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Full text of "Gesammelte Schriften"

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[ag Don @mil Strauß. 

1'878. 







^tfammtiit ^diriften 



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3amb Stiebrid) ^ttau^. 



9la6) be§ SSerfafferg lelttPtlltgcn Seftimmungett 

äufammengeftellt. 



gingcicitct unb mit erflarcnbcn 5Bad^tt)cifungcn öerfcl^cn 



Don 



©bttarb Beller* 



11. 8anb. 



Verlag t>on Smil ©trau^. 

1878. 



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'^otiaixt. 



Btifs Vortrage 



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äSerlag t>on @mil Strauß. 

1878. 

















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Qnberfttätf^ien^bmtfctei t>on Carl ®tw%i in Soniu 



1 



S^rcr Äbntgltd^cn ^ol^cit 



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^tinießn von ^roptifmiiiiett nnh ^rfnitb 

für 3)te fie gcfd^rieben 
öon 3)er fic freunbltd^ angePrt tpurbcn 

loibmet nun bie gebrudten Sortröge 



e^rfurd^tdüoU unb treuergeben 



Set Setfaffef. 



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etiu 
^orioori beS Herausgebers XI 

^vfitv l^Mxag 1 

(Einleitung. 9$oUatre ^unb {ein Sal^rl^unberi S. — fiebenS' 
perioben. 5. — Ouetten für SBoltaire'S ßeben. 7. 

®eburt unb ©erlunfl 8. — SJoltaire im SefuiiencoKege. Sugenb* 
freunbe. 9. — SBoItaire unb Slinon. 10. — Sted^tsld^ule unb $:empel- 
gefettjd^aft. 11. — SBoItaire im §aag. 12. — fBoltoirc in ber Sibreib- 
ftube. 18. — SBoItaire bei §errn öon daumartin. 14. — SBoIiaire unb 
Der IRegent. 15. — Der Debtpe. 16. — Slrouet be Voltaire. 17. — ©er . 
2:0b beS SSaterS. 18. — SBoItaire geprügelt. 19. — ?Rei|e nadj ^oKanb 
mit SWab. be Slupclmonbe. 20. •— 95e!anntf(baft mit ßorb SBoIingbrofe. 
21. — S3oItaire unb bic grauen. 22. — ©ufanne ßiör^ SWarquife 
©ouöernet. 23. — ^Blattern unb 6(bIo6branb. 24. — 2)aS ©poS über 
^einridj IV. 25. — 2)ie ßigue. 26. — SJoItaire unb ber §of. 27. — 
2)aS Talent unb bie ®efeEfd^aft. 28. — S)ie ©todfd^Iöge in ber Siterar« 
gefd^id^te. 29. — ÜRigl^anblung t>on Seiten beS ^bebalierS be Stol^an. 
30. — IReife na^ (gnglanb. 31. — 



!BmtÜtx ID^rtrag 32 

Voltaire in @nglanb. 83. — Voltaire unb bie englifd^e ^efeUfd^aft. 84. 
— tl^ieriot als Saffier. 35. — 3lngefangene 3lrbeiten. 86. — Mdlt^x 
na(b 9tan!reid^. ginanafpecuktionen. 37. — (S^ef^id^te (SarPS XII. 38. 
epifiel an Uranie. 89* — S)er ©efdjmadstempel. 40. r- SBoItaire unb 
bie alten 2:ragi!er. 41. — SBoItaire'S bramati^e JReformpIane. 42. — 
5)aS franaöfxfdje unb baS englifdje Xl^eater. 43. — 5)ie ^arifer ^Bül^ne. 
44. — ©Ritter über ben SWcjanbriner. 45. — ßufifpielöerSmaSe. 46. — 
S)ie brei ßinl^eiten. 47. — ©riedJifdJeS, engli^eS unb fransöp^cS Drama. 
48. — SBoItaire unb bie fransöfl^e ©l^afefpeare^Ueberfe^ung. 49. — ©ein 
(Snburt^eil über ©l^afefpeare 50. — l^oItaire'S Dramen. 51. — S^enbenj' 



vin ' Snl^alt. 

eeite 
in ÄoItaire'S S)ramen. 52. — S5oIioire*S SWal^omet unb SBenebict XIV. 
53. — fBoItairc als ^aä^afixtiex ©^afefpeare'S. 54. — 2:onaeb. JBoItaire*« 
Supjpicie. 55. — ©ic «riefe über ble engranber. 56. — ^Scr^oftSbefel^t 
gegen SSoIiaire. ©eine glud^t. 57. — 5)aS ?ln|l56iöc in ben ^Briefen 
über bic englänber. 58. — S)ic SKarquifc bu efiätelet. 59. — Sire^. 
61. — SRetfen stolfd^en ^artS unb €ire^. 62. — Slufenil^aU in »rüjfel. 
63. — wirbelten 55oItaire»S in ßire^. 64. — Z^taUx unb bramoüWe 
wirbelten in ßire^. 65. — S)ie ^ßuceHc. 66. — SDie ^ßuceHe öon ßl^opelain. 
67. — Seanne b'?lrc als fomifd^eg ©ujet. 68. — ^Bel^anblung bcS (Segen« 
flanbeS tn ber ^uceKe. 69. — @eift unb ©ingangSüerfe ber ^ucette. 70. 

— edjtdfale J>eS ©ebidjts. 71. — SBoItaire in J&ofgunll. 72. — 55oItaire 
^ofpoet 73. — 55oItatre unb bie fransöflfd^e ?(!abemie. 74. — SBoItaire 
unb bie 3efuUen. 75. — Siterarifd^e 6treitig!eiten. ©eSfontaineS. 76 — 
fjreron. 2)ie SDIarquife beim ©piel ber Äönigin. 77. — SJoItaire unb bie 
SRarquife beobad^ten bie ©lerne. 78. — @r!alten ber §ofgunft. 79. — 
SBoItaire unb bie 9Warquife am §ofe bcS ÄönigS ©ianiSlaS. 80. — 85er* 
»itflung unb Söjung* 81. — ilranfl^cit unb $:ob ber 3Jlarquife. 82. — 

dritter ül^rtrag . . ' 83 

2)er SBrieftoedJfel stoiWen griebri^ unb SBoItaire. 84. — Sn^ali beS 
»rieftocd^lelS. 85. - SBun^ perfönlidjer SBefonntfdJaft. 86. — Sefudje 
SBoItaire'S in iRl^einSberg. 87. — SSoIttitre als ©tplomot. 88. — SSerfe 
für bie ^rinjefrinnen. 89. — ©ringen bcS ilönigS auf SSoItaire'S Uebcr* 
tiebelung. 90. — S3oIlaire rid^tet jld^ in ^ariS ein. 91. — «oltaire unb 
bie 9li(5te. SKabame ©enlS. 92. — Erneuertes 3niereffe am Z^taitt. 
93. — Äeine ftuSfid^t am fransöfifiljen §ofe. 94. — 55oItaire ruftet fi* 
5um Abgänge. 95. — SSoItaire'S 3ln!unft in ^otsbom. 96. — griebrid^ 
an SBoItaire. 97. - ®a5 ©arrouffet. ©d^riftfteHerifdJe ftrbeiten. 98. — 
2)aS Siecle de Louis XIV. 99. •— Siebenarbeiten. ©d^Iimme ^ll^nungcn 
101. - SBoItaire fpeculirt. 102. — SJoItaire unb ber 3ube ^irfdjel. 103. 

— SBoItaire'S 3ubenpro8e6. 104. — ßefflng unb 55oItaire. 105. — Un* 
toitte beS ilönigS. 106. — ilörperlid^eS Jeiben. 107. — ®ie Orangen- 
fd^alen unb bie fd^mufttge SBäfd^e. 108. — Voltaire unb aWauljertuiS. 
109. — «WaupertuiS unb Äönig. 110. — »oltaire für Äönig. 111. — 
gfriebridJ'S CKnmifdJung in ben ©elel^rtenftreit. 112. — 9J?aupertuiS' 
SBriefe. 113. — S)er ?l!a!ia twrjrannt. 114.— SSoItaire fudjt fortsufommen. 
115. — ftbreife 55oItaire'S. 116. — »efd^Iufe beS ilönigS. SSoItaire in 
®ot§a. 117. — gSoItaire in i&aft. 118. — SJergeblidJer gludjtöerfudj. 
119. — SBerjbgerung ber SreUaffung. 120. — SJoItaire'S Uebertreibungen. 
Unredjt unb 3ufafl. 121. — SSoItaire in «Kainj, ©d^toefeingen unb 
©trafeburg. 122. — ajlab. ©eniS nadj ^PariS. 123. — »efudj ber 9War!* 
gräfin t)on »aireutl^. 124. — «oltaire in ß^on. 126. — fBoItaire in 
®enf. 126. — 



etile 

Utotnr Hürtrag 127 

ajlonrton, ^eftceS unb 3:ourne^. 128. — Serneij. S5ottalre*8 Still- 
leben am (Senfer See. 129. — ©(IJrifipiellcrtMe t:5ättö!ett. Sleue 
SBenbung. 180. — ©tteit* unb 5I«öf4tiften. 181. — SSoltotre'g 6otte* 
f))onbenten in ?ariS. 182. — Oebid^i auf boS Srbbeben tjon SijfabOTi. 188. 

— 2)er ©Qnbibe. 134. — gabig. SWcmnon. 185. — ^ßrinäcffln tjon SabJj- 
• Ion. SSijlon SBaboucS. aJlifromeöaS. 136. — SSoIiaite'S Spontane. 137. — 

etgai^Iunöen in 55erfen. §tf[ori|d6c 6(!Jriften. 138. — ^l^ilofopl^ie ber 
®ef(!Ji(!Jie unb ^tx^uk über bte Sitten «. 139. — SSeröIeidJung mit 
5Bof[ttet, ?»eröer, ^eget 142. — ®ie ^inrid^tung üon 3ean (JoIaS. 143. — 
55oItaire'8 3:5atiö!eit für bte fjornilte. 144. — a;ala8 für unfd^ulbiö er- 
Wärt. 145. — S3oltoirc unb bie gomilie Siröen. 146. — ©e la «arre 
unb b'etaßonbe. 147. — SBoItoire'S «emül^unöen um 53erbcfferunö ber 
?Re(!Jt§^f[e0e. 148. — 53oItaire für tjerbejfertc StoatScinridJtungen. 149. — 
55oItaire 0^0«" Seibeißenfri^oft. S))rodJe unb Stil SJoItaire'S. 160. — 

fünfter mtttüfi 152 

55oItoire olS 5P5ilofo^]6. 158. — SSoItoire'S ^^iIofop]^if(3Je S^riften. 
154. — %n aRenf(5 unb boS Xl^ier. 155. — Soltaire unb ber ®otteS- 
begriff. 156. —■ ®er profuse «ettjriS für baS S)afein ©oiteS. 157. — 
2)et oberfte SBerlmeifier. 168. — 5^oItoirc*8 ©ualiSmuS. 159. — ^t>U 
toirc unb bie X^eobicee. 160. — 1»oltoire'8 Sfe^ticiSmuS. 161. — ®ott 
als ISergetter. 162. — !Rü^ti4!eit8bett)ei8. fBoItaire unb 9teimaruS. 163. 

— S)ie Seele. 164. — SJoItoire unb ber Unftcrblid^feitSöIaube. 165. — 
«oltaire unb JRouffcau. 166. — «lUerlei SBinfelaüßc. 167. — SJergeltung 
im S)tcf[eitS. 168. — SSertrauIidJeS Sd^IuSbefenntnig. 169. — 5»oItaire 
unb Die menfd^lid^t SBißenSfreil^cit. 170. — fBorftcKen, SBotten, ^anbctn. 
171. — SBiUenSfrei^eit unb 9WoroI. 172. — Sittliilje ftnloße ber menfdj- 
lid^en 9Jotur. 178. — 55oItairc olS Sd^coloße. ^px^tl an Uranie. 174. — 
0»Iauben8be!enntni6 in ber C^:pifiel an Uronie. 175. — Bp&ittt tl^eo» 
loßifdje S^riften. 176. — S)o8 Xefiament beS ^arrerS aJleSlier. 177. — 
SJoItaire^S ^TuSaug barQu8. 178. — «toltoire über «ibel unb ß^riflen- 
il^um. 179. — Oueßen ber ©efdjiiljte 3efu. ^ßerfönlid^feit 3efu. 180. — 
Ttoxal 3efu. 181. — SBunber unb ^anblunßSmetfe 3efu. 182. — 3luS- 
öong 3cfu. 3efu8 unb baS Sl^riftcnt^um. 188. — S)ie d^rijHid^e Stixü^t 
auf ^Betrug gegrünbct. 184. — S)ie djriftlid^e ÄtrAengefd^id^te. 185. — 
S)ie 9leformation. Suil^er unb (Salüin. 186. — )mtaire unb ber ^o* 
teflonti8mu8. 187. — l&crasez Pinfäme! 188. — 3ft ba8 ©Jriftent^um 
absufdjQffen? 189. — 53oItaire'8 gefd^ii^tltd^e Stettung jum d^riften* 
tl^um. 190. — 

Se4$ter ^i^xtxag 191 

55oltoire in &«ne^. Stirem* unb Jl^eaterbau. 192. — ßiebbober- 
ll^eater. 193. — grünere SBerül&rungen mit 3. 3- Sioujfeou. 194.— 3er* 



iDflrfnig mit 9louffeau. 195. — Soltatre unb 9lou{feau. 196. — iBoItatte 
unb SWarie (Jorneifle. 197. — »oltalrc oIS Jeljrer. 198. — 5Waric ßor» 
netOe auf SoItatre'S i^auStl^eater. 199. — gfretec um ^rte @;ornetne. 
200. — i&odjaett öon aWaric ©orneinc. 201. — SBcfuti^e ingcrneij. SSrief. 
toed^fel mit l^l^en ^ävipUxn. 202. — Sltfabetl^ unb Katl^arina IL t)on 
SHuftlonb. 203. — Soltotre'S (SroH gegen SriebrldJ ben ®ro6en wegen 
ber 5ron!furter ?[ffalre. 204. — SBoItaire unb 5tiebn(i^ »äl^renb beS 
fUBcniäl^rigen ÄriegS. 206. — Soltaitc über ben Ihteg. 5:ob ber 9Korf- 
gräfln t)on SBaireutlJ. 207. — ^luSeinonberfeftungen jtolfdjen Sollotre unb 
griebrtdj. 208. — ßtebeSerflärungen Sriebriti^'S. 209. — 2)e8 ÄönigS 
Srcubc an SSoltatre'S ©djrtften. 210. — SBoltalre unb b'(gtaIbnbe-SWort- 
toal. 211. — ©ttttleben in gcrneij. ein ]Jäu8li(iier Serbrufe. 212. — fßoU 
tatre unb ^atcr ^ham. — 213. — S?oItairc im fleincn SBann. 214. — eine 
feltfame Kommunion. SBoltairc*§ 5:em|)erament. 215. — SBoltaire in 
©efeUfd^aft unb im 2:|eater. 216. — ßebenStoeife Soltairc'S. 217. — 
gfinanjen unb Stnansbebrangniffe. 218. — ^lo^ einmal bie literarifci^en 
ftftnbel. 219. — S)ic !Pom»)ignaDen. ©tanbbilb SBoItatre'S. 220. — 2)ic 
neue befferc Seit. 221. — 2)ie 9luf!Iärung unb bie ©renjen il^rer SBer- 
Breitung. 222. — ^Politi^e 9rn|i(iiten SBoItairc'8. gtirften unb gJl^ilo- 
jo^cn. 223. — SBoItaire unb bie SBeltl^önbel. 224. — ^roject einer 
9leife nad^ $ariS. 225. — ^ulbigungen ber l^au))iftabi. 226. — mi' 
Vergnügen beS §ofe8. 227. -- ©rfronfen SBoItaire'S 228. — SBoltaire'5 
^eid^te unb ®Iauben8be!enntnig. 229. — !|$oItaire erholt fi^. geier im 
Sl^eater. 230. — Gebauten ber Mdfel^r nad^ ^exmtf. 92eue§ @r!ranfen. 
231. — SoItaire'S ©emtitl^Sflimmung unb ©nbe. 232. — S3oItaire»8 S3e» 
gräbniB. Sriebriti^'S ®ebäd^tni6rebe. 233. — S3oItaire'§ Xeflament unb 
©djitfjalc feiner ßeidje. 234. — edJIuSbetratiitungen. 335. -^ 



®eite 



Beilagen. 

erfie Beilage. 
5DaS ^DlittagSma^l beS trafen tion $ouTaint)il](ier§ 243 

Skoeiie Beilage, 
©er Pfarrer SWeSIier unb fein 2:eflament 274 

©ritte Beilage. 

SSoItoire unb SWorie ßorneifle, ober ber tpottiard^ t)on gerne^ alS Pflege* 

öater unb e^eftifter. SBrlcfauSaüge 295 



Sottoott 



3n bcr ©nlettung ju feinem SSoltoirc fagt ©traug: toct 
eine Sobrebe auf bicfen S)ici^ter fd^rciben tooUtc, bcr toäre t)or 
bcr fjrage fidler, toer x^n bcnn table. SSon fcment S3ud^ über 
bcnfdbctt lönnte man beinal^e bag ©egcntl^etl fagcn. SSon aUcm, 
toag ©trauß gefd^ricben fjat, ift neben einigen Heineren Slrbcitcn 
unb ben ©ebid^ten nid^tö mit fo ungetl^ciltem öeifaQ aufgenommen 
tt)orben, tt)ic biefc ©d^rift, unb tvtx biefelbc tttoa^ nä^er Iennt> 
toirb biej5 fe^r natürlid^ finben. S)ie SBebeutung il^reS gelben, 
»eld^er big bal^in in 3)eutJd^Ianb, trofe feinet bcrül^mten Slameng, 
ätt)ar belannt genug, aber im gaujen bod^ t)on ben tt)enigften 
genauer gelannt tuar, t)ereinigte fid^ in biefem %aü mit ber ^ox^ 
trefflid^feit ber S)arfteQung , um bem SBerfe bie aQgemeinfte SBe*» 
ad^tung unb Slnerfennung ju fid^ern. ©traujs' biogra))^ifd^e 
©d^riften erfreuen un« ja aUe burd^ bic ©rünblid^Ieit ber 
DueQenforfd^ung, bie ^iJ^criäfPsfcit unb ©enauigleit ber Serid^t^^ 
erftattung, bie©d^ärfe beg gcfd^id^tlid^en Urtl^eitö, bie ©auberleit ber 
tt)iffenfd)aftlid^en Slrbeit, unb jugleid^ burd^ bie Iid^tt)oIIe S5c^anb= 
lung, biefIare@nttt)idEIung, bieanfd^aulid&c©d^itberung,bietrcffenbe, 
anmut^ige, belebte 8lugbrudEgtt)eife. ?lber in feinem SSottaire ftnb 
äße biefe SSorjüge jur pd&ften SWeifterfd^aft enttt)idEeft. S)er 8Scr= 
faffer ift mit fo feinem ©inne in bie geiftigc 3ubit)ibualitöt feinet 



XU Somoti. 

gelben ciitgebrungcn, er fjat ba§ fcltfatn tjcrfd^Iungenc ©etücbc 
btefcg nterftoürbtgctt S^araltcrö mit fo gefd^idCter unb fd^onenber 
§anb ju jergliebent, bte SJent unb ©mpfinbungötocifc beö gc* 
nialen ©d^riftfteHerö, be§ t)tclberufenen fjrcibenicrö fo tjerftänbniB» 
t)oIl auftufaffen unb feinen Sefern fo lebenbig t)or Slugen ju ftellen 
geteuft, er f)at feinen ©toff in allen 2;^cilen mit bem il^n ie^ 
fcelenben ©eifte fo t)oQftänbtg burd^brungen , feiner ©arftcUung 
eine fold^e ®Ieganj unb ©urd^fid^tigfeit gegeben, t)on bem geift^ 
reid^ften ber ijranjofen ein fo fpred^enbeg, big in bie Ileinften 
gfige l^inau« naturtoal^reS 95ilb entworfen, baß baffelbe, ate ^unft^ 
toerf betrad^tet, unter allen feinen 6iogra))l^ifd^en Strbeiten bie 
crfte ©teQe einnimmt. Unb er l^at biefen ©rfolg — toaö ba§ 
eigentüd^e SRerlmal ber ^lafpcität ift — mit ben fd^einbar ein* 
fad^ften SRitteln, in ber fnappften S)arfteIIung, ol^ne jeben ge:^ 
mad^ten ®ffelt, in einer ©d^rift ju erreid^cn berftanben, bereu 
mäjsiger Umfang mit bem SReid^tl^um il^re^ Snl^alt^ in einem 
©ontraft fielet, tt)ic toir biejs gerabc in ber neueren Siteratur nur 
bei SBerlen erften SRange^ ju finben getool^nt finb. S)iej5 toäre il^m 
aber freilid^ nid^t möglid^ gen^efen, toenn er fid^ nid^t ftrcng auf 
bte Aufgabe befd^ränlt pite, SSoItaire als fold^en, fein Seben, 
feine ^erfönlid^Ieit, feine Slnfid^ten , feine ©d^riften, fein SBirlen 
5U fd^ilbern. @r l^ätte ol^ne ßn^eifel, tt)enn er getooHt ptte unb 
toenn er bie ß^it baju fanb, fein 2;t|ema aud^ toeiter faffen, er 
ptte ftatt eineg SBerfö über SSoItaire ein SBerf über „SSoltaire 
unb feine QtiV' fd^reiben fönnen; unb aud^ ein foId)e^ SBerl ^ätte 
ein ^iftorifd^eS Äunfttoerf bon gleid^er §öl^e, toie bag gegentoörtige, 
tt)erben lönnen. Slber eö toäre bann eben ein Sunfttoerf anberer 
Art geworben: bie ©eftalt beS 3)id^terö ptte nid^t fo, toit i)kt, 
in ben SWittelpunlt be^ ©anjen gcfteUt tt)erben fönnen, fo bajs 
alleg anbere fid^ um fie gru))))irte, aQe Siebenfiguren gegen bie 
feinige jurüdEtreten mufeten unb nur nad^ ber Sebeutung in Se- 
trad^t lauten, bie fie für il^n unb fein Seben l^atten; toir l^ätten 



mit ©mein SBort ftatt cincg 5ßorträtö ein ^iftorif^c« @cmfilbc 
erhalten, ©traujs tüoQte nur bag crftcrc liefern; aber biefe ©dbft* 
befd^ränfung fc^te i^n in ben ©tanb, feine Slufgabe fo meifterbaft 
ju töfen, baß felbft Sanbäleute SSottaire'g, tt)ie Srnft JRenan, (in 
bem ©d^reiben, ttjcld^e^ ©trau§ Siter. 3)ento. ©. 74 mitt^eilt) 
bcnt Äuölänber, ttjeld^cr einer fo fpecififd^ franjöfifd^en @rö§e fo 
burd^aug geredet ju Serben, fic mit il^ren SSorjfigen unb i^ren 
ÜÄängetn fo t)oQftänbifl ju begreifen t)ermod^t l^attc, i^re 85c^ 
lounberung nid^t t)erfagen fonnten. 

Unter toctd^en äußeren SSerpItniffcn bie ©d^rift entftanb, 
tt)ie juerft, gegen bag @nbe beg Sa^ri^ 1867, griebrid^g be« 
©roßcn Sricfwed^fel mit SSoltaire bei ©trauß ein lebhafteres^ 3n^ 
tercffe für biefen S)id^ter ertoedtte unb i^n t)eranlaßte, fid^ tiefer 
in feine SBerte ^ineinjulefen unb fid^ innerlid^ mit i^m ju befd^äf^* 
tigen, toie bann bie lieben^ttJürbige Sb^ße jtoifd^en SSoltaire unb 
feiner $ßflegetod^ter äRaric SorneiHe il^n reijte, fie junäd^ft nur 
feiner Xocftter ju fd^ilbern, toie bie ftiße Steigung, baö gleid^c für ben 
ganjen 3Rann unb fein Seben ju t^un, in bcm ©cbanfen ©eftalt 
getoann, i^n jum ©egcnftanb einer SJcil^e t)on SSorlefungen für bie 
bamalige ^ßrinjeffin, je^ige ©roßtierjogin t)on Reffen ju mad^cn, 
unb n)ie ^ierau^ bag SBud^ l^erborgieng , ba^ toir nun befigen, 
l^at fein SSerfaffer felbft in ben Siterarifd^cn ©enftpürbigfciten 
(I, 68-74) au8fü§rli(§ crjätilt 

»erlin, 19. 3uli 1878. 



SBct ettoa ben (Knf all ^Stte , eine SoBtebe auf JBoItdte ju 
Ratten, bct toftte toemgftenS ntd^t butd^ bte lalomfd^e gftage in 
bie @nge ju ttetBen, toet tl^n benn table. S)ei!n getabeft — toa8 
fage tdö: getabelt? ~ gefd^mSl^t, t)etbatmnt, t)erflud^t, tfl tJteEeid^t 
lein ^enfd^ in bem !IRage tootben, toie 93oltaite. @d^on gut 
Sbtoel^t olfo ]^&tte, toet SSoItaite loBen toollte, aud^ auf baS ein« 
jugel^en, toaS man an il^m getabelt l^at; to&ten nid^t beibe, SoB- 
tebe tote Apologie, getabe bie ungeeignetften SBege, beut Sßefen 
eines SRenfd^en auf ben ®tunb ju tommen unb feinen SBettl^ 
JU Beftimnten. 2)et einjig ted^te SBeg baju ift bet, SoB unb 
Sabel t)otetft ganj au8 bem @:ftele ju laffen, bagegen bem 
SeBenS» unb SnttoidelungSgange beSienigen, ben man fid^ jur 
S3ettad^tung unb 2)atftellung auSetfel^en l^at, @(i^titt füt SifydM 
nad^jugel^en, fein SBeii^en avA unb in feinet ^Äi toie fein SBitlen 
auf biefeCBe ju BeoBad^ten, feine Sffietle, toerni e8 ein 6(i^tift« 
fteüet ift, JU ffatbiten, au8 ben ^anbtungen feine StieBfebetn 
unb ®eflnnuhgen, au8 ben ©(i^tiften feine g&l^igleiten unb Sin« 
{teilten 3U etmitteln, im Sici^te ben Sd^atten, aBet aud^ im 
Sd^atten baS Sid^t aufsufud^en, unb fo jule^t ein ©efammtBilb 
t)ot fld^ unb Slnbeten aufauftetten, beffen (StgeBnife man um fo 
toeniget toetfut^t fein toitb in einem ftttjen ©d^Iagtoott au8« 
3uf:pte(i^en, je fotgf&Itiget bie S9eoBa(i^tung toat, unb je Bebeutenbec 
bet 5Wann ift, bem fle gegolten l^at. 

S9ei leinem metltoiltj)igen ül^anne flnb biefe 6($Iagtoöttet, 
ba8 SlBtl^un bet ganjen ^ßetffinlid^Ieit mit einem allgemeinen 
$tftbicat, getofi]^nli(i^et al8 Bei SSoltaite. tlnb Bei leinem ift 
bo(i^ biefe Sltt ungeeignetet , ja flnnlofet, al8 getabe Bei il^m. 
Sie ift e8 Bei iebem toitllici^ Bebeutmben üflenfd^en; aBet eS 
gtBt untex biefen bod^, fo au fagen, monatd^ifd^e Seelen, beten 

XL 1 



2 1 (Sinleiiund. 

• 

trfd^c unb manntgfalttgc ®aben, beten toctfd^iebcne ixteBe unb 
Sletgungen unter einem l^öd^ften unb atte anbete Bel^ettfd^enben 
©tteben jufammengel^alten ftnb. Sei einem fold^en 3Jlenfd^en 
toitb e§ jtoat immet lal^I unb fei(3^t, bod^ abet nid^t getabeju 
toibetftnnig fein, ft(3ö mit i^m butiä^ Jßt&bicate, toie ebel obet 
gemein, aufo^)fetnb obet egoiftifd^, etnft obet ftit)oI, abjufinben. 
(Sine monatd^ifd^e ©eele in biefem ©inne toat abet SSoltaite 
nid^t. SQßenn aud^ bie SBitfunqen, bie et l^etbotbtad^te, fo jiem» 
lid^ in ©inet 3lid^tung lagen, fo toat bod^ jebe t)on il^nen ba§ 
(Stgebni§ be8 3iifttwiwcnf|)iefö gat betjd^iebenet fit&fte, bie in 
il^m butd^einanbetgingen, teinet unb unteinet Stiebfebetn, bie il^n 
gleid^etmagen Betotgten. 2Rein 9lome ift ßegionl lonnte S5oI= 
toite'8 S)ämon mit jenem beS ©etgefenetS f^)ted^en; in bet Segion 
toaten obet neben ben bbfen aud^ jal^lteid^e gute ®eiftet, unb 
felbft t)on ben etfteten eigneten ftd^ nut toenige, in ©d^toeine, 
too]§I abet mand^e, in ßa^en obet ^ffen ju falzten. 

©oetl^e, in bet legten ienet 3lnmetf ungen , butd^ toeld^e et 
ben SDÖettl^ feinet Uebetfe^ung toon 2)ibetot'8 geiftöollem ®e= 
f^)t&d^e: 9iameau'8 9leffe, nod^ etl^öl^t l^at, nimmt befanntlid^, 
um SJoItaite'8 gefd^id^üid^e SSebeutung anfd^aulid^ ju mad^en, 
bie SBenbung: toie biStoeilen in gamilien, bie pd^ lange et« 
l^olten, bie 9latut enblid^ ein ^nbiöibuum ]§ett)otbtinge, ba8 bie 
©igenfd^aften feinet f&mmtlid^en Sll^l^etten in fid^ begteife, alle 
biSl^et in bet gamilie tjeteinjelt unb nut anbeutungStoeife bot* 
ge!ommenen Slnlagen tjeteinigt unb tjollfommen in ftd^ batjlelle, 
ebenfo gel^e e8 aud^ mit Stationen, beten f&mmtlid^e JBetbienfte 
(unb Untugenben) ftd^ tool^l einmal, toenn e8 glüdte, in einem 
3nbit)ibuum aufammenjufaffen. 60 fei in ßubtoig XIV. ein 
ftanjbftfd^et ßbnig im l^öd^ften @inn entftanben, unb ebenfo 
in JBoItaite bet l^öd^fte untet bm gtanjofen benibate, bet Station 
gemäSefte 6d^tiftftettet. SDÖit lönnen biefe SSettad^tung ton 
einet anbeten Seite i^et etg&njen, toenn toit ftatt bet Station 
auf baS 3^*^^^ f^^^/ bem JBoItaite'B SGßitIfamleit angel^ötte. 
68 toat ba8 ad^tjel^nte ^al^tl^unbett; unb ton biefem @eftd^t8» 
:pun{t au8 lönnen toit 93oltaite ebenfo ben Sd^tiftfieUet be8 
ad^tjel^nten ^^^tl^i^nbettS im l^öd^fien Sinne nennen, toie il^n 
@oet]^e btn p(|ften ftanjöflfd^en Sd^tiftfteSet nennt Slud^ gel^t 
"b^a ted^t gut aufammen; toit bütfm nut auf ben Slntl^eil 



I&oltaite ttnb fein j^al^t^^unbeti. d 

* 

feigen, bet an ben Seiftmtgen ber legten btei ^al^tl^unbette ben 
emjelttett euto^difd^en @ulturt)öl!etn julommi S)te gtoge Stbeit 
be8 16. ^xlfvmbttti, bie Stefotmatton, l^aben t)ot}ugStoeife bte 
2)eutf(i^en getl^an; in bet UebergangSjett beS 17 ^al^tl^unbettS 
touxben, to&l^tenb S)eutf(i^lanb in inneren JtänU)fen fid^ felbft 
}etf{etf d^te , in ^oUanb unb (Snglanb bie ©uinbfteine ntobetner 
Staats» unb Denltoeifen gelegt; au3 ßnglanb btad^ten, ju Sin« 
fang be8 18. Sal^r^nbextS, nad^ 'granlteid^ t)etf^)tengte 58titen, 
toie Sotb äSolingbroIe, unb (Snglanb Befud^enbe gtanjofen, toie 
Montesquieu unb fHoltcAxe, bie gunlen beS neuen Sid^teS, baS 
balb fimia^ gan} befonberS butd^ SSoltaite'S SSemül^ungen t)on 
^onlxd^ aus als baS Sid^t beS ^al^tl^unbettS bet Slufll&tung 
bie SDßelt erl^ellen fottte. SGßaten bie gtanjofen, bie Jßarifer 
inSbefonbexe, baS auSettoäl^ltc SSolI biefeS neuen SSemunftbienfteS, 
fo toat SSoltaite unjtoeifell^aft beffen Obetjmefter , unb eS läuft 
auf baffelbe l^tnauS, ob toir fagen: nux in Stanheid^ lonnte 
baS 18. Sal^tl^unbett feinen literatifd^en $aupt^)ettreter, ober: 
nux im 18. Sal^tl^unbert lonnte granheid^ ben ©d^tiftfteller 
l^ettjotbtingen, ber aUe feine 3lationaleigenf(!^aften in fld^ jut 
2)atftellung btad^te. 2)aS ad^tjel^nte ^al^tl^unbett fd^ltegt fftr 
uns mit ben fiebjiget Salären ; t)on ba an ftnb eS bie granjofcn, 
hit mit il^ret 9let)olution ))olitifd^, toie bie 2)eutfd^en, bie butd§ 
il^te 2)id^tet unb $]^tlofo:p]^en litexaxifd^ uvb cuUutgefd^id^tli^ 
baS neunjel^nte toiÄeteiien. 

Um eine fo l^ol^e, ein ^al^xl^unbett bel^exxfd^enbe Stellung, 
toie SSoItaixe fle einnal^m, ju gewinnen unb ju bel^au^t^ten, baju 
ift abtt, neben bex innexen SSegabung unb bex ®unfl äugexex 
äiexl^&ltniffe, inSbefonbexe aud^ ein langes Seben exfoxbexlid^. 
SGßebex Subtoig XIV. in gxanlxcid^ nod^ Qfxtebxtd^ bex ©xofee in 
2)eutfd^lanb toäxen im Staube getoefen , i^xtm 3^italtex fo ben 
Stempel il^xex (Sigentl^ilmlid^&it aufjubxüdCen , toenn bex exftexe 
um bie 3eit beS St^mtoegenex gxiebenS geftoxben, bex anbexe 
bei AoUin obex ^od^fixd^ gefallen tofixe. Sbenfotoenig l^&tte 
@oetV bex beutfd^e Sid^texf&xfl toexben lönnen, tomn ex nad| 
bem @ö| unb SBextl^ex fd^on to&xe abgexufen tooxben, toenn ex 
nid^t, buxd^ bxei Sltenfd^enaltex l^tnbuxd^, mit bex beutfd^en 2)id|« 
tung felbft jung getoefen, xeif unb enblid^ alt getooxben to&i^ 
äk)Itaixe toax, tooS bie fxanjöflfd^e $oefie betxifft, ein ßpigone 



4 t (Smteitttiig. 

il^tet dofflf d^en $ettobe ; oBet ba3 ^al^tl^unbett bet %n^xm^^ 
litetatut l^Qt et mit l^etoufgeffil^tt unb bt3 bal^tn begleitet, too 
eS feine (Srtuttgenfi^aft auf bet Bä^tozUe beS StetoIutionSjeitalteiS 
niebetlegte. ©eine Äinbl^eit unb etfle 3ugenb fdttt in bie legten 
Seiten Subtoig'8 XIV.; bet 3left feinet StoglingS« unb feine 
etflen SHanneSjal^te tetftoffen untet bet giegentfd^aft $pi|)^)'8 ' 
ton DtleonS; übet bie 2Ritte unb Steige feines SebenS bel^nte 
fld^ bie lange ^ettfd^aft Subtoig'8 XV. au8; unb ol8 3l(äötaig« 
iSl^iget butfte et nod^ bie SRotgentötl^e Subtoig'8 XVI. bcgtüfeen, 
bie, ta)a8 bantafö bie äBenigften al^nten, einen fo ftütmifd^en Sag 
t)erfünbigte. Unb toie ein glu§ t)on ben ®eBitg8« unb ©tb« 
atten, bie et auf feinem Sffiege butd^fttömt, getoijfe .SBeflanbtl^eilc 
bi8 jum @nbe feine8 SoufeS mit fld^ fül^tt: fo toaten Bei SSoItaite 
t)on ben (Sinbtüdten, bie et in ben öetfd^iebencn ^etioben feinet 
toed^fetootten Saufbal^n, in ben ftül^eften befoiibetS, in fid^ ouf= 
genommen, bie 6^)uten lebenSlSngltd^ ju etlennen. 

2)o(i^ ni(i^t äugetlid^ nad^ btefen politifd^en Sbfd^nttten, ben 
toiet Jftegietungen, untet benen e8 t)etlicf , fonbetn au§ ftd^ felBft 
]^etau8 tl^eilt fid^ 93ottaite'8 Seben gleid^fattS in t>m $etioben. 
S)ie etfte ift bie bet 3ugenb, toäl^tenb beten fld^ fein Salent, 
fein Slatutett unb feine SebcnSfül^tung cnttoideln, bi8 il^t im 
3a]^te 1726, feinem atoeiunbbteißtgftcn SeBenSjal^te, eine gef ellige 
Jlataftto:p]^e, bie il^n nad^ @nglanb tteiBt, ein (Snbe mad^L S)et 
Beinal^e bteijäl^tige englifd^e Slufentl^alt fobann, mit bem feine 
jtoeite !8eBen8^)etiobe Beginnt, ift t)on bet eingteifenbften Se« 
beutung , inbem et SJoItaite'S ®eift mit ben gebicgcnen Stoffen 
bet englifi^en äSilbung Beteid^ett, bxt et nad^ feinet älildCIel^t in 
bie ^eimatl^ in ben tetf d^iebcnftcn ^otmen unb mit . immet 
fleigenbem (Stfolge ju toettoettl^en fud^t. 3n feinem toeitetcn 
ißetlaufe ift bet ßl^ataltet biefeS SeBenSaBfd^nitteS totnel^mlid^ 
butd^ SJoItaite'S SSetl^filtnife ju feinet geiftöotten gfteunbin, bet 
ÜRatquife bu Sl^äielet, unb baS gelel^tte StiUIeBen auf beten 
6d^Ioffe 6ite^ Beftimmt; toie aud^ bet £ob bet ÜRatquife im 
3a]§te 1749 eS ift, bet biefet ^etiobe ein unettoatteteä S^^l 
fe|t. 9lun etft gibt bet Sfinfunbfünfaigi&^tige ben fd^on feit 
ae|n Saluten toiebetl^olten Sinlabungen feines geltbnten 93et« 
el^tetS, ^tiebtid^S toon $teugen, nad^, unb bet Sufentl^alt in 
jßetlin unb $ot8bam etSffnet eine btitte ^tiobe, bie, nad^ einem 



8ebetti^)>erioben. 5 

gl&ttjenben Stnftmg, bie untul^tgfte imb mU^agfii^^t, i\m @Iüd 
ani^ mtr ftttje Metgang3:petu)be in fßoUaitt'i Seben bUbei 
93im 2)etttf(§Ianb abgeflogen, bon ben Slegietenben in ^caämi^ 
nid^t toie et eS tofinfd^te toiSIommen gel^eigen, I&Bt fld^ SSoItaite 
na(^ oSetlei 3hn:fa]^tten etft in bet ftansbfifd^en Si^toetj, bann 
in einem (Srensfhid^ feines ^eimatl^IanbeS niebet, nnb t)on bem 
ßrtoetb nnb balb bet bleibenben Slnfiebetung in ^etne^ nm 1758^ 
unb 1760 batitt fid^ bie le^te atoanjigiäl^tige $etiobe feines 
SebenS, bie in lebet ^infld^t, toit mbita auf bie Stellung nnb 
Haltung beS Cannes, biz S(^l nnb baS ©etoici^t feinet 91t- 
beiten, obet auf ben Umfang feines SBitlenS unb bie ^öl^ feines 
ähtl^meS feigen, als bie bebeutenbfte unb f(]^önfte feines langen 
unb xdäfzn SeBenS }u bettad^ten ift. 

®emäg bem litetatifci^en Sl^ataltet beS 3eitaItetS, tootin 
et lebte, unb feinet eigenen SRittl^eilfamleit, fliegen bie Cuellen 
fftt JBoItaite'S Seben faft üBetteid^lid^. 2luBet feinen gSßettei, 
bie ia bei einem Sd^tiftfteUet Z^atm unb Utiunben jugleid^ 
flnb, unb untet benen Bei 93oUaite, neben jal^Hofen gelegentlid^en 
fBtßqpx auf fein Seben, aud^ eine getabeju autobiogtaf^l^ifd^ 
Slufaeici^nung ^6f finbet, unb äuget btn taufenben feinet S3tiefe 
f:pielt in ben betfd^iebenen 2)etdtoütbigleiten unb SMeftoed^feln 
feinet S^U unb SebenSgenoffen bet metitoiltbige ^ann begteif« 
tid^ettoeife eine l^etbottagenbe Stotte. 2)a3u fommt no($, bag 
btei bet SRfinnet, toeld^e nad^einanbet als Sectetäte in SSoltaite'S 
2)ienflen ftanben, ftd^ aufgelegt gefuAben l^aben, toaS fie todl^tenb 
bet 3al^te il^ 3uf<^)^^^nfeinS mit il^m etlebt unb BeoBad^tet 
l^atten, in auSfül^tlid^en 2)en{fd^tiften aufjujeid^nen. Unb jtoat 
umfaffen biefe Slufsei^nungen getabe bit ftud^tBatften unb tl^aten« 
teid^ften, mitl^in gefd^id^tlid^ toid^tigften SBfd^nitte feines Sebeni|, 
unb fijü), oBtool^I ungleid^ an litetatifd^em SBettl^e toie il^te 
SSetfaffet tat geiftigem unb motalifd^em, bod| in oSltm SBefent« 
lid^en bon nnangefod^tenet ®laubtofitbigleii 2)et etfle biefet 
SectetSte, JE^ngd^am^, ttat im ^ti^te 1745 ans ben 2)ienften 
bet Sl'latqttife bu Sl^fttelet als ßammetbienet in bie SSoItaite'S 
flbet, too il^n feine fd^öne ^anbfd^tift balb jnm Sd^teiBet unb 
feine @etoanbt]^eit ju einet Stt bon ^auSl^ofmeiftet etl^oB. Ott 
fd^tieb feine S)etdtofttbig!eiten im ^p&Uxm Wültt, nad^ lang« 
iftl^tiget (Sntfetnung bon SSoltaite, unb au ben 3tttpmetn beS 



6 I. (Eittleiimifi. 

®d)&($tntffe8 unb ben tlntftenungen qu8 Sttellett lontnten am 
6d^tuffe noSf alletl^anb SBtnleljüge, um bie Sd^ulb bei S3et^ 
unttcuung t)Ott 5Wanuf cti()tett , bic tl^i! avß JöoItatte'S Sicnften 
Btad^te, ju tjerftcdfen ; oBcr bet SJctfaffcr l^atte offene Slugen jur 
fBtobaä)tnnQ, itnb fdbft in bet fxemben Keboctton, toottn feine 
Slnj^eid^nungen tot un8 liegen, fül^It man no($ baS Steffenbe 
mand^et utft)tünglid^en äBenbung unb SluSbtudStoeife bmä^. 
93on ^auff, auS gefiilbetet etfd^eint bet jtoeite @toetät, bet 
gflotentinet ^ottini, bet in SSetltn in SJoUaite'S ©ienfte ttat 
unb uns ilBet bk Söfung feines SJetl^ftltniffeS ju fSfttebtid^, üBet 
feine SJetl^aftung in gftanJfutt unb feine SReifen bis jut ?ln« 
flebelung am ®enfettee tocttl^botte SRittl^etlungcn mad^t, bie 
nut, toaS baS JBetl^aihtiB ju gtiebti(3ö Betrifft, butd^ bie SSe» 
fangenl^eit beS JöetfaffetS in'bem 6tanb^)unlte feines gelben 
mituntet einfeitig unb ballet bet S9erid^tigung auS unmittel«» 
Bateten Cuetten, toie Sriefe unb 2ltd^it)oIacten, Bebütftig ftnb. 
UeBrigenS ]pxxä)t eS füt SJoItaite, ba§ biefe btei ©ectet&te, bie 
Ja toolle ©elegenl^eit l^atten, il^n quS n&d^ftet Mf^t tmh mit 
allen feinen :petfönlid^en @d^toSd^en ju BeoBad^ten, bod^, neBen 
bet feIBftt)et|ianbIi(3öen SSetounbetung füt feinen ®eift, aud^ in 
toatmet Slnl^&ngKdöfeit an feine Jßetfon jufammenflimmen. Slm 
tofttmften unb tteueften etfd^eint biefe Bei bem britten betfelBen, 
bem Sd^toeijet SBagni^, bet, toon SSoItaite fd^on tont biet«* 
}el^nten ^^l^te an auS untetgeotbneiet ©teUung l^etangejogen, 
ta)&]^tenb bet legten toietunbafoanaig ^al^te feines SeBenS in feinem 
tSglid^en timgange toat unb uns übet feine SeBenStoeife in 
gfetne^, BefonbetS aud^ nod^ ilBet feine b^te Steife nad^ $ariS, 
unfd^&^Bate 9tad^rid^teit l^intetlaffen l^at. 3u allem biefem ift 
nun oiet feit bet S^ii ton JBoItaite'B SlBIeBen Bis auf bxt 
neuefte eine Steil^e tl^eilS boUft&nbiget S9iogta))]^ien, tl^etls ein« 
gel^enbet ^onogta:|)]^ien übet einjelne ^f d^nitte obet SSetl^&ltniffe 
feines SeBenS gelommen. 6ie Beginnt mit ben füt i^te S^it 
l^öd^ft fd^^Baten SltBeiten ton 2)utetnet unb €onbotcet unb 
gel^t Bis ju ®uftat 2)eSnoiteStette'S Voltaire et la soci^td 
fran^aise au XYIII* siMe l^etuntet, einem äBetle, baS in feinen 
Bis ie^t etfd^ienenen tiet äSftnben butd^ toUftänbige 3itfammen« 
fteUung unb gefd^id(te ®tu:p:fitung beS äSelannten toie butd^ 



jQueEen für SBoIiaite'3 Seben. 7 

9[uff:t>ütung mand^es USf^n ünBelannien ffit einen lünftisen 
^ioStopfjm Uioltam'9 eine unf(i^ä^6ai^e 93oratBeit (Übet 

an Qneaen nnb pIfSmitteln filt äSoltam'S iSefien fel^tt 
es bemnad^ ntci^t; aBet auS il^nen biefeS SeBen nad^ bem ganzen 
gieid^tl^um feine» Snl^attS, bet Stcite feinet Sejiel^ungen , bet 
Sxagtoeite feinet Sffiirftmgcn au§fttl§rli(35 ju Befd^teiBen, l^iefee 
bie 6nlturgef(i^i(i^te x^anttüi)^, ia @uto:f ^'^ to&l^xenb beS Zotigen 
Sal^rl^unbettS f(i^teiBen, l^ieße ein 2Reet au8fd^ö^)fen ; tooju ganj 
anbete SBetlaeuge nnb ntel^t ^utl^ gelösten toütben, qI3 tootüBet 
bet @:pted^et betntalen ju tetffigen ]§at. ^et angeil^an l^at eS 
biefem bet tonnbetBote ^ann nun einmal, ol^ne tint @:penbe 
filt fein Sbtbenlen l&^t et il^n nii^t lo3; nnb fo toitb benn 
aujnfel^en fein, toie man ^ö) aus bet ©ad^e jicl^t. 3wm ®i&d 
lommt mit l^iet tm ftu^etet Umftanb maßgeBenb ju ^illfe. 
3(i^ batf xmnt (Stmittelungen öBet SJoItaite einem etlefenen 
Sul^ötetlteife mittl^eilen, bem eS unfd^idlid^ toäte, but(i^ attju* 
t)ielen Sattaft, bon bem bet gfotfd^et al8 ©atjlcttet fo fd^toet 
fid^ loSmad^t, jut Saft ju fatten. (Sin auStoäl^lenbeS, üBetfici^t« 
ti(i|eS 9}etfa]^en toitb ballet jut gefettigen $f[id^i @o gebenle 
xä) eS bemt in folgenbet 9ltt ju tetfud^en. 3^be bet naml^aft 
gemad^ien ^etioben in SSoltaite'S SeBen toetbe iä) na(i^ il^tem 
®efammt(^ataftet unb il^ten metitoiltbigftcn ©teigniffen ftttj 
batftetten; bie Bebeutenbften $etfönlid^Ieiten, mit benen et to&l^» 
tenb bet einzelnen ^ßetioben in S9et&]^tung ttat, botfül^ten unb 
feine Säejtel^ungen ju il^nen enttoideln; ton feinen iebeSmaligen 
$au:pttoetIen eine SSot^ettung geBen, unb batauS fd^Iieglid^ dn 
ann&l^etnbeS tlttl^eil üBet ben ouBetotbentlid^en ^ann ju ge« 
toinnen ttad^ten. 2)aBei toetbe iäi mi(i^ auf bem beutfd^en 
@tanb:punlte l^alten« äBaS SSoUaite fite ^anlreid^ toat unb 
ift/ mag ein ^tanjofe ben gftanjofen in Stinnetung Bringen; 
i^^ als S)eutfd^et }u Deutfd^en tebenb, gebenle il^n batjuftetten, 
toie et, in feinet S^t unb untet feinem JBoö ettoaiä^fcn, oüS 
SRenfd^ unb ©(i^riftftettet getoefen ift, auf atte geBilbeten SSöIfet, 
boS beutfdge mit inbegriffen, getoitÜ l^at, unb filt atte Griten 
^on ^ebeutung BleiBt. 



8 L ®eBtttt uttb ^ey!ttnft. 

gftana 5Watta 3ltouet, tote JBoItaitc'S 9lam etgentltd^ lou« 
tetc, toat in bemfctten Salute 1694 gcBorcn tote unfct btut]6fet 
^cttnann ©amuci 9icimatu8, bct in SSetrcff feiner Stellung ium 
Sl^tiftentl^um unb gut :pofitit)en 'Migion ü6er]^au:pt fo tiele 
Slel^nlid^feit mit i^m l^atte. UeBer 2;ag unb Ott feiner ®eBurt 
ifl t)iel geftritten toorben; bod^ fd^etnen neuerbingS l^öd^ft forg» 
fditige gforfd^ungen gegen ben 20. gebtuar unb Sl^ätena^, too 
fein SJater An Sanbl^auä Befaß, für ben 21. JloöemBer unb ^artS 
entfd^ieben }u l^aBen. S)er SJater, erft eine Sleil^e t)on Salären 
Slotar am ßl^ätelet, tertaufiä^te f|)&ter biefe 6teÄe mit ber eines 
6^)orteIcafficr§ an ber Sled^nungSfammer ju $Part§. (Sr erfd^eint 
als ein el^rcnfeftcr ©cfdöfiftSmann, ben in feiner frül^eren Stellung 
als Slotar bie erften gamilien beS SanbeS, bie 6uII^, ©t. ©imon, 
JßraSlin, mit il^rem SSertrauen Bcel^rt l^atten. 2)ie 5Jlutter, 
9Äaria SRargaretl^a ©aumart, toar eine grau öon (Seift unb 
gefettiger SSilbung, Bei tocld^er ber Sid^ter 3lo(ä^eBrune unb ber 
galante SlBBä be ßl^äteauneuf als ^auSfreunbe auS« unb ein» 
gingen, bereu festerer aud^ ^atl^e ton fjranj 3Jlaria unb auf 
beffen erflc ?luSBilbung unb SRid^tung bon Beftimmenbem @in» 
ftuffe getocfen ift. Unter fünf fiinbcm, babon nur brei ju Salären 
lamen, toar granj SRaria baS iüngfle unb fo fd^toad^ geBoren, 
ba§ man todl^renb ber erften SBod^en tdglid^ fein (Snbe ertoartete. 
S)er Söruber Slrmanb toar neun Saläre älter unb enttoidtelte fld^ 
in gau) entgegengefe^ter älid^tung als ber iüngfte, mit bem er 
niemals in n&l^ere Söejiel^ung lam; bit S^tocfter SRarie ftanb 
il^m ndl^er, fle l^eiratl^ete in ber ^folge einen getoiffen 3Jlignot, 
9let)ifor Bei ber 9ied^nungSlammer , unb ]^interlie§ einen ©ol^n 
unb }toei Söd^ter, bie unS in ber f:t)dteren SeBenSgefd^id^te beS 
Ol^eimS Begegnen toerben« 

9lad^ bem frül^en 2;obe ber 2Jhttter im Saläre 1701 Bel^ielt 
ber 93ater ben erft fieBeniSl^rigen ^aBen atod^ Bei fid^ , um il^n 
1704, mit jel^tt Salären, bem S^fuitencoÄöge SouiS«le«®ranb^ 
anjubertrauen. 2)ie^ toar ein 6ont)ict, too ton ben l^od^abeligen 
Zöglingen ieber fein eigentö 3i^^w l^atte, ton ben Bürgerlid^en 
aBcr ie fünf, unter ber Slufftd^t eineS Jßräfecten, jufammen ein 
3immer Betool^nten* SBoltaire'S Jßrdfect toar m Jßater %^ovili6, 
ber, fpdtcr als 21BB6 b'Olitet Belannt getoorben, toie bie Beiben 
jprofcfforen Jßoröc unb Soumemine, mit bem cl^emaligen ©d^üler 



Sottaite im defuUencoIl^e. — ^ugenbfteunbe. 9 

ani^ ])ftittx in fteunbßd^en SSejiel^ungen gedteben tfL 2)te ^« 
flalt toat m(i^t fd&Ied^t, aBet aud^ ttttä^t Bcffer, afö btefe Scfuiten« 
anftalten e(en toaten. 9}oltatre'8 fp&tete Sleugetungen batfiBet 
lauten, je nad^ ben tlntftSnben unb Slbfid^ten, betfd^teben. S)a8 
ttnemol fliegt et ilBer t)on Sob unb 2)anI6arIett, oBet ba toiH 
et bie Sefuiten füt ^äf getoinnen; feine toal^te 5Keinung muffen 
ta)it an fold^en Otten fu(3^en, too et ol^ne 9le6enaBfid^t tebet. 
3n feinem ^)]^ilofo|)]§ifd^en SGÖöttetBuii^, einem Sffietle feinet f^)Steten 
Sollte, I&6t et untet htm 5ltti!el: Education, einen IHatij mit 
einem 3efuiten ^pxt^en. S)iefet tül^mt bie (Stjiel^ung, bie bct 
anbete Bei il^nen etl^alten; bet aBet ettoibett , eS fei eine f ouBete 
Stjiel^ung getoefen. %ld et l^inauS in bie äBelt getteten, l^aBe 
et toüfjH im ^otoj unb bem „ d^tifUid^en $Sbagogen '' S3ef d^eib 
getougt; aBet et l^aBe nid^t getougt, bag ^onj L Bei $at)ia 
gefangen genommen tootben, nod^ too $at)ia liege; fein eigenes 
SJatetlanb, bcffen (Sefe^e unb (ginttd^tungcn, feien il^m unBelannt, 
3Rat]^emati{ unb t)etnünftige $]^tlofo:p]^ie ftemb getoefen; „id^ 
tougte Satein unb bummeS ^mq". S)aBei toaten inbeg bie 
tl^etotifd^en unb ifoetifd^en UeBungen im ßoUäge ben §&l^tgleiten 
getobe biefeS SH^i^9ß BefonbetS angemeffen, unb bie btamatifd^en 
Xuff&l^tungen, bie üBetaS in ben 3^fuitenanfiaUen Billigten, gaBen 
feinet Steigung jum Sd^aufpiel bie etfte 9la]^tung. ^ud^ l^atte 
$atet f^otit, nid^t ol^ne ßo:pffd^ütieln mand^et SSdtet au8 bet 
alten 6d^ule, neBen ben lateinifd^en bie ftanjöflfd^en JBetfe im 
gott^e eingefül^tt ©tegteifgebtd^te toutben ben 3ögKngen auf- 
gegeBen; ein foId^eS, um eine mit S9efd^lag Belegte @d^nu:pftaBa!§» 
bofe ta)iebet}uet]^alten, toat eine bet ftül^eften Seiftungen beS 
jungen S)id^tet8. 

2)ie[et toat, tto^ attet mutl^toiUigen Stteid^e, bit mituntet» 
liefen, bod^ ein auSgejetd^netet @d^ület, uvb jal^lteid^e Steife 
toutben il^m ju £]§eiL @t l^ielt fid^ gerne ju ben Sel^tetn, benen 
fein unetfdttlid^cS gtagen BiStoeilen Idftig fiel ©aneBen inbe§ 
Inilf ften fld^ in biefen Saluten jtoifd^en il^m unb einjelnen feinet 
^tjSglinge jene 3ugenbfi^unbfd^aften, bie aud^ Bei il^m, tote 
Bei iebem Beffeten SHenfd^en, füt'8 SeBen nad^l^ielten. (Stnige 
biefet Selanntf d^af ten, toie bie mit ben Beiben SStfibetn b'Sltgenf on 
unb bem ®tafen ?ltgental, ftnb il^m ]p&tex, tjetmöge beS l^ol^en 
StongeS bet alten S3elannten, f el^t f ötbetlid^ getootben ; aBet aud^ 



10 I S3o(tahe unb 9Kttoit. 

bte SSetBtttbungen tntt fold^en, bie tl^m tn (efd^etbenet Stellung 
tocnig l^elfen formten, tote ©ibeöiHe unb gfoxmont, l^at et als 
OueUen gemütl^Iid^et grqutdung fo lange tote niögltd^ im ^B 
etl^alten. S)a8 S8ebütfnt§ nad^ freunbf(3^aftlt(3öet @tgie§ung, fei 
es in unmittelbarem Umgang ober in SSriefen; baä treue ^feft« 
l^alten an ben Sreunben; ber rül^rtge (Sifer, tl^nen ju btenen; bte 
langmfitl^ige 9lad^fid^t mit il^ren ^Jel^Iem, gel^ören ju benjentgen 
Sügcn in JBoItatre'S SBefen, bie oft berlannt toerben, toetl fle 
\xtilii^ im Saufe feines SeBenS burd^ anbere entgcgengefe^ter 
3lrt nur alljufel^r tjerbetft unb terbunfelt ftnb. 

UeBer bie 5Dlauem beS ßoIIegS l^inauS brang ber ©id^terruf 
be8 fluüBen juerft au§ folgenber SSeranlaffung. 6in Bebttrftiget 
Sfnbalibe Bat eineS 2;age8 ben SSorflel^er ber Slnftalt um eine 
^)oetifd^e Sittfd^rift für ben S)au^)]^in, in beffen 9iegiment er ge« 
bient l^atte; ber SSorflel^er, Befiä^aftigt, toeijl il^n an ben reim« 
fertigen Sögling, unb biefer mad^t il^m ein ^)aar JBerfe, hit htm 
Sntaliben ein l^üBjd^eS ?lImofen; htm jungen ^octen aBer für 
ein l^aar Sage bie Slufmerffamfeit ber 6tabt unb be§ §ofe8 ter» 
fd^affen. S)amal8 fei c8 aud^ getoefen, erjäl^Ite SSoItaire \p&tn, 
ba§ fein Jßatl^e, ber 3lbB6, il^n ju feiner alten ^reunbin , ber Be« 
lannten 5ttinon be P@nclo8, gefül^rt l^aBe, bie, eine franjöftfd^e 
2lf^)afla, bon ben legten ^zikn beS ßarbinalS SHd^cIieu Bi8 in 
bie S^age ber fjrau ton SRaintenon burd^ bie Silbung tl^reS 
®eifte8 unb bie Slnmutl^ il^rer 6itten nid^t minber al§ burd^ 
il^re Iörj)erlid^en Sleije bie SJlännettoelt BejauBert unb fd^Iieglid^ 
aud^ Bei ben ?Jrauen fld^ in Sld^tung gefegt ^tte. 3e^t l^aBe 
bie mel^r al8 ad^tjigiäl^rige Iluge grau SBol^lgefaÄen an bem 
aufgetoedtten flnaben gefunben unb il^n mit 2000 grancS „jur 
Slnfd^affung t>on SSfid^em" in il^r Seftament gefegt. Jffienn S5oI- 
taire, al8 er jene 3nt)alibent)erfe mad^te, 13, ober, toie er ein 
anbermal fagt, 12 3a]§re dt toar, fo lag bamafö Slinon Bereits 
jtoei ober bod^ ein Sal^r unter bem SBoben ; aber fein SSater toar 
ia il^r 9lotar, feine SRutter mit il^r Belannt gctoefen, unb fo lann 
fle gar tool^I htm ]§offnung8t)oIIen jungen, ben fein Jßatl^e il^r 
jufül^rte, ein Heines Segat ausgefegt l^Ben. SSoItaire iebenfattS 
l^at leBenSl&nglid^ mit SSorlieBe babon gefprod^en, Segatar ber 
9linon getoefen ju fein, unb l^at il^r %nben!en in ben terfd^ie« 
benften §ormen, einem S)iaIog jtoifd^en il^r unb' ber grau toon 



fflt^H]^nU imb Z^v^üqit\ai\^a\i. 11 

5Watntenon, rinet flomJbie (,,bet S)c^)ofltftt")/ Mc etnen cbeln 
3ug Qu8 t^em Se(en gum ®egenftanbe l^at, unb einem 93ttef 
ÜB« fle gefeiert, tootjon bet leitete Befonberä ein Keines Bio* 
St(tt)]§ifd§e8 SHeiftexftfid ju nennen ift. 

dlit fed§Sgel^n 3^]§ten trat bet junge fronet ouS bem 6oI* 
fege, unb nun foffte ein Setuf etgriffen toetben. 2)em SBunfd^e 
beS @o]§ne8, bie litetatifd^e Saufbal^n gu toSl^len, ttat bet SSatet 
mit bet ^eu^etung entgegen, baS fei bet @tanb eines SHenfd^en, 
bet bet ®efefffd§aft unnüfe, feinet ^milie gut Saft toetben unb 
^ungetS ftetBen tooffe. Sllfo ttat et 1710 in bie ated^tsfi^ule 
ein« ^et bet SßiUe beS fttengen SSatetS toat butd^ ben Hinflug 
beS $at]§en, beS W>b6 be Sl^äteauneuf, gelteugt. Sßie et fd^on 
bem ftinbe bie ^Beln Safontaine'S botgefagt, bann ben AnaBen 
mit bet 9linon Be!annt gemad§t l^atte, fo l^atte et ben ^fingling 
nod§ als S'iofinQ beS SoUegS in bie fogenannte ©efeUfd^aft beS 
Zemptls mitgenommen, too $tingen unb ^ei^oge mit ))oetif(^en 
9D6B^ fld§ füt ben l^eud^Ietifd^en ©eifteSbtud bet legten Sitten 
Subtoig'S XIV. b,utd§ toi|ige ^uSf&Ue auf bie l^ettfd^enben $et» 
fönen, aBet anii butd^ @})ott fiBet Sleligion unb Sitte, Bei 
fd§toelgetifd^en ®dagen fd^abloS l^ielten. (Sine fold^e ©efeUfd^aft, 
bie bet @tubent gu Befud^en fottful^t, toütbe eS Bei feinet @eifteS« 
att ilBet fein 9ted§tSftubium aud^ bann babongettagen l^aBen, 
toemt bie Untettoeifung l^ietin toeniget })ebantifd§ getoefen to&te, 
als et f:pfttet fle gu fd^ilbetn lieBte^; unb toenn et t)on feinem 
SSatet fagt, betfelBe ^aBe il^n betloten gegeBen, toeil et gute 
®efellfd§aft Befud^t unb SSetfe gemad^t l^aBe, fo ift eBen bie ^tage, 
oB bet toadtete SHann bie ®efellfd§aft, bie bet Sol^n Befud^te, als 
eine pte onetlannt l^aBen toitb. SBo^D^aBenb, toie et toat, fud^te 
et ben @tubiteifet beS Sol^neS butd§ bie ^uSfid^t gu f})otnen, 
il^m bemnftd^ft ein ^mt gu laufen ; aBet nun mugte et t)on bem 
Solana bie ^nttoott pten, et geben!e fld^ S^ebeutung unb 9ld§tung 
nid§t gu etlaufen, fonbetn gu ettoetBen. 

9QS bet äBeg bagu etf d^en il^m bie 2)id^tlunfl, unb nvx fld^ 
botrn butd^ eine Seiftung BemetQid^ gu mad^en, BetoatB et fld^ 
im Salute 1712 um einen ipoetifd^en SßteiS. 2)et S3au beS @]^otS 
bet 9lotte«2)ame«Aitd§e butd^ Subtoig XIV., bet bamit ein ®e* 
IfiBbe feines SSatetS gu etfüKen gebadete, foUte butd§ eine £)be 
gefeiett toetben, unb ^m fold§e, toie fd^on im SoIIöge eine auf 



12 I SoUaitf im ^ag. 

Mc 1^. ©enoöefo. Mietete ic|t unBebenHtdö *>« SönaKng, bet ^ii) 
ictcttS Bctoußt toat, „jum ©ctt'genfftnget ntd^t gcmad^t ju fein", 
^ttlertoetle iebod§ fanb ft(]^ bet S3atet butd§ ben mtoti)ent' 
It(]^en SBanbel beS Sol^neS tmmet mel^t Beuntul^igt; fein f))ftteS 
§etmIommen in bet Slad^t fül^tte ©cenen l^etBei, au(]ö fein 3luf« 
toanb flanb außet SSetl^filtniß mit feinen 3QfKttefa ; t)iellci(]^t Hefe 
fl(]^ butd§ eine OttSbetSnbetung l^elfen. 2)et W>b6 be ei^äteau« 
neuf toat f(§on einige Salute tobt a6et mit feinem JBtubet, bem 
^atquiS, flanb bet el^emaltge 9lotat gletd^faUS in SSetBinbung, 
unb fo toat eS leidet eingeleitet, ba§ bet 5Watqui8, bet im Salute 
1713 als @efanbtet nad§ bem ^aag abging, ben Stubenten als 
$agen mit fld^ nal^m. 3m ^aag fanb biefet eine ganje Volonte 
t)on SanbSleuten, bie um bet Migion toiUen auSgetoanbett 
toaten; jum Unglftd anö) tint litetatifd^e ^benteutetin , eine 
SHabame 2)uno^et, bie ii^te ftitete 3:od§tet fd^on ilBel genug bet« 
l^eitatl^et, bie |üngete oBet noii bei ftd^ l^atte. %n6i fie toat 
beteitS S9taut, unb jtoat eines met!toätbigen Cannes, getoefen: 
bet el^emaltge Samifatbenfül^tet @at)aliet, bet ^elb beS Sebemteu' 
aufflanbeS, toat na(§ feinet ^Slnöit au8 gtanltei(§ im Salute 
1708 als Obetft in englifd^en 2)ienften nad^ bem $aag gelommen 
unb l^atte fld^ mit Ol^ntt'ta 2)uno^et tetlobt baS SSetl^Sltnig 
iebo(§ \p&ttx, aus unbelanntcn ©tünben, toiebet aufgclöft. 3]§n 
mad§te ie^t bet junge ^touet fld§ anl^eifd^ig gu etfe|en; allein 
bie ^Ruttet fa)^ in bem neunjel^nji&l^tigen ^agen unb ^oeten 
leinen 6tfa^ f&t einen englifd^en Obetften unb toanbte ftd^ an 
feinen Sl^ef, ben ftanjöfifd^en ©efanbten, mit bem Stfud^en, bem 
^anbel ein 6nbe gu mad^en. äSaS baS eine SSetgtoeiflung toat, 
als $ett ton ^äteauneuf bem iugenblid^en Siebl^abet unt)et« 
gilgltd^e StildRel^t nad^ ^tanfteid^ anlünbigte! Einige 3;age toaten 
tl^m nod§ ^tift, gegönnt, toäl^tenb beten ben in'S @efanbtfd^aftS« 
l^ötel Sonftnitten bie entfd^Ioffene $intt)ette einmal in ^annS* 
Ileibetn befud^te. Aül^ne $lane toutben enttootfen: man toollte 
bie latl^olifd^e Attd^engetoalt in gtanlteid^ in S^etoegung fe^en, 
um butd§ fie bie Sod^tet bet !e^etifd§en ^Dtuttet abnel^men unb 
gu bem latl^olif d^en 93atet nad^ ^an{teid§ gutüdCbtingen gu laffen. 
3^ ben Sdtiefen unb SBilleten, bie baS ^aat fld^ toSl^tenb biefet 
Sage unb f))ätet nad^ bet Stennung fd^tieb, etfd^etnt bet junge 
2)id^tet olS bet nait)e; et btol^t, fid^ umgubtingen, toenn fie il^m 



aJoXtaite in bet Gd^teibflttbe. 18 

nt(]^t in bie ^eitnatl^ nad^Iotntnen totU ; fie, oBtool^I gletd^f all8 
emftlid^ tnxliebt, tjl bo^ fd§on getot^tgtet; bte ^ntebe: mein 
IteBenStoütbtgeS Ainb, bte fle an tl^n tid^tet, begeid^net baS ganje 
S^etl^&ltntg. (Sine ^tit lang bauette aud§ nad^ bet ^etmlel^t beS 
Sieb^abetS ber SStieftoed^fel no$ fott; balb iebod^ tougte bie 
Butter bie ifingere Sod^tet }u einet SSetbinbung mit einem ^ettn 
t)on SSMntetfelb gn beteben, bie ebenfo nnglüdKid^ anSflel toie bie 
bet Alteten. 2)aS S^efle toat am Snbe, bag 1719 bie gtoeibeutige 
^Dtnttet ftatb, tootauf Ol^ntpia, fd^on \>oxf)n t)on il^tem Spanne 
gettemtt, nad^ fjftantteid^ gutfidCIel^tte, too fte anfangs in I&m« 
metlid^en SSetl^&Itniffen lebte, bis fte nad^ einigen ^oifycm bntd^ 
ben Sob eines Offeimi in beffete Umpnbe nnb eine gead^tete 
Stellung lam. SSoltaite, bet balb nad§ il^tet ^eimfel^t einen 
SBetfud^ gu il^tet Untetftfi^ung gemad^t l^atte, gab il^t nod^ \p&Ux 
S^etoeife feinet bauetnben ^[nl^finglid^Ieit; aud§ bieg ein 3ng/ bet, 
bei &]^nlid§en SSetl^ftltniffen butd§ fein gangeS Seben l^inbutd^ f!d^ 
toiebetl^olenb, ein S^ugnig füt fein @emüt]§ ablegt, baS toit nid^t 
äuget ^d§t laffen bütfen. 

2)et SRatquiS be ei^&teauneuf l^atte nid^t bie 9lad^fid§t feines 
))et{lotbenen SStubetS, benn et fanbte bem l^eimlel^tenben ^agen 
ein @d§teiben an beffen SSatet botauS, baS lein S9elobungS> 
fd^ben toat. 2)et ^Ite badete an (Sntetbung^ an einen äJet« 
l^aftSbefel^l gegen ben ungetatl^enen @o]§n, t)on SSetbtingung nad^ 
ben unfein toat bie Stebe. 2)a toat eS l^ol^e 3^it/ ftd§ auf's 
SSitten gu legen unb bem äSiUen beS 93atetS gemSg in bie 
Sd^teibftube eines ^cutatotS eingutteten. 3n ben S^efttebungen 
beS ;3flnglingS btad^te bieg leine ^enbetung l^etbot; bod§ toie toit 
t)on feinem SSefud^ bet Sted^tSfd^ule totauSfe^en bütfen, bag et 
bott, leid^tfaffenb toie et toat, im ginge mand§e bet Äenntniffe 
mitgenommen l^abe, bie il^m fpfttet bei feinen SSemfil^ungen fät 
bie SalaS unb @itt)en gu Statten lamen, fo mag unS, toenn 
toit il^n in bet golge eigene unb ftembe ^ngelegenl^eiten mit fo 
metitoütbiget ©efd^SftSgetoanbtl^eit betteiben feigen, bie jtanglei 
beS ^ettn 9llain unb bie SSetmutl^ung in ben @inn lommen, 
bag oud^ bie bott gugebtad§te 3^it nid^t gang ol^ne ^d§t füt 
il^n geblieben fei. 3m Uebtigen lenlte feine SebenStoeife balb 
toiebet in baS ©eleife ein, tootauS bie (Sntfetnung nad^ bem $aag 
fle getootfen l^atte. 2)ie 93etbinbung mit bet XentpelgefeUfd^aft 



14 L Soltaite 6ei ^ettn t>on dtatmattin. 

etneuette fld^, unb auf ber 6^tet(ftuBe felbft fanb et in^bem 
jtoet 3<^^te ifingeten Xl^teriot einen ©efeUen t)on bem gletd^en 
@efd^mad filr bte fd^öne Sttetatut auf bet einen, für bie S3et« 
gnügungen bet ^auiptftabt auf bet anbeten Seite, beut aBet mit 
bet 5ßtobuctit)ttat oud^ bie SBiUenSltaf t fcl^Ite, bie feinen gteunb 
aus biefem S^i^cuungSleBen ^ci fetten toiebet l^etauäfül^tte, ja 
bie felBft tofil^tenb beffdbcn il^n S^tt 8^ etnftet unb angefttcngtet 
^tbeit ftnben lieg, ^it Sl^ietiot Befud^ie et ie|t bie Xl^eatet 
unb bie ßaffcel^aufct, il^n mad^te et jum Jßetttauten feinet pot^ 
tifd^en SSetfud^e unb ©nttoiltfe. Wi feinet jpteiäobe auf baS 
@elilbbe Subtoig'3 XIII. toat et butd^gef aUen ; glüdKid^et toat et 
in bet fatitifd^en unb in bet fd^lilDftigen ©attung; aBet butd^ 
iene mad^t man fld^ leine guten fjteunbe unb butd^ biefe feinen 
guten Stuf. @d^on im @oIl6ge ftBtigenS l^atte fld^ bet junge 
^touet aud^ mit btamatifd^en (Snttoütfen gettagen: j[e^t entftanb 
nad^ unb nad^ bet $lan unb bie etfte ^uSfül^tung beS Oebipe. 

2)et SSatet toat t)on btefen SSefd^fiftigungen, biefet ©efett« 
fd^aft unb SebenStoeife ebenfotoenig etbaut, toie bet ©ol^n ton 
bet @d^teibftube ; ein neuet S3tud^ {tonb Bebot» toenn nid^t bieg« 
mal an ftcunblid^et ©önnet in'S 3JKtteI getteten tofite. S)er 
^atquiS t)on @aumattin, dn l^od^angefel^enet ßl^tenmann« l^atte 
an bem Süngling (gefallen gefunben unb etBat fld^ ton bem 
aSatet bie (StlauBnig , i^n auf fein @ut @t. 2lnge untoett gfon* 
taincBleau mitnel^men gu bütfen. ©aumattin toat eine leBcnbige 
ßl^tonif bet 3legietung Subtoig'8 XIV., untet bet et l^ol^e ©taatS» 
imtet bettoaltet unb bie Bcftimmenben ^etfönlid^feiten alle ge* 
lannt l^atte ; augetbem Begeiftett füt ^eintid^ IV. unb feinen 
ttepd^en 6uff^. 3m ©d^lojfe l^ingen bie Silbet all biefet 
^etfonen; bet alte @d^log]^ett madgte fie butd^ feine StgSl^lungen 
feBenbig, unb in feinem jungen @afte l^atte et fid^ ben banl*» 
Batften Sul^ötet geto&l^lt S)ct Slufentl^alt in @t. Singe legte 
in 93oltatte'3 ®eift bie jteimebongtoeien feinet ^aupttoetle: bet 
§entiabe unb bem Sifecle de Louis XTV. 

Untetbeffen toat im Bepkmbtx 1715 Subtoig XTV. gcflotBen 
unb füt feinen minbctiäl^tigcn Slad^folget bet §etjog ^l^ili^)!) 
t)on ÖtleanS Stegent getootben. 2)amit toat baS @i3 bet gt5m« 
melei unb ^eud^elei geBtod^en; aBet toaS untet biefet 2)edCe gum 
93otfd^ein lam, toat m faulet ^ful^l flttlid^et SM^tBenB^ 



SSoItaite unh bet Stegent. 15 

2)ex Slegeni feI6fl, bet BegoBte Sol^n unfetet toadeten ))f&l3tfd§en 
(HtfaBetl^ (S^aüottt, bie ftd^ fretltd^ in tl^ten S3xtefen fd^toet 6e« 
flogt, ba% ifyc lebet @inf[,ug auf feine (Stjiel^ung aBgefd^nitten 
getoefen, geigte fid^ toenigftenS t)on @inem Stfifel^Iet bet S3out« 
bonen ftei, bon btt S3igottetie. 2)a jebod^ !ein fittlid^et ^olt 
an bie Stelle gefegt tootben toat, fo lieg et fid^ in aQe bie Saftet 
fallen, bie to&l^tenb bet legten SlegietungSjeii feines Ol^eimS untet 
bent S)edmantel bet ^tömntigleit getoud^ett l^atten, unb fonb am 
Snbe nod^ ettoaS batin, toenigftenS bie $eud^letma3!e ju bet» 
fd^mfil^en. Seine Sod^iet, bie ^erjogin t)on S3ett^, ftanb leintet 
bem SSaiet nid§t jutildC, unb fogat ba3 S^etl^ättnig jtoifd^en SSatet 
unb Sod^tet Blieb t)on bem gteuell^afteften SSetbad^te nid^t ftei. 
S)a sugleid^ bie ^utd^t bie untet bem gteifen 2)ef})oten bie (Seiftet 
im S3ann gel^alten l^atte, imtet bem läglid^en 9legenten toegfiel, 
fo mad^tc toet nut teimen lonnte feine 6:pottbetfe: toatum bet 
iunge ^touet, bet baS Beffet !onnte al3 fie aUe, nid^t aud^? 
$]^Uip<) bon OtleanS toat fo gutmütl^ig auf bet einen, fo ftuntpf 
gegen ftttlid^e Sd^mad^ auf bet anbeten Seite, bag il^n ))etfönlid^ 
biefe 2)inge toenig anf ödsten ; aBet als 9legent butf te et fie bod^ 
nid§t fo l^ingel^en laffen; alfo toutbe bet j[unge ^aSquiUant auS 
bet $au})tftabt tettoiefen. 2)ie SBeifung lautete etft auf SuUe, 
boS iebod^ auf ^fitBitte beS SSatetS mit @uU^»fut»Soite t)et« 
toufd^t toutbe. $iet l^atten bie ^touetS SSettoanbte; Balb aBet 
fanb fld^ bet betBannte $a3quiQenbid§tet in bie jheife beS bptt 
teftbitenben ^etjogS bon @ull^ unb feine luftigen f^fte l^inein« 
gebogen. Untet anbeten l^eiteten ^oeflen bid^tete et l^iet eine 
(S^iftel an ben Siegenten, tootin et mit einet leBenSlSnglid^ Bei« 
bel^altenen Sacti! fid^ Bellagte, bag man il^m fo elenbe Sleimeteien 
3ufd§teiBe; unb toitHid^ toutbe ju Anfang beS ^al^teS 1717 nad§ 
ad^tmonatlid^et 2)auet feine SSetBannung aufgel^oBen. 2)et Slegent 
entpflng il^n in fteunblid^et ^ubienj; aBet bet S3egnabigte toutbe 
nut gat 3U balb tüd^äUig. @in @ebid^t gegen ben $of unb bie 
aiegtetung ißubtoig'S XIV. jtoat, baS fd^on länget in Umlauf toat, 
fd^tieB man il^m mit Unted^t ju; aBet ein lateinifd^eS ^aSquill 
im 2a^)ibatftil auf bit je^igen SSetl^dltmffe, baS Befannte Puero 
regnante etc., toot in bet Sl^at bon il^m. @t tetjud^te eS aBju« 
leugnen, aBet biegmal betgeBenS; man l^atte ju fld^ete S3etoeife. 
6in Cfflciet, 9tamenS S3eautegatb, bet fid^ als @i)ion geBtaud^en 



16 L 2)et Debipe. 

lte§, l^atte fld^ in fein SBetttanen emjufd^Ieid^en geteuft unb feinet 
Sitelleit baS S^elenntnig bet Ut]§e6etf(!^aft dbqdoät. ^ßfbtgften 
1717 toutbe et in bte SSaftiUe qtixaiit, toü et 6i8 jum Wfndl 
beS folgenben ^a^xti, beinal^e eilf Monate, öbtigenS in fel^t 
gclinbet §aft, ^^en mu§te. §tct tooxen SKtgil unb^omet fein 
Stubtunt, feine §ltBeit bie f^fottfe^ung beS e))if(]^en @ebid§t8 fiBet 
$eintid§ IV., baS et fd§on in 6t Singe begonnen l^atte. 3ln bie 
JBafliffe f(]^Io§ fld§ l^etföntmltd^ nod^ füt einige Seit SSettoeifnng 
an: biegmol toat'8 nad§ ^^Umat) in ba8 t)&ietlid§e Sanbl^auS, 
t)on bem toit toiffen. Unb Balb butfte bet SSetbanntc auf 
@iunben, Xage, im ^etbft enblid^ toteber ganj nad^ $atiS 
{ontnten. 

2)et $au))tgtoed biefet SSefud^e toat, bie ^uffül^tung beS 
Oebtipe t)0t}u]6eteiten, bet, nad^ ial^telangen SSemfil^ungen, bem« 
fetten in bet l^ol^en ©efeUfd^aft ®önnet ju ettoetbcn unb Bei 
bem ©d^auf:pieIetpetfonaI beS Th6fttre-FranQais Eingang ju t)et= 
fd^affen, enblid^ t)on btefem angenommen tootben toat. 2)et junge 
£)id^tet l^atte ben $Ian unb einjelne %^ült bet ^uSfül^tung ben 
§fteunben bet S;em:pelgcfcttfd§aft totgclegt, fpfttet baS ©tfidC in 
©ceaux im Ätetfe bet ©etjogin ton SJlaine totgelefcn, unb ben 
3lu8fleIIungen unb Statlöfd^Iftgen, bie il^m l^iet ju Sl^eil toutben, 
toie aud^ ben äBänfd^en bet Sd^aufpielet, alle möglid^e StüdCftd^t 
gefd^enli Diefe ©efügtgleit, bie aud^ t)on bet Sluffül^tung unb 
beten SBithtng auf baS ^Blicum nod^ toiQig Seilten füt bie 
JBetBcffetung feinet SltBeit onnol^m, toat unb BIteB fo fel^t S5oI« 
taite'8 3ltt, bag SBi^ige in bet golge t)on il^m fagten, et mad§c 
feine ©tüdCe jtoifd^en ben SBotftellungen. @ine ©gentl^ttmlid^fcit, 
bie eBenfo mit bem tafd^en ^tntoutf unb leidsten ®cfügc feinet 
SltBeiten jufammenl^ing, al8 fie auf bet anbeten 6eite bod^, Bei 
einem 5Wanne ton fo leBl^aftct ©iteHeit, al8 S^^^^ toilligct 
©elBftöetleugnung Bei etfannten ^l^Ietn SoB tetbient. ?5fi^eilid^ 
toat e8 nid^t immet bieg, f onbetn Bi8toeilen aud^ nut bie ©timmc 
be8 ^ßttBIicum8, bet et fld^ toibet feine eigene Beffete (Sinfld^t 
fügte > unb bann toat e8 nut eine (KteHeit, bie bit anbete im 
©^ad^ l^ielt 3lm 18, SlotemBet 1718 lom nad^ fold^en JBot- 
Beteitungen bet Oebipe gum etftenmale gut ^uffül^tung. SSegetd^« 
nenb füt ben tietunbgtoanaigifilötigcn 2)id&tet ifl bet SRutl^toiHe, 
i>a% et boBei felBft al8 @d§Ie)):pttftget be8 £)Betptieftet8 aufttat; 



Üxouti be f&oliaixt. l7 

eine SPoffe, t)te, ba tl^n bo^ ein gtoßet Sll^eil beS ^ßuHtcumS 
{annte, let(]^t bem Sinbtude beS @tüdS Stnttag tl^un lonnte. 
3lBet es erl^tett ungel^euten fdn^aU, etlebte 45 SSotfteUungen 
l^tntetetnanbet unb tnad^te ben iungen ^touet auf einmal gum 
SteBItngSbtd^tet beS SageS. 2)er ^etgog t)on Orleans BetotUtgte 
tl^m ein ©elbgefd^en! unb eine golbene ^ebaiUe, unb bie ^et» 
30gin nal^m, als im n&d^flen 3a]§te baS Stüd im 2)ru(I exfd^ien, 
bie 3ueignung beffelBen an, 

Untet biefet Sueignung etftä^eint jum etftenmale bet 9lame 
Sltouet be SBoItaite, ben bet S)id§ter eine Seit lang fo fottfül^tte. 
Bis et jufe^t btn Sltouet toegfallen Keß unb fid^ nur nod^ be 
SSoItaite nannte. Detgleid^cn 9lamen8finbetungen , Bei ©d^tift» 
jlelletn inSBefonbere , toatcn in jenet Seit nid^t ol^ne S5eif:piel; 
BefonberS nal^e lag ber unftigen baS ton 3JloIiete. SlIS Sßetoeg» 
gxunb gibt aSoItaite ben SDßunfd^ an, nid^t länget mit bem $oeten 
9lo^ bcttoed^felt ju toetben, mit bem et tjetfeinbet toat; eine 
SSettoed^felung, bie in bet bamaligen Slu8f:ptad^e feines SlamenS 
einen Slnlafe gel^aBt ju l^aBen fd^eint, bm toit t)on minbet ßun« 
bigen oud^ 5ltto^ gefd^tieBcn flnben. 3lBet toenn il^m bet alte 
nid§t mel^t gefiel, tool^et nal^m et bann ben neuen Flamen? SSon 
einem gamißengütc^en feinet 3Jhittet, f agt man tool^I ; aBet biefeS 
©ütd^en ift unetfinblid^. ©agegen finbct fid^, ba% bie S5ud^- 
flaBctt beS SlamenS Arouet l(e) j(eune), tjctfe^t, btn Flamen 
Voltaire geben; unb ba§ biefc ^xt, fld^ einen jlamen juted^tju« 
mad^en, bamalS nid^t ungetoöl^nlid^ toat, feigen toit an bem el^e^» 
maligen Stubienauffel^et beS iungen ^touet im @oIl^ge, bet fid§ 
aus einem $atet Sl^ouliö, mit alleiniget SBeglaffung beS ilBet« 
ffüfflgen ]^, anagtammatifd^ in einen SlBBö b'Dlitjet tettoanbelte. 

2)od^ toftl^tenb bet 2)id§tet mit bem neuen Flamen in bet 
tjotnel^men SBelt SRobe unb in bie SBitBel bet ©efellfd^aft l^inein« 
gegogen toutbe, ttaf i^n eine neue Ungnabe t)on Seiten beS 
3legenten, bet il^m fo getnc gnftbig getoefen toäte, unb btm fein 
©ebid^t auf bie Saftittc tiefen 6pa§ gemad^t l^atte. 3e|t aBet 
ctfd^tcn untet bem Xitel Philippiques ein iutenalifd^en ®eifl 
atl^menbeS ©ebid^t gegen ben Regenten, unb SSoltaite galt als 
bet SSetf äffet, €ine neue SSetBannung , toenn aud^ nut in bet 
gotm eines guten Statines, gegen @nbe 5)lai 1719 toat bie golge, 
bie oBct nod& lufliget füt bm S)id^tet ausfiel als bie ftül^eten. 

XI. 2 



iÖ 1 t>n tob bed SalerB. 

SBalb in »auj^SSiaatS Bei bct Snaryd^atttn SHttatS, bte flt]^ fett 
bcr aSotflellung bcS Oebtpe füt i^n tnteteffltte, Balb in ©ull^ 
Bei bcm §crjog btcfcS 3lamen9, jog et, tote er fld^ felBfl au8» 
btüdi, t)on @d^Io§ ju @d^Io^, üBetaU al3 neuauf gegangener 
©id^terftem mit SluSjetd^nung aufgenommen, toegen feiner ge« 
fettigen 3;alente eifrig f cftgcl^alten ; Bis ber ^Regent, nad^bem er 
ben toirflid^en Jßerf affer ber ©atire in (Stfal^rung geBrad^t, il^m 
ju 3lnfang be§ SBinterS bie ^Mtt^x geftattete. (Sin neues 
S)rama, baS er im f5feBruar beg folgettben Sfal^reS jur Sluffül^rung 
Brad^te, Slrtemire, fanb feinen SSeifatt unb tourbe öon bem immer 
fd^nett gefaxten Did^ter jurüdEgejogen, ber feine S^rümmer in ber 
gfolge für ein anbereS 6tüdE öertocnbete, Unterbeffen toar aBer 
aud^ baS epifd^e ®ebid^t in feiner etften ©cflalt fertig getoorben 
unb tourbe t)on SSoItaire unb feinem 5lbiutanten S^tjieriot einjelnen 
Äennem unb fiennerlreifcn mit bcm Beften Erfolge borgelefen, 

Slm 1. 3anuar 1722 ftarB ber alte Slrouet, nad^bem er an 
feinen Beiben ©ötinen toenig fjreube erleBt l^atte. @r toar felBft 
3anfenift getoefen, oBer mit 3Jla§ unb S3ef onnenl^eit , nid^t toie 
fein älterer ©ol^n 5lrmonb, ber ein finfterer fjanatüer toar unb 
atte 5lu§fd^reitungen ber SPartei, bie fl)äter in bem SDBunberunfug 
am ®raBe beS ©iaconuS SPariS auf bem 5!Jleborbu§ftrd^]^ofe 
gipfelten, mitmad^te. S)en lungeren l^atte ber SSater jtoar nod^ 
t)on ben erften ©tral^Ien beS JRul^meS Befd^ienen gefeiten, unb bie 
6age gel^t, ba§ er inSBefonbere für bie SBirlung unb ben @rfoIg 
beS Oebipe nid^t unentt)finblid^ geBIicBen fei; aBer baS ©d^toan« 
lenbe in ber Sage, ba§ Unborfid^tige unb ©efSl^rlid^e in bem 
SSenel^men be§ ©ol^neS lonnte il^m unmöglid^ gefatten. S)a§ 
SBort ift ganj ben SSerl^ältniffen gemä§, baS il^m in ben 5Dlunb 
gelegt toirb: er l^aBe jtoei 9larren ju ©öl^nen, einen in Sßrofa, 
ben anberen in SJerfen. Dem in ^rofa übrigen^ l^atte er nod^ 
im legten SeBenSjal^re fein 3lmt aBgetreten, unb ba§ bie fel^r 
Betrfidltlid^e ©aution, bie er bafür l^atte l^interlegen muffen, ju 
©unften beS Slad^foIgerS liegen BleiBen fottte, Veranlagte jtoifd^en 
ben Beiben SSrübem, bie ol^nel^in nid^t gut jufammen ftanben, 
einen mel^rifil^rigen SProce§. S5oltaire'§ t)&terlid^e§ ©rBtl^eil toar 
fo junfid^ft nid^t Bebeutenb; bod^ l^atte er au§ ben ßrtrSgniffen 
feines S)rama'8, bem ®ef d^en! beS ^erjogS t)on Orleans , tooju 
auf beffen ^trag Bolb aud^ eine Heine $enfion t)om ßönig fam. 



I 



Voltaire ge)}rügelt. 19 

fld§ (erettS etn etgeneS SSetmögen gu fatmneln angefangen, baS 
fld^ in ber näd^flcn ^txt bnxäf Stcfetungcn, bic beg 3legenten 
®unft iffvx gutoanbte, nod§ iDttmt%xtt. 

2)od^ bet unxul^ig aufftteBenbe junge ^ann t^erlangte xdi)t 
UoS nad^ Std^tetrul^nt, ntd^t BloS nad^ 9tet(]^t]^um, fonbern aud^ 
nad§ ctnex glSnjenben Stellung in bet ©efellfd^aft. (5t toottte 
ben gto§en fetten, mit bencn et umging, nid^t BloS but(§ feinen 
@eifl baS ©leid^getoid^t l^alten, fonbetn aud^ &u^etlid^ gleid^» 
geftellt fein. Unb baju glaubte et untet ben mannigfaltigen 
Talenten, beten et ftd^ Betonet toat, neben bem <)oetifd^en unb 
finangieUen, anäf ba9 ftaatSmSnnifd^e, baS biplomatifd^e gu ent> 
beden. 3n bet SDBal^I bet 3JlittcI abet, toenn et fi(§ einmal 
einen ^totd t)otgefe|t ^attt, toat et niemals BcbenHid^, unb gu 
(S^xm unb SBütben im Staate toat im bamdligen fSftanlteid^ 
butd^ teine f^an&Ie nid^t tool^l gu gelangen. ^IS allmäd^tiget 
3JHniftet ftanb an bet Seite beS Slegcnten bet Satbinal S)uboi8^ 
einet bet tctbotbenften 9Jlenfd^en, bic jemals einen Staat gelenft 
l^aben ; il^ln galt eS gu f d^meid^eln, unb fo f d^meid^lte ilim 93ol« 
taitc. 3lud^ bem ftticg8mini|lct Se SSlanc mad^te et ben ^of. 
^(et ein 2)iplomat toat et nod^ lange nid^t; toie to&te et fonft 
an bet Safel biefcS SJHnifletS in SSetfaitteS fo loSgebtod^en? 
^iet ttaf et im Sommct 1722 ben el^tentoettl^en Officiet, bet 
öot filnf Saluten butd^ feine Denunciation il^n in bie SSajKtte 
gebtad^t l^atte, unb „ba§ man Si)ione l^filt", ful^t et l^etauS, 
,, tonnte id^ tool^l, abet nid^t, bag man fle gut S3elo]§nung an 
50Wniftettafeln f<)eifen lfi§t." S)a6 ein S:pion ebenfogut aud^ 
ben SGßegelagetet mad^en lann, fottte et fofott etfal^ten. 9ln bet 
aStüdCe Don SetteS pa%U öau|)tmann SSeautegatb il^m auf, 
iptügelte i^n butd^ unb geid^nete il^n fogat im ®efid^t. @t l^atte 
bie Sad^e gut)ot mit bem ^iniftet abgefptod^en, unb biefet il^m 
nut aufetlegt, eS fo gu mad^en, ba% eS 9liemanb fel^e. SSoltaite 
Hagte auf bet Stelle beim 3Jlaite t)on SetJtcS, unb biefet etlie§ 
aud^ einen SSetl^aftSbefcl^l gegen JBeautegatb, bet abet beteitS 
toiebet bei feinem Slegimente toat. S)et S5efd§intt)ftc ifl ^f^et 
unb flamme, et toiE ftd^ f elbft 9led^t f d^affen, unb gugleid^ mad^t 
et einen Stiminalptocc^ anl^fingig. ©iefet gog fld^ um fo mel^t 
in bie Sftnge, als bet AtiegSnriniftet fftt ben 93ellagten tl^&tig 
toat; nad^ bem Stutge beS ^niftetS im folgenben Sommet 



^ö t Steile m^ ^oUanh mit Stob, be Shtpeltnonbe. 

touxbe aScauregatb ctne Srft lang fcflgefc|t, ol^nc bo^ iebod^ 
SBoItaite bötttgc ©atiSfactton erl^altcn ju l^aBen fd^ctnt. 

Unter fold^ctt Utnftfinben tft ntd^tS Bcjfet afö eine Steife, 
unb boju (ot fi(]^ bent 2)t(i^tet ie|t eben bte fd^önfte ©elegenl^ett. 
5Dlabame bc Shtpelmonbe, bte junge SSßttttoe ctneS teid^en ^extn 
in ^anbetn, eine galante, bod^ jugleid^ :p]^ilofo))]^ifd^e 2)ame, 
l^atte an SSoItaite ©efd^marf gefunben unb lub il^n ein, fie auf 
einet Steife nad^ §offanb ju Begleiten. 3m 3uli 1722 touxbe 
bte Steife angetreten, erfl in 6am6ra^, bann in JBröffel §alt 
geniad^t, too ber I^rifd^e S)id^ter 3. S5. Stouffeau al§ SSetBannter 
leBte. 5Dlit if^rn ftanb SSoItaire Bis bal^in burd^ Söricfe in ber 
freunblid^ften SSejiel^ung; ie|t legte er il^m fein ©poS t)or, baS 
Sbuffeau'g tJoUcn SBeifall erl^ielt; aber ber jlante Siouffeau toar 
für ajoltaire tjon leiner guten SSorBebeutung. SBie fpäter 3ean 
äfacqueS, fo tourbe bamafö, ober tielmel^r Bei einem jtoeiten 
aSefud^ auf bem 3lüdCtoeg au§ §oIIanb, 3ean SBaptifte mit einem« 
male fein exBitterter ©egner. 3)er 3lnla§ toirb t)on Beiben 
Seiten tjerfd^ieben erjSl^ft. 3lad§ Siouffeau to&re c§ ber Slnftofe 
getoefen, ben feine ^ftömmigleit an JBoItaire'S freigetfterifd^em 
©ebid^t anSulie, b. 1^. eBen an feine Sleifegefäl^rtin, genommen; 
allein mit biefer angenommenen Qftömmigleit be§ alten &pu 
grammenbid^terä toar eS nid^t fo gcf&l^rlid^. JBoltaire feinerfeitS 
toitt, als Slouffeau il^m unb feiner ^Begleiterin feine Dbe an bie 
9lad§toelt borgelefen, geäußert l^aBen, er jtoeifle, ba§ bicfelBe an 
tl^re Slbteffe gelangen toerbe; ein SDßort offenbar, baS man feinem, 
mit bem man nid^t fd^on jerfatten ift, in'S ©eftd^t fagt. SBie 
bem fei, eS toar l^ier ber @runb ju einer jener literarifd^cn 
geinbfd^aften gelegt, bie in SSoItaire'S SeBen eine fo gro§e unb 
toibertofirtige 3lotte fpielten, inbem er, oBtool^I in ber Siegel 
nid^t ber angreif enbe Sl^eil, bod^, einmal gereijt, fid^ immer 
me^r in bie Seibenfd^aft l^ineinl^e^te, unb bann, tote freilid^ feine 
®egner aud^ , fid^ ol^ne Unterf (^ieb aller SBaffen Bebiente , burd§ 
bk er bem anberen toel^e tl^un, it|n als ©d^riftfteller unb 3Jlenfd§en 
bemid^ten ju fönnen glaubte. SBenn id^ erto&l^ne, bo§ er in 
ber fSfoIge Siouffeau gerne baran erinnerte, toie beffen SSater ber 
©d^ul^mad^er beS feinigen getoefen, fo toirb man fd^on mel^r als 
genug l^aBen, oBtool^I eS nod§ lange nid^t bte l^&glic^fte SBenbung 
in biefem Siamp^t ifl. SBon SBrilffel ging bie Steife toeiter nad^ 



»efannifd^fi mit Sotb SSolinfiltoee. 21 

betn ^aag unb ^mfletbam, too bai Se(en unb S^tetBen dneS 
ftcten, nur auf ^äf felBft unb feinem ®etoet6ef[ct§e ftel^enben 
Stoßes ol^ne $of unb ^bel einen tiefen @inbtud auf SSoItaite 
mad^te. Bugleid^ fud^te unb fanb et aber aud^ im ^aag einen 
äSetleget f&t fein e))tfd^e3 ©ebid^t, baS er auf SuBfctiption 
]§erauS}ugeBen unb beut iungen jlönig Subtoig XV., beut ^B« 
tömntling beS gelben, ben eS feierte, ju toibmen gebadete. 

3m ^erbft leierte SSoItaite nad§ ^aris jurüdC unb tl^eilte 
nun toieber fein 2Am gtoifd^en biefer ^au^ftftabt unb ben 
@d^Iöffem unb Sanbl^Sufem feiner 'oomt^xam ^reunbe, ju benen 
in ber legten 3dt aud§ ein auSgejeid^neter (SnglSnber gelommen 
toar. Sorb SSoIingbroIe l^atte toegen ialoBitifd^er Umtriebe nad^ 
ber Sl^ronbefleigung ©eorg'S L au8 ßnglanb Hielten muffen, 
l^atte fid^ bann in einer retgenben ©egenb ber Souraine einen 
Sanbfi^, Sa ©ource, eingerid^tet, too er mit einer S^anjöfln, 
einer ^rau t)on SSittette, bie er gel^eiratl^et l^atte, m müfeig gc* 
fd^aftigeä ©tillleben filierte. S)ie »elanntfc^aft eines 5Wanne8, 
ber, toie SJoItaire ton ii^m fagt, mit ben ffienntniffcn beS @ng» 
IftnberS alle geinl^eit eine« ^ranjofen tjerbanb, eines ©taatS- 
unb SßeltmanneS, ber gugleid^ $]^ilof o:p]^ , ein $au:))ttrfiger beS 
englifd^en ©eiSmuS unb ©enfualiSmuS toar, mu§te für SSoltaire 
gerabe auf bem bamaligen $un!te feiner @nttoidCeIung t)om l^öd^« 
ften SBertl^e fein, JBei bem 3ntereffe beS SorbS für bie franjö- 
fifd^e Siteratur toar bie S3e!anntfd^aft leidet gemad^t, unb bie 
^ufnal^me beS nod^ ungebrudCten ßpoS über ^einrid^ IV. bei 
htm l^od^gebilbeten $aare gereid^te bem Sid^ter ju befonberer 
ßrmutl^igung. 

Unter ben JBelanntfd^aften, bie SSoItaire in Jenen ^a^xen 
p^tQtt, ncl^men bie mit gciftreid^en unb licbenStoürbigen grauen 
eine l^ertorragenbe Stelle ein. £)a il^m eine eigene ^SuSlid§!eit 
fel^Ite unb er jur (S^e toenig Suft entpfanb, fo toar eS il^m SSe» 
bürfni§, in einem befreunbeten §aufe, Bei einer ^fi^au, bie il^n 
ju fd^a^en unb toarm ju l^alten tou§te; bal^cim ju fein. S)aBei 
lief baS einemal Siebe mit unter, baS anberemal nid^t; bie 
2)ame mod^te SBitttoe fein ober aud^ nid^t; benn felbft toenn 
Siebe babei toar, mad^ten bie gl^emSnner in bamaliger 3dt 
lein §inbemi§. @o fanb Jßoltaire in jenen Salären erft bei 
einer ^arquife be ^imeure, bie äBitttoe toar, bann bei einer 



22 !• SSoXtaite unb bie gftaueti. 

jptfiflbetttttt be SSctttictcS, bie no(]^ einen 9Jlann l^atte. Bei btefet 
mäf als 5Wiet]^8mann in il^tcm ^aufe, eine bel^agliiä^c ©cintat)^ ; 
Ieibenf(3^aftlid^ betlieBt toat et längere S^it in bie 5Dlatf(]öaIIin 
fBxViaxi, bie il^n ieboti^ mit !altet Äolettette eBenfo in Sltl^em 
afö fem ju Italien toufetc. SSon anbetet Sltt toatcn bie S5e« 
jiel^ungen, tootein ben btantatifd^en ^xä)ttx bet SJetlel^t mit 
bet aStettettoelt ju jungen ©d^aufpteletinnen Btad^te. 3« l>ct 
3rit ol8 fein Debipe im SDßetbcn toat, mad^te et bet DucloS 
btn §of ; f<)&tet toat 3lbtienne Secoutjteut einmal feine ®elie6te 
unb Blieb Bis ju il^tem nut aKjuftül^en'Sobe feine fjteunbin; 
ein BefonbetS anmuttjigeS SSctl^ältnig oBet entf:pann fi(§ um bie 
Srit feinet Jßetbannung nad^ @uK^ mit einet jungen ©ilettantiu, 
bit et bafelBft lennen letnte. ©ufanne ßttjt^ toat bit Sod^tet 
eines fSfinanjBeamten in ^axx9, l^atte aBet einen Dtieim in ©utt^ 
unb toutbe l^iet ju ben btamatifd^en JBotftettungen l^etangejogen, 
bk eine SieBIingSuntetl^altung beS ^etjogS unb feinet l^ol^en 
©efeUfd^aft Bilbeten. S)en SBeifall, bet l^ieBei einem l^üBfd^en 
^ütdbd^en mit angenel^men 5Dlanieten niemals fel^It, nal^m ©ufanne 
als SSütgjd^aft füt ein btamatifd^eS S^alent, ju beffen SluSBilbung 
il^t bet iugenbli'd^e S^l^eatetbid^tet Bel^ülftid^ fein follte. 6ie 
nal^m Bei il^m Untettid^t in bet ©eclamation , unb et Btad^te 
eS in bet nfid^ften Seit aud^ bal^in, ba§ fle auf bzm Theätre-Fran- 
Qais, untet Slnbetem als 3oIafte in feinem Debi:pe, auftteten 
butfte. 2lBet fie l^atte toenig ßtfolg: offenBat toat bie Sufl 
gtö§et als bie ßtaft. Um fo mel^t @tfoIg l^atte fie Bei il^tem 
Seiltet, unb et nid^t minbeten Bei bet ©d^ületin. ^an lieBte 
fid^ l^etjlid^ unb fd^tout fld§ etoige Steue; man fül^tte Bei aEet 
Sinojfp^dt bet fiufeeten SBetl^Sltniffe ein SeBen toie im ^atabi^fe. 
SlBet man l^at au§et bet ©elieBten aud^ timn fjteunb, unb bet 
toutbe jut ©d^Iange beS ^atabiefeS. SJoItaite fül^tte bett gteunb 
• Bei bet (SelieBten ein, unb bet fjteunb ftad^ il^n Bei bet ©elieBten 
aus. ßt toat aud^ gat ju lieBenStoiltbig , biefet junge ®önon» 
t)illc, baS ]§atte SJoItaite felBft em<)funben; batum ja feinen 
JBtud^. aSoItaite ilBettoinbet ben S5etbtu§ unb BleiBt mit Beiben 
Xl^eifen im Beflen (Hntjetnel^men. S)aS toat fo feine 3ltt; benn 
toit toetben feinet S^it einen t>id etnfteten gatt antteffen, too 
fid^ baS (Sleid^e toiebetl^olte. S)ct gfteunb ftatB einige Salute 
^etnad^, t)on il^m in einem bid^tetifd^en 9lad^tufe fd^metjlid^ Be« 



©ttfanne Sbtt) äJlatquife ®otU)etnet. 23 

Sagt; bie ©elieBte ging mit einet @(]^anf:pteletgefellf($aft nad^ 
Sonbon, um ba il^t ©lud ju öetfuci^cn. Slber bie ©efeEfd^aft 
mad^tc JBanltott, nnb gtfiulein 2ioit) xan%k fid^ gßiäliä) fd^&^cn, 
Bei einem SanbSmann, bet in ber englifd^en $an:ptflabt ein 
ßaffcel^auS ]§tett, eine S^tftndöt jn jtnben, @o jutüdfgejogcn fie 
l^icr lebte (fo antücfgejogen toie Sinbane in JßoItaite'S t)iel f:pätet, 
oBer offenbat mit biefet ßtinnetnng gebid^tetet „6d§ottIänbetin")/ 
fo entging fie bod^ ben SBIiden eineS Jungen ftanjöfifd^en 5Watqui8 
nid^t, bet, t)on il^ten Slcijen angejogen unb feflgel^alten, il^t feine 
^anb anbot. @ie abet, betftänbig, gibt il^m bie attjugto^e Un« 
gleid^l^eit il^tet beibetfeitigen ©lüdESumftänbe ju bcbenlen unb 
öetfagt il^m il&te §anb. S)od^ toa§ tl^ut bet mufletl^afte Sieb« 
l^abet? @t tnad^t bet ©eliebten ein paat Sottetieloofe jum ©e»« 
fd^cnt unb nad§ einiget S^it bringt et il^t eine SSetloofungSlifte, 
bctjufolgc fie getoonnen l^at. S)et anfel^nlid^e ©etoinnft toitb il^t 
auSbejal^tt, natütlid§ au8 ben ^Kitteln bc§ Siebl^abetS, bet nut 
tl^t JBebenlen toegen bet Ungleid^l^eit bet ©IüdE§gütet l^atte lieben 
toollen, imb htm fie nun toitllid^ il^te §anb nid^t länget öet« 
toetgett 3e^t, als 3Jlatquife be ©ouöetnet in jpatiS eingetid^tet, 
etl^ält fie eines SageS in il^tem gl&njcnben §otel bie Slnmelbung 
tl^teS cl^emaligen Sel^tetS jum SBefud^. SJlan lann il^t laum 
t)etbenlen, ba§ fie biefen SSefud^ untet ben öetänbetten Umftänben 
rnd^t füt angemejfen l^ielt:, begteift abet aud^, ba§ Jßoltoite butd^ 
bie 3utüdtoeifung fld^ tief geftdnft fül^lte. S)od^ biefet ßt&nlung 
t)etban!en toit eines feinet fd^önften, entpfunben^en ©ebid^te, baS 
um beS äBed^felS in bet ^ntebe toiUen jtoifd^en bem 2)u, too eS 
öon bet bütftigen, abet glüdlidöen SSetgangenl^eit bet SiebenS« 
toütbigen, unb bem @ic, too eS t)on il^tet glänjenben ©egentoatt 
]§anbelt, ben Sitel: Les Vous et les Tu, ettialten l^at. Jßl^iliS 
— beginnt baS ©ebid^t (toenn id^ mit, je^t toie in bet golge, 
ctlauBen batf, SBoltaite'S botttefflid^e ftanjöflfd^e SSetfe in fcl^t 
mittelm&feigen beutfd^en toiebetjugeben) — 

$Pi9, gebenffl bu nod^ ber 3eii, 
£a bu im näd^fien beflen äBagen, 
Unb bienetloS; im {d^lt($ien StUih, 
3u einem atmen ^a^^l geitagen, 
— 3)ttt(3^ bid^ toatb eS ^mbtofia — 
9Bie bu im ^^ugenbmui'^e ba 
2)em Siebenben hiä^ l^ingegeben, 



24 I- S3lattecn unb ^ioihxavh. 

9 

Set btt, get&ttfd^t, bu loeigt e9 ia, 
Unb feltg bod^, geloei'^t fein Seben? 
2)ainal3 t)exlte]^ bh baä ©efd^td, 
@iatt golbtut @d^ä^e, ©lana unb @lü(f, 
3fhtr beinex Salute fxifd&c Slütl^e, 
(Sin s&ttlid§ $eta, ein leidet @eblüie, 
2)eg SufenS @($nee, beg f8Mi ^^nx. 
©0 teid§ Qefd§ntü(!t t)on bet Statur, 
9Ber fiele ni(^t auf ©d^elmeteien? 
2)u il^aifi eS, l^olbe ^teatut, 
Unb; ma^^S bie Siebe mix t)etsei]^en, 
3(($ liebte befto ntel^r bid^ nut. 

9lun toenbet ftd§ baä ©ebid^t jut SSefd^mBung bcS (Slanjcä unb 
UcBetftujf c8 , tooxitt jc^t bie 3Jlatquife hU, um f(i^I{e6It(§ ju 
bem (Stge6nt§ ju lomntcn, ba§ all btefe Sßtad^t ntd^t fo t)tcl 
toettl^ fei als einet bet ftöffe, ben fie bantols bem aSegünftigtett 
gegeben, ^oä) füt immet fottte htm ©id^tet hit ftolje Jßfotte 
nid^t tjetfd^lojfen Bleiben. SDßie et nad^ tjielj&l^tiget SlBtoefenl^eit 
t)on ^atiS afö (Steig t)on 83 Saluten toiebet bal^in !am, um 
ba JU ftetBen, leBte bie SJlatquife, längft SBitttoe unb üBetbie§ 
ftomm getootben, nod^ eBenbofelBft. S^fet fä^^t bet alte, mittlet« 
toeile toeltBetül^mt getootbene fjteunb toiebet Bei il^t t>ox, unb 
ie^t toitb et nid^t mel^t aBgetoiefen. @in SSilb t)on il^m, ba8 
et in bet glüdHid^en Sugenbjeit füt fie l^atte malen laffen, 
fd^enlte fie il^m füt feine Jlid^te, unb — o ^eunbe, fagte et, 
als et t)on htm S3efud^e nad^ ^aufe {am, id^ l^aBe eine ^a^xt 
t)on htm einen Ufet beS @oc^tu3 jum anbetn gemad^t. 

SBit leisten jutfidt t)on biefen Ufetn, tool^in eine anjiel^enbe 
gftauengeftalt nnS botauägelodtt l^at, ju bem ©d^tiftftettet, bet 
nod^ h)eit bat)on, im ftifd^en SWotgen feines SeBenS fielet. 3)od^ 
eBen feigen toit biefeS in (Sefal^t; SSoItaite etltanft in 3Jlaifon8, 
bem ©d^Ioffe feines fJteunbeS, beS jungen Sßtfiflbenten be 3JlaifonS, 
an hm SSIattetn, bit getabe — eS toat im SlotjemBet 1723 — 
in bem Benad^Batten SßatiS atg l^aufen. ütft toat Slbtienne 
SecoutJteut, bie fid^ aufSIIig am Dttc Befanb, feine Sßjlegetin, 
Bis Sl^ietiot cinttaf, il^te ©teile einjunel^men ; bietjel^n Sage 
lang toat man um baS SeBen beS ßtanfen Befotgt, bet bem Sitzte 
®ett)afl feine Slettung ju t)etban!en glaubte. 2)od^ {aum l^atte 
et fld^ am 1. 2)ecemBet toon feinen gütigen äBittl^en t^etaBfd^iebet, 



2)a3 @t)o9 übet ^eintid^ lY. 25 

als ein S^teden eicienet ^tt i^n 6alb t)on 9leuem Iran! Qtmaä)t 
l^ättc. 6§ 6vad) nämltd^ im ©d^Ioffe gfcuet au8, unb jtoar 
gctabe in bcm 3iwi"icr, ba9 SSoItaitc Bctool^nt l^atte; fteilid^ 
ol^nc feine ©d^ulb, mtc er üBerjcugt fein bnrfte, aBer bo^ ftu§erft 
^)einli(l^; toenn aud& btc fd^toer Bcfd^&bigten a5efi|er, toie er 
felfift tx^&m, fid^ fo fienal^nten, toie toenn ifym, nid^t il^nen, ein 
Sd^loB abgebrannt toSre. 

aSoltaire'S epifd^eS (Sebid^t, „'§einrid§ IV, ober bie ßigue" 
Betitelt, fottte, toie totr unS erinnern, int §aag gebrutft nnb 
Subtoig XV. getoibmet, mit einem ^rit)ileginm ber franjöfljd^en 
9tegiemng ^rfd^einen. 3lBer toa§ tjon bem ©ebid^t tjerlautete nnb 
tooS man t)on htm SBerfaffer ton§te, mad^te bie geiftlid^en nnb 
toeltlid^en SJlad^tl^aBer in gfranlreid^ nid^t geneigt, bem SBerl 
il^re ©enel^mignng jn ertl^eilen. 6(^toierigfeiten l^atte Jßoltaire 
t)oran8gefe]^en, fonfl l^ätte er nid^t bm anätoSrtigen DmdEort 
getoäl^It. „3dö l^abe," fd^rieb er, „in meinem ©ebid^t aEjnfcl^r 
ben (Seift beS fJriebenS nnb ber 2)nlbnng in 6ad^en ber ^Religion 
entpfol^Ien, id^ l^abe btm römifd^en §ofe jn t)iel SDßal&rl^eiten ge« 
fagt, id§ l^abe jn toenig ®alle gegen bk 3leformirten gef:pri^t, 
um l^offen ju lönnen, ba§ man mir erlauben toürbe, in mämm 
SSaterlanbe ein (Sebid^t jum Sobe beS größten ffiönigS brudfen ju 
laffen, ben bxt\t9 SSaterlanb jemals gel^abt l^at." 3e|t ba fogar 
bie ©enel^migung jum S5er!aufe beä ©ebid^tS berfagt tourbe, 
mad§te SSoltaire bie l^ollänbifd^e SluSgabe fammt ber 6ubfcri:ption 
rüdCgängtg unb leitete einen gel^eimen Drutf in granlrei^ fetter, 
nfimlic^ in 9louen, ein, too bie gfreunbe, ber ^arlamentäratl^ 
ßibebiKe unb ber SßrSftbent be SSemiereS, im bel^ülflid^ fein unb 
jugleid^ feinem eigenen Slufentl^alt am Drudorte jum SSortoanbe 
bienen lonnten, @o tourbe im SBinter 1723 auf 24 ba§ ©ebid^t 
in Slouen gebrudt, fofort in Sßariä eingefd^tofirjt unb inSgel^eim 
herlauft. 

63 l^atte ben S^ei} ber t)erBotenen SBaare nid^t nötl^ig, um 
allgemein gelegen ju toerben unb gro§e3 Sluffel^en ju erregen. 
@8 filllte eine Siltfe in ber franjöfifd^en Siteratur, ber ein claf« 
flfd^eS @po8 bis bal^in gefel^lt l^atte. S)a8 golbene S^talUx 
Subtoig'8 XIV. ]§atte baS claffifd^e 2)rama gefd^affen, aud^ im 
fjad^e ber ß^rif, befonberä nad^ ber bibaftifd^en unb fatirifd^en 
Seite, dufter aufgefteUt; aber bie epifd^en SSerfud^e, beren einem 



26 L Sie Sifiue. 

tott Balb felbfl ito$ Begegnen tDerben, tüaten fo unt)oEIomntfn 
auSgefaUen, bag fxii gule^t in f^tan!tei$ felbft bte Slleinung 
bilbcte, bie gxanjofcn lönnten lein @po8 mati^en. Um fo an» 
genel^ntex toat man üBenajd^t, nun bod^ nod^ eins ju etl^alten, 
baS ganj nQ($ bem ^etjen bet Station unb bet 3^it toor, 
gtiebrid^ bex ®ro§e, ber nod^ afö Äront)tinj eine SSorrebe baju 
f d^rieB , f t)rad^ nut bie 3Jleinung ber S^itfl^Aoffen au8 , toenn ex 
baxin §omex tote SBirgil ilBextxoffen fanb. Unb neben bem 
litexaxifd^en l^atte baS äSoltaixe'fd^e ®ebtd^t übexbieg nod^ ein 
t)atxiottfd^e3 SSexbienjl. @8 toax au8 bex öatexlänbifd^en ®e» 
fd^id^te, unb gtoax au3 bexen näd^ftex, leBenbigex SSexgangenl^eit 
genommen unb öexl^exxlid^te in feinem gelben, bem gxiebetrö«: 
ftiftex nad^ ben langen IReligionS« unb Süxgexfxtegen, bie xeligiöfe 
Solexanj, bie feine @nlel unb 9lad^folgex, jum unBexed^enbaxen 
©d^aben beg gemeinen SQßefenS, nux gox ju fel^x oußex %ä)t ge» 
laffen l^atten. 2)ex mobexn=]^iftotijd^c Sl^axaltex be§ ©toffeS 
fd^ien baä im dpoS l^exlömmlid^e SBunbexBaxe auSjujd^liefeen ; 
uxtl^eilte bod^ SBoltaixe in bex SlBl^anblung öon bex e^)ifdöen 
5ßoefte, bie ex fp&tex bex §enxiabc angel^ängt ^at, fd^on in S5ejug 
auf Sucan, e8 toäxe l&d^exlid^ getoejen, toenn ex if einen ßäfax 
auf bex t)]^axfaltfd^en ®6ene buxd^ 3xi8 l^ätte ba? ©t^toext Bxingen 
obex aSenuS auf einex golbenen SQßolIc ju feinem SSeiftanb l^exaB« 
lommen laffen. 2)te latl^oKfd^en ßixc^enl^eiligen abex, bie 6t 
2)ton^fiu8, 5Rod^u§, ©enoöefa, öextoieS ex in bie Segenbe, unb 
t)on „ben §öxnexn unb ©d^toänjen bex Seufel" uxtl^eilte ex, fle 
feien nid^t einmal mel^x jum Spa^t gui 3lllein ex l^telt eS 
au(^ füx einen Sxxtl^um, ju meinen, bo§ biefe ©inmifd^ung 
l^öl^excx SQßefen htm @|)o8 toefentltd^ fei. 2)axum l^abe ex in 
bem feinigen „leine fjictton angetoenbet, bie nid^t ein beutlid^eS 
SBilb bex SBa^xl^eit toSxe", h. f). bie nid^t 3llIegoxie to&xe. 
2)ie6 tft im ©xunbe felBft fein l^eiligex Subtoig, bex b^naftifd^« 
nationale ©d^u^patxon feines gelben; aUe üBxtgea l^öl^exen 
3Jl&d^te, unb jtoax bie eigentlich txeibenben, finb eS offenbax. 
ätt il^xex 6t)i^e fielet, gleid^fam bie 3uno unb Sllecto bex SleneiS 
in einex Jßexfon, bie Stoietxad^t mit ben ©d^langen unb hm 
gadfeln, öexbilnbet mit bex im SSatican l^aufeuben 5ßolitiI, bex 
Sod^tex beS 3ntexeffe3 unb bex gl^xfud^t; il^x. gelten bex ©tolj, 
bex f&exxQt^ unb hie äButl^ t)oxan; fie xuft ben gfonatiSmuS 



SBottaite unb htt $of. 27 

aus bet pfiffe l^etauf; in bet ©d^lad^t {leiten tl^t bet S)&mon 
beS ÄriegS unb bet blajfe blutige %ob jut Seite, Slbet aud§ 
ber §ot Slmot'S, „beS geffil^xlitä^en ÄtnbeS", tfl ebenfo attegortfd^ 
aufamtnengeje^t. 3)a finbet fi^ am ©ngang bte fd^meid^Ietifd^e 
Hoffnung unb bte toeid^lid^c Söolluft auf bem Slajen gelagert; 
im 3nneten bie büftete (giferfud^t mit bem fal^len Setnt unb 
fd^toanlcnben Stitt, tjom SSerbac^t .geleitet u. f. f . — eine Ila^)« 
pttnht 50lafd^inetie, bie unS t)etj(^eu(3^t, bie aber ben Sritgenoffen 
ebenfotoenig jutoibet toat, als ftanjöfij(3^en obex franj5flf(§ ge- 
btlbeten Diäten bet tlapptmht Sllesanbtinet, bet un§ anbete ben 
SQßellenjd^lag beS |)ejametet8, bie 3RuftI bet ©tanje fo fc^metj« 
lid^ öetmiffen ISfet. 

3)0(3^ bai finb t>xd ]p&ttxt UcBetlegungcn , bie ben (Stfolg 
bet ^entiabe in il^tet 3rft nid^t beeinttäd^tigen lonntcn. 3)a= 
gegen fd^ien in SBoltaite'S btamatif(3^en @tfolgen eine ©toäung 
einttcten ju toollen. 3)a§ neue 5£tauetf|)iel 3Jlatiamne, auS bet 
©efd^id^te ^etobeS be§ (Stoßen, ba§ et jum Xl^cil au3 5£tümmetn 
bet gefd^eitetten Slttemite juf ammengefügt l^atte, toutbe bei bet 
3luffü]^tung im 50läta 1724 bcinal^e auägejifd^t. 3nbe§ mit ge= 
tool^ntet IRafd^l^eit begtiff bet gelcl^tige 2)i(i^tet, tootin et gegen 
ben ©efd^mad feines 5ßuBlicum8 öerfto^en ^atte, unb atbeitcte 
fein 6tüd( fo tÄftig um, ba§ eS fünf Söod^en nad^ bet öet« 
unglüdten etften Sluffül^tung toiebctl^olt toetben tonnte, nvb nun 
attgemeinen SSeifatt fatü). 

Untetbeffen toat baS Sal^t juöot Subtoig XV. münbig ge« 
tootben, füt ben jebod^ nad^ bem balb batauf etfolgten Sob beS 
©etjogS öon DtleanS bet $etjog t)on SSoutbon als etftet 3Jliniilet 
bie Slegietung fül^tte. @8 toat ein fjunb füt SSoltaite, ba§ et 
in ben Säberii t)on S^tgeS, too et fid^ mit htm il^m befteunbeten 
^etjog t)on SKd^elieu aufl^ielt, bie 3Jlaitteffe beS 5ßtemietminiflet8, 
5ßabame be 5ßtie, lennen letnte ; e§ mit bief en 3)amen ju l^alten, 
blieb lebenSlänglid^ feine 5ßolitiI. Untet il^tet 5ßtotection tool^nte 
et im ©eptembet 1725 bet JBetmdl^lung beS jungen ffiönigS mit 
SRatia SeSctnSla bei, fa]§ feine 2)tamen t)ot htm $ofe mit 
löeifatt aufgefül^tt, toutbe bet neuen Königin öotgeftettt unb öon 
il^t, toie fd^on ftül^et t)om ßönig, mit einet Jßenfion au8 il^tet 
Saffette bebad^i ^ud^ il^ten SSatet, ben @£!bnig t)on $olen, 
letnte et bei biefet 93etanlaffung lennen, mit bem et in f:p&teten 



28 L 2)q3 Talent unb Me (BefeEfd^aft. 

Saluten in Sunet)tIIe in nod^ genauere SSejiel^ung treten foSte. 
^nxd) f oI(]^e $of gunfl glaubte fid^ SBoltatre , mit 31 g^^ren in 
bcr fjülle jeiner Äraft, gugleid^ auf ber Seiter, um bcn (Bit^fel 
feiner 2öünf(3^e ju erllimmen; aber eS toar aud^ l^iet bafftr 
gcforgt, bag bie S9äume ntd^t in ben ^immel tüud^fen. 

@§ galt um biefe Seit in granfreid^ , toie ettoaS f))ftter in 
2)eutf(]^Ianb, ben Aantft ^^^ Talents, beS Did^terS inSBefonbete, 
um feine Stellung in ber ®efettf(]^aft. 2)aBci flnb jtoei Seiten 
JU unter^d^eiben : bie ber materiellen ßsiften} unb hie ber mora* 
Iif(3^en ©eltung, nvb eS ijl merltoürbig, ju Beobad^ten, toie t>er« 
fd^ieben ber ffiantpf Bei ben Beiben Slad^BaröölIem aufgenommen 
unb gefül^rt toorbcn ijl. SBenn toir afö bie Präger biefeS SianOf\ti, 
nid^t bie einjigen, t)erfte]§t fid^, aBer bie ]§ert)orragenbften, in 
fjranlteid^ SSoltaire unb 3[ean 3acque§ JRouffeau flnben, fo 
bürfen toir für Deutfd^lanb als fold^e erft ßlopftod, bann (Soetl^e 
unb ©dritter Bejeid^nen. 

SQßaS bie ölonomifd^e Seite Betrifft, fo toar im Vorigen 
Sal^rl^unbert am toenigften in 2)eutfd^lanb fc^on bie 3^it fle* 
lommen, too ber Did^ter fid^ auf ben @rtrag feiner SlrBeiten 
als eine l^inl&nglid^ Breite unb fidlere @runblage {teUen tonnte: 
ßlo:t)ftod( lonnte bie ©nabengel^alte beS ßönigS t)on 2)&nemarl 
unb beS ?DlarIgrafen tjon Söaben, ©oetl^e feine SBeimarifd^e 
?DltntfterBefolbung, ©dritter, nad^ bem ©efd^enl beS §erjog8 r>on 
SluguflenBurg unb bc§ (Srafen ©d^immelmann, bie 5ßenfion beS 
^etjogS Sari ^uguft nid^t entBel^ren. Unb aud^ fo Beburften 
biefe 50lSnner all il^rer ßinfad^l^eit unb (Senügf amicit , um mit 
bem aud& nad^ §tnjured^nung beS (SrtrageS il^rer Sd^riften immer 
nod^ fd^malen ßinlommen anftänbig auSjureid^en. 2luf fold^e 
©enügfamleit nun toar SSoltaire burd^auS nid^t eingerid^tei 
er l^ielt baS ®enie beS gleid^en ?Dla§eS nid^t BloS t)on Sld^tung, 
fonbem aud^ tjon ®enu§ toertl^, toie bie ®eBurt, unb fud^te 
ettoaS barin, fid^ aud^ in SSejug auf bit 50littel beS ©enuffeS hm 
©rofeen unb SSomel^men gleid^juflellen. SlBer biefe 50littel fld^ ju 
t)erfd^affen, reid^te aud^ il^m als äBerljeug fein ®enie nid^t auS; 
feine Sd^riften aEein l^&tten il^n nie ju htm reid^en ^anne 
gemad^t, ber er toerben toottte; baju Beburfte er neBcn ben Keinen 
©nabengel^alten nod^ ginanjfl)eculationen, unb ju biefen lonntc 
er ol^ne bie protection m&d^tiger @i)nner nid^t gelangen. 2)aS 



(jaB bereits feinen Setl^ältniffen ju biefen SDlSd&ttgen einen gana 
anbeten ßl^ataltet, afö toit onf beutfd^et ©cite flnben. Slbct 
ou(^ hie gtö^cte aSctttanltti^Iett mit biefen bet SWel^igal^I nad^ 
IcineStoegS toütbigen fetten jog ben ftanjöfifd^en 2)id^tet l^etaB, 
{tatt {]§n 3U lieben. SSoltaite tonnte ftd^ einem Satbinal DuBoiS, 
einem ©etjog t)on SKtä^elteu obet 6uII^ nid^t mit bet flttlid^en 
aOßütbe gegenübetftcttcn , toie Äloipftod bem ®tafen JBetnftotff, 
toie ©octl^e nnb ©(ä^ittet bem ^etjog t)on SDßeimat. SDßeil il^m 
foI(§e ßnttoütbigung jutoibct toat, gebadete Slouffean fid^ mit 
bet Sld^tnng jn bepügcn nnb fid^ auf ein 50linbcfle8 t)on ®enu6 
unb ©enufemittcin ju befd^tänlen ; et fteEte fld^ bet nod^ ©lanj 
nnb SQBol^lIcben jagenben ©efellfd^oft mit bem ©tolje bet ]pxb* 
beficn ©ettflgcnügf amicit entgegen. Dott 9ltifli:pt), l^iet S)iogene§ ; 
jtoifd^en beiben Sleufietften fu(3^ten «nfetc bcutfd^en Did^tet butd^ 
genügfame SDßütbe auf bet einen, onftänbige gügfamleit auf bet 
anbeten 6eite einen Befd^eibencn 3Jlittcltocg ju finben. S3ot 14 
Saluten ift in JßatiS eine ©d^tift übet „bie SlloIIe bet 6tod(« 
f daläge in bet Sitetatgejd^id^te" etfc^ienen; aud^ in bet bcutfd^en 
l^aben fle il^te Slotte gefl)ielt, bod^ niel^t nut auf bet ©eite, too 
bie ßitetotut an bie 5ßubliciftil gtenjt; in bem l^eiligen 5Raum 
unfetet eigentlid^ claffifd^en Sitetatur flnbet fid^ ju ©ccnen, toie 
toit fle tl^eilS fd^on etj&^It l^aben, tl^eilS ju etj&l^len im S9e« 
griffe finb, fein ©eilenftüdC. 

(SineS Slbcnbä im 2)ecembet 1725 ttaf im Cl)etn]§aufe bet 
6]^et)aliet be ^o^an^^^dbot , bet ©t)tofye eineS l^ol^en §aufe§ 
unb gclbmatfd^att ol^ne im fjelbe getoefen ju fein, mit SBoltaite 
jufammen. (Sine IRebe tjon bicfem mod^te il^m mifef^ttcn l^aben, 
genug, et ftagte l^öl^nifd^: §ett JBoltaite, §ett Sltouet, toie 
l^ei^en ©ie? JBoUaite anttoottete füt biefemal nod^ gemäßigt, 
unb bie ©ad^e lom nid^t toeitet. 3toei 5£oge batauf begegnen 
fid^ beibe toiebet in bet ffiomöbie, in ©egentoatt bet ©d^au« 
ft)ielerin Secout)teut; unb öielleid^t um öot biefet feinen SQßi^ 
leud^ten ju laffen, toiebetl^olte bet ßl^eöaliet feine gtoge. 3e^t 
lautete SSoItqitc'S 3lnttoott bal^in, ba§ et jtoat leinen gtofeen 
Flamen mit fld^ ^äjl^ppt, abet bem ßl^te ju mad^en toiffe, ben 
et füllte; tootauf bet ßfieöoliet feinen ©tod( aufhob y SSoltaite 
an feinen 3)egen griff, bie ©d^auf|)ielerin abet mit einet tool^I« 
angebtad^ten Dl^nmad^t bet ©cene ein @nbe mad^te. 9lad^ 



80 !• Sligl^anblmtd t>on Seiten bed Cl^etialietS be Sbl^on. 

etnigen Sagen ]a% bet S)t(]§tet, tüte fiftet, al8 ®aft beS ^ecjogS 
t)on ©ull^ beim 3)inet. ßrfd^etnt ein Sebienter, ^ctr t)on 
93o(taire ntöd^te l^inanSlomnten , eS ettoatte il^n iemonb am 
Sl^ote beS §otel8. Unten finbet et einen gfiacrc mit jtoci 
?Dlännetn, bie il^n erfud^en, anf ben ßntfc^enfd^lag ju treten, 
bann il^n am Äleibe padtn nnb einen §agel t)on ©torffd^I&gen 
auf feine ©d^nltem niebexfallen laffen; toäl&xcnb bet ßl^etjaliet, 
in einem jtoeiten SGßagen, toie et felBft fid^ nad^l^et tül^mte, 
„bie Sltbeitet commanbitte/' il^nen üBtigenS boä) entpfal^l, ben 
Siop^ nid^t jn tteffen. S)et ©efd^Iagene tannte in baS §oteI 
jutüd nnb fotbette ben §etaog anf, mit il^m jum Sommiffat 
jn gelten nnb bie 6ad^e ptotolollatifd^ anfnel^men jn laffen^ 
aBet bet ^etjog öettoeigette e§. DffenBat ttaf il^n bie S9e= 
fd^imt)fnng mit, ba ein ®aft öon feinet Safel toeggel^olt unb 
t)ot feinet Jßfotte mipanbelt tootben toat, nnb ein ®aft, mit 
bem et feit jel^n ^df)xtn anf bem fjuße bet fjtennbfd^aft tjetfel^tt, 
nnb bet il^m feine ©aftfteunbfd^aft but(3^ bie bid^tetifd^e SSetl^ett« 
lid^nng feines Sll^nl^ettn glänjenb öetgolten l^atte. 3lBet bie 
IRol^anS toaten ein mäd^tigeS, tneitöetjttietgteS 2lbel3gefd^Ied^t, 
nnb bet 2)id^tet bod^ nut ein SBütgetlid^et. 3)a§ ein fold^t, 
toenn et jn öotlant toetbe, eine betatttge 3üd^tigung l^injnnel^mett 
l^aBe, jeigte fld^ nod^ al8 allgemeine SBotfteUung. Det Jßtinj 
t)on 6onti, t)on bem nn§ nod^ loBpteifenbe SSctfe anf SBoUaite'ä 
etfte Stagöbie etl^alten finb, nttl^eilte, bie ©daläge feien fd^led^t 
gegeben, afiet tool^l eml)fangen; bet SBifd^of t)on S3Ioi8, ein Sin* 
gel^ötigct bet SSoltaite fo beftennbeten S^amilie ßanmattin, Iie§ 
bie 2len§etnng l^öten: toit to&ten übel batan, toenn bie 5ßoeten 
leine ©d^nltetn l^Stten. @in Xagbnd^fd^teibet bet S^tt betid^tet: 
„S)et atme ©efd^lagene jeigt ftd^ fo oft atö möglid^ bei ©of 
nnb in bet 6tabt, abet 9liemanb bebauett il^n, nnb bie et filt 
feine fjtennbe ]§ielt, l^aben il^m ben 9liidEen getoenbet." 3n8« 
befonbete tief et tjetgebenS 50labame be Jßtie nnb bntd^ fle ben 
^etjog t)on SSontbon an: toznn et fid^ nid^t felbft l^alf, toat 
il^m nid^t jn l^elfen. 

9liemanb toitb ettoatten, baß SSoltaite ein §elb getoefen fei. 
6elbft feine fjteunbe ttauten il^m tool^l motalifd^en, abet toenig 
^)]^^ftfd^en ^nif) jn. Dod^ teijbat toat et im l^öd^ften ®tabe, 
unb fo bütfen toit nid^t jtoeifeln, ba§ eS il^m mit bm ©djtitten, 



Ütetfe naäi (Sni^tanb. 31 

feine (S^tc.butti^ ein S)uett l^etjuftctten, jünäiä^ft ööttiget @mfi 
gctoejen ifl. 6t üBte ^ä) im g^iö^tcn. @x ging mit ©atbijlen 
unb Slaufbolben um. Die gamilie JRol^an touxbe befotgt, bie 
Jßolijei aufmetif am; man l^ielt il^n filt fällig, einen tollen ©treid^ 
ju mad^en. 2)a8 Sefte toat, man nal^m il^n feft. S)aS geftä^al^ 
bcnn oud^ auf Slnbtingen bet l^ol^en gamilie in bet 3laä)t beS 
17. t|)til 1726. Die SSajlitte lannte SSoItaite fd^on, unb toutbe 
ba aud^ jc^t mit attet möglid^en Slüdfid^t bel^anbelt, @x f|)eifle 
an bet Xafel beS ®ouöetneut§ unb butfte SSefud^e entpfangen. 
^an toottte il^n aud^ nid^t lange ba Bel^alten; fteilid^ aud^ im 
ßanbe nid^t. (St follte bis auf SQBetteteS einen 2lu8fCug übet bcn 
Sanal mad^en, tüoäu et felBft fid^ etboten l^atte. 3lu8 bem Sanbe 
bet gel^eimen SSetl^aftSbefel^Ie unb bet SöiEIüt öetlangte e§ il^n, 
in baS Sanb beS ®efe^e§ unb bet gtcil^eit ju fommen. 2lm 
2. 5Wai lief baS 2)ectet feinet fjteilaffung ein ; abet man toottte 
®ch)i§]§eit ^dbm, bafe et ben ftanjöfifd^en SBoben täumte. (St 
butfte t)Ott feinen Qlteunben in 5ßati§ Slbfd^ieb nel^men, abet bet 
ftetletmeiftet begleitete il^n bi§ ju feinet (ginfd^iffung in ßalaiS. 
* SDßaS SSoltaite l^etnad^ an Xl^ietiot öon einet Sleife fd^ticb, 
bic et, laum in ßnglanb angelommcn, im tiefften ©el^eimnife 
toiebet nad^ ^ati§ gemad^t, l^alte id^ füt eine ?Dl^pification. 
SBenn et boBei getatl^cn fanb, fld^ fo öetftedCt ju l^alten, ba§ 
felbft feine t>etttauteften fjteunbe t>on feinet Slntoefenl^eit nid^tä 
etful^ten, tonnte et unmögltd^ l^offcn, toaS bod^ bie Slbfid^t gc« 
toefen fein fott, feinen S^inb ju tteffen; bie IReife toäte ünt blofee 
ffiomöbie getoefen. 2)iefe ft)ielte et abet letd^tet butd^ SC^ietiot: 
ber follte in JßatiS au§fl)tengen, SSoltaite fei bagetoefen, b. 1^. et 
l^abe aut älettung feinet (Sl^te aUeS ^öglid^e unb felbft baS 
Unmbglid^e getl^an. 



n. 

Um bte matt bc§ mai 1726 lanbctc SSoltatxc in ©nglanb, 
unb oBtool^l et Bereits im jtoetuttbbtei^igften SebcnSial^te ftanb, 
fo finb e§ boä) bie nol^eju brei Salute fernes englifd^ett Slufenfc 
l^altS, bte ben Süttgltng erft tjottenbs jum SJlanne reiften. 3n 
getoiffem 6inne freilid^ l^at JBoItdre biefc Sieife nie erreid^t; 
fettft noä) im ©reifenalter üBerrafd^t er nn§ niiJ^t bloS bnrd^ 
ieibenftä^aftlid^eSluSbrüd^e, fonbem au(^ bur(ä^ l)offen]^afte 6l)rüngc, 
bie toir laum ber ^ugenb tjerjeil^en lönnen; flillen @mft, rul^ige 
SQBürbe ]§at er nie gelanni gür je^t aBer trat il^m bo(§ in* 
@nglanb eine neue Söelt entgegen, öon fo gcbiegenen Stoffen in 
fo großartigen SSerl^ältniffen aufgefül^rt, ba§ er fld^ il^r gegen» 
fiBer juf ammennel^nien , ba§ er alle feine ©eifteSlraft aufBieten 
mußte, um baS ©egeBene erft auf juf äffen unb bann ju öer« 
arBeiten. 

3n 6taat unb fiird^e, ©efeEfd^aft unb SBiffenfa^aft fanb er 
9llle8 anberS, SJieleS Beffer als bal^eim. SSefd^dmcnb unb bod^ 
toieber erl^eBenb toar für il^n, im frifd^en ©efül^lc ber fd^nbben 
^Dltßl^anblung, bie il^n auS ber ^eimatl^ getrieBen l^atte, baS l^ol^e 
Slnfel^en, beffen er in ©nglanb Bebeutenbe ©d^riftftetter genießen 
fa]§. 2)er toenige ^al^re öorl^cr tjerftorBene Slbbifon l^atte fid& 
t)om §erauSgeBer einer Seitfd^rift jum 5iJlinifter entporgefd^toungen ; 
ber ©atiriler 6toift, ber englifd^e IRaBelaiS, toie il^n JBoltairc 
nannte, toar, außer feiner fird^lid^en Stellung, aud^ als t)olitifd^et 
Jßarteimann l^od^ angejel^en ; unb 5ßo:pe, ber correctefte ber 3)id^tcx 
unb BeftBelol^nte ber §omer«UeBerfe^er, leBte in feinem Sanbl^auf e 
Stoidfenl^am mit feinen l^od^abeligen ©utSnad^Bam auf gleid^em 
guße. ©d^on ein SKenfd^enalter frill^er toar Sodfe, ber 5ß]§ilo- 
fo^)]§, ber, mit a5eläm|)fung ber ßel^re t)on angeBorenen 3been, 



Sioltaice in (Snaknb. 33 

alle ntcnfd^Itd^c @t!ctttttnt6 auf Su§ere unb ttrnctc Gtfdl^tung 
jmüdgcfül^rt l^atte, ncBen attetl^anb l^ol^cn ©toatSämtem, btc et 
Be!tctbctc, oud^ Ütl^cBct einer JBerfaffung füt bie JßxotJttij ßatolina 
in Sltnettla getootben. ®6en todl^renb SBoltatte'S Slufentl^alt in 
gnglanb aBet flatb 3ffaal 3lttoton, unb bie banibate Station 
Bereitete bem gntbedfer beS SQßeltgefe^eS ber (Sraöitation ein ®raB 
in ber SQßeftminfteraBtei. ©eine unb ßode'S ©d^riften Bilbeten 
benn aud^ einen |)aut)tgcgenftanb tjon SJoltaire'S ©tubium toäl^« 
renb biefer Seit, unb er ift t)on ba an ber eifrigfte SSerHlnbiger 
ber Sletoton'fd^en Slaturlel^re toie ber Sode'fd^en (SrlenntniBlel^re 
geBIieBen* / 

3m 8fa(]^e ber Xl^eologie toar, als SSoltaire mä) gnglanb 
!am, ber burd^ ßottinS angeregte ©treit üBer bie SDßeiffagungen 
bc8 Sitten Xeftamentä no(3^ in öollem ®ange, unb cBen toSl^rcnb 
jener Saläre erfd^ienen nac^ einanber be8 tounberlidöen SQBoolfton 
\cä)S glugfd^riften über bie SQBunber bc§ ßrlöferS, öon bencn, 
toie SSottaire crjfil^Ö , in lürjcfter Seit brei Sluflagen in ßnglanb 
Verlauft unb ganje Satten nad^ Sluierüa öerfanbt tourben. §atte 
©otttnä bie SSetoeiSiraft ber attteftamentlid^en SOBeiffagungen für 
bie SBal^rl^eit be8 ßl^riflcntl^untS geleugnet, fo fu(i^te Söoolfton 
ju Betocifen, bafe fSmmtlid^e SQBünbergefd^id^ten beS neuen Sefta« 
mentS, bie (grjäl^lungen t>on ber Sluferftel^ung Sefu mit einge« 
red^net, toeil fle, als toirllid^e ©efd^id^ten gefo§t, nur SQßiber« 
fprüd&e, Unmöglid^Ieiten unb Ungereimtl^eiten entl^ietten, notl)« 
toenbig attegorifd^ erllärt toerben müßten; b. % biefe @z\ä)xä)kn 
feien nie toirlHd^ fo öorgefatten, fonbem t>on ben ßöangeliften 
nur crjäl^tt, um geiftlid^e SQßal^rl^eiten bamit öorjuBilben. Sluf 
bem Selbe beS religiöfen SeBcnS toaren bie öerfd^icbenen ©ecten, 
bie in (Snglanb rul^ig neBen einanber Beflanben, ber tl^atf&d^lid^e 
38etoei8 für bie SBerlc^rtl^eit ber franjöfiftä^en SiegierungSmajime, 
neBen ber ©taatSrettgion leine anbere bulben ju tootten. 

SDßie fleißig SSoftoire bie ©d^riften ber englifd^en S)i(ä^ter, 
bie ^)]§iIofo^)]§ifd^en Sel^rgebidöte Jßo^e'S, bie fatitif(^»l)]^antaftif(]^ett 
6ra&]^lungen ©toift'S, aud^ bie englifd^en S)ramen jener 3eit ba« 
mal8 flubirte, erl^ettt barauS, baß et Pe f^)dter öerfd^iebentlid^ 
na(]^gea]§mt l^ai SlBer aud^ ben in ^ranlreid^ nod^ Beinal^e un« 
Befonnten @]§alef|)eare mad^te er jum ©egenftanbe f eincä ©tubiumS. 
3nbeß, toie et einerfeitS ju öiel offenen ©iim für 5ßoefle Befaß, 

XI. 3 



um f!d^ htm ®togen unb (Setoaltigen in bem engltfd^en 2)tatnä« 
tilct ganj ju öcxf d^Kcßen , fo toat et anbererfeitS ju f eft in bie 
nationalen @d^tanlen 'be§ ftanjbfijd^en 2)xamaS gekannt, um 
ftd^ ni(3^t jule^t bod^ t)on il^nt als einem ftembattigen äBefen 
aBgefto^cn ju fül^Ien. 

SDßie immer üBtigenS, fo toat aud§ ie|t SSoltaite'S Sl^fttig« 
lett ni(3^t auf Süd^et befd^tdnli @t fud^te bie Station lennen 
JU letnen, unb baS tonnte et nut in bct ®cfeEfd^aft ©afici 
lam eS il^m ju Statten, bafe ßotb SSolingBtof e , bet einft in 
Stan&ceid^, toie je^t SSoltaite in ©nglanb, als SJetBanntet geleBt 
f^atU, feit btei Salären toiebet in feinet §eimat]^ toat unb ben 
SSelannten öon la 6outce fotool^l in feinem §otel in Sonbon 
als auf feinem ßaubfi^e in 2)atole^ fteunblid^ aufnal^m. f8dU 
taite mad^te gleid^ettoeife mit Söl^igä unb Sotic8, mit 2)i(]^tetn 
unb Jßl^ilof ot)]^en , JßattamentStebnetn unb öuSIetn SSelonnt* 
fc^aft DaBei l^ielt et fxä) toie bal^eim aBtocd^felnb in bet $aut)t- 
jlabt unb auf bem Sanbe auf. 6ein SieblingSfi^ toat SBanbä« 
toottl^, bad ®ut eines tei(3^en unb gebilbeten flaufmannS, fSfalfenet 
mit Flamen, beffcn SScIanntfd^aft et gemad^t l^atte, unb bem et 
f|)ätet feine Qaixt toibmete. §iet l^iclt et fid^ inSBejonbetc Balb 
nad^ feinet Slnlunft in @nglanb fo lange auf. Bis et beS (gng= 
lifc^en öolllommen mäd^tig toat, baS et fottan mit ßetd^tigleit 
fotool^l \ptaä) als fd^tieB. 68 ijl eine ed^t SBoltaite'fd^e 6cene, 
toie il^n einmal auf bet 6tta§e baS SJolI als gtanjofen etfennt 
unb JU tjetpl^nen anfängt, toie et fid^ ba auf einen ßdfflein 
fc^toingt unb bie ßeute im Beften @nglifd6 mit ben SDßotten Be« 
fänftigt, bk i^m in getoiffem 6inne fogat 6tnft toaten: „SBtaöe 
@nglänbet, Bin id^ nid^t fd^on unglüdClid^ genug, bag i^ nid^t 
nutet eud^ geBoten Bin?" 

9leBen feinen englif d^en ©tubien t)etga§ jebod^ SSoltaite feine 
eigenen SltBeiten nid^t. SQßie il^m eBen bie SeoBad^tungen, bie 
et in bem ftemben ßanbe mad^te, ju einet fold^en bm ©toff 
gaBen, toetben toit ^p&Ut finben. ©ein tpx(ä)tS (Sebid^t üBet 
§eintid^ IV. l^atte et nod^ in gtanlteid^ mit einem jel^nten 
®efange t^etmel^tt; je^t gebadete et, fein SJatetlanb, too biefeS 
t)atetlänbifd^e ©cbid^t nut inSgel^eim l^atte gebtudCt unb öetlauft 
toetben lönnen, babutd^ ju Befd^dmen, ba§ et eS in bet gtembe 
öffentlid^ unb mit ©lang etfd^einen lie§. 6t etöffncte füt bie 



^enttobe, toie et baS ©ebid^t nun Betitelte, eine @uBfctt))tton, 
Bei her bte löniglid^e fjamilie t)on gnglanb ^äf on bte ©l)i|e 
flcttte, bie fämmtlid^e SIrifloItatte fid^ betl^ctltgte, unb bie frembe 
Äönigin nal^m bie Sueignung an, bie bal^eim, bei htm Stblömm« 
ling §etnri(^'8 IV., nid^t anjuBringen getoefen toot. S)od^ oud^ 
in bzm ©ebiiä^te felBfl l^atte ber ©td^tet, außer bet j(3^on et» 
tofil^nten SSetmcl^tung unb öielen einjelnen JBerBeffetungen, eine 
cingteifenbe Slenbetung t^otgenommen. Sieben SlcneaS §einttdö 
flanb in beut utft)xüngli(3^en ®ebt(3^te, tote eS in gtanfeciiäö ge« 
btudtt toat, als tteuet Sl(3^ateS, bet ©efd^ttä^te unb mel^t nod^ bet 
aSolÖfage gcmS§ , 6utt^ ; aBct beffcn SlBIömmling ftä&ten but(§ 
fein |)f[i(]^tt)etgeffene8 SSencl^nien gegen ben 3)i(ä^tet au(J5 füt feinen 
3l]§n]^ettn iö>tn W^^pmä) auf eine fol(3^e SSetl^ettlid^ung öettottit 
ju l^aBen. Sllfo toutbe btefet ou8 feinet ©tette getootfen unb 
ftatt feinet al§ SBetttautet be8 gelben — gefd^idt, benn et toat 
eS gleid^fattS — S)ul)lcffi§-5!Jloma^ eingcfe^t. CB bie gefd^i(3&t« 
lid^en unb dPctifd^cn ®rünbe, bie SSoltatte bafüt geltenb maä)t, 
auSteid^en, eine Slenbetung ju tcd^tfettigen, bte il^te SJetanlaffung 
bod^ nut in einet l)etfönKd^en ?DlipettigIeit l^atte, tnag bal^in« 
gefkttt BleiBcn; in beut Äantpfe be§ S)id^tet§ um feine gefettige 
©tettung toat eS iebenfattS ein gctoaltiget ©d^lag, ben baS @lenie 
beut l^od^miltl^igen ©eButtSabel t^etfe^te. 

S)od^ toä^^enb SSoUaite hit SlBttilnntgleit eines l^od^flel^enben 
Selannten fo fd^onungSloS Bcfttafte, üBte et gegen bie Untreue 
eines t>on i^m aBl^dngigen grcunbeS eine 5DliIbc, bie toir ntc^t 
uttBenterlt laffen bürfcn, S)ie neue engltfiä^e SluSgaBe bcr |)en= 
tiobe l^atte aud^ in gran!reid^ ©uBfcriBenten, b. 1^. Jßränunte^^ 
tauten, gefunben, unb mit bem (Sinjuge biefer ®clbcr toar Sl^ieriot 
Beauftragt. S)iefer greunb ton bcr Sd^reiBftuBe l^er toor ein 
5Dlann t)on atterici Talenten, angenel^m unb Bequem im Umgang, 
aBet aud§ Becpiem fftt fid^ felBft. SBieberl^oIt fud^te il^m SBoI« 
taire Slnftettungcn ju tcrfd^affen; aber er felBft tou§te immer 
toiebet bie SBetforgung ju l^intertreiBen , bie il^n jur Xl^ättgleit 
genötl^igt l^aBen toürbe, unb bie liebte er nid^t. ©ein Clement 
toat baS Ktetatifd^e ^atafltenleBen, toie eS im bamaligen ^atiS 
im ©d^toange toat, unb toie eS uns ©ibetot in feinem Steffen 
Äameau'S in fo unnad^ol^mlid^et SBeife gefd^ilbett ]§at. Sl^ietiot 
toat ein l^öl^etet Slameau'S 9leffe, ettoaS anftSnbiget, aBet aud^ 



36 n. SLnQefaiisene fttbeiiett 

lange m(]§t fo genioltfd^ tote biefet. ^üx SSottdre tüQt et oUer« 
brngS in mel^t als Stnem S9etta(i^te fel^t Bequem. (St toat fem 
SommtfflonSt, feine ZobttomptU, fein Qpxaäfxo^x, lutj, toa8 
man l^aBen tooEte. @alt eS, ein SBi^toort, ein neues ®ebt(]§i 
t)on S5oltaite unter bie £eute ju Bringen: Xl^ieriot l^atte ein 
faBeQafteS ®eb&d^tnig unb fagte eS in aUen ©efeUfd^aften l^er. 
©ottte ein ®erü(3^t in Umlauf gefegt toerben, toal^r ober falfd^, 
%ldä)t)xd: Sl^ieriot colportirte e3 in ber ganjen @tabt. 2)afür 
toar benn aud^ bie SSörfe beS fSfreunbeS für il^n ieberjeit offen. 
5hxr JU feinem ©affier l^ätte biefer il^n ni(§t machen fottcm ©enn 
Xl^ieriot ging in bk 5Dleffe, toenigftenS an Jßfingften* Unb fo 
tourben il^m in ber Xl^at toöl^renb ber 5ßfing^effe bie 80 ober 
100 ßouiSb'or 5ßränumeration§gelber für bie §cnriabe au8 bem 
©d^ranle l^crouS gcftol^len. SBoltaire tou^tc gar tool^l, tooran 
er toar; oBer er Begnügte fid^, bem ©ünber auf feine Slnjeige 
JU ertoibem: ,,S)iefer 3ufatt, mein fjreunb, lann ^l^nen ben 
SSefud^ ber 3Jleffe oerleiben; aBer mxä) barf er nid^t Oerl^inbern, 
6ie immer ju lieBen unb 3]§nen für 3f]^re SSemül^ungen ju 
banlen." 

SlcBen ber SSottcnbung feines eipifd^en ©cbid^teS unb ben 
Slufjeid^nungen üBer (gnglanb felBft fatten in SSoItaire'S englifd^en 
Slufentl^alt aud^ nod^ bie Slnfänge eines ©efd^id^tStoerfeS unb 
eines DramaS. 2)aS lottere : SSrutuS, ber ältere bicfeS SlamenS, 
toar il^m unter ben ßinbrütfen eineS freien ©taatSicBenS auf ber 
einen unb btm ©tubium Oon 6]^alefl)eare'S Julius ßfifar unb 
Slbbifon'S 6ato ouf ber anberen 6eite entftanben ; baS l^tftorif d^c 
2öer! ift bk @t]ä)iä)tt SarFS XII. t)on 6d^toeben. gS ift Bc= 
jeid^nenb für baS Jßoetifd^e in SJoltaire'S 9latur, ba% eS immer 
toieber leBenSOoHe münbKdfte @rjäl^Iungen öon merltoürbigen 
jperfonen toaren, bie il^n anregten, fie ju ©egenftänben podi]ä)tx 
ober l^iftorifd^er ©arflellungen ju maä)en] fo frül^er bie 2lnel= 
boten beS §erm Oon ßaumartin in 6t. Singe oon §einri(ä^ IV. 
unb Subtoig XIV., fo je^ baS, toaS ein getoiffer fJaBrice, ben 
er in @nglanb lennen lernte, unb ber mel^rerc Saläre in ber Sldl^e 
garl'S XII. toäl^renb feines Slufentl^altS in ber Sürlei getoefen 
toar, il^m Oon bem merltoürbigen ©d^toebenlöntg erjäl^lte. 2)er 
SÄann unb feine SlBenteuer toaren ganj geeignet, jur Darftellung 
JU reijen, unb fo tourbc feine ©efd^id^te, todl^renb bk SlrBeit üBer 



%ü(f!el^¥ nad^ Sf^anfreid^. — Sfitmna{))eculQtu)nen. 37 

Sttbtoig XIV. unb fein S^taltet t>on l&ngctem Sltl^cm toat, ber 
drjlKng ber l^tftottfiä^en ©d^tiften SBoItaitc'g. 

©0(§ lam fle in ßnglanb nid^t mel^t jum 9lBf(35Iu|, öon 
too f!(]§ nad^ Bemalte btcijäl^tiget ^toefenl^eit SJottatte bod^ enblid^ 
totcbet in bie ^cimat)^ jutütffel^ntc. 3fm ^Dlärj 1729 etl^ielt et 
bie (grioubntfe jut SHldlel^t, bod^ mit bet SBeifung, fld^ öotetft 
in @t. @etmain auf jul^alten ; ta)ot)on jebod^ nad^ einigen SBod^en 
abgcfel^en tourbe. SBäl^tenb feiner ßanbeSabtoefenl^cit toor feine 
©d^toefler, ^obamt 5Dlignot,. geftorben, ju feinem lebl^aften 
©d^merje; benn Je ferner il^m ber fanatifd^e SSruber ftanb, befto 
mel^r ]§atte er ber einjigen ©d^tocfter feine Steigung jugetocnbet, 
bie er, toie toir finben toerbcn, aud^ auf il^re l^intetlaffencn ftinber 
übertrug. 3)er 6rbfd^aftS^)toce6 mit bem SBruber fd^eint um 
biefe 8^t ju ßnbe getoefen ju fein, unb ba SSoltaire au§ @ng« 
lanb hm 6rtrag ber ©ubfcription auf bie §cnriabe mitbrad^te, 
fo fud^te er nun eine ® elegenl^eit , biefe Selber getoinnbrtngenb 
anjulegen. @rft toar e8 eine Sottetie, bie ber ©eneralcontroleur 
ber ginanjen eröffnete; in ber golge Slrmeclicf erungen , Äom« 
auflaufe unb ©eel^anbel, toobci er ftd^ Betl^eiligte , unb in ber 
Siegel mit ®lüd. lieber feine S)enlart in biefen S)ingen l^at er 
fid^ fl)Ster in einer autobiograpl^ifd^en Slufjeid^nung offen auS« 
geft)rod§en. „9)lan fragt mid^/' fagt er l^ier, ,,burd^ toeld^e ffiunft 
id^ bal^in gelangt fei, toie ein ©cneralpäd^ter ju leben; e§ mag 
gut fein, e8 ju fagen, bamit mein a9eif^)iel 5tnbercn biene. ^i) 
l^abe fo t)iele 3Jlänner ber Sitcratur arm unb terad^tet gefeiten, 
baß id& feit Sangem befd^loffen l^atte, il^te ^d^l nid^t ju öer« 
meieren. 9)lan mu§ in ^xantxdä) Slmbog ober Jammer fein; 
id^ toar al§ SlmBo§ geboren. &n fd^maleä (Srbtl^eil toirb täglid^ 
ft^mSler, toeil SllleS mit ber 3^^ tl^eurer toirb, unb toeil oft 
aud^ bie ^Regierung SUcnten unb (Selber antaflet. Wart mufe auf« 
merif am fein auf aEe Ot)erationen , bie ün ftet§ t)erf d^ulbeteS 
unb fd^toanfenbeS Sftiniflerium in ben ©taatSfinanjen mad^t. 
68 ifl immer eine, au8 ber tin 5ßrit)atmann JBortl^cil jiel^en 
lann, ol^ne ^emanbem bafilr tjetbinblid^ ju toerben; unb nid^tS 
ifl fo angenel^m , als feinen SQBol^lftanb f elBft ju grünben. Der 
erfle ©d&ritt foflet einige SJlül^e, bie toeiteren finb leidet. 3Jlan 
mu6 in ber 3ugenb l^auSl^dlterifd^ fein, fo finbet fid^ im SUter 
ein gonbS , über ben man fld^ fettfl t)ertounbert. S)a8 ifl bie 



38 n. «efd^id^te ^trd XU 

3ett, too man beS S3etm5genS am meiften Bebarf , too ii^ mid^ 
beflcIBcn erfreue; unb nad^bem id^ bei Äöntgen gelebt, l^abc id^ 
midi jelBfl bal^eim jum ffiöntge gemad^t, tro| ungel^eutet SBer- 
lujle." 60 SSoItatre in t>iel ft)dterer 3^^. 

^ittlertoetle inbe§ tüar er aud^ befd^&fttgt, bte anS Snglanb 
mitgebrad^ten arbeiten ju t^oEenben unb an'S Std^t gu bringen. 
Die S^ragbbie S3rutuS tooEte ni(^t jtel^en; mit ber @efd^id§te 
ßarrs Xn. tjerurfad^te il^m bie ©d^tofid^e ber franjöflfd^en Slegie» 
rung unnötl^igen SBerbru^. Die Bereits ertl^eilte DrudEerlaubnife 
tourbe jurüdEgcjogen, toeil in bem JBud^e ber ®egner be§ ©d^toeben« 
ÖnigS, Slugujl, ber ßurtürfl öon ©ad^fen unb Äönig t>on Jßolcn, 
htm man SHldCfld^ten fd^ulbig ju jein glaubte, in ©d^atten gejlettt 
toar. aSoltaire mu§te bk ©efd^td^te garrs XII., toie einft hit 
$enrtobe, l^eimlid^ brutfen unb in 5ßari§ einfd^tüSrjen laffen. 
Slud^ bie^mal übrigens fd^abete baS SSerbot ber SBerbreitung unb 
htm ßrfolge beS SQßerleS nid^t. @S feffelte junSd^jl burd^ feine 
gorm. Die ßintocnbungen gegen mand^e ©tüdfe be§ Snl^altS 
lamen nad^. ^it geleierte ©efd^id^tfd^rcibung fd^üttelte ben Siop^. 
ünfer ©d^loffer urt^eilt, »oltoire'S ©efd^id^te ßarFS XII. fei 
nid^t t)iel beffer dlS ein 9loman. Unb tro^ htm S^iifl^ifer baS 
ftd^ ber SJerfaffer ]p&Ux öon htm ßjclönig ©taniSlaS, bem ©d^ü^« 
iing feines gelben, auSfleEen Iie§, ba^ in bem SSud^e 2lEe8 toal^r 
unb in Drbnung fei, toirb jenem Urtl^eile fc^toerlid^ t)iel 
abjubingen fein. ©d^iEer' belannte fid^ öon bem ßl^arleS XII. 
entjildtt, ber baS ^ntereffe einer IRobinfonabe mit bem ^)]§iIo« 
fo^)]^ifd^en ®eifte unb ber Iräftigen ©d^reibart bcS Siöcle de Louis 
XIV. tjerbinbe. fJreiKd^, toenn er in SSoItaire'S 6arl eine er» 
ftaunlid^c Slel^nlid^feit mit bem Sllejanber beS ßurtiuS finbet, 
fo ift baS zhm aud^ lein ftreng l^iflorifd^er Sllesonber. 2lm (5nbe 
fagt ©d^iEer bamit nid^t mel^r als ber franjöflfd^e Äritiler 
(SSiEemain), ber baS SDBerl ein ^Dleifterftüdt ber ©rjäl^lungSlunjl 
nennt. DaS aber toar eS gerabe, toaS man bamols broud^te. 
(Selel^rte, grünblid^e ©efd^id^tStoerle, el^rtoürbige gfolianten unb 
ßuartanten l^atte man genug; nur ©d^abe, ba§ Pe nid^t ju 
lefen toaren. Unb nid^t aEein ber ©efd^madC, aud^ baS Denlen 
{am bei biefer ipebantifd^en ®ef(^id^tfd^reibung ju furj: baS 
Urtl^cil über 5Wenfd^en unb Dinge tourbe unter htm JBaEaft beS 
©toffeS, unter ©enealogien unb Debuctionen erftidCt ^n bem 



Qpifttl an Utanie. 39 

fÖ&Hliitm t)on fßüUaixt toat nun untgelel^tt %fki S)at|tenung, 
SLUeS Uttl^eil; toogegen oXUxbinqß bte ^otfd^ung in ^Bfid^t auf 
(Stßnbltd^Icit — bic ßtcigniffe toatcn aniS) no(^ attju neu — 
3Rax[ä)tS 3u toünjd^en übrig lieg, ^it^nterl^in ; etnjltoeilen mod^te 
man ^on tl^nt eqfil^Ien letnen ; nttt ber S^t lauten f d^on Rubere 
nai$, bte tntt bet lebenbigen 2)ax{leIIung bte gtünblid^e ^otfd^ung 
bereinigten. 

Um aSoItaite'S SSetbienft öoÄftdnbtg ju toütbigen, barf man 
nii^t außer Sld^t laffen, toie \^m, einige Sl^eatererfolge abgcred^» 
tict, in feiitem SBaterlanbe jeber @(^ritt jd^toer gemad^t toorben 
ifL Unb {einegtoeg§ nur fold^e ©d^ritte, bte aud^ toir al3 %nS' 
fd^reitungen beirad^ten; .fonbern aud§ baS @ute unb Söblid^e 
gebie]§. il^m, in gfolge be§ SBlöb« unb Äned^tSfinnS, toomit ex eS 
ju tl^un ]§atte, jum S5erbru§. ©Ben ein ^al^r nad^ feiner SRüdt« 
Icl^r au8 @nglanb toar feine gfreunbin Slbrienne Secoutjreur, 
nad^bem fte noä) toenige S^age juDor als ^olafte in feinem Debipe 
aufgetreten toar, :t)li)^lid^ geftorben, unb er l^atte baS (Sntpörenbe 
erleben muffen, ba§ ber im Seben allgefeierten @d^auf|)ielerin 
boS S^egräbntg an getoeil^ter @t&tte t)erfagt unb fie ol^ne @ang 
unb Älang auf freiem gelbe öerfd^arrt tourbe. S)iefe fd^ein=' 
l^eilige S9arbarei jild^tigte SSoltaire, toie fie e§ t^erbiente, in einem 
berebten ®ebid^te, ha^, al3 eS befannt tourbe, t)iel böfeS S3lut 
mad^te. (Smftlid^er tourbe bie @ad^e, aU er im ^a^xt 1732 
ba8, toie toir un§ erinnern, fd^on öiel frül^er öerfafete ©ebic^t 
an 3ulie, b. )§. an grau ton 9ht:t)elmonbe, unter htm Xitel: 
(Spifid an Uranie, brudfen ließ. (£§ entl^ielt fein religiöfeS 
©laubenSbefenntniß, unb toir lommenbaraufjurüd; bie SQBirlung, 
bejonberS auf bie geiftlid^en Äreife, toar fo, baß auf Slnftel^en 
beg @r}bifd^of3 t)on $ariS ber 2)id^ter gerid^tlid^ t)ernommen 
tourbe. @r mad^te eS toie frül^er unb f:t)äter fo oft, er t)erleug» 
nete ba8 @ebid^t unb it^avCpUte, eS rül^re ton bem terftorbenen 
%bb^ Sl^aulieu, bem Slnalreon ber Ztmpzlqf^tU^äia^t , l^er, btn 
er es l^abe toriefen l^ören. ^an glaubte il^m nid^t, bod^ ließ 
man fld^ bie ^uSrebe gefallen. Um nun aber au(^ noä) Die^« 
ienigen ju ärgern, bie fid^ an ben jtoei genannten ©ebid^ten nid^t 
geftoßen l^atten, ließ ä^oltaire toenige Monate nad^ ber @))iftel 
an Uranie feinen @efd^mad(3tentpel erfd^einen, tin @d^riftfUld( 
aus $rofa unb 93erfen gemifd^t, toie unfer äBielanb aud^ unS 



40 II ^et &z\ö^mad%ttmptl. 

nod^ bergletd^en 2)td^iungen gegeben l^at. 31m ^ben einer 
SBanbetung nad^ bem %txtOfA beS ©efd^madS, bte bet ^xi^ttx 
untcmttntnt, toetben l^tct gefd^tnadttofe ?DlSccnaten unb ^)ebaitttfd^e 
jpi^ilologcn, Ktetatifiä^e Jßfufii^et unb StBellenfd^tetBex gejüd^ttgt 
2)id^tet unb SRufiler, 3JlaIct unb SSaumeifter ber n&d^fltjcrgangencii 
3eit U\pxoä)m, unb jclbft an ben gcfetettjien Slutoten freimtttl^g 
^anäftS auägeje^i Die SSefd^tcibung ber etnfad^en ©d^önl^eit 
beS 2;enH)efö tfl toirüid^ ]ä)bn, unb ber (ginfatt, ba§ im Snnerj^n 
biejeS §eiligt]§um8 bie Bc^en ©d^rif tftetter f elb jl il^re SQßerfe l^au^it* 
fäd^Iid^ aud^ burd^ ©treid^en öerBeffem, in ber %i)at finnreid^. SlBer 
e§ ging ein 6d^rei ber ©ntrüftung burd^ alle Äreife ber geBilbeten 
(SefeEfd^aft, toeil alle SBelt fid^ getroffen füllte; baS Heine SBerl, 
toorin jtoar, nad^ beS SBerfafferS 2lrt, :perjönlid^e ©eitenl^ieBe nid^t 
f eitlen, baS jtd^ aber im ©aujen einer löBlid^en Unparteilid^Ieit 
befleißigt, l^iefe ein abfd^eulid^eg Sibett; auf bem 3Jlarionetten« 
tl^eater erfd^ien ber ®efd^madE§tem^)eI al§ ein unfaubereä ®efS§; 
todl^renb bie Italiener in einer $arobie beS ©ebid^tS SBoUatre 
felBft als eingebilbeten Starren auf bie Sül^ne brad^ten. @o 
gingen biefe S)ingc, toenn aud^ nid^t ol^ne Unluft unb Slergcr 
für hm nur allju reijBaren S)id^ter, bod6 ol^ne ©d^aben für ifyx 
tjorüber; attein er l^atte bereits ba8 SQßerl im Sßulte, haS, tjer« 
bienftlid^er als atte bie jule^t genannten, il^m um fo emftlic^erc 
®efa]§r Bringen, il^n jur glud^t über bie ©renje nötl^igen fotttc. 
k)oä) el^c biefer ©türm jum 2lu8brud^e lam, erlebte fßoU 
taire nod^ auf htn SSrettem einen Sriumt)]^, ber un8 afö 2lnla§ 
bicnen foll, toaS über]§aul;)t über il^n als S)ramatiferju fagen 
ift, l^ier überfi(^tlid^ jufammenjuf äffen, ©eit feinem (Srftling, 
htm Oebipe, l^atte eigentlid^ leineS feiner ©tüdEe mel^r burd^»^ 
gefd^lagen. SSelanntlid^ toar baS bamalige gfranlrcid^ ungemein 
galant, unb in biefem 5ßun!te namentlid^ tl^at SBoltaire feinen 
SanbSleuten nid^t genug. SSefonberS aud^ an feinem legten ©tüde, 
bem aSrutuS, l^atten fie bie ©d^toäd^e ber Siebegintrigue getabelt. 
9lun fanb fld§ ber 2)id^ter einmal aufgelegt, il^nen l^ierin ben 
SQBitten ju tl^un, unb bic^tete in brei SQBod^en, toic er be]^au|)tete, 
bie Qaixt, bie fld^ ganj um Siebe unb @if erfüllt brel^te. @o 
toar benn aud^, als fte im Sluguft 1732 jur Sluffül^rung fam, 
nad^ einigem anfänglid^en SBiberfprud^ unb nad^ mand^erlei 35er« 
befferungen bon ©eiten beS bereittoilligen ©id^terä, ber ©rfolg 



Soltahe ttttb bte alten Zta^ßtx. 41 

entf drehen unb bauctnb. SWtt bcx 3öttc, lönncn tott jagen, 
etftteg fßoüam bte ^öl^e fetneS bxantattf^en S)td^tettul^tne8. 
9la]§e an btei^tg 3a^te ]§at et ft$ auf btefet ^öl^e gel^alten; 
eines feiner beflen Ztauetfpiele , baS an ^uer unb l^intet^enbet 
äSiiAmg ber 3^tte toenig nachgibt 2:ancreb, ift 28 ^al^te nad^ 
betfelBen, in SJoItaixc'S fünfunfei^öSjigfteni ^al^xe gebid^tet; aber 
nod^ im bteiunbad^tjigften Brachte ex eine neue S^xagöbie jux ^uf« 
fül^xmtg, bie fxeilid^ nux no$ einen ^d^tungSerfoIg l^aben !onnte, 
unb ifl unter Snttoüxfen eines toeitexen 6tütfS geftorben. S)ie 
btmnatifd^e 2>id^tlunft toax SSoItaixe'S SieblingSfad^ ; utftex ben 
tiiderlei Äxfinjen, bie er ftd^ ju erobern tougte, mad^te i^m leiner 
f triel greube, als ber Sorbeer, ben ein 2:i^eatererfoIg il^nt brad^te. 
3lud^ tooren biefe Srfolge bie Sd^toingen, bie il^n juerß empor» 
trugen unb il^m bie Stellung gaben, tooxin er ben toetteften 
Aretfen bemcrfbar toerben, auf bte toeiteftcn flreife toirlen tonnte. 
Slber ber 6d^tocrpunlt biefer SQBirffamfeit lag auf einem ganj 
anberen ^Ibe; ober toenn aud^ feine S)ramen babei in äSetrad^t 
lommm, fo ift eS bod^ nid^t burd^ baS, toaS fte als bramatifd^e 
Aunfttoede auSjeid^net, fonbern burd^ bie (Seftnnungen unb ®runb» 
f&|e, bie b<trin gelegentlid^ Vorgetragen toerben. 

3n ber @xuppt ber großen %xaqittx feiner Station ifl fßoh 
tcdxt belonntlid^ ber britte, gleid^fam ber ßuripibeS beS franjS» 
ftfd^en 2)reigefUmS, unb biefem in ber Sl^at nid^t nur barin 
dl^nltd^, baß er feine S)ramen mel^r als feine SSorgänger ju ®e» 
faßen feiner <)]^ilofopl^ifd^=religi5S=politifd^en S)enf art mad^t, fon= 
bent oud^ barin, baß er biefe SSorgänger, Don benen er Slarine 
in mand^er Säejiel^ung f&r unübertreffHd^ l^ielt in anberen ^untten 
JU fiberbieten fud^t. ^d^ Corneille unb 9tarine l^atten bie ^Iten 
JU SSotbilbem gehabt; aber SBoltaire brad^te jum Stubium ber 
Sitten tl^eilS ein anbereS !RatureIl mit, tl^eilS fam ju biefer @in» 
toirlung bei i^vx bie ber gngldnber, inSbefonbere ©l^afefpeare'S, 
l^inju. S3on ben @ried^en l^atte er ftd^ t)or ^Ilem baS gemerft, 
baß in il^rer £ragöbie baS SJlotit) ber Siebe bei toeitem nid^t 
bte l^errfd^enbe Slolle fpielte, toie in ber franjöftfd^en. (Sx erH&xte 
fid^ bieß jum Sbeil jtoar auS Dotilbergel^enben S^tnmftanben : 
baß bte gfroiten hd ben ®ried§en jurüdEgejogener lebten, bie 
toetblid^en Stollen anf il^rem Sweater burd^ 9Jl&nner Dorgefiellt 
bmrben. Slber unter ollen Qmft&nben erfd^ien eS il^m unpaffenb. 



42 n. Soltaite'd bcamatifdle ^omptant. 

toenn 3. f8. SotnetUe in feinem Debi^re eine SieBeSneigung beS 
%^t]tn» an S)itce, einer Xod^ter bcr Sofafte auä crjlcr (Sf)t, jin 
^atOft]aä)t qtmaä)t l^atte; toenn t)oIlenb§ in bet @Ie!tra tum 
ßxebillon biefe JHad^el^elbin in einen ©ol^n, Dteft in eine £od^tet 
Slegip'ä öexHcBt tjorgcftettt toat. pt ba8 Ungcl^örige foW^er 
2ieBe§e|)ifoben l^atte SSoItaite ein gefunbeS nnb flatleS (Sefö^t 
baS nnr Don 5S[nfang fid^ enttoeber nod^ nid^t xed^t Ilax, obier 
nid^t tä^n genug toax,. um gegen ben l^enfd^enben @t]ä)maä fU^ 
buxd^jufe^en. S)ie §au^)t))exfoncn tixitt Sxagöbie, ftufeext et in 
bet um 1719 gefd^xiefienen Einleitung ju feinem Debi^je, muffen 
notl^toenbig „Jßafftonen" l^aBen; toel^e infiptbe Slotte toihcbe 
3foIafte f))ielen, toenn fie nid^t toenigftenS bie ©xinnexung an eine 
toixllid^e ßie6e§neigung ^tte! So toixb benn eine fxül^exe Steigung 
bexjelben ju jpi^iloftet fingixt unb biefex in bie bxei exflen 3ktc 
beS ©tüdCS in einex nid^t minbex läd^exlid^en Slxt, afö Don Sox» 
neitte bex öexliebte 2;i^efeu§, l^exeingejogen. ©pätex l^at SSoltattc 
bie§ felbft eingefcl^en, unb in bex SSoxxebe ju feinem €xeft, tiom 
3}a]^xe 1750, aU fein ©txrten auSgefpxod^en , fo öiel in feinen 
Äxäften ftel^e, ba8 fxanjöfifd^e 2;^eatex au§ bex SOßeid^lid^feit nnb 
Siexexei em^joxjul^eBen , tooxein c8 buxd^ bit ungeBül^xlid^e §exx* 
fi^aft bex (Salantexie aud^ in bex S^xagöbie öexfunfen fei. S)ie 
Siebe, fagt ex in bex Sueignung f einex 3Jlexope, mu§ enttoebex 
bie Seele eineS @tüd(8 obex ganj baxauS t)exbannt fein. Sie 
mu§ bex notl^toenbige ßnoten be§ StüdES, nid^t bloS ein Südfen» 
bix§ex, unb fie mug eine toixllid^e txagifd^e ßcibenfd^aft, b. 1^. 
eine fold^e fein, bie enttoebex jum UnglüdE unb SJexbxei^en fül^xt, 
obex buxd^ Xugenb übextounben toixb. S)emgemä§ l^at SSoItaixc 
aus mel^xexen f einex f))Stexen Xxagöbten, tote Oxeft, ^txopt, in 
getoiffem Sinne aud^ au8 bem gexetteten 9iom, bie Siebe gdnjlid^, 
au8 6fifax'8 Xob fogax jebe toeiblid^e Siolle au8gefd§Ioffen. 

3fn biefen Slnfd^auungen touxbe SSoItaixe, aufeex feinex xid^= 
tigexen Sluffaffung bex antifen S^xagöbte, aud^ buxd^ Sl^afef^jeaxe'S 
SSoxgang beftSxIt, bex, toie übex]^am)t bie JBcfanntfd^aft ntit bem 
englifd^en Sl^eatex toSl^xenb feines Slufentl^altS in Sonbon, bon 
fo nad^l^dltigex 2DßixIung auf il^n getoefen ifl. „3Rit toeld^em 
aSexgnügen," fagt ex in bex Sufd^xift feines 5Bxutu8 an Sotb 
SSolingbxoIe, „l^abe id^ in Sonbon 3^xe Xxagöbie SfuHuS gSfat 
gefeiten, bie feit 150 Sal^xen baä gntaüdten ^l^xet Station i|l! 



iSS fdnt mir toal^tl^afttg td^i ein, bie batBarif^en nntegelmSgig« 
leitett gut ju l^etgen, beten fie t)oII ift; exftaunen mu^ man nnt, 
baft il^ nid^t mcl^xetc finb in einem SQBexfc, baS in einem Sfal^t« 
l^iuibett bet Qntoiffenl^eit t)on einem SJlanne t)etfagt ift, bet nid^t 
etttmol Satein Detflanb nnb {einen Seiltet l^atte al3 fein @enie. 
Vbet muten nntet fo bielen gxoben ^l^Iexn, toie toat iä) l^in« 
gaffen t)OP bem ^nblid beS S3xntn8, bex, ben t)on @&fat'S äSIut 
grf<Ü6ten 2)oId^ in bet ^anb, baS xömifd^e SSoI! t)exfammelt nnb 
t>im bet Stebnei^ill^ne l^exab anxebet : 9tömer; SJhtbilxgeX; g^xennbe 
vu f. f. 3laif biejet ©cene lammt 3lntoniu8 nnb bxingt huxä) 
eine binftbaUe Stebe biefe ftaljen ®eiflet toiebex jux S3eftnnnng; 
bamt, als et fie bef&nftigt fielet, jeigt ex il^nen ben Seid^nam 
G&for'S, nnb mit ben leibenfd^aftlid^ften 9tebe6ilbexn ftad^elt ex 
fie jut (Snt0öxung nnb jnt Siad^e auf. Sd^toetlid^ tpüxben bie 
gfranjofen ^d^ gefaEen laffen, bag man auf il^xem ^l^eatet einen 
S^ot tion tömifd^en $anbtoex!exn anftxeten lie^e, ba^ bet blutige 
Seid^nom @&fat'3 bot bem fBoll auSgefteUt nnb biefeS t)on bet 
%ebnetbfl]^ne l^etab jum Sluftul^t etmal^nt toütbe — baS ift bie 
®eta)o]^n]§eit, bie jtönigin bet SBelt/' 

9lad^ f old^en (SinbtfidCen in bie ^eimatl^ jutüdCgefel^tt, mu^te 
SBoltaite jun&d^ft bie @d^tan!en fd^metjüd^ fül^Ien, benen et ben 
btamatif^en 2)id^tet jenfeitS beS @anals entl^oben, bieffettS untet^ 
tootfen fa^. 2K8 fd^atffld^ttgex Stop^ iebod^ meinte ex balb untex 
biefen SSefd^tfinfungen biejenigen, bie in bet Statut bet 6ad^e, 
t>on benjenigen, bie in blöket ©etool^nl^eit unb @inbilbung lagen, 
jtt untetfd^eiben. 3^ ben leiteten ted^nete et t)ot ^Qem bie 
übetgtoge 2)elicateffe beS fxanjöftfd^en ^blicumS, toeld^e ben 
SHd^ter nötl^igte, ^and^eS leintet bet @cene Dotgel^en unb auf 
btefer nnt etg&l^len ju laffen, toaS, jum Qtoedt bet DoEen SBixIung, 
notl^toenbig Dot ben ^ugen beS ^u\ä)amxS botgel^en mugte. Unb 
batin fonb et ben ftanjöfijd^en (Sefd^madC nod^ übetbieg ^öd^ft* 
inconfequent. 2)ie @cene foQ nid^t mit S3lut beftedEt toetben; 
folglid^ batf bet ^elb auf bet @cene feinen anbeten tobten; tool^l 
ober l^etldmmlid^ ftd^ felbft; als ob baS nid^t aud^ bie @cene 
mit S9Iut beftedCen l^ie^e. ^n biefet falfd^en S)elicate{fe gel^ötte 
es aud^, ba§ im ftangöflfd^en £tauetf))iel leine ^etfonen unb 
9lamen aus bet neueten @efd^id^te Dotlommen butften. @in 
Siqet QuS bet @efd§id§te t)on 93enebig l^atte ein ftonjöfifd^et 



44 S)ie ^atifet ȟl^ 

2)td^tet bet 3^tt, um ntd^t gegen ben ®tbxmä) ju bet^gen, in 
eine alt«römifd^e SSetfd^toötungSgefd^id^te t)ettoanbeln muffen. 
dagegen ^at äJoItaixe, tote er in bex (Sinleitung jut S^xxt fagt^ 
bei bcn ßngldnbem bie Äül^nlöcit gelernt, bie Flamen ber eigenen 
Könige unb ber alten g^amilien beS Aönigreid^S auf baS Sinter 
}u Bringen, unb toax ber 3Jleinung, auf biefem SQBcgc ließe fMJ 
in granlreid^ eine ganj neue 2lrt Don Xragöbie fd^affen, bie 
man ba fel^r gut Braud^cn !önnte- So l^at er benn, e6en in bet 
Saire, in ber Slbelaibe bu (SueSclin , im Sancreb , franjöfif d|e 
Flamen unb ©efd^id^ten, oBtool^l nur fel^r entlegene unb jiemtid^ 
fd^üd^tem, ju Berftl^rcn gctoagt; ftd^ in ben Dollen ©trom ber 
baterlänbifd^en (Sef d^id^tc ju to erf en, toie Sl^afefpeare in ben bet 
englifd^en, baju toar in ?Jran!rcid& bie S^xt noä) ntd^t gelommcm 
3lud^ nad^ anberer 6eite fud^te SBoltaire baS Stoffgebiet 
bc8 franjöflfd^en 2;rauerf))iete ju erweitern. S)ie SSretter, Äußert 
er in ber Einleitung ju einem feiner fpäteren Xrauerf^jiele , ben 
®uebem, l^aben nun lange genug toiebergcl^ottt Don ben 3D6ett« 
tcuem, bie fid^ nur unter fürfllid^en Jßerfonen ereignen fönnen 
unb für bie übrigen 9Jlenfd^en Don toenig Stufen feien: er 
glaube mel^r ju toirlen, toenn er jperfonen auffül^re, bie ber 
SRatur nSl^er ftel^en, unb i^abt bal^er in biefem Stüdfe (baS frei« 
Itd^ aud^ unaufgefül^rt blieb) einen ©ärtner, tin ßanbmäbd^en, jtoei 
Subaltcrnofficiere unb gar einen gemeinen Solbaten riSKrt. 
S)a}u !am bie geograpl^ifd^e @rtoeiterung beS Sd^aut)la|eS, 
inbem er feine 3)ramen in alten Säubern unb Söelttl^eilen , Don 
(Sl^ina bis 5ßeru, Don ßnglanb bis jur SBerberei, f^jielen ließ. 
Slber aud^ in Setreff bc§ brettemen Sd^auplo^eS für bie Sluf« 
fül^rung fanb SJoItaire baS franjöfifd^e S)rama ungebül^rlid^ 
beengt. S)aS 5ßarifer Sd^auf^)icl]^au8 toar ein alteS Salll^auS 
mit einer engen, fd^led^t becorirten Sül^ne an bem einen 6nbe, 
unb biefe Sül^ne tourbe burd^ bie l^ergebrad^te Unfitte, baß eine 
Slnjal^l beborjugter Sufd^auer auf ber Sül^nc tl^eilä auf Säulen 
faß, tl^eife aud^ ftanb unb bie Spiclenben bebrängte, nod^ enger 
gemad^i £)aburd^ tourbe jebe Säufd^ung aufgel^oben, iebe be« 
toegtere §anblung fo Diel toie unmöglid^. „ 2öie lönnte man 
toagen," fragt SSoltaire, „ben Sd^atten beS jPompeiuS ober ben 
®eift beS SrutuS erfd^einen ju laffcn inmitten fo bieler jungen 
Seute, bie Don ben emfll^afteflen Dingen nur Slnlaß nel^men. 



Sd^iltet ü6et ben äUesanbtittet. 45 

cm bon-mot ju fagcn?" 2)a btefcr 5Mt§btau(§ gattj Bcfonbcrä 
aud^ bcr SBtxhmg bcx ©ctfteretfd^ctnung in feinet ©emixamtS, 
Wc im Sö^te 1748 juetft aufgefü^xt toutbe, im 2Dßege ftanb, fo 
tottgte et eS butii^ fein anbringen unb feinen @inf(ug bal^in ju 
bringen, bag bie 3^f<$<^it^^ aUm&l^lid^ t)on bet SSül^ne entfetnt, 
unb babuxd^ füt fteiete S3etoegung, nad^ Umpnben anä) füt 
bie ^tfaltung bon f^omp unb $tad^t auf bet SSül^ne, ^aum 
gefd^afft toutbe. 

äJon biefen ungeBü]^x[i($en obex bod^ unnötl^igen, nux auf 
@eta)o]^n]^eit unb SSoxuxtl^etl Bexul^enben 6d^xanlen nun abet, 
Don benen et ba8 ftanjöfifd^e SEl^eatet im §inblidt auf bie gtie« 
d&ifd^en unb englifd^en SJotBiIbet ju Bcfxeien flxebte, untexf^ieb 
SSoltaite eine anbexe ßlaffc öon SScf d^xänfungcn , bie il^m tl^eilS 
im SDßefen be8 S)tama'8, tl^etlS in bex 9latux bet fxanjöfifd^en 
Spxad^e Begxünbet gu fein fd^ienen. 2)ie @ngl&nbex l^atten als 
btamatif d^en SSetS ben teimlofen 3famBu8 ; abet ein fold^et toäte, 
nad^ SSottoite'ä Uttl^eil, im ^anaöfifd^en, öctmöge be§ 3Jlangel8 
an Sängen unb Äütjen in biefet Spxaä)% t)on bex Jßxofa nid^t 
mol^l JU untexfd^eiben. 2>xamen in $xofa aUx, nad^bem einmal 
bie clafflfd^en 5Dluftexftüdfc eines (Soxneitte unb IRacine in Ifteimen 
abgefaßt flnb, tofixen, nad^ feinem txeffenben ©leid^nife, faxbiofe 
Seid^nungen, bie einex inmitten öon IRubenS' unb SPauI SSexonefe'S 
auSfletten toottte. Untex bem Sfteimtjexjc füx bie Slxagöbte öcx« 
fielet SSoItaite fo ol^ne 2Dßcitete8 ben Sllejanbtinex, ba§ bie SSIanf* 
berfe , *)oxin et einen Sl^eil Don S]§aIef))eaxe'S Julius ßäfax 
übexfe^t l^at, nid^tS 3lnbexeä als xeimfofe Stlejanbxinex flnb. 
SSßaS boS fax baS S)tama auf fid^ l^at, ift bei ©elegenl^eit Don 
©oetl^e'S Uebetfe^ung beS aSoItaite'fd^en 9Jla]^omet Don ©drillet 
fo auSgefptod^en tooxben, ba§ eS fid^ nid^t beffex fogen lägt. 
,,S)ie (Sigenfd^aft beS SllesanbxinexS/' fd^xctbt ex an (Soctl^e, „fid^ 
in jtoei gleid^e $&lften gu txennen, unb bie 9latux beS 9teimS, 
aus jtoci SKejanbxinexn ein 6ou))Ict ju mad^en, beflimmen nid^t 
bloS bie ganje Spxaä)t, fonbexn aud^ ben ganjen innexn @eift 
btefcx ©tüdfe. 3)ie (S^axaltexe, bie ®e[innungen, baS S3etxagen 
bet Jßexfonen, 3ltteS ftettt fid& babuxd^ untex bie Siegel beS ®egen= 
fa|eS, unb toie bie @eige beS ^ufüanten hie SSetoegungen bex 
X&nget leitet, fo aud^ bie jtoeifd^enllige 9latux beS ^lejanbxinexS 
bie S3eta)egungen beS @emiitt)S unb bie @eban!en. Det SSerftanb 



46 IL 8tt{H))ie(t)eK8tna|e. 

toitb uttuntetBroi^en aufgefotbert, unb icbe8 ©efül^I, ieber ®e« 
ban!e in biefe ^otm tote in baS S3ette beS $xoftufteS gesto&ngL' 
@S jerfdUt alfo beim ^lepnbrinet etftli$ lebe einjelne fßnSipk, 
Detmöge bet €&fux in bet SJlitte, in jtoei ^&lften, unb jtoettent 
ftnb jebeSntal jtoei aufeinanbexfolgenbe ganje ^le^anbtinln:, t>ttß 
mbqt be8 genteinfanten 3bdmt9, untet ein S)o)):peliod^ fidegt 
S)ex leiteten Scengung l^at ftd^ SJoItaixe in feinem «Sancteb* 
buxd^ bie SBal^l gefxeujtex Steime ju entlebigen gefud^t, nid^t ol^ 
58cfoxgni§, inbem ex bie ®nföxmig!eit beS gefot)t)elten 9teimS 
Dexmieb, fid^ aQjufel^x bex $xofa ju näl^exn. ^ud^ ton fönnen 
bcn aScxjud^, Bei attem Sobe beS SScflxeBcnS, bod^ nid^t als ge* 
lungen exlennen. S)a3 fo feft gebunbene ^a% beS ^(e^anbxinetS 
Dexlangt aud^ bie cngfte Slcimfolge; bie fxci fid^ öexfd^Iingenben 
^le^anbxineneime beS £ancxeb mad^en ben @inbxudE einet 
fd^Iangenföxmig angelegten ^appdalLee. 3fm ßuft|>tel, toie in 
bem „öexfd^toenbexifd^en ©ol^n'', bcm „^cxxenxed^t", bex „Jßxüben", 
f^at SSoItdxe einigemale gexeimte fünffüßige Jamben angetoenbet, 
bie nun dbtx toiebex füx baS Sxauexfpiel ju leidet exfd^einen. 
2)aß e3 bem ®eniuS bex fxanjöfifd^en Spxa^e nid^t jux xed^ten 
3eit gelungen ifl, ein fo pfelid^eS SSexömag ju ft)xcngen, boft 
bex Sllcsanbxinex bie bxamatifd^e Unifoxm geblieben ifl, tooxein 
bex S)id^tex bie Sieben feinex Jßexfonen jtoängen mu§, toenn fle 
nid^t ^)xofaifd^ toilb laufen fotten, lann man ein fianjöfifd^eS 
3lationolunglüd nennen, unb toixb (gnglSnbex unb ©eutfd^e 
glüdElid^ pxe\\en, ba§ fie ftd^ in bem xeimlofcn fünffüßigen ^am^ 
bu§ ein bxamati[d^e8 'fßex^ma% gebilbet l^aben, baS mit bem 
6d^tounge be§ Sll^^tl^muS bit gfxcil^eit bex SSetoegung öexbtnbet 
SQßax biefcx Stoang beS 3leim8, ben bex fxanjöfifd^e ^xama* 
tüex fid^ auf julcgen l^at, in btm befonbcxen 25ßcfen feinex Spxai^t 
begxünbet, fo glaubte SSoltaixe Don einem anbexen befd^xänlenbcn 
®cfe^e ben (Sxunb in bem allgemeinen SQBefen beS S)xama'8 
felbft JU exfennen. @8 ftnb bieß bie be!annten bxei @inl^etten: 
bex ^anblung, bex ^txt unb beS DxteS, toeld^e bie fxattjöfijd^en 
Äunftxid^tex in bex SPoetif beS SlxiftoteleS ju finben meinten; 
toftl^xenb uns S)eutfd^e Sejfing bclel^xt l^at, ba§ bei- ben ©xied^cn 
tl^eoretifd^ toie ))xaftifd§ nux bie (Sinl^eit bex ^anblung als un« 
texbxüd^lid^eS (gxfoxbexni§ exfd^eine, bie beiben anbexen abex itut 
fo toeit in SSetxad^t lommen, als fle auS jenex folgen, ober 



2)ie btei (Sinl^eitett. 47 

fotoett bie flettoe ^ntoefenl^eit beS ßl^otS (bet Bei unS toegf&IIt) 
fie tiiüfiq ma^te. S)agegen Bleibt nun 93oItatte babet, bie 
äBQ]^(]^etnItd^Ieit Verlange, bie ^anblung eines 2)tanta'3 in bie 
Seit tiott btei Stunben, b. 1^. in bie S^itbauet feinet Sluffül^tung, 
unb in ben Umfang eines ^alafteS einjuf d^Iie^en , unb fpottet 
ftBct Q^af^ptaxe, bet feine SPetfonen Don einem Sd^iff auf l^ol^et 
6ce mit mm. ÜKalc 500 SWeilen toeit in'S ßanb l^inein, auä einet 
^fltte in einen jpalafl, Don Sutopa nad^ Slfien Detfe^e, unb am 
lieBften eine ^anblung obet mel^tete §anbtungen jugleid^ bat« 
fttUt, bie ein l^albeS Sfal^tl^unbett bauetn. Slllein to'enn aud^ 
©l^afcfpeatc l^ietin unftteitig ju toeit gel^t, toenn fein tafd^et 
©cenentoed^fel auf bet einen unb bie Bettfid^tlid^en Settflüfte 
jtoifd^en ben Sl^eilen mel^tetet feinet S)tamen auf bet anbeten 
Seite, ton bet Sd^toietigfeit füt bie 35atflettung nod^ abgefel^en, 
bet @tetigleit mitl^in bet ßtnl^eit bet ^anblung ju nal^e tteten : f o 
ift bod^ bagegen, ba% ). f8. in äBaUenfteinS £ob bie btei etften 
Stnfjfige in plfen, bie jtoei legten in (£get fpielen, obet bafe im 
Sgmont jtoifd^en bem Slnfang unb bem (£nbe beS ©tüdfS Se» 
tidftte Don ben SWebetlonben nad^ ©t)anien laufen unb ein §eet 
(m8 ©Spanien in bie Sliebetlanbe matfd^itt; ba§ f ettft innetl^alb bet 
einzelnen ^cte 3. S3. in Sidbalt unb Siebe bie @cene jtoifd^en ben 
^Ptunljimmetn be8 jpt&flbenten unb bet gaDotitin unb bet 6tube 
beS 9DlufiIu8 toed^felt — bagegen ift auS bem tool^Iöctftanbenen 
SQBefen bet btamatifd^en flunft fein begtünbetet @intoanb ju 
etl^eben. ^ ©egent^eil, nad^bem SSoItaite einmal bie einfädle 
btamatifd^e §anblung feinet beiben SSotgänget mit einet ju« 
fammengefe|teten Dettaufd^t l^atte, toetben butd^ bie jtünfte unb 
®etoaltfam!eiten , beten et fid^ bebienen mu§, um biefelbe in 
bie bttje ^At unb ben gleid^en 9taum toenigftenS fd^einbat ein« 
SUjto&ngen, jene ©efe^e Diel gef&l^tUd^et Detle^t. 

Steift ftd^ abet SJoltaite in biefem 5ßunlt auf ben ^aviüfU 
gmnbfal beä claffifd^cn Sfal^tl^unbettä bet ftanjöflf d^en S)tamatil, 
fo Kommt et aud^ in anbeten Jßunften, tootin et etft.SWene gemad^t 
l^otte, jtoifd^en @tied^en unb SStiten auf bet einen unb ben 
^ronjofen auf bet anbeten Seite SSotjüge unb SWftngel geted^t 
obto&gen ju toollen, unDetmetIt in baS f^al^ttoaffet nationalen 
Sotttttl^eilS sutfiil 3n bet etften 3^it nad^ feinet 9lüd({e]§t 
OttS (Snglonb l^ieg ti, bet ^let beS gtied§ifd^en toie beS eng« 



lifd^en £l^eQtex3 fei allaugto^e jHll^nl^eit getoe[en, bie baS ®t&|* 
Itd^c für ba§ gutd^tbaxc tial^m , bet geißlet bc8 franjöftf d^cn ju 
gxoge ^engftUd§Iett ; bie ®tied^en unb @ngl&nber l^oBen baS 
jtxagifd^e Siel oft übexf^)xungen, bie gxanjofen, au8 Sutd^t öor 
UeBextxeibung, e8 nid^t exxeic^t; bie SSül^nc fottc jtoax lern ©d^au« 
:t)Ia^ beS SBürgenS. unb @d^lad^tcnS fein, toie bei @]^a!efpeate 
unb feinen Slad^folgexn, abex ebenfotoenig baS S)xama eine Blofee 
,6ont)exfation, toie fo mand^e fxanjöfifd^e 6tüd(c; bei oEct Un« 
xegelmä§igfeit il^xeS JBaueS , aUex Unfd^idHid^feit il^xcr Bpxaätt, 
l^aben bie cnglifd^en S)xamcn bod^ einen Jßotjug, ba* öiele SDflängel 
jubedEe: fie l^aben §anblung. 3Jlit bex S^t iebod^ toixb SSoItottc 
immex entpfinblid^ex gegen bie g^el^Iex be§ englifd^en, immer ein- 
genommener für bie SSorjüge beS fxanjöfifd^en Z^takxS. 2)ic 
fd^ulgexed^te SJexbinbung ber ©cenen, ba§ bie SBül^ne nie leer 
toerbe, unb bergleid^en Slcufeexlid^feiten toerben il^m immer toid^« 
tiger. S)ie @Ieganj beS 2lu8brudCS, bie geiftrei^en ©cntcnjcn, 
toomit baS fraujöfifd^e 2)xama toie mit @belfteinen ober aud^ 
glittem fid^ ^)u^t, geben bemfelben in SSoItaire'S Urtl^cil einen 
SSorjug t)or iebem anbexen. S)ex fxanjöfif c^e , inSbefonbexe bcr 
Jßaxifer ©efd^madE, fo 9Jland^e8 er aud^ an bcmfetten au§jufe|ett 
l^at, ift il^m bod^ f^Iieglid^ ber normale, unb namcntlid^ bcm 
gried^ifc^en um fo öiel überlegen, al8 5ßaxi8 ber attifi^en ^aupt« 
ftobt an Sol^I ber (gintool^ner unb ber bramatifd^en Sluffül^rungcn. 
' 6S mag fein, ba§ ba§ franjöfifd^e SEl^eater t)on bem 9Jlotio ber 
Siebe einen ju pufigen (Sebraud^ gemad^t unb biefe Seibenfd^aft 
felbft nid^t feiten jur blofeen (Salanterie abgefd^toäd^t l^at: barum 
bleiben aber bod^ in ber bramatifd^en S)arftettung ber Siebe btc 
gfxanjofen bie erflen 30leifter atter Seiten. 3luf bem franjöfifd^cn 
Sll^eatcr erfd^eint bie Siebe mit einer 6d^idHi^Ieit, S^ttl^cit unb 
SlBal^rl^eit, bie man anberStoo nid^t finbet. „Unfere Siebenbcn/ 
fogt SSoltaire in ber 3^^tgnung feiner S^irc an ben S^reunb in 
@nglanb, ,,f))red^en als Siebenbe, bie ^l^rigen Ui je^t nux als 
SPoeten." Unb toäl^renb e8 frül^er fd^ien, al8 l^fttten aud^ in 
^bfid^t auf ba8 S)rama beibe Stationen fid^ ju ergfinaen, eine 
Don ber anberen ju lernen, ift fd^on mit ber 3^^^^^ ii^ 1732^ 
il^xem £)id^ter ber nationale S)ünlel fo toeit geftiegen, ba§ et 
gerabeju erflSrt : ,,S)ie Sngl&nber l^aben ftd^ ben Stegein unfereS 
Sl^eatexS ju untextoerf en , toie toir il^re $^ilofo:p]^ie annel^men 



SoUaite ttnb bie frana5f{{d^e 6]^a(ef))cate'ne(etfe^ung. 4d 

mftffen. SBir gratijofcn l^abcn cBenfo gute ©jpctimcnte mit bem 
tttenfd^Itd^en ^ei^en gemad^t, al9 fte mit bet Statut. 2)te jtunft 
iu benten fd^etnt ben @ngl&nbexn ju gel^öxen, bte 3U gefallen ben 
gftansofen/ 

tlnb gegen btefc glütfltd^c ©effiftjufriebenl^eit beS ftanjöjtfd&en 
S)tamattlet8 lam man immer toiebet mit Sl^afefpeate angejogen ; 
io in feinen alten Sagen mu§te et noä) bie (Srfd^cinung einet 
ftmijSfifd^en ©l^alefpeate^Ucbetfc^nng etlcben, beten Utl^eBct, ein 
gelotffet ßetontnent, neBen bem SStitcn bie ftanjöflfd^en Stagifet 
loum oiS S)td^tct gelten lajfen toottte. @t feI6f[ l^atte ben (Seift 
©^alef<)eate'8 jnetft in fjtanfteid^ l^ctaufbej'd^hjoten : je^t tou§te 
er tl^n nid^t mel^t loSjntoetben. ©l^afefpeate'S 3uIinS (Sdfat 
^ötte il^n ergriffen, jnt UeBetf e^nng , jut Jlad^Bilbung geteijt; 
We ©eijteterfd&einnng im ^amlet nannte er einen ber toirffamftcn 
Sl^eaterftreid^e , nnb bem SJlonoIog be8 ^amlet lonnte er feine 
SBetounberung nii^t öerfagen. „^ä) Bin getoi§ tocit entfernt,'' 
fogt er in ber Einleitung ju feiner ©emitamiS, „bie Sltogöbie 
^amlct in 3Ulem ju ted^tfertigen; fie ift ein gro6e§, Barbarifd^eä 
©tfidt, baS in gran!reid^ nnb Sftalien nid^t Don bem niebrigflen 
$5Bel gebulbet toerben toürbe. §amlet toirb öerrüdCt im jtoeiten 
^ct, unb feine ©eliefite im britten; ber 5ßrinj erftid^t il^ren 
JBater unter bem SJorwanb, eine Iftatte umjubringen, unb bie 
^elbin f^mngt in'8 SDßaffer. 3Ilan bereitet il^r ®rab auf bem 
£]^eater; bie £obtengr&ber mad^en @:päge in il^rer ^rt, inbem 
fle Xobtenfd|Sbel in ber $anb l^alten ; ber ^rinj antwortet auf 
il^e a6fd^eulid|en ^lumpl^eiten bur($ S^l^orl^eiten, bie nid^t toeniger 
toibertoftrtig flnb. Unterbejfen mad^t eine ber l^anbelnben 5ßer« 
fönen bie ©roBerung öon 5ßolen. ^amlet, feine 5Dlutter unb 
fein ©tiefDater trinlen jufammen auf bem Sl^eater; man fingt 
Bei ber Xafel, man janit fid^, fd^lägt ftd^ unb Bringt fid^ um. 
5Katt möd^te glauBen, biefeS SBerf fei bie ^ftud^t ber (SinBilbungS« 
fraft eines Betrunlenen SBilben. SlBer unter biefen groBen Un« 
tegelmäfeigleiten, bie baS englifd^e Sl^eater nod^ l^eute fo aB« 
gefd^madtt unb BarBarifd^ mad^en, finben fid^ im §amlet feltfamer 
aSeife erl^aBene, bc8 größten ®enie8 toürbige 3üge. g8 ift, al8 
l^fttte fld^ bie Statur barin gefallen, in bem flopfe biefeS S)i(^ter8 
baS Stftrifte unb @rö§te mit bem 9Hebrigften unb ^Bfd^euli(|ften 
jtt terBinben/' S)ag man nun in iJfranfreid^ felBft e8 toagte, 

XL 4 



50 jlL Gein (Snbutil^eit Übet ©l^fefpeate. 

ein fo ungelSutetteS Xalent, obex, tote ex ie^t un))etblilmt an 
b'SHemBett fd^rieB, einen fold^en Dotfl^anStoutft, ber feine jtoei 
otbentltd^en Seilen gcfd^tieben, ben ßlaffifem beä fTana5flfd5en 
S)tamo'8 gegenüBctjuflctten, ia öotjuatel^en, baS empörte gleid^et* 
toeife feinen Äunflgc jd^madt , fein ^)atxiotijd^e8 unb fein 6eIBfl« 
gefül^L 3loä) Jtoei ^al^xc t)ox feinem 6nbe exlie§ ex ein 6enb« 
fd^xeifien bagegen an bte fxanjöfifd^e ^{abemie. ,, Stellen @te 
fid^ box, meine ^enen/' xuft ex am ©d^luffc biefeS ©enbfd^xeiben» 
au8, „fletten Sie ftd^ ßubtoig XIV. öox in feinex ©attexie ju 
SSexf aittes, nmgefien Don feinem giftnjenben §of flaate ; ein ^an8« 
touxft in Suntpen gel^fittt" (ber ift a6ex biegmal nid^t Sl^afefpeoxe 
felBfi, fonbexn fein UeBexfcfeex unb 2o6xebnex) ,,bxingt buxd^ bie' 
JReil^en bex Reiben, bex gxogen 30lftnncx unb bex ©d^önl^eiten, 
bie bicfen §of Bilben, unb ftcttt an fie ba§ Slnfinnen, @oxneiIle, 
JRadne, 30loliexe ju Dexlaffen um einen ©eiltdnjex, bex gÜidElid^e 
Einfälle l^at unb ©ximaffen mad^t. 2öic glauben Sie, ba§ ein 
fol^eä SInfinnen aufgenommen tooxben toSxe?" @in englifd^ex 
Äxitilex l^atte eS getoagt, bie exfte 6cene beä ^amlet mit bex 
exften 6cene bex Sftacine'fd^en 3ft)]§igenie ju öexgleid^en unb mit 
SSejug auf bie Siebe be8 3lxca8 in bex lej^texen: 

$abt tl^r ttt btefet 9lad^t lein 9taufd^en toal^rgenommen? 

S)te SBtttbe, toollen fie einmal ju ^tilf und fommen? 

S)od^ ^IleS fd^toeigt: bad $eer, ber äBinb unb aud^ ^ipirm — 

mit Sejug auf biefe claffifd^e 5MuflexfleIIe au fogen, ba fei btc 
^nttooxt bex @d^ilbtoad§e im ^amlet: ,,Aeine 3Jlauä f^aV iä) 
tafd^eln l^öxen/ bod^ Diel natfixHd^ex. „^a, mein $exx/' extoibext 
i^m SJoltaixe gexeijt, „fo mog ein ©olbat anttooxten auf bex 
äßad^ftube, abex nid^t auf bem S£l^eatex, Dox ben l^öd^ften $ex« 
fönen bex Station, bie ftd^ nobel au8bxüd(en, unb box benen man 
fld^ ebenfo auSbxüdkn mu^/ $iex l^at un3 SSoltaixe baS @e« 
^eimni§ biefct claffifd^en 3)xamatuxgie bex gxanjofen bexxatl^en. 
S)a8 S)xama ift ^ofi6eIufKgung; bie Jßexfonen beffelben l^aben 
JU fpxed^en nid^t toie e3 il^nen um'S ^exj, tote e3 il^xem ^^axdütx 
imb bex Situation gemftg, fonbexn toie e8 bem j^önig unb 
bem $ofe gegenübex fd^idCIid^ ift; nidgt SBal^xl^ett, 9latux unb 
Sd^önl^eit, fonbexn bie ßtüette ift baS l^öd^fle ®efe| bex bxama« 
tif^en Aunft. 



^oliaixt^i S)ramett. 51 

^ienad^ Begreift man nut gar ju gut, toatutn Bei betn 
labliö)tn anlaufe SSoItatte'S, bie Sc^tanlen beS bxatnatif^en 
^tlomtnenS bet ^anaofen ju buxd^Bted^en , fd^lieglid^ nid^tS 
l^tQuSgelomtnen ift; ba§ feine @tüde, oBtooI unter ftd^ itad^ 
gform unb SBertl^ fel^r t)erfd^teben, boä) im ©anjen bie ,,gallifd^e 
älrt", toie ftd^ @oet]^e einmal au^brüdt, feiner SSorgänger nid^t 
verleugnen. S)iefel6en im ßinjelnen ju toürbigen, toilrbe unS 
1^ JU toeit fül^ren; benn SSoltaire l^at nid^t toeniger als 27 ober 
28 Sragöbten unb 15 Äombbien, Optm, geft» unb gefettige S^)iele 
l^interlaffen- UeBer brei feiner Xrogöbien, nfimlid^ Sciire, Wtxopt 
unb @emiramiS, l^at Sejfing in ber ^amBurgifd^en S)ramaturgie 
äluSfäl^rungen gegeBen, Bei benen toir atte in bie Sd^ule gegangen 
finb. Ston anbere, SJlal^omet unb Slancreb, finb burd^ ©oet^e'S 
ilcBerfefeungen ben Sefem feiner SQßer!e Vertraut. 6r ilBerfe^te 
fie, toie ©dritter im (SinDetftänbnife mit il^m in ben Berül^mten 
©tanjen auSfül^rte, nid^t al8 3Ilijfter im l^öd^ften ©inne, fonbem 
nur um bem platten 9ieali§mu§ unb SRaturaliSmuS , toie er in 
ben 3ffl<Jnb'fd^en unb anberen ©tiidCen ber S^it fid^ Breit mad^te, 
fünft« unb ftilgered^te , aud^ fd^on burd^ ben ftxengcn Sll^^tl^muS 
ber &pxaä)t t)on ber gemeinen 3BirIlid^!eit ftd^ aBl^eBenbe ©tilde 
entgegenjuftctten. S)a§ ©oetl^e bie Beiben fronjöfifi^cn 3)ramen 
in reimlofen 3ötnBen üBerfe^te, bamit toar ©dritter Begreiflid^ 
eint)erftanben ; nur fürd^tete er, ba er ben S£act beS ^le^anbrinerS 
fo tief in ben Sau berfelBen eingreifen fal^, eS möd^te nad^ Sluf« 
Idf^ng beffelBen ju toenig attgemein 3Ilenfd^lid^e8 ftBrig BleiBen. 
Slud^ @oet]^e felBft Sagte üBer bie Slüd^teml^eit biefer ©tüde 
unb entpfanb bie 9lot]^toenbigIett, il^nen ba unb bort nod^ ,,ettoaS 
SBeleBenbeä anjubid^ten", um il^nen „mt^x SüHe al8 im Original 
3U geBen". ©o ifl feine UeBerfe^ung , tounberBar treu too er 
nid^t aBfid^tlid^ aBtoeid^t, bod^ t^ielmel^r eine S3earBeitung , bie 
Boß) bog ©efül^l freier unb tofirmer fpred^en läßt, Balb UeBer«« 
legungen unb innere Äämpfe feiner auSfül^rt, Balb ^)rofaifd^» 
tenbenjiSfe ©^)i^en aBBrid^t, Balb attjutoibrige ©ntl^üttungen, 
toie inäBefonbere eine ©d^luferebe 3Jla^omtV8 t>on 20 Seilen, 
gerobqu tilgt. 6r fe|t äJoltaire in 5Dlufif, fd^rieB bamals eine 
geiftt)otte ^au (Caroline ©d^legel), toie ^jart ben ©d^i{aneber, 
üBer feine ^rBeit ift nid^t fo banIBar. 

Z)aB boS S)rama, toie bie S)id^tung üUx^auJft, eine Senbenj 

4* 



Sä II. Sienbetta in S3ottatte'i$ i>tamm. 

tttd^t nur ^öBen büxfe , fonbetn ^^Ben f otte , ba§ bct 3toeÄ bct 
Äwnft H ^te SRcttfd^cn ju Bcffem unb ju Beichten, bicfct 0c» 
ftd^tSpuntt, übet toeld^en bte ed^te jtunftübung tl^atfSd^Iti]^ ju 
attcn 3^tctt ]§tnau8 toat, toenn ftc aud^ betou§tct unb Begriffs» 
mfifeigex Söeife etft burd^ bte neuere ÄunfthJtffenfd^aft barüber 
l^tnauSgetommen ift, ba8 toar aud^ SJoltatre'ä tote fetner ganjen 
Seit oft auSgefprod^ene Ueberjeugung. 3fn einem befonbercn 
fjatte ]§at aud^ Seffing bie Sretter feine Äanjel genannt : SJoltairc 
betrad^tete unb gebraud^te biefelbcn ttnmer fo. S)a§ e8 unter 
anberen Xugenben ganj befonberS religtöfe 3)ulbuttg unb Slbfd^eu 
gegen Slberglauben unb ganatt^muS toar, toaS er bon ben 
SBrettem l^erab pxtbiqtt, öerflel^t fid^ öon felbft, unb btlbet in 
ber Sl^at ein jeitgefd^id^tlid^eS SSerbienft feiner ©tüdte. SJon ber 
2leu§erung ber 3o!afte in feiner erften SEragöbie: 

S)ic $Pttcftcr Pnb ntd^t, toaS ein blinbet Spöbel meint, 
9htr unftc ST^ot^cit ift'8, toag il^re Sööeig^eit fd^eint — 

Bis JU beut ©prud^e beS ÄaiferS in ben (SueBetn: 

3n feinem ©tauben ma^ ein 3ebet ftiebUd^ leben, 
Sod^ bem ®e(e^ beS ©taatS a^^^^ ^i^ ®^^^ fi^^<^^ -^ 

gelten btefe Seigren burd^ alle feine Dramen l^inburd^. S)od^ 
toftl^renb pe in anberen 6tüdfcn nur in eingeftreuten ©entenjcn 
ober einjelnen Sl^aratteren fid^ lunbgeBen, fprid^t Bei ber erften 
ber Don (Soetl^e BearBeiteten Xragbbien fd^on ber Xitel: „S)er 
fJanatiSmuS, ober 5Dla]^omet ber Jßropl^et" (toot^on übrigens 
©oetl^e tool^IBebad^t ben fJanatiSmuS auS bem Xitel feiner 58c« 
arbeitung toeggelajfen l^at) eS auS, ba§ fie ganj Don biefer 
Senbenj erfüllt, nur um il^rettoitten ba ift. SOlal^omet, fagt 
SJoItaire in einem borauSgef d^tdften SBriefe, ift l^ter nid^tS SlnbereS 
als SEartüffe mit ben SBaffen in ber §anb, unb toic ber Xartüffc 
Diel (SuteS getoirlt l^at, fo ift bie§ aud^ Don bem 5Dla]^omet ju 
l^offen, ba bie ^üt für bergleid^en SSerBred^en im fileinen unb 
®ro§en nod^ lange nid^t DorüBer ift. 3)a§ ber l^ift^^^if^cn 
jperfon beS arabifd^en Jßropl^eten mit einer fold^en S)arftettung 
llttred^t gefd^el^e, rftumt SSoltaire nur infofern ein, als berfelBc 
nid^t gerabe baSjenige SSerBred^en Begangeii l^aBe, baS il^m im 
@tüd(e jugefd^rieBen toerbe; „aber toer feine ^etmatl^ mit firieg 



fßohaite^ SRal^omet uttb »oteMct XIY. 53 

fl&etstel^t unb bieg im 9latnen ©otteS tl^ut/' fragt et, ,,ift bet 
nid^t ju Wem f filzig?" Untex bet ^ettfd^afi biefet Senbenj ift 
SoIiaite'S SJlol^otnet ein l^atteS, jutüdfto^enbeS @tfld getootben, 
bem QU(]^ bie milbetnbe ^anb unb bet ettofitmenbe $aud^ beS 
beutfd^en ^xä)tn9 leine beffete Seele l^at t^etleil^en !önnen. 2>et 
$ag gegen ben ^nattSntuS unb bie ^pofttibe Steligion als beffen 
ClueUe f)at SBoltaite l^tet toie nod^ öftetd bie (Sinftd^t Detgeffen 
loffen, bie iffxn nid^t fel^Ite — fclbfl in SSetteff 50ta]^omet'8 nid^t, 
too et gefd^id^tlid^ t)on il^m l^anbelt —, ba% bei bet @ntftel^ung 
unb SluSbilbung bet Sieligionen intmet äSegeiftetung baS @tfte, 
S3eted^ung etft baS 3to^it^ getoefen fei. @ein btamatifd^et 
Wal^ontet ift jtoat !ein genteinet, b. 1^. !ein ibeenlofet, abet ein 
laltet unb Betougtet SSettüget, eine ^igut, bit unS an ©oetl^e'S 
@to§{o:p]^ta, b. 1^. an Saglioftto, etinnett, fo plump unb l^öljetn, 
ha% bet Raubet, bie ©etoalt übet bebeutenbe ^en[d^en un> 
Begteiflid^ bleibt, bie il^ im ©tüde jugcfd^tieben toitb. 3nfofetn 
l^atte 9la^oleon mit feinem gegen ©oetl^e au3gef:t)tod^enen £abel 
be8 6tüdeS gau] Siedet, nid^t bloS füt fid^, toeil eS il^n un- 
angenel^m betül^te, ba^ bet äBeltetobetet batin fo auS bet @d^ule 
fd^toa|te, fonbetn aud^ ganj oBiectiö, fofetn ein 30lenfd^ biefet 
3ltt niemals bie SBelt etobetn ISnnte. S)a§ bet S)id^tet ein 
fold^eS @täd(, beffen 3iel))unlte leineStoegS bloS in bet Blattei 
lagen, bem $a))fte toibmete, ,,bem Obetl^aut^te bet toal^ten 9teligion 
eine ©d^tift gegen ben Stiftet einet falfd^en unb batbatif^en," 
toie et in bet S^^gitunS ftd^ auSbtüdCte, ift ebenfo bejeid^nenb 
fftt SSoltaite, als eS föt bk 3rft bejeid^nenb ift, ba% eS bamalS 
einen 5Pa^)ft gab (SSenebict XIV., le bonhomme Lambertini, toie 
et bafüt bei SSoltaite ]^ic§), bet füt bie 2Dßibmung in einem 
l^eiteten @d^teiben ftd^ bebanlte. 

Um inbe§ toenigftenS Don einigen bet belannteten 2)tamen 
JBoltaite'S l^et nod^ ein paax füld^tige 2Dßotte ju jagen, fo l^abe 
id^ untet benen, bie an gticd^ifd^c 3Iluftet etinnetn, fcineä Debipe 
beteitS als eines betfel^lten ^ugenbt^etfud^S gebadet. S)et Oteft 
ift teifet; bod^ baS Xl^ema btefcS ©tüdCcS ift fo innig mit bet antuen 
3bee bet S&luttad^e öettoad^fen, ba§ eS füt einen 5Mobetnen leine 
günftige Aufgabe fein lann. ^nbetS Detplt eS ftd^ mit bet 
Spl^enie, bie baS le^te SluSllingen bet S^antalibenfabel ift unb 
eine lietgeiftigenbe S3e|anblung, toie ©oetl^e fle il^t angebeil^en 



Ite^, tool^l tertt> toftl^tenb bog Zl^ema beS Oxeft, b.]§. ber 
(Sktixa, getobe baS betbe ^ttelfläd jener fJfaBel bilbet, baS 
man Beffet tl^ut, liegen ju laffen, als t^, tote SSoltaite getl^ 
l^at, ju t)ettälfd^en. S)enn toenn man, tote et, bte (Stummen 
ntd^t nad^, fonbetn fd^on öot bem 3Jhittetmotb eintreten ttfet 
nnb btefen felbft jum flogen 3ufaU mad^t, tooS bleibt boitn 
ttod^ Don ber nrf:prüngltd^en 3bee beS @täde3 übrig? 

Unter ben SRömertragöbicn , toortn äJoItaire fld^ tnit hm 
S)id^tem be8 Sinna nnb beS SSritannicnS meffen tooUte, ift 
„ba8 gerettete IRom", baS feinem Url^ebcr BefonberS nm ber 
äblle beS Sicero totUen lieb toar, bod^ toeiter nid^tS als ein 
@d^nlbrama; b. 1^. toenn toir bte S3erebtfam{eit unb @:t)rad^getoalt 
abred^nen, fo möd^te ettoa ein tü($ttger 9legent eines Kollegiums 
feine ßefefrüd^te auS ©allufl nnb ßicero'S ßatiltnarien in eine 
fold^e fjorm gebtad^t l^aben. 3)ie 3lömer beS SSoltaire'fd^en 
„SBrutuS'' erinnern unS an bie auf ben ©emälben Don 3)aDib: 
eS ifl mel^r $arabe unb 2)eclamation als 9latur unb toirKid^e 
®rö§e barin. „3)aS SEriumöirat" l^at äJoltaire, feiner eigenen 
Srflämng jufolge, ber ^nmer!ungen toegen gefd^rieben, um 
mittelft beS römifd^en SSetfpielS alle 5ßrof crt^jtionen , befonberS 
aud^ bie auS religiöfem Fanatismus entfprungenen, unb il^te 
nrl^eber }u branbmarlen. 2)ie Sintoirhtng beS englifd^en Sl^eaterS, 
bie fd^on im S3mtuS ju Sage tritt, ifl nod^ entfd^iebener in ber 
Iragöbie „ßftfar'S Sob", bie ftd^ bamit in eine anbere Sleil^e ftettt. 

„eäfar'S Sob" gel^ört ju ben ©tüdfen, bie »oltaire unter 
ber beflimmten ©ntoirlung ©l^afcfpeare'S gebid^tet ^at §ier 
fd^toebte il^m beffen SfuliuS ßftfar Dor, toie il^m bei „SemiramiS" 
ber §amlet, bei „3ötre" Otl^etto, bei „SEancreb" Stomeo unb 
3ulia borgcfd^toebt l^aben. SBßie fid^ Saire unb ©emiramiS ju 
il^ren SSorbilbem Derl^alten, l^at fd^on bor mel^r als l^unbett 
Salären ßcffing in'S Älare gefegt, unb id^ toitt eS l^ier nid^t 
toieberl^olen. 9l{d^t toeniger merltoürbig aber ift bie SSergleid^ung 
bei ,,6afar'S Sob". SDßie fd^on baS leitete SQBort anbeutet, um- 
faßt baS aSoltaire'fd^e ©tüdt nur bie §ftlfte beS ©]§a!efpeare'fd^en, 
baS aud^ nod^ ben £ob Don SSrutuS unb SafftuS in fid^ begreift 
^ber atoifd^en ber Srmorbung €&far'S unb ber Sd^lad^t bei 
jpi^iltppi liegen jtoei Saläre, unb SSoltaire fonnte nur eine §anb« 
lung braud^en, bie brei 6tunben, b. 1^. fo lange als bie 2luf- 



Xoncteb. - S^oUahe'S Suftfpiele. 55 

fttfycmq beS ©tödeS , gebauett l^atte obex gebauett ^aUn {omtte. 
aifo tttufttc er ba8 @]^alcf))eate'f(]&c Stüd in bcr 5Mttte aB- 
iiti^; unb l^tte et eS nur ba getl^an, fo möd^te e8 nod^ gelten: 
man ]§at ja oft gefagt, ba§ S^alcjpeaxe'S 3uKuS ©äfat eigent« 
Itd^ Stoei £tag5bten in fid^ fajfe. ^bex toa^ in bem englif(]^en 
Stade auf SSoltaite ben ttefften @inbrud gemad^t l^atte, toat 
ia bie @cene itoifd^en fBmtu^ unb Antonius an Sdfat'S Mä)t 
geta)e[en, unb biefe bilbet jd^on ben Uebetgang jum jtoeiten @tild. 
3ttbem JBoItaite mit biefer 6cenc unb ber aSolfSetregung butd^ 
We Sebe beS SlntoniuS fd^lie^t, gleid^t fein 3)rania einem SSotbet« 
fa|e, bem bet 9lad^fa^ fe^lt. ^bex aud^ fd^on bex S3oxbexfa| ifi 
tl^etlS fd^toad^, tl^eils DexfänfteU im SSe^ältni^ ju htm Oxiginat. 
äB&l^enb SSoltaixe bie Jßoffen au8 bex IRebe be§ 6a§ca entfexnt, 
btingt et buxd^ bie 3lufnal^me beS alten Älatfd^eS, SxutuS fei 
S&fot'S natiltlid^et So^n getoefen, ein Clement in ba§ @tild, 
toobutd^ et eS ttagifd^ ju tpüxjen meinte, in bex Sl^at jebod^ eS 
füt ben gefunben ©efd^madC ungeniepax gemad^t l^at. 3« 
Slomeo unb 3fulie exfd^ien bem fxanjbfifd^en S)id^tex bie Siebe 
übet bie filuft jtoeiet feinblid^en Matteten l^inübex als ein toixi- 
|citte8 btamatifd^eS 50totit), bie SBiebexöexeinigung be8 Siebes« 
tiooteS in einem ^ugenblidC, too eS ju f^pät ift, als ein txagifd^et 
@d^lu§; abet ma bie SQBixfung ju exl^öl^en, fd^ob ex im „Sancxeb** 
dn 9JHBbex{l&nbni§ untex ben Siebenben felbft bajtoifd^en. Un^ 
etad^tet nun babutd^ t)iel ^nftlid^Ieit unb Üntoal^tfd^einlid^feit 
in baS @tild( gelommen ift, l^at eS bod^ nid^t bloS , toie @od^ 
tion il^m tül^mt, Diel tl^atxalifd^eS SSexbien^, fonbexn eS bilbet 
mit 3öixe unb Slljixe bie ®xuppe bexienigen JBoltaixe'fd^en 
Stauetfpiele, M benen toit nod^ am el^e^en ,,ein menfd^lic^eS 
Stallten'' ffil^len. 

3m lomifd^en ^d^e l^at SSoltaite fd^on bei Sebjeiten Diel 
Meniget gegolten als im ttagif d^en , unb bag et baS tou^te toat 
imter ben ®tfinben, toatum ex Dexfd^iebene feinex Suftf:piele juexft 
untet ftemben %amen auffill^ten lieg. 2)emu)d^ finb meldete 
betfelBen gleid^ bamalS aud^ beutfd^ beatbeitet tootben, unb fo 
lommt e8, bd6 toit Don feinet „9laninc", Don bet ,;S^au bie 
Xed^t l^t" unb Don bet „@d^ottl&nbetin" lutge SSeuttl^eilungen 
in ßefflng'S £)tamatutgie flnben. Qum Sl^eil flnb biefe 6tödfe 
tttffitfinglid^ ffix Siebl^abettl^eatet gebid^tet, unb eS toot babet 



56 n. 2)ie ^tiefe üBet bie (Sngldnbet. 

auf ben Stet} geted^net, ben bie f))telenben $etfönlt(]^!etten bot 
Don tl^nen ü6etnomtnenen Stollen tntttl^etlten. @in}elne btr> 
feI6en, tote natnentltd^ bie in $rofa gefd^tiebene ©d^ottlSnbertn, 
gel^ören eigentlid^ jener ^ittelgattung an, bie bantalS onS (Snglonb 
einjubttngen anfing unb balb mit bem @|)ottnanien beS toctncr» 
lid^en Suftf^3tel§ bejeid^net touxbe. ©ofem bie§ nut tül^tenb, 
ol^ne !omifd^e @cenen, toat, t^ettoatf eS ä^oUaite als ein Q^itttu 
bing; aber ein @tüd, toorin ba3 Stül^renbe mtb ^atl^etiffi^e mit 
bem SSd^erlid^en abtoed^felt, fanb et al3 ein getreues ^Bttb beS 
SebenS, toortn eS ebenfo jugel^e, gan} in ber Otbnung. ^u^ 
barf fid^ feine ©d^ottlänberin nzbtn äl^nlidöen Slrbeiten, j. JB. 
t)on S)iberot, immerl^in feigen laffen; toäl^renb fein „2)e<)ofitftt'% 
ber tin fil^nlid^eS %f)tma toie ber 5£artiiffe bel^anbelt, gegen btefen 
iämmerlid^ abfällt 3^ ®anjen ftel^en toir l^ier an einer bex 
fd^toddöften ©eiten ber SSoltaire'fd^en 6d^riftfteIIerei unb üBcr* 
jeugen un§, bag ein groger Satiriler barum nod^ nid^t aud^ 
ein groger ßomiler ift. 

3d^ l^abe, im Sntereffe einer überfld^tlid^en ©arftettung, 
SllleS, toaS id^ über SSoltaire al§ S)ramatiler ju fagen für nötl^ig 
l^ielt in ßiner 3folge borgetragen, barüber Jebod^ ben biograpl^ifd^en 
©rjdPungSfaben ganj auS ber §anb Verloren. 2)er 3citi)un!t, 
too id^ il^n fallen lieg, toar baS ^afft 1732, too nad^einanber 
3aire unb ber ©efd^madCStempel an'S Sid^t traten, baDon il^m 
eineg ebenfo))iel Sob unb ^nerlennung, als baS anbere 5£abel unb 
^nfed^tung brad^te. @in nod^ gef&l^rlid^ereS 6d^riftftüd( ober, 
fagte id§ bobei, l^atte er bereits im $ulte, unb t)on biefem ift 
nun ju f|)red^en. 

@o mannid^faltige, tiefe unb burd^fd^lagenbe @inbrüd(e, tote 
SSoltaire fle todl^renb feines mel^ridl^rigen Slufentl^alteS in @ng- 
lanb entpfangen l^atte, lann ein ©eifk toie ber feinige unmSgliiä^ 
tobt in fid^ liegen laffen. @r entt)ftnbet baS SSebÜrfnig, fie nid^t 
attein ju orbnen, fonbem aud^ auS fid^ l^erauSjufd^affen, fie gu 
Jhit unb frommen Slnberer jur S)arftellung ju bringen. S)iefe 
Ruberen toaren bie ^anjofen, benen ber aitS einer anbeten 
äBelt 3urüd(gele]^rte SanbSmann t>ni&nbm toottte, bag eS jenfeitS 
beS ßonalS auc^ nod§ Seute, eine Station, @taatSeintid^tungen 
unb eine Sitetatut gebe, bie man bieffeitS allen ®tunb l^abe, 
lennen au letnen, tool^l au ettoSgen imb in mel^t als (Sinem 



SSexl^aftdbefe^l gegen )2}oUaire. — ©eine gfiud^t. 57 

^^unlte ^äi jum 9Rujict ju ncl^mcn. 2)ic§ ift bcr Ut^tung ctb 
„JBtiefe üBct bic ßnglänbct", btc, tjon einem §ait>)tt]^eil tl^xeS 
3tt5alt8, au(]^ „t)^iIofo|)^ifdöe »tiefe" ^ie^en. SBoItaire l^atte 
btefe Sliajen jum £]^eil jd^on in @nglanb auf ba§ ^dpter ge» 
tootfen, fcitbcm toeitet auSgefül^rt unb l§tn unb toiebet aud^ ge=» 
milbert, ba et \ootH einfal^ , ba^ fo ^and^eS , toaS in @nglanb 
uninntounben gefagt toetben mod^te, in S^tanlteid^ mit SSel^utfam» 
feit öotjuttagen toat, toenn e§ nid^t 3lnfto§ ettegen follte. 3it 
einet Sftcil^e t>on »tiefen toutbe SlHeS, toa§ @nglanb »emetfenS* 
toettl^eS bot, baS ^atlament unb bie @ecten, ^td^e unb 5£]^eatet, 
$l^{lofo|)]^cn unb S)id^tet, ©efe^gebung unb ^anbel, befptod^en. 
S)a bic ^uffaffungStoeife beS gtemben aud^ bie @nglänbet felBft 
inteteffiten lonnte, unb fjteunb Sl^ietiot eben in ßnglanb toat, 
f geftattete et bief em , bie »tiefe in, englif d^ct Uebetf e^ung ju 
feinem »ottl^eile bott btudten ju laffen, wo fie, bei mand^em 
äBibetft)tud^ im @injelnen, bo(| im @anjen ^net!ennung unb 
JBeifall fanben. 3n bet ^dmati) taftete »oltaite etft bei bem 
fiatbinol fjleut^, bet feit bet 3^it feinet englifd^en Sleife bag 
ftonjöflfd^e StaatStubet fibetnommen l^atte, butd^ »otlefung bet 
aStiefc übet bie Oudlet, bie et fteiltd^ etft gel^ötig bef d^nitten l^atte ; 
too bann bie gteife ßminenj t)on bem Uebtigen fel^t etl^eitett 
fd^icn. Untetbeffen toutbe bet S)tudt, abetmalS in 9louen, im 
@t{Qen bettieben; bod^ ein 9lad^btudC, bet auf einmal in $atiS 
auftaud^te, enegte bie Slufmetlfamleit bet 9legietung, bie nun 
bie Csentplate mit »efd^lag belegte, bm »etleget in bie »aftille 
fe|te, bei bem abtoefenben »etfaffet eine ^auSfud^ung tjotnel^men 
lieg unb il^m felbfk am 8. 3Jlai 1734 einen SSetl^aftäbefe^l nad^ 
SRonien nad^fd^idte, too man il^n bei bet ^od^jeitSfeiet beS 
^etjogS Don älid^elieu tonnte. 2)od^ getoatnt butd^ einen »tief 
beS gfteunbeS ^tgental, l^atte »oltaite fd^on jtoei 5£age t^otl^et 
baS SDÖcite gefud^t unb ttieb fid^ in Sotl^tingen unb toeitetl^in 
am S^ein uml^et, toäl^tenb in Sßatiä am 10. ^uni fein »ud^ 
als i^onflöBig, bet Migion, ben guten @itten unb bet ^d^tung 
gegen bie Obtigleit jutoibetlaufenb", butd& ben ^enlet a^ff^« 
unb Detbtannt toutbe. 

aOaS in »oltaite'8 »tiefen übet bie 6nglänbet in bem 
bamoligen gtanlteid^ fold^en Slnftog ettegte, btaud^en toit nid^t 
toeit ju fud^en. „S)a8 englifd^e »oH", ]§ei§t e2 batin au§ Slnlag 



58 IL ^ai flnftd^ige in ben 93xtefen übe« bie dngl&nbet. 

bcS jpaxtanientS, „ifi baS einjigc auf bct 6tbc, baS bal^ht gefangt 
tft, burd^ feinen SBibetftanb btc !öntglt(]§c ©etoalt ju tegdn, 
nnb ba§ fid^ bnrd^ eine Sleil^e t)on Slnftrengungen enblid^ bicfe 
toeife Sftegtcrunggform gegeben l^at, too ber giltfl äffe 3Raäft 
iefx^t, ®ute8 ju tl^un, toäl^renb il^m filt baS UeBIc bic §ftnbe 
gebunben ftnb; too bic Slbeligen groß finb ol^ne Uebermutl^ unb 
ol^ne aSafailen, nnb baS S5ol! an ber IRegtemng Slntl^eil l^at ol^ne 
Unorbnnng. S)te giegiernng @nglanb§ tft nid^t anf ®lan§ Bc« 
xed^net il^r 3*^* ift ^i^ä^t ßroberungen jn matten, fonbem ju 
öetl^inbem, ba^ il^xe 9lad^batn fold^e niad^en. S)iefe8 SSoII ift 
ntd^t Bios anf feine eigene fjxeil^eit eiferfüd^tig, fonbexn and^ auf 
bie ber anberen SSöKex. @§ ^at ettoaS gcfoftet, allexbtfigg , bie 
gfxeil^eit in ßnglanb ju Begxünben, e§ finb ©txönie tjon Salut 
gef(offen, tooxin ba§ @ö|enBilb beS S)ef^3oti§niu§ etfäuft tootbcn 
ift; aBex bie ßnglänbex glauben il^xe f^reil^cit nid^t ju tl^eucr 
ex!auft ju l^aBen. S)ie anberen Nationen l^aBcn nid^t toeniger 
aSlut tjergoffen; aBex baS SSlut, ba§ fie für bie ©ad^e il^xex 
greil^eit tjergoffen l^aBen, l^at nur jum ftitt il^rer Äned^tfd^aft 
gebient." SJlußten bergleid^en ©ä^e in ben Clären ber toeltlid^en 
5!Jlad^t]^aBer S^ranlrcid^S üBel Hingen, fo fonnten bie geiftltd^en 
SluSlaffungen toie folgenbe nid^t erBaulid^er fein : „SGBenn man 
ben @nglänbern t)on unferen 2lBBö§ fagt, bie, burd^ SBciBer* 
intriguen jur 5ßrälatur erl^oBen, in offen!unbigen SlnSfd^toeifungen 
leBen, galante SJerfe mad^en, aHe Sage feine unb lange 6ou<)erS 
geBen, öon ba l^ingel^en, um ©rleud^tung burd^ ben l^eiligen ©eifk 
bitten unb fid^ für Slad^f olger ber Sl^joftel ausgeben: bann banlen 
bie englänber (Sott baß fie Jßroteftanten finb. S)od^ baS finb 
elenbe ße^er, toertl^ bei aHcn Teufeln ju brennen, tote 5Jleiftex 
9labelai§ fagt; barum toiH id^ aud^ nid^tS mit il^nen ju fd^affen 
l^aben." S)od^ nid^t bloS bergleid^en Semerlungen, toomit ber 
SSrieffd^reiber bem in feiner ^cimatl^ beftel^enben ©taatS« unb 
ffiird^entoefen ju nal^e trat, aud^ nid^t blo8 bie Bebenllid^e §in* 
neigung ju bem ßodCe'fd^en ©enfualiSmnS , bie ex erfennen lieg, 
tourbe il^m tjerbad^t; fonbem aud^, baß er ben SBirBcln beJ 
ßartcfluS gegenüBer, Bei benen bic franäöfifd^en ©clcl^rtcn auf» 
getoad^fen toaren, bie Slctoton'fd^c ©rabitationStl^coric tjcrfünbigtc, 
ba§ er bie @ininH)fung ber . Jßodten entpfal^l, ja felBft ba§ er 
©l^alef^jeare — toir toiffen, in toie Befd^rdnltem 5Wa§e — gelten 



Sie äRatquife bu dl^&tetet. 59 

lieg, hai alles toaten in bem bamaltgen fftanheid^ ebenfoDtele 
fte|eteien, eS toat eine geiftige <@ontxe£anbe, bie ^oltatxe avß 
Snglanb etngefti^toätjt l^atte, btc toomögltd^ tjcmtd^tet unb toofto 
bcr 6d^mugglex bcftxaft tocrbcn mußte, ^uät ein totbtiger 
$toceg .mit bem SSudöl^änblcr fnüpftc ftd^ nod^ an btcfeS SDßctI, 
tootin BoUrnre ol§ne S^eifel im Siedete toar, aBer burd^ eine 
üM angcbtad^te flaxgl^eit bem (Segnet bie SRögltd^leit in bie 
^anb ga6, il^n als ©eijl^als ju t^exfd^teten. 9lad^bem et ben 
fd^nen dtttag bet englid^en SluSgabe feinet ©tiefe toeggef(]^enft, 
maxftete et nun mit bem ftanaöfif(3^en ©tudtet um einige l^unbett 
^nlen. S)aS toat fo feine leibige 2ltt: nad^bem et l^eute gto§* 
mfifl^ig unb fteigeBig getoefen, tonnte et motgcn getabeju filjig 
fein, unb ba§ Dom jpuBlicum tJotjugStoeife bie leitete ©eite 
aufgefaßt unb feftgel^alten toutbe, bafüt toat fd^on butd^ ben 
5fleib gefotgt ben et ettegte. 

SBet bie notl^gebtungenc ßntfetnung beS SSctfaffetS bet 
i>]^iIofo<)]§ifd^en SStiefe am fd^meraltti^ften entpfanb, toen feine un« 
fld^ Sage am tiefjlen Belümmette, toat eine g^tau, mit bet tl^n 
feit ettoa einem Salute ein inniges SSctl^ältniß tjetBanb. ^d^ 
tebe Don bet SRatquife bu ßl^fttelet, bie im Seben SSoItaite'S 
eine dl^nliti^e ©teile einnimmt, toie in ©oetl^e'S SeBen bie S^tau 
t)on Stein. SOßie ©oetl^e tjon biefet fagte, baß fie feine ftül^eten 
SelieBten ffimmtlid^ geeist l^abe, fo toat bieß auf ©etten SSoltaite'S 
mit SKabame bu 6]§ätelet bet gatt. Stoßt f^jielt in SSoltaite'S 
SeBen bie Siebe bei toeitem nid^t bie StoQe, bie fle im Seben 
(Soetl^e'S f^ielt, ba SSoItaite beibeS, toebet eine fo gemütl^lidge 
nod^ au(]^ fo finidid^e 9latut toat als ©oetl^e. @t lebte übet» 
"^caüft t>\d toehiget im 3nnetn als biefet; feine Sltbeitcn, feine 
Stteitigleiten, feine el^tgeijtgen unb fjinana^jlane gaben il^m un« 
onfJ^Stlid^e 3^^^^uung. @ttegbat l^tngegen butd^ toeiblid^en 
Steij toat et in jüngeten Sollten fel^t, unb ein Sebütfntß, t)on 
gftouenl^&nben gej)flegt, in einem S^taucnl^etjen gel^egt ju toetben, 
l^at et lange bel^alten. ©abtiele @milie be SSteteuil, t)on bet 
tott teben, l^atte SSoltaite — fie toat im 3)ecembet 1706 ge« 
Boten — als ffiinb im §aufe il^teS SJatetS gefeiten. 6t l^atte 
fle bann aus ben ^ugen t^etloten, befonbetS nad^bem fie, ein 
Sol^t t)Ot feinet Slbteife nad^ @nglanb , fid§ mit einem 50latqutS 
btt <S^&telet*Somont t^etl^eitatl^et l^atte. £)ie @]§e toat mit einem 



60 n. 2)ie aRavquiie hu ^l^tdei 

S^nbtx)faaxt gefegnet, Balb dbtx, tote eS bamalS in gftanlreit]^ m 
ber l^öl^exen ©efeUfd^aft an bet.5£ageSorbnuttg toat, jum IbloS 
conbentioncHen aSerl^äitmß flctoorbcn. S)a8 (S]^ct)aax toot fid^ 
aEju ungletd^ : er ein gutntütl^iger, aBet butd^anS getoöl^nltd^t 
^ölenfc^, bet fid^ — ex BeHeibete einen Sßoften in bex Slxmce — 
im ®axnifon§IeBen unb anf bex ^agb genug tl^at. 2)ett l^öl^exen 
geiftigen SSeftxebungen bex fjxau 6lie6 ex efeenfo fxemb, toic il^xe 
tiefexen gemütl^Iid^en Slnf^xüd^e il^m unöexftänblid^ Bliefeen. So 
l^atte fie exft Bei einem ^exxn t)on ©ueBxiant, bann nod^ un» 
glücHid^ex Bei bem SlllextoeltSöexfül^xex, bem ^exjog t)on 3Kd^eKcu, 
gefud^t, toa§ fie in il^xex @]§e nid^t fanb; Bi§ fie enblid^ im 
©ommex 1733, in il^xem 27. SeBen^ial^xe, SSoltaixe lenncn lernte, 
bex im 39. ftanb unb fo eBen exft bie le^te bex gxauen, Bei 
benen ex nad^ einanbcx ein ^eimtoefen — bie^mal ol^ne ßicB» 
fd^aft — gefunben, bu g^xau t)on 3fontaine»3JlaxteI, bexiotcn 
^atte. 2)a8 SSex]§äItni§ fd^eint Balb ein fel^x inniges getooxbcn 
ju fein; unb ba§ e§ tjolle 16 ^al^xe Big jum 2obe bex SJlaxquife 
bauexte, ba§ bie gxeunbfd^aft jule^t bie ßeibenfd^aft, bann baS 
jäxtlid^fte Slnbenfen t)on feinex 6eite ba^ SeBen bex gfxeunbin 
üBexbauexte, ift ein SSetoeig, ba§ fid^ bießmal ba8 redete $aat 
jufammengefunben l^atte. 

SJoltaixe felBft nannte bie 9Jlaxquife bu ßl^ätelet eine öiet 
bexleumbete g^xau, unb toixflid^ ift x^x im üxtl^eil bex SJlitleBenben 
toie bex Slad^toelt öielfad^ ünxed^t gcfd^el^en. äs^x SleußexeS fd^on, 
baS, ol^ne fd^ön ju fein, bod^ intexeffant unb nid^t ol^ne Steij 
getoefen fein mu|, ift t)on neibifd^en S^tg^iwffinnen entftellt 
tooxben. Slud^ in il^xem ©l^axaltex toaxen 3üge, bie man oB» 
ftofeenb finben !onnte. Sie toax nid^t BIoS leibenfd^aftlid^ in* 
l^ol^em ®xabe, fonbexn aud^ l^axtunb fd^xoff, gegen il^xe nSd^ften 
UmgeBungen, il^xe S)ienftBoten, ftolj unb laxg. dagegen toax fte 
in bex SieBe t)oII @lut unb ^ingeBung, filx ben gelieBten SRonn 
}u iebem ©ienfte, jebem ß|)fex, mit ^uSnal^me tjietteid^t il^rer 
augenBlidElid^en Saunen, Bexeit. So toaxen aud^ il^xe geiftigen 
SSeftxeBungen unb SieBl^aBexeien faft mel^x männlid^ex al8 toeiB- 
Kd^ex Slxt 3]§x SEalent toie il§xe Steigung ging nad^ 'bex Seite 
bex ejacten 2Qßiffenfd^aften, auf SJlatl^emati! unb Spi^^fü, tooxin 
fie toiebexl^olt al8 Sd^xiftfteUexin aufgetxeten ift. Sie toax beS 
Sateinifd§en m&d^tig unb i^atte in il^xex S^genb tine UeBexfe^ung 



am. 61 

bc8 S3ttfltl angefangen, \p&ttx laS fie Saffo unb 5DttIton in ber 
Iltft)tad^, fle l^atte ntufilaltf j^eS unb nttnttf (]^e§ Salent : unb bod^ 
mati^te eS SSoltatte BiStoetlen ungebulbtg, ha^ fie für bie @t)iben3 
eine» 9letoton'fd^cn Sel§xfa|eS mel^r ©ntpfdnglid^feit Befa§, als 
ffit bcn SBol^ttaut eine? SSetfeS t)on SBixgil ober t)on i^m felbjl 
S>a6et ]pxdtt fie iebod^ nad^ äugen !etneStt)egS bie geleierte 2)ante, 
fonbetn ging ben @enüffen beS bantaligen SBelt» unb ^ofleBenS 
mit nid^t ntinberer Seibenfd^aft nad^, als ben @tubien. 

S>aS (S^tpaat bu ßl^ätelet toar nid^tS Weniger al3 reid^. 68 
l^ottc eine SBol^nung in 5Pari8 unb ein Sanbgut in ber ßl^am« 
^mgne an ber lotl^ringifd^cn ©renje mit einem Ileinen ©d^Ioffe, 
baS jtemlid^ abtoegS in ober ©egenb jtoifd^en SSergen lag. ^n 
biefem ?lfljl, beffen 9lame, 6irelj, burd§ »oltairc'S Slufentl^alt 
fafl eBenfo berül^mt getoorben ift toie ber be8 f^jäteren fSfernelj, 
Borg ie|t bie 9Jlarquife ben tjerfolgten greunb. 3)a8 ©d^log toar 
nid^t im Beften Baulidöen Suftanbe ; um eS nur notl^bürf tig tool^n«^ 
Bat ju mad^en, l^atte SSoltaire 2Raurer unb Sitnmerleute ju Be« 
fd^aftigcn, unb 3ö^r unb Sag flanb e§ an, Bi8 e§ ju einem 
Bel^aglid^en ?lufent]^cit l^ergerid^tet toar. 2)aBei fd^onte ber ®aft 
oud| feine eigene ßaffe nid^t, bie ftetä Beffer al8 bie feiner l^od^« 
obeßgen SBirtl^e BefteHt toar; unb inSBefonbere eine ©alerie jur 
: Sluffteffung ümi |)]^ljfHalifd^en Sl^j^jarateS Baute er auf feine 
ftoften, tooför er f^jftter, al8 mit bem SKobe ber 2Rarquife alle 
biefe JBetl^aitniffe fld^ löften, mit einer unBebeutenben @ntfdöd« 
bigung fld^ Begnügte. Slad^ unb nad^ lonnte man ®äfte cm^jfangen, 
unb biefe \pxa^tn, naäf ^ariS jurüdCgefel^rt, t)on (Sixet) toie t)on 
einem fjfeenfd^lögdöen. 3^1 SGBinter 1738 auf 39 toar grau bon 
®taflgn^ bort jum SBefud^, eine gute, em^jfinb» unb fd^reiBfelige 
grtau, berett^^ ^Briefen toir eine ©d^ilberung ber ©inrid^tung unb 
ber JkBenStoeife in ßirelj berbanlen. SSon btm ©emfid^em fßoh 
taire'8 unb ber SRarquife, ben Sa^jeten, SRöBeln, ©emälben, 
Statuetten, €))iegeln, bon ber @alerie unb ben S9abecaBinet, 
SlttcS jtoar Hein, aBer reid^ unb jierlid^, ift aud^ fie entjüdtt; 
toemget bon bem il^r angetoiefenen ©aftjimmer, too, toie fie fagt, 
fftmmtlid^e SBinbe fid^ Beluftigten. 6ie Befd^reiBt un8 bie 3;age8- 
eintl^eilung unb jeigt un8 nid^t aHein SJoltaire, fonbem aud^ 
feine g?reunbin ben größten Sl^eil be8 SageS unb felBft ber 9lad^t 
OM 6d^reiBtifd§e; bie Stunben aBgered^net, too leitere auf il^rem 



62 f^ Steilen atoit^en $att3 txnb Aive)^ 

• 

geltet, btc ©d^toalBe genannt, bur(]§ bie gfßlbßt fCtcgt, itnb Sol» 
tairc, mit bcm au^ JßatiS tJctfd^ttcBcnen ^agbget&tl&c, unter ben 
§afen bet Untgegenb ©d^teden betfiteitet. Slud^ bet ÜRorquiS 
Befanb ftd^ bantolS in ßtxelj, genitte aBet boä, geleierte ^ptoct 
toentg unb f^Jtette überl^au^^jt eine untergcotbnete SloIIe. SBet 
%x]ä)e toax »oltatte üBcxauS ltcBcn§toüxbtg, öott ®etft unb aOBifc 
unb t)oIl Slufmexlfantfett füx bie 5Dlaxquife; e8 liefen aBcx ou^ 
fleine SSexflimmungen mit unter, toobei ba8 Sßaax, um bcr Um» 
gebung ni(]§t tjexftänblid^ ju fein, \xä) bex englifd^en Spxaäfz 6e« 
biente. „6ie mad^t il^m baS ßeben ein toenig fauex/' fagt bie 
el^xlid^e gxau t)on ©xafign^; abex fie Bemexlt aud^, baß er fU^ 
auf § ©d^moHen txepd^ bexftanben unb babuxd^ in bex Slegd 
feinen Stoedt exxeid^t l^afie, ba man feine gefellige ßiebenStoüxbtg« 
!eit, bie ex f^jielen lie^, fobalb man il^n bei gutex Saune l^ielt, 
nid^t entbel^xen mod^te. S)ie ©xjal^lexin nennt SJoltatxe ^t^j8, 
bie 5Dlaxquife Sl^mpl^e; bod^ nad^ einex ©cene, bie fie toenige 
SBod^en nad^ il^xex Slnlunft mit bex le^texen gel^abt, unb tooBei 
biefe il^xe ganje leibenfd^aftlid^e ^fixtc enttoidEelt l^atte, l^ei^t fie 
il^x foxtan SJlegäxe. @§ toax fxeilid^ il^xe ©oxgc füx ben geliebten 
5}lann mit im ©piele, ba fie bie ©xafignlj, jtoax mit ünxed&t, 
bod^ nid^t ol^ne ©d^ein, im SSexbad^t l^atte, eine gefäl^xlid^e %xbÄt 
SJoItaixe'S in Slbfd^xift tjexfd^idft gu l&aben. 

SGBenn toix füx bie 15 afal^xe t)on 1734 bis 1749 6ixe^ als 
bie eigentlid^c ^eimatl^ SSoltaixe'S betxad^ten, fo ift bamit nid^t 
gemeint, ba§ ex fid^ immex, obex aud^ nux bie meifte Si^it, ba« 
felBft aufgel^alten l^ätte. 2)enn füx'8 @xfte, fobalb nux bex ©tuxm, 
bex il^n exjl au§ex SanbeS, bann in bie SQßüftc getxieben l^atte, 
öoxübex toax, unb baS toax im g^xül^Iing be§ näd^ften 3a]^xe8 bex 
gfatt, Bilbetc ja natüxlid^ 5Paxi§ mit SSexfaiHeS, obex too fonfl 
bex öof fid^ aufl^ielt, einen Slnjiel^ungg^junlt nid^t bloS füx 35ot» 
taixe, fonbexn aud^ füx bie SRaxquifc 6x l^atte balb ein ©tüd 
auf bie SSül^ne ju Bxingen, Balb einen ©txeitl^anbel auSjufed^ten, 
toollte ben alten fjreunben unb ©önnexn nid^t fxemb, Bei ^ofe 
nid^t tjexgeffen tozxbtn; fie mod^tc gleid^faHS il^xe Sejiel^ungcn 
jum §ofe unb bex l^öl^exen ®e[cttfd^aft nid^t bexliexen, unb l^atte 
immex toiebex Bei SJliniftexn unb anbexen einftu^xeid^en ^exfonen 
gut au mad^en , toaS il^x gfxeunb buxd^ ©d^xiften obex fonfltge 
Unt)oxftd5itigIeiten fd^limm gemad^t l^atte. SBaxen eS biefe 3ntcr« 



4(ttfent]^aU in »tüffeX. 6S 

cffen, Mc unfet Jpaat auS tl^tcr Sanbctnfamictt in btc §aupt= 
fltobt lodtten, fo toaten c8 ttii^t feiten neue Ittetatijd^e 2lnftö§e, 
bie et gegeben, toobutt]^ SSoltatte oetanlagt touxbe, ftd^ naä) dixet) 
gttt&cf, tin paarmal au(]^ totebet äuget SanbeS, nad^ Sotl^ttngen 
unb ^oKanb, ju begeben. Slbex aud^ bie ^ngelegenl^etten bet 
VtatQuife entfül^xten fte itnb il^ten fjteunb totebctl^oU nnb I&ngete 
3cit ifyum Ifinblid^en 2lfl)L Seit ^a^ten fül^rte baS §au8 bu 
Sl^telet in ben Sliebetlanben einen ^roceg, t)on bent fein flSo^U 
ftonb abl^ing, unb jut SSetteibung beffelben l^ielten fid^ SSoltaixe 
unb bie SRotquife toäl^xenb ienex Salute toiebexl^olt aStextcl» unb 
ftalbe 3al§xe in SSxüffel auf. 2)a§ ©efd^äft toax bexbxieglidö unb 
üingtoietig, bod^ fonnten baneben betbcxfettS bie ©tubien foxt« 
gefegt tocxben, unb ba8 enblid^e ©xgebnig toax ein füx bie gfamilie 
bu (Brätelet Doxtl^eil^aftex SBexgleid^, ^u beffen ^exbeifül^xung 
SSottaixe'S ©etoanbtl^eit unb Stäl^xigleit baS S9efte getl^an ^atte. 
SBat Bei biefen SSxftffelex Slufentl^alten baS 2lngenel§me , bafe fie 
btc beiben gfteunbe beifammen liegen, fo fielen abex aud^ Steifen 
ein, bie il^nen Sxennung aufexlegten. @§ fam öox, bag SSoItaixe 
bebeutet toax, IßaxiS ju tjexlaffen, bie SRaxquife abex gexatl^cn 
fanb, boxt ju bleiben, um füx ben gfxeunb ju toixien. Unb nod^ 
öfter unb fite l&ngexe 3^^ lam eS t)ox, bag ex öon einem anbexen 
^gnet fi(i§ anjiel^en lieg, bex gegen bie g^xeunbin fld^ abftogenb 
\)ex^idt Sex anbete 9Jlagnet toax jtoax fein toeiblid^ex, e§ toax 
lein anbetet als bet Äxon<)xinj unb nad^maltge ßönig gxicbxtd^ 
t)on Ißxeugen, t>on beffen SSejiel^ungen ju SJoItaixe fpatex im S3e» 
fonbeten ju f^)ted^en fein toixb, jtoifd^en tocld^em abex unb bex 
5Watqutfe ftd^ ein SSexl^&Itnig föxmlid^ex gifexfud^t um ben 2Rann 
entft)ann, ben iebex X^eil ganj füx fid^ l^aben toollte. S)ie 3lxt, 
toie ftd^ bie SRaxquife toä^xenb biefex Sxennungcn, befonbexS 
toenn ^ t>on Iftngexex S)auex toaxen, benimmt, toenn fie aud^ 
iffta biStoeilen befd^tocxlid^ touxbe, nimmt un8 bod^ füx fie ein. 
Sie ift tief unb exnfttii^ unglüdElid^, tjott SSefoxgnig um ben 
gfteunb, beffen fd^toanlenbe ©efunbl^ett fie lennt;- fie lann fid^ 
nid^t batein flnben, bag eS ettoaS geben foU , baS il^n fo lange 
t)on tl^ fetn l^alten lann; feine SSxiefe lommen il^x ju feiten unb 
flnb JU fttxj; fie ift oft nal^e baxan il^m ju jüxnen: abex ift et 
nut etfl toiebet ba, fo ift Wt9 Dexge^en, unb fie lebt toiebex im 
tioKen StebeSglüdC 



64 It ^xBeiten SoUaite'd in (Eite^. 

©cl^cn totr itnS nai^^ SSoltatrc'S SltBcitcn toftl^tcnb McfeS 
Scttraumcä um, fo traf c§ jtd^, bei bet SSotltcBc feinet gfteunMn 
filr 5}lat]^emati! unb 5ß]^ljfil , QlMliä) , bafe aud^ et, bcm biefe 
gäd^er fonft fetnct lagen, cBen je^t bntd^ feine Sefi^^ftfttguttg 
mit Sletoton benfelben näl^et getücÄ toat. 3)ie 50lat]^ctnatifet 
nnb $l^ljfl!et, bie jum Xl^eil fd^on in 5Pati8 bie Seiltet bet 5Wat« 
qnifc getoefen, bie 5Dlau^)ettui§, ßlaitaut, SSetnouIIi, Äönig, toatcn 
ie^t aud^ in ßitelj toillfomntene ®äfte , unb toie fle fttt tl^te 
tlcbetfe|ung unb ßtflätung t)on Sletoton'S principia philosophiae 
naturalis mathematica bie SSelel^tungen biefet SReiftet 6enu|te, 
fo et füt feine 9lnfang§gtänbe bet Sletoton'fi^en $]&ilofo|)]^ie, bie 
et toäl^tcnb bet n&äi^ka Salute f(3^ticB unb bet SRatquife juetg« 
nete. S)aBei es^jctintentitte et ntit Sl^etmometet, 5ß^tometet unb 
2Bage, f anbte bet SPatifct 3l!abemte ^jl^^fifalif d^e Sltbeiten ein, tootin 
et BcfonbetS übet SSctoegung unb 2Bätme ©ebanlen auäfptacl^, 
bie il^n auf bet ©d^toelle t)iel fpätctet ßntbedEungcn jcigen. SigenS 
füt pe betfa^te et eine SlBl^anblung übet SJleta^jl^ljfil, bie, nit^t 
jum Dtude beftimmt, un8 butd^ einen glütflid^en ^u!(aH etl^olten 
tootben tft. 3ti JPatiS, too man nie ol^nc Slad^tid^ten au8 6itc^ 
toat, mad^te man beteitS feine ©loffen batübet, ben ©id^tet bet 
§entiabe unb 3^^^^ ^^^ ^^^ ^^^ $oefie fo fetn KegenbeS gfclb 
l^inübetgejogcn ju feigen. Slllein man ittte fid^, toeil man Don 
bet »ielfeitigleit beS SalentS unb bet Sl^ätigleit SSoItaite'S nod^ 
leinen SSegtiff l^atte. ,,2Bit finb tocit entfetnt," fd^ticb bie 3Wat« 
quife, getüiffetma^en ju il^tet SBettl^cibigung , auS 6ite^, „um 
bet 5Jlat]^ematil totllen bie Sßocfie im ©tid^e ju laffen. @o Bat« 
batifdö ift man nid^t in biefet glüdElid^en ßinfiebelei, um itgenb 
eine Äunft obet SOBiffeufd^aft au tjetnad&Idffigcn." Unb SBoItaite 
fd^tieb um biefelbe S^t» »^^ K^Be fie alle neun (nämlid^ bie 
Spfhifen); man mu§ Bei fo Dielen S)amen fein ©lütf ju mad^en 
fud^en als möglid^." 

©0 toat e8 benn neBen bet 9latuttoiffenfd^aft füt'8 @tfte bie 
SJhtfe bet ©efd^id^te, bet SSoltaite in 6ite^ feine SSemül^ungen 
toibmete, unb jtoat batum nid^t mit getingetem, fonbetn t)id* 
mt^x mit gtö^etem ßifet, toeil bie g^teunbin füt fie etft ju ge« 
toinnen toat. S)en fd^on ftül^et gefaxten SSotfa^, oon btm Seit« 
altet Subtoig'S XIV. eine l^iftotifd^e ©atflellung ju geben, Begarai 
et bamalS in ^uSfül^tung ju Btingen, unb baS nod^ Bebeutenbete 



Zi^taUx unb bxamatif^e älrbeitcn in SireQ. 6& 

fBkd, bw SBerfitd^ übet bie ©tttcn unb bcn ®ctfl ber Stationen, 
ba8 glet(]^ bem eben genannten erft f|)Ster feine SSoHenbung erl^telt, 
tourbe bamolS auSbtütfltd^ füt bit 9Jlaxqutfe angelegt. Slm 
toentgften natftxltd^ touxben unter ben 2Rufen SWelpontene unb 
Z^olia t)exgeffen. @d^on gefeStg {onnte SSoltaite ol^ne btamattjd^e 
Untetl^altungen ntd^t tool^l leben, unb bte fj^teunbtn bequemte jt^ 
feinet ßiebl^abexet um fo toiUigex, als fie babei felbft aud^ il^te 
Sted^nung fanb. @o touxbe in einet ©alexie beS @d§loffeS mit 
fel^t cinfad^en SJlitteln eine Sül^ne l^exgetid^tct, füt toeld^e fßoU 
taite unb bie SRatquif e toetteifetnb fleine ©tüdc , befonbetS ge= 
fettige Sdöetj- unb ©ingfpiele, öetfaßten, bk bann, t)on il^ncn 
unb bcn antoefenben ©äflen aufgefül^rt, bet SÄatquife ®elegen= 
l^eit gaben, il^t felteneS Talent aud^ in biefem fjad^e in'§ Sid^t 
au ftetten. 2lud^ 9Jlationetten« unb @d^attenf|)iel touxbe nid^t 
tjctfd^mäl^t toobei SSol^aixe feinem ^joffenl^aften §umor, nid^t 
fetten auf floften litetatifd^et ®egnex, ben Süfl^l fd^ie^en liefe. 
SBon ©tüdCen fiix ein gxößetcS publicum flnb in Jenen Saluten 
Slljite, ^ttopz, 9Jla]^omet unb einige anbete entftanben. S)en 
SRal^omet fal^ SJoltaixe jum etflenmal auf bet 9icife, in Sitte, im 
SioSftt 1741 auffüllten; in jpatiS cttegte l^ietauf baS ©tüdC butd^ 
feine Senbenj fo tjiel SSebenlen, bofe bet ©id^tet fld^ betanlafet 
fonb, es t)om SEl^eatet autüdfaujiel^en, auf toeld^eS eS fid^ etft 
neun Sollte f^)ätet ungel^inbetten Suttitt ettang. @inen un« 
getrübten StiuntJ)]^ bagegen btad^te il^m 1743 3Jleto<)e, unetad^tet 
et in biefem 3;xauetf|)iel auf baS füt unetläfelid^ etad^tete SJlötiö 
bet Siebe tjetjid^tet l^atte. Sie btad^te il^m bie @]^te beS §ett)Ots 
xufS, obet mit Sefflng'S SQßotten in bet ^ambutg'fd&en S)tama« 
tutgie ju teben, „baS Jßattette toatb begietig, ben 5Dlann tjon 
Slngefld^t ju lennen, ben eS fo fel^t betounbett l^atte; toie alfo 
bie äSotfiettung )u @nbe toat, t^etlangte eS il^n ju feigen, unb 
rief unb fd^tie unb lätmte, bis bet §etr t)on SBoltaite l^etauS- 
trat unb ftd^ begaffen unb beßatfdöen laffen mufete." ©d^on bie 
%xt, toie Sefflng t)on ber @ad§e ])fxxä)t, betoeift, toaS aud^ bie 
fronjbflfd^en SSerid^terftatter bejeugen, bafe ein $ert)orrufen beS 
S)id^ter8 bamalS nod^ ettoaS Unerl^brteS toar. 

(Sinen Sturm minber angenel^mer ^rt l^atte ettoaS frül^er, 
im aW^ 1736, ein Dt)fet ettegt, baS SJoltaite bet l^tifd^en 
SÄufe bradjte, 3n einem Sel^tgebid&t : ,,S)et SBeltmenfd^", fang 

XL 5 



66 . ll. ^ii ^mtt 

et baS SoB bct ßultux unb ber fünfte, unb tiil^mte felBfl bem 
öielgcfd^mdl^tcn SujuS einen milbetnben (gtnf(u§ auf bte tnenf(]^= 
Kdöen ©ttten nad^. ijolgextdötig tx\ä)kn if)vx ballet bet ürjuflanb 
bet 5Jlenf d^l^ett afe ein S^^ftanb bet Slol^l^eit unb SBatBatci , unb 
et enttoatf mit l^eitctet 3tonie t)on 3lbam unb @t)a eine ©d^il« 
betung, bic fteilid^ i^ bcn l^etlöntntlid^en SBotjlettungctt Ijon bem 
t)atabtefifd^en 3"P<inbe toenig ftimmte. 3m ®tunbe toaten eS 
äu^etft l^atmlofe S)inge, bie et unfeten Stammeltetn nad^fagte: 
lange unb f(ä^mu^ige Slägel, fd^led^t ftifitte §aate, btaune §aut, 
tauige ßoft unb l^atteg Saget; aBet man fanb batin eine SSet« 
l^öl^nung bet ßit^enlel^te t)om ©tanbe bet Un|(]^ulb, unb bet 
S)i(ä^tet fa)^ fi(3^ toiebet einmal jum SSetfcä^toinben, biefemal einem 
SBintetaufentl^alt in ^ollanb, genötl^igt. S^ei Salute fpätet, 
1738, betöffentlid^te et ba§ Sel^tgebid^t „üBet hen ^tn\ä)tn" in 
7 SSüd^etn, tootin et na(3^ fjotm unb ^nfjolt in bie S^u^ta^jfen 
Sßo|)e'8 ttat unb bie ünabl^dngigfcit bc§ inneten ®IüdEe§ t)on bem 
Sudeten Si^ftenbe, 5Dlä§igung aU bie Sebingung biefeg ®ßitfe8 
unb 2Bo]^It]^dtig!cit al§ bie toal^tl^aft menfd^lid^e Sugenb in ge« 
f&ttigen 58etfen geltenb macä^te. 

S)od^ !eine t)on biefen Sltbeiten ^at fo tjiel t)on fid^ teben, 
l^at il^ten SSetfaffet fo jum SieblingSbid^tet bet t)otne]§men SBelt, 
tote jum Slbfd^eu bet Stuften unb Qftommen gemad^t, al§ eine 
©id^tung, bie, toenn aud^ fd^on ftül^et Begonnen unb fp&tet 
öottcttbet, boä) i^xt SluSfül^tung gtofeentl^eifö in 6ite^ etl^alten 
l^at*: ba8 lomifd^e &po§ üBet ba§ 5Jläb(^en t)on Otleang, „bic 
Reelle." ßongd^am)), bet jtoat etft fpätet in SSoItaite'g 2)ienfte 
ttat, aBet e§ auS feinen ßtjäl^lungen toiffen tonnte, Betid^tet, 
um'§ 3a]^t 1730 obet 31 fei einmal Bei bem ^erjog t)on SHd^dieu 
üBet Safel öon ben Sl^aten beS SÄabd^eng unb öon bem c|)ifd^en 
©ebid^te bie ^the getoejen, tootin ein $oet be§ öetgangenen 3a^t» 
l^unbettS, ßl^a^jelain, fle Bedungen ]§atte. 9Jlan l^aBe fld^ üBet 
biefeS @ebid^t inSBefonbete aud^ batum luftig gemad^t, toeil eg 
ba8 Wegetifd^e 3Jläbd^en als eine §eilige faffe, unb bet ^rftjog 
l^aBe geäufeett, toenn SJoltaite ben ©toff Bel^anbelt l^ätte, toiltbe 
et fid^etlid^ feinen SSottl^eil Beffet öetftanben l^aBen. SSoltaite 
l^aBe ettoibett, et toütbe tool^l üBetl^au^jt lein etnftl^afteS ®ebid^t 
batauS gemad^t l^aBen; eS liege in bet ©efd^id^te biefeS 3Käbd^en8 
auf bet einen 6eitc ju t)id StiöialeS, auf bet anbeten ju »iel 



tit $ucelle ton &f^tlain. 67 

(Sntf e|I{(]^c8 ; ex glauBc, ba§ bct ©toff fid^ el^ct für bie !omif4c 
al8 für bic l^croifd^c ®attung eignen toürbe. S3on allen ©etten 
l^oBe man tl§m nun jugefprodien , eine fold^e S3eatBeitung ju 
liefern; na(]^ einigem ©träuben l^abe er fxäi baran gemad^t unb 
naät furjer ^tit berfelben ©efeUfd^aft bie öier erflen ©efänge 
bcr jpucelle borgelefen. 

2)a8 apod t)on gl^apelain, baS im ^al^re 1656 unter bem 
Sitel: ,,S)a8 SKäbd^en (la Pucelle), ober ba8 gerettete g^ranl^» 
teid^", erfd^ien unb in jtoölf fd^toerfdttigcn Sudlern bie ^elbin 
t)on i^xtm erften Sluftreten Bis in il^rcn Äerfer ju Sftouen begleitet, 
ift atterbingg ein l^öd^ft altfränfifd^eS S)ing, ba8 bie bamalige 
©eneration feltfam anfpred^en mu§te. @§ fafet bie ©efd^id^te ber 
Jungfrau im flrcng lird^Iidj^fupranaturaliftifd^en ©inne: flc ift 
t)on ®ott, auf gürbitte ber Jungfrau 50laria, jur ^Rettung fjranl« 
teid^8 fpeciell Berufen; fie toirb burd^ einen @ngel in einer um« 
l^üttenben SBoKe mitten burd^ bie Qf^inbe l^inburd^ jum Äönig 
gefül^rt; in ber ©d^Iad^t ftcl^en l^immlifd^e .^eerfd^aaren il^r jur 
Seite, fo toie für bie @nglänber ber ©atan mit feinen 3)ämonen 
länt()ft. Sitnäd^ft toar e§ alfo biefe Veraltete JBel^anblungSart, 
bic agoUaire'S ©pott ^erauSf orberte ; bie §elbin felbfi l^iftorifd^ 
genommen, erfreute fid^ in getoiffem ©innc feiner Zuneigung. 
6r !ommt toieberl^olt auf fie ju fpred^en: im pl^ilofo^jl^ifd^en 
SBörterbud^ in einem eigenen Slrtilel ; im SSerfud^ über bie ©itten 
unb ben ©eift bcr SJöIIer in bem ©a^jitel über bk ^titm 
6arl'8 VII. ; in ber §enriabe begegnet un8 „bie toadCere Slmajonc, 
bie ©d^mad^ ber @ngl&nber unb bie ©tü|e beS Sl^roneS", mit 
ben SBa^atj)8 unb bu ®ue8clin8 im $arabiefe. „3Jlan mad^e 
nm," fagt er einmal, „au8 ^ol^anna feine ^nfpirirte, fonbem 
eine Beider jte ^biotin, bie ftd^ für infpirirt l^ielt; eine ©orfl^eroine, 
bie man ein große Sftotte ]pkkn Heß ; ein mutl^igeS 2Rdbd^en, ba8 
3nqutfltoren unb Doctoren mit feiger ©raufamleit berbrennen 
ließen." SRan ließ fie eine SloHe f^jiclen — toer benn? 3n bem 
SBerfud^ üBer bie ©itten gibt SSoItaire erfl ein SMIb ber 3^* 
tüttung ^ranlreid^8 Bei'm ^Regierungsantritt be3 genannten 
Äönig8 unb filiert bann fort: „9Jlan mußte balb ju einem nod^ 
feltfameren ?lu8lunft8mtttel greifen (al8 bic 5Ölünjt)erfd^lcd^terung, 
bon ber borl^er bie Stebe getoefen toar), n&mlid^ ju einem SBunber. 
(Kn (Sbelmann an ber ©renje bon Sotl^ringen, 9lamen8 SSaubri« 



68 Q. Scanne b'^rr als fomif^eS Suiei. 

coutt , glauBtc, in einet jungen 5Ölagb in einem SDßittpl^aufe ju 
aSaucouleuxä eine SPerjon ju jtnben, bie ju ber StoHe einer 
Äriegcrin unb 3nfpttirtcn geeignet toäre." ©id^ für inft)itirt 
ju l^alten, ober, toie ^ol^anna, @r[(]^einungen ber l^ciligcn flatl^a« 
xina unb 9Jlaxgaret]^a ju l^aben, toar für Sßoltaite ein fo unet- 
ptter SBIöbfinn, ba§ c§ x^vx \i(tott fiel, benfelbcn aud^ ber cin- 
fältigftcn Sßerfon toirüicä^ juäuttauen, ba§ et fid^ immer toiebcr 
betfud^t fanb, entoeber l^alben ober ganjen betrug batet t)Otau§* 
jufe^en. S)et fialBe tofite getoefen, toenn fid^ ^ol^anna ben SQßal^n 
t)on einem S)titten, bet fie atö ^3oIitifd^e§ SGßerfjeug Benu^cn 
tooHte, in ben ßopf fe^en lie^; bet ganjc, toenn fie felBft bie 
@rfd^einungen etbid^tete. SBoItaite fd^toanüe jtoifd^en fieiben 
S5otau§fe^ungen; benn einmal nennt ex bie Jungfrau aud^ gerabeju 
„eine §elbin, toüxbig be§ 3Bunbex§, ba§ fie erbid^tet l^atte". 
©efd^id^tlid^ ift l^ieran eöenfotoenig etn)a§, al§ an bet 33ßitt]^§= 
]^au§magb ober ^ettnetin, bie SSoItaite au§ einet im feinblid^en, 
Butgunbifd^^englifd^en 6inne gefd^tieBenen ©l^toni! aufgelefcn l^at, 
obet an ben 27 Sial^ten, bie et il^t ftatt bet gefd^id^tlid^en 18 Bi§ 
19 gibt. 9lud^ in biefet SSetgtöbctung aber ift il^m Sol^anna 
an unb füt fid^ immet nod^ tef^jectabel ; et fd^ä^t il^ten pattto= 
tifd^en 9Jlutl^, unb toaS il^t augetbem bei il^m SBotfdiub tl^ut, ifl, 
ba§ e§ ein SSifd^of unb ein ^nquifitot toat, bie fie auf ben 
6(|eitet]^aufen liefetten. ©leid^tool^l Begteifen toit ic^t feine 
fjtage, toie man ßeuten tjon ©efd^madC ein etuftlid^eS Snteteffe 
BciBtingen tooHe filt ein 9Jläbd^en in 3Jlann§!Ieibetn , baS au§ 
txntvx SBittl^Sl^aufe fomme unb auf bem ©d^eitetl^aufen enbigc. 
2)ie§ toat einetfeitS nod^ ganj au§ bet atiftoftatifd^en 3lu§:= 
fdöliepd^fcit bet Seit ßubtoig'g XIV. l^etauS gefptodöen, toie fie 
fld^ jtoat botjüglid^ im S)tama ausgeprägt l^atte, aBet aud^ füt 
boS 6|)o8 maßgeBenb toat. Könige unb gelben füt bie 2;tagöbie, 
aSütget unb Sauetn füt bie ßomöbie; toct ba§ Sanbmäbd^en 
Don Dom IRemi als ^eilige fa§te, bet mod^te fie jut ^elbin 
eines etnftl^aften (£po§ mad^en, benn ba fielen bie ©tanbeSuntet= 
fd^icbe toeg; toet fie aBet menfdilid^ f äffen toolltc, !onnte fie nut 
füt ein fomifd^eS @^3oS bettoenben, toofüt in Sltioft ein fo Be= 
lieBteS SÄuftet botl^anben toat. S)od^ biefe SSel^anblung toitflid^ 
übet bie nationale ^elbin ju betrugen, baju lag bet eigentlid^e 
Sfteia m ettoaS Slnbetem. 6ie galt bet lanblänfigen SJotftettung, 



^el^anblung be§ ^egenftanbeS in bet ^ucelle. 69 

unb toat nod^ 3ule|t bt($tettfd^ gefeiert tooxben, al§ bte reine 
Sungfrait, bie eben afö fold^e toürbtg Befunben toar, baS Organ 
flöttlid^er Offenbarungen unb 3Bir!ungen ju fein, ©öttlid^e 
Offenbarungen unb SGBunbertotr!ungen nun gab c§ für bte ®eifte§* 
tii^tung, bie in SSoItaire il^ren genialen ©^jredier l^atte, leine 
m^r. Slber ebenfotoenig toollte man an iungfräuli(3^e äieinl^eit 
glauben. SBaS 9Jlcp]^ifto^3]^ele§ ju fjauft afö feinem nur attju 
gelel^rigen Qä)ültx fagt: 

3^x Ipted^t fd^on faft tote ein SfianjoS, 

ober Dorl^er: 

2)u Ipridlfl \a toie ^anS Siebexlid^, 
Der begel^rt jebe lieBc SBlum* für ftdl, 
Unb bünfelt il)m, eS toär' fein' ^x* 
Unb ©nnft, bie nid^t au p^Mm to&x* — 

baS toar bie Slnftd^t ber fireife, für toeldje SSoItaire feine 5PucelIe 
bid^tete. 3n ber §elbin öon Orleans lonnte er alfo fo ju fagcn 
gtoci gliegen mit @iner klappe treffen: bm ©lauben an gött= 
Kd^e Offenbarung unb bcn an toeiblid^e 9teinl^eit. S)ie6 betocrf= 
fiettigt er in bem ®ebi(3^te fo, ba§ er bie SBunbermafdiinerie 
beibel^dlt : ber l^eilige Dion^fluS, granlreid^'S @(f|u^))atron, fud^t 
ftd^ bie §elbin au§ unb läßt il^r in toieberl^olten @rfd^einungen 
feinen SSeiftanb angebeil^en, toorüber er mit bem l^eiligen ®eorg, 
htm S5efd^ü|er @nglanb§, in ©treit gerät)^; bag 5ltte§ aber 
toirb — man beule nur an ben geftügelten @fel, ber fid^ als 
3leitt]^ier ber §elbin jur Verfügung ftellt — in fo burleSfen 
Süqm burd^geffi]§rt , ba§ e§ al§ bloße ^arobie erfd^eint. Slud^ 
btlbet biefe ©eite ber ©ad^e nur bie gfolte, ben ^intergrunb; 
hm aSorbcrgrunb nimmt bit Durd^fül^rung be§ anbercn Sl^ema'g 
ein, baS übrigens toeniger an ber ^clbin felbft, als gelegentlid^ 
il^rer an ben übrigen toeiblid^en giguren beS ©ebid^teS, t)on ber 
fd^bncn SlgneS ©orel bis ju 5Ronnen unb Slebtiffinnen, anfd^aufid^ 
gemad^t toirb. Sei allen biefcn ift eS nur ©ad^e ber ©elegen« 
l^cit, ob fle Sleinl^eit unb Streue betoal^ren ober nid^t, unb felbft 
ber Stoang, ber fle il^nen raubt, ift nid^t ganj untoilHommen. 
3m ünterfdöiebe t)on il^nen erfd^eint ^ol^anna nodi ganj eieren* 
toertl^; fd^on bie ©erbl^eit ber S)orfbime, bie ben 3iibringlid^en 
im Slotl^fatte mit einer tüd&tigen Ol^rfeige abjufül^ren toeiß, !ommt 
i\ft in ©totten: unb ba i^re |)atriotifd§e ^elbenroUe il^r )oir!lid§ 



70 n. @eifi unb (SingangSDetfe bet ^uccQe. 

am §etactt Hegt, unb fic bic SJotftcttimg tl^ctlt, ba§ beten S)ur(§* 
fül^rung an tl^re 3ungfrdultd^!eit afö SSebtngung geBunben fei, 
jo toet§ fle btefe bis auf SBeitereä ftramm ju be]^am)ten. 2)tefet 
©eift unb @inn bet i)id^tung legt ftc^ glei(]^ in ben SingangS« 
öetfen bat: 

3um ^eirgenfAttget bin tdi nid^t gemad^t, 
2)a fd^toadi unb toeltUd^ meine j£öne Hingen; 
Unb bodi — id^ mui eudi t)on ^[ol^anna fingen, 
2)ie, fagt man, @ottegtt)unbex l^t DoQbta^t. 
Üflut 3ungfcrnl^änbeu fonnt* eS ja gelingen, 
3n Pd^ctn unfrer Silicn ©ilber|)rad^t, 
3u btcd^en ftoljer Griten Uebetmad^t 
Unb Salböl auf beS Königs ^aupt au btingen. 
Sol^anna toar — id& fag' cg ol^ne ©d^cra — 
@in ^Tlöbd^en, beffen Untenodt unb ^JJliebec 
SSebedtten eineg ^'loIanb'S ^elbenl^ers. 
SQBaS mid^ bettifft — i^r I)abt ja nid^tS batoibet — , 
@o lieb' id| mel^t ein Sammd^en, fanft unb gut; 
2)od^ in ^ol^anna pod^te Sbtoenmutl^, 
.2)ag toetbet i^r aug meinem Sieb etfa'^ren. 
äBetounbern follt if^x il^te ^elbenhaft, 
Unb aQermeifl, ba^ it)te ^ungfraufd^aft 
(&m ganjeS ^al^t ^e tDugte ju betoal^ten. 

9Rit biefen 2lnf(]^auungen toat bte aSoItattc'fd^c S)td^tung 
aus htm ©tnne bet l^öl^eten @efettf(]^aft§!tetfe iener S^t l^etauS 
gefd^tteben, batum toat fle bet S^it aud^ nac^ bem Sinne. SSSie 
fie na(]^ unb m^ entftanb unb lange Raffte nut in Slbfd^tiften 
umging, toat, einet foldien l^abl^aft ju toetben, ba^ ^ul eiftiger 
aSetoetbung t)on gütflen unb jptinjeffinnen , ba§ ©ebid^t bet 
feinfte Sedetbiffen , feine ßenntni§ gleid^fam baS geifkige @tlen= 
nunggjeid^en bet guten unb Beften ©efellfd^aft. 9lud^ l^atte baä 
(Sebid^t füt jene ^tit nut aöjutjicle SBal^tl^eit: bie gtauen bet 
l^öl^eten Äteife toaten jum guten %i}nl fo, toie fle l^iet gef(ä§ilbett 
toutben; toaS bet S)i(3^tet bet 5ßuceIIe nut gat ju Balb — jut 
geteilten 6ttafe, toenn man toill — etfal^ten foHte. SQßit ^eu» 
ttgen legen baS @ebid^t, nad^bem eS unS jutoeilen etge^t, öftet 
abgcftoBen l^at, jiemlid^ glcid^gültig aug bet §anb, toeil eS füt 
uns nid^t mel^t bie SBal^tl^eit entl^dlt. 3Bit toiffen, ba§ baS 
SBeib fo nid^t ift, obet bod^ nut untet Befonbeten ümftänben fo 
ift, unb toenn fie eS to&te, toiltben toit unS nid&t fo luftig batein 



Sd^idiole be§ @ebid^tö. 71 

ftnben. Unfete ScBcn8anf(]^Quung ift leine frit)oIe tnel^t; oBet 
toit begreifen, tote fie bamols fo toevbcn lonnte. e§ toat bte 
praltif(]^c 3leactton gegen ben d^tiftlid^en ©pmtualiSntuS , bte 
ncBen ber toiffcnfd&aftlici^en eintreten ntn§te. 3m Itrd&Iid&en 
ei^riflentl^nnt ift ba§ ©innlid^e am aJlenfd^en gmnbfS^Ii(^ t)er== 
ncint, tl^atffid&Iid& nnrgebulbet; (Snt^altung, aSungfrfinlid^feit ift 
bog ©filtere, baS SBBal^re, ba§ toa§ eigentlid^ fein foUte, toenn e8 
nur fönnte; unb in einjelnen SRenfd^en ift e§ bod& au(i^ toirflid^, 
bie eBenbamit fid& auf ben ©tpfel ber SDtenfii^l^eit ftetten. S)ie 
SlufH&rung in ber fenfualiftifd^en Siid^tung, bie fie in gfranlreid^ 
nal^m, fagt, unb fotoeit l^at pe ganj 3led^t: nein! ber 3Jlm]ä) 
ift nid&t toefentlid^ ®eift; nun gel^t fie aBer toeiter unb toirb 
eiftenfo cinfeitig toie bie Äird^e, inbem fie fortffil^rt: fonbern er 
ift 3fleifd&, ©innlid^feit; unb fofort giBt fid^ ber S)id&ter baran, 
bieg in einer Steige öon SSilbem anfd^aulid^ ju mad^cu, too 
^burd^auS ba§ ^eifd^ ben @eift ju ^aEe Bringt, bie t)orgeBlid^e 
äleinl^eit ftd^ afö ^eud^elei, bie t)ermeintltd§ ^eiligften ftd^ aU 
bie SBcrborBenften jeigen. @tne ©id^tung biefer Slrt !ann un§ 
nid^t mel^r Befriebigen; im ©egentl^eil, toir l^aBen un§ mit atter 
Slnflrengung auf ben l^iftorifd&en ©tanbpunft il^rer ßntftel^ung 
JU öerfe^en, um ben Sid^ter nid^t prter ju Beurtl^eilen al8 er 
JU Beurtl^eilen ift, unb il^m inSBefonbere baS Säel^agen nid^t ju 
öcrargen, ba§ au8 jeber Seile biefer ©id^tung fprid^t. 3n ber 
Xffat, toenn irgenb ettoaä, fo l^at Jßoltaire bk ^ßucette con amore 
gcaidbeitet. ©n jebeä Seitalter freut fid& feiner neuerrungenen 
äOBeiSl^eit, mag e3 eine toal^re ober falfd^e fein, BefonberS toenn 
fg eine ]§citere SBBeiäl^eit ift; in SSoltaire'S Jßucette, Iflnnen toir 
fagen, genog baS ai^tjel^nte 3<^^tl^unbert ftd^ felBft in feiner 
grit)olit&t, bie an ftd^ jtoar p^lid^, aBer t)on feinen itBrigen 
Befferen ©genfd&aften leiber nid^t ju trennen ift. 

^interl^er freilid^ ]§at baS @ebid^t feinem Url^eBer, toie ein 
öci^ogeneS SieBIingSKub feinem Jßater, ©orgc unb S5erbru§ toie 
lein onbereS feiner äBer!e gemad^t. %^eiU ber entfe^lid^e @d^mu|, 
in ben er ftd^ barin ftettentoeife fattcn lieg, tl^eifö bie ledCen Sin» 
fpielungen auf l^od^ftel^enbe ^erfonen, bie er fld^ erlauBt l^atte, 
fonnten fel^r fiBle folgen ^r il^n nad^ fid^ jiel^en. Sr lautete 
fid^ tool^l, bog @ebid^t brudCen ju laffen, aBer er t)erfd^en!te SIB» 
f d^rif ten , bk pd^ tro| aller auferlegten imb tjcrfprod^enen S)i8- 



72 II« ^oliatve in ^ofgunfl. 

ctctton im ©tittcn tocitet t)ctBtettctcn : bte 3RatC|utf e l^atte otten 
©runb, bic §anbfd&rift unter il^ten S5crfd&Iu§ }u ncl^men; aber 
au(]^ et, tocnn et il^tem ©infatte, einen SlBbtud füt gfteunbe im 
©d^loffe jelbft au \)exan^altm , fld& toiberfe^te. 3ule|t tocrai 
au(^ erfi naä) i^xtm %oht, gefd^al^ bod^, toa^ man l^atte t)et^ 
lauten tooHen: e§ etfd&ienen unxed^tmäfeige ©tuÄe bet 5ßucette 
unb festen SJoItaite in nid^t geringe SSerlegenl^eit, @t ergriff 
bcn SluStoeg, ber il^m immer geläufiger tourbe: er erllStte 2UIe8 
in bem @tbxäit, tooju er fid& nid^t Belennen mod^te, für 658« 
toittigeä ©nfd^ieBfel t)on frember§anb, unb t)eranflaltete fd^lieglid^ 
eine Slu§gabe, bie er al§ bie einjig unöerfälfd^te Betrad^tet toiffen 
toottte, toäl^renb fie bod^ nur eine tjon il^m felBft jtoar geffiuberte, 
aber immerl^in öerftümmette toar. 5Jland§e§ ift ol^ne S^rifdC 
untergefd&oBen, fofern e§ für il^n ju plump unb gefd^madCloS er« 
fd^eint; bod^ barf man nur in ben neueren 3lu§gaben ber Jßucctte, 
toeld^e bie t)on SSoltaire auggemerjten ©tetten unb SlBfd^nitte 
anl^anggtoeife nad^fül^ren, biefe nad^lefen unb mit bem üebrigen 
t)ergleid^en, um fid^ ju überjeugen, ba§ gerabe bie fd^limmjien 
biefer ©tüdEe fidler t)on Jßoltaire finb. 

SBäl^renb ba§ ©tittleben in ßire^ biefe grüd^tc tjon fel^r 
öerfd^iebenem SBertl^e jeitigtc, öerlor übrigen§ Jßoltaire fo toenig 
toie feine greunbin ben |)of au§ ben Slugen. SQBie fie fid^ öon 
S^^t i^ 3^it i^ S5erfaille§ ober fjontainebleau bei'm ©piele ber 
Äönigin einftettte, fo öerffiumtc er feine ©clegcnl^eit, Ui ben öer« 
fd^iebenen 2)amen, bie fid^ toäl^renb jener 3>al^re in ber ©unjl 
beS Äönigg ablöften, fid^ beliebt ju mad^en. @r l^ulbigte naäi 
cinanber ber ^Jlarquife t)on ^Jlaitt^, bann il^rer ©d^toefter, ber 
^erjogin öon ßl^äteauronj ; iei ber 5!Jlarquife t)on Jßompabour, 
bie il^nen ju längerer ^errfd^aft folgte, l^atte er fogar ben SJot* 
tl^eil, JU i^ren alten SBefannten auS ber S^it ju gel^ören, too fie 
nod& einfad^ SRabame b'@tiole8 loar. 2)urd§ biefe S8e!annt= 
fd&aften, ju benen nod^ bie be§ §erjog§ t)on SRid^elieu, be§ tottt« 
bigen SSunbeSgenoffen jener Damen, fam, brad&te e§ SSoltaite 
enblid^ bal^in, ba§ jur freier ber SSermäl^lung beä ©aupl^in mit 
einer fpanifd^en Jßrin jeffin im Saläre 1745 il^m bie Slnfertigung 
eines ©ingfpielS übertragen tourbe. S)a8 ©tüdC, „bie Jßrinjeffitt 
t)on 9lat)arra" betitelt unb öon bem berül^mten 9?ameau in 5Kufi! 
gefe|t, tourbe ju 93erfaiQeS im gr^bruar jenes ^affteS mit aller 



Soltaite ^ofpoet. 73 

$to^t eines ©offeftcS ienct Seit aufgefül^tt unb Btatä^te feinem 
aSerfaffcr in taf d&er fjolge eine JReil^e Wniglid^et ©unftBejetgungen : 
bie (Stncnnung jum §ifl:otiogtat)l^en t)on fjranfeeid^ , bcn lang« 
erfel^nten ©effel in ber ftanjöfifd^en Sllabemte, nnb jnm Slergetnt§ 
ntand^er Vetren t)om alten ^bel baS patent eines !5niglid^en 
Rammcriunletä, ba§ et ]p&ttx, mit SSetbel^altnng be§ SitelS unb 
SiangeS, t)et!aufen burfte. @o fel^t e§ il^n beglüdte, ba§ fo lange 
öergeBIid^ etfltebte Siel enblid^ etxeid&t ju l^aBen, fo fonnte et 
bod^ ni(^t untl^in, fotool^l beS SOWttete, afö bet ^zn]^m, bei 
benen getabe biefeS Mittel butd^gejd^Iagen l^atte, ju fpotten in 
bem ©inngebid^t: 

ÜRein «^einvid^ nid^t unb nid^t 3aite, 

51id^t bic Slmcrifancrin ^H^irc, 

Jtein'd l^at t)om ^önig mit nuv einen f&iid geBvad^t. 

3d^ l^aiie toenig 9{u!)m unb gfeinbe ganae Raufen. 
^ S)a' Iic6 ein Spoffentpiel ic^ Don bem Stapel laufen, 
* Unb pl5^Iid^ toar mein &IM gemad^t. 

3)aBei toatf et fld^ inbefe mit attem @ifet in bie JRoffe be3 
.^ofpoeten. 6d&on öotl^et l^atte et in einem ©ebid^t auf bie 
@teigniffe beS ^a^xti 1744 bit angeblichen fitieggtl^aten 52ub* 
ttig'g XV. unb feine ©enefung, bie il^m ben S3etnamen be§ 
aSielgeliebten einbtad^te, gefeiert ; je^t beeiferte er ^iä), bie S^la^t 
Bei gontenot, bit im 5)lai 1745 ber 5Jlarf(]^att 5Wori^ t)on ©ad^fen 
gegen ben ^crjog t)on 6umBerlanb getoann, in einem Sßoem ju 
ptcifen, tootin et gleid^fatt§ ba^ SSetbienft bc§ Äönigg unb feinet 
$ctjog8 t)on Iftid^elieu um ben ©ieg in'§ ßid&t ju fteUen fid^ an* 
gelegen fein liefe. Unb al8 e§ im SBinter barauf galt, ben fieg= 
tetd^ l^eimgelel^tten fiönig burd& neue ^offefte ju öerl^errlid^en, 
toat eS abermals JBoltaite, ber ba§ ^ftft)iel: „ber 2;cnt|3cl beS 
Shil^meS" t)erfa§te, toorin in ber Jßerfon IcincS ©eringeren al§ 
beS ftaiferS Srajan Subtoig XV. afö ber toal^re, b. 1^. ber mtn]ä)m^ 
freunblid^e, öolfbeglüdCenbe ©iegcr unb gröberer bargeftettt toar. 
68 toitb erjSl^lt, beim §erau8gel^en au§ ber SJorfteHung fei ber 
2){d^ter bem Äbnig mit bem ^erjog öon Jftid&elieu an ber ©eite 
Begegnet, unb fd^toinbelnb t>on feinem (Srfolge l^aBe er an biefen, 
bod^ 3U ben Citren beS jfönigS, bie fjfrage gerid^tet: ifl Srajon 
jufrteben? toorauf iebod& ber Äönig, ol^ne il^n eines SBorteS js 
tofirbigeu; toeiter gegangen fei. 



74 n. fßoliaxxt unb bie fcattd5ftfd||e ^labemie. 

Sine SteQe in bet ftanjöjtfd^en ^!abemte ju etl^alten, toot 
t)on icl^ct unb tft nod^ l^cutc fo jel^r baS SSefttcBcn icbeS fran« 
jöfif(|en ©d^tiftflcttetg , ba% un§ an Sßoltaitc nut ba§ mißfällt, 
bafe ex un8 glauben mad^en toitt, bie ©ad^e fei x^m l^öd^ft gleid^« . 
gültig getoefen. 2)a§ ift fo untoal^r aU bie SSel^auptung, et 
l^abe bie t>oxf)in ertoäl^nten ©unjlbeaeigungen be§ §ofeS al§ 
gISnjenbe SSagatetten betrad^tet O nein, auf bet ^öl^e flanb 
SJoItaite bei toeitem nid^t, t)on toeld^et au§ betgleid^cn äußere 
(Sitten al§ gleid^gültig etfd^einen; er toax nid^t ber 2Jtann, fid^ 
an beut SSetuufetfein feiner SSebeutung, an bem ©efül^l feiner 
gewaltigen 3Qßir!famfeit genügen ju laffen; er l^afd^te jugleiifi 
Begierig nad§ jeber Keinften äußeren Stu^jeid^nung , unb toar 
Ieibenjd§aftli(^ erregt, toenn fie i^m öerfagt tourbe. 9lun ift man 
ia bittig unb fielet l^erlömmlid^ befonberS ben Jßoeten nad^, U^ 
JU einem getoiffen $ßun!te fiinbex ju fein unb an glänjenben 
gittern fid^ ju ergoßen; obtool^I maft bie toenigen ©id^tcr bann 
aud& bopptlt l^od^fd^ä^t, bie in biefem ©tüdfe 9Jiänner finb. ^ber 
eine ®renje l^at biefe 9lad§fid^t immer, unb toie gefäl^rlid^ bie 
©telfeit bem ßl^aralter tocrben fann, ift an feinem Slnberen 
gxettex, ate eben an Jßoltaire, toal^rjunel^men. ©auer genug inbefe 
tourbe il^m fein ©effel in ber Sllabemie gemad^t 3ll§ er jum 
erftenmale für einen fold&en tjorgef dalagen toar, l^atte er jtoar 
bereits SörutuS unb Saire, aber aud^ fd^on fo mand^eS Slnbere 
gefd^rieben, toa8 ben Slfabemifer be S3oje }u bem 9lu§fprud&e 
öeranlaßte, „SBoltaire toerbe nie ein a!abemifd§e§ 6ubj[ect toerben." 
SUS fl)äter im 3a]^re 1743 ber ßarbinal gieur^ ftarb, l^offte 
SSoltaire, beffen $pia§ unter ben S3ierjig ju erl^atten, unb l^atte, 
feiner S3el^au^)tung nad^, bereits Äönig unb SRaitxeffe füx ftd^; 
abn ber Seigrer be§ S)aut)]^in, ein alter Sl^eatinermünd^ unb 
frül^er S3ifd^of öon Wx^foiz, SBo^ex, bex ie^t im 9Jiiniftexium 
faß, toußte es ju l^intertreiben , tro| attex SSerfid^erungen , bie 
aSoItaire il^m mad&te, ein guter SSürger unb toal^rer fiatl^oli! gu 
fein. 2)er SRann mod^te fld& einmal als Tancien övßque de 
Mir4>oix unterjeid^net unb baS ancien abgeöirjt: anc, gefd^riebcn 
l^aben; böfür l^ieß er nun bei SBoltairc fortan Täne 6v6que de 
M., ber (SfelSbifd^of t)on SDtirepois — toaS id^ abfid^tlid^ anfül^rc 
als Söeifpiel für eine 3lrt t)on SQßi^, tooran SSoltaire nid^t feiten 
Sel^agcn fanb. S)amal8 nun, in ber fxifd^en ©ofgunft bex Söl^xc 



SoUaire unb Me ^efuiten. 75 

1745 itnb 46, l^iclt et c8 an bcr 3^^ einen neuen SScrfud^ 8^ 
mad^en, unb toäte i^m bn @tfoIg fo gleid^g&Itig getoefen, toie 
et fid^ anflettt fo toütbc et fci^toetlid^ ein 5QflitteI in Slntoenbung 
gebtad^t l^oben, mit bem et eS fteilid^ in bet ^tojiS letd^tet 
Mofim, afö toit e8 in bet Seurt^eilung nel^ntcn lönnen. 3« 
?ln6ettad&t be§ bcbeutenbcn ©infCuffeS nSmlid^, bcn am §ofe nod^ 
imnut bic Sefuiten l^attcn, unb um nid^t abetmafö feinet S8e» 
toetbung t)on geiftlid^et @eite l^et einen SHegel t)otgefd^oben ju 
feigen, fud^te et nun bie ^efuiten füt fid& ju gewinnen. 3n einet 
ftitd^enjeitung toat bem Sßapft Ißenebict XIV. fein fteunblid^^S 
Sd^teiben an SJoItaite, unb in einet in ^oUanb ti^äiiemmn 
Si^tift bem leiteten feine SBotliebe füt bie 3efuiten jum SSot* 
toutfe gemad&i 2)a8 benu^te et nun al8 3lnla§, in einem 
©d^teibcn an ben Jßatet be la Sout, bet j|e|t bem Sottegium 
öotflanb, tootin SSoItaite etjogen tootben toat, neben feinet @t- 
gebenl^eit gegen bcn ^ap\t, jugleid^ feine 2)anlbatfeit unb untjet* 
btild^Iid^e Slnl^finglid^Ieit an bcn Otben mit einem 3laä)bmd, 
einet Uebettteibung auäjufpxcd^cn , toeld^e bie Slbfid^t nid^t tjct« 
fcnncn I&fet 2)a ijl 3ltte8, toaS et bie fieben Salute feines Sluf= 
entl^altS im ßottöge gefeiten, nut ©d^öneä unb ®ute8, nut gleiß, 
SJldßigfeit unb Otbnung getoefen; et ijl etftaunt, toie man htn 
SBatetn t)on bet ©efettfd^aft 3efu eine öetbetblid&e 3)lotaI ju* 
fd^tciben mag; ja tool^I, fie l^aben in ben finfteten Seiten, toie 
anbete Otben aud^, i^te Safuiften gel^abt, bie übet Jßunite bet 
6ittenle]§tc füt unb toibet biSputitt l^aben, bie jc^t Idngft auf» 
gettfttt obet audö öetgeffen ftnb ; abet e8 mad^t bet 5Wenfd^]^eit 
©d^anbe, bafe man fid^ etbtciftet, 5Wännet einet lajen 3)lotaI ju 
bcfd^ulbigen, bie in ganj @utopa baS l^&ttefte 2zbm füllten unb 
an'8 6nbe t)on Slflcn unb 3lmetila teifen, um ba ben 5Jlätt^tet= 
tob ju fud^en. Äein SBBunbet, bafe ein fold^et SJetIdumbet bet 
Unfd^ulb aud^ äioltaite t)etläumbet, baß et il^m @efinnungen 
au^fltbet, bie et nie gel^abt, unb SSüd^et jufd^teibt, bie et nie 
gcfd^tieben, obet bie t)on ben §etau8gebctn untoütbig geffilfd^t 
flnb. ©elbfl bie §entiabe ijl niemals cotrect gebtudtt toorbcn 
(man fielet, toenn eine il^tet Ätaftjletten gegen Sintoletanj unb 
gfanati8mu3 ben P. P. ^efuiten ju ftat! toat, fo l^ielt fid& fBoU 
toite audö l^iefüt bie |)intett]^üt bet öotgeblid^en Söetfälfd^ung 
offen}; „man toitb tjetmutl^lid^," fe^t et l^inju, ,,mcine ed^tcn 



76 U« Siierarifii^e @ixeitigfeiten. — 2)edfontaine3. 

SBerle nid^t el^et l^aben, al3 mäj meinem Sobe.'' ^nstoifd^ 
toitt er nad^ bem Seifpiele be§ großen ©ottieitte feine @d^tiften 
htm üttl^eil bet Äitci^c untcxtoerfcn. „SQBenn man je/ cxÖdtt 
er, „unter meinem 9tamen eine ©eitc gebrudt l^at" (baß er eine 
foI(3^e gef (abrieben, geftcf)t er alfo immer nid^t ju), „bie aud^ nur 
einem Dorffüfter ^ergcrnife geBen fann, fo bin id^ bereit, fie in 
feiner ©egentoart ju jerreißen; id^ toitt ru!§ig leben unb fterben 
im ©d^oo§e ber römifd^^fatl^olifd^en apoflolifd&en fiird^e, oiftit 
3emanb anjugreifen, ol^ne 3>ßtnanb ju befd^äbigen, ol^ne eine 
SJleinung ju bel^au^jten, bie 3emanbem anftöfeig fein Knute." 

Um ben JßreiS fold^er ©d^ritte unb @rflärungen fe|te fBoU 
taire e§ burd&, bafe er, nad^bem er (fingft 3RitgIieb faft attcr 
europ&ifd^en ^Jllabemien getüorben toax, enblid^ aud^ in bie fransS» 
fifd^e aufgenommen tourbe; barin atterbing§ ein ed^ter 3ögltng 
ber 3efuiten, bafe er ju feinen S^edEen iebeS SRittel für erlaubt 
anfal^ ; toären nur feine StoedEe immer fo gut ober bod^ fo l§arm« 
lo8 getoefen, toie biefeSmal! 

2ln titerarifd^cn ©treitig!citen l^at e§ SSoltaire aud& in bicfcr 
ßeben§^)eriobe nid^t gefel^lt, unb er fül^rtc fie, toie er fie immer 
führte. aSon bem San! mit 3. 35. SRouffeau ift frül^er bie SRebe 
getoefen; in biefe Raffte fällt öomel^mlid^ ün too möglid^ nod& 
p§lid^erer §anbel mit einem getoiffen 2l6b6 S)e8fontainc8. 
2)iefen SRenfd^en l^atte SJoItaire burd^ feine SSertoenbung auS 
bem 3it^t]^aufe frei gemad^t; tooburd^ fid^ berfelbe aber nid^t 
abl^alten Keß, nad^bem er eine ©d^mä^fi^rift gegen SSoItaire auf 
Sl^ieriot'ä 3ii^ßi>^tt öemid^tet, fid^ toieberl^olt Iritifd^ an il^m 
JU reiben unb auf eine fd^arfe Entgegnung 35oItaire'§ tintn un« 
üerfd&fimten ©rol^brief an il^n ju rid^ten. S)aburd& Iie§ fid^ 
aSoitaire l^inreifeen, mit SSorfd^iebung eineS ©trol^mannS jtoar, 
aber öon 3>^bermann erfannt, unter bemSitel: „ba8 5präfert)atit)", 
eine ©treitfd^rift brudfen ju laffen, auf bereu SCilelfu^jfer S)e§fon= 
taine§ afö Süd^tling abgebilbet toar. Darauf anttoortete bicfec 
in einem ßibett: „bk SJoItairomanie", toot)on er felbft fagte, eä 
toerbe SJoItaire nid^tS übrig laffen, als fid^ ju l^ängen. ©tatt 
beffen fd&ritt biefer jur gerid^tlid^en Älage, beren @rgebni§ toar, 
baß 2)e8fontaine§ einen äBiberruf unter jeid^nen mußte; aber 
mit biefen elenben ©efd^id^ten toar ein ganjer SBinter l^ingegangen, 
unb bie geinbfeligfeiten bauerten aud^ nad^l^er nod^ fort.. äBie 



^retott. — SHe SRatquife Beim Spiel bet itömain. 77 

DeSfotttaineS im 3. 1745 ftatb, toat xt)m bereits ein @d^Iimtneter 
nad^getoad^fen in bet $erfon t)on ^teton, bet neben SSoItaite'S 
gattjet fctnetet Slntotlaufbal^n toie ein bettenbet §nnb l^etlief 
unb bogegen t>on x^m in aUen fjfotmen, in $tofa nnb SSetfen, 
in (SpoS unb S)tanta, }ettbilbli(]§ üetetoigt tootben ift. ^od^te 
et iimnetl^in in manä)tm feinet Slngtiffe, toie namenttid^ in bet 
fd^neibenben JBeuttl^eilung öon SJoUaitc'S §ofpoefie unb leibet 
aud^ in bet Slufbedung fo mand^et gledten feinet 61§ataftcr§, 
Siedet l^aben: bie Sad^et }og SSoItaite fd^Iieglid^ bod§ auf feine 
©eite, unb bie 6d&mato|etexiflenj eine§ netgeinben ßitetaten ift 
bet t)tobuctit)en Sl^ätigleit eines SRanneS toie 35oltaite in bie 
ßfingc niemals getoad^fen. ^f^eton blieb nid^t bet le^tc in feinet 
SItt, bie la SSeoumelle, ßlement, 3lonnotte unb toie fie attc 
gießen, gefeilten fid& il^m bei, unb bet toi^ige 2lbb6 SSoifenon 
fd^tieb im Stile bet biblifd^en ©enealogien: „3oiluS jeugcte 
9Rtoiu8; 2Rdt)iuS abet jeugete ® eSf ontaineS ; 2)eSfontaineS abet 
jeugcte fjfteton; gf^^eton abet jeugete ßlement" u. f. f. S)et 
befannte 3leim gegen fjteton: 

äüttgfi^in in einem !ül^len ^atn 
S5i6 eine ©cj^lang* in Srcron'S Sein, 
nnb, fragt man, toad gefd^a!) aldbann? 
Sie @d^lange fiavb, unb nid^i bet ^ann — 

ift jtoat nut 9lad&bilbung eines @t)tgtammS bet gtied^ifd&en 
äntl^ologie, unb feine Slblunft tjon SSoltaite toitb bejtoeifelt; 
abet et l^fitte fid^ beffelben toenigftenS nid^t, toie fo mand^et 
anbetet ^SLuSfSIfe, ju fd^ämen gel^abt. 

Untet allen biefen §anbeln mod^te bie SRatquife bu ßl^ätelet 
nid^t Unted^t l^aben, toenn fie öetfid^ette , fie l^abe ben gteunb 
iü>m SlugenblidE t)ot il^m felbft ju tetten, unb fie toenbe mel^t 
Jßolitif auf, il^n ju leiten, als bet ganje SSatican, um bie 
ßl^tiftenl^eit in feinen SSanben gu l^alten. SSiStoeilen inbefe toat 
eS bod^ aud^ toiebet fie, bie il^n in SJetlegcnl^eit btad^te. ®enn, 
fo leibenfd^aftlid^ et übrigens fein mod^te, ein fo leibenfd^aftlid&et 
Spielet toat et bod^ nid^t toie fie. ©incS SlbenbS l^atte fie in 
gontainebleau, Mm 6piel bet Äönigin, 80,000 ßitJteS öetloten, 
todl^tenb fie leine 100 mel^t im SJottatl^ l^atte; SBoltaite l^atte 
jugefel^en, unb in bet Uebetjeugung , bag eS babei nid^t mit 



78 n. SoUatte unb bte Ettatquife Uoba^itn bie Stent«. 

I 

redeten Singen angegangen, tl^t l^ctnad^ anf @nglifd& jufliiftctt, 
fie metfc in il^tet Setfttennng ni^i, ba§ jtc mit ©aunetn fptefc. 
3!e^t dbn benterlte fic, ba§ il^te SRitjpielct baS gcl^ött unb t)Ct« 
ftanben l^atten, unb nun toat e§ füt beibe SEl^eilc, füx fle, um 
il^te ©^)ielf(3^ulb in Crbnung ju bringen, für il^n, um einem 
@l^rcn]^anbel auSjutoeid^eU; ba§ @eratl^enfte, fid^ ba'oon gu mad^en. 
S)a§ tl^aten fie benn aud^ nod^ in ber Sla^t, unb jtoar fCüd^tcte 
fid^ 5ßoltaire nad& ©ceauj ju ber ^erjogin t)on SRainc, mit ber 
er f(^on tjon ber 3rit ^i^^§ Cebipe |er befreunbet toar. ^ier 
lebte er jtoei ^Jlonate lang in einem Oberjimmer t)erftedtt, am 
Xage mit t)erfd§Ioffenen ßaben unb hti ßid&t, bod§ unabläffig Bc« 
f d^äftigt ; 5iad&t§ jam er jur ^erjogin l^erunter, fpeifle an il^tem 
SSett unb belujligte fie burd^ feine ©d^erje, toäl^renb fie il^n mit 
alten ^ofanefboten unterl^iclt. ^Jlel^rere feiner (ärjSl^tungen, tote 
Sabig, SSabouc u. a., ftnb toä^renb biefer S^age entftanbcn unb 
barauf in ber 9lad^t t)on bem ©id^ter feiner l^ol^en SScfd^ü^erin 
t)orgeIefen toorben. ßnblid^ l^atte bie 5Jlarquife il^re 6d^ulb auf 
bem S3ergleid§§toege abgetüidelt, jugleid^ aud^ SSoItaire'g @§ren= 
l^anbel getufd^t unb eilte jefet na(^ ©ceauj, e§ iljm anju!ünbigcn. 
9lun aber lie§ bie §erjogin fo au^gejetd^nete ®äfte nod^ nid^t 
lo§, unb eS öerftoffen nod§ brei SQBodien unter SSeluftigungen aller 
3lrt, befonber§ aud^ bramatifd^en Jßorftettungen, bei benen SBoltaire 
unb feine greunbin öerfd^iebene SloEen übernal^men. 

3>^re ©^)ielt)erlufte burd§ t)erbo^)pelte ©t)arfamlcit cin- 
jubringen, jog ftd^ bie 5Warquife mit il^rem greunbe, nad^ furjcm 
3luf enthalt in $ßari§, mitten im SBinter 1747 auf il^ren Sanbfl^ 
jurüdE, unb auf bem SBBege bal^in brad^tc ein ünfatt bie Sieifenben 
in eine Situation, t)on ber un§ S5oltaire'§ bamaliger ©ecrctair, 
ßongi^amt), in feinen ©enftoürbigfeiten ein aUju bejeid^ncnbeS 
SSilb enttoorfen l^at, als ba§ id^ e§ jurüdEl^alten bürfte. S)ic 
SRarquife l^atte bie Siebl^aberei, bie, für ben ©ommer ganj an* 
genel^m, für ben SBBinter il^r S3ebenäid&e§ l^atte, bei 3laä)t ju 
reifen. @o tourben fie benn aud^ umgetoorfen, unb nad^bcm fie 
mit Wä)t, befonberS SSoltaire, ber ju unterft lag, au8 bem 
umgeftürjten äBagen gejogen toaren, mu§te, um biefen mit feiner 
fd^toeren Sabung t)on Äoffern unb ßiften auf jurid^ten , 2Rann* 
fd&aft aus bem näd&ften 2)orfe l^erbeigel^olt toerben. 3JHttlettoeilc 
fafeen SSoltaire unb feine fjreunbin auf ben l^erauSgenommcnen 



ütfoltm bex ^ofdmtft 79 

äBagenfioIftetn nritten im @d^nee , unb l^alb erfroren tro^ il^rer 
^[klje, betimnberten fie bie ©d^önl^eit beS geftimtett $tmmel3. 
„(fö tfl toal^r", fagt bcr l^itmoriftifd^e 6eactair, „er toax t)oVi^ 
{otmnen l^eS, bie @teme fun!elten im lebl^afteften ©lange, ber 
^ortjont toar frei, fein §au3, lein SBaum entgog aud^ nur ben 
tieinflen Xl^eil beffetten il^en Stiden. ßntjüdt t)on einem fo 
erl^abenen ©d^auf^iel unterrebeten ftd^ unfere idhm ^l^ilofopl^en 
tiap)ftmb t)or groft über bie 9latur unb ben Sauf bcr (Seftitne, 
üBcr bie SBeftimmung fo öieler 9Belt!ötper im uncnblid^cn Sftaume. 
@8 fel^Ite il^nen nur ein gfemrol^r, um t)ott!ommen glüdlid^ jw 
fein. 3]^r (Seift, in ber Siefe be§ §immel§ verloren, l^atte feine 
SBol^mel^mung mcl^r für il^re betrübte Situation auf bcr @rbe, 
ober t)ielme]^r auf bem @iS unb @(]^nee." 

SWd^t mit cbenfoöielem ©leid^mutl^e bemerftc um biefc Seit 
SSoItaire, ba6 fein ©tem bei ^ofc im ©infen toar. ©utd^ ein 
9RabrigaI auf bc8 Äönig§ äSerl^ältnife ju ber neuen ©cHebten, 
ba8 Balb in SÜtter §finben toar, l^atte er jtoar biefc fid& t)on 
9leuem öetpfKd&tet, aber bie Königin unb bie föniglid^en Xöd^ter 
gereijt, bie auf ben SSater nid^t ol^ne ©injiufe toaren. Diefer 
fettfl toar il^m niemals eigentlid& l^olb getoefen, unb bie gat)oritin 
mod^te fid& nid^t ausfegen. 3c^t eben toar eS SDtobe am ^ofe, 
ben alten ßrebitton, ben nad^ langem SJerfd^ottenfein gleic^f am 
neu entbedttcn 35ramatifcr, SJottaire gegenüber ju begünjligen. 
S)iefer nal^m ben Äam:j)f fjufe an fjufe mit bem (Segner auf, 
inbem er mel^reren feiner ©tüdc neue ^Bearbeitungen beffetten' 
Sl^a'S entgcgenftettte. S3ei §ofe fonnte il^m baS nid^t'S l^elfen; 
baS ^blifum aber fal^ barin nur Sleib, jumal aud& biefer 
SBett^eit, burd^ ben ßifer ber beiberfeitigen Slnl^ängerfc^aft bei 
ben äuffül^rungen fel^r laut getoorben, t)on 35oltaire nid&t ol^ne 
aSitterfeit gefül^rt tourbe. 

Unter fold^en ümflfinben toar e8 fel^r ertoünfd^t, ba§ man 
bereits mit einem anberen, toenn aud& fleineren ^ofe in ber 
3lSä)t befreunbet toar, an ben man fid^ jur Slbtoed^Slung , ftatt 
nod^ $ariS unb JBerfaitteS, begeben fonnte. S)urd& bie Sage t)on 
6ire^ untoeit ber lotl^ringifd^en ®renge ergaben fid& S3ejiel^ungen 
mit bem ©jfönig öon Jßolen, ©taniSlaS SeScinSfi, bcm im 
äBiener Rieben bie §erjogtl^ümer ßotl^ringen unb SBar auf 
SebenSjeit gugetl^eilt toorben toaren. StaniSlaS toar jtoar bigott 



80 n. S^oUaite unb bte SRatquife am ^ofe beS Stbni^^ 6tami»ia9. 

unb t)on 3>^fuiten geleitet, bod^ imntetl^tn Sebentann unb cmä) 
gutmütl^tg genug, um bie üntetl^altung nid^t öon bet ^anb ju 
toetfen, bte ein 5ßaat, tote fBoltaixt, ben et fd^on t)on S5crfatttc8 
l^et Jannte, unb bie SRarquife, bie jeiner greunbin, bet ^atquife 
be SBouffletg, Befteunbet toar, feinem ettoaS einförmigen ^ofe ju» 
jufül^ten öctfpxad^en. ©o l^ielten fid^ benn beibe toiebetl^olt l&tgete 
Seit balb in bet Sftefibenj SuneöiUe, Balb an anbeten lotl^tingifd^en 
Otten, Befonbet§ auf bcm Suftfd^Ioffe 6ommetc^, ol3 toittfommcne 
®äfte beö Äönigg auf, gut SSeuntul^igung feinet Xod^tet, bet 
Königin t>on gftanfteid^, bu, toomögKd& nod^ befd^tönfter afö 
bet SJatet, t)on fo fteigeiftetifd^et ©efettfd^aft ©efal^t füt fein 
©eelenl^eil befütd^tete. ^nä) l^iet wie in 6ite^ behielt fid^ 
SSoItaite ben gtöfeten S^l^eil be§ S^ageS füt feine 3ltbeitcn öot, 
toäl^tenb et übet S^afel unb am Slbenb afö ©efettfd^aftet, Sl^eatet- 
bid^tet unb @d^auf^)ielet feinen teid^en S3eittag gut üntct^^ 
l^altung gab. 

@§ toat ein ibqttifd^eS Seben am ^ofe be§ guten ©tantSlaS, 
befonbetg toenn man in bet fd§5nen 3!a]^te§jeit in ßommetc^ 
toat; unb bod& jogen fid^ eben I)iet toie 3Qßotten bie Utfad&en 
jufammen, bie bem gHldElid^en S^ftanb ein fd^nette^ @nbe mad^cn 
fottten. ©d^on feit etlid^en ^df)xtn ftanben jtoifd^en JBoltaite 
unb bet SRatquife bie 35inge nid^t mel^t gang fo toie el^ebcm. 
SBenn et fid^ bet SSetänbetung öieUeid^t toeniget betonet toot, 
fo toat fie il^t um fo emt)finblid^et. 31^n l^atten bei Itäntli^em 
flötpet unb unablSffiget ^tbeit feine funfgig ^a^xt, unb bod^ 
tool^I aud^ bet ^eunbin nid^t immet fanfte§ ^oä), tootübet man 
gutoeilen ftatfe 3lu§btttdEe öon il^m l^öten fonnte, attmäl^lid^ 
lül^Iet geftimmt, als eS mit il^tem immet nod^ iugenblid^cn 
ßiebe§bebütfni§ fid& öetttug. 6ie !§atte ftd^ in SStiefen an SSet^^ 
ttaute toiebetl^olt fd^metglid^ batübet beHagt. ®a6 et fie in 
JBtiefen an ben löniglid^en fjfteunb in 5Pteu§en mituntet getabcgu 
t)etleugnet, b. 1^. fein geftl^alten an il^t auf blofee S)an!batleit 
jutüdEgefül^tt l^atte, tou§te fie tool^I nic^t, abet fie fonnte c8 in 
feinem äSegeigen fpüten. SDBenn je^t ein 5Wann in il^ten Äteiä 
ttat, t)on bem fie ba§ gu etlangen l^offte, toaS Jßoltaite il^t 
nid^t mel^t gu getoSl^ten fd^ien, fo lonnte fid§ eine füt bicfen 
gefäl^tlid^e äBal^foettoanbfd^aft l^etaugfteEen. (Sin fold^et trat 
benn toitllid^ im SBintet 1747 in bie ^offteife bon SuneöiHe 



Serlottfluna mb ^bhn^ 81 

ein, in ber ^etfott eines jungen ©atbecct^itatnS 6t. ZamUtt, ein, 
bec etnnel^menbe Snanteten unb aud^ ben Stuf etneS $oeten l^atte. 
6tfl mad^te et ber grau t)on SSoufflerS bcn ^of unb tourbe 
babutcl^ bem jtöntg unangenel^m ; aber im f olgenben @ontnter, 
to&l^renb beS Slufentl^alteS in Somnterc^, fanb fßoltaixt, bag 
öielmel^r er Urfad^e l^oBe, eifcrfüd&ttg ju fein. @§ toar m(%t 
anbcrS: feine göttlid^e @milie, bamalS 42 ^al^re alt, l^atte ben 
um jel^n ^al^re lungeren SRann, ber il^r mit ingenblid^er S8e* 
fKffenl^eit l^ulbtgte, bem alten, fränüid&en, oft öcrbroffcncn ^freunbe 
öorgejogen. SBcld&e feltfame ©d^idfalSöerfled&tung , ba§ berfelbe 
^ann, ber ie|t SSoItaire auS bem ^erjen unb fein S3ilb auS 
bem SRing einer gciftöottcn fj^au Vertrieb , ad^t Saläre fpäter 
feinem Slntipoben Stouffeau ben 3u9^^9 • 3^^ bem ^et^en einer 
anberen t)erf:j)errcn fottte! 

SBoItaire'S SBBut]^ bei ber (Sntbedtung toar ol^ne ©renjen, er 
tootttc in ber 3laä)t nod& fort; aber bie SJlarquife l^atte il§n 
nid^t umfonfl funfjcl^n ^al^re long ftubirt. Unb er toar feib 
bteigigen berfdbe geblieben. S)enn eS ging je^t genau toicber 
tote ju ber Seit, als ©ufanne ßior^ il^m ju ©unften be8 allju- 
KebenStofirbigen ®6nont)ttte untreu gctoorben toar. 9lur ob biefe, 
il^n 3U begütigen, ben gleid^eu äBeg eingef dalagen , toie bie 
€^ülerin 9letoton'g. lägt fid^ bod^ bejtoeifeln. S)ie le^tere 
üBerrafd^te il^n toie unS — bie ©ad^e ift aber toert)^, bei htm 
^otd^er Songd^antf ^it allen @in}ell^eiten nad^gelefen ju toerben — 
burd^ eine in ber Sl^at grogartige ^ufrid^t{g!eit. @r toeig ja 
bod^, toaS fle bebarf, fie l^at getougt toa§ il^m gutr&glid^ ift, unb 
bamad^ l^at fte fid^ eingerid^tet : too tofire alfo il^r SSerbred^en? 
2>tefe @prad^e toar auf SSoltaire tool^l bered^net; unb toie nun 
öottenbS 6t. ßambert JEam, fid^ bei il^m ju entf(^ulbigcn, fiel er 
il^ um ben $al8 unb gab fid& felbft ünred^t, auf ba^, toaS 
nur einer glüdHid^en 3ugenb ju^cl^e, in feinem Sllter nod^ %n^ 
fptud^ gemad^t ju l^aben. S^itlebenä bel^ielt 35oltaire eine bc» 
fonbere S^neigung ju feinem glüdClid^en Slebcnbul^ler , unb l^at 
il^n oud^ als 6d&riftftcttcr — benn 6t ßambert tourbe in ber 
gfolge ber ©id^ter ber „Sfal^reSaeitcn" — l^öl^er gcl^oben al8 er 
es berbiente. 

Slud^ in Sejug auf bie legten 6d^idEfale ber 2Rarquife, bie 
mit bem fo eben S3erid^teten in einem fo t)er]^ängnigt)oIlen 3^*" 

XL 6 



§2 Q- ihanfl^it unb tob bei 9lav(|tttfe« 

fatmneitl^attge ftel^en, mbü^te iä) am liebften auf bte auSfill^i^e 
@tjfi]^Iuttg bc8 ®ctofi]^t§mannc8 ßongd^atiH) t)ertoeifen. @o be« 
jcid^nenb btcfc SJotgängc füt bic ©ittcn bct Seit utib ben 
(S^atalter bct betl^eiligtcn Jßctfoncn jtnb, fo fd^toct ffittt c8 wi8 
ie|t, fle batjuftcHcn, ol^ne cnttoeber ben ©ttten unfctct Srit obct 
bem 61§araftct bct in eine ganj anbete l^tttcingcflctttctt Jßetfonen 
ju nal^e ju ttctcn. @inc SBcüc gcl^t c8 nod& ttagtlomtfd^ fott: 
bic ©ntbctfung, \Dd^t bic 5Watquifc auf bcm SHldtoegc naii^ 
^tiS, in 6itc^, ntad^t ; bic SBctatl^ung mit bcm SicBl^abct unb 
bem Qftcunbc; bic SSctufung beS ©cmal^tö unb bcffcn S5atet= 
ftcubc — jtnb butd^auS ©tildc au§ ctnct Äomöbte. Sffict bct 
2ftau, bic \iä) mit 43 ^al^tcn nod^ einmal butd^ ^Jluttetl^offnungen 
übettafd^t fielet, toitb c§ je mcl^t unb mel^t ttagifd^ ju ^D^tl^e. 
5Wan Begibt fid^ nad^ Suncöittc, um l^ict bic ßntbinbung aB» 
jutoatten; biejc ctfolgt aud^ gütdttid^ unb bringt ein SiJd^tctlctn; 
abct einige 2;age nöd^l^ct ffilitt ein faltet Stunf, ju bcm fld^ 
bic SBöd^nerin butd& bic §i^c be8 5Jtild^ficbet8 unb be8 SfiBcttctg 
t)ctfü]^ten Ififet, ein töbtlid^eS @tftan!en l^ctbci. S)utd& einen 
jd&einbat günftigen ©d^lummct bct Scibenbcn getäufd^t, l^attc 
aSoltaitc unb bct 5Watqui§ fid^ einen Slugcnblidf cntfetnt: loic 
man fie jutütfrief, fanben ftc nut nod^ eine ßeid^e. 

SBoltaitc unb ©t. Sambett toaten bic Seiten am Sobten« 
bette, unb als etftctet, mit tiefem ©d^metje fi^ loätcifeenb, ba§ 
Simmet tjctlaffen l^attc, fiel et am gu§c bct ^äilo^txtppt, 
neben bct @d§ilbtoa(^e , ol^nmäd^tig auf baS $f(aftet. @8 toat 
bet 10. @c^)tembct 1749, al8 bic glüdHid^ftc Jßctiobc t)on SSoltaitc'^ 
ßeben einen fo etfd^ilttctnben Slbfd&lufe fanb. 



m. 

SBft^tcnb btx exjien Salute öon aSoItattc'S ©ttttlcBen in 
dtte^ Id&tc auf feinem ©d&loffe ju 9ll^n?Bctg in bex 9KatI 
gWd^foHS in literatif d^et 5Wu6e bet pteu§if d^e ffitonptina gtiebtid^. 
äto^bem eS nid^t ol^ne ^fil^e gelungen toat, bic toettgebiel^enen 
Sertoütfmffe jtoifd&en il^m unb feinem löntglid^en siatet au§« 
auflleidöen, l^atte ex fid^ in biefeä 3lf^I jutüdfjtel^en biltfen, t)on 
too aus et |l^ nun um fo befliffenet jeigte, ben 3lnfotbetungen 
be8 fttengen SSaterS an feine ©efd^äftStl^Stigleit ju genügen, als 
er fid^ babutd§ bie S8efugni§ etlaufte, alle ilBrige Seit ber feineren 
(SefeÜigleit, bet SSefd^fiftigung mit ^nft unb Sitetatut ju 
totbmen. 68 toat ein toitttid^et SJhtfenl^of in SRl^einSbetg, tjon 
anbetet Sltt fteilid§ als 40 ^al^te fpfitet bet in äBeimat, barin 
BcfonbetS, ba§ e8 nid^t bie beutfd^c, fonbetn bie ftanjöfifd&e 
Sttetatut toat, bie l^iet ge))f{egt toutbe. S)et ^ettfd^et in biefet 
bomoIS toeltBel^ettff^enben Sitetatut toat aBet SSoItaite, unb untet 
feitfen au8toättigen SSetel^tetn toat leinet, auf ben et in jebet 
^infid^t ftoljet fein butfte, al8 bet l^od^fiegaBte (Sxbt beS jungen 
$teu^t]^neS. 

2^em feurigen $tin}en toat es nid^t genug, ben betounbetten 
^Sd^flettet nut in bet 6tiIIe, als Sefet feinet SBetle, ju t)et« 
e^ten; eS bt&ngte il^n, biefe SSetel^tung i^m ju etlennen ju geben 
unb babutd^ k)otetfl eine briefliche SSetül^tung mit il^m l^etbei» 
anfügten, bis bie SSetl^aitnijfe eine petf8nlid&e geftatten toütben. 
«m 8. augufl 1736 fd^rieb fjriebrid^ ben etften JBrief an »oltaite 
mtb eröffnete bamit eine @ortef:f onbenj, bie mit toenigen Untet» 
(ted^ungen bie beinal^e 42 ^affu bis ju SSoltaite'S £obe fott» 
bouem unb ffix beibe Sännet immet mel^t iura SebenSbebütfnig 
toerben foOte. SDiefet Srieftoed^fel jtoifd^en gfriebrid^ unb SSoltcite, 

6* 



84 HL S)et Svieftoeii^fel atotfd^en gfriebrid^ unb ä^oltaite. 

tote er in bet neueflen ^u§gafie bet SBetle beS gtogen 5t9tttgS 
in btei ftottltci^en SBfinbcn unb 570 9himntcm t)or nnS liegt 
bietet toon mel^r al§ einet ©eite ein nid^t getoöl§nlid^e8 Snteteffe. 
68 finb bie jtoei bebeutenbften SRänner il^tet 3ßit/ hie SSertretet 
jtoeiet Stationen — benn ^mbtiä^, toenn aud^ ftanjöjtfd^ gc:* 
bilbet, Oetleugnet bod^ bit beutfd^e Sltt unb Statut leineStoegS — , 
in ganj Oetfd^iebenen SebenSftellungen, bod^ einet toie bet anbete 
in bet feinigen bet @tfte, bie ftd^ fo t)etttaut, toie e§ jtoifd^en 
einem fjütften unb einem ©d^tiftftettet mflglid^ ift, in att' ben 
Oetfci^iebenen Situationen, toie fte fld^ i^ ^i^^^ ctcignifetcid^en 
SeBen toäl^tenb eines fo langen SeitraumeS etgeben, einanber 
mittl^eilen. 6ben biefe JBetdnbctungen in bet Stellung, bet 
ftufeeten f otool^I al8 bet inneren , [bet Beiben 2Rfinnet toetleil^en ^ 
il^tem SStieftocd&fel in feinem SJetlaufe bie fpannenbe Slnjiel^ungg» 
!taf t eine§ ^xama% einc§ 9loman8. Sleufeetliii^ , toie bet fßnni 
jum Äönig, bet Äönig jum fiegteitiöen gfelbl^ettn, bann jum 
toeifen ©efe^gebet unb §etrf(3^er, enblid^ burd& furd^tbare ©d^idfalS« 
proben l^inburd^ jum unübertotnblid&en gelben, jum großen 
5Wanne be§ ^al^rl^unbcrtS em^)ortoä(3^ft ; toäl^renb auf ber anbeten 
©eite bet ©d^riftftetter , bei fleigenber ßeiftung bod& fiu§erlidö 
nod^ in fd&toanicnber ©tettung, nad^ mand^crlei OrtStocd^feln 
unb 35erfu(^en ftd^ enblid^ eine ©jiftenj ju grünbcn toeig, in 
toeld^er er htm föniglid^en ®5nner in fürftenmä§iger ttnabl^Sngig« 
feit gegenüberftel^t — fd^on biefe SJeränberungen in ber äußeren 
Stellung ber Beiben ZijtiU Bringen in il^ren Brieflid^en S5er!c]^ 
einen SBed^fel bc8 SonS unb ber Stimmung, ber Sid^ter iinb 
fJarBen, ber nid^t BIo§ reijenb, fonbern, ba e§ jtoei gel^altöotte 
SJlenfd^en ftnb, bie fld^ bartn jeigen, jugleid^ überaus lel^rteidö 
ifL Sie tiefftc Slngicl^ungSftaft be§ SStieftoed^felä abet liegt in 
ben inneten SBanblungcn, toeld^e baS SSerl^dltniß bet Beiben, 
2Rännct etffil^tt. S)et 3lnfang glcid^t einem fd&önen SJtotgen: 
bet 24iä]^tige Jßrinj, t)ott Äraftgefül^te unb SBilbungSbrangeS, 
ber aber 3lIIe§, toaä in il^m ift, erft lünftig tiod^ ju. Betoffl^ren 
l^at, lommt btm 42j|fi]^rigen, längft toeltberül^mten Sd^riftfteffer 
mit ber toärmften ©ulbigung entgegen, bie oon bicfem getoanbt 
unb anmutl^ig, mit freunblid^er Suöorlommenl^eit ertoibert 
toirb. ßtnaelne JBorjeid&en möglid^cr S^ruBung beS fd^önen S3er« 
l^altniffeg fel^Ien toftl^renb ber folgenben 3a]^re, bie Beibe TtSmtt 



3n^di be§ SSrieftoed^feU. 85 

ctniflcttiafe aufammcnf ulkten , jtoat ntd^t; ho^ ctft, afö c8 bcm 
einen gelungen tft, ben anbeten ganj an fld& ju jiel^en, etft als 
SSoltatxe ju Bleibenbem Slufentl^alt an f5ftiebtt(%'S §ote gefommen 
i% ergeben jt(% etnfte SJettoidlungcn , bte Slnjtel^ung f dalägt mit 
©inemmale in SlbjloBung um, ber Stieftoeiä^fcl l^öxt auf, unb 
ou8 ben Sleu§etungcn Betbet Sl^eile in SStiefen an btttte Jßetfonen 
f<)tid&t eine @tbittetung, bic baS SBexpItnig al8 untoiebetBtinglid^ 
üetnid^tct etfd^einen lägt. Unb bod^ ift eS ba§ nid^t; au§ bct 
Sfd^e Juden etft nut einjdne fjunfen be8 unerlofd^enen Slntl^eilS 
auf, bie fld^ langfam unb ftufentoeife, jtoar nid^t mel^t jut 
l^immelan lobetnben OpfexfCammc tjon el^cmafö, bod& jum ^etigen 
^etbfeuet entjünben, bai ben fxöflelnben ScBenSaBenb bet Beiben 
5Jlännet wol^Ul^fttig ertDdtmt. @§ ift ©ntjtoeiung unb SJetföl^nung, 
aSettoidffung unb ßöfung, unb, toenn aud^ nid^t ßfiutetung, bod§ 
aScfd^toid&tigung in biefem SStieftoed^fel; nad§ ben lieblid^en, bod^ 
mitunter aud^ leid&ten ober manietitten SDtelobien bcS 3lnfang§, 
ben jeneigenben ©iffonanjcn bex SDtitte, benen eine lange Jßaufe 
folgt öiugt et am @nbe nod& ebenfo fanft al§ emft l^atmonifd^ 
au8 unb l&§t in bem Beftiebigten ©emütl^e einen tiefen, un= 
auSldfd^lid^en @inbtudC jutüdC. 

©er Snl^alt bex ßorrefponbena fJriebtid^'S mit JBoltaire ift 
aun&d&ft burd^ bie SSeftreBungen be§ Ißtinjen Beftimmt. @§ toar, 
neben ber föniglid^en, aud^ bie fd&riftftetterifd^e Slnlage in i^m, 
unb bamafö, toäl^renb feiner' !ron^)rtnaIid^en 3Jlufee, fud&te er 
öorjugätoeife bie le^tere auäjuBilben. 2)a8 SDtaterial be§ ©d&rift» 
fletterS aBer ift bie ©prad^e, unb biefe toar für gfriebrid^, ber 
eine fertige jur Verfügung l^aBen, nid^t erft eine toerbenbe formen 
]§elfen toottte, nur bie franjöfifd^e. Sin SBoltaire'S ©d&riften t)or 
allen anberen l^atte erfd^on BiSl^er Sfranjöfifd^ gelernt; tmn 
fottte ber clafflfd^e ©d^riftftetter perfönlid^, toenn aud§ öorerft nur 
Brieflid^, feinem f^ranjöfifd^en bk le|te fjeile geBen. @r legt 
il^m ^agen, legt il^m SlrBeiten, Befonberä ©ebid&te jur fprad^» 
lid^en JBerBefferung t)or, unb SSoltaire entfprid&t feinen SBünfd^en 
mit einer 3icrlid^Ieit, nid^t ol^ne ©d^meid&elei natürlid^, bod§ 
jugleid^ mit einem §umor, bafe nid^ts barüBer gel^t. @r Bringt 
ben 6^üler fotoeit, ba§ biefer tool^l einmal, im fd&nell getoad&fenen 
Selb^ertrouen, ben Stiel umlel^rt unb bem Seigrer ettoaS am 
3^wfl^ 8^ ffi&w f^^ti toorauf er t)on biefem mit eBenfotjiel 



86 UI. äBuufd^ tjetfönlidder SBetanntfdjiaft. 

gfetnl^eit als (Sntf^tebenl^ett in feine 6$xan{en getoiefen toitb. 
S)od^ aud^ feine S)en!att, feinen ©efd^ntad l^ot ber ^nj an 
SJoItaite'S ©d^tiften gebilbet, beten nod^ mmiS)e, toit i^m ba8 
@erüd§t tjetfünbigt, tjon bent SSetfaffer nngebmdt jutüdCgel^alten 
toetben: biefe int Setttauen ntitgetl^eilt ju Bclontmen, ift fein 
SBunfti^, bent SJoItdre gefäEig entgegenlontntt. Slid^t nmfon^ 
toat fjtiebtid^ ber @nlcl jener ©opl^ie ©l^arlotte, bie einft in ben 
SanBgängen t)on ßiejenBnrg mit SeiBnij pl^ilofo<)]^irt l^attc; unb 
beffen ßrlönterer, SBolff, intereffirte il^n fi^on barum, tocil n 
t>on feinem SSater anf eine tl^eologifd^e §e|erei il^in t^erBannt 
toorben toar: fo lommen benn balb jhjifd^en il^m nnb feinetn 
literariftiöen SJleifter and^ :j)l^tlofopl^if(^e fjragen jnr Bptaäft. 
3n8Befonbere über bie grage tjon ber menfi^lid^en SBiKenSfrcil^it 
fd^reiben fid§ Betbe toSl^renb ber näd^jlen ^a^xt ganje 9lbV^* 
inngen; tooBei griebrti^ mit ©d^arffinn nnb Sel^arrlid^leit bie 
®rünbe beS ®etermini§mn§ enttoiÄclt, tnSl^renb SJoltaire für 
ie^t nod^ onf ber entgegengefe^ten ©eite fielet. S)nrd^an8 feigen 
toir in biefem SBrieftoed^fel jtnei l^od^BegaBte 5ülenfd^en in freunb« 
lid^em aDßettlampfe Begriffen, toorin, tnaS ®eift nnb aBi| Betrifft, 
ber 5ßrinj bem ©d^riftftetter tnenig, nm fo mel^r ber ©d^rift- 
fteEer bem ^ßrinjen nnb flönig an ßl^arafter nad^ftel^t; ober tiel« 
mel^r eS fielet l^ieBei, toie in bem ganjen SSerl^ältnig, jtnar lolcnt 
bem S^alente, bem ßl^arafter anf ber einen ©eite aber anf ber 
anbcrcn nnr ein 3;emi)erament , ein leBl^afteä, jn rafd^cn Um^ 
fd^Iftgen geneigtes, faft nnBered^enBareS 5Raturett gegenüBer. 

©0 lange fein SJater leBte, lonnte griebrid^ nid^t tool^l 
baran benlen, mit SSoltaire, ber bem glanBenS« nnb leBenSftrengen 
Äönig ein ®ränel toar, eine l)erfönltc§e SBelanntfd^aft jn fud^en. 
ms aBer im 3Rai 1740 gfriebrid^ SBil^elm I. geftorBen toor, 
Benn|te ber nene Äönig gleid^ bie ^nlbignngS* nnb 3nf^tion8« 
reife, bie er nad^ feinen @let)ifd^en ßanben gu mad^en l^atte, um 
bem langgel^egten SDBunfd^e @rfüttnng ju t)erfd^affen, 2)en Spian 
jtoar, SJoltaire in Srüffel, too er ftd§ bamalS mit ber 9Rarqnife 
in ©efd^äften ber festeren anfl^ielt, ju Befud^en, mn§te er cincS 
gfieBerS toegen, baS il^n in aOßefel Befiel, anfgeBen; bafür lub er 
il^n nun aber onf ein ©d^Io§ 9Jlo^lanb in ber 5Rftl^e öon 6lö)e 
JU einer 3ufammenfunft ein, bie tjom 11. Bis 14. jum 6e»)temBer 
toirHid^ ftattfanb. %xo^ ber Ungunfl ber Umftftnbe — »oltoirc 



txüf ben ftöntg in einem l^eftigen gieBexanfatt auf feinem Soger — 
tonxbe bo$ in ben fteBexfreien @tunben ^Ee3 bux(i^gef))xod^en, 
toaS Beibe Sl^eile intexefftxte, bex nod^ ungebrudte ^al^omet t)on 
bem ©id^tex tjoxgelefen, bex bcm Äönig alSbalb aud^ in etnex 
l)oIttifd^en Slngelegenl^cit, bcm ©txeite mit bem Stfd^of tjon Süttid^ 
toegcn ©exflott feine fjfebex Kel^. @in fd^xiftflettexifd^eS Slnliegen 
gfxiebxtd^'S Befd^äfttgte il^n ol^nel^tn um biefe ^tiU ben Sinti« 
mod^ioöel nämlid^, ben bex Äxonpxinj gefd^xieien unb buxd^ fSoU 
tarn Bei einem l^ottänbifd^en SSexIcgex in S)xutf gegeben, iDünfd^te 
bex ftönig juxüdEaujiel^en, unb SBoltoixe fottte ba§ Befoxgen. S)ic 
SBexl^anblung fül^xte nid^t jum Si^U, bo bex SSud^l^änblex ben 
getoinnt)exf<)xed§enben 5ßexlog§attifel nid^t fal^xen loffen toollte; 
oud§ txot biefe litexoxifd^e Slngelcgenl^eit Balb t)ox ben ^ntereffen 
bex SBixHid^Ieit in ben ^intexgxunb. 

3m DctoBex jeneS ^df^xtS ftoxB bex Äaifex, bex Ie|te $oB8« 
Buxgex, 6oxI VI., unb gxiebxid^ fogte fogleid^, oBtool^l öoxexft 
im tiefftcn ®e]^eimn{§, ben (gntjd^Iug, geftü^t ouf alte Slnfpxüd^e 
an fd^lcfifd^e ßonbeStl^eile , fld^ biefex bftexxeii^ifdöen $ßxot)ina ju 
Bemfid^tigen. @bcn ie|t im 9lot)cmBex, fom SSoltoixe jum SBefud^ 
nad^ 3il^cin8Bexg, tool^in bex neue Äönig, m)d§ immcx leibcnb, 
nod^ SBmod^ung bex cxften Stegiexungggefd^äfte ftd§ ju feinex 
SxJ^oIung jux&dEgejogen l^otte. @x fonb bm {öniglid^en f^xcunb 
jtoax üBexouS lieBcnStoüxbig, in SBetxeff feinex 5ßläne obex un« 
bttxd^bxinglid^ ; tooS il^m um fo t)exbxtcglid§ex toax, als ex gox 
jü gexne buxd§ eine gel^eime 9lad^xid§t l^iexäbex ben ßoxbinol 
gfleux^ t)ex))fl{d^tet unb fid^ eine bi))lomatifd§e Soufbol^n ex5pet 
l^tte. 2lu(^ ^xiebxid^ toox t)on feinem Slpotto, toit ex il^n 
nannte, toie BiSl^ex, entaütft; nux bie ettooS ftoxfen Sleifeloften, 
bte bexfelBe in ^fl)xud^ nol^m, gaben il^m in einem Sxief an 
einen SSextxouten ben bexben, faft gxiebxid§=3Bitl^elm'fd§en SluS» 
btudt in bie 3^ex: boS l^eige, einen ©ofnoxxen tl^euex Begol^len. 
3n Sll^einSBexg mod^te SSoltoixe oud^ bie S9elanntfd^aft bex 
SieBKngSfd^tocftcx be8 flönig§, bex 3Jlax!gxäfin aDßill^elmine t>on 
SBoixeutl^, bie, Iftngft eine SJexel&xexin feinex ©d^xiften, il^m öon 
ba Ott Bis ju tl^xetn S^obe, felBft buxd^ fein S^i^toüxfnife xm^ 
bem JBxubex unBeixxt, eine txeue g^xeunbin geBlieBen ift. 

©ex Bolb boxouf exöffnete ftxieg untexBxod^ Stiebxid^'S S5ex» 
fcl^x mit SBoltoixe nid^t; ben JBxief, bex bk Slod^xid^t t)on bem 



88 ni SBoliaire aU 1S)\plomal 

©tegc Bei SRoIItotl cntl^telt, mp^m bct ©id^tct Bei bet erjlen 
. Sluffü^tuttg feine» ^Ral^otnet in ßiUe nnb lag il^n toftl^renb ctneS 
3toif(ä§enacte8 bem SPnBlicum öox. SllS anbettl^alb Saläre barauf 
bet etfte fd§Icfifd^e ßrtcg buxd^ ben SxeSlauct gtiebenSj^lu^ 
Bcenbigt toat, unb gegen @nbe Sluguft bex jtegteid^e fiönig in 
ben Säbetn t)on Slad^en ©rqnidbing jud^te, ehielt SSoUaitc bal^in 
eine ßinlabung. ^flid^tfd^nlbig ntad^te et bat)on bem Satbinol 
gleux^ bk Slnjeige; benn getabe je^t, in bex Sage, tooxein gtieb= 
tii^'S etnfeitigex gtiebenSjd^lnfe gxanlxeid^ tjexfe^t l^atte, mnfete 
e§ bex ftanjöfifd^en Slegtetnng extoünfd^t fein, einen bil)lomatif^cn 
äJolontaix in beS fiönigS öextxaulid^ex Släl^e ju l^aBen, SUlein 
biefex toax mit il^m toie immct; t&glid^ tarn ex ju il^m auf fein 
Simmex unb :j)laubexte mit il^m, nad^ SSoltaixe'S SluSbxud, toie 
6ci:>)io mit S^exenj: aBcx t)on feinen ^Planen in SSejug ouf 
flaxtl^ago toixb bex xömifi^e gcIbl^exx=$PoItti!ex mit bem Jßoetcn 
tool^l tocnig ge:j)laubcxt l^aBen. fiuxj, SJoltaixe fal^ fid^, nad^bem 
ex eine SBod^e lang fJxtebxid^'S ®aft getocfen toax, in Setxeff bet 
^jolitifd^en ©oniunctuxen fo llug toie juöox, unb toaS ex feinem 
ßaxbinal ju Bexid^ten l§atte, toax feines ®anfe§ toextl^. 

3lun touxbe aBex bie fjoxtfül^xung be§ ÄxtegeS gegen Deflex« 
xeid^ unb ßnglanb, nad^bem 5ßxeu§en fid^ l^exau^gejogen, fftt 
gxanlxeid^ immex BebenHid^ex, unb al8 bal^ex ju Slnfang beS 
3al§xeS 1743 bie neunjigjäl^xige Sminenj l^eimgegangen unb bie 
b'SlxgenfonS ueBjl Slmelot an'§ 9lubex gefommen toaxen, gelang 
e8 SSoUaixe leidet, ben alten ©d§ulfxeunben ben ®eban!en nal^e 
JU legen, ba§ fein S3exl^ältni§ ju ^Jxiebxid^ ju Benil^en tofixe, 
um biefen füx (Sxneuexung beS fixiegeS ju ftimmen. Sllfo im 
Slugujl aBexmal§ eine Sleije ju il^m, bod^ aBexmafö mit bemfelBen 
@xgeBni§. 2)ex fiönig lä§t bm S)td^tex Bei ftd^ in feinen 
©d^löffexn ju SBexlin anb JßotSbam tool^nen unb ijl mit il^m 
fxeunblid^ toie immex; aBcx toie 'ex in bem S)id^tex ben gel^eimen 
Slgenten entbetft, ift ex exft äxgcxlid^, bann mad^t e§ il^m 6pa§, 
unb ex Beanttooxtet beffen jum S^l^eil gax fd^xiftlid^ gefaxte 
<)olitifdöe 3lnbxingltd§Ieiten mit SSexfen unb ©d^nuxxen, bie inbeg 
in bie exnfte Sxmal^nung an ben Jßoeten auslaufen, ju lalfen, 
toaS feines SlmteS ntd^t fei, unb an gxanixeidö, buxd^ eine toeifexe 
Jßolitil anbexen 3Jläd^ten Suft ju mad^en, fid^ mit il^m gu öex« 
Binben. 



ISetfe ffiv hit ^cinaefflnnett. ^ 89 

3totf(i^en btefe SSexl^anblungen l^tnetn maä^t fiBtigenS bet 
Sid^iet ben fd^Snen unb ge{ftt)oIIen @d^toeftetn feines lönigltd^en 
^mmbeS gat }texltd^ feine ^poetifd^e @QUt. ^etül^mt ift boS 
Sftabtigal an bie ^njeffin Uliife, bie natj^ntalige @(i^ta)eben» 
ISntgin: 

^ jDft mifd^t zin toenig äBa^tl^ett ft(^ 

SJKt einer ©d^aat ton äBal^ngebilben : 

SSergang'ne 9lad^t in 2:Yaumgefilben 

6al) id^ ald einen Stbni^ mid^. * 

$xinaef|^n, f))tad^ id^ fill^n entbrannt, iä^ lieBe bid^! 

^S toat ein jTtaunt, getotfi, id^ bin ettoad^t, bod^ o^ne 

Setbtug: toa^ iü) tetlor, baS )oqy ia nur bie Atone. 

3)a8 S^Äl^iö'&i^ batauf fd^tieb gtiebtid^ an 35oItatre: „5Jlcine 
©d^toeflex Ulnfe fielet Sitten S^taum jum Sl^eil erfüEt: ein 
ASnig öexlangt fle jut ®emal§Hn." @in anbetet Keines ©ebid^t 
an bie Beiben ©d^toeftetn, Ultüe unb Slmalie, lautet: 

St&m' $atiS toieber auf bie @Tbe, 
2)ag atotfd^en eud^ et S^d^ter fei: 
2)en ^))fel fd^nitt' er fiugg enta^ei 
Unb btdd^te feine IhiegSgef&l^tbe. 

3(m SeptewBct butfte bann SSoltaite ben Äönig nod^ auf einet 
9Wfc nad§ Saiteutl^ Begleiten , too eS il^m Bei feiner JBerel^retin, 
bcr SRatIgtftfin aSil^elntine, gleid^faES l^etrlid^ erging, unb erfl 
nad^ einem abermaligen ^ufentl^alt in 99erlin unb nad^l^er nod^ 
in Staunfd^toeig leierte er im S)ecemBer nad^ $ariS gurüdC, auger 
fid^, tjott Seiten ber franjöfifd^en Slegierung ben ®anl nid^t ju 
fiiü)€nV ben er burd^ feine biplomatifd^en SSemül^ungen öerbient 
jtt l^aBen glaubte. SUlein toenn allerbingS fjfriebrid^ im folgenben 
3frfi]§ling Unterl^anblungen mit gfranireid^ an!nfi))fte, bie il^n im 
@imtmet jur SSBiebereröffnung beS firiegeS fül^rten, fo tl^at er 
boS bod^ auf ben @runb bon SBal^mel^mungen unb Srtoägungen, 
bie il^m nid^t erft SSoltaire an bie ^anb }u geben l^atte. 

9Iud§ biegmal übrigens, toie fd^on frill^er, l^atte ber Aönig 
es irid^t an 3^d)en f eitlen laffen, 35oltaire möge, unter 5Be« 
bingungen, toie fie il^m felbft genel^m toären, feinen bleibenben 
%tfeni]§alt bei il^m nel^men; ia er l^atte il^n l^ieju burd^ An 
^ttel 3U nbtl^gen gefud^t baS toxi barum nid^t I5blid^er finben 



90 ni. 2)tingen bed ftönigd auf 93oltatte'S Uebetftebelung. 

!önnen, toeti c3 bet fd^Iagenbfle 99etoetS tft, tote t)tel tl^ttt an ber 
©xtoerBung Jßoltaitc'g gelegen toat. 6t l^atte nätnltd^ fetnent 
aSettrauten, bem ©tafeii Sftotl^ettBurg , bet fld^ cBen in ^ari» 
Befanb, ben Slufttag gegeben, ^öl^uifc^e 3lu8lajfungen gegen ben 
a3ijd&of t)on 3Jlitet)otj, bte ftd^ S3oltaitc in Sötiefen an gttebttd§ 
etlaubt l^atte, bem tjiclgcUenben 3Jlanne in bie §änbe ju fpiebjL 
unt, toie et offen belennt, „il^n in gtanlrcid^ jo ju Bromttitw, 
ba§ i^m nii^tS übtig bliebe, al8 nati^ Setiin ju lommcn". 
®od^ toat e§ toenigct biejet, an bem SSetfaffet be§ Slntimad^iabd 
allctbing§ Beftemblid^e ^txtiäj, bet füt SSoltaite nid^t lange ein 
®e]^ctmni§ blieb, toaS il^n bamafö nod^ abl^ielt, bet Wnigliclöen 
6inlabung jn ^folgen. Sonbetn et toollte bie 3Jlatquife nid^t 
tjetlaffen nnb lonnte fie nad^ Sßten^en nid^t mitnel^men. @ic 
toat but(^ il^te Jßetl^ältniffe an fjtanfteid^ gebunben, nnb toätc 
fie eS nid^t getoefen, fo liefe gtiebtid^ beutlid^ genug metlen, ba% 
et nid^tS t)on il^t toiffen toollte. ©ie felbft abet toat biSl^et 
fd^on, toie un§ belannt, übet bie SBctlinet 9lcifen il^teS gteunbcS, 
hu iebeSmal eine fo lange S^tennung l^etbeifül^rtcn , tjetflimmt 
genug; fie l^ielt, toie SSoltaite fagt, nid^tS füt fo niebetttäd^tig 
unb abfd^eulid^, als eine fjtau um eine§ gütftcn toitten im 
©tid^e ju laffcn. 3!e|t toat fie nid^t mel^t, unb t)on biefet 6ctte* 
aSoltaite nid^t bloS ftei, fonbetn aud^ tjetlaffcn, eines lang» 
getoo^ten Slnl^altSpunfteS unb Slufent^altSotteg betäubt SBol^in 
nun? toat bie 3^tage, unb bet t)etbotgenfte 3iiffii<3§t8ott fd^ien 
bet :>)affenbfte ju fein. S)et gelel^tte S)om ßalmet, 9lbt bet 
S9enebictinet ju 6enone8 in ben SSogefen, toat ein getn gefd^enct 
®aft in 6itc^ getoefen, l^atte fogat ein genealogifd^eS SQßct! übet 
bie gamilie bu ßl^ätelet in ben S)tutf gegeben. 3^ i^tn, in 
bie ftiEen filojlctmauetn, fld^ eine Seit lang jutüdfjujiel^en, toat 
in feinem ©d^metj um bie unetfe^lid^e gteunbin SSoltaitc'S ctflet 
©ebanle. €b bie ungetool^nte SebcnSatt il^m in bie Sänge ctttfig» 
lid^ fein toütbe, mufete fteilid^ bet jtoeite fein, unb eS tft gonj 
in bet 3ltt fold^et Stimmungen, bafe et nun an einen 3lufcnt» 
l^alt ganj entgegengefe|tet 2ltt, nämlid^ M feinem gteunbe Sotb 
S9olingbtoIe in @nglanb, badete, unb in bet S^l^at aud^ in biefem 
6inne an il^n fd^tieb. Sunäd^ft jcbod^ teifte et tjon SunertHc 
nad^ ßite^, nm bk jal^lteid^en ©egenftänbe, SSüd^et, Snfttumcntc, 
©emfilbe unb ^atmotfad^en, bk et bafelbft aufgeteilt l^atte, 



Soliaite xid^tet fid^ in $atid ein. 91 

ncLÜ^ $Qtt8 t)etl6tingen ju laffen. $ier l^atte ex bisl^er mit bem 
SRatqutS ttnb ber SRarquife bu 6:]§ätelet in bemfelben $aufe ge» 
tool^nt; nad^ bem £obe bet ®atim q,db ber Marquis btefe @tabt« 
tool^nung auf, unb SSoltaixe mietl^ete boS gattje ^ouS filr fid^, 
tootin min eine 3txö)it, bic et ju biefem 3^^* J« M "bmt^, 
feine SBittl^fd^aft füllten foEtc. 

SBit etimtem unS, ba§ SBoltoite neben bem SBtubet au$ 
eine 6d^toefl:et gel^abt, unb ba§ biefe \>on einem getuiffen SDWgnot 
einen Sol^n unb jtoei £öd§tet l^interlaffen l^atte. SDie leiteten 
toaxen t>m bem Ol^eim au^gcftattet tootben unb l^atten fi^, bie 
iflngere, ©Kfobetl^, mit einem §enn be gontaincs^omo^ (f<)ätet 
mit einem $etm be gfloxian), bie ältere, Souije, mit einem ÄrtegS« 
commiffair 2)eniS tierl^eiratl^et, t)on htm fte bamalS fd^on einige 
3a]^te Knberlöfe SSBitttoe toar. 6ie berief nun SJoltaire ju fld^, 
unb fte tarn fel^r gerne, fagt ßongd^antp in feinen S)enltoärbig« 
leiten, bo fle für SleprSfentotion , große ©efeUfd^aft unb alle 
3Beltt>eignfigungen immer t>kl @ef d^mad gegeigt l^atte. Songd^am)) 
tonnte fie au3 bem @nmbe, unb feine beiben 9lad^foIger in bem 
6ecretairS:t)often bei SSoltaire lannten fie gleid^faUS, unb aKe 
ftimmen, toie im Sobe beS Ol^eimd, fo im äBibertoiUen gegen bie 
9HdSi'te, ben }toar SoEini rüdeftd^tSboU t^erftedCt, überein. Stod 
betfelbm l^t fie, obtool^I ben einen, toie fd^on ertoäl^nt, nid^t 
ol^ne feine Sd^ulb, au3 SSoltaire'S ^aufe t)ertrieben, unb ben 
btttten nad^ beffen Xobe mit fd^nöbem Unban! Belol^nt. fßoh 
tarn felbft jtoar t)erftd^ert toieberl^oU , bag fle ben Sroft feines 
SQterS auSmad^e; in ben ä3riefen an feine fjfreunbe }iel^t er fie 
gefliffentlid^ l^ot unb plt fld^tbar barauf, bag biefe fte bead^ten 
uttb gdlgen laffen; bod^ eben bie ^bftd^tlid^leit , bie fid^ l^ierin 
jetgt, mad^t ben Sinbtudt, als to&re eS il^m nur barum gu tl^un, 
in il^t bie ^ouSel^re aufredet }u l^alten. SlS nad^ ber Störung 
butd^ bie Sftonlfuxter ®efd^id^te, t)on ber balb bie 9iebe fein toirb, 
{td^ bet SMefloed^fel }toifd^en SSoltaire unb f^rriebrid^ bem @rogen 
iDieber angehtftpft l^atte, fud^te erfterer bem Aonig fein llnred^t 
befonberS oud^ baburd^ ffll^lbar }u mad^en, ba^ er toieberl^olt 
boxattf l^toieS, toaS feine 3hd^te babei gelitten l^abe. Da lam 
et oiet Bei gfriebrid^ unred^t an, ber i^m }ule|t runbtoeg er!l&rt, 
et folle il^m tion biefer 9Hd^te fliE fein , bie il^n emtu^ire. 93on 
WAiixt*6 VUi%h f;ited§e man nod^ immer: t)on SSoltaire'S 9Ud^te 



92 UI. SOoltaite mtb bie ^ti^te. — ÜKabame %>mi^. 

toetbe man niemals f))ted§en. ^an möd^te toünf^n, bet Aftmg 
toäre l^ictin 5ßto<)]§et gctocfen; aBct too öon SSoUaite'S &Ben8« 
umftänbcn bie 9iebe ift, ba ift biefe 9lid^te ni^t ju umgel^en. 
Unb bod^ ennu^itt fie unS toie btn Sibniq, ba toit toeber fonft 
eine anjiel^enbe 6igenf($aft, noi^ and^ nnx toitÜid^e Slnl^Snglid^ 
!eit an ben Ol^eim bei iljx toal^mel^men {önnen. 63 toat ifyc 
augenfd^einlid^ nnx nm bie glänjenben SSetl^&Uniffe ju tf^m, 
toorein fie burd^ ii^n lam, nnb il^xe ^tad^tlieBe imb SSerfd^toen* 
bung malzten il^m mand^en SSerbtu^. Öbtool^l nid^tS toenigtr 
als pbfd^, nnb in bex f:t)ätexen Qdt nad^ bem WnSbtudC einei 
J)exjbnlid^en S9e!annten bid toic ein iJag, mit ginnen nnb ihH)fet 
im ®e[i(^t, benn fie toax entfe|lid§ fanl, toax fie bod§ immer ju 
Siebfd^aften aufgelegt, nnb als fie buxd^ beS Ol^eimS Sob eine 
xeid&e @xbin getooxben tuax, fd^lofe fie nod^ mit 69 Sal^xen eine 
ätoeite @]^e. ©ie bilettixte in Sitexatux unb ©d^xif tftettcxei , l^at 
felbft mit SSeil^ülfe beS ßnfelS natilxlid^, bex abex feine gxcube 
an bex ©ad^e l^atte, eine fiomöbie öexfa^t; auf feinen 2teB]§aBex* 
tl^eatexn f<)ielte fie ju feinex gxogen S^fxiebenl^eit ; bod^ tocnn et 
pe bistueilcn einex ßlaixon obex S)umeSnil glei(|ftettte, fo tougteit 
bk 5Paxifex Sxennbe, bie il§n befud^ten, nid^t, toaS fie baju fogen 
fottten. SBixHid^e fienntniffe fd^eint fie in bex aJlnfi! Befeflen 
}u ^abtn, unb baS Uxtl^eil, baS SSoltaixe t>on x^t anfül^tt, ba^ 
@lud beffex als SuE^ mobutixe, trollen \üh i^x un))axteitfd^ gut 
fd^xeiben. ©ie bleibt t)on ie|t an bem Ol^eim, mit SluSno^me 
bex bxei 3al^xe feines Slufentl^altS in 5ßxeu§en unb einex \p&Uxm 
anbextl^albiäl^xigen 3£xennung, bis an feinen S^ob }ux ©eite. 31IS 
fie nad^ bex eben exto&l^nten Sxennung toiebex p il^m gutüdC» 
lel^xte, begleitete eine l^anbfd^xiftlid^e 3cit«tig ienex Sal^xe, bie 
fogenannten ^emoixen t>on S3ad§aumont, biefe 9lad^xid^t mit 
bex SSemexfttng, fie gel^e, um bie @infam!eit beS 5ß]^ilofo<)]^n t)on 
gexne^ ju exl^eitexn. „@S fottte tjielmel^x l^eifeen/' fd^xieb bei 
le^te tjon SJoltaixe'S ©ecxetaixen, aSagni^xe, auf ben Stoinb feines 
©sentplaxS, „^Jlabame S)eniS gel^e, um fid^ t)on 3leuem mitil^xem 
£)]§eim ju janlen. äB&xe fie nid^t toiebex nad§ fjfexne^ gefomnten, 
toüxbe aSoltaixe nod^ mand^eS 3ia]§u längex gelebt l^abcn." SBie 
bex ©ecxetaix baS meinte, toexben toix nnx attjugut t)etfiel^en 
lexnen. 

2)ie neue SBol^nung in $axiS toax begogen, bie ^ausl^oltung 



(ItnettMeS dfttteteffe am t^taitt. d3 

tarn nad^ unb nad^ ttt ®anq: dbn immer {ottnte fid^ SBottatte 
t)on bcm ©d^metj um btc t)etlotenc fjtcunbtn ttod^ m(^t etl^olcn. 
(5t flol^ btc ©efcttf d§aft , toat ju ©oufc ntcbcTgcjd^lagcn unb 
ttftumctifd^, rief fte bei Flamen unb irrte in ben 9lftd^ten fd^lof- 
lo8 burd^ bie finfteren Si^^^^^ toie um fic ju fud^en; baS gc- 
mfttl^Iidle Seiben mad^te il^n au($ lörperlid^ {ran!. 9lur toentge 
aSertraute l^atten Zutritt au il^m: jein tiefte, ber W)U 3Rignot, 
fein Slotar ©elaleu unb bejonberS bie alten fjreunbe, ber ^erjog 
t>tm SKd^elieu unb ber ®raf tjon Sirgental. @ic fallen fleißig 
nad^ ifyxi, Brad^ten einen Il^eil il^rer Slbenbe bei il^m ju, fud^ten 
i]§n attmft]§lid§ tuieber unter ^Äenfd^en unb auf anbere ®eban!en 
JU Bringen. SHel toar getoonnen, baS tougten fie, toenn e§ gelang, 
bie Sl^eaterliebl^aberei toieber in il^m ju ertoedCen. 2)a§ mu§te 
aber um fo leidster gelingen, aU er t)on Sunet)iIIe jtoei neue 
StfidCe mitgebrad^t l^atte. Unb jtoar ©tüdEe, bie beftimmt toaren, 
feinen JRebenbul^ler 6rebitton in bm ®runb ju bol^rcn, beffen 
®un^ bei §of unb Sßublicum il^m fo empfinblid^ toar: baS „ge* 
rettete Slom", baS eS mit beffen gatilina, unb „€reft'^ ber eS 
mit feiner (gle!tra aufnel^men f ottte. S)en festeren gab er ben 
6döaufl)ielem beS Thöätre-Frangals , too eS im Januar 1750 
oufgcfül^rt tourbe, nid^t ol^ne lebl^afte ^tiäfm be8 5Jli§faKen8 \>on 
Seiten ber ®egen<)artei, bie ben S)id§ter etnerfeitS ju atterl^anb 
96&nberungen ivx Se^te, anbererfeits aber aud^ ju t)erbo)):t)elter 
Snftrengung t^eranlagten, bem (Srfolge beS @tüd(e§ burd^ aUe 
SRittel ber 6Iaque nad^jul^elfen. 3n bie Sänge tonnte feiner 
Arbeit bei allen il^ren 9Rftngeln, ber ungleid^ fel^lerl^afteren beS 
9Kt)aIen gegenüber, ber (Srfolg unmöglid^ f eitlen: aber SSoltaire 
tierlangte, je^t unb immer, gleid^ htm @d^auf:t)ieler, btn äugen« 
bliddid^en Srfolg, unb nal^m eS bal^er aud^ mit^ben ^tteln fo 
toenig genau toie bie Sd^aufpieler. 

^t biefen l^atte SSoltaire, aud^ tUn }ule|t toieber, biel 
burd^sumad^en gel^abt; fle l^atten feine %ügen, feine ^ntoeifungen 
toieberl^ott ^od^mütl^ig in ben äBinb gefd^lagen : unerwartet bot 
fid^ il^m nun eine ®elegen]^eit, fie gu bemfitl^igen. @3 beftanben 
mel^e Siebl^abertl^eater in 5ßari§, Vereine junger Seute au8 bem 
99iirgerftanbe, bie in gemietl^eten Socalen f))ielten, eines im $otel 
Clermont unter ber Seitung etneS S:a:t)e3ierge]^ülfen. SSoUaire 
tool^nte einer ber SSorfteUungen bief er ®ef eEf d^af t bei ; baS @tüd( 



94 ni. Keine KudfU^t am ftanadftfd^ ^ofe. 

toat ^\oa^, aber bie Seute gefielen i^m nid^t Übd; einer, em 
iunget ©olborbeitet, fogat fo gnt, ba^ et il^n erfl ju fld^ lontntm 
lieg, bann ju feinet ^nSBilbung jn ftd^ nal^nt, nnb mm f&t W 
@efeEjd^Qft in feinet get&umigen äBol^nung eine SSill^ne l^etrid^ten 
Ke§. ßtjl toutbe mit il^nen. Bei t)etfdöl*^ff^^w Sl^ilten, bcr 9Dlü* 
l^omet t)etfud^t; bann aBet baS neue @tüdC, ,,baS getettete 9bm/ 
bei offenen tjot einet etlefenen ©efeEffi^aft aufgeffil^tt, imb Bei 
bet SBiebetl^oIung üBetnal^m bet S)i(^tet felBft bte äblle be8 
giceto. 3n ßutjcm ift baS »oUaite^fd^e 5ßtit)att]§eatet baS ®e- 
]px&ä) t)on ©tabt unb $of, 3ltte§ BetoitBt fid^ um (Knlaftfotten, 
bie ©(^aufpielet beS Thöätre-Fran^ais fd^iden etfd^tedtt eine Be* 
gütigenbe SlBotbnung, unb nad^ jtoei Saluten fielet SSottoite'S 
iunget @oIbatBeitet als bet Betül^mte le ^ain an il^ @|n^e. 
' @o in $atiS ju neuet £^ätig!eit ettoad^t unb BefonberS bem 
Xl^eatet jugetocnbet, tid^tete SSoltaite t)on 3kmm feine JBIidfe 
nad^ 35etfaitte8, auf ben ^of, beffen ®unfl et fo ungetn entBel^ 
3ln 6ifet, fie fid^ ju ettoetBen, l^atte et eS in bet legten 3«'t 
nid^t fel^len laffen. 6t l§atte bte ©cfd^id^te beS fttiegeS öon 1741 
möglid^ft im 6inne eines §of]^tftottogta:p]^en gefd^tieBen, l^otte 
eine SöBtebe auf ßubtoig XV., gat aud& eine auf ben l^eiligen 
Subtoig t)etfagt. S)ie $om))about toat il^m immet tool^^^^fi^ 
unb l^atte butd^ il^t @))iel in bet 9loIIe feinet SUjite auf bem 
löntglid^en 5Ptit)att]^eatet felBft bem Äönig ein SBott beS »eifalö 
filt ben S)id§tet aBgetoonnen. ^Bet bet jtönigin toot et oß 
l^eigeift unb t)etmeintlid§ct SBetfül^tet il^teS 35atet8, tük aü 
6d^meid§let bet 9Jlaitteffc il^teS ®ema]§l8 jutoibet; bie ^ofleuie 
fütd^teten fein f d^Ied^töetl^cl^Ueg ®elüften, ftd^ jum ^ettfd^er jeneS 
$alaftt]§eatet3 aufjutoetfen, to&l^tenb bet ^önig, no'd^ oBgefe^en 
t>on bem tcligiöfen SSebenlen, fid^ butd§ fein öotbtingltd^e» , im- 
tul^igeS SBefen abgeflogen fanb. ©elBfl: bie ^t)otitin t)et^mmte 
et butd^ ein SimpxoxtOftn , tootin et einen t>on ifft Begangenen 
93etftog gegen bie feinete ^uSbtudCSloeife in allju tietttaultd^em 
Sone t&gte; fle mod^te' tinm 3Rann nid^t Italien, beffen un- 
Beted^enBate ^tt aud^ il^t jule^t SSetlegenl^eit Beteiten lonnie. 
@oId^et Umft&nbe Bebutfte eS, um Soltaite ben Sinlabungen 
ftönig gtiebtid^'S jut UeBetfieblung an feinen §of , bie feit bem 
Sobe bet ^atquife bu (Sl^ätelet immet btingenbet getootben toaxen, 
Si^S&nglid^ 3u mad^en. S)enn batüBet batfen toir imS ni^t 



SoUaite tflfbt ft^ aum ^(B^nde. 95 

t&ufd§m: sunt SSefud^ auf äBod^en ober au(i^ Monate na$ ^eu^m 
ju gelten, tonnte Sßoltatre tootjl einmal Suft empftnben; ober 
feinen äBol^nfi^ bal^in }u t)etlegen, in ben äu^etften Slotben, 
witer fdoxiaxm nnb ©alBBatbaten — benn fo etfd&ienen i^m 
bie Seutfd^en —, baju entf ($Io§ ftd^ ein fo au3ge:t)t&gter f^tanjofe 
nnb $Qtifet toie er nut im &u§etflen j^oXlt, nur toenn et alte 
Hoffnung aufgeben nutzte, bal^eim ein ®Iüd in feinem Sinne 
jn ntad^en. 

@o Bereitete et ft$ benn }um Sll^einüBetgang : bod^ mit aUer 
Sotforge, bie S9tüde ni(i^t leintet fid^ abjuBted^en, to&l^tenb 
Sfriebrid^ il^m eine golbene bauen mugte. ^tiebtid^ )oar f))at« 
fam, larg toenn man ioiU; ober et toat e3 auS @taatStaifon, 
nnb petft an fld^ felbft. Subioig XV. mad^te fid^ luftig übet 
bie $enflon Oon 1200 gtoncS, toobutd^ bct 5ßtcu§en!önig b'9ttcm« 
bert'8 Serbienfte l^atte anetlennen tooUen: et felbft gab fteilid^ 
unb nal^m mit OoUeten $&nben; abet getabe bem toal^ten ^zx^ 
bicn^, toie einem b'^lembett, gab et nid^tS, obet nut jufdllig, 
toemt e8 fid^ ^tection ju Oetfd^affen tougte; unb bie noble 
aBtrtl^fd^aft enbtgte mit bem StaatSbanletott. gtiebttd^ öpete 
nid^t fo leidet feine Jtaffe; abet SSoltaite toat bet ^ann, il^n 
boau jn btingen. Sr red^nete il^m t)ot, bog et bie 9ieife mit 
toeniger als 4000 S^l^aletn nid^t beflteiten Ibnne; ha% et biefe 
6umme im ^ugenblidC nid^t t)etfügbat l^abe ; bat ben jtönig, fie 
il^ nur tiotjuf d^te^en : bet jtönig t)etftanb unb f d^idCte feinet 
„%>ma^'', toie et il^n im SBetfe nannte — einet alten S)onaö, 
fd^erjte JBoltaite —, ben unetl&felid^en golbenen Siegen. 3ule|t 
ton nod^ ein SSotfaU l^ingu, bet SSoltaite toie eine @tad^el t)ot* 
toftrtS trieb. S^egiertg, bie ftangöfifd^e ©eifteScolonie in feinet 
Umgebung ju t)etft&tlen, l^atte ^tiebtid^ einen jungen ftanjöfifd^en 
$oeten, S9aculatb b'Stnaub, bet ftül^et Oon SSoltaite untetftü^t 
bann eine 3^t lang beS JtönigS litetarifd^et Sommifftonait in 
^ßatiS getoefen toat, an feinen ^of gelaben unb, ungebulbig fiber 
atottotre'S Saubmt, in einem ©ebid^te ienem jugetufen, als auf« 
gel^enbe Sonne }u etfd^einen, toenn SSoltaite im 9Uebetgang be» 
griffen fei „äBaS?" rief S^oltaire, als il^m biefe SSerfe gebrad^t 
tamrben, unb mad^te einen S^ptung auS bem S3ette, „ie^t ge§' 
id^ unb toiU il^n leisten, fld^ auf ^enfd^en gu t^etftel^l" 

9Ber als Xitulatlammet)unlet unb fronaSfifd^ ^iftorio« 



96 itL SBoCtaite'd ^tttmtft in $ot86am. 

gtttp]^ butfte ex ntd^t o^m Uxlavib gelten. Sr IbegaB ftd^ bol^ei: 
nad^ 6otn))tegne, ta)o bex $Qf fl$ eben aufl^telt, unb ob tx ^ 
nun ^Öffnung mad^te, man toexbe il^n butd^ ©unPejetgungen 
feftjul^QUen fud^en, ober bod^ gn&big nnb t)teEeid^t totebet mit 
geeinten biplomatifd^en Sluftx&gcn cntlaffcn: er faiib fid^ Bitter 
getäufd^i Set Äönig fagtc il^nt ttodCen, ft liJnne gelten, toenn 
et nid^t bleiBen möge, unb lel^tte il^m ben Stüden; bie $om)m« 
bout h)ar Qtttg, aber Wjl, unb gab i^m jenes ßontpliment an 
flöntg gfriebrid^ auf, baS biefcr mit bem belannten: ,,td^ lenne 
fle nid^t/' aurüdtoicg. ©o trat er feine SReife an, bod^ mit bem 
gemeffenen Sluftrag an feine 9lid&te, genau Sld^t ju geben unb 
il^m ju Berid^ten, toaS man in ber @tabt unb bei ^ofe über tl^n 
unb feinen SQBeggang rebe ; in ber Hoffnung, baß feine ?lbtocfen« 
l^eit ben 9leib unb ^a% befänfttgen unb t)ielleid^t in ^rjem bm 
SDBunfd^ rege mad^en toerbe, il^n toieber ju befi|en. 

9lm 10. 3uli 1750 traf »oltaire in JßotSbam ein, unb nun 
tl^at f^riebrid^ gleid^ t)on t)om l^erein ^Ee3, toa§ ben long« 
erfel^nten ®aft ju htm @ntf d^luffe betoegen tonnte, fld^ für immer 
Bei il^m einjurid^ten. S)ie jparifcr greunbe toiberrietl^n c8; 
ber 3lid^te befonberS, beren ©itelleit unb ®enu§fud^t an 5ßari8 
l^ing, lag SItteg baran, ben Dl^eim t)on einem ©d^ritt abjufd^reden, 
ber fic il^m in baS traurige JBerlin nad^jujiel^en brol^te. @ie 
ftettte il^m auSfül^rlid^ aEe ©egengrünbe tjor Singen; er, nt^t 
ol^ne Slbfid^t, tl^eilte il^ren SBrief feinem Wniglid^en SSerri^rer ntit, 
ber barauf baS berül^mte ©d^reiben an SJoUaire erliefe, boS 
biefem jebeS toeitere 58eben!en benel^men mufete. „9lein, mein 
tl^eurer 35oltaire/' fd^rieb griebrid^, „toenn id^ tJorauSfel^en fSrntte, 
bafe gi^re Seripffangung im minbeften ju Sl^rem 3lad§t^eil au8» 
f dalagen möd^te, fo to&re id§ berSrfte, fte Sinnen oBguratl^en; i^ 
toürbe ^l^r ®lüdE bem ^o^m SJergnügen öorjiel^en, boS 3fl^r 
S3eft^ mir getoäl^rt ^ber ©ie finb $]^ilofo:t)]§, id^ Bin eS m^. 
äBa9 ift natürlid^er, al3 bafe jtoei ^]^ilofo|)]^en, gemad^t, mit« 
einanber ju leben, burd^ gleid^e ©tubien, gleid^en (Sefd^mad unb 
' gleid^e 2)en!art t)erBunben, ft(| biefe ©enugtl^uung geben? 3d6 
ad^te ©te als meinen Seigrer in SBerebtfamfeit unb SOBiffen; id^ 
liebe ©ie als einen tugenbl^aften f^reunb. äMd^e ©Soberei" 
— biefe mit SSejug auf bie Jßarifer SBamungen —, „toeld^ 
Unfall, loeld^er @lildStoed§fel !önnte 3U fiird^ten fein in einem 



gftiebtidil an fßoltaixt. - 97 

Sonbe, ta)o man @te f($&|t ta)ie in 3^tem SSatexIattbe, unb bei 
einem gfteunbe, bct ein etfenntlid^eS §etj l^at? ^fd^ l^abe nid&t 
bie tl^öridlte 2lnma§nng, ju meinen, ba§ JBerlin JßatiS anftoiegen 
lönnc. SQßenn Sfteid^tl^nm, ©töge nnb Sßtad^t eine 6tabt liebenS«' 
tocrt]§ mod^en, fo treten toit gegen 5ßati8 antütf. aOßenn ber gute 
©cfd^madC an einem Dtte bet SSßelt feinen ©i^ l^at, fo geftel^e 
id^, ift eS in jpaxiS. 5l6er bringen ©ie benn biefen ®efd§mad 
nid^t übetattl^in, too ©ie flnb ? mix ^dbm ^änbe, ^l^ncn Sei* 
fatt äu ttatfd&en, unb toaS ba§ ©cfül^l betrifft, fo täumen toir 
feinem Dtte bet SBelt ben Sottang ein, 3d^ l^abe bie gteunb« 
fd^aft gead^tet bit @ie mit ^abame bu (S^ätelet t)et6anb; aber 
nad^ tl^t bin id^ einet 3^ter älteften gteunbe, SQßie? toenn 6ie 
fld^ in mtin |)au8 begeben, ift bamit gefagt, ba§ biefeS §au8 
ein ©efängnife füt 6ie fein fott? SQßie? tocilid^ S^t gteunb bin, 
toetbe id^ ^^x S^tann fein? 3(^ befenne Sinnen, baß id^ biefe 
Sogil nid^t t)etfle]^e; id^ bin fefl übetjeugt, ©ie toetben l^iet 
glüdlid^ fein, fo Ifmqt id§ lebe, ©ie toetben al3 bet ä^atet bet 
aOBiffenfd^aft unb bc8 ®efd§mad8 angefel^en toetben unb in mit 
otte hit Stöftungen finben, bk ein 5Jlann tJon ^l^tem SSetbienfte 
t>on (Sinem ettoatten lonn, bet il^n ju fd^ä^en toei§." S)iefem 
©d^teibcn fügte bet ßönig ben Äammetl^etmfd^Üiffel, baä flteuj 
beS SSetbienftotbcnS mit einem ^al^tgel^alte öon 20,000 SitJteS, 
neben fteiet SSßol^nung, Safel unb @qui<)age, l^inju, unb fo toat 
JBoltoite. Öotetft füt Setiin getoonnen. „(gnblid^," fd^rieb et 
gegen 6nbe beS Sonata auS $ot§bam an ^tgental, „bin id§ an 
biefem el^emalS toilbcn Otte, bet ie^t ebenfofel^t butd^ bie 
Äünfte tietfd&bnett, toie butd^ ben SRul^m geabelt ift. 150,000 
fiegteid^e ©olbaten, lant SPtocutatotcn, Opet unb ©d^aufpiel, 
$]^fo:t)]^ie unb $oefte, ein ^elb, bet jugleid^ $]^tlofo|)]§ unb 
SHd^ter ift, @tö§e unb ^nmutl^, @tenabiete unb ^ufen, AriegS* 
ttom^ieten unb (Sieigen, ))latonifd§e ©aftmal^Ie, @efellfd§aft unb 
SM^eit. 9Bet foUte eS glauben? Unb bod§ ift Mti gan3 toal^t.'' 
Unb fein 3bat? „^ein @efd^&ft/' fd^rieb et im Octobet an bie 
9Kd^te, „i^, nid^tS gu tl^un. 34 geniege meinet ^Bbx%t. Sine 
6tiutbe beS S^ageS toibme id^ bem ^önig, um feine SBetfe in 
$tofa imb äfetfen ein tontig abjutunben; id^ bin fein (HxammOß 
iStn, md|)t fein jfammetl^ett. 2)en 9teft beS Zaqß l^e id^ fte 
mtd^ , unb bet SGbenb f daliegt mit einem ongenel^men 6(r 

XL 7 



i)a6ei tool^nte et fota)o]|l in fSnlin, too fld^ bet A5ntg natnertt» 
K(i§ JUX ßaxncöalSaeit aufl^tclt, afö in JßotSbam unb SanSfoitct 
im ©(i^Ioffc, nal^c ben !önigli(iöcn Sttnmetn; baS SWtttag^en 
Iic§ er fid^ in bet Siegel auf feinem Siwitnet fett)tten, nal^m ba* 
gegen ?ttenb8 mit ben Belannten ©efettfd&aftetn ^tiebtid^% 
Sllgatotti, b'SltgenS, pllnt^, la aWetttie u. 31., an bet Xafel 
beS jtönigg Sl^eil, }u beten ädeleBung butd^ ®eift unb äSi^ et 
neben bem fiöntg baS 3Äei|le Bcittug. „3!n feinem Dtte bet 
SBelt," fd&ticb et \)?&tn, „\pxaä) man fo ftei übet aEe Sitten 
menfd^lid^en SlbetglaubenS, nitgenbS toutben fie mit fo öiel 6<)ott 
ä^etafi^tung bel^anbelt, als Bei ben Sou^petS beS ^ntgS t>m 
5ßteu§en ; ®ott toutbe tej:j)ectitt, obet aKe 3)ieienigen, bie in feinem 
9lamen bie 9Jlenfd^en Bettogen l^atten, nid^t gefd^ont." 

SSalb nad^ feinem ©intteffen gaben aEetlei gfftlid^feiten, 
t>on gticbtid^ ju Sitten bet ©d^tocftct unb be§ 6d^toaget§ t)on 
SBaiteutl^, bie jum SBefud^e in SBetlin toaten, tJctanflaUet, ©elegen» 
l^it, fotooP bie pteugifd^e ^auptftabt bem ftanaöfifd^en (Safte, 
als biefen bet <)teu§ifd§en §au:>)tflabt im ©lanjc ju jeigen. SSet 
einem :>)täd^tigen Sattouffel auf bzm ©d^lo|8:>)Ia|e, bem JBoItaite 
t)on einet §ofIoge au§ jufal^, toat et bet ©egcn^anb attgemeinet 
2lufmet!famfeit. Unb alSBalb fd^lug et gleid^fam bie Senlmünje 
füt baS geft in bem ©pigtamm, baS fteilid^ in feinet ftanjöfifd^en 
Otiginalptftgung ganj anbetS Blanf etfd^eint, al8 in btm beutfd^en 
SlBgu§, tootin toit e§ geben muffen: ' • 

S^lic toat in %)m unb in 5ltl^m 
@itt SfeW^iel, bcfjcn ®Ians tot biefcm nid^t erbletd^tc: 
aWit $Pati8» ^ügen toat bet ©o^n bc§ 3JiatS a« Wn, 
Unb SSenuS, bie ben ^pfel teid^te. 

3m SSotjimmet biefet :|)tei3au§t]^eilenben SJenuS, bet 5ßttnjeffln 
?lmalie nftmlid^, butfte et bann ein Sl^eatet eintid^ten unb mit 
Jßtinjen unb ^ßtinjcffinnen fein „getettetcS 9iom" unb anbete 
©tüdfe einüben unb auffüllten ; toobei et felBft in feinet ßieblingS* 
tolle beS Siceto aufttat unb Betounbett toutbe. 

Untet ben fd^tiftftettetifd^en SltBeiten, toomit fld^ SSoItaite 
toftl^tenb feines Sufentl^alteS in 5ßteu§en Befd^äftigte, fielet bie 
®efd§id§tc beS ^a^tl^unbettS Subtoig'8 XIV. oben an. 6ie toat, 
toie feinetjeit etto&l^nt tootben ift, fd^on t>itl ftül^et angefangen, 



jbae Sikle de Louis XlV. 99 

namentltd^ in Stre^, neBen betn unberfaH^iftoxifd^en ^ixx%, qu 
förbctt uttb ftfidtoeifc au^ \ä)on an gfttcbtid^ mitgetl^ctlt tootben. 
„^ lefe flcgcntoättig/' fd^ricB bicfet im Salute 1742 auS htm 
^Iblaget in ©d^lcften an SSoltaite, „obtx t>idmt^x iäi t)crfd§lin8C 
Sl^t S^italtcr ßubtoig'S beS ©tofeen. SBcnn 6ic ntid^ lieb l^aben, 
fenben 6tc mit, toa8 6ic tocttet bQt)on gefd^tieben; c8 ift mein 
cinjigcr %xo% mein ßabfal, meine ßtquitfung." hierauf, na(]§= 
bem er eine toeitete ©cnbung exl^alten: „5Rie l^abe id^ einen 
fd^fineten 6til gefnnben, als in 3§ter ©efd&id^te ßnbtoig'S XIV. 
3d^ lefc leben Slbfi^nitt jtoei* ober brcimal, fo bin id& batjon 
entsfidt; jebe Seile l^ält ©tid^, MtS ift gefättigt mit ttepd^cn 
ateptesionen, lein falfd^ex ®eban!e, nid^tS ftinbijd^eS, unb babei 
nod^ t)ott!ommene Unpatteilid^feit." 3e^t mad^te bet SSexfaffet 
baS aOßcrf fextig, nnb e8 exfd^ien in Sexlin im Sal^xe 175L Slnt 
öiex gxo§e Scitaltex, fagt SSoUaixe in bex Einleitung, b. 1^. fold^e, 
in bcncn ftünfte unb aOßiffenfd^aften gebilligt l^aben, todft bie ®e= 
fd^idjte auf: ba8 ^exiHeifd^e, baS Slugu^ifd^e, baS 5Jlebiceifd^e 
unb ba8 Seitaltex ßubtoig^S XIV.; dbtx baS le^texe ift baS 
gtbftefte untex il^nen. ©o ijl il^m aud^ Subtoig baS 3beal eine» 
ÄönigS, toenn ex gleid^ gegen bk gledten in biefem 3f^eale bie 
3lugett leineStoegS öexfd^Hefet. SBax, nad§ ©oetl^e'S 2lu8fl)xud^, 
JBoItaixe bex l^öd^fte benibaxe ©d^xiftftettex unb Subtoig XIV. bex 
l^öd^fte benttaxe ^enfd^ex untex bm gfxanjofen, fo mußte ja tool^I 
bex ©d^ftftellex an bm. ^cxxfd^ex fein SDBol^lgefatten l^aben. 
©effen ^au^jtfel^lex, ba8 aKauftolje ©elbftgefül^I, unb bamit ju« 
fammenl^&ngenb bk attjugxole flxiegäluft, toax ja nux baS üebex* 
ma§ einex S^ugenb, unb jtoax einex fel^x nattonalfxanjöftfd^en 
Sugenb ; unb bex anbexe gel^lex, bie xeligiöfe Sef d^xänltl^eit, fiel 
boxjugStoeife feinex t)exnad§läfftgten Sxjiel^ung jux Saft. §&tte 
ßubtoig XIV. oxbentlid^ ju lefen t)exftanben, fagt SBoItaixe einmal 
anbexStoo, fo toüxbe ex baS @bict tjon SlanteS nid&t toibeir " 
l^oben. Slbex toaxum l^atte man il^n nid^t oxbentlid^ i 
U^xt? Unb toie bo:|)))elt xül^mlid^, ba% ex txo^ biefex i 
l^aften SMlbung flunft unb aOßiffenfd^aft, ©elel^xte unb ©• 
gxoßmütl^ig begfinftigtel Qu t>\dt jtxiege l^at ex aEexbiii 
^SfyA, bie jpfala gxaufam t)extoüftet, unb fßoW 
rnd^t Bios anfd^aulid^eS, fonbexn aud^ entpfunbev 
(Bxftuel; abex ex entfd^ulbigt ben fiönig mit 



100 in. Ibai SiMe de Louis XlV. 

t)om ^ä^aupla^e: „Mxe er ^ugenjeuge beS fd^tedltd^en S^ou» 
]JfiA8 getocfcn, et l^&tte fdbft btcgflanttttegclö(^t" @o etl^olten 
toit aud^ ton ben SBebtüdungcn bct Jßtotcflanten, t)on bcn Be« 
tfiii^ttgten 2)XQgonaben, eine fd§onung§Iofe @d^ilbetung, unb bie 
t)etbexBltd^en folgen bct 3utüdEna]§me beS ßbictS t)on 3latttc8 
bienen bcm ©cfc^id^tf^teibct als JBcxanlaffung, aud^ au§ nattonol= 
öfottWifd^en ®tünben Soletatij ju etrtpf eitlen ; aBcr bem ffiöntg 
toitb bie Uebetgeugung t)on feinem 9ted^te getoal^tt unb bie ^Stte 
in bex SluSfül^xung feinen SDßexIaeugcn jux Saft gelegt. 3n einet 
9teil^e Befonbetet ^aifitd toetben, nad^ bet 9iegietung3« unb 
fttiegggefd^id^te, bie ©taatSetntid^tungen, Suftij« unb ginanjtoefen, 
Sltmee unb 5Watine, §anbel unb ®etoexBe, SSßiffenfd^aft unb Äunfl, 
SReligion unb ftitd^e abgcl^anbelt, mit Befonbetet SJotlieBe natflt« 
lid^ aud^ bie ^ofgefd^td^te, bie füt baS Seitaltet Subtoig'8 XIV. 
fo Bejei^nenb unb fo toid^tig ift, unb füt toeld^e htm SJetfalfet 
nod^ fo etgieBige münblid^e Quellen fCoffen. &n 5Betjeid&m§ bet 
3Jlitgliebet beS löniglid^en ^aufeS tjon gtanlteid^, bet gleid^ 
zeitigen Stegenten, bet fxanjöfifd^en 5Watf dralle unb pl^eten 
©taatSBeamten, bann Btogta^)]§ifd^e Slotijen übet bie naml^aften 
©d^tiftfteEet unb Äünftlet untet ßubtoig XIV. in alpl^oBetifd^ 
Otbnung, finb bem ©anjen tjotangeftettt. 5lEe8 lieft fld^ nid^t 
Bios auf's angenel^mfte/ fonbetn augenfd^einlid^ l^at l^iet SSoltaite 
aud§ mel^t als fonft in feinen l^iftoxifd^en ©d^tiften fotool^l ben 
f5lei§ als bit ^Ötittel gel^aBt, mit ben SSotjügen bet ^fotm, bie 
il^m üBetatt eigen flnb, aud^ bie möglii^fte ©tünblfd^leit ju r>et^ 
einigen. ,,S)aS Si^cle de Louis XIV." fagt ©d^loffet; „i^ bie 
eitqige untet SSoltaite'S l&iftotifd^en SltBeiten, auS bet man mit 
gel^btiget SJotfid^t S^l^atfad^en unb eigentlid^ l^iftotifd^eSemetfungen 
entlel^nen batf." 3)ie toidötigfte l^iftotifd^e SSemetlung fteilid^, 
ben Sflad^toeiS, ba§ in biefet, nut auf ®lanj unb ®t5§c an« 
gelegten 9iegietung, bie Utfad^e beS fd^on jtf SSoltaite'S ScBjeiten 
nut attju Bemet!Baten SBetfatteS ju fud^en fei, batf man t)on 
einem aus bet 3ffuflon beS gto§cn Sal^t^unbettS l^etauS ge» 
fd^tieBenen SDßetle fo toenig ettoatten, als m SSetoußtfein üBet 
bie aJlangell^af tigleit bet Äunft unb SSilbung biefeS Sal^tl^unbettS. 
3toat ba§ eS in |)]^ilofo:>)]^ifd^et SlufllStung nod^ toeit 8^^* 
toat unb l^ietin bem folgcnben nod& tjiel ju tl^un üBtig gclaffen 
l^atte, ift t)f>n SSoltaite oft genug Bemetßid^ gemad^t tootben, unb 



9lebcttatbfiten. — ©d^Ummc W)mn^m. 101 

ctnjcittc geißlet bet gtogcn^ ©(j^ttftftcllct bcffcttcn l^attc et fi^^on 
ftül^ct im „%enüfd bcS ®cf(3^mo(Iä" gctügt: toaS oibn bcn 011== 
gcmcinctt 6tanbi)unlt unb ©til bcr fiunft, inSBcfonbctc bet Sßocfle, 
Betrifft, barin glouBtc et feft, bog jtotjd^cn ben Seiflungen btefeg 
3ettaltet8 unb ben ©tetnen nut ein geringet Stoifd^entomn fei. 

9leBen bem mül^fomen ®ef(ä^i(3^t8toetle lie^ SSoItaite nai]^ 
feinet ©etool^nl^eit aud^ ie|t bid^terifd^e 9ltl6eiten tl^eilS etnflet, 
tl^ciö ]§citetet 2ltt l^etgel^en. 3n SPotSbam unb SSetlin ift baS 
ßel^tgebid^t : „%)cS natütli(3^e ®efe^", in öiet Slbtl^eilungen, ge= 
fd^rieben, baS, etfl einige Salute fi)fitet gcbtudt, bie SSegtünbung 
einet natötlid^en, ebenfo öon Jebet Dffenbatung, toie öon bet 
JBetfd^iebenl^eit öttlid^ct ©itten vmb ©efe^c unabl^fingigen Migion 
unb ajtotal ivcm ©egenftanbe l^at. 9lbet aud^ on bet Sßucelle 
toutbe toeitet gebid^tet, füt bie ftd^ [a bie l^ol^cn §ettfd^aften fo 
lebl^aft inteteffltten. S)et S)id^tet Jagte einen ©ectetait ou8 
feinen ©ienflen, bet ftd§ bon bmi Jßrinjen ^cinrid^ l^atte befted^en 
laffen, i^vx eine Sttfd^rift ju liefetn. Unb Balb tougte et ben 
Äönig JU öetanlaffcn, ba§ et ben !ouni betufenen SSacuIatb 
b^ätnoub aus feinen 3)ienften jagte. S)en iungen 9Jlann l^atte 
3ftiebrid^'8 fd^meid^cD^afte Söctufung fd^toinblig gemad^t, et übet=» 
l^b fld^ aud^ SBoltaite gegenübet, bet i^m ol^nel^in bie aufgel^enbe 
Sonne beS Wniglid^en ©ebid^tS nid^t betjeil^en lonnte. SOBie et 
fld§ nun gat beigel^en lie^, mit feinem @tjfeinbe gfteton in lite- 
tarifd^e JBetbinbung ju tteten, tonnte SSoItaite bem ßönig feine 
JBefd§toetben in einet 9ltt öotjulegen, ba§ biefet jtoifd^en il^m 
unb b'Sltnaub ju toSl^Ien l^atte: too füt biegmal alletbingS bet 
leitete untetlag. SBoItaite ttium^l^itte, ol^ne Sll^nung, ba§ bieg 
nut ein a5otfi)icI beä il^m felbft beöotftel^enben ©d§idCfal3 toat. 

©an) leidet ju ^Dhttl^e übrigens toat eS bem l^od^begünftigten 
^anne in feinet neuen ©teUung gleid^ t)on Anfang nid^t. ©d^on 
im Sloöembet 1750 fd^rieb et an feine SMd^te einen SBrief mit 
tatl^feH^aften Slnbeutungen. „SJlan toeig alfo in SßariS, ba§ toit 
in ^otSbam ben Sob Säfat'8 gcfpielt l^aben, bag Jßrinj §einrid^ 
ein gutet Slcteut unb fel^t liebenStoütbig ift, ba§ eS l^ict SSet« 
gnügen giebt? ätt' baS ifl toal^t; abet . . . S)ie ©oupetS beS 
ftönigS Pub »fllid^, »etnunft, ©eijl, Steilheit l^ettfd^en babei; 
abet, obet • . . ^m Seben ifl ftei unb befd^Sftigt, C^jet unb 
©d^aufpiel, ©tubien unb SSotlefen; abet, abet . . • SSetUn ift 



102 ni. fßoliaixt \ptc\iM. 

gtog unb Reffet angelegt qI§ $attg, ^al&fte unb Zl^eater, ftemüM 
Itd^e Aöntgtnnen, lieBenStoütbtge ^tinjef {innen, tetjenbe ^of^ 
fräulein ; aber, ober . . . mein liebeä Ätnb, ba§ SBettet vxaäft fli| 
nad^gettbc cttoaS lalt." (ginjclne SBinfe übet ben 6tnn btcfet 
,,9lbet" fel^Ien in aJoltmte'S fctneten SSrief en ntd^t ; in bet ^vOft^ 
fad^e lanfen fie batauf fjimui, ba§ e§ il^nt in beS A5nig3 WS^t, 
M aQen ^nlbettoeifnngen befjelben, bod^ niemals xtäft gel^euer 
toot. @r fal^ l^iet einen burd^bringenben SSetftanb nnb tütfjld^tSs 
lofen aOßitten mit einet futd^tbaten 9Äad&t gci)aatt; in bem 
I&^d§enattigen SBi^fpiele bex !5ntglid^en ©efeQfd^aftSabenbefd^iQNlte 
il^n bod^ immet bie Sötoenta^e. SSon il^t cirten Bd^Iag gu be» 
lommen, toat nid^t toünfd^enStoettl^, unb fd^on bie Slotl^tocnbig» 
leit, fld^ babot in 2ld^t ju nel^men, mand^mal ©ammtpfötd^en 
ju mod^en, toenn ex gefragt tootbcn, ein bxüdfenber Stoang fttx 
fein ungcaügeücä Statuten. S)er 9lnfto^ fonnte nid§t tool^I au8« 
bleiben, toeld^en 5lnla§ et aud^ nel^men mod^te; et nal^nt ober 
einen, bet füt SSoItaite befonbctS nad)tl^cilig toat, inbcm et bem 
Äönige ben 3)lann, beffen ©etft bet ©egenftanb feinet Setounbc« 
tung toat, bon @eiten be§ @^ata!tet§ t)tx&ä)tli^ mad^te. 

JBoltatte l^atte in feinet ^eimatl^ fo güidflid^ fpeculitt; et 
tooKte eS aud^ in beugen t)etfud^en. Qx l^atte eine feine 
äBittetung bafüt, too ftd^ ein gutes @efd^&ft mad^en lieg. (St 
folgte ben @teigniffen bet S^t nid^t blo8 mit htm 3!ntetcffe be8 
§iftoti!et8, fonbctn oud§ mit bem be§ gfinanjmanneg. JBon 
biefet ©eite toat ein Slttilel beS S)te8benet gtiebenS öom Salute 
1745 feinet 5lufmetlfam!eit nid^t entgangen. S)en i)teu6ifd^en 
Untettl^anen, bie ffid^pfc^e ©teuctfd^eine in ^&vhm l^atten, fotttcn 
il^te fjotbetungen an Sa:pital unb Sinfen öon bet fftd^flfd&en 
©teueteinnel^metei unfel^Ibat auf ben in ben ©deinen Bcmetltcn 
Setmin auSbejal^It toetben. S)a8 toat ein fd^Ied^t gegogenet 
S>tubenfu§ ; benn natütlid^ toatf fid^ nun bie @^)ecuIation batauf, 
ba§ i)teu§ifd^e Untcttl^anen ben fSd^fifd^cn, bie eineS fold^en JBot« 
jugSted^teS ftd^ nid^t etfteuten, il^te @teuetfd^eine um getingeten 
5Ptei8 ab!auften, um fie bei bet Sßtäfentation an bet f&d^flfd^en 
daffe i\m t)oIIen SBettl^e begal^U gu etl^alten. SllletbingS l^atte 
ffibnig gtiebtid^, bet eS fo nid^t gemeint l^atte, fd^on t)ot jtoei 
Saluten feinen Untettl^anen t)etboten, fetnetl^in ffid^flfd^e ©teuet« 
fd^etne }u ettoetben, unb Antm ^unbe unb ©ünftling be8 ASnigS 



SBoltaive unb bet :3ube ^itfc^el. X03 

fUmb es am toemgflen an, feinem SSetBote jntoibetjnl^anbeln. 
SCber eS lieg fid§ ia fo leidet nmgel^en. ^an fd^tieB bon feigen 
unb Siiüoäm, nnb man meinte @teuetfd^eine. 2)et SSetliner 
3nbe SlBtal^am $itfd§el l^atte ben S3xiUantenfd§mudC geliefert, 
toorin SBoItatre im ©d^Ioffe jn SßotSbam in feinem geretteten 
9h)m ben Stcero fpielte. 2)enf e£6en ^ann . t)erfa]^ nun 6iceto 
mit @elb unb äBed^feln, um für il^n in 2)teSben ^$el}e unb ^^ 
toelen — toitt fagen ffid^fifd^e ©teuetfd^eine — gu 35 SouiSb'ot 
— toitt fagen mit 35% SSerluft für bie SSertöufer, ober ju 
65 % — einjulaufen. 3)cr 3ube reift, aber f d^reiBt auS 2)re8bcn, 
fle feien nur ju 70 ju belommen. ®ut, nur cinge!auft! 2lbcr 
am anberen £age fi^reibt ber ^vbt, ie^t ftünben fie fd^on auf 
75. @auBer toar boS nid^t, ba l^atte SSoltaire fd^on red^t; aber 
^irfd§el U^caüfttU, ein 9le6en6u^ler, ber ^nht ßpl^raim, l^abe 
toäl^renb feiner ^Btoefenl^eit SSoItaire mi§trauif($ gegen il^n ge» 
mad^t unb fld§ erboten, baS @ef($&ft }u günftigeren S3ebingungen 
}u üBemel^men. ®enug, 93oItaire Iie§ ie^t ben SBed^fel auf 
$ari8 öon 40,000 ßibreS , ber bie ^au^jtauSftattung feines Sc« 
auftragten Bilbete, ^protefttren, unb biefer leierte unberrid^teter 
@ad^e nad^ S9erlin jurüdC. 9latfirlid§ gab eS nun 3<in!: ber 
Sfube t)erlangte @d§abenerfa^ unb brol^te mit Alage; il^n gu be» 
gütigen unb äluffd^en ju t^ermeiben, taufte il^m SSoItaire bie 
fiiceroSbrittanten, bit er ^^ribatim erft l^atte ta^iren Iaf[en, in 
®egenred^nung gegen feine S3aart)orf(^üffe ju einem greife ab, 
ba% ber 3ube fid^ aud^ für äteifeloften unb ^fftül^etoaltung ent- 
fd^fibtgt finben lonnte. 3ta^ toenigen £agen iebod^ gereute il^n 
baS; er lieg fi(^ toon bem ^^ben nod^ toeitere Aoftbarleiten 
Bringen, unb biefe toeigerte er fld^ gu bejal^len. @r iz^aWftek, 
er fei in bem ^utoelenl^anbel übert)ort]^eilt toor|)en; ber 3ube 
fotte bie Steine jurüdCnel^men unb i^vx bie 3000 S^l^aler bejal^Ien, 
toofür fie il^m angerei^net toaren. 2)iefer berief ftd§ barauf, bag 
SSoltaire bit Steine ia l^abe tajiren laffen, unb toer bürge il^m 
überbieg bafür, bag nid^t eine S3ertauf($ung ftattgefunben? 2)aS 
fd§eint eine lebhafte ©cene l^erbcigcfül^rt ju l^aben; ber 3ube toitt 
an ber @urgel ge:t>^<It toorben fein, unb nun fd^ritt SSoItaire 
feinerfeitS jur Älage. gr verlangte für'8 @rjle 9lu8lieferung 
feiner auf $ari§ auSgeftettten SBed^fel, unb bagu tourbe ^irfd^el 
aud§ ol^ne äSe^tereg t^erurtl^eilt; bag eS fid^ nm ben t)erbotenen 



104 OL 9}oltai¥e'3 3ttben))toce6. 

(Stniauf t)on Steuetf feinen gel^anbelt, tarn, tto| bet ^uSfage 
be§ 3iibetr, qm^iliii ntd§t }ut (Srl^eBung, toeil e§ für ben ^ßroceg 
gleti^^gülttg tpat. ^x'S Slnbetc aBet öexlangte aSoItairc ou^ 
SluSbejal^Iuns beS SSettagS, toofüt i^m bte ^utoelen, bte et 
jutüdgeBcn tootttc, angetcd^net tootbcn. SSon bcn l^tefftt Bei» 
gebtod^tctt ©d^riftpdcn Itc§ fl(]^ bcx 3ube ctnfatten, etne8 oBjtt« 
leugnen, ba§ et l^etnad^ al3 t)on tl^m gefd^tteben onetlemten 
mußte, tooffit et in eine ©ttafe bon 10 Sl^aletn betfftttt toutte; 
abet SSoItaite befc^ulbtgte et, in ben Utfcinben SufS^e unb Stet« 
Anbetungen botgenommen ju l^oBcn, ju bem 3toede, ben Sutoden» 
l^anbel olS nod^ nid^t feft abgefd^lolfcn etfd^einen ju laffen, unb 
füt biefe JBefd^uIbigung \pxa^ bet Slugcufd^ein. S)a8 @etid§t 
legte SSoItaite, fattS et bcn ^anbcl nid^t gelten laffen toottte, 
einen 9ceinigung§eib auf, ba§ et in ben Utlunben ntd^tS. geftnbett 
l^obe; ia ein SÄitglteb meinte, man bütfe il^m einen fold^en €ib 
nid^t betftatten, bet l^öd^ft toal^tjd^einlid^ ein SReincib tofitc. 
SBoItaite etH&tte fid^ etjt betcit, ju jd^toiJten, jog eS aber l^et« 
nad^ bod§ bot, mit bem Suben untct bem 26. gfebtuat 1751 
einen SJetgleid^ ju f daliegen, infjolge beffen et feine SBed^fel, bet 
3ube feine Sfutoelcn bis auf tocnigc ©tüdfc jutüdfetl^ielt, toogegen 
betfcIBe an SSoltaite eine ©umme l^etauSjujaPen l^atte, bie obet 
um ettoa 1000 Sl^alet untet betienigen blieb, bie SJoltaite }tt 
fotbetn ]§aben toottte. @o toat bet 6ieg, ben biefet in bem 
Sßtoceffe babonttug, mel^t fd^einbat als toitHid^, unb toaS ben 
fd§Iic6Iid§cn S5etglctd§ betrifft, fo tl^ut man il^m fd^toetlid^ Un« 
ted^t mit bem Uttl^eil, et toütbe ben S3etluft öon 1000 Sl^aletn 
nid§t auf ftd^ genommen I^aben, toenn et ein pteS ©etoiffen ge« 
labt l^&tte. 

3n S3etlin mad^te bie 6ad§e natütlid^ ungel^euxeS Sluffel^en. 
JBoItaite'S gfeinbe unb ^Reibet triuntl)]^itten ; eS etfd^ien eine 
ftanjöfifd^c ffiomöbie batübet: Tantale en procte, bie man feinem 
©eringeten als bem Äönig, obtool^I mit Unted^t, jufd^rieB. S5e« 
lannt ift Sef fing'S ®pigtamm, baS mit ben SBotten f daliegt: 

Unb luta unb gut, ben @tunb au faflen, 

äBatum bie Sift 

5btia 3!^tn nid^t gelungen ifi, 

Go f &nt bte ^nttoott ungefaßt: 

Qttt SS** Ipax ein gxbg'tet @4elm al3 et 



Sefflng unb SBoIiaite. 105 

SSBoS tougte Seffing? totrb man ftogen. ^df, et toufetc nut gat 
iVL DtcL §attc et bod§ — o f cltfamcS Sjfid bc8 ©d^täfalS ! — 
S5oItaitc'8 ftonaiJfifd^c ©d^tiftflüdc in feinem 3uben))toce6 tn'S 
®eutfd§e üBetfc^t. ©ein gteunb, bet ftonjöflfd^e Bpiaä^h^xn 
^iäiin, bet bamalS ©ectetaitbienfle Bei SBoItaite tl^at, l^atte 
bem Storinnbjtoanjigjlfil^tigen, bet jid^ eBen in jicmlii^^ bütftigen 
Umft&nben in Setiin anfl^ieü , biefc getoi§ toiHIommene ^filfS« 
quelle öetfd^afft, bie bcnfcIBen füt einige ^üt fogat ium S£ifd§« 
gafte SBoItaite'S mai^te. SBeli^^cn ©nbtudC et t>on feinem SQBittl^e 
bcfom? toie beffen 3^uBet, htm ein gto§ct fiönig nid^t toibet- 
flanb, auf ben atmen Sitetaten toitftc? 9lun, toit feigen eS au8 
bem (£|)igtamm; bet gauBet fäHt toeg füt S)en, bet bem Qauban 
in bie Äatten fie^t. Unb bolb foHte Sefftng nod^ gtöbet ent« 
jaubett toetben. @egen @nbe beä ^al^teS, in beffen Slnfang 
feine Uefietfe^ctSbienjle fallen, fal^ et eineS SagcS bei 3li(ä^iet 
eine Slnjal^t öon Sogen beS fo eben fettiggebtudften Sifecle de 
Louis XIV. liegen, tootauS ienet jtoei S)u^enb fel^Ietlofet @sem=» 
plaxt fät bie !5niglid§e f^amilie au§fud^en foQte. @t nal^m ^ä) 
ein (&ff!m)ftlat, ba§ et au3 mutl^ma§lid§en ^uSfd^upogen iu^ 
fammenfe^te, mit naä) $aufe; bon il^m nal^m e§ ein f^teunb 
mit fi($, unb bwcä) ben lam eS einet ^omt bon Soltaite'8 
SSelonntfd^aft ju ©eflii^t. Diefet l^atte ein 'Sttäjt, ungel^alten 
ju fein, benn boS SDßetf follte 9liemanbcm in bie ^änbe tommen, 
el^e eS bet löniglii^^en gamilie übetteid^t toat, unb Sefftng l^atte 
üBetbieg Bei feinet Slbteife bon Setiin öctgeffen, SHd^iet bog 
S]^ntt)lat }utü(l)uftellen ; aud^ l^atte Soltaite mit ^anuf ctipten 
unb 2)tU(I6ogen fd^on fel^t unangenel^me @tfa]^tungen gemad^t. 
3lbet toenn et fofott in einem giftigen ©c^teiben, baä bet ©ectetait 
an Sefflng etlaffen mußte, biefen getobeju toie einen litetatifd^en 
©ttoud^bieb Bel^anbelte, fo }og et fld^ nid^t nut fd^on ie^t t>on 
bemfelben eine ^nttoott ju, bie un3 leibet t)etloten ift, toeil et 
fie, tote Sefftng fagte, nid^t an ben @^)iegcl geftcdCt l^abcn toitb, 
fonbetn et l^alf aud^ filt bie Sufunft eine SDBoffe f(|ätfen, bie 
il^n nod^ fd^toet öettounben foHte. äfn Seffing'8 f^)ätetet Sßolemi! 
gegen Soltaite in bet ^ambutgifd^en S)tamatutgie l^ettfd^t dn 
Zon, bet fid§ ))oEft&nbig bod^ nut au§ btvx Sßibettoillen et!l&tt, 
ben et bamals, ilbet ben ©d^tiftfteUet l^inauS, gegen bie ^Jetfon- 
Soltaite'S gefaßt l^atte. 



106 HL Untotile M St&m%i. 

Ilnb nun benle man fid^ etft bte Stimmung beS ftSnigS. 
„aSoItattc Mnäi^ bte^ 3uben/- fd^ricb er fd^ctjl^aft an ferne 
©d^tDcftet; in ber Sl^at iebod^ ging il^m bie 6a(^e übet ben @)Ki^ 
6t toat nad[| SBeenbigung ber SatneöaMuflbatfeiten 6nbe 3anuat 
nad^ Sßotäbam jutüdgcfel^tt, tofil^tcnb SSoItaite nod^ mitten in 
feinen ®eti(§t§]^SnbeIn fletfte. 2ll§ bet ©ptud^, fotmett ju feinen 
©unftcn, gefallen toat, ftagte betfclbe leife an, ob et na^tommen 
' bfitfe. S)iefen 3lnla§ benu^te bet fiönig, il^m fein ©ilnben» 
tegiftet ^otjul^alten. @t l^abe il^n bei ^ä) aufgenommen, fi^^tieB 
et il^m, aus ^oi^^ad^tung füt feinen ®eift unb in bet ^Reinung, 
ba& et in feinem Slltet, bet ©tütme beS Sd^tiftftellctlcBen» 
mübe, pd^ ju il^m toie in einen §afen ftüd^t^/ wm dtafft )u 
finben. 2)od^ gleid^ anfangs l^abe et an il^n baS Beftemblid^ 
Slnftnnen geflettt, fjteton nid^t ju feinem Sottefponbenten )ä 
mad^en, unb nad^bem et, bet ^önig, bie ©d^toad^l^eit gel^abt, il^tn 
nid^t nut l^ietin ju toittfal^ten, fonbetn au(^ b'^tnaub, bet il^w 
fettet nid^tS getl^an, um SBoltaite^S toiHen gelten ju laff^n, fo 
fei nun bie gat|lige ©efd^td^te mit bem 3uben gelommen, We 
in bet @tabt ba§ gtögte ^uffel^en gemad^t l^abe. 2)et ^onbel 
mit ben Steuetfd^einen fei in 6ad^fen aUbelannt, unb man fiaU 
ftd^ bei il^m, bem ^önig, bittet batübet bef d^toeti @t toolle gftieben 
in feinem ^aufe l^aben, mit ^nttiguen unb Sabalen lomme man 
bei i^m gau} an hm unted^ten ^ann. „jtönnen Sie ftd^ ent^ 
fd^Iiegen, al§ ^Jl^ilofo))]^ ju leben, fo toetbe id^ mid^ fteuen; Sie 
JU feigen; übetlaffen 6ie ftd§ abet bet $i|e S^l^tet Seibenfd^often 
unb fangen mit 3^betmann ^&nbel an, fo tl^un Sie mix leinen 
®ef allen, tomn Sie l^iel^et lommen, unb lönnen ebenfogut in 
SBetlin bleiben." SBiet Sage fpätet nimmt fjtiebtid^ bit Sadje 
fd^on l^eitetet, ol^ne bod^ bem S&nbet, bet inbeffen nod^matt 
abgebeten unb fein 3Jlitleib angetufen, ettoaS ju fd^enlen, „SSSenn 
Sie l^iel^et lommen tooUen," fd&teibt et ie^t, „fo fielet baS bei 
31^nen. 3d§ pte l^iet bon leinem Sßtoceffe teben, nid^t einmal 
t>on bem S^^tigen. 3)a Sie il^n getoonnen l^aben, fo toftnfd^ 
id§ Sinnen @lüdC unb bin ftol^ , ba§ bief e elenbe ©efd^id^te efai 
@nbe l^ai 3<$ ^^ff^/ @i^ toetben !eine $&nbel mel^t l^aben,- 
toebet mit bem ^Iten nod^ mit bem bleuen S^eftament; betgleid^en 
Dinge finb entel^tenb, unb mit ben @aben beS fd^bnften ®eifbS 
))on^tan!teid^ toetben Sie bie §ledCen nid^t jubedbn, bie ein 



it5«))etli(i^ed 2etbeit. 107 

foId^eS ISettagen in bte S&nge ^m 9htfe auf))tS9en ntügte. 
(Sin JBud^l^ättblcr, ein Ci)emgcigcr" — fiH^xt gticbtid^ mit Säcjug 
ouf ftdll^exc Jßatifct ^anbel aSoltaitc'8 fott — „ein ^utoeleniube, 
baS flnb toal^tl^aftig Seutc, beten 3lamtn in feinet 5ltt öon 
§anbel an bet ©cite beS ^l^tigen fli^ flnben foUten. 3(3^ 
f d^tciBe biefen JBtief mit bem betten SOlenfd^enöetftanb eine§ 
©eutfd^en, bet fagt toaS et benft, ol^ne jtoeibeutige SluSbtüde 
unb f(ane S3efd^önigungen }u geBtaui^en, toeld^e bie SBal^tl^eit 
entftetten; an Sinnen ifl eS, baöon 9hi^en ju jicl^en." SBie biel 
anbctS ift bet Son biefet Stiefe, al8 bet ieneS ©d^teibenS, 
toomit ^ö>Tdäf im ©ommet botl^et SSoltoite jum bleiben be- 
fKmmt l^atte! gOßic fel^t l^aben fid§ in Seit öon toenig mel^t al8 
einem l^otten Sollte Stimmung unb Stellung ge&nbett! Unb 
jtoat ganj butiä^ SBoltaite'g ©(j^ulb, ben fjti^btid^ in einet SBeifc 
tr&gt unb l^egt; bie el6enfot)ieI bon bet ©togmutl^ beS JtönigS, 
als tion bet Sangmutl^ beS f^teunbe§ l^ai 

©0 fteUt fid^ benn aud§ boS Slietl^ältnig leiblid^ toiebet ]§et, unb 
aSottaite lebt, ftugetlid^ toie biSl^et, balb in ^etlin, balb in 
^otSbam, Balb mit bem jtönig; balb, toie tS fd§on bejfen pufige 
Reifen mit fld^ btingen, t)on il^m gettennt, mit ben getool^nten 
9[t6eiten f&t ben Aönig toie mit feinen eigenen befd^&ftigt. S)od^ 
fo ted^t tool^l toiU eS il^m nid^t mel^t toetben. ©d^on Uxpnlx^ 
nid^t, obtoo^I et t)on biefet ©eite beS SeibenS getool^nt toat. 
SJoItaite l^atte tint t)on jenen ßonftitutioncn, bie mit metlKd^et 
©d^toftd§e gtoge Q&^iojjtdt t)etbinben. @t toat nie ted^t gefunb, 
mebicinitte beftftnbig, unb toutbe bod§ 84 ^al^te alt. äBSl^tenb 
et fld^ in feinen JBtiefen al8 einen ©tetbenben batfteHt, öollbtingt 
er bie Sltbeü t)on }to5If Sebenben. gteilid§ toat ettoaS kantet in 
Sottaite'8 unaufl^btlid^en Jllagen. @t toutbe Stgetlid^, toenn 
man fie nid^t gelten lieg, ©ein tool^lmeinenbet ©ectetatt legt 
il^m boBei bie ^bftd^t untet, bie SShttl^ feinet geinbe butd^ bie 
Hoffnung )u enttoaffnen, bag fle il^n ia bod^ balb loS fein 
tofttben; toSl^tenb minbet SBol^ltooKenbe nod^ l^eute timn ftnan= 
jtetten Äniff S3oltaite'8 batin feigen , butd^ fttanltl^un bei Set« 
trSgen auf Seibtenten günfügete Söebingungen ju etjielen. ©o 
öiel inbeffen fielet iebenfaffS fefl, ba§ bet lange, l^agete 9Jlann 
fd^on bamalS einem ©lelette glid^. S3efonbetS fein ^agen toat 
immer im Unftanbe; et <)teift 3eben glüdtlid^, bet betbaut, ^e^t. 



108 ni. 2)te Dtangettfd^% unb bie fd^mu^ige SS^äf^e. 

in SSetItn, !am nod§ ein fcox6utif(]^e3 UeBel l^itiju, baS i^m Me 
Saline au§fallen mad&tc. @§ Bilbct fld^ ic|t bic ^l^^flognomte; 
mit bcr man S3oItaitc gctoöl^nltd^ batgcflcllt finbct, too jtoifd^cn 
ben jtoet lodigen Sappen bet ^ettüdEe faft nur 9lafe unb Ätnn 
mit bcn jtoci „flatfunlelaugcn" l^ctborblidcn. 

SJlan toci§, toic eS gcl^t, tocnn ba§ SSctl^SItnig jtociet $ei> 
fönen einmal einen 3K§ befommen l^at: in ben 3li6 niftet fldj 
ber Stla^ä) ein unb treibt il^n immer toeiter auSeinanbct. 60 
platte eines SageS fjriebrtd§'§ SSorlefer la SJlettrie gegen SSoßotte 
mit ber ©rjSl^Iung ]§erau§, im ©efprSd^ über bic ®unft, toorm 
biefer ftel^e, unb ben Sleib, btn fie errege, l^abe ber Äöntg bie 
9leu§erung getl^an, er tocrbe il^n pd^flenä nod^ ein Sal^r nfitl^g 
]§aben: ,,man preßt bie Drange au8 unb toirft bie ©d^olc toeg". 
2)cr tolle la 9Jlettrie a§ ftd^ nod^ in bemfetten Saläre an einer 
Jßaftetc tobt, ol^ne ba§ il^n SSoltaire in ber SobeSjlunbe nod( 
einmal l^Stte fragen lönncn, ob er il^n mit ber @ef(§i(i§te öon 
ber Crangenfd^ale nid^t bicHeiii^t nur jum Seften gel^obt. Sluf 
ber anberen ©eite tourbe au(3^ bem ^önig ein Srgerlid^eS äBort 
toon SJoItaire l^interbrad^t. S)er ©eneral 9Jlanftein fei Bei biefein 
im 6d^Iojfe getoefen, um fid§ toegen S)urdöfti^t feiner rufflf^ 
S)en!toürbigleiten mit il^m ju befpretä^cn, afö eine SRanufcript« 
fenbung bom flönig eintraf. „@ie feigen, ©eneral/' l^abe ba 
aSoltaire gefagt, „crft muß iä) nun beS ßönigS f d^mu^ige SDBfif^ 
rein mad^en, el^e id^ an bie 3^9^ kommen lann." Unb jtoar 
foUte eS, fo crful^r SSoltaire, 9Jlaupertui§ getoefen fein, ber biefe 
@efd§id^te, nod§ baju mit bem S3eifa|e, ba§ 93ottaire üBerl^aupt 
beS Königs SSerfe fd^Ied^t finbe, in Umlauf gebrad^t l^atte. 

3Raupertui8 toar, toie toir un3 erinnern, ein olter 5Be« 
lannter, ia greunb SSoltaire'S au8 ben fd^önen Sagen öon 6ir^. 
@r toar ber erfte SScrlünbiger ber Sletoton'fd^en Slaturlel^re in 
fjranlreid^ getoefen; bie Steife in bie Sßolargegenben jur JBe» 
ftimmung ber toal^ren @eftalt ber @rbe, t)on il^m im ^ftrage 
ber franaöflfd^en 3legierung an ber @pi|e einer Slnjal^I t)on ®e» 
leierten unternommen unb nad^l^er befd^rieben, l^atte il^n fd^neS 
ium bcrül^mten 9Jlanne gemad^t; unb filr SSoItaire unb feine 
^reunbin in il^ren matl^ematif^^pl^^ftlaltfd^en @tubien toot et 
eine fo l^ol^e ^utorit&t, bag il^m ber erftere bie auf Sletoton be« 



äSoltaite unb manpninii. 109 

jftglt(]^en Sifide feiner engltd^en Sdttefe t)ot betn 2)tu& jut 
Jßtttfung mttflctl^eilt l^atte. gricbrid^ l^attc fd^on als ÄtottjJttnj 
ein äuge auf tl^n gctootfen, unb als et jur Slegtetung gclommen 
toax, berief er tl^n als SßrSPenten ber berliner Sllabemie. 
SRau^jertuiS toar An 3Jlann bon ftarfem ©ettftgefül^I, unbSnbigem 
©^rgeij/ toenig gefälligen 9Jlanieren, bei oft barocfen ajleinungen 
unbulbfam gegen aQßiberf^)rud^ , l^etb unb fd^onungSloS in ber 
$oIemtt unb in fetner S[!abentie, um bie er ftd§ toirllid^e ajer^^ 
btenfte ertoorben l^atte, getool^nt, ben §errfd§er au f^)ielen. 3« 
ben Sttenbgefettfd^aften be§ ÄbnigS unb fonft traf er fid& ie^t 
dfterS mit SBoItaire. »on Anfang fd^ien SltteS auf 8 Söcfle ju 
gelten; 3eber belobt fid§ beS Slnberen in feinen ^Briefen. SSoItaire 
begegnete bem SDlatl^cmaticuS immer nod^ mit einem SRcfte beS 
aMett 9lef^)ect8, ber il^m tnbe§ in bie Sänge um fo Ififliger fiel, 
ie mel^ ber Rubere benjelben al8 ein Utä)t in ^nfprud^ nal^m. 
Unb baß bem Jßrftfibenten, im ^od^gcfül^Ie feiner ejacten SDßiffen« 
fd^aftltd^Ieit, bie beborjugte Stellung beS Jßoeten ein S)om im 
3lttge toar, lann man fid^ glcid^f allS beulen. Sinn f ottte bicf er 3Jlau* 
ptxtniS bie ©efd^id^te mit ber fd§mu|igcn SBSfd^e in Umlauf 
gebrad^t l^oben. Unb nod^ einen anberen SSerbrufe, fo bemal^m 
aSoItaire, follte er il^m jubereitet l^aben. 3m SBinter 1751 auf 
1752 toar ein iunger franjöfifd^er Stterat, la Söeaumelle, auf 
bem 9Hld(toeg t)on Stopm^aqm , too er bergebenS fein ®lüdC gu 
mad^en gefud^t l^atte, nad§ SSerlin gelommen unb l^atte eine 
h ©d^rift mitgebracht unter bem Sitel : „SJleine ®eban!en , ober 
i toaS toirb man baju fagen?" öon ber er ßjemplare in Umlauf 
I fe^tc. 3n biefer ©d^rift fanb fld^ bie ©teile: eS l^abe größere 
>S)td§ter gegeben als SSoItaire, aber leinen bejfer belol^nten; baS 
fei ©efd^madföfad^e; ber Ä^önig öon jpreufeen l^alte fld^ Scute öon 
. ®eifl/ toie anbere bcutfdöe fjürften ftd§ Stocrge unb Hofnarren 
Italien. ßntpfel^Ien lonnte fld^ ber fa^renbe Siterat burd^ eine 
fold^e SuSlaffung an ^riebrid^'S $ofe nid§t; bod^ lonnte fte ja 
bem jlbnig entgelten, toenn man il^n nid^t abfid^tltd^ aufmerifam 
mad^te. ®a8 d6en l^abc aber SSoItaire getl^an, bcrftd^crte 3Ran^ 
ptttitä bem la S3eaumeIIe; toSl^renb SSoItaire, bie^nial nid^t 
unglaubl^aft, bel^aujjtet, nid^t er, fonbem ber SDlarquiS b'SlrgenS 
l^e eS getl^an, um x^n, SSoUaire, bamit ju fd^rauben. 2)arauf 



110 ni. SRaitpetttttd unb snifdq. 

Dettnag ^ii bet Sttetat er toetbe äSoItotre BtS in bte $5Ee t)€t» 
folgen, tmb ging je^t glciiä^ botan, fem Sifede de Louis XIV. 
mit unöcxf d^Smten Slntnctlungcn in fjtanlfntt naij^btncfen ju laffcn. 
@egen bicfc Slnmctfungen fti^ticB SSoItaixe eine l^eftige, benuncio« 
toxijd^c grtoibetung, unb fa^ fxii auf bicfe aDßeife ju ben t^ielen, 
bie et fd§on ju füllten l^atte, in eine neue litetatifd^e gfel^bc 
Dettoidelt. 

Cbet öielmel^t in jtoei ; benn bo§ et nun ben nS^ften Slnlo^ 
Benu^en toütbc, um mit SJlaupcttuiS aB juted^ncn , toat t>oxauh 
jufel^en. S)et Slnla§ lam nut gat ju Balb, unb biefe jtoeib 
gelobe jog folgen nad^ fid^, gegen toeld^e bet ^onbel mit lo 
JBeaumette öetfd^ttJtnbct. Sängfl fd^on glauBtc 2Rau^)ettui8 einem 
®efc^e auf bet @i)ut ju fein, toonad^ bie Statut ju iebet Se« 
toegung immct nut bie !Icinfte fltaft in Slntoenbung Btinge; 
unb auf biefe ßntbedtung be§ ®cfe^c8 bet S^)atfamlcit, toie et e8 
nannte, bte et feinet 3llabcmie Dotgcttagcn unb 3ule|t in einet 
©d^tift üBet ßoSmoIogie niebctgelegt l^atte, Bilbctc et fld^ nid^t 
toenig ein. 3lun etinnetn toit unä untet ben ®Sflcn in 6ite^ 
eine§ gcttJiffcn flönig, bet fid^ in ben bteigiget Saluten l&ngcte 
3eit bott aufgcl^altcn l^atte. @t toat bet SJlatquife butd^ SRou« 
i)ettuiä al8 matl^cmatifd^et Sfnfttuctot cn4)f ol^leti , l^atte fld^ in 
bet golge mit il^t üBettootfen unb ftanb jc^t als SSiBIiotl^lat 
in ben S)ienften bet Jßtinjcjfin bon Dtanien im §aag. Slud^ 
SJtitglieb bet Söetlinet Sllabemie bet SDßiffcnfd^aften toat et ge« 
tootben, unb in einem JStiefc beg iugenblid^en Seffing on feinen 
SSatet finbcn toit il^n al§ ©önnet be8 (gtfteten genannt 6r 
toat nod^ immet ein SJetel^tet feines ledigen jpt&flbenten; 
aBet beffen neuentbedCteS 9latutgefe^ l^attc et nid^tSbeftotoeniget 
unbefangen ge^Jtüft unb glauBte eS nid^t i)toBe]^aItig ju flnben. 
gt l^atte batiiBet eine SlBl^anblung gefd^ticBen unb toat im ^etB^ 
1750 nad§ SSetlin gcteifl, um mit djlaupettuiS üBet ben @egen» 
ftanb JU betl^anbeln. ^Qein biefet nal^m ben SBibetfiptud^ feineS 
el^emaligen @d^üpngS fel^t üBel auf, feine ^Bl^anblung tooUte 
et gat nid§t lefcn, bie bann flönig im folgenben gtül^ia^t in 
ben Seijjjiget ©clcl^ttenacten aBbtudCen ließ. 3lm ©d^Iuffe toat 
' i^x ein ^uS}ug auS einem SMefe ton SeiBni} angel^&ngt, toonad^ 
biefet baS angeBIid§ neuentbcdCte ®efe| BeteitS ge{annt, aBet aU 



fMUAtt fftt itönifi. 111 

Ttid^t ottSmd^ geforntt l^otte. ^aitpettutS, bem bon einem . 
fold^en Sttefe SeiBrnjenS ntd§t8 belannt toat, Detlongte nun 
Hon Stbniq %u9hm% ta)o betfelbe fU§ Befinbe. j^öntg l^atte nur 
eine 3ttfd§tift, unb l^atte flc Don einem SÄonne, ber im Scp^ 
einer grogen @ommIung Don betgleid^en ^$a:|)ieten getoef en , aBet 
Hot einigen Saluten Don ben S3etner ^ttftoftaten l^ingerid^tet 
tootben toat. 3e|t Itc§ 9Jlau^)ertui8 butd^ SSetmittlung beS 
ftonjöflf d§en ©efanbten in Sem unter ben in S5ef d^Iag genommenen 
^ßofrieren beS ^ingerid^teten 9la($fud§ung l^alten; aber Don bem 
SciBnijiftfym Sriefc fanb ^i^ toeber ^ier nod^ fonfttoo eine S^)ur. 
®er ©rief lonnte fl(ä§ Dcrioren l^oben, bie Slad^forfd^ungen lonnten 
nicü^i grünblid^ genug getoefen fein, toer lonnte bog fo fidler 
toiffen? 3lber ber ^ßräfibent l^ielt ftd^ nun bered^tigt, bie ©ad^e 
Dot feine SWobemie ju Bringen unb fiöntg einen öugerften Termin 
jitr JBeifd^offung be8 JBriefeS ftellen ju laffen. S)er Termin Der« 
ftrid^ frud^tloS, unb fo Befd^log bie Sllobemie in einer @i|ung 
Dom 13. ^ril 1752, ba§ bo8 angeBIid§ SctBnijifd^e Sörieffragment 
gefftlfd^t unb ol^ne ©citung fei. flönig fd^idtc barauf fein S)ijjIom 
als SJlitglieb ber Söerliner 3l!abemie jurüd unb f(3^rieB einen 
WfptU an baS ^uBlicum, ber üBer feine @l^rli($!eit in ber @a($e 
feinen 3toeifcl üBrig lieg. 

(Sin toiffenfd^aftlid^eg Sntereffe l^atte ber 6treit jtoifd^en 
^ou^erittiS unb jtfinig für 93oItaire nid^t; im (Segentl^eil, er 
fal^ in bergleid^en 6treitig!eiten , toorin, tüit er fid^ auSbrüdt, 
,,eine SBeimifd^ung Don SRctapl^^fll bie ©eometrie Dertoirre", nur 
mftgige ®eifte§f))iele; aud^ toar j¥5nig Bei il^m toeber al§ %n* 
l^ftnger Don SeiBnig, ben er feinerfeitS für einen metoipl^^fifd^en 
Srftumer l^ielt, nod^ bur(§ fein S^toürfnife mit ber 9Jlarquife, 
bie er il^m üBerbieg einmal, ju feiner großen Unjufriebenl^eit 
Don 9leto)ton ju SeiBni) Belel^rt l^atte, em))fo]^len: bod^ ie^t trat 
ba8 ÄtteS jurüdC Dor feiner frif d^en ©rBitterung gegen 3Jlau^)ertui8, 
ber er burd§ ein Eingreifen in feinen Streit mit jiönig genug' 
tl^un lonnte. Unb eine Seite l^atte biefer Streit bo($ aud^, 
toeld^e bie Beffete 9latur in äSoItaire }ur ^arteinal^me für Aönig 
aufrufen mod§te. 2)er leitete toar ber Unterbrüdte , baS S3er« 
fal^ gegen il^n ein unerl^örteS, ein alabemifd^er ^uftijmorb, fo 
SU fagen, unb ba lonnte ber nad§maltge SSertl^biger ber ßolaS, 
ber be la SBarte^ nid^t mügig BleiBen. So lieg er benn^ an^ 



112 ni. Sftiebtic^'S (Siiunii^ung ttt ben (Selel^ttenfheit. 

{niltifenb an bai ^uffel^en, baS bte 6a$e in bet ganjen gdel^tten 
SDßcIt erregte/ in eine 3ritf(§rtft jener Saläre, bie Biblioth^ue 
raisonnöe, unter bem Sitel: ,,3lnttoort eines SHobemilcr» tjott 
Söerlin an einen 9l!abemi!cr in JßariS'v einen htrjen ^ttilel ctn* 
rüden, toorin e8 l^ieg, baS cbenfo incontpetente toie ungeted^te Ilt* 
tl^eil ber 3llabcntie l^aBe il^r Jßrfiftbent burd§ feinen (SinfbiB auf oft* 
pngige SJKtglicber jutocge gebrad^t, unb mel^rere Sllabeniiler toürbeJ^ 
aus ber bon §erm 2llau:0ertui§ t^ranniftrten unb entel^rten ft5t))ec« 
fd^aft treten, toenn ftc nid^t fürd^tetcn, baburd^ btm löniglid^en fßxt^^ 
tector berfetten ju mißfallen. S)er 3lrtilel toar ol^ne SSoltaire' 
9lanten erf (^iencn, aber Sliemanb lonnte bcnUrl^eber berfennen; be 
^önig toenigftenS erlannte il^n gleid^ unb toar fel^r ungel^altetB:- 
S3on ber @ad^e, um bit e3 fid^ l^anbelte, tooUte ober t)erfian& 
er fo toenig ate SSoltairc; aber il^ren JßrSflbcnten l^ottc 6r bnr 
2l!abcmie gegeben, unb toaS biefe im @int)erftänbni§ mit tl^rem 
Jßrfifibenten befd^Ioffen l^atte, bagegen fottte fid^ lein 5Witgliel> 
feines Vertrauten ®efettfcl)aft§!reife§ mcutcrifi!^ auflel^nen. 3)cr 
2ler^er.]^icrüber toar fo l^eftig in fj^ebrid^, ba§ er il^n ju einem 
f alfd^en ©d^ritte Verleitete, btm erflen , ben toir in feinem S3e« 
nel^men gegen SSoItaire, feit biefer bei il^m toar, entbedfen lönnen. 
@r griff nSmlid^ jur S^ber, unb jtoar aur fd^riftftetterifd^cn, unb 
fd^rieb glcid^fallS in ber SRolIe eines ^Berliner 3l!abemiler8 an 
einen Jßarifer ßollcgen einen Sörtef, toorin baS borgeblid^c SOlit» 
glieb jener Slfabemie, ber SSerf affer beS frül^eren 2lrti!cl8, al8 
ein (Slenber, fein 5luffa^ als ein infames Sibell beaeid^nct toar. 
3lud^ SJoltatre lonnte ftd^ ie^t über ben SSerfaffer ber ßntgegnung 
nid^t tfiufd^en, bie überbie| in jtoeiter SluSgabe mit bem pxm* 
ßifd^en 3lbler, ftrone unb 6cepter auf bem Sitel erfd^ien; ab« 
man beobad^tete gegenfeitig baS Sfncognito , traf ftd^ toie immdl; 
in ben SlbtubgcfeUfd^aften unb öerl^anbelte fogar über ein^ ^ 
meinfame Slrbeit, eine Art greibenfertoörterbud^, baS t>on ber 
töniglid^en £ifd^gefellfd^aft auSgel^en foUte, in ben freunbltd^jten 
Söilleten. SBoItaire ieboc^ berlor feinen ^anbel mit ^QxOftttaiS 
nid^t aus ben ^ugen. „UngUldKid^ertoeife/' fd^rieb er mit Säegug 
auf bie Öniglid^e ©treitfd^rift an feine 3lid^te, „bin td^ cmS) 
6d^riftfteUer unb jtoar auf ber entgegengefe^ten @eite. 3^ ^^ 
lein @ce))ter, aber td§ l^obe dnt ^eber, unb biefe l^abe td^ ju« 
f&Kig fo gef(^nitten, bal fle ben großen Pato ein toenig l&d^et^ 



^n^txiaW »tiefe. HS 

liSt gemad^t ]§at/' S)a3 Se^tete Bejog fid^ auf eine ^iftfung ber 
äBede t)on ^ait0ettut3, bie SSoItaite in eine gelel^tte S^ttfd^rift 
l^oite etntüden laffen; bo(3^ bie xed^te 3Baffe gab i^vx fein Segnet 
etfl burd^ ben S9anb S3nef e in bie $anb , ben er eben baniols, 
im §etbfl 1752, etfd^einen lieg. 

®ut(3ö bie SÖlipilligung, bie fein SBerfal^ten gegen Äönig 
iffln t)on fo t)ielen Seiten l^et jugejogen, fäl^Ite bet l^od^fal^tenbe 
^Pt4flbent fi(ä§ toixflid^ angegriffen, in einen aud^ tbtpediii ttanh 
l^aften Suflanb betfe^t. Unb öon biefet Stimmung , in bet fle 
gtogentl^eilS gefd^rieben toaten, ttugen bie S3riefe baS @eptSge. 
3)em §angc jum SlufeetgetDö^nlid^en unb Spatabojen', ben et 
tmmet l^atte, fibetliefe fid^ bet SSetf äffet ie^t ol^ne SlüdC^alt. 
3)te S9tiefe ftedten t)oU Sd^tuUen, bie jum S^l^eil nid^t ol^ne 
@tnn toaten; abet man mugte ben guten SQßiQen l^aben, fle 
juted^tjulegen. SJon biefem guten SBillen l^atte JBoUaite bcgtei^ 
Kd^ baS ©egentl^eil; unb in bet ©efd^idClid^feit, einen tounbet« 
Itd^en $albgeban!en }um t)oIlen ä3Iöbftnn p etgSngen, tl^at eS 
il^m leinet gleid^. Stefe ©efd^tdUid^feit l^at et t)ielleid§t nie%it 
bet 5Wciftetfd§aft ausgeübt, tt)ie in bet '„S)iatribe be§ S)octot 
%tafia/' bet ©pottfd^rift beS 9Jlau))ettui§ , bie et ic^t betfagte. 
äBaS toitb l^iet mit ben angeblid^en äSotfc^fägen beS tiefben!enben 
^fifibenten, ^atagonietn baS ©el^itn aufguf d^neiben , um baS 
SBefen bei> Seele !ennen }u letnen; ein Sod^ bis jum Mittel» 
pnnft bet (Stbe }u bolzten; eine lateinifd^e 6tabt }u bauen, nvx 
bie ))]^tIoIagifd^en 6tubien }u etleic^tetn; bie ^an!en mit $at} 
3tt äbetiiel^en, um baS SSetbunften bet SebenSftaft gu l^inbetn; 
mit bet SBel^auptung, toit btaud^tcn nut unfcte @eiP;eSt]^&tigIeit 
ein toenig ju fteigetn, um ebenfogut in bie Sii'fiJ^ft 8^^ f^^^^^ 
oß toit uns bet SSetgangen^eit erinnetn — mit biefen unb 
anbeten 3been, bie fld^ auS bet tounbetlid^en Söricffammlung 
]^auS))tfi:patiten liegen, toitb l^iet ein @))ott« unb Sßi^fpiel auf « 
gefiil^tt, boS butd[| bie Sßenbung nod^ btoQiget toitb, als !önnte 
man für ben 93etfaffet bet S9riefe unmüglid^ einen fo betfll^mten 
^Reiftet, fonbetn nut einen iungen Slnfdnget l^alten, bet feine 
unteifen ©nfftUe untet fold^cm SluSl^ängefd^ilbe ^abe in'S Sßubli« 
bim Bringen tootten. Selbfl bet 3lame Sllalia, b. 1^. Sans- 
maliee (bet 9lame eines ^tjteS t>on gftanj I., bet obet l^iet au 
einem Seibatate beS $a))fteS gemad^t toitb), ift in bem Xitel 

XL 8 



einet 6d^rtft, bte fo t>oü, t)on Malice ftedCt, t>im lomtf^ 
" SBtrIuttfl. 

60 setofixjt toSte baS SSüd^Iein ganj ffit ben ®cmtnen 
gfticbtid^'g getocfen, toenti et jtoetetlei I^Stte üBctfel^en fötiiien 
©tftltc^, ba% ba8 Saiden, baä eS ettegte, auf Äoflcn feineS. 
SllabemicptäPentcn, unb in legtet Sejicl^ung, bo et \a füt ben« 
fetten gefd^tieBen, auf feine eigenen fioflen ging. Unb fafl no^ 
mel^t mu§te il^n bie ^tt enttJöten, toie il^n SBoItaitc mit ber 
2)tudetlaubni§ l^intet'S Sid^t gefül^tt l^atte. S)iefe toat bemfetten 
füt eine SJettl^eibtgung SBoUngBtofe'S gegen ottl^oboje Slngtifle 
ettl^eilt : ftatt beten Ite§ et feine ©atite auf SRau^iettuiS btudto. 
Unb nun legte et ftd^ aud^ nod^ auf '3 Seugnen, nad^bem BetettS 
2)tU(!et unb 9JltttdSmann ^IIe§ eingeflanben l^atten. S)a8 
Btad^te ben UntoiUen beS fiönigS jum Uebetftie&en, unb et ctlie^ 
an SJoltaite ba§ fulminante ©d^teificn, tootin et fein (Stflaunen 
übet beffen IJted&l^eit auäfpttd^t unb buti^ Selanntmad^ung bei 
ganjen ^anbelS bet SDßelt ju jeigen btol^t, ba§, toenn feine SEßetle 
StStuen, fein Settagen flettenfltafe tjetbiene. 3)ie gcbtudCten 
gjenttJlate beS 2lla!ia toutben mit SBefd^lag belegt unb auf beS 
fiönigä Stwiutet im SSeifein beS SSetfaffctS in ba§ Äaminfeuet 
getootfen, bet übetbieg nod^ fc^riftlid^ mujletl^afteS SBettagen 
unb ben f(§ulbigen 9iefi)ect gegen gelel^tte toie politifd^e SQBfttben« 
ttSget geloben mugte. 3)od^ beteitS toat bet @ame beS Un« 
{tautS nad^ äugen gettagen, unb laum toat bie ^otSbamet 
Sluägabe untetbtüdEt, fo lamen öon S)teSben Sjentplotc einet 
neuen nad^ ä3etlin, in ^auä toutbe bet ^latia }u Xaufenben 
t)etlauft unb toat balb ba§ @tge^en bet gebilbeten 3Belt ^on 
SßetetSbutg bis SJlabtib. 3e^t getietl^ bet fiöttig aufeet fid§ unb 
l^anbelte, toie man in fold^em f^aUe gu l^anbeln ))f(egt: er Ite| 
am 24. 2)ecembet 1762 baS betl^agte SibeU auf ben öffentlid^en 
$lS^en t)t>n fStxlxn butd^ $en!et§]^anb t)et6tennen. 9lein, biefe 
^tt, gegen dn SSud^ botjugel^en, mugte bet ^ütft bet ^luflldtung 
bet f))anifd^en ^ttquifition obet htm ^Jatifet ^Jatlament fiba> 
laffen, unb SSoltaite l^at il^m in bet Sll^at ettoa» gefd^entt, ba| 
et biefen %ct nid^t jum befonbeten ©egenftanb einet fatittfd^en 
©atflellung gemad^t ]§at. fjüt btn SlugenblidE toat et fel^t t> 
fd^todkn: nad^ htm @infd§teiten gegen baS S3ud^ l^ielt et fU| 
auf ^agtegeln gegen ben ^utot gefajjt; aud^ ^teugen l^atte in 



SttoUahe U^ fottaufomm^. 115 

Spatibm unb too fonft nod^ feine S9afttIIen« S9alb iebo$ Be« 
tui^igte et fid^, unb 8 £age nad^ bet @secutton, ju ^leuial^t 1753, 
fd^tctte ex bem ASntg ben Aammetl^etmfd^IÜffel unb ben Otben 
ivx&d, mit bet ebenfo feinen toie empfunbenen Sluffd^ft: 

SSeglüdSt, als 2)u fte mit gefpenbet, 
@eb* td^ fie nun mit ^ntera auicüdt; 
@o tote ein SieBenbet im büflem ^ugenblidt 
S)eT Siebten SSilb il^ toiebev fenbet. 

S>aS toat nun oBet hoä) niel^t oÜS gtiebtid^ getooKt l^atte; 
nod^ benfelben 9la($mittag Btad^te fein Aammetbienet unb @e« 
l^cimfectetait gtebetSbotf Ctben unb ©lä^Iilffel autüd unb l^attc 
eine lange Untettebung mit SBoItaite. 9lad§ toenigen Sagen 
tooUte il^n bet jtönig toiebet Beim ©oupet l^aBen, ju @nbe beS 
^DlonatS lub et il^n ein, mit il^m nad^ ^iotsbam jutfid^ulel^ten; 
aBet 93ottaite fd^il^te Un))SgIi($Ieit bot unb BlieB in feinet 
$tit)attoo]^nung ju ^etlin. 2)et Aönig fd^idte il^m @]§inae^tact, 
um feine ©cnefung ju Bef d^Ieunigen : bet !önne ii^m nid^t l^elf en, 
ruft SBoItaitc, fonbetn nut fein 5lBf(§ieb. (5t Bat um UtlauB 
3u einet @ut in PomBieteS: aud§ in feinem Sanbe, lieg il^m 
bet jtönig anttootten, geBe eg ttefflid^e Heilquellen, nämlid^ 
in @Ia|; toaS bem gtangofen botlam, al3 tooÜte man il^n }ut 
SBobelut nad^ ©iBitien fd^idCen; et Beftanb auf SßlomBicteS. 
;3e|t toutbe bet A9nig etnftlid^ Böfe: eS Bebütfe beS SSottoanbeS 
mit 5ßIomBicte8 nid^t, toenn et gelten tooHe, fd^tieB et il^m, et 
ISmte ieben StugenBIid feinen ^Bfi^ieb l^aBen; nut möge et bot 
bet 3lBteifc fein SlnflellungS^jatent, bm ©d^Iüffel unb baS ftteuj, 
unb augetbem ben il^m anbetttauten S9anb ©ebid^te gutfidCgeBen. 
2)aS Se^tete toat dnt ^uStoal^l bon ^ioeflen ^tiebtid^'S, im 
6d|Ioffe JU ^otSbam in toenigen ßsemplaten nut füt bie bet»' 
tomteften ^unbe gebtudCt, toobon aud^ SSoItaite feinet Qtit 
miß ietommen l^attc. @o aBet, in Ungnabe, tooUte bicfet uid^t 
fottftmanen; toa8 l^&tte bie SBelt, toa§ inSBefonbetc JßatiS, baju 
gefügt? ©al^et l^ielt et in einem btottigen ©d^teiBen an beS 
ftOrn^ JBotlefet, ben 21BB6 bc SßtabeS, um einen i)etfönlid^en 
»fd^ an. 3)et Äönig toittfal^tte feinem 2Bunfd§e: et fott 
nac^ ^otSbam lommen unb toiebet toie fonft im ©d^Ioffe tool^nen; 
et lonunt oud^ unb BleiBt Beinal^e ad^t Sage; man ifl fd§einBat 

8* 



116 HL «Bteife SJoftaite*' 

in altet StauKi^lctt Betfamtncn, unb JBoItaitc t>tt^pxiäit, nadj 
t)oEenbeter flut im §ct6ft toicbctjuf elften; tocStoegen et benn 
aud^ Dtbctt unb ftammctl^ctrnfd^Iüffel famtnt bcm JBanbc fömg« 
lid^cr ^oeflcn mitncl^tncn batf. 60 tciftc JBoItattc am 26. SJUij 
1753 öon 5ßot§b(mi ab: unb toaS oud^ bamalS feine SlBfid^t 
getocfen fein mag, et unb gtiebtid^ l^aBen jtd^ t>i>n ba an ni^t 
totebet gefeiten. 

aSoItaite teifte al8 gto§et §ett im eigenen Bequemen 9lcije= 
toagen, bet mit 4, nad^ Umftänben 6 Jßoftfctbcn Bef^)annt toct, 
jtoei 3)icnet auf bcm JBodc, im Sfnnetn neBen fld^, untet ^oüf^tn 
unb ©affetten, feinen ©ectetait. @o lam man &m 3l6enb bö 
jtoeiten %aqe^ nad^ Sei:pjig, too to&l^tenb eines bteitodd^tgen 
3lufent]^alte8 mit ben Jßatifet fjteunben JBtiefe getoed^felt ®ot« 
fd^eb afö JBetttctet bet beutfd&cn ßitetatut befud^t, au^etbem 
aBet aud^ mit 5Dlau^3Cttui§ nod^ auS bet fjetne fd^apnü|elt 
toutbe. S)iefet l^atte auf bic 9lad&tid^t öon einem neuen 3lngttff, 
ben SSoItaite gegen il^n im ©d^ilbe füllten follte, fid^ l^inteiftoi 
laffen, il^m einen 35tief mit Slnbtol^ung ^)etfönlid^et 3lad&e no^ 
Seipjig nad[)jufcnben. ^latütlid^ lief et bamit feinem (Segnet 
nut in ba§ ?Dteffet. S)enn bicfet gab il^m ntc^t nut eine Btieff 
tid^e 3lnttoott in feinem luftigften SSetl^öl^nungSftil fonbetn li^ 
aud^ in eine ßeipjiget S^itung: ,,S)et ^ofmeiftet", eine 3ltt öon 
©tcdEBtief eintüdfcn bc§ Snl^alteS: „®n quidam l^at an einen 
3ntoo]§net t)on Sei^)jtg einen SBtief gefd^ticBen, tootin et Befagtein 
3ntool^net btol^t, il^n ju etmotben. ?Dta§en nun 55lotbanfd^ßge 
fld^tbatlid^ ben 50lcfe:ptit)tlcgten jutotbetlaufen, fo etfud&t man Jcbet« 
mfinntglid^, öon Besagtem quidam 9lad^tid^t 8u gcBen, faHSet 
ftd^ on ben Sl^oten t)on ßeijjjig BKden Iie§e. S)etfeI6e ift ein 
^l^ilofo^)]^, öon jctfttcutcm SBefen unb l^aftigem ®ange, ^ugen 
Hein unb tunb, JßcttüdEe beSgleid^en, 9lafe ^)Iatt, ®eftd§t t>oVi, 
©efid^tSaugbtud fd^Umm unb f elBflgef fillig ; ttSgt BeflSnbig ein 
©call)ett in bet Slafd^e, um Seute öon l^ol^et ©tatut ju fectiDeit 
SSßet 9lad^toeifung übet i]§n geBen lann, etl^ält 1000 3>ucateu 
JBelol^nung, angctotefen auf bie lateinifd^e 6tabt, toeld^e Befagt« 
quidam Bauen Iä§t obet auf ben etften Kometen Don ®olb ober 
S)iamant, bet notl^toenbig auf bie @tbe fallen mu§, gemft& bet 
SSotl^etöetfünbigung be§ Befagten quidam." 

SDßaS tonnte ein feietlid^ct ^fabemie^Jt&fibent gegen einen 



Säefd^IuB beS mniq^fi, — SoUaive in ®otl§a. 117 

3Jtann auStt(]§ien, bet fold^e SBaffen fül^tte? Unb bod^ Dettounbete 

biefet batttti jugleid^ fiii^ felbft. (St l^aite Beim ^Bfd^iebe 

htm ftönig fein SDBoxt gcgcBcn, fid^ 3Äait|)cttui8 gcgcnüBet tul^tg 

ju Detl^alten; imb nun toar et lauvx üBet bie @ten}e, fo Banb 

ex Don 9lcucm mit il^m an. Sugleid^ taud^ten in SSetlin jpatobien 

löntglid^et SJctfe auf, bie man SSoItaite jufd^tieB, Don bcm üBct« 

bit% an ben Beftftnbigen Sectetait bet ^fabemie ein l^öd^ft an» 

jftglidgeS @d^teiBen einlief. Unb in ben $&nben eines fo um 

Bcred^enBatcH ?lKcnfd^en l^atte bet fibnig, au§et fo mand^em öet« 

txQttlid^en ^anbBiltet inSBefonbete jenen S9anb @ebid^te gelaffen, 

Don benen fid^ ein il^m fo unangenel^met, ia gef&l^tlid^et @eBtaud^ 

mai|en lie^. Senn toie l^atte et batin feinem SBi^e auf jtoften 

gelt&ntet SoQegen unb Kolleginnen bie 3&3cl fd^tegen laffenl 

3>a§ SSoItaite mit betgleid^cn 6ad^en, feinen ^atifet fjteunben 

g^enüBet, nid^t ganj biSctet fei, toat fd^on ftUl^et §tiebtid^'3 

itU^t ungegtünbetet 93etbad^t. ^I[o SSefd^Iug: 93oItaite foU 

xni^t aus 2)eutfd^Ianb fottlommen, ol^ne baS löniglid^e @e» 

bid^tBud^ jutüdCgegeBen }u l^aBen; unb nimmt man il^m ein» 

mal baS, fo nimmt man il^m am Beften gletd^ aud^ ben Otben unb 

ben ftammetl^ennfd^Ififfel aB, bamit jebe JßetBinbung mit il^m 

oBgeBtod^en fei. IBefel^Ie in biefem Sinne liefen 93oItaite t)oxauS 

unb legten fid^ auf bet legten Station feines SBegeS in ^intet» 

Balt, bet et, 9ltd^tS al^nenb, langfam unb Bel^aglid^ entgegenteifte. 

3n &oÜ)a, tool^in et ))on Mp^xQ auS fid^ BegaB, toutbe 

et t>m ^etjog unb ^etgogin fo l^ulbteid^ aufgenommen unb im 

Sd^loffe felBft Bel^etBetgt, bag et eS ftd^ l^iet Beinal^e 5 äBod^en 

gefallen lieg. S)ie ^etjogin tougte il§n aud^ butd^ einen liteta« 

ttf^en Slufttag fcftaul^altcn. 6ie toünfd^te öon il^m — bie 

botif^e Sfütflin Don bem grtanjofen — eine beutfd^e ©efd^id^te, 

eine leSBote natiltlid^, benn toaS !onnte fie mit ben £luattanten 

bet 3RaStot>'i, bet S3ünau'S anfangen? @o mad^te ftd^ benn 

SSoltotte in getool^ntet 9lfiftig!eit'auf bet ©otl^aet 93iBIiot]§eI mit 

feinem Sectetait @oIlini, bet füt il^n ^uSgüge mad^te, an bie 

StBeit feinet „Steid^Sannalen", bie il^n aud^ in ben n&d^ften 

3dfycen nod^ Diel Befd^&ftigte: baS mül^famfte unb gelel^ttefte 

feiner SBetle, toie bet SJlitatBcitet ßoHini tül^mte; baS einjige 

langtoeilige, baS et gemad^t l^at, toie Balb bie aUgemeine Stimme 

fagte. ä^on (Sotl^a ging eS nad^ @af[el, t)on ba nad^ einem 



118 HL 93oItaire in ^aft. 

SBefud^e 16eitn Sanbgtafen in SBaBetn, na$ ^anffnxt, too man 
am SlBcnb bcS 81. 5Dlat eintraf unb im ©aftl^aufe jum golbencn 
Sötoen baS Ouattiet nal^m. 

JBctcitS toat am anbeten ^lÄotgcn SlttcS tcifefcttig, SGBagcii 
unb Jßfetbc flanben Bereit, als ein getoijfer Ste^tag, JJteuM^« 
ÄtiegStatl^ unb JRcpbcnt in gfranffurt, in ^Begleitung eine« 
<)xeu§if(ä^en SBctBoffictetS unb eines fjtanlfuttet SenatotS, fld^ 
bei aSoItaite einflettte unb il^m im Flamen be§ ÄonigS feinen 
Ctben, feinen flammet]§ertnfd)lüffel ncBft ben ^anbfd^tiften nnb 
bem @ebi($t6ud^ beS Stbniqß abfotbette. SSoltaire, nid^t toemg 
übettafd^t, lief exte alSbalb Äteuj unb ©d^lüffel an S^e^teg an8; 
lie§ feine ffioffet öffnen, auS benen bie ^apmt l^etauSgenommen 
unb in ^adcten öetfiegelt hjuxben; ben ®ebi(i^tbanb bebauette 
et, nid^t jut ©teKe ju l^aben, betfette liege in einet Äi^e jnr 
SSetfenbung nad^ ©ttaßbutg in ßei^)jig, tool^in et iebod^ alsbolb 
batum fd^tetbcn tooÄe. S)ie Söifttation l^atte öon 9Kotgen8 9 
bis 9tad^mittagS 5 Ul^t gebauett, unb nun blieb SSoltaite, 
bis jut 2ln!unft bet ^fte, auf ®^tenh30tt in baS ©aftl^ 
conflnitt, gegen ba§ fi^tiftlid^e S3ctf^)ted^en ^te^tagS, baj, 
fobalb bet ©ebid^tbanb beigefd^afft toäre, feinet aOBeitetretje 
Slid^tS mel^t entgcgenftcl^en foHe. 5Rid^te S)eni8, bie ben OnW 
in ©ttafebutg ettoattete, lam auf bie 5Rad^tid^t öon bem Unftetii 
eilig l^etangetcift unb mad^te fottan bie ganje gftanifutter 
Slffaite mit. 33oltatte'8 Stimmung toat fel^t geteijt; et fettigte 
^lagfd^teiben nad^ allen SHd^tungen ab, eines an ben fio^er 
felbft, bem et, toenn man il^n inSgel^eim nad^ SDßien lomnum 
lie§e, toid^tige Sntl^üttungcn, natütlid^ ju Unpnflen beS jtSntgSf 
öon 5ßteu§en, in SluSftd^t ftellte; baneben lie§ er inbeg Mc 
9lid^te aud^ an biefen ein auf SRül^tung beted&neteS S^tfd^reiben 
tid^ten, bet jebod^ mittlettoeile gu ben ^uftetungen nad^ ^^reugen 
abgeteift toat. 3)a3toifd^en befd^&ftigte fid^ abet ä^oltäire aud( 
mit feinen JReid&Sannalen; toie et fid^ in JBetlin toftl^tenb ber 
ttübften SBod^en feinet bortigcn S^^toürfniffe mit tomifd^en (Sc 
aäl^lungen, ia mit ber JßuceHe, befd^&ftigt l^atte. ,,SBo8 bie 
@ei{teSf&]^igIeiten eines getoöl^nlid^en ^enf(^en gelSl^t l^aben 
toürbe/' fagt auS biefer SSeranlaffung fein ©ecretair doQint, 
,,baS gab btefem augerorbentlid^en ^enfd^en nur nod^ mel^ 
@d^toung. @r befag bie j^unft, hm, Kummer in ber Streit ein 



©egcngctolii^t ju g^en/' ^ Sld^t ncl^mcn üBtigcnS tnod^tc man 
ftd^ t)ox il^m in folci^ex Stimmung bo(^* 2)et l^oQ&nbifd^e 93u(i^» 
l^&nblet Dan 2)uxen, Bei il^m ))on ben SSetl^anblungen toegen beS 
?lntima(i§iat)ett ol^nel^in nid^t im bcftcn Slnbcnlen, ctfd^icn eines 
aRoxgeng toffi^tcnb biefcS ©auSatteflcS unb xtiä^tz bcm ©tctetait 
eine 13 Salute alte Sled^nung ein. SSoItaire ift empört, unb toie fid^ 
am 9lad^mittag ber Sud^l^dnbet im SDßittl^Sgaxten jeigt, rennt 
er toie ein SSlil auf il^n in, gibt il^m eine Dl^rfeige unb läuft 
in'8 ^au8. 3)ie Cl^rfeige lomme öon einem großen 5Dlanne, 
trftflete ber @d^al{ @oIlini ben @efd^lagenen. 

S&on bem (Srgebni§ feiner Söifitation l^atte fjre^tag nad^ 
S3erlin ^)fin!tlid^en SSerid^t erftattet unb um toeitere JBerl^altungS» 
bcfel^te geBeten. greberSborf'S Slnttoort toar, ber ffiönig fei in 
beugen aBtoef enb , toerbe aBer in jtoei Slagen jurütfertoartet ; 
nad^ feiner Swrüdfunft lie§ fjriebrid^, bem bie ©ad&e Bereits ju 
lange gebauerl l^atte, unter bem 17. bie Sßcifung nad^ granlfurt 
oBge^en, gegen baS fd^riftlid^e S3erf:|3red^en Balbmöglid^fter SnrüdE« 
gaBe beS (Sebid^tBud^S , SSoltaire jiel^en ju laufen, ^m 18. 3uni, 
alfo nad^ einem 2lufent]^alte t>on mel^r als 14 Sagen, lam bie 
ftifte; ba l^atte aber gi^e^tag nur erft baS auffd^tcBcnbe SSillet 
^reberSborf'S, nod§ nid^t ben SntlaffungSBefel^l in Rauben, unb 
toei^erte fid^ bal^er nid^t nur, SSoltaire fetner $aft gu entBinben, 
fonbem fogar bie ftifte- ju öffnen. S3oltaire fal^ barin einen 
äBortBrud^ unb l^ielt fid^ an fein @]^rentoort aud^ nid^t mel^r 
gd6unben. ^m 20. fd^leid^t er ftd^ mit feinem ©ecretair auS 
bem golbenen ßötoen fort, unb Beibe fteigcn mit il^ren nötl^igftcn 
©nd^en in einen ^DHetl^toagen, ber fie nad^ SRainj entfiU^ren fott. 
3lBcr unter bem SDlainjer S^l^ore fel^n fie fid^ angel^alten; fjre^tag, 
ber bon il^rem 93erfd^toinben auS bem ©aftl^aufe äBinb Belommen, 
l^atte eine Staffette bal^in gefd^idt, unb !am nun in l^öd^fter 
aiufrcgung angefal^ren, um !raft einer eilig eingel^olten S3ottmad^t 
üom SWlrgermeifter SBoltaire unb ben ©ecretair als ©efangene 
in bie @tabt juräd^sufäl^ren. 3un&d^ft ging eS ju einem ftauf^» 
mann ©d&mibt, ber mit htm %ittl eines ^ofratl^S ber Slbiunct 
unb ©tellöertreter Sf^^tag'S toar, too fid^ nun JBoltaire in einem 
(iomUftßix t)on ^anblungSbienem unb ftned^ten Begafft unb toie 
einen SkrBred^er Betoad^t fal^. ^Ran ndS^m ben (gefangenen il^r 
@elb unb ü^r Effecten aB; nid^t einmal feine golbene ©d^nu:t)f» 



120 MI. »etaööetttng bct afteüaffung. 

tdbaUbo]t lieg man bem 2)t(i§tet ber ^enrtobe. Seine Slugen 
funlelten t>ox äButl^, etj&l^It Solltnt, nnb auf einmal erfolg n 
btc ©elegenl^cit, butd^ eine offene %^üx in bcn ^of ju enttoifdlen. 
S)et ganje ^aufe fe|t tl^m naä), mä) Sollini {ommt, na$ fefatei 
§erm ju feigen, ber geBüdt in einem SDßinlcl fielet unb bie gfinjer 
in ben 9Äunb ftcdt, toie um fld§ ju etBted^cn. 60 flnb 6fe 
untool^l? ruft ber etfd^todfene ©ccxetait. Fingo, fingo (id^ tl^ue 
nur fo), onttoottet l^alblaut fein §ett, bet feinen SSetfoIgem 
nur ein toenig ^ngft ]§atte mad^ tooUen. 9lad^ gtoeiftünbig^ 
garten toutben bie ©efangenen einem gctoiffcn 2)oxn, im 
©(^xcibet unb Slmtäbienex S^c^tag'§, üBctgeben, bet fie nid|t 
mc^t in bcn ßätoen jutiltf, fonbetn in ba§ ©aftl^auS jum JBodB» 
l^oxn btad^te, tool^in et fofott aud^ ^abame S)eni3 auS bem 
S5toen l^olte. Sag fie ie^t äßad^e befamen, toat natütlid^, 
nad^bem fie fid^ tl^atfäd^Ii^ an il^t äBott nid^t mel^t geBunben 
etü&tt l^attcn. 

2)aS toat am 20. gefd^el^en; am 21. ttaf bann bie SBeifmtg 
t>t>m 17., unb am 25. bet unBebingte ©ntlaffungSBefel^l ein. 
9flun oiBct l^atte ja bct ©efangcne butd^ feinen ^ud^toetfud^ M 
fiSnig§ §aft gcBtod^en; bamit toat ein neuet Sl^atBeftanb ge» 
fd^affcn, bct nad^ beS unBcl^üflid^en fjte^tag UeBctjeugung einen 
aBetmaUgen SBecii^tnad^ SSctltn unbSinl^oIungncuetSSetl^altun^ 
Bcfel^Ic notl^hjenbig mad^te. 60 tetftoffen aBetmalS 14 Soge, 
unb ie|t etft glauBte ft(^ fjte^tag, bct t)on SSctlin auS einen 
beutlid^en S3cttoei§ )oegen feines Ungcfd^idES einaufteden l^ott^ 
Befugt, bie ©efangencn lebig ju laffcn. 9lun fc|tc SSoUaite einen 
^toteft toegcn SSctgetoaltigung auf, l^Stte aBet felBft ben Her» 
l^agten 3)otn, bet am legten ^otgen in bet Beften ^Bfld^t, tl^m 
feine in IBef(^lag genommenen @ad^en jutüd^uBtingen, il^m nod^ 
t)ot ^gcn lam, Beinal^e niebergefddoffen, toenn il^m ttid^t SoQini 
in ben 2ltm gefallen toSte. Sla^ feinet butd§ biefen @ttetd§ 
Befd^Ieunigtcn SlBteife toutbe bet Äoffet mit feinen Effecten itiib 
®elbetn amtlid^ geöffnet unb 190 @ulben füt aufgelaufene Hit« 
{often l^etauSgenonimen ; ba§ UeBtige lonnte 93ottaite gegen 
ßuittung iebetacit etl^cBen, aBet et l^at e§ nid^t getl^an, fonbetn 
lieBet @elb unb ©elbeStoett)^ gutüdCgelaff en , um aud^ ferner in 
bie SBelt l^ineinfd^teiBen au fftnnen, ba§ et in Qftanlfurt, neben 
anberen ^igl^atiblungen, aud^ au8get)lilnbett toorben fei 9Rit 



SoUaite'S UtUäx^m^m. — Uuxt^i unb 3ufaa. 121 

her SBol^tl^eii ]§at eS 93ottaite, too eS einen S^td }u ettet(i§en 
galt, unb bSte eS aud^ nur ein tebnetifd^et @f[ect getoefen, 
niemals genau genommen, mit ben 9le£enumft&nben unb US» 
toetlen au$ mit $ctu))tumpnben einer S3ege£en]^eit ftetS in 
^Qetif(i§er ^teil^eit 8e[))ielt. ^bet mag» unb fi^amlofer l^at et 
nie gcloflen als in einer ?IJlaffc öon SBticfcn unb anbeten 2luf« 
jeid&nungen öBct bicfe gtanlfuttet ©cfd^td^te, toeil il&n Mm 
anbete fo etbittett l^ai äBeltbelannt toutben butd^ 93oItaite'3 
StjSl^Iungen beS atmen f^te^tag Monsir uno oeuvre de poeshie : 
toftl^tenb feine Criginattctid^te im SBetlinet 5lt(^iö eine tabellofe 
ab^tfd^teibung a^igen. Unfd^S^bat für ben Stoed t)on JBoUaite'S 
SatfteQung toax befonbetS bte ä^ettoidlung einet 2)ame in bie 
6a^e. 3liä)tt S)eni8 etfd^eint in feinet ^afi^ung fotttoäl^tenb 
in ftt&ntpfen unb Ol^nmad^ten, bte fonft niii^t in bet ^tt beS 
tefoluten gtauenjimmctS toaten. Sine Jßatifet S)ame untet 
mUttaitif(i§et S3egleitung butd^ bte @tabt gefd^leppt, toeld^e 
gotl^ifd^e SSatbatei! Unb „6oIbaten ju Äammetftauen" unb 
„IBa^onnette ftatt bet SSettDotl^änge" — fonnte man fo un« 
))etgleid|li$e SlebenSatten, nad^bem man fie einmal gefunben, oft 
genug Uriebetl^olen? ^ud^ fanben fie ®Iauben unb bel^ieltcn i]§n; 
benn SSoItaite toat laut, baS 93etlinet ^xä^io abet ftumm, bis 
batauS etft in neueftet 3^it bie betid^tigenben Utiunben axCS 
Sid^t gebogen toutben. 

3)iefe Sf^anJfuttet ©efd^id^te toat füt Beibe Stilette eine un» 
gl&d(Iid^e; fftt ben jtönig nod^ mel^t als ffit ben 2)id^tet. jtam 
bet Se^tete mit bet ^einliii^en Stimmung etlid^et äBod^en bat)on; 
fo l^at bet Stuf beS (Stfteten nod^ bis auf btefen Sag batuntet 
jtt leiben. Unb bod§ l^atte baS Reifte unb Sd^limmfle bei bet 
6ad^ bet 3ufall getrau. ^&tte äSoltaite, als il^m ^e^tag 
feine untoiUIommene SSiflte mad^te, baS löniglid^e @ebid^tbud^ 
6ei Rauben gel^abt, f o l^&tte et ungel^inbett toeitet teifen mögen ; 
jmb toSte bet jtbnig nid^t butd^ äiegentengefd^&fte t>on feinet 
$aut)tjlabt entfetnt unb in fjtanffutt toeniget ungefd^idtt bcbient 
gelogen, fo to&te bem ©id^tet toenigftenS bie ©älfte feinet SSufe- 
^eit etf^att geblieben. @eiu ®ebid^tbu(^ abet }utüd()u))etlangen, 
boju l^atte ^ebtid^ nad^ bem, toaS SSoUaite Don Seipjig auS 
übet feine @eflnnungen !unb gegeben, allen @tunb; unb baDon 
toat bie .^bfotbetung t>on Otben unb ßammetl^etntfd^lüffel nut 



l22 ni SSoltatte in SRaina, B^totj^mm itsb Gitaglttfi. 

bie &)nfequen). S)a% fßoltcaxt mit fold^en @efimttttigen ton 
$x)töbam aBgetetft toar, batan fteilid^ tarnt bie SSetBtennitng 
feines 2l!alia ©d^ulb, unb ju bicfet toat bet ftönig buxd^ fcma 
exften falfd^en ©d^xitt, bie (Sintnifd^ung in ben ©elel^rtenftteit, 
fortgetiffen h)otben; ta)ä]^tenb S3oltatte bem S3oxta)urf unterßegt, 
ba§ et bet Siüdfid^t auf einen gütflen, bet fo tnel ffit il^n getl^on, 
baS ®elüfte feinet @))ott» nnb Slad^fud^t nidl)i jum O^fet btati^ie. 
©efel^lt ta)at öon betben ©eiten; abet bet ©inttitt unbeteiijien«. 
batet Umftänbe fül^tte fjolgen l^etbei, bit baniit ganj aufect 
a5et]§ftltni§ ftanben. 

2luS fjtanifutt teifte Söollaite am 7. Suli nad^ 9Waittj, too 
et ftd^ btei SSBod^en lang aufl^telt, um, h)ie et fl(| auSbtöÄc, 
feine im Sd^iptud^ naggetootbenen Jtleibet ju ttodnen unb an 
feinen Steid^Sannalen toeitet }u atbeiten. SBat tS l^iet bet W>d, 
bet bem betül^mten 3Äanne ben ^of mad^te, fo l^atte et onS 
bet 9lad^batfd§aft gat eine fütftlid&e (ginlabung, bie il^m gctabc 
ie|t, bem 3wtoütfni§ mit gticbtid^ gegenübet, bot)J|)eIt h)itt* 
!ommen ta^at. ^bet fj^tiebtid^ unb datl Z^eobotl S)iefet le|te 
obet t)oxlt^k jhttfätft bon bet ^falj ta^at ein butd^auS nid§tiget 
5Dlenfd^, einet jenet ftanjbjlfd^ gebilbeten beutfd^en Sfö^fien, Bei 
benen bie Siebe jut ßitetatut unb ffiunft, ol^ne tiefete SBButjeln, nut 
ein ©tüd il^tet eitlen jptad^tliebe toat. 3luf feine ©inlabung tcifb 
JBoItaite SluSgangS 3uK nad^ SJlannl^eim unb 6d&ta)e|ingcn, bem 
Suftfd^Ioß mit bem fpätet fo Betül^mten ®atten, h)o bet Äut* 
ffttfl feine ©ommettefibenj l^atte. S)icfet übetl^äufte 93oItaite 
mit 2lttigleiten, unb tiefe inSbefonbete auf feinem ftanjbflfd^ 
Sl^eatet mel^tete ©tfidte öon i]§m auffüllten. 3lai^ öietjel^ntSgigew 
Slufentl^alte in ©d^toc^ingen begab fid^ SJoItaite 5DfKtte Huguft 
nad& ©ttaputg, unb, toäl^tenb et fonft überall in ben ctftai 
©aftl^bfen objutteten pflegte, f el^tte et l^tet in einem Steinen ob» 
gelegenen ©aftl^aufe, §um toeifeen SBäten, ein. 3)a8 ^ubßftun, 
baS ben betül^mten ^ann nid^t au3 bem ^uge liefe, mad^ 
feine ©loffen batübet, unb — et ift eben bod^ ein @eQ]^, 
l^iefe e8 jule^t. S)od^ „ba fielet man," fd^teibt fein SSegleitet 
ßoHini, „ta)ie h)enig man bem ©d&eine ttauen batf, unb toie 
))otftd^tig man in bet SSeuttl^eilung menfd^Iid^et ^anblungen 
fein mufe. äBaS man füt einen Sh ^^^ ®^^ anfal^, toat in 
bet 3ßitlli(^!eit ein 3n ^on @utmüt]^ig{ett (Sin Stäbm ba 



aRob. S)attd mäi $atid. 123 

® oftl^of }um jtaifer in SRaht} l^atte butd^ feine ^fmetlfantleit 
nnb ^nfleQigleii htm Steifenben gefallen. i)er innge ^enfd^ 
toax bon SttagBntg. ,,St fagte unS/' etj&l^lt Sottini, ,,fein SSater 
fei ber 93eft|et beS Saftl^anfeS ium toeigen 93Sten in biefet 
6tabt, nnb Bat nnS, Bei il^nt unfer £lnattier jn nel^nten. 3)iefe 
%fi(Ift(]§t beg Sol^neS fftt ben SSatet täl^tte SSoItaire nnb er 
t)erf)mui§, bie IBitte }n geto&l^ren/' 2)o(^ Bejog et Balb ein 
Sanbl^onS t>sn bet @tabt, too er bie S9efu^e entt)fan8en lonnte, 
bie fid§ jn i^vx br&ngten, oBer and^ bie SSelel^mngen beS @trag« 
Burger ^iftorilerS @(]^5))flin jur SSerBeffemng feiner Sleid^S» 
onnalen fi(i§ }u 9lu^e ntad^te. 

2)ag SSoItaire $ari3 fd^toer Dermigte, ifl Begreiflid^; aBer 
aud^ t)on ber Sd^toaii^l^eit, }u meinen, e3 ntüf[e burd^anS ein 
^of fein, too eS if^m Qtiitmt, fein Srten sujuBringcn, toar er 
no^ immer nid^t gel^eilt. 93on gronffurt anS toar 9itd^te 2)eniS 
toieber nad^ $ari3 gegangen, um bort bie @efinnungen }U er» 
forfd^en unb bie StüdRel^r beS O^eimS gu ermöglid^en. S)a toir 
toiffen, toie fel^r fle felBjl Bei ber ©ad^c intereffirt toar, fo glauBen 
toir ol^ne SBeitereS, bag fie bort aUe Z^üxtn aufgeflogen l^aBen 
toirb. SQein bie 9lad^rid^ten , bie fie bem Dl^eim geBen lonnte, 
toaren leine gfinftigen. @eine f^einbe, BefonberS bie ®eiftlid^{eit, 
tl^aten SUeS, um ben jtönig in feiner burd^ SSoUaire'S ^Bfall 
ju gtiebrid^ ol^nel^in erl^öl^ten ^Bneigung gegen il^n ju Be^ärlen. 
Sr mugte ftd^ fd^on baju Oerftel^en, nod^ l&nger auf ber Sd^toeSe 
feines SSaterlanbeS liegen ju BleiBen. 2)ie Stetd^Sonnolen toaren 
nal^eju fertig; ein S3ruber beS SßrofefforS 6d§ö:|3flin l^atte eine 
2)rudCerei in Solmar unb flBemal^m, burd^ ein Slnlel^en oon 
93oltaire unterfUi|t, ben S)rud(. @o Oerlegte biefer }u Anfang 
OctoBer feinen Sffiol^nfi^ na$ @olmar, um ben 2)mdC feines 
äBerleS }u flBertoad^en. 3mmer Be^immter lauteten bie ^rifer 
9lad^d§ten bal^in , bag tö OorjugStoeife religiöfe 93ebenlen feien, 
bie Bei ^ofe gegen S^oltaire geltenb gemad^t toitoben; toie er 
benn aud§ in Solmar Oon geiftlid^en S^firl^unben fid^ umf d^nüffelt 
fa]§. @S galt olfo, feine ^nl^änglid^Iett an bie ^rd^e bffentlid^ 
an ben Sag }u legen, unb baS loftete ä^oltaire Bei feiner 2)en& 
art leine UeBertoinbung. Oftem 1754 mad^te er bie &)mmunion 
in ber Aird^e mit, ol^ne ieböd^ baburd^ feine Sage }u OerBeffem. 
2)ie ^eunbe judCten bie ^d^feln üBer bk @d^to&d^e; bie gfeinbe 



124 ni. S^efud^ bev SlaidEgt&flit tton ^ixmi%. 

IntYfd^ten üBet ben ^ol^n: man tooUte i^n ie^t fo toenig \oxe 
t>tnf^ in $artS l^aBen. 

W>n nad^ PomBtereS, in baS SBogefenBob, mugte man il^n, 
ben Iran!en ^ann, büäf tooffl ge^en laffen* SUIem, o toel^l' 
cmi^ fein ge[(^Iac|ener äBibetfad^er, ^RauptxtuiS, toat ein !ranlet 
^ann nnb l^atte eS gleiii^faUS auf $lombiere§ oBgefel^en. @o 
trat SBoltoite untertoegS in bet ^btei 6enone3 ab, tool^in ia, 
tote toit uns erinnern, fd^on öor fünf ^a^xtn nad^ bcm Sobe 
ber 5Dlatquife feine ©ebanlcn einen Slugenblitf gexid^tet toaren. 
©icr traf er feinen geleierten greunb, Dom ßalmet, an, mit 
bem er (Srinnemngen an 6ire^ taufd^en, aber aud^ Äird^nöfttcr 
unb SoncilienDerl^anblungen ftubiren fonnte. 3)a3 tl^at er benn 
mä) beinal^e einen ^onat lang unb lieg fid^ Don ben ^OtSnd^en 
atterlei ©tetten auS ben el^rtoürbigen Folianten abfd^reiben, bie 
il^m f:p&ter bei feiner tl^eologifd^en ©d^riftftellerei )u gute lamen. 
^lad^bem er baS ^elb in ^lombiereS rein tougte, 6rad§te er 
bafelbfl nod^ ein $aar ^[ulitooc^en mit Slid^te SeniS unb bem 
treuen ^rgental ju. 2^ @olmar, tool^in er t)on ba jurüdCtel^rte, 
l^atte er im Saufe beS ©^Jdtl^erbfteS eine angenel^me Ueberrafd^ung. 
S)ie ?IJlarIgräfln öon SBaireutl^, griebrid^'ö ©d^toefter SCBil^elmine, 
l^ielt auf ber ©urd^reife nad^ ^Äontpcffier , too fie mit il^rem 
©emal^l ben SBinter jujubringen gebadete, in Solmar an, um 
93oltaire }u begrilgen, ia fie tooUte il^n bortl^in mitnel^men. 
Saju fam e§ nun jtoar nid^t, aber bie SSertoenbung ber Sd^toefter 
bei bem löniglid^en SBrubcr nal^m er in 3lnf^)rude. ©i^on ju 
(Snbe biefeS ^al^reS ift öon SSerfud^en bie Siebe, bie er gemadöt 
feine S^iäiäbnu^mxQ nad^ SBerlin ju Betoirlen; im folgenben 
fd^idte er feine Sleid^Sannalen unb balb anberc 6d§riften bem 
Abnig mit begütigenben @d§retben ju, 2)iefer aber fd^rieb an 
feinen el^emaligen ©ecrctair Sarget: „Sollten Sie glauben, bag 
SSoItaire, nad^ att ben Streld^cn, bie er mir gef^)telt, Sd^ritte 
^gemad^t l^at, um toieber }u {ommen ? S)ode ®ott f oU mid^ batior 
Betoal^ren! @r ift nur gut ju lefen, aber gefäl^rlid^ lennen ju 
lernen/' S)a6 SSoltaire ber S^rfidtberufung , toenn fte erfolgt 
to&re, toirSid^ §olge geleiftet l^aben tofirbe, ift nad^ ben ftifd^en 
Srfal^rungen, bie er bor fld^ l^atte, !aum ju glauben; aber ald 
(Sl^renern&rung to&re fie il^m totQlommen uub aud^ nadg anberer 
Seite bertoenbbar getoefen. 



ißoiiaixt in S^on. 125 

6rin SDbfel^en BKeB auf jpattS unb SJerfatHcg getid^tct, too 
et bod^ immer nod^ einjelne ®önnet l^atte. Unter btefe gej^ötte 
feit langet S^t/ tote tott toiffen, bet ^etjog öon Slid^elieu, ein 
d^ataltettofet SSBüflltng, bet fid^ aud^ im SJetl^aitnife ju S3oItaite 
nid^t Beffet aeigte, aU in allen anbeten. S)o(§ S3oltaite l^ielt 
an bem SRanne feft, toai anä) immet b'SllemBett urtb anbete 
gfteunbe il^m gegen ,,feine alte ^uppe" fagen mod^ten. 3)iefet 
®önnet ging je^t al§ ©ouöemeut nad^ ßangueboc, unb fo toutbe 
mit il^m eine Sufammenfnnft in ß^on bctaBtebct. 3m Sloöembet 
fanb fle ftatt, oBct aud^ bet §cxjog bxad^te toenig Stoft. 3u 
attem übrigen Unl^eil jpuften je^t Slbfd^riftcn bet Jßucette unb 
toaten in JßariS füt einen SouiSb'ot ju l^aben. 3l§t JBctfajfet 
tam&te tool^I, toaS ba8^ auf fid^ l^atte ; toat bod^ in biefem ®e« 
bid^t neben bem ^eiligen aud^ ba8 Unl^eiltge, §of unb §tetatd§ie, 
Äönigr unb SDlaitteffe nid^t gcfd^ont. Jßoltaite Iic§ f^jätet bie 
^ceSe ol^ne biefe ©teilen btudfen, bie et, toie toit fd^on toiffcn, 
fßt ftembe ©infd^iebfel etÖfittc, unb fd^itf te fie fo bet ^ompabout 
unb ben SJliniftem ju. Slbet lonnte et l^offen, fie §u t&ufd^en? 

-Sei bem augenblidHtd^en ©taube feinet 5lngelegen]§eiten toat 
füt il^n in ß^on bet ßatbinaletjbifd^of be Slencin eine befonbetS 
toid^tigc 5ßetfon. Ito^ feinet ®i^t toatf et fid^ ballet eines 
lageS in ®ala unb fu|t am etjbtfd^bflid^en Jßalafte öDt. ßottini 
fül^tte il^n am 3ltme bi§ in ba§ JBotjimmct be8 ßatbinalS, fo 
übel torft et ju fjufee. Slbet !aum toat et bei biefem eingetteten, 
als et fd^on toiebet l^etauSfam, feinen ©ectetait "btim Sltme 
nal^m unb ftiÄ mit il^m jum SBagen ging. §iet fagte et nad^ 
einem ttftumetifd^en ©d^tocigcn: „9Rein g^eunb, bicfcS ßanb ijl 
md§t füt mid§ gemad^t" S)et ©tjBif d^of l^atte il^m etHfitt , et 
Önne einen 2Jlann nid^t ju feinet %a^zl ik^tn, bet bei §ofe 
,ftBeI angefd^rieben fei; unb in fil^nlid^et Sltt Benal^m fld^ aud^ bet 
©tabtcommanbant.^ S)a§ bie ß^onet 3l!abemie bet SDBiffenfd^aftcn 
unb fd^iJnen ftünfte' il^n au il^tem 5WitgItcb etnannte; ba% man 
im il^eatet feinen SStutuS unb feine SRetope auffül^tte, unb 
baS jpublilum il^n, fo oft et im ©d^auf^)iel]^aufe ttfd^ien, mit 
ftlatfd&en unb ^od^tufen empfing, tl^at jtoat feinem ©clbflgefül^Ie 
tool^I, toie ba8 nod^malige Sufammentteffen mit bet 5DlatlgtSfin 
feinem ^etjen ; in bet §au^)tf ad^e iebod§ !onnte baS Slttrö 9lid^t3 
dnbetn. S)iefc8 ßanb toat nid^t füt il^n, toenigflenS öotetft 



126 



m. SSoItaire in Oeitf. 



nid^t, boS tougte er ie|t; er l^aite fl(]§ nad§ einer anbeten 
^eimat)^ umjufel^en. 9lad^ fed^Stoöciltgem ^nfentl^alte t)erlte| 
er, toentge 5£age bor SBeil^nad^ten, S^on unb toenbete fid§ na^ 
@enf. @S toor fd^on fp&t ^BenbS, olS er t)or ber @tabt anlma, 
unb bte %fioxt gefd^loffen. @tc öpeten fid^ il^m, unb bontiV 
eröffnet flc§ eine neue jperiobe in S5oltaire'8 ßefien, bie boruxn 
ni(i^t bie fi^Ied^tefte ift, toeil fie bie le^te toar. 






IV. 

3n ®cnf felBfl su BIctBcn, lag ntd^t in SBoItattc'g Slfipd^t; 
aBct bte ©d^önl^ctt bct ®cgcnb am @ce, bic gute 2lxt bet Um« 
tool^ner sogen i^n an; tooju nod^ lam, ba% man l^tet in einem 
franjöfifd^rebenben Sanbc, in bet Stalle unb bod^ nid^t unter bet 
S3otmä§igIeit fJtanlreid^'S fid^ befanb. @o lam e8 il^m fel^t 
crtoünfi^t, ba§ bn Seft^er be§ ©d^loffe§ JßrangtnS bei 9l^on im 
SSßaobtlanbe i^m baffctte jum öorldufigen Slufentl^alt einxSumte. 
§tet btad^te SJoltaire bie erften SRonate beS ^^xt9 1755 ju; 
eS toat, tote ßottint fld^ au§btü(Jt, nad^ bcn langen Sfrrf alerten 
eine ^dt bet 9tu]^ unb beS Um[(^auenS nad^ einem SBol^n« 
otte, too bet ^l^ilofo))]^ feine Saufbal^n im Stieben bef daliegen 
Knute. 

9lad^einanbet fiel fein Sälitf auf ein Sanbl^auS bei Saufanne, 
5Wontion genannt unb auf ein Sanbgut mit SStlla in bet 9lfi]^ 
t)on @enf, ba8 bamafö bm 9tamen Sut«St.s3ean fül^tte; beibe 
laufte et auf SebenSjeit, balb aud^ nod^ ein $au3 in Saufanne 
fclbft, unb l^ielt ftd^ nun in ben n&d^ften ^al^ten einige SQSintet« 
monate in 9Rontion unb Saufanne, bie übtige Seit in bem ®enfet 
Sanbl^aufe auf. S)ie Sage bcS leiteten toat tcijenb: eä bel^ettfc^te 
bie 6tabt unb ben ©ee, mit ben 9llpen unb il^ten ©letfd^etn in 
bet gfetne; toftl^tenb leintet bem ^aufe Settaffen unb ©ätten 
anmutl^ige @))a3ietgmge geto&l^tten. @S t)etbiente toop, bag bet 
neue ©gentl^ümet feinen Flamen in S)öliceS bexSnbctte, untet 
toeld^em eS butd^ SJoltaite'S mel^tjäl^tigen 2lufent]&alt betül^mt 
getootben ift. (Sin 3Rann feinet 2ltt lann nid^ts beft^en, bem 
et nid^t ben ©tentpel feines Sinnes unb @efd^maäe^ Qufgi4)t&dkn 
fud^te: fo toat aud^ 93oltaite !aum $ett biefet beiben <8if{^i 
getootben, als et aud§ fd^on ju :t)fUinien unb ju 







^ 




128 IV. aRoitrioit, 2)eliceS imb Soittne^. 

S3efonbet§ in 2)äl{ceS toutbe $au§ unb @atten Detfd^&netL ®&en 
t)on ba fd^ticb et an eine beftcunbete ^amt, fie ^dltc fid§ (m(]§ 
einen l^übfd^en ©arten anlegen fotten. ,,S)a8 t^ l^öd^fl amfifont, 
unb man mu§ fid^ amüfiten. S)te SBaffet, bte JBIumen, bic 
©eBfifd^e ftnb |o txöftltd^, toaS bte 5Ken|d^en nid^t immet flnb." 
2)a6et ging feine ©otgfalt bi§ in'§ ©injelne. 3lu8 bem gtü]§= 
ling 1756 l^aBen toit einen SBrief öon tl^m, tootin et anBcflel^It, 
bte SRailäfet t)on bcn ÄaftantenMunten ju fd^ütteln unb fie bcn 
^ül^netn ju f reffen ju geBen. 3m §aufe fotgle et für bequeme 
ßinrid^tung, ^d^e unb Äetter toaren auf§ befte Beftellt, an 
SBagen unb Jßferben fel^lte eS nid)t. SSefuc^e tourben gafllid) 
aufgenommen; SJlabame S)eni§ mad^te bie §au8frau, SSoItairc 
fettft toar ber MeBen§h3ürbigjie SDBirtl^, ol^ne ba§ iebod^ feine 
titerarifd^en Slrbeiten, bie er je^t erft im gro§artigflen 3Ra§ftaBe 
JU betreiben anfing, barunter leiben burften. 

S)od^ für ben Sl^ätigfcitStrieb »oltairc'S, ber, tote toir 
fd^on jur ©enfige gefeiten l^aben, über ba§ geiflige Schaffen l^inauS 
aud§ nad^ einer äußeren SBirffamleit Verlangte, toaren bie beiben 
Heinen JBefi^ungen / bie er fid^ bi8 bal^in ectoorben l^atte, nodj 
immer fein l^inreiciienber @^)ielraum. §atte er ftd^ frül^er Der« 
fud^t gefül^It, in Sauf« unb §anbel§gefd^äften ju f :|3eculiren , fo 
cnH)fanb er je^t Suft, ©runbeigentl^ümer ju toerben. 9lod^ eine 
toeitere 8lü(Ifid^t lam l^inju. ^Otonrion lag auf JBemifd^em, 
S)6lice8 auf ©enfifd^em ©ebiete; ein Sßl^ilofo^)]^, l)fiegte SSoItaire 
§u fagen, vxu% immer atoei bis brei ©d^Iupflöi^er unter ber grbe 
^aben gegen bie §unbe, bie il^n Verfolgen: fd^affte er fld^ nodj 
ein foId^eS auf bem angrengenben franjbfifd^en ©ebiete, fo l^atte 
er im 3lot^^aUe jtoifd^en brei Territorien bie Sßal^L SBirtlid^ 
fanb fid^ im S^^re 1758 ©elegenl^eit, in btm franjöfifd^en ©renj- 
länbd^en ®ej, jtoifd^en bem ©enferfee unb htm 3Sura, jtoei grßScte 
S9efi|ungen ju ertoerben. S)a8 Sänbd^en toar nid^t im fielen 
Suftanbe: bie 3luf^ebung be§ @bict§ oon 9lante§ l^otte tjiele ber 
fleißigflen Setool^ner barauS t)ertrieben, fo ba§ je^t mand^e 
©runbftfidfe unbebaut lagen; aber gerabe eine öeröbete ©cgcnb 
neu JU beleben unb ent^orjubringen, l^atte für SSoltaire einen 
eigenen 9ieij. ©o faufte er erft öon htm Jpröftbenten be SroffeS 
©d^loß unb ^errfd^aft Stoume^, nal^e bem toeftlid^en ©eeufer, 
oi^^Sebengjeit, unter l&ftigen ä3ebingungen , bereu SSetotUigung 



Sfet^t* — ätoUaite'S Siillteien am Oenfet 6ee. l^d 

il^n (alb gereut 31t l^aBen fd^etnt^ benn et fu($te but(]§ aKexlet 

Jhtiffe unb (^iconen feinen ^anbel gu t)et6effetn, ol^ne bod§ (ei 

bem getotegten ^utiften, mit bent et ti ju tl^un l^atte, ettoaS 

auSjuttd^ten. 3n bemfeG6en 3^te laufte et bon einem ^ettn 

Saubre be Sotf^ bie tocitet lanbeintodtt? gelegene ^ettfd^aft get« 

ne^: Beibe S9eji^ungen mit il^ten ^))ettinen}en mögen jufammen 

ettoa eine Ouabtatmeile im Umfang gel^abt l^afien. fjctne^ be« 

jetd^ttet et oIS eine ganj fteie ^ettfii^aft, beten gleid^en eS nid^t 

jtoei im JlSnigteid^e gebe : man fielet, nad^bem et e3 l^at aufgeben 

mOffen, Bei j{5nigen in beten ®unft ju leben, legt et eS batauf 

an, felbft ein ftbnig auf feinem eigenen ®tunbe ju fein. 5Dle]§« 

tete 3a]§te lan^ feigen toit öon ba an SSoItaite jtoifd^cn biefen 

tiet Slufentl^altSotten toed^feln, aud^ fallen nod^ Heine Steifen, 

toie xvx ©ommet 1758 eine nad^ SRannl^eim, in biefc etfte S^t; 

bann entftußett et fid^ bet Scfi^ungcn bei (Senf unb Saufanne; 

enblid^ tottb aud^ Soutne^ mieti^h)eife abgegeben, unb e8 lommen 

bie ^(äfct, too et fid^ am liebften ben ^attiatd^en Don Of^tne^ 

nennen l^btte. 

JBoItaite'8 Seben toat biäl^et ein fel^t betoegteS, ein tafd^ 

fCie&enbet Sttom getoefen, bcffen SBtnbungen unb gfällen toit 

mit unfetet (gtjfil^lung gefolgt ftnb. S3on feinet Slnfleblung am 

®enfetfee an toitb eS ein Stillleben, auS einem @ttome gleid^fam 

felbft jum tul^igen See. S)od^ gilt bie§ nut öon bet Slu§enfeite; 

93oltatte mu^ nid^t mel^t in'S ^uSlanb fliel^en, eS flitbt il^m 

leine geliebte fjteunbin, trifft il^n leine löniglid^e Ungnabe me^t, 

ein S^al^t toie baS anbete gel^t il^m in frieblid^et ^Dtuge, in ni$t 

ungefettiget (ginfamfeit, in teget ©cifteSatbeit ]§in. ®6en biefe 

(SeifteSatbeit ift eS abet, bie in biefeS äugetlid^ fo ftiUe Seben 

bie lebl^aftefte innete 93etoegung bringt. SSoltaite ift niemals fo 

tl^fttig, fo :t)tobuctio getoefen, toie in biefet legten SebenSperiobe 

t)om fed§Sjigften bis jum t^ietunbad^taigften ^al^te. ©Idd^ettoeife 

bie S3ielfeitig{rit toir bie Slaftlofigleit feines Sd^affenS in biefen 

Sollten ift ol^ne S9eif))iel. 3)ie ^öl^e feines Sbtl^meS l^atte et 

fd^on Dotl^et etftiegen, bet&l^mtet als et fd^on toat, {onnte et 

nid^t mel^t toetben; abet feine l^öd^fte, feine eigentlid^ toelt» 

l^iftotifd^e SSebeutung Betul^t DotjugStorife auf bem, toaS et 

toOl^tenb feines Slufentl^altS am ©enfetfee unb in getne^ geleiftet 

l^ai Um im ®trif enaltet nod^ baS Sebeutenbfte l^etbotjubringen, 
XL 9 



unb baBet aud^ in bet ^otm fo Betoegltd^, fo onmutl^ig, fo frifd^ 
jtt Bleiben toie in ben Beflen ^ugenbial^ten, baju gel^ötte fiiettid^ 
eine fo augetotbentlid^e !ftt))etlt($e unb geiftige Ctganifaiion, 
toie fie SSoItaite eigen toat; bod^ toat ex aud^ butd^ bie ilugeten 
Um^anbe in btcfex legten Seit BefonbetS begfinftigt 3e|t cxfl 
3ogen il^n toeber l^bfifii^e nod^ gefeUige ${{id^ten ntel^t t)on ben 
©tubien aB; feine aWldffid^tcn fd^Ioffcn i^vx ben SDtomb unb 
btüdten auf feine ^f^bex; olS freiet 3Rann auf eignem @nmb 
unb S9oben, nur rmüf mit einem ^ug in bem be8]potif$»^fftffif$en 
gfranfeei(§ unb feinet gefdl^tlid^en §au^)tftabt fetn, fal^ et fUSi 
ie|t etft im Staube unb aufgelegt, ol^ne @d^eu unb ©d^onung 
feine aBtoeid^enbe Meinung ]§etau3jufagen unb ^eS gu tftgen, 
toaS i^vx an ben Beftel^enben SSetpUniffen nid^t gefieL „^ 
l^aBc/' fd^tieB et im Sfal^t 1761 auS getne^ an b'2llemBett, ,,id^ 
l^aBe nun 40 Salute lang bie 3Ri§]^anbIungen bet gftömmlet 
unb bet aSuBen etbulbet. 3d^ l^aBe gefeiten, ba§ id& mit meinet 
9R&§igung nid^tS getoonnen l^aBe, unb bajj eS eine 9latt]^eit ifl, 
eS 3U l^offen. ^an mug ben ^tieg mai^en unb noBel ftetBen, 

<Sin ganaeS Sftfimmletl^eex ting^ um fl($ l^tngeflredt." 

2)iefe betänbette JBcfd^affenl^eit unfeteS Stoff e8, be8 ScBen8 
bon SSoItaite, etl^eifd^t nun aBet aud^ eine Oet&nbette SSel^onb« 
lung. SDBit !önnen nid^t mel^t tote BiSl^et bet Otbnung bet 
gteigniffe folgen, toeil eingteifcnbe ©teigniffe eigentlich feine me^t 
einttetcn. SQßit mfiffen bie BiSl^etige d^tonologifd^e mit bet ©ad^« 
otbnung öettaufd^en, bie bet Sl^ätigfeit SSoUaite'S auf il^ten Der« 
fd^iebenen (gebieten nad^gel^t. @t fe|t feine Sl^&tigfeit oJS SHd^tet 
unb ®cfd§td^tfd^retBet fott; bod^ ftnb eg bie^uftänbe t)on9led^t, 
©taat unb fiitd^e in bamaliget ^dt, unb im Suf^tumml^ange' 
bamit unb mit feinem eigenen t^ottüdenben Ultet tl^eologifd^ 
unb ^)]^ilofop]^ifd&e fjotf d^ungen , bie il^n öon je^t an t^otjugS« 
toeife Befd^Sftigen. S)a jene 3iift&ttbe fel^t toenig nad^ feinem 
Sinn unb et entfd^Ioffen toat, fottan feine SHidtfld^ten mäft ju 
BeoBad^ten, fo toitb feine Sd^tiftftettetei jefet mel^t ol8 je eine 
^olemifd^e, unb ba eS il^m um tafd^e unb butd^fd^lagenbe äBitlung 
3U tl^un, unb et fid^ bet ®aBen unb f^igleiten mel^t itm 
feid^ten Steitetgefed^te beS äBi^eS unb bet Satite als }um fc^toeten 
gelel^tten ^ttilletielant))fe Betougt toat, fo nel^men feine Sd^tiften 



6heti« unb gflitgfd^nften. 131 

I 

)utn großen Sll^etl Me @eftalt t)on ^ugfd^ttften an. (SS tft ein 
toal^ 3BeS))enfd§ta)atm t)on foId§en @ttett« nnb Spottfd^ttften, 
ben er ie|t t)on f^toetjertfd^en nnb l^oO&nbtfd^en Reffen anS in 
bie SQBdt unb tnSbefonbcte naä) gxonfteid^ fliegen I&§t; faft jebet 
aWonat Bringt eine Sleuigteit biefet %xt, nnb iebe nennt toiebet 
einen anbctn Slutot, ba fld^ bet toal^te JBetfaffet unter ben 9lamen 
t)on SSexfbxBenen toie t)on fold^en, bie niemals gelebt l^atten, 
üctfWtt. Steffen, aber bie §anb nid^t feigen laffen! toat in 
bicf cm ©tiUfe »oltaite'g SÖßal^If^mtd^ ; Jä^ Bin", fd^rieB er an 
b'SilcmBert, „ein toormer Sf^eunb ber Sßal^rl^eit, aBer gar !ein 
gfreunb t)om SÄfirt^rertl^um." 3118 er toegen feines pl^ilofopl^i- 
fd^en äSBörterBud^S (t)on bem toir rwäf ju reben l^aBen toerben) 
äkrbru^ Befür(^tete, fd^rieB er l^öd^ft Bejeid^nenb an benfelBen: 
„@o tote eS bie geringfte ®ef al^r bamit l^aBen toirb , Bitte ii^ 
6te fel^r, mir baöon Slad^rtd^t ju geben, bamit iä) baS SEßerl in 
aEen Sffentlid^en Wüiem mit meiner getoöl^nlid^en @]^rlid§Ieit 
unb Unfd^ulb |beSat)ouire/' 3)od^ toürbe man il^n nid§t rid^tig 
öctftel^en, toenn man meinen toollte, er l^aBe bamit nur feine 
Sid^erl^eit gefu(^t; t)telme]^r fd§ien il^m fftr ben Aantpf, ben er 
auf fld^ genommen, biefe Äantt)floeije bie einjig angemeffene ju 
jcin. 3)er ^inb , mit bem man eS baBei ju tl^un l^at, ift in 
le|ter S^ejiel^ung bod^ nur bie Dumml^eit; bie Dumml^eit aBer 
ifl mit lomifd^e ^erfon unb mu§ aud^ fo Bel^anbelt, b. 1§. m^ftifi« 
cirt, }um Säeftcn gel^alten toerben. ©id^ Oon ber lomifd^en Sßcrfon 
emfHid§ f offen, in tragifd^e Sagen Oerfe^en ju laffen, ift tin 
©tilfel^Ier ; ber 2luf ttärungSmfirt^rer f elBfl eine Iftd^erKd^e fjigur. 
3n bicfcn toie aud^ fonft in feinen ©d^riften toieberl^olt fld§ 
SSoltaire fifter, als man gerabe toünfd^en müd^te; er fud§t ben» 
felBen ®eban!en in ben Ocrfd^iebenflen formen unb JBerBinbungen 
einbringlid^ ju matten. 5Kan tabelte il^n barüBer: „ja," er« 
toiberte er, „id^ toieberl^ole mid^ unb toerbe mid^ fo lange toieber« 
Idolen, Bis man fld^ Bcffcrt." SBenn bann aBer bie SSud^l^finbler, 
meiftenS ol^ne il^n ju fragen, ^UeS toaS er auSgel^en lieg, S9e« 
beutenbeS unb IlnBebeutenbeS , ol^ne ^uStoal^I jufammenbrudten, 
^jflegte er fd^erjenb ju f agen : „mit fo Oielem ®epfi(Se lommt man 
nid^t auf bie Slad^toelt." 3n ber Sl^at flnb feine 70 »finbe, 
tote Bei ®oet]^ fd^on bie 40, ber SSerBreitung feiner f&mmtlid^en 
äBerle fel^ l^inberlid^ geloorben. 

9* 



132 IV. SoUaue'S (Jorrefrotibentctt trt ^aül 

Um tttbejfett mit feinen ^ugf d^tiften immer gut testen 3^* 
3tt bmmen, um mit ben SageSfrogen, toie fle inSBcfbnbere btt 
franjöflfd^e ^auptftabt in jenen Saluten Befd^fiftigten, ©d^titt gu 
l^alten, baju Bebutfte eS füt ben in einem SQßinfel beS 3h«a 
l^aufenben ©d^xiftjleffet einet lebenbigen JBetBinbung mit f^wäS. 
Unb Bebenlen toh ben longfamen ®ang bet Jßoflen in jener Qdt, 
bie enblofen ^la&reien unb SSetjögetungen , bie ba8 üBIid^e 6t» 
öffnen bet ©tiefe, bie SSefd^Iagnal^me öetbfid^tiget SSüd^et an bet 
ftonjöfifd^en ®tenje mit fid^ Btod^te, fo Sinnen toit un8 «id^t 
genug tounbetn, toie fd^neU unb tteffltd^ 35ottaite Bebtent toat. 
(58 ftoffen il^m t)on ben öetfd^iebenften Seiten S9tiefe unb Slad^ 
tid^ten ju; i^ toitt jebod^ l^iet nut einige feinet otbentlid^en 
ßottefponbenten unb SSetid^tetftattet naml^aft mad^en. 3fn 
Sl^eotetfad^en, abet auc^ in ^^jetffinlid^en unb pu8K(§en Singe« 
legen^eiten, toat fein altet fjteunb, @taf 5ltgental, felBfl ein 
leibenfd^aftlid^et Sl^eatetlieBl^abet, nebft feinet fjtau, fein flftnbiger 
aSetmittlet; ein (S^e^aax, ba8 et, feinet fteunblid^en ^üx^oxqt 
toegen, feine ©d^u^engel, in Stiefanteben aud§ ft^led^ttoeg feine 
(gngel ju nennen pflegte. Uebet 5lngelegen]§eiten bet ftanjöftfd^en 
Sßabemie, bet gelel^tten unb Iitetatifd§en Söelt, l^ielt il^n b'Sllem« 
Bett auf bem Sauf enben, bet aud^ in biefem SBtieftoet^f el al8 bei 
SRann beS 3Ra§e§ unb bet Sefonnenl^eit fid^ jeigt, bet SSoItoite'g 
Ungeftüm unb ®e]^fiffig!eit nid^t feiten ju milbetn fud^t, Bis« 
toeilen aBet aud^ beffen tl^eilnel^menbet SBfttme gegenilBet lül^I 
etfd^eint. S)a§ et fo gifinjenbe Setufungen, toie bie gtiebtid^'S 
ju bet 6tette beS jptftfibenten bet SSetlinet SHabemie, unb Äatl^a« 
tina'8 t)on ahi^lanb jum ©tjiel^et il^teS ©ol^neS, ablel^nte imb 
in SPatiS BKeB, too et t)on oben J^etaB nut Ungunft etful^ unb 
fld^ fel^t Bel^elfen mu^te, um auSjufommen, etfüttte SSoItaite mit 
]^o|et ftttlid^et Sld^tung fftt ben SRann, ben et toiffenfd^aftlid^ 
ol^nel^in al§ 3luctotitfit etfanntc. @in btittet öetttoutet €ottc» 
f:()onbent, Befonbetä in ©ad^en t)on SSoItaite'S fo ju fagen iraieter 
SHiffion, bem ftitten ffantpfe gegen SlBetglauBen unb ^ietotd^te, 
toat 3)amilat)ille, tin l^öd^ft el^tentoettl^et SRann, bet ein untet» 
geotbneteg ^inanjamt Belleibete, ilBtigenS aud^ in bie (Snc^Ko^ 
p&bit gefd§fi^te 3lttifel, BefonbetS im ftatiftifd^en fjad^e, fd^tieB, 
unb nad^ f(|toeten jibtpetleiben, ju S3oltaite'§ tiefem SSebauetU/ 
1768 ftatB. 



eebid^t auf ba8 StbbeBen bon Siffabon. 133 

Qtfftn tott nun juetft nad^, tooS SSoItatte in ben bon tl^m 
fd^on fr&l^ec ongeBauien ©eBteten to&l^xenb biefet legten SelBenS» 
^etiobe nod^ geleiftei l^at, fo toetben tott unS, toaS bie ^oefte 
Betrifft, Bei feinen S)tamen nid^t mel^t aufl^alten, oBtool^I eines 
ber Betül^mteflen berfelBen , Xoncreb , biefem 3^ttraum ongel^ött. 
^t^x SSegug auf baS, toag t)on ie|t an immer mel^t bie ^aupU 
fad^e Bei 93oUaite toitb, l^aben feine bibaltifd^en mä> et^äl^lenben 
2)id§tungen. S)at)on toaten jtoei bet Belannteflen buxd^ ein 
ÄoturcceigniB ienet ^a^xt öetanlagt. 2lm 1. Sloöembet 1755 
erfolgte bog SrbbeBen t)on Siffabon, unb toie eS ben fed^Sji&l^tisen 
Soetl^e nad^ beffen @t}a]§lung eine äBeile in feinem {inbUd^en 
@IauBen irre mad^te, ba, nm feine äBorte ju gebraud^en» bie 
äßeifen unb Sd^riftgelel^rten felbfl fid^ ilbet bie ^rt, ein fold^eS 
$]^&nomen anpfeifen, nid^t t)ereinigen {onnten, fo fud^te ber 
f^Sjtgi&l^rige SSoUaire in einem @ebid^t „üUx baS UnglildC t)on 
SiffoBon" fld^ bie 6ad^e in feiner Slrt jured^tjulegen. S)a§ UeBel 
in ber äBelt ift, unb ba% mit bem @a|e t)on $ot)e, ^QeS toai 
ift fei gut, es nid^t getl^an ift, ba))on toar biefeS jerftörenbe @rb» 
BeBen ein furd^tbar fd^Iagenber.SdetoeiS. ^Ber toie ift baS Uebel 
ju erHären, ju t)erfte]^en? 2ߧ göttlid^eS ©trafgerid^t , toie bie 
(Beiftlid^en f agen ? 3)od§ toie l^ätte Siffabon ein foId^eS el^er t)er« 
bient als jebe anbere äl^nlid^e @tabt? £)arauf bejog fid^ ber 
Ber&l^ getoorbene 93erS: 

S3etfenft ifl gtffabon, unb lufHg ianat ^atiS. 

Ober fott man ein BfifeS ©runbtoefen, einen S^pl^on, einen Sll^ri- 
num annel^men, ber bem* guten ®otte ioiberftreitet ? S)aS finb 
l^BIid^^ SBal^ngeBilbe bunüer 3^it^n. Unb bod§, toie toiU man 
t>on mm, guten ®otte, toenn man il^n unBefd^rfinlt t)orftcIIt, 
boS UeBel aBIeiten? SDWttelft ber Stotl^toenbigfett beS 5latur« 
jttfommenl^angS, fagen o^)timi^ifd^e 5p]^iIofo^)]^en. Slber ioie toollen 
fle Beioeifen, baß biefe unterirbifd^en ©d^ioefeöager jum SSeften 
btr SBelt fid^ gerabe unter Siffabon Befinben mußten? @o breiten 
toir uns in einem ftreife t)on S^cifeln, unb toaS unS Bleibt, ift 
fd^lteBlid^ nur ffteflgnation unb Hoffnung. S)a§ SlEeS gut fei, 
ift Sfiufd^ung; baß SltteS gut toerben toerbe, ift unfere Hoffnung. 
3tter bie Hoffnung, fagt ber Did^ter in einer Slnmerlung felBft, 
ift nod^ leine ©etoigl^eit; sloar bie Offenbarung mad§t fie bagu. 



134 IV. S)« €attMbc 

Qfiet bie angeBKd^e OffenBatung l^at 6tgenfd§aften, ]§at äBitbmgen 
flcl^aBt, btc tl^tc SBütgfd^aft eitttgcttna^cn unjid^ct mad^en. 

Die gleid§en @xta)&gungen fül^tte SSoItatte balb naü^l^tx tu 
bem betül^mten Sloman ,,6anbtbe, ober bet D))ttmiSmuS'' toeitet 
aus. @S tft eine l^öd^fl abenteuexlid^e @efd^id^ie, bie unS in ber 
l^oIBen äBett l^etumfül^tt: auS äßefüfalen nad^ ^oUonb; bon ba 
nad^ Portugal, too fo eben baS grbbeben in @cene gel^t; bann 
nad^ ^ntetüa; toiebet jutüdC nad^ (Suto))a, $ariS, Sonbon, 
SSenebig, enblid§ gat in bie Säx&i 3)a3 S^l^ema ift: tote !(tnn 
tnon eine SBelt bie befte nennen, in bet eS fo Oiel unb fo ent« 
fe|Iid^e3 ))]^^ftfd^eS unb moxalifdgeS UeBel, 3. f8. JMeg unb Stb* 
beben, $eft unb nod§ fd^Iimmete Aranfi^eiten , ^nquifUion unb 
6flat)en]^anbel gibt? S)atauf toerben am ©d^lujfe btei Stat» 
tootten gegeben: 3)laxtin, bex t)iel[gel)xüfte Sßefjlmijl, l^at fld^ bie 
Uebetjeugung gebilbet, bex 50lenfd^ fei geboxen, um enttoebex in 
ben SudEungen bex Unxul^e, obcx in bex ©xftaxxung bex Sangen» 
toeile ju leben; ßanbibe, bex junge fanguinijd^e ^elb beS ätomanS, 
ift bomit nid^t eint)ex{lanben, bod^ fteUt ex {eine Sdel^au^tung 
auf ; 5ßangIo6 abcx, bex o^)timiflif d^e S)octxinfix, gefielet jtoor, e8 
fei il^nt gx&ulid^ gegangen, bod§ ba ex einmal be]^au:ptet l^ottr, 
2lIIe§ gel^e auf 3 SBefte, bleibt ex babei, ol^ne eS felbft ju glauben. 
SDex le^te @d^Iu§ biefex SBeiSl^cit, in 5lnfnit|)fung baxan, bafi 
bex $elb nad§ allen ©lüdEStoed^feln, nad^bem ex unexmegltd^ 
Sd^fi^eexfl getoonnen, bann öexioxen, jule^t im S5cft| unb 2ln« 
bau eines Heinen ©axtenS fein befd^eibeneS ®IüdE finbet, ift bex 
t)on 93oUaixe foxtan aud^ in S^xiefen t)ielfad§ angetoanbte SBol^I« 
f^)xud^: „man muß feinen ©axten bauen;" obex, toie bet toeife 
^efflmift beS SlomanS eS auSbxüdCt: axbeiten toit ol^ne tiiel gu 
gtübeln; bag ift baS einjige ^ttel, baS Seben etttftgltd^ p 
mad^en. SDet ®tunbgeban!e beS StomanS ift inteteffant genug; 
an fibettafd^nben obet btoUigen ^cenen, an toi^igen SBenbungen 
fel^It c8 nid^t ; bie gtage ßanbibc'S, toie et in Siff abon ein Auto« 
bafö mit angufel^en belommt: nun, toenn bag bie befte bet 
mbglid^en äBelten ift, toie mögen bit anbeten befd^affen fein? i{l 
gau) ^oltaitifd^, unb baä 6ou))et in SSenebig mit fed^S ent* 
tl^tonten ^aiepten, bie fld§ aum @atnet)al[ ba aufammenfinben, 
ifl Oon bet l^eitetften äBii^ng. 3^ @an}en abet fielet bet 
6anbibe bodg/ bon unfetem l^eutigen @tanh^unlt angefel^en, untet 

I 



3abifi. — mmmn. 135 

feinem %ul^tn. 3d^ xoxU gletd^ nod^ ein t)ciat anbete t)on SSoI« 
taixe'g erl^eBIt^eren Stomanen l^ter aufammennel^men, um mein 
Uttl^eil n^et ju begtünben. 

3)et Vornan ,,3<^I>tg, ober boS ©d^idCfal, eine orientalifd^e 
@efd§id§te/' ifl naä) Songd^antpS'S Angabe in @ceaus ffit bie 
^erjoflin t)on 3)laine, mitl^in gel^n^al^xe t)ot bem ßanbibe, ge« 
bid^tet, unb jeigt unS, ba er im @tunbe biefelbe ^xage bel^onbelt, 
toie onl^oltenb unb exnftUd^ biefe ben SDid^tex befd^&ftigt ^at 
„?BkS ift ba8 menfd^Kd^e ßcben?" tuft einmal bet ^elb in feinet 
S3ebt&ngnig auS. „O S^ugenb, tooju l^aft bu mit gel^olfen? 
MeS toaS id§ ®uteS getl^an l^aBe, ift füt miä) immet eine Queue 
t)on Unl^eil getoefen. SB&t' id^ fd^Ied^t getoefen toie bie anbeten, 
fo toSt' id§ glildlid^ getootben toie fie." 2)od§ geigt eine @tette 
gegen ben @(|lug, bag SSoItaite bamalS nod§ mel^t al8 bei ^» 
faffung beS ßanbibe t)on bem ^ope'fd^en ©ebanlen einet unenb» 
lid^ @tufenleitet t)on SBelten, beten jebe an il^tet Stelle bie 
teerte ift, Beftiebigt toat. „60 ift e8 alfo notl^toenbig /' ftagt 
3abig einen Sleifebegleitet, bet fid^ fo eben als ein l^öl^etet @eniu8 
entl^fiUt l^atte, „\o ift eS notl^toenbig, ba^ eS äktbred^en unb 
nngÄd gibt, unb ba§ ba8 Unglüd bie IRed^tf d&affcnen ttifft?" — 
,,S>ie ©d&Ied^ten/' ift bie Slnttoatt, „\mb immet unglüdtttd^, fle 
trienen boju, eine Seine ^njal^I t)on @uten, hk auf bet @tbe 
jexftteut finb, au pxSi^tn, unb e§ ift lein Ilebel, tootauS nid^t 
ettooS ®ute8 entftünbe," — ,,aQßie abet/' ftagt Sttbig, ,,tDenn e8 
nut ®ute8, unb nid^tS SBöfeS gfibc?" — ,,2)ann/' ettoibett bet 
&mxad, „\D&xt biefe @tbe eine anbete @tbe, bie S3et!ettung bet 
feeigniffe eine anbete Otbnung. ®ott ]§at, gemä^ feinet unenb« 
lid^en ^ad^t, mt unenblii^e ^enge t)on äBelten gefd^affen, beten 
leine bet anbeten glei(^en lann. ^bet t^DÜIommen ift nut bie« 
ienige, toeld^e bet ^ufentl^alt beS l^öd^ften SBefenS felbet ift, bem 
boS aSöfe^fld^ nid^t naiven batf." 2)iefe8 Sl^ema toitb in einet 
fietncten gtgdl^lung, ,,9Remnon, obct bie menfd^Kd^e SÖßeiSl^eit/' 
luftiget fo auSgefill^tt. Ilntet ben l^unbetttaufendb Millionen t)on 
äBelien, bie im ^taamt jetftteut finb, belel^tt aud^ l^iet ein (Sngel 
ben ^dben, gel^t eS butd^auS flufentoeife. ^an l^at toeniget 
äBeiSl^t unb 93etgnflgen auf bet stoeiten als auf bet etften, auf 
bet btitten toeniget afö auf bet jtoeiten, unb fo fott bis jut 
legten, ta)o Mti t)oaft&nbig toU ift. 3)a fütd^te id^, t)etfe^t bet 



136 IV. ^$rtnaeff!n t>tm fßQbtjbtu — SSiflon SSoboucS. — mttomtgjoS. 

^db, unfet Hetnet (EtbBaU mdii^te iuft ba§ SoUl^auS beS Um»» 
t)etfum fein. 9li$t gon}, ift bte ^nttoott, aBet t)ie{ fel^U ntd^t; 
es tnuB ^UeS an feinem $la|e fein. 

@ine SteBIingSfotm SSottoite's in feinen 3tomanm finb 
Slunbteifen in bet äSßett, nm eBen jn jetgen, bag eS in berf^ie* 
benen Sänbetn unb $immel§fttid^en jtoat t)etfd^teben, nnb bo$ 
im ®tunbe üBetoS in bet gleiten, gar nid^t ibeolen äßeife au» 
gel^e. ßanbibe, toie tott gefeiten l^aBen, !ommt in Beiben ^emi« 
]}fi&tm l^etnm ; „bie jprinjeffln t)on SaB^Ion /' bte ^elbin eines 
anbeten SSoItaite'fd^en JftomanS, toenigftenS in bet alten aSdt 
fo }iemlid^ ilBetaU, nnb &i)nliä) ift eS in bzn ,,S3tiefen t>m 
SlmaBeb/' in ben „Jfteifen ©catmentabo'S /' bet ,,@efd^id^te 
3enn^'§" nnb einigen anbeten (Stjfil^lungen. 3n bet Jßtinjeffin 
t)on SaB^Ion finbet fld§ bie ©teile: „bic Deutfd^en jtnb bie ®trife 
t)on (5uto^)a; bie ©nglfinbet bie SRännet; bie gtanjofen bie 
Äinbet, unb id§ mag getne mit flinbetn f^)iel[en." S3efonbet8 
^atiS toitb toiebetl^ott gefd^ilbett; in bet ßtjfil^lung : „S)etSauf 
bet SQßelt, obet bh SJifion SaBouc'S/' untet bem Slamen t)mt 
$etfe))oIiS. $iet l^at eS iebod§ bet 2)id^tet batauf aBgefel^en, 
neBen bet ©d^attenfeitfe bet menfi^Iid^en S)inge aud^ il^te Sid§t» 
feite, bie unUSlid^e ^ifd^ung ton ®ut unb UeBd onfd^auli^ 
ju mad^en. ,,3)ie ^igBtSud^e/' l^ei^t eS einmal, „jeigen fl^ 
bem ^uge l^aufentoeife, toäl^tenb baS t)etBotgene ®ute, baS Bis« 
toeilen aus biefen 5Jli§Btfiu(]^en felBft entf))tingt, unS entgel^t" 
60 giBt eS benn bet @ngcl 3(tutiel enblid^ auf , 5Petfe^)oIi8 ^ 
fltafen obet aud^ nut ju Beffetn, fonbetn „Iä§t bie SBelt gelten, 
toie fle gel^t; benn/' fagt et, ;,toenn SlÄeS aud^ nid^t getabe gut 
ift, fo ift bod§ 5lIIeS ^affaBel." S3iS auf bie ©tetne bc^nt ^ 
bie ?ReifeIuft auS in bit ganj in ©toift'fd^et 3Äaniet gel^altenen 
(gtjfil^lung: „SRiltomegaS, eine ^]§iIofot)]^ifd^e ©efd^id^te." $iet 
mad^t bet SSetool^net eines bet um ben ©itiuS fteifenberf Planeten 
mit einem ©atutnSBetool^net eine SOßeltteifc, bie fie aud§ auf 
unjete @tbe fül^tt; too nun bie Sdettad^tung bet menfd^lid^ 
S)inge untet bem ®efl(]^tS^)un!tc beS unenblid^ ftleinen — bet 
©itiuSmann mifet 120,000 jpatifet fjug, bet ©atutnSBetool^net 
6000, unb bie 3)lenf(^en toetben il^nen etft butd^'S 9RiItofIo|) 
fld^tBat; auf bem 6itiuS^)Ianetcn l^at man 1008 Sinne, auf bem 
©atutn 72 — mit ®eift unb aQßi| butd^geffi^tt ift. ©afe boBei, 



aJoltahe'S Olomatte. 137 

neBeit einer fatitif^en ^Äufterung bct t)exf(]^tebcnen <)l§iIofo<)]^tf(]§ett 
@^fleme, a^S^^^ aUetl^anb Ittexatifd^e ^ntt:t)at]^ten il^ten ^uS» 
btud fbiben, tote j. SB. bet „SatutnSjtoetg" angeblid^ bcn öex- 
ftotBenen ^lobetmept&jtbenten f^onteneUe, ben SSetfaffet einet 
@d§rift üBet bie SRel^tl^eit bet SBelten, t)otP:ctten fott, ift ganj 
in JBoUaite'g 2ltt. 

3(m Ing^nu (tooS mon „bet 9latutmenf(i^" üBetfe^en lonn), 
fagt @d^Ioffet, fei leine leitenbe $au))tibee, nnb t)ielletd§t ift eben» 
babutd§ biefet Stoman bet Befte bet SJoItoite'fd^en Siomahe ge^* 
tootd)en. UebtigenS l^at et eine fel^t Beftimmte §am)tibee: ben 
Sonitaft t)on 9latut nnb 6nltnt, obet Statut unb 6ont)enien3. 
2)ie 9latut tol^, oBet gut unb tfid^tig; bie Guttut fein, aBet 
t){elfad§ t)on bet Statut aBgeittt unb öetiotBen. SRan !ann eS 
ein Stouffeau entlel^nteS Sl^ema nennen, bet eS aBet anbetS auS«» 
gefftl^tt l^oBcn toütbe. S)ie Statut ift batgeftellt in bet ^ßetfon 
eines jungen SRenfd^en, bet, t)on ftanjöfifd^en @Itetn in Sanoba 
geboten, na^ beten Sobe untet ben ^utonen aufgetoad^fen ift 
unb nun an bet ftanjöfifd^en JMfte lanbet @d^on l^iet !ommt 
et, BefonbetS nad^bem et eine ©eKcBtc gefunben, mit ben 6itten 
unb JBotuttl^eilen bet €ultuttoelt in aUctl^anb luftige ßonfKcte, 
bie aBet fel^t etnftl^aft toetben, afö et bie Steife nad^ 5Pati§ untet« 
nintntt, too fld^ bet ^tglofe Balb ))on bet SaBale toibetftanbgloS 
untf^onnen fielet. SBie il^n l^iet in bet SdafttUe {bU [lannte 
SSoitottel) ein bafelBft fd^on lange eingefetfettet Sf^nfenift ttöftct 
unb untettid^tet, unb toie bie ©elieBtc, bie il^n ju fud^en gleid^« 
fottS nad^ bet ^aut)tftabt gelommen ift, il^n anlegt ni^t anbctS 
als butd^ baS £)t)fet il^tct ®§te ju tetten toei§ unb am ©d^metj 
batfiBet ftitBt, ift ntd^t nut ein fpted^cnbcS ©ittengemfilbe au§ 
bet fi^ateten 3eit Subtoig'S XIV., in toeld^et bet 9ioman \pklt, 
fimbetn aud^ an ftd& eine üBetauS etgtcifenbe ©d^ilbetung. Unb 
eben batum ift unS bet Ingönu bet Bcfte t)on JBoItatte'S 
Stomanen, foeil et, toenigftcnS untet ben gtö^cten, bet einjige 
ift, too uns bie ^etfonen unb il^te ©d^tdffale toitllid^ menfd^lid^e 
Sl^eilnal^me aBgetoinnen, ja too biefe üBet]^au<)t toitHid&e SRenfd^en 
fliA. ©onft, im ßanbibe j. 58., im S^big, pnb eS nut SRatio» 
netten, bie bet SBetfaffet am Stallte tegiett, bie et tanjen ia§t, 
ie nad^bem eS bet ©ebante, bcn et mittelft il^tet anfd^aulid§ 
mad§en toitt, etfotbett. S)ie Jßetfonen felBft ftnb il^m ööffig 



138 IV. ^ftl^lungen in ä^etfen. — ^ottf^e e^tiften. 

gleichgültig, et treibt mit tl^nen nut feinen Qpa% nnb fo oft eS 
il^m pa^tvb fd^eint, stellt et eine StlcOfpt, bie einen Sd^tooE bet 
6unte{ien unb unglQubli(^ften Sd^idfole ilbet fte auSfd^ilttet, 
2>ie m&td^enl^afte äßelt bet 1001 3laä)t, tootein et feine ßtaäl^ 
lungen fo getne Oetlegt, ba§ otientalifd^e Softume, tootetn et 
feine $etfonen !Ieibet, entbinbet il^n OoÜenbS Oon bet SBeobad^ 
tung bet @efe|e :t)f^($oIogtfd^et unb ))tagmatifd^et äBQ]^tfd|einli$« 
!eit. Unb bo^ ift unb bleibt bie UtaufgaBe be§ StomonS bii^ 
menf^lid^e Sl^ataltete unb menfd^lid§e @d§idCfale mit menf(|Ud^r 
Sl^eilnal^me bi(^tetif d^ bat^ufteEen ; in biefet ^infid^t fielet untet 
ben gleid^jeitigen ^tanjofen Dibetot mit feinen Slomanen, obec 
Oielmel^t 9lot)ellen, toeit ilbet äSoltaite. ^an fagt tool^I: c8 
gibt aud^ t>Pof^t>^ifd§e, fatitifi^e, l^umotiftifd^e älomane, bemi 
3toed ein anbetet ifl @an} ted§t, eS gibt fold§e; abet toatitm 
ift bcnn bet S)on Ouijote fo einjig? bet Xtiftram ©l^anbl^ fo 
etge^li(^? 2)oc^ nut batum, toeil bott bet Stittet unb fein ^cOfift, 
obtool^l }un&d^ft nut als ^txxUlbti angelegt, nn^ balb als toiä^ 
lid§e ^enf(^en S^l^eilnal^me abgetoinnen, unb ettoaS ^l^nltd^ 
toenigftenS fteUentoeife aud^ in htm englif d§en dlomane bet gfoE ift 

^uget ben @t}&]^lungen in $tofa l^at SSoltaite oud^ eine 
Steil^e t)on @tj&]^lungen in SSetfen gefi^tieben, benen bie unge» 
meine Seid^tigleit unb ^nmutl^ , toomit et ben äSetS unb äleim 
l^anbl^abt, nod^ einen toeiteten Sleij t)etlei]§t. ^l^tete getobe 
bet jietlid^ften biefet ))oetifd^en StjöJ^lungen, tootuntet id§ nur 
baS aUetliebfte „äBaS ben 2)amen gefäUt'' naml^aft mad^en toOH, 
etft^ienen untet htm %iteh Contes de Guillaume Vadö, im 
3a]^t 1764, bem fteb}igften beS ^iäjtetS, unb ettegten butd§ il^te 
j[ugenblid§e gtifi^e bie äSetmutl^ung , äSoltaite möge tool^l ouS 
feinen jüngeten ^al^ten nod^ ^and^eS bet ^tt liegen gel^obt unb 
nun etft t)etöffentlid^t j^aben. ^Kzin fein Sectetait äBagni^te, 
butd^ beffen ^&nbe aUe biefe Did^tungen gegangen toaten, {onnte 
bejeugen, bag jene SSetmutl^ung ungegtünbet, bag bie ©ebid^te 
t)ielmel§t t)om neueften Datum, bie jugenblid^en SBÜltl^n bm 
©teifenaltet be8 tounbetBaten 5Manne§ entf:t)toffen feien, 

Untet ben l^iftotifd^en 3ltbeiten', bie SSoltaite in biefen Saluten 
t)etöffentlid^te , flammte bie bebeutenbfte il^tet @tunblage nad^ 
aus einet t)iel ftül^eten 3^it Die ^atquife bu Sl^ätelet loot 
eS getoefen, füt bit et um 1740 l^etum jtoei l^iftotifd^e Slbl^anb« 



$l^ilo)o))liie bet ^ef^i^ie unb fßti^u^ übet Me bitten ic 139 

langen, eine $]^Uofot)]§te ber ®t]^xä)tt unb einen SSetfnd^ üBer 
bie ®efd^d^te beS menfd^ltd^en @eifte8 bon bet S^t (Siatrs beS ^ 
®toBen Bis auf unfete Sage, auSgeatbettet l^atte. ^e^t, um 
1756, lieg er, t)etanlagt butd§ ben unxed^tm&gigen Slbbtud eines 
fotmlofen @nttoutfS hex leiteten Arbeit, Betbe sufammen untet 
bem £itel: „fBet^nä) übet bit Sitten unb ben ®et{i bet Stationen 
unb fibet bie t)otne]^mften Sl^atfad^en bet ©efd^id^te ton 6atl 
bem ®togen bis auf Subtoig XIIL" etfd^einen. ^oibd fteUte et 
bie ^^^l^ilofo^f^^ie bet @t\i^iä)U" bem ,,93etfud^ flbet bie ®e« 
fd^d^teac" als Einleitung botan; toobut^, ba beibeS utf^tünglid^ 
6d^^ften füt fld^ getoefen toaten, t)etjd^tebene äBtebetl^oIungen 
entftanben ftnb. S)aS ;SBet!, baS ie|t in ben Octat)auSgaben 
ber Soltaite'fd^en aOBetfe t)iet SBftnbe füHt, toat feit feinet etften 
Einlage tnelfai!^ ettoeitett unb umgefotmt tootben; ja bie Ie|te 
2)ut$fld§t l^at bet äktfaffet, feinet eigenen Eingabe jufolge, no^ 
1778, alfo in feinem S^obeSial^te, botgenommen ; bod^ betoal^tt 
eS in bet bftetS toiebetlel^tenben ^ntebe nod^ bie Sputen feinet 
utftnAnglid^eh S9eftimmung, bie SSoItaite ntd^t t)ettoif(]^en mod§te. 
Die geiflteid^e gtau, bie fld§ filt aRat^ematti unb Statut» 
toiffenfd^aften fo febl^aft intetef jltte , l^atte, toie SJoItaite il^te 
99elanntfd^aft mad§te, eine ^(bneipng gegen bie ©efd^td^te. 2)et 
(8runb lag in bet Sdefd^affenl^ett bet bamaltgen ©efd^id^tSbfid^et. 
SHe ^Raffen t)on Einzelheiten, bie in ben äBetlen übet allgemeine 
(Sefd^td^te jufammengel^Suft toaten, fjfabeln unb S^l^atfad^en un» 
{riiifd^ burd^einanbetgemengt, ol^ne otbnenben @inn unb leitenben 
@ebanlen, i^aten il^tem pl^ilofop^ifd^en ®eifte nid^t genug. @ie 
fud^te, toie ä^oUaite unS etjSl^U, eine @efd^id§te, bie jum SSet^^ 
^onbe ft)t&d^e, fie tooUte ein ®em&Ibe bet Sitten, ^uS{unft übet 
ben Iltft)rung unb bie SSet&nbetungen bet ©etool^nl^eiten, ®efe|e 
unb ^RmanQm, unb baS fanb fie nitgenbs. ^ud^ beS betül^mten 
Soffuet allgemeine ©efd^id^te, bie fie fofott jut $anb nal^m, 
beftiebigte fie nid^L ®eift unb @efd^mad fel^lte l^iet leineStoegS; 
abet an bet £teue bet fo betebt Ootgettagenen Sd^ilbetungen 
famn i^x getoid^tige Si^^eifel, unb toebet bet @tanb:t)unft fd^ten 
üß xtd^tig geto&l^lt, nod^ bet UmIteiS bet Sdettad^tung toeit genug 
gejogen. S)et t^eoIogif(^e SSetfaffet begog ^UeS auf baS El^tiften» 
tl^, unb in bet Oot(^ti{tltd§en 3eit toaten il^m bie ^uben bet 
a)tittelt)un!t bet äBeltgejd^id^te. ©tied^nlanb unb 9tom, $etflen 



140 IV. 2)e¥ ISevfu^ übet bie bitten ic 

unb 9eg^:t)ten gingen jtoatl^fötntnlid^ mit; aBer t)on bet äSßtege 
bet menfi^Iid^en Sultut, bem l^öl^eten Orient t)on i^nbien, Sl^ina, 
tDcct {eine Siebe, au(^ bie Stöbet, bie bo$ fo m&d^tig in bi^ ®e^ 
fd^t(^te bteiet Sßelttl^etle eingegriffen l^aben, !amen nid^t gu il^rem 
Sterte. S^m. fd^Io^ bog äBerl mit 6arl bem @ro^; mtb 
gerabc öon l^ier an fd^ien ber SRarqnife bie ®efd^id§te erjl red^t 
toid^tig fftr unS }n toerben. SSoItaire l^atte alfo ber gfreunbin 
jn }eigen, ba^ eS au^er biefer geiftlofen ober geiftlid^ bomii^ 
2)arftellung ber SBeltgef d^id^te , t)on ber fie ftd^ mit Siedet abge« 
flogen fanb, anä) noä) eine anbere, beffere, gebe, unb ju biefem 
3toedC enttoarf er bie beiben ^bl^anblungen, mi benen l^entad^ 
ba§ in Jftebe ftel^enbe SBer! ertoad^fen ift. 

e§ ift t^ettS ^iflorifd&e ßritü, t^eilS t)rogmattf(§e mettaäj' 
tung, toaS Voltaire l^ier an ber ®efd^i(^te burd^fü^rt. „(Sk 
SRenfd^ t)on rid^tigem 6inne/' fagt er einmal, ,,ber bie @efd§id^te 
lieft, ijl fajl auäfd^licfelid^ bamit befd^&ftigt, fte ju toiberlegert*' 
9lid^t bIo§ aUe^ angeblid^ SBunberbare ober ]^ierard^ifd§ Srfonnene 
unterliegt bei SSoItaire biefer Äritil, fonbem ebciifo aud^ bo8 
Slnelbotenl^afte ober Ictbcnfd^aftlid^ Uebertriebene. ®ic ^avDfl^ 
fad§e aber ift ba§ 5lnberc, bk <)ragmatifd^c SBetrad^tung. jien 
@tanb))un{t berfelben gibt SSoItaire biStoeilen als bm nxnä 
„Satea SBürgerS'' an. SQßie baä ju t)crfte]&en, erHfirt er gW<5 
3lnfang^ in ben SQßorten: „^ä) betrad^te ]§ier im Slttgemeinett 
mel^r ba§ ©d^tdCfal ber SRenfd^en afö bie ©rfi^ütterungcn bet 
Sl^rone. ^uf baä menfd^It(^e @efd^led^t l^ätte man ad^ten foHen 
in ber ©efd^id^te, jeber ©efd^id^tfd^reiber l^ätte fagen foffen: 
homo sum; aber bie metften l^aben ©d^Iat^ten befd^rieben." 3Ba8 
ber Sefer au8 ber ©efd^id^te t)orne]^mIi(| lernen fott, ift ffa'8 
(Srfte, ba^ aUeS ftd^ nad§ Orten unb Seiten änbert. „S)aS aÜeS," 
lefen toir öftetä, „toürbe l^eut ju Sage fcitfam fein, toar e8 ober 
bamafö nid^t.'' S)ie ®efd§id^te ift t)or Slffem ®efd^id§te ber 
SReinungen; bie l^enft^enben SDleinungen beftimmenben ©etftbet 
Seiten, unb biefer leitet bie großen SBeltbegebcnl^eitett. ©er 
burd§ fo t)iele iSf^l^rl^unberte ftd^ l^inburd^jiel^enbe ^amipf atoifd^en 
Äaifertl^um unb Spapfltl^um toar nur ber ßantpf jtoeier SJleinungen. 
3)a8 Slnbere ift, ba§ e8 ie|t bod^ im Slllgemeinen beffer in ber 
SBelt getoorben ifL S3ei ©elegenl^eit ber ^inrid^tung ber ^ßuceSe 
bemerft SSottaire: „^gen bit Sdftrger einer @tabt, too l^ute bie 



%et 9etftt4 übet Me Gttien ic. 141 

ftünfte, bic Sctönftgungcn unb bet gfttebe l^cttfd^cn, too felfifl bie 
JBcmunft fld^ einjufül^ten Beginnt, bte Seiten öetglei^en, unb' 
fld^ Beilagen, toenn fle lönnen ! S)a« ift eine IReftesion, bie man 
tojl Bei ieber ©eite btcfet ©efd^id^te mad^en mn%." S)ann aBer 
bie Beftiwmtere Seilte: ,,3QBeld^en Beffem ßtttag lönnen toit au8 
atten ben JBetfinbetungen , bte in biefem SSetfud^e gefamwelt 
fbib, giel^en, als bie UeBetjeugung, bag jebe Station ftetS fo lange 
unglüdOid^ toax, Big bie ®efe|e unb bie gefe^geBenbe ©etoalt 
toiberfptud^SloS feftgefteat toaten." 9lut t)on fold^em ®cfid§t8« 
knüllt au8, bet in ben fefd^einungen bie Betoegenben fttäfte et» 
lemtt, Utfad^en unb äSßitlungen untetf d^eibet , toitb baS Sl^aoS 
bet (S^äjiäjk toettl^, ba% bie SSIide be§ SEßeifen batauf öettoeilen. 
«n unb füt fld^ ift nad^ »ottaite bie ©efd^id^te nut „ein SQßuft 
öott SetBted^en, Sl^otl^eiten unb Unfällen, tootuntet man Big*« 
toeilen etlid^e Sugenben unb einige glüdlid^e Sitten Bemetit, toie 
jetflteute 5Menfd^entoo]^nungen in einet SBilbnig. 50lan fielet 
Sftttl^ümet unb SSotuttl^eile fid^ aBlöfen unb SBal^tl^eit unb 93et« 
nunft t)ettteiBen. 3Äan fielet, toie bie Älugen unb ©lüdlKd^en 
bie Sd^toad^en in ^effeln f(^(agen unb bie Unglilddid^en t)et» 
nid^ten; unb gleid^tool^I flnb biefe ©lüdClid^en felBfl eBenfo nut 
&piäbSik beS ®IMS, tok bie @{lat)en, bie fie Bel^ettjd^en. 
ßnbltd^ (täten fld^ bie ^enfd^en ein toenig auf butd^ bie ^n« 
fd^ouung il^tet Sl^otl^eiten unb il^teS UnglildCS ; bie ®ef eUf d^aften 
lommen mit bet 3^4 i^^ju, il^te SBegtiffc ju Betid^tigen, bit 
5Wenfd^en letnen beulen." ?lBet 

i,3ut SQßeiS^eit mad^t bie äBelt langfame ©d^tiite nur,'' 

unb bot StfldCfSHen ift man nie fld^et. Denn leibet ,,fd§einen bie 
gWd^en Sl^otl^eiten Beftimmt, t)on S^t ju S^t auf bet SQßcIt* 
Bül^ne toiebetjulel^ten." 9lad^ biefen @tunbf&^en gel^t nun f8t>U 
iake bie ®efd^id^tc butd^, bie alte nut in üBci^id^tlid^et SBettad^« 
tung, bie neuete in immet auSfül^tltd^etet, oft l^öd^^ leBenbiget 
Stjäl^Iung; fo bag bie legten $attien fid^ aud^ in bet fjfotm gau} 
an baS Siäcle de Louis XIV. anfd^Iiegen. 

SDa8 SDßet! üBet bie Sitten bet Stationen ift eine bet toid^^ 
tigflen SltBeiten t)on SSoItaite, tooju et butd^ ßotb SoIingBtoIe 
bie etfte Slntegung etl^alten l^aBen mag, beffen Sötiefe üBet baS 
6tubium unb ben Sinken bet @efd^id^te in ben ®e{id^ts:|)unlten 



142 IV. SBetgteid^intd mit Soffttet, ^bet, lieget. 

t)xA SettoanbteS Bieten. $)aS SBetI l^at au§etotJ)ent{t(!^ ^tottlt 
unb Be]^it()tet eine el^rentoettl^e SteUnng in bet Stetige ber 93et» 
fud^e beS menfd^Iid^en ©eifteS, baS Mt^^tl bet ©efd^id^te fid^ ju 
beuten. SQßoHen toit bie Stufe, bie eS unter bicfen S5erfud§en 
einnimmt, Beftimmtet erfcnncn, fo muffen toir eS auf ber efaen 
Seite mit bem fd^on ertoSl^nten SBerlc t)on SSoffuet, auf ber 
anbcm init unfercS ^erbcr'S 3bcen jur jpi^ilofo^jl^ie ber ©efd^id^e 
bet ^enfd^l^eit t)etgleid^en. S9ei Sdoffuet ift, toaS bie äBeltgefd^id^te 
leitet, ein göttlid^eS, tounbetBateS Sl^un, baS untet aOet menfd§« 
Iid§en ©egcntoitlung , mittelft eineS ettofil^ltcn aSoKeS unb Bf« 
tufenet SQßettjeuge, feine l^öl^ctcn Stoede buti^ffil^tt. Sei fßolMtt 
ifk t)on fold^et ßeitung, fold^en üBetnatütK(ä^en 3it>(^ utib 
SRitteln leine Siebe; bie menfd^K(ä^c Statut l^at eS lebiglid^ mit 
fld§ felBft unb bet findeten Slatut ju tl^un; eS finb il^re Ärftfte 
unb Seibenfi^aften, Balb gefbtbett, Balb gel^emmt butd§ bie 9latur> 
Mfte, beten SBed^felfpiel bcn Sauf bet ©efd^id^te Bejlimmt, Bei 
tocld^em f(5Ke§li(^ l^etauSfommt, toa§ eBcn l^etauSfommen tarn. 
Sei §etbet ift eS toicbet toie Bei Soffuet ein g5ttli(^er ^Im, 
bet fi^ aBet ol^ne tounbetBatc SJHttel, lcbiglid§ mittelft bet Ätdfte 
unb Anlagen bet mcnfci^Iid^en Statut felBft, t)ottaie]^t; e8 giBt 
leine üBetnatfitlid^e £){f euBatung , lein auSfd^Iieglid^ ettoSl^Itä 
»oll, fonbetn äffe »öllet finb bie ©egenflänbe bet göttlid^en, 
aBet butd^auS natiltHd^en, Stjicl^ung beS 9Jlenf(i^engefd§Ied^tt. 
SQßenn bann toeitctl^in §egel in feinet jpi^ilofopl^ie bet ©efd^id^ 
ben SSegtiff beg ©öttlid^cn ganj in ben SSegtiff beS @eiftc8 ouf« 
löft, fo f^eint et einctfcitä auf ben Stanb^junlt öon Soltaite 
jutüiJgelcl^rt ju fein; fofctn iebod^ bet ©cift nad^ Beftimmten 
®efe|en fi($ entfaltet unb t)otto&tt3 fd^teitet, ift bod^ 3ugleid§ 
bet ©ebanle eines StoedeS, einet göttlid^en (Stjicl^ung bet SRenfd^« 
l^eit, geioal^tt; nut ba§ biefe butd^auS a(8 SelBftetjiel^ung , ber 
3toed als immanentet, aU bet innete @nttoidIung8ttieB beS 
©eifteS gefaxt ift. Stad^ SSoItaite ift — toenn et un8 geftattert 
toiU, einen ^uSbtud t)on bem ^anStoutft S]^alef))eate ju Botgen 
— bie SBeltgefd^id^tc S^ottl^eit, bod^ l^at fie SOletl^obe, unb biefe 
SÄetl^obe lönnen toit etlennen: nad^ §egel ift, toaS fld§ Begteifoi 
lä^t, toaS SJletl^obe l^at, leine SoHl^eit, fonbetn JBetnunft, unb 
toem eS als SoSl^eitl etfd^eint, bet l§at eS eben nod^ nid^t red^t 
Begtiffen« 



fbk ^tttid^ittttfi Don 3ean Üalat 143 

3c^ ]§aBe t)ot]§{n bte SSefpxed^ung t)on SSoItam'S Stotnanen 
unb (Siqfii^lungett an ein futd^tBateS Slatutetetantg angäniüf\l, 
bog 3tt einer betfclfien btc SBctanlaffung aoB : id§ tann eine anbete 
äleil^e bon Sd^tifien, bie auefd^Iieglid^ biefet legten ^etiobe feines 
Se6en8 angel^Sten, an tin ßteignig in bet motalif^en äBelt an» 
Inäpfen, baS, ]^au))tfä(]^Itd^ aUetbingS bnt(i^ feine Sdemill^nngen, 
in ber ganjen citnlifitten äßelt lanm minbeteS @ntfe|en t)tx^ 
breitete, als baS Srbbeben t)on Siffabon. ^^ ]puä)t t)on ber 
^inrid^tnng beS 3ean 6ala8 in 3;ouIonfe am 9. ^ärj 1762. 
SHe ®efd§id^te biefeS SnftijmotbeS ift belanni @ine el^rbare 
l^uguenottifd^e AaufmannSfamtKe lebte in jener @tabt, ber el^e« 
moligen ^eimat]^ ber Slttigenfer, too jebod^ feit ber granfamen 
SlttSrottung biefer refomiatorif(ä^en 6ecte jn ^Anfang beS brei« 
jel^nten S^^rl^nnbertS ber finfterfte latl^olifd^e gfanatiSmnS nnter 
ber JBeööKemng 5pia| gegriffen l^atte. S)er ältefte ©ol^n biefer 
gfamilie, SJlarC'^lntoine, toar timi Slbenbä im elterlii^en §onfe 
erl^enlt gefunben toorben. Der jüngere S3mber nnb tin be« 
fud^enber ^freunb l^atten bie Sntbedung gemad^t, ber l^erbei* 
gerufene SSoter fd^idte ^nm SBnnbargt nm ^ülfe, bem er aber, 
um bie ®^re ber ^milie xdä)t BloSjuftellen , nid§t fagte, in 
toeU^er Situation er ben (Sntfeelten gefunben. 2)er Sl^irurg, toie 
er am $alfe bie @^)uren beS ©trideg Bemerlt, ruft au8 : ber ift 
erbroffelt toorben. SQßie ein Sauffeuer Verbreitet fi(^ bie ftunbe 
burd^ bie @tabt, ber $öbel fammelt fid^ um ba§ ^au9, ber 
(Safiitoul ober SBürgermeifter, ebenfo btinb fanotifd^ toie ber 
$ftbel, erfd^eint mit 3)lannfd^aft lagt ben Seid^nam unterfud^en 
unb fe|t bie ^amilie feft @in jüngerer ©ruber beS ©rl^enJten 
toor fatl^olifd^ getoorben, ol^ne mit ber ^milie ju jerf allen; eine 
{atl^olifd^e ^agb, bie ju biefem Uebertritt am meiften mitgetoirlt 
l^otte, toar unangef ödsten im ^aufe geblieben; ben Selteften l^atte 
man oft t)erbrieglid^ unb mit bem 93ater gefpannt gefeiten, bie 
9)er)oeife be8 SSaterS l^atten bem mügigen 3^tiflreuungSleben beS 
Sol^neS gegolten: aber ber $bbel lieg fid^ nid^t nel^men, bie 
SeiKmIapng fei getoefen, bag aud^ ^ntoine l^abe latl^olif d^ toerben 
toollen, toofür er t)om SSater gefd^oUen unb enblid^ erbroffelt 
»otben fei. 2)enn eS fei gel^imer ©runbfa^ Bei ben ^oteftanten, 
bem aUhftritte ber ^l^tigen in ben @d^oog ber latl^olifd^en Aird^ 
butd^ d^orbung berf elBen juDorjuIommen. 3e^t galt ber mutl^« 



maBIi^e SelbfhrtStber t>idme^x als 9R&rt^tet bet )mSfm 
SReKgtott; bte toctfeen SBüget, eine gciflKd^e SStubetfi^aft bcr 
©tobt, trugen in ^tocefiton feine Seid^e in bie ftirc^e, too ein 
feietlid^es Sobtenontt gel^alten unb auf einem Jtatafal! ein @e» 
T^p auggefteUt touxbe, in bet einen $anb ein f^cCpiet ndt ben 
SQßotten : iä) f age bet Äe^etei ab, in bet anbeten einen ^alwe«« 
jtoeig. S)ie Qaäft lam t)ot baS ^atlament bon Souloufe, beffen 
SRel^tl^eit aßet, toie bet Söütgetmeiftet t)on bem l^ettfd^enken 
JBolfötoal^ne l^ingenommen, naäj einet l^öd^fl unfötmlid^en ntttet* 
fu^ung, in tocld^et begteiflid^ bk göltet nid^t fel^Ite, ben Sot« 
iuvx Sobe butd^ baS 9tab, ben @o]^n, bet ben Stl^enlten jnetft 
gefeiten, ju IeBen§IdngIid§et SBctbannung öetuttl^eilte. 3)tc $m* 
ti^tung toutbe t)oIlfttedt, nad^bem bet äSetuttl^eilte bis jum 
legten ^ugenbliife bei bet SBetl^euetung feinet Unfd^ulb ge^ 
Blieben toat.. 

SJoItaite etful^t juetft butd^ Sleifenbe, bie auS bem fübli^ 
gftan!tcid^ !amen, t)on bet entfc|Ii^en ®efd§t(^te, jog Btiefli^ 
näl^ete (Sthtnbigungen ein unb ctl^ielt balb ©elegenl^eit, ben 
/iilngften @o]^n beS ^ingerid^teten, 2)onat 6aIaS, übet bie äSet» 
l^fittniffe bet gamilie ju beftagen. Diefet iüngfte toat t>on SttmÄ, 
too et als ^anblungSlel^tling fid^ aufl^ielt, im Sd^teden übet boS 
Unl^eil, baS feine gamilie bettoffen, in bie ©d^toeij geftol^n; 
bet atme Sfunge mad^te auf SSoltaitc einen fo guten ©nbtuA 
unb biefet glaubte batauS füt ben motalifd^en SBettl^ bet fjamüie 
fo günjlige golgetungen jiel^en ju bütfen, ba§ et befd§lo§, fltj 
il^tct ©ad^e mit öottem @tnfte anjunel^men. 2)et uneigennü^ige 
(Sifet, ben SSoItaite l^iebei jeigte, bie Unjal^I t)on SBtiefen, bie er 
nad^ allen Slid^tungen l^in f d&tieb , bie unf figlid^e 5Dlü]^e , bie et 
fid^ gab, etfl bie SBetoeiSmittel sufammenjubtingen, bann in ^ßatiS 
bie etften 3lböolaten füt bie Unglüdttid^en ju getoinnen ; bie S)en^ 
fd§tiften, bie et in tafd^et golge in baS ^ublilum toatf, um bie 
attgemeine Slufmetffamfeit auf bie ©ad^e ju lenlen; bie SJet« 
toenbung enbß^ bei feinen teid^en unb l^ol^en ®önnetn um llnte^ 
ftü|ung füt bie an bm S^ettel^ab gebtad^te gamilie: boS oUtiS 
t)etbient unfete l^öd^fie ^net!ennung unb S^etounbetung. Qnb 
fage man nid^t, ba eS ein ^uftijmotb an9 teligiöfem Fanatismus 
getoefen, fo l^abe äSoltaite biefe ©elegenl^eit natütlid^ getne be* 
nu^t, ben leiteten einen ©tteid^ ju betfe^en. £)aS l^at et getl^att. 



€ala8 für unfdftulbifl cr!l4rt. 145 

t)or Slffem in bcm Bctfll^tntcn ;;S;toctat üBer bie S;oletanj au8 
Sctanlaffung bcS SobeS t)on 3ean ©aloS;" btcfet SBetoeggrunb 
toitltc mit, abct \x>ax toebcx bct einjigc nod^ bcr ctftc. S)a8 
menfd^Iid^e ©cffil^I in SSoItaite , bct ©inn füx ©eted^tiglcit unb 
©umanitat fanbcn fl(ä^ ouf8 cmpflnbUd^fle t)etle|t; et fd^ämte 
fld^, ein Sranjojc, Ja ein SÄenfd^ ju fein fold^en (Stfiueln gegen» 
üBct; c8 gel^t eine fleBetl^afte ©ttegung buxc^ bie JBtiefe, bie et 
in biejet Slngelegen^cit fd^tieB. SBenn et f^J&tet öetfid^ertc, to&]§- 
renb bet btei Sfal^te, Bis et bamit jnnt 3irte tarn, fei fein ßfid^eln 
oiif feine 8i^)pen gelontmen, bo§ et fld& nid)t toie ein SSctBred^cn 
jum S5ottontf gemad^t l^aBe, fo ift bteS stoat fel^t tebnetifd^ au8- 
gcbtüÄt, aBet laum üBettticBcn. S^tbcg nad^ biefen btei 3a]^rcn 
gelangte et toitHit^ jum ^klt. 9luf S3etteiBen l^od^gefleHtct 
^erfonen, bie SSoItaite füt bie @a(ä^e ju inteteffttcn toußte, l^alte 
bct Äönig einem oBctcn ®etid^t§]§of in JßatiS bie SRcöiflon bc8 
$toceffe8 üBctttagcn, unb bicfct ctllätte einftimmig am 9. 3Jlät} 
1765, bcmfclBcn 3;age, too t)ot btei Saluten 3can 6ala8 l^inge- 
ttd^tet tDotben toat, bcn Uttl^cilgfptnd^ be8 ^}atlament8 t)on 
Jouloufe füt nid^tig, bcn ^ingctid^tctcn fammt feinet fjamilic 
fttt nnfc^ulbig, unb Balb batauf BctoiUigte bct ffönig bcn §intct- 
BHcBcnen fttt bie etlittencn a5ctmögen8t)etlu|lc eine (gntfd^äbigung 
t>on 36,000 8it)te§. SJlit öoffcm SRcd^te fd^ticB bamafö b'SlIcm» 
Bett an SSoItaitc: ,,3)ag bie @ala8 il^ten $toceg fo t)oIIftänbig 
getoonnen, ba8 l^aBcn fic 3^nen ju t)ctbanlen. @ie allein l^aBen 
gonj ^anftcid^ unb ganj ßutopa ju tl^ten (Sunften in 93elQcgung 
gefejjt/' 

t>oä) toie Bei StbBcBcn auf ben etflen @toB nad^ einiget 
3ett in bet Siegel nod^ ein jtücitet unb btittet folgt, fo fag im 
aSintet 1761 auf 62 bie Familie SalaS nod§ im (BcfängniB, 
als Bereits an einem anbeten Ottc beS fiiblid^en ^tanlteid^S ein 
galt) fi]§nfid§et f^S bie 9[ufmct{famfeit ettcgte. S9ei (SaftteS, 
im (Berid^tSfiptengel t)on Souloufe, IcBte auf einem nemen @tunb» 
^fid bie glfid^faSS iptotcftantifd^e ^milie Sitten, auS 33atet, 
Vhtttet unb btei SSd^tetn Bcßel^cnb. 2)ie iilngfle t)on biefen 
tDutbe eines £ag^S bem S9ifd§of t)on Saftte8 t)otgefiellt, bet, toie 
et ]^5tt, bog fie ^toteftantin ift, fie in eine %xt t)on jtlofter 
ftedtt, tDO fie ffltt bie oSeinfeligmad^enbe JKtd^e getoonnen toetben 
foD. ^ Sweben nid^t frud^ten tooQte, nal^m man jut Shttl^ 

XL 10 



146 fV. SQoltaive unb bie gfamtlie Bixt)tti. 

bit ^nfbxäft; in ^olge biefer SSel^anblung Detfiel baS atme JKnb 
in ©eifleSftötung , entfptang unb ftürjte ^ä) Balb l^emad^ auf 
freiem ^^Ibe in einen Stunnen. S)ct SSutgang in S^ouloufc 
toitU aud^ ]§ier bet öffentliii^en @timme ben äBeg. SBie bort bct 
SSater mit SSeiftanb ber gamilie ben @o]^n gel§en{t, fo l^atte l^ier 
bet JBater mit §ülfe bet ©einigen bie SEod^ter etffiuft, unb mi 
bemf elften ®tunbe, toeil fie; auf ben fteunbliii^en Swf^Jtud^ im 
flloflet l^in, im Segtiffe flanb, latl^olifd^ ju toetben. S)ie ©eift* 
lid^en ]§e|ten, bet $öBel tooQte baS ^auS ftiltmen, bie SSetl^af^ 
tung bet gamilie ftanb unmittelBat Beöot: ba etgtiff biefe, butd^ 
baS @d^idEfaI bet 6:ala§ gefd^tedt, mitten in einet SBintetnad^t 
bie fjflud^t unb entfam nad^ unf&glid^en ^ül^feligleiten in bie 
©d^toeij. 3n ßafiteS toutbe mittlcttoeilc ben 3l6toefenben bei 
5ßtoce6 gemad^t, il^te ^abe mit SSefd^lag Belegt, bie ßltetn jum 
Sobe, bie ©d^toeftetn jut SSetBannung t)etuttl^eilt. S8eteit8 toar 
in bet Sd^toeij SSoUaite als bet ^iatton bet gamilie @ala§ Be« 
lannt; fo toanbten fid^ aud^ bie ©itDen an il^n, unbnad^bemer 
fld^ butd^ @t{unbigung unb SäeoBad^tung t)on il^tet Unfd^ulb 
üBetjeugt l^atte, trug et leinen SlugcnBltdC Sebenlen, fid^ i^tet 
mit bemfelBen tl^&tigen @ifet tote ber @ala§ anjunel^men. Sin 
il^m lag e§ nid^t, bag bie @ad^e bieSmal langfamet ging; bie 
SBetoeiSfiüdCe tonten fd^toietiget l^etBci juf d^affen , ein 9lnto»alt in 
$Qti§ nid^t fo fd^neU gefunben. (Snblid^ aBet gelang eS S3ot 
taite'S unetmilbli(|en SBemül^ungen aud^ l^iet, bie %et)iflon beS 
$toceffe3 unb bie Umftogung beS ungeted^ten Uttl^eilS l^etBeiju« 
fftl^ten. 

9lod^ toat biefet Sied^tSl^anbel nid^t auSgettagen, al8 in 
einem anbeten Sl^eile be§ ^önigteid^§ eine ^intid^tung etfolgte, 
bie auf SSoltaite einen Beinal^e no(^ entfe^lid^etcn (Sinbtud als 
bie t)on ;3can 6ala§ mad^te. 3n ^BBet)iIle in bet $icatbie 
toaten jtoei junge Seute, t)on 17 unb 18 Saluten, bet eine bei 
©ol^n eines DfficietS, be la S5atte, bet anbete bet ©ol^n eine» 
^ftfibenten, b'Stattonbc, Befd^ulbigt, baS l^öljetne ©tucifts auf 
bet JBtftdEe Befd^fibigt, t)ot einet 5ßtoceffion öon fio^jujinetn ben 
^ut nid^t aBgenommen, unb teligiöS anpgige Siebet gefungen 
3u l^aBen. S3etoiefen toaten eigentlid^ nut bie gtoei leiteten 
fünfte; bet $au))tpun{t bie S9efd^&bigung beS ßtuciftpS, toat 
j^eiift nid^tS al3 dn S3e}id^t; ilBetbieg toaten Bei bem ganjen 



2)e la Sane unb b^iStaUottbe. 147 

^anbel bte elenbeften ))etfönlid^en @e]^&f{ig{etten unb ^e^eteien 
im &piüe. 2)effen unetad^tet toutben bie Beiben iungen Seu^ 
jum gtaufantften Sobe Detuttl^etlt: htm (StaUonbe foUte bie 
3unge auSgef ^nitten , bte ted^te ^anb aBgel^auen, unb er fofott 
auf bem ^atlt^ila^e ber Stobt lebenbig t^exl^xannt toetben ; bod^ 
il^nt gelang ti, nad^ 2)eutf d^lanb gu ent!ommen, too et in ))teugifd^e 
Shtlitätbienfle trat. @egen be la Sßaxu, ber in betf Rauben 
ber 3uflij Bliefi, tourbe baS Urtl^eil bal^in gentilbert> ba§ er erft 
entl^auptet, bann t)er6rannt, aBer t^orl^er, um i^m @eft&nbniffe 
aBiubr&ngen, gefoltert toerben foUte. Slad^bem er DergeBenS an 
baS ^rifer ^iarlament appeUirt, bann bie fjfolter mit m&nn« 
lid^er Stanbl^aftigleit auSgel^alten , tourbe er am 5. ;3uni 1766 
l^ingerid^tct. äBa§ an biefem SobeSurtl^eile SSoltaire fo BefonberS 
oBfd^eulid^ t>oxtam, toar ber Umftanb, bag in ben Beiben frill^eren 
^aUen bie 5ßerfonen fdlfd^lid^ eines toirllid^ tobeStoftrbigen »er- 
Bred^enS fii^ulbig erlannt toaren, l^ier aBer gum tobeStoilrbigen 
SSerBred^en geflem))elt tourbe, toaS l^öd^ftenS ein ^^olijeilid^ ju 
r&genbeS SSergel^en toar. 2)ae SSerfal^ren gegen bit 3!finglinge 
t)Qn %BBet)iIle Berul^te auf ber Blöbfinnigen 93or{leIlung / bie ba» 
malS im @eBiete ber Sriminalgefe^geBung nod^ in unangefod^« 
teuer ®eltung ftanb, ba§ eS auger ben SSerBred^en gegen ^enfd^en 
aud^ nod^ 93erBred^en gegen ®ott unmittelBar geBe, bie nod^ 
flrenger als jene ju Beftrafen feien. ,,3d^ Begreife nid^t/' fd^rieB 
bamalg SSoltaire an b'^lemBert, ber il^m bie @ad^e ju gleid^« 
miitl^ig auf junel^men fd^ien, ,,toie benfenbe äQefen in einem Sanbe 
t)on ^ffen BleiBen mögen, bie fo oft }u Sigem toerben. äQaS 
mid^ Betrifft, fo fd^&me id^ mid^, aud^ nur an ber ©renje ju 
tool^nen. Stein, je^t ifl leine S^it ju f^erjen mel^r; Sffli^toorte 
it^affen nid^t ju ©d^lSd^tereien. äBie? in ^BBet)iIle t)erurt]^eilen 
SSufiriS' im Slid^tergetoanbe ftinber t)on 16 Sfal^ren, unb i^r 
@:prud^ toirb Befl&tigt, unb bie 9lation l&gt eS ftd^ gefallen, 
floum f))rid^t man einen ^ugenBlidC bat)on, unb gel^t bann in 
bie lomifd^e £):per. @S ift tool^l eine @d^anbe, bag id^ in meinem 
Wer nod§ fo leBl^aft entpfinbe. ^ä) Betoeine bie jungen Seute, 
benen man bie ^un%t ausreißt, toäl^renb @ie, mdn fjfreunb, fid^ 
ber S^rigen Bebienen, um l^öd^ft anmutl^ige 2)inge )u fagen. 
@ie t)erbauen alfo gut, mein lieBer ^l^ilof o)))^ , unb id^ t^erbaue 
nid^t @ie |inb nod^ j[ung/ unb id^ Bin m alter Iranler SOtann; 

10* 



148 VL SoUatte'l S9emÜl^uttgen um SBetbeffetuttg ber lüed^iSp^ege. 

■ 

cntfi^^ulbtgen 6tc meine Stauttgfett!" 3n bet Xl^at Begegnen 
toix um i^ne S^tt in JBoItatre'S SStteftoc^jel bem ®cban!en, avß 
bem bc§pottfd^= fanatif (]^cn fSftanhetii^ eine Heine ßolonie öon 
$]^ilofo^j]^en in bie 6Iet)c'f(]^cn Sanbe bt^ ))]^iIofo))]^ifd^en ftöniga 
ju füllten. S)ie ©aii^e jetfii^lug ft(^, unb eBcnfotoenig gelang e8 
SSoItaite'S Scmül^ungen, bie goffation be§ Uttl^eite t)on SlBBcDille 
auSjutoitfen; toie et aBct in ber g^lge bet SBol^Itptct beS 
üBetleBenben t>on ben Beiben SSetuttl^eilten toutbe, baöon toitb 
f))&ter ju tebcn fein. Slod^ öcrfd^iebener ^ti^tS^&nhd äl^nli^er 
Sltt nal^m ft(]^ JBoItaite im Saufe bet folgenben Stallte an; 
immer toarcn c§ feiner UeBerjeugung nai^ ungcrei^^tc Urtl^eiß* 
fprüd^c, bereu SBoIIjuge er enttoeber juöorgelommen, ober beren 
C^jfer er boii^ nad^träglii]^ ju rechtfertigen fud^te, toäl^renb et 
bie gfäae ate toamenbe SSeifpielc für bie Sutunft l^infteffte. 

S)enn toenn e§ il^m aui^ iebeSmal junfid^fl um ben cinjelnen 
3faff ju tl^utt toar, ber feine mtn]i^lxi^t Sil^eilnal^me erregt l^atte, 
fo l^atte er bod^ immer jugleiii^ ba§ Slllgemeine, bie SSerBefferutig 
bet 3led^t§pf[ege ü6er]^au<)t, im Slugc, bie bamalS, BefonberS in 
granlrei(%, nod^ tief im Slrgen lag. 2)ie Siortur, toie toir 
gefeiten l^aBen, ftanb noii^ im fd^önften g^or; ba§ SSetoeiSüerfal^rcn 
toar ein l^öiä^ft mangeH^af te§ ; bie Urtl^eiföfprüd^e ber ©ollegien 
tourben ol^nc 5IJlotit)irung aBgegeBen; e§ fcl^lte an ©leid^förmig» 
feit ber .®ef e^e in ben t)erf(3^iebenen 5ßrot)injen , toie an einem 
georbneten Snflanjenjuge; unb toa§ ein BefonberS DerbcrBIid^et 
UeBeljianb toar, bie JRic^terftellen tourben gefauft. ©aju lam 
ba§ BarBarifd^e 3Jlt§t)erpItm§ jtoifd^cn ben SSergel^ungen unb 
ben ©trafen. 3)ie SEobcSftrafe tourbe tocit über il^r natürli^eS 
®eBiet ]^inau§ angetoenbet unb burd^ |)anbaB]^atfen unb Saugen« 
auSfd^neiben, glül^enbe Sangen unb 3?ab in einer SQßeife üerfiä^ärft, 
bie eBenfo bem ^toed ber ©träfe, toie bem menfd^Iii^en ©effil^le 
jutoiber lief. 3lfö bal^er im Saläre 1764 ber SJlarii^efe Seccario 
fein aOßerl über SBerBred^en unb ©trafen erfd^einen Iie§, erfannte 
SSoItaire in il^m freubig, einen ©enoffen feiner SSeftreBungen, gab 
einer ber ©d^rtften über bie ^inrid^tung be la S5arre*§ bie gorm 
eines @enbf(^reiBen§ an il^n unb fd^rieB f^)äter üBer fein Be«» 
tül^mteS SBeri einen Kommentar. @Benfo unermüblid^ toie 
nad^brüdfftd^ brang er auf einfädle unb gfeid^förmigc ©trafgefe^« 
geBung, grünblid^ere unb l^umanere Unterfud^ung, getoiffenl^aftere 



SoUaite fttt betbefferte etaatgptnrid^iutfden. 149 

SBfiguttg betScugmffc, 2l6fd^affung bcxSottur totcbctaScxfiäö&tfung 
bcx 34)bc8fh:afc; ja btcfc fettji toolltc ex, mit cigcntltd^ nux fii^cm« 
boten SuSnal^men, in 3tt)angSatBeit t)ettoanbelt toiffen. £)ag in 
bem tru)nat(]^tfd^en fjftanfoeid^ SobeSuttl^eile t)oIlfltedt toetben 
!onnten, ol^ne bag bie ^toce^acten Dorl^ex bem j^öntg unb feinem 
Stetige iut obetflen Prüfung Dotgelegt traten, toätbe man l^eutelaum 
glauben, toenn xiiäjt biefer ^n!t untex 93oItaite'§ S)efibexien eine 
©au|)tftell[e einn&l^me. 2)ie Sixägex attex biefex 9JlängeI unb 9Jli6« 
bx&ud^e in gxanfxeid^ toaxcn bie 5}5axlamente, bie fxeili(% auf bex 
anbexen Seite jugleiii^, üexmöge bex :politifd§en SSefugniffe, bie fie 
fid^ an}ueipen getougt l^atten, bie legten @d^xan!en bex {öniglid^en 
aSBifflüx Bilbeten. 21I§ ba^ex im 3a^te 1771 bex ßaujlcx 5Dflau^)eou 
eine getoaltfame UmBilbung be§ fxanjöfifd^en ©exid^tStoefenS untex« 
nal^m unb inSbefonbexc ba§ 5ßaxifex 5ßaxlament auflöfle, Befanb 
fi(i^ aSoItaixe mit bex öffentlichen Stimme im SQßibexfpxud^. 2)iefe 
öexuxtl^eilte bu 5Dla§xegel t)om politifd^cn @tanb^)un!t au§; S3oi= 
taixe toax mit bem ßinfd^xeitcn gegen eiiic bexxottete, foxtfi^xittS* 
feinblid&e juxiflifd^e fliix^jexfd^aft cint)cxftanben , unb bex @xfoIg, 
nad^bem buxi^ Subtoig XIV. bie alten jpaxlamente toiebexl^ex» 
geflcttt toaxen, l^at feinem Urtl^eil nid^t gauj Unxed^t gegeben. 

^^oä) anä) übex baS @ebiet bcx 9ted^t§gefe^gebung unb 
Sed^t8<)flege l^inauS, auf ba§ bex SSertoaltung unb 6taat§ein« 
xid^tung übexl^aupt, exftxedten fid^ SSoltaixe'g xefoxmatoxifd^e SBc« 
flxebungen. ^iex toixiten bie ©nbxüdc, bie ex toSl^xcnb feinex 
jungen Sal^xe in ©nglanbexl^alten l^attc, lebcnSlänglid^ in il^m 
foxt. 6x toiH fjxcil^eit, obex bie fjxeil^eit befielet il^m baxin, nux 
bom ®efe^ abjul^&ngen. Slfe 5IJlenf(ä^en finb toix atte gleiii^, abex 
nid)t als ©liebex bex ©cfeEfd^aft. 2)ic befle Sexfaffung ift, too 
alle St&nbe glei(%mä6ig öom (Sefefee gef d^ü^t finb ; jja !ein ßanb 
ift toextl^/ betoo^nt ju toexben, fagt ex im SSexfud^ übex bie 
Sitten, too baS niii^t bex gatt ift. ttntex ben ©täuben ift e§ 
boxjugStoeife bex aSauexnjianb, beffcn SSoltaixe fid^ annimmt, bex 
geiftlid^e, beffen SSoxxed^te ex beldntpft. 2)ie ©teuexfxcil^eit bex 
geiftlid^en ®ütex finbet ex ebcnfo ungexed^t al8 ftaatSbcxbcxblic^ ; 
bie Älöftex jux 3luf]^ebung obex mögliiä^ften Sefd^xfinlung xeif. 
3m Sal^xe 1770 f(%xieb ex eine „33oxjieIIung an f&mmtlid^e 
Obxigteiten beS JReid^eS" im Slamcn beS ol^nel^in fo befd^tocxten 
SSauexnftanbeS gegen bie i^aftengefe^e unb ba§ SSexbot bex ^xbeit 



150 I^- ^oltaixt gegen Setbeigenfd^aft. — 6t)rad|e vtnb StU. 

an 6onn» unb getettagcn, beten ol^nel^tn ju t)iele feien. 3^ 
einer ganjen Steige Don Sittgqbcn unb ©duften dbn Veranlagte 
il^n toSl^tenb fpineu legten SeBcnSjal^te ber furd^tBare S)rucf, 
unter todititm er bic IciBcigcncn SBauem ber ©tifäl^erren t>on 
©t. ßlaube in feiner 3la(]^6arf(]^aft fcufjen fal^. 3!n aHen mög» 
lii^m gfomten, gefii^iii^tltt^en unb JRed^tSbebuctionen , ßingaBen 
ber SSaucm unb Betoeglid^cn ©d^ilberungen tl^rcr JßfarrcrS, fud^t 
er bie ®runbIoflg!eit ber 5Red^t§titcI , ba§ maä)Hf)nm ber SmS« 
Brfiu(3^e, baS @ntl)örenbc be§ ^n^anht^, bie S)ringli^feit ber 
SlBl^üIfe anfd^auliii^ ju mad^en. 3cbet 9Jlenfd^, ffil^rt er au8, 
l^at ein natürliches 9le(3^t ber freien SBerffigung üBer feine 5ßerfon, 
feine fjamilic unb fein SSermögen. UcBerl^aupt : „bie ®efe|geBung 
ift bic Äunft, bic JBöRcr qlüäli^ ju mad^en unb ju fd^ftfecn; 
®efc^c, bic beut cntgegentoirlen, flel^cn im SBiberfprud^ mit 
il^rem 3^^*/ unb ntüffcn ballet aBgefd^afft tocrben." 

@8 toar nid^t a3oItaire*§ ©d^ulb, ba§ feine SSentüi^ungen in 
biefcm S^IIc ftud^tloS BlicBen; benn er l^attc aud^ biegntal, 
neben feinem getoöl^nlid^en gifer, fein ganje§ Stalcnt ber S)ars 
ftettung unb ber JRebe eingefe^t. Unb fo fei benn l^ier, ba öon 
einem errcid^ten 3toedtc nid^tS ju mclben ift, ein JBort öon 
biefem getoalttgen 9Jlittcl gefagt. 3n ber 3;]^at, Don SSoItaire'S 
©prad^e unb ©til lann an jeber ©teile einer il^m' gctoibmeten 
Darfleffung gerebet toerben, toeil flc an icber ©teile feincä SKirfenS 
in'S ©piel unb in SBetrad^tung lommcn. 2lud^ Ifi§t fld^ furj 
barüBer reben, fo tiel borüBer ju fagen to&re, SJoItaire fielet 
unter bcn 5IJlei|lem ber ©prad^e unb beS ©tifö in erfter 5Rei]^e. 
Unb jtoar ift er, toaS jundd^^ bie Jßrofa Betrifft, biefer große 
3Reiftcr glcid^ertoeife in allen fj&d^em: in ber gcfi^id^tUd^en toie 
in ber JRomaner jfil^Iung , in ber affectbottcn JRcbe, toie in ber 
^)Pofo^)]^ifd^en ßrörterung, im ®tplanhzx bc§ SSriefeS toie 
im Söi^« unb 3omgefed^te ber ©treitfd^rift. 9lud^ finb bie 
SJotjüge überall biefelBen: einfädle Slatürlid^Icit , burd^fld^tige 
fllarl^cit, leBenbige SSetoeglid^Ieit , gefällige Slnmutl^. SBärme 
unb 9lac^brud( fel^len, too fie l^ingepren, nid^t; gegen ©d^toulft 
unb 3lffectation beS ©til'g lam ber SQßibertoitte au§ SJoltaire'S 
innerfter Slatur; toie anbererf eitS , toenn jutoeilen 5Dfhtt]^toitte 
ober Seibenfd^aft feinen SluSbrud in'8 ©emeine l^eraBjogen, bie 
©d^ulb nid^t am ©tiliften, fonbem am ^enfd^en injl^m lag. 



©pra^e unb @iil ^iiaxxt% . 151 

3ni SJctfc lommcn tl^m bic tnt])fxtä)mhm S3otjügc ju ©tattcn 
für bic ^Sid)zx bct lomtfd^cn ©tjäl^Iung unb bc§ leidsten (Sclcgcii:» 
l^ettS« ober ©tntigebid^teS : feine 5ßuceHc, t)etf(^{ebene feiner Contes 
unb eine gtofec S^l^l ^^^^ fogenanntcn Figutives finb ^IJleijlctflüÄe 
bc8 bi(i^tetif(|cn %u^hmd^ unb bet SSetSBel^qnblung , toäl^tcnb 
er in ber Obe ben fel^Icnben ©d^toung nid^t feiten burd^ JRl^etoril 
ju crfe^en fud^t, unb im emften §elbengebi(it toie im £)rama 
bem Unfcgen be§ 2llejanbriner8 nid^t fo glüdElid^ ju Begegnen 
getou§t l^at, als bieg bem Urtl^eil feiner SonbSlente jnfolge t)or 
i^m einem Siacine unb anbern nad^ i^m gelungen ift. 



9lfe jp]^ilofo<)]^en p^e%t man SBoUaitc üBct bie Sldöfel an-- 
jufcl&cn, if)m ßigcntl^ümlid^Icit, ®rünblid^!eit unb BefonbexS bcn 
@mft QBjuf^)tc(3^cn. @r gilt nun einmal für ftibol: fo fann c5 
tl^m au(% l^tet nid^t um btc SlufgaBen fcl6ft, fonbctn nur um 
ein @))icl feines (ScijieS unb SBitjcS ju tl^un gctoefen fein. Slffcin 
fiä^on bei Settad^tung feiner Slomanc l^aben toir gefeiten, toic 
angclegentlid^ il^n getniffe l^iel^crgel^örigc fragen, t)orne]^mKd& bic 
t)on bem Uebel in ber SBelt unb ber 2;l§eobicee, Bcjd^df tigten ; unb 
aud^ toaS toir jule^t über feine SSemül^ungen für unf(§ulbig 
SBerurtl^eilte ober ungerecht Unterbrüdte ju fagen l^atten, jeigt 
in htm Bpbtkx juglcid^ einen ernften ©inn unb ein toarmeS 
§erj. 3loä) beftimmtcr feigen toir in feinen eigentlid^ ^)]§iIofo^)]^ifd§en 
©d^riftcn, ba§ bic großen fjragen nad^ bem 2)afein ®otte§, ber 
9latur unb SSeftimmung be§ 3Jlenfd^cn, ber fjreil^cit beS 
menfd^Iid^en 3QßiIIen§ unb ber Unflerblid^Ieit ber menfd^Iid^en 
©eele il^n lebenSlänglid^ umgetrieben l^aben; ba§ er immer neue S5er= 
fud^e gemad^t ^at, biefen S^^agen geredet ju toerben unb toenigftenS 
fo tjiel Sid^t barübcr ju t)erbreiten, als il^m Bei' ber öon il^m 
fo tief emtJfunbenen Söefd^ränltl^eit beS menfd^lid^en @r!enntni§» 
Vermögens erreid^Bar fd^ien. Unb man barf nur l^ören, tocld^en 
Son er anfd^Idgt, toenn er t)on biefen S)ingen f<)rid^t, um fid^ 
JU üBerjeugen, ba§ e3 il^m bamit reblid^er @mft toar; in ba8 
©d^crjen unb @))otten Verfällt er in ber Siegel nur bann,, toenn 
et eS mit menfd^lid^em 3)ün!el ju tl^un l^at, ber ftd^ eiuBilbet, 
biefe enblofen Probleme enbgültig gelöft au ^^Ben, unb ftd^ mit 
))]^iIofol)]^ifd^em 2)ogmatiSmu§ bem tl^eologifd^en jur Seite flellt. 
Originell t^ SBoltaire al8 jpi^ilofoplj allerbingS nid^t, fonbem in 
ber ^au))tfad^e SSerarBeiter englifd^er f^orf d^ungen ; baBei crtoeift 



a^ottaite als $l^lofi)t>]^. 153 

et ^ä) aBcr butd^auä afö freien SJleiflet beS ©toffcS, bcn et mit 
unt)ergletd^lid^et ©etoanbtl^eit t)on aUen Seiten jn jeigen, in alle 
mbQliä)en S5cleu(%tungen ju ftcttcn, nnb babutd^, ol^nc ftxcng 
metl^obifd^ 3U fein, aud^ ben ^oxbexungen bet @tünblid^Ieit ju 
genügen toeife. 

aSoltaite'S ^j]^iIofo:t)]^tfd^e ©li^tiftflettetei etfltedt ^iä) t>on 
feinet WXdU^x ani @nglanb, am Slnfang feinet SJtanneSial^te, 
hiS in fein le^teS SebenSial^t l^tnein; fo ieboii^, ba§, fi]^nli(]& toie 
Bei Seffing, unb toie eS bei einet atoifd^en fititif nnb SPoefie 
fd^toanlenben Slatnt fid^ t)on fettft ergibt, öotjngStoeife bie 
fpdteten Sollte ben ^)]^ilofo|);§if(ä§4;§eoIogifd^en ©tnbien getoibmet 
ftnb. 9ln6et bem ;,meta))]^^fifd^en Xtactat", ben er um bie 
5Witte bet bteifeiger äfal^rc für biz 5Dlarqnife bn ßl^ätelet fd^rieb, 
unb ber erft nad^ feinem Sobe im 2)mdt erfd^tenen ift, gel^ören 
bie toid§tigeren ^)]^iIofo))]^ifd^en ©d^riften SJoItairc'g fämmtlid^ 
bem legten Slbfd^nitt feines Seben§ an. SStelgeftaltig toie er 
toat, l^at et anä) biefen |)l^iIofo))]^ifd^cn SSelenntniffen bie t)et= 
fd^iebcnjien gotmen gegeben. @§ lag ettooS @nc^IIo))äbif(^e§ 
im ®eifte jenet S^t; ^^ bi^ 3Jtitte be§ ^a^if)nnhext^ Ratten 
S)ibetot unb b'3llembett, untet SJHttoirfung einer Slnjal^l t)on 
©efcl^rten bet fteieten 9li(^tnng, baS große ©ammeltoerf ber 
(5nc^!lo^)äbic, eines SQßörterBu(^eS fämmtlid^er SBifjenfd^aftcn, 
flünftc unb ©etoerbe, unternommen, baS unter forttoäl^rcnben 
©d^toierigleiten unb flfintpfen, bie hm einen ber Unternehmer 
jum SlüdEtritt öon ber JRebaction t)eranla§ten, binnen jtoeier 
3a]^rje]§nte bod^ toirllid^ ju @nbe gefül^rt tourbe. SSoltaire, jur 
Sl^etlnal^me auf geforbert unb um jo mel^r bereit, als er t)erf d^iebcne 
«ttilel füt ein gefeHigeS Söer! äl^nltd^er SRid^tung jd&on in 5ßotS^ 
bam enttoorfen ^tte, trat eine ^di lang mit b'Sllembert jurüdt; 
ber jlanbl^aft gebliebene ber bciben 2)ioSfuren ftanb il^m femer 
unb fagte il^m, toie aud^ griebrid^ bem ©rofeen, t)ermöge feineS 
cnt]^ufiajiifd^*bemagogifd^en SQßefenS toeniger ju; bod^ mad^te il^n 
bcä S^itcfima^t beS Untemel^menS htm S^tcben 2)iberotS balb 
geneigt, unb er lieferte tofil^renb ber erften ^al^re feines 3lufent« 
l^alteS, am ©enfer @ee eine Sleil^e t)on Slrtileln für bie 6nc^IIo== 
p&bit. ©ie greifen in öerfd^iebene gäd^er ein, finb l^iftorifd^en 
unb äftl^etif d&en , ^j]^ilofo^)^ifd^en unb tl^eologifd^en ^nl^altS- 
%näi für jtd^ gab Soltairc im 3a§re 1764 ein ,|)]öilolo|)]^ifd^e8 



154 ^ V. n^oliaixei pmo\opiiiW^&ixi^Un. 

äBSttetBuc^'' l^erauS, baS et aber, ba eS il^m SSeranttoottung 
gujujtel^en brol^te, ju t)etleugnen für gut fanb unb f))dtet in 
t)eranbettcr unb cttocitcrtcr ©eflalt al3 ^^^f^agen über btc ^nc^Eo* 
^)fibtc" toiebcx erf(]^cinen liefe ;^ Bis jule^t bie §etau8ge6et fetner 
SQßetle btcfe fämmtltd^en Slxtilcl, fammt bcn für bit (Snc^!lQ))fibie 
gearbeiteten, unter htm %xtd eines ^)]^iIofo))]^ifd^en SB5rtcrBu(]5'S 
in 7 SBfinben jufantmenjiellten. §ier finbet man unter beii 
Slrtüeln Arne, Athöe, Causes finales, Dieu u. f. f. eine Slei|e 
Don ^Bl^anblungen, auS benen ^ä) baS ®an}e t)on äJoltatre'S 
))]^iIofo:p]^ifd^en ^nfic^ten enttoideln I&fet. @3 lam aber toftl^tenb 
ber foigenben ^al^e no(i^ eine Betr&(]^tli(i^e ^njal^l toeitetet 
@(3^riften üBer bie glciii^en ©egenft&nbe l^inju. 3!m ^^xe 1766 
.bie gebiegene SlBl^anblung : ,,3)er untoiffenbe Sßl^ilofop]^"; 1770 
bie SlBl^anblung: ,,SltteS in ®ott, ober ßommentar ju SRale* 
Branii^e"; jUjei Sial^re barauf ber Stractat: ,,3Jlan ntu§ ftiä^ ent« 
fd^eiben, ober ba§ ^rincip ber S^l^ätigleit", uub in eBenbemfetten 
Saläre bie fogcnanten ,,S8riefe beS 5DlemmiuS an 6icero". 3lud^ 
in biologifd^er S^i^ ^9^^ SSoltaire feine t)]^iIojo<)]^if(]^en\tlntet- 
fud^ungen gerne bar; toie benn feine ®cf^)rd(i^e jtoifd^en ,/ikaej 
unb 5ßofiboniuS/' jtoifii^en ,,6u=©u unb ftou" unb t)or Mm 
bie ,,S)iaIoge beS Sul^enteruS'' ju feinen toiii^tigfien :p]§iIofo))]^d^ 
@d^riften gel^Qren. Sel^tgebic^te als ®efäfee feiner ))]^ilofo))]§if(]^ 
UeBerjeugungen flnb unS Bereits t)orgeIoninten. 

Um bie 3lrt lenncn ju lernen, toie Sßoltaire an biefe 3lttf» 
gaBen l^eran trat, benSBoben, toorauf er fxä) baBei fteEte, toitt id^ eine 
©teile aus feiner metdjjl^^fifd^en SlBl^anblung für bie SJlarquife bu 
gl^ätelct anfül^ren, bie, nur toenig umgeftaltet, in t)erfd^iebenen 
feiner ©d^riften toieberlel^rt. aOßie toir, um baS rid^tige ©Aftern 
ber PanetenBctoegung ju finben , unS öon unfcrer @rbe l^tntoeg 
auf bie ©onne t)erfefeen muffen, fo, meint er, muffen tott, um 
ben 3Jlenfd^en rid&tig aufjufaffen, unS auS htm ftreife ber menfd^ 
lid^en SSorurtl^eile l^inauS, in bie Sage eines 5DlarS» ober Supiter« 
aSetool^nerS beulen, ber auf bie @rbe l^enmterMme. „^erab* 
geftiegen auf biefen Heinen ftotl^l^aufen," fagt er, „unb ol^ne 
toeitere SSorftcHung t)on bem 3Jtenfd^cn, als biefer t)on ben SSe« 
tool^nem beS 5DlarS obet 3upiter l^at, lanbe id^ an ben Ufern 
beS OceanS im Aaffemlanbe, unb lege mid^ t)or Slllem auf 
Äunbfd^aft nad^ bem 9Jlenfd^en. 3<ä& f^^^^ Slffcn, ßlcpl^ante«, 



Set yiettfd^ unb ha^ tffitt, 155 

Sieget, bie ffttmittlii]^ einen getoijffcn ©d^immet einet untooff« 
lommenen SSetnunft ju l^afien f d^einen. 2)ie einen toie bie anbeten 
l^aBen eine @)n:ad^e, bie iä) nid^f betftel^e, unb alle il^te Sl^&ttg- 
leiten fiä^einen fld| gleid^ettocife auf einen beftimmten Stoetf ju 
besteig. äBonte id^ bie Dinge nad^ beut etften @inbtud be« 
uttl^eileu/ ben fie auf mid^ mad^en, fo to&te id^ geneigt ju glauben, 
boft untet allen biefen SDßefen bct ^tp^ant baS t)ctnünftigfle 
fei; bod^ um feine üBeteilte ©ntfd^cibung ju tteffen, nel^nte id^ 
einige t)on ben jungen biefet öetf d^iebencn aOßefcn jut JBetglcid^ung. 
3K§ BeoBad^te ein Slegctünb t)on fed^S ^omtm, einen lleincn 
®tep]§anten, einen Ileinen Slffen, einen llctnen Sötocn, einen Heinen 
$unb. 2)a flhbe id^ ganj itDeifelloS , bag biefe j[ungen Sl^iete 
aBfe mtgleid^ mel^t fftaft unb ©cfd^id, mel^t S3orftcttungen unb 
Seibenfd^aften, mel^t ®cbftd^tni6 l^aBcn als bet Heine Sieget, 
ba^ fle aud^ il^te SQünfd^e t)iel beutlid^et auSjubtüdCen im @tanbe 
flnb. ®odö nad^ einiget ^ext ftnbctt fid^ baS SJctl^ältnife. S)et 
Meine Sieget jeigt fo öiele SSotftcHungen , tote fie alle; \a Balb 
getool^te iäf aud^, ba% biefe Slcgettl^iete untet fid^ eine t)icl 
Biegfamete unb mannigfalttgete @ptad^e l^aBen als bie üBttgen 
Xl^iete. 3d& nel^me mit bie Seit, biefe 6^)tad^e ju letnen, unb 
in Sttoftgung beS, toenn aud^ fel^t geringen @tabeS t)on UeBet« 
legenl^eit, bie fie in bie S&nge übet bie ^ffen unb @Iep]^anten 
Bel^aitpten, toage id^ enblic^ ju uttl^etlen, bag bie§ in bet %^at 
bet aJlenfd^ fei, Don bem id^ mit nun f olgenbe Definition mad^e : 
®et 9Äenfd^ ift ein fd^toatjcS Sl^ict, baS SffloHe auf bem ffio))fe 
]^at, auf jtoei Sa^en gcl^t, faft ebenfo gefd^idt toie ein 9lffe, 
toeniget ftatl al8 bie anbeten X^kxz feinet ®tö§c, mit cttoaS 
mel^ SJotftettungcn al8 fle unb mel^t ßeid^tigleit, bicfclBen auS« 
jubtUden; fiBrigenS ganj benfelBen Slotl^toenbigleiten untettootfen, 
geboten, lebenb unb ftetbenb toie fle." 3fnbem' nun bet un« 
Befangene S3eoBac^tet ftd^ au(^ nod^ an anbete $un!te beS @tb» 
BattS BegiBt, anbete Sl^iete al§ (glc^jl^anten unb Slffen, unb ftatt 
b'et fd^toatjen Btaune unb toei§e SJlenfd^cn mit anbeten SJot« 
ftcttungen lennen letnt, cttocitett et jtoat feine Definition be8 
SJlenfd^en, ol^ne jebod^ ben @tanb))un!t, ben et einmal füt bie 
S5ettac§tung bejfelBen eingenommen ]§at, ju t^etlaffen. SfnS- 
Befonbete BleiBt eS fiit il^n unb BletBt f ttt SSoltaite auSgemad^t, bog 
bem SRenfd^en toie ben S^l^ieten feine etften SSotfteHungen au3 ben 



156 ^. V. fßoUaixt mb htx (^oiMU^xi^. 

StnneSeinbtüden lommett. 2)aS @eb&(]^tm§ Utoa^xt Mefe Sm« 
btütfc auf, toit fc^cn ftc jufammen unb orbncn fic untct aHge« 
gemeine SSorfteÜungen, bie toix iebod^ gleid^faKg nur t)on einzelnen 
aBgejogen l^aBen; unb au§ biefet fjäl^iglcit, bie tott Bcfi^en, 
unfere SSorfteUungen jufammen^ufe^en unb ju oxbnen, gelten oEe 
menfd^lid^en ßrlenntniffc ^ttoox. 

S)a e§ toeitetl^iu nux bit Befannte SSorfteffungSatt be8 
Sode'fd^en 6enfuali§mu§ ift, bie unS l^iet Bei SSoltairc entgegen 
tritt, fo Italien toit unS nid^t länger babei auf, fonbetn tocnben 
uns fogleid^ ju ben Beiben SPunften, an benen, neben bex Slnjtd^t 
über bie Statut beS ntenfd^Iid^en @t!ennen§, jiebe ^jl^ilofo^jl^ifd^ 
aOßeltanfd^auung fi(^ am Beftimmteftcn lennjeiii^net : ben SSot* 
jleffungen öon ®ott unb, toaS mit bet ©tlenntnigtl^eorie ju« 
fammenl^dngt, öon bet menf(ä§lid^en ©eele. SBenn man in etflerer 
Sejicl^ung öon SSoItaite BiStoetlen als öon einem Sltl^eiflen 
fpted^cn l^ött, fo !ann bieS fo in'S SlUgemeine l^in nut öon 
fold^en gef(^e]^en, bie il^n Icbigli(^ t)om ^ötenfagen !ennen. 9Rit 
bet näl^eten SBeftimmung iebod^, ba§ SSoItaite jtoat einen ®ott 
gelel^tt, filt fi(^ ieboiä^ an fein 2)afein ni(^t geglaubt l^aBe, ift eS 
ani^ t)on fold^en Bel^auptet tootben, benen bie fienntnig feiner 
©d^riften nid^t aB3uf^)te(ä§en ifl. 2)et 3lnla§ ju bicfet ^Dletnung 
liegt in bet %xt, toie SSoItaite baS 2)afcin (SotteS ju Begtilnbcn 
fu(]^t. @t ]^at bafüt ätoci S3etoeife, unb t)on biefen ift bet eine 
attetbingS fo Befd^affen, ba% bet aud^ ben anbeten üetb&d^tig 
mad^en lönnte, S)iefet eine ndmli(§ ift nid^tS toeitet afö ein 
Slü^Iid^leitSBetoeiS , bet Slad^toeiS, bag bet ®IauBe an einen 
(Sott füt ben SSeftanb bet mcnid^Iid^en ®efell[d^aft ntd^t tool^I 
ju entbel^ten fei. „liefet l^eiligen Seilte/' fagt S3oltaitc in einem 
®ebi(^t „an ben SSetfaffet be§ neuen SSud^eS öon ben btct JBe« 
ttügetn" — 

3)ct l^cil*Qcn Seilte fann btc SJlenfd^^ctt niä^i enttatl^ctt, 
6tc ift ba^ feflc Sanb bet ©iltcn unb bcr ©taatcn, 
S5cn 3ftet)Ict güöclt fie/ l^cbt be8 ©ered^ten ^aupt 
©ein ©icgcl, toät' c3 jclbfl öom ^immel toeggctaubt, 
Unb fibxit biefet auf, ben ^öd^ften ju t)er!ünben — 
3[a, Qäb' e§ feinen @ott, man mügt' ibn f(ug§ erfinben. 

®ie8 ifl baS Betufene: Si Dieu n'existait pas, il faudrait Tin- 



2)et pxam\^t SSetoetS fftr ha9 2)afein (BotteS. 157 

venter. SBcnn SBa^Ie btc SBel^aitptuiig aufflcflcllt l^attc, bag bet 
atl^etSmuS ntd^t notl^tocnbig mit Unftttlt(%lctt DcrBunben fei, 
ba§ fid^ ein Staat üon Sltl^ctflcn gat tool^I bcnlcn laffe, fo 
ge^]§t JBoItaire bie§ für eine ©cfcttid^ift t)8n 5p]^iIofol)]^ett ju; 
a6et bte SJlaffe, mcitit et, l^aBc einen flarlen Sög^l nötl^ig, unb 
toenn SBa^Ie nur 5—600 SSauctn ju tegieten gel^aBt ^&tte, 
toihrbe er nid^t gefdumt l^abcn, il^ncn einen ®ott, ber ftraft unb 
belol^nt, au pxthiqm. Unb nid^t allein für SSauem, ganj be« 
fonberS aud^ für dürften unb 3;t)rannen finbet Sßoltaire e§ gar 
nid§t unBebenflid^ , il^nen bie JRüdftd^t auf einen ©ott, bem fle 
öeranttoortlid^ finb, aBjunel^men. (Sanj getoig tfi er feineS 
©iegeS mit ber ^rage: toenn il^r euer ®elb auSgeliel^en l^abt, 
fagt el^rlid^, ob il^r toünfd^en toürbet, ba§ euer ©d^ulbner, euer 
9lotar, euer 3lntoalt unb euer 3lid^ter alle mitetnanber an leinen 
©Ott glaubten? Ober toie er e§ ^)oetifd^ auSbrüdtt: 

2)o(^ hn, S3etnünftlet bet ifin fred^ au leugnen fud^t, 
SBon beinev Jtlügelet toaS ift hie fauBre gfrud^t? 
SQßttb e^tbatcr bcin SBeib? toitb tebltd^ct bein 5Püi3^ter? 
Glaubt et an feinen @ott; gal^U et geloig hi6) fc^led^iet. 

©ienad^ Wnnte eS in ber Sl^at fd^einen, al§ tofire ber 
©laufte an einen ®ott für Sßoltatre nur eine ejoterifd^e Seigre 
getoefen, bie er für ein SSebürfnig ber rollen Wcl^rl^cit ber 
5Wenfd^en l^ielt, tofil^renb er fclbft mit ben gleidö il^m pl^ilojopl^ifd^ 
©ebilbeten il^rer nid^t beburftc. Unb bennod^ trügt biejer ©d^ctn, 
unb aSoltaire fanb ben ®otte§glauben aud^ für fid^ felbft un« 
entbel^rlid^. JRtd^t <)raltifd^, aber tl^eorctijd^. 2lud§ für ftd& felber 
toar eS il^m eine SQßal^rl^eit, ha% toit mit bem Slb&rglauben nid^t 
auäf ben ®lauben, mit ben SPricftem nid^t ®ott toegtoerfen 
bürfen. ^^SfflaS lann ber §err bafür/' fagt er in bem angeführten 
©ebid^t - 

SQßaS !ann ber ©cn bafüt, toenn feine S)icnct ftetoeln? 
äBenn eS mit [Ratten l&uft in ^öben unb Getäfeln, 
3fl o^ne Reiftet bod^ baS $au3 nid^t aufgefü^tt. 
2)aS leupet feinet, bem beS äBeifen IRul^m gebü^tt. 

2)aS Io§mologifd§e unb befonberS baS ^)l^^ftcot]^eologtf d^e Slrgument 
für baS S)afein ©otteS l^atten für SSoltaire tJoHe UeberjeugungS« 



158 V. 'Dtx obetfie ^erfmetflev. 

!raft. 6§ tfl SttoaS, bamvx ift SttooS t)on allet (Stoigleit l^, 
fonft mügte (SttoaS auS Slid^tö entftanben fein, toaS unbenftot 
ifL S)ic SBelt ift mit Sntettigcna gcmad&t, folglii]^ ift jle Don 
einer anteiligen} gentad^t. ^tbti äBexI, ba^ un3 S^^tät itnb 
batQuf Beted^nete Mittel geigt, !ünbigt einen äQetJmeifter an; 
ein foI(%e8 SQßetI ift dbtx im l^öiä^ften ©inne bie SBelt. 2)ie 
SBetoegung ber @eftitne, bet Umlauf unferet @tbe um bie @omte 
t^oUjiel^t fifj^ nad^ ben tiefften matl^ematifd^en @efe|en. (Snttoebet 
flnb bie ©eftitne gtoge @eometet, ober e§ ift ber etoige ®tomäxx, 
toie $lato @ott fo t)ortreffli(i^ nennt, ber il^re SSal^nen georbmt 
]§at. Die belebten Sibxptx ftnb jufammengefe^t auS Rebeln unb 
aiotten, bie mä) ben ©efe^en ber 3Jle(äöaniI toirfen, au8 ©ftftcn 
bie nad^ ben Dtegeln ber ^^broftoti! umlaufen; bie lefienbig^ 
äBefen felBft l^aben fid^ biefe @inrid^tung nid^t gegeben, t>m 
ber bie toenigften eine S3orfteIlung l^aben: eS Bleibt olfo nur ein 
etoigcr ftilnftler. Die intelligenten SQßefen t)offenb§ fönnen un« 
mögltd^ au§ bem SSlinben, SJernunftlofen l^erDorgegangen fein: bie 
Sntelligenj einc§ 5Retoton lommt öon einer anberen ^nteHenj. 
äBie toeit biefe teleologifd^e SBelt« unb Slaturbetrad^tung Bei 
SJoltaire gel^t, feigen toir auS einem ®e\px&ä)t jtoifd^en ber Statut 
unb einem $]^ilofo:p]^en im pl^ilofopl^ifd^en SBbrterBud^. ' $)tt 
Jßl^ilofo^)]^ fragt bie 9latur, toie eS lomme, ba§ fle, fo rol^ i« 
il^ren (SeBirgen unb 5Jlceren, in ben 5ßflan§en unb Silieren fo 
Iünftlid§ fei. „5Dlein arme§ Äinb/' anttoortet fie il^m, „toiHjl 
bu, baß iä) bir bie SBal^rl^eit f agen foE ? 9Jlan l^at mir ein«! 
Flamen gegeben, ber mir ni(^t julommt. 5Dlan nennt mtd| 
Slotur, unb id^ Bin bod^ gauj ftunft." Sluf biefen ©ebanlen 
lommt Sßoltaire in berfd^iebenen ©d^riften jurüdC unb tl^ut fldj 
ettoaS bärauf ju gute, bemfelBen äuerjl biejen Beftimmten SluS* 
brud gegeben ju l^aBen. @in SSerbienft ]§at biefe Raffung in bet 
Sl^at, ba^ nämlii^, bm ^ixtd l^anbgreiflid^ ju ma^en, toorin 
biefe ganje SetociSftil^rung fid^ Betoegt, ju idqtn, toie fle bie 
Stoei, bie fie auS bem ©adE l^eröorjujiel^en toilnfd^t, felBfl t)üx^tt 
l^ineinftedtt. 3fl bie Slatur ein fid^ felBft fd^affenbeS ober ein 
gefd^affeneS SBefen? ift bie grage. ©ie ift gefd^affen, bcnn fle 
ift Äunft, lautet bie Slnttoort; äff ein ber toal^re SBertl^ biefer 
Slnttoort ift nur ber: fie ift gefd^affen, toeil id^ fie mir gcfd^af^ 
beule. Denn mit bem ßunfttoerl ift ia freilid^ aud^ ber AünfÜer 
gefetft; mit ber Sluffaffung ber 9latue al8 Äunfl ift bie fjrage 



ißoUaixe^ Dualismus. 159 

j6emt8 cntfd^icben. 3Jlan flcl&t: btc ©tunblage öon SoItaite'S 
X^aSmuS ift fein ©ualtSmuS, bte Srcnnung öon ftraft unb 
©toff. Se8rctfKd&, }oenn bte 3Jtatetie tobt, füx ^äf ol^ne ßraft 
unb ßeBen tfl, fo Bebatf fic eines SBefenS aufeet fid^, baS S3c= 
toegung, 3tocÄ unb Otbnung in fic Bringt ; toenn fie baS Sßpncip 
bet ©cftaltung nid^t in ^ä) felBer l^at, mufe biefe il^r fteilid^ 
t>on au§en lommen. 9lBet tool^er tocife man benn, baß fic e8 
nicäftt in fid^ l^at? gtfd^eint ftc un§ benn in bet aOBitlliii^Icit 
itgenbtoo gefloItloS? 9litgenb8 etfd^cint fic fo; cinaig unfer 
SDcnIcn, unfct JBotuttl^etl ifl c8 , boS i^x baS ßeBen auffangt, 
um es il^r mittelfl eincS ®otte§ toiebet einf^)ri^cn jn lajfcn. 

• ©iefen ©naliSmuS aBex einmal gefe|t, fo toei§ SSoItaire 
bemfelBen bod^ bie möglid^ft ))]^tIofo:pl^if4e Raffung au gcBen. 
@t jeigt fid^ bet ^nnal^me einet ctotgen ^atetie nid^t aBgeneigt 
aBcr mit btefet ifl il^m aud^ bte göttlid&e ©ntoitlung auf biefelBc, 
bie ©d^ö^ifung eine etoige. aOßie bie ©ttal^Icn bet ©onne fo alt 
finb als bie Sonne felBft, fo l^at bet etoige Söaumeiftet immet Bauen 
muffen. ®otte8 SDßefen ift, au toirlen ; alf o l^at et immet getottit ; 
alfo ift bu aSBdt ein etoigct Slu^ftug t)on il^m, unb toet (Sott 
als etoig etlcnnt, mug aud^ bie SBelt als etoig etfennen. Unb 
toic et immet getoitit l^at, fo l^at et anä) 3lffeS getoittt, toaS 
et toitfen tonnte, ©agen, et l^Stte aud^ nod^ SlnbcteS f (Raffen 
lönncn, ]§ei§t il^n als Utfad^c ol^ne SQßiilung fe^en. Die ^u 
nung, @ott l^aBe biefe ^elt auS allen möglid^en äBelten auS- 
getool^lt, l^dttc fld^ tid^tig öctftanben fo auSaubtüdten , et l^aBc 
fte untet SBclten auSgetoäl^lt, bie unmöglid^ toatcn, in bet 5£]§at 
alfo gat nid^t auSgcto&l^lt. Den gintoanb, bag j[a bann @ott 
nid^t ftei to&tc, lä§t SSoltaite nid^t gelten, fjtei fein ]^ei§t 
lönnen, fagt et. ®ott l^at gclonnt unb et l^at gemad^t. ©ne 
anbete Steilheit lenne id^ ntd^t. SQßir Bcmetlen, toic nal^c l^ict 
SBpltaite an Spinoaa ^etanttitt. @ott ift i^m ;;baS ^öd^fte, 
etoige, intelligente Sßefen, t)on bem in iebem SlugcnBlidC atte 
aOBefen unb alle Sitten beS ©eins im [Räume au8f[ic§en" ; ober, 
toenn 5DlaleBtand§e U^anpUk, ba§ toir 9lllc8 in ®ott fe^en, fo 
möd^te aSoltaire licBcr fagen, ®ott fel^c unb toirle SlUeS in unS. 
SlBet, tjettoal^tt et fid^, SluSpffc finb nid^t Steile. Sei ©|)inoaa, 
meint et, fei @ott bie ©cfammtl^cit attet Dinge; nad^ il^m ba» 
gegen fCtegt bie @efammt]^cit bet Dinge t)on @ott auS. ^m 



160 V. Foliant uttb bie Tfitohlctt. 

BcfHmmtc^cn fd^cibct tl^n öon ©ptnoja bct 3toe(I6egriff , bcn 
btcfct aus bct ^atuxBettad^tung auSf daliegt, to&l^rcttb SJottotte 
feine gatije SBcItatifc^auung batauf gtünbet. SBo fW^ ein SJer* 
fu(% auftl^ut, bie Statut auti^ ol^ne btefc öon außen in fle l^inein« 
gefd^affcnen 3^^*^ ju etllfiten, eigene SefienS» unb (Snttoidffutig?« 
It&fte in il^t nad^jutoeifen , ha feigen toit i^n ju entfd^icbenem, 
ia ieibenfiä^aftlid^em 3DBibetfpru(^ aufgeregt. ®§e ex fld^ flBer« 
teben Id§t, ba§ einft ba§ 3Jleer unfete l^öii^flen SSexge Bebe* 
unb bort urtoeltlid^e 50luf (fieln aBgelogert l^aBe, Ifi§t et biefe Hebet 
jpilgem t)ont ^ute gefallen fein, ©d^on lange BeDot baS „B\jfbm 
bet Statut" bie ffit feinen S)uali§ntu3 jetftötenben Sonfequenjen 
jog, t)etfoIgte aSoltaite bie 33et[ud^e be§ @ngl&nbet8 Slecbl^om, 
eine generatio aequivoca ju ettoeifen, bie Sl^eotie be§ gtanjofcn 
be 5JlaiIIet t)on einet aufftcigenben 3)letaniot|)l^ofe bet Sl^ietatten, 
ebenfo mit unetbittlid^em ©potte, toie in 2)eutjd§Ianb Sfteimctu8 
fte mit unetmübli(^em Stufte Bef äm<)fte. Seibe 3Jl&nnet tonnten 
fel^t tool^I, toaS auf bem ©piele ftanb. ©cltfam! tofil^tenb 
unfctem ©oetl^e feine gtöfeete fjteube l^&tte toetben lönnen, aß 
bie 9lu§6ilbung bet ©attnin'fd^en S^l^eotie nod^ ju etleben, fonb 
ftd^ JBoltaite fd^on butd^ bie ctften nod^ jiemli^ pl^antafüfdjen 
SSotläufet t)on SamatdE unb ©attnin Beuntul^tgt. 

SBit l^aben alfo nad^ Sßoltaite eine fd^ö))fetifd^e 3fntettigenj, 
bie t)on ©tnigfeü l^et ift, benn fonft müßte ja gttoaS au8 9HdJt8 
getootben fein, unb bie in 3lIIem ift, h)a§ ift. SlBct aud§ in 
Slllem, toa§ nid^t ift? Obet gibt e§ t)ielleid§t lein 9lid^t8 außer 
bet 2öelt, b. 1^. ift bie SOßelt unenblid^? 5Retoton, anttoottet 
SJoItaite, l^at hm leeten Sftaum Betoiefen; gibt eS aBet ein SeereS 
in bet SBelt, toatum nid^t aud^ außet il^r ? 3)a§ Unenblid^e ber 
3lu§be]^nung ift fo unbenIBat toie baS bet S^^I*- ^cin lomi 
immet no(^ ettoaS l^injufügen. ©o etgiBt ftd^ bie tounbetfid^e 
Snconfequeuj, baß SJoItaite bie SBelt jtoat in bet S^tt, oBer 
nid^t eBenfo im 9laume unenblid^ ftd^ beult. Sft aBet bie SBBelt 
nid^t unenblid^, tool^et nel^men toit ba§ 9led^t, un8 ®ott, beffen 
S)afein unb ©genfd^aften toit bod^ nut auS bet Sffielt etfd^Iießen, 
unenblid^ ju beulen? 3ebe8 Sffiefen ift Begtenjt butd^ bie Joe» 
btngungen feinet Slatut, baS l^öci^fte SBefen nid^t ausgenommen, 
es ifl hit l^öd^fte 3Jtad^t, aBet eS ifl feine fd^tanfenlofc SRad^t. 
©0 l^at es au^ bie SOßelt nut untet bcn SSebtngungcn etfd^affen 



Soltaite'g &tpimmu^. 161 

Jönnen, unter benen flc cjiflitt. 3tt btefctt 6fi|ett liegt SSoI» 
tcim'8 Sl^eobicee. JBon betn Uebel in bet SBelt l^at et, tote tott 
1018 aus fetnen Stouiatten unb feinem (gtbBeBengebid^t erinnern, 
eine fel^r leBl^afte @ni^)finbung. S)ieienigen, fagt er, toeld^e 
fd^en, SHIe8 fei gut, flnb ^ax^cdanS. S)ag UeBel ejiflirt, unb 
c8 ift aBfurb, e8 ju leugnen. S)ie @rbe ifl tin ungel^eurer 
OSfaupla^ beS Sllorbeng unb ber SerfliJrung. Ser 3Jlenf(^ ing« 
Befonbere ifl ein fel^r elenbe» SBefen, „baS einige 6tunben ber 
ßrl^olung, einige 9JKnuten ber SBefriebigung unb eine lange g^Ige 
tjott 6d^merjen8tagen in feinem lurjen SeBen l^at." ©in un« 
erfd^ütterlid^er fjete aber ift naiä^ Voltaire baS SQßort 6picur8, 
bag @ott ba8 Uebel enttoeber nid^t l^abe l^inbern !önnen, ober 
nid^t l^abe l^inbern toollen. §ier entf(ä^eibet fid^ nun SSottaire 
för ba8 (grftere. Sa8 einjige Sllittel, ®ott toegen beg Uebefö 
JU entfd^ulbigen, meint er, fei, ju geftel^en, ba§ feine 3Jlad^t e8 
nid^t l^abe übertoinben lönnen. „^ä) toitt lieber," fagt er, „einen . 
befd&ränften @ott anbeten, als einen böfen. Ser Urfprung beS 
Hebels toirb mid^ immer in einige aSerlegenl^ett f e|en ; . bod^ beule 
id^ eben, ber gute Crmujb, ber 3llleS gemacht l^at, l^abe eS nid^t 
beffer mad^en lönnen." SSiStoeilen fül^lt fid^ SSoltaire fiil^n genug 
JU ber S3e]^au^)tung , ®ott l^abe bie SBelt fo toenig ol^ne üebel 
fd^offen Wunen, als er mad^cn Jonnte, ha% bie brei SBinM eines 
©reiedfS nid^t glcid^ jtoei redeten feien. 3!n ber STl^at aud^, toie 
tooHte er einen jufammcngefe|ten ßörper, toie ber menfd^lid^e 
unb oud^ ber tl^ierifd^e ifl, unauflöSlid^, unb toie ben aupslid^en 
fd^mersloS mad^en? Unb toaS baS moralifd^e Uebel betrifft, toie 
tooHte er ben 5)lenf d^en jum für fid^ beftel^cnben , lebenbig toir« 
lenben SBefen mad^en, ol^ne il^m ©genliebe ju geben, bie il^n 
notl^toenbig jutoeilen mißleitet, unb Seibenf d^aftcn , bie il^n in 
flatrtpf unb Ärieg bertoid^eln? ®ana berul^igt freilid^ toar fSoU 
totre über bie l^iemit in ®ott gefegte ©darauf e nid^. „6S 
fd^eint mir Har," fd^reibt er einmal, M% in ber Slatur eine 
3ntettigena toirlt, unb nad^ ben UnüoElommenl^eiten unb liebeln 
in ber Slatur fd^eint eS mir, bafe biefe Sfutettigena befd^rfintt 
ifl; bod^ meine eigene ift fo erftaunltd^ befd^r&nlt, ba| fie immer 
fürd^tet, nid^t au toiffen, toaS fie fagt." Unb in einem p^ilofb« 
^)]^fd^en ©efprfid^e lägt er beri Vertreter feiner ^Infld^t auf bie 
8frage, ob er feines 6^ftcmS aud^ fidler fei, bie Slnttoort geben: 
XI. 11 



\ 



162 V. 0oii an ä^ngeltet. 

,.3d^? \ä) Bin t)on 9lid^tS fU^et. ^d^ glaube, bag eS m tntefft- 
,9ente§ SBefcn, eine Bilbenbe Ätaft, einen ®ott gtBt. UcBct oHeS 
SOßeitere tof ))e td^ im ^tnfient $eute Be]§au:pte td^ eine ^fi>et, 
morgen jtoetfte iä) haxan, übetntotgen leugne iäi fle , unb iebeti 
%ag lann td^ mid^ trten. 3lEe el^tltd^en ^l^ilofopl^en , toenn fle 
einmal ton bet SeBex toeg ]pxeä)zn, l^aben mit geftanben, bafe 
e8 il^nen nid^t anbetg gel^e." 

3)er 6(^lu§ au§ bet (Ssiftena unb ©intid^tung bet SQBdt 
l^at uns bis l^ie^er nad^ SSoItaite nut ju bet Uebetjeugung ge^ 
fftl^tt, ba§ ein SBefen bon überlegener 50lad^t unb SBeiS^ett ber 
Url^eber biefer SBelt fein muffe; ba§ biefer ©d^öipfer unb ©rigoltet 
ber SQßelt aud^ il^r Slegierer, ba§ er für bie 5D^enfd^en ber 6r= 
tl^eiler t)on Sol^n unb ©träfe je nad^ il^rem moraltfd^en JBer« 
l^alten fei, erl^eUt barauS nod^ nid^t. Unb bod^ ift gerabe bie§ 
bie §auptfad^e. SBenn man ®ott, falls er nid^t ejiftirle, erfinben 
müfete, fo ift e§ ja eben ber bergeltenbe @ott, um ben e8 boBei 
ju il^un ift @§ l^anbelt fid^, fagt SSoItaire, nid^t fotool^I um 
eine metapl^^fifd^e, als um bu praftifd^e fjrage, ob eS für ba§ 
gemeinsame SBol^I t)on unS elenben benlenben SBefen erfprießlid^ 
fei, einen lol^nenben unb ftrafenben ®ott anjunel^men, ber unS 
gleid^ertoeife jum gügel toie jum SErofle biene; ober btefe 3bee 
ju üertoerfen unb unS unferem @lenb ol^ne STroft, unfern Saftern 
ol^ne Sügel ju überlaffen? „S)ie ganje 9latur/' fd^reibt SSoltoire 
in bem SSrud^ftüd ber ^nftruction für einen Äron^prinjen , • „l^ai 
Sinnen ba§ S)afein eines toeifen unb m&d^tigen ©otteS betoiefen; 
an ^l^rcm §eraen ift eS, baS S)afein eineS geredeten ®otteS ju 
em^)finben. SBie lönnten 6ie geredet fein, toenn ®ott eS nid^t 
tofire? unb toie lönnte er eS fein, toenn er nid^t ju ftrafen unb 
8u belol^nen toüfete?" — „ßeine ©efeUfd^aft," lefen toir in ben 
Sl^omcn am ©d^luffe ber 3lb^anblifttg: ®ott unb bit SJlenfd^en, 
„!ann befleißen o^ne ®ered^tig!eit: berlünbigen toir borum einen 
geredeten ®ott. SQßcnn baS ®efe| beS Staates bie belannten 
aSerbred^en ftraft, ber!ünbigen toir einen ®ott, ber bit unbelannten 
aSerbred^en ftrafen toirb. @in Jßl^ilofopl^ mag ©^pinojift fein, 
toenn er toill; aber ber Staatsmann fei STI^eift. ^f)X toijfet 
nid^t, toaS ®ott ift, nid^t toie er ftrafen unb belol^nen toirb*. 
aber il^r toiffet, ba§ er bie ^öd^fte »ernunft, bie l^öd^fte SBiHtgfeit 
fein mn% baS ift genug, ßein Sterblid^er l^at baS 9led^t, eu^l 



Mj^lx^idmmtx^. — SSoItatte unb fteimatuS. 163 

gtt h)tbetf|)te(^en, toenn tl^t eine Sad^e Be^att^tet, bte toal^tfd^etn« 
Itd^ unb bem menfd^Itd^en @efd^le(^te nötl^tg tft/' äBeitet ift 
SSoItatte aud^ in bem Spontan, ben et imCS Sal^t 1769 eigens 
gegen ben Sltl^eigmuS unb feine flttenbetbetblid^en SBithingen 
gefd^tieBen ]§at, bet „©efd^id^te 3enn^'8/' nid^t gelontmen. 9lie» 
manb toetbe Betoeifen fönnen, ift fjm hk 3JlotaI, haf^ c§ @ott 
unm9glid^ fei, ^^^ ^<^f ^ 3^ Befttafen, b. 1^. bag et bet SBelt nid^t 
Idnne eine /©intid^tung gegeben l^aben, bie beffen Sefttafung 
l^etBeifill^te; folglid^ fei füt htn ^enfd^en in aUetoege boS @e« 
tatl^enfle, ted^tfd^affen ju fein. SBtt feigen : an feinet ptaltifd^en 
mithin cm feinet toid^tigften 6eite ftü|t fld^ SSoItaite'S ©otteS« 
glauBe bod^ nut auf feinen 9lü|ltd^!eitgBetoe{§. S)iefet aBet ift 
eine fo ^Jteläte, l^inffiHige 6tü|c, ba§ nid^t ju Begteifen to&te, 
toie SSoUaite ben @otte8glauBen l^ätte feftl^alten {5nnen, toenn 
bctfelBe nid^t auf feinet tl^eotetifd^en 6eite bie feftete ©tunblage 
be8 :t)]^^ficot]§eoIogifd^en SSetoeifeS, obet beS 2)ualigniu3, gel^aBt 
l^fttte. ©0 lange SJoltatte Sualift toat, b. 1^. nid^t einfal^, haf^ 
bie SBelt au8 fld^ felBfl ju Begreifen ift '— baju Um et aBet 
nie — , fo lange toat et aud^ Xl^eifi; unb Brandete et einmal 
einen ®ott aU SCßeltBaumciftet, fo etgaB e8 fid^ üon felBft, il^n 
aud^ als 6döidEfaI§IcnIet unb SSetgeltet nu|Bat ju mad^en. 

SBie aSoItaite, f o toat aud^ unfet 9leimatu§ 2)ualift in S3ejug 
auf bie Segtiffe ton ®ott unb SBcIt; aBet et toat e§ eBenfo in 
SJejug auf bie SBegtiffe bon ©eele unb SeiB. Unb eine§ fd^eint 
mit bem anbetn gegeben. SBet, um bie Stoedhnfifeigfcit in bet 
SMt 8« etHdten, einen tjon il^t betfd^iebenen ®ott nöt^ig ju 
l^aBen meint, bet toitb, um ba8 Senlen unb SBotten be§ 5Dlenfd^en 
gu etH&ten, eine bom Äötpet üctfd^tebene ©eele t)otau§fe|en. 
^iet üBettafd^t unS nun aBet SJoItaite butd^ tim met!toütbige 
SlBtoeid^ung. 2Bat bem SBolfianet SieimatuS bie @eele eine t)om 
ftStpet betfd^iebene ©uBflanj, fo l^atte SSoItaite als Slnl^änget 
iSodCe'S mit ben angebotenen 3been beg ßatteftuS aud^ bie Be« 
fonbete ©eelenfuBjtana üBet SBotb getootfen. Slid^t, ha% et mit 
ben 50latetialiflen bem Äött)et an fid^ bie g^&l^igleit ju beulen 
Beigelegt l^&tte; aBet et l^ielt ftd^ an ben Sode'fd^en @a|, toit 
ISnnen nid^t Bel^au^ten, ba% e§ bet ^Qniad^t unmöglid^ getoefen, 
efaiet ^attllel 5Wotetle — bem menfd^lid^en ©el^itne — bie 

^igleit beS S)enlen3 mitjutl^eilen. @o mugte bet ®otte8Begtiff 

11* 



164 V. 3)te ©ccle. 

in feinet l^öd^fien @:pQnnung, olf o bet 2)ualt8ntu8 auf bet einen 
6eite, metltoütbtgettoetfe boju l^elfcn, bcn ^naliSmvS auf bet 
anbetn au8 beut SBege ju f(3^affcn. ®ott toitft in unS unfete 
aSotftellungen unb SSetoepngen; aBet et toitft fle mittelft bet 
lünftltd^en ©intid^tung unfetet 6inne§toetfaeuge unb üBtigen 
Ctganc, ol^ne ha^ eS baju nod^ eines Befonbetn in unfetem SeiBe 
tool^nenben 6eelentoefenS bcbütfte. S)ic Xl^iete l^aBen ja eBenfo 
©mpfinbung, JBotfleliung, ®ebäd^tni§, unb anbetetfeitg SBegcl^ten 
unb SSetoegung tote toit, unb bo^ beult Sliemanb batan, il^nen 
eine immatetiette ©eele jujufd^teiBen; toatum follten bcnn toit 
fttt baS unBebeutenbe 9Jle]^t icnet gfil^igfeiten unb SEl^&tigleiten, 
beffen toit un§ etfteuen, einet fold^en Bebütfen? SBit flnb et« 
ftaunt, fagt SJoItaite ein anbetmal, üBet ba§ S)enlen; aBet ba8 
©ntpfinben ifi eBenfo tounbetBdt. @ine göttlii^e ffitaft offenBott 
fid^ in ben @ntpfinbungcn bc§ niebetften 3fnfect§ tote in bem 
©el^tn eines Jfletoton. 9lBet biefe ©ntpfinbungen ftnb nut l^öl^ete 
SQßitfungen betfelBen ntc(3^anifd^en ®efe^e, bie, bon @ott in fle 
gelegt; in bet üBtigen Statut toitfcn. 5Wan fagt tool^I, eS fei 
nid^t JU Begtcifen, toie gnipfinbung, ©cbanle, einem auSgebcl^nten 
SBefen julommen lönne. Slllcin Begtcifen toit'8 benn,.ftagt fßoh 
taite, t)on einem unauSgebcl^nten ? SJlatetie unb ®eift ftnb ja 
hoäi junfid^ft Bloße SBotte; toit l^aBen bon bem einen fo toenig 
einen beutlid^en S3egtiff toie bon bem anbetn. S)atum lönnen 
toit aBet aud^ nid^t jum SBotauS it^auptm, tooju baS eine ober 
baS anbete fällig fei, obet nid^t; bic fjai^igfeit ju benfen bem 
ftötpet ab jufpted^en , ift nid^t minbet bteift, al8 fie bet 6eele 
^aBauft)ted^en. UeBet]^aut)t : 6eele, toaS ift benn baS? @in leetcS 
' ® ebanlenbing , toie ®ebad^tni§, SBille, ®pxaä)t u. f. f. Set= 
gleid^en gibt e8 nid^t; e§ ift immet nut bet 3Jlcnfd^, bet fid§ 
etinnett, toiff, \pxxä)t unb betgl. S)ie ©ccle, bie man fid^ afö 
ein SBefen füt fld^ beult, ift in bet %^at nut eine bon bem 
l^öd^ften SBefen un8 betliel^cne ßigenfd^aft, fle ift eine jS&^qhit, 
bie man füt eine ©uBflana genommen l^at. 3fm ®tunbe ^mmt 
biefe 9lnfld§t aud^ mit unfetet inneten ßtfal^tung, toenn toit unS 
biefe nid^t butd^ SSotuttl^cilc betfälfd^en laff en, jufammen. Stoifd^en 
bet SSetbauung in unS unb bem S)enlen ift fteilid^ ein fo gtofeet 
Untetfd^ieb, baß man leidet baju lommen !ann, BeibeS auf jtoei 
betfd^iebene ©uBftanjen autttdEjufül^ten. Slllcin, toenn id^ bod§ 



fßoüaixt unb bet Unftetblid^IeitgglauBe. 165 

ol^ 9la]§tung unb SSexbduung nid^t beulen {ann, mitl^in baS 
eine bte S9ebtngung beg onbetn ifl, toatum foQte ntd^t baffelbe 
äßefen, baS t^etbaut, ani^ benlen fönnen? @o t^tel td^ mit aud§ 
SRül^e goB, fagt SSoItatte, ju flnbcuMbag toit unfcret Stoci feien, 
l^oBe id^ bod^ fd^Iieglid^ gefunben, ha% iä) nur @iner Bin. 

S)aS todte nun infotoeit ganj fd^ön, toenn eS nut nid^t fel^t 
etttjK^afte ßonfequenjen ptte. 3)iefe J^at fBoltaixt fd^on tjon 
t)otn herein erlannt unb in i^xn ganjen ©d^fitfe fld^ jum S5e« 
tougtfein geBtnd^t. ^n bem metctpl^^fifd^en Zxadat für bie 
SRatquife, too et, ba betfcIBe nid^t füt bie £)effentlid^!eit beftimmt 
toat, mit trottet Cffenl^eit fpted^en lonnte, gefleht et, bei bet 
(Einfid^t, bie et l^obe, ba% unS aUe unfete SSotfteUungen auS ben 
Sinnen lommen, lönne et fid^ beS Sad^enS nid^t ettoel^ten, toenn 
mm i^vx fa^e, bie ^enfd^en toetben nod^ SSotfteQungen l^aben, 
toenn fie feine 6inne mel^t l^aben toetben. ®6enfo getne tooffte 
et glauben, toit toetben nod§ ejfen unb ttinlen nad^ bem SEobe 
ol^ne ^Dhtnb unb ol^ne ^agen. ^ÜetbingS, ba @ott bie f^&l^ig» 
feit, SSotfieHungen ju bilben, mit einem Sl^cil unfcteä ©el^itneS 
t)et6unben l^abe, fo fönnte et mit biefem ©el^itntl^eil aud^ jene 
g&l^igleit etl^alten (benn fie ju etl^alten ol^ne il^t Otgan, baS 
toftte ebenfo unm5glid^, aU baS Sad^en eines ^enfd^en obet hm 
(Befang eineg SSogelS }u etl^alten nad^ htm S^obe beS SSogelS unb 
beS SJlenfd^en). 5WögIid^ tofite aud^ getocfen, ba% et ben 5Wenfd^en 
unb ben Xl^ieten eine immateticffe 6eele gegeben l^ätte unb bieje 
unabl^ängig t)on il^tem Siüxptx f ottetl^ielte ; fo gut al8 ti x^m 
mSglid^ getoefen toäte, bem ^nfd^en jtoei 9lafen unb üiet $&nbe, 
^gel unb fttaUen ju geben: abet um ju glauben, bag et aUe 
biefe mdglid^en S)inge toitüid^ gemad^t l^abe, müßte man fie 
feigen. „S)a id^ nun nid^t fel^e, ba§ ba§ S)enlen unb @m^)finbcn 
be8 SWenfd^en ein immatetieUeS S)ing ift, toet foll mit betoeifen, 
ftagt JBoltaite, ba§ eS ba§ ift? SBie? id^, bet got nid^t toeiß, 
toaS baS S)enlen ift, follte bel^aupten, ba§ eg etoig ift? ^ä), 
bet toei§, ba§ bet Sllenfd^ gefletn nid^t toat, foEte bel^aupten, 
ba6 et einen Xl^eil in jtd^ l^abe, bet feinet Statut nad^ etoig 
ifl? Unb tofil^tenb id^ bie Unfletblid^Jcit bem betfage, toaS biefen 
^unb, biefen ^apaqn, biefe Stoffel befeelt, foEte id^ fie bem 
SJlenfd^en jugeflel^en, aug bem eingigen ®tunbe, toeil bet 5Wenfd^ 
fie toünfd^t? (58 toftte in bet Xl^at fel^t angenel^m, fld§ felbfl 



166 V. SSoltatre unb Slouffeau. 

ju üBetIcBen, ben Beffetn 2^ctl feinet felBfl in bct S^fl'itimj 
beS anbetn ju etl^altcn, für tmmet mit feinen gftennben ju fein 
u. f. f. S)iefe ^xm&xt Wnnte in toitHid^em 5m§9cf(ä^idtc ttöplii^ 
toetben. 9{nd^ fag' id^ gat ntd^t, bag id^ SSetoetfe gegen bie 
Unftetblid^Iett l^abe; iä) fage nnt, bag aUe SBal^xfd^einlid^IeitS» 
gtönbe gegen fte ftnb." 

S)a8 toat SSoItaite'S ftfil^getoonnene, folgeted^te UeBetacngung, 
nnb er tft an betfelben auä) f^)fitet niemals irre getootbcn, tooilt 
abex mit il^t ni(ä^t toenig in'8 ©ebtänge gctommen. SSot bem 
$nbli!nm ol^nel^in; jntoeilen t)ieaeid^t bod^ aud^ bei fld^ felbft. 
äBit erinnern nnS, toeld^eS @etotd§t er, für ben SSeftonb bet 
menfd^Iid^en ©efelljd^aft, anf ben ©lanben an einen t)ergeltenbcn 
®ott legte. 2l6er bie SBege biefer göttlid^cn SSergeltnng laufen 
ja, ber gemeinen SWeinung jufolge, ganj ]^an^)tf&(3^Kdö burd^ baS 
3enfeit8. @r mod^te immcrl^in Bei hzm S)a§ ftel^eri BleiBen unb 
iebe 9lu§funft über ba8 S3ßie ber göttlid^en SBergeltung aBIel^nen; 
man !onnte il^m ba§ äBann entgegenl^alten. 2)a er felBfl ntd^t 
Bel^anptete, ba§ fid^ bie göttltd^e @ered§tig!ett in biefem SeBen 
t)oIIftänbig t)ertoir!Iid^e , toann fottte fte fld^ benn tjertotrMtd^«^/ 
toenn baS fiinfttge ÖeBen im Stoeifel BKeB? Unb toeld^e erbau« 
lid^e SBirlung l^atte nid^t fo eBen erft Jflad^Bar 5ftouffeau baburd^ 
erjielt, ba§ er in bem berül^mten ®IauBen§BeIenntnt§ feines 
fat)o^ifd§en SSicarS, unter fo mand^en ße|ereien, bod^, neben bem 
©lauBen an ®ott, jugleid^ ben an UnflerBUd^feit aufredet erl^alten 
]§atte! man fagt tool^l, ®ott fei unS nid^tS fd^ulbig. 9lein, 
entgegnet älouffeau, er ift unS alleS fd^ulbig, toaS er unS tjer* 
fprid^t. 9htn l^at er jebem tjon unS in'S $era gegraben: fei 
geredet, unb bu toirft glüdttid^ fein* SBenn totr aber auf ßrben 
um uns feigen, flnben totr, ba§ ber 6d§Ied^te triuntpl^trt unb 
ber ®ered^tc unterbrüdEt tft. 6d&on bieg genfigt mir als SöetoeiS, 
, fagt SRouffeau, ba§ bie ©eele immateriett unb unflcrBlid^ ift. 6t 
j tl^ut f el^r tool^I , in feinen SBetoeiS bie Smmaterialität ber 6eele 
mit eingttf daließen; er l^at gang 3led§t, toenn er fagt, alle ©d^toie« 
rigleiten ber ©ai^e fallen toeg mit ber Slnerfennung bon jtoei 
6ubftanjen im 5Wenfd§en. (SBen biefe Slnerlennung aber l^atte 
ia SSoltaire auS pten ®rfinben aufgegeben: um toie t>\d 
f d^limmer toar er bal^er geflettt ! Unb er l^ätte bod§ gor ju gerne 
aud^ erbaut; nid^t BloS auS ßitelleit, fbnbem jugleid^ um beS 



mtxld mixäüM^' 167 

gemdnen S9e{len totffen. @d§tte6 et bod^ in bet jtodten ^filfte 
ber fcd^Sjtget ^al^tc im SBetteifct mit bem Slouffeau'fd^cn SHcot 
eilte Slcil^c tjon ^omilien, tootin et feine ?lnfld^ten fo laf^m unb 
l^QxmloS toie m5glid^ batjufteUen fud^te. $iet meint et, um 
@ott toegen be8 Uebelä in bet SBelt au ted^tfettigen, bleibe, Uivx 
^If dalagen aQet anbetn SSetfud^e, nut bet ^uStoeg, hzn aSe 
3Beifen beS Slltettl^umS, in 3nbien unb Sleg^pten, ß^alb&a unb 
@ti^enlanb etgtijfen l^aben: bie ^nnal^me einet ^uSgleid^ung 
in einem Iftnftigen Seben. ®elegentlid^ fei l^iet Bemetit, ba§ 
neben bem etbaulid^en SSeftteben e§ au^ ein fel^t SSoltaite'fd^eS 
Sttteteffe toat, baS i^n bigtoeilen auf biefe SBege fül^tte. S)aS 
Sfel^Ien bet ünftetblit^feitslel^te im Sitten STeftamente toat füt 
einen SRotgan in Snglanb toie fp&tet fät 9leimatuS in Seutfd^» 
lanb ein ^auptgtunb getoefen, bet iübifd^en Sieligion bit SBütbe 
einet Cffenbatung abguf pted^en ; tint ©elegenl^cit, ^ubentl^um 
unb SltteS Seftament fd^led^t ju mad^en, betf&umte SSoltaite 
ttid^t getne; et lonnte eS obet bon biefet ©eite nut, toenn et 
fld^ einmal auf ben SSoben bet Unftetblid^Ieitglel^te ftellte, unb 
nun einen ^et&d^tlid^en S3lid auf bie elenbe batbatifd^e $otbe 
tootf, bie, allein untet gebilbeteten 9lad^batn, biefet Seilte ftuntpf^ 
finnig tetf d^loffen blieb. 9lein ! toit muffen unS l^ietin auf ben 
©tanbpunit aÜet beffetcn Stationen be§ Slltertl^umS ftellen, um 
fo mel^t, toenn toit bebenlen, toie gemeinnü^ig biefet ®laube ift. 
@d^on ted^t ; toenn et auf SSoltaite'S @tanb^)un!te nut aud^ 
möglid^ ift! S)ie aJlöglid§!eit , toaS man fo nennt, l^atte et in 
bet filt hk gteunbin gefd^tiebenen 9Weta^)]^^ft! tool^l jugegeben, 
fie obet gleid^ bet fiufeetften üntoal^tfd^einlid^iEeit gefunben. 3e|t, 
in bet ^omilie, meint et, ,,o]^ne bie 5Wenfd6en tfiufd^en ju tooHen, 
Önne man fagen, ba§ toit ebenfo üiel ®tunb l^aben, bie Un= 
fletblid^Ieit beS benlenben SBefenS ju glauben als ju leugnen." 
Untet biefem ®tunbe füt ben Unftetblid^!eit§glauben ift natütlid§ 
feine 9lil^lid^!eit betftanben, bit abet nid^tS betoeift, too tS fid§ 
ftagt, ob bie ©ad^e- übetl^au^Jt benibat ift. §iet flüd^tet jtd^ 
nun SSoltaite in baS S)unlel be§ 9Wd^ttoiffenS : „toit toiffen nid^t, 
toaS ba§ ift, baS in unS ben!t, batum fönnen toit aud^ nid^t 
toiffen, ob biefeS unbe!annte SBefen nid^t unfetn Seib übetbauetn 
toitb; eS ift p^^fifd^ möglid^, ba§ in unS eine unjetftötbate 
5Dlonobe, eine tjetfiotgene flamme, ein Sl^eild^en göttlid^en ^uetS 



168 V. SSeY^elimta im 2)ieffeit8. 

ift, bai utttct t)ctfd§tebenen ©cftalten ctotg Bcptd^t." Ober tote 
et in einem feinet Dialogen einen d^ineflfd^en SSßeiSl^ettSlel^itt 
feinem @d^iUet fpted^en lägt: „(Siti ®eban!e ifl bod^ mH^Ü 
^atetieUeS; toatum foUte eS benn fo fd^toet fein ju gloiiBen, 
bag ®ott in bid^ ein göttlid^eS $tinci|) gelegt l^&tte, baS, m 
auflösbat, aud^ nid^t ftetblic^ to&te? SBagft bu gu fagen, e8 fei 
unmöglid^, bag bu eine Seele l^aft? @etoi§ nid^t; afiet toenn 
e§ mögli^ x% ift eS bann nid^t fel^t toal^tf d^einlid^ ? Stoxw^ k 
An @^ftem bettoetfen, baS fo fd^ön unb bet ^enfd^l^eit fo nfijf* 
lid^ ift?" Sttttnet toiebet biefet üettoünfd^te 3lu|en, ma befjen 
toillen eS unfetem $]^ilofo))]^en nid^t batauf an!ommt, aOen 
feinen SSotauSfelungen ju toibetf^)tcd§en , feinen fd^öncn Äu8» 
fül^tungen gjegen bie ©siftcnj cinc§ ©eelentoefenS, gegen bie 3>wi* 
^eit bet ©uBftanjen im 9Jlenfd^en, in'S ®efid^t au fd^logöL 
Unb bm getoünfd^ten 9lu|en etteid^t et butd^ eine fo Bettdftajte 
SJetoeiSfül^tung bod^ nid^t : toet bie Unftet6Iid^!eit nid^t Beffec 
ju betoeifen tjetftel^t, bet etbaut un§ mel^t, toenn et fte leugnet 
S)aS ]§at benn äSoltaite an anbeten Stellen, too et fid| ein 
§eta faßte, jene Jflüllid^feitStütffid^tcn bei Seite ju fe^en, ou^ 
getl^an. ;3!n bem @efpt&d§e : Sop^xonvmS unb Slbelog, f agt bei 
(Stftete, bet unt)et!ennbat bet St&get bon SSoltaite'» eigener Hu» 
fld§t ifi: „Sauge ^At l^abe id^, toie bu, bie gef&l^tlid^en donfe» 
quenjen gefütd^tet unb mid§ babutd^ abl^alten laffen, meine 
@tunbf&|e offen in meinet Sd^ule ju leisten; abet id^.glauBe, 
man !ann fid^ leidet auS biefem Sab^tinti^e jiel^en. 3Ran batf 
©Ott nid^t bet üngcted^tiglcit anllagen, toeil bu üntcttaeltbet 
^eg^ptet, beS Qxp^en^ unb $omet nid^t ejiftitt, toeil bie btei 
Stadien be§ . @etbetuS , SsionS 9lab unb ^tometl^euS* (Skier oB« 
gefd^madCte ^irngefpinnfte flnb. @3 gibt filt bie ßaftetl^aften 
eine toal^tete, unt^etmeiblid^ete Sttafe nod^ in biefet äBeli- lltib 
toeld^e to&te baS? @g ftnb bie @etoiffenSbiffe, bie nie ^äfim, 
unb bie menfd^lid^e äiad^e, bie feiten fe^lt. 3$ l^obe fd§r 
fd^led^te, fel^t tud^lofe Sllenfd^en gelaunt; tibet nid^t Cinen öon 
il^nen l^abe id^ glüdClid^ gefe^en. ^d^ toiU l^iet !eine lange 9uf« 
}d]^lung mad^en bon il^ten Qualen, il^ten entfe^lid^en Stinnetungen, 
il^ten beft&nbigen Sd^tedCen, üon bem ^i^ttauen, baS fie gegen 
il^te S)ienetfd^aft, il^te gtau unb il^te Äinbet l^atten. Ciceto 1^ 
fel^t Siedet, JU fagen, baS feien bie toal^ten ^dUenl^unbe , btt 



too^tm ^u^en mit tl^xen ©eigeln unb il^ten f^adeln. äßenn 
boS äkidbted^n fo Beftraft \x)xth, fo totrb bie Xugenb belol^nt, 
irid^t butd^ el^flfd^e ^nxm, too Iä:|)))tfd^et SBetfe bet Seifi ftd^ 
ergel^t, toenn et nid^t mel^t ift, fonbexn Bei SeiBeSleBen butd^ baS 
innere ©efül^I, feine Jßflid^t getl^an ju l^aBen, butd^ ben gtieben 
beg ^etjenS, ben SSeifaU bet 2BeIt, bie gteunbfd^aft bet 9led^t» 
fd^affenen. t>aS ifi bie ^Wcinung tjon ßiceto, baS bie bon ßato, 
t)on ^atc ^ntel unb Seiltet: eS ift aud^ bie meinige. 9Hd^t 
als Bel^an^teten biefe Sännet, ba% bie S^ugenb boQfommen 
glüiSlid^ ntad^e. @iceto gefielet, bag ein fold^eS @Iüd nid^t immet; 
tein fein lonn, toeil äbet]§au))t ntd^tS auf bet @tbe baS ift. ^6et 
ban!en toit htm §ettn bet mcnfd^lid^en Statut, ba% et mit bet 
Zugenb baS ^a% t)on ®I&dfeIig!eit t)etlnü))tt l^at, beffen biefe 
3latut fd^ig ift." 

®a8 ift nun fteilid^ f el^t f d^ön ; aBct l^intoiebetum faft attju« 
fd^5n filt SSoUaite. (St l^at fid^ ba ein toenig in ben @toifet§^ 
mantet getootfen, toie tjotl^in in ben ^tebigctmantel. ©eine 
^Reinung toax eS tool^l ungefäl^t, aBet feine Stimmung bod^ 
ttid&t ganj. S)iefe toetben toit el^et flnben, toenn toit il^n in 
einet t)etttaulid^en SOWttl^eilung Belaufd^en, bie eBenfo feinet legten 
SeBenSjeit onge^ött, toie baS meta))]^^fifd§e Sel^tB&d^Iein füt bie 
SMatquife bu gl^ätelet bet ftil^eten. ^m ^a^x 1772 fd^tieB et 
tax eine alte SSIinbe, bie nut l^alB feine gteunbin, aBet eine pd^ft 
geiftootte gtau toat, bie SJlatquife bu S)effanb: „^ä) l^aBe einen 
^onn gelaunt, bet feft üBetjeugt toat, ba§ nad^ btm %ob einet 
iSimt i^x ©ummen nid^t f ottbaute.' @t meinte mit ß^picut unb 
Sucteg, ba% nid^tg I&d^etlid^et fei, als ein unauggebel^nteS äBefen 
totaug3ufe|en^ baS ein auSgebel^nteS 2Befen tegiete, unb nod^ baju 
fo fd^Ied^t. 6t fügte l^inju, es fei dufectfl ungeteimt, StetBlid^eS 
mit ÜnftetBIid^em ju t)etBinben. (St fogte, unfete ßmipfinbungen 
feien eBenfo fd^toet ju Begteifen, toie unfete ©ebanlen, unb eS 
fei bet Statut obet bem Utl^eBet bet Statut nid^t fd^toetet, einem 
StoeiBeinigen Sl^iete SSotfteUungen ju geBen, als einem äButm 
(Sm^finbung. @t f agte, bie Statut l^aBe bie S)inge fo etng^ 
bag toit mit bem ßopfe ben!en, toie toit mit ben SW 
6t t^etglid^ unS mit einem muftlalifd^en ^nfhumeni^ 
£on mel^t gibt, toenn eS jetBtod^en ifl. 6t Beim 
augenfd^einlid^, bag bet SDtenfd^ toie alle anbeten Sl$i 



170 V. SBoItatre imb bie menf^Iid^ aßiEenSfteil^it. 

^{langen unb HeQetd^t aUe anbeten SBefen ber äBelt ültx^tc^t, 
gcmaiä^t fei, nm p fein unb ntd^t mäfx ju fein. Seine ^Reinmtg 
\X)ax, bog biefe äSorfteUungStoeife üBet aUe äBiberh)&ttig{eiten be& 
ßebenS ttöfte, toeil biefe botgeblid^en SBibettoSttigfeitcn untjet«*^ 
meiblid^ flnb; aud^ Pflegte biefer SJlann, naiä^bem et fo alt ge- 
tootben toie ©emoltit, toie biefet übet 2lIIe§ ju ItKä^en." S)ai^ 
ift bet eiä^te, nncojlumitte SBoltaite, baS bie 5Dlif (ä^ung öon ^effl= 
miSmuS , ©fepticiSmuS unb 3tonie , bie ba3 eigentl^ümlid^e @e= 
^)tfige feineg ©eifteS unb ©inneS bilbet. 

aOßäl^tenb in »etteff bet ünfletbli(ä^!eit JBoltaite föt fl« 
felBft feine utf^)tüngli(ä^e ?lnftd^t lebenSlänglid^ feflgel^alten unb 
nut naüi äugen fid^ biStoeilen bet genteinen SSotfteQunggatt an» 
bequemt l^at, feigen toit bagegen in JBejug auf bie gtei^eit be§ 
ntenf(3^Kd^cn SBillenS feine Uebetjcugung im Saufe bet 3fa§te eine 
böttige ümtoanblung etleiben. (5t beginnt afö 3fnbetetmtnift unb 
enbigt afö entfd^iebenet S)etetminift. @8 ift BeteitS cttoffl^nt, 
toie in htm SStieftoed^fel mit bem Ätonptinjen gtiebtid^, too 
biefet ©egenftanb auSfül^tlid^ jut Bpxaä)t tommt, SBoUaitc al8 
Slntoalt bet menf(ä^Iid^en SBiffenSfteil^eit auftritt. SiefelBe 
Stellung nimmt et in bem bet gleid^en 3^tt angel^ötigen meta» 
^)]^^ftfdöen SEtactat füt bie SJlatquife ein. Steilheit, fagt et l^iet, 
ift ba§ S3etm5gen ju l^anbeln, fid^ nad^ feinet SBal^l ju betoegen. 
S)iefe§ SSetmögen l^aben bie Steine nid^t, tool^l abet Xl^iete unb 
5Wenfd^en. SBotten unb l^anbeln, ol^ne ju biefem SCßotten genötl^igt 
au fein, f)tx%t ftei fein. So ift ®ott ftei fo bet SWenfd^. Sttet 
in ®ott ift bie gtcil^eit ba8 Jöetmögen, immet atteS ju beulen, 
toa§ et toitt, unb immet aEe§ ju toitfen tooS er toitt, im 
5Wenfd^cn ba§ SSetmögen, ftd^ auf einige ©ebanlen ju rid^ten, 
einige SBetoegungen tjotjunel^men. !£)ie ittige 5Weinung, ba§ bet 
5Dlenfd^ nid^t ftei fei, lommt bon feinen Seibenfd^aften, btc il^n 
oft toibet SCßillen ju getoiffen ^anblungen befttmmen, toie bet 
3otn, bie Siebe u. betgl. 2)od§ toenn et fo aUetbingS BiStoeilen 
unftet ift, fo ift et e8 batum nid^t immet; fo toenig al8 et 
immet Itan! ift, toeil et eS jwtoeilen ift. So !ommt c8 aud^, 
ba§ bie 3Jlenfd^en nid^t alle in gleid^em SJlage ftei ftnb, toie fle 
nid^t atte in gleid^em 3)la§e gefunb ftnb. Set ©intoutf gegen 
bie menfd^Iid^e SBiffenSfteil^eit, an toeld^em fp&tet SSoItaite'S 
3nbetetminiSmuS fd^eitette, taud^t jtoat aud^ l^iet fd^on auf, 



Sotfleaett, äBoSett, ^anbellt. 171 

tottb oBec nod^ nid^t n^Mxö) gefunben. @S ift bet Sintoutf, 
ba% gtoat tool^I unfete 6tnne BiStoeilen unfetem SBiSeit, unfer 
äBiOe oBet ixxmn unferem SSetftanbe gel^otd^e. S)ei: 3Jttn](i) totll 
nur, toQg et für gut nvb \s>ün'\(Sitnmtxtff l^&tt; fein SSetfianb 
aber ift nt($t ^err batüBer, baS nid^t für gut ju l^alten, toaS 
tl^m als gut erfd^eint. 2)er SSerftanb l^anbelt notl^toenbig; ber 
äStUe ift beftünmt butd^ hm SSetflanb; alfo ift er notl^toenbig 
Beftimmt, unb ber 3Renfd^ nid^t frei, liefern gintoanbe glauBt 
SSoltaire für j[e|t nod^ burd^ hk ä3emer!ung Begepen ju lönnen, 
baB nton fld^ SSerftanb unb äBiSen nid^t toie jtoei reeUe Singe 
öorfletten bilrfe, bie mit pl^^flfd^er ©etoalt auf einanber toirlen; 
e8 fei tielntcl^r immer berfelBe SJlenfd^, ber afö toollenber jtd^ 
Be^mme, baS ju tl^un, toaä i^m als benlenbem gut erfd^eine. 

S)ie6 ift nun aBer eBen ber 5ßun!t, too JBoItaire'S Slnfid^t 
einen Umf d^toung erful^r. S)a8 UntoittKlrlid^e unferer SSorftellungcn 
fiel il^m immer fd^toerer in'8 ©etoid^t SBir geBcn unfere a5or= 
fteEungeh un8 ni(^t felBft, fagt er nun, Itin SJlenfd^ !ann toiffen, 
toeld^e SSorfteUung il^m in ber n&d^ften Minute !ommen, toaS 
er tl^un, f^^red^en, toie er fld^ Betoegen toirb. 5Weine SSorftellungen 
treten notl^toenbig in mein (Bel^im ein; toie lönnte mein SBiUe, 
ber t)on biefen SSorftettungen aBl^Sngt, frei fein? Slud^ mit 
feiner @infid^t in bie UnjerreigBarleit beS @aufaIne{uS in ber 
SBelt, mit feiner Beinal^e fpinojiftif d^en 9lnfd^auung \)on ber 2111= 
toirifamleit beS l^öd^ften SSBefenS toar bie ^nnal^me eine8 grunb^» 
lofen SDBoffenS im SRenfd^en immer toeniger bertrfiglid^. 5Rid^t8 
ift ol^ne ürf ad^e, fagt er in ber ©d^rift t>t>m untoiffenben Jßl^ilo« 
fo|)]^en an9 bem Sal^r 1766 ; eine SBirlung ol^ne Urfad^e ift nid^tS 
als ein ungereimtes äBort. @S to&re bod^ l^Sd^ft feltfam, toenn 
bie flanje Slatur, fdmmtltd^e ©eftirne, etoigen ®ef e|cn gel^ord^ten, 
unb es ein Seines, fünf ^u§ l^ol^eS ®efd^5))f geBen foUte, baS 
biefen @efe|en jum £ro| in itbtm 2lugenBIid!e nad^ feinem S9e» 
IteBen, feinen ©ritten l^anbeln fönnte. grei fein — bie§ ift bon 
ie|t an SBoItaire'S oft toieberl^otter §aut)tfa| — l^eifet tl^nn 
ISnnen toaS man toitt, nid^t tootten fönnen, toaS man toitt. 
äBenn td^ tl^un lann, toaS id^ toitt. Bin id^ frei; aBer id§ toitt 
notl^toenbig, toaS id^ toitt, benn fonft toürbe id^ o^ne ©runb, 
ol^e Urfad^e tootten; toaS unmöglid^ ift. SJleine ^reil^eit Beftel^t 
barin, bag id^ gelten !ann, toenn id^ gelten toitt unb nid^t bk 



172 V. äBiOendfui^eit unb aRovaL 

@id^t l^aBe. @te Befielet battn, bag td^ feine fd^Ie(]§te ^onblung 
begel^e, toenn mein @eifi fie mit oiS fd^led^t t)otflent; ba% id^ 
eine Setbenfd^aft untetbtäde, toenn mein S)enlen mit il^t @e- 
fäl^tlid^eS BemetHid^ mad^t. S)aBei ift afiet immet nut imfex 
^anbeln frei, nnfet SBoUen nid^t, toeil biefeg bntd^ unfete fBox» 
fteUungen beftimmt ift, bie n)it unS nid^t felbft geben ISnnett. 
(£S ift jonbetbat, ha^ bie 5Dlenfd^en mit biefem 3)la§e t)Ott 2ftei» 
l^eit nid^t jnftieben finb, b. 1^. mit bet ^l^igleit, in mond^en 
^äQen toenigflenS ju tl^un toaS fie tooUen; bie ©eftitne l^en^ 
biefe Steilheit nid^t, toit befi^en fie, nnb nnfet Stolj bilbet unS* 
Biätoeilen ein, ba§ toix nod^ mel^t Befl^en. 

^it biefem 2)etetmini3mnS glanbte inbeg SSoItctite 
3Jh)taI im minbcften nid^t ju nal^e gu treten. Sie gutd^t, fßff 
er in ber ^b^anblung ilber baS ^rincip ber Zl^&tigleit t)oi 
Sal^r 1772, bem SJlenfd^en id^ toei§ nid^t toeli^e folfd^e gtci^eil 
ju entjiel^en, bet Sngcnb il^r SSerbienft, bem aSetbted&en fc« 
3lbfd^eulid^!eit jn benel^men, l^at jutoeilen garte @eelen etfd^ixdtt=L ; 
ober foBalb fie fid^ aufgellärt l^atten, finb fie jn bet gtofeer*'^ 
SQBal^rl^eit jurüdEgelommen , ba§ SltteS eine fiette Bilbet, SUIeJ 
notl^toenbig ift. ®iefe SBal^rl^eit tonn niemals ber ^Oloxol fd^aben. 
Sag Safter ift immer Safter, tüit bie jtranfl^eit immer Atantl^eit^B 
ifL ^an toitb immet ben @d^led^ten (Sinl^alt tl^un mftffen; 
nnb toenn fie fagen, fie feien jnm SßetBred^en Befiimmt, toir^^ 
man il^nett anttoortcn, ba§ fie aud^ gur ©träfe Beftimmt flnb. 
SlnbererfeitS , toenn unfer SBitte bnrd^ nnfere JBorfteffnngen Be« 
ftimmt toitb, fo gel^ört ja gn biefen SßorfteEnngen bie ber fltfc 
tid^en ©ebote mit, nnb SSoItaire toar bon ferne nid^t gemeint, 
haä ^nfel^en biefer ®eBote fd^toäd^en gn tootten. Sag l^atte and^ 
Sodte nid^t getooQt; aBer im ^antpfe gegen bie Seigre bon onge* 
Borenen 3been mnfete er and^ lengnen, baß e8 angeborene fltt« 
lid^e 3»been gebe, unb gum SBetoeife bafür toieS er ouf bie 
bebeutenben ^Btoeid^ungen l^in, bie ftd^ in ben ftttlid^en 93or< 
fteHungen ber üerfd^iebenen ^bl!er flnben. ^ud^ in ber SBel^onb* 
lung biefer @trettfrage geigt SSoItaire einen feinen :t)^Iofot)l§ifd^ 
©inn. 3tt ber Seupung angeborener 3been toat et, tote toir 
längft toiffen, mit bem englifd^en ^l^ilofopl^en eint^etflonben. SS 
gibt leine angebotene @t{enntnig, fagt et, auS bemfelBen @tmibe, 
toarum eS leinen S3aum gibt, ber mit SSl&ttem unb ^d^ten 




€ittli4e Itnlage ber menf^li^en 9taittt. 173 

aus ber @tbe l^ett^otto&d^ft. 9Hd^t§ tft toaS tnan angeboten 
nennt, b. 1^. t)on ®eButt an fd^on enttotdelt; a6et @ott ]§at un3 
fleBoten toetben laffen mit Organen, bk in bem 5Wa§e, ba§ jte 
fld^ entfalten, unS atteS baS erfennen laffen, toa§ jur grl^altung 
unferer ®attung nötl^tg ifl. 3u btefen notl^toenbigen ßrlennt« 
niffen gel^ört tot Slffem bte tjon 8le(3^t unb Unred^t. ßl^ne 3n== 
jKnct, o^ne natürltiä^e SBaffen, tote fte ben ST^teren in gute 
lommen, to&ren bie toenigen ^enfd^en, bte ftd^ auS ben ftraUen 
unb 35^nen ber toilben Sintere, au8 junger unb (SIenb gerettet 
]§atten, im gegenfettigen fiantpf um 9la]^rung unb SBebeÄung ju 
@runbe gegangen, l^ätten toenigftenS niemals eine ®cfefff(ä^aft gu 
Staube gebrad^t, ol^ne bie SSorfteQung t)on 9ted§t unb Unred^t, 
bie ba8 »anb aller ©efettfd&aft ift. Siefe »orfteaung, gu ber 
nur bte Anlage angeboren ift, enttoidtelt jtd^ im 3)lenf(ä^en ebenfo 
oEm&l^Iid^ burd^ Uebung unb Srfal^rung, toie bie ^nft. Saften 
JU l^ben ober über einen ^uß ju fefeen. SBaS fid^ aber in biefer 
SBeife aus ber bem aRenfd^cn anerfd^affenen Slnlage enttoidfelt, 
ijt, tro| aller SSerfd^iebenl^eiten, hit Älima, SBoIlSftamm unb 
cmbere 4u§ere Umft&nbe mit ftd^ bringen, im ®runb unb SBefen 
CineS unb baffelbe. 3e mel^r man, urt^eilt SSoItaire, 5Wenf d^en 
aus t^erfd^iebenen §immel§|irid§en , tjon berfd^iebenen ^pxaäjtn, 
Sitten tttib JBilbungSftufen fennen lernt, befto mel^r bemerlt man, 
baß bie fittlid^e ©runblage bei allen bie gleid^e ift. Sie atte 
]§aben eine ungefSl^re SSorfteHung t>on SRed^t unb ünred^t, ol^ne 
ein SBort bon unferer il^cologie ju toijfcn. SJlan toirb lein 
SSoll flnben, bei htm eS für red^t unb löblid^ gälte, htm Sater 
unb ber 5Dlutter im Sllter ben ünterl^alt ju tjerfagen, toenn man 
il^n reid^n lann. A^in fSolt f^at je bie SSerl&umbung als eine 
pte ^anblung betrad^tet, ober als red^t, ein anöertrauteS @ut 
uid^t gurüdl^ugeben. SBilbe unb ©ebilbete ftimmen barin überein, 
baß es beffer ift, htm bittenben 3lrmen mitgutl^eilcn toaS man 
übrig l^at, als il^n tobtjuf dalagen. 2)ie 3bee ber ©ered^tigleit ift 
fo anerlarmt, ha^ bit größten SSerbred^en, bie baS 9Jlenfd^cn= 
g^d^led^t l^eimfud^en, aUe unter bem falfd^en SSortoanbe ber ®e» 
ted^tigleit begangen toerben. S)aS größte, toenigftenS baS ber« 
berblid^fte biefer JBerbred^en ift ber Ärieg; aber nie l^at ber 
Ottgrcifenbe Sl^eil unterlagen, feinen Singriff burd^ einen Sd^ein 
beS ated^teS gu befd^önigen. 



174 V. Soliaite aU Ti^tolog^t. — (^iflel m tttanie. 

®od5 c8 tft Seit, ba§ toit cnbltd^ bericnigen Seite on 5Bot 
taite'g S)en{ati n&l^et treten, bte et unS jtoat au<i^ 6t§]^et fd^on 
dftet gelegentUd^ gejeigt l^at, bte abet einet genaneten SSettad^tung 
um fo mel^t toettl^ ift, ba et but(3^ fie am meiflcn getottlt^ oBer 
aud^ am meiften 3lnfto§ ettegt l^at : feine Stellung jum (Sl^ftm« 
tl^um. aSoltaite gilt als bet (gtjfeinb beg ßl^ttftcntl^umS ; unb 
fo t)iel V>nxvin toit glei(i^ im SSotauS jugeftel^en, bag \fysa boS^ 
felbe nid^t bIo8 in feinet bamaligen ©eftalt, fonbetn in atten 
©efiatten, bie eS feit feinet etflen 3lu§Btettung angenommen, ju» 
toibet getoefen ift. SSot SlEem galt biefet SBibettoiHe bet ^iet* 
atd^ie, bet betbummenben unb betfolgungsfüd^tigen geifllid^ 
^ettfd^aft; aBet aud^ baä d^tifllid^e S)ogma, unb bie d^tiflKd^e 
5RotaI toenigfleng nad^ il^tct afcetifd^en Seite, l^at an i^m einen 
(Segnet, unb Bis auf bie etflen lltfunben unb ben Stiftet be8 
©l^ttftent^umS tote beS Sfubcntl^umS gcl^t feine auflflfcnbe ßtitil 
jutüdf. SBaS bie d^tiftlid^e Seilte unb SBeltanfd^auung im ©anjen 
auf aSoItaite fd^on ftül^aeitig filt einen ßinbtudt mad§te, gel^t 
BefonbetS anfd^aulid^ auS bet poetifd^en „©ptftel an Utanie" 
]^ett)ot, bie, toie toit fci^on toiffen, feinen iüngeten Sagten an« 
gel^ött, unb avA bet id^ bie §au^)tflellen in einet — toeil e8 
baBei nut auf bie ®eban!en anlommt — ^Jtofaifd^en UeBetfelung 
toiebetgeBen toill. „Äomm," tuft et l^iet bet gteunbin ju, 
„bringe mit mit el^tfutd^tst^ottcn Sd^ritteS in baS ^eiligtl^um 
beS ®ottcS, ben man unS anlünbigt unb ben man unS tjetBitgi 
3d^ möd^te il^n HeBen, biefen ®ott, id^ fud^e in i^m meinen 
aSatet; man jeigt mit einen SE^tannen, hm id§ l^affen mufe. 6r 
fd^uf bie 5Wenfd§en fil^nlid^ mit tl^m felBft, um fle bejlo mel^ 
JU etniebrigen; et gab un8 bctbotBene §etjen, nvx baS SRed^t ju 
l^aBen, un§ ju fttafen. Jflad^bem et fo eben ben 5Wenfd^en nad^ 
feinem Silbe gefd^affen, fielet man il^n <)Iö|Iid^ eS Beteuen, al8 
l^fitte bet SBetImeiftet bie 3Jl&ngeI fetncS SÖJctfeS nid^t fewien 
muffen. (St gebietet bem 50leete, bie SEßelt untet Söaffet gu fe|en/ 
bie et in fed^S S^agen auS htm 9lid^tS geBilbet. 9lun toitb man 
bietteid^t feine tiefe SBeiSl^cit eine anbete, teinete SBelt etfd^affen 
feigen; aBet nein, et fö§t ein ®efd§Ied§t gtSuItd^et SiSuBet, cl^t» 
Xofet SHat)en unb gtaufamet SE^tannen entflel^en, fd^Iimmet aö 
baS etfte. SBaS toitb et enblid^ tl^un? toeld^e t^etjel^tenben 
S3Ii^e toetben feine fttengen ^Snbe auf biefe SJettootf^nen 



(UlauBendMettntmg in btx (&pi^ti an tlrante. l75 

f(i6Icubem? ^ött! o fle]^etmnt§t)offc8 SteBcStounbct ! et, betbic 
»dtet ettrfttttt ]§at, toitt tut btc flinbct ftctBen. S)a ifl ein 
cicnbeg SBoH, fiä^toad^, toanbelbat, jum unfinnigficn SlbetglauBctt 
geneigt, Bcflegt Don feinen Jflaiä^Batn, Itied^enb in bet flned^t-j 
fd^aft, bet etoige Spott bet üBtigen Stationen. 3)ct ©ol^n 
©otteS, feftfl ®ott, feine ^aä)t tjctgeffenb, mod^tfid^ aum 3mt«' 
bfttget biefeg tjetl^afeten SoHeS ; anS hm SciBe einet Sftbin lagt 
et fld^ geBftten nnb etbnlbet nntet il^ten ^ngen bie @(i^toad^]§eiten 
be8 ÄinbeSoltetS. Sänge 3^it ein getingct Sltbeitct, ben ^oBel 
in bet §anb, t>txlxtxt et in fold^ niebttgem ©ienfte feine Sage; 
bann ^)tebigt et btei Salute htm Solle tjon 3bnntfio nnb etleibet 
fd^HcBIid^ bie XobeSfttafe. 9lnn, fein SSlnt toenigfleng, ba8 »Int 
eines ffit nnS ftetbenben @otte§, toitb bod^ ein l^inteid^enb loft» 
batet ^eig getoefen fein, nnt nng bon bet neibifd^en ^öQe loSjn« 
laufen. SDßie? @ott tooHte flctben füt unfet §eil, nnb fein 
Job ift ol^ne 9ln|en? 3Dßie? mon ^)teift mit feine betjeil^enbe 
®nabe an, toenn et, nad^bem et fein S3Int betgoffen, nm nnfete 
SDWffetl^atcn angjnlöfd^en, nnS nun füt fold^c fttaft, hit toit nid^t 
begangen l^aben? ©iefet ®ott üetfolgt nod^ inimet, Blinb in 
feinem S^^^^ ^te SSetittung be8 etften SBatetS an feinen legten 
jHnbetn; et jiel^t batübet l^unbett betfd^iebene SSöIIet gut Sled^en» 
fd^aft, bie t)on aUebem nid^tS toiffen. ^i)X nngel^euten Sanb« 
fltid^e ton 9lmetila, il^t SBöIIet, bie ®ott an ben SPfottcn bet 
6onne entfiel^en Ke§, nnb il^t, l^^^^etboteifd^e Stationen, il^t alle, 
bie bet Stttl^nm in langem ©d^Iafe l^&It, il^t fottet füt immet 
feinet SDßntl^ übetliefett fein, toeil il^t nid^t geton§t l^abt, ba§ 
einmal auf einet anbeten ©eite bet SBelt in einem SEßinlel tjon 
6^tien bet ©ol^n eines S^^^^i^^tmnS am Äteuje gcflotben ift? 
Slein , in biefem untoütbigen Silbe etfenne id^ ben ®ott nii^t, 
ben id^ anbeten foQ; id^ toütbe il^n ju enteilten glauben butd^ 
eine fold^e ^nlbigung, bie bet Sßetfpottung glid^e. $öte, bu 
®oit, ben id^ aufleime, l^öte auS beS ^immels ^öl^en einen auf» 
tid^tigen Älagetuf. 3Jlein Unglaube batf bit nid^t mißfoHen, 
mein §et} ift offen bot beinen Singen ; bet ünflnnige Ififtett bid^, 
aSet id& t^etel^te bid^ ; id§ bin lein ßl^tift, abet nnt um bid^ befto 
mel^t 3U lieben. Unb toaS liegt am @nbe batan, untet toeld^em 
Sitel man i^n antuft? 3ebe §ulbigung toitb angenommen, 
obet Um etl^Cl^t il^n. ®ott bebatf unfeteS beftänbigen S)ienfteS 



176 : V. epdtete il^logifdfte e^tiftett. 

• 

itid^t; toentt man tl^n Beletbigen fann, fo ijl eS butd§ Ungereäitig» 
Icit gegen bte ^m\ä)m] et tt(]^tet nn8 nad§ nnfeten Sugenben 
nnb ni(]^t nac]^ unfeten ©<)fcm." S)tc§ toat unb btefi blieb 
fortan JBoltaitc'S Slnfld^t öom ©l^ttftcntl^nni unb ber bttUfd^en 
Offcnbatung ; eS ift bief clbc Slnfid&t, bic toit frül^et bei englifd^en 
©etflcn, bic toit gleic^^jeitig in S)cutf(]^lanb bei SleimatuS flnben; 
es ifl bic 2lnfid§t, \odäfe bem Sal^tl^unbctt ber Slufflfttung 
natütli(]^ unb gemein toat, U^ cS f(^liepi($ im beutfd^en %atio« 
naIiSmuS ein föontptomi§ mit bem ßl^riftcntl^um fd^Ioß. 

S)ie cigentlid^e SBlütl^eaeit t)on JBoltaite'S tl^eologifd^er ©d^tift* 
ftelletei inbe§, toie öon bet :()]^ilofo<)]^ifcäöen, begann etft mit feiner 
Slnficbelung am ®enfet ©ee. SBte l^ieju bie Steife ber Sö^tC/ 
bie Unabl^fingigleit ber Sage, bie 9Ru§c beS Sanbaufentl^alteS 
juf ammentoirlten , ift bereits erinnert toorben. 3leu§ere SSer* 
anlaffungen lamen l^inju. 2)ie SBo(]^en beS Slufentl^altS hü ben 
aSenebictinem ju ©enoneS mit il^rer fd^önen SSibliotl^I im 
Sommer 1754 toaren nii^t öerloren. Salb toaren für bie 6n= 
c^flop&bie, neben ipl^ilofop^ifd^en unb öftl^etifd^en, au(j^ tl^eologifd^e 
Slrtilel ju liefern. Dann ließen bie Sorbeeren, bie 9toujfeau 
burd^ baS ©laubenSbelenntniß beS faöol)ifd§en SHcarS in feinem 
ßmile getoonnen l^atte, fo fted^enb fie aud^ toaren, benn ba8 SBud^ 
tourbe ja t)erbrannt, SSoltaire nid^t fd^lafen. @r mufete fid^ notl^« 
toenbig nod^ lül^ner äußern als 3ean SacqueS, toenn er fid^ aud^ 
tool^l in 2l^t nal^m, toie bief er burd^ Jlennung feines SlamenS 
fid^ auSaufe^en. Salier ift baS @:()tel, baS SSoltaire mit falfd^en 
Flamen unb Sßüd^ertiteln trieb, nirgenbS bunter als auf htm 
gelbe feiner tl^eologifd^en ©d^riftftetterei. Sßalb ift eS eine Ueber» 
fefeung auS bem @nglifd§en, balb auS bem S)eutfd^en ober Sateini» 
fd^en, bie er gibt; balb l^eißt ber SSerfaffer Dr. Obern, balb 
^bä SiUabet ; einmal f))rid§t er gerabeju als Sorb ä3olingbrol6 
ber, toie er t)orgibt, lurj t)or feinem Sobe nod§ einen Inbegriff 
feiner Seigre für einen fjreunb t)erfaßt l^aben foll; ber Säibel» 
commentar, ber feinen legten SebenSjal^ren angel^ört, foHte l)on 
bm 3llmofenieren beS ffiönigS t)Dn 5ßolen gefd^rteben fein. 

©0 lönnte man junfid^ft aud^ an eine SJl^ftification benfen, 
toenn man in ber ©ammlung öon SSoltaire'S SSJerfen einen 
SlttSjug aus bem S;eftament eines SßfarrerS SReSlier finbet 
SHeßmal iebod^ ift eS toirUid^ an bzm; eS l^anbelt fld^ in ber 



2)a3 Seftantent bed $fatterS aJledlier: Hl 

Sl^at um ein @(]^tiftflüd, baS ein t)ot 30 Sfol^ten in htm 2)otfe 
6h:6pign^ in bex ßl^antpagne t)etftotBcnet 5ßfarrer l^inl^Iaffen, 
unb tootauS SSoltaire }u aUgemeinem 9lu| unb kommen einen 
%uS)ug Qtmaä^t l^atte. 2)ie ^anbfd^tift toat il^nt f(]^toetli(^ ie|t 
erft )u ©efid^te geloninien; fd^on im Salute 1735 l^atte fein 
^teunb Sl^ietiot il^nt Slad^tid^t bat)on gegeben; benn SSoltaite 
fd^teiit il^m aus 6ire^: ,,äBer ift bo(]^ bet 3)otf))f artet, ))on beut 
6ie mit teben? äBie? ein Jßfattet unb ein fjtanjofe, fo pmo^ 
jop^]ify toießode? können ©ie mit bie §anbf(3§tift nid^t fd^itfen? 
fle fottte tteulid^ jutüdCfolgen." Ob bet gfteunb feinem SQBunfd^e 
toiEfal^tte, etl^eEt nid^t, bod^ fielet man {aum, \oaS il^n abgel^alten 
l^aben foEte ; inbeg tul^te bie @ad^e übet 25 ^fal^te unb taud^t 
erft 1762 toiebet auf. S^^t l^at ä^oltaite ben SluSaug gemad^t 
unb fd^tcibt batfibet an b'Sllembett in feinet fd^alfl^aften Sltt, 
bie ben ^teunb nid^t täufd^en !onnte, ))ielleid^t abet SSetle^et 
be8 SBtiefgel^eimniffeS itte füllten ober bod§ tjetl^öl^nen fottte: 
„SRan l^at in §ottanb ba8 Sleftament t)on 3ean SReSliet gebtudEt; 
eS ift nut ein fel^t lutjet SluSjug auS bzm Seftamente biefeS 
^fattetS. 3d§ l^abe gefd^aubett ))ot @ntfe|en, ba id^ eS laS. 
J)a8 3«^pi6 fincS 5ßfattet§, bet im ©tetben SSetjeil^ung t>on 
®ott bafüt etbittet bag et baS ßl^tiftentl^um gelel^tt l^at, !ann 
ein ftatleS ®etoid^t in bie SQBagfd^ale bet gteigeiftet toetfen. 
3d^ toetbe ^l^nen ein @£entplat t)on biefem Seftamente beS 
9ntid§tift fenben, ba @ie e§ ia toibetlegen tooEen. @S ift ge» 
fd^eben mit einet ipluntpen Einfalt, bie unglüdflid^ettoeife bet 
Steblid^lcit gleid§ fielet." 3m (Stufte fd^teibt et an benfelben 
etlid^e Monate f))ätet, nad^bem et t)on Slouffeau'S ©laubenS» 
belenntnig beS fa))o^tfd^en ^catS gef))tod§en: ,,@S fd^eint, baS 
Scftament öon 3ean SReSlict mad§t einen gtöfeeten ©inbtudt; 
aDe, bie e3 lefen, toetben übetjeugt ; biefet ^ann untetfud^t unb 
betoeifL 6t f))tid^t im ^ugenblidC beS SlobeS, einem ^ugenblidC, 
too f elbft bie Sügnet äBal^tl^eit f))ted§en ; baS ift bet ftät!fte feinet 
SSetoeife. 3lean ^eSliet mug bie äBelt beleihten. äBatum ift 
fein (Evangelium in fo toenig ^&vbtnV' 68 in mel^tete ju 
bringen, bafüt fotgte SSoltaite, inbem et nod^ in bemfelben ^d^u 
eine jtoeite Sluflage feines ^uS}uge8 in 5000 (Sjentplaten brudett 
lii% bit er toie £ract&td^en jur unentgeltlid^en ^tl^eilung an 
eutpfAnglid^e Sefer in bit $&nbe feiner greunbe legte. ,^ 

XL 12 



178 V. SoUaite'iS %n^u% batduS. 

lommc immer totcber auf 3iton 5Wc8Kex jutürf/' fd^iit et im 
OctoBet an 2)amilat)tlle. ,,@eine @(]^ttft ift ju lang, ju fd^toet' 
fdEig unb felBft ju entpötenb; aber ber ^uSjug ift tut) unb 
entl^filt Sitte», toa8 in bem Originale lefcnätoettft ifi'' Danmtet 
t)etftanb SSoItaite einfad^ Me§, b)a§ barin gegen baS (Sfyd'fitnF 
tl^um ging ; unter bem 9lid^tlef enStoertl^en baS . toa» aud^ geg^t 
ben ®otte3gIauBen gerid^tet toar, unb unter bem @m:t)5renbeit 
t)or}ug§toeife bie @tetten, too ber aud^ üBer bie ))olitifd^«fodaIeti 
3ufl&nbe feinet geit erbitterte 5ßfarrer fid^ Bis jur ßmpfel^Itttta 
be§ ffiönigSmDrbeS fortreißen Ke§. SSon bem Srftercn gibt er 
einen Bünbigen ^uSjug; ba§ UeBrige BebedCt er mit t)orfid§ttgem 
Sd^tDetgen. SBaS S^oltaire mittl^eilt finb bie SSetoeiSfül^run^ 
be3 Pfarrers, bag bie d^riftlid^e Steligion toeber g5ttlid§ nod| 
toal^r fei; bag üBerl^au^t atte Migionen auf Süge unb S9etntg 
Berul^en; bag bie BiBlifd^en S3üd^er toeber t>on ®ott eingeg^en, 
, nod^ alh menfd^lid^e ^d^er glauBtoürbig ober Bebeutenb fetm; 
bag bie Seigre ber d^riftltd^en ^rd^e ein @etoeBe beS craffeften 
SlBergtauBenS ; ba§ 3[efu§ felBft, toeit entfernt t)on iebem In« 
f^)rud^ auf eine l^öl^ere SQBürbe, ein du§erft unBebcutenbcr unb 
t)er&d^tli(l^er ^enfd^ getoefen fei. S)ie Sd^rift beS $farrerS tum 
gtreipign^, bie unS erft feit toenigen 3!ö^ren öottftänbig gebrudlt 
t)orlicgt, ift för S5oItaire'§ tl^eologifd^e ©d^riftftetterei Don ein« 
greifenber äSebeutung. SBemt er aud^ nid^t gerobe tnd 9leuä 
aus il^r lernen !onnte. toaS er nid^t fd^on auS bem Stubimn 
S6a\)U'S unb ber englif d§en S)eiften tougte , fo regte fie il^ bodft 
ju toeiterem Äantpfe an; fein JBerl^ältniB ju WeSlier l^ot un« 
DerlennBare ^el^nltd^Ieit mit btvx unferes Seffbtg ju StömaruS. 
SBaS nun baS M^exe Don SSoUaire'S ^njid^ten über SBiBel 
unb gl^riftentl^um Betrifft, fo toottcn toir un8 Bei feinen Uttl^eileR 
üBer baS Sllte Sleftament, beffen ®efd^id^te unb fiefyce, SBunbet 
unb äBeiff agungen, Könige urü> ^ropl^eten nid^t aufl^cdten , todl 
]§ier SSoltaire, feinen SSorgängem unb &]^rmetftem gegetiflkt, 
nur l^ie unb ba in ber gorm eigentl^ümlid^ ift, bte er feinen 
S9emer!ungen unb ^uSftettungen gu geBen toei^. ^ SSegng auf 
baS 9leue Seftament ift eS atoar ber ^au^tfad^e nad§ ber gleidle 
^tt; bod| !ommt unS l^ier mel^r barauf an, genau bteSime px 
erlennen, bie SSoltaire in feiner ^uff affung ber $etfon 3eftt unb 
beS Urf:frungS ber d^riftlid^en Migion einl^&lL ghcetlüb I^Slt er 



SiAkite tan SiM unb (B^tiftent^um. 179 

leineStoegS immet biefelbe Sinie ün, fonbettt ie nad^ bet Stimmung 
beS Sbig^uBIidS, ber SSetanlaffung, ^otm unb S9efttmmung einet 
@d|tift totät'idt et nid^t blo3 ben %on, fonbetn mituntet felbfl 
ben @tanbpunlt unb bie Säettad^tungStoetfe. SB&l^tenb et in bet 
^^totd^tigen Untetfud^ung beS Sotb S3olingbto{e/' bie et bk\tm 
(Snglänbet in bie ©d^ul^e fd^oB, fid^ ben ^uSbtudC etlouBt, aOeS, 
toa8 uns bie 6t)angelien t)on ^e]uS etjäl^Ien, fei beS ^Iten Sefta^- 
mentS (boS et t^otl^et als einen 3^nbegtiff k)on Ungeteimfi^eit 
borgeftettt l^atte) unb S9eblamS toütbig; obet in bem ,,@etmon bet 
Wo^h^i," einem angeblid^ in einet £]^eiften))etfammlung gel^altenen 
SSotitag, Itbet bie bem 3Fofe))]^uS eingefd^obene @teEe t)on ^e]ni 
föfit, ienet fei m t>id ju etnflct ©d^tiftftettet getoefen, um eine» 
fold^en SRenfd^en ßttoäl^nung au tl^un: finben toit im pl^ilo« 
fo^l^ifd^ SQBöttetbud^ untet bem ^ttÜel: Sleltgion, eine S3iflon 
im @efd§mad( bet SSoltaite'fd^en %omane, tootin unS SefuS in 
bet el^toettl^en ®efellfd^aft t>on 3luma, ^l^tl^agotaS, 3otoaftet, 
3aletd(u8, £]^aIeS unb @o!tateS als ein ^ann t>on ungefäl^t 
35 3a]^ten mit fanften unb einfältigen 3ügen begepet unb übet 
feine 9G6ftd§ten unb @d^idCjale ^uStunft gibt. Slud^ in bem @e« 
f)it&d^ aus bem ^al^te 1767: ,,baS ^ttagSmal^l beS @tafen 
t>mt 99oulain))iDietS/' einem l^öd^ft anmutl^ig gefd^tiebenen ^^^ 
begtiff tm SSoltatte'S teligibfen äJletnungen, beffen ^utotfd^aft 
et abet Am batum fel^t eifrig abgulel^nen fud^te, toitb, bei 
ollem 6:|u)tt fibet 3uben« unb ßl^tiftentl^um, bod^ ))on bet ^etfon 
3eftt mit leiblid^em Snftanbe gef:ptod^en. S^ef onbetS eingel^enb unb 
otbentlid^ flnbet fid^ bet @egenftanb in bet ^Jlbl^anblung: „@ott 
unb bie SRenfd^en, eine tl^eologifd^e, bod| t^etnünftige @d§rift Don 
Dr. Cbetn" ouS bem Salute 1769, bel^anbelt 9lut ein ©d^toftf 
met, fd^dtt Sottaite l^iet ))otauS, obet ein Sd^elm fönne be* 
l^ou^iten, man bütfe bie @efd^id^te ^\n nid^t bei'm Sid^te bet 
» Skrtmnft mitetfud^en. äBomit foE man benn ein S3ud^, eS fei 
toeld^ eS tooUe, beuttl^ilen? 3)od^ nid^t mit bet Unt)etnunft? 
G^fyn toit l^ienad^ juetfl auf bie Quellen unfetet jtunbe t)on 
3efJö, fo finben. toit^ ba§ Sein gtied^if d§ct obet tömif d^et ©d^rif t« 
fieOet bet 3<^t t)on ü^m f^prid^t, t)on ben iübijd^en abet toebet 
f^U, fein ^^qiato^t, nod^ bet nut um toenigeS langete 3Fo« 
^tpffvA, bet ®efd§id^tSfc^teibet feines SSoIIeS, feinet Sttoäl^nung 
tl^; tmt mtfete (geangelten auf bet einen unb getoiffe iilbifd^e 

12* 



180 V. DttcOen bw ©c^idilc äe|tt. - ?Jctf5iiK4fctt 3efu. 

©d^tttäl^fii^ttttcn auf btt anbeten Seite l^anbeln t>on t|m, btc 
einen ebenfo ipatteiifd^ für, tote bie anbeten gegen tl^n, 6etbe toll 
^beln, abet au(]^ beibe t)oti t)on äBibetf)it&d§en. 2)atauS folgt 
iebod^ nid^t, toaS getoiffe Slnl^änget öon aSolingbtolc gcfolgett 
l^aben, ba| 3^fuS gat nid^t epftitt l^abe. @elebt l^at et getoiB. 
abet fel^t im 58etbotgencn, fonft !önnten jene ©d^tiftftettct ni^t 
t)on i^m gefd^toiegen l^aben. 

9lun, unb toet toat benn bet SJlann? %)a% feine SDtotttet 
baS SQBeib eine? S)otfjinimetntann§ getoefen, batin ftimmen bie 
iübif(]^en unb bie d^tiftlid^en S^ugniffe übetein. 3l6et nad^ beti 
einen l^atte fie biefen ©ol^n außetel^elid^ öon einem getoiffen 
^antl^et, na(]^ ben anbeten übetel^elid^ t)om l^eiligen (Seift em« 
:()fangen. 2)ie tid^tige SJleinung, uttl^etlt 58ottaite, to&tc tool^l 
bie mittlete, ba§ nfimlid^ 3o]ep^ bet e^di^t 58atet aud^ biefcS; 
toic bet üBtigen Äinbet bet SRatia toat; „abet bet 5ßatteigeip 
l^at j[a nie eine gemäßigte SJleinung." @o t)iel et§cHt iebcnfalfö; 
,rba§ 3fcfu§ ein Unbe!anntet auS bet §efe bc§ fßoVUS toat, unb 
ba§ et fid§ füt einen ^lo^^dm ausgab toie t)iele 3lnbcre/' 6t l^ot 
9flid^t§ gefd^tieben, t)ielleid§t tocil et nid^t fd^teiBen fomtte. 
S)atum lonnte et abet bod§ eine ©emeinbe gtttnben, f o gut aß 
gos, ein ©otffd^uftet in bet @taff(^aft Seiceftet, bU ©ecte bei 
Cufilet ftiftete. ^ojc lief auf bem Sanbe l^etum in ein gfett ge« 
Ileibet ; et toat ein SJlann t)on jlatlet ©inbilbungSJtaft, bet mit 
SSegeiftetung ju fd^toad^en ©ciftetn f<)tad^; et toat untoiffmb, 
abet et l^atte untettid^tete 9lad^folget. 3n ©ad^en bet 9teligimt, 
l^atte SSoItaite fd^on izi anbetet (Selegenl^eit gefagt, Begtibibet 
aUemal bie @d§toätmetei ben S9au, abet bie ^lugl^eit bollenbet 
il^n. SBag 3efu§ betrifft, fo mu§, nad^ Jßoltaite, fettft fem 
geinb jugeftel^en, bag et bk feltene @igenfd^aft gd^abt l^ot, 
@d§ölet an fi^ ju jie^en. @oId^e ^ettfd^aft übet bie Reiftet 
— biefe SSemetfung ift offenbat gegen ben 5ßfattet öon Stt^gn^ » 
getid^tet, bet ben <)etfönlid^en 6igenfd^aften 3efu ju nal^c getteten 
toat — ettoitbt man nid^t ol^ne Slalente, ol^ne ©itten , bjt ton 
fd^mäl^lid^en Saftetn ftei finb. 9Ran mu§ fid^ bei benen in 
Ut\ptd fe|en, beten fSfttl^tet man fein toitt; c8 t^ unmdglid^ fldj 
@Iauben }u t)etfd§affen, toenn man gering gefd^&^t toitb. 2lefttS 
muß folglid^ ein ajlann t)on Ataft unb Sl^ätigteit getoefen fetn, 
et mug bie ®abe, ju gefallen, unb t)ot ^Uem bottoutfäfteie 



aWorol 3cfu. 181 

©ittctt gel^abt l^aBcn. 3d^ möd^te toagen, fagt SBoItaitc, tl^n 
einen l&nbliU^tn SofaateS ju nennen. SSeibe pxtbiqkn ?DlotaI, 
ol^ne BefKmmten SBemf; Beibel^atten S(3§ület nnb l^atten getnbe; 
Beibe fül^tten l^axte JRcben gegen bie Sßriefter il^reS JBolleS, unb 
bcibe toutben l^tngerid^tet. 

£)ie aRotal, bie 3efn8 in ben S)ötfem feine» ßanbeS l^etnm 
^ebigte, rnng tool^l eine gnte getoefen fein; an(]^ l^iefüt liegt bet 
SBetoeiS batin, ba§ er QifÜltx ^atte. ein SÄenfc]^, bet ben 
^^l^eten maiä^t, lann Sottl^eiten teben obet tl^nn, >a§ man 
ii^n anBinben fottte; baS fd^abet i^m nid^ts, toie man an ?Ulet]^o= 
biften unb Cuäletn jnr ®enüge gefeiten l^at: aBet Saftet unb 
JBetBted^en batf et ni(]^t pxzhxqtn. Um ßinbtutf ju mad^en, mn% 
et notl^toenbig jut Sugenb etmal^nen : fo lonnte aud§ 3efu§ toie 
©oftateS nur eine gute SRotal ptchi^m, unb bie gute SRotal 
ift immet unb üBetaff biefelBe. SJlan toenbet ein, 3fefu§ l^aBe 
biefct ottgemeinen ?UlotaI gto§en ßinttag getl^an butd§ SluSfiptüd^e 
toie bie: man müjfe SSatet unb SJluttct l^affen um feinettoiffen, 
et fei nid^t gefommen gtieben ju Bringen, fonbetn baS ©d^toett 
u. bgL, butd^ bie SPIattl^eit unb 3liebttg!eit mand^et feinet 
®Ieid^ni§teben, bie fd^pn SJteSKet tief untet bie äfoipifd^cn gaBeln 
geftefft l^atte. SlHein, ftagt SSoltaite, finb tott aud^ fid^et, ba§ 
3efuS aEeS ba» gef))toc^en l^at, toaS bie (Süangelien il^n fpted^en 
laffen? unb toijfen toit fetnet, toeld^en 6inn et ben SBotten Bei» 
legte, bie toit ia nid^t mel^t in feinet eigenen @))tad^e l^aBen, 
unb bie, fo toeit fie Bilblid^ toaten, fel^t t)etfd^iebenet Auslegung 
fällig finb ? Den il^m ganj BefonbetS anpgigen @))tud^ t)on bem 
Sd^toette ftatt beS gtieben» etflätt SSoltaite an mel^teten Stellen 
getabeju füx gef&lfd^t. SEßenn toit bieienigen bet angeBlid^en 
SütSfptüd^e 3efu nel^men, üBet beten ©inn fid^ am toenigflen 
flteiten. läßt, meint et, fo toetben toit batin nur ®otte§» unb 
St&ddftenlieBe, bie aügemeingältige ^otal ftnben. 

Untet ben ©anbiungen Sefu finb einige, bit in öetfd^iebenem 
Sinne Slnftog geBen fönnen. güt'8 @tfte bie Dielen äBunbet, 
bie ben d^tiftlid^en @t)angelien unb ben iübifd^en ©d^mäl^fd^tiften 
gemein finb, nut ba§ bie einen fle al8 3öwBetftü(Ie, bie anbeten 
aÜ göttlidde Sl^aten k)otfteDen. ^Bet eBenfo ftimmen anbetet- 
feitS aQe gtied^ifd^en unb tömifd^en @efd^id^tSfd^teiBet bet 3eit, 
fammt SefetJl^uS unb Jßl^ilo, in il^tem ©tittfd^toeigen öon ben= 



182 V. äBunbet uttb ^ottblimaStoeife Sfefu. 

feI6en fiBetein. Unb bod^ mügte ))on foU^en SBunbem, tote 
3. S3. bte ^toedung beS SagatuS eineS toat, bie Aunbe in aEet 
SBelt etfd^oEen fein, fte müßten bie 9lnfmet{fantleit beS rSmif^en 
@tatt]^aItetS, ia be§ Statins felbfl auf ftd^ gejogen l^oben. S)er 
®lauBe an äßunber ftetltd^ toat bantalS unter 3uben unb Reiben 
eBenfD affgemcin t)etbteitet, al§ toit je^t bem aSSunbct jebe 
@teÜe in btx 3laiux unb &t\i^xäiU t)etfagen. @o mag benn ein 
Sl^eil bet äBunbet, todi^z bie @t)angelien ))on 3efu etj&l^Im, 
f^)äterc @tfinbung fein: ein Sll^cil mag auf Säufd^ungen l^nauS« 
laufen, bie et fid^ etlauBte, um ba§ al^etgl&uBifd^e S3oI! fiix feine 
l^eilfame Seigre ju getoinnen. 3)arauf bejiel^t eS fid^, toenn in 
bet ß|)tftel an Utanie gefagt toitb: 

Vir\b toenn aud^ auf betrug et feine Seilte gtünbet, 
60 ifi eg nod^ ein (SIM, t)on iW getäufd^t au fein. 

3n biefem ©tütfe inbe§ ftanb nad^ 58oltaite ßonfuciuS entfd^ieben 
l^öl^et als 3efu8. @t gab fid^ nid^t füt infipititt, ntd^t füt einen 
^xop^tkn aus, fonbetn ^pxaä) nut als toeifet SRenfd^, al8 6itten« 
leistet. 3BaS bie menfd&lid^e §anblungStoeife 3efu Bettifft, fo 
l^at man batin ©iputen jinben tootten, ba§ et ein Sluftül^tet unb 
bie fd^lieglid^ übet il^n tierl^ängte @ttafe {eine ungete^te gelo^ 
fei. k)oä) bie ^anblung, bie in bet SIgat einen fold^en 6d(|ein 
l^at, bie ^uStteibung bet Ädufet unb S3et!aufet auS htm %aiüfä, 
ftel^t attein; fein Seben im Uebtigen ift butd^auS ftid)ltd^, unb 
toie bie iübifd^e Dbtigteit fid^ feinet 5ßetfon bem&d^tigen toilt 
mad^t et {einen SSetfud^ gut ©egentDel^t. S)ie @ef(^id^te, toie 
$ettuS htm ^ed^te beS |)o]^en:t>tieftetS ein Dffx abl^aut, 3^uS 
es il^m t)ettoeift unb baS S)^x toiebet anl^eilt, mag übrigen? fo 
ungeteimt fein als fie toiH , fte Betoeift tocnig^nS ,. bag bet &« 
jäl^ler in 3!efuS einen frieblieBenben 9Jlenfd§en \ä% SBir {ftnmit 
freilid^, toie SSoltaire toiebetl^olt Bemet{t, übet 3^fu8 nur nad^ 
bemienigen uttl^eilen, toaS unS Oon il^m etgäl^lt toitb; m5g|ltd^eK» 
toeife {bnnte eS fid^ aud^ nod^ gau} anbetS Oetl^alten l^Ben, ober 
batüBet {5nnen toit nid^tS fagen, toeil toit nid^ts batüBet toiffen. 
3!llan fielet : gegen bie l^iftotif d^e Stteue bet eoangelif d^en S3erid^te 
l^at SSoltairc ein tiefeS SWifetrauen, baS il^n l^inbert, in biefer 
Äegion ben gfufe f eft auf}ufe|en* 

äBaS übrigens ben ttautigen Ausgang Bettifft, ben eS tnit 



^ttdfiftitg 3e{u. — :3efttg unb ba9 d^tißeni^in. 183 

3efu nol^tn^ fo btoud^t eS nQ(]^ SSoItaite gut StaStung bejferBen 
leinet ouftfil^tifc^n ^anblungen, ba f(]^on feine Sieben ]^intei(3§ten, 
benfelben l^etBeijufäl^ten. SBenn eS todtjx Vjt, toaS mtS Beti(]^tet 
toitb, ba§ et btc Jßl^atiffiet nnb ©(i^tiftgclel^tten Dttctngcjüd^t, 
ä6ettfln^te @täBet, ^eud^let unb ^aBfüd^tige Itannte, Flamen, 
toeld^e bie ^^flet attct 3«^^ oft genug t)etbient l^aBen, fo 
toat bieg eine fel^t gefäl^tlid^e S)teifttg!eit , bie mel^t als einmal 
unt)otft(i|tigen SBal^tl^eitSfagetn baS SeBen ge!oftet l^at. ^ber man 
!ann ein fel^t teti^tf^affenet ^ann fein, unb bod^ fagen, bag eS 
6^elme öon Jßtieftetn gibt. 2ltte§ tool^l ettoogen alfo liegt 
lein l^inteid^enbcS 3^tJfltti6 bafüt öot, ba§ 3cfu§ bie SobeSfttafe 
tietbient l^abe; im ©cgentl^eil, je gcnauet toir fein Sencl^mcn 
bettad^ten, befto mel^t übetjeugen toit unS, bag et ein el^tlid^et 
©d^toätmet (enthousiaste de bonne foi) unb ein gutet 5ölcnfd^ 
teat, bet nut bie ^i^toaäji^zit l^atte, t)on fi(i^ teben mai^en ju 
tootten, unb bie 5ßtieflet feinet 3cit nic^t liebte. Dffenbat 
lommt biefet leitete 5ßun!t bem galilfiifd^cn ^xo^^etm in 58ol« 
taite'S Uttl^ctle fel^t ju Statten, bet infofetn einen SSorgänget 
unb SDWtftteitet in il^m fal^ unb fein ttagifd^cS @nbe, toie baS 
attet Opfet bet §ietatd^ie, tl^eilnel^menb bcllagtc. 3)od^ toat eS 
aud^ nut biefe ©eitc an bem Sl^un unb aOScfen S^fu, tooöon 
SBoltaitc fid^ angef<)tod^cn fanb; im Ucbtigcn toat il^m.ju t)iel 
Sd^to&tmetifd^eS batin unb bie gange @tfd^einung gel^ötte einem 
JU niebtigen S9ilbung3!teife an, als bag fie il^m l^&tte f^ntpatl^ifi^ 
fein lönnen. 

S)od^ toatum ben ^ann bemitleiben, lägt S^oltaite fid^ l^iet 
eintoetfen; l^at et nid^t eine Migion geftiftet, bie toäl^tenb bet 
Sal^tl^unbette il^S Säeftel^enS mel^t S9lut fliegen gemad^t l^at, 
als in hm gtaufamften fttiegen geftoffen ift? 9lein, ettoibett 
äSoltaite, id^ toage ju bel^aupten unb glaube bie gelel^tteften unb 
einfld^tSl)oIlften SRftnnet füt mid^ ju l^aben, bafe 3cfuS niemals 
baton gebadet l^at, eine mnt 9leligion }u ftiften. Das ßl^tiften« 
tl^um, toie eS feit ßonflantin'S 3rften getootben ift, fielet 3^fu 
fo fetn toie bem 3<>toaftet obet SStama. 3[cfuS ift bet SSottoanb 
unfetet pl^antaftifd^en Seilten , unfetet 9teligionSt)etfolgungen ge» 
tootben, abet et ift nid^t il^t Utl^ebet. ^i^ fd^meid^le mit, 
betocifen ju Önnen, ba§ 3efuS lein Sl^tift toat, bag et im @egcn- 
tl^eil unfet ©^tiflentl^um, fo toie 9lom eS jugetid^tet l^at, mit 



184 ^* ^te d^tifin^e IHt^e auf SBettug getttfttibei 

SlBfd^eu t^ettootfen l^aben toütbe. 9Hd^t Sine Stelle flnbet jtd^ 
in ben @k)angelien ober bet %poMQt\^i^it, tootauS fic^ ergftBe, 
bag et obet jeine Qäfültt il^tet töterlid^n Migion entfagt 
l^atten; nic^^t (Sine, tootauS fl(]^ fd^licßen liege, baß et bie 2tt« 
^d^t gel^oBt l^abe, auf ben £tümmetn bet iübifd^en Migion 
eint neue 3U gtünben. 63 fielet feft, ba^ bie etften ^l^&nget 
3efu nid^tS anbetet toaten, als eine Befonbete @ecte untet ben 
3uben, toie bie SBillefiten, bie ^ennoniten untet ben Sl^tiflot. 
Slud^ toitb 3fefu8 öon Anfang immet nut als ein ftommet 3ube, 
als ein $to:t)]^et Bettod^tet, bet in Befonbetet ®emeinfd^aft mit 
©Ott geflanben, aBet intntet bod^ ^enfc^ getoefen fei Damit 
toat fteilid^ nid^t toeit ju !ommen. Ratten bie (Sl^tiften t>mt 
il^tem 3efuS nut baS gelel^tt, toaS bit etften 6)^angelien t)on 
iW f<^9^ii/ fo ^fitten fte, meint S3oltaite, nid^t ))iele $tof elften 
gemad^t; aBet fte l^üllten fid^ in bk Seilten ^lato'S, unb fo 
l^ielten einige ^aI6ben!et fie füt $]^ilofo))]^en. S3on bem Sinjlug 
bet alejanbtinifd^cn Sßl^ilofopl^ie auf baS ©l^tijlcntl^um, Don bem 
fip&ten e£otifd^en Utfptung beS t)ietten ßbangeliumS, baS et nut 
üBetfläffigettoeife aud^ nod^ fflt gef&lfd^t anfielet, l^at SSoltaite 
eine fcl^t l^eHe ßtlenntnig, 6t fagt einmol getabeju: ^5)et 
PatoniSmuS ifl bet S3atet beS Sl^tiftentl^umS , bie iübifd^e 
Migion feine SRuttet." 

S9iS man iebod§ auf biefe ^öl^e !am, toat eine gonje Seiter 
t)on X&uf d^ungen unb 6tbid^tungen ju butd^taufen. 6tft mad^tett 
bit 6d§ület 3fefu il^tem ®tott üBet bie ^intid^tung il^teS 5Wetftc«, 
ba fte )u fd^toad^ toaten, ftd^ ju täd^en, butd^ bit Auflage Suft, 
et fei mit Unted^t gelteujigt tootben. Sann toutbe man fiU^nec 
unb Ui)anpittt, @ott l^aBe il^n aufettoedCt. 2)aS toat fteilid§ 
eine fel^t plnm^t @au{elei; aBet bie ^Dtenfd^en, mit benen man 
eS i\m&ä)il 3U tl^un l^atte, toaten ia gleid^faUS phxvxp unb als 
3uben getoöl^nt, baS ^Bfutbefte ju glauBen. S3on l^iet auS ent» 
toatf man bann feine Segenbe mit allen il^ten äBunbetn, in mel^t 
als funf}ig (St^angelien, beten leinS mit bem anbetn fümmte, 
unb t)on benen man jule^t bie t^iet aBenteuetlid^ften auStoftl^lt 
unb Bel^&li ^an fd^miebet falfd^e ^cten beS $ilatuS, folfd^ 
Steifen beS ^ettuS, etbid^tet Sätieftoed^fel jtoifd^en 3efu8 wob 
SlBgatuS, Seneca unb $auluS, l&gt bie ©iB^Qen in ^!toftid§en 
ben 3uben]^eilanb t)ot]^etf agen ; lutj, bie t^iet etften ^al^tl^imbette 



%it 4tifllid§e ^t^engefd^id^te. 185 

beS Sl^tiflentl^umS Btlben eine ununtetbtod^ene Stetige t)on ^Ifd^ung 
unb frommem SBettug. @tne ^aiiptpetfon in biefem @eBtete ift 
gleid^ ))on Slnfang bet 3[))oflel $aulu3, ben aud^ SSoltaite, tote 
feine 93otg&nget unb 9la(]^tolset in glei(]^er 3tid§tung, ganj bef onbetS 
QufS ftotn genommen ^at Seine $ettfd^fu($t unb UnDetttSg- 
Ud^leit, bie £)unfcl]^eit unb SSertootxenl^eit feinet SBtiefe toitb 
balb gerügt balb t)erfpottet, unb aud^ ^ier l^at er bie ^fnconfe» 
quenjen ju entgelten, bie il^m bie ^poftelgefd^id^te aufbürbet, an 
beren l^iflorifd^em 6]§arafter in biefem ©tüde SSoltairc fo toenig 
als 3leimaru8 einen Sto^if^I ^^flt. SBejeidönenb für Jßoltaire'S 
@efd^id^t3anft(]§t ift tS, ba§ er bie ßrj&l^lung t)on ber Säelel^rung 
beS $auIuS in ber ^))ofteIgef(]^id^te für eine n&rrif($e Segenbe 
erK&rt, bagegen bit iübifd^e @age, ein florb 'om ®amalizVS 
Sod^ter fei ed getoefen, ber tl^n auf bie Seite beS Sl^riftentl^umS 
getrieben, burd^au^ toal^rfd^einlid^ finbet. 

3m Jßerlaufe ber ^tiftlid^en Äird^engefd^id^te fielet aSottaire 
eine Sieil^e Don SBerirrungen be§ menfd^lid^en ®eifteS. ©inb il^m 
bie 6^noben mit il^ren f^)i^flnbigen ßel^rbeftimmungen Ifid&erlid^, 
fo flnb i^m bie S5ifd^öfe unb Sßitpfle mit il^rem Sßetrug unb 
il^ren SInmagungen t)er]^agt, baS ^önd^Stoefen jutoiber, bie 
MigionSöerfolgungen icber ^rt, bie baä ©l^riftentl^um mit fid^ 
fül^rte, ein Slbfd^eu. fleine SReligion öon atten l^abe eS in biefem 
6tild(e ber d^riftlid^en aud^ nur üon ferne gleid^getl^an: bie alten 
feien ol^nel^in tolerant getoefen, f el6fl ber 3[§lam l^abe fld^ immer 
bulbfamer ertoiefen als ba§ ßl^ttftentl^um. SSoltaire legt eine 
orbentlid^e Sled^nung an über bie @d^l&d^tereien, bie toSl^renb ber 
15 3[a]§r]^unberte ber §errfd^aft beS ßl^riflentl^umä in feinem 
Flamen öerübt toorben; er toirft für bie alten ©treitigleiten mit 
ben Slrianem unb ©onatiften , für bie Äreujjüge unb bie 2llBi* 
genferlriege, bie ^uffiten« unb 5ßroteflanten!änt|)fe, bie SOBürgereien 
ber ©ipanier in Slmerila, ber fiatl^olilen in Urlaub u. f. f. für 
iebeg eine ungefüllte Stffer au§ , unb lommt fo auf bie ©umme 
öon 9,468,800 3Jlenfd^en, bie um beS ßl^riftentl^umS toillen öon 
®§tiflen umgebrad&t toorben feien, ©iefen ©röueln l^at aud^ bie 
Sieformation lein (Snbe gemad^t, im ©cgentl^eil bie ?5flamme ber 
MigionSt)erfolgungen unb MigionSiriege in (Suropa t)on 9leuem 
angeblafen. 

3Benn toir bon unferem @tanb))un{te au3 t^ermutl^en möd^ten, 



186 ' V. 2)te 9lefin(matüm. — Stti)^ uttb CaMn. 

SSoltaite toetbe in feinem A(mM)fe gegen bie latl^olifd^e ^ietotd^ie 
fid^ bem ^toteflantiSmuS , feines freiem ^tineifS toegen, n&l^et 
gefül^lt l^aBen, fo finben toir unS M genauerem &vibUd in feine 
Sd^riften get&ufd^t. @r fagt tool^l einmal, bei gleid^em ^Ml^m 
im ^rindp l^aBe ber ^roteftantiSmuS bod^ toeniger 3t^finter 
in ben Sonfequenjen, b. 1^. er l^aBe mand^e ^{TligBr&ud^e unb 
aUjucrajfe Meinungen abgefteUt ^ber fd^on in htm S3erfnd^ 
über bit @ttten u. f. f., too gefd^id^tlid^ t)on ber Stefomtation 
gel^anbelt toirb, öermiffen toir ba§ tiefere SSerftänbnife il^rer 9lot]^ 
toenbigleit. SSoItaire !ommt au3 feiner Lanier ber üeinen Uv 
fad^en für groge äBirhtngen, unb bann auä feiner ^riebenSlide 
um ieben $reiS nid^t l^erauS. ^uS bem ^ßnd§Sge3&n!e )toifd^ 
Sluguftinem unb Domintlanem fiber btn %Ua% in einem äßtnlel 
))on ©ad^fen ift nad^ il^m l^unberti&l^rige 3toietrad^t jhiegStoutl^ 
unb 3loti) bei breißtg ^Rationen entjlanben, 3n bem grojsen 
®cgenfa|e jener 3^tt ift «td^t Sutl^er ober Stoingli, fonbetn 
Seo X. äSoltaire'S ^ann. @r toar freilid^ $apft, aber er toot 
aud^ ber f eingebilbete , Siteratur unb ^nft liebenbe ^Dlebiceet 
3)er SujcuS fetneS itp))igen ^ofeS modele ^ftoB erregen; aOm 
man mug aud^ erto&gen , ba% biefer |)of @uro))a'S Sitten t>et» 
feinerte unb bie ^enfd^en umgfinglid^er mad§te. 2)er SSanbd 
ber ®eifUid^!eit gab freilid§ ju Dielfad^en Säefd^toerben Snla^; 
aber baS toar bod^ lein @runb, barum fo t)iele blutige Actege 
anzufangen. SBtrSid^ t)ertoerfItd^ finbet SSoItaire boS %blag« 
toefen; ober bei aUebem gibt er benen 9ted^t, toeld^e fagten, mm 
foDe baS @ebäube auSbeffern, nid^t nieberrei^en. iBoItaire 1^ 
aud^ f onfl t)iel ^el^nlid^eS mit @ragmu3 : in il^ren Urtl^ilen über 
bie Steformation treffen fte btStoeilen loörtlid^ jufammen. Sei 
Sutl^er ftögt fid^ SSoltaire aud^ an feiner b&urifd^n S^^rad^e, on 
ber ®xob^nt, toomit er feine (Segner, batunter fogar g^nte 
$&u))ter, bel^anbelte; man toirb oft an feine ^uSfteSungen gegqt 
S^ah\ptaxe erinnert: iti einem toie bei btm anberm ging baS 
Urgermanifd^e bem gfranjofen toiber ben ^ann. Salbin l^ot 
e§ ber SSerbrennung 6ert)et§ ju ban!en, ba% er fd^on ivaa 
SSorauS bei SSoltaire auggetl^an ift. 3)ann aber gilt il^m atoor 
nid^t aKein, bod^ in erfler Sinie baS gfolgenbe, 9Ran glonbe 
bod§ ia nid^t, fagt SSoUaire, biefe Männer l^aben fid^ bei ben 
SRenfd^en baburd^ beliebt gemad^t, bag fie biefm boS ^od^ er« 



SoUaite imb ber ^toteftotttidmud. 187 

leichterten, boS auf il^nenlos; im ©egentl^tl, fie l^atten finftete 
Sitten nnb il^te Steben toaten t)oIl ®alle. Sßenn fle ben (SöliBat 
bet $ttefler Dettoarfen, toenn fie bie jtloftetpf orten öffneten, fo 
flefd^Q]^ boS nnr, um bie gange menf(i^li(|e ©efeUfd^aft in ein 
Jllofter gu t)er)oanbeIn. 2)a8 @))iel, baS Stl^eater lourben t)er» 
boten, nn bfifterer freublofer @rnft lagerte iii^ auf bag Seben 
ber 9teformirten. 

Unb l^ier liegt nun eigentlid§ ber innerfte @runb ton ^oU 
taire'8 SBibertoiDen gegen ben ^roteftantiSntuS. 9uS bentfelben 
®mnbe toar er fd^on innerl^alb ber latl^olifd^en ^rd^e feineS 
^eimotl^IanbeS berjenigen %id^tung, hit aU ^nn&l^erung an ben 
^tefhmtiSntuS gelten moi^tt, bem ^^nfeniSmuS, abgeneigt, unb 
in bem Streite ber Sanfemften mit ben S^uiten ftcttte er fld^ 
burd^auS nid^t auf bie Seite ber erfieren« 3)aS ©efäl^rlid^e ber 
le^teren t^erlannte er nid^t, aber fie l^atten bod^ feine @onk)ul» 
fionftre toie il^re @egner, e§ galt bod^ bei il^nen el^er leben unb 
leben laffen, 9ll8 bie ^efuiten au§ granfreid^ Vertrieben tourben, 
toar ber oft toieberl^olte @))rud^ 93oltaire'§ : bie f$üd^fe l^at man 
beriagt, ober nur um uns gang ben äB5lfen :0reidgugeben. S)a3 
otteS ift begreiflid^ an il^m, toie ol^nel^in aud^ ba§, bafe er baä 
tn^teftontifd^e S)ogma um lein ^aar toeniger ungereimt unb 
l&d^erlid^ fanb al3 baS latl^olifd^e. 2)ie breierlei ^enbmal^lS» 
leieren unterfd&eibet er f o : bie fiatl^olüen cffen ® ott ol^ne SBrob ; 
bie ßotoiniflen aSrob ol^ne ©ott; am beflen flnb bie Sutl^erifd^en 
baran, bie beibeS, ®ott unb SSrob, gu ejfen belommen. 3n feinen 
Äugen l^atten bie Reformatoren il^ren Seruf Ijerfcl^lt Sie ptten 
atteS S)ogmatifd^e bei Seite toerfcn unb baS 5ßraftifd^e, bie SRoral, 
als bk ^aWftyxäit in ber Sieligion t)oranftellen foUen. Sie 
]§&tten fi^ auf bie Seigre k)on einem geredeten ®ott, ber baS 
@ute belol^nt unb ba8 »iJfe betraft, befd^ränlen fotten. 3)amit 
toilrben fle atten Streitigleiten, Verfolgungen unb ftriegen um 
ber Migion toiUen ein @nbe gemad^t l^aben. Statt beffen be» 
l^ielten fie bie alten Sogmen bei unb fügten neue bagu ; ta)oburd§ 
^e natürlid^ aHen ienen ®r&ueln unb plagen Don 9leuem %^üx 
unb Xifox öffneten. Sluffallenb ift l^iebei nur baS, ba§ Voltaire 
ben S3orf))rung nid^t beffer toürbigte, ben ber ^oteftantigmuS 
bod^ immerl^in k)or bem ^atl^oliciSmuS baburd^ getoonnen l^at, 
ha% er bie Sd^lange ber ^ierard^ie gerfd^nitt, bie bis bal^in, ben 



188 V. Ecrasez rinflimel 

flo))f in Sbtn, mit tl^ten getoaltigen 9tmgen bie gatt^e ^ttfUi^ 
äBelt untfd^nüct gel^olten J^atte. 3^)^^^ f^^ ^^^ ^^ eiitjelnm 
@tfide, tote fle in ben ))xote{lanttfd^en S&nbetn fiBtig geblieBen, 
tto$ immer ein böfeS ®etofltm unb !önnen mand^etlei @(|aben 
tl^un; boäi tann man jid^ il^ter lei(i^tet ertoel^ren diS beS großen 
unjetfd^nittenen Sek)iat]^an. 

3id§ batf bicfcn ©egcnjlanb nt(]&t t)etlafl[en, ol^ne einer gotmel 
}U gebenlen, bie man SSoltaire ganj BefonberS jnm SSottourfe ge« 
ma(]^t l^at: eS ifl baS 6exü(]^tigte ecrasez rinfäme, baS er, al3 fein 
cetei-um Icenseo, unb meiften§ tote eine (Sel^eimformel in aBgefftrjter 
©dgreibart: äcr. Tinf ..., an ben Sd^lug einet großen Slnjal^l feinet 
SSriefe an bie öertrauteflen ©efinnungSgenoffen, toie b'SlIemBett, 
3)amilat)ille u. ^. gefegt l^at. ^an l^at in htm infame oft 
niemanb ®eringere3 gefeiten als @]§riftug, unb ballet eine fSUä^ 
p^mtit barin gefunben. ^Dein Sl^riftuS lann f($on beStoegen niöii 
bamit gemeint fein , toeil Tinfäme in biefem SSoltaire'f d^cn Stefrain 
!ein &t, fonbem eine @ie ift. 3)ieS erl^eUt anS aEen ben ^SSUn, 
too ber @a| nod^ toeiter fortgef&l^rt unb auf baS SBort infame 
attemal mit einem toeiBlid^en Sßronomen jurütfgebeutet ift 3« SS. 
an b'SlIembert : Adieu, mon eher philosophe, si vous pouvez äcra- 
ser rinf., ecrasez-la et aimez-moi. grtebrid^, ber gleid^faÜS unter 
ben Gingetoeil^ten toar, an SSoltaire: J'approuve fort la möthode, 
de donner des nasardes ä Tinf. en la comblant de politesses. 
SBol^l; aber toer ift benn nun biefeS infame gfemininum, bemSSoI» 
taire unb feine f^reunbe ben Untergang gefd^tooren l^aBen? Ilu4 
barüBer laffen unS il^re Säricfe nidjt im 3toeifeL „^ tofinfd^te/ 
fd^reiBt SSottaire an b'^lemBert „bag Sie bie infame jermoituten, 
ba§ ift ber ^anptpunlt Vous pensez bien, que je ne parle que 
de la superstition ; car pour la religion, je Taime et la req[>eete 
comme vous." Unb toieber b'3lIemBert an S3oltaire : . . . cet 
in&me fanatisme, que vous voudriez voir 6cras6 et qui fait 
le refrain de toutes vos lettres u. f. f. ^Ifo ber ^erglauBe, 
ber Fanatismus; bod^ baS finb nod§ aUju aBftracte ^Begriffe; 
too l^aBen fie in ber äßir!lid^Ieit il^ren @i^? äBenn SSottoite 
an b'SttemBert fd^reiBt, er wünjd^te bie infame in ^ratdreid^ 
auf ben 3itft<^nb rebucirt, toorin fie in @nglanb fid§ Befinbe, 
unb toenn griebrid^ gegen ä^oltaire äußert, Bei ben ©rted^en unb 
Mmtm l^aBen bie ^l^ilofopl^en gebeil^en ttnnen, toeil il^re Migion 



3|1 ha9 (S^xifitnii^um aBaufd^affenl 189 

!etne 2)omgen gel^afit l^aBe; mais les dogmes de notre inj%nie 
gitent tout — fo tfl Hat, ba§ unter bct infamen , beten SSet« 
ntd^tung bo8 ßofungStoott beS 58oUatte'fd&en ftteifeS toat, bte 
c^ttflltd^e JHtd^e, ol^ne Untetfd^teb bet 6onf ef fionen , als bit 
Ztäg^tin beS ^(etalauknS unb |$anatt§muS ju t)et{le]^en tfi 

,,3^ l^aBe eS'fatt" foff 58oltatte einmal gejagt l^aBen, 
,,nnmct toiebct gu l^öten, ba§ atoftlf Spännet l^tngctetd^t l^aBen, 
boS gl^tiflentl^um ju Begtünben; td^ l^aBe Suft, ju Betoetfen, bag 
fönet genug ifl, eS ju getftöten." ®a8 tjl ein ledeS SBott, toie 
mm es fo l^intoitft, ol^ne baBei feftgel^alten toetben gu tooUen ; 
in bet Sl^at toufete SBoItaite fel^t gut, ba§ e§ fo fd^nett nid^t 
gel^e, ,;©toift/' jagt et am ©(^luffe feinet SlBl^anblung : ®ott 
unb bie SKenfd^en, „l^at eine fd^öne ©d^tift gefd^tieBen, tootin et 
Betotefen gu l^aBen glauBt, eS fei nod§ nid^t ^txt, bie d^tiftlid^e 
Sleligion aBgufd^affen. SEBit flnb feinet 5Dleinung. S^ax ifl fie 
tin S9aum, bet Bis ie^t nut töbtlid^e f^tüd^te gettagen l^at; bod^ 
tootten toit nid^t, ba% man il^n uml^aue, fonbetn nut, ba% man 
il^n pfto<)fe. 3Bit f dalagen t)ot, in bet 9RotaI 3efu atteS baS« 
ienige gu etl^alten, toaS bet affgemeinen SSetnunft angemeffen 
ift, bet äffet gto§en Spi^ilofo^ji^en beS ^lltettl^umS , äffet Seiten 
unb äffet Dtte, bet SBetnunft, bie baS etüige Sßanb äffet ®e^ 
fefffd^aften fein mu§. Sßeten toit baS l^öd^fte SBefen butd^ 3efu8 
an, ba bie ©ad^e einmal Bei unS eingefül^tt ifl. S)ie fünf SSud^« 
ftaBen, bie feinen 3lamen auSmad^en, ftnb ja tool^l fein SSetBted^en. 
äBaS liegt batin, oB toit bem l^öd^ften SBefen unfete |)ulbigungen 
butd^ SonfuciuS, butd^ ^atc Slutel, butd^ 3^u3 obet einen 
anbetn batBtingen, toenn ton nut ted^tfd^affen finb. 2)ie Religion 
Befielet bod§ fld^etlid^ in bet Sugenb, unb nid^t in bem ungetcimten 
$lmd)et bet Xl^eologie. Sie SJlotal lommt t)on ®ott unb ift 
fiBetaff biefelBe; bie Sl^eologie fommt t)on ben ^enfd^en unb ift 
fiBetaff anbetS unb fiBetaff läd^etlid^. 2)ie ^nBetung eineS 
(!k>tte3, bct Befitaft unb Belol^nt, t)eteinigt äffe SRenfd^en; bie 
t^ettud^te unb DetSd^tlid^e S^l^eologie entgtoeit fie. 3oget bit X^tO'^ 
logen fott unb bie SBelt i^ tul^tg (toenigflenS im Jßunlte bet 
Sieligion); laffet fie gu, geBt il^nen Slnfel^en, unb bie 6tbe ift 
fiBetfd^toemmt mit SBlut. Sl^tiftlid^e Steligion, ba fiel^ beine 
äSHtlungen. 2)u Bift geBoten in einem äBin!el t)on @^tien, 
tootouS bu t^etttieBen Bift; bu l^oft üBet SJleete gefegt, nm beine 



190 V. 2ßoltat¥e'9 fief^t^tluj^ @teltotia wn (Sfjßci^niifim. 

S3erfoIgung3huttl^ US ju ben &u§etften @tetqen be8 ^lanbeS 
3U tragen: unb bennod^ f(^Iage i(| ))ox, btd^ ju etl^alten, t)orQu8« 
gefegt, bag man bit bie Alanen flu|e, toomtt bn mein SSatet« 
lanb" (et lägt einen ßngldnbet ^pxt^m) „a^^f^t/ i>i^ M^nt, 
toomit bn nnfetc SSätex setriffen l^afl. 3lod^ einmal: Beten totr 
®ott butiäi 3fcfn8 an, toenn e8 fein muß, toenn bie Untoiffenl^eit 
jo groß ift, bag biefeS ifibifd^e äBott nod^ au§gef)n»)(i^en toerben 
joU; aBer eS fei nid^t mel^t baS SofnngStoott jn StauB unb 
5Wotb." 

äBit bürfen nie t^ergeffen, bag eS bie (Sxinn^en bet äSattl^o» 
lom&uSnad^t, bet 2)tagonaben unb bet ^IBigenfetltiege tonten, 
bxt in SSoItaite il^te ^deln gegen ba§ ©^tiftentl^um lel^tten; 
unb toenn et in einet feinet angeBItd^en Sonbonet ^omilien ben 
6a| auffteEt: „äßet mit fagt: beule toie id^, obet @ott toitb 
bi(l§ fltafen, bet toitb mit Balb fagen: beute toie i^, obet ic^ 
Bringe bxi^ um" — l^at biefet 6a^ tjielleid^t an feinet futd^t* 
Baten SBal^tl^ett ettoag t)etloten, loeil eg l^unbett ^al^te 1^ Vjt, 
ba% JBoltaite il^u niebetf d^rieB ? 



VL 

SDÖernt rin tüfttget gugtoanbeter in notb«notbtoeflK(3^cr ^äf^ 
tung ton @enf auggcl^t, jo ctreid^t er in cttoaS mtf)x als einet 
Strnibe ben gfletfen f?ente^. S)ie ©trage fteigt attmäl^lid^ on, 
unb \ä)tm au8 bcr Entfernung erBlitft man bie toeifeen 5Wauem 
bc8 6(i^loffe8, in toeld^em S3oltaite, mit tocnigen Unterbrechungen, 
bie legten ad^tjel^n ^al^re feines SebenS gugebrad^t l^at. 2)er 
^den lann in ber ^au))tfa(^e als feine @(3^ö))fung betrad^tet 
tocrben. Senn im ^al^re 1758, als äJoltaire bie ^errfd^aft 
laufte, toar eS ein elenbcr SEßeiler mit einem l^alben §unbert Der* 
lommener SSauem ; unb afe er jtoanjig Saläre barauf ftarb, toar 
eS ein l^übfd^er Ott t)on 1200 gintool^ncm, gröfttentl^eilS Ul^r« 
mad^em unb anberen SubufirieUen , bie er bal^in gegogen, benen 
et ^ftufcr gebaut unb gegen eine Siente, bie bei feinem Slbleben 
auf bie ^älfte fid^ ermäßigen, mit bem Sobe feiner 9Hd^te aber 
gan) erlbfd^en foUte, eingeräumt l^atte. ^ud^ burd^ S3orftred(ung 
tjon S5ctrieb3ca^)ital griff er ben Seuten unter bie Wmt, unb 
feine SSelanntfd^aft mit StaatSmfinnem unb Potentaten beutete 
et in tiottem Umfang auS, um feine Sd^öpfung ju lieben. Die 
Äaifetin Don Shifelanb bcjog Ul^ren au8 S^me^, unb ber franjb» 
fifd§e Vlinifter Sl^oifeul toanbte bem aufblfil^enben ^abrilort 
attetlei SBegünftigungcn ju. ^üx äJoltaite toat bie 6olonie in 
gfetne^ baS SieblingSKub feinet alten Sage, baS il^m jtoat @otge 
unb ^ül^e genug Detutfad^te, biefe abet nid^t bloS butd^ bie 
gfteube tjctgalt, bie eS il^m mad^tc, fonbetn aud§ butd^ bie fltt*» 
Kd§c $ebung, bie et au8 feinem 5Bet]^filtni§ als JßftegeDater ejncr 
aufblül^enben SRenfd^engefeEfd^aft 30g. SSon bet Settaffe beS 
@d|)loffeS aus geniegt man einet toeiten ^uSfld^t auf f^lbet unb 
äBiefm, bie Don einigen 9}otbetgen bet Sllpen unb im legten 



192 VI. a^oltatte in gfetne^. — ihx^en- unb Zl^caietbou. 

^tntctgrunbc üon btefcn fclfijl aBgefd^loffcn tottb. 3tS^tt liegt 
auf bet anbetn ©eitc bc8 @(]^loffe8 bcr 3uta, beffcn ©d^nce im 
SQßintcr bent alten §crm f o mand^c klagen cntlotftc. ©intet bem 
©d&loffe bel^ncn \x(i) ®ätten, beten Slnlage unb Pflege füt JBol» 
tattc eine fo toettl^e Untetl^altung toat, unb uml^ct lag ein Be« 
beutenbet ®fitetcom))Ies , beffen ^nbau an bie 50 ^enf($en im 
©ienfte beS ©utäl^ettn beft^&ftigtc. 

®t^t man bie $au))t{ltage beS DtteS l^inauf^ fo fielet vm 
am @nbe bet SlUec, bie jum ©d^loffe fill^tt, Kniet ©anb He 
Äitd^e mit il^tet toeltbetül^mten ^njd^tift: Deo erexit Voltaire, 
unb bet ;3[a]^te33a]^I 1761. ®Uiäi naä) bem ^laufe bet $ett» 
fd^aft alfo l^atte fld^ SSoltaite an ben Jtitd^enBau gemad^i Steinet 
MtgionSeifet toat e§ jtoat nid^t, bet il^n gu fold^et @ile ttid; 
fonbetn bie alte JHtd^e ftanb fo, ba§ fte feinem @d^Io{fe bie 
^)luSfi($t nal^m. ^Ifo toutbe fie abgetiffen unb jut Seite eine 
neue aufgebaut. S)aBei ging bet SSaul^ett, im ©od^gefftl^le feines 
ftommen äBet!e3 Detmutl^lid^ , mit toenig ätildCftd^t gu äBnIe. 
Sin paat ®tabm&let, ein atteS @tucifl£ toutben ol^ne tiele Qm» 
fl&nbe befeitigt. ^@($afft mit ben @algen auS bem ©eftd^t!" 
foHte SSoItaite in SSejug auf boS leitete gefagt l^aBen. @S gofi 
jSlagen unb Sted^tfettigungen. ^m @nbe toot bod^ StOeS too^^ 
getl^an, unb bet $apft fd^id(te Sleliquien fftt boS neue ©eilig* 
tl^um. Qnb toenn ^tembe ju SSoltaite !amen, bie et l^etnmfül^ 
ta)ic8 et mit Selb^gefü^I nid^t hM auf bie JHtd^e, fonbetn mit 
auf bie 3nfd^tift, unb fagte tool^I: 2)a fel^t i^ eittmol eine 
SHtd^e, bie bemfenigen getoibmet ift. bem mtm olletn ftttd^ ionen 
foHte, ®ott, bem gemeinfc^aftlid^ SSatet oEet SRenfd^; fonß 
ftnb fie ia immet ^lenf d^n , einem $etet obet $aul, einer (Seno«^ 
Ufo obet Utfula, getoeii^t 

9lod^ t>ox bet ^xü^t aüetbin^ l^otte Soltam fftt eine 
anbete ^Jbiftatt gefotgt, bie il^m cbenfo nölGd^ bfiidte, ju^kid^ 
oiet me^t petfSnlid^eS Seburfnig toot. ,,3n bet fe^ Ildbet» 
jeugung/ berid^tet et in bem .(iftotifd^ 6onnnentat itiet ik 
äSetCt beS ISetfaffetS bet ©enriabe", )do et Don ftd^ in bet inntten 
^on fprid)t» M% baS edMrid jut SKIbenina ber Sitten 
bctttoge» baute et in getne^ ein ^fd^ Zl^eatet. ©iet txot 
et bijtoeilen fdb^ auf. ungcad^ feinet fd^toad^ (Bcfnnbl^ 
mb feine %d^te. ^ib. £emi« Me in H^ 9tü3bt ioS Zolent 



lüiebl^abextl^eatet. 193 

bet 2)ecIamatton Befaß, f<)ieltc auf bcntfcttcn Dctfd^tebenc Stottm. 
3Rtte. eiaiton unb bet betül^mte U Äatn lamm Don 5ßati8, 
einige Stfitfe batauftetten ; man lam Don jtoanjig ©tunben toeit 
in bcr Shinbe l^etbei, um fie ju l^ören." UeBrigenS l^atte SSoI» 
taixe mit bem Sl^eater leineStoegS bis jum Slnlaufe Don fSfexne^ 
getoartet, fonbetn fd^on in S)6lice8, bei ®enf unb in Saufanne, 
\p&in aud^ im @d^lo§ Soume^, l^atte et fid^ unb Slnbetn biefeS 
il^m unentbel^tlid^e SSergnügen ju bereiten getougt. Söt bie S5e« 
tool^net Don @enf, too feit ben Sagen SalDin'S baS Sc^aufpiel 
als SeufelStoerl Detpönt toat, bilbete biefeS Siebl^abettl^eatcr Dot 
im Sl^oxen ber ©tabt eine Sotfj^jeife, bie 3[ung unb Sllt un« 
toiberflel^lid^ anjog. 9ltd^t bloS als 3uf(^auer, fonbetn au($ als 
SWitf^jielet betl^ciligten fid^ bei ben Sluffffl^tungen in ©öliceS 
fotool^l S)amen als fetten Don ®enf. Slbet hu ©egentoitluna 
Don ©eiten bet SSetttetet bet alten ©itte, bet ®eijlK(§Ieit inS« 
befonbete, blieb nid^t auS. 2)et $5bel toutbe gegen ben Abgott 
Dot ben Sl^oten gel^e^t, tnan tooUte baS $auS anftedCen unb ben 
S3efi|et auS bem ßanbe jagen. ®et Slttilel übet ®enf im 
7. JBanbe bet (gnc^clo^j&bie, bet im Salute 1757 etfd^ien, tootin 
beffen SBetf äffet b'3llembett, bie ®enfet auffotbette, in il^tet 
©tabt ein Sl^eatet ju bauen, go§ nut Oel in'S Sf^net; befonbetS 
ba 3can ^S^cqueS Stoufjeau baDon SJetanlaffung nal^m, in einem 
©enbfd^teiben an b'^Iembett gegen baS ©d^auf))iel alS eine fltten« 
Detbetblid^e, mit htm SBefen einet Seinen SRepublil unDettt&glid^e 
^nftalt ju eifetn. 

S)a§ Slouffeau il^n fo in feinet Hebflen Siebl^abetei ptte, 
et, bet felbfl Detfd^iebene — nad^ SBoItaite'S SWeinung fd^led()te — 
©tfidCe gefd^tieben unb bafüt nod^ immet fein ©^nell^onotat in 
^nf))tud§ nal^m, baS l^at 93oItaite bem ^anne m Detjiel^en, mit 
bem et fteilid^ aud^ ol^ne baS fd^toettid^ in fjftieben auSge!ommen 
ta)&te. 2)eS einen ]^^pod§onbtifd^»menfd^enfd^eueS SBefen, fein 
finfteteS, neibifd^eS ©äbftgefill^I, fein jule^t h)al^ntoi|iget ^tg« 
tool^n bilbeten ju beS anbetn f))öttifd§em ^umot, feinem !edCen 
^Sfld^l^etauSgel^en unb tüdEfid^tSlofen Umfid^gteifen einen fo 
gteEen ®egenfa^, bag bet eine bem anbetn nut l&d^etlid^ unb 
toibettodttig, biefet ienem nut Detl^agt unb abfd^eulid^ fein lonnte. 
©0 toibetfttebenbe Statuten feigen unb gteifen nid^t nut aUt Singe 
auf entgegengefe^te äBeife an, fonbetn felbfl toejtn fle übet mandge 

XL 13 



194 VI gftü^ ^tt&f^tnnm mit $. 3. ^touffemt 

$un!te bet aletd^en ««fid^t finb, ifl eS tl^t Sc^idfal, Hefe 3u« 
fammeuftimmung ju öerfcnncn, ober tl^t SBitte, fle md^t gelten 
3U laffen. SBetm batm stoet jold^e Statuten auf bemfe£6en (8e» 
biete, tote l^ter beut ber :po)mIäten Sttetatur, fid^ 6e$pgnen, fo 
lomt ein feinblid^ 3uf amtnenftog nid^t tool^l ausbleiben. Qäftm 
bie etfle Setül^rung beibet ^Wannet toat gcfffl^lid^ getoefen. J)er 
um 18 3a]^ ifingete Slouffcau toat beftettt toorben, ba8 bon 
SSoItaite jut §od^jett beS S)aup]^{n ivli gebtuat 1745 gebid^tete 
geftfpid ftatt bc8 beteitS mit einem jtoeiten geftf^jiele befi^f« 
tigten 2)i(]^tet3 gum ^totd einet neuen ^uffül^tung umguatbeiten: 
boäf auf gtouffcau'S Slnftage ettl^eiltc SBoItaite fftt bieSmal in 
einem attigen SStiefe feine Suftimmung. föntge Salute f^iäter 
f^tieb 9louffeau bie betül^mte ^teiSabl^anblung äbet ben Sinf{u§ 
bet SBiffenfd^aften unb Mnfte auf bie Sitten, tootin et baS 
^ataboxon butd^fftl^tte, ba§ biefet (Sinftufe ein betbetbli^et ge« 
toefen fei. 2)iefe Slnfld^t lief bet üebetjeugung SBoltaitc^S, toie 
et fie g. fß. in bcm ©ebid^te: „3)et SBeltmenf^," auSgefptodjm 
l^atte, fti^nutfttadS entgegen; baS tougte Stou^eau, fotoie Sk>h 
tdte Don ie|t an tou§te, ba§ et in il^m einen ®egenfü§Iet l^atte. 
^oi) fanbte Sbuffeau bem ölteten Reiftet aU ^tiäfm bet ^od^ 
aäitmiQ feine neuen Sd^tiften gu. S)ie ^bl^anblung „übet Im 
Utfptung bet Unglcid^l^eit untet hm SÄenf d^cn" nannte ä^oltohe 
in feinem SttoibetungSfd^teiben öom ©ommet 1755 fd^etgenb 
9touffeau'3 „neueg S9ud^ gegen baS menfd^Iid^e (äefd^Ied^f, lub 
il^n übrigens ein, feine f(%toanlenbe ©efunbl^cit in bet l^eimifd^ 
Suft gu ftfttlen, mit il^m bie SRild^ feinet fiül^e gu ttinlen unb 
baS @tün feinet äSiefen abgutoeiben. ^ud^ im folgenben Sfal^ 
fd^rieb et il^m nod^, fein Sanbl^auS toütbe ben Flamen ®6Kce8 
etfl bann mit DoUem 9led§te füllten, toenn eS 9touffeau biStoetlen 
in fld^ fd^lieften bütfte. gine nod^ bcfltmmtete ©inlabung toiE 
äJoltaite im Sfal^tc 1759 an SRouffeau etlaffen unb il^m ein 
Sanbl^auS, rhermitage genannt, gum ^üfentl^alt angeboten 
l^aben; bod^ toitb biefe (Sinlabung bon Slouffeau in ^btebe 
gcgogen. 

2)amalS l^atte fld^ aud^ beteits, au^et bet Xl^eatetongdegen* 
]§eit, nod^ ein toeitetet Stteitpunlt gtoifd^en beiben SRftmtetn 
l^etauSgeftetti ^atte SSoItaite in %ouffeau'S @d^ft über bie 
ttngleid^l^t bet ^enf d§en ein S9ud^ gegen bie ^nfd^l^t gefmtben. 



SettofltfniB mit Stouffeau. 195 

fo fanb ie|t Stouffeau in SSoltam'S ®eb{(]^t üBet hat (StbBeben 
t)otr JHffabon einen SlnSfatt gegen bic (Sottl^eit. 3!n SSettcff bet 
^ge toegen beS UeBelS in bet äBelt toaten beibe im ®mnbe 
cinDerftanbcn, SSottatte tnSbefonbete, tote tott toiffen, batum no(% 
nid^t in bogmatifd^em ©mfte tin ^efjimifl, toenn er aud^ unter 
bcm frifd^en ©inbtudC iener Sd^tedniffe meinte, bie 0<>timiften 
ntad^en fid§ il^te Sl^eobicee gar gn leidet. Unb toenn Stonffeou 
in ben Gonfessions tion SSoltaite fagt, et l^abe, untet bent @d^ein, 
an einen @ott 3u glauben, im ©tunbe bod§ nut an einen Seufel 
geglaubt, ba fein ®ott ein b5Sattige3, fd^abenftol^eS SBefen fei, 
fo toat baS eine atge Uebettteibung. 2)aS @enbf d^teiben , ba9 
Stouffeau int ^al^te 1758, nad^bem et baS @ebid^t gelefen, batübet 
an SJoltaite tid^tete, toat ol^ne fein SBiffen gebtudCt tootben, unb 
in bem 3led^tfettigung8btiefe, ben et beSl^alb im ^al^e 1760 an 
jenen fd^tieb, lieg et fld^ ju bet gtll&tung l^intcigen: „^ liebe 
@te nid^t, mein $ett; Sie l^aben mit em))flnblid^e Uebel juge» 
fügt, mit, ^l^tem el^emaligen 6d§ület unb SSetel^tet. Sie l^oben 
®enf 3u @tunbe getid^tet, jum 2)anle ffit bie ^teiftatt, bie eS 
Sinnen bot; 6ie l^aben meine 5Ritbütget bon mit abtoenbig gc^« 
mad§t; Sie toetben Betoitlen, ba§ id^ attet Stöflungen betäubt 
auf ftembem SSoben ftetbe unb flatt aUet (Sitten auf ben Sd^inb« 
anget getootfcn toetbe. 3a, id^ l^affe ©ie, abet als ein SÄann, 
bet nod^ tofitbiget toat, Sie gu lieben, toenn Sie eS getoottt 
l^Stten." äBa§ biefe fibetf Rannte 2)ecIamation auf SSoItaite ffit 
einen SinbtudC mad^te, lonn man ftd^ beulen. 2)a Slouffeau 
butd^ baS Senbfd^teiben. an b'^Iembett fld^ augleid^ t)on bet 
(Snc^lo))&bie, mitl^in oon bet $]§ilofo))]§en:pattei, loSgefagt l^atte, 
fo oetbad^te il^m SBoltaite auc^ biefe ^6ttünnig!eit. ,,Uebet 
Sitten 3ean Jacques," fd^tieb et im ^al^te 1761 an b'SKembett, 
bet fid^ Slouffeau'S um bet SHenfte toitten, bie et in feinet ^tt 
bod^ oud^ bet guten Sod^e geleiftet, gegen il^n annal^m, „bin id§ 
am meiften oufgebtod^t. 2)iefet ßtgnatt, bet ettoaS l^ätte fein 
iftnnen, toenn et fld^ tjon Sinnen l^fttte leiten laffen, Ififet fld§ ein» 
fatten, eine $attei füt fid^ gu mad§en; et eifett gegen baS Sd^au« 
f^iel, et l&gt feine gfteunbe im Stid^e, et fd^teibt mit ben 
im|)ettinenteflen Sötief, ben jemal» ein ^natilet gelti^elt l^t" 
918 im folgenben ^oifyct ätouffeau'S @mile in ®enf tietbtannt 
unb gegen ben abtoefenben SSetfaffet ün SSetl^aftSbefel^l etlaffen 

13* 



196 VL StoUaire.tttib StouffeaU. 

toutbe, etnt)tQnb fBoltam einige Sd^abenfreube, bag bie bottige 
@etfllid§Ieit tl^nt feinen (Stfer gegen baS Sl^eater fo üBel banite. 
@egcn bicfe äJetnttl^eilung fd^tieB 3louffcau belanntlid^ feine 
,,S8riefe öom Serge", worin er c8 ber ®enfer Slegiemng jum 
äJortourfe mad^tc, ba§ fle feine ©d^riftcn Verfolge unb bie fo 
tiiel geffil^rlid^eten 93oltaire'S bulbe. 2)urd^ eine fold^e ^mm^ 
cxation glaubte fid^ nun biefer Don icber SWldEfld^t entbunben unb 
griff tjon ba an Slouffcau als ^Dlenfd^en toie afö ©d^riftftetter 
bon atten Seiten unb in atten gornien an. 3)a er für ba§, 
toorin beffcn ©tftric als ©d^riftftetter lag, baS fiberfd^tomglid^ 
©cfül^l unb ben tiefen 9laturflnn, burd^ ben er @pod§e madjt, 
lein Organ, einen befto fd^ärferen SSlidE aber für feine jal^lreid^en 
Sd^toöd^en, bis gu ben f:prad§lid§en, l^atte, fo rig er nad^ einanber 
feine neue ^eloife l^crunter unb mad^te fid§ Aber bie ^Ibfonberlid^» 
leiten feines ßmile luftig, beffen @<)ifobe bom fatjo^ifdi^en SHcor 
er als baS einjigc ®ute, baS ber 5Berfaffcr gemad^t l^abe, gelten 
lie§. S)er 5Wenfd^ Slouffeau aber l^ieg i^m öon ie^t an nid^t 
Bios tin 3laxt, fonbem, toSl^renb Slarren fonft gutmütl^g ju 
fein <)flegten, ein Bösartiger 9larr; ein IleineS Ungel^er, ein 
SSaftarb tion beut ^unbe beS Diogenes, ber fld^ etlid^e üermoberte 
2)auBen Don beffen ^ffe }ured^t gentad^t, unt barauS l^or bie 
Seute anguBctten. Unb nac^bem bollenbs im ^a^xt 1766 
Stouffeau'S SSenel^men gegen S)at)ib $ume aUe fd^linmi|ten 
?leu§erungen 5Boltaire'8 über feinen ßl^araöer ju Beflfttigen 
gefd^ienen, glauBte er fid§ Befugt, in beut !ontifd^en (SpoS fiBet 
bm „SSürgcrlrieg in @enf" il^n als einen Inbegriff Don SBonfel* 
mutl^ , S)ünlel unb Unbanl bm öffentlid^en ©elfid^ter unb Stt-- 
fd^eu <)retSjugeBcn. SSoltaire mad^te fld^ in feiner 3lrt louter 
als Slouffeau, aBer $a§ unb äSerlennung toaren auf Beiben Seiten 
gleid^ grog: unt ben @egenfa| il^rer 9laturen unb %id^tmig^ 
JU freunbltd^cr 6rgSnaung auf julÄf en, l^ätten Beibe fo eble ältenfdJKn 
toie @oet]^e unb @d§iEer fein muffen ; unb boS toox einer fo 
toenig toie ber anbere. 

3n feiner Sl^catcrlufl übrigens liefe fld^ Soltatrc burd^ biefe * 
SSnfercien nid^t ftören. konnten il^m bie ©enfer Ferren in 
S)eliceS ©d^toierigfcitcn mad^en, fo toaren fle in feinen anbem 
»cfi|ungen ol^ne SWad^i „SQBenn fie baS ©erj l^atten," fd^Bt 
er im Saläre 1759 an b'?llemBert, „toürben unfere ©odnianer" 



SBoltaite nnb aj^avie ^otneille. 197 

(afö fold&e l^attc b'SlIemBcxt in bcm ettofil^ntcn Sltttfel bic ®ctfl» 
Kd^ctt tjon ®ent bejcid^nct) „qtmt ßl^ttfluS als ®ott ctlenncn, 
um bafüt meinen @d§auf:ptel[en Bettool^nen gu bfitfen unb ju bem 
Hetncn Sl^eatet Sutrttt gu erl^alten, ba§ td& in Soutne^, ganj 
nal^e Bei 2)6Kce8, etngexid^tet l^abe. 3)te ®enfet f dalagen ft(]§, 
um ^Rotten gu Belommen." Unb gtoct Saläre f^jfitex auS getne^: 
r,3<ä^ l^aBe ie^t baS l^übfd^eftc Sl^catet in gtanlteid^. SBit l^aben 
?ölero^)e gef^jiclt, Srfiulein SomeiHe ifl Beöatfd^t toorbcn, 3Äab. 
S)eni8 ]§at bte ©nglänbetinnen gu %^x&atn gerül^tt. S)ie ®eift= 
lid^cn", \ä)xüU et ein anbetmal, „toogen nid^t l^ineingugel^en, 
al^et fle fd^itfen il^te Xöd^tct." 

3n biefem g^täulein ©otneiHe toat nid^t BIoS bem Sl^eatct, 
fonbetn aud^ bem l^fiuglid^en Seben SSoltaite'g ein ettoünfd^tet 
Sutoad^S getootben. 3m Salute 1760 mad^te guetft ein getoiffet 
Xiton bu SiHet, bann tin §ett le JBtun gat in <)oetifd§et fjotm, 
äJoltaite auf eine fed^Sgel^niäl^tige ©nfelin bcS gto§en ßotneitte 
aufmetifam, bit fld^ in bütftigcn ümflänben in einem Äloflct 
gu $ati8 Befinbe, unb beten SBetfotgung übet ftd^ gu nel^men ein 
gutes SBetl t>on i^m fein toütbe. 5Boltaite, nad^bem et @t« 
lunbigungen eingegogen, anttoottete, nid^tS lönne einem alten 
Solbaten bejfct aufteilen, al8 bet ©nielin feines ®enetalg einen 
2)ienfl gu leiften; bod^ lönne ein ^Dlann, htm ©dölo§= unb 
JKtd^enbauten obliegen, unb bet äbetbieS füt«atme äJettoanbte 
gu fotgen l^abe, füt jenen StoedC nid^t fo biel tl^un al8 et getne 
möd^te. 3(nbe§, tocnn e§ bet Ileinen SotneiHe anftünbe, gu il^m 
gu lommen, fo foHte feine Slid^te fid^ il^tet (Stgiel^ung annel^men, 
et felbft toollte ein SSatet füt fte fein, unb il^t, begicl^ungätoeife 
il^ten @ltetn, fotttcn leinetlei Soften füt fle ettoad^fen, et toollte 
füt Äleibung unb aud^ füt fteic Slcife nad^ getne^ fotgen. 9lad^= 
bem fein ßtbicten angenommen toat, etful^t SBoltaitc, ba§ ba§ 
aJlfibd^en feine ©nfelin, fonbetn nut eine SeitenDettoanbte be§ 
gtofeen 5ßetet fei; et bebauette baS, meinte jebod^, bet Slame 
ßotneiUe genüge, unb aud^ fo toctbe bie ©ad^e „fd^idttid^" et* 
fd^einen. ?ölan ftel^t, et gefiel fid^ in bet SloHe eines ^attonS 
beS 5Wabd§en8 mit bem 5)id^tetnamen , unb biefe 9lüdfld^t toat 
nid^t ol^ne Sinftufe auf feine SSeteittoittigfeit getoefen; abet man 
l^öte nut, toie eS toeitet ging. 

S)ie j^leine lam unb geigte fid^ als ein gutes, naibeS JHnb, 



198 VI. 93oliaite ald Seilte«. 

boS beg Slten ^etj Balb getoann. S)eS Untettiii^tS, beffen fie 
fel^t Bebutfte, nal^m et ftd^ feC6fl an, unb bte @ad^e mad^te il^in 
tjtelen ©pa§. „SQßaS miü) Betrifft", fd^ricb et Balb na^ il^ 
Slnlunft im S)ecemBet 1760 an bte 50latquife bu S)effanb, „bet 
td§ mtd^ bem fd^önen ^rtet bet Steife n&l^ere, fo Beftnbe id^ mii 
gar tool^l baBei, bag id^ bie fteBgel^n ^affxe t)on f^täuletn 6ot^ 
neiUe gu leiten l^aBe. @ie ift l^eitet, leBl^aft unb fahft, butd^uS 
natiltlid§. 3<^ untetloeife fie in bet Sled^tfd^teiBung, toiU aBer 
leine ©elel^tte auS il^t mad^en; id^ toiU, ba^ fie letnen foU, in 
bet SBelt 3U leben unb barin gljldlid^ gu fein.'' Unb nod§ t)ot 
3a]§te§fd§lu6 an ben ©tafen Sltgental: „2)ie tkint ©otneiKe 
ttägt Diel jut 3(nne]§ntlid^Ieit unfeteS SeBenS Bei; fie gef&Qt 
iebetmann; fie Bilbet fid§, nid^t öon einem S^age, fonbctn toon 
einem ^ugenBlidE pm anbetn.'' äBie foUte fie aud^ nid^t Bei 
einem folc^en Seiltet? „^d^ l^aBe fd^tedClid^e ©efd^&fte auf betn 
^alfe/' fd^teiBt et aBetmalä an ben ®tafen, ,,unb mein fd^toie« 
rigfteS ifl, gtSulein SotneiHe bie ©tammatil BeijuBringen, il§x. 
bk gat toentg S)i§^)ofition füt biefe etl^aBene SGßiffenfd^aft jetgt" 
(Sinmal l^atte il^m flatt be§ (Stafen bie ©täfln gef d^rieBen ; nun 
jeigt et beten jieriid^eS S9ttefd§en bet @d^ülerin. „S>a, mm 
Heines gtdulein, feigen ©ie, toie hit ©amen in 5ßari8 fd^telBen. 
Selben Sie, toie getabe? Ur\b biefet @til, toaS fagen @ie bogu? 
SBann toetben @ie eBenfo fd^teiBen, SlBfömmlingin bon SotneiUe? 
®a8/' fe^t et in feinem JBerid^t an bie ® täfln Bei, „ettocdH 
3lad§eif etung ; fie gel^t eilig in il^t Simmtt, um mit m JBittet 
nad^ biefem SOluftet ju fd^teiBen; id^ fage Sinnen, eS ift eine 
luftige ©tjiel^ung/' 

Unb toie nun bet $f{eget)atet gat bie (SntbedCung mad^te, 
bag bie ^egetod^tet auf feinem S^l^eatet p Dettoenben fei ! 6t 
ging mit bet Sd^ülerin @d§ritt füt @d§ritt. @tft nad^ imb nadi 
gab man i^x bie @tüdEe il^teg gtogen ^ettoanbten in bie ^anb.. 
„@nblid^," fd^teiBt et im SJecemBet 1761 an Sibebitte, „enblidj 
l^at fjftäulein ßotneiUe ben 6ib gelefen; baS ift fd^on ettamS. 
6ie toiffen, toit l^aBen fie in bet SGSiege üBetnommen; toit ted^« 
neu batouf, bag fie biefeg i^till^ial^t auf unfetm {leinen Xl^eotet 
bie ßl^imene fpielen toitb. @d^on ie|t mad^t fie fld^ ted^t pt 
im jtomifd^en, fie f))ielt fteUentoeife jum Sobtlad^en; unb bennod^ 
toitb fie aud^ baS S^tagifd^e nid^t t)etbetBen. S^l^te Stimme ift 



Tlaxit (^ttteiUe auf SSoUaite'd ^anU^taitt. 199 

biegfam, tool^Qautenb unb jatt ; eS tft BiUtg, bag in bet ^mtlie 
Sotneille aud^ eine @d§Qufpielerin ^^ finbe/' 2)ie ßl^imene 
fpielte Ite nun }toat im fjftül^ing ntd^t, aBer eine SloUe in SSoI« 
tatte*8 Suftf^iiel: Mi ^ettenxed^t/' tootin fte öiel ®Ul(! mad^te. 
„6oEten Sie glauben/' bexid^tet SSoUaite batüBet an ^rgental, 
;.ba§ ^fiulein Q^müUt aUgenteinen S3eifaU etl^ielt? äBag toat 
fte natfitlid^, leBl^aft, munter I äBie toat fte auf bem 3:]§eatet 
}tt ^aufe, ba§ jle mit bem güßd^en flantpfte, toenn man il§t 
rniftef d§itft f oufftirte ! 6ine ©tctte mugte fie auf SSetlangen beS 
$uBli{umS toieber^olen. 2^/' fe|t 93ottaire l^inju, ,,mad^te ben 
Simtmann; unb, mit 3^tet ©tIaubniS gefagt a^^^ 5ßla^en." @8 
toat eine gl&njenbe SSotfteUung; an 300 (Säfte, bis k)on S^on 
unb Sutin ]§etbeige!ommen/ nad^l^et @ou))et unb ä3aU im @d^loffe, 
3u SSoltaite'S gtoget SSeftiebigung. 

gfilr ein fo artiges, ]§offnung8t)otte8 fiinb mufete toeiter ge^^ 
forgt toerben.'' 1400 Siurcä ^Renten toieS il^r bcr 5ßflegebater au8 
feinen eigenen SJWtteln an ; aber gern ergriff er eine ©elegenl^eit 
mel^r ju tl^un. S)ie frana^ftfii^e ^!abemie beabfid^tigte, mt 
Sammlung ber clafflfd^en 3lationaIfd§riftftetter mit ßommentaren 
l^erauSgugeben; für biefe Sammlung übernal^m SSoltaire ben 
^otneiUe, unb ben ßrtrag beftimmte er feiner ftleinen. 3)ie 
Slrbdt bef d^äftigte il^n bit näd^ften 3fa]§re ; in feinen 5lnmerlungcn 
nal^m er ti ftrenger, als mand^en Sefem nad^ btm Sinne loar; 
ber 2Rann feiner faft unbebingten SSetounberung toar 9iacine, 
t>on SotneiKe mod^te er befonberS feine fpäteren S)ramen gar 
nid^t leiben: aber er fe^te, toie er eS gu ©unften feiner Sd§ä^» 
linge immer tl^at, feine l^ol^en ®5nner filr bie Sad^e in don« 
tribution, ftftnige unb Äaiferinnen fubfcribirten auf §unberte 
\>tm ßsentplaren ber (SomeiUe'fd^en äBerle, unb ia ^rjem fteUte 
fid^ ein ©rtrag öt)n 40,000 ßitJreS ]§erau8, eine anftSnbige 3RiU 
gift für bie Qeine ^arie. ääalb tritt benn aud§ ein freier auf 
bie mfjm: ein Officier t)on 24 Salären, ben Voltaire als $^ilo« 
fo))]^en anlünbigt, ber il^m aud^ perjönlid^ nid^t migf&Ui @r 
tDÜl bem $drd^en ein ^auS einräumen; ,,nur foK ber $]^ilofo:p]^ 
nid&t glauben/' fd^reibt er an bie Slrgental'S, „eine fd^on fertige 
$|ili)fo:p]^in p belommen. äSir fangen an, ein toenig ju 
fd^reiben; toir lefen mit einiger SWül^e; toir lernen leidet SJerfe 
ouStoenbig unb tragen fie nid^t übel bor; bie ©efunbl^eit ifl 



200 VI. gftcict um SRotic dottteittc 

fd^toad^; bct ©l^ataftct janft, l^cttcr, ItcBtciiä^; baS SBott: gut« 
ftinb, f(%etttt für fle gcmad^t ju fein. 3^ gcBc tjon SCttem genaue 
9te($enfd^aft; baS äBeitete übexlaffe i(]§ bet SSotfel^ung. S)enn eS 
gtBt/' tote et ein anbetmal fd^teibt, ,,cine eigene SSotfel^ung ffit 
bie ^Dlfibd^en." S)iefe l^atte abet bie äJetbinbung bet jungen 
Sotneille mit il^tem etften fjteiet nid^t befd^loffcn. 3)et p^iio^ 
fo^jl^ifd^e ßieutenant l^atte nid^t nut fein SSetmögen, fynbetn 
, @d^ulben ; fein 93atet tooUte obet lonnte nid^tS füt il^n tl^un ; 
eine tjottl^eill^afte Slnflettung, bie SJoltaite füt il^n fud^te, toat 
nid^t 3U etlangen. @t felBft abet lieg beutlid^ metlen, ba% iS^m 
bie $etfon bet angel^enben $]§iIofo))]^in l^öd^^ gleid^gftltig, nut 
il^te in 3lu8fld^t flcl^cttbe SOlitgift toid^tig toat. 2)a aud^ fie cu8 
bem unfteunblid^en, intetefflttcn 50lcnfd§cn fid^ nid^t8 mad^te, fo 
fud^tc SSoltaite abjubted^en; nun abet toat bet l^ungtige Q^teict 
laum toiebet au8 bem §auf e ju btingen , f o tool^I tl^at ifym bie 
fteie Station. 

Unb laum toat man il^n loS, fo fanbte bie 5WSbd^enöot» 
fel^ung einen Beffeten. „9lun öon ettoaS 2lnbetcm/' fd^teibt SJol» 
taite im 3anuat 1763, nad§ Slbmad^ung e^ttd^et ©efd^ftSfad^, 
ganä ttium<)]^itenb an Sltgental. „3d^ Detl^eitatl^c gftfiulem 
ßotneille, nic^t an einen §alD6:t)l§iIofo:t)]^cn, bct be§ S)ienftcä über« 
btüffig, mit feinen @ltetn unb mit fid^ fclbfl jetfatten unb bollct 
©d^ulbcn ifl, fonbctn mit einem jungen S)tagonetcotnet (3)u^)utt8), 
einem l^äd^ft lieben§toütbigen @belmann öon angenel^men ©itten, 
fel^t l^übfd^em Slcufectn, betliebt, geliebt, unb üon l^intcid^enbem 
aSctmögen. SDßit flnb einig, unb tott toatcn eS im etften Stugeri« 
blidC, o^e @töttctung, toie man ein @ou:pet attangitt. 3^ 
toetbe ben ßünftigen unb bie künftige bei mit bel^altcn; idj 
toetbe SPattiatd^ fein, toenn @ie eS juftieben finb. 3N5 ^^^ 
es to&te ^Jajfenb, toenn Seine 50laieft&t etlaubte, in ben ©onttact 
JU fe|en, ba§ S)iefelbe bie 8000 ßit)te§ füt il^te Subfctiption 
(auf 200 @jem<)Iate bet 6otneitte'fd&en SBctle) afö SRitgift füt 
SRatie gebe. 3d^ toütbe bie 6Iauf el auffegen ; ba8 mad^t futdjt«» 
bateS' Sluffel^en: bet 5Rame be8 ÄönigS in einem ^eitatl^Sconttact 
im 3wi^' S)ie ßleine ift entjüdCt unb fogt ganj naiü, fle l^oie 
ben $aIb^]^iIofo))]§en nid^t auSftel^en !bnnen.'' Unb am folgenben 
Sage an S)amilat)illec „?B^t Detl^eitatl^en f^täulein 6otneitte an 
einen (Sbelmann bet 9lad^batfd^aft, bet ettoa 10,000 Sit)te8 Renten 



Qo^itii t>onMaxit SorneiHe. 201 

ou8 ®ütctn l^at, bic tjor bcm Zfjou tjon gctne^ liegen. 3d^ 
enbtge cäS ^atttaxd^." 

3lm 13. fJeBtuot toat bie §o(3^aett ,,68 ifl ©d^ttffal in 
attebetn/' fd^tetbt fßoUaixe am anbexn Sage an bcn SRatquiS bc 
®^aut)eltn, „unb too tft ba§ ntd^t? 3d& lommc am fjuge bet 
Sllpen an, xä) laffc mtd^ ba ntebct ; @ott f enbct mit SRarte Sot« 
. ncille, td^ tjerl^ctratl^e fle an einen ©bclmann, bet gexabe mein 
nftd^ftet 3taäßax ift, id^ ertoexbc mit jtoei Äinbet, bie bie 3latux 
mit nid^t gegefien l^at ; meine gamilie, toeit entf etnt, batüBet ju 
mutten, ift entjfidt; baS alleS gtenjt ein toenig an ben 9bman.'' 
Unb t^oUenbg gtengte baS batan, toie nun naä) t^ietjel^n Sagen 
ein toitllid^et Utenfel be8 gto§en Sotneiffe fid^ einfanb, ein tjet« 
lommcnet 5Wenfd^, ben äJoltaite mit einem ©tüdE @elb jnftieben 
flettte. ^^Jlan Bebtol^t unS/' jd^teibt et batübet an Sltgental, 
,,mit einem S)n|enb anbetet Keinet SotneiIIe'8, bie nad^ einanbet 
fld^ einteilen toetben. Slbet ^Dlatie ßotneiHe ift toie SRatia, 
SJlattl^a'S ©d^toeflct, fie l^at baä bcfte Xl^eil etgtiffen. Sfd^ lomme 
immet toiebet auf baS ©d^idCfal jutüdE. S)et Utenlel t)on Sßetet 
gotneille l^eifd^t Sllmofen ; 5Dlatie SotneiUe, bie f aum feine SSet* 
toanbte iji, l^at il^t @IM gemad^, ol^nc ju toiffen toie. 3)et 
tufflfd^e Äaifet 3toan ift bei SÄbnd^en eingefpettt, unb bie Xod^tet 
ienet 5ßtinjeffln Don Setbft, bie @ie in 5ßati8 gefeiten l^aben 
(Äatl^atina IL), bel^ettjd^t luflig 2000 3Reilen SanbeS. 3ft baS 
nid^t eine ttefflid^ geotbnete SBelt V 3[m ©ommet be8 nfid^flen 
3(a^te8 genas SJlatie S)u:puit8 eines ?IR&bd§enS , unb nun butf te 
fid^ äSoItaite al8 @to^))a))a bettad^ten. 2)a8 jHnb jeigte in bet 
fSfolge ®dbm, befonbetS füt SJhifll, bie SÄabame S)eni8 auSju- 
bilben fud^te. 3)a8 SJetnel^men SJoItaite'S mit bem (S^tpaat 
blieb immet ba8 befte. 3)ie junge ^au l^ei^t aud& fetnet in 
feinen SBtiefen „baS Äinb." S5on feinem Slbo^)tit)fo]^ne, toie et 
2)U|)uit8 nennt fptid^t et ftetS mit Suneigung unb Slnetlennung. 
3lbäi im Salute 1771 fd^tieb et an Sltgental: „^ä) toünfd^e mit 
olle Sage @Iüdt i1§n mit unf etet SotneiUe t)etl^eitat]§et ju l^aben ; 
fle füllten einen aHetliebften Öeinen ©auSl^alt mit einanbet." — 
3d^ l^abe mid§ lange aufgel^alten bei biefet fleinen g^amilien« 
gefd^id^te; abet id^ fütd^te nid^t , bag tion meinen ^ötetn obet 
Sefetn mid^ iemanb batum tabeln toctbe. Unb am toenigpen 
toetben bie ^anen be8 eilten bon fjfetne^ bamit unauftieben fein. 



202 VI- Sefttd^e in Snuü^ — lesieftoe^fel mit ^f^n ^inpitm. 

Qx f^at ftd^ nie fo liebenStoütbig, nie fo gemfttpd^ geaetgt, tme 
in tiefet @ef d^id^te , unb bie SBelt ta)ei§ nid^t nnb toiU ni^t 
toiffen, ba§ et aud^ genmtl^Iid^ fein !onntc. 6t ifl e8 Bei toeitem 
nid^t immet, et ift nut gat ju oft bcS ©egentl^eil getoefen; 
aBet toet nnt in @inem SSetpltnig fid^ fo untoanbelBat lidbenfi* 
tofitbig ettoiefen l^at, bent fönnen toit, toaS toit aud^ fonft on 
i^m au3}ufe|en l^aBen möd^ten, bod^ nnfete SieBe ntd^t gonj 
tietfagen. 

äBie^ fd^on auS bet BiSl^etigen (SxiS^hmQ etl^ettt, ging eS 
toäl^tenb jenet Salute in bem aBgelegenen fjetne^ mituntet teddt 
leBenbig }u. SSottaite'S Shtl^nt unb bie @a{tfteunblid^leit, toomit 
et bie SSefud^enben aufnal^m unb Betoittl^en lieg , jog aud§ ]§iet 
toie ftul^et in 2)6lice3 eine ^enge t)on @&flen l^etBei Sobon 
toaten, toie l^etfömntlid^, bie nteiften gleid^giUtig , mond^e tt^g, 
anbete aBet aud^ l^od^toiUIommen. Untet bie leiteten gel^Stten, 
neBen ben ©d^auf^ieletn unb @d^auf^)ieletinnen, öon benen Beteitd 
bie Siebe getoefen, tiot ^Uem bie litetatifd^en $ati}et ^temtbe 
unb aSete^tet, bie fid^ l^iet obet in S)6lice8 einfanbm: b'SUem* 
Bett, S)amilat)itte , ©timni, ^IRatmontel, 2Jlotettet unb onbeie; 
aud§ geiftteid^e obet lieBenStoütbige gtauen, toie bie SRotquife 
b'Spina^, bit jtoeite 9lid^te ä^oItaite'S, f$ftau be Fontaine, \piUx 
be fSflotian, gtau tjon @t. Julien, bie toit nod^ an ä^oItaite'S 
StetBelaget als tteuBefotgte fjfteunbin finben. ^ud^ l^ol^ fyxtß 
fd^aften f:ptad§en enttoebet petfünlid^ , obet butd§ @efd^en& tmb 
Stiefe in getne^ ein. S^ ben etjleten gel^ötte untet anbeten 
bet 6tB))tin3 getbinanb Oon S3taunfd^toeig, an bm ä^oltaixe on^ 
t)etfd§iebene @d§tiften getid^tet l^at; bet ^ton))tin} ®uftati t)mt 
@d§toeben, @o!§n ienet @d§toeftet ^tiebtid^'S beS (Stoßen, fftx 
toeld^e SSoltaite baS BetiU^ntte ^abtigal Dom A&niggttaume ge« 
bid^tet l^atte, toutbe nut butd^ bie ^l5^Ud§e Slad^tid^t t)on feine! 
ä3atetS Sobe, bie et in $atiS etl^ielt, tion beut fd^on Befd^loffenett 
aSefud^ in fjetne^ aBgel^altcn ; fotoie Äaif et Sofe^)]^, olS et unter 
beut' Flamen eineS @tafen t)on f^fallenftein $atiS Befud^te unb 
auf bem 9tüd(toege an fjfetne^ tiotüBetful^t, butd^ ben 3Bunfd| 
feinet gottfeligen 3Rama. 3n Btieflid^em S3et!e]^te fianb Uioh 
taite in ienen S^al^ten mit einet äleil^e t>on f^ffitften unb ^fitfHnnen; 
äuget f^tiebtid^ bon Stengen unb, fo lange fte nod^ leBte, feinet 
@d^toeftet t>on S3aiteutl^, BefonbetS mit bet ^etjogin t>on Sod^fen» 



dlifabetli m!& Staiiatixia U. t)on 9ht^(anb. 203 

@ot]^a; unb Balb atid^ mit bet jtatfetin Aatl^attna n. t>on Shtg» 
lonb. ©cUfamcttoeifc toat feine äJexBtnbung mit bem tuffifd^en 
^ofc unter bet toentg Itterattjd^en Äaifetin @ItfaBetl§ ange!nü<)ft 
toorben, beten @ünftling Sd^utoaloto fie ilBettebet l^atte, bem 
@ef(]^t(]^tfd6tei6et (Sxixl^ XII. Don @d^h)eben au($ bie ©efd^td^te 
il^tcS aSatctg, 5ßetet8 beS ©tofecn, ju übetttagcn. 2)ic Sltbeit 
ttug äJoItaite t)iel ®elb unb tounbetfd^öne Jßelje ein, unb bem 
bcutfd^en Jßtebtget SBiljd^ing in ^etctäButg to&te eS bcinal^e üBd 
Befommen, als et ju äugctn toagtc, tool^l nie in bet SBelt fei 
m fd^le(]§te3 fSnä) fo onfel^nlid^ Belohnt tootben. äSoItaite toat 
oBet aud^ etlcnntlid^ : al8 glifabctl^ am Slnfang be§ 3al§te§ 1762 
geftotBen toat, jd^tieB et an b*3llemBett: ,,3d^ l^aBe in bet S^l^at 
einen fel^t gto^en SJetlufl etlitten in bet ftaifetin attet Sleufeen." 
3ttbe6 toat il^te 9lad^foIgetin , jtatl^atina 11., {lug genug, nid^t 
nut in btm Setl^aitnig ju SSoItaite in i^tt Sfufefta^pf en au tteten, 
fonbetn fiBet^aut)t bie SBottfül^tet bet ftanjöfif d^en SBeltlitetatut, 
toie äuget SBoltaite inSBefonbete nod^ b'^lemBett unb S)ibetot 
butd^ oEetlei ©unflBejeigungen fid^ p t^etBinben. 2)afüt et» 
mangelten biefe Zäunet nid^t, bet l^ol^en @önnetin butd^ auf» 
tid^tige SQBf:ptüd^e ftd^ banIBat }u ettoeifen; benn bet®eift unb 
bit JBilbung bet gtau, bet Sifet füt SiDilifation unb Soletanj 
in il^ten ®tunbf&|en unb bet ©lang il^tet Stegietung BejauBetten 
fie, unb toaS bie 5£]^at Bettifft, toobutd^ fte ftd^ bie S3a^n ^nm 
Jlaifettl^ton etöffnet l^atte, fo uttl^eUte SSoltaite in bet ^olge, 
„il^ l^od^feliget ©emal^l toetbe Bei bet 9lad^toelt Unted^t l^aBen.'' 
(St nannte fie bie @emitamiS beS 9lotbenS; ob fle tool^l tougte, 
baf^ et biefen Xitel fd^on il^tet toüften SSotgängetin gegeben 
l^otte? 

2)a8 anbete tougte fie als genaue ßennetin bet SSoltaite'fd^en 
6d^tiften iebenfaUS, ba% betfelBe BeteitS 14 Si^^xt t)ot ienet 
gtaufen Xl^at in feinet SemitamiS gleid^fam ))to:t)]^etifd^ il^te 
%t)oIogie t)etfud^t l^atte. ^an lünnte eg nad^ 1762 gefd^tieBen 
glauBen, tootin man ftd^ inbeg itten toütbe, toenn man in einet 
bet etften @cenen bet £tag5bie bie äBorte beS OtaneS lieft mit 
benen et bk x^n offenBatten ©etoiffengftngfte feinet ©eBietetin 
3U Befd^toid^tigen fud^t: 

O banne bie @rinn*tung bod^ unb laf 
Sie Sbtl^medtage bet ©emixamid 



204 VI. SoUaite'd 9toa fielen gfnebnd^ tocfiot b. gfxaidf. Effoite. 

9lttf etoig ttl^ ieitett luaestblid, 

2)eY eines nttdlftddbimbed 3od^ aetbtad^. 

9HttttS, bi^ a» kietfiogen äBtEenS, l^dtte 

9Rii bit gatta Sab^lün au @runb gettd^iet. 

3ttin @lü(I bet Tttn]äfytii lamfl t)u il^m aut>OY; 

2)aS 9let4, bie ganae äBelt bebutfte beinex, 

rXnh 15 3al^e fegettSteid^et m^'n, 

:3[tt bl&Vnbe SFlttten untfiefd^aff ne äB&flen, 

^olbtoilbe ^otben butd^ @e{e^ geBänbigi, 

2)te ifönfle, tingS butd^ beinen 9luf getoedfi, 

2)ie Sauten, bie bet 9leifenbe betounbett, 

2)e§ toeiien 9(eid§e§ laute ^ulbigung, 

Binb \o t)iel el^tent>oI][e 3^^n^ bie 

^nt Tfjiton bet @öttet mdd^tig bid^ t>ettteten. 

2)ag übrigens SBoltaite ben Xob tion fiatl^atina'S Sot> 
g&nsetin, ßltfabetl^, als einen SSetluft BeQagte, baS l^&tte er 
fd^on ^iebrid^ tion $reugen nt(]§t p leibe tl^un foUen, fftr ben 
bet Sob biefex fii^Iimmflen ^inbin im jieBenifil^tigen Aciese ge» 
tabeju eine SebenSftage, unb mit bem et bod^ toiebet auSgefbl^nt, 
obet bo(]§ toenigftenS toiebet int S3tieftoed^jeI toat. S)enn mtS» 
geföl^nt toat tool^I f^tiebtid^ I&ngft mit SSoltaite, oBet SSoItoire 
noäi 1^9^ ^i^t ^«it fjtiebtid^. @t lonnte biefem bie gftatrtfurtet 
^ffaite noä) immet nid^t Detjeil^en, l^at fte il^m aud^ tool^l nie 
Oetjiel^en. ^m ganje SSoSl^eit gegen ben ^nig l^atte et um 
1759 in eine antobiQgtat)]^ifd^e ^ufjeid^mmg gegoffen, bie et m^ 
toKenbet liegen lieg, bxt aBet nad§ feinem Sobe, nod^ gu Seb^ 
aeiten beS gtofeen ftönigS, 1784, untet bem Sitel: ®a8 ^öat^ 
leBen beS Königs Oon Stengen, obet 2)en{toütbig!eiten anS bem 
SeBen beS $ettn Oon SSoltaite, Oon il^m jelbft gefd^tieBen/' gebtuit 
unb fofott aud^ ben Sammlungen jeinet äBetle einOetlei&t tootben 
ift, tootin et gftiebtid^'S ßl^ataltet in htm jgel^ftffigften üäd^te 
batfteUte unb gegen bie Sleinl^eit feinet @itten bie fd^ndbeftat 
SBetböd^tigungen fid^ etlaubte. ^Uä et gleid^tool^l, lote toit unS 
etinnetn, fd^on in' bet näd^ften ^üt naä) bem SBtud^e ben S3et» 
{el^t mit htm ßönig toiebet an3idnü))ten fud^te, loot boBei nur 
feine (Sitelleit, nid^t fein @emütl^ im @))iele. S)utd^ bie fd^toffe 
S5fung eines SSet^ältniffeS , baS ben @lanj feines %amenS fo 
fel^t etp]§t l^atte, fal^ et ftd^ bet äBelt gegenOBet BloSgefteQL 
3BaS et l^oBen tooUte, toat gunäd^ft nut ein Sd^teiBen beS JI9ni^, 
tootin biefet fein Seibtoefen üBct bie fjftanifuttet ä3otf&Ue ouSge« 



Soltaite'd (&xoU to^m gftanlfttYt. 205 

\pxoäftn ^&ttt, boS bann SSoItatxe m($t gef&utnt l^aBen toütbe, 
alSBalb in bte €effentli(3^1eit ju fptelen. ^Uein eine folii^e 
(S^tenerHätung flaB grtebrtd^ ntd^t, aud^ j^jfiter nid^t. 6r toat 
unb BlteB üBetjeugt, ba§ et ju ienen SOlagtcgeln, beten unge« 
fc^tdte ^uSfül^tung et t)on fi($ aBIel^nen gu bfitfen glaubte, 
Dottauf befugt getoefen, ba§ SJoItatte bamit nut fein 3led§t ge« 
jd^el^en fei S)aniatö t)ottenb8, aud^ feinetfeitS nod^ im ftifd^en 
Untoitten, tjetl^ielt et fld^ au SBoltoite'S Slnnfil^etungSöetfud^en, 
tote toh gefeiten l^aben, butd^auS abtoeifenb. 

SJletltoütbigettoeif e toat eS etfl bet ©tnft beS ÄtiegeS , bet 
Sftiebtid^ 3ut SBiebetanlnÜpfung beS abgebtod^enen SSetfel^tS ge- 
neigtet mad^te. 2)et ünglüdCStag bei Äottin im 3uni 1757 
lotte il^n belanntlid^ bis ju @eIbftmotbSgebanIen gebtad^t, bie 
et in bet betül^mten ^joetifd^en (gptftel an feinen gteunb, ben 
5Dlatqui8 b'SltgenS, äufeette. JBoltaite, bem bie gpiftel ju Rauben 
lam, nod^ el^e bet ßönig felbft fie il^m mitgetl^eilt l^atte, fud^te 
il^m bie fd^toatjen ®ebanlen auSjuteben. ^an-möd^te getn an 
menfd^lid^e Sl^eilnal^me glauben; abet tote lann man eS, toenn 
ntan in einem Stiefe SBoltaite'S an Sltgental lieft : „^äf l^abe 
bit Städte genoffen, einen ßbnig ju ttöften, bet mid^ migl^anbelt 
]§at, unb es lag nut an $ettn bon Soubife, bag id^ i1)n nid^t 
noc^ fetnet )u ttöflen l^atte," 2)et unfähige ftanjöflfd^e gelbl^ett 
l^tte nSmlid^ injtoifd^en bie @d§Iad§t bei Slogbad^ Detloten, 
butd^ toeld^e ^tiebtid^ baS ®i&ä feinet äBaffen fo glöngenb 
toiebetl^etflettte. S)iefet toat fd^on botl^et toiebet gang cotbial 
gegen SSottaite getootben; ba§ et im Octobet auS bem Saget bei 
S^ttfläbt il^m toiebet einen mit SSetfen untetmifd^ten S3tief 
fd^tieb, toat bet S3etoeiS baDon. 2)enn baS toat feit bem @nbe 
bet fd^bnen Sage ia $otSbam nid^t mel^t t)otgeIommen. ^bet 
SSoUaite toat nod^ immet boSl^aft unb jtoeibeutig. (St fd^tieb 
an Stgental, man toetbe fld^ bo(^ nid^t einbilben, ba§ et fid^ 
ffit ben ^nig t)on $teu§en intetefflte. S)abon fei et toal^ttid^ 
toeit entfetnt. Sliemanb toilnfd^e ben betmaligen SRagtegeln 
gegen il^n me^t gtfolg afö et. 3loä) im ^a^x 1759, alS bie 
ftanäöfifd^en Stu^j^jen gtanlfutt befe|t l^atten, flammte feine 
Stad^fud^t toegen bet bott etlittenen Sel^anblung bon bleuem 
ouf , unb et fud^te feinen bamaligen SSegleitet SoUini au einet 
Alage auf 6d^abenetfa^ gegen Sd^mibt unb gfte^tag au l^e^en* 



206 VL SSoItatre it. gftiebtid^ toal^tenb btö fieBeiti. Stdtqß. 

3Sltfit als rinmal im fti^toanlenben Ükmfe ienet Sttit^dfyßt 
toünfd^t er f$frtebtid^ &l&d ju feinen ßxfolgen, to&l^tenb et gegen 
Slnbete ben SBunfi^ auSfptid^t, il^n gebemiltl^igt uttb Beftraft ju 
feigen. 3SBenn et in biefen abriefen ben fiönig, ber il^m cinfl b« 
@alomo beS 9lorben§ l^ieg, nid^t feiten butd^ ben Uefiematnen 
„Suc" bejeiiftnete — ben tarnen eines Bifflgen Slffen, fagt^ mä 
fein ©ectetair, ben et in 3)6Hce8 l^atte — fo ift biefct Suc 
toal^tl^aftig nid^t gftiebtid^, fonbctn et fettfl. S)a§ et ein 6tmtt* 
gebid^t auf bie gi^angofen, il^ten Äönig unb beffen ^oütefje, 
baS f^ebtid^ nad^ bet Sd^Iad^t bei Stefelb gebid^tet imb ifya 
mitgetl^eilt l^atte, getabeju an ben SRiniftet ßl^oifeul einfonbte, 
l^at et jtoat bamit befd^önigt, ba% baS $adCet i^m etöffnet su» 
gelommen fei unb SSetanttoottung bei feinet JRegictmig l^fttte 
jujiel^en lönnen ; eine böfe Untteue gegen gtiebtid^ toot c8 ieben« 
faUS, unb nod^ ettoaS ganj ^nbeteg, aU tocS biefet fi$ fcfil^et 
einmal mit btieflid^en äleugetungen SSoItaite'S übet einen etnflitl» 
teid^en SÄann in ^atiS erlaubt l^atte. 

SSon jlollin bi§ 9topad^ — unb toie oft nad^l^et nod^ toSl^ 
tenb biefeS ßtiegeS — ftanb e8 bebenHid^ nm gtiebrid^; nur 
mit bet &u§etften Slnfpannung attet fttfifte lonnte et fld^ gegen 
ben futd^tbaten S9unb feinet geinbe aufted^t ctJ^alten; feine 
S&nbet gingen bm. Stuin entgegen: ba fud^te feine Sd^toefter 
SBiD^elmine, bie ^atlgt&fin t)on S9aiteut]^, butd^ bit>l0matifd^ 
SSetl^anblungen toenigßenS ^an!teid^ t)on ymem 93unbe }u 
ttennen, unb nal^m ju biefem 3^^^^ ^i^ 2>ienfle il^reS otten 
^unbeS SSoItaire in Slnfprud^. SSoItaire gab fid^ ba)u 1^ 
unb beforgte bie S9tiefe bet SÄatIgtSftn an ben ^itbind be Sencin, 
ben Stjbifd^of tyon S^on, bet t)ot t)iet ^al^ten gegen bie ^Dfandt* 
gt&fin ebenfo attig als gegen il^n unattig getoefen toat unb t>tm 
feinem einftigen ^iniftetium l^et nod^ immet einigen 6tnflu| 
auf Subtoig XY. bel^olten l^atte. Die SSetl^anblungen sogen fi$ 
l^in; gtiebtid^, bieSmoI nut l^alb fc^tjl^aft^ fd§ti^ an ä^ottoite, 
toenn i^m bie gtiebenSftiftung gelänge, toitobe et fid^ bamit übet 
äHtgil fteUen, bet jtoat ebenfo gute SSetfe toie et gemad^t, abet 
{einen f^tieben gu 6tanbe gebtad§t l^abe. 9latütlid^ blidb eS 
babei, bag aud^ bieSmal bet $oet feinen ju 6tanbe Btad^te, 
@in ^inbetntg lag fd^on batin, b(^ f^tiebtid^ ebenfoloenig l^nb 
obtteten, als feine äJetbünbeten im @tid^e laffen^ üktl^oufit ent^ 



Sottatte ftbet ben ihte^. — Xoh bev ^atfgräfin bon S9aiteutl^. 207 

toebet ju @rmtbe gelten, ober mit ftedenlofet (S^xt and bem 
Stampf ]§ett)otge]^en tooUte. Dagegen toat SSoItaite für ben 
gfriöen um jeben ^ftetS; er toar mit griebtid^'8 Iriegetifd^et 
Soufbal^n t)on t)otne l^etein nnsuftieben. ^l^m jufolge l^otte 
biefet einen f(]§dnen SSetuf öetfel^It : et toat jum ftteblid^en fjötflen 
bet 2lnf!lfitung beftimmt nnb mad^te fid^ ftatt beffen jum euto« 
)idtfd^en ©tötenfrieb. 3n biefen ^ftiebenSbeclamationen ifl fßoU 
taite bntd^auS ))Iatt, ein teinet Sd^ulmeiftet. @etoiB ift bet 
Atteg m gtogeS Uebel , nnb jn^ SSoUaite'S @nnften batf man 
nid^t tjetgeffen, ba§ et in bet näd^ften Jßetgangenl^eit meift nut 
mntl^toülige, ans ^cttfd^fud^t nnb UeBetmutl^ bet Sfütjlen, toie 
namentlid^ feinö 3bol8, Snbtoig'S XIV., l^etöotgegangene Ätiege 
öot fl(^ l^atte. Slbet gftiebtid^'S ßinfatt in 6d^leften, tooöon 
bet jiebeni&l^tige Ätieg nut bie unöetmeiblid^e f^olge toat, gel^ötte 
in eine gons anbete Älaffe. g^iebtid^ toat babei öon bem (SnU 
toidSnngSbtange beS junges Staates gettieben, an beffen @pi|e 
et fo eben geftellt tootben toat; tiefet gefaxt, öon bem (SnttoidEe- 
IimgSbtange bet beutfd^en 9lation, bie f&t ftd^ einen anbeten 
QäjjtJDttpvoiU fud§te, als baS unbeutfd^ getootbene nnb geiftig 
nnftei gebliebene £)eftetteid§ toat. 

• liebet biefen öetgeblid^en gtiebenSbemül^ungen ftatb bie tteue 
SGBil^elmine ; eS toat bet 14. Cetobet 1758, bet lag beS liebet« 
fattS^bei ^od^Iitd^, bet gftiebtid^ aud^ im ^Ibe beinal^e öet» 
nid^tete. @S toat ein futd^tbatet @d^Iag füt ben Sätubet; biefe 
6d^toeftet toat il^m baS Siebfte getoef en , toaS er auf bet SMt 
nod^ ]§atte; nnb toenn aud^ bie fd^atfe 9ltt, toie fte in il^ten 
belonnten ©enftoütbigleiten öon S3atet nnb ^Dhittet f|)ttd§t, 
nnfet ©efftl^I nid&t feiten öetle|t, fo toat fle bod§ bm. SStubet 
?UIe8, toaS eine liebenbe ©d^toeflet bem SStubet fein larni, nnb 
l^ot ben grteunbfd^aftstempel tool^I t)txbimt, ben il^t btefet nad^ 
toidml^etgefleUtem Stieben in einem SSoSlett beS Sd^lo^gattenS 
jtt $otSbam mit il^tem ^atmotbilbnig ettid^ten lieg. 3e|t 
abet tooUte et ein litetatifd^eS 2)en!mal füt ^e t)on SSoItaite 
l^oben, nnb biefet, bet bie SSetblid^ene felbft gofd^ftlt l^atte, flod^t 
gleid^ feinem nSd^flen S9tiefe ein S:tauetgebid^t t)on ad^t Sttopl^en 
ein. SDaS abet genügte bem Sd^merje beS Ibniglid^en SStubetS 
bei toeitem nid^t St muffe fld^ tool^I nid^t bentlid^ auSgebtüdtt 
l^aben, fd^tieb et bem S)id^tet autfldC; et tooEe ettoaS ®to|atttgeS 



208 VI. Kttieinanbetfetttttdeit atoifd^en ^oltaite ttob gftiebttc^. 

füt bic Ccffentlti^feit; ganj 6uto»)a foUe mit tl^m toetneti; an 
SSoltaite fei c3, bcr JBcrflotbencn btc öexbtcnte ünftetBIid^lcit au 
gcBett; et felBft toetbe niiftt jufticbcn ftcxbeti, afö tocnn äSoItoite 
in biefcm traurigen ©efi^fiftc flifi felBjl üBertroffen l^aBe. Gt 
üBertraf fid^ felBft, toenigftenS für ben ©efd^mad feines Stuftrog» 
geBerS, in ber Bekannten Obe, unb griebrii^ toar jufriebctt unb 
banIBar; SSoltaire beutete an, ie^t to&rc eS Seit, ba% er bie 
„SSrimBoriumS" jurürferl^ielte — ben Drben unb Äammcr^erm» 
fd^lüffel, bie xf^m in granifurt aBgenomnten toorben toaren — ; 
Sriebrid^ meinte, er möge nur erft 2Raupertui§ fterBcn laffen, 
ber fel^r fran! toar unb im ©ommer barauf toirflid^ ftarB; aBet 
bk S3rimBoriumS l^at SSoItaire aud^ nad^l^er nid^t ivx&äp 
erl^alten. 

SBieberl^oIt Begel^tt biefer gegen griebrid^ auf: er l^aBe \ffm 
öiel UeBleS angefügt, fd^rieB er il^m 1760 au§ S^oume^, er l^aBe 
il^n für immer mit bem Äönig öon ?Jran!reid^ entjtoeit, il^n um 
feine Slemter unb ^enftonen geBrad^t; er l^aBe il^n in Qfi^nlfurt 
mißl^anbelt , il^n unb eine 3)amc — bie toir lennen. griebridj, 
ber fel^r gut tonnte, toa§ an biefen aSortoürfen toar, fd^rieB il^m 
äurüdt, auf eine Unterfud^ung beS SSergangenen laffe er fld§ nidjt 
ein. SSoItaire l^aBe großes Unred^t gegen il^n gel^aBt, bod§ ei 
l^aBe il^m öerjiel^en unb tootte ^tteä öergeffen. „9lBer "^fübat 
6ie," fäl^rt er fort, „e§ nid^t mit einem Starren ju tl^un gel^oBt, 
ber in ^^x fd^öneS 2alent öerlieBt toar, fo toürben Sie nid&t fo 
leidsten ßauf'8 baöon gefommcn fein. S)a§ laffen 6ie fld^ olfo ge« 
fagt fein, unb laffen mid^ nid^tS mel^r öon biefer Slid^te pten, bie 
mir Derbriefelid^ ift, unb bienid^t f o öiel JBerbienft toie il^t ßl^eim 
l^at, um il^re geinter aujubedCcn." Slud§ fonft gibt griebrid^ feinem 
gorrcfponbenten mand^e gute Seigre. S)ie ßitelleit, toomit biefer 
feiner Sitel unb ^errfd^aften ftd^ ju rttl^men liebte, öeranlafet ii^n 
einmal ju bem SSrieffd^luffe: „3d^ toünfd^e gfrieben unb SDBol^l« 
fein nid§t hevx flammeriunler, nid^t bem §iftoriogra<)]^cn be8 SJiel« 
geliebten (Subtoig XV.), nid§t bem SBefi^er öon jtoanjig §errfd§aften 
im Sd^toeijerlanb, fonbem htm 2)id^ter ber ^enriobe, ber ^uceEe, 
beS SSrutuS, ber ^erope u. f. to." älBer toie freunblid^ tougte 
er fid^ ie|t bie ®eBre($en an bem Betounberten ^anne juxed^t« 
anlegen! „Ma in Mtnt genommen," fd^reiBt et il^m im 
©ommet 1759, „l^aBen @ie mit me^t SJetgnügen al3 JBetbtut 



SieBeSetll&vungen gfviebtid^'S. 209 

gemad^t. 3d^ freue rata) mel^t an Sitten SEBerlen, al8 Sl^te 

SBoS^eiten mit toel^ tl^un. §ftttcn Sie leine geißlet, fo toürben 

Sie boS ^enfd^engefd^led^t aüjutief bemütl^tgen , unb bie äBelt 

Htte ®tunb, neibifd^ auf ^l^tc SSorjüge ju fein, ©o toitb man 

fagen: SBoItaite ift ber f(3&önfte ®eift attet Seiten; aBer i^ Bin 

jum minbeflen fanfter, tul^iget, urngfinglid^et als er; unb baS 

ma^t bem getoöl^nlid^en SJlenfd^enöoH Sfl^re üeBcrlcgenl^eit er» 

träglid^." SSiStoeilen erl^eBen fi(% biefe 3ured^tfe|ungen fjrieb» 

nSi'i mit Voltaire }u orbentlid^en SieBegerH&rungen. „SBoUen 

6ie ©ü^igfeiten l^aBen?" fd^reibt er il^m im ©ommer barauf 

and ©d&lejien. „®nt, eS fei. 3d^ toerbe 3^nen bie SEBa^r^eit 

fagen. 3^ fd^ft^e in Sinnen ben fd^önften ®eniu8, ben bie So^^x* 

l^unberte .l^eroorgeBrad^t l^aben; id^ Betounbere ^"^xt SSerfe, id^ 

KeBe 3l^re SProfa, öor Slttem iene Ileinen Stüde ^l^rer öermif d^ten 

©d&riften. 3lie l^at ein ©d^riftftetter öor 3^nen einen fo jarten 

Sact einen fo feinen unb fidlem ©efd^madl Befef|en. 6ie flnb 

BejauBcmb in ber Unterl^altung , 6ie toiffen ju gleid^er Seit gu 

Belel^ren unb gu ergeben. @ie finb baS untoiberftel^Iid^fte ©efd^öpf, 

baS id^ lenne; ^cbermann mufe ©ie ÜcB l^aBen, foBalb fle toollen. 

@ie l^aBen fo t)xd geiftige Slnmutl^, ba% ©te Beleibigen unb bod^ 

jugleid^ bk 9l(td^ftd^t beffen getoinnen lönnen, ber ©ie lenni 

@enug, ©ie toürben öottlommcn fein, toenn ©ie fein SÄeufd^ 

toftren." 

(Snblid^ tourbe eS bod^ f^riebe; nid^t burd^ bie SSemill^ungen 

bti} 2)id§terS, fonbem burd^ beS AönigS ©tanbl^aftigleit unb 

(SlfldC; bod§ eBen um iene 3^it liegt auf bem SSerl^&Unig ber 

Beiben SJlftnner eine SBoIIe. SSom 9loöemBer 1761 Bis jum 

Sleuial^r ober eigentlid^ SloöcmBer 1765 ift eint Südte in il^rem 

JBtieftoed^fel. 68 mögen ^Briefe öerloren fein, unb öon einigen 

toei§,man e8 getoife; inbe^ al8 im ©ommer 1763 b'SHemBert 

}toei ÜRonate jum ä9efud§e in $ot8bam toar, fd^rieB SSoItaire 

t>dn einem S3efud^e $Iato'S Bei 2)ion48 t)on ©^racuS; oBtool^I, 

toie er l^injusufe^en nid^t ermangelt, er nid^t ge[agt l^aBen tooUe, 

baB nid^t ber eine eBenfotoeit üBer $lato al8 ber anbere üBer 

2)ion4fiu8 ftel^e. SlBer aud§ b'ällemBert ertoibert jtoar, ber ßönig 

kffe ä^oltatre oEe ©ered^tigleit toiberfal^ren, bie biefer nur immer 

toünfd^en möge; fügt i^od^ Bei, eS fei il^m mel^r leib, al8 er 

ottSbr&den Ifinne, bag ber ©d^irml^err ber $]^ilofo))]^ie nid^t mit 
XL ^ u 



älO VI. 2)e8 StM^ gftettbe an Soltaue'S ed^tiftett 

aUen $]^tIofo))]§en gut ftel^e. gfriebtid^ fetnetfeitS (eHagt fi$ 
gegen b'SKemBett üBet SJHptaud^ feinet Sättefe öon Seiten SJot 
taixe'8; tin Jßunit, tootin, toie toit öon langel^et toiffen, fein 
%^nl bem anbeten t){el t^otjutoetfen l^otte. @o t^etjog fld^ berni 
au^ bie SBolfe, unb mit bem Salute 1765 nimmt bet SStief« 
toed^fel toiebet feinen ^ottgang, um nut nod§ einmal im ^fftt 
1768, in golge öon attetl^anb SBetflimmungen öon 3Joltaite'8 
©eite toie eS fd^eint, füt fütjete Seit a^ ftodten. 

Stets gleid^ blieb fid^ beS JtönigS f^ube an SSoItaite'g 
Sd^tiften. SBfil^tenb et bie alten immet toiebet lieft , ift er ge^ 
fpannt auf bie neuen. 6ie begleiten il^n auf feinen Steifen, flnb 
fein 2tofl in ftanlen Sagen. „SBoltaite unb id^/' fd^teiBt et 
il^m einmal, „l^aben bie 2out butd^ ©d^lefien gufammen gemad^t 
unb finb mit einanbet jutüdfgef el^tt ; id^ mu§ fagen, @ie flnb 
ein gutet ©efeUfd^aftet." Unb ein anbetmal: „^äf ^dbt einen 
l^efttgen ©id^tanfall gel^abt, als Sfl^te SBüd^et (jtoei S&nbe bet 
„fftagen übet bie (Snc^clopäbie") auf amen; Sltme unb ^fü^e ge^^ 
ftiebelt unb geläl^mt ; bief e SBüd^et toaten ein gto§e8 SaBf al fftr 
mtd^. Untet bem Sefen ^be id^ taufenbmal bem ^immel gebanit, 
ba§ et 6ie bet SBelt gegeben ^at." 3ft bieg tül^tenb, fo ift e8 
liebenStoütbig, toenn bet flönig ein anbetmal htm 2)id^tet fd^teibt, 
feine Dtamen toiffe et guten %f)tH8 auStoenbtg, unb falls il^ 
einmal bie anbeten ^ülfSquellen auSgel^en, toetbe et fld§ cii 
©ouffleut bet aSoltaite'fd^en ©tüdCe fein SStob ju öetbienen fud^eru 
ßbenfo fd^ön toie geted^t ift bit poetifd^e ^ulbigung, bie fj^ebti^ 
im Salute 1771 ben Stüd^ten beS SlltetS t>on SBoltaite Bringt: 

^däf Sfeuer, toeld^et Uti^ jle^i biv nod^ gu @eBote! 

S)etn ^benbl^tmmel il^ut'd aubov bem ^oxgentotl^e. 

SBenn uniexn Seben3bad(| baS ^Uet übeteiSi,. 

@nt{d^totnben ^IRuntecIeii unb ^nmutl^ ung unb @ei{i; 

2)od^ beine ©timtne l^at an SBol^Uaut nid^tS betloxen, 

m^ @teig btfl Süngling hu, aum ed^impf unb Seib bet Sl^oten. 

SlBet aud^ bie Jßetfon SSoltaite'S toat bem Äönig nid^tS toeniget 
als gleid^gültig. ^atte et ©elegenl^eit, Seute ju fjptcd^en, bie 
tjotl^et in gfetnelj gctoefen toaten, fo ftagte et fle nad^ bem Se» 
flnben, bem SluSfel^en JBoltaite'S au8. ©o als im ©ommet 
1775 bet ©d^auf^iielet le flain ©afttjotftettungen in JBetlin goB, 



SoUaive imb b'etallDnbesaRotitml. 211 

fd^Bt ^tiebtid^ an SSoItatte: „^äf l^oBe le Aain gefeiten. (Sr 
l^ot mit ei^SbUm tnftffen, tote et 6te gefunben, unb id^ toat fel^t 
etfreut, öoti tl^m gu öetnel^men, bafe Sie in ^l^tem (Satten 
f Rieten gelten, ba% ^l^te ©efunbl^eit giemlid^ gut unb 3]§te 
Untetl^altung nod^ nmntetet fei al8 Sl^te ©d^tiften." Unb im 
^Bfte beffelben ^al^teS, als et SSoItaite'S @d^il|ling b'etaUonbe^ 
3Ront>ci, t>pn htm fogleid^ toeitet bit Siebe fein foU, ettoattete, 
fd^tieB et: ,,S)ie befle ©mijfel^lung füt il^n toitb fein, totnn et 
mit fagt, bafe et 6ie in öottlommencm SBol^lfein öetlaf|en l^at. 
6t toitb ein langes flkx^öx übet biefen $un{t ju befleißen l^aben; 
es gibt ton bet 9latut ptit)ilegitte äBefen, Don benen au(^ 
Äleinigleiten intetef fiten." 

Unb to&l^tenb SSoItaite, nad^bem fein unbanibatet ©d^filet, toie 
et il^n fo oft genannt l^atte, auS bet ^etptobe beS fiebeni&l^tigen 
AtiegeS unt^etfel^tt ]^t))Otgegangen toat, ^ä), toenn aud§ toibet» 
toiUig, ba)u bequemen mu^te, in il^m tin l^öl^eteS SBefen an« 
guetfennen, fal^ anbetetfeitS aud^ ^tiebtid§ mit 93etgnflgen, toie 
SSoltaite mittelfl bet gtöfeeten Stoetfe, bie et fid^ Ootfe|te, fld& 
toenigflenS jeittoeife übet bie Heinlid§en ©itelfeiten unb 3&nleteien, 
bie il^n nut alljuöiel befd^fiftigten, etl^ob. S)et Sifet, toomit 
SSottaite bie ^ngelegenl^eiten bet 6aIaS, Qitbm, eineS be la Statte 
unb b'StaUonbe bettieb, l^atte feine t)oUe Slnetlennung. %m 
(Stfolge feinet SSettoenbung füt ben Se^teten in ^tan!teid^ gtoei« 
fette et gtoat, unb toie bet Ausgang geigte, mit 9ted§t; ,,inbeffen 
baS Untetnel^men/' fd^teibt et il^m, ,,toitb 3^nen (Sfjxt mad^en, 
unb bie 9ta(|toelt toitb fagen, bag ein ^l^ilofopl^ auS feinet 
3utüd(gQogen]^eit feine Stimme etl^oben l^abe gegen bie Ungeted^« 
tigleit feines ;3!a]^t]^unbettS , ba% et bie SBal^tl^t l^abe Ieud§ten 
laffen am ^uge beS S^l^toneS unb bie 9Jl&d^tigen bet Stbe ge» 
nbt^igt, 3niBbtfiud§e abguftetten. Sagten Sie fott, SBitttoen 
unb äBaifen gu befd§ü|en, bie untetbtüdCte Unfd^ulb, ifit t)on 
l^od^mütl^iget @etoaU gu Soben gettetene menfd^Iid^e 9latut auS 
htm Stmtbe gu etl^eben, unb feien Sie t)etfid§ett, bag 9liemanb 
31^en mel^t ®lüd( bagu toünfd^t, als bet $]§iIofo))]^ Don @anS« 
foucl'' @o, obet aud^ bet 6infleblet Don SanSfouci, untetgeid§net 
ie^t gftiebtid^ in bet Siegel unb gtügt als fold^et ben $attiatd^en 
Don Sfetne^, bet fld^ feinetfeits ben alten (Smniten bet SUpen, 
bm fttanlen Dom 3uta, ben alten Atanlen Don gfetnet) nenni 

14* 



ili Vi. etiOtelbeit ut ^tne^. — i^n l^fiitSUd^ Setbntg. 

2>a]§tn muffen tott ie|t jutüdRel^ten, tool^in auäf bie jitlejft 
Bctü^ttc Slngelcgenl^cit b'6taIIonbc'8, beS Seturt^eiltcn öoti Sbbe« 
öittc, uns tuft. 6t l^attc fldj, toic tott un8 rnnnctn, bem 
S^idfale feines @enoffen be la fSam burd^ bie ^ud^t entgogen, 
toar unter bem 3lamm 5Worit)aI in ben pteugifd^en ©tenft ge- 
treten unb fionb als f$f&]§nbtid^ in äßefel, dS SSoItaite ju Anfang 
beS Salutes 1767 tl^n bem flönig entpfal^I, bcr il^n batauf l^tn 
gum Dfftctet mod^te. @intge ^al^te fpfitet etBat fid^ SSoItotte 
Urlaub für tl^n, um gemeinfd^aftltd^ mit il^m bie Umftogung beS 
gegen il^n ergangenen SobeSuttl^eilS gu betreiben, bel^telt ifyx 
^egen anbertl^alb ^al^re bei fid^ in gfeme)) unb getoann il^ in 
&]§nlid^er Slrt lieb toie ^jel^n ^al^re frül^er bie junge @omeiEe. 
@r lie^ il^m Unterrid^t in ©eometrie unb SBefefligungSluttft geben 
unb fanbte Jßroben feines @iferS unb feiner ©efd^idttid^feit an 
ben Äönig, ber i§n nad§ feiner Siüdttel^r im Dctober 1775 frcunb« 
lid^ entpftng [unb jum $au:ptmann im @eniecor!pS mad^te. 

3n Sfcme^ inbe§ toar eS um bie ^nt, als SWoriöoI fldj 
bafelbfl aufl^ielt, nid^t mel^r fo lebl^aft tote öor jel^n Sfal^ren. 
SSoItaire n&^erte fld^ ben ^d^tjigen unb bie ©ebred^en beS alters 
fingen an ftd^ fül^Ibarer ju mad^en. @inen &u§erlid§en Slbfd^nitt 
l^atte aud^ ein puSlid^er SSerbrug gemad^t, ben er im Einfang 
beS 3a]§reS 1768 gel^abt l^atte. 3u allen Seiten l^atte »oßaire 
Slrbeiten in feinem ©d^reibtif d^e , bie er ber Deffentlid^Ieit t)or= 
entl^ielt, enttoeber toeil er nod^ baran beffem toottte, ober toeil 
er fle, toenigftenS öorerfi, gar nid^t für bie Deffentlid&!ett be« 
ftimmt l^atte; M feiner Sorgloftgleit auf ber einen unb bem 
Slei) beS @etoinneS auf ber anberen Seite fam eS immtt toieber 
öor, bafe il^m bergleid^en SJlanufcripte geftol^Ien tourben, unb 
iebeSmal toar er barüber l^öd^ft aufgebrad^i Diesmal l^atte ein 
iüngerer Jßarifer 6d§riftftetter, be la §arpe, auf beffen Sofort 
SSoItaire öiel l^ielt, unb ber aud^ literarifd^ fein eifriger Stnl^anger 
toar, fld^ I&ngere 3eit als ®aft in ^emei; aufgel^alten, oIS fid^ 
l^erauSfteUte, bag ^anbfd^riften fel^lten, bie niemanb anbeiS olB 
la ^arpe auf bie Seite gebrad^t ^aben !onnte, unb gtoqr mit 
aSeil^ülfe ber fauberen Slid^te, bie fd^on mel^r il^re'^anb in bct« 
gleichen ®efd^id§ten gel^abt l^atte. SSoUaire toar über biefe ttn« 
treue um fo mel^r entrüflet, als unter ben enttoenbetcn ^anb« 
f d^riften bie gel^Sffige S>enlfd§rift über ben ^bnig Don ^reugen 



^oliaixt tmb %itet Wma. 213 

fid^befonb, bieet ie|t wxmiqlxSf tnel^t betSjfentltd^ttoänfd^en lonnte. 
93etbe Sd^ulbige mußten fof ort aus htm ^auf e ; toofüt fibrigenS 
SSoItaite nad^ äugen in S^efen nur ö{onomif($e unb ®efunb» 
l^itStildtftd^ten aU ©tünbe angab : bte Sorge füt äBal^tung bet 
^auSel^te, toorein et bteSmal aud^ ben Ittetavifd^en @d^ilb{na))))en 
mit einfd^log, toat m toixtliä) nobler 3ug in feinem ^axaUtt. 
2>ie 9Hd^te foQte in $atiS Bleiben, too il^t bet gtogmütl^ige 
Ol^im ein Sal^tgel^alt oon 20,000 gft. ^ au8fe|te. Sie toftte 
au(]§ gerne bottgeblieben, aber fie mod^te bie Srbfd^aft beS Ol^eimS 
ni^t öetlieten; fo legte fle fxä) auf's Sitten unb butfte im 
^erbfl 1769 toieber nad^ gfetne^ jutftrflommen. 3« htx Stoifd^en- 
}eit nun l^atte äSoltaite, tl^eilä t^etftimmt über ben ^igbtaud^ 
feiner ©aflfreunbf d^af t , tl^eifö au§ ähil^ebebürfniB, feine SBirtl^« 
f d§aft f el^r eingesogen ; er l^ielt nid^t mel^r ba§ offene ^aui, toie 
er f onft tl^eilS mit ©iilf e, ^eils jur ünterl^altung ber grau S)eni8 
getl^an l^atte. 

UebrigenS gerabe to&l^renb ber ^tit, als eS burd^ ben 9lb» 
gang ber 9Hd^te unb t)erf(^iebener ®äfte fo ftiU im ^aufe ge» 
toorben, mad^te ber ^Ite nod^ einen @treid§, ber für einen jungen 
)u mutl^toiUig getoefen to&re. S3ei feiner l^etteren umgSnglid^en 
^rt ftanb SSoltaire mit ber ©eiftlid^feit, \oaS ben gefeUigen 93er» 
lel^r betrifft, burd^auS nid^t in unfreunblid^em SSerl^&ltnig. (Sx 
t)erbefferte baS 6inIommen ber ^farrfteUe in geme^. j{amen 
^9n(^e bal^in, fo toaren fie ®&fte im @d^loffe. Qimn ^efuiten, 
\mi er im (Slfag lennen gelernt l^atte unb ber fp&ter in bie 
9l&]§e t)on ^mes) gekommen ti>ar, nal^m er in'S ^auS unb bel^iett 
il^n breisel^n 3a^re bei fld§. 2)er $ater ^am toar leineStoegS 
ber erfte ^enfd^, toie SJoltaire }u fd^erjen p^gjtt, ober er toar 
ein pter Sd^ai^fpieler, unb @d^ad^ baS einjige Spiel, baS S3ol» 
taire liebte. 2)en Aa))U}inem ber 9lad§barfd^aft ertoieS ftd^ biefer 
fo ]^älfreid§ unb gef&Uig, bag il^r ®eneral ju 9tom il^n iuvx 
}eitlid^en 93ater ber ^(OfUimn im Sanbe ®es ernannte. 3n bet 
^axtooift beS ^oXfxtä 1768 nun lieg er fid^ bon Äntvx ÜRönd^e, 
bet 3um (Sffen in baS Sd^log gelommen toat, bie Slbfolution 
geben, um am Sonntag }um Slbenbmal^l }u gelten, tooS et 
feinet SteUung als ©utSl^ett fd§ulbig ju fein glaubte. 2)ieSmaI 
übrigens fiU^tte et nod§ ettoaS S3efonbeteS im Sd^ilbe. (SS toat 
.in bet legten 3(it ivx £)tte biet geftol^len tootben, unb ba tooQte 



214 VL atoltaite im Utinm 9«auiL 

ex ben IBeuten in ber Attd^e baS @etotffen fd^fttfen. 3n bet 
£]§at alfo, nad^bem et communicitt l^atte, Begann et eine f^tonng« 
l^afte Siebe /tootin et bie t^etfammdte @emetnbe t)ot bem 2>ie6« 
^al^I toatnte unb jut Sugenb etmal^nte. ^n bet ftitd^e, bte 
et gebaut, meinte et, ftünbe i^m boäi tool^l ju, m äBott gu 
fpted^en. S)et hattet abet toat anbetet SJleinung, et Betid^tetc 
ben 93otfaU an ben SSifd^of t)on ^nnec^, ju beffen Sptengd 
gctne^ gel^ötte, unb biefet öetbot nun iebem hattet obet Winä^ 
feinet 3)iöcefe, bem ©utSl^ettn tjon fjetne^, ol^ne feine befonbete 
@tlauBni§, SBeid^te, 5lBfolution obet Slad^tmal^l ju ettl^eilen. Bei 
©ttafe bet Unfft^igfeit ju geifUid^en aSettid^tungen. 3)aS lann 
luftig toetben, fagte 93oItaite; toit tooUen feigen, toet eS getoimtt. 
^ bet Si^attood^e beS n&d^ften Sal^te^ fal^ et bom Sette 
au§, too et nad^ feinet ©etool^nl^eit bem ©ectetait bictitte, einen 
fla|)Uäinet in feinem (Satten fpajteten gelten, Hefe il^n tufen unb 
meinte butd^ einen Blanlen Xl^alet, bm et feigen Iie§, il^n leidet 
ju Betoegen, ben Ätanten im SBette Beid^ten ju laffen. SlHein 
bet Äapujinet, beä Bifd^öflid^en SSetBoteS eingebenl, nal^m ben 
Sl^alet unb mad^te jid^ mit einet ^uStebe bat)on. SSoltaite 
BlieB JU SSette unb Ke§ ben ßl^itutgen Idolen. S)et fanb il^n 
itoac {etngefunb; bod^ aud^ nad^bem et fid^ l^atte Bebeuten laffen, 
il^n Itanf ju finben, unb nun in feinem Slufttage btm hattet 
aUe Sage anlag, bem 5£obtItan!en bie Stöflungen bet Migion 
nid^t l&nget p t)etfagen, tül^tte ftd^ bet $fattet nid^i @nblid^, 
nat^bem et übet ad^t Sage baS ^ett gel^iUet, l&gt 93oltaite 
eines Slad^tä gegen SJlotgcn feine ganje Dienetfd^aft toedfen unb 
butd^ feinen Sectetait eine @t!l&tung auffegen beS i^nl^altS, bag 
et butd^ Riebet gel^inbett fei, toie et mbd^te, in bet ^td^e ju 
communiciten ; bemnad^ möge bet hattet aUeS baSj[enige tl^un, 
tx)a§ in fold§em ^aUe bk @efe^e beg jSönigteid^S t)otf d^eiBen ; 
bet ^anle etBiete ftd^ ju jebet @tllätung, bie man t>on i^m 
t^etlangen m9d§te. ^ud§ bieS toat t^etgeblid^, unb ebenfo am 
folgenben Sage bie @enbung eines ^utiften, bet ben hattet f&t 
ben ^aQ fottgefe|tet SBeigetung mit einet jllage Beim $atlament 
Bebtol^te; bet 5ßfattet, jtoat bieSmal jum Sobe etfd^todten, tülfttte 
fid^ nid^t, Bis et eine äBeifung t)on feinem geifUid^en OBetl^itten 
in Rauben l^atte. 3^^t etft lieg et ben 3Rbn^ !ommen unb 
fd^idtte il^n jut SSeid^taBnal^me, mit einem @lauBenSBeIenntni6, 



(Sine feltfame (lommnnxon, — SSoUaive'ä Ztmpztamtnt 215 

bai SSoltatte etfl untetfd^tetBen foUte, in baS Sd^Io^. Sie @cene, 
toie bet t^etfteUte Sttantt fid^ t)on il^m baS Gonfiteor unb bai 
Credo öotfagen ßc§ unb BeibeS in einet Sltt nad^fagte, ba§ bex 
Sectetait öox bet l^alBoffenen 2]§üte fid^ tobttad§en toollte; toie 
et bann bet Untetjei^nung be§ @lau6en§6efenntniffe§ auggutoeid^en 
unb bütd^ feine ©uoba ben guten 9Jlönd^ fo ju öetBlüffen tonnte, 
ba§ et i^m bie SlBfoIutton getofil^tte; toie l^ietauf bet l^etbei« 
gel^olte ^fattet in bet SSotauSfe^ung, baä Sefenntnig fei untet- 
fd^tieBen, i^m t)ot 3^ugen baS @QCtantent teid§te; toie enblid^ 
nad^ bet (Sntfetnung bet Seute bet jitanle, luftig, ba% et eg 
bo^ getoonnen, au8 bem SSette fptang unb einen ®ang im 
@atten mad^te: baS geBe iä) anl^eim, Bei äBagni^te beS 9l&]^eten 
nad^julefen, unb Befd^tänle mid^ auf jtoei SBemetfungen. 2)te 
©tettung, bie ft(^ JBoUaite ju ben ©eBtäud^en feinet flitd^e gaB, 
ifl t)on bet Sltt, toie ftd^ in unfetn Sagen SJlännet öon cnt= 
f^jted^enbet 2)en!att baju fteUen, fo jiemlid^ ba§ ©egentl^eil. 
SEßit laflen unS mit ienen S)tngen nut infotoeit ein, alg toit e§ 
ol^ne Bütgetlid^e SBetbtieglid^Ieiten füt unS unb bie Unftigen 
ttid^t öetmeiben fönnen. SSoltaite im ©egentl^eil Bettad^tete eS* 
als @]§tenfad^e, fid^ t)on bet @eiftlid^leit ben Slntl^eil an ienen 
UeBungen, fo I&d^etlid^ fie il^m aud^ im Snnetn toaten, nid^t 
entjiel^en ju laffen. Unb ba§ tl^at et nid^t BIo§ um ben Bütget« 
lid^en Slad^tl^eilen ju entgelten, bie ftd^ an fold^e SluSfc^Iiegung 
Inilt)ften, unb bie bamalS aUetbingS nod^ ungleid^ Bebeutenbet 
toaten, al8 fie eS l^eute fcIBft in bet fatl^oKfd^en ßitd^e finb; 
fonbetn biefeS ^offenfpicl mit bet @eiftKd^!eit, pe jut ©penbung 
il^tet ©ieBenfad^cn an il^n ju jtoingen, öon btm fie tonnten, ba^ 
iifnt biefelBen ein ©pott toaten, mad^te il^m ein unenblid^c§ S3et« 
gnflgen. S)ie8 l^fingt mit bem jtociten fünfte jufammen, auf 

* ben id^ aufmetifam mad^en toollte. 2U§ et bie foeBen gefd^ilbette 
Jßoffe fpielte, l^atte SSoItaite baS tjietunbfieBjigfte 3a!^t jutüdC= 
gelegt 9lun mag man bie ©ad^e motalifd^ Beuttl^eilen , toie 
man toill; aBet p]^^fifd§ genommen ift ein 9latutett, baS in 

. fold^em Slttet nod^ ju einet fo Befd^toetlid^en jlomöbie fid^ auf- 
gelegt fül^lt, getoiB eine metitoiltbige ©eltenl^eit. 

Slud§ toaten ba§ nut einjelne ©p&ge }toifd^en Sage unb 
3a]^te beS angefttengteften ^eifeeS l^inein. JBoItaite atBeitete, 
toie fein ©ectetait au§ biefen legten ^al^ten unS Betic^tet, in 



216 VL Sottaite in (SkfeHfd^ft ttttb im Z^taitt. 

bet Siegel 18 6iS 20 @tunben beS %aqß. (Sx fd^ttef toenig imb 
toedCte vxt^xmals in ber 9la$t feinen Secretatt. Dafür (xa^te 
er bann ben grfigten Sl^eil beS Sage^ im S3ette }u, aber nid^t 
fd^lafenb, fonbem lefenb ober bicttrenb. @r bictirte fo fd^nett, 
ba^ bie @d^rei6er laum }u folgen tougten. 2)id^tete er m 
einem 2)rama, fo toar er tote im lieber. ,,Um SSerfe }u maä)m, 
mn% man ben Seufel int Seibe l^aben/' fagte er. (Sx toar Sugetfi 
nngebulbig mit feinen Slrbeiten. Raum angefangen, foQten fle 
and^ fd^on fertig, faum fertig, fo foUten fle aud^ fd^on tn'8 
Sleine gefd^rieben, unb toenn nidjt befonbere ®rünbe entgegen» 
ftanben, aud^ gebrudft fein. 

heftig, obtool^I l^eiter unb freunblid^, toar überl^au))t fein 
Sentperament. @r fonnte fel^r jomig toerben, befonberS fiBer 
l^artnädKgen SBiberfprud^ ; unb bod^ fagt SBapifere öon i^, 
SKemanb l^abe fld^ in bemünftige ©egengrünbe fo guttoittig 
ergeben. SBar er einmal gegen feine Dienerfd^aft aufgefallen, 
fo fonnte er nad^ einigen 6tunben burd^ §intoeifung auf feine 
lötperlid^en Seiben ftd^ entfd^ulbigen. SBefonberS liebenStoihbij 
toar er im JBerlel^r mit S)amen. 2)ie jal^Uofen Seinen @ebid§t» 
d^en an fold^e, bie ftd^ in feinen SBerfen flnben, flnb jum großen 
Xl^eil SBouquetS, bie er im ®efpräd^ il^nen überreid^te. ©afe er 
überl^au^pt in ber Unterl^altung tin S8irtuo8 toar, l^aben toir 
bereits tjemommen. 6r erjfil^Ue mit ungemeiner 8eBenbig!eit, 
unb feine Slnttoorten toaren geiftreid^ unb fd^lagenb. SjBurben 
in ber ©efeUfd^aft toid^tige fragen oerl^anbelt, fo l^örte er erP 
längere Seit mit gefenftem ^avüftt füll ju unb Ke§ bie ©pred§en» 
ben il^re ®rünbe erfd^öpfen; bann erft fd^ien er aufjutoai^en, 
fa§te bie Vorgetragenen Slnfid^ten orbentlid^ jufammen unb goB 
fd^liefelid^ feine eigene, ©tufentoeife erto&rmte er fld^ babei, 
jule^t fd^ien er nid§t mel^r berfelbe SJlenfd^ ju fein, unb bie 
©etoalt feiner feurigen Sflebe ri§ SllleS mit fid§ fori So toar 
er aud^ im Sll^eater. ^IS 3ufd§auer fag er anfangt rul^ig ba; 
aUmSl^lid^ aber^ toie il^n ettoaS angenel^m ober toibrig beriU^rte, 
tourbe er unrul^ig. §änbe unb güfee, aud^ ber ©todC, fingen an 
ftd^ ju regen, er ftanb l^alb ober ganj auf, unb „f d§ön ! trefflid^ !" 
ober „al^, ber Xropf ! ber §cnler8lned^t!" prte man il^n l^olb» 
laut ausrufen. @r toar {ein angenel^mer Sl^eatemad^bar unb 
ftörte biStoeilen fogar bie ©d^aufpieler. ^d^ tomn er felbft al8 



SeBenSloeife SoUaite*d. 217 

fold^et auftrat, fpielte tl^m feine SeBl^aftigleit mand^niol einen 
@ttei$. Sinft <ds Suflgnan in bet ^axxt (neben bem ßtceto 
feine SieblingStotte), toat er in ber ©cene, too biefet feine Äinbet 
etlennt, fo getül^tt unb toeinte fo l^eftig, baß ex bcn Sejt öergafe; 
unb ba junt Unglüd ber Souffleur ebenfalls t)or @d§Iu(^}en nid^t 
einl^elfen !minte, fo mu^te er ein l^alBeS S)u^enb aScrfe intproöiflren. 

Sw @ffen unb Srinlen toar er überaus mfi§ig, bis auf ben 
flaffee, toorin er gerne ju öiel t§at. @ine beftimmte ©tunbe 
jum (gffen l^atte er nid^t, fo toenig als juni Slufflel^en ober 
©d^Iafengel^en. 2Bar er in einer Slrbcit begriffen, fo niu§te man 
il^n junt @ffen mal^nen. SBar ©efettfd^aft ba, fo blieb er nad^ 
bem 5DWttag8ma]^le in ber Sflegel eine, aud^ jtoei 6tunben plan« 
bemb im ©alon unb jog fld^ bann bis jum Slbenbeffen auf fein 
Simmer gurüd, um ju arbeiten; bei f^önem SEßetter maiä^te 
er too^I aud^ eine ©pajierf al^rt , tooju er biStoeilen einige ber 
Ferren ober 2)amen ber ©efettfd^aft mitnal^m. SEßie eS mit 
feiner ©efunbl^eit ftanb toiff en toir f d^on ; babei l^ielt er auf bie Slerjte 
nid^t öiel, fonbem fud^te burd^ 3)ifit unb §auSmittcl fid^ felbfl 
JU l^elfcn. Die angeftrengten Slugen toufd^ er ftd^ fleißig mit 
laltem SEBaffer auS, unb ob il^nen tool^l toäl^renb ber festeren 
3a]^re flu SBinter ber 6d^nee beS Sura öiel ju fd&affen mad^te, 
bel^ielten fle bod§ il^ren ©lanj unb brandeten niemals eine SdriUe. 
93iS in fein ]^5(|fteS Sllter toar 93oltaire Sußerft reinlid^, aud^ 
in feiner Jlleibung fel^r fauber, obtool^l er nad§gerabe l^inter ber 
Jßarifer 5Dtobe gurüdtblieb. 

@eit er fld^ als (Srunbl^err aufgetl^an l^atte, mad^te SSoltaire 
m großes $auS. 3)ie innere ßinrid^tung feiner 6d^löffer unb 
Sanbl^&ufer toar bequem unb anft&nbig, ol^ne lu£uri9S ju fein, 
^ber fotool^l bie jal^lreid^en 2)ienftboten unb Slrbeiter, bie ju 
beteiligen uvb ju belol^nen, als, in ber frühem Seit befonberS, 
bie ]§&ufigen S3efud§e, bie ju betoirtl^en toaren unb ftetS reid§lid^ 
betoirtl^et tourben, crforberten beträd^tlid^en Sluftoanb. S)abei 
fal^ er feinen Seuten leineStoegS genau <iuf bie ginger ; Sliemanb, 
jagt GoKini, fei leidster ju betrügen getoefen. ©eine ©nnal^men 
toaren freilid§ groß, tl^eils auS feinen S^eft^ungen, tl^eilS auS 
fla^)italanlagen; benn öon feinen ©d^riften bejog er in biefer 
festeren 3«t nid^ts me§r, fonbem pflegte fie, toenn eS ©d^au- 
fpiele toaren, an ©d^aufpieler unb ©d^aufpielerinnen, anbere an 



218 VJL Smonaen mtfr 3fitta»|(tMnfiniffe. 

ääud^l^&nblet ober Bebütfttge iüngete Sd^tiftftellex }u t>etfd|en!ett 
93ot Willem aud^ in feinet ^errfd^oft unb bet 9lQd|Bütfd§aft SBte 
et eine ftiUe SBol^Ul^ätigfeit. äBagni^te toeig t)on einet Stetig 
fold^et @penben }u Betid^ten, bie butd^ feine $anb gegangen 
toaten. Slm fmd^tBatflen toitite et iebod^ bntd^ ba8, toaä et 
füt feine ßolonie gfeme^ tl^at. 6ie toat BeteitS im SlufBIfli^, 
als im Salute 1770 Blutige Untul^en in bet Stad^Batflabt ©enf 
eine Slnjal^l getoctBfamet S^miKen jut SiuStoanbetung Betoogen. 
aSoltaite nal^m il^tet etlid^e unb ätoanjig in fjctne^ auf. Baute 
il^nen Raufet unb untetftü^te fie butd^ ©elbtjotfd^üffe. Stter 
getabe ie^t, too feine Solonie einiget Slütfftd^t öon t)Ben, er 
felBft flüffiget ©elbmittel am btingenbften Bebutfte, toutbe fein 
unb f^etne))'S @önnet, bet ^etjog t)on @l^oifeuI, t>om @taatStubet 
öetbtängt unb feine (Sinnal^men ftodten. Sie flnanjieUen &t' 
toaltma§tegeln be§ ©enetalconttoIcutS bu 2etta^ entjogen il^w 
auf einmal 200,000 fjt., bit in bet ßöniglid^en San! lagen unb 
auf bie et geted^net l^atte. Unb Balb batauf BlieBen il^m fiBet* 
hkä bie ^Renten au§, bie il^m bet ^etjog t)on Siid^elieu unb bet 
§etgog 6atl öon SBßüttemBctg auS batgelicl^enen @elbetn ju 
Bejal^len l^attcn. 6§ mad^t einen eigenen ßinbturf, biefen toüttem« 
Bcrgifd^en ^ctjog, bet in bm ßeBenSgeft^id^ten gtoeict beutfdjen 
2)i(ä^tct, ©d^uBatt'S unb ©d^ittet'S, BetcitS mit etoiget 6d|mo^ 
eingejeid^net fielet, aU oB eS batan nod^ nid^t genug to&te, au^ 
nod^ in bet ©cfd^id^te eincS ftanjöfifd^en S)id^tet8 fd^led^t an« 
gefc^tieBen ju finben. JSoltaite Bot feinen föniglid^en ®5nner 
gticbtid^ um SSeiftanb , unb biefet gaB aud^ l^iet einen S3etoei8 
feinet ®topetjig!eit. @§ lonnte il^m nid^t unBefannt fein, baj 
aSoltaite bie 100,000 fjt., bie et Bei bem fd^toäBifd^en ^erjog 
angelegt, getabegu t)ot il^m, bem ßönig, geflild§tet l^atte. 68 
toat im Salute 1752 gefd^e^en, too et nad^ bet ©tötung feine* 
SJetl^&ltniffeS ju gtiebtid^ , in bet Slngfl, biefet fönnte i|n mit 
^aV unb ®ut feftnel^men tootten, feine ®elbet eilig Bei Seite 
JU Bringen fud^te. ®leid^too]^l edieft ie^t bet flönig gu S5ol« 
taite'S ®unften ein Betoeglid^eS ©d^teiBen an ben ^etjog, tootin 
et eS il^m al§ @]^tenfad^e t)otfteIlte, ben SeBenSaBenb eines ^onmS 
toie SSoltaite nid^t butd^ Sorgen au ttüBen; BemetSte inbe^ 
glcid^jeitig gegen biefen. Seine 3)utd^Iaud^t pflege iebeSmal einen 
ftat&n rSiufi auf bem Ol^te ju l^aBen, toenn ein ®l&uBiget fl^ 



9to4 einmal hU liimtifd^ ^nbet 219 

Itott laffe, unb bie Stol^ungetr mit ben ©etid^ten toetbe Bei 
il^m tool^t toitlfamer fein ofö bie SSetufung auf fein Sl^tgefill^I. 
Sin Sl^il bet tildft&nbigen Summen touxbe hdä) jule^t flilffig 
qtma^t W>tt biefe ö!onomifd^en S3ebtdngniffe, jum Sl^eil mit 
^ceffen t)etJ6unben, unb augetbem ©efunbl^eitäftötungen , bie 
fid^ mel^t unb mel^r einftettten — SSoltaite erlitt toäl^renb biefet 
;3a]^re t)etfd^iebene Ol^nmft^ten unb fd^lagartige ^nf&Ile, to&l^tenb 
ein Slofenleiben immer Befd^toerlid^er unb BebenlKd^er tourbe — 
tr&Bten feine legten ^al^re unb nal^men feinen S3riefen iinm 
£]^il il^rer fonftigen 9Jlunter{eit. 

Unter biefe trütenben ßinflüffe finb bie ßterarifd^en ©treittg- 
leiten nid^t- ju red^nen, bie SSoItaire aud^ to&l^renb biefeg legten 
SeBenSaBfd^nitteS au ffil^ren l^atte; im ©egentl^eil gel^örten biefe 
unter bie geifligen Emotionen, bie il^m S3ebürfnig toaren. 2)en 
alten tJeittben, gi^eron, la SBeaumcUe u. f. to., bereu erfter erft 
jtoei, ber anbere fünf S^^re t)or SSoltaire felbfl t>om ©d^aupla^ 
aBtrat, toar ie|t eine Sieil^e t)on neuen, bie 9lonotte unb ^atouiUet, 
Sard&cr unb ©abatier, bie SlibaKer unb ßogö, jur 6eite getreten, 
benen er eBenfotoenig toie ben frül^eren ettoaS fd^ulbig BlieB. 2)ie 
^au))taBja]^Iung an ben (Srjtoiberfad^er ^reron erfolgte fogar erft 
ie^t in bem Suflfpiel ,,S)ie ©d^otüänberin" tjom 3a]§re 1760, 
toorin er il^n mit leidster Slamenä&nberung als „grelon" (§or« 
niffe) auftreten lieg. 2)aS ©tiidt tourbe aud^ in'S 2)eutfd^e ilBer« 
fe|t vmb fo lommt e§, bafe Sefftng in ber ^amBurgifd^en 3)rama» 
turgie eine Slnjeige bat)on gegeBen l^at. @r jtoeifett nid^t, ba% 
ber S)i(iöter burd^ biefcS 6tütf bem feinbfeligcn Soumaliften einen 
entpfinblid^en ©treid^ öerfe^t l^aBe, unb fügt l^inju, toir 3)eutfd^e, 
biet)on bem $erfönlid^en baBei aBfel^en, finben bo(^ in b»n 
^relon bie getreue ©d^ilberung einer Slrt t)on Seuten, bie aud^ 
un8 nid&t fremb fei, benn toir l^aBen unfere fJrelonS fo gut toie 
bie gfronjofen unb ßngl&nber. 2)enfelBen SBertl^, eine SÄenfd^en» 
ÖÄff^ Jtt jeid&nen, bie in ber Siteratur nid^t auSftirBt, fonbem 
mit il^rem S^ad^Stl^um fld^ meiert, l^at ber ©d^toanf SSoltaire'S 
bom 3W^re 1758, „ber arme Sleufel/' too er fld^ t)on einem 
fold^en literarifd^en 5lBenteurer feine gauje fd^mad^öolle ißauf«« 
Bal^n, bie il^n untet; älnberem aud^ einmal in g^reron'S @olb 
geffil^rt ]§at, Beid^ten I&gt, nvb i^n }ule^t, um i^xa bod^ ein 
el^rlid^eS SSrob }u geben, als Sortier in feine 2)ienfte nimmt 



220 VL SHe $oiiitrigitabeit. etonbl^ SoUftite^S. 

Sin tool^teS SteiBiagen enblic^ fteOte SoUaite etnige Salute 
fp&ter, 1764, mit einem ganaen Slubel feiner litemttf^en gfembe, 
unb jtoat bieSmal mit il^ten trollen Flamen, an, in einem (Be* 
fang, ben et nad^träglid^ feinet $ncelle als ben ad^^l^nten em> 
t^etleibte. ^iet Begegnen bie ^teton, la SSeanmeKe, Sl^aumeis, 
SaBatiet u. % als fSttbriäfex , bie gef effeUt nad^ ben ®aleeieti 
ttanSpottitt toetben, bem ^önig 6atl; bet fte in ^teil^ fe^ 
um fle als Solbaten }u geBtaud^en; tootauf fte fiBer 9tad^t im 
j{ömg unb feinem @efoIge J{offet unb j{affen leeten unb fU^ mß 
bem StauBe mad^en. (Sine bet l^atmlofeften Don UkÜMS 
^btn toat bie, toeld^e but(^ bie fogenannten ^on^ngnoben 
Bejeid^net ift. Simon te ^nc be $om))ignan, eBenfo eingeBilbet 
auf feine litetatif d^en Seiftungen toie auf feinen Slbel, l^tte feine 
Slufnal^me in bit ftanjöflfd^e ^{obemie als Slnlag Benu|t, um 
in feinet SlnttittStebe im SÄfttj 1760 gegen bit neuere, i»8» 
Befonbete pl^ilofopl^ifd^e Slid^tung bet Sitetatut loSauji^ 
2)afüt fd^üttete nun 93oItaite in tutjen Stiften einen gattjen 
§agel öon gflugBl&ttetn, bie Quand, bie Si, bie Quoi unb toic 
bie einfilBigen 5ßattileln alle lauten, toomit et iebeSmoI bie eu^ 
aelnen ^Bf&|e anfing, üBet il^n auS, bie ben SJlann jum @eQU|ter 
bet $au:t)tftabt unb bet ganzen SSoltaite'fd^en Sefetoelt mad^ten 
@ine @]^te toibetful^t SSoltaite nm iene ^üt, bie Bei ben 
gtögten ^ännetn fonft toenigftenS il^ten %ob aBjuloarten p\U^ 
3m Salute 1770 fam eine ^jal^l feinet SJetel^tet unb SSet» 
el^tetinnen in 5ßatiS auf ben ©ebanlen einer ©uBfcription, vm 
butd) ben Betül^mteften Säilbl^auet bet S^it, pgaUe, ein Stanb« 
Bilb SSoltaite'S in ^atmot l^etfteUen ju laffen. SS toat auf 
einen 9lationalbanI aBgefel^en, unb nut ^tanjofenfoUten, mit 
bet utfptfinglid^en älBfid^t, gu S3eittägen eingelaben toetben; oBer 
aSoltaite, als in bie gteunbe baöon in flenntnife festen, fonb 
mel^t S3eftiebigung füt feine (Sitelleit batin, toenn aud^ bie au8> 
to&ttigen j^x^m, bie feine ©finnet toaten, baju Beigqogm 
toütben. 3!n8Befonbete öon gtiebtid^ etllätte et fel^t betB, biefet 
fei il^m eine fol^e ©enugtl^uung — natütlid^ immer mä^ \&t 
bit gtanifuttet 5lffaite — fd^ulbig. S)a§ gticbtid^, bon b^SCfan« 
Bett angegangen, in einem füt SSoltaite l^öd^fl anetlennenbeii 
@d^teiBen feine ©eneigtl^eit Bejeigte, tl^at biefem unenblid^ tool^I, 
unb nut mit WX^t l^iclt bet biSctetete b'SUemBett i^n jurH 



iiit nmt beffete 3ett. 221 

bo8 Öttiglid^e 6d^tct6en auf bet 6tctte btuden gu laffen; inbeffen 
l^t et eS bem autoBiogta:|)]^ifd§en ^Bttg eint)etIetBt, ben et um 
1776 t)etfa§tc, uub bet, toaS gfttebttd^'8 Sl^ataltet unb fein SBet« 
§filtm§ au tl^ni Bettiff t ofö ein SBibcttuf bet gel^ftfflgett ©d^ilbe« 
ttttig gelten lann, bte et in bet Bis bal^in ungebtudCten, il^ni aBet 
fScqßäi enttoenbeten 2)enlf($tift bat^on enttootfen l^atte. ^d^ 
3touffeau untetjeid^nete feinen Seittag füt baS SSoltaitebenftnoI; 
bo§ SJoltatte feinen gfteunben leibenfd^aftUi^ anlag, biefen Sei« 
ttag jutüd^utoeifen, ]§at nut bet ein Sted^t, fd^led^tl^in t)et)oetflid§ 
ju flnben, bet fld§ au Betoeifen gettaut, ba§ 3ean 3acque8' S5e« 
toeggtfinbe aut Untetaeid^nung fd§led§t]§in löBlid^e getoefen. 2)ag 
bte 6tatue au Staube laut unb nod^ l^eute bie Mum beS 9lational« 
inftitutS in JßotiS atett, ifl Belannt (Sine »fifle »oltaitc'S lieg 
in jenen Saluten §ftiebti(i§ in feinet jpotaettanfaBtil au Setiin 
fettigen unb fd^idCte il^nt m @£entplat au mit bet 3nf($tift: 
Immortali. 

Sine ^tetSfteube füt Soltaite toat aud§ bie neue Beffete 
3rit, bie, t)iet Salute t)ot feinem 6nbe, mit bem 3legietung8« 
onttitt Subtoig'8 XVI. füt §ftanlteid§ anau6ted§en fd^ien. S)en 
SflWniftetctnennungen be8 jungen §ettfd§et8 juBelte et au, toenn 
il^m aud^ bie SBiebetl^etfteEung bet alten ^atlamente nid§t gefiel 
unb bie Sngftlid^e ^tömmigleit be8 Aönig8 Sefotgniffe ettegte. 
St :|)tie8 il^ in einem aEegotifd^en @ebid§t: @efoftti8; feinem 
Stttbet, bem ®tafen t)on 5ßtot)ence, fud^te et fld§ butd§ ein Sf^fl« 
f:ptel gef&Oig au etaeigen; ]§auptf&(^lid§ aBet toat Sutgot, bet 
flaot8toitt]§fd§aftlid§c 3lefotmet, feinSWann, unb et Benu|te bcff en 
(Setoogenl^t, um au Betoitlen, bag ba8^S&nbd§en @es fid§ mittelft 
einet i&l^tlid^en $aufd^fumme t)on ben Padeteien bet Steuet- 
einnel^met lo8laufen butfte. „SBit flel^en im golbenen Seitaltet 
Bi8 an ben ^al8r tief et; l^atte aBet nut gat au Balb Set« 
anlaffung, bem Slefotmminiflet Sutgot Bei feinet gntlaffung in 
einem ®ebid§te, ba8 et „föpiflel an einen 3)lann" Betitelte, feine 
untoanbelBate ^od^ad^tung au Beaeigen. 

ein golbene8 Seitaltet t)on bauetl^aftetet Sefd^affenl^eit 
glouBte Soltaite butd§ feine unb feinet gfteunbe Semü^ungen 
Begtünbet au ^aBen. „Segnen toit bie glüdttid^e 3let)olution," 
fdMBt et im 3a]§t 1767 an b'SllemBett, „bie fld§ im Saufe bet 
legten 15 Bi8 20 ^ct^xe in ben ©eiftetn boUaogen ]§at; fie l^at 



meine Sttoathtngen fiBetttoffen.'' Ilnb ein onbettnol im gfÄil)m 
Sal^t an benfelben: „fSti @ott boS S^ttottet bet SSettnmft ift 
angebtod^en. C Statut, etoiget 2)an! fei bit gefagtl'' Soft 
übetaE iebod§, too SSottaite feine ^teube fibet biefen Umfd^toimg 
&ugett, fügt et eine pd^ft bejeid^nenbe S3efd§t&nlung l^inju. „Wx 
muffen juftieben fein," fd§teibt et um bie gleiche 3rit oxt ben* 
felben, „mit bet SBetad^tung, tootein bie Snfame bei allen an« 
ftftnbigen Seuten in Sutopa gefallen ift. 2)aS toat HEeS, toaS 
man l^aben tooEte unb toaS nötl^ig toat. SOlan l^at nie bat 
^nfptud^ gemad§t, @d§uftet unb SOlägbe aufjuKftten; boS ifl 
@ad§e bet ^pofteL" Obet, toie et fld^ ftftl^et einmal auSgebtfidtt 
l^atte: ,,@3 l^anbelt fld^ nid§t batum, unfete Salaien ju t)etl^inbetn, 
in bie SSteffe obet in bie $tebigt gu gelten ; eS l^anbelt ^ boxxm, 
bie fjfamilient)&tet bet S^^tannei bet SSettftget ju entteigen unb 
bm ©eift bet ©ulbung ju betbteiten/' Unb im Siofy^ 1769: 
„3Bit toetben balb einen neuen ^immel unb eine nmt (SAt 
^aben; id§ meine, füt bie anftänbigen Seute; benn toaS hm $9bel 
betrifft, f ift bet bümmfle §immel unb bie bümmfle (Stbe gerabc 
ba9, toaS fle btaud§en/' ^nft&nbige Seute unb $9bel, honnfites 
gens unb Canaille, flnb bie beiben SOIenf (^enllaffen , jtoifd^n 
benen nad§ SSoItaite, bet aud§ l^iet feinem 2)uaIi3muS tteu bleibt, 
eine un&betfteiglid^e Aluft befeftigt ift, fo bag nur bie einen 
3um Sid^te bet ^ufllätung betufen, bie anbetn ju bleibenbet 
9lad§t unb ©umml^eit t)etbammt flnb. S^at fagt et in bem 
6etmon bet ^änfjig einntal, ba9 fßott fei nici^t fo bumm, cSS 
man glaube, man muffe nut ben SOtutl^ l^aben, t^ottoftttS jn 
fd§teiten, eS l^abe fd^on mand§eS 9la]§tungSmittel beS ^Xbttß 
glaubenS entbel^ten geletni, fo toetbe e§ am @nbe aud^ eine teim 
@otte§t)ete]§tung fld§ gefallen laffen. ^Uein ]§iet teigt il^n offenbat 
bet ]^omiletifd§e Sd^toung übet bie @tenjen feinet totdXid^ 
Hoffnungen l^inauS. @o äugett et aud§ im Si^le einmal, bie 
S5etnunft muffe juetft in ben t)otaügIid§flen ftiH^fen Begtönbet 
fein, bann fteige fle ftufenioeife ju ben anbetn l^inuntet unb be« 
l^ettfd^e am @nbe aud^ baS f&olt felbft, baS fle jtoot nid^t 
etlenne, abet toenn eS feine Cbetn gemfi§igt fel^e, eS glcid^folU 
letne. ^ud§ l^iet inbeffen fielet man leidet, ba§, toaS ju @unften 
bet S9ilbungSfä]^ig{eit be8 niebeten S3olflS gefagt toitb, nut fd^« 



$oUtt{d6e »nfl^ten n^cüaixt% — Süt|ten unb $mot)(en. 223 

Bert ift: eS fott fld^ Bilben lönnen nur au8 Slad^al^tiiung, nid&t 
aus eigner (gtttfld§t. 

2)em entjpta$ qu(3§ bte ipolttifd^e 2)enlatt SSoUatte'S bux(3§» 
QuS. S>ag et baS 93etbetbltd^e beS feubalen tote beS l^tetatd^tfd^en 
StegtmentS etlannte, mad^te il^n nod§ lange ntd§t jum S)emo« 
Itaten. Äetne gtoge 6tabt, lein §anbel leine fi^önen Äünfte, 
fagt et im SBetfuiä^ übet bie ©itten, untet einet tein feubalen 
StegietungSfotm. S)en ]§ietat(]&ifd§cn ©c^aben am latl^olifd^en 
©toate fotnmlitte et als ben aOßibetf^Jtut^, bal^eim öon einem 
S^^tttben abjul^&ngen. ©aBei ctfd^ien il^m aBet auf bet anbetn 
©eite aud^ bie @leid§]§eit, toenn fte bie ©tanbeSunietfd^iebe auf» 
l^eBen, toenn fte mel^t fein tooHe als ©leid^l^eit attet Säütget t)ot 
bem ®efe|, als ettoaS SlBfutbeS unb Unmögliches, unb öon bet 
9lei)ttBlii uttl^eilte et, eS geBe beten nut toenige auf bet SBelt, 
unb biefe t)etban{en il^t 2)afein bem ©c^u^e beS ^eeteS obet bet 
©eBitge; bie 3Jlenf(§cn feien nut feiten toett)^, fld^ fclbft ju 
tegteten. S)ie Itäftigfte ^ülfc gegen bie SRefte beS feubalen unb 
bie nod^ immet t)etbetBlid§e ^ad^t beS l^ietatd^ifd^en SBefenS 
Bi^onbetS in ^anlteid^ glauBte ^oltaite in bem monatd^ifd^en 
Jßtincip JU flnben, unb Bebauette nut, baß bie gffitflen nid^t ein« 
fel^, toie aud§ fle il^tetfeitS fld^ nid^t auf bie ®cifttid§en, fonbctn 
auf bie Spi^ilofopl^cn fluten müßten. „?IRan l^at nid§t baxan 
gebadet/' fd^tieB et 1765 an b'SllemBett, „ba§ bie ©ad^e bet 
Aftntge aud§ bie bet ^l^ilofopl^en fei; unb bod§ ift einleud^tenb, 
ba§ bie SEßeifen, bk feine jtoei ©etoalten annel^men, bie t)ot» 
nel^mften ©tü|en beS !öniglid^en 5lnfe]^enS flnb." Unb fpdtet, 
im ^l^te 1768 : ,,S)ie Jßl^ilofopl^cn toetben einmal ben gffitften 
alles baS toiebet t)etf d^affen , toaS il^nen bie ^eftet geftol^len 
l^aBen; aBet bie gf&tften toetben batum bod^ bie ^l^ilofopl^en in 
bie SBaftiEe fd^tdCen; toie toit bie Od^fen fd^loC^ten, bie unfete 
StedCet BeatBeitet l^aBen/' ^n biefem ©inne toat aud^ S3oltaite'8 
3uflimmung ju bet S3efeitigung bet alten ^atlamente gemeint 
getoefen, in benen et mit bet $ietatd§ie einöetftanbene $emmniffe 
eines tefotmitenben Aönigtl^umS fal^. 2)ag bie monatd§ifc^e 
Setoalt in ^an{teid§ nid^ts toentget als tefotmluftig toat, mad^te 
il^n nid^t itte: anbetStoo, in ^teugen, Sbtglanb, ©d^toeben, toat 
fie es bod^ ; fie lomtte eS toenigftenS toetben unb toat eS, too fle 
fid^ felBjl t)etftanb; to&l^tenb bie geiftlid^e ^ettfd^aft butd^ il^t 



224 VI SBoltaite unb bie SBeUl^bd. 

ganaeS äBefen junt ©egentl^eil senötl^tgt tft. ^üt bte ongeftatmnte 
franjöfljd^e Stegentenfamilte, bte S)^naftie ber fSonxhonm, liegte 
SSoltaixe eine in ber Sl^at loyale ^nl^&nglid^Ieii 93on feinet 
Segetftetung für §einttd§ IV., feinet JBoxlieBe für Subtoig XIV. 
gang abgefel^en, ]§at et fel6ft ein fo nntoütbigeS unb i^vx }fa^ 
fönlid§ fo aBgeneigteS ©Heb biefct ©^naftie toie Subtoig XV. 
ni($t bloS to&l^tenb bet Dauet feinet Stegietung, foubem aud^ 
na^ feinem S^obe nod§, ju einet 3^^ in @(^u^ genommen, too 
e§ gan) ungef&l^tlid^ getootben toat, übel t)on il^m ju tebeit. 
Untet allen Umjlfinben Blieb JBoÜaite babei, t)on unten, öon bet 
53laffc l^et, lein §eil ju ettoatten: bie fjütflen mit ben Sßl^ilo« 
fopl^en, mit ben ®ebilbeten übetl^aupt im S^unbe, milffen bie 
neue Bcffcte ^tit l^etauffiil^ten; „ba§ JBoH," fd^tieb et mn 1768; 
„toitb immet bumm unb batbatifd^ fein; eS ftnb Dd^fen, bie ein 
^oä), einen @tad§el unb §eu btaud^en," $ict fielet man te^t 
toie JBoUaite, biefet $auptbegtünbet einet neuen Seit, bo($ mit 
einem guge nod^ auf bem SSoben bet alten ftel^t, imb tote il^tn 
in biefem @tüde Sbuffeau um einen guten 6d§titt t)otan i% 
3n bet ßtfal^tung toitb bet etfletc immet Bis auf einen getoiffen 
jpunft aie^t Bel^alten; aBet als ^id müjfen toit mit bem anbern 
batan feftl^alten, bag alle ^enfd^en bie g&l^igleit unb ben Sn» 
fptu(^ l^aben, toitüii^e 3Renfd§en ju toetben. 

9[ud§ bie fiugeten äBeltl^Snbel lieg bet ^Ite t)on ^etne^ ni^t 
aus ben Singen. SBie auftnetffam et ftül^et ben Ättegen Sub» 
toig'S XV. unb §ftiebtid§'S folgte, l^aBen toit gefeiten. 3e|t toot 
in feinet Mi)e ^tiebe, nut auS jpolen unb bet Xütfei lieg fl^ 
no(^ AtiegSl&tm t)etne]^men. 2)ie S^l^eilung t)on $olen im Sollte 
1772 Bittigte »oltaite im Snteteffe bet Siöilifation; mtt Be^ 
fonbetS teget Sl^eilnal^me abet Begleitete et bie UntetnaJ^mung^ 
feinet laifetlid§en ©önnetin Äatl^atina gegen bie Xftxfcn- dt 
toünfd^e, fd&tieB et 1769 an gftiebtid^, bafe biefe BatBatifd&en 
Sütlen unt)et3ilgli($ auS htm Sanbe bet dimopfion, 6oItate8; 
Pato, @op]^olleS unb SutipibeS gesagt toetben mbc^ten. 3Jtm 
foQte einen allgemeinen Jheuaaug gegen fie untetn^men; ftatt 
beffen üBetlaffe man bie ganje Saft bet Äaifetin. ^fttebtid^ et« 
mangelte nid^t, SSoltaite mit bem 3Bibetf:ptud^ ju fc^touBen, 
tootin fold^e Itiegetifd^e Stontl^etenftdge mit feinen fonftigen 



$voiect timx Üteife naä^ $ani 225 ^ 

gfricbcng^ytcbtgtcn ftünben; aber SSoltottc lieg fl(5 ntd§t me 
maä)m wxb ful^t fort, btc dürfen au8*@utopa ju toünfd^cn. 

©d^on im ^al^tc 1775 ]§attc ^ricbrt(5 an JBoItaitc fi^ctjcnb 
gcfti^rieBen, man l^ötc, et toexbc bctnnäd^fl na(3§ jpattS unb S5et« 
faiHeS gelten, um öon ßubtotg XVI. mit bcm Sotfiect gefrönt 
ju toctbcn. 3« bet %^at etjäl^Itc man fld^ frcunbH(]&e 9lcu§e= 
xungen bct Äönigtn unb bet 5ßrtnjen üBet SJoItattc; flc t)et- 
lauteten an^ in gf^tne^ , unb toftl^tcnb JBoItaite mit ^Jtüfenbem 
Ol^tc batnad§ l^inl^ötte, fud^te bie Slid^te 3)eni8 ben lodtenben 
@d^all ju t)etft&tlen. @eit eS fo einfam getootben toat im 
@(3^loffe JU Sfetnc^, langtocilte btc Icete 5ßctfon fl(ä§ faft ju Sobe. 
^it beS OnlelS C^ingang l^atte fte gel^offt, als teid^e @t6in nad^ 
$ati8 jutüdEjufcl^tcn unb bott il^tcn Slad^fommet nod§ tcd^t ju 
gentefecn: afict bet Cnlel mad^te immct nod^ leine Slnftolt aB= 
jugcl^en, tofil^tenb fic felbft auS htm ©pätfommet nad^gctabe in 
ben ©pätl^etbft gettetcn toat. @S Blieb nid§t8 üfitig, als il^n ju 
t)etanlaff cn , ba§ et felbfl nad§ 5ßati8 mitging, ^^n l^iefüt ju 
ftimmen boten ft(^ bet Slid^te jc^t eben jtoei tfid^tigc JBunbeS« 
genoffen. 3)lit S^flitnmung beS Ol^eimS l^attc fle t)ot jtoei 
Saluten ein gftäulein JBaticoutt, bie 2:od^tet eines mitteHofen 
OfflcietS , JU fld§ genommen , unb biefe l^atte fld^ im ©ecembet 
1777 mit einem 53latquiS be SJillette, einem t)etbotbenen 3)lenfd§en, 
bet fld§ abet als Sd^öngeift Ui SSoltaite beliebt gemad^t l^atte, 
t)et]^eitat]^et. 2)a8 junge ^aat l^ieli fld§ nod§ im @d§loffe auf 
unb atbeitete je^t mit bet 9lid§te juf ammen, ben @teiS ju bet 
bebenOid^en Steife ju betoegen. ^an lieg fid§ S3tiefe auS $atiS 
unb SSetfaiQeS fd^teiben, tootin t)on nid^tS als $ulb aEetl^öd^ftet 
^etfonen betid^tet toat. S)aS blieb auf SSoltaite nid^t ol^ne 
SEHtlung, bod§ fd§lug eS nod§ nid^t butd§. 9lun fd^idte et eine 
neue Xtagöbie, 3tene, bie gftud^t feines bteiunbad^tjigflcn Sal^teS, 
nad^ $atiS, unb ba tougte man il^n glauben ju mad^en, fle 
tofttbe getoig nid^t gut gegeben toetben ol^ne feine petfönlit^e 
@egentoatt. 2)ie S^ttlid^leit f&t ben btamatifd^en Spätling ent« 
fd^ieb. ©ie 3leife nad§ JßatiS toutbe befd^loffen. Slbet nut auf 
fedjS SQfod^en. S)ie Solonie in getne^ toat aud§ m SieblingS« 
ütd), unb fle lonnte ben SSatet nod§ nid^t entbel^ten. 

9lm 5. $ebtuat 1778 teifte SSoltaite, nad^bem bie 9lid^te 
mit ben SStKette'S fd^on jtoei Sage ftül^et t)otauSgegangen toat, 

XL 15 






mit feinem Sectetait t)on gfetnel) aB. 2)er ^Bfd^ieb Hon feineti 
Soloniften toat ein iraimget. eS goB Zl^tänen t)on Beiben Seiten. 
Sluf ber toettctn jed^Stftgigen Sleije toat bann aBet bet ölte §en 
ungemein aufgeräumt; er ))lauberte unb lieg fld^ tjorlefen , . la§ 
Qud^ felBft unb f($lief bajtoif (i^en , unb auf ben Stationen l^&tte 
er gar au gerne feinem ^Begleiter ein St&uf d^d^en angel^&ngt. ' %l§ 
man an ber S3arriere t)on $ariS nad^ SontreBanbe fragte, goB 
er gur Snttoort, e§ fei leine ba aU er felBfL (SS toar bet 
10. ^Bruar 9lad^mittagS l§alB 4 Ul^r; man ful^r am^otelbeS 
SRarquiS be SHQette un, unb SSoltaire toar fo rüftig, ba^ er ftd^ 
fti^on nad§ einer Stunbe ju ^ug aufmad^te, um feinen alten 
^reunb Sirgental aufjufud^en. S)aS @rjte, tooS er t)on biefem 
erful^r, toqr ber 2:ob feines el^emaligen Sd^iUerS, beS Sd^au^ 
f)rielerS le Aain; äJoltaire fd^rie laut auf Bei ber Slad^rid^t; 
fie traf il^n toie m fiBleS SSorjeid^en Bei feinem Eintritt in 
$ari8. 

ms baS ©er&d^t bon SSoltaire'S ^n!unft ftd^ in ber Stabt 
berBreitete, f&Ute fid^ ber Salon be§ ^aufeS mit S3efud^en unb 
tourbe nid^t mel^r leer, ©ebid^te unb Slbreffen liefen ein, S)epu= 
tationen tourben angemelbet, bie Sd^auf:pieler lauten, um toegen 
93ert]§eilung ber StoEen für 3tene 9UldEf:prad§e ju nel^men. fßoh 
taire lieg ftd^ mit iebermamt' freunblid§ ein, fagte ben Smten 
^üBfd^e geiftreid^e Singe, fte toaren BejauBert, er Beraufd^t. äBenn 
er ftd^ auf ber Strafe jeigte, toar er ber ©egenftanb allgemeiner 
^ulbigung. ^te jeigten il^n il^ren Ainbern; inSBefonbere toaS ec 
als SSertl^eibiger ber Familie SalaS getl^an, toar unt)ergeffen. 
9leBen bem S3erbienfl unb ber SBürbe beS toeltBerül^mten (Sreifeg 
toar es aBer aud^ baS Seltfame feines ^ufjugS, toaS Slufmetlfant« 
!eit erregte. @in rotl^eS Aleib, mit ^ermeltn gef&ttert, fd^tootje 
unge:t'ttberte 2oitnpmc&ik, auf bem Aopfe eine roti^e t)ieredtige 
SRil^e, gleid^faUS mit $ela Befe|t, baS toar bie Srad^t einer Her« 
fd^tounbenen 3^it. 2)aau bie alte ^tfd^e, bie er Hon gfeme^ 
mitgeBrad^t l^atte: ajurBlauer ®runb mit golbenen Sternen; bec 
ent|)^reumStoagen l^eg fte Bei ben 3Bi|igen t)on $artS. 

3nbeffen, to&l^renb bie $au:ptftabt auf biefe äBeife bm lang« 
entBel^rten ^DtttBftrger ü^e ^ulbigung Brad^te, lauteten Hon Ser« 
f oiOeS fftt bie 9laid^rid^ten nid^f f o, toie bie Horgetoiefenen SSriefe 
ertoarten liegen. Wan toar bort fiBer ä^oltotre'S ^fOwßlft Be* 



treten. 2)en einen toor fie unangenel^m, bie anbeten fe|te fle in 
SSerlegenl^cii S)ie ®unft ber leiteten toax ol^nc foliben Sitxn. 
Sei aÄotte Slntoinette toat es bie Sfifteml^eit bet grfrbntcn 
Sbagto($ter nad^ bet i'etbotenen gtnd^t, obet t)ielntel^t toat ja 
nun ©elegenl^eit, ben alten ßtlenntnipaum felbft 3U feigen; bet 
elenbe ^ttois meinte ie|t als iunget äBüftling in 93oitaite ben 
ted^ten ^ann ju l^aben , tote et funfaifi Seilte fpdtet als StintQ 
int etf(]^ö))ften @teifenaltet ^ä) an bie $f äffen l^ing; bet @taf 
t)on ^tot)ence l^ielt ft(^ falt unb negatit) toie imntet: ba etf($eint 
beS AdnigS botnittet äBibetftanb noäf a($tungStoett]^ ; eS toat 
bo(3^ @eflnnung babei , unb toaS !onnte et baf&t, bag bie 9latut 
i§m nid^t ntel^t ®eift, bie Stjtel^ung ni($t nte^t @infl($t gegeben 
l^otte? (SS l^ieg, et l^abe in ben Ütegiftetn bet SSetl^aftSbefel^le 
feines SSorgängetS nad^fud^en laffen, ob fid§ {ein SlctenftüdC finbe, 
baS SSoUaite ben ^ufentl^alt in. $atiS beftimmt Oetbiete; eS fei 
abet nid^tS ju finben getoefen. 9lat&tlid^ tegte ftd^ aud§ bie 
©eifllid^Ieit. £)et Jßfattet Oon ©t. ©ulpice, in beffen Äitd^fpiel 
baS ^otel SSiQette lag, begel^tte 3uttitt ju äJoltaite, toutbe abet 
Oot bet ^anb nod^ fetn gel^alten. @in pd^ft oetb&d^tiget ^ana» 
ti!er, bet toitllid^ ju il^nt einbtang unb il^n jut SSeid^te ttbtl^igen 
tooEte, nutzte mit ©etoalt entfetnt toetben. (Sin W>b6 @aul» 
ttet, (Ssicfuit unb Äaplan bet SncutaBeln, Bot il^m feine geifl« 
lid^en 2>ienfte an unb toutbe t)otgelaffen. &n gutet @d^afS!o:pt 
fagte SSoltaite. 

Um iene 3eit l^ielt fld^ SBeniamtn fJftanSin als ^gefanbtet 
bet nmen notbametilanifd^en 9te)}ublt! in $atiS auf. 9lud^ et 
!am, äSoltoite feine (Sl^tfutd^t ju Beseigen; et Btad^te feinen (Sniel 
mit unb Bot filt il^n um ben @egen beS ^attiatd^en. 2)iefet 
legte bie ^anb auf baS -^au^pt beS {nienben ^aBen unb fptad^ 
bie äBotte: ^®ott gfteil^eit 2:oletan3".,ilBeti]^n auS. SlBetaud^ 
bie bu SSatt^ !am, il^m auf}utoatten; unb toatumnid^t? toaten 
ä bod^ faum ffinf ;^te, bag et fle als (Sgetia beS ie|t l^od§» 
feiigen Shtma (t)otmalS Staian) Befungen l^atte. 2)a3toifd^en bie 
6d^fpielet, um il^te Stollen mit il^m einjuäBen, unb in bm 
Sbil^eflunb'en allet&i 9lad§atBeit an bet 3tene unb einigen anbeten 
etfidkn, bie et aum 3)^^ bet Sluff&l^tung l^ettid^ten tooUte. 

2>aS aUeS toat gana fd^ön, toftte nur SSoltaite nid^t bem* 
idU^ tNenmbad^tiig 3<^te alt/ geBted&lid| unb feit ^al^ten an 

15 • 



ääÖ Vt (Sttxanttn ^oliaixtW 

eine gan} anbete SebenSatt getoöl^nt getoefen. (Sinen fo alten 
SSaum t^ctpftanat man nt(§t, toenn man nid^t toxti, ba% er ju 
©runbe gel^c, jagte %ion(i)in, fein t)ctPänbiget Sltjt. 2lu8 ISnb= 
K(§et ßtnfamleit in baS ©ctoü^I bet ^au^tftabt, au§ Be§agIi(Jem 
©tittleBen in nnanfl^ötlid^e gcfettigc Sluftegung getootfen, belam 
JBoItaite nnt gar ju Balb bie fjolgcn ju enH)finbcn. S)ie Seine 
fd^tooQen il^m an t)om t)ielen Stellen, unb ettoa t)ier}e]^n 2^ge 
nad^ feiner Slnfnnft üBerfiel tl^n im 58ette bei'm 3)ictiren ein 
l^eftigeS SBlutBred^en. &n 3lbcrla§ toirtte günflig ; bod^ bauerte 
baS SBIutfpeien nod^ einige SQßod§en fort. S)cr Äranle fottte xdä)t 
f<)re(ä§en, leine SBefud^e ju i^m gelaffcn toerben; aber biefem SSer* 
böte tourbe toenig nad^gelebt. @r bebnrfte ber tiefften Stulpe; 
ftatt beffen toar oft ©treit unb ©efd^rei in feiner ^anlenftube, 
toeil bie ©anSgenoffen über ben Slrjt, htm er fid§ ant)ertrauen 
foHte, nid^t einig toaren. 

@lei(^arittg mit htm Slrjte l^atte SSoItaire nad^ bem Slbbö 
©anitier Verlangt; benn er toolle ntd^t, änderte er, ba§ mcm 
feinen Seid^nam auf ben ©d^inbangcr toerfc, toie btn ber armen 
Secouöreur. „@ie fennen ben StoedE, um beffen toittcn id^ 6ie 
]§abe rufen laffen/' fagte er, al§ am 2. ajlära ber 2lbb6 fid^ ein» 
geftcllt l^atte; „toenn e§ Sinnen gefällig ift, mad^en toir ba§ öeine 
©efd^Sft auf ber ©teUe ab." Der Slbbö l^örte feine SSeid^te, 
tjerlangte aber ein fd^riftlid^cS SefenntniS; SSoUaire fteUte eS 
ol^ne Slnftanb au8. £)arin eröärte er, toa§ er fd^on öfter erllärt 
l^atte, er tooHe flerben in ber l^eiligen d^rift=!at]§oIifd§raj)oftoKfd§en 
Äird§e, in ber er geboren fei, im Vertrauen, ba§ bie g5ttlid§e 
SBarml^erjigleit il^m feine ©ünben t)ergeben toerbe; unb foHte er 
ber Äird^e 2lergemi§ gegeben l^aben, fo bitte er ®ott unb fle 
um SSerjeil^ung. ©arauf gab il^m ber Slbbö bie 5lbfoIution unb 
JBoltaire l^dnbigte il^m eii^e Slote öon 600 Siöreä für bie Slrmen 
beS ^rd^fpielS ein. Ueber bit ©d^toäd^e feines ^erm, ein fold^eS 
SBelenntni^ auSjufteEen, toar ber gute äBagni^re, bet unS biefe 
SSorgänge als ^ugenjeuge befd§rieben l^at, auger ftd^ unb begriff 
bie pl^ilofopl^ifd^en fjfreunbe ^pltaire'8 nid^t, bit bamit eint)er« 
ftanben toaren, ia bie il^m, toie namentlid^ b'^Iembert/au8bt&d(* 
iid^ baju getatl^en l^atten. äBagni^te toat ^toteftant, toat ^rrei« 
mautet, unb toaS freies ©enlen in 9leIigionSfad§en betrifft, fein 
ungelel^tiget ©drillet feines i^etm ; aber bon bem, toaS m ^Rom 



SBoIlatte'S SBeid^te unb ©kubettSbcfentttnig. 229 

feinet Uebetjcugung unb feinet SBütbe fci^ulbig fei, l^atte et eine 
anbete SSotftettung als biefet. ©inige S^age botl^et l^atte et tl^n 
gebeten, i^m genau ju fagen, toaS untct fo ctnften Urnftfinben 
feine toitllii^öe S)en!att fei. Jßoltaite liefe ft(^ Sd^teiBjeug gefien 
unb fd^tieb bie SQßotte, bie nod§ l^eute bk Sßatifet Sibliotl^e! 
aufbetoal^tt : 

//3d^ ftci^b^ in Slnbetung ®otte§, in ißiefie ju meinen 
gteunben, ol^ne §a§ gegen meine fjeinbe unb mit SSet« 
toünfd^ung be§ SlbetglaubenS. 

28. gfeBtuat 1778. 

SBoltaite/' 

£)a§ toat aUetbingg, mit atteiniget SluSnal^me bct ©teile ton 
ben geinben, tootin il^m nid^t ju ttauen ift, eBenfo getoife a5ol= 
taite'8 toal^te ©cftnnung, als ba§ bem %hh6 auSgeflettte JBe« 
lenntnife mit betfetten gat nid^tS ju fd^affen l^atte; unb c§ ift 
nid^tS t)etfel^ttet, afö toenn bie Äitd^Iid^en biefeS 58elenntni§ als 
aSetoeiS bafüt geltenb mad^en, ba§ mit SJoltaite in feinet legten 
ÄtanB^eit eine ©inneSfinbetung öotgegangcn fei. SQBct biefem 
SJotgeBen ©lauBen fd^enft, ftü^t fid^ auf bie ©tfal^tung, ba§ 
nid^t feiten bie dtgften SReligionSfpöttet in il^ten legten ©tunbcn 
no(^ jum Äteuje Itied^en. Sl&et SJoltaite l&atte ittet bie d^tift« 
lid^c 3leligion nid^t BloS gefpottet, fonbetn aud^ gefotfd^t unb 
gebadet, unb fein 6))ott toat nut ba§ ©tgcBnife biefeS 3lad^» 
benfenS auf bet einen unb feines mutl^toilligcn SlatutcttS auf 
bct anbetn Seite. Slud^ glauBte et ja mit bem ßl^tiflentl^um 
nid^t atte SReligion auf jugcben. Slid^tS fielet feftet als bie Xi^aU 
fad§c, ba§ SSoltaite an feinen teligiöfcn Uebetj^ugungcn, nad§ il^tet 
öetneinenben toie nad^ il^tet Bejal^enben Seite, feinen SlugenblidE 
itte getootben ift. S)ieS etl^cttt fel^t Beftimmt aud§ auS bem 
toeiteten SSetlaufe bet JBeid^tfcene. 9lad^ bet SlBfolution toollte 
bet 31BB6 bem fttanfcn aud^ nod^ baS SlBenbmal^l teid^en, aBet 
biefet mad&te il^n aufmetifam, ba§ et nod§ immct SSlut f^ieie; 
„unb ba muffen toit unS bod6 in 9ld^t m^mm," fagte et, „baS 
beS licBen ®otteS mit bem meinigen ju t)etmifd§en." (Sinem 
gfteunbe, bet einige Slage fpätet il^n ftagte, oB et alfo toit!lid§' 
geBeid^tet l^aBe, ettoiebctte et: „3e nun, @ie toiffen ja, toie eS 
l^iet }u Sanbe juge^t; man mu| ein toenig l^eulen mit bm 



230 VL Soltaite etl^lt fld^. — gfeiet im ^f^tain. 

3B5Ifen; unb toenn td^ an ben tlfetn beS ©angeS toftte, tooSt' 
i^ mit einem ftul^fd^toanj in ber ^anb jletBen." 

SSottaite erl^olte fld^ toiebet unb ful^t am 30. 5}lät^ etfl 
na(^ ber ^labemie, bie il^n mit l^ol^en @^ten em))ftng unb auf 
ben Pa| be§ S)irectot§ fid^ fe|en lieg; bann in'S Sl^eatet, too 
bie 3Etene jum fed^Sten Ttoit gegeben toexben fottte. fSox Beiben 
©fiufetn toat bct 3iil>^öng ungel^euet; man Btad^te il^m ^o^\ 
man flieg auf feinen SQßagen, unb al8 et t)ot bem il^catct am 
Sltme beS SJlatquiS be JBillette auSgcftiegen toat, fonnte et ttQ| 
bet 3Bad§en, bie il^m 3laum ju fd^affen fud^ten, laum ben ®n= 
gang getoinnen. 2lud^ innen btängten fid^ bk Seute, befonbetä 
bie £)amen, il^n t)on Slal^cm ju feigen, feine Äleibet ju bctttl^ten. 
£)ie Äönigin toat in bet Dpet unb tooHte t)on ba in'§ ©(i^au= 
f piel tommen ; man f agte, ein 58ittet bc3 fiönigS, ba§ il^t in bet 
O^ct jugejlettt tootben, l^aBe fie babon aBgel^alten. SJlittIcttoeilc 
beteiteten ^uBlitum unb ©d^aufpielet bem £)id^tet eine 2l))ot]^fe. 
3n bet Soge toutbe et fcIBft, auf bet SBül^ne feine aSüfle mit 
einet poetifd^en Slntebe BeMujt, toäl^tenb bie §od§«= unb da capo- 
SRufe nid§t enben tooHten. „SJlan etflidEt mid§ untet 3lofen!" 
fagte bet tiefetfd^üttette ®tei§. 

3!n aSetfaiHeä, too man in bet 6d§Io§ca:t)eIIe t)ot bem ftönig 
gegen JBoltaite ptebigte, ettegten biefe Xtiuntpl^e bcff elften gtofee 
Unjuftiebenl^eit, unb JBoltaite, bet nun beutlid^ fal^, toie bie a5et= 
pitniffe lagen, badete um fo etnfttid^et an bie Jftüdlel^t nad^ 
gfetne^. Darin beftStfte il^n fein ©ectetait, bet fteilidl^ aud^ 
äBeib unb ^nbet bafeUBft l^atte, bod^ jugleid^ auS teblid^et 
6otge füt baS Seben fcineS §ettn; ganj eint)ctftanben toot 
Stond^in, bet je^t in 5ßati3 anfäfftge ®enfet Sltjt, unb auf bet« 
felben Seite ftanb bet toadCete S)u^)uit8, bet fld§ nm jene S^t 
ebenfaUS in jpariS befanb. 3lu§et fld^ toat abet bie 9Hd^te ; „ifl 
e8 möglid^?" rief fle au8, „et toiH toiebet nad^ getne^ jutM, 
unb id& fott il^n nod^ einmal bal^in Begleiten!" 9Äit il^t tet« 
Bunben toaten bie 3HIlette'8; aBet aud§ tool^lmeinenbe gteunbe 
5Boltaite'8, bie nut feinen ©efunbl^eitSauftanb nid^t gel^örig in 
Sled^nung nal^men, toitlten in bet gleid^en 9ttd^tung^ toie b'Sllem» 
Bett, toenn et bie ftanjöfifd^e 9llabemie t)etanla§te, il^n fftt boS 
n&d§fte äHettelial^t jum 2)itectot }u to&l^len; toie bie ^eimautet 
bet Soge ju ben neun @d§totftetn, bie il^m eine feietlid^ ^f« 



(Skhantm htx Mattet nad^ gfeme^. — 9leiteS (Stftanfcn. 231 

nol^tne IBeteiteten. @o lieg ex fl(3§ IBeftimmen, in bet Strafe 
äKd^elieu ein im S3au Begriffenes $auS }u laufen; bo$ auf 
atoei ^nate toenigftenS tooQte et etft nad^ ^eme^ jutüdlel^ten, 
um bott feine ^ngelcgenl^eiten in Drbnung }u bringen. 2)aS 
mugte t)er^inbett toetben ; benn toet tonnte toiffen, ob bet lang 
getool^nte Slufentl^alt il^n nid^t bleibenb feftl^alien toütbe? 

^f bie $e|eteien bet @etftli(i^!ett gegen SSoltatte l^atte bet 
Aönig geanttoottet, bet alte ^ann toetbe ja bod§ n&d^ftenS nad^ 
gfetne^ l^eimlel^ten, unb fo möge man il^n in feinem SSetftede 
tul^ig ftetben laffen. Statt beffen lte§ fl(3§ ie|t bie Slid^te öon 
einem $ofmann ein SSittet fd^teiben mit bet 5ftad^tid§t, toenn 
SBoltaite JßatiS tietliege, fo toütbe il^m auf bem gfuge ein SSetbot 
nad^folgen, eS je toiebet ju Betteten; biefet Itänlcnben 3)la§tegel 
!önne et nut babutd^ entgelten /bafe et Bleibe. Sfe^t entfd^lo§ 
et fid^ baju, unb bavxit et Bei bem @ntfd§luffe BlieBe, toutbe 
aDBognifete, beffen Suteben jut ^eimlel^t man fütd^tete, nad^ gfet«» 
ne^ gef d§id(t, um bie nbtl^igften $a))iete bott ju Idolen. 2)ag et 
fo gefd^toiub nid^t toiebet lam , unb Bcflimmt nid^t mel^t Bei'm 
SeBen feines ^ettn, baffit toutbe gleid^faUS gefotgt. @S f eitlen 
uns alfo t)on l^ict an, b. t t)om 1. ^ai, feine genauen 9lad&« 
tid^ten; toit toiffen nut, toaS et felBft f^ätet, Bei feinet SRftdHel^t 
nad^ ^atiS, etful^t, unb toaS ouS S9tiefen unb ^ufjeid^nungen 
Slnbetet }u entnel^men ift. 

©atnad^ toatf fld^ JBoltaite mit (Sifet in baS il^m übet» 
ttagene 3lmt eines ©itectot'S bet ftanjöfifd^en SHabcmie. 3n 
leBl^aftet ^f:ptad§e unb SSetl^anblung fe^te et ben S3efd§lug butd^, 
baS SBöttetBud^ betfelBen neu ju BeatBeiten, toot)on et felBft ben 
Sud^ftaben A üBetnal^m. 3llS il^m ju fo angefhengtet SltBcit 
bie ^raft t)etfagte, fud^te et biefe ungebulbig butd^ übetmägigen 
@enu§ t)on Äaffee ju ftcigetn, unb toie et l^iebutd^ fein alteS 
SSlafenflbel t^etfd^limmett f&l^lte, meinte et bie Sd^metjen butd^ 
felB^t)etotbnete ^tjneien, inSBefonbete butd§ dm Opiumtinfiut 
ju ftiUen, bit abet nut baju Beittug, feinen OtganiSmuS t^oUenbS 
JU jettütten. UeBet ben toeitetn SJetlauf bet ÄtanB^eit unb bie 
legten Sage unb @tunben SSoltaite'S fd^einen bie SBetid^te 
b'SllcmBettS, bet il^n öftet Befud^te, unb Stond^in'S, beS gu flpät 
l^beigetufenen ^tjteS, fid§ ju toibetfpted^en. 9lad^ beS ßtftetn 
auSfül^tlid^em Sd^teiBen an ben jtönig bon $teugen übet S3ol< 



232 ^ SSoltaite'g @emüt]^gfltmmung unb @nbe. 

tam'8 @ttbe l^fittc btefer feit htm ®enuffe bcS £)<)ium in Be» 
ftftnbtgct aSetfiubung gelegen, bte nur hnx(S) eiitjclne Itd^te Slugen« 
BItde untctBtoci^en toat, tofil^tenb beten ex fxä), im UeBtigen müb 
unb rul^tg, Beflagte, baß et na^ jpatiS ge!ommcn fei, um gu 
ftetBen; nad§ SBagntfete'S f))äteten ©tfunbtgungen aud^, ba§ et 
t)Ott aUet SDßelt t)etlaffen fei, ba man feinen tteueften S)icnet öon 
il^m entfetnt l^atte unb ben Slotat, nad^ bem et öetlangte, nii^l 
gu il^m lie§. ©agegen \pxx^t Xtond&in in einem 58tief an Sonnet 
tön futd^tBatet Sluftegung be§ ©tetBenben, et t)etglei(§t fein 
@nbe einem ©etoittet, et etinnett an bic gfutien be§ Dteft. 
SlHein, toenn man b'SllemBett aU fjteunb unb ©eftnnungSgenoffen 
SSoltaite'S a))ologetifd^et 3JliIbetung betbäd^tig l^dlt, fo giBt fld^ 
Xtond^in butd^ bie SSetfid^etung, SJoltaite'ä @nbe l^ättc il^n, toenn 
bieS nötl^ig getoefen, in feinen ©tunbffi^en nod§ Bejl&tlen muffen, 
als einen 3Jlonn ju et!ennen, bct bcffen ©tunbfä^e füt t)ctbctB=' 
lid^ l^ielt unb aufect biefet SSotftellung l^ctauS \pxxä)t. S)atin 
üBtigenS ftimmen Beibc SBetid^te üBetein, toaS getabe b'SßemBett 
auSbtüdffic^ fagt, ba§ SSoItaite ungetn geftotBen fei. SlBet toenn 
bod§ aud§ S^tond^in als baS, toaS ben StetBenben in feinen legten 
Sagen umtticB, nid^t ettoa (SetoiffenSBiffe obet §öttenfd^tedCen, 
fonbetn bie fixe Sfbee be§ afabemifd^cn SQßöttetBud^eS naml^aft 
mad^t, fo jeigt fld^ unS beutlid^, ba%, toaS ben atBeitfamften 
attet 3Jlenfd^en am ScBen feftl^telt, eBen bie fü§e ©etool^nl^eit be8 
aOßitlenS unb @d^affen§ toat, bon bet et fid§ nid^t ttennen nwd^te. 
(SttoaS Slel^nlid^eS toat ja aud§ Bei ©oetl^e in feinen legten ^üttn 
JU BeoBad§ten; nut ba§, toaS Bei il^m, t3etmöge bet tiefen §at» 
monie feine§ SEBefenS, in l^offenbet SRefignation fid^ löfte. Bei JBoI= 
taite, bem jene ^atmonie fel^lte, bie ©eftalt einet ^aft unb 
Ungebulb angenommen l^aBen mag, bie einen peinlid^en @üibtud( 
mad^te. 

^S man fal^, ba% eS mit il^m au @nbe ging, l^olte man 
ben 91BB6 unb ben 5ßfattet. £)et ßtftcte f:ptad^ einige SJlal^nungen 
jut ®ebulb; bet 5lnbete aBet ftagte mit etl^oBenet Stimme ben 
ßeibenben, oB et an bie ©ottl^eit beS ßtliJfctS glauBe; tootauf 
SSoItaite fld§ aBtoenbete mit ben SBotten, man möge il^n in 
trieben ftetBen laffen. 2)a§ etfolgte benn aud^ jtoei Sage batauf> 
am 30. 3Jlai IP/^ Ul^t in bet Jlad^t »ot fieBen ^al^ten l^olte 



93oItatte einmal an ^tiebttd^ gefd^tieBen: „3($ fütd^te ben Xob 
ntd^t, bct fl(ä§ mit mit jlatlcn ©(^ritten nä^ctt; aBex i(]^ l^aBc 
eine nnüBettoinblid^e SlBneigung gegen bit %xt , toie man in 
nnfexct l^eiligen tömifd^^latl^olifd^en apoftolifd^en fiitd^e jlixBt. 
68 fi^eint mit äu6etft läd^etlid^, ba§ man ft(^ ölcnv IS§t, um 
in bie anbete SEßelt ju gelten, h)ie man bie Slci^fen feinet SBagenS 
fd^mieten lä^t, toenn man auf bie 9icife gel^t. Diefe Sll^otl^eit 
unb MeS toaS bamit jufammenl^&ngt ift mit fo jutoibet, bag 
xii tetfud^t bin, mici^ nadi 9leufd§atel Bringen ju laffen, um baS 
S^tgnügen ju l^aBen, in Sfl^tem ©eBiete ju jletBen." Unb noi^ 
Dot toenigcn 3)lonaten, im SlobemBet 1777, l^atte et bemfelBen 
gefd^tieBen: „^^ Bin l^eute 84 Salute, unb vS^ l^aBe mcl^t SlBneigung 
als ie gegen bie le^te Delung unb bie, toeld^e fte ettl^eilen." 
6ie ift il^m au(5 toitflid^ exf))att geBIieBen. 

SSoItoite l^atte fid^ in g^tne^ eine (StaBftätte an feine Äitd^e 
angeBaut^ fpätet iebod§ betotbnct, in feinem Sabejimmet bafelBft 
Beigefe|t JU toetben. 3lu§ ®tünben, bie nid^t etl^ellen, liegen 
bie ängel^örigen biefe SJetotbnung unBetüdCftd^tigt ; aBet in 5ßari8 
Detfagte bet SPfattet, be8 SRüdEl^altS öon oben fid^et, ba8 SSe« 
gtftBnife. 9luf eine Älage Bei'm Jßatlament mod^te e8 bie fjamilic 
nid^t anlommen laffen, fonbetn jog^öot, bie Seid^e, nad^bem jte 
etft einBalfamitt tootben, fo eilig unb ftitt al§ mflglid^ nad^ bet 
Slbtei ©cettieteS untoeit Xto^eS in bet S]§am))agnc ju Bringen, 
beten 6ommenbatut»3lBt JBoItaite'S 5Reffe, bet Statl^ 50tignot, 
toat. §iet toutbe jte nad^ einem feietlid§en S^obtenamt am 
2. 3uni in bet Älojletlitd^e BegtaBen. S)a| man Utfad^e jut 
@ile gel^aBt, jeigte fid§ alSBalb ; benn {aum toat bie Seid^e untet 
bem SBoben, al8 ein etla§ bc8 58ifd§of8 t)on Xto^eS einlief, bet 
baS SegtaBnife untetfagte. S)a8 SJetBot lam ie|t gu f))ät; 
SSoltaite l^attc bet ßlerifei , aud^ m Sobe nod^ einen ©tteid^ 
gcf^jieU. 

2118 hxt Ännbe t)on 5Boltaite'8 Sobe etfd^ott, toat Äönig 
gfriebrid§ in ben SSotBeteitungen jum Bairifd^en (StBfolgelticge 
Begriffen. 2)ie8 l^ielt x^n inbe| nic^t aB, im Saget \>m 6d^a|lat 
unb l^etnad^ in'S8te8lau zxm ®ebäd&tni§tebe auf il^n ju öet« 
foffen, bie am 26. 9lot)emBet beffelBcn 3a]^te8 in bet Sllabemie 
8u »etltn jum SBotttage lam- 2118 fedö8 Salute f^&tet bie Bo8» 



234 VI S^oUatte'g Seftoment uvh ^dfticffale feinet Sei^e. 

l^aften Sufsetd^nungen flBet baS $tü)QtIe6en beS fiönigS t)on 
?5tcu§ett, bte aSoItaire jtoat nid^t t)et»ffcntK(^t, ober hoäf tjetfofet 
'l^atte, crfd^ienen, fott 3fricbtt(§ flc pd^ft glcid^tnütl^tg aufgenommen 
l^aben. (Sr mod^te ft^ bcffcn ettnnem, toaS ex tot 24 Sollten; 
als SSoUaixe in einem S3ttef e t)om 6tetBen \pxaäf , il^m ge» 
anttoottet l^atte: .„©ie toctben ba§ JBetgnügen ^aben, auf 
meinem @tabe ein bo§]^afte§ ßou^Ict ju maiä^en; id^ tocrbe 
ni($t böfe batilbet toetben unb etil^etle ^l^nen bafüx jum SSotouS 
SlBfolution." 

aSoItaitc l^atte in feinem Seflamente feine 9li(§te 3)eni8 jjxt 
Uniterfaletbin etngefe^t, feine üBxtgen SSettoaubten butd^ &gatc 
obgefunben; ^ab. 2)eniS t)exlaufte fd^on nac^ einem SSietteljal^re 
baS il^x t)ex]^agte ^xne^ an ben ^axquiS be äHQette, bec e§ 
aud^ nid^t lange Bcl^ielt. £)cx Dtt , bex Slad^l^ülf e feines ©tfin« 
bexS bexauBt, fan! Balb toiebct in feine fxill&ete Slrmfeligleit 
juxüdC. S)ie esjäl^xtge Ilnit)erfalexbin l^eixatl^ete im n&d^ftcn 
3a]§te einen getoiffen £)ut)it)iex. SSoItatxe'S Sibliotl^el taufte bie 
jtaifexin Aatl^axtna unb lieg fie buxd^ SBapi^xe nat^ Petersburg 
Bringen, an i^x^ fie aud§ buxd^ ^uSfe^ung eines leBenSl&nglid^ 
@e]^aIteS baSjenige tl^at, toaS äJoUaire ju tl^un t)erf&umt l^atte 
ober terl^inbert toorben toar. 

©eine Seid^e lag eilf ^al^re in ber Äloftergruft ju ScettiereS, 
als in ^^ariS bie 9tet)olution jum ^uSBrud^e !am, unb jtoet 
Saläre fpäter, im 9Jlat 1791, bie 9'iationaIt)erfammIuug bie 35er* 
fc^ung ber Slefte SJoItaire'S, jugleid^ mit benen feines ©egnerS 
Stouffeau, na(^ ber jum ^antl^eon umgetoanbelten @enot)efen« 
ürd^e Befd§log. ^er nad§ neununbjtoanjig 3a]^n mod^te bet 
Umfd^toung ber Reiten baS ^antl^eon toieber jur @enot)efen!trd^, 
unb \At Beiben unl^eiligen Seid^en tourben auS ber @ruft untet 
ber ^rd^e in ivx ©etoöIBe unter ber SSorl^aKe geBrad^i 2)od$ 
Bereits nad^ jel^n Salären !am bie Sfulireöolution unb goB bcn 
t)ieIumgetrieBenen @eBeinen il^re alte ©t&tte toieber. UeBtigenS 
lief fp&ter einmal W 9lad^rid^t burd^ bie 3^itungen, eS fei t)0tt 
biefen bamalS nichts mel^r ju finben getoefen; Bei ber 93erfe|ttRg 
unter ber Steftauration l^aBe bie ©eiftliii^Ieit Aalt borouf 
fd^ütten laffen, um fie g&njlid^ 3U t)ertilgen. Sie l^tte 
bamit toiber äBiUen ben ^ntid^ri^ il^rem ßl^riftuS gleid^eflellt, 



Sd^lugbettad^tun^en. 235 

bet ia Qud^ leine ttbtfd^en Stefte auf ber @tbe sur&dgelafjen 
]§aben foE. 



tl«8 BleiBt fretltd^, toeun toir auf ba3 Scben fßoltaixt'i einen 
iettad^tenben SÜldblidt toctfen, bon feinem SBefcn ein ftatlet 
ßtbenteft in ber ^anb, unb jtoat ein f old^et , öon bem toit mit 
ben 6ngeln im jtoeiten Sl^eile beS gauft fagcn muffen: „(Sx ijl 
ttid^t teinlid^." Unb bie§ nt(3^t bIo§ fo, toic toit anä) Bei 
ben ebelften 50lenf(^en getoiffe 3Jlängel flnben, bte toir bet ©(^toa(§» 
l^eit bet menfd§Ii(3§en 9latut ju gute l^alten muffen: bei JBoItaite 
l^onbelt e3 fl(^ neben ben @j$)oad^]§eiten aud^ um S9o§]^eiten, unb 
biefc 3ffc*Jt, toeit entfernt, im ©lanje feiner JBorjüge ju Der* 
fi^^toinben, treten biefen gegenüber nur befto gretter l^eröor unb 
gdben feiner @rf($einung ein ungleid^eS unl^eimlid^eS Sid^t. äßenn 
fl(3§, toie toir in be^ dpiftel 3nbä lefen, um ben M^mm ^ofiS 
ber ßi^engel 5Wi(§ael mit bem S^eufel sanfte, fo l^at ^iäi ber 
3önl l^offentlid^ Balb ju ®unflen beS erfleren entf lä^ieben ; toenn 
über ben Seid^nam SSoltaire'S ein äl^nlid^er ©treit jtd^ entfponnen 
]§a(en foEte, fo ift ju t)ermut]^en, ba§ er bi3 l^ute no(J^ nid^t 
ausgetragen ift. 2)ag, um mit ben äBorten beS Sid^terS ju 
reben, fein Sl^aralterbtlb tu ber ®efd^id^te nod^ immer ein 
f($ta)anlenbe8 ift, liegt freilid^ jum guten Sl^eil an ber Parteien 
®unft unb §a§, bie e8 tjertoirrt fiaben; feinen tieferen ®runb 
l^ot es aber bod^ in ben 3Biberf))räd^en, bie ^ä) in bem äBefen 
i^ Cannes ftnben, unb bie fl(^ uns im SSiSl^erigen unangehel^m 
genug aufgebr&ngt l^aben. 

nnb au(i^ bie Sbfung beS St&tl^felS l^&It ni(]^t @tid^, "bei ber 
fld^ Aftntg ^riebrid^ jule^t berul^igt ju l^aben fd^eint: baS 
Salent ton bem Sl^aralter ju trennen, aUes Sid^ auf baS erftere, 
atten @d§atten auf btn le^teren fallen ju laffen, ju bebauem, 
baß ein fo groger ®eifl ein fo Heiner 3)lenfd^ getoefen fei. 2)amit 
ift bem Talente }u t>itl, bem Sl^aralter ju toenig eingeräumt. 
3faid^ JBoUaire'S Salent ]§at feine 5}lftngel, toie fein ßl^arafter 
fein ®uteS l^at, unb merltoürbigertoeife ftel^en bie ^el^ler tote 
bie SDorjfige ber einen @eite mit benen ber anberen im 3^"* 
fommcnl^ang. 3« bem langen Slegifter ber SSorjfige eines ©d^rift- 
ileUerS, bie @oet]^ aufs&l^lt, t)ermi§t er an äioltaire nur jtoei: 



236 VI Sc^Iugbettad^iungen. 

Stefc unb SSottcnbung ; SäjiUtx meinte, ex l^ättc audi) no(^ ba§ 
®emütl) l&tnjufügen lönnen. 9lttein ba§ ©emütl^ gel^ött auf bie 
6eitc be§ gl^ataltetg unb entf))ti(i^t l^icx ungefäl^t btm, tooS 
Quf ©citctt bc8 3;alent§ bie Sliefe Bejeid^net. Sn«. SSetgleiiä^ung 
mit bctt genannten Beiben beutfd^en 5fflännetn fel^lt e§ bem 
gtanjofctt ebenfo al§ ©d^tiftftettet an S^iefe, toie c8 il^m al§ 
SWenfd^cn an ©emütl^ fcl)lt. Unb bie SSottcnbung in bct 2lu§» 
fül^xung, bie @oet]^e an htm ©d^tiftfteller tjexmifete; tft am 
3Ilenfd^en bie Slcinl^eit, bie ©auberleit be§ ©l^axafterS, bie an 
aSoItaixe gleid^fattS ju Dexmiffcn ifl. 

3u toeit tnbc§ büxfen toix bieje 5ßaxattele jtoifd^cn bem 
©d^xiftftettex unb bem 3Ilenfd^en in SJoItaixe nid^t txeiben. aOBic 
üBcx]^au))t baS S^alent in feinen Seiftungen leidster ju faffen unb 
ju beuxtl^eilen ift afö ein ©l^axaltex in feinen 9leu§etungcn , fo 
ifl bieS aud^ bei il^m bex fjall. S)a§ mit bex ©eiftcSflaxl^cit 
niti^t immex aud^ ®eifte§tiefe, mit bex ©etoanbtl^eit unb ?lnmut]^ 
bex fjoxm nid^t immex aud^ bexen SSoIIcnbung DexBunbcn ift, 
toiff en toix an^ jal^Ixeid^en a5eift)ielen , unb eS fällt -un§ nid^t 
ein, baxin einen 3Sßibexf))xud^ ju feigen. SBenn toix l^ingegen 
benfelben 30lann neben leibigen Jßxoben t)on ^abfud^t unb ®etj 
cBenfo entfd^iebenc SSetoeifc Don gxeigebigleit unb ®xo§mut^ 
geben feigen; toenn toix benfelben, bcn bex SlnblidE be§ ünxed§t§ 
jum fd^önften menfd^Iid&en ^JKtgefül^Ie ftimmt unb jux auf* 
o^fexnbften Sl^fitigfeit txeibt, ein anbexmal buxd^ eine a5cxle|ung 
feincx ©itelfeit obcx fcine§ 3ntexeffe8 jux Ileinlid^ften untjcxföl^n« 
iid^ften 3lad^fud^t aufgcftad^elt finben; toenn toix il^m in ctnjcinen 
fJStten ebenfotoenig ba§ Sßtäbicat bex ©utmütl^igfcit tJexfagcn, 
als in anbexen ba§ bex SBöSaxtiglcit cxf))axcn lönnen: fo ift 
aud^ bieS jtoax !etne^toegS unexliöxt, oiba e§ fäUt unS fd^toex, eS 
jufammcnjubenicn unb übcx einen ©l^axaltex, in bem eS Bei* 
fammcn ift, ein fld^cxeS üxtlieil ju fätten. S)ex ^)latontfd^c 
6oIxate§ fagt einmal, ex ))xüfe fid^ felbft, ob ex tool^I ein Silier 
fei, nod^ Dcxfd^lungencx unb ungetl^ümcx als 3;^^]^on, obex ein 
jal^mexeS unb einfad^exeS äBefen, baS einex göttlid^en unb xetnen 
9latux tl^eill^aftig gctooxben. Sßon SBoltaixc muffen toix leibet 
fagen: ex gepxte ju bex exftcxen ßlaffe; obcx baS 6tüdE göttlid^ 
9latux, baS il^m nid^t fel^Ue, toax bod§ in baS bfimonifd^e unb 
t^))]^onifd§e @etoixxe bis }um UnIbSbaxen t)exfd§lungen. 



S^lugbeita^tutifiett. 237 

aWctItoütbtg üBttgenS : f o tätl^fell^aft un§ SBoltaitc'S Sl^ataftet 
BIctBt, tocnn tott tl^n qIS 50lenfd^en füt fid^, als Btogta^l^tfd^eS 
DBiect Bcttaiä^ten, fo Hat toii:b unö bet 3Jlann, foBalb tott tl^n 
in bcn gefd^tti^tKd^en 3ufammcnfiang l^tneinftetten , bem et an» 
gel^ött @§ tft un§ t)iel leiiä^ter, anjugeBen, toa§ ex gcfottt unb 
toaS et geletftet l^at, afö toaS et gctoefen ifl. @o feltf am eS 
Hingt, einen 30lann toie SSoItatte mit einem 2lu§btud! an§ bet 
Spxa^t bet Sftommen ju Bejeid^nen, fo lommt un§ bod^, toenn 
tmt il^n in feinem Sal^rl^unbett Bettati^ten, untoiüfiitlid^ bie 
SSotflettung eines göttlid^en ?llüftäeuge§ in bei; 6inn. SBenn eS 
üBetl^an^Jt betgleid^en gibt, fo l^at e§ nie ein Beffet jugetid^teteS 
nnb leiftnnggfSl^igeteg gegeBen. SBit öetftel^en batuntet ganj 
einfad^ nnb natfitlid^ eine ®eifte§anlage, bie, an fid^ fd^pn untet 
ben SSebingnngen einet getoiffen Seit etjeugt> fld^ nad^ beten 
gigentl^ümlid^Ieiten nnb SSebütfniffen anSBilbet, nnb nnn btn 
leiteten, bie fle in fld^ ffil^It, aBjnl^elfen fnd^t. 3e BegaBtet nnb 
jeitgemSß BegaBtet ein foId^eS ^iibiüibnnm ifl, je t)oIIftänbiget 
es bie SSilbnngSelem'ente feinet ^dt in ftd^ anfgenommen l^at 
unb ie leBl^aftet e§ beten SSebütfniffe mitem))finbet, befto tiefet 
unb umfaffenbet toitb eS toitlen. 3)aS alleS toat Bei SBoltaite 
in auSgejeid^netem 9Jla§e bet gall. Unb t)on löiet auS etgiBt 
fid^ bann aud^ füt feine gfel^Iet ein anbetet ®eftd^ts<)unlt. @ie 
etfd^inen tl^eilS als natütlid^e SBitJungen feinet 3^it unb il^tet 
SBetBilbung, tl^eilS fogat afö 3Jlittel ju il^tet ümBilbung. äBaS 
bie 3rit Bebutf te , toat nid^t ein teineS tul^igeS Sid^t , f onbetn 
ein ftofctnbeS funfcnf^tül^enbeS gfeuet. 6S toat j[e|t nid^t 
batnm ju tl^un, eine neue SBal^tl^eit auS ben S^iefen bet 
Statut unb beS menfd^Iid^en ©eifleS l^etauf ju Idolen, f onbetn 
bie etlannte ju tjetBteiten, fle füt bie toeiteflen Äteife tjetftdnb« 
lid^ unb anjiel^enb }u mad^en, unb ganj BefonbetS ^UeS, toaS 
il^te SlugBteitung l^inbette, baS SßetleBte unb SSettottete, 3Jli6« 
btSud^e unb SJotuttl^eile , au§ bem SQßege ju tfiumen. @tflete8 
gcfd^tel^t am Beften butd^ leidsten anmutl^igen SSotttag, 2e|tete8 
butd^ ©d^etj unb @))ott : unb toet toat in Betbem ein gtö§etet 
3Reiflct als »oltaite? S)a8 ®efd§Sft mu§ aBet auf t)ielen fünften 
angegriffen, unb bie 9lnlfiufe in immet toiebet anbetet 2ltt — 
}ut 3lBtoed^feIung tool^I aud| einmal mit ftütmenbet ßeibenfd^aft— 
unaBIäfftg toiebetl^oU toetben: toet toat t)ielgeftatttget, aUgegen» 



238 VL 6«U«^tt(4tititflnt. 

lo&ttiget, unetmfibltc^et olS 93oItam? SBie toftte aBer hith iBe« 
toegltd^Iett ol^ne 9lei36at!ett ntöglid^, toie to&re tntt bettt @)>ott 
unb öol^n, bem 3otn unb öa§, ein tul^igct (Stnft, eine toütWgc 
Haltung t)cxeinBat gctocfen ? 3(i^ f agc nur, bajj felbfl SSoltaire'S 
geißlet jum 2;]^eil aJlittel für fein SBitfen, td& jage nid&t. baß 
fie batum feine ^)exfönIi(i^en ^t^tx getoefen ftnb. %>a% fie bieS 
in bet %fiat toaxm, jeigt ftd^ batin, bag fie ftd^ als fold^e be= 
ftraft liaben. Untet feinet @itelteit, Sta^fui^t, ^abfud^t l^t 
SBoltaite felBft am nteiften gelitten, 6t lebte feiten im SSott» 
gefül^le feinet Ätajt, feines SBitlcnS, feines SBertl^S; bie meifte 
3eit feines SebenS toat et in bet 5ßein um untetgeotbnete , oft 
gonj nntoütbige 3toß<Jß befangen. @t ift, toie toit alle, nur fo 
toeit glüdlid^ getoefen, als et gut getoefen ifl. . 

Um fo tücS^altlofet !önnen toit nun aber, nad^bem toit 
toiffen, bag il^m füt basTtoaS bettoetflid^ an i^m toat, bie 
©ttafe nid^t gefd^enlt tootben ijl, unS bet SBetounbetung feinet 
® eifleSgaben , bet Slnetlennung feinet ßeiftungen übctlaffen. 
6t l|at fein $funb nid^t t)etgtaben, fonbetn bamit getoud^, 
toie — mit feinem SBetmögen. @t l^at geatbeitet toie SBßenige, 
unb ^tbeit t)etbient tmmet ^od^ad^tung. @etoitlt abet l^at et 
toie nod^ äBenigete, unb ba et aud^ filt unS getoitlt l^at, t)et« 
bient et t)ot Stielen unfetn 2)an!. 6t l^at bie ^tmof^l^&te beS 
menfd^lid^en 3)enfenS tjon einet ^Dlenge faulet 3)finfte befteit 
^an(^e ^effel, bie baS menfd^lid^e Seben beengte, l^at et gefptengt 
obet bod^ angefeilt. @ein @tanb))unlt ift tool^l nid^t mel^t bet 
unftige, toit l^aben ^ottfd^tttte toeit übet il^n l^inauS, gemad^t; 
obet toit l^fitten fie fo fd^neU unb fid^et nid^t mad^en Ibmten, 
toenn nid^t feine fd^atfe ^{t unS bie SBal^n gebtod^en l^&tte. 
anbete finb nad^ il^m gelommen, bie geleiftet ^aben, tooS il^ttt 
nid^t t)etlie]^en toat; 2)eutf($e, Sßtoteflanten , l^aben bet ÜRenfd^», 
^eit gegeben, toaS ton bem fjftanjofen, auf bem SSoben beS 
Aatl^oliciSmuS ettoad^fen, nid^t t)etlangt toetben butfte. äßenn 
eS ein tid^tiget Snftinft beS ftanjöflfd^en SSolIeS getoefen ifl, 
im Sßontl^eon neben 93oltaite als feine etg&njenbe <^fte ben 
im Seben il^m fo toibetto&ttigen Slouffeau aufsufteSen : fo toitb 
im 6I^flum unfet beutfd^et Seffing ^d^ nid^t toeigetn bftcfen, 
ben il^m motalifd^ fo toenig ad^tboten, t^oetifd^ fo toenig jufageitben 
2)id^tet beS ^a^omet als feinen frcmabflf^en ^itatbeiter an^ 



•v 



ß^luftbettad^tttigett. 239 

iutdmnm. (Sebac^te bod^ ©dritter ; als et fic^ mit htm $Ian 
eines e^tfd^en ©ebtd^tS fibet ^tbüS) ben ®togen trug, battn 
tiox3flgIt(i^ Qud^ SSoItaite als „ben freien S)enlet'' ju t)et]^ettlid^en. 
RüXi (Stellen mag an bei ^l^^fiognomie beSienigen, ben fte fo 
ungetn in bet @efellf(i^aft il^teS ^eintid^ fielet nod^ fo Hei anS» 
jnfe^en l^aben: ^uft l^at bo(i^ ^ed|t, toenn et meint, eS milffe 
aud^ fold^e A&n}e geben ; nnb ba^ bem ^ettn untet ben ©eiftern 
bie tietneinen bet @(9§alt am toenigften jut Saft ift, l^at et ja 
fettft gefagt. 



© e i l a g e ti 



XL 



16 



ötfle ^Betrage. 

)93on SBoItdite. 
Uebetjeltmg. 



S)et 91BB6 Souet. SBie, $etr @taf, Sie glauben, bie 
$^tIofo))^tf fei ber SRenfdgl^eit ebenfo nfl^Iid^, tote bie tdmifd^^Iat^o- 
lifd^e (H^oftolifd^e gteltgion? 

®et @raf öon SoulainöillierS. gttrt ßrfte etfhedt 
bie ^l^itof o))]^ie il^t Steid^ über bie ganae SBelt ; Sfyct Aitd^e bagegen 
l^etrf($t nur über einen Xl^eil t)on ßuro))a, unb l^at nod^ baau t>itU 
Sfeinbe. S)ann aber muffen @ie mir aud^ ^uithm, ba| bie $]^iIofo))l^ie 
taufenbmal l^eilfamer ift ate äfl^re gieligion, fo toie fle feit langer 
3eit geübt toirb. 



^) @. oben, @. 179. 2)a8 ©efpr&d^ : Le diner du comte de Boulain- 
Tilliers lie^ SBoUaire im 3a^re 1767 §uerft ol^ne Flamen eineS SBerfafferS 
bntcfen, bann, ba er als fold^er t>nmvLif)ü tourbe, fci^tieb er eS einem @t. 
{)^cmtlt^ au, ber tö fd^on 1728 in ^oUanb l^be brucfen laffen. Tili ben 
f&mm!li(^en $erfonen beS ©efpräd^S l^atte et no^ aU jüngerer 3^iig^uof{e 
gelebt. 2)er «)raf »oulatnt)tIIierS toar 1722, ber %hU (Souet 17B6, ber %})U 
be @t. ^terve 1748, gfreret 1749 gefiorben. 2)er ®raf toar SSerfaffer t)er» 
fii^iebener äBerfe über franaöftfd^e (Sefd^id^te, aber au^ einer SBiograpbie 
SRobammebS unb einiger ©(i^riften über Seben unb Se^re beS ^pinoaa, bie 
er nur um Sßiberlegungen bert)orauntfen gej^rieben l(|aben tooüte. 2)aneben 
l^atte er inbeg an^ eine Stebl^aberei für baS ^otofcopfieUen, unb batte 

16» 



244 N'te ^eilofi^. 

S)er 9lbb6. Sie fe^en mid^ in (Stftaunm. 9ßad tietflel^en 
Sic benn unter ^l^lof opl^ie ? 

Der (Sxaf. 3<ä& öerftel^e barunter bie t^ernünftiae SieBe awt 
SBetdl^eit, geftü^t burd^ bie Siebe au bem etDigen SBefen, baS bie 
Sugenb belol^nt unb bag SJerbrcd^en Beftraft. 

Ser %if>6. 9lun tool^t; ift ed ni($t eben bad, toad unfere 
ateliflion berlünbigt? 

S)er @raf. SBenn e8 bo§ iji, toa8 ©ie berlttnbigen, fo finb 
toir einig, id^ Bin ein guter flatl^olil, Sie finb ein guter 5p]^Iof o^)^ ; 
gelten tt)ir barum ni($t toeiter, toeber Sie nod^ id^. Sntel^ren toit 
unfeve ftomme unb l^eilige $]^ilofot)]^ie tueber burd^ @o))]^tgmen unb 
Ungeveimtl^eiten, toeld^e bie aSemunft Belcibigen, nod^ burd^ unb&nbigc 
Segier nai^ (Sl^ren unb gieid^tl^ümem, bie alle Sugenben berunreinigcn. 
^ören toir nur auf bie SBal^rl^eitcn unb bie möfeigen Slatl^fd^lägc 
ber 5pi^itof o})]^ie , bann toirb biefe 5p]^ilofop]^ie bie Sieligion aß il^tc 
Sod^ter annel^men. 

S)er 81BB6. SRit Sl^rer (5rlauBni|, biefeS ©eftiräd^ ried^t 
ettoaS au ftarl nad^ bem Sc^eiterl^aufen. 

S)er @raf. ©o lange ©ie ntd^t aufl^ören, un8 t)on ©d^eiter» 
l^aufen boraureben unb ftd^ angeaünbeter ©d^eiterl^aufen an ber ©teQe 
bon @rünben au Bebienen, toerben ©ie nur ^eud^ler unb @d^toad^== 
föpfe au Änl^ängem l^aBcn. S)ie UeBeraeugung eines einaigen SEBeifen 
ift bod^ o^ne S^^if^I ^^^^ ^^^^ ^^^ ^i^ SIenbtoerle ber ©d^elmc 
unb bie Ined^tifd^e Untertoerfung öon taufenb S)umm!öpfen. Sic 
l^aBen mid^ gefragt, toaS id^ unter $l^ilofot)l^ie berftel^e; id^ frage 
©ie jie^t: toaS berftel^en ©ie unter Sieligion? 



Soltaixe <)ro<)l^eactt , et toctbc im 32. 3al^re ftcrbcn. 5 r er et, mit bem 
@rafen Befreunbet, toar 9in $ol^l)iftor, ber BefonberS über bie d^rifHid^e Ut-- 
gefd^td^te fel^r freie fritifd^e ^nfti^ten l^tte. douet, danonicud t)on 9lotTe: 
^ame unb (^xo^oicat beS (SarbinalS 9loaiUeS, toar bem SSerfaffer beS @e« 
fpx&d^3 atoeimal unbequem in htn äBeg getreten. 3n iungen 3a^ren ^tte 
er il)m eine öelieBte fromm , mitl^in abtrünnig gemad^t , tootjon bie Epltre 
k Mad. de G*** Seugnig gibt , nnh ip&ter l^attc er il^n in eine angeblidjie 
äBunbergefd^id^te, bie Voltaire al3 gforfd^er interef jlrt l^atte, in einer il^ m- 
angenel^men SBeife ^ineingeBrad^t. 3)er W)b6 be ©t. ^ierre enbltd^ toar 
ein pl^ilantl^ropifd^er ©d^to&rmer, Befonberd burd^ fein ^oiect eineS^ etoigen 
gfriebend Befannt, t)on bem übrigens me^r als ein Sraum imterbeffen in 
(Irfüauttg gegangen ift. 



SDaS ^MttagStnaltil beS (I6xa\m Idon liöoulainttatetS. 245 

Set 9166^. 3d^ tofttbe t)\d 3^1 btaud^en, um ^l^nm aUe 
unfere (SlauBenSlel^ren augetnanberaufe|en. 

Set @taf. S)adf))tid^t fdgon fel^t gegen @te. @te Btaud^en 
bide äSfid^et, unb td^ btaud^e nur t)ter ^orte: (Sffxt (Sott, fei 
geted^t. 

S)er ^b66. 9lie l^at unfere Steligton baS (Segentl^etl gefagt. 

S)er @raf. ^d^ toflufd^te tDof)l, in 3]§ren l^eiligen Sd^riften 
leine gegentl^eiligen SSorfteUungen au ftnben. 3ene grauf amen SBorte : 
^9löt]^ige fie l^erein au fommcn/' ^) bie man fo BarBarifc^ mife« 
braud^t; unb bie: „3d^ bin nid^t gelommen, f^rieben gu bringen, 
fonbern bad Sd^toert;''^) unb au^erbem nod^ bie: ,,9Eßer bie Aird^e 
nid^t l^ört, foU gehalten fein afö ein ^eibe unb S^^ner;"^) biefe 
unb nod^ l^unbert äl^nlid^e (Srunbf&^e erfd^redten ben gefunben 9}er> 
ftanb unb bie SJlenfd^Iid^Ieit. @ibt ed ettoad härteres unb @e^ 
l^äfftgereg ate iene anbere 9tebe: „3d^ fpredge au i^nen in @teid^« 
niffen, ba| fie nid^t feigen, ob fie eS fd^on feigen, unb nid^t berflel^en, 
ob fie e8 fd^on l&ören"?*) 3P ba8 bie ärt, toie bie etoige SBeiS^eit 
unb @üte fid^ audft^rid^t? S)er (Sott ber ganaen SBett, ber ^enfd^ 
getoorben ift, um aUe SJlenfd^en au erleud^ten unb feiig au mad^en, 
l^at ber fagen lönnen: „Sä^ bin nid^t gefanbt benn nur au ben 
berlorenen Sd^afen bon bem ^aufe 3frael/'*) b. 1^. für ein Ileineg 
Sanb ))on l^öd^ftenS brei^ig teilen? 3fl ed möglid^, bag biefer 
(Bott, bem man bie Aot)ffteuer abforbem lägt, gefagt l^aben lann, 
feine jünger ^Ben nid^td au beaal^Ien, benn bie Adnige nel^men bie 
Steuern nur bon ben fjremben, unb bie Äinber feien frei?^) 

S)er ^bb6. Siefe Sieben, bie ^nfto| geben Ifinnen, finb 
burd^ gana anberd lautenbe ^ttUtn er!(ärt. 

S)er @raf. (geredeter ^irnrneU SBaS ift bad für ein (Sott, 
ber einen Kommentar nötl^ig l^at, unb ben man beft&nbig für unb 
toiber ft)red^en lägt? 38ad ift bad für ein (Sefe^geber, ber nidgtd ge« 
f d^rieben l^at ? Unb toad f oQen bier l^eilige S3üd^er, bereu 9lbf affungd* 
aeit unbelannt ift , unb bereu fo toentg erti)ief ene SSerfaffer ftd^ auf 
ieber Seite loieberft)red^en ? 

Set 9lbbä. m^ baS ia|t fid^ in Sinltang bringen, fag* 
id^ äl^nen. 9lber Sie toerben mir loenigftend augeftel^en , ba| Sie 
mit ber Serg|}rebigt fel^r aufrieben finb. 

*) Sttc. 14, 23. >) aJlatt^. 10, 34. «) aWattl^. 18, 17. *) Suc 8, 10. 
matif^. 15, 24. •) 3Jlottl^. 17, 25 f. 



246 ^^t S^ttage. 

S)et@raf. Oja; man Ulfavi^ttt, 3efud "fjdbt gefaßt, man 
foQte bie t)et6rennen, bie il^ten 93tuber 9ta^a l^ei^ett,^) tote 31^ 
Sllleolosen leben £ag tl^un. Sr fagt, er fei gelommen, baS @efe| 
3Roftd SU etfflQen,^) baS ^l^nen ein älbfd^eu ifl. St fragt, toomit 
man falaen foQe, toenn bad @ala bumm getoorben fei.^) 6r fagt, 
feiig feien bie %xmtn an (Seift, benn bad ^immelreid^ fei il^/) 
3d^ toei§ aud^ nod^, ba§ man i^n fagen Iä|t, bad ä8ei)enIom 
muffe in ber Srbe berfaulen unb erfterben, um ^xn^t ju Bringen ;^) 
bad ^immelreid^ fei ein Senflorn,^) ed fei ein auf Sihtd^er ouS^ 
geliel^ened Stapitat;'') man foQe feine SSertoanbten nid^t au Z^fy 
laben, n^enn fie reid^ feien. ^) SBieUeici^t l^atten biefe Slugbrftde einen 
gana anft&nbigen @inn in ber @t)rad^e, n^orin man fagt, \>a% fie 
borgetragen toorben. S^ nel^me 9llleg an, toaS Zugenb einflößen 
lann; bod^ l^aben Sie bie (Süte, mit a^ f^ig^r toaS Sie bon biefex 
anberen SteQe Italien: „(Sott ift'd, ber midg gebitbet l^at. @ott ifi 
aUentl^alben, ift in mir; Unnte i($ toagen, il^n au befledEen burd^ 
ftrafbare unb niebrige ^anblungen, burd^ unreine SQSorte, burd| 
fd^mäl^Iid^e ä3egierben? Wöd^te id^ bod^ in meinen legten Singen* 
blidten an @ott ft^red^en lönnen: O mein $err, mein Später! bn 
l^aft getooQt, ba| id^ leibe, id^ l^abe gelitten mit (Ergebung; bu l^afi 
gen^oQt, bag id^ arm fei, id^ l^abe bie 9lrmutl^ auf mid^ genommen; 
bu l^aft mid^ in 9liebrigleit gefegt, unb id^ l^abe bie (Sr5|e nid^t 
gett)ünfd^t; bu U^iQft, ba| id^ fterbe, id^ Bete fterbenb bid^ an. 3d§ 
t)erlaffe biefed grogartige (Sd^auft)iel mit S)an{ gegen bid^, ba| bu 
mid^ babei augelaffen l^aft, um bie n^unberboQe Orbnung au Betrad^ten, 
n)omit bu bie SBelt regierfl/' 

Ser ^bB6. Sad ift Ben)unbem§toertl^ ; in loeld^em Jlird^* 
bater l^aBen Sie bief ed gdttlid^e 93rud^ftüd gef unben ? Bei @t. (S.t)pxxan, 
Bei ©t. ©regor bon 9laaiana, ober Bei ©t. S^riE? 

2) er (8raf. Stein, ed finb bie Sporte eines l^eibnifd^en SHaben 
9lamend St)ictet, unb ber Aaifer ^arc 9lurel l^at nie anberS gebadet 
afö biefer SKabe. 

2)er ^BBä. 3d^ erinnere mid^ in ber £]^at, in meiner 3ugenb 
moralifd^ )93orfd^riften in l^eibnifd^en Tutoren gelefen au l^aBen, bie 
großen (^inbruf auf mid^ mad^ten; id^ toiU ^l^nen fogar geftel^en, 



*) aRattl^. 6, 22. >) ÜRatt^. 6, 17. ») 3Rattl^. 5, 13. *)- 3Jlattl^ 5, 3. 
») 3o^. 12, 24. •) 3Jlatt^. 13, 31. ^) 3Jlatt^. 25, 14 ff. •) Suc. 14, 12. 



2)ad STlUtaggmal^l bed (trafen ton SoulaintiHietS. 247 

bag bie @efe|e bed 3dleucu8, btö Sl^atonbag, bie Statl^fd^lftge bed 
SonfuctttS, bie Stttengebote bed 3otoafter, bie @tunbfö|e bed ^^tl^a* 
gotad mit bon ber SBeidl^eit jum äSeften beg menfd^Iid^en (Sefd^Ied^tS 
btctixt au fein fd^ienen; mir lam e$ Dot, (Sott l^abe biefe großen 
Wannet eined teineten Sid^teg getoürbigt aU getoöl^nlid^e Wenfd^en, 
toit et bem SBitgil mel^t äBol^lIaut t)txlit% bem giceto mel^t äSetebt« 
famleit, bem ^td^imeb mel^r @($arf{tnn afö il^ten S^itgenoffen. ^^ 
toat Bettoffen bon biefen großen ^ugenblel^ten , bie bad ältettl^um 
und l^intetkffen l^at. 9(bet am (Snbe lougten bod^ alle biefe Seute 
nid^td t)on Stl^eologie, fie lannten ben Untetfd^ieb nid^t atoifd^en 
Sl^etuBim unb Snap^m, jloifd^en bet toit!famen Snobe, bet man 
loibetftel^en lamt, unb bet juteid^enben , bie abet nid^t jureid^t; fie 
taotttten nid^t, bag (Sott geftotben ift, unb \>a% toäl^tenb et fftt aSe 
gdteujigt tootben, et bennod^ nut füt einige gelteusigt n^otben ifl. 
^% mein ^ett (Staf , n^enn bie Scipio , Siceto , Sato , bie (£|)ictet8 
unb 9(ntonine getou^t l^ätten, ba| bet )93atet ben ©ol^n gegeugt unb 
nid^t gefd^affen l^at; ba| bet l^ettige (Seift toebet geaeugt nod^ ge* 
fd^affen ift, fonbetn auSgel^t balb t)om SBatet, balb t)om Sol^ne; ba^ 
bet &oifn KKeS l^at , toaS bem SBatet angel^ött , ba| et abet bie 
9}atetfd^aft nid^t i^at : toem eg, fage id^, ben 9llten, unfetn Weiftetn 
in sniem, betgönnt geloefen loäte, l^unbett 3ßal^tl^eiten bon foldget 
jllatl^eit itnb fold^et Stätle au eriennen; mit (Sinem äBotte, loenn 
fie Zl^eologen gen^efen loäten, toeld^e SBottl^eile ^tten fie bann nid^t 
ben aRenfd^en betfd^afft! S)ie ^onfubfianaalität bot Mm, ^ett 
(Staf, bie Xtandfubftantiation, finb fo f d^öne Sad^en ! ^ätte ed bod^ 
bem ^immel gefaOen, ba^ bie Scipio, ßiceto unb SRatc älutel biefe 
äßal^tl^eiten etgtünbet l^ätten : fie l^ätten (Sto^bicate feinet etabifd^öf- 
lid^en (Snaben obet S^nbicS bet @otbonne loetben lönnen. 

Set (Staf. SBol^Ian, fagen @ie mit auf ^8 (Sett)iffen, untet 
und unb bot (Sott, ob @ie glauben, \>q% bie Seelen biefet gto^en 
Sännet am ^pu^t ftedCen, in (Stoigleit getöftet bon ben Teufeln, 
in Sttoattung, il^te Seibet loiebetauetl^alten , bie bann mit il^nen 
eioig gebtaten toetben f oQen , unb bad oQeS batum , toeil fie nid^t 
@^nbicd bet Sotbonne unb @to^bicate @einet @naben bed ^ettn 
(gtabifd^ofd l^aben toetben Idnnen? • 

Set 9lbbä. @ie fe^en mid^ ba in gto|e Sßetlegenl^eit. ^txm 
„aufeet bet Äitd^e ijl ja lein ,&eil." 

%ti J|^immel8 (Sunfi i|l mtt füt mtS tmb unfetSgleidlen, 



248 ^e SSeiloge. 

„äßet bie Attd^e trid^t l^dti, bet foU afö ein ^etbe ober SBltttet fte* 
l^alten fein/ Scipio unb ^atc 9(utel l^aben bie Aitd^e ntti^t 
ge]|5tt, fte l^aben baS £tibentinet ßoncil nid^t anedannt: \iftt 
Seelen n^etben alfo etoig geBtaten loetben, unb einfl, toenn il^ 
Seibet aus il^ter B^^^^ung in bie biet ßlemente triebet aufantmen» 
gebtad^t ftnb, n^etben fte gleid^faQS etoig gebtatht toetben mä 
il^ten Seelen. 9lid^tö lann Ilatet fein, toxt nid^tö gered^tet fein 
lann; baS fielet feft. 9luf bet anbeten Seite ifl ed fteilid^ fel^ 
l^att, Soltated, ^tiftibed, ^^tl^agotad, (Bpkttt, bie Slntonine, lauter 
^enfd^en, beten Seben tein unb muftetl^aft n^at, in ßtoigleit btenneit 
}U laffen, unb bagegen bie eloige Seligleit suauetlennen bet Seele 
unb bem Seibe bon Sftanj StabaiOac, bet aU gutet Sl^tift geflotben 
ifl nad^ tid^tiget 93eid^te unb tietfel^en mit einet n^itlfamen ober 
auteid^enben @nabe. 3[d^ bin ettoad in SSetlegenl^eit in biefet Sad§e; 
benn genug, id^ bin SHid^tet ilbet aUe ^enfd^en : il^te etoigr Selig» 
leit obet S3erbammni| pngt Don mit ab, unb id^ l^ätte bod^ einigen 
äSibettoiUen, ätatiaiUac feiig ju mad^en unb Scipio gu beij>ammen. 
ßined ttöftet mid^, bad ift, bag toit Xl^eologen auS bet ^öQe sielten 
Wunen toen toit tootten ; toit lef en in ben Slcten bet l^eiligen Sl^ctta, 
einet gtofecn Sl^eologin, Sd^ületin beS l^eitigen 5Paulug, ^ie fld^ in 
einen SOlann öctiteibcte, um il^m au folgen, bafe fte il^te Steunbin 
SaconiQa aud bet ^bUt etUfte, bie baS UnglüdC gel^abt §atte , aU 
^eibin au ftetben. 2)et gto^e St. ^ol^anneS SamafcenuS betid^tet, 
bet gto^e St. ^acatiuS, betfelbe, bet butd^ feine l^ei^en (Sebete 
ben %o\> beg 9ltiug bon @ott etlangte, l^abe eines Sageg auf einem 
Äitd^l^ofe ben Sd^äbel eines Reiben übet feine Seligleit Beftagt; bet 
Sd^äbel anttoottete il^m, ba§ bie (Sebete bet Zijtoloitn bie 3)e^ 
bammten unenblid^ etquidCen. (Snblid§ toiffen toit gana fld^et, bat 
bet gto|e $apft St. @tegot bie Seele beS AaifetS Xtaian auS bet 
$öUe geaogen l^at: bad finb fdgöne ßientt^el bet 93atml^etaigfeit 
(Sotteg. 

S)et (Staf. Sie flnb ein Spafetjogel; fo iitf^m Sie bemt 
butd^ 31^te l^eiligen @ebete ^etntid^ lY. aud bet ^öQe, bet ol^ 
Sactament toie ein $eibe bal^ingefal^ten ift, unb bringen Sie il^ 
in ben ^immel au SlabaiKac, bet mit rid^tiget ä3eid^te geflotben 
ifl; mein SSebenlen tft nut, toie beibe aufammen leben unb toeld^eS 
@efid^t fte einanbet mad^en toetben. ' 

2)ie @täfin bon 93ouIaint)iUietd. Sag Sffen toitb 



S)ad Tüiia^malil beä «tafen ^on SSoitlaimnEietS. 249 

lolt; Am lomtnt aud^ $en Sfretet; fe^en toit unS ju £tfd^e, @ie 
Iftnnm na^l^tx aud bet ^ötte jiel^en toen Sie tooUen. 



Hebet 2:i{4. 

SDet 9[bB6. %]^, g^^^^S^ Sftau, Sie effen Sfl^fd^ <^^ ^^^^ 
Sfreitag, ol^e attdbtftdKid^e Sxlaubni^ bom gnftbigen ^etm (Srabifd^of 
^ber bott mir! SSKjfen @ie nid^t, ba| baS ein SSetgel^ett gegen bie 
ftitd^e ifl? ä3ei ben 3uben loat ed ni($t erlaubt, bom ^afen au 
effen, U)eil et bamaß U)ieberldute unb feine gefpaltenen Alauen 
l^atte;^) ed toar ein entfe^li(%e8 SSetbtedö^^tt/ bom 3jion unb 6teif» 
geier gu genießen.*) 

®ie (St&fin. Sie fcä^etjen immer, $err 3lbb6; fagen ©ie 
mir bod^ gefftUigft, tt)ag ein SlAon ifl? 

Ser %hh6. S)ad toei^ id^ nid^t, gnftbige gfrau; aber id^ loei§, 
ba^, toer am Sfteitag einen Sflügel ^ul^n ol^ne ßrlaubni^ bon feinem 
Sifd^of i^t, ftatt ftd^ mit Salm unb @tdr boQsuftopf en , eine Sob« 
filnbe begel^t; ba§ feine Seele brennen toirb in (Srtoartung feined 
SeibeS, unb totan fein Seib nad^Iommt, fte beibe mit einanber brennen 
totthm in aUe ßtoigleit, ol^ne bergel^rt ju toerben, lote id^ fo tim 
gefagt l^abe. 

S) i e @ r ä f i n. Sid^erlid^ ift nid^td f o bem&tftig unb f o biUig ; 
ed ifl ein SSergnftgen, in einer fo toeifen Sieligion ju leben. äBünfd^en 
Sie einen ^l&id bon biefem jungen Stebl^u^n? 

2) er @raf. Slel^men Sie auf mein 38ort; 3efud Sl^riftud l^at 
gefagt: „ßffet tocA man eud^ anbietet''.^ ®ff^^ @i^r ^«i Sie, unb 
laffen fid^ burd^ falfd^e Sd^eu nid^t abl^alten. 

S)er 9[bb6. 911^, bor 3^rer Sienetf d^af t , an einem Sfteitag, 
ben Sag nad^ bem Sonnerftag ! fle toürben ed in ber gangen Stabt 
l^erumfagen. 

S)er (Sraf. SUfo l^aben Sie mel^r 9(d^tung bor meinen ßalaien 
ala bor 3efu8 «l^rifluÄ? 



>) 5 anof. 14, 7. *) (Ibenbaf. S. 12. 18. *) 8ttc 10, 8. 



250 <N^ Seilodf. 

SDet %hh6. Sd tfl tocif)x, unfet ^eilonb l^t t»on htmVLnS^ 
fd^iebe ataotfd^en gfaft« unb gfleifd^tagen ntd^td fietou^t; o6et tom 
l^aben unfer S3efted g^tl^^^r M^^ 8^^^ ^^^^^ umauänbem; er l^ot 
und j[a aUe (Setoalt auf (Stben unb im ^tmmel gegeben. SSiffeit 
Sie tool^I, ba| in uiel^r ald einet $tobina ed nod^ lein ^al^rl^unbeit 
l^er ift, ba| man bie Seute, bie aut gfaftenaeit f^Ieifd^ a^en, jum 
Strange t)eturt]^eiUe ? ^ä^ lärm S^ntn 93eifpiele anfill^ten? 

S)ie @räfin. allein @ott, toad ift baS etbaulid^! unb toie 
Kar fielet man, ba^ ^l^re Steligion «göttlid^ ift ! 

Ser 9lbbä. @o g5ttlid^, ba| in bemfelben Sanbe, too man 
bie aufl^enlen lie^, bie Sier!u(j^en mit Sped gegeffen l^atten, bie bet» 
brannt lourben, bie ben Sped aud einem gefpidten ^ul^n entfernten, 
unb bag bie JKrd^e ed aud^ je^t nod^ mand^mal fo mad^t; fo toei| 
fte ftd^ ben berfd^iebenen Sd^load^l^eiten ber SRenfd^en anjuBequemen. 
— 3u trinicn! 

S)cr @raf. S)a fattt mir ein, ^err (Sro^oicar, gtflattet 31^ 
Airdge, ba^ man sioei Sd^toeftem l^eiratl^e? 

S)er 9lbbe. 93eibe auf einmal? nein; aber bie eine nad^ bei 
anbem, ie nad^ 93ebürfni^, nad^ Umftänben, ie nad^bem man bem 
r5mifd§en $ofe (Selb bejal^It unb protection ftnbet; benn, merfen 
Sie n^ol^I, ^Qeg änbert fid^ immerfort unb SUed l^ängt bon unferei 
l^eiligen JHgcd^e ab. Sie l^eilige iübifd^e jtird^e, unfere SItutter, bie 
U)ir t)erabf dienen unb bie U)ir bod^ immer anfül^ren, ftnbet ed gatt) 
gut, bag ber ^atriard^ 3aIob bie beiben Sd^loeftem auf einmal 
l^eiratl^et; fle berbictet im britten »ud^ 3Rofi8, mit ber SBitttoe be8 
93ruberd fid^ ju bermäl^Ien,^) im fünften berorbnet fie ed auSbrftdElid^,^) 
unb bie Sitte bon ^tm^altm geftattete, bie eigene Sd^toefter ju 
l^eiratl^en; benn Sie Uriffen, ha% afö Slmnon, ber Sol^n bed leufd^ 
JidnigS S)abib, feine Sd^toefter X^amar fd^toäd^te, biefe aüd^tigeunb 
getoi^igte Sd^toefter il^m fagte: „3Rein äSruber, tl^ue mir leinen 
Sd^imt)f an, fonbem berlange mid^ aur (Sf^t bon unferem Später, bet 
n^irb mid^ bir nid^t berfagen/'^) S)od^ um auf unfer gbtttid^ed 
®efe| in betreff ber ^eirat)^ bon gtoei Sd^toeftem ober ber gfrau 
beS Sruberg a^tüdfaulommen, fo toed^felt bie Sad^e mit ben 3^*^^/ 
toie id^ Sinnen bereits gefagt l^abe. Unfer ^apft SIemend YII. loagte 
nid^t, bie (Sf)t beg Aönigd bon ßnglanb ^nrid^ YIII. mit bei 



») 18, 16. ») 25-, 5. ») 2 «am. 18, 12 f. 



2)a3 ^mia^Md^l bcd ütafen bon 93ottlatnt)iaiet3. 251 

aSiitoe feined Stuberd, bed $ttn)ht Slttl^ut, fflt ungültig gu etHAten, 
attd gftttd^t, 6aTl Y. tnddgte i^n ein )to)eited ^al gefangen fe|en unb 
obenbtein für einen Saftatb etllttten laffen, toie er ed toitltii^ toat. 
W>tt Sie bütfen al^ getoi| annel^men, ba^ in (Sff^aä)tn, toie auä^ 
in allen anbetn, bet ^ap^ unb beS ^ettn ßrgbifd^ofd @naben ^Utf^ 
machen -Itonen, fo lange jle bie ftärieten jlnb. — 3« ttinlen! 

3)ie @¥ftfin. Slbet toie, ^ert Sftetet, Sie anttooTten nid^td 
auf btefe fd§5nen Steben, Sie fagen ni($tö? 

Rietet. S^ fd^toetge, gnäbige Sfi^^u, toeil id^ )u t)xtl )U 
fagen l^fttt«. 

Set 9C b B 6. Unb toaS lönnten Sie f agen, mein ^ett, bai^ im 
Staube to&u, ju etfd^üttetn bad ^nfel^en, ju betbunleln ben Slang, 
gu entirftften bie Sßal^tl^eit unferet Butter, bet l^eiligen x5mtf($« 
fotl^oUfd^en at)ofiolif(ä&en Äitd^e? — 3^ ttinlen! 

Sftetet 9lun toal^tlid^, id^ lönnte fagen, ba| Sie Stuben 
unb (Sö^enbiener feien, bie und gum Seften l^aBen unb unfet @elb 
einfteien. 

2) et 9(bB6. Suben unb @ö|enbienet! Sie Bebienen fld^ ba 
ftatlet ^uitx&it. 

gftetet. 3a, 3uben unb ®ö|enbienet, toeil Sie vxiä^ bagu 
gn)ingen. (Suet ®ott, ift et ni($t aü 3ube geboten? ift et nid^t 
befd^nitten tootben toie ein 3ube? l^at et nid^t alle jübifd^en @e- 
btftud^e etffiUt? laffet i^t il^n nid^t mel^tmali^ fagen, man muffe bem 
@efe|e SRofld gel^otd^en? l^at et nid^t im Sentpel geo))fett? @ute 
£aufe, toax fte nid^t ein iübifd^et 93taud^, aud bem Orient entlel^nt? 
3ft nid^t nod§ ie^t bad iübifd^e ^affal^feft bad botnel^mfte eutet ^efte? 
Singet il^t nid^t feit mel^t aU 1700 Saluten nad^ eitiet l^dUifdgen 
SRufll bie iübifd^en Siebet, bie i^t einem jübifd^en 3<^unl5nig gu- 
fd^teibet, bet ein Stäubet, (Sl^ebted^et unb ^ötbet, babei abet ein 
Slann nad^ bem ^etgen (Sottet toat? Seiltet il^t nid^t auf $fänbet 
gu SHom in euten SubenanftaUen , bie il^t monti di pietä nennet? 
unb belaufet il^ nid^t o^e (Snabe bie ^fftnbet bet %tmen, toenn 
fte nid^t auf ben Setmin begal^tt l^aben? 

Set @taf. (St ]^at Sted^t. & ift nut (Sind, tuad eud§ fel^U 
bon bem iäbifd^en (8efe|: ein guted ^ubeljal^t, ein toa^xt^ ndmlid^, 
toobtttd^ bie fetten to)iebet in ben Sefi^ bet Sänbeteien Iftmen, bie 
fie Zl^oten genug toaten eud^ gu fd^enlen in ben 3^tten, ba il^t 
il^nen toeidmad^tet , (Sliad unb bet Slntid^rift tuetben lommen, bie 



252 <Nte Seilage. 

SBett toetbe untetgel^en, unb man muffe bet Jtttd^e all fein (SvA 
fd^enlen, um feine Seele Io8)ttIaufen unb.nid^t au ben IBöden geflellt 
5tt toetben. S)iefed StuMial^t toftte mel^t n^ettl^ afö bad, an loeU^em 
il^t und nid^tö gebet afö t^ottftänbigen ^Ua%; id^ fftT mein zi^eil 
toütbe bobei mel^t afö 100,000 Sibted Renten getoinnen. 

3) et 9b b 6. Si^ toäte eg guf rieben untet bet iBebingung, ba| 
Sie auf biefe 100,000 £it)ted mit eine anfel^nlid^e $enfbn anliefen. 
2)o(^ toatum nennt und $ett gftetet @ö|enbienet? 

Sftetet. SBatum, mein ^ett? Sftagen Sie ®t. €l^flo})]§, 
ben etften ®egenftanb, bem Sie in äl^ret Aatl^ebrale begegnen, unb 
guglei(^ bad l^ägUd^fte S)enlmal bet iBatbatei , bad ' Sie beft|en. 
fragen Sie bie l^eilige ßlata, bie man bei Slugenübeln anruft, unb 
bet Sie Ztmpd etbaut l^aben; ben l^eiligen (Senulf, ber bon bet 
®i(ä^t l^eitt; ben l^eiligen Sanuariud, beffen »tut fo feierltd^ fffiffig 
toirb au 9leat)el, toenn man eS feinem Stoppt näl^ert; ben l^eiligen 
äintoniud, ber au 9tom bie $feibe mit Sßeil^toaffer bef))rengt. äBaget 
i^r eure Slbgötterei au leugnen , il^r , bie il^r in tauf enb Aitd^en als 
^eiligtl^ümet anbetet bie ajlil(ä^ bet l^eiligen Sungftau, bie SSotl^aut 
unb bie 9labelfd^nut il^red Sol^ned, bie S)omen, tooraud il^r fagt, 
bag man il^m eine ^one gemad^t l^abe, bad berfaulte ^olj, toorauj 
eurem SSorgeben nad^ ber (Steige geftorben ift? il§r enblid^, bie il^t 
g5ttlid^e 93ere]^rung erteeifet einem Stüdfe Seig, bad il^ in eine 
SSüd^fe einfd§Ue|et aud gfutd^t t)ot ben Käufen? (Sute tömifd^en 
Jfatl^oUIen l^aben il^te latl^olifd^e 3tttif)t\i bid a^ ber 93el^au))tung 
getrieben, ba§ fie biefed StüdE Seig in ®ott öertoanbeln in Äraft 
einiger lateinifd^en äSBorte, unb ba^ alle Arümd^en biefed SeigeS 
ebenfobiele @ötter unb SSelifd^dpfer toerben. (Sin SSettler, ben matt 
aum ^riefter gemad^t l^at , ein ^önd^ , ber and ben Firmen einer 
' S)ime aufftel^t, tommt für a^ölf Soud in einem Äomöbienanaug, 
mir in einer fremben S))rad^e boraumurmeln tead i^r eine SReffe 
nennt, bie Suft mit brei gfingern in bier Sl^eile au f))alten, fld^ a^ 
beugen, teieber aufjurid^ten, ted^td unb linfö, bot« unb tadtoftttd an 
btel^en, (Söttet na(^ SSelieben au mad^en, fie au effen unb au ttinfen 
unb aule^t in fein 9lad^tgefd^itt abaugeben? Unb Sie loollen nid^t 
geftel^en, ba^ bied bie ungel^euetfte unb läd^erlid^fte 9[bg5ttetei ift, 
bie jemals bie menfd^lid^e 9latut entel^rt l^at? 3Ru^ man nid^t in 
ein SSiel^ betteanbelt fein, um fid^ einaubilben, bag man teeigeS 
93tob unb totl^en Sßein in (Sott bettoanble? 9leue (S5^enbienet, 



t)etglet(^et eud^ ntd^t mit ben alten, bie bett dientet, bm @d§5))fet 
unb $etrn bet @öttet unb ^enf d^en , anbeteten, unb ben @öttetn 
atoeiten Stanged l^ulbigten ; to)iffet , ba^ SexeS, $omona unb gflota 
mtifx toertl^ jtnb oIä eure Urfula mit il^ten 11,000 3ungftauen, 
unb ba§ eS ben ^rieflem bet 9Dlatia ajlagbalena nid^t jufommt, pd^ 
über bie ^tieftet bet ^inerba luftig ju mad^en. 

S)ie ©tftfin. ^etx 911666, @ie l^aben in ^etm gteret einen 
unfanften (Segnet. ' äBatum l^aben Sie il^n aud^ f))ted^en l^ei^en? 
& ifi ai^te ©d^ulb. 

2)et9[b]66. O gnöbigegftau, id^ bin abgel^ttttet, id§ etfd^tedEe 
nid^t übet eine fold^e Aleinigleit, ed ift fd^on lange, ba^ id^ aKe 
biefe (gintoütfe gegen unfete l^eilige 3Ruttet Äitd^e gel^ött l^abe. 

S)ie ©tftfin. SReinet 2teu, ©ie gleid^en einet getoiffen ^et- 
jogin, bie ein 3Ri§betgnügtet eine $... nannte; jte ettoiebette il^m : 
•e» pnb btei^ig Salute, ba§ man mid^ fo l^ei^t, unb id^ toottte, man 
l^ie^e mid^ nod^ i)tei^ig ^tal^te fo. 

»et Stbbö. (Sn&bige fSftau, gnftbige fjftau, ein SBi^tpott be« 
toeifl nid^td. 

Set @taf. Sag ift toal^t; abet ein SQ3i^to)0tt l^inbett nid^t, 
ba| man 9led§t l^aben lann. 

Set 91 bb 6. Unb toeld^eS Sted^t, toeld^et ttiftige Setoeid liege 
fid^ entgegenfteUen bet (Sültigleit bet SBeiff agungen , ben äBunbetn 
aHop, ben aSJunbetn 3efu, ben aRfttt^tetn? 

Set ®taf. %ff, id^ tätige ^l^nen nid^t, bon SBeiffagungen au 
teben, feitbem bie Keinen ftnaben unb ^ftbd^en toiffen, toaS bet 
^opl^tt Saed^iel ftü^tüdCte,') unb toad nid^t fd^idßid^ toftte, bei £ifd§e 
au nennen; feit fie bie ^enteuet bet Dl^ola unb Dl^oliba^) lennen, 
bon benen ed fd^toet ift, bot Samen au teben; feit fie toiffen, bag 
bet äubengott bem $to))]^eten $ofea befal^I, eine ^... au nel^men 

unb ^ linbet au a^ugen.®) 3n bet Sl^at, lönnen @ie bei biefen 

eienben ettoad 9(nbete8 finben aU Unfinn unb Unflateteien ? SRöd^ten 
bod^ Sfyct atmfeligen Zl^eologen fottan aufl^öten, mit ben Suben 
fibet ben Sinn il^et ^to^^l^etenfteUen au ftteiten, übet ein ))aat 
l^ebtÄifd^e Seilen eine» 9lmog, 3oeI, ^abalul, Setemia, übet etlid^e 
SBotte in 93eaug auf Slia, bet in l^immlifd^e Stegionen enttüdCt toutbe 
auf einem geuettoagen, CKa, bet, beiläufig gefagt, niemals eiiftitt 



») (j^aed». 4, 12. «) ebenbof. 2a, 4 ff . 20. •) ©of. 1, 2. 3, 1 ff. 



264 <Mte »eilage. 

l^at Sudeten fle tiot allem enOtl^en flBet bie SBeiffaguttgett, bie 
in i^te Stiangdien emgerüdft fitib. 3ft ed rndgltd^, ba| eS no$ 
9Renfd^en gibt, bie einfUtig unb feige genug ftnb, um md^t bon 
nntoillen etgriff en gu tpetben, tDenn 3ef ud bei SucaS Dotl^ogi : ^(H 
toetben 3^^^^ gefd^el^en an Sonne, SRonb unb Sternen, unb M 
^eer unb bie äBaffertoogen toetben btaufen, unb bie 3Renfd^ 
toerben t)etfd^ma($ten Dot gfutd^t unb SBarten bet Singe, bie ba 
tommen foUen auf ßtben, benn aud^ ber ^ntmel jh&fte totAm ^ 
ittotitru Unb aföbann werben fie feigen beg Wenfd^en Sol^n lommen 
in ben SBoIIen mit großer fltaft unb ^errlid^Ieit. SBal^Iid^, iäi 
fage eud^, bie^ @ef($led^t tnitb nid^t t)etgel^en, Bii^ ba^ eS oEeS ge« 
fd^el^e."^) ©id&et ifl eg unmöglid^, eine SBeiffagung ju flnben, bie 
befltmmter, audfill^tUd^et, unb babei entfd^iebener falf($ Mre. 9Ratt 
mü|te t)ertüdft fein, um bie äSel^aut^tung au tnagen, fie fei etfiUtt 
unb bed 3Renfd^en ^ofyx in einet 3Soüt mit großer flraft \aA^ 
^enlid^Ieit toitllid^ gelommen. SBte lommt ed, ba^ ^aulus in 
feinem Stief an bie £l§effalonid^er biefe Idd^etlid^e äSeiffagung iutS^ 
eine anbete belt&ftigt , bie nod^ abenteuerlid^et ift? „SBßir, bie toit 
leben unb mit eud^ teben, toetben l^ingetüdet toetben in ben SSoßen, 
bem ^ettn entgegen in bet ßuft" u. f. f.*) SJlan batf nur n^enig 
untettid^tet fein, um )U toiffen, ba^ bie Seilte t)on bem (Snbe biefet 
unb bem $ett)otgang einet neuen äBelt ein $itngeft)innfi toat, M 
bamafö faft bei aUen SSdlletn Eingang gefunben l^atte. Sie fbtben 
biefe SReinung Bei ßuctea im öietten [fünften] SSud^e. Sie finben fie 
im etften iBud^e t>on Obib^d 9)letamot))]^ofen. ^etallit l^otte fd^ 
lange t>ox^tx gefagt, biefe äBelt toetbe t)om ^euet betgel^tt toetben 
Sie Stoilet l^atten biefe Stftumetei angenommen. Sie 3[ubend^|ten, 
beten ^ad^toerie bie St^angelien finb, etmangelten nid^t, eine fo alt 
gemein gettenbe Seilte fid^ anjueignen unb au 3tu^e au mad^ 
3ebod^ ba bie SBelt nod^ lange fottbeftanb unb ^efuS toftl^tenb bei 
etften ^al^tl^unbettg bet Aitd^e nid^t in ben SBolIen lam mit gto|er 
ajtad^t unb ^ettlid^eit, fo fagten fie, ed toetbe im atoeiten 3a|t' 
l^unbett gefd^el^en; fie t)etl^iegen ed l^ietauf füt bad btitie, unb bon 
3a]^t]^unbett au ^tctl^xl^unbett l^at biefe 9lattl^eit ftd^ emeuett Sie 
Sil^eologen l^aben ed gemadgt toie ein SJlatltfd^eiet, ben id^ «m Sbti" 
gang bed Pont-neuf auf bem Qaai de T^cole gefeiten l^abe; et |etgte 



*) «ttc. 21, 25 ff, •) 1 »^ff, 4, 17. 



i)ad ai^ittafigmal^l b^ (i^tafen t)on SSoutainDiatetd. 255 

bev atenge gegen 9(6enb einen ^al^ unb etltd^e gflafd^en Salfam: 
SReine fetten, fagte et, id^ toeibe meinem ^l^n ben Siop] ab« 
f($neiben mtb il^ ben SngenBlid batauf in ^l^rer @egentoart toiebet 
lelbenbig machen; Höriger iebo(^ muffen Sie mit meine gflafd^en aB« 
lanfen. SS fanben fid^ immet Seute, bie einf ftttig genug toaten , eS 
p tl^. @o txAU i^ benn meinem ^a^n ben Ao))f albfd^neiben, 
fttl^ bet aiatltfd^teiet fott; inbeffen, ba ed fpftt ift unb eine fold^ 
Ol^tation ben l^eUen Zag betbient , f o f otf ed motgen gefd^el^en. 
3tt)ei anitgliebet bet SCIabemie bet SBiffenfd^aften litten bie 9lengiet 
unb bie Sel^attlid^Ieit, toiebetsulommen, um su feigen, toie bet Watit« 
fd^teiet fld^ auS bet @ad^e jiel^en toütbe; bie $offe bauette a($t £age 
l^nteteinanbet: abet bie ^ßoffe bet (Sttoattung be8 (Snbei^ bet äBelt 
in bet Sl^tiftenl^eit l^at ad^t ganje ^al^l^unbette getoäl^tt. 9la(^ allem 
biefem, mein $ett, füllen Sie unS nod^ bie ifibifd^en obet d^tiftlid^en 
äSeiffagungen anl 

^tetet. 3d^ tatl^ S^nen nid^t, bon ben äBunbetn bed ^ofed 
bot Seuten gu teben, bie fc^on iBatt am flinn l^aben. SSknn alle 
biefe unbegteiflid^en SEBunbet gefd^el^en tottten, ^tten bie Steg^ptiet in 
il^ten (Befd^id^töbüd^etn babon gefptod^en. S)ad Slnbenlen an fo biele 
toimbetlate Sl^atfad^en, bie bie 9latut in Stftaunen f e^en, l^ötte fid^ 
bei aUm 935IIetn etl^alten. Sie @tied^en, bie Don atten fabeln 
Xeg^titend unb S^tiend untettid^tet toaten, l^ätten bai^ @etüd^t bon 
biefen üBetnatütlid^en ^nblungen bon einem Snbe bet SBelt gum 
anbetn etfd^aUen laffen. 9(bet lein ®ef d^id^tfd^teibet , loebet ein 
gtted^fd^, nod^ ein f^tifd^et obet äg^))tifd^, l^t ein SBott bation 
gefagt. gflobiuS 3ofe))]^ug, ein fo gutet ^ttiot tmb eingefleifd^tet 
3ube et aud^ ift, biefet 3ofe))]^ud, bet fo biele 3^P^^ d^ @unften 
bed Slintl^umd feinet Station gefammelt l^at, aud^ et l^t teineS 
finben lOnnen, baS bie 10 äg^))tifd^en plagen, ben ttodEenen Sutd^» 
gang butd^ bad ^eet u. f. f. bejeugte. @ie toiffen, ba^ bet 93et^ 
faffet bei» ^entateud^ nod^ immet ungetoi^ ift: toeld^et betftftnbige 
atenfd^ toitb je auf bie (SttoSfjx, x^ to)ei| nid^'t toeld^ei^ 3uben , fei 
eS ßdva obet ein anbetet, an fo etftaunlid^e , bet gonaen übrigen 
fBklt unbetannte äSunbet glauben Ibnnen?* Selbft toenn eute fftmmt« 
lid^n iübifd^en $to))]|eten taufenbmal biefe beftembenben dteigniffe 
angef ai^ l^ten , toäte ed immet nod^ unmdglid^ , i^nen Stauben 
beiaumeffen; abet e8 ift ia lein einaiget nutet biefen ^o^eten, bet 
bie aßotte bei ^entateuc^» ftbet biefe äRoffe bon SBunbetn anfftl^e, 



256 <Nie ^lage. 

ntd^t einet, bet im minbeften auf bad Sittjebie biefet SSotfäSe fid^ 
einliege: edlären Sie biefed @tiUf(^tt)eigen fo gnt Sie Idnnen. ISe» 
benlen Sie aud^, bag ed fel^t getoid^tiget iBeto)eg8tftnbe 6ebutft l^tte, 
um fo bte (anje 9latur umaulel^en. äBeU^en ®Tunb , toeU^n Xtt' 
trieb lonnte ber @ott bet ^nben baau l^aben? toat ed, fein IleineS 
ISoH au begünfttgen? il^m ein ftudgtbateS Sanb }u geben? SSatunt 
gab et il^m ba nid^t ^eg^pten, ftatt äSunbet au tl^un, tookion bie 
meifien, toie Sie felBft fagen, bon ^l^atao'd 3^ubetetn gleid^foUS 
getl^an toutben? äBoau burd^ ben äBütgengel aUe (Stftgebutt %tiV^ 
tend umbringen unb atte Zl^iete fletben laffen, bamit bie äftaeliten, 
630,000 flteitbate 5Dl&nnet ftati, toie feige Siebe fid^ flüd^ten lönnten? 
SBatum il^nen ba8 äSette bed totl^en ^eeted öffnen, bamit fte in 
einet SSü^t ^ungetg ftetben möd^ten? Sie bemetlen bad Unge> 
l^eute biefet abgef d^madten Zl^otl^eiten ; Sie l^aben au biel SBetllanb, 
um fte anaunel^men unb um etnftlid^ an bie d^tiftUd^e 9teIigion x^ 
glauben, bie auf jübifd^en S3ettug gegtänbet ift. Sie fül^Ien baS 
S&d^etlid^e bet ))Iatten Sntmott, ba| man an (Sott leine gftagen 
fteUen, in bie £iefe feineg 9tat]^fd^luffed fid^ nid^t einbtftngen bfitfe. 
9lein, man batf @ott nid^t ftagen^ toatum et bie Sftufe-unb bie 
S))innen etfd^affen l^abe, ba toit ftd^et finb, bag ed Ißftufe unb 
S))innen gibt, toenn toit aud^ nid^t toiffen, toatum; abet toit finb 
nid^t ebenfo ftd^et, ba| ^ofeg feinen Stab in eine Sd^Iange bet> 
toanbett unb 9teg^))ten mit Saufen bebedft l^at, obfd^on bie S&ufe 
bei feinem S^oIIe einl§eimifd^ toaten : nid^t an (Sott fteUen toit Sftogen, 
toit fteUen fte an bie £^oten, bie ed toagen, @ott teben ju laffen 
unb il^m baS Unma| i^tet ^lattl^eiten au teilten. 

2)ie (Stäf in. SBal^tl^aftig, mein liebet 9lbb6, id§ tätige ^l^en 
ebenfotoenig, oon ben äBunbetn 2[efu au fpted^en. Set Sd^öt)fetbet 
SBelt foUte ftd^ aum 3uben gemad^t l^aben, um äBaffet in SSein au 
t)ettoanbeln bei einet ^od^a^^^i ^^ ^^^^ beteitd ttunlen toat?^ et 
fottte bom £eufel auf einen S3etg gefül^tt tootben fein, tion bem 
man aUe Sleid^e bet äBelt übetfiel^t ? ^ obet toütbe et ben £eufel in 
bie Reibet t^on 2000 Sd^toeinen gefd^idft l^aben in einem Sonbe, too 
eS gat leine Sd^toeine gab?^) ^ätte et einen gfeigenbourn tietbotten 
laffen, toeil et leine gf eigen ttug, ald gat nid^t bie 3^ f&< dfeigen 
toat?^) (glauben Sie mit, biefe äBunbet finb gana ebenfo Iftd^edi^ 



>) 3o% 2 10. «) ä«ottb. 4, 8. ») 3Rattb. 8, 32. *) SRatc 11, 13. 



JDaS anittagSmaldl beS (SIxafen bon ^ovlairti>iUitxi. 25? 

nrie bie bed SRof ed. (Seftel^en @te offen , toad @te im (Sltunbe bed 
^taettS bat)on benlen. 

Set SCbBä. (Snftbige gftau, ettoad 9ifi(Ifl($t auf mein Aleib, 
toenn ed ^l^nen BelteBt; laffen @ie mid^ mein ^anbtoetl heiBen; id^ 
bin bieUei(]^t ein loenig gefd^lagen im $utdte ber äBeiffagungen unb 
SBnnber; toad aber bie 3Jt&tt\)xtx betrifft, fo ift getoiB, ba^ eS beten 
gegeben l^at, unb ^aUoX, bet $attiatd^ bon !pott«9io^aI, l^at gefagt: 
3d^ glaube totUig an (Sefd^id^ten, beten Saugen fld^ ettofltgen laffen. 

Sftetet. ai^, mein ^ett, toie biel Untebttd^Ieit unb üntoiffen- 
l^eit bei ^ßadcal ! äSenn man il^n l^ött, f oUte man glauben, et l^abe 
bie SJetl^ötSptotoIotte bet %po^d gefeiten unb fei Qtn%t il^tet ^in» 
tid^tung getDefen. %bet too l^at et gefeiten, ba^ fte l^ngetid^tet 
tootben flnb? toet l^at il^m gefagt, ba^ Simon f8a^ona, gubenannt 
$ettu8, 3u 9lom gelteugigt tootben ift mit bem Stop'\t nad^ unten? 
loet l^at il^m gefagt, bag biefet iBationa, ein elenbet gfifd^^ ciud 
(Salilia, jemals in Stom getoefen i^ unb ba lateinifd^ gef))tod§en 
l^at ? aSal^tl^aftig, toenn et in 9tom betuttl^eilt tootben toäte, toenn 
bie Sl^tiften e8 getougt l^fttten, fo toftte bie etfte JKtd^e, bie fie iftf 
nad^ ju Sl^en t)on ^eiligen bauten, @t. $etet bon 9iom getoefen 
unb nidgt @t. ^ol^ann im Satetan; . bie ^äpfte l^ätten ba8 nid^t 
au^et 9Cd^ gelaffen, il^t ßl^tgeig l^ätte einen gat au guten SBottoanb 
batin gefunben. äBie fd^Ied^t mu| eS ftel^en, toenn man, um au 
betoeifen, ba^ biefet SpettuS Satjona ftd^ in 9lom aufgel^alten ^ait, 
fld^ gendtl^gt fielet, au häfanpUn, ein il^m augefd^tiebenet SStief, bet 
au8 »ab^Ion batitt ifi, fei in SSHtlUd^Ieit in 9lom felbft gefd^tiebenlO 
tootübet ein betül^mtet SdgtiftfteUet fel^t gut gefagt l^at, betmöge 
einet fold^en Sudlegung mügte ein au8 $etetdbutg batittet Stief in 
Aonftantino)ieI gefd^tieben fein. Sinnen ift nid^t unbelannt, toetd^ed 
bie Settüget finb^ bie bon biefet Steife be8 ^ettuS geft^tod^en l^aben. 
£d ift ein Slbbiad , bet auetft gef d^tieben l^at , Spettud fei bom See 
(Seneaatetll getabeau nad§ 9h)m aum Aaif et gd(ommen, um mit Simon 
bem tagtet einen SBettftteit in SBunbetn anaufteHten; et ift ed, bet 
bad 9R&td^en bon einem geftotbenen iBettoanbten be8 AaifetS etaftP^ 
bet aitt $&Ifte bon biefem Simon, bann boKenbd gana bon Simon 
IBatfona toiebetettoedCt tootben fei. (St ift ed, bet bie beiben Simon 
mit einanbet Iftntpfen Ift|t, toobei bet eine in bie Sftfte fliegt, obet 



1) 1 ^ett. 5, la 
XL 17 



25S <M^ »eüdfi^. 

ieibe Seine hri^t in gfolge bet @d6ete beS anbem. (Erifl H(, bei 
bte famofe ®ef($id^te l^at t)on ben gtoet Sunben, bie bon Simon 
abgefd^idtt toeä)en, ben ^ettnd au fteffen. Med bad ifi toieberl^olt 
ion einem ^atceUnS, einem ^gefi))))u8. SaS ftnb bie (Stunblagen 
bet d^tiftlid^en Steliglon. @ie feigen borin nid^td afö ein (Ektoebe 
bet plaüt^m Sett&geteien, ausgegangen bon bem elenbeften (Sefinbelf 
tootaud allein bie ^nl^ttnget bed g^tiftentl^umd toftl^enb l^nbett 
3al^en beftonben. (Sd ifl eine ununtetBxo(]^ene Aette bon 9&lf(3^em. 
Sie fd^mieben Stiefe bon 3efug ei^tifluS, fte fd^eben 99tiefe bon 
^ilaiuS, abriefe t>on Seneca, afioftolifd^e Sonftiiutionen, Ißetfe bon 
Sib^Uen in Sltoftid^en, (Sbangelien mt^ aU bietjig an bet So^ffl, 
9lpofteIgefd§i(^ten bed SatnaBaS, Situtgien bon ^ettuS, ^acobud, 
3J^atiX)&m, Ratend u. f. f. Sie toiffen ba8, mein ^ett, Sie l^aben 
fte ol^ne 3b)eifel butd^gelefen, biefe jd^mad^bolkn Std^ibe bet Sftge, 
bie Sie ftommen äSettug nennen; unb Sie f outen nid^t fo t)\d 
Sleblid^Ieit l^aben, au geftel^en, toenigfteng bot^l^en gftennben, ba| 
bet Sil^ton beS $a)i{ted nut auf t^etabfd^euungStoetü^e ^^ini0eft)innPe 
)um Unl^eil bed menfd^Iid^en (Sefd^Ied^ted gegtftnbet ifi? 

Set «bb^. 3&ie abet ]|ätte bie d^tiftlid^e Religion fld^ fo 
l^od^ et^eben lönnen, toenn fte nid^td )ut (Stnnblage l^tte afö gfona« 
tiSmud unb Sftge? 

Set (Staf. Unb toie l^at fld^ bet ^al^omebanidmuS nod^ 
1^51^ etl^oben? äBenigftenS flnb feine l^figen eblet getoefen nnb fein 
SfanatidmuS ]|od^]^etaiget. SBenigfteng ^at SRal^omd) gefd^tieben unb 
gef ödsten; 3efud lonnte toebet fd^teiben ttod§ ftd^ toel^ten. Vtoi^ovBtA 
beteinigte ben SRutl^ Sle^anbetd mit bem (Seifte beS 9htma ; euec 
3efttd ]^at Slut nnb äSaffet gef d§toi|t, f obalb et bon feinen Kid^tetn 
betuttl^eilt toat. Set SRal^mebanidmuS ]^at ftd^ nie gebibett; ifyi 
l^ingegen l^abt tool^I a^^^aigmal eute ganae Steligion umgekoanbeU. 
3toifd^en \fyc, tone pe ie|t tft, unb toxt fte in euten etften 3^ten 
to)at , ifi ein gtö^etet Ilntetf d^ieb aü ato)if d^en ben l^eutigen Sitten 
unb benen aut 3^t bed Adnigd Sagobett. ^eiHofe Sl^ftent nein, 
il^ betet euten 3efu9 nid^t an , il^t betl^5^net il^n , inbem ift ente 
neuen Sa|ungen ben feinigen untetfd^iebt. Wk euten (Bel^einuiffeii, 
euten $lgnud, euten 9leliquien, euten 3nbulgenaen, euten unbetbteb- 
lid^en ^ßftibtben unb entern ^apfttl^um f))oitet il^ feinet nod^ mäßf 
aU i^ ed iebed Sal^t tl^ut mit euten fd^anbbaten SBeil^ad^tMiAan 
am 5. danuat, to)otin il^ bie 3ungftau atotia Iftd^lid^ mad^t, ben 



%M mttagl^mayi beS (»tafen \>on Soulaintiiaiei^. 259 

8iiflel, bct fle gtftit, Wc Zaube, bie fle fd^toftnjett, ben 3lwwer» 
mann, bet batübet eifetffld^tig tft, unb bie ^pt, bet bie btei 
Ädnige ll^te ^ulbiflung batbringen gtoifd^en einem D(ä&fcn nnb einem 
«fei, bet toütbigen ©efeUfd^aft einet foli^en gfamitte. 

Set 9lbb6. Unb bo($ ift eg eben biefeS Sä($etli(!^e , baS bet 
l^eil. Huflttllin [Zettnttian] göttfid^ 8^!tt«'>^n ]|at; et fagt: „xäi glaube 
eg/toeil eS nngeteimt ifl; eS ift toal^t, toeil eS unmögKd^ i^." 

Stet et (Si, tnaS gelten und bie Ztftumeteien eined älftilanetd 
an , bet Balb SRanid^äet balb Sl^tifl , balb liebetUd^ balb ftomm, 
batt bttlbfam balb betfolgunggfüd^tig toat? SBa» fott unÄ fein tl^eo« 
logifd^ed AaubettPftlfd^ ? äBoUen @ie, ba^ i^ bot biefem unflnnigen 
aiebnet Sd^tung l^ben foK, to)enn et in feinem 22. Setmon fagt, 
bet (Ingel l^abe ^otia butd^'g O^x gefd^toängett? 

Sie @täfin. 3n bet £]^t, bad Ungeteimte fel^e id^ MI, 
abet baS (Söttlid^e fel^e id^ nid^t. 3d^ flnbe eS gana einfa(^, bai 
baS ei^tiflentl^um ftd^ untet bem gemeinen SBoHe gebilbet ]|at, toie 
bie Secten bet äBiebettäufet nnb Quälet fld^ entnridCelt l^aben, toie bie 
^opl^eten beS SSibataid unb bet gebennen ftd^ gebilbet baben, toie 
bie $attei bet donbulflon&te ie^t eben auflommt. Sie Segeiftetung 
beginnt, bie Sd^utletei boEenbet 6d ift mit bet Steligion toie mit 
bem &pltl: 

%19 bet Settogne fftngt man an, 
Unb to)itb aum @d^elm anlegt. 

gftetet. Sad ift nut aUgutoal^t, gnäbige 9tau. SBa8 al8 

bad SBal^d^einlid^fte and bem si^aod bet @efdgid§ten Don 3efuS l^et« 

botgel^t, toie fte gegen il^n bon ben 3uben, unb ju feinen (Sunflen 

bon ben Sl^tiften gefd^tieben fmb, ift, ba^ et ein teblid^et 3ube toat, 

bet fld| untet bem SSoIIe (Settung betfd^affen tooKte toie bie Stiftet 

bet Slecabiten, bet (Sffenet, bet Sabbucäet, bet ^l^atifftet, bet ^ubaiten, 

bet ^etobionet, bet So^nniften, bet 2:]^eta:peuten unb fo Dielet anbetn 

Keinen Secten, bie fld^ in S^tien etl^oben, bad Don feilet bie ^ei« 

motl^ bet Sd^to&tmetel toat. (S8 ift toal^tfti^einlid^ , ba^ et etlid^e 

äBeibet auf feine Seite btad^te , toie atte, bie Sectetti§aut)tet toetben 

toottten; ba| il^ betfd^iebene unbotfld^tige Sieben gegen bie Obtig« 

leii entfi^llMiften, unb ba| et gtaufam l^ngetid^tet tootben ift. älbet 

ob et betuttl^eiit tootben ift untet bet ^ettfd^aft bon ^etobeS bem 

(Btolen, toie bie Zabnubiften t^otgeben, obet untet ^etobeS bem 

Xettatd^en, toie einige (Sbangelien fagen, ift fel^t gleid^gftltig. Sttoiefen 

17* 



260 <Mte äkilofie. 

ift, ba^ feine Wa^initx ]ifyc unBebeutenb toaxen, bis auf bie 3^r 
ba fte in Slesanbtien einigen ^latoniletn Begegneten, loeld^e bie 
Ztftumeteien bet @aUIäer butd^ bie Stänntereten $Iato'd untec* 
flutten. Sie SBdßet ienet 3^ toaten Betl^ött butd^ ben (SlanBen 
an Sämonen, böfe ®eiftet, £eufefö>9lnfed^tungen nnb iBeft|ungen, 
an 3<^^^^r ^i^ ^ l^eutjutage bie SBilben finb. ^ft alle Shavi' 
l^eiten toaten SBitlnngen böfet (Seiftei. Sie 3nben l^atten fl($ ^eit 
unbenlKd^en 3^ten getfll^ntt, bie Seufel auSsutveiben butd^ bie 
SSntitt SBotatl^ , bie man ben Jhanlen nntet bie 9laf e l^iett , nnb 
butd^ etli(^e äBotte, bie bem @aIomo augefd^rieben toutben. Set 
junge £obia bertrieb bie Seufel burd^ ben Santpf eined gerotteten 
Sfifd^ed. S)a8 ift ber Urf^mtng ber SS^unber, beren bie (Solilfter {td§ 
rül^mten. Sie Reiben tnaten fd^totttmerifd^ genug, um einjuräumen, 
ba^ bie @alil&er biefe f($önen SBunber tl^un Idnnen, benn fie glaubten 
felbft aud^ bergleid^en au tl^un. Sie glaubten an S^^^^i fo gut 
toie bie Sd^üler 3efu. SBenn einige flranle burcä^ bie Är&fte bet 
9latur gefunb tourb^, ermangelten fie nid^t , ju berfid^em , fie feien 
bon einem Aopfleiben burd^ bie Araft bon 93efd§to5rungen gel^eilt 
toorben. Sie fagten ben ßl^rifien ; il^r l^abt fd^öne (8el§eimniff e, nnb 
n)ir aud^; il^r l^eilet burd^ SBorte, unb toir aud^; il^r l^abet nid^td 
bor uns boraug. %l^ aber bie @alilfter; nad^bem fie aal^lreid^en 
$5bel an ftd§ gegogen , anfingen , gegen bie Staatsreligion au :pre' 
bigen; als fie, bie biSl^er Sulbung Verlangt l^atten, eS toagten, felbfl 
unbulbf am an fein ; als fie il^re neue Sd^toärmerei auf ben 2:rfimmem 
ber alten Sd^loärmerei erl^eben toottten: ba faxten bie römifd^en 
^ejter unb Dbrigleiten einen Slbfd^eu gegen fte: ba traf man 
9Ra|regeln gegen il^re gfred^l^ett. SBaS tl^aten fie? Sie unterf droben, 
toie toir gefeiten l^aben, Sianfenbe bon Sd^riften au i^ten fünften; 
aus betrogenen tourben fie a^ Sd^elmen, fte tourben QIÜ]äitx, fte 
bertl^eibigten ftd^ burd^ bie untoflrbigften 93etrftgereien , ba fte !eine 
anberen äBaffen anautoenben l^atten, bis auf bie 3eit, ba Sonflantin, 
mit il|rem @elbe Aaifer getoorben, il^re Steligion auf ben Sl^on 
fe^te. Sa tourben bie Sd^elme blutbürftig. 3d^ toage Sie a^ 
berfld^em , ba^ feit bem Soncil bon 9licäa bis auf ben Sbifru)^ in 
ben Sebennen nid^t ein ^a^x vergangen ift, too baS Sl^ßentl^um 
nid^t Slut bergoffen l^at. 

Ser %ih6. ^% mein ^err, baS ift biel gefagt. 

greret. SRein, eS ift nid^t genug gefagt. Sefen Sie nur 



2)a3 Wita^ma^l beS (Stafen von SSouIainDillietS. 261 

bie JKtd^engefd^id^te toiebet but(3^; feigen @te bie Sonatißen utib 
i^xt (Segnet, bie ftd^ mit jptflgeln tobtf (plagen ; bie ältl^onaftoner unb 
bie Srianer, .bie bad tötnif($e Sleid^ mit @eme|el exfflUen eined 
S)it)]^tonsd toegen. Selben Sie biefe Batbatifd^en Sl^rijten, toie fle 
ftd^ bitter beüagen, ba^ ber toeife Aaifet Julian fle t^etl^inbett , fid^ 
}u ettoütgen utü) au t)ectilgen. fSttxaä^ttn Sie biefe entf e|ttd^e Stetige 
hon 5Dle^eleien, fo öiele SSüxger in 3Rattem fiexbenb^ fo toiele 
gfüxften etmotbet, bie Sd^eiterl^aufen flammenb bei ben Aitd^en« 
t)erfammlungen; atoölf Millionen Unfd^ulbige, Setool^ner einer neuen 
$emif))]^ftre, gefd^Iad^tet toie ^atltoilb, unter bem SBortoonbe, ba| 
fie nit^t Sl^riften toerben tooQten, unb auf unferer alten ^tmVip^&tt 
bie Sl^riften ol^ne Unterlag bie einen burd^ bie anberen l^ingeo))fert, 
(Sreife, JHnber, SRütter, äBeiber, ^ftbd^en, in Raufen ^infterbenb in 
ben SKbigenf erlreujaflgen , in ben $uf fiteniriegen , in ben Sl&xnp\m 
ber Sutl^eraner, ber SalDiniften , ber äBiebertäufer , in ber Sar- 
tl^olümftudnad^t, bei ben We^eleien in Urlaub , in $iemont , in ben 
Sebennen; to)ft]^enb ein 99ifd^of ju 9iom/ toeid^ auf einem Shtl^eb^tt 
gelagert, ftd^ bie Süge lüffen lägt, unb funfjig Saftraten tl^n tl^re 
:ri[ler l^ören laffen, um il^m bie Sangetoeile. gu bertreiben. ®ott 
ift mein 3euge, bag biefed Silb getreu ift, unb Sie toerben nid^t 
toagen, mir gu toiberfpred^en. 

S)er ^bbä. 3d^ geftel^e, bag ettoag äBal^reg baran ift. Slber, 
toie ber Sifd^of bon 9lo^on )u fagen ))flegte, baS finb leine (Segen* 
Pnbe fflr bie Zafel, bad finb tafeln t>otL (Segenftdnbe. Sie ^al^I- 
Seiten to&ren aOaut^erbrieglid^ , toenn baS @efprdd^ fld^ lange 3eit 
um bie (Sr&uel beS 3Renf d^engefd^led^td breiten toftrbe. Sie jlird^en« 
gefd^id^te prt bie SBerbauung. 

2)er (Sraf. Sie Xl^atfad^en l^aben fie fd^on borl^er geftört. 

Ser 9lbb^. Sag ifl nid^t bie Sd^ulb ber d^ripd^en 9leligion, 
eg ift bie ber SRigbrftud^e. 

Ser (Sraf. SaS toäre gut, toenn eS nur toenig SRigbräud^e 
gegeben ]^&tte. Slber toenn bie ^efter auf unfere Soften l^aben 
leben toolten, feit ^auluS, ober toer feinen Jlamen angenommen, 
gefd^rieben l^at: l^abe id^ nid^t baS Siedet, mid^ t)on eud^ näl^ren 
unb Ileiben )u laffen, id§, mein SS^eib ober meine @d^toefter?0 
toenn bie Aird^e immer l^at an ftd^ reiben tooKen, toenn fie immer 



SJctgl. 1. Äor. 9, 4 ff. 



262 <Mie Setloae. 

oUe m5filtd^ett SBaffen angetoenbet l^at, um unS uttfer (Sut unb 
SeBen su nd^men, feit bem angebltd^en S^otfoU mit Snantad imb 
6(M)))l^Ya, bte, fo ]^ei|t d^, au ben gffi^en bon Simon iBariona ben 
Jtauftrreig il^ted Srbguted g^rad^t, abet etlid^e &xo]ä)tn für il^ten 
Ilntetl^tt surfttfiBel^atten l^atten; toenn eg augenf($einlid^ ift, ba| 
bie AiK^engffd^id^te eine ununtetbtod^ene Steil^e bon 3ftnleteien, 
Settügeteien , JDu&Ieteien, Sd^elmftteid^en , Staub unb Stotb ift: 
bann ift ed aud^ ettoiefen, ba^ bet äRiptaud^ l^et in bet ®ad^e 
felbft liegt, toie ed ertpie^en ift , bafi bex äBoIf immer ein aSSfttget 
toat, unb nid^t bloS einmal buxd§ botübetgel^enben ^Rigbraud^ bag 
Slut unfeter @d^afe gcfogen l^at. 

2) et ^bB6. @ie lömtten baffelbe bon aEen Religionen fagen. 

S)et (8raf. SHid^tg toeniget. ^ä^ forbere Sie auf, mir in 
irgenb einer @ecte bed Slttettl^umd einen Arieg gu geigen, ber um 
bed Sogma toiUen' angefangen to)orben todre. 3d§ forbere Sie auf, 
mir bei ben Stdmem einen eingigen ^enfd^en gu geigen, ber mn 
feiner Meinungen to)itten betfolgt toorben toäre , t>on Slomulud an 
bid *gu ber 3^it, too bie gl^riften lamen, um SltteS über ben Raufen 
gu toerfen. Siefe to)iberfinnige Barbarei toar nur und aufbel^alten. 
Sie füllen mit (Srifitl^en bie SBal^rl^eit, bie Sie bebrängt, unb l^aben 
nichts gu antworten. 

S)er 9Cbb^. 9(u(^ anttoort' iä^ nid^tg. 3ä) geftel^e, ia% bie 
tl^eologifd^en Streitigleiten ungereimt unb t)erberblid^ flnb. 

gfreret. So geftel^en Sie benn aud^, ba^ man einen Saum bei 
ber Sßurgel abl^auen mu^, ber immer giftige grrüd^te getragen l^at 

2) er ^hi6. S)ad ift'S, toad x^ S^mn nid^t rinr&umen 
toerbe; benn biefer 93aum l^at mand^mal aud^ gute gfrüd^te getragen. 
aSenn eine Slepublil immer burd^ Streitigleiten gerriffen toar, toifi 
id^ barum nid^t, ba^ man bie 9ie))ubUI gerftören fott. ^an lamt 
il^re ®efe^e berbeffem. 

2)er ®raf. fö ift bamit bei einem Staate nid^t tote bei 
einer SteUgion. SSenebig l^at feine @efe^e t)erbeffett unb ift btül^mb 
getootben; aber afö man ben Aatl^olicidmug reformiren toollte, 
fd^toamm 6uro)ia im 93Iute. Unb gule^t — ald ber berül^mte SodEe 
in bem Seftreben, gleid^ertoeife bie Slenbtoerle biefer Sleligion unb 
bie Sted^te ber ^enfd^lgeit gu ad^ten, fein 93ud^ bon bem oemfinfttgen 
Sl^riftentl^um fd^rieb, l^at er leine t)ier Sd^üler gel^abt; ein l^inläng* 
lid^er 93etoei§, ba^ baS iSl^riftentl^um unb bie SBemunft nid^t gu* 



5DaS miiiaijima^ beS ®tafen ^on SBouIaintitEietS. 268 

fammen Befleißen Wunett. 6g BleiBt nur ein rinatgeS 5DlttteI in 
bem Stanbe, toorin bie Singe je^t gefe|t ftnb, unb nod^ bagu ift 
eg nur ein ^ßaUiatib : eS ifl, bie Religion fd^led^tl^in afil^ftngig pt 
mad^en t)om Souberftn unb ben Obrigleiten. 

Stetet. 3tt» borauSgefe^t, ba§ ber ©oubetän nnb bieObtij« 
leiten aufgeK&tt finb ; borauSgefe^t, ba^ jie eg t^erftel^enr gleid^mä^ig 
jebe Religion gn bulben, aUe ^enfd^en als il^e 93tübet; gu beirad^ten, 
nici^t barauf gu feigen, toaS fte beulen, abet fel^t batauf, tuad fie 
tl^un; jte ftei gu laffen in il^tent Scrfel^t mit (Sott, unb fle nut in 
oUent bem an ®efe|e gu binben, toad fie ben 3Renfd^en fi^ulbig 
finb. S)enn bie Cbtigleiten mü^te man toie tuilbe Sl^iete bel^nbeln, 
bie il^xe Steligion butd^ ^enlet aufredet exlgalten tooKten. 

2) er Slbb^. Unb toenn, nad^bem aEe Religionen anexlannt 
mäten, fte fid^ oUe unter einanber f dalagen Mrben? toenn ber 
Äatl^ottl, ber ^roteßant, ber (Sried^e, ber Surfe, ber 3ube fid^ 
einanber bei ben Dl^ren nftl^men, toenn fte aud ber ^effe, ber ^rebigt, 
aus ber ^ofd^ee unb ber Synagoge lämen? 

9 r e r e t. Sann mu^ ein Regiment S)ragoner fte auS einanber lagen. 

S)er (Sraf. ^ir to)ürbe ed nod^ 6e{fer gefatten, i^nen Seigren 
ber ^ft^igung gu geben, afö il^nen Regimenter gu fd^idfen; id^ 
m5d^te bamit anfangen, bie ^enf d^en gu belel^ren, el^e man fte ftraft. 

2)er 9lbb^. Sie ^enfd^en belel^ren! toaS fagen Sie, $err 
(8raf? glauben Sie, ba| fle beffen toürbig finb? 

Ser (Sraf. 3d^ öeiflel^e; Sie beulen immer, man muffe fle 
nut betrügen; Sie finb nur gur ^ftlfte gel^eilt, Sffi alte» Uebel 
bef&Ut Sie immer toieber. 

Sie (Stftfin. Sa f&St mir ein, id^ l^abe t)ergeffen, @ie um 
31^re gWeinung gu fragen über einen Spunit , ben id^ geflem in ber 
(Sefd^id^te biefer guten ^al^omebaner lad , unb ber mid^ fel^r über« 
raf d^t l^at. SUS »ffan , sai'S ©ol^n , etned SageS im »abe toar, 
go| il^m einer feiner ©üaben aug Unad^tfamleit einen Aeffel fieben* 
ben äBafferd auf ben Seib. 9lffan^g ^auSgefinbe tooUte ben @d§u(^ 
bigen f^jie^en. Slffan, flatt il^n fpie^en gu laffen, üe| il^m gtoangig 
@olbfiüd(e geben. £§ gibt, fagte et, eine (Sl^renflufe im ^arabieS 
für bie, toeld^e Sienfte begal^Ien; eine l^öl^ere Hür bie, toeld^e Ueblei 
Hergeben, unb eine nod^ l^öl^ete für bie, toeld^e bad Ueble, bad man 
tl^nen untoilOürlid^ getl^an, belol^nen. äSie finben Sie biefe ^anblung 
unb biefe 9tebe^ 



264 <Mie SSeilage. 

S)et @taf. 3d^ tdtmt barin meine guten Stufelmanen beS 
erßen ^al^l^unbertö. 

Set SBbä. Qnb id^ meine guten Sl^rißen. 

Stet et Hub iä^, iä^ bebaute, ba^ bet betbtül^te Slffan, bet 
Sol^n ^i% atoanaig @oIbftüd(e gegeben l^at, um Sl^te im $atabieg 
SU l^aben. ^ liebe bie guten Sl^aten nid^t , bie aud Snteteffe ge» 
fd^el^en. 3d^ l^ätte geto)ünfd^t, Slffan toäte tugenbl^aft unb menfd^lid^ 
genug getoefen, nm bie 3}et)toeiflung bed ©Haben )u ttdften, ol^ne 
an bie britte Stufe im ^atobied gu beulen. 

Sie (Stdfin. (Selben toit, Aaffee )u nel^men. Si^ beule, 
loenn man bei atten WttagSmal^laeiten au $arid, SBien, Stabrib, 
Siffabon, Stom unb ^dlau ebenfo le^tteid^e (lit]pxi^t l^Stte, loüxbe 
es um bie 2Belt nut befto beffet flel^en. 



DrUti0 (Keftiröi^. 

9lad^ 3:ifd^e. 

Set 9lbb^. Sin e^ceUentet Aaffee, gn&bige gftau; teinßer 
5DloHa. 

Sie ® tftf in. 3a, et lommt aud bem Sanbe bet SRufelmanen; 
ift bag nid^t teij^t Sd^abe? « 

Set Sbb^. <Bpa^ Bei Seite, gnftbige gftau, bie aRenfd^n 
bebfltfen einet 9teligion. 

Set ®taf. 3a, ol^ne Stod]tl, unb (Sott l^at tl^nen eine 
göttlid^e, etoige gegeben, bie in aUe ^etaen gef daneben ift; eS ift 
bie, toeld^e, S^nen aufolge, 6nod§, bie 9load^tben unb ^tal^am 
übten, bieienige, toeld^e bie d^inefifd^en (Selel^tten feit mel^t aß 
4000 Saluten betoal^tt l^aben: bie Slnbetung eined @otted, bie Siebe 
aut (Seted^tigleit unb bet 9[bfd^eu bot bem 93etbted^en. 

Sie (Stäfin. 3ft ed möglid^, ba^ man eine fo teine unb 
l^eilige 9ieligion betlaffen l^at um bet abfd^euUd^en Secten nullen, bie 
feitbem bie Stbe übetfd^toemmt l^aben? 

St et et. 3m $unlte bet Steligion, gnäbige S^au, l^at man 
ed getabe umgelel^tt gel^alten ate im $unlte bet Aleibung, äBol^ung 
unb 9ta]^tung. äBit l^aben angefangen mit ^bl^len, mit ^fitten, 



Sa8 mtia^Ma^l beS @tafett Don SouIainDiSietS. 265 

mit Aleibem aud Stl^ietfeEen unb mit ßid^eln. ä9ix f^aUn l^ierauf 
Stob gel^aBt, gefunbe @))eifen, Aleibet aud gef)ionnenet äSoEe unb 
Setbe, fauBete unb Bequeme Raufet. Sfffiet, toad bie Sieligion Betrifft, 
ba finb toit gu ben (Sid^elU; ben Sl^iet{eEen unb ben ^öl^len duxftd" 
gelommen. 

Set SlBBä. @d toÜYbe fel^t fd^toierig fein, Sie l^exauggugiel^en. 
Sie feigen, ba| 3. 93. bie d^tiftlid^e Sieligion butd^aud bem Staat 
eint)erleiBt ift, unb ba^, t)om $a))ft 6id jum legten Aapujiner l^eraB, 
iebet feinen Sl^ton ober feine Aüt^e auf fie gtünbet. 3(^ l^aBe 
31^nen fd^on gef agt , bag bie ^enfd^en nid^t t^emünftig genug finb, 
um ftd^ an einet reinen unb gotteStoürbigen Sieligion genfigen gu 
laffen. 

Sie Sräfin. Sie beulen nid^t baran, toie Sie bo(3^ felBft 
gugeftel^en, ba| bie SRenfd^en fld^ an biefe reine Sieligion gel^alten 
l^oBen gur 3eit ä^xt^ 6nod^ , Sl^reS Sloal^ unb gi^reS SBra^am. 
aBarum foQte man |ieute nid^t nod^ eBenfo t^emfinftig fein toie 
bamald? 

S e r % B B 6. 3d^ mu^ ed ia tool^l fagen : ber @runb ift, toeil 
eg bamafö toeber einen Soml^erm mit reid^er $frttnbe, nod§ einen 
9(Bt t>on 6ort)e^ mit 100,000 Sl^alem ßinlommen, nod^ einen 
93ifd^of bon SBfirgBurg mit einer SRittion, nod^ einen $a))ft mit 
16 ober 18 SRiEionen gaB. @d Bebürfte bieUeid^t, um ber menfd^- 
lidgen @efellfd^aft aUe biefe ®üter toieber gu t)erfd^affen, eBenfo Blutiger 
Ariege, aU eS Beburft l^at, um fie il^r gu entreißen. 

S>er @raf. CBtool^l id^ Solbat getoefen Bin, toilC id^ bodg 
leinen Arieg gegen bie ^riefter unb bie ^5nd^e ; id§ toiU bie SS^al^r« 
l^eit nid^t burd^ SRorb einffll^ren , toie fie ben ^rrtl^um eingefül^rt 
l^aBen; aBer id^ möd^te toenigftenS, ba| biefe 98a]^rl§eit bie ^enfd^en 
ein toenig aufllärte, ba^ fie fanfter unb glüddid^er tofirben , ba^ bie 
IBöHer auf]§5rten, aBerglftuBig gu fein, unb bag bie ^&upttx ber 
fttrd^e fld^ fd^euten, bie SBerfolger gu mad^en. 

S)er SlBBä. SS ifl gar mipd^ (to)eil id^ mid^ bod§ enblid^ 
au^ft^red^en mu§), Unfinnigen Äetten abgunel^men, bie fie öerel^ren. 
Sie tottrbeiv t)ielleid^t gefteinigt toerben t>on bem SBolI in $arig, 
toenn Sie in einer Slegengeit t)er]^inbem tooUten , ba^ man bad an» 
geBlid^e (Umppt ber l^eil. (Senobefa burd§ bie Strafen trage, um 
fd^öned aSetter gu Belommen. 

Sreret. 3d^ glauBe nid^t, toaS Sie ba fagen; bie SSemunft 



266 <i«fit SeOage. 

l^at Bereite fo biete Sfottfd^riite gemad^t, ba( man fett tnel^t M 
)el^ Sofyctn biefed angeblid^e (Sexippt, toie att(]§ baS ))on Sftotcel^ 
ntd^t tne^r in $(mS ftiaaieten trägt: 3d^ beide, ed ift fel^t lAd^t^ 
ftufentoeif e oE ben Sbetglauben audgnrotten , bet nnS beil^ött l^t^ 
3Ran glauBt nid^t mel^r an S^nitxtx, man befd^todtt leine £enfeC 
mel^; unb obgleid^ ed l^ei^t, ^l^t 3[efnd l^abe feine 9[))ofleI gerabe^ 
baau audgefanbt, nm bie Teufel auSsntreiben/) fo ift bod^ !ein^ 
^rieftet bei nnS toebet %att nod^ £nmmIo))f genng, um ftd^ ju. 
tül^men, er treibe fie auS; bie äleliquien beS ^eiligen Stancidcu^ 
ftnb I&d^erlid^ geworben, unb bie beS l^eiligen ^gnatiuS toerben biel^ 
leidet eined SageS im Aotl^ l^emmgejogen toerben mit ben Sefuiten: 
felBft. ^an lä^t bem $a))fte in ber S^at baS ^ersogtl^um gferrara^ 
baS er ftd§ angemaßt l^at , bie Sefi|ungen , bie Säf ar ä^orgia burd^ 
Sd^toert unb ©ift an ftd^ geiiffen l^at unb bie ber rdmifd^en Aird^e 
anl^eimgef allen finb, für bie jener nid^t gearbeitet l^atte; man l&|t 
ätom felbft ben $äpften, toeil man nid^t toiU, ba^ ber Aaifer eS in 
aSefil nel^me; man toiU i^ntn tool^I aud^ nod^ 9lnnaten be^al^len, 
ob biefe gletd§ eine fd^mad^tjolle S&d^erlid^Ieit unb eine offenbare 
Simonie ftnb; man toiU leinen S&rm mad^en um einer fo gering* 
fügigen S3eifteuer toillen. S)ie ^IRenfd^en, burd§ bie Setool^nl^eit 
imterjiod^t, fagen ftd§ nid^t auf einmal t)on einem Übeln Aaufe loS, 
ben fie bor beinal^e brei ^[al^rl^unberten gemad^t l^aben. SIber toenn 
bie $ä:t)fte bie gred^l^eit l^ben, fo toie el^ebem Segaten a latere ju 
fenben , um ben Söllern 3^^nten aufaulegen , um bie Jlönige in 
ben S3ann au tl^un, il^re Staaten mit bem unterbiet au belegen unb 
il^e jtronen an anbere au bergeben: ba foQen Sie feigen, toie man 
einen Segaten a latere entpfangen toirb; id^ tooUte nid^t bafüx 
ftel^en, ba^ il^n baS Parlament bon %i; ober bon $arid nid^t 
l^enlen lie^e. 

2)er @raf. Sie feigen, toie biele fd^mäl^lid^e ä^orurtl^le toir 
abgefd^üttelt l^aben. SBerfen Sie gegenwärtig ben 99lidE auf ben 
reid^ften Sl^eil ber Sd^toeia, auf bie fteben bereinigten ^binjen, 
bie ebenfo mäd^tig finb toie S))anien, auf (SroPritannien, bejfen 
Seemad^t allein fid^ mit SSortl^eil gegen bie berbunbenen Arftfte^ 
aUer anberen Stationen a^ galten bermbd^te; betrad^ten Sie ben 
ganaen 9lorben bon S)eutfd§lanb, nebft Scanbinabien, biefe unerfd^f' 



*) aiflatt^. 10, 8. 



S)a3 aRitiafiSmal^I beS ®tafen ton S^ouIainbiUietS. 267 

Itd§en ^anafd^ulen fflx firieget: aUe biefe SSöUet l^aBen unS tt)eit 
übetl^olt im gfottfd^tttte bei 33entunft. 2)ad 93lut eined leben bex 
$4berlö))fe, bie fte aBgefd^Iagen, l^at il^e gflnten Beftud^tet, bie 916« 
fd^affung ber 3St'6nä^t l^at il^re (Staaten bebölfert unb betetd^ett: 
getoil lann man aud^ in gfranltetd^ tl^un, toad man anbetl^too 
get^an l^at, unb gfranheid^ toitb tool^Il^abenbet unb ))oHteid§er 
tottbtxi» 

® et SIBB6. gflun tool^l, toenn ©ie in Sftanlteid^ baS 5!Jlönd§8= 
gesfid^t aBgefd^üttett l^ätten, toenn man leine läd^erlid^en äteliquien 
mel^ feigen, bem 99ifd§of bon 9tom leinen fd^mSl^Iid^en Zvibnt mt^x 
Bega^Ien toürbe; toenn man fogat bie Sonfubftantialität unb ben 
9lu8gang beS l^eiligen (Seiftet t^om SSater unb Sol^n unb bie Stand» 
fuBftantiation genug tietad^ten toütbe, um nid^t mel^t babon ju 
teben; toenn biefe (Sel^eimniffe in bet Summe beS l^eiligen Sl^omaS 
BegtaBen, unb bie betöd^tUd^en Sl^eologen aum <5d^toeigen gebtad^t 
to&ten: fo toütben Sie bod^ immet nod^ ßl^tiften bleiben; bttgebenS 
tofltben Sie toeitet gelten tooUen, mel^t toütben Sie nie etteid^en. 
Sine $]^iIofo))]^enteligion ift nid^t füt bie SRenfd^en gentad^t. 

gftetet. Est quadam prodire tenus, si non datur ultra. 
3d^ toeiJ>e Sinnen mit ^otaj fagen: ^i)x 9ltat toitb ^[l^nen niemals 
Sud^Saugen geben; abet geftatten Sie, ba^ et einen gfledE aud S^l^tem 
^uge entfetne. SSHt feufaen untet bem @etoid^t bon l^unbett $funb 
Jtetten; etlauben Sie, bag man und btei SHettel babon abnel^me. 
SaS SBott: Sl^tift, ift in ©ebtaud^ gelommen, ed mag bleiben; 
abet nad^ unb nad^ toitb man ®ott ol^ne toeitete ä^eimifd^ung an* 
beten, ol^ne il^m toebet eine ^uttet, nod§ einen Sol^n, nod^ einen 
t)etmeintlid^en SSatet au geben, ol^ne bon il^m au fagen, ba^ et eines 
fd^mad^tiollen XobeS geftotben fei, ol^ne au glauben, ba^ man (Söttet 
aus 3Rel^l mad^e, mit Sinem äBott, ol^ne biefe ^affe bon 9lbet« 
glauben, bet gebilbete SSößet fo tief untet bie SBilben fteUt. S)ie 
teine Slnbetung bed l^öd^ften äBefenS ift l^eute beteitd bie Religion 
ollet anft&nbigen Seute ; unb balb toitb fle au bem beffetn Sl^eil 
bed a^olled felbft l^inabfteigen. 

Set %bbä. Sfütd^ten Sie nid§t, ba^ bet Unglaube (beffen un* 
enblid^e gfottfd^titte id^ fel^e) bem Solle betbetblidö toetbe, toenn et 
bis a^t i^^ l^inabfteigt, unb eS aum ätetbted^en füllte? S)ie 3Renfd^en 
ftnb gtaufamen Seibenfd^aften unb fd^aubetl^aften Unf&Qen untet« 



268 ^( Settofie. 

tootfen; jte Bebütfen etned 3ügel8, bex fie sut&dl^&li, unb eiiteg 
SBal^neg, bet ftc tröjlet. 

fSfrctet. S)ic betnünftig^ Sercl^runfl cineS geted^tm ©ottfS, 
bet Befltaft unb Betol^nt, toürbe ol^ne 3tt)eifel bad (SlftdC bet (SefeQ» 
fd^aft tnad^en; aBex toenn biefe l^ettfame ßtlenntni^ etned getei^teu 
(Sottet butd^ abgefd^madEte Sügen unb ^ef&l^rUd^ett älbetglauben 
entfteUt tft, bann t)emanbelt ftd^ bie 9lranet in @tft, unb toaS bom 
ä^erbred^en abfd^redEen foUte, etmutl^igt baau. (Sin fd^led^tet 9Jtenfd§, 
bet nur i)aVb beult (unb beten gibt eS biele), toagt oft, ben Sott 
3U leugnen, bon bem man il^m ein em^ötenbeS Silb enttootfen l^at. 
(Sin anbetet fd^led^tet ^enfd^, bet flatle Seibeufd^aften in einet 
fd^toad^en Seele l^at, ift oft aut Sünbe betfud^t butd^ bie @id^et^eit 
bet 33etaei]^ung, toetd^e bie ^tieftet il^m anbieten. ,,S)ie 3Renge bet 
SSetbted^en, bie eud^ befledEen , mag nod^ fo ungel^euet fein : beid^tet 
mit, unb SQleS toitb eud§ betgeben um beg ä^etbienfted eineS SRenfd^en 
toiUen, bet bot mel^teten ^al^tl^unbetten in 3ub&a gel^enlt tootben 
ift. Stützet eud^ nad^l^et in neue SSetbted^en, ftebenmal, ftebenaigmol 
ftebenmal, unb aUeS toitb eud^ abetmald betgeben. " $ei|t baS 
nid^t toal^tl^aft in SSetfud^ung füllten? l^ei^t bad nid^t bem gf^ebel 
aKe aSege ebenen? SSeid^tete bie StinbittietS nid^t Bei jebcm 6ift» 
motbe, ben fte beging? mad^te el^ebem Subtoig XI. eg nid^t ebenfol 
Sie %lten l^atten il^te 99eid^te unb il^te <5&]^nungen toie toit, aber 
man toutbe ntd^t gefül^nt füt ein atoeiteS 3}etbted§en. SJlan betaiel^ 
leine atoei SSatetmotbe. SBit l^aben Sllleg bon ben @tied^en unb 
5R5mctn genommen, unb toit l^aben SltteS betbotben. 3^te Unter» 
toett toat ungeteimt, id^ geftel^e eg; abet unfete £eufel ftnb olbetner 
afö il^te gutien. ®ie gutien toatcn nid^t felbfl bctbammt; man 
bettad^tete fte alS bie SSoUfttedCetinnen unb nid^t afö bie Dp]n ber 
göttlid^en ©ttafgetid^te. ^enlet unb 3Jliffetl^atet iVLilexä^ a« f*^/ 
inbem man anbete betbtennt, felbft au btennen, toie unfete Teufel, 
baS ift ein abgefd^madEtet S8ibetf))tud^ , unfetet gana toütbig, unb 
um fo abgef d^madEtet, aU bet gfatt bet (Sngel , biefe @tunblage beS 
Sl^tiftentl^umd , ftd^ toebet in bet @enep, nod§ im Sbangelium 
ftnbet. @d ift eine alte iBtal^manenfabet. @enug, mein ^ext, oEe 
SBett lad^t l^eutautage übet ^i)xt ^bUt, toeil fte I&d^etlid^ i^; aber 
9liemanb toütbe übet einen betgeltenben (Sott tad^en, bon bem matt 
füt bie Zugenb Selol^nung l^offte, füt baS SSetbted^en Süd^tigung 
fütd^tete, ol^ne bie 9ltt biefet @ttafen unb Selol^nungen n&l^et a^ 



2)aS 9Ktiag8ma^X beS 0tafen t>on SBüulaimiiaietS. 269 

lennm, bod^ in bet ttebetacugung , bafe fle ntd^t auSBIciben toetbcn, 
tocil @ott geredet tfl. 

®ct @taf. SDWt fc^eittt, $en gfrcret l^at l^mlänaUd^ ju bct- 
Pelzen it^tbtn, tote btc SfteKgtoti aud^ in unfcrcm Sinne ein l^etl- 
famet Sügel fein lann. 3c% toitt betfnd^en , Sinnen jn betoeif en, 
ba§ eine reine Religion oud^ nnenblid^ tröfttid^er ifl atö bic Sl^rige. 
68 liegt eine SBonne, fagen Sie, in bcn S^ftnfd^nngen frommer' 
Seelen; id^ glaube eS; ed gibt eine fold^e aud^ im ^rrenl^aufe. 
aber toeld^e Dualen, toenn biefe Seelen anfangen fid^ auf^uHaren! 
in toeld^em 3^^if^I i^ttb toeld^er SJeratoeiflung bringen nid^t mand^e 
Können . il^re traurigen Sage l^in! Sie finb babon 3^wge getoefen, 
Sie l^aben eS mir felbfl gefagt. S)ie Älbfler flnb bie Si|e ber 
»u|e; aber bei ben 3Rannem bomel^mlid^ ift ein Älofler bie ^öl^le 
ber Stoietrad^t unb beg 3leibe8. S)ie 3Rönd^c ^nb freitoittige ©alecren- 
fftaben, bie ftd^ fd^lagen, toäl^renb fie mit einanber rubem ; id§ nel^me 
eine fel^ Heine ^n^al^l auS, bie enttoeber toirllid§ bußfertig ober 
nü|lid^ finb. 3n ber Zl^at iebod^, l^at benn (Sott Snann unb 
3BelB auf bie 6rbe gefegt, bamit fie il^r Scben in Äerlem, für 
immer getrennt bon einanber, l^infd^le})|)en fottten? 3ft bd8 ber 
3toedE ber 3latur? «tte SBelt fd^reit gegen bie «Dlönd^e; unb id§, id^ 
bellage fle. ffiie meiftcn l&aben bei'm Slu^tritt aug ber flinbl^eit 
für immer baS Ot)fer il^rer greil^eit gebrad^t , unb auf l^unbert 
lommen minbeftenS ad^taig, bie in bitterem @rame ftd^ bersel^ren. 
3Bo finb benn nun bie großen SröfJungen, bie S^xt ffteligion ben 
SQflenfd^en gibt? SBer eine reid^e 5Pfrünbe l^at, ber ifl ol^ne Steffel 
getrbftet, aber er ift eS burd^ fein (Selb unb nid^t burd§ feinen 
Slauben. SBenn er einigen ®lüd(8 genickt, fo lofiet er ed nur, 
inbem er bie Siegeln feines Stanbed berieft. (£r ifl nur glitdlid§ 
afö äßeltmenf d^ , nid^t afö ^ann ber Jlird^e. (Sin berftänbiger 
gfamilienbater, ber (Sott ergeben, feinem Saterlanbe anl^&nglid^, bon 
Ainbem unb gfreunben umgeben ifl, em))fängt bon (Sott taufenbmal 
fftl^lborere Segnungen, tleberbieg, Med toad Sie au (Sunflen ber 
SJerbienfle Sl^rer 9Ölbnd^e fagen Ibnnen, baS ttnnte id^ mit biel 
grb^erem Steckte bon ben Sertoifd^en^ ben ^arabuts, ben gfalird, 
ben 99onaen fagen. Sie mad^en l^unbertmal flrengere SSfi^ungen; 
fie l^aben fid^ eine biel entfe^lid^ere SebenSart aufgelegt; unb biefe 
eifemen ftetten, unter benen fie ftd^ Ir&mmen, biefe ftetS in berfelben 
Sttttung auSgefhedCten Srme, biefe grft|lid^en Aafleiungen flnb nod^ 



N 



270 ^tfte ^Hlage. 

xAä^i9 in Setgleid^ung mit ben iuttgen itibifd^en gftauen, bie fid^ 
auf bem Sd^ettetl^aufen tl^rer Männer betbrennen, in bex tl^jhrtd^ten 
Hoffnung, mit il^nen toteber oufjuleben. S)atum tfil^men Sie nid^t 
mel^r toeber bie <5($re(Ien nod^ bie Stöftungen, toeld^e bie d^tifUi^e 
Steligion empftnben lä^t. 93elennen @ie laut, ba^ ft^ in nid^tS bet 
bemünftigen 93erel^tuns ftd^ auci^ nur annäl^ert, bie eine el^xBate 
^miße bem J^öd^flen SBefen ol^ne SlBetglauben baxbtingt. Saffen 
Sie bie Älofterierlet, laffen ©ie ^^xt toiberfjjted^enben unb umifi|en 
Slauben^gel^eimniffe , bie ©egenftänbe bed aEgemeinen @elftd^tet9. 
^tebigen ©ie Sott unb 3Rotal, unb id^ bürge Sinnen bafür, eg 
toirb mel^r £ugenb unb mel^r @I&dE auf (Srben fein. 

®ie Sräf in. 3dö Bin fel^r biefer aJleinung, 

Sfreret. %nä^ iä^, ol^ne aUen ^totVitt 

3) er ^bb6. 9lun tool^I, toenn id^ Sinnen mein Sel^einmit 
fagen fott, id^ Bin eÄ aud^. — 

hierauf tamen ber ^räfibent be ^oifond, ber Slbbä be 6L 
^ierre, ^err bu ga^, $err bu 3Rarfa^ an, unb ber tgerr SttW 
be ©t. ^ierre lad, nad§ feiner (Setool^nl^eit , feine SRorgengebonlett, 
über bereu jeben ftd^ ein guted 93ad^ fd^reiben Ue|e. 



^bgeriffene (Sebanlen bed 9lbb6 @t. ^tette. 

2)er graste Sl^eil ber gfürften, ^Jlinifter unb fonfKgen SBüxbett' 
träger f)at nid^t 3^^ jum Sefen; fle berad^ten bie S3üd^er unb fmb 
bel^errfd^t burd^ ein bidEed S3ud^, bag bad (Brab beS gefunben SRen^en' 
berftanbeg ift. 

Ratten fle au lefen berfianben, fo l^ätten fle ber SBelt oHc bie 
Hebel erf))att, tbeld^e Aberglauben unb Untbiffenl^eit berurfad^t l^aben. 
^ätte Subtoig XIY. ju lefen berftanben, l^ätte er boS 6btct bon 
%anted nid^t tbiberrufen. 

Sie $(tpfte unb il^re 3)iener flnb fo feß überjeugt getoefeti, ba| 
il^ @etbalt nur auf bie Untolffenl^eit gegrünbet fei, ba^ fle lebetjett 
bad Sefen bed elnjigen 99ttd^eg berboten l^aben, baS ^re Keligiim 
berlünbigt. ©ie l^aben gefagt: l^ier ift euer ®efe|^ oBer toir ber« 
Bieten eud^, ed au lefen; il^ foOt nur fo biet bobon toiffen^ afä 
toir für gid fbtben, eud^ au leieren. SH^e augfd^toeifetri)e Z^romiei 
i|l unBegreif Ud^ ; bennod^ ift fle borl^nben, unb jebe )8iBd in eteer 



S)a9 amtiafiSmal^l M 0tafeit tH)n SBüttIaint){aieY9. 271 

6|n:ad^e, bie man f))Tid^t, tft in Stom t)et6oten; erlaubt ift fie nur 
in einet @)>ra($e, bie man m($t tnel^t ]pnä)t 

%Ut ^(tp{lli($en 9lnma|ungen ^aben aum 99ottoanb ein elenbed 
äBottf))ieI, einen gemeinen 3)o))))eIfinn , einen äSi^, ben man (Sott 
in ben 3Jlunb legt, unb für ben man einem ©d^üler bie SRutl^e geben 
tofttbe: bu bifl ^ettuS, b. f), beine 9lame ift getö, nnb auf biefen 
greifen toill id^ meine (Semeinbe bauen. 

aßenn man ju lefen betftünbe, toütbe man beutli($ feigen, ba^ 
bie Sieligion ben Slegietungen nux* Uebled getl^an l^at ; fie tl^ut beffen 
nod^ ie^t biel in 3ftanlTei($, bur($ bie SSetfolgungen gegen bie ^o- 
teftanten, but($ bie @))altungen übet eine getoiffe SSuQe, bie bet» 
äd^tlid^et ift afö ein ©affenl^auet bom Pont-neuf, butd^ ben lädöet= 
li(^en ßölibat bet ^tieftet, butd^ ben ^ü^iggang bet ^önd^e, butd^ 
Me fd^led^ten SSetttäge mit bem Sifd^of bon Sflom u. f. f. 

S))anien»unb ^ottugal, nod^ biel betbummtet afö 3ftan!tei($, 
]§aben faft aUe biefe Hebel gleid^faSg an bulben, unb ffoben baau 
nod^ bie 3nquifition, bie, botauSgefe^t, ba^ eg eine ^öQe gibt, baS 
f[tt(^toütbigfte (Stjeugni^ bet $5Ile toäte. 

3n ®eutfd^lanb ift bet 3^1^^«« ^^iw ßw^^ atoifd^en ben btei 
im aSJeftfälifd^en Sftieben anetlannten ©ecten; bie Untettl^anen 
bet geifllid^en gfütften in Seutf d^lanb jtnb Xl^iete , bie laum ju 
fteffen l^aben* 

3n Stauen l^at biefe Religion, bie baS tömifd^e SReic^ jetftött 
l^at, nichts übtig gelaffen afö (Slenb unb ^ufl!, gafttaten, ^atlelind 
unb Pfaffen, ^an übetl^äuft mit @d^ä|en eine Heine f($toatae 
Statue, bie SRabonna bon Sotetto genannt, unb bie Sänbeteien 
liegen unbebaut. 

S)ie 2:]^eologie ift in bet 9leligion baS, toaS bie @ifte untet 
ben 9tal^ngSmitteln flnb. 

^bet Ztmpd, too @ott angebetet, feine äSol^ltl^aten befungen, 
feine (Beted^gleit betlünbigt, bie £ugenb empfol^len Untb: aUed 
tlebtige ift nur $atteigeift, ©ectitetei, 93ettug, ^od^mutl^, ^abfud^t, 
unb mu| auf immet betbannt toetben. 

mäfü ift bem gemeinen SSefen nü^lid^et afö ein ^fattet, bet 
bie @eluttdtegiftet fttl^tt, bie 9ltmenuntetftü|ung leitet, bie Atonlen 
ttdftet, bie Xobten beftattet, ben Sftieben in bie gfamilien bringt, 
unb nut Sittenlel^tet ift. Um im @tanbe au fein, 9tu|en au ftiften, 
mu| et flbet bem 93ebfttfm| fte|en unb nid^t in ben gaU lommen, 



272 Ct^ SBeiUkge. 

fein 9tnt baburd§ au enteilen, ba| et gegen feinen (SrdSS^exm nnb 
feine ^atrfinbet ^oceffe fül^, toie \o managt Sanb))farcer tl^nn; 
f{e muffen Don ber ^Din) befolbet fein je nad^ bent umfang 
il^ JKt(^f))ieIed, nnb leine anbeten Sotgen l^aBen ofö il^e ^flid^ten 
)n etfüllen. 

9lid^td ifl nnnfl|et als ein Satbtnal. SBaS ifl eine ftembe 
SBütbe, Detliel^en Don einem ftemben ^eftet? eine SBütbe ol^e 
SSettid^tnngen , bie faß immet 100,000 Sl^alet (Sinlommen abtoitft, 
to&l^tenb ein &anb))fattet nid^tö l^at, toebet nm bie 9(tmen iu unter» 
fluten, nod^ um felbft au befleißen. 

Sie befle 9legietung ift ol^ne SBibertebe bie, totfd^e nut bie 
notl^toenbige tSnaal^I Don ^eftetn aulä^t ; benn baS Uebetflüffige iß 
nut eine gef&l^Ii($e Saft. SHe befte StegierungSfotm ift bie, too bie 
^eflet betl^eitatl^et ftnb; benn fie finb um fo Bejfete 93ütget, pc 
geben bem Staate Ainbet unb aiel^en fie anft&nbig auf; ed ift bie, 
too bie ^eftet nt($t toagen, ettoaS 9lnbeted aß üRotal gu {nrebigen; 
benn toenn j^e £onttobet8 ))tebigen, fo l^ei|t baS bie Sluftul^IodEf 
Iftuten. 

Sie anft&nbigen Seute lefen bie @efd^id^te bet SteUgionShiege 
mit Sd^aubet; fie lad^en übet bie tl^eologifd^en Stteitigleiten Une 
übet bad italienifd^e $offenfpieI. 3)atum laffet und eine Sleligbn 
l^aben, bie toebet fd^aubetn no($ lad^en mad^t. 

$at eS e^tlid^e Sl^eologen gegeben? 3a, toie eS Seute gegeben 
l^at, bie fid^ felbft füt ^ejenmeiftet l^ielten. 

$ett Sedlanbed, ^itglieb bet ^abemie bet aSiffenfd^aften in 
SSetlin, bet und fo eben eine @efd^td§te bet $l^iIofo))^ie gegeben l^at, 
fagt S3b. 3, @. 299 : „S)ie tl^eologifd^e gfacuUät fd^eint mit m 
Detäd^tlid^fte eot))d im Adnigteid^ ^n fein.^ Sie tofitbe eind bet 
ad^tungdtoettl^eften toetben, toenn fie fid^ batauf befd^&nlte, (Sott 
unb ^otal au lel^n. SaS toftte bad einaige Mittel, il^te tMX- 
bted^etifd^n dntfd^eibungen gegen ^eintid^ m. unb ben gto(en 
^eintid^ IV. au fül^nen. 

S)ie Sßunbet; toeld^e Sunqie in bet 93otftabt 6t. 9RdmA bet* 
tid^ten, lönnen toeit gel^, toenn bet $ett Sotbinol gfleutt^' nid^t 
Dtbnung fd^afft. ^an mu| aum gftieben etmal^en unb bie SBunbec 
ftteng betbieten. 

SHe monfltOfe SuKe tlnigenitug lonn uod^ bad Aftnigteid^ in 



« 

Sertoinung Btingm. Sehe SSuUe ifl ein Attentat auf Me äBfttbe 
bet ftrone unb auf bie Steilheit ber Nation. 

Set !po6eI l^at ben Aberglauben gefd^affen; bie anfl&nbigen Seute 
aerflöten il^n. 

^an fu($t bie @ef e^e unb bie Aünfle au berbeffem ; lann man 
bie aieligion öetgcffen? 

SSn foU anfangen fle au reinigen? 6d ftnb bie ^enfd^en, 
toeld^e beulen; bie anberen toerben folgen. 

3fl ed nid^t eine (Sd^anbe, ba| bie fSfanatiler (Sifer l^aben, unb 
ba^ bie SBeifen feinen l^aben? ^au ntu| borfid^tig fein, aber nid^t 
furd^tfam. 



XI. 18 



3metfe ^etfage. 

Set Pfarrer SRedUer itnti fein 2;eftameitt. ') 

{d^5pfe biefe ^tottjen auS Bonlliot, Biographie Ardennaise, Paris 1830, 
%tt. Meslier), im 3a]^te 1664 in bem Sotfe ^ajetn^ in ber Sl^am» 
pagne aU bet Sol^n eines SBeBetd ober Qenimaä^tx^ geboten, fiin 
^faxtet bet 9tad^batf($aft nal^m ftd^ bet Untettoeifung beS Begatten 
Anaben an unb gab tD6f)l au($ ben ßUetn ben @ebanlen an bie 
$anb , il^n bem geiftlid^en @tanbe au toibmen ; toogegen bet Sol^n 
leine Sintoenbung mad^te. So toutbe et 3ut ätotbeteitung in baS 
Seminat jn Sl^atond an bet Snatne gebtad^t, too et nAm feinem 
eigentlid^en Sfa($e bet Satteftanifd^en ^l^ilofopl^ie ein einbtingenbeS 
©tnbium toibmete. 3m Salute 1692 toutbe et $fanet in (Ih6- 
))tgn^, im ie^igen S)e))attement bet ^tbennen, too et nad^ lang» 
iai^tiget SGBitlfamMt um 1729, nad^ 3lnbetn 1733, geflotl^en i|l. 
äBdl^tenb f eined geiftlid^en SBitlenS a^^^nete et fid^ nut butd^ Sttenge 
unb ßingeaogenl^eit bed äBanbefö auf bet einen, butd^ Uneigennfijpg« 
leit unb äBol^Itl^ätigleit auf bet anbexn Seite auS. %eBen bem Um« 
gang mit ein ))aat benad^batten ßoQegen lebte et am liebflen in 
feinet Keinen 93ibliot]^eI , beten $au))tftüdEe etlid^e Jlitd^enbfttet, ein 
^otett, ^ontaigne'S S^etfud^e, bet Selemad^ nebft einet Sbl^anblmtg 
übet bag Safein @otteS bon gfenelon unb bie Sd^tift übet bie St« 
fotfd^ung bet SBal^tl^eit bon ^alebtand^e auSmad^ten. SBftte nid^t 
ein 3^^ütfniJ3 mit bem Sbelmann bed Otteg getoefen, man toutbe 
k)on bem ^fattet bon @ttä))ign^ bei feinen Sebaeiten laum gef))tod^en 
l^aben. %bet bet $ett bon Slait^ l^atte etlid^e feinet SSiauetn mt|» 



*) 6. oben, ©. 177 ff. 



Set $fattet 9le8tiet unh {eht tefbtneni 275 

l^belt, unb fo He| am ttiU^ften Sonntage bet ^faxtet, in bem ein 
aorted ated^tögeffil^l lebte, ben ungnäbigen $erm au8 bem ftitiJ^en« 
gebete toeg. , Set Sble Hagte bei'm (S^ii]äfo] k)Ott Steint^ , unb auf 
beffen S^^^^^if^^fi ^^t^t^ ^^^ ^f^^ n&d^ftemal bet Pfarrer red^t 
angelegentUd^ für ben Sbelmann, nftmlid^ bag (Sott il^n belel^ 
unb ntd^t mel^r in bte Sünbe fallen laffen mbge, bte Firmen ju mil« 
l^anbeln unb bie SBatfen au betauben. Set Stteit mit bem (Sutd- 
l^ertn einetfeitd , mit bem (St^bifd^of anbetetf eitd f d^eint fld^ in bie 
Sftnge gesogen unb bem hattet bad Seben betbittett gu l^aben. 3tt 
bet (Segenb ging nod^ ft^fttetl^in bie Sage, bet 3unlet l^abe in feinem 
an bie ftitd^e fto^enben (Satten bie $5tnet blafen laffen, loenn bet 
hattet batin f unctionitte ; bet @i^ifd§of ^abe i^n in Si^lin 
nel^men tooSen, unb im 93etbtu| batftbet l^abe et fid^ auSgel^ungett 

aSWe bem fei — benn fld^et ift e8 leineStocg» — eine ^nb- 
fd^tift, bie bet ^fottet aut&dElieg, a^^^ f^i^^ innetfte Uebetaeugung 
in fo fd^toffem @egenfa^e mit feinet Stellung nid^t nut, fonbetn 
mit bem ganaen 3ufi^nbe bet äBett um il^n 1^, ba| bagegen iene 
&n|äen Slnftö^e als unerl^eblid^ betfd^toinben. 3n btei S^entplaten, 
toobon et eines nod^ felbft auf bet @etid^tslanalei bon St. Stene« 
l^oulb bet^onitt l^atte, jebeS auf 366 Slftttetn bon feinet eigenen $anb 
^öd^fi gietlid^ gefd^eben, l^intetlieg et nutet bem £itel: „^ein 
Zeßamenf' ein SStd, tootin et feinen ^attlinbetn, benen et lebenS« 
Iinislid§ ben d^tiftlatl^oltfd^en (Slauben unb (Sel^otfam gegen il^e 
Obtigleit ge))tebigt l^atte, feine malzten unb eigentßd^en Uebet» 
aengungen etdffnete. „3ä^ ^oAt/' toat auf bem Umfd^Iage bed füt 
feine (Bemeinbe bepimmten (S^emt^IatS au U]tn, „id^ l^abe gefeiten 
unb etlannt bie 3tttl^ftmet, bie ^^t&ud^e, bie Siteßelten, Xl^ot* 
l^eüen unb Sd^led^tigleiten bet SHenfd^en; id^ l^abe fie gel^agt unb 
betlDftnfd^t; id^ l^abe nid^t getoagt, ed ju fagen bei meinem Seben, 
abet id§ toxH es u^enigftenS im Siobe unb nad^ meinem Zobe fagen, 
unb batum fe|e id§ bie gegentoättige Senlfd^ft auf, bamit fie anm 
3eugni| bet SSoifyc^nt bienen Idnne f&t aUe, bie fie feigen unb fftt 
gut finben, fie au lefen." 

Sd§on biefe Sßotte u^eifen batauf 1^, ba( toit eS ]§iet nid^t 
bloS mit einem $totefte gegen ^[tttl^&met in bet Sleligion, fonbetn 
aud^ gegen ^BfUUtbe im Seben unb 3ufammenleben bet SReufd^ 
au t|un l^aben: baS Zeftament beS ^fattetS SReSliet ifl nid^t bloS 
eine til^Iof ofil^if d^ * tl^eologifd^e , fonbetn ebenfofel^t eine t'olitifd^ 

18 • 



276 Stotiit SBetloQ^. 

^fagefd^ft. Sabutd^ ttntetfd^eibet t» {td^ loefentlti^ tioti ebitm 
beutfd^en Sd^rif tftüde , tootati ed boi3^ unbermetbltd^ etinnert: bet 
Belannten 6($u^fd^ttft für bie bemünftigen fSm'fyctx @otte8 bon ^ 
mann Samuel SftetmamS. 93etbemale ein S^etflorbener , ber tttei 
einen ©cgenf a^ , bet il^n im geben um f o fd^toetet bxüdEte , ie fejkr 
et il^n in fid^ betfd^Iie^en mu^te, nun nad^ feinem Zobe ben Slunb 
etdffnet. ^et ben einen btüdCte nut bet teligidfe^ ben anbem atui 
bet »JoUtifd^-fociale 3ttflönb bet SKenfd^l^eit um tl^n l^et, unb, tote 
loit batb toeitet feigen toetben, toftl^tenb bet eine bet offenbatmtgik 
giftubigen Zl^eologie gegenübet fid^ auf eine bod^ immet nod^ gott« 
gl&ubige $]^iIofo))]^e flü|te, ging bet anbete mit feinem p^üo^op^ijß 
Senlen Bid aum ^tl^eidmuS f Ott. Sad @ebiet mitl^in , tootauf fid^ 
bet Stoeifel betoegt, ift bei aRe^Iiet ein btel toetteteS aU bei SteimatoS. 
bie auSfül^tungen gegen bie SSdfyi^t bed ®§tiflentl^mS unb bei 
SSibel, benen baS gonae SBetl bed leeren gekoibmet ift , bilben iei 
bem etfleten nut einen Zl^eiL ^nnetl^oIB biefed 2:^etIeS i^ bei 
Seutfd^ bem gftanjofen, bet $toteftant bem itotl^oUIen, bet gtmiiM 
gelel^tte, )il^bfo)il^fd^ gefd^ulte ^feffot bem gtftbeinben ^atiec 
entfd^ieben übetlegoi. 9nd^ biefet \on% mand^ei, oBet et loei| eS 
meiftoiS nut anS jmeitet fMinb. S)a| et bie Sibel, baS 9tte Xe^ 
ment inSbefonbete, in bet Stmibflmid^ gelefen, ei^^ellt mtgeuM. 
9ftt l^fbmfd^ 9h)tt}en bient ilpax befoid>eti baS Sei! beS bdefewn 
Vtontaigne att Sfnnbgnibe. Vfä gogilet i^ ec md^t ^tl; fetse 
dintl^ilnngen xaaüb Unteteint^eilintgen ftnb fo in etsmd^ec gefd^ad^ 
unb laufen in einet Seife butd^nombet, ba| eS mtmdgßd^ i^, ben 
groben im Sebad^tni^ feßsul^tten. 6etae Sot^dbrng iß in l^l^en 
Atobe fdbtoeiffilfis. ^oVi SSeitfd^iDeifigteit wA »idmi^lntg; tBen 
et einen 6dUu^ nrnd^t, bdomnt mam in bet Scgd benfeObe« €a| 
btrtmal }n (efen: fctmm Stil ncsst SiAtahe bes enei g ulfd^ fgiM. 
3« btefet t>nifidbt bilbct fetse 64ncfft gen^bcpi cm Ckgenpd pi bet 
fcovbneten. fdbarfm. dbciifo bnid^d^Bgea loie ttecftd^tttd^CK Sktt* 
jjMiwm twn SfinanA. Witt wen, n aa4 ^ 0dd§ncta, ^ 
a^iUx wA Stm wdb fo «wtt nto biefemf^: aOl ScidetfU^ 
et ilN Mwfm^ ntdl. ft tb|l m bet € «l e P H | e > &ißät fo 
HHftnbii bt «Pie Xfimt«! m bet ScSaifSi^d^; Mm Im 
fotät fMM: rc tH bet ticiar. tFW wm B ^T<^ bet lÜMDe Scdec: obec 

kwwAtit . kit fc i ww M fc iiw wi X Ami^ aar 9m feanM ML fU 



S)et $fatx€t; TltUitx unb fein %t^amtnt 277 

mel^r als einer Stelle bringt er toeiter t>ox, too SHelmarug ftel^ett 
bleibt: aber er mad^t fid^ and^ nid^tg barauS, toenn tl^m baS Sid^t 
auÄgel^t , a» iapptn , unb ]pnil^t uns, bei atter Strenge unb Uner« 
bittlid^Ieit feiner Arittl, bod^ fd§ße|Ud^ als Sd^toärmer an, ber unS, 
toenn toir nad^ beutfd^en ©eifteSbertoanbten fud^en, el^er an einen 
%ipptl unb (Sbelmann als an SleimaruS erinnert. 

®er ^rotefi unb angriff 3RcSlierS, fagten toir, gilt nid^t bloS, 
lote ber bon 9teimaruS, ber d^riftUd^en Sieligion, nid^t bloS ber ftird^e, 
fonbem aud^ bem Staate. 9Bir fönnen ie^t l^in^ufe^en: er gilt in 
erfler Sinie bem Staate, unb ber Religion unb Aird^e erft in stoeiter. 
Ober rid^tiger bieUeid^t umgelel^rt: baS le|te 3i^l f^iit^^ Angriffe, 
über bie ftird^e l^inüber, ift ber Staat, toie er bantalS toar. „(Sine 
Religion,'' fagt 3Jle8lier, „toeld^e 3mpräud^e bulbet, ja billigt, bie 
ber natürlid^en (Sered^tigleit jutiiiberlaufen, bem guten Siegiment unb 
ber gemeinen äBol^lfäl^rt (Sintrag tl^un, eine Religion, toeld^e bie 
Z^rannei ber Aönige unb f$&rften gut l^ei^, bie ben fßSCttm ifyc 
brfidenbeS 3od^ auflegen, eine fold^e 9leligion lann nid§t bie toal^re 
fein." SBer toi^ig fein tooütt, lönnte fagen, um ben Königen il^ren 
Xnfprud^ auf ben Sitel: bon @otteS (Snaben, abptl^un, ^abe ^eS« 
lier lein grünblid^ereS SRittel gefunben, als au leugnen, ba^ eS Aber* 
l^ottitit einen @ott gebe. SBer il^m ben ^ipraud^ biefeS £itelS red^t 
fül^Ibar unb ber]^a|t gemad^t l^atte, toar aber lein anberer als ber 
qpo%t franaöfifd^e Subtoig, nad^ il^m nur gro| im Stauben unb SSlut» 
bergte|en, in ä}erle|ung ber befd^toorenen (Sibe toie ber el^elid^en 
£teue. SS ift mertmftrbig, toie entgegengefe^t biefer ^onard§ unb 
feine {Regierung auf üJfteSlier unb auf S^oltaire getoirlt l^at. 3ft 
biefer gan) bel^errfd^t bon bem B^uber einer fo glänjenben ßrfd^ei* 
nung, fo ift ber anbere im tiefften 3nnem empört über aUe bie 
Üttüuel, tooburd^ biefer täufd^enbe @lans ertftüglid^t tourbe. ^eSlier 
fielet überall bie Ael^rfeite beS !ßrad^tgemälbeS, baS Spltaire bon bem 
Seitalter ßubtoig'S XIV. enttoirft. • S)er ®mnb ift , bafe er eS bon 
einem anbern Stanborte auS fal^, unb freilid^ tool^l aud^ mit einem 
anbem ^txitn empfanb. SBoltaire bom Stanb))unlte ber l^bl^eren 
@efellfd^aftSllaffen, ber Sd^riftfteUer unb 2)id^ter inSbefonbere , bie 
fein äRufterlbnig begünftigt l^atte. ^eSlier bon bem beS nieberen 
SoHeS, beS 99auemftanbeS bomel^mlid^, unter bem er lebte, unb ben 
er burd^ bie Saft biefer tirunlenben Slegierung in ben Staub getreten, 
jtt einem beiammemStoertl^en Safein l^erabgebrüdt fal^. Sie aUge- 



278 S^ette ^Betl^e. 

tootttg gaootbene Vtonaxä^it l^atte fflT fid^ tool^I ben SBiberPanb bed 
Sbefö unb bet (SetftUd^Iett gebtoc^en, o^ne jebod^ bie Sd^lotre , too* 
mit bfibe Stiitbe jej^t ttebett bem Admgtl^um auf bent SioVtt loteten, 
)tt etleifl^tent. „Sfft loiutbert eud^, il^t atmen Seute/' ruft ^SU^Üin, 
M% ^ fo tnd Setb imb Ungemad^ im geben l^abt? 6d lommt 
ballet , ba| il^r aKein bed ZageS Saft unb ^e böget , toie ^ene 
Slrbeitei im (Sbongelium, ba| il^ mit ber ganzen Sütbe bed Staates 
belaben feib. 9ttf eud^ btftdCen ia nid^t blod euxe Jtftnige unb 
Sffttßen, bie eure £^tamten ftnb , fonbem au|etbem nod^ ber gana< 
9btl, bie gange Sletifei, bie gange SRönc^etei, fammt (äka Xed^tS« 
t>tä>xt1)tm, aUen Slutfaugetn bon bev gfinang- unb SteuettMid^t, unb 
aUem mftjsigen unb unnft|en Spotte, bad ed auf Stben gibt. 2)emt 
eingig bon ben Sfrüd^ten eutec fauren %Ant leben aKe biefe 3Renfd^ 
mit il^et gangen Sienetf d^af t ; il^t aKein fd^affet il^nen, tücA fte gu 
il^em Unterl^alte nid^t nux, fonbem aud^ gu il^ren IBuftbadeiten be« 
bfttfen ober loünfd^en mögen." ^an glaubt eine Stimme aud bei 
3eit bor bem 93auem{riege gu Demel^men, ed iß aber Dtelmel^, tt>ie 
in mand§er 93egiel^ung ^eSlier überl^upt, ein entfernterer Sorbote 
ber frangdfifd^en 9tebolution, toenn man bei unferegt Pfarrer bie 
furd^are Stelle Heft: „^an rd>et mtf^, meine loertl^en S^ennbe, 
bom Teufel bor, man jagt eud^ bor bem blogen Kamen eines Zeuf^ 
Sd^redCen ein, inbem man eud^ glauben mad^, bie £ettfel feien nid^t 
mtr bie größten gfeinbe eures @lüd(eS, fonbem aud^ boS J^äglid^ 
unb Xbf d^eulid^fte , toaS man fld^ beulen lönne. Sber bie SRalet 
irrm ftd^ , toenn fte in il^ren Silbern bie Xmfel und toie gräuliii^ 
unb entfe^lid^e Ungel^euer bormalen; fte täufd^m ftd^ unb tdufd^ 
eud^, fo gut ^ie eure ^rebiger, toenn bie einen in il^ren S3ilbeai, 
bie anberen in il^ren $rebigten md^ bie £eufel fo l^&^i(!^, fo gar^ 
fo mi^geftaltet borfleUem Sie follten fte eud^ bielmel^ bor^Qeii 
toie alle bie fd§5nen Ferren t)on älbel unb toie alle bie fd^önen 
gfraum unb gf^ftulein, bie il^r fo tool^l gefleibet, fo too^l frifirt unb 
ge^mbert, fo bifambufteub mtb fo ftral^lenb Don ®olb, Silber uitb 
Sbelfteinm fel^. S>ie £eufel, bie mre $faner unb eure SRalet 
eud^ unter fo ]^&|lid^en unb unerfreulid^en @eftalten borftetten , finb 
nur eingebilbete £mfel, bie nur JKnbem unb Untoiffenbeu Snxä)t 
einiagm unb b^en, bie fie fftrd^tm, nur eingebilbete Ilebel tiemr- 
fad^m lArnim. Sene anbeten Xeufel unb £eufelinnen bagegen, bie 
^rrm unb S>amm, bon bmen id^ rebe, bie fUib uid^ eingebilbete 



2)et stattet SD^dliet unb fein äieftament. 279 

fie finb ^ä^ibax unb totYlli(]§ botl^nben , toie bte Uebet , bie fie ben 
atmen SSdßem anfügen, nur gar 3U toitIIid§ unb fül^lbar flnb.'' 

Sn biefem 3uftanbe ber bamaltgen @efeUfd^aft fanb ^edUer 
eine frebell^afte SSerlel^ung ber rid^tigen äterl^ältniffe. „Wlt ^enfd^en 
ifaib öon 9latur iltiä^/' faftt er, „fie l^aben atte ein SRed^t, au leben 
unb auf ber Srbe au toanbeln, il^rer natürlid^en gfreil^eit au genießen 
unb an ben @ütem ber @rbe Sl^eil an l^aben, inbem fie mittelfl 
fleißiger Slrbeit ftd^ bie füi^ bad Seben nöt^igen unb nil|Ii($en Singe 
^erfd^affen. Sod^ ba fie in (SefeUfd^aft leben, unb eine (SefeUfd^aft 
nid^t bauem lann ol^ne mt getoiffe ^bl^&ngigleit unb Unterorbnung, 
fo ifi ed fd^Ied^terbingd notl^toenbig, ba^ eine fold^e unter ben SRenfd^en 
beßel^t. 9lber biefe Unterorbnung foQ geredet unb im rid^tigen äter* 
l^ttni^ fein, b. 1^. fie barf nid^t bie einen au toeit erleben unb bie 
onbem au toeit l^inabbr&dEen, nidgt aUen @enu^ unb oUe (Büter auf 
bie eine, atte WXf)t unb aQed (Slenb auf bie anbere Seite l^äufen." 
2>arauf, foUte man beulen, mü^te aud^ bie {Religion l^intoirlen, mit 
ber il^t eigenen Sllilbe unb S9iQigIeit mit|te fie bie <^ärte unb VLn» 
gered^tigfeit eined «t^ronnifd^en Regiments berbammen. 9Bie man 
freilid^ aud^ auf ber anbem 6eite ertoarten follte, ba| eine toeife 
^olitil ben 93tenbtoerIeu unb üRipräud^en einer falfd^en Steligion 
(üul^alt tl^un toilrbe. @o fottte ed tool^l fein, aber ed ift nid^t fo. 
Seibe berftel^en fid§ unb arbeiten einanber in bie $ftnbe, toie auiei 
etntierftanbene 93eutelfd^neiber. Sie ^efter entpfel^len ben Sel^orfam 
gegen bie £)brig!eit unb bie gfflrften, bie fie afö bon @ott eingefe|t 
borfteüen; unb bie gfürften l^intoieberum l^alten bie äBürbe ber ^riefter 
oujgted^t unb laffen i^nen reid^e SinUlnfte aufliefen. @o finb beibe 
Uebel miteinanber au belämpfen; ba iebod^ bie Aird§e unb Sieligion 
ed ift , toeld^e boraugdtoeife bie Seelen ber Wenge in 93anben ^&lt 
unb bie SBdßer aum SBiberftanbe gegen il^re t^rannifd^en Stegierungeu 
unlu^g mad^t, fo unternimmt ed üRedlier, auerfl bie Religion in 
il^er @runbloftgIeit baraufteUen. SBaS i^m l^iefär bie Slugen geöffnet 
l^at, ift einerfeitd bie fteptifd^>toeltlid^e Senlart, bie er auS feinem 
Siebling^bud^e , ben Essais bon SRontaigne, eingefogen, anbererfeitd 
ber (Seift beS S^^f^l^ unb beS fd§arfen begriffsmäßigen Senlend, 
ben er in ber Sd^ule bed SartefiuS ftd^ angeeignet l^atte. 

Sei ber $r&fung ber Sieligion gel^t aud^ 3Redlier, toie ftd^ bie| 
auf bem Stanbpunlte bed beginnenben 3^eifeld bon feC^ft ergibt, 
bon ber Zl^atfad^e ber äHell^eit ber Sleltgionen auf ber (irbe att§. 



280 SMiitfMitt^L 

SoHon tDill iebe bte tooifyct itnb bon göttlid^et (Sttife|tttis fein; oBei 
alle 3ttfammen Unnen tri^t totäft itnb fi5ttli(]§ fein, toeil fle fi^ 
bielfot!^ tt)tbetf))tfd^, ja ftd^ gegenfettig beüoetfen unb becbantmen. 
^öd^ftenS eine lönnte ed alfo fein; bielmel^t abet ift eS leine, bie 
d^Iatl^olifd^e fo toentg afö itgenb eine anbete. äOIe Stefigionen 
finb üßenfdgenioetl, nnb ba fie fid^ boc^ alle für gdtttid^ anSgeben, 
fo Betnl^en. fie folgtid^ aUe anf ^Betrug, ntftirüngßd^ bon fd^lanen 
^olitiletn anSgefonnen, bann bon @(]§tt)inblem nnb falfc^en $to)i]^etett 
toeitetgebilbet , bon untoiffenben SSößetn angenommen nnb bon ben 
<8to|en nnb SRftd^tigen bet (Erbe atd Stapp^aum für bie HRenge 
fanctionitt. ^fttte ein nnenbli($ mäd^tiger, nnenblid^ toeifet wib 
gütiger ®ott für gnt gefnnben, eine 9leIigion ^n offenbaren, fo murine 
er bermüge feiner SBeiSl^eit nnb ®üte fie mit gana nnberlennbaren 
3eid^en il^rer @öttli($Ieit berfel^en, ben ^enfd^en iebed Srregel^en in 
biefer {)infi($t nnm5glid^ gemad^t l^aben; benn toioan l^&tte et fonfl 
bie gan^e Seranftaltung getroffen? Sotd^e Aennjeid^en aber trftgt 
leine einaige ber beflel^enben 9leligionen; toie Ibnnte man fonfl bis 
anf biefen 2:ag nm bie toal^e ftreiten? gfolglid^ ift and^ leine ber^ 
felben eine götttid^e Offenbarung. Sd ift aber and^ leine bon il^nen 
toal^r. 3)enn aSe, toie biel il^ter finb, mad^en ju il^ @mnblage 
ben Slanben, b. 1^. ein gfürtoal^rl^alten auf äSerfid^erung , ol^e Se» 
toeid, inbem baS gforfd^en nad^ (Srünben fogar afö crimen laesae 
majestatis berpbnt toirb. Sin foId|er @Iaube aber, toieit entfernt 
ein $rinci)) ber SBal^rl^eit an fein, ift bietmel^ nnr ein $rincip bon 
3rrt]^nm , Xftnf d^ung nnb SBal^n auf ber einen Seite , bon @))al* 
tungen nnb @trettig!eiten auf ber anbem. 9lebenl^er ober nad^fa^* 
lid^ atoar toerben bon alten Religionen, inSbefonbere bon ber d^« 
lid^en, and§ Setoeidgrünbe für il^e StBal^rl^eit geltenb gemad^t — 
toer lennt nid^t bie angeblid^en S9etoeife, bie man anS ben älhtnbetn, 
ben SBeiffagungen, ber iBortrefflid^teit ber Seigre, bem Sifer nnb bei 
Stanbl^aftigteit il^er erflen S9elenner nnb ^ftrt^rer l^erjnnel^men 
^^egt? W>tt leinen bon biefen »etoeifen finbet aUegßer ftid^l^altig, 
auf Seiten ber d^riftlid^en fo toenig toie einer anbem Sieligion. 

3nbem bie aU 99etoeife für bad (^riftentl^um angefel^enen 
SBJnnber unb SBeiffagungen in ben l^eiligen Sd^riften ber 3nben mA 
(S^nfltn berjeid^net liegen, nnb biefe Sd^riften felbft für götttid^ ein 
gegeben gelten, fo ifl aunM^fl eine Prüfung biefer Sd^ften erfoÄr 
Iid§. Sa ertoeifen fid^ benn nad^ SReSlier aUe, bie Sudler b 



S)et stattet SleSltet unb fein Siejlament 281 

9leuen Zt^ammt^ nid^t toemget a(d bie beg SHten, fo Befd^affen, 
bag jebet @ebanfe an eine göttUd^e SingeBung toegfaQen mu^, unb 
felbft a(d ntenf(^Ii(^e Sudler bettad^tet il^t äBert)^ ntd^t l^od^ ange» 
fd^lagen toerben !ann. S)eni Snl^alte nad^ bott bon gabeln, 3rr« 
tl^ümem unb SBibetfptüd^en , ftnb fie au(^ ber S^otm nad^ äu^erft 
mangell^aft. S)ad ^tte Sleftament f&ngt mit ben ^äxä)tn bom 
^arabiefe unb ber tebenben Sd^Iange an, bringt bann einen Raufen 
gotteSbienfttid^er @efe|e, fo abergläubifd^er 9lrt aU bei irgenb einem 
g5|enbienerif(^en SSoIfe; bann tt)enig erbaulid^e AönigSgef d^id^ten ; 
l^ierauf bie $ro))]^eten, bie aU ebenfobiele Sd^toärmer unb $l^antaften 
erfd^einen. S)aau braud^te ed leine göttlid^e Eingebung, unb felBfl 
mit nur toenig menfd^Iid^er Silbung ber SJerfaffer l^ätten biefe Sudler 
biel beffer ausfallen muffen. SBaS baS 5leue Seftament betrifft , f o 
l^at SRedlier ein fd^arfeS ^uge, indbefonbere bie ^btoeid^ungen unb 
S9Hbeif))rfld^e ber berfd^iebenen ßbangelien au bemerfen, unb faft aUe 
bie Jßunlte, bie big auf bie neuefte 3<it bie Stt^^&^jf^I jtoifd^en Äri* 
tilem unb Apologeten audmad^en, finb bon il^m fd^on bloßgelegt 
unb in'8 Sid^t gefegt toorben. 3m Uebrigen toirft er ben ßbangelien 
Puntfl^eit unb 9liebrigfeit bed Stifö, ^Rangel an Orbnung unb 
golge in ber Sraäl^Iung bor; bon ben übrigen neuteftamentlid^en 
Sd^riftftellem ift il^m, toie unferem SleimaruS befonberd ber Slfoftel 
^autud als berto)irrter Slop^ autoiber. 3m @anaen unb ßinaelnen 
lann nad^ il^m bie S3ibel, fott)o]^I 3tmtn tt)ie Alten £eftamented, mit 
fo mand^en ^ofanfd^riftfteQem, einem Xeno))]^on unb $lato, Sicero 
unb SSirgil, an SBertl^ unb @e]^alt feine 93ergleid^ung augl^alten ; bie 
gobeln AefopÄ, fagt SJleStier einmal, finb ungleid^ finn» unb lel^r» 
reid^er ald aUe jene niebrigen unb ))lumt)en @leid^nigreben in ben 
fogenannten ßbangelien. 

S)ie äBunber nun unb bie ganae mit äBunbern unb SBeiffagungen 
burd^aogene @efd^id^te, bie in biefen 93ü(^em niebergelegt ift, lann 
fd^on um biefer S3efd^affen]^eit ber dueOen toiUen toenig @laubtoürbig- 
leit anfpred^en. SBer tt)ei^ benn, bon totm unb toann aUe biefe 
Sd^riften gefd^rieben finb? SBad man bagegen getoi^ toei^, toeil 
ber Augenfd^ein ber Sd^riften ed gibt, ift, baj^ fie bon untoiffenben, 
ungebilbeten ajlenfd^en gefd^rieben finb, bie fettfl in ber größten 
3eitnft]^e bie gäl^igleit nid^t gehabt l^aben n)ürben, toad fie l^örten 
unb fogar toad fie fallen gel^örig au ))rüfen. S)ann abei; finb biefe 
angeblid^en SBunber fo menig aU bie borgeblid^en Offenbarungen 



282 3toette SSctkge. 

Sotttd toütbig, bie aBeiffapngett oBec nid^t in (EtfftKmm ftegatigeit, 
toemt man nid^t au einet fogenannten geiftUd^en auSlegung feine 
3uflud^i nimmt, beten @etoaItfamIett aBet eben beaengt, tirie f^ltmm 
e8 in bet äBitltid^Ieit mit bet ganaen Sad^e ftel^. S)ie SBunbet bed 
Slten SefiamentS a- ^- toüri^en fftmmtlid^ eine (latteiifd^e Sefd^täntung 
bet göttlid^ett gfütfotge anf ein tleined ]^ö($ft untoiitbtged fßoVt be« 
toeifen; to&l^tenb bei benen bed bleuen nid^t ^n begteifen toäte, toie 
@ott jtd^ bamit begnügt l^aben foUte, einige bibltd^e AtanD^etten au 
l^len, inbe^ et bie tiefen motaltfd^en Sd^äben nngel^eitt lie^, tooton 
bie Stenfd^l^eit ttanlt, nnb beten äBegtftumnng bod^, nad^ bet 9}et« 
fid^etung bed 9leuen Xeftamentd felbft, bet 3^ed( bet Senbung 3efu 
in bie ^elt getoefen fein foIL 

S)ie d^tißlid^e Seilte bon bet (Sottl^t biefe» 3efn8 ßeltt SReS- 
liet in bie 9teil^e bet a^l^tteid^en Sietgdttetungen , bie toit in bet 
(gefd^id^te bet alten SBelt finben. S)ad Sotgeben gdttlid^et Offen- 
batungen toat atoat nad^ il^m t)on [t^tx mix ein (lolitifd^ed 93Ienb* 
toeti, toit toenn 9luma bon Untettebnngen mit bet ^l^ntfl^e Sgetia, 
SRofed bon fold^en mit bem @ott im btennenben 9}ufd^e f)itad^; 
bod^ l^atten btefe SHten, uttl^eilt et, batin nyenigftenS nod^ einen Xeft 
bon Sd^am, ba§ fie nid^t, toie etlid^e Spätete, fid^ felbfk füt (Sdttet 
ausgaben. UebtigenS ^dEten foI(^e, nad^ ^ReSliet'd äSotfteUung, and^ 
l^iet fd^on bal^intet. Set angeblid^e @ott, bet mit Slbam fptad^, im 
hatten Infttoanbelte u. f. f., toat bod^, mte eben l^ietaud etl^eUt, mtt 
ein Wenfd^, unb Slbam ein ZSlptl, ben jenet l^intet^d Sid^t flU^. 
Unb ba^ es ebenfo mit bem @ott bed ^ofed ftanb, t^ettätl^ fuj^ 
bntd^ beffen äBeigenmg, fid^ bem SJtofeg bon botne au aeigen, notftt» 
lid^ toeil et babei @efa]^t lief, bon biefem aU ein il^m bieOeid^t 
tool^Ibefanntet 3Renfd^ ctfannt au toetben. SBenn nid^t — fe|t unfer 
natuttoüd^figet fttitilet afö SteugetfieS tfX^ntx Setmutl^ung l^inau — 
bie äBotte beS angeblid^en @otted nnt Sßotte bed ^ofeS felbft ftnb, 
benen et babntd^ mel^t (Setoid^t ettl^eilen tooUit, ba| et fie einem 
(Sott in ben ^Dtunb legte. (Sin tinblic^et Stanbbunit bet l^iflotifd^en 
Jhitif , flbet ben abet aud^ nnf et äteimatnd nut um SBeniged |inaitS 
iß. „Sie Sitten l^atten bie &ttoof^nf)Ai/' fogt ^edliet, ,,Aaifet mtb 
gto^e 3)lftnnet untet bie (Söttet au betfe|en. Set Stola bet (8to|en, 
bie @d^meid^elei bet einen unb bie Untoiffenl^eit bet anbetn l^oben 
biefen @ebtaud^ l^etbotgetufen unb in Sd^toang gebtad^t." 3n bet> 
f elben %xt obet eäUttte et ftd§ aud^ fd^on bie (Sntftel^nng bet &tte^ 



2)er $famr VMliit imb fein Ztfiammt 283 

« 

^ttetbotflettungen* Stud^ Sotutn, Supitet, Sitno u. f. f. toaren 
mä^ il^m nid^id onbeted ald „t^otnel^me Sännet unb ^xantn, 
^^mdßn unb $tinaeffinnen, ober anbete $etfonen t)on Slnfel^en, bie 
entoebex fid^ feC6ft, ober benen älnbete aud Untoiffenl^eit, (Sefdlligfeit 
unb Sd^meid^elei ben Flamen t)on @öttem ober (Sdttmnen beUegten/' 
Sunt %^txl inbeg, uttl^eilt ^tUm, toaten bieg bod^ nientgftend 
bebeutenbe unb tierbienftooUe Menfd^en; toet aber toar benn nun 
berienige, fragt er, ben bie Sl^riften aum @otte gemad^t l^ben? 
@d^ Urir und nad^ ber SReinung Slnberrr t)on iSfxa um, fo ftnben 
toix, ba| feine 3^t* unb SJolfögenoffen il^n nid^t nur allgemein für 
einen Biogen ältenfd^en, fonbem aud^ für einen @d^tt)&rmer unb 
%arren gel^alten l^aben. Selben toir auf feine Sieben, fo treten und 
bie toEften Sinbilbungen entgegen, bie er t)on fid^ felbft l^atte: bag 
er bad %eid^ S)at)ibd l^erfteQen, bag er mit ben äBoIfen bed ^immeld 
»ieberlommen toerbe, ja bag er ber ©ol^n bed aUmäd^ttgen @otted 
fei. S)a8 gel^t Aber ben S)on £)ui|ote unb betoeift beutltd^, ba| fein 
ftopf nid^t in Orbnung toar. @o finb aud^ feine ^anblungen, fein 
^entmaiel^en , um bie 9(nlunft eined ^immelreid^d au berfünbigen, 
feine SSifionen, bom Xeufel auf einen SBerg unb auf bie £em))elainne 
gefft]^ au fein, fein @eba]^ren Bei feinem angeblid^en äBunbertl^un, 
gona in ber %xt eined Sd^toftrmerd, ber, toie man aud ber fßex» 
tteibuttg ber SSerIftufer aud bem Xempel etfiel^t, aud^ bor einer (Se* 
nmlttl^at nid^t aurfidEfd^eute. Sind aOem biefem erl^eUt — id^ fe|e 
bie franaöfifd^en SBorte l^er — , qa'il n^^tait qa'on homme du näant, 
OB bomme vil et mäprisable, sans esprit, sans talens, sans science, 
et enfin qu'il n'ätiut qu'un fol, qa'nn insensä, qu'an misärable 
fanAtique et an malheureux pendard. @o toar aud^ bad Sl^riften- 
tl^ bon Einfang nid^td 9lnbered aU eine @d^toärmerei, bie gl^riften 
„eine 6e€te t)on elenben unb ber&d^tlid^en SRenfd^eU; bie ein @efd§dft 
baraud mad^ten, blinblingd ben falfd^en SinBilbungen eined elenben 
unb berftd^tUd^ Sd^toftrmerd ^u folgen, ber aud bem elenbeflen unb 
t)er&4ilid^ften aEer SSölIer l^ert^orgegangen toar.'' S)ad ifl benn 
freilid^ fo leibenfd^aftUd^ unb ungered^t, bag, toie toir gefeiten l^aben, 
felbfl aSoltaire fid§ tieranlagt fanb , bie ^erfönlid^f ett 3efu bagegen 
in 6d^u| au nel^men, unb ed erHärt ftd^ nur aud bem lange ber- 
l^enen ®rimm eined ^Ranneg, ber biefen 3efud fo t^iele ^al^re am 
Sltor ald (Sott l^atte berel^ren muffen, ben er bod^ nur für einen 
gienf^en ifiAt 



284 9oeitt »eUofie. 

Sud^ fottft ift fiBtigend l^iev bet ^uvSt, too Soltaite ton SRe(k 
Itet 9[bf(^teb nimmt, ntü) too and^ äteimatnd, toenn et i^ ftelamtt 
l^ätte, Slbfd^ieb t)on il^m genommen l^Ben toftrbe. Siefe beiben legten 
oHe bie ^enlid^Ieit, bie ^e bem Sottmenft^en unb bem SBunbetgotte 
bet Offenbarung abnel^men ju muffen glaubten, bem @otte ber Sev> 
nunft unb 9latur iu Sfü^en; ber eine mit mel§r, ber anbere mit 
n)entger (Smft unb 3uberfid^t, bod^ aud^ 93oItaire mit all bet lieber 
aeugung, beren feine ffe))tif(^e 9latur föl^ig toar. Set ^eSliet iß 
baS anberd : er fe^t bag aSerl ber S^^^^Sr ^^^ ^^ ^^ ^^^ ^^ 
lid^en (Sott unb (Sottmenfd^en bollaogen, an bem @otteSbegtiff ber 
$l^lofo))l^en fort unb ftnbet fl(^ nid^t el^er am Std, ald 6id er iebe 
möglid^e Sorftettung eined @otteg aß äBal^n unb Slenbtoerl ertoiefen 
au l^aben glaubt. Unfere @ottedt)erel^er niiffen ftd^ ettoaS bantitr 
ba§ fie bie oielen ®5tter bed ^eibentl^umd in il^rer 9ltd^ttglett er- 
lannt unb ftd^ auf einen einzigen ®ott aürücfgeaogen l^aben. allein 
bamit l^aben fie nur bie äBiberft^rüi^e, bie in ienen @5ttert)orfteIlungen 
lagen, red^t nal^e aufammengeaogen. ,,3Beber bie Sl^im&ta ber 
anten/' fagt ^edlier, ,;noc^ bie @))]^in|, nod^ Sl^f^on, nod^ alle 
gfictionen ber $oeten unb Stomanfd^teiber l^aben etkoad, ba^ aud^ 
nur annäl^erungdtt)eife ben Ungereimtl^eiten glid^e, bie in bem @otteS« 
begriff unferer neuen (Sotteöberel^tet entl^alten finb." 3^ biefen 
SSHberftirfld^en red^net er nid^t blöd ben a^oifd^ bet ßinl^eit unb 
ber Sreil^eit in ber d^riftlid^en Srinit&tdlel^, bie er einet aetfe|enben 
Aritil unterwirft, fonbem aud^ ben bloS tl^eifüfd^en @ottedbegrtff 
flnbet er and fold^en gana aufammengefe|t. Sin SBefen, ba^, ol^ne 
felbft rftumlid^ a^ f^^^ ^^^ ganaen Kaum erfftUen, ol^e Setoegung 
in ftd^ bie SBelt bewegen, ol^ne SJerftnbemng lebenbig unb il^dtig 
fein foQ, erfd^eint il^m rein unbenibat; unfete @ottedbetel^tet, meint 
er, opmtm mit lauter SBorten, mit benen fie felbft leine SSorfleKung 
t)erfnü:pfen. 

2)od^ fie mad^en ftd^ ja anl^eifd^ig, mel^r ate einen Seweid au 
fül^ren, ba^ eg ein fold^ed SBefen gebe, geben muffe, äßir ettmtem 
und, toie feft unb auberftd^tlid^ aud^ SSoltaire bor allen auf baS 
p]^#cot]^eologifd^e Argument für bad Safein (Sottet baute. Vb^ 
lier mad^t baffelbe aum @egenftanb einer einfd^neibenben Jhitil. Sen 
SBorbegriff,^ bie 9latur gerabeau fftr Aunfl au etlläreU; l^&tte et feinem 
(S))itomator am toenigften f o l^ingel^en laffen. Sie äßerle bet SMjt, 
fül^rt er aud, entftel^en auS Stoffen, bie bon felbft leine Setoegsng 



S)ev ^axxtx SReSIiet unb fdn Seflameni. 285 

l^aBen , für fl(3^ f ettjl df o lein tcaelmaBtßf ^ 3Ber! Bitten lönnten ; 
bie aSedt bet 9latur bagegen aud Stoffen, bie ftd^ felbfl geflalten 
mittelft einet SBetoegung, bie il^nen eigen unb natüxlid^ x% ^on 
tt)enbet ein, eben biefe 93etoegung liege nid^t in bex Statut felbft, fie 
mftffe il^t ))on äugen butd^ ein fd^öpfetift^ed SBefen mitgetl^eilt fein. 
SEein toa% gett)innt man benn butd^ bie 93otaugfe|ung eined fold^en 
äBefend? S^ fel^e bie 9latut unb fel^e gett)i1fe 93emeguttgen unb 
(Beftaltungen in il^t, bie mi($ in SSettounbetung fe|en; )oeri)en mit 
benn biefe Begteiflid^et, toenn id^ ein unBelannted SBefen etbid^te, bad 
ifft biefe 93etoegungen mitgetl^eilt l^aben foQ? (Setoig ift ed tHet 
einfädlet, einem etfa]^tungdmä|ig tiotl^anbenen äSefen — bet Statut 
obet bet SRatetie — getoiffe innetl^alb i^tet bemettbate Sigenfd^aften 
afö bie il^gen beiaulegen, ald füt biefe @igenfd^aften ein äBefen, 
boS in leinet Stfal^tung tiotlommt, botau^aufe^en. S)abei fommt 
XEeS batauf an, ob man Beted^tigt ifl, bie äSetoegung afö ein toefent« 
lid^ed mxxHt bet aHatetie au bettad^ten. $iet I&|t fid^ nun ^^ 
tiet butd^ bie ittige 93otfleQung, bag d auä) unbemegte itbtpet gebe, 
in bie f))i|ftnbige Untetfd^eibung l^ineinbtängen, bie 93etoegung gel^dte 
atoat nid^t aum äBef en bet ^atetie, abet fie fei eine @igenf d^aft il^tet 
9latut; U)it toiffen nid^t, toaS bad$tinci)) bet äSetoegung f ei, fonbetn 
nut, ba| eS fid^ nid^t Unbetf))ted^e , biefelbe auf» bet SJtatetie felbft 
abauleiten. Sd fel^It l^iet bem toadEeten $fattet indbefonbete bie 
ftenntnig beS bamafö in gftanlteid^ nod^ menig belannten Stetoton'fd^en 
@tabitationd))tinci))d ; et ftedEt nod^ in ben äBitbeln feinet Sattefiud 
unb gibt bon biefem Stonbpunfte l^öd^ft tounbetlid^e SSotfteUungen 
flbet bie utfptünglid^e 93emegung bet Aötpettoelt aum 93eften. 

Um fo ftätlet ift et abet in bet (Segenptobe. Jtftme bie 93e" 
toegung bet SRatetie bon au|en, fo fdnnte fie il^t nut bon einem 
immatetieUen SBefen lommen; benn koenn bon einem matetieUen, fo 
I&me fie ja aud il^t felbft. Sin immaterielles SBefen abet fann ein 
materielle^ nid^t betoegen, ba ed felbft feine ä3ett)egung l^at; benn 
»eloegung fe^t JRaumlid&f eit , Sciblid&feit, bet Stofe geftigfcit, Un- 
butd^bringlid^Ieit botaud, toad audfd^tieglid^ Sigenfd^aften bet SRaterie 
finb. %ud§ mittelft bed @d^5))fungdbegriffe$ fül^ri m^lm einen 
nid^t minbet tteffenben (Segenbetoeid. Sßäte ttgenb ettoaS gefd^affen, 
fo m&|ten bot äOtem 3^t, Staum unb SRaterie gefd^affen fein. 
SUein bie Sdi lann nid^t gefd^affen fein; benn, to&te fie ed, fo 
mtt|te bad äBef en, bad fie f d^uf , bot il^t geloef en fein ; bief ed äSotl^et 



286 B^oeite »eila§e. 

loSte aBer Bereits fle felBft. Cbenfotoenig ber ftittttit; benti d^e et 
loat, too l^&tte ba baS fd^5))fetif($e äßefen fein foUen, unb tote ^Ute 
eS ol^ne SSekoegung, mitl^in ol|ne Staunt, fd^affen foICen? !3n IBetreff 
bet Slaterie f&ttt ber 99etojetd, bag fie nid^t gefd^affen fein tonn, mit 
bem obigen, ba| il^ bie ISetoegung nid^t bon au^en fonttnen Iwm, 
jttfammen. Cinen toeiteren (Begenbetoeid gegen bad pl^^ficotl^eologifd^e 
9[rgument fül^ SleSliec bon Seiten ber Sil^eobicee. SOe SoU' 
lontmenl^eiten ber SBelt, nrtl^eilt er, sengen nid^t fo ftarl fftr hai 
Safein eines boUIommenen Sd^dpferS, aU baS getingfle Uebel in ber 
aSBelt gegen einen fold^en ^euit. „Siü^ benintibere /' fagt er, „bie 
SBerle ber 9latttr, il^re Crbnung unb Sd^dnl^eit, fo fel^ loie bie 
SotteSberel^er ; aber id^ Betounbere fle als SBerle ber'9latnr; afö 
SBerle eineS (BotteS I5nnte id^ fie nid^t betounbem." SB fold^e 
nftmltd^ müßten fie boQIommen unb mangelloS fein, itnb baS flnb 
fie nid^t. S)a^ für bie SBelt , fo toie fie ie|t eingerid^tet tft , baS 
Uebel eine Stotl^toenbigleit fei, begreift SJteSIier tool^I; baS innnet 
neue (Sntftel^en , toorauf fie berechnet ifi , fe|t ein beft&nbtgeS SJer* 
gelten, baS Siergel^en ^uflöSbarleit ber Stbtptx, bie bei ben empfing 
benben notl^toenbig @d^mera mit fld^ bringt, borauS; äRenfd^en unb 
Zitiere koftrben fid^ unter einattber erftid(en, menn fle nid^t ))ot}5gen, 
einanber aufaufreffen. ^er eine fold^e SBelt , mit biefem (Semifd^e 
t)on ®ttt unb Uebel, l^fttte ein t)oinommeneS SBefen (l^ier ftmd^t 
SleSlier fafk toie 9[rt]^ur @d^o))en]^auer) ntd§t fd^affen mögen: il^t 
S)afein betoeifl fein 9lid^tbafein. 3n äSeaug auf baS moralifd^e Uebel 
beftreitet WeSKer namentlid^ bie S^orfteUung einer gbttlid^en du« 
laffung; er leugnet, ba| eine fold^e auf ein allmftd^tigeS SBefen 
9[ntt)enbttng finbe, unb toeifl nid^t ol^ne 6d^arfflnn nad§, toie baS 
größere ®ute, baS mittelft ber S^^^ff^ng ^^ UebelS angeblid^ erreid^t 
»erben folle, in SBirltid^feit nirgenbS au flnben fei. 

S)er eigentlid^e S^ulbetoeiS ber Sartefianer f&r baS S>afein 
@otteS tx>at belanntlid^ ber fogenannte ontologifd^e. %ber oud^ il^m 
berfagt ^eSlier feinen Stefbeft. SBenn biefer 93ett)eiS auS bei 3bet 
(SotteS auf feine (S^iftena f daliegt, fo l^ftlt er bemfelben baS atoar 
platte, bod§ a^itü^^fi Untt)iberleglid^e entgegen, ba| auS ber 9h>r* 
fteUung, bie toir unS bon einer Sad^e mad^en, leineStoegS folge, baf 
bie ®aä^e fo fei, toie toir fle unS borftellen. Sott eS aber beßimmter 
bie tlare unb beutlid^e S^orftettnng fein , f oll XUeS toal^ fein, nmS 
toir und Uar unb beutlid^ borftellen, fo bel^an^rtet |a SReSlfer, toie 



Ibtt Pfarre« SReBtiev nnb {eilt £efiament. 28? 

lott Bereits tolffett, b.a^ bte fßm^tUmi ^^ ®otte9 t>xtlmtl^ baS 
(Begentl^I einet ftaten uttb beutlid^en fei. Ober fott bie in mA 
liegenbe @otte«ibee bad Safein (Sottet in bet 9(tt betoeifen, bat fl^ 
uns nnt butd^ ®oit felBfl ntitgeil^eilt frin I5nne, fo toeiß Wedlier 
im tfegentl^eil nad^, ba| bie 3bee beS Unenblid^en nnS eBenfo natütlid^ 
fei toie bie beS SnbHd^en, ba| fle und mitl^in butd^auS nid^t bon 
einem unenblid^en äßefen fiegeben fein müjfe. 3n bem ontologifd^en 
Xtgumente ftedt il^m aufolge eine SSettted^Slung. S)aS nid^t nid^t- 
feienb au Senlenbe ift nid^t ein atterboaiommen^eS äßefen , fonbetn 
baS aBefen ober Sein flbet]§au))t (l'dtre en g^n^ral et infini, nid^t 
r^tre infiniment parfait). 2)aS allgemeine S^in obet SBefen ober 
ift nur bie aJlatetie. 3n biefer gfaffung fättt baö ontotogifd^e Slrgu- 
ment mit bem tid^tig betftanbenen foSmoIogif(^en jufammen. Witf 
bingS mu^, ba ettoaS ifl, ettoaS bon Stoigleit l^er getoef en f ein ; aber 
biefeS SttoaS ift eben baS materielle Sein , baS toir bor unS feigen, 
nid^t ein immaterielle^ , bad toir unS bloS einbilben. SaS etoige 
SBefen mu^ ein foId^eS fein, auS bem atte S)tnge finb, baS in aUtn 
ift, unb in bad aUe aurfidtel^ren : ein f old^ed aber ift nur baS mate« 
riette ©ein. 9lu8 biefer Waterie entftel^en bermöge il^rer natftrlid^en 
93etoegttng burd^ t)erfd^iebene Kombination unb SHobification il^rer 
Zl^eile atte bie berfd^iebenen 9laturta)efen bis aum Zitier unb SJtenfd^en 
l^inauf, ol^ne ba^ baau ein au^erl^alb ftel^enber &ä)bp]tt nötl^g 
toftre, ober aud^ nur etmaS belfen lönnte. ^bem ^eSlier baS all- 
gemeine Sein, baS ^unbament unb ^rincip aQer Singe, unb biefe, 
mit SluSfd^lul jebeS (SebantenS an eine Sd§ö))fung, nur berfd^iebene 
^obificationen beS Seins nennt, nftl^ert er fld^ Spinoaa unb feiner 
Subftana; nur ba^ er nid^t toie biefer baS Senlen ber SuSbel^nung 
als baS anbere Attribut ber Subftana ebenbürtig gegenftberfteSt, 
fonbem baffelbe t)ielme]^ nur als einen modus ber 9(uSbe]^nung, ober 
tiielmel^r beS ^(uSgebel^nten, ber Materie, betrad^tet. 

Sßäl^enb in bem erfteren fünfte, ber Sefettigung beS gbttltd^en 
SBerlmeifterS , 3ReSlier mit bem Stanb))unlte SBoItaire'S unb beS 
Xl^iSmuS über]^au))t fd^ gerabeau in O)))ofition beftnbet, liegt in 
bem anbeten, ber ISetrad^tung beS S)enIenS als einer SRobiflcation 
ber aJtaterie , fd^on toieber eine Slnndl^erung. «ber ftatt ba§ SJoI- 
taire ftd§ l^ier mit ber fd^Ied^ten SluSlunft belauft, baS Senlen atS 
eine ber Vlaterie butd^ bie SlKmad^t miUlütlid^ flbetttagene gfunction 
au bettad^ten, fud^t aReSliet bie Selaeife für bie ^mmatetialitSt beS 



^SS S»tiU SeOage. 

Senfend unb ber Seele p enth&ftett. S)te (Bä^anlen, bie Stii))tin« 
bungeti, fagen bie Sartefianer, l^oBen leine XuSbel^ung, leine 8e< 
ftalt, laffen fid^ toeber ftialten nod^ fd^neiben, alfo feien fte nid^td 
^aterieUeg. 9lbet ein 24)n, extoiebert SJteSiter, ein S)uft, ftnb 
gleid^faUd tt)eber tunb nod^ titeredig; ®efnnbl^eit unb Jhonl^eit, 
@d§5nl^eit unb .^ä^Iid^Ieit laffen fid^ aud^ nid^t mit bet SUe meRen, 
nnb finb bod^ matetieU. 6d fann tttoa^ eine SHobiflcation bei 
3SiaUm fein, ol^ne batunt fömmtßd^e (Sigenfd^aften bet SJlotetie an 
l^aben. Unb toenn man 2)enlen unb Smpfinben nid^t afö gfnnc= 
tionen bet ^Jtatetie, fofem fie einen menfdglid^en Rbxpn hilhti, 
f äffen toiU, unb batum afö Präget biefer Sl^atigfeiten eine im- 
matetieUe @eele t)otauSfe|t, ift ed benn im minbejten leidster, bie 
®emeinfd^aft biefer Seele mit bem matetieEen A5tper ju ediftten? 
3Benn bet Stbxptt nid^t empftnben fann , iDie f oU et benn bet Sede 
bie @innegem))ftnbungen auf ulkten? unb iDenn bie Seele ein immate* 
tieCeg einfad^eg SBefen i{t, toie foQ fie bet Suft unb beg Sd^metaed 
fällig fein? 

3fa|t man bad S)enfen unb (Smpfinben afö Function einet 
immatetieUen Seele, unb fd^teibt eine fold^e ben Zl^ieten nid^t ^n, 
fo ift ed nut folgetid^tig , iDie in bet (Sattefifc^en Sd^ule gefd^al^, 
ben %f)itxtn bie ßntpfinbung abauf))ted^en , fie ald blo^e ^afd^inen 
au bettad^ten. @egen eine fold^e Slnftd^t emt)ötte fid^ in ^eSliet 
ni($t aUein bet gefunbe SRenfd^ent^etftanb, fonbetn aud^ baS menfd^» 
lid^e ®efü]^I. St nennt biefe Seilte eine abfd^eulid^e, toeil fte batauf 
l^intoitle, in ben ol^nel^in l^atten ^etacn bet SJlenfd^cn iebeä 3Jlitgefü]^t 
füt biefe atmen Sßefen au etftidEen, bie bo(^ als unfete tteuen Sebend« 
unb ^tbeitgenoffen eine fteunbUd^e Sel^anblung t)etbienen. „fSütm eS 
ein £tibunal gäbe/' fagt et, „um biefen atmen Sl^ieten %ed^t au 
fd^affen, fo tofltbe id§ t)ot bemfelben eine fo tietbetBIid^e unb xnäi' 
lofe Seilte benunciten, butd^ toeld^e fie fo fd^toet beeintt&d^tigt meä)en, 
unb id^ tofttbe fo lange auf beten äSetbammung btingen, Bis fie 
gana aud bem ®eifl unb Glauben bet 3Renfd§en t)etbannt, unb bie 
Sattefianet, bie fie aufted^t Italien, aut &ffentUd^en Slbbitte t>tt' 
uttl^eitt to&ten/' Siefeg SRitleib mit bet Zl^iettoelt toat fo tiefe 
@efü]^Igfad§e bei 3SltSlm, ba|, ob et gleid^, toie toit gefeiten l^obm, 
bie 9totl^toenbigIeit bet Zdbtung t)on Z^intn tool^I b^gtijf, ed il^m 
bod^ bei bet gfleifd^nal^tung ni(^t ted^t gel^euet ifl. St fagt nii^t, 
ba| et fid^ il^tet entl^alte, abet et gefielet, ba^ eS il^m iebedmal 



2)e¥ $faner TMiitt ttnb fein £eflameiti. 289 

Sd^tner) tietutfad^e, einem ^ul^n ober einet ZauBe ben $att aB« 
fci^neiben, ober ein Sd^toein fd^Iad^ten au taffen, unb ba^ er tior 
iebem @<^Ia($t]^attfe SlBfd^eu em))finbe. SB&re id^ aum SlBerglauben 
geneigt, fagt er, fo toürbe id^ mid^ fld^erlid^ 3tt ber Steligion bet 
9tid^tfleifd§effer gefd^Iogen l^oBen. 

9[ud ber ^mmaterialtiftt unb (Sinfad^l^eit ber ntenfd^Iid^en Seele 
erfd^lol majt in ber Sartejtfd^en Sd^ule il^re IlnflerBIid^Ieit. Set 
(Sebanle unb boS Senlenbe l^oBen leine SuSbel^nung; toa^ leine Su^ 
bel^nung l^at , bal^ ]§at leine Zl^eile , bie fid^ )Don einanber trennen 
lönnten; loaS leine fold^en zi^eile l^at, lann fld^ nid^t auflöfen, 
nid^t toergel^en. SOIein toie toollen benn, fragt SJledlier , bie Sarte« 
ftaner bie (Sinfad^l^eit unb 3mniaterialit&t ber Seele htffavipttn, ha 
fie bod^ SttgeBeU; ba| fie ber SBer&nberung, ia ba| fle ber Aranfi^eit 
untertoorfen ifl? äBaS ftd^ t)erftnbert, vxa% aud^ Zl^ette l^aBen; tomn 
bie Seele, toie bie Srfal^rung leiert, mit bem SeiBe erftarlt unb 
nrieber fd^toftd^er toirb, fo lanr^ fie leine t^on il^m getrennte SuBftau) 
fein, als toeld^e fie toielmel^ t)on il^m unaBl^ängtg fein mü|te. 
WeSlier feinerfeitS Betrad^tet bie Seele al8 bad fifeinfle unb 93etoeg- 
ttd^fte, toad t)on Materie in und ift, im Qnterfd^iebe bon ber gröBem 
Materie, bie unfere @Iieber unb bie fid^tBaren Zl^eile unfereg j(5rperd 
Bilbet. Sie (Sm|)fhibungen unb (Bebanlen flnb freiCid^ leine Be« 
ftimmten me|Baren (Seftaltungen, fonbem nur innerlid^e 99etoegungen 
unb ^obificationen ber Materie, tooraud ber leBenbige Mt^n Beftel^t 
S)a8 SeBen ber SJlenfd^en toie ber Siliere, ifl nur eine Slrt t)on Be« 
ftftnbiger gfermentation il^eS SBefenS, b. 1^. ber ^l^aterie, tooraud fie 
3ufammengefe|t flnb, unb bie Smfifinbungen unb (Sebanlen finb nur 
Befonbere unb tiorfiBergel^enbe Wobtficationen biefer Befl&nbigen 
^obification ober gfermentation , bie il^r SeBen audmad^t. ^m 
Zobe ]^5rt bief e gfermentation auf, unb baS, toaS toir Seele nennen, 
erlifd^t, toie bie gflamme einer Aerje, bie leine Slal^rung mel^r l^at. 

SRit bem SeBen nad^ bem Zobe fftUt aber aud§ bie jenfeitige 
aSergeltung bal^in; eS BleiBen, toie aRe&Iier fid^ audbrfidtt, taufenb 
unb aber taufenb Sted^tfd^affene unBelol^nt, unb eBenfot^iele Safter* 
^afte unBeftraft; tooraud aBermafö folgt, ba| eS einen @ott, ber ia 
als ber a]i[ert)oaiommenfte aud^ ber allgered^te fein mfl^te, uid^t 
geben lann. Statt ba| nun aber unfer ^l^ilofo))]^ t)on biefem Sßeg« 
fall einer Anderen S^ergeltung 9lnla| nftl^me, in fld§ iu gelten unb 
feine Slnfld^ten bon (Bl&dE unb IlnglüdE, t>on Serien unb Seflimmung 
XL 19 



290 Stoeite SBeiUige. 

bed SRenfd^en m betttefen, fel^ett toit il^n etueit gern} anbeten äSet 
emfd^lagen. SBenn ed mit einem Ifinftigen Se6en nid^td ifl, fo ifl 
aEetbingS baS Stfte, fid^ nid^t länget t^on ben @eifUi(^en jmn SBeften 
l^alten in laffen, „bie/' tnft SReSliet feinen 93eid^tlinbetn ju, »untet 
bem 93ottoanb, eud^ ium ^tmmel jn füllten nnb end^ ha im 
etoige @lü(ifeligleit an betfd^affen, end§ l^inbetn, in Sbtl^e enet tmh 
Ud^d (SIM auf bet Stbe jn genie|en; bie nntet bem äfottoanb, in 
einet anbeten äBett end^tiot ben eingebilbeten Sttafen einet $5Ite 
Sn htiMfycm, bie ed nid^t giBt^ end^ in biefem Seben, bem einjigen, 
bad i|t an}nft)ted^en l^abt, bie toitllid^en finalen bet $dKe etbnlben 
laffen/' S)o(i mit biefem blöd ))afftben SBibetfianbe; ben (Seipid^ 
mit il^en SR&td^n lein C^ vxifyc )u leil^n, ift ed nid^t gefl^ 
(Sd gilt, bod 3od^ abantoetfen, baS, mit bem 93eiflanbe bet (8üp 
lid^Ieit, bie Si^tannen, gfütfien nnb ^bel, bem 93olI aufgelegt l^tou 
^e ätöllet foUten aufammenflel^en, alle Stteitigleiten , bie fie fonft 
nntet einanbet l^aben mögen, betgeffen, um fld^ a^ biefem bot allem 
notl^toenbigen Sßetle bie ^nbe ^u teid^en. Unfet ^fattet in ben 
$ltbennen möd^te feine Stimme etfd^atten laffen bon einet @tenae 
bed Jlönigteid^S aut anbetn, ia bon einem (Enbe bet SBelt snm 
anbetn, um oEe aRet(fd^en aus bem Sd^lafe il^ed äBal^neg au koedEen 
unb anm 93ted^n il^tet fd^mad^boQen Letten aufautufen. St mSd^e 
ein ^etculed fein, um alte bie Angel^euet au etfd^lagen, bie bie 
S30llet fo gtaufam untetbtftdCen. 

Unb l^et beteitet und bet 3Rann, ben ed etbatmte, ein ^ul^n 
fd^lad^ten au laffen, eine eigene Uebettafd^ung. „(Sin %tet l^t 
gefagt,'' fd^teibt et, „nid^td fei feltenet, afö einen befal^tten £^tannen 
au feigen; unb bet ®tunb babon toat, ba| bie SRenfd^n nod^ nid^t 
bte ®d^n)äd^e unb Sfeigl^eit l^atten , bie S^tannen lange leben nnb 
tegieten au laffen. Sie litten ben äSetftanb unb ben SOtutl^, fid^ 
il^tet au entlebigen, fobalb fie il^e (Setoalt mi^btaud^ten; abet 
l^eutautage ift ed gat nid^td Seltene^ mel^, S^tannen lange leben 
nnb ]^ettfd|en au feigen'' (toie Subtoig XIY., meint et). SBit ttauen 
nnfeten ^ugen faum, toenn toit in bem Zeftamente beS fteunblid^en 
^attetS bie Sludlaffung finben: „äSo finb jene ebeln £^tannen» 
mötbet bet äJotaeit? too finb bie 93tutud unb eafftuS, too bie 
toadetn ^btbet eined Salignla unb fo mand^t anbeten«? Unb too 
finb anbetetfeitd bie Xtaiane unb ^ntonine, bief e guten gffttften nnb 
toötbigen Jlaifet? 3Slan fielet feine il^tedgleid^en mel^; abet in dtß 



Ser stattet TltSiixn unh \tin Sefiameni. 2dl 

möttgelttttB il^cr, too jlnb bie Sacque» Klemettt unb SRaöatÖac 
uttf eres gfratilteicä^ ? toarum leim fie ntd^t tnel^t, bief e cbelti aRötbet 
bct S^tannen , toatum leben jle tiid^t mel^r in unfeten Xa^m , um 
au etfd^Iagen ober au erbosen otte biefe flud^tofitbigen Ungel^euer 
unb gfeinbe bed menf($Iid§en (Sefd^Ied^tö, unb babutd^ bie SBblttt t)on 
il^rer Stoingl^ertfd^ft au Befreien?" aUfo toirlKiä^ — benn mit ben 
alten, einem »rutuS unb 6affiu8, ben l^ergebraiä^ten Sftebeflguren, 
l^at e8 ni(%t fo t^itl auf fi(% — aber toirllid^, ein Sftabaittac gejiriefen, 
nn ^adqueS Clement aurfldgetoflnfd^t? Sag Siedet beS Zuraunen« 
morbed iß eine f o audgema($te Sad^e für 3)ledlier , ba| er t% bem 
Äonftanaer 6onciI berargt, benfetten (übrigen» nur fel^r bÄingter« 
totx]t) unterfagt au l^aben, unb baraud fogar einen SSortourf gegen 
bas gl^riftentl^um ableitet. 3a, einem berüchtigten @t)rud§e, ber 
und in feiner etitgrammatifd^en Sf^ffung burd^ Siberot geläufig ift, 
begegnen toir fd^on bei bem Pfarrer bon (Sträpign^. S)er 3Rann 
fei lein ©ummlopf getoefen, meint er^ ber gefagt l^abe, er toünfd^te 
atte @ro^en unb 6beln ber (Srbe an ben Särmen ber ^riefler auf« 
gel^enlt au feigen. — 3lun beule man an SSottaire, ber fid^ fo un- 
a&Wfi^ Sn^I^ barauf berufen l^atte, ba^ bei ben Jl5nigMorben ber 
legten ^al^rl^unberte niemals bie $]^ttofo))]^ie ober bie Slufll&rung, 
fonbem immer nur ber religiöfe gfctnatiSmuS betl^eiligt getoefen! 
Unb l^ier entt)fa]^I nun ein $l^iIof o)))^ ,^ unb ein il^m übrigens fo 
nal^eftel^enber, ben Z^rannenmorb. Ser ^l^ilofo)))^ toar freilid^ 
augletd^ ein Sd^toärmer, unb feine Slnrufung eineS SlabaiKac gel^drte 
augenfd^einli(^ ber lederen nid^t ber erfieren Seite in il^m an; 
bo(^ toer unterfd^ieb fo genau, unb toeld^e ber ^l^ilofopl^ie unb ber 
$]^iIofo))]^enpartei nad^tl^eiligen gfolgerungen liefen ftd^ barauS 
aiel^en! Stlfo biefe ^anbfadCel ja nid^t auf ben Seud^ter, fonbem 
l^fd^ bamit unter ben Sd^effel, toie mit bem 9(ti^eiSmud aud^! 

$ittte man ftd^ nun fo ber geiftlid^en unb toeltlid^en Zuraunen 
mtlebigt , toetd^ ein Slegiment gebeult unf er milbl^eraiger ffibnigS- 
mürber an bie Stelle au fe^enl 5S>a% um bie gefeUfd^aftttd^e £)rb« 
nung au erl^alten, eine Unter obnung , eine ^äbl^ftngiglett vUnerlfttlid^ 
ifl, erlennt er an. Stber bie Drbner unb Seiter ber SefeEfd^aft 
fotten leine üBermütl^gen äbeligen, leine getoalttl^atigen Surften 
ober bon il&ncn beftettte ©d^ergen , fonbem immer nur bie SBeifeflen 
unb aSJürbigflm , bie SHten unb ßrf al^renm fein. Unb ba| biefe 
ber SefeUfd^ft nur im Sirnie beS gemeinen fdtftm borftel^en mürben^ 

19* 



^2 Smtt^ fßtOtt^. 

bafftt tofttf fd^on boburd^ S^fo^S^» ^^B ^ ^^^ ^ribatbottl^U gas 
nid^t geben tofttbe. Ilnfet flaatSutmoSI^enber $faner ift nftmlid^ 
gommumfl. (Sx beseid^net ed als einen SHt^btaud^, bet leibet frei' 
lid^ aSgemein fei, „ba^ bie SRenfd^en bie Qlfltet unb Steid^ü^ümet 
ber (Sri>e anm ^tibatetgentl^um gentad^t l^aben, ftatt ba| fie biefelBeti 
alle gleid^mä^ig in @emetnfd^aft befi^en unb fo oud^ genießen 
fönten/ (Sx meint, aUe Setool^net einer Stabt, eines SotfeS ober 
eines X\xä^'\p\tU follten aufammen nur Sine gfamilie auSmad^en, 
fid^ aUe untereinanber ttne Srüber n)tb Sd^toefiem, Sltem unb 
JKnber Betrad^ten, unb bemgemftl gemeinfd^aftlid^ Don berfelben 
3t(ä)tmi, mit ber gleid^en Aleibung unb SBol^ung, ober aud^ in 
gemeinfamer, nad^ Xolent unb @efd^idC, ^al^reSaeit unb 93ebfirfni| 
bertl^eilter Arbeit leben. Sie benad^barten Ortfd^aften unb @^ 
meinfd^aften toürben 93eretnbarungen fd^lie^en, toorin fie fld^ ju 
gutem äJemel^men unb aum gegenf eitigen 93eifkanbe berbinblid^ mad^ten. 
@o tt)ürbe nid^t nur bie Ungleid^l^eit in ber ^(udtl^eilung ber (Sfiter 
unb aUe bie bertoerfUd^en Mittel befeitigt, kooburd^ jeber fo biel 
nur immer möglich bon biefen (Sütem an fid^ ju reifen fu^t; 
fonbem eS töftre aud^ aUem Unfriä>en, aUem Streit, $a|, Sufrul^ 
unb Arieg ein Snbe gemad^t, meint ber 93erfaffer beS Segments: 
toftl^renb toir anberen im @egent]^eil ber SReinung ftnb, bamit 
to&re ber Jhieg aller gegen aEe bon 9leuem eröffnet, um am Snbe 
ju einer bielleid^t nod^ toeniger befriebtgenben Sütertl^eilung 3tt 
fftl^ren, afö bie je^ge ift. Sluc^ bieS 3been, bie bei Soltaire wx^ 
möglid^ — e^er bei einem Sftouffeau — Slnflang flnben lonnten. 

SBie eS bei fold^er aUgemeinen 93rüberlid^Ieit unb @d^me^ 
lid^feit mit ber (S^t toeä)en fottte, ift eine nal^eliegenbe gfrage. 
3)a§ ber erfal^rene (Seiftlid^e aud^ bie latl^olifd^e UnoufldSlid^Ieit 
ber (Sfft für einen ber abauflellenben SRifbräud^e erUftrt, ifl an fid§ 
nod^ leine Sd^to&rmerei. „SBenn bie SRenfd^en/' fagt er, „inS« 
befonbere unfere Sl^ftudberel^rer, nid^t fo, loie fie tl^, bie S§en 
unter fid^ unauflbSlid^ mad^ten; toenn fie im Segenü^eil fUtö in 
gleid^er SBetfe Männern unb SBeibem bie Sxti^rit liefen, ftd^ je 
nad^ il^rer Steigung ol^ne Unterfd^ieb miteinanber au berbinben, unb 
ebenfo bie gfreil^eit, fid^ koieber bon einanber au trennen, toerni fte 
bei einanber fld^ nid^t tool^lbefftnben, ober u^emt il^re Steigung fie 
antriebe eine anbere SJerbinbung in fud^en: fo toürbe man genril 
nid^t fo biele üble (Sf^tn unb fo biel l^ftuSlid^e 3^etra4t unter 



2)er $famt Tttllitx uitb fein %t\iammi. 293 

il^nett ]t^m, als je^t bet gatt i|l." S)o8 toftre bemi fteilid^ eine 
fel^r loeitl^etatfle Cl^egef e^geBung ; unb bie ffiinber? mu§ man fd^Iie^« 
Kd& ttod^ ftogen. Stuiä^ für bic, meint unfer ^latonilet, toftre fo 
Beffer fieforgt; toftl^enb je^t öiele berfelben tl&eiö unter ber Un« 
einigleit, tl^eifö unter ber ^xmutf) unb Untoiffenl^eit il^rer ßüem 
f(^toer 3u leiben l^aBen, toürben fie bann aUe gleid^ gut erlogen, 
genftl^rt unb t^erforgt, toeil eS in @emeinfd^aft t>on ben gemeinfd^aft« 
Ud^en @ütem gef($e]^en toürbe. 

3n biefe äb^Ee I&uft, nad^ ber £rag5bie beS X^rannenmorbed, 
bie SBeltanftd^t unfereS Pfarrers auS, beffen gan^e Senf« unb ®e« 
mütl^gart ie|t ausgebreitet bor und liegt, unb bem toir, bei allem 
%xfto% ben einige, aSem Sft($eln , baS anbere feiner @&|e Bei unS 
erregen, im fangen bod^ unfere Sld^tung unb 3uneigung nid^t t)er> 
fagen lOnnen. ßr fielet bie ganae SBelt um ftd^ l^er t)on Raffen 
get&ufd^t, tion Zuraunen 3U 93oben getreten; aSe Sleligionen finb 
il^m t)on ^aufe aud ^Betrug, oUe Staaten auf Staub unb Unred^t 
gegrünbet; im ^immel l^at er leinen @ott, ber über biefer SSer- 
toirrung toad^t, nad^ bem 2:obe fein anbered Seben, bag bie äBiber» 
ft)rü$e beS ie^gen audgleid^en toirb. ^ud einem fo l^eil» unb troft* 
lofen 3uftanbe ift nur burd^ einen fürd^terlid^en S)ur($brud§ l^erau^ 
jufommen, unb auf bem gereinigten 93oben gilt eS bann, ein 
anbereg (Sebäube auf gau) neuen @runblagen aufaufül^en. S)ie 
(Sebred^lid^feit bed erträumten neuen 3uftanbeg entgiel^t fid§ natürlid^ 
ber SBal^el^mung beffen, ber il^n trSumt; toie bie @ntfe|lid^Ieit 
bed UebergangeS ber nid^t in Slnfd^lag bringt, ber für bad fd^lie^» 
lid^e Srgebni^ fd^to&rmt. (£g toar ettoad nid^t rid^tig in ber geiftigen 
Einlage unb Sludrüftung unfered Iftnblid^en ^Pofopl^en. 3um Zl^eil 
toar es bie Sd^ulb feiner Qtit: i^xt S^f^^^^ toaren 3U l^art für 
fein toeid^eS ^era ; toäl^renb bie SBiffenfd^aften , bie focialen toie bie 
))^ilofo))]^ifd^en unb bie 9laturtoiffenfd§aften , nod^ in ben rol^eften 
anfangen begriffen, feinem ffienfen au toenig ^ülfe boten. So 
blieben feine @ebanfen au grob, feine Smpftnbungen au a^^; ^^^i>^ 
gingen nid^t in einanber ein, bie @ebanfen tourben bon ben 
entf finbungen nid^t bef eelt , biefe bon ienen nid^t georbnet. S)ad 
3beal fällt il^m nur in bie 3ufuttft, ift il^m nur ein ^roiect, baS 
getoaltf amer ^erbeifül^rung bebarf , ftatt feine ^nftd^t t)on ber 
(Begentoart aU ibealer $aud^ unb organifd^e Xriebfraft au burd^- 
bringen. 



294 S^UeSettage. 

Um f($lie|[t(i§ ))on bem Sd^idfale fetned ]^intetla{fenen äßedeS 
nod^ ettoajS an fagen, fo ging ed nod^ feinem Xobe getaume 3eit 
in SffifiJ^riftett um, bie, toie SJoItaite Berid^tet, in $arig afö ber» 
&otene S8aate tl^euet bejal^It n^uxben. 9[ug einer fold^en 9D6f(^tift, 
bte il^m ol^ne S^eif^l l>utd^ %^iemt augelommen mat, mad^te SßoU 
taite ben %tt8aug, ben et 1762 nntet bem Zitel: Sentiments du 
cnr^ Meslier, bttufon tte| nnb unenigeltlid^ berbteitete. 3^^^ SoXftt 
nad^l^er erfd^ien bon bem 99aton ^olbad^ eine Sd^tift: Le bonsens 
(erft in fpftteten 9[u9gaben, toie ed fd^eint, mit bem 3ttfa|e:) 
du [cQi6 Meslier, toorin bet SSetfoffer beS Systeme de la nature 
)loat in aUgemeinet Uebeteinflimmung mit SRedUet, bod^ übrigens 
gons in feiner eigenen äi^eife, bie @mnbfä|e beS SJlaterialiSmug 
unb %t]^eidmttd enttoidCelte: eine Sd^rift, toobon ber 1789 erfd^ienene 
Cat^cliisme da car6 Meslier ald eine SBiä)er]^olung befd^xieben tuirb. 
3n SSergleid^ung mit ber 9[rt, nne l^ier f))ätere gfreibenler mit 
^edlierS (Bebanlen fd^atten , geloinnt bie für ben $f atler f d^onenbe 
SJermut^ung bed Herausgebers ber Biographie Ardennaise, ba| fd^on 
bie l^anbfd^riftlid^en (S^entplare feineS £eflamentS bon il^en inter» 
tiolirt fein möd^ten, toenig äi^al^rfd^einlid^feit. 3n ber ©d^redCeffSaeit, 
im 9lüt)ember 1793, ßeHte ber n&rrifd^e 9(nad^arftS eioo^ im gonbent 
ben Eintrag, ^ReSlier als bem erften ^ßriefter, ber ben 3JUi^ unb 
bie ei^rlid^Ieit gel^abt, bie religiöfen ^rrtl^ümer abaufd^tobren, ein 
S)en{mal a^ errid^ten; aber ber Eintrag, ber an baS Somit6 beS 
öffentlid^en Unterrid^tS bertoiefen tourbe, blieb ofyctt Sfolge. Set 
(Eonbent l^atte bamals boEauf au tl^un, bie Seigren beS XeflamentS 
Dom X^rannenmorb in $ra^ au f e|en ; toäl^renb anbererf eitS laum 
ein l^albeS 3al^ barauf 9tobeS))ierre baS Safein beS l^öd^flen SBefenS 
becretiren Iie|. SBie fd^on unter bem alten Regime um 1775 , fo 
tourben aud^ unter ber 9teftauration , unb felbft nod^ unter ber 
3uftregiemng, in gfranlreid^ bie Bearbeitungen bon SJleStterS S^ejla» 
ment terfd^iebentttd^ aur SSernid^tung berurtl^eilt; bis enblk^ 1864 
ein Siebl^er in ^ollanb burd§ einen boQfUbtbigen 9bbmd( beS 
äBerleS nad§ einer ber nod^ übrigen ätbfd^riften fid^ ben S>cad oUer 
@efd^id^tSfreunbe berbiente. (Le testament de Jeaa Meslier, cor^ 
d'£tr^pigny et de Bat en Champagne etc. Oavrage inädit, pr6c^d6 
d'ane präface, d'ane ätade biographiqae etc. par Badolf Ouurles. 
Jljnsterdam ä la librairie toangöre, B. G. Meijer, 1864. in Tom.) 



IBoItaire unt» aßaric Hoxnciüt, 

obet 

Der Ijlftttiatd^ tioti ^entei) nie IjIflegdKiter nn) <(l)(ßtfler.O 

SStiefauSaüfie. 



1. ßtniabung unb (Sttoattung. 

1760 1. 9lot)emBcr, fd^tetBt Soltaitc auS SDöticcö an feinen 
gteunb, ben ©xafen atgental in 5ßari8: 

Youdriez-Yons avoir la charitö de vous infonner s*il est vrai 
qu'il y ait une M"® Corneille, petite-fille du grand Corneille, 
ägäe de 16 ans; eile est, dit-on, depnis quelques mois ä l'abbaye 
de St.-AntO(ine. Cette abbaye est assez riebe pour entretenir 
noblement la ni^ce de Chim^ne et d'Emilie; cependant on dit 
qu'elle est comme Lindane, qu'elle manque de tout, et qu'elle n*en 
dit mot. Comment pourriez-vous faire pour avoir des informations 
de ce fyit, qui doit intäresser tous les imitateurs de son grand- 
p^re, bons ou mauvais? 

7. 9lot)emBet auS getne^ an ^m. 8e Stun, bet i^n in eintr 
Obe im 9lamen bed t^etftorbenen grölen Sotneitte aufgefoxbett l^atte, 
^ä) ber ßnleltn anaunel^men : 

... II faut me bomer ä vous dire en prose, combien j'aime 
votre ode et votre proposition. H convient assez qu'un vieox 



') 6. oltot 6. 199 ff. 



296 S^tte SSeUofle. 

Soldat da grand Corneille t&che d'ötre utile k la petite-fille 
son g^n^ral. Qaand on b&tit des ch&teaux et des äglises^ et quN 
a des parents paavres k soutenir, il ne reste ga^re de qnoi fais: 
ce qn'on voadrait poor une personne qoi ne doit §tre secoiin::»^':^ 
qne par les grands da royaame. Je suis vieox, j'ai ane niöce qw ^m i 
aime toos les beaux arts et qoi r^ossit dans qaelques-ons; si ET ^ 
personne dont voos me parlez, et qae voos connaissez sans doaU^:^ 
Yoalait accepter aapr^s de ma ni^ce T^dacation la plus honnSt^ 
eile en aorait sein comme de sa fille; je chercherals ä lui sery:ar 
de p^re ; le sien n'aurait absolament rien ä d^penser poar eile, on 
loi payerait son voyage josqa' k Lyon ; eile serait adress^e k Lyon 
k M. Tronchin (Sanquier) qoi loi foamirait one voitare jasqa'k 
mon chäteaa, oa bien one femme irait la prendre dans mon 
äqoipage. Si cela convient, je suis k ses ordres, et j'esp^re avoir 
k vous remercier jusqu'au demier jour de ma vie de m^avoir 
procura Vhonneur de faire ce que devait faire M. de Fontenelle 
(bet )DOx Äutaem lOOiäl^tig tJetftorBene ©d^rif tjietter , bet ein SBcr» 
toanbtet bet ßotneille^S toat). Une partie de Töducation de cette 
demoiselle serait de nous voir jouer quelquefois les pi^es de son 
grand-päre, et nous lui ferions broder les styets de Ginna et 
du Cid. 

22. 9lobembex aud Säliced an benfel6en. 

Sur la demiftre lettre que vous me faites Thonneur de m'öcrire, 
sur le nom de Corneille, sur le m6rite de la personne qui descend 
de ce grand homme et sur la lettre que j'ai regue d'elle, je me 
dätermine avec la^ plus grande satisfaction k faire pour eile ce 
que je pourrai. . . M. Laleu, notaire tr^s-connu k Paris . . vous 
remboursera sur-le-cbamp et k Tinspection de cette lettre ce que 
vous aurez d6bours6 pour le voyage de M"® Corneille. Elle tfa 
aucun präparatif k faire; on lui foumira en arrivant le linge et 
les habits convenables. • . 

26. 9lotjember an bic ©rdfln Slrgental: 

. . Je suis bien fd,ch6 que cette demoiselle ne descende pas 
en droite ligne du p^re de Cinna^ mais son nom suffit, et la 
cbose paratt d6cente. 

@d§on am 19. l§atte et an Xl^ietiot gef d^tteBen : On me mande 



SBoItahe unb SRatie (EotneiEe. 297 

que la Corneille m qneBtion descend de Thomas, et non de Pierre 
(au($ bad toax nid^t tid^tid) ; en ce cas eile anrait moins de droits 
aux empressements da public. 

29. SlobemBet an ®taf Slrgcntal: 

J'apprends qae les devotes sont fäch^es de voir une Corneille 
aller dans la terre de r^probation et qa'elles venlent me Tenlever. 
A la bonne henre; elles loi feront, sans donte^ an sort plus 
brillant, an Etablissement plus solide dan^ ce monde-ci et dans 
l'autre; mais je n'aarai eu rien ä me reprocher . . 

8. S)ecemBer an Sl^ietiot: 

Qaand M^^® Rodogane yiendra, eile sera bien re^ae. 

2. 9lnlunft unb ^ngen)ö]^nung. 

22. SecemBet aud gfetne^ an bie ^atquife Su Seffanb: 

. . . Poor moi, qai touche ä ce bei äge de la mataritE (70), 
je me trouve tr^s-bien d'avoir ä gouvemer les 17 ans de M"® 
Corneille. Elle est gaie, vive et douce, Tesprit tont natorel: 
c'est ce qai fait apparemment qae Fontenelle Va si mal trait^. 
Je lai apprends Torthographe, mais je n'en ferai point one savante; 
je veax qa'elle apprenne k vivre dans le monde, et k y §tre 
hearease. 

SenfeKen Sag an ®raf 9(tgental: 

Noas sommes tris-contents de M^® Bodogane; nous la troovons 
naturelle, gaie et yraie. Son nez ressemble ä celui de Mad. de 
Ruffec; eile en a le minois de doguin, de plus beaux yeux, une 
plus belle peau, une grande bouche assez appEtissante, avec deux 
rangs de perles. Si quelqu'un a le plaisir d'approcher ses dents 
de celles-14, je souhaite que ce seit plutöt un catholique qu'un 
huguenot ; mais ce ne sera pas moi, sur ma parole . . J'ai soixante 
et sept ans . . 

28. S)ecemBer an Sltgental: 

H"* Chim^ne prend la plome; voyons comment eile s'en tirera. 



298 S)titte »ettoge. 

,Jtf. de Voltaire appelle M. et Mad. d'Argental ses anges. 
,,Je me srä aper^^ qn'ils ^taient ansä les miens; qn'ils me per* 
^^ettent de lenr pr^nter ma tendre reconnaissanoe. 

Corneille." 

Eh bien, il me semble qne Ghim^ne commence ä 6crire im 
pea moins en diagonale. 

31* SecetnBer an bmfelBm: 

La petite Corneille contribne beancottp k la donc^ir de notre 
vie: eile platt h tont le monde; eile se fcume, non pas d'on joor 
k Tautre, mais d'on moment ä Paatre . . 

1761. 14. ^tmuat cm Me @x&fUi ^Si;getttal: 

. . Mals poarqnoi M. d'Argental n'äcrit-il pas? . . S^il n'est 
qne paresseox, je snis consolä. II a un charmant secr6taire. 
„Tenez, petite fiUe (bic Heine €omeitte ifl flemeint), voilk comme 
les dames äcriv^t ä Paris. Yoyez qne cela est droit; est ce 
style, qn'en dites-vons? qaand äcrirez-vous de m^me, descendante 
de Corneille?" — Cela donne de Tömnlation ; die va vite m'6crire 
an petit billet dans sa chambre: c'est, je voos assnre, one plaisante 
6dacation. 

26. äonnax an ben (Brafen ^vgental: 

J*ai de terribles af^ires sar les bras ... et ma "besogne la 
plus difficile est d'enseigner la grammaire k M^^® Corneille, qm n^a 
aucone disposition poor cette sublime scienge. 

6. SRära an SRab. S^n 2)effanb: 

Yous me demandez ce qne c'est que M^ C^meüle; ce n'est 
ni Pierre ni Thomas: eile joue enoore avee sa ponp^e; mais eile 
est träs-heurensement n^e, douce et gaie, bonne, vraie, leoonnais- 
sante, caressante sans dessein et par goflt. Elle aura du bon sens; 
mais pour le bon ton, comme nous y wobs renonc^, elie le 
prendra oü eile pourra. 

10. Stpril an ®ncIog, ©ectctatr bet ftanaöfif (ä^en Slcabcmie : 

> Yous me faites grand plaisir en m'apprenant que l'Acad^mie 
va rendre k la France et k TEvrope le service 4e publier un 



Soliaite «uttb TUmt (^tneille. 299 

recneil de nos autenrs classiqnes, avec des notes qjai fixeront la 
langue et le goftt . • n me semble que W^^ Corneille aarait droit 
de me bonder, si je ne retenais pas le grand Corneille ponr ma 
part. Je demanide donc k TAcad^mie la permission de prendre 
cette täche, en cas que personne ne s'en soit empar^. 

1. aßai an benfettcn: 

J'ose croire qj^e TAcad^mie ne me ddsavoaera pas si je pro- 
pose de faire cette Edition ponr Tavantage da seal homme qni 
porte acgourd'hui le nom de Corneille et ponr celni de sa fiUe. . . 
J'assore TAcad^mie que cette jeune personne, qni remplit toos les 
devoirs de la religion et de la soci^t6, m^rite tont TintärSt que 
j'esp^re qn'on vondra bien prendre h eile. Hon idde est qne Ton 
oavre une simple sooscription, sans rien payer d'avance. Je ne 
donte pas qne les plns grands seignenrs du royaome, dont plnsieurs 
sont nos confröres, ne s'empressent k sonscrire poor quelques 
exemplaires. Je suis persnad6 m§me que toute la famille royale 
donnera l'exemple. 

16. Slugufl on be SRairon: 

Cette jeune personne a autant de nalvet^ que Pierre Corneille 
avait de grandeur. On lui lisait Cinna ces jours passäs; quand 
eile entendit ce vers: 

Je vous aime, Ümilie, et le ciel me foudroie etc. 
fi donc, dit-elle, ne prononcez pas ces vilains mots-lä. — C^est 
de votre oncle, lui r6pondit-on. — Tant pis, dit-elle; est-ce 
qu'on parle ainsi ä sa mattresse? 

a 

20. Octobet Ott Slrgental: 

Nous röpötions Mörope, que nous avons jou6e sur notre trfts- 
joli th^ätre (in f$erne^) et oü Marie Corneille s'est attirä beaucoup 
d'applaudissements dans le r^cit d'Ism^nie, que fönt ä Paris de 
vilains hommes; eile 6tait charmante. 

20. S)ecembex an Sibe^iKe: 

Enfin M"® Corneille a lu le Cid; c'est döjä quelque chose. 
Yous savez que nous Tavons prise au berceau. Nous comptons 
qu'elle jouera ce priBtemps Chim^ne sur notre th^tre de Femey ; 



300 SDYÜtc »ettage. 

eile se tire d^jä trts-bien da comiqne . . Elle joae des endroits 
k faire moorir de rire; et, malgr6 cela, eile ne däparera pas le 
tragiqne. Sa voix et flexible ^ harmomeose et tendre: il est jnste 
qu'il y ait nne actrice dans la maison de C!omeille, 

1762. 8. 50fldra an Sltgental: 

. . Laissez-moi reprendre mes esprits; je n'en peox plus; je 
sorg du bal, ma t6te n'est point ä moi — Un bal, vieux fon? 
un bal dans tes montagnes? et h qoi Tas-tn donn6? auxblairißaux? 
— Non, 8'il voos plait; ä trds-bonne compagnie; car voiei le 
fidt: neos jooftmes hier le Droit da seigneor (eine neue Aomdbte t^on 
93v t)on bet bie gfteunbe ni(^t biel l^alten looUten) , et cela sor an 
thtötre qoi est plas joli, plos brillant qae le vötre, assaräment. . . 
Oui, le Dr. d. s. a enchantö trois centä personnes de tont ^tat et 
de tont ftge, seigneors et fenniers, dävotes et galantes. On y est 
venu de Lyon, de Dijon, de Tarin. Croiriez-vous, que M^® Cor- 
neille a enley6 tous les saffirages? Gomme eile ^tait natorelle, 
yive, gaie! comme eile 6tait mattresse du th^ätre, tapant da pied 
qaand on la soafflait mal h propos, II y a an endroit oü le 
pablic Vb, forcäe de räp^ter. J'ai fait le bailli, et, ne voas 
d^plaise, h, faire poaffer de rire. Mais qae faire de 300 personnes 
an miliea des neiges, ä minait, qae le spectacle a fini? II a falla 
lear donner ä soaper ä toates, ensaite il a falla les faire danser: 
c'ätait ane f^te assez bien troass^e. Je ne cojaptais qae sar 
cinqaante personnes — mais passons, c'est trop me vanter. 



8. ßttt greiet. 

@(^on am 17. S)ecembet 1761 ft^rieB f8, an Xtgental: 

Mais qae dirons noas de notre philosophe de 24 ans? com- 
ment fera-t-il avec ane personne dont il faadra finir l'^ducation? 
comment s'accommodera-t-il d'§tre mari, pr^ceptear et solitaire? 
On se Charge qaelqaefois de fardeaax difficiles h porter; c'est 
son affaire: il aara Comälie-chiffon q:aand 11 voadra. 

^ietauf 14. Qüfttmhtt 1762 an 9(tgental nnb feine gtau: 
Mes anges, il y a longtemps qae j'ai envie de yoos äcrire 



SBoItatte unb IRaxk CotneiOe. 801 

sur le philosophe qni vent ^pouser. Yoici l'^tat des choses. 
(Sfolflt eine SluSffil^rung üBet feine — SJoItaire'S — SJetmögenä- 
umjiättbe, Sauten , Slenten, bie et feinen Beiben Slid^ten auSflefe^t. 
3)ann tociter:) J'en ai assurä 1500 livres ou environ ä M"® Cor- 
neille. . . Je ne sais pas encore ce qui reviendra h M^^® Corneille 
de r^dition de Pierre, mais je crois que cela lui formera un fonds 
d'environ 40,000 livres. Je lui donnerai une petite rente pour 
ma souscription. II ne faut pas se flatter que je pnisse davantage. 
Ne comptons mßme l'ödition de Corneille que pour 30,000 L, 
afin de ne pas porter nos esp^rances trop haut . . . . Si le 
philosophe est vraiment philosophe et veut demeurer avec nous 
jusqu'ä ce que son p^re lui c^de son chäteau, il jouira d'une assez 
honne maison; mais qu'il ne croie pas ^pouser une philosophe 
formte. Nous commengons h, €cnre un peu, nous lisons avec 
quelque peine^ nous apprenons aisöment des vers par coeur, et 
nous ne les räcitons pas mal: la sant^ est tr^s-faible, le caractäre 
est doux, gai, caressant ; le mot de bonne enfant semhle avoir €t6 
fait pour eile. — J'ai rendu un compte fid^le du spirituel et du 
temporel, du physique et du moral; et je m'en tiens iä en> me 
remettant hl ä Providence. 

21. SlobemBet an biefetten: 

• 

Le philosophe ^pouseur arrivera donc. Nous requinquerons 
Comälie-chiffon, nous la parerons. Elle pr^tend qu'elle pourra 
savoir un peu d'orthographe : c'est d^jä quelque chose pour un 
philosophe. Enfin nous ferons comme nous pourrons ; ces ayentures- 
lä s'arrangent toujours d'eiles-m^mes ; il y a une Providence pour 
les filies. 

13. SecemBet an biefelBen: 

mes anges! T^pouseur est arriv^: c'est un demiphilosophe. 
II n'a rien pour le präsent, mais il y a quelque apparence qu'il 
aura M^^® Corneille, et que M^^® Corneille aura plus que je ne vous 
avais dit. La terre qui doit revenir au philosophe est dans la 
Bresse, dans mon voisinagc: tout cadre ä merveille. Le p^re ne 
donnera prohahlement k son fils que son approhation et peu 
d'argent; on y suppläera comme on poun^. II est assez plaisant 
que je marie une ni^ce de Corneille; c'est une plaisanterie que 



802 SCvttie Beilage. 

j'aima bentconp. Le deini-philosophe n'est point effiarüach6 que 
la ftttore ait fait pea de progrös dans la mnsiqtie, dans la danse 
et antres beaox-arts; il ne danse, ni ne chante, ni ne joue: il est 
pour la conversation et il veat penser. Je pense qn'il conviendrait 
que le dnc de Choisenl ne r^fonnät pas la compagnie da fatnr; 
il ne fant pas donner ce d^goüt ä Ginna; *ce serait an triste präsent 
de noces, il est bon d'aillears de conserver des officiers qoi ne 
sont pas des petits-maitres. 

16. ffieccmBet an biefelBeti: 

mes anges ! voos avez entrepris d'a£fabler W^^ Corneille du 
sacrement de mariage, seal sacrement qae voas devez aimer. Mon 
demi-philosophe que voos m'avez däp^cbä n'est pas demi-pauvre, il 
Test complätemeni Son p^re n'est pas demi-dur, c^est ane barre de 
fer. II veut bien donner ä son fils 1000 liyres de pension; niais, 
en räcompense, il demande qae je fasse de tr^s-grands avantages, 
de Sorte qae je ne sais pas demi-embarrassä. Je n'ai presque ä 
donner k M^^® Corneille qae les 20,000 francs qae j'ai pr^täs ä 
M. de la Marche, qai devraient etre hypothäqa^ sor sa terre de 
la Marche, et sar lesqaels M. de la Marche devrait s'^tre mis en 
rögle depuis an an, aa liea que je n'ai pas m^me de lai an billet 
qai soit valable . . . Ces 20,000 francs donc, 1400 livres de 
rente döja assaröes, önviron 40,000 livres de soascriptions , le 
mariä et la marine noarris, chaaffäs, desaltäräs^ portäs en italiqaes, 
comme citation, de Regnard, je crois, pendant notre vie, c'est lä 
ane raison qai n'est pas la raison sans dot; et si an p^re, qai 
ne donne rien h son fils le philosophe , troave qae je ne donne 
pas assez, voos sentez, mes anges, qae ce pöre n'est pas an homme 
accommodant. Cependant il faat tächer de faire räassir ane affaire 
qae voas m'avez rendaiB ch^re en me la proposant. • . Je crois 
notre fatar träs-propre aax importantes nägociations qae neos avons 
avec la petitissime et tr^s-p6dantissime räpabliqae de Gren^ve. 
Yoici an temps favorable poar employer aillears M. de Montpäroax, 
resident h Gen^ve. II y a bien des places, dont M. le dac de 
Praslin dispose. II me semble qae, si voas vonliez placer k Genäve 
notre fatar, voas obtiendriez aisänient cette gräce de M. le dac 
de Praslin: rien ne serait plas convenable poar les Genevois et 



fßoliaixt ttti^ Tlaxii CotneiÜe. 303 



• • 



ponr moi . . . liBP^ Corneille vons devrait son ^blisseaäent 
M. de Vaugrönant (to^ toäre alf o le futur ?) vous devrait tout . . 
N. B. Mad. Denis et M^^^ Corneille ne sont pas si contentes 
qne moi da demi-philosophe ; elles le tronvent s(»nbre, dnriuscnle, 
peu poli, pen complaisant, marchandant, et marclkandant mal. 
Mais si lä r^sidence genevoise ^tait attach^e ä ce mariage, nos 
dames peurraient ^tre plus contentes. 

23. Secembcr an biefcIBcn: 

Je ne peux rien ajoater h tont ce qne je vous ai dit sor le 
futur, sinon que je suis content de lui de plus en plus. Les bons 
caractöres sont, dit-on, comme les bons ouvrages; on est moins 
frappä d'abord qu'on ne les goüte h la longue. Mais comme il 
n'a rien, et que de longtemps il n'aura rien, il est difficile de le 
marier sans la protection de M. le duc de Fraslin . • . 

1763. 2. 3attuat an btc ©rftfln «rgental: 

Le futur, conmie j'ai döjä dit, n'a rien. Je me trompe: il 
a des dettes, et ces dettes ^taient in^vitables h, Tarm^e. Je le 
crois bonnete bomme, j'espöre qu'il se conduira trös-bien. MaiS; 
encore une fois, il n^a que des dettes, une compagnie qui probablement 
sera räformäe, un p^re et une märe qui ont Tair de ne laisser de 
long-temps leur mort h pleurer h leur philosophe, qui se sont 
donn6 mutuellement leur bien par contrat de mariage, et qui ont 
une fille qu'ils aiment. 

10, Januar an Slrgental: 

Si les mariages sont Berits dans le ciel, celui de M. de C*** (?) 
et de notre marmotte a 6t6 ray6. Encore une fois, conmient 
pouvions-nous ne pas croire que vous vous int^ressiez yivement ä 
ce mariage? Le futur ^tait venu avec une copie d^une de mes 
lettres. II s^^tait annonc6 de votre part; il se disait sür du con« 
sentement de ses parents; il avait d^but^ par demander si la sou- 
scription du Corneille n'allait pas d^jä ä 40,000 livres; et la 
premiäre confidence qu'il fit ätait que son dessein ^tait de voyager 
en Italie avec cet argent. II nous avoua qu'il avait cru que M^^® 
Corneille ätait äleväe dans notre maison conmie une personne qu'on 



804 Stitte Scilage. 

a prise par Charit^. H Ini parla comme Arnolphe, ä cela pr^ 
qu'Amolphe aimait et qae le fntar n'aimait point. • . Noos 
n'avons pas laissä d'avoir qaelqne peine ä faire partir ce jeune 
homme qni, saus avoir le moindre goüt poor M^® Corneille, voulait 
absolnment rester chez noos, aniquement poor avoir an asile . . . 
£n voilä beaacoup, mes anges, snr cette triste aventare: nons 
nons en sommes tir^s tr^s-honorablement, et la condoite de M^^® 
Corneille n'a donn6 aacone prise ä la malignitä des Genevois ni 
des Frangais qui sont ä Gen^ve. 



4. Uttb Bereits ein. anbetet fjteiet. 

23. Sanuat an Sirgental : 

. . . Voici bien autre chose. Je marie 3tf^® Corneille, non 
pas ä nn demi-pbilosophe d^goüt^ du service, mal avec ses parents, 
avec loi-m^me, et cbargä de dettes; mais ä nn jenne comette de 
dragons, gentilhomme tr^s-aimable, de moeurs charmantes, d'une 
träs-jolie fignre, amoureux, aim^, assez riebe. Nous sommes d'ac- 
cord, et en an moment, et sans discussion, comme on arrange one 
partie de soaper. Je garderai chez moi fator et fatore; je serai 
patriarche, si voos nons approavez. Mes bons anges, voas savez 
qu'il faat, je ne sais comment, le consentement des pöre et m^re 
Corneille. Seriez-voas assez adorables poor les envoyer chercher 
et leur faire signer:' Nous consentons au mariage de Marie avec 
N. Dupuits, comette dans la colonelle g^n^rale — et tout est 
dit. Qae dira M. le duc de Praslin de cette n^gociation si prompte- 
ment entam^e et conclue? ... Je pense qu^il conviendrait que sa 
Majestö permtt qu'on mit dans le contrat: qu'elle donne 8000 
livres ä Marie, en forme de dot et pour payement de ses sou- 
scriptions (auf 200 6j. bet 6omettte'f(%en SDßetle). Je toamerais 
cette clause; eile me paratt agr^able; cela fait un terrible efiPet en 
province: le nom du roi dans un contrat de mariage au mont Jura! 
figurez-vous! ... La petite est charmöe, et le dit tout nalve- 
ment : eile ne pouvait pas souffiir notre demi-philosophe. Au reste, 
vous sentez bien que mariage arr^t6 n'est pas mariage fait, qu'il 
peut arriver des obstacles, comme mort subite ou autre accident; 
mais je crois l'afl^e au rang des plus grandes probabilit^s ^qui- 



Soltaue imb ^axit Comeitte. 305 

valcntes ä certitade. Mes divins anges, mettez tout cela ä Tombre 
de vos alles. 

24. Sanuat an S)amUabtUe: 

Noos marlons M^'^ Corneille ä un gentilhomme da voisinage, 
officler des dragons . . . possödant dlx mllle livres de rente ä- 
peu-prfts, (en fonds de terre, on SibeDitte) k la porte de Femey, 
Je les löge tous deox. Nous sommes toos heoreux. Je finis en 
patriarche. 

26. 3anuar an SibebiKe: 

. . Avouez, mon ancien ami, qne la destin^e de ce chiffon 
d'enfant est singoli^re. Je voudrals qne le bonhomme Pierre reylnt 
an monde, poor etre tämoin de tont cela, et qa'il vtt le bonhomme 
Voltaire menant ä Täglise la senle personne qni reste de son nom. 
Je commente Toncle, je marie la niäce; ce mariage est venu tont 
ä propos, pour me consoler de n'avoir plus ä travailler sür des 
Cid, des Horaces, des Cinna, des Pompäe, des Polyeacte. J'en 
suis h Pertharite, ne vous d^plaise . . . M^^® Corneille, avec sa 
petite mine, a deux yeux noirs qui valent cent fois mienx que les 
douze demi^res pifeces de l'oncle. L'avez-vous vue? la connaissez- 
Yous? c'est une enfant gaie, sensible, honn^te, douce, le meilleur 
petit caractöre du monde. II est vrai qu'elle n'est pas encore 
parvenue ä lire les pi^ces de son oncle; mais eile a d^jä In quel- 
ques romans. Et puis, vous savez comment Tesprit vient aux filles. 

S)ettfclbcn Üag an ärflental: 

n est tr^s-juste de faire un petit pr^ent au pdre et ä la 
m^re; mais, d^s que ce p^re a un louis, il ne Ta plus; il jette 
Targent, comme Pierre faisait des vers, tr^s ä la bäte. Yous pro- 
t6gez cette famille; pourriez-vous cbarger quelqu'un de yos gens 
de donner h Pierre le trotteur 25 louis ä plusieurs fois, afin qn'il 
ne jet&t pas tout en un jour. 

5. ^od^aeit untf Sl^eftanb. 

29. Januar an Slrgental: 

Yraiment, mes anges, J^avais oubli^ de vous snpplier d'eni* 
XL 20 



gOd tvitte Seila^^. 

p^her FranQois C!omeille le p5r6 de venir ä la noce. Si c^^tait 
Poncle Pierre, on m^me Toncle Thomas, je les prierais en grande 
c^r^monie ; mais poor Frangois, il n'y a pas moyen. II est singu- 
lier qu'nn p^re soit an troable-f§te dans ane noce; mais la chose 
est ainsi, comme vons savez. On pr6tend qae la premi^re chose 
qae fera le pöre, d^s qa'il aura rega qaelque argent, ce sera de 
venir vite h Femey: Dieu nous en pröserve! . . Sa personne, ses 
propos, son emploi (et loat ^oftauSttäget in ^aiAS) ne r^assiraient 
pas aapr^s de la famille dans laqaelle entre M"® Corneille ; M. le 
dnc de Yillars et les antres Frangais qoi seront de la c^r^monie 
feraient quelques mauvaises plaisanteries. Si je ne consultais que 
moi, je n'aurais assuräment aucune r^pugnance; mais tout lernende 
n'est pas aussi philosophe que votre serviteur; et, patriarcalement 
parlant, je serais fort aise de rendre le p^re et la m^re t^moins 
du bonheur de leur fille. 

9. gfcBruax an bic ©räfin Slrftental: 

J'ai re^u aujonrd'hui une lettre de Mad. de C. (ber SRutter 
bed etften gfteierd). Elle demande pardon pour son dnr mari (bet 
einen ganaen SRonat lang bergeBIid^ auf feine SintuiEigung l^atte 
n)atten laffen) ; eile me conjure de donner M"® Corneille h, son fils. 
Je lui röponds, que la chose est difficile, attendu que M^® Cor- 
neille est fianc^e h un autre (tuosu nod^ lam, tuad et fd^on ftül^et 
an ^tgental gefd^rteben l^atte, ha% ber junge C. n'^tait point aim6, 
6t notre petit Dupuits Test ; il n'y a pas ä räpondre ä cela). 

14. Sfebtuat an ben SRarqui^ be Sl^aubeltn: 

Je deviens ä-peu-pr^s aveugle, Monsieur. Un petit gar^on 
qui passe pour ^tre plus aveugle que moi . . s'est un peu m§16 
des affaires de Femey. Ce fut hier que le mariage fut consomm^ ; 
je comptais avoir Thonneur d'en öcrire ä votre Excellence . . Je 
goüte le seul bonheur convenable ä mon §^e, celui de voir des 
heureux .11 y a de la destin^e dans tout ceci ; et oü n'y en a-t-il 
point? J'arrive au pied des Alpes, je m'y ätablis, Dieu m'envoie 
M^® Corneille ; je la marie h, un gentilhomme qui se trouve tout 
juste mon plus proche voisin, je me fais deux enfants que la nature 
ne m'avait point donn^s; ma famille, loin d'en murmurer, en est 
charm^e; tout cela tient un peu du roman. 



SBoltahe uttb ^Maxu ^otneiEe. 307 

5. 5IJldrj an ®amilatjitte : 

. . Mon fr^re Thieriot est pri6 de me dire combien il y a 
cncore de petits Corneilles dans le monde ; il vient de m'en arriver 
un qui est röellement arriöre-petit-fils de Pierre . . II a ät6 long- 
temps Soldat et manoeuvre, il a ane soeur coisiniöre en province, 
et il s'est imagin^ qae M^^® Corneille, qni est cbez moi, ^tait cette 
soeur. . . 

9. 9Jiata Ott Slrgetttal: 

Le panvre. diable arrive mourant de faim , et ressemblani an 
Lazare ou ä moi. II entre dans la maison et demande d'abord 
ä boire et h manger . . Quand il est un peu refait il dit son nom 
et demande k embrasser sa cousine. II montre les papiers qn'il 
a cn poche; ils sont en trös-bonne forme. Nous n'avons pas jugö 
ä propos d^ le präsenter h sa cousine ni ä son cousin M. Dupuits, 
et je crois que nous nous en d^ferons avec quelque argent comp- 
tant . . . On nous menace d'une douzaine d^autres petits comillons 
. . qui yiendront Tun apr^s Tautre, demander la becquäe. Mais 
Marie Corneille est comme Marie soeur de Marthe, eile a pris la 
meilleure part. 

11. 5Dlära an benfetten: 

Je reviens toujours h, la destinöe. L'arriftre-petit-fils de Pierre 
Corneille demande Taumöne; Marie Corneille, qui est ä peine sa 
parente, a fait fortune sans le savoir. . . L'empereur Iwan (t)on 
^Ru^Ianb) est enferm^ cbez des meines (im näd^fien ^al^re toutbe 
et umgebtad^t), et la fille de cette princesse de Zerbst, que vous 
avez vue k Paris (Äatl^arina IL), gouyeme gaiement 2000 lieues 
de pays . . Ne voilk-t-il pas un monde bien arrangä? 

13. Stuguft «n bte (Srdfltt Sirgental: 

. , . Mad. Denis et ma petite famille (bie S)u))uitd) qui rit 
et saute tout le jour, baisent bumblement le bout de vos alles. 

1764. 6. 3uni an «tgental: 

Anges Celestes, qnoi! je ne vous ai pas mand^ que Gomöli«« 

20* 



808 2)ntte Beilage. 

Chiffon, qae Chim^ne-marmotte nons avait donnä ime fille? H faat 
doBC qn'il y ait en une lettre de perdae ... 

29. SlotjemBet an bcn SJlarqufe be Slorian, bet fid^ lüralid^ 
mit bex atoeiten 9li($te S3.S, \>tttDxittotttn be fjfontaine, betl^eitatl^et 
]§atte: 

Vous serez trös-bien re^u , vous et les vötres, dans le petit 
ehätean de Ferney . . . Vous serez Contents de M. Dupuits et de 
sa petite femme. II ä trös-bien fait de Töpouser. S'il avait eu 
le malheur de n'ötre pas r^formö (atö Cfficiet feinen Slbfd^icb ^u 
etl^alten), il ^tait ruin^ sans ressonrce; ses tntenrs avaient bonle- 
versd tonte sa petite fortnne. 

1765. 27. ^lobember an S)amilabttte -r 

Notre enfant, Mad. Dupuits, vient d'accoucher, St 7 mois, 
d'un garQon, qui est mort an bout de deux heures. II a ^t^ 
benreusement baptisö, c'est une grande consolation. II est triste 
qne p^re Adam (il me dit la messe et Jone anx ^cbecs, fd^tetbt 
35. fpdtet — en v6rit6, les deux senles choses dont il se m^le) 
n'ait pas fait cette fonction salutaire dont il se serait acqnitt^ avec 
une extreme dignit^. 

29. 9lot)emBet an ben ®rafen 9lrgental: 

CJonune mes anges daignent s'int^resser k la ni^ce de Corneille, 
il est jnste qne je lenr dise que notre enfant en a fait un autre^ 
gros comme mon poing, qne nous avons mis dans une botte k tabac 
doublte de coton, et qui n'a pas y^qu trois heures. L'enfant- 
m^re se porte bien, et tonte la famille est anx pieds et aox alles 
de mes anges. 

4. S)ccemBct an ben 5Dlarqm8 b'Slrjence be S)irac: 

Notre petite Dupuits . . s'est avis^e d'accoucher avant 7 mois 
d'un petit dröle, gros comme 16 pouce, qui a v6cu environ deux 
heures. On ^tait fort en peine de savoir s'il avait Thonneur de 
poss^der une §.me; p^re Adam, qui doit s'y connattre et qui ne 
s'y connait guöre, n'^tait pas Ik pour d^cider la question ; une fille 
Fa baptis^ k tont hasard, apr^s quoi il est all^ tont droit en paradis, 
oti votre archevßque d'Aucb pr^tend que je n*irai jmnais. 



SBoltatte unb STlatie (Sornetlle. 809 

1766. 22. Sönuar an bie 5Dlatqmfe be gfloriott, ferne Slid^te : 

Le p^re Corneille est venu voir sa fiUe. Je ne crois pas 
(lu'ä eux deux ils viennent h, bont de faire une trag^die; mais le 
p^re est un bon homme et la fiUe une bonne enfant. 

10. Sfebruat an 9lröental: 

Nons avons tonjoors ici Pierre Corneille; mais il ne donnera 
point de trag^die cette ann^e. 

18. Slptil an bie (Sräpn Slröetttol: 

Mad. Denis et moi nous vous remercions d'avoir lav^ la töte 
k Pierre (bem alten SomeiQe, ber aber eigentlid^ Frangois ]^ie|). 
M. Dupnits n'en sait encore rien, parce qu'il est en Franche- 
Comtä ; sa petite femme, qni en sait quelque chose, est ä vos pieds ; 
eile est tr^s-avis^e. 

1768. 30. 9Jldra an SOlab. S)u Deffanb: 

Mon äge de 74 ans et des maladies continuelles me condam- 
nent an regime et ä la retraite. Cette vie ne pent convenir ä 
Mad. Denis, qni avait forc6 la natare poor viyre avec moi ä la 
campagne . . . Mad. Denis avait besoin de Paris; la petite Cor- 
neille en avait encore plus besoin; eile ne Ta va qne dans an 
temps oü ni son äge ni sa Situation ne lui permettaicnt de le con- 
naitre. J'ai fait un effort pour me söparer d'elles et pour leur 
procurer des plaisirs .... {^txt S)m)uit8, ben 35. feinen gendre 
adoptif, ober fils adoptif nennt, tnar fd^on borl^er naä^ $artd ge* 
gangen, um fid^ bei bem ^etjog t^on (Sl^otfeul, bem bamatd nod^ 
nften 31limfler, um SBieberanftettung in ber Slrmee ju bctoerben. Je 
souhaite h M. le duc de Choiseul — l^atte 3J. am 23. 3an. 1768 
an ben ©rafen Slrgental gefd^rieben — que tous les officiers qu'il 
emploie soient aussi sages et aus» attach^s k leur devoir.) 

1770. 24. fSfebruar an bie ^eraogin b. ßl^oifeul: 

Je ne crois pas que ce soit en abuser (vos extremes bontäs 
tnar borangegangen) que de vous präsenter les respects et la re- 
connaissance de mon gendre Dupnits, et d'oser möme vous supplier 



810 2)titte »eiloge. 

• 

de daigner le recommander en g^n^ral k M. le dnc. Mon gendre 
eBt votre ouvrage; c'est vons, Madame, qoi Tavez pla^e. II ne 
s'est pas assor^ment renda indigne de votre protection. II sert 
bien, il est actif, sage, intelligent, et de la meilleure volonte du 
monde. 

1771. 9. 9lotjemBer an ben (Stafen Slrgental: 

M. Dupoits, ci-devant employä dans Tätat-major, va soUiciter 
la faveur d'ßtre replacö. Je ne crois pas qu'on puisse trouver un 
meilieor officier, plus instruit, plus attacliä h, ses devoirs et plus 
sage. Je m^applaudis tous les jours de Tavoir" mari^ avec notre 
Corneille; ils fönt tous deux un petit manage charmant. . . . Mon 
gendre Dupuits a d^jä 15 ans de service. Gomme le temps va! . . 
Ce serait une grande consolation pour moi de le yoir bien stabil 
avant que je finisse ma chötive carriöre. Je vous prie donc, et 
trös-instamment, de le prot^ger tant que vous pourrez auprös du 
ministre. 

1772. 29. ©eptemiet on la ^arpe: 

Mad. Denis est uniquement occupäe de l'^ducation de la üUe 
de M. Dupuits, qui a de singuliers talents. M. de Bouffiers ne 
dirait pas d'elle qu'elle tient plus d'une Corneille que du grand 
Corneille. 

1774. 9. gfebtuat an ben SJlatqutS bc fSfCorian: 

Le d^placement de M. de Monteynard coupe la gorge et la 
bourse ä notre voisin Dupuits. Ce ministre Tavait employ6 deux 
ann^es de suite sans le payer; il a fallu qu'il empruntät pour 
servir, et le voilä ruinö. 

12. Sluflujl an 5Jlab. S)u Scffanb: 

Mad. Denis, qui montre la musique ä l'arri^re-petite-ni^ce de 
Corneille, n6e cliez nous, pr^tend que le Chevalier Gluck module 
infiniment mieux que le Chevalier Lulli etc. 



Soliahe unb aRatte (totneiSe. ' 311 

fSia^ bie ^etlunft bet Heinen SotneiKe Betrifft, fo flnbet fid§ in 
ber Nonvelle biograpbie g^n^rale;, tom. 46, p. 482, not. 3 üBet 
^arie &., parente collat^rale da grand C, bie 9lotis: Elle descen- 
dait de Frangoise C, cousine germaine de Pierre G. Son p^re, 
FranQois C, qni vivait encore, avait 6i6 saccessivemeDt mooleor de 
bois, employä dans les höpitaux, et enfin factear de la petite poste 
de Paris. Retirä ä Evrenx, apräs Tadoption de sa fille, il y tomba 
de nonvean dans la misäre. 



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