  Drdje* 
ftercompofition,  wirb  er  immer  SßürbigereS  teifien,  woju  wir  ifjm  im 
üorauS  unfern  beften  fritifdjen  ©egen  beriefen. 

,,Songe  et  verite';  ijeißt  bie  jweitgenannte  Stübenfammlung, 
was  fid)  allenfalls  mit  „3Bat)rf)eit  unb  $)id)tung"  überfein  ließe.  S)en 
©runb  ju  biefer  Jpauptüberfd)rift  finbet  man  in  ben  Ueberjdjriften  ber 
einjelnen  ©tüde„  bie  tfjeilS  pftjdjifdje  3uffön&e'  t^cil*  5Waturfcenen 
barfteüen  foHen.  SSiel  greunblid&eS  enthält  baS  Jpeft,  unb  ber  33er* 
leger  Ijat  eS  in  biefem  ©inne  auSgeftattet  SßaS  bie  Ueberfdjriften 
anlangt,  fo  Ij&tte  fid)  ber  ©omponift  beffer  juöor  an  §rn.  SRellftab  in 
SSerlin  gewenbet,  ber  fie  j.  33.  an  §enfelt  billigt,  an  Stnbern  nidfjt,* 
obwohl  offne  ©rfinbe.  Seichter  unb  anberS  benfen  wir.  SßaS  ift'S 
benn  fo  33erwunberlicf)eS,  wenn  gute  greitnbe  jufammenfi|en,  ber  Som* 
jponift  if)nen  toorfpielt,  unb  lefcterer  wie  t)on  einem  2id)tftraf}t  getrof* 
fen,  plöfelidfj  ausruft:    „Äönnte  man  nid^t  bem  ober  jenem  ©tücf  eine 


*  j.  33.  an  ©d)umamt  in  jetnen  Äinberfceneiu 


192  3-  SMenfjain,  Gtüben. 

treffliche  UeberfdEjrift  geben,  unb  würbe  nid)t  baS  CpuS  unbefd|reib* 
lidj  baburdj  gewinnen?"  unb  ber  ©omponift  jubelt  unb  fiberf treibt 
mit  großen  33ud)ftaben  bie  betreffenben  ©tüde.  SluS  einem  tieferen 
©runbe  finb  tt)ot)I  audj  bie  oorliegenben  Ueberfdfjriften  nidfjt  ^erjulei* 
ten,  bie  9Jlufif  war  ctjer  ba  als  ber  Xitel  unb  erfüllt  in  flüchtiger 
Sßeife,  was  biefer  anbeutet,  Slm  rein  mufifalifdjen  X^eil  beS  SßerfeS 
Ijätte  man  mandjeS  ju  loben,  manches  auSjufefcen ;  ju  loben  baS  meift 
Reiter  9Jlelobifd(je,  wie  es  fid|  namentlich  in  ben  ,,les  Rivaux",  „Fln- 
nocence",  „le  Troubadour"  benannten  öorfinbet;  ju  tabeln  manche« 
an  ber  gorm,  bie  fid}  nod>  nidfjt  immer  Mar  unb  feft  genug  abrun* 
bet,  wie  audt)  bie  oft  beleibigenben  SluSmeicIjungen  in  entlegene  Xon* 
arten  (fo  in  ber  erften  toon  C  dur  nadfj  D  dur,  in  ber  fünften  Don 
Amoll  nadj)  Hmoll,  in  ber  jwölften  üon  Gmoll  uad(}  Bmoll,. 
©inigen  SRummern  üerfudjte  ber  ßomponift  audj  einen  contrapunftifdjen 
Stnftridfj  ju  geben,  in  benen  fid)  inbejj  ber  2Jiangel  an  tiefften  ©tubien 
am  meiften  öerrätf).  3m  ©anjen  aber  gewähren  bie  ©tüben  eine  an* 
genehme  Unterhaltung  unb  mögen  als  gut  bürgerliche  $oft  ejcentrt» 
fd|en  Äunftjüngern  wol)l  einmal  beigegeben  werben. 

SDer  9tame  beS  ©omponifteu  ber  brittgenannten  Sammlung  — 
3.  Stofentjain —  !am  fdfjon  öfters  in  ber  3eitfci)rtft  üor.  9iament< 
lid)  erwähnte  fte  lobenb  fd^on  twr  3at)ren  eines  XrioS  unb  fpradj 
babei  Hoffnungen  aus,  bie  fein  neues  SBerf  —  außer  jwei  Dpem  bas 
bebeutenbfte,  was  er  feitbem  gefdjrieben  —  jum  Xfjeil  erfüllt,  jum 
Xljeit  taufet.  ©etäufdjt  fiefjt  man  fid),  wenn  man  in  ben  (Stuben, 
im  SSerglcid)  ju  früher,  meljr  3J£eifterfd)aft  im  Xed)nifc§en,  mef)r  <2afc< 
reinljeit  unb  gormenretdjtljum  ju  finben  Ijofft;  anbererfeits  erfreut  eS, 
ben  Componiften  naefy  bebeutenberer  ßtjarafteriftif  ringenb  ju  jeljen, 
fid}  überhaupt  ber  tieferen  poetifdjen  9ttd)tung  neuerer  Xonbic^ter  an* 
jd)lieftenb.  Den  Sefer  gleidj  in  baS  2ßerf  einzuführen,  mögen  bie 
UeberfdEfriften  ber  einjelnen  ©tüben  tjier  ftefjen ;  wir  finben  eine  „©legie*, 
einen  Dialog",  „©djifferftänbdjen*,  ein  „Sieb",  ein  ©tüd  „©eereifr 
überfdfjrieben,  jum  ©djlufc  einen  „©tylpfientanj",  aufeerbem  fedjs  Stum- 
mem oljne  Ueberfdjriften.  ©S  fommt  mir  bei  ifjrer  Stnjeige  ju  ftat* 
ten,  fie  fammtlidt)  nod)  im  ©ebäcijtnifj  ju  fjaben  burdj  ben  lebenbigen 
Vortrag  beS  ßomponiften  felbft.  S)enn  wie  man  audfj  eine  Sompo< 
fitiou  mit  Xf)eilnaf)me  auf juf äffen  bemüht  ift  unb  fid}  in  if)r  Snnerfte* 
hinein  ju  benfen,  fo  lebt  baS  ffierl  bodj  nod)  ganj  anberS  unter  ben 
§änben  beS  ©djöpferS  felbft  auf,  unb  wäre  bie  Ausführung  fogar 
eine  mangelhafte,  was  inbefe  in  u&ferm  gälte  md)t  ju  fagen,   ba  ber 


3.  föojenfjain,  ©tüben.  193 

ßomponift  gar  woljl  auf  bcn  Xaften  ju  $aufe.  So  gewann  nament* 
lidj  bie  lefcte  auf  bem  Sßapier  faft  bürftig  ausfeljenbe  (Stube,  ber  „Styl* 
pfjentanj",  in  ber  93ortragSweife  beS  XonfefcerS  burcf)  bie  befonberen 
Sidjt*  unb  Sdjatteneffecte,  tüte  fie  nur  ein  Spieler,  ber  mel  unb  lange 
ftubtrt,  Ijeröorjubringen  öermag;  fo  aud|  ber  Dialog",  in  bem  fidfj 
abwedfjfelnb  unb  wifcig  ^otje  unb  tiefe  Stimmen  beantworten.  ®S  finb 
biefe  jwei  Stummem  metteidfjt  bie  effectüottftcn  ber  Sammlung,  2)odj 
jeigt  fiel)  jiemlidfj  in  allen  eine  gefdfjäftige  Sßljantafie,  wenn  audf)  im 
©anjen  mef)r  befannten  SBorbilbern  nadjringenb  als  eigenen  neuen 
glug  öerfud)enb.  Unb  f)ier  mögen  wof|l  aud(j  bie  2ebenS&erf)ättniffe 
beS  ÄünftlerS  in  ©rwagung  gejogen  werben,  ber,  nod|  jiemlid^  jung 
unb  nod(  ni^t  jur  abgefdfjloffenen  Sigentf)ümlid}feit  gelangt,  öor  einigen 
Sauren  feinen  alten  3ßof)n*  unb  Stubienort  granffurt  mit  SßariS  toer* 
taufetyte,  bem  großen  §eerb  ber  toerfdjiebenften  Parteien  unb  ityrer 
$ül)rer,  wo  ein  Sfteuling,  ber  überbieg  ein  leidfjt  na<$af)menbeS  Xatent 
beftfct,  boppelt  auf  fidj  adjten  muß,  fid(>  feine  urfprünglidfje  Statur  ju 
bewahren.  2Benn  bal)er  in  einigen  StüdEen  ber  Sammlung  eine  ältere 
©djule,  namentlich  baS  Stubium  oon  Sfticö  unb  SJtofdjeleS  nidjt  ju 
öerfennen  ift,  fo  fpridjt  fidfj  in  anbern  bie  83e!anntfc^aft  mit  anbern 
ÜReiftern  beS  XageS  fo  beutltclj  aus,  baß  man  bie  StüdEe  biefer  ober 
jener  Oattung  fogar  t>erfdt)iebenen  ßomponifien  jufdjreiben  mödfjte. 
Unb  f)ier  !ann  man  nidjts  als  bem  ßomponifien  jurufen,  fid|  feines 
ßieleS  !lar  bewußt  ju  werben,  bamit,  was  @igentl)ümlid)eS  toon  £>öf>crcr 
$anb  in  iEjn  gelegt,  fidfj  nid|t  nodj  metjr  jerftreue  unb  oerwerfe,  wie 
bteS  j.  95.  bei  aRetjerbeer  ber  gaH,  ber,  ein  eigentlicher  ^Repräsentant 
feiner  Station,  ofyne  §eimatl)  unb  SSaterlanb,  nadf)  unb  nad?  öon 
allen  3S5Hern  ju  feiner  Äunft  geliehen*  Sludfj  unfer  junger  Som* 
ponift  gehört  biefer  fingen,  fopffjellen  Kation  an,  bie  in  ber  ®e* 
fd)idjte  ber  neueren  SRufif  einen  fo  bebeutenben  ©influß  gewonnen, 
hoffen  wir,  baß  er  itjren  S3efferen  nacheifere,  baß  er  fein  Xalent 
itidjt  bem  SBeifatt  ber  SRenge  aufopfere,  baß  er  beutfdfj  unb  tüdjtig 
bleibe,  immer  lernenb,  beobadjtenb  unb  wieber  aus  ftdfj  fyerauS 
fdjaffenb, 

SBieleS  wäre  nodfj  über  biefe  ©tübenfammlung  ju  fagen,  nament* 
tid)  bie  oben  gemalte  Slnbeutung  ju  bekräftigen,  baß  fidj  ber  Sompo* 
nift  nodj  meljr  ber  ©afcreinl)eit  bis  ins  ßleinfte  Ijinetn  befleißigen,  and) 
itidjt  ablaffen  möge,  feinen  ©tücfen  mef)r  SRunbung  gu  geben,  ©enüge 
baS,  auf  bie  Sammlung  als  auf  eine  intereffantere  aufmerffam  ju 
machen,   bie  überbieS  bem  ©roßmeifter  etjerubini  gewibmet  ift  unb 

©djumann,  ©ef.  ©ctjriftm.  II.  13 


194  3-  ßatfbrenner,  (gtüben. 

fd^on  beSljal6  ju  einem  ftrengeren  Urtljetl  aufforbert,  wie  wir  es  mit 
bent  beften  SBittett  ausgebrochen. 

Ue6er  bie  neuen  Stuben  t)on  Äalfbrenner  (Etudes  de  style 
et  de  perfectionnement  composees  pour  servir  de  complement  k 
la  Methode  etc.)  etwas  bem  SBerfe  (SrfpriefcliiijeS  ju  jagen,  wirb  mir 
fdjwer,  S3in  id£)  gereijt  burclj  bie  Sagen,  bie  audj  big  ju  uns  ge* 
brungen:  bafc  nämlidfj  Äalfbrenner  fid|  gerabe  immer  feiner  neuften 
©ompofitionen  am  meiften  rüf)me,  ba&  er  feine  eigenen  Stäben  orbent* 
tidf>  ftubirc,  wie  ein  ©djüler  üon  fidjj  felbft,  —  madjte  gerabe  bie& 
meine  Neugier  rege,  —  aber  id|  geftefje,  bie  (Stuben  tyaben  midj  wal)r* 
ijaft  melandjolifdj  geftimmt.  $f)antafie,  wo  bift  bu,  ©ebanfeu,  wo 
feib  iljr,  modjte  idj  auf  jeber  (Seite  ausrufen.  Seine  Antwort.  %a\t 
nidjtS  als  trodfene  gormein,  Anfänge,  Uebetbleibfel;  baS  33ilb  einer 
alt  unb  fofett  geworbenen  ©dfjönen*  2)ieS  aber  ift  baS  SooS  aller 
Sünftler,  bie  tfjre  Shtnft  nur  an  ifjr  Stiftrument  fangen,  ©ie  er* 
göfeen,  fo  lange  fie  jung  finb,  fo  lange  fie  SKeueS  unb  immer  ®län* 
jenbereS  an  gertigleit  ju  geben  vermögen.  (Sinftweilen  aber  tauten 
jüngere  Xalente  auf;  was  efjemalS  bewunberte  tjcrttgtett  war,  ift  nun 
Sinberfpiel  für  aße  geworben.  3ene  aber,  an  Seifall  gewohnt,  fön* 
nen  ntcjjt  mefyr  otyne  if)n  leben,  wollen  iljn  erzwingen;  aber  feine  §anb 
rüljrt  fid)  ob  ber  Semü^ungen,  unb  bie  SKenge  betädjett,  was  fte 
fonft  anftaunte. 

Salfbrenner  l)at,  wie  er  felbft  erjäi)lt,  einen  großen  Xtjeil  feines 
SebenS  ber  med)anifd>en  ÄuSbilbung  feiner  ipänbe  gewibmet;  einen 
SJeetljotien  müfcte  baS  ftbren  im  Somponiren,  gefdjweige  benn  baS 
fd|Wäd|ere  Xatent.  Unb  bann  lommt  tUn  im  Älter  jum  SSorfdjein, 
was  3itgenbreij  »ormalS  ju  toerbecfen  oerftanb:  ber  SRangel  an  tiefe* 
rer  melfeitiger  Senntnifj,  bie  SBernadfjläffigung  ber  ©tubien  großer 
SSorbilber.  Sonnte  man  fid}  einen  ©ebaftian  SBadj,  einen  Seetljoöen 
pljantafieloS  benfen,  fie  würben  im  greiferen  Älter  nodfj  immer  3n* 
tereffanteS  genug  ju  Xage  geförbert  fyabtn,  weil  fie  eben  ftubirt,  etwas 
gelernt  Ratten.  Die  aber  nichts  gelernt,  mögen  bis  in  ein  gewiffeS 
Älter  f)in  mandfj'  ÄnmutljigeS.  fjertoorbringen  fönnen;  bann  aber  fe^lt 
eS  i^nen  an  Sraft,  bie  Änfprüdfje  ju  erfüllen,  bie  man  an  ben  9Äann 
fteHt,  unb  alle  unnatürlichen  SKittel,  bieS  ju  öerfieimlidjen,  jeigen  bie 
SBlöfce  nur  um  f 0  beleibtgenber.  SBoju  nun  biefe  Stuben  ?  2)odj  ntdjt 
für  ben  Sünftler,  ben  Somponiften,  bie  berlei  nur  ju  burdfjfliegen 
brausen,  es  auf  ewige  3^ten  bti  ©eite  ju  legen!  Aber  audj  nidjt 
für  SSirtuofen  unb  ©tubirenbe:  für  jene  nidjt,  ba  iljnen  fdfjwerlidj  in 


3f.  Sifet,  etübcn.  195 

ben  ©tüben  etwas  9ieueS  ge6oteu  tüirb,  für  biefe  nid)t,  bic  in  frülje* 
reit  Äaltbrennerfdfjen  ©tüben  weit  beffcr  unb  bünbtger  Ijaben  fönnen, 
was  biefe  neuen  in  wenig  tieränbecten  Siebensarten  nur  fümmerlidj 
wieberf)olen.  2)afc  unter  25  ©tüden  fidjj  bemtodi  manches  Artigere 
beftnbe,  fann  man  wof)l  glauben;  ber  Äunft  ift  aber  nur  mit  bem 
9Reifterf)aften  gebient;  wer  bieS  nidjt  überaß  unb  ju  jeber  #eit  ju 
geben  toermag,  t)at  audf)  auf  ben  Kamen  eine»  wahren  ÄünftlerS  feinen 
Stnfprud),  unb  öon  äffen  biefen  ©tüben  ift  feine  einjige  meifterljaft, 
b.  !)♦  groß  in  ©rfinbung  unb  Ausführung.  2)a  laßt  uns  lieber  \m* 
fem  alten  eljrlidjen  ©ramer  fjeröorljolen,  unfern  feingebilbeten  SÄofdje* 
leS,  unfern  pfjantafiereidjen  ©f)opin.  ßum  ©tubium  mittelmäßiger 
ßompofttionen  fjaben  wir  feine  3eit. 

©S  bleibt  uns  nod)  übrig,  über  bic  jwei  Sammlungen  ©tüben 
öon  ßif  jt  ju  berieten,  bie  wir  in  ber  Ueberfdfjrift  genauer  bejeidjnet, 
unb  wir  fönnen  ben  Sefer  gleid)  mit  einer  ©ntbedung  befannt  madjen, 
bie  bie  Xfjeilnafime  für  jene  ©tübenwerfe  nur  fteigem  wirb.  SEBir 
führten  nämlidj  eine  bei  §ofmeifter,  auf  bem  Xitel  mit  SEBerf  1  als 
eine  „travail  de  la  jeunesse"  bejeidjnete,  unb  eine  id  $aSlinger 
unter  ber  StuffdEjrift  „grandes  Etudestf  erfdEjienene  Sammlung  auf. 
©ei  genauerer  SDurdfjftd(jt  ergiebt  fid)  benn,  baß  bie  meiften  ©tüdte  ber 
teueren  nur  Umarbeitungen  jenes  3ugenbwerfeS  finb,  baS  fdfjon  üor 
öielen,  trießeid(jt  20  Safjren  in  Styon  erfd(ienen,  ber  unbefannten  85er* 
tagSfirma  wegen  balb  toerfdtjoffen,  jefct  öom  beutfd£)en  SScrlcgcr  wieber 
öorgefudjt  unb  neu  gebrudCt  worben  ift.  Kann  man  mithin  bie  neue, 
übrigens  toon  ipaStinger  waf)rf)aft  foftbar  auSgeftattete  (Sammlung  fein 
eigentüd&eS  Driginalwerf  nennen,  fo  wirb  fte  fidler  unb  gerabe  jenes 
UmftanbeS  falber  bem  ßla&ierfpieler  öom  %a$,  ber  fie  mit  ber  erften 
Ausgabe  ju  öergleidjen  ®elegenf)eit  l>at,  ein  boppelteS  Stitereffe  ge* 
wahren  muffen.  ÄuS  ber  SSergleid^ung  ergiebt  ftcfj  namlid)  fürs  ©rfte 
ber  Unterfdjieb  jwifd^en  fonftiger  unb  jefeiger  ©taöierfpielweife,  unb 
wie  bie  neuere  an  9teid(jtf)um  ber  SDltttcI  jugenommen,  an  ®tanj  unb 
gülle  jene  überaß  ju  überbieten  fudjt,  wäfjrenb  anbererfeitS  freiließ 
bie  urfprfinglidje  SRaiöetät,  wie  fie  bem  erften  3ugenberguß  inne 
wohnte,  in  ber  jefcigen  ©eftalt  beS  SBerfeS  faft  ganglid}  unterbrüdt 
erfdjetnt.  ©obann  giebt  audj  bie  neue  Bearbeitung  einen  SRaßftab 
für  beS  SMinftlerS  jefcige  gange  gefteigerte  2)enf*  unb  ©efüf)t8weife, 
geftattet  uns  felbft  einen  SBlicf  in  fein  geheimeres  ©eifteSleben,  wo  wir 
freiließ  oft  fdfjwanfen,  ob  wir  ben  Änaben  nidjt  mef)r  beneiben  foffen 
als  ben  SKann,  ber  ju  feinem  ^rieben  gelangen  ju  fönnen  fdjeint. 

13* 


196  fr  Sifet,  ßtüben. 

lieber  £if  jtä  Xalent  jur  ßompofition  weisen  bic  Urteile  über* 
fjaupt  fo  fet)r  öon  einanber  ab,  bafc  ein  ®ingel)en  in  bie  wid|tigften 
Momente,  wo  er  jenes  öerfdjiebenjeitig  jur  ©rfdjeinung  gebraut,  f|ier 
niä)t  am  unredfjten  Drte  ftet)t.    Schwierig  wirb  bieg  baburdd  gemalt, 
bafc  in  §infid)t  ber  DpuSjaf)len  auf  SifjtS  Sompofitionen  eine  wafjr* 
tyafte  ßonfufion  t>crrfd^t,  ba%  auf  ben  meiften  gar  feine  angegeben  ift, 
fo  bafj  man  bie  $eit,  wo  fte  erfdfjienen,  nur  öermuttjen  fann.    SBte 
bem  fei,  baß  mir  es  mit  einem  ungewbfjnlicfyen,  öielfadj  bewegten  unb 
bewegenben  (Seifte  ju  tfjun  fyaben,  gef)t  aus  allen  fjeröor.    ©ein  eige* 
neS  Seben  ftefyt  in  feiner  2Äufif.   $rüf)  öom  SSaterlanbe  fortgenomnteu, 
mitten  in  bie  Aufregungen  einer  großen  ©tabt  geworfen,    als  Sftnb 
unb  Änabe  fdjon  bewunbert,  jetgt  er  fidj  audj  in  feinen  älteren  Eom* 
pofitionen  oft  fef)nfudt)tSbolIer,  tote  nacl)  feiner  beutfd&en  $eimati)  t>et= 
langenb,   ober  frtooter  t)om  leidsten  franjbfifdfjen  SBefen  überfdjdumt. 
3u  antyaltenben  ©tubien  in  ber  ©ompofition  fc^eint  er  leine  SRulje, 
üietteidE)t   audfj   feinen  iljm   gewadjfenen  SKeifter  gefunben  ju  ljaben; 
befto  mefyr  ftubirte  er  als  93irtuoS,  wie  benn  lebhafte  mufifalifc^e  5Ra< 
turen  ben  fdjneüberebten  Xon  bem  troefnen  Sirbetten  auf  bem  Sßapier 
oorjie^en.    SSrad^tc  er  es  nun  als  ©pieler  auf  eine  erftaunlidje  §öt)e, 
fo  war  bodfj  ber  Somponift  jurücfgeblieben,  unb  f)ier  wirb  immer  ein 
2Rifiüer§äItmfj  entfielen,   baS  fidj  auffaüenb  audO  btS  in  feine  legten 
SBerfe  fortgerückt  Ijat.    Slnbere  (Srfdfjeinungen  fiadEfelten  ben  jungen 
Äünftter  nodfj  auf  anbere  SBeife.    Slufjerbem  bafe  er  öon  ben  Sbeen 
ber  Stomanttf  ber  franjbfifd|en  Siteratur,   unter  bereu  Äortjpljäen  er 
lebte,  in  ik  äRufif  übertragen  wollte,  warb  er  burd|  ben  plb$ltd(j 
fommenben  $aganini  gerrijt,  auf  feinem  3nftrumente  nod(  weiter  ju 
gefjen  unb  baS  Sleufcerfte  ju  öerfudjen*    ©o  feljen  wir  if)n  (j.  85.  in 
feinen  Apparitions)  in  ben  trübften  Sßljantafieen  fjerumgrübeln  unb  bis 
jur  S31afirtf)eit  inbifferent,  wäfyrenb  er  fiel)  anbererfeits  wieber  in  ben 
auSgelaffenften  SBtrtuofenfünften  erging,  fpottenb  unb  bis  jur  falben 
Xottljett  verwegen.  2)er  Slnblid  (SfjopinS,  fd^eint  eS,  braute  if)n  juerft 
wieber  jur  Sefinnung.    ß^opin  f)at  bod|  gormen;  unter  ben  wunber* 
liefen  ©ebilben  feiner  äRufif  jief)t  fid}  bodfj  immer  ber  rofige  graben 
einer  äRelobie  fort.    9iun  aber  war  eS  wol  ju  fpät  für  ben  aufcer* 
orbentlidfjen  SSirtuofen,  was  er  als  Somponift  oerfäumt,  nad^ju^olen. 
@id>  oietteid^t  felbft  nid^t  me^r  als  foldfjer  genügenb,  fing  er  an,  fid) 
ju  anbern  ßomponiften  ju  flutten,  fie  mit  feiner  Sunft  ju  üerfd^bnen, 
ju  SSeet^oüen  unb  %xani   ©Hubert,   beren  SBerfe  er  fo  feurig   für 
fein  3uftrument  ju  übertragen  wu|te;  ober  er  fudjte  fidj,  im  Strange 


5.  £ti§t,  ©tüben. 


197 


©igeneS  Ju  S^bcn,  feine  alteren  ©adfjen  bot,  fie  fidfj  t>on  Steuern  auä* 
jufd|mücfen  unb  mit  bem  $omp  neugewonnener  SStrtuofität  ju  um* 
geben. 

9ief)me  man  baS  83orftef)enbe  als  eine  Sfafidjt,  als  einen  33erfud|, 
ben  unbeuttidjen,  oft  unterbrochenen  ©ang,  ben  SSifjt  al§  ©omponift 
genommen,  fidfj  burdf)  fein  überwiegenbeS  SSirtuofengenie  ju  erflären. 
©afc  Sifjt  aber  bei  feiner  eminenten  mufifafifdjen  Statur,  wenn  er  bie* 
felbe  ßeit,  bie  er  bem  3nftrument  unb  anbern  SJieiftern,  fo  ber  Eom* 
pofition  unb  fidj  fetbft  gewtbmet  f)ätte,  aud)  ein  bebeutenber  Gompontft 
geworben  Wäre,  glaub'  idj  gemifc.  2Ba$  wir  t)on  ifjrn  nod(  ju  erwar* 
ten  fjaben,  läfct  fidj  nur  mut^mafcen.  S)ie  ®unft  feines  93aterlanbe3 
fid)  ju  erwerben,  müfcte  er  freiließ  öor  Allem  jur  §eiterfett,  jur  Sin* 
fad^eit  jurüdffefiren,  wie  fie  fid)  fo  wof)ltf|uenb  in  jenen  älteren  ®tü* 
ben  augfpridjt,  müftte  er  mit  feinen  ßompofitionen  e^er  ben  umgeleg- 
ten Sßrocefc,  ben  ber  ©rleidEjterung  anftatt  ber  ©rfdjwerung  öorne^men. 
Snbefc  öergeffen  wir  nidjt,  ba|  er  tbtn  ©tüben  geben  wollte,  unb 
bafc  fidfj  f)ier  bie  neu  complicirte  ©dfjwierigfeit  ber  (Sompofition  burdj 
ben  $md  entfdfjutbigt,  ber  tbtn  auf  Ueberwinbung  ber  größten  ausgebt. 

5)em  Sefer  nun  baä  Urtfjeil  über  bie  üorliegenben  ©tüben,  ü|re 
urfprünglid^e  ©eftatt  unb  bie  Slrt  ber  Bearbeitung  ju  erteiltem,  mö* 
gen  l)ier  einige  Anfänge  fielen: 


5Rr.  1  fonft: 


^ 


^ 


^Fi 


etc. 


Sva 

energico      rg^"" 


$iefelbe  jefet: 


b( 


198 


fr  Stfot,  (Stöben. 
Sftr.  5  fonft: 


fefeßE? 


a= 


2' 


etc. 


=*=F 


©tefelbe  jefct: 


9fr.  9  fonft: 


S*~t  f  f  f  TfiLi1"  r  *"rr^^ 


p  con  leggerezza. 


etc. 


^S 


¥= 


p^p^ 


Stafette  jefct: 


fcw. 


i 


&*=g: 


*Sg 


Ä       1- 


feil. 


^~^f 


etc. 


^rtzg—fe 


W^0 


m 


W=£ 


SJian  fieljt  bic  2trf)ittid)feit  unb  bcn  Unierfcfyieb.  2)ie  Orunb* 
ftümnungen  ber  Slnfänge  ftnb  meiftenS  biefetben  geblieben,  nur  Don 
reiferen  giguren  umfjangen,  ftrofcenber  in  ber  Harmonie,  attcS  ftärfer 
aufgetragen;   im  Serlauf  ber  ©tücfe  finben   fidj  aber  in  ber  neuen 


3f.  Sifet,  (Stuben. 


199 


Ausgabe  fo  öiele  äbtoeidjungen ,  bafc  baS  Original  oft  ganj  in  ben 
^tntergrunb  tritt,  ©o  tyat  bie  jwcitc  Stube  in  A  moll  eine  Sölenge  3u* 
fäfce,  einen  nenen  ©dEjlufc  ermatten.  3n  ber  britten  (in  F  dur)  ift  bie 
ältere  Stube  nodj  weniger  ju  erlernten,  bie  ^Bewegung  eine  anbete 
toorben,  eine  Söletobie  fjinjugefommen,  tote  benn  baS  ganje  ©tücf  in 
t)er  ^Bearbeitung  (big  auf  ben  trivialeren  üKtttelfafc  in  A  dur)  an  3n* 
tereffe  jugenommen.  Sn  ber  vierten  (D  moll)  fyat  er  über  bie  gigur 
beS  erften  Originals  ebenfalls  3Mobie  aufgebaut,  einen  beruf)igenben 
läHittelfafc  eingefdjattet  unb  jum  ©c^tu§  jener  SWelobie  neue  SBeglet* 
tnngen  gegeben.  Sine  totale  Umwanblung  tyat  bie  fünfte  erfahren  jc.  k. 
©anj  neu  finb  nun  bie  folgenben  brei  unb  ber  Sänge  nadj  tt>of)l  bie 
größten  Stuben,  bie  es  giebt,  leine  namlidi  unter  10  Seiten.  Sine 
Äritif  nadf)  getoöljntidjer  Sßeife  über  fie  aufteilen  ju  wollen,  Quinten 
nnb  Buerftänbe  ettoa  ^erauSsufudjen  unb  ju  öerbeffem,  toäre  ein  un* 
nüfceS  93emüf)en.  $ören  mufc  man  fotdje  Sompofttionen,  fie  finb 
mit  ben  §änben  bent  Snftrument  abgerungen,  fie  muffen  uns  burd) 
fie  auf  i^m  entgegen  Hingen.  Unb  aud)  fet)en  muß  man  ben  Som* 
poniften;  benn  wie  ber  Stnbticf  jeber  SSirtnofität  ergebt  unb  ftärtt,  fo 
erft  jener  unmittelbare,  too  wir  ben  Somponiften  felber  mit  feinem 
3nftrumente  ringen,  eS  bänbigen,  eS  jebem  feiner  Saute  ge^ord^en  feljen, 
SS  finb  waljre  ©türm*  unb  ©rau8<Stüben,  Stuben  für  IjbdjftenS  je^n 
ober  jwölf  auf  biefer  Sßelt;*  fd|Wädfjere  ©pieler  würben  mit  i^nen 
nur  Sachen  erregen.  2lm  meiften  finb  fie  einigen  jener  $aganinifrf)en 
für  Sßioline  toerwanbt,  t)on  benen  Sifjt  neuerbingS  au<$  Welche  für 
baS  $ianoforte  ju  übertragen  beabfidfjtigt**  2)ie  nun  folgenben  9htm* 
mern  ber  neuen  SluSgabe  ftüfcen  fid|  wieberum  auf  bie  ältere.  9tr.  9 
Ijat  eine  Sinleitung  erhalten  unb  im  Verlauf  maudt)'  intereffanten  3ufa$. 
$lx.  10  erfdjeint  ebenfalls  breiter  ausgeführt  unb  freiließ  um  baS  ßefm* 
fadje  fd)Wieriger.    3n  ÜRr.  11  wirb  ber  ^auptgebanle : 

AUegretto  con  tnolf  espressione. 


*  6ie  finb  (£Iara  SBiecf  geitnbmet. 
**  gortgelaffene  Slnmerfung :  „SRef.  öerjudjte  bereite  baffclbc  in  jwei  cor  fdjon 


längerer  Seit  crfdjienenen  #eften." 


200  fr  Sifet,  (Stuben, 

folgenbermafeen  tran§ponirt : 


Pg^^rTt=|^H 


i 


mi 


etc. 


3m  SScrfolg  ber  neuen  Stube  tritt  eine  neue  gigur  Ijinju  über 
einen  etwas  platten  ©ebanfen,  bagegen  ber  äRittelgefang  reijenb  unb 
an  3Mobie  btö  Snmgfte,  was  bie  ganje  ©ammtung  enthält  genannt 
werben  mufe.  3Me  erwähnte  gigur  tritt  baim  nocfj  einmal  in  größten 
Siaöiermaffen  auf* 

Str.  12  enbtid)  ift  ebenfalls  eine  Umarbeitung  ber  legten  Stube 
ber  älteren  Sirbett  unb  bie  urfprünglidfj  in  AU  Xoct  gefegte  SRetotrie 
in  6/s  umbrochen ;  fie  bietet  eine  SKenge  ber  fdjwierigften  S3egleitung§« 
arten,  man  weift  oft  nidfjt,  wo  bie  Ringer  f)ernef)tnen.  S)ie  Hummern 
6,  8  unb  11  ber  §ofmeifterftf)en  SluSgabe  finb  in  ber  neuen  über- 
gangen (an  beren  ©teile  jene  brei  neuen  getreten) ;  meüeidEft  bringt 
fie  Sifjt  nod)  in  fotgenben  £>eften,  ba  er  bodj  wofjt  ben  ganjen  Sreiä 
ber  Xonarten  bearbeiten  will. 

2Bie  wir  fagten,  man  muft  atleä  bieg  fcon  einem  SKeifter,  wo 
mbglidj  Don  Sifjt  felbft  fjören.  33iete3  würbe  unä  freiließ  aud)  bann 
nodj  beleibigen,  DieteS,  wo  er  aus  aßen  SRanben  unb  SSanben  heraus» 
gefyt,  wo  bie  erreichte  SEirfung  bodE)  nitf)t  genug  für  bie  geopferte 
©d&önfjeit  entfdjäbigt.  Slber  mit  Verlangen  fefjen  wir  feiner  Hnfunft 
entgegen,  bie  er  uns  ben  nädfjften  SBinter  jugefagt.*  ©erabe  mit  bie* 
fen  Stuben  Ijat  er  bei  feiner  legten  Slnwefenljeit  in  SBien  fo  erftaun* 
ftdj  gewirft,    ©rofee  SBirfungen  fegen  aber  immer  audj  grofce  Urfac^en 


*  $ie  neue  geitfdjrift  tyatte  bereits  unterm  8.  guni  1838  foigenbe  GEintabung 
an  Sifet,  ber  bamalä  in  Sßten  mar,  erloffen: 

„2ln  $rn.  Sranj  ßtfjt. 
tof  ein  ©latt  meljr  ober  meniger  im  Sorbeerfranj  fommt  e$  einem  <5iegge* 
toofmten  ntdjt  an.  Snbefe  mußte  man  bie  SBefdjetbentyeit  be3  gelbtyerrn  tabeln,  ber 
ben  föufjm  feiner  (siege  nur  auf  einen  einzigen  Ort  befdjränfte.  #r.  Sifjt  ift  fo 
nalje  an  9torb*$eutfd>Ianb;  er  fomme  &u  uns!  9Kit  offenen  Firmen  mirb  man  iljn 
empfangen  unb  fefttyalten,  fo  lang  e3  Siebe  unb  Söennmberung  oermögen. 
$te£  im  tarnen  unferer  greunbe  unb  9lfler. 

gforeftan  unb  ©ufebiuS." 


&  Singer  unb  3.  $.  (£.  ftartmamt,  ^ianoforteftficfe.  201 

öorauS,  unb  ein  publicum  läfct  fi<$  nid)t  umfonft  entf)ufia8miren. 
©0  bereite  man  ftd|  burd)  öorläufige  2)urd(jfid()t  ber  beiben  ©ammlun* 
gen  auf  ben  ßünftter  m>r;  bie  befte  Äritif  wirb  er  bann  felbft  geben 
am  Glamer. 

SR.  ®. 


^antafieen^  dapriren  u.  fnx  piattoforte. 

(<5$lu&.) 
*  2.  »iiger,  @ed)3  @tiWe.    ®trf  1. 

3)ie  ©tüdEe  fjeifcen  „pteces  m&odieuses",  woburdj  iljr  Sn^alt 
auf  baS  SBefte  angegeben  ift.  811$  tüchtigen  Spieler  erwähnte  bie  3*it* 
fd)rift  ben  jungen  Äünftler  bei  toerfdfjiebenen  ©etegenf)eiten,  audEj  als 
©omponiften  mufc  fie  iljm  SBeifatt  fdfjenfen.  ®r  fennt  fid(j  unb  will 
nidjt  mef)r  gelten,  als  er  ift.  ©0  giebt  er  fidj  einfadj,  fdjlidjt  unb 
traulid),  of)ne  beSfjalb  etwa»  Sßuj}  ju  berfd|mäl)en,  als  ging'  es  ©onn* 
tag$  jur  Äirdfje.  ©inmal  nur,  im  britten  ©tücf,  berfudfjt  er  fid)  audfj . 
im  $eroifdfjeren  unb  nidEft  mit  Unglücf,  fällt  aber  balb  wieber  in  baS 
anfprudfjlofe  SBefen  jurücf,  baS  il>m  mei)r  §erjen  gewinnen  wirb  als 
feine  fütteren  SroberungSptäne.  Süngem  Spielern  nüfcen  bie  fleinen 
©tücfe  im  SBefonbern  burd|  ben  claöiergeredjten  ©afc,  ber  überall  ben 
gut  unb  grünbtidj  gebilbeten  Spieler  befunbet;  jum  ©tubium  fdjwie* 
rigerer  ©äfce  ä^ntidfjer  Strt  (wie  etwa  ber  2RenbetSfof)nfcf)en  Sieber 
of)ne  SBorte)  mögen  biefe  ^eiteren  Sölelobieen  am  beften  öorbilben  unb 
toerbienen  in  biefem  ©inn  allgemeiner  befannt  ju  werben. 

3.  $.  @.  ^artmautt,  3*ei  djarafierifKfd)e  Stade.     SBerf  25. 

3)eS  frönen  ©trebenS  biefeS  Somponiften,  eines  Dänen,  fjaben 
wir  fd)on  mehrmals  gebadfjt.  SMefe  neuerfdjienenen  ©tüdEe  jeigen 
einen  großen  Sortfdjritt,  namentlidj  im  §armonifd(jen,  weniger  im 
SRelobifc^en.  3n  if)r  inneres  ju  bringen,  möge  man  fie  fidjj  aber 
öfter  unb  ju  toerfdjiebenen  3^{*^  fpielen  unb  antjören.  Der  ßompo* 
nift  fud)t  unb  gräbt  tief  unb  bringt  oft  SefremblidjeS  Ijeröor.  ©enauer 
betrachtet  finbet  fid>  aber  in  ben  groieSfen  SBerfcpngungen  ein  Qn* 
fammenf)ang,  wie  er  nur  ber  funftgeübteren  §anb  gelingt.   SluS  bollern 


202  &  $te^d)ocI,  Sieb  ofyie  SBotte. 

§erjen  ju  fingen,  eä  frei  f)erau8braufen  ju  laffen,  öermag  er  nid)t; 
e§  wadfjt  überaß  ber  SBerftanb.  §at  aber  ber  ©omponift,  wie  eä 
fdjeint,  manches  feinen  ©tubien  in  S.  9W.  t>on  Sßeber,  metteidjt  aud) 
in  2Renbel8fof)n  ju  öerbanfen,  fo  lerne  er  audj  öon  i^nen  nodjj  fwitt 
ju  fingen,  bann  wirb  er  aud|  allgemeiner  wirfen.  ©idjer  f)abeu  toir 
nodj  öicl  Xrefftit^cS  toon  i§m  ju  erwarten ;  unter  bem  „wir"  meine  idj 
bie  2Jtufifer.  Dilettanten  werben  if)m  wenig  ®efdf)ma<f  abgewinnen; 
für  biefe  fdtjreibt  er  ju  complicirt  unb  begiefiungäüotl,  3taliener  mtb 
3talienifirte  würben  iljn  gar  für  einen  Barbaren  erflären.  5>ie  ©tücfe 
,finb  beibe  gleidj  intereffant  unb  fpieten  in  fefjr  öerfdfjiebener  ©pf)äre. 
SRamentlid)  will  mir  ba&  lefcte  jufagen  in  feinem  grüblerijdEjen  toer* 
langenben  Ef)aralter,  al8  ^ättc  fidfj  if)m  ein  fjotbeS  Sßljantafiebilb 
genagt,  ba3  er  nidfjt  ju  faffen  öermödjte.  2)od|  audj  ba$  erfte  f)at 
feinen  Sßertf).    S)ie  ©tücfe  finb  feijr  ber  Siebe  wertf). 

9L  Sretyfdjoif,  Souvenir,  Sieb  oljue  ©arte.     SBerf  4. 

©er  Gomponift  ift  al£  ßla&ierfpieler  ju  Sftuf  unb  SKamen  gefom* 
inen  unb  berbient  e8.  8113  Somponift  liegt  er  nodj  in  ber  erften  SScr* 
puppung:  ber  Schmetterling  ftet)t  nodfj  ju  erwarten*  ©ein  Sieb  offne 
SBorte  ift  mefjr  eine  ©tübe,  öon  freunblid^er  Sßirfung,  ba8  ©anje  aber 
beinahe  bürftig  anemanber  gefegt.  SScrfud^e  in  fdfjroierigeren  Sompo* 
fitionSarten  müßten  üjn  öorroärtö  bringen.  Slud)  baft  er  nid)t  bot 
bem  Snftrument  fdfjreibe,  me^r  aus  innen  fjerauS  ju  geftatten  fudfje, 
möchten  wir  if)m  ratfjen.  @8  läuft  nodfj  atte§  ju  fefyr  auf  gigur, 
Effect  unb  $ingerwerf  f)inau8.  S)er  ßomponift  wirb  bie3  öerfteljen, 
wenn  er  g.  SB.  ein  äfynlidjeä  ©tücf  öon  9Kenbel3foljn  jur  §anb  nimmt 
unb  oergleidfjt,  wie  l)ier  alles  Äeben  unb  ©eele  atfjmet,  wie  fwiftöofl 
leidet  e8  fid>  jum  ©anjen  abrunbet.  2Rit  SBorten  läfct  fid>  ba8  fdjwe* 
rer  jeigen  als  am  Etamer.  äReljr  über  beS  jungen  Äünftlerä  Anlage 
unb  föidjtung  ju  fagen,  wirb  erft  nadj  einem  größeren  SBerfe  möglich 
fein,  ju  bem  er  fid)  balb  Äraft  unb  $t\t  fammeln  wolle. 


9iodj  liegt  un8  eine  Sötenge  fürjerer  SJiufifftücfe  öon  SB.  Xaubert, 
Ä.  ^enfelt,  SB.  ©ternbaie  S5ennett  unb  ß^opin,  öier  ber 
bebeutenbften  ber  jüngeren  ßlaüiercomponiften,  t)or,  über  beren  Xalent, 
S5ilbung  unb  SRidjtwtg  fd^on  öfter  in  biefen  S3lättem  bie  Siebe  war, 
fo  ba&  wir  ung  fürjer  faffen  fönnen  im  Sobe. 


SB.  Xaubert,  Erinnerungen  an  (sdjottfanb  unb  SJMnnelteber.  203 

SSott  SB.  Xaubert  juerft  „(grinnerungen  an  ©d&ottlanb"  [SBerf  30], 
adjt  Sßljantafieen  ober  $ßj)atttafieftüdEe,  bie  uns  in  if)rer  foliben,  edf)t 
beulen  Sßräge,  toie  grüneres  beffelben  XonfefcerS,  ganj  befonberS 
erlabt.  Die  ©runbjüge  feines  mufifatifdf)en  ©IjarafterS,  Derbheit  unb 
Smtigfeit,  oft  ju  einem  gemütpdjen  Junior  gepaart,  finben  toir  audj 
in  biefen  9fteifebilbern  triebet.  Steifen  finb  nun  jtoar  unter  allen 
Äünftlern  toof)l  bem  SRufifer  am  toenigften  erfpriefelidj  ju  feiner  Äunft, 
—  bem  Sinter  fdjon  mef)r,  bem  9Mer  am  meiften;  —  unfere  groften 
Somponiften  J>abcn  immer  ftitt  an  ein  unb  berfelben  ©teile  gekauft, 
fo  33adf),  $at)bn,  33eetf)ODen,  obtooljl  ein  83lidf  in  bie  Sltyen  ober  nadE) 
©icilien  hinüber  audE)  biefen  nichts  gefdjabet  tiaben  möchte,  ©iner 
tReife  burdj  bie  fdjottifdEjen  §odjlanbe,  bie  SB.  Xaubert  Dor  einigen 
Sauren  gemalt,  Derbanlen  toir  benn  audE)  obige  ©dE)ilberungen,  unb 
finb  fie  nidjt  an  Drt  unb  ©teile  entftanben,  fo  bodj  burdE)  lebenbigeS 
Aufbauen  jener  romantifcfyen  (Segenben  treuer  unb  materifdjer  getoor* 
ben.  SRan  empfängt  in  ber  Sammlung  mef)r  als  man  erwartet,  nidjt 
blofje  Sin«'  unb  9tad£)flänge,  93ertoebung  fd&ottifd&er  SRelobieen  ober 
üariationSmäfcige  Arbeit,  fonbern  eine  8teit)e  bem  ©omponiften  für  Doli 
anjuredjnenber  SKufifftüdfe,  originelle  ©cenen  unb  ©enrebilber,  fämmt* 
lid^  bie  Sßljantafie  auf  baS  2tnmutf)igfte  feffelnb  unb  unterljaltenb. 
Stückiges  ©urdjifpielen  reidjt  aud>  fyier  nidE)t  t)in  jum  SBerftänbnifj, 
unb  ift  bie  SRufif  nidf)t  fd£)toierig  ober  tief,  fo  ttriH  fie  bod^  in  iljrem 
befonberen  fiocalton  ftubirt  fein:  bann  aber  wirb  man  mit  ©rgöfcen 
oft  unb  lange  bei  ben  ©tüden  Derweilen.  2ludj  SuriofereS,  Abenteuer* 
ItdjeS  läuft  mit  unter,  nirgenbS  aber  auf  Soften  ber  3JhtfiI.  2Rit 
einem  SBorte,  ber  ©omponift  Ijat  in  guter  ©tunbe  gefd&rieben  unb 
XDixtt,  was  er  will. 

3n  „fed&S  9JKnneliebern"  [SBerl  45]  beffelben  Sünftterä  treffen  toir 
ebenfalls  auf  Diel  greunblidjeS,  toie  es  nur  einem  wirllidj  mufifali* 
fdjen  ©emütl)  entftrömen  fann.  2KenbelSfof)n  unb  feine  Sieber  offne 
SBorte  fielen  aber  Ijier  ju  naf)e,  als  bafc  man  nidE)t  ju  SSergleic^en 
aufgeforbert  toerben  müftte.  2)odj  unterfdjeiben  fidj  bie  Xaubertfdfjen, 
toie  fd^on  burdE)  bie  3nbiDibualität  beS  ©omponiften,  fo  burd^  bie  flei< 
nere  gorm,  baS  rein  fiiebermäftige ;  in  ©rfinbung,  9leuf)eit,  SBertf) 
ber  Ausführung  fönnen  fie  fid}  freiließ  mit  benen  Don  SKenbelSfoljn 
nidjt  meffen.  S)aS  $eft  fprid&t  nur  Don  Xreue  unb  ßiebe«  S)ie  2Rot* 
toS  über  ben  einjelnen  ©tüdfen  finb  wof)t  angebracht  unb  aus  ©f)afe* 
fpeare,  Uf)lanb  unb  SB.  9Küüer  entlehnt.  $aS  frifdfjefte  unb  ebelfte 
an  ©mpfinbung  toill  mir  baS  erfte  fdfjeinen,  fo  oft  eS  aud>  in  ber 


204  «.  Jpenfelt  u.  gg.  @t.  Eennett,  (Sfatrierftücfe. 

melobifdjen  ^ü^rung  an  3KenbelSfof)n  erinnert.  S)ie  anbem  fielen 
fämmtlidj  gegen  biefeS  erfte  jurüd.  3n  einem  ©tüd  ju  trier  Jpänben 
läfjt  fidj  auä)  mit  ber  (Miebten  fdjwärmen,  fpiclt  fie  (Slamer;  „in  ber 
Sommerung"  ift  es  überf djrieben;  bodE)  f)alte  iclj  eS  für  profaifetyer. 
3m  Uebrigen  jpridjt  bie  SWufif  ben  einfachen  beutfdfjen  ©pruclj  ber 
ganjeu  Sammlung  „Seine  Suft  ofjn'  treues  Sieben"  ooHfommen  aus. 

Sin  Stbolf)^  §enfelt  tjaben  toir  nichts  ju  beflagen,  als  bafcer 
uns  fo  feiten  ©ctcgcntjcit  giebt,  über  t^n  ju  fpredfjen.  SBielleidjt,  bog 
er  uns  balb  aus  bem  Sftorben  jurüdfommt  mit  größeren  SBctoetfcn  fei* 
neS  gleifteS,  toie  eS  öon  feinem  frifdfjen  Xalent  ju  erwarten  ftet)t. 
günf  Heinere  ©tüde  finb  in  biefer  ßeit  erfdjienen:  ein  tjalbweg  geüb* 
teS  Äuge  müfjte  fie  fdjon  an  ber  lieblid&en  Drbnung  im  Sftotengebälf 
als  ©tüde  feiner  ßompofition  erf  ernten;  gehört,  finb  fie  faum  fe^lju 
ratzen.  Slm  meiften  fönnte  man  üielleidjt  bei  einem  ©djerjo* 
[SBerf  9]  fcljwanfen,  baS  einen  Drdjefterdjaralter  Ijat  ober  audj  einen 
9Äittelfafc  einer  ©onate  gegeben  t)ätte;  eS  ift  fet)r  einfach,  ernft,  djaraf* 
teriftifdj.  ßebenbiger  wirft  ein  Pensöe  fugitive  [SBerf  8]  in  beinahe 
SBeberfdfjem  Sljarafter,  ben  toir  ju  einem  ©onatenfdjlu&fafc  auSge« 
fponnen  wünfd&ten.  ©ine  f leine  SRomanje  [SBerf  10]  in  Bmoll  et* 
innert  in  itjrer  leifen  flagenben  SBeife  an  SleljnlidfjeS  öon  §enfelt,  töte 
er  benn  ein  ben  grauenf)erjen  oorjüglid}  gefährlicher  ©omponift.  9Son 
jwei  Notturno S  [SBerf  6]  mödjte  idj  nur  baS  jweite  fo  Ijeijjen,  baä 
ber  Somponift  nodf)  aufterbem  la  Fontaine  genannt  —  ntdfjt  ganj  tref* 
fenb,  tote  midj  bünft;  als  2Kufiffiüd  Hingt  eS  reijenb.  SDaS  erfte: 
,©djmerj  im  ®lüd"  ift  mir  nod)  aus  bem  ©piel  beS  ©omponiften  im 
©ebacljtnifj ;  eS  fjinterläfjt  einen  gemifdjten  (Sinbrud,  baS  ©cfjwanfen 
barin  jtoifd^en  fieib  unb  greub'  madfjt'S ;  eS  neigt  fidj  toeber  jum  einen 
nodEj  jutn  anbem.  S)er  ©omponift  fällte  baS  fetbft,  wie  eS  wenig* 
ftenS  baS  franjöfifdje  SRotto  auSfpritjjt.  $lod)  eine  f$rage:  Nir  ftn& 
fo  reiclj  an  beutfdjen  SiebeSfprüdfjen,  warum  fo  gemütf)lofe  fraujö* 
We?  - 

©ternbale  S3ennett  fjat  unS  in  „three  Diversions"  für  Sßiano» 
forte  )u  oier  §änben  [SBerf  17]  auf  baS  Snnigfte  ergöfct.  3MeS  finb 
audj  fleine  formen,  aber  weldje  geinfjeit  im  (Sinjelnen  bemtodj,  wie 
fünftler^aft  baS  ®anje,  unb  barin  unterfdjeibet  fid)  ber  fjöfjere  Äünft* 
ler  oom  mittleren,  bafc  er  audj  feine  fleinften  Arbeiten  mit  Siebe  unb 
©orgfalt  befjanbelt,  wäfjrenb   fie  ber  anbere  liebcrtid^  fjinwirft  unb 


*  6djumcmn  gemtbmet. 


323.  ©t.  tteratett  u.  tyopin,  Sfomerftücfc.  205 

meint,  baS  $eug  öerbiene  es  nidjt  beffer,  unb  er  fdjüttele  bcrglcid^cn 
aus  ben  Slermeln.  3n  ber  Zfyat  roüfcte  id£)  aufcer  2RenbetSfof)n  feinen 
ber  lebeuben  ©omponiften,  ber  mit  fo  wenigem  Slufwanb  fo  toiel  ju 
fagen,  ber  ein  ©tüd  fo  anjuorbnen  unb  abjurunben,  ber  mit  einem 
SBorte  fotd^e  Diversions  ju  fd&reiben  toüfjte.  ÄedereS  unb  ©eiftreidfje« 
res  giebt  eS  wof)t,  3arterc$  wtö  SftettereS  faum.  (Sine  SiebenSttmr* 
bigfeit  ift  über  bie  ©tüde  auSgegoffen,  bie  nur  bie  rof)eften  §änbe  ju 
©Rauben  mad&en  fönnten,  eine  gütte  ber  föftlidjften  Stnmutf)  in  ben 
einfadjfien  ^Bewegungen,  überall  Sßoefie  unb  Unfd&ulb.  Steint  es 
bod),  als  ftünbe  biefe  auSlftnbifdf)e  fcltcnc  Sßunberblume  gerabe  jefct 
in  ifjrer  buftigften  33lütf)e;  ba  eile  man,  fie  ju  betrauten.  S)aS  8luS* 
lanb  giebt  uns  o^net|in  fo  wenig:  Italien  treibt  nur  ©d&mettertingS* 
ftaub  herüber,  unb  am  wunberfamen  33erlioj  fdjreden  bie  fnotigen 
3luSwüdf)fe.  Slber  jener  ©nglänber  ift  unter  allen  gremben  ber  beut* 
f d)en  Xf)eilnal)me  am  würbigften,  ein  geborner  Sünftler,  wiefelbft 
$)eutfd)lanb  wenige  aufjuweifen.  8luf  feine  ßompofition  jurücfjufom* 
men,  fo  tfjut  nichts  leib  baran,  als  bafc  eS  nodf)  jweier  §änbe  bebarf, 
fie  ju  genießen.  SBielleidfjt  liefen  ficlj  bie  ©tücfe  gefd)idEt  auclj  für  nur 
jwet  umfefcen ;  baS  erfte  ift  fogar  in  biefer  ©cftalt  entftanben  unb  nur 
arrangirt. 

S3et  SBeitem  größer  angelegt  ift  Sßerf  16  üon  23  en  nett  ßßljan* 
tafie  in  A  dur]  unb  gehört  nur  feinem  Xitel  nadf)  in  biefe  fleine  SBerf* 
fdjau.  SBie  eine  ©onate  verfällt  eS  in  öier  lange,  ganj  ausgeführte 
©afce,  bie  fid}  gegenfeitig  bebingen.  2)od)  fdjliefct  ber  lefcte  nidjt 
eigentlich  ab,  wie  er  aud)  früher  als  bie  anbern  gefdfjrieben.  SBßir 
müßten  jum  ßobe  ber  Sßfjantafie  nur  wieberfjolen,  was  wir  über  SBerf 
17  gefagt,  wenn  jene  ifjrer  Stnlage  nad)  audj  auf  anberm  ®ebiete 
faielt,  bei  SBeitem  complicirter,  fdjmieriger  unb  anfprudfjboHer  ift.  Sin 
fdjönen  SMobieen  ift  fie  überretdj,  unb  eS  fdjmettert  barin  tote  aus 
Sftadjtigallenbüfd&en.  2tudf)  an  ben  SSennett  eigenen  §armoniewenbun* 
gen  läfct  fidf)  ber  S)id)ter  erraten.  SDer  ©fjarafter  ift  in  ben  brei 
erften  ©äfcen  überwiegenb  Itjrifdd,  ber  lefcte  ergebt  fidf)  bramatifdjer 
unb  regt  bie  Sßfjantafte  am  ftärfften  auf:  SWufifer,  2Kaler  unb  $oet 
finben  f)ier  ©toff.  ßu  ifjrer  S)arfteHung  paffen  nur  wirflidje  SMnft* 
ler,  Dilettanten  würben  fidj  fd)Werltd()  IjerauSjufmben  wiffen,  wenig* 
ftenS  bie  SRe$Tga$l. 40 

3Jon  neuen  Eompofitionen  SfjopiuS  fjaben  mir,  aufcer  einem 
igeft  SKajurfen  unb  brei  SBaljern,  eine  merfwürbige  ©ammlung  Don 
HJrälubien  ju  erwähnen.    @r  geftaltet  fidE)  immer  lichter  unb  leichter, 


206  Gamttla  Riegel. 

—  ober  ift'3  ®ewöt)nung  an  feine  SBeife?  —  ©o  werben  bie  üRajur* 
fen  [Sßerf  33]  im  Äugenblicf  anmutljen  nnb  feinen  uns  populärer 
als  bie  früheren;  öor  aüm  muffen  bie  brei  SBalger  [SBerf  34]  gefax- 
ten, anbem  ©dfjlageS  als  bie  gewöhnlichen  unb  in  ber  2lrt,  toie  fie 
nur  einem  Sljopin  beifommen  Wunen,  wenn  er  in  ba$  Xanjgemenge, 
ba3  er  eben  t)ebt  burc§  fein  SBorfpielen,  grofcfünftlerifd)  hineinfielt 
unb  anbere  S)inge  benfenb,  als  wa3  ba  getanjt  wirb.  (Sin  fo  flutten* 
be$  fieben  bewegt  fidf)  barin,  baft  fie  wirflidjj  im  Xanjfalon  improtri* 
firt  ju  fein  fdjjeinen.  S)ie  Sßrälubien  [SBer!  28]  bezeichnete  idj  afä 
merlwürbig.  ®eftel)'  id),  bafc  idj  mir  fie  anberS  badjte  unb  toie  feine 
©tüben  im  größten  ©til  geführt.  33einalje  ba3  ©egentljeil;  e3  finb 
©fijjen,  (Stübenanfänge,  ober  will  man,  SRuinen,  einjetne  äblerfittige, 
alles  bunt  unb  ȟb  burdj  einanber.  SCber  mit  feiner  $erlenfdjrift 
ftet)t  in  jebem  ber  ©tücfe:  „griebrid)  Sljopin  f  cJjrieb'S" ;  man  erfemtt 
ii)n  in  ben  Raufen  am  heftigen  Sltljmen.  ®r  ift  unb  bleibt  ber  fütjnfte 
unb  ftoljefte  2)idf)tergeift  ber  ^eit.  Sfadj  ÄranfeS,  giebetf)afte8,  ab* 
ftoftenbeS  enthält  ba3  §eft;  fo  fud&e  Seber,  was  i§m  frommt,  unb 
bleibe  nur  ber  ?ßl)ilifter  weg.    2Ba3  ift  ein  5ßf)ilifter? 

(Sin  Jjoljler  $arm 

93on  gurdjt  unb  Hoffnung  aufgefüllt, 

$)a&  ©ott  erbarm! 

©djjliefjen  wir  befanftigenber  mit  bem  fdjjbn  ©djillerfd)en : 

3eneS  ©efefc,  baä  mit  ehernem  ®tab  ben  ©träubenben  teufet, 
$ir  nid)t  gilt'3.    2Ba3  bu  tyuft,  toaS  bir  gefällt,  ift  ©efefc. 

3t.  6. 


Camtlla  {Hegel, 

I. 

Stuf  bem  ©oncertjettel  ber  2Rab.  6amiQa  Sßletyel  prangten  Korn* 
pofitionen  neben  einanber,  bie  auf  bie  würbigfte  Stiftung  ber  Äunft* 
lerin  fdjtiefcen  liefen,  2)aS  6  moll^oncert  öon  3Renbel2fo^n  Ratten 
wir  öor  Äurjem  oon  2Kenbel8fol)n  felbft  gefjört.  Qti  war  üttereffant, 
ba3  ©piel  ber  lebhaften  granjöfin  mit  bem  be8  3Reifter3  ju  toerglei* 
djen;  ben  legten  ©afc  nat)tn  fie  fogar  fd^netter.    3m  Uebrigen  mag 


eanüdct  $lajel  207 

ber  Somponift  mit  bcr  immer  mufifalifdjen  Stuffaffung  fidjet  etnöer* 
ftanben  getoefen  fein,  bis  auf  etnjetne  ©efangftetten,  bie  toir  einfacher, 
.  innerlicher,  toeniger  affectoott  gefptelt  toünfd^ten.  $faber3  als  anbete 
ßlatneroirtuofen,  bie  gar  lein  ganjeS  ßoncert  mef)r  öffentlich  ju  @ef)ör 
ju  bringen  toagen,  gab  un8  SKab.  ^ßle^el  fogar  ein  jtoeiteS,  ba$  ©on* 
certftüdf  Oön  SBeber,  ba8  gerabe  Ijeute  ein  boppelteS  3ntereffe  bot,  ba 
es,  ber  Vorgänger  be8  ßoncerta  t>on  äRenbeläfoljn,  an  öielen  ©teilen 
in  bie  Sßfjantafie  be$,  toie  er'«  fdjrieb,  nod)  jungen  Äünftterä  toerfüf)* 
terifdj  Itinetngefpielt  Ijaben  mag,  fidj  übrigen»  in  S^eü  unb  gein^eit 
be$  Ausbauet  mit  bem  Jüngern  SBerle  tooljt  faum  meffen  !ann.  2Rab. 
sßletjel  trug  e3  äufterft  glüdlidj  oor  unb  mit  berfelben  toarmen  Sei* 
benfd&aft,  mit  ber  fie  alle  SÄufif  aufeufaffen  fdjeint.  ©o  fjatte  fid(j 
audj)  im  publicum  balb  jene  freubige,  mittjjeilenbe  Stimmung  öerbrei* 
tei,  toie  fie  nur  nad)  ©enufc  unb  Sßedfjfeltoirfung  oon  SReiftertoerf  unb 
Sföeifterfpiel  auflommen  lann.  SSon  bem  ©tücf,  mit  bem  bie  Säuft* 
lerin  ben  reidjen  äÄufüabenb  fdilofc,  toünfd&ten  mir  ba8  ©leieije  fagen 
ju  lönnen,  bod)  blieb  l)ier  ba»  ©efdfjicf  be3  fdfjaffenben  XalenteS  f)in* 
ter  bem  auäfibenben  offenbar  jurücf;  e3  toar  eine  Sompofition  ber 
SBirtuofin,  in  ber  toir,  felbft  toaS  au8  Xf)emen  üon  SBeber  baju  ge* 
nommen  toar,  fdf)öner  gefegt  unb  bearbeitet  toünfdjjten.  SDoc^  toar 
gerabe  f)ier  ber  SeifaQ  fo  raufdjjenb,  bafc  fie  toieberfjolen  muffte. 

2Rab.  ?ßlct)cf  gtebt  näd^ften  ©onnabenb  noclj  ein  jtoeiteS  ©oncert 
unb  reift  bann  über  ©reiben  unb  SBien  nadj  granlreid)  jurfief.  2)ie 
fjödjjft  intereffante  grau  toirb  überall  burdfj  iljr  Spiel  erfreuen,  unb 
mef)r  ate  ba3,  buref)  ifjre  SSorliebe  für  ba$  ©belfte  ü)rer  Äunft  ju 
beffen  Serbreitung  mittoirfen. 

[Setpjig,  ben  28ften  Dct.  1839.]  12. 

II. 

Sie  Seiftungen  fd&ienen  burd)  ben  ©ntl)ufia3mu$  ju  toadjfen  unb 
biefer  mit  jenen*  S)ie  genialtfdje  grau  f)atte  fd&ön  getollt:  baS  C  moll* 
©oncert  oon  Seetljooen  unb  „OberonS  3aubcrt)orn"  &on  Jpummel,  unb 
im  geftrigen  Äbonnementconcert  ba3  Eoncert  in  E  moll  oon  ffalfbren* 
ner  unb  jum  ©dfjlufj  ba3  ©oncertftücf  oon  SBeber  toieberf)olt.  Äalf* 
Brenner  toar  früher  eine  Qtxt  lang  i^r  Seljrer,  baljer  bie  SBaf)l;  fie 
fpielte  e$  l)in,  toie  man  ungefähr  ein  in  jungen  Sauren  gelerntes 
©ebid&t  fpäter  einmal  toie  jum  SSergnügen  jtd^  oorfpricf)t;  bie  öotlen* 
bete  ©d&ule  toar  in  ber  SKeifterin  aufgegangen*    2m  Koncert  wn 


208  Erinnerung  an  eine  fjrcunbtn. 

33eetf)ODen  traten  anbete  ©eiten  ü)rer  mnfifalifd&en  Sftatur  Dor;  fie  trug 
e3  würbig,  ol)ne  gel)!,  im  beutfdjen  ©inne  Dor,  bafc  uns  bic  SRufit 
wie  ein  SBilb  anjpradj,  wäljtenb  e3  in  ber  Sßfjantafie  Don  §ummel  wie 
ans  luftigem  ©eifterreidf)  ju  uns  tjerabflang.  2)a3  Soncert  Don  SBebet 
50g  einen  freubigen  Slnfftanb  nadf)  fidf) ;  e3  flogen  83lumen  unb  Sfränje 
auf  bie  2)idjterin.  2)a3  publicum  fd&wärmte.  ,,©3  ift  me^r  Sßoefie 
in  biefer  grau  als  in  jef)n  XljatbergS",  fagte  3emanb.  SMe  ^Bewegung 
währte  nodE)  lange.  Sie  feine,  blumenljafte  Oeftalt  ber  ßünftlerin,  i^r 
finblidjeS  SBeroeigen,  als  ob  tt)r  biefer  Seifall  nid£)t  gebühre,  nod) 
mef)r,  was  fie  XiefereS  burdfj  if)re  Äunft  offenbarte,  wirb  bie  ©rinne« 
rung  nodj  in  bie  3ufunf*  verfolgen,  2Rit  ben  innigften  SBünfdEjen 
fet)en  wir  ber  fdfjeibenben  Äünftlerin  nadf),  bafc  fie  Dom  ©lücf,  mit  bem 
fie  fo  SBiele  erfüllt,  audj  an  fiel)  felbft  erfahren  möge! 

[ßei^ig,  ben  8ten  9loD.]  %l. 


(Erinnerung  an  eine  Jreunbin* 

(Eon  ©ufebiuS.) 

—  3m  Äünftlerfreife,  ber  fidj  im  Anfang  be$  3af)re8  1834  in 
unferer  ©tabt  ju  bilben  anfing,  naljm  Henriette  Soigt,  unfere 
jfingft  entfd&lafene  greunbin,  eine  befonbere  ©tetlung  ein;  eS  fei  iljrer 
mit  einigen  SBorten  in  biefen  blättern  gebadet,  bie  jenem  Vereine  i^rc 
©ntfteljung  Derbanfen,  an  benen  bie  §ingefd)iebene  ba3  lebt)aftefte  3n* 
tereffe  nat)m.  S)ie3  Ijanptfädfjlicl)  burclj  Subroig  ©dfjunleS,  tl)re3  Sei)* 
rer3  unb  greunbeS,  SRttwirfung.  33i3  jur  33efanntfdf)aft  mit  biefcjn 
teuren  Sünftler  war  Henriette  SSoigt  DorjugSwetfe  ber  alteren  ©d&ule 
jugettjan.  ®int  ©djülerin  Don  Subwig  93erger  in  Serlin,  fpiette  fie 
befonberS  beffen  Sompofitionen  mit  begeifterter  SBorliebe,  anfterbem  nur 
Don  SBeetljoDen.  2Sir  wußten  ba3,  unb  wie  nun  gloreftan  fogenannte 
„33eetf)ODenerinnen"  nur  mit  9Rül)e  anfpredjen  fann,  fo  wahrte  e3  lange, 
elje  er,  jugleid^  mit  ©djunfe,  ein  33erf)ältni&  anlnüpfte,  ba3  fpäter 
eine  SWenge  fo  freunblicfjer  ©rlebniffe  jur  gotge  ^attc.41  9htr  einen 
©djritt  in  iljr  Ipauä  gett)an,  unb  ber  Sünftler  fällte  fid}  §eimifd) 
barin.  Slufgetjängt  waren  über  bem  gtügel  bie  SMlbniffe  ber  beften 
3Retfter,  eine  ausgewählte  mufifalifdje  SMbliottjef  ftanb  jur  Verfügung; 


Erinnerung  an  eine  greunbin.  209 

ber  SHufifer,  festen  e$,  mar  $err  int  §au8,  bie  SWufif  bie  oberfte 
©bttin;  mit  einem  2Bort,  Sßirtt)  unb  2Birtt)in  fafjcn  an  ben  Äugen 
ab,  roa3  9ftufifer§  SBünfd&e  fein  motten.  3n  biefem  ©inne  mirb 
nodjj  mancher  fremb  unb  unbefannt  §erge!ommene  be$  gastfreien  $jau* 
fe3  gebenlcn.  ©d&unfe  tt>oi)nte  fidj  balb  ein;  burdf)  ü)n  nmrbe  Hen- 
riette aud^  auf  bie  neueren  Stiftungen  aufmerffam,  bie  nadf)  33eetljo* 
t>en§  unb  2Beber§  Xob  fidj  gettenb  gemalt,  ©o  nmrbe  tjranj  ©dju* 
bert  Vorgenommen,  unb  toerfteljt  e3  Semanb,  mufifalifdje  ©tympatfjieen 
anjufadjen,  fo  ift  er  e3  burdj  feine  toiertjembigen  (Sompofitionen,  bie 
föneller  als  SBorte  bie  ©emittier  jufämmenfüfirett.  daneben  toaren 
3RenbeI§foI)n  unb  Eljopin  aufgetaucht;  ber  äReifterjauber  be$  erfteren 
^attc  bie  grau  bis  jur  SSere^rung  eingenommen,  toäljrenb  fie  bie 
Gompofttionen  be3  anbern  lieber  fptelen  I>örte  al§  felbft  fpielte.  Sin 
anberer  fioddgefdjjä&ter  ®aft  be8  §aufe8  toar  föofratl)  $0$%  ber  fid^ 
gern  toon  ber  greunbin  Dorn  Seben  unb  Sßeben  ber  jungem  ftfiuftler 
erjagten,  toon  iljren  Seiftungen  fidf)  burdj  iljr  ©piel  unterrichten  liefe. 
SDaju  ftanb  fie  mit  Meten  namhaften  Sünftlern  in  lebhaftem  Sriefroed)* 
ftt,  bafe  audj  ber  ÄuSmärtigen  mit  Xljeilnafjme  gebaut  mürbe,  2)ie* 
fem  regen  Seben  tourbe  leiber  unb  ju  früf)  gerabe  ber  entrücft,  ber  e8 
jum  größten  Xljeil  Ijeröorgerufen.  Subtoig  ©cf>unfe3  ßranftjeit  nal)m 
im  SSerlauf  beS  3af)tea  1834  eine  immer  brofyenbere  ©eftalt  an.  (Sine 
treuere  Pflegerin  fonnte  er  nidfjt  leidet  finben  als  unfere  greunbin, 
unb  fönnten  SWenfd^en^änbe  ben  Xob  abroenben,  fo  müßten  e3  if>re 
t>ermodf)t  fjaben,  atö  benen  er  Xroft  unb  ®rmutt)iguug  bis  jum  legten 
SWjemjuge  empfing.  Sr  ftarb,  jung,  als  ßünftler  öor  feinem  Qkl, 
aber  untjergeffen  unb  geliebt  oon  9SieIcn>  ©eitbem  flopfte  tool)t  nodf) 
mancher  anbere  Äünftler  an  ba8  befannte  gaftfreunblidje  §au%  an, 
bitbeten  fid}  neue  SSer^ältniffe;  ju  foldE)'  innigem  unb  bebeutenbem 
©anjen  mollte  fidf)  aber  leinet  me^r  geftatten;  bie  jerriffeue  ©aite 
ftang  nodjj  lange  nadE).  93alb  fünf  Satjre  fpäter  ftarb  bie  geeunbin 
an  berfetben  Äranlfjeit,  jener  üerjeljrenben,  bie  bie  SRatur  bem  Sieben* 
ben  fo  gütig  ju  verbergen  toeifc,  bafe  er  t>on  Xag  ju  Xag  an  Gräften 
3Ujunet)tnen  glaubt,  unb  fo  feltfain  täufdfjte  fiel)  bie  Äraufe  —  bie  bod) 
eines  XageS  oon  ben  trübften  2lt)nungen  ergriffen  mürbe  — ,  bafe  fie 
fid)  titn  be3f)alb,  unb  ineil  ©d^toinbfüd^tige  nur  feiten  an  Xob  glau* 
Ben,  gerabe  mit  jenen  Stauungen  ju  neuen  SebenSljoffnungen  tröftete. 
83i8  jum  legten  Stugenblide  behielt  fie  aber  biefelbe  Siebe  jur  2Kufif, 
biefelbe  aufopfernbe  2lnf)änglid^feit  an  it)re  9Jteifter  unb  jeigte  eS  in 
f 0  Keinen  3ügen,  »ie  bafe  fie  oft  felbft  SBlmnen  unb  grüßte  einfaufte, 

©  c^  u  m  a  n  n ,  ©ef .  ©cfitif ten.  N.  1 4 


212  Erinnerung  au  eine  fjrcunbtn. 

t9tu3naf)men  laffe  id£)  gelten),  woraus  jtdj  nod>  S3effere3  unb  klareres  ent* 
wideln  mufj  —  e3  ift  ein  Äämpfeu  unb  Sftingen,  aber  ber  ©ieg  liegt  wof)l 
nodj  weit. 

10.  ©eptr.  1836.  —  Sßarum  erlernt  man  Ijeut  ju  Xage  fo  triele 
©prägen?  waf)rlid(),  um  mit  Dielen  3u^9en  biefelbengabatfen  jureben  — 
wenn  boc^  Seber  erft  feine  9Jiutterfpradje  richtig  fprädje  unb  fd^rtebe! 

13.  September.  —  ©eftern  war  ©l)0pin  fjicr  unb  fpielte  eine  f)atbe 
©tunbe  auf  meinem  glügel  —  $f)antafie  unb  neue  ©tüben  öon  fid)  — 
intereffanter  Sttenfdj,  nod)  intereffantereS  ©piel  —  e3  griff  midj  feltfam 
an.  S)ie  Ueberreijung  feiner  pl^antaftifcljen  2trt  unb  SBeife  ttjeilt  fid) 
bem  ©djarfljörenben  mit:  idfj  Ijielt  orbentlidE)  ben  Sttfjem  an  midj. 
33ewunbern8Würbig  ift  bie  2eid)tigfeit,  mit  ber  biefe  fammtenen  Singer 
über  bie  Xaften  gleiten,  fliegen  mödf)t'  idf)  fagen.  @r  i)at  midfj  ent* 
jüdt,  idj  f ann  e3  nid^t  leugnen,  auf  eine  Sßeife,  bie  mir  big  jefct  tto^ 
fremb  war.  3ßa8  midf)  freute,  war  feine  finbtidf)e,  natürliche  Slrt,  bie 
er  im  33enet)men  wie  im  ©piele  jeigte. 

10.  Cct.  —  ©onberbar,  wie  mand&er  Ipang,  ber  fidf)  fdfjon  in  ber 
Sinb^eit  offenbart,  big  in  fpäte  3af)re  an  uns  fyaften  bleibt,  fo  aud) 
ba8  ©egenttjeil  —  jeglidjeä  SSiberftreben.  —  SSon  jeber  füllte  id^  8b* 
neiguug  gegen  alle  ©eiltänjergefdf)idf)ten,  83ereiterfünfte  u.  bgl.  —  fo 
Ijat  fidf)  biefe  3tnfidf)t  ganj  unbewußt  in  bie  Sunft  tiinübergefdfjlidjen, 
unb  wenn  idf)  audf)  für  ben  Stugenblid  midf)  jum  ©taunen  f)inreifjen 
laffe,  fo  fefjrt  batb  mein  angeborner  äöiberwille  jurüd.  —  SJiur  leine 
©eiltänjereien  in  ber  SKufif  —  wie  wirb  bieg  §eifigtf)um  baburdjj  pro* 
fanirt.  —  Äünftelei  ift  ja  feine  Sunft  —  wie  oft  wirb  baS  Ijeut 
ju  Xage  toerwedjfelt.  3ltte§  muft  bie  Statur  jur  ©runblage  f)aben: 
wenn  aud}  bie  jüngere,  weiter  ftrebenbe  ©djwefter,  bie  Sunft,  tjöljer 
t)inauf  in  geifttge  ©pf)äre  treibt,  bie  ©runblage  ljat  fie  bodfj  t>on  ber 
älteren  ©dfjwefter  —  benn  gäbe  eä  of)ne  SKatur  waljre  Äunft,  oljne 
©Ott  eine  SEBelt?  unb  bodf)  wirb  biefe  mef)r  angeftaunt  unb  ber  ©Ott 
oft  barüber  öergeffen! 

20.  Dct.  —  2Betdf)e  reine  greube  genofj  idf)  l)eute  burdf)  ben  SSlid 
in  eine  au3gejeidf)nete,  f)odf)gebilbete  ©eele:  —  idf)  las  einen  2htffa| 
oon  2Jiofdf)ele8  über  Schümanns  ©onate  —  er  ift  ein  SKeifterftücf  tooller 
(Sinfidfjt,  Älar^eit  —  er  trifft  immer  baS  2Bat)re  unb  fagt  un£  burd) 
ein  paar  SSorte  ba8  toottftänbigfte  Urtfjeil.  —  SBie  wot)l  tljut  e£,  foldje 
golbene  grüßte  ju  erbliden  in  einer  Seit,  wo  ba§  geiftige  Dbft  meift 
unreif  abgenommen  wirb.  —  2Rofd)ele3,  t)ätte  er  midf)  gefe^en,  t)ätte 
mid^  um  meine  greube  über  feine  SBorte  beneibeu  muffen. 


Erinnerung  an  eine  greunbin.  213 

21.  Dctober.  —  Sßie  pafcte  t)eute  be3  StttoaterS  §a^bn  f  oftbare 
B  dur*@t)mpt)onie  ju  SRofdjeteS  2Iuffafe  —  biefe  ©onnenf  larfjeit !  — 
$immtifdf|er  2Bof)ttaut  liegt  in  biefen  Stangen,  bie  nidjtö  öon  SebenS* 
überbruft  merfen  taffen,  bie  nidjts  erzeugen  al3  grofjfinn,  Suft  am 
S)afetn,  finblidtje  greube  über  SlHeS,  unb  —  weldj  ein  SSerbienft  tjat 
er  baburdj  noef)  um  bie  jejjige  Qtxt  biefe  franftjafte  ©pod^e  in  ber 
SRufit,  wo  man  fo  feiten  innerlidE)  befriebigt  wirb. 

3.  9iotj.  —  §eute  fpielte  SRenbetefoljn  ba$  Gdur<&oncert  öon 
33eett)otjen  mit  einer  9Keifterfdfjaft  unb  SSottenbung,  bie  Stile  fiinrifc.  — 
3<f|  ffatte  einen  ®enu§  wie  fetten  im  Seben  unb  idjj  faft  ba,  ot)ne  ju 
atfynen,  ot)ne  ein  ©lieb  ju  rühren,  au3  gurdfjt  oor  Störung.  —  Die 
Sngft  nun,  uadEj  bem  (Snbe  mit  ben  Seuten  fpredEjen  ju  muffen,  fdfjiefe 
Urteile  unb  83emertungen  ju  Ijören!  —  idj  mufcte  ben  ©aal  toerlaffen 
unb  in  bie  frifd&e  Suft. 

20.  gebr.  1837.  —  9tie  betete  idj  baä  SBaterunfer  frommer  als 
lieute,  bor  bem  83ette  meinet  ÄinbeS  fnieenb,  mit  einer  Snbrunft,  als 
wäre  e3  ©ott  felbft,  toor  bem  ict)  in  8lnbad£)t  nieberfän!e. 

11.  3uni.  —  3d(j  begreife  nidfjt,  tüte  fo  Diele  SÄütter  (unb  id} 
erfahre  e3  tägtid)  im  Seben)  itjre  Äinber  fortfdjidEen  lönnen,  um  freier 
ju  atfjmen  —  id(j  atljme  nur  frei,  toenn  mein  $inb  bei  mir  ift,  fonft 
läfjt  e$  mir  nirgenbs  9fhtt)e  —  unb  wie  fann  man  ftdj  bed  ©enuffeS 
berauben,  e3  fo  lange  unb  fo  oft  als  nur  möglidj  ju  fefjen? 

13.  3Rärj  1838.  —  2Äenbetefoljn3  SßauluS  ift  ein  SKormatwerf, 
unb  wirb  eine  feiner  Sompofitionen  it)u  unfterbtid^  machen,  fo  ift  e8, 
bünft  micij,  bieö  Oratorium.  3d}  fagte  e8  balb  nadj  ben  erften  $ro* 
ben,  bie  idj  mitfang,  ba  mir  atte8  barauS  gleidfj  fo  flar  in  £)t)r  unb 
§erj  brang,  unb  jefct  beftätigt  e§  bie  Stufnaljme,  bie  biefe  Schöpfung 
überall  finbet.  2Bie  gtüdflid)  wir,  bie  wir  e3  unter  be3  SWeifterS  eigener 
Seitung  tjören  unb  ausführen  bärfen! 

12.  Stprit.  —  SBeldEj  eine  traurige  ©mpfinbung  e$  attemat  in  mir 
jurücfläftt,  eine  SSirtuofenfamitie  ju  tjören!  —  SBenn  baS  ganje 
Seben  eines  2Äenfdjen  nur  auf  2Red}anif  gerietet  ift,  fo  toirb  fdjon 
ba£  S)afein  be3  ©eifteS  fd&wer  öergeubet!  —  Sfiun  Ijöre  man  bie  Sei* 
ftungen  foldjer  bon  früt)  an  jur  9Jiufil  gepeitfdjten  Äinber,  biefeä 
unreife  ober  überreife  SBefen  —  ad)  mir  ift  babei  fo  bange  ju  SRutfje  — 
idj  möchte  biefe  armen  ©efd&öpfe  auf  anbere  Salinen  bringen,  iclj  fann 
fte  nid^t  bewunbem,  nur  beftagen. 

25.  Stprit.  —  9Gact|  unb  nac^  ift  e3  mir  gleichgültig  geworben, 
was  bie  SBett  benft  unb  fagt.  —  S3on  mir  beuten  bie  Seute,  id^  fpiete 


214  Erinnerung  an  eine  greunbin. 

ungeheuer  mel  unb  lebe  meinen  Siebling8befdf)äftigungen ,  wäljrenb  in 
2Birflidf)teit  SBodfjen  toergeljen,  ot)ne  ben  %lüqitl  ju  offnen,  bafj  idj 
fpiele,  Icfc  unb  fonft  etwas  treibe,  als  —  biefeS  fcfyretbe  in  einer  ßeit, 
wo  Sttnbere  fdjlafen,  ruf)en  ober  bie  eble  3e^  *n  ©efettfdEjaften  ju* 
bringen,  —  ba8  ift  aber  ber  Unterfdfjieb  be8  emporftrebenben  SRenfdjen, 
bafc  er  benft  unb  wadjjt,  audEj  wätprenb  er  niebere  Arbeiten  üerric^tet, 
bafc  er  fortfdfjreitet  unter  aßen  58erl)ältniffen  —  aber  biefeä  gort* 
f djreiten  fönnen  bie  Seute  nid^t  begreifen  unb  meinen,  nur  im 
©tubiren  liege  ba8  SBeiterfommen  —  e3  liegt  ganj  wo  anberS, 
fonft  fäme  au«  fo  melen  ftubirenben  köpfen  nid^t  fo  mel  ©trot)  unb 
Jpolj  f)erau3. 

15.  September.  —  §eute  fangen  wir  ben  SßauluS  in  erleuchteter 
Äirdfje.  —  3df)  l)abe  nun  in  biefem  tote  im  Dorigen  3&ljre  äße  Sßroben 
mitgemacht  unb  lenne  baS  SBerf  gientlid^  in*  unb  auswenbig,  bennodj 
toeife  idEj  feinen  äljnli^en  ©inbruef  —  biefe  ©röfce  unb  ßrf)abent)eit 
unb  bie$  tiefe  innige  ®efüt)l  —  man  wirb  burdj  unb  burdE)  befetigt.— 
ü!  biegreube,  unter  feiner  Sehung  biefeS  SBerl  ju  fingen,  in  feine 
Änfidjten  einjugeiien! 

22.  ©eptbr.  —  §eute  war  iä)  in  einem  fiaben,  wo  baB  SReufte 
ber  aReffe  ju  feljen  war  in  ungeheurer  gütte  unb  nur  ^ßu^fac^en !  — 
SMefe  9Renfdf)en  atte  bie  ba  tauften,  biefe  SRenge  bie  ba  oerfauften, 
ein  drängen  unb  Xreiben  jum  Sßaljnfmn!  Sitte  liefen  burdjeinanber 
unb  SSiele  verloren  faft  iljren  Äopf  über  ba§,  was  fie  barauf  fefcen 
wollten.  —  @8  brangte  fidj  mir  unwittlürlidfj  eine  Xtyant  in8  Äuge, 
mir  fiel  §immet  unb  Srbe  fo  fd^wer  auf 8  $erj  —  idj  backte:  biefe 
Slnftrengungen  atte,  woju?  warum?  —  um  ju  leben  bod)  mdjt? 
nein,  um  fidj  baS  Seben  auäjufdjmüdfen!  —  0  t>or  atten  lünftlic^en 
SBlumen  werben  am  Snbe  bie  ßeute  bie  unfereS  ©df)öpfer3  nidjt  met)r 
anfeilen  —  icf)  mufete  fort. 

2)a8  Xagebudj  für  1839  enthält  nidfjtä  als  bie  einzigen  aljnungS* 
fcljweren  Sßorte: 

3.  ganuar  1839.  —  SRit  weldj'  bangen,  bewegten  ©efüfytet  be< 
grüfee  id>  ba«  neue  Saljr  —  was  wirb  e3  mir  bringen,  greube  ober 
Xrauer?  —  SBerbe  idt)  am  ©d£)luffe  beffelben  nod)  Ijier  weilen  auf  ber 
Srbe?  —  2Rutl)  unb  ©tanbljaftigfeit !  —  ©ott  t)ilft  mir  gewifc,  fo 
ober  fo!* 


*  $m   15.  October  beffelben  S^reS  befdjloß  Henriette  SBotgt  üjre  irbijdjc 
Saufba^n  —  30  3djre  alt. 


S.  fiacombe,  ©onate.  215 


Sonaten  für  fliötioforie, 

2.  ßacombe,  ^Ijaittaftifdje  (Sonate  (Fmoll).    SBerf  1. 

®t  fetter,   (Sonate  (Dmoll).    SBerf  9. 

g.  SB.  (SJrunb,  ©ro&e  Monate  (Gmoll).    SBerf  27. 

ihtabe,  Säugling  unb  SÄann  formen  faum  meljr  toon  cinanber 
uerfdjieben  fein  als  obige  ©onatemoerfe,  unb  toüfct'  idj  nid)t  jufallig, 
t>af$  iljre  SScrfaffer  toirflidj  in  folgern  Stttertoerf)ältmfj  ju  einanber 
fielen,  fo  müßten  eS  tfyre  Slrbeiten  berratf)ett.  Unter  bem  Änaben  oer* 
ftefje  man  aber  feinen  beutfd)en,  fonbern  einen  franjöfifdjen,  einen  toon 
jenen  früt)muttyigen,  wie  man  fie  in  Sßarifer  ©meuten  toöfjl  mand)mal 
SBarricaben  errieten  fteljt,  bie  in  einer  Stmoanblung  oon  SebenSüber* 
bru&  bie  23affe  roof)l  gegen  fid)  felbft  anlegten,  —  ober  mufifalifd) 
beutlidjer,  ein  33erliojianer,  ber  audj  baS  ©einige  beitragen  toiU  jur 
franjöfifd)en  SRomantif,  mit  üiel  Sourage  unb  einiger  $f)antafie  be< 
gabt  ein  lebhafter,  intereffanter,  nie  verlegener  Surfte.  2)afc  er  fid} 
gerabe  auf  bie  ©onate  geworfen,  eine  SÄufifart,  bie  in  granfreid)  nur 
mitleibig  belächelt,  in  ©eutfdjlanb  felbft  faum  meljr  als  gebulbet  toirb, 
ift  toofjl  aus  feinem  längeren  Slufent^alt  in  $)eutfd)lanb  tjerjufdjrei* 
ben,  too  er  fid)  fdjon  toor  %cfyxzn  als  clamerfpielenbeS  ßinb  Sftamen 
mad>te,  unb  feitbem  ift  er  als  Spieler  bebeutenb  öorgefdjritten.  ©eine 
©onate  erinnere  iä)  mid)  von  i^m  felbft  gehört  ju  ^aben  in  einem 
©oncert  in  SBien;  er  fpielte  fie  fjödjft  fertig,  mit  glänjenbem  Änfd)lag 
unb  golbrein.  SBien  fiatte  aufcer  Xljalberg  faum  einen,  ber  i^m  im 
Spiel  t)ätte  bie  ©pifce  bieten  fönnen.  S)ie  Eompofition  ttmrbe  bamalS 
faft  einftimmig  Dom  publicum  baljin  geftellt,  too  fie  fyütgeljört,  als 
«in  nidjt  talentlofer  33erfud>,  ber  nur  unter  ben  Rauben  eines  guten 
Spielers,  beS  Somponiften  felbft,  bis  jum  ©djtufc  ju  genießen,  »af)* 
tenb  er  unter  anbem  mitletbloS  ju  ©rabe  getragen  toorben  wäre*  ©o 
ift**  mit  Sattlerarbeiten,  unb  man  madje  bie  $robe.  (Sin  fd)led)ter. 
(Slamercomponift  gebe  feine  SRadje  einem  fd)led)ten  ßlairierfpieler,  ein 
Drdjeftercomponift  fie  einer  ungefdjicften  9Kaffe,  fo  treten  bie  Sdjtoä* 
djen  erft  redjt  fd)reienb  f)erauS,  »a^renb  anbererfeitS  eine  SReiftercom* 
pofttion  aud)  toon  Stümperf)änben  nidjt  ganj  tobt  ju  madjen.  Xrojj 
ber  SÄängel  ber  jungen  ©onate  bürfen  wir  aber  beS  ©omponifteu  fei* 
teueres  Streben,  aus  bem  ©anjen  ju  formen,  nrillig  anerfennen.  SBaS 
fid}  XrioialereS  in  ü)r  finbet,    ift  junädjft  einem  SWiftoerftefien  beS 


216  ©t  «geller,  ©onate. 

neuern  fogenannten  ftympfjoniftifcljen  ©Iat>ierfttIS  unb  *Spiel3  juju* 
fcljreiben.  25a3  Staöier  fott  in  feiner  SBeife,  mit  feinen  3Ritteln  9Kaf* 
Jen  anwenben  bürfen,  Stimmen<f)araltere  borfüf)ren  unb  fann  e§,  nur 
aber  nid)t,  bafc  e8  wie  ein  arrangirtea  Drc^cftertutti  ausfielt,  Xremo* 
Io3  in  beiben  $änben,  §5rnergänge  u,  bgl.  Solche  Stellen  aufge- 
nommen, enthält  bie  Sonate  audj  manche  wertvollere,  fo  gleid)  ber 
natürli<f)e  §auptgefang  im  erften  Xljeil,  wie  benn  überhaupt  bie  erften 
Seiten  ©ang  unb  Bewegung  fjaben,  bis  auf  ben  ©intritt  be§  SKittel* 
tt)eit3  unb  beffen  gortfüljrung,  jene  ©teile  in  ber  ©onate  unb  Sljm* 
Päonie,  100  ber  ©djüler  meiftenä  öerungtücft.  35a8  Sfabante  ift  fdjwadj ; 
audj  in  if)tn  Ijerrfcljt  jener  unrichtig  auf  ba3  Slaöier  übertragene 
Drdf)efterdfjarafter;  nicf)t  minber  im  Sdjerjo,  boc^  weniger  bfirftig. 
Sliiftänge  an  95ectt)ot?cnfd^c  Stjmpljonieen  finben  fidj,  wie  in  ber  gan* 
jen  ©onate,  fo  namentlich  im  Sdjerjo.  ©er  lefete  ©afc  ift  franjö* 
ftfdj,  Stuberifdf),  ©traufcifdj  ober  wie  man  will,  am  Sdjlufc  mit  %$aU 
bergfeljen  Sprüngen,  bie  wenig  in  eine  ©onate  paffen,  bis  jule^t  atte^ 
in  8ftaud)  unb  flammen  aufgebt  unb  Dom  Spectafet,  toie  nad)  bem 
galten  be§  33orf)ange8,  faum  meljr  übrig  bleibt  als  ber  Sd£)Wefelgerud> 
naclj  einem  Xljeaterwetter.  Su  Summa,  ber  Somponift  rette  fid)  oor 
bem  überfjanbneljmenben  SSirtuofen  burclj  gleifc  unb  Stubien  in  ber 
Sompofition ;  of)tte  Schüler  gewefen  ju  fein,  ift  nodj  leiner  ein  SWeifter 
geworben,  unb  ift  ber  SJieifter  ja  felbft  wieber  nur  ein  f)öf)erer  Seljr* 
ling,  unb  ber  Seetfioöenfdjen  Sonate  in  Bdur,  ber  einjig*  großen, 
gingen  31  anbere  S3eeti)0öenf^e  toorauS. 

gängt  freiließ  Semanb  fo  an  wie  Stephen  geller,*  beffen 
Sonate  wir  als  bie  Arbeit  eines  3ünglingS  bejeidfjneten,  fo  erlaffen 
wir  iljm  einige  oon  ben  31;  er  wirb  fdfjon  mit  ber  je^nten  9Ketfter* 
IjafteS  ju  geben'  wiffen.  £)t)ne  met  SBorte,  in  biefer  erften  Sonate 
ftedt  fo  üicl  Söhttterwifc,  bafc  wir  uns  oor  fünftigen  fürchten  bürfen, 
fo  toiel  genialifdjeS  33tut,  bafc  man  eine  jiemlidje  Steige  $arifer  Som* 
poniften  auf  bie  3)auer  bamit  öerfe^en  fönnte.  So  fünbigt  pdf)  nur 
.  ein  wirflidfjeS  Talent  an  unb  forbert  ben  Sdjarffinn  ber  ßrttif  IjerauS, 
bafc  fie  it)m  nur  beifommen  mödjte,  wenn  fie  ßuft  f)ätte.  3$  toüfcte 
SldjilleSferfen;  aber  ber  Somponift  ift  aufjer  ein  guter  Kämpfer,  wie 
ber  griedf)ifd£)e  §elb,  aud)  ein  guter  ßäufer;  im  Äugenblicfe,  wo  man 
ii)m  beifpringen  Will,  ergreift  er  lad&enb  bie  gludjt,  im  näd&ften  ÜKo* 
ment  fidfj  wieber  fampf fertig  ju  geigen;  er  ift  ein  f dfjlauer  ©omponift. 


(Srft  fett  feinem  SBerf  9  nannte  er  fid)  ©teptyen  ftatt  Stefan. 


@t  Setter,  ©onate.  217 

ber  jebem  Xabel  mit  einem  befferen  ©ebanfen  juborfommt  als  bem 
erwarteten,  titelt  Don  ben  (Srajien  geliebt  als  if)nen  folgenb,  unb  feine 
©onate  ein  redjter  Vorwurf  für  orbentlidfje  SRecenfenten,  bie  eS  immer 
erft  f)interi)er  fagen,  wie  etwas  nid)t  fein  fott.  SBCtfo  jeigt  fidj  Stephen 
fetter  in  feiner  ©onate.  SWan  tüirb  fragen,  wer,  wo  ift  er?  — 
worauf  bie  furje  Antwort :  er  ift  ein  geborner  Ungar,  reifte  fdfjon  als 
falbes  Söunberfinb,  lebte  unb  bidjtete  bann  in  SlugSburg  unb  verlief 
fidjj  fpater  leiber  nadfj  SßariS,  £)ie  ©onate  lenn'  idf)  fdjjon  feit  einigen 
S^ren  im  Sttanufcript.  3)er  ßomponift  fdjicfte  fie  mir  in  viertel* 
jäfjrlidjen  Slbfäjjen  ju,  nidjt  ber  ©pannung  wegen,  fonbern  weil  er, 
wie  er  fidj  ausbräche,  tangfam  brüte  unb  mit  triel  3ritoerluft,  unb 
„was  eine  ©onate  überhaupt  mef)r  märe  als  teuerer?"  —  ©o  liegt 
fie  nun  fertig  ba,  baS  geflügelte  Äinb  einer  feltenen  Sßfjantafie  mit 
feinem  claffif dj  *  romantif djen  3)oppelgefid()t  unb  ber  oorgeljaltenen 
^umoriftifdjen  SäKaSfe.  SBer  etwas  liebt,  glaubt  eS  aud)  am  beften  ju 
üerfte^en,  unb  in  einem  öon  S3cetJ|ot)en  wieberflingenben  Eoncertfaale 
fielen  oft  3)ufeenbe  Don  Säuglingen,  feiig  im  §erjen,  Don  benen  jeber 
für  ficlj  benft:  „fo  wie  idf)  rjerfteljt  it)n  bodj  Sftiemanb",  3m  beften 
©inne  getrau1  idf)  mir  benn  bie  ©onate  ju  erflären  als  ein  ©tücf  aus 
bem  Seben  beS  ©omponiften  f eiber,  baS  er  wiffenb  ober  unwiffenb  in 
feine  Shmft  überfefete,  ein  ©tüd  mit  fo  t>iel  innerem  9Konbfd(jem  unb 
SRadjtigattjauber,  wie  eS  nur  ber  Sugenb  ju  fcljaffen  möglidj,  in  baS 
wof)l  aud}  oft  eine  Sean  Sßaulfdfje  ©atyrtjanb  hineingreift,  bamit  eS 
fidj  nidfjt  ju  weit  entferne  üom  gemeinen  SebenSmarft.  %xH  idj  nid&t, 
fo  wollte  eS  ber  ©omponift  fogar  einer  Sean  Sßautfdjen  Sßerfon  bebi« 
ciren,  ber  Siane  öon  groulatj;  ein  ©ebanle,  ben  i^m  mandfjer  anbere 
©ebicator  feljr  üerbenfen  mödjte,  ba  baS  SÄäbdjen  fdfjon  längft  ge* 
ftorben,  unb  überbieS  ja  nur  in  einem  33ud(j.*  Aber  Siane  t)ätte  bie 
©onate  Derftanben,  wenn  audj  mit  33eif)ilfe  ©iebenläfeS,  ber  ja  felbft 
einen  „©djwanjftern",  ein  Sjfoablatt,  eingefdjaltet  im  ©dfjerjo.  S)te 
©onate  möge  benn  ifjren  Sauf  antreten  burdEj  biefe  profaifdje  Sßelt. 
©puren  wirb  fie  überall  jurfid laffen.  Sie  Alten  werben  bie  Sßerücfen 
f Rütteln,  Drganiften  über  gugenlofigleit  f freien  unb  $ladjfenfingen* 
fc^e  §ofratt)e  fragen,  ob  baS  aud)  ad  majorem  Dei  gloriam**  com* 
ponirt  wäre,  was  ja  $ntd  ber  SRufif,  unb  SBerbienft  nebenbei?  — 
©inftweilen  t)alte  fidf)  ber  jugenblidje  2)id(jter  braö  beieinanber,   laffe 


*  3m  %itan. 

**  SBaljlfonid)   be3   ©.  6$tumgfd)en   „$eutfc§en  SRationafoereinS"  unb  ber 
„gatjrbfidjer"  beffetben. 


218  S-  SB-  ®runb,  ©onate. 

bic  Sßeltftabt  öergebenS  um  fidE)  tofen  unb  toben  unb  feljre  batb  mit 
boppeltem  3fteid[jtf)ume  ljeim.  Unb  bringt  er  uns  bann  feine  jeljnte 
©onate  mit,  wollen  wir  tf)m  freubig  btcfc  Seilen  öorfyalten,  wo  wir 
auf  it)n  als  auf  einen  ber  wifcigften  unb  tatentöoUften  mit  fronen 
Hoffnungen  Ijingewiefen. 

6S  bleibt  uns  nodf)  bic  brüte  ©onate  übrig,  öon  g.  333.  ©runb 
nämliclj;  ©runb  genug,  wie  gloreftan  wortfpielt,  etwas  SßertljeS  unb 
XücfytigeS  ju  erwarten.  §ut  ab  öor  bem  erften  ©afc!  6r  gilt  mir 
bie  ganje  ©onate;  in  ifjm  ift  SBeilje,  ©djwung  unb  Sßfjantafie;  bic 
anbem  ftetjen  jurüd.  ®S  giebt  eine  äfjnttdj  geformte  ©onate  öon 
33eetf)Oöen,  eine  ber  wunberöotlften,  Wo  bem  füfyn  letbenfdEjaftlidjen 
erften  ©afc  (in  Emoll)  ein  einfädlet  ariofer  (in  Edur)  nachfolgt* 
unb  bamit  fdjlie&t.  3)ie  öon  ©runb  ift  ät)ntid>  angelegt;  aber  jur 
©rfinbung  beS  erften  ©afeeS  ftefjen,  wie  gefagt,  bie  anbem  ja  blafj 
baneben.  33iettei<$t,  bafc  btcfc  erft  fpätere  Seit  m<fy  SBottcnbung  beS 
erften  gefdjrieben  finb,  wo  bann  fommt,  bafj  ber  Somponift  nid£)t  meljr 
in  ber  urfprünglid)en  ©timmung  fortzufahren  weift.  $)enn  fo  fem 
wfif)It  bie  *ßf)antafie  beS  SKuftlerS,  bafc,  einmal  bie  ©pur  öerloren 
ober  öon  ber  ßeit  pgcf dfjüttet,  fie  fpäter  nur  burdj  gfüdflidfjen  3ufaß 
in  feltenem  Slugenblicf  wieber  aufgefunben  wirb ;  barum  wirb  aud)  ein 
unterbrochenes,  bei  ©eitc  gelegtes  2Ser!  nur  feiten  ein  fertiges;  lieber 
fange  ber  ©omponift  ein  neues  an,  entf df)lage  fidf)  ber  Stimmung 
ganj.  SSBär'  eS  aber  mit  ber  ©onate  öon  ©runb  nidfjt  fo,  wie  idj 
öermutlje,  fo  müfcte  man  ben  SIbftanb  beS  erften  ©afceS  öon  ben 
anbern  für  einen  9tad)laft  an  fd)öpferifdjjer  Sraft  anfe^en:  ein  SSor* 
Wurf,  ber  ungleidj  mef)r  fdfjmerjen  würbe,  ©enug,  ber  erfte  ©a| 
reicht  t)in,  bem  Somponiften  unfere  Stdjtung  jujufprcdfjen.  S)ie  Xon* 
art  beS  ©afceS  ift  Gmoll,  jene  Sieb  fingst onart  ber  äRufifer,  aus  ber 
f^on  manches  SÄetfterwerf  ^eröorgegangen :  ber  (Sljarafter  bem  Sei« 
wort  entfpredjenb,**  baS  wir  im  Anfang  beS  SluffafceS  öergleidjweife 
auSfpradjen.  S)er  würbige,  öietteid&t  ju  ,anfprudf)loS  jurücftretenbe 
SKann  möge  weniger  fparfam  fein  mit  Veröffentlichung  feiner  2Berte; 
ber  Xf)eilnaf)me  ber  Seften  fei  er  öerfidjert.  12. 

*    2Serf  90. 

**  namlid)  „mannhaft". 


SJhtfifoerein  $u  ftgrife.  219 

Der  Statt-  tmb  domvxunal-Mnfikmtm  ju  ityrty. 

ßnftige  Begebenheit*  öon  gloreftan. 

3)aS  ©täbtdjen  Sftjrij}  jeid^nete  fidf)  toon  jef)er  burd)  Siebe  jur 
9RufiI  aus.  SBie  eS  ganje  ©djadj  fpietenbe  Dörfer  giebt,  anbete,  bie 
iljr  DollftänbtgeS  X^eater  f>aben,  fo  festen  Sfyrifc  wie  ein  grofceS  §auS 
eines  ©tabtmufiftyerrn,  wo  aus  jebem  genfier  jur  Xag*  unb  SKadjtjeit 
t>erfd()iebene  3nftrumente  herunter  —  unb  hinauf  Hingen.  S8om 
(Kantor  bis  jum  9tad&twäd()ter  l)erab  war  alles  mufifalifdf).  Slber  man 
irrt,  wenn  man  glaubt,  bie  Harmonie  wäre  in  Shjrijj  ju  $aufe  ge* 
wefen.  ©d&on  lange  Ratten  fid}  in  if)rem  ©djoofte  geheime  Parteien 
gebilbet;  ja  Ratten  fid)  nidjt  toor  ber  Xljüre  beS  föegimentSobertambourS 
$reffer  (eines  offenen  SftomantiferS)  in  ber  2BalpurgiSnadf)t  ganje 
©ruppen  blafenber  unb  ftreidjenber  Sln^änger  geftettt,  um  mit  üjrem 
<£§ef  jum  §aufe  beS  DberbälgentreterS  Äniff  (ber  als  Oberhaupt  ber 
anbern  Partei  ju  betrauten)  ju  jie^en,  f  eibigem  bie  „SBefjmridjter* 
ouöertüre"  u.  a.  ^offen  aufjufül)ren,  wäljrenb  Äniff  bie  jum  „ßaltf 
Don  93agbab"  anftimmen  lieft  jur  ©egenwelp!  Sine  greuliche  9Kufif 
war'S,  ein  Äampf  beS  Sfteuen  unb  alten;  baS  ganje  föjrifc  goljr. 
Stber  baS  SBidjttgfte  lommt  nodf)  unb  bie  Sachen  würben  toerwtdEelter. 
2Bem  in  Sfyrifc  wäre  nidjt  ber  ju  allen  XageSftunben  auf  ben  ©äffen 
fid&tbare  grifeur  Sippe  befannt,  Sippe,  ber  3anitfdjar,  bCr  alle  3n* 
ftrumente  fptelte  unb  jebeS  fdtjledjt.  Sippe,  berSafont  unb  ^unberte 
in  SßariS  frifirt  unb  julefct  auf  bem  ©djub  üon  ba  in  feine  §eimatf) 
jurüdEtranSportirt  würbe,  ber  burd^triebenfte  SBinbbeutel,  ber  grefferS 
Xodfjter  bie  ßour  machte,  wäfpenb  er  beim  $niff  *>erfid£)erte:  er  wolle 
alle  grefferfd&en  SRomantifer  fengen  unb  brennen,  wie  fie'S  öerbienten. 
3m  ©runb  beS  $erjenS  aber  fdjimpfte  er  eben  über  alles  unb  wollte 
nidE)tS,  als  auf  ben  ©<f)ultern  ber  fämpfenben  Parteien  fidj  felbft  jum 
aRufifbictator  in  Sftjrifc  emporftfjwingen  unb  julefct  grefferS  Ijübfdje 
©abine  l)eimfüt)ren.  Shjrifc,  wie  warft  bu  toerblenbet,  als  bu  ben 
SBorten  aus  bem  im  Äijrifcer  2Bod)enblatt  mit  ®.  ©.  unterjeic^neten 
Slrtifel  ©tauben  beimafteft,  ber  folgenbermafcen  lautete:  „3)ie  SKufif, 
bie  bodj  fein  foll  bie  Harmonie  beS  ®wig*©d()önen,  bie  bie  S3anbe 
jwifd&en  ©Ott*  unb  9Kenfdf)t)eit  nur  nodf)  fefter  fnüpfen  foll,  Ijat  in 

*  ©ie  fyatit  einen  fombotifdjen  93ejug  ju  ben  bamaftgen  3uftänben  einer  be* 
rühmten  2ttufifftabt.    [<S$.  1852.] 


220  SRufifoeretn  ju  föjrife. 

biefer  guten  Stabt  nodf)  unlängft  ju  ben  bebauerlidfjften  Auftritten  ge* 
fil^rt.  Sonnte  man  ä^nltd^cn  SSorfäöcn  nid)t  fteuern  burdO  ^Bereinigung 
jämmtlid^er  l)icfigcn  SRotabilitäten,  unb  fotttc  eine  folcfye  nid)t  burd)  eine 
förmliche  (Sonftituirung  eines  »Styrifeer  ©tabt*  unb  Sommunalmufif* 
öereinS«  am  leidEjteften  ju  erreichen  fein,  ttrie  ja  äffnlidlje  Vereine  es 
in  alten  **fdf}en  Staaten  giebt?  Sonnte  man  ttid^t  ju  gleicher  3eit 
audfj  (Sfjrenmitglteber  (bie  correfponbirenben  toerfteljen  fidj  offneljin) 
ernennen  (äffen  unb  würbe  nidfjt  unf er  trefflicher  95ürgermei(ter  Sau  1* 
fufj  geneigt  fein,  baS  Sßrotectorat  biefeS  SBereinS  ju  übernehmen?* 

9Jiit  Sippe  ftanb  eS  aber  folgenbermafcen,  fdfjledfjt  nämlidf).  Sr 
fjatte  mel  ©Bulben  unb  wenig  Äunben;  er  muficirte,  wie  er  frifirte, 
im  f)bd)ften  ©rab  oberflächlich,  obgleich  baS  erftere  mit  utet)r  gleifc, 
baS  jwette  mit  meljr  Xalent;  er  f)at  ßeit  feines  SebenS  immer  jwifd)en 
Ion*  unb  igaarfünftler  gefcf)Wan!t  3Äit  aller  Sraft  Hämmerte  er  fidj 
nun  an  bie  SJiufif,  ba  fidj  bie  Sijrifcer  ^aarlbpfe  unb  Sßerücfen  feinen 
fjaarfünftlerifdfjen  §änben  entjogen;  ja  er  toerfidfjerte,  Den  fcpnften 
XituSfopf  toernadljläffige  er  über  ber  attojartfdjen  XituSmufif.  Salj 
man  üjn  aber  je  auf  ben  ©äffen  fliegen,  bafc  bie  ©önfeljeerben  in  bie 
§öf)e  flogen,  fo  gefdjaf)  eS  ben  Xag  nadEj  ber  Stitjeige  im  SBod^enbtatt. 
3Son  ij&aus  ju  JpauS  rannte  er,  bie  Statuten  beS  SommunafoeretnS  in 
ber  Xafdfje  unb  bro^te  mit  ®ljrenmitgliebfcf)aft;  ja  felbft  bu,  würbigfter 
Saulfufc,  fdfjwanfteft  einen  Stugenbücl  unb  gabft  fdjmunjetnb  nad) 
unb  Sippe'n  bie  ^erüdfe  überbieS  jum  grifiren  f)in;  mit  iljm  nod| 
anbre  Sßerücfen.  Seijon  jubelte  Sippe;  ja  er  f)e$te,  was  er  fonnte, 
Treffers  unb  SniffS  Parteien  nod£|  wütljenber  auf  etnanber,  üom 
Sampf  für  fidf)  ©ewtnn  ju  jieljett*  lieber  Stjrifc  lag  es  fdjwer  ttrie 
©ewitterwolfen ;  alles  pfiff  unb  blies  unb  ftridf)  wie  waf)nftnnig  burdj< 
einanber.  2Jiitten  im  Stufruljr  erfdfjoti  eS:  „wo  ift  Sippe?  ber  ©lenbe! 
ber  SBinbbeutel!  ber  *ßral)lf)anS!"  95ei  berSaterne  erfannte  man  i^n, 
unb  f)ier  falle  ber  Sdjleier  über  bie  Scene.  Selten  würbe  wofjl  ein 
SWenfclj  fo  übereinftimmenb  burd&geprügelt.  2tHc  Snftrumente  würben 
auf  Sippe  gefpielt,  bie  §ombläfer  bliefen  iljm  in  bie  Df)ren,  bie 
SBioliniften  geigten  burdfj  feinen  SJiunb,  an  feinen  $üfcen  fingen 
jwei  f leine  ^ßaufanten,  bis  greffer,  burdf)  feinen  Sieg  befriebigt,  jum 
Stbjug  blies.  — 

SBä^renb  beS  ©etümmels  famen  ein  paar  SDatribSbünbler  jum 
Xljore  hinausgefahren,  bie  bie  Parteien  burd&fdfjttitten*  Jpalbtobt  trug 
man  Sippe  in  bie  SBorftabt,  wo  er  woljnte,  wäljrenb  fidl)  jene  nodf) 
ladjjenb  aufjeid^ueten,  was  man  eben  gelefen.  — 43 


1840. 


J> !  |J%H%frSa^^ 


\rr& 


Jar  (Eröffnung  bes  3ai)re<  1840« 

£)ie  3eitfd)rift  beginnt  mit  bcm  heutigen  Xage  ifjr  jtoölfteS  ©e* 
mefter.  ©ebanfen  alter  9lrt  fd&üefcen  fiel)  an  folgen  Stbfdjnitt,  Sßünfdlje 
unb  Hoffnungen  werben  an  if)tn  laut;  aud)  t>erjeif)t  man  fidj  gern  an 
bem  fdfjönen  geft.  3nt  Äampf  ber  9Jieinungen,  felbft  mit  fampfenb 
unb  meinenb,  ijaben;  mir  au  bem  (Sinen  feft  gehalten:  üor  allem 
beutfdf)e  Sunft  ju  liegen  unb  ju  pflegen.  UuerfdfjütterlidE)  fteljt  aud)  in 
un3  bie  Anficht,  ba§  wir  nodfj  feineStoegS  am  Snbe  unferer  Shinft 
finb,  bafe  nodj  mel  ju  tffun  übrig  bleibt  bajj  latente  unter  uns  leben, 
bie  uns  in  unfern  Hoffnungen  auf  eine  neue  reiche  951üt^enjeit  ber 
SRufif  beftärfen,  unb  bafe  nodf)  größere  erfdjeinen  werben.  Dt)ne  foldfje 
Hoffnungen  —  toaä  xo'ax  all  ba3  ©predfjen  unb  ©djaffen  nüjj  ?  2ßa3 
nüfcte  e3,  eine  Äunft  ju  treiben,  in  ber  man  nid)t$  met)r  ju  erreichen 
ficf>  getraute  ?  $)ie  Slnbern  aber,  bie  fid)  fräftiger  füllen,  bie  fidfj  für 
meljr  galten  al8  pompejanifdfje  Arbeiter,  bie  über  bem  (Sudjen  nad) 
alten  Sßaläften  unb  lempeln  nidfjt  bie  Äraft  unb  3^*  verloren,  felbft 
neue  aufbauen  ju  lernen,  —  möchten  ftd()  am  heutigen  Xage  bie  Jpanbe 
reichen  ju  neuen  großen  SBerfen.  ©er  toärmften  Änerfennung  unferer* 
fetts  fönnen  fie  fidfj  t>erfid|ert  galten.* 


*  ®eftrid>ener  ©$iu&:  „SHetbe  uns  ba$  Vertrauen  biejer  wie  aller  toaljr* 
haften  fömftler  audj  biefeö  3a§r  wie  alle  fttnfttgen!" 


224  $ie  öter  Ouoertüren  511  gibetio.  —  $.  SB.  (Srnft.  . 


Ute  uter  ©iwertören  ju  iTtbelto, 

Sftit  golbner  ©djrtft  fottte  eS  gebrudt  werben,  wag  baS  Seipjiger 
Drc^eftcr  am  legten  2)onnerftag  ausgeführt:  fämmtlidje  t>ier 
Duöertüren  ju  gibelio  nadjeinanber.  2)anf  eud|,  SBtcncr 
t)on  1805,  bafe  eud)  bie  erfte  nid)t  anfpradj,  bis  S8eett)0t)en  in  gött* 
liebem  Sngrimme  eine  uadj  ber  anbern  tjeroorwütylte.  3ft  er  mir  je 
gewaltig  erfreuen,  fo  an  jenem  Slbenb,  wo  wir  if)n  beffer  als  je  in 
feiner  Sßerfftatt  —  bilbenb,  öerwerfenb,  abänbernb  —  immer  glüf)enb 
unb  tjeifc,  bei  feiner  Arbeit  belauften  tonnten*  3lm  riefigften  jeigte 
er  fid)  wot)l  beim  jweiten  Slnlauf.  S)ie  erfte  Du&ertüre  wollte  nitf)t 
gefallen;  fjalt,  badete  er,  bei  ber  jweiten  fotl  eud}  baS  S)enfen  »ergeben, 
—  unb  fefcte  fid)  üon  feuern  an  bie  Slrbeit  unb  liefe  baS  erfdjüttetnbe 
Drama  an  fid)  öorübergetjen  unb  fang  bie  großen  Seiben  unb  bie 
grofee  greube  feiner  ©eliebten  nodj  einmal;  fie  ift  bämonifd),  biefe 
jweite,  im  ©injelnen  wol)t  uod)  fütjner  als  bie  britte,  bie  befannte 
grofee  in  Cdur.  2)enn  aud)  jene  genügte  iljm  nid)t,  bafe  er  fie  wieber 
bei  ©eite  legte  unb  nur  einzelne  ©tütfe  beibehielt,  aus  benen  er,  ;be* 
ruf)igter  fd^on  unb  tünftterifd)er,  jene  britte  formte,  ©päter  folgte 
nod)  jene  leichtere  unb  populäre  in  Edur,  bie  man  gewöfjnlidj  im 
Xtjeater  jur  Eröffnung  l)ört.* 

2)aS  ift  baS  grofee  33ier*Du&ertürenwerf;  äljntid)  wie  bie  Statur 
bilbet,  feljen  wir  in  iljm  juerft  baS  2Burjelgefled)t,  aus  beut  fid^  in  ber 
jweiten  ber  riefige  ©tamm  liebt,  feine  Slrme  lintS  unb  redjts  aus* 
breitet,  unb  julefct  mit  leidjterem  SBlütljengebüfdje  fdjliefet. 

gl. 


§.  W.  üxnft. 


2)ie  SBorte  üon  SBerlioj,  ©rnft  Werbe  wie  Sßaganini  einmal  bie 
Sßelt  üon  fid)  reben  machen,  fangen  an  in  Erfüllung  ju  gellen.  3d) 
l)abe  bie  großen  SSiolinfpieler  ber  neueren  $eit  faft  alle  gehört,   t>on 

*  ©djumaun  befanb  fidj  mit  feinen  rfeitgertoffen  im  JSrrtyum  über  bie  8«ts 
folge  ber  Duoertüren.  9fr.  1  ift  1807,  9fr.  2  1805,  9fr.  3  1806,  9fr.  4  1814  enl 
ftanben.    SBgl.  ^nmerfung  51. 


#.  3S.  ©rnft.  225 

Sipinäfi  an  bis  ju  grünte  fjerab*  Seber  fanb  feinen  begeifterten  9ln* 
f)ang  im  publicum.  3ener  ^telt  eS  mit  SipinSfi:  baS  Smpofante  feiner 
Snbtoibuatität  fällt  auf,  man  brauet  nur  ein  paar  feiner  großen  Xöne 
<jef)ört  ju  ijaben.  Slnbere  fcljwärmten  über  SBieujrtempS,  ben  genialften 
ber  jungen  Stteifter,  ber  fdEjon  jefct  fo  IjodE)  ftef)t,  bafe  man  nidljt  ofjne 
«ine  geheime  gurdfjt  an  feine  3u'u^f*  benfen  möchte.  Die  83utt  gab 
un8  ju  ratzen,  wie  ein  tteffinnigeS  9tätt)fet,  mit  bem  man  nidjt  fertig 
werben  fann,  namentlich  er  fanb  ®egner  — ,  unb  fo  fjaben  93£riot, 
(L  2Rüöer,  SÄotique,  2)aötb,  *ßrume  jeber  fein  befonbereS  publicum 
für  fidfj,  jeber  feinen  ©djitbtrager  in  ber  Äritif.  aber  ©ruft  öerfteljt 
eS,  äfjntid)  wie  Sßaganini,  alten  Parteien  ju  genügen,  alte  für  fid(j  ge- 
winnen ju  fönnen,  wenn  er  Witt,  wie  er  benn  aud),  mit  allen  ©deuten 
vertraut,  jttr  metfeitigften  ©igentf)ümtidf)feit  burdfjgebrod&en.  ?(udj  an 
impromfatorifdOer  Sraft,  ber  reijenbften  am  SBirtuofen,  ftef)t  er  Sßaga* 
nini  nalje,  unb  f)ier  mag  fein  früherer  häufiger  Umgang  mit  *ßaganini 
auf  it)n  gewirft  tjaben*  ©rnft  ift  aus  93rünn  gebürtig,  fam  feljr 
jung  naclj  SEBien  auf  baS  Sonferöatorium ,  lernte  bann  5ßaganini 
lennen  unb  madfjte  1830  feinen  erften  StuSftug  nadE)  bem  SRljein  jur 
felben  Seit,  als  aud)  $aganini  bort  war.  ©eine  auf$erorbenttid)e 
SSirtuofität,  obwohl  fie  offenbar  nodfj  mandjeS  üon  SßaganiniS  Slrt  an 
ftd£)  Ijatte,  machte  fdf)on  bamats  Stuffef)en.  3m  jugenblid)en  Ueber* 
mutlje  wot)I  gab  er  aud)  immer  gerabe  in  ben  ©tobten  Soncerte,  wo 
Ißaganini  furj  t>orf)er  gefpielt  f)atte.  ÜKit  greuben  erinnere  idfj  mid) 
jener  ©oncerte  in  einigen  SRfjeinftäbten,  wo  er  wie  ein  Slpott  bie  §ei* 
betberger  9Jiufenfd)aft  in  bie  nafjen  ©täbte  fid(}  nadjjog.  ©ein  9?ame 
war  allgemein  befannt.  hierauf  ^örte  man  lange  nichts  t>ou  itym;  er 
war  nadE)  SßariS  gegangen,  wo  eS  $eit  foftet,  nur  angefjört  ju  werben. 
UnauSgefefete  ©tubien  brachten  if)n  öorwartS,  ber  ©inftufc  SßaganiniS 
fdjwanb  nadfj  unb  nadfj,  bis  wir  benn  feinen  tarnen  in  ben  legten 
Sauren  wieber  auftauten  feigen  unb  ben  erften  in  SßariS  beigefettt. 
©ein  alter  SßunfdE),  fein  SSaterlanb  wieber  einmal  ju  fefyen,  namentlich 
feiner  ipeimatl)  SSeweife  feiner  fortgegebenen  SJieifterfdjaft  ju  geben, 
wadfjte  wieber  in  if)m  auf.  Sßadjbem  er  im  vorigen  Sßinter  nodj 
f)oüanb  bereift  unb  bort  in  wenigen  SWonaten  60—70  Soncerte  ge* 
geben,  gitfg  er  nadfj  lurjem  Aufenthalt  in  $ariS  ftracfS  nad)  2)eutfd)* 
lanb.  ©in  echter,  feiner  Äunft  fidlerer  ßünftler,  tyatte  er  eS  t>erfd)mäf)t, 
feine  Steife  t>orauS  tterfünben  ju  taffen.  So  trat  er,  üon  äftarfd&ner 
t>eranlaf$t,  juerft  in  $anuot)er  auf,  bann  in  bieten  ßoncerten  in  §am* 
iurg  unb  ben  natjen  Crten.    @o  ^aben  wir  if|n  aud)  t)ier  gehört, 

€^nmann,  ©cf.  Sdjriftcn.  II.  15 


226  3-  SKenbelSfoljn,  (Serenabe  unb  EHegro. 

beinahe  unvorbereitet.  Der  ©aal  war  nid)t  überüott;  aber  baB  publicum 
fcf)icn  §um  boppetten  angewachsen,  fo  jubetnb  erjd)ott  ber  SBeifaL 
$>a3  ©tanj*  unb  5ßrad)tftücl  be8  Slbenb«  waren  too^f  bie  aRaijfeber* 
.fd)en  SSariationen ,  bie  er  in  reijenber  Saune  mit  eigenen  burdjwebte 
unb  mit  einer  ßabenj  fdjlofc,  wie  wir  fie  nur  von  *ßaganini  gehört, 
wenn  er  in  Ijumorifttfdjem  Uebermutt)e  alle  ßauberfünfte  feinet  83ogen& 
walten  lieft.  S)er  SSeifatt  banad)  ging  über  ba$  gewöhnliche  9Ra& 
norbbeutfd)er  SBegeifterung  IjinauS,  unb  wären  Äränje  in  SSercitfc^aft 
gewefen,  in  ©djaaren  wären  fie  auf  ben  2Keifter  geflogen.  2)ie3  ftc^t 
if)m  nod)  fpätcr  einmal  beüor,  wenn  er  audj,  als  äRenfdj  ber  befdjei* 
benfte  unb  meljr  ftitt  unb  in  fiel)  gefet)rt,  fid|  bem  entjiefjen  wollte. 
SEStr  t)ören  iljn  nod)  einmal,  nädjften  SRontag.  S)ie  glug*  unb  ©ifen* 
bafjn  t>at  il)n  auf  einige  Xage  in  bie  nalje  föauptftabt  entführt,  Samt 
aber,  —  läfct  er  gar  feinen  „ßarnaöal  öon  SSenebig*  t)ören,  —  beuten 
wir  nod)  met)r  Don  iljm  ju  berichten, *  bem,  fc^eint  cö,  jener  berühmte 
italienijd^e  ßauberer,  bei  feinem  Stbfdjieb  von  ber  Äunftwelt,  ba3  ©e* 
tjeimnifc  feiner  Sunft  anvertraut  ju  fjaben  fdjeint,  ben  ÜReiftern  jur 
SSergteidjung,  ben  3üngem  jur  SWad^eiferung ,  Sitten  jum  ©odjgenufc. 
2tm  14.  Sanuar,  12. 


Cottcertftucke  unb  ttoncerte  für  JHaitoforte 

mit  Segteitimg  bc3  DrrfjefterS. 

3f.  9ftenbei£iof)n  SBarttjoIbg,  ©erenabe  u.  Sfllegro.  (Hmoll  u.  Ddur).  953.43. 
28.  Sternbale  S3ennett,  Viertes  (Soncert   Fmoll).    SBert  19. 
3.  9t.  §ummet,  SefcteS  Soncert  (Fdur).    ftadjgetaffeneS  2Bert. 

33ei  bem  erften  ©tücf  fommt  e3  mir  ju  ftatten,  bafe  id)  e§  öom 
SJieifter  felbft  gehört  in  einer  feiner  gtücflicf)ften  (Stimmungen.44    3>ie 

*  (Srnft  fpielte  in  feinem  giüeiten  ©oncert,  am  27.  Qanuar,  ben  (£arttaöal. 
Schumann  berichtete  barüber:  „(Sr  foielte  ifjn  julejt  —  umgefef)rt  ber  3-  $aulfdjen 
Siegel,  nad)  ber  $irtuofen  tyx  SBirfungSöoUfteS  perft  bringen  füllten.  $er  (Sin* 
bruef  war  ergöfclid)  über  bie  Wtafyn.  Sßaganini  ljat  baffelbe  Sfyema  (o  cara  mia 
mamaj  äljnlid)  öartirt.  (S&  maren  gegen  30  SSariationen  über  ein  acf)t  Xacte  langet 
£f)ema,  bunt  djarafteriftifdj,  fdt)alfifdt)  unb  geiftreid),  ©ueffaftenbüber  mit  ben  am 
metften  borfommeuben  ©eftaiten  be3  $oüd)inet3  unb  ber  (£ofombine.  %a$  ^u* 
blicum  lact)tc  oft  fjett  auf.  $)er  Beifall  mar  ftürmijdj,  obwohl  man  im  Uebrigcn  am 
Mbeub  nidjt  in  befter  Sftufiftaune  frf|ien". 


SB.  ©t.  Eennett,  (Soncert.  227 

Sfamerftimme  lägt  nur  bic  &älfte  bcr  Steije  afjnen,  bie  eS  mit  bem 
Drdjefter  gufammen  in  ganger  güHe  erfdljlie&t.  SSaS  man  t>on  if>m 
ju  erwarten  f)at,  beutet  ber  Xitel  an :  eine  ©erenabe,  eine  Slbenbmufif , 
ber  ein  frifd)eS,  gefunbeS  Slllegro  folgt  Sßem  bie  erfte  jugebadfjt  ift 
—  wer  weifj  eS!  (Siner  ©cliebten  nidljt,  baju  fdljeint  fie  nid)t  ^)eim* 
lid)  unb  &erftol)len  genug;  aud)  nicE^t  einem  grofcen  SÄann,  baju  fet)lt 
it>r  alles ;  idfj  ben!e  mir,  bem  Slbenb  fctbft  ift  fie  bargebradljt,  ein  ©rufe 
an  baS  £>afein,  ben  i\n  fdjöner  äÄonbabenb  t>ielleid)t  im  5)idEjter  ge* 
wedt,  unb  weift  man  tootlenbs,  bafe  biefer  gerabe  in  ©ebaftian  S3ad|S 
Kantor*  ©tübdf)en  fetjen  fann  t>on  feinem  aus,  fo  erflärt  fidfj  baS  ©tüd 
um  fo  leidster.  SBoju  triel  SBorte  über  fold)e  SJiufil?  33ie  ©rajie 
ju  jerlegen,  baS  9Jloni)lid)t  wiegen  ju  wollen,  was  ntifct  eS!  SBer 
XtdjterS  Sprache  t)erftef)t,  wirb  audf)  biefe  toerftefjen,  unb  wenn  neulich 
irgenbwo  üon  Sena  aus  berichtet  würbe,  eS  fefjle  bem  SWenbelSfoljn* 
fdjen  $f)antafiefdjwung  gutoetten  an  ber  redeten  §öf|e,  —  ei  fo  ^äng' 
btd)  auf,  SieberhtirpS  t)on3ena,*  wenn  bir  bie  fdfjöne  ®rbe  JU  niebrig 
fcorfommt 

2)aS  Soncert  üon  93ennett  Ijab'  idj  leiber  nidljt  üon  i^m  felbft 
gehört,  wie  überhaupt  nidjt  mit  Drdfjefter.  9Rein  SluSfprud^  fagt  unb 
lobt  baljer  melleic^t  efjer  ju  wenig  als  ju  Diel.  3MelIeid)t,  ba&  Sennett 
bie  Drdjefterpartieen  nodj  öfter  fjätte  anbeuten  ober  aud£)  fie  bem 
Sfatrierfpteler  mitfpielbar  madijen  fönnen.  S)ie  Komponiften ,  bie  iljr 
2Berf  im  Äopf  f)aben,  verlangen  l)ier  meiftenS  ju  Diel,  unb  Spieler, 
bie  bie  fef)lenben  Snftrumente  etwa  burdE)  SWitfingen  erfefcen  fönnten, 
giebt  eS  eben  aud)  wenige.  Die  gorm  beS  SoncertS  ift  bie  alte  brei* 
fafctge,  bie  Xonart  Fmoll,  ber  ßljarafter  jum  (Srnft  geneigt,  nidfjt 
büfter,  SSHne  freunblidje  33arcarole  leitet  ben  erften  ©afc  jum  legten; 
fie  namentlich  t)at,  wie  idj  f)öre,  bem  ©oncerte  bie  §erjen  gewonnen, 
als  eS  ber  Somponift  f)ier  in  Äeipjig  fpielte.  3m  anbem  ©inne,  als 
ber  SBifc  t>on  anbem  ©omponiften  behauptet,  fpielt  baS  SB  äff  er  in 
SSennettS  ßompofitionen  eine  Hauptrolle,  als  ob  fiefj  aud)  hierin  ber 
©nglänber  nidfjt  öerteugnen  f  önnte*  ©einen  gelungenften  SBerfen :  ber 
Dut>ertüre  ju  ben  SRajaben,  ben  meifterf)änbigen  ©fisjen  —  „ber  ©ee", 
„ber  aßalbbadfj",  „bie  gontaine"  —  fcfylieftt  fidO  iene  SBarcarofe  an,  bie 
mit  bem  Drdfjefter  jufammen  üon  reijenber  Sßirlung  fein  muft.  X)ie 
anbern  ©ä^e  bieten  nichts  SleueS  in  ifjrer  ©eftaltung,  ober  beffer  ge* 
fagt,   fie  fuc^en  baS  Wim  nic^t  im  SluffaHenben   fonbern  e^er  im 

*  (5.  Eantf.« 

15* 


228  3-  9L  fcummel,  JßefcteS  (Soncert. 


[  3tnfprutf)lofen;  fo  läfjt  Sennett  am  ©dfjtuft  bcr  ©oli,  wo  in  aubcm 

f  ßoncerten  Xrtller  über  XriHer  ftürjen,  bcn  Xritter  unterbrechen  unb 

j  leife  t>erl)allett,  als  wenn  er  ba3  S3eifattgeftatfcf)e  felbft  fjinbern  wolle; 

►  fo  ift  eä  im  ganzen  ßoncerte  nirgend  auf  33ra&our  unb  SBcifaH  ab* 

|  gefeiten:   nur   bie  Sompofition  foH  fid^  jeigen,    bie  SBirtuofitat  be§ 

©piete  ift  Siebenfache,  wirb  toorauägefefct.    SReue  med)anifcf)e  Sombi* 

nationen,  gingerauf  gaben  finbet   man   alfo  in  iljr  nid)t,   wenn  fie 

autf)  jur  Ausführung  immerl)in  fdjon  bebeutenbe,  mef)r  mufifalifdEfe 

als  fingerfertige  9föeifterfcf)aft  erfordert,    bie  fiel)  bem  Drdjefter  f)ier 

unterjuorbnen,    bort  e3  ju   be^crrfc^en  t)erftef)t.     ©dfjöne  äRelobieen 

finbet  man  bie  ^illlc,  bie  gorinen  finb  reijenb  unb  ftiefjenb  wie  immer 

in  83ennett3  ßompofitionen.    2)er  lefcte  ©afc  wirb,  gegen  beä  ©ompo* 

ntften  3nbit)ibualität,  l)umoriftifdfjer;  feine  tyrtfd&e  SKatur  bricht  aber 

audfj  Ejier  julefct  burdfj.    25ie§  möge  als  Änbeutung  genügen.    SBennettS 

SKame  ljat  fcf)on  fo  guten  Älang  in  2)etttf  djlanb,  *  baß  es  für  ed)te 

©loüierfpielcr  nur  ber  Anregung  bebarf,  bafc  baS  ßoncert  ba  ift.    ©r 

fcfjaffe  unb  Wirte  nod&  lange  jum  ©egejt  wahrer  ihwft! 

9iodfj  war  in  ber  Sluffdjrift  ein  Goncert  toon  Rummel  angemerft, 
öietteic^t  ba§  le|jte,  was  er  gef ^rieben;  er  l)at  beffen  SSeröffentlidfjung 
nid)t  erlebt.  Studj  f)ier  genügt  ber  SRame,  im  t>orau$  ju  wiffen,  was 
man  ju  erwarten  f)at.  211s  ein  Sßerf  aus  feiner  33lütljenäeit,  ber  baS 
Amoll*ßoncert,  bie  Fis  moll*@onate  u,  a.  entfprungen,  barf  man  es 
freilief  nid^t  anfef)en,  wirb  eS  audfj  SKiemanb  betrauten.  Sllter  unb 
SHnbljeit  berühren  fidfj  fo  oft  im  Seben  wie  in  ber  Äunft.  ©o  ift  btö 
ßoncert  aud&  feine  Steigerung  ber  früheren,  fonbern  erjer  ein  SRücfgang 
ju  ben  ätteften,  anfprudljloS,  abgefdEjloffen  im  Greife  feiner  Sbeen,  an 
9Mobie  faft  fimpet,  im  $affagenwerf  f o  jierlid^  unb  reinlid^,.  wie  man 
eS  an  Rummel  fennt.  SReaction  wirb  eS  fomit  feine  hervorbringen, 
bie  allgemeine  muf.  Seitung  mag  fagen,  was  fie  will.  3)ie  Sruft  beS 
SünftlerS  jieren  ja  aucf)  fo  mel  wohlerworbene  Drben,  baf$  eS  faum 
nötfjig,  tfjm  neue  anhängen  ju  wollen;  unbeholfener  (Sifer  madjjt  ef)er 
üerbädfjtig.  Stuf  anbere  nad&getaffene  SQSerlc  beS  oerfd^iebenen  SföeifterS 
wirb  bie  3eitf$rift  in  ber  golge  jurücffommen.  12. 


*  föeßftab  formte  bte  jum  toguft  1841  noc^  ntc^td  öon  SBennctt.  5fÖ  er 
bann  bret  SBerfe  bcffelbcn  bejpract),  machte  ©djumcmn  ba§u  bie  SBcmerfung:  „%ic 
3ri3  bc^  $rn.  SRcllftab  fängt  jefct  auf  SS.  St.  33cnnctt  als  auf  einen  f>offmmg$* 
tooKen  (Sonipontften  auftnerfiam  ju  maa^en  an.  S3et  unö  unb  an  anbeni  Crteit 
gilt  er  fd)on  jett  fe$3  Salden  aU  9Keifter".    (1841,  XV,  14S.) 


3r.  ©djubert,  8t)mp§onie.  229 


Die  Cdur-£i)mpi)0me  Dort  irunj  Jrtjubert. 

Der  2Jiufifer,  bcr  jum  erftenmal  SDSten  befud)t,  mag  fidf)  wof)l 
eine  Sßeile  lang  an  bem  feftlidfjen  SRaufdfjen  in  ben  ©tragen  ergoßen 
fbnnen  unb  oft  unb  t>erwunbernb  immer  t>or  bem  ©tepffanStfjurme 
fielen  geblieben  fein;  balb  aber  wirb  er  baran  erinnert,  wie  unweit 
ber  ©tabt  ein  $ird)f)of  liegt  üjm  wichtiger  als  alles,  was  bie  ©tabt 
fonft  an  ©eljenSwürbigem  l)at,  wo  jwei  ber  §errtic^ften  feiner  Äunft 
nur  wenige  Stritte  t>on  etnanber  rudern  ©o  mag  benn,  wie  id), 
fdjon  mancher  junge  2Jiufifer  balb  nad)  ben  erften  geräufd(}t>oHen  Xagen 
IjinauSgewanbert  fein  jum  SEBäfjringcr  $ird)f|of,  auf  jenen  ©rabem  ein 
SSlumenopfer  nieberjulegen,  unb  war'  eS  ein  wilber  SRofenftraud),  wie 
id)  iljn  an  33eetf)ot>enS  ©rab  tjingepflanjt  fanb.  granj  ©dfjubertS 
9tuJ)eftätte  war  ungefd)müdt.  ©o  war  eublidl}  ein  f)eif$er  äBunfcf) 
meines  SebenS  in  ©rfüHung  gegangen,  unb  idfj  betrachtete  mir  lange 
bie  beiben  ^eiligen  ©räber,  beinahe  ben  (Sinen  beneibenb,  irr*  id)  nid)t, 
einen  ©rafen  Dbonnel,  ber  jwifdf)en  beiben  mitten  innen  liegt. 46  (Sinem 
großen  SDJann  jum  erftenmat  ins  Slngefid^t  ju  flauen,  feine  §anb  ju 
faffen,  gehört  wof)l  ju  3ebeS  erfeljnteften  Stugenbliden.  SBar  eS  mir 
nidjt  öergönnt,  jene  beiben  Sünftler  im  Seben  begrüben  ju  bürfen, 
bie  id)  am  f)Ödjften  toereljre  unter  ben  neueren  Äünftlern,  fo  Ijätte  idj 
nadf)  jenem  ©räberbefudl}  fo  gern  wenigftenS  3emanben  jur  Seite  ge* 
tjabt,  ber  einem  t>on  ifjnen  näljer  geftanben,  unb  am  liebften,  badete 
id)  mir,  einen  ityrer  33rüber.  ©8  fiel  mir  ein  auf  bem  ßufjaufewege, 
bafc  ja  ©Huberts  ©ruber,  gerbinanb,  nod£)  lebe,  auf  ben  er,  wie  idE) 
wufcte,  grofce  ©tüde  gehalten.  SSalb  fud£)te  idj  ifjn  auf  unb  fanb  ifjn 
feinem  SBruber  ätynlidE),  wie  mir  nadf)  ber  Säfte  fdjien,  bie  neben 
Schuberts  ©rabe  fteljt,  metyr  flein,  aber  Iräftig  gebaut,  ®f)rtid)feit  wie 
SRufif  gleistet  im  SluSbrud  beS  ©efid^ts.  ©r  tonnte  mid)  aus  meiner 
SBeteljrung  für  feinen  Sruber,  wie  idE)  fie  oft  öffentlich  auSgefprodljen, 
unb  erjä^Ite  unb  jeigte  mir  meleS,  woöon  aud)  früher  unter  ber  lieber* 
fdpift  „^Reliquien"  mit  feiner  Bewilligung  in  ber  3eüfd()rift*  mitge* 
tfjeilt  würbe.  Sutefct  lieg  er  mid)  audf)  Don  ben  ©djäfcen  fefjen,  bie 
fidf)  nod)  öon  fjranj  Schuberts  Sompofitionen  in  feinen  §anben  be* 
finben.     3)er   9teid)tf)um ,    ber   f)ier   aufgehäuft   lag,    machte   mid) 


*  1839,  X,  37.    Gs  maren  Briefe  unb  ©ebidjte  öon  3frana  Säubert. 


230  8-  Sdjubert,  (BtjmMonte. 

frcubef djauemb ;  ido  gucrft  Eingreifen,  wo  aufhören!  Unter  anbern  wies 
er  mir  bie  Partituren  mehrerer  ©tjmpljonieen,  t>on  benen  öiete  nod)  gar 
nid)t  gehört  worben  finb,  ja  oft  vorgenommen,  als  ju  fdjwierig  unb 
fdljwülftig  jurüdfgelegt  würben.  9Jian  muß  SBien  fennen,  bie  eignen 
ßoncertt>erf)ättniffe,  bie  ©djwierigfeiten,  bie  SÖiittel  ju  größeren  Stuf* 
füljrungen  jufammenjufügen,  um  es  ju  t)erjeif)en,  baß  man  ba,  wo 
Säubert  gelebt  unb  gewirft,  außer  feinen  Siebern  Don  feinen  größeren 
Sttftrumentalwerlen  wenig  ober  gar  nichts  ju  f)ören  befommt  SBer 
weiß,  wie  lange  autf)  bie  ©tjmpfiome,  t)on  ber  wir  ^eute  fpredjen, 
toerftäubt  unb  im  2)unfel  liegen  geblieben  wäre,  Chatte  \6)  midj  nid)t 
balb  mit  gerbinanb  ©djubert  toerftänbigt,  fie  nadjj  Seipjig  ju  fdjufen 
an  bie  Direction  ber  ©ewanbtjauSconcerte  ober  an  ben  Äünftler  fetbft, 
ber  fie  leitet,*  beffen  feinem  ©Hefe  ja  faum  bie  fd)üd)tern  auffnoS« 
penbe  ©d)önl)eit  entgeht,  gefdjwetge  benn  fo  offenfunbige,  meiftertyaft 
ftrafjlenbe.  ©o  ging  es  in  Erfüllung.  3)ie  ©tjmpljonie  fam  in  Seipjig 
an,  würbe  gehört,  öerftanben,  wieber  gehört  unb  freubig,  beinahe  aß* 
gemein  bewunbert.  Die  tljätige  33erlagSl)anblung  SBreitfopf  unb  gärtet 
faufte  SBerf  unb  Sigent^um  an  fid),  unb  fo  liegt  fie  nun  fertig  in  ben 
Stimmen  t)or  unS  unb  t)iefleid)t  auef)  balb  in  Sßartitur/*  wie  wir  es 
ju  9hi{j  unb  frommen  ber  SSJelt  wünfdjteu. 

©ag'  id^  eS  gleidfj  offen:  wer  biefe  ©gmpljonie  nic^t  fennt,  fennt 
nodjj  wenig  üon  Säubert,  unb  bieö  mag  nad)  bem,  was  ©djjubert 
bereits  ber  Äunft  gefdfjenft,  aHerbingS  als  ein  faum  glaublidjeS  Sob 
angefefjen  werben.  @S  ift  fo  oft  unb  jum  Serbruß  ber  ßomponiften 
gefagt  worben,  „naclj  SBeetf)ot)en  abjuftef)en  toon  fympl)oniftifd)en 
planen",  unb  jum  %l)til  autf)  waljr,  baß  außer  einjelnen  bebeutenberen 
Drdjjefterwerfen,  bie  aber  immer  mel)r  jur  33eurtt)eitung  beS  SMlbungS* 
gangeS  itjrer  Componiften  t>on  Sntereffe  waren,  einen  entfdjiebcnen 
©influß  aber  auf  bie  äßaffe  wie  auf  baS  gortfdfjretten  ber  ©attung 
uidljt  übten,  baS  meifte  Slnbere  nur  mattes  ©piegelgebilb  SBeettfOüeU' 
fd(er  SBeifeu  waren,  jener  lahmen  langweiligen  ©t)mpf)onieenmadf)er 
nid&t  ju  gebenfen,  bie  Sßuber  unb  ^erücfe  üon  Jpaijbn  unb  Sföojart 
paffabel  nadfoufdfjatten  bie  Sraft  Ratten,  aber  oljne  bie  baju  gehörigen 
ftöpfe.  SBerlioj  gehört  granfreidE)  an  unb  wirb  nur  als  intereffanter 
SluSlänber  unb  Xollfopf  juweilen  genannt.  S33ie  idjj  geafjnt  unb  ge* 
f)offt  fjatte,  unb  äRandfjer  meHeidfjt  mit  mir,  baß  Säubert,  ber  formenfeft, 


*  9Renbeldfof)tu 
**  $te  Partitur  erfäien  ls4i>. 


fr  ©djubett,  ©gmjjfjome.  231 

pf)antafiereid(}  unb  üietfeitig  fidf)  fdfjon  in  fo  fielen  anbeten  @at* 
tungen  gezeigt,  aud£>  bie  ©tjmpfjonie  üon  feiner  ©eite  paefen,  bafc  tr 
bie  ©teile  treffen  würbe,  üon  ber  iljr  unb  burdf)  fie  ber  StRaffc  beiju» 
f  ommen,  ift  nun  in  IjerrlidOfter  SBeife  eingetroffen,  ©ewifc  f)at  er  audlj 
nid)t  barem  gebaut,  bie  neunte  ©ijmpljome  üon  33eetf)Oüen  fortfefcen 
ju  wollen,  fonbem,  ein  fteijjigfter  Äünftler,  ftf)uf  er  unauSgefefct  aus 
fidO  tyerauS,  eine  ©ijmpljonie  nad)  ber  anbern,  unb  bafe  jefct  bie  äBett 
gleicij  feine  fiebente  ju  feljen  befommt,  of)ne  ber  (Sntwicfelung  jugefefyen 
ju  Ijaben  unb  iljre  SBorgängerinnen  ju  fennen,  ift  üieUeid)t  baS  Sin* 
jige,  was  bei  ifjrer  33eröffentlid(}ung  leib  tf)un  fönnte,  was  auä)  felbft 
jum  2Äif$üerftef)en  beS  SBerfeS  änlafc  geben  Wirb.  SSietteid^t  bafj  audf) 
üon  ben  anbem  balb  ber  Stiege!  gejogen  wirb;  bie  Ileinfte  barunter 
wirb  nod(}  immer  ifjre  granj  ©dfjubertfdje  Söebeutung  tyaben;  ja  bie 
SSiener  ©gmpfionieenauSfdjreiber  Ijätten  ben  Sorbeer,  ber  it)nen  nöttyig 
war,  gar  nicjjt  fo  weit  ju  fudjen  brauchen,  ba  er  fiebenfadj  in  gerbi* 
nanb  ©d&uberts  ©tubirftübd^en  in  einer  SSorftabt  SBienS  übereinanber 
lag.    §ier  war  einmal  ein  würbiger  Äranj  §u  üerfdjenfen.    ©o  ift'3 

oft:  fpridf)t  man  in  SBien  j.  83.  üon ,*  fo  wiffen  fie  beS  *ßrei* 

fenS  i^rcS  granj  ©dfjubert  fein  ©nbe;  finb  fie  aber  unter  fidl),  fo  gilt 
ifjnen  weber  ber  (Sine  nodf)  ber  Slnbere  etwas  33efonbere3.  Sßie  bem 
fei,  erlaben  wir  uns  nun  an  ber  glitte  ©eifteS,  bie  aus  biefem  foft* 
baren  Sßerfe  quillt.  ©$  ift  waf)r,  bieg  Sßien  mit  feinem  Stefan»* 
t^urm,  feinen  fd^bnen  grauen,  feinem  öffentlichen  ©eprönge,  unb  wie 
eS  üon  ber  S)onau  mit  unjätyligen  Säubern  umgürtet,  fidf)  in  bie 
blüfyenbe  ©bene  tynftrecft,  bie  nadfj  unb  nadE)  ju  immer  leerem 
Gebirge  auffteigt,  bieS  SSien  mit  all  feinen  (Erinnerungen  an  bie 
größten  beutfdfjen  SWeifter  muß  ber  Sßfjantafie  beS  äßuftferS  ein  frudjt* 
bares  (Srbreid)  fein.  Oft  wenn  idj  eS  üon  ben  ©ebirgSpljen  be* 
trachtete,  fam  mir' 3  in  ben  ©inn,  wie  nad&  jener  fernen  2ltpenreil)e 
wo^l  manchmal  93eetl)oüen3  Sluge  unftät  f)inübergefd(}Weift,  wie  Sttojart 
träumerifdjj  oft  ben  Sauf  ber  3)onau,  bie  überaß  in  SBufd)  unb  SBalb 
^u  üerfc^wimmen  fd^eint,  üerfolgt  Ijaben  mag  unb  SSater  $at)bn  wofjl 
oft  ben  ©tepf)an3tl)urm  fic§  befdjaut,  ben  Sopf  fdjüttetnb  über  fo 
jdjwinblige  §%.  3)ie  Silber  ber  2)onau,  beS  ©tepl)an3tf)urm3  unb 
t>eS  fernen  SttlpengebirgS  jufammengebrangt  unb  mit  einem  leifen  fat^o* 
lifd>en  2Beif)raud|buft  überjogen,  unb  man  I)at  eine»  üon  SBien,  unb 
ftel(t  nun  üollenbs  bie  reijenbe  Sanbfd^aft  tebenbig  üor  un8,  fo  werben 


9Äenbetefof)n.  * 


232  3r-  ©cfjubert,  (Sgm^onie. 

wot)l  aud)  ©aiteu  rege,  bie  fonft  nimmer  in  uns  angeflungen  Ijabeit 
würben.  Sei  ber  ©tympljonie  t>on  Schubert,  bem  fetten,  blüljenben, 
romantifdljen  Seben  barin,  taucht  mir  Ijeute  bie  ©tafat  beutlid)er  als 
je  wieber  auf,  wirb  es  mir  lieber  redjt  flar,  wie  gerabe  in  biefer 
Umgebung  foldlje  SBerfe  geboren  werben  fönnen.  3c§  Witt  uid)t  Der* 
fud)en,  ber  ©tjmpfjonie  eine  golie  ju  geben,  bie  toerfdjiebeuen  SebenS* 
alter  wählen  ju  &erfd)ieben  in  ifjren  £ejt*  unb  93ilberunterlagen,  unt> 
ber  ac^tje^njä^rige  Säugling  t)ört  oft  eine  Sßeltbegebenf)eit  aus  einer 
Sßufif  f)erauS,  wo  ber  äJiann  nur  ein  SSanbeSereignift  fieljt,  wfi^renb 
ber  äßufifer  Weber  an  baS  ßine  noef)  an  baS  Rubere  gebaut  Ijat  uni> 
eben  nur  feine  befte  SÄufif  gab,  bie  er  auf  bem  Jperjen  f)atte.  Aber 
bafj  bie  3luf$enwelt,  wie  fie  Ijeute  ftrat)lt,  morgen  bunfelt,  oft  fjinein* 
greift  in  baS  3nnere  beg  Dieters  unb  2JiufiferS,  baS  wolle  man  nur 
aud)  glauben,  unb  baft  in  biefer  ©tjmpljonie  mef)r  als  blofcer  fdfjöner 
©efang,  met)r  als  blofceS  Seib  unb  $reub',  wie  es  bie  9Ruftf  fdjon 
fiunbertfältig  ausgebrochen,  »erborgen  liegt,  ja  ba£  fie  uns  in  eine 
Legion  füfjrt,  wo  wir  öorljer  gewefen  ju  fein  uns  nirgenbS  erinnern 
fönnen,  bieS  jujugeben,  Ijöre  man  foldlje  ©tjmpljonie.  §ier  ift,  außer 
metfterlidjer  mufifalifdjer  Xedljnif^ber  ©ompofition,  nodfj  Seben  in  allen 
gafern,  ßolorit  bis  in  bie  feinfte  Slbftufung,  SSebeutung  überall, 
fdjärffter  SluSbrud  beS  (Sinjelnen,  unb  über  baS  ©anje  enblid)  eine 
SRomantif  auSgeg offen,  wie  man  fie  fdjon  anberSWoljer  an  granj. 
Säubert  fennt.  Unb  biefe  l|itnmlifd)e  Sänge  ber  ©t)mpt)onie,  wie 
ein  biefer  SRoman  in  toier  95änben  etwa  Don  Sean  $aul,  ber  audfj  nie* 
mals  enbigen  fann  unb  aus  ben  beften  ©rünben  jwar,  um  aud)  ben 
Sefer  l)interl)er  nad)fdf)affen  ju  laffen.  SBie  erlabt  bieS,  bieS  ©efüljt 
üon  9teic^tt)um  überall,  wetyrenb  man  bei  Slnberen  immer  baS  ©nbe 
fürdjten  mufc  unb  fo  oft  betrübt  wirb,  getäufd)t  ju  werben.  ®S  wäre 
unbegreiflich  wo  auf  einmal  ©Hubert  biefe  fpielenbe,  glänjenbe  SReifter* 
fdfjaft,  mit  bem  Drctyefter  umjuge^en,  hergenommen  f}ätte,  wüfcte  man 
eben  nid&t,  ba%  ber  ©tjmpljonie  fed)S  anbere  öorauSgegangen  waren, 
unb  bafc  er  fie  in  reiffter  SWanneSfraft  fd)rieb.*  ©in  aufjerorbentlidjeS 
Xalent  mufc  es  immer  genannt  werben,  bafc  er,  ber  fo  wenig  Don 
feinen  Snftrumentalwerfen  bei  feinen  Sebjeiten  gehört,  ju  fold^er  eigen* 
tf)ümlid£>en  33ef)anblung  ber  Snftrumente  wie  ber  Sttaffe  beS  DrdfjejierS 
gelangte,  bie  oft  wie  äRenfdjenftimmen  unb  &t)or  burdEjeinanberfpredjen* 
Diefe  31efjnlid)feit  mit   bem  ©timmorgan  ljabe  ic^,   aufcer  in  meiern 


*  2luf  ber  «Partitur  fteljt  „2Räräl82S";  im  «Robemberbaraufftarb  Sdjubert.  ;3d).] 


2f.  6djubert,  Sgmpljome.  233 

Seetffoöenfdljett,  nirgenbs  fo  töufd^cnb  unb  überrafd&enb  angetroffen;  eS 
ift  baS  Umgefefjrte  ber  9ftet)erbeerfcf)en  83ef)anblung  ber  ©ingftimme. 
2)ie  öötlige  Unabljängigfeit,  in  ber  bie  ©tympfionie  ju  benen  33eerf)0t)enS 
ftef)t,  ift  ein  anbereS  3eic^^  ty**»  männlichen  UrfpmngS.  Jpier  fefje  man, 
wie  richtig  unb  weife  ©djuberts  ©entuS  fitf)  offenbart.  3)ie  grotesfen 
dornten,  bie  füljnen  SSer^ältniffe  nadfouafpuen,  wie  wir  fie  in  93eetf)o* 
üenS  fpötern  SBerleu  antreffen,  üermeibet  er  im  Sewufctfein  feiner  be* 
fdljeibeneren  Sräfte;  er  giebt  uns  ein  SBerf  in  anmutfi&otlfter  $orm 
unb  trofcbem  in  neut)erfcf)lungener  SBeife,  nirgenbs  ju  weit  öom 
ÜRittelpunft  wegfüfjrenb,  immer  wieber  ju  if)m  jurücffeljrenb.  ®o  mufj 
eS  3ebem  erfdfjeinen,  ber  bie  ©t)mpl)onie  fid|  öfters  betrautet.  3m 
anfange  wofjl  wirb  baS  ©länjenbe,  9leue  ber  Snftrumentation,  bie 
SBeite  unb  93reite  ber  $orm,  ber  reijenbe  SBedjfel  beS  @efüf)llebenS, 
bie  ganje  neue  SBelt,  in  bie  wir  toerfefct  werben,  ben  unb  jenen  t>er* 
wirren,  wie  ja  jeber  erfte  Slnbtid  t)on  Ungewohntem;  aber  aud)  bann 
bleibt  rfodfj  immer  baS  Ijolbe  (&efüf)l  etwa  wie  nadj  einem  vorüber* 
gegangenen  äJiärcfjen*  unb  3auberfpiel;  man  füfjft  überall,  ber  ßom* 
ponift  war  feiner  ©efdljidjte  Sfteifter,  unb  ber  3ufammenl)ang  wirb  bir 
mit  ber  $t\t  wot)l  auef)  flar  werben.  Riefen  ßinbrudf  ber  ©id()erf)eit 
giebt  gteidjj  bie  prunff)aft  romantifdje  (Sinleitung,  obwohl  f)ier  nocf( 
altes  gefyetmnifjöotl  t)erf)ttßt  fcfyeint.  ©änjlidf)  neu  ift  aud)  ber  lieber* 
gang  öon  ba  in  baS  SlHegro;  baS  Xempo  fdjeint  fid)  gar  nidjt  ju 
änbem,  wir  finb  angelanbet,  wiffen  nicf)t  wie.  S)ie  einjelnen  ©äfce 
ju  jergliebern,  bringt  Weber  uns  nocf|  2tnbem  $reube;  man  müfcte 
bie  ganje  ©gmpljonie  abfdljreiben,  t)om  uot>eöiftifd)en  Sljarafter,  ber 
fie  burd(Wef)t,  einen  Segriff  ju  geben.  SRur  öom  jweiten  ©afee,  ber  v 
mit  fo  gar  rüfjrenben  Stimmen  ju  uns  fprtd)t,  mag  idfj  nidfjt  oljne  ein 
SBort  fcfyeiben.  3n  iljm  finbet  fid)  auef)  eine  ©teile,  ba  wo  ein  Jporn 
wie  aus  ber  gerne  ruft,  baS  fcfjeint  mir  aus  anberer  Sphäre  fjerab* 
gefommen  ju  fein.  §ier  laufest  audf)  alles,  als  ob  ein  f)immlifd)er 
©aft  im  Drdjefter  fierumfdjlidje. 

%\t  @t)mpt)onie  i)at  benn  unter  uns  gewirft,  wie  uad)  ben  33eet* 
f)oöenfd)eu  feine  uod).  föünftter  unb  Äunftfreunbe  bereinigten  fid)  ju 
ifjrem  greife,  unb  &om  ätteifier,  ber  fie  auf  baS  ©orgfältigfte  ein* 
ftubirt,  bafc  eS  prächtig  ju  öernet)men  war,  f)örte  xd)  einige  SBorte 
fpred)en,  bie  id^  ©d^ubert  ^ätte  bringen  mögen,  als  meHeicfjt  l)öc§fte 
3freubenbotfd)aft  für  it)n.  Sö^re  werben  meUeic£)t  ^ingeljen,  e^e  fie  fid^ 
in  Deutfc^lanb  ^eimifd^  gemalt  ^at;  bafj  fie  öergeffen,  überfein  werbe, 
ift  fein  Sangen  ba;  fie  trägt  ben  ewigen  Sugenbfeim  in  fidE). 


234  Srans  Zi^t. 

©o  f)at  beim  mein  ©räberbefudj,  ber  mid£|  an  einen  Serwanbten 
t>e3  ©efcfyiebenen  erinnerte,  mir  einen  jweiten  Sotjn  gebracht.  25en 
erften.  erhielt  idj  fdjon  an  jenem  Xage  felbft;  iti)  fanb  auf  93eetf(ot)en3 
<Srab  —  eine  @taf)lfeber,  bie  idj  mir  treuer  aufbewahrt  9lur  bei 
feftlicf)er  (Gelegenheit,  wie  t)eute,  nefjm'  i<f)  fie  in  SBraud):  mög'  if)r 
$lngenel)me3  entfloffen  fein!  ™    ~* 


£tM}  tfißt. 
I. 


$lod)  angeftreugt  t>on  einer  9teit)e  t>on  fed}3  Soncerten,  bie  er  in 
^ßrag  wäfjrenb  eines  achttägigen  SlufenttjalteS  gab,  fam  igr.  Sifjt 
vorigen  ©onnabenb  in  ©reiben  an.  ftaitm  mag  er  irgenbwo  feljn* 
lieber  erwartet  worben  fein  als  in  ber  Sftefibenj,  wo  Sfaöierfpiel  unb 
<£lat>iermufif  t)or  SlQem  geliebt  wirb.  ÜKontag*  gab  er  ©oncert;  ber 
©aal  war  glanjenb  unb  rjon  ben  SBorneljmften  ber  ©efetlfdjaft,  aud) 
t)on  mehreren  äRitglicbern  ber  föniglidjen  gamilie  befugt.  StQc  SBtide 
Ijaftetcn  auf  ber  Xtjür,  wo  ber  Sünftler  eintreten  foüte.  Qwax  fein 
93ilb  ift  melfad)  tierbreitet  unb  baS  öon  ®rief)uber,  ber  fein  Supiter* 
proftl  am  fd)ärfften  gefaxt,  ein  tjödjft  trcfflid)eS;  aber  ber  Supiter* 
jüngling  felbft  intereffirt  bod)  immer  nod)  ganj  anberS.  2Ran  fprtdji 
tuel  aon  ber  $rofa  jefciger  Xage,  t)on  £>of*  unb  9tefibenjluft  unb 
<Sifenbaf)ngeift,  aber  es  fomme  nur  ber  SRedjte,  unb  wir  lauften  an* 
bäd)tig  jeher  feiner  Bewegungen.  SBie  nun  erft  bei  biefem  Sünftler, 
t)on  beffen  2Bunbertf)aten  fdjon  bor  jwanjig  Sauren  beridjtet  würbe, 
beffen  SRameu  man  immer  neben  ben  bebeutenbften  ju  t)ören  gewohnt 
war,  öor  bem  fidj  wie  t)or  Sßaganini  äße  Parteien  verneigten  unb  auf 
einen  Slugenblid  rjerfbtjnt  fd)icnen!  @o  rief  il)tn  benu  bie  ganje  Ser* 
fammlung  bei  feinem  Eintritt  begeiftert  ju,  worauf  er  anfing  ju 
jpielen.  ©c£)5rt  Ijatte  id)  it)n  fd)on  toorljer;**  aber  es  ift  etwas  an« 
bcreS,  ber  Sünftler  einem  publicum  ober  ©injelnen  gegenüber  —  aud> 
ber  ^ünftler  ein  anberer.    2)ie  frönen  IjeUeu  SRäume,  ber  Serjenglanj. 


*  ben  16.  2ttärä. 

**  nämtidj  in  Bresben,  roofu'n  ©djumamt  gereift  war,  um  SifetS  ©efannrjdjaft 
$u  machen. 


Stcma  fitfot.  335 

bic  gefdfjmücfte  SSerfammlung,  bieS  alles  erf)5f)t  bic  ©ttmmung  beS 
®ebenben  tüte  ber  ©mpfangenben,  9iun  rührte  ber  5)ämon  feine  Gräfte; 
als  ob  er  baS  publicum  prüfen  wollte,  fpielte  er  erft  gteidjfam  mit 
iljm,  gab  ifym  bann  XieffinnigereS  ju  fjören,  bis  er  mit  feiner  Äunft 
gteiddfam  jeben  einjetn  umfponnen  ^atte  unb  nnn  baS  (Sanje  f)ob  nnb 
fdjob,  wie  er  eben  wollte.  5)iefe  Shraft,  ein  publicum  fid)  ju  untere 
jodfjen,  eS  ju  fyeben,  tragen  unb  fallen  ju  laffen,  mag  wof)l  bei  leinem 
Äünftler,  *ßaganini  ausgenommen,  in  fo  f)of)em  ©rabe  anjutreffen 
fein,  ©in  SBiener  ©dOriftfteller*  fjatßifjt  in  einem  ®ebid)t  befungen, 
baS  aud  nid)t3  als  aus  ben  einjelnen  83ud)ftaben  beS  StamenS  ange* 
Ijängten  33eiw6rtern  beftety;  baS  ©ebidfjt,  gefdjmacfloS  an  fidfj,  l)at 
aber  fein  9lid)tigeS;  wie  aus  einem  3Börterbud)e,  in  bem  wir  blättern, 
raufdfjen  uns  wie  bort  bie  33ud)ftaben  unb  SBegriffe,  fo  f)ier  bie  Xöne 
unb  ©mpfinbungen  baju  entgegen.  Stt  ©ecunbenfrift  wedjfelt  Qatttä, 
ÄüljneS,  2)uftigeS,  XolteS:  baS  Snftrument  glüf)t  unb  fprüljt  unter 
feinem  SÄeifter.  Ueber  alles  biefeS  ift  fd)on  fjunbert  SRale  gefprod&en 
worben,  unb  bie  SBiener  namentlich  tiaben  bem  äbler  auf  alle  mögliche 
SBeife  beijulommen  oerfudjt,  burdj  9fcad)fliegen,  mit  ©triefen  unb  $eu* 
gabeln  unb  ©ebbten.  2lbet  man  rnufj  baS  f)oren  unb  aud)  fef)en, 
Sifjt  bürfte  burdfjauS  nidjt  Ijinter  ben  ßouliffen  fpielen;  ein  grofteS 
(2tücf  Sßoefie  ginge  baburdj  Verloren. 

@r  fpielte  unb  aecompagnirte  baS  ßoncert  Dom  Anfang  bis  jum 
©dfjtufc  ganj  atiein.  SDSic  9KenbelSfot)n  einmal  bie  Sbee  geljabt  Ijaben 
foll,  ein  ganjeS  ßoncert  ju  componiren  mit  Duoertüre,  ©efangftücfen 
unb  anberem  3ubef)ör  (man  fann  bie  Sbee  getroft  oeröffenttid)en  jur 
Senulung),  fo  giebt  audfj  Sifjt  fein  ßoncert  jiemlic^  immer  atiein. 
9iur  3Kab.  ©dfjröber<2)et)rient  trat  nod)  auf,  weit  unb  breit  woljl  bie 
©injige,  bie  in  foldjer  9töl)e  fid)  ju  behaupten  weifc.  ©S  war  ber 
©rlfönig  unb  einige  Meine  Sieber  oon  ©djubert,  bie  fie  im  Vereine 
fangen  unb  fpielten. 

S3om  ßinbruete  ju  fpred^en,  ben  ber  aufeerorbentlidfje  Äünftler  in 
SDreSben  gemalt  fjat,  fo  fenne  id)  ben  83eifaIIStf)ermometer  beS  borti* 
gen  SßublicumS  nid)t  genug,  um  barüber  entf Reiben  ju  fönnen.  ©er 
©ntf)ufiaSmuS  würbe  ein  aufterorbentlidOer  genannt ;  freilief)  ber  SBiener 
fdjont  feine  §anbe  unter  allen  ©eutfdfjen  wol)l  am  wenigften  unb  liebt 
fidfj  in  Abgötterei  wotfl  gar  ben  gefdjjlifcten  fcanbfdjulj  auf,  mit  bem 
er  Sifjt  jugeflatfd)t.    3n  9lorbbeutfd)lanb,  wie  gefagt,  ift  baS  anberS. 

*  3.  g.  ©aftelii  (Stcncr  aügem.  muf.  feiger  1839,  ©.  252.. 


236  Sran*  fiifat. 

5)ienftag  früt)  reifte  ßifjt  nadj  Seipjig.    58on  feinem  Stuftreten 

bafelbft  baS  nädrfte  2Kal. 

SR.  ©. 


IL 

SBermödjt'  id)  e8,  ©ntfernten  unb  gremben  uub  barunter  wof)t 
ättandjen,  bie  nie  Hoffnung  fjaben,  biefen  Äünftter  in  SBirflidjfeit  §u 
fetjen  unb  nun  nadj  jebem  SBorte  fud&en,  ba3  über  i^n  gefprodjen 
wirb  —  öcrmöd^t'  id)  e£,  ifjnen  ein  S3ilb  bes  Ijertoorragenben  SRanneS 
ju  geben!  Slber  e3  t)at  feine  ©d£|Wierigfeiten.  Slm  leidjteften  liefce 
fidfj  nodj  über  feine  äußere  ©rfd&einung  fpredf)en.  2Ran  t)at  fie  bereit* 
melfad)  ju  fdjilbern  gefugt  ber  Sopf  be3  SünftterS  ©dfjiHerifd),  audj 
SRapoleonifcfj  genannt,  unb  wie  alle  aufcerorbentlidjen  SKenfdfjen  einen 
3ug  gemein  ju  tjaben  f feinen,  namentlich  ben  ber  ©nergie  unb 
SBittenSftärfe  um  Äug'  unb  9Jhtnb,  fo  treffen  audj  jene  33ergteid)e  jum 
XtjeiL  SJlamentlid)  gleist  er  Napoleon,  wie  wir  biefen  als  jungen 
©eneral  oft  abgebübet  fetjen  —  bleid),  §ager,  bebeutenb  im  ^rofif, 
ben  Stuäbrucf  ber  ©eftatt  me^r  nadj  bem  ©Reitet  tjinaufgebrängt. 
Sluffaßenb  ift  aud)  bie  ?tef)nlidjfeit  2if jt3  mit  bem  üerftorbenen  ßubwig 
©djunfe,  bie  fidfj  audf)  tiefer  auf  tljre  Äunft  erftredt,  fo  bafs  icij  oft 
bei  ßifjtä  Spiel  fdfjon  früher  ©eprteS  wieber  ju  tjören  glaubte,  am 
fdjwierigften  aber  täfct  ftd&  über  biefe  Äunft  felbft  fpredjen.  ©3  ift 
nidft  meljr  ßtaüierfpiel  biefer  ober  jener  Strt,  fonbern  2tu8fprad(je  eine« 
füljnen  ©fjarafter*  überhaupt,  bem  ju  Ijerrfdien,  ju  fiegen  ba$  @efd)id 
einmal  ftatt  gefährlichen  SßerfjeugS  ba8  frieblidfje  ber  Äunft  juget^eilt. 
SQBic  üiele  unb  bebeutenbe  Äünftter  in  ben  legten  Sauren  an  un3  t>or< 
übergegangen  ftnb,  wie  üiele  wir  felbft  befifcen,  bie  Sifjt  in  mancher 
SBeife  gteidf)fte§en,  an  ©nergie  unb  $üf)nt)eit  muffen  fie  if)tn  afle 
fammt  unb  fonber*  weidjen.  SKamentlicIj  Xfyalberg  jjat  man  gern  mit 
iljm  in  bie  ©djranlen  ftetten,  beibe  mit  einanber  üergteidfjen  wollen. 
3n  ber  X^at  braudjt  man  nur  beiber  Sbpfe  ju  betrauten,  um  ben 
©dfjtufj  ju  jief)en.  Sdfj  erinnere  midj  be§  8ht£fprud)8  eine*  befannten 
Sßiener  3eid)ner3,  ber  ben  $opf  feine*  2anb3mann3  nidjt  uneben  mit 
bem  „einer  fdEjönen  Somtefc  mit  einer  SRännernafe"  üerglidj,  wäljrenb  er 
üon  SifjtS  $opfe  fagte,  baß  er  jebem  3Äater  ju  einem  gried)ifd)en 
©ott  fifcen  fönne.  ©in  äljntid)er  Unterfdf)ieb  gilt  etwa  t>on  iljrer  Äunft. 
SRäfjer  an  Sifjt  fteljt  fdfjon  Gtjopin  als  Spieler,  ber  iljm  wenigftenS 
an  feenhafter  3artf)eit  unb  ©tajie  nic^t*  nac^giebt;  am  näd)ften  woljl 


grana  fiifet  237 

Sßaganini  unb  als  SBeib  bic  9Jialibran,  üon  benen  beiben  Sifjt  aud) 
baS  2Keifte  genügt  ju  tyaben  bcfcnnt. 

Sifjt  mag  j|c|t  gegen  30  Satyr  alt  fein.  2Bie  er  fetyon  als  Stnb 
ein  SBunber  genannt,  wie  er  frtttyjeitig  in  bie  grembe  toerfctylagen 
würbe,  wie  fpater  fein  SRame  gtänjenb  ljier  unb  bort  neben  ben  be* 
rüipnteften  auftauchte,  oft  aud)  wieber  auf  längere  Seit  t>erftf)oü,  bis 
bann  Sßaganini  erfetyien,  ber  ben  Süngling  ju  neuem  (Streben  auf* 
ftactyette,  wie  er  plöfclid)  toor  jwei  3at)ren  in  SBien  auftrat  unb  bie 
Äaiferftabt  enttyufiaSmirte  —  bieS  unb  anbereS  ift  befannt.  ©eit 
ityrem  SBeftetyen  tyat  bie  ßeitfetyrift  bem  Stünftler  ju  folgen  gefudjt,  tyat 
nichts  üerl)eimlid)t,  was  für  unb  wiber  ityn  laut  würbe,  obwohl  fidfj 
bei  SBeitem  bie  meiften  Stimmen  unb  namentlich  aller  großen  Äünftler 
jum  2obe  feines  eminenten  XaleuteS  bereinigten,  ©o  fam  er  benn 
üor  Äurjem  ju  uns,  mit  ben  työctyften  ©tyren,  bie  nur  einem  ßttnftler 
wiberfatyren  fönnen,  bereits  gefdfjmüdt  unb  feftftetyenb  im  Stumme;  üon 
jenen  ityra  neue  ju  bereiten,  biefen  erfreu  ju  wollen,  war  fdjwer; 
leichter  war  es,  baran  rütteln  ju  wollen,  wie  es  ja  gu  allen  Reiten 
sßebanten  unb  ©djelme  gegeben.  Stud)  baS  Severe  würbe  tyier  üer* 
fudfjt.  SRidjt  burd)  ßifjts  ©djulb  war  baS  publicum  burd)  bie  SBor* 
auS&erfünbigungen  unruhig,  burd)  getyter  im  Soncertarrangement  t>er* 
ftimmt  worben.  ©in  als  SßaSquiHant  befannter  SRann*  machte  fidfj 
baS  ju  SJiafce,  anonym  gegen  ben  Äünftler  aufjutyefcen,  unb  „wie  £if jt 
nur  ju  uns  gefommen  wäre,  feine  unerfättlidfje  Habgier  gu  beliebigen". 
®ebenfen  wir  ber  Unwürbigfeit  nidjt  weiter.48 

DaS  erfte  ©onceri  am  17ten  [3Äärj]  bot  einen  fouberbaren  Sin* 
blidE.  3u  fraufer  gülle  ftanb  bie  SÄenge  burdf)einanber.  2)er  ©aal 
fdjien  ein  ganj  anberer.  35aS  Drdjefter  war  ju  Sßläfcen  für  bie  &vl* 
l)6rer  benufct.    Dajwifdfjen  nun  fiif jt. 

©r  fing  mit  bem  ©d^erjo  unb  bem  ginale  ber  ^ßaftoralf^mpt)onie 
t>on  33eetljot>en  an.  Die  28al)l  war  launifd)  genug  unb  nidjt  glücf* 
lidfj  aus  trieten  ©rünben.  3m  3'mmer/  unter  tiier  otogen,  mag  bie 
fonft  l)ötf)ft  forgfame  ^Übertragung  baS  Drdjefter  öergeffen  laffen;  im 
gröfjern  ©aal  aber,  an  berfelben  ©teile,  wo  wir  bie  @ljmpf)onie  fo 
oft  unb  üotlenbet  fdjon  Dom  Drctyefter  gehört,  trat  bie  ©d)Wädf)e  beS 
3nftrumenteS  um  fo  fühlbarer  tyerüor,  unb  um  fo  metyr,  je  metyr  bie 
Uebertragung  audfj  bie  äRaffen  in  iljrer  ©tärfe  wieberjugeben  öerfudfjt ; 
ein  einfacheres  Jlrrangement ,  ein  Anbeuten  Ijätte  fjier  üielleictyt  fogar 

*  gr.  SBiecf. 


238  grana  &fe*. 

meljr  gemirft.  $ennodj ,  üerftef)t  e3  fid^ ,  fjatte  man  ben  üJiciftcr  auf 
bcm  Snftrumente  §erau$gef)ört;  man  mar  jufrieben;  man  ljatte  Ujn 
menigftenä  bie  SÄä^ncn  fdjüttetn  gefef)en.  3m  89ilb  ju  bleiben,  fo 
jeigte  fidj  balb  ber  2öme  gewaltiger.  25ie3  in  einer  Sßljantafie  über 
£ljema§  üon  Sßacini,  bie  er  in  aufjerorbentlidjer  SSeife  fpielte.  816er 
alle  bie  erstaunliche  üermegene  93raüour,  bie  er  l)ier  jeigte,  möchte  idj 
nodfj  opfern  für  bie  jauberf)afte  ß^rt^eit,  mie  fie  fid)  in  ber  fotgenben 
©tübe  auSfprad).  £f)opin  ausgenommen,  müfete  id),  mie  gefagt,  9tie* 
manben,  ber  i§m  f)ieriu  gteidjfäme.  ®r  fdjlofc  mit  bem  befannteu 
djromatifcljen  ©alopp  unb  fpielte,  als  ber  SSeifatt  nidjt  enben  mollte, 
nodEj  feinen  belannten  Sraüourmatjer. 

(Srfdjöpfung  unb  Unmoljlfeitt  fetten  ben  Äünftler  ab,  baS  £age£ 
barauf  üerfprodfjene  ©oncert  ju  geben.  Sinftmeilen  mar  iljm  ein  mu* 
fifatifdjeg  geft  bereitet  morben,  ba3  Sifjt  felbft,  mie  aßen  Änmefenben, 
roof)t  ein  unüergefjlidfjea  bleiben  mirb.  2)er  geftgeber*  tjattc  lauter 
bem  ©afte  nodEj  unbefannte  ßompofitionen  jur  Aufführung  gemault: 
bie  ©t)mpf|ome  aon  granj  Säubert,  ben  $falm  „mie  ber  $irfdj  fdjreit", 
bie  Duüertüre  „9Reere3ftiHe  unb  gtüdlidje  gal)rt\  brei  ©f)öre  au* 
*ßaulu3,  unb  jum  ©djtufe  ba3  Dmolb&oncert  für  brei  ©laüiere  öon 
©ebaftian  SSadfj.  2e$tere$  fpielten  Sifjt,  2Äenbetefoljn  unb  Ritter,  63 
fdjien  aQed  mie  aus  bem  Slugenbtide  tjerüorgemadjfen,  nid^td  toorbe* 
reitet;  brei  glüdlidje  äWufifftunben  maren'3,  mie  fie  fonft  %atyt  nidjt 
bringen,  ßum  ©djtufj  fpielte  aud)  Äifjt  nod)  allem,  unb  munberüott 
genug.  3n  freubigfter  ©rregung  trennte  fidj  bie  93erfammlung,  unb 
ber  ©tanj  unb  bie  $eiterfeit,  bie  fidj  in  Silier  Äugen  fpiegelte,  möge 
bem  ©eber  ein  ©an!  fein  für  bie  ipulbigung,  bie  er  bem  berühmten 
Äunfttalente  eines  Stnberen  an  jenem  Slbenbe  barbracfjte. 

$ie  genialfte  Seiftung  2ifjt3  aber  ftanb  un3  nodj  betoor:  äBeberS 
Soncertftücf ,  mit  bem  er  in  feinem  jmeiten  ßoncert**  anfing.  SEBie 
benn  an  biefem  Äbenb  SSirtuofe  mie  publicum  in  befonberS  frifdjer 
Stimmung  fdfjienen,  fo  überftieg  ber  SntljuftaSmuS  mäfjrenb  be$  ©pie< 
(eng  unb  jum  ©d|luf$  audj  beinahe  atte»  f|ier  Srlebte.  SJBic  Sifjt 
gleich  ba8  ©tüd  anfafjt,  mit  einer  ©tärfe  unb  ©rofjljeit  im  StuSbrucf, 
als  gälte  e3  eben  einen  3ug  öuf  ben  Äampfptafc,  fo  fütprt  er  e3  oon 
3Winute  ju  äRtnute  fteigenb  fort  bis  ju  jener  ©teile,  mo  er  fidj  mie 
an  bie  ©pifce  be8  Drc^efter§  ftellt  unb   eS  jubelnb   felbft  anführt. 

*  3.  9Kenbel$jof)n.    [S*.  1652.] 
**  ben  24.  9tfära. 


grana  Sifet.  23» 

©cf>ien  er  an  triefet  ©teile  bodj  jener  getigert  felbft,  bem  wir  ü)n  an 
äußerer  Oeftatt  verglichen,  unb  ber  33eifatt  barauf  an  ihraft  nidfjt  un* 
einlief)  einem  „Vive  Temperem-".  3)er  Äünftter  gab  nodf)  eine 
Sßfjantafie  über  Xtjema«  au«  ben  Hugenotten,  ba«  Stve  äRaria,  ©tänb* 
djen  unb,  auf  Verlangen  be«  publicum«,  nodO  ben  ©rlfönig  von 
Säubert,  2)a«  ©oncertftücf  aber  war  unb  blieb  bie  Ärone  feiner 
Stiftungen. 

33on  wem  ber  ®ebanfe  be«  Stumengefdfjenfe«  ausgegangen,  ba« 
if)m  nact)  beut  ©dfjtufe  be«  ©oncerte«  burclj  bie  §anb  einer  beliebten 
©ängerin*  überreizt  worben  war,  weife  id)  nid&t;  unverbient  war  ber 
Äranj  gewife  nidfjt.  SEßtc  viel  enge«  unb  §ämifd&e«  SBefen  gehört  baju, 
fold^e  freunblidfje  Stufmerffamfeit  befrittetn  ju  wollen,  wie  e«  in  einer 
Söemerfung  eines  tyiefigen  SßlattcS  gefd&eljen  ift.  Sin  bie  greuben,  bie 
eud|  ber  Äünftler  bereitet,  f>at  er  fein  Seben  gefegt;  von  ben  3Jlüt)en, 
bie  if)m  feine  Äunft  gefoftet,  erfahrt  if)r  nicljt«;  er  giebt  eudfj  ba& 
93efte,  wa«  er  l)at,  bie  33lütf)e  feine«  Seben«,  ba«  SSollenbete;  uni> 
wir  wollten  if)m  bann  nidjt  einen  einfachen  SSlumenfranj  gönnen? 
Sifjt  blieb  audj  nidfjt«  fc^ulbig.  3n  fidjttidjjer  greube  über  ben  feu* 
rigen  Smpfang,  ber  if)m  im  jWeiten  ©oncerte  geworben  war,  jeigte  er 
fid)  fd&nett  bereit,  nod)  ein  britte«  ju  geben  für  irgenb  eine  milbe 
Stiftung,  beren  Sßaljl  er  ber  33eftimmung  @infid)tiger  überliefe,  ©o 
fpielte  er  am  vergangenen  SKontag**  nod)  einmal  jum  SScftcn  be«» 
*ßenfion«fonb«  für  franfe  unb  alte  SKufifer,  nadfjbem  er  ben  Xag  vor* 
f)er  ebenfall«  für  bie  Armen  ein  Soncert  in  35re«ben  gegeben  tjatte. 
$)er  ©aal  war  gebrängt  üoü;  ber  3*^  &ent  e*  9a*t/  ^it  SB^1  to 
©tüde,  ba«  Sttitwirfen  unferer  au«geäeidjnetften  Sängerinnen,***  unb 
vor  SWcm  Sifjt«  felbft,  fjatten  bie  Xtjeilnaljme  an  bem  Soncert  erf)öl)t. 
9tod)  erfdjßpft  von  ber  SReife,  üon  bem  vielen  ©oncertfpielen  in  ben  vo* 
rigen  Xagen,  laut  Sifjt  be«  SDtorgen«  an  unb  ging  balb  barauf  in 
bie  Sßrobe,  fo  bafe  itym  bi«  jur  ©oncertftunbe  nur  wenig  Qtxt  fi&rift 
blieb.  $Ruf)e  gönnte  er  fidlj  gar  leine.  3dj  barf  bie«  nid)t  unerwähnt 
laffen;  ein  3Äenfd^  ift  fein  ®ott,  unb  bie  fidfjttidfje  Änftrengung,  mit 
ber  fiifjt  be«  Slbenb«  fpiette,  war  nur  bie  natürliche  golge  fo  vieler 
vorangegangenen.  3n  freunblid)er  ©efinnung  tjatte  er  fidE)  ju  feinem 
Soncerte  von  Sompofitionen  breier  ljier  anwefenber  ©omponiften  ge* 
wäf)lt,  von  SRenbelSf of)n ,  filier  unb  von  mir:    von  9Wenbet«fot)n- 

*  3ftl.  fiouife  8cf>tegcl. 
**  ben  30.  a^arg. 
***  grau  $6rünau*®ra&au,  SrrL  Sdjfegel  unb  grf.  Sophie  Sc^Io^. 


240  &m  Äifet. 

beffen  neufteS  ©oncert  [Dmoll],  toon  filier  ©tüben,  üon  mir  mehrere* 
Hummern  aus  einem  älteren  SBerfe,   Sarnaoat  gereiften,    ßum  ®r* 
ftaunen   mancher  fc^üd^ternen  SBirtuofen   mög'  eS  Ijicr  fielen:    Stfjt 
fpiette  faft  fämmtlid)e  ßompofitionen  Dom  Statt.     35ie  Stuben  unb 
ben  Sarnaoal  tjatte  er  flüchtig  wofyl  fdf)on  früher  gefannt,  9JienbelS< 
fofynS  ßompofition   aber  erft  wenige  Xage  üor  bem  Soncerte  fennen 
gelernt;  üielfadj  angefprocfyen,  tjatte  er  aber  jum  eigentlichen  Stubireu 
in   fo   furjer  grift  unmöglich  $eit  finben   fönnen*     äReinem  teifen 
3weifel,  ob  überhaupt  fo  rtjapfobifd^eS  Sarnatoalteben  auf  eine  SDiengc 
©inbruef  machen  fbnne,   begegnete  er  burtf)  feine  fefte  2Reinung,  er 
^offc  e§.     2)ennodj   glaub'   id),  t»at  er  fid^  getäufd)t.     9tur  einige 
SBorte  über  bie  Sompofition,  bie  it)re  ©ittfte^ung  einem  3ufatt  ber* 
banft.    ©er  Sftame  eines  StäbtdfjenS  ,**  wo  mir  eine  mufifalifdje  33e< 
fanntfd)aft  lebte,  enthielt  lauter  33udE)ftaben  ber  Xonteiter,  bie  gerabe 
aud)  welche  meines  SKamenS  waren ;  f o  entftanb  eine  jener  Spielereien, 
wie  fie  feit  SadjS  Vorgang  nichts  SfteueS  mefyr  finb.    ©in  Stüd  warb 
nad)  bem  anbern  fertig  unb  bieS  gerabe  jur  ©arnaöatejeit  1835,  über* 
bieS  in  ernfter  Stimmung  unb  eigenen  33ert)ältniffen.     35en  ©tütfen 
gab   id)  fpäter  Ueberfdjriften  unb  nannte  bie  Sammlung  ©amaüal. 
9Äag  manches  barin  ben  unb  jenen  reijen,  fo  wed^feln  bodEj  audj  bie 
mufifalifd^en  Stimmungen  ju  rafdf),   als  bafc  ein  gangeS  publicum 
folgen  fönnte,  baS  nid(t  alle  Sffiinuten  aufgefdjeudjt  fein  will.    2)ie§ 
Ijatte  mein  tiebenSwürbiger  greunb,  wie  gefagt,  nid)t  berüdfidjtigt,  unb 
mit  fo  großem  2lntt)eil,  fo  geniatifd)  er  fpielte,  ber  ©injelne  war  Diel* 
leidet  bamit  ju  treffen,  bie  ganje  Sftaffe  aber  nid)t  ju  t)eben.49   SlnberS 
war  eS  fd(on  mit  ben  ©tüben  üon  Ritter,  bie  in  eine  befanntere  gorm 
einfd&lagen;  eine  in  Desdur  unb  eine  in  Emoll,  beibe  fefyr  jatt  unb 
djaratteriftifcf),  erwarben  fid)  warme  Xtjeitnafjme.    3)aS  Soncert  üon 
SKenbelSf of>n ,  war   bereits  burdfj  ben  Somponiften  fetbft  belannt  in 
feiner  ruhigen  2Äeifterttarf)ett.     Sifjt  fpielte,   wie  gefagt,  bie  ©tüde 
beinahe  t>om  S5latt.    ®S  itjut  it)tn  bieS  SRiemanb  fo  leid)t  nad).     3m 
Dollen  ©lanje  feiner  SMrtuofität  jeigte  er  fid|  nod)  im  ©djlufeftüd, 
bem  Jpejameron,  einem  S3ariationenct)lluS  öon  Xfyalberg,  SßijiS,  §erj, 
[Sjernt),   Sljopin]    unb  Sifjt  felbft.     9Nan  mufc  eS  bewunbern,   wo 
Äifjt  nod)  bie  Sraft  tjernal^m,  baS  ipejameron  jur  §älfte  su  wteber« 
tjolen,  unb  bann  nod)  ben  (Mopp  jur  greube  beS  SßublicumS.     So 


**  Sljtfj  in  93öf)men. 


filier,  $te  3erftötung  SerufalemS.  241 

gern  f|ätte  itf)  genmnfdjt,  baß  er  autf)  üon  Sf)Opin3  ßompofitionen, 

bic  er  unt>ergleidjttcf|  unb  mit  größter  Siebe  fpielt,  öffentlich  üorge* 

tragen  Ijätte.    Stuf  feinem  ßimmer  giebt  er  freunbtid)  alles,  wa3  man 

t>on  SRufif  fcon  if)m  ju  f)5ren  toünfdjt.  SEBic  oft  f)ab'  itf)  if)m  ba  mit 
33enmnberung  juge^ort!50 

35ienftag  Stbenb  verliefe  er  und. 


„Die  3er|liJrtttt3  3erttfaleuw" 

{Oratorium  toou  ftcrbtuanb  filier,* 

@rfte  Aufführung  in  Seidig  >en  2.  ttprit]. 

5Da$  Urteil  über  ein  fo  großartiges,  complicirteS  SBerf  nad)  ein* 
inaligem  $ören  fann  nur  ein  anbeutenbeS  fein.  5)ie  Aufführung  fanb 
jum  93eften  ber  fyiefigen  Slrmen  geftem  Äbenb  unter  ber  perforieren 
Seitung  be§  Somponiften  ftatt.  ©^or  unb  Drd^efter  waren  reidj  be* 
fefet.  SBon  ben  frühem  Seiftungen  gerbinanb  JpitterS  l)at  bie  3citf$rift 
in  immertoätirenber  großer  Xljeünaljme  an  feinem  bebeutenben  Streben 
öon  jef)er  getreulid)  berietet.  9Gad)bem  wir  mehrere  Safjre,  bie  ber 
©omponift  in  Stauen  verlebte,  nidjt§  t>on  i^m  üeroommen,  tritt  er  in 
nmrbigfter  SEÖeife  mit  einem  SBerfe  auf,  ba8  be3  Sluägejeic^neten  unb 
(Sigentf)ümlid)en  fo  oiel  enthält,  baß  wir  mit  greuben  beffen  balbigfter 
SBeröffentlidjung  entgegenfe^en.  Slm  meiften  baran  erfreut  uns  ba» 
fräftige  Solorit,  ber  ©rnft  unb  bie  geftigleit  be3  ©tü3,  im  ©injelnen 
ba«  3teijt)otte,  2RaIerifd)e  unb  $f)antaftifdje.  Statten,  ba3  un3  unfere 
3ünger  fonft  immer  mit  toerfeljrten  Stnfid)ten  jurü<fgefd)icft,  t)at  in  feine 
äßufif  nur  met)r  Slnmutt)  unb  2Betd)l)eit  gebraut,  iljm  nichts  üon  feiner 
beutfdfen  Straft  genommen;  man  fann  es  nic^t  genug  rühmen.  2)er 
Xejrt  (uon  Dr.  ©tein^eim)  ift  jiemtief)  einfach,  bie  §anblung  eine  ge* 
fannte.**      SSon  Sßerfonen    treten    auf:    ,8ebefia,   Äönig  in  Suba, 

*  »gl.  ben  foäteren  2(rtifel  au$  bem  Safjre  1841.    [©dj.  1852.] 
**  $>a$  Oratorium  toax  urjprünglidj  Seremia  benannt.     2)er  $)idjter  be$ 
5£ejte$  erflärte  foäter  (1842,  XVI,  84),  bic  flutorföaft  ablehnen  ju  muffen,  ba  ber 
<£omj>onift  nur  einige  Strophen  bcffelben  ju  ber  „3erftörung  3erufalem$"  benufet 
unb  fclbft  biefe  mit  SBittfürlidjfeit  burdjeinanber  gcmürfelt  fyabt. 

©$itmann,  @ef   ©Triften.  IL  16 


242  SJhiftffcben  in  Seidig  mdfjrenb  be$  SBtnterS  1839—1840. 

©fjamitat,  beffen  äKutter,  3eremia3,  2ldE)icam  unb  beffen  ©djwefter,  unb 
einige  untergeorbnete.  3)ie  ß^nung  ber  Sljaraftere  ift  fdfjarf,  na« 
mettttid)  ber  ber  ßljamital.  5Den  3eremia$  wünfdf)ten  wir  t>om  S)id)ter 
energifdjer  gehalten;  bie  9Rufif  mufcte  natürlidf)  junädjft  bem  Xejte 
folgen.  SSorjüglic^fteS  unb  in  mufifalifdf)em  93etrad)t  ba3  XüdOtigfte 
unb  Äunftooüfte  enthalten  bie  &l)öre,  bie  fftmmtlict)  mit  großem  an« 
t^eil  gehört  würben;  unter  biefen  ragen  namentlich  fjerüor:  „Sine 
©eele  tief  gebeuget",  bie  beiben  ber  SJiener  ßebefiaS,  ber  ©d)tuf$d|or 
be3  erften  Xfjeitefc,  ber  ber  Sfraeliten  „bu  ©Ott  ber  2angmutf|"  unb 
„wir  jiet)n  gebeugt".  SSom  „SßauluS"  unterfcfyeibet  fidE)  bie§  Oratorium 
wefentlidE);  e3  neigt  ftd)  me^r  naclj  ber  ßutunft  f)in.  SBir  »erben 
fpäter  bei  SBeröffentlid&ung  be3  SßerfeS  barauf  jurücffommen.  35ie 
2luffül)rung  unter  be$  ©omponiften  ruhiger  unb  fidfjerer  ßeitung  war 
eine  ganj  au3gejeid)nete.  12. 


Jtoftfleben  in  fettig  malyrettb  bes  Wintere  1839—1840. 

9Ran  wirb  e8  jugeben  muffen,  in  biefem  üon  ber  Statur  fo  ftief* 
müttertidf)  bejubelten  fieipjig  blüljt  bie  beutfdje  SKuftf,  baß  eS  fidj, 
of)ne  für  unbef Reiben  ju  gelten,  neben  ben  reichten  unb  größten 
grudfit*  unb  Slütljengärten  anberer  ©täbte  fefjen  laffen  barf.  2Beld|e 
SÄenge  auSgejei^neter  Äunftwerfe  würbe  un«  auejj  im  vergangenen 
SBinter  wieber  üorgefüf)rt,  wie  Diele  bebeutenbe  Äünftler  erfreuten  un§ 
mit  ifjrer  Äunft!  Unb  wenn  fidf)  biefe  SKnerfennung  regften  SWufiflebenä 
namentlich  auf  bie  Ijiefigen  Soncertinftitute  bejiet)t,  fo  gefdfjteljt  bodj 
im  SScr^ältmft  ju  anbern  ©tobten  audfj  in  anbern  SRidjtungen  ©rfreu* 
lict|e3.  5Da3  Xfjeater  toerforgt  un3,  wie  eine  gute  äRobefjanblung, 
wenigftenS  immer  mit  bem  teuften  au3  SßariS  unb  jäljlt  unter  feinen 
SRitgliebern  einige  fe^r  fdiäfcenawertlje.  Stud)  bie  Sirene  feiert  nidjt, 
wenn  freiließ  mit  ben  üorfjanbenen  SKttteln  aud)  noef)  ganj  &nbere§ 
erreicht  werben  fönnte.  Stuf  glänjenbfter  ©tufe  aber,  wie  gejagt,  fteljt 
bie  ßoncertmufif.  ®3  ift  befannt,  wie  in  ben  jefct  balb  ein  fjatbeS 
3at)r^unbert  alten  ©ewanbtyauäconcerten  tiorSlttem  ber  beutfdjen 
Sütufif  ein  gebiegener  §eerb  gegrünbet  ift,  unb  wie  tion  biefem  3nfti= 
tute  in  ber  Xljat  metjr  at§  je  geleiftet  wirb,  ©inen  berühmten  SWeifter 
an  ber  Spijje,  f)at  fid)  in  ben  le|ten  Sauren  ba3  Drdfjefter  in  feinet 


2Äufifieben  in  £etp$ig  mctyrenb  be$  SBinter*  1839—1840.  243 

Sirtuofttät  nodfj  immer  toertooHfommitet.  3m  SSortrage  ber  Sljmpfjo* 
nieen  namentlich  finbet  eS  unter  ben  beutfdfjen  woljl  faum  feines 
©leidjen,  toie  fid)  in  iljm  aud)  auf  ben  einjelnen  3nftrumenten  tüchtige 
SKeifter  befinben.  2turf>  waren  in  biefem  SBinter  oon  ber  Direction 
©efangtalente  gewonnen  worben,  bie  uns  ben  Sßerluft  ber  in  ben  t>er* 
gangenen  engagirten  auSgejeidfjneten  englifdjen  Sängerinnen  !aum 
fühlbar  madjten.  So  war  man  immer  auf  Slbwedfjfelung  bebaut,  was 
bie  gewählten  Sompofitionen  wie  bie  auftretenben  fremben  unb  einljei* 
mifdjen  Äünftler  betrifft.  3Son  ben  erfteren,  als  bem  SMeibenben, 
juerft  ju  fpredfjen,  fo  fteflte  fidfj,  wie  früher  fo  aud)  (»euer,  in  ber 
2Bat)t  ber  jur  8luffüf)rung  gebrauten  2Berfe  ber  ©efdfjmacf  für  bie 
ältere  ciaffifdfje  Sdjule  auf  baS  ©ntfdjiebenfte  fyerauS.  93eetljoöenS 
SJtamen  finben  wir  am  fjäufigften  auf  ben  Soncertjettetn,  i^m  junädjft 
SRojart  unb  §agbn.  2Äit  SSorliebe  waren  Sßeber,  (Sfjerubini  unb 
Spoljr  bebaut.  SBadEj,  £änbet  unb  ©lucf  lamen  jeher  einmal  toor, 
wie  öfter  bie  bei  Sängern  unt>ermeiblidf)en  Sjtreme  Ütoffini,  SeQini 
unb  SJonijetti.  Slufjerbem  würben  uns  äiemlidfj  öon  atten  bebeuten* 
beren  beutfcljen  SJieiftem  ber  ©egenwart  Sompofittonen  oorgefüljrt, 
wie  öon  2Rarfd(jner,  Sdjneiber,  DnSlow,  Äaüiwoba  u.  a.  ©änjlidj 
öermiffen  wir  £ad)ner  unb  Soewe,  was  ber  3ufatt  gemalt,  ©nbttd) 
fam  audfj  öon  ßompofitionen  nodj  unbelannter  Äünftter  einiges  ju 
@ef)ör,  unb  biefe,  wie  bie  biefen  SBinter  £>icr  in  Seipjig  jum  erftenmat 
aufgeführten  SBerfe,  Ijaben  wir  f)ier  toorjugSweife  ju  befpredfjen,  — 
wie  eS  aber  nadj  einmaligem  Slnfjören  unb  bei  bem  öielen  SÄaterial 
nidjt  anberS  geforbert  werben  barf,  nur  anbeutenb  unb  in  Äürje. 

ßuerft  ber  oberften  ©attung  ber  3nftrumentatmufit,  ber  Sgm* 
Päonie,  ju  erwähnen,  fo  waren  eS  brei,  bie  wir  gum  erftenmal  gehört: 
öon  ßinbblab,  Äittl  unb  Sailiwoba,  &on  benen  fief)  bie  erfte 
ben  wenigften,  bie  tejjte  ben  meiften  83eifaU  erwarb.  S)er  Somponift 
ber  erfteren,  audj  fdjon  gebrueften  S^mpfjonie  [Cdur]  ift  ein  Schwebe 
unb  bereits  als  Siebercomponift  in  biefen  ^Blättern  mit  StuSjeicIjnung 
genannt.  Sein  SBerf  f)ätte  idE)  oor  bem  Ipören  fc^on  lennen  mögen; 
eS  fteclt  triel  Arbeit,  Sßlan  unb  ®eban!e  barin,  unb  eS  t)at  alle  jene 
befdjeibenen  SSorjüge,  twn  benen  baS  publicum  nichts  wiffen  will. 
3)ie  X^eilna^me  ber  Äenner  f)at  fidfj  ber  SuStänber  mit  feiner  St|m* 
Päonie  gewife  gewonnen;  fid)  bie  beS  SßubticumS  ju  erwerben,  gewähre 
er  iljm  f)ier  unb  ba,  oljne  fidE)  oon  feiner  Shmft  ju  hergeben,  was  bei 
glüdftidjer  (Einfielt  gar  wofyt  ju  vereinigen  ftetyt  2ebf)aftere8,  fangui» 
nifdjereS  Xemperament  jeigt  bie  3agbfompf)onie  beS  Jprn.  Shttl,  eines 

16* 


244  SKufttteben  in  Seidig  mäfjrenb  bc$  2Binter3  1839— 1S40. 

nod)  jungen  Sßrager  XonfejjerS;  fie  fjatte  fo  ju  fagen  einen  succes 
populaire,  ber  fidj  mit  jcbem  ber  ©äfce  fteigerte,  bie  fid)  in  fid)  felbft 
aud)  fteigerten.  2)er  erfte  @afc  ift  „Hufruf  unb  SBeginn  ber  3agb" 
überf  ^rieben ;  baS  Anbaute  bilbet  ein  ©a|  „Sagbrufje" ,  baS  ©djerjo 
einer  „®elage*  genannt,  bem  fid)  bann  ber  „83efd)luf$  ber  3agb"  an* 
fd)  liefet.  SBie  eS  ber  SBorwurf  mit  fid)  braute,  fo  Ijatte  bie  äRufil 
einen  burcljauS  fröf)tid£|en  Slnftridf)  unb  bie  $örner  erfdjattten  oft  waib* 
männifd)  genug.  3)en  Somponiften  uns  werter  ju  machen,  öerriett) 
fie  aber  audfj  fdfjon  eine  ©tüeigenttyümlid)feit,  wie  fie  ©ijmpljomeen* 
f djreiber  jungen  alters  nur  auSnaljmSweife  befifcen,  fo  bafc  toir  mit 
greube  auf  feine  fpäteren  ©tjmpljonieen  auffegen,  wie  toir  bann  bem 
muntern  Säger  einmal  in  anberer  ©efüf)lsfpl)äre  ju  begegnen  Raffen, 
wenn  eS  anberS  feiner  Sftatur  nid)t  juwiber  läuft.  ®ie  ©t)mpf)onie 
wirb  übrigens  biefer  Xage  im  S)rucf  erfreuten. 

Ueber  bie  ©ijmpljonie  toon  Äaltiwoba,  feine  fünfte  [Hmoll;, 
berichteten  toir  fdjon  in  einer  f leinen  SGottj,  wie  fie  uns  innig  wof)l* 
gefallen  fyabe;  fie  ift  eine  ganj  befonbere  unb,  was  bie  Dom  Anfang 
bis  jum  ©djtuft  fid)  gleidjbteibenbe  3ätte  unb  Sieblidfjleit  anlangt 
wof)t  einjig  in  ber  ©ijmpljonieenwett  ipätte  ber  ©omponift  etwa  eine 
SKufi!  jur  „Unbine"  geben  wollen,  fo  wären  jene  @igenfd)aften  auf  bas 
£eicf)tefte  ju  beuten,  ba  er'S  aber  nid)t  gewollt,  fo  ift  feine  ©ijm* 
Päonie  nur  um  fo  fjityer  ju  fd^ä^en.  28ie  fdjön  fjat  uns  ber  6om* 
ponift  mit  biefem  SBerfe  getäufd)t!  ©laubten  wir  if)n,  ber  in  einem 
entlegenen  Meinen  Drte  wofjnt,  wof)I  gar  gegen  fein  Xalent  gleichgül- 
tiger geworben  unb  ber  Stulje  geniefeenb,  wätjrenb  bie  ©^mp^onie  na* 
menttidO  in  §infid)t  ber  Snftrumentation  ben  immer  fortgefd^rittenen 
SJieifter  befunbet  unb  nur,  wie  gefagt,  in  eine  jener  feltenen  ©eifteS* 
regionen  füfjrt,  ber  bie  oben  genannte  gee  entfprungen  ift!  X)oju 
fdjliefeen  fid)  bie  oier  ©äfce  fo  jart  in  einanber,  bafe  fie  wie  an  einem 
Xage  gefdEjaffen  f feinen;  wie  bie  ©tjmpfjonie  aud)  funftreicf)erer,  feiner 
gewirfter  Qtyt  ooQ  ift,  wie  fie  bie  SReifterljanb  oft  erft  bem  Df)re  ju 
verbergen  weife,  bis  biefeS  bann  burd)  baS  Äuge  barauf  aufmerffam 
gemalt  wirb,  ©o  begrüben  wir  benn  in  Äaüiwoba  einen  nodj)  immer 
grünen  tebenSfrifd)en  ©tamm  im  beutfdf)en  3Jiufifer*2)id)terwatb  unb 
tyoffen  it)n  balb  wieber  auf  biefem  gelbe  ju  treffen,  wo  er  fidj  fd)on 
fünfmal  mit  ©t)ren  behauptet  f)at.  2Bie  er  aud)  ein  befd)eibener  ÜJieiftet 
ift,  möge  für  feinen  fünftigen  33iograpf)en  nod)  bemerft  fein  buref)  fol» 
genben  $ug,  ben  id)  nid|t  verbürgen  will,  obwohl  er  if)m  ganj  äfjnlid) 
ftc^t.    @S  fam  il)m  nämlid)  erft  oor  einigen  3at)ren  nod)  in  ben 


3Kuftfle6en  in  Seidig  ttmljrenb  be«  2Binter3  1839—1840.  245 

©inn,  bafc  er  tool|l  nodE)  nid^t  genug  toiffe  unb  fönne,  toe«f|alb  er 
ftdj  bann  an  einen  Xonfe$er  in  Sßrag*  toanbte,  bei  iljm  Unterricht  ju 
nehmen  im  boppelten  Sontrapunft,  in  ber  $uge  :c.  ipofft  man  oiel* 
leidjt,  ber  $rager  Sunftbruber  fjabe  ü)m  barauf  geantwortet:  „lefyre 
midf)  crft  foldje  ©t)mpf)onieen  toie  bie  beinigen  machen,  at«bann  nimm 
fürlieb  mit  bem,  toa«  idfj  ljabe"  —  fo  irrt  man.  S)er  93ruber  in  StpoQ, 
toie  33eetf)otien  oft  feine  greunbe  unter  ben  ßapellmeiftern  nannte, 
tooHte  fiel)  gern  barauf  einlaffen,  verlangte  aber  ein  fo  enorme«  §o* 
norar,  bafj  ber  treffliche  Sapellmeifter,  ber  übrigen«  fdjon  Heine  auf* 
jiet)t,  mit  großem  Ütecljte  gar  nidfjt  barauf  einging  unb  Reber  toie  früher 
fortcomponirte.  35ie  ©efdf)icf)te  ift  artig  unb  mag,  toie  gefagt,  tion 
bem  jufünftigen  £eben«befdf)reiber  nid)t  überfefjen  toerben. 

3)ie«  toaren  benn  bie  brei  neuen  ©t)mpf)omeen;  eine  gleite  8tn* 
jat)I  Ijörten  mir  audfj  oon  Duöertüren:  jur  Dper  „ber  ßigeunerin 
SBarnung"  oon  3.  SBenebict,  jur  „©enueferin1'  oon  Sinbpaintner, 
unb  eine  oon  3uliu«  SRi e^  in  X)üffetborf.  3)ie  beiben  erften  finb 
bereit«  gebrucft,  im  Uebrigen  taine  ßunfttoerfe  erften  Stange«  fonbern 
eben  Xl)eaterouoertfiren,  toie  e«  bereu  ju  2)ufcenben  giebt,  unb  auf 
ben  SBeifatt  f)in  gefdfjrieben.  ©etjr  bebeutenb  fdjien  mir  bagegen  bie 
britte,  eine  burdfj  unb  burd)  beutfd)e,  funftreidje,  im  SDetait  nodfj  ettoa« 
überlabene  Strbeit,  bie  nad^  einmaligem  9tnf)ören  !aum  ganj  ju  er* 
grünben  toar;  bem  Stjarafter  nadE)  eine  DrdfjefternooeHe,  mit  ber  man 
eben  gut  ein  ©fjafefpearefcfye«  Suft*  ober  ©df)aufpiel  eröffnen  fönnte. 
2>er  Xitel  („Soncertouoertüre")  befagte  nid)t,  ob  fie  ju  einem  befonberen 
©ujet  gebaut  fei;  toie  gefagt,  toir  Ratten  SSerbad^t  auf  ©Ijafefpeare. 
9Wöc§te  fie  bod)  balb  oerbffentlid^t  werben;  fie  oerbient  ebenfo  gut, 
toie  iljre  jtoei  erft  genannten  9tomen«fd)tüeftem,  ja  im  S3erf)ältnift  ju 
biefen  auf  SSelin  gebrucft  ju  toerben.** 

S)af$  toir  an  einem  ber  ®etoanbf)au«concertabenbe  audfj  fämmtlid&e 
Cuoertüren,  bie  SSeetfjotoen  ju  feinem  gibetio  gefdfjrieben,  ju  l)ören 
befamen,  ift  fdfjon  früher  angejeigt  toorben,  äugleidfj  mit  freubiger  Sin* 
erfennung  biefer  großen  Seiftung  feiten«  be«  Drdfjefter«. 51  £)cn  Sefer 
über  biefe  oier  Duoertüren  unb  if)r  SSertyaltnijj  ju  einanber  auf juflären, 
mag  Ijier  golgenbe«  bemerft  fein:  X)ie  an  jenem  Stbenbe  al«  9fr.  1 
aufgeführte  ift  bereit«  bei  §a«linger  in  SBien  in  Partitur  erfdfjienen 
mit  bem93eifafc  auf  bem  Xitel  „avß  bem  SRadfjlafc";  fie  gel)t  au«Cdur 


*  Xomajdjef.    [@d).  1852.1 
**  (53  ift  bie  jeitbem  gebwcfte  in  Adur.    [<Scf|.  1852.] 


246  SRuftfleben  in  Seidig  toäfjtenb  bc3  28inter§  1839—1840. 

unb  ift  wof)l  bic  erftc  überhaupt,  bic  S9ectt)oücn  ju  feiner  Dper  fcfyrieb, 
unb  bie  bei  if)rer  erften  Aufführung  wenig  gefallen  fjaben  fott.  2)ie 
.  als  9te.  2  gefpiette  befinbet  fid)  noclj  im  SKanu^crtpt  im  Sefifce  ber 
§§.  Srettfopf  unb  §ärtel,  gef)t  ebenfalls  aus  C  unb  ift  offenbar  baS 
Original,  nadfj  »eifern  SBeetijotoen  fpäter  bie  befannte  große,  bei  SBreit* 
fopf  unb  gärtet  in  Partitur  erfdfjienene  arbeitete;  bie  trierte  enblidfj  ift 
jene  leichtere  in  Edur,  bie  man  gewö^nlicf}  in  ben  Sweatern  ^ört. 
9Jiötf)ten  fid)  bod)  bie  toerftf|iebenen  Verleger  bereinigen  ju  einer  ÄuS* 
gäbe  fammtlic^er  t>ier  Duüertüren  in  einem  93anb;  für  2fteifter  unb 
©cfjüler  wäre  foldf)  ein  SBerf  ein  benfwürbigeS  3m9™&  einesteils  be3 
gteißeS  unb  ber  ©ewiffenljafttgfeit,  anbemtf)eüs  ber  wie  im  ©piel 
fcfjaffenben  unb  jerftbrenben  SrfinbungSfraft  biefeS  33eetf)ot)en,  in  ben 
bie  Statur  nun  einmal  üerfdf)wenberifd)  niebergetegt,  woju  fie  fonft  tau* 
fenb  ©efäße  brauet.  S)em  großen  Raufen  freilid)  gilt  eS  gleid),  ob 
33eetljot)en  ju  einer  Dper  mer  Duüertüren  fd&rieb,  unb  ob  j.  SB.  9tof* 
fini  ju  öier  Dpem  eine  Dutoertüre.  3)er  Äünftler  aber  fott  alle  ©puren 
verfolgen,  bie  jur  geheimem  Strbeitswerfftatt  beS  SReifterS  führen,  unb 
baß  eS  i^m  erleichtert  werbe,  ber  nid)t  gleidEj  ein  if)m  alte  tiier  Dutoer* 
türen  fpielenbeS  Drdjefter  finbet,  möge  man  an  eine  ©efammtauSgabe 
jener  Duüertüren  beuten,  weld&en  Sßunfdf)  wir  nidjt  vergebens  auSge* 
fprod^en  f)aben  möchten.* 

®aß  außer  älteren  unb  neueren  ©tjmptjonieen  unb  Duüertüren 
in  ben  Slbomtementconcerten  audf)  größere  SnfembleS  aus  Opern,  geift* 
lidje  ßf)öre  unb  Slef)nlicI)eS  aufgeführt  werben,  weiß  man  aus  früheren 
SBeridfjten.  äfad)  l)ier  erhielten  wir  intereffanteS  SReueS.  3ucrf*  öon 
ber  Sompofition  beS  §rn.  SapettmeifterS  ©fyelarb  bie  Dutoertüre,  ben 
jweiten  Slct  unb  baS  ginale  feiner  Oper  „bie  $ermannSfd()lad)f .  Df)ne 
Slnftrengung  fonnte  fjier  ein  Unwiffenber  erraten,  baß  bie  9Äuftf  feine 
für  ben  Soncertfaal  gefd^riebene,  unb  baß  if)r  ©ffect  &on  ber  SBüljne 
Ijerab  beregnet  war.  S)ie  3nftrumente  unb  Stimmen  erftieften  ftd> 
faft  in  tiefen  engeren  Staunten  unb  ber  garte  ßoncertfaat  fd^ien  etwa 
wie  ein  altes  ©itbermannfdfjeS  ©latricr  unter  ben  §änben  eines  Sifjt. 
SBie  gefagt,  im  Xfieater  wirb  bie  Oper  wirlen  wie  fie  fott,  unb  ^at 
eS  aud),  wie  frühere  SSeridfjte  aus  2Ründ)en,  wo  bie  Oper  ganj  ge* 
geben  würbe,  bereits  gemelbet  fjaben.  2)er  SBilbungSgang  beS  ©om* 
poniften  mag  übrigens  ein  intereffanter  fein;  er  ift  ein  umgefe^rter 
3Ket)erbeer,  ein  auf  beutfd^en  ©oben  umgefefeter  franjöfifd&er  SDtuftfer, 


3ft  feitbem  geföefjen,    [Stfj.  1852.] 


SKufif  leben  in  Seidig  nmfjrenb  be$  39&inter$  1839—1840.  247 

mit  un&erfennbarem  Streben  nadfj  tieferer  ßfjarafterifti! ,  bei  entfdjie* 
benem  Xalente  befonberS  jur  Snftrumentirung ,  wie  jene  83rud)ftüde 
beutlid)  bartt)aten.  SRamenttid)  enthielt  bie  Duüertüre  mel  ©igenttyüm* 
lid)e3  nnb  ©d)öne3.  ®er  Somponift  birigirte  felbft  nnb  würbe  Dorn 
publicum  mit  öfterem  SBeifaU  begrübt.  2)urdjj  feine  ^Berufung  an 
Rummels  ©teile  nnferer  ©egenb  nät)er  gefommen,  wirb  uns  tjoffent* 
lidj  ber  liebenäwürbige  Äünftter  balb  ©elegenljeit  ju  toielfeitigerer  S5e* 
fanntfdjaft  mit  feinen  SBerfen  geben. 

©ine  onbere  Sfteuigfett  war  ein  ©ebet  „SSerleilj  uns  ^rieben 
gnäbigtidfj"  nad)  SBorten  t>on  Sutf)er  Don  3KenbelSfoI)n,  baS  am 
SSorabenbe  be8  9teformation3fefteS  §icr  jum  erftenmal  gehört  würbe; 
eine  einjig  fd^önc  ßompofition,  t>on  beren  SBirfung  man  fidO  nadf)  bem 
blofcen  Slnblicf  ber  Partitur  wot)t  faum  SBorfteUung  machen  fann. 
Der  Gomponift  fdjrieb  fte  wäfjrenb  feine«  Aufenthaltes  in  Sftom,  bem 
wir  and)  einige  anbere  feiner  Äirdjencompofitionen  üerbanfen.  SSie 
wünf  djte  idfj  bodj),  nnfer  ©ottfd&alf  SBebel  t)ätte  baS  „®ebet"  gehört! 
fein  äfoffafc  über  „Umgeftaltung  ber  ßirdjenmufif"*  wäre  ein  anberer 
geworben.  2)aS  Heine  ©tücf  t>erbient  eine  2Beltberül)mtl)eit  nnb  wirb 
fte  in  ber  3*rfunft  erlangen;  SRabonnen  Don  SRapljael  nnb  SWnriHo 
!5nnen  nid^t  lange  verborgen  bleiben. 

SJtodE)  gab  uns  berfelbe  9Äeifter  am  SteujatjrStage  einen  neuen, 
eben  tooflenbeten  größeren  Sßfalm  nad)  ben  SBorten  beS  H4ten  „2)a 
Sfrael  aus  ©g^pten  jog"  ju  l)ören.  2Ber  mel  unb  rafd)  nadjeinanber 
in  berfelben  ©attung  fdjreibt,  fefct  fidj  um  fo  ef)er  SBergleid)ungen  aus. 
©o  war  e«  aud)  t)ier.  3)er  öftere  föftlidje  Sßfalm  Don  2RenbelSfol)n 
„Sßie  ber  §irfdj  fdfireit"  lebte  noef)  bei  Sitten  in  frifd^em  Stnbenfen.  @S 
entftanb  2Rrinung8üerfd)tebenf)eit,  wclclje  arbeit  wof)l  bie  bebeutenbere 
fei,  unb  bie  größere  Stnjaljl  ber  Stimmen  fdjieu  fid)  ber  älteren  ju- 
juwenben.  S33tr  führen  bieS  jugleiclj  als  einen  SBeweiS  an,  wie  baS 
^ieftge  publicum,  trofc  feiner  SSereljrung  für  ben  ©omponiften,  ftd)  if)tn 
bod^  aud)  nidjjt  btinb  tjingiebt  lieber  bie  fpecietten  ©djön^eiten  beS 
ntntn  SßfalmeS  fann  aber  wo^l  SRiemanb  im  ßweifel  fein,  wenn  idj 
audfj  nid)t  leugne,  bafc  er,  was  griffe  ber  ©rfinbung  anlangt  (na* 
mentlid)  in  ber  legten  föälfte),  gegen  ben  älteren  gurüdjufte^en  fdfjeint 
unb  aud£)  an  fdf)on  Don  3Renbel3fof)n  ©eprtes  erinnert. 

Snblidj   braute  uns  nodf)  baS  le|te  ßoncert   als  SReuigfcit  bie 


*  $er  Euflat  (1839,  XI,  145)  eifert  gegen  bie  flnmenbung  beS  Orc^efterS  in' 
ber  ßirdje. 


24S  auftrieben  in  Üeipjtg  toifyrenb  be$  SBinterS  1839—1640. 

Duüertüre,  ©eridjtäfcene  unb  ginale  aus  ben  „?lbenceragen*  Dort 
Ktjerubini,  bic  id)  ju  f)ören  üerljinbert  war.  SDie  SKuftf  foü  fjerr* 
lid)  gewefen  fein,  tvtä  für  bie,  bic  biefen  SReifter  f  ernten,  wofyt  !aum 
einer  SBerfidjerung  bebarf. 

Sftod)  muffen  wir  banfenb  ber  einjetnen  SHinftler  unb  Sünftterinnen 
erwähnen,  bie  bic  ®ewanbt)au$concerte  mit  iljren  Vorträgen  berfdjönten. 
2ÜS  etfte  Sängerin  war  %tL  ®life  SWeerti  aus  Antwerpen,  als 
jweite  grl.  ©opf)te  ©djlofj  auä  ßöln  engagirt.  2)ie  Xl^etlnafpne 
be3  publicum«  für  bie  erftgenannte  fteigerte  fid}  mit  jebem  Stbenbe 
jufefjenbS;  fie  gehört  eben  nid^t  ju  jenen  glänjenben  SBraöourtatenten, 
bie  fidj  fd)on  beim  erften  Stuftreten  it)X  publicum  ju  erobern  Wtffen; 
iljre  SSorjüge  ertauute  man  erft  aHmäfjlidj,  wie  fie  fie  aud)  erft  nadj 
unb  nad)  in  all'  i^rer  ßiebenäwürbigfeit  entfaltete.  Seiber  tonnte  fie 
in  ber  erften  Qtit  ^rcS  ©ierfein*  uoef}  ju  wenig  Seutfdj,  um  un$  in 
unferer  ©pradje  ju  fingen,  unb  fo  war  e§  benn  meift  StalienifdjeS  unb 
®eutfc§*  franjöfifd)e3  (©pontini,  9Ret)erbeer,  35effauer),  wa3  wir  ju 
i)bren  befamen.  @rft  in  iljrem  8tbfd)teb8concert  fang  fie  ein  beutfdjefc 
Sieb  t)on  2Renbeläfol)n,*  ba3  in  uns  wenigftenä  länger  fortftingt  ate 
alT  ba3  Stnbcre,  au3  aud)  fo  innigem  ©emütl)  festen  e3  ju  fotnmen; 
wie  fie  benn  in  ©timme  unb  Vortrag  etwas  üorjügtid)  ©bleS  unb 
©ittfameä  an  fid)  l)at.  ©übe  Sauuar  üerliefj  fie  und  fdjon,  wirb  aber, 
wie  wir  mit  Vergnügen  t)bren,  nädiften  SBinter  jurüdfetjrcn.  9tad) 
ityrem  gortgange  würbe  benn  aud)  bie  anbere  ©äugerin,  grt.  ©djtoft, 
meljr  befdjäftigt,  bie  bie  9iäf)e  ber  SReerti  wie  ba§  iljr  frembe  publicum 
woI)I  aud)  befangen  gemalt  Ratten.  Sftun  aber  ojjne  9Gebenbuf)terin, 
übrigens  im  Sefifc  einer  wahren  Sraüour*  unb  Soncertftimme,  jeigte  fte  in 
furjer  $t\t  faft  unglaubliche  gortfd)ritte.  S)ie  3ntonatton,  früher 
fd)Wantenb,  fd)ien  bei  jebeSmaltgem  Sluftreten  an  ©id)erf)eit,  bie  So« 
loratur  an  ©auberfeit  unb  bie  ganje  ©timme  an  Sraft  gewonnen  ju 
^aben,  fo  bafe  ba§  publicum  fie  mit  immer  wärmerer  Xfjeilnaljme  auf* 
natjm  unb  bie  frühere  3urüdfe|ung  tjollfommeu  wieber  gut  madjtc. 
S)ie  ©ängerin,  nod)  jung,  fleißig,  überbieä  ftarf  unb  fräftig  gebaut, 
t)at  eine  fdjöne  ß^^ft  öor  fM&'  worin  wir  un§  [nid)t  ju  tauften 
glauben,  ©ine  nid)t  minber  glänjenbe  bürfen  wir  einem  anbern  %a* 
lente  üerfpredjen,  bem  aufcerorbenttidiften  für  SBirtuofität,  ba&  unä 
feit  lange  begegnet  ift,  einem  SBiolijtfpieter  SftamenS  Sfjriftopt)  &ttf, 
ber  fid)  gleichfalls  in  ben  Slbonnementconcerten  jweimat  pren  tiefe. 


*  „<£§  ift  beftimtnt  in  ©otteö  ftatf)" 


SKufiffeben  in  geizig  toäljrenb  be«  SBinterS  1839—1840.  249 

©dfjon  anbete  33lätter  tyaben  berietet,  wie  er,  aus  bem  Stabilen 
©Ifter  im  fädjftfdjen  SSoigtlanbe  gebürtig  unb  feiner  Sßrofeffion  nad) 
ein  Seinweber,  früher  jahrelang  jum  Xanje  in  ©dEjenfen  *c.  aorgefpielt; 
enblidj  toor  ungefähr  anbertl)alb  3at)ren,  üon  unwiberfte^li^er  Siebe 
jur  SKufif  getrieben,  bie  SSioline  auf  bem  Ütücfeu,  fidi}  naefj  ßeipjig 
aufmalte,  was  iljm  wol)l  fdjon  feit  ber  $inbf)eit  als  leudfjtenbeS  $\tl 
feiner  äBanberfdjaft  t>orgefdE)Webt  Ijaben  mochte,  ©o  !am  er  t)ier  an, 
rol)  unb  unbehauen  wie  ein  SIRarmorblocf,  unb  ber  Singe  wartenb, 
bie  über  il)n  ergeben  foulen*  ©r  geriet!)  in  bie  beften  §änbe,  in  bie 
unfereS  ©oncertmeifterS  35amb,  ber  benn  balb  erlannte,  bafe  bie  inneren 
Schönheiten  biefeS  merfwürbigen  XalenteS  tjerauSjuförbern,  eS  nur  ber 
gortf Raffung  ber  groben  $üfle  bebürfe,  unb  bafe,  um  nirgenbs  ju 
befd^äbigen,  felbft  hierin  toorfid()tig  ju  SBerfe  gegangen  werben  muffte. 
3nt  fiebenten  Goucerte  liefe  er  benn  feinen  ©tijüler  in  bie  ©iegeS* 
rennbaljn.  3)er  ©tücfliclje!  Don  ber  gurd)t  anberer  angeljenber  unb 
einge^enber  93irtuofen,  bie  fpielen,  als  fd&webe  ein  ®amofleS'@d)Wert 
über  ttjren  Häuptern,  fd)ien  er  nidfjtS  ju  fpüren;  er  verliefe  fid)  auf 
feine  gute  ©eige,  bie  it)m  fd&on  bis  j|e|t  burdE)  bie  SBelt  geholfen  unb 
jjoffentlid)  nod&  weiter  Reifen  würbe;  er  fpielte  nidfjt  etwa  bie  Koten* 
rotte  üor  ftdfj  aufgefdEjlagen,  fonbern  frei  IjinauS  ins  publicum,  wie  es 
fid>  gejiemt.  5DaS  füfelidfje  ©oncert  öon  Siriot  war  eS,  unb  ber 
§immel  weife,  bie  Sompofition  fdEjten  unter  feinen  marfigen  Rauben 
otbentlidfj  ©aft  unb  Sraft  ju  befommen,  jum  grofeen  ©rgöfcen  atter 
3uf)örcr.  $unberte  giebt  eS  üießeid^t,  bie  baS  Soncert  galanter  unb 
pariferifdfer  vortragen  mögen;  aber  biefe  originale  S^fd^e,  biefe  SRai* 
toetät,  biefen  lebensvollen  Xon  im  SSortrag  f)ab'  icf)  nod)  wenig  gehört. 
§at  er  Xalent  jur  ©ompofttion,  fo  wirb  er  balb  weit  unb  breit  Don 
fid)  fpredfjen  machen*  3d)  glaube,  er  muffe  auf  baS  eigene  ©rfinben 
falten,  ba  feinen  ftertigfeiten  bie  t>ott)anbenen  ßontpofttionen  !aum 
lange  met)r  genügen  fönnen.  3n  einem  fpateren  Soncerte  fpiclte  er 
Variationen  t>on  5Daoib  mit  berfelben  SBirtuofität,  mit  bemfelben  glän* 
jeitben  85eifaH. 

SBir  waren  bem  grofeen  Xalente  beS  übrigens  unbemittelten 
SWanneS  biefe  ausführliche  SJefpredjung  fd^ulbig.  Ueber  anbere  fd&on 
befannte  Sünftler,  bie  nodfj  in  ben  äbonnementconcerten  auftraten, 
bürfen  wir  uns  fürjer  faffen. 

SSon  auswärtigen  waren  eS:  §r.  Sßrume,  SKab.  Samilla 
Sßte^el,  §r.  (Sapettmeifter  Salliwoba,  #r.  fr  ä.  tummer, 
SSiolonceQift  ber  S)reSbener  ßapelle,  bie  fämmtlidf)  fd^on  met|rfac^  in 


250  SRufifleben  in  Seidig  toäfjrenb  be$  SBinterS  1839—1840. 

biefen  ^Blättern  befprodfjen  finb.  Die  §§.  Xretbar  unb  9tef)rlidf}, 
jener  braunfdf)tüeigifdE)er,  biefer  preufcifdjer  Äammermufifer,  jeigten  fid) 
als  tJorjüglid)e  ßlarinettfpieler ;  bie  §§•  §au3mann  aus  $anno&er 
unb  93emf)arb  ©d&neiber  aus  $)effau,  leitetet  ©oljn  beS  ©apeH* 
meifterS  griebrief)  ©4'  a^  toadttt  SSioloncetliften,  ipr,  $auSmann 
aud)  als  fefjr  talentvoller  Somponift  für  fein  Snftrument;  wie  ber 
fdjon  über  60  3af)re  alte  f&d^fifd^e  ßammermufifer  ®.  §.  Kummer 
als  nod|  fräftiger  üKcifter  auf  bemgagott.  ®iefe  fämmttidjen  föünft* 
ler  ertoarben  fidf)  toarmen  S3eifaU  unb  bte  brei  juerft  genannten  ent^u* 
fiaftifd&en.  ©in  aus  SBeimar  fjerübergefommener  SSiolinfpieler  ennmjirte 
bagegen.  Äudj  traten  einige  auswärtige  Sängerinnen  auf,  SKab. 
So^anna  ©cfimibt  aus  ipatle,  bereu  Flamen  bie  3eitf(|rift  fdjon 
öfters  mit  Sob  genannt,  grL  ö.  Xreff j  aus  SBien,  ftrl.  Äugufte 
ßötoe  unb  %xL  (SaSpari  aus  SJerlin,  toon  benen  %tl.  *>•  treffe  bie 
meifte  mufifaüfd^e  Begabung,  grl.  Sötte  bie  befte  Stimme  üerrietf), 
toenn  anberS  nadf)  ein*  ober  ätoeimaligem  §ören  ein  beftimmteS  Urteil 
gefaßt  toerben  fann. 

SSon  einf)eumfd)en  ober  jefct  t)ier  antoefenben  Äünftlern  liegen  fid& 
aufeer  9Rab.  ©djmibt,  (Sattin  unfereS  Xenoriften  am  Sweater,  in 
meifterfjaften  Vorträgen  nodf)  f)ören:  juerft  #r,  3RSX  3Kenbelä* 
fof)n  93artf)olbt)  mit  feinem  Gmoll*ßoncerte,  §r.  gerbinanb 
filier  mit  ©rfterem  juf  anraten  in  bem  f)ier  nodj  nkf)t  gehörten  6on< 
certe  für  jtoei  ^ßianof  orte  öon  SÄojart  unb  im  »Hommage  k  Haendel« 
üon  2ftofdjeleS,  §r,  Soncertmeifter  ®at)ib  einmal  in  Variationen, 
bann  in  einem  ßoncerte,  fobann  jtoetmal  ber  obengenannte  S.  §ilf, 
einmal  §r.  E.  ©efert  aus  Verlut,  ©dfjüter  üon  3RenbelSfol)n  unb 
2)atrib,  in  einem  mit  gleifc  unb  Talent  componirten  Violinconcert, 
fotoie  bie  auägejeidjnetften  SKitglieber  beS  DrdjefterS,  bie$$.  Ctueifcer 
($ofaune),  Uljtric^  (Violine),  ©renfer  (glöte),  §aafe  (glöte), 
©einje  (Klarinette),  Orabau  (Violoncello),  3)ietf)e  ($oboe)  unb 
$fau  (iporu).  Sn  mehreren  ©efangSenfembleS  toirften  aucf|  bie  $$. 
Rogner,  Stnf d^äfe  unb  SBeiSfe  mit. 

5)aS  ©oncert  für  ben  SnftitutfonbS  für  alte  unb  franfe  SKuftfer 
braute,  wie  immer,  audj  in  biefem  SBinter  befonberS  anjie^enb  ©e* 
wä^lteS,  u.  a.  eine  ©tjmpf)onie  t)on  SBeber,  eine  erft  jefct  t)eröffent= 
lid^te  frifd^e  unb  flare  Sugenbarbeit  beS  SKeifterS.  JBegaubernb  fpielte 
ben  Slbenb  aud^  9RenbelSfof)n  feine  ©erenabe  unb  Slttegro,  toie  mit 
befonberer  anima  aud^  bie  anbern  9Äittoirfenben,  §r.  S)aüib,  SWab. 
Sünau,  bie  grlS.  SKeerti  unb  ©dfjloi 


SOhifitteben  in  ßei^ig  »äljrenb  be$  SBinterS  1839—1840.  251 

3m  Soncert  für  bic  f)iefigen  Slrmen  laut,  tüte  fdfjon  gemelbet,  %. 
§itler3  Oratorium  „bie  ß^örung  SerufalemS"  jur  Aufführung. 

Sei  nochmaliger  SSerglei^ung  ber  in  ben  Abonnementconcerten 
gehörten  Drd&efter*  unb  ©efangwerfe  ftettt  fid)  fjerauS,  ttrie  bic  2)irec* 
tion  jur  Ausfüllung  ifjreS  ^Repertoires  jumeift  uadf)  Weiterem  unb  fdfjon 
©erörtern  greifen  mußte;  fie  mußte  e8,  weit  offenbarer  SKangel  an 
neuen,  für  ba3  Soucert  pajfenben  Gompofitionen,  namentlich  ©t)tnpt)o* 
nieen  unb  ©efangftüden  mit  Drdjefter,  ba  ift.  3)aS  ©cbürfnijs  aber 
na<$  folgen  SBerfen  wirb  immer  bringenber.  9JlödE)ten  fidf)  unfere 
ßomponiften  bieS  nid^t  umfonft  gefagt  fein  taffen.  ©anlief)  t)ermiffen 
wir  auf  bem  ^Repertoire  nodfj  SBerlioj.  SS  finb  jwar  nur  einige 
Duüertüren  üon  ifjm  gebrucft  \  gewiß  aber  würbe  es  nid)t  f d)Wer  fallen, 
audf)  t)on  feinen  ©tympfjonieen  ju  ermatten  unb  baju  nur  ber  Anregung 
bebürfen.  geljlen  aber  f  otlte  er  nid^t  länger,  ber,  wie  er  aud&  fein  möge, 
burclj  Uebergetjen  in  ber  ©efdf)id|te  ber  SKuftf  ebenfo  wenig  toergeffen 
gemalt  werben  wirb,  wie  burd&  bloßes  Ueberfdjtagen  ein  factum  ber 
SBeltgefdjid&te,  unb  jur  ^Beurteilung  beS  SntwicfetungSgangeS  ber 
neueren  Sftufif  bodf)  immer  t>on  JBebeutung  ift.  ®ie  großen  Sftittel, 
bie  feine  Sompofitionen  verlangen,  tieften  fidf)  gerabe  t>on  bem  Stiftitute 
ber  ©ewanbfjauSconcerte  f)erbeifdf(affen,  ober  audj,  wo  fie  ans  gar  ju 
Abenteuerliche  grenjen,  mit  Umfielt  üereinfacJjen,  baß  man  fie  wenig* 
ftenS  in  ber  §au}rtfadfje  feunen  lernte. 

9KödE)te  autf)  bie  frühere  Sbee,  in  f)iftorifdf)en  ©oncerten  Ueberblide 
über  bie  t>erfdf(iebenen  (Sporen  ju  geben,  im  fünftigen  3a1)re  wieber 
aufgenommen  werben. 

t  3)aS  jweite  bebeutenbe  Snftitut  für  Soncertmufif  in  unferer  ©tabt 
ift  bie  ©efeUfdfjaft  „(Suterpe*,  ein  in  feiner  ©ntftef)ung,  ©ntwidfetung 
utib  jefcigen  SBerfaffung  üieüeic^t  einzig  bafteljenber  herein,  bem  wir 
ben  wof)Itl)ätigften  Sinftuß  auf  ben  aKuftfgefdjmadE,  namentlich  ber 
mittleren  ©tanbe,  jufdjreiben  muffen,  ©r  jerfättt  in  jwei  ©ectionen. 
55ie  erfte  beftef)t  aus  gegen  40  SRitgtiebern  —  nur  SKufifern,  bie  jur 
SWitwirfung  an  ben  aüt  14  Xage  ftattfinbenben  Soncerten  fidf)  öer* 
pflichten;  bie  anbere  aus  orbentlidjen  SKitgliebern,  benen  aud)  SRid&t* 
SWufiler  beitreten  bürfen,  unb  aus  ©tyrenmitgliebern,*  auswärtigen  wie 
ehtljeimifdjen,  bie  bie  erfte  ©ection  im  engeren  8luSfd£)uß  attjäf)rlid£) 
toä^tt.  $>ie  erfte  ©ection  gab  im  vergangenen  SBinter  jet)n  Soncerte 
im   großen  ©aale  ber  SBudfjljänblerbörfe.    $)ie  SRittel  ber  (Sjiftenj 


*  3"  tynen  gehörte  Schumann  feit  bem  24.  $ecember  1S37. 


252  SRufiHefcen  in  Seidig  »äljrenb  be$  2Sinter3  1839—1640. 

fiebert  ber  ©efeßfdjaft  baS  reid)  juftrömenbe,  wenn  aud)  geringe 
Abonnement;  im  Uebrigen  muß  man  anerfennen,  ftctjt  bie  Stufopferung 
an  Seit  unb  9Rüf)e,  bie  bie  iperftelluug  ber  Soncerte  ben  Sftitgtiebern 
beS  SBereinS  f  oftet,  mit  ber  Keinen  @ntfd)äbigung  in  einem  93erf)ältniß, 
baß  wir  itjrer  Siebe  jur  ©adje  nidjt  genug  2ob  fpenben  bürfen.  ©ben 
fo  uneigennüfcig  wirften  mehrere  Sängerinnen  mit,  unter  biefen  nament* 
lid)  bie  beliebte  jugenblidje  grl.  Souife  ©Riegel,  bie  grts. 
Augufte  unb  ©mma  SB  er  n  er,  wie  benn  öorjüglidj  ber  Dirigent 
beS  mufifalifdjen  XljeifS,  §r.  3*  3.  §•  33erf)ulft,  wie  bie  beS  mef)r 
gefdjäfttidjen,  §r.  Aböocat  JpermSborf  unb  §r.  Senfat  Sd)üfc, 
iljren  öeiftanb  aus  wahrem  Sunftintereffe  unb  mit  warmer  Eingebung 
if)rer  guten  Sadje  angebei^eu  laffen.  ©o  t)at  fid)  ber  herein  in  feiner 
allmäfjlidjen  ©ntfaltung  ju  einem  SiebtingSinftitute  ber  ©tabt  empor* 
gehoben,  unb  aud)  of)ne  manche  jufäHige  SKebenumftänbe,  bie  iljm  bie 
Xf)eilnaf)me  beS  publicum«  gefiebert,  würbe  baS  Streben,  baS  er 
mufifalifd)erfeits  befunbet,  baS  3ntereffe  ber  gebilbeten  Äunftfreunbe 
in  Anfprud)  nehmen  muffen.  S)ie  Aufführung  ber  Drdjefterftüde  giebt 
ber  im  ©ewanb^auSfaale  an  fjrifdje  nidjtS  nad);  bie  2Baf)l  ift  bie 
befte.  3n  jebem  ©oncerte  lommen  regelmäßig  eine  Stjmpljonie  unb 
jwei  Ouvertüren  üor,  jwifd)enburd)  Solotoorträge  t)on  Sängerinnen 
wie  ben  obengenannten,  t)on  9Ritgliebern  ber  ®efeHfd)aft  wie  bon 
anbern  SDiufifern.  Aufführung  größerer  ©nfembteftüde,  wie  §erbei* 
jie!)ung  auswärtiger  ßünftter  liegen  außer  ben  ßweden  beS  Serein». 

3)ie  im  legten  SBinter  aufgeführten  ßompofitionen  waren  faft  o^ne 
Ausnahme  beutf^e.  Aud)  f)ier  ift  ©eetfjoüen  ber  mit  Vorliebe  gegebene 
äReifter;  toon  if)tri  würben  fünf  Stympfjonieen  gefpiett,  üon  9Äojart 
unb  §at)bn  je  eine,  üon  ßatliwoba  jwei  (bie  jweite  wäljrenb 
beS  Aufenthalts  beS  ©omponiften  in  Seipjig).  Sine  neue  Stympfionte 
braute  §r.  Dberorganift  Abolpf)  ipef  f  e  aus  JBreSlau  mit  unb  birigirte 
fie  felbft;  fie  ift  bie  fünfte  feiner  Arbeit  [Cmoll]  unb  ein  abfidjtlidjeä 
SoSringen  üon  feinem  SKcifter  unb  SSorbilb  (Spotyr)  barin  unüerfenn* 
bar,  beffen  ©inffuß  fid)  in  ben  früheren  ßompofitionen  §rn.  $effe§ 
namentlich  in  ber  §armoniefüt)rung  unb  2Bed)felung  äußerte.  3ro 
Uebrigen  gab  aud)  biefe  Stjmpfjonie  üon  ber  tüchtigen  33ilbung  beS 
©omponiften  Beugniß,  iuSbejonbere  was  gormenabrunbung,  contra* 
punftifdje  Slrbeit  unb  reid)flingenbe  Snftrumentirung  anlangt;  fie  er* 
fd)eint  in  wenigen  Sßodjen  im  2)rud  unb  wir  werben  fie  fpäter  aus* 
füljrtid)er  befpred)en. 

$on  Cuüertüren  braute  bie  ©uterpe  in  meift  guter  Ausführung 


9)htjtHeben  in  üeipaiß  ttmfjrenb  beS  SBinterS  1839— 1S40.  253 

außer  befannten  SReifterwerfen  t>on  SRojart,  Seet^oöen,  Sßeber, 
2RenbelSfof)n  u.  a.,  aud)  bic  unocrbient  weniger  bclannte  ju  „©fyafe* 
fpeare"  tion  $ut)lau,  bie  uns  ein  in  öollfter  SBlüttje  ber  ßraft  ge* 
fdjriebeneS  Sßert,  wenn  auef)  eines  5MnftlerS  toom  jweiten  Stange,  ju 
fein  fd&eint,  eine  fd)on  früher  gehörte  toon  33erf)ulft  (9ir.  3),  unb 
bann  öier  neue,  nämlidE)  &on  SSerlioj  ju  JJBaüerlety",  t>on  SmbadE), 
einem  fjoßänbifdjen  Somponiften,  äßolbemar  geller  aus  Bresben 
unb  (S.  2eonf)arb  aus  Seipjig,  toon  benen  bie  tion  33erlioj  (bereit« 
gebrutft)  in  ber  geitfdjrift  als  ein  öiel  pf)antaftifdf)eS,  fettfam  inftru* 
mentirteS  Gf)arafterfiü<f  fd^on  früher  erwähnt  Würbe  unb  großes  3n* 
tereffe  erregte.  S)ie  üon  @mbadf)  öerriett)  nichts  ©enialifd&eS,  fonft 
aber  Xüdjtigfeit  unb  SRoutine  in  Stnwenbuug  gefälliger  9Rittel,  ii)v 
ä^tiltd^  bie  üon  SB.  geller  gefunbe  SRatürlid^leit  unb  freunblidien 
©inn,  wäljrenb  bie  beS  jungen  Seidiger  (Somponiften  nadj  djarafte* 
riftifd^erer  Sebeutung  auf  33eetl)0üenfdf)em  SBege  ftrebte,  wo  nur  bie 
©rajien  ausgeblieben  waren,  bie  im  Xriumpt)juge  33eetljoüenfd£)er  ®e* 
banlenweife  bodt)  nie  ganj  fehlen.  6S  fann  nad&  einmaligem  $ören 
nur  üon  iotaleinbrüden  bie  Siebe  fein,  wie  wir  fie  tyier  einfach  aus* 
gefprod)en  fyaben. 

Der  SDiufitbirector  beS  SBereinS  gab  uns  in  ben  Soncerten  ber 
©uterpe  felbft  nichts  SReueS,  wof)l  aber  in  feinem  Söeuefijconcert,  üon 
bem  wir  fd&on  früher  benoteten,  baß  es  eine  Xljeünafyme  fanb  ber 
Art,  baß  fid)  bie  ©efellfdjaft  jum  83efi$  biefeS  lebenbigen,  umfid)tigen, 
urtljeifSgefunben  jungen  fiünftlerS  nur  ©lud  wünfdjen  fann  unb  if)n 
fo  lange  wie  möglid)  feftjuljalten  fiel)  angelegen  fein  faffe. 

3n  freunbtidjfter  SBeife  unterftüfcten,  wie  fdjon  erwähnt,  bie  brei 
jungen  Sängerinnen,  öon  benen  nod)  feine  baS  jwanjigfte  3<d)*  über» 
fdjritten,  metyrfadfj  bie  Soncerte,  außerbem  in  mef)r  ober  minber  bebeu* 
tenber  SBeife  bie  $£.  Uljlrid),  als  l)öd)ft  fertiger,  reiner,  fräftiger 
unb  gefdjmadfootler  SBiolinfpieler  befannt,  ber  aud)  nod)  immer  fort* 
f freitet,  —  bie  $$.  ©rabau  unb  Sßinter,  beibe  SBioloncellfpieler, 
£.  «nger  unb  Sttfreb  2)örffel,  Slaüierfpieler,  SBeiffenborn, 
gagottift,  ©ofebrudf),  glötift,  Snten,  SSiolinift,  fceinje  jun., 
Gtarinettift,  gaulmann,  ipoboebläfer,  unb  ber  befannte  alte  §arfen* 
fpieler  $rinj,  beffen  befdjeibener,  üielfad)  intereffanter  Sünftfer* 
djarafter  unter  ben  §änben  eines  §offmann  ober  Xiecf  eine  anjieljenbe 
SRoöeltenfigur  abgeben  müßte.  7 

■h  $er  auf  ©rite  251  begimtenbe  93erid)t  über  bic  ©ttterpe  war  geftrtc^en. 


254  äJhiftffeben  in  fiet^ig  mttyrenb  be$  SBinterS  1839—1840. 

Stufcer  ben  ®ewanbf)au8*  unb  @uterpe*§oncerten  Ratten  wir  in 
ber  jweiten  Jpälfte  beS  SBinterS  nod)  fed|S  oon  ber  2)irection  ber  ©e* 
wanbfjauSconcerte  ücranftaltcte  21  benb Unterhaltungen,  bie  bie 
©teile  ber  früfjer  2ftattf)äijd)en,  bann  Daoibfdjen  Quartette  ausfüllten. 
3m  gewiffen  ©inoerftänbnift  mit  ben  2Bünfcf)en  beS  SßublicumS  fjatte 
man  bie  frühem  ©renjen  baljin  erweitert,  bafc  in  biefen  Soireen  aud} 
größere  ©nfembleftücfe  wie  Solooorträge  jur  Ausführung  famen.  8lud> 
war  jum  SSortljeil  ber  SDhtfif  wie  ber  3uf)örer  tot  flehte  SJorfaal,  in 
bem  früher  bie  Duartette  ftattfanben,  oerlaffen  unb  in  ben  großen 
Soncertfaat  gejogeu  werben-  S5ie  auf  ben  Soncertjetteln  oerfprodjenen 
9Keiftercompofitionen  unb  Vorträge  Ratten  immer  ein  auSerlefeneS  unb 
jal)lreicf)eS  publicum  f)erbeigelocft;  man  tann  nid&t  leidet  XrefflidjereS 
in  trefflicherer  SluSfüfjrung  fjören.  S5ie  im  Duartett  SWitwirfenben 
waren  bie  $$.  Soncertmeifter  2)aoib,  Siengel,  ©dfert  unb  SEBitt» 
mann;  bie  gezielten  Sluartette  oon  Sföojart,  §at)bn,  33eetf|ooen, 
£f)erubini,  granj  Säubert  unb  2KenbefSfof)n.  Sufterbem  würben 
nodf)  SRonett  unb  ©oppelquartett  oon  Spotjr,  Dctett  oon  SRenbetSfoIjn, 
Quintett  oon  DnSlow,  XrioS  oon  SBeettjooen,  3KenbelSfot)n  unb  §itter, 
2)oppelfonate  unb  biefer  Strt  SerwanbteS  ton  SRojart,  33eett)Oüen  unb 
Spotjr  gegeben.  93on  biefen  ©tüden  waren  neu  ober  f)ier  nodj  nid)t 
öffentlich  gehört  ein  Xrio  oon  8KenbelSfof)n  für  Sßianoforte,  Sio- 
line  unb  SBiolonceQo  [Dmoll],  baS  mit  wörmftem  SBcif all  aufgenommen 
würbe,  ein  Xrio  oon  §i  11  er  [Bdur,  28erf  6],  eine  intereff ante  Sugenb« 
arbeit  §illerS,  bie  früher  fcf)on  in  ber  3^tf^rift  befprod)en  ift,  unb 
ein  SRonbo  alla  Spagnuola  für  SSioline  unb  Slamer  oon  ©pof|r,  ein 
fef)r  jarteS,  fd)wungf)afteS  9Äiniaturftü<f.  %uä)  fpielte  ättenbels* 
fof)n  in  feiner  immerfrifd^en  9Äeifterfdjaft  bie  djromatifdje  *ßljan* 
tafie  unb  guge  unb  bie  füufftimmige  in  Cismoll  oon  3.  ©.  SJadj, 
unb  §r.  Soncertmeifter  2)aoib  in  auSgejeidinetfter  SBeife,  unb  oon 
9WenbelSfof)n  begleitet,  jwei  als  Sompofitionen  unfdjäfcbare  ©tücte 
aus  ben  Sonaten  für  Sßioline  allein  oon  93ad),  benfelben,  oon  benen 
früher  behauptet  worben  ift,  „es  liefce  fid)  ju  ifjnen  feine  anbete 
Stimme  beulen*  —  was  benn  SftenbelSfoIjn  in  fdjönfter  $rt  wiber* 
legte,  inbem  er  baS  Original  mit  aüerfjanb  Stimmen  umfpielte,  bafc 
eS  eine  Suft  war  ju  l)6ren.52 

2Bie  wir  tjoffen,  werben  bie  fo  mit  wahrem  Äünftlergeifte  geleiteten 
Slbenbunterljaltungen  aud)  in  fünftigen  3af)ren  fortgefefet  werben,  @e* 
fang  war  bieSmal  auSgefdjlofjen.  Sßon  ßeit  ju  $eü  ein  Sieb  würbe 
mit  S)anf  geprt  werben. 


ö.  $era&erg  \mb  3.  ©djneiber,  (Slaöterftücfe.  255 

Ueberfdjlägt  man  nun  bic  Stiftungen  bcr  oerfd)iebenen  unfcrcr 
Äunft  gewibmeten  Snftatten,  bie  wir  befifcen,  rennet  man  f)ingu  bic 
beS  Xf)eaterS,  bic  ber  ®irdf>e  unb  bic  Dieter  anbeten  Sereine,  tote  ber  üom 
§m.  2R£>.  Sßotylenj  geleiteten  ©ingafabemie,  beS  unter  §nu 
Drganift  ©ct^IcrS  Seitung  ftetyenben  DrpfjeuS,  ber  Siebertafet, 
beS  *ßauUnergefangöereinS  u.  a.,  fo  wirb  man  oietteidjt  mit  bem 
übereinftimmen,  was  wir  ju  Anfang  biefeS  SluffafceS  jagten:  baß  in 
biefem  Meinen  Seidig  bie  2Rufif,  t)or  SttUem  bie  gute  beutfdje,  btttf)e, 
bafc  eS  fidj  uugefdjeut  neben  bie  reichten  ©täbte  beS  StuSlanbeS  ftetten 
batf.  ©0  wolle  ber  mufifalifd&e  ©eniuS  nod)  lange  fegnenb  über 
biefer  ©rbfdfjoHe  patzen,  bie  früher  ber  9lame  S3ad^d  geweift,  jefct  ber 
eine«  berühmten  jungen  SfteifterS,  wetd&er  tefctere,  wie  9ltte,  bie  it)m 
nat)e  ftef)en,  jum  ©ebenen  magrer  Äunft  nod|  tnele  Satire  unter  uns 
oetwetfen  möge!  ©. 


f  ürjere  Studie  für  JHanoforte. 

*  9t.  *•  Serjberg,  3»ci  SdjerjoS.    SBer!  10. 

SSon  fo  Meinen  ©tücfen  oerlang'  id£)  oor  SlHem,  baß  fic  möglidtft 
reijenb  unb  pifant  feien.  $)ie  erfte  (Sigenfd&aft  fefjlt  ben  obigen 
©djerjoS  meljr  als  bie  jweite.  ©ie  finb  augenfdjeinlidE)  oon  einem 
guten  ©pieler,  clamergemäjj  unb  bis  auf  ganjSSenigeS  correct  unbreinlid) 
getrieben;  bod^  mangelt  iljnen  eben  ber  feinere  ©d&melj,  bie  ©eete. 
3m  ©d&watte  ä^nlic^er  Sompofttionen  möc^t'  ictj  fie  immerhin  als  be* 
beutenber  bejeicfynen,  toet^ert  2luSfprud)  ber  junge  talentvolle  Sompo* 
nift  burd)  größere  folgenbe  SBerfe  nodE)  meljr  betätige. 

3.  @<Jjiietber,  Drei  ftotttmtoS»     ©er!  1. 

(Sin  SBerf  1,  baS  wie  üiele  anbere  nid)t  tyätte  gebrueft  werben 
foQen.  Der  ßomponift,  mutf)mafelid>  aud|  nod)  jung,  verlangt  oom 
©pieler  nidjt  3RinbereS  als  etwa  §enfelt,  wofür  er  if)tn  aber,  ftatt  wie 
biefer  SBlumen,  eine  §anb  üoU  §eu  in  bie  §anb  brücft.  SBottte  er 
als  Somponift  t>orwärtSfcf>reiten,  würben  wir  it)tn  ratfjen,  im  Umfang 
öon    üieöeic^t    t)ier  Dctaüen   ju  componiren  unb  bie  §änbe  nid)t 


256 


3.  SebeSco  unb  &  Sacombc,  Sfotoietftücfe. 


uttnötl)ig  über  eine  einzige  auSjufpannen.  3Rutf)et  uns  j.  93,  Sfjopin 
ju,  nadffbem  er  uns  ein  ©tüd  f)mburdE)  ins  geuer  gebraut  jutn  ©djlufc 
noef)  ju  fpielen: 


i 


m 


i^E 


PPPP 


j^=r=E 


I 


fo  ttjun  wir' 8  gern ;  nidjt  aber  wenn  e8  uns  §r.  ©dfjneiber  öorfdfjreibt. 
Umfonft  will  fid)  SRiemanb  anftrengen,  unb  wer  tuet  »erlangt,  mufc 
biet  geben.  2)ie  SKotturnoS  tjaben  übrigens  Ueberfdjriften:  — 3t6cnb* 
licf|e  SBaff  erfahrt,  3$  benfe  2)ein,  äbenbgrufe  an  ©ie  —  entbehren 
aber  aller  feineren  ßtjarafterifttf.  (Stnige  tneid^Iid^e  SRelobientraft 
wollen  wir  bem  Sompomften  nidjt  ganj  abfpredjen,  beren  ©enufj 
aber,  wie  gejagt,  öom  Spieler  mit  Aufbietung  feiner  ganjen  SeibeS* 
fräfte  treuer  genug  erlauft  werben  mufj.  Stttf  biefem  SBege  f freite  er 
nid)t  weiter. 

3gna}  SebeSco,  Serenabe.     SBerf  8. 

55fod)  ber  Eompouift  biefeS  ©tücfeS,  brädjt'  er  e3  un3  üieHei^t 
atä  Sbenbmufif,  bürfte  feiner  großen  Sobrebe  bafür  gewärtig  fein, 
unb  iä)  würbe  toon  oben  Ijerab  etwa  f olgenbermafcen  banfen :  „bie  Auf* 
nterffamfeit  toerbient  alle  Slnerfennung,  wer  aber  lein  Sttufifer  ift, 
foüte  nid)t  muficiren,  unb  wer  ©erenaben  bringen  will,  muß  feiner 
©adf(e  gewift  fein,  bamit  man  nicf)t  bie  $enfter  fdjliefte  ftatt  gewünfd)* 
termaften  öffne",  womit  id)  audj  bie  meinigen  ftfjliefjen  würbe,  ben 
©erenabenmann  allen  guten  ©eiftern  empfeljlenb.  3Rit  anbern  2Bor* 
ten:  aud&  bicfcS  ©tücf  Ijätte  ungebrueft  bleiben  foHen,  unb  e3  ift 
waljr^aft  fd^abc  um  bie  t)erfd)Wenberifd)e  Xitelpradfjt,  bie  ber  $er* 
leger  baran  gefegt. 

Souiö  Sacombe,  (Saprice.    SBerl  2. 

©o  fe^r  wir  &l)arafteriftifd)e8  lieben,  fo  fätjen  wir  üon  mannen 
jungen  (Somponiften  bei  SBeitem  lieber,  baß  fie  uns  merftimmige  £f}0« 
räle  brauten  jur  SRecenfion  als  Xonmalereien,  bie  obenbrein  nur  ber 


28.  öon  ©oetlje  mtb  9t.  fteäca,  (Stotoiei-ftücfe.  257 

Xitel  t>erf)eißt.  25ie  Saprice  Reifet  nämlidj  wunberlidjermaßen :  Les 
Adieux  ä  la  patrie,  wo  man  mit  SöiHigfeit  auf  etwas  9lbagiomäßige$, 
(SlegifdjeS  hoffen  barf,  ftatt  beffcn  uns  ber  junge  (Somponift  eine  wilb* 
fpringenbe  (Stube  in  Emoll  Einwirft.  Unter  feinen  5*n9crn  (er  tft 
ein  auägejeidjneter  Spieler)  mag  fte  eine  Sßeile  tauften;  aber  (fagt 
©oett)c) ,  o  wie  traurig  ficf)t  es  fd&warj  auf  weiß  fid)  an.  (Sin  ge* 
wiffeS  mufifalifdjeS  ®efüf)t  wollen  mir  bem  (Somponiften  jugefteljen, 
e$  bebttrfte  aber  ber  forgfältigften  Pflege;  jefet  fdjwanlt  e$  nod)  jwi* 
fdjen  allen  ©tilen  unb  ©d|ulen  fjerum  unb  töft  fid)  julefet  in  ^o^len 
©d)ülerpatIjo3  auf.  könnte  man  bod),  wie  mir  fdjon  anbeuteten,  beim 
SBunbeStage  bewürfen,  baß  lein  Serleger  etjer  öon  jungen  (Somponiften 
brudte,  elje  fie  einen  33anb  orbentlidjer  merftimmiger  Choräle  toorge* 
legt;  mir  mürben  bann  aud)  beffere  Kapricen  ljaben. 

SBaUljer  to.  ©oetlje,  »flegro.     Söerf  2, 

(Sin  großer  SKame  ift  eine  gefährliche  (Srbfdjaft,  mie  fd&on  oft  ge* 
äußert  worben.  2Bir  begrüßen  in  obengenanntem  (Somponiften  einen 
(Snfel  ©oetfjeS,  ber  if)n  als  Äinb  nod)  fdjerjweife  feinen  „9Jlufifer" 
nannte,  mit  feinem  propf)etifd)en  ©eifte  öielleid&t  üorf)erfel)enb,  baß  fiel) 
SBalt^er  einmal  ganj  ber  äRufif  mibmen  mürbe,  für  bie  er  fdjon  in 
frü^eften  3al)ren  Anlage  geigte.  £)%  nun  ®oetl)efdf)eS  SJlut  in  ü)m 
fließt,  läßt  fiel)  nad)  einer  fo  fleinen  arbeit  freilief)  nidEjt  ermeffen. 
3)a8  Slüegro  f)at  ^Bewegung,  bie  im  Verlauf  fogar  etwas  XanjartigeS 
annimmt;  erfreulich  baran  ift  befonberS  bie  natürliche  Haltung,  ber 
leidste  melobifdEje  gluß.  ®er  (Somponift,  nidjt  mel  über  20  galjre 
jä^lenb,  Ijat  aber  bereits  fid)  audf)  in  größeren  SBerlen,  fogar  in  ber 
Oper  oerfud^t,  unb  mie  er  fleißig  ift,  weiß  ©Treiber  biefer  Beilen 
aud),  fo  baß  wir  benn,  (SrfreulidjeS  erwartenb,  balb  meljr  üon  feinen 
ßeiftungen  berieten  ju  fönnen  fjoffen. 

Sllecattber  fteSca,  3*"  SRottitmoS*    SBerl  5, 
„       2>rei  Salonftütfe,     SBerl  7. 

3Me  erften  arbeiten,  bie  uns  t)on  biefem  melberfpredfjenben  Xa* 
lente  ju  ©efid(t  fommen.  2>er  (Somponift  ift,  wie  wir  pren,  ein  ©ol)n 
beä  beworbenen  liebenSwürbigen  9RuftferS  geSca  unb  f)at  pdf)  unter 
f otdjer  Suffidjt  trielleidjt  frütföeitig  fdEjou  üon  ben  SBortljeilen  angeeig* 
ttet,  bie  fid)  anbere,  burd&  il)re  ®eburt  weniger  SBegünftigte  erft  fpäter 

©diumann,  ©ef.  griffen.  II.  17 


258  3-  ©oronMSaöalcabo,  $fymtafieftfi<fe. 

erwerben.  $)ie  oorliegenben  Sompofttionen,  wenn  aud)  nidf)t  überaß 
eigentümliche  Äraft  unb  $unftanfidf>t  toerratyenb,  tragen  bod)  alle  einen 
frifdjen  SebenSfeim  in  fid|  unb  laffen  uns  oft  in  ein  wenn  auc§  nodj 
beljerrfdfjteS,  boef)  reiche«  mufifalifdjeS  Oemütt)  blufen.  2>ie  ©timraun* 
gen,  bie  fic  auSfpredjen,  ftnb  oorfjerrfd&enb  lijrifci);  in  ben  Salon« 
ftücfen  f)at  fie  ber  Somponift  burdE)  Ueberfdjriften  aus  ©ebidfjten  toon 
§einridfj  ©cljüfc  genauer  bejei^net.  3U  ^cn  Notturnos  beburfte  e8 
feiner  SBorte;  fie  f djlagen  burd&auS  ben  alten  befannten  Zon  an,  ber 
uns  oon  $ietb  fjer  nod)  lieb  ift  3n  beiben  SompofitionSljeften  er* 
innert  tneleS  an  §enfelt;  bie  ©atonftüde  finb  öom  ©omponiften  felbft 
Souvenir  &  Henselt  genannt,  woburdj  er  ben  SBerbadfjt  einer  abfielt« 
liefen  Xäufdjung  t)on  oomfjerein  entfernt.  $>ie  Steinte  jum  erften 
finbet  man,  bis  auf  ben  Unterfdjieb  ber  Xonarten,  beinahe  wörtlich 
in  einem  früher  ift  unfern  Beilagen  gegebenen  gmpromptu  t>on  §en* 
feit  in  Cmoll.  3)od)  fdjetnt  ber  ßomponift  aud)  anbem  JBorbilbem 
nacheifern,  fo  ÜJtenbelSfof)n;  audj  SBennettS  Sompofitionen  f feinen 
tfjrn  nidjt  unbefannt;  ein  ®efdE)tnad,  ben  wir  aud)  nimmer  tabelntool* 
len.  SSBic  bem  fei  unb  wie  Diel  frembe  ©inflüffe  ben  audfj  nodj  jungen 
Äünftter  befyerrfdjen  mögen,  es  bleibt  bennod^  genug  übrig,  um  barairä 
fdjöne  Hoffnungen  für  feine  3u&mft  ju  fd)öpfen.  3lud£)  ftnb  neuer* 
butgS  fdjon  umfangreichere  SBerfe,  fo  julefet  ein  ©ejtett,  t)on  iljm  er* 
fdfjienen,  unb  ba&  eine  größere  Dper*  in  SraunfdEjweig  bemttädfjft  jur 
Aufführung  fommen  foü,  metbete  bie  3e^Wrift  fd&on  früher,  ©o 
matten  wir  benn  mit  greube  auf  ben  jungen  ßomponiften  aufmetf* 
fam,  ber  fdf(on  ben  SSortJicit  eines  befannten  unb  gefdjäfcten  9tomenS 
mit  auf  bie  SBelt  gebraut,  ben  er  mit  S^ren  ju  führen  berufen  fdjeint. 

3nlte  öottSBebettatt,  geb.  8anutt.<£a*alcaBo,  $t}antafteftö<fe,  SBerl  25/* 

Der  frühere  SRame  ber  bereiten  grau  fam  fd)on  öfter»  in  ber 
3eitfd)rift  üor.  Sljre  glüdlidjen  mufifalifdjen  Anlagen  f)at  fie  nament* 
lidEj  in  bieten  ßiebern  gettenb  gemalt,  beinahe  ben  beften,  bie  un& 
neuerer  Qät  bk  Äaiferftabt  geliefert,  obwohl  bort  anbere  an  ber 
XageSorbnung  finb.  8fod)  als  Suftrumentalcomponiftin  gebührt  tf)t 
ein  SRang  in  ben  33orberreif)en  ber  Komponiftinuen.  Sin  SUluftfftücf 
gut  anjutegen  unb  abjurunben,  toerfietjt  fie  oor  aßen ;  fie  fdjreibt  eine 
gewählte  Harmonie,    elegant,    oft  jart;   iljre  SRetobieen  finb   innig, 

*  „$ie  gtanjofen  in  «Spartien." 
**  Schümann  getoibmet. 


(£.  ©.  2idl,  jgfdjler  »über.  259 

manchmal  an  itatienifd)e  2Beidf>e  anflingenb.  SWau  fjat  componirenbe 
Damen  oft  in  9Serbad)t,  bafc  fic  fid|  anbertoärts  9tatf)8  erholen  unb 
bic  lejjte  geile  einer  anbem  §anb  überlaffen.  Der  Schreiber  biefer 
Seilen  weift  genau,  nrie  alles,  toaS  bie  Somponiftin  giebt,  aud|  itjr 
attcinigeS  ©igentl)um  ift,  wenn  fdjon  if)r  früherer  Setter,  befanntlidj 
ÜÄojartö  ©ot)n,  noef)  je|t  in  ü)rer  Umgebung  lebt.  Das  §eft,  ba3 
mir  vorliegt,  beftetjt  au3  jtoei  ausgeführten  größeren  ©äfcen,  bereu 
einer  V Adieu,  ber  anbere  le  Retour  überfdEjrieben  ift.  Die  lieber* 
fünften  freuten  fpäter  ^injugefommen  unb  treffen  ben  ßljarafter  ber 
Sftufil  nur  im  Stttgemeinften.  ©ine  (Erinnerung  an  33eetf)ot>en&  be* 
lannte  äljnttd)  genannte  ©onate  ift  babei  nidfjt  im  (Spiet.  SBeibe  ©äfee 
aber  finb  eigentümlich  djarafteriftifdj  unb  faum  ju  Vergreifen.  SBir 
nmnfdE)en  oft  (Gelegenheit  p  tjaben,  t>on  ben  arbeiten  ber  mufifüotten 
Dilettantin  berieten  ju  fönnen. 

<£♦  ®.  Stifl,  3ffd)leir  »über.  3»it  SDi^tttngen  ton  Seihte,  SBcrf  57. 

Der  Somponift,  als  Setjrer  unb  Xonfefcer  in  SBien  betannt  unb 
gefdfjäfct,  f)at  Ijier  fed)3  fef)r  artige,  anmutige  Sb^ttcn  geliefert,  bie, 
junädjft  burcf|  eine  ber  reijenbften  ©egenben  DefterreidjS  ^erborge* 
rufen,  aud)  über  bie  ©renjen  feinet  SBaterlanbeS  f)tnau8  auf  freunb« 
lid&e  3lufnal)me  rennen  bürfen.  Die  einzelnen  SKummern  finb  burd) 
©ebidjte  oon  ©epf)ine  eingeleitet  unb  nrie  biefe  jart  unb  finnig,  babei 
einfad)  unb  o^ne  2tnfprüd£)e.  Die  Sompofitionen  fommen  aus  bem 
$erjen  unb  fd&einen  fämmtlidf)  mit  Suft  in  froher  ©tunbe  gefdjaffen. 
9Son  fälagenber  Originalität  jeugt  bie  SRufit  nidjt  unb  folgt  titn  ben 
Didjtungen;  aber  biegbee,  ©ebidfjten  fetbftänbige  9Äufit  unterzulegen, 
eine  Steige  ju  finben  unb  fie  artig  jum  ©anjen  ju  fdjUefcen,  ift  eine 
fettenere  unb  nad)af)mung3tt>errt)e.  211g  Slaoierftädfe  tn&befonbere  jeigen 
fie  eine  grünblic^e  SSilbung,  bie  aud)  bon  SKeuem  benufct,  toie  benn 
au8  tynen  befonbere  Vertrautheit  mit  granj  ©dfjubert  unb  beffen  lieber* 
tragung  burd)  Sifjt  f)ert»orIcud^tct.  Semenben  mögen  bie  SbtjUen  mit 
Sßujjen  unb  genrifc  ju  iljrergreube  in  bie  §änbe  gegeben  toerben;  nid&t 
fdjnneriger  als  &jernt)fcf|e  unb  §üntenfd|e  ©adjen,  tyaben  fie  ungleich 
mef)r  ©efyalt  unb  geiftigen  SReij.  Die  lefcte  Stummer  „3lm  Salbarten* 
berg"  ift  biefelbe,  bie  Sijjt  in  einem  feiner  Sßiener  Eoncerte  öffentlid) 
gezielt,  obwohl  id),  follte  idf>  einer  einzelnen  ber  Sb^Uen  ben  SSorjug 
geben,  mid^  für  bie  erfte  „2lm  SBolfgangfee"  entfdjeiben  toürbe,  bie  mir 
im  ©anjen  toie  im  Detail  bie  jartefte,  frif^efte  unb  gelungenfte  fdjeint. 

17* 


260  SS-  $•  2tai  ™b  &  grancf,  eiaöierftürfc. 


28.  £♦  Seit,  SRottimto.     SBcrl  6. 
//     //      //      Einleitung  unb  Jßolotiatfe.     SBcrl  11. 

83on  biefem  jungen  fraget  Xonfefeer  waren  bisf)er  nur  SStolim 
quartette  befannt  unb  gefcf)äfct;  e£  ljat  fein  ®ute3,  wennfid)  berSom* 
ponift  in  mögtidEjft  bieten  gackern  toerfudjt,  tüte  für  ii)n  felbft  fo  für 
ba3  publicum.  Xf)ut  er'S  nid&t,  fo  üerfättt  er  oft  in  ftereotype  gor* 
men,  in  Spanier,  wie  e8  nodf)  lebenbe  95cifpicle  giebt.  2Bir  finben 
§rn-  SBcit  auef)  auf  ber  ßlamatur  wof)l  bewanbert  unb  unterfjattenb ; 
er  fdjreibt  leitet  bequem,  gefällig,  red)t  nad)  2trt  ber  SBbfymen  unb 
für  ba%  SBöljmerlanb,  wo  äRufif  fo  oiel  gepflegt  unb  gehört  wirb,  tote 
benn  feine  §auptftabt  $rag  in  neuerer  $eit  eine  SDicnge  junger  talent* 
votier  ßomponiften  aufjuweifen  f)at,  baß  fie  fidfj  ungefd)eut  wofyt  mit 
beut  größeren  SBien  meffen  !ann.  3n  bett  beiben  angezeigten  ©tüden 
erljält  man  genau,  toa§  bie  Xitel  antünbigen,  ein  SRotturno  fcoll  na* 
türtidf)en  ©efangeS,  baö  fid)  tooüfommen  abliefet;  eine  Sßotonaife  mit 
entern  Xanjfd^ritt,  burdjauS  freunblidjen,  behaglichen  £f)arafter§.  SBir 
wüftten  an  beiben  nichts  ju  änbern;  ber  Somponift  leiftete  eben,  wae 
er  wollte,  Wa8  er  lonnte,  unb  wer  bieä  toermag,  aud)  im  Keinen  Äreife, 
t)at  immer  auf  Slnertennung  ju  redjnen. 

©buarb  ftrantf,  <£apriccto.     23crf  2. 

„  „        $rei  ©fjairafterftöifc,     SBerf  3. 

Da»  erfte  SBerf  biefeS  gleichfalls  nod&  jungen  Somponiften,  jwei 
§efte  ©tubien,  befpradf)  bie  ßeitfdjrift  fdjon  früher  unb  wieg  auf  iljn 
als  einen  ber  fleifcigften  unb  weitgebieljenften  ©djüler  3Kenbel3fof)n8, 
afö  ben  er  fid)  uns,  nur  in  leerem  ®rabe,  aud)  in  feinen  beiben 
neuften  SBerfen  jeigt.  Ueberaü  nämlid)  fietjt  man  if)n  aucf|  in  biefen 
bie  Stiftung  be§  2ef)rer3  mit  fo  biet  Eingebung  verfolgen,  baft  fid) 
mandje  ©ä|e  mit  welken  aus  ber  3ugenbjeit  ober  richtiger  Änabcnjeit 
2Jienbel3foIjn3  öerwed)fetn  liefen;  babei  giebt  er  aber  audE)  SigeneS 
genug,  baft  fid|  gewtft  annehmen  läftt,  er  werbe  fid£)  nadj  unb  nad) 
immer  mef)r  öon  feinem  SSorbilbe  to^Iöfen,  fo  weit  bieg  bei  manchem 
angebornen  SBerwanbten  möglid)  ift.  SDieS  angebome  Sleljntidje  jeigt 
ftd)  im  borf)errfcf)enb  SSerftänbigen  unb  ©rnften  bei  einer  fefjr  fdjarfen 
GombinationSgabe.    ©ewiffe,  nid)t  eben  ungewöf)nticije  ©ebanfen  burd) 


d.  grattcf,  <£foöterftücfe.  261 

bie  tecf)nifd)e  83W)anblung,  burdf)  getnljeiten  in  bcr  §armonie  :c.  in* 
tcreffant  ju  machen,  öerftel)t  er  fdfjon  toortrefflul).  333er  bieS  in  jungen 
3af)ren  gelernt  f)at,  toirb  fpäter  mit  feinem  ®ut  um  fo  freier  ju  fdjal* 
ten  wiffen,  unb  befommt  bann  auc§  wieber  baS  ®emütl),  baS  in  ben 
£ef)rja§ren  beS  SünftlerS  fic§  fo  oft  jurüdbrängen  mufi,  feinen  2ln* 
tfyeil  am  SSerfe,  fo  wirb  ber  ßomponift,  wie  er  jefct  SSerftanb  unb 
®eift  erfreut,  fobann  aud)  ben  übrigen  9Äenfdjen  ju  intereffiren  üer* 
mögen.  SRöge  bie  nädfjfte  Bufunft  biefe  Hoffnungen  üerwirflidjen! 
3Äit  greube  t)at  bie  ßeitfdjrift  immer  ben  tüd&tigen  unter  ben  jungem 
Sünftlern  nad)gefpäf)t,  mufete  oft  lange  fudjen,  efje  fie  reben  unb  auf* 
muntern  burfte;  mit  greube  mad)t  fie  nochmals  auf  biefen  jungen 
Sünftler  aufmerffam,  ber  iljr  fo  biel  ®runb  jur  3luSjeid)nung  giebt. 
33om  Sinjelnen  feiner  legten  ©ompofitionen  ju  fpredjen,  fo  ift  es 
namentlich  bie  erfte  Saprice  in  SBerf  3,  ber  wir  ein  &orjüglid)eS  2ob 
fpenben  bürfen.  3n  ber  Slnlage  an  SKenbelSfoljn  erinnemb,  ift  fie 
bod)  eigentümlich  in  ifjren  wedfjfelnben  9tf)t)tl)men,  mit  fixerer  fedfer 
Jpanb  jum  ©djlufc  geführt,  im  Sefonberen  burdE)  feltnere  t)armonifdE)e 
®änge  reijenb;  fie  namentlich  giebt  auef)  oom  ©tubium  SBadjS  ein 
ßeugnifi.  3n  fotd)'  funtelnbeS,  geiftreid&eS  gftguren*  ober  ©nippen* 
fpiel,  wie  es  fid)  in  ber  ©aprice  f)in  unb  wieber  bewegt  weife  nun 
freilief)  2ftenbel3fof)n  j.  33.,  wie  audj  anbere  SReifter,  oft  einen  garten 
melobifdjen  ©ebanfen  ju  werfen  :c.  2)ieS  ift  eS,  was  ber  ©ompomft, 
wenn  eS  anberS  ju  lernen  ift,  nodfj  lernen  möge:  eine  jarte  äRittel* 
figur  anbringen,  eine  ruljenbe  gleidjfam,  um  bie  bie  anbern  ftdf)  winben 
unb  freifen.  9Äit  SBorten  läfct  fid)  bieg  fo  fdjwer  auSfpred)en,  bod) 
wirb  uns  ber  Somponift  ftdjer  öerfteljen.  3mmerl)in  wirft  bie  Kaprice, 
audj  wie  fie  bafteljt,  unb  gefpielt,  wie  fie  fod,  fogar  bebeutenb.  9tud) 
bie  jweite  fjat  fünftlerifdjen  SBertf),  ©injelneS  ift  vortrefflich ;  bod)  toer* 
fliegt  ber  ©d)luf}  ju  allgemein  unb  im  §ergebradf)ten.  $)ie  lefcte  Sa* 
price  ift  ein  f^ugenfa^,  beinahe  in  §änbelfd)er  Slrt,  mit  einem  fcf)arf 
geprägten  Xljema,  baS  ju  mannen  feinen  ^Beübungen  Shtlaf*  giebt, 
ein  fef)r  wertfj&olleS  ©tüd  bis  auf  einzelne  gewöhnlichere  ®änge.  S)ie 
größere  Saprice  enblidf),  bie  eine  befonbere  DpuSjal)!  füljrt,  tfjeilt  bie 
SSorjüge,  bie  wir  bem  Somponiften  fcf>on  jufprad)en,  in  allen  93c* 
jieljungen.  äRatter  fdjeint  mir  nur  bie  (Einleitung,  bie  vielleicht  nad) 
SJoHenbung  beS  rafdjen  ©afceS  erft  ^injugelommen.  3m  Uebrigen 
erinnert  fie,  wenn  nid)t  im  ©injelnen,  bod)  im  ganjen  3uföwttc  an 
beS  Somponiften  üWeifter.  2Bir  bebauern,  bafe  fie  nid^t  mit  JBeglei« 
tung  beS  Crd^efterS  gefdfjrieben  ift,  was  bei  einiger  Ausbreitung  ber 


262  $.  *on  fiööenffiolb,  ©tatrierftücfe. 

formen  leidet  ju  mad&en  war.  2)ie  §armoniefotge  ©Hte  8,  bic  jtoei 
testen  ©tyfteme,  nad)  A  unb  Fis  fütjrenb,  tft  füt)n;  tüir  ^aben  nidjtö 
bagegen.  2)en  ©djluft  wirb  fidf)  mancher  Spider  banfbarer  unb  bril< 
tantcr  wünfdf)en;  er  lag  fogar  nä^er.  SBaS  gebrudft  ift  lägt  fid^  nun 
nidjt  änbern,  weSljalb  tüir  beut  jungen  tüchtigen  Äünftler  unfet  £ob 
nur  nodf)  einmal  fummarifd)  au8fpredf(en  wollen. 


S33ir  wüßten  ben  ©tjtluS  tttd^t  bef fer  ju  befcfylie&en  al3  mit  einigen 
SBorten  über  einen  nodfj  wenig  genannten  ßomponiften,  ber  un§  öor 
SJurjem  mit  öier  merljänbigen  ©cfyerjog  überrafd^t,  bei  SBettem  bie  auä< 
gejeidjnetften,  bie  in  biefer  (Sattung  neuerbingä  gefdfjrieben  finb.  ©er 
Xitel  ift  inö  $eutfcf)e  überfefet: 

^ermann  t»on  Sdtoenfftotb,  Stet  rfjaraftertfttfdje  ^mpromptnS 
in  %oxm  t>on  ©djerjoS.    23crf  8. 

Steint  unfre  Shtnft  bodj  balb  in  allen  Deutfdjlanb  naf)e  gelege* 
nen  Säubern  SBurjel  ju  faffen,  jefct  audf)  in  ben  nörblidjeren.  Der 
©omponift  ift  feinem  SKamen  nadf)  ju  urteilen,  ein  ©dfjwebe.  ©in 
Xrio,  ba3  benfelben  SKamen  auf  bem  Xitel  führte,  befpradjen  wir  früher 
fd&on;  wir  wiffen  nidfjt,  ob  e3  audj  berfelbe  (Somponift,  jebenfaöS  aber 
einer,  ben  wir  mit  Ächtung  begrüben  muffen.  Sft  er  SMlettant,  jo 
würben  wir  ü)m  {ebenfalls,  nad)  biefen  ©djerjoS  allein,  ben  erftett 
SRang  unter  allen  für  ba8  Slaoier  componirenben  anweifen;  ift  er 
Äünftler,  fo  mögen  if)n  feine  ©enoffen  als  einen  ebenbürtigen  oljtie 
2Beitere3  in  ityre  Steigen  aufnehmen,  ©eit  lange  ift  mir  feine  (Sompo* 
fition  öorgefommen,  mit  ber  id^  faft  burdf>gef)enb3  fo  einfcerftanben 
bin,  bie  mid)  fo  intereffirt,  mir  wieberfiolt  fo  wot)lgetljan  ate  biefe. 
@8  finb  leine  SBunberftücfe  unb  wollend  nidfjt  fein;  aber  biefen  gebit* 
beten  8tu3bru<f,  biefeä  üftaft,  biefen  Sßoljllaut  biefe  gute  Art  ju  com* 
poniren  mit  einem  SBorte,  finbet  man  mdf>t  aller  Orten.  §ter  unb 
ba  möchte  man  auf  9Rofdf(ele8  als  ben  SSerfaffer  ratzen  unb  bicS  na* 
mentlidf)  mandjeg  Quanten  falber;  bod)  ^aben  fie  no<#  mef)r  ©emüfy 
lidjeS,  Unbefangenes.  25ie8  Ijeifct  componiren,  wenn  audj  im  kleinen: 
t)ier  ift  SSorbergrunb  ba,  Sßerfpectiüe,  Hintergrund  unb  ba3  ©anje 
gefällig  wirtenb.  3Jlödf)te  ber,  wie  gefagt,  un8  gänjlid)  unbefannte 
Äünftler*©belmann  ftdf>  im  ©röteren  üben,  für  Drdjefter  fd&retben ;  er 
f)at  bie  3Jlittel  baju;  bie,  benen  bic  ©tüdfe  nod)  unbetannt  geblieben, 


2ttejiS  ßboff.  263 

[motten]  fic  ftdj  je  ef)er  je  lieber  anfeuern  Dbenbreüt  fet)It  eS  für 
Äe^rer  tute  für  Sernenbe  an  guten  mittelfd&weren  merffänbigen  ©tücfen, 
fo  bafj  aucf>  weniger  2tu8ge$eid)nete3  auf  SSerbreitung  rennen  bürfte, 
um  wie  iriel  mef>r  biefe,  t>on  benen  wir  mit  bem  Xroft,  bafc  eS  f)ier 
unb  bort  nod)  treffliche  äRufifmenfdjen  giebt,  auf  baS  3tcf>tungS&otlfte 
Hbfdjieb  nehmen. 

12. 


Vieris  £w$. 

2)er  ©omponift  ber  berühmten  ruffifdjen  5BolfSf)t}ttme  wie  anberer 
SBerfe,  bie  nodj  ber  SBeröffentlidjung  entgegenfet)en,  §r.  Dbrift  StlejiS 
ßfcoff,  Slbjutant  ©r.  3ft.  beS  ÄaiferS  üon  Stufjlanb,  war  t>or  einigen 
lagen  l)ier  eingetroffen.  Sein  SBirfen,  wenn  audj  aorjugSweife  bem 
ljoljen  Äreife  jugeweubet,  in  beffen  SKälje  tf)n  feine  Stellung  gebracht, 
t)at  trofcbem  einen  beinahe  europäifc^en  9tuf  belommen,  fo  baft  wir 
nidjt  miffterftanben  ju  werben  fürdjten,  wenn  audj  wir  an  öffentlicher 
©teile  ein  befdjeibeneS  Statt  in  feinen  Sorbeerfranj  einjufledjten  uns 
toergönnen.  S)er  oeretjrungSwürbige  ®aft  gab  nämlid?  einem  fleinen 
Äreife  (Gelegenheit,  feine  befonbere  Äunft  als  SSiolinfpieler  fennen  ju 
lernen.  ©Treiber  biefer  SBorte  jä^lt  bie  ©tunbe  ju  ben  fd)önften, 
bie  il>m  je  bie  3Jlufü  unb  it)re  Äünftter  gef Raffen.  $r.  Sooff  ift 
ein  fo  merfrofirbiger,  feltener  Spieler,  ba§  er  ben  erften  Ättnfttern 
überhaupt  an  bie  ©eite  ju  ftetten  ift;  eine  ©rfdjeinung  einmal  wie 
aus  anberer  ©ptjare,  ber  Sffiufil  wie  in  i^rer  innerften  Sfteinfjeit.  ent« 
ftrömt;  2Ruftf,  fo  neu,  fo  eigentljümlid),  fo  frifd)  in  jebem  Xon,  bafc 
man  feftgebannt  nur  immer  fjören  unb  Ijbren  möchte.  SSerliert  bodj 
leiber  ber  Äünftler  t>on  §anbwer!  fo  oft  im  ©ewiüjte  ber  äöelt  jene 
unfaßbaren  ®iiter,  jene  Unfdjulb,  Unbefangenheit  unb  §eiterleit  ber 
Äunftlraft,  muft  er  fie  bodj  leiber  fo  oft  ben  nieberen  Stnforberungen 
ber  SJiaffe  aufopfern,  bis  fie  enblid)  in  ben  ®ewof)nf)eüen  beS  $ünft* 
IerlebenS  gänjlid)  untergeben.  Daran  wirb  mandjer  aud)  grofce 
Äünftler  erinnert  werben,  wenn  er  jenen  freiließ  burd)  ein  gttnftigeS 
©efd&icf  audj  feiten  gefteüten  9Äann  ju  t)ören  befommt,  unb  wie  eS 
bod)  nodj  etwas  SlnbereS  ift,  bie  äReifterfdjaft  üon  %aty  unb  jene,  bie 
uns  neben  bem  ®enuf$  großer  Äunftfertigfeit  audj  ben  eines  ganjen, 
fdjönen,  innen  frifd)  gebliebenen  9Äenfcf|en  gewährt.    Unb   bieS  alles 


264  3-  Schubert,  £f)öre. 

jag  iß  nur  naty  beut  3tnt)ören  jweier  Quartette,  eines  rjon  SKojQrt 
unb  eines  tion  9Jtenbetefof)n,  in  benett  §r,  Söoff  bie  erfte  SSioltne 
fpielte.  2)er  Somponift;  war  felbft  gegenwärtig :  er  mochte,  wie  aDe$ 
üerrietf),  feine  SRuftf  wof)l  !autn  je  fßöner  geprt  f)aben.53  63  toot 
ein  SSottgeuufe.  ®iebt  e3  in  ber  ruffifßen  Äaiferftabt  noß  me^r  fol- 
ßer  Dilettanten,  fo  bürfte  manßer  Sünfiler  bort  wof)l  tne^r  ju  lenten 
als  ju  teuren  finben.  kommen  biefe  QtiUn  &em  t)oßöeref)rten  SKanne 
einmal  fpäter  ju  (Sefißt,  fo  motten  fte  ßm  ben  2)anf  SSieler  ans* 
fpreßen,  bie  er  an  jenem  SIbenb  erweitert,  bie  feinen  SKamen  ben  ge* 
feiertften  beijcßlen,  bon  benen  bie  neuere  Sunft  berietet. 
[Seidig,  ben  17.  Sinti  1S40.] 


*  iranj  Säubert. 

Sie  §m,  SMabetti  u.  Somp*  in  SSiett  f)aben  wieber  einige  bebeu* 
tenbe  ©ompofitionen  aus  ©ßuberts  9iaßla&  beröffentlißt,  auf  bie  wir 
namentlich  ©efangrjereine  :c.  aufmerffam  machen.    ©S  finb: 

Cp.  134:  „Madjtljelle"  ö.  3.  ©.  ©eibl,  für  Eenorfolo  utib  öierfttmmigen 

$ßännercf}or  mit  <ßianoforte. 
Cp.  135:  „©tänbdjcn"    ü.    ©rittparaer,    für    ^tltfolo    unb    öierftimmigen 

grauendjor  mit  Sßianoforte. 
£>p.  136:  „SRirjamS  ©tegeSgefang"  o.  ©riffparjer,  für  ©opranfolo  unb 

(£f)or  mit  Begleitung  beS  ^ianoforte. 
Cp.  139:  „QJebet"  üon  be  la  2ttotte  gouque  für  Sopran,  911t,  Scnor  unb 

Ba&  mit  Begleitung  be$  ^ianoforte. 

33ie  beiben  erften  muffen  reijenb  wirfen ;  fie  finb  äufcerft  jart  unb 
ßarafteriftifß.  2)aS  einförmige  Solorit  ju  l)eben,  in  baS  ber  rein 
trierftimmige  SDiänuergefang  wof)l  ober  übel  oft  üerfäHt,  fjat  ©ßubert 
ßm  eine  ©oloftimme  eingeflößten  unb  baS  ßlarjier  jur  SBegtcituitg 
beigegeben.  SMe  3bee  ift  glüdliß,  wenn  baburß  freiliß  ben  9Jiänner< 
gef angquartetten ,  bie  tein  Snftrument  in  ber  Sttße  fyaben,  bie  8u& 
fißrung  umnögliß  gemaßt  ift;  benn  baS  Slamer  ift  roefeutliß  unb 
barf  nißt  fehlen.  S)ann  aber,  im  SSerein  Silier,  wirb  mä)  ber  ®e« 
nufc  ein  boppelter  fein.  2)a8  „©täubdien"  t)at  eine  gleiße  gorm  wie 
bie  „SRaßßetle",  nur  ba&  e&  für  grauenftimmen  gefßrieben  ift;  uon 
fßönen  ©timmen  vorgetragen  unb  gut  einftubirt  muft  e8  tjon  wunbertoollet 


3f.  @djubert,  (Sijöre.  265 

Sßirfung  fein,  wenn  audlj  ein  Don  grauen  gebrautes  ©täubten  in 
ber  aßirflidjteit  fcfjwerlidlj  toorfommen  möchte»*  Slucf)  im  „©täubten" 
ift  baS  ßlatrier  wefentlidE)  unb  trägt  bie  Harmonie.  ©dfjubertS  be* 
fannte  9ftanier,  einen  9U)9tf}muS,  eine  SBegleitungSfigur  t>om  Slnfang 
big  jum  ©djlufc  f eftgu^alten ,  trifft  man  audfj  in  biefen  ©efängen 
wieber.  2)a§  fie  fd^&tt  für  bie  ©timme  gefd&rieben  finb,  barf  man 
glauben,  audlj  finb  fie  nirgenbs  öerfängtidf)  fetter.  —  „SWirjamS 
©iegeSgefang"  ift  eine  ©ompofition  größeren  UmfangeS,  eine  Slrt  San* 
täte,  bie  woljl  urfprünglid)  mit  Begleitung  beS  DrdfjefterS  getrieben 
ift ;  ift  baS  lefcte  ber  gaö,  tüte  wir  beinaf)  überjeugt  finb,  f o  bebauem 
wir  fie  nur  im  Arrangement  fennen  lernen  jit  fönnen.**  2)od)  ber* 
leugnet  bie  (Sompofition  audf)  in  ber  borliegenben  ©eftatt  if)re  SDSir* 
lung  nidjt;  ber  ©runbton  ift  eigen  altertl)ümlid) ,  alt  religiös,  faft 
biblifdfj.  SluS  anberen  ©ompofitionen  ©dfjubertS  weiß  man,  mit  toie 
glüdlidEfCT  $f)antafte  er  bie  frembartigften  ©toffe  ju  bef)errfd)en  üer* 
ftel)t.  33er  gorm  nad)  altertljümlid)  ju  fdjreiben,  fann  man  lernen; 
aber  ben  ©eift  alter  ßeit  wie  in  leibhafter  Slarljeit  Ijeraufjubefcljwören, 
bagu  gehört  ein  2)id)ter.  Sßir  treffen  übrigens  fogar  auf  eine  ?$uge; 
fie  ift  geiftreidfj  genug*  S)aS  ©anje  fdljtießt,  wie  eS  begonnen  Ijat, 
Reiter  unb  glänjenb.  3m  „®ebet"  nun  fprtdjt  fidfj  ber  moberne  gläubige 
ßtjrift  aus  unb  Ijier  mit  ganjer  Snnigleit  unb  Äraft ;  bieS  finb  unfere 
^aleftrinagefänge,  fo  fpridjt  fidfj  bie  neue  Sunft  im  ©ebet  aus,  bul* 
benb  unb  üertrauenb,  aber  audf)  t^atlräftig  unb  jum  §anbeln  bereit» 
ÜJian  wirb  ben  ©efang  nidjt  of)ne  innigen  Stntfjeil  f)ören  lönnen. 

©o  blüljt  benn  ber  Sorbeerfranj  um  ©djuberts  ©tirn  immer 
üotler.  Sßer  f)ätte  üon  bem  Siebercomponiften  gebadfjt,  baß  er  nod) 
folgen  Sfteidjtljum  in  fid)  barg,  wie  eS  jefct  immer  flarer  wirb. 
üRöd|ten  fidfj  bod)  aucfj  freunblidje  ipänbe  balb  jur  Verausgabe  feiner 
anberen  ©efangswerfe,  ber  Dpern  unb  ber  großen  SWeffen  Derbinben. 
SEBien  t)at  nodj  im  Stugenblicf  feine  größeren  mufifaltfdfjen  ©djäfje  im 
93efifc  als  biefe.  12. 


*  $a$  ©tänbdien  ift  urfprüngttd)  für  Stttfofo  mit  SKännercf>or  componirt 
unb  erft  foäter  (auf  SBunfd)  toon  ©rittyaräerS  greunbin  Slnna  gröfjtid))  für  grauen* 
djor  eingerichtet  toorben. 

**  Später  I)a6en  3f.  Saurier  unb  aucf>  g.  5(.  öan  <£öfen  eine  Orcfjefterbegteitung 
bajfU  gefefct. 


266  ©ittenfcergfeft  in  üeipjtg. 


(Rutenbergfeft  in  fctpjtg. 

8tud)  unfere  Sunft  t>at  ba8  geft  öerljerrlidjen  Reifen,  wie  fic  ja 
in  greub'  unb  Setb  fid^  wunberfräftig  jeigt,  ben  ©injelnen  wie  bic 
grofce  SWaffc  ju  lieben  »erficht.  ©afe  im  Äugenblidf  gerabe  jwei  ßora* 
poniften  in  unfercr  SKittc  leben,  üon  benen  ber  eine  burdf)  glücfltd)e§ 
©Raffen  in  feinem  Greife  fidEj  in  ganj  S)eutfd)lanb  bereit»  befannt  ge* 
madjt,  ber  anbere  europäifdfjen  3tuf  l)at,  unb  bie  für  bie  geier  ju  in* 
tereffiren  e8  nur  einer  Anregung  beburfte,  mag  als  ein  freunblicljer 
3ufatt  betrautet  werben.  ©ewifc  ift  ber  mufifatifdje  Xt)eil  beä 
gefteS  nid)t  ber  geringste  unb  in  biefem  ©inne  war  audfj  alles  ange* 
orbnet  worben. 

8ur  SBorfeier,  SMenftag  Slbenb,*  ljatte  §r.  Sllbert  ßor|ing 
eine  neue  tomifdfje  Dper  „$an3  ©adfjS"  gefd&rieben,  bie  bie  früheren 
beffelben  Somponiften  an  griffe,  ßeidfjtigfeit  unb  ßieblid&feit  nod) 
übertreffen  fofl.  3d)  felbft  fonnte  ber  SSorfteÜung  nidEjt  beiwohnen. 
3)ie  $uffüt)rung  foll  aber  t)öd&ft  erfreultdfj  gewefen  fein  unb  I)at  bem 
Somponiften  reidEjen  ßol)n  gebraut.  9Rel)rere  Slummern  würben  ba  Sapo 
»erlangt,  unb  SSeifaQ  burdfj  Äranjewerfen  unb  Jpertoorruf  blieb  nid)t 
aus.  ©3  ftel)t  un$  in  ben  näd^ften  Sagen  eine  jweite  9tufffit)rung 
beüor.  3ur  eigentlichen  geier,  ber  ©nttyüQung  ber  arbeitenben  treffe 
unb  ber  ©utenbergftatue,  welker  frül)  8  Ul)r  eine  firdjlidfje,  buxä)  eine 
©elegenf)eit8cantate  be3  ©irectorS  be3  3^ttauer  ©änger&eremS  §nu 
Stifter  eingeleitet,  vorangegangen  war,  ^atte  §r.  Dr.  gelij  9Ken« 
beläfoljn  95artl)oIbt)  eine  ©antäte  für  jwei  aJiännerdf)öre  mit  3Je* 
gleitung  toon  Sßofaunen  :c,  nadfj  SBorten  be8  $rn.  M.  Sßrölfe  in  ftrei* 
berg,  componirt,  bie  2Kittwod>  frü^  auf  offenem  äRarfte  gefungen 
würbe.  2)er  erft  unfreunblidf)e  ipimmel  fyatte  fid)  aufgeftärt;  e$  war 
ein  erfjebenber  Slnblid.  3)en  einen  ©tyor  birigirte  ipr.  Dr.  3ßenbel3< 
fo^n,  ben  anberen  §r.  Soncertmeifter  ©abib.  SBie  f c^wer  SÄuftf  unter 
freiem  §immel  wirft,  weife  3eber.  ipunbert  Stimmen  mel|r  ober 
weniger  bringen  faum  eine  ©djattirung  mefjr  ober  weniger  fjert>or. 
3)ie  Sompofition,  fo  freubig  unb  d&arafteriftifdf)  an  fiel),  fjatte  auf 
folgern  SRaume  au8  wenigftenä  taufenb  Äefjlen  Hingen  muffen-  2>ie8 
finb  aber  füljne  2BünfdE)e,  bie  man  ljöd)ften8  au8fpred)en,  nidfjt  forbem 


*  ben  23.  Sunt. 


©utenbergfeft  in  Seidig.  267 

barf.  2Bo  aber  SRufit  am  meiften  ergriffen  Robert  würbe,  im  SJtoment 
nadi)  ber  @ntf)üllung,  ba  fehlte  fie ;  bieS  ^atte  man  fid)  entgegen  taffen. 
S)aS  SBotf  war  in  biefem  Sfagenbliä  auf  ber  §öl)e  ber  Aufregung; 
eine  einfallenbe  SDiuftt ,  öiellei^t  gerabe  nadj  ber  2Relobie  „ein'  fefte 
S3utg",  bie  fpäter  gefungen  würbe,  mfifete  f)ier  Ijcrrlic^  gewirlt  fjaben, 
S)er  übrige  Sag  öerging  unter  ben  geftlid£)f  eiten ,  fiber  bie  anbere 
öffentliche  JBIättcr  berieten  werben. 

©eftern  SRadjmittag*  fanb  nun  bie  eigentliche  grofce  SRufifauf* 
fütyrung  in  ber  £f)omaSfird)e  ftatt,  an  ber  ©teile,  wo  ©ebaftian  33adj 
fo  oft  feine  f)of)e  Äunft  auggeübt  f)at,  bie  jejjt  fein  geliebtefter  unb 
Iiebenbfter  Bögling,  bie  großen  STOaffen  mit  energifd&er  §anb  teitenb, 
eingenommen  Ijatte.  $)ie  Aufführung  war  f)öd&ft  glänjenb,  alle  Sftäume 
ber  SKrdfje  gefüllt.  6t)or  unb  Drdfjefter  motten  über  500  ftarf  feuu 
3)ie  aufgeführten  SKufifwerfe  waren  bie  3ubetouoertüre  öon  2Beber, 
am  ©df)lu§  im  God  save  the  king  burdEj  bie  £>rgel  begleitet,  ba$ 
S)ettinger  Tedeum  tum  §änbel,  unb  ein  „Sobgefang"  Don  SJien* 
beUfoljn.  Ueber  bie  beiben  erften,  weltbefanuten  ©ompofitionen 
brauchen  wir  nidjt»  ju  fagen.  3)ie  lefctere  aber  toar  neu  unb  eigens 
ju  bemgefteöon  bem  SJieifter  oollenbet  worben;  einige  SBorte  barüber 
bürften  feinen  fernen  Serefjrernwillfommenfeuu  ©erßomponift,  ber  feine 
SEßerfe  immer  fo  treffenb  ju  bejeidEjnen  weiß,  ljat  fie  felbft  „Sobgefang"** 
genannt.  S)em  eigentlichen  ©efange  gingen  aber  brei  ft)mpl}onifttfd)e 
Drdjefterfäjje  oorauS,  fo  ba§  bie  gorm  ber  neunten  95eetf)oüenfcijen 
©tympfjonie  ju  Dergleichen  ift,  bi8  auf  ben  fjerborjuljebenben  Unter* 
fdjieb,  ber  im  ©tympfjoniftifdjen  nodf)  nid£|t  öerfud&t  tft,  bafc  fid>  bie 
brei  Drd)efterfä|e  ofjne  Raufen  an  einanber  fdf)lief$en.  $)ie  gorm  be8 
©anjen  fonnte  für  biefen  Qxotd  nidjt  glüdftidjer  gefunben  werben.*** 


*  ben  25.  Quni. 

**  $ie  ©eaeidjnung  aU  „@t)nH)f)ome*  ©antäte"  naljm  er  auf  ©.  ftlingemamtS 
93orfd)lag  an. 

***  ©eftridjen:  „$ie  gorm  be$  ©anjen  fonnte  für  biefenßweef  nirfn"  gfüd lidjer 
gefunben  »erben,  foenn  toir  au$  jwetfeln,  ob  e3  urfprüngfid)  fo  gebaut  ift,  unb 
beinahe  überzeugt  finb,  bafi  jene  Ordjefterfäfce,  fdjon  bor  einiger  Seit  gef  abrieben, 
Xfc)etle  einer  ttnrflidjen  S^mp^onie  toaren,  ber  er  ben  Sobgefang,  ber  mir  burdjauS 
neu  fdjjeint,  für  ben  befonbern  8»ccf  ber  Slup^rung  jefct  anfd)toß.  2Bie  beut  fei, 
bie  ©ompofition  toirfte  entljuftafttfdj,  unb  bie$  gerabe  burdj  bie  innere  unb  äußere 
(Steigerung.  ®er  Sobgefang  mar  ber  ©tyfet,  §u  bem  ba$  ßrdjefter  burdj  bie  9Ken* 
feftenftimmen  gleidjfam  emporgetragen  ttmrbe,  unb  audj  bie  £)rget  fehlte  nia)t  aur 
ijödjften  Äraft  beö  ©a^luffeö.  SBermutfjen  toir  anber^  ria^tig,  baß  bie  ©nntyijome* 
f  ä^e  früher  unabhängig  öon  htm  Sobgefange  beftanben,  fo  mödjten  mir  beibe  SBerfe 
aud)  lieber  in  getrennter  SBeife  t)eröffentüdt)t  feljen,  511m  offenbaren  SSort^eil  beiber 


268  3-  %  &  §artmann,  $er  SRobe.   Cpcr. 

©ntijufiaftifd)  tuirfte  btö  ®anje  unb  gctuife  ift  ba$  Sßert,  namentlich 
in  ben  Sfjorfäfcen,  feinen  frifdjeften,  reijenbften  beijuääf)len.  3Ba8  bieg 
nad^  fo  großen  Seiftungen  Reiften  toitt,  mag  fid^  3eber,  ber  bem  ©ange 
feiner  ©djöpfungen  jugefeljen,  felbft  fagen.  ®injelne§  lieben  wir  nidjt 
Ijerbor;  bod^  —  jenen  mit  Sf)or  unterbrochenen  3tt>eigefang  tä  f)arrete 
be§  §errn",  nadf)  bem  fidf)  ein  glüftern  in  ber  ganjen  Serfammlung 
erfjob,  ba§  in  ber  SHrd&e  mef)r  gilt  als  ber  laute  33eifatteruf  im  Sott» 
certfaal.  63  war  tüte  ein  SBlid  in  einen  $immel  SRapfjaetfcljer  3Ra* 
bonnenaugen.  @o  tyat  benn  bie  grofce  (Srfinbung  beS  2idf)t3,  bereu 
geier  ttrir  begingen,  aud^  ein  SBerf  beS  2id£)t£  Ijerborgerufen,  für  ba§ 
toir  alle  feinem  @dE)öpfer  unfern  neuen  £>ant  auSfpredjen  muffen*  ©o 
lafct  uns,  roie  ber  Äünftler  bie  SBorte  fo  f)errlid(j  componirt,  immer 
mef)r  „ablegen  bie  SEBcrfc  ber  ginfteroife  unb  anlegen  bie  SBaffen  be$ 
2id|t$"!  12. 


Dantfdje  ©per. 

$cr  Wabt.   Oper  in  brei  STcten  fco»  3f.  ty.  <S.  ^artmann.   SBerf  12. 

Der  SKufif&erein  in  Sopenfjagen  fäfjrt,  gteidfj  ttrie  bie  nieberlän* 
bifdje  ©efeflfcfjaft,  in  bem  rüf)tnlid)en  SBeftreben  fort,  burd>  §erau£< 
gäbe  größerer  Sßerfe  eintjeimifdje  Xalente  aufzumuntern  unb  be!annt 
ju  machen,  Qmi  öon  bem  nämlidfjen  SSerein  früher  ebirte  Dpern: 
„?lbeK)eib"  bon  $uf)Iau  unb  „gloribella"  t>on  2Bet)fe,  bef prägen  nur 
fdfjon  in  älteren  3af>rgcmgen.  SDieSmal  fyat  bie  2Baf)I  eine  Dper  be* 
£rn.  §  artmann  getroffen,  eineä  gleichfalls  in  biefen  SBIättern  fd>on 
mehrmals  genannten  jungen  Äopentjagner  Somponiften,  beffen  tüchtiges 
Streben  e§  üerbient,  bafc  ifjm  aud)  beutfdfje  Shutft&ertoanbte  Sfafmerf* 
famfeit  fdjenfen. 

Sßartieen  be£  SSerfeS.  $ie  (Sompljonieiäjje  enthielten  fieser  an  fidj  aufcerorbentttdi 
Scf)öne3,  ber  erfte  ©afc,  wie  namentlich  baS  SlHegretto ;  $ur  fjeierlidjfeit  unb  $rädj* 
tigfett  beS  fiobgefangeS  fdjienen  fie  mir  aber  ju  $art  unb  fein  gcttnrfr  unb  c^er  einen 
^eiteren  <sd)lu&  $u  öerlangen,  äfjulicfj  ettoa  wie  bie  Bdur*<it)mpl)onie  bon  ©eet» 
fyoöcn,  mit  ber  fie  audj  bk  Xonart  feilen.  3Bie  nun  bit  brei  Säge,  üon  einem  finale 
befdjloffen,  eine  tjoßftänbige  (Smuptjonie  für  ba3  (Joncert  abgeben  ttmrben,.fo  ftetjt  aueft 
ber  Sobgcfang  an  fid)  alä  einzelnes  SBerf  ba,  nnb  nad)  meiner  Meinung  fogar  alä 
eineö  ber  treffüa^ften  öon  9flenbelgfol)n,  ber  frifa^eften,  reijenbften,  genialften.  SBaS 
bteä  naa^  fo  großen  Seiftungen  ?c"  —  wie  oben.54 


3.  $.  G.  fcartmamt,  $er  SRabe.   Oper.  269 

Sobenb  muffen  wir  oor  Stflem  beS  XejteS  erwähnen,  ©er  ©idEjter* 
l)at  eine  gauberoper  gegeben,  ober  leine  tinbifdfje,  tofle,  tote  beutfdf)e 
fo  oft  bem  Somponiften  anbieten,  fonbew  eine,  bie  ©inn  unb  SSerftanb 
Ijat  unb  überbieS  poetifdfjen  ©etjalt.  ÜRan  finbet  beS  beften  Dieters 
würbige  ©ebanten  barin,  überhaupt  eigentümliches  Seben;  aud)  ber 
2)ialog,  fo  feiten  er  oorlommt,  ift  mit  ©eift  unb  Sßifc  gefdjrieben- 

SDie  §anblung  beS  ©tücfeS  ift  einfadj.  gürft  SKitlo  Ijat  ben 
SieblingSraben  beS  gaubererS  Sftoranbo  getöbtet,  ber,  unbarm^erjig 
genug,  if)n  beSf)alb  oerbammt,  fein  Seben  „in  SBafjnfinn,  Slngft  unb 
©djmerjen"  fo  lange  jujubringen,  bis  er  ein  SBeib  finbet,  baS  genauer 
betrieben  wirb.  $IRißo  ljat  einen  Sruber  Sennaro;  fie  lieben  fid> 
auf  baS  Snnigfte.  3)a  ber  gludE)  anfängt  in  ©rfüßung  ju  gef)en,  fo 
bemüht  fidf)  Sennaro,  baS  Sßeib  ju  finben,  baS  feinen  93ruber  Dorn 
gludf)  befreien  !ann,  unb  erfennt,  bou  einem  alten  SRanne  aufmerffatn 
gemalt,  biefeS  in  SÄrmilla,  bie  gerabe  bie  lodfjter  beS  3au&ererS 
ift.  SllS  Kaufmann  öertteibet,  lodt  er  fie  auf  fein  ©djiff  unb  miß 
fie  nun  feinem  SSruber  jufüfiren.  Stuf  bie  klagen  SlrmiflaS  entbeeft 
iljr  Sennaro  ben  ©runb  ber  Sntfütjrung,  worauf  iljm  Strmißa  oer* 
jeiljt,  ifjn  aber  audj  üor  ber  9tadje  it)reS  SBaterS  warnt.  Sennaro, 
nic^t  aufrieben,  feinen  ©ruber  burd|  ein  Sßeib  Don  feiner  Sranftjeit  ju 
erlöfen,  wifl  if)n  audf)  burd)  baS  ©efdf)ent  eines  SRoffeS  unb  eines 
galten  erfreuen,  bie  fdfjbnften  Xf)tere,  bie  er  je  gefeljen.  35a  fteigen 
aber  balb  bie  SJteerweiber  auf  unb  fingen:  Ütofc,  gälte  unb  SBeib 
roürben  feinem  SBruber  ben  Xob  bringen;  fobalb  er  (Sennaro)  bteS 
aber  berrietlje,  würbe  er  ju  ©tein  öerwanbelt.  Sennaro,  um  feinen 
S3ruber  ju  retten,  tobtet  ben  galten  unb  baS  9tofc;  fein  angftüoßeS 
SBefen  faßt  inbefc  SRißo  auf,  ber  nun  Strmißa  gefefyen,  fie  feurig  liebt 
unb  oon  it)r  lieber  geliebt  wirb.  Sftadfj  unb  nad)  fteigert  fidfj  ber 
S3erbad)t  in  SWiflo,  ba&  am  ®nbe  Sennaro  felbft  Ärmißa  liebe. 
Sruberf c^mer j,  SSeriWeiflung.  Sennaro  wiß  nun  audj  t>ert)üten,  baft 
baS  ipodfjjeitsfeft  bem  Seben  feines  SBruberS  gefäljrlid)  werbe,  unb 
ftürjt,  auf  einem  unterirbifdf)en  ©ange  in  baS  ©cf)lafgemadf)  feines 
SBruberS  getommen  unb  bewaffnet,  auf  bie  SSamptjre,  bie  fidf)  fdjon 
um  baS  SBett  beS  fdjlafenben  2Äiflo  üerfammelt  f)aben.  Sr  üertreibt 
fie.  SRiflo,  aufwadjenb,  nimmt  bieS  für  einen  Singriff  auf  fein  Seben 
aus  Stferfudjt  unb  miß  Sennaro  bafür  beftrafen.  auf  baS  Sleufcerftc 
gebraut  unb  um  feine  Unfdfjulb  barjutf)un,  geftef)t  nun  Sennaro,  was 


*  $.  ß.  fllnbcrfcn. 


270  3-  %  &  #artmann,  $er  föabe.   Oper. 

if)tn  bic  SKeerweiber  berfünbet.  Äaum  f)at  er  fein  ©eftänbnife  beenbigt, 
als  er  audj  jur  SBitbfäule  bermanbelt  wirb.  Storanbo  lommt  je|t 
wieber  jum  93orfd&ein  unb  fagt  bem  untröftlidjen  äRttto:  im  ©d)üf* 
falsbud)e  fei  ber  gludEj  gefdEjrieben,  „beS  SRaben  lob,  2trmifla8  SRaub, 
2Jttßo8  ©dEjmcrj  unb  feiner  (StoranboS)  eigenen  SRadfjfudfjt  wof)foer* 
biente  Strafe",  3ennaro  ober  werbe  ertöft,  fobalb  9Riflo  feine  SBraut 
felbft  tobte.  2Ritto  weigert  fidj  beffen,  Witt  lieber  felbft  fterben. 
Srmitla  tritt  herein,  erfährt  was  vorgegangen,  unb  Witt,  um  Sennaro 
ju  befreien,  fidfj  felbft  bm  Xob  geben.  3m  Äugenblicf,  wo  fie  baju 
anfe|t,  entreifet  if)r  SRoranbo  ben  3)olclj;  im  Äugenblitf  wirb  audj 
3ennaro  wieber  lebenb.  35er  ©dEjitffalfprucf)  ift  erfüllt.  35er  SSater 
üerföl^nt  fidfj.    3)aS  JpodEjjeitSfeft  wirb  mit  3ubel  begangen. 

3)er  Sinter  alfo  Ijat  in  märdjenf)aftem  ©ewanbe  baS  83tlb  einer 
ibealen  ©efdjwifterltebe  aufftetten  wotten  unb  ber  ©ompontft  iljn  üer* 
ftanben.  Sennaro  ift  bie  fcpnfte  unb  banfbarfte  SRotte  ber  Dptt  ge* 
worbeu,  bie  beS  SJütto  unb  ber  Slrmitta  bieten  nidjt  minber  intereffante 
©eitert.  Sinige  Siebenfiguren  bringen  Sbwedfjfelung ,  wie  man  benn 
ber  uerftänbigen ,  ruhigen  Stnorbnung  beS  ©anjen,  wie  gefagt,  nur 
Seifatt  fpenben  fann. 

©in  junger  Somponift  nun,  bem  es  jum  erftenmat  in  ben  ©imt 
lommt,  für  bie  SBüljne  ju  fdjreiben,  f)at  üorjüglidEj  zweierlei  im  Äuge, 
einmal  feine  gange  Äunft  anzubringen,  bann  audj  ju  wirfen,  ju  ge* 
faßen.  35a«  ©rftere  wirb  nid^t  feiten  bie  Älippe  beS  Sefctern.  SBie 
üiet,  was  man  gelernt  fjat,  was  man  fann,  mufe  man  verleugnen, 
wegwerfen,  wenn  es  bie  ^Belebung  unb  Sntflammung  beS  SßublicumS 
gilt!  §r.  §artmanu  fdfjrieb  bisher  nur  für  bie  Kammer;  irren  wir 
nidjt,  fo  verwaltet  er  fogar  eine  Drganiftenfteße,  unb  jwifdjen  Drgel 
unb  Sweater  liegt  freilief)  eine  grofee  ©treefe.  SBie  nun  fdjon  bie 
Ausführung  jeber  größeren  Arbeit,  gefd^ä^e  fie  audj  mit  geringeren 
Gräften,  uns  Sichtung  ab jwingt,  fo  nod|  meljr  biefe,  ju  bereu  Sott* 
enbung  wenn  audj  feine  ©enienfrafte  ifjre  glügel  Ijerliefjen,  fo  bodj 
jene  $ebel  beitrugen,  wie  fie  angeborneS  burd)  gleife  unb  ©tubium 
gefräftigteS  Xalent  fo  fidler  unterfteßt.  ®S  ift  feine  Steinigfeit,  eine 
£>per.  SKan  fteße  ben  beften  SWufifer  auf  baS  Sweater:  er  wirb  f)un' 
berterlei  üerfetyrt  madjen;  er  barf  nidjt  ju  üiel  geben;  bie  Stimmen 
muffen  ruljen;  baS  DrdEjefter  muß  feine  Raufen  Ijaben.  ©djon  baS 
Defonomifdje,  baS  33üf)nengeredjte,  meldfje  Ueberlegung,  welche  ©rfalj* 
rung  erforbert  es!  ©l)e  ber  ÜKufifer  ju  glänjen  anfangen  fann,  will 
erft  ber  Xfjeaterbirector  befriebigt  fein.    SBie  viel  fdjöne  SKufif  mufc 


3.  %  G.  §artmatm,  $er  Wabt.   Oper.  271 

oft  geopfert  werben,  wenn  ber  ©omponift  über  bie  9Rufif  bie 
JBüljne  öergaß,  für  bie  er  f<f)rieb!  Unb  fo  brauet  e&  oft  nod> 
lange  Arbeit  efje  bie  fertige  2Äufit  in»  wirttidje  Seben  bor  ba»  ?ßubti* 
cum  treten  fann. 

35er  einfache,  öerftänbige  Xejrt  tarn  bem  Somponiften  nun  fel)r  ju 
§ülfe.  Die  ©fjaraftere  finb  Dorn  Didjter  mit  fefter  §anb  ausgeprägt; 
bie  Aufgabe,  ein  innige»,  brüberttd)e&  93erf)ältniß  ju  fctytlbern,  mochte 
ben  ßompomften  befonberfc  anjie^en.  Unb  fo  liegt  bie  Oper  fertig  ba, 
unb,  toie  fie  es  ift,  möge  nod)  mit  einigen  SBorten  üerfolgt  werben. 

Die  Ouvertüre  ift  finnüotl,  tüchtig,  ben  3nl)aft  ber  §anblung  in 
furjen  B^gen  öorjeidjnenb.  Die  SJiottoe  finb  ber  Dper  entlehnt,  ba» 
erfte  ben  auf fteigenben  83erbad)t  üRittofc ,  ba»  jweite  bie  SSerf  öljnung 
unb  ben  trieben  uad)  fo  fielen  Prüfungen  auSfpredjenb.  £)f)ne 
ftenntniß  ber  Dper  würbe  inbeß  ber  Duöertüre  feine  große  SBirfung 
jujufpred^en  fein,  wie  bie»  ja  meiftenS  ber  gatt  ift. 

Die  ßaf)l  ber  2Rufifftücfe  ber  ganjen  Dper  betrögt  oierje^n ;  man 

fielet,  baß  fie  nidjt  lange  fpielt;  ein  SSorjug,  ben  fie  mit  wenigen  an* 

berer  junger  (unb  alter)  ©omponiften  tljeitt.    Die  furje,  [ffeine  ftorm 

ber  meiften  tinjelnen  Sftummern  ift  fogar  auffattenb.    äBir  wollen  eS 

cf|cr  einer  äengftlidjfeit  beS  ©omponiften  jufdjreiben  afö  irgenb  anbe» 

rem;  aber  namentlich  fdjeinen  mir  gleich  bie  erften  fünf  Hummern, 

wag  ben  mufifalifdjen  S3au  betrifft,  fämmtlidj  ju  furj  geraden,  fo  baß 

nadj  if)nen  feine  ruhige  unb  befriedigte  mufifalifc^e  Stimmung  auf* 

fommt;  man  »erlangt  überall  nodj  etwas  metyr.    Dagegen  finb  bie 

finales  aßer  Acte  breit  auSeinanbergetegt  unb  werben  fo  fid)er  audj 

ba3  S^rige  auf  ber  83ül)ne  wirfen.    Dies  äBenige  über  bie  gorm. 

SBaS  nun  ben  S^arafter  ber  2Äufif  im  ©anjen  anlangt,  fo  ift  er  ein 

entfd&ieben  beutföer,  norbifd&er.    ©ine  SSorliebe  für  Sßeber  fpridEjt  fid| 

oft  au8;   audEj  ©pofp  ließe  fid>  af»  ein  ßiebting  be8  (Somponiften  er» 

fennen,  l)ier  unb  ba  audj  9Rarfdjner,   baS  lefetere  bieHeidjt  gegen  ben 

SBiUen  be8  ©ompomften  in  ber  ©teile,  wo  bie  SSamp^re  auftreten. 

ffiigentf)ümitd£j  ift  bem  Somponiften  eine  oft  gar  ju  fcfjnett  wed)felnbe 

^armoniefü^rung,  bie  wir  nid)t  bunt  ober  unflar  nennen  fönnen,  bie 

tmr  aber,  wie  gefagt,  weniger  unruhig,  oft  aud>  natürlicher  wünföten. 

5Da3  Streben,   atö  §armonifer  audj  im  Äleinften  intereffant  ju  er* 

fdjeinen,   fann  namentlich  in  ber  Dper  fefjr  gefäljrlid)  werben;   im 

complicirten  ©nfemble  läßt  fid)  jener  fd£jneQe,  tünftlicfj  gewobene,  oft 

enfjarmonifdfje  9tccorbenwedf)fel  nod|  am  meiften  anwenben.    Der  (S^or 

afcer  will  nid)t  ju  biel  Sreuje  unb  See;  er  fingt  fonft  ungern  unb 


272  3-  %  &  &artmcmn,  $er  föabe.   Dpcr. 

falfd)  obenbrein ;  ebenfo  wenig  brauet  e3  jum  einfachen  Siebe  f  o  jat)l* 
reidjer  Uebergänge,  wie  fie  ber  ©omponift  oft  anbringt  of)ne  Sßirfung. 
SßaS  wirft  ein  aufgehaltener  Dreülang  oft,  au8  ber  SJienfdfjenbruft  frei 
f)erau8gefungen!  Sitte  Äunft  ©pofjrfcfyer  Snljarmonif  mujj  fid)  t>er* 
ftedfen  üor  einem  Jpönbetfdjen  auSftrömenben  SDreiflange.  2)aöor  alfo 
f)at  fid)  ber  ßomponift  öor  Slßem  ju  f)üten,  in  ber  Harmonie  nidf)t  ju 
t>iel  ju  geben;  fdjon  im  Snftrumentalfafce  fann  fotd)  fteineS  d&roma* 
tifd^eS  ©ewirre  in  ben  SKittelftimmen  fdf)äblid(j  werben,  gefd&weige  bcitn, 
too  bie  Stimmen  fid)  jeigen  f ollen  unb  fingen  wollen. 

Xrojjbem  finb  ber  ©ompofition  aud)  manche  melobif^e  ©cljon* 
Reiten  nidf)t  abjufpredf)en ,  namentlich  ber  SRoße  be8  Sennaro  nidjt, 
ber  oft  red^t  innig,  wie  ein  redjter  ©ruber  fingt.  Slrmilla  bagegeii 
wirb  unter  ben  ©ängerinnen  fidj  wenig  greunbinnen  erwerben  ober 
nur  unter  fjodEjftimmigen.  Sludfj  in  ben  Stören  bewegen  fid)  bie  ©tim= 
men  oft  in  ben  anftrengenbften  f)otyen  Sagen,  namenttidE)  bie  Soprane. 
Sie  ©rfaljrung  wirb  melleidf)t  jefet  fdfjon,  wo  ber  ©otnponift  feine 
Dper,  wenn  wir  nidEjt  inen,  in  öffentlicher  Sluffü^rung  gehört  f)at, 
iljn  barauf  aufmerffam  gemalt  §aben,  wie  wenig  ben  Stören  unb  ben 
Sinjelnen  in  biefer  §infid)t  jujumutfien  ift,  mit  wie  bieler  9tücffid)t, 
wie  einfadO  bie  Stimmen  ju  befjanbeln  finb,  wenn  fie  mit  Suft  unb 
Siebe  fingen  f ollen.  S)ie  Stolle  be3  SKillo  verlangt  ebenfalls  einen 
umf angreifen  Sariton;  fie  ift  im  ßlairierauSjug  in  DerfdEjiebenen 
©df)lüffeln  gefd&rieben,  wa8  auffaßt.  Sftoranbo,  ber  ßauberer,  ift  Safe, 
verlangt  aber  audE)  jiemtidje  §öf)e. 

SBon  ben  einjelnen  SRummem  noef)  einige  au^ujei^nen,  fo  ftnb 
e§  im  erften  Stet  ba§  artige  Sieb  be8  $antaleone  unb  bie  ©a&atine 
beä  Sennaro.  S)er  ©efang  ber  SWeerweiber  wirb  mit  einer  dEjarafte* 
riftifdjen  SBafefigur  burdE|flodE)ten,  bie  üon  gutem  (Sffecte  fein  mag.  3>as 
piü  lento  in  bemfelben  finale  „©onberbar  f)ebt  fid)  bie  ©ruft"  tritt 
befonberS  jart  f)ert>or. 

25a$  im  ©ebidjt  fefjr  finnige  erfte  Sieb  beS  jweiten  SScteS  roünfdi* 
ten  wir  origineller,  unb  bodf)  einfacher.  $)ie  Slrie  be3  SKiUo,  bereu 
SKotit)  fdjon  in  ber  Duüertüre  t>orfommt,  mag  guten  SSitfjneneffect 
machen.  3)a8  3Rotit>  erinnert  übrigens  an  mand&eS  üon  Sinbpaintner, 
Äalliwoba  jc.  —  ©dE)ön  unb  bebeutenb  ift  ber  furje  ©efang  be8  Seimaro: 

S)ort  burd)  bie  $trdjenfenfter  Aar  — 

t)tcr  jeigt  fidfj  ber  Drganift,  aber  gefdjmadooll,  fogar  poetifdj.     £ae 
fomifdje  Sntermejjo  beS  Xartaglia  wirft  belebenb  unb  ftetjt  an  guter 


SRenbetejolmS  Drgelconcert.  27ä 

©teile.    2)er  folgeube  üftarfd)  fjat  bagegen  ettüaö  befannt  SMinifdjeS. 
S)er  Act  fdjließt  glänjenb. 

3m  brittcn  jeidjttct  fid)  ber  unifone  Sfjor  ber  S3ampt)re  aus  mit 
feinem  unf)eimlidjen  ©olo.  @S  ftnb  tt»oJ)l  Xenöre ;  f)ol)e,  fpifee  ©tim* 
tnen  müßten  f)ier  bon  nod)  graufigerem  Sffecte  fein.  3m  äftelobrama, 
bie  ©cene,  wo  3cnnaro  fein  ©cl^eimniß  enthüllt,  geben  waljrfdjeinlid) 
Snftrumentation  unb  ©ecoration  ben  SluSfdjIag;  auf  bem  Klarier  wirft 
beriet  immer  nüchtern.  Die  ©teile,  wo  3ennaro  wieber  aus  bem  ©tein 
auflebt,  muß  ebenfalls  t>om  Drdjefter  gehört  werben ;  audj  f)ier  wirft 
baS  ßtaüier  wofjl  nur  bie  §ätfte.  2)aS  @auje  fließt,  wie  gefagt, 
berufyigenb  unb  glüdlid)* 

S)er  StatrierauSjug  ift  übrigens  mit  großer  Sorgfalt  unb  bon 
einem  guten  Spieler  (bem  ßomponiften  felbft)  gemadjt;  wir  finb  feit 
langer  fttit  feinem  befferen  begegnet.  9lud)  bie  beutfe^e  Ueberfejjung 
ift  gut. 

©o  madjt  benn  baS  Sßerf  feinem  Sßerfaffer  alle  @f)re,  wie  bem 
SBereine,  ber  es  an  ben  Xag  gefbrbert  l)at.  SBie  es  &on  ber  83üt)ne 
fjerab  wirft,  werben  wir  freilief)  in  Deutfdjlanb  fdjwerlid)  erfahren. 
S)ie  fidj  aber  im  ©tillen  bon  bem  in  allen  2)eutfdjlanb  umliegenben 
Sänberu  fortfdjreitenben  9Jiufifgeifte  überzeugen  wollen,  werben  ben 
SlarjierauSjug  fidler  mit  ber  freubigen  Ueberrafdjung  aus  ber  §anb 
legen,  baß  unfere  beutfdje  Äunft  audj  auswärts  immer  mef)r  SBurjel 
faßt,  unb  mit  ber  Hoffnung,  baß  eine  gute  SRüdwirfung  auf  baS  eigene 
SBatertanb  mit  ber  Seit  niebt  ausbleiben  wirb. 

».  S. 


JlettbelBfol)ttB  (Dnjelcottcert.  * 

9Kit  golbnen  Settern  mödit'  id)  ben  geftrigeu  Slbenb  in  biefen 
blättern  aufjeidfnen  fbnnen.  ®S  war  ein  Soncert  für  Scanner  ein* 
mal,  ein  gutes  ©anjeS  rjom  Stnfaug  bis  Snbe.    SBteberum  fiel  mir 

*  ©dmmannS  ?lnfünbigung  beff  elben  —  oom  29.  3uli  —  lautet :  „25 en  6.  ftug., 
STbenbS  6  Uf>r,  wirb  #err  3K$.  Dr.  SRenbefSfoljn  Eartljolbt)  in  ber  %f}0* 
tnaSfirdje  ein  D  r  g  e  I  c  o  n  c  c r  t  geben.  $>ie  ©innafjme  ift  511  einem  %  e  n  f  ft  e  i  n  für 
Sofjann  ©ebafttan  99  ad}  beftimmt,  ber  iljm  in  ber  9Mlje  {einer  ehemaligen 
SBo^nung  gefegt  »erben  jofl.  (Sin  alter  SBunjdj,  gewiß  Unwilliger,  gefjt  fomit  in 
(Erfüllung,  unb  toir  tuiffen  unjere  greube  über  biefen  3ug  fd)önfünftlerijd)er  Pietät 

®d)umann,  ©ff.  ©Stiften.   II.  IS 


274  9ttenbel3fofnt3  Drgefconccrt. 

ein,  tuie  man  mit  33adj  bod)  niemals  fertig,  wie  er  immer  tiefer  tuirb, 
je  mefjr  man  ifjn  l)ört.  93on  3e*ter  un&  fpäter  tion  9ftarj  ift  barüber 
XrefflidfjeS  unb  XreffenbeS  genug  gefagt  korben,  unb  bodj,  Ijört  man 
bann,  fo  miß  e»  wieber  fdljeiuen,  al§  fiefce  fidj  xljm  mit  bem  blofectt 
Sßorttierftanb  nur  tion  SBeitem  beifommen.  S)ie  bcfte  SSerfinnlidjung 
unb  Srflärung  feiner  Sßerfe  bleibt  nun  immer  bie  lebenbige  burdj  bie 
SJiittel  ber  ÜKufif  felbft,  unb  Don  wem  bürfte  man  ba  eine  treuere 
unb  wärmere  erwarten  al§  tion  bem,  ber  fie  un$  geftern  gab,  ber  bie 
meiften  ©tunben  feinet  fiebenS  gerabe  biefem  SReifter  jugewanbt,  ber 
ber  ©rfte  war,  ber  mit  aller  ®raft  ber  Segeifterung  ba$  Stnbenfen  an 
93ad)  in  S)eutfd|tanb  auffrifdjte,*  jefct  aud)  wieber  ben  erften  Smpute 
giebt,  ba§  fein  33ilb  aud)  burdE)  ein  äußeres  3e^en  &cm  Slugc  ber 
Sftitwelt  nät)er  gebracht  werbe.  §unbert  3af)re  finb  fdjon  tiergangen, 
efje  bic$  tion  Slnbern  tierfudjt,  follen  tiielleidjt  nod)  Ijunbert  tietgefjen, 
bafc  e§  jur  Hu3füf)rung  fommt?  ©§  ift  nitfjt'  unfere  2lbftd^t,  burd} 
einen  förmlichen  Stufruf  ju  einem  ©enfmal  für  33adt  etwa  ju  bitten; 
bie  für  SKojart  unb  58eetf)otien  finb  nod)  nid)t  fertig  unb  e3  bürfte 
fdjon  bamit  nod)  eine  fttit  währen.  Slber  tjier  unb  ba  anreg'en 
möchte  bie  3bee,  bie  jefct  üon  l)ier  ausgegangen,  namentlich  in  ben 
©täbten,  bie  fid)  in  neuerer  Qz\t  um  3tuffüt)rung  Söadjfdjer  SBerfe  be* 
fonberS  tierbient  gemalt,  SBerlin  unb  Söreälau,  in  benen  eS  SSicIc  geben 
wirb,  bie  wiffeu,  xotä  bie  ftunft  33act)  fdjulbet;  eS  ift  im  Keinen 
fireife  ber  SOiufif  faum  weniger,  als  xotä  eine  Religion  if)rem  ©tifter. 
2Jienbel3jol)u  fpridjt  fidj  felbft  in  feinem  ba%  Soucert  aufünbigenben 
Sircutar  in  Haren,  einfachen  SBorten  barüber  auS:  „33i3  jefct  belun* 
bet  fein  äufcereS  3e^e^  ™  ßeipjig  btö .  lebenbige  Slnbenlen  an  ben 
größten  Sünftler,  ben  biefe  ©tabt  je  befeffen.  ©inem  feiner  Sftadjfol« 
ger m*  ift  bereite  bie  @f)re  eines  2)enfmal3  in  ber  9?ä^e  ber  XfjomaS* 
fdjule  )u  Xljeil  geworben,    bie  33ad)  tior  aßen  Slnbern  gebührt;  ba 


faum  in  SBorten  au^nbrücfcn.  2Bo  fidj  aber  ein  foldjer  fünftfer  an  bte  <5;>i$e 
ftetlt,  fottten  ba  nidjt  titele  folgen,  foHtc  ber  ©ebanfe  nidjt  aud)  in  ber  gerne  an* 
Hingen?  könnte  aus  bem  $enfftein  nid)t  ein  ftenfmat  werben?  Sfjm,  bem  ©in* 
gigen,  Ewigen  ein  9ftonument  gu  fefcen,  ba$  fid)  würbig  an  bie  ju  (£&ren  SJlogartfif 
nnb  93eetf)ooen3  anredete,  baju  wäre  bie  Seit  ba,  bagu  füllten  fid)  bie  §anbe  afler 
Äünftler  unb  Shmftfrcunbe  oerbinben,  bteö  Würbe  unferm  geitalter  ate  ein  fttmü 
feinet  aufgegärten  SunftfinnS  in  ber  Qufunft  angerea^net  werben,  lieber  ben  (£t* 
folg  be$  erften  9lnf ang^  hoffen  wir  balb  etivaä  mit§ut^eiteu ;  möchten  biefe  einfachen 
Söortc  ba%u  beitragen,  bafe  wir  e^  auc^  balb  über  anbere  Fönnten!  12." 

*  fcurd)  bie  5(uffü^rung  ber  9Kattpu§paffion  1829  in  Berlin. 
**  3o5.  9tbam  Ziffer. 


2flenbc(*fof)n3  Crgelcoitcert.  275 

aber  in  ber  jefcigeu  Qdt  fein  ®eift  nnb  feine  Sßerfe  mit  neuer  Sftaft 

hervortreten,   unb  bie  Xfjeünafjme  bafür  in  ben  §erjen  aller  wahren 

9Jiufiffreunbe  nie  üerlöfdjen  wirb,    fo  ift  ju  f)offen,    baf$  ejn  fotd|e3 

Unternehmen  bei  ben  93ewof)nern  Seipjigä  Slnftang  unb  93eförberung 

finben  möge"  :c.  -:c. 

2)a§  nun  ber  von  foldjer  Sünftlerfjanb  geleitete  2lnfang  ein  wür* 

biger  war,    unb   bafc  ü)n  ein  ben  ßweef  reid)   unterftüfcenber  ©rfolg 

frönte,  war  ju  erw*pten.    2Bie  9Jienbel3foljn  ba3  fönigüd)e  3nftrument 

93ad)$  ju  Ijanbfjafien  oerftefjt,  ift  fdjon  anberweitig  befaunt;  unb  bann 

waren  eS  lauter  fpftftdje  Sleinobien,  bie  er  geftern  üorlegte,  unb  ^war 

in  f)errlid)fter  Stbwedjfetung  unb  Steigerung,   bie  er  nur  jit  Anfang 

gteidjfam  befürwortete  unb  junt  (Snbe  mit  einer  Sßfjantafte  befdjloft. 

yiaä)  einer  furjen  ©inleitung  fpiette  er  eine  guge  in  Es  dur.  eine  gar 

prächtige  auf  brei  fid)  über  einanber  aufbauenbe  ©ebanfen,   hierauf 

eine  $t)antafie  über  ben  Sfyoral  „@d)mücfe  bidj,   o  liebe  Seele",   ein 

uufdjafcbareS,  feeleutieffted  SRufifftücf,  wie  e3  irgenb  einem  Sünftler* 

geinütf)  entfprungen,  fobann  ein  grofcbrittanteS  ^ßralubium  mit  guge 

in  A  moll,  beibe  fef)r  fdjwierig  aud)  für  SWetfter  auf  ber  Crget.   9hd) 

einer  Sßaufe  folgte  bie  ^Jaffecaitte  in  C  moll,  21  Variationen,  gemalifdi 

genug  in  einanber  gewunben,  baß  man  nur  immer  erftaunen  muß, 

audj  von  2ftenbeIäfof)n  vortrefflich  in  ben  SRegiftem  beljanbett,  nadj 

biefen  eine  5ßaftoretta  in  P  dur,   wie  nur  irgenb  ein  SRufifftfid  biefeS 

Geratters  in  tieffter  liefe  gebaut  werben  fann,  ber  fidj  bann  eine 

loccata  in  Amoll  mit  SBadjiftfj  *  fjumoriftifdjem  ^rälubium  anfd)lof$. 

Seit  Sdjluft  machte  eine  ^ßfjantafie  ÜJienbeföfofjnä,  worin  er  fid)  benn 

jeigte  in  t>otter  ftünftlerglorie ;  fie  war  auf  einen  Sfjoraf,  irr'  id)  nidjt, 

auf  ben  Xttf,  „D  ©aupt  voll  93Iut  unb  äBunben"  bafirt,  in  ben  er 

fpäter  ben  Stauten  33  ad)  unb  einen  gugenfafc  einfloßt,  unb  runbete 

fiefj  ju  einem  fo  flaren,  meifterfjaften  ©anjen,  baß  e$  gebrueft  ein  fer* 

tiged  Äunftwerf  gäbe.    Sin  fdjöner  ©ommerabenb  glänjte  ju  ben  Sir* 

c^enfenftern  herein;  aufcen  im  freien  wirb  nod|  9Jiand)er  ben  wunber* 

baren  Stangen  nadjgefonnen  fjaben,  unb  wie  e3  bod)  in  ber  SJhifif 

nichts  ©röfcereä  giebt  alä  jenen  ©enufe  ber  2)oppeImeifterfd)aft,  wenn 

ber  SWeifter  ben  üfteifter  auäfpridjt.    SRufjm  unb  ®l)re  bem  alten  wie 

bem  jungen!* 

12. 

*  £a$  $ad)*$enfmal  rourbe  am  23.  Wpvii  1S43  entfjüflt. 


18* 


276  *.  &  WüpP,  2rio. 


drtos  für  pianoforte  mit  ßegleitung. 

©S  finb  Sa^re  fcerfloffeu,  feitbem  wir  gutn  lefctenmal  über  Som* 
pofitionen  obiger  ©attung  berietet;  melleidjt  erinnert  fidf)  ber  2efer 
nodEj  eines  ßtyfluS  bon  ftritifen,  in  betn  atte  feit  etwa  jeljn  S^ren 
erfdf)ienenen  XrioS  auSfüfjrlidfj  befprocf)en  würben.  2lllem  neu  @rfd)ei* 
nenben  nadf)fpäf)enb,  muffen  wir  uns  wunbern,  wie  wenig  in  ben  le|* 
ten  jwei  bis  brei  3af)ren  Sßerfe  obiger  ©attung  öeröffentlidjt  worben 
finb  —  gef dfjrieben?  wof)l  meljr.  2Ber  weife  baS!  ©S  liegen  im  otogen* 
blidfe  nur  t>ier  SrioS  üor  uns.  gür  erfcppfenb  !önnen  wir  aber  mt< 
fer  Urteil  barüber  nid^t  ausgeben,  ba  wir  nur  eines  baüon  aupljrett 
gehört.  S)enn  wie  baS  innere  ®ef)ör  baS  feinere  mufifalifdfje  ift,  ber 
©eift  ber  SluSfüfjrung  f)at  aud)  fein  Sftedfjt,  ber  f)eQe  lebenbige  Älang 
feine  befonberen  SBirfungen,  über  bie  fid)  fetbft  ber  gute  ÜJiuftfcr,  ber 
juerft  gleidjfam  burdj  baS  Sluge  öom  Rapier  f)ört,  tauften  !ann. 
Seichter  fdjon  wirb  eS  ju  urteilen,  wo  Partituren  öorliegen,  wie  eS 
bei  Verausgabe  oon  (Snfembleftüdfen  jefct  löblidfje  ©itte  geworben;  wo 
aber  biefe  fefjlen,  barf  ber  Äritifer  nidjt  gefdjolten  werben,  wenn  er 
nur  en  gros  berietet.  SSon  bem  erften  ber  ju  befpredjenben  %x\o* 
liegt  uns  in  ber  £fat>ierftimme  jugleid)  bie  Partitur  üor;  eS  ift  öon 
83.  ®.  $f)ilipp  [SBerf  33].  ®er  Marne  beS  in  SBreSlau  lebenben 
Xonfe|erS  fam  in  ber  3ei*fd)rift  fdEjon  öfters  t>or.  SDiit  feinem  Xrio 
tritt  er,  irren  wir  nidjt,  jum  erftenmal  mit  einem  größeren  Snfembfe* 
ftüd  auf.  @S  gef)t  in  Fmoll  unb  weidet  in  ber  gorm  üon  anbern 
nur  barin  ab,  bafe  eS  fein  ©djerjo  bringt.  3m  Uebrigen  Ijat  eS  ben 
redeten  Xrio*®f)arafter,  b.  f).  fein  Snftrument  fjerrfdfjt  t)or  unb  jebeS 
f)at  etwas  ju  fagen.  S)ie  ©timmung  ift  üorf)errfd)enb  tyrifdf);  jwar 
im  legten  ©afe  möchte  einiges  auf  eine  bramatifdje  Slbfi^t  beS  6om* 
poniften  fd)lie|en  laffen,  ber  ©runbton  bleibt  aber  fyrifd).  am  fdjnell* 
[ten  wirffam  fdjeint  ber  erfte  ©afc,  er  f)at  glufc  unb  runbet  fidf).  Qnx 
gröfcern  SBirfung  feljlt  it)m  nur  ein  bebeutenber  energifdjer  ©djlufc; 
wie  er  ift  füfjlt  man,  ber  ßomponift  war  am  ©nbe  unb  bie  ^antafie 
gab  nidfjtS  meljr  aus.  3mmerf)in  gilt  er  uns  als  ber  gelungenfte  beS 
XrioS.  Sßenig  fagt  uns  baS  Slbagio  ju:  bie  erften  adfjt  £acte  ber 
Santilene  finb  melobifd)  gut  erfunben,  obwohl  an  baS  Slbagio  in 
33eetf)ot>enS  F  moll*@onate  ertnnernb ;  bie  folgenben  aber  fjaben  feinen 
mufifalifdjen  Fortgang,  wie  uns  aud)  ber  9Jttttelfafc  in  Bmoll  farg 


(Sari  eegter,  Zxio.  277 

unb  retjloS  bünft.  Der  lefete  ©afj,  ginafe,  fdjliefct  fid)  beut  Slbagto 
gut  an  unb  nimmt  einen  fü^nen  Slnlauf.  2)ie  erften  Xacte  beS  SlQegroS 
gleiten  frcilid^  fefjr  in  ^Bewegung  unb  ßffarafter  bem  beS  legten  ©afjeS 
ber  eis  moll*$ßf)antafie  t)on  33eetf)oben;  wenn  baburcf)  bie  SBirfung 
gefcfftnälert  wirb,  fo  öcrfötjnt  uns  balb  ber  fe^r  gute  unb  melobifdEj* 
fd)Wungt)oHe  ©efang  im  $)ur  ber  großen  Uuterterj,  ber  bann  fpäter, 
nadfj  t)erfömmlid)er  gorm,  im  Dur  ber  $aupttonart  mieber  crfc^cüit. 
©ine  ©teile  beS  SlbagioS  liebt  fidfj  !urj  fcor  bem  ©dfjlufc  nodj  einmal 
t)ert)or,  mir  wiffen  nid)t,  ob  mit  SBirfung.  @S  t)at  mit  folgen  foge* 
nannten  „9tüdbüden"  fein  ®ef äf)rtid)eS ;  wo  es  nidjt  (wie  j.  S8.  im 
ginale  ber  C  moll*©t}mpl)onie,  wo  baS  ©djerjo  wieber  auftaucht)  im 
freieften  glug  ber  5ßf)antafie  gefdf)ief)t,  fo  bafc  wir  uns  fagen  muffen: 
es  fann  nid)t  anberS  fein,  —  ftef)t  es  leidet  gezwungen  unb  gemacfjt 
auS;  immerhin  f)at  fdEjon  bie  Intention  etwas  ©inniges  unb  wir  be* 
gegnen  if)r  immer  gern.  3n  ©umma,  baS  Xrio  wirb  benen,  bie  nidjt 
immer  f)öd)fteS  9Jieifterlid)eS  wollen,  in  trielen  Sßartieen  jufagen;  baS 
Streben  beS  Somponiften  war  ein  un&erfennbar  gutes,  unb  fo  wüu* 
fdjen  wir,  baft  er  ju  äf)nfid)en  Sßerfen  größeren  UmfangS  audj  immer 
bereite  SSerleger  finbe  wie  ben  feines  XrioS,  ber  eS  freigebig  auSge* 
ftattet.    SDaS  Xrio  ift  Slbolpf)  Jpenfelt  jugeeignet. 

Ueber  ein  Xrio  üon  Sari  Segler  vermögen  wir  nid)t  meljr  ju 
fagen,  als  was  uns  eine  ftumme  21uffüf)rung  nad)  ben  Ijerumgelegten 
cinjelnen  ©timmen  eingiebt.  @S  fdjeint  übrigens  flar  genug,  um  eine 
Partitur  [nid)t]  ju  üermiffen,  unb  ergebt  fid)  anfd)einenb  nidjt  über  jenen 
mittleren  ©ebanfenflug,  ber  immer  einige  SJiinuten  im  toorauS  ju  er* 
ratzen,  fo  ba&  icf)  mir  in  ben  Raufen  ber  Efamerftintme  bie  güllung 
ber  anbern  Snftrumeute  audj  meift  ganj  gut  beulen  fonnte.  S)er  Ef)a* 
rafter  beS  ©tüdeS  ift  mobern,  gefällig,  bürgerlich;  SMobie  Ijat  es, 
wenn  aucf)  Meine  unb  befannte;  bie  Harmonie  ift  leidEjt,  aucf)  richtig. 
3)er  ßomponift  fd)eint,  allen  Slnjei^en  nadE),  ein  junger  unb  ftreb* 
famer.  3n  einer  großen  ©tabt,  wie  Sßien,  auf  tüchtigen  Sßegen  ju 
Bleiben,  geprt  freilief)  boppelte  ftraft  baju*  publicum  bort,  wie  23er* 
leger  wollen  toor  StHem  2eid)teS,  UnterfjaltenbeS,  unb  ein  geuerroerfer 
gilt  ifjnen  met)r  als  ein  rüftiger  ©labiator-  ©o  fam  eS  oft,  bafj,  bie 
baS  nid)t  begriffen  unb  wiber  ben  ©trom  wollten,  einfam  unb  Beifall* 
log  iljren  28eg  fortfefcen  mußten,  wäfjrenb,  bie  fiefj  aecomobirten,  balb 
üon  ^bl)erem  ©treben  ablaffenb,  mit  ben  f)unbert  Slnbern  im  ©trome 
tnitfdjwammen  unb  fpurloS  öerfc^wanben.  SEBir  wünfe^en  bem  jungen 
Gomponiften  SluSbauer  genug,  nid)t  ber  legten  Slaffe  ju  herfallen. 


278  51  geäca,  (SrfteS  2rio. 

33a3  ift  aller  93eifatt  bc^  ÜKobel)aufen£  gegen  ben  fütteren  be§  cdjten 
ftünftlerS!  ®a§  publicum  tft  nie  ju  faltigen,  tüätjrenb  ba§  fleißig 
gearbeitete,  fdjön  gelungene  Sunftroerf  3af)rjet)nte  lang  nad$ält.  SSir 
finb  in  biefen  moralifdjen  Xon  verfallen,  toett  mir  eben  ttriffen,  feie 
oft  gut  anfangenbe  Xalente  auä  SJÄangel  an  Aufmunterung  in  großen 
©täbten  e§  aud)  nur  bei  ben  Anfängen  beroenben  ließen,  3>a§  „premier 
Trio"  möge  benn  nur  ber  SSorläufer  ber  föftlictyften  fpäteren  fein  unb 
ber  Somponift  fortfahren,  an  großen  gormen  feine  Staft  ju  ftärfen 
unb  ju  meiftern. 

2ln  bie  XrioS  ber  £>§.  W^PP  un^  ©etyter  fdjlieften  fiel)  neu  et* 
fdjienen  nod)  brei  an,  üon  St.  gesca,  $.  *ß.  $ij;i£  unb  g.  9R*n* 
bel3fot)n  $8artt)olbl). 

35e£  ßompofitionStalenteS  be3  erfteren  toarb  fdjon  früher  in  ber 
3eitfd)rift  ®rroäf)nung  getrau.  SKan  fief)t,  e£  gefjt  itjm  leidet  tjon  ber 
§anb ;  eine  äRenge  aud)  gröfemr  äöerfe  feiner  ßompofition  ift  neuer* 
bing$  im  2)rucf  erfdjienen.  35a$  Xrio  [Sßerf  11,  Bdur]  Ijat  eine 
©djmetterlingänatur,  mo  nid)t  ber  ganje  ßomponift;  er  foftet  unb 
nafdjt  nodEj  in  ber  Äunft,  aber  mit  Suft  unb  Siebe,  unb  bieS  nimmt 
für  ü)n  ein.  (Sern  t)ängt  er  fidf|  audE)  an  f)öf)ere  föunftgenofjen.  SRen* 
betefofjn,  §enfelt,  Kaud)  Xfjalberg  finb  mit  roenig  3Rül)e  ttneber  }it 
finben.  S)ie  ßeid)tigfeit  unb  Slnmutf)  aber,  mit  ber  er  fidf}  anfdfjliefet, 
fötjnt  fdjnell  toieber  au§.  $a3  immer  berbere  beutfc^e  ©lement  abge< 
redinet,  tonnte  mau  ben  jungen  ßomponiften  am  ridjtigften  bem  fran* 
jöfifd)en  S3ertini  Dergleichen.  Db  itjm  felbft  biefer  SBergleidj  gefalle, 
Riffen  mir  nidjt;  bodj,  fdjeint  es,  f)at  er  ba3  ßeug,  ü)n  sunidjte  ju 
madjeu,  fidf)  Ijöf)er  t)inaufjuarbeiten  ju  (Srnft  unb  männlidfjerem  Slu** 
brudf.  <3o  Hingt  baS  Xrio,  mie  ein  SBertinifdjeä,  burdjauä  f)übfd) 
unb  gefällig.  9iad)  ©rammatif,  felbft  nadj  Dctaoen,  Quinten  (wenig* 
ften3  für  baä  Sluge)  mirb  nidjt  mel  gefragt;  maä  if)tn  toofjlflingt, 
fdjreibt  er  f)in,  ba3  Dl)r  gilt  ifjm  ber  oberfte  Stifter.  SBir  fjaben 
nid)t£  gegen  biefen  ©runbfafc.  2öa£  fdjön  Hingt,  fpottet  aller  ©ram* 
matilC,  mie  ma§  fdEjön  ift,  aller  Sleftljetif.  9iad^  atte  bem  ©efagten 
ttrirb  ber  Sunftfreunb  miffen,  toa^  er  ungefähr  Dom  £rio  ju  ermarten 
l)at;  e§  fte^t  üermittelnb  jmijd^en  Sünftler  unb  Dilettanten  unb  toirb 
Stilen  besagen,  bie  nic^t  immer  nad^  §öd(ftem  verlangen-  3m  SBefon* 
beren  ift  nod)  ju  ermähnen,  ba§  ba§  ganje  Xrio  of)ne  Slbfa^  hinter* 
einanber  gefpielt  toerben  foll.  innigere  SSerbinbung  unb  Sejietjung 
^aben  bie  einzelnen  ©ä|e  inbefe  nid^)t,  man  fann  ebenfo  gut  nac^ 
jebem  eine  Sßaufe  einfd^alten.    S)ag  Ktamer  Ijerrfd^t  t)or,  bod^  nic^t 


3.  *ß.  $iyi3,  3edjfteS  Xrio;  9Kenbel§foI)n,  (SrfteS  $rio.  279 

jo,  bag  fid)  nid)t  audfj  bte  anbeten  3nftruntente  gut  jeigen  fönnten, 
wie  benn  bte  Sterlett  in  Slnorbnung  beS  ©anjen  nur  auszeichnen 
ift,  boppelt  an  einem  jungen  Sftinftler,  wie  eS  ber  Gomponift  nodf) 
fein  foD. 

2)a8  Xrio  Don  3.  5ß.  $i?iS  ift  bereits  baS  fedjfte  beS  (Sompo* 
niften  [2Berf  139,  Fismoir  unb  nadf)  langer  Qtxt  lieber  baS  erfte 
bebeutenbe  Sßerf,  baS  von  ifjm  erfcf)ienen.  ©etjört  in  vollftänbiger 
SBefefcung  f)abe  idj  eS  nodj  nidjt;  vielleicht,  bafc  eS  mir  fonft  audj 
weniger  unflar,  weniger  jerftüdfelt  erfd)tene.  5)er  Stnfang  ift  eigen. 
5)aS  ßlavier  beginnt  mit  einer  witben  gigur,  in  bie  bie  SBäffe  ben 
ipauptgebanfen  beS  erften  ©a$eS  hineinwerfen;  wilb  fdjeint  ber  erfte 
©afc  überhaupt,  fo  fet)r  eS  nämlidE)  ein  ßomponift  fein  fann,  ber  nid^t 
gerabe  ein  33eetl)oven  ift,  ber,  in  ©teilten  an  ber  Seite  einer  gefeier* 
tm  Xodfter  unter  immergrünen  Xriumpf)bogen  mitwanbelnb,  nidEjt  eben 
©runb  f)aben  mag,  fid)  über  baS  ßeben  ju  beflagen.  2)em  angemeffeu 
enbigt  audf)  ber  ©a$.  2)aS  Kapriccio,  an  ber  ©teile  beS  ©djerjos, 
fdieint  fef)r  pifant  unb  geiftretd),  wie  benn  $ijiS  in  foldjen  f (einen 
©adjen  immer  gtüdtidE)  ift.  X)aS  Slbagio,  fentimentalen  ßfyarafterS, 
wäl)rt  beinahe  fo  lange  wie  bie  brei  übrigen  ©äfce  jufammengenom* 
men,  unb  wof)l  ju  lange;  eS  ift  f)ier  eine  Sftenge  Harmonie  an  einen 
gewöhnlichen  melobifdfjen  ©ebanfen  verfcljwenbet,  bie  vereinfacht  unb 
verringert  baffelbe  gewirft  fjaben  würbe.  SReidfjereS  Seben  bringt  ber 
©djlufcfafc,  wie  ber  erfte  in  ber  feltenen  Xonart  Fismoll  getrieben 
unb  befdfjloffen.  £)er  ©djtufe  erinnert  übrigens  an  ein  ©tücf  aus 
SRoffiniS  ©oireen,  wie  bie  Dctavenfprünge  in  ber  Hauptfigur  an  bie 
Raufen  im  ©djerjo  ber  D  moll*@t)mpf)onie  von  33eetf)oven.  X>aS  ©anje 
ift  glanjenb  unb  fd)Wierig,  bodj  aud)  banfbar.  2)arf  man  i^m  audj 
nid)t,  wie  einem  SKeifterwerfe,  eine  nachhaltigere  SBirfung,  eine  grofee 
SebenSbauer  jufpredjen,  fo  ragt  eS  als  ©lanj*  unb  SirtuofitätSftücf 
bodj  immer  als  ein  bebeutenbeS  unb  eigentümliches  tyervor,  baS  meljr 
will  als  blofce  gertigfeit  beS  ©pielerS,  blofceS  Stmufement  bcS  ßu* 
f)6rerS. 

®S  bleibt  nodj  übrig,  über  2JienbetSfof)nS  Xrio  [SBerf  49, 
Dmoir  etwas  ju  fageu  —  weniges  nur,  ba  es  fidEj  gewift  fd^on  in 
Aller  §anben  beftnbet.  @S  ift  baS  SWetftertrio  ber  ©egenwart,  wie  es 
iljrer  Qdt  bie  von  83eetf)oven  in  B  unb  D,  baS  von  granj  ©djubert 
in  Es  waren;  eine  gar  fdjöne  Sompofition,  bte  nadf)  Sauren  nod& 
@nfel  unb  Urenfel  erfreuen  wirb,  ©er  ©türm  ber  festen  3at)re  fängt 
aömä^lic^i  fic^i  ju  legen  an  unb,  geftefjen  wir  es,  l)at  fc^on  manche 


2S0  &  SBuvgmütler,  lieber. 

s#erle  ans  Ufer  geworfen.  2Renbel8fof)n,  obfdjon  weniger  als  Stnbere 
öon  if)m  gepadt,  bleibt  bodtj  immer  aud)  ein  ©ol)n  ber  ßeit,  fyat  aud) 
ringen  muffen,  ljat  eS  audj  oft  anhören  muffen  baS  ©efdjmäfc  einiger 
bornirter  ©djriftftetler ,  „bie  eigentliche  Slüttjejeit  ber  SKufif  fei  ljinter 
uns",  nnb  ljat  fid)  emporgerungen,  bafe  wir  eS  wotjl  fagen  bürfen: 
er  ift  ber  äßojart  beS  neunjetjuten  3<*l)rf)unbertS,  ber  ljeQfte  SKufifer, 
ber  bie  23iberfprüd)e  ber  $t\t  am  flarften  burdjfdjaut  unb  juerft  Der* 
fötjnt.  Unb  er  wirb  aud)  nidjt  ber  le|te  Äüuftler  fein.  Sflaty  SJiojart 
fam  ein  SBectfjoöen;  bem  neuen  üRojart  toirb  ein  neuer  ®eetf)oöen 
folgen,  ja  er  ift  metleid)t  fd)on  geboren.  2BaS  foll  id)  nodf)  über  bieS 
Xrio  fagen,  was  fic§  nid)t  Seber,  ber  es  gefjört,  fdjon  felbft  gefagt? 
9tm  glüdlidjften  freilid),  bie  eS  &om  ©djöpfer  felbft  gehört.  3)eim 
wenn  eS  aud)  füt)nere  SSirtuofen  geben  mag,  in  fo  jauberifdjer  griffe 
weife  faum  ein  2lnberer  3JienbelSfof)nS  SBerfe  wieberjugeben  als  er  felbft. 
SS  fd)retfe  bieS  Sftiemanben  ab,  baS  Xrio  aud)  ju  fpielen;  eS  l)at  fo* 
gar  im  SSergleid)  ju  anbern,  wie  j.  83.  ju  ben  ©Huberts,  weniger 
©djwierigfeiten,  wie  benn  biefe  bei  ftunftwerfen  erften  SRaugeS  mit  ber 
SBirfung  immer  im  SBerfyältnift  ftetjen,  unb  je  größer  jene,  je  gefieiger* 
ter  biefe  ift.  S)afe  baS  Xrio  übrigens  feines  für  ben  Güametfpteler 
allein  ift,  bafe  audf)  bie  anberen  lebenbig  einjugreifen  Ijaben  unb  auf 
®euufe  unb  S)anf  rennen  fönnen,  brauet  faum  einer  ßrwafynung. 
©o  wirfe  benn  baS  neue  SBerf  nacb  allen  Seiten,  wie  eS  foll,  unb 
fei  uns  ein  neues  Seugnife  ber  Shmftfraft  feines  ©djöpferS,  bie  jefct 
beinahe  in  ifjrer  f)öd)ften  S3lütt)e  ju  fteljen  fdjeint. 

12. 


Drei  gute  fieberl)efte, 

2lud)  ben  ljartljerjigften  Äritifer  wanbelt  einmal  bie  Suft  ju  loben 
an.  „2SaS  l)ilft  eS  —  fagte  id)  mir  —  leibliche  Anfänger  in  ber  ©e* 
fangeompofition  paffabel  aufjumuntern,  ober  mittelmäßigen  ©freiem 
bie  Äeljle  üerftopfen  ju  wollen.  Sieber  fefc'  idfj  mir  einen  ganzen  ©tofe 
neuer  Sieber  l)er  unb  rufje  nidjt  eljer,  als  id)  einige  gute  gefunben, 
um  einmal  nadj  JperjenSluft  nichts  als  loben  ju  fönnen."  Sänge 
fudjte  idj  unter  ben  etwa  50  §eften.  ©nblid)  fjatte  icf)  glüdlid)  brei 
bei  einanber,   bie  midj  in  SobeSattjem  brad)ten,    bie  mief)  antyaltenb 


9J.  Söurömüfler,  Steber.  281 

erfreut,  erwärmt.  2>ie  9iamen  ber  Eomponifteu  finb  SBeit,  Sffer 
unb  Norbert  SBurgmüller,  bie  erften  nod)  lebenb  mtb  wirfenb, 
ber  teuere  fd^on  geftorben. 

ÄuSeinanberfefcen,  was  ein  fd(öne8  Sieb,  will  \ä)  nid)t.  ©S  ift 
fo  fd^ioer  unb  leicht,  als  ein  fcfyöneS  @ebid)t.  „9lur  ein  Jpaudj  fei'S", 
fagt  ©oetlje.  Norbert  33urgmüller  wußte  öon  ben  brei  ©enannten 
bieg  am  beften.  SDaS  ®ebid()t  mit  feinen  flcinftcn  3ügen  im  feineren 
mufifalifdjen  ©toffe  nadjjumirfen,  gilt  ifyn  baS  $öd)fte,  wie  es  Sitten 
gelten  fotlte.  SRur  feiten,  bafe  ifjm  ein  3ug  entgeht,  ober  bafe  er  iljm, 
wo  er  ifjn  gefaxt,  mifeglücft.  9Äenfdjlid()eS  freilid)  überfällt  aud)  bie 
©röjjten  in  unbewachtem  Slugenbüd. 

2)aS  ßieberf)eft,  baS  id)  meine,  ift  fein  britteS  unb  mit  SBerf  10 
bejeidjnet.  ®S  bringt  ein  Sieb  nad)  233aItE)cr  ö.  b.  SBogelweibe  v- 
t>on  Uljlanb  ©djeiben  unb  SKeiben,  ©täubten  unb  Stbreife  —  öon 
einem  Ungenannten  ein  „hoffnungslos"-  3)er  Ungenannte  ift,  wie  Der* 
mutzet  wirb,  ber  ©omponift  felbft.  9Jian  üergteid^e  bie  93iograpl)ie, 
bie  früher  biefe  SSIättcr  brauten,  *  in  ber  aud)  ber  erfte  SBerS  beS  @e* 
bid)teS**  mttgctJjeilt  war.  2)ie  Sompofition  ift  in  fdjmer jlic^er  3*it 
entftanben,  tiefmeland)olifdf),  aber  jur  innigften  Xf)eilnaf)me  anregenb, 
unb  wat)r.  2Baf)r  —  gittert  eud)  uidjt  euer  Keines  $erj,  Eompo* 
niften,  wenn  itjr  biefeS  2Sort  f)ört?  Jöettet  eudtj  immer  weiter  in  eure 
frönen  ©efangeSlügen,  iljr  bringt'S  bodj  nidtjt  f)öl)er,  als  bon  einigen 
anbern  SubaSlippeu  gefungen  ju  werben,  melleid)t  öerfüljrerifcij  genug. 
2lber  tritt  bann  wieber  einmal  ein  wahrhaftiger  ©änger  unter  eudj,  fo 
flächtet  mit  eurer  erfjeu<f)elten  Äunft  ober  lernt  2Baf)rf)eit,  wenn  es 
nod)  möglid)  ift.  SESatjr  ift  benn  aud)  ©nrgmütler  burdtj  unb  burd); 
nodj  mefjr,  er  giebt  bie  2Baf|rf)eit  audj  meiftenS  in  fdjönem  ©ewanb. 
Öebte  er  nod),  fo  würbe  idj  bittenb  fjinjufe&en:  er  gebe  fie  audtj,  wo 
eS  baS  ©ebidjt  will,  manchmal  in  reiferem,  ©r  begnügt  ftdj  oft  mit 
bem  allereinf äfften.  83.  klein  trieb  biefe  SiebeSeinfadEjf)eit,  bafc  man 
ifjtt  als  ©onberling  toerfdjrie,  Slud(  gegen  biefeS  ©jtrem  fd&üfce  fidj 
ber  Sünftler.  Sin  Seifpiel  baju  aus  SBurgmüllerS  ßiebern.  SS  ift 
ba3  oft  unb  met)rentf)eilS  nidjt  übel  componirte  „©tänbdtjen"  t>on 
Uijlanb,  wo  baS  nad)  unb  nadj  f)inüberfd)lummernbe  Sinb  berüRutter 


*  ft.  3.  1S40,  XII,  1  u.  ff.*5 
**  Siebe,  bie  fonft  nur  mit  9ttnrten  frönet, 

#uttt  in  büftre  Sdjtoermutf)  meinen  Sinn, 
MrmeS  £erj,  baS  fidj  nad)  9ht^e  feinet, 
.ftoffe  nidjt,  —  fie  ift  für  bid)  baijin! 


282  30.  #.  %tit,  Sieber. 

öon  „filmen  Klängen"  erjäf)lt,  bie  eS  wedten,  unb  baß  eS  „feine  irbifdje 
3Jtufif"  fei,  fonberu  „@ngel  mit  ®efang,  bie  eS  riefen*.  2>aS  Sieb  tft 
fidler  eines  ber  trefflidjften  ber  Sammlung,  öielleidjt  bie  trefflidjite 
©ompofition  beS  ©ebid)t£  überhaupt,  bie  ba  ift.  5)odj  jener  9htf 
„t>on  brüben",  geftef)'  id),  flingt  mir  bod)  ju  bürftig.  ©ngel,  mein 
id),  riefen  bod)  nod)  auberS;  aber  freitief),  wer  fyat  fold&e  Stimmen 
gehört,  unb,  wer  in  einjelnen  weit  öon  einauber  liegenben  SOZittuten 
beS  SebeuS  eS  fjat,  f  d)wiege  nidjt  lieber  barüber !  SBie  idj  aber  f  djon 
fagte,  baS  Sieb  bleibt  neben  bem  „hoffnungslos"  baS  fd)önfte  ber 
Sammlung.  SBortrefflid)  in  ber  getroffenen  mißmutigen  ®runbftim> 
mung  nenn'  id)  and)  bie  „Slbreife".  9tur  ben  Sd)luß,  wo  ber  SSan* 
berer,  bem  eS  gteidjgültig,  'baß  man  iljn  oljne  befonbere  SlbfdfjiebSqualen 
feine  Straße  l)at  jieljen  laffen,  wefjmütfjig  fjinjufe^t:  „öon  ©iner  aber 
tljut  mir'S  wef)'"  —  wünfdfjte  id)  nidjt  über  bie  SMobie  ber  früheren 
SSerfc  gelegt,  unb  neu  componirt  unb  bebeutenber,  wie  eS  beim  auch 
im  SSortjergefjenben  einige  Heine  £eclamationSfünben  ju  rügen  gäbe. 

3n  biefen  brei  Hummern  liegt  benn  ber'Sdjafc  be§  §eft«. 
„©Reiben  unb  Sßeiben"  unb  baS  altbeutfdje  Sieb,  wie  fie  immerhin 
aud(j  einem  eckten  ©idjterljerjen  entsprungen,  finb  anfprud)Slofer.  * 

SDer  jweite  Siebercomponift,  ben  bie  3eitfd)rift  tjeute  ifjten  Sefern 
als  einen  „guten"  empfiehlt,  ift  SB.  §.  SScit,  ber  junge  bö^mijcbc 
Xonfcfcer,  öon  bem  fie  fdjon  öfters  ©uteS  öermelbet.  Schwierige  Stuf- 
gaben  für  feine  ©rfinbungSfraft  fteßt  er  fid}  nid)t  in  bem  §efte,  öon 
bem  wir  fpred)en  [Sßcrf  1 5] ;  ja  eS  genügen  il;m  jelbft  ®ebidjte  ge* 
ringeren  ©etjaltcS.  §aben  wir  benn  etwa  SÄangel  an  guten?  ßm 
„3a"  jur  Stntwort  wäre  ein  Unredjt,  baS  wir  ben  ^oeten  tljäten.  SSte 
öiet  StuSbeute  geben  nod)  bie  älteren  bcutfdfjen  Slaffifer,  wie  öiet  bie 
@pod)e  nad)  ©oetlje,  wie  manches  bie  neufte,  wie  öieleS  enblid)  aurfi 
baS  3tuSlanb!  SBeStjalb  alfo  nad)  mittelmäßigen  ®ebid)ten  ;grencn. 
was  fidf)  immer  an  ber  SJiufif  rädjen  muß  ?  ©inen  Äranj  öon  2Kuftf 
um  ein  waljreS  35id)terf)aupt  Illingen  —  nidtjts  Sd)önereS;  aber  ihn 
an  ein  2t£ItagSgefid)t  oerfd)wenben,  woju  bie  äßiilje?  —  2>aS  Xalem 
öerläßt  unfern  Gomponifteu  nun  aud)  bei  ßompofition  foldjer 
jd)Wäd)eren  ®ebid)te  nidjt;  reifer  unb  frifd)er  äußert  eS  fid)  aber 
gewiß  in  jenen  befferen,  wie  öon  §etne  unb  SKofen;  ber  ©omponiit 
wirb  eS  felbft  gefteljen,  baß  er  tjier  and)  mit  größerer  Siebe  fdjrieb. 


*  Sin    „5rüf)(ing^(iel)"   öon  M.  ^urgmüilcr  öcröffentftdjte   Schumann  ba^ 
nachher  im  12.  §cft  ber  mufifattjcficn  ^ettaejen  ^tr  3citWrtft. 


$.  <£ffer,  ßieber.  2S3 

Slud)  SBcit  wenbet  auf  bie  2öaf)rf)eit  be*  mufifalifdjen  Sluäbrudfö 
in  Sßiebergabe  bcr  SBortc  bic  treufte  Sorgfalt.  2>ie$  Sob  get)t  über 
jebeS  anbere.  ©efellt  fiel)  folgern  Streben  nodf)  ein  jiemlidjer  Sdfjafc 
f tarer,  gefunber  SKelobie  bei,  fo  barf  ber  Sünftler  boppelten  SobeS 
gewife  fein.  ©3  ift  f)ier  fo  unb  guter  (Sefang  in  jebem  ber  Sieber  ju 
finben.  Sin  Weinen,  feinen  SBenbungen  in  ber  Segleitung  fef)tt  e3 
gleichfalls  ni<f)t,  wie  freilid)  aud)  nidjt  an  Meinen  55eclamation3feI)lern, 
fo  Hein,  bafe  wir  fie  SdEjüteru  nadfjfäljen,  an  gebilbetern  Xalenten  grofc 
genug,  um  fie  nid)t  wofjlwoHenb  barauf  aufmerffam  ju  machen  (fo 
ba3  „eS"  S.  3  S^ft.  3  %.  2,  ba§  „bu"  @.  15  Sgft.  3  Z.  5).  3We* 
lobibfe  $eiterfeit  jeidjnet  int  llebrigen  faft  alle  Sieber  beS  §efte3  au«, 
baS  wir  benn  überhaupt  gegen  ein  früher  geftfjriebeneg  [335er!  8]  als 
einen  erfreulichen  gortftf)ritt  jur  äßetfterfdjaft  betrauten  muffen» 

(Sin  Sieberljeft  enblidj  t>on  $,  ©ff er  [Sßerf  4],  einem  bis  jefct 
nod)  wenig  genannten  SRf)einlänbifd)en  ßomponiften,  befcfyliefce  biefe 
fröt)lidje  ®ritü.  2)ie  Xejte  finb  jur  einen  §älfte  öon  SRüdert,  bem 
geliebten  Sinter,  ber,  großer  SRufifer  in  SBorten  unb  ©ebanfen,  bem 
wirflicijen  leiber  oft  gar  nichts  i)ingujutt)un  übrig  läfct,  —  jur  anbern 
£älfte  t)on  weniger  gelaunten  SDidjtern.  ®ie  ßompofitionen  werben 
auf  baS  2Bol)ltf)uenbfte  überraf  df)en ;  wie  freut  eS,  bie«  öon  einem 
SBerf  4  fagen  ju  bürfen!  Harmonie:  rein  unb  gewählt,  —  2Mobie: 
f lar,  nid^t  ofjne  ©igentf)ümtid)f  eit,  leidet  fangbar,  —  Begleitung :  na* 
türlidj,  f)ebenb,  —  3Bat)l  ber  Xejrte:  finnig,  ernft,  —  verlangt  man 
einen  befferen  $af$  in  „SJiufiferS  Sanbe"?  93  or  liebe  für  granj  Säubert, 
bodj  nur  wie  fie  erlaubt,  fpür'  ict)  nameutlidj  im  britten  unb  fünften 
bcr  Sieber;  eine  auffaQenb  ftarfe  SReminiScenj  an  SBeber  („Arabien, 
mein  $eimatf)lanb")  im  öierten.  3nbef$  ftört  bei  fo  t>iel  ©igenem,  bei 
fo  offenbarem  inneren  SBoljlftanb  ein  meBeid)t  unwiffenb  entlehnter 
3ug  nur  wenig  ober  gar  nid&t.  So  getje  ber  ßomponift,  ber  Xf)eil* 
natjme  öerbient,  tiefen  SJBeg  weiter;  ift  er  nodf)  jung,  fo  freuen  wir 
uns  um  fo  met)r  feiner  ßufuuft. 

2)ie8  wäre  eine  treue  Säuberung  beS  flcinen  fritifdjen  Sieber* 
fefteS,  baS  idj  mir  Ijeutc  ju  begeben  vorgenommen,  baS  icf)  redjt  oft 
nrieber  ju  begeben  SBeranlaffung  finben  mödjte. 

SR.  ©. 


284  Sie  Wbonnementcoucerte  in  Seidig  öon  1640—1841. 


Die  ^linniiemetitconcerte  in  fetpjuj  von  1840  —  1841, 

(SrfteS  9lbomtemeutcouccrt,  ben  4.  ©ctober, 

Duöertüre  jum  SSam^r  öon  9Rarjdjner.  —  5tric  öon  Fellini.  —  (£oncert  für 
Violine  [Emoll]  öon  g.  2)aöib.  —  2(rte  öon  Fellini.  —  $erotid)e  89m* 
p^onic  öon  SBeetljoöen. 

Die  2öal)t  gerabe  bcr  furiöfen  S3ampijr*Duöertüre  ju  Anfang  be» 
ganjen  KtjftuS  ,f onnte  bcfrcmben;  eine  etwa  öon  ®Iucf  fjatte  audj  uns 
beffer  .gefaßen.  3ubeß  jät)It  jene  öon  9Karfd£)ner  nod)  immer  itpre 
greunbe,  felbft  greunbinnen  im  publicum  unb  bleibt  trofc  ber  fyeftigen 
StnHänge  an  SBeber  ein  frifdjeS  effectöoQeS  9Dluftfftücf.  UeberbieS  fear 
bie  5luSfüf)rung  eine  fo  ausgezeichnete,  tüte  fte  je  gehört  worbeu.  Sie 
beiben  Strien  öon  S3etttni  au«  ben  Puritanern  unb  aus  SHorma  fang 
grl.  ©opIjieSdjtofi,  bie  uns  biefen  Sßinier  baS  jweitemal  befugt; 
ifjre  ©timme  ift  frifd)  unb  ftarf  wie  früher  unb  madjte  fid)  namenttief) 
in  ber  erften  Strie  geltenb.  Ueber  bie  2Baf)l  gerabe  jener  Seüinifdp 
Strien  ju  Sfnfang  eines  erften  SoncertS  ließe  fitf)  ebenfalls  regten. 
§aben  wir  leiber  feinen  Ueberftufs  an  beutfdjen  Eoncertftücfen  für  ben 
®efang,  fo  botf)  noef)  genug,  um  jener  ganj  entbehren  $u  muffen,  ju= 
mal  in  einem  erften  ©oncert.  Unb  fd)üfct  man  öor,  äRojart,  SBeber 
unb  ©poljr  feien  fdjon  fo  oft  gehört  worben,  nun  fo  gelje  man  weiter 
jurücf.  3u  §änbetS  Oratorien,  in  ©luds  Dpern  liegen  nod)  genug 
@cf)äfce,  ju  beren  Jpebung  eS  gerabe  einer  fo  ftarlen,  gefunben  ©timme 
bebarf,  wie  fie  bie  genannte  ©ängerin  befifct.  —  Sben  tjören  mir, 
baß  fie  eljeftenS  aus  ber  3pf)igenie  fingen  wirb,  was  ifjr  nur  jur  ©fjre 
wie  uns  jur  greube  gereichen  fann.  —  3n  bem  SSiolinconcert  seigte 
fid|§r.  Ufjlrid)  wieber  aQen  SobeS  würbig;  fein  ©piel  ijat  öon  3al)r 
ju  3af)r  an  ©id^ertjeit,  SReint)eit  inb  ©efd)macf  jugenommen  unb  wirft 
burdjaus  wofjltfjuenb.  Sßon  ber  Sompofition  fagte  uns  namentlich  ber 
lefcte  Safe  ju;  im  ©treben,  auef)  bie  Drdjefterpartie  intereffant  ju 
machen,  tfjut  aber  ber  (Somponift  moljl  f)ier  unb  ba  ju  öiel,  was 
inbefc  nicf)t  abgalten  lann,  bem  Streben  an  fid)  gegenüber  ber  faben 
SSegleitungSweife  anberer  SJiolincomponiften  öollen  Seifad  ju  fdjenfen. 
3n  ber  ©tjmptjonie  öon  Söeetljoöen  enbtid)  fügten  wir  uns  wieber 
im  alten  Seipjiger  6oncertfaa(e ,   ber  fdjon  fo  oft  öon  if)r  erjittert. 


$ie  Slbonnementconcerte  tu  üeipjiQ  öon  1S40 — 1841.  285 

3)a8  Ordjefter  war  trefflid).  §r.  S3R.  $at>ib  ftanb  an  ber  ©ptfce, 
ba  ipr.  2R3).  2Kenbel$fol)n  bon  feiner  SKetfe  naef)  ©ngianb  npd(  nid)t 
iuriidf  war.  13. 

3ttette£  Stbonncmctttconcert,  best  11.  Dctober. 

Ciiöertüre  3U  (Suröantlje  öon  SSeber.  —  Slrte  öon  3>ont5etti.  —  ©oneertino  für 
löaßpofaune  öon  (L  ©.  SMIIer.  —  Wrte  öon  SBcIlin  i.  —  §tnnpt)ome  Bdur; 
öon  ©eetljoöen. 

©er  ©irigent  würbe  bei  feinem  Sßortreten  mit  Setfaß  begrüfet, 
worin  wir  öon  §erjen  einftimmten.  Stuf  SBeberS  Eompofitionen.ift 
feit  SWS).  äRenbeläfofjnS  ©irection  in  Seipjtg  befonberer  gleife  Der* 
wenbet  worben,  nnb  bem  Drdjefter  gefdjief)t  barnad)  immer  bie  ©f(re, 
bie  SBirtnofen  wie  größere  auSfüljrenbe  Sftaffen  immer  am  Hebften 
wünfdien  unb  am  ungemften  gewähren,  bie  beS  ItacapO'StufeS.  9Iudj 
ijeute  fehlte  wenig,  unb  öietteidjt  tjielt  baöon  nur  bie  ©pannung  auf 
bie  folgenbe  Kummer  ab.  ©ine  junge  ©ängerin  war  angefünbigt,  ber 
ber  9htf  groger  ©d^önl;cit  unb  fdjon  bebeutenber  SSunftbilbung  ooran* 
gegangen  war:  %vL  ©life  2ift.  SluS  einer  l)ödjft  adjtbaren  gamilie 
abftammenb,  fyat  fie  fdjon  als  Stnb  ben  anbern  2öelttf)eil  gcfcljen, 
braute  barauf  einige  3<^re  in  Seidig  ju,  wo  ifjr  SBater,*  norbame* 
rifaniföer  Sonful  tyerfelbft,  fiel)  namentlich  um  bie  ©rridjtung  ber 
©ifenbaljn  baS  f)öd)fte  SSerbienft  erworben,  unb  fam  uns  jutefet  öon 
SßariS  jurüdf,  wo  fie  bie  legten  3^re  »erlebt  ljatte.  SS  mußte  bicö 
alles  baS  Sittereffe  an  ber  anmutigen  Srftfjeinung  erf)öfjen.  3^re  83e* 
fangenfjeit  war  groß;  bie  3e^f4nft  erwähnte  bereits  früher,  eS  war 
it)r  erfteS  Stuftreten.  Sin  ber  ©djönf)eit  ber  Stimme,  wie  fie  audj 
bur<$  bie  Slengftlidjfeit  umflort  fd)ien,  tonnte  9liemanb  jweifeln,  ber 
nur  einige  Xacte  gehört,  ebenfo  wenig  über  bie  gute  ©c^ule,  in  ber 
fie  gebilbet  ift,**  fo  baß  man  beutlid)  falj,  bie  ©ängerin  wollte  nidjtS, 
al£  was  fie  fidjet  fonnte.  Stber  freilidj,  was  man  unter  t>ier  Slugen 
auf  baS  Xrefflidjfte  fann,  lann  man  unter  taufenben  nodj  nidjt  jur 
Hälfte  f 0  gut,  unb  geljt  bieS  bebeutenben  Äünftlern  unb  SWännern  fo, 
um  wie  Diel  meljr  einer  SRoöijin,  einem  adjtjefjn jährigen  9Käb<$en, 
9lux  SRot)l)ett  !ann  bieS  überfein.  Sichtung  t>or  unferm  publicum, 
baä  bie  fdjöne  fdjüdjterne  Sungfrau  auf  baS  993of)liuoIIenbfte  aufnahm; 
unb  fanben  fid)  bie  getauft,  benen  leeres  Sßaffagen*  unb  Xritterwerf 

*  $er  befannte  töationatöfonom  gricbrtrf)  £tft. 
**  bei  Sablac^c  unb  93orbognt 


286  $ie  Mbonnementconcerte  in  Seidig  öon  1S40— 184J. 

über  bie  2tuSfpracf>e  eine3  f)öd)ft  eblen  Organs  geljt,  fo  giebt  e3  boc^ 
in  unferer  gebilbeteu  ©tabt  nod)  genug,  bie  ©ufcenbtalente  fcon  ort* 
ginalen  (Srfdjeiuungen  ju  unterfdieiben  tüiffen,  unb  ben  legieren  bürfcn 
wir  bie  junge  Sängerin  mit  Ueberjeugung  beijät)Icn.  SBaS  fie  nod) 
itic^t  f)at,  läfct  fid)  erwerben,  was  fie  aber  fjat,  erwirbt  fid)  uid)t. 
S5aran  fjatte  fie  feft  unb  gefje  bie  begonnene  Saljn  mit  2Rut£)  weiter. 
Wad)  \i)i  prten  wir  einen  äfteifter,  ber  freiltdj  fd)on  fjunberttnal  unb 
öfter  im  geuer  geftanben:  £>rn.  D,ueif$er,  ben  Sßofauniften .  ber 
ebenfalls  gleid)  bei  feinem  auftreten  mit  Seifaff  empfangen  würbe, 
©eine  äReifterfd)aft  fdjeint  fid)  jaljrauä  jafjrein  gleidf)  ju  bleiben  unb 
madjt  in  itjrer  Unfetjlbarfeit  oft  einen  granbioä  luftigen  ©inbrucf.  ftum 
afferfdfjönften  fdjlofe  bie  Bdur*@t)mpf)onie  mit  ber  Sßirfung,  bie  alle 
Seettyoöenfdjen  mad&en:  [ob  benn  nämlid)  bie  eben  gehörte  nidjt  audj 
feine  fd)önfte  fei.  2Son  Steuern  würben  wir  nad)  ber  ©tympljonte  öon 
einem  SJieifter  ber  Sunft  auf  ben  ©cf)luf$  be§  erften  ©afccä  aufmerffam 
gemadjt;  eä  ift  fjier  offenbar  einXact  ju  öiel.  SRan  öergleid)e  bie 
Partitur  @.  64kS;act  2,  3,  4,  Sei  ber  öoüfommenen  3tef)nlid)feit  in 
äffen  ©timmen  ift  ein  Srrttjum  öon  ©eiten  be3  Sopiften,  felbft  be§ 
Somponiften,  fel)r  teid)t  mbglid).  Seetfjoöen  mochte  fid}  audj,  nadjbem 
er  ein  SSerf  öoffenbet,  um  ba£  golgenbe  nidjt  weiter  fümmem.  SBer 
bie  •  Criginalpartitur  befifct,  fef)e  ber  ©ad^e  ju  ßiebe  nad);  an  fie 
muffen  wir  un§  natürlich  juerft  Ratten.*  13. 

drittes  9(bonuementconcert,  ben  22,  Cctober» 

(Sömpfjonie  (Esdur)  öon  Sttojart.  —  9lrt«  öon  $ont$ettt.  —  Soncert  für 
Violine  ^Ddur]  öon  g.  $aöib.  —  Duöertüre  gum  ©erggeift  öon  2.  Spoljr. 
—  Strte  öon  SBalfc.  —  „ftlänge  au£  Dften",  Cuöertüre,  Sieber  unb  (Styöre 
öon  £.  Sttarjdjner. 

2>ie  ©ijmpt)onie  ift  befaunt,  namentlich  ba8  Stnbahte,  bas,  ein* 
mal  gehört,  fief)  nidjt  leidjt  wieber  »ergibt;  audj  erfjielt  biefer  ©a§ 
ben  meiften  Seif  all,  bie  anberen  gingen  ftiffer  vorüber.  S)ie  arte  öon 
Sonijetti,  ein  brillantes  ©tücf,  bradjte  ber  ©ängerin  grl.  ©djtofe 
ben  raufdjenbften  Seif  äff;  fie  fang  fertig,  fefjr  forgfam,  unb  mit  einer 
©timmenfraft,  wie  fie  jur  geit  feine  anbere  Sängerin  tjicr  befifcen 
mag.  $)er  Spieler  be§  SoncerteS  würbe  mit  lautem  ©rufe  empfangen; 
er  war  jugleidf)  ber  gomponift,  bie  ßompofttion  übrigens  eine  neue 

*  Sgl.  ben  9(uffafe :  „lieber  einige  mutyma&üd)  corrumjHrie  Stellen"  3.  344. 
[<Sdj.  1S52.] 


Sie  Mfeomtententconcerte  in  £eipätg  öon  1S40— 164J.  2S7 

unb  jum  crftcnmal  öon  if)m  öffentlich  gefpiett  unb  gehört.  (gewiß  ift 
eS  einer  freunbfidjen  Slnerfennung  wert!),  wie  $err  GÜÄ.  2>amb  baS 
ÖewanbljauSpublicum  jeben  SBinter  mit  etwa*  Wienern  erfreut;  eS  zeugt 
bieS  immer  t)on  einer  Stuf merff amf eit ,  wie  fie,  bie  einmal  in  itjrem 
Simte  feftfteljen,  uid)t  überall  befifcen.  2ln  Xenbeuj  unb  ©eljalt  retE)t 
fid)  bie  Gompofition  übrigen«  äf)nlid)en  früheren  genau  an,  b.  lj.  ber 
SirtuoS  will  zeigen,  baß  er  aud)  ju  componiren  weiß,  unb  umgefeljrt 
ber  Sompouift  aud)  ben  Sßirtuofen  glänzen  laffen«  SeneS  3wme*  in 
ber  Segleitung,  baS  wir  fdjon  neulich  bemerften,  fiel  aud)  in  biefer 
Gompofition  lieber  auf,  wie  anö)  bieSmal  ber  lefcte  Safc  ber  gelun* 
genfte  unb  wirfungSüollfte  erfd^ieu.  $aS  publicum  rief  ben  Äünftler 
nad)  bem  Sdjluffe  nod)  einmal  tyeröor,  was  f)ier  immer  als  eine  (Sel- 
tenheit anjufef)en.  $ie  Duöertüre  öon  ©pofjr  machte  wenig  ©inbrud; 
bie  ju  Seffonba  Ijat  ungleich)  mef)r  greunbe,  aucij  bie  gu  gauft  wünfd)teu 
mir  wofjl  einmal  wieber  im  ©ewanbljauS  ju  l)ören.  —  Die  2lrie  nennt 
uns  einen  l)ier  nodj  nicfyt  t>orgefommenen  tarnen,  ber  in  GJotteS  tarnen 
aud}  fernerhin  ausbleiben  mag;  eS  ift  gepufferter  SRoffiui,  ber  6om* 
ponift  übrigens  ein  Sngläuber,  beffen  Cpern  in  ©nglanb  ®lüd  ge* 
madjt  fjaben.  3um  ^fjcil  an  ber  mittelmäßigen  Sompofition,  jum 
Xtjeil  aud)  an  ber  nod)  immer  großen  Befangenheit  ber  Sängerin* 
lag  eS,  baß  bie  Kummer  fein  ölütf  madjte.  ©S  tf)ut  uns  leib  um 
baS  junge  ausgezeichnete  Xalent,  baS  beSf)alb  bie  fd)iefften  Urteile 
erfahren  mußte.  2)ie  Slngft,  wie  man  weiß,  ift  namentlich  ben  Ijöljereu 
Xöuen  ßefäfjrlid)  unb  es  mißlang  ber  Sängerin  einigemal  ein  ©infafc, 
wie  es  fcf)on  taufenb  anberen  Slnfängerinnen  t>or  if)r  gefcf)ef)en.  £>e$* 
fjatb  woQen  wir  aber  bod)  nid)t  bie  wunberreine  Intonation  im  ©anjen 
oergeffen,  bie  bie  Sängerin  gerabe  auszeichnet,  aud)  nidjt  ben  Sd)tnelz 
ber  Stimme,  ber  nod)  burd)  alle  8lengftlid(feit  mol)ltf)uenb  f)inburd(* 
bringt,  ein  Sd^melj,  ber  an  baS  Organ  ber  $auline  ®arcia  erinnert, 
dagegen  motten  wir  um  etwas  Slnberen  willen  in  bie  Sängerin 
bringen:  fie  nimmt  burd)get)enbS  ju  langfame  XempoS;  fie  öerfucije 
fid)  fdjneller,  es  wirb  iljr  gelingen.  Selbftöertrauen  unb  SDiutl)  finb 
bef onbere  fünfte  in  ber  Äunft,  fie  übe  fid)  audj  bartn.  3n  feinen  öier 
SBänben  foll  ber  Äünftfer  befd)eiben  gegen  fiel)  fein,  fleißig  auf  baS 
©ewiffenf)aftefte ;  bem  publicum  gegenüber  geige  er  aber  9Jtutl),  felbft 
ein  Wenig  fröf)lid)e  Äedfjeit,  unb  ber  Siebling  ift  fertig. 

3um  Schluß  beS  SlbenbS  Ijörten  wir  nod)  eine  Gompofitfon  (nod) 


5rl.  Gliic  fiift. 


288  $ic  Mbonncmentconcerte  in  Seidig  öon  1840—1841, 

3ftanufcript)  öon  §.  9)iarfcf|ner;  fic  öertjiefe  etwas  ganj  9ieue3  tmb 
gab  es  aud)  in  ber  gorm.  „ftlänge  aus  Dften"  war  fic  genannt  unb 
braute  eine  Duöertüre,  Sieber  unb  Eljöre,  bie  fid}  o^ne  Unterbrechung 
an  einanber  reiften.  33ertioj  in  5ßari3  fdjeint  in  feiner  testen  8p^ 
Päonie  etwas  3lef)nlid)e3  gewollt  &u  f)aben ,  nur  bafc  er  fie  auf  ein 
wettbelannteä  ®rama  (9tomeo  unb  3utie)  ftüfcte.  S)a3  ©ebid)t  jur 
üRarfd^nerfd)en  Sompofition  berufjt  auf  einem  orientatifd)en  Siebeäber* 
fjattniffe,  ba3  inbefc  öom  Sinter  jiemlid)  profaifdj  unb  allgemein  ge* 
fjatten.  Slufter  bem  SiebeSpaar  tritt  nod)  ein  SBafjrfager  auf,  beffen 
anfängtidjeä  @rfd)einen  man  fidj  fpäter  üietteid^t  motiötrt  wünfdjte,  ein 
93otf8<  unb  ein  SRäuberdjor.  SBie  gejagt,  l)ätte  öieQeidjt  ein  Süden 
bem  Somponiften  bie  Jpanb  jum  SBerfe  geliehen,  e£  wäre  etwas  tiefer 
SBSirfenbeS  gu  Xage  gefommen.  Smmerljin  muffen  wir  ben  Stnfang 
loben,  }u  bem  fid)  ber  Somponift  ermutigt  füllte,  ben  Jtnbere  nur 
weiterjufü^ren  brausen,  um  ben  ©oncertfaat  mit  einer  neuen  (Sattimg 
SÄufif  ju  bereitem.  ®ie  ßompofition  f)at  öiel  reijenbe  ^Jartieen; 
bie«  gilt  im  ©injelnen  öon  ber  Duöertüre,  bie  im  ©anjen  burdj  Äürjung 
gewinnen  würbe.  3)er  Jpauptrfj^tfimuS  ift  ein  namentlich  für  orienta* 
tifd)e  ßuftänbe  fdjon  öfter  gebrauster;  bod)  erf^eint  er  einmal  öon 
einem  SBiolingange  burdjwunben,  wag  fid)  auf  baS  Sdjönfte  ausnahm. 
Am  ©d)tuffe  ift  ju  öiel  2ärm.  Der  ßigeunergefang  gefiel  mit  ber 
fytnaufjieljenben  großen  Xerj  am  ©djtttfe,  meljr  nodj  bas  ©täubten, 
ba3  öon  allen  Stummem  bie  meifte  orientatifdjc  gärbung  Ijatte,  aud) 
9Kaifune8  Sieb  fprad)  an,  ber  unbeholfenen  ^Soefte  jum  Xrofc.  35er 
SRäuberdjor,  fdjien  e3,  würbe  nidjt  gteid)  öon  Stilen  öerftanben;  er 
war  eigentl)ümlid).  3to  ber  Sd)luj$nummer  jeidjneten  fi<$  befonberi 
bie  SBorte:  „2tffat,  wo  bift  bu"  burd>  frönen  (Sefang  au3.  £as 
®anje,  baS  wir  fpäter  einmal  wiebertjott  wünfd|ten,  erhielt  lebhaften 
Seif  alt.  13. 

SierteS  9lbonnementconcert,  ben  29,  Dctober. 

3ntrobuctton  unb  erfte  Scene  aus  QpfytQenia  in  $aurt$  öon  ©lud  —  (Soncm* 
ouöerrüre  [Adur,  SBcrf  7]  öon  3uliu$  SRiefc.  —  Wrie  mit  (£fjor  öon  töoj- 
fini.  —  $iöertiffemeni  für  glitte  öon  ftallimoba.  —  Sieber  öon  gran* 
Säubert  nnb  g.  2Äenbel$jofjn.  —  Snmpf)ontc  [Cdur]  öon  gram 
©djubert. 

„Sin  fdjönes  Soncert"  Ijiefe  e3  altgemein  nad)  bem  ©d|luffe.  2tn 
mannen  SJhtfiftagen  giebt  e$  gar  fein  publicum  mel)r  unb  eä  fdjeint 
nur  bie  raufd)enbe  Schleppe,  bie  jeber  ^Bewegung  ber  öoranfdjrettenben 


$te  Stöonnementconcerte  in  Seipjig  öon  1840—1841.  289 

&ünftler*ftörper  unb  *®eifter  gefd^meibig  nachfolgt ,  wä^renb  an  an* 
bcrcn  eS  i^ncn  förmlich  tüte  bepeljt  nnb  bepanjert  gegenüberftellt  unb 
nichts  einlädt.  2)er  29fte  war  einer  öon  jenen  SKufittagen.  ©ewifc 
trug  bie  2Wujtf  einiges  baju  bei.  gür  ©lud  f djlägt  nod)  mandjeS 
$erj,  wenn  er  auef)  im  Eoncertfaal  verliert.  S)ie  Sängerin  tf)ai  ifjr 
SSefteS  jum  ©elingen:  grl.  Sdjlofe,  bie  wir  immer  öorwärtS  fdjreiten- 
feljen.  Die  Dubertüre  öon  9iie^  trat  bieSmal  in  it)ren  feinen  2)effeinS 
nodj  beutlidjer  tjeröor  als  bei  einer  früheren  2tuffüt)rung.  SBurbe  iljr 
fdjou  bamals  in  biefen  blättern  ein  bebeutenber  ©tjrenplafc  eingeräumt, 
fo  fdjeint  bieS  Urteil  je|t  auef)  öon  Seiten  beS  SßublicumS  SBcftäti* 
gung  ju  finben;  fie  tt)urbe  mit  einer  Xfjeitnafjme  aufgenommen,  bie 
ben  Eomponiften,  war'  er  anwefenb  gewefen,  ju  neuen  SQBerfen  an* 
feuern  müfcte.  So  wirfe  ber  83eifaQ  audj  auf  ben  ©ntfernten!  ßeb* 
haften  SBcifaH  gewann  fidj  autf)  bie  folgenbe  Kummer  burdj  ben  an* 
mutagen  Vortrag  beS  grl.  Sift;  ifjre  ÄuSfpradje  beS  3talieuifdjen 
ift  fefyr  ju  rühmen,  3n  ben  fiiebern  begleitete  fie  fidj  felbft  am 
(Slaöter;  eS  f)at  bieS  befanntlid)  einen  eigentümlichen  Sauber,  &er 
audj  f)ier  gewann.  3)ie  ßieber  waren  ber  „SBanberer"  unb  „$uf  klügeln 
beS  ©efangeS".  2)aS  erfte  fang  fie  öorjüglidj  fcfyön ;  baS  anbere  natjtn 
fie  ein  wenig  ju  langfam,  bodj  Ijörte  eS  ft$  nodj  immer  lieblicf)  genug 
an.  S)aS  glötenftücf  n>ar  ein  altes,  baS  wir  uns  fd)on  öor  jeljn 
Sauren  gehört  ju  fjaben  erinnern,  ber  Spieler  ein  als  trefflief)  be* 
fannter,  §r.  ©renfer,  erfter  glötift  im  Drd)efter.  So  waren  wir 
benn  unter  ertjebenbem  unb  Weiterem  ©enuffe  bis  jur  St)tnpf)onie 
gelangt,  ber  Ärone  beS  SlbenbS.  Xaufenb  §änbe  fjoben  baran.  Jpätte 
e£  Säubert  mit  feinen  eigenen  Slugen  fefjen  fönnen,  er  müfcte  fid}  ein 
reifer  Sönig  gebünft  Ijaben.  So  fd)ieben  wir  trunfen  öon  all  ben 
frönen  ©ebitben,  bie  in  mandjen  Seelen  fid)  nodj  lange  nadjgefpiegelt 
tjaben  mögen.  13. 

fünftes  2tbonncmentcouccrt,  ben  5.  Slotocmbcr. 

Stjmpfjonie  (Gdur)  öon  £at)bn.  —  9lrie  öon  2Kojart.  —  Kapriccio  für  $iano- 
forte  mit  Drdjefter  öon  fterbinanb  ftufferatl).  —  Strie  öon  3)oni^ettu 
—  Btoet  Duöertüren  ($r.  1  nnb  2)  ^u  Seonore  öon  SBeetfjoöen.  —  $ret 
(Stuben  für  *ßianoforte  öon  g.  ftufferatf).  —  $uett  öon  9ftof|ini. 

®ie  St)mpf)onie  f)at,  mef)r  als  anbere  $agbnfcf)e,  etwas  3°Pp9e§' 
bie  3auitjd)arenmuftf  barin  fogar  etwas  Äinbifc^eS  unb  @efd)macflofe&, 
was  wir  uns  bei  aller  Siebe  für  ben  2Keifter,  ber  er  überall  bleibt, 

®djumann,  ®cf.  ©Triften.   U.  19 


290  2)ie  9(bonnementconcerte  in  Seipjig  bon  1840—1841. 

bodtj  nimmermehr  üerleugnen  foßten.    S)a£  ©dfjerjo,  unfcrcr  SKeinung 
ttatf)  bcr  ©afe,  bcr  unserer  $t\t  am  näd)ften  liegt,  würbe  fonberbarer* 
weife  gerabe  nid&t  applaubirt,  übrigens  alle,    Die  Arie  war  bie  bet 
©räfin  aus  gigaro,  bie  Sängerin,  grl.  2ift,  bie  baS  SRecitatito  fo 
nobel  unb  fein  gefungen,  leiber  nur  am  ©d)luffe  nid)t  glüdElidE)  bannt. 
Das  publicum  f)ält  fid)  aber  immer  an  baS  SKadjfte,   alfo  an  ben 
©d)lufc;  gelingt  ber,  fo  fjat  baS  ®anje  gefiegt.    Äeiber  mufjte  bieg 
iieute  bie  ©ängerin  füllen  unb  über  bem  einzigen  uid)t  gelungenen 
©djlufe  bie  fcfyöngelungene  erfte  §älfte  ifjrer  Seiftung  oergeffen  fetp. 
3n  ber  folgenben  Kummer  trat  ein  junger,  je|t  l)ier  lebenber  Gom< 
ponift  unb  Elamerfpieler,  §r.  g.  Äufferatt)  aus  Äöln,  jum  erftem 
male  unb  auf  baS  2tdf)tungSWertf)efte  auf.    ©eine  Sompofitionen  jeugten 
t>ou  entfd(iebenem  Xalente  unb   öon  einer  ebeln  SRidjtung,    auf  bie 
bewußt  ober  unbewußt  ein  uns  nafje  lebenber  äReifter  eingewirft  ju 
l)aben  fdjeint,    (Sin  förmlicher  @d)üler  2RenbelSfof)nS  ift  er  aber  nid)t, 
wie  man  J)ier  unb  ba  l)örte.    3m  Kapriccio  gefiel  uns  namentlich  bie 
Sinleitung ;  baS  SlHegro  tjatte  feine  ganj  glüdflicfye  gorm,  eS  fehlte  il)m 
eine  äRittetpartie;  wie  benn  aud)  bie  XranSpofition  ber  erft  brillanten 
Sßaffagen  nad>  ber  SKoHtonart  am  ©dfjtuffe  nidjt  unb  überhaupt  feiten 
wirfen  fann.    Das  Drd^efter  war  gefdjitft,   oft  fein,   oft  audf)  ju  Diel 
unb  ftar!  bebaut.      Der  feljr  auSgejeicijnete  ©pieler  ^atte  nadj  bem 
Kapriccio  einen  succös  cTestime,   ber  fidt)  inbefe  nadfj  ben  ©tüben  ju 
einem  f)erjlidf)eren  mit  $eröorruf  ertjob,  obwohl  uns  felbft  bie  Stuben 
in  ber  ßompofition  weniger  eigentf)ümlidfj  fd&ienen,  namentlich  was  bie 
eigentliche  ©runblraft  ber  SDietobie  anlangt.    3n  jebem  gaQe  war  ei 
ein  fo  ef)rcnt)ottc§  Debüt,  bafc  wir  bem  jungen  fet)r  fleißigen  fiünftler 
eine  glüdflid)  fidjernbe  3ufunft  fainatje  oerfpredfjen  bürfeu.  —  grl. 
©d(jtof$  war  bei  prächtiger  Stimme  unb  fang  mit  einer  SBrauour,  bafe 
fie  baS  publicum  in  Stilarm  berfefcte  unb  da  capo  fingen  muffte*  — 
Sie  aufgeführten  beiben  Äeonoren-Outoertüren  waren  beibe  in  C,  bie 
eine,  wafjrfd&einlidtj  bie  erfte  überhaupt,  bie  SBeetljo&en  ju  fieonore  ge* 
fdjrieben,  bei  ftaSlinger  in  Partitur  erfdf)ienen,  —  bie  anbere,  jeben* 
falls  bie  SSorgängerin  ber  großen  gebrueften  in  C,   nod)  SRanufcript 
im  Sefifce  ber  $$.  23reitfopf  unb  ipärtel.    Die  ßritfärif*  Berichtete 
fd)on    früher   über  biefeS   SJierout)ertüren^^anomen    (togt.    ©.    224 
unb  245  f.).    Studf)  Ijeute  fällig  jumal  bie  jweite  mäd)tiglidj  in  bie 
SRaffc  ein.     SQBie  !ommt  eS,  bafc  bie  Sefifeer  ber  Partitur  fo  lange 
mit  ber  Verausgabe  jurücft)alten  ?    2Bir  wünföten  gern   alle  SSelt 
biefer  greube  t^eilljaftig.  13. 


$ie  Wbonnementconcerte  in  Seidig  öon  1840—1841.  291 


SecfjfteS  Slbonncmentconcert,  ben  12.  SRofceittber. 

Cuöertüre  (bie  SBalbnömpfye)  öon  SS.  6ternbale  Söennett.  —  2lrte  öon  (L  9E. 
öon  SBeber.  —  Solo  für  SStoloncett  öon  58.  SRombcrg.  —  (Saöattne  öon 
9Ro§art.  —  *ßf)antafie  für  $toIoncetl  öon  Summer.  —  fRecttatit»  unb 
©djlufcdjor  aus  ber  (Schöpfung  öon  £atjbn.  —  ©ömpljonte  Adur)  öon  33c et* 
tjoöen. 

SBennettS  reijenbe  Cuöertüre  eröffnete  bett  Stbenb;  wer  fie  ttodf) 
nidjt  gehört,  mag  fie  ficf)  einftweilen  als  einen  33lumenftraufc  beuten : 
©potyr  gab  SBtumen  baju,  audj  SGßebcr  unb  äJlenbclSfo^n,  bie  nteiften 
aber  33ennett  feibft,  unb  wie  er  fie  nun  mit  jarter  §anb  georbnet  unb 
geftettt  jutn  ©anjen,  gehört  tfjm  rjottenbS  eigen.  SDaS  Drdjefter  trug 
mit  Siebe  bei,  ba{3  nichts  baran  öertefct  würbe.  —  3«  ber  greifdjüfc* 
SIrie  (SBie  naljte  mir  ber  @d)Iummer)  briHirte  grl.  ©djlufc  unb  gefiel 
fetyr,  ebenfo  in  ber  2Rojartfdjen  aus  ^igaro.  3Kan  fief)t,  bie  ©an* 
gerin  ftrebt  immer  vorwärts  unb  audj  nad)  SSielfeitigfett.  —  3)ie 
SSiotoncettftüde  fpiette  ein  ©aft,  $err  SammermufifuS  ©riebet  aus 
Söerlin.  3)aS  erfte  warf  einen  3an^aPf^  w*  publicum.  Sftadj  bem 
©<$Iuffe  liefe  fidj  nämlid)  burcf)  baS  Älatfdjen  f)inburd)  aud)  Qi\ti)tn 
fyören,  was  wol)l  jumeift  ber  2Bal)l  ber  Sompofition  galt,  einer  überaus 
langweiligen  in  ber  Zfyat.  ©o  entfpann  fid)  benn  ein  jiemlidj  l)art* 
näcfiger  Äampf  jmifdien  $änben  unb  Sippen,  in  bem  inbefe  bie  erfteren 
ben  ©ieg  batwn  trugen.  Offenbar  animirte  bieS  ben  ©pieler,  ber  bann 
aud)  fein  jweiteS  ©tüd  unangefochten,  fogar  mit  raufd)enbem  SSeifatt 
ju  (Snbe  braute.  SDie  Äunftleiftung  an  fid)  war  leine  aufcergemötyn* 
lid)e,  immer  aber  fdjäfcenS*  unb  gewiß  feines  3*fd)en8  toert^.  S)ie 
Hummern  aus  ber  Schöpfung,  ber  alten  f)errlid)en,  werben  immer  mit 
greube  gehört;  ber  Xenor  war  ein  neuer,  $r.  Sßielfe,  ber  §off* 
itungen  giebt,  bie  anbern  ©otoftimmen  grl.  ©ct)lo&  unb  &r.  SBeiSfe. 
3um  ©<$lufc  bie  ©tjmpljonie  in  A,  über  bie  wir  nid)t  wieberfjoten 
tpollen,  was  Sitte  wiffen.  13. 

Siebentes  3lbonneraentconcert,  ben  26.  9iobembcr. 

(Snm^onie  (HmollJ  öon  ftallitooba.  —  5lrie  öon  ^onijetti.  —  ^antajie 
für  Klarinette  öon  SR  eifriger.  —  Ouöertüre  ju  bem  gretfd)üfc  öon  SBeber. 
—  Soncertino  für  Söioltne  öonEftaljfeber.  —  Scencmit  (jljor  öon  SRofjtni. 


19* 


292  $te  2lbonnententconcerte  in  Seidig  öon  1840 — 1841. 

Gonccrt  für  ben  SnftitntSfimb«  für  alte  ttttb  (taufe  2»nftfer, 
bcn  3.  2>eccmbet\ 

3u6eIouöertüre  öon  SBeber.  —  Slrie  öon  S^ojart.  —  $$antafie  für  $tanoforte, 
(£f)or  unb  Drdjefter  öon  93eetf>oöen.  —  itobgefang,  eine  ©tjmpljomecariate 
öon  g.  Sttenbelsfofjn  93arttjolbn. 

3m  fiebenten  Stbonnementconcert  Rotten  wir  toieber  Salliwobaä 
neuftc  ©t)mpt)onie,  bie  ber  Somponift  im  öorigen  3ai)re  tytx  jimt 
erftcnmal  fctbft  aufführte,  ©d)ou  bamalS  berichtete  bie  ßeitfdjrift  öom 
befonbern  Xon,  ber  in  iljr  wefjt,  tüte  öon  ber  jarten  Snftrumentirung, 
bie  ben  immer  öorfcf)reitenben  SRufifer  befunbe.  Sludj  f)eute  wirfte  bie 
©t)mpt(onie  auf  baS  Slnmuttjigfte ,  wenn  aud)  nidjt  fo  feurig,  woju 
bamalS  fidler  bie  perfönlidje  ßeitung  beS  Eomponiften  beitrug;  gcfpielt 
unb  geleitet  würbe  fie  übrigens  auf  baS  SBorjüglidjfte.  S)aS  SBerf  ift 
öor  Äurjem  im  ©ruef  erfdjienen  unb  liegt  uns  jur  genauem  Sefpredjung 
öor.  2)ie  übrigen  Hummern  beS  SonccrtS  boten  weniger  neues  3n* 
tereffe.  2)ie  ©onijettifdje  2trie  war  gänjli^  mufiffoS,  würbe  öon  ber 
Sängerin  audj  nid^t  mit  bem  ©lud  unb  bem  Applaus  gefungen  toie 
anbereS  Stalienifdje.  ©ef)r  gut  blies  £r.  §einje  fein  ©larinettftüd; 
er  wie  aud)  ber  SJiolinfpieler  $r.  ©ad|fe  mit  feinem  3)ebut  würben 
freunblid)  aufgenommen.  S)ie  greif  djüfcouöertüre  fd)lug  wie  gewinn* 
lidj  burdj;  ebenfo  baS  ginale  aus  ©emiramis  bei  bem  italientfc^en 
Xl)eil  beS  SßublicumS.  — 

2tuSgejeid)neteS  öon  fdjönfter  Sompofition  unb  SluSfüfjrung  braute 
baS  geftrige  Soncert  für  ben  SnftitutSfonbS.  2)aS  S)trectionSpult  war 
mit  Slumenfranjen  gefdjmüdt ;  eine  §ulbigung  jur  beften  ©tunbe  für 
ben  Sfteifter,  ber  fo  oft  öon  biefer  ©teile  gewirft  jum  greife  wahrer 
Shmft,  ber  audj  tyeute  jur  33erf)errlidjung  beS  SoncertS  mit  einem 
eigenen  Sßerle  beigetragen.  2Bie  er  bann  auftrat,  ert)ob  fidj  baS  ganje 
Sßublicnm  unb  Drdjefter  in  SBegeifterung,  bafc  eS  eine  greube  war  ju 
fefjen  unb  ju  pren.  2>ie  Subelouöertüre  war  nur  bie  Ueberfefeuug 
biefer  ©timmung  in  SDiufif;  ber  3ubel  wollte  nidjt  enben.  ©old)' 
freubigeS  mufifalifdjeS  fieben  auf  ber  §öf)e  ju  erhalten,  wäre  öieöeidjt 
nur  einer  SDialibran,  einer  3)eörient  möglich  gewefen.  grt.  ©d)loB 
fang  gut,  bodj  etwas  nüdjtem;  man  füllte  eS  woljl  allgemein,  Stud) 
$r.  Suff  erat!)  fpielte  nid)t  energifd)  genug,  obwohl  immer  mufifa» 
Kfd)  unb  als  guter  Sünftler.  ©erabe  biefe  aufcerorbentlidje  ßompo* 
fitiou  33eetl)obenS ,  in  ber  ber  Spieler  laum  mel)r  als  ein  jwifdjen 
grofee  SSolfSmaffen  gefteDter  SRebner  ift,  öerlangt  —  im  Silbe  ju 
bleiben  —  gute  Sungen,  um  aud)  im  Siujelnen  burdj  baS  ©ange 


$>ie  Mbonnementconcerte  in  Seipflig  bon  1840—1841.  293 

^inburdf)  öerftanben  ju  werben.  ®ie  Xotalwirfung  war  erljebenb.  ®3 
folgte  btö  §auptftücf  be8  SlbenbS,  SüienbelSfo^nS  Sobgefang,  ber, 
fdjon  jur  ©utenbergfeier  f)ier  aufgeführt,  für  ba3  heutige  ©oncert  öom 
Somponiften  mit  erster  äBirfung  an  einigen  ©teilen,  wie  wir  glauben, 
öeränbert  war.*  8ltle8  Sob  über  bie  t)errlid)e  ©ompofition,  wie  fie  war 
unb  wie  fie  nun  ift!  ©dfjon  früher  fpradjen  wir  e8  auä,  2Ba3  ben 
ÜÄenfdjeu  beglücft  unb  abelt,  finben  wir  Jjier  beifammen,  fromme  ©e- 
fimtung,  93ewufjtfein  ber  Äraft,  i^re  freifte,  natürliche  Steuerung; 
bie  mufilalifc^e  Shtnft  beä  9Jleifter§,  bie  Segeifterung ,  mit  ber  er 
gerabe  an  biefem  SBerle  arbeitete,  namentlich  ba,  wo  ber  2Renfd)end)or 
bie  Jpauptrotle  befommt,  nid)t  weiter  in  Slnfdjlag  ju  bringen*  SBir 
bürfen  bieg  Sob  nitf)t  oljne  eines  für  fämmtltdje  SDiitwirfenbe  befcf)liefcen, 
namentlich  audf)  für  bie  ©oloftimmen,  grau  Dr.  grege,  grl.  ©djlofe 
unb  §rn.  ©d)mibt*  9lur  ein  ©ebanfe,  bem  Sünftler  für  feine  Sir* 
beit  ju  banfen  unb  ju  öergelten  burdj  forgtitf)fte  Siebe  in  ber  Star* 
fteüung,  fdjien  Sitte  ju  befeeleu.  3)a§  ©nbe  be8  SoncertS  war  nur 
ber  Anfang ;  e3  fehlte  nur,  bafc  man  bie  SBlumenfränje  abgeriffen  unb 
bem  SReifter  um  bie  ©dftäfe  gef Ölungen  f)ätte.  13. 

&djte£  Sftonneinentcottcert,  ben  10*  Secetnber. 

©tympfyonte  im  F)  bon  SBeetljoüen.  —  $bagio  unb  SRonbo  für  $tanof orte  [SB.  5] 
öon  Sljat&crg.  —  gina(e  au£  SB.  Seil  Don  9% offin u  —  Ouöcrtürc  feu  ßc* 
boiäfa]  bon  (Sfjeru&ini.  —  3tt>ei  ©tüben  für  Sßianoforte  mm  #enfelt  unb 
(Sfyopin.  —  ©nfembte  aus  ©ortej  öon  ©pontini. 

9Son  ben  93eetl)oöenfd)en  ©tjmp^onieen  wirb  bie  in  F  wo^)l  am 

roemgften  gefpiett  unb  gehört;  felbft  in  Seipjig,  wo  fie  fämmtlidj  fo 

Ijeünifd),  faft  populär  finb,  liegt  man  ein  SSorurt^eil  gerabe  gegen 

biefe,  ber  bod)  an  l)umoriftifd)er  Xiefe  faum  eine  anbere  33eetljoöen3 

gleidjfommt.    Steigerungen,  wie  gegen  ben  ©d&lufe  bc£  legten  ©aj}e3 

f)in,  finb  and)  im  95ectt)ot>en  feiten,  unb  jum  Slllegretto  in  B  fann 

man  aud)  nichts  als  —  ftitl  fein  unb  glücflid).    SDa§  Drdjefter  gab 

ein    äßeifterftücf;    felbft    ba3    öerf  angliche    Xrio    mit   ber   fonberbar 

tröftenben  traurigen  §ornmelobie  ging  gut  öon  ftatten.  —  55a3  Sla* 

üicrftücf  fpielte,  unb  jwar  jum  erftenmal  an  biefer  ©teile,  %xL  Slmalie 

SRieffel  auä  Flensburg,  ein  junges,  faum  adjtjef)njcit)rige§  SRäbc^en. 

9tad)  iljrem  erften  Stuftreten  fiel)  einen  @d)lu&  auf  itjre  ganje  Sunft* 

fertigleit  ju  bilben,  würbe  ber  jungen  Äünftlerin  wot)l  felbft  am  un* 

liebften  fein,  fo  aufmunternb  aud)  ber  gro&e  Seifall  für  fie  gewefen 

fein  mufc,  ben  fie  namentlich  nadj  bem  ©tücl  öon  X^alberg  erhielt 

*  5Sier  dummem  maren  nodj  fjinjueomponirt. 


294  $5ie  Sfbonncmentconcerte  in  Seidig  oon  18-10—1641. 

@ie  leiftct  aber  bei  Sßeitem  metjr,  wie  ber  33eridjterftatter  prtoatim  er* 
fahren  t)at;  tf)re  gertigfeit  i[t  fe^r  groß,  if)r  SBortrag  eigentf)ümlicf), 
oft  poetifd),  wie  fie  benn  ifjre  Sunft  überhaupt  mit  ganjer  Umgebung 
perfolgt  imb  mit  einem  eifernen  SBitlen,  ber  itjr  tro|  eines  beinahe 
ungeftümen  Siinftlertemperamentö  eigen  geblieben,  Sßon  festerem  jcigtc 
too^l  am  meiften  iljr  Spiel  ber  (Stöben,  bie  fie  in  unerhörter  ©djnel* 
ligfeit  naljm,  wobei  benn  freilief»  mand)e£  verloren  ging,  ®er  SBeifatt 
blieb  jwar  aud)  nadj  ben  ©tüben  nidjt  au%;  boct)  war  er  nadj  bem 
©oncertftilcf  jebenfafla  allgemeiner  unb  t)erjlid£)er.  3)a3  lefctemal  ift  e* 
gewiß  nidjt,  baß  iljr  Üftame  in  biefen  SMätteru  öorfommen  wirb;  fie 
f)at  nod)  eine  reidje  3utunft  öor  fid).  —  lieber  bie  größeren  @nfemble< 
ftücfe  üon  Sftoffini  unb  ©pontini  t)aben  wir,  als  über  befannte 
©ompofttionen,  nidjtä  ju  erwähnen.  9iur  bei  ber  Duöertüre  toon  ßl)e* 
rubini  fiel  uns  wieber  ein,  ob  benn  biefer  große  SJtann  unb  3Heifter 
nidjt  nod)  ju  wenig  gefannt  unb  gefdjäfct  ift,  unb  ob  eö  nid)t  gerabt 
jefet,  wo  ba$  SSerftänbniß  feiner  Eompofitionen  burd)  ben  SBeg,  ben 
bie  neue  beffere  Sühtfif  genommen,  unä  um  trieleS  nciljer  gebraut  ift, 
an  ber  3*ü  wäre,  iljn  wieber  meljr  Ijeröorjufudien,  ber  ju  93eetf)ooen3 
Sebjeiten  gewiß  ber  jweite  äfteifter  ber  neueren  Xonfunft,  nadj  befjen 
Xobe  woljt  als  ber  erfte  ber  lebenben  ju  betrauten  ift.  13. 

9iettnte£  5lbonnementconcert,  ben  16«  Seccmber. 

Duöertüre  ju  Dberon  üon  SBeber.  —  5lrtc  clvl$  gtgaro  üonSÄojart.  —  Sonate 
für  Sßianoforte  nnb  SBtolinc  oon  ©eettyooen.  —  Sobgefang  oon  g.  2Kcnbe($* 
jof)n  93artf)oIbtt. 

2)er  SBeridjterftatter  weiß  über  baS  Soncert  nur  wenig  mitju» 
tf)eilen;  fdf>on  lange  öor  bem  anfange  war  fein  ^lafc  ju  befommen. 
Um  lurj  ju  fein,  @.  9K.  ber  Äönig  öon  ©ad)fen  ^atte  fid)  als  Se* 
fud)er  be§  Koncert§  angemelbet.  ®runb  genug,  ba§  93efte  öorjufüljreu. 
®§  war  ein  wahres  föniglid)e3  goncert.  ®ie  Slrie  fang  %xL  ©djloß; 
bie  Sonate,  bie  große  in  A,  fpielten  §r.  3K35.  2ftenbel3fof)n  unb 
§r.  (S9Ä.  SDaöib.  2Bie  un§  berietet  würbe,  fprad)  ©.  3Äajeftät  ber 
Sönig  gegen  bie  Sh'inftler  perfönlidj  feinen  3)anf  au3,  ben  er  jum 
©djluß  be§  SobgefangeS,  an  ba§  Drdjefter  tretenb,  bem  Somponiften 
auf  baö  §ulbüollfte  wieberljotte.  @£  war  ein  Sorbeer  anberer  SM, 
ber  ben  ljofjen  ©eber  wie  ben  empfangeuben  Äünftler  gteidjöiel  fdjmüdt. 
3)a§  publicum  üerljielt  fid)  wätjrenb  be£  ganjeu  SlbenbS  in  adjtungS* 
öoller  Stille,  bie  nur  beim  ©intritte  be§  Regenten  burdj  einen  jubelnben 
ßuruf,  wie  nad)  bem  Sobgefaug  burc^  eine  freubig  ban!enbe  ^Begrüßung 
beS  3Berfe§  unterbrochen  würbe.  13. 


1841. 


1  ^  J  ♦  ♦  < 


Die  ^bonnementroncertc  in  £eipjig  nott  1840—1841. 

StfnM  Stbonncmcntconcert,  bett  1*  Sannar  1841. 

ftrönungS  *#ömne  bon  $  anbei.  —  Duöertüre  t>on  SÄojjart  —  Variationen  für 
Violine  bon  VieuEtempS.  —  „2ßecre3fiiHe  unb  glütftidje  ga^rt"  t>on 
5öeetr)ot>en.  —  ©0(0  für  Violine  bon  Ve'riot.  —  Variationen  für  gföte 
bon  Völjm.  —  Stjmpljonie  (Cmoll)  Don  Veetfjoben. 

3Wit  $ättbel3  froren,  feierlichen  klängen  fei  Sitten  benn  ein 
„glücflid)e8  neues  3af)t"  jugerufen;  bic  Stätte,  wo  fie  erflangen,  bleibe 
aud)  fernerhin  ber  wahren  Äunft  ein  treuer  £eerb,  unb  bie  iljr  t>or* 
ftefjen,  nod)  lange  itjre  warmen  SBefdjüfcer!  ®af$  fie  mit  §änbet  ein* 
gemeint  würbe,  fei  uns  ein  gutes  Omen;  unb  aud)  ber  2tnwud)3  jün* 
gerer  Äünftter  fei  t)on  if)r  nid)t  au8gefd)toffen,  im  Sinne  be3  Sttt* 
meifterS,  ber,  wie  jeber  wafjre,  feinen  üom  Sittare  jurücfweifen  würbe, 
ber  ein  reine§  Streben  mitbringt.  9iur  ba8  §äf$Iidje  fei  wie  ber  ewige 
3ube,  bem  fidj  nirgenb§  ein  gaftlidjeS  XI) or  erfd)lief$t. 

®em  §t)mnu3  folgte  bie  Dutoertüre  jur  3au&ttflöte,  Wc  wol)t 
and)  natf)  3at)rf)unberten  nodj  erflingen  unb  entjücfen,  jenes  fpielenbe 
feiige  SBunberfinb,  ba%,  Sidjt  unb  greube  fpenbenb,  immer  wo  wieber 
auftauchen  wirb  trofc  SRebel  unb  ginfternifc.  8lud}  f)eute  wirfte  fie  fo. 
SDer  Seifatt  fam  wie  aus  einem  $erjen. 

Ueber  ben  SSiotinfpieler  §itf,  ber  bie  folgenben  Variationen 
fpiette,  feinen  merfwürbigen  Sebenätauf,  berichtete  biefc  Statt  fcfyon 
früher;*  er  f)at  fidj  toom  Jpanbwerfer  jum  Äünftler  emporgearbeitet, 
toä^renb  eS  bei  anbern  umgefefjrt  ift  unb  leiber  im  metapfjorifdjen 
©inn.     ©d)on  im  vorigen  Sa^e  mit  großer  Xt)eitnat)me  aufgenommen, 


*  Vgl.  Seite  24S  f.    ;Sdj.  1852.] 


298  $ie  $bonnementconcerte  in  Seidig  oon  1840 — 1841. 

beftätigt  er  immer  mef)r  bie  Erwartungen,  bie  man  fidj  fcon  ifjm 
gemacht,  nähert  er  fid}  immer  met)r  ber  3KeifterfdE)aft.*  Sein  Spiel, 
nodj  fo  frifcf)  roie  früher,  f)at  aud)  an  ßartijeit  gewonnen.  3m 
Uebrigen  war  bie  SBaljl  ber  Stüdfe,  bie  un§  nod)  rjom  Spiel  ber  Gom« 
poniften  t)cr  in  ©rinnerung,  allerdings  eine  gewagte.  2)a3  publicum 
fpenbete  inbe§  reidjften  SBeifatt  unb  mit  geredetem  Sinne;  benn  audj 
ber  33itbung3gang  beä  ÄünftlerS  mu§  f)ier  in  23etradjt  fommen.  Statt 
ber  erft  angefünbigten  Strie  aus  gibelio  war  ber  33eetf)0toenfd)e  Eljor 
untergefteUt  —  tnellei<f)t  ofjne  Sßrobe,  benn  er  ging  nidjt  ganj  gut. 
©in  jmeiteS  Impromptu  erfdjien,  ein  artiger  Sfrtabe  mit  ber  glöte  in 
ber  §anb,  9tamen£  £einbl;  !aum  über  jWotf  3al)r  alt,  ftrielt  er 
fein  Suftrument  mit  einer  3Reifterfd)aft,  bie  auf  biefem  Snftrumeutc 
audj  nidjt  btö  Unnatürliche  Ijat  wie  j.  95.  bie  SRidjarb  2ewt)£  auf  bem 
$ome.  9J£an  gebe  tfjm  fpäter  audj  anbere  Snftrumente  in  bie  §anb; 
fein  Spiel  toerratf)  meljr  af§  gute  Sungen  unb  blofceS  SSirtuofentalent. 
Sä  wäre  fdfjabe  um  ben  mufifalifdfjen  Änaben.  Seine  gamilie  ftammt 
übrigens  auä  SBürjburg  unb  fott  nodf)  eine  äRenge  muftfaüfdjer  junger 
Xalente  in  ifjrer  3Kttte  befifcen. 

S)ie  Cmoll*St)mpf)onie  toon  93eett)ot)en  befdjlofc.  ©djtoei' 
gen  wir  barfiber!  So  oft  gehört  im  öffentlichen  Saal  wie  im  3nnc^ 
ren,  übt  fie  unoeränbert  it)re  SRad^t  auf  alle  2eben3alter  aus,  gleid) 
wie  mandje  grofce  ©rfc^einungen  in  ber  ÜRatur,  bie,  fo  oft  fie  aud) 
wieberfefjren,  uns  mit  gurdE)t  unb  Sewunberttug  erfüllen*  Slud)  biejc 
St)mpl)ome  wirb  nadE)  3af)tf)unberten  nod)  wieberflingen,  ja  gewife  jo 
lange  eS  eine  Sßelt  unb  SDhifif  giebt 

13. 

SlftcS  Stbonncmentconccrr,  ben  7.  Januar  1841. 

ßuoertüre  oon  93eetrjooen.  —  Wrie  oon  ^No^arr.  —  Soncertino  für  SSiofonceu 
oon  Sinbner.  —  3cene  unb  Wrie  oon  3)t e i) c u b e c r.  —  ©aprtccio  für  ^ic- 
lonceU  oon  föombcrg.  —  £iftorifdje  Snmpfyonie  oon  Spotjr. 

Sie  intereffantefte  Kummer  be£  Concerteä  war  unftreitig  bie  lerne 
unb  ba£  ganje  publicum  barauf  gefpannt.  35er  ßettel  nannte  fie: 
„$iftorifd)e  S^mpfjonie  im  Stil  unb  ©efdjmad  trier  üerfrfjiebencr  3*itJ 
abfdEjnitte.     ©rfter  Safc:    83arf)^änbelfd)e   ^eriobe,    1720.    Slbagio. 


*  „9tu§  aller  Söelt  Gnben  toollen  fie  jefct  rjerfommcn  unb  Slunbc  bei  mir 
nehmen,  weil  fie  £ilfc  bei  mir  fudjen",  fd)er§te  $aoib,  .öüfS  Seljrer,  einmal  gegen 
SKenbetejofm. 


$)ie  9I6onnementconcerte  in  ^eip^ig  üon  1840—1841.  299 

$at)bn*üWoaartfdf)e,  1780.  ©d^crjo:  93eetf)ot)enfd)e,  1810.  ginale: 
atterneufte  sjßeriobe,  1840."  ®iefe  neue  ©ljmpt)onie  ©pofjrS  ift,  irren 
wir  nid)t,  für  baS  Sonboner  pf)ilf)armonifd)e  ßoncert  gefd^rieben,  bort 
aud)  jum  erftemnat  öor  etwa  3af)rcöfcift  gegeben  unb,  muffen  wir 
fjinjufefcen,  aud)  in  Snglanb  fdjon  ftarf  angegriffen  worben.  2Bir 
fütdjten,  aud)  in  2)eutfd)lanb  werben  fjarte  Urteile  barüber  faüen. 
©ine  merfroürbige  ©rfdjeinung  bleibt  eS  gemifc,  ba§  in  unferer  Qtit 
fdjon  mehrere  Sßerfudfje  gemalt  würben,  uns  bie  alte  t)orjufüt)ren. 
©o  gab  cor  brei  Satiren  £).  SKicolai  in  SESien  ein  Eoncert,  in  bem  er 
gleichfalls  eine  Steige  „im  ©til  unb  ©efcljmade  anberer  3ctt)tt)unberte" 
geschriebener  Sompofitionen  aufführte.  SKofdjeleS  fdjrieb  ein  ©tücf  ju 
JpänbelS  ©Ijren  nnb  in  feiner  SBeife.  Xaubert  gab  neuerbingS  eine 
„@uite*  t)erauS,  ebenfalls  anf  alte  formen  t)injuweifen  u.  bgl.  mefjr. 
©elbft  ©pot)r  fjatte  feiner  ©ijmpljonie  fdjon  ein  SBiolinconcert  „Sonft 
unb  3efct"  öorauSgeljen  laffen,  in  bem  er  etwas  SlefjnlidjeS  beabsichtigt 
wie  in  jener,  9Jton  lann  nichts  bagegen  fjaben;  bie  33erfudE)e  mögen 
als  ©tubien  gelten,  wie  ja  bie  ©egenwart  neuerbingS  ein  2Sol)lgefal* 
len  am  9toccoco*@efdE)mad  jeigt.*  Stber  ba§  gerabe  ©pofjr  auf  bie 
3bee  fällt,  ®pot)r,  ber  fertige  abgefdjloffene  SDteifter,  er,  ber  nie  etwas 
über  bie  Sippen  gebracht,  was  nidjt  feinem  eigenften  Jperjen  ent* 
fprungen,  unb  ber  immer  beim  erften  Xone  ju  erfenneu,  —  bieS  mufc 
wof)l  Sitten  intereffant  erfreuten,  ©o  f)at  er  benn  aud)  bie  Aufgabe 
gelöft,  wie  wir  eS  beinahe  erwarteten;  er  Ijat  fid)  in  baS  Sleufcere, 
bie  gorm  fcerf  djiebeuer  Stile  ju  fügen  gefdjidt ;  im  Uebrigen  bleibt  er 
ber  SKeifter,  wie  wir  if)n  lange  fennen  unb  lieben;  ja  eS  fjebt  gerabe 
bie  ungewohnte  gorm  feine  Sigentl)ümlid)feit  noc§  fdjreienber  Ijertoor, 
wie  benn  etwa  ein  irgenb  üon  ber  Sftatur  SluSgejeidineter  fid)  nirgenbS 
leidster  fcerrätf),  als  wenn  er  fid)  maStirt.  ©o  ging  Napoleon  einft* 
mala  auf  einen  SJiaSfenball  unb  war  faum  einige  Slugenblitfe  ba,  als 
er  fd>on  —  bie  Slrme  ineinanberfdjlug.  2Bie  ein  Lauffeuer  ging  es 
burd)  ben  ©aal:  „ber  ®aifer!"  Sle^ulid)  lonnte  man  bei  ber  ©t)iu* 
Päonie  in  jebem  Sßintel  beS  ©aaleS  ben  SluSruf  ,,©pot)r"  unb  wieber 
„@pof)r"  Ijören.  Slm  beften,  fdjien  eS  mir,  üetftcllte  er  fiel)  nodE)  in 
ber  9Ko5art*§at|bnfd)en  SJiaSfe;  ber  33ad}^änbeljd)en  fehlte  bagegen 
mel  toon  ber  nertrigen  ©ebrungenfyeit  ber  Driginalgefid)ter;  ber  33eet* 
fjobenfcfjen  aber  woljt  alles.    2l(S  völligen  9)ii§griff  möchte  id)  aber 

*  feier  unb  in  ben  folgenben  tner§el)n  Qäkn  ftttb  ein  paar  9fu3brücfe  nad) 
bem  (Sitat  geänbert  rcorben,  baS  Schumann  au$  biejem  Goncertberidjt  in  bie  S3e* 
fpredjung  ber  gebr  uef  ten  Sgmptjonie   Safjrg.  1813.  einfloßt. 


300  $ie  Wbomtementconcerte  in  Seidig  üon  1840—1641. 

gar  ben  testen  ©afc  bejeidjnen.  2)ie§  mag  Samt  fein,  tote  toir  if)it 
toof)l  oft  oon  Sluber,  3ftet)erbeer  unb  äfjnlidjen  f)ören;  aber  eä  giebt 
aud)  SBeffereä,  SßürbigereS,  jene  ©iuffüffe  ?ßaraft}firettbe3  genug,  baß 
toir  bie  bittere  3tbfidE)t  jene§  legten  ©afceä  nid)t  einjufeljen  oermögen. 
3a  ©pof)r  felbft  barf  fid)  nid)t  über  9lidjt*8faerfennung  beflagen.  2Bo 
gute  Tanten  Hingen,  Hingt  aud)  feiner  mit,  unb  bieS  gefc§ief|t  nod) 
an  taufenb  ©teilen  täglich .  3m  liebrigen,  oerftef)t  fid},  ift  ber  Sau 
ber  einjelnen  ©äfce,  ben  legten  ettoa  ausgenommen,  ausgezeichnet,  unb 
namentlich  bie  3uftrumentation,  beren  ftunft  ju  enttoitfeln  bie  3bee 
be$  ©anjen  getoifc  auä)  fef)r  günftig,  beS  9Äeifter$  toürbig.  auf 
btö  ®anje  be§  *ßublicum3  mad(te,  toie  eö  fdjten,  bie  @tjm:pf)onte  fei* 
neu,  toenn  nidjt  einen  ungefälligen  SinbrudE.  Da  fie  übrigens  etje* 
ftenä  im  ®rudfe  erfdE)eint,  toirb  balb  Seber  fein  Ürtfjeit  über  ba* 
ßuriofum,  ba8  eS  ift  unb  bleibt,  feftfteflen  fönnen.56  —  5)enfetben 
Stbenb  fam  audf)  eine  fefjr  feiten  gehörte  unb  nodj)  toeniger  oerftanbene 
Ouoertüre,  Sßerf  115,  oon  83eett)ot)en  jur  2tuffüf)rung,  für  bie  toir 
befonberS  banlbar  fein  muffen.  Da§  war  oom  edf)teften  33eett)ouen, 
toie  er  freilid)  nie  in  eine  t)iftorifd^e  ©ompfjonie  ju  bannen  fein  toirb. 
—  ßtoei  SSirtuofengäfte  oon  au8toärt3  gaben  aufcerbem  nodj  ©olo» 
Hummern:  grl.  äRarjr,  ipoffängerin  aus  Dre^ben,  unb  £>r.  Sinb« 
ner,  Äammermufifer  auS^annooer:  beibe  neu  für  uns.  3)ie  (Srftere 
geigte  fidj  als  entfd)ieben  talentvolle  Sängerin,  fdjon  aud)  mit  fdjöner 
Sunft*  unb  ©timmbilbung,  unb  ertoarb  fidO  großen  SBeifaH,  bafc  fie 
über  ba%  aSerfprod^ene  unb  da  capo  fingen  mufjte.  Unter  toeniger 
gutem  ©tern  fpielte  ber  SSiolonccIIift ;  er  f)ätte  beffere  Sompofttionen 
toät)Ien  f  ollen;  im  Uebrigen  jeigte  er  fid)  als  ein  ganj  tüchtiger 
SirtuoS. 

13. 

3tttftfte$  STbonncmentconccrt,  ben  14.  3annar. 

Cuöertüre  öon  SBcber.  —  &rie  öon  SJlercabantc.  —  fttoerttffement  für  £oboe 
oon  XieMje.  —  9lrte  öon  Söeetljoöen.  —  ©oneert  [Gdur]  für  ^ianoforte 
»ort  93ect^oöen.  —  ©tjmptjonie   Dmoll)  öon  g.  Sadjncr. 

£ie  Duoertüre  toar  bie  reijenbe  ju  ?ßreciofa.  (Sin*  für  allemal 
toirb  oom  9tef.  bemerft,  \>a%,  too  nidjt  befonbere  SBemerfungen  ge» 
mad)t  finb,  e3  fid)  oon  felbft  oerftef)t,  bafe  bie  Aufführungen  oon 
Seiten  be§  DrdjefterS  immer  trefflidE)  oon  ftatten  gelten,  ja  meiften* 
bie  ©fanjpunfte  be»  StbenbS  bilben.    S)aS  toeife  baö  Crd^efter  audj 


$ic  Sl&onnementconcerte  in  geizig  tion  1840—1841.  301 

fdjon  unb  f>ätt  fid)  banadj.  SBebauern  muffen  wir  nur  ben  SSertuft 
beS  früheren  Käufers,  eines  wahren  gelben  auf  feinem  Snftrumente, 
ber  ftd^  jum  jefcigen  unb  ju  anberen  wie  ba3  ®enie  ju  blofjen  Xalen* 
ten  Derf)ött.  SBieUeirfjt  wirb  er  bem  ©oncertfaate  wieber  jurüderftat* 
tet.*  ©ein  SBirbet  in  ber  B  dur'@gmpf)onie,  einige  ©teilen  in  3Ken* 
bel3fof)nfd)en  Duoertüreu  u.  f.  w.  finb  bis  je&t  fd)merfid)  übertroffene 
SReifterftüde,  tote  man  fie  faum  in  SßariS  unb  Stewtjorf  frören  lann. 
9Ran  laffe  iljn  nidfjt  au&er  Runft.  —  $)ie  Sßerte  be3  heutigen  Soncer* 
tc$  war  ba$  33eetf)ot)enftf)e  Eoncert.  §r.  2RS).  SWeubeUfof>u  93  ar* 
t f) o lb^  fpiette  eä.  2Bie  benn  burdO  üjn  oiele  oon  ber  33ornirtljeit 
überfeine  äBerfe  it)r  Stuferfteljungäfeft  feiern,  fo  f)at  er  je&t  wieber 
btefe  ßompofition  anä  2id)t  gebraut,  93eetf)ODen8  oielleid)t  grofeteS 
Sta&ierconcert,  baS  in  feinem  ber  brei  ©äfce  bem  befannten  in  Es  dur 
nad()ftef)t.  S)ie  oon  2Renbet3fof)n  in  beiben  ©äjjen  eingefrorenen 
ßabenjen  waren,  wie  immer,  befonbere  SReifterftiide  im  äReifterftüde, 
bie  SRüdgänge  jum  £)rd)efter  beibemal  überrafc^enb  jart  unb  neu. 
®a$  publicum  [türmte  fetjr  nad)  bem  Soncert.  —  %xL  ©d)Iofj  er* 
freute  uns  namentlich  in  ber  gar  tjerrtid^en  Sttrie  au8  ^ibeüo"  mit 
ber  £Bnterbegleitung.  — $err  S)iett)e  fpiette  ein  eigenes,  mef)r  ßom< 
pofitionätiebe  afö  Sirtuofeneitetfeit  oerratf)enbe3  ©ioertiffement,  wa3 
wir  'gar  nidfjt  tabeln  wollen.  —  $)ie  ©gmpfjonie  üon  %.  Sadfjner, 
feine  britte,  warb  oom  publicum  bei  SBeitem  günftiger  aufgenommen 
aU  frühere  Eompofitionen  beffelben,  wie  fie  benn  audf)  un8  fein  befte§ 
ft)mpf)ouiftifd()e3  Sßerf  fdjeint;  fie  ift  fd)ou  lange  gebrudt  unb  bereit« 
au3füf)rtid)er  befprocfjen.** 

3Die  nadfjften  ßoncerte  werben  fogenannte  f)iftorifdE)e  fein  unb  be* 
ginnen  mit  3ot).  ©eb.  33adf)  unb  $anbel;  wir  werben  barüber  in 
einem  befonberen  SIrtifel  berieten. 

13. 

$rei}efjnte$  bis  fed^efjnteg  Sbonnentconcert 

[ben  21.  u.  28.  Januar,  ben  4.  u.  11.  ge&ruar]. 

33a§  brennte  unb  bie  brei  folgenben  ßoncerte  brachten  nur 
SBerfe   beutfdjer   ßomponiften    unb    jwar   unferer    größten:    33  ad), 


*  $cr  Käufer  (£.  *ßfunbt  fear  feines  SßoftenS  im  £)rd>efter  ^eittoeilig  enthoben 
morben;  t>om  SBinter  1841/42  an  ttmrbe  er  für  immer  in  feine  $l)ätigfeit  wieber 
eingefegt. 

**  »gl.  (Seite  75  ff.     [@dj.  1852.] 


302  $ic  5(bonncmcntcoitccrte  in  Steinig  üon  1S40 — 1841. 

$änbel,  §ai)bn,  SRojart  unb  Seetfjooen.  83ad(  unb  §änbel 
füllten  einen  Slbenb,  bie  anberen  jeber  einen.  2)afe  bie  8tuött>a^I  finnig, 
bafc  jeber  bet  SReifter  burd)  bejeidjnenbe  Gompofitionen  beitreten  toat, 
fann  man  glauben,  wo  ein  SDieifter  getüätjlt  ijatte,  ber,  tote  SftenbeU« 
fotjn,  iljre  SBerfe  fo  burd)  unb  burd)  fennt,  tote  uietleidEjt  SRiemanb  bcr 
ßeitgenoffen  weiter,  ber  wof)t  im  ©tanbe  wäre,  aüeS  an  jenen  frönen 
Slbenben  Vorgeführte  aus  beut  ©ebädjtniffe  in  Partitur  ju  fd^reiben. 
Von  einer  ftriiif,  oon  2ob  unb  Xabel  ber  Sompofitionen  fann 
im  Uebrigen  wol)I  leine  SRebe  fein;  bodj  mag,  wie  bie  SluSwaf)!  ge< 
troffen  war,  manchem  auswärtigen  Äunftfreunbe  Don  3ntereffe  jein 
unb  Dom  ®efd)made,  mit  bem  jene  Eoncerte  georbnet  waren,  ein  3eug< 
nife  geben. 

3)aS  93adj*§änbeifd)e  ßonccrt  braute  im  erften  Xljetle: 
Sie  d)romatifd)e  $f)antafie,  oon  g.  üftenbelsfoljn  gefpielt, 
bie  boppeldjörige  SJiotette:    „3d(  laffe  bid^  nidjt", 
Sfyaconne  für  Violine  allein,  oon  g.  2)aoib  gefpielt,  unb 
baS  Crucifixus,    Resurrexit  unb  Sanctus  "aus  ber   grofcen  2Refie 
in  Hmoll, 
alles  oon  93 ad),  unb  faft  ju  oiel  beS  §errlid)eu.     S5en  tiefften  (Sin* 
brud  machte  oietleidjt  baS  Crucifixus,   aber  aud)  ein  ©tüd,   baS  nur 
mit  anbern  Vad)fd)en  ju  oergleidjen  ift,  eines,  oor  bem  fid)  aöe  SRev 
fter  aller  Qnkn  in  ©f)rfurd)t  oerneigen  muffen.    2)ie  SKotette  „3d) 
laffe  bidj  nid)t"  ift  mefjr  befannt;57  in  fo  oottenbeter  Süuffüfjrung  war 
fie  inbeft  f)ier  nod)  nidjt  gehört  worben,  bafc  fie  in  biefer  %xi\ty  unb 
Älarf)eit  eine  ganj  anbere  fdjien.    £>ie  ©oloftüde  brauten  bcn  ©pic« 
lern  feurigen  Veifafl,  waS  wir  jum  Veweife  anführen,  baf$  man  mit 
33ad)fd)en   Sompofitionen   aud)   im  ßoncertfaale  nod)   entfyufiaSmiten 
fönne.    SBie  freilidj  3JienbelSfof)n  33ad)fd)e  Sompofitionen  fpielt,  muß 
man  t)ören.    2)aoib  fpiette  bie  ßfjaconne  nidjt  minber  meifterlid)  unb 
mit  ber  feinen  ^Begleitung  SÖienbelSfotjnS,   oon  ber  wir  fdjon  früher 
einmal  berichteten.    S)eu  sweiteu  Xljeil  beS  SoncertS  füllte  §  anbei. 
SBär'  e3  fein  Verftofc  gewefen,  fo  Ijätten  wir  i^n  oor  33ad)  juf)ören 
gewünfdjt.    9laä)  it)m  wirft  er  minber  tief.    $)ie  gewählten  ©tücfc 
waren : 
Duoertüre  jum  SfteffiaS, 

fRecitatit)  unb  Slrie  mit  Gfjor  ebenbafjer,  oon  %tl.  ©djtoft  gefungen, 
Xfyema  mit  Variationen  für  ßlaoier  [Edur],   üon  3Kenbel3fotyn  ge» 

fpielt,  unb 
SSier  $>oppefd)öre  aus  Sfrael  in  ßgtypten. 


$ie  Sl&onnementconcerte  in  Seidig  Don  1840—1941.  303 

9lcit  batoon  war  bic  britte  Plummer,  unter  9Renbel3fo$n3 
Rauben  toon  rcijcnb  nai&er  Sßirfung.  3n  biefen  wie  in  ben  33ad)* 
fc^en  Sf)ören,  fowie  in  ben  späteren  brei  ßoncerten,  wirfte  übrigens 
eine  bebeutenbe  Slnjaf)!  Dilettanten  mit,  toa$  einer  banfbaren  Srwäl)* 
nung  bebarf. 

3)a3  ßoncert  be$  28.  3anuar  war  $at)bn  gewibmet.  ©o 
äRannid&faltigeS  baS  Programm  entlieft,  fo  mag  boef)  äRandjen  ber 
Slbenb  ermübet  l)aben,  unb  natürlich  benn  §atybnfd)e  Sftufif  ift  t)ier 
immer  mel  gefpielt  worben,  man  fann  nidjtö  SReueS  met)r  toon  if)m 
erfahren;  er  ift  wie  ein  gewohnter  £au3freunb,  ber  immer  gern  unb 
adjtungS&ott  empfangen  wirb;  tieferes  3ntereffe  aber  fyat  er  für  bie 
Se^tjeit  nidjt  mel)r.  2)ie  aufgeführten  ©lüde  waren: 
Sinleitung,  SRecifatto,  Slrie  unb  £f)or  aus  ber  ©djöpfung,  bie  ©olo* 

partie  &on  grl.  ©d&lofc  gefungen, 
Quartett  (®ott  ermatte  granj  ben  ftaifer)   für  ©treidjinftrumente, 
t)on  ben  §§.  Stamb,   ßtenget,    ©djulj  unb  SBittmann  toor* 
getragen, 
iülotette  „2)u  biff  s,  bem  $Rut)m  unb  @i)re  gebühret", 
©ijmpljonie  in  Bdur,  unb  bie 
3agb  unb  Sßeinlefe  atö  ben  3af)re£jeiten. 
28ie  nod)  Stiler  iperjen   an  SRojart  Rängen,    ba&on  gab   baS 
folgenbe  ßoncert  einen  SBeweiS.    Drdjefter  unb  ©olofpieler  jeigten  fid) 
aber  aud)  im  ljöd)ften  ©lanje;   e$  war  ein  ßoncert,  in  bem  wir  ganj 
®eutfd^lanb  gegenwärtig  gewünfdEjt  fjätten,  in  ben  3ubet  einjuftimmen, 
ben  fein  großer  ftünftler  an  jenem  Stbenb  erregte.    3ft  eS  nidjt,   als 
würben  äRojartS  äßerfe  immer  frifeljer,  je  utefyr  man  fie  fjörte!    Studf) 
einige  feiner  Sieber  fjatte  man  l)ert)orgefudf)t;  wie  junge  Seilten  buf* 
teten  fie  nod).    golge  l)ier  anftatt  aller  93efd)reibung  nod)  baS  aus* 
gefugt  fdf)öne  Programm: 
Duoertüre  ju  XituS, 
SRecitatto  unb  Slrie  mit  obligater  ^Biotine,    vorgetragen  toon  grl. 

©d)lofc  unb  §rn.  ®aöib, 
Soncert  in  Dmoll  für  Sßianoforte,  gefpielt  twn  g.  äRenbelSfoljn, 
$wei  Sieber,  gefungen  von  grl.  @cf|lof$, 
©tjmpt)onie  in  Cdur  (3upiter). 
(Siner  ber  reichten  9Rufifabenbe  aber,  wie  er  tjieüeid^t  feiten  in 
ber  SBelt  ju  Ijören,  war  ber  beS  11.  gebr.,  ber  nur  SSeetljotoenfdjeS 
brachte.    2htdj)  fdjien  uns  ber  ©aal  glänjenber  als  je  gefüllt;  baS 
Drdjefter,  gebrängt  üoU  üon  ©ing*  unb  ©pielluftigen,  gewährte  einen 


301  2te  Slbomtementconccrte  in  fici^ig  üon  1840—1841. 

fd)bnen  2tnblicf.  Unter  ben  (Säften  Warb  balb  and)  bie  geniale  Äünfc 
lerin  entbecft,  bie  93eetf)ot)en  felbft  jn  einer  feiner  grbßten  ©djbpfungen, 
jum  gibelto,  gefeffen  ju  tjaben  fdjeint:  2Rab.  ©gröber *2)etorient,  bie 
ber  ßufatl  ju  günftiger  ©tunbe  gerabe  nad^  Seipjig  geführt  f^atte. 
©o  waren  benn  eble  Sunftnaturen  genug  bei  einanber,  um  SBeetfioüen 
in  würbigfter  Sßeife  ju  vertreten.  8(ud)  ber  junge  Stuffe  ©ulomt)  barj 
nidjt  unerwähnt  bleiben,  ber,  nod^  wenig  gefamtt,  burdf)  baS  ©piel 
beS  SBiolinconcerteS  in  Ddur  fid)  Sichtung  erwarb  unb  fie  toerbicnte. 
2)aS  Soncert  braute  benn 

bie  Duöertfirc  ju  Seonore  in  Cdur  [Sftr.  31, 

Sfyrie  unb  ©loria  aus  ber  SWeffe  in  C,  SBerf  86, 

baS  erwähnte  SBiolinconcert, 

SKbelaibe,  unb  jum  ©djluß 

bie  neunte  ©gmpljonie. 
S)ie  Duüertüre  würbe  da  capo  verlangt  unb  audj  gezielt.  5Bas 
legte  wunberte  uns  beinahe,  ba  nodj  fo  meleS  bom  Drdjefter  gu  leiften 
war.  DaS  Styrie  unb  ©loria  nadf)  biejem  jweimaf  gehörten  fRiefcnftücfc 
wirfte  fd)Wäcf)er.  S)en  tarnen  beS  ©pielerS  beS  SBiolinfafceS  nannten 
wir  eben.  Sie  ßompofition  gehört  ju  33eetl)oüenS  fünften  unb  ift, 
was  Srfinbung  anlangt,  Wot)l  in  gleiten  Slang  mit  feinen  früheren 
©tjmptionien  ju  ftetlen.  Slm  ©piele  beS  SBirtuofen  ljatten  wir  manches 
jarter,  fingenber,  beutfdjer  gewännt;  in  ben  feurigen  ©teöen  lieft  e£ 
nichts  ju  wünfdjen  übrig.  S5ie  eingef!odE)tenen  Sabenjen  waren  nidjt 
üon  33eetf)Oüen,  wie  fdf)nell  genug  ju  bemerfen.  ßum  SBortrag  ber 
Slbelaibe  —  wen  ^ätte  man  fidf)  lieber  Ijerbei  wünfdjen  mögen,  als  bie 
eS  fang:  STOab.  ©d)rbber*2)et)rient,  bie  fid)  auf  SJienbelSfoljnS  Sitte 
fc^nett  bereit  jeigte.  2)aS  publicum  geriet!)  in  eine  Strt  ©dfjwärmerei, 
als  fie  ljerüortrat,  unb  wäre  eine  Äünftlerin  burd)  nod)  fo  große  Iri* 
umpiie  toerwöt)nt,  ein  foldjer  SBetfaU  müßte  fie  immer  erfreuen  unb  fjat 
eS  gewiß  audj.  9tod)  ftanb  uns  bie  neunte  ©t>mpt)onie  be&or.  ©djeint 
eS  bod),  als  finge  man  an  enbltd)  einjufet)en,  baß  in  iljr  ber  große 
SWann  fein  ©rbßteS  niebergelegt  t)at.  ©o  feurig  erinnere  id)  midj  nie, 
baß  fie  früher  aufgenommen  worben  wäre.  üJht  biefem  ÄuSfprudfje 
wollen  wir  Diel  weniger  bem  SBerfe  als  bem  publicum  ein  Sob  fagen, 
benn  jenes  ftef)t  über  alles ;  fo  oft  ift  bieS  fcf)on  in  unferen  ^Blättern 
ausgebrochen  worben,  baß  wir  nichts  weiter  barüber  ju  fagen  fjaben. 
3)ie  2luSfüf)rung  war  ganj  toorjüglidj  lebenbig.  3m  ©d&erjo  l)brten 
wir  einen  Xon,  beffen  SBebeutung  9ÄenbelSfof)n8  331id  auf  baS  ©djärffte 
gefaßt,    ben  wir  früher  nie  fo  bebeutenb  fjeroortreten  gebort;    baS 


®ie  $bonnementconcerte  in  Setyjig  öon  1840—1841.  305 

einzige  d  einer  Skßpofaune  mac^t  bort  eine  erftaunlid&e  äßirlung  unb 
giebt  ber  ©teile  ein  ganj  neues  Seien;  man  öergleid)e  bie  Partitur 
©ehe  66  Xact  3,  ©eite  75,  Xact  8.  13. 


Siebentes  unb  adjtjeijitteS  Sbonncmcntconcert 

Iben  18.  unb  25.  gebruar]. 

3)a3  fiebjef)nte  Stbonnementconcert  würbe  mit  einer  neuen  (ber 
fedjften)  ©^mptjonie  von  Äalliwoba  [Gmoll]  eröffnet,  bie  er,  burd) 
bie  öufnaljme,  bie  feine  fünfte  gefunben,  metleidjt  ermuntert,  in  fefjr 
furjer  3e^  gearbeitet  Ijaben  mag.  2)a8  SBerf  fdjeint  eben  mef)r  burd) 
äußere  Anregung  entftanben  ju  fein  als  aus  innerem  fd)öpferifdf)en 
Drange,  fc^eint  gefugter,  müfjfamer,  nnb  ber  Seif  aß,  ben  bie  ©gm* 
pfjonie  im  33erf)äftniß  jur  fünften  fanb,  ftanb  aucf)  im  nötigen  SJer* 
Ijältniffe  ju  bem  SBerttje  ber  beiben.  3um  S^ad^t^cilc  be3  SBerf  eä  traf 
eS  fid}  audj,  was  freiließ  nidjt  immer  ju  änbem  ift,  baß  e3  ben  an* 
fang  be3  EoncerteS  machte.  S)ie  3nftrumente,  bie  Sföufifer  felbft  finb 
ba  oft  nod)  uicfot  recf|t  warm,  btö  publicum  fjat  fiel)  nod)  nid)t  ju* 
redete  gefeffen  :c.  3Äag  ber  ©runb  ber  weniger  warmen  aufnähme 
nun  in  äußeren  Umftönben  ober  im  SBerfe  felbft  liegen,  es  möge  bieS 
ben  fjodjgefdjäfcten  Somponiften  nid)t  abgalten,  auf  feiner  rüf)tnlid(jen 
f8ai)u  fortjufafyren.  SBo  wäre  ber  SWeifter,  ber  fidE)  immer  fteigem 
fönnte!  SRur  wenn  er  fief)  verwürfe,  feinen  beutfdfjen  Urfprung  gänj 
unb  gar  verleugnete,  fott  bie  Stitif  eingreifen.  931eibt  er  ftdfj  aber 
treu  in  gleiß  unb  ©efinnung,  fo  bürfen  wir  ifjm  wegen  eines  weniger 
glücflidjen  SBurfeS  nidE)t  gleid)  ba3  ©piel  üerberben  wollen*  S)er 
fiebenten  ©tympljonie  beS  liebenäwürbigen  SKeifterS  fei  benn  im  üorau8 
ein  SBittfommen  jugerufen. 

©tatt  grl.  ©d)loß,  bie  Reifer  geworben,  fang  eine  früher  nid&t 
genannte  Sängerin,  grl.  Souife  ©rünberg,  eine  ©d&ülerin  be3  als 
©efangleljrer  unb  Somponift,  namentlich  für  äßännergcf ang ,  W0I5I* 
befannten  ßöüner,  unb  überrafd^te  ba8  publicum  burdf)  if)r  flang&oöeS, 
fcfymiegfameS  Organ  wie  burdj  bie  naive  ©id&erfyeit,  mit  ber  fie  von 
Slnfang  big  @nbe  iJjre  Strie  (eine  2Kojartfd)e)  ausführte.  3)er  Erfolg 
itjrc§  erften  Auftretens  muß  uns,  ba  fie  ein  einf}eimifd)eS  Xalent,  wol)l 
boppelt  erfreuen.  SSSir  müßten  lügen,  wenn  wir  uns  unferer  vielen 
fdjönen  Stimmen  unb  ©efangtalente  rühmen  wollten;  eS  ift  barin  bei 
uns  nidjt  beffer  als  überall. 

@d|UDiap,  ©cf.  Sdpriften.  II.  20 


306  $te  9r6onnemcntconccrte  in  Seidig  öon  1840—1841. 

fax.  ©ulomt)  fpiette  in  bemfelben  Soncerte  ein  Soncert  *>on 
SipinSfi  unb  83ariationen  t>on  äRolique,  unb  namentlidj  bag  erfte  leben* 
big  unb  mit  ©eift,  bafj  fid)  ber  Gomponift,  toon  bem  wir  e3  früher 
gehört,  barüber  gefreut  fjaben  müftte,  war'  er  anwefenb  gewefen. 

®er  brüte  an  bemfelben  Stbenb  auftretenbe  ©olift  war  fax.  faaaU, 
neben  faxn.  ©renfer  ber  au3gejeid)netfte  glötift  unferer  ©tobt. 

9tod)  fang  ein  jafilreidjer  9J£ännerd)or  £.  3Ä.  t>.  2Beber3  ,@ebet 
öor  ber  ©djladfjt"  toon  XI).  Sörner  unb  2Renbel3fof)n3  wunber* 
fyerrlidjeS  Duartett  mit  £örnerbegteitung :  „ber  Sager  Slbfdjieb*  öon 
©idjenborff.  — 

S)te  SMufifftücfe  be3  adjtjeljnteu  EoncerteS  waren  jiemlidj  gc* 
mifdjter  2trt.  Sine  neue  ©gmptyonie  toon  2.  üWaurer,  nodj  9Ranu< 
feript,  begann,  faat  fid}  feine  erfte  üiele  greunbe  erworben,  fo  wirb 
e$  audj  biefe  jweite,  bie  jener  an  Seidfjtigfeit  unb  Sebenbigfett  nichts 
nadjgiebt.  2tn  ber  Snftrumentation  erfennt  man  ben  im  Crdjjefter  grofc 
geworbenen  SRufifer;  er  fpielt  mit  ben  Snftrumenten  wie  ein  ©aufler 
mit  feinen  Säßen.  2)a3  Slbagio,  fef)r  jart  erfunben,  besagte  uns 
neben  bem  erften  @afce  am  meiften,  Slnbereä,  franjöfifclj  unb  tärmenb, 
weniger. 

2Ü3  ©aft  trat  ein  fax.  ®.  ©etti  au8  Neapel  auf,  ein  fräftiger 
wof)lflingenber  Sforiton,  ber  fid)  balb  als  echter  italienifdjer  ©Snger 
bocumentirte.  3nt  SSerein  mit  faxn.  Rogner  fang  er  audj  jum 
großen  ©efatten  unferer  SBettinianer  ein  Duett  au3  ben  Puritanern, 
©djititen  un8  audj  bie  Italiener  einen  Xenoriften  wieber!  Sin  ©äffen 
feljlt  e$  un§  weniger. 

SRit  großem  SBeifatt  fang  grl.  ©rünberg  bie  SWetjerbeerföe 
Slrie  Robert,  mein  ©eliebter*,  bie  nie  einen  gewiffen  ©ffect  &etfef|lt, 
bie  ber  Gomponift  gewifc  felbft  für  eine  feiner  fd£)önften  Stummern 
f)ätt.  Sin  ber  Sängerin  wollten  ©efangletjrer  bie  SKuuböffnung  tabeln; 
e8  ift  nur  ein  SBinf ,  audO  barauf  Std)t  ju  fjaben.  3m  Uebrigen  jeigte 
fie  aud)  in  biefem  Vortrage  SBeruf  unb  Xalent. 

Sine  wenig  gefannte  Du&ertüre  öon  DnSlow  jur  Dper:    ber 

Sltfalbe,  gefiel;  ebenfo  fax.  SBittmann  in  SBiolonceBtoariationen  oon 

9Rerf,  unb  fax.  SBeiffenbom  in  folgen  für  ftagott  toon  SB.  §aafe. 

beibe  au8gejeid)nete  SRitglieber  unfereS  £)rdf)efter§,  toon  benen  ber  erftcre 

audj)  ein  fdjoneS  SompofüionStalent  befifcen  fott;  er  ift  ein  SBiener  unb 

©d&üler  üon  SRerf. 

13. 


S>ie  9Ibonnementconcerte  in  Seidig  öon  1S40 — 1841.  307 


SReitnjefjitteS  Stbotmemcntconcert  [ben  4*  SRfirj].* 

Goncert*£)ubertüre  öon  28.  §.  $eit  (2ftanufcrtyt).  —  9lrie  öon  9ttenerbeer  Sri. 
©djlofj).  —  'Sößerg  Cual,  Sieb  öon  ©.  Seibl,  für  Xenor  mit  $ianoforte, 
Klarinette,  #orn,  (SeHo  unb  (Sontrabafc  öon  (S.  SReidjarb  (£r.  <Sd)mibt).  — 
Variationen  für  Violine  über  Säuberte  „2ob  ber  Xljräncn"  componirt  unb 
gefpielt  öom  ©oncertmftr.  Xaöib  (9ttanufcript).  —  „2ln  bie  ferne  ©eltebte", 
Sieberfrete  öon  93eetf)oben.  —  ©gmptyome  (Ddur)  öon  SBeetfjoben. 

S)ie  Duöertürc  bot  wenig  9teue3  unb  ©djlagenbeä;  fic  mödjte 
ben  9Rufifftücfen  beijujäf)ten  fein,  bie  ben  SWanget  an  Snergie  ber  ®e* 
banfen  burdfj  üppiges  Steuere  weniger  fühlbar  ju  madfjeu  tpiffen.  — 
%xl  ©d)toB  tote  immer:  rufjig  unb  otyne  §erjf  topfen  laffen  wir  bie 
SBefle  if>reS  ©efangeS  über  uns  weggteiten.  ®ie  Strie  öon  SReljerbeer, 
obgteidj  bereite  ein  tobmübeS  SRofj,  will  nodE)  immer  nicf)t  rjom  ?ßarabe* 
ptafce  üerfd&winben.  —  25a3  Sieb  rjon  9teidfjarb  ift  nidjt  of)ne  Sin* 
tnutt);  aber  aus  feiner  regten  Xiefe  queKenb,  entbehrt  eS  bor  SlKem 
ber  lebensvollen  SBärme.  83ei  fo  rjerftfjwenberifdj  aufgewenbeten  2Rit* 
teln  ift  eS  ju  wenig,  was  f)ier  erreicht  worben.  Stm  ©rfjtuffe  toermifc 
ten  wir  bie  Steigerung,  fo  feljr  fie  audE)  burdf)  baS  ©ebidfjt  geboten 
erfdfjeint;  biefe  Sabung  f)ätte  ber  Gomponift  bem  müben  §örer  nidjt 
vorenthalten  foßen.  35tc  StuSfüfjrung  war  toorjttgtid).  —  2tn  bie 
©d^ubertfd^e  2Mobie  mit  ifjrer  füllen  §eimlidjfeit  fo  Diel  $erauS* 
f  orbernbeS  anjufnüpfen,  wie  in  ben  SSariationen  öon  SDaüib  gefdjeljen, 
motten  wir  als  einen  wenig  glüdticfyen  ©ebanfen  Bejeid)nen.  3eben* 
jaus  ift  bie  Stimmung,  in  bie  ber  finnige  §orer  baburdf)  rjerfejjt  wirb, 
feine  wof)ttl)uenbe.  —  Der  ©dEjmucf  unb  bie  *ßerle  beS  SIbenbS  war 
ber  *2ieberfreiS  üan  33eetf)ot)enS,  SiebeSüeber,  wie  fie  in  fold}'  reinen 
Ulaturtönen,  fold^er  fjerjinnigen  Xiefe  nie  wieber  laut  geworben,  ©ie 
ju  fingen,  bebarf  eS  weniger  beS  ©angerS  als  beS  *ßoeten.  $x.  ©djmibt 
trug  fie  mit  großer  ©orgfalt,  aber  mit  faft  ju  üiet  äußerlichem  Stuf* 
wanb  t>or.  2ftenbetSfof)uS  SSortrag  beS  SlccompagnemcntS  buftete  bie 
^tifc^e  beS  Originals.  —  3fn  ber  @t)mpf)onie  machte  fid?  bieSmat  ein 
un§  frember  jpornbtäfer  bemerfbar;  feine  Unfid£)erf)ett  warf  einige 
bunfle  Streifen  auf  baS  teudjtenbe  ®anje. 


*  $em  19.  (Xonccrt  wofintc  Sftef.  nidjt  bei.  $er  $crid}t  ift  öon  anberer  ©anb. 


20* 


308  $te  Stbomtementconcerte  in  Seidig  bon  1840—1841. 

3^öujigftcö  STbouttcmcutcottccrt,  ben  18.  SRSrj. 

^aftoralfompljonie  öon  93eetf)oben.  —  Slrie  öon  SDtogart.  —  (Eoncert  für  $io» 
Une  öon  ©pofjr.  —  finale  au$  Situs  öon  SDto^art.  —  Duöerrüre  oon 
2Kenbel3fof)n.  —  $uett  uub  Xcrjett  aus  ber  Oper  „§etnridj  unb  gleurette" 
öon  $.  ©djtntbt.  —  La  Mßlancolie  bon^rüme.  —  Sieber  öon  g.  @dju» 
bert,  G.  2JI.  oon  SBeber  unb  SRenbeläfofjn. 

äWit  befonberem  Anteil  gebenfen  wir  biefefc  EoncerteS,  ba3  unä 
be8  Xrefffidjen  fo  t>iel  bot,  jugleicf)  als  be8  legten  beS  feurigen  mit 
tf)nt  würbig  befdjloffenen  StjfluS.  2)ie  ^ßaftoralftjmpljonie  brang  tief 
toieber  einmal  in  Ätter  §erjen;  bie  2tu3füf)rung  war  ganj  t)errlid),  tote 
fie  ftd)  ber  SWeifter  in  ber  SBei^eftunbe  gebaut  fyabzn  modjte.  Xtaffelbe 
gilt  &on  9Renbel8fof)n3  p^antafieteid)er  fd&oner  Duöertüre  ^SReereS* 
ftifle  unb  gtüdfid)e  gafjrt",  bie  man  wot)l  nirgenbS  in  ber  SEBclt  in 
folget  SSoHfommenljeit  f)ören  !ann.  (Sine  Sfteuigfeit  war  ba3  3)uett 
unb  Xerjett  aus  ber  fd^on  fcollenbeten  größeren  Dper  unfereS  ©ängerS 
Jp.  ©d)tnibt,  eines  ©ängerS,  ber  an  muftfalifäer  SBilbung:  unb 
@efdE)mad§ridf)tung  wof)t  oielen  mit  berühmten  Kamen  jum  öorbilbe 
bienen  lönnte.  8H$  ©omponift  ^at  er  nur  erft  wenig  t>eröffentlid)t 
2Ba8  wir  an  biefem  Slbenbe  ju  fjören  befamen,  jeugte  aber  burc^tocg 
öon  einem  ©treben  nadj  bem  33efferen,  oom  SSerftänbnifc  ber  Aufgabe, 
bie  er  fid)  gefefet.  2)er  ©efang  war  mit  Sorgfalt  gef ^rieben,  bie 
Snftrumentation  gefd&idt  unb  flangoott.  2)ie  ©reite  mandjer  SBiebcr*- 
Rötungen  mad)t  fid)  tnelleidjt  im  Xf)eater  weniger  fühlbar,  wie  e3  Denn 
meiftenS  unbanfbar  für  ben  Somponiften  ift,  einjelne  ©tücfe  au* 
einem  SBerfe  t)or  ber  Aufführung  be3  ©anjen  in  bie  Deffentlid&feit  ju 
bringen,  unb  immer  ju  falfd)en  Urteilen  2lntafc  giebt,  2)od)  wirb 
gefagt,  bafc  bie  ganje  Dper  öielleidjt  bei  un3  balb  in  ©cene  get)t,  too 
bann  mef)r  berietet  werben  fott.  2)ie  anbern  in  ben  jwei  Kümmern 
SRitwirfenben  waren  %xl.  ©djlofj  unb  §r.  Äinbermann,  erftere 
wie  immer  gewanbt  unb  fertig,  leitetet  mit  einer  fe^r  frönen  ©timme 
begabt,  bie,  wie  fie  nur  erfltugt,  für  ben  Sänger  einnimmt.  5>er 
©pieler  ber  SSiolinftüde  war  ipr.  ©.  §ilf,  toon  bem  wir  fd>on  öfter 
fpradjen.  Stud)  ^eute  jeigte  er  fid)  ber  großen  Xfjeilnaljme  würbig,  bie 
man  fidj,  öon  feinem  erften  Sintreteu  in  bie  Äünftlerba^n  an,  oon 
it)m  gemalt,  unb  würbe  wie  immer  mit  rauf^enbftem  S5eifatt  ent* 
laffen.  SBenn  wir  öon  ber  Sßerle  bcS  SlbenbS  julefet  fpred)en,  fo  ge* 
fc^iel)t  e§  nid)t  o^ne  ©runb.  SJJit  wenigen  Sorten:  Wlab.  ©d^rö* 
ber*X)et)rient  fang.     2öa§  menfd^tic^  am  äRenfc^en  unb  Jtünftlcr, 


8f.  £Wer3  „Serftöruitg  Serufatemä".  309 

unterliegt  audf)  ber  Qtxt  unb  ifpren  ©inftüffen,  fo  bie  Stimme,  bie 
©djönfyeit  beS  Jteufceren.  2Ba3  aber  barüber  ift,  bie  ©eele,  bie  ^oefie 
erhält  fid^  in  ben  Sieblingen  be8  §immel3  gleid)  frifdf)  alle  Sebenäalter 
Ijinburcl),  unb  fo  wirb  un&  biefe  Äünftlerin  unb  2)ic§terin  immer  ent* 
jüden,  fo  lange  fie  nod)  einen  Xon  in  $erj  unb  ®ef)le  §at.  3)a8 
publicum  f)örtc  tote  gebannt,  unb  als  fie  gum  ©djfufc  3ftenbefefot|nS 
mit  ben  SBortcn  „auf  äBieberfefjn4'  enbigenbeS  SBolfSlieb  fang,  ftimmten 
9tfle  in  freubiger  3uf^mmun8  t™-  *fad)  &cm  Eomponiften,  ber  be* 
gleitete,  galt  fie  wof)l;  bemt  e8  war  ba3  lefctemal  an  biefer  ©teile, 
\>a%  feine  wunberbefdjwingten  Ringer  bie  Xaften  meifterten,58  äBoöen 
wir  benn  audf)  nid)t  unterfud&en,  wem  ber  Sorbeer  galt,  ber  unüerfeljenS 
fid|  im  Drdjefter  fefjen  lieft,  ob  bem  STOeifter  ober  ber  fcereljrten  grem* 
ben,  unb  nur  nodj  SlUen,  bie  in  unfern  üMufifabenben  gegeben  unb 
genoffen,  ein  fjoffenbeS  „auf  SSieberfeljen"  jurufen!  - 


/erbtnanb  filier: 

Sie  Störung  3crnfalemS, 

Oratorium  nadj  ber  ^eiligen  ©djrift  öott  Dr.  ©teitrijettn.  SBerf  24. 

SSon  ber  Aufführung  biefe»  SBerfeS  in  Seipjig,  toon  bem  günftigen 
Srfolge,  ben  fie  gehabt,  berichtete  bie  ßeitf^rift  fdjon  unb  fyrad)  ben 
Sßunfdj  nadf)  balbiger  SBeröffentlidOung  aus,  ber  balb  barauf  in  @r* 
füllung  gegangen.    Sinnen  Äurjem  fott  aud)  nod)  bie  Partitur  folgen. 

SDie  auffaßenbe  ©rfdfjeinung ,  ba&  fid)  in  neufter  ßeit  titele  jün* 
gere  Somponiften  ber  Sird&enmufif  mit  Vorliebe  juwenben,  ift  fdjon 
öon  Slnberen  bemerft  worben.  3)er  ©rfolg,  ben  SRenbelSfo^n»  ?ßaulu3 
gehabt,  fdjeint  grofje  Urfadje  baran  ju  fjabeu.  SSiele,  ja  bie  üKeiften 
werben  fid)  freiließ  täuben  in  if)ren  Hoffnungen  auf  gleite  ober  nur 
affnlidfje  ©iege.  Sßoljl  nid^t  bie  Stxztyt,  nidfjt  bie  Strt  ber  baljinge* 
porigen  Shtnftgattung  Ijat  il)n  errungen,  eine  (Sattung,  beren  Sölätfje 
fd)on  längft  üorüber,  fonbern  bie  $olje  Äunft  be$  einjelnen  Äünftlerä, 
bem  im  $aulu$  ein  ÜKeifterwer!  gelungen.  9Siel  tiefer  wurjelt  $.  85. 
ba8  SBebürfnife  nad)  einer  neuen  beutfdjen  Dper;  meßeidf)t,  ba%  audf) 
balb  hierin  ein  ftarfer  Sünftler  toorangetjt  unb  Stadjeiferung  unb  3Rut^ 
erwedt,  wie  e3  3Wenbel3fol)n8  SßauluS  für  bie  Äird^enmufi!  getrau. 


310  fr  SitterS  „gerftörung  gerufalemä". 

SSie  bcm  fei ,  wir  muffen  jebem  Streben  nad)  f o  ernftem  3W  unfere 
innigfte  Stufmerffamfeit  juwenben.  SßaS  bem  Sünftler,  ber  für  bie 
$ird£)e  arbeitet  unb  fidE)  in  ben  ftrengen  formen,  bie  üjre  SRufif  er* 
f)eifcf)t,  bewegen  muß,  audfj  öom  SBeifafle  beS  großen  §aufenS  abgeben 
möge,  eS  fommt  if)m  auf  anbere  SBeife  für  feine  ftunft  unb  f)unbert* 
fältig  ju  gute.  833er  Sirenen  bauen  fann,  bent  finb  bann  bie  $äujer 
ein  Scid^teö ;  wer  ein  Oratorium  ju  ©taube  gebraut,  bem  wirb  eS  in 
anberen  formen  bann  fpielenb  gelingen. 

©S  giebt  Saumeifter,  bie  wiffen,  was  fie  bauen;  gefdjicfte  praf* 
tifdfje  SKänner,  bie  fid)  ftreng  nad£)  bem  9iiß  galten,  ber  fid)  it)nen 
fd^on  oft  jwedbienlid)  erwiefen ;  nid)tS  ift  ia  öergeffen,  bie  Strd)entf)ür 
an  guter  ©teile,  ber  ©locf entfjurm  an  feiner.  Sin  f old^er  ift  ber  alte 
©effauer  SReifter.*  SS  giebt  anbere,  bie  wiffen  eS  and).  Aber  efje 
fie  beginnen,  beten  fie  einen  frommen  ©prudfj,  if)r  ©efdjäft  gilt  ifjnen 
ein  ^eiliges.  SSon  ber  gewöhnlichen  Sauart  t>ielleid)t  abweidjeub, 
finnen  fie  wof)l  audfj  auf  SKeueS;  Heine  SapeUen  entfielen  au  ben  ©eiten, 
SütuttergotteSbilber  werben  angebracht  unb  öerftedter  tieffinniger 
ßierrat.  ®in  fotdjer  ift  ber  SWeifter  beS  SßauluS,  nad)  folc^er  SKeifterfdjaft 
ringt  audj  fein  greunb  fjerbinanb  Ritter.  9ftit  greube  muß  man  eä 
bemerfen:  es  fd)eint  unter  einer  9fajat)l  jüngerer  Äüuftler  wie  eine 
ftiüfdjweigenbe  Uebereinfunft  ju  befielen,  bem  atten  ©dfjlenbrian  mit 
grünblidjen  X^aten  entgegentreten ,  ein  39ünbni&  gegen  eine  gewiffe 
(Klaffe  üon  §anbwerfSmufifern,  bie  nadj  ber  SHe  componiren,  fyeute 
eine  Äirdjenmufif  unb  morgen  für  ben  Xanjfaal.  Oerabe  unter  ben 
Äirdjencomponiften  finb  einige  ju  fRuf  unb  Flamen  gefommen,  was 
ber  9iad£)Welt,  wenn  fie  öergleidjt,  baß  jur  felben  3C^  $•  ®-  noc^ 
SBeettjoüen  lebte  unb  für  bie  $irdje  fdjuf,  unbegreiflich  erf feinen  muß; 
gerabe  in  ber  Äirdjenmufif  f)atte  fid)  ein  füßlidE)  fentimentaler  SluS* 
bruef  eingefdjlid£)en,  ber  ef)er  jum  Tempel  f)inauStrieb,  als  jur  Slnbadjt 
erweefte.  Slnbere,  immerhin  aber  beffere,  wie  93.  Älein,  Derfuljren 
wieber  ju  trappiftifd),  als  baß  fie  ©influß  gewinnen  tonnten.  2Ren« 
belSfolpt  aber  f)at  unter  ben  9lorbbeutfdE)en  guerft  wieber  auf  bie  watjre 
©pur  Ijingetenft,  auf  ipänbel  unb  93adj,  bie  über  bie  weichen  ©üb« 
beutfe^en  SKojart  unb  §at)bu  etwas  in  SBergeffentjeit  geraden  waren, 
auf  bie  wahren  ®laubenSf)elben  unferer  Äunft.  Slud)  Ritter  finb  biefe 
SBorbilber  wofjlbefannt,  unb  läßt  fid)  bieS  nidjt  im  Sinjelnen  nafy 
weifen,    fo   bod)  an  ber  ganzen  würbigen  Haltung  feines   SBerfeS; 


*  griebritf}  Sdjnetber. 


g.  fctflerS  „Serftörung  SerufalemS".  311 

fein  ©treben  nad)  fräftigftem  Stuäbrucf,  nad)  Uebereinftimmung 
jtt)ifcf)CTi  SBort  unb  Eon,  mit  einem  SBorte:  nad)  3ßaf)rf)eit  feiner 
ÜÄufif  fpricf)t  bafür.  —  ®f)e  toir  jn  einer  furjen  Slnatyfe  be3  mufifa* 
lifdjeu  Xfjeilä  be3  SßerfeS  übergeben,  fei  nod£)  erft  mit  einigen  Sorten 
beä  XejteS  gebaut. 

S3  ift  befannt,  bafe  audjßoetoe  ein  Dratorium  gleiten  9iamen3 
componirte;  erinnere  id£)  mid)  aber  redjt,  fo  fdfjilbert  bie§  bie  fpätere 
ßerftörung  3erufalemä  burd^  bie  SRömer.  §itter3  ift  bie  altteftament* 
lid)e  burtf)  Sabtjlon,  ber  35id)ter  f)at  ben  ©toff  äufcerft  einfach  ange* 
legt  nnb  gehalten*  21(3  §auptperfon  f)ebt  fidj  3eremia3,  ber  $ro* 
pfjet,  ber&or,  ber  bem  König  oon  3uba,  ßebefia,  &ctt  %<*&  f^MS 
fRcic^c^  propre jett.  3eremia8  toirb  beäfialb  in  baS  ©efängnife  gebraut, 
3uba  aber  fpater  erobert.  3eremia3  lommt  toieber  jum  SBorfdjein: 
„bodj  unoerloren  bleibt  3ef)Oöaf}3  SSoIf*;  ber  ©d^Iußc^or  ift  eine  Sin* 
rufung  be&  iperrn  aller  SBölter.  SDicö  ift  im  Kursen  ber  ©ang  ber 
©ef^id^te.  3eremia3  gegenüber,  ate  frtöole^  Sßrinjip,  ftef)t  &f)a* 
mttal,  bie  3Äutter  be3  Königs.  3)er  König  felbft  ift  eine  fdjtoadje 
gigur,  bie  fid)  furd^tfam  stoifdjen  ber  äßutter  unb  bem  $ropf)eten  an* 
Hämmert.  3eremia8  jur  Seite  ftefjen  nodj  jtoei  jarte  Nebenfiguren, 
SKdticam  unb  §anna.  3)iefe  fünf  finb  bie  einjelnen  Sßerfonen  be$ 
Cratoriuntö. 

3)er  £f}or  jerfättt  in  brei  oerfdjiebene ,  in  ben  ber  Satelliten, 
ber  Wiener  ß^^M  unb  ber  33abt)lonier.  3)er  erfte  repräfentirt  ba8 
i3raeiitifdf)e  SSolf  im  Sittgemeinen  unb  jeigt  fidj,  burdj  3eremia§  Sßro* 
pljejeiung  geängftigt,  ebenfo  fromm  toie  fdfjroadj  unb  leibenb.  liefern 
gegenüber  ftef)t  fingenb  unb  jubelnb  ber  ber  35iener  ßebefia»,  bie  tro& 
3eremiaS  in  if>rem  Sßanbel  beharren.  35er  britte  enbticl)  ift  ber  feinb* 
lidje  ber  gröberer. 

2)ie3  SSenige  genüge,  oom  ©anjen,  feinen  feilen,  feinen  ©egen* 
fäfcen  fttf)  ein  SBilb  ju  madjen.  3)et  Xejt  felbft  ift  meiftenS  nad} 
SBorten  ber  tjeiligen  ©djrift  jufammengefejjt. 

folgen  toir  nun  bem  Somponiften  in  fein  28ert  2Bir  toiffen,  er 
Ijatte  ein  3af>r  oor  Sßottenbung  biefer  Slrbeit  eine  Dper*  auf  ber  SJiai* 
länber  ©cala  aufführen  laffen.  35er  ©prung  toom  Xfjeater  in  baS 
alte  Xeftament  fdfjien  gewagt  genug.  2Bie  er  it)m  geglücft,  jeigt  fieser 
üon  großer  ®etoanbtl)eit  unb  ©eifteSfrifc^e.  SKan  toürbe  fic§  t)er* 
gebend  mütjen,  im  Oratorium  etroa§  ju  finben,  toa$  nur  entfernt  tote 


Sflomtlba. 


312  fr  &töer$  „Serftörung  Jgerojalemä". 

italicnifdfje  äRufif  ausfege.  ©S  ift  ein  burdjauS  beutfc&eS  Sßerf,  ücrrät^ 
überaß  bic  guten  äWufter,  bie  bem  ©omponiften  geläufig,  fiberall  Sil* 
bung,  gleiß  unb  ®ewiffent)aftigfeit.  ©ctoäl)rt  fdjon  ber  ©lamerauSjug 
großem  Sutereffe,  fo  nodj  mef)r  bie  Partitur,  in  ber  fidfj  ber  ©ompontft 
a\x6)  als  geroanbter,  geiftrcic^er  3nftrumentator  gejeigt.  ©o  begrüben 
mir  iljn  benn  borweg  als  einen  feiner  Aufgabe  gewadjfenen,  tüchtigen 
unb  adjtungSwertf)en  Äünftler. 

3n  feinen  einzelnen  Xtjeilen  befielt  baS  Oratorium  aus  Sporen, 
Duetten  unb  Slrien,  bie  burd)  bie  Ijerfömmttdfjen  recitatiöif  d)eu  ©äfce 
toerbunben  finb:  jufammen  aus  47  SKummern.  S)er  ©I)oral,  als 
eine  Sbee  beS  StjriftentljumS,  ift  mit  9tec§t  nid)t  angewanbt  ßine 
Duöertüre  fctjlt,  wogegen  nichts  einjuwenben;  bie  erfte  SRummer  be» 
ginnt  gleich  mit  einem  ßf)or;  unter  oiel  fcfyöner  3Äufif  gelangen  wir 
balb  in  bie  äWitte  ber  Gegebenheiten.  SRadj  SeremiaS'  erftem  Stuftreten 
feffelt  uns  lurj  barauf  ber  fdjöne  flagenbe  ©)or:  reine  ©eele  tief  ge» 
beuget",  bem  mit  lebhafter  SSirfung  gleidE)  ber  raufdfjenbe  ber  ©teuer 
ßebefiaS  folgt.  9lud)  ber  geftmarfd)  üerbient  wegen  feines  eigenen 
Kolorits  f)ert)orget)oben  ju  werben*  S)er  Äönig  erfdjeint,  fdjwermutf)' 
boQ,  bie  nädifte  ^ufunft  fürdjtenb.  Staju  überaß  treffenbe  SRufit. 
SeremiaS'  SBamungen  madjen  nur  auf  ben  ©f)or  SBirtung:  „wir  gittern 
ob  beS  ©eljerS  3)rauen ;"  eine  Slrie  ber  §anna  fpridjt  tröftenb  ju*  ©er 
folgenbe  ßf}or  Israel  bleibt  feinem  ©otte  angetraut"  füljrt  biefe  ©tim* 
mung  in  ber  9Kufif  weiter  auS;  fo  fd&äfebar  er  als  SRufifftücf,  fo  Ijatte 
er  jur  rafdjeren  Äufeinanberfolge  wirffamer  wegfallen  fönnen.  3e^t 
wirb  ber  geinb  angefünbigt,  Sftebufabnejar,  ber  immer  näljer  fommt. 
$ier  greift  jum  erftenmal  Sfjamital  ein,  oom  ßomponifteu  mit  befon« 
berer  Siebe  gejeidjnet,  unb  reijt  jum  Sßiberftanb.  ©in  wilber  Sf>or 
bringt  auf  SeremiaS  ein  unb  brotjt  if)m  mit  bem  Xobe.  ©eine  greunbe 
Hagen  in  einem  weisen  ©uett  nadj  bem  SMbettejte:  „D  War'  mein 
$aupt  eine  Xfjränenquette".  Sine  Anrufung  beS  §öd}ften  in  einem 
feierlichen  ßfjor  befepefet  ben  erften  Xf)eil. 

Sie  erfte  Kummer  beS  jweiten  XfjeiteS  fd)ilbert  bie  SSraeliten 
furdjtfam  genug  bor  bem  9taf)en  beS  geinbeS.  ©fyamital  läßt  ftdj  bes* 
t)alb  nidjt  abgalten,  bem  Saal  bie  üblichen  Dpfer  ju  bringen;  es  ift 
biefe  Strie  (9ir.  20)  mit  bem  fpäter  bajutretenben  ©t)or  eine  ber 
frif djeften  Hummern.  SeremiaS,  jefet  im  ©efängnijs,  Ilagt  über  fein 
unb  feines  ßanbeS  ©djitffal,  in  etwas  mobemer  äßeife,  bie  im  ©in« 
jeluett  an  ein  befannteS  SRotio  toon  2Karfd)ner  erinnert.  Der  folgenbe 
ßt)or  (Sir.  35),  mit  fefjr  glönjenber  Drdjefterbegleitung,  f)offt  nodj  auf 


5.  fciflerd  „Berftöruitß  3erafalem$".  313 

Rettung,  ßebefia  will  fidfj  Scrcmiaö  in  bic  Slrme  werfen;  bodj  ju 
fpät.  ,,(58  gefjet  über  ßton  f)in  ber  Sßflug",  antwortet  SeremtaS.  r/3J»t 
feinem  Raupte  büfce  er  feinen  SBatinwit}",  fpridjt  ßljamital,  vorauf 
SeremiaS :  „nun  bin  idj  gar  baf)üT.  S3on  ben  legten  SBorten  erwartete 
ic§  meljr  in  ber  3Äufif,  wie  benn  überhaupt  gegen  baS  ®nbe  ber  Arbeit 
t)in  eine  gewiffe  @ile  fidfj  bemertbar  mac^t,  afö  fürchte  ber  ©omponift, 
ju  lang  ju  werben.  9tudj  in  ben  fpäteren  Sftecitattoen  jeigt  fidjj  bieS. 
©djön  ift  ber  ßf|or  „o  ©ott  ber  ßangmutlj",  erinnert  aber  feljr  an  einen 
im  SßauluS  (in  Es  dar).  Die  ©efaljr  wirb  immer  broljenber,  bie 
SSraeliteu  finb  gefötagen.  ^allgemeine  fjtudfjt  im  wilben  Sfjor.  Die 
Stobtytonier  treten  auf ;  ber  Somponift  Ijat  fie  jiemtidfj  unliebenSmürbig 
gematt;  ber  SRarfdj  erinnert  etwas  an  ben  wüften  ber  Satf)olifen  in 
ben  Hugenotten".  Äudj  3eremiaS'  Älagelieb  fagt  mir.  nidfjt  ju  unb 
erweeft  wenig  Xt)eilnat)me.  Slufregenb,  frifdfj  ift  wieber  ber  Efjor  ber 
SJabtjIonier  J)d),  wir  f)aben  fie  vertilgt";  nur  baS  unangenehme  „f)ef)" 
wünfdfjte  idEj  in  einen  anberen  ©pottlaut  oerwanbelt.  Sin  auSgejeidj* 
neteS  3Äufifftüdf  bringt  uns  bann  wieber  ber  £f)or  ber  fortjiefjenben 
SSraeliten.  SS  folgen  bie  öieHeidjt  bebeutenbften  SBorte  beS  ©anjen 
aus  SeremiaS'  äJtunbe: 

„ßur  legten  ßeit  wirb  ©otteS  §au8  Ijötjer  fte^en  benn  alle  SBerge 

unb  ergaben  über  alle  §ügel!"  — 
bodj  Ijat  fie  ber  (Somponift  gu  leidet  befjanbett,  bie  er  fidj  gerabe  für 
feine  gtüdlidtfte,  fräftigfte  ©tunbe  ^ätte  aufbewahren  muffen.    Dagegen 
fdjliefct  ein  (Sljor  in  würbigfter  Sßeife  baS  ©anje  ab. 

93iel,  ja  ftunbenlang  lie|e  ficlj  über  ein  fo  umfangreiches,  mufif* 
ferneres  äBerf  —  fpredfjen.  28aS  aber  beut  SJhtftfer  am  meiften  ge» 
fällt,  tljm  aud)  am  meiften  nüfct,  fflefpred^ung  beS  9ieinmufitatifdjen 
bi«  in8  Detail  ber  gönnen,  nimmt  fidj  fo  wenig  gut  auf  bem  Rapier 
aus  unb  intereffirt  nur  bie,  bie  baS  Sßerf  fdfjon  genauer  fennen.  ©o 
mögen  benn  biefe  ßeilen,  bit  ^W  e*fd)öpfen  wollen,  jum  wenigften 
«nbere  jur  Durdjfidfjt  beS  SBerfeS  reijen,  baS  bis  jefct  bie  grö|te 
Arbeit  beS  jungen  Eomponiften,  neben  allen  äljnlidjen  in  neuerer  ßeit 
entftanbenen  feinen  felbftanbigen  $lafc  behauptet 

22. 


314  SB.  ftlingenberö,  ©onate. 


tleue  Sonaten  für  ßianoforte. 

Unfere  lefcte  ©onatenfdfjau  fdjlofc  im  ©ecember  1839.  9tur 
weniges  in  biefe  eble  ®attung  @infd)lageube3  ift  feitbem  erfdjieneii, 
unb  freiließ,  fdjeint  e§,  tjat  fie  mit  brei  ftarfen  geinben  ju  fampfen 
—  bcm  publicum,  bett  SSerlcgern  unb  bcn  Eomponiften  fclbft.  $a* 
publicum  fauft  ferner,  ber  Verleger  brudft  fd&wer  unb  bic  (Soraponifien 
galten  attertjanb,  üielleid)t  aud)  innere  ©nmbe  ab,  bcrgleirfjcn  alt* 
mobiles  ju  fc^reiben.  ®ie  es  trofcbem  tfjuu,  f  ollen  un$  boppelt 
wertf)  fein.  (Sä  folgen  f)ier  bic  SWamen  ber  Somponiften,  bic  uns 
neuerbingä  ©onaten  gegeben:  SB.  Älingenberg,  3.  8t.  Secerf, 
3-  ®enifd)ta,  SB.  Xaubert  unb  g.  ©t)opin;  fie  fielen  uad)  ber 
Steilje  be*  3ittereffe,  ba§  fie  uns  ju  tjaben  freuten- 

S)ie  erftgenannte  üon  Slingenberg  [SBerf  14]  f)eifjt  ^antafie* 
fonate.  SBäre  ber  SBitte  bie  Xt)at,  man  müfcte  fie  gut  Reißen ;  ein 
fingen,  fi<f)  oom  alten  ©etylenbrian  loäjumadfjen,  ift  bartn  un&erf  cnnbar, 
überhaupt  ein  ©treben,  ©etbftänbige§  ju  leiften.  Silber  bie  firäfte 
reiben  nid)t  au8;  e$  fel)tt  fogar  an  üoHer  8tu8bilbung  ber  unteren, 
wot)in  ttrir  j.  33.  ©afcreinf)eit  u.  f.  w.  rennen»  ©o  ift  benn  aus 
biefem  9Jii§ücr^ättni§  ber  Kraft  jum  ©treben  ein  fonberbareS,  oer* 
fd&robene3,  gefd)macflofe3  ©tüdE  geworben,  baä  fogar  Ijier  unb  ba 
jierlidf)  unb  galant  fein  möd)te.  Unb  ba§  ift  baä  Unglücf,  wenn  muft* 
falifdje  Äleinftabtbewot)ner  fid}  auf  einmal  mobifdf)  Sßariferifdfj  bewegen 
wollen,  ein  Unglücf,  ba8  leiber  bei  uns  in  Deutf^lanb  met|r  als 
irgenbwo  ju  §aufe  ift.  ©pecieH  ju  belegen,  wag  wir  Ijier  angeführt, 
würbe  SBogen  füllen  fönnen.  @in  ©utmufifalifdjer  muß  nadf)  bcn  erften 
©eiten  fdjon  über  bie  Sompofition  im  Älaren  fein,  meHeidjt  ber  Com* 
ponift  je$t  felbft,  angenommen,  ba|  er  jefct  fein  SBerf  um  einige  Sa^e 
überwarfen.  SBer  ilju  übrigens  jum  3faru§flug  üerleitet,  fd&eint  flar; 
e§  ift  S9eett)ot)en  mit  feiner  Sonata  quasi  fantasia.  SBer  liebte  benn 
biefe  nidjt?  Slber  freiließ  aud)  ba§  ßopiren  »erlangt  Uebung  unb 
gertigfeit.  $Bielteicf)t  giebt  uns  ber  ©omponift  balb  eine  neue  *ßrobe 
feiner  Äunft,  bie  nidfjt  ju  fdjwad)  gegen  baä  Original  abftidfjt. 

S§  giebt  eine  Klaffe  öon  ©onaten,  über  bie  fiel)  am  fcfywierigfien 
reben  lä&t;  eä  finb  jene  ridjtiggefefcten,  etjrlidjen,  wohlgemeinten,  wie 
fie  bie  3Äojart*$aijbnjdje  ©d)ule  ju  t)unberten  fierüorrief ,  öon  benen 
nod)  jefct  ^ier  unb  ba  gjemplare  jum  Sßorfd^ein  lommen.    Säbelte 


fiecerf,  ©emfdjta  unb  Zaubert,  (Sonaten.  315 

man  fie,  man  mügte  ben  gefunben  2Renfd)ettt)erftanb  tabeln,  bcr  fie 
gemacht;  fic  Ijaben  natürlichen  3uf ammenljang ,  woljlanftänbige  §al* 
tung.  Sitte  biefc  Xugenben  jeidjnen  au<f)  bic  ©onate  beS  jweitgenannten 
SerfafferS  [©er!  21]  au«.  Slber  freilidj,  heutigen  Xage«  auf  juf  alten, 
ja  nur  ju  gefallen,  baju  gehört  met)r  at«  btofe  et)rlid)  fein.  Unb 
Ijätte  benn  Seetljoüen  fo  umfonft  gelebt?  SGBer  lefen  fann,  ber  plt 
fic§  ntdjt  mel>r  M  beut  SBudjftabiren  auf;  wer  ©Ijafefpeare  t)cr* 
fielet,  ift  über  ben  SRobinfon  hinüber;  furj,  ber  ©onatenftil  toon 
1790  ift  ntdjt  ber  toon  1840:  bie  «nfprüd)e  an  ftorm  unb  3nt)alt 
finb  überall  geftiegen.  S)a«  ßob  be«  gleifee«,  be«  ©treben« 
nadj  ©utetn  bleibt  aber  beut  ©ompontften  auef)  biefer  ©onate  trofc* 
beut  untoerfümmert,  unb  fo  erfülle  fie  i^re  SBeftimmung,  im  grofcen 
ßeitenftrome  eine  SWinute  lang  aufgetaucht  ju  fein  unb  aud)  wieber 
ju  toerfdjwinben. 

$ud)  bie  folgenbe  ©onate  t>on  ©enifdjta  [SBert  9]  erinnert  im 
2Bef  entließen  an  eine  vergangene  Sßeriobe,  bodj  tritt  un«  in  it)r  eine 
eigentümliche  Sßerfönlidjteit  entgegen.  SDBtr  berichteten  mit  SBergnugen 
fdjou  vor  einigen  Sollten  von  einer  ©onate  für  Klarier  unb  SBiolon* 
cello  beffelben  (Somponiften.  S)ie  SSorjüge,  bie  nur  bort  au«jeidjneten, 
tedjnifdje  gertigfeit,  Älartjeit,  Stnfprudjlofigfeit  bed  Sljarafter«,  finben 
wir  audj  f)ier :  bie«  namentlich  in  ben  feljr  gut  gerunbeten  beiben  erften 
©äfcen.  Rotier  aber  ftet)t  nodj  ber  lefete,  ber  fiel)  met)r  93eett)oöenfd)er 
Art  nähert,  obgleich  burd)  bie  äußere  Aufregung  überall  ein  freunblid) 
ruhige«  ©efidjt  burcplicft.  @an$  auf  flärt  e«  fief)  öollenb«  im  3Kit* 
telfaj}  im  Dur  mit  feinem  eigentümlichen  Drgelpunlt  im  ©opran ;  e« 
ift  bie«  bie  §auptftelle  ber  ganjen  ©onate  unb  fdjwerlid)  ju  überfefjen. 
3)er  ©d)luft  bringt  ni<f)t«  Stufjerorbentlidje«-;  aber  wir  fc^eiben  befrie* 
bigt,  erweitert,  mit  aller  Sichtung,  bie  wir  einem  gebilbeten  ßünftler 
fdjulbig.    S)er  ßomponift  foll  ein  $ole  fein. 

SBon  ber  ©onate  t>on  SB.  Xaubert  [SBerf  35],  feiner  fünften, 
ben  ßefem  einen  fflegriff  ju  geben,  möchte  fd)Wer  fein;  fie  ift  abfon* 
berliner  8lrt,  man  mufc  fie  fid)  fetbft  anfeljen  unb  jwar  öfter.  3$ 
mödjte  fie  tiijpod&onbrifcf}  nennen;  ber  Somponift  t)ängt  fidj  eigenfinnig 
an  ein  paar  ©ebanfen,  bie  er  jergtiebert,  wieber  jufammenfefct,  wieber 
wegwirft,  bis  er  fidj  bann  burd)  eine  S3olf«melobie  au«  ber  wenig  er* 
quicflidjen  Stimmung  t)erau«rei§en  mödjte,  unb  julefet,  ba  it)m  bie« 
nid)t  gtücft,  fiel)  gar  auf  ba«  ©ebiet  ber  guge  fluttet,  wo  er  erft  red)t 
orbentlid)  ju  grübeln  anfangt.  ©idj  ein  publicum  ju  gewinnen, 
barauf  get)t  fie  gewiß  nid)t  au«;  e«  ift  eine  ©onate,  t>om  Somponiften 


316  3f.  Chopin,  (Sonate  in  ßmoll. 

gleidjfam  nur  für  fidj  gcf djrieben,  üicHctd^t  in  befonberen  SebenStoer* 
f)ältniffen  entftanben.  SKit  leidster  9Küt)e  Ijätte  er  aud)  ein  Quartett 
barauS  machen  fönnen,  aber  nein  —  ber  ßomponift  wollte  eben  nur 
feine  trier  Sßänbe  ju  3uf)ötern;  eS  fteeft  etwas  üon  SKenfcljen*  ja  mel< 
leidet  Don  SWufifüberbrufj  in  biefer  9Kufif .  ®o  wirfte  bie  ©onate  ba§ 
erftemat,  als  idE)  fte  fpielte,  auf  midj,  fo  fpäter,  als  icf)  fie  wieberl>olt 
las.  ©♦  9R.  üon  SBeber  f)at  eine  and)  in  ber  Xonart  (Emoll)  ätjn* 
lidje,  fef)r  eigentümliche  gefd&rieben,  an  bie  id(  burd^  bie  öon  Xaubert 
wieber  erinnert  würbe,  nur  bafc,  wie  gefügt,  bie  2Mand>olie  ber 
erfteren  in  ber  anberen  in  $t)podjonbrie  öerfältet  erfdfjeint.  ©enuod) 
übt  bie  SRufif  aud)  t>icr  ü)re  eigene  t>erfdfjönenbe  ©ewalt  aus,  unb  fo 
feffett  uns  in  ber  ftunft,  wie  fo  oft,  was  uns  im  Seben  abftofct. 
S)ocf)  genug  ber  grübelnben  Sßorte,  bie  fetbft  nur  ein  äßiberljall  jener 
SJtufif  gu  fein  fdjeinen ;  motten  fie  2Kandfje  jur  ©urd^fid^t  reijen,  benn 
als  SJiufifer  jeigt  fiel)  ber  ßomponifi  wof)l  immer  als  ein  adjtungSwertljer. 
35ie  erften  Xacte  ber  julefet  genannten  ©onate  fitfy  anfeljen  unb 
noef)  jweifeln  ju  lönnen,  oon  wem  fie  fei,  wäre  eines  guten  Äenner* 
augeS  wenig  würbig.  ©o  fängt  nur  Eljopin  an  unb  fo  fdfjliefjt  nur 
er:  mit  SMffonanjen  buref)  2)iffonanjen  in  3)iffonanjen*  Unb  bod). 
wie  öiel  ©djöneS  birgt  aud(  biefeS  ©tüd!*  S)a|  er  eS  „©onate"  nannte, 
möchte  man  eljer  eine  Kaprice  t)ei§en ,  wenn  ntd^t  einen  Uebermutlj, 
ba&  er  gerabe  trier  feiner  totlften  Ätnber  jufammenfoppelte,  fie  unter 
biefem  Flamen  üicUcid^t  an  Drte  ein jufdfj Wärjen,  woljin  fie  fonft  nidjt 
gebrungen  wären.  9Kan  neunte  j.  33.  an,  irgenb  ein  Santor  üom 
Sanbe  fommt  in  eine  2Rufifftabt,  ba  Shmfteinfäufe  ju  machen  —  man 
legt  il)tn  UieufteS  t>or  —  oon  nichts  will  er  wiffen  —  enblidj  Ijält 
il)m  ein  ®d)lauf opf  eine  „Sonate*  entgegen  —  ja,  fpridtt  er  entjücft,  baS 
ift  für  midj  unb  nodj  ein  ©tüd  aus  ber  guten  alten  ßeit  —  unb  lauft 
unb  t)at  fie.  ßu  §aufe  angefommen,  fällt  er  f)er  über  baS  ©tücf  — 
aber  fet)r  irren  mttfct'  id£)  midfj,  wenn  er  nidjt,  nod)  elje  er  bie  erfte 
Seite  müf)fam  abgehaspelt,  bei  allen  ^eiligen  SKufifgeiftern  barauf 
fdjwöre,  ob  baS  orbentlid>er  ©onatenftil  unb  nid)t  t)ielmef)r  waf)rljaft 
gottlofer,  Slber  Chopin  £)at  bod)  erreicht,  was  er  wollte:  er  befinbet 
fid)  im  Santorat,  unb  wer  !ann  benn  wiffen,  ob  nidjt  in  berfelben 
SBefjauf ung,  trielleidjt  nad)  Sauren  erft,  einmal  ein  romantifdjerer  ©nfel 
geboren  wirb  unb  aufwädjft,  bie  ©onate  abftäubt  unb  fpielt  unb  für 
fid)  benft:  „ber  2Rann  tjatte  bodfj  fo  Unrecht  nid)t\ 


*  SBerf  35,  Bmoll. 


fr  $f)opin,  ©onate  in  Bmoll. 


317 


SWit  allen  biefem  ift  fdjon  öortoeg  ein  E)albed  Urteil  abgegeben. 
Chopin  treibt  fdfjon  gar  nid)t«  meljr,  tt>a3  man  bei  Anbeten  ebenfo 
gut  fjabeu  fönnte;  er  bleibt  fidf)  treu  unb  ljat  ©runb  baju. 

®S  ift  ju  bebauern,  ba|  bie  meiften  ©laöierfpielenben,  fclbft  ©ebil« 
bete  barunter,  nidfjt  über  ba3  f)inau3fet)en  unb  urteilen  fönnen,  toaS 
fie  nidf)t  mit  itjren  eigenen  $ingem  bewältigen  fönnen.  Snftatt  jo 
f  d&ttrierige  ©tücfe  erft  ju  überblicfen,  frommen  unb  bohren  fie  fiel)  tact* 
toeife  fort;  unb  finb  fie  bann  faum  über  bie  gröbften  förmlichen  83er* 
fyältniffe  im  SHaren,  legen  fie' 3  toeg  unb  bann  Reifet  e3  „bijarr,  Der* 
toorren"  :c.  ©erabe  ßt)Opin  ljat  (wie  etwa  Sean  Sßaul)  feine  £äfel* 
perioben  unb  $arentf)efen,  bei  benen  man  fid)  beim  erften  ©urd^lefen 
eben  nid&t  lange  aufhalten  barf,  um  nid)t  bie  ©pur  ju  verlieren. 
Auf  foldje  ©teilen  ftöfjt  man  benn  audf)  in  ber  Sonate  faft  auf  jeber 
©eite,  unb  Ef)opin3  oft  wittfürlidfe  unb  wilbe  8lccorbfd)reibung  madjt 
ba3  $erauSfmbeu  nod)  fcfywieriget.  6r  liebt  nämlidj  nic^t  ju  enf)ar* 
monifiren,  wenn  id&  midj  fo  auäbrücfen  barf,  unb  fo  erhält  man  oft 
jeljn*  unb  mef)rfad}  befreujte  Xacte  unb  Xonarten,  bie  wir  alle  nur 
in  wicf)tigften  gäHen  lieben.  Dft  tyat  er  barin  SRcc^t,  oft  aber  &er* 
wirrt  er  aud)  otyne  ©runb  unb,  wie  gefagt,  entfernt  fidf)  baburdf)  einen 
guten  Xf)eil  be3  SßublicumS,  ba3  (meint  eä)  nid)t  unaufhörlich)  ge* 
foppt  unb  in  bie  (Snge  getrieben  fein  null,  ©o  t)at  benn  auä)  bie 
©onate  fünf  Bee  ober  Bmoll  jur  SSorjeid^nung,  eine  Xonart,  bie  fid) 
gewifc  feiner  befonberen  Popularität  rühmen  fann.  Der  Anfang  tyeifct 
nämüd): 


Grave. 


P      tF 


SRad)  biefem  hinlänglich  @f)opinfd)en  Anfange  folgt  einer  jener 
ftürmifd^en  leibenfd)aftlid)en  ©äfce,  wie  wir  bereu  t>on  Sfjopin  fdjon 
mehrere  fennen.  9Kan  mufj  bieg  öfter,  unb  gut  gefpiett  työreu.  Slber 
audj  frönen  ©efang  bringt  biefer  erfte  Xfjeil  be8  SBerfeS;  ja  e8  jd&eint, 
als  t>erfd)W5nbe  ber  nationetle  polnijd&e  5Beigeftf)macf,  ber  ben  meiften 
ber  früheren  ©f)Opinfd)en  äWelobieen  anfing,  mit  ber  ßeit  immer  mef)r, 
al$  neige  er  fid}  (über  2)eutfdjlanb  tjinüber)  gar  manchmal  gtalien  jti. 


318  @.  Sfatberg. 

SRatt  weife,  bafe  SeQini  unb  ©Ijopin  befreunbet  waten,  bafc  fie,  bic  ftd) 
oft  tfjre  ©ompofitionen  tnitt^etltcn,  wof)t  aud)  nidjt  otyne  fünftlerifd)eti 
©inffofj  auf  eittanber  geblieben*  816er,  tüie  gejagt,  nur  ein  leifeS  §üt« 
neigen  nadj  füblidjer  SQSeife  ift  eä;  fobalb  ber  ©efang  geenbet,  bfifct 
wieber  ber  ganje  ©armate  in  feiner  trofcigen  Originalität  au«  ben 
Älängen  Ijerauä.  ©ine  2kcorbem)etfled)tung  wenigfienS,  wie  wir  fie  nad) 
Stöfdjlufi  beS  erfteit  ©afceS  oom  jweiten  Xf)eil  antreffen,  fjat  SBeHtnt 
nie  gewagt  unb  fonnte  fie  nie  wagen,  ©o  enbigt  aud)  ber  ganje  @a| 
wenig  italienifd),  —  wo6ei  mir  SifjtS  treffenbeS  SBort  einfällt,  ber  etn^ 
mal  fagte,  SRoffini  unb  ©onf orten  fd)Iöffen  immer  mit  einem  »votre 
trös  humble  serviteuro;  —  auberS  aber  ©Ijopin,  beffen  ©d)lüffe  efjer 
baä  ®egentf)eil  auSbrüden.  —  £)er  jweite  Safe  ift  nur  bie  gortfefcung 
biefer  ©timmung,  lüljn,  geiftreid),  pfjantaftifd),  baS  Xrio  jart,  träume* 
rifd),  ganj  in  ßfjoptnS  SQSeife:  ©d)erjo  nur  bem  9?amen  nad),  m 
biete  33eetfjoüen3.  @S  folgt,  uodj  büfterer,  ein  £rauermarfd>,  ber  jo» 
gar  manches  Slbfto&enbe  f)at;  an  feiner  ©teile  ein  Äbagio,  etwa  in 
Des,  würbe  ungleid)  fdjöner  gewirft  Ijabtn.  2)enn  was  wir  im  ©d)lufc 
fafce  unter  ber  Sfaffdjrift  finale"  erhalten,  gleist  eljer  einem  ©pott 
als  irgenb  SRufif.  Unb  bodj  gefiele  man  e$  fidj,  audj  aus  biejem 
melobie*  unb  freubelofen  ©afce  wetyt  uns  ein  eigener  graufiger  ©eift 
an,  ber,  was  fidj  gegen  i&n  auflehnen  möchte,  mit  überlegener  Sauft 
nieberljält,  bafe  wir  wie  gebannt  unb  ot)ne  ju  murren  bis  jum  ©djlufje 
juf)ord)en  —  aber  aud)  otyne  ju  loben:  benn  äWufif  ift  ba£  nidjt.  So 
fdjliefet  bie  ©onate,  wie  fie  angefangen,  rätfjfetyaft,  einer  ©pfjinj  gleich 
mit  fpSttiföem  Säbeln.  12. 


3.  ftljttlberg. 

(Soncert  für  ben  *ßenfton$fonb$  ber  Sftufifer  am  8.  fjebruar.) 

Sluf  feinem  $)urd)ftuge  t)at  ber  ÜReifter  aud)  ^ier  feine  ©Zwingen 
gerütjrt,  unb  eS  finb,  wie  oon  ben  ^ügeln  jenes  SngetS  in  einem 
SRüdertfdjen  ©ebid)te,  Sftubine  unb  anbereS  Sbelgeftein  Ijerabgefalleii  — 
unb  baju  nod)  in  bebürftige  Jpänbe,  wie  eS  ber  2Ketfter  beftimmt  f)atie. 
(Sinem  wie  if)tn,  ber  fd)on  fo  mit  ßob  überfdjttttet  worben,  SfteueS  fagen 
ju  wollen,  ift  fd)Wer.  @ineS  f)brt  aber  jeber  ftrebenbe  SBirtuoS  nod) 
immer  gern:  baS  nämlid),  bafe  er  fortgefd&ritten  ift,  feitbem  er  uns  jum 


£f>.  StuUat,  3»ci  (Soncertetüben.  319 

tefctenmal  mit  feiner  Sunft  erfreut,  unb  tiefet  ©d|önfte  bürfen  wir 
audj  Xljalberg  fpenben,  ber  feit  ben  legten  jtoei  3af)ren,  ba  mir  tf)tt 
nid)t  gehört,  nodj  ©rfiaunli<f)eS  jugelernt,  fid)  womöglid)  nod)  freier, 
anmutiger,  füfjner  bewegt,  ©o  fdjien  fein  ©piel  aud)  auf  Sitte  in 
gleichem  SRaße  gu  wirfen,  baS  glücflid)e  SBefjageu,  baS  er  meDeid^t 
felbft  babei  empfinben  mag,  fid)  Sitten  mitjutljeilen.  ®ewiß,  watjre 
SMrtuofität  giebt  mefjr  als  bloße  gertigfeit  unb  fünfte;  aud)  fie  Der* 
mag  eS,  ben  2Kenfd)en  abjttfpiegeln,  fo  baß  eS  uns  bei  Xf)albergS 
©piet  red)t  flar  wirb,  er  gehört  ju  ben  Dom  ©djidfal  SBorgejogenen, 
Segünftigten :  er  fteljt  in  9?eid)tf)um  unb  ©tanj.  ©o  begann  er  feine 
83af)it,  fo  l)at  er  fie  bis  jefct  jurüägelegt,  fo  wirb  er  fie  bef  fließen, 
überaß  üom  ©lücf  begleitet  unb  ©lud  toerbreitenb.  S)er  ganje  geftrige 
Slbenb,  jebc  Kummer,  bie  er  fpielte,  gab  ben  SBeweiS  baju.  2)aS 
publicum  fdjien  gar  nidjt  ba  ju  fein,  um  ju  urteilen,  nur  um  ju 
genießen;  man  war  feiner  ©ad)e  fo  fieser,  Wie  ber  äßeifter  feiner  ftunft. 
Sie  Eompofitionen  waren  fämmtlid)  neue,  eine  ©erenabe  unb  Söienuet 
aus  $5on  Suan,  eine  ^antafie  über  itaüenifd)e  Xf)emaS,  eine  große 
©tttbe  unb  ein  Kapriccio  über  XtjemaS  aus  ber  ©omnambula:  fämmt* 
lid)  f)öd)ft  wirfungS&otte  Umfdjreibungen  ber  Driginalmelobieen,  bie, 
wie  fie  auefy  Don  Xonleitern  unb  Slrpeggien  umfponnen  waren,  überall 
freunblid)  l)eröorfal)en.  $öd)ft  fünftlid)  war  namentlich  bie  ^Bearbeitung 
ber  S)on  3uan*Xf)emen  unb  if)r  93 ortrag  überrafdjenb  fd)ön.  SllS 
Sompofition  bie  wertt)t)ottfte  festen  uns  bie  (Stube,*  ber  ein  reijenbeS, 
wie  im  italienifd)en  SBolfSton  gehaltenes  Xfjema  jum  ©runbe  lag;  bie 
lefcte  SBariation  mit  ben  bebenben  Xriolen  wirb  wof)l  2CHcn  un&ergeßlid) 
fein,  if>m  üon  SKiemanb  in  foldjer  jauberifd)en  SSoIlenbung  nadjgefpielt 
werben.  ©t>rc  if)tn  benn  nodjmals  für  ben  Slbenb,  an  bem  er  fid) 
als  9Renfdj  wie  als  Äünftler  ein  inniges  Slnbeufen  gefiebert,  unb  fet)re 
er  feinen  33eret)rern  balb  wieber  einmal  jurüd!  13. 


stöben  für  fHattoforte. 

£f)cobor  ftuttaf,  £mi  Goncertctübctt.    SBerl  2* 

35er  ßomponift,  ein  junger  jebenfatts,  fünbigt  fiel)  mit  ben  erften 
Xacten  als  ein  mit  bem  neuften  ©laöierfpiel  vertrauter  an.    X)ie  Stuben 

♦  Amoll,  SBerf  45. 


320  föofenijam  unb  <S.  SBolff,  ©tiiben. 

finb  fd)Wer  unb  öerratf)en  überaß  namentlich  39efanntfd)aft  mit  §en{elt§ 
unb  Xf)alberg8  arbeiten.  2)em  SBirtuojen  gegenüber  Ijaben  wir  nichts 
gegen  biefe  9UdE)tung  unb  SSorliebe.  $)em  ©omponiften  aber,  wenn  er 
ein  tüdjtiger  werben  will,  motten  wir  baöon  abraten.  3m  ©ebiete 
ber  me<$anifdjen  Kombinationen  ift  jefet  faum  met)r  ju  erretten,  alä 
bie  SBirtuofen  ber  neunten  ßeit  wirf  lief)  erreicht  fjaben.  Stuf  baä  SSer« 
fd&ränfen  ber  $änbe,  ob  e&  fo  ober  fo,  auf  bie  Stecorbenmaffe,  ob  fie 
etwa»  mef)r  ober  weniger  tooll,  barauf  fommt  jefct  nid^tö  meljr  an;  ttrir 
fjabeu  barin  in  $enfelt3,  ßifjtö,  Xt)alberg§  arbeiten  öoßauf  genug. 
2)ie  Sßadfjfolgenben  muffen,  wenn  fie  83ebeutung  gewinnen  wollen,  ben 
umgef ehrten  2Beg  emfdtjlagen,  ben  jur  Sinfacijfieit,  jur  frönen,  orb* 
nungSbollen  gorm,  unb  barauf  entwicfele  fid^  bann  auef)  ba§  Gom* 
plictrtere.  S)er  SBeg  liegt  flar  üorgejeicfynet  2Ber  ifjn  nidfjt  fic^t,  wirb 
umfonft  arbeiten* 

3>  ftofettfjain,  24  mclobifdje  (Stäben*    SScrl  20. 

»Invita  Minerva«  tjätte  ber  Eomponift  barauf  f djreiben  foflen. 
3Me  (Stuben  f feinen  mit  großer  Unluft  getrieben  ju  fein,  t)ieHeid)t 
auf  Anraten  beä  —  urfprünglidfj  fraftjöfifdjen  —  Verlegers.  2>afj 
für  fdf)  wachere,  Heinere  Spieler  burdj  (Stuben  geforgt  wirb,  ift  getuifc 
gut.  ©od)  trägt,  als  ©omponift  wenigftenä,  §r.  9ftofenf)ain,  wie  un* 
fdjeint,  nur  wenig  SBeruf  baju  in  fidfj.  3d(  wüfcte  feit  lange  fein  SBerf, 
ba8  mir  in  jebem  83ejug  fo  entfd)ieben  mißfallen  Ijätte.  9licljt8  wirflitf) 
$lnmutf)ige$  im  ganjen  SBerle,  öon  2Kelobie  faum  eine  ©pur;  cinjclne 
Stuben  gänjlid)  mifcratfien  in  ber  $orm,  meleS  uncorrect  unb  unge* 
fällig  in  ber  Harmonie.  Unb  baju  nun  uodj  bie  SBemerfungen  über 
jeber  einjelnen  Kummer ,  wie  biefe  wertf)lofen  ©tücfe  am  beften  üop 
jutragen  feien.  SBaljrijaftig,  ba  fd&reibt  Skrtini  wie  ein  ©ngel  bagegen. 
fflleibe  man  alfo,  bis  nidfjt  etwa»  83effere3  fommt,  jungen  ®emütf)em 
burd)  Uebungen  Äuft  gur  äßufif  jit  madfjen,  bei  Sertini.  §r.  SRofen* 
ljain  ift  bieSmal  ba$  SBiberfpiel  feinet  SftamenS  unb  bie  jarten  ginger 
würben  fiel)  wunb  greifen  an  feinen  ©tüben. 

(Sbnarb  23olfff  24  Stuben.    SSerl  20. 

£)er  ßomponift  ift  ein  junger,  jefct  in  SßariS  lebenber  Sßole,  unb 
feine  Sln^änglid^feit  an  ©jopin  um  fo  leichter  ju  erMären.  S8or  50 
3af)ren  würbe  man  ©tüben  wie  bie  2Bo!fffd)en  gerabeju  für  öerrücft 


<L  SDtoger,  @e<$3  Stuben.  321 

erftärt  f)aben,  t)eute  gelten  fie  nur  nod)  als  „fdfjmer".  Seiber  aber  ift 
@d)mierigfeit  if|r  eigentümliches  SRerfmal,  unb  eS  fteeft  in  mancher 
ßl)opmfd(jen  SKajurfa  meljr  SWufil  als  in  aßen  biefen  24  (Stuben. 
Segriffen  eS  bod)  bie  jungen  ©omponiften  immer  jeitig  genug,  bafc  bie 
SKufit  nid&t  ber  Ringer  wegen  ba  ift,  fonbern  umgefeljrt,  unb  bafc  man, 
um  ein  guter  SBirtuoS  ju  »erben,  nie  ein  fdjled)ter  äRufiter  fein  bttrfe. 
$rn.  Sßolff  getabeju  ju  ben  leiteten  ju  jaulen,  märe  inbefc  uugered&t. 
SS  feljlt  i^m  nidjt  an  ^antafie,  unb  er  meifc  eine  Stimmung  aud) 
GnberS  als  burdfj  blofce  $ingereffecte  tjertoorjurufen  unb  feftju^alten; 
baju  übt  jeber  meland&olifdje  Sfjarafter,  mie  aud)  ber  feinige  ift,  3it» 
tereffe  auf  uns,  namentlich  auf  Süngere.  Seiber  aber  treffen  mir  in 
biefer  Siübenfammlung  aud)  auf  gar  ju  Xri&ialeS,  gerabeju  SScr* 
merf!id)eS,  mie  eS  in  S)eutfd)lanb  fein  ßeljrer  feinen  ©djiiler  auftreiben, 
gefd)tt>eige  bruefeu  liefce,  unb,  bem  Somponiften  jura  Doppelf  droben, 
gerabe  auf  ben  erften  ©eiten  feines  SßerfeS;  benn  9Kaud&er  wirb  fid) 
baburd)  abgalten  laffen,  im  $icftd)t  toeiter  öorjubringen.  Srft  auf  ber 
14ten  ©ette,  ber  f elften  Stube  in  Hmoll,  ftofeen  mir  auf  eine  an» 
jieljenbere;  l)ier  erreicht  ber  Somponift  mit  menigen  SJtitteln  mef)r  als 
borget  mit  fo  trielen,  unb  man  fieljt,  er  fann  mot)l  audj  einfacher  fein, 
menn  er  mitl.  Äud)  bie  jmei  barauf  folgenben  Slummern  gehören  ju 
ben  gelungeneren,  unb  nadf)  biefen  bie  gctjtttc  (Cismoll),  bie  adjtjeljnte 
(Gmoll)  unb  bie  jmeiunbjmanjigfte  (Fmoll).  Sie  Übrigbleibenben 
Ijaben  meift  nur  als  med&anifd)e  Kombinationen  für  Uebenbe  Sntereffe; 
maudje  ber  3ufammenftetlungen  finb  barin  neu  —  fdfjön  feiten.  S)aS 
djromatifdje  Sluf*  unb  SRieberjieJ)en  burc^  toerminberte  ©eptimenaecorbe 
in  ben  öerjmicfteften  Sagen  unb  Doppelgriffen  gehört  mie  ju  ben  Sieb* 
KngSjügen  aller  jüngeren  SBirtuofen,  fo  aud&  ju  ben  feinigen.  SRan 
finbet  einen  folgen  ©ang  faft  in  jeber  ber  Stuben.  Ob  baS  SBerf 
bereits  in  3)eutfd)lanb  gebrueft,  miffen  mir  nid^t;*  mir  mürben  bann 
für  eine  SfaSmaljl  ftimmen,  bie  bem  Somponiften  metjr  jur  Sf(re  ge* 
teilen  mürbe  als  twUftänbiger  Äbbrud. 

Sari  SRa^er,  <Sed>$  (Stuben.    3öcrl  55. 

Spielt  man  biefe  Stuben  nadj  ben  borigen,  fo  glaubt  man  fid) 
tnic  auS  finfterem,  ftruppidjtem  SBalbeSbidi^t  auf  eine  grüne  glatte 
9tafenflöd)e  öerfefct  greunblidfj  finb  biefe  Stuben  genug,  mie  faft  alle 
©ompofitionen  biefeS  Somponiften ;  aber  man  J)atte  nad)  mannen  feiner 

*  (S&  lag  in  ber  franjöfifdjen  9fo3gabe  bor. 
©tfjumann,  @ef.  ©Stiften.  II.  21 


322  ©t.  geller,  Stuben. 

früheren  erwartet,  er  würbe  fief»  gu  einer  eigentf|ümttdjen  Autorität 
fjeraufbilben ;  eine  ©Wartung,  in  ber  mir  getäufd&t  finb.  ©eine  $fy)« 
fiognomie  f)at  an  ©djärfe  unb  Äugbrud  Die!  üertoren;  man  mochte  i^n 
jefet  oft  für  einen  jungen  ©alonfpieler  galten,  ber  mit  Xf)alberg  unb 
§enfelt  rtoalifiren  wollte,  unb  bieä  an  einem  älteren  Äünftler  ju  be< 
merlen,  tonnte  beinahe  traurig  ftimmen,  wenn  anbererfeitä  ba3  öor* 
üegenbe  SBerf  nic^t  fo  manches  ©inneljmenbe  an  fid)  f)ätte,  fo  bafc  man 
barüber  t>crgi§t,  waä  ber  ©omponift  unter  anbeten  3Serf)ältniffen  Ijatte 
leiften  muffen.  Die  SBefürd&tung  aber,  bafe  er  fid)  im  ©anjen  tterftodjt, 
ftüfct  ftc^  junädjft  auf  obige  ©tüben;  wer  aber  weift,  wa$  er  melleidjt 
nod)  im  SBorratlj  t)at?  Unb  gef)en  grofte  ©enien  wof)l  einmal  einige 
SRinuten  rücfwörts,  um  wie  öiel  ef)er  fcmn  e$  Stnberen  gefdfef>en.  Sie 
©tüben  werben,  wie  gefagt,  gern  gefpielt  unb  gehört  werben ;  ba3  erftcre 
namentlich,  weil  fie  fo  fef)t  leidet  in  bie  ^ixiQtt  fallen,  baft  mittlere 
©pieler  faft  nirgenbs  fehlzugreifen  ju  fürchten  brausen,  bis  in  ber 
legten,  einer  Stube  in  ©prüngen,  „Souvenir  ä  Thalberga  genannt, 
bie  wir  iljm  gern  erlaffen  Ratten:  benn  e8  ift  nidfjtS  leichter,  als  ber* 
gleiten  ju  Dufeenben  ju  fdjreiben.  S3efonber3  anmutt)ig  ift  fobann 
bie  jweite  in  Asdur.  Die  britte  in  Fismoll  wünfd)ten  wir  bagegen 
gänjlid)  ungebrutft,  ba  fie  fiel)  gegen  §enfelt$  „Poeme  d'amour"  wie 
ein  fd^wad^er  ©djattenrifj  aufnimmt.  ©omponiften  fefeen  folgen  SBor* 
würfen  oft  ben  ©inwanb  entgegen,  „fie  Ratten  ben  f ogenannten  ©<f>attenrijj 
etyer  componirt  als  baS  öermeintlidje  Original  fein  ©tiid*  *c. ;  aber 
audj  bann  bürfen  fie'S  nid&t  bruden  laffen;  bie  ©tübe  ift  an  fid}  }it 
wenig  bebeutenb.  Die  anbern  mögen  fiel)  Alle,  bie  ben  ©omponiften 
öon  früljer^er  liebgewonnen,  felbft  anfe^en  unb  felbft  urteilen,  wo 
er  fidf)  treu  geblieben,  wo  nid)t. 

(Stephen  $etter,  24  Stäben.    Kerl  16. 

Die  ^eitfdjrift  f>at  fdjon  öfter  auf  biefen  jungen  geift*  unb  pf)Qn> 
tafieooHen  Äünftler  aufmerffam  gemalt.  Sr  lebt  feit  etwa  gwei  Sauren 
in  $ari8,  wo  fein  Xatent  als  ©omponift  unb  SBirtuoS  gleichfalls  fdjon 
rüt)mlid)e  Slnerfennung  gefunben.  Die  ©tüben  finb  fein  gröfjte«  bis 
jefct  erfdjieneneS  SBert.  Drbentlidfe  ©tübenfpieler  irren  aber,  wenn  fte 
barin  auf  redjte  gingerarbeit  ju  treffen  Ijoffen;  fte  finben  meljr,  Gi)a< 
rafterftücfe  nämlidf)  in  bunter  SReifye,  barunter  einige  öon  auSgejeidj' 
netem  SBert^e,  fammtltd)  aber  einen  mufifaltj^regen  ®eift  toetratljenb, 
an  bent  nur  ju  bebauern,  baft  er  feinen  SReidjtfjum  in  fo  Meinen  formen 
jerfplittert.    Stnbere  t)au3ljälterifd)ere  ©omponiften  würben  au«  mandjen 


©obolewsfi,  „$er  (grlöfer",  Oratorium.  323 

(Srunbgebanfen  ber  Stuben  gange  (Soncerte  unb  Sonaten  aufgebaut 
t)aben;  unfer  ßomponift  gief)t  e3  toor,  nur  angubeuten  unb  flüchtig 
anguregen;  fein  übertoiegenber  ipumor  null  e3  fo,  unb  aud|  ber 
©djattenrifj  ift  ttritttommen.  88  tieft  fid)  bie  ©tübenfammlung  ettoa 
lote  ein  Xagebudfj.  äJtannigfalttge  äReinungen  finb  I)ier  neben  ein* 
anber  auSgefprod^en,  bittere  33emerfungen  fefflen  nidfjt,  aud()  nidjt  liebe 
(Srimterungen.  2)er  Äünftler,  ber  *ßljtlofopl) ,  ber  greunb  läfct  fid) 
barin  gef)en,  als  falje  if)m  lein  SWenfdjenauge  gu,  afä  gäbe  eä  feine 
Sftecenfenten.  SBielen  tirirb  bie3  offne  tyngebenbe  äßefen  gefallen, 
Sfabem  ©toff  jur  83efürdfjtung  geben,  ob  biefe  Weitere  greigebigfeit  fid) 
nidfjt  ettoa  in  ber  ßulunft  radje,  im  SMter,  too  man  oft  mit  SBcnigem 
ankommen  mufc  unb  oft  gegen  feinen  SBiQen.  SBie  ber  Somponift 
nur  anbeutete,  fo  beutet  audj,  ber  barüber  f djreibt,  nur  an  unb  meint 
ber  junge  Äünftler  oerfd)toenbe  nid)t  gu  t>iel  im  Sieinen.  SBiele,  bie 
flerabe  baoon  nüjjen,  »erben  iljm  banfbar  fein.  3m  Stngeftdfjte  ber 
Shtnft  aber  gilt  e$  Sonfequeng,  (Snergie,  ÄraftauSfprud)  burd)  gro&e 
Arbeiten,  unaiiSgefefcteS  Streben  nadf)  SSerebetung.  SRoge  bie  Qtit 
nidfjt  fommen,  too  ber,  ber  biefe  Qtittn  fjeroorgerufen,  fie  nur  ungern 
toieber  in  bie  $anb  naf)me!  Die  frönen  Seime,  bie  audfj  btcfcö  fein 
lefcteä  2Berf  in  großer  $afy  enthält,  geben  inbefj  auf  fernere  ©off* 
nungen  Änfprudfj,  unb  bieg  ift  fd^on  einer  fc^ftrferen  2tu3geidjnung 
toertf),  bereu  er  benn  audf)  im  flogen  ©rabe  toürbig.  2)ieS  wirb  t)in* 
reiben,  auf  bie  (Stuben  atö  auf  ettoaä  nidjt  ®etoö^nlid)e8  aufmerffam 
ju  madjen  unb  baS  Anbeuten  an  ben  ©omponiften  bei  feinen  SanbS* 
leuten  toieber  aufgufrifdjen.  ©ein  intereffantefteS  unb  ItebenStoürbigfteS 
(Stübenftüd*  fteljt  übrigens  in  biefer  ©ammhtng  nidfjt,  fonbem  in 
ber  ^ofc^eleS'gftiS'fdjen  ©djute,  auf  bie  toir  balb  gu  fpredjen  fommen 
werben.  j3 


(Elmar*  5obolemski: 

©er  ©rlöfer, 

Oratorium  nad)  SBortcn  ber  ^eiligen  Schrift,    ©laöierauSjug. 

2Ber  bie   grofje  8lngat)I   geiftttdjer  (Sompofitionen,   bie  oor  uns 
liegt,    anfäfje   unb  nodj  gtoetfeln  wollte,    ob  fidE)  nidjt  audfj  auf  bem 

*  „La  chasse",  SBerf  29, 

21* 


324  ©obotetogfi,  „®er  (Srtöfer",  Oratorium. 

©ebiete  ber  $ir<f)enmufif  ein  erfreuliches  Streben  ber  ©egenwart  jcigtc, 
müfete  bliub  ober  ungerecht  genannt  werben.  Wlan  möchte  eljer  jra* 
gen,  wo  bieg  alles  im  fleinen  beutfd&en  SJaterlanb  l)in  foH,  unb  tote 
eS  verarbeitet  werben  fann.  Srfreulid)  nnb  bebeutfam  bleibt  aber  bieje 
wieber  erwad)enbe  SBorliebe  für  bie  Kircfyenmufif  immer.  SBir  fprad)en 
unfere  ©ebanfen  baräber  fdjon  bei  Stnjeige  beS  £illerfd)en  Oratoriums 
„bie  gttftörnng  3erufalemS"  aus.*  (Sine  wfirbige  Stiftung  geigt  ftd) 
ani)  in  obengenanntem,  baS  ben  tarnen  eines  bisher  meljr  als  mufi< 
fatifc^cr  ©d&riftftetler  benn  als  Eomponift  befannten  SÄanneS  auf  bem 
Xitel  nennt.  @S  lommt  aus  Königsberg,  einer  in  religiöfer  33ejiel)wig 
neuerbingS  oft  genannten  ©tabt.  Der  Umftanb  fdjeiut  uid)t  ganj  ju 
überfein  ju  fein*  25ie  2uft,  in  ber  toir  atf)men,  burdjbringt  nun 
einmal  audfj  ben  gangen  innern  2ftenfd)en,  unb  woöen  toir  bem  Dra< 
torium  aud)  n\ä)t  einen  burdfjauS  mtyftifdfjen  ©fjarafter  beilegen,  fo 
neigt  eS  fid£)  bod|  auffallenb  inS  ®rüblerifd£)e  unb  Duftere.  S3ieDeid)t, 
bafe  mandjeS  burd)  ben  Steig  einer  frönen  3nftrumentatton,  bie  ju 
beurteilen  uns  oerfagt  ift,  gemilbert  erfd)eint,  aber  ber  Slamerairä* 
gug  giebt  gunad&ft  jenen  ©inbrucf,  wogu  öielleidjt  and)  baS  ginftere 
ber  SluSftattung  etwas  beitragen  mag« 

35er  Xejt  gum  Oratorium  ift  giemlidj  lofe  aneinanber  gereift  unb 
fdfjeint  ftüdtmeife  in  toerfdfjiebenen  Reiten  entftanben.  SBier  8tötl)eilun< 
gen:  bie  SSerfünbigung,  bie  fjeitige  Siad&t,  So^anneS  ber  Xäufer  unb 
3oljamuS  ©ntljauptung  bilben  baS  ©ange.  @S  fe^lt  iljm  jebod)  ein 
SKittelpuntt,  eine  Hauptfigur,  bie  3tttereffe  erwecfte,  nm  bie  fic§  bie 
§anblung  bewegte.  Kurg,  baS  SBudj  leibet  an  Sonfufion.  2>ieS 
lonnte  bem  ßomponiften  freiließ  nur  fd&äblid)  werben;  ba  bie  £anb» 
lung  nid^t  fortreifet,  vermochte  ber  Somponift  ftdj  aud}  nidjt  ju  ftei» 
gern,  unb  biefer  Sföangel  ber  Steigerung,  innerer  wie  äußerer,  wirb 
bem  ©efallen  unb  ber  SBirfung  beS  SßerfeS  am  meiften  Sintrag  t^un. 
©oUten  wir  überhaupt  irren,  wenn  wir  bie  beiben  erften  Abteilungen 
beS  Oratoriums  für  fpäter  gefdfjrieben  glauben  als  bie  gwet  legten? 
9tuc^  bie  Debication  bringt  auf  biefen  ©ebanfen;  bie  beiben  erften 
Steile  finb  nämlid^  bem  jefct  regierenben  König  öon  Sßreufjen,  bie 
fpäteren  ebenbemfelben,  aber  als  Kronpriug,  gugeeignet,  was  benn  leidet 
unfere  SKadfjfommen  irre  machen  fönnte.  SBie  bem  fein  mag,  ber  erfte 
Ztyil  beS  SßerfeS,  wie  eS  uns  jefct  borliegt,  fdjeint  ben  anbem  an 
@et)alt   unb  Kunftwertf)    gu   übertreffen   unb    öor  SlHem    an    flarer 


*  Seite  309. 


(Soboletttffi,  „3>er  ©rtöjer",  Oratorium.  325 

9tunbung  unb  (Einheit  ber  einjelnen  SRufifftücfe.  SScrmag  nun  baS  ®anjc 
nid)t  unfer  3ntcrcffc  bis  jutn  ©d)luffe  fcftgutjaltcn  unb  ju  erfreu, 
fo  finb  bie  meiftcn  bcr  cinjclncn  ©tücfe,  für  fiel}  betrachtet,  mit  9lu3* 
jeidj>nung  ju  nennen.  (Sineä,  um  e3  gleich  öorauSjufd)icfen,  öermiffen 
wir  aber  in  allen :  red)t  natürlichen  ©ef  ang.  SBie  flimmert  bod|  felbft 
in  ben  funfttooüft  üerfdjlungenen  ©ebilben  ©eb.  93ad)3  eine  geheime 
SWelobie  f)inburcf|,  tt)ie  in  allen  33eetl}Oüen3 !  S)ie8  roeifc  ber  geift* 
reidje  ßompontft  aud)  felbft,  aber  freiließ  jttufdjen  SBiffen  unb  ©Raffen 
liegt  nod)  eine  ungeheuere  Sluft,  jtt)ifd)en  benen  fid)  oft  erft  naefy 
garten  kämpfen  eine  öermittelnbe  Srücfe  aufbaut,  darauf  fd)eint 
mir  benn  ber  Gomponift  üorjttglid)  achten  ju  muffen:  auf  beftimmtere 
unb  natürlichere  9lu3fprad)e  ber  SWelobie,  bie  aud)  in  ber  ittrdje  iljr 
9ted)t  toitt,  ebenfo  mie  bie  Stnmutlj  ber  ©eftalt  in  ber  fird)lidjen 
äßalerei.  3n  Ijarmonifdjer  $tnftd)t  giebt  er  uns  bagegen  tuet  3nteref * 
fanteS,  »erat  an6)  mandjeS  ©efünftelte.  S)af$  aber  funftüollere  gor* 
men  überhaupt  im  fird)lid|en  ©til  angetoanbt  »erben,  !ann  nur  ßu* 
ftimmung  erhalten.  2Btr  finben  batoon  eine  SÄenge.  $)oppelcanon3, 
©oppetfugen  u.  f.  ro.  geben  oom  $leifc  unb  ber  Silbung  be8  Kompo* 
niften  an  Dielen  ©teilen  ein  rüljmlidjeS  3a*gnifj;  aud)  jeidjnen  fid> 
bie  Xtjemen  oft  burd)  ©igentl)ümlid)teit  unb  Sefonbertjeit  au%.  yiaä) 
Stnljören  be3  2Serfe3  in  feiner  urfprünglidjen  ©eftaltung,  b.  I).  mit 
Drdjefterbegleitung,  treten  feine  SSorjüge  metletd)t  nod)  entfdjiebener 
ljertoor.  Sin  GlamerauSjug,  fo  forgfältig  aud|  ber  öorliegenbe  aus* 
gearbeitet  ift,*  bleibt  immer  ein  bürftiger  SKotljbeljelf,  bcr  bem  &om* 
poniften  fein  tooUftänbigeä  9ied)t  bei  ber  Äritil  nie  giebt  unb  geben 
fann.  ©o  gut  e§  unter  biefen  Umftanben  möglich  t>erfud)en  nur  nod> 
Don  einjelnen  Kümmern  ber  erften  unb,  toie  toir  glauben,  bebeuten* 
beren  $älfte  be$  Oratoriums  eine  Stnfidjt  ju  geben. 

S)ie  Duüertüre  f)at  ben  Gljarafter  ber  Einleitung  unb  ift  !«in  ab* 
gerunbeteS  äRufifftücf .  ®a3  fugenartige  SBCttegro  erinnert  an  $änbelfd)e 
Sßeife;  fdjon  l)ier  fängt  ber  Gomponift  an,  33eifpiele  t>on  fünftlidjerer 
Slrbcit,  toie  Umleitung  ber  Renten  u.  f.  tu.  ju  geben.  S)ie  erftc 
©efangnummer  enthält  eine  SBegrüfeung  an  bie  3ungfrau  SRaria;  bie 
gorm  ift  bie  beä  2)oppelcanon8  im  Gfjor,  bie  Haltung  toürbig  nnb 
angemeffen.  9lr.  3  bietet  nichts  §erüorfted)enbe3.  dagegen  fagt  uns 
9ir.  4,  eine  Strie  für  ©opran,  burd)  größere  Snnigteit  be3  ©efangeä 
befonberä  ju.    3n  SRr.  5  fällt  ©eitc  8,  lefcteS  ©Aftern,  Xact  3  bie  fid) 


*  öon  93ertf)a  ©oboIetoSfa  ge6.  ®orn. 


326  ©o&olewsfi,  „$)er  Srlöjer",  Ototorium. 

plöfelidf)  toeränbernbe  Seroegung  auf,  über  bic  ftd)  Dtrector  unb  Sljor 
nur  mit  SWülje  üerftänbigen  möchten .  Die  folgenbe  fjuge  gebort  tme* 
ber  ju  einer  felteneren  ©attung :  fie  ift  motu  contrario,  baS  Hjema 
übrigens  ein  glücflidjeS. 

Die  jfoeite  3lbtf)eilung  beS  erften  Df)eileS  beginnt  mit  einem  £op< 
pelcfjor  ber  §irten  unb  §irtenfnaben,  befjen  erfiere  $älfte  namentlich 
t)on  fdjöner  SBirfung  fein  mufe.  Die  SBorte:  „D  fef)t,  $err  tröfte  wt§* 
unb  itn  fi<$  auf  einmal  toeränbernben  ©fjarafter  beS  Stores  öerfte^cu 
ttir  nidjt  ju  faffen.  Die  folgenbe  Ältarie  Hart  nur  t)alb  auf,  bie  mtä 
auef}  als  äÄufifftüdt  ju  lurj  geraden  fdfjeint  SSortrefftidje  SBirfung 
mag  aber  in  ber  Äirdje  ber  folgenbe  &§or  ber  Sngel  unb  §irten  Ijer* 
vorbringen.  Der  ber  lederen  nimmt  ben  anbem  immer  im  pp,  toie 
im  ©cf}0  auf.  Die  SMobie  beS  6f)oralS  ift  fd&ön.  ©8  folgt  ein  furjer 
gugenfafc  mit  einem  ettoaS  fonberbaren  Xljema.  9tad)  iljm  tritt  jum 
erftenmale  ein  SRecitattofafc  auf.  ©imeon  fingt  in  einer  furjen  Arie: 
„Jperr,  meine  Slugen  Ijaben  ben  §eilanb  gefeiten",  bie  uns  im  G^arat* 
ter  fefjr  mof)l  gefaßt,  aber  als  SKufifftüdt  ebenfalls  ber  frönen  gorm 
unb  SRunbung  entbehrt.  SlbermalS  folgt  ein  Doppelcanon  unb  bic* 
fem  ber  ©d)lufcd)or  mit  Doppelfuge.  91ucf}  biefe  ©äfce  pnben  mir  ju 
furj;  ber  Kt^or  lann  nid)t  redjt  ins  geuer  fommen,  unb  namentlidj 
ftrömt  ber  ©d)lu&  nid&t  Irafttg  genug  aus,  als  ©djlufc  eines  ganjen 
XtieilS. 

Maä)  biefen  lurjen  Slnbeutungen  mag  man  etma  auf  bie  anbere 
$älfte  beS  Oratoriums  fdjliefjen.  Ueberatl  tritt  uns  ber  Somponijt 
als  ein  ©tarfrooüenber  entgegen,  ber  immer  maljr^aft  SBürbigeS  unb 
babei  ©igeneS  geben  müdf)te-  Oft  öerläfct  if)n  bie  firaft  beS  SKeifters; 
aber  fdjeint  er  bann  felbft  Ileinmütt)iger,  fo  finft  er  bodj  nirgend 
jum  leid)tfinnigen  Jpanbmerfer  t)erab.  SBiel  f)at  iljm  ber  Xejt  gefdjabet, 
beffen  ^lanlofigleit  mir  föon  rügten,  ©etoifc  aber  bejeidjnet  baS 
Oratorium  im  SBilbungSgange  beS  Somponiften  einen  bebeutenben 
©djritt  üormärtS,  unb  er  ftörfe  fid)  in  biefem  Semufetfeiu  balb  ju 
neuen  größeren  arbeiten,  wie  mir  benn  feinen  SRamen  fcfjon  jefct  benen 
ber  ebler  ©trebenben  unter  ben  gegenwärtigen  lebenben  tmterlänbifdjen 
Äünftlern  anreihen  muffen. 

12. 


«.  £.  ©ponfalfc,  ^ontaftcbilbcr;  3.  fj.  ftittt,  ©djerjoS.  327 

Ifirjere  SiüÄe  für  ptanoforte. 

».  $♦  «trat»!*,  $I)attiafte*Uber.     Söerf  10« 

@8  tft  nur  billig,  jungen  ungclanntcn  ©omponiften  mit  SKadjfidjt 
entgegenkommen.  Der  obengenannte,  bcffcn  Tanten  wir  jum  erften* 
mal  begegnen,  tritt  inbefc  anfprudjStooller  auf.  ©r  t)at  feine  ßompo* 
fitton  granj  Sifjt  angeeignet  unb  fie  auf  betn  Xitel  mit  bem  WuS* 
brude  ,$l)antafiebilber*  belegt,  was  beibeS  Erwartungen  erregt.  3m 
3nnern  finbet  man  bie  jwei  ©tüde  nod)  genauer  burd)  „SRaftlofeS 
©treben"  nnb  burdj  „©eelenfrieben"  bejeidjnet  Das  erftere  fönnen 
wir  an  einem  jungen  SHmftler  nur  löblid)  ftnben,  nur  öerwed()fele  e3 
fidf)  nid)t  mit  einem  „jieüofen",  wie  wir  ba8  ©tüd  treffenber  nennen 
mödjten.  Der  Eomponift  fd&eint  nodj  nidjt  einig  mit  fid)  ju  fein,  ju 
welcher  gatjne  er  fdjwören  foH;  bei  bem  beften  3ßitlen,  gut  ®eftaltete3 
ju  liefern,  möchte  er  aud)  genial  ungebunben  erfdjeinen,  unb  er  wäre 
ja  aud)  wirflidf)  ein  SWeifter,  wenn  itjm  bieg  gelungen.  Dodj  ift  fein 
©tüdt  nidjt  einmal  ted)nifd)  fertig,  unb  fo  ftürjt  wie  aus  einem  man* 
gel^aften  ®efäfe  ber  3nf)alt,  ber  etwa  ba  ift,  aus  allen  Seiten  heraus. 
2Rit  bem  „©eelenfrieben"  f5nnen  wir  uns  aber  nod)  weniger  befreun* 
ben;  ber  Ijiefje  beffer  etwa  Etüde  k  la  Thalberg;  auf  biefem  SBege 
glaube  ber  junge  ©omponift  ntdE>tö  ju  erreichen;  au8  folgern  ©eelen* 
trieben  mufc  ifjn  bie  Ärttif  emft^aft  tjerauSjubringen  fudjen.  Xrofc 
ber  mannen  Aufteilungen,  bie  wir  an  bem  SBerle  biefeä  SRoüijen  ju 
machen  l)aben,  wollen  wir  it)in  aber  feineSwegS  mufifalifdjeS  Xalent 
abfpredfjen,  eine  Stnerfennung,  bie  einem  jungen  Äünftler  ja  immer  bie 
erfreuliche  fein  mufc,  beren  er  ftdj  jebo<$  erft  bann  wa^aft  erfreuen 
lann,  wenn  er  fid)  aud)  be8  feften  Streben«,  e3  fleißig  auSjubilben, 
bewufet  ift. 

3f.  $♦  Sittlr  $rei  SdjerjoS.    SBcrl  6. 

Der  Somponift  ber  früijlid)en  „3agbfi)mpl)onie"  jeigt  fidj  aud)  in 
biefen  ©d&erjoS  toon  ber  fröf)lid)en  Seite«  2Ba3  wir  fdjon  an  früheren 
(Sompofitionen  ebenbeffelben  f)ert>orl)oben,  muffen  wir  au<$  an  ben 
©dfjerjoä  wieber:  einmal  bie  grofje  Sinfad)f)eit  unb  bann  eine  öftere 
Un!larl)eit  be3  9M)i)tf)mu8  ber  5ßeriobeu,  ber  8lrt,  bafc  un3  namentlich 
an  ben  ©djlüffen  mandjer  Xljetle  etwa«  ju  mel  ober  ju  wenig  ju  fein 


328  fr  G.  SBilfina,  GSaprice. 

bünft.  Sorrigiren  unb  änberu  läßt  fid)  in  {ol^cn  gäHen  öon  Slnbe* 
reit  nur  feiten,  ebenfo  wenig,  wie  wir  ben  unregelmäßigen  SßutSfd)lag 
eines  Slnberen  ju  reguliren  üermödjten,  2)od)  ift  es  immer  juläffig, 
ben  ©omponiften  wenigftenS  auf  foldfje  Irregularitäten  aufmerfjam  ju 
machen,  bamit  er  fid)  fünftigtjin  nid^t  ju  fefjr  ge^en  laffe,  2BaS  ober 
an  ben  SdjerjoS  unbebingt  erfreut,  ift  ber  ijeitere,  naiöe  Sinn,  ber 
aus  jebem  ber  Stüde  Ijeröorblidt,  fo  ba%  wir  Dermutljen,  ber  ßorapo* 
nift  fjege  eine  befonbere  SSorliebe  für  §aijbn.  9lur  im  jweiten  Sdjerjo 
öerfudf)t  er  fid)  einer  leibenfd)aftlid)eren  Stimmung  ju  enttebigen,  boc^ 
faßt  er  im  Xrio  balb  wieber  in  ben  beljaglidjen  Stjarafter  jurüd,  ber 
ü)m  natürlich  fc^cint.  3n  jenem  leibenfd)aftticf)er  bewegten  ©tüde  ift 
i^m  auef)  ©eite  6  S^ft.  4  Xact  5  ju  6  eine  Quinte  entfd)lüpft,  bie 
wir  it)tn  jur  ©ünbe  anjure^nen  weit  entfernt  finb.  3nt  Uebrigen  ift 
bie  Schreibart,  wenn  nid&t  meiftertjaft,  bod)  burdjgängig  reinlich  unb 
correct.  Solcher  angeborenen  wie  erlangten  SBorjüge  bereits  tljeil* 
§aftig,  wirb  ber  junge  Somponift,  wie  wir  hoffen,  immer  Xüd)tigei& 
ju  Sage  förbern  unb  in  ber  Steige  ber  Xonfefcer  beS  muftfalifc^en 
SöljmenlanbeS  e^remwU  mittlen. 

fr  <&.  SBUfutg,  Kaprice,     38crf  6. 

Sin  fdf)äfcenSwertf)eS  Städ,  etwas  falt  unb  fteif,  bod)  überall 
eine  tüdfjtige  ©efinnung,  ein  bereits  fruchtbares  Streben  öetratljenb. 
®S  will  uns  fdfjeinen,  ber  ©omponift  Ijabe  \id)  fd)on  früljjeitig  öor  ber 
lärmenben  ©egenwart  abgefdjloffen,  fei  über  iljre  öerberblidjen  ©inpjie 
IjinauS  unb  gef)e  nun,  nnbelümmert,  ob  feine  SBerle  in  ber  SKaffe 
anflingen,  feinen  eigenen  Sßeg.  Solche  ©Ijaraftere  finb  immer  etjren* 
wertl),  unb  wirfen  fie  nidjt  als  Spod)enmämier,  fo  nüfeen  fie  in  Heine* 
ren  Reifen  jum  SBeften  ber  ftunft.  Sßir  wüßten  an  ber  Kaprice  faum 
etwas  ju  tabeln;  in  ber  gorm  ift  fie  auSgejeidjnet,  baß  fid)  laum 
etwas  t)injutf)un  ober  wegnehmen  läßt;  bie  Schreibart  ift  gefunb,  ge» 
brungen,  burdfjauS  flar.  2luf  eine  befonbere  Zuneigung  beS  ©ompo* 
niften  ju  irgenb  einem  ÜDieifter  läßt  fid&  naä)  feinem  Stücfe  nic^t 
fdjließen,  es  müßte  benn  SB.  Siein  fein.  SBenigftenS  trifft,  wie  bie 
©ompofitionen  beS  lefcteren  fo  bie  öorliegenbe  ber  SSorwurf,  baß  ein 
§öt)erer  2faffd)wung  barin  nodj  »ermißt,  baß  er  burd)  bie  geffeln  einer 
etwas  engen  Xljeorie  Ijier  unb  ba  gehemmt  wirb.  911s  äßeifter  t)at 
aber  no#  Sftemanb  angefangen,  unb  baS  tiefere  ©efjeimntß  unferer 
Äunft,    baß   fie   allmächtig    bie  iperjen   befjerrfdfje,    ge^t   audl)   ben 


&.  3fe3ca,  (Salonftücfe;  ©.  #.  ©trübe,  Sieber  ofjne  SBorte.  329 

gäf)igften  oft  erft  im  fpäteren  älter  auf.  5Durdj  redjt  freubigeä  ©ingen 
fommt  man  ü)m  nod()  am  bälbeften  auf  bic  ©pur.  ©er  ßomponift 
möge  un8  toerfteljen,  bic  toir  im  toofjltooHenbften  ©inne  gu  tljm  gc 
fprodfjen. 

8.  $c£ca,  Seine  de  Bai.  Morceau  de  Salon.  Oe.  14. 
„      „      La  Mälancolie.  Piice  caracttoistiqne.    Oe.  15. 

83on  biefem  Somponiften  Regten  toir  bisher  gute  Hoffnungen,  bic 
aber  mtf)t  in  Srfüttung  gu  gefjen  f feinen:  er  fdjreibt  mel  unb  leidjt, 
felbft  anmutig,  mef)r  aber  lann  man  an  feinem  Streben  nidjt  loben. 
2)a3  9ttetfte  !ann  man  in  Ä.  $enfelt$  Eompofitioneu  geljnmal  beffer 
fiaben.  Söct  feinem  Xalente  !önnte  er  aber  ungleidj  metjr  leiften.  (S3 
fd&eint  jebodf),  ba3  Sob,  ba8  man  if)m  an  Dielen  Drten  gefpenbet, 
mac^e  if)n  als  ©omponiften  immer  ffatter*  unb  ftufcerljafter.  §ält  er 
unö  meHeid)t  entgegen,  man  fotte  if)n  bod)  nid^t  naä)  fo  Meinen 
©tüden  beurteilen,  fo  muffen  toir  it)m  entgegnen,  ber  Sünftler  foQ  fid) 
nie  ettoaS  vergeben,  fobalb  er  e3  mit  ber  Deffentlidjfeit  gu  tf)un"  f)at. 
3n  unfern  trier  SBänben  einmal  trioial  fein,  mag  fjingeljen;  öor  ber 
äBclt  aber  bringt1«  ©d)aben.  2Ba3  glaubt  §r.  geSca  gu  erreichen, 
wenn  er  fo  fortf treibt?  2Bir  tootten  e3  il(m  fagen:  man  wirb  iljn 
am  ©übe  feiner  Saufbatjn  trietteid)t  einen  Salfbrenner  ben  Qxotittn  neu* 
nen.  2Btr  fjaben  nidjtfc  gegen  biefen  Sftufjm,  aber  ber  Ijbdjfte  ift  er 
feineStoegä.  Senfe  er  alfo  nodfj  ein,  too  e8  nodfj  %t\t  ift;  neunte  er 
eS  ernft^after  mit  fid)  unb  mit  ber  Äunft.  S3i3  je$t  fjat  er  nur  um 
ben  Seifall  be3  <ßublicum3  gebuhlt;  toiU  er  aber  gu  einem  Urteil 
über  fid)  felbft  fommen,  fo  vertiefe  er  fid)  bod^  gu  3e*tcn  in  bie 
SBerfe  eine«  SReifterS,  ettoa  93eetf)ot>en3,  unb  gefaßt  er  fidfj  aud)  bann 
in  feinem  Streben  nodf),  fo  muffen  wir  tfjn  freilidfj  Verloren  geben. 
ÜJtad)e  er  unfere  SBefürdjtungen  gunid|te;  feinem  Xalente  finb  toir 
greunbe,  feinem  ©treben  nidjt.  S3  liegt  an  it)nt,  unfere  ©efinnung 
über  if)n  gu  änbern. 

ff.  $.  «trabe,  Stebcr  ofae  ©orte,     ©er!  16. 

Offen  gejagt,  bie  3Renbel3fof)nfd)en  finb  un&  lieber,  toie  toir  benn 
Sliemanben  um  ben  (Sinfaü  beneiben,  nadf>  iljm  toeldje  gu  ebiren.  ©od) 
f)aben  bie  beS  $m.  ©tntbe  ettoaS  abtoeicfjenbeS ,  Ueberfcfjriften 
nämlidfj:    Slage    einer   fictlianifdjcn    gif  hierin    (nadj   %$.   äÄoore), 


330  3-  ©djaffer,  fiieber  ofyte  SBortc 

©cl)lummerlieb,  ©et)nfud()t,  Ooitoertrauen.  SaSsweiteunb  vierte  Sieb fagen 
un§  am  metften  ju,  baS  brittc  weniger;  gegen  bie  „Klage"  aber  muffen 
wir  energifefy  proteftiren;  fo  ftagt  leine  beutle,  gefdjweige  eine  ficilia* 
nifd^c  gifdfjerin,  nnb  gäbe  e3  unter  unferen  Seherinnen  wetdje,  fie  fott* 
ten  e§  un3  bezeugen.  $>od)  Ueberfdjriften  finb  nur  Siebenfache»  ipal* 
ten  ttrir  uns  an  ben  rein  mufilaltfd)en  ®el)alt;  ber  ift  nid^t  fd|ledjt. 
SRidjtigfeit  be8  ©afceä  wirb  bei  ber  Stellung,  bie  ber  Somponift  l)at 
(er  ift  Drganift),  oorauSgefefct,  aud)  runben  \xd)  bie  ©tücfe  jiemlidj 
leidet  ab,  bie  wir  tljrem  Straftet  nac!j  fdf)lid(jt  unb  gutmütig  bejeief)* 
neu  motten.  SSiel  mefjr  läßt  fidj  über  ba3  DpuSculum  nidfjt  fagen. 
Sin  gewöhnliches  Silb  gu  gebrauten  —  e8  l)at  einer  jener  Heineren 
©angtoögel  ber  SRadjtigaH  nadfoufingen  öerfud)t,  unb  aud|  3^unfonige 
muß  e8  geben! 


3ulin*  Sdjäffer,  $rei  Stebcr  o^ce  Söorte.     S3erf  4. 

„Unb  audfj  Baunlönige  mu&  &  geben!*  9Wit  biefen  ©orten 
fdtfoß  unfere  lefcte  Änjeige  über  ein  äljnlidf)  genannte«  §eft  eines 
anbem  Gomponiften.  Sludj  auf  baS  öorliegenbe  ließen  fid)  jene  an* 
wenben;  bod)  finb  eS  wertvollere  SWad&bitbungen,  als  wir  meiftijin 
unter  jenem  allgemein  geworbenen  Xitel  erhalten.  2)er  ©omponift 
fdjeint  jung  unb  nodj  im  erften  Sruttrieb  ju  f Raffen;  wer  wirb  ba 
gleid)  nad)  htm  SDtoßftabe  meffen  wollen,  nadj  bem  man  SJieifter  be* 
urteilt.  gäfjrt  w  üb**  fort  *°k  er  angefangen,  arbeitet  er  ftclj  nadj 
unb  nad)  aud)  jur  ©elbftänbigfeit  hinauf,  fo  bürfen  wir  nodj  ©rfreu* 
liebes  toon  it)m  erwarten.  2BaS  uns  ju  biefer  Hoffnung  toorjüglidj 
berechtigt,  ift  ber  feelenüollere  3ug,  öer  biefe  Sieber  üor  anbem  iljreS* 
gleiten  auSjeidjnet,  unb  erfdjeinen  fie  auefy  in  ber  Ausführung  nod) 
nicfyt  überall  fertig,  fo  wirb  bem  ber  gleiß  nadjfjelfen  unb  ein  fort« 
gefefcteS  reges  ©Raffen  ber  §anb  eine  größere  Seicfyttgfeit  unb  heftig* 
feit  geben.  Slud)  biefe  „Sieber  oljne  Sßorte*  f)aben  Ueberfdfjriften ;  fie 
Wären  unfrer  SReinung  nadj  beffer  weggeblieben.  (SS  giebt  geheime 
©eelenjuftänbe,  wo  eine  Stnbeutung  beS  (Somponiften  burdf)  Sßorte  ju 
fdjneflerem  33erftänbniß  führen  fann  unb  banfbar  angenommen  werben 
muß;  unfer  Somponift  giebt  aber  befannte,  für  weldfje  33ejeid)mmgen 
Wie:  „2JteereSftitIe  —  Xräum'  idj?  nein,  id)  wa^e  —  ©djwermutlj* 
ju  prectöS  erf feinen,  bie  jweite  finben  wir  fogar  gefdjmacfloS.  35ic 
©tücfe   einjetn  betrautet,   fo  fagt  uns   baS   britte  am  meiftett   ju. 


Äefeler,  SBotjer;  SÄontag,  2Mobieen.  331 

obwohl  fid?  gerabc  in  if)m  baS  SBorbilb  beS  ffiomponiften  am  beut* 
Kdjften  toerrätl). 


3«  G.  Seglet,  Sieben  SBaljer  für  ^tanoforte. 

9lad)  einer  Steige  oon  galten  erwähnen  wir  tiefen  Somponiften, 
auf  ben  wir  früher  Hoffnungen  gefegt,  Ijeute  jum  erftenmal  wieber. 
SBir  glaubten,  er  würbe  fein  langes  Schweigen  burdj  ein  größere« 
2Berf  unterbrechen;  bod)  fd&eint  es,  §abe  er  feinem  Xalente  baS,  was 
man  feinen  Anfängen  uadf)  baoon  erwartete,  ntdjt  abgewinnen  föuneu, 
als  f)abe  er  es  t)on  felbft  aufgegeben,  üjm  Singang  unb  ©eltung  ju 
toerfcljaffen*  fieiber!  fefcen  wir  ^inju;  benn  er  Ijatte  baSSeug,  etwas 
ju  werben.  &ud)  biefe  SEaljer  betätigen  bteS  wieberum;  fo  flüdjtig 
fie  and)  Eingeworfen  finb,  fo  at^men  fie  bod)  überall  Sieben  unb 
Snmutl).  (Sin  teifer  Snflug  öon  ©d&wermutfj  ma^t  fie  nur  angießen* 
ber.  SKö^te  ber  begabte  ßomponift  fid)  balb  ju  großem  arbeiten 
ermannen ! 


*  <L  9Kontag,  $ret  SRelobteen,    SBerf  4, 

@S  toerratljen  biefe  ©tüde  ein  bebeutenbeS  Streben,  baS  audf)  im 
Steinen  SBoHfommeneS  unb  ShtnftwürbigeS  geben  mödjte.  Jßieber  oljne 
Sßorte*  finb  es  nidjt,  wie  äÄandjer  bem  Eitel  nadf)  toermutljen  fönnte, 
bod)  aud)  leine  M&odies  (baS  lefete  etwa  aufgenommen)  fonbern 
efjer  SmpromptuS  oerfdjiebenen  EljarafterS.  3)aS  erfte  fdjeint  mir  ju 
furj  geraten  unb  will  beSfjalb  feine  warme  X^eilnatjme  erwedten; 
eS  liegt  wof)l  aud)  an  ber  etwas  monotonen  melobifdjen  Hauptfigur, 
auf  bie  baS  ganje  ©tüd  aufgebaut  ift.  ®urdj  einen  ©egenfafc  in 
einer  SÄotttonart  ober  ein  Xrio  in  einer  üerwanbten  würbe  eS  iriel* 
leidjt  gewonnen  f)aben.  2)aS  jweite  ©tttcf  ift  ein  eigentliches  3m* 
promptu  unb  mit  gleiß,  faft  etwas  ängftltdfj  bef)anbelt;  im  6/s  £*ct 
gefdjrieben  würbe  eS  fid)  wof)l  aud)  natürlicher  ausgenommen  f)aben. 
S)aS  le$te  ber  ©tücfe  f)at  einen  warmen  Ion  unb  fagt  uns  and)  als 
®anjeS  am  meiften  ju;  bie  Steigerung  bor  bem  SRücfgang  wirft 
beim  erftenmal  Jpören  etwas  §erb,  was  fidf)  burd)  öfteres  inbeß 
tnilbert.  Sßir  fjaben  ber  Slnjeige  biefer  fleinen  ©tücfe  mef)r  Sßlaj} 
eingeräumt  wie  gewöljnlid),  weil  fie,  wie  gefagt,  ein  §ö$ft  ad^tungS* 
wert^eS  ©treben  bejeugen,   baS  mit  ber  3e^  ft<$er  immer  fernere 


332  *.  ®rer)f<f)oif,  ^ontafic;  (5.  SBolff,  ffifjatfobieen. 

grüßte  tragen  mufe.  @S  jeigt  fid)  jenes  Streben  in  anbern  fo  eben 
erfdjienenen  ßompofitionen  beS  jungen  ÄünftlerS,  in  ©tüben  nnb 
Siebern,  noef)  beutlidfjer;  wir  werben  unter  ben  befonbern  Sftubrifen, 
bie  bie  „Stube*  unb  baS  „Sieb"  in  ber  geitfdjrift  erhalten,  barauf 
gurücffommen. 


Siesauber  $ret>fd}otf,  ©rufte  ^Ijantafte,     SBerl  12. 

3)aS  erfte  größere  SBerf  beS  jungen  ßlatrierl)elben,  ber  bie  ßei- 
hingen  fo  rnet  oon  fidj  fpredf)en  madf)t.  ©eftetjen  wir  es  leiber,  es 
ift  un«  feit  lange  fo  etwas  9tbgefd|macfteS  nid()t  öorgefommen.  SBeldje 
Slrotutf)  an  ^Ijantafie  unb  äRelobie,  welker  äufwanb,  mit  bem  uns 
f)ier  bie  Salentloftgfeit  imponiren  möctjte,  weldfjeS  ©d)öntf)un  auf  ben 
trimalften  ©emeinpläfcen !  Jpat  ber  junge  SBirtuoS  gar  leinen  greunb 
um  ftdj,  ber  im  bie  2Saf)rf)eit  fagte,  SRiemanben,  ber,  feine  Ringer» 
lünfteleien  überfel)enb,  itjn  auf  baS  ©eelenlofe,  9fäd)tige  fold&er  äRuftt 
aufmerlfam  machte?  ©S  gel)t  prtoatim  baS  ©erücfjt,  ber  SBirtuoS  fei 
ein  abgefagter  geinb  93eetf)oöenS  unb  er  Ijalte  gar  nid&tS  öon  iljm; 
wir  wiffen'S  nid^t  aber  feine  ©ompofitionen  madfjen  fo  eine  Äppre^en* 
fion  meljr  als  wafjrfdfjeinlicf}.  ©tubire  er  nur  immerhin  Seetfjo&en, 
ja  nidjt  einmal  baS  braust'S,  er  lann  öon  Stteiftern  britten  unb 
öierten  SRangeS  lernen,  oon  ©trauft  unb  Sanner.  Seiber  furzten 
wir  mit  unferm  guten  Statte  nirfjt  einmal  üerftanben  ju  werben,  benn 
bie  „$ljantafie"  üerrätl)  nid)t  fowot)l  ein  fc§ülerf)afteS  Xalent  als 
wirflidjeS  angeborneS  Unvermögen  jum  ©Raffen.  2)ieS  fönnte  bei» 
nat)e  milber  ftimmen;  aber  wo  bie  Sntpotenj  fo  gar  pretenttoS  auf* 
tritt,  lann  man  unmöglich  ruljig  jufef)en.  2BaS  §r.  SDretrfdjotf  als 
SSirtuoS  leiftet,  ift  ;eine  @ad)e  für  fid);  feine  ©prünge,  feine  Shmft« 
griffe,  bie  SBraöour,  mit  ber  er  alles  ausführt,  fönnen  woljl  eine 
Sßeile  ergöfcen-  Slber  eS  fommt  bie  $dt,  wo  auefy  biefe  Ättnfte  im 
greife  finlen  werben,  unb  was  bleibt  bann  biefer  8trt  ©trtuofen 
nodf)  übrig?  — 

(Sbnarb  SBolff,  Stet  »tyapfubteen.     SBerf  29. 

Sin  einer  größeren  ©tübenfammlung  beffelben  ©omponiften,  bie 
bie  ßeitfd&rift  öor  einiger  Qtit  befpracl),  fonnte  ber  SBerid&terftatier 
leiber  nidjt  meljr  loben  als  baS  f)eröorfted)enbere  latent,  baS  fid)  im 


g.  2B.  SRarhiü,  (Sf)arafterftficfe.  333 

Stßgemeinen  barin  jetgtc.  3Äit  Vergnügen  machen  wir  batjer  auf 
bicfc  3W)apfobieen  aufmerffam,  bic  überaß  einen  gortfd)ritt  beS  ©om* 
pomften  beurfunben;  fic  finb  leidster,  faft  watjerartiger  Statur,  aber 
bei  SBeitem  fauberer  in  ©rfinbung  unb  Ausführung  als  bie  Stuben, 
babei  ptfant,  felbft  geiftreid^.  8n  ©§opin  toirb  man  oft  erinnert, 
boefy  met)r  an  ben  Glamerfpieler,  an  beffen  ßidjacfgänge,  im  ©tujelnen 
tu o^I  aud)  an  einige  §armoniewenbungen;  im  Uebrigen  aber  blidtt 
ein  lebenSluftigeS,  finnlidfjeS  ©lement  aus  ben  ©tücfen,  fo  bafe  fie 
fidfj  leidet  ©ingang  oud^  auf  beutfd&en  ©lavieren  üerfcfyaffen  bürften. 
2Bär'  eS  baS  wilbe  SßariS  nid>t,  wo  ber  ©omponift  lebt,  wir  würben 
feiner  3u"unf*  a^  ftitafüer  ein  gutes  Sßrognoftiton  fteflen,  fo  aber 
muffen  wir  abwarten,  ob  er  aud>  Äraft  fyaben  wirb,  ben  SBerfüf)« 
rungen  ju  wiberfteljen,  bereu  Opfer  bort  fdjon  fo  manche  glänjenbe 
Xalente  geworben.  StnbererfeitS  bleibt  es  wieber  waljr,  baS  ©efäßig« 
©onöerfationeße,  baS  aud)  bicfc  Sftyapfobieen  auSjeid&net,  Dermag  nur 
eine  ©tabt  wie  SßariS  ju  geben;  unb  2)eutfdfje,  bie  8lef)nlid)eS  wollen, 
nehmen  fid)  meift  ungefd^ieft  unb  lebern  auS;  wir  wüßten  (Xfjalberg 
ausgenommen)  faum  einen  beutfdjen  ßomponiften,  ber  fo  briflante 
©alonftücfe  ju  ©tanbe  bringen  fönnte,  aber  freiließ  aud)  triele,  bie 
SeffereS  fönnen,  2Bte  gefagt,  wir  tjätten  nidjtS  bagegen,  wenn  wir 
autf)  bie  beffem  äßobefac|en  nidjt  aus  ^ßaris  ;u  begießen  brausten; 
aber  ber  ©eutfdje  ift  nun  einmal  überaß  metyr  9Kobe  als  ju  ipaufe. 
9iod(j  etwas  ©pecießereS  über  bie  ©tüdte  ju  fagen,  bie  bicfc  ßeilen 
üeranlafet,  fo  finb  eS  namentlich  bie  britte  unb  vierte  SRljapfobie,  bie 
unS  toorjugsweife  im  ©inne  geiftreidjer  Unterhaltung  jugefagt  3um 
Söcgrtff  r/9t^apfobic"  fef)lt  iljnen  eigentlich  baS  9M)apfobifd)e,  bem  wir 
felbft  nodf)  metjr  ftreiljeit  als  bem  ©d&erjo  jugeftef)en;  bodfj  tft'S  tUn 
ein  SBort,  für  bie  ©adje  Ratten  wir  felbft  lein  paffenbereS  ju  wählen 
toerftanben* 

Db  bie  leidjte  §anb  übrigens,  bie  fie  gef Raffen,  fidf)  aud)  beim 
Sfafaffen  fd^wererer  formen  als  eine  fraftige  bewahrt,  wirb  bie  $olge 
jetgen.  SebenfaflS  toerbient  ber  ©omponift  für  bie  freunbtid&e  ®abe 
freuublidjen  S)anl. 

*  &♦  2»,  SRarfuß,  8icr  GJjaraftcrftfiifc*    SBcrt  2. 

©fiaracterftücf  e  in  ber  £f)at  tro|  beS  f cntimentalen  SKottoS :  „Unb 
was  umfonft  bic  SBorte  motten  fagen,  baS  bürfen  Xöne  auSju« 
fpredjen  wagen".    2öir  fjaben  fie  mit  greube  gelefen  unb  gehört;  eS 


334  &&  &<**,  ©aftemer  «lütten. 

finb  gefunbe  §offnung3t>oHe  Äeime,  unb  bcr  ©omponift  geigt  $er$ 
unb  Serftaub,  2Ba3  in  bcr  fjorm  nodj  mangelhaft,  wirb  bie  ßeit 
bringen;  wir  finben  bte3  SJlangel^aftere  namentlich  im  erften  ©tü<f, 
Wo  e3  gegen  ba8  Gnbe  Ijin  ptö^Iid)  nadf>  Gmoll  fidfj  wenbet,  bann 
im  feiten,  wo  ber  §auptgefang  (erft  in  Bdur)  nidjt  fdjön  in  Edur 
fidf)  wieberf)olt.  ®er  Eomponift,  ber  überall  ©efd&macl  nnb  Silbung 
toerrätf),  wirb  un8  t>erftef)en,  wenn  wir  nur  anbeuten,  35er  ©runb* 
ton  ber  ©tüdte  ift  bagegen  in  allen  ein  fo  fräfttger  unb  erfreulicher. 
Wie  man  e$  in  gweiten  SBerfen  nur  feiten  antrifft.  S)a§  origtneöfte 
fd&eint  uns  ba$  gweite  mit  ber  battabenfif)nlid)en  9Mobie  in  ber  Itnfen 
§anb ;  in  ben  anberen  finbet  man  f)ier  unb  ba  Änflänge  an  9Renbel3» 
fotyn,  wof)I  auti)  Jpenfelt,  bod)  nirgenbs,  bafs  e$  wie  matte  ßopte  auä- 
fa^e.  2Bir  ^offen  bem  Somponiften  balb  wieber  gu  begegnen ;  er  Der* 
bient  Sljeilna^me  unb  8lu$geid)nung. 

*  <£,  ©.  Stil,  „©aftetner  ©Ifitljen",  3eljn  «Ijapfobteeit,     993er!  59. 

Die  .Sfcfjler  Silber*  beffelben  Gomponiften  tyaben  im  publicum 
wie  bei  ber  Äritif  fo  freunblid^e  Aufnahme  gefunben,  ba§  er  i^nen 
eine  äljnlidje  SReilje  Xonftücfe  folgen  läfjt,  benen  wir  gleichfalls  %i)tiU 
nannte  öerfpredjen  bürfen.  SBie  bie  3f<$ler  Silber,  fo  f)aben  aud) 
tiefe  Xonftücfe  Ueberfdjriften  unb  Stöottoä ;  bie  SDhtfif  an  fidj  bebürfte 
fie  faum,  bodfj  l)at  ber  Sompomft  mit  ©inn  unb  ©efdfjmadf  gewagt. 
S)ie  §ert>orftedjenbe  garbe  ber  ganzen  ©ammlung  ift  überhaupt  ein 
gemütt)lidfje8  ©lau;  nur  feiten  nimmt  er  grellere,  grauere  gu  feinen 
Säuberungen .  Stjarafterifiren  wir  fie  burefy  2Äittt)eilung  ber  Ueber* 
f Triften,  bie  bie  10  Derfdfjiebenen  SRummem  tragen,  nodj  genauer,  — 
fie  Reiften:  Die  ©d&wermutt) ,  S)er  9tuberfdf)lag,  2)a3  9kd)fmnen, 
SBafferringe,  2)reifaltigfeit8blümd(jen,  Stuf  bem  iftafefelb,  Stuf  bem  grieb* 
^of  gu  ©t.  SRtcola,  Sllpenrofen,  Sei  ber  ©ennin,  8tn  ber  ©afteiner 
8ld)e.  Sin  §lbwe<f)feluug  fet)lt  e3  mithin  nicf}t  im  befdfjeibenen  Stutzen* 
franj,  unb  erhalten  wir  nid&t  immer  Originales  unb  XiefeS,  fo  bodj 
t$reunbltdje§,  2Bofy(fltngenbe3;  wir  motten  biefe  Setftungen  mit  benen 
einiger  bfterreic^ifd^er  3)id^ter  (©eibl,  Sogt)  in  Sergleidj  fteßen.  3n  mu« 
filalifc^em  Setracfjt  erinnern  fie  gunädift  an  bie  ©djubert*2i&tfdjen 
©tücfe,  wie  wir  fdjon  an  ben  3fdE)Ier  Silbern  bemerften.  Um  ©tngelneS 
f)ertoorguf)eben,  fo  finben  wir  gteief}  bie  ©inleitung  gur  gangen  ©amm< 
lung  fel)r  artig  unb  wie  eine  SBibmung  gart  unb  auf  ba3  gotgenbe 
^inbeutenb,   trofc  einer  ftarfen   SReminiSceng   an   bie  6moll*Sattabe 


9t.  SKütter,  Poäsies  musicales. 


335 


Don  S^opin;  aud)  bic  crftc  Stummer  (©djroermutf))  Ijat  einen  ßf)opin* 
fd&en  Staftrid).  3n  ber  jweiten  !ann  fidj  ber  Somponift  nidjt  üon 
einer  Harmonie  trennen,  ber  audj  wir  fefjr  f)olb  ftnb;  fie  crfd^eint 
tnbefc  wof)l  ju  oft.*  2)a3  ©tüdf  Reifet:  ber  SRuberf<^Iag,  unb  fteUt 
fidj  als  cfjarafteriftifcf}  fd>on  bem  Äuge  bar.  9tod)  meteS  liege  fidf) 
über  bie  etnjelnen  ©tüdEe  fagen;  fummtren  wir  unfer  Urzeit  in  ba» 
©cftfinbnife ,  bafj  btcfc  ßompofitionen  ju  ben  bemerf  entwerteten  ge* 
§ören,  bie  uns  bie  Saiferftabt  in  neufter  3^t  gebraut,  unb  getagt 
audfj  ifjnen  nodj  triel  SBirtuofifdfjeS  an,  fo  überwiegt  bod)  ber  gute 
©efd)madE  bei  SBeitem,  unb  e8  ift  ju  hoffen,  ber  fo  wadfere  Som* 
pontft  läutere  fid>  immer  meljr  unb  me^r.  ©treibe  er  bodf)  audj  für 
©efang;  feine  Slaöiercompofitionen  öerrattjen  audj  tyurju  glüdtticfye 
33efäf)igung. 

*  »obert  SRfifler,  Pofoies  musicales.    993er!  5. 

©o  Diel  wir  wiffen,  ift  ber  ©omponift  ein  Spotte,  trofc  feine* 
edjt  beutfdjen  SRamenä.  ©eine  ©tüdEe  öerrattjen  inbefj  nichts  toon 
feiner  auStanbifdjen  Äbftammung;  nad>  i^nen  ju  urteilen  ift  er  mit 
Seib  unb  ©eele  ein  £f)atbergianer  unb  SBeüim  fein  Siebengott.  2Ru* 
ftler  wiffen  fonadj,  was  fie  öon  ben  ©ompofitionen  ju  erwarten 
ljaben:  ein  @emifc§  öon  Sentimentalität  unb  Slatrierpaffage,  wie  e$ 
namentlidj  in  ©alon«  gefegt  wirb.  Un3  besagt  bergletdjen  inbefc 
nur  wenig,  unb  man  weif*  erft,  wag  man  an  X^alberg  unb  Settini 
Ijat,  wenn  man  tfjre  ©djüter  baneben  l)ätt.  2Bie  mattf)erjig  bafc 
alles  ift;  man  begreift  nidjt,  wie  e3  bem  Eomponiften  nur  felbft  ge* 
fallen  mag.  3)ie  Ueberf Triften,  bie  bie  ©tüdEe  f)aben,  machen  bie 
©adfje  nidfjt  beffer.  2)a3  erfte  ,,la  cloche  de  soir"  lönnte  eben  fo 
gut  bie  9Horgenglo<fe  f)eifjen,  ba8  jweite  ladieu  eben  fo  gut  le  re- 
tour,   wie  ba&    brüte   le  retour   ftdj    t>om   Tadieu    nur  blutwenig 


Allegretto 


336 


ö.  ©oetfje,  Röveries;  Xf).  ShiHaf,  R6ve. 


unterbleibet.  9Kef)r  vermögen  wir  teiber  aus  ben  ©tücfen  triebt  f»erauä* 
jufinben.  ©er  Somponift  fcfyeint  fertiger  &taöierfpieter;  toerwenbe  er 
feinen  gleifc  auf  baS  Sttftrument ;  als  ßomponift  wirb  er  fdjwerlid) 
reuffiren. 

*  2Battf>er  *on  ©octfjc,  Reveries.    äöerf  4. 

Slud)  ein  berühmter  9tame,  audj  SttottoS;  eS  blieft  eine  getoiffc 
fefjnfüdjtige  ©djaffenSluft  au«  biefen  ©tücfen,  babei  ein  fcpdjteS, 
fanfteS  Sßefen,  baS  uns  für  ben  Somponiften  einnimmt,  greilidj 
fteljt  er  nodj  nic^t  auf  feften  Ruften;  eine  überwiegenbe  SBorliebe  für 
itatienifdje  aJielobif  will  uns  feine  Stiftung  fogar  etwa«  öerbäc^ttg 
machen.  Snbefj  er  ift  jung,  trägt  einen  geweiften  tarnen;  wir  wollen 
baS  Sefte  üon  feinen  Seftrebungen  erwarten.  3U  einem  &cr  ®tö<fe 
fctjlt  uns  übrigen«  ber  ©djlüffel;  eS  Reifet  „9taoul".  2BaS  fott  baä 
fein?    ©S  gefällt  uns  übrigen«  am  beften. 

*  Slj,  SnHaI,  „Reve",  Piice  de  Salon.    SBcrf  4* 

Ebenfalls  ein  fenttmentateS  ©alonftücf,  baS  inbefe  ®efdjicf  unb 
latent,  {ebenfalls  einen  guten  ©tamerfpieler  t>errät§.  2)er  alte  9kd) 
würbe  wot)l  geftufct  Ijaben  bei  einem  Stnfange  wie  biefem: 


SSnbefe  Hingt  er  gut  unb  bie  golge  ift  nitf)t  fd)limmer,  baS  Slnbante 
fogar  fct»r  einne^menb  für  ben  Gomponiften.  Stuf  grauenbeifaü  fdjetnt 
er  eS  junä^ft  abgefef)en  ju  f)aben  unb  er  lann  ber  jarten  SHeinigfeit 
aud)  nidjt  ausbleiben.  3mmerf)in  be^erjige  ber  junge  SBirtuoS,  was 
ifjm  bie  3eitfd)rift  bei  einer  früheren  33efpred)ung  einer  feiner  Gorn* 
pofitionen  (©.  319)  an«  $erj  legte:  fuety'  er  fid)  aud)  bei  SWännem 
in  SRefpect  ju  fefcen! 


§.  ö.  Söüenffioib,  3mpromptu3.  337 


$eraaiw  t>on  £3*ettffioib,  Sier  Impromptus  ju  4  Rauben.  SBerl  11» 

Sei  beut  großen  äRanget  an  mer^anbigeu  ©tücfen  fann  bie  3bee, 
für  biefe  fcfyöne  ©attung  ber  Slatriercompofition  ju  arbeiten,  nur 
gtücftid)  genannt  werben.  @3  ift  audf)  nidjt  ba*  erftemal,  baß  fidjj 
ber  genannte  ©omponift  barin  oerfudjt ;  wir  erinnern  uns  mit  greube 
einer  äljnlidjen  Sammlung  ©d)erjo3,  bie  bie  3eitfdfjrift  ^on  üor 
jwei  3at)ren  befprodfjen  unb  mit  warmftem  Sobe  begrüßt.  SBielleidjt, 
baß  ber  33eifaH,  ben  wir  bamafö  gejottt,  ben  jungen,  talentvollen 
SRufifer  anreihte,  nodf)  mefjr  ©erartigeS  ju  f Raffen;  wir  toermut^en 
eS,  bie  neuen  ©tüde  f feinen  un3  abfidjtötootler,  gefudjter,  als  wolle 
ber  Somponift  bie  früheren  überbieten*  S)ie8  Streben  müßte  an  fid> 
nur  löblid)  genannt  werben;  aber  bie  2lbftd)t  blieft  burd),  unb  fie 
allein  fidfjert,  wie  befannt,  nid)t  immer  ba3  ©dingen.  3ßte  bem  fei, 
afö  ein  talentvoller  ßünftler  betätigt  fidj  Jpr.  ü.  fiöoenffiolb  audj  in 
biefem  neuften  Sßerfe,  unb  oft  bauert  e&  un3  nur,  baß  er  fidj  für 
feine  ©ebanfen  feines  größeren  9iat)men3,  gerabeju  be3  DrdfjefterS 
bebient,  wo  pe  ftc$  oft  fdfjärfer  unb  effectooller  fjerauSftellen  würben. 
3Mit  Vorliebe  fdfjeint  er  nodfj  an  einem  ©omponiften  ju  Rängen,  ber, 
fo  würbig  unb  eigentümlich  er  bafteljt,  nur  fefyr  wenig  nad)geaf)mt 
toorben  ift,  an  DnSlow  ttämtid^.  S33ir  (jaben  nidjtö  bagegen;  e3  ift 
ein  Seitenweg  jum  leeren  3iet,  aber  lein  falber;  mit  ben  wedfjfetn* 
ben  3aljren  (ber  Somponift  jät)lt  faum  25)  werben  aud)  bie  SSor* 
bilber  wedftfeln;  wir  muffen  e3  wünfd)en,  benn  ein  junger  Äünftter, 
ber  feine  33ilbung  allein  auä  Dnälow  f)olen  wollte,  würbe  e§  nidfjt 
f)od)  bringen  unb  jute|jt  ganj  jurüdbleiben.  Slber  audf)  Raffen  bürfen 
nrir'3;  ein  junger,  aufgeweefter  ÜKufiffopf,  wie  ber  unferS  Sompo« 
mften,  lann  unmöglich  lange  in  btefer  Stiftung  beharren.  S)ann 
aber,  bilbet  unb  übt  er  fid&  oielfeitiger,  wirb  er  gewiß  in  feinen  Sßerfen 
manches  tilgen  ober  aud)  gar  nidjt  fdjreiben,  wag  wof)l  Hingt  unb 
ridjttg  aber  mufifalifdfj  bod(  aud)  ju  geringfügig  ift,  um  e§  einen 
©ebanfen  nennen  ju  lönnen.  ©o  gleidE)  ber  Anfang  beä  erften  3m* 
promptuS;  ber  Somponift  mad)t  im  Verfolg  barau3,  was  ju  machen, 
unb  ein  SReifter  f önnte  nidjjtö  33effere3  herausbringen ;  im  ©runb  bleibt 
jeöod>  ber  ©ewinn  nur  immer  gering:  e8  liegt  eben  in  ber  urfprüng* 
liefen  geringen  ©rfinbung,  bie  feine  Äunft  ju  abeln  oermag.  SQBir 
nahmen  bie3  fleine  33eijpiel;  e3  finbet  ftdfj  nodfj  Sleljnltdfjeä  in  ben 
<Stüdten,  baneben  aber  aud^  fo  Diel  wirflidj)  gut  Srfunbeneä  unb  in 

@  diu  mann,  ©ef.  Schriften.  II.  22 


338  6.  $$crfberg,  (Slaöierftücfe. 

ber  Ausführung  (gelungene«,  baß  wir  aud)  bicfc  ©ompofittonen  ber 
SBeadftung  aller  foliben  Spieler  empfehlen  muffen.  SBeim  erften  Stord)-- 
fpielen  wirb  ber  ©enuß  freilid)  noc§  larg,  unb  fie  wollen  auf  baä 
©enauefte  unb  Sßcftc  jufammenftubirt  fein.  @t)er  aber  fott  man  über« 
Ijaupt  nid)t  urteilen,  ef)e  man  nidjt  ein  ©tüd  in  feiner  toottfotmnem 
ften  8lu8fül)rung  ftd)  benfen  fann  ober  e«  fo  gehört  Ijat.  SBir  freuen 
un«,  balb  audfj  öon  anbern  Sompofitionen  be«  intereffanten  jungen 
S)önen  berieten  ju  lönnen. 

@.  £^aliergr  <Sd>erg*  (in  A).  äöerl  31. 
„        „         ©r.  »aeterno  (in  Fis).    SBcrl  35. 
,,        ,,         La    Cadence.      Sntprotnptn    in    fturm    einer    (Stifte. 

(Amoll).    SBerf  36* 
,,        ,,         Souvenir  de  Beethoven,  ftautafte  (Amoll).  SBerf  39. 

Ueber  biefen,  wie  über  bie  Somponiften  ber  folgenben  ©tüde  fyat 
bie  ß^tfärift  f$on  f°  oft  gefprodjen,  bie  öffentliche  äReinung  wie 
bie  ber  Äritif  fte^t  über  fie  fo  feft  bereits,  baß  ftd)  nur  wenige«  l)m< 
jufügen  läßt,  e«  wäre  benn,  baß  fte  felbft  anbere  Stiftungen  ein* 
fdfjlügen.  Xtyalberg  jum  wenigften  nicfyt;  er  bleibt  fid)  aud(j  in  ben 
erwähnten  Sompofitionen  treu.  j^aA^t,  wie  man  weiß,  fdjretbt  et 
für  fidj  unb  feine  ©oncerte;  er  Witt  juerft  gefallen,  glängen,  bie 
Komposition  ift  Siebenfache.  Slifcte  nidjt  t)ier  unb  ba  guweilen  ein 
eblerer  ©traf)l  Ijerüor,  unb  fäfje  man  in  einzelnen  Sßartieen  md)t 
einen  forgtidjjeren  gleiß  in  ber  Aufarbeitung,  feine  Sompofitionen 
wären  oljne  Sßeitere«  ben  taufenb  anbem  33ittuofenmad)Werfen  bei* 
jiijäf)len,  wie  fie  jahraus  jahrein  jum  SBorfd&ein  fommen,  um  balb 
wieber  ju  toerfdjwinben.  Sene«  ebtere  Streben  geigt  fi<$  namentlidj 
in  bem  erftgenannten  ©djergo,  unb  e«  bauert  un«  ber  manchen  guten 
©ebanfen  wegen,  bie  e«  enthält,  boppelt,  baß  fein  toottfommen  ab- 
gerunbete«  SHufilftüd  barau«  geworben.  S)ie  SKängel  liegen  in  ben 
äRittelpartteen,  bie,  aud)  in  ber  ©rfinbung  fdEjwädfjer,  ficlj  nidjt  ge* 
fdjidt  genug  in  ba«  ©äuge  einfügen,  ©teilen  wie  auf  ©eite  4  @^ft.  3, 
t)om  legten  Xact  an,  lann  SRef.  wenigften«  ntdjt  anber«  al«  mit 
„mufiflo«*  begetdjnen;  fte  finb  mit  2Kül)e  bem  3nftrument  abgerungen, 
bie  ©eele  l)at  leinen  Stntljeil  baran.  SRad)  Stnlage  unb  ©Ijarafter 
be«  ©tüde«  geljört  e«  aber,  wie  gefagt,  gu  Xljalberg«  beften  ©ad&en. 
S)a«  Notturno  weicht  in  Xon  unb  Haltung  t>on  ber  befannten, 
burd)  6§opm  etwa«  mobificirten  §B3cifc  nur  wenig  ab.    SRamentlidj 


g.  £ifler,  gntpromptu,  Kapricen  unb  Röveries.  339 

biefeö  Sßotturno  wirb  fidf)  3nreunbe  erwerben,  unb  nod)  mef)r  greun* 
binnen.  @d)t  Xljalbergifdfj  ift  baS  mit  la  Cadence  aufgeführte  ©tücf, 
dn  l)übfd(jeS  Xljenta,  bei  ber  SBteberljotung  caprtcciomäfjig  öariirt, 
brillant  unb  fc^r  effectooll.  SSiel  ©predjen  l)at  baS  Souvenir  de 
Beethoven  Don  fid)  gemalt;  wir  muffen  eS  inbefc  als  einen  grofcen 
SJii&griff  begeidjjnen  unb  gefielen  unfere  Sßebanterie  in  biefem  Sßunft. 
SBeetl)Ot>en  verträgt  einmal  feine  ötrtuofifdje  Se^anblung;  wir  bürfen 
nidjt  bulben,  bafe  fmbifd&e  ipänbe  an  i§m  gerren  unb  rütteln.  3a 
wir  möchten  eS  gerabeju  als  eine  StdjtungSlofigfeit  XljalbergS,  ein 
©ar*nid)t*feunen  oon  S3eetI)ot>enS  ©r&fje  anfeilen,  wenn  eS  nidjt  eben 
anberS  wäre.  SßariS  §at  bie  ©d()ulb  an  ber  unglüctüd^en  3bee;  83eet* 
Rotten  ift  bort  9Jiobe;  fdfjon  S34riot  lieft  fidfj  baS  nidjjt  entgegen,  Xfjal* 
berg  folgte  unb  —  fei  er  aud)  ber  le$te!  SS  ift  nidjt  gut,  mit  Söwen 
fpa&en  wollen. 

%.  $ttter,  3mpromptn  (in  E)» 
„       „       $rei  ©a^ricen*    SBerf  20* 
„      „       8ter  Rfeveries.    SBerf  21. 

©eit  ber  le|ten  Sefpredjung  $iHerfd)er  Slamercompofitionen  finb 
wir  allefammt  beinahe  um  fieben  3^re  alter  geworben.  Sßiclleid^t 
erinnert  ftdfj  nodf).  mancher  unferer  Sefer  einiger  größerer,  im  3.  1835 
getriebener  Sluffafce,  unb  welkes  §oroffop  wir  bamalS  bem  jungen 
JHinftler  ftettien,  6r  l)at  feitbem  als  Gtamercomponift  nur  wenig 
geliefert  unb  fidj  in  größeren  (Sattungen,  in  ber  Dper  unb  bem  £)ra* 
torium,  öerfud)t-  ©ein  Oratorium  namentlich  begrüßten  wir  als 
einen  $ortfd>ritt  jur  äßeifterfdfjaft,  unb  geljt  it)m  aud)  jene  fiegenbe 
©ewalt  ab,  ber  wir  wie  in  anbern  SKeifterwerfen  md)t  wiberftefjen 
tonnen,  fo  offenbart  eS  bodfj  ein  fo  entfd>ieben  flareS  SBotten  hä  fo 
trielen  anbern  mufifatifdjen  SSorjügen,  bafc  wir  itjm  freubig  guriefen, 
auf  folgern  2Bege  fort  gu  beharren,  ©eine  neuften  Stamerftüde 
t)aben  uns  wieber  über  baS  ßiel  beS  Somponiften  etwas  irre  gemalt. 
SBiefleidfjt  finb  fie  aus  früherer  ßett,  t>ietteid)t  in  nid|t  günftiger  ©tunbe 
gef ^rieben;  fie  miftf  allen  uns  faft  ganj  unb  gar.  SS  ift  bamit,  als 
toenn  man  in  einen  S?orb  reifer  unb  unreifer  burdjeinanber  geworfener 
f5r^üdE)te  griffe;  man  fann  ju  feinem  redeten  ®enu&  fommen.  8lm 
toenigften  liefje  fidfj  baS  oon  bem  erwähnten  3tupromptu  fagen,  baS 
burd>  frönen  Vortrag  fogar  eine  anmutige  SBirfung  ^ertoorbriugeu 
unb  burd&  ein  befonbereS  bis  jum  ©d>luf$  feftgeljalteneS  Solorit  ju 

22* 


340  9»  $ttterf  gmpromptu,  (Saprtcen  unb  Reveries. 

fcffcln  üermag;  eS  gefaßt  uns,  fo  Mein  eS  ift,  toon  aßen  oben  ge* 
nannten  Sompofitionen  am  t  beften.  SRit  ben  Sfteüerieen  unb  nod) 
weniger  ben  Sapricen  vermögen  wir  uns  aber  nidfjt  ju  befreunben. 
®S  fteljt  f)ter  fo  Diel  XritriateS  unb  gorcirteS  neben  einzelnem  ©eift* 
retten  unb  aud)  wirftidi  ©f)arafteriftifdjen ,  bafj  wir  fie  in  einer 
früheren  Sßertobe  beS  ßomponiften  entftanben  glauben;  ja  SmjelneS 
finben  wir  fo  $i)per*9Äei)erbeerifd|  unb  abfdjeulidfj,  ba§  uns  wunbert, 
wie  er  eS  nur  bruefen  taffen  lonnte:  fo  in  bm  9tet>erieen  ©•  5  ber 
Uebergang  Don  Bmoll  nac§  Amoll,  ©.  6  bie  Harmonie  üon  Des  dur 
nad)  bem  ©ejtaccorb  auf  H,  ©.  11  t>on  Eis  ober  Fdur  gleich  nad) 
Hdur  je.  ic.  2Bir  wiffen  gar  wo^)t,  eS  finb  bieg  gerabe  jene  ©teilen, 
bie  j.  33-  in  Sßarifer  ©alonS  baS  ©tücf  eineö  ganzen  ©tütfeS  machen, 
wie  fie  jnamentlidf)  SKe^erbeer  liebt  unb  in  ©djwung  gebraut;  auf 
gute  beutfdfje  9Äufifer  ift  inbefc  bamit  fein  (Sinbrucf  Ijertoorjubringen, 
unb  wir  wünfdjten  fie,  wo  fie  ljingef)ören,  ins  Sßfefferlanb.  Ueber* 
f)aupt  ringt,  nadj  biefen  ©tücfen  ju  urteilen,  tu  Ritter  nodfj  immer 
ber  ©tamerfpieler  mit  bem  ©omponiften;  eS  tyängt  iljm  woljt  oon 
früher  an,  wo  er  fid)  ber  Bewegung  ber  neuften  ©lat>iermuftfepod}e 
mit  3ntereffe  anfcf)Io&;  gebe  er  inbefc  eine»  ober  baS  anbere  auf, 
fd&reibe  er  ganj  als  SStrtuoS  für  SSirtuofen  ober  ganj  ats  Äünftler. 
©eratljen  ift  bieg  freiüdj  leidster  als  getfjan;  eS  fd)eint  uns  aber,  als 
wäre  bieg  bie  ftlippe,  wogegen  er  ju  warnen:  er  woöe  weniger  ©ffect 
madfjen,  bann  wirb  erS,  auf  bie  Äünftler  wenigftenS.  SMeßeidjt 
nehmen  wir  eS  aud&  ju  ftreng,  üieöeid^t  legt  ber  Somponift,  ber  in 
größeren  formen  fid(j  fdjon  f)ert>orgetf)an,  felbft  fein  ©ewidfjt  auf  feine 
fleineren  ©rjeugniffe ;  aber  bie  Qtit  ift  f oftbar,  ein  ernfter  Sßint  fjfitte 
fdfjon  mandfj'  oertome  erfparen  fönnen,  'unb  eS  bleibt  immer  beffer, 
bie  Äranttjeit  beim  Kamen  [ju  nennen,  als  fdfjonen  ju  wollen.  9tur 
eine  Kummer  enthalten  bie  9tet>erieen,  wo  fidf)  ber  ßomponift  ber 
(Sinrmfdjung  Don  SJirtuofenbeiwerf  faft  gänjüdi  enthält,  bie  jweite, 
ein  feines  ©enrebilb,  unb  uns  bie  fiebfte  im  §efte.  8tm  wenigften 
abet  fönnen  wir  uns,  wie  gefagt,  mit  ben  ©apricen  befreunben;  man 
finbet  üieleS  barin,  33rat)ourpartieen ,  einjelneS  fleißig  ©earbeitete, 
leidet  fangbare  ©antilene,  oft  intereffante  f)armonifdje  ©änge,  *on 
allem  etwas,  als  .wolle  es  ber  Somponift  Allen  redjt  madjen,  unb 
bod&  ober  eben  beSf)atb  fein  ÄunftganjeS,  feinen  ©ttt.  3Kag  aud) 
bie  93ejeid(jmtng  „Kapriccio"  toieleS  in  ©diujj  nehmen,  eS  ftefjt  ^ier  ju 
öiet  Sd^teS  unb  Unedles,  (SigeneS  unb  entlehntes  nebeneinanber, 
als  ba%    eS  gefallen  fönnte.     Sine  &tc$liü>ttwii  würbe  ju  weit 


2B.  Sembert,  Kojobe  unb  Suite.  341 

führen;  möchten  fie  Stnbere  üomefyneit  unb  bann  unfer  Urtfjetl  be* 
[tätigen.  S)ie3  aHeS  jagen  ttrir  aber  nur* im  SSewufctfein  be§  be* 
beutenberen  XatenteS,  ba3  unä  f)ier  gegenüber  ftet)t;  einem  geringeren, 
ungebilbeteren  muffen  wir  mandfjeä  jum  Sobe  anrennen,  was  wir  bei 
einem  tjorgefd&rittenen  nur  natürlich  finben.  3n  ben  gefteigerten  8n* 
fprüc^en  an  bie  leiteten  aber  liegt  fd&on  eine  Slnerfennung,  bie  bem 
redeten  Äünftler  mef)t  gilt  als  wof)lwoöenbe  SRad&fidfjt,  bie  ber,  Don 
meinem  wir  fpredfjen,  auf  feine  SBeife  oerbient. 


SB.  Saniert,  La  Najade.    Piece  concertante  (in  F).     9Berf  49. 
„        ,,       Saite:  Prelnde,  Ballata,  Gigue,  Toccata*    SBerl  50. 

$wet  fefjr  t>erfd)iebene  Sompofitionen ,  bie  ju  mannigfachen  83e* 
trad)tungen  Änlafc  geben  fönnen.  9fatf)  Xaubert  ift  t)on  ben  Gin* 
flüffen  ber  mobemen  SSirtuofttät  nidjt  unberührt  geblieben,  unb  blidEt 
aud^  immer  feine  grünblid^e  S5ilbung  burd|  feine  berartigen  für  ben 
©oncertfaat  beregneten  Sompofittonen  Ijinburd),  fo  fdjien  e8  bod),  als 
f)abe  er  fid)  manche»  angeeignet,  was  nidfjt  ganj  feiner  Sftatur  gemäfc 
war.  ©r  ftanb  ;u  mannen  SBirtuofen,  bie  gern  ©rünbttdOeS  geben 
mödfjten,  gewiffermafjen  in  einem  umgefeljrten  33erf)ältniffe ;  er  befifct, 
was  jene  nid|t  f)aben,  unb  wollte  bod|  aud)  ntd)t  jurücfbteiben  hinter 
ber  allgemeinen  SBewegung,  tüte  fie  burd)  bie  ©rfolge  ber  neuften 
Glatrierfpieler  f)ert>orgerufen  war.  Xfjeitweife  gehört  aud)  bie  „SWajabe" 
biefer  mobernen  SRtdfjtung  an.  Da  wirb  plöfclidfj  in  tf)tn  eine  anbere 
©aite  wad| ;  er  giebt  unä  ein  §eft,  auf  bem  bie  alten  luftigen  SWamen 
©uite,  Sßrflube,  ®igue  jc.  prangen,  unb  barin  föftlidjen  3nt)alt. 
©eftefjen  wir,  wir  jiefien  fie  feinen  Söraüourftücfen  bei  SBeitem  üor, 
audfj  ber  JWajabe",  bie  uns  für  eine  fold&e  bodfj  tiid^t  leidet,  nidjt  na* 
türttd)  genug  toorfommt,  —  nid&t  an  33ennett8  Sontpofition  gleiten 
SRamenS  ju  gebenlen,  ber  freute!)  audfj  glöten  unb  §oboen,  furj  ein 
ganjeS  Drdfjefter  jn  feinem  ©emälbe  nafym.  Slber  bie  ©uite  muffen 
wir  auf  ba$  Sßärmfte  f)erüorf)eben.  3Ran  fürchte  fidf)  nidjt  toor  bem 
tarnen;  unter  bem  fünftlidfjen  SRococo  fd£)lägt  ein  frifd|e3  warmes  $erj, 
baS  fidfj  mit  Siebe  einmal  in  bie  3Sergangenf)ett  gefenlt  unb  wie  es 
um  fein  eignet  fteljt,  babei  bod)  aud|  nidfjt  üerteugnen  fann.  8Ba8 
fidE|  ber  Somponift  bei  feinen  altertümlichen  ©ebilben  gebaut,  wollen 
wir  nidfjt  einjeln  ju  erftären  oerfud^en.  GS  fteeft  aber  fo  Diel  3ronie 
xtnb  SBe^mutt)  in  feiner  sJKufif,  bafc  wir  fie  oerftanben  ju  l)aben  glauben. 


342  5-  G^opin,  9<totturno$,  93aflabe  unb  SSal^er. 

SßJir  finb  einig  mit  if)tn.  ©trebet  vorwärts,  wollte  er  fagen,  aber  ge« 
benft  ber  Alten  suweilen.  ©enüge  bieg  SBenige,  ba%  fid^  red^t  Siele 
baS  intereffante  $eft  anfeljen. 

%.  tyopin,  3»et  »ottttmo*  (Gmoll  unb  Gdur),     »er!  37, 
„        „        Skflttbe  (in  F).     SBerl  38. 
,,        „        SBaljer  (tu  As).    SBerf  42. 

£f)opm  fönnte  jefct  äße«  oljne  feinen  tarnen  herausgeben,  man 
würbe  if)n  bod^  gleich  erfennen.  3)arin  liegt  Sob  unb  Xabel  jugleidj 
—  jenes  für  fein  Xalent,  biefeS  für  fein  Streben*  S5enn  fidjerltdj 
wof)nt  itym  jene  bebeutenbe  Driginalfraft  inne,  bte,  fobalb  fie  fidfj  jeigt, 
leinen  Bweifel  über  btn  Kamen  beS  3JieifterS  juläfct;  babei  bringt  er 
aud)  eine  gütte  neuer  gormen,  bie  in  ifjrer  ßartl^eit  un&  Ätt^n^rit  ju* 
gteidj  SBewunberung  üerbienen.  Keu  unb  erfinberifd)  immer  im  Äeufee* 
lid&en,  in  ber  ©eftaltung  feiner  Xonftüdte,  in  befonberen  Snftrument* 
effecten,  bleibt  er  ftd)  aber  im  gnnerlidjen  gleidE),  bafj  wir  fürdjten, 
er  bringe  eS  nid(t  fyötyer,  als  er  eS  bis  jejjt  gebraut.  Unb  tft  bie§ 
l)odE)  genug,  feinen  Kamen  ben  unvergänglichen  in  ber  neueren  Äunft* 
gefdjidjte  anjureüjen,  fo  befd&ränft  fid)  feine  SBirffamfeit  bod)  nur  auf 
ben  ffeinem  Kreis  ber  ©latriermufif,  unb  er  tyätte  mit  feinen  Sräften 
bod)  nodf)  tiiel  JpöljereS  erreichen  unb  ©influfc  auf  bie  gortbilbung 
unferer  Äunft  im  Allgemeinen  gewinnen  muffen.  SBegnttgen  wir  uns 
tnbefe.  (Sr  fyat  fo  Diel  §errlidjeS  gefdjaffen,  giebt  uns  nod)  jejjt  fo 
tritt,  bafc  wir  aufrieben  fein  bürfen  unb  jeben  Sünftler,  ber  nur  bie 
§älfte  geleiftet  wie  er,  beglücfwünfdE)en  müßten,  ©in  Dieter  ju  fjeifcen, 
braust'S  ja  aud)  nidjt  bicfleibiger  SJänbe;  burd)  ein,  jwei  ©ebidjte 
fannft  bu  bir  ben  Kamen  oerbienen,  unb  S^o^in  Ijat  fotöje  gefdjrieben. 
Äud)  bie  KotturnoS,  bie  oben  erwähnt  finb,  gehören  f(ierf)er;  fie 
unterfdjeiben  fid)  toon  feinen  früheren  wefentlid)  burdf)  einfacheren 
©d(mud,  burdf)  ftiHere  ®rajte.  2Äan  weifc,  wie  S^opin  fonft  fid)  trug, 
ganj  wie  mit  glitter,  ©olbtanb  unb  perlen  überfäet.  ®r  ift  fd)on 
anberS  unb  älter  geworben;  nod)  liebt  er  ben  ©djmucf,  aber  eS  ift  ber 
finnigere,  fjinter  bem  ber  Stbel  ber  Dichtung  um  fo  liebenSwürbiger 
tmrdf)f  dämmert;  ja  ©efdjmacf,  feinften,  mufc  man  iljm  laffen,  —  für 
©eneralbaffiften  ift  baS  freilidfj  nidjt,  bie  fudfjen  nur  nadfj  Quinten, 
unb  jebe  feljlenbe  fann  fie  erbosen,  «ber  nod)  mandfjeS  lönnten  fie 
t)on  Ef)opin  lernen,  unb  baS  Ctuintenmadfjen  toor  8tHem.  2Bir  l)aben 
nod)  ber  83  all  ab  e   als  eines  merfwürbigen  ©tüdeS  ju  erwähnen. 


SRenbel3fot>n,  ßicber  ot>ne  SBorte.   $eft  4.  343 

<Sf)opht  Ijat  unter  bemfelben  SRamen  fd&on  eine  getrieben  [Ginoll], 
eine  feiner  wilbeften  eigentpmlicJjften  Sompofitionen ;  bie  neue  ift 
anberS,  afe  SJunftwerf  unter  jener  erften  ftefyenb,  bodfj  nidjt  weniger 
pljantaftifdfj  unb  geiftreiefj.  3)ie  leibenfdjaftlidjen  3ttifd&enfäfce  f feinen 
erft  fpäter  t)injugefommen  ju  fein;  iä)  erinnere  midj  fet)r  gut,  als 
<Jf)Opin  bie  SBaUabe  l)ier  fpielte  unb  in  Fdur  fdfjlofc;  jefct  f erliefet  fie 
in  Amoll.  @r  fpradj  bamals  aud)  batoon,  bafe  er  ju  feinen  Söattaben 
burdfj  einige  ®ebid)te  t>on  SKtcfiewicj  angeregt  worben  fei.  Umgefetyrt 
würbe  ein  SMd|ter  ju  feiner  Sttufif  wteber  fet)r  leidet  SBorte  finben 
lönnen;  fie  rüljrt  ba3  gnnerfte  auf.59  ©er  äBaljer  entließ  ift,  wie 
feine  früheren,  ein  ©alonftücf  ber  nobelften  Strt;  foQte  er  i^n  jum 
Xanj  toorfjrielen,  meinte  gloreftan,  fo  müßten  unter  ben  Xänjerinnen 
bie  gute  $älfte  wenigftenfc  ©omteffen  fein.  @r  Ijat  Stecht,  ber  äBaljer 
ift  ariftofratifd)  burd)  unb  burdfj. 

$.  SRenbelSfoljtt  »artljolty,  @ed>$  Siebet  oljue  SBorte,  ^eft  4.  SB.  53. 

Snblid)  ein  §eft  edfjter  lieber  ofjne  SBorte".  ©ie  untertreiben 
fid)  t>on  3Benbel8fol)n3  früheren  nur  wenig,  wenn  nidfjt  burdfj  größere 
(Sinfa^eit  unb  in  melobifd)em  89etrad)t  burdj  iljre  leidfjteren,  oft  üolfö* 
tf)üm(id(jen  ©efangWetfen.  2)ie3  gilt  namentlidj  toon  bem  Siebe,  ba$ 
ber  Eomponift  felbft  als  „SSolf  Blieb"  bejeid^net;  e3  ift  bie«  au«  bem* 
felben  Söronnen  gefommen,  aus  bem  etwa  ®id£)enborff  einige  feiner 
tounberüoUften  ®ebidjte,  Seffing  feine  „@ifellanbfdjafr  gefdfjöpft.  3Ban 
fann  fidj  nidjt  fatt  baran  Ijören.  ®er  öolt3tf)ümlicfje  ßug,  ber  fidfj 
überhaupt  in  trielen  Sompofitionen  ber  jüngeren  Sünftler  ju  jeigen 
anfangt,  ftimmt  ju  erfreuttc^en  ^Betrachtungen  für  bie  nädfjfte^ulunft; 
er  lag  einem  offenen  äfage  übrigen«  in  83eetf)Ot>en8  legten  Arbeiten 
fdfjon  angebeutet,  was  SWandfjen  freiließ  wunberbar  genug  Hingen  mag. 
@inen  öolfötpmlid^en  Xon,  obwohl  nidjt  ben  beä  ©IjorS,  f)at  aud| 
baä  britte  Sieb  in  Gmoll;  e3  Hingt  meljr  wie  merftimmiger  ®efang. 
SRan  bemerfe  übrigeng,  wie  äßenbetöfoljn  in  feinen  Siebern  o^ne  SBorte 
t)om  einfachen  Sieb  burdfj  ba$  2)uett  big  jum  SDfceljrfttmmigen  unt 
derartigen  üorgefdjritten.  ©o  iffä  mit  bem  wahren,  erfinbenben 
Äünftler;  wo  man  oft  glauben  möchte,  er  fönne  nid&t  weiter,  Ijat  er 
un&ermutljet  fdjon  einen  ©dfjritt  toorwärts  getrau,  neuen  ©oben  ge* 
Wonnen,  9fabere8  in  biefem  üierten  Jpefte  erinnert  freiließ  wieber  an 
ältere  aus  ben  anbem  §eften;  gewiffe  SBenbungen,  SBieber^otungen 
fdfjeinen  fogar  Spanier  ju  werben.    S5odE>  ift  baS  ein  SSorwurf,  ben 


344  Heber  einige  mufymafeiicf)  cormmjnrte  ©teilen  in  SBadj  jc. 

fjunbert  Rubere  mit  Opfern  erfaufen  würben,  ber  nämlid),  an  ge» 
tütffcn  ©äugen  erfannt  ju  »erben,  bafc  man  barauf  fd|Wören  motzte. 
©el)en  mir  benn  mit  greuben  noc§  ötelen  Sammlungen  entgegen! 

22. 


Weber  einige  muttjmaßlt^  corrumpirte  Stellen  in  flauen, 
Ülojartfdjcn  unb  ßtttymnfätn  Werken. 

SBüfjte  nxan  alle,  fo  lie|en  fidf)  üietteid^t  golianten  barüber 
f  dfjreiben ;  ja  td(j  glaube,  bie  äReifter  muffen  jenfeitä  mandfjmal  lädjeln, 
wenn  toon  i^ren  SBerfen  einige  mit  allen  ben  geilem  f>inüberflingen, 
tnie  fie  Qtit  unb  @ewol)nl(eit,  wo!)l  aud)  ängftfid&e  Sßietät  l)at  fteljen 
laffen,  @8  war  längft  mein  SBorfafc,  einige  in  befannteren  SBerfen  ber 
obengenannten  SWeifter  jur  ©pradje  ju  bringen,  mit  ber  83itte  an  alle 
Sünftler  unb  Äunftfreunbe,  fie  ju  prüfen,  womöglich  burdj  33ergleid)ung 
mit  ben  Driginal^anbfd^riften  feftjufteHen.  Oft  irren  freiließ  aud> 
biefe,  lein  Somponift  !ann  barauf  fd&wören,  bafc  fein  SWanufcript  ganj 
fehlerfrei  wäre.  333ie  natürlich  audfj,  bafc  fid)  unter  ben  ljunberttaufenb 
tjüpfenben  fünften,  wie  er  fie  oft  itt  unglaublid)  furger  3^t  fdjreibt, 
ein  2)ufcenb  ju  IjodE)  ober  ju  tief  gelommener  etnfdjleicf)en  muffen:  ja 
bie  toöften  §armonieen  fdjreibt  ein  ©ompontft  juweilen. 

8mmer^in  bleibt  bie  Driginalf)anbfd)rift  bie  Autorität,  bie  am 
erften  gefragt  werben  mufc.  2Rödjten  baf)er  Sitte,  bie  bie  ju  befpredjjenben 
»erbädfjtigen  ©teilen  in  ben  §anbfd|riften  ber  Somponiften  befi|en, 
ba3  ©ebruefte  mit  bem  ©efd|riebeneu  öergleidjen  unb  baä  SRefuItat  mit» 
jut^eilen  fo  freunblid^  fein.  Qux  geftfteQung  einiger  batoon  bebarf  e3 
wof)t  nidfjt  einmal  ber  Jperbeifdfjaffung  be8  Originals,  fo  beutlidi  fpringt 
ber  3*rtf)um  in  bie  Slugen. 

3)ie  meiften  get)ler  finben  fid|  wof)t  in  ben  Ausgaben  33ad)fdjer 
SBerfe,  namentlich  in  ben  älteren,  @3  wäre  eine  toerbienftlicfye ,  aber 
freilid)  feljr  jeitraubenbe  Arbeit,  übernähme  e3  ein  mit  SBad)  öoHig 
vertrauter  9Kufif  fenner,  alleä  bisher  irrig  ©ebruefte  ju  berichtigen, 
©inen  frönen  Sünfang  t)at  bie  SßeterSfdje  SKufif^anblung  in  Seipjig 
gemalt;  er  befd)ränft  fic§  aber  junädjft  auf  bie  Slatriercompofitionen. 
©ine  ßritif  allein  be§  wof)ltemperirten  (£lat>ier3  mit  Stngabe  ber  t>er» 
fd|iebenen  SeSarten  (23acf)  foll  felbft  mel  geänbert  f)aben)  würbe  ein 


lieber  einige  mutljmaßlidj  cornimpirte  ©teilen  in  Waä)  *c. 


345 


gange«  S3ud)  füllen  lönnen.60  ©eien  juerft  f)ier  einige  anbere  gätte 
erwähnt. 

3n  ber  großen  t)errltcl)en  Xoccata  mit  guge  für  Orgel*  be* 
wegen  fid)  bie  beiben  Stimmen  im  SWanual  über  bem  Drgelpunft  in 
ftreng  canonifdjer  golge.  ©otttc  man  für  mögltdj  galten,  baß  bieS 
öom  ©orrector  überfef)en  werben  fomtte?  ©r  Ijat  eine  SWenge  Sftoten 
fteljen  laffen,  bie  fid)  au*  bem  ©anon  als  falfdj  erllären,  3m  9Ser* 
laufe  De«  ©tücfeS  bei  ber  SßaraUelftelle  auf  ©.  4  unb  5  fommen  fit)n* 
lidje  83erfef)en  t>or.  SBenn  fid)  bieS  mit  leidster  SRütje  corrigiren  ließ, 
fo  mödjte  bie  Äufflärung  einer  anbem  ©teile  in  bemfelben  ©tücfe  t>on 
größerer  ©djwierigfeit  fein.  SRan  erinnert  ftd|  wol)l  beS  granbiofen 
Sßebalf  oloS ;  bei  einer  S$ergletd)ung  mit  ber  SßaraHelftetle  in  ber  Unter* 
quart  ergiebt  ftdj  iubeß,  baß  ftd)  l)ter  eine  SRenge  geiler  eingefcl)lidjen. 
©.  4  jwifd|en  Xact  3  unb  4  fehlen  jwei  Xacte  gänjtid),  bie  bei  ber 
XranSpofition  ©.  5  ©tjft.  6  im  jWeiten  unb  brüten  Xacte  fte^en  :c. 
ipier  fönnte  nur  bie  Driginatt)anbfd)rift  ben  ÄuSfdjlag  geben.  Sefifet 
fie  trietteid)t  $r.  §aufer  in  SBien,  fo  fei  er  um  eine  SBergleidjung  ge* 
beten.  S)aß  man  aber  ein  fo  außerordentliches  ©tücf,  ttrie  biefe  ©ora* 
pofition,  in  feiner  ecl)teften  ©eftalt  ju  befifcen  wünfdjt,  m&ge  bod| 
Siiemanb  als  gering  achten,  ©S  wäre  wie  ein  9tiß  in  einem  Silbe, 
wie  ein  fet)lenbeS  SBIatt  in  einem  SieblingSbucI)e,  wenn  wir'*  fjtngefjen 
ließen. 

Sin  anberer  fonberbarer  gatt,  über  ben  ebenfalls  nur  33ad)S 
$anbfdjrtft  Äuffd|luß  geben  fönnte,  finbet  fidj  in  ber  Äunft  ber 
guge.  3)ie  ganje  XIVte  oier  ©eiten  lange  guge  fommt  nämlid)  fc^on 
in  ber  Xten  einmal  üor;  t>gl.  bie  SßeterSfdje  «umgäbe  ©♦  30  ©tyft.  5, 
Dom  jweiten  Xact  an.  2Bie  ging  bieS  nun  ju?  33adj  wirb  bod|  un* 
möglich  in  einem  unb  bemfelben  SBerfe  t>ier  ©eiten  lang  Kote  für 
Slote  abgef ^rieben  fjaben!  3n  ber  9lägetifd)en  Partitur  fielen  bie 
beiben  gugen  übrigens  ebenfalls  fo  abgebrucft,  unb  eS  ift  nur  aus  ber 
@leidjt)ett  ber  Xonart  unb  beS  Xl)emaS,  bie  burd)  baS  ganje  Sßerf 


*  Toccate  et  Fngne  pour  rOrgue  (Leipzig,  Peters)  mit  bem  anfange: 


Ped. 


346  lieber  einige  mutljmajjUdj  cornmt  Jurte  6 teilen  in  SBadj  ic 

geljt,  ju  erftären,  bajj  bie  SBteberljolung  fo  lange  unbemerft  bleiben 
fonnte. 

333er  aber,  wenn  er  in  33ad)fdjen  $armonieen  fdfjwelgt,  benft  aud) 
immer  an  aHeS  unb  an  geiler?  ©o  fycfot  idj  einen  jahrelang  nidjt 
gemerft  in  einer  mir  fefjr  belannten  SBad^fd^en  guge,  bis  mid)  ein 
Sßeifter,  ber  freitidfj  audj  ein  Äblerauge  fyat,*  brirauf  aufmerffam  madfjte. 
2)ie  guge  ift  in  Emoll  über  ein  wunberfcotteS  Xljema  unb  ftefjt  in  ber 
£m3tingerfd)en  Ausgabe  als  fed&fte.  2Ran  fdfjalte  bort  jwifd&en  bem 
britten  unb  trierten  Xact  bie  einjige  SRote 


ein,  atebann  wirb'8  richtig.    §ier  ift  wol)l  lein  3weifel. 

SBir  lommen  jefet  auf  einige  ben  Sefern  öietteidjt  nod)  intereffantere 
gäöe  in  SBerfen,  bie  fie  woljl  unjä^tigemal  gehört  unb  geftrielt,  o^ne 
93erratf)  ju  merfen.  3d)  bitte  fie  aber,  bie  Partituren  in  bie  §anb  ju 
nehmen,  ba  bie  ©teilen  gang  abbruefen  ju  taffen,  ju  toiel  $la$  weg* 
nehmen,  ein  Urtfjeil  aber  otjne  bie  genauefte  (Sinfidfjt  in  bie  ©teilen 
felbft  nid£)t  mögtidj  fein  würbe. 

3)ie  erfte  öerbäd)tige  ift  in  -äRojartS  Gmoll*©i)mp$onie, 
einem  SBerf,  in  bem  jebe  Sftote  HareS  ®olb,  jeber  ©afe  ein  ©djafc  ift, 
unb  bod|,  foule  man  e3  glauben,  f)aben  fid(j  im  Slnbante  trier  ganje 
Xacte  eingef d&tidjen ,  bie  nad)  meiner  feften  Ueberjeugung  nidjt  hinein 
gehören.  SSom  neununbjtoanjigften  Xacte  an  (ba8  Siebtel  SBfaftact  un* 
geregnet)  lommt  nämtiety  eine  tnertaettge  Don  Desdur  nadj  Bmoll 
f)inleitenbe  *ßertobe,  bie  in  ben  folgenben  üier  Xacten  nur  mit  üeretn* 
fadster  3nftrumentation  wieberf)ott  wirb;  e3  fann  nicfjt  fein,  bafc 
SKojart  bieg  gewollt  fjat.  Sfat  erften  erbeut  bieg  auä  ber  gänjlid) 
un^ojartfdEien,  ja  unmeifterf>aften  SSerbinbung  be§  jtoeiunbbreifeigftcn 
mit  bem  breiunbbreifeigften  Xact,  bie  gewifc  audEj  jeben  3Ruftfer  nur 
bei  oberflächlichem  Stntjören  frappirt  f)at.  63  fragt  fidj  nun,  weldje 
ber  toiertactigen  Sßerioben  wäre  auSjufdjeiben  —  bie  erfte  ober  bie 
jweite?  —  93ei  flüchtigem  SlnbfidEe  möchte  man  fidE|  trielleid)t  für  ©ei* 
be^altung  ber  erften  erftären:  baS  aQma^Iid^e  §injutreten  ber  SBIaS* 
inftrumente,  bie  fid)  bis  jum  gorte  fteigem,  ift  nid|t  oljne  fünftlerifdjen 
©inn.  SSiel  natürlicher  aber  in  ber  ©timmenfü^rung,  Harer,  einfacher, 
unb  bod)  audfj  nidfjt  oljne  Steigerung,  fdfjeint  mir  bie  anbere  Sedart, 


2Renbel3joljn. 


Ue&er  einige  mutljmafjUd)  cotrumj>irte  Stellen  in  ©ad)  :c.  347 

nad)  bcr  ber  neununbäwanjigfte  big  mit  bem  jweiunbbreifctgften  aus* 
fielen,  wo  bann  alle  3nftrumente  in  flarer  Steigerung  ftd)  im  Sorte 
vereinigen.  SMefelben  t>ier  Xacte  juöicl  finben  fidj  nun  audfj  bei  ber 
SBieberljotung  im  jweiten  Xljeile,  wo  bann  ber  adfjtunbt>ier$igfte  bi* 
mit  bem  einunbfünfjigften  Xacte  biefefc  Xf>eile8  ausfallen  müfjten.  2Bie 
fid)  nun  biefer  geiler  eingefddwärjt,  muffte  audf)  bie  Driginafyarrttur 
nad&weifen,  bie  fidfj  wol)l  in  ben  §änben  be8  $m.  $ofratlj  Wxbxt 
befinbet.  25a3  äßal)rfd(jeinlid)fte  ift,  bafe  2Rojart  bie  ©teile  erft  ge* 
f)abt,  wie  wir  glauben,  bafc  fie  fein  muffe  —  bafj  er  fie  bann  voller 
inftrumentirt  in  bie  Partitur  eingetragen  —  bafe  er  aber  fpäter,  wieber 
ju  feinem  erften  ®eban!en  jurüdtgeljenb,  toergeffen  Ijat,  bie  jweite  Se8art 
ju  ftreid^en.  9Wöd)ten  fid^  bodf)  aucl)  anbere  SRufifer  über  biefe  widfj* 
tige  Stelle  au£fpre$en  unb  nadfj  allgemeiner  Uebereinlunft  baju  bei* 
tragen,  bafj  bafc  Änbante  bann  immer  in  ber  angebeuteten  SBeife  überaß 
aufgeführt  werbe,  ©ie  SSerleger  aber  würben  wir  bitten,  bie  öiec 
Xacte  in  ber  Partitur  einjuflammern  unb  ben  ®runb,  warum,  in  einer 
lurjen  Semerfung  beijufügen.  9Kan  f>at  mir  übrigen»  gefagt,  bafj 
ba8  Slnbante  im  Sßarifer  Sonfertoatoire  mit  beibeämaliger  JtuSlaffung 
ber  vier  Xacte  gefpielt  wirb.  9lud(j  2Kenbel8foi)n  l)at  fidfj  längft  bafür 
auägefprodjen. 

Snbltdfj  erwähne  id)  nod&  einige  ©teilen  in  SBeettjotienfdljen 
©t)mpf)onieen,  bie  fidj  faft  auf  ben  erften  Änblidt  als  %ü)Ux  bed  (So* 
piften  ergeben.  Sie  eine  erwähnte  idj  fd&on  früher  einmal;  fie  fteljt 
jum  ©d)lufi  be3  erften  ©afce«  ber  B  dur*©t)mpf)onie;  von  ben 
brei  Xacten  ff  (adfjt  Xacte  vor  bem  Snbe)  ift  offenbar  einer  juüieL 
X)a^  33erfef>en  war  wegen  ber  tJoHfommenen  2leljnlidfjfeit  ber  SWoten  in 
allen  Stimmen  leidet  ju  begeben.  33eetf)ot)enlf  bunte  e3  fogar  felbft 
begangen  fjaben. 

S)afj  wir  aber  in  ber  5ßaftoralf^mpt)onie  jaf)rau8  jahrein 
folgenbe  ©teile,  wie  fie  audfj  in  ber  Sßartitur  ftet)t,  mit  angehört,  oI)ne 
itid)t  t)ea  auf §uf afjren ,  wäre  faum  ju  erflären,  wenn  nidfjt  baburdfj, 
bafi  un8  ja  ber  3&uber  SBeettyo&enfdfjer  SRufif  fo  umftridtt,  ba§  wir 
35enfen  unb  §bren  babei  vergeffen  fönnen- 

3m  erften  ©afc  (Partitur  ©.  35  von  Xact  3  an)  Reifet  e3  ge< 
nau  fo: 


348 


lieber  einige  mutljmafilid)  corruntptrte  ©teilen  in  ©ad)  :c. 


Viol.  I. 


dim. 


Viol.  IL 


Viola. 


dim. 


SE 


**=% 


^=J 


Vcelli. 


dim. 


?m 


(ttffe  anbeten  jxrofirfn  y 


|^-^g-^|^g=^^^g  ^  4jQBLgS 


§= 


m 


^ 


2Bte  nun,  wenn  wir  ftatt  ber  plö^Iid^en  Raufen  in  ben  erften 
SSiolinen  Simili*3«cfjen  (^)  matten?  Älänge  bie8  nidjt  beffer  unb 
anberS?  Srgiebt  ftd)  bieS  nidjt  fdjon  au§  ber  Umfeljrung  toon  Xact  5 
an,  wo  bie  33ratfd)en  l)aben,  wa$  erft  in  ben  erften  SSiolinen  lag? 
©ewifj,  e3  ift  fo.  ©er  SRotenfdjreiber  l)at  bie  Simili*3eid)«t  für 
Raufen  genommen  ober  irgenb  ein  necfifdfjer  Äobolb  war  im  Spiel. 
3tie8  erjagt,  wie  33eett)ot>en  einmal  wütfjenb  geworben  über  eine  Stelle 
in  ber  Ijeroifd&en  ©tymplpnie,  bie  Stieg  in  befter  Meinung  geänbert 
Ijatte,  3cfj  glaube,  f)ätte  33eetl)oüen  jene  ©teile  in  ber  Sßaftoralfam* 
Päonie  einmal  wirflidi  gehört  e3  würbe  bem  Drcfyefter  ober  bem  £iri* 
genten  nid)t  beffer  al§  9tte3  ergangen  fein. 

f$ür  bieSmal  genug ;  motten  obige  gälte  t>on  redjt  Sielen  in  SBe* 
trad)t  genommen  werben!  SGBic  tonnten  wir  unfere  33eref)rung  für 
unfere  großen  SKetfter  beffer  betätigen,  als  ba%  wir  au%  tljren  Sßerfen 
ju  entfernen  trauten,  was  3rrtl)um  ober  gufall  baran  befd>äbigt? 
SRur  in  biefem  ©inne  würben  biefe  Qtxkn  gerieben.61 

SR.  ©djumann. 


1842. 


c®®^®50> 


*  pretstrio  (Dmoll) 
für  fßianoforte,  Sioline  unb  Stoloncetto  fron  3,  (L  £oni$  SBolf. 

[Referent  f|at  obiges  Xrio  nur  einmal  gehört:  e$  ift  inbefe  fo 
flar  unb  einfach,  bafc  ein  einmalige^  anhören  fdfjon  ^injuretd&en  fdjeint, 
über  bie  Eompofition  ein  Urteil  ju  fällen. 

©er  Flamen  ber  §m.  Sßretäridjter  erinnere  id)  midj  nid)t  meljr 
genau;*  {ebenfalls  aber  Ijaben  fic  ein  Xalent  auSgefpäf>t,  bag  Auf* 
munterung  toerbient  unb,  glaubt  e3  fid|  nid^t  etroa  fdjon  fertig,  genrifc 
nodfj  S5ebeutenbe§  ju  Xage  bringen  wirb.  S)afür  fpridjt  bie  erfreu* 
lid(je  SRid&tung,  bie  fid)  im  allgemeinen  im  Xrio  jeigt,  bie  ungefün* 
ftette  Art  be3  SluSbrucfS,  bie  bereit»  erlangte  gertigfeit  in  §anbf|qbung 
ber  ftorm.  SSerbiente  fo  ber  talent&olle  Äünftter  ein  Sob,  fo  bodf)  faum 
einen  $rei$.  ©S  mäte  fdjtimm,  wenn  unter  ben  jur  äRannljeimer 
sßreiSauSfdfjreibung  eingefanbten  XrioS  nid&t  toenigftenS  ein  fünftel 
bem  2.  Sßolffdjen  gteidfföuadfjtenber  ©tücfe  fid|  gefunben  t)ätte,  —  ober 
bie  ©infenber  müßten  alle  einen  fonberbaren  93egriff  t>on  preismür* 
btgen  XrioS  f)aben,  —  unb  fo  arm  finb  mir  in  ©eutfdjlanb  nodfj  nidjt, 
ba§  mir  bem  erften  beften  ben  Sorbeer  nachzutragen  brausten.  2)odfj 
ftteiten  toir  nid|t  um  baS  ©lüdf,  bäS  ber  gefrönte  ©omponift  gehabt; 
audfj  Olücf  gehört  jur  ihmft,  unb  boppelt  beneibenämertf)  ber  ihhtft* 
ler,  bem  eS  fd^on  im  Anfange  feiner  Saufbaljn  tädfjelt,  aber  audfj  bop* 
pelt  toerantroorttidfj,  menn  er  ben  Itebe&oHen  ©Wartungen,  bie  man 
&on  if>m  gehegt,  nidjt  SBort  Ijält,  menn  er,  eitel  geworben  burdfj  ben 
augenblidltdjjen  ©rfolg,  fidj  gar  üertoirft.  ©ie  Sßerfon  beS  ©ompo* 
iiiften  ift  mir  übrigens  nidjt  befannt;  tdj  roeife  nidjt,  ift  er  jung  ober 


(£*  waren  ©poljr,  Äattituoba  unb  3ofepfj  ©traufc  (fcarlSrufje). 


352  &  #.  ©pontfolfc,  ©edjg  (Stuben. 

alt,  9lorb*  ober  ©üblänber.  ©ineS  aber,  wie  gejagt,  ge^t  aus  feinem 
£rio  fictüor,  bafj  er  fdjöue  Gräfte  jum  SEBcttftreit  mitgebracht  unb  ba^ 
bte  ßufunft  auf  if)tt  als  auf  einen  rüftigen  Sämpfer  jaulen  batf.  SBir 
fügen  nod)  einiges  über  bie  ©ompofition  felbft  bei,  bamit  man  wiffe, 
was  man  t>on  il)r  ungefähr  ju  erwarten  §at.  2)ie  gorm  ift  bie  gc* 
mö^nlid^e  im  ©anjen  tote  in  ben  etnjelnen  ©äfcen,  bie  Anlage  mitt* 
lerer  ©röfee;  ju  ben  fogenannten  „grofjen"  XrioS  gehört  bie  ßompo* 
fition  nid&t.  ©ine  entfd&iebene  ©igentpmlicJjIeit  fpridjt  fie  ebenfo 
wenig  aus  wie  eine  Vorliebe  für  ben  ober  jenen  9Äeifter,  wenn  ntc^t 
etwa  für  ß.  9K.  0.  SBeber.  $er  ©a|  ift  rein,  mobern'einfad),  bte 
Ausführung  nid^t  fdjwierig.  ©inen  wirflidfj  bebeutenben  <£f)arafter  t)at 
feiner  ber  ©äfce,  woljl  aber  äße  eine  anmutige  Sß^ftognomie.  3fai 
wenigften  besagte  mir  baS  Stnbante  mit  feinen  altmobifdjen  SSariatio* 
nen,  am  meiften  baS  ©cJjerjo.  S)er  le|te  ©afc  ljat  ein  gar  ju  wot)l< 
feiles  Xtjema;  ber  jweite  (Sefang  ift  mufifalifd)er,  SfteueS,  feines  in 
ber  Harmonie,  im^affagenwerf  :c.  enthält  baS  Xrio  wenig  ober  gar 
nichts,  bagegen  aud|  ntdfjts  gerabeju  XrioialeS.  3)iefe  einzelnen  3üge 
mögen  beut  Sefer  einen  Umrifc  tion  ber  ©ompofition  geben,  ©rfreulid) 
ift  es  nodfj  ju  bemerfen,  bafc  ein  in  biefer  ßeitfdjrift  früher  aufgeftetU 
ter  SluSfprud)  ,,bafe  bei  f ünftlerifdfjen  SBettfämpfen  meiftenS  einljeiiuifdje 
Äünftler  ben  SßreiS  baöontrügen",  auf  biefe  SßretScompofitton  ntdjt  an» 
juwenben,  ba  ber  Sieger,  wie  wir  f)ören,  in  Sßien  lebt,  welche  ©tabt, 
wie  üieleS  Unfraut  bodj  audf)  wuchern  mag,  uns  benn  bodfj  t>on  $eit 
ju  ßeit  audfj  ein  gutes  Xalent  fenbet,  als  baS  wir  ben  ©omponiften 
nochmals  bejetcljnen  muffen. 

12. 


(ftükn  für  Hb  JKanoforte* 

81.  $.  ©pottljoH?,  SedjS  ^arofterifttfrffc  ®  tu  ben.     SBerf  9. 

S)er  SSetfaffcr  ift  Drganift,  man  mufc  baS  wiffen,  um  fein  ©tre» 
ben  mef)r  fd&äfcen  ju  lernen.  ©S  brängt  unb  treibt  if)n  in  bie  §öt)f, 
er  möchte  bie  ganje  SBelt  mit  feiner  Sunft  beglücfen.  Aber  bte  fträfte 
finb  nod)  unentwidEelt ;  eS  fet)lt  fogar  bie  ©icljerljeit  im  Xed>nifdjen, 
Urteil  unb  ©ejd&macf.  3n  jeber  ber  ©tüben  wirb  an  guter  SRujifa 
etwas  ober  Diel  auSjufejjen  Ijaben,  namentlich  in  ber  mobutatorifdjat 


&  Montag  unb  (£.  ©ittmann,  (Stäben.  353 

gorm.  SSBcr  wirb  j.  85.  in  einem  Keinen  jwei  ©eiten  langen  ©tüdE 
aus  G  moll  ftd)  gleid)  aus  bem  ©attel  nnb  narf)  E  dur  werfen  laffen, 
tüte  in  ber  erften  Stube?  ©o  üermag  ber  SSerfaffer  faft  in  feiner  bic 
Xonart  feftjufialten,  was  an  einem  Drganiften,  ber  bodf)  feinen  3.  ©eb. 
33adfj  lernten  mufe,  hoppelt  wunbert.  ©s  enthalten  bie  ©tüdEe  aber 
auefj  manches  ©mpfunbene;  fo  ljebt  fid|  plö|lid)  auf  ©eite  13  ein 
fd&öner  träumerifdfjer  ©efang  t)ert)or.  SBie  er  aber  borten  gefommen, 
begreift  man  audfj  ntd)t  red^t;  er  pafct  weber  jum  Anfang  nodE|  jum 
Serlauf  beS  ©tücfeS,  ftef)t  überhaupt  ifolirt  in  ber  ganjen  Sammlung. 
Sfcädfjft  biefem  Fragment  fd&eint  uns  bie  lejjte  ©tübe  t>telleid)t  bie  be* 
fcljeibenfte,  boö)  and)  bie  ferttgfte.  (Stuben  finb  eS  übrigens  nid^t, 
fonbern  ©fijjen.  SBir  galten  aber  bafür,  ber  ©omponift  muffe,  um 
weiter  ju  tommen,  biefe  r^apfobifrfje  gorm  aufgeben,  unb  eS  würbe 
uns  ein  $eft  woljlgefefeter  gugen  bei  ber  näd^ften  Begegnung  meljr 
erfreuen  als  ein  jweiteS  t>ott  ©fi$en.  An  feinem  föniglidjen  3nftru* 
mente  mufe  er  ja  ben  Sßertf)  ausgeprägter  Shmftform,  wie  fie  JBacfy 
im  ©rösten  unb  SHeinften  giebt,  ju  würbigen  gelernt  fjaben. 

&  SWotttag,  3wei  ©tüten.     ©er!  3. 

©in  ebleS  Streben  fpridfjt  aud)  aus  biefem  Sßerfdfjen  beS  ßompo* 
niften,  auf  ben  wir  nodf)  toor  ihtrjem  aufmerffam  gemalt,  2)odj, 
fdfjeint  un§,  grübelt  er  ju  t)iel  unb  berwidEelt  fid)  oft.  dagegen  fdjüfet 
am  erften  Arbeiten  für  ©efangftimmen.  2)aS  Snftrument  toerfüljrt  nur 
ju  oft  jum  ©jperimentiren,  bie  ©timme  leitet  wieber  jur  Slatur  jurücf . 

3war  er  wollte  ©tüben  fdjreiben,  aber  gewifc  and)  met)r  als  ba«, 
unb  üor  Slttem  äftufif.  ©tnjelneS  erfdfjeint  gelungen;  eine  Xotalwtr* 
hing  üermiffen  wir  aber  nod),  unb  bieS  fommt  wof)l  jum  X^eil  oon 
ber  fdjwierigen  Stufgabe,  für  Silbung  ber  jpanb  forgen  unb  aud|  muft* 
falifdf)  feelcnüott  erf feinen  ju  wollen.  9ßur  wenigen  auSgejeidjneten 
Xalenten  ift  bieS  ju  bereinigen  gelungen.  3m  ßt)arafter  treffen  bie 
beiben  ©tüben  im  fd^wermüt^tgen  Xone  jufammen,  bodE|  ift  bie  jweite 
lebhafter,  bie  erfte  finnenber.  S)er  canonifd^e  ©dfjlufefafc  ber  jweiten 
l)ebt  bie  SBirlung  beS  9Sorf)ergcJ)cnbcn  beinahe  gang  auf;  wir  Ratten 
iljn  lieber  ganj  unterbrücft. 

*  Sari  ^ittmann,  SedjS  Stuben.     8Berf  6. 

$ie  ÄuSftattung  ift  prächtig,  ber  ©tid|  oorjüglidi,  —  aber  bie 
Sompofition!    ©ie  ritf)rt  wof)l  fcon   einem  Dilettanten  Ijer,    einem 

Schumann,  ©ef.  Schriften.  IL  23 


35.4  SR.  ©.  Grbertoetn,  Stuben. 

attufifer  wäre  fic  faum  juäutrauen,  nod|  weniger  ju  vergeben,  Sin 
gewiffe  gärten  unb  offenbare  ©djnifcer,  wie  fie  baS  SBerf  jeigt,  wüt< 
ben  wir  uns  am  ©nbe  nodf)  weniger  ftoßen  als  an  bie  ganje  fdjale 
Sftidjtung,  bie  eS  geljt,  jenes  füßlidje,  fentimentate  Sßefen,  baS  italie-- 
nifdj  fein  tritt,  jenes  mrtuofifdje  Äofettiren,  baS  nur  auf  SBeifatt 
»erliebter  grauen  ausgebt.  aber,  wie  gefagt,  wir  tjermutfjen  einen 
Dilettanten  hinter  bem  SBerfaffer,  einen  t)on  jenen  toielen,  bie  „Zfyah 
berg"  fpielen  fönnen  unb  äftojart  tjerattet  nennen,  aber  er  laffe  baä 
©omponiren.  ®S  giebt  10,000  beffere  ©ompofttionen  in  Deutfdjlanb 
als  \>k  feinigen  —  bie  bod&  nid&t  gebrudEt  ju  werben  üerbienen.  SBoju 
nod)  bie  SRaculatur  üerme^ren? 

9R*  &.  (Sbtxmiu.    ©edjs  <£«ben. 

Der  SBerfaffer  ift  ein  ©oljn  beS  SBeimarfdjen  3Ruftfbirector3.  Sr 
f)at,  irren  wir  nidjt,  außer  im  üätertidjen  $aufe  audfj  bei  §utmnel 
Unterricht  gehabt  unb  jog  fpäter  nadfj  SßariS,  wo  er  fidfj  namentlich 
als  Sefyrer  einen  SBtrfungSlreiS  gebilbet. 

Die  öcrfü^rcrtfd^cn  ©iretjenftimmen  jener  ©tabt  Ijaben  feinen 
Oljren  übrigens  üergebenS  gefdjmeidjelt.  Sein- 9Äenf  d)  würbe  bie  Stuben 
einem  granjofen  jutrauen,  überall  fief)t  ber  frfjlidfjte  ef)rtid>e  Deutfdje 
heraus.  Slußer  burdfj  Sorrecttjeit  beS  ©afceS  unb  gute  $orm  jeidjnen 
fidf)  bie  ©tüben  aud)  burd)  if)re  ßetd^tigfeit  aus,  fie  werben  ben  meiften 
Spielern  mittlerer  Äraft  gar  feine  mel)r  fein.  Dies  ift  ein  Söorjug 
t)or  tnelen,  bie  als  ©ompofitionen  audj  nidjt  größern  SBertl)  f)aben. 
SBenn  bei  ben  SSorjügen,  bie  mithin  bie  (Stuben  befifcen,  fcorauSju* 
fe|en  ift,  baß  fie  in  ber  unmittelbaren  Umgebung  beS  ©omponiften, 
ber  jugteid)  Äeljrer  ift,  9lufcen  ftiften  werben,  fo  glauben  wir  bod) 
tttd)t,  baß  fie  barüber  f)inauS  bringen.  Daju  fcf)tt  es  iljnen  an  £)xu 
ginalitat,  ©dfjwung  ber  Sßfjantafte,  Kraft,  unb  audf)  an  jener  ©rajie, 
bie  x>ft  notf)  größere  ©iege  erringt  als  bie  Kraft.  &ud)  bie  ©tübe 
fott  f)BI)eren  ßwedten  bienen  als  bloS  medfjanifäen.  Dies  wußte  fdjon 
©ramer,  unb  wie  f)aben  fidf)  bie  $tittn  unb  äftenfdjen  feitbem  nodj 
geanbert!  ©tüben  j.  33.  wie  bie  erfte,  müßten  gar  nidjt  metjt  gebrueft 
werben ;  bergfeidjen  fjaben  wir  fd^on  in  Ijunberterlei  gönnen  gehabt. 
Das  ift  aber  thtn  iljre  fdfjwädfjfte  Seite,  baß  fie  nidjts  SReueS,  SBefon* 
bereS  geben,  ßoben  aber,  wie  gejagt,  muß  man  überall  jenen  ein« 
fachen  unöerftettten  SluSbrudt,  wie  er  ber  §ummelfrf)en  ©djule  über» 
Ijaupt  eigen,   SSietteid^t,  baß  in  ben  fpäteren  ipeften,  bie  ber  Sompomft 


$.  g.  ftujferattj,  <Soncert*(£tübeiu  355 

auf  bem  Xitet  t>crfprid^t  er  aitdj  einen  leeren  Sluffdjmung  nimmt. 
35ie  Scitfd^rtft  wirb  über  bie  gortfefcung  berieten.  Sinftweilen  »ollen 
wir  nodf)  auf  bie  Stuben  fünf  unb  fedjS,  atS  bie  muftlalifdf)  intereffan* 
teften,  aufmerlfam  gemalt  l)aben;  namentlich  fd&lägt  Sir.  6  einen  uns 
toon  SJadf)  ^er  liebgemorbenen  Xon  an. 

$♦  %.  Änfferatl),  ©etfjS  Sonccrt-gtäbcn.    äßet!  2, 

SS  finb  biefe  Stuben  ofyne  Steifet  &*c  auSgejeid&netften,  bie  in 
legtet  $eit  erfd&iencn,  fo  fdfjöne  Sigenfdjaften  finben  fic§  in  iljnen  öer* 
einigt,  greilidj  bis  jur  Originalität  ift  ber  junge  Äünftler  audj  nodj 
nid)t  burd&gebrodjen;  er  belunbet  aber  eine  fo  folibe  SBilbung,  fo  ge< 
funben  natürlichen  ©efdjmacl,  ber  fidj  audj  baS  Sefte  toom  Sßeuften 
mit  ©efdjicf  angeeignet,  bafc  wir  auf  if)n  als  auf  .einen  tüd&tigen  Sla* 
mercomponiften  ber  3utunft  rennen  lönnen.  Um  fo  freubiger  fpredjen 
wir  bie«  au»,  ba  wir  im  äugenblicfe  thtn  nidjt  reic§  an  guter  Slamer« 
mufif  finb.  SRad)  ber  ftürmifdjen  Sfjopinfdjen  Spodje,  bie  in  £enfelt, 
Sifjt  unb  Xtyatberg  ifyre  brei  Snbpunlte  erreid&t,  fdjeint  jefct  ein  ©tili* 
ftanb  eintreten  ju  wollen.  Sie  SÄedjanif  war  bis  jur  äufcerften  $öf)e 
getrieben,  eS  mußte  eine  Srfd&öpfung  eintreten,  ©djon  aber  regt  fidj 
neues  Üibtn.  3)er  ^olbc  ©efang,  t>on  frönen  formen  getragen,  will 
feine  Sftedjte  wieber,  mit  Sfjrfurdjt  erinnert  man  fiel)  wieber  älterer 
Stauten.  35ic  folgen  wirb  bie  nädfjfte  3u^ft  iriflau  SMefe  SSctrad^* 
tungen  tnüpfen  wir  gerabe  an  ben  Flamen  beS  jungen  ÄünftterS,  ben 
wir  eben  nannten,  weil  audj  if)n  bie  tefcte  Spodje  nidjt  unberührt  ge* 
laffen.  2lber  bie  glutt)jeit  §at  if)n  an  ein  fixeres  Ufer  geworfen;  bie 
Störungen,  bie  er  gemadjt,  werben  il)m  nur  t)eilfam  fein,  unb  mit 
ben  3at)ren  Äcaft  unb  ©elbftänbigfeit  warfen.  Sn  feinen  Stäben 
fief)t  man  jene  $eit  ber  Srregung  nodj  beutlid)  nachwogen;  fie  gleidjen 
etwa  jenen  ruhigeren  SSßafferringen,  wie  fie  nadf)  heftigem  ©türme  bem 
Ufer  juetten.  ©eljen  wir  fie  etwas  genauer  an!  ©leid!)  bie  erfte  Stube 
nimmt  für  ben  Somponiften  ein,  weniger  burdf)  Sigentf)ümlidf)feit  als 
burdj  SBoPaut.  ©ie  erfdjeint  wie  ein  3tüicÖefan8'  &er  M  iu^fet  ju 
einer  SKelobie  tjerfdfjmiljt,  ntdjt  unäljntidj  jenem  SiebeSbuett  allen* 
betSfo^nS  in  feinen  ßiebecn  otyne  Söorte.  ®er  Sinbrudf  beS  ©anjen  ift 
wof)ttf)uenb,  wenn  audj,  wie  gefagt,  nirf)t  neu  wirlenb.  ©eljr  fagt  uns 
bie  jweite  Stube  ju,  bie  in  ityrer  Sleganj,  iljrer  feinen  Gattung  an 
SRofdfjeleS  erinnern  möchte;  fie  besagt  uns  burdjauS;  wir  wünfdfjten 
nidjtS  jugefefct  nodf)  weggenommen.    3)ie  britte  (Amoll)   fttnbigt  ft$ 

23* 


356  &{&  33raoourftubien  nadj  $agantnt. 

im  ©fjarafter  als  fjumoriftifdjer  an;  ber  9Jlittetfa|,  namentlich  im  ®e* 
fange  in  Asdur,  bleibt  aber  fjtnter  ben  Erwartungen  jurücf,  man 
erwartete  eine  geiftreidjere  Verarbeitung.  Die  legten  Xacte  wandten 
wir  ganj  geftrid^en.  Das  grajiöfefte  ©tücf  ber  Sammlung  ift  ofyie 
Sweifet  baS  folgenbe,  ein  redjt  jarteS  SiebeSgebidEjt,  in  fjorm  unb  §aU 
tung  üoräüglict)  gelungen.  Daß  ber  Somponift  audj  ©f)opin  fennt  uxtb 
liebt,  jeigt  bie  fünfte  ©tübe;  fie  fängt  fef)r  wilb  an,  lenft  aber  balb 
in  einen  ruhigen  SKittelfafc,  ber  inbeß  wenig  SShtjieljenbeS  l)at.  Das 
®anje  fdjeint  uns  mtßwadjfen.  @S  ift  ein  ©tücf,  an  bem  ber  dorn* 
ponift  triel  geänbert  §aben  mag.  Die  Einleitung  jur  fedjften  9ium* 
mer  erinnert  offenbar  an  S3cctf)0tjcn8  Cis  moll*©onate,  wirft  aber  aud> 
im  Sibglanj;  bie  eigentliche  ffitübe  folgt  erft;  fie  gehört  ju  ben  briflan* 
ten  gigurenetüben,  wie  wir  beren  mehrere  von  $enfelt  ljaben.  9tament< 
lidf)  biefe  fdjeint  ben  Xitel  ju  rechtfertigen,  würbe  audj,  wenn  wir 
nid^t  inen,  in  einem  f)iefigen  ©oncerte  t>on  bem  Somponiften  gefpieth 
£  ü  SfaS  bem  Obigen  ftef)t  man,  baß  ftdj  ber  SGöcrt^  ber  Derfdjiebenen 
ffitüben  nidjt  ganj  gleidj  ift,  unb  baß  gerabe  jene  bie  fäwädjieren,  wo 
ein  SSorbilb  beS  Somponiften  erfic^tlid)  war.  Dies  giebt  aber  um  fo 
meljr  ber  Hoffnung  SRaum,  ber  ©omponift  befijje  ein  eigentümliches 
vollgültiges  Xalent,  baS  fiel)  mit  ber  ßeit  nod)  tjottfrfiftiger  IjetauS* 
bilben  werbe,  ©o  feigen  wir  benn  mit  greuben  feiner  femern  ©nt* 
wicfelung  entgegen. 

%.  Sifjt,  SratJourftubien  ttadj  $agattittt£  Gapricen 
für  baS  $ianoforte  bearbeitet»    (ßwei  Abteilungen.) 

Dag  Driginalwerl  f)eißt :  24  Capricci  per  il  Violino  solo  com- 
posti  e  dedicati  agli  artisti  da  N.  Paganini.  Opera  1.  Sine  SBear* 
beitung  t)on  jwölf  von  ifjnen  burdf)  Robert  ©djumann  erfriert  in  jwei 
heften  bereit»  in  ben  galten  1833  unb  35.  2lud)  in  SßariS  erfdjten 
ein  Arrangement  einzelner,  beS  SRamenS  beS  Bearbeiters  erinnert  ftd> 
SRef.  nidfjt  mef)r.  Die  Sifjtfc^e  Sammlung  enthält  fünf  Kummern 
aus  ben  ßapricci,  bie  fechte  ift  eine  Bearbeitung  beS  betannten  ©löcf* 
djeitronboS,  ®S  fann  f}ier  von  feiner  pebantifdjen  SRad&bilbung,  einer, 
bloß  fiarmonifdjen  Ausfüllung  ber  Biolinftimme  bie  Siebe  fein;  baS 
Elatrier  wirft  burtf)  anbere  SÄittel  als  bie  Bioline. 

(Sletdje  Effecte,  burdf)  welche  SRittel  auc§,  §ert>orjubringen,  war 
f)ter  bie  wtdfjtigfte  Aufgabe  für  ben  Bearbeiter.  Daß  fidj  Sifjt  aber 
auf  bie  3Rittel  unb  Effecte  feine«  3nftrumentS  aerftetyt,  weiß  Seber, 


ßifet,  ©ratoourftubtcn  nac§  Sßaganim.  357 

bcr  ü)n  gehört.  68  muß  alfo  gewiß  toom  l)öd>ften  Sntcrcffc  fein,  bic 
©ompofittonen  be«,  was  füllte  Bra&our  anbetrifft,  größten  SBiolin* 
Birtuofen  beS  ga^rljunberts,  Sßaganini,  burdj  ben  fünften  Slatrier* 
Birtuofen  ber  gefctgett,  Sif  gt,  aufgelegt  jn  erhalten.  @in  Blicf  in 
hit  Sammlung,  auf  baS  wunberlidjie  tote  umgeftürjte  SRotengebälfe 
barin,  genügt  bem  Äuge,  fid>  ju  überzeugen,  baß  es  fiel)  l)ier  um 
nidjtS  Seichtes  Ijanbelt  @8  ift,  als  ob  Sifjt  in  bem  SBerfe  alle  feine 
Erfahrungen  nieberlegen,  bie  (Se^eimniffe  feine«  ©pieleS  ber  Stodfjwelt 
überliefern  wollte;  er  fonnte  feine  3Seref)rung  für  ben  großen  öerftor* 
benen  Sünftler  nid)t  ferner  betätigen  als  burd)  biefe  bis  ins  Äleinfte 
Sorgfältig  gearbeitete,  wie  ben  ©eift  beS  Originals  auf  baS  Sreuefte 
toieberfpiegelnbe  Uebertragung.  SBenn  bie  ©djumannfdje  Bearbeitung 
me^r  bie  poetifäe  Seite  ber  ©ompofition  jur  Änfdfjauung  bringen 
wollte,  fo  f)ebt  ßifjt,  aber  of)ne  jene  öerfannt  ju  ^aben,  mef)r  bie 
tnrtuofifdje  fjeröor;  er  bejeidjnet  bie  ©tücfe  ganj  richtig  mit  „83rat>our* 
©tubien",  tote  man  fie  wof)t  audj,  öffentlich  bamit  ju  glcmjen,  fpielt, 
greilid^  werben'S  i^rer  SBenige  fein,  bie  fie  ju  bewältigen  aerftänben, 
trießeid&t  nidfjt  öier  bis  fünf  auf  ber  gangen  weiten  SSBcIt.  2)ieS  fann 
aber  nid)t  abmatten,*  bie  ©adje  ju  betyaribeln,  als  ejiftire  fie  nidjt* 
$)en  f)B<$ften  ©pifcen  ber  Birtuofität  freut  man  fiel)  wol)l  aud)  in 
einiger  Sntfemung  nafje  ju  fein.  Betrachten  wir  manches  in  biefer 
©ammlung  Snt^altene  freiließ  genauer,  fo  ift  fein  $weifel,  baß  ber 
mufifalifdje  ®runbget)alt  mit  ben  medjanifdjen  ©djwierigfeiten  oft  in 
feinem  Berfjältniffe  fteljt.  §ier  aber  nimmt  baS  2Bort  „©tubie"  trieleS 
in  ©$ufc.    3^r  foöt  eud)  eben  üben,  gteidjöiel  um  welken  SßreiS. 

Sprechen  wir  eS  alfo  aus,  ba^  biefe  ©ammlung  trielleidjt  baS 
©djwierigfte  ift,  was  für  (Sfoöier  je  gefdfjrieben,  ebenfo  wie  baS  Dri* 
<jinal  baS  ©dfjwierigfte,  was  für  SSioline.  Sßagantni  wollte  bieS  wol)l 
audj  mit  feiner  fcljön  furjen  2)ebication  „agli  artisti"  auSbrüdfen, 
b.  1).  nur  für  Äünftler  bin  idj  juganglidj.  Unb  fo  ift  eS  audfj  mit 
ber  Slaöierftimme  SifjtS;  Birtuofen  oon  gadj  unb  SRang  allein  wirb 
fie  einleuchten.  Dies  ber  ©tanbpunft,  öon  bem  biefe  ©ammlung  ju 
beurteilen  ift.  (Sine  jergliebernbe  Unterfuc^ung  übrigens  beS  Dri* 
ginals  mit  ber  Bearbeitung  muffen  wir  uns  toerfagen,  fie  mürbe  ju 
t)iel  SRaum  foften.  Beibe  in  ben  Rauben  gel)t  eS  am  beften.  3n* 
tereffant  ift  bie  Bergleidjung  ber  erften  Stube  mit  ebenberfelben  nadj 
ber  ©dfjumannfdjen  Bearbeitung,  gu  ber  fiifjt  felbft  burd}  Äbbrucf  ber 

*  betuegen 


358  3-  Sdjcurfer,  ^reUqitartett. 

teueren ,  %ad  für  Xact,  finnig  aufforbert.  3n  ber  italtenifd|en 
SluSgabe  ift  es  bie  fedjfte  ©aprice.  2)ie  tefcte  Stummer  bringt  bie  SBaria* 
tionen,  bie  and)  bie  Originalausgabe  begießen,  biefelben,  bie  §.  2B. 
©rnft  ju  feinem  „aSenejianifdjen  ©amaDol*  angeregt  Ijaben  mögen;  bie 
ßifjtfd&e  Bearbeitung  galten  wir  für  baS  mufifalifdf)  Sntercffantcftc  be* 
ganjen  SSerfeS;  aber  aud()  Ijier  finben  fidj,  oft  .im  fleinften  Sftaume 
üon  einigen  Xacten,  ©cljwierigfeiten  .ber  immenfeften  Art/  ber  Art, 
baß  wof)l  2ifjt  felbft  baran  ju  ftubiren  fjaben  mag.  SBer  biefe  SSa« 
riationen  bewältigt  unb  jwar  in  ber  leisten  neefenben  Sßeife,  baß  fte, 
Wie  eö  fein  fofl,  gleich  eingelnen  ©cenen  eine«  SßuppenfpielS  an  uns 
toorübergleiten,  ber  mag  getroft  bie  28elt  bereifen,  nm  mit  golbnen 
fiorbeeren  ein  j  weiter  $aganini*2tfjt  jurücfjulommen.j 

39. 


preisquartett  tum  3ulius  5djapUr. 

Sßaf^aft  bcutfd^eö  Sßed)!  SöniglidjeS  Sßedj!  SDlan  fd&reibt  ein 
SßreiSquartett  aus,  man  finbet  eines  ^erauS,  man  brucft  bie  Partitur  — 
unb  gleidfj  auf  bem  Xitel  im  tarnen  beS  (Sefrönten  felbft  bleibt  ein 
2)rucffef)ler  ftef>en!  ©Gabler  ftatt  wie  oben  ftel)t.  aber  eS  tf|Ut  nickte 
jur  ©adje.  ßoben  wir  lieber  fürs  erfte  bie  SRidjter,*  bie  bieSmal  ein 
mef)r  als  bloß  gutes,  nadj  gorm  unb  ©d&ulgefefc  richtiges  ©türf  l)er< 
auSgefunben,  bann  ben  ©eridjteten,  ber  aber  anä)  me^r  als  eine  bloß 
gute  Sompofition  lieferte,  ©d&on  ber  ©ebanfe  ber  SßreiSauSfdfjreiber, 
gerabe  auf  ein  Quartett,  war  gut.  einmal,  ba  bie  ©attung  an  fidj 
eine  fo  eble  ift,  eine  ljöf)ere  SBilbung  ber  Äämpfenben  toorauSfefct,  bann, 
ba  in  tyr  ein  bebenllidjer  ©tittftanb  eingetreten  war.  §atjbnS,  2Ro* 
jartS,  Beetzens  Quartette,  wer  fennte  fie  nidjt,  wer  bürfte  einen 
©tein  auf  fie  werfen?  3ft  es  gewiß  baS  fpred&enbfte  3cU9™ß  ber 
unjerftörbaren  SebenSfrifdje  itjrer  ©djöpfungen,  baß  fie  nod)  nadj  einem 
tjalben  3af)rf)unbert  Silier  §erjen  erfreuen,  fo  bodfj  gewtß  fein  gutes 
für  bie  fpätere  Sünftlergeneration,  baß  fie  in  fo  langem  ßeitraume 
nichts  jenen  SBergleidjbareS  ju  fdjaffen  öermodjte.  DnSloro  allein  fanb 
Stnflang  unb  fpäter  9Kenbel8foljn,  beffen  ariftofratifdj<poetifdjem  Stja* 
rafter  biefe  ©attung  auc§  befonberS  jufagen  muß.    Sfaßerbem  liegen 


Äaflitooba,  SHnbpaintner,  teigiger,  Spoljr  unb  2.  ©traufc. 


3.  ©djatfer,  $rei$quartett.  359 

nodf)  in  ben  fpäteren  33eetf)0t)enfd()en  Quartetten  ©dfjajje,  bie  W  SEBelt 
!aum  fennt,  an  benen  fie  nodj  3aljre  lang  ju  lieben  fjat. 

©o  finb  nur  Deutfdje  benn  teineSWegS  arm;  abet  eS  waren  bodf> 
nur  Sßenige,  bie  baS  ©apital  wirflidj  mehrten.  Soben  wir  benn  ben 
©ebanfen  beS  9ftannf)eimer  2Wufift>ereinS,  bafc  er  l)ier  anregte,  unb 
freuen  unS,  bafc  fein  ©ebanfe  erfreuliche  tJrudjt  getragen.  Der  Ur* 
ttyeile  über  baS  ©cijaplerfdje  Quartett  finb  aerfd&iebene  unb  abweid&enbe 
gefällt;  barin  aber  lamen  fie  überein,  bafc  eS  etwa 8  83efonbereS, 
baS  fidfj  mcf)t  gleich  auf  ben  erften  ©lief  ju  erfennen  gäbe. 

23er  bie  späteren  Arbeiten  S3eetl)ot)enS  fennt,  wirb  anberS  fprec^en, 
©er  romantifd&e  §umor  biefer  namentlich  §at  auf  ben  jungen  Äünft* 
ler  gewirft,  unb  ba  er  felbft  auSgejeidfjneter  ©pieler  unb  Senner  ber 
3nftrumente,  für  bie  er  fdfjrieb,  war  er  wenigftenS  üon  einer  Seite 
toor  gänsltd&em  SKifclingen  ober  @jtrat)aganj  gefidjert.  SRiemanb 
leugne  tjor  %Utm  beut  Quartett  baS  Streben  nadj  fcf>öner  gorm  ab. 
3m  erften  ©afce  erfcljeint  fie  ganj  rein  unb  feft,  im  jweiten  in  tjumo* 
riftifd^en  SBer^ältniffen,  bodfj  feineSwegS  toerjerrt.  Das  Slbagio  f>at 
etwas  blaffere  Umriffe.  Der  le|te  ©afc  entfprtd&t  aber  bis  auf.  ben 
etwas  übereilten  SRücfgang  bem  erfteren  an  ©dfjärfe  unb  SRegelmäftig* 
feit.  Die  gorm  ift  alfo  im  Quartett  baS  weniger  Sefrembenbe  als 
baS  ©eiftige.  §ier  fpridjt  ein  anberer  SÄenfdj  ju  uns  als  bie  fjunbert 
gewöhnlichen,  bieS  fü^lt  man  gleid).  Der  Sßfjilifter  freiließ  wirft  atteS 
burtfjeinanber;  was  iljm  nic^t  flar,  nennt  er  romantifdj;  was  er  t>er* 
ftef)t,  flöfct  if)m  Hoffnung  einer  wieberfefjrenben  3°Pfie^  cin>  &ann 
muntert  er  auf.  Unb  bieS  freut  am  QuartettpreiSgericfjt,  baß  eS  ein* 
mal  einen  fidj.anberS  unb  neu  auSfprecljenben  SEünftler  entbeefte,  bafe 
eS  an  ben  t^eilweifc  ungeftümen  ß^arafter  ber  ßompofition  fein  fdfjut* 
meifterlidfjeS  2Wafc  anlegte.  ' 

©c^ört  fjabe  ict)  baS  Quartett  [Emoll]  leiber  nidjt.  ®8  l)at  mir 
aber  innerlich  wieberget lungen ,  idfj  wüfcte  feine  bunfle  ©teile.  (Sinen 
ber  ©äfce  bejonberS  aorjieljen  möchte  idj  nidjt;  fie  fte^en  aud)  in 
einem  inneren  3ufammenf)ange.  Den  G^araftcr  in  fingen  SBBorten  ju 
bejeidjnen:  eine  anfangs  trübe  elegifdje  ©timmung  fteigert  fidj  burc§ 
fmmor  unb  ruhigeren  betradjtenben  ©rnft  ju  füfjner  energifdjer  Xtyaten* 
luft.  Die  SKufif  f)at  fdjon  SfefytlicljeS  unb  jwar  in  berfelben  golge 
auSgefprodjen,  unb  namentlich  liefce  fid}  baS  im  5Beetf)0öenfdf)en  Quar* 
tett  in  Amoll  nati&weifen.  (Sin  bebeutenbeS  Dalent  fpridjt  eS  aber 
l)ier  in  feiner  SBeife  aus,  unb  eS  ift  wol)l  ber  2Wü^)e  wertl),  mit  biefer 
Strt  unb  SEBeifc  \iä)  vertrauter  ju  machen.    SBegrüfeen  wir  benn  baS 


360  §irfdjbadj  unb  SSerfjutft  Streichquartette. 

SBerf  als  ein  eigentümliches,  geiftoolleS,  unb  weifen  beutfdje  Quartett* 
vereine  barauf  f)hu  Der  Äünftler  aber  ftet)e  nidfjt  ftiß  unb  gebe  baß 
wteber  Setüeije  ber  tljatfräftigen  Stimmung,  in  ber  wir  ityn  julefct 
verließen.  „Den  SßreiS  beS  SBettlaufS  ju  gewinnen,  barf  man  nify 
ftefjn  unb  fiel)  befinnen"  fjat  er  fid)  felbft  jum  2Rotto  gefegt,  unb  H 
giebt  nodf)  anbere  unb  ^ö^ere  SBettläufe.  Das  @IüdE  tyat  i^m  fdjon  ein* 
mal  fremtbftd)  jur  Seite  geftanben;  er  t>erftel)e  unb  benufce  ben  SBinl. 

gloreftan. 


Streidiqttartette. 

§.  $irfdjbadj,  Sebenabüber  in  einem  StoffaS  Don  Quartetten  für  jtoei  Violinen, 

$iola  unb  Violoncello.    (SrfteS  Quartett  [Emoil].    ^Berl  1. 
3.  3»  $.  Serfjutft,  Swci  Quartette  für  Biotine  :c.  [Dmoll  unb  Aß  dar.]  SSerfß, 

ßwei  ber  obigen  Quartette  finb  fdjon  toor  geraumer  3ett  if- 
©eite  115  f.  unb  125  ff.)  als  SRanufcripte  erwähnt  worben.  2Bir 
begrüßten  fie,  jebeS  in  öerfdjiebener  äBeife,  als  bie  erften  größeren 
SRefultate  talentreidfjer  SSeftrebung,  unb  bezeichneten  namentlich  baS 
Zahnt  beS  Srftgenannten  als  ein  eigentümliches  poetifd&eS,  to&^renb 
und  baS  lebhafte  bilbungSfäl)ige  9latureQ  beS  jungen  $ollänber3  mit 
nidfjt  minberer  Xljeilnafime  erfaßte. 

©eitbem  mögen  beibe  junge  Äünftler  nod)  fleißig  fortgearbeitet 
tyaben;  üon  bem  einen  ift  eS  befannt,  .als  äWufifbirector  eines  £on< 
certöereinS*  brang  fein  SRame  fdjneller  in  [bie  Deffentlidjfeit.  35er 
anbere  l)atte  einen  fc^wereren  ©taub;  was  flimmert  fidj  bie  SBelt 
um  ein  Dictiterftfibdjen,  wenn  eS  nidfjt  gerabe  auf  ber  offenen  fronte 
eines  SßalafteS  gelegen?  ©0  erfdjien  benn  t>on  feinen  Eompojttionen 
bis  jefct  nur  bie  eine,  baS  erfte  eines  ©tyfluS  toon  Quartetten,  bie 
er  felbft  „ÄebenSbitber"  nannte  unb  mit  9RottoS  aus  ©oetfjeS  gauft 
überftfjrieb. 

2Ran  fottte  meinen,  mele  unferer  Sefer  müßten  begierig  nadfj  bem 
erften  SBerfe  eines  jungen  SWanneS  greifen,  ber  in  biefer  «Seitfc^rift 
fdjon  manchmal  ju  i^nen  gefprodjen,  ber  if)nen  befannt  fein  mujj 
burd)  manche  tüfjne  Sleußerung.  2Wan  wirb  baS  ipödjfte  öon  i^m 
verlangen,   man  wirb  if)n  mit  bem  9Raße  meffen,  mit  bein  er  ge* 


*  $er  Ghtterpe  in  üet^jtg. 


§irfdj6adj,  (Streichquartett.  361 

nteffen.  äBer  bieS  vornimmt,  wirb  freiließ  an  it)tn  auSjufefcen  finben 
unb  tuet.  Xrennt  er  aber  ben  fritifdjen  äßenfd&eu  öom  probuettoen, 
fo  wirb  er  biefem  bie  Xfjeilnafjme  nid&t  toerfagen  fönnen,  bie  wir 
jebem  jollen  muffen,  ber  fidfj  mit  eigner  gauft  eigne  Joannen  fudjt. 
©djmeidjeln  unb  gefallen  will  er  nidE)t;  fagt  er'S  bod)  gleit!)  in  ben 
SRottoS  {elbft,  was  er  Witt:  „@3  mod&te  lein  §unb  fo  länger  leben" 
nnb  „3dj  grüfje  bidj,  bu  einjige  Sßl)iole,  bie  idf)  mit  Stnbadfjt  nun 
herunterhole,  in  bir  toeretyr'  id&  ÜRenfdfjenwijj  unb  Jhmft".  Dies  ift 
aufrichtig  genug.  Snbefj  fdjaubere  man  nid&t  ju  feljr  t)or  jeiner  STOufil 
jurücf  als  üor  einer  menfct)en*  unb  lebenSfetnblicfjen,  grabe  ifyr  aud) 
nid)t  ju  tief  nadj,  ob  fie  ben  ©imt  ber  gauftfdjen  Sfteben  budtrftäblidj 
wiebergiebt.  Srren  wir  nid&t,  fo  finb  bie  Ueberfdjriften  erft  fpäter 
t)injugefommen,  als  bie  ©ompofition  beenbigt  war. .  2)er  ©omponifi 
fanb  in  if)nen  etwas  feiner  ausgekrochenen  Stimmung  im  Allgemeinen 
SBerwanbteS,  unb  fie  paffen  audf)  jumeift  nur  auf  ben  ßtyaralter  beS 
erfteti  ©afceS ;  bie  anbem  ©äfce,  obwohl  audj  erttft,  jeigen  ein  weniger 
fdjwermütf)ig  wilbeS  ©efidjt  unb  galten  bie  belannten  d&aralteriftifdjen 
ßeidjen  foldjer  ©äfce  im  ©anjen  feft. 

©ewife,  ber  Somponift  fd&rieb  aus  feiner  ©eele;  ein  heftiger 
©rang  jutn  ©Raffen  fprid)t ,  fid)  in  allen  Stummem  frineS  Quartetts 
un&erfennbar  aus.  $)en  pdjtigeu  SSeftrebungen  anberer  jungen  Som- 
poniften  gegenüber  f)aben  bie  feinigen  {ebenfalls  etwas  ©roftartigeS 
unb  SldjtunggebietenbeS.  äßan  ftet)t  eS,  er  will  ein  SDtdjter  genannt 
fein,  er  mödfjte  fid&  überall  ber  ftereottjpen  gorm  entjie^en;  SBeetfjoüenS 
lejjte  Quartette  gelten  üjm  erft  als  anfange  einer  neuen  poetifcfyen 
Slera,  in  biefer  will  er  fortwirlen;  §at)bn  unb  SWojart  liegen  tym 
weit  jurücf.  ©o  t)at  er  in  ber  Xf)at  manches  mit  bem  frangöfifdjen 
Jöerlioj  gemein :  fü^ne  ©djaffluft,  SSorliebe  für  grofce  gormen,  poetifdje 
Anlage,  tljeilweife  Serad&tung  beS  Sitten  —  unb  autf)  baS,  bafj  er, 
wie  jener  in  früheren  gatyren  äRebiciner,  erft  im  jwanjigften  fidfj  ganj 
ber  Söiufif  wibmete.  ©er  leitete  Umftanb  ift  erwäljnungSwertl).  2Ber 
frülj  |baS  §anbwerf  lernt,  wirb  frülj  ein  SReifter,  unb  gerabe  bie 
Sugenb  ift  ber  Sntwidtelung  gewiffer  gertigfeiten  am  günftigften. 
S5aS  ©lüdf  aber  einer  frühzeitigen  richtigen  Seitung  fdjeint  unfer 
Äunft jünger  nidjt  genoffen  ju  Ijaben.  dagegen  braute  er  freilidfj 
anbere  Gräfte  mit  jum  Dienfte  ber  SRufen,  benen  er  fidf)  nun  ergeben, 
eine  überhaupt  üielfeitigere  Sitbung,  wie  man  bei  ber  Safte  fonft 
ttitflt  finbet.  ©r  ift  ber  @efd)id&te  vertraut,  er  fennt  bie  ©tdfjter  aller 
Sänber,  bie  Kämpfe  ber  ©egenwart  in  toerfc^iebenen  Sejie^ungen  finb 


362  Sertjulft,  Streichquartette. 

it)m  nid)t  fremb  geblieben.  SBaS  SBunber,  wenn  ein  in  anbern  Dingen 
fo  weit  toorgefdf)rittener  Jüngling  nun  audE)  in  ber  SKufif  nidjt  mit 
bem  3133S  anfangen,  wenn  er  gleidj  frei  reben  unb  bieten  will.  3m 
erften  frifdjen  Anlauf  gelingt  auc§  öieleS;  l)in  unb  wieber  bridjt  aber 
boc§  bie  IMenfjafte  SSilbung  als  SHufifer  fjinburd),  unb  man  f|at 
bann  ungefähr  baS  ®efüf)l  wie  nad)  einem  ortf)ograpf(ifd(jen  ©d)ni|er 
in  einem  fonft  geiftreidf)  gefdjriebenen  SBriefe.  Äefjnltdjem,  unb  nur 
nodj  öfter,  begegnet  man  in  Serliojfdtjen  Sompofitionen.  Sßir  wollen 
bie  einzelnen  ©teilen  im  Duartett  nidjt  anführen,  bem  jeber  SRujtfer 
bie  nodj  unauSgebilbete  §anb  anmerft.  ®er  E^arafter  beS  ©anjen. 
baS  barin  üorwaltenb  beutfdje  ©epräge  ftefjt  t)5f)er.  SS  ift  ©tun 
unb  8ßaf)rf)eit  in  biefem  ßebenSbilbe,  unb  was  i|tn  an  SKeifterfdjaft 
abgebt,  jeigen  tuelleid&t  fdfjon  bie  fpäteren,  bie  ben  SijfluS  uollenben 
f  ollen.  Sinftweilen  glaube  er  uns  nur  noclj  biefeS:  wir  lieben  ba$ 
{Ringen  ber  Sugenb  nadt)  Steuern,  unb  SBeetfjotoen,  ber  bis  junt  legten 
Ät^emjuge  rang,  ftef)t  uriS  als  ein  f)of)eS  SRufter  menfdjlidjer  ©rofee 
ba ;  aber  in  ben  ^uc^tgärten  SWojartS .  unb  §at)bnS  fielen  aut§ 
fdfjwerbelabene  Säume,  über  bie  fid}  nidjt  fo  leicht  hinwegfegen  läßt 
ober  man  überlebt  fid)  eines  üerebelnben  ©enuffeS  ju  feinem  ©df>aben 
fo  lange,  bis  man,  nadj  anberen  umfonft  in  ber  SBelt  umljerfudjenb. 
enblidt)  bodj  wieber  auf  jene  jurüdHommt,  aber  bann  ju  fpät  unb  oft 
mit  einem  erfalteten  ©erjen,  baS  nidjt  me^r  gu  genießen,  ober  mit 
jitternben  $änben,  bie  nidtjt  metjr  ju  bilben  öerfteljen. 62 

3n  jene  grudfjtgärten  tyat  ber  anbere  junge  Äünftler,  ben  wir 
oben  genannt,  bei  SBeitem  met)r  f)ineingefdjaut ;  man  merft  eS  if)m 
an,  er  füf)lt  fid}  glücflid)  in  feinem  SBerufe,  SRufifer  ju  fein ;  er  tritt 
t)or  Slttem  2Jhtfif,  fdfjönen  ßlang;  gauftfdje  SRebengebanfen  Ijegt  er 
nidjt  ©rf^on  bei  Sefpredjüng  einer  feiner  Duöertüren  (©eite  176  ff ) 
bejeidfjneten  wir .  bie  Art  feines  XalenteS  unb  bie  tljm  entfpredjenbe 
3tidt)tung;  wir  wüßten  bem.  bort  ©efagten  faum  etwas  fiinjugiifügen. 
SMS  Duartettftilift  im  Sefonberen  jeigt  er  eine  entfdjtebene  93efäljigung 
audf)äubiefer®attung;  er  f)atif)ren  wahren  ßijarafter  gefaßt,  jebe  Stimme 
fttdjt  fid)  felbftänbig  ju  galten,  fie  winben  unb  fteujen  fid)  oft  inter* 
effant  genug;  .nur  manchmal  überfällt  it)n  eine  Art  fompf)omftifdfer 
guror,  wo  er  ben  befc^eibenen  SSieren  DrdEjefterwirfungen  abzwingen 
modjte.  Der  ßettfotge  nad)  ift  baS  mit  Sßr.  2  bezeichnete  Duartett  baS 
juerft  entftanbene.  @S  gel)t  aus  einer  im  Duartett  woljl  nod)  unge* 
brausten  Xonart,  ber  in  Asdur,  unb  ^at  feine  ©c^wierigfeiten.  3n5onn 
unb  golge  ber  ©äfce  ftrebt  eS  fid)  ben  alteren  oben  genannten  SReiftern 


8erf)ittft,  «Streichquartette.  &63 

anaufdjliefeen,  3m  gfyarafter  Ijerrfdjt  $eiterleit  unb  SebenStuft  vor,  nur 
an  einzelnen  ©teilen  von  Steufcerungen  finnigeren  ©wfteS  burdjbrodien. 
Die  metobijc^e  güfyrung  gat  ttodf)  fein  entföieben  originelles  @e* 
präge;  einzelne  lebhafte  8lu8brüdfje  erinnern  an  2Renbel8fof)nfdje$. 
Durdjweg  ju  rühmen  ift  aber  bie  SRcin^ett  be3  ©aieS  in  Jemen  oft 
fünftlidfen  SSerfledjtungen.  ©o  fann  benn  bog  ®anje,  gut  einftubirt 
unb  vorgetragen,  nur  einen  günftigert  (Sinbrucf  hervorbringen.  Der 
beS  jweiten  Quartetts,  baS  in  D  moll  gef dpiebtn,  ift  ein  vielleicht  nodf) 
gfinftigerer.  Da  beibe  furj  nad&  einanber  gefdjjjrieben  fti&etnen,  fo  finben 
fid)  wol)l  einzelne  Sefyntidjfeiteft;  jebenfatlS  betöegt  fidj  aber  ber  (£om< 
ponift  im  jweiten  nod)  leichter  unb  gefdfjicfter,  woju  aud&  bie  leichtere 
Dbnart  beigetragen,  ©er  erfte  ©afc  raufest  flüchtig  vorbei;  ber  jweite 
§aaptge[ang,  ber  faft  einen  Sßarenttyefend&atalter  t)at,  Ibnnte  Ubm* 
tenber  fein,  unb  wo  er  tranSponirt  wieberfet)rt,  wunbert  bie  veränberte 
weniger  gute  Harmonie.  Den  ©djlufc  wünfcf)ten  wir  ebenfalls  bebeu* 
tenber;  er  bridjt  ju  furj  ab,  als  fjätte  ber  Somponift  bie  ßuft  an  feiner 
arbeit  verloren  gehabt,  3m  Slbagio  ergebt  er  fid)  aber  wieber  ju  einer  er* 
freulidien  §ölje  ber©timmung.  Der  brüte  unb  vierte Xact  erinnern  wofyl 
an  ein  SRojartfdjeS  X^ema  im  Don  3uan ;  baS  ©tuet  burdföietyt  aber 
im  Uebrigen  eine  fo  frifd)e  (Smpfinbung,  wie  fie  nur  ber  3ügenb  eigen ; 
gewiffe  {(eine  f)armonifd)e  Däufdfjungen  madfjen  eS  ganj  befonberS  an« 
jie^enb.  .  Das  ©dfjerjo  benimmt  fidfj  munter,  aufgeräumt  trofc  ber  SRott* 
tonart;  je  fedfer  ber  Vortrag,  je  metjr  es  Wirten  wirb*  Der  lefcte  ©afc 
fängt  mit  bem  legten  ber  Ijeroifdjen  @t|mpt)onie  an,  beinahe  büdjftäblidf). 
3ft  baS  bem  Komponiften  entgangen?  SBenn  nidjt,  warum  liefe  er  eS 
ftefjen?  Salb  aber  t)üpft  ein  eigener  ©ebanle  t)ervor;  (Seßo  unb 
S3ratf ty  fangen  fidf)  ju  neef en  an  unb  baS  luftige  Spiel  ge^i  f)fibfdl} 
von  ftatten.  Der  finäul  verwicfelt  fid}  met)r  unb  meljr  unb  brof)t  fid) 
ju  verwirren.  Dod)  löft  fid)  baSOanje  nod&  getieft  unb  fdjliefjt  im 
|eüen  Dur  etwas  bombaftifd),  bodj  nid^t,  bafc  man  bem  ©omponiften 
beSljalb  gram  werben  bürfte. 

@o  feien  benn  bie  SSeftrebungen  biefeS  jungen  fiünftlerS  ber  SBett 
aufbaS  Seb^aftefte  empfohlen.  Der  eigentliche  SebenSpünlt  eines  SßerfeS 
läfct  ftd>  nie  mit  SÖJorten  nad^weifen ;  barum  fpiete  unb  l)öre  man  felbfi 
Der  tünftler  aber  jeige  fic§  balb  wieber  auf  einem  Derrain,  auf  bem 
gufe  ju  faffen  freilid)  nichts  SeidEjteS  ift;  über  bem  äufeerlid^en  ©rfolg 
fte^t  aber  ber  innere  ©ewinn,  ben  jebe  Kraftübung  im  Schwierigen 
bavonträgt,  unb  beffen  folgen  fidf)  ber  ganjen  übrigen  äöirffamfeit 
beS  ÄünftlerS  Ijeitfam  mitteilen,  12. 


361  $eetyot>en3  £eonoren=Duöertüren. 


Die  £ eottorett-<Dutiertttreti  tum  Ifeetyotiett. 

STOit  greub'en  wirb  fidj  ÜRand>er  jenes  Äbenb«  erinnern,  al«  baS 
Seipjiger  Drdjefter  unter  2Wenbel«fof)tt8  Äettung  un«  alle  tuer  Duber» 
tären  ju  ßeonore  nad)  einonber  pren  liefe.  S)ie  3eitfdfjrift  berichtete 
fdfjon  früher  barüber.*  Sßir  fommen  t)eute  nrieber  barauf  juruef,  ba 
foeben  bie  vierte  ber  Ouvertüren  (ber  (Sntfteljung  nadj  bie  jtoeite)  im 
©tid)  erf djienen  ift,  vor  ber  §anb  nur  in  ©timmen,  benen  aber  balb 
bie  Partitur  folgen  wirb, 

Ueber  bie  SReiljenfolge,  in  ber  Sieetljoöen  bie  Duöertüren  fdjrieb, 
lann  faum  ein  3roeifel  fein.  SSietteidjt  bafc  SRandjer  bie  eben  erföienene 
für  bie  erfte  galten  fönnte,  bie  33eett)0öen  überhaupt  ju  feiner  Cper 
entworfen,  ba  fie  gang  ben  Eljarafter  eine«  füljnen  erften  Anlauf«  l)at, 
nrie  in  ber  fräftigften  greube  über  ba«  tjoßenbete  SBerl  gefdjrieben 
fctyeint,  ba«  in  ben  §auptjügen  fie  im  Heineren  SRaum  toieberfoiegelt. 
S)en  ßtoeifel  befeitigt  aber  ©d&inbler«  83ud>  {©.  58)  auf  ba«  SoUftön* 
bigfte*  SRadj  beffen  beftitnmter  33erfid)erung  üer^ält  e«  fidfj  folgenber* 
mafcen  bamit.  SBeetfjoöen  fdjrieb  erft  bie  Dutoertüre,  bie  fpater  bei 
X.  $a«linger  al«  333er!  138  naef)  33eet^ot>en«  £obe  erfd)ien;  fie 
ttmrbe  in  SBien  nur  öor  einer  Meinen  Sennerfdfjaar  gefpielt  aber  ein* 
ftimmig  für  „ju  leicht"  befunben.  33eett)ot>cn,  gereist,  fdjrieb  je|t  bie 
Du&ertüre,  bie  fo  eben  bei  SBreitlopf  unb  gärtet  erf dienen,  änberte 
aber  auä)  biefe,  toorau«  bie  befannte  in  Cdur  ate  9lr.  3  ju  be* 
jeidfjnenbe  entftanb.  Die  vierte  Du&ertüre  enblidj  in  Edur  fd)rieb 
83eetfjot>en  erft  im  3^re  1815,  al«  gibetio  nrieber  auf  ba«  ^Repertoire 
gebradjt  würbe*** 

2)afe  bie  britte  ber  Ouvertüren  bie  nrirfung«t>oQfte  unb  fünftlerijd) 
öollenbetfte,  barin  ftimmen  faft  äße  SWufifer  überein.  ©d>lage  man 
aber  aud)  bie  erfte  nidjt  ju  gering  an;  fie  ift  bis  auf  eine  matte  ©teile 
(Sßart.  ©.  18)  ein  fdjöne«  frifdje«  2Äufifftttcf  unb  SBeetljoöen«  gar 
n>ot)l  toürbig.  (Sinleitung,  Uebergang  in«  Äßegro,  ba«  erfte  Xtyma, 
bie  (Erinnerung  an  gloreftan«  Arie,  ba«  ©refeenbo  am  ©d&lufj  —  ba« 
reiche  Oemüty  be«  äßeifter«  blieft  au«  allem  biefem.  Sntereffanter  fmb 
freilidj  bie  83ejiet)ungen,  in  benen  bie  jtoeite  jur  britten  fteljt.    §iet 

*  @.  224  unb  245, 
**  fctefemtridjtigen  Angaben  inSc^tnblerSBeetyoben-Eiograpijte  Ijat  ftotteboim 
in  ©ijr^anbers  ottgem.  muj.  gtg.  öon  1870  öerbeffert.    8$gl.  Änm.  51. 


S3eetf)otoen3  Seonoren*Dtt>ertüren.  365 

läfct  fid)  bcr  «ünftter  redjt  beuttidj  in  feiner  aSäerfftatt  belauften. 
SEBte  er  änberte,  tote  er  öerroarf,  ©ebanfen  nnb  3nftrumentation,  rote 
er  fiel)  in  letner  t>on  jetner  gtoreftanfdjen  Arte  toSmadjen  lann ,  roie 
ftdj  bie  brei  ÄnfangStacte  biefer  Arie  burdj  ba$  gange  ©tücf  f)injief)en, 
roie  er  aud>  ben  Xrompetenruf  hinter  ber  ©cene  nidjt  aufgeben  famt, 
ifjn  in  ber  britten  Duoertüre  nodf)  weit  fdfjöner  anbringt  als  in  ber 
groetten,  wie  er  ntdjt  ruf)t  unb  raftet,  bafe  fein  SBerf  gu  ber  33oÖ* 
enbung  gelange,  roie  roir  e8  in  ber  britten  berounbem,  —  bieg  gu 
beobachten  unb  gu  oergteidfjen,  gehört  gu  bent  Sntcrcffantcftcn  unb 
Stlbenbften,  roaS  ber  Äunftjünger  oornef)men,  für  fidf)  benujjen  fann. 
2Bie  gern  motten  roir  bie  beiben  SBerle  Stritt  für  ©djritt  »erfolgen. 
3)ie8  gelingt  mit  ben  Partituren  in  ber  §anb  mit  ®enufc  roeit  beffer 
als  mit  SBudjftaben  auf  bem  Sßapier,  roe&ljatb  roir  nur  in  Äurgem  bie 
roefentlidjen  Ünterfdjiebe  berührten.  SRodj  eines  UmftanbeS  muffen 
roir  gebenlen.  3n  ber  Partitur,  bie  ftd)  im  SBetfjj  ber  $$•  33reittopf 
unb  §ärtel  befanb,  fehlten  leiber  gum  ©dfjlufc  einige  SBlätter.  ßum 
3»etf  ber  2(u3fül)rung  in  ben  fjiefigen  Eoncerten  rourbe  biefe  ßücfe 
burd)  eine  entfprec^enbe  ©teile  au«  ber  britten  Cuöertüre  ergangt* 
unb  biefe  in  ber  gebauten  Ausgabe  burd)  ©lernten  begeidjnet. 
3ebenfafl3  roar  bie«  baS  eingigj  ©cljidHidje,  baS  fid}  tljun  liefe,  ©er 
Dirigent  fjat  nun  aber  freiließ  gu  tt)un,  baS  Drdjefter  fo  angutretben, 
ba§  bie  ©teße 

-*-^^& — t  - 


(21  Xacte  oor  bem  ©d)tu&)  ntdfjt  gu  langfam  gegen  ben  Anfang  beS 
Sßrefto 

8va    —    —    —    —    — 


f|interf)er  fomme.    55er  Uebelftanb  roare  oermieben  roorben,  roenn  man 
nadj  bem  Xacte 


£=B=j^ 


$urd)  aRenbelSfofjn. 


366    '  &  Serger,  &ejammelte  S&erfc.  • 

bet  jweiten  Duöertüre  (erfte  SBiolinftimme,  neuntes  Softem,  tefcter 
Soct)  t>ietteid)t  gleid)  mit  bem  fff  ber  ^weiten  Duüertüre  auf  ©.  68 
ber  Partitur  fortgefahren  wäre.  2>er  SSerluft  ber  Meinen  Varianten  in 
ber  3nftrumentation,  ben  baS  gänjlidje  Aufgeben  beS  Sßrefto  nadj  ber 
erften  ßeSart  mit  fid)  braute,  fd^etnt  uns  fein  grofeer.-  «nbererfeits 
mu&  man  freilid)  bie  Pietät  gelten  laffen,  bie  feinen  Xact  opfern 
wollte-  ©ottte  fidj  aber  in  ber  SSßelt  feine  jweite  Slbfdjrift  ber 
Duöertüre  aorfinben,  bie  audj  ben  tooßftänbigen  ©d&lufc  enthielte?* 

39, 


£.  tiergas  gesammelte  Werke. 

Sßir  wünfd)ten  öorauSfejjen  ju  fönnen,  ber  SRame  beS  obenge* 
nannten  SfünftterS  wäre  ben  SReiften  ein  nid^t  nur  bem  SRamen  nad), 
fonbern  aud)  burd)  feine  Sßerfe  befannter.  S)em  ift  aber  nidjt  fo. 
Xro|  allen  faft  wöd)entlid)  wieberfjolten  2obe3efl)ebungen ,  bie  ba* 
ÜRufifblatt  3friS  entlieft,  troj}  ber  SSortrefftidjfeit  ber  Sompofttionen 
fetbft,  ift  2.  Serger«  ©omponiftenruf  nur  wenig  in  ©eutfdjlanb  Der« 
breitet.  ®S  läfct  fid)  bieS  nur  burd)  bie  eigene  ©fjaratterorganifation 
beS  ÄünftlerS  unb  burd)  bie  äußern  SBerljältniffe,  in  beuen  er  lebte, 
erflören.  (Sr  war,  wie  man  fagt,  ein  bis  jum  ^ijpodjonber  angft» 
lidjer  Äünftler,  ber  3al)re  long  an  einjelnen  SDBcrfcn  feilte,  o^ne  ftdj  . 
jur  Verausgabe  entfalteten  ju  fönnen.  Sein  3urc&en  &er  fjreunbe 
f)alf ;  je  mef)r  mau  in  if)n  brang,  je  tiefer  toergrübelte  er  ftd>.  ©o  er* 
fdjienen  benn  wäfjrenb  feines  SebenS  nur  wenige  Sompofttionen.  35tefe 
wenigen  reiften  allerbingS  f(in,  eine  bebeutenbe  poetifdje  SRatur,  mit 
einem  SBort  einen  Sänftler  in  ifym  erfennen  ju  laffen.  Slber  jum 
.SRufym  gehört  meljr.  SSerger  fpielte  nur  in  feinen  SünglingSja^ren 
öffentlich;  fpater  ^iclt  if)n  üom  Bffentlidjen  auftreten  biefelbe  Äengft« 
lid&feit  ab,  bie  it)n  an  ber  Verausgabe  feiner  ©ompofitionen  Ijinberte. 
©in  Siinftler  aber,  ber  feine  Sompofitionen  nidjt  felbft  bem  publicum 
öorfüljren  fann,  braudjt  bie  ^älfte  ßeit  mef)r,  um  Sftuf  ju  erlangen. 
S)er  SluSnaljmen  giebt  es  nur  fefjr  wenigd  ©o  fam  eS,  bafe  fid) 
Serger  immer  mef)r  toon  ber  SEBctt  abfd&ieb,  nur  im  ©tillen  als  Seljrer 


*  Wm  27.  ganuar  1853  würbe  bie  Dutoertüre  &um  erften  SKole  tooflftäKtog, 
nadj  einer  neuerlich  borgefunbenen  $anbfd)rift  im  ®etoanbl)aufe  aufgeführt. 


8.  Eerger,  ©efammette  SBerfe.  367 

•  fortwirlenb,  batet  aber  aud)  fleifcig  fdjaffenb  unb  feilenb.  @r  ftarb, 
&om  ©djlage  getroffen,  als  er  gerabe  eine  ©df)ülerin  unterrichtete,  in 
jiemlidf)  f(oi)em  Sllter  am  16.  gebruar  1839.  3n  feinem  Xeftamente 
fanb  man  fcerorbnet,  ba§  eine  9tuSwaf)t  feiner  nadfjgetaffenen  ©ompo* 
fitionen  burd)  bie  Ferren  ßubwig  SRettftab  unb  SBüfyelm  Xaubert  toer* 
anftaltet  werben  möge,  bie,  ©djüler  unb  greunbe  beS  Verewigten,  fid) 
beS  ehrenvollen  Auftrages  mit  ©ifer  entlebigten.  §err  gr.  §ofmeifter 
übernahm  ben  Verlag,  unb  bie  ©ammlung  ift,  bie  Sieber  nidjt  mit 
geregnet,  fd)on  ju  fünf  ftarlen  SaljierS  angewad&fen* 

$in  foldjeS  Unternehmen,  ben  ÜÄanen  eines  wenig  gelaunten 
ÄünftlerS  ju  ©fjren  ausgeführt,  toerbient  fdjon  an  fid)  eine  auSgeidEj* 
nenbe  Srwäljnung,  hoppelt,  wo  eS  aud£)  ber  Sunft  jur  @f)te  gereicht» 
SBergerS  ftärlfte  ©eite  war  freiließ  baS  ßieb ;  an  mehreren  Orten  in  ber 
Beitfd&rift  würbe  fd^on  barauf  f)ingewiefen.  3)odj  audj  unter  feinen 
ßlamercompofttionen  befinbet  fid)  beS  Xrefflidjen  triel;  baS  ©emeine 
lag  feiner  SRatur  überhaupt  fern,  2Rit  einigen  Söorten  ben  gnljalt 
ber  fünf  $efte  ausbeuten:  fie  geben  aufcer  einigen  fdjon  älteren  SBerfen, 
wie  bie  ©onate,  bie  12  Stuben,  bie  Variationen  über  „fc^öne  2Kinfa", 
audj  mele  juöor  nodf)  nid)t  gebrudfte,  wie  18  Variationen  über  „ah, 
vons  dirai-je,  Maman",  baS  auf  bem  Xitel  ber  ©omponift  felbft  als 
fein  „befteS  Sßerf"  bezeichnete,  unb  ein  ganzes  (Slamer  *  ©oncert.  2Rtt 
biefen  fünf  heften  ift  aber  bie  ©ammlung  wot)l  nodj  feineSwegS  ab* 
gefdjtoffen ;  fie  genügen  inbeft  öotlf  ommen  jur  SRedfjtfertigung  beS  ÄuS* 
fprudjS  ber  Herausgeber,  wie  burdf)  fie  ß.  VergerS  ftünftleroame  nur 
gehoben  werben  fönne,  wie  ifjm  traft  if)rer  eine  ©^renfteüe  neben  ben 
claffifd&en  SKeiftern  ber  legten  ©poc^e  gebühre.  2.  VergerS  erfteS 
Vorbilb  war  offenbar  SRojart  felbft,  baS  nur  erft  fp&ter  burd)  SSeet« 
f)ot>enS  ©rfdfeinen  etwas  in  ben  ^intergrunb  getreten  fein  modjte. 
Stuf  feinen  ©lamerftit  inSbefonbere  fjatte  aufeerbem  ©lementi,  ß.  VergerS 
erfter  ße^rer,  bann  audj  gielb,  fein  ÜRitfd&üler,  ßSinflufc  gehabt,  ©r* 
innerungen  an  biefe  feine  ÜKeifter  unb  greunbe  finben  fi#  überall. 
S)amit  foH  aber  feineSwegS  gefagt  werben,  als  ob  ß,  Serger  ein  9tadfj' 
afjmer  biefer  gewefen.  3m  (Segentfjeil,  was  geniale  ©c^öpferfraft  an» 
langt,  fteljt  er  fowof)!  über  ©lementi  als  über  gielb,  unb  bewies  eS 
namentlich  im  ßiebe,  in  bem  er  ganj  otyne  Vorbilb  arbeitete,  beffen 
©renjen  er  weit  über  bie  bamals  conöentioneüen  IjinauSrücfte.  §ätte 
er  fid>  mef)r  üom  ©latoier  ab*,  mit  feiner  gangen  Äraft  me^r  nodj  bem 
©efange,  bem  Drdjefter  ober  ber  Dper  jugewenbet,  l)ätte  er  fidj  audj 
ganj  t)om  aufreibenben  ©tunbengeben  loSma^en  Ibnnen,   wer  weife, 


368  2.  Berger,  ©efammelte  SBerfe. 

was  uns  Serger  l)ätte  werben  fönnen.  S)oc§  galten  wir  uns  an  baS, 
wag  er  gegeben.  9U8  fein  bebeutenbfteS,  glücllitfjfteS  Slamerwerf  gilt 
un3  audfj  jejjt,  wo  wir  teueres  t>on  t^m  fennen  gelernt  nodf)  immer 
feine  erfte  ©tübenfammlung.  Ueberf)aupt,  fdjeint  uns,  war  er  in  Weinen 
gönnen  gtütf lidfjer  als  in  größeren,  wie  bieg  oft  bei  ejccntrifdjen  9ta* 
turen  ber  gafl,  bie  ftetS  ttjr  SBefteS,  XieffteS,  SnnigfteS  geben  motten. 
Schlage  man  foldje  Heine  ©tüde  uitfjt  ju  gering  an.  ©ine  getuiffe 
breite  Unterlage,  ein  bequeme«  aufbauen  unb  Slbfdjtie&en  mag  mancher 
ßeiftung  jum  Sobe  gereichen.  ®S  giebt  aber  Xonbidfjter,  bie,  woju 
Änbere  ©tunben  gebrauten,  in  SWinuten  auSjufpredjien  wiffen;  jur 
Darftettung  wie  jum  ©eniefeen  foldjer  geiftig  concentrirter  Sompofu 
tionen  gehört  aber  freiließ  audj  eine  gefteigerte  Äraft  beS  Starfteßenben 
wie  ber  Äufnefjmenben  unb  bann  aud)  bie  rechte  ©tunbe  unb  $tit; 
benn  fdjöne,  bequeme  gorm  läßt  fid)  immer  genießen  unb  auslegen, 
tiefer  ©etjalt  wirb  aber  nidjt  ju  jeber  3e^  öerftanben,  S)af$  2.  Serger 
audj  größerer  formen  SWeifter  war,  Ijat  er  in  feinen  ©onaten,  feinen 
©oncerten  beroiefen;  feineSwegS  aber  geben  wir  für  biefe  eben  jene 
Heineren  genialeren  Arbeiten  l)in,  wie  jene  (Stuben,  einige  feiner  $a* 
riationen,  unb  bor  SlUem  feine  Sieber.  Sticht  ganj  einftimmen  motten 
wir  inbefc  in  baS  ©elbfturtfjeit  beS  SünftlerS  über  jene  18  Variationen, 
bie  er  felbft  als  fein  befteS  SBerf  bejeidjnet,  bie  uns  jene  frühem 
Variationen  über  „fdjöne  SRinfa"  nidjt  aufzuwiegen  fdjeinen.  Sünftler, 
wie  mandfje  äßütter,  lieben  oft  bie  ifjrer  ftinber  am  meiften,  bie  itjnen 
bie  meiften  Sdfjmerjen  gemalt.  SBir  glauben,  feneS  SSariationenwerl 
VergerS  war  ein  foldjeS  SdjmerjenStinb;  er  foß  3al)re  lang  an  iljm 
gebilbet  unb  geglättet  traben.  Srgenb  ein  fein  fünftlerifd&er  $ug,  oft 
in  ber  Meinen  Spanne  einiger  Xacte,  finbet  fidf)  aber  fonft  auf  jeber 
Seite  einer  Vergerfdjen  Eompofition.  Oft  audfj  fetyen  wir  iljn  in  glürf* 
lidjer  Stimmung  plöfclid)  wie  unterbrochen,  unb  baran  mag  wol|l  fein 
fie^reramt  Sdjulb  fjaben.  SEBte  mancher  fdjöner  ©ebanle  mag  uns  fdjon 
geraubt  worben  fein  burdf)  baS  unjeitige  Sintreten  eines  Keinen  Scalen* 
ritterS,  wie  mandjeS  fdjöne  fdjaffenbe  Xalent  ift  burdj  Unterridjtgeben 
ju  ©runbe  gegangen!  Den  Kfjarafter  einer  mutanten  Arbeit,  jo 
Ittnftlerifdf)  f^ön  fie  ftdfj  audfj  ju  üerljütten  t)erftef)t,  f)at  im  ®anjen 
aud)  SBergerS  Soncert.  3War'  w™  fytibtn  eS  nidjt  mit  Drdfjefter  ge« 
f)ört;  bie  Slabierftimme  aber  f)at  uns  nur  wenig  Sntereffe  gewährt. 
Offenbar  wollte  Serger  audj  banlbar  für  ben  Spieler  fdjreiben,  bie§ 
l)at  tfjn  in  ßonflict  mit  feinem  poetifdjen  2Renfdf)en  gebraut,  ber  bodj 
überaß  feine  gtügelfpifcen  ^erüorfteeft. 


SJoIIweiler,  Seontjarb  unb  $artmann,  ^retefonaten.  369 

äuSgejeidjneteS  enthalt  bie  Sammlung  nodfj  in  einigen  grajiös 
einfad&en  SRonboS,  fron  benen  wir  namentlich  baä  in  Dduritn  jweiten 
(Sanier  anführen. 

$)ie  jweite  gro&e  Sammlung  (Stuben  ift  in  ben  big  jefct  erfdjie* 
nenen  ,§eften  nod)  nid)t  wieber  abgebrucft;  wir  befprac^en  fic  fdjon 
bei  ifjrem  ®rf djeinen. 

3)ie  ßieber  erfdjeinen  getrennt  üon  bicfer  Hauptaufgabe  feiner 
SBerle,  in  einjelnen  Heften.  SRamentlidj  biefe  werben  feinen  Kamen 
ber  fernen  Sufunft  erhalten. 

©ei  benn  baS  einem  edfjt  beutfdjen  ßünftter  in  feinen  Söerfen  ge* 
fefcte  S)enlmat  ber  liebevollen  SBead&tung  ber  3e^9enoffen  nochmals 
empfohlen. 

39. 


Drei  preisl'onaten  für  Hs  ptanoforte 

componirt  bim  (£.  Soöwetler  in  ^Petersburg,  3f*  <£♦  Seouffarb  in 
Sattbau,  3.  %  <£♦  #artmann  tu  Sopeufjagctu 

©efrönt  toom  $ret3tnftitut  beS  9torbbeutfcf)eit  2ßuftfüerem3  in  Hamburg. 

Dbige  SBerle  laffen  fidj  fügtidj  aus  jwei  ©efidjtspunften  be* 
trauten :  als  SßreiSfonaten,  —  als  ©onaten  überhaupt.  3)ief  e  fönnten 
allenfalls  Serfudje  fein  unb  fie  würben  fdjon  ber  würbigen  gorm 
falber,  in  ber  fie  auftreten,  bie  ©tjmpattyieen  beS  ÄrititerS  für  fidf) 
fyaben;  an  jene  fteöt  man  f(öf)ere  9tnfprüdje,  wie  etwa  an  gefrönte 
§äupter  fetbft,  bie  bem  Solle  öorangef)en  follen  in  aller  Slrt.  greilict) 
in  ber  föunft  giebt  es  lein  (Erbrecht;  if)re  fronen  wollen  toerbient  fein, 
unb  an  bem  Sorbeer,  elje  er  auf  einem  SDidfjter^aupte  feft  fifct,  jenen 
oft  taufenb  $anbe  unb  nidjt  in  ber  beften  Abfielt.  Äünftlerifdfje  SBett* 
lämpfe  finb  benn  gut  baju,  Xalente  fdjneQet  ju  erforfetyen  unb  ber 
SBelt  befannt  ju  machen.  $war  ber  ßrittl  finb  jte  beSljalb  noef)  nidjt 
entgegen ,  aber  ber  SWaffe  imponirt  ein  ^ßreiscollegium  immer,  wie  ben 
Sünftlern  felbft,  bie  fidf)  if)m  ja  fonft  nidjt  unterworfen  Ijaben  würben, 
©afc  aber  offenbar  ©dfjled)tem  t)on  ausgewallten  SRtd^tern  ein  Sranj 
jugefprodjen  würbe,  wäre  beifpielloS,  aSerbicnftlid^eö  mag  benn  auefy 
burdj  ben  legten  SBettlampf  einiges  erjielt  worben  fein. 

SSon  ben  brei  ©iegern  war  bem  publicum  melletdjt  nur  ber  brüte 
belannt;  bie  jwei  anbern  Ratten  t>ietteicf)t  nodj  lange  arbeiten  unb  warten 

Schumann,  ®*f.  ©Stiften.  II.  24 


370  SBofltoetfer,  $tei$fonate. 

muffen,  el)e  if>re  Kamen  ber  öffentlichen  Slufmerffamfeit  für  wert!)  be* 
funben  worben.  2Kcm  weiß,  ber  SRuf  ift  jejjt  nidjt  meljr  fo  wohlfeil 
als  fonft;  fie  werben  atfo  bie  ®unft  StpoHS  ju  würbigen  toerfteljen. 
©eljen  wir  \t%t  ab  oon  aßen  äußerlichen  3ntereffen  unb  bie  Sompo* 
fittonen  felbft  etwas  genauer  an. 

3)ie  erfte  ©onate  gef)t  aus  Gmoll.  2)ie  golge  ber  ©äfce  ift  bie 
gewöhnliche.  SßaS  fie  mufifalifdf)  auSfpridjt,  ift  nidfjt  neu,  alles  audj 
nidjt  SWufif.  S)er  ßomponift  ftefjt  einigermaßen  nod)  unter  ber  §err* 
fdjaft  beS  Sttirtuofen,  boct)  bringt  er  nirgenbs  .gerabeju  inljaltlofeS 
sßaffagenwerf.  §ier  unb  ba  blieft  Rummel  als  SSorbilb  burdj,  audj 
jüngere  Eomponiften  fcfjeint  er  ju  fennen  unb  ju  lieben.  S)aS  3n* 
ftrument  ift  wirfungSöoH,  in  moberner  SBeife  befjanbelt,  wie  benn  ber 
Eomponift  überhaupt  ein  brillanter  Spieler  fdfjeint.  ©tdj  als  lederen 
ju  jeigen,  giebt  bie  ©onate  melfadfe  ®elegenf)ett ;  beSfjalb  fpielt  fie 
audfj  oft  in  bie  ©oncertform  hinüber.  5)amit  ift  jugteidj  gefagt,  baß 
if)r  nidfjt  jener  auSbauernb  innige  feelenüoüe  Sljarafter  innewohne  wie 
j.  SB.  33eetf)Oüenfcf)en  ©onaten,  namentlich  ber  legten  ©podfje.  2Bo 
wäre  aber  audf)  ©letdfjeS  ober  nur  SUljnlidjeS  ju  finben?  —  SBon  ben 
einjelnen  ©äfcen  fd&etnt  uns  ber  erfte,  wenn  audj  nidfjt  öon  meifter* 
lidfjem  @uß,  boct)  ber  frifd&efte  unb  fräftigfte.  Xie  Partie,  wo  fidj 
ber  SKeifter  am  fid&erften  erprobt,  bie  55urd)füf)rung  in  ber  SWitte  beS 
©tücfeS  bi«  jum  Stüdfgang,  ift  nid^t  uniutereffant,  bodf)  etwas  fdjwer* 
fällig;  ber  Somponift  f)atte  fidf)  nadj  Gesdur  (üon  Gmoll  auS)  üerirrt, 
ba  gab  es  benn  einen  fdfjweren  Stüdtweg;  ber  Spieler  f)at  babei  gewiß 
biefelbe  ©mpfinbung,  wie  ber  Somponift  f)atte,  wäfjrenb  er  fdjrieb. 
©inige  triviale  ©teilen  finben  fidf)  wie  fdjon  im  erften  Xf)eile  beS 
erften  ©afceS,  fo  audf)  im  SRittelfafce  biefe»  (fo  ©.  5  ©gft.  2  t>on  Xact 
4  an,  ©.  7  ©ijft.  4  unb  5,  @.  9  ©tjft.  6).  ©agegen  gefällt  uns  ber 
©dfjluß  oon  ©.  14  ©tjft.  4  an  öorjüglidj;  bie  Sinfüljrung  beS  erften 
XljemaS  gefdjiel)t  f>ier  leidjt,  frei  unb  wof)ltljuenb.  @S  folgt  ein  ©df>erjo 
im  2/4Xact,  in  berfelben  Xonart;  eS  ift  artig  unb  tyat  ein  anmutiges 
Xrio.  ©teilen  wie  ©.  19  ©tjft.  2  öon  Xact  5  an  fdfjeinen  uns  aber 
ju  wohlfeil  unb  gehören  am  wenigften  in  eine  SßreiSfonate.  3u  ber 
Soba  fagt  uns  bis  auf  einige  öerbraueffte  3ßieberf)olungen  wieber  ber 
©djluß  fef)r  ju.  3)aS  Slnbantino  beginnt  mit  einem  innigen  ©efang, 
ber  an  ein  SKotiü  beS  erften  ©a|e8  anflingt;  wir  wiittfd^ten  eS  in 
biefem  Sljarafter  feftge^alten.  ©.  23  gerät!)  aber  ber  ©omponift  in 
einen  unbegreiflichen  3orn*  ^ct  $$*  ww  oft  bei  ©laüierfpielern,  in 
maffigen  Dctaoengängen  ausläßt.    Xiefe  ©teile  verleibet  uns  ben  ©a|. 


fieonijarb,  SßretSf  onate.  371 

®a3  fjraale  wirb  burdj  ein  paar  Uebergang8tacte  mit  bem  Slnbantino 
toerbunben;  wir  muffen  ityn  leiber  für  ben  geljaltlofeften  ©afc  ber 
©onate  erflären,  er  ift  nidjt  einmal  in  ber  gorm  geraden  unb  üott 
toon  ©emeinplä|en,  tote  wir  fie  wof)l  in  SBirtuofenftüdfen  entfdjutbigen, 
nidjt  aber  in  ßomponiftenletftungen.  S8  tt)ut  uns  leib,  bie3Keinung 
ber  §$.  $rei8ridf)ter*  f)ier  nidfjt  feilen  ju  lönnen.  SDa8  Xalent,  baä 
ftcf)  in  ben  toorberen  ©fifeett  auSfpridfjt,  §at  fte  offenbar  bie  ©<i)Wäct)en 
be&  legten  überfein  laffem 

SBir  fommen  jur  feiten  ©onate  [Fmoll],  Dom  ©omponiften 
Sonata  quasi  Fantasia  genannt;  fte  ift  mef)r  fonberbar  afe  fd)ön,  in 
gewiffer  Art  originell*  S)er  ßompontft  ljat  fidj  nämlid>  barauf  capri* 
cirt,  bie  ©onate,  fogar  in  if>ren  9tebentf)eilen,  über  ein  £t)ema  ju 
madjen.  SBeldfje  brücfenbe  geffel  er  fidfj  bamit  angelegt  wirb  er  felbft 
am  beften  toiffen ;  immerhin  üerbient  aber  eine  f  olcf)e  ©elbftbefdjranf  ung 
ein  gewiffeS  Sob,  ba8  wir  nm  fo  lieber  fpenben,  je  me^r  toir  über* 
jeugt  finb,  baj3  e$  üjm  SSfabere,  bie  öon  ber  ©<$wierigfeit  einer  folgen 
Arbeit  leinen  SSegriff  fjaben,  nidjt  fpenben  werben.  S)enn  freiließ  — 
was  f>at  er  erreicht  burdf(  biefe  ©onberbarfeit?  ©ein  ©tüdf  leibet  an 
einer  faft  abmattenben  Sinförmigfeit,  nnb  bie  Äunft  erfeftt  ntd&t,  wo 
bie  SRatur  mangelt.  2Bir  toiffen  wofjl  toon  SBadf)  unb  anbern  Der» 
widfelt  combinirenben  Äünftlern,  tote  fie  auf  wenige  Xacte,  oft  SRoten, 
ganj  wunberfam  gefügte  ©tüdfe  gegrünbet,  burd)  bie  fidO  jene  §Tnfang8* 
Knien  in  unjäpgen  33erfd)lingungen  tiinburdfoieljen ,  üon  Äünftlern, 
beren  innere»  Df)r  fo  bewunbernSwürbig  fein  fd&uf,  bafy  ba8  äußere 
bie  Äunft  erft  mit  §ilfe  be8  StugeS  gewahr  wirb.  Aber  fie  waren 
SMeifter  ber  erften  Drbnung,  benen  in  Saune  gelang,  was  bem  3ünger 
Schweißtropfen  foftet.  3t)tc  tiefe  fjarmonifdje  Shtnft  gewährte  wenig* 
ftenS  öon  biefer  Seite  ein  3nterejfe.  ©er  obigen  ©onate  unb  if)rem 
©omponiften  wollen  wir  ben  beften  Sßilten  unb  baS  ernfte  Streben, 
auSSßenigem  triel  fjeröorjusaubern,  nidfjt  abfpred&en;  aber  ber  ©mbruef 
fetner  Gompofition  fprid^t  bafür,  bafc  er  mit  feiner  Arbeit  etwa»  lln* 
banlbareS  unternommen,  baft  er  feine  Äräfte  in  einer  unnatürlichen 
Spannung  öerfudfjt,  bie  aud)  bem  wo^lwoüenben  83efcf)auer  ein  SKijj* 
besagen  oerurfad)en  mufc.  SKodj  baju  ift  ba3  ©runbtljema  nidfjt  ein* 
mal  fein  eigen  unb  unterfd^eibet  fid)  nur  r§l)tf)mifdf)  öom  erften  Xljema 
ber  83eetf)ot)enfdf)en  Amoll<Sonate  für  Sßianoforte  unb  SSioline,  ober, 


*  $rei$rid)ter  waren:  <L  Sh:eb3  (<ßräfeS>,  fr  SB.  @rnnb,  <E.  SRatgfen,  3.  fr 
©djtoenfe,  ß.  ©pofjr. 

24* 


372  £•  %  @.  §artmann,  <ßrei3fonate. 

gef)t  man  nodj  weiter  jurücf,  toon  ber  ffyge  in  Gmoll  aus  bem  totfyl 
temperirten  ©laoier  toon  SBac^.  Stnbercrfeitg  erinnert  bie  Art  feines 
auftreten«  an  bie  lefete  grofce  ©onate  in  Cmoll  oon  SBeetljotoen.  Stotoon 
abgefef)en,  fo  ljat  ber  ©omponift  au3  i^m  gemalt,  toa3  e3  nur  irgenb 
Vergab.  ©8  erfäeint  in  toofyt  50  t>erfdf)iebenen  ©cftalten,  al3  9Retabie, 
afe  83af$,  al8  äRittelftimme,  per  augmentationem  simplicem  unb 
duplicem,  be£gleid)en  per  diminutionem,  root)I  audjj  in  ©ngfütyrun* 
gen  :c.  ^c.  Snt  erften  ©afee  intereffirt  ba3  nodf).  ^Beginnt  aber  baä 
Hbagio  toieber  mit  ber  gigur,  bann  ba3  ©djerjo  unb  bann  ba3  finale 
unb,  tote  gefagt,  nidjt  allein  in  bem  $aupt*  fonbem  audf)  in  bett 
Ulebentf)ema3,  fo  mbd)te  fidfj  baä  Dfjr  apatfjifdfj  abtoenben,  baS  fo  un< 
barm^erjig  Don  bem 


oerfotgt  toirb.  2)ie3  ift  ba3  3u&*eI  &e*  ®urd)füf)rung,  ba&  nafje  an 
unfünftterifdje  Slbfidfjt  grenjt;  ftatt  lebenbiger  Xf)at  trocfene  Formel. 
Slber  audj  biefer  Strt  ber  ©ompofition  tooHen  toir  nidfjt  entgegentreten, 
fobatb  fie  ftd)  giebt  atö  toa8  fie  ift  afö  ©tubie  für  ben  jungen  ©om* 
poniften  felbft.  gilt  eine  *ßrei8fonate  aber,  um  bie  ftd)  ein  ebm  erteilter 
Sorbeer  anfd)miegt,  galten  toir  bie  ©adfje  für  ju  gemalt.  3m  Uebrigen 
finb  toir,  tote  gefagt,  toeit  entfernt,  bem  ©omponiften  ein  fd)tifeen3* 
toertfjeä  Xalent,  ba8  bei  guten  SRuftern  in  bie  ©djule  gegangen,  abju* 
fpreeffen.  ©r  toiH  nur  meQeidfjt  ju  mel  unb  tobtet  am  ©nbe  ben  Sfteft 
Sftaioetät,  ber  nodj  in  iljm  fein  mag.  ©agt  iljm  ba3  nie  eine  innere 
Stimme?  Ober  ift  er  fd)on  gtüdftid)  an  jenem  Äreujtoeg  oorüber,  wo 
fid)  9tatur  unb  Stffectation  trennen? 

S)ie  britte  ©onate  [Dmoll]  liegt  un$  nod)  bor,  biefelbe,  ?bie  ben 
testen  $rei8  baoon  getragen.    S)a  btteft  uns  benn  gleid)  ein  finniges 
®emütl)  entgegen;  im  fdjönen l^Iuffe  ber  ©ebanfen  betoegt   fid^  bie 
©ompofition  toortoärtS;  neue  treten  f)in$u,   bie  alten  taudfjen  lieber      , 
auf;  fie  umf dringen  fid),  trennen  fid)  toieber.    2Bie  eine  fd)öne  ©ruppe     i 
löft  fidj  ba3  ®anje  unb  toerfdfjtoinbet  leidet  unb  anmutig,  wie  e3  6e<      | 
gönnen.    SKacIj  biefem  ©tücfe  füt^It  man  ben  2)rucf  einer  Äünftterljanb;      | 
nur  einer  folgen  fonnte  baä  gelingen,    ©ine  SRomanje  f)ebt  an,  nadj     | 
•einem  etwa«  gerben  SSorfpiele  biefe  fetbft;  mit  milbem  ©mft  ttrirb  un§ 
•ettoaä  erjagt,  ba3  toir  fd^on  gehört  ju  ^aben  glauben.    3)a3  ©anje 
feffelt  nodj  immer,  toenn  e3  unä  aud)  nid^t  ben  erften  ©afe  t>ergeffeit 
mad^t.    ©in  ©d^erjo  folgt  ber  pbfdfjeften  Strt,  in  anmutiger  golge 


£.  g.  ffufferafy  Sicher.  37$ 

Wed&feln  ftarle  unb  letfe  ©timmen  unb  naiven  unb  fliegen;  baS  Xri» 

erflingt  tote  bic  üHa^nung  eines  greunbeS;  a^er  baS  Sieden  ber  erfteren 

beginnt  t>on  Steuern.    2)aS  ginale  weicht  oom  früheren  anjieljenben 

Stotoettendjarafter  ber  ©onate  etwas  ab  nnb  greift  ju  ftärferen  färben, 

gleich  als  l)ätte  ber  ©omponift  ein  Drc^efterftücf  bamit  erje|en  wollen. 

68  gefaßt  uns  an  ber  ©onate  am  wenigften;  immer  aber  gewahrt  man 

aud)  an  if|m  bie  tüchtige  §anb  eines  SföufiferS,  ber  mit  Slbfid&t  etwas 

ÄünftlidjereS  liefern  wollte.    SDiefer  toor'allen,  Hang  eS  nad)  ber 

©onate  in  uns,  gebührt  ein  SßreiS,  nnb  in  if)r  wieber  toor  ben  anbern 

bm  erften  ©afce.    SBenn  wir  in  ber  erften   (bon  SSoöwetler)  einen 

Slaüierfpieler  erfannten,  ber  fid)  mitialent  auef)  ber  Eompofitton 

jugewenbet,  in  ber  anbern  (toon  Seon^arb)  einen  9Äufifer,  ber  ftd> 

ben  2Beg  jur  SBoHenbung  burdj  33erftanbe8fpiele  in  etwas  ju  erfdjweren 

fd)eint,  fo  fpridjt  aus  ber  Don  3.  *ß.  @.  ftartmann  ber  Äünftler 

ju  uns,   ber  uns  toerföf>nt  ,burd)  bie  Ijarmonifd)e  SluSbilbung  feiner 

Äräfte,  ber,  iperr  ber  gorm,  lein  ©etat)  feiner  ©efüljle,   uns  überall 

ju  rütjren  unb  feffeln  öerftef)t. 

SDieS  ift  unfere  9Äeinung,  unb  weidjt  fie  einigermaßen  t>on  ber 

ber  SßreiSridjter  ab,  fo  fei  bamit  in  feinem  gaße  if)r  guter  SBiöe  in 

3toeifet  gesogen,  baS  SScrbicnft  nad)  SBürben  ju  belohnen.    9tber  eS 

ift  Schwieriger,   aus]  funfjig  9Jtenfdjen  ben  beften  fjerauSjufmben  als 

aus  breien.    Unb  bann  —  audj  wir  fönnen  irren,  unfere  SKbfidjt  aber 

war  bie  befte. 

©c§. 


Cieberfctjttu. 

$.  3f.  Sufferatf),  ©ed)3  Steber  um  9t*  Sunt*  mit  öeglettung 
be«  ^tanofortc.    SBerl  3. 

SBurnS  ift  ber  SiebltngSbidjter  ber  jefeigen  jungen  Somponiften. 
©ewifc  f)at  ber  poetifdje  ,$flüger  Don  SDumfrieS"  eS  nie  toermutljet, 
baß  feine  Sieber,  ju  benen  er  meiftenS  burd)  alte  SSolfSmelobieen  an* 
geregt  mürbe,  nad)  beinahe  ^unbert  %af)ttn  fo  oiele  anbere  äBeifen 
erweden  würben,  aud)  jenfeits  beS  SanatS.  3n  §errn  Sufferatl)  f)at 
er  einen  feljr  begabten  ©änger  gefunben.  ©er  Zon  ber  Sieber  ift 
glüdlid)  unb  attjmet  fdjottifd&en  Gfjarafter.    Sine  gewiffe  ©införmigleit 


374  tt.  Sößtier,  Sicher. 

bcr  9Mobieen  erfdfjeint  f)ier  als  untoertneibliclj ;  fie  gleiten  fidf)  alle 
feljr,  namentlich  im  erften  unb  tnerten  Siebe,  bie  jugleid)  an  ba3  unter 
bem  Xitel  »Michelemma«  befannte  italienifdfje  SSoßSlieb  erinnern. 
3m  Uebrigen  jeigt  ber  junge  Eomponift  in  allen  Xalent  unb  ©efdjmacf, 
in  bieten  einjelnen  ßügen  audf)  bie  feinere  SJilbung  be3  mobernen 
Äünftlerä,  fo  bafc  bieg  fein  erfteS  ©efangwerf  bem  SÄufifer  tote  bem 
Säten  gleidf)  willfommen  fein  mujj.  Sftodj  fjaben  bie  Sieber  faft  burdf* 
gängig  ba3  33efonbere,  bafj  bie  Slamerbegleitung  meift  mit  ber  SMelobie 
äufammengef)t,  fo  bafc  jene  aud)  ofine  ©efang  felbftänbig  befielen 
fönnte.  ©3  ift  bieS  gerabe  lein  SJorjug  einer  Siebercompofition  unb 
namentlich  für  ben  ©änger  beengenb;  wir  begegnen  8lef)nlidf)em  aber 
bei  allen  jungen  Komponiften,  bie  fidf)  toorjugäweife  früher  mit  3n* 
ftrumentalcompofition  befdjäftigten.  3)ie8  fjinbert  aber  nidf)t,  ben 
Siebern  be$  unfrigen  innerlichen  ©efanggefjalt  jujufpredf)en,  wie  fie  ftdj 
benn  audf)  feljr  leidet  fingen  unb  rafd)  anflingen.  S)er  Gomponift  jeige 
fid)  nodj  oft  auf  bem  ©ebiete,  auf  bem  er  fo  glücflidf)  unb  auf» 
munterungäwertf)  bgonnen. 

Sari  3öUncrr  SiebeSfröJjlmg  t»on  %.  KSdfert. 

*ßeun  Sieber  mit  Begleitung  be8  Sßianoforte. 

SDiefe  Sieber  ergeben  ftd)  weit  über  bie  SDiittelmäftiglett,  wie  fie  in 
neufter  ßeit  *m  Sieberfad^  wafpljaft  entfefcenb  überf>anb  genommen. 
SBir  machen  boppett  aufmerlfam  auf  fie,  bie  im  anfange  fdfjlidjt,  wo^l 
gar  etwa»  profaifd)  erfd&einenb,  bei  genauerer  33efanntfdjaft  immer  mefyr 
gewinnen  muffen  unb  einen  wahren  ©efangSmenfcIjen  toerratljen,  wie 
wir  unter  Jpunberten  nur  ju  einjelnen  finben.  3«ie  ©df)lid)tl)eit  ge^t 
namentlich  bie  ^Begleitung  an,  bie,  umgefe^rt  wie  bei  ben  oor^er  an» 
gezeigten  Siebem  üon  Suff  erat!) ,  o^ne  ©efang  beinahe  bürftig  unb  be< 
beutung3lo3  gu  nennen  wäre.  3u  benen  üon  ßöHner  liegt  bie  Äraft 
in  ber  SRelobie  ber  ©efangftimme;  fie  eben  in  iljrer  ganjen  Snnigfeit 
ju  würbigen,  baju  gehört  ein  ©änger,  ber  auef)  ju  fpredfjen  t>erftel)t, 
unb  wie  fie  jeber  Bewegung  beä  ©ebidfjte»  liebenb  nachfolgt,  fo  wollen 
wir  e3  auef)  burd)  ben  ©änger  wieber  empfinben.  2Bie  oft  wirb  uns 
baä  geboten?  ©ute  Sieberfänger  finb  faft  nodj  feltener  als  gute  Sieber* 
componiften.  2)ie  3ööuerfcf)en  ©efänge  grabeju  ju  entfteüen,  würbe 
jwar  nur  ööDige  Xalentlofigfeit  vermögen,  fie  finb  bagu  ju  natürüdj 
unb  ftimmredjt;  fie  aber  gegen  oberflädjltdje  Sluffaffung  unb  t>omet)mc 
©eringfdE)äfcung  ju  wahren,   baju  lann  ein  öffentliches  SBort  too^l 


3.  %  S.  fcortmann,  Siebet.  375 

beitragen*  28ir  mbdjten  fo  bie  Siebet  einem  eblen  ©eftein  t>ergleid(jen,  wie 
€S  fid)  oft  unter  unfdjeinbaret  ©rbrinbe  verbirgt;  eS  gehört  gleife  unb 
Siebe  baju,  eS  f)eH  ans  XageSttdfjt  jn  förbenu  SDann  aber  gewifi  toirb 
man  fi#  beS  eckten  reinen  ©langes  erfreuen,  ben  fie  ausfielen. 
SRücIert,  ber  SDeutfcfye  burd>  unb  burd>  —  nur  um  „öftlidjen  Stofen" 
juweilen  überftrafytt  —  war  audj  gerabe  ber  Sinter,  ber  bem  Som* 
poniften  befonberS  jufagen  mufcte.  3m  „SiebeSfrüfylmg"  ftef)t  831ütf)e 
an  85lütf)e,  bie  beutfd^en  Eompomften  finb  erft  feit  Äurjem  batjinter 
gefommen.  5)er  fc^önfteit  Xejte  einige  fjat  fidj  aucl)  ßöllner  gewählt. 
3)en  *ßrris  als  ©ompofttion  jotten  nur  toor  2tHem  bem  .0  wef)  beS 
©dfjeibenS";  f)ier  ift  bie  ®infad$eit  jugletclj  Xiefe,  baS  ©ebidfjt  leib* 
Saftige  9Äufif  geworben;  eS  ift  ein  fdfjöneS  Sieb  unb  würbe  einem 
S$eetf)o&en  nicf)t  jur  Unehre  gereichen.  SRadj  Ibiefem  feffelt  uns  baS 
„2Benn  bie  Sftofen  aufgeblüht"  burdj  innige»  Sßerftänbntfs  beS  ©ebtdfjteS, 
baS  nidfjt  leidet  ju  componiren  war.  Sie  erfte  $älfte,  bie  recitatioifd^e 
SBenbung,  fdjeint  und  ausgezeichnet,  ber  ©d&lujjj  nur  erinnert  an 
SBeber.  JBortrefftidf)  aufgefaßt,  im  altbeutfdfj  poetifdjen  Xone,  ift  auef) 
baS  2)uett  „©eligftet  SBunfd)1'  unb  namentlich  ber  ©cljtufj  t>on  ruf)« 
renber  3nnig!eit.  35aS  „2Rein  ©efjnen,  mein  SOjnen*  ift  aus  bem 
§erjen  gefungen,  ähnelt  aber  in  etwas  einer  ättarfdjnerfdfjen  Strie  aus 
§anS  §eiling,  wie  benn  83eetl)0&en,  SBeber  unb  2ttarfdfjner  untoerfenn* 
bare  SSorbilber  beS  ©omponiften  fein  mögen.  3m  Siebe  „SBarum  wiUft 
bu  anbere  fragen"  gefaßt  uns  entfdjteben  bie  jweite  $alfte  bis  auf  ben 
tremulirenben  ©d(jlu&,  für  ben  wir  lieber  einfach  auS^altenbe  äecorbe 
gefefct  wünfdfjten.  Str.  6  $at  einen  innigen  ©runbton,  ber  fidf)  aber 
in  ber  SDiitte  beS  Siebes  etwas  trübt  burdf)  einige  mutante  üHobula* 
tionen;  aud)  ber  jweite  Xact,  obwohl  melobtfdf)  gut  gefungen,  auf  bem 
SBorte  „SBufen"  gefällt  uns  nidfjt;  er  fdfjeint  uns  für  bie  SBraut,  bie 
Sftüclert  meint,  nidf)t  jungfräulich,  nidjt  feufcf(  genug.  S3on  ben  jwei 
SSolfSliebem  fagt  unS  baS  erfte  ju;  es  will  !gut  gefungen  unb  ge< 
fprodjen  fein.  S)a8  anbere  ift  baS  am  wenigften  bebeutenbe  beS  §efteS, 
welkes  wir  benn  nadf)  treuefter  Ueberjeugung  Äßen  empfehlen,  bie  me^r 
als  fingen,  bie  and)  beulen  unb  fpred^en  wollen,  jur  nachhaltigen 
gteube  if>rer  wie  Stnberer.  12. 

*  3.  $.  «•  4>artmanttf  ©ed>S  Sieber  mit  »eglettnug  be«  $fte,  SB,  35, 

SDiefe  Sieber  öerbienen    eine  lobenbe  SfaSjeidjnung.     SDer  treff* 
li$e  SKufifer  fpridfjt  aus  jebem  einjelnen,   wenn   wir  aud)  mit  ber 


376  3-  %  &  ©artntann,  Sicher. 

Sluffaffung  einiger  nidjt  gang  übereinftimmen.  ©iefejuerft  ju  fennen: 
e3  finb  ba%  „Sjüttcljen4'  toon  ©leim,  ba3  un$  in  lonart  unb  §armo* 
nifirung  jutn  fd)licf)ten  £ejrt  ju  gefugt,  nic^t  einfadj  genug  j(f)eint, 
obwohl  e3  fidt)  als  SRufifftücf  an  fidt)  runbet  unb  abfd)liefit.  2!a8 
„Slbenblieb*  trifft  mefleic^t  ber  entgegengefefcte  SBorwurf;  bicö,  wie  eä 
uns  bünft,  ift  für  baS  nadj  9tuf)e  öerlangenbe  §erj,  baS  fid)  f)iet 
au$fprid)t,  ju  rufjig  unb  monoton  getieften.  SBenn  nietyt  toerfe^It,  jo 
bo$  audf)  nic§t  getroffen,  ift  ba8  ipetnefdje  „äRein  Siebten,  wir  fafjeit 
beifammen"  (mit  bem  fomifcf)en  [2!rucffef)ler  am  ©dilufj:  „wir  aber 
f d)Wammen  vorüber  troftloS  auf  meinem  SReer,  ftatt  »eitern).  5£aS 
Dämmrige,  Qaxtt  be$  ®ebid)te8  wirb  f)ier  burdj  bie  SRufif  nidft  nä^er 
gebracht.  2)er  Uebergang  natf)  Fismoll  in  ber  SRitte  besagt  un8  nic^t 
einmal  im  mufifalifctyen  SBetrad^t ,  wo  fonft  bem  Somponiften  nichts 
angaben  ift.  gür  eine  nid)t  leiste  Aufgabe  für  Sompofition  galten 
wir  baS  SSSadernagelfc^e  ®ebid)t  „2>er  Xropfen";  e§  fpridf)t  in  an  fttf) 
gelungener  2)idf)terweife  eine  SRoral  in  einem  SBergleid&e  au8;  beibei 
moralifttfd&e  unb  bilblicfje  Xenbenjen,  liegen  ber  SRufif  fem.  Stamm 
abgeben  f)at  |fidf)  ber  Somponift  bemüht,  ben  Sinn  be8  XejrteS  bfe 
auf  btö  einzelne  SBort  genau  in  ber  SRufif  auSjuprägen  unb  e8  ift 
ifjm  gelungen,  wenn  audj  ber  ©efang  eine  entfdfjtebene  SBirfung  nit^t 
mad^t.  Ueberfjaupt  ift  fcf)on  bie  gäfjigfeit  beS  ilünftlerS,  ben  ©um 
eines  ©ebic^teS  gu  f äffen,  e8  ju  beljerrfdfjen,  ber  SRebe  toert^  in  einer 
$eit,  wo  im  Siebetwefen  jo  üiel  IjodEift  SRittelmöfjigeS  erferjeint,  wo  bie 
meiften  felbft  beliebteren  ßompomften  it)rc  ©ebtdjte  gar  nidf)t  burdj* 
gelefen  :ju  fjaben  fd&einen,  in  fol<$  toerfeljrtem  SBcrtjättniis  ftet)t  iljre 
SRufif  oft  jum  ©ebidjt,  unb  meiftenS  [taugt  jene  audj  an  ftc§  nur 
wenig.  Solches  fd)ülerljafte  ©eftammle  benn  in  ben  §artmaunjd|en 
Siebern  nidf)t  anjutreffen,  bürfen  Wir  öerfid)ern,  unb  wir  muffen  nod| 
ber  jwei  gelungenften  ber  Sammlung  gebenfen,  bie  wir  abfidftlicf)  bis 
jum  ©dfjlufc  auffparten:  fie  finb  ba8  (erfte  unb  lefcte,  htö  originelle 
(Sebidfjt  Don  SRörtfe  ^ägerlieb*  mit  bem  llnfang:  „Sierlid)  ift  bcS 
SBogelS  Xritt  im  ©djuee*,  einfadfj,  aber  lebenbig  unb  originell  aud) 
t>om  6omponiften  gefaxt,  unb  baö  le^te  r/S)ie  ^eiligen  brei  fiBnige*  »on 
^eine,  bie$  fonberbare  ©tüdt  ®ebidE)t,  ^umoriftifc^*fir(J|lic^,  Wenn  man 
fo  fagen  barf,  in  ber  SRufif  wiebergegeben,  in  ber  wir  nur  t)ielleic||t  eine 
feinere  §ett>orl)ebung  beS  „©terneS"  wünfd^ten,  auf  ben  im  ©eiwfyt 
alles  anfommt. 

2Bir  fjaben  ben  ßomponiften  nadd  f)öt)erem  2Ra|ftabe  gemefien, 
ha  er  auf  SRad)ficf)t  Slnfprud^  ju  fjaben  ein  öiel  ju  weit  toorgerüdfter 


<£.  93an<f,  3Rartenüeber.  377 

unb  gebiegener  Äünftler  ift.  SBergleidijen  wir  bicfc  neueren  Eompo* 
fitionen  mit  früheren  oon  i^m,  fo  ergiebt  fi$  aufcerbem  ein  grofcer 
gortfctjritt,  namentlich  was  ©ejd&macf  in  ber  Harmonie  unb  Santabilttät 
anlangt.  3n  jener  ttjot  er  früher  ju  Diel,  in  biefer  ju  wenig.  2)ie 
ätteifterfd&aft  ift  if)m  bei  SBettem  näfjer  gerücft;  wir  bürfen  immer 
reifere  unb  fd&önere  ®aben  toon  if)m  erwarten. 

*  Sari  »an«,  „2Rartenlteber", 

SBaflfafjrt  jur  Reuigen  attabonna,  gebietet  bon  D.  fi.  93.  SBolff,  für  eine  «Sing* 
fttmme  mit  SBcglcitung  be3  Sßtanoforte.    Sßerf  39. 

2Bir  gefteljen,  Don  $m.  SJancfS  Siebern  toor  biefen  nur  wenige 
gefannt,  in  bem  guten  ©lauben  an  i^n  als  einen  trefflichen  ©efangS* 
compontften  gelebt  ju  fjaben,  ba$  lefctere,  ba  wir  Diel  in  öffentlichen 
SBlattem  baräber  gelefen  unb  mel>r,  als  man  fonft  über  Siebercompo* 
fitionen  gebrudt  finbet.  SÄit  ben  beften  ©ebanfen  gingen  wir  benn 
an  btefe  „3Warienlieber\  ©d)on  baS  erfte  Sieb  madjte  unS  ftufcig;  ba 
inbefc  bie  ©adje  nid>t  beffer  würbe,  t>on  ©eite  ju  Seite,  nadij  unferm 
SSegriff  wenigstens,  äWittetmä&igfeit  unb  831afirtf)eit  [fiel)  ju  fteigem 
fd&ienen,  fo  legten  wir  bie  Sieber  wieber  bei  ©eite,  in  ber  SÄetnung, 
bafc  wir  felbft  mefleicljt  bei  ungünftiger  Stimmung,  unter  ber  mir  ben 
Gomponiften  nid^t  leiben  laffen  wollten.  SBir  nahmen  fie  benn,  beS 
frühem  SinbrucfS  beinahe  nidjt  mef)t  gebenfenb,  fpäter  wteber  oor; 
bie  Sieber  famen  uns  immer  feidfjter  unb  fcplerfjafter,  im  JBetrad^t  jur 
$öf)e  beS  ©toffeS  (Sieber  an  bie  Ijeilige  Sungfrau)  gerabeju  fd)Ied>t 
&or,  (SS  mag  fein,  in  Stauen  fingt  man  ©Ott  unb  bie  ©eiligen  in 
oft  wunberlidijen  Sßeifen  anf  unb  man  f)ört  ba  in  Äirc^en,  bei  Sßro* 
ceffionen  ganje  83ellimfd)e  ©tücfe  :c„  tote  befannt  ift.  Sluf  biefen 
©tanbpunlt  mufe  fidf)  ber  Somponift  oerfefct  tjaben,  als  er  feine 
„SKarienlieber*  fdfjrieb.  3n  2)eutf dfjlanb  aber  maefft  man  anbere  An* 
fpriid)e;  richtet  bodj  jebeS  Sanb  nad)  feinen  ©itten  —  warum  niefft 
audf)  baS,  in  bem  Sadj,  83eetf)0&en  unb  Stnbere  lebten  I  SSon  biefem 
©tanbpunft  aus  muffen  wir  benn  biefe  Sieber  als  fo  ooQIommen  nid)* 
tig  bejeid&nen,  Wie  wir'S  mit  gutem  ©ewiffen  feit  lange  nidfjt  lonnten, 
$af$  baS  Sieb,  wie  jebe  Sompofition,  eine  Jhntftform  fjaben,  bafe  eS 
im  ftleinen  ein  ©anjeS  barfteüen  muffe  in  finnigen,  wo  mögtidj  immer 
neuen  S3erl)ältniffen,  bafc  eS  eben  eine  fjöljere  gorm  beS  Siebes  giebt, 
baoon  muffen  wir  fürs  (Srfte  bei  ^Beurteilung  biefer  ganj  abfegen. 
2Bir  möchten  fie  lanjlieber  nennen;  fie  winben  fiel)  üon  8  ju  8  Xacten 


378  &  S3an(f,  SUtortenüeber. 

tocitcr  mit  ben  befannten  9Äobutationen ,  wie  fic  feit  ©traufc  unb 
Sanner  nichts  SReueS  mef)r  finb ;  bie  jmeiten  SSerfe  finb  meift  wörtlidje 
SBieberf)olungen  ber  erften  mit  ganj  unbebeutenben  Sarianten  in  ber 
Begleitung ,  unb  fo  ift  benn  ein  Sogen  balb  toollgefdjrieben.  Aber 
bie  gemeine  pt)ittfter^afte  gorm,  in  ber  fidfj  fämmtlidfje  Sieber  egal  be* 
wegen,  motten  wir  noef)  Ijinneljmen,  wenn  wenigftenS  Ijier  unb  ba 
ein  echter  mufifalifd&er  ©e^alt  aus  i^nen  I)ert)orblicfte,  ja  Wenn  jie  nur 
einen  überhaupt  gewanbten  Xedjnifer  &erriett)en.  SBaS  nun  jenen,  ben 
©e^alt  betrifft  unb  xoa%  ifjn  bebtngt:  ©tjarafter,  Sluffaffung  be3 
SMdjterS,  t)öijerer  beclamatortfcljer  Stuäbrucf  *c,  fo  ift  faum  barüber 
ein  SBort  ju  verlieren,  $war  bie  ©ebidfjte  finb,  obwohl  leidet  unb 
ftiefeenb  gemalt,  oljne  tiefere  Sebeutung;  aber  ber  ©omponift  ljat  fie 
wo  möglich  nodO  trimalifirt,  fo  baft  uns  ber  fd&öne  Siame  „2Rarien* 
lieber"  nur  bauert,  ben  eine  gättjlid)  gemütf)*  unb  toeifjetofe  SRuftf  an 
ber  ©ttrn  trögt  2)a3  finb  ©atfjarinen*,  Suifen*  unb  alles  anbre  ate 
3Warien*Sieber.  D  ja  —  wir  lieben  auefj  bie  italienifdjen  SRabomten* 
bilber,  bie  SRapfjaelfdfjen  jumal,  unb  audf)  tote  man  fie  mit  SB  turnen 
fdjmüdft  an  feftlid&en  Xagen,  aber  nidjt  jene  wädfjfernen,  an  benen  man 
bequem  güfce  unb  Slrme  abnehmen  unb  toieber  anfefcen  fann,  nidjt 
jenen  falfdfjen  ®o|en*  unb  £>eiligenbtenft  in  $unft  unb  Seben.  darüber 
lädfjte,  wer  will.  2Rit  tjeud&lertfdjer  Unjulänglicljfeit  wirb  nidjtä 
erlangt,  SBir  müßten  Sieb  für  Sieb  burdjjgef)en,  wa3  Sogen  füllen 
Würbe,  wollten  wir  ein  t>ottftänbige3  Silb  aQer  S31ö§en  geben,  bie 
Ijier  aufjubeden  wären.  3)amit  würben  wir  aber  bem  Dpu$  eine  Sc- 
beutung  jugefte^en,  bie  e3  fid&erltdf)  nidjt  f)at,  bie  tljm  ber  ©omponift 
trielleidjt  felbft  gar  nicfyt  beimißt,  3a,  biefe  wohlfeile  9iad)ftd)t  gegen 
fidf)  felbft,  biefe«  ©icf)*33erufen  auf  ba«  9Wdfjt«beffer*mad)en*Wotten, 
biefe  SBertröftung  auf  ba«  einfüge  Seffermadijen*  werben,  ba«  ift*« 
eben,  was  nid)t  weiter  bringt,  unb  fommt  baju  eine  ©efatlfudjt,  bie 
fid^  entfd&äbigt  glaubt,  wenn  fie  wentgften«  bei  Dilettanten  unb  Warfen* 
mäbdfjen  burdijbringt,  fo  ift'«  toollenb«  au«.  SBir  bejeidfjnen  bamit 
nidjt  §rn.  Sand,  al«  [Dielmef)r]  eine  ganje  Älaffe.  Siebercomponiften, 
über  bie  unter  ftünftlem  fdf)on  längft  ber  ©tab  gebrochen  ift.  3Bet 
für  §arfenmäbdf)eu  fdfreibt,  wirb  julefct  öon  ifjnen  toerfüfjrt.  3)ic3  ift 
ber  ©ang  in  ftunft  unb  SBelt  unb  bie  falfdje  Popularität. 

SBir  f)aben  nun  nod)  ben  £ed(jnifer  ju  betrauten,  t>on  bem  wir 
zweifelten,  ob  er  ein  gewanbter  fei.  ®ewifc,  wir  waren'«  üorfyer  über» 
jeugt;  aber  wir  fönnen  audf)  f)ier  fein  Sob  fpenben.  33on  ber  b* 
quemen,  wenig  Senntnifc  öon  ben  toorfjanbenen  Sieberfdfjäfcen  anberer 


(S.  SBancf,  attarienfieber. 


379 


SWeifter  berratf)enben  Eoupletform  ber  Sieber  fprad&en  totr  fdfjon.'  68 
gerätl)  £rn.  SBancf  aber  nid^t  einmal  biefe  immer,  ©o  fef)lt  if)m  j.  85. 
öfter  eine  ©übe,  unb  nun  nimmt  er  ju  jenem  faft  fomifdjen  glidf  *3a 
feine  ßuflud^t,  fo  im  erften  Siebe:  „2)urdj  ber  fd&toeren  SBolfe  Stauer 
bridrft  bu,  fjeifcer  Siebe3ftraf)l,  Sa!'7,  ober  im  vierten:  ,,©o  roie  ein 
©ternbilb  tjell  unb  rein,  ja  fyefl  unb  rein",  ober  (befonbers  fomifdE)) 
in  eben  bemfelben:  „2)en  regten  «uSbrudf  finb'  td)  nie,  ja  ftnb'  tcf) 
nie*.    9Äeiftern,  bie  bie  gorm  beljerrfdjen,  pafftrt  \>a%  nidjt. 

©in  guter  Xedjnifer  getd&net  fid)  bann  au3  burd)  gute  Söffe,  gute 
äRittelfttmmen,  überhaupt  correcte  Harmonie.  Sud)  I)ier  fefjtt  jur 
2ttetfterfd(jaft  bie  gute  §älfte.  2)ie  JBaffe  liegen  meiftenS  träumerifdO 
auf  einem  Xone  bradj,  ober  e3  lommt  ein  ©ang  tote  biefer  im  erften 
Siebe: 

rinfz. 


yL4-fcJUL4 


Cual 


^ 


,  lesato 


« 


iJLl 


etc. 


^t^Ff 


ober  toie  im  f elften: 

rinfz. 


m 


^ 


si 


=äs=§ 


*^~^ 

fein! 
r/'s  <#m. 


8e 


lo    *    betfoflfttm 
JJf  col  conto 


nur      ttm  *  reit 

^ — i-  *  y J 


etc. 


£5? 


^ 


^^ 


SXuf  SRittelftimmen  f)at  e8  ber  ßomponift  offenbar  gar  nid|t  ab* 
gefefjen;  fie  toürben  ber  Popularität  nur  ©intrag  tfjun,  toir  fönnen  fie 
übergeben.  2Ba8  bie  ßorrectljeit  ber  Harmonie  überhaupt  anbetrifft, 
fo  ift  e3  eine  jur  Sßotljburft;  aber  freiließ  toerfteigt  fie  fiety  audj  nidjt 
aber  aötäglicf)  ju  §örenbe3,  unb  too  ber  Eomponift,  toie  in  obigen 
JBafjbeifpielen,  Originelles  geben  möchte,  tjcrläfet  if)n  audf)  jene  muft* 
faltfcf)  commune  ©tdjerfieit. 

Sine  eigentümliche  3u9a&c  5U  ^M«1  Siebern  unb,  tüte  toir  fjören, 
ju  allen  anbern  be3  §rn.  Saud  audE),  ift  bie  ungeheure  SSerfdjroenbung 


380  ®.  $<«"*,  SRaricnUcbcr. 

t>on  italienischen  S3ortragäbegeid)nungen.  GS  finbet  fid)  in  itjnen  faft 
fein  Xact,  her  ntd^t  feinen  §afen,  feilt  ©tidjtoort,  Jemen  Commentar 
t)ätte.  Cft  trifft  bieä  bie  unfdjulbigften  SBottc:  fo  ftef)t  auf  einem 
bemütljig  fein  fottenben  „id)"  im  jroeiten  Siebe  ein  f,  ein  rfz  unb  ein 
con  afflizione  auf  einmal,  fo  im  brüten  auf  einem  ganj  betooten  „bitte 
für  un§"  auf  !bem  un§  ein  rffz,  ein  tennto  unb  ein  >.  SMejer 
Sßortballaft  Ijat  und  immer  ein  fdjlimmeS  Qtxfytn  gefdjienen.  (Storni 
jeber  (Somponift  muß  münden,  baft  man  feine  Sachen  gut  unb  in 
feinem  Sinne  vortragt.  SBottte  aber  ein  ©idfjter,  j.  33.  in  bramatifd)en 
®ebidf)ten,  jcbeö  geioöljnlid&e  „®uten  Xag"  unb  „®uten  Slbenb-  mit 
einem  „im  fanften  Xone*  :c.  begleiten,  fo  erfdjeint  baS  prätentiös,  bn§ 
Reifet  bie  3Renfcf(f)ett  tote  fleine  Äinber  beljanbeln.  ®er  Somponift 
mufj  toiffen,  roaS  er  giebt.  §rn.  Sandte  Sieber  bebürfen  für  SRufi* 
falifdfje  toenigftenS  gar  feiner  33ortrag§begeid)nung;  fie  toürben  b* 
burd),  naef)  unferer  Anficht,  fogar  geraumen.  Senn  Riefte  ftdj  ein 
©änger  bucf)ftä&lid|  an  feine  33efef)le,  e3  müfcte  ein  toaljreS  ©e^eule 
IjerauSfommen. 

SSiel  f)aben  toir  nun  in  ben  Dielen  SBeridjten,  bie  über  £ra.  Sands 
Sieber  namentlich  ju  einer  Qdt  einmal  erfd&tenen,  toon  betn  befonbetn 
JReij  gelefen,  ber  feinen  äßelobieen  imoof)ne,  unb  baß  §err  Sani 
längere  3eü  in  3talien  gelebt,  too  er  bie  [menjd^lid^e  Stimme  genau 
ftubirt  f)abe.  $at  er  bie  gfüdfjte  biefer  ©tubien  trietteidjt  in  früheren 
SBerfen  niebergelegt/  toir  wiffeit'S  nicljt;  in  ben  „9Äarienliebern-,  mir 
geftefjen  e3  ungern,  tonnten  ttir  nidjts  baüon  entbeefen.  3ft  ba§ 
SRelobie,  fo  I)at  j.  33.  33eetf)ot)en,  9Jienbel3fof)n  feine.  Stein,  baS 
finb  melobifd^e  ®änge,  ®efangbrodfen,  ju  einzelnen  SBorten  einjelne 
aufgelejene  Koten,  bie  fidj  leidjt  fingen,  tooljl  audj  gefallen  tonnen; 
aber  aus  ber  3Jieifterbruft  queQenber  ©efang  flingt  anberS.  SBo  finb 
fie  ljin,  bie  üHelobieen  jener  gefeierten  italienischen  Söieifter  bi» 
SRoffini,  bie  nodj  baju  an  Äenntniffen  unb  ®eme  allen  jefct  lebenben 
überlegen  toaren?  9Köd)tet  iljr  fie  eintaufd&en  gegen  beutfdje,  gegen 
9Äojartfdfje,  83eet^ot>enfdje,  bie  jefet  erft  redfjt  aufjublü^en  anfangen, 
bie  freilidj  audij  in  tieferen  ®egenben  entftanben  als  in  ber  Stimm; 
rifce,  b.  f}.  in  ber  mufifalifc^en  33ruft  eines  beutfd&eu  ®eniuS,  mo 
alles  SMufif  ift!  Unb  if)r  fprec^t  nodf)  immer  oon  Stauen,  non 
33eEini  unb  bem  Sanbe  beS  ®efangeS?  Sßann  enblid)  wirb 
jener  Äöljlerglaube  aufhören,  toir  fönnten  im  ®efange  t>on  bort^er 
lernen?  911S  ob  ®efang  unb  äßufif  jtoeierlei  toäre?  2ttS  ob  fdjled|te 
SKufif  burdj  guten  ©efang  oergeffen  gemalt  merben  fönnte?    Sl»  o& 


$.  #.  $earfon,  Steber.  381 

man  beS  ©efangeS  megen  erft  ein  fd&tedfjter  Sftufifer  werben  müfcte? 
SRein,  nein!  baS  fönnen  mir  näfjer  unb  beffer  Ijaben.  Shtd)  f)ier  trifft 
eS  ein,  baS  alte  SBort:  aus  Stom  lommt  nichts  ®ute8.  Unb  nod) 
einmal]:  nidf)t  alles,  maS  ftdfj  leidet  fingt,  ift  SMobie;  eS  ift  ein 
Unterfdjieb  jmifdf)en  SMobie  unb  SÄelobieen.  SBer  SKelobie  f)at,  Ijat 
SMobieen;  wer  aber  SKelobieen,  nidfjt  immer  jene;  baS  Sinb  fingt 
fid)  fdjon  feine  SÄelobieen,  SKelobie  aber  entwidelt  fidf)  erftfpäter.  3n 
ben  jmet  erften  3tccorben  %.  33.  ber  fjeroifdjen  ©tjmptyonie  liegt  mef)r 
SDielobie;  als  in  jef)n  23ettinifcf)en  SMobieen.  S)en  mufifalifdfjen 
Ultramontanen  ift  baS  freilidf)  nid^t  begreiflich  ju  machen.  3ur  ©oc^e 
alfo  jurücf juf ommen :  $m.  a3and8  ßieber  fingen  fid)  leidet;  eS  ift 
offenbar  fein  Jpauptbeftreben,  munbgered)t  ju  lieifcen.  S)amit  ift  aber 
in  melobifdfjem  Skjug  audfj  alles  gefagt. 

2)ieS  mareu  bie  SRefultate,  bie  toir  auS  einer  für  uns  fo  gut  mie 
neuen  83efanntfdj)aft  gebogen,  auf  bie  mir  unS  gefreut  fjatten.  ®S  ift 
fein  ßmeifel,  träge  baS  DpuS  bie  Qcfyl  \  ober  2,  ftünbe  auf  bem 
Xitel  ber  SKame  eines  gänjlicf)  Unbefannten,  mir  .mürben  f djnetter 
barüber  Eingegangen  fein,  üielteidfjt  mitber  geurt^eilt  fjaben.  ©o  aber 
galt  eS  bie  SBeleudjtung  eines  burdj  auffallenb  reidfj  gefpenbeteS  öffent- 
liches Sob  tyier  unb  ba  befannt  geworbenen  ©omponiften,  in  bem  mir 
uns  auf  baS  löoUfommenfte  unb  fo  fef»r  (getäufdfjt  I)aben,  baft  mir 
nichts  öerfdjtoeigen,  nidjtS  bemänteln  mottten.  SBir  finb  auf  SQBiber* 
fprudf)  gefaxt,  merben  aber  nid)t  etyer  antmorteu,  als  bis  $err  S3ancC 
fein  Xalent  unb  feinen  Stnfprud)  auf  eine  mit  ausführlichen  SBelegen 
ju  unterftüfcenbe  fünftlerijdje  SBürbigung  burdi  fdfjönere,  reinere  groben 
betätigt  l)at.  ©S  märe  ©ünbe,  über  äJiittelmäfjigfeit  fo  t>iel  SBorte 
ju  madjen,  mo  fo  rnele  teudfjtenbe  SBeftrebungen  einer  ^elfenben  frittfdjen 
ipanb  bebürfen,  mo  eine  neue  junge  Sera  ber  SÄufif  in  ©eutf djtanb 
ju  bämmem  beginnt,  beren  ßofung  jene  brei  äBorte  finb,  oon  benen 
in  ben  „üJtarienltebern"  faum  eine  leife  ©pur  anjutreffen  ift:  ftraft, 
Statur,  2Baf)rf)eit.  gg   gm 

^enrt)  $ugl>  $earfon,  @ed)$  Steber  t>ou  Stöbert  SurnS  für  eine 
©ittgftimmc  mit  ^tanoforte.    SBer!  7. 

@in  eigenttyümltdjer  ®eift  met)t  uns  aus  biefen  ©efängen  an,  nidjt 
ber  eines  SJieifterS,  aber  ber  einer  intereffanten  auSlanbifdfjen  ^erfbn* 
lidjfeit,  3)ie  fiieber  leiben  faft  fämmtlid)  nod)  an  einer  gemiffen  Ueber* 
fülle,  mie  fie  t^eilS  Unfidjerffeit  im  Xed^nifc^en,  tlieilS  bie  äbfidjt,  alles 


382  §-  $■  ^carfon,  lieber. 

gleidj  möglic^ft  gut  madjeu  ju  wollen,  in  jungen  Somponiften  oft  er* 
jeugen.  JSeibeS,  fjoffcn  wir,  wirb  fid)  mit  bcm  reiferen  Älter  burd) 
llebung  unb  ©elbfterfenntnifj  mtlbern.  Um  es  furj  ju  fagen,  es 
fdjeint  uns  ju  Diel  Stufwanb  gerabe  an  biefe  Sejte  öerfd&wenbet;  e§ 
finb  ju  öiel  9ioten  ju  ben  emfadjen  Sßorten.  2)aS  Sob  beS  gleißet 
fott  bamit  bem  jungen  Äanftler  in  leiner  Sßeife  üorenttjalten  fein; 
gerabe  bie  warme,  liebeüoße  S3ef)anblung,  bie  aus  ben  etnjelnen  Siebent 
fpridfjt,  nimmt  uns  für  if)n  ein;  aber  er  tf)at  ju  biet  unb  fehlte  afttje* 
tifdf),  mttf)renb  er  freiließ  überall  baS  Sefte  toollte.  3)ie  33urnSfd>en 
®ebid(jte  lehnen  üon  üornfjereüt,  jum  größten  Xfjetle  menigftenS,  jene 
breitere  gorm  ber  93ef)anblung  ab,  wie  fie  in  ber  Eompofition  erficht* 
lid)  ift;  es  finb  toof>l  (Srgüffe  einer  wafjrtjaften  S)id>terftimmung,  aber 
immer  fdjlidfjt,  fairj  unb  bünbig;  barum  lieben  tf)n  bie  ©omponiften 
auef)  fo  feljr,  barum  fügen  ftd|  feine  SBorte  wie  oon  felbft  jum  Siebe 
unb  am  natürlichen  in  jene  gorm,  wie  fie  bem  wirtlichen  SBotfSliebe 
eigen  ift.  2)er  Eomponift  wollte  aber  meljr  als  biefe»;  er  giebt 
meiftenS  grofce  ausgeführte  ©tüde,  bie  wo§l  einen  ftrebfamen  SRufifcr 
üerratf)en,  mit  ber  natoen  gorm  ber  ®ebtd(jte  aber  im  SBiberfprud) 
fielen;  oft  £)at  feine  üHuftf  fogar  einen  bramatifd&en  ober  tljeatrali}d>en 
Slnftrtdfj,  unb  t)ier  fdjeint  er  am  weiteften  Dom  Qidt  ju  fein,  galten 
mir  alfo  bie  Suffaffung  ber  ®ebid)te  für  jum  Xtjeil  üerfe^lt,  unb 
namentlich  baS  erfte,  britte  unb  fünfte  Sieb  für  mel  ju  anfprudjStooll 
unb  fdfjwerfallig,  fo  muffen  mir  bod|  aud)  in  biefen  mandjeS  ©gen* 
tpmlidje  anerlennen  unb  toor  SlHem  ein  d)arafteriftifd(jeS  StwaS,  eine 
Kräftige  ebelmännifd&e  ©eftnnung,  wie  mir  fie  an  fo  Dielen  feiner  SanbS* 
leute  ju  finben  gewofjnt  finb.  S)ieS  läfet  fi<§  nic^t  mit  SBorten  nad>* 
weifen,  bieS  rnufc  Sebem  ft|mpatf)ifd)  aus  feiner  SKufif  entgegen  weljen. 
Sebem  fräftigeren  männlidfjen  ÄuSbrudt,  wenn  er  freilidfj  wie  l)ier  au$ 
nod)  nid>t  ganj  gebilbet  erfdfjeint,  muffen  wir  aber  baS  SBort  reben 
in  ber  mufüalifdjen  ®egenwart,  bie  fid)  fo  überwiegenb  unb  gerabe  in 
ifjren  beliebteren  SDieiftern  jum  Sntgegengefefcten  neigt,  als  ob  ntd)t 
nodfj  oor  Surjem  ein  SBeetljotoen  gelebt,  ber  es  fogar  in  äBorten  aus- 
gefprod&en:  »bem  SÄann  mufc  SKufif  geuer  aus  bem  ®eift  fdfjlagen; 
SRüfjrung  pafjt  nur  für  grauenjimmer".  S)aran  aber  benfen  bie 
äßenigften  unb  finnen  gerabe  auf  ftärffte  9tül)rung.  SRan  foHte  fie 
jur  ©träfe  fämmttid)  in  SBetberfleiber  fteden.  SHfo  ©d^lu^jen  unb 
SBeinen  ift  bie  ©a^e  unfereS  SnglänberS  nid^t;  er  giebt  marttgere 
SRelobieen,  als  man  fie  gemeinhin  in  beutfd^en  Sieber^eften  finbet,  unb 
bieS  madjt  i^n  uns  wertt).    ©oQten  wir  einzelne  ber  Sieber  f)ett)orf)ebeK, 


«.  geäca,  Xrio*.  383 

bie  un8  am  metften  jugefagt,  fo  finb  e3  „3of)n  Slnberfon"  imb  ba$ 
„©olbatenlieb";  jctieö  ift  ganj  *>on  bem  wel)mütt)igen  Xone  burdijbrungen, 
ber  baS  ©ebid&t  in  fo  l)of)em  ®rabe  bcfcclt,  unb  f)at  trofcbem  djarafte* 
riftifd)e  Sraft;  im  „©olbaienlieb"  umfpielt  und  ein  änflang  an  ba8 
SRarlborougjjKeb  mit  eignem  romantifd&en  föeij,  bafc  wir  und  in  bie 
fd&ottifd&en  ipodfjtanbe  üerfefct  fügten,  ©ie  Sieber  finb  tooljl  urfprfinglid) 
auf  ba8  ©nglifäe  componirt;  bodj  fielen  audf)  beutfdje  SBorte  babet. 

SB.  3- 


Srios  für  JJtonoforte,  Utoltne  unb  Violoncello. 

»(c^onber  geSca,  Stotitt»  große«  Zxio  (Emoll).     895er*  12. 
„  „       SritteS  großes  Srto  (Gmoll).       „      23. 

Seiber  liegen  und  üon  biefen  wie  ben  meiften  fpäter  ju  befpre* 
djenben  £rio$  feine  Partituren  öor;  auf  Sufallibilitftt  be8  Urtfjeite 
madfjen  ixt  folgenben  Qtikn  baljer  feinen  Slnfprudj  unb  mbgen  meljr 
ate  ein  §inweiS  auf  bie  neuen  @rfdf)einungen  im  ©ebiete  ber  Xrio* 
compofition  benn  ate  fritifdjea  ©piegelbilb  gelten.  Ueberbie«  finb 
bie  einzelnen  SBerfaffer  befannt  genug,  fo  bajj  3ebermann  wetfc,  wa3 
er  ungefähr  üon  it)nen  ju  erwarten  $at,  wa3  nid)t. 

2)a3  erfte  Xrio  be3  obengenannten  jungen  Komponiften  befpradf) 
bie  £eitfd>rift  fd&on  bor  längerer  Seit  unb  fagte  bort,  „ti  f)abe  eine 
©djmetterlingänatur,  wo  nid)t  ber  ganje  (Eomponift  felbff .  ©iefer 
Äu3fprud&,  gut  wie  fd&limm  ju  beuten,  finbet  audfj  auf  feine  jwei 
fpäteren  XrioS  Änwenbung.  SBie  jenes,  jeidfjnet  offenbar  audf)  biefe 
ein  rafdjeä,  flüchtiges  Sßefen  aus,  wie  e3  und  wof)l  auf  Sfogenbltcfe 
gefallen  fann.  ©in  ganjeS  Sünftlerleben  aber  fdjmetterling&artig  burdf)* 
jubringen,  fdfjeint  und  biefeS  benn  bod&  ju  furj.  Sßtr  wiffen  nidjt, 
ob  |$r.  geäca  bieS  im  ©inne  fjat;  aber  bie  Stnlage  ge^t  tf)m  baju 
nid^t  ab.  (5r  l)üte  fidO  alfo.  3Me  giftigen  JBlumen  finb  l)ier  ber  Sei* 
fall  be&  gewöhnlichen  JpaufenS,  gewiffe  SBlicfe  fentimentaler  grauen. 
S)er  wafjre  ftünftler  gebetet  aber  nur  anberSwie  —  in  ber  Sinfamfeit 
ober  im  Umgange  mit  ßünftlero,  unb  nidjts  entnerot  me^r  ate  ber 
ffleifatt  äRittelmäfciger.  Xiefe  fann  ftdj  freilief)  SRiemanb  geben,  aber 
lernen  unb  ftreben  foQ  man  immer.  8Bir  wiffen  in  ber  Xljat  an  bei» 
ben  £rto8  nidjtö  au8jufe|en  ate  bie  mittelmäßige  ©tufe,   bie  fte 


384  2B.  SReuling,  Xrto. 

überhaupt  einnehmen;  auf  biefer  teiftet  ber  ©ompomft  gctoiffcrmagcn 
fd&on  SBoßf  ommeneS,  bic  gorm  wirb  ifjm  leidet,  eS  feljlt  iljm  ni^t  an 
f)übfcf|en  SKelobieen,  er  fdjretbt  banfbar  für  ben  Spieler;  eine  getoiffe 
jugenblidje  Offenheit  fteljt  if)m  ganj  befonberS  an.  Stber  bie  gorm 
ift  aud)  bequem  unb  gewöljnlidf),  ben  SÄelobieen  fef)lt  eS  an  mamtig* 
faltigem  StuSbrudE,  unb  oergebenS  würbe  man  in  beiben  SBerfen  nad) 
eigeutf)ümttd)erem,  f)öf)erem  Stufflug,  ja  nur  nad)  bem  SBiüen  baju 
fudjen.  äßtt  einem  SBorte,  ber  (Somponift  fdjeint  mit  feinem  Xatcnt, 
mit  bem,  was  er  bis  jefct  gelernt,  jufrieben,  unb  glaubt  bamit  für 
fein  Äeben  auSjufommen,  was  nrir  metjr  wünfeljen  als  glauben  ntod)< 
ten.  SDod|  fürchten  wir  audj  nidEjt  ju  oiel!  §at  bodj  jebeS  Sünftto 
leben  feine  gerienjeiten,  wo  eS  fidf)  bequem  fdiaufeln  mödjte  auf  ber 
©egenwart;  bie  i^n  bann  ju  neuer  Strbeit  ruft,  bie  Stimme  wtrbnidft 
ausbleiben.  S)er  SDeutfdje  l)at  fo  große  SSorbilber  f)of)er  3Äännlidf)feit; 
an  biefe  btidfe  ber  Sänger  juweilen  hinauf,  wie  an  8kd),  ber  alle 
feine  üor  bem  breißtgften  3at)re  gefdfjriebenen  SBerfe  als  für  nidjt  eji* 
ftirenb  erflärte,  an  93eetf)0öen,  ber  noci)  in  feinen  legten  Sauren  einen 
,©f)rtftuS  am  Delberg"  nidjt  oerwinben  fonnte.  SBirb  eS  eud),  junge 
Sünftter,  ba  manchmal  nid^t  bange,  was  nad)  etwa  50  3af)ren  fy 
über  eure  ©ompofitionen  bef daließen  werbet?  Slber  freiließ,  was  Sonige 
wegwerfen,  baS  oerf dringen  bie  Äärrner  nodj  gierig  genug,  ©etoifi, 
tf)r  toerbrennt  feines  eurer  unfterblidfjen  SBerfe,  unb  fo  erfreut  eudj  benn 
eures  furjen  SebenS,  aber  fdfjeltet  bie  3ufunft  aud)  mdfjt,  wenn  fit 
toergeffen  f)at. 

©in  Xotalurtfjeil  über  bie  neuem  SBerfe  beS  §rn.  g^ca  1^9*  fr 
bem  Vorigen  eingefd)loffen;  im  detail  mbgen  fte  gewiß  nad}  mandjeä 
enthalten,  was  eines  befonberen  SobeS  wertlj  wäre,  baS  uns  wegen 
SöiangelS  einer  Partitur  entgangen.  3n  ber  Äuffaffung  beS  ganjen 
ÄünftlerdfjarafterS  glauben  wir  aber  nid^t  fef)lgeurtljeilt  ju  Ijaben,  unb 
fo  wollen  wir  uns  unb  Stnbere  in  ber  Suhn^  bie  alles  flar  madjt, 
wieber  an  biefe  ßeilen  einmal  erinnern.» 

SB.  SRculmg,  ®rofee«  Srto  (Dmoll)*  ©er!  75. 

®ie  SBerfjaf)!  läßt  fdfließen,  baß  wir  eS  fjier  mit  einem  gefdjicf* 
ten  SKufifer  ju  tf)un  fjaben.  So  fdfjeint  eS  audO  nadfj  ber  SIat)ier= 
ftimme  unb  ttjeilwetfen  SBergleidjung  ber  anberen  Stimmen  mit  biefer, 
was  uns  ben  SKangel  einer  Partitur  erfefcen  mußte.  S)er  ßompomft  ift 
überbieS  einer  ber  ©apellmeifter  am  Äärntljnertf)ortf)eater  in  SGBien,  ber 


SB.  föcuting,  Xrio.  385 

fi<$  nod)  jüngft  burd)  eine  Dper*  befannt  gemalt.  28ir  tyaben  e& 
mithin  in  feinem  gaU  mit  einem  Sloüijen  ju  tf)un.  Stren  wir  nid^t, 
fo  würbe  if)m  Bei  8lupi)rung  feiner  Dper  jum  §auptoorwurf  gemalt 
fein  ©djwanfen  jwifd)en  beutfdjer  unb  itafienifdjer  ©d)ute,  fo  bafc 
feine  ber  Parteien,  wie  fie  in  SBien  auf  ba3  ©djjrofffte  fid)  gegenüber 
ftetyen,  fid)  mit  bem  Sßerfe  befriebigt  erflörte.  §unbert  anberen  SBie* 
ner  Eompomften  ift  fd)on  ba8  SRämlidEjc  mit  bem  nämüdfjen  (Srfolge 
gefagt  worben;  fie  wollen  ba3  Sine  unb  fönnen  baS  Stnbere  nid)t 
laffen,  wollen  Sünftler  fein  unb  aud|)  bem  SßlebS  gefallen.  2)a3  l)un* 
bertfältige  9Kifclingen  foldjer  SSeftrebungen,  ljat  e3  iljnen  nodE)  nirfjt 
bie  Äugen  geöffnet  bafe  auf  biefem  SBege  nidE)t$  ju  erreichen  ift,  bafc 
nur  einer  jum  QitU  fütyrt,  ber:  nur  feine  Sßftidjt  gegen  fid)  als  Äünft* 
ter  unb  bie  Sunft  ju  erfüllen? 

3Bir  fnäpfen  biefen  SBorwurf  an  biefeS  £rio,  baS,  obgleidE)  öiel* 
leidet  im  fdjwäd|)eren  ©rabe  ate  jene  Dper,  eine  äfjnlicfye  Xenbenj,  wie 
fie  in  jener  Anfielt  au&gefprodjen,  ju  tierfolgen  fdjeint.  2Bie  gefagt, 
wir  glauben,  ba§  ba§  beutfdje  Äünftterelement  in  bem  Eomponiften  jur 
3eit  nod)  überwiege;  aber  ber  entfd)iebene  gortfd&ritt  beginnt  erft  mit 
bem  entfd&iebenen  aufgeben  alles  bilettantifdjen  S3ef)agen§,  aller  italie* 
nifd^en  Sinftüffe.  §aben  wir  S)eutfd)e  benn  feine  eigentümliche  @e* 
fangweife  etwa?  §at  nid)t  bie  jüngfte  Qtit  gelehrt,  wie  e$  in  2)eutfdfj* 
lanb  nod)  ©eifter  unb  äßeifter  giebt,  bie  ber  @rünblid)feit  bie  Seid)* 
tigfeit,  ber  Sebeutung  bie  ©rajie  beijugefeüen  wiffen?  ©poljr,  9Ken* 
bef3fof)n  unb  Slnbere,  fie  wüßten  nidjt  auclj  ju  fingen,  nidjt  aud)  für 
ben  ©änger  ju  fd&reiben?  2)ie$  ift'3,  worauf  wir  bie  beutfd^*italie- 
nifdje  3witterfd(jule  aufmerffam  machen  möchten,  wie  fie  namentlich  in 
SEien  iljre  Sln^änger  ljat.  ©3  geljt  nid)t:  bie  ljödjften  ©pijjen  ttafie* 
nifd^er  Shtnft  reiben  nod)  nid)t  bis  an  bie  erften  Slnfänge  wafyrtyafter 
beutfdjer,  man  fann  nid)t  mit  bem  einen  gufc  auf  einer  Stlpc  Junb  mit 
bem  anbern  auf  bequemem  SBiefengrunbe  fielen,  2)afc  in  bem  Gom* 
poniften,  üon  bem  wir  fpredjen,  ein  eblerer  Xrieb  borwalte,  jeigt  fdjon 
bie  ©attung,  für  bie  er  fdjrieb.  3m  Sammerftil,  in  ben  tuer  SBän* 
ben,  mit  wenigen  3nftrumenten  jeigt  fid)  ber  SKufifer  am  erften.  3u 
ber  Oper,  auf  ber  S3üljne,  wie  SSieleS  wirb  ba  üon  ber  glänjenben 
Stufeenfcitc  jugebedt!  Aber  Sluge  gegen  äuge,  ba  fie^t  man  biegefcen 
äße.  bie  bie  S3töf$en  verbergen  foDen.  ^reubig  erfennen  wir  es  benn 
an,  bafe  uns  aud)  an&  ber  Saiferftabt  wieber  einmal  ein  Sßerf  fommt. 


*  Mlfreb  ber  ©roje. 

^umann,  Ocf.  Sänften.  II.  25 


386  $•  »taidjner,  $rio. 

baS  wenigftenS  einer  gebiegenen  Äunftform  jufällt,  mit  SBebauern  jagen 
mir1 8,  aus  berfelben  ©tabt,  bet  üorbem  gctoeitjtcn,  bie  „mand|  ein  guter 
©eift  betrat",  berfelben,  bie  uns  gerabe  unfere  ÜReiftertrtoS,  bie  SBeet^ 
fyotoenfdjen  unb  ©d&ubertfdjen  braute,  grüner  Ijiefi  ber  SBiener  §of; 
componift  333.  9t.  STOojart,  jefct  ift  eS  ©aetano  Sontjetti  geworben 
unb  mit  einem  ©ehalte,*  ber  feinem  innem  fdjwerlidE)  entfpric^t.  Das 
ift  in  wenig  SBorten  bie  ©eftfjidjte  SBienS  üon  fonft  unb  jefct  ©d>eint 
benn  teiber  in  jener  SRefibenj  für  einige  Slugenblicfe  ber  3tatianiSmu§ 
gefiegt  ju  fjaben,**  fo  wollen  wir  guten  beutfdjen  $l)tlifter,  bie  nod) 
auf  83ad)  unb  9tnbere  etwas  galten,  bennodf)  fo  lange  wie  mögtidj 
©taub  galten  unb  wenigftenS  in  ber  ©tube  fo  biet  gute  SRufif  machen, 
als  wir  fie  im  Xtjeater  nidjt  ju  f)ören  befommen.  Stt  biefem  ©inne 
fei  benn  aud)  baS  Xrio  begrüfet,  unb  ftimme  ber  ©omponift,  wie  jeber, 
ber  eS  fann,  auf  fdjöner  Äunftteiter  weiter,  bie  ju  trietteidfjt  befc^eibe* 
neren  aber  bauertjafteren  Xriumpf)en  fül)rt,  wäf»renb  baS  morf<Jje,  mit 
9tlletf)anb*$ränäen  begangene  ©erüft  italienifdjer  5Karftfc^reierei  boc^ 
über  furj  unb  lang  einmal  wieber  jufammenftürjt. 


#•  2Rarfd|iter,  ©rofeeS  Srio  (Gmoll),    SBerf  111. 

@S  ift  bteS  Xrio  baS  erfte  größere  Sammermuftfftütf  oon  SKarfdj» 
ner,  baS  wir  lennen  lernen.  Unb  wie  eS  an  einem  älteren  ßünftler 
immer  erfreut,  wenn  er  fid)  in  neuen  ©attungen  toerfudfjt,  gleidjfam 
jum  ©etbftgeftänbnife,  bafc  er  fidj  felbft  nodj  nic^t  am  Qiüt  glaube, 
baft  er  nodE)'ein  warmes  ©treben  in  fid>  bewahre,  fo  waren  auclj  mx 
über  bie  ©rfc^einung  erfreut,  beren  genauere  SBefanntfdjaft  unfer  gün* 
ftigeS  S3orurtf)eil  aud)  nidjts  weniger  als  abfdjwädjte.  ßwar  w^r  fr1* 
nic^t  blinb  gegen  bie  einzelnen  2Röngel  audj  biefeS  SBerfeS,  gegen  jene 
fdjwäd&eren  Sßartieen  ber  ©ompofition  namentlich  in  ben  jweiten  X^ema» 
unb  in  ber  fogenannten  Verarbeitung,  wo  ber  Sompontft  ju  rafd) 
toerfafjren,  ju  fdEjnell  mit  bem  juerft  ©efunbenen  fidE)  begnügt ;  bagegen 
ttjut  aber  bie  9Karfd^ner  immer  eigentümliche  griffe  wof)l,  bie  fort= 
eitenbe  Bewegung  beS  ©anjen,  bie  fidlere  $anb,  mit  ber  er  bie  ringet* 
neu  ©äfce  djarafteriftifdj  fjinjufteHen  weife.  ERan  finbet  fomit  in  bem 
Xrio   ungefähr  benfelben  Sünftler  wieber,  als  man  ifjn  aus  feinen 


*  4000  Bulben. 
**  ©efttitfjen:  „wie  in  einer  norbbeutfcfyen  ber  QubaiSmuS1' 


$.  War^ner,  Xrio.  387 

•großen  bramatifdjen  Strbeiten  fennt.  Das  ©injelne,  baS  ©etail  ift 
ntd(t  immer  baS  SBorjügtidje ;  baS  ®anje  aber  ift  eS,  bie  Xotalwirfung, 
bie  bett  SRanget  funftreic^er  gebiegener  2)etaitarbeit  wenn  nid^t  öet* 
geffen,  fo  bod)  überfein  läßt.  2Benn  wir  unter  SSorjügen  ber  Detail* 
arbeit  jene  ©etbftänbigfeit  unb  lebenbige  §ortbewegung  ber  einzelnen 
©timmen,  jene  bebeutungStoottere  33ef)anblung  audf)  ber  UebergangS* 
fteHen  (fo  j.  ©.  wenn  fid)  ber  ©aft  aus  ber  äßoU*  in  bie  X)urtonart 
toenbet),  jene  feineren  SSejäge  jwifdjen  bem  §aupttf)ema  unb  ber  35er* 
arbeitung  ber  anberen  9Kotioen  meinen,  wie  wir  es  j.  8,  in  33eet* 
tjobenfcljen  ©ompofitionen,  bie  Xotalwirfung  feineSWegS  beeintrödjtigenb, 
wteberfinben,  fo  werben  unS  einfid)tSt>olle  Sefer  üerftefjen.  Sei 
3Jtarfd)ner  bominirt  metftenS  bie  Dberftimme;  ju  tieferen  ©ombina* 
tionen  ju  gelangen,  ift  eS  als  gönne  er  fidj  bie  3^^  n^*J  eg  rafft 
tfjn  unwiberfteljlidfj  nur  nad)  bem  ©nbe,  nad)  ber  SoHenbung  beS 
©tücfeS  l)in.  9let)nlid>  bem  wirfen  aud)  feine  Sompofitionen ;  man 
fät)lt  fid(  fortgeriffen,  geblenbet;  große  Xalentjüge  blifcen  uns  überall 
entgegen;  bei  genauerer  Unterfudjung  fteUen  fidE|  aber  aud)  bie  ober* 
fläd)lid)er  befjanbelten  ©eiten  ber  Sompofition  IjerauS.  3n  einem 
SBitbe  ju  fpredjen,  er  giebt  unS  bie  golbenen  grüd&te  fc^ncS  Talentes 
oft  in  irbenen  ©cfjaleu*  ©eien  wir  benn  oor  Slttem  banfbar  gegen 
jene,  gegen  bie  Sidfjtf eiten  beS  XrioS.  28ie  gefagt,  eS  bilbet  —  bis 
auf  baS  SÜbagio,  baS  uns  nid(t  ju  gleicher  $eit  mit  ben  anbem  ©äfcen 
entftanben  ju  fein  fdjeint  —  ein  lebenbigeS,  wirtungSooHeS  ®anjeS. 
X)ie  Xonart  ift  im  SlnfangS*  unb  ©df)lußja|  wie  im  ©c^erjo  Gmoll, 
bie  beB  StbagioS  baS  in  biefer  golge  befrembenbe  Asdur.  Sene  ©äfce 
^aben  fämmtlid)  einen  wilben,  leiben jd(jafttid)en  ©l)arafter,  wdtjrenb 
baS  äbagio  ben  ganj  entgegengefefcten  ber  äRilbljeit  unb  9tulje  trägt. 
33er  Umftanb,  baß  baS  Sfoagio  im  legten  ©afce  wieber  jum  SSorfdjein 
iommt,  fönnte  unfere  SBermutljung ,  baß  eS  ju  anberer,  früherer  ober 
festerer  Qüt  ^tS  bie  anbern  ©ftfce  gefdjrieben  fei,  etwas  fdfjmantenb 
machen.  X)odf)  weiß  man,  wie  einem  gewanbten  Gomponiften  foldje 
Sftücfblicfe  oft  mit  leichter  ERüfje  aud>  nad)  8lbfdf)tuß  eines  ©a£eS  nodj 
gelingen.  3m  Uebrigen  gefdjiefjt  jener  SRücfblicf  in  fef)r  jarter  Sßeife 
unb  tljut  gerabe  im  unruhigen  Xreiben  beS  legten  ©a|eS  wof)l.  3)aS 
9lbagio  fetbft  l)at  eine  reijenbe,  3J£arfdjner  ganj  eigentümliche  ®e* 
fangweife;  wir  galten  es  für  baS  Urfprüngli^fte  im  ganjen  Xrio. 
X)aS  SSiolonceDfolo,  baS  fie  beantwortet,  ergebt  fid)  bagegen  gu  breit 
unferer  9Äeinung  nad^  unb  fdjeint  uns  auc^  in  melobifdE)em  Sejug  ju 
gewöfjnlic^,  faft  t^eatermäßig»    2Bo  fic^  Söiarfd^ner  fd^on  oft  mit  ®lücf 

25* 


388  &  ©poljr,  Xrio. 

bewegt,  in  ber  (Sphäre  beS  ©puf*  unb  üRärctyenfjaften,  tljut  er  eS  au$ 
im  Xrio  mit  SBirfung,  im  erften  ©afce  weniger,  im  ©djergo  unb  ginalc 
aber  mit  offener  Suft  an  feinen  ©ebilben;  biefe  lederen  ©afce  finb 
auclj  bie  f)umoriftifcf)ften.  Sinige  leiste  Sfoflänge  an  baS  granj 
©djubertfclje  Xrio  in  Esdur  erwähnen  wir  ftüdjtig. 

2)aS  Xrio  wirb  fidE),  glauben  wir,  tierbreiten;  mir  finb  nid}t 
überreif  an  geiftüoQen  SSerfen  ber  Slri,  unb  bieS  leitete  Sßräbicat 
gebührt  bem  Xrio  in  jebem  gaU.  3n  ber  2lu8füf)rung  bietet  eS  feine 
ungewöhnlichen  ©djwierigfeiten ,  namentlich  ift  baS  ©tarier  roirffam 
bef)anbelt. 

2onx»  ©poljr,  Xxw  (Emoll).     3»erf  119. 

9lucf|  baS  Xrio  biefeS  bereiten  SDteifterS  ift,  fo  Diel  wir  wiffeu, 
feine  erfte  berartige  ©ompofition.  ©iefelbe  freubige  SBemerfung,  bie 
Wir  ftf)on  beim  Singang  ber  Slngetge  beS  äRarfdjnerfdjen  XrioS  aus* 
fpracljen,  müßten  wir  alfo  bei  biefem  wieberf)olen.  Unb  baS  unter- 
Reibet  eben  bie  SKeifter  ber  beutfdjen  ©d&ule  oon  3talienern  unb 
$ran gofen,  baS  Ijat  fie  grofc  gemalt  unb  burdfjgebilbet,  bafc  fie  ftdj  in 
allen  gormen  unb  ©attungen  berfucljten ,  wafjrenb  bie  SKeifter  jener 
anbern  Nationen  fidE)  meiftenS  nur  in  einer  ©attung  I)ert>ortt)aten. 
SBenn  wir  baljer  einige  ber  beliebten  Sßarifer  Dperncomponiften  f)ier 
unb  ba  g.  83.  „grofee  Äünftler"  genannt  finben,  fo  mödjten  wir  erft 
fragen:  wo  finb  benn  eure  ©gmpijonieen,  eure  Duartette,  eure  $fal* 
men  :c?  wie  fönnt  tfjr  euef)  mit  beutfdjen  SWeiftern  toergleidjen 
wollen?  ©o  tyat  auef)  @pot)r  faft  in  aßen  mufifalifdjen  formen  ge» 
arbeitet  oom  Oratorium  bis  gum  Sieb,  oon  ber  ©tjmptyonie  bis  gum 
SRonbo  für  ein  Snfirument,  unb  biefe  SBietfeitigfeit  ift  nidjt  baS  ®e» 
ringfte,  was  ii)n  uns  t>erel)rungSWürbig  madjt.  ©eine  neue  ©abc 
muffen  wir  benn  als  eine  neue  33lütf)e  feine»  reidjen  ©eifteS  begrüfccn. 
bie  im  ftrange  feiner  Schöpfungen  fidj  gar  wof)l  mitblicfen  laffen  barf. 
8war  X)uft  unb  garbe  finb  biefelben,  bie  wir  fdjon  lernten.  Aber  eS 
fdfjeint  eine  unerfdfjöpfttdje  ©emütl)Stiefe  gerabe  in  biefem  ßünftler  gu 
liegen,  ba§  er  uns  immer  gu  feffetn  öerfte^t,  fo  feljr  er  fid)  aud) 
gleidjbleibt.  ©ewifj,  ©pofyr  fönnte  alles  o§ne  feinen  Kamen  heraus- 
geben, man  würbe  i^n  auf  ben  erften  StugenbtidE  erfennen.  S3on  feinem 
SHinftler  ber  ©egenwart  ift  baS  in  bemfelben  9Rafte  gu  behaupten. 
Sluf  etwas  Ruberes  nod)  grünbet  fidj  aber  baS  Sntereffe,  baS  wir 
immer  für  feine  ©eppfungen  Ijegen  muffen,  nic^t  allein  auf  ben  Qavibfx 


<£.  ©.  SRrifjtger,  «bete  bc  gotj.  389 

feiner  ®igentf)fimlid)feit  fonbern  auf  feine  reiche  Äunftbilbung,  auf  bie 
rein  mufilalifcfjen  ©djönfjeiten  im  @egenfa|  ju  ben  d)arafterifiifd)ett 
feiner  3nbtoibualität.  ®enn  eS  !ann  uns  au8  einer  SDtuft!  ein  be< 
toeutenber  Sfiarafter  entgegentreten  unb  if)r  bodj  t>iel  jur  9Retfterf)aftig* 
leit  fehlen.  ©pof)r  giebt  uns  alles  in  meifterfjafter  gorm  unb  felbft 
©efannteS  in  gewählter  ©ewanbung,  6r  wirb  nid&t  mübe,  feinem 
SEBerfe  bie  größte  SSoßenbung  ju  geben,  2Kan  fel|e  j.  33.,  tüte  er  baS 
erfte  X^ema  beS  erften  ©afceS  feines  XrioS,  fo  oft  eS  wiebertommt, 
neu  tyarmomftrt.  (Sin  bequemer  Äünftler  Ijätte  eS  o^ne  äRütye  einmal 
wie  baS  anberemat  gemalt.  S5on  feinem  gewiffentyaften  Steift,  ber 
fid)  mit  bem  oorrücfenben  Älter  beS  ÄttnftlerS  eljer  gefteigert  als  »er* 
minbert  ju  fjaben  fdjeint,  §aben  2Jland)e  gar  leine  SSorfteQung ;  eS 
räcfjt  fidj  aber  audj  genug  an  itjren  SBerlen.  S)odj  was  bemühen  mir 
#unS,  ©poljrS  grofte  Äünftlertugenben  auSeinanberfefcen  ju  wollen,  wo* 
rüber  bie  SBScIt  fd&on  längft  einig  ift.  Sfifod)  baS  Xrio  giert  feinen 
SKeifter;  eS  ift  aus  einem  ©uft  toon  Anfang  bis  @nbe  unb  nur  baS 
Slbagio  naefj  unferer  9Keinung  etwas  matter,  ©ie  anbern  ©äfce  fjaben 
bie  eigentljümlidtften  SSorjüge;  ber  erfte  ift  ein  feines  ©ewebe,  oon 
fixerer  §anb  funftreiefj  ausgeführt.  Das  ©dfjerjo  gehört  ju  ©pofprS 
toorjüglid&ften,  bie  er  gefdjrieben;  man  Verlangt  es  wieber  unb  wieber 
ju  I)ören.  ®er  lefcte  ©afc  Ijat  ein  burdt)  ©poljr  felbft  etwas  allgemein 
geworbenes  äßottt),  im  ©anjen  fjerrfdjt  aber  ein  aufterorbentlidjer 
©djwung,  baS  93ioIoncetI^tjjicato  nidfjt  ju  aergeffen  unb  bie  fdjön 
eingewebte  2Äelobie  aus  bem  Hbagio.  SBetdjen  ©Ijarafter  baS  Xrio 
im  Uebrigen  atfjme,  wir  brauc^en'S  wof)l  ttic^t  auSjufpredjen.  @pof)r 
im  erften,  @pof|r  im  jweiten  ©afc  unb  überaß.  Sßafct  auf  irgenb  3e* 
manben  ©djiflerS:  „bodj  ©Ebneres  lenn'  id)  nid)t,  f o  lang  idj  wäl)le*  *<:♦, 
fo  ift  es  auf  ifyn.    äRög'  er  nodfj  lange  unter  uns  Wirten! 

39. 


d,  ß.  fleißiger: 

Abele  be  ftots, 

©rofje  Oper  in  biet  bieten  toon  9t  33(um;   SSolIftanbtget  (£taüterau$$ug. 

S)aS  ©ujet  be^anbelt  eine  £iebe3gefd)id(te  5ra^i  &e*  Srften  oon 
granfreid(j,  ber  fid),  im  ©runbe  auf  wenig  föniglid>e  Sßeife,  in  93efife 


390  &  ®.  teigiger,  $bele  be  got|. 

üon  Slbele  bc  goij:,  ber  jungen  grau  eines  bejahrten  ©belmamrä,  be§ 
©rafen  Sljateaubrianb,  ju  bringen  üerfuc^t.  Sie  ipanblung  beS  Sönigä 
wirb  nod)  baburdj  unfd)öner,  bafc  ber  befagte  ©beimann  iljm  früher 
einmal  baS  Seben  gerettet.  3um  @^tu§  erftid&t  ©Ijateaubrianb  ferne» 
untreue  grau  unb  audf(  fidf);  ber  Äönig  jie^t  frei  ab,  feinem  Solle 
9teue  unb  Siefferung  angelobenb.  ©o  enbigt  baS  Abenteuer  toenig 
erbauliel},  wie  Semanb  fagte:  als  ©djerj  ju  ernftljaft,  als  ©mft  ju 
fdjerjliaft.  33a§  bieg  auf  bie  ©ompofition  jurüdtoirfen  mufjte,  loat 
natürlich,  Solche  t>errucl>te  Siebeleien  allenfalls  ju  bef Königen,  öcr* 
ftefjen  nur  bie  granjofen.  2)er  SDeutfdje  ift  baju  biel  ju  efjrlidj  unb 
ju  moralifdj.  Siber  was  überwinbet  eben  ein  beutfdjer  ©omponift  nid)t 
aUeS,  i)at  er  nur  einen  teiblidf)  componiblen  £ejt,  Don  bem  er  fi<§  aud) 
einige  Sßirfung  auf  baS  publicum  üerfpridjt  2Bir  wünfdjen  nid)t, 
bafs  fitf)  §err  SRei&iger  getäufcf}t  tjaben  mbge:  aber  ber  iejrt  nrirb 
fd>werlidf>  bei  uns  «nflang  finben.  2BaS  bie  äßufif  betrifft,  fo  barf 
Seber,  ber  ben  ßomponiften  bereits  fennt,  baüon  im  SBorauS  toiel  ®ute£ 
erwarten.  SllS  gewanbter  Snftmmentator  ^at  er  ftd)  längft  befamtf 
gemalt;  an  ber  ©pi|e  eines  toorjügtidjen  DrdfjefterS  ftet)enb,  l)atte  et 
meljr  als  mancher  Slnbere  ®elegent)eit  jur  Beobachtung  unb  ©ombi* 
nation.  3)aS  ©lement,  in  bem  er  fief)  jeit^er  am  liebften  betoegte,  toar 
baS  Sieb  unb  am  gtücflidOften  im  Reiter  tt)rifd£)en.  S3iel  (gelungenes 
in  biefer  9trt  öerbanfen  wir  ifjm.  2lud)  als  ®ird(encomponift  Ijat  ftc^ 
Steiniger  mit  ®lücf  gejeigt;  feine  berartigen  Sompofitionen  atljmen 
einen  freunblicfjen  frommen  ©inn,  ber  feines  ©inbrucfeS  gewife  fein 
famt-  Sßeniger  glücflidj  war  er  bis  jefct  als  bramatifdjer  ©omponift; 
wir  finben  ben  ©runb  babon  im  burd&auS  SSorwiegenben  feiner  tqrifd^en 
Statur,  wie  eS  aud)  anberwärtS  fc^on  me^rfadj  ausgebrochen.  $afc  er 
bennod)  nidjt  üon  ber  Dper  läjjt,  ba§  er  mieber  mit  einer  fogenannten 
großen  toortritt,  wollen  wir  als  ein  Seiten  inneren  S0iutl)eS  begrüfcen, 
ber  überall  meljr  juwege  bringt  als  träges  Stehenbleiben  auf  einem 
glecf.  Stbele  be  goij  würbe  gegeben,  mit  Beifall,  audj  nid)t  ofjnc 
einzelnen  SBiberfprud).  2Sir  finb  fo  arm  an  einer  beutfdjen  Oper; 
man  foHte  nic^t  gleid)  über  alle,  bie  nid)t  auf  baS  erftemal  wie  etwa 
ber  greifepfc  wirlen,  fo  boshaft  Verfallen  ober  fie  gar  ignoriren.  SSet* 
fd^weigen  wir  aber  aviä)  beSljalb  ben  2abel  nid^t. 

SDie  beutfdtjen  ©omponiften  f^eitern  meiftenS  an  ber  ?tbfid)t,  bem 
publicum  gefallen  ju  wollen.  ®ebe  aber  nur  einmal  einer  etwa» 
©igeneS,  ©infames,  Xiefinnerlid^eS  ganj  aus  ftd^  ^erauS,  unb  er  fott 
fe^en,   ob  er  nidjt  me^r  erlangt.      SBBer  bem  publicum  immer  mit 


£.  ©.  föet&tger,  ^tbclc  be  goij.  391 

ausgebreiteten  armen  entgegenfommt,  ben  gewöhnt  es  ficf|  enblicfi  über 
bie  Steffel  anjufef)en.  35eetf)oben  ging  mit  gefenftem  $opf  unb  unter* 
geflogenen  fernen  einher,  ba  und)  ber  $lebs  fd^cu  auSeinanber,  unb 
nadfj  unb  natf)  mürbe  tf|m  audj  feine  ungewöhnliche  ©pradEje  bertrauter. 

Sin  obiger  Stippe,  färbten  wir,  ift  auc§  SReifciger  ttjettroeife  ge* 
fdfjeitert.  Der  ungeheure  ©ucceft  bes  $m\ä)ü%",  fdfjeint  es,  Ijat  bie 
beutfäen  ©omponiften  ju  Slnforberungen  an  SSeifaHsbejeugungen  ber* 
leitet,  bie  nun  einmal  nid)t  burd)  3lbfid)t  IjerauSgeforbert  werben  fönnen. 
3Wuf$  benn  alles  gleid^  ^urore  machen  f  ollen?  ©ef)ören  benn  ju  allem 
Sßofaunen  unb  Sßidetflöten  ?  ©ie  fd^impfen  auf  bie  italienifcljen  Som* 
poniften  unb  freuen  ftd)  bod)  nicljt,  oft  mit  benfelben  üRitteln  ju 
wirfen;  man  lennt  ben  Ünfinn  unb  begebt  it(n  bodj.  S33o  foß  benn 
ba  bie  Sldjtung  beS  SßubltcumS  fierfommen,  baS  audfj  feine  2Reriteu 
f)at  unb  oft  fetter  fiet(t,  als  man  glauben  foHte!  9iod)  einmal:  gebt 
nur  einmal  eine  redfjt  originelle,  einfach  tiefe,  beutfdje  Dper,  fdfjreibt, 
als  gab'  es  fein  publicum,  aber  jeigt  ben  eckten  SHinftter,  bie  ed&te 
Söilbung,  nnb  wir  wollen  fe^en,  ob  ifyr  eud)  babei  ni<$t  beffer  fief)t. 
SSielmal  ift  ba«  fdjon  gefagt  worben,  aber  nie  war  es  nötiger  als 
jefct,  wo  ber  ©taube  beS  publicum«  an  beutfdfje  Dperncomponiften 
immer  tiefer  unb  tiefer  ju  finfen  anfängt.  ©d)on  fefjen  wir  italienifd>e 
Xruppen  pdE|  mehrerer  beutfdjen  Sännen  bemächtigen,  franjöfifd^e  f Bunten 
leidet  nachfolgen.  Sllfo  8lc§t  gegeben,  bafc  man  euclj  nid)t  euren  eignen 
93oben  unter  ben  güfeen  wegjiet)t! 

©ewifc,  wir  finben  5.  85.  in  SReifeigerS  neufter  Dper  ©tüde,  bie 
in  neu*italienifd^en'Ober  franjöfifdjen  wie  e$te  ©betfteine  unter  bot)* 
mifdjen  fid(  ausnehmen  würben.  Slber  mit  einjelnen  Hummern  ift 
nod)  nichts  getrau;  wir  wollen  ©til  im  ®anjen,  eine  burd)gef)enbS 
eble  Stuffaffung,  ein  immer  frifd)  fd&lagenbeS  Äünftler^erj.  $)af$  un8 
folgen  ©enufc  bie  SReifeigerfdje  Dper  burd&gängig  bietet,  fönnen  wir 
leiber  nid)t  behaupten.  ®iebt  er  uns  biel  SßürbigeS,  fo  tjulbigt  er 
aud>  bem  XageSgefdjmad ;  wir  bermiffen  eben  im  allgemeinen  ©fjarafter 
unb  ©intyeit  beS  ©tilS.  S5emerfenSwert§  ift  audj,  wie  SReifciger,  ber 
j.  85.  in  bieten  feiner  Sieber  ein  eigentümlich  Xalent  gegeigt,  in 
feinen  bramatifdjen  arbeiten  weit  weniger  originell  baftef)t,  ja  fo  ftarfe 
Stnflänge  an  bekannte  beutfd^e  unb  italienifcf>e  STOeifter  bringt,  bafc  eS 
audj  ber  Saie  merfen  mufj.  ©0  finben  fidfj  bebeutenbe  SftemmiScenjen 
au«  SEBeber,  @pof)r,  aud£)  SJiarfdjner,  t)äuftg  aud)  aus  SRoffini  unb 
95eflini,  bie  einzeln  aufjujeid^nen  ju  biel  9taum  wegnehmen  würbe,  bie 
aber   gewifc  Sliemanbem  entgegen   fönnen.     ©inen   anbem  SBorwurf 


392  tt.  ©.  fleißiger,  Abele  be  fjotj. 

fönnten  mir  nodf)  ergeben  gegen  bie  unfereä  33ebünfen8  burdfjweg  ju 
maffenl)afte  3nftrumentation.  3ßo  foll  ber  ßomponift  bie  SRittel  jur 
Steigerung  Ijerbefommen,  wenn  er  an  minber  bebeutenbe  ©teQen  fc^ott 
alle  Gräfte  toerfd&menbet ,  bie  if)m  bann  am  rechten  Drte  fehlen? 
ÄnbererfeitS  ift  freüidf)  JfteifetgerS  grofte  SSirtuofität  ber  3uftrumentation 
fef)r  auäjujeidjnen,  unb  mir  muffen  fie  mol)iflingenb  unb  gtanjenb 
nennen,  mo  er  bie  Drd)eftetmaffen  nidjt  ju  fef)r  aufeinanber  tybtft 
Äbgefeljen  aber  Don  biefem  jmeifad(en  SSortüurf  öfterer  SRemintecenscn 
unb  öfterer  überlabener  3nftrumentirung,  finben  mir  in  ber  Dper  fo 
tnele  SBorjüge,  ju  benen  mir  uns  jefct  mit  SSergnügen  menben. 

©3  Ijerrfd&t  in  ber  Dper  ein  ausgezeichneter  mufifalifdfjer  glufj, 
mie  er  eben  nur  bem  Sfünftler  t>om  gad)  eigen  ift.  ©eljr  anjuerfennen 
ift  audj  bie  SReinf)eit  ber  Harmonie;  menige  grelle  Slccorbfolgen  in 
einigen  leibenfdjaftlicljen  äRomenten  ausgenommen,  ©obaun  muffen 
wir  im  ®anjen  2Baf)rt)eit  be3  SluSbrucfä  in  Uebereinftimmung  ber 
SBorte  jur  ERufil  jugeftefyen,*  bort  ber  mir  in  ber  neu'italienifdjen 
Dpernmufif  !aum  bie  ©pur  antreffen.  Snblidfj  burdfjjieljt  bie  ganje 
Dper  ein  natürlich  freünbtid^er  ©inn,  ber  mof)ltt|Ut  auf  ber  SBüljne, 
bie  un§  fo  fetyr  an  9Rorb  unb  Xobtfdjlag  gemöl>nt.  SBome^me  Sunft* 
tljuerei,  namentlich  contrapunftiftfie,  miß  ftd)  nirgenbs  geltenb  machen; 
fie  mar'  aud)  am  Übeln  Drt  angebracht.  9Rufifalifcf)  am  djaratte* 
riftifdjften  gehalten  finben  mir,  aufcer  bem  König  unb  Slbele  be  goij, 
ben  ©rafen  Stjateaubrianb ,  menn  auef)  btö  Sntereffe  für  tljn  allein 
bem  9Ritleib  eines  Hintergangenen  ©Ijemanneä  gilt,  ber  übetbteä  fdjon 
über  bie  Sugenbja^re  IjutauS.  SSonniüet,  ber  Xeufel  im  ©tücf,  jeigt 
fic§  bieHeitf)t  ju  fanft,  nidfjt  teuflifd)  genug-  5)em  Sßagen  fef)lt  e3  et* 
maS  an  ©rajie,  bem  Darren  nidjt  minber  an  fd^lagenber  Somif.  3)er 
Untere  mirb  toon  bem  befannten  aJiarfd^nerfd^en  im  Xempler  bei  SBeiiem 
überholt. 

Die  ©t)öre  greifen  oft  mirffam  ein;  Popularität  bürfen  mir  in* 
beffen  feinem  t>erfpred)en. 

83efonber8  augjujei^nen  ift  bie  SaHetmufif ;  f)ier  jeigt  ftct|  SR  einiger* 


*  3wei  ©reuen  nur  nidjt  nötiger  Äuffaffung  »ollen  wir  t)ier  anführen,  in 
ber  2(rie  beS  ©rafen  @.  83  bei  ben  SBorten:  „$a  erfaßte  meine  (Seele,  bie  bewegt 
war,  bang  unb  wilb,  betn  geliebte«  ©üb",  tt>o  ber  (Sompontft  nur  ba3  bang 
unb  »üb  in  ber  ERufif  fdu'tbert,  ben  9fcacr)fafc  aber  überfat);  bann  6.  96,  wo  beim 
©intreten  be3  Königs  Slbete  jagt:  „nun  bin  tet)  frei,  ber  König  rettet  midj",  bie  ber 
©omponift  con  tutta  la  forza  fingen  läßt,  wätjrenb  fie  unferer  Meinung  nadj  gan* 
leife  für  fid)  geforodjen  werben  müßten.    [@dj.] 


Sie  SBerfdjroötung  bcr  #cller.  393 

ganjeS  liebenSmürbigeS  Xatent.  SHamentlicf)  f)ebt  fid)  SipinSfiä  ©oto 
mit  bem  fpäter  bajufommenben  Jpoboetritter  f)ert)or. 

25tc  2)ectamation  finben  wir  im  ®anjen  lobenswert!)  unb  ridjtig ; 
einige  SSerftöfce  wären  mit  leidster  3Äüf|e  abjuänbern.  Sinen  §aupt* 
moment  finben  mir  ju  leidet  befjanbett,  ben  im  lejjten  Stet,  wo  S^a* 
teaubtianb  jum  Äönig  fagt:  „bie  ©djulb,  fie  ift  bein".  §ier,  wo 
bie  ©djeibewanb  jwifc^en  gürft  unb  Untertan  jum  erftenmat  unb 
auf  ewig  faßt,  wo  ber  ©emifftanbelte  bie  ©röfee  be3  UnglütfS  bem 
SBerfüfjrer  redjt  orbenttid)  bor  otogen  fiellen  will,  Ijier  wirft  ber  reci* 
tatimfd&e  SSortrag  ju  wenig,  3)er  Somponift  Ijat  ficf>  biefen  bebeuten* 
ben  SJioment  entgegen  laffen. 

2)er,  beiläufig  gefagt,  fe^r  forgfältige  ElamecauSjug  jetgt  einige 
Slbweidjungen  üon  ber  Stuffüfpung  in  ©reiben;  namentlich  ift,  wag 
in  jenem  britter  unb  werter  Stet  ift,  in  einen  einjigen,  unb  gewifc  jum 
SBort^cit  ber  SBirfung  jufammengejogen  worben. 

$öcf|ft  unbanlbar  finben  wir  ben  ©djtufj;  ba§  ®anje  ftiebt  fo 
unglfitftid)  auSetnanber,  bafe  ber  ßufjörer  nur  nritleibSoott  ben  Äopf 
fc^ütteln  fann  wie  über  eine  ^Begebenheit,  bie  freilid)  nitf)t  anberä  enben 
fonnte. 

2Bir  Reiben  oon  ifjm,  nid)t  oijne  Xabel  be3  einjelnen  9J£if$lungenen, 
mit  aller  Artung  aber  üor  bem  gleiß ,  bem  latent  unb  ben  Sennt* 
niffen,  bie  ber  ©omponift  wieberum  gezeigt,  unb  in  ber  Hoffnung,  bafc 
er  fie  batb  wieber  auf  gleichem  Xerrain  betätigen  möge* 

S).  ®. 


Sie  l)erfd)U)örung  ber  geller/3 

Wvmanzt  in  $rofa. 

$on  gloreftan. 


2)a8  SSotf  ber  ÜRoneten  ift  ein  weithin  befannteS.  S^re  33ebeu* 
tung  in  ber  mobemen  Sßett,  bie  merfwürbigen  ©djtcffate  einjetner 
©tämme,  bie  faum  ju  üerfotgenben  3rrfat)rten  ber  (Sinjelnen,  iljre  ge* 
t|eimnif$t>otIen  SSanberungen  üon  Sßaläften  ju  ipütten,  über  Sanb  unb 
See  —  wer  über  alles  bieS  nadjgebad)t,  wirb  jugeben  muffen,  e&  t>er* 
tofjne  fid)  be§  ©tubiumS  ber  ®efd)id)te  biefeS  SBotfeS,  feines  ßf)araf* 
terS  unb  bor  Stllem  feiner  ©pradje.    SBon  btn  taufenb  abenteuerlichen 


394  $"  StarföttJörung  ber  fetter. 

©efd)id)ten,  bie  id)  oon  ifjnen  weiß,  erjagte  ict)  Ijeute  eine  nur:  ®ie 
SBerfdjwörung  ber  geller  gegen  bie  ©olbftüde. 

SS  war  einmal  ein  fetter,  bem  war'S  nid)t  redjt,  baß  er  fein 
©olbftüd  war.  9fn  bem  immeng  beoölferten  ©taat,  bem  er  angehörte, 
war  fein  Stitytn  <M-  2S*r  wollen  it»n  ber  fiürje  falber  audj  {o 
nennen.  0,1  mar  wie  gefagt  ein  geborner  §etler,  ©djon  oon  früher 
Sugenb  war  eS  fein  fjödjfter  Sßunfd),  nur  einmal  in  bie  Stälje  eine* 
dürften  ju  fommen.  Sinmal  fcfjon  ganj  natje  baran,  erfannte  it)n  ber 
gürft  unb  warf  if)n  unwillig  wieber  einem  Sinnen  in  ben  $ut.  SJon 
ba  an  bemächtigte  ftcf)  beS  04  ein  ungemeiner  £aß  gegen  atteS,  »aä 
metyr  war  benn  er.  §atte  übrigen«  ber  gürft  ba«  feltfame  ©eprage 
unferS  gelben  genauer  betrautet,  wer  weiß,  ob  er  nidjt  ba$  fcurrtle 
SÄonftrum  in  fein  9Äünjcabinet  aufgenommen.  $)ie  Sorberfeite  oon 
0,1  jeigte  nämlid)  einen  ©oppelfopf,  tion  bem  ber  eine  genau  einem 
©on  öuijote,  ber  anbere  einem  ©tüd  83öfewidjt  afjnlid)  faf).  Auf  bem 
SReoerS  ftanb  txber  mit  großen  8ud(ftaben:  Omnia  ad  majorem  Dei 
Gloriam.  Sie  lefcte  Snfdjrift  auf  bem  Meinen  Sing  nat)tn  ftdj  au$ 
ungefähr  wie  jener  9tiefen*£)rben,  ben  einmal  ein  launiger  Äönig  fei* 
nem  eitlen  Darren  jur  ©träfe  umgegangen,  unb  ben  er  an  einem 
großen  über  bem  ganzen  SorpuS  wegge^enben  SSanbe  nun  fein  £ebe* 
lang  hinter  fid}  Ijerjujiefien  tjatte. 

35aS  bisherige  Seben  oon  0,1  war  bis  fjier^er  im  (Sangen  ein 
einfameS,  contemplatioeS.  9Memanb  mußte  oon  iljm.  ©päter  war  er 
burd)  3ufflß  ™  c^en  Klingelbeutel  unb  oon  ba  in  bie  Xafdje  eine* 
©eiftlidjen  gefommen,  mit  bem  er  fogar  einmal  bie  Äanjel  betreten.* 
SS  war  bod)  etwa«.  2)enn  eine  ungemeffene  Sitelfeit,  ein  unbejwing- 
tid)eS  Verlangen,  in  bie  Greife  ©röterer  unb  2Räd)tiger  ju  gelangen, 
waren,  wie  gefagt,  tjeroorftedjenbe  Sljaraftereigenfd)aften  unferS  Reiben. 

Sin  BwifdjenfaU  ftadjelte  feinen  9Hutf)  nur  nodj  met)r  in  bie 
§öt)e.  Sine  fdjöne  S5ufatin  f)atte  fid)  in  ben  ©d)afc  beS  ©iafonS  oer» 
irrt ;  iljre  wunberf d)öne  Ijeöe  golbene  Stimme  madjte  baS  größte  auf* 
fefyen,  unb  oft  in  9iäd)ten  erflang  fie  burd)  bie  ©tiHe  ber  *ßfarrwof)< 
nung  unb  entjüdte  alle  äÄoneten,  bie  ba  aufgekauft  lagen*  fetter 
fal),  työrte,  oerliebte  fid)  in  fie,  unb  er  warf  ftd)  nun  eifrig  auf  bie 
SKuftf  aus  boppelten  ©rünben,  einmal  weil  fie  gerabe  9Äobe  in  ber 
Station  war,  bie  oon  jetjer  ein  großes  fttangtalent  fjatte,  bann  aud), 
weil    er   fo    ber  fdjönen  3)u!atin    nä^er  ju  rüden,  ifjr  fogar  burd) 


*  (Shilling  fjatte  anfänglich  Geologie  ftubtrt. 


$te  $erfd)U>örung  ber  ©euer  395 

öffentliche  2obe3erf|ebungett  nüfcen  gu  fönnen  glaubte;  bemt  etwa$ 
mufete  et  bodj  jebenfatte  öon  ber  §5^e  unb  liefe  ber  Xöne  üerftef)en, 
um  fid)  barüber  auSlaffen  ju  fönnen. 

SRitgenb  aber  wütljet  ba3  ©djicffal  woljl  grimmiger  alö  in  ber 
SRünjenwelt ;  faum  bafe  fidf>  ein  paar  3nbimbuen  flüchtig  fennen  ge* 
lernt  reifet  eine  unerbittliche  $anb  bie  Sefreunbeten  auSeinanber.  $)er 
©lücflidjen,  bie  feljr  lange  mit  einanber  öertetyren,  bei  einanber  ruljen 
bürften,  giebt  e8  nidjt  ju  rnele.  ©0  warb  aud)  04  toon  ber  frönen 
©ängerin  balb  getrennt  unb  fam  in  bie  Sßrtoatfaffe  eines  fd(Wäbifcf)en 
SBürgerSmannefc.  Aber  baä  SBilb  ber  ©ängerin  wirf)  nidjt  au»  feinem 
fiopfe;  er  entwarf  atter^anb  Sßläne,  fic§  bei  tf)r  wieber  in  Srinnerung 
ju  bringen,  unb  fam  enblid)  auf  ben  fünften,  auf  ein  33ud),  auf  ein 
vUnit)erfal*6entral*fiepfon  aller  benfwürbigen  2Rünjen,  i^rer  ©ourfe, 
iljrer  ©d^idfale  jc  :c."  —  Äupfer  üerftetjt  ju  raffeln,  unb  0,1  liefe 
e3  in  ©efellfdf)aft  einiger  Änberer  nidf)t  baran  fehlen,  fein  Unternehmen 
in  ber  SBelt  befannt  ju  machen,  fär  ba8  er  audj  einige  get)enfelte 
Xffalerftücfe  unb  ©djaumünjen  ju  intereffiren  öerftanb.  3)a8  93ucfj 
fd^woll  mit  ber  Qdt  ju  einem  riefigen  an,  unb  ba3  allgemeine  Urteil 
lief  baljinauS,  e3  bereinige  fo  xiiet  ©utefc  unb  ©d&led)te§,  üermifdje 
S)umme8  unb  2Baf|re3  in  fo  lädjerlic^er  Sßeife,  wüfete  fo  wenig  über 
ben  gegenwärtigen  3uftaK&  b*  SRunjenWefenS,  bafe  nur  unfere  S&üty 
lommen  ju  bebauern  wären,  bie  folgen  33üd£)em  etwa  ©lauben  fd(enf* 
ten.  Stamentlid)  jeic^neten  ficfj  0,r  eigne  Slrtifel  atö  burdj  eine  ge* 
lehrte  bunfle  ©efpreijtfieit,  bie  an  Xljeopl(raftu8  SßaracelfuS  JBombaftuS 
ab  §ol)enf)eim  erinnerte,  ber  man  e3  anfaf),  ber  SSerfaffer  fudje  ©egen* 
ftänbe  ju  erforfdjen,  bie  er  nie  toor  äugen  geljabt.  Äuc§  unparteiifdj 
War  ber  goliant  nid£)t  fonberlidf)  (unb  wie  fonnt'  er  ba3);  fo  war 
j-  93.  ein  §teunb  beS  geller,  aud£)  ein  geller,  unmafeig  gelobt,  wäf)* 
renb  ber  unb  jene  feltene  ©arls*  unb  Sluguftb'or  aus  bem  unb  jenem 
Satire  gar  nid^t  genannt  war  jc.  zc.  3Ba§  aber  ben  fdfjlimmften  ©dfjat* 
ten  auf  0,1  warf,  war,  bafe  er  im  SürbeitSfeuer  ganje  frembe  Stuffäfce 
für  feine  eignen  angefef)en,  mit  anbem  SBorten,  bafe  er  wie  ein  Stabe 
tapfer  gufammen  gefto^len,  überall  f)er,  audf)  ©d&ledjteS  unb  2Jttttel* 
mäfeigeS  nic^t  toerfdfjont,  um  fo  leichter  ber  (Sntbedtung  ju  entgegen. 

Sie  ©ad)e  enbigte  nid)t  gut;  ber  SBerleger  be3  SejifonS  fc^rieb 
gegen  feinen  eignen  SRebacteur,  bie  ins  Unternehmen  gelodften  einzelnen 
®<§au*  unb  gefjenfelten  X^alerftücfe  jogen  ftd)  einsein  jurücf;  eS  gab 
3anl  über  $anf.  Sie  ©enfation,  bie  baS  Sud)  auf  bie  ©ebilbeten 
unb  2Käd)tigen  be3  SlbelS  hervorbringen  foHte,   war  aud)  nid)t  bie 


396  2>te  ©erjdjtoönmg  ber  ©euer. 

gef)offte.  3m  @egentf)eil,  man  fagte  fidj  offen:  ©inem  fetter  ftel)t  fein 
Urteil  über  ben  ßouteb'or  ju. 

X)ie8  braute  ben  0,1  immer  meljr  gegen  bie  ©olbftüde  auf,  unb 
fdjon  ba  ftiegen  in  it)m  aßerljanb  $läne  auf,  wie  fie  am  beften  au§ 
ber  SBBcIt  ju  fdjaffen  feien.  2lud)  Sßläne  anbrer  Art  in  äRenge  ful)« 
ren  itym  bur$  ben  Sopf;  er  färieb  83üdE)er  über  SBüdjer,  madjte  au$ 
bem  Sej;ifonfolianten  einen  Dctaöbanb,  au§  biefem  eine  Xafdjenau** 
gäbe,  er  machte  Dpemtejte,  er  erläuterte  Sibelftellen,  er  wäre  gern 
Xf)eaterintenbant  geworben,  er  wollte  eine  9ftufiß)anblung  errieten. 
SSon  aßen  biefen  gewann  enblid)  ber  bie  Dbertyanb,  einen  herein  gegen 
ba3  SBetteln"  ju  grünben;  benn  fo  glaubte  er  am  erften  au£  ber 
niebrigen  Sphäre  ju  fommen,  in  ber  er  nun  einmal  feftfafc.  3)er 
SSerein  war  batb  conftituirt;  ©fjrenmitglieber  würben  ernannt  (corre* 
fponbirenbe  berftanben  fidj  ofjneljin) ;  e3  würbe  it)nen  erf lärlidj  gemalt 
wie  nur  burcf>  fold^c  9Äafcregeln  ein  allgemeiner  2Bol)lfianb  beförbert, 
ber  ©tolj  unb  9ieid>tt)um  einiger  §odjmütljigen  gebrochen  würbe.  ®ie 
(Sfyreumitglieber  felbft  würben  e3  nur  unter  ber  Sebingung,  bafc  fie 
auf  eine  IjerauSjugebenbe  Leitung"  abonniren  mufften.  Sin  mitleibiger 
©rofeer  liefe  fi$  auf  „fubmiffefteS"  Slnfudjen  be3  Retters  fogar  fjerab, 
felbigen  oergülben  ju  laffen  unb  i^m  ben  Xitel  eines  „gefürfteten 
ipelterä"  beigulegen;*  fürs,  9iuttein&  jubelte. 

greuben  unb  Seiben  wedelten  jefet  in  bemßeben  unfern  gelben; 
nur  ba^in  tonnte  er  e$  trofc  ber  SBergütbung  unb  be8  XitelS  nidjt 
bringen,  bafc  it)n  bie  ©olbftüde  für  if)re8  ©leiten  genommen  Ratten. 
§ätte  i^n  ein  einziger  einmal  „SBruber  Souteb'or"  angerebet,  er  wäre 
ber  @lüdlid)fte  gewefen ;  ja  eine  blofee  SSerlennung  fonnt'  e$  iljn  fd&on 
machen. 

3e  tiarer  batb  ber  eigentliche  Qxotd  be3  ©rünberS  be3  „SBettel* 
tereinfc*  würbe,  —  je  meljr  man  fal),  wie  e3  bem  geller  in  ber  SRei* 
bung  mit  eblerem  9ftetaH  nur  um  feinen  eignen  ©lanj,  wie  e3  iljm 
nur  um  (Styrenmitglieber,  b.  %.  Abonnenten  feiner  S^itung  ju  tljun 
war  (am  fiebften  f|ätte  er  gleid)  bie  ganje  SBelt  jum  ©fjrenmitglieb 
gemalt),  —  je  mef)r  jerfiel  ber  SSerein  in  fid)  felbft,  unb  ber  gefftrftete 
ipeßer  befanb  fid)  balb  wieber  unter  feines  ©leiten,  unb  namentlich 
öerfdjmolj  er  in  greunbfdjaft  mit  einem  plumpen  groben  X)reierftüd, 
welchem  SBunbe  fid)  fpäter,  wenn  a\iä)  nur  im  ©eljeimen,  ein  aufcer 


*  6d)tt(utg  ertjtelt  1839  bont  fjürften  öon  §oijenäolIem*§ed)mgen  ben  Xitel 
Sofraty. 


$te  SSerfämörung  ber  fetter.  397 

ßourg  gefegter  ®ulben  anfcfilofe.  Denn  nirgenbS  in  ber  SEBett  gilt  bcr 
©prudj  „®leidj  uttb  gleich  gefcQt  fid)  gern"  met)r  ate  in  ber  SWünjen* 
weit.  Dber  it)r  hättet  nie  bie  Unruhe  eines  ßouiöb'orS  bemerft,  wenn 
er  fiel)  jufällig  in  niebriger  ©efettfe^aft  befinbet,  wie  er  fid)  balb  bat>on 
mad£)t  unb  nidjt  ruf)t,  bis  er  wieber  unter  feinet  (Steigen  unb  in  bie 
prächtige  Umgebung  gefommen,  bie  if)m  oon  §au8  aus  gebüfprt?  3war 
er  !ann  audf)  oft  ©lud  ftiften  in  ber  ärmlidjen  §ütte  be$  Sauern; 
toiel  öfter  aber  Unglüd.    fötrj  ,,®leid)  unb  ©leic^  gefeilt  fid)  gern*. 

SBir  muffen  un«  ba§  ®epräge  ber  anbern  33unbe3genoffen  unferS 
0,1  etwas  genauer  betrauten.  Sluf  ber  SBorberfeite  be3  erftern  befanb 
fic§  ein  ungeheurer  ®oliatf)$topf,  beffen  2lu3brucf  fidE|  jwifd&en  Summ* 
Ijeit  unb  SluStocnbig'gcIernt^abcn  fdf)altf)aft  l)in  unb  fjer  wiegte; 
auf  ber  Sefyrfeite  ftanben  bie  SEBorte:  „3$  bin  mir  felbft  ber 
§öd)fte*.  Der  anbre  jeigte  ein  ganj  entgegengefefcteä  ®efidjt,  einen 
fddlau*fdfjmunjelnben  Sefuiten  auf  ber  SBorberfeite,  auf  ber  Ijintern 
einen  üon  einem  ftarfen  SBinbe  bewegten  üflantel  mit  bem  befannten: 
I.  H.  S.  V.* 

2Bir  fommen  jefct  bem  eigentlichen  QtttpvLrüttt  ber  SBerfdjwörung 
immer  näfjer.  Stuf  ben  Dielen  Äreuj»  unb  Querjügen,  bie  0,1  unb 
ber  Dreier  im  Sanbe  fjerum  machten,  begegneten  fie  fid)  benn  einmal 
in  einer  SBeinftube.  Sie  waren  aufeerfidj  toorgreube;  benn  fie  Ratten 
früljer  fic§  nodf)  nidjjt  perfbnlid)  gefeljen  unb  fannten  fidfj  nur  aus  iljren 
©d)riften.  Dreier  war  nfimlidf)  ein  leibenfdjaftlicljer  Slnljänger  be$ 
alten  SRünjwefenS,  namentlich  be3  nieberlänbifd)en;  if)tn  war  nichts 
redf)t  an  ber  Sleujeit;  am  liebften  f)ielt  er  fid)  bei  redjt  öerrufeten, 
faum  nodj  fennbaren  alten  SKünjen  auf,  unb  Ijatte  über  eine  erft  jefct 
entbedte  fogar  ein  ©df)riftd(en  ebirt  Die  neuen  greunbe  üerfd&langen 
fidf)  einanber  beinahe  t)or  3ldf)tung$bejeugungen,  obgleich  im  ®runbe 
Seiner  öon  bem  8nbem  triel  Ijielt,  beibe  nur  in  i^rem  §affe  gegen  baS 
übermütige  ®olb  jufammentrafen.  ©ie  waren  fo  glttdlid),  bie  ganje 
SRadjt  neben  einanber  liegen  ju  bürfen,  wo  fid)  bann  ungefähr  folgen* 
be8  ©cfpräd^  entfpann: 

Der  Jpeöer:  SBruber,  btö  f)od)mütf)ige  SBefen  einiger  ©olbftüde 
fangt  an  mir  nadf)  unb  nadf)  fürchterlich  ju  werben. 

©ruber,  aud)  mir,  entgegnete  ber  Dreier. 

0,1 :  §aV  idf)  nid(t  alles  getl)an,  unfern  ©tanb  ju  ßljren  ju  brin- 
gen?   §ab'  id(  nicfjt  ljunbert  fcfjlaflofe  5Räd^te  jugebradjt?    Sft  mein 


*  In  hoc  signo  vinces. 


398  ®te  2$erjd)mörung  ber  geller. 

,,Unit)erfal*£entral*2epfon*  nid^t  t>om  Xajo  bis  jur  SRetoa  betamtt? 
Unb  was  Ijab'  id)  batoon?  UeberaH  aSerfemrnng,  nichts  als  — .  $ier 
»einte  ber  gefürftete  geller  einige  bittre  Xfjränen ;  aber  fidj  fdjneU  in 
bie  §öf)e  ritfjtenb,  fe|te  er  fjinju :  SSruber,  eS  mufc  fe^r  anberS  werben. 

Der  Slnbere  fann  lange  nafy  in  biefem  ©oliatfyfopfe  erf  dienen 
©ebanfen  nur  wie  ßugDbgel,  aüe  3at»re  jweimal  $öd(ftenS.  SLm  lieb* 
ften  aber  träumte  er  üon  vergangenen  Qtittn  unb  bonnerte  nur  ju* 
weilen  tote  aus  bem  Schlafe  faf>renb  einen  gludf)  auf  bie  3efetwett. 

3)er  §eHer  fuljr  leifer  fort,  ba  if)m  Sener  nidf)t  antwortete:  „99ru< 

ber  —  eine  33erf  djwörung ".    8r  ftüfterte  immer  leifer ;  id|  f|5rte 

nur  nod)  bie  legten  SBorte:  „ —  unb  bann,  wenn  toir  oben  auf  bem 
Xfjrone  fifcen,  bann  foH  bieS  berate  ®otb  unfre  güfce  blanf  fdfjeuem, 
unb  wir  wollen  uns  erlaben  an  feiner  (Srniebrigung,  unb  bu  wirft 
mein  erfter  ©otoereign." 

Slber,  entgegnete  oergnügt  ber  Slnbre,  einen  Segen  unb  Sßerütfe 
bebing'  idf)  mir  au«,  wie  bei  meinen  geliebten  nieberlänbifdjen  f>ol)ett 
$Upien.  Unb  bann  nod),  greunb:  wollten  toir  nid(t  ben  ©j^Sefuiten 
mit  in  baS  ©omplot  jietyen ? 

@r  fefcte  bieS  bem  geller  genauer  auSeinanber.  Sener  gab  nur 
ungern  na$,  „benn  ber  ©djlaufopf  fBnne  i^nen  leidet  über  ifyre  eigenen 
wadrfen".  ©nblid)  aber  fd)lug  er,  fd)tugen  beibe  ein.  2)er  *ßlan  beS 
Angriffs  gegen  baS  ®olb  würbe  nod£)  erwogen,  ©tunbe  unb  Ort  be* 
ftimmt.    3Jian  fdjieb  in  ber  freunbfdjaftlidjften  Aufregung. 

Der  gefürftete  geller  machte  jefet  bie  legten  unb  l)&d)ften  Änftren* 
gungen  unb  bot  alles  Tupfer,  beffen  er  im  Sanbe  anfid)tig  würbe, 
jum  Sampf  gegen  baS  ®olb  auf.  2)ie  SSerfdjwörung  foDte  in  ***, 
als  bem  oerljafeteften  Drte,  wo  baS  metfte  ©olb  oerfammelt  war,  aus* 
bredjen;  man  wollte  es  ba  in  äRaffe  angreifen,  f(offte  eS  bur<$  bie 
Saft  beS  Tupfers  gang  gu  jerbrüden,  in  jebem  gatle  gehörig  ju  ent* 
fteßen. 

©ineS  SlbenbS  —  fo  erjät)lte  mir  ein  gütiger,  fe^r  reifer  9Rann  - 
als  idj  mid)  faum  fdf)lafen  gelegt,  t)öre  idj  in  meinem  ©abinet,  wo 
meine  wenigen  Äoftbartetten  beieinanber  liegen,  ein  fonberbareS  grobes 
©epoltere,  unb  jwif^en  fyinburd)  frötjlidfe  klänge  wie  oon  ©olb* 
ftüden.  3dj  leud)te  in  bie  ©tube  unb  tjabe  ba  einen  fomifdjen 
änblid. 

(Sin  Raufen  meiftenS  alter  aufcer  ©ourS  gefefeter  Äupfermünjen 
wäfjt  fid)  fd^reienb  unb  fcf>impfenb  nadj  einem  $ranj  offen  baltegen* 
ber   fdjöner  ©olbftüdfe   ju,    jwifc^en  benen  aud^  einige  5ßerlen  unb 


<L  fioeweS  §ufc.  399 

©belfteine  lagen.  3JMr  war  e8  junädtft  um  bic  leiteten  ju  tf|un,  bie  fid) 
weniger  öertf)cibigen,  leidet  befdf)äbigt  werben  lönnten.  3Kit  ©olb  fyat 
e3  fd|on  weniger  ©efafyr.  Offenbar  war  es  bie  Abfielt  beS  groben 
Äupferä,  meine  Sieblinge  anzugreifen,  bie  lacf>enb  bem  §eerjuge  ent* 
gegenfatyen.  ©nbltdf)  wirb  mir  ba3  Särmen  unb  Xoben  ju  toll;  id) 
werfe  ba8  Supfer  in  feine  Sifte  unb  fefce  eS  in  bie  eine  Schale  mei* 
ner  ©elbwage  unb  ba3  ®olb  in  bie  anbere. 

Sumpenpacf,  fef)t,  waä  ifyr  feib! 

25a  jog  ba3  wenige  ©olb  baS  Tupfer  ladjenb  unb  bedenf)od)  in 
bie  £bf)e,  bafe  SBage  unb  Sifte  polternb  herunterfielen  unb  baS  er* 
fdjrocfene  Supfer  fid)  unter  Xifdj  unb  Stähle  jitternb  toerfrod).  S3 
war  ein  luftiger  Slnblid. 

SBaä  weiter  aus  ben  §auptrabel3fül)rern  geworben,  weife  idf) 
nicfjt.  Der  ©j*®ulben  foD,  Sßläne  brütenb,  in  einem  Sefuitenflofter 
feftfijjen;  ben  fcergülbeten  geller  will  man  in  einem  Sauf  laben  aU 
Parität  mittenburd)  feftgenagelt  gefefjen  f|aben,  wie  man  e3  mit  fal* 
jdjem  ©elbe  matfyt ;  ber  Dreier  aber  f oU  fid)  unweit  93erlin  in  ber 
©anbwüfte  bort  nertoren  tjaben. 


Dr.  <L  towt: 

3oljattn   $ufe, 

£ratorium  öon  $rof.  Dr.  9L  3CUTie;  Glaöierau^ug.  SBerf  82. 

SSSir  freuen  uns  ber  Xtjätigfeit  be§  geiftüoUen  SKanneS,  Don  ber 
unö  obigem  SBert  wieber  Seugnife  giebt.  ©ein  neueö  Oratorium  reif)t 
fid£)  in  feiner  Xenbenj  ben  früheren  berartigen  Sompofitionen  Soeweö 
an;  e$  ift,  fdjon  Dorn  Dieter,  nid^t  für  bie  Strebe  gebadet  unb  f)ält 
fidj,  für  ben  ßoncertfaal  paffenb  ober  audf)  bei  muftffeftlid^er  ©elegen* 
Ijeit  woljl  anzubringen,  jwifc^en  Oper  unb  Oratorium.  2Bir  fjaben 
nod|  lein  gutes  SB  ort  für  bieje  3Kittelgattung ;  bei  geift  lieber  Oper 
benft  man  an  etwas  SlnbereS,  unb  bramatifd)e§  Oratorium  trifft 
ben  ©inn  aud(  nid^t.  Sßon  mancher  ©eite  ift  fogar  gegen  bie  ganje 
Äunftgattung  angeftritten  worben.  ©ollen  berSföufif  aber  ßljaraftere, 
eben  wie  §uft,  ©utenberg,  wie  Sutf)er,  äöinfetrieb  unb  anbere  ©lau* 
benS*  unb  grei^eitsljelben,  gänjlidE)  entjogen  bleiben,  weil  fie  Weber 
ganj  für  bie  Oper  nodf)  ganj  für  bie  Sirene  paffen?  2ftir  fd^eint, 
Soewe  Ijat  ein  SSerbienft  um  bie  ©attung,  bie  wenn  audE|  nod)  fein 


400  ®-  Soetoe*  £uf$. 

Epodf)en*3ßerf  geliefert  f)at,  bodf)  aud)  nod)  nid)t  ju  ©nbe  gebaut  ift. 
2)a3  rein  bibtifd^c  Oratorium  !ann  barunter  nidfjt  im  ©eringften  leü 
ben  unb  wirb  audf)  immer  feine  ßomponiften  finben.  Aber  wir  wollen 
un§  freuen,  bafc  bie  @efd)id)te  nod)  aQer^anb  grofce  ©eftaltcn  aufeu* 
weifen  tjat,  bie  fid)  bie  9Jlufif  nur  anzueignen  brauet,  um  nadj  einer 
neuen  ©eite  f)in  ju  wirfen  unb  ftdE)  auSjufpred)en.  SSon  biefem  ®e* 
banfen  fdfjeint  aud)  Soewe  auf  baS  Snnigfte  burd)brungen  ju  fein,  ba 
er  nidfjt  ablägt,  ben  früher  betretenen  2Beg  ju  verfolgen-  Unb  f)at 
er  barauf  nod&  feine  glänjenben  Xriumpf)e  errungen,  fo  fdjrede  il)n 
baS  nid&t  ab;  eS  braudjt  itirfjt  alles  in  ber  Sßelt  gletdj  gurore  ju 
machen  unb  barf  bodE)  eines  efyrenben  StnbenfenS  in  ber  Shtnftgefd)id)te 
gewiß  fein.  3)aS  SSerbienft,  einen  neuen  SBeg  mit  angebahnt  ju  l)aben 
muß  Soewe  jugefprod)en  werben. 

©atte  er'S  bod&  in  ber  erften  SBliitfje  feiner  üRanneSfraft  getljan, 
ober  in  ber  Qtit,  ^  tti*  f«ne  frifd)en  träftigen  SBaßaben  öerbanfen! 
Aber  freilief),  ber  SHtbungSgang  eines  ÄünftterS  läßt  fid)  wofjl  f)in* 
terfjer  erflären,  toorfjer  aber  fdjwer  lenlen  unb  toorauSbeftimmen.  3U 
ftarf  Wirten  aud)  Seben  unb  SSer^altniffe  oft  ein.  StuS  bem  Dpern» 
componiften  $änbet  wirb  ein  Dratoriencomponift;  ©atjbn,  ber  Snftni« 
mentalift,  giebt  uns  im  ©reifenalter  feine  ,,©d)bpfung",  äRojart  mit* 
ten  in  feinen  Dpemtriumpljen  fein  „SRequiem".  9Kbgen  foldje  ©rfdjeü 
nungen  audj  im  tieferen  iuneren  SBefen  ber  Sünftler  begriinbet  fein,— 
Seben,  Umgebung,  S3erf)ältniffe  bringen  fie  oft  erft  gur  Steife. 

Soewe,  um  mid)  eines  SBilbeS  ju  bebienen,  ift  frü^jeitig  auf  ein 
einfameS  ©ilanb  geworfen  worben.  2BaS  brausen  in  ber  SBelt  toor< 
gef)t,  fommt  nur  erjäf)lungSwetfe  ju  feiner  Sunbe,  wie  umgefef)rt  bie 
SBelt  nur  feiten  toon  if)m  f)ört.  Qroax  Soewe  ift  ber  Äönig  biejeS 
SilanbeS  unb  baut  es  an  unb  t>erftf)önert  eS,  benn  bie  3iatur  l)at  ifjn 
mit  bid)terifdjen  Gräften  auSgerüftet  ©röteren  (Sinflufj  aber  auf  ben 
©ang  ber  SBeltbegeben^eiten  ausüben  fann  er  nid)t  unb  miß  eS  Diel* 
leicht  aud)  nid)t. 

©o  gehört  benn  Soewe  beinahe  ju  ben  SBerfdjoflenen  fdfjon,  tro| 
feiner  regen  fortgefefeten  $robuctimtät.  2J?an  fingt  rooljl  feine  alten 
SBaflaben  nodfj,  unb  fein  „SBaS  jietyet  unb  Hinget  bie  ©trage  tycrauf 
ertbnt  nod)  aus  ber  Sefjle  manches  alten  Surften;  aber  feine  fpäte* 
ren  größeren  Sirbetten  finb  faum  bem  tarnen  nad)  befannt  geworben. 
Ungeredfjterweife,  aber  aud)  natürlid)erweife.  Unb  l)ier  mufc  idj  etwa* 
auSfpredjen,  was  idfj  nur  ungern  tf)ue,  unb  mochte  eS  mit  bem  ©oetfje* 
fd)en  SBort  einleiten:  „Sßer  fid()  ber  ©infamfeit  ergiebt,  ad),  ber  ift 


(£.  £oetoe*  $u&.  401 

balb  allein"-  $u  lang  anljaltenbe  &bgefd)iebenf)eit  öon  ber  Sßelt  fdfja* 
bet  bem  Sünftler  julefct;  er  fängt  ba  oft  an,  fid^  in  gewiffe  gönnen 
unb  SWanieren  eingugewöl)neu,  bis  er  ftd)  plöfelidj  bis  jnm  ©onber* 
ling,  jum  Xräumer  feftgefaljren,  ©o  weit  mag  er  fid)  nod)  ganj  wol)l 
befinben.  Stöer  bonnert  üjm  nnn  einmal  eine  öffentliche  ©timme  ein 
„ipab*  Stdjt,  greunb"  entgegen,  fo  berfäflt  er  in  (grübeln,  in  ßroeifeln 
an  fidf),  nnb  ber  Sßebanterie  gefeilt  ftd)  gar  nod£)  ber  Unmutt),  bie 
£t)podf>onbrie  ju,  biefer  fd&äblid)fte  geinb  beS  ©d)affenS, 

SBir  finb  weit  entfernt,  obiges  in  feinem  gangen  Umfange  anf 
Soeme  anguwenben;  aber  eS  ift  ©efatjr  für  il)ti  ba.  Sßie  fein  „$uß" 
unjwetfelljaft  eine  SWenge  ©teilen  aufguweifen  f)at,  bie  ben  nocl)  frifdjen 
elaftifdjen  ©eift  ifjreS  ©dfjöpferS  begeugen,  fo  bod)  anbere  wieber,  an 
benen  wir  bie  fcf)äblidjen  ©inflüffe  einer  ifolirten  ober  ftd)  felbft  ifo* 
lirenben  ©teUnng  watjrne^meu  gu  fönnen  glanben.  SS  giebt  eine 
Sßebanterie  ber  SinfadEjljeit,  bie  fid&  jnr  fünftlerifc^en  ed)ten  SRatoetät 
üerf)ält  wie  Spanier  gur  Originalität.  SDem  Saien  fagt  jene  gar  oft 
and)  gu ;  ber  ftünftler  aber  will  aud^  immer  muftf  alifcf)  intereffirt  fein, 
unb  biefen  teueren  Slnfprüdjen  genügt  ber  „£uß"  eben  nid|t  immer. 
93ielleidfjt  empfiubet  baS  ber  Komponift  felbft  manchmal,  benn  er  t>er* 
faßt  ftellentoeife  in  baS  anbre  ßjrtrem  unb  giebt  g.  85.  im  britten 
2f)eile  feine*  SBerfeS  auf  einmal  eine  Ijödjft  fünftlidje  canonifdfje  9Keffe. 
916er  baß  er  gwifdjen  allju  großer  Sinfadf)f)eit  unb  Äünftlidjfeit  bie 
äKitteüinie  treffe,  ben  eigentlichen  Äunftftil,  bieS  wünfd&teu  wir,  baß 
eS  il)m  gelänge,  greilid),  baS  fiepte  ift  baS  ©d£)Wierigfte  unb,  großes 
latent  fcorauSgefefct,  baS  ßrgebntß  meler  ©tubien,  Erfahrungen  an 
ftd)  unb  Shtberen.  SÄödjte  unferm  Xonbidfjter  fein  ©eniuS  t)olb  fein 
unb  if)n  biefen  2Beg  geleiten;  aber  aud)  jener  wirb  es  nid)t  allein  toer* 
mögen,  fonbern  uuauSgefefcter  gleiß,  ftrengeS  Ueberwad&en  ber  Äräfte, 
eiferner  SBiQe  bis  in  bie  älteften  3al)re  t)inauf. 

2Sir  get)en  gur  Segrünbung  eingelner  oben  auSgefprodjener  Sin* 
fiepten  etwas  näljer  auf  baS  Oratorium  ein  unb  muffen  guerft  bem 
2)idfjter,  gewiß  audf)  im  Sinne  beS  ßomponiften,  einen  3)anf  fpenben 
für  feinen  Xejtt.  SS  ift  einer,  ber  audf)  o^ne  3Ruftf  ftd)  beS  fiefenS 
lohnte,  feines  ©ebanfeugef)alteS,  ber  eblen  edjt  beutfdjen  ©pradfje,  ber 
natürlichen  Slnorbnung  beS  ©angen  falber.  3Ber  an  ©ingelnem  mäfelt, 
an  einzelnen  SBorten  Stnftoß  finbet,  ber  mag  fid)  feine  Xejte  bei  ben 
©öttern  fwlen.  3Bir  würben  bie  ßomponiften  glüdlid)  fdjäfcen,  bie 
immer  foldje  Xejte  gu  componiren  Ijätten. 

S)ie  ©ef^id^te  ber  ^anblung  fönnen  wir  als  belannt  toorauSfefcen ; 

€ di uniann,  G*ef.  «diriften.  II.  20 


402 


(£.  goetoe*  $u&. 


Sljaiafter  unb  Haltung  bet  Sfcebenperfonen  wirb  au$  bem  golgenben 
erfid)tlicl)  werben. 

3)a8  Oratorium  beginnt  mit  einer  (Anleitung,  bie,  muftfalifd) 
nid&t  aufcergewötjulidf)  intereffant,  bocl)  ben  Sßrolog  paffenb  einleitet. 
(Sin  Prolog  folgt,  ber  $eit  nnb  SBebeutung  bet  §anblung  in  lutjen 
SBorten  fcftfteüt.  ©er  ©omponift  läfjt  btefen  jwar  einfach ,  bod) 
originell  öom  Sfjor  allein  vortragen.  3m  Sftad)fpiel  ju  biefem  SJjor 
treffen  wir  fdjon  auf  eine  ©teile,  wie  fid|  atynlidfje  im  ganjen  Oratorium 
unb  ju  oft  wieberfiolen;  es  finb  fogenannte  ©equenjen.  SBirfpredjen 
und  gleid)  f)ier  barüber  unb  bagegen  aus,  weil  fie  im  SBerlauf  einjeln 
angufüljren  ju  öielen  Sßlafc  rauben  würbe.  2)urd)  ben  folgenben  flehten 
©a$  in  Adur  wirb  einem  fpäteren  Sf)or  vorgegriffen.  SBie  er  fdjon 
f)ier  erfdjemt,  ^at  er  feinen  regten  ©inn,  aud)  feine  SBirfung. 

SRr.  1  ift  ein  ©Ijor  ber  ©cijüler  unb  ©tubenten  t>on  $rag,  bie 
fid)  iljrer  ©tubien  freuen.  35ie  Kummer  ift  leidet  unb  djarafteriftifö, 
in  ber  gorm  aber  faft  bilettantifd)  einfad).  ®3  fetylt  tljm,  um  fünft* 
lerifdfj  ju  tyei&en,  detail  unb  feinere  ©eftaltung,  aud)  eine  §ärtc 
finbet  fid): 


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fro  *  tye  Ana 

— * — k- 


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§3 


j3- 


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r-  rj-f-^r 


3n  9h:.  2  tritt  ^ieron^muS,  ein  greunb  be3  §uf$,  auf  unb  melbet, 
ba%  le^terer  tjor  ba3  ßoftnifeer  Eoncilium  gelaben  ift.  S)af$  fioewe  baä 
SRecttatiö  auSgejeid&net  bef)anbelt,  ift  au8  feinen  früheren  Arbeiten  be< 
fannt.    2>i*8  fiob  gilt  für  alle  Sfteritattoe  be8  Oratorium«. 

2>er  barauf  folgenbe  ßf>or:  „§uf$,  jiet)'  nidfjt  fort*  l)at  ein  leben* 
bigeS  Xf)ema.  S)ie  Se^anblung  be3  ©anjen  bünft  un3  aber  ober* 
flädjlic!). 

9lr.  3.  §uf$  tritt  auf  unb  giebt  ©rflärungen.  ^ieron^miw 
warnt  tt)n: 

#u  ftarf,  o  $u6,  ^aft  bu  bie  Äterifet 
Ob  iljrer  Ueppigfett  unb  Ztjxannti, 
Ob  fd)nöben  ftblagframe*  angeftagt, 
©ie  nrirb  bir'ä  nimmermehr  »ergeben  k. 


<£.  Soetee*  §uß. 


403 


Sie  arte  (83af$)  ift  auggejeidjnet;  nur  gegen  ©teilen  wie: 


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ben! 

motten  wir  un8  ftemmen;  fte  erinnern  ju  fef)r  an  bie  ®raunfd>e 
Bopfjeit.  £>en  ©djlujj  führen  wir  nod)  an,  ba  bie«  Steigen  ber 
©timme  in  bie  Xiefe  jum  ©d)luf$  ber  Hummern  eine  ÄteblingSmanier 
be3  Somponiften  fdjeint,*  bie  wir  wentgftenS  ttid^t  gu  oft  anjutreffen 
wünfetyten. 

9h.  4  bringt  ben  frönen  Eljoral:  „2ßa8  mein  ©Ott  Witt,  ba8 
g'fdfjef)'  attjeit".  ®8  ift  fein  unb  fo  ju  fagen  aus  betn  Äeben  gegriffen, 
to&  &u&  ^c  ^fte  ^ßeriobe  allein  anftimmt  3n  folgen  Meinen 
3ügen  fpiegelt  fid>  ba8  ed|te  Xalent. 

3n  SKr.  5  treten  nadj  einer  recitattoifdjen  (Sinleitung  2Benjel, 
©ofia  unb  §ufc  ju  einem  lerjett  jufammen.  £>ie  beiben  erften  finb 
ba8  bo^mifd^e  ÄönigSpaar.  §ufj  greift  ba«  Sßapiftentfjum  an.  3m 
^Eerjett  bereinigen  fie  ftdj  jum  $rei3  be8  ®lauben8,  ber  Siebe,  ber 
Hoffnung.  Die  gorm  be§  (SebidjtS  bot  bem  SÄuftfer  $ier  ©elegentyeit 
ju  einer  lunftreidjen  SBerwebung  ber  ©tngftimmen,  bie  er  fidfj  inbefj 
entgegen  ließ.  S)er  Slficfgang  öon  As  nacl)  Es  auf  ©.  36  fdjeint  un8 
fogar  nidjt  ganj  metfterf)aft.  3m  Uebrigen  enthält  bie  Kummer  üiel 
Snnigeä.  %üx  £f)eorettfer  üom  eckten  ©d)rot  unb  Sorn  ftefje  audf) 
biefe  ©teile  ba: 


^^p 


5 


F 


9taä)  unferm  Urtt>etl  ift  btö  bie  ärgfte  ©ünbe  nidjt,  nur  Sßeban* 
terie  unb  ©eifteSfautyeit  in  ©ad&en  ber  Sunft  ift  e8,  wie  fie  gerabe 
unter  ben  ©eneralbaffiften  am  meiften  angetroffen  wirb. 

£>er  jwette  Ztyil  beginnt  mit  einem  3igeunerd(jor,  t>on  bem  wir 
metjr  erwartet  Ratten.    2Bot)ttlang  unb  Stnmutt)  fottten  niemals  fehlen, 

*  SBir  finben  fie  $um  ©djtufc  öon  Kr.  9,  Kr.  12,  Kr.  17  triebet.    [©*.] 

26* 


404  ©.  Soemee  £u&. 

audfj  wenn  ßigeuner  fingen.  5J)teö  wußte  Sßeber  in  ber  Sßreciofa  beffer 
ju  machen. 

dagegen  muß  9ir.  7,  wo  fid&  jwifdjen  ben  Stimmen  ber  3igeuner 
au£  ber  gerne  ber  St)or  ber  §uffiten  Dementen  läßt,  toon  bebeutenber 
SBirfung  fein. 

3m  3igeunerdjor  Sftr.  8  tritt  ber  frühere  jigeuuerartige  CÖ&arafter 
jurücf ;  er  bünft  uns,  faft  nur  .auf  Konica  unb  Dominante  bafirt,  boefy 
gar  ju  fimpel.  SBenn  mir  oben  öon  ©teilen  fpradfjen,  an  benen  wir 
beS  Somponiften  ifolirte  Stellung  wat)rjunef)men  glaubten,  fo  meinten 
wir  bamit  ß^öre  wie  btefe  Stummer. 

3n  SRr.  9  erfunbigen  fidfj  bie  $uffiten  nadj  bem  Sßege  nad)  Soft* 
ni|.  ©ine  ßigeunerin  warnt  fcor  ber  fRcifc  in  einer  Strie,  bie  uns  nur 
wenig  jufagt  unb  melobifd)  wie  formell  mißraten  fd&eint.  ©o  rot- 
nigftenS  nadj)  bem  SfornerauSjug.  SBieüeid|t  wirb  fie  burd)  ba* 
Drd&efter  gehoben. 

5Rr.  10.  $uß  jeigt  feine  gurdjt;  er  §at  ja  aud)  freies  ©eleit 
öom  Saifer  ©igiSmunb  toerfprodjen  befommeu.  3)er  ßt)or  fpottet: 
„freies  ©eleit?"  unb  fpäter  „©igemunb  fiügemunb";  beibe  81uSbrü(f)e 
beS  &ljorS  finb  feljr  furj;  im  gweiten  bünft  uns  ber  eintritt  ber  S3äfje 
auf  ber  Dominante  nidE)t  meifterfyaft. 

9tr.  11.  §uß  t>erabf Riebet  bie  greunbe,  bie  it)n  begleiten,  in 
auSbrudS&oöer  3Jhtfif. 

9lr.  13  ift  faft  eine  wörtlidje  Sßieberljolung  beS  GnjoreS  Don  SWr.  (3. 
3Me  ßigeuner  jiet)en  fort.  2)aS  ins  d  einmal  öerfd)webenbe  e  junt 
©djluß  (©.  64)  ift  ein  abgelaufener  Sftaturlaut.  Solche  Sioten  fallen 
nur  einem  poettfdjen  Äopfe  ein. 

3n  9?r.  14  begegnen  wir  juerft  ber  Sluffdfjrift:  „ßteblidjeS  SBiefen* 

t^al",  als  bem  Ort  ber  §anbluug.    @8  liegt  barin  etwas  ©onberbareS, 

ba  baS  Oratorium  bod)  fidler  uid)t  jur  Sluffüljrung  auf  ber  Sütjne 

beftimmt  ift.    2>er  ^antafie  beS  $örerS  burd)  fold&e  Änbeutungen  ju 

$iffe  ju  fommen,  fdjeint  aber  gar  woljl  guläffig.    3)ie  SKuftf  f Gilbert 

ben  Ort  im  freunbltd)en  Adur  nod£)  fdfjärfer.    $uß,  in  ein  f>irtentf)al 

gefommen,  bittet  bie  §irten  um  einen  Xrunf  SÄildf).    Sf)lum  warnt 

&or  Vergiftung.    S)ieS  gefdf>iet)t  in  ber  äßuftf  fet)r  .djarafteriftifd)  im 

3wiegefang  jwifdjen  §uß  unb  ßt)lum  (©.  67).    3Me  fpäteren  SBorte 

beS  Wirten: 

ftudj  eudj,  o  §err,  öetletl)  ©ott  $eil  unb  ©fücf! 
3^r  mögt  tooljt  toonbcln  jefct  auf  jdjtoeren  ©com  — 

obwohl  t>om  ©omponiften  auSbrudS&ott  recitirt,  wünfe^ten  wir  etwa 


<S.  öoetoe*  $ufc.  405 

»on  Seet^otoen  componirt  gefefjen  ju  l)aben.  $ier  foimte  eine  tiefe 
Störung  erreicht  werben. 

2>ie  folgenbe  SRummer  beginnt  mit  ben  $falmworten:  „ber  §err 
ift  mein  §trteÄ  unb  atfjmet  ben  regten  Kf)araf  ter ,  bod)  l)ängt  ba%  ©anje 
ju  lange  in  Adur  feft.  3)er  ©f)or  bringt  bann  me^r  Bewegung  in  ba3 
©tüd.    SSJie  ber  erfte,  fo  fdjliefet  and)  ber  jweite  Xf)eil  ganj  leife. 

3m  brüten  werben  wir  nad)  Softnife  öerfefct.  33arbara,  Äaifer 
©igiämunbs  grau,  bittet  biefcn  um  ®nabe  für  §u&.  3ener  fträubt  ftd). 
2Kan  f)ört  ba3  ©etäute,  in  ber  SDhtftf  in  ber  befannten  Ouintenweife 
wiebergegeben.  33ie  folgenbe  ?trieber  SJarbara:  „äugen  finb  ber  Seele 
treuer  Spiegel*  ift  innig  gefungen,  wenn  aud)  nicf)t  neu.  Siel  bebeu* 
tenber  als  SJiufifftüd  unb  toon  leibenfdjaftlidjer  Färbung  fdjetnt  uns 
ba8  nadjfte  ©uett. 

©3  folgt  jefct  unter  ber  Shtffdjrift  „Missa  canonica"  jener  fünft* 
lidje  SRuftlfajj,  t>on  bem  wir  oben  fprad)en,  bafc  er  fidj  im  ©egenfafc 
ju  ber  im  gangen  Oratorium  öorwattenben  ©implicität  wie  ein  öftrem 
au§näf)me.  2Bie  bem  fei,  foldje  ©ä|e  gereichen  jebem  9Äufifer  jur 
©t)re.  35ic  gorm  ift  bie  be3  boppelten  Kanons  in  ber  Unterquinte. 
$u§  ber  93ad£)fd)en  *ßaffton3mufif  nad)  bem  Stoangelium  3ot)anni8  er* 
innern  wir  uns  eines  äf)nlid)en,  freiließ  nod|  funftüotteren,  über  bie 
SBorte  „Shreujige". 

9tr.  20  enthält  bie  Slnflagefcene.  §ufcen3  folgenbe  Slrie  fdjeint  un3 
tine  ber  bebeutenbften  be3  SßerfeS.  (Srgebung  in  ben  Sßillen  be3  £im* 
melS  unb  Xroj}  gegen  feine  Verfolger  finb  bie  ©runbjüge  biefeS 
warmen,  energifdjen  2Wufifftüde3.  Sftodj  einmal  fingt  er  feinen  Choral, 
ben  er  fdjon  im  erften  Xljeil  angeftimmt,  bem  ein  etwas  matterer  Sljor 
unb  bann  bie  ©cene  mit  bem  Sauern  folgt,  ber  nod|  ein  befoubereö 
©djeit  jum  £otjftofi  fyerbeigetragen  bringt.  $ier  folgt  ba8  weit* 
berühmte,  mit  ©etft  componirte  „0  saneta  simplicitas"  ipufjenä. 

3)en  folgenbeu,  ben  ©djlufcdjor,  wünfdjten  wir  in  üoUftänbiger 
Sefefcung  gehört  ju  tjaben;  er  muß  toon  ergreif enber  SBirfung  fein, 
namentlich  wie  §ufj  jwtfd^en  bem  ßfjor  ber  glammengeifter  baS 
„Miserere  mei  Domine"  auffdjreit  unb  mit  immer  fdjwädjerer  Stimme 
unb  ben  SBorten  „non  confundar  in  aetemum"  befdjliefct.  i®8 
fdjeint,  bafj  ber  Somponift  gerabe  an  biefer  Stummer  mit  SBegeifterung 
gearbeitet,  unb  wir  möchten  fie  für  bie  würbige  Ärone  bcS  ©anjen 
erflären. 

So  t)aben  wir  nadj  beften  firäften  öerfudjt,  bem  Sßerfe  bie  SQBür^ 
btgung  ju  geben,  wie  fie  eben  nad)  einem  StamerauSjug  ju  geben 


406  3-  SJlotäeleS,  ffiomaneSca. 

möglich  ift.  Ueber  bic  SScfä^igung  beS  ©ompomftcn  f)at  bie  2Bclt  langft 
entf  Rieben ;  aber  ber  Sßege  giebt  eS  vielerlei.  Soewe  fjat  fid)  einen 
fd)wierigen  gewählt*  ©r  ermatte  nidjt  —  unb  wenn  aud),  baS  SBer* 
bienft  muß  if)m  bleiben,  in  ben  erften  SRei^en  jur  Srretdjung  eines 
neuen  $ieleS  Sümpft  h*  tyaben.  3Jtit  biefem  Söefenntnifc,  baS  wir 
fd&on  an  bie  ©pifce  biefeS  SluffafceS  fteöten,  befd)liefcen  wir  i^n  unb 
mit  ben  beften  2Bünfd)en  für  beS  SünftlerS  ferneres  SSSirlen.       @ 


pianofortemufik. 

I. 

©eit  längerer  Seit  ift  über  feine  *ßianofortecompofition  in  ber 
$eitfdjrift  berietet  worben;  eS  gab  eben  trofc  ber  SDiaffen,  bie  täglidj 
für  biefeS  3nftrument  gefetyrieben  werben,  nid)t  viel  SReueS  ju  bemerfen. 
Sie  SJÄeifter  ber  vorlebten  ©podje  finb  tljeilS  verfdjieben,  tfjeils  fd)Wei* 
gen  fie  ganj;  bie  ber  legten  ©pocfje  verharren  entweber  in  iljren  SRid)* 
tungen,  über  bie  fdjon  junt  Defteren  in  biefen  ^Blättern  gefdjrieben 
worben,  ober  finb  gar  jurücfgegangen.  daneben  wuchert  jenes  Unfraut 
fort,  wie  eS  ju  allen  3eiten  gewuchert  l)at;  bod£)  fjat  baS  Dreiblatt 
©jernt),  §erj  unb  Junten  bebeutenb  in  ber  ©unft  beS  SßublicumS  ver* 
loren.  ©8  wirb  ebenfo  wenig  auSjurotten  fein  wie  eine  gewiffe  Seit)* 
bibtiotl)ef*2iteratur;  in  einem  fiunftblatte  verbient  fie  nur  bie  flüchtige 
Stnbeutung  iJjrer  ©jiftenj.  ©in  neues  wal)rf)afteS  ftünftlertalent,  baS 
bem  ©lavier  feine  Äräfte  wibmete,  ift  nod)  nidjt  erf dienen;  einzelne 
erfreuliche  ober  boef)  hoffnungsvolle  ©rfdjeinungen  berühren  wir  fpäter. 

9Son  ben  namhaften  ßlaviercomponiften  ber  vorlebten  ©podje 
fc£)affen,  außer  ©ramer,  ber  einer  noef)  früheren  jufäQt,  in  ber  legten 
3eit  aber  wieber  mit  einigen  neuen  Sompofitionen  hervorgetreten  ift,* 
nur  nod£)  3Kofd)eleS  unb  Äalfbrenner.  ©rfterer  f)at  in  feiner 
„Romanesca"  [SBerf  104]  eine  ^erfiflage  jener  $ßfeubo*9tomanttf  ge* 
liefert,  bie  il)ren  eigentlichen  ©ife  in  ber  großen  Sßarifer  Oper  ^aben 
mag,  von  ba  aud&  in  bie  ©laviermufif  fid)  eiugefdjlid)en,  fogar  über 
ben  Sft^ein  bis  ju  uns  Vorgebrungen,  —  eine  föftlidje  Sßerftftage,  beren 


*  ©eine  bebeutenbfte  —  öteTtjänbige  (Stuben  —  formten  nur  nod)  m<f>t  $u  %t* 
fidjt  befommen.    [<Sd).J 


SÄotoeleS,  Serenabe;  fr  3>.  SBeber,  Variationen;  (tyopin,  Megto.     407 

©inn  wo^)l  Ijier  unb  ba  ntdjt  einmal  toerftanben  würbe,  fo  bafe  einige 
gar  ben  Serf affer  unter  bie  SSerrücften  f Rieben  motten,  bie  er  gerabe 
fdjilbern  wollte.  £>ie  ©aclje  ift  luftig  genug  unb  wertl),  bafe  man  fie 
tennen  lerne.  (Sin  anbereS,  aber  eraftljaft  gemeintes  ©tue!  beffelben 
Somponiften  ift  eine  ©erenabe  [SBerf  103],  bie  uns  wieberum  jeigt, 
wie  bem  SSerfaffer  bie  Bewegung  ber  legten  Slamerfpielerepodje  nidfjt 
fremb  geblieben  ift,  oljne  bafc  wir  fie  gerabe  feinen  glücflidjen  ßeiftungen 
beired&nen  möchten. 

$errn  Saltbrenners  SRamen  finbet  man  nur  nodj  auf  einzelnen 
Sßljantafieen  über  XtjemaS  aus  gerabe  in  ?ßartS  beliebten  Dpem,  über 
beren  3uf^nitt  unb  ßweef  nid)t  triel  ju  fagen  ift. 

©in  Suriofum  eine»  feljr  bejahrten  XonfefcerS  liegt  uns  noclj  toor 
in  JBratJourtjariationen  t>on  %.  2).  SB e ber,*  bem  S)irector  beS  Sßrager 
©onferaatoireS.  SBir  nehmen  baS  ©tücf  als  eine  tiebenSwürbtge  ßaune 
beS  alten  2RanneS.  SBemt  aber  einjelne  beutfdje  SRecenfenten  über  baS 
SBert  in  (Sfftafe  gerieten  unb  auSfdjrieen,  bieS  wäre  ber  waljre  claf* 
fif^e  Sraüourftil,  fo  lann  man  barüber  nur  lädfjeln.  ®S  ift  ein 
®elegenljeitsftfi<l  wie  l)unbert  feines  ©leiten  unb  t)on  wahrer  2Rufif 
barin  feine  SRebc;  ja,  wir  finben  nic^t  einmal  baS  Xi)ema  fef)r  aus- 
gezeichnet unb  namentlich  bie  Harmonie  t>om  brittlefcten  jum  fcorlefcten 
Xact  unmufitalifdj.  S)afj  baS  ®anje  in  feiner  urfprüngltdfjen  ®eftalt, 
wie  wir  in  einer  Stnmerfung  lefen,  mit  Drdjefterbegleitung  unb  SRitor* 
nettS  fidj  ungleid)  bebeutenber  ausnehme,  ift  fein  3weifel. 

S)teS  waren  bie  namtyafteften  ber  älteren  Xonfejjer,  bie  uns  julefet 
Sla&iercompofttionen  gegeben,  unb  bie  3tuSwat)l  freiließ  feine  grofce. 

SBon  ben  Somponiften  ber  legten  ®pod)e  tjermiffen  wir  fett  3al)reS* 
frift  letber  2RenbelSfof)n  unter  ben  für  baS  Elatrier  tätigen, 
©eine  julefet  erfdjtenenen  SBerfe  waren  baS  trierte  §eft  ber  Sieber  of)ne 
SBorte  unb  ein  SSariationenc^fluS  in  bem  93eet^ot>en*Stlbum,  bie  beibe 
fdjon  in  ber  3ritfdf>rift  erwähnt  würben.  Seiber  feiert  auefy  SB.  Xau* 
bert  in  Stalin,  beffen  fruchtbarer  Slnfang  eine  reifere  ftolge  erwarten 
liefe.  Jpoffen  wir,  bafe  fie,  wie  manche  Slnbere,  mit  ifjren  ®aben  nur 
jutücfyalten. 

SSielem  ®eiftootten  begegnen  wir  wieber  in  einigen  Eompofitionen 
StjopinS:  fie  finb  ein  Soncert*3lQegro  [SBerf  46,  Adur],  eine  S5af* 
labe  [SBerf  47,  Asdur],  jwei  SRotturnoS  [SBerf  48,  Cmoll  unb  Fismoll] 
unb  eine  Sßljantafie  [SBerf  49,  Fmoll]  unb,  wie  alle  öon  fetner  §anb. 


<ßrag,  bei  3.  ©ofmann.    [Sä).] 


408     Chopin,  S-Ballabe,  Notturnos,  v^antafie;  SBeimett,  Suite  de  Piecea. 

im  erften  Slugenblicf  als  ©tjopinfdje  Sompofitionen  ju  erfenncn.  2)a£ 
<£oncert*2Ittegro  f)at  ganj  bie  gorm  eines  erften  &oncertfa|e3  nnb  ift 
wof)l  urfprüngtid^  mit  Drd&efterbeglettung  gefdf>rieben.  SBir  tjermiffen 
in  beut  ©tüd  einen  frönen  äKittelgefang,  ba8  fonft  reid)  an  neuem 
nnb  glänjenbem  *ßaffagenwerf  ift;  wie  e3  baftef)t,  fctyweift  e$  ju  um 
ruf)ig  oorilber;  man  fütjlt  ba3  93ebürfnifc  nad)  einem  nadtfolgenben 
langfamen  ©a|,  einem  Slbagto,  tote  benn  bie  ganje  Slnlage  auf  ein 
öotlftänbigeS  ©oncert  in  brei  Säften  fd)liefcen  lägt.  2)a3  Etaöier  jut 
Ejöd^ften  ©elbftönbigfeit  31t  ergeben  nnb  be3  Ord&efterS  unbebfirftig  311 
machen,  ift  eine  Stebüngaibee  ber  jüngften  Slatnercomponiften  unb 
fcf)eint  aud£)  Sljopin  jur  Verausgabe  feines  Stflegro  in  ber  jefcigen  ®e* 
ftalt  tiermod^t  jn  Ijaben;  an  biefem  neuen  9Serfud£)e  feljen  wir  inbefe 
öon  feuern  if)re  ©djwierigfeit,  oljne  bcötjatb  toorn  wieberfjolten  9ln> 
greifen  ber  ©adje  abjuratf)en.  —  Sei  SBeitem  l)öf)er  als  baS  Slßegro 
fteßen  wir  bie  SaQabe,  SljopiuS  brtttc,  bie  ftd£)  öon  feinen  früfjerenTtn 
gorm  nnb  ßfjarafter  merflid)  nnterfdjeibet  unb,  wie  jene,  feinen  eigen* 
ften  ©dfjöpfnngen  beijujäf)len  ift.  2)er  feine  geiftreid|e  s^5oIe,  ber  ftd) 
in  ben  toorneljmften  Greifen  ber  franjöfifd^en  jpauptftabt  ju  bewegen 
gewohnt  ift,  möchte  in  it)r  öorjngSWeife  ju  erfennen  fein;  if)r  poetif^er 
3)nft  läßt  ftd[)  weiter  nid(t  jergliebem.  —  35ie  SRotturnoS  reiben  fid) 
in  ifjrem  melandjotifdfjen  Sljarafter,  tljrer  grajiöfen  ipaltnng  (Jf)opin$ 
früheren  an.  Säorjüglicf)  mag  baS  jweite  ju  3Jtand^er  $etjcn  fpredjen. 
—  3n  ber  Sßfjantafie  begegnen  wir  bem  füf)nen,  ftürutenben  Ion* 
bitter  wieber,  wie  wir  itjn  fdjon  öfter  fennen  gelernt;  fie  ift  coli 
genialer  einzelner  8>ü$t,  wenn  aud)  baS  ©anje  fid(  einer  frönen 
gorm  nicf)t  Ijat  unterwerfen  wollen.  SBeldje  Silber  £f)Opin  öor* 
gefcf)Webt  f)aben  mögen,  als  er  fie  fcfyrieb,  fann  man  nnr  afjnen; 
frenbige  finb  es  nidjt.  — 

2B.  ©tembate  Sennett  £»at  feit  feinen  reijenben,  fdjon  t?or 
3at)r  unb  Xag  in  ber  3eitfd)rift  besprochenen  öierf)änbigen  Diversion 
nur  eine  einzige  ßtamercompofition  veröffentlichen  laffen:  Suite  de 
Piöces  [2Berf  24] ;  fie  reicht  aber  f)in,  bie  Sichtung  oor  feinem  frönen 
Xalente  ju  erneuen,  ©ed&S  ©tücfe  finb  eS  jiemlidi  gleiten  6f)arafter3, 
bie  baS  §eft  enthält,  bie  fämmtlid^  Beugniß  öon  ber  eckten,  alles  wie 
nnr  im  ©dEjerj  unb  Spiel  öoUbringenben  ©dfjöpferfraft  if)reS  9$er» 
fafferS  geben.  SRidfjt  bag  Xieffinnige,  ©ro^artige  ift  es,  was  nnS 
Ijier  ®eban!en  wedt  uub  imponirt,  fonbern  baS  geine,  ©pielenbe,  oft 
©tfenäfjnlidfje,  ba§  feine  Ileinen  aber  tiefen  ©pnren  in  nnferm  §erjen 
jurüdlä^t.    (Sinen  großen  ®eniu§  wirb  bafjer  SBennett  niemanb  nennen 


St.  «enneit,  Suite  de  Pieces.  409 

wollen,  aber  t>on  einer  @enie  fjat  er  ütet.  3n  biefen  lagen,  wo 
fu  oiele  unerquidlidje  ÜÄufif  fidj  breit  mad|t,  baS  Sleußere,  baS 
äKedjanijdje  bis  jum  Unmaß  unb  Untoerftanb  hinaufgetrieben  wirb,  wollen 
wir  uns  aber  boppelt  erfreuen  an  jener  natürlidjen  ®ragie,  jener  ftiUen 
Cmuerlidjfeit,  wie  fie  SBennettS  (Sompofitionen  innewohnt.  2Bir  jweifeln 
aitdj  uic^t,  ba§  biefe  Slrt  2Rufif,  wie  bie  it|r  toerwanbten  t)öt)eren 
mtb  nieberen  Üiidjtungeu  fidfj  immer  meljr  2kf)tt  brechen  muffen,  unb 
baß,  wie  üerf Rieben  aud)  bie  Urteile  über  einjelne  iljrer  Vertreter 
auffallen  mögen,  bie  @efd)id|te  ber  Äunft  ber  Sßeriobe,  bie  baS 
Äunftreidje  unb  Seelenvolle  wieber  ju  toerbinben  ftrebt,  ifjren  Ijofjen 
$la§  über  ba*,  was  ÜJiobe  unb  Saune  beS  ®lüdeS  gehoben,  einräumen 
unb  fidjern  wirb.  *Btefe6  ift  feijon  getf)an;  unb  unter  ben  Somponiften 
jener  ebleren,  feiteueren  Stiftung  toerbient  audf)  S5ennett  eine  6i)ren< 
ftelle.  Sdjriebe  er  nur  mef(r!  Stber  es  fdjeint,  baß  er  felbft  einfielt, 
er  bewege  fid)  auf  einem  fleinen  Xerrain  unb  er  bürfe  nidjt  immer 
auf  biefem  öertjarren;  benn,  wie  gefagt,  wir  lieben  wot)l  bie  (Stfen* 
fpiele,  aber  2JianneStf)ateu  nodj  meljr,  unb  biefe  ju  öoUbringen,  fdjeint 
baS  f leine  ®ebict  beS  (SlamerS  ju  beföränft;  baju  gehört  ein  Ordjefter, 
eine  S3üf»ne.  £od)  wir  fd|weifen  ju  weit  mm  unferer  ßompofition 
ab,  bie  itjrem  SJerfaffer,  möge  feine  3u'unf^  fe*n  ^ie  fte  wolle,  jur 
immerwätjrenben  ©f)re  gereift.  3}on  einem  äJiißlmgen  ber  gorm  u. 
bgl.  fanu  bei  tf)m  fdjon  gar  feine  SRebe  met)r  fein;  ?(ufang,  Fortgang 
unb  Schluß  bes  StüdeS,  aHeS  geftaltet  ftd)  if)m  meifterlidj.  Stuf  bie 
9letiulid)feiten  feiner  Sompofitionen  mit  9KenbetSfof)nfd)en  ift  fdjon 
öfter  aufmerffam  gemalt  worben;  man  würbe  93ennett  aber  fef)r  Un* 
redjt  tljun  unb  Urtljeillofigfeit  üerratljen,  glaubte  man  mit  fo  einem 
ÄuSiprudje  feinen  (Sfjarafter  öotlftänbig  bejeidjnet  ju  tjaben.  ©ewiffe 
Äeljnlid&fciten  finb  ben  toerfeffiebenen  ÜÄeiftern  ber  öerfdjiebenen  Sporen 
immer  gemein  gewefen;  wie  in  Söacf)  unb  $änbel,  wie  in  äftojart, 
£aiibu  unb  in  ben  früheren  Sompofitionen  S3eetf)0üenS,  ift  es  ein  ge* 
wifie*  gemeinfd)aftlid)eS  Streben,  baS  fie  öerbinbet,  baS  fid)  aud&  oft 
äußerlid)  auSjpridEjt,  gleicf)  als  ob  fidf)  einer  auf  ben  anbem  berufen 
mödjte.  StefeS  hinneigen  eines  eblen  ©eifteS  ju  einem  anbem  wirb 
SRtemanb  mit  bem  SBorte  9ladf)aljmung  belegen  wollen,  unb  etwas 
3(et)ulid)es  liegt  audj  im  33erf)ältmffe  SBennettS  ju  3ttenbefSfof)n.  SBon 
SSkrf  jn  Sßerf  l)at  fidj  aber  SSennett  immer  eigentümlicher  fjerauS* 
geftaltet,  unb  in  bem  jefct  öorliegenben  fönnte,  wie  gefagt,  nur  baS 
üerwaubte  fünftlerifc^e  Streben  im  ©anjen  an  ÜJienbetsfo^n  erinnern. 
(Sljcr  mödjten  wir  manchmal  an  ältere  5üieifter  beuten,  in  bie  fidj  ber 


410  §tn\tltr  Tableau  musical;  Xijal&erg,  (Mbe. 

englifdfje  (Somponift  eingelebt  ju  f)aben  fd^eint;  baS  ©tubtum  SBad)$, 
unb  unter  ben  Klamercomponiften  beS  2).  ©carlatti,  bie  SBennett 
öorjugswetfe  liebt  ift  md)t  oljne  Sinflufj  auf  feine  gortbilbung  geblieben, 
unb  er  Ijat  ganj  Sftedjt,  fie  ju  ftubiren;  benn  wer  ein  SÄeifter  »erben 
wiß,  tann  eS-  nur  bei  3Äeiftern,  —  wenn  wir  natürlich  audj  mdjt 
©carlatti  mit  33adj  auf  eine  Stufe  fe$en  woflen.  33on  ben  einjelnen 
©tücfen  ber  „Suite"  —  aud)  ein  altes  gutes  SBort  —  möchten  wir  faum 
einem  t>or  bem  anbem  ben  SSorjug  geben.  3eber  wirb  nad)  feiner  fön* 
ftdjt  wählen*  S)ie  eigentpmli^ften  fdjeinen  uns  bie'  jweite  Kummer 
in  iljrer  eigentpmlidjen  ^öcljft  jarten  ©eftaltung,  unb  bie  trierte  wegen 
ifireS  p^antaftifäen  SljarafterS. 

2Bte  ©t.  »ennett  war  leiber  audj  Äbolpl}  §enf  elt  in  ben  legten 
Sagten  nur  wenig  probuetfo.  SMeßeidfjt  gelten  it)n  nur  äußere  (Srimbc 
ab;  benn  ba&  ein  Duefl,  ber  fo  frifdj  unb  frityltd)  ju  fprubeln  be* 
gann,  fo  fdjneß  wieber  üerfiegt  wäre,  lann  man  nidjt  glauben.  6cm 
neufteS  ©tücf  für  Slamer  allein  Ijeifct  Tableau  musical  [äBerf  16]; 
einer  b&l)mifdj*ruffifd)en  SSolfSmelobie  folgt  ein  länblid&eS  Xfjema,  bie 
fid)  in  anmutiger  SBeife  fpater  begegnen;  eS  giebt  ein  SJilb,  als  wenn 
etwa  eine  3i9*unerbanbe  fidj  in  mobernereS  S3auemöolf  mifdjte,  unb 
tnefleidfjt  f)at  bem  ©ompomften  fo  etwas  toorgefdjwebt,  wie  jum  Ifjeil 
wenigftenS  ber  Xitel  toermutljen  läfct.  3)aS  ©anje  madfjt  einen  ljeitern, 
faft  malerifctyen  Sinbrucf  unb  ift  &on  jenem  SBofjlflang  befeelt,  wie  er 
alle  ©ompofitionen  biefeS  ßünftlerS  auSjeid)net. 

SSon  berühmten  SBirtuofeu,  bie  baS  ©latrier  neuerbingS  bebadjt, 
führen  wir  juerft  ©.  Xljalberg  an,  ber,  aufeer  feiner  jweiten  Sßfym« 
tafie  über  Xt)emaS  aus  Xon  3uan,  bie  t>on  feinen  anbem  Sßljatttafteen 
fid)  nur  wenig  unterf Reibet,  unter  bem  Xitel:  Thöme  original  et 
Etüde  [SBerf  45,  Amoll]  eines  feiner  effeettooflften  ©tüde  toeröffentlidjt 
t)at,  —  baffelbe,  mit  bem  er  in  feinen  Soncerten  f o  oft  gurore  machte. 
S)er  Sfteij  liegt  juerft  in  bem  anmutigen  Xf)ema,  t>on  bem  Semanb 
fagte,  es  Ijabe  etwas  t>on  einem  ©efang  italienifctyer  SÄault^iertreiber, 
was  ben  befonberen  ©fjarafter  ber  SMobte  aud>  im  Oanjen  anbeuten 
mag;  ben  ^aupteffect  auf  baS  publicum  macJjt  aber  erft  bie  fd)iflernbe 
SSariation,  wo  man  nidfjt  weife,  wo  ber  ©pieler  afle  bie  ginger  {jer* 
befommt.  25abei  flingt  bie  Stube  triel  fdfjwieriger,  als  fie  ift.  §ätte 
bie  ßompofition  eine  gefjaltöoflere  ©inleitung  unb  einen  weniger  furjen 
©djlufe,  fie  wäre  eines  unbebingten  fiobeS  würbig.  gttr  baS  publicum 
ift  fie  nod)  immer  trefflid)  genug. 

Äifjt^at  t>or  Äurjem,  aufeer einigen 5ßt)antafieen über DperntljemaS, 


0.  SRicofot,  (Sonate;  3.  fttefc,  ©djerso.  411 

fein  umfangreiches  unb,  tote  mir  glauben,  fein  bebeutenbfteS 
SBerf  erf  deinen  laffen,  feine  Pälerinage,  bie  btei  ftarfe  ©änbe  fällen 
wirb.  SBir  fonnten  erft  ben  erften  JBanb  ju  ©eftdfjt  befommen  unb 
oerfparen  unfer  Urteil,  bis  wir  baS  ®anje  fennen  gelernt,  für  einen 
fpatern  befonbern  9trtifel. 

SBon  jüngeren  ©omponiften,  bie  ftd)  als  foldfje  ftfjon  anberweitig 
befanut  gemalt,  für  ©laoier  aber,  fo  triel  Wir  wiffen,  erft  wenig  ober 
gar  nichts  toeröffentlidjjt,  ntüjfen  toir  nodj  O.  Nicolai  unb  3uliuS 
SRiefc  nennen,  oon  benen  uns  jtoei  ©lamercompofttionen  oorliegen. 
Unb  wie  wir  oorpgSWeife  gern  nad)  neuen  Sonaten  greifen,  fo  freute 
uns  fdfjon  ber  Xitel  auf  ber  Slicolaifdjen  ©ompofttion,  bie  eben  eine 
©onate  [SBerf  27]  ift.  SRan  f)at  biefen  Somponiften  Wegen  feiner 
italienifd^en  ©tjmpatf)teen  trielfad)  angegriffen;  wir  lernten  nichts  oon 
feinen  in  Statten  gefdjriebenen  Opern;  in  biefer  ©onate  fteeft  aber  no<$ 
genug  gutes  beutfd£)eS  SBlut.  Dber  wäre  eS,  bafc  er  feine  geber  fo  in 
ber  ©ewalt  tyatte,  bajg  er  fidf)  l)eute  in  italienifdjer  SBeife,  morgen  in 
anberer  ergeben  tonnte?  3MeS  wäre  eine  gefährliche  ©ewanbtljeit,  ber 
fd)on  äßeljerbeer  als  Opfer  gefallen  ift.  2)od)  tennen  wir,  wie  gefagt, 
ju  wenig  oon  iprn.  Nicolais  Eompofitionen,  um  uns  ein  Urtljeil  bar* 
über  äujutrauen.  33ie  ©onate  belunbet  in  jjebem  §aü  eine  beutfdfje 
Stbftammung  unb  im  Sefonberen  eine  große  Seidjtigfeit  in  ber  Srfinbung 
unb  Ausführung;  ift  jene  ni<$t  gerabe  tief,  biefe  feine  aufeergewöf)n* 
lid)  funftreidje,  fo  feffelt  bod)  baS  ©tütf  burd)  anbere  SSorgüge,  burd) 
fein  aufgewedfteS  rafdjeS  Sßefen,  baS  [fidf|]  nidfjt  grübferifd&  beim  (Smjelnen 
aufhält  unb  eben  eine  bem  Somponiften  günftige  Xotalwirfung  tjeroor* 
bringt.  Stm  wenigften  gelungen  fd)eint  uns  ber  lefcte  ©afc;  eS  t>er* 
änbert  fttf)  in  if)m  baS  Xempo  ju  oft,  was  nur  ein  befonberS  geift* 
reiches  ©piel  oergeffen  machen  würbe.  SRedf)t  aus  bem  ©anjen  ift  ba* 
gegen  ber  erfte  ©ajj,  ebenfo  baS  ©djerjo  unb  namentlich  baS  Xrio 
gelungen.  3um  §auptmotto  beS  StbagioS  ^at  ber  ©omponift  eine 
fd)webifd>e  SSolfSmelobie  (atterbingS  eine  ber  fünften)  gewählt; 
einen  3ufammenl)ang  vdt  bem  Uebrigen  oermögen  wir  inbefe  ntd^t  ju 
entbeefen. 

3uliuS  SRiefe,  ber  fidfj  burc§  feine  beiben  Duoertüren  einen 
flangooUen  tarnen  erworben,  bebütirt  als  ©latriercomponift  mit  einem 
Scherzo  capriccioso  [SBerf  5,  Bmoll].  SSon  feiner  Hinneigung  ju 
ÜÄenbelSfo^nS  SBeife  war  fd)on  öfter  bie  fRebc ;  aud)  uns  oerleibete 
bteS  manche  ©teile  feiner  ßompofitionen.  S)afe  uns  gewiffe  Slnflänge 
bei  mannen  ©omponiften  mel)r  beleibigen  als  bei  anbern  (wie  3.  33, 


412  3-  Sdjctpler,  Fantasia. 

bei  Sennett),  mag  ferner  ju  erflären  fein,  wenn  eS  nid>t  melleidjt 
baljer  fommt,  bafe  SBor*  unb  9iad)bilbner  toon  SRatur  aus  weniger 
aerwanbt  finb,  unb  mitfjin  baS  angeeignete  im  lefetem  frembartiger  be* 
rüf)rt,  als  wo  (wie  eben  bei  Sennett  unb  3ftenbel3fot)n)  bie  ©Ijaraftere 
einen  JtefinlidjfeitSjug  gteid}  bei  ifjrer  ©eburt  mit  auf  bie  Sßelt  ge* 
bracht  ju  fjaben  feinen.  SBie  bem  fei,  ber  äufterft  talentvolle  Som* 
ponift,  öon  bem  wir  fpred)en,  tyat  fo  triel  ©Übung,  jeigt  einen  fo  ent^ 
fdjiebenen  Sfjarafter,  baß  eS  metteid)t  nur  einer  größeren  Slufmerffam* 
feit  femerfeitS  bebarf,  SReminiScenjen  ju  bereuten.  3m  Uebrigen  er* 
innevt  gerabe  baS  ©dOerjo  weniger  an  2RenbelSfo^nfdje  SCrt;  es  ift 
baju  viel  ju  mifjmutt)ig,  mifetrauifd)  faft,  wenn  wir  fo  fagen  bürfen. 
Runter  bem  wenig  Reitern  §umor  beS  ©tiideS  verbirgt  fidfj  aber  icben- 
fatlö  ein  vortrefflicher  Xonfünftier,  bem  wir  wünfdjen,  baß,  wie  er 
Ijeimifdj  in  feiner  Äunft,  er  fid)  aucf)  ganj  glüdflicf)  in  if)r  füllen 
möge.  — 

SKod)  liegt  eine  9ieif)e  Sompofitionen  vor  uns,  beren  SBerfaffer 
weniger  ober  gar  nid)t  gefannte  SRamen  tjaben;  wir  fjaben  fie  aus 
einem  anfeljnlidfjen  ©tofce  neuer  SKufifalien  als  bie  bemerfenswertljeften 
f)erauSgewäl)tt. 

3uliuS  ©Rapier,  beffen  SßreiSquartett  als  cht  bebeutenbeS 
SJiufifftüd  bereits  ©.  358  ff.  angezeigt  würbe,  f)at  neuerbtngS  eine 
Fantasia  capricciosa  gebraut.  S)en  (Sinbrucf  jenes  Quartetts  nodj  im 
frifdjen  ®ebäcf)tnif3  bewafjrenb,  gingen  wir  mit  greube  an  bie  neue 
Sompofition,  fanben  uns  inbc§  bieSmal  getäufd|t.  S)er  Xitel  mag 
vieles  entfdjulbigen,  aber  nidjt  alles.  SBir  vermiffen  in  ber  Sßfjantajte 
einen  waf)rl)aft  frönen  mufifalifd&en  ©ebanfen  (unb  ben  innerlichen 
gaben,  ber  aud)  bie  pt)antaftifd£)e  lluorbnung  burdjfdjimmern  fotl,  will 
fie  anberS  im  öejirf  ber  Shtnft  anerfannt  fein.  Offenbar  Ijat  ber  ßom* 
ponift  mit  feinem  ©tücf  etwas  gewollt  —  was  aber?  verfdjweigt  er 
uns.  ®egen  baS  ©übe  l)in  erfcfjeint  nämlid)  auf  einmal,  bieSmal  rccfjt 
wie  aus  ben  SBolfen  fommenb,  ber  „9Konb",  b.  1).  ein  anbaute  mit 
biefer  Sluffdjrift.  SßaS  it)m  vorangeht,  ift  faum  ju  erraten;  eS  fef)li 
uns  ber  ©dfjtüffel  jur  Sluflöfung.  ©o  vermuten  wir  benn,  ber  ßom* 
ponift  fjat  irgeub  eine  ^Begebenheit  fd)itbern  wollen  unb,  bie  Süiufif  ge* 
Ijeimnifjvoller  wirfeu  ju  laffen,  bie  nötigen  Slnbeutungen  weggelaffen. 
S)amit  ttjat  er  aber  fid)  unb  feinem  SBerfe  ©djaben,  bem  wir  wenige 
ftenS,  wie  eS  bafteljt,  fein  3ntereffe  abjugewinnen  wiffen.  $)ie  SKufif 
ift  eben  ju  wenig  an  fidj  unb  fönnte  nur  baburd)  ju  if)rer  SBebeutung 
gelangen,   wenn   uns  ber  Eompouift  bie  Silber,    bie  ifym  iebenfatt* 


S.  ©olbfömibt  unb  ftufferaty,  (Stuben.  4 1 3 

üorgefdjwebt,  mit  Sßorten  genannt,,  wie  er  e3  bei  bem  „3)ionb*  ttjat.  Sin 
nidjt  gute£  fttifyn  für  eine  äKufif  bleibt  e8  aber  immer,  wenn  fie 
einer  Ueberfcfyrift  bebarf;  fie  ift  bann  gewtft  nicf)t  ber  inneren  Xiefe 
entquollen,  fonbern  erft  buref)  irgenb  eine  äußere  SSermtttelung  angeregt. 
2)afc  unfere  Sunft  gar  trieleS  auSbrütfen,  felbft  ben  ®ang  einer  93e* 
gebenljeit  in  ifjrer  SBeife  »erfolgen  fftnne,  Wer  würbe  ba§  leugnen; 
bie  aber,  bie  bie  SBirfung  unb  ben  SBertf)  ifjrer  f 0  entftanbenen  ©ebilbe 
prüfen  wollen,  ijaben  eine  teilte  Sßrobe:  fie  braudjen  nur  bie  lieber* 
fünften  wegjuftreidfjen.  $err  ©djapler  tfjat  e3;  aber  bie  Sßrobe  fiel 
gegen  ifjn  aus.  9iidjt8beftoweniger  jaulen  wir  fein  .Sßerf  ju  ben 
bemerfenSwerttjen  unb  würben  e3  ot)ne  bie$  in  biefe  9tetme  gar 
nid&t  aufgenommen  tjaben.  Slucf)  im  33erfet)lten  läftt  fidfj  oft  ein 
Xalent  erfennen,  unb  biefeS  ift  bem  ©omponiften  in  jebem  gafle  ju* 
jufpred&en. 

@inen  anmutigen  (StyfluS  fcon  (Stuben  giebt  un3  ®.  ©olb* 
f<$mibt;*  er  gehört  nadf>  tiefen  groben  feinet  XalenteS,  ben  erften, 
bie  wir  t>on  it(m  ju  ©efteijt  befommen,  mit  fieib  unb  ©eele  ber  9tid)* 
tung  ber  neuften  Seit,  aber  einer  ifyrer  ebleren  an.  Sljopin  fdjetnt  er 
jumal  in$  §erj  gef Stoffen  ju  tjaben;  babei  offenbart  er  aber  aud) 
<8igentf)ümlid)e3;  ba§  3ugenblic§*Sd&wärmerifd)e,  ba8  äße  feine  ©tücfe 
burdf>wef)t,  fann  faum  Semanbem  entgegen.  Studfj  4fdf)öne  ßenntniffe 
fteljen  tt)m  ju  ©ebote.  Am  liebften  ergebt  er  ftd)  in  frembartigen  Xon* 
arten;  bis  auf  eine  Stube  fpielt  ba3  ganje  §eft  in  Des  unb  Fis. 
Steige  er  fpätert)in  aber  aud)  manchmal  ju  menfdf)lid)eren  f)erab;  ein 
junger  Somponift,  ju  bem  man  fitf)  erft  burd&  fünf  big  fed(j3  Äreuje 
tlinburc^arbeiten  mufc,  brauet  nod)  einmal  fo  üiel  3ei*  jur  öffentlichen 
Sfaerfennung.  33ie  §auptfadf)e  aber  ift,  er  bewahre  fid)  feine  Sftatür* 
tidjfeit  unb  f treibe  bann,  in  welcher  Xonart  er  wolle.  Sßir  tjaben 
feinen  3wcifc^  *>afc  §&*  ©otbfd&mibt  nodf)  ©dfjönereS  unb  83ebeuten* 
bere8  leiften  werbe;  fein  Sßerf  fpridt)t  bafür.  S)en  jarteren  ©tücfen  in 
if)m  geben  wir  übrigens  ben  SSorjug ;  in  ben  fräftigeren  ftet)t  er  weniger 
felbftänbig  ba.  Sinige  ©emeinfteüen  (djromatifdje  ©änge  k.)  wttnf^ten 
wir  unterbrüdt;  er  erinnere  fid)  immer  beä  ©a|e§:  SRur  ba3  SBefte 
wirb  fortbauem. 

©ine  anbere  nid)t  unbebeutenbe  ©tübenfammlung  t)at  Wieberum 
§.  g.  ftufferatl)  [Sßerf  8]  veröffentlicht ;  feine  erfte  warb  föon 
lobenb  in  biefen  SSIättern  befpro^en.    Stud^  biefe  (Stuben  geben  ftcf> 

*  Six  Etil  des  de  Concert.    ()e.  4.     Scf)., 


414  £.  fr  «uffcrat^  gtübcn. 

auf  ben  crften  SBlicf  als  Äinber  bcr  jüngften  $eit;  wan  fetmt  jene 
SRotengruppirungen,  in  benen  fliegenbe  Slrpeggien  eine  ruf)enbe  äMobie 
einjuljüUen  freuten.  $)er  Eomponift  giebt  in  biefer  Art  toieber  einige 
treffliche;  nur  treibe  er  nid)t  ju  triel  in  biefer  ßotnpofitionäweije;  fie 
fü^rt  jur  Spanier.  Sadj  f)at  30  ©yerciceS  ober  Variationen  getrieben, 
t)on  benen  jebe  eine  anbere  Sßt)t}fiognomie  Ijat,  —  unb  bieg  fc^on  oot 
100  3crt)ren;  er  fonnte  fretlidj  ttid^t  anberS  unb  würbe  nid)t  begreifen, 
wie  9/io  ber  heutigen  Somponiften  aöe  über  bie  näutHd)e  SBeife  uartiren 
unb  etübiren.  §err  Äufferatf)  gehört  gewiß  ju  ben  befferen  unter 
if)iten;  eS  tt)ut  aber  9iotf),  bie  jungen  mand&mat  an  bie  alten  ju  et« 
innern;  in  S3ietem  matten  fie  fidj'3  ni<$t  fo  leicht.  SBon  biefen  !>6djften 
gorberungen  an  SBielfeitigleit  unb  2Rannigfaltigteit  abgefetien,  enthält 
bie  Sufferatljföe  ©tübenfammlung  aber,  wie  gejagt,  Diel  ©d)üj}en$« 
wertes.  S)ie  gertigfeit  unb  ©idjerljeit  beS  Somponiften  als  Spielet 
jeigt  fidj  audj  in  feinen  ßompofitionen.  3n  ber  gorm  finb  fte  burc^^ 
ge^enbs  gelungen,  wenn  biefer  aud)  oft  eine  gewiffe  SBreite  unb  Um» 
ftänblidjteit  anfängt.  3)a3  gigurenwerl  finben  wir  fe§r  fleißig  unb 
jart  befjanbelt,  bieS  namentlich  in  ber  vierten  unb  fünften,  feinet 
3üge  toott  ift  au<$  bie  britte.  Die  Steigerung  in  ben  glänjenbeten 
Stummem  burdj  SSfoJjaufung  Don  83rat>ourformen  lann  iljre  Sßirfung 
nid^t  toerfeljlen.  S)ie  meiften  ber  ©tüben  eignen  fidj  jum  öffentlichen 
Vortrage  unb  toerbienen  biefen  mefjr  als  manche  wert^lofe  (Eompofttwn 
berühmter  SSirtuofen.  13 


1843. 


s&K 


fltttttofortemuftk. 


ii. 

(Stephen  geller  fyat  un3  in  einem  ©djerjo  [SBerf  24,  Amoll] 
unb  einer  (Saprice  [SBerf  27,  in  Es]  neue  83eweife  jcinc^  geiftreidjen 
Talentes  gegeben.  33efonber8  giücflid)  finben  wir  ba$  ©d)erjo;  e3 
ift  t)OÖ  t>on  $umor  unb  babei  öon  fünftlerifc^er  gorm;  wü  füllen 
uns  öom  Slnfang  bis  Snbe  in  ber  9läf(e  eines  fjoc^ft  lebenbigen,  Ke* 
benSwürbigen  (Seiftet,  ber,  wie  er  ju  fdjerjen  unb  ju  unterhalten,  oft 
aud)  einen  tieferen  Oebanten  fyeranjubringen  öerftefjt  Unb  fdjeint 
un$  aud)  nidjt  atteS  ber  ©rgufe  einer  freifdfjbpferifd()en  Sßfyantafie,  nic^t 
alles  unmittelbar  aus  bem  Snnerften  geftoffen  unb  mef)r  am  Snftru* 
ment  gefunben,  fo  muffen  wir  um  fo  metyr  wünfdjen,  ber  Äünftler 
befomme  ßeü  unb  Suft,  für  Drdjefter  ju  fdfjreiben,  bamit  fein  bebeu* 
tenber  innerer  mufttalifdjer  Sinn  fid)  immer  mefjr  öon  ber  §errfc§aft 
ber  medfjamfdfjen  Sinflüffe  befreie,  benen  ftdf)  äUe,  bie  am  3nftrument 
erfinben,  nidjt  leidet  entjie^en  fonnen.  |>etter8  Efaöiercompofttiouen 
tragen  alle  SKnjeidjen  eines  bebeutenben  jufünftigen  Dräjeftercomponi* 
ften  in  fid);  fie  wären  mit  wenigen  Jlbänberungen  auf  ba8  SBirfungä* 
toollfte  ju  inftrumentiren;  man  fybrt,  wie  ifym  t)ier  ^Biotinen,  bort 
£brner  :c.  t>orgefd(jmebt.  @3  wäre  fc^abe,  wenn  un$  Sßarte,  ba3 
jeitraubenbe  Seben  bort  einen  Drdfjeftercomponiften  ju  ©djanben  wer* 
ben  Kefce,  ben  bie  Statur  mit  fo  entfe^iebener  Söefä^igung  auSgerüftet. 
3)en  ßlaöierfpielern  würbe,  wenn  §eBer  fidj  ber  Drdjeftercompofition 
juwenbete,  freilidfj  mandjer  ®enuf$  entjogen  werben;  benn  man  erholt 
fidf)  öon  bem  mdfjtgwürbigen  ßlatüerpaffagenfram  gern  an  fefteren  ®e* 
bilben,  wie  fie  fompfyonieartig  in  JpeöerS  Sompofitionen  oft  auftauten. 


@d}  11  mann,  @ef.  ©Stiften.  II. 


27 


418  $.0.  Sööenffiotb,  ©ijarafterftücfe. 

SBir  würben  aber  ben  ®enuß  gern  gegen  ben  reiferen  vertaufdjen, 
ben  baS  atter  SWüancen  fähige  Drdjefter  ju  bereiten  im  ©tanbe  ift; 
unb  baß  er  audf)  biefcS  mit  ber  $eit  ftd^  Untertan  machen  würbe, 
bafür  fpridjt  fein  £alent,  bie  (Stufe,  auf  ber  er  überhaupt  fd&on  als 
äRufifer  ftefjt.  ©efjen  wir  aber  von  biefen  SBünfdjen  ab,  fo  muffen 
wir  nochmals  eingefteljen,  baß  ©djerjo  ift  geiftreid)  unb  fein  genug, 
als  baß  wir  unjufrieben  fein  bürften.  Sitten  wirb  freilid)  feine  unb 
foldje  äRufil  überhaupt  nidfjt  jufagen  unb  lann  eS  nidjt.  ©ie  ju  ver* 
fielen,  ju  Heben,  gehört  wofjl  metjr  baju  als  bloße  Dilettanten*,  felbft 
3Rufifer*33ilbung.  SluS  biefem  fpielenben  §umor  erflingt  meljr  als 
bloß  mufifalifd)e  ©rfaljrung.  SBer  ©fjafefpeare  unb  3ean  $aul  Der* 
ftei)t,  wirb  anberS  componiren,  als  wer  feine  SBeiSljeit  attein  aus  2Äar* 
purg  ic.  tjcrge^olt;  wer  im  ©trom  eines  reidjbewegten  SebenS  anberS, 
afö  wer  ben  ©antor  feines  DrteS  für  baS  Sbeal  mbgfidjer  SÄeifter« 
fdfjaft  Ijält,  —  unb  bieS  bei  übrigens  gleiten  Xalenten,  gleich  ernften 
©tubien.  ©ine  anbere  als  bloß  mufilalifd^e  SMlbung  unb  ©rfaljrung 
fprid)t  aud)  aus  ben  ©ompofitionen  unfereS  jungen  ÄünftlerS;  wir 
wollen  nidjts  fjineinf  lügein,  aber  wir  wiffen,  baS  ift  nidjt  für  Seber* 
mann»  Sludj  in  ber  Saprice  finbet  fidj  SluSgejeidineteS ;  bodj  fteljt  ftc 
an  SKaivetät,  an  ®rajie  gegen  baS  ©djerjo  jurücf.  5)ie  ©efangfteße 
barin  fdjeint  uns  farg;  bagegen  fprüfjt  audfj  in  iljr  ljumoriftifdjeS 
geuer  unauSgefefet,  wie  man  baS  ®anje  einem  fünftlidfjen  geuerrabe 
vergleichen  mödjte,  baS  uns  in  feinem  buntfarbigen  Umfdfjwunge  eine 
SBeile  ergoßen  will.  S)aS  ©reScenbo  (Seite  11  unb  12)  madjt  eine 
fympljonieartige  SBirfung,  oljne  ins  Xriviale  ber  gewöhnlichen  ßrefeen» 
boS  ju  fallen;  wir  lennen  nidjts  StefjnlidfjeS  für  ©lavier,  ber  ©pieler 
fann  fidj  f)ier  im  größten  ®lanje  jeigen. 

SSon  ^ermann  von  Äövenfftolb  liegen  uns  gwei  Jpefte  ©(ja* 
rafterftüdfe  [SBer!  12]  vor;  fie  ljaben  bie  Ueberf driften:  Sin  bie  ©nt* 
fernte,  SSenetianifdjeS  ®onbetlteb,  ber  SBunfdj,  bie  ©Ifenfdjwärmc, 
Aufregung,  unb  fpredfjen  fidj  bemgemäß  aus.  S)er  ©ompomft  ift  jtoar 
ju  einer  entfdfjiebenen  ©elbftänbigfeit  nodj  nidjt  vorgebrungen ;  bie 
Slidjtung  aber,  bie  er  verfolgt,  jeigt  fidj  als  eine  eblere.  SSieleS  fagt 
uns  namentlich  in  ber  Slnlage  ju ;  bie  3luSfül)rung  läßt  mandjeS  ver» 
miffen.  ©ine  gewiffe  gludjt  beS  gertigwerbenwollenS  madfjt  ftdj  Ijter 
unb  ba  bemerlbar;  nidfjt  alle  ©tücfe  finb  gleichmäßig,  fünftlerifdj  nrijig 
abgefdfjloffen.  Ueberatt  aber  blidt  Xalent  Ijinburdfj,  unb  was  jur 
9Äeifterfc^aft  nodfj  feljlt,  möge  ßeit  unb  gleiß  &*ni  jungen  (trebenben 
Äünftler  erreichen  Reifen. 


(£.  Momentan,  (Eajmcen;  Ift.  SB.  ©abe,  grüfjüngSblumen.  419 

§ier  erwähnen  wir  gleid)  nodj  ein  SBcrf  citicä  anberen  jungen 
bänifdjen  Somponiften :  12  Kapricen  öonSmil  Momentan  [SBerf  1], 
ba3  uns  burdfj  feinen  bebeutenben  Umfang  wie  burc§  ben  erfreuenben 
3nt(alt  gleichmäßig  überragte,  ©dfjon  bie  gorm  ber  ©tüdEe,  eine 
SRittelart  jwifd&en  Stube  unb  Saprice,  muffen  wir  eine  glücflid)*ge* 
troffene  nennen.  Sin  bie  Stube  erinnern  fie  burd>  if)re  Slbgefdjloffen» 
§eit,  Durc§  ba3  öftere  gehalten  ber  einmal  gefunbenen  gigur,  t>er* 
meiben  aber,  an  ba3  Sapriccio  anftreifenb,  ba8  Sengftltd(j'SRed)anifd)e 
be3  8wecfeS,  woju  oft  bie  Stube  ben  Somponiften  berleitet.  35ie 
ÜJiufif  an  fidj  trägt  einen  Weiteren,  wol)lt§uenbeu  Sf)arafter.  9tirgenb8 
ftöfct  un3  Slufcerorbentlidfeä,  ©enialifdjeS  auf;  felbft  tjinter  ben  füf)* 
neren  anlaufen  birgt  ftd)  ein  befdfjeibener  ©imt,  ber  fdjnell  jurücfl)ält, 
»o  ü(n  bie  ©id)erf(eit  im  2Bol)lbefannten  gu  öerlaffen  bro^t.  35er 
Somponift  will  mit  einem  Sßorte  nidjt  meljr  leiften,  als  er  lann,  unb 
bieS  fjeljagt  immer,  wenn  er  bie  triviale  ©pt(äre  überhaupt  hinter  ftd> 
f)at.  ©ein  2)rang,  überall  geregelte  Äunftformen  ju  geben,  öerleitet 
t£>n  freiließ  oft  jur  ©reite,  unb  wir  erhalten  in  ben  jweiten  feilen 
meift  nur  bie  $araHelfteHen  be8  früf>cr  ©agewefenen,.  offne  ba§  er 
einen  neuen  2luffdf)wung  berfuc^te;  aber  e8  ift  un8  biefe  ©reite  nodj  im* 
mer  lieber  al§  platte  gormlofigfeit,  bie  nidjt  weiß,  wa$  fie  will.  5)a* 
mit  ratzen  wir  aber  bem  jungen  Sünftler  feineSWegg  an,  bei  bem 
©ewonnenen  ju  öerf)arren,  fid)  nidjt  in  fdjwierigeren  gormen  ju  öer* 
fudfjen,  feiner  *ßf)antafie  nid)t  neue  ©ebiete  ju  eröffnen.  3m  Oegen« 
tfjril,  wir  fefcen  bie«  öorauS.  3m  taufenbfadjen  SJurd&etnanber  ber 
©egenwart  würbe  feine  fanfte  ©timme  nur  fpurloS  öer^aBen.  SBill 
er  mef)r,  fo  ift  e3  an  üjm,  fidj  ju  fräftigen,  ben  leeren  ©treitern 
fid)  anjufd&liefeen.  Sinftweilen  bürfen  wir  bieS  fein  erfteS  Sßerl,  mit 
bem  er  fic§  auf  fo  etyrenöotle  SEBcife  eingeführt,  Sitten,  bie  fidfj  an  einer 
ttridjen  IlangooQen  3Rufif  erfreuen  wollen,   auf  ba$  SBefte  empfehlen. 

SBir  fprad)en  jum  ©d)lufc  unfereS  legten  StrtifelS  öon  Sompoft« 
tionen  jweier  junger  bänifdjer  SDiufifer,  öon  Sitoenfftolb  unb  §ome* 
man;  fo  tbtn  wirb  un8  eine  neue  Slatriercompofition  eine«  britten, 
gleichfalls  jungen  3)änen  SR.  28*  ©abe  mitgeteilt,  beffelben,  ber 
fcf>on  burd)  feine  Duüertüre  JDffian"  fid)  befannt  gemalt,  fo  reidje 
Hoffnungen  für  bie  gutunft  erweeft.  ©c^eint  er  audfj  im  Drdjefter  in 
feinem  eigentlichen  Slemente,  fo  berrätlj,  bod)  audf)  bie  erfte  Slatrier* 
compofition,  bie  mit  feinem  SRamen  oor  un$  liegt,  ben  fenntnifjreidjen 
SKufifet  unb  {ebenfalls  ein  inniges  poetiffymuftlalifdjeS  ©emütfi;  fie 
Reifet  ,#rüf)ling3blumen"  unb  befte^t  au$  brei  fleinen  ©tücfen,  bie 

27* 


420  S-  2Köfjrtnß,  0.  Riefen,  «.  ü.  ßoniSfi,  ©tarterftücfe. 

biefen  Xitel  ju  tragen  öotlfommen  toerbienen.  ©s  ftnb  eben  fülle 
befdfjeibene  Äinber  feiner  Sßljantafie,  fjier  unb  ba  an  äf>nlid)e 
9ÄenbelSfot)nS,  audj^enfelts  erinnemb,  bodf)  audf)  feffelnb  burd)  bie  eigene 
norbifdEje  gärbung,  bte  fdjon  in  ber  Dutoertüre  JDfftan"  ju  bemerfen 
war.  SBaS  ift  bodj  alles  SBirtuofengeflimper  gegen  fotd^'  anfprudjtofe 
fittige  äRufif!  Aber  bie  ©egenwart  fängt  an  ju  erfennen,  unb  „bie 
fidj  felbft  erniebrigen,  foDen  er^ö^et  »erben*,  ©od)  genug  ber  SBorte 
über  bte  Heine  ©ompofitton,  bie  für  fidE)  felbft  fpridjt. 

*  S3on  gerbinanb  3Röl)ring,  beffen  ©treben  in  biefen  Stat* 
tern  gleid&faBS  fd&on  Stnerfennung  fanb,  liegen  uns  jwei  §efte  öot: 
5  ©fjarafterftücfe  [SBert  6]  unb  3  Notturno«  [SBerf  8].  Originelles 
bieten  fie  nidjtS,  einjetneS  erinnert  faft  budOftäblidf)  an  SRenbelSfoljnS 
„Sieber  o^ne  SBorte-,  unb  anbereS  toerfucljt  fidj  in  ber  galanten  ©alon* 
manier  XljalbergS,  bie  bem  im  ©runbe  foliben  unb  ehrbaren  Sffaraf* 
ter  beS  jungen  ßomponiften  nodfj  weniger  anfielt.  SKirgenbS  ift  aber 
beSljalb  £alent  ju  berlennen,  unb  wir  f)ören  gern  ju,  wo  eS  pdf)  ein* 
fadt)  unb  natürlich  äufjert.  Unangenehm  berühren  uns  einige  ©e* 
meinftellen,  fo  j.  33,  ber  ganje  ©afc  in  A  dur  in  Kr*  5  ber  Eljaraf* 
terftücfe,  ber  gerabe  in  biefer  origineller  erfunbenen  Kummer  beleibigt. 

*  3n  fünf  Pteces  lyriques  üon  Otto  Riefen  [SBerl  13]  be* 
gegnen  wir  trielem  §tnfpred)enben*  ©leid)  baS  erfte  ©tüd  niimnt  für 
ben  ßomponiften  ein,  eS  fdjeint  uns  baS  glüdlic^fte  im  gangen  £eft. 
Sern  jweiten  wünfdjten  wir  einen  längern  ©djlufc  in  C  moll;  C  dur 
wäre  beffer  gar  nidf)t  ju  berühren  gewefen-  3)aS  britte  ift  in  ber 
neumobifd^en  SBeife,  bie  fd)on  altmobifdt)  ju  werben  anfängt :  SRetobie 
in  ber  3tlt4Region,  mit  Segleitung  oben  unb  unten.  9lr.  4  ift  ein 
completeS  „Sieb  oljne  SBorte".  ©er  ©omponift  f(at  im  ©anjen  man* 
dfjeS  mit  bem  t)orf)er  ©enannten  gemein,  Stnlage,  bereits  erfreuliche 
gertigfeit  im  Xed^nifd^en,  ©treben  nadE)  auSbrucfSbolIem  ©efang.  Aber 
aud)  tt)m  get)t  nodf)  bie  ©elbftänbigleit  ab,  bie  freilidfj  oft  erft  bie 
§rudf)t  fpäterer  3a^re  unb  unermüblidjer  Arbeit,  nodEj  met  öfter  gar 
nidfjt  ju  erringen  ift. 

*  3n  6  (Stuben  toon  31.  öon  ÄoutSfi  [SBerl  53],  bie  jumXljetl 
wol)l  im  wüftromantifd^en  $aris  entftanben  fein  mögen,  gefällt  uns 
ebm  beSt)alb  ein  oft  burc^bred^enber  ßug  &on  ©olibität,  bie  fidj  aud} 
im  ©treben  nadEj  guter  gorm  erfreulich  äu&ert.  2tuSwüd)fe  finben  ft($ 
bemungeadfjtet  nodf)  t)iele,  unb  ©teilen  wie  biefe  (jum  ©djlufj  eines 
©tücfeS  auS  Gismoll): 


©.  ftotteboljtn,  StomaneSten;  $.  <S.  SBUfmg,  Sß^aniafie. 


421 


Largo. 


lönncn  wotjl  nur  in  SßariS  gcfd^ricBcn  unb  goutirt  »erben.  S)ie  6tü* 
ben  f feinen  überhaupt  in  fc^r  verriebenen  Qtxtm  componirt;  eS 
wäre  fonft  nidjt  ju  begreifen,  wie  neben  manchem  Steiferen  unb  ®e* 
lungeneren  fo  viel  wirflic^  Ungenießbares  ftefjen  fönnte.  ßu  ben. 
©tücfen  ber  erften  ©laffe  jäfjlen  wir  otyne  SBeitereS  baS  mit  ber  lieber» 
fdjrift:  le  trille  du  diable,  eine  fef)r  intereffante  Xrißeretübe,  bie  auf 
eine  gefunb  ljarmonifirte  SÄelobie  gebaut  von  vortrefflicher  SBirfung 
fein  muß.  ©dfjabe  um  ben  ©djluß,  wo  bie  triviale  Saßftgur  &  la 
Thalberg  ben  guten  Sinbrucf  ftört.  3n  natürlicher  Sßeife  belegen 
ftdj  aud)  bie  Sftummern:  la  bavarde  unb  Fobstinee,  bagegen  bie 
übrigen  mißraten  finb,  in  einjelnen  Xacten  gerabeju  £äßlidf)eS  ent* 
galten. 

3n  ben  fedjS  „SRomaneSfen"  von  ©uftav  9lottebof>m  [SBerf  2] 
wirb  Sebermann  etwas  StnbereS  ju  finben  fioffen,  als  fie  bieten;  es 
finb  ©tätfe  ber  fdjtidfjteften  bürgerlichen  Art,  baß  man  ben  Xitel 
beinahe  für  eine  3tonie  galten  fönnte*  28ie  bem  fei,  ein  guter  Sern 
läßt  ftd)  unter  ber  unfdf)einbaren,  oft  gerben  ©djale  nid)t  Verfennen, 
SKuS  einigen  größeren  Eompofitionen  beffelben  SSerfafferS,  bie  an  einem 
anbern  Drte  ju  befprec^en  finb,  gef)t  bieg  nod)  beutlidf)er  hervor.  §ier, 
fdfjeint  es,  wollte  er  nur  etwas  Seichtes,  ben  Verlegern  ©efätligeS 
liefern. 

®ine  ^antafie  von  g-  @.  SBilfing  [Sßerf  10]  rief  uns  eine 
frühere  in  biefen  SSlättern  fd&on  befprodjene  ©ompofition  beffelben  ins 
©ebäc^tniß.  SßaS  bamalS  anerlannt  würbe,  finbet  fidfj  aud)  l)ier  wie* 
ber  beftätigt.  S)er  ©omponift  gehört  einer  grünbtidjen  ©dfjule  an  unb 
fdjeint  fid)  immer  freier  ju  entwicfeln.  3n  feiner  *ßf)antafie  ift  ©inn 
unb  Drbnung,  für  eine  Sßf)antafie  efyer  ju  viel  als  ju  wenig.  3n  einer 
Seit,  wo  bieS  fdfjöne  SEBort  fo  oft  gemißbraud^t  worben,  fei  aber  jeber 
SBerfud),  eS  wieber  ju  ®§ren  ju  bringen,  mit  StuSjeid^nung  genannt, 
auc§  wenn  er  fidt)  jum  ©Etreme  neigte.  33ei  atter  9faerfenmmg  beS 
©omponiften  würben  wir'S  nidf)t  ungern  fet)en,  wenn  fidfj  feiner  ju» 
weilen  audfj  jene  ©rajie  bemächtigte,  bie  ben  ©ruft  erft  liebenSWürbig 


422  &.  föeidjel,  Sonate. 

madf)t.  ginige  altmobifd&e  giorituren  (im  erften  Xfjeile)  wfinfeftten  wir 
gän^lid)  -unterbrücft;  burdj  ©dfjöntftäfterdjen  k.  wirb  bie  clafjtfcfje  3cit 
nodj  nid^t  jurücfgebradjt.  Dodj  baS  finb  Äleinigfeiten.  Der  SBrrfafier 
mufe  fidj  burdj  \>a%  überwiegenbe  ®utc  feines  SßerfeS  bic  SCc^tuttg  aller 
gebilbeten  Sföufifer  erwerben;  möge  if)tt  ba$  ermuntern  ju  fortgefefctem 
©treben.  Da3  Siebfte  in  ber  Sßljantafie  ift  un8  übrigens  ber  jweite 
©afc.  Die  guge  jum  Schluß  f)at  im  Xljema  9leljnlid)feit  mit  bem  be§ 
legten  ©afceS  ber  ©onate  in  A  dur  öon  93eett)Ot>en,  oerratlj  fonft  aber 
ben  tüdfjtigen  SRufifer,  wenn  wir  audj  nidjt  alles  in  üjr  fefjr  woljl* 
flingenb  finben  lönnen. 

Sßir  befdjliefcen  unfern  Ueberbticf  mit  einigen  SBemerfungen  über 
brei  neu  erfdjienene  ©onaten,  berer  SBerfaffer  ?tbolpf}  SRetdjet. 
Sgnaj  Sad^ner  unb  Xljeobor  Sullaf  finb. 

Die  erftere  [Sßerf  4]  fcfyeint  uns  ber  erfte  Serfud)  in  biefer 
fd)Wierigen  Shmftform,  bie  lobenSWürbige  Strbeit  eines  fleißigen  ©djü» 
lerS.  SSom  Drucf  Ratten  toir  abgeraten,  wir  finb  überzeugt,  aljulidp 
©onaten  werben  in  DeutfdEjlanb  jä^rlid^  ju  §unberten  componirt  SBer 
in  einer  ®attung,  bie  fo  f)errlid)e  äftufter  aufjuweifen  l)at,  nidjts 
SigeneS,  nichts  burdij  unb  burdj  2Äeifterf)afteS  ju  geben  üermag,  bleibe 
3urücf.  Der  SBerfaffer,  wenn  er  fonft  flar  mit  fidfj,  wirb  jugeftef)en, 
bafc  oor  folgen  gorberungen  fein  SBer!  allerbingS  oerfcfywinbet.  Da§ 
er  nadt)  guten  SSorbilbern  gearbeitet,  jeigt  jebe  ©eite  feiner  Sompo* 
fition;  manches  erfdjeint  aud)  gelungener.  Das  ®anje  madEjt  aber  fei» 
nen  anbern  ©inbrudt  als  ben  ber  Sopie.  ©ine  gewiffe  Xrodenfteit 
Ijangt  bem  SSerfaffer  meßeid)t  nodj  t)on  ben  ©tubienjatjren  an,  mel« 
leicht  fehlte  it)m  audij  ein  redjter  9Keifter,  ber  baS  Xalent  in  iljm  leben* 
big  ju  machen  öerftanb.  Der  Sugenb  fiefyt  man  manchmal  gern  ein 
3itt)iel  nad),  aber  baS  33efdjneiben  ber  glügel  madjt  Sßtjilifter,  man 
mufe  ben  unfidjern  gtug  i"  lenlen  &erftef)en.  3Kit  einem  SBorte,  ber 
ßomponift  ift  nodij  in  pebantifdjen  ^Begriffen  befangen;  eine  ©tmate 
foD  fein  Sßenfum  fein,  bie  feinfte  SÖIüttje  ber  2Reifterfdjaft  buftet  uns 
aus  ben  äRufterwerfen  ber  ©attung  entgegen.  Darum  fort  mit  ben 
Xerjen*  unb  ©ejtengangen,  wie  fie  in  ber  twrliegenben  ©onate  fo 
Ijäufig  öorfommen;  baS  ift  bie  fdjledjte  Glafficität,  ber  ^eriicfenftil. 
©otdje  unb  ätjnlic^e  ©teilen  fallen  boppelt  auf,  ba  ber  Eompontft  Ijtn 
unb  wieber  feinen  ©ebanlen  eine  intereffantere  SBenbung  ju  geben 
t)erftel)t;  fo  beginnt  ber  SDiittelt^eil  im  erften  ©a|  feljr  glücf lieft,  fo 
ergebt  fid^  bie  lefcte  ©eite  ber  ©onate  ju  freierem  ©djjwunge,  fo  ge* 
fättt  un3  mandjeS  im  ©d^erjo,    wenn  audf)  bie  jweite  ©timme  ju 


3.  Sadjner  unb  X$.  ihittaf,  Sonaten.  423 

Anfang  beffelbert  nid^t  nadj  SDieifterart  auftritt.  Äu3  biefen  83eifpielen 
möge  bcr  SSerfaffer  in  etwas  einfeljen,  wo  wir  tt>m  beiftimmen,  wo 
nidf)t.  3n  feinem  galle  aber  fyalte  ifjn  je  ein  Xabel  ab,  rüftig  fort* 
jufdEjreiten.  Sftur  einige  ber  größten  ©eifter  Ijaben  mit  if)rem  SBerf  4 
gleid)  ein  SDieifterftüd  geliefert* 

Üeber  bie  ©onate  toon  3.  Sac^ner  [SBerf  20]  tonnen  wir  uns 
furj  faffen :  fie  ift  offenbar  ba3  SBerf  eines  fefjr  routinirten  ÜÄufiferfc, 
ber  feinen  ©toff  ja  orbnen  unb  ju  befjerrfdjen  t)erftet)t.  S)a8  fliefet 
tote  oom  83om,  immer  glatt  unb  ruljig  fort.  SBir  finben  !aum  etwas 
auäjufefcen  an  gorrn  Mb  ©dffreibmeife.  2)amit  ift  aber  audfj  beinahe 
aBe8  gejagt ;  2tnfprüc§e  an  Srfinbung,  an  Sfceutyeit  famt  fie  leine 
machen.  3m  Uebrigen  mag  ber  ©omponift  oorjugSmeife  im  £)rdf)efter* 
fajj  geübt  fein;  gewiffe  ©emeinftetten,  bie  im  Drdjefter  (Sffect  machen, 
auf  bem  ßlatoier  aber  fiel)  leicht  tribial  ausnehmen,  wünfdjten  wir 
flänäüd)  befeittgt.  S)ie  fjortfdjritte  neuerer .  Slatoiercomponiften,  bie 
SBirfungen,  bie  fie  i^rem  3nftrumente  abgewonnen,  fdfjemen  bem  SBer* 
faffer  ganj  fremb  geblieben  ju  fein.  S)ie  ©onate  oerfejjt  uns  fomit 
in  bie  §at)bn*9Äo}artfdje  Sßeriobe,  o§ne  eine  §at)bn*3Rojartfc§e  ju  fein. 
3)odfj  aud)  gegen  foldfje  SBerfe,  wenn  fie  fonft  nid)t  ungefunb  finb, 
wollen  toir  fein  93erbammung8urtf)eil  auSfpredjen;  für  eine  gemtffe 
2Äittelclaffe  öon  ©pielem  mufe  ja  aud)  geforgt  fein,  unb  bie  An« 
fprüdje  biefer  befriebigen  folc^e  unb  äf)nlidE)e  SBerfe  ooHfommen. 

SRod)  liegt  un8  bie  ©onate  toon  %$.  Äullaf  [SBerf  7],  bie  in* 

teteffantefte,   aber  audj  baroefefte  unter  ben  brei  genannten,  bor;  eine 

maljre  ^ejenfüclje,   baS  gäfirt  unb  foc^t  unaufhörlich  burdfjeinanber. 

Wut  im  SÄittelfafc  bricht  ein  fanfter  2Äonbftraf)l  f)inburdf).  £)f|ne  93er* 

gletdfj,  ber  ©omponift  t)at  ©eift  unb  ^antafie  unb  mag  ein  brillanter 

©pieler  fein.    9ßidf)t  aßeS  fbnnen  toir  SÄufif  in  feinem  SBerf e  Ijeifcen; 

jiet)t  man  einzelnen  ©ebanfen  baS  beftedfjenbe  glänjenbe  ©ewanb  ab, 

fo  erfreuten  fte  oft  bürftig  genug.    Oft  aber  ergebt  fie  fid)  aud)  ju 

eblerem  SluSbrucf  unb  bieg  giebt  uns  Hoffnung  auf  feine  3ufunft  al8 

Äünftler,  bafj  biefer  nic^t  bem  eitlen  SSirtuofentoefen  unterliegen  werbe. 

3u  tf)un  bleibt  iljm  freiließ  nod)  mandjeS  übrig;  fragt  er,  was?  fo 

antworten  toir:  fiabt  nur  tyetle  Söpfe  unb  ftrielt  eure  Sonaten  nadjj 

einer  Söeet^otJenfd^en,  attojartfdjen,  unb  fef)t  bann  ju,  wo  ber  Unter* 

fdjteb  liegt.    SBa8  bie  ginger  f Raffen,  ift  2Äad)Werf ;  wa8  aber  innen 

erflungen,   ba8  f priest  ju  Slllen  wieber   unb  überlebt  ben  gebredfc 

Kd&en  Mb. 

13. 


424         3-  ©fern,  @eiftl.  Cubertüre.    %  *Hnbj>aintner,  3ubcIouuertüre. 

fconcertoiwertäretu 

SitKitS  Stent,  ®etftltd>e  Dutoertfire.    SBcrf  9.     ^attttun 

2)a3  Xitclblatt  befagt,  bafc  ber  Somponift  für  biefe  Dubertüre 
toon  bcr  Slfabemie  ber  fünfte  in  Serlin  bic  grofce  SompofitionSmebaifle 
erhalten  l)at.  2Kan  barf  mithin  etwa3  erwarten.  aber  e3  fdjeint,  bie 
mufifalifd)e  ©ection  jener  Äfabemie  Ijat  fein  ©lücf  mit  ifjren  greifen: 
e3  finb  fogar  ©d&nifcer  in  ber  Dutoertüre  fielen  geblieben  —  fo  S.  7 
Xact  6  bie  Dctatoen  jwifdjen  ber  erften  SSiolme  unb  SBaft,  ebenba  Xact 
12  in  benfelben  Stimmen  — ,  auf  bie  bie  Sßrüfenben  bodj  wentgftena 
t>or  bem  2)rucfe  aufmerffam  machen  mußten,  üom  ©eifte  ber  (Srfinbung 
gar  nid)t  ju  reben.  $)enn  wo  foöte  biefer  audj  fjerfommen  bei  einem 
Xljema  wie  bem,  ba8  bem  Eomponiften  aufgegeben  würbe?  ©egen 
ben  Unteren  fjaben  wir  nidjtS,  er  f(at  fein  Xalent  in  mancher  an« 
mutagen  ©efangcompofition  fcfyon  betätigt,  aber  gegen  bie  2tfabemie, 
bie  ein  joldjeä  Xljema  aufgab  unb  einer  folgen  in  jebem  §alle  mit 
Unluft  gemalten  Bearbeitung  eine  öffentliche  Änertennung  erteilte. 
Sßie  gefagt,  bie  Duöertüre  ift  nichts  als  eine  ganj  medjanifd)  gemalte 
Variation  eines  abgebrof ebenen  gugentf)ema8,  wie  fie  jeber  Ijalbtoeg 
twrgerücfte  ©d)üler  in  jeber  ©tunbe  fdjreiben  mufe.  3m  fleinften  Siebe 
be8  $errn  ©tern  fteeft  mef)r  ©runb  ju  einer  SKebaitte  als  in  biefer 
ganjen  Dubertüre. 

$♦  Sitttyaitttaer,  8rtegertfd>e  Subelonöertüre.    SSerl  109.    $artftor. 

SBaS  man  toon  if)r  ju  erwarten  f(at,  f pridjt  ber  Xitel  au$.  63 
ift  ein  ®elegenf}eit8ftücf  jur  25  jährigen  SRegierungSfeier  beä  SöntgS 
oon  SBürttemberg  componirt  unb  tritt  mit  allem  möglichen  Sßomp  auf, 
wie  er  bei  foldjer  ©elegenljeit  an  Ort  unb  ©teile  ift.  SBeber  gab  für 
biefe  ©attung  ben  Xon  an;  feine  Subelouüertüre  ift  nod)  nidjt  über* 
troffen  worben.  ®a3  6od  save  the  king  benufcte,  wie  fd&ou  SBeber, 
bann  SÄarfdjner,  Seibrocf  u.  a.,  fo  aud)  Sinbpaintner.  2>ajwifdjcn 
bringt  er  aber  ÄriegSgetümmel  unb  ©iege8marfd)äl)nlidje3  an,  woburd) 
fic§  biefe  Duöertüre  bon  M)nlidjen  untertreibet.  9Kan  !ann  glauben, 
ba&  ein  fo  gewanbter  Snftrumentator,  alfc  Welker  Sinbpaintner  be* 
!annt  ift,  ju  folgern  S3ilb  bie  regten  garben  ju  nehmen  berftanben. 


3.  SRtefc/  Duucrtürc  ju  §ero  unb  fieanber.  425 

(Sin  großer  ©ffect  lann  nid^t  ausbleiben.  Stuf  bem  Klarier  nimmt 
fid)  ba«  ©tüdE  gar  nidjt  au«,  e«  ift,  al«  wenn  man  nadj  einer  grofe» 
artigen  militärifdjen  SRetoue  fic§  eine  ©djjad)tel  ©olbaten  auffteUen 
wollte.  23. 

Salin*  SRte*,  Dutoertfire  ja  $cro  unb  Seanber  für  ba«  ^ianoforte 
fjtt  Hier  $finbeit«     SBerf  11« 

(Sin  feijöne«  bebeutenbe«  SBerf.  S)ie  neue  ßeitfe^rift,  fdfjeint  un«, 
l)at  ein  UnredEjt  gegen  biefen  würbigen  Äünftler  gut  ju  madjen:  wir 
finben  nämlid)  bie  frühere  Duöertüre  beffelben,*  in  einem  früheren 
Sa^rgange  in  unerfdjöpfenber  unb  ju  wenig  anerfennenber  Sßeife  be* 
fproc^en,  wobon  bie  ©djulb  aCerbing«  fein  mag,  bafe  bem  bamaligen 
^Referenten**  nur  ber  6lamerau«jug  üorlag,  unb  bafc  er  fie  nodj  nidjt 
toom  Drdjefter  aufführen  gehört  f)atte.  SBir  muffen  bie«  aber  f)ier  an* 
führen,  weil  un«  jene  erfte  Duöertüre  bie  glüdtlic^e  SSorgängerin  ber 
jWeiten  fdjeint,  Weil,  wa«  bort  fruchtbarer  Äeim,  fidj  f)ier  ju  reiferer 
©ntfaltung  bereit«  entwitfelt  I)at,  weil,  wenn  fdjon  bort  ein  f)öc§ft 
bebeutenbe«  Streben,  toon  einem  nidjt  minber  bebeutenben  Xalente  ge» 
tragen,  fidfj  geltenb  machte,  bie«  Don  ber  fpäteren  anbem  Dutoertüre 
in  nod)  größerem  2Rafje  ju  fagen  ift*  3n  ber  Xfyrt,  eine  ßeit,  bie 
foldje  SBerle  hervorbringt,  folcfye  tüchtige  Xalente  aufjuweifen  f)at  wie 
SRiefc  u«  a.,  brauet  toor  einer  entfdjwunbenen  großen  Sßeriobe  nid^t  fo 
fef)r  ju  enbt^en,  wie  einige  $urücf  gebliebene  un«  fo  gern  einreben 
mödjten,  unb  barf  aud)  mit  ßMerfic^t  auf  eine  nod)  ergiebigere  3u* 
fünft  tyoffen.  Xalent  unb  Äenntnift  reiben  fidfj  in  biefem  SBerfe  bie 
§anb  jum  frönen  JBunbe;  e«  ift  taum  ein  unfünftlerifdjer  Xact  in 
if)m,  wenn  wir  einige  leife  Stnflange  an  befannte  Sßerfe  au«nel)men. 
§ätte  ber  ©omponift  biefe  lederen  ju  tilgen  gefudfjt,  wir  würben  tym 
bie  Duüertäre,  Wie  fie  jebenfaH«  ba«  83efte  ift,  wa«  er  bi«  jefct  ge- 
geben, au<J)  al«  fein  ganj  unb  gar  itjnt  jugefförige«  @igentf)um  an* 
rennen.  Sftamentlidj  bie  ©teile  ju  (Snbe  ber  jelinten  unb  elften  ©eite 
ftbrte  un«  al«  ju  SWenbetef o^nif d) ;  Diel  weniger  einige  anbere,  bie 
an  ©teüen  ber  6oriolanout>ertüre  unb  ber  neunten  ©t}mpf)onie  öon 
33eetf)o*)en  erinnern,  aber  mef)r  im  öerwanbten  6f)arafter  al«,  wie 
bort,  in  ber  melobifdjen  gülpung.    2)iefe  einzelnen  Xacte  abgeregnet, 


*  SBerf  7. 
**  D.  Soren*. 


426  3-  9fofc,  Duöertüre  ju  §ero  unb  Seanber. 

fjaben  wir  allen  SRefpect  toor  bcr  ©ompofition.  ®ie  9Jef)errfd)ung  bcr 
gorm,  bie  er  oorjugSweife  breit  anlegt,  bie  ©rfinbung,  JBebeutfamfeit 
unb  ©djönfjeit  ber  einzelnen  9Wottöe ,  bie  äufcerft  eble  §altung  be$ 
®anjen,  baS  alles  ift  gern  unb  freubig  anjuerfennen.  Unb  bafc  wir 
bie  $auptfad)e  nid)t  toergeffen,  bie  Snftrumentation,  bie  uns  bis  auf 
einzelne  etwas  biegte,  meUeic^t  nod)  ju  ltd)tenbe  (Stellen,  ganj  meifter* 
fjaft  unb  im  Sinjelnen  gang  originell  bünft.  SBir  Ijaben  bie  Duoer* 
türe  jWeimal  l)ier  in  Seipjig  gehört;*  fie  l)at  beibemal  biefen  frönen 
(Sinbrucf  auf  uns  gemalt,  unb  ttir  jweifeln  utd)t,  ba&  fic§  biefer,  je 
mefjr  baS  Drdjefter  fie  fennen  lernt,  nodj  fteigem  wirb,  wie  bieS  bei 
ber  erften  Duoertüre  öon  SRiefc  fc^on  ber  fjatl  mar.  2>enn  fdjwer  ift 
fie,  fet)r  fdjwer,  in  ben  einjelnen  Snftrumenten  tute  im  ©nfemble  aller. 
Sorgfältig  einftubirt,  mit  Siebe  unb  SBerftänbnife  ausgeführt,  toirb  unb 
muj3  fie  aber  audj  einen  lofjnenben  (Srfolg  bringen. 

2Bir  fjaben  nod)  nichts  über  baS  ©ltjct  gefagt;  aber  wer  lennt 
jene  rü^renbe  ©age  nid)t,  bie  uns  fc^on  ber  alte  SDlufäoS  in  fo  an* 
mutiger  SBeife  erjagte?  3m  Uebrigen  geftetjen  Wir,  in  9Serlegenl)eit 
ju  fein,  wenn  wir  bem  ©djtufj  eine  Auslegung  geben  füllten.  3ft  e* 
bie  lefcte  Stacht  ber  Siebenben,  bie  ber  Xonbic^ter  f Silbern  »oute, 
ober  fdjwebte  il)m  nurbaS  glücftidjeSiebeSpaar  oor?  SBir  wifjens 
nidjt :  aber  eine  fo  freubige  (Srt)abenfjeit  erflingt  aus  bem  ©dflufj,  ba§ 
wir  weiter  nidjt  nachgrübeln  unb  bem  Äünftler  nur  nodj  bie  $e* 
ficfyerung  unferer  §odjadjtung  auSfprec^eu  wollen,  unb  im  ©pecietten 
unfern  ©an!  für  ben  reijenben  glötenlaufer,  für  ben  rüljrenben  ®efang 
ber  Slarinettc  gleich  im  anfange,  für  bie  braufenben  SBiolonceHS  in 
ber  Sinleitung,  für  bie  Xrompeten  am  ©djluffe,  wo  eS  Ddur  wirb, 
unb  für  fo  toieleS,  was  iljm  im  3nnern  lebenbig  erflungen,  aud(  in 
Sitten,  bie  it)m  nadföufüf)len  toerfteljen,  lebenbig  wiebererflingen  mufc. 

13. 


*  Querft  am  22.  9tyril  1841.  ©djumann  fdjrieb  £ag$  batauf  in  bcr  3eit- 
förift:  „3)ie  Duberifire  ift  bebeutenb,  in  einem  työdjft  ebeln  ©Ijarafter  getrieben, 
überhaupt  eine  früher  gehörte  bcffclben  (Somponiften  in  jebem  SBetradjt  überttriegenb, 
namentfid)  aud)  roaS  t>a§  (Solorit  bcr  Snftrumentation  anlangt". 


$f>.  £ird)ner,  Sicher.  427 


fieber  utib  töefamje. 

Sfjcobor  fitrrfjner,  3^»  Sieber  für  eine  ©tngfttrarae  mit  Sßfie*  SSerf  1. 

3m  jüngften  beutfeijen  ©angerwalb  motten  biefe  erften  SBIüttjcn 
eine§  nodj  fc^r  jugcnblidjen  SompofitionStalenteS*  mit  ju  ben  dfjaraf* 
teriftifd)ften  gehören.  Unb  erhalten  wir  nidjt  lautet  (SigeneS,  fo  fdjeint 
bod)  alles  aus  fo  innerer  güHe  geflogen,  bafc  wir  ber  ©offnung  toer* 
trauen,  ber  grüfjling  t)alte  nodj  lange  an  unb  es  »erbe  iljm  ein  frud|t* 
bringenber  Sommer  nachfolgen.**  3m  3ufammenl)ange  mit  &cr  forts 
fdjreitenben  ©idjtfunft  ift  ber  gftanj  ©dfjubertfd)en  SpodEje  bereits  eine 
neue  gefolgt,  bie  fitf)  namentlich  audf)  bie  fjortfcljritte  beS  etnftweilen 
weiter  auSgebilbeten  33egleitungSinftrumentS ,  beS  ©lamerS,  ju  SRufce 
madjte.  SDer  ßomponift  nennt  feine  Sieber  audEj  „Sieber  mit  Sßiano» 
forte",  unb  eS  ift  bieS  nidf)t  ju  überfein.  S)ie  ©ingftimme  allein  fann 
aHerbingS  nidjt  aßeS  wirf  en,  nidjt  alles  wiebergeben ;  neben  bem  äuS* 
bruefe  beS  ®anjen  foöen  aud)  bie  feineren  $üge  &e*  ®ebid(jts  f)erüor* 
treten,  unb  fo  ift'S  redjt,  wenn  barunter  nidjt  ber  ©efang  leibet, 
darauf  l)at  nun  freiließ  audj  biefer  junge  ßomponift  ju  achten,  ©eine 
Sieber  erfechten  fjäufig  als  felbftänbige  3nftrumentalftücfe,  bie  oft 
faum  beS  (SefangeS  ju  bebürfen  fdjeinen,  um  eine  öoüftänbige  Sßir* 
fung  ju  machen;  fie  finb  oft  nur  wie  Ueberfefcungen  ber  ©ebidjte  für 
baS  Elatrier,  gewiffermafcen  Sieber  otjne  SBorte,  aber  burefy  SBorte  an* 
geregt;  ber  ®efang  in  itjnen  erfdjeint  bat)er  oft  wie  ein  leifeS  $in« 
lispeln  ber  SBorte,  unb  ber  §auptausbrucf  liegt  meiftenS  in  ber  83e* 
gleitung.  ®afc  eS  bem  ©omponiften  an  melobifd>er  Äraft  fefjle,  wirb 
SKiemanb  fagen  fbnnen,  aber  fie  ftüfet  fidj  nodj  ju  fe^r  auf  bie  ipar* 
monie,  unb  bie  gül)rung  ber  ©timme  trägt  nod)  einen  ju  feljr  inftru* 
mentalen  ©ffarafter.  SBo  aber  überall  fo  üiel  Xalent,  wirflid^  poe* 
tifdje  Anlage  fjerüorblicft,  ba  ift  nidEjt  ju  fürchten,  bafe  ber  ©omponift 
ftet)cn  bleibe,  ©djon  in  ben  erften  S3erfudjen  XalentooHer  lägt  fidE) 
eine  gewiffe  SilbungSfäljigfeit  erlennen,  bie  audfj  einen  fiarleren  5)rucf 
ber  Äriti!  nidjt  fd^eut,  unb  biefe  gäljigfeit,  wie  bie  SJefdjeibenljeit  ein 

*  ftirdjner  fear  18  Safce  alt. 

**  8»ei  £efte  fefjr  genialer  ©labierftücfe,  bie  fo  eben  (1852)  erjdjienen,  fjaben 
bie  ^ßrop^e^eiung  toafjrgemadjt.    [6dj.] 


428  fö-  Sdjumamt  unb  g.  SMtter,  ©gntpfyonieen. 

Setzen  wahren  XalenteS,  fdjeint  audfj  unferm  Siebercomponiften  inne 
ju  wohnen,  bic  er  fid)  beim  immer  erhalten  möge. 

Der  t)orf)errftf|enbe  ߣ)arafter  ber  Sieber  ift  ber  beS  ©djwärme* 
rifdjen,  ©einfältigen,  bic  3ßaf)l  ber  ®ebid)te  (t>on  ©eine,  S.  JBedE, 
g.  äRofen)  eine  bem  entfpredjenbe.  DaS  füge  9Büf)ten  in  grüljlingS* 
gebanfen,  ba8  fef)nenbe  ®efül)l  be$  SSeiterfdijweifenwotlenS  über  93erg 
unb  Xfyal,  wie  e§  unfere  Didjter  fo  oft,  fo  fd)ön  auägefprodjen  — 
barin  ergebt  fid)  aüd)  ber  junge  SJiufifer  am  liebften;  fold)e  ©ebidjte 
gelingen  il)m  am  beften.  3um  SBortrag  ber  Sieber  gehören  geübte 
§änbe  unb  Stimmen,  namentlich  erftere,  eben  weil  ber  §auptau3bru<f 
meift  in  ber  Begleitung  liegt,  unb  aud)  bie  gertigfeit  wirb'8  nid)t 
allein  ausmalen  fonbem  bie  ßarttjeit,  ber  ©djmelj  ber  ©Ratten  unb 
Sinter,  gär  bie  bebeutenbften  ©tütfe  galten  wir  bie  $einefd|en;  fie 
finb  borjugSweife  fdfjwärmerifcl)  unb  mit  Siebe  componirt,  namentlich 
bie  beiben  $rül)ling3lieber  9ir.  4  unb  9lr.  6.  3n  anbern,  wie  in 
9lr.  9,  ftören  einige  etwas  weit  Ijergeljolte  SWobulationen,  wo  eS  bem 
(Somponiften  bielleid)t  gerabe  red)t  überfdjwenglid)  ju  SÄutfje  |war,  aber 
jum  Schaben  ber  fidjem  frönen  gorm,  bie  er  nidjt  me^r  ju  bet)err* 
fdEjen  wufete,  SKöd^te  benn  bie  ßufunft  ben  wof)lwoHenben  ©um  bie« 
fer  ßeilen  betätigen,  bie  Slnerfennung  wirb  nidjt  ausbleiben,  unb  man 
fdjreibe  fidj  fd^on  jefct  ben  tarnen  biefeS  talentvollen  ÜÄufiferS  ju 
benen,  bie  einen  guten  Slang  in  ber  golge  ju  befommen  bereiften. 

13. 


5t)mpl)onieen  für  ©tdjefter, 

Der  lefcte  Bericht  ber  3ci*fc^r^f*  über  neu  erfdjienene  ©9ntpl)o~ 
nieen  reicht  big  jum  Sanuar  1841.  Den  wenigen,  bie  feitbem  ge* 
brueft  worben,  ift  ber  heutige  gewibmet;  i^re  Somponiften  finb: 
SR.  ©djumann,  %.  SKüIler  (in  ftubolftabt),  SB.  Sittern,  ©poijr, 
2KenbelSfol)n. 

SSon  ber  ©gmpt)ome  beS  Srfteren  erwähnen  wir  nur  f)iftorif3), 
baft  fie  in  Drc^efterftimmen  unb  t>iert)<mbigem  SlatrierauSjug  erfdfienen 
ift  unb  in  B  dur  fteljt.  SSon  ber  beS  3ulläc^ft9enailltten  [®°*  52>  ™ 
Es]  lönnen  wir,  ba  uns  feine  Partitur  im  Slugenblidt  vorliegt,  nur 
aus  ber  ©rinnerung  anführen,  ba£  fie  baS  Sßerl  eines  praftifdf)  routi* 
nirten  SRufiferS,  flar  unb  fleißig  gearbeitet  ift  unb  mandje  ?tnflänge 


SB.  Ottern  unb  ©poljr,  ©tjmjrijomeen.  429 

an  bic  Strt  unb  SBeife  älterer  SDieifter,  wof)t  audj  an  ©pof)r,  ju  ®e* 
f)ör  bringt.  3n  biefem  ©inne  würbe  fie  fd)on  früher  nad)  it>rcr  erften 
Aufführung  in  Seipjig  befprodf)en- 

93on  ber  ©gmpf)onie  toon  SB.  Sittern  (SBerf  16)  liegt  uns  aufcer 
ben  geftodjenen  Stimmen  audf)  bie  gefdfjriebene  Partitur  öor,  ®8  ift 
bie  jweite  beS  ©omponiften;  ein  Urteil  über  beffen  erfte  ftel)t  33b.  XIII 
9fcr.  49,  baS  wir  beinahe  wörtlich  anc§  für  bie  jweite  abfdjreiben 
möchten,  ©ie  f)at,  wenn  wir  nic^t  bie  SBerbinbung  ber  ©inleitung, 
bie  ans  H  moll  gef)t,  mit  bem  9llIegrofa&e,  ber  wie  bie  anbern  §aupt< 
fäfce  in  D  dur  componirt  ift,  ausnehmen,  faft  gar  nidfjtS  JtuffatlenbeS 
an  fidf),  fo  wenig  wie  etwa  ein  33ad),  ber  burdj  ftiHe  SBiefen  f)inflie&t; 
Wir  ergoßen  uns,  fo  lange  wir  ü)n  feljen;  mit  anbern  tieferen  Sin* 
brüdten  berfd>winbet  natürlich  ber  feistere.  2)aS  3bt)flifd)e,  83c* 
fdjränfte  nnb  ©enüglidje  beS  SBerfeS  liegt  im  SSorigen  genugfam  ange* 
beutet  Qu  loben  Ratten  wir  nnr  nodf)  ben  äßufifer,  ber  fein  SÄaterial 
fing  öerwenbet  nnb  jierlidj  nnb  reinlich  ju  inftrumentiren  t>erftel(t. 
2)ie  mitwirlenben  brei  ^ßofaunen  fdjeineu  uns,  bem  ganjen  ©tiaralter 
ber  ©t)mpf)ome  nacl),  allein  überflüffig ;  wo  glöten  nnb  ipoboen  aus* 
reiben,  einen  ©ebanlen  au8äufpred()en,  ba  fönnen  jene  Snftrumente 
fogar  toerberben.  SBcf^eibcncn  Slnfprüdjen,  wie  man  fie  etwa  in  flei* 
neren  ©täbten  l)at,  wie  fie  Heinere  Drdjefter  ju  erfüllen  bermögen, 
genügt  benn  biefe  freunblidje  ©t)mpt)onie  bollfommen.  3Bof)l  bem, 
ber  feine  Gräfte  fennt;  er  wirft  im  engen  Greife  baffelbe,  was  ber 
§öf)erbegabte  in  weiten*  Der  Somponift  ift  in  bem  galle;  bleibe  er 
audfj  nidfjt  fielen  unb  bilbe  fid)  in  fteter  Sßrogreffton  weiter;  bie  Sld^* 
tung  ber  SBelt  wirb  il)m  ttic^t  entgegen» 

9Son  ©pol)r  liegen  uns  jwei  neue  ©t)tnpf)onieen  üor,  bie  in 
bem  ßeitraume  oon  faum  brei  3af)ren  erfcfjienen.  ®ie  erfte  (t)on  ben 
fieben,  bie  er  gefd&rieben,  bie  fedjfte)  ;wurbe  fc^on  nadf)  itjrer  erften 
Aufführung  in  Seipjig  in  biejen  flattern  jiemlidEj  ausführlich  befprodfyen 
[©.  298],  eS  ift  feine  l)iftorifc^e  [SBerf  116].  SBir  wüßten  bem  früher 
©efagten  faum  etwas  äujufefcen.  SS  t)ic§  bort  u.  a. :  „(Sine  merf* 
würbige  Srfd^einung  bleibt  eS  gewifc,  bafe  in  unferer  ßeit  fdjon  mef)* 
rere  93erfudje  gemalt  würben,  uns  bie  alte  öorjufüliren  :c.  3Ran 
fann  nichts  bagegen  ^aben;  bie  SBerfud^e  mögen  als  ©tubien  gelten, 
Wie  ja  bie  ©egenwart  neuerbingS  ein  SBo^lgefaCen  am  9ftococo*®e* 
fdjmad  jeigt.  Aber  baf$  gerabe  ©pofjr  auf  bie  Sbee  fällt,  ©potjr,  ber 
fertige,  abgefdjloffene  äReifter,  er,  ber  nie  etwas  über  bie  Sippen  ge* 
bracht,  was  nidjt  feinem  eigenften  §erjen  entfprungen,  ber  immer  beim 


430  ©poljr,  „3rbifd)eä  unb  mttli$&  im  äÄenfaenteben". 

erften  Xone  ju  erlernten  —  bieg  mufe  wof(l  SÄÜen  intereffant  erfdjeinen. 
©o  f)at  er  beim  aud)  bie  Stufgabc  gelöft,  wie  wir  Beinahe  erwar* 
teten;  er  t)at  fid)  in  baS  Jleufjere,  bie  gorm  Derfdfjtebener  ©tue  ju 
fügen  gefd)idt;  im  UeBrigen  bleibt  er  ber  SÄeifter,  tute  wir  ü|tt  lange 
fennen  unb  lieben;  ja  es  f)eBt  gerabe  bie  ungewohnte  §orm  feine 
®igentt)ümlidjfeit  noefj  fdfjreienber  IjerDor,  wie  benn  etwa  ein  irgenb 
Don  ber  SRatur  Sluögejeid^neter  fid)  nirgenbs  leidjter  Derrätlj,  als  wenn 
er  fidfj  maSlirt.  ©o  ging  Napoleon  einftmals  auf  einen  SDtaSlenball 
unb  war  faum  einige  Sfogenblide  ba,  als  er  fd&on  —  bie  Arme  mein* 
anber  fdjlug.  .  2Bie  ein  Sauffeuer  ging  eS  burdfj  ben  ©aal:  „ber 
Äaiferl*  äeljnlidf)  fonnte  man  bei  ber  ©tjmpljonie  in  jebem  SBinfel 
beS  ©aale«  ben  Ausruf  ,,©pof)r"  unb  wieber  „©po^r"  Ijören.4"  —  S)ie* 
fen  Sßorten,  bie  unmittelbar  nad)  bem  juerft  empfangenen  (Sinbrude 
niebergefd)rieben  würben,  wüßten  wir,  wie  gefagt,  audfj  jefct,  wo  wir 
baS  äBerf  in  ber  gebrueften  ausgäbe  lennen  gelernt,  nur  wenig  Ijinju* 
jufügen.  ©injelne  feine  fd^öne  ßfige  entbeden  fid)  natürlich  in  jebem 
SBBcrlc  ©poljrS,  je  met)r  man  mit  if)m  Dertraut  wirb,  unb  fo  m&djten 
wir  aud)  an  bem  früher  auSgefprodfjenen  Urteile  über  ben  legten  ©afc 
ber  ©tympt)onie  einiges  milbem,  bem  wir  Damals  eine  ironifdfje  21B* 
fid)t  unterlegten,  wäfjrenb  wir  jefct  bieS  ©piegelbilb  ber  ©egenwort 
weniger  greQ  finben.  $at  ftcfj  übrigens  nid&t  fdjon  in  ben  legten  brei 
Sauren  manches  geänbert?  SBürbe  ©pofjr  je|t  nidfjt  manches  anberS 
fdfjreiben?  3a,  wir  t)offen'S,  ben  fiebenSabenb  beS  würbigen  üReifterS 
werben  nodt)  bie  erften  ©trafen  einer  befferen  3eit  umleudfjten,  als 
er  jte  in  bem  ©d)lufcfa|3e  feiner  ©tjmpfyonie  cfjarafterifirte.  Arn  beften 
aber  wiberlegte  fid)  ©pofjr  felbft  burd)  feine  neufte  ©gmpljonie,  ber 
wir  nodE)  einige  SBorte  ju  wibmen  Ijaben,  wenige,  —  benn  wer  fönnte 
nodf)  etwas  ju  feinem  fiobe  fagen,  baS  nidfjt  fdfjon  gejagt  worben! 
S)aS  SBert  ift  aber  in  Dieter  83ejief)ung  merhoürbig  unb  läfet  ftd}  in  ber 
6igentl)ümlid)leit  feiner  ®ntftef)ung,  gorm  unb  äuSbrudSweife  nur  mit 
ber  früheren  [©tjmpljonie]  ©pol)rS,  ber  „2Beif)e  ber  Xöne"  Dergleichen.  3Bie 
bort,  wählte  er  fid)  audfj  £)ier  ein  Xtjema,  baS  er  mit  ber  etwas  attge* 
mein  gefagten  §auptüberfd)rift  „SrbifdfjeS  unb  ©öttlidfjeS  im  SWenfdjen* 
leben*  Bezeichnete  unb  in  brei  ©äfcen  ausarbeitete,  Don  Denen  jeher 
wieber  ein  BefonbereS  äRotto  Ijat.  SKit  anbern  Sßorten,  ber  erfte  ©a| 
f Gilbert  bie  Äinberwelt,  ber  jweite  bie  ©efaljren  beS  3ünglingS*,  woljl 
audfj  beS  SebenS  beS  SWanneS,  ber  britte  enblicfj  ben  ©ieg  beS  @uten 
über  baS  835fe.  Sffiir  gefielen,  ein  SBorurtyeit  gegen  biefe  Art  beS 
©dfjaffenS  ju  IjaBen,  unb  tfjeilen  bieS  Dietteidjt  mit  ljunbert  gelehrten 


8pol)r,  „3rbifdje$  unb  ©ötilidjeS  im  SKenfdjenleben1'.  431 

Äöpfen,  bie  freiließ  oft  fonberbare  SBorfieflungen  Dom  ©omponiren 
fjaben  unb  ftd>  immer  auf  üKojart  berufen,  ber  fidEj  nic^td  bei  feiner 
SRuftf  gebaut  l)aben  foß.  SBie  gejagt  inbefc,  ba§  SBorurtfjeil  f)aben 
wof)l  SRandfje,  audfj  9tid&t<©elefjrte,  unb  Ijätt  uns  ba^er  ein  ©omponift 
bor  feiner  äRufif  ein  Programm  entgegen,  fo  fag'  iä):  „öor  Allem  laf* 
mid)  fjören,  baf*  bu  f df)bne  äRufil  gemalt  f)inter^er  fofl  mir  aud) 
bein  Programm  angenehm  fein".  63  ift  eben  ein  Unterfd)ieb,  ob  ein 
©oetf)e  nad)  aufgegebenen  (Snbreimen  einmal  bidjtet  ober  ein  Änberer. 
Drum  wirb  aud>  SRiemanb  ber  ©pof)rfd()en  ©tjmpfionie  itjre  ©cfjön* 
Reiten  wegpl)ilofopf)iren  fönnen,  eben  weil  e3  etwas  8tobere3  ift,  wenn 
er  fief)  au8naf)mweife  eine  Aufgabe  fteßt  ober  ein  Anfänger  ber  Äunft. 
Ueber  aß*  biefeB  ift  fdjon  bei  ber  „2Beif)e  ber  £öne*  t)in  unb  fjer  ge* 
rebet  worben,  unb  ber  Äampf  fängt  fd&on  wieber  an  auf  julobern  über 
ba8  6twaS*fidE|*nid)t'benfen*foßett  beim  ßomponiren  unb  ba8  ©egen* 
tljeil.  Die  Sßt)ilofopt)en  benfen  fidf)  bie  ©ad^e  audf)  wof(l  fd)limmer, 
afö  fie  ift;  gemife,  fie  irren,  wenn  fie  glauben,  ein  ßomponift,  ber  nad> 
einer  3bee  arbeite,  fe|e  fidf)  l)in  wie  ein  Sßrebiger  am  ©onnabeub* 
SRadjmittag  unb  fdjematifire  fein  S^ema  nadf)  ben  gewöhnlichen  brei 
feilen  unb  arbeite  e3  überhaupt  gehörig  au8;  gemife,  fie  irren.  Da& 
©Raffen  beS  äWufiterS  ift  ein  ganj  anbereS,  unb  fdEjwebt  if)m  ein  JBilb, 
eine  Sbee  t>or,  fo  wirb  er  fidfj  bodf)  nur  erft  bann  glücflid)  in  feiner 
Arbeit  füllen,  wenn  fie  i^m  in  frönen  SWelobiecn  entgegen! ommt, 
oon  benfelben  unfidfjtbaren  Jpänben  getragen,  wie  bie  „golbenen  6imer", 
üon  benen  ©oetfye  irgenbwo  fprid)t.  Drum,  behaltet  euer  SBorurtljeil, 
jugteid)  aber  prüft  unb  lafct  bie  ?ßfufd)ereien  be3  ©d&üler»  nid)t  ben 
SWeifter  entgelten. 

Sagen  wir'8  benn  furj,  e»  liegt  über  biefer  neuften  ©tjmpf)onie 
©pof)r8  ein  3auber  auägegoffen,  wie  faum  über  einer  anberen.  2Bir 
tonnten  nidjt  fagen,  bafe  und  befonberS  grofce,  neue  ©ebanfen  aus  it)t 
entgegenflängen,  anbere,  afö  wir  fd&on  Don  ©pof)r  gehört;  aber  biefe 
Steinzeit  unb  SBertlärtfjeit  be8  SlangeS  finbet  man  nid&t  leicht  wo  an« 
berS.  Den  Qaubtt  beS  Kolorit»  ju  erjjBt)en,  fam  bem  Somponiften 
freiließ  ju  ftatten,  bafe  er  fid)  jwei  Drd&efter  ju  feiner  SSerfügung 
fteflte,  unb  ba8  ift  aud)  eine  oon  ben  3been,  auf  bie  nicfjt  3eber  faßt, 
ober  faßt  er  barauf,  fie  fahren  läfct  aus  ©rünben.  Denn  gehört 
fdjon  jur  33eljerrfd)ung  eines  Drd^efterS  in  ber  Partitur  ein  SReifter, 
ein  wie  triel  größerer,  wenn  er  mit  jweten  ju  tf)un  ^)at.  SSiel  üßadj' 
atjmung  wirb  benn  baS  Unternehmen  fdjwerüdj  finben,  unb  fie  ift  in 
anberem  ©inne  audj  nidfjt  einmal  ju  wünfd^en.    3ntereffant  wäre  e3 


432  Gpoty,  „SrbiföeS  unb  mttütyä  im  SJlenjdjenle&en". 

f(ier,  bie  grage  ju  beantworten,  was  wof)t  SÖeetljotoen  atö  einer  fot 
djen  3bee  gemalt  l)aben  würbe,  ©oute  man/nidjt  baS  Ungeljeuerfte 
Don  ifjm  erwarten?  —  Sßtr  glauben,  er  l)ätte  fie  nidjt  einmal  benufct, 
unb  fie  liegt  mcl  mefjr  im  ©Ijarafter  be$  $Reifter8  im  Qoxtzn  unb 
feinen  wie  ©pofjr,  als  in  bem  beS  gewaltigen  Seetljoben.  ©polp 
war  eS  wof)t  aud),  ber  baS  erfte  ©oppelquartett  fd&rieb,  wie  fd>ott  in 
biefen  blättern  ausgebrochen  würbe. 

3wei  Drdjefter  finb  benn  in  ber  ©t>mpf)ome  tl)ätig,  Don  betten 
baS  eine  einen  mef)r  obligaten  (Straftet  Ijat  unb  (oljne  bie  ftarfen 
SReffing*  unb  ©djlaginftrumente)  nur  einfad)  befefct  werben  fott,  btä 
anbere  aber,  bis  etwa  auf  bie  $oboen  unb  gagotten,  bie  immer  ein* 
ftimmig  fpielen,  bie  gewb§ntid)e  ftarfe  S3efefeung  »erlangt.  3)af3  biefe 
ungewöhnliche  Slrt  ber  3nftrumentation  ber  Sufffi^rung  an  mannen 
Orten  fjinberlicf)  fein  wirb,  ift  natürlich ;  im  Uebrigen  galten  wir  bie 
©tjmp^onie  für  nid^t  fo  fdjwierig  wie  3.  JB.  bie  „3ßeif)e  ber  Xöne*. 

SBeid^t  benn  bie  ©t)tnpl)onie  in  SSielem  Dom  $erfömmlid)en  ab, 
f o  audj  in  ber  gorm,  in  ber  5°ffle  &er  @äfee ;  ber  erfte,  ein  ©emälbe 
feiigen  ÄinberlebenS ,  ift  nadj  einer  langfamen  ©inleitung  ein  Sitte* 
gretto;  wir  motten  if)tn  ben  ?ßreiS  geben;  grüne  SÄatten  breiten  fid) 
üor  uns  aus,  unb  unter  einem  wolfenlofen  §immel  fpielen  bie  Äinber 
ju  ©dfjaren;  bajwifd&en  fiet)t  man  Wof)t  aud)  baS  wef)mütf)ig  lädfjelnbe 
Sluge  beS  ÜÄeifterS  felbft,  unb  wie  er  fid)  gern  feiner  eigenen  Äinber* 
jeit  erinnern  mag. 

S)en  ßfjaratter  beS  jweiten  ©afceS  l)aben  wir  fd&on  oben  nad)  bem 
3nf(alte  beS  9RottoS  bejeid^net.  @r  f Gilbert  gut,  was  er  Witt;  bem 
bumpfen,  jweif elnben  Slnf ange  folgt  ein  leibenfdE)aftlidE)eS  Slllegro ;  aud) 
f)ier  fie^t  überall  ber  eble  Stfieifter  felbft  burdj,  ber  bie  SJerirrungen 
feinet  SieblingS  (einen  gelben  ber  ©t)mpf)onie  angenommen)  gleid)fam 
felbft  mit  ju  bellagen  fd^eint* 

3n  biefem  ©afce  ift  mir  eine  einzige  ©teile  aufgefallen,  oon  ber 
mir  fdjeint,  bafc  fie  üieQeic^t  nid^t  ganj  bie  SBirfung  madf)t,  bie  fidj 
ber  ©omponift  baüon  toerfprodjen ;  es  ift  bieS  baS  ©olo  ber  SSioline 
beS  erften  DrdjefterS,  bie  gegen  bie  ÜJtaffen  beS  anbem  nidfjt  auffom* 
men  fann  unb  ju  bttnn  Hingt.  (Sine  SBerftärfung  wäre  natürlich  fe^r 
leidet  ju  erreichen  gewefen;  aber  eS  fdjeint,  ber  ßomponift  lege  @e« 
wid^t  barauf,  bafj  ein  ©injiger  fie  fpiele,  unb  wir  glauben  feine  3bee 
ju  üerftefjen.  ©o  wäre  benn  Don  einftubirenben  Dirigenten  barauf 
ju  feljen,  bafc  baS  jweite  Drd)efter  mit  feiner  ©tärfe  möglicljft  an 
fid)  Ijalte. 


9ftenbet£fofpt,  ©tjmpljome,  SBerf  56.  433 

3m  brüten  ©ajje  fef|en  toir  ben  SDid)ter  nun  ganj  auf  feinem 
gelbe;  ber  33öfe  entfliegt  unb  bie  Äraft  beS  ©uten  fiegt.  3n  ber  ®r* 
finbung  ber  Xtjemaä  erinnert  biefer  an  Jfabereä  oon  ©pot)r,  nament* 
lid)  auef)  an  ben  lejjten  ©ajj  be3  ungefähr  in  gleicher  £eit  gefcfjriebe* 
neu  Xrto»  in  Emoll,  unb  audj  ber  ©cJ)tufj  erinnert  an  ben  ber 
„Sßeilje  ber  Xöne",  ot)ne  beSfjalb  einen  frönen  erf)ebenben  ©inbrudf 
ju  oerfe^ten. 

©0  fdjliefet  ber  SWeifter.  Äafet  uns  U)xa  folgen,  in  ber  Äunft, 
im  fieben,  in  feinem  ganjen  Streben!  2>er  gleife,  ber  au8  jcber  ßeile 
ber  Sßartitur  l)ert>orgef)t,  ift  toaf)r^aft  rüljrenb.  ©r  fei  uns  mit  un* 
fem  größten  S)eutfdjen  ein  leudjtenbeä  SBorbilb! 

Auf  bie  neue  ©tjmpljonie  Don  g.  9Äenbel3fof)n  SSartljolbt) 
[Sffierl  56,  A  moll]  tüaren  tt>of)l  Sitte,  bie  bie  glänjenbe  33at)n  biefeS  fei* 
tenen  @eftirn3  tt)eilnef)menb  biäf)er  öerfolgt,  auf  ba8  §odf)fte  gefpannt. 
2Ran  fat)  i§r  mie  gleidjfam  feiner  erften  fieiftung  auf  bem  fijmpljoni' 
ftifdjen  ©ebietc  entgegen ;  benn  feine  ttnrflidj  erfte  ©tjmptjonie  in  C  moll 
fällt  beinahe  in  bie  frfit)efte  3ugenbjeit  be3  SunftlerS,*  feine  jtoeite 
[Adur],  bie  er  für  bie  pt)ilf)armonifd)e  ©efellfdjaft  in  Sonbon  fd£)rieb, 
ift  burdf)  ben  3)ru<f  nidjt  betannt  geworben;**  bie  ©tympfyoniecantate 
enblidj,  ber  „Sobgefang",  fann  nid&t  als  eine  rein  inftrumentale  arbeit 
betrachtet  werben.  ©0  fehlte  im  reichen  Sftanje  feiner  Schöpfungen, 
bie  Cper  aufgenommen,  nur  nod)  bie  ©gmpljonie:  in  allen  anbern 
©attungen  J)atte  er  fid^  fd^on  fruchtbar  gezeigt. 

Sßir  miffenS  burefj  britte  $anb,  bafc  bie  Slnfänge  ber  neuen  ©tym« 
Päonie  jroar  auclj  in  eine  frühere  3eit***  in  bie  Don  2Renbeföfot)n8 
Aufenthalt  in  Sftom  fallen ;  bie  eigentliche  SBottenbung  gef dfjal)  aber  erft 
in  jfingfter.  3ur  Beurteilung  it)re3  cjanj  befonbern  StjaratterS  ift 
bieg  gemifj  intereffant  ju  erfahren,  2Bie  toenn  ttrir  au3  einem  alten 
»erlegten  33ucfje  ptöfclicfj  ein  öergitbteä  93latt  tjerauS jict)en ,  ba3  un3 
an  eine  entfd^nmnbene  3eü  erinnert,  unb  biefe  nun  in  ganjer  ipette 
toieber  auftauet,  ba%  mir  bie  ©egenmart  öergeffen,  fo  mögen  looljl 
audf)  bie  $f)antafie  be$  SßeifterS,  al3  er  jene  alten  im  fcfjönen  3talien 
gelungenen  SJielobiecn  mieber  in  feinen  papieren  fanb,  Ijolbe  ©rinne* 
rungen  umfpielt  Ijaben,  fo  bafe,  bemüht  ober  unbenmfet,  enblid)  biefeä 
jarte  Xongemälbe  entftarib,  ba3  einen  mot)l,  wie  etma  bie  italienifdje 
SReijebefd^reibung  in  3ectn  ?ßaul3  Xitan,  bie  Xrauer,  jenes  gefegnete 

*  äHatjrfdjeinttdj  in  ba3  Satyr  1824. 

**  ©ie  würbe  nad)  9RenbeI§jotjn3  Xobe  gebrueft  unb  trägt  bie  SBerfsaljI  90. 
***  1830. 
©tfttnianit,  @*ef.  ©^rifteir.  II.  28 


434  äRenbetSfotpt,  ©Qmjrijome,  SBer!  5G. 

2anb  nidfjt  gefet)en  ju  Mafien,  auf  eine  SBetle  toergeffen  machen  fönnte. 
Senn  ia%  burdj  bie  gange  ©tympfjonie  ein  eigentljümlidfjer  SBolfSton 
wef(t,  ift  fd&on  meljrfad)  ausgebrochen  worben,  —  ein  ganj  pfjantafie* 
lofer  9Jienfd)  nur  toitb  bieS  nidjt  merlen.  S)aS  befonbere  reijenbe 
(Solorit  ift  es  benn  aud),  baS,  wie  ber  granj  ©pubertieren  ©^mpljonie, 
fo  ber  SRenbelSfoljnfdfjen  eine  befonbere  ©teile  in  ber  ©tjmpf)onieliteratttr 
fiebert.  2)a8  l^erlömmlicfje  3nftruutentatpatl)oS,  bie  gewohnte  maffen* 
Ijafte  JBreite  trifft  man  in  it>r  nid)t,  nidjts  was  etwa  wie  ein  lieber* 
bieten  SBeetljoüenS  ausfege,  fie  nähert  fidj  melmef)r,  unb  ^auptfäc^lic^ 
im  ßfyaratter,  jener  ©d&ubertfdjen,  mit  bem  Unterfdfjiebe,  bafc,  wäljrenb 
uns  bie  lefctere  eljer  ein  wilbeS,  jtgettnerifdjeS  SJolfStreibeu  afjnen  lägt, 
uns  bie  9ÄenbelSfof(nS  unter  itatienifd)en  §immet  öerfefct  S)arin  liegt 
jugteidfj  auSgefprod&en,  baf*  ber  jüngeren  ein  anmutig  gefitteterer  ©ja* 
rafter  innewohnt  unb  bafc  fie  uns  weniger  frembartig  anfpricljt,  inbefe 
wir  freilid)  ber  ©cfjubertfd&en  wieber  anbere  SBorjüge,  namentlich  ben 
reicherer  (SrfinbungSlraft  jufpred^en  muffen. 

Sn  ber  ©runbanlage  jeidtjnet  fiefj  bie  ©t)mpf)onie  SÄenbelSfofytä 
nodfj  burefj  ben  innigen  ßufammenljang  aller  üier  ©äfce  au»;  felbftbic 
melobifdfje  fjüljrung  ber  §aupttf>ema§  in  ben  öier  toerfdfjiebenen  ift  eine 
üerwanbte;  man  wirb  bieS  auf  eine  erfte  flücfjtige  SBergleidjung  tyerauS* 
finben.  ©o  bilbet  fie  benn  mefyr  als  irgenb  eine  anbere  ©ijm^ome 
aud)  ein  engüerfd)lungeneS  ©anje;  ßtjaralter,  Xonart,  3i^t^mu* 
weisen  in  ben  toerfd()iebenen  ©fijjen  nur  wenig  t>on  einanber  ab.  3)er 
©omponift  wünfd)t  audE)  felbft,  wie  er  in  einer  SSorbemerfung  fagt, 
ba%  man  bie  trier  ©äfce  of)ne  lange  Unterbredjjung  hinter  einanber  fpiele. 

SßaS  baS  $ein*3Wufilalifd()e  ber  Sompofitton  anlangt,  fo  ift  wol)l 
über  beren  9JieifterlidE|feit  SRiemanb  in  3rocifel-  *fo  ©d(jönt)eit  unb 
ßart^eit  beS  33aueS  im  ©anjen  unb  ber  S3inbeglieber  im  (Sinjelnen 
ftellt  fie  fidj  neben  feine  Ouvertüren ;  an  reijenben  3nftrumentalcffecten 
ift  fie  nicljt  minber  reiefj,  2Bie  fein  SRenbelSfoljn  einen  filteren  ©c* 
banfen  wieberjubringen,  wie  er  einen  Sftüdgang  ju  fdfjmüdeu  fcerfteljt, 
ba§  uns  baS  grünere  wie  in  neuer  SBeleud&tung  entgegentritt,  wie 
reid)  unb  intereffant  baS  detail  of)ne  Ueberlabung  unb  pJ)itifter^afte 
©etefjrttljuerei,  baoon  giebt  jebe  ©eite  ber  Partitur  neue  SBeweife. 

SDie  SBirfung  ber  ©t)tnpf)onie  auf  baS  publicum  wirb  jum  Xljeil 
mit  fcon  ber  größeren  ober  minberen  SBirtuofität  beS  DrdjefterS  ab* 
Rängen;  bieS  ift  freilidj  immer  fo,  t)ier  aber,  wo  weniger  bie  Äraft 
ber  SJiaffen  als  bie  auSgebilbete  3artf)eü  ber  einzelnen  3nftrumente  in 
Slnfprucfj  genommen  wirb,  boppelt  ber  j$aVi.    SJor  allem  »erlangt  fte 


Antonio  ^Qjjini.  435 

jarte  33läfer.  Sfot  unwiberfteptfifien  wirft  ba3  ©c^erjo;  e3  ift  in 
neuerer  Qtit  *aum  e*n  geifteetd^ere«  gef djrieben  worben;  bie  Suftru* 
mente  fprecfyen  barin  wie  SRenfd)en. 

2>er  ßlamerau&jug  ift  fcom  Sompouiften  fetbft  unb  mithin  gewifr 
ba3  treuefte  Slbbilfa ,  baS  gebaut  werben  !ann.  Xrofebem  läfct  er  oft 
nur  bie  §älfte  ber  JReije  ber  Drdjefterwirfungen  afjnen. 

Der  Schüfe  ber  ganzen  ©i)mpf)onie  wirb  wiberftreitenbe  äßeU 
nungen  hervorrufen,  e8  werben  i£>n  Solange  im  E^aralter  beä  legten 
©afce3  erwarten,  wafjrenb  er,  ba8  ©anje  gleid)fam  fretöförmig  ab* 
runbenb,  an  ben  Anfang  be8  erften  erinnert.  SSJir  lönnen  ifyu  nur 
poetifd)  finben,  er  ift  wie  ber  einem  fdjbnen  SRorgen  entfpredjenbc 
äbenb.  @    • 


Antonio  Ua#tttt. 

$5a§  publicum  fangt  feit  Äurjem  an,  einigen  Ueberbrufc  an  9Sir* 
tuofen  merten  ju  laffen  unb  (wie  fie  es  fcfjou  öftere  geftanben  t)at) 
biefe  Sri^rif*  auc3&-  ®a&  We§  ^ic  SSittuofen  felbft  füllen,  fd)emt 
if)re  neuerbingfc  entftanbene  2lu8wanberung3tuft  nad)  ämerifa  ju  be* 
weifen,  unb  e3  giebt  manche  tf)rer  geinbe,  bie  babei  ben  füllen  Sßunf d> 
fjegen,  fie  möchten  in  ©otteS  Slamen  gan j  brüben  bleiben ;  benn,  attefc 
in  allem  erwogen,  jum  JBeften  ber  Äunft  fyat  bie  neuere  SJirtuofität 
nur  wenig  beigetragen.  2Bo  fie  un8  aber  in  fo  reijenber  ©eftatt  ent* 
gegentritt  wie  bei  beut  obengenannten  jungen  3taüener,  ba  lauften 
wir  gern  nod)  ftunbenlang,  —  in  Äurjem  fei  e$  gefagt,  e$  £)at  mir 
feit  Sauren  fein  33irtuo3  fo  innige  greube  gemalt,  midf)  f o  wohlig  unb 
glücftid)  geftimmt,  afö  Ä.  95ajjini.  6r  fdjeint  mir  M  SBeitem  ju 
wenig  anertannt,  audj  Ijier  nid)t  in  bem  ©rabe  gewürbigt  worben  $u 
fein,  ate  er  e3  üerbient.  S)ie  norbbeutfd^en  publicum«  entfdEjtiefeen 
fid)  nun  einmal  fcfjwer,  einem  Äünftler  einen  Kamen  $u  madjen;  fommt 
er  etwa  au3  $ari3,  metteid)t  auefj  mit  einem  Drben,  fo  Ijilft  it)nen 
ba3  fdjon  ef)er  über  bie  3**^*  tyuweg.  Sajjini  fam  faft  oljne  allen 
Kamen  f)ierf)er,  trat  anfpruct)3to8  auf;  im  ©eräufd)  ber  SÄeffe  ift'* 
oljnebieä  fd)Werer,  fid)  belannt  ju  machen;  man  erwartete  benn  einen 
©alonfpieler,  wie  man  fie  fd)on  ju  S)u|enben  Ijier  gebort.  ®r  ift 
gewife  bei  Sßeitem  me^r,  unb  nannte  man  if(m  feine  linfe  §anb  (jum 
Slnf äffen  ber  SSioline),  er  würbe  mit  ber  anbem  nod)  f djreiben  fömten 

28* 


436  Antonio  SBaföini. 

unb  fiel)  unter  ben  befannten  itaticnifd^en  &ompofition»celebritäten  nodj 
ganj  gut  ausnehmen;  mit  attbern  SSorten,  er  t)at  audE)  offenbar  pro* 
buctiüe»  Xatent,  unb  Bei  einiger  erlangter  Xtieaterfenntnifc  gewiß  ebenjo 
triel  Stecht  wie  $err  5)onijetti  2c,  Dpern  ju  fctjreiben.  ©ein  „Kontert* 
bewies  eS  am  beutlid^ften;  ber  natürliche  ®uß  be3  ©anjen,  bie  metft 
biScrete  Snftrumentirung,  ber  tturflidj  bejaubernbe  ©d^melj  unb  3ßof)l« 
Hang  in  einzelnen  ©teilen  —  t>on  alle  biefem  t)aben  ja  bie  meiften 
SSirtuojen  faum  eine  Slljnung.  Italiener  ift  er  burdj  unb  burdj,  aber 
im  heften  ©inne;  als  fäme  er  au»  bem  fianbe  be3  ©efange»,  mdjt 
«nem  Saube,  baä  ba  ober  bort  liegt,  au»  jenem  unbefannten  eroig 
Reitern,  fo  war  mir'»  manchmal  bei  feiner  SKufif* 

211»  Spieler  nun  inSbefonbere  rangirt  er  gewiß  ju  ben  gröBten 
ber  ©egenwart;  an  eminenter  gertigfeit,  an  9tnmutf)  unb  gäHe  be§ 
XoneS,  unb  öor  Stttcm  an  Steinzeit  unb  2lu»bauer  toü^t'  idj  feinen, 
bem  er  e»  nic^t  gleid)  tfjate;  an  eigentümlicher  'ftnfät,  Sugenblidjf.tt 
unb  ©efunbfjeit  be»  Vortrags  überragt  er  wof)l  bie  meiften,  unb  Der* 
gegenwärtige  idj  mir  mandjer,  namentlich  belgifd)er  Sßirtuofen  f)erj> 
unb  feelenlofe»  blafirte»  Sßefen,  fo  lommt  er  mir  wie  ein  3üngting  unter 
©reifen  toor,  bem,  trofc  baß  er  fdjon  auf  fotdjer  glänjenben  §6l)e, 
eine  nod>  glänjenbere  S^nf*  beüorftet)t. 

2)ie»  Urteil  ju  untertreiben ,  fjätte  tdj  nur  ba»  ©djerjo  über 
Xljema»  au»  ber  Slufforberung  jum  Xanj  t)on  SBeber  unb  fein  Son* 
cert  ju  t)5ren  gebraust  unb  gewünfd)t.  .9ln  ben  beiben  folgenben 
©tücfen  fal)  idj  nur  ungern,  baß  er  audfj  bem  publicum  jit  fd^mei^cln 
nic^t  toerfd)mät)t;  fjier  war  weniger  SKufif,  aber  eine  2lnl)äufung  t)on 
Sßiolinfünften,  in  benen  e»  nun  einmal  ^aganini  TOemanb  nad^t^un 
wirb.  3n  biefer  Sßeife  wolle  er  lederen  unb  fidf)  felbft  nic^t  überbieten; 
fie  fd)eint  mir  fogar  außer  feiner  Sßatur  ju  liegen,  bie  ju  gefallen  unb 
ju  bejaubern  nur  itjre  einfachen  SReije  ju  entfalten  brauet;  juÄun[t» 
griffen  ber  Äofette  feine  SuffodJ*  in  tiet)men,  t)at  er  nidjt  nöt£)ig. 

Söiöge  benn  bie  Sßelt  bem  jungen  liebenSwürbigeu  großen  Äünftler 
bie  Xt)eilnat)tne  juwenben,  mit  ber  fie  gegen  weniger  SBürbige  oft  t>er< 
fdjwenberifd)  genug  war.  ©»  jeidjnet  tfjn  aurf)  nodfj  eine  (Stgenjdjaft 
aus,  bie  ber  93efd)etbenl)eit;  ba  ift  nichts,  wa»  un»  jpamten  unb  in 
SBerwuuberung  fefcen  Witt.  SSeltmüber,  blaffer  93irtuofengeftalten  fjaben 
wir  nun  fdjon  genug  gehabt;  erfreut  eudj  nun  anä)  einmal  an  einem 
fräftigen  3üugling»gefidjt ,  bem  $>eiterfeit  unb  2eben»luft  au»  ben 
Stugen  blidt,  wie  fie  nur  ein  in  fiel)  watjrtjaft  glücfftdEje»  ©emütt)  ju- 
rüdjufpiegeln  üermag.  ©dj. 


SRubhtftem,  Unbine;  §opfe,  f^ugen.  437 


Äußere  5tüdu  für  Jltanoforte. 

2t.  ftnbiitfteiv,  „ttubute",  Gtfibe,     SBcrl  1. 

S5ie  erftc  STrbcit  beä  talentvollen  Änaben,  ber  fid)  als  Spieler 
einen  fdjon  fo  großen  SRuf  gemalt.  Db  er  audj  bebeutenbeS  pro* 
buctitieS  Xalent  fjabe,  tagt  fid)  nad)  biefer  öorliegenben  erften  fieiftung 
toeber  behaupten  nod)  verneinen.  S)afj  in  bem  Meinen  ©tücfe  ba£ 
9ÄeIobifd)e  Dorroiegt,  of)ne  gerabe  eine  fdj'öne  neue  SWelobie  ju  bieten, 
läßt  t)offen,  bafc  er  ba&  tt)af)re  Sßefen  ber  SKufif  ju  begreifen  ange* 
fangen  unb  fid)  in  biefem  Sinne  immer  glücflid)er  entnricfeln  »erbe. 
S)er  Xitel  ber  (Stube  finbet  feinen  ®runb  jumeift  in  ber  toeflenformigen 
Slrt  ber  83egleitung3figur;  ettoaS  Originelleres,  burd)  unb  burd)  ©e* 
lungeneä  lonnten  ttrir  öon  fo  jungen  3at)ren*  nidjt  erwarten,  3tt 
feinem  galle  burften  aber  unreine  iparmonieen  fielen  bleiben  wie 


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5E 


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Seber  irgenb  leiblich  getoanbte  SDtufifer  f)ätte  tym  bie  ©teile  toerbeffern 
fönnen. 

Julius  $opfe,  SJicr  jwetfttramtge  $ngen.     SBerl  29» 

©erartige  SSerfudje  junger  Gomponiften  finb  ju  feiten,  al3  ba§ 
wir  nid)t  mit  befonberem  SSergnügen  barauf  f)inttnefen,  unb  nennt  fie 
93eetl)oüen  im  ©djaffenäjorn  audj  einmal  „jtueibeinige  @felette"u,  bgt., 
fo  finb  fie  un3  nod)  immer  ljunbertmal  lieber  als  bie  SBraüaben  junger 
SBirtuofen,  au$  benen  nie  was  5Red)teS  wirb.  25afe  bie  „©Wette1'  na* 
türlid)  feinen  ungeheuerlichen  (Sinbrud  tjerüorjubringen  bermögen  ober 
fonft  eine  SReöolution  in  ber  üHufif,  glaubt  wof)l  3eber  Don  Dorn* 
herein.  Ueberall  aber  muffen  wir  baS  Xalent  unb  ben  gleifc  beS  93er* 
fafferS  anerfennen,   ber  mit  fo  SBenigem  in  einer  ber  unbanfbarften 


*  föubinftein  ftanb  im  öicr^c^nten  fiebenSjafyre;  am  9.  Dctober  1842  xoax  er 
jum  erftenmal  in  Seipjig  aU  Spider  aufgetreten. 


438  &  ^oß,  Smprontptu;  Ä.  Sßittmera,  <Sef)ttfud)t  am  SJleere  :c. 

<Sefcarten  fo  SobenSWerttjeS  ju  erreichen  wufcte.  ©inige  aQju  gewöhn* 
lidje  ©equenjen  ausgenommen,  besagen  uns  bic  gugen  in  ifjrer  fölar* 
f)eit  unb  9iegelridf)tigfeit  ganj  gut,  am  beften  bic  lefcte,  bic  unS  in 
Xf)ema  unb  2luSfüf)rung  bic  lebenbigfte  fdjeint.  92od^  eines :  eine 
guge  toirft  Diel  fräftiger  nad)  einem  ^rälubium,  unb  33ad)  fjatte  ge* 
tnifc  feine  guten  ©rünbe,  baft  er  bic  meiften  feiner  5u9en  wü  SSorfpicIcn 
«inleitete.  Sßir  wünfcf)en,  ba%  fidf)  ber  Somponift  bei  fpäteren  äf>n* 
liefen  Slrbeiten  biefen  SBinf  nid£|t  entgegen  laffe. 

Sari  SSofe,  „$er  Sraum  ber  Sriegerbraut",  Impromptu  für 
bic   linle  $anb  allein.     SSerf  38. 

Srren  nur  nidE|t,  fo  epftirt  ein  33ilb  eines  neuern  frangöfifdjen 
2RalerS  unter  gleichem  Xitel.  SBieHeidjt  f)at  eS  ber  Slutor  bei  ber 
$anb  gehabt  (bic  rechte  bot  fid)  il)m  baju  Don  felbft)  unb  in  Xönen 
nadf)jufneteu  üerfucfjt,  was  freiließ  in  ber  SKalerei  fd)on  fdfjwer  auSju* 
brücfcn  war.  Siefje  firf)  nadE)  ben  Äteibern  auf  ben  3>£enfd)en,  nadf) 
Xiteln  auf  ben  3nf(ait  fdjliefcen,  fo  bürfte  ber  SSerf affer  auf  ein  2ob 
t)on  ung  lange  warten.  Sn  ber  SKufi!  giebt  eS  nun  einmal  feine 
„Äriegerbräute",  fonbern  nur  Septimen*  unb  anbere  Slccorbe,  unb  bic 
„linfe  §anb"  allein  ljat  fdtjou  Sftotf),  biefe  ju  bewältigen,  gefdfjweige 
benn  aud)  nod^  an  bie  Xräume  ber  erfteren  ju  benfen.  2)odj  mir 
ge^en  über  ben  gefdtjmadtlofen  Xitel  t)inweg,  iljm  fein  weiteres  ©emidjt 
beilegenb,  jur  eigentlichen  Sföufif,  bic  ebenfo  gut  eine  (Stube  für  bie 
linfe  §anb  ift  wie  Diele  iljreS  ©teilen,  ©in  Soncert  für  jwei  §änbe 
galten  wir  freiließ  l)öf)er,  unb  bie  3eitfcl)rift  f)at  fd^on  öfter  auSge* 
fprod)en,  bafc  mit  folgen  mec^anifd^en  ftunftftüden  Siiemanbem  unb 
ber  ftunft  nidEjt  genügt  wirb.  5Die  2Jiüf)e,  bic  ber  ©pieler  aufbietet, 
ift  entfefclid),  unb  was  ber  SinbrudE?  faum  ein  anberer  als  ber  eines 
holperig  unb  ftolpcrig  gefpidten  ©tücfcS  für  jwei  $änbe.  ©efd>id< 
lidjfeit  unb  einiges  Xalent  wotten  wir  bem  SBerfaffer  nidfjt  abfprec^en, 
er  öerwenbe  fic  aber  auf  SBürbigercS  unb  93elol)nenbereS. 

9t.  SBittmer*,  frScJ)nfurf)t  am  SReere",  SRuftf altf djeS Sougemalbe.  3».  8. 
„        „  ®r.  ^tyantafte  Aber  ein  Sljema  öon  $rume.     SSerf  9. 

„        „         ©r.  goncerttmriationett  über  ein  Sljema  to.  SeUrah  38.  10. 
„        „         Kotturno,    ©ett  12. 

Slufjer  biefen  ßompofitionen  liegen  uns  üon  bemfclben  SSerfaffcf 
einige  Uebertragungcn  öon  Siebern  üon  9?eidjarbt  unb  §immel  oor,  bic 


91  äBittmer*,  6eljnfu$t  am  Speere  :c.  439 

überall  bcn  gefdfjicften  brillanten  Slamerftrieler  öerratyen,  als  bcr  er 
ftd)  bei  feiner  jüngften  tlnwefenljeit  in  $aris  auf  baS  StjrentooBfte  be* 
tätigte.  2Bir  fennen  ifpt  als  Spieler  unb  SompofitionStatent  fdjon 
feit  früher,  unb  bie  B^tförift  Ijat  fcf)on  öfter  il(r  3ntereffe  an  feinen 
Stiftungen  ausgebrochen.  SBir  bebauern  fo  bo^elt,  if)n  jejjt  auf 
einem  Don  uns  an  unjäfiligen  ©teilen  als  gänjtic^  toerwerflidf)  bejeidf)' 
neten  2Bege  Dorf  freiten  ju  feljen,  auf  bem  er  unmöglich  bem  ©df>icf« 
fale  entgegen  lann,  bem  alles  ©itle,  Sföobefüdjtige,  33irtuofifd)e  mit 
ber  3eit  unterliegt,  ©erabe  öon  il)tn,  ber  eine  ftrenge  ©d)ule  burdfj* 
gemalt,  oon  bem  wir  wiffen,  bafe  er  gar  wol)l  Seetljoöen  öon  JBettini 
ju  unterfd&eiben  weift,  erwarteten  wir  etwas  ganj  StnbereS.  3a,  es  tritt 
uns  in  biefen  ©adfjen  baS  mobeme  SBirtuofentfjum  nid>t  einmal  in 
feinen  glänjenben  Seiten  entgegen,  wie  fie  burd>  Sifjt  unb  IJjalberg 
vertreten  werben,  bon  benen  bem  erfteren  Siiemanb  ©enialität  in  Som* 
bination  med^anifdjer  ©djwierigfeiten,  ©rfinbung  wirflid)  neuer  3tt* 
ftrumentaleffecte  :c.  abfpredjen  lann,  ebenfo  wenig  wie  bem  anbern  eine 
©alongrajie,  eine  83eretf|nung  unb  Äenntnife  beS  (Effectes  *c.f  baft  er 
überall  einnehmen  unb  entf)ufiaSmiren  muft.  S)en  Sompofitionen  beS 
$rn.  SBitlmerS  Hebt  eine  ganj  eigene  Xrocfenljeit  unb  Sßf|ilifterl)aftig« 
feit  an,  als  traue  er  feinen  feinen  SRanieren  f eiber  nodfj  nid)t,  als 
l)Bre  er  in  ber  gerne  baS  35onnerwort  feines  alten  Deffauer  äßeifterS,* 
bem,  wie  uns,  foldje  Seftrebungen  unmöglich  erfreulich  fein  fömten. 
tiefer  Xrodfenljeit  falber,  bie  fid)  nun  eben  in  £ifjt*Xt)albergfd)er 
SRanier  bewegt,  biefelben  ©d^wierigteiten  ofjne  bereu  SReije  bringt, 
glauben  wir  fogar,  baft  feinen  *ßrobucten  nid)t  einmal  in  ben  Greifen, 
für  bie  fie  berechnet  finb,  bie  Xf)eilnal)me  folgen  wirb,  bie  jene  ge* 
funben  unb  bie  wir  uns  Dom  fcirtuofifdfjen  ©tanbpunlte  aus  genommen 
gar  wof)l  ertlären  lönnen.  8S  giebt  unfrer  Meinung  nadf)  nur  jwei 
Ausflutte  für  §rn.  SBiUmerS,  entweber  ganj  umjufeljren  öon  ber 
feilten  33aljn,  bie  er  betreten,  ober  fid&  bem  ©d)led&ten  gänjlid^  in 
bie  Slrme  ju  werfen.  3nt  lefctern  galle  muft  er'S  nod)  üiel  toller 
madfjen,  als  eS  Änbere  öor  ü)m  gemalt;  er  mufe  jwanjtgfttmmige 
Slccorbe  ljinfdfjreiben  lönnen,  Quinten  unb  Dctaöen  muffen  il)n  nidjt 
geniren,  er  mufe  eine  gorm  bringen,  gegen  bie  baS  ßerriffenfte  ßifjtS 
unfdfjulbigeS  ÄinbergelaQe  ift ;  er  mufe  mit  einem  Sßorte  ganj  unb  gar 
toergeffen,  bafc  es  eine  Sßürbe,  bafc  es  etwas  ©djöneS  unb  ©wigeS  in 
ber  Äunft  giebt.     8to  Sorbeeren  unb  Verlegern  wirb  eS  il)m  nid^t 


fjr.  ©djneiber. 


440  5-  Äufferatl),  Capriccio. 

festen;  nur  baS  ©ine  fürchten  wir,  —  eS  wirb  nid)t  lange  bauern; 
bie  Äränje,  bie  baS  publicum  flicht,  jerrupft  eS  f eiber  toieber,  ftc  in 
anberer  SBeife  einem  Ruberen  barjubringen,  ber  fid>  auf  beffereS  Ämfife* 
ment  oerfte^t.  Sebenfe  er  bieg  unb  ergreife  nodj  früf)  genug  änftaltenjur 
Umtefyr.  2Kan  fann  fidj  and)  bie  ©unft  ber  Sünftler  oerfd^erjen  unb 
bann  toiH'S  boppelte  Änftrengung,  fic§  in  bie  §öt)e  ju  raffen,  ftdj 
toieber  in  SRefpect  ju  oerfefeen.  JBebenle  er  bieS.  SSon  fämmtlid&en 
Sompofitionen,  bie  toir  oben  nannten,  finben  toir  nur  im  Stotturno 
eine  eblere  Haltung,  einen  Anflug  Don  toirfltd)  empfunbener  SRuftf, 
allenfalls  aud)  in  ber  „©efjnfudjt  am  SReere",  obwohl  in  beiben  nod) 
SBCffcctirteS  unb  ©eid)teS  genug;  üottfommen  fcertoerflid)  aber  finb  bie 
anbern  Sachen  unb  nicfjtS  als  ein  Konglomerat  nidjt  einmal  tnter- 
effanter  unb  gefd^macföoller  ?ßaffagen,  eine  $lrt  ber  ©otnpofttion,  bon 
ber  man  fidj  nur  untoiüig  abtoenben  fann.  S)er  ©omponift  ift  nod> 
jung/  toir  toiffen  bicS;  toir  toiffen  audf),  eS  toirb  nodj  ©d)led)tere3 
unb  üon  Xalentloferen  gebrueft.  SSber  eben  toir  rieten  nidjt  allein 
nad)  ben  fieiftungen,  fonbern  aud&  nad)  ben  ®aben,  bie  Semanb  l)at, 
unb  eS  ift  uns  in  ber  Ueberjeugung,  ba&  toir  eS  mit  einem  jungen 
Xalente  ju  tljun  l)aben,  beffen  ungetoöljnlidie  ^Begabung  toir  burdjauS 
jugeben,  boppelt  fdjmerjlidf)  ju  gefielen,  bafc  toir  Ijier  fo  toenig  SBfir* 
bigeS  unb  Ungemeines  oon  iljm  ju  berieten  gehabt  l)aben. 

13. 


(Concerte  unb  doncertpfidie  für  fKaiaftrte 

mit  Drdjefter  -  Begleitung, 
fertinanft  finfferat^  Capriccio  (Cismoll).    tterk  1. 

©ie  .Seitfdjrift  !?at  föon  «teurere  arbeiten  biefeS  talentvollen 
jungen  ßomponiften  befprod&en ,  ber  einige  Seit  in  unferer  SRälje  lebte 
unb,  toenn  audf)  nidjt  ©df)ttler  äßenbelSfoljnS,  oon  tytn  Statlj  unb  SBe« 
let>rung  erhielt.  S)iefer  @influ&  äußert  ftdj)  aud>  in  ber  oorliegenben 
Sompofition  unoerf)otjlen,  unb  ftärfer  jtoar  als  in  anberen  fpäteren, 
bie  uns  mit  feinem  Slamen  ju  ©efidf)t  gelommen.    Sine  neue  ©eite 

*  &  galjre. 


@fc  SBemtett,  (Sapriccio.  44 1 

ber  Sunft  jeigt  un3  fomit  ba3  Kapriccio  nidf)t,  immerhin  aber  ein 
atf)tung3toertf)e3  Streben,  boppelt  bieg  in  unferer  Qtit,  wo  bie  meiften 
Gla&iercomponiften  au8  Unfenntnife  be3  Crd)efterfafce3  etwas  Sle^n- 
lid)e$  fanm  fyer&orjubringen  bermögen.  SBir  erinnern  unä,  ba3  da* 
priccio  f)ier  mit  ^Begleitung  beä  £)rdf)efter8  gehört  unb  an  ber  finnigen 
biscreten  3nftrumentirung  uns  bamafä  erfreut  ju  tjaben  *  3ft,  tt»ie 
wir  hoffen,  ber  ßomponift  feitbem  nidjt  fielen  geblieben,  fo  bürfen  wir 
immer  ©ebiegenereä  in  biefer  ©attung  oon  ifyn  erwarten,  unb  aud) 
auf  Slnerfennung  barf  er  rennen;  benn  baö  Verlangen  nad)  berartigen 
©ompofitionen  wirb,  wie  gefagt,  immer  bringenber.  SBaö  bem  6a" 
priccio  im  ©pecietten  fe^lt,  ift  ein  anmutiger  melobifd^er  ©fjarafter, 
jener  $auber  be8  2Bof)lftange8,  wie  er  uns  audj  aus  bem  Srnfte  be3 
SföeifterS  entgegenftrömt.  SBieQeidjt  trägt  $um  ©ebrücften,  2)umpfen 
ber  SBirfung  aud)  bie  Xonart,  Desdur  unb  Cismoll,  bei;  baä  Drd^efter 
arbeitet  nun  einmal  in  tiefen  unb  aljnKdjen  ferner  unb  ungern,  3ean 
Sßaul  würbe  fagen,  wie  in  93Iedjf)anbfd)uf)en.  Sföag  bieg  ein  SBinf 
für  ben  jungen  Xonfefcer  fein,  fpäter  letztere  ju  wählen,  wenn  er 
wieber  in  SBerbinbung  mit  Drd^efter  fc^reibt.  SDiefem  eigenfinuigen 
Ungeheuer  muffen  fid)  nun  einmal  in  gewiffen  83ejiel)ungen  Sitte  be* 
quemen.  2Kit  ben  beften  Hoffnungen  für  bie  ßidunft  be3  SfünftlerS 
fetjen  wir  feinen  fpäteren  Seiftungen  entgegen. 

tö,  Sternöalt  Bennett,  daprkdo  (Edur).    Werk  22. 

25ie3  Kapriccio  tljeilt  atte  SSorjüge,  bie  wir  fd)on  fo  oft  an  ben 
Gompofitionen  biefeä  bebeutenbften  aller  lebenben  englifd&en  ßomponiften 
ju  loben  Ratten.  25a3  (Sine  fangen  wir  ju  fürchten  an,  S3ennett  fdfjeint 
fidj  immer  fefter  in  eine  äRanier  einjufpinnen,  auä  ber  er  julefct  nidfjt 
met)r  l)erau8fommen  wirb,  ©r  fagt  feit  fturgem  immer  baffelbe,  nur 
in  üeränberter  gorm;  je  DoQfommener  er  bie  leitete  ju  be^errfd)en 
gelernt  Ijat,  je  meljr  fdjeint  bie  eigentliche  SrfinbungSfraft  in  it)tn  ab* 
junel)men.  @r  mü&te,  feinen  Gräften  einen  neuen  Sporn  ju  geben, 
fiel)  auf  grofte  Sirbetten  werfen,  auf  bie  @tjmpf)onie,  bie  Dper  :c, 
müßte  fid)  Dom  9iieblid)en,  ©pielerifd^en  abwenben,  ber  ftraft,  ber 
£eibenfd)aft  eine  (Sprache  finben.  33ielleid)t,  bafe  bieg  fd)on  ot)ne  unfer 
3utl)un  gefd)el)en,  2Bir  wollend  t)offen,  in  jebem  gafle  banfbar  gegen 
ein  Talent,  ba£  ju  ben  ed^teften  ber  ©egenwart  gehört. 

*  6.  Seite  290. 


442  9t<  ©djmttt,  föonbo;  SKojen^ain  unb  Saernt),  SoncertittoS. 

aiogs  Sdjmtti,  tirtUante*  ftonto.    tterk  101. 

Der  ©omponift  ift  befannt  genug  in  feiner  ©eitenverwaubtfdjaft 
jur  §ummelfdE|en  ©d&ule,  bie  aud)  bieS  Sftonbo  auf  baS  3)eutlid)fte 
verrätl).  2BaS  wir  in  ben  meiften  Äeiftungen  jener  finben,  ßorrectljeit, 
Älartjeit  unb  glufc  beS  ©ajjeS,  finben  wir  aud)  ljier,  unb  ben  gielbfdjen 
SBeigef fymad ,  ben  baS  SRonbo  aufterbem  Ijat,  erflärt  ber  Slutor  felbft 
burd)  ben  Xitel  „Souvenir  k  John  Field",  ben  er  feinem  SBerfe  ge* 
geben,  ©ins  ift  uns  aus  iljm  wieber  red)t  Ilar  geworben:  wie  fid) 
3eit  unb  $(rtfprüd)e  in  ben  legten  10  bis  15  Sauren  veranbert  Ijaben. 
2)aS  SRonbo,  früher  gebrudft,  würbe  fid)  Singang  verfd&afft  fjaben; 
jefet,  wir  fürd)ten,  gelingt  eS  iljm  nid)t.  SBir  finb  ganj  unb  gar 
über  jene  §albgattung  von  SRufif  IjinauS,.  wo  ber  ßomponift  ben 
SJirtuofen,  unb  biefer  jenen  glanjen  laffen  wollte.  JBeetljoven,  ber 
arme  befpöttelte  Seemöven,  ja  ber  ift'S  fretlidf),  ber  ju  fürchten  war. 
ber  f)at  uns  bodt)  anbere  begriffe  von  SRufi!  beigebracht.  Aber  aud) 
gute  bürgerliche  Sßrofa  fet'unverwef)rt,  wenn  fie  von  ber  Sornirt^eit 
nid^t  etwa  ber  $oefie  eines  Unfterblidfjen,  wie  83eetf)oven,  gleidjgefefct 
wirb.    @S  gefdfjiel)t  aud)  fdfjon  feltener,  bie  Äöpfe  finb  fetter  geworben. 

SBir  fommen  je|t  ju  ben  eigentlichen  ©oncerten  ober  audj  Eon* 
certinoS,  bit  neuerbingS  erfdjienen,  unb  möchten  mit  einem  tiefen 
©eufoer  anfangen  über  bie  Unfrudfjtbarfeit,  bie  fid|  auf  biefem  ©ebiete 
ber  ©laviermufit  geigt,  über  bie. wenige  SBebeutenbtyeit  beS  wenigen 
@rfdE)ienenen;  quantitativ  wie  qualitativ  ftel(t  eS  Wirflid}  traurig  um 
bie  (Sattung.  (Sin  (Soncertino  von  3.  SRofen^ain  [SBerf  30]  beftarft 
uns  in  bem  S3erbadf)te,  ben  wir  fd)on  feit  einiger  ßeit  ju  fd^opfen  an« 
fingen,  bafe  biefer  nidjt  unbegabte  ©omponift  immer  metjr  nadf)laffe  im 
©treben  unb  bem  unrettbaren  £ooS  eines  Routiniers  mit  ben  Sauren 
anfjeim  faöen  werbe.  2Bir  wiffen  woljl,  eS  giebt  $Betf)ältniffe,  wo  fidj 
ber  Äünftler  ju  feinem  ©rröt^en  vergeffen,  wo  er  f ^reiben  mufc  für 
SBerleger  unb  publicum*  Aber  nur  bie  brangenbfte  9totf)Wenbigfeit 
ptte  f)ier  einen  2tnfpruc§  auf  SWadfjficfjt  ber  Sritif;  in  jebem  anbern 
gaDe  wäre  ©dEjonung  an  unrechter  ©teöe.  SCBir  Ijaben  benn  über  bal 
Koncertino  nichts  ju  fagen  als:  eS  ift  eine  ©pecufationSarbeit,  in  jenen 
brillanten  Ritter  verfiedt,  wie  er  SBirfung  madfjt  etwa  an  ©eburtS* 
tagen  gerührter  S3äter  talentlofer  XBdEjter;  Don  3Kuftf  ift  ba  feine  $Rebe. 

Ueber  ein  ßoncertino  von  ©.  ©jernti  [SBerf  650]  wiffen  wir 
gleichfalls  nidjts  ju  fagen*  SBer  fo  fcfjreibt,  ber  lann  eS  freiließ  bis 
SBerf  1000  bringen.     ©S  gehört  aber  viel  —  Xalent  baju. 


e.  2Rat)er,  ©oncertino;  3.  ©djmttt,  (Soncert.  443 

SSon  einem  Soncerte  oon  Karl  SWaijer  [2Berf  70]  erwarteten 
wir  gleichfalls  mef)r.  @3  enthalt  faft  nur  ?ßaffage;  üieQeid&t  baß  fidj 
in  ber  Drd&efterpartitur,  bie  uns  nid)t  ju  $änben  gefommen,  manches 
Sobeu8wertf)ere  finbet,  —  bie  ©laoierftimme  f)at  und,  tute  gefagt,  wenig 
greube  gemacht.  @et)en  am  mufilalifcf)en  §immel  ^ier  unb  ba  freunb* 
lidfje  Qt\d)m  auf,  bie  eine  fernere  ßufunft  bei  ßunft  oerljeißen,  fo 
Derftimmen  Sßerle  wie  bieS  ©oncert,  wo  aDeS  wieber  auf  9Jied)aml 
unb  gingerbraoour  hinausläuft,  um  ba£  doppelte.  2Wan  fpric^t  fo 
rfft  üon  SBcrberbt^eit  beS  SßublicumS;  wer  Ijat  e8  benn  oerborben? 
3f)r,  bie  ©omponiften-SBirtuofen.  3d)  wüßte  lein  SBeifpiel,  baß  ein 
publicum  bei  einem  JBeetljotoenfcfjen  ©oncert  je  eingefdjlafen  märe» 
§err  ß.  äWatjer  gebort  ju  ben  JBefferen  ber  galanten  ©dfjule,  wir 
fjaben  mausern  feiner  Heineren  ßlaöierftücfe ,  anmutigen  2Riniatur< 
gebüben,  oft  aufrichtiges  fiob  fpenben  muffen,  mit  feinem  Soncerte  f)at 
er  aber  feinen  gortfdjritt  gejeigt. 

63  bleibt  nod)  ein  ©oncert  ju  befpred&en  übrig  oon  Sacqued 
(Schmitt  [SBerl  300],  baS,  in  (Srfinbung  Weber  neu  nod&  bebeutenb, 
boclj  überall  ben  grünbttdien  SWann  Don  %a$  unb  Xalent  oerrätlj, 
namentlich  eine  würbige  gorm,  bie  große  breifäfcige,  auffteßt,  wie  wir1» 
benn  bebauern  würben,  wenn  biefe  leitete  ganj  au$  ber  Soncertmufif 
tterfdfjwänbe,  we$f)alb  jebod)  irgenb  genialen  Neuerungen  nichts  weniger 
als  ber  Sffieg  oertreten  fein  fott.  S)er  Somponift  ift,  wie  fein  ©ruber 
?üoi)3,  fcon  bem  wir  oben  fprad)en,  befannt  genug ;  fie  ^aben  mandjeS 
gemein  unb  finb  wof)l  auefj  in  jiemlidf)  gleicher  ©dEjule  erjogen.  SKußer 
Ä(arf)eit  unb  gluß  beS  ©afeeS  jeidjnet  bie  dompoptionen  oon  3acqueS 
©d).  nod&  ein  befonberer  2öol)lflang,  unb  oor  benen  be8  anberen  meljr 
(SrfinbungSlraft  ber  SRetobie  aus.  3ebenfaQ3  ift  e3  erfreulid),  einen 
t>erfd^oDen  ©eglaubten  wieber  mit  einer  größeren  Kompofition  f)ert>or< 
treten  ju  fel)en,  unb  ^ebt  fie  bie  Oattung  aud)  nidjt  auf  eine  t)öljere 
©tufe,  f 0  oermeljrt  fie  fie  aud)  nid&t  unnüfc ;  im  ©egentfjetl,  man  wirb 
baS  ©oncert,  etwa  als  SSorftubie  ju  $ummelfd>en,  Jüngern  Spielern 
mit  SRufcen  in  bie  $anb  geben  fönnen. 

$ie8  ift  benn  bie  ausbeute,  bie  wir  auf  biefem  ©ebiete  ber  äWufit 

matten,  ba»  Sßidjtigfte,  was  in  einem  3«traume  twn  über  brei  Sauren 

fjerauSgelommen.    Stoß  e3  um  bie  ©attung  traurig  ftef)e,  fagten  wir 

oben  ju  Diel? 

13. 


444  &  ftofjmaib,  ©efänge. 


£teber  unb  ©efangc. 

(Sartfto&malb,  6  ©ejänge  für  eine  ©ingftimme  mit  SScgl.  beS  $ianof orte.  (3.  $eft) 
©arl  $etfteb,  „  „     „         „  „      „       „         „         »erf  1. 

Robert  grrangf  12  ©ejänge  für  Sopran  ober  fcenor  mit  $ianoforte.    SBerf  1. 

Der  Käme  be&  juerft  ©enannten  ift  wof|l  ben  meiften  unferer 
Sefer  fein  frember  mef|r.  SBie  fidf)  in  feinen  Shmftanfid)ten,  t>on  benen 
btefe  ßeitfdfjrift  feit  it)rer  ©ntftefiung  öfters  mitteilte,  ein  ftets  auf 
baS  würbigfte  Qkl  ber  Äunft  gerichteter  ©inn  auSfprad),  fo  war  bieg 
aud)  öon  ü)m  al8  Sßraftifer  ju  erwarten,  geigte  e8  ftd)  bort  überall 
beutlid),  baß  hinter  bem  Äritiler  ein  guter  aÄuftfer  ftd)  üerbarg,  fo 
gilt  üon  ben  Siebern  baffelbe  umgefetyrt,  unb  toie  wir  iljm  gern  in 
bie  oft  feltfam  t>erfd)tungenen  ©änge  feiner  ©ebanfenwelt  folgten,  fo 
gern  unb  als  üKufÜer  nodf)  lieber  in  bie  feiner  Xonfdfjöpfungen*  S5ie 
Sieber  finb  nid)t  alle  gletcfj  unb  fdjeinen  auf  jwei  toerfdfiebene  Sebenä* 
perioben  be3  ©omponiften  fyinjubeuteu.  3n  eine  frühere  fefe'  id)  Sir.  1. 
»#rüf)ting8gtaube",  Kr.  3,  „(Srfter  SSerluft"  unb  Kr.  6*  .Waty  beS  @e* 
liebten*,  in  eine  fpätere,  neuere  bie  anberen.  Der  Unterfdjieb  biefer 
jWei  §älften  ift  auffaDenb,  $at  ftdj  ber  ©omponift  in  bin  fpäteren 
offenbar  ju  größerer  Älarl)eit  burddgerungen,  ju  einer  leichteren,  freie- 
ren SBefyanblung  Don  Sßort  unb  Xon,  fo  möchte  tdj  bafär  nidfjt  bie 
älteren  Eingeben,  wie  oft  fie  uns  aud)  ein  öerbüftertea  ©emütlj  feljen 
laffen.  §at  er  in  ben  erfteren  t>ieHeid^t  leidster  gefunben,  fo  in  ben 
anberen  tiefer  gefugt;  bie  teueren,  jene  in  älterer  £eit  getriebenen, 
finb  mir  bie  lieberen. 

©8  ift  eine  fdtjöne  $eit,  wo  ber  junge  Äüuftler,  unbefümmert  um 
ßeit  unb  31ut)m,  allein  feinem  Sbeal  nad)lebt,  ben  t)öd)ften  gleiß  audj 
auf  ba8  SHeinfte  berwenbet,  feiner  Äunft  alles  ^injuopfern  bereit  ift. 
3n  eine  foldje  f feinen  mir  jene  erftgenannten  brei  Sieber  ju  fallen; 
es  finb  welche  unter  toier  Äugen  ju  fingen,  nid)t  of)ne  2Rüt(en,  aber 
mit  Siebe  gepflegt  unb  boQenbet;  öor  einem  publicum  würben  fie  er* 
ftarren,  untoerftanben  wie  ein  tiefer  SRenfd)  im  ©efeüfdiaftsfaale  üor* 
übergeben,  if)re  oft  grüblerifd)en  Sütjelnljeiten  fogar  ÜWißbeljagen  er« 
weden.  ÄnberS  bie  brei  anbern  Sieber;  fie  finb  Weit  abfidjtlidfjer, 
meljr  auf  bie  augenblidlid£)e  Sßirfung  beregnet,  unb  gewiß,  baß  fie 
fidf)  fd()nefler  83eifaö  erringen;  aber  jene  Snnigfeit  unb  Urfprünglid(feit 


<£.  f>elfteb,  Steter.  445 

gef)t  ifjnen  baffir  ab,  man  merft  tf)iten  fogar  eine  Hinneigung  in 
bie  Sßeifen  Slnberer,  namentlidfj  %v.  ©dfjubertä  unb  äRarfdfjnerS,  an, 
waf)renb  jene  alteren,  nur  leife  manchmal  an  ©poljr  erinnernb,  fonft 
bem  eigenften  Oemüt^  be&  ©omponiften  entfprungen  fdjeinen.  SBaS 
bie  ßieber  ÄofcmaltjS  im  ©anjen  auSjeidfjnet,  ift  bie  Sbfidjt  ber  tief* 
ften  (Srfaffung  be3  ®ebid()te&  unb  ber  auf  bie  Segleitung  gewenbete 
forgfame  gleiß.  SSon  Seiten  be$  ©ingenben  wie  beä  ©pielenben  ge* 
§ört  ju  iljrem  SSortrag  ein  genaues  33erftänbni§,  ba3  biefer  mit  feinem 
oft  melftimmigen  ©cfpinnft  nidjt  üerbedft,  wätjrenb  jener  ben  golbenen 
gaben  ber  2Jiclobie  unbefümmert  fortjufö^ren  üerfte^en  muß.  Oft 
möchte  man  über  ein  „3umel"  in  ber  ^Begleitung  Hagen ;  bei  genauerer 
SBetrad&tung  erfd&eint  fie  aber  ber  Srfinbung  be3  ®anjen  fo  üerwadj* 
fen,  bafc  fidfj  faum  etwas  wegnehmen  läftt.  9Äbdjte  benn  ber  ßom* 
ponift  jenen  Xon  nrieberfinben,  ben  er  früher  angeftimmt;  er  war  fein 
eigner  unb  fann  iljm  nidfjt  verloren  fein;  wir  tjaben  nod&  mandje  eble 
Stütze  feinet  XalentS  toon  if)m  ju  erwarten. 

Der  jweitgenannte  ©omponift  ift  ein  junger  2)äne,  unb  wie  uns 
2)änemar!  in  neufter  Seit  mand)'  beachtenswertes  Xalent  geliefert, 
wie  §artmann,  ©abe,  §omeman,  t>.  ßitoenffiolb  u.  a.,  fo  freut  eS 
uns,  biefen  in  ber  ,8ettfd0rift  fdjon  öfter«  erwähnten  Kamen  ben  beS 
§rn.  $elfteb  ^injujufügen,  ber  fidf)  mit  feinen  Siebern  auf  baS  Stiren* 
öottfte  in  Deutfd^tanb  einführt,  ©o  mag  im  ÄuSlanbe  nod&  mandfjeS 
Xalent  verborgen  leben,  baS  fe^nfüdfjtig  nadj  2)eutfd&lanb,  nodj  immer 
bem  guten  S3aterlanbe  wahrer  SRufif,  ^erüberblidft,  unb  eS  giebt  frei* 
lidj  nur  wenige  funftfinnige  gürften,  bie  ifjnen  bie  SDMttel,  Silbung 
unb  SRuf  ju  gewinnen,  fo  oft  unb  gern  gewahren  wie  ber  öon  3)äne* 
marl,  Don  welkem  audf)  ber  Somponift  ju  einem  mehrjährigen  3lufent* 
Ijatt  im  ÄuSlanbe  Unterftüfcung  erhielt.  SBir  führen  bieS  an,  weil 
fidf)  fo  äRandfjeS  an  ben  ßiebern  leidster  erflären  läfct:  bie  beutfdfjen 
Xejte,  bie  faft  immer  gute  3)eclamation,  bie  ganje  Strt  ber  SDhifif,  bie, 
nur  manchmal  norbifdjer  anfüngenb,  fonft  ed)t  beutfdfj  ju  nennen. 
SBon  Dielen  unferer  ßiebercomponiften  fönnen  wir  bieS  leiber  nidfjt 
rühmen;  wir  fjaben  wof)l  Hamburger,  SBiener  u.  a.,  ed&tbeutfdfje  nur 
wenige;  ber  junge  ©äne  fönnte  äRandjem  jum  äRufter  bienen.  S5amit 
fei  inbefs  feineSmegS  gefagt,  eS  wären  bie  ßieber  burdfjweg  meifterfyaft, 
aber  ein  feuriger  3ünger  im  ©uten  ftef)t  immer  ^öf>cr  als  ein  äReifter 
im  SKittelmäfeigen,  unb  jenes  ©pitfyeton  bürfen  wir  unferem  im  beften 
©inne  beS  SßorteS  geben.  SSietteid^t  finb  bie  ßieber,  wie  ein  DpuS  1, 
fo  bie  erften  überhaupt,   bie  ber  Somponift  gefd^rieben;   bie  SRelobie 


446  $•  ©etfteb,  lieber. 

erfdjeint  §icr  unb  ba  nodj  etmaS  unfertig,  bic  gorm  miß  fid)  nod> 
nidfjt  überall  gleidf)  fd^ön  geftalten.  Sßie  ber  Duett,  elje  er  gum  reiben 
breiten  Strome  mitb,  in  unruhiger  §aft  jefct  Sßafferfäße  bifoenb  ober 
gelS  unb  ©tein  überfpringenb,  toormärtS  treibt,  fo  mancher  junge 
Äünftler,  unb  oft  bieten  gerabe  jene  Anfänge  einen  reigenberen  male* 
rifdjeren  Stnblid  als  baS  bequeme  S3ett,  in  bem  fiefj  öfters  bie  SReifter* 
fd&aft  ausruft.  2)ieS  33itb  auf  bie  Sieber  angemanbt,  fo  l)aben  fie 
etmaS  anjie^enb  SBübeS  unb  jene  erfte  grifdje,  ber  mir  gern  bie  flei« 
neu  SRängel  nachfeilen,  mie  fie  fid)  im  ©efolge  jeber  erften  93erfud)e 
finben.  3Me  ipauptfadje  ift  überaß  bie  Stiftung.  @o  müßten  wir 
g.  83.  an  mausern  Siebe  beS  §rn.  Süden  formeß  nidfjtS  auSgu* 
fefeen;  aber  bie  gange  SRidjtung  btefcö  unb  anbetet  Somponiften 
feines  SfjarafterS  ift  eine  vulgäre,  mäfpenb  mir  an  ben  Seiftungen 
Sünberer  formeß  öiefleid|t  gu  tabeln  finben,  ber  *ßunft  aber,  öon 
bem  fie  ausgeben,  ein  ungleich  t)öf)erer  ift.  2)afj  bie  Sieber,  oon 
benen  mir  fpredjen,  burcf)auS  einer  ebleren  SRid&tung  angehören,  be- 
merfen  mir  mit  greuben;  fie  finb  meljr  als  blofce  Stccorbbegteitung 
gu  einer  fangbaren  2Mobie,  fie  gefyen  ins  Seben  beS  ®ebi<^te8  ein, 
unb  bie  meift  gftidtidje  Stuffaffung  fdjliefct  audj  bie  fünfttidfjere  ÄuS* 
fü^rung  nid£)t  aus.  ©o  entbeden  mir  oft  Heine  9tad&af)mungett,  Ijht* 
ter  benen  bie  SRelobie  nur  um  fo  flauer  f)inburdjfief)t,  feine  &tyt, 
bie  baS  £)f)r  beS  äftufiferS  toerratljen,  ber  neben  ber  §auptmelobie 
gteid&geitig  gmeite  unb  brüte  Heinere  erfinbet.  3n  biefer  ärt  flehten 
mir  baS  „Slofterfräulein"  unb  „3tu  ber  grembe"  bie  gelungenen ;  na- 
mentlich muft  baS  tefcte,  etmaS  langfam  genommen,  Don  burdjau» 
trefflicher  SBirfung  fein;  eS  ift  mein  Siebüng  gemorben.  SEaS  bie 
Sieber,  gegen  einanber  oergtid^en,  nodf)  intereffant  madjt,  ift  i^re  djaraf* 
teriftifdfje  SBerfdjiebentjeit  SBäljrenb  anbre  ßomponiften  jatjrelaitg  nidjt 
ton  9Küßer*,  SBiegen*  u.  a.  Siebem  laffen  fönnen,  geigt  tjier  jebeS, 
maS  freiließ  üeroünftigermeife  fd&on  burdj  bie  2Bal)t  ber  üerfd)iebenra 
©ebidf)te  bebingt  mürbe,  eine  anbere  muftfalifdje  gärbung.  3)er  innige 
„grüpngSglaube",  ber  milbe  „irre  ©pietmann"  @idf)enborffS,  feines 
fpöttifdfjeS  „3m  ipirn'  fpuft  mir  ein  SRärd&en  fein",  bie  beiben  „aß* 
beutfdE)en"  Sieber,  unb  baS  tefcte  metand&olifdje  „3n  ber  grembe",  fte 
fdjlagen  aße  einen  unter  fid?  üerfd&iebenen,  in  ber  §auptfad£je  immer 
ben  regten  Xon  an,  maS  für  bie  gäljigfeit  beS  ©omponiften,  bie  er 
mit  ber  ßeit  ber  Dper  gumenben  möge,  baS  günftigfte  Seugnifc  ablegt. 
Xabel  gegen  SingelneS  —  mo  märe  ber  nid&t  oorgubringen!  So 
fdjetnt  mir  baS  erfte  Sieb  trofe  feiner  Snnigleit  boefy  etmaS  fd^merfäflig. 


9t.  gratis,  J&eber,  SBerf  1.  447 

ba8  altbeutfdje  cincö  guten  gluffeS  ju  entbehren,  bec  ©d&lufc  be3 
„Älofterfräulein"  unbehaglich  u.  bgl.  816er,  tote  gejagt,  bie  $aupt* 
fadfje  ift  ba:  Xalent,  ernfteä  Streben,  fcfjon  weit  gebief)ene  SBilbung; 
bie  (Semen,  bie  it)nt  bieg  verliefen,  »erben  audfj  ferner  itjrc  freunb* 
lidje  §ülfe  nic^t  vertagen, 

Ueber  bie  Sieber  Don  91.  $ranj  liefte  fidfj  üiet  fagen ;  fie  ftnb 
feine  öereinjelte  ©rfdjeinung  unb  ftet)en  im  innigen  ßufatnmen^ange  mit 
ber  ganjen  Sntwidfelung  unferer  ffunft  in  ben  legten  jeljn  Sagten. 
Sftan  weift,  bafj  in  ben  Sauren  1830  Big  34  fid)  eine  SReaction  gegen 
ben  Ijerrfdienben  ©efdjmacf  erf)ob.  2)er  Sampf  war  im  ®runbe  nid&t 
fd&wer;  er  war  einer  gegen  ba«  gloSfelwefen,  ba3  fiel),  Äuj&nafymen 
wie  Sßeber,  Soewe  u.  a.  jugegeben,  faft  in  aßen  ©attnngen,  am  mei* 
ften  in  ber  ßlatriermufif  jeigte.  93on  ber  ßlamermufif  ging  audf)  ber 
erfte  angriff  au8;  an  bie  ©teüe  ber  Sßaffagenftücfe  traten  gebauten* 
bollere  ©ebilbe,  unb  namentlich  jweier  SJieifter  Sinftuft  madjte  fidf) 
in  tljnen  bemerflidj,  ber  33eetf)oüen8  unb  93ad&3.  S5ie  3af)l  ber  jünger 
wudfjä ;  ba3  neue  Seben  brang  audfj  in  anbere  gäcfyer.  gür  ba$  Sieb 
f)atte  fd^on  granj  ©dfjubert  oorgearbeitet,  aber  mef)r  in  SSeet^oüenfd^er 
SEeife,  bagegen  in  ben  Seiftungen  ber  SKorbbeutfdfjen  bie  SBirfun^ 
Sachen  ©eifteS  fidf)  funb  gab.  Die  ©ntwicfelung  ju  befd)leunigen, 
entfaltete  fidfj  aud&  eine  neue  beutfd&e  fcidjterfdjule :  9tttcfert  unb  ®idjen* 
borff,  obwofjl  fd&on  früher  blü^enb,  mürben  ben  SKufüern  Vertrauter, 
am  meiften  Ut)lanb  unb  Jpeine  componirt.  ©0  entftanb  jene  fünft* 
vollere  unb  tieffinnigere  8trt  be3  Siebet,  üon  ber  natürlich  bie  grille* 
reu  nidjta  wiffen  fonnten,  benn  e3  toar  nur  ber  neue  $)id(jtergetft,  ber 
fidf)  in  ber  äRufif  wieberfpiegelte. 

3)ie  Sieber  von  91.  granj  gehören  burdfjauä  biefer  eblen  neuen 
©attung  an.  2)a3  in  93auf$  unb  Sogen  fabrictrenbe  Siebermad&en, 
ba3  ein  ©tümpergebicf)t  mit  bemfelben  33et)agen  recitirt  wie  etwa  ein 
9tücfertfd(je3,  fängt  an  in  feinem  SBert^e  gewiirbigt  ju  werben,  unb 
wenn  ba8  gemeine  publicum  Un  gortfdjritt  nicf)t  gewahrt,  ben  93effe* 
ren  ift  er  längft  ftar  geworben.  Unb  in  SßirflidEjfeit  ift  üietteid^t  ba£ 
Sieb  bie  einjige  ©attung,  in  ber  feit  33eetf)otoen  ein  wirf  lief)  bebeuten* 
ber  gortfd&ritt  gefd^en.  SSergteid^t  man  5.  33.  an  ben  oorliegenben 
Siebern  ben  gleifj  ber  Suffaffung,  ber  ben  ©ebanfen  be3  @ebid)te$ 
big  auf  baä  Sßort  wiebergeben  mödfjte,  mit  ber  SRad&läfftgfeit  ber  alte* 
ren  39ef)anblung,  Wo  ba3  @ebicf)t  nur  eben  fo  nebenher  lief,  ben  gan* 
jen  ^armonifd^en  Ausbau  bort  mit  ben  fdjlotternben  39egteitung8for* 
mein,  wie  fie  bie  frühere  ßeit  flicht  toswerben  tonnte,  fo  fann  nur 


448  $•  ®ff«,  Stomas  9tfquiqui,  Oper. 

93orntttf)ett  baS  ®egentt)eil  fetjen.  2Rit  bem  SSorigen  ift  fdfjon  ba§ 
(S^arafteriftifc^c  ber  Sieber  toon  9*.  5r(mj  ausgebrochen ;  er  tottt  mc^r 
als  wot)l*  ober  übetflingenbe  9Kufif,  er  toitt  uns  baS  (Sebid^t  in  fetner 
leibhaftigen  Xiefe  wiebergeben.  2>aS  ©titt*träumerifdfje  gelingt  ifjrn 
am  beften;  bodf)  finben  wir  audE)  Sfteijenb  <  natoeS,  fo  gleidf)  baS  erfte 
Sieb,  bann  baS  „Xanjlieb  im  SRai",  unb  mutigere  ^Aufwallungen  nrie 
in  einigen  SBurnSfdjen  Xejten.  ©ine  SReilje  ber  öerfcf)iebenften  Silber 
unb  ®efüf)le  weeft  baS  ßieberboppel^eft ;  etwas  ©dE)Wermütf)igeS  möd)tc 
\\ä)  überall  mit  einfielen.  3um  Vortrag  ber  Sieber  geljbren  ©änger, 
3)idjter,  9Jienf  d&en ;  allein  laffen  fte  fid|  am  beften  fingen  unb  bann 
etwa  jur  2lbenbftunbe.  ©injetneS  beleibigt  mein  Dtjr,  fo  bie  anfange 
beS  fiebenten  unb  zwölften  Siebes,  baS  öfters  wieberfommenbe  e  im 
testen;  eines,  baS  fiebente,*  wünfdjte  \ä)  ganj  aus  ber  Sammlung  ent* 
femt,  eS  fdfjeint  mir  in  Sftelobie  unb  Harmonie  ju  gefudjt.  SBa§ 
aujserbem  übrig  bleibt,  ift  intereffant,  bebeutenb,  oft  toorjüglidj  fd)ön. 
£)em  Xiecffdjen  ©df)tummerliebe  wünfdjt'  idj  einen  muftfalifd^*  reiferen 
©dE)luf$;  bodf)  bleibt  eS  audj  of)nebieS  eines  ber  glücflidjften.  äBotttc 
man  einzelne  feine  3fi9c  anfüljren,  man  würbe  ntdjt  fertig;  innige 
ÜÄufifmenfdfjen  werben  fie  fdf)on  IjerauSfinben. 

35ie  Sieber  unterfdjeiben  fid^  benn  tjinreidjenb  Don  anberen.  SB« 
aber  fo  begonnen,  barf  fidj  nidfjt  Wunbern,  wenn  bie  ^ufunft  nod) 
poliere  Slnforberungen  an  üjn  ftettt-  ©rfolge  in  fleinen  (SenreS  führen 
oft  jur  ©infeitigfeit ,  jur  äRanier.  ©dfjüfce  fid)  ber  junge  Äünftlet 
bagegen  burdf)  ©rgreifen  neuer  Slunftformen,  üerfudfje  er  fein  reidjeä 
gnnere  aud^  anberS  auSjufpredjen  als  burd^  bie  ©ttmme.  Unfere 
Xljeilnat)me  folgt  it)tn  gewife  überall. 

St.  6. 


Ijeinrid)  (Efler: 

SfjotnaS  Sttqutqui  ober  bie  polttifdje  $etrati)» 

ftomtfdjeDper  m  breiteten  [itadj  bemgranjöftjdjeu  bearbeitet  öonS.  ©oHntirf].  33. 1«». 

9todj  ben  Sendeten,  bie  wir  über  biefe  Dper  toor  unb  nad)  if.rer 
Aufführung  gelefen,  mußten  wir  etwas  ganj  33orjüglid(jeS  tion  ifyr  er« 
warten.     3n    einem  t)iefj  eS  u.   a.:    9Jiandf)e  fät)en  in  bem  jungen 


(Sonntag.    „$)ie  9iadjt  war  faum  öer6tüf>et." 


$.  (Sffer,  %$oma$  föiqmqut.  449 

Somponiften  einen  jwetten  Sbarn,  Slnbere  einen  33oielbieu,  ©jaltirtere 
fogar  einen  SKojart  unb  93eetljot>en  entftetjen.  3to^f^cn  Slbam  unb 
83eetf)0toen  liegt  freiließ  öiel  in  ber  SKitte,  nnb  ift  ber  ©omponift  Hat 
mit  fid),  fo  wirb  er  felbft  jugeftel)en,  bafj  er  einen  SBergleidj  mit  erfterem 
aüerbingS  eljer  aushalten  mürbe  als  mit  bem  lederen.  SDodj  bürfen 
wir  ben  ©omponiften  nid)t  entgelten  laffen,  was  perfönlidfje  Xl)eilnaf)me 
meüeidOt  an  i^m  überfd&äjjt;  fein  SSerf  Ijat  einen  ju  bestimmten  ©in* 
bmcf  anf  uns  gemadfjt,  als  bafj  uns  bieS,  wie  bie  entgegengefefcte 
falte  Aufnahme,  bie  bie  Oper  in  3Kannl>eim  erfahren,  in  unferem 
Urteile  beirren  fönnte.  2)odf)  el)e  wir  über  bie  ÜÄufif  fprecJjen,  erft 
einiges  nodj  über  ben  Xejrt.  S)a  muffen  wir  benn  toor  ÄUem  beten» 
neu,  bafj  wir  nnr  wenig  Somifd)eS  an  ifjtn  finben.  SBenn  SRiquiqui, 
bie  ftauptperfon  ber  Dper,  ein  gutmütiger  ©dfufynadfjer,  um  bie 
Xodjter  feiner  2Bot)ltl)äterin  aus  ben  §änben  wfitfyenber  ©anScülotten 
ju  befreien,  mit  biefer  eine  ©d&einl)eiratf)  eingebt,  fie  aber  nadf)  S3een» 
bigung  ber  (franjöfifdjett)  SfteDolution  frei  unb  if)rem  früheren  93er* 
lobten  jurücfgiebt,  fo  ift  baS  brat)  unb  ebetfjerjtg  aber  gewifc  nid(jt 
fomifdf),  unb  um  jene  ©$einl)eiratf)  brcJjt  fidf)  bo<$  baS  ganje  ©tuet 
baS  uns  in  bieten  Sejiebungen  et)er  wie  ein  in  eine  niebere  ©pt)äre 
gejogener  „SBafferträger"  toorfommt,  ben  bod&  gewifc  niemanb  ju  ben 
tomifd&en  Dpern  jaulen  wirb.  Sie  einjige  luftige  gigur  ift  bie  beS 
SBarnabe;  aber  fie  ift  öiel  jtt  unbebeutenb,  um  baS  93eiwort  „fornifd^* 
für  baS  ®anje  ju  rechtfertigen,  ©o  wünfdfjten  wir  benn  oor  SlHem  aus 
bem  Xitel  jenen  SBcifafe  IjerauS,  weit  fonft  3ebermann  etwas  SlnbereS 
erwartet,  als  er  empfängt.  UebrigenS  ift  ber  Xejt  getieft  beljanbelt, 
namentlidf)  audf)  ber  SMalog  gewanbt  unb  tebenbig  gefdfjrieben,  wie 
benn  bie  Sßrofa  bem  SBerfaffer  geläufiger  fdfjeint  als  ber  SSerS. 

S3om  Efiarafter  ber  äftufif  einen  S5egriff  ju  geben,  fo  fönnen  wir 
fie  im  Allgemeinen  als  gefunb  unb  natürlid)  bejeicf)nen.  Offenbar 
fdjwebt  SRojart  bem  jungen  Xonfefcer  als  Sbeal  ber  äJtufe  t>or;  in  ber 
Seidjjtigfeit  unb  Slnmutf)  ber  gormen  toerrätl)  eS  fidE)  namentlich  ba§ 
jener  äfteifter  ins  SBlut  unb  Seben  beS  jungem  ÄüuftlerS  übergegan* 
gen.  Aber  aud&  ber  franjöfifctyen  ©djule  fdf)eint  er  nid&t  untoertraut, 
unb  wir  bemerfen  bieS  gern,  wo  er  an  95oielbieu,  weniger  gern,  wo 
er  an  Slbam  erinnert,  ©o  fönnte  fpeci'ett  baS  9ttotto,  baS  bie  ©runb* 
ibee  ber  Dper  trägt:  „Strbeit,  grotifinn,  leidstes  93lut  finb  beS  ©afeinS 
f)öd(jfteS  ©ut"  toom  ©omponiften  beS  ^JoftiöonS  fein  —  wir  geftetjen, 
eS  etwas  trimal  gefunben  ju  f)aben.  ©S  tjaben  alfo  jene  üerfdjieben 
lautenben  ©eridjte  alle  in  etwas  Sftedjt,  wenn  fie  oon  einem  ©influjs 

e^umann,  ©cf.  Schriften.  U.  29 


450  &•  €fferr  3#oma3  Sfttqmqui. 

ÜRogartS,  SSoiclbteuÄ  unb  SttbamS  auf  bie  JBitbung  beS  ßomponiften 
fpred&en;  93cett>ot»cnfd^c3  nur  toermodjten  wir  nirgenbS  gu  entbeden, 
aber  ebenfo  wenig  italienifdfje  ©emeinptäfce,  was  wir  mit  Vergnügen 
l)ingufefcen. 

t$ür  bic  auSgegeidjnetften  ©tiicfe  bcr  Dper  galten  wir  bic  ©nfem* 
bteS,  unb  wenn  eS  wafyr  ift,  bafc  fid?  gerabe  barin  ber  83eruf  be§ 
bramatifdfjen  ßomponiften  geigt,  fo  muffen  wir  biefen  $nu  Sffer  gu* 
fpred)en*  3n  ber  Partitur,  auf  ber  ©cene  nimmt  fid&  gewifj  mandjeS 
nodfj  toort^eitljafter  aus,  aber  and)  ber  ©tamerauSgug  lägt  baS  ent* 
fdfjiebene  latent  beS  (Somponiften  in  biefem  Segug  af>nen.  5)teS  ifl 
nid&t  ber  fdjwerfaütge  SSerfud^  beS  ©d)ülerS,  fonbem  bie  fpielenbe  §anb 
natürlichen  ©efdfjideS* 

2BaS  baS  melobifd)e  (Stement  ber  Dper  betrifft,  fo  l)ätt  eS  ftdj 
in  ber  9J£itte  jwifc^en  frangöfifdf)em  unb  beutfdjem  ©^arafter.  3^ 
Offenbarung  tieferer  SMobieenfraft  bot  bie  Oper  feine  ©elegenljeit 
©ut  fangbar  ift  faft  baS  9Keifte,  nur  ber  Xenor  (SRiquiqut)  Ijält  fid> 
oft  in  ben  f)öd)ften  Sagen  auf.  Sie  £f)öre  finb  burdjgängtg  fc^r  leicht 
in  33etracf)t,  baft  wir  Sansculotten  aus  ber  erften  QÄt  ber  frangö* 
fifdfjen  SReDolution  üor  uns  fjaben,  faft  etwas  gaf)tn  gu  nennen. 

2$or  8lQem  aber  ift  bie  Sorrectyeit  unb  ©auberfeit  beS  ©afceS  ju 
rühmen,  wie  fid)  baS  burdj  bie  gange  Oper  fjinburdj  geigt.  2)a&  pe 
aud)  toortrefflidj  —  Mar,  einfadE)  unb  natürlich  inftrumentirt  fein  mag, 
läfet  ftdf),  o^ne  fie  t>om  Drd)efter  gehört  gu  Ijaben,  beinahe  mit  8*e* 
ftimmtf)eit  toorauSfagen. 

2Bir  fyaben  fomit  in  jebem  gaUe  eine  freunblidffe  Dper  meljr,  unb 
eS  üerbienen  audE)  bie  Verleger  ©rwäfjnung,  bie  baS  äBerf  eines  jwt* 
gen  oaterlänbifdjen  latentes  im  ftattlidfjften  ©ewanbe  ber  Deffenttidj» 
feit  übergaben,  ©ebenlen  wir  ber  großen  3ugenb  beS  Eomponiften 
(er  foU  laum  24  Sa^re  gälten),  fo  bürfen  wir  auf  feine  3U'U^  ** 
freulidje  Hoffnungen  fefcen.  ®S  wirb  aud)  3eit>  &a&  bie  beutfdjen 
Somponiften  ben  Vorwurf  ftrafen,  ber  üjnen  feit  lange  gemalt  whb, 
3talienern  unb  grangofen  baS  gelb  nidfjt  auf  baS  Xapferfte  überlafjm 
gu  ^aben-  2)a  gab'  es  ein  SBort  gu  reben,  audj  an  bie  beutfdjen 
S)id^ter! 

S. 


6.  ÜRarrjen  unb  gr.  Sßrodje,  Variationen.  451 

kleinere  (fompoßtionen  für  ptanofortc. 

*  ©.  ÜDtargfen,  Sieben  Sariattonen  über  ein  ruf  jtfd>eS  S^etna«  SBcrf  14« 

2)ie  SRubrif  „Variationen"  nimmt  in  ben  neuften  SÄufiffatatogen 
faum  Üen  fünften  Xf»eil  if>rcr  früheren  Sänge  ein;  baS  ganje  (Senre 
war  in  SSerruf  gefommen.  SieSmal  aber  erhalten  mir  ein  fdfjäfcbareS 
$eft,  auf  baS  mir  mit  Vergnügen  aufmerffam  machen.  S)a3  Xljema 
ift  ein  originelles,  fedfjstactig  unb  fef)r  gur  Variation  geeignet.  3n 
ben  Variationen  felbft  geigt  fid>  eine  fünftterifd&e  Jpanb,  bie  if)r  Xt)ema 
feftjuf)aiten  unb  intereffant  gu  madfjen  öerfteljt ;  eS  finb  leine  Sßaffagen* 
ftücfe  fonbem  faubere  SRiniaturen,  im  Gfyarafter  beS  XljemaS  in  meift 
angiefjenber  Sßeife  ausgeführt.  Auf  grofce  Originalität  mad&t  bie  Str* 
beit  feinen  SlnfprudE);  bie  Seiftung  ift  bennod^  eine  complete  unb  fagt 
uns  mefjr  gu  als  manches  Slnbre  von  bemfelben  ©omponiften,  wo  er 
ber  brillant  mobernen  SRidjtung  neuerer  Virtuofen,  wie  wir  glauben 
gegen  feine  beffere  Statur,  gu  ljulbigen  fdfjien. 

t$r.  ^SrotJje,  @edjs  Variationen  über  ein  Originaltljeina 
eteflifdjen  3nl>att$.    28eri  27. 

Vom  Xljema  t)at  ber  ßomponift  nid^t  gu  öiel  gefagt,  wenn  er  eS 
nennt,  wie  er  eS  genannt;  eS  berührt  uns  auf  eine  ganj  eigne  me* 
land)ofifd()£  SBeife,  wie  bie  lefete  Slage  eines  Unglücf liefen ;  wir  wür* 
ben  eS  gerabegu  trefflidfj  nennen  muffen,  Wenn  uns  nidEjt  einige  ge* 
fcfjmadttofe  SBenbungen  barin  wieber  ftörten.  Unb  fo  t>erf)ält  eS  fid& 
mit  bem  gangen  StycluS;  eS  ift  ein  fonberbareS  ©emifä  öon  Sßfjiliftrö* 
fität  unb  Xatent,  von  ®efd&macflofigfeit  unb  SmpfinbungSfüQe-  2)a& 
jebe  ber  Variationen  aus  einem  anbern  Xone  gef)t  als  baS  Xljema, 
würben  wir  an  fid&  eljer  als  etwas  VefonbereS,  oom  @$lenbrian  3tb* 
weid^enbeS  begeidjnen,  als  tabelnSWertf)  finben.  SQ3ic  es  aber  t)ier 
gefegt,  in  ber  Sßeife,  bafe  bie  verriebenen  Variationen  einen  bom 
elegifd^en  Xon  beS  XfyemaS  fidf)  gängtidj  entfemenben  ß^arafter  an* 
nehmen,  bie  in  C  dur  fogar  in  einem  gran$oiS  §üntenfd)en  Vraö*ur* 
ton  verfällt,  will  uns  jene  ©onberbarfeit  eben  nur  als  eine  foldje, 
feine  burd^  eine  innere  SRotfjwenbigfeit  begrünbete  gorm  erfechten. 
Stber  baS  Xfjema,    wie  gefagt,  unb   bann  aud)  ber  ©d&lufcfafc,   ber 

29* 


452  SB-  öon  ©oetye,  3mj)romj)tu$;  G.  ftreb3,  $t)antafie. 

wieber  bcn  Sljarafter  beS  XfjemaS  aufnimmt,  ftimmen  uns  jur  Xfjeil* 
naljme  für  bcn  ßomponiften,  ber,  wenn  er  feinen  (Sefdjmacf  an  wahren 
SRuftern  reinigen  wollte,  melleidfjt  mit  ber  $eit  wat)rt)aft  ©djöneS  ju 
Xage  förbern  würbe.  S3or  Slttem  müßte  er  bann  t)om  Sßaffagenfram 
laffen,  bem  Ursprünglichen  feiner  ©ebanfen  bie  redete  gaffung  iu  9Cs 
ben,  überhaupt  mcleS  lernen,  was  fidj  auS  leinen  Südjem,  fonbern 
nur  im  fteten  SBerfeljr  mit  SReiftern  unb  äfteifterwerfen  unb  burd)  58er* 
gleidjung  jwifcfyen  biefen  unb  ben  eigenen  Seiftungen  lernen  lägt. 
3Äöd)te  it)m  bie  erftere  SBergünftigung  ju  Xf)eil  werben  unb  er  jum 
anbern  Sraft  unb  93cfc^eibcnljcit  genug  mitbringen! 

*  SBaltfjcr  ton  ©octlje,  Stet  3m^rontVtuö.     ©tri  6. 
„  „  Po6sie.    äBerl  8. 

SSon  ben  arbeiten  beS  jungen  ©oetlje,  eines  SnfelS  beS  großen, 
Ijaben  wir  bereits  früher  in  ber  3ätfd(rift  angezeigt.  An  bie  üorlie^ 
genben  bürfen  wir  atlerbingS  aud&  nod)  nidjt  baS  ftrengfte  Stidjtmaij 
anlegen.  25er  Sontponift  ift  nod)  jung,  fdjwanft  offenbar  nodf)  jtm< 
fdjen  öerfcf)iebenen  3bealen,  unb  unfdfjlüffig,  ob  er  jur  beutfdjen  ober 
italienifdjen  gafjne  fdjwören  foH,  fdfjeint  er  fidj  nun  willenlos  ben 
erften  beften  (Singebungen  Ijinjugeben,  fo  baß  freiließ  nid)t  überall 
SBoßfornmeneS  ju  ©tanbe  fommen  fann.  3n  Srfinbung  leichter  meto* 
bifd&er  ©äjje  jeigt  er  fidj  am  gewanbteften ;  wo  eS  aber  auf  ÄuSar« 
beitung,  auf  2)urd)füt)rung  anfommt,  »erläßt  iljn  Suft  unb  Äraft,  unb 
fo  Ijaben  benn  bie  meiften  ber  ©tüdCe  ein  mef)r  bilettantifdjeS  ®epräge. 
Slm  beften  fjat  uns  baS  freunblid^e  SWotto  beS  merten  3mpromptu§ 
jugefagt;  ber  SSerlauf  beS  ©tüdeS  entf priest  inbeß  bem  etften  ®in* 
bruefe  nidjt.  SKodj  würben  wir  bem  jungen  Xonfefcer  jurufen,  ftd) 
nidf)t  ju  fef)r  im  kleinen  ju  jerfplittem,  wenn  nid^t  bie  fiunbe  ginge, 
ba%  er  fidE)  audj  mit  größeren  bramatif  d)en  arbeiten  befdfjäftige.  3Ktt 
Verlangen  fetjen  wir  ben  teueren  entgegen;  an  allem,  was  an  einen 
großen  äRann  erinnert,  nimmt  ja  bie  SBelt  boppelteS  Sntereffe;  unb 
fo  fei  uns  ber  gefeierte  Sftame  eine  gute  SSorbebeutung  feines  fünftigen 
©djaffenS  unb  SBirfenS. 

*  (L  firebS,  ©rofje  ^ßfjantafte  über  SljemaS  and  fittcrejia  ©orgta 
öon  Sotttjcttu    SScrl  121. 

35er  ßompontft  fdjeint  Sifjt  unb  Xf)alberg  ben  SRang  ablaufen  ju 
wollen  mit  feiner  Sßfjantafie,  na6)  unferer  Stuftest  o^ne  baS  minbefte 


<3t  fttUuc,  <ßf>antafte  unb  EoIeroS.  453 

©efcfjidf  bagu ;  eS  f)at  uns  lange  nid^t  etwas  in  feiner  @d)alt)eit  fo 
abgeftofcen  als  bieS  DpuS.  SBeldOe  ©edfentjaftigfeit,  weldfje  ©efpreijt* 
t)eit  unb  ©elbftgefältigfeit  überall!  $>a  finb  uns  bie  Quinten  unb 
Cctaoen  eines  fleißigen  ©djülerS  lieber  als  foldje  SRoutine,  bie  feine 
©djnifcer  madjt  aber  ©d(limmereS  als  baS,  gemeine  Sttufif .  2BaS  Stfjt 
im  ßonflict  mit  fid&  unb  ber  Sßelt,  was  Xfyalberg  im  ©alon  unb  unter 
grauen  gelernt,  baS  will  Ijier  ein  Äteinftabter  nad^ma^en,  unb  fiet)t 
bei  jenen  überaß  bie  grofce  SSirtuofität  in  S3et)errfd(ung  beS  3nftru* 
ments  IjerauS,  fo  arbeitet  fid)  t)ier  ©iner  mülffelig  auf  ben  Xaften  ab 
unb  bringt  nichts  als  Sßfyilifterei.  SBirb  aber  ber  Äleinftäbter  genial, 
fo  fd&reibt  er  ©aetyen  wie: 


J*  uü 


im  Uebrigeu  alles  wüft  unb  leer*    gort  mit  fold&er  Eompofition! 


Stcv^eu  #cfler,  ^fjatttafte  (SBerf  31)  unb  »olero*  (SBerl  32) 
über  SfjctnaS  au$  ber  3übin  t>on  £nlet>t). 

3)ieS  ift  audE)  ©alonmufif;  aber  wie  fief)t  l)ier  überall  ber  feine 
9Wufifer  IjerauS,  tote  pifant  unb  eigentümlich  alles !  Oft  fdfjon  Ijaben 
wir  unfer  SBebauern  auSgefprodjen,  wenn  Wir  wtrflid)  fd&öpferifdfje 
Xalente  in  feeunbären  (SompofitionSweifen  fidf)  ergeben  faf)en;  anbem* 
ttjeitS  fann  eS  aber  audfj  9htjjen  bringen,  Wenn  geiftreidje  Äünftler, 
wie  ©h  geller,  mandjmal  ben  ©alon  bebenlen,  wo^in  fonft  fein 
©trat)!  guter  2Rufif  fo  leidjt  bringen  würbe.  ©S  ift,  als  ob  fid) 
§aleüt)S  2Wufif  in  §ellerS  §anb  Gerebelte ;  er  befifct  eine  aufcerorbent* 
lid|e  ©ewanbtljeit,  frembeS  SRittelmäfjigeS  fo  jujurid^ten,  bafe  eS  ftdfj 
Wie  eine  gute  Driginalcoinpofition  antjört  SBir  wiffen  faum  einen 
anbern  ©omponiften,  ber  eS  it)tn  barin  gleidj  tt)äte,  ber  fidf)  in  einer 
©attung,  bie  immer  einen  fünftterifd)en  SSerbac^t  erregt,  fo  wenig  t>on 
feiner  SBürbe  ju  Vergeben  wüfcte.  äBenbe  er  alfo  immerhin  toon  feinem 


454  ©.  Xijalberg,  ©aigcr;  @.  griebburg,  ©aprtce. 

SReidf)tf)um  aud)  bem  Dilettanten  ju;  er  fd|tägt  ifym  bamit  bie  SBrütfe 
jum  SSerftanbnifc  tieferer  Äunft  ®efaf)r  für  feine  eigene  beffere  ßünft* 
lerfdjaft  jc^eint  babei  nidjt  üor^anben  ju  fein. 

6.  Sljattcrg,  SriHattte  aSaljer,     SBerf  47. 

©ie  mären  ju  recenfiren,  ofjne  fie  gefefjen  ju  fyaben.  2Ba3  fönntc 
man  f)ier  erhalten  als  ba3  9ied)te,  eine  flimmernbe  ftunfernbe  Slamer* 
Xanjmufif,  bie  nichts  will  als  ba§.  Stud}  Sljopin  unb  ßtfjt  fjaben 
für  ben  Xanjfalon  gef trieben;  mie  Xljalberg  fidj  im  ©rofcen  toonbie* 
fen  unterf Reibet,  wirb  man  Ijier  mieber  im  kleinen  gewähr;  ben 
fdjmärmerifdjeu,  immer  etmaS  mafurenartigen  Sljarafter  ber  Sf)opni< 
fc^en  SBatjermufif,  ben  ftürmifd&en  beS  Ungarn  Sifjt  in  elegankmiene; 
rifdjer  ^Bereinigung  mieberjufinben,  greife  man  nur  nadij  ben  Xtjal* 
bergjc^en  2Baljem.  Sine  Empfehlung  ber  Strttif  ift  unnötig,  mo 
aucf)  ein  Slbratljen  nichts  fruchten  mürbe. 

©♦  ftriebburg,  Saprtce» 

3)ie  Sompofition  f)at  feine  SBerfjaf)!,  ift  öom  Somponiften  „fei* 
nem  83ater"  jugeeignet,  —  wir  Ijaben  alfo  mof)t  ein  SrfttingSprobuct 
toor  un§  unb  jmar  ein  üielöerfpredjenbeS.  SBie  feiten  mirb  unä  bie 
greube,  bie§  fagen  ju  fönnen,  unb  mie  gern  motten  mir'S  öfter! 
83or  StUem  geigt  fid|  in  ber  Saprice,  fo  lurj  fie  ift,  eine  Kare  fünft* 
lerifd&e  $orm;  fte  bringt  nidjtä  fopfloS  3uiammen9ett)ürfelte3,  man 
fiet)t  überall  bie  orbnenbe  §anb,  bie  aud|  fünftlid)ere  gürmentoerfdE)lin< 
gungen  ju  bef)errfdjen  trautet,  bie  üor  ben  ©dimierigfeiten  ber  Snt* 
mirrung  nidjt  jurürffd^recft.  SBo  mir  bie§  an  ber  3ugenb  maljrne^ 
men,  bürfen  mir  immer  Hoffnungen  für  bie  3ufunft  ^gen;  bie  Sc* 
f)errfd(jung  ber  gorm  füf)rt  ba&  Xalent  ju  immer  größerer  ^frri^ett 
bie  ©efd^ic^te  aller  Äünftc  unb  fiünftler  f)at  baä  bemiefen.  3toar,  mir 
finben  aud)  in  ber  Saprice  jugenblidfje  3lu3müd)fe,  aber  ba3  ®ute  ift 
bei  SBeitem  übermiegenb,  unb  burdj  unb  burd)  SReifterlicIjeS  gelingt 
ja  audj  bem  älteren  Äünftler  nidjt  ju  jeber  ©tunbe.  ©o  bemillfomm' 
neu  mir  benn  ben  jebenfatts  nod)  jungen  3Rann  unb  feinen  erften 
©pröfeting  mit  btn  erfreulichen  Srmartungen  für  ba3  ©päter.  £ur 
größeren  SBirfung  be3  ©tücfeS  fjätten  mir  it)tn  nur  einen  feurigeren 
@d(jtu&,  einen  ©cfylufc  im  gorte  gemünzt;  im  lebenäfrifdjen  Sljarat- 
ter  ber  Saprice  lag  audj  fein  (Srunb  ju  bem  leifen  Snbe.    Stuf  nidjtä 


g.  etjopin,  Sarantette;  @L  ©ennett,  föonbo.    ßtfiben.  455 

aber  f)at  ber  Somponift  in  feiner  Shxnft  metjr  gu  achten  als  auf  bie 
redjte  Äraft  be8  Sd&luffeS;  nur  fie  giebt  bie  Xotalwirfung. 

$.  «Ijopitt,  Saratttefle  (Asdur),     äBcrf  43. 

©in  ©tüd  in  ©f)Opin&  tottfter  SRanier;  man  fiel)t  ben  wirbeln* 
ben,  öom  2Baf)nfum  befeffenen  Xänjer  oor  fid),  e3  toirb  einem  felbft 
wirbtidj  babei  ju  2Kutf)e.  ©djöne  Sftufif  barf  ba%  freitidf)  SKiemanb 
nennen;  aber  bem  SKetfter  öerjei^en  wir  wofyl  aud)  einmal  feine  Wil* 
ben  Sßfjantafteen,  er  barf  auclj  einmal  bie  SRad)tfeiten  feinet  3nnem 
fetyen  laffen.  gür  Stecenfenten  toom  redeten  ©etyrot  unb  Äorn  l)at 
Chopin  ot)nebie£  nid^t  gefdijrieben.  2)a3  erfte  SBerftänbnifj  be§  ©tüde3 
wirb  leiber  burd)  bie  3)rudfeljter,  oon  benen  e$  waf)rf)aft  wimmelt 
fe^r  erfdijwert. 

SB.  Stcntbale  Settttett,  SRonbo  (Edur)*     aöerf  25. 

SRadf)  ber  toorljergeljenben  Sompofition  wirft  bie  93ennettfd)e  wie 
ber  Xanj  einer  (Srajie  nadj  einem  $egenreigen,  Söennett  £>at  fdjon 
rnel  3tel)ntid)e3  getrieben  unb  einen  gortfdjritt  läfet  aud)  biefe  Slrbeit 
öermiffen,  bie  anbererfeitä  lieber  alle  bie  meifterlidjen  SSorjüge  befifct, 
bie  toir  fdf)on  fo  oft  an  biefem  Eomponifteu  l)ert>orf)oben.  3)a3  ®anje 
giebt  fid)  anfprud)8lo$  unb  ift  offenbar  gu  einer  ©tubie  für  Spieler 
mittlerer  gertigfeit  beftimmt,  wie  e3  audj  ber  §tcr  unb  ba  angegebene 
gingerfafc  anbeutet.  ©S  fef)tt  an  gehaltvollen  ©tüden  biefer  Strt, 
we3f)alb  wir  eä  angelegentlich  empfehlen. 

13. 


(Etüben  für  las  JHanoforte. 

6.  »olltoetler,  3  melobijdjc  ©tüben.    SBetf  4. 
&.  Üiaöina,  25  cfjaraftertftijdje  (Stuben. 
<L  ma\)tx,  3  große  (Stuben.    Ber!  6t. 

Stuben  erfdfjeinen  in  neuerer  ß^it  bei  SBeitem  weniger  als  nod& 
toor  einigen  Sauren.  SEBtr  begrüßen  baä  als  ein  gutes  Qätytn,  baß 
fid)  ber  ©inn  ber  Sünftler  Dom  2Äed)anifdjen  weg  wieber  bem  SReto*, 
bifd)en  juwenbet,   wie  bieä  audE)  ganj  natürlich   gefommen,   ba  eine 


456  &  8ofl»eiler,  $.  töaöina  unb  <L  Sftager,  Stuben. 

(Steigerung  ber  (Stäbe  nadj  bem,  was  Gf)opin  u.  a.  borin  geteiftet, 
nidjt  wof)t  möglich  war.  SBietteid^t  burd^  SÄenbefefof)tt3  unübertreff- 
liche Sieber  ofyne  SBorte  angeregt,  braute  £enfelt  juerft  wieber  ntelo* 
bifdjeS  ©tement  in  bie  ©tübe.  3BaS  nadf)  tf)tn  erfd^tenen,  bewegt  jtd) 
in  jiemlidi  gleicher  SRidfjtung.  SBBa^r^aft  SebeutenbeS  Ijat  bie  ©attung 
in  neufter  3*i*  nid^t  gebracht;  bie  bebeutenberen  ©omponiften,  fte  al§ 
abgefdfjfoffen  betradjtenb,  wenbeten  fiefy  onberen  ju. 

Stuc^  was  uns  ^eute  jur  93eurtf)eifung  vorliegt,  Witt  fid)  im  (San* 
jen  nidjt  über  ben  ®rab  einer  fjübjdfjen  ©atonmanier  ergeben,  ©puren 
tieferer  Slnlage  jeigen  fiefj  i)ier  unb  ba  nur  in  ben  (Stuben  üoit 
©.  SBoIIweiler;  ber  ©omponift  fdfjeint  nodj  jung,  metteidfjt  bafe  er 
jene  ^eranbilbet  unb  mit  ber  Qnt  ©fjarafter  unb  geftigfeit  beS  ©tite 
erlangt  SBaS  er  in  ben  ©tüben  gegeben,  finbet  man  größtenteils  in 
früheren  beffer  unb  meifterfjafter.  2)od(  bürfen  wir  audj  bem  jungen 
unentwidetten  Äünftler  fidj  aussprechen  nidjt  üerweljren,  wenn  er 
nid^t  gerabe  ©djülerfjafteS  ober  SBerjerrteS  bringt  2)aS  Severe  finbet 
auf  bie  oorliegenben  Stuben  feine  Slnwenbung,  uns  fdfjeint  namentttdj 
bie  britte  gelungener.  35afj  in  aßen  breien  ber  ®($Iuf$  (baS  erfte 
Xfyema  in  Dctatoen)  in  gleicher  SBeife  wieber  auftritt,  beutet  auf  feine 
grofee  ©rfinbungSgabe ;  freiließ  ift  baS  eine  33equemlid)f  eit  ber  SJianier, 
bie  wir  audf)  bei  befferen  ©omponiften  wieberfinben,  wie  j.  33.  in  allen 
ipenfettfäen  ©tüben  ber  SRüdEgang  in  ber  3Kitte  auf  biefetbe  ©eifc 
burd)  eine  Steifje  toermiuberter  ©eptimenaecorbe  gefd^ie^t. 

35ie  ju  jweit  genannten  Stuben  gewinnen  baburdf)  an  3ntereffe, 
bafc  fie,  wie  wir  glauben,  einen  Italiener  jum  SSerfaffer  f)aben.  3Röd)< 
ten  wir  beStjafb  einen  milberen  SRaftftab  anlegen,  fo  bürfen  wir  aud) 
nidjt  bie  28at)rljeit  Derfdjwetgen,  bafe  fie  neben  einigen  artigen  ©tüden 
bod)  audj  ju  biet  UnbebeutenbeS  enthalten,  was  uns  faum  ber  33er< 
öffenttid^ung  wertf)  fc^eint.  3)ie  frif djeften  finb  9lr.  8  unb  9ir.  10; 
baS  Shtbere  möchten  wir  jum  größten  Xljeite  ungebrudft  wiffen.  2tm 
beftimmteften  wäre  ber  Somponift  als  ein  Schüler  unb  SRadjafftner 
SSertintS  ju  bejeic^nen,  mit  bem  er  namentlich  eine  gewiffe  füftlidje 
©d)alt)eit,  ofjne  beffen  öfters  wirflidj  grajibfen  ÄuSbrud  ju  befifcen, 
gemein  t)at-  ©inen  fertigen  ©latoierfpieler  t>erratf)en  übrigens  bie  ©tu* 
ben  in  jebent  ©tüd,  als  ber  er  fidj  audE)  in  $aris  SRuf  erworben. 
3Me  ßufunft  mufe  lehren,  ob  wir  uns  in  unferm  Urtljeil  über  fein 
SompofitionStalent  geirrt,  baS  uns  jur  $ät  als  ein  untergeorbnetel 
erfdjeint. 

Sn  ben  ©alon  finb  gleichfalls  bie  ©tüben  t?on  G.  SRa^er  ju 


®.  tfrug,  «ßreiSfonate.  457 

verweif  en.  2)en  SSorjug  größter  ©I aöterm ä^igf cit  tljeilen  fte  mit  an* 
bern  Slavierwerfen  beffelben  Eomponiften,  tute  fte  benn  natürlich  audf) 
nirgenbS  bic  gewanbte  fiebere  ©d&reibweife  verleugnen  fönnen,  bie  ftete 
Hebung  unb  reiferes  Älter  überaß  mit  ftdfj  bringen.  (Sin  langes  Seben, 
eine  nachhaltigere  SBirlung  bürfen  wir  freitid^  ben  Stuben  nidfjt  oer* 
bürgen;  baju  finb  fte  viel  ju  fetjr  im  ginge  gef)afd)t,  viel  ju  ober* 
fläd)lid£)  in  ©rftnbung  unb  ©mpfinbung.  23er  aber  an  flüchtiger 
fjreube  ein  Vergnügen  $at  —  unb  ©fiafcfpeare  unb  SBadj  finb  aud) 
nid)t  alle  läge  ju  genießen  unb  ju  üerftetjen  — ,  ber  greife  wot)l  auefj 
einmal  nadf)  fo  leidster  9Rufif,  eine  ©tunbe  tjinjufänbeln ,  um  bann 
in  um  fo  größerem  3Jtaße  fidj  an  ber  Straft  beS  eckten  ©entuS  ju 
erlaben. 

13, 


pretsfottaten. 

©uftaö  £rug,  ©ro&eS  $uo  für  $ianofortc  unb  Biotine.    2Serf  3, 
fcouiS  ftetfi*,        „  „      „         „  „         „         2Berf  13. 

@S  ftnb  biefe  beiben  Sompofitionen  von  bem  norbbeutfdjen  SWufif* 
vereine  in  Hamburg  mit  bem  greife,  unb  jwar  bie  erftgenannte  mit 
bem  erften,  bie  jweite  mit  bem  jweiten  gefrönt  worben.  ©ine  »er* 
gletd&enbe  Äritil  fdjeint  alfo  §ier  meljr  als  in  jebem  anbern  galle 
ftatt^aft-  3ntereffant  mußte  fd^on  3ebem  von  vornherein  bie  Snjeige 
fein,  baß  ein  Dilettant  ben  SßreiS  über  bie  Sünftler  bavongetragen. 
Sftadj  genauerer  Sinfidfjt  in  bie  Eompofttionen  befennen  wir  ütbeß, 
baß  bie  ©adfjen  fcineSwegS  fo  fcpmm  fteljen,  baß  bie  @£)re  ber  2Kufi* 
fer  nod)  feineSWegS  als  verloren  ju  eradjten.  9Kit  SSergnügen  ge* 
fteljen  nur,  buref)  t)k  erftgefrönte  Sompofition  mit  einem  Dilettanten 
befannt  geworben  ju  fein,  wie  es  beren,  was  Sfteinljett  beS  ©afeeS, 
©efd()icfltd)feit  ber  Snorbnung  unb  Ausführung  im  ©tmte  guter  SÄufter 
anlangt,  nidfjt  viele  geben  mag.  SBon  einer  SßreiScompofttion  Verlan» 
gen  wir  inbeß  mef)r,  als  baß  fte  bloß  gut  ift,  baß  fte  uns  feinen 
Slnlaß  ju  Xabel  giebt:  wir  verlangen  ein  erfinbungSreid)eS,  lebenS« 
frifd)eS  SSerf,  ein  2Berf,  \>a%  uns  neue  Seiten  ber  Äunft  enthüllt  ober, 
im  mtlbeften  ©inne  vom  Sfttdfjter  beurteilt,  auf  eine  fruchtbare  $vl* 
fünft  beS  ©dfjöpferS  hoffen  läßt,    ©old^en  auftrügen  gegenüber  fann 


458  ©.  ^«9,  $ceUfonate. 

fidf)  aber  bie  crftgcttantitc  ßompofition  nidjjt  galten;  Wir  toennifjen 
überall  Originalität  unb  9leuf)eit,  fic  ergebt  fid)  laum  über  a^nü^e 
arbeiten  t>on  Slnbreaä  SRomberg,  mit  anbern  SBorten,  fic  fommt  circa 
30  3a^re  ju  fpät.  2Bir  muffen  bie$,  fo  gut  e3  Vudjftaben  üermogen, 
genauer  nadjweifen. 

2)er  erfte  @afc  —  A  moll  —  beginnt  mit  einem  einfachen  Xljema, 
ba3  aber  fdjon  üom  fünften  Xacte  an  matt  wirb  unb  aud)  fpäter,  wo 
bie  Violine  in  einem  fimpetn  Eontrapunft  bajutritt,  fein  wärmeres 
3ntereffe  ju  erwecfen  toermag.  «Die  ©teile  big  $um  Srfc^einen  beS 
25ur*X£)ema3  bewegt  fid)  lebhafter  fort;  btö  ledere  felbft  aber  in 
Cdur)  fd&eint  un£  fel)r  getoö^nlid^ ,  burd)  gar  nichts  auägejetdjnet. 
©djtu§  beä  erften  XljeilS  in  Cdur  unb  etwas  btlettanten^after  9tütf» 
gang  nadf)  Amoll,  um  in  ben  Slnfang  ju  fommen.  3m  aKitteltfjeil 
biefeS  ©afceS  wirb  nun  ber  erfte  Xact  be8  3Infang3*Xl)ema8  ausfuhr* 
tidjer  befjanbelt,  bod£)  nad)  Vefdjaffenljeit  tiefet  lederen  wenig  interef* 
fant.  2)a3  35ur*Xf)ema  erfdjeint  jefct  in  (Fis)  9Kott;  Ijierauf  jiemlidj 
f<$netle  SRobuIation  nadE)  Amoll  unb  bem  anfange  jurücf,  worauf 
naclj  gewöhnlichem  §er!ommen  ba3  grünere  nodf)  einmal  folgt  unb 
balb  ber  ©djlufe  mit  bem  erften  Xljema  wieber. 

(Sä  folgt  ein  ©djerjo,  ba§  wir  artig  unb  wot)lgeIungen  nennen 
muffen;  aud)  baS  Xrio  jagt  uns  fefjr  ju;  nur  erwarte  man  tbzn  nidjts 
Originelleres. 

S)ie  ©teile  be3  SlbagioS  oertreten  Variationen  über  ein  ^übfe^p  ge* 
fungene3  Xfjema.  Von  ben  erfteren  gefällt  uns  bie  britte  ate  djaraf* 
terüott  empfunben;  bie  jweite  ift  laum  eine  Variation,  fonbem  ba§ 
Xfjema  felbft,  nur  mit  einem  einfachen  ßlameraccompagnement  oer* 
mefprt. 

S)en  Variationen  fdE|lief$t  fidE|  of)ne  Sßaufe  gleicfy  ber  lefcte  ©a|, 
ein  Allegro  agitato,  an.  3n  ber  gornt  etwas  unflar,  fdjeüit  er  uns 
bennodf)  ber  lebenbigfte  unb  fd£)Wungt>otlfte  ber  ganzen  ©onate,  unb 
hinterläßt  fo  eine  bem  SBerfe  günftige  ©timmung. 

gaffen  wir  unfer  Urteil  in  Jhtrjem  jufammen,  fo  muffen  wir 
bem  Verfaffer,  wie  gejagt,  S8efät)igung  unb  Vilbung  jugeftetyen,  feinem 
Streben,  burd)  Sinfad^^eit  ju  wirfen,  ade  ®eredjtigfeit  wiberfa^rra 
laffen,  tf)tn  ©lud  wünfd^en  ju  feiner  Sunft,  bie  if)m  metteidjt  einen 
trodtenen  bürgerlichen  Veruf*  toerfd)önen  fyilft.  SBäre  feiner  Gompo« 
fition  ber  Sßreiä  allein  juerfannt  worben,  wir  fönnten  nid()t3  bagegen 


*  $er  SSerfaffcr  lebte  bamal§  alö  DbcrlanbeSgeridjtgaffeffor  in  Naumburg. 


&  $etfä,  ^reiSfotwte.  459 

Ijaben,  ba  uns  ber  äBertf)  ber  anbeten  eingejdjtcften  Sirbetten  nidjt 
befannt  fein  fann.  SlnberS  geftaltet  fief)  aber  bie  ©adje,  wo  wir,  wie 
Ijier,  eine  jweite  ßompofition  jum  Sergleidj  öor  uns  f)aben,  unb  fo 
gefielen  wir,  baS  Preisgericht  ni(^t  ju  begreifen,  baS  bie  bei  SBeitem 
bebeutenbere,  überall  *>on  einem  reiben  Xalente  jeugenbe  ©onate  üon 
SouiS  &etfd(  jener  nadfjfefeen  fonnte. 

2)aS  SBerf  leibet,,  im  ©egenfafce  jn  bem  beS  §m.  Srug,  an  einer 
gewiffen  Unruhe  nnb  Ucbcrfüttc;  aber  wie  Met  SSorjüge  t)at  eS  außer* 
bem  üor  jenem!  Sin  lebenSfrifdfjeS  §erj  fd£)tägt  unS  aus  it)tn  entgegen, 
ber  ßomponift  giebt  fid)  tooB  unb  o^ne  fRüdfialt,  eS  fpiegett  fid}  ein 
SKoment  ber  ©egenwart  in  feinem  SBerfe,  nidfjt  ber  fd)tect)ten,  öerberb* 
ten,  fonbem  itjrer  würbigeren  Vertreter.  Unb  fe^en  wir  ben  Äünftter 
nodf)  nidfjt  auf  ber  §öt)e  feines  latentes,  fiegt  er  nid^t  geniuSgleid^, 
fo  ift  eS  auc§  gewiß  nocij  nidfjt  ju  Snbe  mit  feiner  Sfraft,  unb  wir 
bücfen  auf  immer  meiftertjaftere  Seiftungen  öon  üjm  mit  ©idfjerfjeit 
ausfegen.  Ueberatt  ft)mpatl)ifiren  wir  nidjt;  manches  fdfjeint  unS  ge* 
fudfjt,  nidjt  natürlich  genug  gefungen,  ber  (Somponift  gehört  ju  ben 
originelleren  Staturen,  bie  immer  meljr  3*ü  äu*  ©ntwicfelung  brausen 
als  bie  alltäglichen.  Sichtung  muffen  wir  aber  immerhin  bem  fdfjon 
(Srreidjten  jotten,  feinem  bebeutenben  ljarmonifdfjen  SBiffen,  feinem  fräf* 
tigen  ©til,  feinem  ©treben,  im  ©anjen  wie  im  Sinjelnen  bebeutenb 
ju  fein.  S)en  SSorjug  üor  oütn  ©äfcen  geben  wir  bem  erften;  erin* 
nert  er  audj  in  feinem  ^auptttjema  etwas  an  baS  beS  93eett)ot>eufdf)en 
großen  Es  dur*SoncertS,  fo  l)at  baS  bodf)  ber  überall  ^eröorbred^enben 
SBärme  ber  33ef)anbtung  leinen  Sintrag  getfjan.  liefen  Slnflang  aus* 
genommen  begegnen  wir  fonft  im  ©afce  lauter  @igentt)ümlidf)em,  oft, 
namentlich)  in  ber  Harmonie,  giftereffantem  unb  Steuern ;  audfj  an  fünft* 
lid&en  Kombinationen  in  ber  tljematifdjen  Arbeit  ift  baS  ©tüdC  reid). 
SSor  Sttlem  aber  fagt  unS  eben  fein  leibenfdjaftlidfjer  ftotjer  Stjarafter 
ju,  ber,  audj  wo  er  fidj  juweiten  ju  milberen,  fdjwärmerifdfjeren  ®e* 
füllen  umftimmen  mödfjte,  nirgenbS  $u  wetbifdjer  ©entimentatität 
jjerabfinft. 

2Bir  muffen  leiber  befennen,  baß  bie  übrigen  ©äfce,  einer  nadj 
bem  anbern,  an  Sntereffe  verlieren.  3m  Stbagio  treffen  wir  jwar  nodf) 
auf  bebeutenbe  ©dfjönljeiten ;  bie  breite  Slnlage  ftet)t  ganj  im  93erf)ält* 
niffe  ju  bem  erften  ©a$e  unb  erinnert  an  bie  Stbagioweife  in  ben 
größeren  8eett)ot)enfd£jen  ©onaten.  3m  ©d^erjo  üermiffen  wir  aber 
einen  eigentlich  anjie^enben  ©ebanfen;  fdf)ön  ift  jeboef)  ber  Uebergang 
ins  Xrio  unb  baS  leitete  fetbft.    2tm  wenigften  gefällt  uns  ber  tefcte 


460 


S.  §etfdj,  $reiä(onate. 


©afc;  fdEjon  ba§  Xljema  bünlt  uns  ntdjt  muftfalifd)  genug;  man  jebc 
felbft: 


i 


** 


§=J 


i 


^fr^-Rr*^! J  * j  r  *  gTr 


:^e 


Sßtr  hofften  wenigftenS  auf  eine  canomfdje  Ijumorifttfdje  Staat« 
beitung,  ju  ber  ba8  £f)ema  auf  ben  erften  SlnbKcf  aufforbert.  ßä 
tontmt  aber  nichts  bergteic^en.    ®aS  jweite  £{jema: 


H-f-r  r  i  f  rmir 


^-ft^ 


ift  tüo  möglich  nod)  weniger  bebeutenb.  Xrofcbem  fu^rt  bcr  Sompoitift 
bcn  ©a|  nid)t  mit  Unehren  burd)  unb  e3  fef)lt  i§m  nidjt  an  einjefaen 
geiftreid)en  SBenbungen. 

gaffen  nur  unfer  Urzeit  über  beibe  äBerfe  nod£>  einmal  jufam* 
men,  fo  ttrieberljolen  toir :  in  jebem  Satte  überwiegt  bie  jtoeite  Sonate 
bie  erfte  an  Äraft,  ©rfinbung  nnb  Originalität ;  in  feinem  motten 
nrir  aber  bem  ad)tung3tüertf)en  Dilettanten  be3f)atb  feine  greube  üer< 
fümmern.  Stud^  jum  ©lücf  gehört  Xalent,  unb  geber  finbet  am  ©nie 
in  ber  eigenen  83ruft  feinen  unparteiifdtften  Stifter. 


1844 

u  n  t>    f  p  ä  t  c  r. 


^\AvA-A-A-AvAAyA\:AyA^  "    '  iA\n\vAvA-v\viVvVA'^vV/A-\\v^r^\vvV^*5^^ 


Kiels  HD«  <Sabe. 

3«  einem  franjöfifdjen  Statte  war  öor  Shirjem  gu  lefen:  „©in 
junger  bänifd£>er  Eomponift  mad)t  jefct  in  35eutfd)lanb  Auffegen,  er 
Reifet  ®öbe,  wanbert,  feine  SBioline  auf  bem  Sftücfen,  öfters  öon  Stoptn* 
{jagen  nadf)  ßetyjig  unb  jurücf  unb  fief)t  babei  aus  wie  ber  leibhaftige 
ättojart".  3)er  erfte  nnb  tefete  ©a|  finb  üoüfommen  richtig,  nur  in 
ben  8Rittelfafc  t)at  fid£>  etwas  Stomanti!  eingefd)lid>en.  2)er  junge  2)äne 
fam  wirflid)  öor  einigen  9Jionaten  in  ßeipjig  an  (obwohl  er  wie  feine 
SBioIinc  fa^renb)  unb  fein  SRojartlopf  mit  bem  ftarfen  wie  in  Stein 
gehauenen  §auptt}aar  pafcte  gut  gu  ben  ©gmpatfyieen,  bie  feine  Duöer* 
tftre  ju  Dffian  unb  feine  erfte  ®t)mpf)onie  unter  ben  f)iefigen  SRufüem 
fd^on  öorfjer  erregt  Ratten. 

SluS  feinem  äußeren  Sieben  ift  nur  wenig  ju  berieten,  ßu  Sfopen* 
ljagen  im  S^re  1817  geboren,  ©oljn  eines  bortigen  Suftrumenten* 
madjerS,  mag  er  feine  erften  3af)re  mef)r  unter  Snftrumenten  als  unter 
3Jienfd)en  hingeträumt  tyaben.  ©einen  erften  Unterricht  in  ber  3Jiufif 
erhielt  er  öon  einem  jener  gewöhnlichen  ßef)rer,  bie  überaß  nur  auf 
ben  medjanifd£>en  $teifc,  nidjt  auf  baS  Xatent  fef)en,  unb  es  foll  ber 
Söientor  mit  ben  gortfd&ritten  feines  Söflt^S^  *«!*  fonberlid)  jufrie* 
ben  geWefen  fein,  ©uitarre,  SBioline  unb  ßlaöier  lernte  er,  öon  jebem 
etoaö,  ofjixt  fid|  aufterorbentlid)  tjeröorjut^un.  6rft  fpäter  belam  er 
grünbtid&ere  Sef)rer  in  Sßejrfdjatt  unb  SBerggreen,  wie  if|n  aud)  ber 
treffliche  2Bet)fe  manchmal  beriet!),  ßompofitionen  öerfd^iebener  Art 
entftanben,  öon  benen  inbefc  ber  ßomponift  jejjt  nid)t  öiel  galten  will, 
eS  wären  jum  Xljeil  8feSbrüd|e  einer  fürchterlichen  Sßf)antafie  gewefen. 
©päter  lam  er  in  bie  löniglid^e  Kapelle  ju  Äopenfjagen  als  Siotinift, 
unb  f)ier  Ijatte  er  ©etegenljeit,   ben  Suftrumenten  alle  bie  ©eljeimniffe 


464  SßteB  28.  (Saht. 

abjulaufd&en,  öon  betten  er  ftc  uns  mand&mal  in  feinen  gnftrumental* 
ftücfen  erjagten  läßt.  SMefe  praftifdfje  ©cfjule,  2Kandf)ent  öerfagt,  öon 
SBielen  unöerftanben  benufet,  erjog  if)n  toof)l  tyauptfäd^lid^  ju  jener 
SReifterfdjaft  in  ber  Snftrumentation,  bie  if)tn  unbeftritten  jugeftanben 
»erben  muß.  2)urd)  feine  Duöertüre  „9tadf)flänge  aus  Dffian",  bie 
anf  baS  Urteil  ©poljrS  unb  gr.  ©djneibers  mit  bem  öon  bem  fiopen* 
Ijagener  äRufitöereine  auSgefcfjriebenen  greife  gefrönt  ttmrbe,  mag  er 
ttof)l  bie  Slufmerffamfeit  feines  regierenben  funfttiebenben  ÄönigS  auf 
fidj  fl^ogen  tyaben;  fo  erhielt  er  benn,  toie  ütele  anbere  Xalente  unter 
feinen  SanbSleuten,  ein  toaf)rf)aft  föniglid)eS  ©tipenbium  ju  einer 
Steife  ins  SSfoSlanb,  unb  er  machte  fid)  fürs  erfte  nad)  Äeipjig  auf, 
baS  ü)n  juerft  in  baS  größere  mufifatifdfje  publicum  eingeführt  Ijatte. 
9?odf)  ift  er  l)ier,  tnirb  fidj  aber  binnen  Shirjem  nadfj  $aris  unb  öon 
ba  nad(  Statten  begeben,  ©o  benujjen  toir  benn  ben  SKugenbltcf,  wo 
fein  93ilb  nodfj  frifd)  öor  uns  ftef)t,  einige  ßüge  ber  fünftlerifdjen 
(Sigentf)ümKdf)feit  beS  treffttdfjen  äRanneS  ju  geben,  toie  uns  unter  ben 
Süngeren  feit  lange  leiner  öorgefontmen. 

SBBer  öon  feiner  §leljulidf)feit  mit  2Rojart,  bie  tüirflidj  etoaS  lieber» 
rafdjenbeS  fjat,  inbefe  aud>  auf  eine  mufifalifdje  Stc^nltd^lcit  SBeibcr 
fd^Iiefeen  ttottte,  toürbe  feljr  irren.  SBir  fjaben  einen  ganj  neuen 
$wtftler*6t)arafter  öor  uns.  3n  ber  %f)at  fdjeint  eS,  als  ob  bie 
.  2)eutfdE)tanb  angrenjenben  Nationen  fid£>  öon  ber  £errfdf)aft  beutf^er 
Sftufif  emaneipiren  ttottten;  einen  $)eutfd)tf)ümler  tonnte  baS  öietteidjt 
grämen,  bem  tiefer  btiefenben  Genfer  unb  Senner  ber  2Renfd|f)eit  ttirb 
eö  nur  natürlich  unb  erfreulich  öorfomtnen.  ©o  vertritt  Sljopin  fein 
33aterlanb,  83ennett  ffinglaub,  in  £>ottanb  giebt  3.  SBerljulft  £offnmt* 
gen,  feinem  Sßaterlanbe  ein  toürbiger  SRepräfentant  ju  toerben,  in  Un* 
garn  machen  fi<§  gleichfalls  nationeile  93eftrebungen  geltenb.  Unb  toie 
fie  audfj  Sllle  bie  beutfd&e  Nation  als  itjrc  erfte  unb  geliebtefte  Seherin 
in  ber  2Jhtfü  betrauten,  fo  foH  fidf)  SRiemanb  öerrounbern,  totnn  fie 
audfj  für  tljrc  Nation  ifjre  eigene  ©pradfje  ber  2Rufif  ju  fpredjeu  »er* 
fudjen  ttoÜen,  otjne  beSljatb  ben  ße^ren  ü)rer  2Reifterin  untreu  ju 
werben.  S)enn  nod£)  fjat  fein  Sanb  ber  SBelt  SReifter,  bie  fidj  mit 
unfern  großen  Dergleichen  fönnten,  unb  SRiemanb  %at  bieS  nodE|  leug* 
nen  toollen. 

2tud)  im  Sorben  SuropaS  faljen  wir  fd^on  nationette  Xenbenjen 
fid)  äußern,  ßinbbtab  in  ©tod^olm  überfefcte  uns  feine  alten  Solfl* 
lieber,  aud)  Ole  S3uU,  obtoof)!  fein  probuctiöeS  Xalent  erfter  ®roBcf 
öerfudjte  Älänge  aus  feiner  §eimatl)  bei  uns  einjubürgern.     SKußten 


9UeI$  33.  ©abe.  465 

ja  bie  neu  auftaud&enben  bebeutenben  Siebter  ©canbinaüienS  feinen 
mufifalifdf)en  Xalenten  eine  mächtige  Anregung  geben,  wenn  fie  anberS 
nidf)t  twn  felbft  t>on  ilpen  Sergen  unb  ©een,  if)ren  SRunen  unb  Korb» 
fd)einlid(jtern  baran  erinnert  würben,  ba§  ber  Sorben  gar  woljl  eine 
eigene  ©pradfje  mitreben  bürfe. 

8lud|  unfern  jungen  Xontünftler  ergogen  bie  Sinter  feines  SBater* 
lanbeS;  er  lennt  unb  liebt  fie  alle;  bie  alten  9Härd>en  unb  ©agen 
begleiteten  if)n  auf  feinen  Änabenwanberungen,  unb  üon  (SngtanbS 
Süfte  ragte  DffianS  9tiefenf)arfe  herüber,  ©o  jeigt  fidf)  in  feiner 
9Rufil,  unb  juerft  eben  in  jener  Dffian*£5uöertüre,  jum  erftenmat  ein 
entfliehen  ausgeprägter  norbifd&er  Efjaratter;  aber  gewifc  wirb  ®abe 
felbft  am  wenigften  verleugnen,  toie  oiel  er  beutfdjen  9Äeiftem  ju  ber* 
bauten  l)at.  S)en  größten  %Ui%  ben  er  ifjren  äBerlen  wibmete  (er 
fennt  fo  jiemtic^  alles  bon  Stilen),  belohnten  fie  il)m  mit  bem  ®efd|enf, 
baS  fie  äßen  t)interlaffen,  bie  fidfj  if)nen  treu  geigen,  mit  ber  SBeifje 
ber  Sföeifterfdjaft. 

33on  neuern  Eomponiften  ift  namentlich  ein  Sinflufc  9ÄenbelS* 
fotjnS  in  gewiffen  Snftrumentalcombinationen  fid&tbar,  namentlich  in 
ben  „SRadtflängen  aus  Dffian";  in  ber  ©tjmpljonie*  erinnert  manches 
an  $ranj  Säubert;  bagegen  fidj  überall  eine  ganj  originelle  SRelo* 
bieenweife  gettenb  macl)t,  wie  fie  bisher  in  ben  t)öf)eren  (Gattungen  ber 
3nftrumentalmufil  in  fo  bolfStf)ümticf)er  2trt  notf)  nid&t  bagewefen. 
Ueber^aupt  ragt  aber  bie  ©tjmptjonie  in  jebem  S3egug  über  bie  Duber* 
türe,  in  SKaturfräftigfeit  toie  in  9Jieifterl)aftigfeit  beS  Xedjnifdien. 

S)abei  ift  nur  eines  ju  wünfcjjen:  ba&  ber  Äünftler  in  feiner 
^Rationalität  nidf)t  etwa  untergehe,  ba%  feine  „norbfdjjeingebärenbe" 
*ßf)antafie,  wie  fie  Semanb  bezeichnete,  fid>  reid)  unb  melgeftattig  jeige, 
bafe  er  audf)  in  anbere  ©paaren  ber  SKatur  unb  beS  SebenS  feinen 
S3ltdE  Werfen  möge,  ©o  möchte  man  allen  Äünfttern  zurufen,  erft 
Driginalität  ju  gewinnen  unb  bann  fie  wieber  abzuwerfen;  f  drangen* 
gleich  l)äute  er  fidfj,  wenn  baS  alte  ffleib  ju  berfdjrumpfen  anfängt. 

Slber  bie  ßriimf*  ift  bunfel;  es  gefdjief)t  baS  9Äeifte  anberS,  als 
wir  badeten;  nur  unfere  Hoffnungen  bürfen  wir  auSfpredfjen,  bafj  wir 
baS  ©ebtegenfte,  @d)önfte  bon  biefem  ausgezeichneten  Xalente  erwar* 
ten.  Unb  als  tjätte  iljn,  wie  89a<§,  fdjon  ber  QtfaH  beS  SRamenS  auf 
bie  3Jhifif  fjingewiefen,  fo  bilben  fonberbarer  SBeife  bie  bier  33ud)* 
ftaben   feines   Samens   bie  bier   offenen  Siolinfaiten.    ©treidle  mir 

*  Cmoll. 
©djitmann,  @ef.  «Schriften.  II.  30 


466  ®cr  ©ommernadjtStrcmm. 

9ftemanb  bieä  ftcinc  3"$"*  ^ötjercr  ©unft  weg,  toie  btö  anbete,  baß 
fid)  fein  iKame  (burd)  üier  ©d&lüffet)  mit  einer  Sftote  fdjreiben  tfifft* 
bie  Ijerauäjufinben  Sabbatiften  ein  Seilte»  fein  ttrirb. 

SKodf)  in  biefem  üKonate  ertoarten  toir  eine  jtoeite  ©t)tnpf)ome** 
@abe3;  fie  weidet  üon  ber  erften  ab,  ift  roeid&er  unb  leifer;  man  benft 
babei  an  bie  lieblichen  93ud)entüälber  2)änemarf3. 

[1844,  1.  ganuar.]  SRobert  ©dfjumann. 


Der  Sommerna^tstraum. 

(»ricflic^.) 

$)er  juerft  ettoaä  über  ben  ©ommemad&tätraum  öon  mir  erfahrt, 
bift  natürlich  bu,  geliebter  greunb.  Sßir  fafjen  if)n  enblid)  geftern*** 
(nad|  beinahe  300  3al)ten  jnm  erftenmale),  unb  bafc  ber  Xtjeater* 
birector  gerabe  einen  SBinterabenb  mit  iljm  auäfdjmücfte,  jeugt  öon 
richtigem  ©inne,  benn  im  ttrirflidjen  Sommer  berlangte  man  efjer  nadj 
bem  „SBintermärdjen*  —  au§  befannten  ©rünben.  SBiete,  ba3  fann  id) 
bir  üerfidjern,  faljen  tooljt  nnr  ©Ijalefpeare,  um  2Renbel3fof)n  ju  ljören; 
mir  ging  e3  umgefetjrt.  3dj  tteifc  redjt  tooljt,  bafc  üKenbelSfoljn  es 
nidjt  mad)t  toie  fdjledjte  ©diaufpieter,  bie  fid)  im  jufäHigen  3ufams 
meufpiel  mit  großen  redjt  breit  machen  tootten;  feine  3Jiufif  (bie  Cutter* 
türe  ausgenommen)  ttriH  nur  eine  Begleitung  fein,  eine  SBermittdutig, 
eine  SBrüdEe  gleidfjfam  jtoifd^en  3*ttel  unb  Dberon,  oljne  bie  ein  §in< 
überfommen  in  baä  SReid)  ber  geerei  faft  unmöglich,  ttrie  fie  gewiß 
audj  ju  @f)afefpeare§  Reiten  fd^on  eine  9loöe  gefpielt.  2Ber  meljr  öon 
ber  äßufif  erwartete,  wirb  fidf)  getauf  djt  gefunben  f»aben;  fie  tritt  fo* 
gar  nod)  befd^eibener  juritcf  als  in  ber  „Slntigone",  too  freiließ  bie 
ßljöre  ben  üRufifer  ju  reiferer  SluSftattung  jroangen.  3n  ben  ©ang 
ber  eigentlichen  ipanblung,  in  \>a%  2iebe3toerf)ältnij3  ber  titer  jungen 
Seute  greift  bie  SRufif  fonft  nic£>t  ein;  nur  einmal  f Gilbert  fie  in 
fpred)enben  Effecten  baä  ©ud£)en  ber  ipermia  nad&  iljrem  ©eliebten; 
bieä  ift  eine  öortrefflid^c  Kummer.  3m  Uebrigen  begleitet  fie  nur  bie 
geenpartieen  be3  ©türfeS.    Unb  fjier  war  2Renbet3fof)n  an  feinem  ^Ia| 


m 


**  Edur. 
***  $en  30.  $ecember  1843. 


$>er  SommernadjtStttuim.  467 

unb  SRiemanb  fo  tüte  er,  bog  »eifet  bu.  lieber  bie  Du&ertüre  ift  bie 
äBelt  längft  einig;  „tranSferirte  leitete"  giebt  e8  freilidfj  überaß.  5)ie 
Stütze  ber  Sugenb  liegt  über  fic  auSgegoffen  wie  !aum  über  ein  an* 
bereä  SBerf  be3  Somponiften,  ber  fertige  SReifter  tfjat  in  glüdflidtfter 
SRinute  feinen  erften  f)öd|ften  glug.  9tüf)renb  war  mir'S,  toie  in  ben 
fpäter  entftanbenen  Hummern  oft.  SJrudjftücfe  aus  ber  Ouvertüre  jum 
SBorfdjein  tommen,  unb  nur  in  ben  ©d£>tu&  beS  ®anjen,  ber  ben 
©djlufc  ber  Duüertüre  faft  wörttidj  bringt,  ftimme  id|  nidjt  ein.  ©ie 
Slbfidfjt  be$  ßomponiften  nadj  Slbrunbung  be£  ©anjen  ift  flar;  fie 
fdjeint  mir  aber  ju  öerftanbeämäfcig  ljeroorgebradjt;  gerabe  biefe  ©cene 
Ijätte  er  mit  feinen  frifdfjeften  Xönen  auSftatten  follen,  gerabe  f)ier,  wo 
bie  2Rufil  jur  größten  Sßirtung  gelangen  ionnte,  f)atte  \6)  etwas  £>ri< 
ginaleS,  itReugefdiaffeneS  erwartet.  SDenfe  bir  felbft  bie  ©cene,  wo  bie 
ßlfen  ju  allen  Sugen  unb  ©palten  beS  $aufe3  Ijereinlletternb  ityren 
SRingetreifjn  tanjen,  $)rott  öoran  „bie  glitr  ju  fegen  blant  unb 
wei|"  unb  Dberon,  feinen  ©egen  erttjeilenb:  triebe  fei  in  biefem 
©d)lo§  ic."  —  nichts  ©duneres  für  SRufif  fann  gebaut  werben.  Som* 
ponirte  9Renbel8fof)n  bodfj  an  biefer  ©teile  nodj  etwas  SReueS !  —  ©o 
fdf>ien  mir  benn,  blieb  aud|  bie  f)ödf)fte  SBirlung  beS  ©tttdfeS  am 
©bluffe  auS;  man  erinnerte  fid|  wot)t  ber  bieten  reijenben  äRuftf* 
nummern  im  33orf)ergegangenen,  ber  ©felsf  opf  ßettelS  mag  nodfj  Ijeute 
2Randf)en  beluftigen,  ber  Qav&tv  ber  grünen  833albnad)t  unb  bie  SBcr* 
wirrung  barin  Sielen  unöergejjlidf)  bleiben;  baS  ®anje  machte  bodj 
aber  meljr  ben  ©inbruef  einer  SRarttät.  3m  Uebrigen,  glaube  mir,  ift 
bie  9Rttfif  fein  unb  geiftreidfj  genug,  gleidj  Dorn  erften  auftreten  ©rolls 
unb  ber  ©tfe  an;  baS  ift  ein  SRecfeu  unb  ©c^erjen  in  ben  3nftrumen» 
ten,  als  fpielten  fie  bie  Slfen  felbft;  ganj  neue  Xöne  f)ört  man  ba. 
Sleufcerft  lieblich  ift  audj  baS  balb  barauf  folgenbe  ©tfenlieb  mit  ben 
©djlu§worten  #nun  gute  9tod|t  mit  ®i)a  Sßopet)"  unb  fo  alles,  wo  bie 
geen  mit  im  ©piele  finb.  9ludj  einen  SRarfd)  lannft  bu  f)5ren  (ben 
erften,  glaub*  idi),  ben  9WenbelSfot|n  getrieben)  oor  bem  ©djlufc  beS 
legten  XtyiU,  er  erinnert  in  etwas  an  ben  3Rarfdj  in  ©potyrS  ^SBei^c 
ber  Xöne"  unb  Ijätte  origineller  fein  lönnen;  bodj  enthält  er  ein  t)ödf)ft 
reijenbeS  Xrio.  S)aS  Drdfjefter  fpielte  unter  SWS).  ©adjs  Seitung  bor* 
trefftid),  audj  bie  ©djaufpieler  gaben  fidfj  alle  9Rüt)e,  bagegen  bie 
SluSftattung  faft  ärmlich  ju  nennen  war.  §eute*  fofl  baS  ©tücf 
wieberf)olt  werben.  g. 

*  3)cn  31.  $ecem&er  1843. 

30* 


468  ».  33,  SKary,  SÄofe. 

*  X  ß.  JWar*: 
STOofc,  Oratorium.  ElaoierauSjug. 

68  ift  uns  bcr  StabierauSjug  biefeS  SBerteS  üon  bcr  9tebaction 
jugefteßt  toorben,  bcr  toir  unfere  Sfnftd^t  barüber  mitjutljeilen  fc^on 
oor  bcm  Srfdfjeinen  beS  „3KofeS"  jugefagt  Ratten.    SKur  ungern  erfül- 
len toir  baS  Serfprod&ene  jefct,  too  toir  baS  Oratorium  natfer  tennen 
gelernt;  es  £)at  uns  lange  nichts  fo  abgeftoften  als  biefe  9Wufif,   unb 
es  tt)ut  uns  bieS  ©eftänbni§  leib  um  beS  SerfafferS  toiflen,  beffen 
fd&riftfteßerifdjeS  Xalent  oon  SKiemanbem  f)ötjer  geftettt  »erben  fann 
als  oon  uns.    3um  Eomponiften  fefylt  if)m  unferer  Söieinung  nadj 
faft  alles.     SBeldjer  gleifc,  welker  ftarfe  SEBiUe  baju  gehören  mag, 
oljne  fdf)bpferiftf)e  Äraft  bennod)  ein  fo  umfangreiches  ©tücf  ju  ©tanbe 
ju  bringen,  toir  muffen  es  betounbem,.  aber  es  erfaßt  uns  aud>  mit 
Xrauer,  ben  3Rann,  ber  für  Rubere  fo  gut  feiert  fann,  in  feiner  eige* 
neu  ©ad&e  für  ganj  toerblenbet  erflären  ju  muffen.    2Bir  ef)ren  ben 
2et)rer,  ber  audfj  fdjaffen  totH,  fteljt  es  nur  nid)t  in  gar  ju  fc^limmem 
SScr^ältniB  mit  bem,  toaS  er  let)rt.    ®ann  man  fd&öner  unb  ergreifen* 
ber  über  ©ebaftian  83adf)  f ^reiben,  als  üKarj:  getfjan?  SRütjrt  es  nidjt, 
toenn  er,  bei  Seetfjoben  toertoeitenb,  faft  fdf)toärmerifd(j  toirb?    Äann 
man  mit  fdjarferer,  blifcenberer  SBaffe  gegen  einen  geinb  jieljen  als 
er?    Unb  tel)rt  er  bie  Sugenb,  lann  man  es  grünbli^er,  fjingebenber 
tt)un?  Unb  nun  er,  burd)  SJucIjftaben  ju  totrfen  öerfd^mä^enb,  felbft 
reben  möchte  burd)  bie  geliebten  ©d^rtftjei^en  ber  Xonfunft  —  toaS 
giebt  er?   Sft  baS  bie  ÜRelobie,  bie  er  lehren  miß?    Sft  baS  bie  fau< 
bere  Harmonie,  über  bie  er  ganje  93üdjer,  bie  beften  in  i^rer  Art,  ge* 
f ^rieben?    3ft  baS   bie  3Reifterfd£>aft  in  allen  formen,  auf  bie  er 
überall  bringt?    Sft  baS  bie  urfdjöpferifdje  Äraft  ber  ©rfinbung,  wie 
er  fie  an  33adj,  SUiojart,  ©eettpoen  erfannt?    SBir  tooßen  nidjt  bar* 
auf  anttoorten ;  toir  müßten  barauf  überaß  baffelbe  fagen,  —  ba&  mir 
auf  baS  SBitterfte  getäufcf)t  toorben  ftnb,  bafe  toir  felbft  bei  ben  ein* 
jelnen  ©teflen,  too  wir  anfingen  ju  t)  offen,  balb  toieber  auf  unfer 
©nburtf)eil  jurücffamen,    eS  fet)le  f)ier  aße  ®eftaltungSfraft ,    afler 
©djönljeitsfinn.    Sine  einsige,  toenigftenS befonbere  3bee  fiel  uns  auf: 
bie  „©timme  beS  §erm"  im  meiftenS  adjtftimmigen  &f)or  ju  be^anbeln. 
Surj   unb   gut   angebracht,    f)ätte   fie  tooljl  toirfungSöofl  auSfaßen 


<£.  @t)er$,  Sonate.  469 

lömten;  a^tjcf)ii  ©eitenbeseiamerauSjugB  aber  ausgebest,  ber©df)luf3« 
fafc  beS  jweiten  Xf)eilS  fogar  in  einen  Anlauf  ju  einem  gugato  enbi* 
genb,  will  e3  uns,  wenn  wir  uns  fo  auSbrücfen  bürfen,  ein  SBerftofe 
gegen  bie  Statur  beS  ©egenftanbeS  bunten,  ©idf)tlid|en  gleifc  tjat  ber 
ßomponift  auf  bie  Sf)arafteriftif  ber  einjelnen  Sßerfonen,  wie  ber  ge* 
genfa|lid|en  ©f)öre  ber  Ssraeliten  unb  Seggpter  toerwanbt;  was  f)itft 
baS  alles,  wo  baS  SBcftc  feljlt  —  ©djöntjeit  beS  mufilalifdf)en  SfoS* 
bructS.  Sin  glüdflidjeS  2Kotit>  fällt  uns  auf  im  erften  Xtjeil  ju  ben 
SBorten:  „unb  bein  grimmiger  3orn" —  abet  ber  SBerlauf  beS  ©afceS  ? 
Sft  baS  SDurd&füljrung?  ®S  ift  nid|t  ju  Diel  gefagt,  eS  finbet  fidj  im 
ganjen  2KofeS  nid|t  einmal  nur  ein  in  ber  gorm  geglüdfteS,  wirllidEj 
abgerunbeteS  SßufifftüdE.  Unb  bann,  welche  ©eclamation,  wie  üon 
aller  Statur  toerlaffen!  Sßeldje  §armonieen  —  äRifcflänge  nämliclj! 
8ßünfdf)t  eS  bie  föebaction,  fo  foHen  iljr  bie  SBelege  fdf)riftlid£>  borge* 
legt  werben.  (SS  fd|ien  uns  ju  nichts  ju  frudfjten,  ben  SRaum  bafür 
in  3lnfprud)  ju  nehmen. 

9toty  eine  Hoffnung  liegen  wir:  bafc  uns  eine  balbige  SSorfä^* 
rung  beS  SBerleS  manches  in  einem  günftigeren  Sichte  fetjen  laffe. 
SBietteidjt  finbet  fiefj  balb  ©elegentjeit,  ba  ein  t)ieftger  SJerein,  wie  wir 
f)ören,  mit  bem  (Sinftubiren  beS  übrigens  äufeerft  fcf)Weren  SßerleS  be* 
fdf)äftigt  ift.  ©o  ift  eS  red)t,  man  fott  fidj  mit  Allem  befannt  machen. 
Stenbert  fid|  bann  unfer  Urteil,  fo  berlaffe  fidfj  ber  ©omponift  ba« 
rauf,  wir  wtberrufen  feierlidtft.    $eute  aber  fonnten  wir  nidjt  anberS.64 

[1844,  l.guii.]  XII. 


ötompofttumen  für  JKnuffrte. 

*  Sari  Gtoer«,  2>rttte  Sonate  (Dmoll).    SBert  22. 

©S  ift  eine  bebentlidf)e  Qbbt  in  ber  Siteratur  ber  ßfabiermufif 
eingetreten,  namentlich  in  ©oloftücfen  für  baS  Snftrument,  weSljalb 
wir  immer  mit  X^)eilnal)me  nadf)  ©outpofittonen  greifen,  bie  wenigftenS 
üjrem  Xitel  nadfj  auf  ein  ernfteS  fünftlerifd&eS  ©treben  fd&Kefcen  laffen. 
Srren  wir  nidjt,  fo  würbe  ber  ßomponift  obiger  ©onate  in  SBiener 
SSlättem  fogar  als  eine  Strt  Sfteftaurateur  beS  guten  ©efdjmadfs  unb 
jwar   feiner  SBeftrebungen   im   ©onatenfac^e  wegen    bejeid^net:    ein 


470  6.  @öer$,  ©onate. 

Urteil  bog  nad)  unferer  äReinung  inbeß  außerorbentlidj  cinju^ränfen 
ift.  SBir  fennen  bie  früheren  ©onaten  beS  £erm  SoerS  nid^t;  fteljen 
ftc  aber  nadf)  gorm  unb  (Schalt  nidjt  f)öl)er  als  bie  twrliegenbe,  fo 
finb  fie  eben  SScrfud^c,  wie  biefe;  fid|  in  claffifdjen  formen  ju  Der* 
fudE)en,  mad^t  aber  nodf)  lange  feine  Slafficität.  2Bie  bem  fei,  bie 
©onate  reicht  öollfommen  f)in,  fidE)  ein  Urtljeil  über  baS  Xalent  unb 
©treben  beS  Somponiften  ju  bilben.  3ft  fd&on  jeber  SScrfuc^,  fid)  in 
größeren  formen  ju  bewegen,  fie  beljerrfdf)en  ju  lernen,  ein  löblidjer, 
fo  bürfen  mir  biefe  Slnerfennung  audj  §errn  ©berS  nid)t  borentljal* 
ten;  anbererfeits  treten  freiließ  UngefdE)icI  unb  mangelhafte  SBilbung 
nie  ftärler  tyerüor,  als  wo  fie  fid)  an  größere  geraten  wagen,  unb 
eS  lann  einem  talentreidjen  Dilettanten  ein  HeineS  Äieb  gelingen, 
wätjrenb  er  bei  bem  SBerfud)  einer  ©onate  bielleid)t  nidjt  über  bie 
SÄobulation  nad£)  ber  Dominante  tfinauStommt.  93or  Slttem  aljo  ber* 
miffen  wir  in  ber  ©onate  bie  üfteifterfdjaft  in  §anbf)abung  ber  gornu 
2Bie  ber  Komponift  auf  Seite  4  fdfjon  nadj  Fdur  mobulirt,  wieber 
abläßt,  nodt)  einmal  nad)  F  dur  mobulirt,  bann  müfffelig  natf)  A  moll 
fommt  je.  :c,  —  gefdjief)t  nodE)  alles  ungefdfjicft,  faft  fdjülerljaft. 
9iim  fann  ein  SBerf  trofc  formeller  ©djwädfjen  df)arafterifd)e  SSorjüge 
unb  ©d^önt)eiten  befifcen;  aber  auä)  in  biefem  95ejug  treffen  wir  nur 
auf  wenig  StuSgejeid&neteS.  Daß  jeber  Xact  SKufif  fei,  bie  ^orberung 
bürfen  wir  freilief)  nur  an  ben  SReifter  fteHen ;  wir  bedangen  weniger 
t)on  §errn  ©berS,  bodfj  aud£>  meljr  als  foldje  bürre,  ftapperobe  Sßaffa* 
gen  wie  ©eite  6  unb  7.  Das  ift  bie  leibige  ^ummelfdje  SKanier, 
bie  benft,  na<$  ber  gehörigen  Störung  muffe  nun  audf)  bem  ßu^örer 
imponirt  toerben  burd)  gingerfertigleit.  Daß  tum  ©d)luß  beS  ©a$e» 
biefelben  Sßaffagen  unb  bann  in  ber  Xonica  borfommen,  berftel)t  ftd). 
Dem  erften  ©a|  folgt  ein  Slbagio  inFisdur,  ein  jiemlidj  gefd&madf* 
lofeS  ©tücf,  fjatb  gopf,  f)alb  moberne  ©üßlid&feit;  eS  wäre  beffer 
ungebrueft  geblieben.  Das  83efte  in  ber  ©onate  fd^eint  uns  baS  X^ema 
beS  legten  ©afceS,  es  l)at  ©djwung  unb  ßeben;  was  bann  folgt,  ift 
faft  nur  $affagengefdf)nörfel,  ber  eintretenbe  9Karfd|  SetUnifdj  genug, 
©tatt  beS  erwarteten  $raftfd)luffeS  berläuft  fid^  ber  ©afc  plöfelic^  wie  in 
ben  ©anb  unb  in  ein  breifad)eS  p.  ©o  fdjließt  bie  ©onate;  möge  fie 
ber  ßomponift  felbft  als  eine  ©tubie  betrauten  unb  fpäter  bie 
9Keifterwer!e  nachfolgen  laffen;  bor  ber  Jpanb  wäre  nur  ber  gute  SBifle 
anjuerfennen, 

13. 


3.  SRaff,  6t.  #efler  unb  £.  2Btd)mamt,  (Staüterftücfe.  471 

*  3to*d)tm  SRaff,  2  Piices  caractäristiques.    Oeuv.  2. 

©in  ganj  neuer  Somponiftenname,  ein  Opu8  2,  ba&  SBertrautfieit 
mit  ber  neuften  ©pielweife,  f)ier  unb  ba  tpa^rtjaft  mufifalifdje  ßüge 
öerrätf)  —  turj  eine  Ueberrafdjung.  SDaS  §eft  enthält  jwei  mit 
Pr61ude  übertriebene  ©tfidfe  unb  einen  SBaljer.  $)en  legten  wünfdf)< 
ten  wir  unterbrach,  er  Hingt  wie  ein  leichtfertiger  Sßifc  nadf)  einer 
SiebeSerflärung.  Sin  ben  anbern  SWummern  gefällt  un8  bie  bei  allem 
Srnfte  bod|  jugenblidf)e  Smpfinbung ;  ein  Stwa8,  ba8  auf  eine  Qu* 
fünft  Ijtnbeutet.  9lod)  liegt  ber  Somponift  unter  ben  Sanben  mober* 
ner  SSirtuofttät;  weifc  er  ju  wiberftef)en,  wir  bfirfen  öiellei^t  ©djöne3 
t>on  if)tn  erwarten;  an  Begabung  fd^eint  e3  itjm  nid)t  ju  fehlen. 

14. 

*  @t.  #efler,  Improvisata  sur  une  Melodie  de  H.  ßeter.  Op.  18, 
„       ,,     Caprice   sur   un  motiv   de  TOpßra    de  Monsiguy: 
le  Deserteur.    Op.  41. 

SBenn  Semanb  ein  SRed)t  Ijat,  feine  Bearbeitungen  frember  Wto* 
tiüe  mit  einer  Dpu3jal)l  ju  begeic^nen,  fo  ift  e8  ber  obige  Somponift. 
3Me  ßeitf^rift  f)at  f<$on  öfters  auf  bie  eigentümliche,  geiftreid)e  SBeife 
aufmerlfam  gemalt,  mit  ber  ©t.  geller  Slnbrer  ©ebanfen  untjumün* 
jen  weife,  bafe  fiel)  bie  Originale  bafür  nur  ju  bebanfen  t)aben.  3)abei 
fdjreibt  er  fo  öortrefflidf)  für  fein  Snftrument,  weife  oft  mit  Wenigen 
aKitteln  fo  f<$öne  SSirlungen  fjerborjubringen,  wie  faum  ein  anberer 
©aloncomponifi.  Unb  xotö  bieS  alle«  überwiegt,  eine  blütfjenreid&e 
Sßtjantafie  fpielt  in  feinen  ©ebifben;  fo  füfjrt  er  uns  in  ber  Saprice 
über  ein  Xfjema  t>on  äßonfignt)  wie  burety  ßauberet  in  eine  alte  t>er* 
flungene  Seit,  fo  giebt  er  in  ber  3mprot>ifata  über  eine  lanblidje  üRe* 
lobie  üon  SReber  eine  ganje  fleine$)orfgefdf)id&te;  er  £)ält  un«  feft  Wie 
mit  fpielenben  Ringern,  unb  wir  laffen'8  unS  gern  gefallen.  Die 
3)eutfd)en  fangen  an,  biefen  fdf)alft)aften  ©eift  ju  begreifen;  möchte 
itjm  ßeit  unb  SRuIje  ju  größeren  unb  Driginalarbeiten  fommen!  S)ie3 
Sine  wünfd^en  wir. 

[1844,  5.  2lu0.]  14. 

*  $.  m^mann,  Sonate  (Gnioll).    SBert  1. 

Sine  ©onate   als  Opu3  1    f)at  jwiefad&en  Slnfprudf)  auf  unfre 


472  £.  SBidjmann,  (Sonate. 

Xfieünafjme;  wenn  fc^on  baS  fettne  Soncentriren  bcr  f d&affenben  Äraft  ju 
©rjeugung  größerer  funftwürbiger  ©ebitbe  als  bic  $f)antafieen,  Ueber- 
tragungen,  bercn  £ert>orbringung  Ijeute  in  boppeltem  ©urne  feine 
fiunft  meljr  ift,  {ebenfalls  33eadjtung  Ijctfd^t,  fo  ift  bieS  um  fo  met)r 
ber  %aU,  wenn  ein  Sünftler,  ftatt  einige  entlehnte  ©ebanfen  in  einer 
faloppen,  ausgetretenen  gorm  mit  einem  Sßaffagenfd&watt  ju  übergießen, 
fidf)  in  bie  Deffenttidjfeit  mit  einem  Sßerfe  einführt,  baS  bie  SluS* 
fprfid)e  eigner  ©ebanfen  in  einer  gebilbeten,  ebten  gorm  unb  baju 
gleite  3Käd£>tigfett  beS  ©trebenS  wie  ber  fünftlerifdjen  SJUbung  be* 
bingt  ©in  tiorfidjtigeS  Urzeit  ift  ijier  boppelt  $fHdjt.  ©efteljen 
wir  t)on  t>ornf)erein,  baß  wir  3Jiand|eS  unb  §auptfäd|licf>eS  an  bcr 
©onate  auSjufelen  i)aben,  baß  wir  uns  namentlich  gegen  Stuffaffung 
unb  ©til  beS  ©anjen  erflären  muffen,  ©rößere,.  bebeutfamere  gor* 
men  erforbern  audf)  einen  fräftigeren  glügelfd)lag  ber  Sßfyantafie;  torirf)e, 
liebliche  SDMobieen,  furjgefdjürjte  Sßerioben,  leidjtgerunbeter,  einfacher 
gormenbau  retten  nidjt  allein  aus.  ©S  bebarf  ba  fräftiger,  füljner 
©ebanfen,  einer  fcf)Wungf)aften  3tuSfüf)rung.  9iid)t  bloß  bie  Siebet 
flogen  ber  Hirtenflöte,  audf)  ber  SBogenfd^Iag  ber  ßeibenfdjaft  foll  ba 
feine  ©pradje  finben.  3n  allen  t)ier  ©ä|en  biefer  ©onate  fließt  alles 
f o  weidE}  unb  fanft  bal)in,  nirgenbs  ein  Slnftoß,  eine  SBranbung ;  überaß 
berfelbe  glatte  ©piegel.  ©S  fehlen  bie  fräftigen  ©egenfäfce,  bem  Sidjte 
ber  ©chatten.  2BaS  aber  baS  Snftrumentate  anbelangt,  fo  gemährt 
bie  ©onate  im  StHgemeinen  ungefähr  ben  Slnblicf  einer  ^a^bnfc^en. 
$)arin  liegt  freilidf)  ein  harter  SBorwurf,  wir  fönnen  iljn  aber  bem 
©omponiften  nid&t  erfparen.  §at  er,  was  wir  iljm  nid|t  abfpredfjen, 
ein  gefunbeS  Xalent,  ein  waf)rf)aft  ernfteS  Streben,  fo  muß,  fo  wirb 
er  balb  öon  felbft  f)öf)ern  glug  nehmen.  3n  jebem  Satt  ift  eine  ©nt* 
täufdjung  je  früher  befto  weniger  fd)tnerjtid|.  SBäre  Rummel,  3ßo* 
freies,  wäre  SBeetljoben  nid)t  für  if)n  bagewefen  —  beffen  was  bie 
neufte  Qät  für  bie  Xedfjnif  beS  SßianofortefpielS  tf)at,  gar  nidjt  ju 
ermähnen  —  f o  wäre  gar  nichts  weiter  ju  fagen.  §at  er  fiel)  aber 
abfi<$tfidj  Ijerbeigelaffen,  etwas  ßeidjteS  ju  liefern,  fo  ift  baS  wenig* 
ftenü  unflug.  S5ei  einem  erften  Sßerfe,  jumal  einer  ©onate,  erwartet 
man,  baß  ber  ßünftler  fein  ipö<$fteS  unb  83efteS  gebe. 

•    [1844,  9.  STuguft.] 

22. 


Styljortfttföe*.    £$eater&üdjleut.  473 


65 


Steue,  füllte  äMobieen  tnufjt  bu  erfinben. 


„®§  l)at  gefallen"  ober  „e8  f)at  nidfjt  gefallen'1  fagen  bie  Seute. 
Sfö  ob  eö  nidjtö  §öljereä  gäbe,  als  ben  Seilten  ju  gefallen! 


ßidf)t  fenben  in  bte  Xtefc  beS  menfd&lidfjen  §erjen3  —  be&  Sünft< 
lerS  JBeruf! 

SRiemanb  lann  meljr,  als  er  n>ei{$.  SJtiemanb  tüei|  meljr,  als  er 
tarnt.  

2Ber  in  ber  Siteratur  nid&t  baS  SBebeutenbfte  ber  neuen  (Srfd&ei* 
nungen  tennt,  gilt  für  ungebilbet.  3n  ber  äWufif  fottten  toir  audf) 
fo  weit  fein. 

Sßorüber  bie  SMinftler  tage*,  monate«,  jahrelang  nadfjgebacljt  fjaben, 
baS  »oQen  bie  Dilettanten  im  ijjufd)  weggaben? 


«Ijeaterbfidileitt  (1847- 1850).66 

3>oljatttt  toon  $ari£  *oit  Soielbteu, 

($en  4.  2Kat  1847  in  $re$t>eiu) 

®ine  SReiftcropcr.  ßtüei  2tcte,  jwei  3)ecorationen,  jwei  ©tuuben 
ßeitlänge  —  alles  trefflief)  geraden*  Sean  be  SßariS,  3t9ar°/  UIt& 
SBarbier,  bie  erften  fomifd^en  Opern  ber  SBelt  unb  nur  bie  Nationen 
ber  ßomponiften  jurücffpiegelnb! 

3nftruntentation  (auf  bie  jefct  mein  §auptaugenmerf  gef)t)  überaß 
meifterlidE)  —  bie  331aSinftrumente,  n&mentlidf)  Slarinetten  unb  £ömer, 
mit  Vorliebe  bef)anbelt,  ben  ©efang  nirgenbs  beefenb,  —  bie  SBiolon* 
cefloS  f)ier  unb  ba  fdfjon  als  felbftänbige  Stimme  mit  Effect  bef)anbelt. 

£6roer  Hingen  in  f>otyer  Sage,  toenn  bie  ©ingftünme  nodj  f)öljer 
liegt,  feljr  gut,  öerfd^meljen  ftd|  mit  iljr. 


474  $l)eaterbüdjleht. 

Semyleir  ttnb  ^fibtn  *ott  SWarfdjner* 

($ett  8.  9ttri  1847.) 

äftit  grofcem  ©enufc  gehört.  3)ie  ßompofition  f)ier  unb  ba  m 
rutjig,  nid)t  ganj  ftar  inftrumentirt,  neben  einer  gütte  geiftreidjer  2Re* 
lobteen.  SBebeutenbeS  bramatifd^eS  Xalent,  einjelne  Änflänge  an  äBeber. 

©in  ©belftein,  ber  fid)  nid)t  ganj  t>on  feiner  rot)en  JpüQe  [Ijat]  iv 
freien  fömten. 

SSefyanblung  ber  ©ingftimmen  jutn  £f)eil  nidf)t  banfbar  unb  üom 
Drd&efter  erbrücft.    3U  &iel  Sßofaunen. 

2)ie  6f)öre  gingen  fpottfdfjlecf)t,  fie  müfjten  tljeiltüeife  größere 
SBirfung  machen. 

3n  ©umma,  na<$  ben  SBeberf^en  bie  bebeutenbfte  beutf^e  Dpet 
ber  neuem  Qtit 


3yf}igenia  in  SfoliS  toon  ©Imf. 

^en  15.  2Kai  1847.) 

©$röber*2)et>rient,  SUjtämneftra;  [Soljamta]  SBagner,  SpIjigeniQ; 
äRitterrourjer,  Stgamemnon;  £tcf)atfd)ef,  Stritt. 

9ftdf)arb  SBagner  Ijat  bieDper  in  ©cene  gefegt;  ©oftümiruug  unb 
©ecoration  fet)r  angemeffen.  Stud^  an  ber  2Kufif  fyat  er  ^injuget^an; 
idj  glaubt'  e3  t)te  unb  ba  ju  tfören.  Sludj  ben  ©d&lufc  „tiadj  Xtoja* 
f)injugemacf)t.  £>ie3  ift  eigentlich  unerlaubt,  ©lud  toürbe  an  9t 
SßagnerS  Dper  triellei<$t  ben  umgefeljrten  $rocefe  öorne^men  —  weg» 
nehmen,  fjerauSfdjneiben. 

2Ba8  fott  itf)  über  bie  Dper  fagen!  SBie  lange  bie  2Belt  fteljt, 
fold^e  SKufif  wirb  immer  toieber  einmal  jum  SBorfdjein  fommen,  toirb 
nie  alt. 

©in  großer  origineller  Sünftler.  SKojart  fteljt  auf  feinen  ©d)ul< 
tern  fid)tbar;  ©pontini  copirt  iljn  oft  toörtlidf). 

S)er  ©d^lufe  ber  Dper  toieber  öon  Ijödjfter  Sßirfung,  tote  in  Ärmiba. 


$attttf)äufer  toott  9Hdjart>  SBagner.67 

(Seit  7.  Sluguft  1847.) 

©ine  Oper,  über  bie  fid)  nid)t  fo  in  Äürje  fpred)en  läßt.  ©enujj, 
bafc  fie  einen  genialen  Slnftrid)  fjat.  SBär'  er  ein  fo  melobibfer  3Jto» 
fifer,  loie  er  ein  geiftreidjer,  er  toäre  ber  2Kann  ber  3e^ 


Stjeaterbüdjleht.  475 

SSiel  liefce  fid)  über  bic  Dpcr  fagen,  unb  fic  üerbiente  e3,  id|  Ijebe 
e8  mir  auf  jpätcr  auf* 

Sa  tJrfttoortte  tum  Sontjeitt. 

($en  30.  Sfofluft  1847.) 

9?ur  jwei  Slcte  ^örte  id).    Sßuppentljeatermufif! 


Gnrijattilje  fcott  G.  8W*  *ott  2Btber, 

($en  23.  (September  1847.) 

®ejd)Wärmt  Ijaben  wir  tote  lange  nidjt.  Die  Söiufif  ift  nod|  öiel 
ju  wenig  erfannt  unb  anerfannt.  @3  ift  Jperjbtut,  fein  ebetfteä,  was 
er  tjatte;  ein  ©tüd  Seben  f)at  iljm  bieDper  gefofiet  —  gewife.  Slber 
aud)  unfterblicf)  ift  er  burd)  fie. 

(Sine  Seite  glönjenber  3uwelen  üom  Slnfang  bis  jum  ©djlufe. 
SltteS  f)öd)ft  getftreid)  unb  meifterfjaft.  Die  ®f)aralteriftif  ber  ©in* 
jelnen,  namentti$  Sglantinen*  unb  ®urt)antf)en3,  wie  t)errltdfj  —  unb 
wie  Hingen  bic  Snftrumente!  8lu8  ber  innerften  Xiefe  fpre^en  fie 
ju  uns* 

SBir  waren  ganj  öott  baöon,  fpradjen  nod|  lange  barüber,  Da3 
genialfte  ©tü<f  ber  Dper  fd|eint  mir  ba3  Duett  jwifdjen  Styfiart  unb 
©glantine  im  ^Weiten  8ct.  Der  2ftarfd)  im  brüten  Act  ju  (Sfjren  ber 
nämtidjen  ift' 8  aud),  aber  nidfjt  ©injelnem,  bem  ©anjen  gebührt  bic 
Srone. 


©arbter  tum  Setotfla  tum  SRofjmt. 

(3m  ftobember  1847.) 

2ftit  ber  33iarbot*®arcia  als  Sftofine.  3mmer  erf)eiternbe  geift* 
reiche  äRufif,  bic  befte,  bie  SRoffini  je  gemalt.  Die  Sßiarbot  madfjt  aus 
ber  Dper  eine  grofte  Variation;  faum  eine  SMobie  läfct  fie  unge< 
froren.  SBeld)'  falfdje  9foftd|t  üon  S3irtuofenfrett)eit !  UebrigenS  tf)re 
befte  ftotle. 

Stumme  tum  ^orttet  tum  2fnber. 

($en  22.  gebraut  1848.) 

Die  Dper  eines  mufilalifd^en  ©liuföfinbeS.  Der  ©toff  Ijat  fie 
erhalten.  Die  2Kufit  gar  ju  rot),  gemütf)lo8,  babei  abfdfjeulidi  inftru* 
mentirt.    Jpier  unb  ba  gunfen  üon  (Seift. 


476  Xljeaterbüdjleitt. 

Oberott  toott  äBefeer. 

($en  18.  aRöra  1848.) 

©ar   jit  fyrifdjer   ©toff.     Sfad)   bie  Sttuftf   anbcrtt  SQ3eberf(^en 
Opern  an  griffe  nad)ftef)enb.    ©ine  fd|Iumprige  Shtffüljrung. 


f^erbittattb  Sorte;  Hon  Spouttnt. 

($en  27.  Suli  1848.) 

2Rit  Sntjücfcn  jum  erftenmal  gehört. 


Sribelio  tiott  Seetijotoen. 

($en  U.  Sfoguft  1848.) 

©djtedjte  Stuffü^ruttg  unb  unbegreifliche  £emponaf)me  toott  91. 
SBagner. 

$eimUdje  @lje  tum  Sitttarof a. 6S 

($en  19.  Suni  1849.) 

3m  Xedjnifdien  (@a|  unb  Snftrumentation)  burdjauS  meiftertidj, 
fonft  jiemltcf)  intereffetoS,  jule^t  toa^aft  langtoeiKg  unb  aller  @e* 
banfen  tebtg. 

9Baf)crträger  Hon  ß^erubim. 

($en  8.  3uli  1849.) 

2Hit  großer  greube  an  ber  geiftreidjen  meifterlidjen  Dper  feit 
trielen  Sauren  toieber  jum  erftenntal  gebort.  Sin  vortrefflicher  SBaffer* 
trager  in  ©äff  «fte. 

$ro)>ljei  Hon  ©tat.  SBietjerbetr. 

($en  2.  gebruar  1850.) 

+ 


äRufifrfifd)e  $au£*  unb  fie&enSregeln.  477 


Jlu(tkölifd)e  ^öus-  unb  £ebeitB«gelit/9 

SDie  »ilbung  beS  ©cfjörS  ift  baS  2Bid)tigfte.  Semü^e  bidf>  früt)* 
jeitig,  Xonart  unb  Xon  gu  erfennen.  3)ie  ©lodfe,  bic  genfterfd|eibe, 70 
bcr  $ucfu<f  —  forfdfje  nad),  toeld&e  Xone  fte  angeben. 

S)u  foBft  Xonleitern  unb  anbere  Fingerübungen  fleißig  fpielen. 
(SS  giebt  aber  oiele  Seute,  bie  meinen,  bamit  aBeS  ju  erreichen,  bie 
bis  in  ifjr  f)ol)eS  Stlter  täglicf)  rnele  ©tunben  mit  mecljanifcljem  Ueben 
Einbringen,  2)aS.  ift  ungefähr  ebenfo,  als  bemühe  man  \id)  täglid), 
baS  8133©  möglidfjft  fdjnell  unb  immer  fdjnefler  auSjufpredjen.  SBenbe 
bie  ßeit  beffer  an. 

2Han  fjat  f ogenannte  „ftumme  ßlaöiaturen"  erfunben ;  öerfuc^e  fie 
eine  SEBetle  lang,  um  ju  fefjen,  bafc  fie  ju  nid^ts  taugen.  33on 
Stummen  fann  man  nidfjt  fpredjen  lernen. 


Spiele  im  Xacte!  S)aS  ©piel  mancher  SSirtuofen  ift  tote  ber  ©ang 
eines  S3etrunfenen.    ©old^c  nimm  bir  nid&t  jum  SDiufter. 


Seme  früf)jeitig  bie  ©runbgefejje  ber  Harmonie. 


gürdfjte  bidfj  nict)t  oor  ben  SBorten:  Xljeorie,  ©eneralbafc, 
Gontrapunftac;  fie  lommen  bir  freunblid)  entgegen,  toenn  bu 
baffelbe  tf)uft. 

klimpere  nie!  Spiele  immer  frifdf)  ju,  unb  nie  ein  ©tüd  ^alb* 


©dfjleppen  unb  eilen  finb  gleid|  grofee  geljler. 


83emüf)e  bid&,  leiste  ©tiiefe  gut  unb  fdjbn  ju  fpielen;  es  ift  beffer, 
als  fdjtoere  mittelmäßig  oorjutragen. 


Du  Ijaft  immer  auf  ein  rein  gefttmmteS  3nftrument  ju  Ratten. 


478  äßuftfalifäe  §au&*  imb  SebenStegeln. 

9?id)t  allein  mit  ben  Ringern  nutfct  &u  bröw  ©tüdEdjen  fonnen, 
bu  mufct  fic  bir  auä)  of)ne  ßlamer  üorträöertt  fönnen.  ©dfjarfe  beute 
ginbilbungSfraft  fo,  bafe  bu  nid)t  allein  bie  2Mobie  einer  ©ompo* 
fttion,  fonbern  audf)  bie  baju  gehörige  Harmonie  im  ©ebädtjtnifj  feft* 
jufjatten  toermagft. 

93emü^e  bidf),  unb  wenn  bu  audfj  nur  wenig  Stimme  fjaft,  o^ne 
§ülfe  be8  3nftrumentö  toom  Statt  ju  fingen;  bie  ©djärfe  beineS  ©e» 
IjBrä  wirb  baburdi  immer  juneljmen.  §aft  bu  aber  eine  IfangöoDc 
©timme,  fo  fäume  feinen  Slugenblidf,  fie  auSjubilben,  betraute  fie  aß 
ba3  fd^önfte  ©efdfjenf,  baS  bir  ber  Jpimmel  üerlietyen! 


33u  mufct  e8  fo  weit  bringen,  baft  bu  eine  2Äufif  auf  bem  Rapier 
toerfief)ft.  ._ 

äßenn  bu  fpielft,  fttmmere  bidj  nid)t  barum,  Wer  bir  juf)ört. 


©piele  immer,  als  f)örte  bir  ein  9Keifter  ju. 

Segt  bir  Semanb  eine  (Sompofttion  jum  erftenmal  öor,  ba&  bu 
fie  fpielen  foQft,  fo  überlieä  fie  erft. 

§aft  bu  bein  mufifalifdfjea  Xagewerf  getrau  unb  füljlft  bid)  er* 
mübet,  fo  ftrenge  bid)  nidjt  ju  weiterer  Slrbeit  an.  S3effer  raften,  al* 
of)ne  Suft  unb  griffe  arbeiten* 


©piele,  wenn  bu  älter  wirft,  nichts  2Robifd)e8.  33ie  ßeit  tft  fofc 
bar.  2Ran  müfcte  fjunbert  3Kenfd)enteben  fjaben,  wenn  man  nur  afle§ 
®ute,  was  ba  ift,  fennen  lernen  wollte. 


2Rit  ©üfcigfeiten,  SSadE*  unb  ßuderwerf  jiet)t  man  feine  Siuber 
ju  gefunben  2Renfd}en.  SBie  bie  leibliche,  fo  mufc  bie  geiftige  Soft 
einfadfj  unb  fröftig  fein.  £5ie  SKeifter  fjaben  f)inlänglid|  für  bie 
festere  geforgt;  galtet  euef)  an  btefe. 


Silier  Sßaffagenfram  änbert  fid)  mit  berßeit;  nur,  wo  bie  gertig* 
feit  f)5t)eren  ^werfen  bient,  Ijat  fie  SBertf). 


SRufifattjdje  $auä*  nnb  ße6cn^regcln.  479 

©dfjled|te  Sompofitionen  mufct  bu  nid)t  üerbreiten,  im  ®egentf)eil 
fie  mit  aßet  Sraft  untcrbrttcfen  Reifen. 

2)u  foUft  fdfjled|te  Sompofitionen  Weber  fpiclcn  nodfj,  wenn  bu 
nid^t  baju  gezwungen  bift,  fic  anhören. 


@udj'  eS  nie  in  ber  gertigfeit,  ber  Sogenannten  33ra&our.  ©udje 
mit  einer  Sompofttion  ben  (StnbrudE  fjeröorjubringen ,  ben  ber  Som* 
ponift  im  ©inne  ijatte;  meljr  fotl  man  nidjt;  was  barüber  ift,  ift 
3errbilb.  

SBctrac^tc  eS  als  etwas  Slbf d&eult<i|eS ,  in  ©tüden  guter  Xonfefcer 
etwas  ju  änbern,  wegjulaffen  ober  gar  neumobifdje  SBerjierungen  an* 
Jubringem  S)ie3  ift  bie  gröfcte  ®df)tnad),  bie  bu  ber  Äunft  antljuft. 


SBegen  ber  2Baf)l  im  ©tubium  betner  ©tüde  befrage  Weitere;  bu 
erfparft  bir  baburd)  Diel  ßeit. 


®u  mufft  nadfj  unb  nadfj  ade  bebeutenberen  äßerfe  aQer  bebeuten* 
ben  äReifier  fennen  lernen. 

Saft  bidfj  burdfj  ben  SBeifall,  ben  fogenannte  grofce  SBirtuofen  oft 
erringen,  nidjt  irre  madfjen.  S)er  33eifatt  ber  Sünftfer  fei  bir  mef)r 
wertf)  als  ber  beS  großen  Raufen«, 


Stiles  2ftobifd)e  wirb  wieber  unmobifdfj,  unb  treibft  bu'S  bis*  in 
baS  älter,  fo  wirft  bu  ein  ®ecf,  ben  iKtemanb  achtet. 


Sßtcl  ©pielen  in  ®efeüfdfjaften  bringt  meljr  ©traben  als  Sftujjen, 
©ief)  bir  bie  Seute  an;  aber  fpiele  nie  etwas,  beffen  bu  bidj  in  beinern 
3nnem  ju  fdjamen  Ijätteft. 

SSerfäume  aber  teine  ®elegent)eit,  wo  bu  mit  Stnberen  jufammen 
mufteiren  fannft,  in  2)uoS,  XrioS  zc.  Dies  mad&t  beut  ©piel  ftiefcenb, 
fdjwungtooll.    2lud>  Sängern  aecompagnire  oft. 


SBenn  äße  erfte  ^Biotine  fpielen  wollten,  Würben  wir  fein  Dr< 
djefter  jufammen  befommen.  Sldjte  batjer  jeben  ÜJiufifer  an  feiner 
©teile. 


480  äRufitaltföe  £au3*  unb  ße&enSregeln. 

ßtebc  bein  gnftrument,  fjalte  eS  aber  nidjt  in  ®üclteit  ffir  baä 
f)öd)fte  unb  einzige.  SBebenfe,  baß  e3  nod|  anbete  unb  ebenfo  fdjöne 
giebt.  SBebenfe  audfj,  baß  eä  ©änger  giebt,  baß  int  (Sfjor  unb  Drc^e* 
fter  ba3  &od>fte  ber  ÜJiufif  jur  8tuäfpracf>e  fommt. 


SBenn  bu  größer  wirft,  beriefe  mef)r  mit  Partituren  als  mit 
SSirtuofen.  

©piele  fleißig  gugen  Pter  Sßeifter,  öor  Stlen  Don  3of).  ©eb. 
33ad).  2)a8  „wofjltemperirte  ßlamer"  fei  bein  tägltd)  83rob.  S)aira 
wirft  bu  gewiß  ein  tüchtiger  SDhififer. 


©udfje  unter  beinen  Sameraben  bie  auf,  bie  mef)r  als  buwiffetu 


SJon  beinen  mufifalifdjen  ©tubien  erhole  bidfj  fleißig  burd|  2)id)* 
terlectüre.    Ergebe  bidj  oft  im  freien! 

S8on  ©ängern  unb  ©ängerinnen  läßt  fid)  mandfjea  lernen,  bodj 
glaube  tfjnen  aud)  nid)t  aüeg. 

Jpinter  ben  Sergen  wohnen  anä)  Seute*  ©ei  bef djetben!  $u 
Ijaft  nod)  nichts  erfunben  unb  gebadet,  wag  ntdjt  Slnbere  üor  bir 
fdjou  gebaut  unb  erfunben.  Unb  l)ätteft  bu'S,  fo  betraute  e3  afö  ein 
®efdfjenf  öon  Oben,  ba§  bu  mit  änberen  ju  feilen  Ijaft. 


2)a3  ©tubium  ber  ©efdjid)te  ber  Söiufif,  unterftüfct  üom  leben« 
bigen  §ören  ber  3Keifterwerfe  ber  aerfdfjiebenen  Sporen,  wirb  bidj 
am  fdfjnettften  öon  Sigenbünfel  unb  (Sitelteit  curiren. 


(£in  fdfjöneä  S3ud&  über  2ttufif  ift  baS  „lieber  SReinljeit  ber  Xoit' 
fünft"  öon  Xf)ibaut.    Sieg  e3  oft,  wenn  bu  älter  wirft. 


®ef)ft  bu  an  einer  föirdfje  öorbei  unb  f|Brft  Drgel  barin  fpielett. 
fo  getje  f)inein  unb  f)5rc  jit.  SBirb  e§  bir  gar  fo  wof)l;  bidj  felbjt 
auf  bie  Drgelbanf  fefcen  gu  bürfen,  fo  öerfuc^e  beine  fleinen  Ringer 
unb  ftaune  üor  biefer  StUgewalt  ber  9Kufü. 


SSerfäume  feine  ®elegenf)eit,  bid|  auf  ber  Drgel  ju  üben ;  eB  giebt 


SJhtftfaUfdje  $au£*  unb  ßebeitSregeln,  481 

teüt  gnftrunteitt,  ba8  am  Unreinen  unb  Unfauberen  im  Xonfafc  tüte 
im  ©piel  alfogleidf)  SRadfje  näljme,  als  bie  Drgel. 

©ütge  fleißig  im  ßf)or  mit,  namentlich  SRittelfttmmen.  2)ie8 
madjt  bid^  mufilalifdff.         

2Ba8  ^ei^t  benn  aber  mufitalifdi  fein?  2)u  bift  e8  nid&t,  wenn 
bu,  bie  Äugen  ängftltd^  auf  bie  SRoten  gerietet,  bein  ©tücf  mttljfam 
ju  @nbe  fpielfi;  bu  bift  e8  nid^t,  wenn  bu  (e8  wenbet  bir  Semanb 
etwa  jwei  Seiten  auf  einmal  um)  fteefen  bleibft  unb  nicfyt  fortfannft. 
S)u  bift  e8  aber,  wenn  bu  bei  einem  neuen  ©tücf  ba8,  wa8  fommt, 
ungefähr  aljneft,  bei  einem  bir  befannten  au8wenbig  weifet,  —  mit 
einem  28orte,  wenn  bu  9Äufif  nid|t  aQein  in  ben  Ringern,  fonbem 
audf)  im  Sopf  unb  §erjen  f)aft. 

SBie  wirb  man  aber  mufifalifdfj?  £iebe8  Äinb,  bie  #aupt* 
fadfje,  ein  fdfjarfe8  Dljr,  fdjnefle  9tuffaffung8fraft  iommt,  wie  in  allen 
fingen,  üon  Dben.  Aber  e8  läfct  fidfj  bie  Stnlage  bilben  unb  erljöljen* 
3)u  wirft  e8  nidfjt  baburdf),  bafe  bu  bid)  etnfteblerifdi  läge  lang  ab* 
fperrft  unb  mecfyanifdie  ©tubien  tretbft,  fonbem  baburdfj,  bafe  bu  bidfj 
in  lebenbigem,  öielfeitig<mufi!alifd)em  Serfeljr  erläuft,  namentlich  ba* 
burd|,  bafc  bu  toiel  mit  Styor  unb  Drd|efter  aerfeljrft 


SOtad^e  bidfj  über  ben  Umfang  ber  menfd^lid^en  ©timme  in  iljren 
mer  §auptarten  frü^jeitig  Ilar;  belaufte  ftc  namentlid)  im  Sljor,  for* 
fdfje  nadfj,  in  welken  Sutertoatten  U)re  f)öd|fte  Kraft  liegt,  in  weldjen 
anbern  fie  fid|  jum  SBeidfjen  unb  garten  fcerwenben  laffen. 

£öre  fleißig  auf  alle  3$olf8lteber;  fie  ftnb  eine  gunbgrube  ber 
fdjimften  SMobieen  unb  öffnen  bir  ben  SBtidE  in  ben  Sljaraiter  ber 
t>erfd|iebenen  Kationen. 

Uebe  bid)  frütföeitig  im  Sefen  ber  alten  ©djlüffel,  Siele  ©d>ä|e 
ber  Vergangenheit  bleiben  bir  fonft  öerfdjloffen. 


Sichte  fcfyon  frü^jeitig  auf  Xon  unb  Sf)aratter  ber  berfdjiebeuen 
Snftrumente;  fuetye  if)re  eigentl)ümltd|e  Klangfarbe  beinern  Dljr  einju* 
prägen.  

©äumann,  ®ef.  Stiften.  II.  31 


482  äßuftfaltfdje  $au£*  unb  Se&enSregeln. 

®ute  Dpero  ju  Ijören,  toerfäume  nie. 


©t)te  ba3  Stttc  Ijodf),  bringe  aber  aud)  bem  Sleuen  tin  warmes 
&erj  entgegen*    @egen  bir  nnbelannte  Kamen  liege  fein  SBorurtljeil. 

Urteile  ni$t  nad)  bem  (5rftenmall)ören  über  eine  (Sompofttion; 
mag  bir  im  erften  Stugenbltcf  gefällt,  ift  nidfjt  immer  ba$  SBcftc.  2Rei* 
fter  motten  ftubirt  fein.  SSiele»  mirb  bir  erft  im  Ijödiften  Älter  flar 
merben.  

Sei  33eurtt)eilung  öon  ßompofitionen  unterfd£>eibe,  ob  fie  bem 
Sunftfad)  angehören  ober  nur  bitettantif^e  Unterhaltung  bejmeden. 
gür  bie  ber  erften  8lrt  ftelje  ein;  roegen  ber  anberen  erjärne  bid) 
nidjt!  

„SMobie"  ift  ba8  fjelbgefdfjrei  ber  S)tlettanten,  unb  getmfj,  eine 
3Rufi!  ofyne  SKelobie  ift  gar  leine.  SBerftelje  aber  moljl,  xoai  jene  bar» 
unter  meinen;  eine  leid|tfaf3lidf)e,  r^t^mif ^gefällige  gilt  itynen  aQeht 
bafür.  @3  giebt  aber  audf)  anbere  anberen  ©djlageS,  unb  mo  bu 
33ad(j,  9Kojart,  83eet^ot>cn  auffd|lägfi,  bliien  fie  bidf)  in  taufenb  »er* 
fdjiebenen  SBeifen  an:  be3  bärftigen  ©tnerleis  namentlich  neuerer  üa< 
lienifdjer  Dpernmelobieen  wirft  bu  Ijoffentlidj  balb  überbrüffig. 

©udjft  bu  bir  am  Klarier  Heine  2Mobieen  jufammen,  fo  ift 
ba3  mof)l  Ijübfdfj;  lommen  fie  bir  aber  einmal  bon  felbft,  nid&t  am 
©latoier,  bann  freue  bidfj  nodf)  me^r,  bann  regt  fid)  in  bir  ber  innere 
Xonfinn.  —  S)ie  ginger  muffen  matten,  mai  ber  Sopf  miß,  nid(i 
umgefef)rt.  

gängft  bu  an  ju  componiren,  fo  madfje  alles  im  ffiopf.  Grft 
menn  bu  ein  ©tüdf  ganj  fertig  Ijaft,  probire  eä  am  Snftrumeute.  fiam 
bir  beine  SHufif  an&  bem  3nuem,  empfanbeft  bu  fie,  fo  tirirb  fie  aitd) 
fo  auf  Rubere  nrirfen.  

33erlief)  bir  ber  Jpimmel  eine  rege  ^ßfjantafie,  fo  mirft  bu  in  ein* 
famen  ©tunben  mof)l  oft  ttrie  feftgebannt  am  Flügel  fifcen,  in  §at* 
monieen  bein  3nnere3  auSfpredjen  motten,  unb  um  fo  ge|eimnifeöotler 
wirft  bu  bidfj  mie  in  magifdfje  Greife  gegogen  füljlen,  je  unllarer  bir 
öietteidjt  ba§  £armonieenreid|  nod)  ift.  3)er  3ugenb  glücflidfjfte  ©tunben 


äRufitatifdje  $aii*«  unb  SebeitSregetn.  483 

fhtb  biefe.  §ütc  bidfj  inbeffen,  bid|  ju  oft  einem  Talente  f)inju* 
geben,  ba3  Sraft  unb  3eit  gletdjfam  an  ©dfjattenbilber  ju  toerfdjwen* 
ben  bid|  herleitet.  2)ie  33e$errfdf>ung  ber  gorm,  ^e  Ätaft  ftarer  ®e* 
ftaftung  gewinnft  bu  nur  burdfj  baä  fefte  3^en  ber  ©d|rtft.  ©treibe 
alfo  meljr,  al8  bu  pf|antafirft.71 

Sßerfdfjaffe  bir  frü^jettig  Äenntnifi  t>om  2)trigiren,  ftef)  bir  gute 
Dirigenten  oft  an;  felbft  im  ©titten  mit  ju  birigiren,  fei  bir  untter* 
we§rt.    2)ie3  bringt  Ätar^ett  in  bidfj. 


©iet>  bid(>  tüchtig  im  Seben  um,   tpte  auä)  in  airberen  fünften 
unb  SBiffenfdjaften.  

3)ie  ©efefee  ber  SRoral  finb  audfj  bie  ber  Äunft. 


SDurdf)  gleifc  unb  ausbauet  wirft  bu  eS  immer  tjc^er  bringen. 


8luä  einem  Sßfunb  Sifen,  ba&  wenig  ©rofdjen  foftet,  laffen  fid) 
mcle  taufenb  Ufjrfebern  matten,  beren  2Bertlj  in  bie  §unberttaufenb 
geljt.    3)a$  Sßfunb,  ba£  bu  öon  ©Ott  erhalten,  nüfee  e3  treulidfj . 

Dfjne  @ntljufia8mu3  wirb  mcf>t3  Stentes  in  ber  ftun[t  ju  SBege 
gebraut.  

S)ie  Äunft  ift  ntd)t  ba,  um  $Reid(jtf)ümer  ju  erwerben.  SBerbe 
nur  ein  immer  größerer  Sünftler;  alles  Rubere  fällt  biröon  felbft  ju. 

SRur  erft,  wenn  bir  bie  gorm  ganj  ffar  ift,  wirb  bir  ber  ©eift 
Mar  werben. 

SSieDei^t  üerftef)t  nur  ber  @eniu8  ben  ©eniuä  ganj. 


®3  meinte  Semanb,  ein  öoßfommener  SRufifer  muffe  im  ©tanbe 
fein,  ein  jum  erftenmal  gehörtes,  auef)  cotnplicirtereS  Drd|efterwerf  wie 
in  leibhaftiger  Partitur  t>or  fidE)  ju  fefyen.  2)a&  ift  baB  $öd|fte,  was 
gebadet  werben  lann.  

©8  ift  be3  SernenS  fein  Snbe. 

SR*  ©dfjumann. 

[1850,  3.  9RatJ 
31* 


484  3-  SöraljmS. 


*  Heue  Jetten. 

©8  finb  Sa^rc  öerftoffen  —  beinahe  ebenfo  ütete,  afö  idj  ber 
früheren  SRebaction  biefer  SBlätter  wibmete,  nämftdi  jeijn,  —  bafc  idj 
mid)  auf  biefem  an  ©rinnerungen  fo  reiben  Xcrrain  einmal  Ijätte  Der* 
nehmen  laffen.72  Oft,  ttofc  angeftrengter  probuettoer  Xljatigfett,  füllte 
tdfj  midfj  angeregt;  manche  neue,  bebeutenbe  Xalente  erfd^ienen>  eine 
neue  Äraft  ber  2Hufif  fd)ien  ftdfj  anjufünbigen,  tote  bie§  öiete  ber 
f)odE)aufftrebent>en  Äünftler  ber  jüngften  ßeit  bejeugen,  toenn  audj 
beren  $robuctionen  mef)r  einem  engeren  Greife  befannt  ftnb  *  3d) 
backte,  bie  83aljnen  biefer  SluSerwäljIten  mit  ber  größten  X^eitaaljme 
toerfotgenb,  e&  würbe  unb  muffe  nadfj  folgern  SBorgang  einmal  plöjjlidj 
©iner  erfd&einen,  ber  ben  f)Bd^ften  SfaSbrudf  ber  ßeit  in  ibealer  SScifc 
aussprechen  berufen  wäre,  (Siner,  ber  un3  bie  SWetfterfdfjaft  nidjt  in 
ftufenweifer  Entfaltung  brädjte,  fonbern,  wie  SÄtneröa,  gleidj  tooßtom* 
men  gepanjert  aus  bem  Raupte  be8  Sronion  fprange.  Unb  er  ift  ge* 
fommen,  ein  junges  33Iut,  an  beffen  SBiege  ©rajien  unb  gelben  3Bad)e 
gelten,  ©r  Reifet  3of)anne3  33raf)in3,  lam  mm  Hamburg,  bort  in 
buntter  ©title  fdjaffenb,  aber  toon  einem  trefflichen  unb  begeiftert  ju< 
tragenben  Setyrer**  gebilbet  in  ben  fdjwierigften  ©afcungen  ber  Äunft, 
mir  furj  üor^er  toon  einem  öereljrten  befannten  SReifter***  empfohlen. 
@r  trug,  aud)  im  Steueren,  aUe  Stnjeid^en  an  fiel),  bie  uns  anfün* 
bigen:  ba8  ift  ein  ^Berufener.  5lm  ßlamer  ftfcenb,  fing  er  an,  wun- 
berbare  Legionen  ju  enthüllen.  SBir  würben  in  immer  jauberijdjere 
Steife  tiineingejogen.  SDaju  fam  ein  ganj  geniales  ©piet,  ba3  aus 
bem  ©lamer  ein  Dr^efter  bon  wef)Hagenben  unb  Iautjubelnben  ©tira* 
men  machte.  ©3  waren  ©onaten,  mef)r  öerfdfjleierte  ©ljmpf)omeen,  — 
Sieber,  beren  ^ßoefie  man,  of)ne  bie  SBorte  ju  lennen,  toerfteljen  würbe, 
obwohl    eine  tiefe  (Sefangmelobie  fidf)   burdfj   aße  ljtnburdjjief)t,  — 


*  3tf>  fjabe  ijier  im  (Sinn:  3o|ep^  3oa(^tnt,  (£rnft  Naumann,  Sub* 
tnig  Norman,  SBolbemar  SBargicI,  $l)eobor  föirdjner,  3ultu3  ©djäf' 
fer,  albert  SHetrid),  be£  tieffinnigen,  groger  Shmft  befliffenen  geiftitdjen  %on* 
fefcerS  g.  @.  9GB i Hing  nidjt  au  bergeffen.  3113  rüftig  fdjreitenbe  Vorboten  toären 
i)ier  aud>  SRietö  SB.  ©abe,  (S.  «.  Sülangolb,  Robert  g ran a  unb  St.  geller 
ju  nennen.    [Sd).] 

**  <£buatb  9Äarjfen  in  Hamburg,    [Sd).] 
***  Soa^im. 


&  »rtrtjmS.  485 

einzelne  ©Iatoierftüd e,  tf)eütoeife  bämonifdjer  Katur  fcon  bcr  anmutig* 
ften  tjorm,  —  bann  ©onaten  für  SStoIine  nnb  (Sfaöier,  —  Quartette 
für  ©aiteninftrumente,  —  unb  jebeS  fo  abtoeidienb  üom  anbern,  bafe  fic 
jebeS  öerfd|iebenen  Duellen  ju  entftrömen  fdjienen.  Unb  bann  fdjien 
es,  als  bereinigte  er,  als  ©trom  bafjinbraufenb,  alle  toie  ju  einem 
SBafferfatt,  über  bie  ^inunterftürjenben  Sßogen  ben  frieblidjen  Stegen* 
bogen  tragenb  unb  am  Ufer  üon  ©djmetterlmgen  umfpielt  unb  ton 
SiadjtigaHenftimmen  begleitet. 

Sßenn  er  feinen  3^uberftab  baljin  fenfen  wirb,  too  if)m  bie  SRädjte 
ber  SDiaffen,  im  (Sljor  unb  Drd|efter,  ü)re  fträfte  leiten,  jo  fielen  uns 
nod)  tmmberbarere  Slicfe  in  bie  ©e^eimniffe  ber  ©eiftertoett  beöor. 
äRödjte  ifjn  ber  Ijödjfte  ©eniuS  baju  ftarfen,  »oju  bie  3Sorau8fid|t  ba 
ift,  ba  tf)m  audj  ein  anberer  ©eniuS,  ber  ber  83efd>eibenljeit,  inne* 
too^nt.  ©eine  SRitgenoffen  begrüben  i^n  bei  feinem  erften  ©ang 
burd|  bie  SBett,  too  feiner  mettetdjt  SBunben  warten  »erben,  aber  aud) 
Sorbeeren  unb  Sßatmen;  nrir  t)ei|en  i^n  tmttfommen  als  ftarfen 
Streiter. 

®S  mattet  in  jeber  ßeit  ein  geheimes  83ünbnifj  öertoanbter  ©ei* 
fter.  ©djtiefjt,  bie  tf)r  jufammengef)ört,  ben  StreiS  fefter,  bafc  bie 
Sßaf)rf)eit  ber  Sunft  immer  flarer  leuchte,  überall  greube  unb  ©egen 
t>erbreitenb ! 

[1853,  28.  Dctober.]  5ft.  @. 


Slnmerfungen. 


^         *  ^  "cr-^n  -  ^ 


1  (©.  7).  ©ennett  fam  am  29.  October  1836  nad)  Seipjtg  unb  blieb  faft  adjt 
SKonate  bort  Heber  feinen  freunbfdjafttidjen  SSerfetjr  mit  ©dmmann  enthält  fein 
Xagebudj  allerlei  (Sinaeidmungen,  beren  Sttittljeitung  idj  feinem  ©olme,  $errn  3ameS 
©ternbale  Stennett  in  $erbto,  berbanfe.    Einige  SluSjüge  mögen  fjier  folgen. 

3.  SRob.  1836:  „@ing  geftern  Sibenb  jum  Slbenbeffen  ins  $ötel  be  »abiere, 
roo  idj  jtoei  meiner  neuen  greunbe  traf  —  bie  Ferren  ©dmmann  unb  [Ebuarbl 
gfranef  unb  einen  anbern  SDhififer,  ber  mir  fremb  mar.  SBir  tourben  aber  balb 
greunbe  hti  einem  ©lafe  ©eft.  gd)  !am  um  elf  in  meiner  SBofmung  an,  toaS  f)ier 
ju  Sanbe  für  ungeheuer  foät  gehalten  toirb.  §eute  werbe  td)  als  Abonnent  im 
£ötel  be  SBabttre  anfangen.1' 

4.  9ßob. :  „§dbt  tbm  #errn  SSiecf  befugt, Ijabe  aufeerbem  gräulein 

(Slara  2Bic(f  mein  ©ompliment  gemacht,  —  ein  feljr  flugeS  SJläbdjen,  bog  famoS 
fpielt.  ©ie  fpielte  mir  ein  ©oncert  bor,  bog  fie  componirt  Ijat.  3dj  wollte,  alle 
aJMbdjen  wären  fo  wie  fie." 

3n  ben  nädtften  2Bod>en  folgen  SBermerfe  über  SBefudje  bei  unb  bon  ©djumann 
unb  über  gemeinfdjaftlidjc  Spaziergänge,  ©djumann  führte  ©ennett  bei  Äiftner  (feinem 
bemnädjftigen  Verleger)  unb  bei  grau  Henriette  SBoigt  ein.  Unterm  28.  9*ob.  Ijei&t 
eS:  ,,©ing  ^eute  $u  ©djumann,  um  il)n  ju  befugen,  ba  er  feljr  franf  ift." 

Sludj  nad>  ber  $>eimatt)  berietet  ©ennett  über  feine  SBefanntfdjaft  mit  ©dju» 
mann.  91n  feinen  greunb  gameS  $abifon  in  Sonbon  f abreibt  er:  „3dj  Ijabe  einen 
greunb  gefunben,  ber  ganj  nadj  deinem  ^erjen  fein,  ber  mit  $ir  bie  gan^e  Sßadjt 
wachen  unb  raupen  unb  plaubero  würbe:  fein  SRame  ift  Stöbert  ©djumann."  ES 
tturb  baburdj  aufs  jfteue  beftätigt,  bafj  ©djumann  in  feinen  jungen  Sö^en  feines* 
loegS  jene  betjarrlidje  ©djweigfamfeit  geigte,  bie  fpäter  ein  ©runb^ug  feines  SBefenS 
tt?ar.  SBei  ber  Erörterung  biefeS  fünftes  fdjrieb  mir  $err  ©ennett:  „9Rein  SBater 
Ijat  ©djumannS  nie  als  eines  feljr  fdjweigfamen  SJianneS  erwähnt,  greitidj  war  fein 
enger  SSerfefyr  mit  itmt  faft  nur  auf  feinen  erften  SBefudj  in  Seutfdjlanb  befdjränft, 
unb  ©djumann  ift  bielleidjt  erft  fpäter  fo  fdjweigfam  geworben." 

SBie  ©ennett,  fo  fdjrcibt  audj  ©djumann  ben  ©einigen  über  ben  neugewonnenen 
Sfreunb.  „ . . .  $ann  ift  nod>  ein  junger  Englänber  SBitliam  ©ennett  in  unfern 
täglichen  Greifen,  ©nglänber  bura^  unb  burdj,  eine  poetifa^  fa^öne  ©eele,  bielteidjt 
bring'  ia^  auc^  ben  mit."  (Sbenfo  toünfa^t  er  $iKcalmaglio  bie  ©efanntfa^aft  83en* 
nettS,  ber  „ein  ©ngel  bon  einem  Xonfünftier"  fei. 


490 


9famerfungen. 


©ennettS  Xagebud)  berietet  unterm  14.  gebr.  1837:  „2tteine  Dubertüre  bie 
föajaben]  nmrbe  geftem  9tbenb  mit  gutem  Seifatt  aufgenommen.  3<fj  birigirte  ftc 
felbft  (auf  9Renbel£jol)n3  SBunfd))  unb  ttm&te  nidjt,  too  idj  mit  meiner  linfen  §anb 
bleiben  feilte.  3m  jtteiten  Xljeüe  be3  SoncertS  tomrben  ©cenen  au3  ©oetfjeS  gauft 
gegeben  mit  Sttufif  bon  einem  preußifdjen  Sßrin$en  [gfirften  9tab§hr>ill;.  Sfag  biefem 
Slnlaß  gingen  ©djumann,  ©oetfje  (ber  (£nfet),  $rmftrong  unb  grand  mit  mir  nadj 
Dr.  gaufts,  b.  f).  Sluerbadjg  ftefler.  @3  toaren  ba  einige  ttmnberbare  alte  ©itter 
bom  2)octor  unb  dorn  Xeufel,  unb  ber  Ort  madjte  einen  feljr  fdjttefelfjaften 
(Sinbrucf.    SJleljr  Witt  id)  barüber  nidjt  fagen." 

9ln  biefem  Slbenbe  f abrieb  S3ennett  ben  (£anon: 


f^i 


UJL-U- 


3^ 


£ 


£err  ©dju«mann  ift    ein      gu  -  ter   3Jlann,    er     raucht  Xa*baf  ati 


M=&=^ 


£e* 


£eö 


£ 


$err  ©d)u*mann   ift      ein      gu  *  ter  Sttann,  er 


% 


2 


j^-MJgüfca 


Sfc 


E^^ 


jbfcy 


9Ke«tnanb  famt,      ein  3Rann  »tel»leid|t    Bon 


brei  *  fctg  3a*)r    ™ü 


£ 


^b 


■P_t      f       ,f  ,#==£=*=£ 


9i 


raucht     £a*baf  als         91ie * manb  fann,         ein  Wlann  bieMeidjt  Don 


fr-^-flTJd^Ebizfej^^l 


für  -  $e    ÜftaS'   unb    für  *  je   §aar. 


Oebr.  13,  1837.) 


f-^rf  J 


^^ 


£EÖE 


brei*  gig  3al)r  mit    für  *  je  9to3'     unb    für* je  $aar. 

($5ie  Driginalljanbfdjrift  biefeS  (SanonS  fam  fpäter  —  tt>aljrfd)einli<9  burd)  Sau* 
mann  —  in  ben  93efifc  ber  Wiener  ©efeflfdjaft  ber  2Rufiffreunbe.) 

SKenbetefofjnS  £odjaett$tag,  ben  28.  SKdrj  1837,  feierten  ©a^umamt  unb  «ernieü 
burdj  ein  Sttittageffen  in  einem  $)orfe  bei  fieipjig. 

2fat  13.  Slpril  gab  ©ennett  gut  geier  feine«  21.  ©eburtStageS  ein  grüiprf, 
an  toeldjem  aud)  Schumann  tyeilnaljm.  „©djumann  fdjitfte  mir  einen  $rief  Martin 
2uil)tvS,  grau  SBoigt  einen  bon  SSeber.  ©oetf>e  gab  mir  feines  ©rofcbaterS  SSerte, 
—  grau  ftiftner  fdjenfte  mir  etwa«  in  einem  Korbe  mit  einem  Sorbeerfranj,  mos 
auSfafj  wie  eine  Sfjeebüdjfe,  fid)  fdjlie&lidj  aber  at*  ein  ßaftdjen  entpuppte,  ba» 
einen  ftlbernen  93ed)er  unb  XeHer  Don  ber  ©oncertbirection  enthielt" 

28.  3Kai:  „Sftein  arme«  Xagebudj  —  fo  »tele  Sage  unb  fogat  fBodjen  fnti 
borbei,  unb  bu  bift  nidjt  einmal  aufgefdjtagen .    3$  bergafc  5»  emmbnen, 


Hnmerfungen.  491 

bafc  id)  grau  [Xfjerefe]  Sdjumann  in  S^irfau,  50  [englifdje]  SReilen  oon  fytx,  be* 
fudjt  Jjabe,  tdj  fuljr  mit  Stöbert  Schümann  unb  o.  ©oetlje.  @S  regnete  bie  gan$e  Seit." 

10.  3uni:  „Sdjumann  ift  eine  Stunbe  bei  mir  gewefen,  um  eine  glafdje 
Wörter  &u  trinfen.  3$  bin  fetjr  traurig,  öon  iijm  §u  Reiben,  benn  id)  glaube,  er 
l)at  eins  bei  beften  ^erjen,  bie  idj  je  gefannt  TOein  #er§  fpringt,  wenn  idj  benfe, 
bafc  id)  Montag  Seidig  berlaffe,  bodj  weife  idj  nidjt,  ob  au$  Trauer,  ba&  ia)  öon 
t>tcr  fortgebe,  ober  aus  greube,  mein  (Snglanb  wieberjufetjen." 

9lm  12.  guni  reifte  ©emtett  öon  ßeipjig  ab.  „3Rit  Trauer  feljen  Wir  bem 
oon  etilen  geliebten,  Ijodjgeljaltenen  Äünftler  nadj,"  fdjrieb  Sdjumann  einige  Sage 
feäter  in  ber  8eitfd)rift  (1837,  VI,  194). 

SBäljrenb  ©ennett«  ^weiten  Aufenthalts  in  fiety&ig  —  com  16.  öctober  1838 
bis  &unt  2.  SRarj  1839  —  war  Sdjumann  in  SBien.  3)ort,  in  feiner  ©ereinfamung, 
öermifjte  er  ben  greunb  redjt.  „dinen  jüngeren  SRenfdjen,  einen  ©emtett,  Ijabe  id) 
nod)  nidjt  finben  fönnen,  unb  ia)  muß  meine  beften  ©ebanfen  für  mldj  behalten," 
fdjrieb  er  an  (£lara. 

3fcod)  ein  britteS  SRal  war  ©ennett  in  Seidig:  Dom  12.  Januar  bis  $um 
7.  SEarj  1842.    Sein  Xagebudj  enthält  nur  einige  fur&e  Slufeeidjramgen. 

15.  ganuar:  „9lß  geftem  (ftreitag)  bei  ©oigt  ju  SRittag,  wo  id)  Sdjumann 
unb  feine  grau  (Clara  SBiecf)  traf.  SBir  fuhren  nadjljer  mit  bem  ©glitten  nadj 
(Sonnewifc,  einem  Keinen  $)orfe  bei  ßeipjig.  —  3öie  intereffant  ift  eS  für  mtd),  bie 
©cfanntfdjaft  SdjumannS  ju  erneuern,  ben  id}  feit  beinahe  fünf  Sauren  nidjt  ge» 
fetjen  f>abe." 

Berlin  ben  21.  ganuar  [bei  3RenbelSfoljn  pm  ©efud)]:  „Sin  fdjöner  SRenfd) 
bin  idj,  ein  Xagebud)  ju  führen!  SßidjtS  über  fträulein  SReertiS  ©oncert  oergange- 
nen  äßontag,  nidjtS  über  baS  SÄittageffen  bei  Sdjumann  am  Sonntag " 

Seidig  ben  25.  Januar:  „(Schumann  aß  Ijier  freute  &u  Äbenb.  Sßradjttger 
2Renfä!" 

2  (S.  18).  2ludj  Sdjumann  fdjetnt  fid)  angeregt  gefüllt  ju  ijaben,  ju  biefem 
Stjafefoearefdjen  $rama  SRufif  &u  f djretben,  als  er  ftdj  in  ben  erften  öierjiger 
Sagten  bem  Ordjefter  jugewanbt  ^arte;  bodj  ift  bie  SluSfüljrung  beS  ©ebanfenS 
unterblieben.  *5oui8  ©fjlert  erfuhr  baS  aus  SdjumannS  SRunbe  bei  einer  befonberen 
©eranlaffung.  <£^(ert  war  1843  <Sd)üler  be*  fieipjiger  (Eonferoatoriumg  geworben, 
fua)te  ©djumann  einmal  in  feiner  Sßo^nung  auf  uno  legte  t^m  eine  Ordjeftercom« 
pofttion  §ur  ©eurt^eilung  öor.  „gfreunblidj  fefte  er  fid)  mir  gegenüber"  (fo  fdjrieb 
mir  (Stiert)  „unb  lag  ben  Xitel:  Ouoertüre  $u  JRomeo  unb  3ulie.  ,Sie 
l|aben  eg  alfo  gewagt4,  fagte  er  mit  leifefter  Stimme,  ,tdj  fyabt  eö  nie  gewagt1.  2)te 
SBirfung  auf  mid)  war  nieberfa)mettemb.  3$  entrig  i^m  ba&  unglüctfelige  äfta$* 
werf  unb  ließ  i^n  trofc  aller  feiner  Sitten  feine  geile  barin  lefen." 

3  (S.  19).  |>armontfa,  ©lagglodeninftrument,  au«  50  GHocfen  befte^enb,  bie 
fi(^  um  eine  etfeme  wagerec^te  Äd)fe  bre^en  unb  burdj  ©erü^rung  mit  feuchten 
Ringern  ftum  Xönen  gebraut  werben.  $er  ^lang  ähnelt  bem  ber  ©eige  mit 
Sorbinen. 

4  (S.  26).  Unter  ben  mancherlei  p^antaftifc^  eingefleibeten  9iecenfionen  S(^u- 
mann«  ift  biefe  {ebenfalls  eine  ber  feltfamften,  eine  $rt  Slooelle.  3)er  Äern  ber* 
felben  —  bie  S^arafteriftrung  ber  Xanjcompofittonen  —  tritt  flar  genug  ijerauö. 
7>tt  Warnt  Slmbrofia  mag  eine  $ame  au&  Schumanns  SBefanntfdjaft  be^eid^nen 
foQen,  bei  ©eba  liegt  ber  ©ebanfe  an  dlaro  nalje.    Wlit  be  tnapp  (ber  „nidjt 


492  Sfamerfungen. 

totel  $eutfdj  oerftcljt")  ift  ber  Siebercomponift  <E.  Sand  (—  man  lefe  bcn  tarnen 
bon  rücfroärtS  — )  ßcmcint,  ber  U8  Dftern  1836  SNitarbetter  bct  3«tfd)rift,  Ijemadi 
aber  meljr  unb  mefjr  in  eine  gegnerifdje  Stellung  gu  ©djumann  geraden  mar.  3n 
93  mir  bortiegenben  ©riefen  58ancf3  an  gr.  &ofmeifter,  öom  3. 3an.  1836  bte  zum 
14.  Nob.  1842  reidienb,  ift  nidjtS  enthalten,  ma«  irgenbroie  auf  freunbfa)aftfid)e 
©efinnungen  gegen  ©d>umann  fdjliefien  liege,  dagegen  Iaffen  fie  ein  lebhaftes 
Qntereffe  für  Klara  SBiecf  erfennen,  ba$  freilid)  erlofdj,  aU  1839  iljre  Verlobung 
mit  ©djmmann  öffentlid)  betannt  geworben  mar.  2tt3  tjeröorragenber  ©IjaraJtcrjug 
tritt  in  ben  ©riefen  ein  ftarfeS  ©elbftgefüfyt  Ijeroor.  SNan  lieft  mit  Weiterem  &> 
ftaunen,  rote  rührig  unb  getieft  ©antf  bie  t>on  t^m  gefdjriebenen  ober  beranlafjteti 
$Rectame*2lrtifeI  über  fid)  in  alle  mögtidjen  Sangen  p  bringen  mußte.) 

$)ie  ironifdjen  ©djerje  be$  9luffa|je$  über  töecenfenten  unb  bie  neue  getrfdnift 
(bie  mit  ben  Singen  ber  ©egner  betradjtet  unb  burd)  eine  „neufte  muftfattfdje 
geitung"  nodj  überboten  wirb)  bebürfen  feiner  (Srtftuterung.  3)er  in  ber  „$la& 
fdjrift"  enthaltene  £inwet3  auf  bie  Necenfton  beS  ©arnabal  in  ber  „teuften" 
tyatte  tooljl  nur  ben  Swecf,  ba$  fritifdje  ©erfahren  be3  „boppetäüngigen  9tebacteur3" 
an  einem  befttmmten  ©eifpiel  aufeubeefen.  $er  ©arnabat  mar  aber  noa)  gar  niäji 
gebnteft,  aU  biefer  9luffafc  (b.  19.  9Kai)  erfd)ien;  erft  im  5luguft  mürbe  er  fertig. 
3n  SBirflidjfeit  fyat  feine  ber  bamaligen  SNufifaeitungen  bm  (Sarnaoal  erwäijnens* 
mertf)  gefunben;  nur  bie  „Qeitung  f.  b.  cleg.  SBelt"  (22.  ©ept  1837)  braute  eine 
SRecenfion  beffelben. 

$e  Stnapp  ift  nod)  ein  jweite3  9NaI  in  ber  gcitfdjrift  ermahnt  unb  gtoar 
1839  (X,  172).  (Sr  mirb  ba  in  S3ejicf)uug  gebraut  mit  einem  SJrtifel  im  „Nürn= 
berger  ©orrefoonbenten"  bom  11.  9Rai  (unterj.  Dr.  6t),  bcr  ©djumannS  3«*' 
fd)rift  „trage  unb  farblos",  ginfS  8C^"9  bagegen  „lebenbiger  unb  enrfdjiebener- 
nennt  ($n  einem  ©riefe  ©and«  an  §ofmeifter  öom  1.  9ßai  1839  ift  ba£  genau 
mit  benjelben  SSorten  gejagt  „ginfS  8e^u«9  fä^  fort^  lebejbiger  unb  ent« 
fdjiebener  p  werben.")  Sine  Entgegnung  ©dwmannS  im  Nürnberger  Gorrefo. 
bom  20.  SNai  weift  bie  „rein  pcrfönlidje,  au«  böswilligen  OTfidjten  f)eröorgegangcnC 
©emerfung  be3  „leidjt  511  erfennenben  ©erfafferS"  furj  äurüd.  $faf  btefe  (hu- 
gegnung  madjt  bie  ermahnte  Notij  in  ber  Seit  fdjrift  (Nummer  00m  28.  SRat, 
warnenb  aufmerffam;  „be  ftnapp  unb  ©onf.  mögen  e3  fidj  merfen."  ©gL  Slnmerf.  45. 

5  (8.  31).  $a8  bestellt  fid)  auf  £>tto  Nicolai,  ber  in  feinem  Sfaffafr:  „einige 
©etradjtungen  über  bie  itattem'idje  £)per  im  SBergleid)  §ur  beutfa)enw  (1837,  VI, 
99)  eine  bebenflidje  Hinneigung  p  bcr  neuften  ttalienifa^en  Dpemmufif  terrietb. 
Nicolai,  ber  einige  Sa^re  Drganift  an  bcr  preußifa^en  ©efanbtfa^aftScapelle  in  SRom 
mar  (^u  ©unfen«  Seit;,  beflagt  barin,  bafr  man  unferer  ftunft  in  Italien  nta)t  ®e* 
rea)tigfett  miberfa^ren  laffe,  unb  fommt  bei  ben  ©rmagungen,  wie  il)r  ©ingang  §u 
oerfa)affen  fei,  ju  bem  SRefultat,  baß  „eine  ^Bereinigung  beiber  Spulen"  angefrrebt 
merben  muffe,  ©djumann,  mit  ben  9tu3fü^rungen  ntdjt  einoerftanben ,  fügte  bem 
5luffa6  folgenbe  Na a^f^r ift  an:  „SNcljr  aU  tragifomifdj  fa^  nameutlia^  Jloreftan 
au«,  aU  ifmt  ber  obige  9luffa^  borgelefcn  würbe.  ,@in  fo  gefreuter  SNann  —  unb 
©orfa^täge,  mie  3krmijtf>ung  ber  ©tile  2c.4,  murmelte  er  bor  fid)  ^in.  ^JnbcB  jeto 
Slnfia^t  foll  gehört  werben  —  unb  geprüft  audj,'  fe&te  er  rafdj  ^inju.  60  möAten 
fid)  benn  unfere  auömarttgen  greunbe  (nameutlidj  bu,  föftlia^er  SBebeUj  über  manebef 
oben  angeregte  beme^men  (offen,  unb  mit  bcr  greimütfjigfeit,  bie  jenen  Sluffafr  fc 
fe^r  au«5eid)net    Un3  felbft  \t\ß  e8  tyutt  an  Seit  $ie  ^blr." 


Stnmerfungen.  493 

Storaufljin  fdjrieb  äßebel  eine  ©ntgeguung  (1837,  VI,  195),  weldjc  mit  ben 
©orten  fc^liegt:  „3ft  bet  SBanberer  [Nicolai]  erft  wieber  unter  un«,  fo  wirb  iljm 
manche«  in  einem  anbem  Sidjte  erfdjcinen,  unb  fo  wirb  iljn  ber  Ijötjere  @rnft 
beutfdjer  Äunft,  ben  man  woljl  öcrfpotten  aber  nidjt  entwürbigen  fann,  über  biele«, 
toaä  iljm  jefct  bebeutenb  [erfdjeint],  hinüber  tjeben." 

6  (©.  32).  ©duimann  rannte  ben  alten  ©öljner  audj  perfönlidj.  ,,©ie  wiffen," 
fdjrieb  er  1834  an  griefen,  „ba&  er  feiner  Seit  fo  berühmt  lote  ©eetfjoüen  war  unb 
bem  ©offmann  at£  Original  -ju  beffen  ©apeKmeifter  ftreiSler  fä&.  2lber  feine  arm* 
licr)e  (Sxjdjeimmg  t)at  midj  niebergebrücft  —  ber  alte  £öwe  mit  bem  Splitter  in  ber 
Xafce  —  bog  ift  fie.  SSorgeftern  pljantafirte  er  ein  paar  ©tunben  bei  mir;  bie 
alten  Sli&e  f anlügen  tjier  unb  ba  Ijeroor,  f onft  ift  aber  SlUe«  bunfel  unb  öbe.  ©ein 
früheres  Seben  rädjt  fidj  jejjt  @r  t)at  mit  einer  ftecfljeit  unb  einem  ©tolj  ber 
2ttenfdjen  gemottet,  baß  biefe  e«  nun  umbreljen.  $ätte  idj  3«*/  fo  mödjf  id)  ein- 
mal für  bit  Seitung  SBöfjnerianen  fdjreiben,  ju  benen  er  mir  felbft  Diel  ©toff  ge* 
geben.  @3  ift  $u  öiel  Suftige«  unb  ©etrübenbe«  in  biefem  fieben  gewefen.  ©o 
fünbigte  er  einmal  in  Olbenburg  (Soncert  an  —  ba«  publicum  ift  oerfammelt  unb 
gefpannt  —  ba  tritt  er  ans  Drgeldjor,  beugt  fidj  herüber  unb  fagt:  ,bor  fo  einem 
albernen  publicum  fpielt  ein  üoui«  ©ötjner  nidjf.  ©o  treibt  er  alle«.  #at  er  ein« 
mal  ein  gut  ©oncert  gemalt,  fo  lauft  er  ftdj  Äörbe  tiott  golbencr  3)ofen;  je&t 
fommt  tin  greunb,  madjt  iljm  bie  bitterften  Vorwürfe  —  flugS  wirft  er  ben  ganzen 
©olbfram  §um  genfter  rjtnau«.  ®ergleidjen  ©efdjidjten  fenn'  idj  an  bie  ljunbert 
Don  iljm."  (Sugenbbr.  ©.  254.)  ©o  biel  befannt,  ljat  ©djumann  feine  Slufaeidj* 
nungen  über  SJöfjner  gemalt. 

7  (©.  37),  ©djumann  beurteilte  ba«  SBerf  ridjtig,  benn  später  ljat  fidj  er» 
toiejen,  baf$  eS  6n  untergefct}obeneS  ift.  (»gl.  g.  833.  3ät)n«'  „(5.  2tt.  b.  SBeber  irt 
feinen  SBerfen"  ©.  446.)  3n  ginf«  3tg.  (1836,  ©.  731)  würbe  bie  $t)antafte  al« 
SBerf  SBeber«  beurteilt,  ba«  „ben  bielen  greunben  be«  früfj  SSerftorbenen  lieb  unb 
wert!)"  fein  werbe.  SRettftab  fanb  (3riS  1836,  ©.  190)  bog  SBett  „feljr  fdjön  in 
ber  Gxfinbung"  unb  „mit  ber  fixeren  §anb  be«  9Äeifter8  gefdjrieben." 

8  (©.  39).  $er  2Jlufif  Derein  (Suterpe  würbe  1824  gegrünbet  burdj  bie  3Ku* 
fifer  ©ipp,  ftrefcfdjmar,  gölcf,  ©ommerfelb,  9ftofcnfranj  unb  ben  stud.  jur.  £erm«* 
borf.  ©ie  berfammelten  fia^  im  erften  SBinter  (182^25)  in  ©ipp«  Sunggef eilen* 
too^nung  jur  Pflege  ber  ^ammermufif,  gingen  aber  aläbalb  an  bie  2lu3füf)rung 
fleinerer  Dra)efterfaa^en,  al«  fia^  iljnen  in  bemfelben  SBinter  noa^  fed)S  anbere  junge 
3Äufiter  angefd^loffen  fyatteiu  1828  na^m  ber  ftetig  toadjfenbe  herein  ben  tarnen 
„Sutcrpe"  an.  $erm£borf  fyattt  baä  G^renamt  eine«  $orfte1?erd,  (Bipp  toar  Son= 
certmeifter.  SJergl.  ff2)er  3)iufifoerein  (guterpe  ju  ßeipjig",  ein  ©ebenfblatt  gur 
50  jäljrigen  Subelfeier  beffelben,  oon  ft.  SB.  SBfttftling].    fieipjig  1874. 

9  (©.  59).  ßeine  ©ü^nenfünftlerin  ljat  einen  gleicr)  mad^tigen  ©inbrud  auf 
©djumann  Ijeroorgebradjt  wie  bie  geniale  SBil^elmine  ©a^röber*3)eoricnt.  Siner 
^otig  im  Saljrgang  1835  (II,  148)  über  üjre  S^itwirfung  in  einem  ßoncerte  fügte 
er  bie  SBorte  Ijinju:  „SBer  lobt,  fteöt  fttit)  gleid),  fagt  ©oet^e;  wir  fä}weigen  alfo." 
92aa)  i^rem  auftreten  in  ber  „©djweiaerfamilie"  t)et^t  e«:  „SBie  fidj  alle  $er§en 
i^rer  £ieben«würbigfeit  juwenben,  fo  weicht  ba«  Urtljeil  i^rem  ©eniu«/  Sin  ber 
©pi^e  oon  9ir.  25  be«  3a^rg.  1837  (VI,  99)  fielen  an  ©teile  be«  9Äotto«  bie  mit 
einem  tfrana  eingefaßten  SSortc:  „5lm  Xag,  wo  Ttab.  ©a)röber*5)eorient 
ben  gibelio  gab."    (gttotö  weiter  (©.  114)  fteljt  folgenbe  ^otij,  aber  ofjne  jebe 


494  Slnmerfungen. 

Namensnennung:  „TOgemetner  @ntl)ufiaSmuS.  2Bo  man  lu'nljört,  nidjts  als  oon 
3^r.  (Sic  Derbtent  eS  unb  alles  §errlidje.  #eute  fjrielt  fie  jum  lefctenmal  bai 
töomeo  gu  einem  milben  $wecf;  ber  $anf  üieler  Unglücf  liefen  unb  ber  9Mer  folgt 
ifyr."  ©elegenilidj  beS  ©aftfpielS  einer  jungen  (Sängerin  als  gibelio  bemerfte  (Sdni* 
mann  (@.  190),  baß  bie  ©gröber  in  biejer  föolle  nun  einmal  „baS  benfbar  ^öärfte" 
gäbe.  9lm  6.  Wpxil  1840  benotete  er:  „ftadj  langen  (Entbehrungen  Jaljen  nur 
geftern  mieber  eine  beutle  Oper  unb  eine  große  ftänftletin,  3Rab.  (S  djröber« 
3) e Orient  im  gibelio.  (Sie  gab  it>n  fo  oollenbet,  tote  mir  ib,n  nur  je  oon  iljr  ge* 
fetjen  gu  fyaben  uns  erinnern  fönnen."  —  SRad)  iljren  Sieberöorträgen  am  28.  SKärj  1841 
im  ©ewanbljaufe  jagte  «Schumann  oon  ber  „Mnftlerin  unb  3)idjterin",  ba6  fie,  „jo 
lange  fie  nodj  einen  Xon  in  $er&  unb  ^er)le  Ijabe,  i^n  immer  entwürfen  werbe." 
(<S.  (Seite  308.)  gm  $aljre  1844  wibmete  ©djumann  iljr  ben  SieberctofluS  „3)idjter* 
liebe".    3ludj  oerefyrte  er  it)r  fein  SKanujcrtyt  bon  „grauenliebe  unb  geben". 

10  (©.  65).   ©djumann  fügte  biefem  s2luffa^  1852  folgenbe  3lnmerfung  an: 

,,$)er  obige  &rtifel  l)at  bem  SBerfaffer  feiner  Seit  bebeutenbe  Angriffe  emge- 
bradjt,  namentlich  in  $arif er  unb  Hamburger  flattern,  aber  audj  ein  ßob  öon  einem 
fefyr  würbigen  Sülann  —  üon  gr.  SRodjlifc.  ©S  oerljielt  ftd)  fo  bamit:  Sine  mufifalijdie 
greunbin,  biefelbe,  ber  bie  „Erinnerungen"  imSaljrgang  1839  $3b.XI,  9fr.  28— 30 
gewibmet  finb  [grau  Henriette  #oigt] ,  oermittelte  äWifdjen  iljm  unb  bem  jüngeren 
&vünftleraufwucf>S  in  ber  $rt,  baß  fie  tym  meift  auf  bem  Sßianoforte  SKuftfaltfctie^, 
wie  oon  aKenbelSjoljn,  Chopin,  gloreftan  unb  EufebiuS  u.  2L  mitteilte,  auSnabm** 
weije  wotjl  audj  ftritijdjeS,  »ie  obige  Fragmente.  3lad)  Sefung  beS  lederen  ertyriite 
il)r  SRodjliJj  eine  Antwort,  bie,  üon  ber  greunbin  mir  jum  Slnbenfen  im  Original 
Ijinterlaffen,  ein  Seugniß  oon  ber  entjdjiebenen  ©efinnung  beS  eblen  ihinftridjters, 
ber  fid)  bamals  jdjon  bem  ©reifenalter  näherte,  geben  mag. 

©.  14.  ©eptbr.  1837. 

deinen  üerbinblidjften  $anf  für  bie  jurücffolgenbe  SDHttljeilung.  (Seit  Sauren 
!)abe  idj  über  2Jhifif  nidjtS,  gan$  unb  gar  nichts  gelefen,  was  mir  —  wie  idj  mm 
bin  unb  fein  fann  —  fo  initerlict)ft  woljlgetyan  Ijätte.  £elle,  feftgefaßte,  feftgegrünbcter 
überall,  wo  SBernunft  unb  Sftedjt  gilt,  geltenbe  9tnfidjten;  reine,  würbige,  eble  @c* 
finnung  —  unb  ©eibeS  nidjt  bloß,  was  jene  2ftufifwerfe,  ja  uidjt  bloß,  was  SJcufif 
überhaupt  betrifft;  ein  bebac^tfam  ^ufammengefaßteS,  IjaltungSoofleS,  unbbabeibodb 
frijdjbelebteS,  zwanglos  fidj  bewegcnbeS  Sßejen  in  ber  3)arfteKung:  baS  finbe  ieft  in 
biejem  tof  ja£ e,  unb  jwar  oon  ber  erften  bis  pr  legten  Seile.  $abei  eine  Unpartei' 
lic^fett,  bie  jelbft  am  Xeufel  anerfennt,  was  er  ©ewanbteS  unb  Xüt^tigeS  barlegt  • 
fo  wie  am  greunbe,  bai  unb  wo  er  fein  Sngel  ift  —  ja,  Ut  an  biefem  nodj  mehr 
äRenfdjlidjfetten  gugiebt,  als  manche  anbere  2tutt  (ic^  5.  ö.)  bafür  erfetuten.  SMeS 
?llleS  fyabc  ic^  Ijier  gefunben  unb  meine,  alle  Sefer,  bei  benen,  wie  gefagt,  Vernunft 
unb  dlttyt  gilt,  unb  an  welken  allein  bem  SSerfaffer  gelegen  fein  fann  —  werben 
eS  gleich  mir  fiuben.  60  wirb  er,  ber  SSerfaffer,  hiermit  fidjerlid)  pm  ©uten,  nur 
nic^t  allein  in  unmittelbarer  SSeateljung  auf  jene  SSerfe,  mitwirfen,  reblic^,  aufri^rig, 
etnbringlidj.  9ßo  aber  bieS  gefc^ie^t,  ba  wirb  balb  ober  fpater  aud)  gef^en,  wie 
es  bort,  nadj  oerwanbten  SSorauSfe^ungen,  r)eifst :  eS  wirb  eud>  baS  Rubere  Sitte«  $n* 
fallen  —  oon  jelbft  f ommen.  Unb  baS  ift,  was  idj  i^m,  bem  S^erf.,  oon  fersen  wünf d>e. 

SBaS  joKen  (Sie  aber  mit  allebem?  ©ar  nichts,  liebe  grreunbin,  außer  eine 
SBeftätigung  empfangen,  eS  fei  mir  mit  meinem  3)anf  für  bie  90tittl>eiluitg  (fruit 
gewefem  9i^." 


Slumerfungen.  495 

$tefen  Söricf  ljatte  ©djumann  fdjon  in  ber  Qcitfd^rift,  wenige  Sage  nad) 
föodjltfr'  $obe  (16.  ®ec.  1842),  abgebrucft  mit  ber  $nmerfung:  „Obiger  93rief  war 
an  eine  greunbin  gerichtet,  bic  9tod)li&  einen  9luffafc  aus  unserer  geitfdjrift  (über 
SRetterbeerS  Hugenotten  unb  9ftenbelSfofmS$auluS)  jum  £efen$ugejanbt  ljatte;  bieflare, 
manchmal  an  ©oetfye  erinnembe  ©pradj*  unb  $enfweife  be^  bereiten  SBerftorbencn  be* 
jeugt  audj  btcfcö  ©djreiben,  an  bie  ju  erinnern  ber  3^«*  feines  SlbbrucfS  ift." 

SBaS  ©dntmannS  Stellung  flu  2Retoerbeer  betrifft,  über  beffen  $unftrid> 
tung  er  mit  fo  unperfyotylenem  Sotn  ben  ©tab  bricht,  fo  ift  an  ber  $anb  ber 
Sfceuen  geitfe^rift  p  erweiten,  ba&  er  nict)t  etwa  aus  perfönlidjcr  ©eret&tfyeit  gegen 
SHetoerbeer  fo  rücffidjtSloS  oerfuljr.  (£S  ^arte  au$  niemals  eine  perjönlid^e  SBegeg* 
nung  ber  beiben  ftattgefunben;  erft  im  ftecember  1846  waren  fie  gleichzeitig  in  bem 
Wiener  ^ünftleroerein  „©oncorbia"  als  ©äfte  anwefenb,  wo  fie  aber  —  wie  HanSlicf 
als  Slugeujeuge  berietet  —  „einer  bem  anbereu  forgfaitig  auswichen.41 

JBon  ber  erften  SRotij  an,  welche  bie  8eit{d)rift  über  äfteuerbeer  braute  (1834, 
©.  72),  bis  jum  9.  Styrit  1837,  wo  ©d)umann  bie  Hugenotten  felbft  Ijörte,  würbe 
2ttetoerbeerS  unb  feiner  fünftlerijdjen  Erfolge  ftets  aufmerffam  unb  woljlwollenb  ge» 
bad}t,  inSbefonbere  über  ben  grojjen  Qprfolg  ber  Huöcn°ttcn  ölfogleiä)  berichtet.  ©in 
erfter  93erid>t  barüber  (IV,  117)  war  ©djumann  nidjt  eingeljenb  genug;  eine  jweite 
Xion  tym  oeranlafcte  (Sorrefoonbenj  bruefte  er  mit  ber  9tnmerfung  ab  (1836,  V,  19): 
„gm  früheren  SBerid)t  fdjien  uns  ber  eigentliche  mufifalifdje  Xljeil  ber  Dper  nict)t 
auSfüfjrlid)  genug  be^anbelt,  weSfyalb  wir  Herrn  SRainjer  um  einen  oon  feiner  Hanb 
erfudjten."  9iad)bem  ©djumann  furje  Seit  nadföer  (V,  42)  2$eranlaffung  genommen, 
einer  „fdjönen  Hcmblung"  9Äe»erbeerS  §u  gebenfen,  bafc  biefer  fid}  nätnlid)  „auf 
münblidjeS  Srfudjen  beS  Hofrat^  SSinfler  in  Bresben,  beS  SSormunbeS  ber  Äinber 
fcon  Carl  ättaria  ö.  Söcber,  fogleid)  bereitwillig  gefunben  Ijat,  eine  öon  SBeber  an* 
gefangene  fomifd)e  Cper  fertig  p  machen",  melbete  er  balb  barauf  bie  ju  erwartenbe 
Sluffüfjrung  ber  Hugenotten  in  Jtteipaig,  bie  aber  erft  am  9.  Styril  1837  ftattfanb. 
©c^umann  f abrieb  barüber  (1837,  VI,  122):  „(£nblid)  ljaben  wir  and)  bie  Hugenotten 
gcfeljen  unb  finb  mit  unferen  (Bebauten  über  iljre  Xenbenj  im  ©anjen  öoflfommen 
im  keinen,  bodj  mujj  man  fie  mehrmals  fjören,  um  auä)  kleineres  nidjt  ju  über* 
fetjen  ....  ©päter  alfo  mef)r."  Unterm  20.  Styril  berichtete  er:  „$ie  fyüQenottcn 
fjabtn  bis  jefct  mit  immer  meljr  abnefymenbem  SBeifaH  brei  SSorfteHungen  erlebt.  S)ie 
3citfdjrift  wirb  fpäterljin  eine  ausführlichere  ßxitif  über  baS  an  guter  wie  an 
fdjledjter  SKuftf  überreiche  SBerf  bringen."  @ine9toti,5  com  9.  3uni  lantett:  „9?r.  99 
ber  »eleganten  3e^"9r  bringt  einen  fdjarfen  Slrtifel  über  bie  Huflclu>tten.  3)er 
barin  ausgekrochenen  $lufforberung  [ba%  fia)  nämlia^  aud)  bie  muftfalijdjen  Qettungen 
barüber  öeme^men  laffen  möchten;  wirb  nad^gefommen  werben."  2lm  5.  ©ept.  er* 
fc^ien  in  ben  „gragmenteu  aus  Seipjig"  ©djumannS  ^ritif,  bie  Diel  5luffe^en  unb 
SSibcrjprudj  erregte,  ©c^umann  be^arrte  bei  feinem  able^nenben  Urteil.  3^  SJtoi 
1838  fa^rieb  er:  ff@eftern  bk  Hugenotten.  2Ran  weij,  was  wir  baöon  galten. 
3Wab.  ©gröber  *2)eörient  gab  bie  Valentine  unb  öerebelte,  fo  üiel  in  i^ren  Gräften 
ftanb;  me^r  fann  aber  aua^  baS  ©enie  nia)t  unb  auS  $uj>$>en  feine  3Wenfc^en 
machen.  S^rctwegen  gelten  wir  ben  Slbenb  aus,  unb  baS  einzige  ,id^  liebe  5>iay 
mad)t  fie  uns  audj  in  biefer  Sflofle  wert^  unb  unoerge&luf>.  3ni  Übrigen  überlaffen 
wir  baS  ©tücf  feinem  ©a^icffal.  SBlafirtljeit  unb  ©emein^eit  tauften  nur  auf  furje 
JJrift."  2)erfelben  33erurtl)etlung  SDlencrbcerS  begegnet  man  aud)  in  fpateren  8^t* 
fajrift* Zotigen  (1842,  XV],  12;  XVII,  4;.    3n  ber  ofmc  3weifel  öon  ©ajumann 


496  Slnmerfungen. 

getriebenen  SRecenfion  eines  ©efangalbumS  (1842,  XVI,  61)  Reifet  e3  über  ben 
2Äeüerbeerfd)en  SBeitrag:  „SReöerbeer  ift  toenigftenS  ein  geborener  SJeutidjer. 
(Seinen  SBu&gefang,  gefteljen  mir,  Ratten  mir  am  liebften  bermi&t;  $tntnte(,  wie 
fann  ber  Sftann  tyajjlid)  componiren!  %a$  Sieb  madjt  auf  un3  ben  ©inbrwf  toie 
gereifte  alte  Silber,  too  auä  ben  SEauIera  ber  9lbconterfeiten  lange  ßettel  Ijerau** 
Rängen,  auf  benen  iljre  quaest.  (Seetenftimmung  auf  ba3  $eutlidjfte  nodj  einmal  in 
Porten  ju  lefen.  2Ba3  tft  Herrn  EKetyerbeer  gcfd)el)en,  bog  er  auf  einmal  fo  jammert 
unb  bu&pfalmt?  facit  er  nidjt  Stuljm,  nidjt  ©elb,  nidjt  Leiber?  bleibe  er  bodj  in 
feinem  alten  Stile.  8«*  Umfcljr  ift  e3  %k  foät."  —  $udj  in  bm  bertraulidjen  2Rii* 
tljeitungen  ©djumamtS  ift  feine  SBeurtljeilung  SRetjerbeerS  biefelbe.  (Sgl.  ©djumaimS 
SBriefe,  fteue  golge,  1886  6. 179.)  —  $an*Iicf  erjä^lt  föranflS  „©onntagS&lätter" 
1847  (5.96),  ba&  er  im  ©eforad)  mit  <3tf>umaun  (1846)  „bie  abfämgften  Äufjerungen" 
über  2Jicöerbeer3  SJiufif  eingetaufdjt  l)abe.  „Sitte  biefe  (Sontroberfen  matten  midj 
rrttifdjer  unb  rigorofer,  olme  meine  Meinung  umjufto^en,  unb  felbft  ber  Xabet  bes 
bereiten  (Stfmmann  fonnte  mir  ^mar  fel)r  erflärlidj,  aber  nidjt  allgemein  gütig  er* 
fdjeinen.  $enn  eS  giebt  roo^l  unter  ben  mufifalifdjen  3eitgenoffen  nidjt  jtoei  idjroffere 
©rfreme.  ©d)umann:  tiefe,  in  fid)  berfenfte  3nnerlid)f eit ;  Stfeüerbeer:  glän$enbe 
tyerbortretenbe  Su&erlidjfeit.  3)er  tieffinnige  gloreftan  fonnte  fid)  unmöglich  für 
eine  StuSbrucfSmeife  begeiftem,  roeldje  ber  feinigen  biametral  cutgegengefefct  toar."  — 
5113  ©dmmann  1850  SRegerbeerä  Sßropljeten  gehört  Ijattt,  trug  er  in  fein  „Sweater* 
büd)lein"  \tatt  jeber  fritifdjen  Söemerfung  nur  ein  +  ein.  — 

2Ba3  bie  am  Eingang  biefer  Slnmerfuug  erwähnten  „Angriffe"  anbelangt,  bie 
©djumann  in  fjolge  feiner  §ugenottenfritif  erfuhr,  fo  wirb  eine  $robe  babon  ge* 
nügenb  geigen,  mit  toeldjer  9lrt  bon  ©egnern  ©djumann  e3  ju  fyun  Ijatre.  3>a» 
folgenbe  (Suriofum  ift  ber  „(Sifenbalm",  einer  r)auptfäd)tict)  bon  literarifdjem  Slaiidi 
lebenben,  jefct  langft  bergeffenen  Seitfdjrift  „sur  Seförberung  geiftiger  unb  gefeHigcr 
^enben^en"  entnommen  unb  bilbet  bie  Einleitung  eines  anonnmen  SBeridjtS  über 
eine  am  13.  üRob.  1838  in  Seidig  erfolgte  Sluffüljrung  ber  Hugenotten: 

„6d>abe,  bajj  $err  Stöbert  ©djumann  in  Seidig  biefeS  neuefte  C^ermoerf 
SDfceberbeerS  burdj  einige  gebergüge  auä  ber  9fleit)c  ber  lebenben  Xonbidjtungen  ge* 
ftria^en  ljat!  (Seitbem  §err  Robert  (Schümann  ben  (Sompofiteur  be3  „Srociato* 
unb  „  Stöbert"  einen  mufifalifdjen  Ignoranten,  einen  SMobien* Giraten,  etneu 
plumpen  SffectpinSler  genannt  tjat,  feitbem  ftnb  bie  „Hugenotten"  unb  „Stöbert 
ber  Teufel"  überall,  too  fie  gur  91uffül)rung  famen,  jämmerlich  burdjgef  allen,  ^oi 
ift  bie  SJtadjt  eines  großen  mufifatifct)*frtrif^cn  $opfeS  gegenüber  einem  fola^  rribiala: 
93ettel*3ttufiFanten  wie  SKeöerbeer,  ber  nur  brei  fo  armfelige  Opernmufi!en  gefc^rieben. 
bie  in  bk  Herjen  breier  SBölfer  übergegangen!  3$  fa&c  öor  ber  neulieften  Sfui- 
fü^rung  ber  Hugenotten  auf  ber  Seidiger  Söü^ne  nod)  ein  Wal  mit  bem  Xobej* 
fc^meiße  auf  ber  ©tirn,  mit  geräberten  ©liebem  ba$  bura^ge  arbeit  et,  toa£  Herr 
Robert  (Schumann  in  feiner  mufifalifdjen  3^itung  gegen  biefe  Hugenotten  aU  fina 
t^ema  gefc^leubert,  unb  bei  ©ott,  jebes  einzelne  ajhififftüc!  ift  mir  überrafc^enber, 
origineller,  ergreifenber  benn  früher  erfd)ienen.  SWein  guter  Herr  Stöbert  (Sdjutnaim, 
ba  werben  <5ie  noc^  biel  mufifalifc^e  8eitung^*9Jtafulatur  liefern  muffen,  ba  mögen 
(Sie  nod)  je^n  galjre  fort  unb  fort  beut  f  djbümmeln,  ba  muffen  (Sie  nodj  biele 
jeanpaulifirenbe  SBort*Änü>pel  für  ben  Se^erfaften  in  ben  fritifdjen  Urtoalbexn  auf* 
lefen  unb  nod)  mannen  SBagen  boll  romantifc^er  ©til  *  (Stoppeln  öon  bem 
mufifalifdj*friti)djen  ©raa^felbe  in  bie  ©c^eune  aieljeu,  bi^  t%  Q^nen  gelingen  toirb. 


Slnmerfungcu.  497 

bcn  Tanten  Sföegerbeer  ba  Ijina&äuaiefjen,  wo  ©ie  iljn  eigentlich  gu  feljen  wünfdjten. 
(Sie  finb  ein  gutes,  fromme«  „@ufebiu$*©emütlj",  Herr  Robert  (Schumann, 
aber  lajfen  ©ie  ben  H<*ß  gegen  SRetjerbeer!  ©ie  blamiren  fid)  fc^redtid^  bamit! 
SBop  bie  geber  eingetaucht  in  ©itterfeiten  ober  in  bittem  ©djnapS,  Wenn  fie  über 
SReuerbeer  fdjreiben  foll?  3Kenbel3fol)n  SBartljolbö  ftefyt  audj  oljne  bie  je  gijre  $ta^ 
triben  gegen  2tfeöerbeer  groß  ba!  Söebenfen  Sie,  §err  Stöbert  ©djumann,  baß  toenn 
©ie  einmal  bie  otogen  augebrücft  Ijabcn,  Sftemanb  mcljr  ton  Jjljnen  in  ber  weiten 
SBelt,  nidjt  einmal  in  $leinäfdjod)er  [$orf  bei  Seidig]  foredjen  wirb,  fltteöerbeer 
hingegen  waljrfdjeinlidj  fogar  bie  ©rjftcnj  gijrer  mufifalifdjen  geitung  überleben 
bürfte.  SBenn  bie  Seute  in  (gutrifcfdj  [®orf  hti  Seidig]  ober  $ari£  Sfjre 
©djmätyungen  gegen  SKetoerbeer  gufättigcrtoetfe  in  bie  #änbe  befommen,  ^err  Stöbert 
©d>umann,  fo  muffen  fie  ber  lleberjeugung  fein,  baß  aus  3$nen  ber  oerunglücfte 
Sompofiteur,  beffen  berworrene  (SlaDier-ßompofitionen  feinen  Abgang  finben,  ber 
Xeufel  be3  SReibeS  feine  oerfpottenbe  8unge  9.egen  ben  Sompofiteur  ber  Hugenotten 
IjerauSftrecft!  $a£  ift  bie  fdjwadje  ©eite  ber  fogenannten  „gelehrten  äÄufif* 
beurttjeiler",  bie  audj  contponiren  wollen,  aber  an  Ueberfluß  be$  ©ebanfen* 
9ßangel3  laboriren,  baß  fie,  wenn  einmal  eine  großartige  (Srfdjeinung  in  ber  (Som* 
pofition3>-3Belt  Ijerbortritt,  biefe  als  einen  lächerlichen  $opan£,  als  ein  gauflerifdjeS 
©d)emen*93ilb  erflären  wollen,  fytvx  SRobert  ©djumann  möchte  fo  gern  ben  beut** 
fdjen  Söerlioj  in  $)uobc$*gormat  fpielen!  $ber  ba$u  fef)lt  itym  nod)  Mtö!  ©eift, 
Sicfe  ber  fritifd)en  Slnjdjauung,  SluSbrucfS  *  ©ra^ie  unb  SBeltton!  —  90Wt  §tvtn 
«Robert  ©djumann  Ware  idj  fertig,  jefct  jur  $)arftetlung  ber  Hugenotten !  SReu  waren 
fjeute  SemoijeHe  ©Riegel* Valentine"  ic. 

3$  oermutlje,  baß  SBancf,  ber  1838  wieber  einige  Stit  in  ßetyjig  lebte, 
biefen  Slrtifcl,  wenn  nidjt  berfaßt,  fo  bodj  beeinflußt  fyaL  SGßic  er  alles  mißbilligte, 
was  bon  ©tfjumann  ausging,  fo  tjattc  er  aud)  beffen  Hugenotten*  unb  $auIuS*$ritif 
mißbilligt.  Sftir  erfdjcint  ber  Umftanb  etwa«  berrätfyerifdi),  baß  in  bem  (Sifenbaljn* 
Beridjt  ein  SluSbrucf  ©djumannS  citirt  wirb,  ber  fidj  in  ber  8citfc^rift  überhaupt 
nur  ein  einziges  3Ral  finbet  unb  batjer  wofyl  nur  einem  genaueren  Kenner  ber* 
felben  gegenwärtig  fein  tonnte.  2)iefer  SluSbrucf  („fdjöneS  ©ufebiuSgemütfj")  fommt 
im  gatyrgang  1835  (ogl.  93b.  1,  ©.  36)  bor,  alfo  gu  einer  3eit,  als  SBancf  nod) 
SRitarbeiter  an  ber  Seitfdjrift  war.  gfür  rect)t  unwaljrfdjeinlidj  fyalte  idj'S,  bai  ber 
iRebacteur  ber  „ßifenbafjn",  gfr.  SBieft,  ber  fürs  juüor  als  junger  gournalift  bon 
Söten  naa^  Setp^tg  getommen  war,  biefen  Studbrucf  noa^  naa)  Verlauf  bon  brei 
Sauren  im  ©ebädjtniß  behalten  ^ätte,  —  Dorau^gefefet,  baß  er  bie  namentlich  in 
Söien  faft  ganj  unbefannte  ©a^umannftt^e  geitfcjjrift  gdefen  ^aben  fottte.  Sei  ber 
gefyäfftgen  ©tellung  Sancf«  ju  ©djumann  ift  bie  S[nnal)me  feiner  ^Beteiligung  an 
bem  ©a^mä^artifel  wo^l  gerechtfertigt  ©c^umann«  um  2Ric§aeli§  1838  erfolgte 
Ueberftebelung  nac^  933ien  ermutigte  augenfdjeinlidj  feine  ©egner  in  Seipjig,  ftärfere 
Hebel  in  ^Bewegung  ju  fefcen,  um  ber  neuen  8eitfa)rift  ben  S3oben  ju  entjie^en. 
t?rcr)Itc  eS  bodj  aua^  nia^t  an  $erfud)en,  ben  ftellöertretenben  9lebacteur  berfelben, 
CSwalb  fiorenj,  jum  9lbfall  ju  bewegen,  fiorenj  äußerte  fiaj  barüber  in  einem 
Briefe  bom  1.  Dctober  1879:  „Söei  einer  zufälligen,  Dielleidjt  aua^  nia^t  zufälligen 
Begegnung  fragte  mid)  $apa  SSiecf  (in  $aucf3  Begleitung),  toaä  ia)  oon  ©djumann 
•  bamaB  in  SQ3ien  befinblia^j  für  STCadjridjten  f)abt.  Qm  fiauf  be8  ©efpräa)«  machte 
er  mia)  aufmerffam,  baß  bk  OTgem.  (ginffc^e)  2Jhif.*8tg.  ein  geuiüeton  ^er- 
geftettt  Ijabe  unb  fonftige  gortfa^rittgt^aten  ausübe,  unb  baß  jefct  Gelegenheit  unb 
<54umann,  0cf.  ©Triften.  II.  32 


498  9lnmerhmgen. 

Scranlaffung  für  nüdj  &u  felbftänbigem  auftreten  u.  f.  w.  ftd)  barbiete.  Befiimmterc 
Erflärungen  unterblieben ;  tnelleidjt  würbe  iä)  als  unbrauchbar  erfunben.  Sdjumann, 
bent  idj  Reibung  baoon  machte,  ift  meber  fdjriftlid),  nodj  fpäter  münblidj  barain 
eingetreten,  weSfyalb  audj  idj  fdjwieg.  ©inen  Swetf  aber  fjatte  bie  SSerbrüberung 
fidjer."  „SBou  einer  Eonfpiration  93eiber"  —  fdjrieb  fiorenj  ein  anbereS  2Ral  — 
„bin  idj  überzeugt,  burdj  rottet  bieHeidjt  nadj>  mefjr  als  einer  föidjrung  tyn  geangelt 
würbe."    Sgl.  Enmerf.  4  unb  45. 

11  (S.  66).  ftiefe  SRecenfion  erfdjien  fdjon  in  ber  Kummer  Dom  1.  Sept., 
wiewohl  baS  SBcrf  felbft  erft  Enbe  Cctober  im  3)rucf  fertig  war.  9lußer  bieten 
Variationen  fannte  Sdjumann  nodj  {burdj  Prägen)  einige  ungebrudte  Stuben  oon 
$enfelt.  211S  Elara  Söiecf  mehrere  berfelben  in  iljrcm  Sftorgenconcert  am  13.  &ug. 
(Seipjig)  gefpiclt  fjatte,  fdjrieb  Sdjumann  boHer  greube  an  ben  üjm  perfönltdj  nodj 
unbefannten  Eomponiften :  „28ie  wüufdjte  id),  Sie  bon  9tugefid)t  ju  ^Ingeftdrt  ,;u 
fetjen!  ES  Ijat  mir  feit  3aT^ren  nichts  fo  innig  wofylgetfyan,  als  was  idj  eben  öor 
Stürmern  f)örte,  unb  eS  ift,  als  tage  3#*e  Seele  offen  oor  mir  ba."  Unb  am  31.  3to$.: 
„3dj  fcr)reibe  3fmen  wie  einem  alten  greunbe.  $in  ta^  bodj  burd)  [E.  &.]  Werfer 
unb  SSietf  in  neufter  %eit  Qfjnen  fo  nalje  gerücft,  baß  idj  3*j**  6anb  ju  füllen  glaube 
kommen  Sie,  fommen  Sie;  es  foll  3^nen  wof)l  werben.  £ier  giebtä  Sdjwunfl, 
greunbe  unb  tfünfiler,  bie  Sie  §u  efyren  wiffen."  3^  biefer  freubig*erregten  Stim- 
mung modjte  cS  it)n  brängen,  je  efjer  je  lieber  audj  in  feiner  3eitfdjrtft  ö«f  ben 
tnclöert)cißenben  ftünftler  aufmerffam  §u  madjen.  %m  Secember  fam  ©enfelt  nadj 
^etpftig,  wo  er  Schumann  burcl»  fein  Spiel  „bie  glücflidjftcn  Stunbcn"  fdjuf.  311 
ber  3eitfdjrtft  berichtete  Sdjumann  unterm  23.  3)ecember:  „$err  Sbolpf)  ^enfelt  in 
bei  unS  unb  wirb  nädjftc  Söodje  Eoncert  im  ©ewanbljauSfaale  geben,  lieber  ietn 
Sftiefenfpiel  fjat  man  bereite  fo  Diel  gefprodjen  unb  gef ^rieben,  baß  et  aUcrbina* 
große  Erwartungen  §u  erfüllen  fjat.  Db  er  biefen  in  einem  Eoncert  genügen,  lieb 
in  fo  wenig  Stunbeu  in  feiner  gangen  ©röße  geigen  wirb,  wiffen  wir  nidjt  $qb 
er  aber  ber  cdjte  beutfcfyc  Elaöierfpieter  unb  groß  unb  einjig  bafteljt,  barüber  muffen 
9We  übereinftimmen,  bie  iljn  pribatim  öfter  gehört  unb  genauer  fennen,  wie  wir 
baS  an  uns  felbft  erfahren  unb  in  furgen  SSorteh  borläufig  auSfpredjem"  .fcenfelr* 
Eoncert  war  am  29.  ©ecember.  8"^  SJlittotrfung;  in  bemjelben  lub  SQ^umartn 
Srau  Söünau*©rabau  ein,  il)r  fa^reibenb,  baß  $)enfeit  „taufenbmal  bejfer  am  SlaDter 
als  am  Sdjreibtijd)  fei".  @r  wicberljolte  feine  Sitte  in  einem  ^weiten  83ricfcbeii 
(24.  $cc):  „Sie  bürfen  eö  biefem  gau§  prächtigen  2Renfa^en  unb  Äünftler  febon 
tttd^t  abfa^lagen."  92aa^  bem  Eoncert  ftattete  er  aua)  6Iara  in  Söien)  Seritöt  ab: 
„5llfo  .^enfelt  war  bal  —  unfer  erfteS  Seijen,  ia^  fann  eä  fagen,  war  bc&  wie 
zweier  SBrüber;  fo  fräftig,  natürlich  unb  berb  bon  ©eftalt  f)aht  idj  i^n  mir  niA: 
öorgefteEt,  unb  feine  Sßorte  unb  Urteile  entfpredjen  biefer  äußeren  Haltung.  5tun 
finb  wir  aber  bon  Stunbe  311  Stunbe  inniger  geworben,  obgleich  id>  gat  niebtf 
9tca^teS  bon  il)tn  weiß,  als  baß  ic^  iljm  überaus  gut  bin.  2)oc^  muß  id)  ®ir  fagen. 
baß  er  als  Spieler  alle  Erwartungen  übertroffen  tjat,  bie  idj  mir  nadj 
Euren  3leußerungen  über  it)n  gemadjt." 

12  (S.  66).  2)en  urfprünglidjen  Scblußfaj;:  „^8er  aber  weiß,  was  bie  3u- 
Fünft  auS  bem  nod)  Sebenben  mac^t"  l)at  Srfmmann  1852  geftric^en.  Er^attemebr 
unb  mcfyr  eingefel}en,  baß  ^enfclt^  EompofittonStalent  bod)  nia^t  fo  bebeutenb  war, 
wie  eS  it)m  perft  erfa^ien.  2>er  OueH,  „ber  fo  frifcb  unb  fröljlid)  ^u  fpnibeln  be- 
gann"  wie  Sdjumann  1842  fdjrieb1,  »erfiegte  öcrl)älritißmäßig  rafa),  jebenfallS  Iafien 


Etamerfungem  499 

bic  fpäteren  SBerfe  $enfeltS  gegen  bie  erften  ©ariartonen  vmb  bie  grüben  feine 
(Steigerung  erfennen.    $)ic  ©ntfteljung  fetner  .ftauprmerfe  fällt  in  bte  Seit  bis  1838, 
wo  er  fein  24.  SebenSjaljr  &urücfgelegt  f)attt.     «ud)  baS  $uo  mit  #orn  (beffen 
Uebertragung  für  ©toloncett  g.  Kummer  beforgte)  uub  bie  Variationen  über  ein 
2f)ema  aus  Robert  (bei  beren  Crdjefterbegleitung  fKcißigctä  ©adjfenntnife  in  #n* 
fprudj  genommen  mürbe)  maren  1837  bereits  gefdjrieben,  maS  aus  (ungebrutften) 
Briefen  §enfelts  an  Prägen  tyerüorgeijt.    3n  bemfelben  3aljre  mar  aud)  fdjon  oon 
einem  Soncert  unb  einem  Xrio  bic  iRebe  (%  gtfdjft.  1837,  VII,  58),  bermutljlidj 
bie  fpäter  befannt  gemorbenen  SBerfe.    #enfelts  eigentlicher  ©oben  mar  baS  furje 
(Sljarafterftücf,  bie  Grübe;  bie  ©etjerrfdjung  größerer  formen  mar  nict)t  feine  ©tärfe. 
$aS  Fmoll*(£oncert  r)atte  er  jahrelang  unter  ber  geber.    ©cr)on  1839  arbeitete  er 
baran,  1841  mürbe  eS  als  „fertig"  gemelbet,  1844  „fehlte  an  ber  gnftrumentirung 
nodj  Zieles'',  aud)  bie  (Stabierftimmc  mar  „nod|  nid)t  gan$  Aar"  ume  Schumann 
au«  Petersburg  mclbete).    9iaa)bem  ©lara  ©djumann  cS  enblicr)  1815  im  ©eroanb* 
Imufe  gefpielt  tjatte,  erfdjien  es  boer)  erft  1847  im  $rucf.  —  ©djumann  trat  für 
bie  Söürbigung  unb  baS  ©efanntmerben  £enfeltS,  an  bem  er  bom  erften  $ugen* 
Miefe  an  fo  neibtoS  feine  greube  t)atte,  mit  allen  it)m  ju  ©ebote  ftet)enben  SRitteln 
ein.    WS  §enfelt  im  2Rär$  1838  mit  (Empfehlungen  aus  ©erlin  (öon  ber  Krön* 
pringeffin,  öon  ber  Sßrinacfj  2Bilr)elm  unb  ber  ^rinjefe  ftriebrid))  in  Petersburg  ein* 
getroffen  unb  balb  nad)r)er  als  £et)rer  in  ber  faiferlidjen  gamilie  tr)ärig  mar  (—  bie 
©roBfürftin  Helene  mürbe  1839  eine  feiner  erften  ©djülerinnen  — ),  beröffentlidjte 
©djumann  noer)  üier  fleinere  ©ompofitionen  bon  itmt  in  btn  ©eilagen  (1838  bis  1840) 
jur  neuen  3cüfdjrtft.    Qu  ben   fritifdjen  Sinnigen  fpradj   er  ftet)   audj  über  bie 
fdjroädjeren  (Srjeugniffe  ,£>eufelts  freunblid)  unb  moljlroollenb  aus,  allein  man  merft 
ir)m  anf  ba$  feine  ©rmartung,  £enfclt  merbe  aus  feinem  engeren  Greife  IjerauS* 
treten  unb  fiel)  t)öt)eren  Aufgaben  ^umenben,  getauf d)t  mar.   ©o  badjten  aucr)  Rubere, 
$.  ©.  (L  ©anef ,   ber  bit  erften   12  (Stuben  auf  $enfeltS  SSunfcfc  mit  franaöfifdjen 
äRottoS  öerfet)en  unb  ben  ©erfauf  beS  SöerfS  an  $>ofmeifter  bermittelt  t)attc.   ©and 
f djrieb  naä)  ber  Veröffentlichung  ber  fleineren   ©tücfe  (SBerf  8  bis  10)  unterm 
1».  guli  1839  an  öofmeifter:   „55>ie  neuen  ©ad)en  bon  §enfelt  mären  beffer  nidjt 
heraus  —  menigftenS  in  biefen  ©err)ältntff  en ,  nacr)  folgen  ©rmartungen  unb  nun 
biefe  einzelnen  Weinen  fcr)mäd)eren  ^iecen  ?  bie  als  ftebencompofitionen  ganj  r)übfd> 
finb."    Unterm  28.  Quli  fefcte  er  t)inäu:  „UebrigenS  finb  biefe  Sßiecen  mir  immer 
noer)  lieber  als  bie  9toöellctten  oon  ©dmmann",  —  ein  Urttjeil,  baS  burcr)  baS  nod) 
fdjlagenbere  üom  24.  gebr.  1839  überholt  mirb:  „©ei  ©a^umann  finb  Eitel  unb 
Ueberfd)riften  fe^r  gut,  menn  nur  anbere  9^oten  barunter  ftänben!"    „Xitel  ift  baS 
^albe  SBerf,  oft  baS  ©ange,  mie  ©ie  an  ©c^umann  fe^en.w  (17.  Slug.  1839.)  — 
©c^umann  bezeugte  fcenfelt  feine  greunbfe^aft  aucf>  burc^  bie  Söibmung  ber  „9^o* 
öeüetten"  (1839),  bie  fidj  bie  ©^mpat^ie  $enfeltS  aber  nia^t  ermorben  gu  tyaben 
fc^einen.    |)enfelt  muß  bon  bem  ©omponiften  ©c^umann  mol)l  feine  fonberlidje 
Meinung  gehabt  ^aben.    S)aS    ge^t   aus   einem  ©riefe  Ijeröor,   ben   er  unterm 
15.  $ec.  1865  an  Kragen  richtete,  §u  einer  8«t  alfo,  mo  bie  ganje  geiftige  Arbeit 
©ajumannS  boa)  boUftänbig  ju   überbliden  mar.    S)ie  für  #enfelts  ©tanbpnnft 
beseic^nenbe  ©teile  lautet:    ,,9lud)    an    aßen   anbern  beigelegten  ©tücfen   [Som* 
pofitionen   eines   jungen   3)reSbner  ÄünftlerS]   fyabt  ia)  midj  menig  erbaut  unb 
märe  nid>t  ba^  pr61ude  po6tique  in  Gismoll  babei  gelegen,  fo  märe  id)  fe^r  im 
3meifel  getoefen,  ob  hinter  biefem  $errn  mel)r  als  eine  3ringerfäf)igfeit  fteeft.   9lber 

32* 


500  Slnmerfungen. 

lernen  tljun  Ijalt  fjeut  ju  Sage  bk  Seutt  ju  wenig,  idj  meine  contrapunftijdje  ©tubien 
machen,  $aS  fing  fdjon  mit  ©djumann  an,  ber  glaub  idj  war  weiter  getommen, 
wenn  er  etwas  weniger  Xalent  gehabt  Ijätte  unb  eS  u)m  folglidj  nidjt  fo  reicht  ge* 
worben  wäre,  bann  Ijätt  er  meljr  gelernt.  3)ie  fieute  lernen  jefct  ein  Snftrument 
fielen,  bann  eine  fur$e  Harmonielehre,  bann  Partituren  ©tubiren-  [am  ÜRanbe: 
„baS  lefcte  ift  bie  £auj>tfadje!"]  unb  bann  geljt  ber  SBunfdj  ju  brittiren  an  u. 
ber  (Somponift  ift  fertig;  idj  fomm  aber  in  9luSlaffungen,  bie  idj  nidjt  will;  bie 
Seit  ift  ber  befte  unb  ridjtigfte  SRidjter.  SBenn  33eetljoben  mit  ber  9.  ©tomplj.  unb 
op.  106  angefangen,  War  er  längft  bergeffen.  $ie  Pietät  für  ben  grofjen  SRann 
erhält  audj  alles  anbere."  —  2Rit  jeltener  Unbefangenheit  unb  Älarljeit  beurteilte 
£enfelt  in  feinen  fpäteren  SebenSjaljren  fidj  felbft  unb  feine  Sompofittonen,  wie 
feine  ©riefe  an  grl.  3R.  ßipfiuS  (Seidiger  8tg.,  1890,  wiffenfcfcaftL  »eilage  Er. 
56  unb  57)  bezeugen.  „3$  bin  burdjbrungen  (fdjreibt  er  1874],  bafj  idj  in  meiner 
Qugenb  feljr  biel  berfprodjen  unb  bann  fetjr  wenig  gehalten  tjabe,  unb  man  rndjt 
bon  mir  f^rec^en  fönnte,  oljne  baS  ju  rügen."  „3dj  Ijabe  bie  unumftöfclidje 
Slnfidjt  über  midj,  ba%  nadj  bem,  wie  idj  angefangen,  —  idj  war  im  19.  £eben£* 
ja^re,  als  idj  mein  op.  14  [$uo  für  ©labier  unb  #om]  gefdjrieben  —  man  be« 
redjtigt  war,  biel  meljr  bon  mir  ju  erwarten,  als  idj  geleiftet.  (Sin  anbereS  Urteil 
würbe  gewiß  bielfacfye  Dppofition  ljerborrufen.  Qm  günftigften  gfall  wäre  nur  ju 
fagen,  bafj,  wenn  idj  nidjt  $um  ßlabierfjrieler  erlogen  worben  wäre,  idj  in  ber 
(Sompofition  93ebeutenbercS  geleiftet  Ijaben  würbe,  ©lauben  ©ie  mir,  baS  ift  ba$ 
richtige  Urteil  über  midj ;  ein  jcber  Äünftler  wei&  am  beften  fidj  felbft  ab$ufd)ä&en, 
wenn  tt)n  nur  bie  ©itelfeit  nidjt  um  ben  flaren  SBerftanb  bringt"  lb75:  ^SRir 
wirb  immer  angft  unb  bange,  wenn  man  bon  mir  als  (Somponiften  fprid)t  unb  bon 
meinen  SBerfen!  ©ie  glauben  bielleidjt,  baß  idj  midj  unterfdjäfce;  gar  nidjt,  idj 
lebe  nur  in  feiner  Jgflufion  über  midj.  %ä)  totify  5.  83.  feljr  gut,  baß  unter  bon 
heften,  was  man  für  unfer  gnftrument  ljat,  audj  einiget  bon  mir  ift,  unb  bog  idj 
beffere  ©tubien  gemadjt  als  monier  fogenannte  ©omponift;  aber  baS  ift  Diel  $u 
wenig,  namentlidj  bie  SBerfe,  bie  nennenswert!)  finb,  biel  $u  wenig;  idj  ijabe  nur 
ein  3eugni6  gegeben,  baß  idj  Ijätte  (Somponift  werben  fönnen;  aber  meine  93ert>äli* 
niffe  waren  baju  nidjt  angetljan;  bor  OTern  Ijätte  baS  ©treben  nadj  SStrtuofuät 
niemals  über  midj  fommen  muffen  2c."  1878:  „5>ie  3«t,  Wo  man  fidj  ötclleidjt 
für  midj  intereffiren  fönnen  wirb,  fängt  erft  nadj  meinem  Ableben  an,  unb  jwar  erft 
bann,  wenn  bloS  bit  Üßotenföpfe  für  ober  gegen  fidj  foredjen  unb  wenn  alle  anberai 
Sntereffen  unb  ©efanntfdjaften  unb  SSerbinbungen  längft  aufgehört  fjaben."  „3aj 
bin  eigentlidj  nur  ba,  wo  ein  päbagogijdjer  3^cf  borliegt,  in  meinem  galjrwafl er." 
ff©eit  meiner  Sugenb  bin  ia^  im  ©Raffen  immer  rücfwärtS  gegangen,  aua>  baf  wo 
idj  etwa«  wollte;  idj  banfe  ©ott,  baß  idj  hierüber  t)ell  fe^e."  „3a^  nti^  gar  toobt 
bag  ia)  mta^  nia)t  mit  (Stjopin  bergleia^en  fann,  aber  eS  ift  boa^  menfa^lia),  bajs  id) 
gerabe  nia^t  in  meiner  ©djwatfjljeit  [b.  ^.  in  ben  „Präambuleß",  einer  ©ammlung 
ganj  furjer  Sßrälubien]  neben  i^m  figuriren  möa^te." 

13  (©.  68).  $en  5lnbeutungen  über  §ellerS  erfte  §lnfnüpfung  mit  ©djumann 
feien  noa)  einige  biograptjifcfje  ÜRotijen  über  ben  domponiften  hinzugefügt 

©teptyan  §eHer  würbe  am  15.  2Rai  1814  in  $eft  geboren.  9?adjbem  ber 
gcljnjä^rige  Änabe  bei  einem  öffentlichen  auftreten  als  ßlabierfm'eler  allgemeine 
Slufmerffamfeit  erregt  fyattt,  übergab  il)n  ber  SSater  bem  bamalS  berühmten  Se^rer 
§lnton  $alm  in  SSien  ju  Weiterer  5luSbilbung.     9kdj  etwa  brei  bis  bier  Sauren 


Enmerfungen.  501 

unternahm  ber  ©ater  Eoncertreifen  mit  tym  in  Ungarn  unb  Sßolen,  1829  aud)  in 
2)eutfd)lanb.  3n  2lug«burg  würbe  ber  Änabe  öon  fdjwerer  $ranfi)eit  befallen,  fanb 
aber  in  einem  funftfinnigen  £aufe  ein  fo  freunblidje«  Slftol  unb  fo  forgfame  Pflege,  ba& 
er  fid)  nad)  feiner  ©enefung  auf«  Snnigfte  bort  gefeffelt  füllte.  E«  war  ber  griebe 
einer  fdjönen  #äu«lid)feit,  ber  nad)  bem  unfteten  SBanberleben  um  fo  woljltfmenber  auf 
Körper  unb  ©eift  einwirf  te,  al«  er  auglcid)  bem  ©ebfirfnifc,  fid)  ju  fammeln  unb 
weiter  &u  btlben,  entgegen  fam.  geller«  3fofentf|alt  in  9lug«burg  währte  big  in« 
3at)r  1838.  $urd>  ben  anregenben  ©erfef>r  mit  EJjflarb,  E.  SL  Erobifd),  ©raf 
gugger  u.  a.  tjatte  fid)  nidjt  allein  ber  SSirtuofe  jum  wirflidjen  Äünftler  tjeraufge* 
bilbet,  fonbem  aud)  ber  wiffenfd)aftlid)e  Xrieb  be«  3üngling«  reiche  SRafyrung  em* 
pfangen.    (©gl.  #amburgifd)e  SRufifatg.  1889,  «Rr.  27  u.  29.) 

©eine  Eompofition«ftubien  führten  &u  ber  ©efanntfdjaft  mit  ©djumann,  bem 
ber  Einunbawanäigjäljrige  juerft  am  9.  Styril  1835  fdjrieb.  Unter  ben  eingefanbten 
2Ranufcripten  waren  bie  Ijernad)  al«  SBerf  7,  8  unb  9  befannt  geworbenen  Elaoicr* 
ftücfe,  bie  Äiftner  auf  ©d)umann«  Empfehlung  bruefte.  §eller«  arbeiten  regten 
©dmmann  gu  eingeljenben  Erörterungen  an  unb  tjatten  einen  jahrelangen  freunb* 
fd)aftlid)en  ©riefwed)fel  jur  golge,  ber  erft  nad)  ©djumann«  ©erfjeiratlmng  aümäljlici) 
aufhörte,  ©djumann  fanb  fid)  burd)  eine  „offenbare  2Baf)foerwanbtfd)aft"  ju  geller 
Ijingeaogeu,  bie  er  befonber«  in  9fr.  1  unb  3  ber  ljier  befprod)enen  Sntpromptu«, 
fowie  in  bem  9tonbo*©d)er3o  unb  in  bem  ©d)erao  ber  Dmoll*©onate  ausgeprägt 
fanb.  —  2lud)  $ur  Mitarbeit  an  ber  ßcitf d^rif t  oeranlafcte  ©d)umann  feinen 
jungen  greunb,  beffen  erfter  „$)alrib«bünblerbrief"  au$  STugSburg  im  April  1836 
erfd>ien  (IV,  ©.  119).  ©djumann  legte  Jpefler  ben  ©ünblernamen  geanquirit 
bei,  ben  biefer  juerft  in  ber  8eitfd)rift  lag.  $)ie  ©eranlaffung  baju  gab  waljrfd)ein* 
ftd)  be«  ©erid)terftatter«  ©emerfung  am  ©d)luf$  feine«  ©riefe«,  bafi  er  nämlidj  fein 
3ean  Sßaul  fei,  „fonbem  l)öd)ften«  ein  gean  qui  rit  ober  ein  $aul  qui  pleure". 
$er  tljeilweife  etwa«  fpöttifd)  gefärbte  Sttuftfbrief  mugte  in  Augsburg  rooi)l  etwa« 
böfe«  ©lut  erregt  Ijaben,  wenigften«  fdjrieb  ber  $)aötb«bünbler  furj  nad)l)er  (1836, 
IV,  196):  „@ern  l)ätte  id)  Eud)  ben  weitern  ©erid)t  getrieben,  aber  id)  fel)e  feit 
bem  te&ten  meift  oerfappte  Sßrügel  unb  Seute,  bie  orbentlidj  intereffant  au«fet)en  oor 
lauter  ©ift  unb  ©alle.  3>al)er  melbe  id)  nid)t«,  al«  ba&  ^ier  am  erften  ipfingfttag 
ein  $8eetfyoDen*$>enfmal*<£oncert  ftattgefunben,  Wo  öiel  ©eetfjooenfdje«  oorfam: 
?ßaftoraliümp^onte,  ©grnont,  ^Ibelaibe,  Sonate  pathßtique  u.  m.w  gioreftan  fdjrieb 
barunter:  ff©eib  nur  nic^t  bange,  3^nquirit!  Unfer  Hantel  gc^tweit."  Ttit  bem 
Ui  ber  ©onate  eingeflammerten  gufafc:  ttütfVitÜ  ö0^  ©tep^an  geller,  bebeutenbe« 
Talent",  he^totdtt  ©c^umann  wot)l  Ijauptf äc^li^ ,  bie  Slug«burger  über  ben  böfen 
3eanquirit  irrezuführen.  (£rft  im  folgenben  3^re  erfc^ien  ein  gweiter  3)aoib«- 
bünblerbrief  au«  9(ug«burg  (1837,  VII,  42). 

3n  ber  ^weiten  $>älfte  be«  Sa^re«  1838  wanbte  fid)  fetter  nac§  $ari«,  wo  er 
—  einige  Steifen  abgerechnet  —  bi«  ju  feinem  Xobe  oerblieb.  ®ort  führte  er  fid) 
burd)  eine  Empfehlung  oon  ©c^umann  bti  ß^opin  ein:  burd)  Ueberreidjung  be« 
„Eamaoal",  ben  ©djumann  tym  ^u  bem  S^ecl  nod)  nac^  9lug«burg  gefanbt  l>atte. 

$ie  langge^offte  ©elegen^eit,  ben  öon  ifmt  fo  innig  oere^rten  ©c^umann  auc^ 
perfönlid)  fennen  ju  lernen,  fanb  Jpetfer  nic^t.  ©elbft  ber  fc^riftlic^en  Erinnerung«* 
aeidjen  an  i^n,  feiner  ©riefe  (—  mit  ber  öfter  wieberfetjrenben  5lnrebe  frßieber 
.feetler  öon  ftiamantenwertfj"  — )  follte  er  ftc§  nid)t  lange  erfreuen.  Er  büfttt  fie 
auf   bebauerlidje  SBeije   ein,    al«  er  gelegentlich  eine«  SB5o^nung«wec^fel«  feine 


502  Slnmerfungeu. 

©rieffcfyaften  orbnete  unb  in  golge  einer  ©ermedjfelung  Schumann«  §anbfdjttjten 
mit  Derbrannte.  2)er  ©erlufr  berfelben  ifi  um  fo  meljr  %\x  beflagen,  als  audj  Sdju- 
mann  felbft  nodj  in  feinen  fpätern  ßebenSjaljren  äußerte,  baß  er  feinen  intereffanteiten 
©ricfmedjfel  mit  geller  geführt  fjabe. 

5luf  mein  @rfud)en  fpradj  fetter  ftdj  über  bie  ©riefe  unb  ben  ©inbrutf,  ben 
er  au$  iljnen  toon  ©djumannS  $erfönlirf>feit  empfangen,  avß.  $er  Qftnjelljeiten  er> 
innere  er  fidj  nad)  fo  langer  3eit  nirf>t  metyr,  fdjrieö  er  mir  am  16.  3uni  1879,  es 
tyabe  fidj  ^attptjöc^licr)  um  bk  iljm  sugefanbten  arbeiten  geljanbeli,  bie  ©djumann 
mit  wojjlwoflenbem  unb  Ijer&lidjem  tetljeil  ju  förbern  immer  bereit  gewefen  iet. 
lieber  {eine  eigenen  dompofitionen  Ijabe  ©djumann  ficf>  ntcr)t  auSgelaffen,  too^l  aber 
über  anbere  ifmt  naljefteljenbe  ftünftler.  „SRit  großer  greunbfdjaft  unb  ©etounbe* 
rung  f^racr)  er  bon  9Renbef$fol)n,  ben  er  über  alle  teueren  fteHte,  auef)  üon  ©djunfe, 
$enfelt,  ©ennett,  Ritter  unb  ©abe.  3n  einigen  feiner  ©riefe  ber  legten  %afyct  fprad) 
er  mit  unbegrenzter  2kbt  oou  feiner  grau  unb  bereu  Talent.  $n  aüen  feinen 
©riefen  erriet!)  man  ben  eblen  fraftüotlen  (Seift,  ber  jo  bie!  ftcrrlidjeS  fdjajfen  joüte. 
@ine  ungemeine  ©üte  mb  8artf)eit  beS  ©emütljeS  war  barin  unberfennbar,  fo  roie 
fie  au§  Mem,  wag  er  gef  ebrieben,  Jjerborleudjtet.  3dj  Ijabe  U8  furj  cor  ber  Ärarti* 
ijeit  ©djumamtS  nodj  inbirecte  ©ewetfe  gehabt,  baß  er  mid)  nidjt  öergeffen  ijabe. 
©on  meiner  <5titt  fann  idj  fagen,  baß  meine  ©emunberung  unb  meine  Smteigutuj 
ju  iljm  mit  ben  S^ren  immer  gewadjfen  unb  idj  es  als  ein  attißgefdjicf  anjehc, 
nid)t  einige  Qeit  mit  iljm  gelebt  ju  Ijabeu." 

•  3n  SßariS  fdjrieb  ©euer  wieber  mehrere  ©eridjte  für  bie  neue  Seitfdjrijt  ,is:>9 
unb  1843),  feine  £au|)ttf)ätigfeit  wibmete  er  ber  ©ompofirion!  ®er  Ausgang  feines 
SebenS  war  trübe.  (Sin  Slugcnleiben,  ba3  im  g^re  1883  antjob,  fteigerte  fieb  bis 
ju  beinah  oööiger  ©rblinbung,  fo  baß  iljm  bie  Ausübung  feiner  ®unft  urnnöglidi 
gemadjt  war.  2113  nodj  ©ermögenSberlufte  Ijinäufamen,  erließ  fein  gteunb  Syrier 
QaUt  in  ©emeinfdjaft  mit  §toet  Shmfrfreunben  in  ßonbon  1885  einen  Sfofruj  jur 
©Übung  eines  ,,©teptycn*§eller*goub$",  ber  bem  fdjwergtyrüften  ft'ünftler  tm$a))x& 
rente  fidjern  follte.    geller  ftarb  —  untoermäljlt  —  am  15.  Januar  18S8. 

14  (©.  76).  $ie  Sftebaction  erließ  unterm  1.  October  1837  eine  ©efamü« 
madjung,  baß  bon  Sfteujaljr  1838  an  bierteljätyrlidj  mufi!a(ifä^e  ©eilagenjur 
geitfa^rift  erfefteinen  füllten.  3«  ber  (Sinlabung  an  bie  ©omponiften  um  Beiträge 
baju  Ijeißt  e^:  „  ©au^tf act)Ucr)  r)offen  mir,  burdj  baö  Unternehmen  jungen  talem 
botten  ©omponiften,  benen  ber  SBeg  jur  Deffentliajleit  meiften^  fo  fe^r  öerfperrt  \% 
nü^lict)  ju  werben;  muß  fdjon  bie  aufnähme  tyxtx  (Sompofitionen  an  fict)  aU  eine 
9fa3aeid)nung  betrautet  werben,  fo  fann  e3  auaj  gewiß  faum  du  rafd^ereS  unb 
fia^erereö  SKittel  jur  ©efanntmadmng  i^re^  SRamen^  geben  aU  eine  öon  Jaufenben 
gelcfene  3eitfc^rift.  g-ür  btn  Sefer,  für  ben  jungen  ftünftler  tok  für  un^  f)aben 
©eilagen  aber  noa^  einen  Jpaupttoortljetf.  ©erabe  i^nen  werben  wir  bk  ftrettgfte 
fritifd)e  Slufmerffamfeit  wibmen,  <Sä)önljeiten  unb  Mängel,  fo  weit  fidj  bie§  bur* 
933orte  t^un  läßt,  gerabe  ^ier  nad)Weifen,  wo  ber  Sefer,  bie  ©ompofitionen  neben 
fidj,  ©(^ritt  cor  ©abritt  nad^folgen  fann  unb  ben  ©egenftanb  be3  Urtljrite  m 
5lugcn  fielen  ^at.  $a3  Urteil  bielfeitiger  unb  fefter  ju  fteHen,  werben  wir  boljer 
aud)  oft  bie  oon  un§  jur  5lufna^me  in  bie  S^tf^rift  beftimmten  ©ompofittonen 
bor^er  mehreren  unferer  fätjigften  Mitarbeiter  mittt)eiten  unb  berfc^iebenc  SKeinungen 
mit  9?amen§unterfa^rift  neben  einanber  abbruefen  taffen.  ©o  ^aben  Wir  aud)  im 
©tnnc,  al§  zweite  ©eilage  ein  #eft  ©ompofitioncn  beffelben  ©ebidjteS,  bal  feiner 


Slnmerhmgen.  503 

Seit  in  biefcn  ©lottern  ab  gebrueft  werben  fofl,  beijugeben  unb  bie  ßieber  ftufentücife 
com  mangelhaften  biö  jum  gelungenen  übereinanber  ju  [teilen.  @S  fann  nidjt  fehlen, 
baf$  bieS  3ung  unb  2tlt  jur  Xljeilnalmte  anregen,  überall  nüfccn  unb  intereffiren 
wirb.  $lber  audj  ber  alten  Seit  folt  gebadjt  werben.  SRamentlid)  liegt  uns  an  93er* 
breitung  m'eler  nodj  ungebruefter  ©ompofitionen  tum  3.  S.  33  adj,  beren  fid)  bereits 
einige  ber  Ijcrrlidjften  in  unferm  83efift  befinben.  Ueber  manage  anbere  Sßläne,  bte 
mir  mit  btefen  Beilagen  in  Serbinbuug  %u  bringen  gebenfen,  werben  mir  fpater 
nod)  auSfüfjrlidjcr  fpredien.1"  211S  Schümann  1838  nodjmalS  $ur  ©infenbung  Don 
beitragen  aufforberte,  fefcte  er  tun^u:  „2)ic  ftreube  über  ein  neu  entbetftcS  Xatent, 
baS  wir  auf  biefem  SSege  rafdjer  als  fonft  in  bie  Deffentlidjfeit  einzuführen  meinen, 
l'&fytn  wir  ju  unferen  liebften." 

SdjumannS  SSorljaben  ift  in  ber  beabfidjtigten  Söeife  woljl  nid)t  ausführbar  ge* 
wefen.  (§S  erf dienen  »on  183S  an  jttyrlidj  oier  &efte  oon  je  4  bis  6  (Sompofitionen; 
mit  bem  16.  §efte  ((£nbe  1841)  fjbrten  bie  Beilagen  auf.  $te  SBcfpredjungen  ber 
^Beilagen  oon  1838  finb  oou  Stfmmann.  (£in  paar  Slu^üge  barauS  feien  l)ier  mit* 
geseilt. 

;£>eft  2)  8L  Sdjumann,  Sntermeföo  f.  $fte. 

;Hmoll,  in  9hr.  3  ber  9*  ob  eile  tten  als  9Kittelfafc  enthalten.] 

„. . .  $en  legten  Beitrag  crtlärt  unb  entfdjulbigt  baS  3Jlotto  aus  SRacbetl) 
When  shall  we  three  meet  again, 
In  thunder,  lightning,  or  in  rain? 
in  einiger  $infidjt;  es  ift  ein  ©rudjftürf  aus  einem  größeren  Safc,  wo  er  nod)  me^r 
als  Ijier  ben  ©tnbruä  eines  wilben  pljantaftifdjen  Sa>ttenfpielS  Ijinterlaffen  mag. 
$cr  (£omponift  wünfdjte  nidjt,  baß  man  bie  SJhtftf  für  eine  Unterlage  beS  ange* 
führten  StöottoS  hielte;  es  ift  umgefe^rt,  er  fanb  erft  fpater  jene  bem  Sinne  ber 
Sttufif  natje  fommenben  Söorte." 

(£eft  3)  $ auline  ©arcia,  $ie  ßapellc,  Sieb  oon  Uljlanb. 

goljanna  SRat l)ieuj,  Xrinflieb  für  Xenor  mit  (Sljor. 

„. . .  lieber  ^auline  ©arcia  fjabzn  biefe  SÖIätter  jdjon  an  mehreren  Orten  be* 
richtet.  $IIS  Sängerin  iljrer  berühmten  Sdjwefter  nadjftrebenb,  in  ber  <£ompofition 
if)r  bielleidjt  überlegen,  fdjeint  fie  audj  bem  lefctern  unb  Ijöljern  Talent  bie  größere 
Sorgfalt  au$uwenben.  $aS  Sieb  ift  merfwürbig,  als  ein  beutfdjeS  Sieb  oon  einer 
Spanierin  componirt,  bann  burd)  firf)  felbft  in  feiner  ©eftaltung  unb  2lbrunbung. 
2>ie  Sttufifcrin  Ijat  baS  SBilb  bcS  2)idjterS  bis  ins  gartefte  ausgemalt  unb  (SigneS 
^in5ugetl)an,  inbem  fie  ben  ©irtenfnaben  im  Anfang  fingenb  einfül)rt.  2)aS  öe^tere 
mag  bieHeia^t  etwas  fpielenb  erf feinen;  im  Oegenfa^  aber  jur  ru^enben  Sanbfa^aft, 
bie  ber  2)idjter  oor  uns  ausgebreitet,  treten  bie  (Sontrafte  nun  um  fo  lebenbiger 
öor.  SRacr)  bem  Schluß  Ijin  öerfa)winbet  ber  ©efang  beS  £irtcnfnaben  atlgemaa^ 
unb  Hingt  wie  ein  @d)o  nur  in  ber  Segleitung  luer  unb  ba;  eS  ift,  als  ob  baS 
©löcflein  feinen  ©efang  immer  meljr  übertöne.  (Sinen  Vortrag,  wie  er  ber  (Som* 
poniftin  eigen,  eine  Stimme  wie  üjre  aus  bem  gnnerften  fommenb,  werben  bem 
i^ieb  bie  redjte  fjärbung  unb  SBebeutung  geben." 

(Sa}umann  fyattt  bie  ©arcia  juerft  im  3uni  1838  im  ©ewanb^aufe  gehört 
Ueber  i^ren  ©ortag  eines  felbftcomponirten  Siebes  —  ,r3)eS  Knaben  äSerglieb"  oon 
Urlaub  —  ben  fie  felbft  am  ©laöter  begleitete,  bemerfte  er  in  ber  geitfa^rift:  „Sie 
jeigte  ^)ter  brei  Talente,  öon  benen  jebeS  für  fia^  feinen  ftünftler  jieren  Würbe." 
1840  wibmete  er  üjr  feinen  öieberfreis  üon  $eine,  SBerf  24.) 


504  9lnmerfungen. 

„©eljr  berf  djieben  öon  bent  Beitrag  biejer  reidjbegabten  föinftlerin  ift  bcr  einer 
anbern,  ein  Xrinflieb  unb  nodj  meljr,  eines  in  Gmoll.  ©djeint  mir  biefe  bunfterc, 
faft  wilb  auftretenbe  Xonort  audj  nidjt  tont  ©ebtdjt  geboten,  baS  fetter  unb  föön* 
finnig  gur  SBertljljaltung  unserer  tljeuerften  ©üter  aufforbert,  fo  mag  bie  Sluffaffung 
ber  (Somponiftin  als  ein  3e^cn  oer  3eit  angejeljen  unb  öieHeidjt  aus  jener 
toetbltcr)en  55)icr)tcrf c^ulc  hergeleitet  werben,  bie  wir  auS  Stapels  unb  Bettinas  Schriften 
fennen.  SBer  bie  Gomponiftin,  it)re  mufifalijdje,  burdjauS  wciblidje  Sftatur  genauer 
fdjäfcen  lernen  will,  mag  eS  aus  üjren  öor  ^urjem  erjdjienenen  Siebenten,  bie 
ber  innigften  Slnerfenmmg  würbig,  wie  fie  fie  bereits  überall  gefunben  f)aben.u 

(§eft  4)  BeSque  öon  Tuttlingen,  Die  ©ciftcrtnfel,  Sieb  öon  #eine. 
3ofepr)ineSang,  Draumbilb,  Sieb  öon  §erne. 

„Der  erfte  Beitrag  rüljrt  öon  einem  Dilettanten  Ijer,  einem  fyodjgeftettten  $e> 
amten  in  SBien,  ber  fidj  nod)  unlangft  auf  ber  bortigen  erften  Büljne  aud)  in  ber 
Oper  berfudjt.  Ueber  feine  Seiftungen  im  Siebcrfadje  l)at  bie  8*itfd)rift  bereits 
früher  berietet,  granj  ©djubert  fdjeint  nidjt  oljne  (Sinfluß  auf  ben  Somponijten 
gewefen  ju  jein,  wie  anbererjcitS  feine  Sßelobie  oft  an  itatienifcr)e  erinnert;  eine 
Bemerfung,  bie  man  an  mehreren  fübbeutfdjen  ©omponiften,  wie  Sadjncr,  Xljalberg, 
$rodj  u.  a.  madjen  fann.  Dem  (Sinne  beS  §einefdjen  ©ebidjteS  enrjpredienb  ift  es 
ber  graue,  trübe  Don  ber  Sttufif,  ber  bie  SBirfung  ber  ©ompofition  madjt;  öon  ben 
SBorten  entf leibet,  erfdjiene  fie  allerbingS  etwas  einförmig  unb  ^armoniearm. 

3)a§  Sieb  öon  3ojept)ine  Sang  ift  ein  feines,  äußerft  partes  ©ewädjS,  ba§  wir 
ber  aufmerfjamen  Betrachtung  beS  Se|erS  anempfehlen;  eS  gefallt  un$  burdjauS  in 
feiner  gnnigfeit,  namentlich  ba,  Wo  eS  ins  Cdur  ausweist,  wie  benn  baS  Gtanje 
fel)r  auSbruefSöofl  beclamirt  ift  OTeS  Borjüge,  bie  man  in  einem  öor  £ur$em  bei 
§aSlinger  er  jdjienenen  Sieberljefte  nodj  jatylreidjer  antreffen  wirb ;  baff elbe  £eft  ent* 
l)ält  aud)  eine  ©ompofition  beS  öon  bem  9Kannf)eimer  Sttufiföerein  auSgefdjriebenen 
SßreiSgebidjtS,  bie  mir  gleichfalls  unter  allen  mir  jugefommenen  als  bie  am  inmgjieit 
unb  eigentljümlidjften  aufgefaßte  erjdjicnen.  Die  Berf äff erin ,  nodj  fel)r  jung,  leb: 
meiftenS  in  Augsburg."  — 

äRenbelSjolm,  ber  bei  feiner  2fawejenf)eit  in  SRündjen  (1831)  bem  fecfoelpu 
jät)rigen  Sßäbdjen  eine  Seit  lang  täglict)  eine  ©tunbe  im  (Generalbaß  gab  unb  fie  lehrte, 
was  fie  (nad)  feinem  SluSbrucf)  „fdjon  öon  SRatur  wußte",  f  djilbert  in  einem  Briefe  Dorn 
6.  Dctober  feinen  Sltern  bie  „fleine  Sang":  ,,©ie  ift  mir  eine  ber  liebften  Srjd)ei> 
nungen,  bie  idj  je  gejeljn.  Denft  (£udj  ein  jarteS,  Hernes,  blaffeS  Sttäbdjen,  mit 
eblen,  aber  nid)t  frönen  gügen,  fo  intereff ant  unb  feltfam,  baß  jdjwer  öon  iljr 
wegjufetjen  ift,  unb  all'  if)re  Bewegungen  unb  jebeS  SSort  öoll  Oenialitat.  Die  ^at 
nun  bie  ®aht,  Sieber  gu  componiren  unb  fie  ju  fingen,  wie  id)  nie  etwas  gehört 
Ijabe ;  eS  ift  bie  öoHfommenfte  mufifalifdje  greube,  bie  mir  bis  jefct  wo^l  %u  Jljeil 
geworben  ift.  SSenn  fie  fiä^  an  baS  ©laöier  jefct  unb  folc^  ein  Sieb  anfängt,  (o 
Hingen  bie  Xöne  anberS,  —  bie  gan$e  EKufif  ift  fo  fonberbar  tyin  unb  ^er  bewegt, 
unb  in  jeber  9fcote  baS  tieffte,  feinfte  ©efür)I.  SBenn  fie  bann  mit  i^rer  garten 
©timme  ben  erften  Xon  fingt,  ba  wirb  eS  jebem  SWenfc^en  ftiK  unb  nadjbenflid)  ju 
SJiut^e  unb  jeber  auf  feine  SSeije  burd^  unb  burd)  ergriffen,  könntet  3^r  nur  bie 
©timme  prent  ©o  unfä^ulbig,  unb  unbewußt  ?ä)ön,  unb  fo  aus  ber  innerften 
©eele  ^erauS,  unb  bod)  fo  fcr;r  ru^ig !  BorigeS  3a^r  waren  alle  bit  Anlagen  roo^l 
fä)on  ba;  fie  t)atte  fein  Sieb  getrieben,  worin  nidjt  irgenb  ein  fonnenflarer  3UÖ 
öon  Dalent  war,  unb  ba  trommelten  SCTtorr.  unb  iä)  guerft  Särmen  in  ber  Stobt 


STnmerfungen. 


505 


unter  bcn  9Ruftfern;  e$  wollte  un$  aber  feiner  fo  redjt  glauben,  ©citbem  aber  tyat 
fie  ben  merfmürbigften  gortfdjritt  gemalt.  SBen  bie  jefcigen  Steber  nidjt  Warfen, 
ber  füljlt  überhaupt  gar  nidjtS,  unb  fo  ift  e$  nun  gar  Ietber  SJlobe  geworben,  ba$ 
flehte  SJläbdjen  um  Sieber  ju  bitten,  iljr  bie  Sidjter  *om  (Slotner  fortzunehmen,  um 

fia)  an  iljrer  SMandjolie  in  ©efellföaft  $u  freuen 3dj  Ijabe  nun  ba$  äRetnige 

getrau  unb  bie  Altern  unb  fie  felbft  aufs  einbringlidjfte  gebeten,  bie  ©efeflfdjaften 
ju  oermeiben  unb  fo  etwas  ©öttlidjeS  nic^t  oergetyn  ju  Iaffen.  3)cr  £imrael  gebe 
nur,  ba&  e3  Reifen  möge  . . . ."  — 

©eaüglidj  ber  foäteren  Beilagen  &ur  8eitfd)rift  fei  nod)  ernannt,  ba&  *on 
©djumannä  eigenen  ©ompofitionen  barin  enthalten  finb: 

1839,  £eft  5:  QJigue  (Jpäter  in  SGBert  32  aufgenommen). 

—  6:  „ftragment  au«  ben  Sßadjtftütfen"  (jpäter  als  „Sntermeajo"  in 

ben  gajdjingSfdjmant  aufgenommen). 

1840,  §eft    9:  2  Sieb  er:  „Hauptmanns  SBeib"  unb  „SBeit,  weit"  (2Rttrtf)en. 

—  10:  gugtjette.    ßn  SBert  32.) 

—  11:  „Sftaftloje  2itbe",  SRännerdjor.    ;3n  SBerf  33.) 

—  12:  SHftidjon  „ftur  ein  lädjelnber  ©lief".    ßn  2Berf  27.) 

1841,  £eft  13:  Sieb  „©titte  Spänen".    (3n  SSer!  35.) 

—  14:  Sieb  „9Ronbnad)t".    (3n  SBerf  39.) 

15  (©.  94).  Dbwotyl  mit  feiner  ©djumannfdjen  Sljiffre  gejeidjnet,  tragt  biefer 
9faffafc  bod)  ein  fo  unoerfennbar  gtoreftanfd)e3  ©epräge,  bog  id)  tf)n  aufgenommen 
f)abt,  @r  ift  einer  SReilje  oon  furjen  SRecenfionen  unter  ber  Muffdjrift  „©elegen* 
I)eit3ftücfe"  entnommen,  meldje  bie  SRebaction  mit  ben  SBorten  einleitete:  „Siel  Sßlafc 
fönnen  wir  ber  anzeige  fotdjer  SRufit  natürlidj  nidjt  einräumen,  fonbern  blutwenig, 
bafjer  mir  audj  für  biefeS  fjaa)  einen  unferer  auSgejeidjnetften  Safonifer  gewonnen, 
ber  auf  aUeS  in  möglicher  tfürje  fjinjubeuten  oerfpridjt."    (1837,  VII.  40.) 

16  (©.  97). 


^ 


g&F*  f  t^t  E-gjfcj^-^f^f 


V 

$enfelt$  Poeme  d'amour  (SB.  3),  worin  bie  auf  biefe  JJigur  gebaute  (£tübc  ent- 
halten ift,  erftf>ien  in  ©djIefingerS  Album  du  Pianiste  oon  1838.  3n  ©djumannS 
SSeforedmng  (1838,  VIII,  70)  fjei&t  eS:  „3Ba3  bem  Sltbura  bie  meiften  Käufer  oer* 
fdjaffen  wirb,  ift  Wotyl  namentlich  ba£  burdj  ßlara  SBiecf  berl)errlid)te  Sfabante  mit 
Gtfibe  in  Hdur  oon  Slbolpf)  #enfelt.  $em  Stnbante  mü&te  id)  nidjtä  aU  eine* 
jener  fdjönften  ©onette  öon  Petrarca,  ba3  mit  ben  SSßorten  „benedetto  sia'l  giorno." 
anfangt,  an  bie  ©eite  ju  fefen;  eS  fuait  feine*  ©teidjetu  3)ie  @tübe,  ju  anberer 
©tunbe  erfunben  unb  in  feiner  tieferen  SBe^ie^ung  jum  Anbaute  gebadjt,  bringt  e* 
aber  beim  Sparer  au*  bem  ©er^en  in  bie  $änbe,  unb  i^re  SBirfung  ift  wie  be* 
fannt  bie  aügemeinfte,  bag  OTe^  bura^einanber  fpria^t  bor  greube.    5)er  (Somponift 


506  Anmerfungen. 

mar  lange  im  S^eifel,  ob  er  bie  äßelobie  bcr  Stube,  oor  jener  grofjroogtgen  Sc* 
gleitung,  nic^t  erft  in  einfacherer  öorfüftren  foHte,  mooon  id)  tljm  befcfyeibentlid)  ab* 
rietl),  aus  mehreren  ©rünben,  oon  benen  ber  eine,  bafc  hk  (Stube  bann  eine  meljr 
fcariationSälmlidje  Söirfung  fyert)  erbrächte,  itmt  am  meiften  ju  gefallen  fdjien.  Seiber 
mu&  man  ba3  ©tücf  jefct  in  allen  möglichen  ©efeflfdjaften  ju  Ijören  befontmeit,  »ie 
benn  neulid)  ein  armes  gräulein  an  ifmt  roie  an  einem  fdjtocren  etfemen  Steiften 
fdjob,  ber  ntdjt  bon  ber  ©teile  tooHte." 

17  (©.  100).  (Schumann  irrte  in  ber  Xljat  —  roenigftenä  in  ©e&ug  auf  bie 
Opern  SttetyerbeerS,  bie  fid)  in  $cutf  djlanb  bis  auf  bie  neufte  Reit  in  ber  ®unft 
be$  Sßublicumä  behauptet  ^aben.  fieljrreid)  ift  folgenbe,  ber  SBrüffeler  ©ajette  tum 
1889  entnommene  ftatiftifdje  Sufammenfteflung  bon  Opern,  roeldje  an  ber  Variier 
großen  Dp  ex  in  ben  galjren  1828  big  1888  metyr  als  100  Aufführungen  erlebt 
Ijaben.  greilidj  lägt  fic^  nid)t  barauS  erjeljen,  ob  unb  in  meinem  Sftafje  bit  ichu 
lidjen  Aufführungen  gefallen  ober  geftiegen  finb. 
(£rfte  Aufführung: 

1828  Auber,  Stumme  bon  ^ortici  ...    505  SBorftellungcn. 
«Rofftnt,  ©raf  Dm 434 

1829  ffioflini,  Stell 743 

1830  Auber,  ©ott  unb  Sajabere     ...    143 

1831  Stuber,  SiebeStrant 242 

Sttetjerbeer,  Robert  b.  Teufel     718 

1832  §alebt),  $ie  Serfua^ung     ....    104 
Auber,  $er  Sdjnmr 102 

1833  Auber,  ©uftao  III 169 

1834  SKosart,  $on  Suan 213 

1835  §afetoJ},  3übin 505 

1836  SKeüerbeer,  Hugenotten.    .    .    821 

1840  Bontjetti,  gaöoritin 601 

1841  SBeber,  fjrei^üg 210  „ 

ipalfotj,  Königin  oon  (St#ern.  118  „ 

1846  S)oniäetti,  Sucta  oon  Sammermoor      268  „ 

1849  SReoerbeer,  ^ropljet  •.    ...    442 

1857  Serbi,  Xroubabour 223 

1859  QJounob,  Sauft     .......    507 

1865  SKenerbeer,  Afrifanertn    .    .    399 

1873  Xljomaä,  §amlet 277 

1880  Sterbt,  Aiba 300 

18  (©.  101).  Qu  einem  Aufjafc  über  SSoglerS  ©ljarlataniSmen  in  fentCB 
Orgelconcerten  (1840,  XIII,  87)  mad)te  Schumann  bie  Anrnerrung:  „Snbefe  toai 
ber  geniale  Alte  als  (Sontponift  bebeutenb;  jefct,  roo  über  mandjeS  anberS  gebaebi 
wirb  als  im  öorigen  Sa^r^unbcrt,  märe  eS  rootyl  nidjt  ber  SWülje  unn?ertt>,  aud)  an 
SoglcrS  SSerfe  in  einer  ausführlichen  fritifdjen  SBürbigung  einmal  ju  erinnern.0 

19  (@.  101).  $ie  JDtetyilfdje  ©tjMpljomc  Ijat  mehrere  Anflänge  an  33ce!< 
f)ot>en§  Cmoll*(St)mpl)onie.  2)a3  AnfangStljema  beS  legten  ©afceS  unb  ein  baraii» 
hergenommener  9tljtttl)muS  erinnert  an  ben  erften  <Sa$  ber  Cmoll*©ijrap^onie;  ba 
britte  6afc  (Gmoll  3/4,  pijjicato)  an  baS  ©djerjo;  ber  jtoeite  X^eil  be^  Ztioi 
Gdur)    mit   bem  basso   solo  unb    audj   ber  (5c^lu6   ebenfalls  an   ba3  %xw  bei 


2tnmerfungen.  507 

93eetfjoüen.  —  2Ref)ul3  bier  ©ümptjonieen  finb  in  ben  3at)ren  1 797,  180S,  1809  unb 
iSlü  jum  erften  BRale  aufgeführt  worbeiu  $a£  ©ebuctsjafjr  ferner  erften,  ber  Gmoll* 
©nmpfjonie,  ift  bisher  nidjt  feftgeftellt  morben.  3^re  erfte  Aufführung  in  $eutfa> 
tanb  (b.  f).  in  Setpgig)  war  am  13.  9Jtai  1810,  im  $rud  erjagten  fie  (als  9h\  1) 
im  guti  1810  bei  SBreitfopf  «nb  ©artet.  SBeetfyobenS  Cnioll*©bmpf)onie  mürbe 
begonnen  1805,  beenbet  1808  unb  am  22.  $ec.  1808  perft  aufgeführt,  ©ebrueft 
erfaßten  fie  im  April  1809.  $a3  Xfytma  beS  erften  ©a&e£  finoet  fid)  fdjon  in  einem 
sJ?oti§bud)  SöeetljobenS  au3  1800  angegeben. 

20  (©.  108).  ©er  Verleger,  A.  Kiabefli  in  SBien,  mibmete  biefe  ©onaten  ©dju* 
mann,  ber  in  feinem  Kaufbriefe  bom  18.  fljiai  1838  f abrieb:  „(Bit  fjaben  mir  bura? 
3^re  SBibmung  eine  ftreube  gemalt,  —  idj  mu&  gefielen,  bie  gröfjie,  bie  mir  je 
bon  äugen  auf  fo  garte  Seife  geworben  ift.  $a$u  nun  ba3  fdjöne  ©ewanb,  mit 
bem  ©ie  biefe  r)öd^ft  merfwürbigen  testen  Oebanfen  biefeS  geliebten  Äünftlerä  auä* 
geftattet  —  nehmen  Sic  meinen  beften  $anf  bafür!"  —  ©djubert  fetbft  beabfidjtigte 
biefe  ©onaten  Rummel  ju  wibmen. 

21  .;©.  115).  ®ie  „Duartett*3Korgen"  finb  nidjt  etwa  nur  eine  freiere  gönn 
bon  ftritifen,  fonbern  SBeridjte  über  9Jlufif*Aupf)nmgen,  wetdje  ©djumann  in  feiner 
SSo^nung  beranftattete,  $unäd)ft,  um  neue  ftammermufif  werfe  (audj  ungebruefte) 
fennen  ju  lernen,  sugteia^  aud),  um  Atteä  unb  SBefannteS  wieber  p  ljören.  $ie 
S3crtct)te  für  bie  3eitfa)rift  Ratten  eS  nur  mit  ben  erfteren  $u  tljun.  8ul)örer  waren 
be3  bejdjranften  föaumeS  wegen  nur  wenige  sugegen.  ©djumann  fdjerjte  einmal 
barüber  (1838,  IX,  110):  „llnfere  £tuartett*9Worgen  finben  Sßadjalnnung.  $err 
9Ä.  ©djlefinger  in  $ari3  wirb  nädjften  SBinter  eine  Steige  äfjntidjer  ©oireen  geben, 
§u  benen  bie  Abonnenten  feiner  S^^^rift  freien  Betritt  ljaben;  ein  guter  ©ebante, 
ben  wir  wegen  Äiein^cit  unfereS  SRebactionSpataiS  nidjt  auszuführen  bermöcfyten." 
—  ©djumannS  S&otjnung,  in  ber  bie  Ouartett*9ttorgen  ftattfanben,  war  bon  1836 
bis  1840  im  fog.  „rottjen  Sotteg",  eine  Xreppe  f>od),  unb  fjatte  bie  AuSfidjt  nadj 
bem  „nieberen  tyaxt"  hinaus.  Qe&t  geigt  ba3  ©tubenfenfter  auf  bie  neuangetegte 
©oetfyeftra&e,  e3  ift  tinfö  bon  ber,  ebenfalls  erft  nadj  ©dpimannS  geit  bort  ange* 
brauten  £au£tl)ür. 

22  (©.  127).  S)ie  fu'er  genannten  SBerfe  finb  fpäter  gebrutft  morben,  aber 
woljt  fdjwerlidj  mit  ben  bon  ©djumann  borgefdjtagenen  Aenberungen.  Um  frembem 
(£inftu&  jugänglia^  $u  fein,  war  ©irfdjbadj  eine  ju  eigenftnnige  unb  fdjroffe  Statur. 
(Sr  beröffenttidjte  unberbroff en  bü  an  fein  ßebenSenbe  &ai)treid)e  Äammermufü*  unb 
£rd)efterwerfe,  oljne  beim  publicum  £f)eilnal)me  für  feine  SJhifif  erweden  gu  fönnen. 
$ie  SSerftanbeSttjdtigfeit  war  bei  iljm  überwiegenb,  wie  ec  benn  audj  für  einen  ^er* 
borragenben  ©cb,aa)fpieler  galt 

23  (©.  127).  SBter  8Boä)en  bor  bem  Grfajeinen  biefe«  SBeria^tg  f abrieb  ©(^u* 
mann  an  (Stara  (13.  Suli):  „<£ine  groge  (grfa^etnung  ift  biefe  SBodje  an  mir  bor* 
übergegangen;  2>u  wirft  ben  tarnen  in  ber  Seitfdjrift  [unter  gwei  Auffafeen]  getejen 
^abtn:  ©irfa^bac^.  dx  iat  üitl  3rauftifdje$,  ©^warjfünftlerif^e«.  Sorgeftem matten 
wir  Ouartette  bon  ifjm;  im  ©a^  mangelhaft,  in  ber  (Srfinbung,  im  (Stuben  ba§  Unge- 
^eu erfte,  waö  mir  bis  jefct  bocgefommen.  3n  ber  Sttdjtung  einige Ste^ntia^feit  mit 
mir  —  -©eetenjuftdnbe.  5)odj  ift  er  biet  teibenfa^afttia^er,  tragifdjer  aU  ia).  S)ie 
gormen  ganj  neu,  ebenfo  bie  ©e^anbtung  beS  Ouartett«.  ©ingelneS  ^at  mi(^  im 
Siefften  gepaclt.  Kie  Heinen  geljter  überhört  man  bei  fötaler  überftürjenben  ^an* 
tafie.    Stufeerbem  Dubertüre  ju  ©amtet,  3been  $u  einem  Oratorium  ,SDa3  bertorene 


508  2lmnerfungen. 

SßarabieS'.  $ie  Quartette  finb  (geeitert  aus  gauft.  3efct  t)aft  $u  ein  S3tlb.  $a< 
bei  oft  tieffte  Siomantif  bei  aller  (£infadjt)ett  unb  rüljrenber  SBa^rt)ett.w  «n  bem* 
felben  Sage  fdjrieb  ©djumann  an  $irfd)badj,  ber  öon  Berlin  nadj  Setpjig  gefommen 
war:  „SBünfdjen  (Sie  e§,  fo  fott  meine  offne  Meinung  über  it)re  Quartettein 
einem  ber  nädjften  jQuartettmorgen*  ber  Qeitfdjrift  erfdjeinen.  ©ie  müfjten  mitft 
aU  (Somöomft  tarnen,  um  p  wiffen,  wie  nalje  mir  jufammen  gefjen,  wie  \$  alle 
Sljre  ©pljaren  obwohl  mit  leiferem  Flügel  berührt  fcr)on  öor  längerer  ^dt  $ies 
laffen  ©ie  midj  nodj  fagen,  3fa  ©treben  ift  mir  ba§  ungefjeuerfte,  baä  mir  in 
neueren  ßunftridjtungen  öorgefommen,  unb  wirb  öon  großen  Shrüften  getrogen. 
Einige  gweifel  t)ege  tdj  aber  im  (Sinjelnen  unb  gegen  GfinjelneS,  öorjüglid)  als 
SKufifer.  3a)  werbe  ^ntn  bie  ©tetten  angeben."  3m  fotgenben  3at)te  riett)  £dm» 
mann  wieberr)oIt  gum  $rucf  ber  ©adjen.  „SSaS  id)  r)clfcn  fann,  tfm'  td)."  „Sic 
muffen  ©td)  freiltdj  jum  ©djritt  entfdjlie&en  unb  trgenbmo  anflopfen.  3$  w^ 
barüber  nadjbenfen  unb  3^nen  wieber  baüon  anfangen." 

24  (©.  129).  ©djumannS  Vermutung  war  tidjtig.  3n  Dr.  <L  93cltafte' 
„Cherubim,  Memorials  of  Ms  life"  iSonbon  1874)  ljeifjt  e§:  „$ie  Sütfnatjmc  Des 
Es  dur*  Quartette  öeranfafjte  ©Ijerubini,  fidj  wieber  feiner  Ddtir*©tomj>fjonie  $u$u* 
wenben,  bie  er  in  fionbon  gef djrteben  t)atte,  aber  fie  würbe  in  ein  Quartett  wr< 
wanbelt,  mit  einem  neuen  9Ibagio,  gef djrieben  2Rärj  1829."  ©.  ©roöeS  Dictionary 
of  music  and  musicianB  beridjtet  nodj  einget)enber:  „1815  bot  bie  [Sonboner  jjW« 
l)armonifct)e  ©efetlfdjaft  ifjm  [(Sfjerubini]  200  fiftr.  für  eine  ©ömj>t)onie,  eine  Ciion« 
türe  unb  ein  SSocalftficf.  Cherubim  fam  im  Wtax%  nadj  Sonbon,  bie  ©ömpijomf 
in  D  würbe  beenbigt  ben  24.  Stpril  unb  aufgeführt  beu  1.  SRai.  ©ie  würbe  h29 
in  ein  Quartett  umgefdjrieben  mit  einem  neuen  &bagio." 

25  (©.  133).  $a$  ©ebidjt  war  in  ber  8eitfd>rift  überfdjrieben:  „%x  G.  ».■ 
unb  unterjeidjnet  „91.  S."  ©lara  SBiecl  fötette  in  bem  ©oncert,  ba§  nadj  Vorfiel* 
fjeftfdjrift  ber  ©ewanbljauS  *  Soncerte  am  8.,  nidjt  am  9.  ©ept.  ftattgefunben  t»at: 
©tyom'nS  Emoll*(£oncert  (erften  ©a&  ,  (Saörice  in  Emoll  öon  $t)albergf  lieber  öon 
©djubert*Sifct,  Orage  unb  ßtebeSfteb  öon  $enfelt,  eine  9Ranufcrij>t*äRaaurfa  öon 
Chopin  unb  ein  eigenes  ©o^erjo  iDmoll,  äRanufcrlpt). 

26  (©.  134).  £terf)er  gehört  audj  ba$  Notturno  in  Hdur  Wer!  32  9h.  1:, 
ba£  in  ©d)lefinger£  Album  du  Pianiste  erfd^ien.  ©djumann  fagte  barüber:  „$on 
©t)o»in  enthält  baS  Sllbum  ein  Notturno,  btn  $id>ter  in  ben  erften  Xacten  ow* 
ratt)enb.  3)er  ©efang  beS  erften  SerfeS  (man  fann  e$  fo  tyibai)  ift  möglia^ft  ^an 
unb  WQ^dautenb;  matter  bagegen,  wie  (£l)opin$  jweite  Srfinbungen  fo  fjäufia.,  bei 
jweite.  35en  ©d)Iu6  r)altc  ia^  für  f^öter  angefeft."  —  Ueber  ba«  in  bemfelben  «Ibuo 
erfd)ienene  Hmoll*©d^er^o  öon  SKenbeBfo^n  bemerfte  ©d^umann:  „@in  fietne* 
©c^erjo  öon  9ttenbel3fol)n,  fd)on  früher  [1829]  als  ©eilage  jur  berliner  aüt;. 
mufif.  3ei^"9  W-  ^-  SWatj]  abgebrueft,  maa)t  fictj  tro^  feiner  Äür^e  ober  öielmebi 
Wegen  i^r  geltenb.  @S  lägt  fid)  faum  geiftreidjer  fein  in  fo  wenig  ©ehmben." 
(1838,  VIII,  70.) 

27  (©.  134).  S)iefe  2lnfia)t  öertrat  aud)  8uccatmagIio,  ber  bie  früheren  ©erfe 
ß^opinS  —  bie  beiben  Soncerte,  ba$  ^rio,  bit  erften  (Stuben  unb  SJiajurfaS  —  ben 
föäter  gefd^riebenen  öorjog.  51IS  SBebel  in  ben  „Vertrauten  ©riefen  an  #.  ^eine* 
(1838,  IX,  1)  bei  ber  ©rwäljnung  öon  ^o^inS  aufeerorbentlidjem  ©piet  äu&ertc: 
„§ln  fjertigfeit  ljat  e3  wo^l  feiner  ber  Stteifter  i^m  nod^  ^uöorget^an,  unb  an 
prunfenben  fingergewanbten  Älangfigurcn,  5luSfa^mücfungen  ber  öJebanfen  fann  man 


Slnmerfungen.  509 

bcn  ftünftter,  aber  aud)  nur  in  biefem,  neben  ben  öerenrigten  Rummel  fteüen",  be* 
tnerfte  gloreftan  baju  in  einer  gufjnote:  „$te$  fiob  bünft  mir  ein  feljr  Keines,  tote 
benn  tiefe  beiben  ßünftler  Taum  ju  dergleichen  finb.  ©ettrifj  aber  ljaben  an  |mmmet3 
©ompofitionen  bie  ginget  weit  meljr  Stntljetl  als  an  @ljopin€." 

28  (©.  135).  ©egen  berartige  ljarmonifdje  greiljeiten  war  ©djumann  ftmter 
bod)  empfinblidjer,  roeSroegen  er  biefe  ©teile  root)l  audj  geftridjen  ljat.  UebrigenS 
backte  Schumann  in  ber  Quinten*  unb  Octabenfrage  audj  in  jüngeren  3a^ren 
feineSroegS  fo  jacobinifd),  mie  bisweilen  rooljl  angenommen  nrirb.  (53  befestigte  fidj 
immer  met)r  bie  Ueber^eugung  in  üjm,  bafj  bie  alten  guten  ©afcregeln  bodj  ettoaS 
meljr  als  nur  graue  Sljeorie  feien.  ©leidjrooljl  ljing  er  iljnen  nidjt  mit  engherzigem 
SJudjftabenglauben  an.  Eafür  liegen  fid)  Belege  genug  beibringen.  (£in  fd)er^afte§ 
©eifpiel  fanb  id)  in  ber  Driginal'fcanbfdjrift  ber  SaöibSbünblertänae.  9h:.  6  (Dmoll 

enthält  im  SRittelfafc  (Ddur),  Xact  Tb,  eine  £uintenfortf<f>reitung  fc  M;  barunter 

ftetyt  öon  ©djumannS  §anb  ein  lafonifdjeS:  „(£i,  ei.44  ©djumann  lieft  bie  Duinteu 
fteffen.  —  SBäljrenb  er  gelegentlich  einmal  ljintoirft  (1836),  baß  er  im  Xraum  eine 
SRufi!  öon  ©ngeln  gehört  ljabe,  bie  „ber  tummlifdjeften  Cluinten  öoll"  getoefen,  fo 
madjt  er  ein  anbereS  9ttal  (1835)  auf  eine  Dctaöenfortfdjreitung  in  9Renbel$fol)n3 
Edur*©onate  aufmerffam.  21n  £irfdjbad)  fd)reibt  er  (13.  3uni  1838):  „©djon  längft 
tjatte  and}  id)  im  ©inn,  gegen  geroiffe  Sfyeorieen  &u  gelbe  ju  jieljen,  im  ©runbc 
gegen  alle"  (—  eine  gloreftanfdje  Kerbel  — )  bemerft  bann  aber  (13.  3uli  183S) 
$u  beS  Sontponiften  $amlet«Dubertüre:  „Einige  Dctaöen  barin  !ann  id)  aber  un* 
möglid)  gutfyetfjen,  ebenfo  in  ben  Duartetten."  SBenn  er  gegen  ßueealmaglio  äußert 
(8.  2lug.  1838):  ,,3d)  tjöre  mit  9)hififer*Dljren  unb  fann  aud)  im  SSolfSlieb  feine 
Ouinten  unb  Dctaöen  ausfielen",  fo  überrafdjt  bagegen  bie  gloreftanfdje  SBerljerr* 
lidmng  ber  Ouintentette  in  StjopinS  Cis  moll^a jurfo.  1853  tabelt  er  in  einem 
Streichquartett  öon  S3öi)me  eine  Cuintenfortfdjreitung,  bie  er  befeitigt  ttmnfd)t,  ba 
baS  Duartett  „nadj  alten  guten  Siegeln  ein  fo  correcteS  fei". 

29  (©.  137).  SBerliofl  fam  im  ftebruar  1843  nad)  Seidig  unb  führte  bort 
mehrere  öon  feinen  ©ompofitionen  auf,  bie  aber  nur  wenig  Beifall  fanben.  3n  ber 
neuen  Qeitfdjrift  berichteten £irfd)badj  unb  8.  (§einricf>  ©c^mitt)  barfiber,  erfterermit 
»armer  Xljeilnalmte,  oljne  freilief)  feine  öebenfen  ju  öerbergen  (bcn  ©djluftfafc  ber 
pfjant  ©tympljonie  nannte  er  gerabeju  eine  „SHbernljeit":,  legerer  fütjl  unb  burä> 
toeg  oerroerfenb.  (Er  fprad)  iromfdj  öon  SBerltoy  „großem  ©enie",  loaS  ©dmmann 
(wie  er  in  einer  gußnote  bemerfte)  bem  „{ebenfalls  bebeutenben  Spanne  gegenüber" 
unpaff enb  fanb;  Serlioj  gelte  in  $aris  für  ben  erften  franjöfifd^en  3nftrumental* 
componiften,  „ber  er  aud)  fei".  —  Sßünblidj  rühmte  ©c^umann  baö  Dffertorium 
gegen  ^erlioj,  ber  barüber  an  3-  b'Crtigue  in  $ariö  berichtete:  „©djumann,  ber 
fc^toeigfame  Schumann  ift  gan$  eleltrifirt  öon  bem  Offertorium  meinet  $Requient3; 
XagS  nac^  ber  2luffül)rung  fyat  er  ben  2Kunb  geöffnet  —  jum  großen  @rftaunen 
feiner  33efannten  —  um  mia)  bei  ber  £anb  ^u  nehmen  unb  mir  &u  fagen:  biefeö 
Offertorium  gef)t  über  311Ie§".  —  $a  ©d^umann  nia^t  felbft  über  Serlioj'  2luf* 
treten  in  fietpjig  gefdjrieben  fjattc,  fo  las  ifym  9t.  GJriepenferl  in  einer  Keinen 
©djrift  „SRittcr  SBerlioj  in  SBraunfc^toeig"  ettoaS  ben  Ze&.  darauf  ertoiberte  ©dm* 
mann  in  ber  geitfdjrift: 

„Stitter  Serlioj  in  ©raunfd^toeig  Reifet  ber  Xitel  einer  93rod)ure  öon 
9B ol fg.  91  ob.  GJriepenferi,  in  ber  neben  ^erlioj  unfere  3eitfc^rift  beinahe  bie 


510  Slmnerfungen. 

Hauptrolle  fpielt,  bie  einer  9lngef lagten  nämlid).   @S  wirb  i!)r  QftibifferentiSmuS  gegen 
ben  franjöfifdjen  (£omj)oniften,   einzelnen  ber  SRitarbeiter ,  bie  über  tyn  Berichtet, 
Sturäfidjtigfeit  unb  *ßr)iliftröfität,  mir  felbft  auet)  fragenb  öorgeworfen,  warum  idj  triebt 
bie  geber  für  ben  in  $>eutfct)lanb  öielfadj  SBeletbigten  ergriffen,    darauf  läßt  [ie& 
unfctjwer  antworten.     Unfer  liebenSWürbiger  öerliojritter,  ben  bie  Seüförifi  feit 
3at)ren  fdjon  $u  it)ren  Sttitarbeitern  aät)lt,  fdjeiut  biefe  bennod)  wenig  ju  fennen. 
©o  finben  fid)  (er  glaube  mir  aufs  SBort;  in  ben  früheren  garjrgängen  SBeridjre  au* 
$aris  bk  Sftenge  über  SBertioj,  beSgleicf)en  eine  Diele  Hummern  burdjlaufenbe  Sctttif 
über  feine  erfte  <5tmtpt)onie  öon  mir,  ber  9ttemanb  wenigftenS  ben  Vorwurf  ber  Söcil* 
naljmlofigfeit  machen  fann,  beSgleict)en  über  bie  Duöertüre  &u  SBaöerleö,  nidjtminber 
ein  begeifterter  Slrtifel  öon  £obe  über  bie  ju  ben  33er)mriet)tern,  ebenfo  ein  ä^nlicber 
über  bie  9tomeo*3ulie*©tympfyonie,  —  nitt  einem  SSorte,  über  alles  öon  Serlioj 
biSt)er  ßxfdjienene  (bie  £ear*Duöertüre  auSgen«nmen,  bit  inbe&  in  $eutfd)laub  toe* 
nigftenS  noct)  nidjt  gebrueft)  unb  über  bieleS  ;ftict)t*(£rtd)tenene  t)at  bie  Seitfdjrijt  &e* 
richtet.    SBSill  alfo  §r.  ©riepenferl  mein  Xlrtr)eit  erfahren,  fo  {abläge  er  mir  itai. 
©egen  manäjcS,  ict)  geftelj'  eS,  würbe  idj  freiließ  jefct  weit  öerbammenber  auftreten; 
bie  $at)re  madjen  ftrenger,  unb  UnfdjöneS,  wie  ict)  eS  mot)l  in  ben  Sugenbarbeiten 
S8erüojr  gefunben  unb,  glaub'  ict),  auef)  nadjgewiefen,  Wirb  mit  ber  Seit  ntdjt  fdjöner. 
$oct)  auet)  baS  r)ab'  id)  gefagt;   eS  rut)t  ein  göttlicher  gunle  in  biefem  SRufifer,  uni 
gewünfct)t,  baS  reifere  Sllter  möge  itjn  läutern  unb  öert)errlidjen  §ur  reinften  glamme. 
£)b  bieg  in  Erfüllung  gegangen,  Weiß  ict)  nid)t;  benn  id)  leime  öon  ben  arbeiten 
aus  SBerlioj'  reiferem  SDJamteSalter  nichts,  unb  eS  ift  nodj  nichts  baöon  erfeftienen. 
Unb  beStjalb,  unb  Weil  $>r.  93erlioj  l)ier  in  Seidig  nur  öon  feinen  älteren,  in  ber 
geitfdjrift  fdjon  fo  oft  befprocf)encn  Sontpofitionen  aufführen  lieg  —  ein  Cffer< 
torium  aufgenommen,  baS  inbeg  nur  ein  SBrudjftücf  feines  großen  [Requiem  —  ita 
mir  ein  wiebertjolteS  SDlttf^recr)en  meinerfeitS  unnöttjig,  unb  Rubere  wollen  ja  aueb 
fpredjen,  unb   eine  geitfdjrift  barf  gar  wot)l  au  et)  öerfdjiebene  5lnfict)ten  bringen. 
(5inb  aber  bie  Partituren   erft  ba,  bie  9lomeo*3ulie* ,  bie  #arolb*©gmplu}nie  unb 
baS  3lnbere,  öon  benen  uns  $r.  ©riepenferl  fo  SSunberbareS  erjät)lt,  fo  wirb  bie 
Seitfdjrift,  \ok  fie  bie  erfte  war,  bie  SBerlio^  Sugenbarbeiten  in  5)eutjdilattb  be< 
fannt  madjte,   gewiß  nidjt  bie  legte  fein,  bie  feinen  faätern  gteict)e  Stufmerffamfeit 
joUen  wirb.    (So   öiel,   um  ben  Ijödrft  ungerechten  Vorwurf  beS  Snbifferennänm* 
öon  uns  abjuweljren,  ber  uns  curioS  genug  öon  einer  Seite  fam,  öon  ber  er  am 
wenigften  §u  erwarten  war.     9lber  ber  trunfene  ©d)wärmer  forbert  überall  *u 
öiel;    ber  leifefte  3weifcl  an  ber  $ot)eit  feines  SbealS  mact)t  itjn  gum  gfanariftr. 
SBir  SKuftfer  aber  t)alten  uns  juöörberft  an  bie  ^oten,  unb  et)e  wir  fte,  jum  ©anp 
bereinigt,  für  ein  3fteifterwerf  erfläreu,  öerlangen  wir  ?Recr)enfcr)aft  öon  jeber  ein= 
feinen.    ®arum  aud)  wirb  ein  f  am^pf,  wie  it)n  bie  93rocr)ure  wünfdjt,  für  je^t  un» 
möglicr)  fein,  weil  uns  ja  aller  ©runb  unb  93oben  fet)tt  —  bie  Partituren.    Sinb 
fie  aber  gebrueft,  fo  werben  wir,  wie  gefagt,  aud)  mitfpredjcn,  unb  man  fofl  w 
biefelben  ^cinbe  ber  Sßrjiliftröfität,  aber  auet)  beS  bitettantifct)en  (£ntfmfia$Tnu$  finben, 
als  bie  wir  uns  feit  entftet)ung  ber  geitfdjrtft,  benfen  wir,  oft  genug  befanni. 
äRögc  übrigens  bie  Heine  <Sd)rift  gelefeu  werben;  fie  enthält  man^'  blifcenben  ®e« 
banfen  unb  fonnte  auf  fo  öieteS  Unwürbige,  3gnorantent)afte,  was  neuerbingS  über 
Serlioj  in  $eut}cr)lanb  gefd^rteben  worben  ift,  gar  nidjt  ausbleiben.    $em  merf- 
würbigen  Mnftler  aber  fdjlage,  was  um  i^n  öorget)t,  aÜeS  jum  heften  aus,  wie 
©oetr)e  fagt  im  Xaffo: 


ftnmer  fangen.  511 

9tuf)m  unb  Säbel 

2J£u&  er  ertrogen  lernen,  fid)  unb  9lnbrc 

SBirb  er  gejmungen  redjt  $u  fennen." 

184.%  XVIII,  177.) 
9Ran  erfennt  aus  allem,  baß  @dmmann  feine  anfänglich  auf  SBerttoj  gefegten 
Hoffnungen  nidjt  erfüllt  fal).  3m  Satjre  1844  fagt  er  gelegentlich  (XX,  11)  über 
Serliofc,  ba&  er  gar  nidjt  fo  Diel  gormloftgteit  in  feiner  Sftufif  finben  fönne,  eljer 
umgefeljrt  ju  oft  gorm  ofjne  3"^ölt.  Grr  fügt  Ijinau,  „bafc  e$  ein  fdjlimmeS  Seiten 
für  einen  Beginnenben  (Somponiften  fei,  menn  er  nid)t  öor  Allem  blofc  SKufif  madjen, 
fonbern  allertjanb  burd)  bie  3Rufif  barftellen  tottt,  menn  er  bie  SRufif  nur  als 
Wienerin  ober  Stolmetfdjerin  gebrauten  miH".  5£a6  ©djumann  in  ©erlioa  meljr  unb 
mefjr  ein  2RißöerfjättniJ3  amifdjen  SBoHen  unb  können  maljrnaljm  unb  feine  (Som* 
pofittonen  june^menb  ftrenger  beurteilte,  ift  audj  aus  feiner  ^riöat'Korrefponbenj 
$u  entnehmen,  .^atte  er  nodj  1839  an  £irf  djbadj  gefdjrieben:  „Kennen  6ie  nidjtS 
öon  SJerliog?  $a3  ift  ber  SoUfte,  tjat  nur  ju  menig  6djönl)eit3finn,  enthalt  aber 
biet  SBaljreS,  fetbft  XiefereS,"  fo  tyridjt  er  fidj  1843  gegen  2lmbro3  untoilliger  au$: 
„&  fommen  in  93ertio^  neueren  arbeiten  5)inge  fcor,  bie  man  einem  ^ierjigjä^rigen 
nicr)t  mefjr  follte  nadjfagen  fönnen." 

30  (<S.  138).  $ie3  ©rudjftücf  über  Eerlios  ift  bem  djronologifdjen  $lan  btefer 
9lu§gabe  gemäß  öon  bem  „5)id)t*  unb  $enfbüd)lem",  mo  e$  mit  bem  ©ermerf 
„1838"  ftanb,  f)ierf)er  öerlegt  morben,  obwohl  oljne  genauere  %titan$abt.  (£$  ift 
aud)  nidjt  feft^ufteßen,  ob  man  e$  mit  einer  £agebudjnoti$  ober  mit  bem  SBrud)» 
ftücf  eines  3«tung$*91nffaöe3  $u  tfjun  ljat.  gür  bie  tefctere  9lnuatmte  fpridjt  ber 
Umftanb,  baß  auf  bie  früheren  93erlio3*$ritifen  in  ber  neuen  S eitf cJ^rif t  ^in* 
gemiefen  wirb.  $er  Schluß  bc$  93rud)ftüde3  lägt  moljt  bie  Deutung  $u,  baß 
(Sdjumann  in  SBejug  auf  SSien  au$  eigener  2Saf)rnelmumg  gefdjrieben;  er  »erlebte 
ben  SSinter  1838,39  in  ber  ftaiferftabt  unb  Ijatte  bort  in  mufifalifdjer  ©ejieljung 
nidjt  tbtn  bie  erfreulichen  Erfahrungen  gemalt. 

31  (@.  143).  (Schumann  war  feit  Anfang  ßctober  1838  inSBien.  (@.  ,,33or» 
beriet",  2.  9lbfd)nitt.)  ©leid)  nadj  feiner  Slbreife  öon  Seidig  mar  Snfer  barauf 
bebaut,  ifmt  burd)  eine  2lrt  oon  ©eleitöbrief,  ber  in  (SapftrS  Humoriften  Dom 
20.  Dctober  1838  crfdjicn,  einen  freunblidjen  @ntpfang  in  ben  SBiener  ftünftlerfreifen 
ju  bereiten.    $er  9luffa$  lautet: 

rr Robert  ©djumann  unb  bie  romantifdje  Schule  in  Seidig. 

3e  unerfreulicher  unb  verfahrener  fid)  baä  literaxifdje  ßcben  unb  treiben  um 
1834  in  geizig  gestaltete,  unb  je  tiefer  namentlich  bie  gournaüftif  gefunfen  mar, 
fo  baß  ben  gremben  ein  ©raufen  anmanbelte,  menn  er  jufättig  unter  bie  fid)  be* 
fämpfenben  Sorben  gerietlj,  metdje  um^  tägliche  liebe  Srot  fict)  jur  33elufttgung  beä 
$öbel^  verblauten  unb  mit  ©dmtufc  bemarfen  —  um  fo  erfreulicher  mar  e^  ju 
fefyen:  mie  in  ben  mufifalifc^en  ßuftänben  ^eip^igd  fict)  ein  freubige^,  jugenbli$e$ 
Streben  naa)  bem  Ebtem  unb  ftöljern  in  ber  St'unft  entmidelte  unb  fc^nell  ^craud« 
bilbete,  fo  baß  e£  nod)  auf  lange  Seit  ^ur  greube  aller  33rat>gefmnten  befielen 
bürfte,  menn  ntct)t  etma  unoor^ergefe^ene,  ungünftige  Umftänbe  eine  gemaltfame 
Slenberung  be§  fertigen  unb  nod)  Söerbenben  ^crbcifüljren. 

%üt  fein  günftigeä  Beiden  bürfte  e^  aller bingS  $u  galten  fein,  bag  Robert 
Schumann  äeipjig  berlaffen  unb  jmar  eben  je$t  berlaffen  fjcitl  Unb  ift  ba$  ©erüc^t 


512  5lnmerfungen. 

gegrünbet,  baß  er  SBien  ju  feinem  bleibenben  $luf  enthalt  fräßen  unb  formt  ntdjt 
nadj  Seidig  prücffe^ren  trolle,  fo  Wäre  bieä  {ebenfalls  ein  unerfejlidjer  SJerlufi 
nidjt  nur  für  feine  greuube,  fonbern  audj  für  bie  ftunft,  bemt  nur  bet  liebend 
mürbigen  ^ßcrfönlicr)fett  ©djumannS  mar  e$  möglich,  rüstige  Männer  Don  ben 
Derfdjiebenften  2lnfid)ten  einanber  näljer  gu  bringen,  baß  fic  befreunbet  fitt)  Der* 
einigten:  einem  fdjönen  großen  3^Ie  jujuftreben.  —  3)te3  3ie*  fto*10  fcfc  unDer* 
rüdbar  l  fo  baß  Streben  ©ebingung  mar,  bie  Slrt  aber,  tute  foldjeS  gefctjefjen  möge, 
blieb  Sebcm  überlaffen,  benn  Seber  mußte  Don  bem  Slnbern  —  unb  ©djumann 
mußte  e3  Don  OTcn:  tetner  fönne  fict)  unmürbiger  SRittel  bebienen.  SSurbe  Ijier 
unb  ba  eine  9(nftcr)t  auf  anwerbe  5(rt  laut,  fo  mürbe  bie  5(rt  getabelt,  bie  Sin* 
fidjt  aber  mürbe  geprüft,  unb  unfehlbar  marb  ir)r  bie  geredete,  unjjarteiifdje  SBürbtgung. 

©ct)umann  mar  ba3  §aupt  biefer  ftunftDerbrüberung.  —  SÄit  bem  gfrüijjafjr 
1834  aber  traten  Schumann,  ©dmnfe,  griebridj  SBied  (SBater  ber  ßtara),  Garl 
Sand,  $norr  unb  ber  Dr.  ®lod  gufammen  unb  grünbeten  bie  neue  mufifaliidje 
Seitfdjrifr,  (Jfjrenmttglieber  unb  3Hitbegrünber  maren  bamals  nodj  ber  rürjmlid)  be* 
fannte  ©änger  $aufer,  ber  Drganift  SJeder,  $.  SBürd  unb  3.  $.  Srjfer. 

$a§  Unternehmen  fanb  bie  lebfyaftefie  £l)eilnar)me  unb  t)ob  fict)  rajd).  ölodl 
Stuffafee  über  englifdje  SJhifif,  83ürd8  ^Beurteilung  be3  ,,©oetr)e*3dterf(r}en*$Tief* 
medjfelS" ,  StyferS  „SSater  $oteS  unb  feine  ftreunbe"  fomie  beffen  ÄunftnoöeUen 
„$änbel",  „SeetljoDen",  „©ebafrian  33ad)  unb  feine  ©öfme"  fanben  bit  erjrenDoÜfte 
9luerfennung,  unb  ©djumamtS  eigne  5luffäfce  gingen  atöbalb  in  franjöfif^e  Blatter 
über.  SBalb  fä)loffen  fict)  befreunbete  ©eiftcr  Don  nat)  unb  fern  an, ... .  unb  menn  ber 
aflagifter  ginf,  ber  SRebacteur  ber  alten  mufifalifdjen  geiturig,  fid)  audj  Ö^r  ungeberbig 
aufteilte  unb  Ijie  unb  ba  einige  foifce  g&eben  fallen  ließ,  fo  irrte  e$  ba$  prnge, 
ftrebenbe  SSolf  uidjt.  Erneuter  @ifer  im  (Streben  mar  bie  einzige  Sntmort  auf  alle 
Angriffe,  unb  erft  fpäter  folgten  einige  furje  Slbfertigungen,  als  baS  ©efläffe  gar 
fein  (Snbe  nehmen  moHte  ♦ . . . 

3Ba£  glia)  jenen  Slbenben,  mo  granciUa  SßijiS  unb  ba$  SBunbermäbcrjen  Slara 
gufammen  fpielten  unb  fangen!  93and  lief  Ijerum  mie  toll  unb  fudjte  neue  fiteber* 
formen  —  ©dmnfe,  ben  %ob  in  ber  SBruft,  f abrieb  feine  $t)antafie  „©eertjoDen"  — - 
SBürd  fd)naj>pte  ein  SBiSdjen  über,  St)fer  bietete  feine  äöanberlteber  an  ©laral 
Slaoier,  unb©d)umann  felbft  mag  moljl  in  jenen  Xagen  juerft  über  feine  „ÄTeteleriana" 
nadjgefonncn  t)aben,  benn  tbtn  in  jener  Reit  mar  e£,  mo  baö  Urbilb  bcS  <£alIo!> 
§offmannfa^en  ^apeUmeifterö ,  ber  unglüdlta^c  Submig  93ö^uer,  fia)  furje  Seit  in 
Seidig  auffielt.  @tn  großem  SBlatt,  meines  Si)fer  bamalö  äeiä^nete,  $eigre,  mie  aui 
einem  bunten  2Ra3fenbaH,  alle  bie  lieben,  anmutigen  unb  munberlidjen  ©cftaüen. 

S)ie  furje  Slnmefenljeit  2Renbel§fo^n  S3art^olb^  [ber  am  1.  Der.  1834  ju  einem 
mehrtägigen  83efua^  gr.  ^auferä  naa^  Seidig  gefommen  mar]  gab  bamalö  $off* 
nung,  il)n  balb  unb  auf  längere  3eit  in  Seipjig  ju  fe^en.  @S  ft^ien,  al«  motte  bie 
$ircction  ber  ÖJemanbijauSconcerte  baburd),  baß  fie  ben  jugenblici)en  SKeifier  für 
baö  3nftitut  geminne,  ben  Unmillen  bcS  ^ublicumS  Derfö^nen,  meldjer  fiel)  laut  unb 
heftig  über  ben  $anbali£mug  au^fpraa^,  buret)  ben  fictpjtg  eben  um  eins  feiner 
fa^önften  artiftifa^en  ^enfmäler  ,bie  £)ferfd)en  greifen  im  ©emanbt)au^faar  ge« 
fommen  mar. 

©egen  ba«  ©nbe  be$  Sa^reS  ftarb  fiouis  ©a^unfe,  ein  ©enie,  ba«  ju  ben 
fdjönften  Hoffnungen  berechtigte,  unb  einer  ber  liebenSmürbigften  3Renfd)en.  ©ci)u* 
mann  öerlor  Diel  an  iljm,  unb  nur  gelij  aßeubel^fo^n  83artt)olbt)  Dennodjte  ü)ra 


ftnmertungen.  513 

foäter  ben  fterluft  ju  erfefcen.  gu  gleitet  Seit  berlte&en  nodj  mehrere  fetner 
greunbe  ßetyjig,  ßnorr  unb  ©locf  traten  prüdf.  33ürtf  ging  nadj  ©turtgart,  Stjfer 
nadj  Bresben,  fo  bajj  fidj  ©djumann  unter  ben  gurüetgebliebenen,  tym  wenig  9*a$e* 
fteljenben  rooljl  oft  oeremfamt  füllen  mochte;  was  er  in  bet  geh  compomrte,  fpricr)t 
bie*  fe$r  beutlicr)  aus.  $aS  »erljältmB  mit  bem  Verleger  ber  Seitfdtjrift  war  aud) 
nid)t  geeignet,  iljn  aufheitern,  bie  golge  baöon  war,  ba&  baS  ©latt  aus  #art* 
maimS  Verlag  in  ben  beS  93ud)l>änblerS  ©artlj  überging. 

3efct  erfdjien  gelir.  SRenbelSfoljn  ©artljolbrj  in  Seidig  unb  übernahm  bie 
Eirection  ber  ©ewanbljauS»(£oncerte.  SBeläy  einen  grogartigen  Äuffdjwuug  jefct 
biefeS  berühmte  SnfHtur  erhielt,  ift  betannt,  benn  ber  Stuf  beffelben  ift  in  btefem 
Sfagenbliet  ein  eurojmifdjer. 

@S  fear  oorauSaufeljen,  bafe  ©djumann  unb  gelir.  SRenbelSfofyi  fidj  balb 
ftnben  unb  ertennen  müfjten,  unb  fo  gefcr>ar>  eS;  iljr  f$erljftltni&  ift  baS  itrnigfte, 
auf  wed)felfeitige  Hdjtung  gegrünbet 

3)aS  emfte,  beharrliche  Streben  SRenbelSfotjnS  war  für  ©djumaun  ein  ge* 
»altiger  ©porn,  baS,  waS  in  itjm  lebte  unb  flcr)  gemattete,  audj  ju  Sage  ju  förbern, 
ba  er  früher  oft  in  genialer  ßaffigteit  ficl>  begnügt  Ijatte,  für  ftdj  ju  träumen  ober 
um  SRitiernadjt  am  glügel  feine  3been  auszuarbeiten,  ofyte  baran  &u  benfen,  fie 
nieber&ufdjreibeit.  $ie  ftreube,  welche  er  an  ben  ©djöpfungen  feine«  greuubeS  $atte, 
reiften  i!)n,  2lef)nKdjeS  in  feinem  Greife  ju  toerfudjen,  unb  fo  entftanben  bie  wunber* 
famen  (Stuben,  Capriccios,  bie  ganiafte  „£lara",  ber  ©arnaoal  fowie  bie  „ÄreiS* 
leriana",  nebftbei  nidjt  unerwähnt  bleiben  barf,  ba6  er  in  feinen  trittfdjen  Äuffäfcen 
fidj  gleichzeitig  beftimmter  unb  freier  auSforadj,  aB  er  eS  früher  für  angemeffen 
galten  mochte. 

SRifjbeutungen  tonnten  Ijier  nidjt  ausbleiben  unb  blieben  audj  ntdjt  aus!  unb 
fo  ging  eS  benn  fjin  unb  toieber  in  ber  neuen  mufitalifdjen  S^tung  etwas  bunt  unb 
fdjarf  ljer.  3Ran  mu&  fid)  aber  woljl  ljüten,  unferm  ©djumann  Unredjt  ju  t^un 
unb  auf  feine  SRedjnung  ju  fefcen,  waS  nidjt  barauf  gehört!  —  Uub  wer  möchte  eS 
benn  tabeln,  wenn  er  für  baS  erhabene  SBerf  feines  greunbeS,  wenn  er  für  ben 
„Paulus"  entljuftaftifdj  fdjwdrmt?  Verwirft  er  bagegen  mit  @ifer  SRetjerbeerS 
Opern  unb  namentlich  bie  Hugenotten,  inbem  er  in  Meiern  SBerfe  nur  eine  $rofa* 
nation  beS  §ei(igften  in  ber  Äunft  fiet)t,  fo  oerbient  er  befjljalb  maljrlidj  nidjt  jene 
Snfeinbungen  unb  jenen  garten  Säbel,  melier  itjm  oon  äReijerbeerS  blinben  »er* 

el)rera$ur  Ungebühr  warb [9iad)  einigen  S3emerfungen  über  ®erleger-?lnfprüc^e 

unb  SRebacteur«9iöt^e  fpriäjt  fitjfcr  —  ber  in  ©djumannS  3urunftSplane  nia^t  ein* 
geweift  war  unb  alfo  ben  wahren  ©runb  feines  Wegganges  oon  fieipjig  niäjt 
tamtte  —  bie  SJermut^ung  aus,  bajj  eS  ben  Siebacteur  ©djumann  rfin  bie  grei* 
t>cit^  t)inauSgetrieben  ^abe.  5)ann  fa^rt  er  fort:]  SBaS  unter  folgen  Umftanben  aus 
ber  neuen  mufifalifdjen  3citfcl>rift  wirb,  mag  ber  #immel  wiffen.  gür  Sei^jigS 
Äunftleben,  für  ©a^umannS  greunbe  wäre,  wie  gefagt,  ber  Äerluft  ein  großer,  nia^t 
ju  erfefcenber,  ba  Schumanns  @influ6  für  bie  ntm  ©djule  baS  war,  was  früher 
ber  (Sinfluß  gr.  9iorf)li&'  für  bie  altere. 

©a^umann  felbft  bürfte  fict)  wo^l  babei  befinben,  in  feinem  £eben  wie  in  feinem 
(Streben.  SSerbiente  je  ein  SBirtuoS  unb  ßomponift  bie  SBejeid^nung  beS  mufüa* 
lifcften  3ean  $aulS,  fo  ift  eS  SRobert  <2d)umann.  ^uraor,  ber  tieffte,  innigfte, 
ljerftigfte  $umor!  baS  ift  baS  SBefen  aller  ^a^umannfa^en  Com^ofitionen.  ^)eSl)alb 
aber  tonnte  id)  aua^  nia)t  trauern,  als  er  mir  tunb  fyat,  er  wolle  fieiöjig  für  einige 
egumann,  @ef.  Triften.  II.  33 


514  Slranerfimgen. 

Seit  toerlaffen,  fonbern  id>  fdjrieb  itmt:  ,$u  tljuft  föedjt,  eS  ift  SKr  #oti>',  imb 
»atjrlidj,  e8  trat  iljm  SJioflt). 

3ft  Robert  <Sct)umann  nadt)  S&ten?  ift  er  nact)  $ari$?  tft  er  nad)  (Sonftan* 
tinopel  ober  Stilen  gereift,  nadj  öotfum  ober  Ägrifc?  3dj  »ei&  eS  ntdjt,  inbem  idj 
biefeS  treibe!  —  Hber  »enn  er  in  SBien  ift,  fo  bitte  idj  ben  #umoriften,  bajj  er*! 
ben  SBienern  fage:  ba&  fic  fäuberttd)  mit  bem  Knaben  Stöbert  »erfahren.  (Er  ift 
fein  SRobert  ber  Teufel  —  (über  biefen  Bergleict),  »erat  er  üjn  %u  ®efic$te  befornmi, 
»irb  er  »ütljenb  »erben!)  fonbem  ein  fjerjiger,  guter  äfcenfdj,  ein  »ürbiget  3&iger 
ber  Shmft  unb  wie  gesoffen  für  baS  Ijerjige  äBien. 

WU  (Slabierftrieler,  bag  bfirften  bie  SBtener  balb  finben!  —  »erat  er  ftd)  ort* 
{fliegen  famt,  öffentlich  fidj  tjören  ju  taffen  —  ift  ^äjumaim  mit  feinem  je^t 
tebenben  Sirtuofen  ju  Dergleichen,  (gerne  gfertigfeit  ift  grofj,  bodj  »irb  er  barm 
oon  ber  SRe^rja^I  »eit  übertroffen.  Stber  fjört  ü)n  ptjantaftren!  Ijört  tljn  feine 
SßapiUonS  unb  bor  OTent  feine  ftreiäteriana  foielen!  (£3  ift  bie£  ein  ganj  guter 
fRati),  unb  idj  »üfjte  für  bteSmal  nidjtS  »eiter  ^in^ujufügen." 

2Bie  StyferS  Sluffä&e  manchmal  et»a3  eilfertig  unb  forgtoS  abgefafcr,  gelegen!* 
lidj  aud)  mit  nobeHiftifd&en  greütjeiten  berfefct  finb  —  j.  93.  ein  Ärtifel:  „8«t$u>* 
grapljie  SWenbel^fo^n  SBartfjolb^S"  in  ben  „SBiener  <Sonntag3btättera"  botn  5.  $e* 
cember  1847,  ber  unrichtige  Xfjatfadjen  unb  »iberforedjenbe  Swtangaben  enthalt  — 
fo  ift  ebenfalls  bie  üorftefjenbe  $arfteHung  oon  Ungenauigfeiten  nidjt  frei  (£3  fei 
nodj  golgenbeS  baju  bemerft. 

SBancf  !am  erft  im  3ftat  1834  naa)  Seidig  unb  gehörte  nidjt  ju  ben  ©rän* 
bem  ber  Seitfärift    Wogegen  »äre  Drtlepp  gu  nennen  ge»efen.— 

„©t)remnitglieber"  im  gewöhnlichen  ©inne  gab'3  bei  ber  Sritfdjrtft  itidjt;  bie 
JBejeidjmung  »irb  Stjfer  erft  unter  bem  (Schreiben  gekommen  fein.  §fr.  #  auf  er, 
ben  ©djumann  als  „bebeutenben  2Jhtftfer"  fdjüfcte,  nafjm  an  bem  ©ebenen  ber 
gettfdjrift  lebhaftes  gntereffe,  empfahl  fte  aud)  SRenbeÖfolm  jum  ßefen.  $)er  aber 
fpradj  ftcl)  in  feiner  9tnt»ort  fel)r  geringfdjäfcig  über  Sftuftfjeituugen  aus.  „3m 
<£rnft,  foH  idj  baS  SBlart  lefen?  2Ba3  $u  mir  aud)  ratzen  magft,  fo  lefe  id>'3  boefc 
nidjt."  $iefe  »rieffteüe  (f.  ^anSücf«  „(Suite"  ®.  30)  !ann  nur  auf  &djmn(nm§ 
Scitfcr)rift  belogen  »erben.  ©^)äter  naf)m  SWenbelöfo^n  übrigen^,  »ie  S^fer  beridytet, 
„biel  3(nt^eil  an  btn  SBeftrebungen  ber  neuen  8eitftt^rift".  —  , 

2)ie  Lobelie  r,@eb.  Saä)"  ^atte  S^fer  auf  befonbere  Anregung  fcon  Seiten 
SWenbetöfo^nS,  bem  ber  „$ater  3)ole§"  gefallen  fjattt,  gef abrieben.  Spfer  exjäblt 
bog  in  bem  oben  erwähnten  ?Iuffag.  „^aum  »ar  bie  9*ooefle  in  ber  aRuftfjeitimg 
abgebrueft,  fo  fanbte  mir  gelij  9Jtenbeföfof)n  bura^  Schümann  ein  ,fiieb  oljne  »orte4, 
»ela^eS  er  mir  auSbrücfftdj  jugef ^rieben;  e§  »ar  ein  tief  ergreif enbeä,  ft^toer» 
mfityigeä  Sieb  tc.u    @ine  genauere  STngabe  be§  Siebes  fe^lt  bei  2trfer.  — 

Wtit  ber  „gantafie  ©lara"  ift  »o^l  bie  im  3uni  1836  coim)onirte,  1839  aU 
SBerf  17  oeröffentlia^te  gantafte  in  Cdur  gemeint.  rrS)er  erfte  vSa^  ift  »oijt  mets 
$affionirtefteS,  »aS  idj  je  gemalt  —  eine  tiefe  fttage  um  3)tcii),Ji  fc^rieb  Sdjumann 
im  ä^örj  1838  an  <£tara  5Btecf;  unb  im  s3prti  1839:  „"Die  qtyantafie  tannft  ^n 
nur  toerfteljen,  »enn  S)u  S)iä)  in  ben  unglücfftdjen  @ommer  1836  jurücfberfeiefi, 
»o  id)  3)ir  entfagte;  je£t  %abt  ia}  feine  Urfaä)e,  fo  unglücfttd)  unb  melan^oltfcb 
%u  componiren." 

32  f(5,  152).  3)en  $af)  fang  3uliuS  Traufe,  Xenor  Sdpnibbauer,  @o^ran 
Seo^otbine  Xuqef,  811t  «gne3  SBurt);  3.  ©.  ©c^miebel  birigtrte. 


Sfnmerfungen.  515 

33  (©.  154).  Stuf  #erantaffung  toon  SBofewtuS'  Strtifet  über  Sttej anbcr  Sreij* 
fdjocf  (OTgem.  mufif.  8tg.  1839  ©.  290)  gefdjrieben,  worin  eS  Reifet:  „S&te  entfarnt 
audj  feine  [SretjfdjoclS]  (Sompofttionen  toon  betten  ber  neueften  ©djute  fteljen  mögen, 

f  o  aeidjnen  fie  fidj  bodj  burdj  9lu^e,  Älarljeit  unb  <£benraaß  aus Sie  eckten 

eiaöicrf^tctcr  finb  ber  SReinung,  idj  toerftaube  ntdjtS  toom  (Slatoierfpiet,  tooraügtidj, 
wenn  eS  romantijdj  ift.  Safür  banfe  id)  bent  ©eniuS  ber  tfunft,  ber  mir  baS.  SBoljl» 
besagen  an  biefer  XeufelSroraantifber  neueften  Seit  toerfdjloß,  in  ber  man  bd 
mufifalifdjen  gfantafieen,  weldje  ein  fo  romantifdjer  Jgünger  auf  bera  ©labier  fdjlagt, 
an  große  ©die  mit  blüjjenben  SRanbelbaumen  unb  nadj  belieben  an  ©gpreffenfjaine 
erinnert  werben  foll,  wo  btiufenbe  Äronleudjter  in  taufenb  grarben  fielen,  bunte 
®ögel  feltfamer  5trt  unb  ©eftalt  herumfliegen,  2Bof)lgerüd>e  buften  unb  im  hinter- 
grunbe  glüfjenbe  ©letfdjer  ftdj  neigen.  —  3Bid>  freut  eS,  wenn  idj  einen  burd)  unb 
burd)  gefunben  ftünftler  wie  Sregfdjotf  antreffe 2Benn  er  feft  auf  bem  be- 
tretenen äBege  fortf  breitet,  wirb  bie  2Belt  fpdter  meljr  toon  ifjm  Ijören,  als  baß  er 
einer  ber  tüdjtigften  Slatoieröirtuofen  ift;  unb  ba  fotdje  ©rfdjetnungen  niemals  eingeht 
auftreten,  wenn  bie  Seit  fie  gereift  ljat,  fo  werben  wir  aljnlidj  Xüdjtige  folgen  feljen, 
unb  bie  Dual  unb  äftartet  biefer  muftfalifdjen  UebergangSperiobe  wirb  ein  @nbe 
nehmen."  —  SEofemiuS'  SRarae  finbet  fl$  feltfamerweife  aud)  unter  ben  früheren 
SRitarbeitem  an  ©djumannS  geitfdjrift  aufgeführt,  eS  fdjeinen  aber  nur  bie  jwei 
mit  „$.&"  unteraeidmeten  Gorrefoonbenaen  aus  ©reSlau  (1835,  III,  123,  unb  1836, 
IV,  162)  toon  ilmt  f)er$urül)retL  —  äRofewiuS'  „XeufdSromanttfer"  waren  übrigen« 
mit  ©dmmannS  Entgegnung  nodj  nidjt  abgetljan.  2Jtan  begegnet  iljnen  nod)  einmal 
in  einer  ©atire,  weldje  unter  ber  2foffdjrift:  „Sie  alte  $rimabonna  unb 
ber  9Rufifnarr,  notoeHiftifdje  (Stube  toon  #.  Xrufjn"  in  ber  „gtg.  für  bie  eleg. 
SBelt"  (1840  ©.  293)  erfdjien.  Ser  folgenbe  StuSjug  barauS  ift  einer  Unterhaltung 
jwijdjen  bem  alten  SRuftfnarren  („Ouerfopf  genannt)  unb  bem  ©r&äljler  entnommen, 
©rfterer  begei^net  Xljalberg  als  ben  „größten  lebenben  (Slatoierftueter  unb  (Som* 
Jjoniften",  ber  feinem  (üuerfopfS)  gögling  als  dufter  toorleudjte.  $HS  tym  einge* 
Wenbet  wirb,  baß  eS  „toiefletdjt  ber  ?lbwed)felung  wegen  Ijübfdj  fei,  wenn  fein  3$ir* 
tuofen$ögting  audj  etwas  toon  ©tyoipin  ober  §enfelt  fotele",  erwibert  ber  TOe:  „0 
bewahre,  bewahre,  nein,  nein!  SaS  ift  SRomantif,  neue  Äomantif  —  nidjtS  fürs 
publicum.  8lHeS  $u  wirr  $u  wirr,  gu  wilb  ju  wilb  —  paßt  nidjt  für  ben  ©oncert* 
faal.  SBeiß  aud),  wie  bie  contyoniren,  bie  SReuromantifer.  ©etyr  gut,  fetjr  gut! 
SRein  fjreunb,  ber  SWagifter  2r[inf]  in  S[eipgig]  ^at  mir  alles  erjagt  3«  berfelben 
©tobt  woljnt  fo  ein  XeufelSromantifer,  ber  fidj  um  leinen  9JJenfä)en  fdjeert,  immer 
fo  toor  fia)  anbrütet,  in  ber  Sömmerftunbe  ben  gflügel  aufmalt  unb  nun  wie 
waljnfinnig  barauf  ^erumfa^rt.  SBenn'S  bann  mal  redjt  arg  fommt,  wie  eS  nie  ba* 
gewefen:  —  f djreibt  ei^S  auf  unb  laßfS  bruefen.  Unb  fo  maajen'S  alle  SReuromantifer, 
bteXeufelSromantifer!  fagt  meingreunb,  ber  üföagifter.  Aber  er  wirb  fie  ausrotten 
mit  ©tumj>f  unb  ©tiel,  er  tyat  mir'S  toerfproä^en.  <£r  unb  fein  greunb  9Ä[ofewiuS] 
in  93[reSlau],  auc^  SKagifter,  unb  fein  greunb  6[arl]  ©[orrornftuS]  ü.  3R[iltifc],  ein 
großer  Somponift  in  $[reSben],  ber  enbliä)  herausgebracht  ^at,  baß  bie  ©djröber« 
Setorient  fein  <$enie  ift:  —  biefe  brei  f>aben  fid)  toerfc^woren,  bie  ganje  neue  8to* 
manti!  ju  toertilgen  mit  fammt  ber  neuen  romantifd^en  Bettung,  bie  ber  XeufelS* 
romantiler  Stöbert  ©dmmann,  ber  Slergfte  toon  Stilen,  IjerauSgiebt.  Siefer  foH  eS 
fdjon  fo  weit  gebraut  ^aben,  baß  er  gegen  meinen  gteunb,  ben  SRagifter,  förmtidje 
Snjurien  com^onirt,  5.  5ö.  SDlagifter,  ^ilifter  u.  f.  w.,  was  fe^r  gefö^rli^,  ba  eS 

33* 


516  Änmerfungen. 

gar  nidjt  ijeraugjufinben  unb  bor  ©cric^t  ju  fteHen  ift,  beim  Sejt  treibt  er  mdjr 
barunter.  8um  ©lud  oerfteljt  e3  föiemanb,  auger  ber  geheimen  ©efellfdjaft  ber 
XeufrfSromantifer,  bie  fidj  ,$atub$bünbler'  nennen.  Stber  bie  oerfteljen'3  unb  ladjen 
barüber  unb.  nennen  joldje  componirte  gnjurien  Junior,  —  waS  benn  für  einen 
SÄagifter  bodj  immer  fetyr  ärgerlich  ift "    Sgl.  au$  3anfen3  „EatribSbünbler* 

©.  58. 

34  (©.  160).  ©djon  beim  ©rfdjeinen  ber  erften  Sieferungen  biefer  neuen  Äu3* 
gäbe  madjte  ©djumamt  (1838,  IX,  78)  auf  bie  S&erfe  beS  $om.  ©carlatti,  „neben 
93ad)  unb  #änbet  woljl  beS  intereffanteften  (SlatriertonfefrerS  feiner  Seit",  aufmerf* 
fam.  „@me  altere  WuSgabe  ift  gan&  »ergriffen  unb  ljat  auty  äugerlidj  fein  ein* 
labenbeS  Ausfeilen.  $>ie  fyauptfaty  bleibt  immer  ber  Snfjatt,  beffen  gfrifdje  unb 
große  @igentfjümlidjfeit  feine  Seit  oertilgen  fann." 

35  (©.  163).  2113  ein  paar  jgafjre  foäter  audj  eine  franaöfifdje  Ausgabe  oon 
S3ad>3  ©laöierwerfen  (bei  Sauner  in  <ßari3)  angefünbigt  würbe,  bemerfte  ©dptmann 
baju  (184:<,  XVIII,  36):  „Sangt  man  toielleidjt  audj  in  gfnmtreid)  an,  ben  großen 
aReifter  ju  begreifen?  SBir  wollen  eS  wünföen  unb  hierbei  an  ben  bebeutraigS* 
ooHen  9lu3ft>rudj  eines  ItunftfennerS  über  $adj  erinnern:  (£3  barf  füljn  DorauSgefefct 
werben,  bag  bie  Qprfenntnig  feinet  ©eifteS  unb  SBefenS  ber  Vorläufer  einer  neuen 
Seit  fein  wirb,  bie  uns  erlöfet  öon  allem  Uebel  unb  allen  Uebelfeiten,  wefdje  bie 
neuefte  $tit  aus  gtalien  unb  grantreidj  über  uns  unb  unfere  SJhtfif  gebraut  ljat* 

36  (@.  179).  Schümann  erwatmt  btefc  SRecenfion  in  einem  ©riefe  (9.  3uni) 
an  ©lata  SBiecf :  „2Bie  f  eljne  id)  mid),  S£)i^  wieber  ju  fyören !  Unb  bodj,  glaub'  id&, 
finb  Wir  in  unferm  Urteil  oft  weit  öon  einanber.  $ag  wir  und  barüber  fpfiter  ja 
leine  bitteren  ©tunben  machen!  SBieber  öorgeftern  fiel  eS  mir  ein,  als  idj  über  bie 
Oubertüren  oon  öerlioj  unb  93ennett  in  ber  geitung  fdjrteb,  wo  icf»  gewig  wußte, 
bag  2>u  nidjt  mit  mir  etnoerftanben  warft,  unb  bodj  nidjt  anberS  fonröe.  9hm, 
wir  wollen  und  fdjon  gegenseitig  öon  einanber  belehren  laffen."  S)a3  ljier  nur  Bn> 
gebeutete  wirb  burd)  eine  anbere  SBriefielle  (24.  San.  1839)  beutlidjer:  „3$  benfe 
mir  manchmal,  wag  $u  als  2Räbd>en  felbft  bift,  acr)tcft  $u  an  ber  SWuftf  melleiAt 
5U  wenig,  namlidj  baS  Srautidje,  etnfact)  ßicbenSmfirbige,  Ungefünftette.  5Bu  toitijt 
am  liebften  gleich  ©türm  unb  SBltfc  unb  immer  nur  SllleS  neu  unb  nie  bagemejen. 
•@3  giebt  audj  alte  unb  ewige  guftänbe  unb  Stimmungen,  bie  und  beljerrfdjen.* 

37  :©.  183).  #ier  war  nodj  angefügt:  „bis  auf  eine  DctaoenparaHele  ©.  19, 
in  ben  jwei  legten  Xacien,  bte  fdjwerlidj  öom  guten  SEeifter  gebilligt  würbe,  unb 
ben  Ouerftanb  ©.  45,  oorlefcter  £act,  ber  jum  wenigften  befrembet."  3)iefe  ^e-- 
merfung  öeranlagte  ^re^er  ju  einer  „öeri^tigung"  (Slllgem.  mufit  3*9«  ©•  ^,M» 
worin  bie  Dctattenparaßele  alö  <Sricr)fcr)tcr  begeic^net  würbe,  ber  nidjt  bem  ©orn^o* 
niften  fonbern  bem  (Sorrector  jur  Saft  falle.  ©djumannS  ,r@rwiberung"  barauf 
(XI,  132  unb  Mgem.  muftf.  3tg.  ©.  841)  lautet:  r,3n  ber  legten  Kummer  ber 
öligem.  SWufifal.  8«tung  beflagt  fic^  §err  ©.  ^re^er,  $rofeffor  am  Sonfer* 
oatorium  in  SGBien,  bag  ber  SReccnfent  feiner  ©t^mp^onie  in  unferer  8eitfdjrift  einen 
in  brei  öerfc^iebe nen  ©timmen  fte^enben  geiler  nid)t  auc^  gletcr)  al^  brei 
Drudf cr)Icr  erfannt.  3"  SBerfcn  groger  ©eifter  nur  eine  SRote  als  falfo^  §u  be* 
jeic^nen,  ift  gefä^rlic^,  gefd>weige  benn  biefelbe  $Rote  breimat  an  berfelben  Stelle 
wieber^olt.  3n  ber  £tjat,  riffe  bie  ge^ler^aftigfeit  in  Partituren  fo  weit  ein,  hui 
man  felbft  einer  breifarf)  betätigten  9iote  feinen  ©lauben  f^enfen  bürfte,  e§  Ware 
beffer,  man  öerfenfte  fie  in  bie  Xiefe  beä  SWeereS.  3ft  es  nun  fdjon  eine  ^Inmagrag, 


Sfamerfungen.  517 

tum  $faberen  ©djarffidjt  p  verlangen,  too  ber  fcomponift,  ber  bodj  genug  feine 
©tpnpfjonie  felbft  corrigirt,  felbft  leine  bemiefen,  fo  öoflenbS  an  jener  ©teile,  bie 
audj,  »ie  fie  nun  fteljt,  nur  toenig  meifterljafter  geworben,  tote  benn  baS  jefct  cor* 
rigirte  g,  bog  nadj  f  gefjt,  mit  bem  nadj  c  ge^enben  d  in  ber  jtoeiten  Violine  eine 
öuinte  bilbet,  wie  wir  fie  woljt  einem  ©traufifdjen  ©atyer  nadjfeljen,  einer  ©gm* 
Päonie  aber  nidjt.  £err  ©.  $retyer  $fttte  alfo  beffer  getrau,  ben  Vorwurf  in  jener 
föecenfton,  beren  SKilbe  er  überhaupt  nidjt  oerftanben  au  tyaben  fdjeint,  mit  ©tili* 
fä)toeigen  )u  übergeben,  aU  fidt)  gereift  ju  jetgen  unb  überall  ben  beleibigten  großen 
<£omponiften  burdjblirfen  $u  (äffen,  &u  bem  aHerwege  nodj  metyr  gehört,  als  Dctaben 
unb  Ouinten  bermeiben.  2)ic  SRebaction  b.  neuen  Seitjc^r.  f.  SR." 

38  (©.  189).  fcofmeifter  brudte  fpöter  noa)  ein  £tuartett  (SB.  14)  oon  SR.  »urg* 
müHer.  —  Son  ©dnimannS  bauember  Vorliebe  für  ben  begabten  (Eomponiften  &eugt 
e$,  baf$  er  ba$  unboüenbete  ©djerjo  au8  beffen  nadjgelaffeuer  ^weiter  ©gmpijonie 
(D  dar)  im  fcecember  1851  inftrumentirte.  $ie  ©tjmpljonie  mürbe,  jeboer)  o^ne  baS 
©djerao,  1864  in  Seipjig  jur  ÄuP^rung  gebraut.  —  ©urgmüHer  ftarb  ben  7.  SWai 
1836,  26  ga^re  aft,  gu  Sladjen,  wo  ifnt,  wäljrenb  er  ein  ©ab  natyra,  ein  epiteptifdjer 
3ufaH  überlam  unb  ba$  SEBaffer  ben  SBemu&ttofen  erfttefte.  8u  feinem  Seidjenbe* 
gängnifj  in  $üffefborf  fdjrieb  3Renbe(3fofjn,  ber  fdjon  511  ben  groben  be3  SRuftffefted 
bort  anwefenb  war,  ben  Srauermarfd}  (Amoll),  ber  fpater  als  op.  103  au£  bem 
dlad)\a$  öeröffentfidjt  mürbe. 

39  (©.  189).  9W3  ctabierfpteienben  ftnaben  führte  üjn  bereite  gloreftan  in  ber 
3eitfa)rift  (1836,  IV,  48)  ein  bura)  folgenbeS 

„(SSrenjeugnif). 

2Bie  gern  Willfahr'  id>  bem  SBunfdje  beS  $errn  SGßiflmerö  au«  Äopenljagen, 
ein  paar  SBorte  über  feinen  oier^e^njätjrigen  ©of>n  SRubotpl)  au«  ben  93üd)ern 
ber  2)abib3bünbler  ab$ufd)reiben. 

,—  93ei  2Beitem  erftaunlidjer  afö  im  Vortrage  ber  ßompofitionen,  bie  er  bei 
Rummel  einfhibirt,  trat  fein  mufifatifdjeS  Talent  im  freien  ^antafiren  $erbor. 
(Sufeb  gab  iljm  ba$  $orntljema  au$  bem  erften  ©afc  ber  C  moll*©t}mpl}onie.  ©rft 
ftugte  ber  Änabe  unb  tappte,  ba  er  nidjt  wufcte,  ob  eS  nad)  B  dur  ober  Es  gehört, 
fo  liebenSWürbig  oerlegen  in  ben  £armonieen  ^erum,  baß  e$  eine  greube  »ar. 
9^aa)  unb  nad)  aber  erfd^Iog  T^  tym  bie  ©ebeutung  ber  bier  2öne,  unb  nun 
ftrömten  orbentliä}  ©turnen,  93tifce  unb  perlen  unter  feinen  gingern  ^erbor,  fo  baß 
mir  einen  güngling  ju  ^ören  meinten.  2luf  ben  gebt  8lä)t,  fagte  SWeifter  9laro  nad^ 
bem  ©djüiß,  ber  toirb  eud)  einmal  waö  erjagen/ 

©0  fte^t  im  20ften  S3uä)  ber  S)abib«bünbler.  grloreftan." 

3>af$  ©d^umann  fpdter  feine  auf  2BiÜmerg  gefegten  ©Öffnungen  niä^t  erfüllt  fa% 
ge^t  aus  ber  ©trei(§ung  folgenber  SBorte  ^erbor,  bie  fi(^  urfprünglid)  an  ben  erften 
©a^  auf  ©ette  189,  Seile  5  0.  u.,  anf Stoffen:  rrSKit  befonberer  greube,  mit  frönen 
Hoffnungen  auf  fein  $uffinftige$  ©irfen  fär)rt  er  i^n  ^eute  jura  erften  9Ral  aU 
Gomponiften  in  biefe  geitfe^rift  ein." 

40  (©.  205).  ©ennett  l)at  bie  ^antafte  SBerl  16  ©djumann  geloibmet  ate 
Gegengabe  für  bie  SBibmung  ber  f^mp^onifalen  (Stuben  an  ilpt.  &  Rubelte  fta^ 
babei  (»ie  mir  ©ennettS  ©o^n  mittijeüte)  jugleic^  um  einen  ©a^erj:  ©ennett  mottte 
ein  f^loierigeS  ©rüd  f djreiben,  woran  ©d^umann  rüstig  ju  üben  ^aben  follte. 
®ietteiä)t  mar  e$  aud^  nod^  biefer  ©eite  ijin  auf  ein  ©egenftüd  ju  ben  f^mp^onif^en 


518  Slnmerfungen. 

(Stuben  abgefefjen.  lieber  ba£  ginale  ber  (enteren  tieft  man  in  3-  %  gutter  9Raü* 
lanbg  ©tograpljte  ©a)umann$  (ßonbon  1888)  ©.  53:  „®a3  fcljema,  mit  best  e* 
beginnt,  ift  einer  2Relobie  au$  SRarfdjnerS  Oper  Templer  unb  3übin:  ,<Du  ftolfceS 
(Bnglanb,  freue  biet)'  entnommen,  $>ie  SBaljl  btefeS  XljemaS  für  ba3  finale  foHte 
eine.£ulbigung  für  ©ternbale  ©emtett  fein,  ber  gerabe  $u  ber  gett  nadj  fieipjtg 
gefommen  toat,  als  bit  ©ariationen  componirt  mürben,  unb  bem  fie  ©djinnamt 
mibmete.  <S&  ift  jeboer)  ju  befürchten,  baß  ber  cnglifct)e  Eomponift  bie  (Eljre,  bie 
Schümann  iljm  ermiefen  fyattt,  faum  auf  itjren  richtigen  SBertlj  tyin  mürbigte,  beim 
e$  mirb  t-on  il)m  erjagt,  baß,  als  er  fpater  baS  SQBert  gelegentlidj  Ijörte,  er  eS  nidjt 
miebererfaunte."  $a$  ift  motjl  glaublidj,  ftimmt  audj  ju  ©ennerte  $agebud),  in 
^■bem  toon  Schumann  nur  in  ben  Ijerjltdjften  unb  freunbfdjaftlidjrften  fBorteu  gefprodjen 
toirb,  mäljrenb  man  oergeblid)  nad)  einer  SCeußerung  über  feine  Sompofitionen  fudjt 
flWan  barf  IjierauS  übrigens  nict)t  etma  folgern,  baß  Menuett  ber  ©djumannfdpn 
SKuft!  tfjeilnaljmloä  gegenübergeftanben  Ijabe;  er  Ijat  oielmefjr  einige  t»ou  ©dpimaim* 
größeren  SBerfen  juerft  in  <£ngtanb  eingeführt,  *.  ©.  1856  bie  $eri.)  —  ©eraietts 
Adur*$ljantafie  ift  in  (Snglanb  erft  nadj  bem  lobe  be3  ©erfafferS  beröffentlidp 
morben,  —  mie  ber  ©ol)n  meint:  »eil  ber  ©ompomft  felbft  ifjr  feinen  fonberlidjeu 
©ertl)  beigelegt  1)abe. 

41  {©.  208).  ©enauere*  barüber  f.  in  Saufen*  rf$>aoib3bünbler1'  @.  123: 
„Submig  ©djunfe  unb  Henriette  ©oigt." 

42  (©.  210).  9Renbel3fol)n  ift  gemeint.  ©on  ber  £odjad>tung ,  bie  er  ber 
grau  ©oigt  joHte,  jeugen  feine  ©riefe  an  fte;  Sari  ©oigt  gab  fie  1871  unter  beut 
Xitel:  „VLty  ©riefe  unb  ein  gacfimile  oon  g.  aReubelSjofyt  ©artyolbö"  anonmn 
fyerauä.  SBeniger  befannt  ift,  baß  Sari  unb  Henriette  ©oigt  mefentliü)en  SntJpil 
baran  Ratten,  baß  9Renbel$fo$n  im  %afytt  1835  für  Seipaig  gewonnen  mürbe.  Sie 
t»ermod)ten  iljn  baju,  ben  an  ifjn  ergangenen  8luf  $ur  Leitung  ber  ©emanbljaui* 
concerte,  beffen  ftbletynung  er  bereite  niebergefdjrieben  ljatte,  bodj  an^une^metu  Sin 
©rief  ber  grau  ©oigt  (Soblena  *>• 16-  31"» 1835)  an  3W-  Wonne  gaSper  in  fieipjig 
bmfytt  barüber:  „®a8  9Rufiffeft  felbft  [in  ßöln]  mar  maljrljaft  er^ebenb  unb  be» 
friebigenb,  mir  maren  öiel  mit  9Renbel3fotm  jufammen,  ber  fidj  unenblidj  freute, 
baß  mir  noä^  gefommen  toaren,  unb  bit  fiiebeniroürbigteit  felbft  perfönttd)  barftclltc 
<£t  getoann  alle  £er$en,  aufgenommen  meinet,  baö  il)m  fa)on  feit  alter  $tit  ange* 
^örte,  unb  oermoc^te  fo  biel  über  uns,  baß  mir  feinen  ©itten  nachgaben  unb  noa) 
nad)  ^üffelborf  reiften,  mo  mir  in  feinem  eignen  gimmer  bie  ^errlia)ften  ©tunbea 
öerlebten  unb  miber  unfern  früheren  $lan  jmei  bolle  2age  bort  blieben.  Ate  mir 
iljn  mieberfa^en,  ^atte  er  fa^on  ben  5Tbfagebrief  für  Seip^ig  in  ber  £afd|e  —  er  bat 
unS,  tljm  ju  ratzen  unb  ju  Reifen  —  biefen  großen  SRatl^  pflogen  mir  in  Stäffeiborj 
mö^renb  ber  Raufen  unfereS  SOhxficirenS  (fo  gelten  mir  mit  ber  Seit!),  unb  fo  ent* 
fa^ieb  er  ficr)  greitag  frü^  11  U^r,  baß  er  auf  6  äRonate  ben  Seidiger  Antrag  an* 
nehmen  motte  —  bie  guten  fieute  bort  mollten  bie«  «He«  öiel  früher  alö  er  felbft 
miffen,  unb  mir  ladjten  ^eralia^  mit  iljm  fie  au§,  ba  er  jefct  erft  entf Rieben,  nun 
aud)  eö  ^ingefa^rieben  ^at.  dt  geigte  mir  alle  feine  $errlia)feiten,  auo^  fein  ntufi* 
talifa^e«  intereffante«  Wlbunvmo  ia^  mia^  eintragen  mußte,  —  ein  ©ieüiebdjen,  ba§ 
ia}  mit  tym  in  ^öln  beim  Äünftlerbiner  aß,  ^abe  ia)  in  $)üffelborf  gemonuenf  bal 
intereffantefte,  ba&  ia)  je  gegeffen."  —  3)a6  3»enbel3folm  fia)  nur  ferner  jur  3ta> 
na^me  ber  fieipaiger  ©teHung  enrfcr)loffen  §atte,  beftätigt  fein  ©rief  öom  13.  «ug. 
1835  an  3RofdJeleS:  ffiu  »«6t,  baß  ia)  ben  naa)ften  SBinter  in  fieipjig  bleibe,  um 


Stomerfuugen.  519 

Stboratementconcerte  gu  birigiren;  id)  tyobe  mid)  baju  nur  öon  SD^tc^aeÜg  Bid 
^ftcm  oerbinblid)  gemacht;  mir  graut  etwas  babor  unb  idj  fann  mir  ben  8luf enthalt 
nidjt  rei§eub  benfen."  $ie  Berf>Ältmf[e  in  ßetyfcig  geftalteten  fidj  aber  oom  erflen 
Beginn  an  fo  überaus  erfreulich,  bafj  SRenbelSfolm  ftd)  bort  fc^r  glücflic$  füllte. 

43  (©„  220).  SttefeS  Capriccio  bilbete  urforünglidj  ben  ©d)lu&  beS  „$enf* 
unb  fcidjtbfidjleinS'' ;  eS  fdjien  $toecfmafjtger  ^ier  eingefügt  $u  roerben,  ba  eS  oor 
1839  nidjt  getrieben  fein  fann.  ©enau  ift  bie  geit  ber  Stbfaffung  nid)t  $u  be- 
ftimmen,  bod)  fallt  fte  {ebenfalls  in  ben  Seitraum  uon  1839  bis  1842,  ber  bie  2tbtn$* 
bauer  ber  @c§fflingfd)en  „3al)rbüc§er  für  SÄufif  unb  tyre  ©iffenfdjaft"  umfaßt.  2tuf 
eine  Berfoottung  beS  oon  ©djittiug  gegrünbeten  „$eutfä)en  SRationalbereinS  für 
äRuftf"  ift  es  ofme  grage  abgefeljen,  —  bie  Ueberförift,  ber  mit  „@.  ©."  (©uftao 
©djiümg)  unterzeichnete  Aufruf,  baS  „Sßrotectorat"  beS  BürgermeifterS  foroie  bie 
„correfponbirenben  unb  (Styrenmitgtteber"  beuten  barauf  $in.  ©efdjilbert  roirb  ein 
gufammenftof)  ber  Anhänger  beS  „9fceuen"  unb  beS  „Sitten",  ber  ©djauplofc  ift  eine 
„berühmte  SWufifftobt"  —  offenbar  ßetyflig.  $afc  mit  ben  fingirten  tarnen  auf 
beftimmte  SRufifer  angespielt  roirb,  ift  gettrifc;  toer  aber  getroffen  roerben  foflte,  ift 
uidjt  mit  ©idjerljeit  &u  fagen.  3)aS  Urbilb  beS  „fötiff"  ift  am  leidjteften  erfemtbar 
—  ginf. 

44  (©.  226).  SBenbelSfolju  $at  es  zweimal  öffentlich  gefoielt:  am  2.  Hprit 
1838  in  einem  Soncert  ber  ©efdjwifler  Botgorfdjef  unb  am  25.  SRoö.  1839.  (St 
fjatte  baS  „Slbagio  unb  föonbo"  (fo  mar  eS  auf  bem  Programm  bezeichnet)  für  baS 
erftgenannte  <£oncert  gefdjrieben  unb  zwar  in  unglaublich  furzer  Seit.  3»n  einem 
Briefe  bom  Saturn  beS  SoncerttageS  (2.  Styril)  berichtete  SKenbelSfoljn  feiner  gfamilie 
in  ©erlin,  er  Ijabe  grt.  Botgorfdjef  baS  ©fielen  Ziagen  muffen,  aber  erft  nac^jer 
ftdj  befonnen,  bafj  er  burdjauS  nichts  r,$ur$eS,  $affenbeSM  Ijabe.  „©o  entfajlofj  idj 
midj  benn,  ein  SRoubo  $u  componiren,  oon  bem  oorgeftern  frülj  nod}  feine  SRote  ge* 
fä)rieben  War,  unb  baS  id)  Ijeute  Äbenb  mit  ganzem  Drdjefter  fpiele  unb  Ijeute  früf) 
probirt  1>abe.  @S  Hingt  luftig  genug;  tote  idj'S  aber  fpielen  toerbe,  toiffen  bie 
©ötter,  unb  and)  bie  !aum,  benn  an  einer  ©teile  fjabe  idj  15  £acte  Raufen  in  bie 
Begleitung  gefdjrieben  unb  Ijabe  nod)  feine  Slljuung,  toaS  idj  ba  ^ineinfpielen  fofl. 
«ber  (ginem,  ber  en  gros  fpielt  tote  idj,  bem  geljt  Zieles  burdj!" 

45  (©.  227).  $er  SluSbrud  im  £ejt  Verlangt  eine  Erläuterung.  <£.  Band 
lata  1834  nad)  ßeipgig,  etroa  gmei  SRonate  nac^  ©egrünbung  ber  neuen  geitfärift, 
bereu  3Ritarbeiter  er  tourbe.  (Sr  fd)rieb  für  fie  ©fi^en  aus  Statten  :c,  öortoiegenb 
aber  Ärttifen  über  ©efangfad^en  unb  Dpem.  3m  ©an$en  ^at  ©anef  65  Beitrüge 
(barunter  fünf  ©elbftfritifen)  geliefert,  baoon  finb  31  mit  ber  giffer  6,  21  mit  w16^ 
4..mit  w26w,  5  mit  ,,©erpentinuSJ<,  2  mit  „<£.—*."  unb  nur  2  mit  bem  botten  tarnen 
„(Satt  Wand"  ge$eia)net  Bei  6  förderen,  mit  „%."  gezeichneten  SRecenfionen  fjalte  ic^ 
eS  für  aroeifel^aft,  ob  fie  Band  ober  ©uftao  Bergen  aufreiben  finb.  9Rai  1836 
$örte  bie  9Ritarbeiterfc^aft  an  ©d^umannS  8eitfd)rift  auf  unb  ^toax  —  nad)  Bands 
eigener  Angabe  —  »eil  er  fal),  „baj  baS  Snftitut  unfähig  fei,  bie  nötige  »irfungS* 
ooHe  ©teHung  ju  erreichen,  tyeilS  burc^  geitoer^öltniff e,  QeilS  burc^  innere  ©dpo&dp 
ber  gfü^rung  gehemmt.11  ©o  ljei&t  eS  in  htm  biograjrfn'fdjen  SluffaJ  über  Bancf  in 
D.S.B.  SBolffS  w«ßortraitS  unb  ©enrebilbem^  ((Saffel  unb  £eip§ig  1839)  2.  Bb., 
©.  260.  ©d^umanns  „\$tDa$ttu  föebactionSfütyrung  gegenüber  gab  Band  1839 
fogar  ben  3Rufif^eitungen  oon  grinf  unb  ©djiHing  ben  Borjug.  SBolp  3tuffafe  (ber 
t^eilweife  „faft  ganj  mit  Bands  ©orten"  ntebergefdjrieben  würbe)  roeijt  @.  247 


520  Änmertungen. 

barauf  ^in,  ba|  bie  mnftfattfdje  Staut  audj  begüglic^  Sands  bettriefen,  toie  wenig 
fie  fidj  „bei  ber  ©fjarafteriftif  ljeröorragenber  $erfdnlidjteiten"  auf  bat  richtigen 
©tanbpunft  311  fdjmingen  toiffe.  Sand  »erbe  falfdjli$eäoeife  „ber  neuften  vornan* 
tifdjen  SRidjtung  äuge&ätylt",  ba  man  eben  „ftamen  Don  gutem  Älange  an  ber  6pi$c 
Ijaben  motte",  allein  „aud>  ©Ijopin  unb  £enfelt  Ratten  ftdj  ©teidjeS  gefallen 
Iaffen  muffen."  —  Sand  natfm  feit  feinem  SEBeggange  Don  fieipjig  (Anfang  1836 
eine  meljr  unb  meljr  feinblidje  ©tettung  $u  ©djumaim  unb  feiner  S^tung  ein,  wob 
als  00m  3aljre  1838  an  in  allen  mögli^en  bettetriftifdjen  unb  polirifdjen  blättern 
anonyme  unb  pfeubonnme  SCrtifel  auftauchten,  bie  in  ber  ©djmdljung  ber  „roman^ 
tifdjen1'  ober  „neuromanrtfdjen  ©djule"  (b.  lj.  (SdjumannS  unb  ber  neuen  Seüfdjrift, 
auffällig  übereinftimmten,  ba  mar  «Schumann  nidjt  in  gmetfel  Darüber,  bafc  bie 
meiften  berfetben  birect  ober  inbirect  öon  Sand  ausgingen.  3n  einigen  ber  ano* 
ntomen  Angriffe  ift  Sand  !aum  ju  »erlernten.  3n  einem  Äuffafc  „^tanbpuntt  ber 
mufifalifdjen  Äritif"  (Hamburger  ©orrefp.  0.  9.  Qan.  1839)  mürbe  gefagt,  bajj  bie 
mufüaL  8citungen  „iljr  müljfam  fargeS  ßeben  oljne  Hinflug  luttfdjleppen,  tyeiltoeife 
mit  gutem  SBitten,  aber  burdjgängig  mit  einem  munberbaren  Mangel  an  Straften 
geführt".  JgnSbefonbere  fottte  ©djumannS  geitfdjrift,  „weldje  mit  frtfdjen  Jugend 
liefen  Gräften  unb  einer  jeitgemaßen,  fdjarf  marfirten  unb  toenigftenS  Ijödtfl  an» 
regenben  9ü$tung  auftrat",  Ijemadj  „burdj  unfidjere  StebacrionSfülpung  ©etft  unb 
Haltung  öerloren  unb  bie  gehegten  ©rmartungen  rafdj  getäufdjt  tjaben."  ©cr>licfelidb 
würbe  bebauert,  baß  „bie  beutfdjen  Somponiften  öon  Sebeutung"  bem  oenoorrenen 
unb  öermirrenben  treiben  ber  mufifalifdjen  äritif  unnötig  aufäßen,  unb  baß  „mantbe 
berfelben,  j.  S.  <£.  San  et,  bie  fdjon  früher  iljre  große  friiifdje  gdljigfeit  betoiefeo, 
fid,-  ganj  baöon  jurüdge§ogen  f)aben."  —  Die  anonymen  SeitungSartifel  öerftdjerten 
mieberljolt,  baß  meberSand,  nodj  „fein  gfreunb  #enfelt"  ber  neuromantifd>en  ©dntk 
angehöre  ac  Die  öerfdjiebenften  nidjt-mufifatifdjen  Slatter  ber  legten  Dreißiger 
galjre  brauten  Variationen  über  biefeS  Dtyema,  lobenbe  feigen  (audj  ^elbftrririfen 
Sandfdjer  Sieber,  gufammenftettungen  ber  bemerfenSwertyeftenneuerfdjienenen  SRnftf* 
toerfe,  worin  Sandfdje  Sieber  aufgejagt,  (SdjumannS  ©ompofitionen  aber  tobtge* 
fdimiegen  mürben.  (Nürnberger  ©orrefp.  1839.  Sgl.  Slnmerf.  4.)  <&d)umaiut  fdjeint 
$u  Entgegnungen  erft  gebrängt  morben  ju  fein,  als  Sand  fidj  audj  ber  SirabeSge* 
noffenfdjaft  (Shillings  p  erfreuen  r)atte.  SReljrere  ironifdje  Normen  ftnben  fi4 
in  ber  Seirfdjrift  öon  1840  (XII,  ©.  28,  36,  44  u.  48).  Der  „SieberfmrpS  öon 
3ena"  mag  Sands  (Selbftbewußfein  am  empfinbltdjften  getroffen  Ijaben.  S^ei  Saint 
fpäter  jog  (Schumann  Sand  nodj  einmal  öor  fein  gorum  unb  jtoar  in  einer  un* 
barm^erjigen  Äritif  fetner  „SKartenlieber1'  (f.  @.  377).  SBeldje  befonbere  Seron« 
laffung  (Schumann  ju  folgern  3om  geregt  Ijaben  mag,  ^abe  ic^  nic^t  ermütds 
fönnen.  Wi  biefer  SC&fertigung  fdjeint  mieberum  eine  im  Hamburger  ©orrefp.  »om 
18.  San.  1843  abgebrudte  anonüme  ©orrefponbenj  aud  Dre^ben  im  3U* 
fammen^ang  ju  fte^en,  bie  inbefs  eine  Seantmortung  feiten^  ®djumann£  nidyt  ge* 
funben  ^at  unb  nidjt  ftnben  fonnte.  Der  gallige  Slrtifel  liegt  ju  weit  jenfeitä  ber 
Sinie  beS  ^Inftänbigen,  um  tyter  mitgeteilt  werben  ju  fönnen.  —  ^atte  Sand  »ab* 
renb  ber  8^t  feiner  SWitarbeiterfc^aft  an  ber  8rirfö*ift  ^c^umannÄ  X^dtigfeit 
günfttg  beurteilt,  fo  dnberte  fic^  ba3,  nac^bem  bie  beiben  fo  grunböerfdpebenen 
Gönner  in  eine  fetnbli^e  Stellung  ju  einanber  geraten  toaren.  Sands  ©eriitg» 
f Tagung  ^c^umannS  ^at  fic^  auc^  in  ben  nac^ftfolgenben  Qatyren  f^merlic^  gednbert, 
toentgftenS  ift  in  feiner  $lb^anblung  „ßur  Setrac^tung  ber  mufüaL  äunfouftänbe 


Slnmerfungen.  52] 

in  ber  ©egentoart"  (&  ©djmegler*  „3af>rbüdjer  bct  ©egentoart",  1846,  ®.  771 
unb  983)  baöou  nidjts  ju  bemerfen.  SBenn  ©and  barin  beflagt,  baß  „in  Deutfa> 
lanb  berfeljrte  unb  oerfiadjenbe  9tidjtungen  in  bcr  SJhiftf  periobifd)  einen  erf  djreden* 
ben  fjortgang  gewinnen",  fo  fyattt  e*  nahegelegen,  bem  gegenüber  toemgften*  mit 
einem  Sott  auf  aRenbelSfoljn  unb  (Schümann  tynaumeifen,  fall*  er  bem 
SBirfen  berfelben  überhaupt  eine  befonbere  ©ebeutung  beimag.  —  Da3  perfönlidje 
©ertyftltmß  ©andS  unb  <Sdmmann$  $u  einanber  mar  unb  blieb  aerftört,  mürbe  aud) 
in  Bresben  nidjt  toteberljergeftellt.  SBSenn  <£rler  (II,  44)  jagt,  baß  <Sajumann 
„später  [b.  $.  1848,  naajbem  er  faft  toier  Safjre  fdjon  in  DreSben  gemofytt]  {ein 
tlnredjt  eingefe^en  unb  juerft  bie  #anb  bot",  jo  ift  ba$  lefctere  richtig,  ba£  erftere 
aum  minbeften  unemriefen.  Der  bon  ©rler  mitgeteilte  ©rief  ©djumannS  an  ©and 
(—  o^ne  Enrebe  unb  mit  bem  füllen  „3fyr  ergebener"  — )  überzeugt  niajt,  nament* 
lid)  ber  ©djluß:  bie  (gtnlabung  &ur  gauftprobe  als  eine  ^riöatfaaje  511  betrauten 
„gugtrid;  aber  audj  als  einen  Anfang  ber  SBtebertyerftettung  be«  früheren  gefel* 
Ugen  [!]  ©er^aitmffeS  jmifa^en  un$,  ba£  aufouljeben  toeber  mir  noajoielleidjtSlmen 
felbft  in  ben  (Sinn  gefommen  —  fo  mill  id)  eS  mentgjtenS  glauben."  Da« 
ftingt  nidjt  tote  ein  gugeftänbuiß  begangenen  UnreajtS  gegen  ben  ehemaligen  ©e* 
noffen.  (Eljer  wirb  man  annehmen  bürfen,  baß  Schümann  oon  außen  Ijer  neran* 
lagt  würbe,  bie  $anb  tum  trieben  gu  bieten.  —  ©eiläufig  fei  nodj  bejüglidj  un* 
genauer  ßeitangaben  über  ©ands  Aufenthalt  in  3talien  beriajtigenb  bemertt,  baß 
©and  fdjon  im  3uli  1830  nad)  Italien  ging,  ©ein  ©erfud)  einer  Annäherung 
an  äRenbelSjoljn  muß  wenig  ermuntemb  aufgefallen  fein,  tote  man  nadj  BRenbelS* 
folmS  ©rief  (Korn,  b.  23.  9tob.  1830)  annehmen  muß,  ber  nidjt  gerabe-  fer)r  erfreut 
berietet,  baß  „©."  (©and)  iljm  „ein  gange*  ßieberfjeft  unb  ein  Ave  Maria"  oor* 
gefpielt  Ijabe.  hierauf  begießt  fidj,  was  ©and  unterm  26.  San.  1836  an  §ofmeifter 
f djrieb:  „3$  merfe,  baß  mit  SRenbelSfolm  baS  Äunftleben  bort  [in  Seipgig]  unan* 
genehm  oeranbert  ift,  unb  baß  idj  9tect)t  fjattt,  midj  i$m  immer  brei  ©abritte,  nodj 
oon  früherer  (Srfaljrung  Ijer,  entfernt  gu  galten,  —  audj  ^ier  [in  ©erltn] 
Ijöre  idj  niajtS  SiebenSwürbigeS  über  ü)n."  —  <r  ( 

Diefe  ausführliche  Änmerlung  erfdjien  notljwenbig,  um  ©and«  (Stellung  gu        , ■*'*  *7;  ^  f 
©djumann  eto>a&  na^er  gu  beleuö)ten,  »eil  ©and  eine  ber ^auptqueßen  für SBafie»  J  r/ '    0]    t.. 
lemSfiS  <Sa^umann*©iograp^ie  getoorben  ift.    (©gl.  Slnmerf.  10  am  ©djluß.)  •'"%'  *\  '  * 

46  (©.  229).    8toiftt)en  ©eet^obenS  ehemaliger  ©rabftötte  auf  bem  Springer  5Vc  <l>~i<<  '* 
grieb^ofe  unb  ber  Huberts  finb  noa^  brei  ©räber  getoefen.    3wwd)fi  ©eet^ooen    TT     45" 
mar  bie  Familiengruft1  be3  grei^errn  @a)lea)ta  0.  SBffe^rb  unb  ber  i^m  oer»   -^" 
fdjtoägerten  ton  ^arbtmut^  1827;  bann  !am  boö  ©rab  oon  Caroline  ©röfin 

Obonnel  unb  oon  3o^.  ©raf  Obonnel. 

47  (©.  231).  Die  ©ebeutung  3Renbetefo^n5  mürbe  bei  feinen  Sebjeiten  nur 
bon  einem  Heinen  X^eil  ber  SBiener  SRufitfreunbe  erfannt.  Dad  beftütigt  ein  Stuf« 
fa$  §an<8licfö  im  „SBiener  ©oten"  (©eilage  gu  ben  „^onntagdblättern")  00m 
31.  Dct.  1847,  ber  auf  bie  beborfte^enbe  ftupljrung  be«  (SliaS  fjmtoetft.  ©on 
freubiger  ©emunberung  für  baö  3Bert  erfüllt,  moUte  ^andlid  bie  $drer  mit  bem 
$lan  be£  ©angen  belannt  unb  auf  bie  einzelnen  ©c^ön^etten  aufmerffam  machen. 
(Sr  lögt  aber  bie  ©emerfung  einfließen :  „3n  SBien  ^at,  er)rlict)  geftanben,  ber 
$au lud  menig  ©lud  gemalt,  überhaupt  lein  SBert  9Renbel3folm3  nad)^altig  ge* 
loirft  Die  ©eftrebungen  mürbiger  Männer,  tote  ^if^of,  ©edjer,  ©edque,  2aw 
rencin   finb  uereingelt  geblieben;  gu  einer  populären  ©röße,  einer  allgemeinen 


/ 


522  2lnmerlungen. 

Beliebtheit,  tute  fie  SRenbelSfoljn  in  $)eutf  djlanb  geniefit,  tonnte  er  e£  inSSienme* 

mala  bringen häufiger  als  irgenbwo  ijört  man  in  SEBien  ben  ©emehtylafc  gegen 

SRenbelSfolm  rieten:  er  comj>onire  mit  betn  SSerftanb  unb  nidjt  mit  bem  ©efüljle.* 
(lieber  folße  Urteile  ber  SBtener  foridjt  au$  (Sdjumann  @.  151.)  $an$li(t  glaubt 
aber  erwarten  ju  bürfen,  ba&  beim  (SliaS  nidjt,  wie  bei  ber  elften  ftuffülnnmg  beS 
$aulu3  (1839),  Soumalritter  oon  ber  rraurigften  ©eftalt  einem  gelir.  SRenbetefoIra 
bie  gelter  bufenbweife  nachrechnen  würben.  „Äuaj  baä  unleugbare  SBiberftreben, 
weldjeS  ficr)  Don  jeljer  in  unferer  treffe  unb  unferm  publicum  gegen  ftruftleiftungen 
aufwerte,  bie  oon  Sfcorbbeutfdjlanb  famen,  fdjwinbet  immer  meljr  unb  metyr;  unb 
wenn  wir  audj  nidjt  hoffen  bürfen,  baß  SBteu  je  ein  ©rengbamm  fein  werbe  gegen 
ba£  Sct}lecr)te  aus  Gliben,  fo  wirb  eS  bocft  gewifj  aufhören,  ein  ©rengbamm  gu  fein 
gegen  baS  ©ute  aus  Sorben."  —  Die  erfte  Slupijrung  be$  (SliaS  foflte  am 
7.  SRoö.  1847  unter  ätabel$foljn$  eigener  Leitung  ftattftnben,  bodj  mvfctt  fie  „wegen 
eingetretenen  UnwofjlfeinS  be£  SompofiteurS"  auf  ben  14.  9?ot>.  t>erf$oben  »erben. 
2113  $an$licf  am  (Sdjlufj  feinet  &uffa$e$  SRenbelSfotyn  5U0erfict)tlict)  unb  freubig  gn* 
rief,  rote  ber  (£ngel  bem  @HaS:  „fromm'  Ijerab!  nodj  finb  übrig  geblieben  7000  in 
3$raet,  bie  fidj  nidjt  gebeugt  öor  ©aal"  —  ba  afjnte  er  nidjt,  bog  wenige  Xage 
barauf  ber  (Erwartete  heimgegangen  fein  unb  bie  Äupljrung  be*  <£lia£  am  14.  $oo. 
ftct>  gu  einer  Xobtenfeier  für  ben  öerflärten  SReifter  geftalten  werbe. 

48  (<5.  237).  3n  »rod&auS'  magern.  gtg.  oom  23.  SÄärg  lieg  ©djumaim  ücö 
näfyer  barüber  auä:  „borgen  Slbenb  giebt  §err  fjrang  ßifgt  fein  gweiteS  unb  leiber 
legteö  (Soncert  SBir  würben  e3  auf  ba$  JJnnigfte  beflagen  muffen,  wenn  eä  wirf« 
lief)  fein  lefcteS  wäre,  fönnten  e3  jeboct)  anbererfeitS  bem  ftünftler  laum  berbenfeu, 
feine  Äbreife  nad)  Sßaris  gu  befdjleunigen,  ba  einige  (Stimmen  laut  geworben  ftnb, 
bie  il)m  gur  Saft  gu  legen  fidj  bemühen,  Wa3  Stnbere  in  übertriebenem  föefajäffö* 
eifer  oerf ei}en  Ratten.  SBie  lann  e3  aber  ba3  publicum  berühren,  wenn  einige  $er* 
fönen  leine  greibifletS  belommen  Ijaben?  kommen  fjeljler  unb  8erfe$en  nidjt  aud} 
bei  unwichtigeren  (Soncertgebern  twr?  SRan  wirb  bodj  ntdjt  glauben  Wollen,  $err 
Sifat,  ber  fein  geben  t)inburaj  wafjrliaj  Seweife  genug  oon  greigebigfeit  unb  $oa> 
Ijergigleit  gegeben,  Ijabe  fidj  auf  einmal  bei  un$  burdj  Ausfall  einiger  gfteibillefö 
ober  burdj  ©perrfifce  (bie  anberw&rtS  5.  ©.  in  SBien  immer  oorljanben)  bereidjera 
Wollen.  Unb  r)arte  er  bie  greife  ber  ^errfi^e  aua^  noa)  meljr  er^ö^t,  es  fäme 
boa)  nod)  lange  nia^t  bie  (Summe  Ijerauä,  bie  er  j.  9.  jur  (Eaia^tung  bed  SXoim« 
menteö  für  öeet^ooen  angewiefen.  fieiber  muffen  wir  foldje  X^atfac^en  erwähnen, 
einem  Slrtifel  gegenüber,  ber  in  einer  „Beilage  jum  Dre^bener  SSoc^enblatr"  bur^ 
Unwahrheiten  gegen  btn  tünftler  aufju^e^en  üerjudjt  ^at  %ber  $r.  fiifet  fte^t  jn 
^oa)  über  folgen  Angriffen.  (Srlaben  wir  und  benn  lieber  an  berftunft  bed  lettern, 
anstatt  öon  erftern  noa^  weiter  ju  fprea^en.  @d  ift  eine  ^renangelegen^ett,  unb 
bag  fie  ftd)  gur  greube  Mer  ausgleiten  werbe,  bürfen  wir  oon  ben  Sö^bc^^f^1 
be£  SReifterS  wie  oon  ber  gefunben  (Sm^fänglia^ifeit  bed  $ublicumd  getroft  erwarten.'1 

SRenbelSfoljn,  ber  eine  „übergroße  gfreube"  oon  ßifetö  «uf enthalt  in 
£eip*ig  ^atte,  fcr)rieb  über  bie  (Streitigleiten  an  SRoföele*  (21.  SWärj):  Reibet 
ift  aua)  er  [öifjt]  oon  einem  @efa)äftdfü^rer  unb  einem  (Secretar  umringt, 
bie  feine  «Sachen  fo  morbfa)lea)t  beforgen,  bag  bad  gange  publicum  entfe^Uct 
aufgebraßt  gegen  ifm  war,  unb  ba$  t%  und  allen  bie  größte  SKü^e  gef oftet  tyd,  bie 
v^ac^e  jum  jwetten  (Soncert  nur  einigermagen  audgugleißen.  Die  «ngeigen,  bie 
Stbanberungen,  bie  greife,  bad  Programm,  furgSllled,  wad  nißtfiifgt  fetbft  gemacht 


Bnmerfungeu.  523 

Ijatte,  toar  oerfeljrt  unb  fegte  bie  ruhigen  Seidig«  in  SSButlj.  3e$t,  benfe  idj,  IjaBea 
ftc  fidj  eines  beffern  befonnen,  unb  #ifler,  gärtet,  (Schumann  imb  id)  tyabeu  bte 
©ecretäre  mögltdjft  ju  neutralifiren  gefugt."  ©einer  Butter  Gilbert  äRenbelSfoljn 
ben  Vorgang  ebenfalls  (30.  SRära)  unb  fügt  6 mau:  „ftun  fiel  mit  ein,  bag  bte 
fdjledjte  Stimmung  bielleidjt  am  beften  $u  beseitigen  fein  mürbe,  toenn  bit  Seilte  iljn 
einmal  in  ber  Siälfe  befä^en  unb  betörten,  entf  ilog  mid)  furj  unb  gab  tym  eine  ©oiree 
auf  bem  (SJetoanbljaute  Don  350  $erfonen,  mit  Drdjefter,  (Elmr,  ©ifdjof,  Äudjen, 
SJteereSftille,  ${alm,  ZiipzU&onctxt  oon  %a$  (ßifat,  filier  unb  idj),  ©fjören  aus 
$aulu$,  Fantasie  sur  la  Lucia  di  Lammermoor,  (Jrllönig,  Xeufel  unb  feine 
©rogmutter,  unb  ba  toaren  alle  fo  oergnügt  unb  fangen  unb  fpielten  mit  folgern 
(EntljufiaSmuS,  bag  fte  fdjtoureu,  fie  Ratten  nodj  leinen  luftigem  fcbenb  erlebt,  unb 
mein  3w*ä  würbe  baburdj  glüctlict)  unb  auf  eine  feljr  angenehme  9trt  erreicht"  — 
filier  gab  fiifjt  p  Gljren  ein  glänaenbeS  SRittagSmaljl,  au  toeldjem  er  bie  muftfo* 
tifdjen  (Strogen  Seidig*  eingelaben  Ijatte.  „211S  toir  (fo  era&lflt  #tfler)  oon  unferen 
focialen  (elbent^aten  foater  jrtauberten,  amüfirte  es  aRenbelSfoljn  fönigltcr),  bag 
meine  $alb  verborgene  unb  wenige  ßeute  umfaffenbe  ?$$te  midj  Viel  mefjr  gefoftet 
Ijatte,  als  ifm  feine  grogartige  ftemonftration.  ©ein  Sachen  bei  bergleidjen  Ijatte 
ettoaS  ^nblidjntaio»gutmüil)igeS,  unb  er  toar  eigentlich  nie  gemütfjlidjer,  als  toenn 
er  ein  toenig  flotten  tonnte." 

49  (<S.  240).  $aS  £eipaiger  Xageblatt  oom  29.  SOTar*  enthält  einen  mit  „&" 
unterzeichneten,  otjue  gtoetfel  oon  (Schümann  gefdjriebenen  Ärtifel,  ber  auf  baS  am 
folgenben  Xage  ftattftnbenbe  (Soncert  SifatS,  „beS  grögten  $ianiften  unferer  Xage", 
nod|  befonberS  ijintoeift.  ©djumann  jagt  barin  §um  JBerftanbnig  beS  ©arnaöatS: 
„(£S  ift  ein  tyumoriftifdjer  SRaSfenroman,  in  toeldjem  auger  bem  befannten  @eficr>tc 
beS  ^arlefin,  $antalon,  ber  Kolombine  audj  bebeutenbere  ber  Gegenwart,  toie 
e^opin  unb  Sßaganini  in  flüchtigen  mufifalifdjen  Umriffen  %am  JBorfdjeine  fommenf 
baatoifdjen  ftet)  ein  Abenteuer  au  enttoicleln  fdjeint,  toie  bie  Flamen  anberer  ©tücfe 
ausbeuten  f^einen."  —  3«  einem  (bisher  ungebrudten)  ©riefe  Oom  9.  gebr.  1838 
an  $ulie  ©aronMSaöalcabö  fagt  ©djumann  über  ben  (Sarnaoat:  „5>ag©ie  mein  dar- 
naoal  reiaen  mag,  begreife  idj  tooljl;  e$  fieljt  ja  im  Äünftlerfjeraen  manchmal  toun* 
bcxlicr)  auS  unb  bie  fdjreienben  fciffonanaen,  toie  fte  baS  ßeben  aufammenfefct,  mil* 
bert  bie  (berfölmenbe  Äunft,  toie  fie  oft  audj  toieber  bie  greuben  in  bunfle  lange 
©djleier  einfüllt,  bag  man  fie  nidjt  fo  offen  felje." 

50  (@.  241).  ©djumannS  ©riefe  an  feine  SBraut  enthalten  üR&ljered  barüber. 
Am  18;  äRara  fdjrieb  er:  „SRit  fiifat  bin  idj  faft  ben  ganjen  £ag  aufammen.  @r 
fagte  mir  geftem,  ,mir  ift'S  als  fennte  ic^  <gie  fc^on  20  ga^re'  —  mir  geljt  eS  auc^ 
fo.  SBir  finb  fc^on  reetjt  grob  gegen  einanber,  unb  ic^  f)ab'8  oft  Urfa$,  ba  er  gar 
au  launenhaft  unb  üerjogen  ift  bur$  SBien.  2Bie  er  boc^  augerorbentltd)  fm'elt  unb 
fü^n  unb  toll,  nnb  toieber  jart  unb  buftig  —  baS  ^ab'  ic^  niemals  gehört.  Slber 
Clara,  btefe  3Belt  ift  meine  nic^t  me^r.  $ie  ^unft,  toie  2)u  fie  übft,  toie  idj  aua^ 
oft  am  (Slaoier  beim  Com^oniren,  biefe  f$öne  ©emüt^lic^feit  gab'  ia^  boc^  nidjt 
^in  für  aW  feine  $rac^t;  unb  auc^  erroaS  gflittertoefen  ift  babei.  Sag  midj  barüber 
itutt  fc^toeigen.M  51m  20.:  „§tutt  frül)  ^ätte  tc^  %i$  au  fiifat  getoünfe^t  (Sr  ift 
boc^  gar  ju  augerorbentlic^.  @r  fpielte  aus  ben  ^ooeüetten,  aus  ber  $^antafie, 
ber  ©onate,  bag  eS  midi  ganj  ergriff.  ©ieleS  anberS,  als  ict)'ö  mir  gebaut,  immer 
aber  genial  unb  mit  einer  8artr)eit  unb  &tyrttyit  im  ©efü^l,  toie  er  fie  tooljl  auc^ 
nid)t  aKe  Sage  ^at.    Wut  [(£.  $1.]  ©eefer  toar  babei,  bem  ftanben  bie  Xlpanen  in 


524  Sfamerfungen. 

ben  klugen . . .  2)ag  &weüe  ©oncert  gab  er  noa>  nic^t  unb  legte  fiä)  Hebet  ind  Bett 
unb  lieg  jmei  @>tunben  juoor  befannt  machen,  er  wäre  franf.  $aß  er  angegriffen 
ift  unb  fear,  glaub'  idj  gem.  Sieb  mar  e£  mir,  weil  td)  ifpt  nun  ben  ganzen  Sag 
int  ©ett  Ijabe  unb  außer  mir  nur  SRenbelgfoljn,  Ritter  unb  SReuß  §u  tym  fönnen. . . . 
©laubft  3)u  moljl,  baß  er  in  feinem  ©oncert  ein  #ärtelfdjeg  3nftrument  geftuelt 
Ijat,  bag  er  oorfjer  nod)  niemal  g  gefeljn?  <So  etwag  gefällt  mir  nun  ungemein, 
bieg  SBertrauen  auf  feine  guten  jetyn  §ftnger."  Am  22.:  „5>ir  aber  fag  id>'g,  Sifet 
erfdjeint  mir  alle  Xage  gewaltiger,  £eute  frülj  t)at  er  wieber  bei  ftaimunb  §ärtel 
gezielt,  baß  mir  alle  gitterten  unb  jubelten,  (Stuben  Don  ©Ijopin,  ein  <&tfid  auf 
ber  töoffinifdjen  ©oir&n  unb  Sfceljrereg  noä}." 

51  (<5.  245).  Qu  biefer  urforünglidj  nidjt  beabftdjtigten  Aufführung  aller  oier 
Duüertüren  gab  ein  SufaH  bie  ©eranlaffung.  (Sin  frember  »iolinift  mar  im  erften 
Xljeil  beg  Soncertg  mit  fo  entfäiebenem  SRißerfolg  aufgetreten,  baß  er  fidj  gang 
fadjte  auf  unb  baoon  machte  unb  im  ^weiten  X^eil  mrgenbg  &u  ftnben  mar.  Um 
bit  baburd)  entftanbene  $rogrammlücfe  auffüllen,  entfdjtoß  fid)  SRenbelgfolju  für), 
ben  im  erften  £l)eil  bereite  getieften  jmei  Dutoertüren  audj  nodj  bie  beiben  legten 
—  ol)ne  oorljerige  $robe  —  folgen  ju  laffen.  — 

lieber  bie  Reihenfolge,  in  ber  bie  oier  gfibelio*Duoertüren  entftanben,  Ijat  erft 
SRottebolmt  bog  Richtige  feftgeftettt  („©eetfjoüeniana".)  $ie  jefct  atö  bie  erfte  be* 
$eidjnete  Duoertüre  erfdjien  1832  bti  §aglinger  im  %vud  unb  erhielt  bie  SBerfyty 
138.  ©ig  baljin  fannte  man  in  SBien  nur  &mei  ßeonoren*Duoertüren:  bie  als 
9fcr.  3  bezeichnete  aug  bem  3aljre  1806,  unb  bie  oierte  (Edur)  aug  bem  3a^re 
1814.  ©on  ber  wirfliä)  erften,  im  3aljre  1805  gefdjrtebenen  Duoertüre  fpttt 
man  feine  nähere  ftenntniß.  3>iefe  mürbe  erft  burd)  bie  Seliger  Aufführung 
oom  9.  Januar  1840  befannt.  Sftenbelgfoljn  fannte  im  Jgaljre  1835  nur  £Wti 
Duoertüren  ju  gfibelio:  bie  große  in  C  (9ir.  3)  unb  bie  oierte  in  E.  9H3  er  ba* 
malg  oon  einer  „brüten11  Duoertüre  reben  Ijörte,  bie  §aglinger  ün  SKanufcrtyt  be* 
fifcen  fotte,  manbte  er  fidj  an  SKogg  gudjg  um  eine  Äbfdjrtft  ber  Partitur,  bie  aber 
nidjt  ju  erlangen  mar.  Unterm  13.  Wpxil  1838  f abrieb  SRenbelgfoljn  an  gua^: 
,,©ie  fönnten  mir  gewiß  fagen,  ob  irgenbwo  nod)  ein  (Sranptar  oon  ber  ©eet> 
^oöenfd^cn  Duoertüre  $u  Seonore  ejiftirt,  meldje  (wie  eg  fdjeint)  §u  ber  großen  an* 
Cdur  (bei  ©reitfopf  unb  gärtet)  bie  erfte  größere  unb  fdjroerere  Bearbeitung  i% 
mit  bemf elben  'tytma,  bemfelben  @d)luß,  bem  Xrompetenftoß  in  ber  SJtttte  k.  S)urd) 
^errn  ©ä)inbler  in  Aachen  Ijaben  Breitfopf  unb  #ärtel$  ^ier  eine  8lbfa)rift  bicfer 
Duoertüre,  mit  ©emerfungen  oon  S5eet^ooen5  §anb  barin  —  aber  am  <£nbe  fehlen 
2—4  leiten,  unb  §err  ©ä^inbler  be^au^tet,  bie  feien  nirgenb  &u  pnben,  ba  biefc 
Slbfdjrift  baö  einzige  fei,  mag  oon  ber  Duoertüre  erjftire.  3ft  bcß  roaljr?  Ober 
miffen  ©ie  äJtfttel  unb  SBege,  baö  ge^lenbe  aus  irgenb  einer  anbern  STbfä)rift  ober 
gar  au$  bem  SRanufcript  ju  erfe^en?  @g  finb  bie  legten  200  ober  300  Xacte  (nadj 
bem  Eintritt  be5  legten  Sßrefto),  oon  benen  eö  fidt)  Ijanbelt."  %uä)&  9laä)forf^ungen 
waren  erfolglog.  @o  füllte  benn  SRenbelgfo^n  ju  ber  erften  Sluptjrung  biefer 
Duoertüre  (9.  ganuar  1840)  bie  Sude  ber  Partitur  burc^  eiue  entfpreä^enbe  Stelle 
aug  ber  b ritten  Duoertüre  aug,  bie  auä)  in  bie,  1842  burdj  ©reitfo^f  unb  ©ärtel 
oeranftaltete  Huggabe  aufgenommen  würbe. 

52  (<5.  254).  Ueber  ben  Vortrag  ber  ©iaconna,  bie  SKenbelgfo^n  (wie  §ifler 
berietet)  frei  am  ©laoier  begleitete,  fagt  (Sdjumanng  ®oncertberiä)t  in  ©rodfynig' 
^ttßem.  3*9-  öom  1.  2Rärj:  ,fS)aoib  fpielte  eine  ßiaconna  oon  3.  @.  Idaa),  ein 


Änmerfungetu  525 

<Stücf  au$  jenen  Sonaten  für  Stoltno  foto,  bon  benen  3femanb  einmal  berfeljrt  ge» 
nug  geaugert,  ,e3  Hege  fidt)  feine  anbete  Stimme  ba$u  benfen',  was  benn  SttenbetS* 
foljn  Söartfjolbt)  in  Befter  Seife  baburdj  wiberlegte,  bag  er  fte  auf  bem  ginget 
accontyagnirte  unb  jtoar  fo  wunberboll,  bag  ber  alte  ewige  Kantor  feine  fyanbt 
felbft  mit  im  ©piele  &u  IjaBen  faxten.  $ag  93adj  fidj  fein  ©tücf  fo  ober  dfjnttdj  ge* 
bacr)t,  mag  möglidj  fein  —  benn  ber  äReifter  geworbene  (Sompomft  benft  fiä)  fein 
ffierf  aud)  immer  in  reinfter  SBottenbung,  wenn  e*  audj  bie  Sirtuofen  nidjt  gern 
gugefteljen  motten  —  aber  gehört  in  folget  Soflfommenljeit,  fotäjer  meifterlidjen 
Utoibetftt  Ijat  er  e$  ficr>er  nidjt."  —  ©djumann  f abrieb  Anfang  1853  eine  (Slatnet- 
begleitung  ju  allen  feäjS  SSiottnfonaien,  eine  Arbeit,  bie  if)m  „äRülje,  aber  nodj  biet 
mefjr  greube  gemalt/4    (S8rf.  an  gärtet.) 

53  (@.  264).  SÄenbetSfolm  nennt  ßboff  in  einem  Briefe  an  9JtofäjeleS  (tont 
17.  3uni  1840)  „einen  t)öcr)fx  merfwürbigen  SWarai  unb  Äünftter",  „einen  ber  aus* 
gejeidjnetften,  feelenboflften  $iolinft>ieler,  bie  mir  borgefommen,  ber  burdj  feinen 
bortrefflidjen  Vortrag  unb  %on,  wie  burä)  feine  mufifalifdje  tJcrtigfcit  unb  ©ilbung 
un8  wafjrljaft  ent^üeft  Ijat."  —  Sil*  Sboff  auf  feiner  SRücfreife  bon  $ari3  nad> 
Petersburg  wieber  in  Seidig  öerweitte  unb  auf  äJtatbelSfoljnS  (Sinlabung  am  $or* 
mittag  be£  8.  üRobember  bor  einem  gerollten  Greife  im  ©ewanbljaufe  gefpiett  fjatte, 
berichtete  (Schümann  „mit  Befonberer  gfreube"  barüber  in  ber  geitfe^rift.  „  . . .  @r 
ftct)t  ganj  auger  bem  bilettantifdjen  ©ereidje  unb  reiljt  ftet)  ein  SReifter  ben  erften 
unb  Beften  an.  Son  feinem  tebenbigen  3Äufifgeift  gaben  audj  feine  Sontyofitionen 
Seugnig,  ein  burdjauS  originelles  (Soncert  [SRanufcript],  rote  eine  <ßl)antafte 
[SBerf  5]  über  ruffifdje  SÄelobteen,  bie  bon  einem  äRänuerdjor  gefungen  würben. 
Eer  »eifaE  toar  entlmfiaftifay    (1840,  XIII,  164.) 

54  @.  268).  SBenn  (Sdjumann  t)icr  fagt,  bag  bie  £)rdjefterjä&e,  unabhängig  bon 
bem  SoBgefaug,  fdjon  früher  gefdjrieBeu  feien,  bog  aber  biefer  iljm  „burdjauS 
neu  &u  fein  fdjeine",  fo  ift  biefer  refertnrte  SluSbrucf  mdjt  redjt  t>erftänblid>,  benn 
ber  <gadjberl)att  war  üjm  befannt.  (SBenfo  fdjrieB  er  naä)  ber  ^weiten  Stuffüljrung 
beä  fiobgefangeä  (3.  2)ec  1840),  er  „gtauBe",  bag  ber  ©om^onift  Änberungen  barin 
vorgenommen  tjabe,  roätjrenb  fein  ^Bertcr)t  in  ber  ©rocfljauSfdjen  Stg.  (b.  8.  $ec.)  Be* 
ftimmt  fagt:  „55er  SÄeifter  Ijatte  mehrere  &enberungen  barin  oorgenommen.1'  @3 
ift  audj  an$unel)men,  bag  €?d)umann  fein  iöcbenfen  Be^ügtiä)  ber  gönn  beä  ©anjen 
fäjon  münblidj  gegen  ben  (Sontyoniften  geaugert  Ijatte,  beöor  er  fie  öffentlich  au$* 
fpradj.  (Später,  Beim  Orbnen  feiner  gef.  ©Triften,  mochte  er  feine  bamatigen  @in» 
wenbungen  als  gegenftanbStoS  anfe^en,  ba  ba$  9Berf  Iftngfi  oeröff entließt  »orben 
war.  ©o  ftridj  er  benn  ben  ganjen  $affu§.  —  @^  ift  niä^tg  barüber  Befannt  ge* 
toorben,  bag  ficr)  in  3Wenbel§fo^n^  ^aa^lag  aua^  ein  51t  ben  brei  Drc^efterfä^en  ge* 
IjörigeS  g^ate  borgefunben  ^ätte,  an  beffen  ©teile  bie  ©antäte  gefefct  würbe.  ®on 
einer  „©Jjmp^onie  in  B",  an  ber  er  fä^reibe,  Berieten  SWenbeföfo^n^  ©riefe  au« 
1838  unb  39  mefjrfadj.  —  @ine  fpag^afte  <Scene  in  einer  ber  erften  Drdjefterproben 
jumfiobgefang  erjagte  man  fid)  noc^  je^n  3a^re  foäter  in  Seliger  SRufiferfreifen. 
$113  ein  fleine*  93eifpiel  babon,  wie  2Renbel3fot)n  einen  guten  Sa^erj  aufnahm,  mag 
btö  ©efct)icr)tcr)en  t)icr  eine  Stelle  finben.  Die  berfammelten  SRufifer  ftimmten  i^re 
3nftrumente  (wa«  man  früher  im  ©ewanb^aufe  rccr)t  grünblict)  BeforgteV  wä^renb 
SRenbel^fo^n  fic^  noc^  im  ©aal  unterhielt.  $ld| lic^  erfdjaflte  auf  bem  Dra)efter, 
mitten  im  lärmenben  ^urc^einanber  be$  Stimmen«,  wie  ein  gewattiger  ftommanbo* 
ruf  ba$  $(nfang«t^ema  be«  Sobgefang«,  bon  einer  $ofaune  gebtafen: 


526  Slnmerfungen. 

Maestoso. 


jjiaeszoso.  .*.•       •  r  • 

o- f  r  a  r  I  r~^^ 


"TT 

5)ie  äSBirftmg,  namentlich  beä  improbifirten  StoWelfdjlagS ,  mar  fo  überroültigenb 
fomifd),  bag  OTe  in  ein  fdjaflenbeS  ©elädjter  ausbrachen  —  ooran  äRenbelSfoljn,  ber 
öor  Vergnügen  in  bie  §änbe  flatf  djte  unb  bem  ^ofaunenf  önig  Oueiger  SraooS  junef. 

55  (©.  281).  $er  intereffante,  mit  „Dr.  VLU  unterzeichnete  biogrartifdje 
auflag  übet  9i.  iöurgmüfler  tft  auf  Schümanns  ©eranlaffung  gefdjrieben  üon  bem 
Dr.  med.  Sari  SBtfljelm  SD^üQer,  belannt  unter  bem  $>idjtemamen  SBolfgang 
Füller  t>on  Äönigäminter.  (£3  ift  berfeBbe  „<£.  SB.  äRüfler",  beffen  t>on 
öurgmüHer  contyonirteS  §früljting$lieb  im  12.  #eft  ber  mufilal.  Beilagen  jurS«*' 
fdjrift  (1840)  erfdjien.  91$  SRüßer  im  £erbft  1840  nad)  Eüffelborf  jurücfgelefjrt 
mar,  lieferte  er  im  folgenben  ftaljre  nodj  einen  gtoeiten  Beitrag  für  bie  geitfdjrift: 
bie  mit  „VLU  unteraeidntete  Sorrefponbenj  au»  Eüffelborf,  ©b.  XV,  ©.  30. 

56  (©.  300).  $ietteidjt  in  golge  biefer  ftrengen]  ftritif  befragte  epofjr 
SRenbelSfotin  um  fein  Urteil  über  bie  tyftorifdje  ©tjmjrtjonie.  URenbetefofot 
forad)  fidj  in  feinem  9ntmortfdjreiben  (f.  ©potyrS  6elbftbiograj>ljie  II,  232)  feljr  *u* 
rücfljaltenb  aus,  fonnte  aber  bodj  nidjt  oerfdjmeigen,  bag  iljm  ber  lefcte  ©afc  nidjt 
gefallen  fjabe.  ©ntfdjteben  migbilügenb  äugerte  er  fidj  ein  3a$r  früher,  aU  er  bad 
SBerf  felbft  nodj  tticty  lannte,  fd>on  über  ben  *ßlan  beffelben.  91$  9»ofdjelc$  Upn 
(3Rär&  1840)  berietet  t)atte,  bag  bie  ©gmpfjonie  im  p$ittjarmonifd)en  (Xoncert  p 
Sonbon  au$gepod)t  fei,  unb  bag  man  annähme,  ber  (Sompontft  ljabe  mit  berfelben 
nur  einen  ©djerj  beabfidjtigt,  meinte  er:  „SBeldj  unglücflidje  Qbee  ift  aber  ba! 
©anje!  8"  einem  <5pag  ift  bodj  eigentlich  ba$  emftljafte  Drdjefter  gu  gut"  —  9m 
fdjärfften  oerurtfjeilte  Hauptmann  bie  ©untyljonie.  „©pofjr  lann  eben  benSadj 
unb  ben  #änbel  nur  oorfteflen,  wie  fie  üjm  borfommen:  fugirt  unb  attoäterifd) 
Ijätte  er  ben  ©egriff  tyrer  ©röge,  mürbe  er*«  toofjl  mit  feinen  SKitteln  eben  in 
biefer  ©pl)äre  nidjt  unternehmen  moHen  —  eben  fo  ttenig  ©eetfjooen  —  »on 
lefcterem  ift  aber  audj  nidjt  ein  Xröpfdjen  ....  S)er  le&te  ©afc,  1840,  ber  neu* 
romantifdj  fein  foH,  ift  feljr  mibermärtig ,  in  pljüiftröfer  gorm  pljantafttfdj  fein 
follenb."    (»rief  an  ©aufer  oom  3.  Steril  1840.) 

57  (©.  302).  <£$  ift  nic^t  ermiefen,  bog  biefe  SKotette  oon  ©ebaftian  ©adj  ift 
fie  mirb  otelmeljr  3o^ann  ©ljriftoplj  ©adj  (bem  ©ifenac^er)  §ugef ^rieben.  6ie 
mürbe  veröffentlicht  unter  ben  1806  von  3.  ©.  ©c^ic^t  herausgegebenen  „6  SRotetten 
öon  ^o^ann  ©ebaftian  SBadj",  boc^  erhoben  fic^  Smeifel  gegen  bie  iSutorfc^aft  8e* 
baftiand,  bie  audj  bon  beffen  ©o^ne  Wttyp  (Smanuet  nic^t  anerfannt  morben  ift 
Sc^elble  in  gfranlfurt  brachte  bie  Motette  in  ben  Sauren  1821  bis  1834  aU  ^o^ann 
©^riftop^  SBerf  viermal  jur  ^uffü^rung,  and}  erfc^ien  fie  fpäter  unter  biefem 
tarnen  in  ©c^Iefingerd  Mubics  sacra  (II,  46).  $te  93ac^  *  ©cfeöf c^aft  $u  £eu)§ig 
lägt  bie  grage  unentfc^ieben  unb  wirb  bie  Motette  bem  in  Vorbereitung  begriffenen 
äRotettenbanbe  „aU  nidc)t  fieser  verbürgt"  im  &n!)ange  beigeben.  (VgL  aud)  <5pitt<& 
„3o^.  6eb.  »ac^w  I  73,  93,  II  820,  981.) 

58  i<5.  309).  ^enbel^fo^n  nafpn  balb  na^er  Urlaub  oon  feiner  £eip§iger 
©tettung  auf  ein  3af>r,  ba3  er  t^eilS  in  ©erlin,  wo  Äönig  gfriebrid^  8E8itt)elm  IV. 
ilnt  bauernb  ju  feffeln  fudjte,  t^eilS  auf  Reifen  ^ubrac^te.  913  im  Sommer  1841 
bie   englifdjen   ftünftler  $anne   unb  SBtanfmore    einen   Stafjlftid}  9Jlenbetöfo^n# 


Bnmerfungen.  527 

boftenbet  Ratten,  fünbigte  ©djumann  baS  (grfdjeinen  beffelben  mit  ben  ©orten  an,  baß 
bteS  „woljl  baS  fdjönfte  iöilb  {et,  baS  Don  ifmi,  trielleidjt  überhaupt  t>on  einem 
SJhififer  erjftire."  <£r  fe^te  Ijiup:  „S)a  uns  ber  3Retfter  auf  einige  Seit  entriffen, 
f o  fommt  bieS  33tlb  im  redeten  Äugenblicfe,  uns  bie  vielgeliebten  8üge  redjt  oft  oer* 
gegenwärtigen  p  fönnen."    (1841,  XV,  60.) 

59  (©.  343).  $ie  SSibmung  biefer  33aHabe  an  Schumann  toar  rootjl  nur  ein 
Set  ritterlicher  Slrtigfeit,  mit  ber  Sljoptn  bie  SBibmung  ber  ÄreiSleriana  (1838)  er* 
roieberte.  ©djumannS  SRuftf  toar  ©Ijoptn  burdjauS  nict)t  frnnpatljifdj,  eS  ift  audj 
fein  einziger  &afl  befannt,  ba%  er  einem  feiner  ©djüler  ettoaS  öon  ©djumamt  pm 
©tubium  empfohlen  Ijätte.  ©et  feinem  erften  ©efud)  in  Seipjig  (1835)  fpielte  (Slara 
SBtecf  iljm  ©djumatmS  (nodj  ungebruefte)  Fismoll*@onate  oor.  &IS  ©t.  geller  iljm 
1838  ©djumannS  (Sarnaoal  überbrachte,  lobte  (Sljopin  bie  „reijenbe  SfoSftattung"  beS 
§efteS,  fagte  aber  über  bie  SOfcufif  fein  Start  Später  Ijatte  er  auf  äKorifc  ©djleftngerS 
befragen,  ob  er  itjm  too^t  p  einer  fran&öftfdjen  SluSgabe  beS  (Sarnaoal  ratzen 
fönne,  ertoibert:  ber  Sarnaoal  fei  überhaupt  feine  SÄufif.  fjr.  StfecfS,  beffen  ©io* 
grapse  SljopinS  (Seipstg  1890)  id)  biefe  Motten  (I,  ©.  300,  II  @.  123  u.  f.)  ent- 
nehme, bemerft  bap:  „Stfefe  ©leidjgültigfeit  unb  me^r  als  ©letdjgültigfeit  eine« 
großen  ÄünftlerS  gegen  bie  ©djöpfungen  eines  feiner  bebeutenbften  3«tgenoffen  Ijat 
etwas  ©etrübenbeS,  befonberS  toenn  mir  und  erinnern,  meldte  Ergebenheit  unb  ©e* 
wunberung  ©djumann  für  ©Ijoptn  tjatte,  tote  er  ir)n  liebte  unb  ftetS  für  üjn  eintrat." 
ßifet,  ber  Chopin  in  feinen  ©ötnpatljieen  unb  Slntipatljieen  trielfadj  p  beobachten 
Gelegenheit  gehabt,  fagte  oon  tfmt:  „3n  ben  großen  äReifterroerfen  ber  Äunft  fragte 
er  einzig  nadj  bem,  waS  feiner  Sfcatur  entfpraef).  2BaS  flct>  berfetben  näherte,  gefiel 
ilmt,  bem  aber,  mag  tyr  ferner  lag,  ließ  er  faum  ©eredjtigfeit  wiberfalnm''  — 
©djumannS  (Eompofitionen  blieben  ber  $arifer  äRuftferwelt  nodj  auf  Saljre  IjinauS 
ooüfommen  unbefatmt.  5>er  Verleger  Sfttdjault  fagte  einmal  p  <St.  geller:  „gn 
gang  $ariS  giebt  eS  nur  pjei  SDtenfdjen,  bie  ©cfmmann  anberS  fennen  als  nur  bem 
tarnen  nadj:  <Sie  unb  Alf  an." 

60  (@.  345).  gm  3aljre  1845  befdjäftigte  (Schumann  ber  $tan  einer  fritifdjen 
Ausgabe  beS  woijltemperirten  SlaoierS,  er  fam  aber  über  bie  erften  Vorbereitungen 
nieftt  hinaus.    Sgl.  ©d)untannS  »riefe,  neue  fjfolge,  9*r.  288,  289  unb  161. 

61  (@.  348).  ©djumannS  ßonjecturalfrittf  Ijat  fic^  aU  richtig  erroiefen.  93e* 
jügUc^  ber  ©ac^jc^en  Xoccata  ergiebt  ba§  eine  »ergleic^ung  mit  ber  Ausgabe  ber 
©a^Oefettfc^aft  —  lieber  ben  gall  in  ber  Äunft  ber  guge  (—  Er.  14  ift  eine 
SBieberljolung  ber  guge  10f  mit  ^intoeglaffung  ber  erften  22  Xacte,  womit  biefe 
le&tere  beginnt  — )  fagt  Hauptmann  in  feinen  „Srlduterungen":  „3ur  Aufnahme  in 
baö  Sßerf,  beffen  $rucf  erft  nac^  @.  S3act>d  Xobe  erfolgte,  toar  biefe  2)oubtette 
Dorn  ttutor  jebenfallö  ntct)t  beftimmt."  $er  Herausgeber  beS  SBerfeä  in 
ber  großen  93adj*$tu3gabe,  Dr.  SB.  Stuft,  bem  ein  älteres  Slutograpl)  aus  ber  Äönigl. 
»ibliot^ef  ju  ©erlin  oorlag,  beseic^net  9är.  14  als  „SBariante  ju  ©ontrapunft  10." 
<£r  bemerft  im  Vorwort,  baß  er  ben  14.  (Sontrapunft  fotoie  bie  unooüenbete  ©c^luß* 
fuge  auS  bem  SBerfe  oertoiefen  unb  in  ben  3ln^ang  als  „Variante"  unb  „gugabe" 
gefteHt  ^aben  mürbe,  wenn  i^m  tin  foldjeS  Eingreifen  nicr)t  bebenfltcf)  erf dienen 
ttftre.  prEac^  alle  bem  (fagt  SRuft  am  @^luß:  blieb  eS  bei  ber  ftnorbnung  ber 
Originalausgabe,  inbem  eS  genügen  bürfte,  aus  gegenwärtigem  SBortoort  ben  Auf- 
bau unb  Slbfdjtuß  beS  SBerfeS  in  feiner  SReinljeit  fennen  p  lernen."  —  3)ie  Orgel» 
fuge  mit  bem  p  Anfang  fe^lenben  oierten  Xacte  ift  biefe: 


528  Sfamerfungen. 


w^wyimMr^^üL^t 


etc. 

£infidjtlidj  be$  ÄnbanteS  in  2Ro&art3  Gmoll*@mnj>ljome  ljat  fid^  ©dntmaimS 
Annahme,  baß  an  &n>et  ©teilen  m'er  Xacte  auszutreiben  feien,  als  ridjrig  f>eran** 
geftettt  Saljn  ijat  (SKojart  IV,  ©.  132)  nadjgettHefen,  bog  Sfcoaart  urfpritnglt* 
bie  bier  Xacte  33  —  36  (fomie  II  52—55)  getrieben,  bann  auf  einem  ftebenblatte, 
biefleidjt  jur  ©rletdjterung,  bie  anbete  SeSart  lunjugefügt  ljatte;  burd)  grrtljtim  ftnb 
nadjfyer  beibe  neben  einanbet  abgetrieben.  $te  fritifdje  ©efammiauSgabe  Don 
Starts  SBerfen  (Breitfopf  &  gärtet)  entölt  benn  aud)  ben  ©af  ofpte  bie  erften 
biet  Xacte.  —  9lud)  mit  ben  beiben  ©teilen  in  ben  Beetljobenfcfyen  ©umplpnteen 
ljatte  Schumann  SRedjt;  bei  überfällige  Xact  in  ber  Bdur*©mnj>l)ome  tft  längst 
entfernt,  bie  Raufen  in  ber  ^aftorale  finb  in  ber  burdj  ©djumann  angebenteten 
IBeife  aufgefüllt  roorben. 

3Ste  feljr  ber  im  9luffa{$  beljanbelte  ©egenftanb  ©djumamt  am  ^er^en  lag, 
erficht  man  aus  feinem  Briefe  oom  5.  Sluguft  1847  [an  Brenbel),  in  welchem  bie 
3fbce  ber  ©rünbung  eines  „allgemeinen  beutfdjen  XonffinftleröereinS  "  befrrodjen 
wirb.  Unter  ben  Anträgen,  bie  ©djumann  für  bie  erfte  Xonfünftier  *Berfammlung 
in  Seidig  (13.  unb  14.  Sluguft)  formulirte,  waren  $roei,  meiere  bie  ©tnfefcung  be* 
f onberer  ©ectionen  be^toeeften :  eine  „ jur  SBaljrung  claffifct>er  SBerf  e  gegen  mobeme 
Bearbeitung'1,  eine  anbere  „gur  SluSfmbigmadjung  berborbener  «Stellen  in  clafftfd^en 
SSerfen."  3ur  Berljanblung  gelangten  biefe  Borfdjläge  nidjt.  (Bgl.  2a  SRaraS 
„SJhiftferbriefe  aus  5.  IgaljrV  II,  200.) 

62  (©.  362).  $trfdjbadj  gab  am  5.  Januar  1843  ein  (Soncert  im  ©emanbtfanfe 
mit  eigenen  Sontpoftttonen,  über  bie  <Sdjumann  (XVIII,  28)  berichtete:  „Bei  best 
Berljältniß,  in  bem  ber  (£ompontft  $u  biefen  Blättern  ftel)t,  mürbe  ein  Urfyil  in 
iljneu,  feie  eS  audj  gefteKt  fei,  2Jtf febeutungen  unterliegen.  SBir  führen  alfo  nur  an, 
baß  ein  Ouintett  (Cmoll),  ein  Ouartett  (Bdur)  unb  ein  <5fytttt  (Es  dar)  jnr  Auf- 
führung famen,  unb  baß  fie  bie  Xtjeilnafmte  ermeeften,  bie  fie  i^rem  büfteren  e^arafter 
gemäß  anauforedjen  berechtigt  finb.  ©ämmtlidje  (Sompofitioneu  fmb  fdjon  bor 
mehreren  ga^ren  entftanben.  Bietteidjt  f>at  ber  ©omponift  feiner  Äunft  feitbem 
tjolbere  Seiten  abgewonnen.  3n  feinem  gfade  fterje  er  frifl."  tiefem  ettoaS  füllen 
Beriet  merft  man  beutlidj  an,  ba%  ©djumann  fidj  in  feinen  früher  gehegten  Er- 
wartungen ton  ©irfc^bacr)^  fdjöpferifdjem  Talent  getäufdjt  fal).  3n  ber  fjrolge  ift 
audj  oon  $\v\6)baä)ä  Sompofitionen  feine  föebe  meljr  in  ber  Qeitfdjrift. 

63  (©.  393).  gjKt  biefer  §umoreSfe  braute  bie  Settfcfjrift  ifjren  ftebeujäljrigcn 
Ätieg  gegen  ©uftao  ©dn'tting  '„§eüer")  junt  Stbfdjluß.  (Shilling  ljatte  öon  1835 
an  einige  Beiträge  für  ©djumannS  3ettfd)rift  geliefert,  ben  legten  (über  bie  ©djeben, 
1837,  aber  fdjon  1835  mürbe  ber  Stampf  gegen  btn  Herausgeber  beS  „Uniberfal* 
leyifonS''  unb  Berfaffer  oerfc^iebener  mufift^eoretifc^er  (Schriften  burdj  3)orn  et* 
öffnet,  bem  fidj  nac^  unb  nac^  ©.  g.  Becfer,  ^ienffc^,  Kaviert,  gfrenben* 
berg,  julegt  auc^  3Rarj  anfc^loffen.  ©dmmann  rourbe  perfönlid^  erft  in  bie 
Saufereien  gebogen,  nac^bem  ©c^itting  (SRärj  1839)  ben  fogenannten  w3)entfcbai 
$ational*Berein  für  SOhifif"  (mit  bem  2Baf)tfprudj:  Omnia  ad  majorem  Dei  glomm 
gegrünbet  fyattt.  tiefer  Berein  ftanb  unter  bem  ^rotectorat  bc§  Surften  oon  ^oben» 
5oHem*§ec^ingen;  ©po^r  (^räfibent,  töeißiger,  8fr.  (Sc^neiber,  9Rarj,  ©c^nöber  oon 


9famerfungen.  529 

SBartenfee  unb  ©djitttng  („permanenter  ©ecretfir")  bilbeteu  ben  ©efeflfdjaftSauSfdjuß. 
S)em  $rofoect  war  gleid)  eine  gifte  ton  orbentitdjen,  correfponbirenben 
unb  (SJjren'äRttgliebern  beigegeben,  @>djumann  war  olme  feinSBiffen  unb  Statten 
in  bie  jwette  (Elaffe  aufgenommen  worben  —  eine  captatio  benevolentiae,  bie  ftcft 
jebodj  atö  unwirffam  erwies,  wie  aus  ©djumannS  gleidfoettigen  ©riefen  an  S)orn  unb 
Succalmaglio  (audj  aus  mehreren  nodj  ungebrudten)  Ijeröorgeljt,  in  benen  er  feine 
©eringfdjäfcung  beS  „UntoerfalboctorS"  in  fefpr  ftarfen  ÄuSbrüden  auSft>ritt)t  mit 
bem  $in$ufägen,  baß  er  €>rf)itting  „audj  prtoattm1'  fennen  gelernt  ljabe.  JBon  ber 
neuen  aRuftfaeitung,  ben  „^aljr&üdjern  beS  fceutfajen  «Rational »Vereins  für  SRuftf 
unb  tljre  SBtffenfdjaft"  (auf  bie  jebeS  SRitglieb  abonniren  mußte)  fagte  er  Dörfer, 
baß  fie  eine  „töaufoeitung"  werben  würbe,  ©o  fam'S  audj.  Querft  gab  eS  oer* 
ftecfte  Änfotelungen,  bann  offene  Angriffe,  bie  Schümann  enbltd*  veranlagten,  einen 
wuchtigen  (Schlag  gegen  ©ajitting  ju  führen.  $ie  geitfdjrift  braute  namlidj  1841 
(XVI,  9)  jene  erbarmungSlofe  unb  jornige  ftritif  beS  ©djittingfdjen  „$olt)j)ljo* 
nomoS  ober  bie  ftunft,  in  36  Sectionen  fidj  eine  öottftünbige  Äenntniß  ber  mufi* 
falifdjen  Harmonie  ju  erwerben",  bie  ben  unglücflidjen  ©üdjerplünberer  fo  ber* 
nidjtenb  traf.  Huf  ©djittingS  Entgegnung:  „$ie  neue  Seitj^rtft  für  SJlufif 
oon  (Schumann  unb  id)"  (Beiblatt  ju  ben  galjrb.  t>.  5.  gfebr.),  worin  „baS 
mufifalifdHiterarifäe  publicum"  auf  baS  an^urufenbe  „ftrafenbe  @eridjt"  öerwiefen 
wirb,  ließ  ©djumann  bie  ©rflftrung  folgen,  baß  eS  „$flidjt  gegen  baS  publicum 
gewefen  fei,  auf  baS  marftfdjreierif  d)e  treiben  btefeS  SßfufajerS  aufmerffam  $u  madjen", 
unb  baß  „gehörigen  Orte«"  ber  SSerfaffer  genannt  werben  fofle,  „ber  in  fo  grünb* 
lieber  SBeife  jenen  bünfefljaften  unb  unwiffenben  Plagiator  entlaröt  Ijabe."  9*ad)bem 
(Shilling  nodj  einen  Hrtifel  gegen  ben  ,,djinefifdj*neuromantifdjen  Dberinfpector 
e^u^Sa^Sa^aRan41  öeröffentlidjt  Ijatte  (Sa^rb.  1841  ©.  411),  ertjob  er  Klage 
gegen  (Schumann  beim  Seidiger  ©tabtgeridjt,  baS  ben  SJeflagten  wegen  ber  ange- 
führten frönlenben  Sleußerungen  'ju  benen  aud)  bie  gehörte:  „idj  fann  mic§  leiber 
oon  ber  werttjlofeften  aller  Kupfermünzen,  oon  biefem  fco^enjottern  *  $edjingifd)en 
©djilling  ittc^t  losreißen")  au  fedjstägigem  ©efängniß  öerurtljeilte,  was  auf  einge* 
wenbete  Appellation  in  eine  ©elbftrafe  üon  5  3^alern  umgewanbelt  würbe.  — 
Ueber  ben  ungenannten  SSerfaffer  ber  oertjängnißboHen  $otyptjonomoS*Kritif  Ijat 
man  fidj  bie  Köpfe  §erbrodjen.  ©ajiümg  felbft  Ijielt  9Rarj,  mit  bem  er  mittler* 
weile  aerfallen  war,  für  ben  Serfaffer.  Erler  gtebt  (II,  ©.  200)  (L  g.  ©ecf  er  als 
folgen  an.  3>er  war'S  aber  ebenfo  wenig,  wie  aus  einem  (ungebrueften)  ©riefe 
©dmmanuS  bom  16.  3an.  1841  an  iöecfer  Ijerborgeljt.  $arin  Ijeißt  eS :  „$er3luffa& 
über  Shilling  [abgebrueft  in  ben  Hummern  t>om  8.,  11.,  15.  u.  18.  gan.]  ift  bcutliä), 
beuF  idj,  unb  l)ai  nebft  3ftrem  [über  ©a)ittingS  „«eft^eti!  b.  Xonfunft"  in  1840, 
XIII,  158]  bem  SKanne  ben  ©arauS  gemadjt  dr  rü^rt  übrigens  oon  einem  be* 
fannten  tüä^tigen  SÄufifer  unb  fcontyoniften  ^er.M  tiefer  war  $.  ®orn,  ben 
©t^umann  ft^on  unterm  14.  $fyril  1839  um  eine  ©efored)ung  ber  ©^tttingfe^en 
»üd)er  gebeten  Ijatte.  ©^urnarnt  fügte  ber  S)ornfd}en  SRecenfion  noc^  einige  ©er* 
fdjärfungen  ^inju  unb  na^m  bie  afleinige  Verantwortung  auf  fteft,  ben  Atomen  beS 
©erfafferS  üerfajweigenb. 

t)aS  Urteil  beS  Seliger  ©tabtgeric^tS  ift  oom  25.  Sunt  1842.    ©^on -am 

14.  guli  ließ  Schilling  einen  neuen  ©djmäljartifel  gegen  ©c^umann  —  „SR.  Sartüffe" 

—  folgen;  ©(^umann  machte  eine  SnjuriaHlage  gegen  i^n  beim  ©tuttgarter  (£ri» 

minal*«mte  anhängig,  würbe  aber  Nuguft  1842)  mit  ber  Klage  abgewiefen.    SÜm 

©  dju  mann,  Oef.  ©Stiften.  II.  34 


530  Sfamerfungen. 

27,  ©ejrtember  erfdjien  „$)ie  ©erfdjwörung  ber  ©efler".  Stomtt  waren  ©dn'flingS 
galjrbüdjer,  bie  me^jr  unb  mef)r  p  einem  blogett  ©djimpfblatt  Ijera&gefunfen  waren 
uub  nod)  öor  Ablauf  beS  galjreS  gan&  eingingen,  in  ber  Seitfdjrift  abgetan.  — 
©djittingS  fdjriftftetferifdje  Xljatigfeit  rufjte  nadj  bem  $ufljörcn  ber  galjrbüdjer  nidjt; 
gelegentlich  brac^  audj  ber  Geologe  in  iljm  wieber  ljeroor  5.  ©.  in  ber  Schrift: 
„fhmft  ber  duneren  ftanzetberebfamfeit,  ober  bk  fietyre  oon  ber  ftrdjliäjen  $efta* 
mation  unb  Slftion  in  ifjrem  ganjen  Umfange  bargefteHt".  i$irfäjbadjS  ftepert. 
1845,  ©.  212.)  gm  gatjre  1857  begab  er  fid)  —  etwas  eilig,  benn  bte  württem* 
bergifcfje  guftij  l)atte  iljm  iljre  Xfjeitnatjme  jugemanbt  —  nadj  Stmerifa,  lebte  3  galjrc 
in  ftewtoorf,  ging  öon  ba  {Wieberum  in  finanziellen  Verlegenheiten)  nac$  2&ontreal, 
fpater  nadj  9iebraSfa,  wo  er  im  galjre  1880  auf  ber  fjarm  feinet  @of>neS  ftarb. 
3n  ber  beutf  aV  amerifanif  djcn  Sßreffe  mar  er  bie  legten  gatyre  burd)  feine  „drinne* 
rungen  eines  ©erftorbenen"  befannt  geworben,  in  welken  er  über  ftunftier  unb 
ftünftterinnen  feiner  geil  erjagte.  9Jttr  finb  bie  ©latter  nidjt  erreichbar  getoefen. 

64  (©.  469).  2Rit  ber  giffer  12  aeidjnete  ©dmmann  feljr  häufig,  bie  Unter* 
fdjrift  XII  fommt  nur  bieS  eine  SRat  in  ber  geitfdjrift  oor.  Xrofcbem  Ijatle  idj 
biefe  ftritif  für  Schumanns  (Sigentljum.  Sowohl  baS  barin  ausgekrochene  Urteil 
an  fidj,  als  audj  ber  ftrengere  £on,  bem  man  in  ©d&umannS  fcritifen  ber  legten 
galjre  fo  tyäufig  begegnet,  fowie  bie  ©efonbectyeit  beS  Stils,  gewiffe  bei  tljm  oftmall 
wieberfef>renbe  SluSbrücfe  unb  Sßenbungen  führen  p  biefer  Stnnaljme.  ©eignete* 
weife  lieft  man  ben  geile  17  ausgekrochenen  ©ebanfen  faft  wörtlid)  in  ©djumaim« 
©riefe  bom  31.  gan.  1840  an  Äeferftein:  „Sßieraanb  (SRarr.  ausgenommen)  Ijat  tootjl 
beffer  über  ©ad)  gefdjrieben  als  ber  alte  gelter."  ftutfi  bie  ©djlu&wdrte  ber  9Rofe& 
ftritif  finb  faft  biefelben,  mit  benen  ber  oorfyergetyenbe  ©eridjt  über  ben  Sommer- 
nacfytstraum  urforünglidj  abfdjlojj.  tiefer  1852  geftridjene  ©djtuß  lautete:  „£ewe 
foll  baS  ©tuet  wieberljolt  werben;  ättbert  fid&  mein  Urtljeil,  fo  melb'  ia)  es 
bir."  2)urd)auS  guoerläffigeS  über  ©djumanuS  9lutorfdjaft  fonnte  mir  felbjt  C** 
walb  fiorenj,  SRebacteur  ber  geitfdjrift  oon  guli  bis  $ecember  1844,  nidjt  fagen; 
er  erinnerte  fid)  nur,  ben  Sluffafc  aus  ©djumannS  £änbcn  entgegengenommen  $11 
tjaben.  $aS  aber  ergebt  bk  2Bal)rfcr)etnUc^fctt  meiner  $tanal)me  faft  pr  ©etuijj- 
l)eit.  —  ©0  tjart  ©dmmannS  Urteil  über  äßarr/  Oratorium  aua^  mar  —  bit  ria> 
tenbe  ©efdjidjte  ber  itunft  ^at  il)m  SRedjt  gegeben,  benn  naa^  einigen  Aufführungen 
in  ben  öierjiger  ga^ren  ift  eS  ber  SSergeffenljeit  anifeimgefaHen.  —  (£S  mag  bei* 
laufig  nodj  ermähnt  roerbeu,  ba$  ber  SDfcofeS  aua^  bie  ©eranlaffung  pr  gän$liä)cn 
fiöjung  ber  greunbfa^aft  jtoifc^en  3ftarr.  unb  SRenbelSfo^n  gab.  SJlars  ljielt  einen 
burc^fc^lagenben  Erfolg  feines  Oratoriums  für  unjroeifel^aft  unb  na^m  feft  an,  baß 
aftenbelSfofjn  es  perft  in  bit  SBelt  einführen  werbe.  211S  er  eS  1839  2Wenbel^ 
fofjn  öorfpielte,  lehnte  biefer  jeboa)  eine  Stup^rung  ab  mit  ben  SBorten:  „lü 
barfft  mir  baS  uidjt  übel  nehmen,  aber  für  biefeS  2Ber!  fann  ia)  nichts  tfmiu"  3Rar| 
war  baburet}  in  feinen  Erwartungen  fo  bittet  getäufeftt,  in  feinem  ©elbftgefüljl  fo 
tief  öerle&t,  baß  er  zeitlebens  nia^t  barüber  ^inweggefommen  ift.  (©gl,  ^erefe3Rarj' 
„51.  ©.  SKarr/  ©ertjältnig  zu  g.  SKenbelSfo^n  in  ©epg  auf  (£.  ®et>rientS  %üt> 
fteüung,"  Seidig  1869,  ©.  22.)  ftadj  S)eöricnt  l)at  fa^on  aKenbelSfo^nS  ©oter  ben 
@influ6  Sßarj7  auf  gelir.  ju  befa^ranfen  gewünfa^t.  „Seute  ber  Art,  bie  fo  gefc^eibt  reben 
unb  nichts  ©eJc^eibteS  51t  madjen  wiffen,  wirfen  naa^t^eilig  auf  probuettoe  Xalente." 
65  (©.  473).  $iefe  5l^oriSmen  fte^en  in  ber  erften  Auflage  gleich  nac^  ben 
$reiSfonaten  oon  ^rug  unb  ©etje^.    $a  fie  aber  mit  ben  $au£*  unb  SebenSregeut 


2famerfungem  531 

aufammen  entftanben  ju  fein  f feinen,  fo  finb  fic  ber  8*üorbnung  nadj  l)ier  einge* 
fügt  worben. 

66  (@.  473).  8ur  Grgänjung  be$  „X^eaterbücfjleing",  in  baS  ©djumann  feine 
Urteile  nur  für  fidj  unb  in  fürjefter  gorm  eintrug,  mögen  Ijier  nodj  einige 
öerftreute  Sfaäfprüdje  über  anbere  Opern  mitgeteilt  »erben,  bie  bem  Feuilleton  ber 
3eitfc^rift  entnommen  finb. 

SfoS  1835.  Hub  er*  Cheval  de  bronce.  „©eiftreidj  leiste  (Sonüer* 
fationSmufif." 

1836.  galtet)*  3übiiu  „  . . .  SBir  mußten  unfere  Dljren  fudjen,  fo  üiel 
taufenbe  &ccorbe  fummten  in  furjer  Seit  an  einem  öorbet.  ©ewiffe  gormein  ber 
neuen  fran$öfifd}*itatieni($en  ©djute  finb  fo  allgemein  geworben,  bafc  man  nidjt 
weife,  wem  fie  eigentlich  angehören;  foldje  allgemeine  Monotonie  finbet  fidj  am 
meinen,  ©eifttofer  aU  bie  Sttufif  SluberS  unb  uneublidj  weniger  metobiöä  aß  bie 
©etlini*,  entfajäbigt  fie  inbefe  $ier  bur$  meljr  3Baf)rl)eit,  bort  bur$  Steife." 

SÄarf$ner8  Sempter  unb  Sfibin  unb  $an$  #eiling  „waren  erfreu* 
lidje  beutfdje  ©rfdjeinungen  am  X^eater". 

Ib38.  ©pontini*  ^eftaliit  „2fot  15.  Dec  feierte  ©pontiniS  »eftalin 
tyr  30  jährige*  Jubiläum,    (£ljre  tyrem  ©djöpfer!" 

SöeltiniS  Sßadjtwaublerin  unb  Sfiorma.  „föef.  redmet  fie $u  ben  lang* 
weiftgften  ber  SBelt,  gegen  bie  ifjm  Donauweibdjen  unb  Dorfbarbier  rote  SReifter* 
ftücfe  öon  fünft  öorfommen." 

# üb  er 8  Domino  noir  „ift  fo  gut  wie  burdjgef allen;  mit  Vergnügen 
berieten  roir'ö  unb  jur  (£l)re  unfere*  SßublicumS.  Die  SWufif  ift  bie  fdjwädjfte,  bie 
Sluber  wol)l  je  gemalt;  nur  einzelnes,  wie  bie  fomifdje  ^Trte  be$  Safteflan  im 
jweiten  Act,  ift  amüfanter.  Die  #anblung  felbft  ift  gemeine  Dujenbarbett  unb 
obenbrein  laSciö  olme  ©leiten,  ©ewig  muß  man  e$  unferm  Director  Danf  wiffen, 
bafe  er  und  fdjnefl  ba$  teufte  borfütjrt;  anbererfeitS  aber  aua)  bebauern,  wie  fo 
üiel  Seit  unb  SRülje  fo  Dieler  Sttenfdjen  an  foldj  3eu9  öerwenbet  wirb.  Sluber 
madjt  nidjt  biet  Umftanbe  mit  ber  fünft  unb  bem  publicum;  wir  ljaben  ebenfalls 
feine  Seit,  bie  SBorte  $u  wäf)tem" 

1839  (SBien)  SKogart«  gigaro.  „  . . .  Die  2Rufif  $um  erften  Act  $alte  id) 
für  ba$  #tmmUfdjefte,  ma$  SKojart  je  gefdjrieben  . , ." 

SinbpaintnerS  ©enuef  erin.  „  . . .  Solan  nennt  ba3  fjier  [in  SBien]  eine 
beutfdje  SRufif;  fte  ift  ed  aber  im  ©runbe  nidjt,  fonbern,  wie  alles  toon  Sinb* 
paintner,  einneljmenb  im  erften  Sfagenblid,  dar  unb  leicht  berfnüpft,  unb  nament* 
lia^  in  ber  3"ftrumentirung  dangooll  unb  gtänjenb.  Dabei  fjerrfdjt  ber  beutfa^e 
gefunbe@inn  im  ©anjen  aEerbingd  bor,  wedf|atb  wir  aud)  gern  in  bie  bem  ©om* 
poniften  ^öa^ft  e^ren^oUe  ftnerfennung  einftimmen,  bie  i^m  oom  publicum  an  allen 
brei  Slbenben  ju  X^eil  geworben,  unb  bie  Dper  allen  beutf^en  Sühnen  jur  &uf* 
f ü^rung  empfehlen.  Der  Xejt  ift  freütdj  fe^r  gewö^nlic^;  ^eu^ett  ober  gar^oefie 
in  ber  3bee  fehlen  i^m  gan^li^.  Unb  wad  fonnte  bod)  aus  ber  glücfli^  gewählten 
Sofatttat  (^enebig)  gemalt  werben;  fie  ift  aber  rein  jufäHtg,  unb  baö  ©tuet  fonnte 
ebenfo    gut  in  SBraunfdjWeig    ober  «tgier    ftuelen   bti  paffenb  öerwec^felter  ©o* 

ftümirung WU  borjüglic^fttö  äRufifftücf    galt   mir  bie  erfte  5trie  beö  §rn. 

©c^ober,  bie  aber  am  publicum  gan^  fpurlod  oorüberging.  Der  zweite  ?tct  enthält 
ebenfalls  tuet  gute  Hlufif,  erinnert  aber  bur$au£  an  bie  fterferfeene  im  gibelto. 

34* 


532  Wnmerfungen. 

Sine  ausführlichere  ©efpredjung  ber  ganzen  Oper  behalte  tdj  mir  bis  auf  meijr* 
maligeS  Anhören  üor..." 

S)oniaetti3  Torquato  $affo.  „  . . .  An  ber  äRufif  ^atte  idj  Wteber  für 
Diele  3^«  8*nug;  fte  war  gar  &u  fdjledjt. . . ." 

1840.  ©lucfS  Opern,  (tfjeint  e$,  woEen  fi<§  lieber  Steljn  in  fceutfölanb 
brechen.  3)ie  glftnjenben  Aufführungen  in  ©erlin  finb  Mannt  JBieHeidjt  bog  audj 
balb  in  granfreidj  eine  mufifalifdje  Stapel  ben  alten  grogen  HReifter  $u  ©jren 
bringt." 

AIS  gleichzeitig  öon  fünf  ber  bebeutenbften  beutjdjeu  X^eater  bie  Aufführung 
franaöftfdjer  unb  italienifdjer  Opern  gemetbet  mürbe,  begleitete  ©dmmann  biefe 
9*oti$  mit  ben  SBorten:  „örabo,  beutle  Realer!  (£3  ift  nur  ein  SBunber,  bog  mir 
in  S)eutfdjlanb  nod)  fo  leiblich  beutfdj  componiren." 

1841.  ftreufcerS  SRadjtlager.  „...®ewig  gehört  fie  $u  ben  Opern 
^weiten  langes,  aber  bieö  in  allen  Gieren,  unb  rei$t  überbieS  burdj  ein  glüdlidjes 
banfbareS  ©ujet." 

67  (6.  474).  lieber  ben  Xannljäufer  liegen  audj  briefliche  Aeugerungen  6dju* 
mannS  Dor.  (Sr  ermähnte  ber  Oper,  als  er  fie  nur  erft  aus  ber  Partitur  farutte, 
in  einem  ©riefe  bom  22.  Oct.  1845  an  äRenbelSfoljn.  ÜRadjbem  er  an  beffen  furj 
jutoor  erfdjienenen  Orgeljonaten  bie  „edjt  poetifdjen,  neuen  gformen",  bie  „reinen 
©armonteen"  gerühmt,  fär)rt  er  fort:  „ftxtiliä)  was  toerfteljt  bie  SBelt  (inet  Diele 
iljrer  SRufifer)  bon  reiner  ©armonie?  SDa  Ijat  SBagner  wieber  eine  Oper  fertig  — 
genug  ein  geiftreidjer  fterl  öott  toller  Einfälle  unb  feef  über  bie  JBtogen  —  bie 
Ariftofratie  fdjwärmt  nodj  bom  9tfen$i  Ijer  —  aber  er  fann  n>ar)rr)afrtg  nidjt  t>ter 
$acte  fdjön,  faum  gut  ljintereinanber  megfdjreiben  unb  benfen.  <£ben  an  ber 
reinen  Harmonie,  an  ber  bierftimmigen  Eljoralgefdjicftidjfeit  —  ba  feljtt  eS  iljnen 
allen.  SBaS  Fann  ba  für  bie  Stauer  heraus  fommen!  Unb  nun  liegt  bie  ganae$ar* 
titur  fdjön  gebrueft  bor  und  —  unb  bie  Ouinten  unb  Octaben  baju  —  unb  änbem 
unb  rabiren  möchte  er  nun  gern  —  $u  fpat!  —  Sßun  genug!  3)ie  Sfcufif  ift  um 
fein  #aar  breit  beffer  als  fRien^i,  eljer  mattet,  forcirter!  ©agt  man  aber  fo  etwas, 
jo  ijeigt  e8  gar:  ,adj,  ber  SReib/  barum  fag'  idj  eS  nur  3fönen,  ^  id*  toeig#  bag 
@ie  ed  längft  wiffen."  —  Sfcadjbem  Schümann  ben  Xannljäufer  (ber  am  2u.  Oct 
bie  erfte  Aufführung  erlebte)  bann  audj  gehört,  fdjrieb  er  am  12.  Stob,  an  SRen* 
belsfoijn:  „lieber  Xannljäufer  biefleidjt  balb  münblidj ;  idj  mug  mandjeS  $urü<i* 
nehmen,  was  idj  3^nen  nadj  bem  Sejen  ber  Partitur  barüber  fdjrieb;  bon  ber 
öüljne  fteHt  fidj  alles  ganj  anberS  bar.  3dj  bin  bon  S&ielem  ganj  ergriffen  ge* 
wefetu"  An  $orn  fdjrieb  Schümann  unterm  7.  3an/ 1846:  „Eamtfjftufer  bon 
SBagner  mün^c^t,  ic^,  ba%  ©ie  fä^en.  @r  enthält  XiefeS,  Originelle^,  überhaupt 
100  mal  $efiere£  atö  feine  früheren  Opern  —  freilief)  audj  manche*  mufifafif ty 
Xriöiale.  3«  Summa,  er  fann  ber  ©üljjne  üon  groger  ©ebeutung  werben,  unb 
wie  id)  ilm  fenne,  ^at  er  ben  attutlj  baju.  3)ad  Jec^nif^e,  bie  3njrrumentrrung 
finbe  ic^  auSgejeic^net,  o^ne  ©ergleidj  meifter^after  gegen  früher." 

68  (6.  476).  @in  gelegentliche^  SBort  Schümanns  über  bie  „^eimlic^e  (S^e* 
ift  in  üDtar.  SKaria  o.  SBeberä  Äufjeic^nungen :  „kleine  Erinnerungen  an  groge 
aÄenfc^en"  (SSBiener  w9leue  freie  treffe"  bon  1876)  enthalten,  ©dmmamt  ^atte  eine 
ber  erften  Aufführungen  biefer  am  10.  3uni  1849  neu  in  ©cene  gefegten  Oper 
befudjt,  unb  ber  üon  SBeber  erjä^lte  ©orfall  wirb  fürs  nadjljer  ftattgefunben  ^aben. 
3^  tr)eitc  ifyt  ber  $)auptfac^e  nac^  l)ier  mit  —  nidjt  als  ob  idj  glaubte,  folgen 


Slnmerfungen.  533 

in  $W>oajonbrifdjer  ©ttmmung  Ijingemorfenen  Äeußerungeu  befonberc  SBidjtigfeit 
beilegen  ju  muffen,  fonbem  meit  man  au«  SBeber«  ©djilberung  erfieljt,  in  wie 
^oljem  ©rabe  ©djumann  aeitmeife  oon  feiner  nerböfen  IReijbatYeti  beljerrfdjt  mürbe, 
unb  »ie  ba«  furchtbare  Statyangniß,  bem  ber  eble  SJtonn  nad)  »erlauf  meuiger 
3aljre  erliegen  foflte,  fdjon  bamal«  feine  ©Ratten  öorau«marf.  —  ©djumann  (fo 
ergäbt  SBeber)  öerfeljrte  in  Bresben  gern  mit  ber  SBittroe  Sari  Sparta  o.  SBeber«, 
„beren  mufifatifdjen  fjeinfinn  unb  praftifdje«  ©erftänbniß  für  mufifalifdje  SBirfung 
er  fo  r>o^iett,  at«  e«  bie  bamal«  fdjon  beginnenbe  Umbüfterung  feine«  großen 
©eifte«  auließ.  $iefe  Umbüfterung  gab  ftcr)  unter  Slnberm  audj  in  einer  oft  bte 
5U  größter  SRüdffidjt«lofigfeit  gefteigerten  SBernadjläffigung  ber  gefeflfdjaftlitt)en 
formen, ....  üorneijmiidj  aber  burdj  ben  meljr  al«  fdjroffen  9fo«brucf  funb,  ben  er 
oft  feinem  Urteile  über  Äunft  unb  Äunftmerfe  gab."  ©<§umann  Imtte  feine  ©gmpatljie 
für  SBeber  unb  beffen  SBitrme  aud)  auf  beren  ©otyn  übertragen,  mit  bem  er  giem« 
Udj  tjftufig  in  einer  ber  $oft  nahegelegenen  föeftauration  [oon  <£ngel]  pfammentraf. 
Dorthin  mar  ©djumann  fcumeift  burdj  eine  Sereinigung  Don  ftünftlern  gebogen 
morben,  oon  benen  er  fid)  aber  foüter  faft  gang  abfonberte,  mie  SBeber  berietet. 
„SReift  faß  er  bann,  ba«  ©efidjt  nad)  ber  SBanb  gemenbet,  00m  ©etriebe  be«  ©aale« 
abgefegt,  bie  #anb  auf  bem  £enfel  be«  SJierfruge«,  an  einem  flehten  Sifdje,  ööflig 
in  fid)  öerfenft  unb  fdjien  leife  öor  fid?  Ijin  ju  pfeifen,  obmoljl  au«  ben  augefpifrten 
Sippen  fein  Xon  gehört  mürbe.  $ie  gefliffentlidje  Äbfonberung  be«  genialen  BRanne« 
mürbe  meift  au«  Sldjtung,  tt)eilö  aber  auaj  au$  gfurdjt  refpectirt,  ba  JBerf  udje,  tyn 
in  ben  lebenbigen  SSerfeljr  p  gießen,  oon  iljm  auf  mefp:  al«  berbe  SBeife  abgelehnt 
morben  waren.  Qumeilen  mürben  biefelben  tnbeß  bodj  erneuert,  menn  irgenb  ein 
fünftlerifdje«  SSorfommniß  auf  bie  Beteiligung  be«  9Reifter«  hoffen  lieg. 

$a  mar  Simarofa«  „$eimlid)e  (Slje"  einftubirt  morben.  Die  Itcbltcr)  geiftooHe 
Sttufif  oon  aRoflart«  großem  S^genoffen  Ijatte  bei  bem  feiner  organifirten,  r)oc!r>= 
gebilbeten  Steile  be«  publicum«  ein  ^eitere«  ^ntjücfen  Ijeröorgerufen,  ba«  in  un« 
nadjmirfte,  al«  idj,  mit  einigen  ©tauben«genoffen  in  ber  fünft,  eine«  ttbenb«  ba« 
genannte  SReftaurant  betrat.  3m  orange  be«  ooKen  Gftnbrucf«  eilte  idj  auf  ben 
bereit«  an  gemofmter  ©teile  fifcenben  ©djumann  su  unb  rief  ityn  an:  ,SRun,  Doctor, 
finb  ©ie  aud)  in  ber  Dper  gemefen?'  ©r  menbete  ben  ftopf  nur  menig,  bie  bunflen 
#aare  fingen  i!)m  über  bie  .Imlje  ©tirn  herein;  er  falj  midj  oon  unten  mit  mür* 
rifdjem,  faft  bdfem  ©lief  an  unb  fagte:  ,SBie  fönnen  ©ie  ba«  einem  oernünftigen 
SRenf  djen  jutrauen?  Soffen  ©ie  midj  in  föutye  mit  ber  (£auarienöogel*2Rufif  unb 
ben  £aarbeutel*9Relobieen'.  SBorauf  Sipin«fi,  ber  mit  eingetreten  mar,  um  eilenb« 
ein  ©las  SBein  jit  trinfen,  ficr)  umfeljrte  unb  in  feinem  gebrochenen  $eutf$  5U  i^m 
fagte:  ,5T(Ie  Gfyx',  2)octor,  ©ie  feien  fe^r  refpectabeler  ©omponift,  moßte  aber, 
müßten  einen  ju  recommanbiren  un«,  ber  fd?riebe  ^aarbeutelmufif  oon  ber  Matri- 
monio  segreto.' 

3)a  ftanb  ©a^umann  o^ne  ©rmiberung  auf,  ergriff  feinen  §ut,  fejjte  i^n  auf 
unb  fdjritt  eilenb,  o^ne  gemanben  ju  grüßen,  au«  bem  ©aale,  oou  £ipin«fi  mit 
ben  SBorten  geleitet:  ,9Kerfmürbiger  (Somponift,  aber  grober  9Rann,  fataler  $a» 
merab.    ©e^r,  fe^r  refpeetabef  . . .  .w 

69  (©.  477).  Die  Jpau««  unb  £eben«regeln  waren  urfprüngtid)  für  ba«  1848 
componirte  ^ugenbalbum  (SBerf  68)  beftimmt  unb  füllten  i^ren  $lag  ämift^en  ben 
einzelnen  Slaoierftücfen  erhalten,  ©a^umann  gab  biefen  $lan  auf,  führte  oermut^« 
lia)  bie  ©ammlung  noa^  weiter  au«  unb  veröffentlichte  fie  in  einer  @{trabeilage 


53 1  Slnmertuugen. 

ju  SRr.  36  ber  neuen  Seitfdjrift  bon  1850.     (Später  erfdjienen  bie  Sfyljortemen  als 
felbftänbiger  2lnl)ang  jum  gugenbalbum. 

70  (6.  477).  @in  Seifpiel  babon,  toie  ©djumannS  Slufmerffamfeit  überatt  auf 
bergleidjen  gerietet  mar,  feilte  mir  S.  ediert  aus  ber  8*it  mit,  wo  er  6d>umamt$ 
(Slabierfdjüler  auf  bem  Seidiger  Sonferbatorium  gewefen.  $>ie  eigentliche  Seljrgabe 
ging  ©djumann  ab,  unb  feine  ©djüler,  felbft  tuenn  fie  „böEig  rolj"  waren  unb  „ber 
intimften  Anleitung  beburften"  (nrie  ©friert  ba$  bon  fidj  felbft  fagte,  bemannten  bon 
iljm  meifteiid  nur  irgeub  ein  allgemeines  SBort  über  ba£  Vorgespielte,  feinerlei  8c* 
letpung  über  Sfingerfafc,  $l)rafirung,  2)tmamiF  jc  Sßadj  einem  folgen  Sortrage 
fagte  ©dpimann  einmal:  „@S  ift  merfrofirbig:  immer  roenn  Sie  baS  Keine  Eb  an« 
fd&lagen,  Flirrt  jene  gfenfterfdjeibe." 

71  (6.  483).  $ie  SRadjtljeile  be$  bielen  $l)antaftren3  am  (Slabier  Ijatte  ©dju* 
mann  an  fid)  felbft  erfahren.  (£r  fdjrieb  barüber  einmal  an  (£lara  SBiecf  (3.  $ec  1838): 
„(£ine$  möchte  idj  $)ir  ratzen,  nidjt  ju  t>iel  ju  ptjantafiren,  e£  ftrömt  ba  $u 
biel  ungenüfct  ab,  toaS  man  beffer  antoenben  fönnte.  Sßimm  3)ir  immer  bor,  aüeS 
gleid)  auf  ba3  Rapier  $n  bringen.  <&o  fammeln  unb  concentriren  bie  ©ebanfen 
fidj  meljr  unb  meljr." 

72  (©.  484).  $a£  ift  nicfjt  ganj  genau.  3m  ftafjrgang  1848  (XXVIII,  236) 
ftel)t  eine  anfrage  ©djumannS,  ob  ber  englifdje  jftationalcanon  „Non  nobis  Do- 
mine" bon  SB.  Styrb  ober  bon  SRojart  cotmponirt  fei.  {<£.  §?.  Steder  entfdjieb  biefe 
grage  ju  ©unften  StyrbS.) 


-ooo- 


♦W+i5T»  ♦  ^WWMWl^l^^ 


L^ 


^ue? 


cf. 


Itamen- Regier* 


$bam,  Bbolplje  (partes,  franj.  Dperncomponift  (1803—1856).    II  449.  450. 
SUfan  (eigentt.  HRorbange),  (SbarleS  Valentin,  geb.  b.  30.  Sfcob.  1813  in  SBariS, 

aeft.  b.  29.  ERärs  1*88.    II  105.  165.  527. 
Slltegri,  ©regiorio,  ©anger  trt  bcr  J>äJ)ftl.  (Stelle  ju  föom  1 580  {?)— 1652.  I  287. 
Silber,  SfoL  geb.  ju  93efcborf  (Söijmen  ,  tSontrabafcSBirhtoS,    1830—37  SRufif* 

birector  tn  stalten,  würbe  1838  in  <ßrag  angefteüt.    II  102. 
SlmbroS,  Dr.  jur   §tua.  SSilfj.,  (1816—1876)  guftiabeamter  unb*2JhififfdjriftftelIer 

in  $rag,  f^äter  in  SBten.    II  511. 
Hmbrofia.   II  22.  24—26.  491. 

Slnfoffi,  SßaSquale,  ital.  Dpern*  u.  $ird)enconH>omft  (1729—1797).    I  299. 
Singer,  ßoute,  geb.  b.  5.  ©ept.  1813  $u  SlnbreaSberg  (im  &ara),  toon  1836—42 

2Jcufiflef)rer  in  Setyjig,  bann  Drgamft  an  ber  QotjanniSfirdje  in  Süneburg.   ©eft. 

b.  18.  3an.  1870.    II  102.  20'.  253. 
Enfdjü&,  Hlejanber,  II  250. 
Sittern,  SBilb.,  3Ruftfbirector  bei?  Surften  toon  ©entbeim*£ecflenburg.    ®eft.  1843. 

II  41.  429. 
«über,  Daniel  ftrancoiS  ©Sprit,  franj.  Dperncomj?onift  (1782—1871).    I  216.  227. 

273.     II  31.  120.  216.  300.  475.  531. 
S3ad),  3ofj.   ©ebaftian,   1685—1750.    I  (XIII)  8.  26.  38.  64.  158.  169.  173. 

195  ff.  253.  271.  313.  323.  342.    II  10.  12.  19.  20.  46.  63.  6».  71.  72.  92.  100. 

101.  109.  125.  148.  161.  194.  254.  273—275.  302.  310.  325.  345.  346.  371.  457. 

480.  516.  524.  526.  527.  530.  % 

©ad),  (Sari  SßbiliW  (£ manu  et,  ©olm  beS  Vorigen  (1714—1788).  I  64.11  161.  526. 
33 aa),  Sol).  (S^riftorö,  (1643—1703).    II  526. 
93  ad},  Sari,  geb.  b.  25.  £>ec.  1809  *u  prtf),  ©djüter  toon  9Eenbel3foim  unb  $atoib, 

feit  183s  (Sapellmetfter  am  Seiger  Sweater,  feit  bem  13.  $ec  1845  ftäbrtfdjer 

SOhififbirector  in  fiäbecf,  geft.  b.  15.  äRära  1850.    II  467. 
SBaillot,  Sßierre  SJiarie  ftrancoiS  be  ©ateS  (1771—1842).  ©eigentoirtuo*  in  $ari$. 

II  121. 
©alfe  (richtiger  93atyb),  3ttid>aet  SBittiam,  geb.  b.  15.  3ttai  1808  ju  ßimertt  ßr- 

lanbV  Operncomponift  in  fionbon,  geft.  b.  21.  Dct.  1870  ju  9tottinü*9l3beö  bei 

Sonbon.    II  280.  287. 
93 and,  <£arl  ßubm.  Sllb.,  geb.  b.  27.  SJlai  1M)9  in  2Ragbeburg.    ßiebercomjjonift 

unb  tfritiler.    2tbtt  feit  1840  in  $re$ben,  geft.  b.  28.  &ec.  1889.    I  (XVI).  316. 

332.     II  227.  377.  492.  497.  499.  512.  514.  519  ff. 
93argiel,  SBolbemar,  (©tiefbruber  toon  (Stara  ©djumann)  geb.  b.  3.  Dctbr.  1828 

in  Berlin.    $rof.  a.  b.  Stol.  ^>ocr)fd^uIc  f.  SKuftf  in  »erlin.    II  484. 
93aroni*(£atoalcabö,  %o)q>tynt,  geb.  ©räfin  ßafttglione,  in  SBien.    I  341. 
gulie,  (Softer  ber  Vorigen)  geb.  b.  16.  ©ct.  1813  in  Semberg,  toertjeirailjete 

to.  SBebenau,  in  ^weiter  (Slje  to.  SBritto,  geft.  b.  3.  3uti  1887  in  ©raj.    I  228. 

341.    n  83.  131.  258.  523. 


536  9iamen*$Regifter. 

33 a  äj in L  Antonio,  geb.  b.  24.  9fcob.  1818  in  93re3cia,  EtolinbirtuoS  unb  <£om* 

ponift,  £irector  be3  2RaUänber  SonferbatoriumS.    I  435. 
©ec^er.  SHfr.  3uL,  geb.  b.  27.  «fort!  1803  in  ERandjefter.   Dr.  jur.  unb  Bböocat 

in  ©Iberfetb,  bernad)  mufifatifdj  unb  titerarifd)  beftgaftigt  in  Sötn,  $uffelborf, 

im  £aag  unb  Sonbon;  fett  1845  in  SBien,  wo  er  fidj  1848  ber  bemoFratifdjeit 

Partei  anfcblog  unb  am  23.  9lot>.  18-18  ftanbredjtlidj  erfdjoffen  ttmrbe.    gür  Säju* 

mann«  flettjdjrift  fdjrieb  et  1835—37  (Sorrefoonbenaen  öom  följein.  1 289.  291.  521. 
93ecfer,  Sari  gerbinanb,  geb.  b.  17.  3uli  1804  in  Seidig.    1825  örganift  an 

ber  $eter3*,   1837  an  ber  #icolai?irdje,  1843  Sefjrer  für  Drgeiftrie!  am  Genfer* 

oatorium  baf.,  prtoatiftrte  feit  1854,  ftarb  b.  26.  Dct.  1877.    ©tänbwer  SRitar* 

beiter  an  ©djumannS  äeitfajr.,  oorübergebenb  (1841)  SRebacteur  ber  OTaem.  nraf. 

8tg.    <Sr  unterfdjrteb  fidj  mit  feinem  öouen  tarnen  ober  mit  <S.  g.  Ä,    II  lü. 

512.  528.  529.  534. 
33 e der,  (£rnft  Slbotylj,  geb.  b.  6  2fog.  1798  in  $re3ben.   Surift;  $uerft  in  6d>nct; 

berg,  bann  in  greiberg  UnterfudjungSridjter  beim  Söergamt  mit  bem  Xitel  ijinanj* 

fecretör  („33ergfdjreiber"  nannte  ©ebumann  iljn  in  ber  SBibmung  ber  Sfcacgrfrutfe,. 

@r  ftarb  aU  *>enf.  S3ergmeifter  in  Bresben  b.  31.  3uti  1874.    II  498. 
$eba.    II  22 ff.  491. 
©eetfjotoen,  Subto.  öan,  1770-1827.   I  (XII)  16.'23.  25.  29.  33.  36.  38.  45-48. 

51.  55.  74.  80.  82.  91.  97.  98.  100.  104  ff.  118.  123.  130.  143.  165—167.  172. 

177.   185.   195.   196.   220.   229.  251  ff.  259.  261.  271.  283.  297.  303.  306.  308. 

337.   343.     II  5.  6.  17.  20.  37.  47.  69.  72.  103.  104.  109.  110.  117.  122.  125. 

132.  138.  146.  163.  173.  180—182.  185.  186.  194.  208.217.218.224.229.231. 

233.  245.  277.  280.  284.  286.  292.  293.  298.  300.  301.  303.  304.  332. 339.  343. 

347.  348.  358.  359.  362.  364.  370.  382.  384.  386.  387.  423.  432.  437.  442. 46S. 

506.  521.  522.  524.  526.  528. 
93  et  de,  (Sfjriftian  ©ottlieb,  (1796— 1875)  gtöttft  in  Seidig,  feit  1832  ©tabtmufttoS 

in  Su<fa.    I  48. 
8eUeutUet  Slnna  Caroline  o.,  geb.  b.  24.  3an.  1806  in  SanbStjut  (Sägern), 

1832  üertjeiratbet  mit  bem  emigrirten  granjofen  Durtj,  erftem  $iottniften  an  ber 

ital.  Oper  in  Sonbon.    ©tarb  b.  22.  jguli  1880  in  SRündjen.    16.  12.  29.  49. 

317    322 
Eellini,  SBincenjo,  geb.  b.  3.  SGob.  1802  in  (Satania,  geft.  b.  24.  Sept.  1835  in 

Sßuteauj  beiSßartS.    I  273.  276.  285.  287.  325.    II  284.  318.  377.  381.  531. 
©enebict,  3ultu3,  geb.  b.  24.  $ec.  1804  in  Stuttgart.    Ztbtz  in  ben  brctfctgei 

Qaljren   in  Stauen,  feit  1838  in  Sonbon,  ftarb  ben  5.  3uni  1885.    1 117.  121. 

246.  247.  275.  277.  II  93.  245. 
SBennett,  SBitttam  ©ternbale,   geb.  b.   13.  3fyril  1816  in  ©r)effielb,  geft.  b. 

l.  ftebr.  1875  in  Sonbon  als  «ßrof:  unb  Dr.  ber  SJlufif.    I  306.  346.    n  5. 13. 

18.  20.  39.  55.  76.  78.  83.  84.  89.  9<f  114.  116.  154,  174.  176.  204.  226.227. 

257.  291.  341.  408.  412.  441.  455.  464.  489—491.  502.  516.  517. 
SBergen,  ©uftaö,  in  Seidig.    I  11.  12.  18.  19.  314.  320-322.    II  519. 
«erger,  Subtoig,  geb.  b.  18.  «fyri!  1777  in  »erlin,  geft.  baf.  b.  16.  gebr.  1839. 

I   114.   128.   190.   193.   196  ff.  218.  244.  305.  314.  328.     II  50.  112.  155.  156. 

158.  172.  208.  210.  211.  366. 
»erg'areen,  ShtbreaS  <ßeter  (1801—1880),  in  Äopenbagen,  feit  1838  Drgantft-an 

ber  XrinitatiSfirdbe,  Ijernadj  Sßrof.  unb  ©grenboctor  oer  Untocrfität.    II  463. 
Sergfon,  2RidjaeI,  geb.  Ttai  1820  in  SBarfdjau.    $iantft.    2ehte  feit  «nfang  ber 

Diesiger  Saljre  metftenS  in  $ari$.    II  164. 
SBdriot,  (£ partes  Eug.  be,  geb.  b.  20.  gebr.  1802  in  Sötoen  (Belgien),   »iolin* 

oirtuoS.     1842  Seljrer  am  Sßarifer,  fpäter  am  Brüffeter  (Sonferoatorium.    1855 

erbttnbet,  ftarb  er  am  9.  Stycit  1870.    II  137.  225.  249.  297.  339. 
33 er U oft,  ©ector,  geb.  b.  11.  $ec  1803  in  Sa  <£dte  <Si.  2fobr£    2thte  in  «ßarte, 

ftarb  b.  28.  Sttära  1869.   ©djumamtS  Setrfdjrift  brachte  1839— 42  Gorrefponbens' 

&rtifel  oon  ibm,  bie  urforüngt.  f.  b.  Sournal  beS  ftibate  gefa^rieben  unb  unter 

feiner  ffiebaction  bearbeitet  waren  oon  „3.33."  I  129  ff.  156.226.231.300.302. 

303.  324.  332—335.  340.  341.     II  5.  41.  65.  104—106.  116.  127.  137.  154.  165. 

174.  175.  178.  180.  205.  224.  230.  251.  253.  288.  361.  362.  509.  516. 
Bertini,  ftenri,  geb.  b.  28.  Dct,  1798  in  Sonbon.    $ianift  in  $ari$.    ®eft  b. 


9?amen*9iegifter.  537 

1.  Oct.  1876  in  ©renoble.     I  188.  196  ff.  268.  269.  282.  289.  290.    II  35.  81. 

82.  93.  278.  320,  456. 
Sifljop,  Dr.  £enrg  föotolen,  in  Bonbon  (1782  —  1855).     (Somponift.    Eirector 

ber  pfjilfjarnt.  (Soncerte  imb  Sßrof.  an  bcr  Äöntgl.  9lfabemie  bcr  2Jlufif.    II  5. 
531a grobe,  $enrn,  geb.  1811  in  SRottingtyam,  95toItmft  ber  öerto.  Königin  öon 

Snglanb  in  fionbon.    ©eft.  b.  15.  $ec.  1872.    II  102. 
Slatyetla,  Slnna  attaria  ßeopolbine,  geb.  b.  15.  SRob.  1811  ju  ©untramSborf 

bei  Saben  in  Cefterreid).    «ßianiftin.   feett  1840  2Rufifle^rerin  in  Soulogne,  geft.* 

b.  17.  San.  1887.    I  271.  273. 
Soljrer,  Hnton,  geb.  1783  in  9Ründ)en.   Siolinift  unb  (Somponift,  feit  1834  (£on* 

certmeiftet  in  ber  ©annoöerfdjen  ^ofcapette.    ©eft.  1852.    I  258. 
SRay,  (Araber  beS  Sortgen)  geb.  1785  in  SRündjen,    SioloncettbirtuoS,  feit 

1832  in  ber  (Stuttgarter  ©ofcapette,  aeft.  1867  als  (Soncertmeifter.  I  259.  II 121. 
Söfjm,  ©eorg  (1661—1734),  Drgamft  an  ber  3oljanni$ftrcf)e  in  Lüneburg.  II  11. 
Söbme,  «.  3.  gerbtnanb,  (1814—1883)  SRufitbirector  in $orbred>t (fcottanb).  II 509. 
Sötyner,  3ob.  Subtoig,  geb.  b.  8.  San.  1787  in  Xöttelftebt  (©ottja),  geft.  b. 

28.  2Äarj  1860  in  ©otga.    ©abrieb  für  ©djumann*  geitfdjrift  bon  1834  Sei* 

träge  ju  feiner  ßebenSgefdbitye,    II  30.  32.  81.  82.  493.  512. 
Sörne,  Subto.,  (1786—1837)  I  126.  253.  335.    II  59. 
Soielbteu,  Hbrien  gran^oiS,  (1775—1834)  frana.£tyeroconu>onift.  II 449.  450.  473. 
Sommer,  SEBifl).  Sbriftopb,  geb.  in  Bresben  1801.  $ianift  imb  Sefjrer  in  $eter$* 

bürg.    2Babrfd)einL  Serf.  be3  SluffafeeS  in  ©djumannS  Settfdjrift  bon  1835,  II 

©.  101,  unterj.  „S  —  mm  —  r."    Starb  b.  29.  $ec.  1843.    I  103. 
Sorbogni,  SWarco,  (1788—1856)  berühmter  ital.  ©efangleljrer  in^ari*.  II  285. 
Sotgorfc^el,  Caroline,  geb.  b.  21.  SRai  1815  in  SBien.    Hltifttn  am  $re$bner 

?>oftl>eater,  1841  berb.  mit  bem  SRaler  Stfon  geudjere  in  $ari*.    ©eft.  1875. 
I  102.  519. 

Sral>m3,  Dr.  3ofjanne$,  geb.  b.  7.  2Rat  1833  in  Hamburg.    I  (XXI).    II  484. 

Sranbl,  Sodann,  geb.  1760  ju  Älofter  föotyr  (Sägern),  fcofmufifbirector  in  ÄarlS* 
rulje.     ©eft.  b.  26.  3Wai  1837.    I  52. 

Sratan,  «be«e,  II  27.  28. 

Sree,  3^-  Serntjarb  »an,  geb.  b.  29.  3<wwar  1801  in  Slmfterbam,  SKuftfbirector 
ber  ©efellfdjaft  Felix  meritiß  bafelbft,  geft.  b.  14.  gebr.  1857.    II  116. 

ö.  Srettenbad).    II  8. 

Srenbel,  Dr.  pbil.  Karl  granj,  geb.  b.  26.  9£oto.  1811  ju  Stolbcrg  am  öarj, 
ftubirte  öon  1832  an  inüei^ig,  (Slatüerfdjüler  üon  SBied.  3abrg.  1839  b.  ©d>u* 
mamtfdjen  Seitfdjrift  enthält  eine  föecenfion  au«  feiner  geber.  Son  1845  an  W* 
bacteur  ber  geitfdjrift.  ©eine  Veröffentlichung  öon  ff.  greigebanfe  (b.  f).  9*. 
2Bagner3)  drittel  über  ba3  „3ubentl)um  in  ber  SRufi!"  (Sept.  1850)  füfjrte  ben 
Snia)  mit  Scbumann  ^erbei.    Starb  b.  25.  SRoö.  1868.    I  (XX<.    II  528. 

Srob,  fcenri,  öoboetrirtuoS  in  $ari3  (1797—1839).    II  102. 

Srugd,  (Sari  XebroiS  toan,  geb.  b.  14.  3Jtörjl828  in  Srünn.  (£omp.  in  SBten.  1 315. 

SraotoSlt,  3ofv  geb.  1805  in  SBarfcbau,  SRufifbirector  beS  Sottet«  beim  bortigen 
^eater,  aeft.  1888.    I  306.    II  22.  24. 

Sult,  Die  JB.,  geb.  b.  5.  ftebr.  1810  in  Sergen  (ftortoegcn).  Siolinüirtuo«.  Starb  nadj 
öielenSSBanberungen  am  17.  «ug.  1880  auf  fetner  Siua  bei  Sergen.  II 153. 225. 464. 

Sun  au  f.  ©rabau. 

Sflrd ,  Dr.  Hug.,  ©djriftftetter  in  fietejig,  foäter  in  Bresben,  ©eb.  b.  1.  gebr.  1805, 
geft.  1862  in  ber  3rrenanftalt  &u  feolbife.  ©djumannS  3etrfcr)r.  tourbe  mit  feiner 
Sef^rea)ung  be$  ©oet^e*3elterf*en  Srieftte^fel«  eröffnet.    I  55.    II  512. 

Surgmüiler,  griebria),  geb.  1806  in  föegenSburg.  «Seit  1832  (Slabierlefjrer  in 
^ari«.    Starb  b.  13.  gebr.  1874  ^u  Seaulieu.    II  167. 

Norbert,  (Sruber  be3  Sorigen»  geb.  b.  8.  gebr.  1810  in  Stöffetborf.  2Jtoftt* 

teurer  bafelbft.    ©eft.  b.  7.  Wlai  1836  in  «aa^cn.    II  98. 167. 186.281.  517.  526. 

Sürb,  SBittiam  (1546—1623).    II  534. 

S^ron,  Sorb  (1788—1824),  II  66.  105.  186. 

(Sarafa,  (©araffa)  aRidjele,  ital.  Dpemcomöonift  (1785—1872^.    I  273. 

Sari,  Henriette  Sertba,  if^Ster  öerfj.  SWtccarelli  ingiume)  ßpernfangerin,  geft. 
b.  18.  SHära  1890  in  SBten.    I  305. 


538  9tomen4Regifter. 

GS  aruS,  $arl  ©rbmann,  Kaufmann  in  Swidau/  geb.  b.  12.  guni  1774  in  Stauben, 

geft.  b.  8.  $ec.  1842.    I  (XII.  XIII). 
<£rnft  S(ug.,  (Steffe  be3  SBorigen)  geb.  um  1795  in  fieipftig.    $on  1824—28 

praftifdjer  Slr^t  in  feolbife,  bann  ^ßrof.   ber  äRebicin  in  Seidig,  feit  1844  in 

$orpat.    ©eft.  b.  2fi.  «Köm  1854.    I  (XIII.  XIV). 
9Igne$,  geb.  ftöfter,  beffen  grau,  geb.  1804  in  Seidig,  geft.  b.  6.  SKärj  1839. 

I  (Xii;. 
(SaSpari,  Caroline,  geb.  b.  16.  SRoö.  1808  in  Berlin.    Slitfängerin,  fpater  ®e* 

faugtebrerin  in  Berlin.    Sieberbidjterin.    II  250. 
(Saft  eilt,  ggnaj  griebr.,   ath.  b.  6.  9Kärj  1781   in  Söien,  £anbfc6aft$*©ecretär 

bafetbft.     $icr)ter  unb  ©ajriftftelter ,  Herausgeber  be3  SBiener  9luaem.  mufifal. 

^eigerS  1829— 40.    ©tarb  b.  5.  gebr.  1862.    124.325.330.    II  235. 
(£at;alani,  Hngelica,  berühmte  ital.  ©ängerin  (1779—1849).    I  160. 
(Sfjamiffo,  Ebalbert  D.,  (1781-1838).    II  9. 
(Sljelarb,  $nbre  £ippolt)te,  geb.  b.  1.  ^ebr.  1789  in  «ßariS,  1836-40  in  Hug§. 

bürg,  bann  JpofcapeUmftr.  inSBeimar,  geft.  b.  12.  gebr.  1861.  I  256.  II  246.  501. 
©berubini,  Cuigi,  geb.  b.   14.  ©ept.  17ii0  in  giorenj,  geft  b.  15.  äJtörj  1842 

tn  <ßariS."    I  (XX).  90.  114.  134.  162,  333.    II  14.  45.  118.  120.  128.  129. 193. 

248.  294.  476.  508. 
(Stjiara  ((Sfjiarina) ,  I  159.  164.  108.  336. 
(£f)opin,  gre'be'ric  grancoiS,  geb.  b.'l.  Wärt  1809  in  bent  $orfe  geiaAOtoa  Bola 

bti  SSarfdjau,  feit  1831  in  $ari3,  geft.  b.  17.  Dct.  1849.     I  (XV.  XX.  XXI. 

XXIII).   3  ff.   7.   15.   16.   22.    31.  83.  87.  89.  92.  96.  111.  118.  122.  123.  129. 

145.  156.  162.  196  ff.  202.  214.  217.  222  ff.  234.  240.  242.  262.  269.  270.  280. 

284.  305.  311—313.  316.  320.  325.  328.  336.  339.  340.  342.     II  22  ff.  30.  49. 

65.   66.  72.  73.  82.  96.  112.  116.  131.  134.  147.  150.  151.  154.  164.  168.  190. 

191.  195.  196.  205.  209.  212.  236.  238.  241.  256.  314.  316.  320.321.333.335. 

342.  355.  356.  407.  454—456.  464.  494.  5ü0.  501.  508.  515.  520.  523.  527. 
©ljotef,  gram  Xafcer,  geb.  b.  22.  Dct.  1800  ju  Siebifct)  (2Rftf)ren).   Sebte  in  Sien. 

©eft.  9Bai  1852.    II  93. 
©btpatal,  gran$  Xaber,  geb.  b.  19.  guni  180S  in  föumburg  (SBöfynen,  feit  1825 

2Jhtfi?lef)rer  in  2ttagbeburg.     ©eft.   b.   24.  3uni  1879  in  93ab  Stmen.    I  246. 

248.  275.  278.     II  30.  32. 
(Simarofa,  $omenico,  itaL  Dperncomponift  (1749—1801).    I  299.   II  476.  533. 
(Slementi,  9Jhigio,  geb.  1752  in  töom,  geft.  b.  9.  SWarj  1832  auf  ($t>e3f>am  {feig* 

lanb).     I  13.  64.  196  ff.  245.     II  367. 
(S  o  m e t,  ©atbinfa  (Satljanna),  geb.  b.  8.*ßoö.  1807  in^rag,  feit  1827  öerl).  m. b.  ©arito* 

niften  Wlatyiaä  $ob$or$iö.  <£rjte  öpernf ängerin  in  «JSraa,  geft.  b.  28.  $lot>.  1 889. 1 344. 
©onrab,  (£arl  (Sbuarb,  geb.  b.  14.  £)ct.  18 il  in  isßaunSborf  bei  Seidig.    @e* 

rid)t$*9tctuar  in  Seidig,  ©eft.  b.  25.  Slug.  1858.  II  41.  104. 
(Souper in,  gran^oiS,  franj.  ©omponift.  (1668—1733.)  II  10. 
Kram  er,  §emrid),  geb.  um  1818,  9Wufifte§rer  in  granffurt  a.SR.,  geft.  b.  30. 

2Kai  1877.    II  165. 
3ol)ann  SBaptift.  geb.  b.  24.  gebr.  1771  in  9Kannl)eim,  lebte  in  ßonbon, 

öon  1832—45  in  *ßart$,  bann  roieber  in  ©ngtanb.    ©eft.  b.  16.  Wpril  1^58  in 

Äenfmgton  bei  Sonbon.     I  13.  64.  72.  187.  190  ff.  243.  246.  342.  343.    II  49. 

112.  149.  155.  195.  354.  406. 
©rotdj,  Dr.  SSittiam,  geb.  b.  5.  $uli  1775  in  ftornrieb,  $rof.  an  ber  UniP.  Drjorb, 

fpater  an  ber  ftgt.  Etabemie  b.  2Jhifi!  in  Sonbon.    ©eft.  1847.    II  6. 
e*ernt),  (Sart,  geb.  b.  20.  gebr.  1791  in  38ien,  geft.  bafetbft  b.  15.  3uli  1S57. 

I  45.   49.   111.   196.   206.  220.  274.  289.  313.     II  32.  38.  79.  81.  91,  93.  130. 

15S.  161.  162.  170.  406.  442. 
$  a  (f^fte',  Dpemfänger  in  Bresben.    II  476. 
$aüib,  gerbinanb  Victor,  geb.  b.  19;  3an.  1810  in  Hamburg,  feit  1835  in 

fieipjtg,   1836  (Soncertmeifter  im  ©emanbtyauS*  fpäter  aud)  im  £ljeateror<$eftei, 

1813  Se^rer  am  (Sonferüatorium.     ©eft.  b.    18.  Jguli  1873  ju  ätofterS  in  ber 

©djweia.    ©djumann  nribmete  iljm  1S53  feine  SSiolinfonate  in  Dmoll.    I  269. 

306.   308.   346.     II    20.   41.  45.    100.  102.  104.  115.  125.  249.  250.  254.  266. 

284—287.  294.  298.  302.  303.  307.  524. 


«Ramen<ffiegifter.  539 

Daotf  on,  3ameS  393.,  geb.  b.  5.  Dct.  1813,  tritüer  u.  (Sontyon.  inßonbou.  SWitbegr. 

bcr  J>o£uläreu  9Eontag3concerte.    ©eft.  b.  24.  2Kär*  1885  in  9Eargate.    II  489. 
De  der,  (£onftantin,  geb.  b.  29.  Dec.  1810  in  gürftenau  Preußen).    Sßtanift  in 

»erlin.    ©eft.  b.  28.  3an.  1878.    II  7.  76.  79.  118. 
Dej>j>e,  ©eorg  ©ottfr.  fterbinanb,  geb.  b.  23.  gebr.  1805  *u  ©tabtljaaen  (Si^e* 

©djaumbura),  (Schüler  bon  5llog3  ©cgmitt,  toar  juerft  2Kuftflef)rer  betm  dürften 

93entf>eim*(steinfurt,  üon  1835 — 67  am  Sßäbagogium  in  Slfelb  (am  §ara),  jog 

bann  nadj  ©annober,  too  er  b.  19.  3uti  1884  ftarb.    I  271.  272. 
Deorient,  $#1.  (Sbuarb  (1801—1877),  oeröffentlidjte  „Erinnerungen  an  SRen* 

befefobn".    II  530. 
Dia  bellt,  Slnton,  geb.  b,  6.  ©e£t.  1781  *u  SWattfee  im  ©aljburgifdjen.    ©(abier* 

u.  Kirdjencomjjonift,  feit  1824  2Jtuftfalienijanbler  in  SBien.    ©eft.  b.  7.  Styr.  1858. 

II  109.  507. 
Dtetfje,  3ofj.  griebr.,  geb.  b.  15.  3uli  1810  &u  föitteburg  (Xfumngen,  erfter 

fcoboift  im  ßetyj.  ©ewanbfjauSordjefter.    ©eft.  b.  30.  San.  1891.  II  250.  300.  301. 
Dietrich,  SUbert  Hermann,  geb.  b.  28.  9lug.  1829  tn  bem  gorftljaufe  ©oll  bei 

aHeifeen,  feit  1S61  ©ofea^eümeifter  in  Dlbenburg.    II  484. 
DobrjijnSü,  3ö"^  5^tir,  geb.  1807  in  Romano»  ($ott)tmien),  Sßianift  unb 

fcomponift  in  SBarfdjau,  geft.  b.  10.  Dct.  1867.    I  263.    II  27.  28. 
Dotier.  Xljeobor,  geb.   b.  20.  &pril  1814  in  Neapel.    SfobiertrirtuoS.    ©eft.  b. 

21.  $rebr.  1856  in  Floren}.    I  205.  213.  2*0.  281.  305.  308.  II  27.  28.  169.  171. 
Donner,  M.  ©ottbtlf  gerbinanb,  geb.  b.  8.  2lug.  1790  in  Sroicfau,  toar  1813—22 

$rc$ibiafonu$  bafelbft,   barauf  $rebiaer  ^u  ©t.  *ßetri  unb  Semmar*2>irector  in 

fjreiberg,  feljrte  1835  als  Kirdjen*  unb  ©djulratl)  nad)  Sroicfau  prfief  unb  würbe 

1840  Dr.  theol.    Starb  b.  14.  SKärj  1866.    I  (VI). 

Dörffel,  Dr  phil.  Mfreb,  geb.  b.  24.  San.  1821  in  SBalbenburg  (©adjfen;,  Sötbtio* 
fljefar  unb  äRufifjdjriftftefler  in  Seidig.    I  318.  332.    II  253. 

Dontjetti,  ©aetano,  geb.  b.  20.  ©ept.  1797  in  Bergamo,  geft.  baf.  b.  8.  9fyr.  1848. 
I  171.  274.  290.     II  286.  2)2.  386.  436.  475.  532. 

Dorn,  fceinrid)  Sub».  (Sbmunb,  geb.  b.  14.  9tob.  1804  in  Königsberg",  ftubirte 
juerft  töedjtSwiffenfdjaft,  ^or  er  jur  äKufi!  überging.  1829— 32  2Jhtftfbirector  am 
Seidiger  Xbeater,  big  1843  in  SRiaa,  1844  in  Köln,  1849— 69  #ofcaj>eHmeifter  in 
»erttn.    ©cbumannS  fiebrer  in  fiet^jig,  Mitarbeiter  an  beffen  8eitfcbrift  1835—39, 

1841  unb  1844.     ©eft.  b.  10.  San,  1892.     I  (IV).  9.  65  ff.  2J0.  235.  256.  312. 
315.  329.     II  153.  157.  528.  529.  532. 

fcreljfdjocf,  SHeranber,  geb.  b.  15.  Dct.  1818  in  gaef  (93ö^men) ,  (Slam'eröirtuoS, 

geft.  b.  1.  Styril  1869  in  «enebig,    II  46.  173.  202.  332.  515. 
Droling,  3-  SR.,  I  271.  274. 
Düffel,  30$.  ßubto.  (1761-1812).    II  151. 
<£berS,  (£arl  gfriebr»  geb.  b.  25.  3Rarj  1770  in  (Saffel,  SRufifbirector  u.  (Sompo* 

nift,  feit  1822  in  ©erlin,  too  er  b.  9.  ©e})t.  1836  ftarb.    Die  mit  V  gezeichneten 

©orrefponbenaen  aus  Söerlin  in  ©djumannS  3eitfdjrift  öon  1834  finb  roaljrtdjein* 

Xid^  t?on  tym.    I  337. 
(gberroetn,  SRar  (Sari,  geb.  1814  in  Söeimar,  Sßianift.    ©eft  b.  19.  SÄär*  1875 
.  in  DreSben.    II  354. 
@(fert,  (£arl  STnton  giorian,  geb.  b.  7.  Dec.  1820  in  EotSbam,  lebte  bon  1838—41 

in  Seitaig.    ©eft.  b.  14.  Oct.  1879  a!*  ©ofcapettmeifter  in  Serltn.  II  250.  254. 
(Stiert,  Soui3  (Sbuarb,  geb.  b.  13.  3an.  182 3  in  Königsberg,  aKuftfjdr)riftftctter, 

geft.  b.  4.  San.  1881  in  SBieäbaben.    II  491.  534. 
QEidjler,  griebr.  SBil^elm,  geb.  1809  in  üeityig,  Sioünift,  ttmrbe  1832  (Soncert* 

meifter  in  Königsberg,  geft.  tm  Styril  1859  aö  ERufifbirector  beS  »abe^Drc^efterS 

in  ©aben*$aben.    I  9. 
eilamp,  ^einric^,  geb.  1812  in  3&efjoe  (§olftein).    WtufilltfjTtx  unb  (£om|)onift  in 

Hamburg,    ©eft.  1868.    I  275.  277. 
(glSner,  3of.,  geb.  b.  1.  3uni  1769  ju  ©rottf au  (©djleften; ,  Director  beS  ©on* 

ferbatortumS  in  SBarfc^au,  geft.  b.  18.  Styril  1854.    I  256. 
(Smbadj,  SouiS  «.,  $tanift  unb  (Somponift  in  Stmfterbam.    II  253. 
©neffjauf  en,  ßeinric^  griebr.,  geb.  b.  21  «ua.  1799  in  (Seile,  feit  1829  Drganift 

an  ber  ©c^lofürc^e  in  ©annooer,  geft,  b,  15.  gebt,  1885,    I  246.  248. 


540  9*amen*9Regifter. 

©nbter,  3-  &.,  (£labiertefjrer,  Organift  an  ber  lutl).  ftirdje  in  Gaffel.    I  275. 
Erfurt,  (Sari  ©ottlieb,  geb.  b.  2.  SRai  1807  *u  SleugerSieben  bti  SRagbebura, 

feit  1834  3Jhtfiflef)rer  am  ©gmnafium  in  Cuebltnburg,  öon  1844  big  1851  (52?, 

9Rufifbirector  an  ben  lutl).  Äirdjen  unb  fiefjrer  am  ©ömnaftum  Hnbrcanum  in 

#ilbe£(jeim.    @r  ftarb  —  gän^tiä)  oerfommen  —  b.  7.  3an.  1856.    II  27. 
(Sri er.  ^ermann,  in  Berlin,     $erf.  öon  „SR.  ©Aumann'3  Seben.    &u8  feinen 

»riefen  gefdjilbert."     (1887)    II  521.  529. 
©ruft,  ©einriß  mit).,  geb.  1814  inSBrünn,  SSiolinoirtuoS,  geft.  b.  14.  Dct  1865 

in  Wim-    II  224.  358. 
(Sffer,  Jpeinridj,   geb.  b.  15.  gnli  1818  in  3Kannl)eim,  (Soncertmeifter  baf.,  würbe 

1847  (Sapeltmeifter  am  SSßiener  ßofoperntyeater.    ©tarb  b.  3.  3um  1872  in  Sah» 

bürg.    II  281.  283.  448. 
<£uf  ebtuS.  (Gufeb.  <Stbh.)  I  (IV.  IX.  XXIV).  3.  5.  10—18.  21—25.  61.  63-*5. 

69.   74.  104.  106.  111—113.  125.  159.  162.  169.  171.  173.  177.  191.  201.  202. 

210.  232.  239.  246.   252.  255.  312—314.  316.  320.  322.  336.  343.  345.    II  7. 

8.  10.  13.  15.  16.  18.  23.  30.  67.  178.  200.  497.  517. 
(SüerS,  (Sari,  geb.  b.  8.  Wpxü  1819  in  Hamburg,  panift  nnb  (Somponift,  geft.  b. 

31.  $ec.  1875  in  SBien.    II  469. 
<£t)bter,  3of.  ö.,  penj.  #ofcapellmeifter  in  SBien  (1765—1846).    I  346. 
(Stolen,  3o$anne3  albert  öan,  geb.  b.  23.  Styrit  1823  ju  «merSfoort  (#olIanb;, 

geft.  b.  24.  @ej>t.  1868  in  (Slberfelb.    II  265. 
garrenc,  3eanne  ßouife,  geb.  feumont,  geb.  b.  31.  9Rai  1804  in$aris,  ®attin 

be3  glöttften  u.  nad^ertgen  SÄuftfalienljänblerS  Striftibe  garrenc.  $iamftin,  öon 

1842—73  tteljrerin  am  (Sonferöatorium  in  $ari$,  geft.  b.  15.  ©ej>t.  1875.  I  275. 

278.    II  27. 
Soulmann,  @buarb,  fioboeblafer  in  Seidig.    II  253. 
fteSca,  Sites  an  ber  (Srnft,  geb.  b.  22.  SRai  1820  in  (Sarterube.  «ßianift,  Äammer* 

öirtuofe  be$  gfürften  (Sgon  öon  ftürftenberg.    fiebte  feit  1841  in  $raunfd)weiq, 

ftarb  b.  22.  gebr.  1849.    I  344.    II  257.  278.  329.  383. 
griebr.  (£mft,   (SBater  be$  Vorigen)   geb.  b.  15.  fjebr.  1789  in  SWagbcburg, 

(Soncertmeifter  in  (SarlSrufje,  geft.  b.  24.  3&ai  1826.    I  344.    II  257. 
geti3,  grancote  3of.,  geb.  b.  25.  SWärj  1784  in  3Bon3  (Zeigten),  (Somponift  unb 

2JhififgeIef)rter,  feit  1821  $rof.  am  $arifer,  feit  1833  $irector  am  ©ruffeler  Eon* 

ferbatorium.    SRebacteur  ber  1827  gegrünbeten  Rev.  mus.,  bie  1834  mit  6$le* 

fingerS  Gazette  mns.  unter  bem  Xitel  Revue  et  Gazette  nras.  de  Paris  Bereinigt 

würbe.  gettS  ftarb  b.  26.  2Jiarj  1871.    I  139.  143—145.  324.  333.  334.    II  323. 
gielb,  3of>n,  geb.  b.  26.  3uli  1782  in  Dublin,  lebte  gröfctentfjeifc  in  9tafeianb, 

ftarb  b.   11.  §an.  1837  in  attoSfou.     I  4.  9.  22.  73.  91  ff.  104.  111.  118.  120. 

1S7.  218.  234.  251.     II  5.  258.  367.  442. 
ginf,  ©ottfr.  SBitt).,  geb.  b.  7.  SRärj  1783  in  ©ulja  a.  b.  31m.    (Seit  1809  $re- 

biger  unb  fttrector  einer  @rgie^ung§anftalt  in  2et^§ig,  öon  1827  bis  Q£nbe  1S41 

SRebacteur  b.  §IUgem.  mufifal.  Settung.     $on  1842  an  bielt  er  »orlefungen  an 

ber  Uniberfitat,  $u  beren  (£l)renboctor  er  ernaunt  würbe,  ©tarb  b.  27.  Äug.  1846. 

I  (XV).  24,  36.  222.  261.  311.  316.  317.  320—323.  325.     II  75.492.493.497. 

512.  515.  519. 
?H?d)fJof,  $of.,  geb.  b.  4.  Stpril  1804  in  «utfebowife  (äRafcen),  ftubirte  SWebicin, 

beöor  er  ftd)  ber  2Jhtftf  wibmete.    (Seit  1833  $rof.  be8  (StaüierfpielS  am  S&iener 

©onferöatorium.    Mitarbeiter   an   ©diumannS   3eitfdJrift  1837—40  unb  1842. 

©eft.  28  3uni  1857  in  SBaben  bei  SBien.    I  (XVIII).    II  521. 
gletfffig,  (Emil,  geb.  18ü8  in  8wi<fau,  geft.  bafelbft  b.  17.  2>ecember  1878  aU 

emer.  $rotobiaconu§.    3a^r8-  1836  bet  Bleuen  Qeitfdjrift  enthält  Ueberfe^ungcn 

öon  iljm  auö  bem  granaöfifa}en.    I  (VIII.  X.  XII.  XIV). 
gloreftan,  I  (IV.  XXIV).    3—5.  10.  11.  13—18.  20—38.  53.  61.  62.  69.  72—74. 

114—117.   119.    121.   123.    127.   145.   159—165.  167—169.  171.  173.  177.  194. 

200—203.  219.  223.  229.  232.  243.  254—256.  270.  287.  289.  290.  312.  313.  31«. 

320.   324.  336.  343.  345.    II  9.  15.  16.  18.  30.  59.  65.  66.  73.  106.  150.  20«. 

218.  494.  496.  501.  505.  509.  517. 
Sold,  (£art  griebr.,  Siolin*  unb  Sßiolafpieter  im  Seidiger  ®etoanbf)au3ord>efier. 

@eft.  b.  15.  Dct.  is78,  faft  80  3al)re  alt.    II  493. 


9tomen*9iegifter.  541 

gtandjomme,  &ug.,  geb.  b.  10.  Styrit  1808  (1809?)  in  Sitte.  «iotonceltoirtuoS. 

©eit  1825  in  $ari$,  ge[t.  b.  21.  3an.  1884.    I  240. 
granef,  Dr.  phil.  ©buarb,  geb.  b.  5.  Oct.  1817  m  »reStau,    ©djüler  9EenbelS* 

fofmS  in  Smffetbotf  unb  ßetpftig.    *Ra$  mehrjährigem  9fofentyalt  in  $ariS  unb 

8tom  ^cit  1845  in  ©erlitt.   SRadj  längerer  Efjätigteit  als  fiefyrer  am  Kölner  (£on* 

ferüatorium  unb  als  SRufifbirector  tn  SBern  t-on  1867  roieber  in  Berlin,  juerft 

als  Sßrofejfor  am  ©ternfdjen  (Eonferöatorium,  bann   am    (£famerlel)rerfeminar. 

«ßrfoatifirt  fett  1889.    II  35.  106.  260.  489.  490. 
gran*,  Dr.  Robert,  geb.  b.  28.  3unt  1815  in  #atte  a  ©.  Kgt.  unb  UntoerfitätS* 

2Jhtftfbirector  bafelbft    II  444.  447.  484. 
grege,  grau  fitoia  t>.,  in  Seidig.    I  332.    II  45.    ©.  aud)  Stöia  ©erwarbt, 
greffer.  II  219ff. 
greubenberg,  Sari  ©otttieb,  Dberorgamft  an  ber  ©t  9Ragbalcna*Kirdje  in 

«reStau  (1797—1869).    II  528. 
grtebburg,  ©.   II  454. 

grifc  grtebridj.  I  11.  20.  21.  163.  202.  314.  319. 
Briefe,  Wug.  Robert,  geb.  b.  28.  April  1805  in  Bresben,  93uaj  unb  3Ruftfotien* 

Ijänbler  in  fieipjig.    ©eit  1837  Verleger  ber  9*euen  ßeitf d^rift.    ©eft.  b.  7.  *Roi>. 

1848.     I  (XVI). 
gud)S,  motfi,  atb.  b.  23.  3uni  1799  $u  8toaf*  (Defterr.»©d)tefien).    Goncept* 

Hbjunct  beim  ©offriegSratfj  in  SBten,  geft.  b.  20.  3ftär$  1853.     Giftiger  ttuto* 

graben*  unb  $ortrait*©ammter.    II  524. 
ftolj.  ßeoaotb,  Sebrer  b.  (Sompofition  in  Petersburg.  3^rg.  1839  ber  ©d>u* 

mannfdjen  Seirj^r.  enthalt  einen  Wuffafe  aus  fetner  gebet.    II  115. 117. 122. 124. 
Surft,  (feltfabetlj,  (Sängerin  an  ber  itaf.  Oper  in  Bresben,  1838  fürftf.  Kammer* 

fangertn  in  $>effau.    1  305.  308. 
&abt,  SHelS  äBitl).,  geb.  b.  22.  gebr.  1817  in  Kopenhagen,   1844—48  Dirigent 

ber  Seliger  ©etoanbljauSconcerte,  geft.  als  ßofcapellmeifter  unb  fcirector  beS 

(SonferbatoriuntS  in  Kopenhagen  b.  21.  $ec.  1890.    ©djumann  roibmete  itym  1852 

fein  Gmoll*£rio.    II  419.  445.  463.  484.  502. 
©äfjrid),  SBenaet,  geb.  b.  16.  ©ept  1794  in  (Saernoroifr  (Böhmen  V  feit  1825  Kgl. 

KammermufifuS,  fpäter  SRufifbirigent  beS  Balletts  in  Berlin.  ©eft.  1865.  II 41.  98. 
©ftnSbadjer,  Sodann  SBapttft,  (1778-1844)  (SapeUmeifter  am  St  ©tepljanSbom 

in  SBien.    I  346. 
©arcia,  föaulineaRtdjeltegerbtnanbe,  (feit  1841  grau  ©iarbot*©arcia)  ©djtoefter 

ber  Stoma  SRatibran,  geb.  b.  18.  3uli  1821  in  $ariS.    Sebt  feit  1862  meiftenS 

in  93aben*8aben.    II  287.  475.  503. 
©etfcler,  (Sari,  geb.  b.  28.  «prit  1802  in  SJhilba  (©adtfen),  Drganift  unb  SWupf* 

birector  in  8fd>opau,  fett  1854  in  »ab  (Elfter,    ©eft.  186ü.    I  60. 

(£art  griebr.  «ug.,  geb.  b.  26.  3ult  1804  in  SRarferSborf  bei  Sittau,  würbe 

1832  Organift  an  ber  $autiner=,   1813  an  ber  £l)omaSfira>  in  tteipjig.    ©eft. 

b.  13.  Bpril  1869.    II  255. 
©elinef,  Stbt  3ofepf),  böljmijdjer  (£tabier*(£ompomft  (1758—1825).    I  276,  II 170. 
©enaft,  (gbuarb  granj,  geb.  b.  15. 3uü  1797  in  SSeimar.  ©ajaufpieler,  ©änger 

unb  (Somponift  bafelbft.    ©eft.  b.  4.  &ug.  1806  in  SBieSbaben.    II  102. 
©enifdjta,  3of.,  geb.  um  1810  in  »to&tanb.  $ianift  unb  SBiolonceflift  in  a^oSfau. 

II  53.  54.  314.  315. 
©erwarbt,  Sioia  SBirginia,  geb.  b.  13.  Sunt  1818  in  ©era,  geft  b.  22.  Sfog.  1891 

als  grau  o.  grege  in  Seipjig.    I  8.  18.  124.  319.  332.    @1  auchgrege. 
©erfe,  Otto,  geb.  b.  13.  gult  1807  in  Lüneburg.   SBiolinift  unb  SKuftfbirector  in 

^aberbom,  too  er  b.  28.  $uni  1878  ftarb.    I  162.  248.  249.    II  27.  29.  33.  35. 
©iulietta,  I  21.  319. 
©lau*,  g.,  II  27.  28. 

©Itnfa,  SWia^ael,  rujfifcber  (£omponift  (1804  —  1857).    II  116. 
©lod,  in  Oft^eim.    ©tubirte  erft  X^eologie,  bann  SWebicin.   ^u^freunb  üon  ©a^u* 

mann,  an  beffen  KammermufiWlebungen  (1828)  er  fia)  als  ©ioloncettift  beteiligte. 

®r  toar  1833  in  ßonbon,  f djrieb  1834  für  bte  Seitfa^r.  7<£ngtifd)c  ©riefe",  «ua^  bie 

^umoriftifa^e  9(n$eiae  zweier  SeUoftücfe  (©.  143,  mit  „©."  untere)  fa^eint  Don 

tljm  51t  fein.    II  512, 


542  Sßamen^Regifter. 

©tucf^Sfjriftort  SBillibalb  fRtttcr  b.,  (1714—87).  I  299.  341.  II  19.  96.  106. 
132.  284.  289.  474.  532. 

©oetf)e.     I  (VIII).  8.  55.  155.  218.  286.  338.     II  105.  126.  257. 

©oet|e,9Baltt)er  ^otfa.  t>.,  'gnfet  be$  S>idjter3),  geb.  b.  9.  8j>ritl817  inSBehnar, 
©djfiler  öon  Söeinlig,  2jlfenbet$foljn  unb  ttoetoe.  feäljrenb  feinet  Aufenthaltes  in 
mpjig,  1^36—38,  berfetjrte  er  freunbfdjafttidj  mit  ©djumann,  ber  tfyn  ferne 
StobibSbüubtertänae  imbmete.  Oro^erjogl.  Äammerherr  in  SEBeimar.  ©eft.  b. 
15.  Styrit  1885  in  Seipjig.    II  257.  336.  452.  490. 

©otbfdjmibt,  ©igiSmunb,  geb.  b.  28.  ©ept.  1815  in  $rag,  geft.  im  Dct  1677 
in  Sßten.    II  413. 

©ollmtcf,  3ofy  fjrieb.  (£art,  atb.  b.  14.  2Jtdr&  1796  in  fceffau,  gab  fein  tijeo* 
togifdjeS  ©tubium  auf  unb  würbe  SJlufifer.  2ebtt  in  fjranffurt  a  3R.  3Rttarbeiter 
an  (Schumann«  Seitfäjrift  1840—44.    ©eft.  b.  3.  £)ct.  1866.    I  31.  185. 

©ofebrud),  StemenS,  ftlötift  in  üei^ig;  feit  1840  in  $ortmunb.    II  253. 

©rabau,  Sodann  StnbreaS,  geb.  b.  19.  Dct.  1808  in  Bremen,  feit  1828  «iofon* 
ceUift  im  ©etoanbtjaufe  *u  ßeipgia,  geft.  b.  9.  Stug.  1884  in  fieuftfdj  bti  Seidig. 
Schumann  toibmete  tym  Sic  „©tücfe  im  SBottSton",  28er!  102.  II  41. 104.  250. 253. 

©eorg  (Sfjriftian  («ruber  be8  Vorigen),  geb.  b.  8.  3uni  18o6  in  «remen, 

feit  1830  $>omorgauiJt  in  »erben;  geft.  b.  26.  Sfeat  1854.    II  43.  44. 

(Steonore  Jpenrtette  (©djtoefter  ber  Vorigen),  geb.  b.  29.  HRar§  1805  in 

«remen,  feit  1826  ©änaerin  im  ©eroanbf/aufe  $u  ßetyjig,  »erheiratete  ftcf)  1837 
mit  bem  Kaufmann  3»  &•  «ünau  baf.  «on  1843  an  etmge  %atyt  ©efangleT&rerm 
am  ©onfertatorium.  ©eft.  b.  28.  9*ob.  1852.  I  19.  22.  23.  159.  306.  II  20. 
43.  44.  101.  239.  250.  498. 

©rabetyanb,  fjriebr.  fieberest,  (1812—1842).  (Slamerletper  unb  Drganift  $u  8t. 
©eorgen  in  Seidig.    I  316. 

©renfer,  (Sari  ^luguftin,  geb.  b.  14.  ®ec.  1794  in  Bresben.  @rfter  gtötift  im 
Seidiger  ©emanblKwäordjefter.  SBurbe  1827  ©ecretar  be$  $enfton3*3nfririttS, 
1843  2lrd)r  ar  ber  feoncert^irection  fonrie  ^nf^ector  am  (Sonferöatortum.  hinter* 
lieg  tüertr)t»oHc  biftoriograpl)ifa)e  9lufjeidjnungen.  9lud)  ju  ©dmmamt  fdjeint  er 
in  «ejiebuna  geftanben  gu  ljaben;  ein  paar  furje  SRecenftonen  über  gWtenftöde 
in  ber  öeirfdjrift  (1835,  II,  IM),  mit  „@r."  unteraeidjnet,  »erben  i^m  §11511* 
fdjreiben  fein,    ©tarb  b.  26.  2Kai  1864.    I  306.  308.    II  102.  250.  289.  306. 

griebr.  SBttf}.,  («ruber  beS  Vorigen)  geb.  1806  in  Bresben,  feit  1830  erffrr 

«ioloncettift  im  geiziger  @ett>anbt)au3ord)efter,  geft.  b.  4.  JJan.  *859.    H  41» 

©reulidj,  Sari  SBitt).,  geb.  b.  13.  gebr.  1796  in  Shmfcenborf  (©djtefien),  $tamft 
in  «erlin,  1835  jum  ©apettmeifter  feines  ©äjüterS,  beS  ^erjogS  Don  ©umberlanb 
(nochmaligen  Königs  ©eorg  V.  öon  #annoöer)  ernannt,  ©eft.  1837.  I  248. 
249.     II  172. 

©riebet,  SuliuS,  geb.  b.  25.  Dct.  1809  in  «ertin.  SSiolonccHift  in  ber  SönigL 
(Sapefle.    ©eft.  1S65.    II  291. 

©riepenfert,  Dr.  phil.  SBotfg.  Robert,  geb.  b.  4.  2Rai  1810  in  #of tobt  (©djtoeij-» 
feit  1839  Bocent  am  Colleginm  Carolinum  in  «raunjebtoetg.  Shinftfc^rifrfteflei 
unb  Bieter.  1837—42  3Kitarbeiter  an  ©ä^umann«  Settfc^rift.  ©tarb  b.  17.  Cct. 
1S68  in  SBraunfdjtoeig.    II  509. 

©rittparÄer,  Stanj,  fl79l— 1872)  in  SBien.    I  247.  331.    II  112. 

(Satmtlo,  («ruber  be$  Vorigen)  geb.  b.  15.  3tug.  1793,  geft.  b.  1.3uni  1865, 

©Treiber  bti  ber  £errfdjaft  9ieutitfd)ein,  fpater  ©eric^tSfanjtift  in  Äornenbnrg. 
I  246.  247. 

®*ofc,  3ob.  Benjamin,  geb.  b.  12.  ©ej>t.  1809  in  etbing.  »ioloncetlift,  öon  1829- 
33  in  Seidig,  fpöter  in  ^Seteräburg,  wo  er  b.  1.  ©ept.  18-18  ftarb.    I  308. 

©robe,  ©ir  ©eorge,  $irector  b.  %L  3trabemte  b.  2Rufü  in£onbon.  I  337.  II  ?o* 

©runb,  griebr.  SüJil^.,  geb.  b.  7.  Dct.  1791  in  Hamburg,  3Rufifbirector  ber^tng» 
§l!abemie  unb  ber  p^it^armonifdjen  (Soncerte  in  Hamburg,  ©eft.  b.  24.  «Rob.  1874. 
I  190.  192.  190  ff.     II  79.  8».  215.  218. 

©ränberg,  £ouife,  ©opranfängerin  in  Seidig;  1848  mit  bem  ©ä^aufpieler  Siebe 
in  Jpannober  berbeirattjet.    II  305.  306. 

©u^r,  ©ort  griebr.  SBil^.,  (1787— 18-18 .  3»ufifbirector  an  ber  Oper  in  granf* 
fürt  a  SR.   I  256, 


Stomen-ffiegtfter.  543 

©ulomn,    Ströme,   oeb.    b.   22.   3uni   1822   p   Bernau   (fiieflanb).    »iolin* 

öirtuoS,  feit  1853  §ofcaj)eHmeifter  in  Eütfeburg,  geft.  b.  10.  Ort.  18*7.    II  304. 

3"6. 
©ünfc,  Dr.  @mil,  geb.  1807  in$)re3ben,  ftubirte  perft  2M>icin,  tüibmetc  ftcfe  fpöter 

ber  äRufif ;  lebte  @nbe  ber  jttjanjiger  unb  Anfang  ber  breifjtger  Sa^re  in  Seidig, 

ttJO  er  ju  ©djumannS  SSerfetyrSfretfe  gehörte.  SGadj  fefylgefcblageuen  Unternehmungen 

als  SBerlagSbudtöänbler  ging  er  naaj  5lmerifa,  tuo  er  als  ßlaoterleljrer  unb  SBor* 

ftefjer  eine«  aJläbdjenpenftonatS  in  3er je»  Gitü  1877  ftarb.    I  60. 
©utmann,  Slbotyti,  geb.  b.  12.  3cm.   1819  in  §eibclberg.     «ßtanift  in  $ariS. 

©tarb  b.  27.  Dct.  1882  in  ©pe^ia.    II  27.  28. 
©Jjroweft,  ^balbert,  (1736—1850)  feit  1827  penf.  §ofcapettnteifter  in  SBien.    I  34. 

346.     II  152. 
fcaale,  ©ottlob  2Bill)elm,   geb.  b.  10.  Wpril  1804  gu  ©rofcenffain,  fjlöttft  im 

Setyatger  ©ett)anbf}auSord>efter,  geft.  b.  25.  3Jiärj  1875.    II  102.  250.  306. 
#äf)nel,  Slmalie,  geb.  1807  in  ©rofcljübel  pööfynen!,  ßpernfängerin,  feit  1830  in 

»erlin,  geft.  b.  2.  SRai  1849  in  äöten.    I  338. 
#ftnbel,  ©eorg  griebr.,  (1685—1759)  I  12.  26.  88.. 92.  1S6.  242.  285.   116.  13. 

19.  63.  71.  91.  100.  101.  135.  176.  272.  297.  299.  302.  310.  325.400.  409.  526. 
£ate'b9,  SacqueS  @lie  gromental,  geb.  b.  27.  2Jcai,1799  in  «ßariS,  feit  183:* 

$rof.  am  $arifer  (Sonfertmtorium,  geft.  b.  17.  SJcarj  18C.2  in  SRi^a.    I  273. 

II  453.  531. 
§alm,  Slnton,  geb.  b.  4.  3uni  1789  in  SUtenmarrr  (©teiermart),  ^ßtanift  u.  ©om* 

ponift  in  SBten,  geft.  b.  5.  Sfyril  1872.    II  55.  5oo. 
#anSlid,  Dr.  ©buarb.  geb.  b.  11.  ©ept.  1825  in  $rag,  orbentl.  <ßrof.  b.  SRufif 

an  ber  Untoerfitat  SBien.    I  340.  346.  II  496.  521. 
fcanffenS.  (SfjarleS  ßouiS,  (Somponift  in  Trüffel  (1802—1871).    II  116. 
|>arj>er,  XtyomaS,  (1787—1869)  SrontpetenbirtuoS  in  Sonbon.    II  102. 
partfnod),  (Sari  ©buarb,  geb.  1775  in  föiga,  s£ianift,  lebte  julefct  in  Petersburg 

unb  SKoSfau.    @r  erlag  einem  »ruftlcibcn  im  Saljre  1834.    I  6u.  117.  120.208. 
£  artmann,  3^.  $eter  (Smil,  geb.  b.  14.  Sftai  1805  in  ftopenfjagen.    3«ftijs 

beamter,  fpäter  Öetjrer  am  (Sonjeroatortum  in  $opeul|agen.    II  33.  36.  53.  54. 

83.  201.  268.  369.  37.J.  375.  445. 
§aSlinaer,  SobiaS,  geb.  b.  1.  SRärj  1787  $u  3eH  (Dberöfterreid)),  tont  1810 

nadj  SBien,  ttmrbe  SBuajIjalter,  bann  ©efdjäftstljeilnelmter  ber  ©teinerfdjen  Sttufif* 

l)anblung,  1826  felbftänbiger  Verleger.    Starb  b.  1«.  3uni  1842.    I  iXVI).  64. 

II  160.  163.  195.  245.  290.  346.  524. 
(Sari,  (@ofm  unb  ©eftffäftSnadjfolger  beS  Vorigen)  geb.  b.  11.  Sinti  1816  in 

SBien.    panift  unb  (Somjonift.    ©eft.  b.  26.  $ec.  1868.    I  246.  248.  275.  276. 

II  30.  31.  79.  80. 
£au<f,  SBenseSlato,  geb.  b.  27.  gebr.  isoi  in  $abelfdjn>erbt  (©raffd).  ©lafc).  Sßianift 

in  Berlin,  geft.  b.  29.  9lot>.  1834.    II  30.  32. 
Hauptmann,  SRorijj,   geb.  b.  13.  Oct.  1792  in  Bresben,  urforüngttdj  Strdjiteft, 

ttmrbe  1811  ©poljrS  Schüler,  bann  $iolinift  in  ber  furfürfti.  ©apeUe  in  Saffel, 

1842  (Santor  unb  3Jcufi!birector  an  ber  XfjomaSfdjule  in  fieipjig.    ©eft.  b.  3.  3an. 

186S.     I  117.  120.     II  53.  187.  526.  527. 
genfer,  granj,  geb.  b.  12.  3an.  1794  in  ßrafotoh)  ^i  $rag,  betrat  1817  bie 

SJaufbaljn  als  ©änger,  war  18;t2— 35  an  ber  Seidiger  93üfme,  feit  183$  ©efana* 

leerer  tn  SBien,   1846—64  $irector  beö  6onferöatoriumS  in  9ttünd)en,  ftarb  b. 

14.  5lug.  1870  in  greiburg  i.  ».     I  318.  346.     II  162.  163.  187.  346.  512. 

514.  526. 
§au3mann,  Sari  ©eorg,  geb.  b.   27.  SWarj   1814  in  ^annober,  SBiotonceflift, 

Äammertirhioö  beö  $>er^ogS  Don  (Sambribge,  ^iceföuigS  oon  ^annoüer.    ©eft. 

b.  2.  3uli  1860.     II  250. 
fcatobn,  3of.,  (1732— 1809J.    I  (XII)   27.  48.  91.  92.  96.  118.  130.  183.  299.  303. 

II  5.  17.  115.  122.  148.  181.  213.  230.  231.  289.  291.  299.  303.  310.  35\  362. 

400.  409.  472. 
#ecfel,  (Sari  gerb.,  geb.  b.  12.  3an.  1800  in  SBien,  feit  1821  SJiufifalienfj&nbler 

in  SRannfjeün,  aeft.  im  Wpxil  l»7o.    II  27. 
$einbt,  3of).  (£buarb,  geb.  1826  inSBur^burg,  ausgezeichneter glötift,  ftarb  als 


544  9tomen*8tegifter. 

fürftl.   ©djtt>aräburg*©onber81)aufenfd)er  ÄammerturtuoS  b.  13.  9Cug.    1849  in 

Nürnberg.    II  299. 
ßeine,  ^einrieb,  (1799—1856).    I  207.  233.  319. 
üeinje,  %o%  gac.  3Bilf)elm,  (1749—1803).    I  123.  333. 
£ein*e,  grieb.  9lug.  gerb.,  geb.  b.  7.  3jum  1793,  (Starinettift  im  Seidiger  ©e* 

manbfjauSordjefta,  geft.  b.  12.  guti  1850.    II  102.  250. 
©uftaö  m>oip%  (<2>obn  beS  Vorigen)  geb.  b.  1.  Dct.  1820  in  Seidig,   ©fori* 

nettift  im  ©etoanbtjauäordjefter.    ©ing  1842  nad)  Breslau,  toar  foarer  Sftufif* 

birector  in  Slmfterbam.    II  253.  292. 
$eUer,  ©teyijen,  geb.  b.  15.  2Jlai  1814  in  $eft,  geft.  b.  15.  3an.  1888  in^ari*. 

I  271.  274.    II  21.  27.  29.  67.  215.  216.  322.  417.  453.  471.  484.  500.  527. 
SBoIbemar,  in  Bresben.    II  253. 

<pelfteb,  (Sari,  geb.  b.  4.  San.  1818,  (Somponift  unb  ©efangleljrer  in  Äojjenljagen. 

II  444.  445. 

Senfelt,  Slbotyl),  geb.  b.  12.  2Rat  1814  in  ©djtoalbad)  (»anern),  feit  1838  in 

Petersburg,  geft.  b.  10.  Oct.  1889  in  SBarmbmnn.   II  65  ff.  94.  102,  147.  154. 

19J.   204.   255.   258.   277.   278,   320.   322.   329.  334.  355.  410.  456.  498—500. 

502.  505.  515.  520. 
gering,  Karl  (Sbuarb,  geb.  b.  13.  Sfeat  1807  in  Dfdjafc,  ftubirte  in  Seidig  erft 

$bifo)opf>ie,  bann  auSfdjtte&Ucfi  2Rufit    aJhifiHefjrer  in  Bresben,  1837  Seminar* 

legrer  unb  Drganift  an  ber  fiautotfirdie  in  kauften,    ©tarb  b.  25.  SRoö.  1S7**. 

I  117.  119. 
§erlof$foljn,  (Jarl  ©eorg  SReginalb,  geb.  b.  7.  ©ept.  1804  in  $rag.    Stoman* 

ja)rtftftetter,  föebacteur  bei?  „Kometen"  (1830—40  unb  1844—48),  geft.  b.  10.  $ec 

1849.    I  (XV.  XVI).  9.  320.  322.  323. 
ftermSborf,  SBitf).  (Sbuarb,  geb.  b.  6.  guli  1804  in  Seip^ig,  Wböocat  unb  tum 

1848—66  $oliaeU©tabtratl)  in  Seidig.   9Jtftbegrünber  unb  t?on  1826—44  Srtrector 

ber  ©oneertgefettfebaft  (Suterpe.    ©eft.  b.  24.  Sunt  1886.    II  252.  493. 
^tfrolb,  ßoute  3of.  gerb.,  Dperucontpontft  in  $art3  (1792—1833).    I  273. 
§erfeberg,  Shtbotyl)  i>.,  geb.  b.  6.  ftait.  1818  in  ©erlin.   SBiamft  unb  (£omj>onift 

baj.    1861  birector  be3  $om#or3.   #gl.  SKuftfbirector  u.jßrof.  II  27.  28.  255. 
$cr&,  #etnrid),  geb.  b.  6.  San.  1806  in  SBien,  Jett  1816  in^ariS,  geft.  b.  7.  San. 

18&8.     I   (XXIII)   7.    9.    12.    23.    35.    45.  54.  74.  111.  121.  186.  196  ff.  206. 

211.  234.  236.  271—273.  277.  284.  287.  343.    II  12.  31.  38.  67.  93.  154.  4ü6. 
#erjoa,,  (£mü  3Bifl>.,  geb.   b.  25.  Dct.  1609  in  gttridau,  ftubirte  1828—32  in 

Setpjig,    mar   £rattifd)er  Strjt    in  gnudau   bis    1865.     ©eitbem  lebte  er  nur 

Wtorijd)*ardjäologifc$en  ©tubien.    ©eft.  b.  1.  ftob.  1883.    I  (VI.  VII). 
#ejje,   ^Ibolp^  griebr.,  geb.  b.  30.  Sfoguft  1809  in  SBreStau,  feit  1831  Ober* 

organift  an  ber  ©t.  ©ern^arbinS^ira^e  bafelbft.    ©eft.  b.  5.  Slug.  1863.    I  7. 

134.  260.     II  35.  74.  79.  80.  89.  252. 
©etfdj,  Dr.  (£arl  griebr.  Subtoig,  geb.  b.  26.  2foril  1806  in  Stuttgart.    8««nt 

Geologe.    SBurbe  1835  afabem.  9Jcufifbtrector  tn  §eibelberg,  1846  §ofcapeÜ* 

meifter  in  2ftannt)eim.    ©eft.  b.  28.  Quni  1872.    II  17.  459.  530. 
Sienfcfa),  3ot>.  ©ottfr.,  (1787—1856)  feit  1833  SRufifbtrector  am  ebang.  Ba)uU 

lebrer*©eminar  in  EotSbam.    II  528. 
$ilf,  (Styriftopl)  SBolfg.,   geb.   1820  in  bem  $orfe  elfter  bei  «borf.    Siolin» 

öirtuoä,  2ftufifbirector  in  »ab  (gifter.    II  248.  250.  297.  308. 
£iüer,  gerbinanb,  geb.  b.  24.  Dct.  1811  in  granffurt  a/2ft.,  Ubtt  öon  1829-36 

in  $ari$,  1836  in  granffurt,  bis  1839  in  Stalten,  1839—40  in  Seidig,  1841 

ttueber  in  Strien,  1842  in  granffurt  unb  Steinig,    ipier  birigirte  er  1843—44 

bte   ©ettJano^auSconcerte.     $ann  lebte  er  bü   1817  in  Bresben,  bis  1S49  in 

Eüffelborf  unb  nmrbe  1850  birector  be£  (XonferöatoriumS  in  Äöfo,  wo  er  b. 

10.  9ftai  1885  ftarb.    ©duunann  nubmete  if)m  fein  (Slaöierconcert.   I  8üff.  121. 

196ff.  206.  264.  306.  325.  341.    II  18.  154.  238—241.  250.  251.254.309.324. 

339.  502.  523.  527. 

30$.  Stbam,  (1728— 1804).     I  254.  343  ff.     II  274. 

§ill*ipanbleu,  ^efobine,  geb.  ö.  ©djauroti),  geb.  1814  (?)  in  SRagbeburg.    $ia* 

niftin  in2Jlün4en.  aRenbeläfoljn,  ber  t^r  jeinGmoll-Koncerttöibmete,  äuftertenod) 

i^rer  $erf)eiratf)ung  (1834),  fie  muffe  ftet)  neben  iljrem  9)?annc  (einem  englänbfr 


9tomen4Regifter.  545 

ausnehmen  „tute  eine  metßc  Wlauä  neben  einem  fdjtoarjen  $ater".  ©ie  lebte  nad) 
fiöfung  Ujrer  (£^e  (1837)  roieber  in  SRündjen  unb  »erheiratete  fid)  fpäter  mit 
einem  SBaron  b.  Sßaib.  3ftodj  im  Satire  1870  trat  fie  in  Seidig  (als  „grau  Sterine 
t>.  ©djaurot§")  mit  SBenbeBfofaS  GmolKSoncert  onf.  I  107.  289.  291.  II  83. 
£>irfd)bad),  ^ermann,  geb.  b.  29.  gebr.  1812  in  Berlin,  ©eit  Anfang  ber  bier* 
äiger  3af>re  in  fieipjig.  SBon  1838—43  Mitarbeiter  („§.  #.")  an  ©djumamtS 
Seitfdjrift,  rebigirte  1844  unb  45  ba$  „^rttifc^c  3fa$ertortum".  ©tarb  b.  19,  2Rai 
1888.     II  125.  300.  507.  509.  511.  528. 

t  off  mann,  ©ruft  Xtjeobor  EmabeuS,  (1776—1822).    I  216.    II  253.  493. 
ofmeifter,  3oi).  griebr.  (Sari,  geb.   1782,  93ua>  unb  2ftufifalieni)änbter  in 

Seidig,  geft.  b.  30.  ©e»)t.  1864.     I  11.  15.  17.  227.  312.  315.  318.  322.  339. 

II  98.  195.  200.  211.  367.  492.  499.  517. 
Ijopfe,  Dr.  ph.  §einricö  Julius,  geb.  b.  18.  3an.  1817  $u  ©d)Iof$  ipelbruugen 

(Springen).    (Somponift  unb  üftufifieljrer  in  ©erlin.    II  437. 
£omcman,  Sodann  Die  ©mit,   geb.  1809  in  Äopenfjagen.    1837—44  <ßtano* 

forteleljrer  am  $gl.  Xljeater,  bann  grober  ber  3Rufifalienf)anblung  Momentan  unb 

(SrSteo  bafelbft,  Somponift  be$  bänif^en  SRationalliebeS  „$en  ta^re  Sanbfolbat". 

©tarb  b.  29.  Wlai  1870.    II  419.  445. 
Rummel,  3ot).  ftepomu!,  geb.  b.  14.  Sfcoö.  1778  in  ^reßburg,  feit  1820  £of* 

capeflmeifter  in  SBeimar,  geft.  b.  17.  Der.  1837.   I  12.  54.  61  ff.  111. 160.  196  ff. 

203.  204.   209.  224.  249.  256.  264.  312.  317.     II  29.  155.  189.  207.  226.  228. 

247.  442.  470.  472.  507.  508. 
Junten,  granj,  geb.  b.  26.  $ec.  1793  in  (Soblenj,  öon  1819—37  in  <ßarU,  bann 

in  (Soblenj,  Wo  er  b.  22.  gebr.  1878  ftarb.   I  (XXIII)  236.  II 13.  154.  406.  451. 
%af)n$,  grtebr.  2öiu}.,  geb.  b.  2.  3an.  1809  in  Berlin,  geft.  baf.  b.  8.  3fog.  1888. 

I  261.     II  493. 
3a3j>er,  Monte,  (nadjberige  grau  ©ablief)  in  ßei^tg.    II  518. 
3ean  $aut  (1763—1825).    I  (VIII.  X.  XIV.)  20.  33.  80—82.  138.  254.    II  105, 

186.  217.  232.  418.  513. 

§eanquirtt,  I  (IV.)    II  21.  72.  501. 
nten,  ©eorg  §  einriß  griebr.  to.,  geb.  b.  20.  $ec.  1803  in  Seflerfelb,  ©iotinift 
im  ßeü^iaer  @eroanbljausiord)efter,  geft.  b.  1.  3an.  1875.    II  253. 


goadjim,  $rof.  Dr.  Sofcpft,  geb.  b.  15.  3uli  1831  in  ßittfee  bei  «Preßburg.  $t* 

rector  ber  ßgl  #od>jdjule  f.  2Ruftt,  orbentl.  SOlitglieb  b.  ftgt.  Wabemte  b.  fünfte 

in  »erlin.    I  (XXII.).    II  110.  484. 
Sonatfjan,  I  (IV.)  162.  171.  210.  254.  336. 
3utiu$,  I  4.  5.  311. 
$al)lert,  Dr.  Sari  Huguft  SimottjeuS,  geb.  b.  5.  2Kär§  1807  in  ©reSlau,  juerft 

prarttfdjer  3urift,  tourbe  1836  $ocent,  foätcr  $rof.  ber  $l)ilofoj)l}ie  an  ber  Uni* 

oerfität  ©reSlau.    ättitarbeiter  an  ©djumamtf  3eitf*rift  1835—43.    ©tarb  b. 

29.  2Rär*  1864.     II  35.  81.  82.  528. 
ßalbecf,  afeas,  geb.  b.  4.  gan.  1850  in  ©reStau.   v5$rifrfteller  in  SBien.     I  (VI. 

XVIII.) 
ftalfbrenner,  griebr.  SBitt).  SKidjael,  geb.  1788  in  ©erlin.    $ianift  u.  (£om* 

ponift  in  $arte.    ©eft.  b.  10.  3uni  1849  &u  ©ngljien  bei  $ari$.    I  11.  13.  15, 

72.  124.  196  ff.  212.  280.  281.  283.  317.     II  32.  79.  81.  82.  173.  189.  194.  207. 

329.  406.  407. 
Äallitooba,  30$.  SBenjel,  geb.  b.  21.  Watt  1800  in  <ßrag.    ©iolinöirtuoS,  fürftl. 

(£aj)eflmeifter  in  Donauef fingen,     ©eft.  b.  3.  $ec.  1866  in  ßarlSrufje.    ©dju* 

mann  toibmete  tym  feine  3nlerme^i  SBerf  4.     I  37.  56.  134,  231.  256.    II  89. 

244.  249.  288.  291.  292.  305.  351.  358. 
tfaftner,  30$.  ©eorg,  geb.  b.  9.  SRar*  1810  in  ©traßburg,  feit  1835  in  SßariS. 

^urtflc^rtftftetter  unb  (Somponift.    ©eft.  b.  19.  $ec.  1867.  I  (XL  XV.  XX.) 
Canifug,  II  220. 
tfeferftein,  Dr.  ©uftab  9tbo;H>lj,  geb.  b.  13.  $ec.  1799  in  (SröHnufc  bei  §alle, 

$aftor  in  3ena,  feit  1841  in  SBiderftebt  bei  3ena.  Sftufiffdjriftftetler  (pfeub. 
3t.  ©tein),  afatarbeiter  an  ©a^umannS  Scitfc^rift  1834—36.  1840  unb  41.  ©tarb 
toJ).  19.  3an.  1861.  ©c^umann  roibmete  t^m  bie  S^ännergefänge  2Berf  33.  I  322. 
fj;II  149.  530. 

$  $  um  a  na,  @ef.  ©djtiften.  II.  35 


546  5Ramen*9Regffter. 

ftetbe,  3ofjann  tydfttifi,  geb.  b.  19.  gebr.  1780.    Organift  an  berTOartmifmk 

in  ©raunfdjmeig.    ©eft.  b.  19.  9*oö.  1856.    II  156. 
fteöter  (etgentl.  Äötster),  $o\epf)  (Sfjriftojpi),  geb.  b.  26.  Bug.  1800  in  Huaftuto, 

batte  juerft  in  SBten  ^^tlofoßbte  ftubirt     Sebte  in  Semberg,   SBarWjau  nnl 

ßljopin  befreunbet),  pie&t  in  SÖien,  too  er  b.  13.  3an.  1872  ftarb.     I  69  ff.  121 

187.  196ff.  328.     II  331. 
iHnbermann,  SCuguft,  geb.  b.  6.  gebr.   1816  in  ©erlin,  erfter  ©aritomft  am 

Seidiger  Xljeater,  fpätcr  in  SRündjen,  wo  er  b.  6.  2Bär$  1891  ftarb.    II 30$. 
ftirdäner,  Xf)eobor,  geb.  b.  10.  $ec.  1823  in  Sfceufirdjen  bei  (£ljemm&,  würbe  am 

Eröffnungstage  beö  Seidiger  GonferbatoriumS,  2.  Wpxii  1843,  als  ©djüler  uf* 

genommen.    Öebt  gegenwärtig  in  Bresben.    II  427.  484. 
ßijtner,  ©arl  grtebr.,  geb.  b.  3.  2ftär$  1797  in  Setpgig,  feit  1831  Snljaber  ber 

SUtufifalienljaublung  t?on  ö.  31.  $robft,  Die  er  t?on  1836  an  unter  eigenem  Kamen 

fortführte,     ©ett   1835  5Direction$mitgIieb   ber  ©ewanbljauSconcerte.     fertiger 

»iolinfjricler.    ©tarb  b.  21.  $>ec  1844.    I  343.    II  163.  489. 
ftittl,  3o^.  fjriebr.,  geb.  b.  6.  2Kai  1 806  auf  ©tyofj  SBorlii  (Söhnten),  urfprimgltä 

3urift,  berltefe  1840  ben  ©taatsbienft  unb  mürbe  1843  $irector  be$  $rager  (Eon« 

ferbatortumS.    (Starb  b.  20.  $uli  1868  in  ßiffa  $oten).    II  130.  166.  243.32;. 
«lein,  SBern^arb,  geb.  b.  6.  SJtärft  1793  inÄöln,  geft.  b.  9.  ©epr.  1832  in  »erlm. 

I  294.  328.     II  7.  158.  160.  281.  310.  328. 
Sofert,  (Söruber  be3  SBortgen)  geb.  1802  in  ßöin,  geft  baf.  b.  10.  gebr.  lwi 

I  296. 

(5arl  9tug.  SBaron  o.,  geb.  1794  auf  einem  ©djloffe  unweit  Sttanntyeim.  ßebte 

in  2Jtaun,  geft.  b.  13.  gebr.  1870  in  HßmannSfjaufen.    I  265. 

ftleinwäajter,  Subw.,  geb.  1807(?)in  $rag.  Dr.  jur.  unb  alabemifdjer  3>ocent 
bafcfbft.    Starb  1840.    II  99. 

Stengel,  äftortfc  ©ottfjotb,  geb.  b.  4.  2Kai  1794  in  ©tollen  bei  Bresben,  öon 
1814—68  Siolinift  im  leimiger  ©ewanbljauSordjefter.    ©eft.  b.  14.  Sept.  im 

II  254.  303. 

Älingemann,  (£arl,  geb.  b.  2.  $ec.  1798.  ©ecretär  ber  ijannoöerfdjen  @efanbi< 
fdjaft  in  Sonbon.  Sieberbid)ter ;  beröffenttidjte  auti)  ßiebercom^ofihonen.  Ser* 
trauter  greunb  2Renbe(Sfol)n$.    Starb  b.  25.  ©ept.  1862  in  fionbon.    II 267. 

ftüngenberg,  griebr.  SGBüljetm,  atb.  b.  6.  3uni  1809  in  ©utjfou-tSdjlefwn, 
manbte  ftdt)  nad)  aufgegebenem  ©tuoium  ber  Geologie  ber  aftuftf  $u,  tmrrk 
$irector  ber  afabem.  (Soncerte  in  58re3lau.  <Stit  1840  SKuftfbirector  u.  tatet 
an  ber  6t.  ttetriftrge  in  Görlife,    ©tarb  b.  2.  Styrü  1888.    II  81.  314. 

be  Äna^.    II  24—26.  491.  492. 

ftnif  (ftniffi).    I  11.  20.  21.  104.  261.  316.  319.    II  219. 

ftnorr,  SuliuS,  geb.  b.  22.  Sept.  1807  in  fieitaig,  geft.  baf.  b.  17.  Sunt  1861. 

I  «11,  316.  325.     II  512. 

ßöljter,  (Srnft,  geb.  b.  28.  Wlai  1799  in  Sangenbielau  (©djtefien),  feit  1827 Ober* 
organift  an  ber  ©t.  ©üfabetyfirdje  in  SreSIau,  geft.  b.  26.  Ttai  1847.   1 287. 

II  27.  28.  35. 

ßontsfi,   ?foton  t?.,  geb.  b.  27.  Dct.  1817  in  Äralau,  bis  1851  in  «ßari*.  ÄgL 

$reu&.  §ofpianifi    ©eft.  b.  29.  guni  1879  in  SBarfgau.    II  420. 
$o  femalb,  ©ort,  geb.  b.  27.$utt  1812  inEreSlau.    #on  1830— 44 X^eatemufif- 

birector  in  2Rain*,  Slmfterbam,  ©remenunb  ftetmotb;  feit  1846  in  ©tettin.  Gont< 

ponift  unb  2«ufiffa)riftfteIIer.    3n  ben  3abren  1834—35,  1838  u.  39,  1841-41 

9Ritarbeiter  an  ©djumannS  Settfdjrift    II  444. 
Sötte.  3olj.  ©ottlieb,  geb.  b.  9.  ©ej>t.  1797  in  töatbmannSborf  bei  @<$anban 

©tartnettenbirtuoö.    ©ett  1817  in  ber  ÄgL©apeKe  in  Bresben,  ©iarb  b.  3.  g<bt. 

1857.     II  102. 
Sraaen,  daxl  Wltyp  ©einr.,  geb.  in  2)re3ben  b.  17.  3Rai  1797.    Whiße^c 

unb  feit  1853  ßofoianift  in  Bresben,    ©tarb  b.  14.  gebr.  1879.    I  60.    II  & 

498.  499. 
SrebS  (eigentl  SRiebcfe),  (Sari  Stug.,  atb.  b.  16.  3an.  1804  in  Nürnberg,   »ßn 

1827—50  Dperncapellmeifter  in  Hamburg,  bann  ^ofcapeUmetfter  in  »reiben. 

Starb  b.  16.  2Rai  1880.    I  271.  272.    II  79.  371.  452. 
ftrefener,  Senorift  in  Seipjig.    I  22. 


9fcamen*$Regifter.  547 

Ärefrf^mar,  granj  SBtfy,  gaaottift  in  Seidig.    IT  493. 

ftreufrer,  (Sonrabin,  geb.  b.  22.  ftoö.  1782  m  2ftö&firdj  (»aben),  geft.  tu  SRiga 

b.  14.  $>ec  1849.    I  338.  346.  II  532. 
Ärieljuber,  3of.,  (1801—1876).    SfaSgweidjneter  töortraitmaler  in  SBten.    II  234. 
Ärug,  ©uftaö,  geb.  1810  in  »erlin,  ©djüler  üon  83.  fflein  unb  S.  »erger.  3ufti^ 

beamtet  in  Naumburg.    II  457.  530. 
ftüden,  griebr.  2Biflj.,  geb.  b.  15.  ftoö.  1810  in  »tefebe  (§annober),  lebte  öon 

1S32 — 41  in  »erlin.    @eft  b.  3.  Stpril  1882  in  ©djtoerin  aU  penf.  fgl.  SBürttem* 

bergifdjer  ©ofea^eflmeifter.    II  53.  446. 
Shtfferatlj,  Hubert  gerbinanb,  geb.  b.  10.  ftmü  1S08  in  WtüUMm  a  föufjr, 

lebte  öon  etwa  1838  an  btä  1841  in  Seidig.    Setter  ber  (Sompofitton  am  (£on* 

feröatorium  in  Trüffel.    II  289.  290.  292.  355.  373.  374.  413.  440. 
Äuljlau,  griebr.,  geb.  b.  13.  3Rärj  1786  in  Ueljen  (ftannoöer),  feit  1811  bänifd>er 

#ofcomj>onift  in  sbpenljagen.    ©eft.  b.  18.  2Kär*  1832.    II  273.  2G8. 
Äubnau,  30$.,  (1667—1722).    II  10. 
ftulenfamto,  ©eorg  (£arl,  geb.  b.  19.  2Kai  1799  in  SBifcentjaufen  (Äurbeffen),  2Rufit* 

leerer  in  ©öttingen,  1839  GKjrenboctor  ber  2Ruftt  t>on  ber  Untoerfität  Harburg. 

©tarb  b.  15.  gebr.  1843.    I  229.  287—290.    II  30.  31. 
ffullaf,    Sfjeobor,    geb.    b.    12.  ©e&t.   1818   in  ßrotofdjin    tfßofen).     Gtaöier* 

öirtuoS,  feit  1846  fcofoianift  in  Berlin,    Starb  b.  1.  2Kär*  1882.    II  319.  336. 

422.  423. 
Kummer,  griebr.  3(ug.,  geb.  b.  5.  9lug.  1797  in  2Keinmgen,  »iolonceüift,  Sgl. 

ftammerturtuo*  in  Bresben,    ©eft.  b.  22.  Wlai  1879.    II  121.  249.  291.  499. 
©ottljelf  £einr.,  geb.  b.  23.  3an.  1773  gu  9*euftabt*$reSben,  gagottbirtuoS 

in  ber  StaL  (Sapelle  in  Bresben,    ©eft.  b.  28.  3an.  1857.    II  250. 
ftuntfd),  go^ann  ©ottfrieb,  geb.  b.  20.  $ec  1775  ju  SBilfdjborf  bei  $re£ben,  üon 

1802—1855  Drganift  an  ber  2ftarienfird)e,  bis  1835  aud)  ßefjrer  am  ©ümnafium 

*u  ßttudau,  geft.  b.  12.  äßärj  1855.     ©djumann  roibmete  iljm,  feinem  erften 

fclamerlelper,  im  3a$re  1845  bie  6  ©tubien  für  «ßebalflügel.    I  (VII.)  314. 
ßabla*e,  Suigi,  (1794—1858)  berühmter  »aßfänger  in  $ariS.    II  285. 
ßadjner,  gran*,  geb.  b.  2.  Sforil  1&03  in  ffiain  (»aöern),  geft.  b.  20.  San.  al3 

©eneralmufifbtrector  in  2Kün$en,    I  134,  173.  24^.  256.  299ff.  305.  307.  347. 

II  74.  75.  180.  181.  184.  265.  300.  301.  504. 
3?™*'  (»ruber  be3  Vorigen)  geb.  b.  17.  «Sept.  1807,  war  1831—42  #of* 

mufifotrector  in  Stuttgart,  lebt  als  ftgl.  ©djroebifdjer  #ofcapellmeifter  a.  $.  in 

^annober.    II  422.  423. 
»incenj,  (»ruber  berSBorigen)  geb.  b.  19.3uli  181 1,  bon  1836— 73  #ofcapeH* 

meifter  in  ÜLftannljeim,  Übt  in  ÄarlSrulje.    I  248. 
Sacombe,  SoutS,  geb.  b.  26.  9tob.  1S18  in  »ourgeä  (granfreid)),  ^ianift  in  $arte. 

@eft.  b.  30.  ©ej>t.  1884  in  ©t.  »aaft*  la  #ougue.    I  53  ff.    II  215.  216. 
üaburner,  3of.  HloljS,  geb.  b.  7.  2Kan  1769  ju  SUgunb  bei  SDleran,  gürft*»ifdjöfl. 

(Sonfiftorialratfj  unb  £offaj)lan  in  »rtjen.    I  284.  285. 
«afont,  partes  SßljtliWe,  »iotinbirtuoS.    ©eb.  b.  7.  $ec.  1781  in  $ari$,  ftarb 

b.   1-1.  9htg.  1839  burdj  einen  ©turj  mit  bem  Sagen  bei  »agnfcreä  be  »igorre. 

I  258.  272.     II  219. 
Sang,  3ofe|j^ine,  geb.  b.  15.  2Rär$  1815  in  3ftünd)en.    1842  t>er^eiratr)et  mit  bem 

$rof.  Äein^.  Äöftlin  in  Tübingen,  1856  öertoitttu.,  geft.  b.  2.  $ec.  18bu.   II  504. 
fianner,  Sofejrf),  geb.  b.  11.  ^Cprtl  1800  in  SBien.    Xanacomponift  baf.,  geft.  b. 

14.  gtyril  1843  ju  Oberböbling  bei  SBien.    II  122.  332. 
üaurencin  (b'Slrmonb),  ©raf  gerbinanb  $eter,  Dr.  phil.r  geb.  b.  15.  Der. 

1819  in  Äremfier.    2tbtt  in  Sßten.    ©tarb  b.  4.  gebr.  1890.    II  521. 
£e  (Sarpentier,  Stbol^e  ®lairf  geb.  b.  17.  gebr.  1809  in  «ßarte.    ©lamer leerer 

bafelbft,  geft.  im  3uü  1869.    I  289,  290. 
Secerf,  3uftu5  STmabeu«,  geb.  b.  23.  3uni  1789  in  ffiofenborf  bei  SBeigenfetö. 

«nfangli^  «böoeat,  bann  SRufite-    »on  1829—43  in  »eriin,  bann  in  3)regben. 

©tarb  b.  28.  SRärj  1868.    II  314. 
ßeibroef.  3of.  Wbotph,  geb.  b.  8.  3an.  1808  in  ©raunfc&roeig.    »iolonceüift  in 

ber  ^e»ogl.  ©a^ette  bafelbft.    ©eft.  b.  8.  Bug.  1886  in  »erlin.    II  424. 
Öemfe,  §0$.  Buguft,  geb.  b.  12.  ©e»)t.  1^08  in  Sanjig,  ftubirte  1829  —  31   in 

35* 


548  9lamen*9fegifter. 

Jpeibelberg,  SReferenbar  in  5)anaig,  SKarientoerber  unb  %f)otn,  ÄammergeTidji^ 
affeffor  tu  ©rauben^  (1840—48),  ©tabtgericrjtgratt)  in  Berlin  (big  1873),  geft  b. 
2.  3uli  1875  in  $effau.  Xalentöoüer  (Starner*  unb  SStoIonccöjpieler.  Shir^e 
3eit  2Jiitarbetter  an  ©d)umanng  8"tf$rift.  ((Sorrefo.  aug  Stetig,  1834,  gcj. 
,,-t-e".)    I  (XV.)  313. 

Seonr)arb,  3ul.  (Smil,  geb.  b.  13.  3uni  1810  in  Sauban  (©djlefien),  1832—35 
©rubiojug  bcr  *ßr)ilologie  in  Seidig,  ging  bann  jwr  2Rufif  über,  Sebre  (mit 
«luSna^mc  be$  3al)reg  1841)  big  1852  in  Seidig,  mar  big  1873  Set)rer  cm  ben 
(Sonferöatorien  in  SRündjen  unb  Eregben.  (£r  ftarb  —  crbUnbct  —  b.  23.  3uni 
1883  in  Selben.    II  253.  369.  373. 

Setot),  ©brnunb  (Sonft.,  (1796—1846)  fiointtittuo*  in  28ten.    II  298. 

Sicf  l,  ©ort  ©eorg,  geb.  b.  28.  Der.  1801  in  SBien.  (£laöier*  unb  $r}t)gr)armomca= 
»irtuog  baj.    ©tarb  ben  3.  «tog.  1877.    II  259.  334. 

Sin bbt ab,  ^Hbolf  grebrit,  geb.  b.  1.  gebr.  1801  in  Upfata.  Eomponift  unb 
©efangletjrer  in  ©todtjolm,  geft.  b.  23.  &ug.  1878  auf  feinem  (Sure  in  Söftringg- 
borg.    II  243.  464. 

Sinbner,  föobericfi  Stucjuft,  geb.  b.  29.  Der.  1820  in  Eeffau.  Stotonceffifi,  fett 
1837  Äammermufifug  tn  §annoöer.  Siebercomponift.  ©tarb  b.  14.  guni  1878, 
II  298    300 

Sinbpahttner,  <ßeter  3of.  t>.,  geb.  b.  8.  $ec.  1791  in  (Soblen$,  feit  1819  §of* 
capellmeifter  in  ©turtgart,  geft.  b.  21.  9htg.  1856  in  9frmnenl)orn  am  SJobenfec. 
I  256.  307.  308.     II  245.  358.  424.  531. 

Sipingli,  Sari  3of.,  geb.  b.  4.  ftoö.  1790  in  töabatm  (Sßolen),  Koltn* 
öirtuog,  feit  1839  ©oncerrmftr.  in  ber  $re8bner  ©ofeapeue,  geft.  b.  13.  2>et 
1861  auf  feinem  ©ure  Urtoto  b.  Semberg.  I  125  f.  194.  305.  332.  n  6.  104. 
121.  225.  306.  393.  533. 

Sippe.    II  219.  220. 

Sipfiug,  JJrl.  2Rarie,  geb.  b.  10.  $ec.  1837,  ^ufi!fcr)riftfteflerin  (pfeub.  Sa  9Rara 
in  SeUmg.    II  500. 

Sift,  (gtife,  II  285.  287.  289.  290. 

ßtf 5 1,  Sranj,  geb.  b.  22.  Dct.  1811  ju  föaibing  bti  Oebenburg,  aeft.  b.  31.  Suli 
1886  tn  Saöreutt).  ©auunann  wibmete  ir)m  1839  bie  gfantafie  feerf  17.  I  37. 
115.  144—146.  266.  II  22.  24.  26.  82.  105.  116.  137.  154.  167.  189.  195  ff. 
234  ff.  246.  259.  318.  320.  355.  356  ff.  410.  439.  453.  454.  522—524.  527. 

Sibia.    I  163.  164.  168.  170. 

Sobe,  3ot).  (Srjrifttan,  geb.  b.  30.  SM  1797  in  SBeimar,  ©rofftergogädjer 
Äammermufirug  in  SBetmar.  (Seit  1846  in  Setyaig,  big  1848  «Rebacteur  ber 
OTgem.  SKuf.  8tg.  (Somponift  unb  9Wuftffa}riftftener.  ©eft.  b.  27.  3utt  1881. 
I  340. 

Söüenfüotb,  ^ermann  ©eöerin  SBaron  t?v  geb.  b.  30.  3uft  1815  in  ftorfeegen, 
2tbtt  in  $openr)agen.  1841  ftönigl.  ftammermufifer,  1851  Organift  an  ber  ©of* 
firdje.    ©tarb  b.  5.  $ec.  1870.    I  269.    II  262.  337.  418.  419.  445. 

Sötte,  Slugufte,  (tyäter  grau  Dr.  Seo)  ath.  um  1822  in  »erlin.  Sttrtftin,  ÄönigL 
ftammerföngerin  in  Berlin.    SBeröffentitdjte  Siebercompofttionen.    II  250. 

Soetoe,  Dr.  ph.  3ot).  ©ortfr.  (Sart,  geb.  b.  30.  SJiob.  1796  ju  Söbejün  bei  äafle. 
Suerft  Sbeologe,  feit  1820  Kantor  u.  9KufiIbirector  in  ©terrin,  geft.  b.  20.  ftyril 
1869  in  ffiet  I  (IV)  107.  108  ff.  155.  172.  256.  267.  292.  294.  298.  318.  322. 
335.    II  78.  104.  311.  399  ff.  447. 

Sogier,  3ot).  SBernr).,  lebte  alg  (Stabierlefjrer  in  Söerlin,  foäter  in  (öiglanb 
(1777—1846.)     I  63. 

Sorenfr,  Dgmalb,  geb.  1806.  »on  1836—44  9Wufitfer)rer  in  Setyjtg.  ©eit  1837 
yRitaxbtittT  an  ©djumanng  8^^^  ©eine  »ettrSge  finb,  außer  mit  feinem 
Tanten,  mit  S.,  SS.,  D.  S.,  S5.,  11  (Derein^elt  auet)  mit  14  u.  15),  in  ben  legten 
Söänben  mit  Sr.,  — j,  ®j.,  granco  (2fr.)  unb  ©ang  ©robaebatft  (#.  ©.)  gej€iü)net. 
3m  SBinter  1838/39  toertrat  er  ©a)umann  möt)renb  beffen  2tbtöefeur)eit  alg  9fte* 
bacteur,  auet)  im  erften  ^albjabr  öon  1844,  bog  ^roeite  §albjar)r  roar  er  fett- 
ftanbiger  9tebacteur.  ©eit  1845  Organift  u.  ©efangler)rer  an  ben  t)ör)eren  ©tabt' 
{Aulen  in  SBinterttjur.  ©tarb  b.  22.  Stprü  1889.  ©dbumann  toibmete  ir)m  feinen 
Stebercunug  „grauenliebe  unb  Seben"  (1843).  I  (XVX  XX.).    II  425.  497. 530. 


Stomen-fltegtfter.  549 

Sorfetng,  ©uftao  SCtbert,  (1803—1851)  Dperncomponift.  SBar  1833— 1844  ©änger 

uno  ©djautyteler  am  Seidiger  Xbeater.    II  266. 
SouiS  gerbinanb,  $rtn$  t>on  Sßreufcen,  geb.  b.  18.  STCou.  1772,  ©laöierftneler 

unb  <£omj)onift;  fiel  bei  ©aaljelb  b.  lu.  Dct.  1806.    II  66. 
SüberS,  (£onrab,  in  Stönemarr.    II  47. 
Süfje,  $an3  (£ggert  SGBilibalb  oon  ber,  geb.  um  1800.    Sieutenant  im  2.  jädjf. 

3nf.  Regiment,  lebte,  nadjbem  et  feinen  Äbfdjieb  genommen,  Slnfana  ber  breifeiger 

3aljre  in  ßci^gtg,  bann  auf  feinem  ©ute  bei  Slborf.    $erlagSbu*fjanbter.    I  320. 
Sboff,  8  t  es  ei  geoborotoitfd),  geb.  b.  25.  2Rai  1799  in  föebal,  ©cnerai  unb  J>erf. 

«bjutant  beS  SaiferS  SJttcolauS,  Eirector  bei  Äaiferl.  Äirdjencapellen  in  ©t.  SßeterS* 

bürg,    ©om^onift    ber  rufftfdjen  SRationatbömne.     ©eit   185ü   an  einem  Ijart* 

näatgen  ©ebörübel  leibenb,  ftarb  er  b.  28.  SDec.  1870  auf  feinem  ©ute  im  ©ou* 

öernement  ffottmo.    I  279.    II  1 18.  263.  525. 
£t)fer  ($8urmeifter*£m"er),  3o^ann  *ßeter  Xfjeobor,  geb.  b.  2.  Dct.  1804  intens* 

6ura,  geft.  1859  in  taona.    I  314.    II  511—514. 
SRaltbran,  2Raria  3relicita$,  geb.  ©arcia,  geb.  b.  24.  3Kärj  1808  in  SBariS. 
t   ©eniale  Sübnenfängerin.    SRa*  Sluflöjung  tyrer  erften  Gebe  oerbeirattjete  fte  fi* 
v  1836  mit  <£t|.  be  SBeriot,  ftarb  aber  fajon  b.  23.  ©ept.  beffelben  3af)re3  in  SRan* 

djefler.    I  52.  162.  163.  171.  336.    II  lul.  237. 
aKain$er,  Qofep^,  geb.  1807  in£rier,  war  anfänglich  Bergmann,  würbe  fatljolifdjer 

©eiftlidjer  !«bW),  bann  j>oHtif*er  ©*riftfteller,  pebtete  na*  Trüffel  unb  lebte 

feit  1834  tn  $ari$  aU  ©efanafcbrer  unb  (Somjjonift.    $ort  mar  er  1834—38 

SRitarbeiter  an  ©djumannS  Settfdjr.    ©£äter  fiebelte  er  na*  (£ngfanb  über  unb 

ftarb  b.  20.  Sßoöbr.  1851  in  3ttan*efter.    II  495. 
2Rangotb,  (Sari  Sfotanb,  geb.  b.  8.  Dct.  1813  in  Stormftabt.    Xzbtt  uon  1836—39 

in  5ßartS,   f abrieb  bie  legten  beiben  ftabre  93erict)tc  für  <&ö)VLmannä  Scitfönfi« 

©eit  1839  2Jtuft!birector  (1848  „fcofmuftfbtrector")  in  fcarmftabt.  ©tarb  b.  lo.ftug. 

1889  ju  Dberftborf  im  OTgäu.    II  484. 
SRaria.    I  159.  101. 
3R  erfüll,  gfriebr.  Sifl).,  geb.  b.  17.  ^ebr.  1816  in  föeidjeubad}  bei  (Sfbing.    ©eit 

1836  Dberorganift  an  ber  2Rarienftr*e  in  Stonjig.    1843   unb  44  f qjrieb  er 

»eridjte  für  ©cbumannS  8«tf*rift.    ©tarb  b.  30.  tfprit  1887.  II  333. 
SRarpurg,  griebr.  SBify,  X^eoretiter.    (1718—1795.)    I  171.    II  71. 
2Rarj*ner,  fieinridj  31ug.,  geb.  b.   16.  2fag.  1795  in  %ittau.    #atte  juerft 

föedjtswiffenfcfaft  ftubirt.    üebte  1827—30  in  Seidig,  bann  bis   1859  atö  $of* 

capeflmeifier  tn  öannoöer,  ftarb  b.  15.  $ec.  1861.    I  23.  48.  56.  74.  167.  226. 

256.  295.  322.    II  225.  271.  284.  286.  288.  312.  375.  386.  388.  392.  424.  474. 

518.  531. 
SRarj:,  Hbotf  33ernf>.,  geb.  b.  15.  SRai  1799  in  $aUt  a./©,    SBar  erft  ffieferenbar, 

feit  1830  $rof.  ber  2Hufif  an  ber  Unioerfität  SBerlin.    1839  unb  40  Mitarbeiter 

an  ©cfmmannS  8«tf*r.    ©tarb  b.  17.  SRai  1866.    II  274.  468.  504.  528—530. 
^online,  (fodter  üer^eirat^ete  o.  ©teiger  in  Ulm)  geb.  1819  in  ÄarlSrufje. 

1840—43  ipofopernfängerin  in  Bresben,    ©tarb  b.  19.  guni  1881  in  ^ßotSbam. 

II  300. 
attarjfen,  ©buarb,  geb.  b.  23.  Suli  1806  in  5Rienftabten  bei  Wtona.    ©om^onift 

in  Stttona,  Seljrer  ö.  3.  ©ra^mS,  geft.  b.  18.  SRoö.  1887.  II  17.  172.  371. 451.  484. 
SWafi,  SJtob.,  italienif^e  ©ängerin  in  $ari$.    I  235. 
Mat^ieuj,  Qo^anna,  geb.  2Äocfelf  geb.  b.  8.  3uli  1810  in  93onn,  1843  t>erf)eiratljet 

mit  ©ottfrieb  ^infei  tn  Sonn.    ÜRadj  beffen  gluckt  a.  b.  gudjtfjaufe  in  ©panbau 

folgte  fte  i^m  na*  Sonbon.    3n  *m™  Änfau  üon  ©eifte^oerwirrung  ftürjte  fie 

fi*  am  15.  9loö.  185«  aus  bem  fjenfter.    II  5u3. 
SRatt^äi,  ßeinr.  Sluauft,  geb.  b.  31.  Dct.  1781  in  Bresben,  feit  1805  SBtoltnift, 

feit  1817  (Soncertmeifter  im  fieiv^iget  ©emanbbauSor*efter;  er  birigtrte  bie  3n* 

ftrumentalcom^ofitionen  öon  feinem  ^iolinpulte  auö.    ©tarb  b.  4.  9lob.  1835. 

I  161. 
SWaurer,  Soui«  Wty..  geb.  b.  8.  gebr.  1789  in  $ot3bam,  $ioIimnrtuo$  unb 

Somöomft.    Soncertmetfter  in  §annooer,  (eit  1832  in  Petersburg,  too  er  b. 

25.  Dct  1878  ftarb.    I  134.    II  306. 
2Rager,  (Sart,  geb.  b.  21.  2Rai  1799  in  Königsberg,  ^tanift  u.  (Jom^onift.    ütbtt 


550  9totnen*fRegifter. 

bis   1845  in  «Petersburg,  fett   1846  in  Bresben,  wo  er  b.  2.  3u!i  1862  ftarb. 

I  119.  120.   188.  196  ff.  248.  251.  280.  281.  343.     II  321.  443.  455.  456. 
9Jiat)feber,  SofeM,   geb.   b.  29.  Dct.  1789  in  äBien.    ©eigenbirtuoS  baf.    ©efl 

b.  29.  $oü.  1863.     II  226.  291. 
äßeerti,  @lifa,  (foäter  berljeir.  mit  bem  belgifdjen  ©larinettbirtuofen  8$lae3)  geb. 

in  Antwerpen,  ©opraniftin.    II  248.  250. 
atteljul,  ©tienne  DHcolaS,  (auf  ber  beutfdjen  3htSgabe  feiner  Gmoll*©öM|>ljonie  fteljt 

atS  «orname  nur  „g.").    1763—1817.    II  100.  101.  506. 
attenbetsfobn  SBartfyolbü,  SacobSubW.gettj,  geb.  b.  3.  gebr.  1809  in  Ham- 
burg, fam  (snbe  Muguft  1835  nad)  ßeijutg  fcur  Leitung  ber  ©ewanbtyauScoucerte. 

$om  SBinter  1842/43  an  würbe  biefe  Sifätiafeit  burqj  &bwefenljeit  bon  ßci^jig 

unterbrodjen.    %m  Sfaguft  1845  nafjm  er  fte  wieber  auf;.    <£r  ftarb  b.  4.  Koo. 

1847.    ©diumann  wibmete  if)m  im  fjebr.  1843  feine  ©treidjquartetie  „in  inniger 

Skretn-nng''.    I  (XIII.  XX.  XXIII.)  16.  64.  73.  122.  123.  127.  128.  134.  149. 

156—159.  161.  164.  165.  175.  181.207.217.  222.  231.  237.   242.  243.  256.  269. 

292.  306.  308.  314.  317.  321.  322.  325.  332.  334—337.  346.     II  6.  12.  IS— 20. 

39.  52.  59.  63—65.  70.  98.  102.  105.  106.  121.  131.  143  ff.  151.  154.  158.  159. 

176.   177.   185.   187.   202.    205—207.   209.   213.   226.   230.  231.  235.  238.  239. 

247.   248.  250.   254.  260.   261.  264.   266—268.  273.   279.  285.  290.  293.  294. 

301—304.   306—310.   329.   343.   346.   347.   358.  365.   380.  385.  407.  409.  411. 

433.   440.  456.   465.  466.   490.  491.  494.   497.   502.  509.  512—514.  517—519. 

521—527.  530.  532. 
2Kereau£,  3ean  Sfate'bee  Sefroib  be,  geb.  1803  in  *ßariS.   Z&tt  in  *ßari3,  feit  1835 

in  Stauen,  ftarb  b.  25.  Wpxil  1874.    I  284. 
Stte'ricsSalanbe,  Henriette  (£lementtne,  1795  (1798?)— 1867,  berühmte  franjöf. 

©ängertn.    I  164. 
aRerittS  (fjelij  atterittS).    I  159—161.  165.  166.  169.  254. 
aRerl,  Sojepf),  (1795-1852;,  SiotoncettbirtuoS  in  SSien .    II  306. 
äJtcüer,  Seopotb  b.,  geb.  b.  20.  $ec.  1806  &u  23aben  bei  SBien.    SlabtermrtuoS. 

©eft.  b.  5.  2Rära  1883  in  $  reiben.    I  200.  201.  340. 
atteöerbeer,  ©iacomo,  (eigentl.  %acob  Soleier  93eer)  geb.  b.  5.  ©ejrt.  1791  in  Berlin. 

üthtt  meiftenS  in  $ariS,  wo  er  ben  2.  2Rai  1864  ftarb.    I  2a3.  274.  276.  2SS. 

303.     II  ö2.   34.   59  ff.   64.   66.   100.    128.    193.  233.   246.   300.   306.  476.  495. 

5ü6.  513. 
aJHdjeuj,  ©eorge,  ©labieröirtuoS  in  SBien,  fpäter  in  JßariS.    Starb  b.  1.  Sept 

«882  im  ©djiofe  ju  SSifferog.    I  (XIX). 
aftiltifc,  (£ari  SBorromauS  #aron  ö.,  geb.  b.  9.  a*ob.  1781  in  Bresben,  war  bis 

1811   Dfficier,  würbe   1824  Dberljofmeifter  beS  $rin$en  Qofjann  bon  ©adjfeu. 

Sontpomft,  Eidjter,  auö)  attttarbeiter  an  ginfS  «flgem.  3Ruf.  Seitung.    ©tarb  b. 

18.  San.  1845.    II  515. 
SRitterWurjer,  Litton,  geb.  ben  12.  9lpril  1818  in  ©terjing  (Xgrot).  feit  1839 

93aritonift  an  ber  $re$bner  #ofbüI)ne,  geft.  b.  2.  Sfynl  1876  in  iöbltng  bei 

SSien.    II  474. 
aßö*)ring,  gerbinanb,  geb.  b.  18.  gan.  1816  in  SltMRuWm,  1840—45  Organift 

an    ber  JüubwigSfirdje  in  ©aarbrütfen,    bann   föhtigL  attuftfbirector  in  feiner 

SSaterftabt.    ©eft.  b.  1.  9ttai  1887  in  SBieSbaben.    II  420. 
3RobS,  91.  $.    II  27. 
TOolique,  Söillj.  Söernfjarb,  geb.  b.  7.  ßct.  1802  in  Nürnberg.  SSiolinturtuoS  unb 

©omponift.    1826—49  ÄgI.  3Kufifbirector  u.  (Soncertmeifter  tn  ©tuttgart.    ©tarb 

b.  10.  2ftai  1869  in  ©annftatt.    II  17.  20.  225.  306. 
2ftomt),  Valerie.    I  246.  247. 
9ftontag,  (£arl,  geb.   1817   in  SBlanfenljatn  bei  SBeimar.    Sßianift,  3)trector  ber 

ftirdjenmufif,   ©efangleljrer  am  ©eminar  unb  ©ömnafium  in  SBetmar.    SRü* 

arbeiter  an  ©rfjumannS  3^if^«ft;   feine  (£orrefponbenjen  in  1835  unb  36  frafc 

mit  ,,-j-Vi«ne  Beiträge  in   1837,  39  unb  41  mit  feinem  tarnen  ober  mit 

,,<£."  u.  „£.  m."  aejeidjnet.    @r  ftarb  b.  1.  Dct.  1864.  —  $a$  iljm  üon  ©djumann 

bereite  2RanufcriJpt  ber  Mantafieftüde  (SB.  12;  trägt  bie  SBibmunj:  ^n  (5.  SRoit- 

tag  tn  SGBcimar  äu  freunbliÄem  ^tngebenfen.    91  ©cbumann.    ßeüuta,  b.  o.  dtot. 

1837".     I  (XIX).     II  331.  353. 


!Ramen»föegtfter.  551 

2Rofcbele3,  ggnaj,  geb.  b.  30.  2Rat  1794  in  $rag.  ficbtc  öon  1825—1816  in 
ßonbon,  bann  als  Öegrer  beS  (£lamerfj>ielS  am  Sonferöatorium  in  Seipjig.  ©tarb 
b.  10.  3Rdrj  870.  ©djrieb  für  btc  neue  Seitfdjrift  eine  Krittf  über  ©djumannS 
Fismoll*©onate  (1836)  unb  baS  (iljm  getüibmete)  (Soncert  ofyte  ©rdjefter  (1837 \ 
I  (XV.)  12.  13.  45.  64.  93.  99.  111.  134.  155.  189.  190.  J  »ö  ff.  219.  227.  241. 
242.  244.  269.  322.  325.  334.  339.  II  15.  27.  30.  48.  50.  112.  143.  144.  155. 
193.  212.  262.  299.  323.  406.  472.  518.  522.  525.  526. 

SRofemiuS,  3of).  Xfjeobor,  geb.  b.  25.  ©ept.  1788  in  Königsberg,  ©djaufpieler 
unb  ©änger;  feit  1829  afabemifdjer  SRuftfbirector  in  ©reSlau.  ©eft.  b.  15.  ©ept. 
1858  in  ©a)afft)aufen,    I  256.    II  154.  515. 

gRojart,  SBBoIfg.  SfatabeuS,  (1756—1791).  I  (XII.)  26.  34.  38.  48.  51.  61.  69.  82. 
83.  92.  93.  96.  103.  114.  118.  121.  130.  160.  166.  204.  216.  217.  220.  224. 
227.  258.  262.  287.  299.  324.  330.  II  5-7.  12.  17.  19.  47.  82.  109.  115.  117. 
146.  148.  181.  182.  230.  231.  280.  286.  297.  303.  310.  346.  354.  358.  362.  380. 
386.  400.  409.  449.  463.  464.  468.  474.  528.  531.  534. 

SBolfg.  «mabeuS,  (©olm  be$  Vorigen)  ach.  b.  26.  guli  1791  in  SBien.  ^ianift 

unb  ©omponift.  fiebte  feit  1813  als  2Rufitlef}rer  in  Semberg,  ftarb  b.  30.  guli 
1844  in  (SarlSbab.    I  228.  341.    II  83.  132.  259. 

SRüljling,  §einr.  guliuS,  geb.  b.  3.  guli  1810  in  SRorbbaufen,  2Rufifbirector  u. 
Drganift  an  ber  UlricbSfirafe  in  2Ragbeburg,  geft.  im  gebruar  1880.    II  104. 

2Rüller,  Sari  ©ottfrieb,  geb.  b,  6.  ftebr.  1800  in  Wieberoberttrife  bei  Stttau. 
©iolinift  im  Seidiger  ©eroanbtjauSorajefter,  baneben  1831—38  SJhififbirector  ber 
@uterpe*(Eoncerte,  Darauf  ©tabtmufifbirector  in  Slltenburg,  roo  er  b.  29.  guni 
1863  ftarb.     I  94  ff.  134.  306.  317.  337.     II  20.  39.  41.  74.  103.  105.  285. 

Dr.  Sari  SBtljjelm.  geb.  b.  5.  3Rärj  1816  in  Königslutter,  ©djrtftfteHer 

unb  $idjter  unter  bem  ^feubontom  SBolfgana  Füller  öon  KönigSminter. 
1842 — 5:*  praftifdjer  Slrjt  m  Eüffelborf,  bann  tn  Köln  auSf#liefjlidj  ©djriftfteflcr. 
©tarb  b.  29.  guni  1873.    II  526. 

griebridj,  geb.  b.  10.  2)ec.  1786  in  Drlamünbe  (©a$fen*$lltenburg),  feit  1835 

fcoffape&meifter  in  »htbolftabt.    ©tarb  b.  12.  See.  1871.    II  428. 

©.  SB.,  in  Seidig.    I  317. 

Robert,  in  ©diottlanb.    II  335. 

©ebrüber,  in  ©raunfdjttJeig,  bie  berühmten  Ouartettiften.    I  219.  269. 

Sari  griebr.,  ber  ältefte  ber  ©rüber,  geb.  b.  11.  SRoü.  1797  in  ©raunfdjnmg, 

(Soncertmeifter,  geft.  b.  4.  3Lprtl  1873.    II  225. 

Napoleon.    I  251.    II  180.  236.  299.  430. 

«Rauenburg,  ©uftaö,  geb.  b.  20.  SRai  1803  in  ^aflea,©.,  urtyrünglidj  Geologe, 
feit  18;*3  (Soncertfänger  unb  ©efangleljrer  in  £alle.  äRitarbetter  an  ©djumannS 
Äeitfdjr.  in  ben  gafren  1834,  35,  39,  41  unb  43.  ©tarb  b.  6.  9lug.  1875  in 
VteugerSborf  (Dberlaufte.)    I  158. 

«Raumann,  «Prof.  Dr.  (rrnft,  geb.  b.  15.  Hug.  1832  in  greiberg,  afabem.  SRufif* 
birector  in  gena.    II  484. 

«Reljrlid),  SBiK).,  fclarinettift,  feit  1827  Kgl.  KammermufifuS  in  »erlin.    II  250. 

Weumann,  §..  üRufifbirector  beim  28.  j>reu&.  gnf.*tögt.  in  Köln.    I  183. 

Nicolai,  ©ujtaö  «lej.  aBify,  geb.  b.  28.  3Rai  1795  in  Berlin.  3)iüifionS* 
Hubiteur  in  ©erlin  bis  1840.    ©onttonift  u.  2Jtofi!fdjriftftelIer.    I  337.    II  411. 

Otto,  geb.  b.  9.  guni  1810  in  Königsberg.  SBar  1833—36  Drganift  an  ber 

preuft.  @efanbtfd)aftScapelIe  in  töom,  lebte  bann  ein  gabr  in  ©ologna  unb  SRai* 
lanb.  ©djumannS  fleirtorift  bon  1837  enthält  jtuei  Sluffafce  öon  tijm  aus  biefer 
Seit,  ©tarb  b.  11.  2Rat  1849  als  fcofcajjeHmeifter  in  ©erlin.  gft  mit 
bem  ©origen  nidjt  öerroanbt,  roaS  öon  betben  ©etten  gletdj  eifrig  er  Hart 
ttmrbe.  ©uftaö  *R.  oertoatyrt  fid)  in  ber  ©orrebe  ju  feinen  „SlrabeSfen"  gegen 
eine  ©ermedjfelung  mit  Otto  «R.,  —  biefer  leimt  in  ber  <R.  3eitfa)rift  (1835, 
III,  188)  jebe  ©emeinfdtoft  mit  bem  ©erf.  ber  „gludjfdjrift"  gegen  gtalien  ab, 

I  115.     II  299.  492. 

SliectS,  griebr.,  geb.  b.  3.  gebr.  1845  in  5Düffelborf,  $rof.  b.  3Rufif  in  ©binburg. 

II  527. 

SfeiSte,  g.,  geb.  17b*  in  SReunrieb,  perft  |)omift,  würbe  (Somponift  unb  WlufiU 
birector,  lebte  meiftenS  im  «KuSlanbe;  ging  1836  nad)  Sonbon.    II  30.  33.  34.  76. 


552  9tomen*9Regifter. 

$lohx,  (Sfjriftian  griebrid),  geb.  b.  7.  Dct.  1800  in  Sangcnfalja  (Xfjüringen. 

$toIinbirtuo3  u.  $er$ogT.  ©oncertmeifter  in  2fteiningen,  gcft.  1875.  I  33.  II 104. 
Norman,  Subtoig,  geb.  b.  *28.21ug.  1831  in  ©tocfljolm.    ftönigl.  ßapeumeifter  unb 

£ef)rer  an  ber  SÖhfif^lfabemie  bafelbft.    ©eft.  b.  28.  2Käw  1885.    II  484. 
Wotteboi)m,  Martin  ©uftao,  geb.  b.  12.  9tob.  1817  in  Öübenjdjeib  (SBejtfafen, 

©omponift  unb  Sflufifljiftorifer.    2tbtt  bon  1840—46  in  Seidig,  bann  in  SBicn. 

Starb  b.  30.  Dct  1882  in  ©raj.    II  364.  421. 
SRooello,  ©lara  Slnaftafta  ifpäter  ©räftn  ©iglüicc^,  geb.  b.  15.  3um  1818  in 

ßonbon.    1*37/38  ©oncertfängerin  int  Seidiger  ©etoanbbaufe.    II  IUI.  102. 
ftotoafotoSii,  ftofepf},  geb.  1805  in  SWni^f  tfßoleif.    $tanift  unb  (Somjjonift  in 

SBarfdjau.    ©*ft.  1865.    I  280.  283.  300.    II  22.  168. 
Defer,  Stbam  griebr.,  (1717—1799).    (Seit  1763  $rof.  an  bei  Sunftataberaie  irab 

$irector  ber  Rtitynalabtmit  in  fiei^ig.    ©oetljeS  Seljrer.    I  22.  319.    II  512. 
DnSIoto,  3R.  ©eorge,  geb.  b.  17.  guli  1794  in  (£lermont*gerranb  (granfretdj). 

itetyrer  am  $arifer  ©onferoatorium.    (Starb  b.  5.  Dct.  1853  $u  (Slermont    I  16»;. 

II  5.  99.  117.  121.  155.  306.  337.  358. 
Ortlcpl),  @rnft,  geb.  b.  1.  (14.?)  Sfag.  1800  ju  $roüfjig  bei  Sei)},    ßebte  big  etoo 

1836  tn  fiei^ig.    grudjtbarer  $id)ter  („Sßolenlieber"),  Ueberfe&et  a.  b.  ©nglifajen, 

Sftufifrcferent  be3  Tageblattes,  be3  Kometen,  be3  ©remiten,  ber  3*0-  f-  b.  elcg. 

SSelt  2c.    Beiträge  für  ©dmmannS  3eitfdjrift  bon  1834  unb  35  mit  „D."  urib 

„(£ p "  gejeiajnet.    ©ing  trofc  reieber  Begabung  im  (£lenb  unter;  b.  1 4.  Sunt 

1864  fanb  man  irjn  ertrunfen  ju  Sllmrid)  bei  (Sdmfyforta.    I  (XVI).    15.  514. 
DSborne,  ©eorge  9lleranber,  geb.  1806  in  Simericf  (Qrlanb).    panift  in  $arte, 

feit  1843  in  ßonbon.    I  280.  283.    II  30.  32. 
Otto,  (£rnft  3uliu3,  geb.  b.  1.  ©ept   1804   in  ftönigftein   (©adjfen).    Altern 

Xljeologe,  feit  1830  ©antor  an  ber  ftreujfdjule  in  Bresben.    ®eft  b.  5.  SRär* 

1877.    I  60. 
granj,  (SBruber  be3  Vorigen)  geb.  1806  in  Äönigftein.  SBajjfänger.  S)u$freunb 

üon  ©djumann.    2thtt  Anfang  ber  brei&tger  3aljre  in  Seidig,  gehörte  (mit  beut 

Xenoriften  Sari  Dtto  unb  bem  Dr.  ©loci)  gu  einem  ©efangquartett,  ba$  Anfang 

1833  nad)  (Snglanb  enaagirt  war,  um  bort  beutjdjen  SDiäunergefana,  befannter  jti 

madjen.    ©tarb  1842  tn  Sftainj.    ©dmmamt  fdjrteb  bamalä  über  tfjn  (XVII,  fe,: 

„#on  ber  9Jatur  mit  frönen  ©aben  auSgeftattet,  §at  er  oiefleidjt  nidjt  beß  ge* 

ttrirft,  roaS  man  oon  ilmt  gehofft  Ijatte.  Sfeandje  {einer  ©efänge  werben  aber  noeb 

lange  gejungen  werben  unb   ba$  tobenfen  an   ben  grüljgeftorbenen   erhalten". 

3)aS  Ijat  fidji  bettmljrljeitet.    I  9.  232.  336. 
?..&W,  8rv  (in  iüleilen?)  I  101. 

$aer,  Semanbo,  itat.  Dperncomponift,  (1771—1839.).    I  170.  299. 
$aganini,  9licoio,  geb.  b.  18.  gebr.  1784  in  ©enua,  geft.  b.  27.  SD^ai  1640  in 

9ttföa.     I  4.  8.  14.  24.  34.  53.  125.  126.  129.    193.    194.    315.    327.    332.    33*. 

340.  342.  343.     II  137.  153.  154.  196.  224—226.  234.  235.  237.  357.436.523. 
^aijicllo,  ©iobanm,  ital.  Dperncomponift.    (1741— 1816.)    I  300. 
$aleftrtna,  ©ioöanni  Sßicrluigt  ba,  ital.  Äirdjencontyonift.    1524(?)— 1594.   126. 

II  34. 

^anoffa,  §einri^,  geb.  b.  2.  Dct.  1807  in  SöreSlau,  ftubirte  §uerft  9fte^tötDijfen- 
ja^aft,  beüor  er  fidt>  ber  SDiufif  (ber  ©eige)  nribmete.  Zchtt  Anfang  ber  breifeiger 
Satyre  furje  3^t  w  Se^Öf  bann  in  yatte  alö  ©efaugle^rcr,  fafrieb  1834—36 
Sorreiponoenjen  für  ©ä^umannä  Setti^rift;  ftarb  im  ®ec.  18»7  in  ÄarlSrulje. 

^ßearfon,  ^enrü  öug^,  geb.  b.  12.  Styrii  1816  in  Offorb,  lebte  in  ben  erften 
üieniger  Sauren  tn  ^re^ben,  1844  als  $rof.  ber  Wlu\il  in  ©binburg,  feit  1846 
in  Hamburg,    ©tarb  b.  28.  3an.  1873  in  Seidig.    I  314.    II  381. 

^efabori,  Ättoinette,  aeb.  ^ecljtoell,  geb.  in  $re£ben  b.  6.  Wtfah  1799.  $ianiftin 
unb  Se^rertu  in  EreSben,  geft.  b.  20.  ©ept.  1834.    II  79. 

^fau,  Sari  ©uftao,  aeh.  b.  27.  Stug.  1809  in  Seipäig,  gcft.  baf.  b.  15.  Wtau  1841. 
(£rfter  §ornift  im  ©emanbbaugord^efter,  aKitbegrünber  ber  <£uterpe.    II  250. 

^Sfunbt,  (£rnft  ©ottbolb  feenjamin,  geb.  b.  17.  guni  1806  in  Dommi^  bei 
Xorgau.  Cand.  ber  Xljeologte,  ging  auf  antrieb  feinet  ^Settcr^  griebr.  ©teef 
ganj  xur  SOhifif  über  unb  tourbe  felaöterleljrer  in  ^eiVjtg,  nebenbei  als  S^orfü^nr 
unb  (Sänger  fleiner  Tenorpartien  am  X^eater  befc^äftigt.    ©eit  1837  fauler  im 


N  fRamen-föegiftcr.  553 

©eroanbljauSordjefter.    gür  ©djumannS  geitfdjr.  toon  1834  u.  43  fdjrieb  er  ein 

paar  furje  Mrtifel  über  ÜKcffing*3nflrumcntc  u.  Raufen;  bie  erfteren  fiub  unter* 

aridjnet  „&"  („fetter  *ßfunbt"  ftetjt  int  gntjaltSoeraeidmife).    ©tarb  b.  7.  $ec. 

1871.    II  103.  301. 
$f)üipp,  93ernf)arb  <£buarb,  geb.  b.  10.  2fag.  1803  §u  SRaubnifc  (©tieften),  SKufif* 

leljrer  in  23rc8iau,  feit  18^8  Sljorregent  in  Dppetn,  geft.  b.  22.  San.  1850.  II  35. 

189.  191.  276. 
Sßietfe,  (Sart,  Xenorfänger  in  Seipaig.    II  291. 
$ilfing,  ftrL  SBifyelmine,  au«  Shricfau.    ©ängerin.    II  43. 
$iji*,  3otj.  «ßeter,  geb.  1788  in  2Hannljeim,  Sßtanift  unb  ©ompontft,  feit  1825  in 

$ari3,  fpftter  in  #aben*$aben,  too  er  b.  21.  $ec.  1874  ftarb.    I  7.  8.  12.  13. 

22.  185.  313.     II  93.  94.  278.  279. 
graneifla,  (eigentl  gtanjiSfa  ©öringer)  ftbopttotodjter  beS  SBorigen,  geb.  im 

$ec.  1816  in  Sidjtentljal  bei  S3aben*$aben  (fpater  2ttab.  grancilla  $iri3  bei 

(SaftiHo).    TOiftin,  ©qjülerin  ber  SKalibran  unb  ber  ©räfin  SRoffi  geb.  ©ontag. 

1  18.  52.  170.  171.  274.     II  512. 
^letoel,  Sgncu,  fruchtbarer  (Somponift,  jufefct  Sßufifalienoerfeger  unb  Sßianoforte* 

fabrifant  in  $ari3  (175*— 1831).    I  177.    II  154. 
(Samilla,  (eigentl  2Rarie  gelicite' $enife)  geb.  2Rofe,  geb.  in  $ari$  b.  4.  ©ept. 

1811,  ©artin  beS  ©labierfabrifanten  (SamMe  $leijel,  geft.  b.  30.  aßärj  1875  in 

©t.  Söffe  ten  Sfcoobe  bti  S3rüffcL    II  206.  249. 
$occi,  granj  ©raf,  geb.  b.  7.  äftärj  1807  in  2Ründ)en,  3lcceffift  an  ber  Regierung 

ju  Sfcündjen,  fpater  ©erentonienmeifter  unter  ßubnrig  L,  ftarb  b.  7.  SWai  1876 

als  Dberftfämmerer.    I  173. 
^obleSfu,  Sftariane,  aus  ©öljmen,  1782  Äammerfängerin  ber  $erjogm  öon  (Sur* 

lanb  in  Sftitau,  bann  üerfjctratljete  geSca  in  SDGagbeburg.    I  343 ff.    bereit 

jüngere  ©djnieftern: 

gran^iära,  ©angerin.    I  344. 

Sofeplja  (Moüfia),  ©angerin.    I  344. 

Xljefla,  ieb.  b.  3.  $ec.  1764  in  Eeraun  (93ötjmen),  1782  bmogl  Kammer* 

fängerin  in  SJHtau,   1791  oerljeiratyet  an  ben  glötiften  ©eit  ©attfa  baf.    ©eit 

1802  Dpernfängerin  in  *ßrag,  roo  fie  b.  28.  2lug.  1852  ftarb.    I  254.  343 ff. 
Rogner,  SBilljetm  ©Ijriftian,  geb.  1807  iu  Wtfdjönefelb  bei  fieipfcig;  ftubirte  an* 

fänglidi  Geologie,  toar  bon  1828  bis  1847  ttaffift  am  Seip^igcr  Sljeater,   feit 

1848  SÖtufffleijrer.    ©eft.  b.  9.  ©ept.  1866.    II  250.  306. 
$ol)l.  3ojepf>,  geb.  in  ©Alefien.    2tbtt  um  1800  in  Breslau.    I  122.  186. 
$ot)ie,  Gtyrift.  griebr.,  Dr.  ph.  et  Mag.,  geb.  1800.    (Slamerlel)rer  in  Seidig, 

gefi  b.  14.  ©ept.  1871.    I  13.  312.  317. 
^oljlenj,  (Sljrifttan  Stuguft,  geb.  b.  3.  Suli  1790  in  ©aflgaft  (Mieberlaufife),  Drganift 

an  ber  XljomaSfirdje,  Dirigent  ber  ©ingafabemie,  oon  1827—35  aud)  ber  ©eroanb* 

l)au$*£oncerte  infieipatg.    ©eft.  b.  10.  9Dftara  1843,    I  46.  318.    II  45.  255. 
^ollini,  ©iufeppe  granceSco,  geb.  1 763  in  Öagbad).    (SlabiertnrtuoS  u.  <£om* 

ponift,  lebte  in  SRatlanb,  geft.  b.  17.  «pril  1846.    I  230. 
$ortiu8,  SRagifter  in  Setpjig.    I  57.  322. 
$ otter,  Ißljilip  ©öpriani  §ambty,  geb.  in  Sonbon  1792,  $ianift  u.  Somponift, 

1825  3)ir.  b.  ÄaL  SDbtfiffö.  in  Bonbon,  geft.  b.  28.  ©ept.  1872.  1 196  ff.  II 5. 6. 
sßre^er,  ©ottfrieb.  geb.  b.  15.  SKai  1808  ju  ©auSbrunnen  (Defterreia^) ,  Drganift 

an  ber  eüang.  Stira^e,1  feit  1838  Seljrer  beS  ©ontrapunfts  am  (£onferüatorium  in 

SBien,  aeft.  1880  (?).    II  180.  516. 
$tin&,  Sob.  föubolplj,  geb.  1778  in  ©eefen  (SJraunjdjtoeig ,  ^arfenpirtuoS  u.  SJfiufif* 

teurer  in  fieipjig,  geft.  b.  12.  ftuli  1840.    II  253. 
$rodj,  ^einria),  geb.  b.  22.  ftuli  1809  in  »ö^mifc^^Seipa.    ßiebercomponift  in 

SBien,  üon  1837—40  (£apellmetfter  am  SofepbftäbtifdEjen  2^eater,  bann  ^of'ßapell* 

meifter.    ©tarb  b.  18.  ®ec  1878.    I  (XVIII).    II  504. 
$roc$e,  3rran$,  geb.  um  1790  htStobemeg  (Böhmen).    &tbtt  aU  eiaöierle^rer  ju* 

erft  in  Öel«,  julefet  in  ©rieg.    II  451. 


^rölft,  Mag.  Äbofpl),  9fleligion8le§rer  am  ©ömnaftum  in  fjreiberg.    II  266. 
$rubent,  Smtt,  geb.  b.  3.  April  1817  in  tfngouleme,    ©labierötrtuog  in  $ari$, 
geft.  b.  14.  2Rai  1863.    I  275.  276. 


554  9tamen*9tegifter. 

$rumc,  JJrancoiS,   geb.  b.  3.  3uni  1816  in  ©taöelot  (©elgien) ,   ©ioHntotrtoo* 

geft.  baf.  b.  k  3uli  1849.     II  225.  249.  308. 
Cueifjer,  (Sari  iraugott,  geb.  b.  11.  3<m.  1800  in  $öben  bei  ©rimma.    &<ti 

1827   erfter  ©ratföift  im  ©enmnbfiauSordjefter,   1841—46  6oncertmeiftcr  bei 

dnttxpt.  auäj  ©tabtmufifbirector  in  Seidig,     ©eritymter  $ofaunift.     ©eft  b. 

12.  3imi  1846.     I  306.  308.     II  20.  41.  102.  104.  25ü.  286.  526. 
SRabätmilt,  gürft  Anton  fceinrid),  geb.  b.  13.  3uni  1775  in  SBitna,  ©tattyalter 

beö  ©ro&l)eraogtt).  $ofen,  geft.  b.  7.  Styril  1833  in  ©erlin.    II  19.  490. 
föaff,  3of.  3oaä)im,  geb.  b.  27.  Wlai  1822  in  ßadjen  (©djtoeia),  fhibtrte  ¥(>iIo* 

logte  unb  Sflatfjematif,  bebor  et  fid)  ber  2Ruftf  nribmete.    ©eft.  b.  25.  guni  1SS2 

in  granffurt  a  2R.  als  fcirector  be$  ftoebfeben  GonferöatoriumS.    II  471. 
föafemann,    SouiS,   (mit  bem  S)aöib3bunolernamen  SB  alt)    geb.   um   1816  in 

©remen,  »ßianift  in  Seidig,  ging  1839  nadj  9ieuJöorf.    I  167.  158.  169. 
föaro.     I   (XXIV.)    4.    11—14.    16.    17.    19—21.    24—26.  29—33.    36.   38,  65, 

71—74.  114.  117.  161.  163.  164.  171.  256.  312.  313.  320.  336.  517. 
SRabina,  3ean  $enri,  geb.  b.  20.  3Kai  1818  in  ©orbeauj.    Sianift  u.  fcontyontft 

in  $ari£.    II  455.  456. 
SReidja,  2lnton,  geb.  b.  27.  ^ebr.  1770  in  $rag,  feit  1817  Sekret  ber  e«ratpo* 

fitton   am  (Sonferüatorium  tn  $ari$.     (Eomponift  unb  ausgezeichneter  3Jhtfi!ge^ 

lef>rter.    ©tarb  b.  28.  2Rat  1830.    II  11.  72. 
föeicharbt,  <L    II  307. 
ffleityel,  Slbotyl),  geb.  1816  in  $ur3$m$  (SBeftyreu&en) ,  t)on  1843—57  (Elamer* 

leerer  in  $ari3.    II  422. 
Stein  eefe,  Dr.  Karl,  geb.  b.  23.  3uni  1824  in  ftltona,  feit  1861  <£aj>eflmetfier  ber 

©eroanbtjaugconcerte  unb  Sßrofeffor  am  ©onferöatorium  in  ßetojtg.    II  137. 
teigiger,  <£arl  (Sottlob,  geb.  b.  31.  3an.  1798  in  ©eljig  bei  SBittenberg,  gab  ba* 

©tubmm  ber  Geologie  auf,  um  fidj  ber  SJhtfif  *u  nnbmen.  ©eit  1826  $ofcapeü> 

meifter  in  Bresben.    @eft  b.   7.  9ioö.  1859.    I  56.  256.  266.  307.    II  55.  5S. 

118.  119.  180.  183.  291.  358.  389.  499. 
griebr.  Bug.,  (©ruber  be3  ©origen)  geb.  b.  26.  3uli  1809  in  ©eljtg,  eben* 

falls  urfprimglidj  Geologe,    ßebte  in  btn  breiiger  3a$rcn  *n  ©«Kn,  feit  1850 

tn  ftortoegen.    ©eft  b.  2.  2Kan  1883  in  3frcbertf3l)alb  (©djtoeben).    II  79. 
SRellftab,  fteinr.  griebr.  ßubttng.  atb.  b.  13.  2tyril  1799  in  ©erlin.  Urfrrunglidi 

Offirier,  bann  auSfdjlie&lid)  ©djrtftfteller  u.  SHdjter.    SRebacteur  b.  SRuftfyeirimg 

„3ri3"  (1830—41),  bie  er  allein  fdjrieb.    1834  u.  35  Sftitarbeiter  an  ©djuraann* 

8eitfd>r.    ©eft.  b.  2S.  Mob.  1860  in  ©erlin.    I  10.  24.  122.  222.  270.  281.  2S9. 

311.  318.  325—329.  332.  340.     II  191.  228.  367.  493. 
föeul.ing,  SBil^elm,   f.  f.  ©ofopernttjeater * (Sapellmfrr.  in  SBien.  ©eft  .b.  7. 3nni 

1877.     II  384. 
«eufi-Äöftrifc  ©raf  fieinridj  IL,  in  Seidig.    ®eb.  b.  31.  «Dlärj  1803,  erhielt  1851 

für   fid)  unb  feine  %ad)fommen  bie  prftenroürbe,   geft.  b.  29.  JJuni   1852  in 

Erfurt.    ©djumann  nubmete  ifmt  bie  Slomanjen  SBer!  28.    II  524. 
föidjter,  (Srnft  griebr..(£buarb,   geb.  b.  24.  Dct.  18o8  in  ©ro&fcbönau  (Sanfte, 

befuebte  bie  Uniöerfität  üeip^ig,  nubmete  fid)  bann  ber  2ftufif,  würbe  1843£ebrer 

am  (konferoatorium,   1851  Drganift  an  ber  ^eterSfirdje.  fpäter  a.  b.  SReufirtfce 

unb  ^icolaifirc^e,  1868  Kantor  unb  2ftufitbirector  an  ber  X^omaöf^ule  in  Seidig. 

Starb  ben  9.  9fyril  1879.    II  131.  26ü. 
töieffel,  STmalie,  (Xod^ter  b.  golaenben)  geb.  1822  in  Flensburg,   ^ianiftin.  Sebtf 

üon  1840—42  in  Seidig,  wo  ©djumann  fie  burd^  bie  SBibmuug  feiner  dlaöier- 

ftücfe  SBer!  32  au&eicgnete;  feit  1850  mit  bem  Kaufmann  2.  SBage  in  Hamburg 

öer^eirat^et.    ©tarb  b.  10.  ?lug.  1877.    II  293. 
SBify.  £einr.,  geb.  b.  23.  Dct  1792  in  #o$a  ($annoüer);  feit  1817  Organijt 

in  gien^burg,  geft.  b.  6.  gebr.  1869.    I  313. 
SRiem,  ftriebr.  Silb.,  (1779—1857)  feit   1822  Drganift  am  3)om  u.  $>ire<*or  ber 

©ingafabemie  in  ©remen.    I  256. 
9tie§,  gerb.,  geb.  b.  29.  ftob.  1784  in  ©onn.  $ianift  u.  ©om^onift,  ©Aüler©eet' 

boben*.  2tUt  1834—36  in  Slawen,  bann  ingrantfurt  aßt.  ©tarb  b.  13.  San.  183S. 

I  134.  189.  196 ff.  214.  256.  278.  298.     II  22.  27.  29.  76.  77.  155.  193.  34S. 
§ubert,  (©ruber  be3©origen)  geb.  b.  1.  Styril  1802  in  ©onn,  ©iolinturtuo*, 

fett  1836  ßgl.  (Soncertmeifter  in  ©erlin,  geft.  b.  14.  ©e*t  1886.    II  102. 


Sßamen-föegifter.  555 

9Hefc,  3uliu8,  geb.  b.  28.  $ec.  1812  in  »erlitt  Sioloncellift  unb  (Somponift. 
1836—47  ftäbtifdjer  äftuftfbirector  in  $fiffelborf,  bann  Xfjeatercapelhneifter,  fett 
1848  audj  Dirigent  ber  @ewanbf)au3concerte  in  Seipjig.  ©tarb  b.  12.  (Sept.  1877 
als  £ofcapeumeifter  in  Bresben.    II  245.  288.  289.  411.  425. 

SRocblifc,  &riebrtd)  3o^.,  ge&-  b.  12.  gebruar  1769  in  Seidig,  ©djriftfteller  u. 
©tagtet.  föebacteur  ber  Seipaiae*  SWgem.  2Ruf.  gtg,  bon  1798—1818.  ©tarb 
b.  16.  $ec  1842  in  Seipjtg.    I  344.  494.  495. 

3.,    I  271.  272.  317.    II  209.  211.  513. 

SRomberg.  BnbreaS,  SftolinbirtuoS  (1767— 1821j.    II  458. 

©entfärb,  (©etterb.  Vorigen)  8SiolonceKbirtuo3 (1767— 1841).  1 14.  11291.298. 

SRofen,  $fog.  ©isbert,  geb.  b.  21.  Aug.  1808  in  ©öttingen,  UniberfitätSfreunb 

©dmmannS  in  Seidig  unb  fieibelberg.    Sebte  in  $>etmolb,  wo  er  b.  1".  3an. 

1876  afc  ObergeriQtSbirector  ftarb.    I  (XV.)  319. 
SRofenljain,  Sacob,  geb.  b.  2.  3)ec.  1813  in  3ttannt)eitn.    Sßtanift  u.  Gomponift. 

<Sdt  1837  in  $ari$,  fpäter  in  ©aben-Baben.    1257.289.   II  18.  169.  171.  189. 

192.  320.  442. 
SR  ofen  fr  an},  (£arl  (Sbuarb,  Glarinettift  in  Seipjig.    ©eft.  1837.    II  493. 
SRoffini,  ©ioaebimo  Slnt.,  geb.  b.  29.  gebr.  1792  in  $efaro,  geft.  b.  13.  ftob. 

1868  in  «ßaffo  bei  «ßariS.    I  (XXIII.)  23.  32.  73.  74.  165.  226.  273.  300.  325. 

332.     II  94.  158.  246.  287.  318.  380.  475. 
SRubini,  ©.  93.,  (1795—1845)  berühmter  Xenorift.    I  164. 
SRubinftein,  Bnton  ©regor,  geb.  b.  30.  9tob.  1830  in  SBedjwotgnej  bei  3affb. 

(Eomponift  unb  $tamft,  lebt  je&t  in  3>re$ben.    II  437. 
Sfiucfgaber,  Sodann,  in  Semberg.    I  287.    II  30.  31. 
SRücfert,  griebrtdj,  (1788—1866).    II  283.  288.  375. 
töummel,  Gf)r.,  geb.  1790,  naffauifdjer  #ofcapeflmeifter,  geft.  b.  12.  gebr.  1849  in 

SBieSbaben.    I  271.  274.  287. 
föuft,  $rof.  Dr.  SBillj.,  geb.  b.  15.  2fog.  1822  in  $effau,  feit  2Rara  1880  ©antor 

unb  attufifbtrector  an  ber  £fjoma$fd)ule  in  Seidig.    II  527. 
©ab ine.    II  229. 

©aca)ini,  Antonio,  itaL  Gomponift  (1734—1786).    I  299.  344. 
©adjfe,  SRubotpk  geb.  1824,  mürbe  1837  Siolinift  im  ©ewanbljauSorc&efto,  1843 

Sebrer  am  (Sonjerbatorium  in  Seidig,  ftarb  b.  17.  April  1848.    II  292. 
©aa,  S^eobor,  föioloncellift  au«  Hamburg,  fpäter  in  ber  Sgl.  Gapelle  §u  ©toef* 

ijolm.    II  102. 
@atnt*Subin,  ße'on  be,  geb.  b.  8.  3uli  1805  in  Surin.    1830—1847  Goncert* 

meifter  am  ffönigftäbt.  fe&eater  in  Berlin,    ©tarb  b.  13.  gebr.  1850.    II  128. 
©alieri,  Antonio,  (1750—1825)  ©apcümeifter  in  SBien.    II  132. 
©aj>l)ir,  2Rorifc  ©ottlteb,   (1795—1858)  gab  feit  1837  ben  SBiener  „§umoriften" 

tjerau*.    I  21 1.    II  51 1.  514. 
©ata.    II  65. 

©arti,  ©iufeppe,  ital.  Dperncomponift  (1729—1802).    I  90.  299. 
©carlatti,  Aleffanbro,  (1659—1725).  I  290  (Wo  aber  bie  ga^I  ber  bon  ü)m  ge* 

fdjriebenen  Dpern  erljeblid)  ju  tjodj  angegeben  ift). 

fcomemco,  ©olm  beS  SBorigen  (1683—1757).    II  160.  410.  516. 

©a)öfer,  Nicolai  $mitrtjeff,  Eiolinift  aus  «Petersburg,  geb.  1826.    II  102. 

©a)  äff  er,   SuliuS,  geb.  b.  28.  ©ept.  1823  in  Grebefe  (Altmarf),  afabem.  2Rufif* 

btrector  in  Breslau.    II  330.  484. 
©djapler,  <£arl  3uliuS,  geb.  b.  21.  Äug.  1811  in  ©rauben^  SBioloncettoirtuoS, 

lebte  bon  etwa  1830  an  in  äftagbeburg ,  mar  fpäter  (Soncertmeifter  am  SBieS* 

babener  #oftfjeater,  bon  1850  btS  1880  9Jhtfifle1)rer  in  Xfjorn,  ging  bann  nadj 

»erlin,  wo  er  nadj  langer  ftranfljcit  am  2o.  gebr.  188t»  ftarb.   II  102.  358.  412. 
©djefer,  Seopolb,  geb.  b.   30.  3uli  1784  in  SJhiSfau  ÖftteberTaufifr).    ©eneral* 

beboflmädittgter    beä    gurften    $ücfler    bafelbft.      Sbrifer  unb  ^obellenbia^ter, 

tudjtiger  Drgelfpieler.    ©tarb  b.  16.  gebr.  1862.    II  132. 
©djelble,  3ob.  üftepomuf,  (1789—1827)  ©rünber  unb  Seiter  beS  eäcilienberein«  in 

granffurt  a,Wl    II  526. 
©dudjt,  3o^.  ©ottfr.,  (1753-1823)  Gantor  a.  b.  XtjomaSKrdje  in  Seipjtg.    II  526. 
©filier.  I  (VIII.)  344. 


556  9tanen*9iegifier. 

©djilling',  Dr.  ph.  @uftat>,  gcB.  b.  3.  9loö.  1805  in  ©ebtpieaerSljattfett  (§amumer, 

auerft  Cand.  ber  Geologie,  fett  1830  2KufiHefcrcr  u.  aÄuftffcftriftftellcr  in  ©tun* 

gart.    Seit  1857  in  Sfotertfa,  ftarb  im  3uni  1880  in  9iebra8Fa.    II  217.  394. 

396.  519.  520.  528  ff. 
©dunbter,  2Cnton,  geb.  1786  m  2Rebl  b.  Ofotü$.    #erf.  einer  1840  erfdjienenen 

©iograpljie  ©eetijot-enS.    ©tarb  b.  10.  3an.  1864  m  Socfenljeim  b.  granffurt  a  SR. 

I  306.    II  364. 
Spiegel,  Souife,  (toäter  t>erf).  mit  Dr.  £.  Softer)  geb.  b.  22.  gebr.  1823  in  Sübtä, 

big  1840  @oj>raniftin  an  ber  Seidiger  ©ütme,  foäter  ftgf.  ftammerfängerin  in 

©erün.    II  101.  239.  252. 
©d)lo&,  ©opl)ie,  geb.  b.  12.  $ec.  1822  in  #öln.    ©opranfängerin  in  ben  Seidiger 

©eroanb^augeoncerten  1839-  43  unb  1846—48.    ©eit  I85u  in  $üf[elborf.    &c 

fear  bie  erfte  ©ängerin,  bie  ©djumannfdje  Sieber  öffentlich  öortrua  —  „SBibmimg" 

unb  „bit  Üötuenbraut"  —  b.  31.  2ftära  1841  in  Seidig,    ©ajumann  ttribmetc 

iljr   1852  fein  üieberljefi  SBerf   107.    Il   239.   248.   250.  284.  286.  289—294. 

301—303.  305.  307.  308. 
©djmibt,  Soljanna,  geb.  SBolff,  geb.  b.  25.  Dct  1805  in  Ärefelb,  (Stettin  be$  <£onccrt- 

meifterS  ©eorg  ©djmibt  in  ^alile  (foäter  in  Bremen),  ©opraniftin.   II  102.  25o. 
SRarta  ((tfyriftianj  $einridj,  geb.  b.  18.  gebr.  1809  in  fiübeef.    SBar  183b 

big  1845  Senorift  am  Sei^gtger  Stjeater,  fdjrieb  1842—44  unter  ber  <£l>iffre  3. 

bie  ^3erict)te  über  bie  ©eroanbtjauSconcertc  für  ©ebumannä  fleitfdjrift    ©eit  185! 

©efangleljrer  in  Sübed;  ftarb  b.  3.  SRai  1870  in  »erlin.    II  293.  307,  :*08.  509. 

$rau,  geb.  2ftöUinger,  (Qbattin  be3  Vorigen).    II  250. 

©djmitt,  ttloöS,  geb.  1789  in  (Srlenbad)  (SBaoern;.    ©eit  1826  in  granffurt  a%r 

geft.  b.  25.  Sult  1866.     I  196  ff.  248.  25ü.  343.     II  112.  442.  443. 
3acob,  (©ruber  b.  Vorigen)  geb.  b.  2.  9tob.  1803  inDbernburg  (Sägern',  lebte 

in  Hamburg,  ftarb  im  3uni  1853.    I  248.  250.    II  33.  34.  93.  94.  16$.  443. 
©djnabel,  &art,  geb.  b.  2.  Sfcoü.  1809  in  Breslau.    2JcufifIe!)teT  am  ©d)utre$rei> 

feminar  baf.,  geft  b.  11.  Wtai  1881.    I  284. 
©djnetber,  griebrid)  3ol).  (Sbrifttan,  geb.  b.  3.  San.  1786  in  $Ut*3ßatier0bori 

bei  3ittau.    Qtit  1821  §ofca})elfmeiftcr  ut  Ecffau,  ftarb  b.  23.  Stob.  1853.  I  134. 

256.     II  190.  310.  439.  464.  528. 
SBemljarb,  (©oljn  be£  Vorigen)  Sioloncellift,  fjerjogl.  $>effauifd)er  §ofmuftfus. 

II  250. 
3olJ.  3U^U§/  9e&-  &•  6.  Quli  1805  in  Berlin,    ßantor  unb  Drganift  an 

ber  5riebria)*9Berberja}en  ftirebe  tn  ©erlin.    ©eft.  b.  3.  Styrü  18S5.    II  255. 
©djnorr  bon  ©arolSfelb,  mit  §an$,  geb.  b.  11.  Sftai  1764  in  ©ämeeberg, 

geft.  b.  3u.  Hjpril  1841  in  Seipjig.    I  343. 
©ctjnüber  bon  SBartenfee,  iabier,  SDfeufirfdjriftfteller  unb  (Somponift  ingranf* 

fürt  a2R.  (1786—1868.    II  528. 
©djober  (eigentf.  ©djoberledjner) ,  Storni/  Ö«p.  im  2tyril  1879  al$  J>enf.  Cber* 

regiffeur  beä  §ofoperntljeater£  in  Söien.    II  531. 
©djola,  SS.  (£.,  in  Söregfau,  borljer  gürftl.  #ol)enIol}e*Def)ringenf(f)er  ©apellmeijter 

in  ©labenjjifc  (D.  ©d)lefien>.    Ii  15b.  157. 
©djornftein,  @.  ^ermann,  ^ianift  u.  SJcufifbirector  in  ©tberfelb,  geft  b.  20.  «pril 

1882,  71  3al)re  alt.    I  203. 
©d)ret),  §tail,  lebt  atö  SReä)t$ann)a(t  in  feiner  SSaterftabt  Setpjtg,  roo  er  %u  ©diu« 

manng  SBcrfcrjrSfreife  gehörte.    I  (XV). 
©a^röber»^eörient,  SBiüjelmine,  geb.  b.  6.  S)ec.  1804  in  Hamburg,  gefcöiebenc 

Gattin  b.  ©d)aufpieler3  Sari  2)eörient.    ©ie  gehörte  mit  tütniytn  Unterbrechungen 

üon  1823 — 1847  ber  3)re3bner  ßofoper  an.  5?aa^  Äufldfung.  i^rer  1S47  mit  einem 

§errn  b.  Döring  eingegangenen  fe^e  öerbanb  fie  fia^  1850  mit  einem  $errn  o.  $od 

aitö  üiülanb.    ©ie  ftarb  $u  Coburg  b.  26.  3an.  1860.  I  23»  31.  H.  284.  II  59. 

235.  304.  30S.  474.  493.  495.  515. 
©djubart,  (Sljnftian  Daniel,  (1739—91)  ber  burd)  fein  unglüdlic^eö  ©a^ictjal 

befannte  $id)ter.    I  93. 
©Hubert,  gerb,  fieberest,  geb.   1804  in  S)ürrenberg,  ttbtt  in  Seidig.    SWü^ 
begrünber  ber  <£uterj>e.    ©eft  1868.    II  41. 
granj  $eter,  geb.  b.  31.  3an.  1797  in  SBien,  geft.  baf.  b.  19.  9io».  1828. 


Eamen^Regiftet.  557 

I  (XI— XIII.  XXII.  XXIIL)  35.  70.  80.  83.  92.  111.  118.  122.  123.  134.  149. 

175.  200.  202.  262.  269.   270.  280.  294.  304.  337.     II  18.  67.  105.  108  ff.  135. 

155.  160.  172.  180.   185.   186.  188.  196.  209.  229ff.  235.  238.  239.  259.  264 ff. 

279.  283.  289.  307.  386.  388.  427.  434.  447.  465.  504.  507.  521. 
©djubert,  gerbinanb,  (»ruber  be$  Vorigen)  1794—1859.    II  229.  230. 
gran*,  geb.  b.  22.  3uli  1808  in  Bresben.  (Soncertmeifter  in  bcr  ftgL  (Sapefle 

bafetbft.    ©eft.  b.  12.  Hpril  1878.    I  308. 
Odjubertl),  SouiS,  geb.  b.  1*.  Styril  1806  in  2Ragbeburg,  lebte  als  SJhtfifbirector 

in  ßlbenburg,  föiga  unb  Königsberg,  feit  1845  in  Petersburg,  roo  er  im  2Rai 

1850  ftarb.     I  256.     II  36.  55.  57.  76.  77. 
©djüler,  aBttfjelm  Immanuel,  geb.  in  <5ul)l  (Springen)  b.   15.  gunt  1793. 

©efanalebrer  mit  bem  Xitel  eine«  fürftl.  ÄammerfängerS,  audj  ©etger  in  ber  fflrftl. 

SapeÜe  m  föubolftabt,  geft.  b.  18.  3lug.  1877.    ©dmmannS  Seitfdr>rtft  enthält 

(3atirg.  1835  unb  37)  jtoei  Lobelien  bon  it)m.    I  184. 
©d)üfe,  (Sari  griebr.  Äug.,  SBedjfelfenfaÜin  Seidig.   SBorftanbSmitglteb  ber  (Suterpe. 

©eft.  1849.     II  252. 
©djulj,  Bratfdjift  in  Seidig.    II  303. 
©djulje,  ©einr.  »eujam.,  geb.  b.  6.3uni  179$  ju  SSerbau,  mar  1833— 65  Kantor 

unb  UKufifbirector  an  ber  Marien*  u.  &atl)armenfird}e,  aud)  ©efangleljrer  am 

©nmnafium  in  ätpiefau.    ©eft.  b.  29.  Wlfcz  1866  in  Bresben.    II  43.  44. 
©diumann,  griebr.  Euguft  ©ortlob,  geb.  b.  2.  SRärj  1773  p  ©ntfcbfifr  bei  ©era. 

SBua^önbler  in  8hri<fau.    ©eft.  b.  10.  Slug.  1826.   I  (VII.  IX.  XIV.).  313.  315. 

317—322. 
3of>anna  (Sfjriftiane,  geb.  ©$nabel,  beffen  grau,  geb.  b.  28.  9lob.  1771  ju 

Seifc  geft.  b.  4.  gebr.  1836.    I  (VII.  IX.  XV.)    313.  315.  317—322. 

ftinber: 
(Sbuarb,  ©udtäänbler in  8»tcfau,  geb.  im  3mti  1797,  geft.  b.  6.  Styril  1839. 

I  (XVI.)    317.  320. 
Xf)erefe,  geb.  Semmel,  beffen  grau,  geb.  b.  2.  ©ept.M803  in  ©era.    3n 

ametter  (Sbe  berb.  mit  bem  ©udjljänbler,  ©tabtratfj  gletfdjer  in  Seidig,    ©eft.  b. 

22.  gebr.  1887  m  Bresben.    I  (XVIII.)  332.  491. 
(Sari,  SBudftänbler  in  ©djneeberg,  geb.  b.  12.  3uni  1801,  geft.  b.  9.  Styril 

1849.    I  (XIV.  XV.)  312.  320. 
SRofaüe,   geb.  3Üutg,  beffen  grau,  geb.  1808  in  ©djneeberg,  geft.  im  Dct. 

1833.     I  115. 
Sultufr,  »u^önbler  in  8tDtcfau,  geb.  b.  9.  Styril  1805,  geft.  b.  18.  SRob. 

1833.    I  (XV).  115. 

emilie,  geb.  b.  19.  3uli  1807,  aeft.  1826.    I  (VIII). 

föobert  Hleranber,  geb.  in  8h>icfau  b.  8.  3uni  181<>,  geft.  b.  29.  3uli  1856 

au  (gnbenieb  bei  Sonn.    I  (»orberia^t.)  15.  17.  66.  74.  115.  118.  122.  135.  186. 

193.   197  ff.   246.   311—333.   335—343.   345.     II  16.  26.  41.  69.  75.  137.  143. 

172.  191.  204.  210—212.  224.  226.  228.  234.  251.  258.  282.  299.356.  357.  426. 

4*9.  503.  505—512.  518—534. 
(Slara,  geb.  SBieef,  geb.  in  Seidig  b.  13.  ©ept.  1819.    I  (XXII.)  332.  339. 

340.  491.  499.    (©.  auäj  (Slara  SBied) 
Sdjunle,  (Sari,  geb.  b.  18.  SRor*  1809  in  »erlin,  SBalMjornbirtuoS,  tfgl.  Kammer* 

mufüer  in  »erlitt,  geft.  im  Styrtt  1879.    II  102. 
(Sari,  geb.   1801  in  SRagbeburg,  «ßianift,  feit  1828  in  «ßariS.    Eurd)  einen 

<5d)lagfluJ3  ber  ©pradje  beraubt,  gab  er  fidj,  an  feiner  Teilung  üer^meifelnb,  burdj 

einen  ©turj  au$  bem  genfter  ben  Xob  am  16.  $)ec.  1839.    I  280.  282.  II  33.  34. 
ßubroig,  (Setter  ber  Vorigen]  geb.  b.  21.  $ec.  1810  in  (SaffeL    SJebte  in 

$ari3,  Stuttgart,  SBien,  Bresben;   feit  (Snbe  1833  in  ttei^ig,  wo  er  b.  7.  $ec. 

1834  ftarb.  Stitbegrünber  ber  neuen  Seitfdjrift.  (Seine  (Sljiffre  mar  3.  I  (XXIIL) 

114  ff.  118.  123.  222.  238.  280.  314.  336.  342.    II  142.  208.  209.236.502.  512. 
Sdjuj)j>anaigl),  3öpöJ/  in  SSieu  (1776—1830);  mar  ber  erfte  ©eigenfünftler,  ber 

in  SBien  öffentliche  öuartettconcerte  gab  (1804);  foater  gehörte  er  bem  berühmten 

Quartett  be3  ©rafen  föafumotttffo  an.    II  67.  115. 
^Äroenfe   (©dornende),  (Sari,  geb.  b.  7.  Sftära  1797  in  Hamburg.    XalentooHer 

eom^ontft,  lefcle  meiftenS  im  Shtftanbe  K?ari$ .    ©päter  toerfdjcllen.    II  171. 


558  9tomen*?Reglfter. 

©djmenfe,  3olj.  gfriebr.,  (1792—1852)  Organift  an  ber  Sfeicolaifirdje  in  $am* 

bürg,    II  »71. 
®cott,  SBalter.    II  66.  178. 
©echter,  ©imon,  geb.  b.  11.  ßct.  1788  in  ftriebberg  (SBöljmen),  ©oforgamfr  unfc 

$rof.  ber  Xijeorie  am  (Sonfertoatorium  inSßien,  geft.  b.  10.  ©ept.  1867.   II  l  Tri. 
©eblnifcfn,  ©raf  3ofepb  b.,  (1778—1855)  oon  1817— 1848 Sßräfibent  ber oberften 

^oltjci-  unb  ecttjur^offtcllc  in  SBten.    I  (XVII.  XVIII). 
Serpentin.  I  (IV.)  171.  202.  519. 

©ejfelmann,  (£.,  ©ro&fjeraogl.  &efftfd)er  §offänger  in  Earmftabt    I  308. 
©etti,  ©ioöanni,  Earitonift  am  Sgl.  Sweater  in  Neapel    II  306. 
(Sc^f rieb,  3gnaj  Xaüer  föitter  o.,  geb.  b.  15.  Sfog.  1776  in  SSien,    eompomfi 

unb  SDluftrtoriftfteller  bafclbft,  SOlitarbeiter  an  ©djumamtf  Seitfdmft  1835-3* 

unb  1840.     ©tarb  b.  27.  9lug.  1847,    I  99.  223.  256.  346.    II  17.  152. 
©etiler,  (Sari,  geb.  1815  *u  Ofen.   SBurbe  1834©djüler  bon©et)frieb,  batm2Jlü* 

giieb  beS  Drd&efterS  im  f.  f.  ©ofoperntljeater  in  SBien;  feit  1841  SJjorregeut  an 

ber  2Retropolttan!ird)e,   1842   $rof.  an  ber  2ftufiffd)ule  in  ©ran.     ©eft  2*c 

1884.    II  277. 
©!)a?cfpeare.  I  (XX.  XXII.)  82.    II  18.  180.  418.  457. 
©imonin  be  <§5tre,  geb.  ju  Sftardje  (Sujemburgi,  in  SBien  erlogen,  lebte  als 

©utsbefifcer  in  $inant  [Belgien-,  wo  er  b.  26.  ©ept.  1872  ftarb,  72  ober  73  gafr 

alt.    Schumann  roibmete  iljm  (einen  gafdjtngSjdjroanl.    I  318. 
©ipp,  griebr.  föob.,  geb.  b.  5.  3ult  1806  in  fietpjig,  ©iolinift  im  ©emanbljaul* 

or^ejter  bon  1826—70,  Goncertmeifter  ber  Gwter^e  öon  1824—38.    II  493. 
©mitgjon,  SUtifc  .fiarriet,  ©djaufpielerin,  bie  geriebene  erfte  grau  $erüo$\   ©et. 

1800  ju  fenniS  (§rlanb),  geft.  b.  3.  2tfärj  1854  ju  Montmartre.    I  131. 
©obolemsfi.  3-  fr  <£buarb,  geb.  b.  1.  Oct  1808  in  Königsberg.   SKtufifbirectoT 

unb  SWufifjÄriftftetter   (pfeub.  3.  3fe3fi)  bafelbft.     SDlitarbeiter  an  ©djiraiaira* 

geitfdjrift  1835—39   u.  1842,  führte  ben  ftambSbünblernamen  M.  ©afytbüt&n. 

©tarb  b.  23.  äftai  1872  in  <&t  ßouiS  (toerifa).    II  122.  124.  323. 
©ommerfelb,  (£arl  $tug.,  in  Seidig.    II  493. 

Sonnleitner,  Seopolb  b.,  Dr.jur.  unb  flbbocat  in  SBien  (1797—1873).  II  153. 
©ontag,  Henriette  ©.  SB.,  ifpater  ©räfin  föoffi)  geb.  b.  13.  2ftai  1805  in 

(£oblen$,  geft.  b.  17.  3unt  1852  in  9fterito.    II  10t 
©örgel,  ftriebr.  SBiflj.,  1818  —  21)  $ioiinift  im  Seidiger  ©etoanbljauSordielter, 

Ijernadj  (Santor  in  9torbl)aufen.    ©eft.  b.  11.  3uni  1870.    II  103. 
v^pobr,  SouiS,  geb.  b.  5.   Storni  1784  in  SBraunfdbroeig.     ©eit  *822  öofeapek 

meifter,  1847  @eneral*2Rufifbtrector  in  (Saffel.    ©eft.  b.  22.  Ort.  1859.   I  XIII. 

7.    15.   16.  32.    56.    97  ff.    114.    134.   256.   260.   261.  346.     II  18—20.  75.  115. 

116.    158.   177.    183.    184.    187.    252.    254.   272.  287.  291.  298—300.  351.  35* 

371.  385.  388.  429.  464.  467.  526.  528. 
©ponbolfc,  Slbolpb  fteinr.,  geb.  b.  12.  2ttär$  1803  in  SRoftoct    3)omorganijt  bai 

©eft.  1851.     II  327.  352. 
©pontini,   ©aSparo  ßuigi  Sßacifico,   geb.  b.  14.  $00.  1774  in  äftajolati   im 

tfirAenftaat).  1820—42  ©eneral*3ftufifbirector  in  «erlin,  geft.  b.  14.  3an.  l^ol 

in2Kojolatt  als  papftt  ©raf  ü.  ©t.  Hnbrea.    I  249.  256.  II  128.  474.  476.  531. 
©tamatö,  (Samille  2Karie,  geb.  b.  23.  9ftär*  1811  in  föom.    1828  Beamter  ber 

©eine^räfectur  in  ^SariS,  nubmete  fitfc  bann  oer  SJlufif  unb  toar  1 836  fur§e  3^ 

3)tenbefefobn3  ©ä^üler  in  Üeipsig.     Sebte  barauf  in  5ßariS.    ©eft.  b.  19.  Slpril 

1870.     I  306.     II  11.  30.  33. 
©tegmaöer,  gerb.,  geb.  1803  in  SBien,  geft.  baf.  b.  6.  Eftai  1863.    I  11.  17. 

296.  315.  318. 
©teibett,  Eaniel,  (Staoieröirtuoä  unb  (Sompomft  (1755—1823).    I  67. 
©tein,  Sljeobor,   geb.  1819  in  OTona.     «.  3)lett|feffel  gab  1828  „6  Sieber  für 

ftinber"  öon  umt  ^erauS,  benen  aläbalb  noc^  ein  $roeite$  ©eft  folgte.    1831  U< 

gann  ba§  SBunberfinb  —  eingeführt  bura^  Empfehlungen  oon  SWet^feffel,  §ummet, 

@po^r,  SSeöfe  u.  a.  —  feine  Soucertreifen,  bet  benen  beä  anerbieten  auf  bem 

©oncertjettel,  oiertjänbig  mit  einem  anbem  ©laöierfpieter  frei  pljantaftren  jn 

wollen,  neu  mar.    ©tein  lebte  Anfang  ber  oier^iger  Sa^re  in  meoal,  tourbe  1872 

ßeljrer  am  Petersburger  ©onferoatorium.    I  50. 


Stomen'SRegifter.  559 

(Steinfjeim,  Dr.  med.  in  Attona.    II  241.  309. 

Stern,  3uliuS,  geb.  b.  8.  Aug.  1820  in  Breslau.    Silbcte  fidj  urfprünglidj  $um 

SHolinijten.    Sebte  1843—46  m  EariS,  feitbem  in  SBertin,  roo  er  b.  27.  ftebr. 

18*3  ftarb.    1838  trat  er  in  briefttdje  Serbinbung  mit  ©djumann,  ber  1841  ktoci 

fiieber  oon  ü>m  in  bie  ^Beilagen  pr  S^tfc^rift  aufnahm.    3abrg.  1844  ber  3eit* 

fcörift   (XX,   42  u.  XXI,  175)  entbält  jwei  ©eridjte  öon  üjm  au$  $ari$,  ge$. 

„$.  ©.".    II  424. 
(StocfS,  3.    II  30.  31. 
©  tol^e,  Jpeinr.  SBtlf).,  geb.  b.  1.  3an.  1801  in  Erfurt,  fett  1829  StabU  u.  ©djtofc 

organift  in  Gelle,  geft.  b.  12.  Sunt  1868.    I  275.  278.    II  30.  33. 
©tracferjan,  «ßaul  griebr.  Auguft,  geb.  b.  24.  (Sept.  1823  in  3eber,  Artillerie* 

Offtcier  in  Dlbenburg,  geft.  b.  5.  3an.  1891  als  Dberftlieutenaut  j.  $.    I   XXL). 
(5 trau 6,  ftol}.,  ber  berühmte  Xanuomp.,  geb.  b.  14.  9Eärs  1804  in  SEBien,  geft.  baf. 

b.  25.  (ScJpt.  1849.    I  (XVIII.)  59.  283.  346.    II  28.  72.  118.  122.  148.216.  332. 
3ofepi>,  geb.  1793  in  93rünn,  fiofcapellmeifter  in  $art$ruf)e ,  geft.  b.  2.  ®ec. 

1866.     I  256.     II  17.  351.  358. 
€?treia)er,  %o%  AnbreaS,   ber  ^uacubfreunb   ©djillerS,    ©laüier*©pieler  unb 

*3rabrtfant  in  SBien  (1761—1833).    I  49. 
©triegel,  3ob.  griebrid),  geb.  b.  29.  Sttäw  1788,  Xrompeter  im  Seliger  ©e* 

ttmnbljauSordjefter,  fett  1844  tbürmer  ju  ©t  Nicolai,  geft  b.  17.  Aug.  1857.  II 51. 
©trübe,  (Sljrifttan  #einr.,   geb.   b.  2.  3on.   1803  gu  §a^n  im  (Stoibergif eben, 

Drgonift  an  ber  #auptfirdje  u.  2Jhtfiffef)rer  am  ©emtuar  ju  SBolfenbüttel.    ©eft 

b.  25.  &ob.  1852.     II  329. 
©roift,  Sonatban,    II  186. 
©ätomanoroSTa,  äßaria,  geb.  SBolotoSfa,   1795  in  SBarfdjau  geboren,  ©djülerin 

oon  gtelb,  fiofpianiftin  ber  taiferin  oon  SRu&lanb,  geft.  b.  24.  3ult  1831  in 

Petersburg.    I  12.  187.  196  ff.  338. 
Saubert,  SBilljetm  (Sari  ©ottfr.,  geb.  b.  23.  2Rärj  1811  in  SBerlin.    )pofcaJpcU* 

meifter  baf.;  geft  b.  7.  3atu  1891.    I  43ff.  112.   128ff.  215.  236.    II  36.  38. 

55.  56.  147.  149.  154.  203.  299.  314.  315.  341.  367.  407. 
XäglidjSbecf,  Stomas,  geb.  b.  31.  $)ec.  1799  in  Anäbadj.    Siolinift  u.  Somponift 

1827—48  (Sapeümeifter  beS  dürften  oon  $of>enaolIern*£ed)ingen.    ©eft  b.  5.  Dct 

1867  in  ©aben^aben.    II  98. 
XebeSco,  3gna$  Amabeu3,  geb.  1817  in  $rag.    eiaoierbirtuoS.    ©eft  im  ftoo. 

1882  in  Obeffa.    II  33.  256. 
Xelemann,  ©eorg  Wlipp,  au&erft  frudjtbarer  (Sompontft  in  Hamburg  (1681—1787). 

II  108. 
Xbalberg,  ©igtemunb,  geb.  b.  7.  San.  1812  in  ©enf,  geft.  auf  feiner  Sitla  bei 

fceapel  b.  26.  April  1871.     I  124.  200.  201.  210.  213.  232.  243.  275.  279.  284. 

286.  340.     II  36.  37.  48.  82.  131.  147.  150.  169.  171.  208.  215.  216.236.278. 

318.  320.  327.  333.  338.  354.  355.  410.  439.  453.  454.  504.  515. 
Xbibaut.  Anton  griebr.  3uftu3,  geb.  b.  4.  3an.  1772  in  Hameln,  Dr.  unb  $rof. 

ber  ffiedjte  in  £eibelberg,  geft  b.  28.  SRarj  1840.    I  9.  13  72.  333.  480. 
XljomaS,  (SfjarleS  SouiS  Ambroife,  geb.  b.  5.  Aug.  1811  in  äRefc.  $irector  bc$ 

©onfert-atoriumS  in  <Bari3.    I  117.  119.  263. 
Xidjatf  djef,  3ofepf>  Aloü$,  (1807—1880).  ©eit  1837  Xenorift  an  ber  ßönigl.  Dpcr 

in  Bresben,  trat  1870  in  ben  föufjeftanb,  geft.  b.  18.  San.  1886.    II  474. 
Xiefrfen.  Otto,  geb.  b.  13.  Dct.  1817  in  Stetig.  aJhiftflefjrer  u.  Siebercomponift 

in  ©erltn.    ©eft  b.  15.  Wlai  1849.    II  420. 
Xomafajef,  SBen^e!  3of».,  geb.  b.  17.  April  1774  *u  ©futfdj  (»öfmten .    2Bar 

„Gompofüeur  be8  ©rafen  ©ouquoü"  in  $rag,  ftarb  b.  3.  April  1850.    I  298. 

II  46.   166.  245. 
Söpfen,  Alb.  X^eobor,  geb.  1807  in  Bremen,  Dr.  jur.  unb  9te^idamDatt  baf., 

geft.  b.  29.  3uni  1880.   Unioerfitätöfreunb  ©djumannS  in  ^etbelbera.  1834  unb  35 

tRitarbeiter  an  ber  9^.  3eüfdjrift;  feine  beitrage  finb  t^etlweife  mit  „— pt—"  ge* 

jeta^net    I  318.  320.  336. 
Xtaitta,  Xommafo,  ital.  Düemcomponift  (1727—1779).    I  299. 
$*effi/  Henriette,  geb.  in  SBien,  naa^malige  ©atttn  öon  S^ann  ©traufc  f©o^n). 

©efi  8./9.  April  1878  ju  ©ießing  bei  ©ten.    II  250. 


560  Homeii'Segifter. 

Xrieft,  fteinrid)  SBUfj.,  geb.  1810,  Drganift  an  ber  Sdjloftfirdje  in  Stettin,  gen. 
b.  23.  $et  1885.     I  297.     II  76.  78. 

Xrufyn,  Jriebr.  &teronömu3,  geb.  b.  14.  Dct.  1811  in  <£tbing.  Compoirift  il 
Sänger  in  Verlm.  SRitarbetter  an  SdnunaunS  8eitfdjrift  1836—41.  Start*. 
30.  Bprü  1886.     II  153.  515. 

Xrutfäjel,  B.  2.  <£.,  geb.  b.  27.  3ult  1787  in  ©räjmau  «Xlniringen,  feit  1813 
Crganifi  in  ber  St.  3acobifirä)e  in  fftoftod,  geft  b.  12.  3an.  1869.    II  76.  77. 

Uljtridj,  Sari  SBilf)elm,  geb.  b.  10.  «pril  1815.  (Seit  1830  $ioKnift  im  Seiner 
©ewanbbau^ordjefter,  183h— 41  Soncertmeifter  ber  (interpe,  bann  (Soncertmeifta 
in  SRagbeburg,  1847  §ofconcertmeifter  in  <Sonber3fjaufen.  Starb  b.  26.  %». 
1874  in  StenbaL    I  166.  306.  308.    II  41.  102.  104.  250.  253.  284. 

Umtauf,  SKidjael,  Dpernbirector  in  SBicn   1781 — 1842\    I  316. 

Vanljal  SBantjal,,  3o1).  Vaptift,  (1739—1813,  frudjtb.  (Somponift  1 177.  II  34. 154. 

Seit,  öen*eljpeinr.,  geb.  b.  19.  3an.  1806  in  %*"">  (»ölraien:.  SJtoajffcro& 
beamter  in  $rag,  geft.  b.  16.  gebr.  1S64  als  ©eridjtspräftbent  in  gettmtri*. 
II  122.  123.  260.  281.  282.  307. 

Verl)utft,  gofjanneS  3of.  £erm.,  geb.  b.  19.  «Kära  1816  im  §aag.  fiebte »cn 
1838  -42  in  Seidig,  SRufifbirector  ber  (Suterpe;  bann  .§ofmufitbirector  im  £aag, 
»o  er  b.  17,  3an.  1891  ftarb.  Sertrauter  greunb  bon  Sdjumann,  ber'üfin 
jetne  „Duoertüre,  Sajerjo  unb  finale"  wibmete.  II  115.  174.  175.  252.253, 
300.  464. 

VeSque  bon  Tuttlingen,  Dr.  jnr.  3ol)ann  $reü)err,  geb.  b.  23.  ^uli  1S03  in 
Dpole  ($o!en .  Staat3ian*leiratlj,  t)ernad)  SecttonSdjef  im  äRinijtertum  beSte 
wärtiaen,  Sttitglieb  bed  £errenl)aufe§  unb  ©eljeimer  SRatl)  in  SBien,  $irection$* 
mitgheb,  fpater  Vicepräfibent  ber  ©efeflfd)aft  ber  SJhiftffreunbe.  Vorjügfidjff 
üieberfänger  (Xenor1.  Seine  (Sompofitionen  oeröffentlidjte  er  unter  bem  $feuboni|m 
3-  jpoben,  bem  tarnen  einer  grofibäterlidjen  Vefifcung.  Slm  (£nbe  feine$2ebai§ 
berfiel  er  in  eine  fdiwere  Äranfneit,  bie  feinen  (Seift  Iangfam  umnadftete.  (Srftatfr 
b.  29.  Dct  1883.    I  (XVI— XVIII).     II  504.  521. 

Siarbot'Oarcia,  f.  ©arcia. 

VieujtempS,  .<penri,  geb.  b.  20.  gebr.  1820  in  VerbierS  Belgien),  Violinöirtuo* 
©eft.  b.  6.  3um  1881  in  2Ruftapt)a  (Mgier).    I  53  ff.    n  225.  297. 

»iotti,  ©iob.  Vattifta  {1753—1824).    II  100. 

Vogler,  ©eorg  3ofepl)  »bt  (1794—1814).    II  41.  100.  101.  506. 

Voigt,  (Sari,  geb.  b.  26.  9iob.  1805  in  Naumburg.  Kaufmann  in  geizig.  @d 
b.   15.  3um  1881.     I  25.  320.  491.  518. 

Henriette,  geb.  Shmfte,  (beffen  ®attm)  geb.  b.  24.  ftob.  1808  in  Seipjig,  geft. 

b.  15.  Dct.  1839.     I  45.   117.  319.  326.     II  208  ff.  489.  490.  494.  518. 

Votlweiter,  (Sari,  geb.  b.  1.  3an.  1813  in  Dffenbad).  $ianift  unb  (Somponifi. 
2tbtt  feit  1835  in  Petersburg.  3m  SRobember  1847  *u  feinem  franfen  Sota 
nadj  Jpeibelberg  gerufen,  erfuhr  er  fdjon  unterwegs  ben  Xob  beffelben.  Seine 
o()itet)in  erjdjütterte  ©efunbtjeit  unterlag  biefem  Sdjuffalsftofje.  <£r  tarn  griftig 
unb  förperlid)  gebrochen  nac$  &eibelberg,  wo  er  in  ftiflem  SBaljnfmn  Ijuibrütere, 
biä  er  am  27.  3an.  1848  ftarb.  äftegrere  t)ortreffttcr)e  Äammennufifwerfe  öok 
ifnn  erfdjienen  erft  nadj  feinem  Xobe.    II  369.  373.  455.  456. 

58 o&,  (Sari,  geb.  b.  20.  Sept.  1815  in  Sdjmarfoto  (Vorpommern),  geft.  b.  29.  tog. 
1882  in  Verona.    II  438. 

SB  alt.    I  169.  202. 

Söagner,  3oI)anna,  (9lia^te  b.  gfolgeuben)  geb.  b.  13.  Dct  1828  unweit  §annooer, 
ßofopernfängerin  in  Ererben,  1851  in  Verlin.  Seit  1859  grau  3acr/mann45Bagner. 
II  474. 

töidjarb,  geb.  b.  22.  2Rai  1813  infieipäig,  geft.  b.  13.  gebr.  1883  in  SScnebig. 

SdjumaunS  geitfa^r.  b.  I83ö  füf)rt  irjn  im  Verjei^ntg  ber  SJfcitarbeiter  auf;  ein? 
mit  „ftcjft"  gejeia^nete  (Sorrefponbeitä  aus  SOIagbeburg  (IV,  151)  fdjeint  bon  i^m 
au  fein.  $ie  barin  bem  X^eatermufübirector  SBagner  beigelegten  ©pifteten  wirb 
Schumann  ^injugefügt  fabelt,  wie  er  baS  gelegenttia)  wobt  tyat    3)er  3^9flnfi 

1841  (XV,  205)   enthält   einen  Slrtifet  SöagnerS  über  Stoffini^  Stabat  SRaler, 

1842  (XVI,  63)  ein  „@jtrabtatt  auä  $ari*V  unterzeichnet  „©.  Valentino".  II 471. 
476.  532. 


9tamen*$Regifter.  561 

SBafieletoSfi,  SBitb.  ftofepb  to.,  geb.  b.  17.  3uni  1822  in  ©r.  Seefen  bei  Steinig, 

Ägl.  2Jcufifbir.  in  ©onberSljaufeu,  SBerf.  einet  ©togr.  ©dmmanuS.    I  336.  II  521. 
S&eber,  <£arl  SRaria  greifen:  ö.,  geb.  b.  18.  $ec  1786  tn  @utin,  geft  b.  5.  Sunt 

1826  in  fionbon.   I  (VII.  XXIII.)    48.  56.  61.  119.  166.  173.  176.   II  19.  37. 

155.    157.    158.    167.  202.  207.  238.    250.   285.  292.  300.  316.  404.  424.  447. 

474—476.  490.  493.  495.  533. 
Caroline  o.,  geb.  Branb  (©attin  be3  Bongen),  geb.  1794  in  Storni,  geft  b. 

22.  gebr.  1852  in  fcreSben.    II  533. 

Sari  $§iltyp  SKoj  SRaria  fc,  (©otm  ber  Vorigen)  geb.  b.  25.  2tyril  1822 

in  Bresben,  1850  $irector  ber  ©taatMelegrctpben  in  Bresben,  aeft  b.  18.  Wpxil 
1881  aU  Ägl.  Jiteufc.  ©el).  ffiegierungSratg  in  tBerlin.    II  532  f. 

@rnft,  3Kuftfle§rer  in  ©targarb  (Sommern),    (ginjelne  ©orrefoonbenaen  unb 

SRotijen  in  (Schümann*  8eitfdjr.  bon  1834,  37  u.  40  fmb  bon  iljm.    II  104. 

griebr.,  geb.  1808  inXrieft,  UntoerfitätSfreunb  öon<Sdjumann  in  ßeibelberg, 


feit  1837  praftifdjer  STrgt  in  Sonbon,  roo  er  b.  31.  äRarj  1886  ftarb.   ©Auntonn 
nribmete  bem  auSgeaeidjneten  £enorfänger  bie  Äemerfdjen  ßteber  SBerf  35.  I(XV.) 
griebr.  ^touttS.  geb.  1771  in  SSefldmu  (93dtmien),  Eirector  be3  Sßrager 


(SonferöatoriumS.    ©eft.  b.  25.  $ec.  1842.    I  256.    II  407. 
©ottfrieb,  geb.  b.  1.  Eftära  1779  in  gretSbeim  bei  SRannljetm.     Dr.  jur.  et 

phil.,   @eneral*©taat3j)rocurator  in  Starmftabt.    SKufif gelehrter,  föebacteur  ber 

„fcäcilia"  1824—39.    ©tarb  b.  21.  <gej*.  1839  in  äreusnad).    I  24.  122.  213. 

325.  329.  330. 
938  e  bei,  fcorffüfter.    I  (XVI.)    216.   234.  256.  263.  299.  302.  340.  345.    II  148. 

247.  492.  493.  508. 
SBetgl,  SMv  ajice^ofeapeumeifter  in  SBten.    (1766—1846).   I  346. 
SBeintyofb,  grL,  Sängerin  aus  93raunjd)roeig.    I  165. 
SBeUIe,  Sari  ©ottlob,  geb.  1803,  ©afcfänger,  1835—43  ©olift  im  ©etoanb^aufe 


$u  Seidig,    ©eft  b.  25.  «pril  1872.    II  250.  291. 
Setgenborn,  griebr.  Subtoig,  geb.  1815,  geft.  t 
1835—57  gagottift  im  ©etoanb^auSorajefter.    II  253.  306. 


SBetgenborn,  griebr.  Subtoig,  geb.  1815,  geft.  b.  4.  gebr.  1862  in  Seidig. 


SQBenael,  ©buarb,  geb.  b.  28.  3uü  1805  in  SBunftorf  (#annober).  ©djüler  bon 
Säernrj,  l)atte  fester  in  SBien  Gelegenheit,  93eetfjoöen  fennen  $u  lernen,  bei  beffen 
©eftattung  er  aud>  zugegen  mar.  fiebte  @nbe  ber  gtoatigtgcr  Igaljre  al$  SÄuftl» 
leerer  im  Saufe  be3  gürften  fiabanoff .  in  Petersburg,  trat  aud>  am  faiferL  #ofe 
als  ^tanift  auf.  jRadj  £annooer  jurudgefe^rt,  würbe  er  b.  1.  $ec  1837  2£ufu* 
lebrer  (1838  §ofjnamft)  be3  äronjmmen,  naAmaligen  ÄönigS  ©corg.  ©tarb  b. 
15.  Dct.  1884.     I  117.  119. 

(Srnft  gerb.,  geb.  b.  23.  JJan.  1808  in  «Batbenburg  bei  Söbau,  geft.  b.  16.  Bug. 

1880  in  »ab  Äöfen.    I  314.  315.  318. 

SBBerner,  ©efdjnufter  Slugufte  unb  ©mma,  in  Seidig.    II  20.  102.  252. 

S3erjdjall,  g.,  JBiofinift  in  berÄgL  ©apeUe,  Korrepetitor  an  ber  Dper  in  Äopen- 
fjageu.    II  463. 

SBegfe.  Gljrijto^  <£rnft  griebr.,  geb.  b.  5.  8Rär*  1774  inSCItona.  $rof.  b.SWufi!, 
^iantft  u.  ©ontponift  in  Äopenbagen.  Starb  b.  4.  Dct.  1842.  1 190. 191. 196  ff. 
256.     II  89.  90.  107.  112.  268.  463. 

2ö  i  d)  m  a  n  n ,  ^ermann,  geb.  b.  24.  Dct  1 824  in  SerUn.  (Somponift  i  Berlin.  II 47  J . 

SBiecf,  griebr.,  geb.  b.  28.  Hug.  1785  in  ^rejfa^  bti  Xorgau,  lebte  f>\$  1840  in 
Sctpgig,  bann  tn  Bresben,  ©eft.  b.  6.  Dct  1873  in  £ofdtari(  bei  ftredben. 
I  (XIV.  XVI.)  311-313.  316—318.  322.  330.  336.  II  69.  237.  489.  497.512. 

(Uara  gofepbine,  geb.  b.  13.©ept.  1819  inSeip§ig,  üerbeiratbet  mit  Robert 

©a^umann  am  12.  ©ejpt  1840.  I  (III.  XVI— XVIII.)  6  ff.  11—16.  18.  22.  28. 
29.  107.  117.  120.  157.  159.  169.  200.  201.  222.  269.  312.  313.  315.317—319. 
335—337.  342.  345.  II  33.  66.  68  ff.  83.  102.  109.  133.  199.  489.  491.  492. 
498.  507.  508.  512.  514.  516.  523.  527.  534. 

SBiebebein,  ©ottlob,  geb.  b.  21.  jguti  1779  *u  (gilenftebt  bei  fcalberftabi,  lebte 
oon  1804  an  in  $raunfd}tt>eig,  mar  roftljrenb  ber  ffleäierung  beS  $er£og3  Sari 
(Sapettmeifter  am  $oftfjeater,  na^m  1830  feine  (Sntlaffung.  ©tarb  b.  17.  ^>x\l 
1854.  2tym  fanbte  ©a^umann  im  Sommer  1828  feine  erften  Siebercompofitionen 
jur  Beurteilung  ein.  (@.  3anfem8  „$aoib$bflnbler".)  I  (XIII.)  165. 
6d)umanK,  @ef.  Stiften.  II.  36 


562  ÜNameit'töegtfter. 

SBielfjorSlg,  Sofepl)  ©raf  &.,  geb.  1787  in  «ol^nien,  geft  b.  9.  ©ej>t.  1856  in 

Wtrtlau.    II  130. 
SBieft,  Dr.  griebrid),  geb.  1813  in  SSBien,  Sournalift,  tarn  1838  nadj  Setyjig,  m 

er  fur$e  3,e^  &ie  Scttfc^rift  „Cftfenbaljn"  tjerauägab;   ging   nadj  SBien  prücf, 

mürbe  Äritifer  an  ber  „Xbeateraeitung''  unb  macbtc  fid)  burdj  tyumoriftijdie  SBor> 

lejungen  unb  ttuffäfte  in  ©a4>l)ir$  ©ttl  beliebt:    ©tarb  hl  1.  3imil847.   II  497. 
äBiltmerS,  fceinr.  9fubolj>b,  geb.  b.  31.  Dct  1821  in  ©erttn.    (Efobierbirtutf. 

©eft  b.  24.  Äug.  1878  in  &ien.    II  189.  438.  517. 
SBilftng,  Daniel  griebr.  Sbnarb,  geb.  b.  21.  Dct  1809  au  ©örbe  bei  fcorhmrab, 

urferungtidj  $.  Sedier  gebilbet    £ebt  fett  1834  in  Berlin.    II 156.  328. 421.484. 
SBinffjter,  ©arl  WngetuS  ö.,  geb.  1787  in  Ungarn.    $ianijt  unb  SRuftflefoer  in 

«Beft    ©eft.  b.  15.  2>ec.  1845.    II  27.  29. 
SBtnller,  ©arl,  ftfeub.  Xljeobor  #e!I)  in  $re*ben  (1775—1856).  I  (XI.)  II 495. 
äBinter,  (gbuarb,  feiolonccllift  im  Seidiger  ©eti>anbljau3orcbefter.    II  253. 
SBittmann,  Sari,  geb.  18lOtn2Bien,  feit  1836  SBioloncellift  im  Seliger  ©etoanb- 

l)au3orc$efter,  geft  b.  17.  Oct.  1860.    II  254.  303.  306.  353. 
SBolf,  &  (L  SoutS,  geb.  1804  in  granffurt  aWi.,  hribmete  fidj  anfangs  bem 

ÄaufmannSftanbe,  erft  im  22.  JJafjre  ber  SKuftf.    *ßianift,  ©eiger  unb  domponift 

in  SBicn.    ©tarb  b.  6.  SCug.  1859.    I  262.  351. 

£eo,  ©tubiofu*  in  §eibelberg.    I  (XV.) 

SBolff,  (gbuarb,   geb.   b.   15.  ©ej>t    1816  in  SBarjcfiau.    $ianift.    ©eit  1835  in 

$ark    ©eft  b.  16.  Dct.  1880.    II  22.  320.  332. 
Dr.  D*farßubtt>.  öemlj.,  (1799—1851)  $rof.  ber  neueren  ©Jpradjen  ingeno. 

IL  519. 
SBolfram,  3of.,  (1789— 1839)    ©ürgermeifter  ju  Xej)%  DJperncomponifr   156. 
Setter,  <£arl  griebr.,  geb.  b.  11.  $ec  1758  in  »erlin,  geft  baf.  b.  15.  SRat  1832. 

I  67.  219.     II  9.  20.  158.  163.  274.  530. 
Silia.    I  21.  169.  200.  201.  203.  319. 
Zimmermann,  ©.  9L,  Sftufifbir.  im  ©ro^erjoal.  ©abenfdien  4.  JJnf.  Siegt,  foäter 

2JeufittcIjrer  unb  $irector  be3  „27lufitoereinS"  in  ÜJlann^eim.    I  246. 
gtngarelli,  Sfcicolo  2fot,  itaL  Äirdjen*  u.  Dpemcomjonift  (1752^-1837).  1299. 
Saliner,  (Sari  griebr.,  geb.  b.  17.  Sfötr*  1800  in  Stottefljaufen  (SBeimar).  fc* 

fangleljrer  unb  (£omj)omft  jaljlreiä)er  SJcannerquartette  in  £e4>$ig.    ©tarb  l 

25.  ©ej)t  1860.    II  22.  24.  305.  374. 
(Earf  öeinr.,  geb.  b.  5.  äRai  1792  in  DelS  (©Rieften),    ©latüer*  unb  Orgel* 

btrtuo*.    Seit  1832  in  fiambura,  geft  b.  2.  ftult  1836  in  SSSanbSbed.    I  21 
Succalmaglio,  Sittton  SBifl).  giorentin  b.,  geb.  b.  12.  «foril  1803  in  ©aßbtocl 

(9tyehH)robin§),  lebte  als  $rtiuenerrteljer  in  SBarfdjau,  fr&ter  a.  SRljem.    ©tarb  b. 

23.  2TCar*  1869  in  9laa)robt    Vtn  ®0)umarat3  ßeitfttjr.  war  er  fett  1835  ftänbtger 

Mitarbeitet!  unter  ben  ©djriftfteHernamen  J£.  ö.  SBaibbrüt)!1',  „fcorffüfter  ®m- 

fa)a«  SBebel"  unb  „@t  fciamonb".    I  (XVI.  XVIII.)  216.  299.  320.  340.  345. 

347.     II  489.  508.  529. 


©rucffeljler. 

8b.    L    ©.  184  fef»lt  nadj  8.  6  b.  u.  bte  Unterförift  12. 
<5.  214,  3.  4.  ü.  u.  lieg  er  ftatt  fie. 

5.  285,  Iefcte  8.  L  gürften  ft.  ©rafen. 

6.  312,  3.  3  ö.  u.  1.  ©roteSfeS  ft.  ©rottet. 

©.  319,  3.  15  o.  o.  festen  nad)  „u.  f.  *t>."  bic  9lnffiljnmg$äeidjeit. 
6.  328,  3.  16  o.  o.  L  berfdjtebene  ft  üerfdjte  enc 
6.  336.  3.  12  o.  o.  fel)ft  na$  bic*  ein  @emicolon. 
93b»  IL   6.     20  3.  3  ü.  u.  ift  bte  fetjlenbe  ßlammer  irrtfjümlid}  in  bte  fot- 
genbe  8«^  gefommen. 
6.    27,  8.  11  &  0.  1 

@.    28,  8-  1  u.  17  ü.  0.  >  L  fterfcberg  ft  §erjberg. 

5.  255,  8.  16  b.  u.  J 

@.    56,  3.  11  ö.  u.  feijlt  nadj  Belagen  ein  Äomma. 
©.    62,  3-  ö  t».  0.  mufe  ba$  ftomma  nidjt  nadj,  fonbem  bor  g  e* 
fdjicft  fielen. 

6.  67.  3.  2  t>.  u.  I.  ba«  ft.  ba&. 

©.  116,  3.  7  o.  0.  I.  ©anfjenS  ft.  §anfen$. 

<S.  239,  iefcte  Seile  L  »ünau  ft.  »rünau. 

©.  307,  3.  5  u.  15  o.  0.  1.  föeidjarbt  ft.  föeidjarb. 

©.  319,  8-  19  b.  0.  I  ©onnambula  ft.  ©omnambula. 

5.  358,  lefrte  Seile  L  So  f.  ft.  S. 

6.  420,  8.  21  ü.  0.  t  Xie^fen  ft.  Riefen. 

<B.  505,  3.  5  ö.  n.  ift  ba8  (£oton  nadj  giorno  ju  ftreidjeit 
©.  509,  3.  17  t>.  u.  I.  ©djmibt  ft.  @(§mitt. 


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