HANDBUCHER
DER
ALTEN GESCHICHTE.
IL SERIE.
ERSTE ABTEILUNG:
GESCHICHTE DER GRIECHISCHEN UND MAKEDONISCHEN STAATEN
SEIT DER SCHLACHT BEI CHAERONEA.
VON
BENEDICTUS NIESE.
3. TEIL.
GOTHA.
FRIEDRICH ANDREAS PERTHES
AKTIENGESELLSCHAFI'.
1903.
GESCHICHTE
DER
(IRIECHISCHEN UND MiREDil
STAATEN
SEIT DER SCHLACHT BEI CHAERONEA
VON
BENEDICTUS NIESE.
3. TEIL:
VON 188 BIS 120 V. CHR.
5Q7928
GOTHA.
FRIEDRICH ANDREAS PERTHES
AKTIENGESELLSCHAF1\
1903.
VOEWORT.
Hiermit übergebe ich den dritten und letzten Band
meines Werkes der Öffentlichkeit. Ich hoffe, das Buch wird
sich als nützlich erweisen und dazu beitragen, das Interesse
an dem behandelten Zeiträume zu wecken. Es ist die
Zeit, wo die hellenistische Staaten weit, die Trümmer eines
grofsen Reiches, bei aller Einheit der Kultur und des gei-
stigen Lebens, sich dennoch immer weiter spaltete. Ihr
politischer Mittelpunkt ist Rom, von dem sie alle sich ab-
hängig fühlen, und nur von Rom aus läfst sich in Wahr-
heit ihre Geschichte einheitlich zusammenfassen. Immerhin
jedoch haben die verschiedenen Staaten und Landschaften
auch in dieser Zeit ihr besonderes Leben und verdienen ge-
sonderte Betrachtung.
Der Endpunkt des vorliegenden Bandes ist durch äufsere
Rücksichten mit bestimmt worden. Bei weiterer Fortsetzung
hätten notwendig die mithridatischen Kriege behandelt wer-
den müssen , die Darstellung wäre tief in die römische Ge-
schichte hineingeraten und der Umfang des Bandes würde
ansehnlich gewachsen sein. Nachdem aber schon die beiden
früheren Bände den ursprünglich vorgesehenen Umfang stark
überschritten hatten, bestand der Wunsch, diesen, den dritten,
in mäfsigen Grenzen zu halten. Hoffentlich erhalte ich Ge-
yi Vorwort.
legeiiheit, einige Ergänzungen an geeigneter Stelle zu Ver-
öffentlichen.
Die schon früher angekündigte chronologische Beilage
beschränkt sich jetzt darauf, die in den Anmerkungen zer-
streuten Beiträge zur Chronologie in einigen Stücken zu er-
gänzen. Diese Beiträge finden sich im Register unter Chrono-
graphen jetzt zusammengestellt.
Herrn Geh. Hofrat Benndorf, Herrn Dr. Heberdey und
Herrn Professor Zingerle in Wien bin ich für freigebigste Mit-
teilung ungedruckten epigraphischen Materials zu aufrichtigem
Danke verpflichtet.
Marburg, den 17. Juni 1903.
Benedictus Niese.
INHALT.
11. Blicli. Griechenland und die hellenistischen Staaten 189—172 v. Chr.
S. 3-97.
Quellen und Litteratur, S. 3—8.
§ 1. Die römische WeltheiTschaft (9-11).
§ 2. Hellas nach dem Frieden (11 f.); Aetoler (12); delphische Amphiktionie
(13 f.); Akarnanen, Epirus, Illyrien (14f.); Phokis, Böotien, Athen
(15-19); Thessalien (19).
§ 3. Philippos in Hellas (19-21); Verhandlungen (22 f.); die thrakischen
Städte (24); Demetrios in Rom (25 f.); Philipps Rüstungen (27 f.).
§ 4. Philippos in Thrakien (28 f.); Bündnis mit den Kelten (30 f.); De-
metrios und Perseus (31 f.); Prozefs des Demetrios (33 f.); Ende
Philipps (34 f.).
§ 5. Der achäische Bund (35 f.); Philopoimens Reformen (36 ff.); Aus-
wärtiges (39 f.); die Achäer und Rom (41 f.).
§ 6. Spartanische Wirren (42 ff.); Überwältigung Spartas (45 f.).
i; 7. Römische Einmischung (46 ff.); neue spartanische Unruhen (49 ff.).
§ 8. Abfall Messenes (51f); Philopoimens Ende (53 f.); Messenes Unter-
werfung (54 f.); die spartanische Sache (56 f.); Chäron (58) ; Kallikrates
in Rom (59); Rückkehr der spartanischen Verbannten (60 f.).
§ 9. Das pergamenische Reich (61 — 65); die Stadt Pergamon (66 f.);
Eumeues II und die Hellenen (68); Eumenes in Vorderasien (69).
§ 10. Prusias und Eumenes (70 ff.); Hannibals Tod (73 f.).
§ 11. Krieg mit Pharnakes (74 ff.); Friede (78).
§ 12. Rhodos (79 ff.); Rhodos und Lykien (82f).
i? 13. Aegypten unter Ptolemäos V (83 ff.).
§ 14. Antiochos III und sein Ende (87 ff".); Seleukos IV (90); Tod des
Ptolemäos V (91); Antiochos IV Epiphanes (92—97).
13. Bucli. Der Untergang Makedoniens und der Krieg zwischen An-
tiochos Epiphanes und Aegypten S. 98—206.
i? 1. Perseus' Anfänge (98—100); die Bastarner in Thrakien (101); Perseus
und die Hellenen (102); Aetoler (103); Achäer (104); Unruhen in
Yjji Inhalt.
Hellas (105 f.); Reise des Eumenes (107 ff.) 5 Einleitung des Krieges
(110); Haltung der Hellenen (Ulf.); Unterhandlung mit Perseus (113);
Böotiens Unterwerfung (114 ff.); weitere Unterhandlungen (117 f.).
§ 2. Ausbruch des Krieges (118 f.) ; makedonische Rüstung (120) ; Beginn
des Krieges 171 v. Chr. (121); Krieg in Thessalien (122ff.); Abzug
des Perseus (125); römische Unternehmungen (126); Krieg in Böotien
171 V. Chr. (127 f.); Feldzug von 170 v. Chr. (129 f).
§ 3. Stimmung in Hellas (131 f.); Hellas 170/69 v. Chr. (133); Epirus
170 V. Chr. (134f.).
§ 4. Rom und die Hellenen 170/69 v. Chr. (135 ff.); Haltung der Achäer
(139).
§ 5. Winterfeldzug des Perseus , Genthios (140 ff.) ; Unternehmen gegen
Stratos (143 f.),
§ 6. Feldzug von 169 v. Chr. (144 ff.); die Römer in Makedonien (147);
Seekrieg 169 v. Chr. (148 f.); Q. Marcius und die Hellenen (150);
Bündnis des Genthios mit Perseus (151); römische Rüstungen (152);
Ankunft der Bastarner (153 f.).
§ 7. Die makedonische Flotte (154f); Vermittelung der Rhodier (156f);
illyrischer Krieg (158 f.).
§ 8. Krieg in Makedonien 168 v. Chr. (159 f.) ; Schlacht bei Pydna (161 ff.);
Flucht des Perseus (164); Unterwerfung Makedoniens (165); Perseus
gefangen (166); Ende des Krieges (167 f.).
§ 9. Aegypten und Syrien (168 f.); Ausbruch des Krieges (170); ägyptisch-
syrischer Krieg 169 v. Chr. (171); Antiochos in Aegypten 169 v. Chr.
(172f.); neuer Krieg (174); zweiter ägyptischer Feldzug 168 v. Chr.
(175f.).
§ 10. Die Rhodier in Rom (176 f.); Aemilius Paullus in Hellas (178 f.);
Ordnung Makedoniens (180 f.); Bestrafung der Hellenen (182 0".);
Siegesfest in Amphipolis (185); Vernichtung der Molosser (186);
Heimkehr der Römer (187) ; Ende des Perseus (188) ; athenische Er-
werbungen (189 ff.); Athen und Delos (191).
§ 11. Bestrafung der Rhodier (191ff.); Rhodos (196 f.).
§ 12. Eumenes und Rom (197 f.); Erhebung der Galater (199); Haltung
der Römer (200 f.); galatische Wirren (202); Eumenes und Rom
(203); Tod des Eumenes 160/59 v. Chr. (204); Attalos H König
(205 f.) ; Tod des Ariarathes IV (206).
13. Buch. Der Orient von 168—120 v. Chr. S. 207—311.
§ 1. Aegypten nach 168 v. Chr. (207 f.); Ptolemäos Philometor imd sein
Bruder (209); der kyprische Streit (210 f.); Ptolemäos VI behauptet
sich (212); Ptolemäos VI und die Juden (213 f.).
§ 2. Antiochos Epiphanes (214 ff.); Antiochos im Osten (218) ; Antiochos V
Eupator (219 f.).
§ 3. Das südliche Syrien (220 f.); die Juden (221 ff.); jüdische Parteiungen
(226 f.) ; Antiochos Epiphanes und die Juden (228) ; der Hohepriester
Menelaos (229) ; Rückkehr lasons (230) ; Eroberung Jerusalems 168
v. Chr. (231) ; Unterdrückung des Gottesdienstes (232) ; Entweihung
des Tempels (233); Erhebung der Juden (234 f.); Judas erobert Je-
rusalem (236); Feldzug von 165/4 v. Chr. (237); Friedensschlufs
Inhalt. jj^
(238); neue Kämpfe (239f.); Feldzug von 1G3 v. Chr. (241); Friede
mit den Juden (242 f.).
§ 4. Gesandtschaft des Octavius (243) ; Octavius ermordet (244) ; Demetrios'
Flucht (245); Demetrios I in Syrien (246); Empörung des Timarchos
(247 f.).
§ 5. Ariarathes V (248 f.); Ariarathes und Orophernes (250 f.).
§ ß. Demetrios und die Juden (252 f); Niederlage Nikanors (254); Tod des
Makkabäos 160 v. Chr. (255) ; Unterwerfung Judäas (256) ; Jonathans
Anerkennung (257 f.).
§ 7. Vereinigung gegen Demetrios (258 ff.); Alexander Balas (261); Ende
des Demetrios 150 v. Chr. (262); Demetrios II und Alexander Balas
(263 f.); Demetrios II Alleinherrscher (265).
§ 8. Ptolemäos VII in Ägypten (266 f.); Ptolemäos VII und Kleopatra
(268 ff.); Ende des Streites (272); Ptolemäos VII (273 ff.).
§ 9. Demetrios II in Syrien (276); Erhebung Tryphons (277); Antiochos VI
(278); Demetrios II und Antiochos VI (279); Judäa und Jonathan
(280 f.); Tryphon zieht gegen Judäa (282); Tryphon König (283);
Demetrios II und Tryphon (284 f.).
§ 10. Parther und Baktrianer (285); das baktrisch - indische Reich (286);
Eukratidas und seine Rivalen (287) ; Arsakes VI Mithridates (288) ;
Eroberungen desselben (289); Demetrios II gefangen (290); Untergang
des baktrischeu Reiches (291 f.).
§ 11. Antiochos VII Sidetes (292 f.); Antiochos und die Juden (294); Er-
oberung Jerusalems (295); Antiochos gegen die Parther (296 ff.)-
Untergang des Antiochos VII 129 v. Chr. (299 f.^; Himeros in Ba-
bylonien (300 f.).
§ 12. Die Griechen in Indien (301 f.); Meuandros (303 f.).
§ 13. Demetrios II wieder König (304); Demetrios und Alexander Zabiuas
(305); Hyrkanos I (306); Ende des Demetrios (.307); Ende des Zabinas
(308); Antiochos VIII (309); letzte Wirren und Ende der Seleukiden
(310); Ausgang der Ptolemäer in Aegypten (311).
14. Bucli. Makedonien, Griechenland und Vorderasien 166—130
V. Chr. S. 312—375.
§ 1. Makedonien und Hellas nach 167 v. Chr. (312 ff'.); der achäische
Bund (315): die Verurteilten (316); Rückkehr der Verurteilten (317);
hellenische Grenzstreitigkeiten (318); der oropische Handel (319 f.).
4? 2. Kreta (320 ff.); rhodisch-kretischer Krieg (324 ff.).
§ 3. Bithynisch-pergamenischer Krieg (326 f.); Sturz des Prusias II (328 f.);
Nikomedes II König (330 f.).
§ 4. Pseudophllippos (331 ff.) ; Niederlage desselben 148 v. Chr. (334) ; Unter-
werfung Makedoniens (335); die Provinz Makedonien (336 f.).
§ 5. Ursachen des achäischen Krieges (337 f.) ; spartanische Händel (339 ff.);
Verhandlungen in Korinth (342) ; Gesandtschaft des Sex. Cäsar (343 f.) ;'
Ausbruch des Krieges (345 f.); Kritolaos fällt (347); Diäos Strateg
(348 f.) ; Schlacht am Isthmos (350) ; Unterwerfung der Achäer (351) ;
Neuordnung Griechenlands (352); Polybios (353 f.); Hellas nach 146
V. Chr. (355 ff).
§ 6. Attalos II und Diegylis (359 f.); Attalos II (361 ff ) ; Attalos III
Inhalt.
Philometor (364); Tod des Attalos III (365); Aristonikos (366 ff.);
Ende des Aristonikos (370); die Provinz Asien (371 f): Ordnung Asiens
(373 ff.).
Nachträge und Berichtigungen zu Bd. I S. 376 f.; zu Bd. II S. 378 ff. ; zu Bd. III
S. 380 ff.
Chronologische Beilage S. 383 ff.
Register S. 387-467.
Verzeichnis der behaudelton Inschril'teu und Schriftstellerzeugnisse S. 468.
Erläuterung der abgekürzten Zitate.
BCH. = Bulletin de Correspondance Hellenique.
CIG. (CIGrr.) = Corpus Inscriptionum Graecaruin.
CIGPel. = Corpus Inscriptionum Graecarum Peloponnesi etc.
Cllns. = Inscriptiones Graecae Insularum maris Aegaei.
CIL. = Corpus Inscriptionum Latinarum.
FGH. = Fragmenta historicorum Graecorum ed. C. Müller.
IGIns. = Inscriptiones Graecae Insularum maris Aegaei.
IGGSept. = Corpus Inscriptionum Graecarum Graeciae Septentrionalis.
JHSt. = The Journal of Hellenic Studies.
MA. = Mitteilungen des deutschen archäologischen Institutes in Athen.
RE. = Pauly's Real - Encyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft von
Wissowa.
REG. = Revue des etudes Grecques.
SGDial. = Sammlung griechischer Dialektinschriften.
SIG. = Sylloge Inscriptionum Graecarum ed. Gull. Dittenberger.
Geschichte der griechischen und makedonischen
Staaten seit der Schlacht bei Chäronea.
iii.
Niese, Gesell, d. griecli, u. mak. Staaten. III.
IL Buch.
Grieclienlaiid und die hellenistischen Staaten
bis zum dritten makedonischen Kriege.
(189 — 172 V. Chr.)
Über die Quellen und Litteratur des in diesem Bande bebandelten
Zeitraumes ist zu dem schon früher wiederholt Bemerkten ^ noch einiges
wenige hinzuzufügen. Ohne Zweifel haben die Ereignisse dieser Epoche
in gröfseren oder kleineren Abschnitten mehrfach zeitgenössische Dar-
stellungen gefunden. Bestimmt wissen wir es vom 3. makedonischen
Kriege, als dessen Historiker Poseidonios genannt wird, ein Freund
und Verteidiger des Perseus ^. Auch die Römer der Zeit haben ein-
zelne Beiträge zur Geschichte geliefert. Ein Brief des Publius Scipio
Nasika an einen König behandelte die Schlacht bei Pydna und ihre
Umgebung ^ , und die Origines des alten Marcus Porcius Cato
haben die griechische Politik der Römer unserer Zeit wenigstens ge-
streift ^. Sehr spärhch jedoch sind die Reste dieser zeitgenössischen
1) Vgl. besonders Bd. I S. 11 ff. II 67 ff. 200 ff. 350ff.
2) FHG. III 172 ff. Plut. Aemil. 19. Vgl. Polyb. XXII 8, 2. Ein Straton
verfafste eine Geschichte des Philippos und Perseus. Diogen. La. V 61. Ob die
Ehodier Zenon und Antisthenes diese Zeit noch behandelt haben, wissen wir nicht.
FHG. III 173 ff. Polyb. XVI 14 ff.
3) Plut. Aemil. 15. Peter, Histor. Eona. fragmenta 115 f.
4) Peter, Histor. Rom. relliq. 80 ff. Zeitgenossen waren auch der bekannte,
mehr litterarische als politische Griechenfreund A. Postumius Albiuus und der Sohn
des älteren Scipio Africanus ; beide haben ein griechisches Geschichtswerk verfafst ;
das Buch des Albinus hat sogar eine gewisse Berühmtheit erlangt durch die Ab-
fertigung, welche der alte Kato dem Verfasser zu teil werden liefs. Polyb. XXXIX
1*
4 11. Buch. Quellen.
Litteratur: fast alles ist in die Universalgeschichte des Polybios zu-
sammengeflossen, aus der unser historisches Wissen von der Zeit fast
ausschliefslich genommen ist. Polybios behandelte die hier vorliegende
Epoche bis zum Ende der 158. Olympiade (l45/i v. Chr.) in der zweiten
Hälfte seines Werkes, den Büchern 22 — 40, von denen aufser einigen
Fragmenten nur die Auszüge der konstantinischeu Exzerptoren erhalten
sind. Die Reihenfolge und Ordnung dieser Auszüge zu bestimmen, ist
eine der wichtigsten Aufgaben der Forschung '.
Das polybianische Werk ward fortgesetzt zuerst von dem Rhodier
Poseidonios ^, der die Überlieferung der nachfolgenden Zeit in ähn-
licher Weise zusammengefafst haben wird, wie sein Vorgänger. Er kam
wenigstens bis zur sullanischen Zeit herab ^. Später hat Strabon
ohne Zweifel mit Benutzung des Poseidonios, ebenfalls im Anschlufs an
Polybios die Erzählung bis auf seine Zeit, etwa bis zum Ende des
ägyptischen Königtums (30 v. Chr.) fortgeführt. Auch in seiner noch
erhaltenen Geographie finden sich viele wichtige Beiträge zur Ge-
schichte namentlich der asiatischen Territorien.
Wie weit die Geschichtswerke des He rakleides Lembos, eines
Zeitgenossen des Ptolemäos VI. Philometor, und des etwas jüngeren
Agatharchides von Knidos eine vollständige Darstellung unserer
Zeit enthielten, wissen wir nicht *. Was endlich die Vertreter der Stadt-
12 und daraus Cornelius Nepos bei Gellius N. A. XI 18. Plut. Cato 12. Über
Scipio vgl. Cicero Brut. 77. Peter, Histor. Rom. rell. CXXIII. Aber wir wisseu
nicht, ob Albinus oder Scipio Zeitgeschichte behandelten ; offenbar waren ihre Werke
mehr Übungsstücke, und es können ebensogut die Perserkriege oder der troja-
nische Krieg darin erzählt worden sein, wie die makedonischen. Von irgend
welchem Belang ist keins gewesen. AVas man sonst von späteren römischen
Historikern hier nennen könnte, kommt für uns nicht in Betracht Diese Römer
hängen überdies alle von Polybios ab.
1) Vgl. Bd. II 350 ff. Um die Anordnung der polybianischen Fragmente hat
sich zumeist H. Nissen verdient gemacht. Rhein. Mus. N. F. 26 , 241 ff. Vgl.
A. Metzung, De Polybii librorum XXX — XXXIII fragmentis ordine collocandis,
Marburg 1871. H. Steigemann, De Polybii olympiadum ratione, Breslau 1885
und neuerdings Büttner-Wobst, Philologus LIX (1900) 560 ff. Beiträge zu Poly-
bios, Dresden 1901. Es besteht, wie man hört, die Absicht, die E.xzerpte so
wie sie in den Hss. überliefert sind neu herauszugeben; damit wird für derartige
Untersuchungen eine zuverlässige Grundlage gewonnen sein.
2) FHG. III 245 ff. Wachsmuth, Einleitung i. d. Studium d. alten Geschichte
G48ff. Unger, Philol. LV 73. 245.
3) Das letzte Fragment stammt aus dem Jahre 88 v. Chr. Mancher Punkt
bedarf nocb der Aufklärung , z. B. , ob Poseidonios den Stoff ebenso ordnete wie
Polybios und etwa auch die Olympiaden seiner Erzählung zu gründe legte,
4) FHG. III 167. 190. Unter die Historiker wird auch der König Ptolemäos VII.
Physkon gerechnet. In seinen Kommentarien hat er Anekdoten und Merkwürdig-
11. Buch. Quellen. 5
und Landesgeschichten angeht, Memnon von Herakleia und Arte-
midoros von Artemita, den Verfasser der parthischen Geschichte, so
ist auf diese, wie auf die Sammler und Kompendiatoren schon früher
hingewiesen worden ^
Von der älteren, originaleren Litteratur ist nur wenig erhalten; an
ihre Stelle müssen die von ihr abhängigen späteren Bearbeiter, die Ver-
fasser der Kompendien u. dgl. treten. Der wichtigste ist Diodoros,
der zuerst aus Polybios, dann aus Poseidonios geschöpft hat. Für diese
Zeit ist er nur in einzelnen Auszügen erhalten, die eine wichtige Er-
gänzung zu den polybianischen bilden. Von Livius fallen die Bücher
39 — 45 in unsere Epoche und machen gleichsam den Grundstock der Er-
zählung aus. Wie im Früheren verdankt Livius das wertvolle historische
Material dem Polybios ^. Mit dem 45. Buche geht der vollständige
Livius zu Ende ; von da ab haben wir von ihm nur die dürftigen Aus-
züge und Bearbeitungen des späteren Altertums. Von hohem Werte
besonders für die Geschichte der hellenistischen Königreiche ist bei aller
Kürze und Verworrenheit der Auszug aus den Historien des Trogus
Pompeius, den Justinus verfafst hat ^. Plutarchos ist aufser zer-
streuten gelegentlichen Notizen mit vier Biographien vertreten, Philo-
poimen, Titus Quinctius, Kato dem älteren und Amilius PauUus. Er
ist ein wichtiger Träger polybianischer Überlieferung. Von Appians
Römischer Geschichte kommen das illyrische, syrische, mithridatische
und das nur in einigen Exzerpten erhaltene makedonische Buch in
Betracht. Von Cassius Dio sind für unsere Zeit nur einige Exzerpte
und der Auszug des Johannes Zonaras vorhanden '^. Wichtige Nach-
richten enthält der Perieget Pausanias besonders über die letzten
Zeiten des achäischen Bundes (VII cap. 9 ff.); was er gibt, ist wahr-
scheinlich eine freiere Wiedergabe der polybianischen Erzählung ".
Nicht zu vergessen sind endlich die Reste der Chronographien,
wie sie in der Chronik des Eusebios vorliegen. Besonders nützlich
sind die aus Porphyrios entlehnten Listen der makedonischen, thes-
salischen, syrischen und ägyptischen Könige ^'.
keilen verschiedener Art gesammelt, dagegen eine zusammenhängende Geschiclits-
erzählung scheint er nicht geliefert zu haben. FHG. III 186 ff.
1) Bd. I S. 14 f.
2) Bd. II S. 350 ff.
3) Bd. I S. 13.
4) Cassii Dionis Cocceiani historiarum Romanarum quae supersunt ed. U. Ph.
Boissevain. Vol. I Berlin 1895.
5) Vgl. Bd. I S. 14 Anm.
G) Eusebii chronica ed. Alfr. Schoene, 2 voll. Die syrische Königsliste besteht
6 11. Buch. Quellen.
Eine besondere Erwähnung verdienen noch die Erzeugnisse der
jüdischen historischen Litteratur, wie sie durch den Befreiungskampf des
jüdischen Volkes hervorgebracht worden sind, das erste und zweite
Makkabäerbuch ^ Das ältere von ihnen ist das zweite. Es ent-
hält die Geschichte der jüdischen Erhebung unter Judas Makkabäos
von den letzten Jahren des Seleukos IV bis zum Sieg über Nikanor
(162/1 V. Chr.) und ist ein nach eigener Aussage 125/4 verfafster Aus-
zug aus dem ausführlicheren Werke Jasons von Kyrene. Dieser
lason war Jude und eifriger Freund des Makkabäos und schrieb nicht
lange nach dessen Tode (160 v. Chr.) in fünf Büchern seine patriotisch,
rehgiös und rhetorisch stark gefärbte Geschichte. Der Auszug daraus,
das 2. Makkabäerbuch, ist zwar an vielen Stellen sehr mangelhaft, hat
aber trotzdem als Wiedergabe eines zeitgenössischen Werkes für uns
hohen Wert. Das erste Makkabäerbuch ist umfassender und er-
zählt die jüdischen Befreiungskämpfe von Antiochos Epiphanes bis zum
Tode des Hohenpriesters Simon, also von 169 — 136 v. Chr. Es ist
nach dem Tode des Johannes Hyrkanos (105/4 v. Chr.) etwa in der
ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. geschrieben und zwar,
wie ausdrückHch bezeugt wird, ursprünglich in hebräischer Sprache.
Die uns vorliegende griechische Übersetzung raufs jedoch bald darnach
entstanden sein. Das Werk zerfallt in zwei annähernd gleiche Hälften, die
erste deckt sich ungefähr mit dem zweiten Makkabäerbuche und scheint,
wie dieses, auf lason von Kyrene zurückzugehen, der zweite gibt die
Fortsetzung in wesentlich kürzerer Fassung. Der Verfasser schreibt zum
Ruhme des Judentums und der priesterlichen Dynastie der Hasmonäer
und hat, um dieser Tendenz zu dienen, manches Anstöfsige ausgelassen,
anderes beschönigt und willkürlich geändert. Bei manchen Vorzügen
im einzelnen steht daher das erste Makkabäerbuch, soweit es mit dem
aus zwei Teilen, die erste geht bis Alexander Balas , die zweite ist jüngeren Ur-
sprungs. Vielleicht kann man sich diese Erscheinung so erklären, dafs der erste
Teil aus Apollodors Chronik entlehnt ist, die in der ursprünglichen Bearbeitung
mit der 158. Olympiade abschlofs, in der Balas endete.
1) Das folgende nach meiner Kritik der beiden Makkabäerbücher (Hermes
35, 268 ff. 453.), die auch als besondere Schrift erschienen ist. Im übrigen vgl.
die dort S. 6 und von E. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes III^ 139. 359
angeführte Litteratur. Die Anschauungen, wie sie neuerdings Kosters {Theologisch
Tijdschrift XII [1878] 491 ff.), Hugo Willrich {Juden und Griechen vor der makka-
häischen Erhebung, Göttingen 1895. Vgl. desselben Verfassers Judaica, Göttiugeu
1900) und Adolf Büchler {Die Tobiaden und die Oniaden im 2. Makkabäerbuche,
Wien 1899) in Ansehung des 2. Makkabäerbuches entwickelt haben, kann ich nur
als bedauerliche Verirrungen menschlichen Scharfsinns ansehen, wobei an Stelle
des Tatbestandes unbegründete Hypothesen getreten sind.
11. Buch. Quellen und Litteratur. 7
zweiten parallel läuft , hinter diesem an Treue und Zuverlässigkeit in
den wichtigsten Teilen erheblich zurück und darf ihm nicht, wie es
gewöhnlich geschieht, vorgezogen werden. Überall, wo eine Kontrolle
möglich ist, auch in der Chronologie, erweist sich das zweite als besser
unterrichtet.
In späterer vollständiger Bearbeitung liegt die jüdische Geschichte
vor in den Schriften des Flavius Josephus, in der Geschichte des
jüdischen Krieges, wie in der Archäologie ^, dort in kürzerer Fassung,
ausführlicher in der Archäologie, wo Josephus in der Regel das erste
Makkabäerbuch zu gründe gelegt hat unter Beifügung einzelner Nach-
richten aus der sonstigen historischen Litteratur und, wie es scheint, auch
aus lason von Kyrene ^. Die Abhängigkeit vom ersten Makkabäer-
buch gilt natüi'lich nicht mehr für die spätere Hasmonäerzeit, wo der
Schriftsteller aufser einheimischen Nachrichten seinen Stoff aus grie-
chischen Historikern und Chronographen zusammengewirkt hat. Dabei
hat er in der Archäologie die frühere Erzählung des Jüdischen Krieges
zu gründe gelegt und erweitert. Diese letztere verdient daher als älter
mehr Berücksichtigung, als ihr gelegentlich zu teil geworden ist ^.
Die so wichtige urkundliche Überlieferung in ihren verschiedenen
Zweigen ist schon früher Bd. I S. 16 ff. II 4. 68 ff. 203 ff. 357 auf-
geführt worden, ebenso die neuere Litteratur in ihren wichtigsten Ver-
tretern. Ich habe nur einiges inzwischen Erschienenes nachzuti'agen.
Corpus Inscriptionum Graecarum Graeciae Septentrionalis , ed. Guil.
Dittenberger , vol. III 1 Berlin 1897, enthaltend die Inschriften
von Phokis (aufser Delphi), Lokris, Atollen, Akaraanien und den
Inseln des ionischen Meei*es.
Corpus inscriptionum Graecarum Peloponnesi vol. I ed. Max.
Fränkel, Berlin 1902. Enthält die Inschriften von Agina und
Argolis.
Inscriptiones gi'aecae insularum maris Aegaei fascic. I ed. Hiller
V. Gärtringen Berlin 1895 (Rhodos und zugehörige Nachbarschaft.);
fascic. II ed. W. R. Paton, Berlin 1899 (Lesbos und Tenedos);
fascic. III ed. Hiller v. Gärtringen Berlin 1898 (Melos, Thera und
Nachbarn).
Eine reichhaltige Auswahl bietet
Charles Michel, Recueil d'inscriptions grecques, Brüssel 1900.
1^ Bell. Jud. I 31 ff. Antiq. Jud. XII 154 ff.
2) J. V. Destinon , Die Quellen des Flavius Josephus S. 60 ff. Meine Kritik
d. beiden Makkab. 100 ff. Sonstige Litteratur bei Schürer, Gesch. des jüd. Volkes
P 74 ff.
3) Vgl. Sybels histor. Zeitschrift N. F. 40, 218 ff.
8 11. Buch. Quellen und Litteratur.
In neuer, stark vermehrter Auflage ist erschienen
Sylloge inscriptionum Graecarum iterum edidit Guil. Dittenberger,
voll. I— III Leipzig 1898—1901 und
Hicks und Hill, a manual of greek historical inscriptions 2. Aut-
lage, Oxford 1901.
Was die neuere Litteratur anlangt, so sind noch folgende jüngst
erschienene Spezialgeschichten zu nennen:
S. Shebeleff, Aus der Geschichte Athens 229—31 v. Chr. St. Peters-
burg 1898 (russisch).
H. van Gelder, Geschichte der alten Rhodier, Haag 1900.
Zur ägyptischen Geschichte ist neuerdings erschienen:
J. P. Mahaffy, A history of Egypt under the Ptoleraaic dynasty,
London 1899.
Paul M. Meyer, Das Heerwesen der Ptolemäer und Römer in
Ägypten, Leipzig 1900.
Ulrich Wilcken, Griechische Ostraka aus Ägypten und Nubien.
Ein Beitrag zur antiken Wirtschaftsgeschichte. 2 Bde. Leipzig
u. Berlin 1899.
Endhch sind hier zu nennen die Darstellungen der jüdischen
Geschichte :
Heinr. Ewald, Geschichte des Volkes Israel 4. Band. 3. Ausg.
Göttingen 1864.
H. Grätz, Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf
die Gegenwart, Bd. 2 und 3, Leipzig 1875. 1878.
L. Herzfeld, Geschichte des Volkes Jisrael von der Zerstörung des
ersten Tempels bis zur Einsetzung des Makkabäers Schimon.
Bd. 2 u. 3. Nordhausen 1853. 1857.
Jul. Wellhausen, Israelitische und jüdische Geschichte. 4. Aufl.
Berhn 1901 S. 247 ff.
Emil Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu
Christi. 3 Bände. 3.-4. Aufl. Leipzig 1898—1901. Die Dar-
stellung der Geschichte nimmt den ersten Band ein.
J. Derenbourg, Essai sur l'histoire et la geographie de la Palestine
1. partie, Paris 1867.
11. Buch. § 1. Die römische Weltherrschaft. ^
§1.
Durch den Ausgang des Krieges gegen Antiochos war die hellenische
und hellenistische Welt fast in ihrer ganzen Ausdehnung von den Römern
abhängig geworden und hatte sich in ihre Bundesgenossenschaft be-
geben müssen. Allgemein erkannte man sie als Herren an ; man hatte
sie selbst gerufen, und sie bildeten in dieser Eigenschaft schon ein
unentbehrliches Stück der damaligen Staatengemeinschaft. Sie selbst
fühlten sich als Herren und Gebieter; nachdem sie den grofsen Antiochos
überwunden^ glaubten sie, dafs ihnen nichts mehr widerstehen könnte \
und ihre Politik ging dahin, die Oberherrlichkeit zu erhalten und alles
immer mehr von ihrem Willen abhängig zu machen. Keine andere
Macht sollte zu einer Festigkeit und Gröfse gelangen, dafs sie im stände
wäre, sich vollkommen unabhängig zu macheu und dadurch die römische
Weltherrschaft zu gefährden. Hierauf richteten sie ihre beständige Auf-
merksamkeit, und jeden Versuch, jeden Anlauf dazu betrachteten sie
mit feindseligen Augen. Sie wollten, dafs nichts von Bedeutung ohne
ihren Willen geschähe, dafs kein Krieg geführt, kein Friede geschlossen
würde ohne ihre Zustimmung. Alle Schwachen und Unterdrückten
sollten bei ihnen überall gegen die Mächtigeren Hilfe finden. Alle, die
früheren Feinde wie die Bundesgenossen, waren daher einer beständigen
Aufsicht und Bevormundung unterworfen, und das um so mehr, je
mächtiger sie waren , vor allem aber die Hellenen in Griechenland ^.
Dabei kam ihnen die beständige Zwietracht und Eifersucht der
verschiedenen Staaten, die unsicheren Zustände der griechischen und
hellenistischen Gebiete willkommen zur Hilfe, die zum Teil eben erst
konstituiert waren und nach aufsen wie im Innern nur geringe Festig-
keit besafsen. Der territoriale Bestand war zum guten Teil nur durch
das Belieben des römischen Senates bestimmt, nicht etwa durch Vertrag^
mit dem römischen Volk in bindender Weise festgesetzt ^. Vieles war
noch unfertig und unklar und gab zu Streitigkeiten Anlafs, bei denen
1) Appian Syr. 37.
2) Vgl. Polyb. XXIII 17, 4: XXIV 10, 2; 12; 14.
3) Dies zeigen die Ereignisse , da der Senat sich später für befugt hält,
eigenmächtig Gebietsänderungen vorzunehmen. Bei der Sorgfalt, mit der im Alter-
tum und nicht am wenigsten in Rom das formale Recht in wörtlicher Auslegung
behandelt wird, würde dies nicht geschehen sein, wenn etwa, z. B. bei den Achäern,
der Gebietsbestand in das Bündnis aufgenommen worden wäre. Offenbar betrachtet
der Senat die in den Verhandlungen von 190 und 189 v. Chr. vorgenommene Ver-
teilung der eroberten Gebiete nur als Ausführungsbestimmungen , als Geschenke,
die gegebenenfalls auch wieder zurückgezogen werden können.
10 11. Buch. § 1. Die römische Weltherrschaft.
jeden Augenblick die römische Entscheidung angerufen ward, und die
Römer nahmen die Gelegenheit wahr. Sie trugen kein Bedenken, wenn
es ihnen nützlich schien, sich in die inneren Angelegenheiten ihrer
Verbündeten einzumischen, ihre Freunde zu befördern, die Gegner zu
beseitigen. Das einzige, was sie hierin leitete, Avar die Rücksicht auf
ihren Vorteil. Zwar in diesem Punkt unterschieden sich die Römer
nicht von den übi'igen Mächten, Freistaaten wie Monarchien, aber sie
allein waren durch die Gunst der Lage im stände, ihre Politik folgerichtig
und mit Festigkeit durchzufühi*en. In ihrem anerkannten, anscheinend
unanfechtbaren kriegerischen Übergewicht standen sie einer Mehrheit
schwächerer, begehrlicher, eifersüchtiger, untereinander hadernder
Mächte gegenüber. Die grofse Aristokratie ferner, die im Senate safs,
in deren Mitte sich diese Politik in fester Tradition erhielt und ent-
wickelte, war in ihrer Gesamtheit persönlichen Gefühlen und Schwan-
kungen viel weniger zugänglich als ein Monarch oder eine Volksver-
sammlung. Sie konnte die Interessen ihres Gemeinwesens und ihrer
Herrschaft wahrnehmen, ohne durch Anwandlungen von Edelmut oder
Dankbarkeit gehindert zu werden.
Die Wirkungen der römischen Hegemonie waren für die Hellenen
in vieler Hinsicht vorteilhaft. Einen so langen Frieden, wie ihn die
Hellenen jetzt erlebten, hatten sie im Laufe ihrer Geschichte nur selten
geniefsen dürfen. Sie konnten ihre Acker in Ruhe bestellen und die
Früchte ihrer Ai'beit einheimsen ^ Handel und Wandel konnten un-
gestört ihrer Wege ziehen und sich neue Bahnen eröffnen. Vor allem
der Verkehr mit Italien nahm lebhaften Aufschwung. Das enge Bünd-
nis der Achäer, der Rhodier und Pergamener mit Rom brachte die
mannigfachsten wechselseitigen Beziehungen hervor. Seitdem die Sicher-
heit auf beiden italischen Meeren, dem tyrrhenischen wie dem adria-
tischen, im wesentlichen hergestellt war, stand dem Seeverkehr kein
Hindernis im Wege. Er ging weiter auf die iberische Halbinsel und
das neugegründete numidische Reich über, das ebenfalls mit den
Hellenen unmittelbare Fühlung suchte ^. Die Eröffnung des Westens
führte dem griechischen Gewerbfleifs und Handel neue Nahrung zu,
am meisten natürlich den Handelstaaten, wie den Rhodiern, die schon
früher nach allen Seiten hin tätig waren.
In Griechenland erschienen die Römer als Freunde und Bewun-
derer des griechischen Wesens, ihrer Litteratur und Kunst; sie redeten
1) Polyb. II 62, 4 hebt den Wohlstand des Peloponnes hervor.
2) Ein Ehrendekret für Massiuissa auf Delos SIG. I- 305. Mastanabai, der
Sohn des Königs, siegte in Athen bei den Panathenäen. CIA. II 1, n. 968 z. 43.
11. Buch. § 2. Hellas uacli dem Frieden. 11
die Sprache des Landes^ besuchten und beschenkten die Heiligtümer
und schauten den Spielen zu; junge Römer aus guten Familien ver-
schmähten es damals nicht, dabei selbst als Kämpfer aufzutreten ^
Durchraustern wir die Denkmäler dieser Zeit, so finden wir überall
römische Namen. Auf Delos haben sich fast alle Imperatoren mit
Weihgeschenken verewigt, Titus und Lucius Quinctius, Aulus Atilius,
Gaius Livius, Lucius und Publius Cornelius Scipio, Gnäus Manlius,
Quintus Fabius und Lucius Amilius-. Titus Quinctius übernahm die
Festleitung der Nemeen •'*, Lucius Scipio hat auf der Heimkehr von
Asien den Chor der Deliaden bekränzt ^. Ahnlich wurden die anderen
grofsen Heiligtümer in Athen, Oropos, Delphi, Olympia oder auf Sarao-
thrake bedacht. Dem Beispiel der Feldherren folgten die übrigen Rö-
mer und Italiker und empfingen dafür ihren Anteil von den Ehren.
Denn überall wurden natürlich die Römer hoch geehrt, und ihre Feld-
herren ganz so gefeiert, wie sonst die Könige und andere hervorragende
Personen. Sie wurden auf jede Weise, mit Statuen, Dekreten, Pro-
xenien ausgezeichnet. Feste wurden den Römern geweiht, und Hymnen
und Päane auf sie gedichtet ^. Sie waren für Lob sehr empfänglich,
verlangten aber zugleich, dafs sich die Hellenen ihnen gefügig
zeigen sollten. Auch die eifrigsten Hellenenfreunde, wie Titus, wurden
sehr ungehalten, wenn sie Widerspruch fanden. Und nicht alle erwiesen
sich so freundlich wie dieser; oft waren die römischen Feldherren und
Legaten rauhe, herrische, hochfahrende Männer, die sich wenig Mühe
gaben, schonend aufzutreten, ungebührliche Ansprüche erhoben und es
den Hellenen nicht leicht machten, sich in die Unterordnung unter ihre
Befreier zu finden.
§ 2«.
Im mittleren Hellas war durch den Frieden von 189 v. Chr. die
herrschende Stellung des ätolischen Bundes vernichtet worden. Die
Ausführung der Friedensbedingungen ward vermutlich von Markus
1) 'Ecpri^. icQx. 1897 S. 195 ff. Bd. II 707, Anm. 6.
2) SIG. II- .588, 85 ff. HomoUe, BCH. VIII 75 ff. Schöffer, De Deli insulae
rebus S. 185.
3) Bd. II 664.
4) SIG. IP 588, 90 ff.
5) Viele Beispiele liefert das bekannte Proxenienverzeichnis aus Delphi. SIG.
II- n. 268. Andere Belege z. B SIG. I- 275. Paton and Hicks, Inscr. of Cos,
uro. 128. Vgl. Plutarch Marceil. 30. Titus 12. 16. Sulla 12.
6) Was die allgemeine Litteratur angeht, so verweise ich auf die Bd. I 18.
II 204 zitierten Werke, ferner auf die II 5 erwähnten Darstellungen der römischen
Geschichte.
12 11. Buch. § 2. Atoler nach 189 v. Chr.
Fulvius mit einer Senatskommission besorgt ^ Alle Städte luid Land-
schaften, die seit 192 v. Chr. erobert oder freiwillig zu den Römern
übergegangen waren , und aufserdem Oiniadä mufsten abgetreten wer-
den -, d. h. die Reste der ätolischen Besitzungen in Südthessalien, Thau-
makoi und Xyniä, ferner die Doloper, die Phokier, Ambrakia und Ke-
phallenia. Immerhin behielten die Atoler noch ein Gebiet, das alle übri-
gen Landschaften in Mittelhellas an Umfang weit übertraf. Im Westen
gegen Epirus und Akarnanien blieben die alten Grenzen ; die Amphi-
locher, Agräer und Aperanten und am rechten Acheloosufer Stratos
blieben ätolisch, ebenso beide Lokrer, die Dorier und Anianen. Dazu
überliefs ihnen der Senat Herakleia am Ota, da.s nach der Friedens-
urkunde hätte abgetreten werden müssen ^. Die Atoler wurden im
ganzen wie im einzelnen mit einer gewissen Milde und Grolsmut be-
handelt. Thoas, einer der Hauptanstifter des antiochischen Krieges, der
von Antiochos ausgeHefert werden mufste, erhielt auf Bitten seiner
Landsleute vom Senate Verzeihung und durfte in die Heimat zurück-
kehren, wo er fortan als eifriger Römerfreund wirkte *. Aber die Frie-
densbedingungen lasteten doch schwer auf dem Lande. Sechs Jahre
lang mufsten vierzig ihrer besten jungen Bürger in Rom als Geiseln
bleiben und 50 Talente Kriegsteuer jährlich nach Rom gezahlt wer-
den, was den Atolern bei ihren bedrängten Finanzen, bei der Ver-
schuldung des Bundes und vieler einzelner nicht leicht fiel. Die öko-
nomische Zerrüttung verschärfte die Gegensätze der Parteien und führte
sehr bald zu heftigsten Kämpfen, die hier mit um so gröfserer Leiden-
schaftlichkeit ausgefochten wurden, als es sich nicht nur um politische
Macht, sondern um wirtschaftliche Existenz handelte ^.
1) An der Kommission nahmen wahrscheinlich M'. Acilius und T. Quinctius
teil. Für letzteren geht es aus Liv. XXXIX 23, 7 und 25, 10 hervor.
2) Polyb. XXI 32, 13. Ob damals, wie vielfach angenommen wird, Pleuren,
das später dem achäischen Bunde angehört (Pausan. VII 11, 3), abgetreten werden
mufste, ist zweifelhaft. Ich halte für wahrscheinlicher, dafs es erst um 167 v. Chr.
geschah. Unten Buch 12 § 11.
3) Dafs Herakleia den Atolern auch fernerhin angehörte , folgt aus dem Am-
phiktionendekret vom Jahre 178 v. Chr. SIG. I* 293, aus dem sich zugleich die
Zugehörigkeit der Anianen, Herakleoten, Lokrer und Dorier ergibt. Bestätigt
wird dies durch andere Urkunden, wie durch die litterarische Überlieferung. Vgl.
Liv. XLI 25. XLIII 21, G. Salvetti in Belochs Studi di storia antica II, 95ff.
Dittenberger, Hermes 32, 161 ff. Beloch ebendas. 6(37 ff.
4) Polyb. XXVIII 4, 10 ff. Diodor XXIX, 31
5) Parteiungen gab es schon früher bei den Atolern (Bd. II 563) ; auch in
letzter Zeit hatte es manche gegeben , die gegen das Bündnis mit Antiochos ge-
wesen waren. Liv. XXXV 33, 1.
11. Buch. § 2. Die delphische Amphiktionie. 13
Eine besondere Behandlung erfuhr Delphi. Es gehörte auch früher
nicht eigentlich zum ätolischen Bunde, sondern bildete mit Rücksicht auf
das Heiligtum eine Gemeinde für sich, dem Namen nach frei, in Wahrheit
untei- Obhut der Atoler ^ Von dieser Herrschaft ward es, wahrschein-
lich noch während des Krieges, durch Manius Acilius befreit -. Die
Verwaltung des Heiligtums ward neu geordnet, auch die alten Grenz-
streitigkeiten mit den Nachbarstädten Amphissa und Antikyra wurden
einige Zeit nach dem Frieden im Auftrage des Senates entschieden ^.
Vor allem geschah dasjenige, was die Gegner der Atoler schon im
Bundesgenossenkriege verlangt hatten * , die ätolische Herrschaft über
die delphische Amphiktionie horte auf, und diese ward genau so
wieder eingerichtet, wie sie einst Philippos von Makedonien nach dem
Ende des heihgen Krieges (346 v. Chr.) geordnet hatte. Die Gesamt-
zahl der Hieromnemonen ward wieder auf 24 festgesetzt, und die del-
phischen rückten an die erste Stelle. Die Thessaler und die übrigen
Nordhellenen kehrten in den heiligen Verein zurück ; die Phokier mufsten
ausscheiden , ihre Stelle nahm der makedonische König ein ; die Atoler
als solche verloren ihre Berechtigung, doch tatsächlich blieben sie durch
amphiktionische Stämme, die im Bunde gebheben waren, die Lokrer,
Oitäer, Dorier und Anianen verhältnismäfsig reichlich vertreten •''. Auch
1) Bd. II 218 ff.
2) Die Delpher haben ihm zum Dank für seine Verdienste um Stadt und
Tempel eine Bildsäule gesetzt, deren Inschrift ihn als argctrctyng v-narciq bezeichnet,
die also vor seinem Abgange 19Ü v. Chr. gesetzt worden ist. Pomtow, Beiträge
zur Topographie von Delphi p. 118. Wescher (Mem. pres. par divers savants a l'acad.
des iuscr. 1™^ serie VIII p. 106) meint, Acilius habe die Pythien von 190 v. Chr. in
Delphi gefeiert, was mir sehr zweifelhaft ist (^Bd. II 723). Der Senat hat die Auto-
nomie Delphis bestätigt. Viereck, Sermo graecus S. 11. Pomtow, RE. IV 2573.
3") Wescher a. 0. 7 ff . 33 ff. CIA. III 1, 5G7 p. lOG. Die neue Abgrenzung
erfolgte, wie die Urkunde sagt, ex sentenfia 31'. Aeili et senahis. Da Acilius nicht
Konsul genannt wird, so ist der Spruch wohl erst später in besonderem Auftrage
ergangen.
4) Bd. II 422.
5) Wir kennen die Verfassung der Amphiktionie jetzt durch ein Dekret der
Amphiktionen vom Jahre 178 v.Chr. SIG. I"^ 293; dazu die S. 12 Anm. 3 zitierten
Schriften. Die Amphiktionie besteht aus den Delphiern , Thessalern , dem make-
donischen König (Perseus) , Phthioten, Maliern, Euböern, Athenern, Lokrern,
Dorieru, Perrhäbern ; die Hieromnemonen sind vollzählig, nur die peloponuesischen
Dorier fehlen, ob zufällig oder absichtlich, wissen wir nicht. Bestand und Stimm-
zahl der Amphiktionie sind genau dieselben wie in dem ältesten vorhandenen
Dekret von 344/3 v. Chr. (SGDial. II G69, n. 2504), nur Reihenfolge und
Nomenklatur weichen etwas ab; bemerkenswert ist, dafs die Delphier an erste
Stelle gerückt sind , wo früher die Thessaler standen , die übrigens später ihren
alten Platz wieder erhalten haben. Wie diese Neuordnung zu stände kam, ist un-
14 11. Buch. § 2. Akarnanen und Epirus.
ward Delphis Verbindung mit den Atolern nicht gelöst; es blieb wie
früher ätolisches Bundesheihgtum und Versammlungsplatz ^
Die Akarnanen empfingen aus der ätolischen Beute als Lohn für
die Treue, mit der sie zu den Römern gehalten, Oiniadä am Acheloos.
Sie richteten sich jetzt in alter Weise ihren Bundesstaat mit der Haupt-
stadt Leukas ein ^. Der kleine Teil des Volkes, der sich zum Anschlufs
an Antiochos hatte hinreifsen lassen ^, scheint Verzeihung erhalten zu
haben. Aber an Gegensätzen fehlte es doch auch jetzt nicht. Vor
allem war es ganz natürlich, dafs in diesem Stamme, der so lange und
so eng mit Makedonien verbunden gewesen war, Philippos noch sehr
viele Freunde hatte; der letzte Krieg, an dem er als römischer Bundes-
genosse teilgenommen hatte, mufste dazu beitragen, die alten Beziehungen
wieder aufzufrischen.
Für die Epiroten, die ebenfalls in das Bündnis mit Rom eingetreten
waren *, brachte der Friede, soviel wir wissen, keine Veränderung. Ob
sie für den geleisteten Zuzug Entschädigung empfingen, läfst sich nicht
nachweisen. Auch die Verfassung der vereinigten Stämme blieb unver-
ändert. Bei ihrer Lage den süditalischen Küsten gegenüber an der Wasser-
strafse, die von Italien nach Osten führte, war es natürlich, dafs sie mit
den nächstgelegenen Italikern in häufigeren Verkehr kamen ^. Ihre
Stammverwandten und Nachbarn, die Athamanen , behielten ebenfalls ihr
eigenes Gemeinwesen im alten Umfange, mit Ausnahme derjenigen Teile,
bekannt, wahrscheinlich durch Übereinkunft der Beteih'gten unter Sanktion der
Römer. Politische Motive darf man hier, wo es sich um Sakra handelt , nur mit
Vorsicht anwenden. Schwerlich ist mit Dittenberger (Hermes 32, 189) an einen
Kompromifs zwischen der überwiegenden makedonischen und der zui'ückgedrängten
ätolischen Macht zu denken ; denn von einem makedonischen Übergewicht kann
nicht die Rede sein; die Atoler verfügen über sechs Stimmen, der makedonische
König über fünf, die Thessaler ebenfalls über fünf. Man hat die Ordnung von
346 V. Chr. so wie sie war übernommen; so erklärt sich die Aufnahme des Make-
doners wie die Ausschliefsung der Phokier \ denn wie sollte man sonst wohl dazu
gekommen sein, dieses so harmlose Volk nicht aufzunehmen? Wahrscheinlich sind
die Wünsche der Delphier, die mit den Phokiern oft in Streit lagen, dabei mafs-
gebend gewesen ; auch war die Ordnung Philipps wohl die einzige , die man wirk-
lich genauer kannte.
1) Liv. XLI 25. XLII 5, 10; 6, 1. Der ätolische Bundesbeschlufs aus dem
Jahre 183 v. Chr. SIG. I^ 295 (vgl. Fränkel, Inschr. v. Pergamum I 167) war in
Delphi aufgestellt.
2) Ein Bundesbeschlufs, in dem auch Oiniadä als Mitglied erscheint, IGGSept.
III 513.
3) Polyb. XXI 32, 14. Liv, XLII 38, 3.
4) Bd. II 762.
5) SGDial. II 1339 wird ein Proxeniedekret der Molosser für einen Brentesiner
mitgeteilt.
11. Buch. § 2. Illyrien. Phokis. !£►
welche sie in den Händen Philipps hatten lassen müssen. Von den
Atolern wurden sie für immer getrennt, und die Erwerbungen ihres
Fürsten Amjnandros waren alle verloren gegangen. Diese Persönlich-
keit verschwindet seitdem aus der Geschichte, und mit ihm scheint auch
das Königtum aufgehoben worden zu sein K Einen Sohn, Galestes
finden wir später in ägyptischen Diensten ^.
An die Epiroten dürfen wir die illyrischen Stämme anschliefsen,
die zum gröfsten Teil ebenfalls in die römische Klientel gekommen
waren. Der mächtigste Fürst war König Pleuratos, dem die illyrischen
Besitzungen Philipps, die Parthiner mit der Landschaft um Lychnidos^
zugefallen waren ^. Der Mittelpunkt seines Landes war die Labeatis
mit Skodra (heute Skutari), die Südgrenze bildete an der Küste etwa
Lissos, im Norden waren ihm die Dalmater noch Untertan ^. Doch war
er nicht alleiniger Herr in Illyrien. Neben ihm gab es andere selb-
ständige Dynasten und freie Völkerschaften, und vollends die griechischen
und halbgriechischen Küsten- und Inselgemeinden, wie ApoUonia, Epi-
damnos (Dyrrhachion) und Issa waren seit längerer Zeit autonome
Bundesgenossen der Römer und samt ihrem Gebiete von den Illyriern
ganz unabhängig.
Die östlichen Nachbarn der Atoler, die Phokier, Avaren nach kurzer
Zugehörigkeit wieder aus dem ätolischen Bunde al^sgeschieden. Ihre
Städte, unter denen Elateia die gröfste war, taten sich wieder zu einem
eigenen Gemeinwesen zusammen ^
1) Auf Kupfermünzen des amphilochischen Argos erscheint der Name 'J/xti-
iccrdQog. Hierin hat man den Athamanenkönig erkennen wollen , dem nach dem
Frieden Argos zu teil geworden sei (Weil, Zeitschr. f. Numism. VII 1880 S. 127).
Mit Eecht erklären sich Imhoof- Blumer (Numismat. Zeitschr. X [Wien 1878]
S. 98 ff.) und Oberhummer (Akarnanieu 181, 297) dagegen. Wir wissen bestimmt,
dafs Argos ätolisch blieb (Diodor XXXI 8, 6) ; der auf der Münze Genannte kann
also nicht der Athamanenkönig sein.
2) Diodor XXXIII 20.
3) Polyb. XVIII 47, 12. Vgl. XXI 11, 7. 21, .3. Bd. II 652. Zippel , Die
röm. Herrschaft in Illyrien S. 79, glaubt, es seien mit den von Polybios erwähnten
Landschaften Parthos und Lychnitis nicht die im Text genannten, sondern gleich-
namige Gegenden des nördlichen Illyriens gemeint. Dies ist wenig wahrscheinlich,
zumal da, soviel wir wissen, Philippos im nördlichen Illyrien niemals Besitzungen
gehabt hat. Wahr ist, das später Genthios, der Sohn des Pleuratos, weder die
Parthiner noch die Landschaft um Lychnidos beherrscht (Liv. XLIII 19 u. 21); es
ist daher anzunehmen, dafs diese Teile beim Tode des Pleuratos ähnlich wie die
Dalmater unabhängig wurden.
4) Vgl. Polyb XXVIII 8, 4. XXXII 18, 4. Liv. XLIII 19, 3.
5) Die Verfassung ist wie früher. Wir kennen sie aus den Inschriften
IGGSept. III. Michel, Recueil 277 f. Vgl. G. Kazarow, De foederis Phocensium in-
16 11- Buch. § 2. Böotien.
Die Böoter waren im letzten Kriege mit einem blauen Auge davon
gekommen und hatten trotz ihrer Eomerfeindschaft Verzeihung erlangt.
Umfang und Verfassung des Bundes blieben unverändert, ebenso die
Gesinnung des Volkes, das seinen alten Zusammenhang mit Makedonien
nicht vergessen konnte; auch das Faktionswesen dauerte ungeschwächt
fort. Im übrigen hatte der Ausgang des Krieges insofern einen heil-
samen Einflufs, als zunächst alle Hoffnungen auf auswärtige Bündnisse
und Verwickelungen abgeschnitten wurden. Man hatte Zeit, sich den
schweren Mifsbräuchen zuzuwenden, die im Leben des Bundes bestan-
den. Besonders die Rechtspflege lag darnieder; manche Prozesse hatten
sich 25 Jahre lang hingeschleppt, weil einflufsreiche Parteihäupter die
Entscheidung verhinderten. Man versuchte nun eine Besserung, wozu
sich die einzelnen Städte miteinander in Verbindung setzten ^ , und
eine Einwirkung von aufsen kam diesen Bestrebungen zur Hilfe '•^.
Der seit dem Winter 197/6 v. Chr. mit seinen Anhängern ver-
laannte Zeuxippos ^ erwirkte durch seinen Gönner Titus Quinctius, dem
er gute Dienste geleistet hatte, dafs der Senat an die Böoter die Auf-
forderung erliefs, ihn und seine Anhänger heimkehren zu lassen. Hierauf
brachten die Böoter schleunigst die schon längst gegen ihn anhängigen
Klagen wegen Mord und Tempelraub zum Abschlufs und lehnten darauf
die Aufforderung der Römer ab. Der Senat ersuchte nun den ätolischen
und achäischen Bund, die Rückführung vorzunehmen. Die Achäer folg-
ten der Aufforderung, wollten jedoch keine Gewalt brauchen, sondern
schickten Gesandte nach Böotien, um die römische Forderung zu unter-
stützen. Bei dieser Gelegenheit brachten sie zugleich ihre eigenen Be-
schwerden vor und verlangten von den Böotern die Erledigung der
schon lauge schwebenden Rechtshändel achäischer Bürger. Die Böoter
versprachen das Beste, als aber, Anfang 186 v. Chr., ein neuer Strateg
bei ihnen ins Amt kam, blieb die Sache liegen. Jetzt übte der achäische
Bundesfeldherr Philopoimen Vergeltung und erlaubte den Achäern,
sich durch Repressalien an den Böotern schadlos zu halten *, woraus
stitutis, Leipzig 1899 p. 25f. In diese Zeit nacb 182/1 v. Chr. fällt die Vereiuigung
der beiden phokiscben Städte Medeon und Stelris. IGGSept. III 32. SIG. 11^ 426.
Feldmann, Analecta epigr. (Dissertationes Argentoratenses IX) p. 225 f.
1) Man hat also anzunehmen, dafs die Rechtspflege nicht Sache des Bundes war.
2) Polyb. XXII 4. Das Exzerpt ist lückenhaft und nicht überall ganz ver-
.sländlich.
3) Bd. II 647.
4) Polyb. XXII 4, 13: (Ijis'dwxe rolg ftiTovf/Eyon tu Qtiaict xiad TÜJv Boiümur.
Es ist die Strategie Philopoimens, die Herbst 187 v. Chr. begann. In Böotien war
der Jahreswechsel um die Wintersonnenwende; die achäische Gesandtschaft ist
folglich etwa Herbst 18G v. Chr. abgegangen.
11. Buch. § 2. Athen. 17
gegenseitige Plünderungen und Räubereien entstanden. Da jedoch der
Senat den Zeuxippos fallen liefs, so setzten auch die Achäer den Streit
nicht fort, und durch Vermittelung Megaras kam ein Ausgleich zu stände,
der wahrscheinlich zur Befriedigung der achäischen Ansprüche führte
und zugleich zur Besserung der böotischen Rechtspflege beitrug. In
der Folgezeit machte die bisherige Feindschaft zwischen Böotern und
Achäern einem besseren Einvernehmen Platz '.
Die Athener sind mit unverändertem Besitzstand aus dem Kriege
hervorgegangen. Sie hielten fest an der römischen Freundschaft und
versuchten vergebens die Atoler vom Kriege zurückzuhalten. Von der
Bewegung freilich, die bei der Ankunft des Antiochos in ganz Griechen-
land entstand, wurden sie mit ergriffen, und eine einflufsreiche Partei
versuchte, die Stadt ins Lager des seleukidischen Königs hinüber-
zuziehen. Aber diese Partei ward überwunden, und ihr Wortführer
mufste die Stadt verlassen. Später hat dann ein athenischer Gesandter
den Waffenstillstand der Scipionen mit den Atolern vermittelt und damit
den Römern einen Dienst geleistet -. Von den Leiden und Lasten des
Krieges mufsten die Bürger ihren Teil tragen. Die grausame Verwüstung
ihres Landes durch Philippos hat ihren Wohlstand gewifs auf lange
Zeit geschädigt; vielleicht hat die Landschaft sich niemals ganz davon
erholt. Der antiochische Krieg ging glimpflicher an ihnen vorüber,
berührte aber im ersten Teile ihre Grenzen so nahe, dafs auch sie die
AVirkung spürten. Der Peiräeus war eine Zeitlang Hauptquartier der
1) Mau darf es daraus schliefsen, dafs 182 v. Chr. die Böoter zwischen Messene
und den Achäern vermittelten. Polyb. XXIII 16, 5. Anhangsweise sei hier auf
das Proxeniedekret der Achäer für böotische und phokische Geisehi hingewiesen,
das nicht, wie Dittenberger früher annahm, in die Mitte des 3. Jahrh. gehört,
sondern in diese Zeit, wie M. Holleaux aus den Namen der böotischen Geiseln
erwiesen hat (SIG. F 236. II p. 813. Holleaux, REG. 13 [1900] 223 ff.) und
auch aus anderen Gründen sich ergibt ; es pafst nur in die Zeit zwischen 189 und
171 V. Chr. Aus dieser Ehrung böotischer und phokischer Geiseln, die sich bei
den Achäern aufhalten, ergeben sich nicht etwa besonders gute Beziehungen
zwischen Phokiern und Böotern, wie Kazarow (De foederis Phocensium institutis
8. 19) meint, sondern eher das Gegenteil. Die Geiseln müssen Bürgen für einen
Vergleich sein , der zwischen Phokiei-n und Böotern vielleicht unter römischer
Vermittelung abschlössen ist. Es hat also ein Streit oder Krieg zwischen den
beiden Völkern stattgefunden, gerade wie später kurz vor 146 v. Chr. ein solcher
sich zugetragen hat (Pausan. VII 14, 7). Bei den Achäern sind diese Geiseln
ebenso deponiert worden, wie später ätoHsche Geiseln (Liv. XLII 5, 12). Nach-
richten über einen böotisch-phokischen Streit gibt es zwar nicht, aber man weifs,
wie lückenhaft uns Polybios erhalten ist.
2) Bd. II 686. 694. 722. Shebelef, Aus der Geschichte Athens S. 178 ff.
Niese, Gesch. d. griech. n. mak. Staaten. III. 2
18 11. Buch. § 2. Athen.
römischen Flotte unter Marcus Atilius; gewifs mufsten die Athener
zu ihrem Unterhalte mit beitragen, und das Geschenk, das ihnen Atilius
aus den erbeuteten Getreideschiffen machte, wird ihnen höchst v/ill-
kommen gewesen sein ^ An den kriegerischen Unternehmungen haben
sie bei der Geringfügigkeit ihrer Streitmacht kaum tätigen Anteil ge-
nommen; sie besafsen überhaupt kein gröfseres Kriegschiflf; nur zu
Hilfsdiensten und zum Schutze gegen Seeräuber wurden sie in Anspruch
genommen ^.
Nach dem Kriege nahmen sie allem Anscheine nach einen gewissen
Aufschwung. Ihr unvergleichlicher Ruhm in Geschichte und Litteratur,
das Ansehen der Schulhäupter, die bei ihnen lehrten, sicherte ihnen die
Gunst der Fürsten wie der Römer, die an ihnen gern ihre philhellenische
Gesinnung zeigten. Oft und zahlreich waren Römer in Athen an-
wesend ^. Unter den Königen traten jetzt neben den Ägyptern die Fer-
gamener als Gönner Athens in erste Reihe, und die befreundeten Kappa-
dokier folgten diesem Beispiel. Die Fürsten wirkten bei den Festen
mit, schickten ihre Söhne in die Philosophenschulen und beschenkten
die Stadt reichlich ^. Die Athener waren an solche Geschenke schon
gewöhnt und baten gelegentlich selbst darum ^. Keiner war jedoch
freigebiger als der Seleukide Antiochos Epiphanes, der in Athen eine
Zeitlang lebte, sich zum Strategen wählen liefs und daselbst die Nach-
richt vom Tode seines Bruders erhielt. Er hat den Athenern grofse
Anhänglichkeit und Bewunderung gewidmet und ihnen dies später, als
er König geworden war, durch die Tat, durch Gunst und Geschenke
bewiesen. Vor allem hat er den Tempel des olympischen Zeus, zu dem
Peisistratos den Grund gelegt haben sollte, auszubauen begonnen ^. Nach
jeder Richtung hin erneuerten die Athener ihre alten Beziehungen, zu
1) Bd. II 694. 706. 718.
2) Bd. II 639. 725.
3) Schon früh dringen römische Namen ein, um 150 v. Chr. heifst ein Bürger
der Phyle Aiantis ^sAsiixoc MaÜQxov vtc^. CIA. II 446.
4) Ptolemäer und Pergamener als Sieger an den Panathenäen: CIA. II 966.
968. Kolossalstatuen des Eumenes und Attalos: Plutarch Anton. 60. Ehren des
Philetäros: CIA. II 435 SIG. I^ 299. Andere Pergamener: CIA. II 433f. 438.
IV 2, 441 d f. 451 b. Attalos gewährt Getreideausfuhr CIA. II 438 b. Vgl. Wachs-
muth, Die Stadt Athen I 642 Anm. 4. Shebeleff a. 0. S. 198 ff. Holleaux REG. 13
(1900) S. 274. Widmung des Attalos und Ariarathes für Karneades : SIG. I* 298.
5) Polyb. XXVIII 19, 4.
6) Appian Syr. 45. Polyb. XXVI 1. Liv. XLI 20, 8. Strabo IX 396.
Vellejus I 10, 1. Vitruv. VII praef. 15. Hertzberg, Gesch. Griechenl. I 177.
Wachsmuth, Stadt Athen I 643. Shebeleff a. 0. 213. Reinach und Holleaux, REG.
1 (1888) 168. 13 (1900) 273.
11. Bucb. § 3. Thessalien vind Makedonien. 19
ihren Festen kamen Besucher aus allen Teilen Griechenlands, auch den
jetzt befreiten ionischen Stammverwandten, wie den Milesiern traten
sie wieder näher '. Durch Antiochos wurden sie mit Syrien verbunden,
selbst numidische Fürsten ^ kamen angereist, um die Stadt kennen
zu lernen, die sich berühmen durfte, die ältesten Stätte, die eigentliche
Heimat der höheren Bildung, ja überhaupt der menschlichen Gesittung
zu sein 'l Athen ward Fremdenstadt und nahm die Menschen aus
allen Teilen der Mittelmeerländer, Hellenen wie Barbaren bei sich auf*.
Im Norden Griechenlands gingen die Thessaler mit Gewinn aus
dem Kriege hervor. Ihre Oberherrlichkeit über die phthiotischen Achäer
ward wiederhergestellt, auch die von den Römern eroberten Städte
Lamia und Thaumakoi tielen ihnen zu ■'. Sie eigneten sich ferner Xyniä
an und die benachbarte Parachelois, die noch den Atolern geblieben
waren **. In der neu eingerichteten delphischen Araphiktionie (S. 13)
waren sie stattlich vertreten und verfügten mit ihren Untertanen über
fünf Stimmen. Die bei ihnen errichtete Oligarchie war den Römern
aufrichtig ergeben und ganz an das römische Interesse gefesselt ''. Es
war allerdings ein Parteiregiment, das mit einer Reinigung der Bürger-
schaft im oligarchischen Sinne begonnen hatte und die Regierung nur
zum Nutzen der herrschenden Klasse führte ^.
§ 3.
Jedoch hatten die Thessaler zugleich den Philippos in ihrem Lande
aufnehmen müssen; es war eine der wichtigsten Folgen des letzten
Krieges, dafs der Makedonier Gelegenheit erhielt, sich wieder unter den
Hellenen festzusetzen. Als Dank für seine wertvolle Hilfe gegen An-
tiochos gestattete ihm der Konsul Manius Acilius auf Kosten der Atoler
1) CIA. II 9Gf)ff. Milesische Festgesandte bei den Eleusinien CIA. II 1, 442.
2) Oben S. 10 Anm. 2.
3) Vgl. das Amphiktionendekret BCH. XXIV (,1900) ü2flF., dazu Isocrat. Paneg.
28 f. antidos. 295.
4) Dies zeigen z. B. die Grabsteine. CIA. II 2827 ff.
5) CoUitz SGDial. II u. 14441?. 1459. Lamia nahm bald darnach nach thessa-
lischem Muster Tuyoi als oberste Beamte.
6) Liv. XXXIX 2G, 2 Paracheloida , quae sab Athamania esset, nullo iure
Thessalorum formulae factum behauptet Philippos. Über die Paracheloiten vgl.
Strabo IX 434. Wir müssen sie uns in der Nachbarschaft Athamaniens denken;
den Flufs von Lamia kann der Acheloos schwerlich bedeuten.
7) Die in Larisa eingesetzten Eleutherien feierten die Römer als Befreier.
IGGSept. I 48. 0. Kern, Inscr. Thessal. (iudex lectionum Rostoch. 1899/1900)
S. 4 f.
8) Liv. XXXIV 51, 4.
2*
20 11- Buch. § 3. Philippos in Hellas.
und ihrer Bundesgenossen Eroberungen zu machen ', und Philippos
nutzte die Gelegenheit nach Kräften aus. Er nahm eine Anzahl
thessalischer und perrhäbischer Städte in Besitz, dazu das Land der
Athamanen. Freilich wollten ihm die Römer, nachdem Antiochos aus
Hellas vertrieben war, nicht allzuviel gestatten. Lamias Belagerung,
die er nahezu vollendet, mufste er wieder aufgeben. Mit Ingrimm
zoff er ab und versuchte damals schon . sich den Atolern zu nähern -.
Doch wufste der Konsul ihn durch andere Zugeständnisse zu be-
schwichtigen. Philippos gewann Demetrias und die Magneten, ferner
einige phthiotische Städte und unterwarf die Doloper , Amphilocher
und Aperanten. Ein Teil dieser Eroberungen, die Aperanten, Am-
philocher und Athamanen, gingen ihm freilich schon im Winter
190/89 V. Chr. wieder verloren. Er hoffte, sie den Atolern wie-
der abzunehmen, aber der Friedenschlufs, dem er vergeblich ent-
gegenarbeitete, machte es ihm unmöglich •''. Immerhin blieben ihm die
die Doloper, Demetrias mit den Magneten, zwei Kastelle in Atha-
manien *, endlich eine Reihe von phthiotischen, perrhäbischen und
thessalischen Plätzen, darunter ansehnliche Städte wie Gomphoi, Trikka
und Larisa Kremaste. Diese Erwerbungen suchte er sich nun fest an-
zueignen. Er verpflanzte einen Teil der Bewohner nach Makedonien,
führte von da neue Ansiedler hinein und nahm andere Umgestaltungen
vor. Gomphoi erhielt den Namen Philippupolis ^. Auch nach anderen
Seiten hatte Philippos nach Möglichkeit um sich gegrifien, vor allem
gelangen ihm einige Erwerbungen in Thrakien, wo ein Teil des Binnen-
landes schon unter seiner Herrschaft stand. Er wufste sich nun der
hellenischen Küstenplätze Anos und Maroneia wieder zu bemäch-
tigen. Sie waren dem Antiochos zugefallen und 189 v. Chr. von Quintus
Fabius befreit worden *"'. Der Freiheit ungewohnt, gerieten diese Städte
1) Liv. XXXIX 2.i, 5flf. 25, 3 ff.
2) Polyb. XX 11, 5f,
3) Bd. II 702 f. 713 f. 762. 769.
4) Die Nachricht (Liv. XXXIX 24, 8), dafs er ganz Athamanien behalten, ist
ein Irrtum.
5) Livius XXXIX 25, 3. Bei dem hier genannten Philippupolis könnte mau
zunächst an das phthiotische Theben denken , da aber diese Stadt gleich darauf
(§ 9) unter eigenem Namen erscheint, so ist wahrscheinlich Gomphoi gemeint, das
nach Stephanus Byz. s. 'Pihnnoi wie Theben den Namen Philippoi führte. Es
gibt aus Gomphoi stammende Münzen mit der Aufschrift 'PihTjnonokiiujy; diese
freilich setzen die Numismatiker in die Zeit bald nach dem Tode Alexanders des
Grofsen. Catalo'jue of gr. coins in the Brit. Mus. Thessaly. XXXV 19. Ein
perrhäbischer Ort, Gonnokondylon, erhielt den Namen Olympias. Livius a. 0. § 16.
6) Bd. II 750.
11. Buch. § 3. Philippos in Hellas. 31
sogleich in heftigen Parteihader. Ein Teil schlols sich an Philippos
an, die anderen stützten sich auf Eumenes. Aber der Makedonier war
näher zur Hand und wufste sich in die Städte einzunisten ; den Ma-
roniten schnitt er dabei ein gutes Stück ihres Landes ab '. Er schaffte
seiner Partei das Übergewicht, verdrängte die Gegner und legte in
beide Städte Besatzungen ^.
Diese Erwerbungen hatte der König unter der Autorität Eoms als
römischer Bundesgenosse gemacht. Jedoch seine eifersüchtigen und
feindlichen Nachbarn gerieten darüber in lebhafte Sorge, vor allem aber
die Römer wollten ihn nicht zu mächtig werden lassen und beeilten
sich jetzt, die Vorteile, die man ihm hatte bevvilhgen müssen, möglichst
einzuschränken und ihm keine Übergriffe zu gestatten ^. Sie liehen
daher den Klagen, die gegen Phihpp einliefen, bereitwilhg Gehör. Den
Besitz der thrakischen Seestädte bestritt ihm Eumenes, und in Griechen-
land verlangten die Thessaler und Perrhäber die Herausgabe ihrer
Städte, die widerrechtlich in Besitz genommen seien. Die Thessaler
gingen zu direkten Feindseligkeiten über und besetzten einzelne Plätze
auf seinem Gebiet ^ Es scheint ferner, dafs der König einige seiner
Erwerbungen in der Tat freiwillig räumte, wobei er möglichst viel mit-
nahm und das Geräumte entwertete. Er wird beschuldigt, dafs er den
Handel des phthiotischen Theben zu gunsten von Demetrias geschädigt,
dafs er viele angesehene Leute nach Makedonien entführt habe und
dort festhalte ". Die herrschenden Parteien Thessaliens fürchteten be-
sonders seine Einwirkung auf die vielfältig zwieträchtigen, unzufrie-
denen und bedrückten Bürgerschaften, unter denen Philippos Freunde
genug besafs und neue erwarb; sie fühlten sich in seiner Nähe nicht
sicher.
1) Q. Fabius hatte als Grenze des maronitischen Landes die grofse Heerstrafse
bestimmt, die in einiger Entfernung von der Küste lief. Philippos hatte hierauf
die Strafse verlegt und auf diese Weise ein Stück Land an sich genommen. So
behaupteten wenigstens Philipps Ankläger. Liv. XXXIX 27, 10. Vielleicht gab's
hier Grenzstreitigkeiten.
2) Liv. XXXIX 2.3, 13. Polyb. XXII 9, 7. 17, 5. 9.
3) Bd. II 768. Dazu gehört auch der von Livius XXXIX 23, 6; 28, 2 an-
gedeutete Fall. Während der Waffenruhe hatten sich makedonische Untertanen
Philipps empört, und vergebens hatte der König von Titus Quinctius, der damals
in Hellas war, die Erlaubnis nachgesucht, sie wieder zu unterwerfen. Auch der
Senat hatte dann in dieser Sache gegen den König entschieden. Weifsenborn meint,
es seien die Oresten gemeint, was möglich aber zweifelhaft ist. Die Oresten sind
auch später frei. Liv. XLII 38, 1. Vgl. Nissen, Krit. Untersuch. 222 f.
4) Liv. XXXIX 26, If. nennt Petra in Pierien und Menelais bei den Dolopern.
5) Liv. XXXIX 24, 7 ff.
33 11. Buch. § 3. Verhandlungen in Rom 186/5 v. Chr.
Im Winter 186/5 v. Chr. ^ kam die Sache in Rom zur Verhandlung.
Gesandte des Eumenes, begleitet von Verbannten aus Maroneia, klagten
über die Besetzung der thrakischen Plätze, die Athamanen, Perrhäber
und Thessaler forderten die Rückgabe ihrer Städte. Auch Philipps
Gesandte waren anwesend, und zahlreiche Reden wurden gewechselt.
Der Senat schickte zunächst drei Kommissarien, Quintus Cäcilius,
Marcus Bäbius und Tiberius Claudius ^, um den Streit au Ort und
Stelle zu untersuchen und den Gegnern Phihpps Gelegenheit zu geben,
sich frei auszusprechen.
Am Eingange des Tempetals erschienen Philippos und seine Wider-
sacher vor den Römern ^. Der Senat hatte die Bewilligung des Acilius
so ausgelegt, dafs Philippos nur diejenigen Städte behalten sollte, welche
nachweislich schon früher den Atolern gehört hatten und im letzten
Kriege freiwillig, nicht gezwungen zu ihnen übergetreten waren *.
1) Polyb. XXII 9. Vgl. 1, Iff. Liv. XXXIX 24, 5. Zonar. IX 21, 5. Die
Zeit bestimmt Livius im wesentlichen richtig. Es steht nach Polyb. XXIII 1 fest,
dafs die Sendung des Demetrios nach Rom und damit das Ende des Streites Ol.
149, 1, also etwa Frühjahr 183 v. Chr., stattfand. Wir werden also die voraus-
gehende Gesandtschaft des Ap. Claudius (doch wohl des Konsuls von 185 v. Chr.),
welche den Philippos zur Entsendung seines Sohnes veranlafste, 184 v. Chi*, zu
setzen haben und die noch frühere erste Verhandlung vor Q. Cäcilius Metellus ins
Frühjahr 185 v. Chr. Da nun Q Cäcilius von Makedonien in den Peloponnes
kam und daselbst unter der Strategie des Aristänos eintraf, so wird diese Strategie
von Herbst 186 bis Herbst 185 v. Chr. gelaufen sein, wie .schon Nissen gesehen
hat. Der abweichenden Rechnung von Büttner - Wobst (Beiträge zu Polybios,
Dresden 1901 S. 12) kann ich mich nicht anschliefsen. Nach diesem Gelehrten
fällt die Gesandtschaft des Q. Cäcilius an Philippos ins Frühjahr 187, die des Ap.
Claudius 186 v. Chr. Bei dieser Anordnung wird die Sendung des Demetrios, deren
Zeit feststeht, von der Gesandtschaft des Appius zu weit abgerückt. Auch sonst
bewährt sich diese Rechnung nicht. Auf der achäischen Versammlung bei Polyb.
XXII 10 f, die Büttner- Wobst in den Frühsommer 187 v. Chr. setzt, treten Ge-
sandte des Seleukos IV. auf. Schwerlich konnten sie damals schon anwesend sein,
da Seleukos um diese Zeit erst den Thron bestiegen haben kann (meine Beitr. zur
Kritik der beiden Makkab. S. 80), und es empfiehlt sich daher, jene Versammlung
ein Jahr später zu setzen. Büttners Chronologie entfernt sich aufserdem zu weit
von Livius ; ich ziehe es vor, mich diesem näher anzuschliefseu ; denn auch in den
Zeitbestimmungen ist Livius von Polybios abhängig.
2) Liv. XXXIX 24, 13 nennt den letztgenannten Tiberius Sempronius.
3) Liv. a. 0. Polyb. XXII 1, 2.
4) Liv. XXXIX 25, 4 f. formuliert die Fragestellung so: utrum Thessalorutn
iuris, cum vi ademptae possessaeque ah Aetolis forent (nam Philippum Äetolis
ademisse eas constabat) an Aetolica antiquitus ea oppida fuissent; ita enim Acilium
regi concessisse, si Actolorum fuissent, si voluntate, non si vi atque armis coacti
cum Aetolis essent. Zu vergleichen ist die, ebenfalls vom Senat gegebene, Frage-
''tellung im Schiedspruch der Milesier SIG. P 314 z. 50 ff.
11. Buch, i^ 3. Verhandlungen bei Tempe 185 v. Chr. 33
#
Darnach wurden von den Thessalern die Städte Trikka, Phaloria, Phi-
lippupolis (Gomplioi), Eurymenä ^ u. a. in Anspruch genommen. Die
Perrhäber forderten Malloia und zwei andere Ortschaften '■^. Die Mag-
neten, die auch in Betracht gezogen waren ^, seheinen nicht geklagt zu
haben, dagegen erschienen die Athamanen und forderten die Kastelle
Athenäon und Poitneion, die in den Händen Philipps eine Gefahr für
ihre Unabhängigkeit seien *. Nacheinander traten die Gesandten der drei
Völker mit ihren Forderungen auf, zuerst die Thessaler; vornehmlich
von diesen wurden aufserdem eine Reihe von anderen Beschwerden
gegen den König erhoben ^. Für den Angeklagten lag die Sache von
vornherein mifslich Er verteidigte sich übrigens gewandt, und hatte
seinen Gegnern ebenfalls allerlei vorzuwerfen Dabei liefs er seinen
Ingrimm über die römische Einmischung auf das deutlichste erkennen.
Sehr bemerkt ward eine Wendung, die er zum Schlüsse gegen die
Thessaler brauchte, dafs noch nicht aller Tage Abend sei ^. Die Ent-
scheidung fiel gegen ihn; er mufste die thessalischen, perrhäbischen und
athamanischen Plätze räumen ^ , die drei Völker erhielten ihr ganzes
Gebiet zurück und konnten jetzt ihre Grenzen endgültig festsetzen ^.
Der makedonische König behielt von seinen Erwerbungen nur die
phthiotischen Städte Larisa Kremaste mit Alope, Pteleon und Antron ^,
1} Dies mufs die südlich von der Peneiosmündung gelegene Stadt sein, die
auch Apollonios Rhod. I 597 unter diesem Nanien kennt, während sie sonst Erymnä
heifst Bursian, Geogr. v. Gr. I 98. Bursian S. 57 will sie lieber im Binnenlande
neben den anderen suchen. Vgl. S. 24 Anm. 1.
2) Ericinium und Gonnocoudylum nach Liv. a. 0. § 16. Vgl. XXXVI 13, 6.
Bd. II 702. Bursian, Geogr. v. Gr. I 60, zerlegt Gondocondylum, das von Philippos
den Namen Olympias erhalten hatte, nach Liv. XLIV 6, 10 in zwei Namen,
Oonnoi und Kondylon.
3) Liv. XXXIX 25, 6.
4) Liv. a. 0. Die Eroberung des Athenäon ist früher berichtet (Bd. II 763),
über das Poitneiou fehlt es an Nachrichten.
5) Es ward z. B. behauptet, er habe Gesandte der Thessaler an Titus Quinc-
tius zu beseitigen versucht. Livius a. 0. § 10.
6) ort ovnto näg aihoii o f,'/.ioi (fsdvxi. Diodor XXIX 16. Liv. XXXIX 26, 9.
7) Demgemäfs ist Gomphoi seitdem wieder thessalisch. Wir kennen zwei
thessalische Strategen aus dieser Stadt. Euseb. I 245 Schöne. SGDial. II 1448.
8) Es gab noch einige Schwierigkeiten. Wir kennen einen Grenzstreit zwischen
dem thessalischen Mondäa und dem perrhäbischen Azoros, der 182 v. Chr. von
auswärtigen Schiedsrichtern entschieden ward, und einen anderen, bei dem die
Athamanen beteiligt waren. IGGSept. III 689. 690. Ebenfalls auf einen Grenz-
streit in dieser Gegend bezieht sich eine thessalische Inschrift. 'F.q;. aQX- l^^l
S. 123 ff.
9) Liv. XLII 56, 7. 67, 9.
34 11. Buch. § 3. Die thrakischen Städte.
Demetrias und den gröfsten Teil Magnesias - und endlich den Stamm
der Doloper -. Für die sonstigen Beschwerden mufste er sich einem
Schiedsgericht unterwerfen ^.
Von Tempe aus begab sich der König mit den Legaten nach
Thessalonike^ um mit den Gesandten des Eumenes und den Verbannten
aus Maroneia über die thrakischen Städte zu verhandeln. Eumenes
forderte die gänzliche Befreiung dieser Städte. Sollte ihnen jedoch die
Freiheit nicht bewilligt werden, so behauptete er kämen sie ihm zu,
als dem Besitzer Lysimacheias und des thrakischen Chersones. PhiUppos
wandte sich in seiner Antwort nicht gegen r>eine Ankläger, sondern an
die Römer, und wies auf seine Leistungen im letzten Kriege hin. Er
machte zwar auf die Kommissarien persönlich Eindruck , aber seiner
Sache nützte es doch nicht viel; denn es ward entschieden, wenn die
zehn Legaten im Jahre 188 v. Chr. die streitigen Städte dem Eumenes
zugesprochen hätten, so sollten sie diesem bleiben; wenn Philippos sie
im Kriege erobert hätte, so sollte er sie behalten ; wenn keins von beiden
der Fall sei, und dies traf hier zu, so habe der Senat zu entscheiden.
Auf jeden Fall jedoch sollte Philippos seine Besatzungen einstweilen
herausziehen.
Die demütigenden Verhandlungen und diese Entscheidung empfand
Philippos als eine schwere Kränkung. Aber er mufste sich bezwingen
und zunächst alle Stadien des Verfahrens durchmachen; denn auch
jetzt sträubte er sich nach Kräften gegen die Räumung der Städte. Im
nächsten Winter (185/4 v. Chr.) ward der thrakische Streit in Rom
fortgesetzt und nunmehr zu Philipps Ungunsten entschieden ^. Der
Senat beschlofs durch eine neue Gesandtschaft sich zunächst zu über-
zeugen, ob die thessalischen Anordnungen ausgeführt wärea, und dem
Könige dann die Räumung aller thrakischen Küstenplätze endgültig vor-
zuschreiben Philippos mufste Folge leisten, liefs aber vorher seinen
Zorn an seinen Gegnern in Maroneia aus. Durch thrakische Soldaten,
die von seinen Freunden bei Nacht in Maroneia eingelassen wurden,.
1) Aufser Demetrias ist Meliboia sicher makedonisch. Liv. XLIV 13, 1.
Einzelne Stücke Magnesias sind vielleicht abgetrennt worden (Liv. XLII 67, 2), und
jedenfalls ist das südliche Ufer des unteren Peneios thessalisch (Liv. XLII 39).
Hier lag Eurymenä, das, wie oben (S 23 Aum. 1) bemerkt, von Philippos wieder
herausgegeben werden mufste.
2) Liv. XLII 38, 3. Vielleicht auch Äginion, das wenigstens 168 v. Chr. im
Besitz der Makedonier ist, allerdings auch erst im Verlaufe des 3. makedonischen
Krieges in ihren Besitz gelangt sein kann. Liv. XLIV 46, 3.
3) Liv. XXXIX 2(5, 14. Polyb XXIII 1, 2.
4) Polyb. XXII 15. Liv. XXXIX 33.
11. Buch. § 3. Gesandtschaft des Dernetrios 183 v. Chr. 35
liefs er seine vornehmsten Widersacher daselbst niedermachen '. Ais
die römische Gesandtschaft, an der Spitze Appius Claudius -, bei Phi-
lippos erschien, war die Tat geschehen. Der König beteuerte seine Un-
schuld, schob alles auf die inneren Streitigkeiten in Maroneia und er-
klärte sich bereit, seinen Anklägern Rede und Antwort zu stehen. Allein
Appius liefs sich nicht beirren, sondern verlangte, dafs die Männer, denen
der Mord in Maroneia zur Last fiel, Kassandros und der thrakische
Strateg Onomastos, zum Verhör nach Rom gesandt würden. Der König
erreichte nur, dafs auf Onomastos verzichtet ward; Kassandros mufste
sich auf die Reise machen, ward aber unterwegs auf Befehl seines Herrn
vergiftet.
Philipps Gesinnung war bei dieser Gelegenheit aller Welt und am
meisten den römischen Gesandten so deutlich zu Tage getreten, dafs
ihm selbst vor den Folgen bange ward; denn so kriegslustig er war,
war er doch zum Kriege gegen Rom noch nicht gerüstet und mufste
eine bessere Gelegenheit abwarten. Auf Rat seiner einflufsreichsten
Freunde, Apelles und Philokles, beschlofs er daher einzulenken und zur
Begütigung der Römer seinen jüngeren Sohn Demetrios in Begleitung
einiger erfahrener Ratgeber nach Rom zu senden, wo der junge Mann
als Geisel gelebt und viele Freunde erworben hatte. Als Demetrios gegen
das Frühjahr 183 v. Chr. in Rom eintraf, fand er eine ganze Schar von
Anklägern vor ^ ; denn da die Spannung zwischen Rom und Philippos
bekannt geworden war, so kamen von allen Seiten die Nachbarn
Makedoniens herbei. Philippos lag mit vielen noch von früher her
in Prozefs, und neue Beschwerden kamen hinzu. Es waren Gesandte
der Thessaler, des Bundes wie der einzelnen Städte, der Perrhäber,
Athamanen, Epiroten und Illyrier erschienen. Ihre mannigfaltigen
Klagen nahmen drei Tage in Anspruch; es handelte sich um streitiges
Gebiet, um Sklaven oder Vieh, um Schädigung, Rechtsverweigerung,
Bestechung und Beeinflussung der bestellten Schiedsgerichte. Der Senat
wufste sich natürlich in all diesen Streitigkeiten nicht zurechtzufinden.
Mit wohlerwogener Höflichkeit entband er den Demetrios von der Not-
1) Polyb. XXII 1, 5; 17. Liv. XXXIX 34 f. Eine Besatzung scheint darnach
in Maroneia nicht mehr gelegen zu haben.
2) Dies ist wahrscheinlich der I^ousul von 185 v. Chr. ; und dann kann er
erst nach Ablauf seines Konsulats, Frühling 184 v. Chr., abgegangen sein. Man
könnte freilich auch an Ap. Claudius Nero denken.
3) Polyb. XXIII 1. Liv. XXXIX 46, 6 ff. Appian, Maked. 9, 6. Justinus
XXXII 2, 3 f. Die Verhandlungen fanden Olymp. 149, 1 (184/3 v. Chr.) statt
und zwar nach Livius, ehe die Konsuln in ihre Provinzen abgegangen waren.
Dies scheint Polybios zu bestätigen, da er § 8 von den Stratogen in der Mehrzahl
spricht {tiactyttyovxeg ol aiquTrjyoi). Anders Nissen, Krit. Unters. 232 Anm.
2G n. Buch. § 3. Demetrios in Rom 183 v. Chr.
wendigkeit, auf die Beschuldigungen einzelner zu antworten. Der junge
Fürst verlas im Namen seines Vaters nur ein kürzeres Schriftstück,
worin Philippos sich rechtfertigte und alles getan zu haben versicherte,
was der Senat verlangte, übrigens nicht unterliefs, die Unbilligkeit
mancher dieser Forderungen hervorzuheben. Dann gab der Senat
durch den Mund des Konsuls die Antwort. Sie ward mit einigen,
ebenso freundhchen wie schmeichelhaften Worten für Demetrios ein-
geleitet und endete mit der Versicherung, der Senat glaube ihm, dafs
alles so geschehen sei oder in Zukunft geschehen werde, wie es Recht
sei. Er werde Gesandte ausschicken, um sich davon zu überzeugen
und dem Könige mitzuteilen, dafs ihm diese Rücksicht gewährt sei um
des Demetrios willen. Eine besondere Verhandlung fand über die
thrakischen Städte statt '. Gesandte des Eumenes beschwerten sich
über die Hilfe, die Philippos dem Prusias geleistet, und berichteten,
dafs die thrakischen Plätze auch jetzt noch nicht vollständig geräumt
wären. Dem Philippos wurde jetzt bestimmt auferlegt, bis zur Ankunft
der römischen Gesandten die Räumung zu vollziehen. Jetzt endlich
fügte er sich vollständig und tat alles, was ihm auferlegt war. Einige
Stücke der thrakischen Küste scheinen dem Eumenes zugelegt zu sein,
Anos und Maroneia erhielten die Freiheit ^.
Hiermit hatte dieser Streit, der schon zum Kriege zu führen drohte ^,
sein Ende erreicht. Die Römer hatten unerbittlich ihren Willen durch-
gesetzt, Philippos sich in allem fügen müssen, wenn auch mit äufser-
stem Sträuben. Er empfand das Verfahren als eine schwere Ver-
gewaltigung, als Undank für die den Römern geleistete Hilfe, und
konnte bei seinem leidenschaftlichen Temperament aus seiner Gesinnung
kein Hehl machen *, wenn er sich auch hütete, den Römern Grund zur
Beschwerde zu geben ^. Ein wütender Römerhafs ergriff den stolzen
Monarchen, und er setzte alles daran , sich so zu rüsten , dafs er bei
günstiger Gelegenheit im stände sein würde, die Waifen gegen Rom zu
ergreifen und seine verlorene Stellung, zunächst in Hellas wieder zu
erkämpfen ^. In den letzten Ki'ieg war er mit stark geschwächten
Kräften eingetreten Er nahm sich dies zur Lehre und widmete sich
schon gleich nach dem Frieden von 196 v. Chr. mit ganzer Seele der
1) Polyb. XXIII 3. Appian, Maced. 9, 6.
2) Polyb. XXIII 8. Liv. XXXIX 53, 10. Vgl. Polyb. XXX 3, 3.
3) Polyb. XXIII 7, 3.
4) Polyb. XXII 18, 6. XXIII 2, 6fF.
5) Liv. XLIV 16.
6) Polyb. XXII 8. 18, 7. XXIII 8, 2. 10, 4. Liv. XXXIX 23, 5. 29, 3.
XL 21, 2ff. Vgl. Polyb. fr. 205 Hultsch.
11. Buch. § 3. Philipps Rüstungen. 37
Aufrichtung seines Landes, der Vermehrung seiner Kriegsmacht und seiner
Einkünfte. Bewaffnung und Organisation des Heeres blieb im wesent-
lichen unverändert; ob man daran gedacht hat, die schwerere römische
Rüstung und die ihr entsprechende Taktik für das makedonische Fufs-
volk einzuführen, wissen wir nicht; jedenfalls geschah dergleichen nichts.
Aber auf der alten Grundlage hat nun Philippos im Laufe der Jahre eine
gewaltige Kriegsrüstung beschafft, Geld, Getreide, Waffen und Mann-
schaften ^ Dem Lande wurden schwere Lasten auferlegt -, Grundsteuer
und Zölle vermehrt, die alten Bergwerke wurden wieder in Arbeit ge-
nommen und neue eröffnet. Philippos suchte die zusammengeschmolzene
Bevölkerung zu mehren, hielt die Familien zur Kinderzucht an, brachte
viele Thraker als Kolonisten ins Land und gründete besonders im
städtearmen Binnenlande neue Städte ^. Nach dem Abschlüsse seines
Streites mit Rom setzte er mit verdoppeltem Eifer seine Bemühungen fort,
die er zugleich vor den argwöhnischen Blicken Roms möglichst ver-
barg, indem er die Rüstungen und Vorräte ins Innere des Landes ver-
legte, dagegen die Plätze an der See und an den vielbegangeneu Heer-
strafsen vernachlässigte * und auch für die Kriegsflotte nichts tat. Zu
den Rüstungen gehörte es, dafs er die Untertanen, denen er nicht traute,
unschädlich zu machen suchte. Aus den griechischen Küstenstädten
wurden viele Bürger mit Weib und Kind gewaltsam nach Emathien
verpflanzt; unter Jammern und Tränen, mit Verwünschungen gegen
den König trennten sie sich von ihrer Heimat. An ihre Stelle traten
Thraker, lllyrier und andere Barbaren, von denen der König un-
bedingten Gehorsam erwartete. Nicht minder hart war eine andere
Mafsregel °. Früher, beim Wechsel seiner Politik, hatte er manche seiner
älteren Freunde und Ratgeber hinrichten lassen ". Der König liefs nun
die Kinder und Nachkommen der Hingerichteten aufsuchen und in Haft
setzen, weil er fürchtete, sie möchten ihm bei einem Kriege mit Rom
1) Liv. XXXIX 24. Polyb. XXV 3, 9. Flut. Aemil. 8. Justin. XXXII 3, 4.
Liv. XLII 11. Appian, Maked. 11, 1.
2) Perseus hatte bei seinem Regierungsantritt viele Staatsscbuldner zu be-
gnadigen. Polyb. XXV 3, 1.
3) Dies geschah, wie oben S. 20 bemei'kt, auch in Thessalien.
4) Plutarch Aemil. 8.
5) Polyb. XXIII 10, 4 ff. unter Olymp. 149, 2 = 183/2 v. Chr. Vgl. Liv.
XL 3, 3 ff. XLV 30, 5.
6) Bd 11 469. 569 f Es werden Adraetos, Pyrrhichos und Samos (oder Samios)
genannt, letzterer ein Sohn des Chrysogonos, des Königs Jugendfreund und wegen
seines Witzes berühmt. Polyb. V 9, 4 f. Plutarch, Quom. adulator ab amico 9
p. 53 E.
28 11- Buch. § 4. Philippos in Thrakien.
gefährlich werden ^. Wie er von jeher ein strenger Despot gewesen
Avar, so scheute er auch jetzt kein Mittel, um das Land in völliger Er-
gebenheit zu halten und alle widerstrebenden Tendenzen zu unterdrücken.
Es kümmerte ihn nicht, dafs sein Verfahren in weiten Kreisen Abscheu
und Hafs erzeugte ; all sein Streben war darauf gerichtet, seine Monarchie
zu befestigen und dem Lande eine starke Rüstung zu schaffen. Immer
war er noch mächtig genug; er hatte in Griechenland wieder festen
Fufs gefafst, er besafs noch einige Inseln, Lemnos, Imbros und Skyros
und wahrscheinlich auch Samothrake -, und im Norden nach Thrakien
hin stand seiner LTnternehmungslust ein weites Feld offen.
§ ^.
Phihppos hatte noch einige Reste seiner thrakischen Besitzungen
behalten, vor allem Abdera und wohl noch einige andere Plätze ^, und
unter den thrakischen Dynasten hatte er manche Bundesgenossen, frei-
lich auch Feinde genug. Die Niederlage des Antiochos machte ihm die
Bahn frei und gab ihm in diesen Gegenden das Übergewicht zurück,
das Makedonien früher an die Ptolemäer verloren hatte (Bd. II 150.
169). Wie Antiochos (II 675) konnte Philippos den Schutz der dor-
tigen Hellenen übernehmen; gerade zu der Zeit, wo der Streit um die
thrakischen Plätze seinen Höhepunkt erreicht hatte , half er den By-
zantiern auf ihr Ansuchen gegen die Thraker an der Propontis, schlug
diese, nahm ihren Fürsten Amadokos gefangen und kehrte siegreich
zurück (184 v. Chr.) '^ Im nächsten Jahre, als der Streit mit Rom
beendet war, unternahm • er einen gröfseren Zug gegen das innere
Thrakien ^, fiel ins Land der Odrysen, Besser und Dentheleten ein, er-
oberte und besetzte Philippupolis und unterwarf die meisten Stämme
dieser Gegend. Nach seiner Rückkehr gründete er in der Landschaft
Deuriopos in Päonien am Erigon nicht weit von Stoboi eine neue Stadt,
die er dem Sohne Perseus' zu Ehren Perseis nannte '\ Inzwischen erhoben
1) Polyb. V 9, 4 f. XXIII 10, 8 f. Uv. XL 3, G. Letzterer erzählt bei
dieser Gelegenheit das tragische Geschick der Nachkommen des Thessalers Hero-
dikos und seiner Tochter Theoxeua.
2) Dies ergibt sich aus den Bestimmiuigeu der Römer nach dem Ende des
i). makedonischen Krieges. Polyb. XXX 21 , 2. Tber Samothrake vgl. Polyb.
XXIX 8, 7; es ist aber möglich, dafs die Insel nicht eigentlich zu Makedonien
gehört hat ; denn die Römer behandeln sie als neutral.
?,) Diodor XXXI 8, 8. Strabo VII f;-. 48.
4) Polyb. XXII 18, 12. Liv. XXXIX 35, 4. Vielleicht waren es die Käner.
.5) Polyb. XXIII 8, 3 f. Liv. XXXIX 53, 12.
G) Die Landschaft heifst »j JivQi'onog nach Strabon VII 326. 327. Aus IGGSept.
11. Buch. § 4. Philippos in Thrakien 184 v. Chr. 39
sich die Odrysen wieder und vertrieben die Besatzung aus Philippupolis,
aber sie müssen samt ihren Nachbarn bald wieder zur Unterwerfung
gebracht worden sein; denn der Odrysenfürst Kotys gehört von dieser
Zeit ab zu den treuesten Freunden Makedoniens ', und wahrscheinHch
verdankt er seine Herrschaft dem Philippos. Nur die kriegerischen
Mäder im Rhodopegebirge verblieben in hartnäckiger Feindschaft.
Ihnen galt vornehmlich der Feldzug von 181 v. Chr., bei dem der
König, begleitet von Perseus, um sein Heer zu üben und die make-
donischen Waffen zu zeigen , auch andere Teile Thrakiens durchzog ^.
Von Stoboi in Päonien brach das Heer auf; nachdem die Einöde, die
zwischen dem Lande der Mäder und dem Hämos lag, durchschritten
war, ging es weiter an den Fufs des Hämos, wo ein Lager geschlagen
ward -''. Mit kleinerem Gefolge unternahm der König von hier in drei-
tägigem, mühseligem Marsche durch dichte Wälder den Aufstieg auf
den Gipfel des Gebirges, von wo man, wie die Sage ging, das Adria-
tische wie das Schwarze Meer, die Donau wie die Alpen erblicken
konnte ^. Oben auf der Höhe opferte der König dem Helios und Zeus.
Da die Lebensmittel knapp wurden, zog das Heer bald zu den ver-
bündeten Dentheleten, bei denen gleichwohl geplündert ward. Von hier
erreichte Philippos die Mäder und griff ihre Stadt Petra an, die am
Fufse des Gebirges lag ^. Da der Angriff von zwei Seiten, von unten
und von oben her mit aller Kraft geführt ward, so mufsten die Ver-
teidiger bald kapitulieren, versprachen Gehorsam und stellten Geiseln.
Sobald aber die Makedonier abgezogen waren, verliefsen sie die Stadt
und flohen in ihre Berge. Dieser Feldzug mufs noch andere Erfolge
gehabt haben ; denn bald darnach hat Perseus in Amphipolis thrakische
Geiseln in Empfang genommen. Ein grofser Teil Thrakiens südlich
vom Hämos, insonderheit das Hebrostal ward den Makedoniern Unter-
tan oder verbündet ''.
I o56 kenneu wir auch die Form JtvQÖniog. Es handelt sich vielleicht um eine
der von Strabon aufgeführten Ortschaften.
1) Liv. XL 29, 12 f.
2) Liv. XL 21, If. 22.
3) In 7 Tagen, nachdem die Einöde passiert war, wurde der Fuls des Gebirges
erreicht. Liv. a. a. 0.
4) Liv. XL 21, 2. Polyb. bei Strabo VII 313. Livius sagt, Phih'ppos habe
hier in der Einsamkeit, im Angesicht der vielen Länder über den Krieg zu beraten
und den nächsten Weg nach Rom zu erkunden vorgehabt. Es war die Zeit der
Hundstage und oben war alles in Wolken und Nebel gehüllt. Vielleicht ist der
Oipfel des Dunax gemeint (Strabo IV 204).
5) Liv. XL 22, 12.
6) Liv. XL 24, 3; 56, 7. Vgl. XLII 12, 10. Appian, Mak. 11, 5.
30 11- Buch. § 4. Bündnis mit den Kelten.
Während Philippos in eigener Person die Thraker unterwarf, schickte
er seine Boten weiter nach Norden zu den Kelten an beiden Seiten der
Donau. Verbindungen mit diesen Stämmen bestanden ja schon seit den
Tagen des Pyrrhos und Antigonos Gonatas, keltische Söldner finden sich
häufig in makedonischen Diensten '. Philippos trat nun mit ihnen in
engere Fühlung. Schon vor dem Zuge, den er zum Schutze der
Byzantier unternahm (184 v. Chr.), verbündete er sich mit den Ba-
starnern, jenem kriegerischen, volkreichen Stamme, der nördlich von
den Donaumündungen wohnte und sich weithin einen gefürchteten
Namen gemacht hatte ^. Etwa zwei Jahre später (um 182 v. Chr.)
kehrte eine andere Gesandtschaft an den Hof zurück, begleitet von
einigen bastarnischen Fürsten, deren einer seine Schwester dem Sohne
Philipps zur Ehe versprach ^. Zunächst gedachte Philippos, die Bastarner
gegen seine alten Feinde und Nachbarn, die Dardaner, zu führen. Es
ward verabredet, dafs ein bastarnisches Heer über die Donau gehen,
die Dardaner ausrotten und ihr Land einnehmen sollte. Die thrakischen
Völker, die am Wege lagen, versprachen Durchzug und Lebensmittel
zu gewähren, wofür Philippos ihnen das Wort gab, dafs die Kelten
Frieden halten würden. Wenn es also gelang, an die Stelle der Dar-
daner die keltischen Verbündeten zu setzen, so ward Philipps Macht
auf der Balkanhalbinsel, auch gegen lUyrien hin, mächtig verstärkt.
Zugleich erhielt das keltische Element einen bedeutenden Zuwachs; denn
die Bastarner grenzten dann nördlich an die Skordisker und schlössen
sich damit der kompakten Gruppe der keltischen Stämme des Donau-
tales und der Ostalpen an, der Boier *, Taurisker und ihrer Nachbarn.
Nach Philipps weiteren Plänen sollten dann die Bastarner von ihrem
neuen Wohnsitze aus, mit den stammverwandten Skordiskern verbündet,
Oberitalien angreifen und Rom mit einer neuen keltischen Invasion be-
1) Z. B. bei Antigonos Doson (Polyb. II 65 , 2) , später bei Perseus Liv.
XLIV 12.
2) Über die Bastarner vgl. Zeufs, Die Deutseben und ihre Nachbarstämme,
S. 127 f. MüUenhofF, Deutsche Altertumsk. II 104 f. Sehmsdorff, Die Germanen
i. d. Balkanländern, Leipzig 1899. Ihm in RE. III 1, 110. Diese Gelehrten
halten sie für germanischen Stammes, was Strabo VII 303. Plin. n. h. IV 100 und
Tacit. Germ. 4t) in der Tat nahe legen. Aber die ältesten Autoren bezeichnen sie
als Galater und lassen sie dieselbe Sprache reden wie die Skordisker. Polyb. XXV 6.
Liv. XL 57, 7. Ich halte also für besser bezeugt, dafs sie Kelten waren, nicht
Germanen.
3) Liv. XXXIX 35, 4. XL 5, 10. Livius behauptet, Philippos habe die
Bastarner von Anfang au zum Angriff auf Italien gehetzt.
4) Die Boier waren erst vor kurzem, von den Römern aus Italien vertrieben,
dorthin ausgewandert. Vgl. Zeitschr. f. deutsches Altertum 42, 149 f.
11. Buch. § 4. Demetrios und Perseus. 31
drohen. Dadurch gedachte er die Römer in Italien festzuhalten, um
dann selber die Oberherrschaft über Hellas wieder zu erlangen '. Auch
im Falle des Mifslingens hotfte Philippos die Dardaner so zu schwächen,
dafs ihr Land ihm zufallen würde, und in den Kelten brauchbai'e
Bundesgenossen zu gewinnen. Es waren weitgreifende, keineswegs chi-
märische Pläne, die Philippos geiafst hatte, aber sie erforderten Zeit,
und der König war schon bejahrt. Ehe sie zur Ausführung kamen,
ereilte ihn der Tod.
Seine letzten Jahre waren durch schwere häusliche Kämpfe ver-
bittert, die unmittelbar an die Sendung des Demetrios nach Rom an-
knüpften. Philippos hatte zwei Söhne, die nicht von derselben Mutter
waren, der ältere war Perseus, der jüngere Demetrios. Die Mutter des
Perseus war weniger vornehmer Herkunft und soll nicht die rechte
Gattin, sondern eine Nebenfrau Philipps gewesen sein ; es wird sogar
behauptet, Perseus sei ein untergeschobenes Kind ^. Aber es ist kein
Zweifel, dafs Philippos ihn von jeher als rechten Sohn angesehen und
ihm die Thronfolge bestimmt hat. Schon im Alter von etwa 12 Jahren
ward er mit einem Kommando betraut und stand weiterhin seinem
Vater zur Seite ^. Der jüngere Demetrios war untadelhafter Geburt,
ein fähiger, junger Mann, der, wie man sagt, den älteren Bruder weit
überragte *. Er war in Rom vom Senate wie von den einzelnen vor-
nehmen Römern in einer Weise ausgezeichnet worden, die den Philippos
wie den Perseus verletzen mufste. Besonders Titus Quinctius hatte sich
an Demetrios gemacht, mit ihm vertrauliche Gespräche geführt und ihm
die Hoffnung eingeflöfst, dafs die Römer ihm die Krone verschaffen wür-
den. Philippos mufste hören, dafs er die von Rom geübte Nachsicht
nur seinem jüngeren Sohne zu verdanken habe. Titus schrieb, der
1) Liv. XL 57, 4 ff. Justin. XXXII 3, 5. Vgl. Plut. Aemil. Paul. 9. Philippos
dachte natürlich nicht dai'an, selbst mit nach Italien zu ziehen , wie Livius XLII
11, 4 behauptet.
2) Liv. XXXIX 53, 3. XLI 23, ID. Plutarch, Aemil. 8. Arato.5 54. Darnach
soll seine wahre Mutter eine Sklavin aus Arges, des Namens Gnathänion, gewesen
sein. Diese Erzählungen sind sehr zweifelhaften Wertes.
3j Zuerst ward er im 2. makedonischen Kriege (200 v. Chr.) verwandt. Da-
mals heifst er fuer admodum Liv. XXXI 28, 5, womit stimmt, dafs er 182 v. Chr.
30 Jahre alt war (s. unten); er war also etwa 212 v. Chr. geboren. Wenn dies
richtig ist, so kann er unmöglich bei Liv. XXVI 25, 5 schon 211 v. Chr. als
Befehlshaber bezeichnet worden sein ; es ist vielmehr ein anderer Perseus ge-
meint, wie richtig Weifsenborn z. d. St. bemerkt hat. Darnach ist Bd. II 478
2u berichtigen. Ich bemerke hier, dafs wir von den Frauen Philipps nicht»
wissen.
4) Polyb. XXIII 7, 5.
33 11. Buch. § 4. Demetrios und Perseus.
König möge den Demetrios mit recht vielen guten Freunden baldigst
wieder nach Rom senden V Die Römer gaben ihm einen deutlichen
Wink, die Thronfolge zu ändern und dem Demetrios die Krone zu
hinterlassen.
Im Lande selbst herrschte dies Gefühl. Als Demetrios aus Rom
zurückkam^ ward er von den Makedoniern sehr gut empfangen; man
war ihm dankbar, dafs er den gefürchteten Krieg wieder abgewandt
hatte; der Vergleich mit Perseus fiel zu seinen Gunsten aus; viele
glaubten und hofften, dafs er dem Vater nachfolgen würde ^. Alles lief
ihm zu; er selbst wurde dadurch mit starkem Selbstgefühl erfüllt. Dies
konnte auch auf sein Verhältnis zu Vater und Bruder nicht ohne Wir-
kung bleiben. Der König wufste seinen Mifsmut zu verbergen; bei
Perseus brach unbändiger Hals gegen den Bruder hervor, der ihm, wie
er fürchtete, die Krone rauben wollte. Ein Bruderzwist brach aus, in
welchem man wohl die Rache der Gottheit für die Frevel Philipps
sah ^; Land und Hof teilte sich in zwei Teile; Perseus umgab seinen
Bruder mit Spionen , die ihm alles hinterbrachten. Der König scheint
sich zunächst ziemlich unparteiisch verhalten zu haben; aber je mehr
sein Römerhafs stieg, desto ungünstiger ward die Stellung des Demetrios,
den man als Röraerfreund mit Erfolg verdächtigte *. Denn es gab auch
unter den makedonischen Grofsen viele, die zu den Römern hinneigten
und dem Demetrios anhingen ^.
Bereits im nächsten Jahre kam es zu einem offenen Konflikt. Im
Frühjahre fand die übliche Lustration des makedonischen Heeres statt,
im Monate Xanthikos fMärz - April) am Feste des Gottes Xanthos ".
Ein Hund ward geopfert und in zwei Hälften geschnitten, zwischen
denen das ganze Heer hindurchging. Den Zug eröffneten die Rüs-
tungen und Waffen der königlichen Vorfahren bis zum ersten Könige
hinauf, es folgte der König mit den beiden Söhnen, Perseus 30, Deme-
trios 25 Jahre alt. Auf die Lustration folgte ein Waffenspiel, ein
Scheingefecht zwischen den beiden Heeresteilen, die von den beiden
Königsöhnen geführt wurden. Aber diesmal ward es fast ein ernster
Kampf; es gab auf beiden Seiten Verwundungen, und Demetrios blieb
Sieger. Jeder der beiden versammelte dann seine Freunde zum Gast-
mahl; Perseus lehnte die Einladung des Demetrios ab, und als abends
1) Polyb. XXIII 2; 3, 4 ff. Liv. XL 11, If.
2) Polyb. XXIII 7. Liv. XXXIX 53.
3) Polyb. XXIII 12.
4) Liv. XL 5 f.
5) Liv. XL 10, 8.
6) Liv. XL 6. Vgl. 13, 3. Polyb. XXIII 10, 16. Hesychios III p. 168 Schmidt.
11. Buch. § 4. Prozefs des Demetrios. S3
nach dem Mahle Demetiios mit Gefolge vor sein Haus zog, um ihn zu
versöhnen, ward er abgewiesen ; Perseus wollte darin vielmehr einen An-
schlag gegen sein Leben sehen und erhob beim Vater Klage. Unter
Vorsitz des Königs ward in aller Form eine Gerichtsverhandlung mit
Rede und Gegenrede gehalten ^ ; hier erwies sich die Anklage als nichtig,
jedoch traf der König keine Entscheidung, sondern behielt sich vor, den
ganzen Streit, das Verhalten der Söhne genauer zu prüfen. Man sah,
dafs Demetrios ihm wegen seiner römischen Sympathien schon ver-
dächtig war -. Als einige Z«it darnach Apelles und Philokles nach Rom
gingen, dieselben, die den Demeti'ios dahin begleitet hatten, erhielten
sie Auftrag über, seine Beziehungen besonders zu Titus Quinctius Erkun-
digungen einzuziehen. Es ist bezeichnend, dafs die Gesandten, die sich
in Rom als unparteiisch gaben, in Wahrheit doch schon gegen Demetrios
eingenommen waren ^. Demetrios hütete sich sorgfältig vor dem Ver-
kehr mit Rom, aber er konnte nicht hindern, dafs der Verdacht gegen
ihn immer mehr wuchs; mit Erfolg wufste Perseus den König zu be-
arbeiten; er stellte ihm vor, wie alle Vorbereitungen gegen die Römer
nichts nützten , solange an seinem Hofe der Verräter und Kundschafter
weile ^, und es gelang allmählich, ihn zu überzeugen, dafs Demetrios
beseitigt werden müfste. Bei dem Zuge an den Hämos ward dieser
schon unter einem schicklichen Verwände als Stellvertreter des Königs
nach Hause gesandt ^. Als Begleiter und Aufpasser gab man ihm den
Strategen von Päonien mit, einen Freund des Perseus, des Namens
Didas ''. Dieser wufste das Vertrauen des Demetrios zu gewinnen; der
junge Mann schüttete ihm sein Herz aus und gestand, dafs er vorhabe,
zu den Römern zu fliehen ''. Während der Belagerung Petras ward
dem Könige dies gemeldet; nunmehr ward ein Vertrauter des Deme-
trios, Herodoros, verhaftet und peinlich verhört ; er starb auf der Folter,
ohne etwas Belastendes ausgesagt zu haben. Entscheidend war dann
die Rückkehr der Gesandten aus Rom, die einen gefälschten Brief des
Titus mitbrachten, der die Anklagen des Perseus bestätigte; Titus ent-
schuldigte den Demetrios und legte Fürsprache für ihn ein. In Thessa-
1) Liv. XL 8 ff. Vgl. Polyb. XXIII 11.
2) Liv. XL 16.
3) Liv. XL 20, 3.
4) Liv. XL 5, 11 ff.
5) Liv. XL 21, 4 ff.
Ü) Liv. XL 21, 9; 22, 15; XLII 51, 6. Er war ein Päoner. Sollte er viel-
leicht Derdas geheifseu haben ?
7) Bei Justin. XXXII 2, 9. Zonar. IX 22, 1 wird Demetrios beschuldigt,
dem Vater nach dem Leben zu trachten.
Nioso, Gesch. il. grriecli. \i. mak. Staaten. III. 3
34 11. Buch. § 4. Philippos Ende 179 v. Chr.
lonike, wohin auch Demetrios berufen sein wird, erfolgte eine neue
Anklage des Perseus, und jetzt gab der König den Angeschuldigten
preis. Um den Römern keinen Vorwand zu geben, ward beschlossen,
ihn im stillen zu beseitigen, ohne dafs eine Verurteilung erfolgt wäre \
Während sich der König nach Demetrias begab und Perseus zur Emp-
fangnahme thrakischer Geiseln nach Amphipolis ging, ward Demetrios
mit Didas nach Päonien geschickt. Perseus soll den Auftrag gegeben
haben, ihn umzubringen. Didas veranstaltete in Herakleia in Pelagonien ^
ein Opferm.ahl, bei dem Demetrios Gift eriiielt. Man trug ihn in sein
Schlafgemach, und hier ward er mit Decken erstickt ^.
Philippos überlebte seinen Sohn nicht lange mehr. Bald nach der
Tat folgte die Reue *. Perseus, jetzt der einzige, von allen anerkannte
Erbe, trat vor dem alternden Vater immer mehr hervor; alles wandte
sich ihm zu, PhiHppos glaubte schon zu bemerken, dafs er es an Ehr-
erbietung fehlen lasse, und fing an auf ihn eifersüchtig zu werden. Ein
Verwandter, Antigonos, Sohn des Echekrates, eines Bruders Dosons,
gewann damals Einflufs auf ihn. Derselbe hatte sich den Umtrieben
gegen Demetrios fern gehalten, und Perseus hafste ihn; Antigonos
fürchtete für sein Leben, wenn Perseus zur Regierung käme. Von ihm
bestärkt, liefs Philippos, während er in Demetrias den Winter zubrachte ^,
die Anklagen gegen Demetrios näher untersuchen. Es ergab sich, dafs
die Briefe, die Philokles und Apelles aus Rom gebracht hatten, gefälscht
waren. Philokles ward ergriffen und hingerichtet, Apelles entkam nach
Rom '^. Perseus, der von allem unterrichtet ward, hielt es nicht für
nötig zu fliehen; er war schon zu mächtig, als dafs er hätte beseitigt
werden können. Er kam aber dem Vater nicht mehr vor Augen,
Dieser dachte ernstlich daran, ihm die Thronfolge zu entziehen und den
Antigonos zum Nachfolger zu bestimmen. Während Perseus in Thrakien
abwesend war, bereiste er die Städte um den Antigonos zu empfehlen.
Nach längerem Aufenthalt in Thessalonike begab er sich dann um den
Herbst 179 v. Chr. nach Amphipolis, wo er schwer erkrankte und starb,
58 Jahre alt (Herbst 179 v. Chr.) '.
1) Polyb. XXIII 3, 9. Liv. XL 24. 55. Zonar. IX 22, 2.
2) Strabo VII 323.
3) Liv. a. 0. vgl. XLI 23, 11. 24, 5.
4) Liv. XL 54 f. Diodor XXIX 25. Justin. XXXII 3. Plutarch. Aemil. 8.
Zonaras IX 22, 1.
5) Winter 180/79 v. Chr.
6) Vgl. Liv. XLII 5, 4.
7) Olymp. 150, 2, im 5. Monate nach Euseb. Chron. I 239. 246. Livius er-
zählt den Tod Philipps unter den Konsuln von 179 v. Chr. Q. Fulvius und
11. Buch. § 5. Der achäische Bund. 35
Antigonos war zur Zeit des Todes abwesend ; der König hatte sich
vergeblich für ihn bemüht; offenbar sah die überwiegende Mehrheit des
Landes Perseus als den rechten Erben an. Perseus war nicht mehr
zu verdrängen ; nur um den Preis eines Bürgerkrieges hätte es geschehen
können, und die Makedonier wufsten wohl , dafs ein Bürgerkrieg die
römische Einmischung, vielleicht eine neue Demütigung des Landes
nach sich ziehen würde. Sie hielten an Perseus fest. Als der Leibarzt
Kalligenes das Ende Philipps nahen sah, hatte er den Perseus schnell
benachrichtigt. Bis dieser eintraf, ward der Tod des Königs geheim
gehalten; so konnte sich Perseus ohne Widerstand der Gewalt bemäch-
tigen. Antigonos ward sofort beseitigt ^
§ 5.
Den Achäern war es geglückt, während des letzten Krieges mit
Beihilfe oder wenigstens mit Einwilligung der Römer den ganzen Pelo-
ponnes in ihrem Bunde zu vereinigen. Zunächst war ihnen damit die
Aufgabe gestellt, die neuen, verhältnismäfsig bedeutenden, zum Teil sehr
widerstrebenden Bundesgenossen ihrem Staatswesen völlig anzugliedern.
Dies ist ihnen im ganzen nach Wunsch gelungen ; auch diejenigen,
welche gezwungen beitraten, haben sich dennoch gar bald in den Bund
eingelebt''^, wo man einen Unterschied zwischen Herrschern und Be-
herrschten nicht kannte, wo jede Gemeinde die gleichen Rechte besafs.
Den neuen Mitgliedern brachte der Eintritt in den Bund ohne Zweifel
mancherlei Verfassungsänderung, und für den Übergang mufsten natür-
lich besondere Bestimmungen getroffen werden ^. Wie früher in Man-
tineia und Megalopolis, so wurden auch jetzt stellenweise achäische Ko-
lonisten angesiedelt ^, um den Anschlufs am Bunde zu beschleunigen. Wir
L. Manlius. Perseus, der Nachfolger, regiert 10 Jahre 8 Monate ; da nun die Schlacht
bei Pydna den 22. Juni 168 geschlagen ward , so mufs er im Oktober oder No-
vember 179 V. Chr. zur Regierung gelaugt sein. Hiezu pafst, dafs er nach der
amphiktionischen Inschrift SIG. I^ 293 zu den Pythien von 178 schon seine Ge-
sandten nach Delphi schickte. Vgl. Bergk, Philol. 42, 253.
1) Liv. XL 48, 9.
2) Polyb. II 38, 6; 42.
3) Auf den Eintritt von Orchomenos in den Bund bezieht sich wahrscheinlich
die leider sehr verstümmelte Inschrift SIG. I^ 229. Für einen gewissen Nearchos
und seine Söhne wird darin eine Art Amnestie festgesetzt. Dittenberger will
die Inschrift ins 3. Jahrhundert v. Chr. , Foucart bald nach 199 v. Chr. setzen.
Mir ist letzteres wahrscheinlicher. Vgl. Bd. II 260 Anm. 7.
4) So nach der in vor. Anm. zitierten Inschrift in Orchomenos. Ein anderes
Beispiel sind vielleicht die 'A^uioi JluQaxvnaQiaaioi, an der lakonischen Südküst«.
Pausan. III 22, 9. Über Mantiueia und Megalopolis Bd. II 310. 349. 454.
3*
3ß 11. Buch. § 5. Philipoimen.
sind über die innere Geschichte des Bundes und den Ausbau seiner
Verfassung nur aufs dürftigste unterrichtet K Ohne Zweifel hat der
Ausgleich einige Zeit beansprucht; das Ergebnis war, dafs im ganzen
Peloponnes die gleichen Gesetze herrschten, gleiches Gewicht, Mafs und
Münze, gleiche Obrigkeit, Ratmänner und Richter zu finden waren.
Der Bund gab den Peloponnesiern mit der Einheit den Innern Frieden ;
wo Streitigkeiten zwischen einzelnen Gemeinden entstanden, wurden sie
von Bundeswegen durch Richterspruch entschieden ^. Wie Aratos für
den Begründer der Einheit galt, so Philopoimen für ihren Vollender;
später haben sich Lykortas und seine Freunde um den weiteren Aus-
bau der Verfassung verdient gemacht ^.
Der erste Mann im Bunde war damals Philopoimen, der alle weit
überragte. Er genofs im Peloponnes und auswärts das höchste An-
sehen, Avar das Haupt einer starken Partei und hatte viele begeisterte
Freunde und Bewunderer*, unter denen besonders sein Landsmann
Lykortas, Sohn des Thearidas ^, zu nennen ist und Archen aus Agira ■'.
Natürlich hatte er auch seine Gegner, am meisten in der eigenen Vater-
stadt, wo überhaupt starke Gegensätze bestanden und vornehmUch
Aristänos und Diophanes als seine Rivalen auftraten ^ Es ist schon
erwähnt (Bd. II 568), wie man es bei Beginn des 2. makedonischen
Krieges dem Philopoimen sehr verübelte, dafs er damals nach Kreta
ging, zu einer Zeit, wo die Stadt seiner gegen Nabis bedurft hätte.
Man machte ihm den Prozefs und war im Begriff, ihn zu verbannen,
als Aristänos, damals Bundesfeldherr, im Auftrage des Bundes dazwischen
trat und das Urteil verhinderte ^. Nach seiner Rückkehr aus Kreta
hat dann Philopoimen in Megalopolis seiner Pohtik den Sieg verschafft.
Er beendete einen Streit, der so alt war wie die Stadt selbst: mehi-ere
1) Polybios hat nach dem Eude den Krieges gegen Pharnakes über die Ein-
heit und Verfassung des Peloponneses gehandelt (III 3, 7 eni^yriad-evTsg rij? naocl
Jlskonovyijaiüjv öuofoiccg y.cü xaraaiaatLog^.
2) Hieher gehört der Grenzstreit zwischen Epidauros und Korinth, den Richter
aus Megara entschieden, unter dem Strategen Aegialeus. SIG. IP 452. Mir ist
wahrscheinlich, dafs dieser Spruch nicht dem 3. Jahrhundert angehört, sondern
unserer Zeit.
3) Polyb. II 37, 10. 40, 2.
4) Dazu gehört vor allem Polybios, der Historiker, der seine Biographie ge-
schrieben hat. Polyb. X 21, 5.
5) SIG. P 290. 192 v. Chr. war Lykortas unter Philopoimen Hipparch des
Bundes. Liv. XXXV 29.
6) Polyb. XXIX 25, 6. SIG. IP 851.
7) Plutarch Philop. 17. Polyb. XXI 9, 2.
8) Plut. Philop. 13. Aristänos war 199/8 v. Chr. Strateg. Bd. II 616.
11. Buch. § 5. Reformen Philopoimeus. 37
der kleineren Ortschaften, aus denen Megalopolis zusammengesetzt war,
strebten immer wieder in die frühere Selbständigkeit zurück, und haben
sie zeitweilig wieder erlangt ^. Philopoimen kam ihnen jetzt zur Hilfe
und brachte im Bunde ihren Wunsch wenigstens bis zu einem gewissen
Grade zur Erfüllung, um sich an seinen Mitbürgern zu rächen, wie
die Gegner behaupteten, wahrscheinlich jedoch gehörte er zu denjenigen,
welche Megalopolis für zu gi'ofs hielten ^. Man hatte diese kleineren
Städte früher zum Teil mit Gewalt vereinigt, weil man ein starkes
Bollwerk gegen Lakedämon brauchte; jetzt, wo Sparta und Megalopolis
beide dem achäischen Bunde angehörten, konnte man ihnen die Selb-
ständigkeit zurückgeben. Dafs sie fortan als eigene Gemeinden im
Bunde zählten, lehren die von ihnen geschlagenen achäischen Kupfer-
münzen, die wir von mehreren, wie von Alipheira, Pallantion, Asea und
Methydrion haben ^. Durch diese Lostrennung wurde das politische Ge-
wicht der Arkader im achäischen Bunde ungefähr verdoppelt; denn jede
dieser Gemeinden hatte nunmehr in der achäischen Bundesversammlung
ihre Stimme, und da, wie es scheint, Megalopolis seinen Einflufs auf
die kleinen Orte doch behauptete, so kam diese Änderung seiner Stellung
im Bunde w^ieder zu gute *.
Überhaupt brachte es die ganze Entwickelung des Bundes mit
sich, dafs die kleinen Gemeinden die JMehrzahl bildeten, wie sie in ihm
auch Schutz für ihre Selbständigkeit fanden. Einzeln, unter Loslösung
von Messene, waren Pylos und Kyparissia, zuletzt auch Korone, Mothone
und Asine in den Bund eingetreten. Die triphylischen Orte waren
früher, als sie den Arkadern zugehörten, in Lepreon vereinigt; im
achäischen Bunde standen sie jede für sich ^, ebenso vermutlich die la-
1) Bd. II 257. Hermes 34, 540 flF. 547.
2) Plut. Philop. Ii3. compar. Philop. et Titi 1. Vgl. Polyb. V 93, 5.
3) Freeman, S. 620. E. Weil iu v. Sallets Zeitschr. f. Numism. 9 (1882)
199 ff. Aufser den im Texte genannten finden sich Münzen von Gortys (oder
Kortys), Dipäa, Elisphasioi, Kallista , Theisoa und Teuthis. Im übrigen ist bei
der Dürftigkeit der Nachrichten ganz unklar, wie das Verhältnis dieser Gemeinden
zu Megalopolis sich gestaltete und ob noch ein gewisser Zusammenhang besteben
blieb, was ich für wahrscheinlich halte ; denn später , nach Auflösung des achäi-
schen Bundes, werden die Gemeinden wieder mit Megalopolis vereinigt. Weil ver-
mutet, Pallantion sei schon nach der Zerstörung Mantineias mit einem Stücke man-
tineischen Gebietes bedacht und schon damals selbständig geworden. Ich bemerke
hier noch , dafs die achäische Silberpriigung nicht bedeutend ist. Ihr liegt ein
etwas leichtes äginetisches Gewicht zu gründe. Vgl. Catalogue of Greek coins in
the Brit. Mus. Peloponnesus, p. Iff. XXIII f. Head, Historia numorum 350f.
4) Vgl. Weil a. a. 0. 229. Vielleicht bildeten sie mit Megalopolis zusammen
eine Syntelie.
5) Hypana hat eigene achäische Mimzen geprägt. Weil a. 0. 226 f.
3g 11. Buch. § 5. Reformen Philopoimens.
konischen Küstenstädte '. Auch die älteren Mitglieder des Bundes hatten
sich Teilungen gefallen lassen müssen. Kleonä war für sich allein den
Achäern zugefallen und seitdem von Argos getrennt, neben Megara
waren Pagä und Aegosthena selbständig -, ebenso Tenea neben Korinth ^.
Vielleicht ist es den Gemeinden der Landschaft Achaia ähnlich er-
gangen \ Besonders zahlreich sind die kleineren Gemeinden im westlichen
Arkadien und der angrenzenden triphylischen und messenischen Land-
schaft zusammengedrängt, da wo seit langer Zeit der Einflufs der Me-
galopoliten herrschte. Megalopolis übernimmt die Leitung der achäischen
Politik; auch die Städte des eigentlichen Achaia wurden von den tä-
tigen und selbstbewufsten Bürgern dieser Stadt in den Hintergrund
gedrängt ^.
Philopoimen unternahm es ferner, ein altes, aus den Anfängen des
Bundes stammendes Privilegium zu beseitigen, wonach die Bundes-
versammlung regelmäfsig in Agion, beim alten Heiligtum des achäischen
Volkes, zusammentreten mufste. Dieses Recht oder Herkommen war
1) In einem delphischen Proxenen Verzeichnisse erscheint Lar als selbständiger
Ort. Michel, Recueil 656.
2) Lc Bas-Foucart II n. 12, explic. p. 6 sqq. IGGSept. I 189 f. 193 f. 223.
Agosthena war schon früher, als es noch böotisch war, eine eigene Gemeinde. Über
Kleonä vgl. Bd. II 270.
3) Strabo VIII 380.
4) Unter den delphischen Proxenen erscheint 187 v. Chr. ein Bürger aus
Ascheion {'i(s-/eitvi), dies war nach Stephanus Byz. s. v. eine Stadt in Achaia, die
nicht zu den zehn Städten gehörte. SIG. P 268 z. 146.
5) Folgende Gemeinden lassen sich in dieser Zeit im achäischen Bunde er-
mitteln: Die 10, vielleicht auch mehr, Städte Achaias, Sikyon , Korinth, Tenea,
Megara, Pagä, Agosthena, Phleius, Kleonä, Argos, Epidaui'os, Methana (wenn dieser
Ort überhaupt dem Bunde angehörte und nicht vielmehr unter dem Namen
Arsinoe ägyptisch war), Troizen, Hermion, Ka'aureia (vgl. SGDial. n. 3379,
Wilamowitz, Nachr. d. Gott Gesellsch. d. Wiss. 1896 S. 158 flf.), Asiue , Tegea,
Mantiiieia, Orchomenos, Alea, Stymphalos, Pheneos, Kynätha, Lusoi, Kleitor,
Psophis, Lasion, Thelphusa , Heräa, Megalopolis, Alipheira, Gortys, Dipäa , Pal-
lantion, Asea, Eliphasioi, Kallista, Methydi-ion , Theisoa, Teuthis, Phigaleia, Elis,
die 9 oder 10 triphylischen Orte (Polyb. IV 77, 9fF.), Kyparissia , Pylos, Korone,
Mothoue, Asine, Messeue, Sparta und die etwa 24 lakonischen Küstenstädte (Pausan.
III 21, 7). Wenn man auch annimmt, dafs die zum Teil ganz winzigen triphy-
lischen Orte und die lakonischen Küstenplätze nicht jede für sieh eine Stimme
in der achäischen Tagsatzuug hatten, sondern mehrere zu einer Syntelie zusammen-
gelegt wurden, so erhalten wir immerhin mehr als 70 Stadtgeraeinden , von denen
nur 15—20 von ansehnlicher Gröfse waren. Etwa die Hälfte, 35 oder mehr
Stimmen, fallen auf die Arkader und ihre kleineu westlichen Nachbarn, und es
begreift sich wohl, wie gerade der arkadische Einflufs im Bunde so lebhaft sich
geltend macht.
11. Buch. § 5. Reformen Philopoimens. 39
zwar schon gelegentlich; wenigstens bei aufserordentlichen Versamm-
lungen ^ nach gemeinsamem Beschlufs der mafsgebenden Beamten, vor
allem des Strategen und der Damiorgen, durchbrochen worden, aber es
galt noch immer. Im Herbst 189 v. Chr. beschlofs Philopoimen dies
zu ändern und promulgierte ein Gesetz, wonach in Zukunft die Ver-
sammlung abwechselnd und nach Bedürfnis in jede Bundesstadt be-
rufen werden durfte. Die Damiorgen widerstrebten; vielleicht weigerten
sie sich, den Antrag zur Abstimmung zu bringen; denn ihnen stand
ja die Leitung der Versammlungen zu ^. Zwischen ihnen und dem Stra-
tegen brach ein offener Streit aus. Dieser berief die entscheidende
Versammlung nach Argos, jene nach Agion. Die Autorität des Stra-
tegen überwog; die Mehrzahl des Volkes fand sich in Argos ein. Am
eifrigsten stritt natürlich die Stadt Aegion für ihr Recht; als sie es
bedroht sah, erbat sie die Hilfe des Konsuls Gnäus Fulvius, der damals
nach Kephallenias Unterwerfung zugleich von Sparta angerufen ward
und in den Peloponnes herüberkam ^. Er Avar geneigt, sich der Rechte
Aegions anzunehmen und ging zur Versammlung nach Argos, jedoch
als er merkte, dafs die allgemeine Stimmung für Philopoimen sei, gab
er seine Absicht auf Es scheint, dafs Philopoimens Antrag Gesetz
ward, dem sich auch die Damiorgen fügen mufsten *. Überhaupt ward
Philopoimens Ansehen von der Mehrheit des Volkes getragen; er über-
schattete alle anderen. Wir sehen es an den Strategenwahlen, wo er
und seine Freunde meist durchdringen. Natürlich regte .sich dagegen
Eifersucht und Widerstand von gegnerischer Seite, und es bildeten sich
scharfe Parteigegensätze aus, aber die Kämpfe erreichten nie die Hef-
tigkeit und Gewaltsamkeit, wie anderswo. Der achäische Bund durfte
sich auf gesetzmäfsigem Wege entwickeln, es herrschten Ruhe und
Sicherheit, in den nunmehr folgenden friedlichen Zeiten konnte sich ein
ansehnlicher Wohlstand bilden ^.
Die Zustände im Peloponnes stachen sehr vorteilhaft ab gegen das,
was bei den Atolern, Böotern und Thessalern geschah, wie sich die
Achäer auch von der bettelhaften Beflissenheit der Athener fern hielten.
1) Diese Materie ist, wie manche andere Frage des Bundesrecbtes , dunkel.
Wir wissen aber, dafs 218 v.Chr. die achäische Versammlung auf Philipps Wunsch
in Sikyon tagte, wie es heifst, unter Zustimmung der Archonten (Polyb. V 1 , 9),
200 V. Chr. in Argos (Liv. XXXI '25, 2), 198 in Sikyon (Liv. XXXII 19), 189 in
Elis (Liv. XXXVIII 32, 3).
2) Bd. II 292
3) Bd. 11 770.
4) Liv. XXXVIII 30.
5) Polyb II 62, 3.
40 11- Buch. § 5. Fremde Gesandtschaften.
Ihre leitenden Staatsmänner waren Leute von Würde und anerkannter
Kedlichkeit, die sich bemühten, den Kredit des Bundes zu erhalten.
Das Beispiel der verbündeten Römer mag nicht ohne Wirkung geblieben
sein. Philopoimen hatte einen Weltruf und durfte sich neben den rö-
mischen Grofsen wohl zeigen, und seine Freunde wandelten in seinen
Wegen. Aber auch die Gegner, wie Aristänos und Diophanes, waren
ehrenwerte Männer, letzterer ein tüchtiger Soldat, Aristänos ein kun-
diger, geschickter Politiker ^ Unter den Hellenen genossen die Achäer
das gröfste Ansehen; wir sehen dies an dem Eifer, mit dem die aus-
wärtigen Fürsten ihre Freundschaft suchten.
Nicht lange nach dem Frieden mit Antiochos, 187/6 v. Chr., kam
eine ptolemäische Gesandtschaft, um das alte Bündnis zu erneuern. Drei
Achäer, darunter Lykortas, wurden zur Eidesleistung nach Ägypten ge-
schickt und erstatteten im nächsten Jahre Bericht, wobei dann, be-
zeichnend für die Bedeutung des Bündnisses, der Strateg Aristänos fest-
stellte, dafs niemand, selbst die Gesandten nicht wufsten, welches Bünd-
nis beschworen worden sei: denn es gab mehrere ältere Verträge, die
ganz verschieden lauteten ^. Auf derselben Versammlung erschienen
Gesandte von Eumenes und von Seleukos IV, der jüngst auf den Thron
gelangt war. Der Pergamener bot den Achäern 120 Talente zum Ge-
schenk an, um aus den Zinsen den Mitgliedern der achäischen Rats-
versammlung für die Dauer der Sitzungen eine Besoldung zu gewähren ^.
Die Achäer lehnten das Anerbieten als beleidigend ab, es fielen dabei
scharfe Worte und es zeigte sich hier, wie wenig beliebt Eumenes war *.
Ein Aeginete, offenbar ein Verbannter, stand gegen ihn auf, um vor
allem anderen die Rückgabe Aeginas zu verlangen ^. Seleukos erneuerte
die frühere Freundschaft und liefs dem Bunde zwölf Kriegschiffe an-
bieten, was jedoch abgelehnt wurde •* (186/5 v. Chr.).
1) Polyb. XXII 12, 5 ff. XXIV 13 f.
2) Polyb. XXII 3, 5. 12.
3) Die jährlichen Zinsen würden, wenn wir den aus dieser Zeit für sichere
Anlagen bezeugten Satz von 6| Prozent voraussetzen, 8 Tal., also 48 000 Drachmen
betragen. Vgl. Billeter, Geschichte des Zinsfufses im Altertum S. 7-4 f. Nehmen wir
an, dafs die Ratsitzungen jeden Monat stattfanden und 3— 4 Tage dauerten, so mufs
der Rat , wenn man eine Dr. Tagessold rechnet , 1000 Mitglieder gezählt haben.
Jedenfalls läfst sich auch sonst vermuten, dafs die Ratsversammlung zahlreich war.
4) Woher die Gesinnung stammt, läfst sich nur vermuten. Hatte vielleicht
das achäischo Kontingent, das ihm 190 v. Chr. zur Hilfe kam, Grund zur Unzu-
friedenheit? Bd. II 732.
5) Der Aginete hat also wenigstens sein achäisches Bürgerrecht behalten, wenn
auch Agina nicht mehr dem Bunde angehört.
6) Polyb. XXII 10 f.
11. Buch. § 5. Die Acbäer und Rom. 41
Eine eigene auswärtige Politik war den Achäern, wie sie
wohl wufsten, nicht mehr gestattet; die Bündnisse mit anderen Mächten
waren tatsächlich begrenzt durch das Verhältnis zu Rom und konnten
daher nur für den friedlichen Verkehr Bedeutung haben. Wie weit der
Woi^aut des römischen Bündnisses diese Einschränkung begründete,
wissen wir nicht, da im einzelnen die Bestimmungen desselben aufser
einigen Andeutungen unbekannt sind. Das Wesentliche war gegen-
seitige Hilfe in Kriegsgefahr bei einem feindlichen Angriff oder gegen
abtrünnige Bundesgenossen ^ Die Achäer waren im Besitz der vollen
Autonomie und Freiheit, konnten sich nach ihrer Verfassung selbst ver-
walten, und die Römer hatten kein Recht, sich in die inneren Angelegen-
heiten des Bundes einzumischen, und daher auch nicht mit den einzelnen
Gemeinden, sondern nur mit dem Bunde zu tun ^. Wahrscheinlich war
das Bündnis mit besonderen Kautelen umgeben und ward von Zeit zu
Zeit aufs neue beschworen. Die Römer rückten in die Stellung der
bevorzugten Schutzmacht ein, wie es früher seit Antigonos Doson Ma-
kedonien gewesen war. Durch ein Bundesgesetz ward bestimmt, dafs
den römischen Gesandten, wenn sie in bestimmtem Auftrage des Senats
kamen, zu jeder Zeit eine achäische Bundesversammlung berufen wer-
den müfste •''. Die Achäer verdankten den Römern ansehnliche Ver-
gröfserungen und genossen den römischen Schutz; sie hatten ihnen aber
auch wertvolle Dienste geleistet und sich ihnen unwandelbar ergeben
gezeigt. Sie standen bei ihnen in guten Ansehen, neben den Rhodiern
die besten Vertreter der freien Hellenen.
Dennoch mufsten sie sich die römische Bevormundung gefallen
lassen; sie konnten ihr um so weniger widerstehen, als ihre Verfassung
und die sozialen und politischen Zustände des Bundes ihnen jetzt
ebensowenig wie früher eine feste Begründung und Ausbildung ihrer
Wehrkraft erlaubten. Es widerstrebte den verweichlichten Sitten der
damahgen Bürgerschaften, die dazu nötigen persönlichen und finanziellen
Opfer zu bringen, und es gab keine Obrigkeit, die stark genug ge-
wesen wäre, sie zu zwingen. So blieb ihre Kriegsbereitschaft immer
mangelhaft, und den Römern gegenüber hatten sie immer ein Gefühl
der Schwäche. Aber besonders verhängnisvoll ward es ihnen, dafs sie
1) Polyb. XXIII 17 , 3. Ob und wie weit die Römer den Besitzstand des
Bimdes garantiert hatten, läfst sich niclit sagen. Möglich ist, dafs sich die Garantie
dem strengen Wortlaut nach nur auf den Umfang des Bundes zu der Zeit bezog,
wo die Achäer sich zuerst mit den Römern verbündeten (198 v. Chr.). Polyb.
XXIII 9, 13.
2) Polyb. XXI 15, 3. Pausan. VII 9, 4.
3) Polyb. XXIII 4, 12. 9, 12. XXII 13, 11. 16, 6 f. XXIII 5, 15 ff.
43 11- Buch. § 6. Spartauische Wirren.
der römischen Einmischung nicht fest und einmütig gegenüberstanden,
sondern ihre Parteiungen auf dies gefährliche Gebiet hinüberspielen
liefsen. Man war nur darin einig, dafs man das römische Bündnis in
allen Stücken genau zu beobachten habe. Sonst hielten es Aristänos,
Diophanes u. a. für das klügste, alle ernstlichen Forderungen Hems,
auch die widerrechtlichen und ungesetzlichen zu erfüllen, und dieser
Richtung schlössen sich bald diejenigen an, welche die römische Gunst
zur Förderung ihres eigenen Interesses brauchten, während Philopoimen
und seine Parteigenossen die Freiheit im Innern möglichst erhalten
wollten und daher allen Übergriffen sich widersetzten \ ohne sich frei-
lich zu verhehlen, dafs die Achäer sich schliefslich dem römischen Über-
gewicht würden fügen müssen 2. Philopoimen erregte daher bald bei
den Römern Anstofs; die römischen Feldhei'ren und Gesandten fanden
bei ihm ungewohnten Widerstand, und so kam es, dafs er ihnen für
einen Feind galt.
Noch vor dem Frieden mit Antiochos erhielten die Römer Gelegen-
heit, sich in die Bundesangelegenheiten einzumischen, da die jüngst ein-
verleibten Spartaner mit dem Bunde in einen heftigen, endlosen Streit
gerieten.
§ ().
In Sparta war die Aufnahme in den achäischen Bund mit schweren
Beunruhigungen verknüpft s. Die Ursache waren die Verbannten, die
Frucht und der Fluch des griechischen Parteihaders. Schon beim Kriege
gegen Nabis hofften sie auf Rückkehr, was ihnen die Achäer ohne
Zweifel in Aussicht gestellt hatten Als der für Nabis unerwartet
günstige Friede ihre Hoffnungen zu schänden gemacht, glaubten sie
jetzt, nachdem Sparta achäisch geworden war, ihr Ziel sicher zu er-
reichen. Kein Zweifel, dafs nach allgemeiner Meinung die Verbannten,
als Opfer tyi-annischer Willkür, gerechten Anspruch auf Heimkehr
hatten. Es befanden sich unter ihnen als die Vornehmsten mehrere
Angehörige der beiden Königshäuser, Nachkommen erlauchter Ahnen,
der König Agesipolis, ferner Arcus und Alkibiades, die beide von Nabis
vertrieben waren *. Auch die Römer betrachteten ihre Rückkehr fast als
1) Polyb. XXIV 13 f. XXII 13, 4fF. Liv. XXXVIII 32, 6 f. Plutarch Philop.
1.3. 16. 17.
2) Polyb. XXIV 15, wobei es wahrscheinlich ist, dafs Polybios die Meinung
widerlegen will, als sei Philopoimen ein Gegner der Römer gewesen.
3) Bd. II G89. 715. Vgl. Manso, Sparta III 409 ff. C. Petit - Dutaillis , De
Lacedaemonioriim supremis temporibus. Paris 1894
4) Polyb. IV 35, 10. Pausan. VII 9, 2. Bd. II 426. 463. Agesipolis war
11. Buch. i> 6. Spartanische Wirren 189 v. Chr. 43
selbstverständlich; vou den Imperatoren war sie schon während des
antiochischen Krieges angeregt, aber noch aufgeschoben worden, weil
Philopoimen die Rückkehr durch den Bund, nicht durch die Römer
bewirkt sehen wollte \ entspi-echend der achäischen Verfassung, die bei
Streitigkeiten in den Bundesstädten den Bund zum Schiedsrichter machte.
Einstweilen siedelten sich die Verbannten an den Grenzen Spartas in
den lakonischen Seestädten an "', wo sie für Sparta eine Quelle be-
ständiger Unruhe waren; ihre Rückkehr mit allen politischen und öko-
nomischen Folgen hing wie eine drohende Wolke über der Stadt, in
der es auch sonst vielfach gärte. Denn der Übergang in den achäischen
Bund hatte sich unter harten Kämpfen, mit Demütigungen und Ver-
lusten vollzogen. Schwer konnten sich die Spartaner, stolz auf ihre alte
Gröfse, an den Gedanken gewöhnen, dafs sie dem Bunde angehörten,
in dem die Megalopoliten, ihre alten Feinde, eine so wichtige Stellung
einnahmen, dafs sie ihre alte Verfassung vielleicht mit der achäischen
würden zu vertauschen haben. Die achäische Partei, die Freunde
Philopoimens, die zugleich die Rückkehr der Verbannten wünschten,
war nur klein und schwach; ihr stand die grofse Mehrheit derer gegen-
über, für die alles auf dem Spiele stand. Diese waren durchaus nicht
entmutigt; es gab noch viele Begüterte unter ihnen; vor kurzem, J90
V. Chr, waren die Geiseln aus Rom, also die vornehmsten Anhänger
der Tyrannen zurückgekehrt^, und man fafste den Entschlufs etwas
zu wagen, gewifs nicht ohne Hoffnung auf römische Fürsprache. Eine
der Seestädte, wo Verbannte lebten. Las, ward nächtlicherweile über-
fallen und besetzt; bei Tageslicht freilich wurden die Eindringlinge
wieder hinausgeworfen, aber der Friedensbruch war geschehen und setzte
die Seestädte, wie die Verbannten, auf deren Verderben die Spartaner
es vornehmlich abgesehen haben sollten, in grofse Aufregung ^. Man
wandte sich klagend an den achäischen Bund und fand hier mit Unter-
stützung Philopoimens bereitwilHg Gehör ^. Den Lakedäraoniern ward
unter Androhung des Krieges aufgegeben, die Urheber des Uber-
Agiade, ebenso dem Namen nach Arcus, dagegen Alkibiades wohl Eurypontide.
Wir erinneru uns bei ihm, dafs der Athener Alkibiades mit der Gattin des Agis II
einen Sohn erzeugt haben soll, den Leotychidas (Plut. Alkib. 23) Die Eury-
pontiden scheinen also den Alkibiades in die Reihe ihrer Ahnen aufgenommen
zu haben.
1) Bd. II 716 f.
2) Liv. XXXVIII o(», (JtF.
3) Polyb. XXI 2, 4. 41, 4. Das Verständnis letzterer Stelle beruht auf einer
Konjektur von Hultsch.
4) Liv. XXXIX 36, 9. 37, 14
5^ Liv. XXXVIII 31.
44 11. Buch. § 6. Spartanische Wirren 189/8 v. Chr.
falls auszuliefern. Aber sie boten dem Befehl Trotz; wenn sie nach-
gäben, fürchteten sie bald auch zur Aufnahme der A''^erbannten genötigt
zu werden. Es kam zu einer Revolution ; dreifsig der Freunde Philo-
poimens wurden ermordet, und dann den Achäern das Bündnis auf-
gesagt. Eine Gesandtschaft begab sich zum Konsul Markus Fulvius
nach Kephallenia, gab die Stadt in den Schutz der Römer und bat \\\v,
Hilfe (189 V, Chr.) \
Die Achäer beschlossen den Krieg gegen Sparta, dessen Eröffnung
jedoch durch die Nähe des Winters noch aufgeschoben ward; doch
begannen schon allerlei Feindseligkeiten zu Wasser und zu Lande -.
Hier mischte sich der Konsul ein, der nach dem Falle Sames herüber
kam ^. Auf seinen Wunsch trat in Elis eine Bundesversammlung zu-
sammen, auf der es zu einer langen, ergebnislosen Erörterung mit den
Vertretern Spartas kam. Der Konsul veranlafste beide Teile, zunächst
das Gutachten des Senats einzuholen und bis dahin den Streit zu ver-
tagen. Im Laufe des Winters kam demgemäfs die Sache in Rom zur
Verhandlung, wobei die achäischen Gesandten zugleich für die lake-
dämonischen Verbannten das Wort zu führen hatten. Für die Achäer
war es nicht günstig, dafs sie zwei Männer entgegengesetzter Richtung
nach Rom geschickt hatten, Diophanes und Lykortas. Während jener
sich bereit erklärte, die Entscheidung der Sache dem Senate ganz zu
überlassen, sprach Lykortas, Philopoimens ergebener Freund und Waffen-
gefährte, in ganz anderem Sinne. Er bestand darauf, dafs der Streit
als innere achäische Angelegenheit anzusehen sei und ohne römische
Einmischung nach der achäischen Verfassung entschieden werden müsse.
Der Senat war den Achäern damals wohlgesinnt und wollte sie nicht
verstimmen; ebensowenig jedoch wollte er ihnen gegen die Lakedä-
monier * freie Hand lassen; seine Antwort lautete unbestimmt, so dafs
jeder Teil sie zu seinen Gunsten auslegen konnte, und die Achäer be-
schlossen mit aller Strenge gegen Sparta vorzugehen.
Philopoimen war für den Krieg aufserordentlicherweise wieder zum
Feldherrn gewählt, führte also zwei Jahre nacheinander das höchste
Amt ^. Er beschlofs diese Gelegenheit zu einer gründlichen Auskehr
in Sparta zu benutzen, die Verbannten zurückzuführen, die Wider-
1) Bd. II 770.
2) Liv. XXXVIII 32.
3) Später argwöhnte mau, Aristäno.s und Diophanes, die Gegner Philopoimens,
seien an der Einmischung des Konsuls schuld. Polyb. XXII 13, 14.
4) Sie waren ja wenigstens früher römische Bundesgenossen gewesen.
5^ Liv XXXVIII 32, 10 Fhüopoemeni continuahir magistratus. Die Wahl
mufs im Herbst 189 v. Chr. erfolgt sein.
11. Buch. § ü. Überwältigung Spartas 188 v. Chr. 45
sacher zu demütigen und vor allem die Anhänger der Tyrannen un-
schädhch zu machen K Anfang Frühjahr 188 v. Chr. rückte er mit über-
legener Heeresmacht in Lakonien ein und nahm diesmal die Verbannten
mit sich. Er verlangte nochmals die Auslieferung der Schuldigen, deren
er einige namhaft machte, unter der Versicherung, dafs sie vor einem
Gericht zur Rechtfertigung Gelegenheit haben sollten. Da die Spartaner
auf bewaffneten Widerstand verzichteten , so erboten sich die Beschul-
digten freiwillig, sich den Achäern zu stellen, und gingen von einigen
Freunden geleitet ins Lager Philopoimens bei Kompasion hinaus -. Am
Eingange traten ihre grimmigsten Feinde, die Verbannten ihnen ent-
gegen, an der Spitze Arcus und Alkibiades ^ , und fingen einen Streit
an, der bald zu Tätlichkeiten überging. Die Bemühungen des Stra-
tegen, die Ruhe herzustellen, waren vergeblich; der Tumult wuchs
immer mehr an ; die zusammenströmenden Achäer, von den Verbannten
aufgereizt, fielen über die Unglücklichen her und steinigten ihrer sieb-
zehn, die übrigen wiu'den der Menge entrissen, um am folgenden Tage
den versammelten Achäern vorgeführt und nach kurzem Verfahren ver-
urteilt und hingerichtet zu werden. Achtzig Spartaner fanden so den Tod *.
Den Lakedämoniern ward jetzt aufgegeben, ihi-e Stadtmauern
niederzulegen ''; alle auswärtigen Söldner, die bei den Tyrannen ge-
dient und in die Bürgerschaft aufgenommen waren, die Hauptgegner
der Achäer, mufsten das Land verlassen '^ ; die von den Tyrannen be-
freiten Heloten, die als Beisassen in Sparta wohnten '', mufsten innerhalb
einer bestimmten Frist auswandern ; wer zurückblieb, sollte festgenommen
und in die Knechtschaft verkauft werden. Die alte lykurgische Ver-
fassung ward abgeschafft und die achäischen- Gesetze, auch die Jugend-
erziehung eingeführt, die Spartaner wurden zu Achäern gemacht. Aufser-
dem wurden, wie es scheint, noch einzelne Bürger zum Tode vei*-
nrteilt oder in die Verbannung getrieben ^.
1) Polyb. XXI 41. Liv. XXXVIII 33. Plutarch, Philop. 16. Pausan. VIII
51, 3.
2) Polyb. XXII 3, 1. 10, 6. Kompasion lag auf lakonischem Gebiete.
3) Liv. XXXIX 37, 14.
4) Dies ist die von Livius und Plutarch (Philop. 16) wiedergegebene poly.
hianische Zahl ; nach Aristokrates, einem spartanischen Schriftsteller, den Plutarch
zitiert, waren es nicht weniger als 350.
5) Liv. XXXVIII 34. Plutarch a. a. 0. vgl. Polyb. XXII 16, 2 f. Liv.
XXXIX 36, 4.
6) Pausanias VIII 51, 3 beziffert die Ausgewiesenen dieser Kategorie, wie es
scheint, auf 300.
7) Livius § 6 nennt sie Lacedaemonüs adscripti. d. h. naQsyygacpoc.
8) Polyb. XXIII 4, 5.
46 11- Buch. § 7. Römische Einmischung.
Hierauf zog das achäische Heer ab ; auf einer Tagsatzung in Tegea
wurden gleich darnach die Bedingungen bestätigt und sogleich zur Aus-
führung gebracht \ Am drückendsten war für Sparta die Aufnahme der
Verbannten, die nunmehr auf Beschlufs der Achäer, nachdem durch die
Entfernung der späteren Eindringlinge Raum geschaffen war, zurück-
kehrten. Die freigelassenen Heloten wurden auf achäischem Gebiete als
Kolonisten angesiedelt, doch entzog sich ein erheblicher Teil, etwa 3000 dem
Zwange und zerstreute sich in der Landschaft Lakedämons. Diese
wurden, wiederum auf Bundesbeschlufs, durch Philopoimen aufgesucht
und verkauft; der Erlös ward den Megalopoliten zur Herstellung einer
von Kleomenes zerstörten Säulenhalle überwiesen ^. Zugleich ward das
streitige Grenzland, der Bezirk von Belmina, den Megalopoliten zu-
gesprochen. Auf Grund der Neuordnung wurde dann der Bundes-
vertrag mit den Achäern aufs neue abgeschlossen; alle Anordnungen
der Achäer wurden darin ausdrücklich sanktioniert und feierlich be-
schworen ^. Sparta war gedemütigt und geschwächt; es hatte einen
grofsen Teil seiner Bevölkerung verloren und mufste sich a&ü achäischen
Beschlüssen fügen, ein achäischer Beamter führte bis auf weiteres die
Aufsicht in der Stadt *. Gewifs hofften die Achäer an den zurück-
gekehrten Verbannten zuverlässige Anhänger gewonnen zu haben; aber
diese sagten sich alsbald von. ihren Beschützern los und strebten in die
frühere Unabhängigkeit zurück.' Die lakedäraonische Frage war nicht
gelöst, sondern nahm sogleich einen neuen Anfang.
§ 7.
Die harte Züchtigung Spartas war nach der Meinung der herr-
schenden achäischen Partei wohlverdient ; es war zugleich die Rache
für alles, was die Achäer von Nabis erlitten hatten. Anderswo jedoch
erregte sie Aufsehen und lebhaftes Mitleid; denn Sparta war und blieb
eine der ehrwürdigsten Stätten in Hellas, die ganze Litteratur war
seines Ruhmes voll, noch immer redete man in der ganzen Welt, auch
in Rom, von Leonidas und Thermopylä ^, die abgeschaffte lykurgische
Verfassung galt für ein göttliches Werk und ward von der Staatslehre
der Philosophen als Muster betrachtet. Selbst im achäischen Bunde
fand das Geschehene bei den Gegnern Philopoimens Mifsbilligung.
1) Liv. XXXVIII 34, 4.
2) Nach Weifsenborns Vermutung war es die sogen. Myropolis. Pausan. VIII
30, 7. Bd. II 241.
3) Polyb. XXII 13, 8. Liv. XXXIX 37, 16.
4) Polyb. XXII 16, 3.
5) Cato fr. 83 S. 77 Peter = Gellius N. A. III 7, 19.
11. Buch. § 7. Römische Einmischung. 47
Sobald der erste Schreck vorüber war, wandten sich die Lakedämonier
an den Senat und stellten vor, dafs sich Philopoimen gegen die hege- / > ^
monischen Rechte Roms ^vergangen hätte, und erwirkten ein tadelndes' 'f^
SchreibeiTdenrärlEiisXepidus, Konsuls von 187 v. Chr., an die Achäer.^^^"^
Man war in Rom über die achäische Eigenmächtigkeit höchst unge- "4^ ^'
halten. Philopoimen, der damals (187/6 v. Chr.) wieder Strateg war, ;^^
schickte hierauf einen Gesandten nach Rom, um den achäischen Stand- "^
punkt zu vertreten i. Der Senat gab keine entschiedene Antwort, be-
auftragte aber bald darnach die nach Makedonien abgehenden Kom-
raissarien, Quintus Cäcihus und Genossen, den Achäern seinen Willen
kund zu tun. Das Senatschreiben kam auf der nächsten Bundes-
versammlung zu ]\Iegalüpolis zur Verlesung ^. Die Tat von Kompasion
und die Niederreifsung der Mauern Spartas ward darin gemifsbilligt, da
jedoch keine Forderung gestellt war, so machte es keinen tiefen Ein-
druck. Ganz anders aber trat Cäcilius auf, der einige Zeit darnach
von Makedonien nach Argos kam, wo damals ein Fest gefeiert ward ^.
Auf einer Zusammenkunft mit Aristänos und den übrigen Bundes-
behörden sprach der römische Gesandte scharfen Tadel aus und ver-
langte Wiederherstellung des früheren Zustandes. Das Schweigen des
Aristänos und die Zustimmung des Diophanes bestärkten ihn in seiner
Forderung. Philopoimen dagegen, Lykortas und Archon führten aus,
dafs die Neuordnung Spartas jetzt nach der Bestätigung durch den
1) Polyb. XXII 3, 10. Der Gesandte, Nikodemos von Elis, ist also vor dem
Ablauf des Strategenjahres (Herbst 18G v. Chr.) nach Rom gegangen. Das Schrei-
ben des Lepidus wird etwa Anfang 18ü v. Chr. bei den Achäem eingetroffen sein.
Dies mufs mit Rücksicht auf die Chronologie der nachfolgenden Ereignisse an-
genommen werden und hat auch kein Bedenken; denn die Bestrafung und Neu-
ordnung Spartas mufs längere Zeit in Anspruch genommen haben und kann sehr
wohl noch in das Jahr 187 v. Chr. hineingereicht haben. Dann kam die sparta-
nische Beschwerde und die römische Antwort; auch dies erforderte seine Zeit; denn
die Mühlen des Senates mahlten langsam. Ich bemerke dies mit Rücksicht auf
die oben erwähnte abweichende Rechnung von Büttner- Wobst, der das Schreiben
des Lepidus etwa im Frühjahr 187 v. Chr. zu den Achäern gelangen läfst. Oben
S. 22, Anm. 1. Vgl. Nissen, Krit. Unters. 231.
2) Frühjahr 185 v. Chr. Damals ist nicht mehr Philopoimen, sondern Aristänos
Strateg. Polyb. XXII 10, 5.
3) Polyb. XXII 13 xf[i nanjyvgsiüg axfjaCovatjg. Man kann an die Heräen
denken; denn die Nemeen sind bei der im Texte gegebenen Chronologie aus-
geschlossen, da sie schon im vorigen Jahre gefeiert waren. Zu bemerken ist, dafs
nach Polybios der Strateg die achäischen Behörden nach Argos berief, diese also
bei dem Feste nicht anwesend waren; auch dieser Umstand spricht sehr dagegen,
dafs bei Polybios das Fest der Nemeen gemeint sei; denn die Nemeen waren
gleichsam das achäische Bundesfest, bei dem sich die Bundesbehörden sicherlich
alle einzufinden pflegten.
48 11. Buch. § 7. Römische Einmischung 185/4 v. Chr.
Bundeseid nicht mehr geändert werden dürfte, und die übrigen An-
wesenden schlössen sich dem an. Nun verlangte Cäcilius die Berufung
einer Bundesversammlung, da er jedoch den gesetzlich erforderlichen
Auftrag des Senats nicht aufweisen konnte ^ , so lehnten es die Behörden
ab. Cäcihus geriet darüber in solchen Zorn, dafs er die Antwort ent-
gegenzunehmen sich weigerte und ohne sie nach Rom abreiste. Bei den
Achäern bestand übrigens der Verdacht, dafs seine Ankunft ebenso wie
früher die Einmischung des Markus Fulvius ein Werk des Aristänos
und Diophanes sei, die dadurch den Einflufs Philopoimens hätten schä-
digen wollen ^.
Bald darnach, wohl im nächsten Winter, kam die lakedämonische
Frage im Senate wieder zur Sprache ^. Der achäische Bund liefs sich
durch Apollonides von Sikyon vertreten, der vor aUem den Philopoimeu
und seine Parteigenossen gegen die lebhaften Anklagen des Cäcihus zu
verteidigen hatte. Unerwartet erstanden ferner den Achäern neue An-
kläger in den Lakedämoniern Arcus und Alkibiades, den Führern der
jüngst von den Achäern zurückgeführten lakedämonischen Verbannten j
sie stimmten laut in die Klagen ihrer Mitbürger über die achäische
Grausamkeit ein. Natürlich waren die Achäer über solche Undankbar-
keit lebhaft entrüstet. Auf Antrag des Bundesfeldherrn Lykprtas, der
dem Aristänos Herbst 185 v. Chr. nachgefolgt war, wurden die beiden
Lakedämonier von der Tagsatzung wegen ihrer Gesandtschaft nach
Rom zum Tode verurteilt '^. Nach achäischem Rechte war ohne Zweifel
die Verurteilung wohl begründet; denn keine Stadt durfte für sich allein
Gesandte nach Rom schicken; auch im Vertrage mit Rom war dies
festgesetzt ^ ; wie die Sachen aber damals lagen, mufste sie in Rom un-
günstig wirken.
Inzwischen hatte der Senat die Gesandten, die um diese Zeit wie-
der nach Makedonien gingen (S. 24), Appius Claudius und Genossen,
zugleich mit der lakedämonischen Sache beauftragt. Sie erschienen
Sommers 184 v. Chr. auf einer Bundesversammlung in Kleitor, wo nun
sehr peinliche und aufregende Verhandlungen folgten ^'. Die Achäer
1) Polyb. a. a 0. § 11. Dabei ist zu bedenken, dafs für jede Bundesversamm-
lung der Gegeustaud der Verhandlung vorher bekannt gemacht werden mufste.
Vgl. Polyb. XXII 16, 6 f. XXIII 5, 16 f.
2) Polyb. XXII 13, 14.
3) Polyb. XXII 15f. Liv. XXXIX 33.
4) Liv. XXXIX 35, 5 ff.
5) Pausan. VII 9, 4.
6^ Liv. a. 0. Pausan. VII 9, 3. Polyb. XXII 2; es war noch Ol. 148, also
-vor den Olympien von 184 v. Chr.
11. Buch. § 7. Neue spartanische Unruhen, 49
sahen zunächst Areus und Alkibiades, die soeben verurteilten, im Gefolge
der Römer auftreten; dann erklärte Appius, dafs der Senat die Be-
handlung der Spartaner weder billige noch dulden könne; nach ihm er-
hob sich Lykortas, um in leidenschaftlicher Rede das Verfahren der
Aehäei- zu rechtfertigen und die römische Einmischung zurückzuweisen.
Das Geschehene zu ändern, versicherte er aufs neue, sei unmög-
lich, da es durch feierliche Eide sanktioniert sei. Die Antwort des
Appius scheint unfreundlich und beleidigend gewesen zu sein ^ Dro-
hend gab er den Achäern den Rat nachzugeben, solange es ihnen aus
freiem Entschlufs möglich sei, und stellte damit Zwang in Aussicht.
Das Ergebnis war, dafs die Achäer sich zwar dazu verstanden, das Ur-
teil gegen Areus und Alkibiades aufzuheben ^, aber im übrigen auf
ihrem Standpunkt verharrten.
Um alles noch mehr zu verwirren, brachen um diese Zeit in Sparta
selbst heftige Streitigkeiten aus, denen die Achäer untätig zusehen
mufsten; denn sie durften jetzt nicht wagen einzugreifen, und tatsäch-
lich hatte sich Sparta von der achäischen Gemeinschaft gelöst ^. Den
Achäern waren übrigens die neuen Wirren eher vorteilhaft, da sie
zeigten, dafs die Lakedämonier mit sich allein nicht fertig werden
konnten. Es handelte sich um die Regelung des Besitzes nach der Rück-
kehr der Verbannten. Vor allem die sogenannten alten Verbannten,
die unter Machanidas und vielleicht schon unter Lykurgos vertrieben
waren, stellten hohe Forderungen. Sie hatten meist zu den allerreichsten
Bürgern gehört und verlangten jetzt die Rückgabe ihres früheren Eigen-
tums in vollem Umfange. Andere waren bescheidener; sie schlugen vor,
jedem der Verbannten Land im Werte eines Talents zu überlassen, den
Rest an würdige Neubürger zu verteilen und dadurch die stark ver-
ringerte Bürgerschaft zu ergänzen. Die Wortlührer dieser Partei
waren Areus und Alkibiades, die Vertreter der königlichen Familien.
Offenbar wollten sie nicht die Wiederherstellung der alten Oligarchie,
sondern lenkten mehr in die Bahnen des Agis und Kleomenes ein. Eine
dritte Gruppe verlangte die Erhaltung des Zustandes, wie er zu der Zeit
gewesen war, wo Sparta dem achäischen Bunde zuerst beitrat *. Diese
1) Pausan. VII 9, 4. Livius, der nichts davon sagt, hat wahrscheinlich seine
Vorlage gemildert.
2) Liv. XXXIX 37, 21. In-ig stellt Pausanias VII 9, 4 es so dar, als wenn
Freisprechung durch die Römer erfolgt wäi-e.
3) Da die Lakedämonier später wieder in den Bund aufgenommen wurden
(Polyb. XXIII 17, GflF.), so könnte mau an eine förmliche Absage denken. Die
Kömer freilich betrachten Spai-ta immer noch als dem Bunde zugehörig.
4) Polyb. XXIII 4.
Niese, Gesch. d. g^riech. u. luak. Staaten. III. 4
50 II- Buch. § 7. Neue spaitauiscbe Unruhen.
Partei, offenbar die achäische, hielt anfangs, wie es scheint, mit Areus
und Alkibiades gegen die erste Partei zusammen; denn der Ausgang
des Streites war, dafs ein grofser Teil der alten Verbannten die Stadt
wieder verlassen und aufs neue ins Exil wandern mufste ^ Da nun
aber auch die Zurückbleibenden sich nicht einigen konnten, so mufsten
wieder die Römer helfen, und im Winter oder Frühjahr 183 v. Chr. ^
treffen wir Gesandte der drei Parteien in Rom anwesend. Zu ihnen
gesellte sich als Vertreter einer vierten Gruppe Chäron; er gehörte zu
denjenigen, welche jüngst von den Achäern zum Tode verurteilt waren
und deshalb Sparta verlassen hatten. Für sich verlangte er Rückkehi-,
für Sparta die Wiederherstellung der lykurgischen Verfassung im Sinne
des Kleoraenes und Nabis.
Der Senat erwählte aus seiner Slitte drei sachkundige Männer '■\
um diese verschiedenen Ansprüche auszugleichen, was ihm offenbar
dringend erwünscht war. Jedoch was die Besitzverhältnisse angeiit,
erwiesen sich die Gegensätze als unversöhnlich ; nur über zwei Punkte
einigte man sich, dafs nämlich die von den Achäern Verurteilten zu-
rückkehren, und dafs Sparta im achäischen Bunde verbleiben sollte.
Dies ward schriftlich aufgesetzt und von den Beteiligten untersiegeifc.
Die Achäer blieben diesen Besprechungen fern , nur ihr Gesandter
Xenarchos, der zur Erneuerung des Bundeseides anwesend war, ward
durch vieles Zureden vermocht, ebenfalls sein Siegel beizusetzen, un-
befugterweise und ohne dafs er den Inhalt des Schriftstückes ganz billigte.
Dieses Übereinkommen scheint dann der Senat als Grundlage einer
neuen Verständigung angenommen und dem Quintus Marcius mitgegeben
zu haben, als dieser bald darnach als Gesandter zu Philippos nach
Makedonien und zu den Achäern abging.
Die Achäer jedoch hielten daran fest, dafs dem Senat eine Ein-
mischung nicht zustünde. Als bald darnach Titus Quinctius auf der
Durchreise nach Bithynien sich zu gunsten der jüngst verbannten Lake-
dämonier verwandte und die Einberufung einer Tagsatzung verlangte,
ohne dazu vom Senate beauftragt zu sein, ward er von Philopoimen
1) Polyb. XXIII 4, 1. 5, 14. 9, 1. 17, 9 f. 12.
2) Olymp. 149, 1. Polyb. XXIII 1, 6 4, 1 flf. Nach Liv. XXXIX 46, 6 ff.
war die Verhandlung vor Abgang der Konsuln in ihre Provinzen, was Polyb.
XXIII 1, 8 bestätigt, wo offenbar beide Konsuln erwähnt werden {,roV Jrifxr'jtQuif
fiaayayövTSg ot atQdTtjyoi).
3) Von den Namen ist bei Polybios XXIII 4, 7 nur Ttrog Kttixihog erhalten,
also wohl Tirog Ko'lyxiios Köivtog Kuixtkiog-, als dritten vermutet Gronov wohl nach
Pausan. VII 9, 3 Appius Claudius. Liv. XXXIX 48 ist stark verkürzt. Vgl.
Schweighäusers Polybius Bd. VII 534.
11. Buch. § 8. Abfall Messenes 183 v. Chr. 51
abgewiesen, der seit dem Herbst 184 v. Clir. wieder die Strategie inne
hatte \ und ebenso vergeblich müssen die Bemühungen des Quintus
Marcius gewesen sein. Es währte daher nicht lange, dafs sich die
lakedämonischen Gesandten der verschiedenen Parteien wieder in Rom
einfanden ^. Sie erhielten diesmal unbestimmten Bescheid ; der Senat
liefs ihnen sagen, er habe alles nach Möglichkeit für sie getan und
könne sich vorläufig um sie nicht kümmern. Er hielt die Sache in der
Schwebe; er wollte die Achäer zur Fügsamkeit bringen, scheute sich
aber, in einer Sache, wo das Vertragsrecht offenbar auf selten des
Bundes war, direkten Zwang auszuüben. Vielmehr erwartete er, dafs
die Achäer bald von selbst nachgeben würden ; denn inzwischen waren
ihnen neue Schwierigkeiten erwachsen. Messene war abgefallen, und
Marcius, der von Griechenland zurückgekehrt war, berichtete, wenn der
Senat nur fest bliebe und den Achäeru auch weiterhin sein Mifsfallen
zeigte, so würde sich Lakedämon den Messeniern anschliefsen, und die
Achäer gar bald gezwungen sein, in Rom um Hilfe zu bitten und alles
zu gewähren ^.
§ 8.
Der Abfall Messenes war von Rom aus verursacht, teils durch die
Plaltung des Senats in der lakedämonischen Sache, teils durch die Um-
triebe einzelner römischer Grofser. Ähnlich wie in Sparta waren auch
in Messene nach Aufnahme der Verbannten über die Besitzverhältnisse
Streitigkeiten entstanden, die Philopoimen, vermutlich im Auftrage des
Bundes, entschieden hatte, aber nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligter *.
1) Polyb. XXIII 5, 15.
2) Polyb. XXIII 9, 1 aus Olymp. 149, 2 = 183/2 v. Chr. Bei Hultsch steht
das Fragment nicht an rechter Stelle. Nissen, Rhein. Mus. 26, 267 f. Eine Ab-
ordnung der Verbannten erwähnt Polyb. XXIII 6. Zwei von ihnen, Arkesilaos
und der ehemalige König Agesipolis fanden auf dieser Reise durch Seeräuber ihr
Ende. Die Gemeinde Lakedämon war durch Serippos vertreten. Polyb XXIII 9
11 vgl. 4, 4.
3) Polyb. XXIII, 9, 8. Nach Pausan. VII 9, 5 sind schon damals die ver-
bannten Spartaner zurückgekehrt und überhaupt die Wünsche des Senates erfüllt
worden. Allein aus Polybios ergibt sich, dafs davon keine Rede sein kann, und
da wir wissen, dafs die Rückkehr der Verbannten erst später durch Kallikrates
erfolgte, so ist klar, dafs Pausanias, der sowohl von Hertzberg I 162 wie von
Petit-Dutaillis p. 79 wiedergegeben wird, hier der Zeit vorgegriffen hat. Vgl.
Schorn p. 312.
4) Bd. II 712 f. Die Streitigkeiten entstanden, wie Polyb. XXII 13, 6 sagt
negl t6 tov Titov (fidygctju/uce y.ai tjjV jov 4'iXonoi/uSPog dioQ&coaiv , und Diophanes
tadelt in Beisein des Legaten Q. Cäcilius das Verfahren der Achäer den Messeniern
gegenüber. Die Ordnung Philopoimens wird in eins der nächsten Jahre nach 191
v. Chr. fallen.
4*
53 11. Buch. § 8. Abfall Messenes 183 v. Chr.
In vielen Kreisen Messenes war man den Achäern sehr feindlich ge-
sinnt, besonders bei den oligarchischen Machthabern, die früher das Land
regiert hatten ^ Man hatte zugleich die Unabhängigkeit und viele Ge-
bietsteile an die Achäer verloren^ und konnte sich nicht leicht in die
neue Ordnung fügen. An der Spitze der achäischen Gegner stand
Deinokrates, Philopoimens persönlicher Feind, ein gewandter, tapferer
Mann, aber in der Politik wie in der Lebensführung leichtfertig ^. Er
war im Winter 184/3 v. Chr. in Rom anwesend , um seine Vaterstadt
wieder vom achäischen Bande loszubringen, und fand einen Fürsprecher
an Titus Quinctius, mit dem er im Kriege gegen Nabis bekannt ge-
worden war. Titus, der seiner Zeit das Verhältnis Messenes zum Bunde
geregelt hatte (Bd. II 712), war bei seiner Abneigung gegen Philo-
poimen mit doppeltem Eifer für die Messenier tätig. Als er seine Ge-
sandtschaft nach Bithynien und zu Seleukos IV antrat, nahm er den
Deinokrates mit sich in den Pelopounes und versuchte neben der la-
kedämonischen auch die messenische Frage vor die Achäer zu bringen,
ward aber, wie schon erwähnt (S. 50), von Philopoimen abgewiesen.
Nunmehr beschlofs Deinokrates selbst zu handeln. Die Messenier sagten
sich noch 183 v. Chr. vom achäischen Bunde los ^ und richteten sich
selbständig ein ; die achäischen Parteigänger wurden vermutlich in die
Verbannung getrieben \
Die Achäer mufsten alles daran setzen, den Aufstand möglichst
rasch zu überwinden. Der Strateg Philopoimen lag damals krank in
Argos und liefs daher den Lykortas in Messene einrücken ; Deinokrates
hatte jedoch die Zugänge gesperrt, Lykortas richtete nichts aus und
mufste wieder abziehen ^. Die Messenier gingen zum Angriff über und
versuchten zunächst ihre früheren Städte wieder zu erobern ; Philopoimen
erfuhr, dafs sie Korone, oder nach anderem Berichte das benachbarte
Kolonides, zu besetzen vorhätten ^ , und beschlofs zur Hilfe zu eilen.
1) Polyb. XXIII 16, 2. Bd. II 410 f.
2) Polyb. XXIII 5. Plutarch, Tit. 17 f. Deinokrates hat einmal bei einem
Gastmahl in Anwesenheit des Titus und anderer vornehmer Römer in Frauen-
kleidern einen Tanz aufgeführt, wofür ihm Titus Vorstellungen machte.
3) Die achäische Gesandtschaft, die in Rom um Hilfe bat, war dort Olymp.
149, 2, Winter 183/2 v. Chr. Polyb. XXIII 9, 12.
4) Liv. XXXIX 48, 5 ff. Polyb. XXIII 12. Plutarch, Philop. 18. Justinus
XXXII 1, 4 ff. Pausan. VIII 51, 5. IV 29, 11. Das Fragment des Polybios
mufs umgestellt werden; cap. 12 — 14 gehören vor cap. 9. Unzweifelhaft ist Philo-
poimen noch Olymp. 149, 1 (184/3 v. Chr.) gestorben.
5) So Pausanias, der im übrigen allerlei Verwirrung angerichtet hat.
6) Livius nennt Korone, Plutarch Kolonides. Beide Orte lagen nahe i-be
einander. Pausan. IV 34, 4 u. 8. Kolonides scheint auch den Namen Kolone ge-
11. Buch. § 8. Philopoimens Ende 183 v. Chr. 5S
Trotz dem Fieber und seinem hohen Alter machte er sich auf und legte,
um den Gegner zu überraschen, den Weg von Argos nach Megalopolis,
etwa 400 Stadien, in einem Tage zurück. In Megalopolis bot er eine Schar
freiwilliger Eeiter auf und rückte, begleitet von Lykortas, mit leichten
Truppen, Thrakern und Kretern, in Messene ein. Sein Anmarsch war
aber nicht verborgen geblieben. Deinokrates trat ihm mit einigen
Reitern entgegen ; er ward anfangs zurückgetrieben ', aber bald darnach
empfing er eine Verstärkung von 500 Mann, und nun begab sich Phi-
lopoimen auf den Rückzug, den er selbst gegen die nachsetzenden
Feinde zu decken übernahm. Er hätte leicht entkommen können,
aber er fühlte sich verpflichtet, für die Sicherheit der freiwilligen Reiter,
junger Leute aus den besten Familien, selbst Sorge zu tragen. In dem
schwierigen Gelände (es war ein Tal, aus dem er sich einen Ausweg
bahnen mufste) unter den feindlichen Geschossen stürzte sein Pferd "^
und warf ihn bewufstlos zu Boden. Die Seinigen bemerkten seinen Fall
nicht; sie konnten sich retten^, er selbst fiel in die Hände der Feinde,
die ihn aufnahmen, bald erkannten und gefesselt nach Messene führten *,
wo ihn schon eine grofse Menschenmenge erwartete; denn jeder wollte den
berühmten Achäer sehen. Um daher der Neugierde genug zu tun, ward er
ins Theater geführt und dort der Menge gezeigt. Man war nicht einig,
was mit dem Gefangenen geschehen sollte; für die Nacht ward er, zur
gröfseren Sicherheit, in ein unterirdisches, dunkles Gewölbe hinabgelassen.
Am nächsten Morgen beriet man das weitere. Bei vielen, angeblich den
Anhängern der Demokratie ^ regte sich das Mitgefühl , man wollte ihn
schonen und durch ihn eine Verständigung mit den Achäern suchen,
aber bei Deinokrates und seinen Freunden überwog der Hafs jede andere
Rücksicht. Es ward beschlossen den Gefangenen zu töten ; einige sollen
sogar vorgeschlagen haben, ihn vorher zu foltern ; und Deinokrates liefs
das Todesurteil sofort vollstrecken. Als die Nacht angebrochen war,
erschien der Henker bei Philopoimen und reichte ihm den Giftbecher.
führt zu haben; es gibt Münzen aus der Zeit der Severe mit der Aufschrift Ko-
"kiavtixtüv. Imhoof-Blumer, Monuaies grecques 170.
1) Beim Hügel des Euandros, Plutarch a. 0. Curtius, Peloponn. II 138 sucht
den Hügel nahe bei der arkadischen Grenze an der Strafse von Messene nach Me-
galopolis.
2) Während es einen Graben übersprang nach Justinus a. 0.
3) Man braucht daraus seinen Leuten keinen Vorwurf zu machen; es kann
die Schuld an dem Terrain liegen.
4) Nach Liv. XXXIX 49, 5 ward er mit Respekt behandelt ; dagegen Plutarch
a. a. 0. erzählt, er sei verhöhnt worden.
5) Dies sagt Pausanias VIII 51, 7. Vgl. Liv. XXXIX 49, 11. Plutarch,
Philop. 19.
54 11- Buch. § 8. Messenes Uuterwertuug 182 v. Chr.
Es war der letzte Trost des Gefangenen, dafs er durch den Mund des
Henkers die Rettung des Lykortas und seiner Reiter noch vernahm;
das Ende war bei seinen erschöpften Kräften rasch und leicht. Er
starb im Alter von 70 Jahren, 40 Jahre lang hatte er in hervorragender
Stellung, getragen von allgemeiner Volksgunst, im Bunde gewirkt ^
Die Achäer hatten, als die Gefangenschaft des Strategen bekannt
ward, sogleich seine Auslieferung gefordert; die Todesnachricht erregte
dann überall tiefe Trauer und gewaltigen Zorn wider die Messenier.
Eine Versammlung ward nach Megalopolis berufen, und hier erschien
auch der römische Gesandte Quintus Marcius in der lakedämonischen
Sache (oben S. 50). Er suchte vergebens die Achäer zu bestimmen,
zunächst die Ansicht des Senats einzuholen; sie beschlossen den Krieg
gegen Messene ^ und wählten den Lykortas zum Bundesfeldherrn ^. Der
Krieg ward mit aller Macht gerüstet. Gesandte gingen nach Rom, um den
Senat zu ersuchen, wo möglich Bundeshilfe zu leisten, jedenfalls aber
den Messeniern keinerlei Unterstützung zu gewähren *. Im Frühjahr
182 V. Chr. setzte Lykortas mit überlegenem Heere den Rachezug ins
Werk. Das messenische Feld ward unbarmherzig verwüstet, die Saaten
zerstört, die Bäume umgehauen ^ ; die Stadt ward eingeschlossen , und
nun erhob sich drinnen die Menge gegen Deinokrates und seine Partei
und schrie nach Frieden ^. Böotische Gesandte, die zur Friedenstiftung
anwesend waren, vereinigten ihre Vorstellungen mit den Wünschen des
Volkes, Deinokrates und seine Genossen mufsten nachgeben, legten die
Gewalt nieder und zogen sich in ihre Häuser zurück. Das Volk unter-
1) Plutarch, Philop. 20. Liv. XXXIX 50. Justinus XXXII^l, 9 f. Polyb.
XXIII 12, 3flf. Diodor XXIX 18. Pausan. VIII 51, 5.
2) Polyb. XXIV 11, 12.
3) Plut. Philop. 21. Pausan. VIII 51, 8. Da Lykortas auch Vorgänger
Philopoimeus war, so war ihm gesetzlich zugleich die Vertretung des Verstorbenen
bis zur Neuwahl zugefallen.
4) Polyb. XXIII 9, 12. Diese Gesandtschaft war (nach Polyb. a. 0. i? 1) Olymp.
149, 2 = 183/2 V. Chr. in Rom anwesend. Damals stand, wie sich weiter ergibt, der
Krieg bevor; der Senat machte sein Verhalten von dem Ausgange desselben ab-
hängig. Man darf also nicht annehmen, dafs der Feldzug gegen Messene sich un-
mittelbar an den Tod Philopoimens anschlofs; der Winter 183/2 v. Chr. liegt da-
zwischen und ward von beiden Teilen zu Rüstungen benutzt. Es ist übrigens
möglich, dafs der Senat die übi-igen Hellenen zur Vermittelung einlud und dafs die
später auftretende böotische Gesandtschaft (Polyb. XXIII 16, 5) auf römische An-
regung zurückgeht.
5) Polybios XXIII 15 tadelt es; er bemerkt später XXIV 2, 3, dafs die
Achäer sich selbst schadeten. Vgl. XXIV 11, 13.
6) Polyb. XXIII 16. XXIV 11, 13. Plutarch, Philop. 21. Pausan. VIII
51, 8. Justinus XXII 1. 10.
11. Buch. § 8. Messenes Unterwerfung 182 v. Chr. 55
warf sich und bat um Verzeihung-. Es ward ihm auferlegt, die
Männer, welche am Abfall und der Hinrichtung Philopoimens schuldig
waren, auszuliefern, im übrigen sich den Achäern bedingungslos zu
übergeben und eine Besatzung in die Burg aufzunehmen. Die Messenier
fügten sich ; die achäischen Peltasten zogen sogleich in die Burg ein
Lykortas ging in die Stadt und beruhigte das geängstigte Volk. Die
weiteren Bestimmungen wurden der achäischen Tagsatzung überlassen,
die damals gerade nach Megalopolis zusammentrat.
Philopoimens Leichnam ward verbrannt und die Asche in feier-
lichem Zuge, vom ganzen Heere geleitet, nach Megalopolis geführt; der
Sohn des Lykortas, Polybios, trug die Urne ^ Ahnlich wie dem Aratos
(Bd. H 473) ward dem Toten auf Beschlufs der Megalopoliten die
Apotheose zu teil. Er ward auf dem Markte der Stadt beigesetzt und
ihm jährliche Opfer und andere Ehren bestimmt. Der ganze achäische
Bund schlofs sich an; in allen Städten wurden ihm Bilder gesetzt und
heroische Ehren erwiesen -. Bei der Leichenfeier wurden ihm einige
messenische Kriegsgefangene als Sühnopfer geschlachtet ^. Die Messenier
wurden wieder in den achäischen Bund aufgenommen, aber sie ver-
loren nun auch die Küstenplätze, die ihnen bis dahin noch angehört,
Abia, Thuria und Pharä, die nunmehr als selbständige Gemeinden in
den Bund eintraten. Messene ward also, wie Sparta, fast ganz vom
Meere abgeschnitten und auf das Binnenland beschränkt. Verfassung
und Besitzverhältnisse wurden ohne Zweifel nach den achäischen For-
derungen geordnet. Die Urheber des Abfalles mufsten mit dem Tode
oder Verbannung büfsen, Deinokrates hatte sich selbst entleibt *.
Die rasche Überwindung Messenes war den Achäern vor allem in
Rom sehr nützlich ; denn der Senat hatte vorher geringes Wohlwollen ge-
zeigt und war, als die Achäer Bundeshilfe oder wenigstens Neutralität er-
baten, auf nichts eingegangen ; seine Antwort enthielt vielmehr eine ziemlich
deutliche Aufforderung an andere Gemeinden, dem Beispiele der Messenier
zu folgen, was besonders an die Lakedämonier gerichtet war, die, wie man
1) Liv. XXXIX 50, 9. Plutarch, Philop. 21.
2) Die Reste des Volksbeschlusses SIG. I- 289. Vgl. Diodor XXIX 18. Polyb.
XXXIX 14, 3 ff. Eine vom achäischen Bunde gesetzte Statue in Delphi SIGr. IP
926, eine andere in Tegea bei Pausan. VIII 49, 1. 52, 6.
3) Ich erinnere, dafs sich gerade in Arkadien bei den Lykäen Menschenopfer
lange erhalten haben. Porphyr, de abstin. II 27 vgl. 54 f. (p. 156. 179 Nauck).
4) Polyb. XXIV 11, 13. Pausan. IV 29, 12. VIII 51, 8. Hier sei noch
darauf hingewiesen, dafs bei Strabon in einer Reihe von Stellen, die auf Apollodor
zurückgehen, Andania zu Arkadien gerechnet wird. Strabo VIII 339. 350 (vgl.
360). IX 438. 448. Es ist möglich, dafs Messene damals auch Andania verloren
hat. Nach 146 v. Chr. wird es ihm wieder zugefallen sein.
56 11- Buch. § 8. Vertrag mit Sparta.
zu wissen glaubte, ebenfalls zum Abfall geneigt waren. Jedoch behielt man
auf alle Fälle die achäischen Gesandten zurück und wartete die Ereignisse
ab \ Als nun der Krieg so rasch zu Ende war, schlug der Senat einen
anderen Ton an ; er entliefs die Gesandten mit der Antwort, er habe dafür
Sorge getragen, dafs den Messeniern weder Waffen noch Getreide aus
Italien zugehen würde ''*. Auch den Lakedämoniern gegenüber befanden
sich die Achäer jetzt in viel besserer Stellung. Der messenische Krieg
machte dort grofsen Eindruck. Gleich nachher kam die letzte Gesandt-
schaft aus Rom mit dem Bescheide zurück, dafs der Senat gegen-
wärtig nichts mehr tun könne und ein Eingreifen ablehne (oben S. 51).
Die Achäer wie ihre Freunde in Sparta hielten sich jetzt befugt, ihre
Sache auf eigene Hand zum Abschlüsse zu bringen. Lykortas nützte
die günstige Lage aus; gleich nach dem Frieden mit Messene berief er
eine neue Versammlung nach Sikyon und beantragte, Sparta, wie es damals
war, aufs neue in den Bund aufzunehmen. Er hob besonders hervor,
wie vorteilhaft es sei, dafs die undankbaren Schützlinge der Achäer, die
alten Verbannten, ohne Zutun der Achäer verjagt seien und also draufsen-
vor bleiben müfsten, während die jetzt in Sparta regierenden Männer,
mit denen der Vertrag zu schliefsen sei, stets den Achäern Treue ge-
halten hätten. Hingegen nahmen sich Diophanes und andere mit Wärme
und Erfolg der Verbannten an und erklärten es für unbilhg, für die
Schuld einiger weniger so viele büfseu zu lassen. Die Achäer be-
schlossen, Lakedämon in den Bund aufzunehmen , zugleich aber einem
grofsen Teile der Verbannten, allen denen, welche sich nicht besonders
gegen den Bund versündigt hatten, die Rückkehr nach Sparta zu ge-
statten, eine Nachgiebigkeit, die uns zeigt, dafs nach dem Tode Philo-
poimens eine mildere Auffassung Platz griff. Auf diese Bedingungen
ward Sparta nunmehr in aller Form in den Bund wieder aufgenommen.
Der damalige Zustand ward durch den Bundeseid sanktioniert; die
Rückkehr der jetzt noch Verbannten ward ausdrücklich verpönt ^. Wie
die Besitzverhältnisse geregelt wurden, ist nicht bekannt. Beide Teile,
die Achäer wie die Lakedämonier, machten dem Senate vom Geschehenen
durch besondere Gesandtschaften ^ Mitteilung. Der Senat billigte zwar
den Ausgleich durchaus nicht, da er ohne seine Mitwirkung zu stände
gekommen war, aber er gab sein Mifsfallen doch nicht zu erkennen. Auch
gegen die Ordnung der messenischen Dinge erhob er keinen Einspruch,
1) Polyb. XXIII 9, 12.
2) Polyb. XXIII 17, 3.
3) Polyb. XXIII 17, 5 ff. XXIV 11, 14.
4) Der achäische Gesandte war Bippos , ein Argiver (Polyb. XXIII 18 , 3
XXIV 1, 6. 2, 4), der lakedämonische Chäron (Polyb. XXIII 18, 4).
11. Buch. § 8. Weitere spaitauische Uurubeu. 57
und nunmehr brachten die Achäer ihren Vertrag mit Messene zum for-
mellen Absehiufs, wobei der Stadt mit Rücksicht auf die Verwüstung
des Landes auf drei Jahre Steuerfreiheit bewilligt ward ^
So schien der Streit mit Sparta unter Berücksichtigung der Wünsche
des Senats durch eigenen Beschlufs der Achäer glücklich erledigt zu
sein, und man mufs sagen, dafs die leitenden achäischen Staatsmänner
mit Ausdauer und Geschick die Freiheit des Bundes verteidigt hatten.
In Wahrheit jedoch waren die Schwierigkeiten noch keineswegs zu
Ende. Zunächst machten die Lakedämonier dem Bunde noch mancherlei
zu schaffen. Die Bevölkerung dort konnte ihre Vergangenheit nicht
vergessen; die Anhänger der Achäer, die am Regimente waren, be-
schränkten sich, wie es scheint, auf die besitzenden Klassen, die Mehr-
zahl war ihnen feindlich gesinnt. Durch die Reaktion gegen die Ty-
ranneuzeit waren gewifs viele ihrer Besitzungen beraubt und hofften auf
neuen Umsturz. Man sehnte sich nach der alten lykurgischen Verfassung
des Kleomenes und seiner tyrannischen Nachfolger mit ihrer demokra-
tischen Güterordnung zurück. Schon ein Jahr nach dem Frieden ge-
lang es einem geschickten , ehrgeizigen und zugleich gewalttätigen De-
magogen, Chäron, sich der Leitung des Volkes zu bemächtigen und
neue Unruhen zu erzeugen ^. Chäron hatte als Haupt der von den
Achäern aus Sparta Verjagten für die Wiederherstellung der alten
Verfassung gewirkt und gehörte zu denen, die soeben nach dem letzten
Ausgleich zurückgekehrt waren. Schon damals war er zum Gesandten
nach Rom erwählt worden ^ und wufste sich jetzt durch populäre An-
träge grofsen Anhang zu schaffen. Die Tyrannen hatten früher den
Frauen und Kindern der Verbannten Landlose zugewiesen. Chäron be-
wirkte jetzt, dafs diese eingezogen und durch ihn unter die ärmeren
Bürger verteilt wurden *. In demselben Sinne wurden weiter auch
1) 182/1 V. Chr. Polyb. XXIV 1, 6. 2, 3. Iq die Zeit mag die Statue ge-
hören, die von den Lakedämoniern dem Lyliortas in Epidauros gesetzt ward.
Cavvadias, Fouilles d'Epidaure n. 172 a. Ditteuberger, Syll. 1'- 290.
2) Polyb. XXIV 7.
3) Polyb. XXIII 4, 5. 18, 4.
4) Ungesetzlich scheint diese Mafsregel nicht gewesen zu sein; denn die Gegner
unternehmen nichts dawider, und Polybios tadelt hauptsächlich, dafs die Ver-
teilung willkürlich und ungleich geschehen sei {tUfi y.ai, ilviaw; xcad r^jV iSiav
i^ova(iey). Wieweit sie unbillig war , läfst sich schwer erkennen ; es ist möglich,
dafs durch die Rückkehr so vieler Verbannter die Versorgung ihrer Familien un-
nötig geworden war. Jedenfalls handelt es sich um Gemeindeland, nicht um Privat-
eigentum. Leider wissen wir nicht, in welcher Eigenschaft Chäron handelte; Be-
amter scheint er nicht gewesen zu sein (Polyb. a. 0. § 4). Es ist zu erwägen,
dafs die alte lykurgische Verfassung damals nicht mehr bestand.
58 11- Bucb. § 8. Chäron.
die öffentlichen Einkünfte nach Gutdünken verwendet, und hiedurch
bot er seinem Gegner Gelegenheit zum Widerstände. Es ward^ wie es
das Gesetz vorschrieb, eine Kommission eingesetzt, Dokimasteren oder
Prüfer genannt ^, um den Verbleib der öffentlichen Gelder zu untersuchen.
Chäron griff jetzt zur Gewalt und liefs den vornehmsten und fähigsten
dieser Kommission, Apollonides, am hellen Tage auf offener Strafse erdol-
chen. Hiedurch ward aber das Eingreifen des Bundes herbeigeführt. Der
Strateg ^ erschien in Sparta, Chäron ward wegen Mordes verurteilt und in
Haft genommen ; denn er hatte sich aufserdem noch wegen Verschleuderung
öffentlicher Gelder zu verantworten. Der Strateg schärfte der Kom-
mission ein, die Untersuchung mit Strenge fortzusetzen und auch die
Landverteilung Chärons rückgängig zu machen. Dies scheint dann ge-
schehen zu sein, vermutlich ward Chäron hingerichtet. Ob nun die von
ihm angeregten Unruhen aufhörten, ist unbekannt; so viel wir wissen,
ist er der letzte Vertreter der gewaltsamen revolutionären Bewegung,
die mit Agis und Kleomenes begonnen hatte.
Inzwischen waren in Rom die spartanischen Angelegenheiten von
neuem zur Sprache gekommen. Den Anstofs gaben die noch übrigen
Verbannten, die keine Ruhe liefsen und der römischen Fürsprache sicher
waren; denn sie boten dem Senat ein willkommenes Werkzeug, die
Achäer mürbe zu machen. Es war klar, dafs der Senat mit dem letzten
Ausgleich durchaus unzufrieden und fest entschlos.sen war, den Bund
in allen Stücken zur Fügsamkeit zu zwingen und dies aller Welt offen-
bar zu machen. Daran hielt er unerschütterlich fest und benutzte
dazu jedes Mittel, das sich ihm bot.
Schon gleich nach dem erwähnten Abkommen, zusammen mit der
achäisch - lakedämonischen Gesandtschaft waren die Vertreter der Ver-
bannten in Rom ^, und der Senat gab ihnen ein Schreiben an die Achäer
mit, M'^orin er ihre Rückkehr empfahl. Da die Achäer jedoch zu wissen
glaubten, dafs der Senat kein grofses Gewicht darauf lege, so gaben sie
keine Folge (181 v. Chr.)*. Die Verbannten liefsen jedoch nicht ab;
ohne Zweifel wurden sie von Rom aus immer wieder ermutigt, und
zwei Jahre später, als Hyperbatos Strateg war, lief bei den Achäern
wieder ein Brief des Senats zu ihren Gunsten ein, der zu einer neuen
1) doxi^Kazr,QSi. Diese Behörde scheint achäischen Urspruuges zu sein.
2) Nach Petit-Dutaillis p. 83 wäre es Aristänos gewesen; aber aller Wahr-
scheinlichkeit nach war dieser schon gestorben; denn er wird nirgendwo bei den
letzten Verhandlungen genannt.
3) Polyb. XXIII 18, 5. Die Namen des oder der Gesandten {KXfjriv oder Kktiaiy
JiaxTQQior) sind verderbt.
4) Poiyb. XXIV 1, Iff. 2, Iff.
11. Buch. § 8. Kallikrates in Rom. 59
Erörterung führte ^ Lykortas beantragte auch diesmal, dem Verlangen
des Senates nicht zu willfahren, aber der iStrateg und mit ihm Kalli-
krates von Leontion traten ihm entgegen und sprachen mit dürren
Worten aus, dafs der Wille des Senates über alles, auch über Ver-
fassung und Verträge gehen müfste. Diese Männer sind die Nachfolger
des Aristänos und Diophanes, die damals wohl schon verstorben waren;
Hyperbatos wie Kallikrates waren aus dem alten Achaia '^ , und ihre
politische Haltung mag durch eine regionale Eifersucht gegen das Über-
gewicht der Arkader beeinflufst worden sein. Jedoch bei den Achäern
behauptete die Meinung des Lykortas das Feld, und eine Gesandtschaft
ging nach Rom, um diesen Beschlufs zu rechtfertigen. Zum Wortführer
dieser Gesandtschaft machte man nicht Lykortas, der ohne Zweifel in
Rom weniger genehm war, sondern den Römerfreund Kallikrates. Man
gab ihm zwei unbedeutendere Männer mit angesehenen Namen bei, den
Megalopoliten Lydiadas und Aratos von Sikyon, einen Enkel des grofsen
Aratos. Die Achäer wählten den Kallikrates, um den Römern ihre gute
Gesinnung zu zeigen und den Senat bei guter Stimmung zu erhalten,
aber sie hatten es schwer zu bereuen; denn Kallikrates, durch seine
Mitgesandten wenig gehemmt, verriet seine Auftraggeber und benutzte
die Gelegenheit, in Rom seine eigenen Geschäfte zu machen ^. Er war
ein ehrgeiziger, gewissenloser Politiker, in erster Linie Parteimann, nicht
Patriot. Er führte dem Senat zu Gemüte, dafs die Achäer nur dann
ganz gefügig gemacht werden könnten, wenn das Ansehen und der
Einflufs des Lykortas und seiner Partei beschränkt würde. Dazu
müfste der Senat die unbedingten Römerl'reunde direkt und deutlich
begünstigen und befördern. Der Senat liefs sich das gesagt sein. In
der Antwort an die Achäer empfahl er ihnen abermals, den lakedä-
monischen Verbannten zur Rückkehr zu verhelfen ; um dieser Forderung
mehr Nachdruck zu verleihen, wurden zugleich die übrigen Hellenen,
die Atoler, Epiroten, Athener, Böoter und Akarnanen zur Beihilfe auf-
gefordert *. Zugleich ward Kallikrates besonders und namentlich be-
lobt; solchen Leuten, wie diesem, erklärte der Senat, müfsten die öffent-
lichen Geschäfte übertragen werden. Triumphierend kam er nach Achaia
zurück; er stellte sich als den Mann der Römer vor, und die Furcht
vor ihnen, verbunden mit Bestechungen, verschaffte ihm bei der ersten
1) Polyb. XXIV 10. Die Strategie des Hyperbatos wird mit Nissen 180/79
V. Clir. zu setzen sein.
2) Hyperbatos (oder Hyperbatas) ist gewifs ein Nachkomme, etwa ein Enkel
des gleichnamigen Strategen von 226 v. Chr. Bd. II 319.
3) Polyb. XXIV 11.
4) Polyb. XXIV 12, 6. Pausan. VII 9, 6.
(lO 11. Buch. § 8. Rückkehr der spartanischen Verbannten.
Gelegenheit das Bundesfeldherrnamt. In seiner Strategie wurden die römi-
schen Wünsche für Sparta durchgeführt. Es erfolgte damals eine neue Inter-
vention; wie es scheint, ward Appius Claudius wiederum als Gesandter
zu den Achäern geschickt und half den Bundesbeschlufs durchsetzen ^,
der den lakedämonischen Verbannten die Rückkehr gestattete und den-
jenigen unter ihnen, welche von den Achäern verurteilt waren, Straf-
erlafs gewährte. Zugleich wurden alle übrigen Forderungen des Senates
erfüllt, Sparta ward wieder ummauert, und zwar damals zuei'st im
ganzen Umfange ^ , die lykurgische Verfassung wiederhergestellt ^. Im
übrigen blieb die Stadt im achäischen Bunde, ward aber von der Ge-
richtsbarkeit desselben in den schwersten Fällen, wo es sich um Leib
und Leben handelte, befreit*. Kallikrates hat dabei tätig mitgewirkt;
die Verbannten hat er zurückgeführt und zugleich mit ihrer Vaterstadt
ausgesöhnt ^. Zugleich mit den lakedämonischen Verbannten wurden
auch die messenischen befriedigt, die sich ebenfalls nach Rom gewandt
hatten. Der Senat hatte sich zwar noch nicht für sie erklärt, aber an-
gesehene Männer wie Appius Claudius traten für sie ein; Kallikrates
brachte daher auch ihre Rückkehr in Anregung und setzte sie durch
(178 V. Chr.) '^.
Damit war der lange Streit zu Ende, und Avenn dies auch eine
Beruhigung gab, so war doch die Art und Weise, wie es durchgeführt
war, für den achäischen Bund und ganz Griechenland verhängnisvoll.
Denn jetzt fingen die Römer an, zu dem von Kallikrates empfohlenen
1) Dies ist dem Berichte des Pausanias VII 9, 5 zu entnehmen, wo freilich
vieles verwirrt und die Zeitfolge ganz ungenau ist.
2) Pausan. a. 0. Liv. XXXIV 37, 8.
3) Plut. Philop. 16. Die Wiederherstellung der lykurgischen Verfassung wird
dieser Zeit augehören. Jedenfalls hat sie, wenn auf Livius XLV 28, 4 Verlafs
ist, 168 v. Chr. wieder bestanden. Vgl. oben S. 51 Anm. 3.
4) Pausan. VII 9, 5 sagt darüber: nSQi Jf rrj exäarov \pvx^ ^Sfixd acpiai &l-
ööaaiv (Ifui ^ixaaTr^Qia , oaa 6e äXXn Eyx'Aii]uctTn Xaußüi'ny t£ «i'roi'j xai si/ TÖi
Axaixw vni/iiv riU dixac, wo die ^svtxu dixcairjQict nicht recht verständlich sind.
Man mufs an Richter aus einer fremden Stadt denken. SIG. IP 510, 52 und dazu
Dittenbergers Anm. Es liegt ferner nahe, mit Bekker zu schreiben ^ccjußui'Hv tc
avToiig SV ra) l4/ciixio xal vns/siy Tel? ö'ixug. Übrigens macht die Nachricht des
Pausanias auch dann noch Schwierigkeiten, um so mehr, als wir die Kompetenz
der achäischen Bundesgerichte sonst nicht kennen und später Verurteilungen von
Lakedämoniern durch den Bund vorkommen. Liv. XLII 51, 8.
5) Polyb. XXIV 12, 15. Noch erhalten ist die Inschrift auf der Statue, die
dem Kallikrates dafür von den Verbannten in Olympia gesetzt ward. Inschr. v,
Olymp, nro. 300. SIG. I' 292. Er wird in dieser Inschrift nicht als Strateg
bezeichnet.
6) Polyb. XXIV 12, 13 f Pausan. VII 9, ß.
11. Buch. § 9. Das pergameaische lleich. 61
Mittel zu greifen, und in Griechenland diejenigen Männer, die sich
ihnen unbedingt fügsam erwiesen, zu unterstützen und zur Herrschaft
zu bringen, für sie ihr Ansehen einzusetzen, ihnen alles nachzusehen,
und durch sie die Bundesgenossen in unbedingter Abhängigkeit zu er-
halten. Es war das ja kein neues System, aber es ward damals zuerst
folgerichtig und bewvifst angewandt. Die Folgen zeigten sich bald ;
ehrgeizige, eigennützige, gewissenlose Streber, an denen es nirgends fehlte,
benutzten die Gunst der Römer, um ihr Glück zu machen und ihre
Gegner zu unterdrücken. Die Interessen des Bundes traten zurück
gegen die Wünsche der Römer, von denen man sich alles gefallen
lassen mufste, der Gegensatz der Parteien ward dadurch aufs höchste
verschärft, das ganze politische Leben zerrüttet. Die Verfechter der Un-
abhängigkeit, Lykortas und seine Genossen, verloren keinesAvegs ihren
Eiuflufs; im Gegenteil stand nach wie vor die Mehrheit des Volkes auf
ihrer Seite. Aber sie gingen mit dem Gefühl bitterer Enttäuschung aus
dem langen Streit um Sparta hervor. Sie mufsten sehen, dafs die
Achäer zum Lohne für ihre Bundesgenossenschaft hinter jenen spar-
tanischen Verbannten, Leuten mit blutbefleckten Händen, zurückstehen
mufsten. Der Verrat des Kallikrates macht in das Leben des achäischen
Bundes einen tiefen Einschnitt; bis dahin, sagt Polybios, konnten sich
die Achäer den Römern gegenüber unabhängig und gleich fühlen ; ihr
Bund hatte einen ansehnlichen Aufschwung genommen ; von jetzt ab
trat eine Wendung zum Schlimmeren ein ^
In Kleinasien ^ war durch den Frieden von 188 v. Chr. der Per-
gamener Eumenes die vorwaltende Macht geworden und gleichsam an
Stelle der Seleukiden getreten. Die Satrapicn Phrygien am Hellespont
mit Mysien, Lydien, Grofsphrygien mit Lykaonien und Karlen nördlich
vom Mäander, dazu das lykische Telmessos waren ihm zugefallen. Nur
die Kibyratis behielt ihren eigenen Dynasten und schlofs mit Rom ein
besonderes Bündnis ^, und auch von Pisidien, das Antiochos ebenfalls
1) Polyb. XXIV 12, 8 f. Pausan. VII 9, 7.
2) Über die neuere Litteratur vgl. Bd. II 70. Für Pergamon ist uoch immer
wertvoll H. E. Meiers Artikel „ Pergamenisches Reich" in Ersch und Grubers
Encyklopädie der Wiss. u. Künste. Sekt. III KJ.
3) Polyb. XXX 5, 14. 9, 13 ff. Einer gütigen Mitteilung Heberdeys und
Zingerles verdanke ich die Kenntnis des Bündnisses zwischen den Kibyraten und
Rom, von dem der Schlufspassus gefunden worden ist. Es war an der Basis einer
von den Kibyraten gestifteten Statue der Roma eingegraben und gehört ohne
Zweifel in die Zeit bald nach 188 v. Chr.
C3 11. Buch. § 9. Das pergamenische Reich.
abgetreten hatte ^, fiel den Pergamenern nur ein Teil zu ^ ; ein anderer
Teil behauptete seine Unabhängigkeit, vor allem das mächtige Selge
und Antiocheia in Pisidien, welch letzteres von den Römern ausdrück-
lich mit der Freiheit beschenkt ward ^. Über diese und andere Einzel-
heiten mufs in Rom nach dem Friedenschlufs unterhandelt worden sein,
als auch über Pamphylien entschieden ward, das von Antiochos als süd-
lich vom Tauros gelegen beansprucht ward (Bd. II 760). Der Senat
erkannte es dem Eumenes zu, jedoch nicht ganz, der östlichste Teil,
die Städte Aspendos und Side wurden für frei erklärt *. Von den
thrakischen Besitzungen des Antiochos wurde der Chersones mit Lysl-
macheia und mehrere Plätze an der Propontis ebenfalls dem Eumenes
übergeben ^. Unabängig jedoch blieb ein grofser Teil der Küstenland-
schaft, das Gebiet der hellenischen Freistädte. Am Hellespont war Kj-
zikos weitaus die ansehnlichste , ihr Gebiet erstreckte sich weit ins
Binnenland hinein und begriff Zeleia und den daskylitischen See mit
in sich ^. Das westlich benachbarte Priapos mit der Landschaft Adra-
steia ward königlich , dagegen Parion frei "^ und ebenso Lampsakos,
Alexandreia Troas * und Ilion ^, während Abydos wahrscheinlich Untertan
wurde ^^. Südlich von Alexandreia bis nach Kyme war die Küsten-
1) Polyb. XXI 22, 14.
2) Pergamenisch wurde z. B. Amblada (Strabo XII 570) bei Kysyldscha zwi-
schen Seidischehir und Bei.schehir im südwestlichen Lykaonien (oder Isaurien),
wie sich aus einer Inschrift zu ergeben scheint, die Swoboda dort gefunden liat.
Vgl. Deutsche Lit. Zeit, vom 11. Oktob. 1902 S. 2601.
3) Strabo XII 571. 577. Vielleicht wui'den auch diejenigen Städte von der
pergamenischen Herrschaft ausgenommen, welche mit Cn. Manlius Verträge ge-
schlossen hatten. Bd. 11 752 ff.
4) Aspendos war mit Rhodos befreundet (Liv. XXXVII 23, 3) und schlofs
später mit Cn. Manlius Freundschaft (Polyb. XXI 35, 4). Side ist später gleich-
falls mit Rhodos verbündet. Polyb., Fr. 160. Vielleicht haben sich die Rhodier
für die Freiheit beider Städte verwandt.
5) Für Sestos wird es erwiesen durch die Inschr. von Sestos bei Michel,
Recueil n. 327, z. 10 ff. SIG. I* 246. Aus Bisanthe stammt das Ehrendekret für
Eumenes BCH. 24 (1900) S. 165. Vgl. SIG.' 223 ff CIG. II 3568.
6) Strabo XII 576. XIII 587. 589.
7) Strabo XIII 583.
8) Beider Städte Freiheit hatte Eumenes gegen Antiochos verteidigen helfen,
und wenn sie auch früher zu den mit Attalos I verbündeten Städten gehörten
(Bd. II 391), so ist doch nicht zu bezweifeln, dafs sie damals als frei anerkannt
wurden. Nach Livius XLIII 6, 7 müfsten die Lampsakener bis zum Anfang des
3. makedonischen Krieges Untertanen oder Verbündete Makedoniens gewesen sein.
Aber dies ist Erdichtung der römischen Annalisten. Nissen, Krit. Untersuch. 258.
9) Polyb. XXII 5, 3.
10) Abydos war 196 v. Chr. für frei erklärt (Polyb. XVIII 44, 4), ward dann
11. Buch. § 9. Das pergamenische Reich. 6B
landscbaft pergamenisch \ ausgenommen die Besitzungen der Lesbier, Kyme
jedoch, Phokäa, Smjrna und die folgenden ionischen Städte scheinen
alle frei gewesen zu sein '^. Hingegen Ephesos, der Sitz einst der pto-
leraäischen, dann der seleukidischen Herrschaft, ward königlich, ebenso
die grofsen binnenländischen Städte, Magnesia am Sipjlos und am
Mäander, Tralleis und Sardis.
Karien südlich vom Mäander und Lykien aufser Telmessos war den
Rhodiern zugeteilt Vvorden, ausgenommen die alten hellenischen Städte,
Miletos, Halikarnassos mit Myndos, Knidos und Phaseiis ^, vielleicht auch
lasos und Bargylia *. Im Binnenlande wurden nachträglich Mylasa und
Alabanda als hellenisch anerkannt und für frei erklärt ^. Frei und
autonom waren und blieben auch die Inselgemeinden, Samos, Chios;
Lesbos , die im letzten Kriege den Römern nützHche Dienste geleistet
hatten ^, und Tenedos ''. So war den Pergamenern der Zutritt zur See
zum grofsen Teil durch die hellenischen Städte verschlossen, deren völlige
Befreiung von der königlichen Gewalt der Anlafs und zugleich das Er-
gebnis des letzten Krieges war. Der maritimen Entwickelung des neuen
Königreiches war daher nur beschränkter Raum gelassen. Im übrigen
beherrschte Euraenes ein ansehnliches, zusammenhängendes, reiches Ge-
biet, in dem er nunmehr seine Herrschaft auszubauen und zu befestigen
hatte, was keine leichte Aufgabe war; denn aus einer kleinen Herr-
schaft war ein grofser Staat geworden, der nach der Erschütterung des
Krieges in den neuen Zustand übergeführt werden mufste.
Eumenes war ein geschickter, fähiger Regent, keine glänzende, volks-
aber von Antiochos besetzt und bis zuletzt behauptet. Strabo XIII 595 erzählt
dafs Dardanos von den Königen bald mit Abydos vereint, bald wieder getrennt
worden sei. Unter den Königen versteht der Autor hier gewöhnlich die Perga-
mener, denen also Abydos wie Dardanos gehört haben mufs.
1) Über Skepsis vgl. Strabo XIII 609. Assos Athen. IX 375 D.
2) Sicher ist es von Smyrna, Erythrä, Klazomenä, Koloplion (Notion), Priene
(Polyb. XXXIII 6) und Miletos. Vgl. Bd. II 759 f, Polyb. XXVII 3, 1, XXVIII
19, 5. Teos war frei, aber der pergamenischen Aufsicht unterworfen, s. Inschr.
von Pergamon I n. 163 S. 90. CIG. II 3067. 3068. 3070. SIG. I'' 303. Lebedos
war vielleicht frei, während in der Nähe Myonnesos den Pergamenern gehörte.
Strabo XIV 643. Nicht ganz ausgeschlossen ist, dafs Phokäa zwar frei war, aber
den Königen von Pergamon Tribut zahlen mufste. Bd. II 748 f. 759.
3) Polyb. XXX 8, 6. 9, 9 ff. Diese Städte werden auch nie den Karern oder
Lykiern zugerechnet.
4) Über lasos vgl. Liv. XXXVII 17, 3.
5) Polyb. XXI 48, 4. XXX 5, 11. 15. Liv. XLIII 6, 5 ff. Bd. II 751, Anm. 4.
6) Liv XXXVII 11, 13. 12, 5. 16, 11. 22, 2.
7) Dafs Tenedos nicht pergamenisch war, folgt aus Polyb. XXVII 7, 15. Liv.
XLIV 28, 3 f.
64 11. Buch. § 9. Das pergamenische Reich.
tümliche Persönlichkeit, aber in den Geschäften erfahren, tapfer, ehrgeizig
und freigebig. Nur seine Gesundheit war schwach und schwankend,
aber er hatte eine natürliche Stütze an seinen Brüdern, Attalos, Phile-
täros und Athenäos Das pergamenische Königs!)aus bot das seltene
Beispiel einer einträchtigen fürstlichen Familie, deren Mittelpunkt die
I\Iutter Apollonis bildete, eine edle Kyzikenerin, die ihren Mann lange
überlebte und nach ihrem Tode göttliche Ehren erhielt ^ Eumenes war
in seiner Ehe mit Stratonike kinderlos; die Nachfolge war dem Attalos
zugedacht, dem ältesten Bruder, der damals schon die erste Stelle nach
dem König einnahm und ihm bei den Avichtigsten Geschäften zur Seite
stand ^.
Im wesentlichen blieb ohne Zweifel die Verwaltung des Landes in
den Formen, wie sie von den Seleukiden überkommen waren, deren
Besitzungen und Einkünfte auf die neuen Herren übergingen. Aber das
Land trat doch in eine neue Zeit ein ; denn die Seleukiden waren meist
weit entfernt und hatten bei den endlosen Wirren des Reiches ihre
Herrschaft in Vorderasien nur mit Unterbrechungen wahrnehmen können.
Jetzt erhielten diese Landschaften einen König, der unter ihnen wohnte,
der seine Gewalt ganz anders zur Geltung bi'ingen konnte. Eumenes
und seine Brüder waren einsichtige, tatkräftige Fürsten und ganz
Hellenen. Mit Nachdruck ward die begonnene Hellenisierung ihres Ge-
bietes weiter geführt. Neue Kolonien wurden angelegt, die früheren
erweitert, Bewohner verpflanzt ; manche Veränderung in der Bevölkerung
ist vor sich gegangen. In dieser Richtung war noch viel zu tun ; denn
der weitaus gröfste Teil des Landes war bisher ohne Städte und ist
erst durch die pergamenischen Herrscher mit städtischen Gemeinden
versehen worden ^.
1) Inschr. v. Pergamon I p. 88. Nach Fränkels Meinung ist Apollonis zwischen
166 und 159 v. Chr gestorben; sie lebte noch, als Eumenes den Beinamen Soter
annahm, was, wie man glaubt , nach dem gallischen Kriege von 1G8 — IGG v. Chr.
geschehen ist. Vgl. BCH. V 386. Altertümer v. Hierapolis p. 78 f. n. 30. SIG-.
I» 234.
2) Über Eumenes und seine Brüder vgl. Polyb. XVIII 41 , 10. XXII 20.
XXIIl 11, 6. XXX 2, 4 f. XXXII 22, 6. Inschr. v. Pergamon I 160. 169.
Altertümer v Hierapolis p. 78 f. n. 30.
3) Unsere Nachrichten sind nicht zahlreich und nicht sehr bestimmt. Es ver-
steht sich von selbst, dafs die Kolonisation erst im Laufe der Zeit erfolgte. Die
meisten Gründungen stammen von Attalos II , indes werden einige auch auf
Eumenes fallen. Vgl. Schuchhardt, MA. XIII 1 ff., wo die Ansicht ausgesprochen
wird, dafs die Makedonier von den Pergamern nicht angesiedelt wurden, was zweifel-
haft ist. Hierher gehört ferner die Versetzung der Gergitbier an die Quellen des
Kaikos (Strabo XIII 616), vielleicht auch, was über die Schicksale von Gargara
und Dardanos berichtet wird. Strabo XIII 595. 611.
11. Buch. § 9. Das pergamenische Reich. 65
Hof und Regierung wurden bei der so vergröfserten Herrschaft
etwa nach seleukidischera Muster auf gröfserem Fufs eingerichtet ^. Die
göttliche Verehrung, die den Fürsten übrigens schon früher zu teil ge-
worden war, ward jetzt auf sie voll übertragen 2, und es versteht sich
von selbst , dafs sie einen Stammbaum mit einem göttlichen Ahnherrn
sich aneigneten, dem Herakles ^. Sie gliederten sich in dieser Hinsicht
den übrigen makedonischen Königsfamilien an.
Wie sie ihre neuen Erwerbungen verwalteten, ist nicht bekannt.
Die grofsen seleukidischen Satrapien hatten ihre Berechtigung verloren
und kommen nicht mehr vor. Das Land mufs, abgesehen von den
Stadtgeraeinden, in kleinere Bezirke geteilt worden sein, die etwa von
Strategen beaufsichtigt wurden *. Die Grundlage der Verwaltung, die
Gliederung der Bevölkerung in die verschiedenen Klassen, blieb unver-
ändert. Die makedonischen Ansiedler behielten ihre früheren Rechte
und Pflichten ; unter den Einheimischen bilden die Myser eine besondere
Kategorie; sie werden zum Kriegsdienst bestimmt und haben dafür
ohne Zweifel gewisse Privilegien genossen ^, während die Asiaten sonst
im Heere kaum Verwendung fanden.
Der weitaus wichtigste Verwaltungszweig waren die Finanzen. Die
pergamenischen Fürsten waren von jeher gute Haushalter gewesen.
Ihre Macht beruhte auf ihrem Reichtum, und sie müssen aus ihrem
kleinen Lande verhältnismäfsig hohe Einkünfte gezogen haben ^. Ein
Teil ihres Vermögens bestand aus Sklaven, die sie in industrieller
Arbeit verwerteten, und die eine sehr ansehnliche Zahl ausgemacht
haben müssen ^. Auch in ihrem neuen, gröfseren Reich blieben die
Fürsten ihren bewährten Traditionen treu. Sie werden ihr altes Finanz-
system auf die neuerworbenen Landschaften ausgedehnt haben und es
scheint, dafs sie alles Erreichbare an sich nahmen ^. So wuchsen die
1) Inschr. v. Perg. I n. 171—176.
2) CIG. II 3067. 3068. 3070. Inschr. v. Perg. I 431?. 171. 246. Auch in
den Versen der Dichterin Phaennis bei Pausan. IX 15, 3 werden die Attaliden als
göttliche Wesen behandelt.
3) S. die Verse Nikanders bei Otto Schneider, Nicaudrea S. If.
4) Wir kennen einen Strategen der thrakischen Besitzungen auf dem thra-
kischen Chersones. Michel, ßecueil 327 z. 13.
5) Inschr. von Perg. 249 , wo die Myser neben den Makedonen aufgeführt
werden. Diese Heranziehung der Myser stammt aus seleukidischer Zeit. Polyb.
V 76, 1. XXXI 3, 3. Liv. XXXVII 40, 8. Bd. II 391.
6) Vom Ertrage des Landes ward der Zehnte erhoben. Inschr. v. Pergamon 158.
7) Inschr. v. Pergamon 249. C. Wachsmuth, Histor. Vierteljahrschrift, 1899
S. 308. Die Sklaven heifsen ßaaihxoi. Vgl. Athen. XV 697 D.
8) Das ephesische Heiligtum mufste einen Teil seiner Einkünfte an den Fiskus
abgeben. Strabo XIV 642.
Niese, Gescb. d. griech. n. maV. Sta.iten. III. ö
66 11. Buch. § 9. Die Stadt Pergamon.
Einkünfte der Pergamener gewaltig an, und Eumenes konnte mit frei-
gebiger Hand die Überschüsse seiner Verwaltung benutzen, um seinen
Ehrgeiz zu befriedigen und den Glanz seines Fürstentums zu erhöhen.
Gewifs hat er die neuerworbenen Grofsstädte seines Reichs, Sardis,
Apameia, Tralleis, Ephesos, die alten königlichen Residenzen, nicht ver-
nachlässigt ^ Vor allem aber sorgte er für seine Hauptstadt Pergamon;
er hat sie ausgebaut, vergröfsert und neue Einwohner hereingezogen ^.
Pergamon ist eine hellenische Stadt mit hellenischer Verfassung ^ und
frei; das Volk steht rechtlich wie eine eigene Gewalt neben dem
Hofe*; in Wahrheit jedoch ist es ganz von seinen Königen abhängig,
von denen die höchsten Beamten und Priester ernannt wurden ^, denen
es aber auch alles verdankt. Schon Attalos hatte viel für Stadt und
Burg und ihre Befestigung getan ^, aber Eumenes ist es, der Pergamon
zu dem gemacht hat, was es später war, zur ersten Stadt des König-
reichs '. Er hat die Stadt und ihre Heiligtümer mit Gebäuden und
Bildwerken reich geschmückt ^. Ein Wunderwerk war der riesige vier-
eckige Altar auf einer Burgterrasse, auf dem die Gigantenkämpfe dar-
gestellt waren, eine Verherrlichung der gallischen Siege ^. Vor den Toren
am Nikephorion pflanzte Eumenes den Hain wieder an, den Philippos
verwüstet hatte. Aus den benachbarten Bergen, aus einer Entfernung
von 30 km erhielt die erweiterte Stadt eine Wasserleitung, die das
Wasser bis zur Höhe der Burg hinauftrieb '°. Der Kultus und die
Feste wurden prächtig ausgestattet. Die ältere Feier der Athena Nike-
phoros oder Polias ^^ ward wahrscheinlich 183 v. Chr. von Eumenes zu
1) In Tralleis bauten sich die Attaliker einen Palast. Vitruv. II 8, 6. Das
ist aber vielleicht erst von Attalos II geschehen.
2) Inschr. v. Pergam. I 158 handelt von solchen Kolonisten.
3) Neben Prytanen und Strategen kennen wir als Beamte vofxog)vkax£s , dyo~
Quvofioi 11. a. Inschr. v. Pergam. I 237 f. 243 f. 246.
4) Inschr. v. Pergam. I 160. SIG. I'^ 295, 6. 12.
5) Inschr. v. Pergam. I 18. 248. Vgl. MahaflPy, Hermathena No. XXII S. 389.
6) Vornehmlich in den Jahren 211—216 v. Chr., wie Schuchhardt aus den
Ziegelstempeln geschlossen hat. Inschr. v. Pergam. II 397. Sitzungsber. d. Berl.
Akad. 1887, 1211 f.
7) Strabo XIII 624, dessen Angaben durch die Inschriften bestätigt und er-
läutert werden. Weitere Belege bei Meier a. 0. 346 ff. C. F. Wegener, De aula
Attalica, Havniae 1836.
8) Gemälde erwähnt Pausan. I 4, 6.
9) Ein grofser Teil ist bekanntlich zu Tage gefördert und befindet sich in
Berlin. Den Altar erwähnt Ampelius, Liber mem. 8, 14.
10) Abhandl. der Berl. Akadem. philos.-hist. Kl. 1887 S. 1 ff. Auf dem Markte
stand eine Wasseruhr in Gestalt eines Hermes. Inschr. v. Pergam. I 183.
11) Inschr. V. Pergam. 223. 226. Der Tempel, dessen Reste Altertümer von
11. Buch. § 9. Pergamon. 67
einem panhellenischen trieterischen Fest nach Art der Pythien und Olym-
pien umgestaltet; der heilige Bezirk erhielt das Asylrecht ^ Besonders
bedeutend war aufserdem der Dienst des Dionysos, dem ebenfalls alle
zwei Jahre Spiele gefeiert wurden ^, des Zeus Soter und des Asklepios.
Letzterer war einst von Epidauros eingeführt worden. An seinen
Tempel lehnte sich eine ärztliche Schule an, die zu grofsem Ansehen
gelangte ^. Wohl die berühmteste Stiftung des Eumenes war die Biblio-
thek, die am Athenatempel auf der Burg ihre Stätte fand. Als Muster
diente Alexandreia ; wie dort, so versammelte sich auch in Pergamon am
Königöhofe ein Kreis von Gelehrten jeder Art, Grammatiker, Dichter,
Historiker , Philosophen , Mathematiker und Mediziner ^. Die Könige
selbst teilten die künstlerischen, wissenschaftlichen und litterai'ischen
Liebhabereien ihrer Zeit ^. Pergamon trat mit Alexandrien in Wett-
bewerb, ward einer der Mittelpunkte für wissenschaftliche Studien jeg-
licher Art und hat weit über die Grenzen des Landes hinaus gewirkt ''.
Auch aufserhalb ihres Gebietes bemühten sich Eumenes und seine
Dynastie jetzt mit verdoppeltem Eifer um die Gunst der freien Hellenen
in Asien wie in Europa ''. Am engsten und schon seit längerer Zeit
Perg. Bd. II behandelt werden, stand oben auf der Burg, daher hiefs die Göttin
Polias. Ein zweiter mit dem berühmten Hain lag draufsen vor der Stadt. Der
Burgtempel rührt in der späteren Gestalt erst von Attalos II her. Altert, v. Perg.
II 43 f.
1) SIG. P 295. Über die Zeit s. Inschr. v. Perg. I 167 mit Fränkels Anmerk.
Irrtümlich schreibt C. Wachsmuth (Histor. Vierteljahrschrift 1899, S. 312) die
Nikephorien im späteren Sinne dem Attalos I zu.
2) Es ist Dionysos xad-riyefxwy. Inschr. v. Perg. I 248. Der Kult findet im
ganzen Lande Verbreitung. GIG. II 3067 f. Michel, Recueil 1015 f. In Phrygien
gründeten Eumenes und Attalos eine Stadt Dionysupolis. Steph. Byz. s. Jio-
vvaov noXig.
3) Inschr. v. Perg. I 190. 246. Pausan. II 26, 8. Lucian. Icarom. 24. Vgl.
RE. II 2, 1674.
4) Wegener, De aula Attalica 102 ff. ist übrigens mit Kritik zu benutzen.
Dafs auch hier, wie in Alexandrien, ein Musenkult {Movastop) den Mittelpunkt der
Studien bildete, ist meines Wissens nicht bezeugt.
5) Attalos I war Schriftsteller (Strabo XIII 603), Eumenes sammelte Kuriositäten
(Athen. IX 375 D). Attalos II Avar der Gönner des Grammatikers ApoUodoros, der
ihm seine Chronik widmete (Scymnos Perieg. v. 16 ff.), aufserdem ein Liebhaber
alter Gemälde. Plin. VII 126. XXXV 24. 132. Fränkel, Inschr. v. Perg. I
46—50. Jahrbücher d. k. deutschen Instit. 6 (1891) 49 ff.
6) Strabo XIII 624. 609. Plut. Anton. 58. Athen. VIII 336 E. Dionys. Hai.
de Dinerch. p. 630. 661 (I p. 297, 15. 317, 3 Usener). Plinius h. n. XXXV 10.
Vitruv. VII § 4. Galen, vol. XV 105. 109. XVI 5. In der Bibliothek waren die
Büsten berühmter Schriftsteller aufgestellt. Inschr. v. Perg. I n. 198 — 203. Vgl.
Dziatzko RE. III 1, 414.
7) Polyb. XXXII 22, 1. Im einzelnen wird diese Tatsache durch Zeugnisse
5*
ßS 11. Buch. § 9. Eumenes II und die Hellenen.
waren sie mit Athen verbunden, das bei den pergamenischen Schöpfungen
vielfach als Muster diente und von den Fürsten oft besucht und aus-
gezeichnet ward ^ Mit den Atolern ward die alte, durch den antiochi-
schen Krieg unterbrochene Freundschaft von Eumenes bald erneuert
und ist ohne Zweifel durch manche Liberalität betätigt worden ^. Nicht
ohne politische Bedeutung war das Bündnis, das Eumenes 184 oder
183 V. Chr. mit den verbündeten kretischen Städten abschlofs, wobei der
Koni«' ohne Zweifel besonders auf den Zuzug kretischer Söldner rechnete ^.
Weniger glückte es ihm mit den Achäern ; ein ansehnliches Geldgeschenk,
das er ihnen bald nach dem Kriege anbot, ward abgelehnt. Es zeigte
sich damals, dafs die Achäer ihm unfreundlich gegenüberstanden. Eine
ihrer Beschwerden betraf die Insel Agina, die sie ungern in den Hän-
den des Eumenes sahen und lieber ihrem Bunde angegliedert hätten *.
Später kam es so weit, dafs sie sogar die früher dem Eumenes er-
wiesenen Ehren sämtHch abscliafFten ^.
Überhaupt ist es dem Eumenes trotz allen Bemühungen nicht ge-
lungen, sich in der hellenischen Welt eine wirkliche Popularität zu ver-
schaffen. Es scheint, dafs er bei vielen seiner neuen hellenischen Unter-
tanen auf Abneigung und Widerstand stiefs. Vielleicht hatten beim
Ende des antiochischen Krieges manche auf völHge Befreiung gehofft
und ungern die alte Dynastie mit der neuen vertauscht. Die Perga-
mener erschienen als Emporkömmlinge zweifelhafter Herkunft^, denen
und Inschriften belegt, z. B. aus Milet, Revue de philol. 23 (1899) S. 24. Kalaureia,
CIGPel. I 848. Thespiä IGGSept. I 1788 ff. Attalos II stiftete den Delphiern
auf ihr Ansuchen ein Kapital zum Unterricht der Jugend und zur Ausrichtung
eines Festes zu Ehren des Stifters SIG. I^ 306. Ähnlichen Ursprung werden auf
Kos die dem Eumenes und Attalos zu Ehren gehaltenen Umzüge haben SIG.
11^ 619. Verbindungen des Eumenes mit Tenedos bezeugt IGIns. II 639. Überall
suchte er Freundschaften zu erwerben.
1) Oben ö. 18. Es kann hier erwähnt werden, dafs Eläa, der pergamenische
Hafenort, für eine Gründung des Atheners Menestheus galt. Strabo XIII 623.
2) SIG. r 295. 296.
3) SIG. I' 288. Michel, Recueil 26. Es sind 31 kretische Gemeinden genannt,
an der Spitze Gortys, Knosos , Phästos , Lyttos. Das Bündnis ist geschlossen im
14. Jahre des Eumenes, im Monat Panemos, der etwa unserem Juni entspi-icht.
4) Polyb. XXII 10, 3 ff. 11, Iff. Oben S. 40.
5) Polyb. XXVII 18. XXVIII 7. Es geschah vor dem Anfange des 3. ma-
kedonischen Krieges. Der Zeitpunkt ist genauer nicht bekannt.
6) Sklaven im Purpur nannte sie Daphitas in Schmähversen, die ihn das
Leben kosteten. Er ward bei Magnesia am Mäander gekreuzigt. Strabo XIV
647. Suidas s. Jarpl&ag. Cicero de fato § 5. Valer. Max. I 8 ext. 8. Vgl. IGGSept.
I 3167. Nach einer Version war der Gründer der Dynastie, Philetäros, Sohn einer
Flötenbläserin. Athen. XIII 577 B. Vgl. Pausan. I 8, 1.
11. Buch. § 9. Eumenes II in Vorderasien. 60
man sich ungern fügte. Und gewifs war Eumenes für viele ein
drückenderer Herr als Antiochos. Wenigstens besteht kein Zweifel,
dafs er vielerorts in Asien und Hellas unbeliebt war ^ Es mag wohl
sein, dafs er seinen Untertanen harte Lasten auferlegte, dafs sein Finanz-
system das Land drückte ^. Wahrscheinlich trug zu seiner Unbeliebt-
heit sein Verhältnis zu den Römern viel bei; denn die Römer fingen
an, sich in der griechischen Welt ebenso gefurchtet, wie verhafst zu
machen, und Eumenes war ihr unbedingter Freund. Als ihr Freund
war er grofs geworden, mit ihrer Freundschaft hoffte er noch weitere
Fortschritte zu machen; es war der Grundsatz seiner Politik, nichts
ohne die Römer zu tun und immer seine Blicke zuerst dahin zu richten.
In Vorderasien ha,tte Eumenes eine überwiegende Stellung; sein
Einflufs reichte weit über die Grenzen seines Gebietes hinaus. Über
die benachbarten Galater, seine alten Feinde, war ihm eine gewisse Auf-
sicht oder Schutzherrschaft übertragen worden. Er bildete sich bei
ihnen eine Partei und setzte sich in ihrer Mitte fest. Pessinus, die Stadt
der grofsen Göttermutter, war der Mittelpunkt des pergamenischen Ein-
flusses ; es war in der Gewalt der Könige, die das Heiligtum unter ihre
besondere Obhut nahmen ^. Mit Ariarathes JV von Kappadokien ferner
hatte sich Eumenes verschwägert und verbündet (Bd. II 759); die bei-
den Fürsten standen fortan in engster Interessengemeinschaft. Von hier
gingen seine Verbindungen über den Euphrat nach Armenien hinüber;
mit beiden armenischen Fürsten, mit Artaxias wie mit Mithridates, dem
Nachfolger des Zariadris, scheint er gemeinsam mit Ariarathes Verträge
geschlossen zu haben *. Auf der anderen Seite fehlte es ihm nicht an
Feinden. Unversöhnliche Feindschaft herrschte zwischen ihm und Ma-
kedonien, und bald erstanden ihm in nächster Nachbarschaft im nörd-
lichen Kleinasien erbitterte Gegner, die sein Wachstum mit Eifersucht
verfolgten und ihn in schwere, langwierige Kämpfe verwickelten.
1) Bei Gelegenheit kamen dann laute Klagen zum Vorschein. Polyb. XXXI
6, 4. 10. Einen besonderen Streit des Attalos II mit Priene erwähnt Polyb.
XXXIII 6, 6.
2) Dem Ephesischen Heiligtume wurde ein Teil der Einkünfte entzogen.
Strabo XIV G42. Oben S. 65 Anm. 8.
3) Bd. II 753 f. 761. Die Pergamener haben z.B. den Tempel der Agdistis aus-
gebaut (Strabo XII 567). Ein Zeugnis aus etwas späterer Zeit sind die Briefe des
Eumenes II und Attalos II an den Hohenpriester Attis. Arch. epigr. Mitteil, aus
Osterr. VIII 95. Michel, Recueil 45. Auch in der Geschichte von der Überführung
des Kultus der grofsen Göttermutter nach Rom b^I Livius XXIX 11 ist Attalos
Herr von Pessinus. Die Erzählung des Livius ist übrigens (unter dem Jahre
205 V. Chr.) weit vordatiert, und Attalos ist in Wahrheit Attalos II.
4) Polyb. XXV 2, llflf.
70 11- Buch. § 10. Das nördliche Kleiuasien.
§10.
Der Norden Kleinasiens war vom letzten Kriege gegen Antiochos
nicht unmittelbar berührt worden. Nur der Fürst des binnenländischen
Paphlagoniens , Morzios, der in Gangra residierte, hatte als Bundes-
genosse der Galater am letzten Feldzuge teilgenommen und war daher
in den Frieden miteinbegriffen worden. Pharnakes, der König des
nördlichen Kappadokiens, war dem Kriege fern geblieben, ebenso die
pontischen Freistädte, besonders das ansehnliche Herakleia, das sich vor
der Entscheidungschlacht an den Friedensversuchen beteiligte und erst
später den Verbündeten Roms beitrat ^ Auch Prusias von Bithynien
hatte sich von den Römern beschwichtigen lassen und war neutral ge-
blieben. Er behielt, was er als Philipps Bundesgenosse erobert hatte;
die bithynische Küstenlandschaft der Propontis war also ganz in seinen
Händen, und von den dortigen Freistädten hatte sich nur Kalchedon
behauptet. Seit längerer Zeit war er jedoch mit Eumenes verfeindet
und bald nach dem Frieden, etwa 186 v. Chr. überzog er ihn mit
Krieg ^. Anlafs dazu bot wahrscheinlich ein streitiges Landstück , der
an Bithynien grenzende Teil Mysiens, der im Frieden von 188 v. Chr.
dem Eumenes zugesprochen worden war, auf den aber von früher her
auch Bithynien Anspruch machte ^. Prusias hat zum Kriege keinen
Geringeren in Dienst genommen als den Karthager Hannibal, der sich
bald nach der Schlacht bei Magnesia auf einen Wink des Antiochos,
von dem seine Auslieferung gefordert ward, wieder auf die Flucht be-
geben hatte. Er war in Armenien und soll hier lür Artaxias die Be-
festigung der Hauptstadt Artaxata angelegt haben *. Nach verschie-
denen Wanderungen ^ wohnte er eine Zeitlang in Gortys auf Kreta
1) Memnon bei Photios bibl. p. 229 b.
2) Polyb. III 6, 3. Justinus XXXII 4, 2. Trogus prol. 32. Liv. XXXIX
51, 1. Corn. Nep. Hannib. 10, 2 f. Da der Krieg Ol. 148, 4 (185/4 v. Chr.) zu
Ende war (Polyb. XXII 20), so mag er etwa 186 v. Chr. begonnen haben. Meier
(Ersch und Gruber III 16, 378) vermutet, dafs die Gesandtschaft des Eumenes an
die Achäer (oben S. 40) mit dem Ausbruche des Krieges in Zusammenhang stehe,
was nicht glaublich ist, da dies in unserm Bericht angedeutet sein müfste.
3) Strabo XII 563. Bd. II 760. Dem Prusias scheint diese Landschaft von
Antiochos versprochen zu sein, und er mag sich darauf berufen haben, dafs die
Römer, als sie seine Neutralität erbaten (Bd. II 735), ihm seinen Besitz ungeschmälert
zugesichert hätten.
4) Strabo XI 528. Plutarch. Luculi. 31.
5) nkayri&slg nokXü Plut. Tit. 20. Hannibal scheint auch auf Rhodos gewesen
zu sein ; nach Nepos, Hann. 13 , 2 hat er den Rhodiern eine griechische Schrift
über den Feldzug des Cn. Manlius in Asien übersandt. Von Antiochos raufs er
sich spätestens vor dem endgültigen Friedenschlufs 188 v. Chr. (Bd. II 757) ent-
11. Buch. § 10. Prusjas und Eumenes 186/5 v. Chr. 71
und begab sich von hier, vermutlich auf Einladung des Prusias, nach
Bithynien zum Kriege mit Eumenes ^.
Über den Verlauf des Krieges ist nur wenig bekannt ; aber er blieb
nicht auf Prusias und Eumenes beschränkt, sondern zog auch die Nach-
barn in seine Kreise. Prusias erhielt von Makedonien Unterstützung ^
und vor allem zogen ihm Galater zur Hilfe. Es ward zu Lande und
zu Wasser gekämpft; Eumenes übernahm die Flotte, während sein
Bruder Attalos das Landheer befehligte. Attalos drang in Bithynien
ein und errang am Berge Lypedros einen Sieg über die vereinigten
Bithyner und Galater ^, Eumenes hingegen war weniger glücklich.
Hannibal führte die bithynische Flotte, und es gelang ihm in einer See-
schlacht den Eumenes trotz der überlegenen Zahl seiner Schiffe durch
geschickte Verteilung seiner Streitkräfte zu besiegen ^. Vielleicht trat
auch Herakleia als Verbündete des Eumenes in diesen Krieg ein. Wir
wissen, dafs Prusias den Herakloten die Städte Kieros und Tios ent-
rifs, die sie einst von Nikomedes gewonnen hatten ^ , und sogar He-
rakleia belagerte und in ernste Gefahr brachte. Aber der Sturm-
angriff auf die Mauern Herakleias mifslang ; dem bithynischen König
ward das Bein zerschmettert, er ward nur mit Mühe in sein Lager
zurückgebracht, zog ab und war seitdem lahm ''.
fernt haben, wo seine Auslieferung nochmals bestimmt ward, wahrscheinlich aber
schon bald nach Festsetzung der Präliminarien (Bd. II 746.
1) Nepos Hann. 9. Justin. XXXII 4, 3 ff. Bekannt ist die Geschichte, wie
er die nach seinen Reichtümern lüsternen Kreter täuschte, indem er ihnen anscheinend
alles in Verwahrung gab, in Wahrheit es aber in Statuen, die hohl, also von Erz
waren , mitnahm. Vielleicht berichtete davon schon Polybios fr. 188 vol. IV
S. 1388 Hultsch. Suidas s. qurraain.
2) Polyb. XXIII 1, 4. 3, 1 f . Liv. XXXIX 46, 9.
3) Inschr. v. Perg. I n. 65, das Wort FaXäraq ist freilich ergänzt. Der Lype-
dros wird von Memnon p. 228 a 28 Lyperos genannt.
4) Nepos Hannib. 10, 4 ff. Justiuus XXXII 4, 6. Die bekannte Erzählung
ist anekdotisch : Hannibal vereinigt seine besten Kräfte zum Angriff auf Eumenes
selbst, während er sich im übrigen auf die Verteidigung beschränkt, zu welchem
Zwecke er die Schiffe mit Töpfen ausgerüstet hat, die mit Giftschlangen gefüllt
sind und den Feinden aufs Verdeck geworfen werden sollen. Sein Plan gelingt
nicht ganz; denn Eumenes, auf dessen Leben es abgesehen ist, entkommt der Ge-
fahr, aber die feindliche Flotte wird geschlagen. Die Geschichte von den Gift-
schlangen kommt auch in anderem Zusammenhange vor. Frontinus strat. IV 7, 10 f.
Galenus vol XIV p. 231 Kühn.
5) Bd. II 75.
6) Memnon bei Photios bibl. p. 229 b 36 ff. Daher führt dieser Prusias den
Beinamen „der Lahme" {xalög). Memnon erzählte die Geschichte, wie es scheint,
nicht in ihrem Zusammenhange, sondern beiläufig, und sie kann auch früher fallen,
etwa in die Zeit, wo Prusias mit Philippos Klos und Myrleia erwarb (Bd. II 586 f.).
73 11. Buch. § 10. Prusias und Eumenes 184 v. Chr.
Der Krieg dauerte nicht lange; die Römer schritten ein und nö-
tigten den Prusias nachzugeben. Er mufste die streitige Landschaft
abtreten, die nun unter dem Namen Neuphrygien (Ogvyia iTr/zrTjrog)
dem pergamenischen Reiche dauernd einverleibt ward ^ Von den beiden
Städten, die er im Kriege mit Herakleia gewonnen, behielt er nur
Kieros, das er neu gründete und Prusias benannte ^. Dagegen Tios,
die Heimat der pergamenischen Dynastie, mufste er dem Eumenes über-
lassen 2. Im Jahre 184 v. Chr. war der Friede wieder hergestellt; da-
mals nach beendetem Kriege statteten die Brüder des Eumenes in Be-
gleitung ihrer Mutter ApoUonis dem befreundeten Kyzikos, der Heimat
ihrer Mutter, einen Besuch ab. Es ist wohl möglich, dafs Kyzikos sich
mit Vorteil an dem Kriege beteiligt hat *.
Auf den Frieden zwischen Prusias und Eumenes folgte unmittelbar
eine Erhebung der Galater, die gewifs durch den bithynischen Krieg
vorbereitet worden ist ^. Das Haupt des Aufstandes war der Tolistobogier
Ortiagon, derselbe, der seinen Stamm im Ki-iege gegen Gnäus Manlius
geführt hatte (Bd. H 754), ein Fürst von hervorragenden Eigenschaften,
der hohes Ansehen genofs und damals das ganze Volk unter seiner
Herrschaft zu einigen versuchte ^. Eumenes überwand ihn und stellte
die Abhängigkeit der Galater wieder her ''.
Einen gewissen Anhalt bietet, was Memnon sagt, dafs nämlich Prusias nach seiner
Verwundung nicht mehr lange gelebt habe {ßiovs errj ov noXhl x6v ßioy xaTEaifjsipey).
1) Strabo XII 563.
2) Memnon a. a. O.
3) Dies folgt aus Polyb. XXV 2, 6.
4) Polyb. XXII 20 aus Olymp. 148, 4. Thrämer (Pergamon 251) bezieht auf
den bithynischen Krieg auch CIG. II 3568, die Widmung einiger Soldaten, die
im Jahre 15 nach Thrakien hinübergegangen sind. Diese Soldaten sollen gegen
Philippos Kriege geführt haben und das Jahr 15 soll das 15. Regierungsjahr des
Eumenes , also 183 v. Chr. sein. Aber die Inschrift steht mit diesen Ereignissen
in keinem Zusammenhange; es standen in Thrakien dauernd pergamenische Be-
satzungen.
5) Kopp, Rhein. Mus. 40 (1885) 124 ff. Thrämer, Pergamon 246 ff. F. Stähe-
lin, Gesch. der kleinasiat. Galater 77 ff. van Gelder, Galatarum res 350 ff.
6) Polyb. XXII 20.
7) Wir haben hierüber nur die kurzen Notizen bei Polyb. III 3, 6. Trogus
prol. 32. Von Thiämer wird das delische Epigramm auf Philetäros, den Bruder
des Eumenes, auf diesen Galatersieg bezogen ; anders Löwy, Inschr. griech. Bildhauer
n. 147, S. 109 f. Mit Unrecht zieht Kopp hieher Diodor XXXI 14. Diese Stelle
gehört zum späteren Galaterkriege. Ortiagons Schicksal ist unbekannt; er scheint
gefallen zu sein; denn seine Gattin Chiomara lebte später in Sardis, wo Polybios
sie sah (XXI 38, 7), vielleicht (nach van Gelder S. 258) als Geisel; Ortingons un-
mündiger Sohn, Paidopolites , ward später Richter. Suidas s. 'OQTuiyovro; und
üaidonoUTtis, Galatien ist damals nicht, wie Kopp meint, dem pergamenischen
11. Buch. § 10. Haunibals Tod 183 v. Chv. 73
In diesen Wirren und Kämpfen hatte Eumenes von den Römern
wirksame Unterstützung erfahren und stattete nach dem Frieden mit
einem schweren goldenen Ehrenkranz in Rom seinen Dank ab. Der
Gesandte, sein Bruder Athenäos, fand die beste Aufnahme. Er führte
zugleich über Philippos Beschwerde, der dem Prusias zur Hilfe ge-
kommen war und die thrakischen Städte immer noch nicht geräumt
hatte ^ Schon früher war es Eumenes gewesen, der die Aufmerksam-
keit der Römer auf diesen Punkt gerichtet und einen wesenthchen An-
teil dai'an hatte, dafs Phihppos zuletzt gezwungen ward, in allen Stücken
nachzugeben ^.
Es hängt vielleicht mit den bithynisch - pergamenischen Händeln
zusammen, dafs bald darnach (Sommer 183 v. Chr.) Titus Quinctius
Flamininus vom Senate zu Prusias geschickt ward ^. Diese Gesandt-
schaft ist berühmt geworden, weil sich durch sie das Schicksal Hannibals
vollendete, der nach dem Kriege in Bithynien geblieben war *. Titus
verlangte, sei es im Auftrage des Senats oder aus eigenem Antrieb ^, die
Auslieferung Hannibals; Prusias gab seinen SchützHng preis und liefs
dessen Haus mit Bewaffneten umstellen. Als Hannibal sah, dafs ihm
jeder Ausweg zur Flucht abgeschnitten sei, nahm er Gift. In der
Nähe, beim Orte Libyssa ward er bestattet, und dort zeigte man noch
später sein Grab ^. Sein Tod hat weder den Römern noch Titus Vor-
Reich einverleibt Tvorden, sondern die im Frieden von 188 v. Chr. begründete Ab-
hängigkeit ward wieder hergestellt
1) Polyb. XXIII 1, 4 ff. 3, Iff. Liv. XXXIX 4G, 6 ff.
2) Polyb. XXII 9; 15. Liv. XXXIX 27. Oben S. 21.
3) Polyb. XXIII 5. Plutarch Tit. 20. Titus hatte den Auftrag, von Prusias
weiter zu Seleukos IV zu gehen. Er traf in Acbaia zu der Zeit ein, als Philo-
poimen noch Strateg war, etwa Frühsommer 183 v. Chr. Justin. XXXII 4, 8 und
Nepos Hann. 12 verbinden die Gesandtschaft unmittelbar mit dem Kriege gegen
Eumenes ; der Friede war aber schon im Jahre vorher geschlossen.
4) Er soll Prusa am Olympos gegründet haben. Plin. n. h. V 148.
5) Ersteres bezeugen Nepos Hann. 12. Justin. XXXII 4, 8 und andeutungs-
weise Livius XXXIX 51, letzteres Plutarch Tit. 20f. Appian Syr. 11. Nach
Plutarch hat Prusias vergebens für Hannibal Fürsprache eingelegt. Übrigens sind
alle unsere Berichte späterer Bearbeitung, Polyb ios fehlt.
6) Vgl. aufser den zitierten Stellen Zonaras IX 21, 7. DIo Cass. I. p. 293 Boiss.
Valer. Max. IX 2 ext. 2. Vai-ro, Sat. Menipp. fr. 40 Bücheier. Plinius h. n. V 148,
de vir. ill. 42, G. Eutrop IV 5, 2. Oros. IV 20, 29. Eme abenteuerliche Nach-
richt gibt Pausan. VIII 11, 11. Den Tod Hannibals setzte Atticus unter die Konsuln
von 183 V. Chr., und dies war offenbar auch das von Polybios gegebene Datum,
der die di-ei Männer, Scipio Africanus, Philopoimen und Hannibal in demselben Jahre
184/3 V. Chr. sterben liefs. Polyb. XXIII 12 f. Liv. XXXIX 52. Nepos Hannib. 13.
Nepos behauptet, Polybios habe den Tod Hannibals unter die Konsuln von 182 v. Chr.
gesetzt. Mommsen, Rom. Forsch. II 486. Nissen, Krit. Unters. 232.
'J'4 11- Buch. § 11. Krieg mit Pharnakes.
teil oder Ehre gebracht; man fand die Verfolgung des alternden wehr-
losen grofsen Karthagers ebenso unedel wie nutzlos. Prusias ist dann
bald dai-nach gestorben; ihm folgte sein gleichnamiger Sohn Prusias 11,
beigenannt der Jäger ^, der nun allem Anschein nach zu Euraenes vor-
erst in ein besseres Verhältnis trat.
§ 11
Kaum war der bithynisch - galatische Streit beendet, als Eumenes
und seine Bundesgenossen von einem neuen Feinde bedroht wurden,
von Pharnakes, dem König des pon tischen Kappadokien, der mit Aria-
rathes in Feindschaft geriet - und sich zugleich in Galatien einmischte,
wo die Gegner der Pergamener sich gern an den pontischen König an-
schlössen ^. Wir wissen nicht, was den Krieg zum Ausbruch brachte *,
und weshalb Pharnakes, der sich bei dem Kriege zwischen Eumenes
und Prusias ruhig verhalten hatte, jetzt gegen Eumenes und Ariarathes
die Waifen ergrifft. Denn der Angreifer ist Pharnakes; 183 v. Chr.
liefs er seine Truppen in Galatien und wahrscheinlich auch in Phrygien
einrücken ^. Etwa gleichzeitig gelang ihm, was sein Vater vergebens
unternommen hatte; er nahm durch Handstreich Sinope in Besitz und
richtete sich dort dauernd ein. Er schuf sich damit einen starken
Posten am Pontus und tat einen guten Schritt vorwärts nach Westen.
Die Geschädigten wandten sich nunmehr nach Rom, wo ihre Gesandten
1) y.vyr,y6g. Appian Mithr. 2. Diesen Prusias nennt eine kretische Inschrift BCH.
III 425. Jahreshefte des österr. arch. Instituts I 103. Die Zeit des Thronwechsels
ist nicht sicher; jedenfalls war Prusias II König, als Perseus in Makedonien zur
Regierung kam, dessen Schwester er heiratete. Wahrscheinlich kam er 182 v. Chr.
zur Herrschaft. E. Meyer, Gesch. des Kgr. Pontos S. 75 und RE. III 1, 159.
2) Vielleicht geht Polyb. fr. 32 auf Pharnakes.
3) Polyb. XXIV 8, 6 nennt die Galater Karsignatos und Gäzatorix.
4) Kopp vermutet, das letzte Eingi-eifen des Eumenes in Galatien sei der An-
lafs gewesen. Rhein. Mus. 40 (1885) S. 128.
5) Mithridates VI sagt in einer Rede bei Justin, wo er die Feindseligkeit der
Römer gegen die Könige hervorhebt : sie et avum S7ium Pharnacen per cognitionum
arbitria succidaneum regi Pergameno Eumeni dahim, d. h. Pharnakes sei dem
Eumenes als Ersatzmann oder als Sündenboek übergeben worden; denn das ist die
Bedeutung von succidaneus. Gellius IV 6. Worauf dies gehen soll, wissen wir
nicht ; immerhin sieht man, dafs darnach Pharnakes zu Eumenes in eine gewisse
Abhängigkeit geraten sein mufs, und zwar durch eine Entscheidung der Römer.
Ob dies durch die Abmachungen von 188, oder durch den Frieden von 180/79 v. Chr.
geschehen ist, ist unklar.
6) van Gelder, der hier allerlei unsichere Vermutungen vorträgt, setzt den
Ausbruch des Krieges zu früh 184 v. Chr.
11. Buch. § 11. Krieg mit Pharnakes. 75
Olymp. 149, 2 (183/2 v. Chr.) eintrafen. Eumenes klagte über Phar-
nakes, für Sinope traten die Rhodier ein. Aber auch Pharnakes
schickte seine Vertreter ^ Die Homer liefsen eine Gesandtschaft nach
Asien abgehen und im nächsten Jahre (182/1 v. Chr.), um die Streitfragen
noch gründlicher zu prüfen, eine zweite. Inzwischen konnten Eumenes
und Ariarathes nichts Entscheidendes tun; die Gesandtschaften und Be-
schwichtigungsversuche der Römer lähmten ihre Kriegführung und
schränkten sie auf die Verteidigung ein. Es ist offenbar, dafs die Römer
den Krieg hinzogen und keineswegs gewillt waren, dem Eumenes freie
Hand zu lassen; denn auch ihn wollten sie nicht zu mächtig werden
lassen. So geschah es denn, dafs Pharnakes immer kühner vordrang
und auch die übrigen Nachbarn angriff, und der Krieg immer gröfsere
Ausdehnung gewann. Prusias, d. h. wahrscheinlich Prusias II ^, trat
auf Eumenes' Seite, ebenso der Paphlagoner Morzios. Pharnakes liefs
seine Truppen in Paphlagonien einrücken, verwüstete die Gegend,
führte viele Gefangene hinweg und besetzte einzelne Landstriche ^. Sein
Feldherr, Leokritos, eroberte das jüngst von Eumenes erworbene Tios ^
Auch Herakleia und seine Stamraverv»'andten , Mesambria und Cher.
sonesos auf der Krim, nahmen am Kriege teil, vielleicht auf Seiten des
Pharnakes, ebenso der sarmatische Fürst Gatalos ^. Also mufs auch
zur See gekämpft worden sein ^. Pharnakes brach in Kapj)adokien ein
und eroberte dort euiige Burgen und Schatzkammern, der Fürst des
westHehen Armeniens, Mithridates, machte mit ihm gegen Ariarathes
gemeinsame Sache, während sich sein Nachbar Artaxias, wie es scheint,
zur Partei des Eumenes hielt '. Und selbst Seleukos IV traf Anstalten,
für Pharnakes gegen Eumenes das Schwert zu ziehen. Es scheint,
dafs es einige Mühe kostete, den wenig tatkräftigen Fürsten zu ge-
winnen; aber als Pharnakes ihm 500 Talente versprach, stellte er seine
Hilfe in Aussicht und rüstete sich, mit Heeresmacht den Tauros zu
überschreiten. Es ist kein Zweifel, dafs alsdann die Römer nicht hätten
1) Polyb. XXIII 9. Liv. XL 2, 6. Strabo XII 545. Polybios gibt die Zeit,
Olymp. 149, 2, womit Livius übereinstimmt, der die Verhandlungen unter die Kon-
suln von 182 V. Chr. setzt.
2) Vgl. H. E. Meier a 0. S. 38.
3) Polyb. XXV 2, 5. 9.
4) Den Söldnern, die es verteidigten, bewilUgte er freien Abzug; da dieselben
sich früher gegen Pharnakes vergangen hatten (sie scheinen früher in seinen
Diensten gestanden zu haben), liefs er sie auf Befehl des Königs unterwegs über-
fallen und niedermachen. Diodor XXIX 23.
5) Polyb. XXV 2, 14. Für rihakog ist vielleicht ItkctXog zu lesen.
6) Darauf weist auch die Belagerung von Tios hin.
7) Polyb. a. 0.
76 11. Buch, i^ 11. Kvieg gegen Pharuakes.
untätig zusehen können; denn das Reich des Eumenes wäre dadurch
in grofse Gefahr geraten. Indessen stand Seleukos doch von seinem
Vorhaben ab; er wagte es nicht, die R()mer herauszufordern, und ver-
zichtete auf eine Einmischung ^.
Eumenes geriet in ernste Verlegenheit; der Krieg drückte ihn; die
Römer hemmten ihn eher, als sie ihm halfen. Dazu fiel er um diese
Zeit (181 V. Chr.) in Krankheit und mufste seinen Bruder Attalos
gegen Pharnakes ins Feld schicken. Attalos scheint glücklich gekämpft
zu haben, er behauptete Galatien und erreichte wenigstens , dafs Phar-
nakes auf eine Waffenruhe einging und sich bereit erklärte, die Ent-
scheidung des Streites den Römern zu überlassen ^. Um in Rom recht
kräftig zu wirken, entschlofs sich dann Eumenes, der inzwischen wieder
genesen war, alle drei Brüder dcahin zu senden. Sie wurden vom Senat
mit hohen Ehren empfangen (Winter 181/0 v. Chr.), erreichten aber
nichts Entscheidendes. Der Senat versprach nur, Gesandte zu schicken
und sich auf jede Weise um den Frieden zu bemühen ^.
Attalos war noch nicht nach Pergamon zurückgekehrt, als die
Feindseligkeiten schon wieder begannen *. Unter Bruch des Waffen-
stillstandes liefs Pharnakes noch im Winter, Anfang 180 v. Chr., seinen
Feldherrn Leokritos verwüstend in Galatien einrücken; etwas später zu
Anfang des Frühjahrs versammelte er selbst sein Heer zum Einfall in
Kappadokien. Eumenes mufste sich wieder aufmachen; begleitet von
Attalos rückte er in Galatien ein. Bei seiner Annäherung zog sich
Leokritos zurück; die galatischen Verbündeten des Pharnakes, Karsig-
natos und Gäzatorix, liefsen ihre Unterwerfung erklären und baten um
Gnade, wurden aber abgewiesen. Der Marsch ging dann weiter über
den Halys nach Kappadokien, wo bei Parnassos Ariarathes sich mit
Eumenes vereinigte; zusammen rückten von da die beiden Könige in
das Land des Pharnakes ein •''. Als die Verbündeten hier lagerten,
1) Diodor XXIX 24. Ich verbinde hiemit Polyb. fr. 159 , das sich augen-
scheinlich auf diese Dinge bezieht.
2) Polyb. XXIV 8. van Gelder (S. 257) vermutet, Pharnakes habe damals
seine Truppen aus Galatien zurückziehen müssen, aber wir wissen nicht , ob er je
Stücke von Galatien wirklich besessen hat.
3) Polyb. XXV 5. Diodor XXIX 22. Attalos mufs im Vv'inter 181/0 (Olymp.
149, 4) in Eom gewesen sein. Vgl. Nissen, Rhein. Mus. 2G, 268.
4) Polyb. XXIV 8.
5) Der Marsch des Eumenes, wie ihn Polyb. XXIV 8, 7 f. beschreibt, ist bei
der Unsicherheit der älteren Geographie dieser Gegend schwer zu bestimmen. Die
Pergamener gelangen von Kalpitos in Galatien in 5 Tagen an den Halys, nach
6 Tagen machen sie sich vom Halys nach Parnassos auf, wo Ariarathes eintrifft,
und kommen dann nach den Hss. eis rry Kciurjtjov (oder Kuurjatv) ^(OiQav. Für
11. Buch, g 11. Krieg gegen Pharnakes ISO v. Chr. 77
kam die Nachviclit, dafs die angekündigte Friedensgesandtschaft aus
Rom im Anzüge sei. Um den Römern zu zeigen, dafs er im stände
sei, aus eigener Kraft mit Pharnakes fertig zu M'erden, setzte Eumenes
sein Heer in möglichst guten Stand und erwartete dann die Gresandten,
die, von Attalos eingeholt, bald darnach ins Lager einzogen. Sie drangen
vor allem darauf, dafs während der Friedensverraittelung der Krieg
ruhe; die Verbündeten mufsten also das feindliche Gebiet räumen und
gingen nach Galatien zurück, während die römischen Gesandten sich
zu Pharnakes begaben. Pharnakes lehnte die von Eumenes dringend
gewünschte persönhche Zusammenkunft ab, willigte aber ein, bevoll-
mächtigte Gesandte nach Pergamon zu schicken, um den Frieden auf
die von den Römern gesetzten Bedingungen zu schliefsen. Als man
aber in Pergamon zusammentrat, zeigten sich die Gesandten des Phar-
nakes so ablehnend und fanden so viele Ausflüchte, dafs die Römer die
Verhandlungen abbrachen und nach Hause gingen (180 v. Chr.). Es
scheint, dafs sie jetzt dem Eumenes freie Hand liefsen, und es ge-
schah, was ohne die römische Vermittelung wohl schon früher geschehen
wäre, Eumenes schritt mit Prusias und Ariarathes zu einem umfassen-
den Angriff auf seinen Gegner. Er versuchte auch zur See mit seiner
Flotte den Hellespont zu sperren und dem Feinde von dieser Seite die
Hilfsmittel abzuschneiden, aber dies wollten die Rhodier im Interesse
ihres Handels nicht dulden ^. Die Rhodier standen zwar mit Eumenes
äufserlich in Freundschaft; er bemühte sich um sie und hatte ihnen
noch vor kurzem (180 v. Chr.) gegen die aufständigen Lykier Beistand
geleistet '^. In Wahrheit jedoch waren sie ihm wenig geneigt, vielleicht
wegen seiner Pohtik den hellenischen Städten gegenüber; denn auf
diesem Gebiet war schon früher der Gegensatz der rhodischen und per-
gamenischen Interessen zu Tage getreten (Bd. II 747). Andere Um-
stände werden ebenfalls eingewirkt haben ^, besonders das Bündnis mit
Kreta werden die Rhodier als einen Eingriff in ihren eigenen Macht-
bereich angesehen haben. Kurz, sie erhoben gegen die Sperrung der
Kcifxrjaop vermutet Reiske Mwxiaaewy. Indes ist diese Emendation sehr zweifelhaft;
denn Mokissos, das sonst nur in der letzten Kaiserzeit erwähnt wird, liegt mitten
in Grofskappadokien, während nach Polyb. 9, 5 anzunehmen ist, dafs sich Eumenes
schon im Lande des Pharnakes befindet. An das Kastell Kamisa im östlichen
Teile des Pontos nahe bei den Halysquellen kann man freilich schwerlich denken.
Man wird jedenfalls anzunehmen haben, dafs Eumenes auf dem kürzesten Wege
in das Land des Pharnakes eindringen wollte.
1) Polyb. XXVII 7, 5.
2) Polyb. XXIV 9, 13.
3) Gewifs war es den Rhodiern nicht erwünscht, dafs sich Eumenes Tios an-
geeignet hatte ; auch scheint er sich Sinopes mit wenig Eifer angenommen zu haben.
78 11. Buch. § 11. Friede mit Pharnakes 180 79 v. Chr.
Meerengen Einspruch, und Eumenes niufste seine Absicht fallen lassen.
Hingegen der Angriff auf Pharnakes ward mit entscheidender Wirkung
ins Werk gesetzt. Die Verbündeten erschienen ebenso überraschend
wie überlegen im Felde ^ und nötigten den Pharnakes um Frieden zu
bitten. Nach einigen Unterhandlungen einigten sich Eumenes, Pru-
sias und Ai'iarathes auf der einen Seite mit Pharnakes und seinem
Bruder Mithi-idates ^ auf der anderen über folgende Bedingungen : Phar-
nakes mufste sein Verhältnis zu den Galatern lösen und sich ver-
pflichten, in keiner Weise in Galatien einzugreifen, ferner Paphlagonien
räumen, die entführten Bewohner wieder zurückfühi-en und was er sonst
an Geld, Waffen und Vorräten geraubt hatte, erstatten. Tios mufste
er dem Eumenes wieder überheferu, der es bald darnach dem Prusias
als Geschenk überliefs, die Gefangenen ohne Lösegeld zurückschicken,
ebenso die Überläufer. Den Morzion und Ariarathes versprach er für
ihre Verluste mit 9000 Talenten zu entschädigen und dem Eumenes 300
Talente Kriegsentschädigung zu erlegen, ebensoviel mufste der west-
armenische Satrap von Sophene, Mithridates, zahlen, weil er gegen seine
Verpflichtung den Ariarathes angegriffen hatte. In den Vertrag ein-
begrifien wurden ferner Artaxias von Armenien und ein sonst unbe-
kannter Akusilochos, der Sarmate Gatalos und die freien Städte He-
rakleia, ^lesambria, das taurische Chersonesos und Kyzikos. Als Bürg-
schaft mufste Pharnakes Geiseln stellen, nach deren Ankunft die ver-
bündeten Heere sein Gebiet verHefseu. Sinope blieb im Besitze des
Pharnakes; diesen Gewinn behielt er. Vielleicht hat also Eumenes sich
Sinopes nicht sehr eifrig angenommen, was mit der beginnenden Ver-
stimmung gegen ihre Beschützer, die Rhodier, zusammenhängen mag.
Eumenes stellte seinen Einflufs in Vorderasien vollständig wieder
her. Galatien trat wieder unter seine Aufsicht ; seinen Widersacher
Karsignatos finden wir später in seinen Diensten ^. Mit Armenien be-
1) Polyb. XXV 2. Im 25. Bucbe beginnen die Ereignisse von Olymp. 150, 1
= 180/79 V. Chr. Der AugriflP erfolgte also nach den Olympien von 180 v. Chr.
Da er überraschend war, so folgte er vielleicht sehr bald auf den Abbruch der
Verhandlungen im Spätsommer oder Herbst 180 v. Chr.
2) Dieser Mithridates kann nicht der vreiterhin genannte armenische Satrap
sein, der ja ausdrücklich von ihm unterschieden wird. Es ist wohl kein anderer
als der Bruder und, wie wir hier sehen, Mitregent des Pharnakes, der ihm später
unter dem Beinamen Mithridates Philopator und Philadelphos nachfolgte, den wir
unter diesen Beinamen und als Sohn eines Mithridates aus Münzen und einer rö-
mischen zweisprachigen Inschrift kennen. Vgl. Reinach, Trois royaumes de l'Asie
mineure 171 ff. Mithridates Eupator S. 36. Schweighäuser (^zum Polybiosa. 0.) hält ihn
für einen Sohn des Pharnakes. Ebenso E. Meyer, Geschichte des Pontes S. 55.
3) Liv. XLII 57, 7.
11. Buch. § 12. Rhodos. 79
hielt er seine Beziehungen ^ Selbst Prusias war sein Freund, und seine
Stellung war mächtiger als je zuvor.
§1-2.
Während Euraenes in Vorderasien die gröfste Landmacht reprä-
sentierte, standen die Rhodier neben ihm als die herrschende Seemacht.
Sie gingen mit bedeutendem Zuwachs aus dem Kriege gegen Antiochos
hervor, der wesentlich durch ihr Verdienst so leicht und glücklich zu
Ende geführt war. Zu ihren bisherigen Besitzungen auf dem Festlande
erwarben sie Karlen südlich vom Mäander und Lykien hinzu und ge-
langten zu einer Macht, wie nie zuvor ^. Es versteht sich, dafs sie
mit den Kräften ihrer Insel allein trotz ihrem Reichtum und ihrem
Handel nicht im stände waren, ihre Seemacht lange aufrecht zu er-
halten; sie bedurften dazu einer gröfseren Herrschaft, aus der sie Geld
sowie Mannschaften und Material für ihre Flotte ziehen konnten, und
dadurch war ihnen der neue Erwerb von hohem ^^'erte; er gewährte
ihnen ansehnliche Einkünfte ^. Sie verwalteten das festländische Gebiet
als untertane Landschaft, hielten in den Städten Besatzungen und
schickten alljährlich ihre Befehlshaber und Vorsteher hinüber, um die
Gefalle zu erheben und die Hoheitsrechte wahrzunehmen *. Die Rhodier
waren, wie es scheint, genauere Herren als die Seleukiden, wie über-
haupt Republiken strenge Gebieter zu sein pflegen.
Während Rhodos diese barbarischen oder halbhellenischen Gegenden
als Untertanen beherrschte, stand es zugleich an der Spitze einer an-
sehnlichen Bundesgenossenschaft freier hellenischer Gemeinden, die sich
teils schon früher angeschlossen hatten, teils während des Krieges oder
nachher beitraten ^. Zu diesen Bundesgenossen, die während des Krieges
1) 171 V. Chr. stellt Eumenes 300 Kyrtier, d. h. Kurden ins Feld, die etwa
durch armenische Vermittelung in seine Dienste gekommen sind.
2) Polybios hat den Rhodiern einen besonderen Abschnitt gewidmet (III 3, 7) ;
leider ist davon nichts erhalten , und die sonstigen Nachrichten, auch die In-
schriften (IGIns. I) bieten nur dürftigen Ersatz. Die neueste nützliche Zusammen-
stellung der Nachrichten und Urkunden bietet H. van Gelder, Geschichte der alten
Rhodier, Haag 1900.
3) Aus Stratonikeia und Kaunos allein kamen jährlich 120 Talente. Polyb.
XXXI 7, 6 f. Diese beide Städte gehörten freilich nicht zu den neuen Erwerbungen.
4) 'Hys/Lioveg und STnaraTai, lautet der Titel der Beamten. Es gab einen (tyeuujv
ini Kuivuv, inl Kctoiug, eni Avxiag (IGIns. I 49. Cauer, Del. 182). In Karlen
einen emaiuirii (MA. XI 202. 326. BCH. X 488). Die Besatzungen in Strato-
nikeia und Kaunos bezeugt Polyb. XXX 22, 3.
5) Poö'iojy r, Tüjy avfXfj,a^ioy heifst es bei Polyb. XXI 45, 16. Der Unterschied
zwischen Bundesgenossen und Untertanen tritt scharf hervor bei Polyb. XXII 5.
so 11. Buch. § 12 Rhodische Bundosgenossenschaft.
unter ihodischer Flagge dienten, gehörten Kos, Halikarnassos ', Myndos,
Knidos, lasos, Bargylia und das ionische Erythrä, ferner die Kykladen,
der ehemalige Bund der Nesioten, und an der pamphylischen Küste
Aspendos und Side, vielleicht auch Phaseiis 2.
Diese Städte stellten ihre Schiffe zur rhodischen Flotte, wurden
von Rhodos gegen feindliche Angriffe, wie gegen Seeräuber geschützt,
und nahmen gelegentlich auch bei inneren Unruhen die rhodische Ver-
mittelung in Anspruch ^. Im südlichen Teile des agäischen Meeres ist
Rhodos die vorwaltende, führende Macht und geniefst überall hohes
Ansehen. Als in dieser Zeit der uralte Grenzstreit zwischen Samos
und Prione wieder ausbrach, der früher die Könige und zuletzt den
Gnäus Manlius mit seinen Kommissarien beschäftigt hatte, übertrugen
die Streitenden den Rhodiem die Entscheidung, die dann zu guusten
Prienes ausfiel *. Einen besonderen Charakter hatten die alten Be-
ziehungen zu den kretischen Städten, unter denen Rhodos eine aus-
gebreitete Klientel hatte. Es bezog von daher Hilfstruppen und be-
mühte sich vornehmlich, die dortige Seeräuberei zu unterdrücken ^.
Die erweiterte Machtstellung der Rhodier, ihre Verbindung mit
Rom und dem Westen kam natürlich ihrem Handel, ihrer Schiffahrt,
den Künsten und Gewerben zu gute. Der Reichtum der Stadt, die Zahl
der Bevölkerung hat ohne Zweifel noch zugenommen. Sie konnten ihr
Kriegswesen verbessern und besonders ihre Flotte vermehren und in
guten Stand setzen, so dafs sie stets für jedes Bedürfnis Kriegschiffe
in ansehnlicher Zahl segelfertig machen konnten. Auch haben sie ge-
wifs nicht vergessen, die Stadt und ihre Heiligtümer zu schmücken und
1) Koer und Halikarnassier nennen sich daher Freunde und Bundesgenossen.
SGDial. 3620. Paton-Hicks, Inscr. of Cos n. 13.
2) Liv. XXXVII 10, 11. 11, 13. 16, 2. 22, 2. Über die Kykladen vgl. die
delische Inschrift BCH. X 118 für einen rhodischen i"qx^*' ^"'^^ i^'^*' i'>i]<^f^v f«»
TCü»/ nXotwv Tiav rrjauoTixuJy. Über Aspendos und Side vgl. Polyb. fr. 160. Liv.
XXXVII 23, 3.
3) Syros erbittet sich von den Rhodiem einen Beamten {sniaTcirrig) zur Bei-
legung von Unruhen und Neuordnung der Verfassung (MA. XI 115 f. 447). Nach
einer anderen Inschrift (BCH. XIII 23flF.) erhielt lasos von Rhodos einen Richter.
4") Anc. Greek inscr. in the Brit. Mus. III 403. Freilich setzen Hicks wie
Droysen (Gesch. des Hellenismus III, 1, 331) den Schiedspruch um 240 v. Chr.
an. Allein dies ist, wie Freuner, Hermes 29 (1894) 530ff. bemerkt hat, ein Irrtum.
Schon aus nr. 405 geht hervor, dafs der rhodische Schiedspruch jünger ist als der
des Manlius; entscheidend ist, dafs der Schiedsrichter Euphaniskos 180 v. Chr. in
Delphi Proxenos ward. SIG. I"* 268 z. 211 ff. Der Spruch der Rhodier gehört
also in die Zeit zwischen 188 und 167 v. Chr.
5) Vgl. dem Vertrag mit Hierapytna. Cauer, Delectus 181. Es ist möglich,
dafs er in diese Zeit gehört. Bd. II 431 Anm. 2. 571 Anm. 5.
11. Buch. § 12. Rhodos. 81
ihren Festen neuen Glanz zu verleihen ^. Rhodos ist eine der wich-
tigsten Stätten der Kunstübung damaliger Zeit und erwarb sich einen
grofsen Reichtum von Kunstschätzen ^. Die Bürger waren von starkem
Selbstgefühl beseelt; mit den Römern waren sie eng verbunden und
befreundet, aber auch ihnen gegenüber wahrten sie ihre volle Un-
abhängigkeit und waren nicht gewillt, sich überall zu fügen. Sie er-
hielten daher ihre Beziehungen zu den übrigen Mächten aufrecht, be-
sonders zu Ägypten. Aber auch zu den Seleukiden traten sie in ein
gutes Verhältnis, und als Philippos von Makedonien starb und Perseus
dort zur Regierung kam, schlössen sie mit ihm Freundschaft. Dagegen
den Eumenes betrachteten sie mit Mifstrauen und Abneigung; Eumenes
war ihr Nachbar geworden und seine Interessen kreuzten sich wieder-
holt mit den ihrigen, woraus eine entschiedene Entfremdung entstand.
Zunächst haben die Karer und Lykier, die neuen Untertanen der
Rhodier, ihren Herren viel zu schaffen gemacht. Zwar scheint sich
Karlen, wo die Rhodier schon im Kriege gegen Philippos Eroberungen
gemacht hatten ^, gutwillig gefügt zu haben, wenn es auch an einzelnen
Widerstrebenden nicht fehlte *. Karlen bildete keine politische Einheit,
sondern zerfiel in einzelne Gemeinden oder Verbände, die sich um ge-
meinsame Gottesdienste vereinigten. Dagegen die Lykier, fast ganz
hellenisiert, dazu ein streitbares Volk, hatten damals vermutlich schon
ihren Bund geschlossen und fügten sich nicht ohne Kampf; die Rhodier
haben gegen sie drei Kriege führen müssen ^. Den Anlafs dazu bot
die zweideutige Entscheidung der Römer. Nach Senatsbeschlufs wur-
den 188 V. Chr. die Lykier von Manlius und den zehn Kommis-
sarien den Rhodiern zugewiesen; zugleich aber hatten sich die Ilienser,
die sich durch mythische Verwandtschaft mit ihnen verbunden fühlten,
1) Das Hauptfest waren die dem Helios, dem Schutzgott der Insel, geweihten
'AXUik^ die alle 4 Jahre mit den üblichen Spielen gegeben wurden. S. van Gelder
294. Seit wann sie existierten wissen wir nicht, wie auch aus der Bau- und
Kunstgeschichte der Insel bestimmte Daten fast ganz fehlen.
2) van Gelder p. 375 fr.
3) Bd. II 636.
4) Wir wissen, dafs Gegner der Rhodier aus Stratonikeia und Kaunos in die
Verbannung gehen mufsten. Polyb. XXX 22, 2. Diese Kämpfe werden vielleicht
in der Inschrift für Nikagoras, Sohn des Pamphilidas, angedeutet. IGIns. I 1036.
Er war viermal Strateg und wird gerühmt, dafs er die Pisyetis, ferner das Gebiet
von Idyma und Kyllandos wiedererworben habe. Hiller v. Gärtringen denkt an
die Kämpfe von 200—197 v. Chr. (Bd, II 636). Archäol. epigr. Mitteil. a. Öster-
reich XVI (1893) S. 102 ff. 247 ff.
5) Polyb. XXXI 7, 4. Das einzelne ist leider nur aus abgerissenen Notizen
bekannt.
Niese, Gesell, d. griech. u. mak. Staaten. III. 6
83 11. Buch. § 12. Rhodos und Lykieu.
für sie bei den Legaten verwandt und eine günstige Antwort erhalten,
auf Grund deren die Lykier glaubten, ihnen sei Verzeihung "und Frei-
heit gewährt, und nun Gesandte nach Rhodos schickten, um einen
Bündnisvertrag abzuschliefsen. Allein die Rhodier betrachteten sie als
Untertanen und schickten wie nach Karien so auch zu den Lykiern
ihre Beamten, um ihre Herrschaft einzurichten ^ Hierauf griffen die
Lykier zu den Waffen. Sie hofften auf römischen Beistand und mögen
sich auch an Ptolemäos von Ägypten, ihren früheren Herrscher, gewandt
haben ^, aber es kam keine Hilfe. Dennoch leisteten sie den Rhodiern
tapferen Widerstand, und der Krieg dauerte mehrere Jahre. Sehr wichtig
war, dafs Eumenes, der Grenznachbar, den Aufstand nicht unterstützte;
er hat noch 181/0 v. Chr. den Rhodiern Beihilfe geleistet, und erst da-
durch ward der letzte Widerstand gebrochen ^. Es ist anzunehmen,
dafs die Besiegten strenge bestraft wurden; der Druck der rhodischen
Herrschaft wird sich doppelt fühlbar gemacht haben, und dieser Um-
stand trieb schon wenige Jahre später, 178 oder 177 v. Chr., eine
Anzahl Gemeinden, vornehmlich die Xanthier, zu neuer Empörung, die
jedoch, wie es scheint, von den Rhodiern mit starker Hand rasch
niedergeschlagen ward.
Bei Beginn dieser Empörung hatten die Xanthier den Beistand der
Achäer und der Römer angerufen. Ihre Gesandtschaft war lange unter-
wegs und traf erst Ende Sommers 177 v. Chr. in Rom ein, als der
Krieg in Lykien schon zu Ende war. Aber sie kam zu einer Zeit,
wo der Senat die Rhodier wegen ihrer Freundschaft mit Perseus bereits
mit mifstrauischem Auge betrachtete. So fanden denn ihre lebhaften
Klagen über die Härte der Rhodier mitleidiges Gehör. Der Senat nahm
sich der Besiegten an und eröffnete den Rhodiern, dafs nach den Auf-
zeichnungen der Legaten beim Frieden mit Antiochos die Lykier ihnen
nicht als Untertanen überantwortet, sondern als Bundesgenossen zu-
geteilt worden seien. Diese Erklärung ward in Rhodos natürlich sehr
unmutig aufgenommen ; man mufste darnach einen neuen Ausbruch
der soeben überwältigten Empörung erwarten, und argwöhnte, Rom
wolle nur die Kräfte der Rhodier in diesen langwierigen Kämpfen
aufreiben. In der Tat machten die Lykier sogleich neue Anstalten zum
1) Polyb. XXII 5 unter dem Jahr 188/7 v. Chr.
2) Letronne, Rccherches 52 f. Droysen, Kl. Schriften II 362 vernauten nach
einem Ehrendekret des lykischen Bundes für einen hohen Würdenträger des Pto-
lemäos V (CIG. III 4677. Strack, Dynastie d. Ptol. S. 246 n. 77), Ptolemäos V
Bei den Lykiern wirklich zur Hilfe gekommen. Aber dies läfst sich aus der In-
schrift nicht schllefsen und ist an sich unwahrscheinlich, van Gelder a. 0. 143.
3) Polyb. XXIV 9, 13.
11. Buch. § 13. Ptolemäos V. 83
Widerstände ^, um so mehr, als sie jetzt auf Eumenes hoffen durften,
der sich inzwischen mit den Rhodiern entzweit hatte ^. Diese suchten
zunächst durch eine besondere Gesandtschaft den Senat aufzuklären,
allein dieser schob die Sache auf ^, und wir wissen nicht, ob er über-
haupt eine Antwort gab. Da der Krieg mit Perseus immer näher
rückte, so hat er, wie es scheint, sich zunächst aller weiteren Schritte
zu gunsten der Lykier enthalten und die Rhodier stillschweigend ge-
währen lassen. Zwei Jahre später (174 v. Chr.) zogen sie aufs neue
gegen Lykien zu Felde * und scheinen auch diesmal den Aufstand bald
wieder gedämpft zu haben. Doch ward der Landfriede auch jetzt nicht
völlig hergestellt; seitdem die Rhodier mit Eumenes in ein gespanntes
Verhältnis gekommen waren, hatten sie sich über allerlei Feindselig-
keiten von Seiten der pergamenischen Nachbarn zu beklagen ^.
§ 13 ^
Ägypten hatte sich im Kriege gegen Antiochos neutral verhalten,
es blieb den Römern befreundet, hielt aber auch den Frieden mit
Syrien. Weshalb es die Gelegenheit, Cölesyrien wieder an sich zu
bringen, nicht benutzte, wird nicht überliefert. Die ägyptischen Zu-
stände und die Jugend des Königs zogen der ägyptischen Politik ge-
wisse Schranken, auch die Königin Kleopatra, Antiochos' Tochter, die
neben ihrem Gatten eine einflufsreiche Stellung eingenommen zu haben
scheint '', wird die Politik der Neutralität unterstützt haben , zumal da
Antiochos ja Cölesyrien schon halb zurückgegeben hatte und es in dieser
1) Polyb. XXV 4 f. Schon früher, 178 v. Chr., erzählt Liv. XLI 6, 8 ff. in
einer annalistischen Partie von der lykischeu Gresandtschaft in Rom, malt ihre
Klagen lebhaft aus und berichtet, der Senat habe den Rhodiern sagen lassen, die
Lykier seien ihnen nicht als Sklaven, sondern als Schützlinge und zugleich als
römische Bundesgenossen übergeben. Dies ist eine wertlose Verfälschung der po-
lybianischen Darstellung.
2) Die Rhodier behaupten, er habe die Lykier aufgereizt. Liv. XLII 14, 8.
3) Polyb. XXV 6. Wohl Winter 177/6 v. Chr.
4) Liv. XLI 25, 8.
5) Polyb. XXVII 7, 6.
6) Vgl. die Bd. II 69 f. angeführte Litteratur. Dazu J. P. Mahaffy, A history
of Egypt under the Ptolemaic dynasty, London 1899. Ferner über Ptolemäos VI
die Dissertation J. G. Droysens, De Lagidarum regno Ptolemaeo VI PJiüometore
rege, Berlin 1831, wiederabgedruckt in J. G. Droysen, Kleine Schriften zur alten
Geschichte II 351 ff. mit Anmerkungen U. Wilckens.
7) Sie nahm an den königlichen Ehren teil. Das Königspaar heifst ^eol
enicpuvtig xul H'/d^iaroi. Strack, Dynastie d. Ptolem. S. 245 n. 70 ff. Vgl.
Bd. II 674.
6*
84 11- B"ch. § 13. Ptolemäos V.
Richtung an Versprechungen wohl nicht hat fehlen lassen ^ Jedenfalls
blieb Ägypten neutral, ward aber durch die Ergebnisse des Krieges
nicht minder in Mitleidenschaft gezogen. Alle seine Besitzungen im
und am ägäischen Meer und der kleinasiatischen Südküste, alles, was
die Ägypter nicht hatten behaupten können, blieb verloren; denn die
Römer dachten natürlich nicht daran, es ihnen zurückzugeben. Nur
weniges war erbalten, die Insel Thera, einige Punkte auf Kreta und
Arsinoe im Peloponnes, d. i. vermutlich Methana ^, ärmliche Reste der
einst so ausgedehnten Herrschaft. Da auch Cölesyrien verloren war,
so sind die auswärtigen Besitzungen Ägyptens unter Ptolemäos V im
wesenthchen auf Kyrene und Kypros beschränkt. Der einst so mächtige
Einflufs auf Griechenland war geschwunden und auf die Römer über-
gegangen ; Ägypten selbst raufste sich ihrer Vorherrschaft fügen. Wohl
bestanden die früheren Verbindungen mit Hellas weiter und wurden
wieder aufgefrischt. Athen und andere Hellenen bemühten sich nach
wie vor um die Gunst der Ptolemäer, auch mit den Achäern wurde
bald nach dem Frieden die alte Freundschaft erneuert und durch an-
sehnliche Geschenke bekräftigt (187/6 v. Chr.) ^. Jedoch auch in Hellas
war alles anders geworden; besonders die Katastrophe der Atoler und
die Einigung des Peloponneses im achäischen Bunde waren Ereig-
nisse, die Ägypten nicht unberührt liefsen. Der Strom der Kolonisten
1) Die Nachricht des Livius XXXVI 4, 3 f. XXXVII 3, 9 f., wonach Pto-
lemäos V den Römern Hilfe anbot, die jedoch grofsmütig abgelehnt ward (Bd. II
696 Anm. l), ist wahrscheinlich erfunden. Sie stammt nicht aus Polyhios, sondern
steht unter den stets verdächtigen städtischen Nachrichten. Wenn die Ägypter sich
am Kriege hätten beteiligen können und wollen, so würden sie wohl Cölesyrien besetzt
haben. Dafs römischer Einflufs bei der ägyptischen Zurückhaltung im Spiele sei,
dafs die Römer eine Erstarkung Ägyptens gehindert hätten, wie Stark (Gaza u. d.
philist. Küste 427 f.) vermutet, ist möglich, aber nicht bezeugt und keineswegs not-
wendig anzunehmen.
2) Dies lehren die theräischen Inschriften IGIns. n. 466 mit Hillers Anmerkung.
Das dort erwähnte 'Aqoivoti i) iv neXonoi^yrlaco wird auf Grund einer Inschrift aus
Methana mit diesem für identisch gehalten (Strack, Dyu. d. Ptolem. S. 250 n. 92);
vielleicht ist dasselbe Arsinoe in der magnetischen Inschrift SIG P 216 gemeint.
Auf Kreta kennen wir Itanos und Olus als ägyptische Stationen. Museo, Ital. di
antich. class. 1890 p. 570 f. BGH. 20 (1900) 238. Das im Frieden von 189 v.Chr.
dem Telmessier Ptolemäos überlassene Stück von Telmessos (Bd. II 749) ist kaum
als ägyptischer Besitz anzusprechen. Über die Vermutung Letronnes, dafs Pto-
lemäos V den Lykiern gegen Rhodos zur Hilfe gekommen, s. oben S. 82 Anm. 2.
Die ptolemäische Herrschaft in Lykien ist nach 197 v. Chr. gänzlich verschwunden,
und die von Strack a. 0. S. 247 n. 80 abgedruckte Inschrift aus Xanthos für
Ptolemäos V stammt ohne Zweifel aus den ersten Jahren des Königs.
3) Polyb. XXII 3, 5 f. Oben S. 40.
11. Blieb. § 13. Ägypten unter Ptolemäos V. 85
und Söldner, der früher so reichlich dahinzog, nahm ab, um so mehr,
je mehr Glanz und Kraft des ptolemäischen Königreichs abwärts
gingen.
Der Verfall der äufseren Macht wirkte zugleich auf das innere
Leben des Königreichs. Das unbedingte Ansehen der Dynastie, das
Übergewicht der herrschenden Nation ging unter den Niederlagen und
Verlusten der letzten Jahre verloren. Dafs der Zuflufs hellenischer Ein-
wanderer sich verringerte, kam den einheimischen Ägyptern zu gute,
die schon von Philopator zum Heerdienst herangezogen waren ^ und
jetzt an Bedeutung und Selbstgefühl gewannen, wozu auch die zu-
nehmende Vermischung zwischen Hellenen und Ägyptern das ihrige
beitrug. Das Verhältnis der Herrscher zu den Beherrschten verschiebt
sich zu gunsten der letzteren, und zuerst unter Ptolemäos V Epiphanes
macht sich diese Erscheinung bemerklich. Dieser junge Fürst erntete,
was sein unfähiger Vorgänger gesäet hatte, und mufste ein schwer be-
lastetes und zerrüttetes Erbe antreten ^ ; seine Regierung wurde dann
gleich zu Anfang von jenen Streitigkeiten der Grofsen um die Vor-
mundschaft heimgesucht, die natürlich das ganze Land in Mitleiden-
schaft zogen ^, und es ist kein Wunder, dafs um dieselbe Zeit auch die
Einheimischen sich rührten. Überhaupt war, wie es scheint, die frühere
Empörung unter Philopator nie völlig unterdrückt, sondern hatte sich
in einzelnen Resten in Oberägypten nahe der äthiopischen Grenze be-
hauptet ^. In denselben Gegenden brach nun im ersten Jahre des Epi-
phanes ein Aufstand aus, bei dessen Bekämpfung man Milde walten
liefs. Die Regierung gewährte Verzeihung und gestattete den geflüch-
teten Aufständischen Rückkehr in ihren Besitz •^. Es erfolgten allerlei
Gnadenakte, Steuererleichterungen und Nachlässe vornehmlich zu gunsten
der Tempel und Priesterschaften, Mifsbräuche wurden abgestellt ^. Nichts-
1) Auch auswärts werden sie verwandt. Die IGIns. III 466 genannten
/xd/i^uot sind offenbar Ägypter. Strack setzt die Inschrift jetzt in die Zeit Philo-
metors, also des nächsten Königs.
2) Wichtige Aufschlüsse über die ersten Jahre des Epiphanes gibt die In-
schrift von Rosette, deren griechischen Text wir bei Letronne, Recueil I 242 ff.
CIGr. III 4697. FHG. I im Anhang. Strack, Dynast, d. Ptolem. 240 uro. 69.
Mahaffy, Emp. of Ptolem. 316 ff. abgedruckt finden.
3) Bd. 11 573 ff.
4) Bd. II 404. Vgl. die Inschrift von Edfu bei Mahaffy, Emp. of Ptolem.
S. 240. Unten S. 87 Anm. 3.
5) Dekret von Rosette z. 19 f. und dazu Letroane p. 21. Recueil I p. 286.
Papyr. Taurin. I p. 5.
6) Dekret von Rosette z. 12 f. Nach z. 14 ward die Bd. II 120 erwähnte Ab-
gabe {unöfxoion) vom Wein- und Gartenland abgeschafft. Unter den Mifsbräuchen
86 11. Buch. § 13. Ptolemäos V.
destoweniger folgten bald neue Unruhen. Mitten im Delta ward Lyko-
polis im Busiritischen Nomos von Aufständischen besetzt und im Herbst
197 V. Chr. nach regelrechter Belagerung zur Übergabe gezwungen.
Diesmal ward keine Gnade geübt, sondern es erging über die Schul-
digen ein blutiges Strafgericht ^ , und bald darnach erfolgte bei den
Anakleterien in Memphis (März 196 v. Chr.) eine neue Exekution; die
Führer der Aufständischen aus der Zeit Philopators, die also entweder
in Lykopolis gefangen oder von früher her in Haft gehalten waren,
wurden hingerichtet ^.
Nach den Anakleterien nahm die vormundschaftliche Regierung
ein Ende, und der junge König, damals etwa 12 oder ISjährig, ward
für selbständig erklärt. Anders wie sein Vater entwickelte er sich
in der Folgezeit zu einem rüstigen Jünglinge, der an körperlichen
Übungen, am Waffenhandwerk und der Jagd Freude hatte ^. Jedoch
Regententugenden hat er sich nicht erworben; er zeigte sich je länger
desto mehr hart und willkürlich, und ward von den Untertanen ge-
hakt Solange er noch ganz jung war, stand er natürlich völlig unter
dem Einflüsse seiner Umgebung. Es stritten sich am Hofe zwei feind-
liche Parteien um die Macht, und das Faktionswesen hat von jetzt ab
immer mehr um sich gegriffen. Anfangs behielt der tüchtige Akarnane
Aristomenes, der ehemalige Vormund, die Leitung *; aber er ward durch
seinen Freimut dem jungen Fürsten lästig und bei einer Gelegenheit
gestürzt; Epiphanes schenkte den schmeichlerischen Einflüsterungen der
Widersacher Gehör und zwang ihn Gift zu nehmen ^. Seinen Einflufs
erbten besonders zwei Männer, der Argiver Polykrates, der schon früher
hohe Amter versehen hatte, und Aristonikos, ein Eunuche von krie-
ist zu bemerken die örAA)ji/)if Tuiy slg jr]v vavzBiav , was ohne Zweifel Aufgreifen
von Leuten zum SchifFsdieust, also Matrosenpresse bedeutet. Ptolemäos V hat die
Verkehrsteuer herabgesetzt. Wilcken, Ostraka I 183.
1) Polyb. XXII 7. Dekret v. Res. 19 f. Letronne, Rec. I 286. 290. Die Zeit
wird durch die Inschrift bestimmt, es war das 8. -Jahr des Epiphanes zur Zeit der
NÜEchwelle (September), die in die Belagerung fiel. Polybios erzählt davon unter
186/5 V. Chr. bei Gelegenheit des späteren Aufstandes.
2) Dekr. v. Ros. z. 25 ff. Die Anakleterien Bd. II 673.
3) Man wufste zu rühmen, dafs er vom Pferde herab einen Stier erlegen könne.
Polyb. XXII 3, 8. Plutarch, Philop. 13.
4) Bd. II 577.
5) Spätestens 192 v. Chr. Diodor XXVIII 14. Plutarch, De adul. 32 p. 72
erzählt den Anlafs. Die Vermutung Niebuhrs (Kl. Schriften I 140 vgl. Droysen,
Kl. Sehr. II 358. Mahafiy, Emp. of Ptol. 311), dafs ein Stück des Agatharchides
(Geogr. gr. min. I 118 ed. Müller) Worte des Aristomenes an Ptolemäos V seien,
ist sehr zweifelhaft.
11. Buch. § 14. Ptolemäos V. 87
gerischen Neigungen und manchen nützlichen Eigenschaften, ein Alters-
genosse und Gespiele des Königs ^.
Zunächst machten die Untertanen wieder zu schaffen. Der König
mufste auf Vermehrung seiner Einkünfte bedacht sein und hob früher
bewilligte Steuererleichterungen wieder auf'-*. Der zunehmende Druck
seiner Regierung, dazu der Groll über die grausame Bestrafung des
letzten Aufstandes, brachten eine neue Empörung hervor, die allem An-
scheine nach wiederum in Oberägypten ihre Heimat hatte ^ und be-
deutende Rüstungen erforderte. Der König liefs in Hellas werben und
hat vielleicht aus diesem Grunde damals die achäische Freundschaft
durch Gesandte und ansehnliche Geschenke wieder aufgefrischt *. Er
zog in eigener Person gegen die Rebellen ins Feld ; jedoch die eigent-
liche Arbeit besorgte Polykrates, und der König hatte keine Gelegenheit
selber Lorbeeren zu pflücken. Die Aufständischen wurden überwältigt.
Die Führer, die noch übrig waren, Athinis, Pausiras, Chesuphos und
Irobastos, ergaben sich, Polykrates sicherte ihnen, wie es scheint, das
Leben zu, und sie begaben sich zum Könige nach Sais, um sich ihm
zu Füfsen zu werfen. Aber Ptolemäos wollte nichts von Gnade wissen,
sondern liefs die Gefangenen qualvoll umbringen. Der Krieg war damit
zu Ende, Ptolemäos kehrte von Sais über Naukratis nach Alexandrien
zurück (186/5 v. Chr.) ^ In Ägypten trat wieder Ruhe ein, auch
Oberägypten und das äthiopische Grenzland wurden wieder unterworfen,
der König hatte jetzt etwas freiere Hand und wandte alsbald seine Blicke
auf das verlorene Cölesyrien.
§ W.
Das seleukidische Nachbarreich, schon in sich weniger fest gefügt,
war durch die grofse Niederlage bis ins innerste Mark erschüttert. Es
fehlt zwar über die Wirkung im einzelnen an jeder Nachricht, aber
die späteren Ereignisse setzen doch die Tatsache aufser Zweifel. Das
1) Polyb. XVIII 54, 1. 55, 5. XXII 7, 22. Über Polykrates vgl. Bd. II
376 Anm. 1.
2) Die nnofioiqa, die er nach dem Dekret von Ros. z. 15 den Tempeln wieder
zugewandt hatte, ward für den Fiskus zurückgenommen. Mahaffy zu Flinders
Petrie Papyri II xlvi.
3) Diodor XXVIII 4. Der Tempel von Edfu war nach einer dort gefundenen
Inschrift eine Zeitlaug im Besitz der Rebellen. Dümichen, Zeitschr. f. Agyptol.
8 (1870) S. 3, Mahaflfy, Emp. of Ptol. 240.
4) 186/5 V. Chr. Polyb. XXII 3. 7. 12. Ptolemäos schenkte den Achäern
6000 eherne Peltastenschilde und 200 Tal. gemünztes Kupfer.
5) Polyb. XXII 6 f. Der König war damals 25 Jahre alt, womit die Inschrift
von Edfu stimmt, wonach die Rebellion im 19. Regierungsjahre zu Ende ging.
88 11- Buch. § 14. Antiochos III.
Anseten, das sich Antiochos der Grofse früher erworben, war ver-
nichtet, der gewaltige Menschen verlust, der vor allem die Makedonier,
den Kern des Heeres, betroffen, darnach die hohen Kontributionen und
Tribute, welche den Römern zu zahlen waren, lähmten die Hilfskräfte
des Reiches auf lange Zeit. Und die Römer taten das Ihrige, um die
Wirkungen der Niederlage noch zu verstärken und zu verlängern. Den
Seleukiden, die noch immer die mächtigste Dynastie Asiens waren,
haben sie stets eine argwöhnische Aufmerksamkeit gewidmet und alles
getan, um die Befestigung ihrer Macht zu hindern und ihre Schwächung
zu befördern. In der Tat hing der Bestand der Dinge in Asien, wie
er nach dem Frieden war, zunächst davon ab, dafs die Herrscher von
Antiochien nicht wieder mächtig würden. Dafs es gelang, sie in Schwäche
zu erhalten, dazu haben sie selbst wesentlich mit geholfen.
Die unmittelbaren Folgen der Niederlage zeigten sich zuerst im
Osten. Es scheint, dafs wenigstens die Parther und Baktrianer die
Gelegenheit sofort benutzten und das schwache Band, das sie mit dem
Reiche zusammenhielt, wieder zerrissen, ja zugleich die anliegenden
Provinzen bedrohten. In den Ländern östhch von Medien fehlt seitdem
jede Spur seleukidischer Herrschaft. Auch Armenien sagte sich los.
Antiochos hatte das Land geteilt und zwei einheimische Statthalter ein-
gesetzt, Zariadris und Artaxias. Beide machten sich unabhängig und
suchten zugleich Anschlufs an Rom und die Pergamener. Der eine
beherrschte den kleineren westlichen Teil, Sophene und Nachbarschaft,
Artaxias den östlichen an Medien grenzenden ^ Auch Atropatene hat
wahrscheinlich die volle Unabhängigkeit wiedererlangt. Da Pam-
phylien dem Eumenes ebenfalls zugesprochen ward (S. 62), so wurden
nur Syrien mit Kilikien, die Euphrat- und Tigrislandschaften, Susiana,
Medien und Persis behauptet ; mit Ausnahme jedoch der Gebirgstämme
in den Randgebirgen Irans, die immer schwer zu bändigen waren.
Behauptet ward auch Cölesyrien ; die Freundschaft mit Ägypten hielt
stand und bewirkte, dafs hier die Ruhe erhalten blieb.
Die Folgen der römischen Niederlage wurden durch den uner-
wartet raschen Tod des Antiochos noch vergröfsert. Bis zum Abschlufs
des Friedens 188 v. Chr. wird der König in Antiochien am Orontes
geblieben sein ^. Bald nachher begab er sich in die oberen Satrapien,
um die erschütterte Herrschaft wiederherzustellen und Abgaben ein-
zutreiben. Eine längere Abwesenheit ward vorgesehen; ehe der König
1) Strabo XI 528. 531. Polyb. XXV 2, 11 ff. Obeu S. G9.
2) Polyb. XXI 46. Aus dieser Zeit stammt die in Daphne gefundene Ernennung
eines verdienten Veteranen zum Oberpriester (dQ/^eQevg) der Tempel in Daphne
vom 14. Dios 124 Sei. = Herbst 189 v.Chr. Waddingtou, Asie min. 2713a p. 628.
11. Buch. § 14. Tod des Antiochos III. 89
abging, übertrug er seinem älteren Soline Selcukos, der schon seit
längerer Zeit den Königstitel führte, die Regierung in Antiochien \ In
der Gebirgslandschatt von Elymais, nicht weit von Susa, versuchte er die
Schätze eines Beltempels zu rauben. Aber die wehrhaften Bewohner griffen
ihn an und vernichteten ihn mit allen seinen Leuten ^. So fand er ein
klägliches Ende. Der erste Teil seiner Regierung war ehrenvoll und
glänzend; er versuchte noch einmal mit gutem Erfolge, das Reich des Se-
leukos wiederherzustellen. Aber den Römern war er nicht gewachsen;
es zeigte sich, dafs seine Fähigkeiten nicht über das Mittelmafs hinaus-
gingen. Sein Ehrgeiz umspannte zu viel, und er verlor darüber das
früher Gewonnene. Vor seiner grofsen Niederlage sind seine sonstigen
guten Eigenschaften in Vergessenheit geraten. Er hat sich tapfer und
rührig, grofsmütig und edel gezeigt, Grausamkeit lag ihm fern; er war
Freund der Hellenen , hellenischer Freiheit und Bildung ^. Sein Tod
in damaliger Zeit bedeutete ohne Zweifel einen schweren Verlust für
das Reich, das einer starken Hand dringend bedurfte. Die Regierung
ging zwar ohne Schwierigkeit auf Seleukos IV über, der den Beinamen
Philopator erhielt ^, aber der neue König war keine tatkräftige Natur
1) Hieronymus in Dauiel. 11, 19 (vol. III 1126). 2 Makk. 9, 23. Als Mit-
regent des Vaters erscheint Seleukos 188/7 v. Chr. auf babylonischen Urkunden.
Zeitschr. f. Assyriol. 8, 109.
2) Diodor XXVIII 3. XXIX 15. Justin. XXXII 2, 1. Hierouymus a. a. 0.
Strabo XVI 744. Euseb. Cbron. I 254 Schöne. Genaueres ist nicht bekannt;
wahrscheinlich wurde Antiochos unvorbereitet überfallen. Nach Diodor ging die
Plünderung des Tempels vorher. Das Todesjahr des Antiochos ist Ol. 148, 1 =
125 Sei. = 188/7 v. Chr. Dies ergibt sich aus den babylonischen Urkunden
Zeitschr. f. Assyriol. 8, 109 f. und ebenso aus der berichtigten Chronographie des
Eusebios. Hermes 35, 492 f. Zonaras IX 21, 5 setzt den Tod unter die Konsuln
von 187 V. Chr., woraus zu schliefsen ist, dafs Polybios davon unter Olymp. 148, 1
berichtete, nicht wie Nissen (Rhein. Mus. N. F. 26, 265) meint, Olymp. 148, 4.
3) Plutarch, Apophthegm. p 183F. In seiner Umgebung werden zwei
Historiker genannt, Mnesiptolemos und der bekanntere Hegesianax aus dem troischen
Alexandreia, auch der Dichter Simonides gehört dazu. Athen. IV 155 B. XV
697 D. Suidas IifX(üPtdr,g Mäyvr,i;. Auf die Anekdoten , in denen er als starker
Zecher erscheint (Athen, a. 0. Aelian var. h. II 41), ist nicht viel zu geben.
Sein angeblicher Ausspruch, wonach er den Römern dankbar zu sein bekannte, weil
sie ihn eines grofsen Teils der Regierungsorgen enthoben hätten , ist natüi-lich
apokryph. Valer. Max. IV 1, 5.
4) Der Beiname wird durch Münzen und eine Inschrift (Babelon, Rois de
Syrie XCI. BCH. I 285) und die Chronographen (Euseb. I 264. II 124 f. Schöne.
Porphyrios bei Hieron. in Daniel vol. III 1126) unzweifelhaft bezeugt. Nur
Josephus Ant. XII 223 nennt ihn Soter, vielleicht aus Versehen. Er regiert nach
einstimmigem Zeugnis 12 Jahre, sein erstes Jahr ist Olymp. 142, 2 (187/6 v. Chr.),
sein letztes Olymp. 151, 1 (176/5 v. Chr.). Hermes 35, 494
90 11. Buch. § 14. Seleukos IV.
und nicht der Mann, das gesunkene Ansehen des Hauses wieder auf-
zurichten. Er beeilte sich nach seiner Thronbesteigung zunächst das
Bündnis mit Rom zu erneuern; seine Gesandten besuchten bei dieser
Gelegenheit auch Griechenland und den achäischen Bund, dem der
König zehn KriegschifFe zum Geschenk anbieten liefs, was jedoch ab-
gelehnt ward (186'5 v. Chr.) ^ Seleukos hatte keinen leichten Stand;
denn er lebte unter beständiger Aufsicht der Römer, die ihm, wie es
scheint, nicht trauten. Überdies geriet er in Geldverlegenheiten; we-
nigstens scheint es, dafs er die Kontributionen nicht regelmäfsig ent-
richtete und die Nachsicht der Römer in Anspruch nehmen mufste ^.
So sah er sich überall gehemmt, und seine Regierung verlief in ruhm-
loser Untätigkeit ^. Nur einmal hat er (etwa 182 v. Chr.) versucht,
seine Grenzen zu überschreiten; zur Zeit des vorderasiatischen Krieges
war er im Begriff, dem Pharnakes gegen Eumenes und Ariarathes zur
Hilfe zu kommen, was gegen die Verträge mit Rom verstiefs. Allein
der Gedanke, dafs er alsdann die Römer zu Feinden haben würde,
hielt ihn zurück *. Er war sonst kein Freund der Römer oder des
Eumenes; als 178 v. Chr. in Makedonien Perseus zur Regierung kam,
suchte er dessen Freundschaft und vermählte ihm seine Tochter Laodike ^.
Kurze Zeit darnach ward er von Ägypten her bedroht. Ptolemäos
Epiphanes erhob, wie schon bemerkt, nach Ägyptens Beruhigung An-
sprüche auf Cölesyrien und rüstete zum Kriege. Es scheint, dafs
Ptolemäos dazu auch in Griechenland die Werbetrommel rühren liefs
und mit den Achäei'n eine nähere Verbindung suchte, denen er zehn
Fünfzigruderer mit vollständiger Ausrüstung zum Geschenk machte.
Die Achäer nahmen die Gabe mit Dank an, aber noch ehe ihre Ge-
sandten zur Empfangnahme nach Ägypten abgereist waren, starb Ptole-
1) Polyb. XXII 10, 4. 12, 13. Diodor XXIX 17. Acliiiischer Strateg war
Aristänos. Oben S. 40.
2) Nach dem Frieden von 189 v. Chr. sollten 12000 Tal. in 12 jährlichen Raten
gezahlt werden (Bd. II 758); da die erste Rate 189 v. Chr. fällig war, so hätte
178 V. Chr. die Zahlung beendet sein müssen. Wenn jedoch unsere Quellen recht
berichten, hatte noch Antiochos Epiphanes zu zahlen, und dies ist nur möglich,
wenn man eine Verzögerung annimmt. 2 Makk. 8, 10. 36 und daraus Sulpic. Sev.
chron. II 19, 6. Liv. XLII 6, 6.
3) Appian, Syr. 66. Daniel 11, 20 und dazu Hieronymus vol. III p. 1126.
4) Diodor XXIX 24. Polyb. fr. 159. Oben S. 75 f. In welcher Angelegenheit
Titus Quinctius Flamininus 183 v. Chr. zu Seleukos geschickt ward (Polyb.
XXIII 5), wissen wir nicht. Der Krieg gegen Pharnakes war damals, als Titus
Rom verliefs, noch nicht ausgebrochen.
5) Polyb. XXV 4, 8. Liv. XLII 12, 3. Appian, Maced. 11, 2. Unten
Buch 12 § 1.
11. Buch. § 14. Tod des Ptolemäos V und Seleukos IV. 91
mäos, kaum 30 Jahre alt, eines plötzlichen Todes. Es scheint, dafs
in der Umgebung des Königs der bevorstehende Krieg viele Gegner
hatte. Es fehlte an Geld, und man erzählt, Epiphanes habe angedeutet,
dafs er sich an das Vermögen seiner Freunde halten würde, worauf
man ihn durch Gift ums Leben brachte (181/0 v. Chr.) ^ Er hinter-
liefs zwei Söhne und eine Tochter, Kleopatra, alle noch in kindlichem
Alter; der älteste Sohn Ptolemäos, ein Knabe von 6 — 8 Jahren, ward
mit dem Beinamen Philometor unter Vormundschaft seiner Mutter
Kleopatra König 2. Der Angriff auf Syrien ward unter diesen Um-
ständen aufgegeben ; es ist wahrscheinlich , dafs Kleopatra von vorne
herein dem Kriege widerstrebt hat. Seleukos IV konnte unangefochten
seine Herrschaft über Cölesyrien behaupten.
Hier hatten jedoch die ägyptischen Kriegsvorbereitungen bereits
allerlei Unruhen erzeugt. Bei den Juden erstand eine ägyptische Partei
unter Hyrkanos, dem Sohne des Tobias, er wurde indes von seinen
Gegnern aus Jerusalem vertrieben und mufste über den Jordan zurück-
weichen, wo er sich in der Gegend von Hesbon ein festes Schlofs er-
baute ^. Der Streit der jüdischen Parteien war jedoch mit der Flucht
Hyrkans nicht zu Ende, sondern hatte weitei'e Nachwirkungen. Der
Hohepriester Onias ward von seinen Widersachern als Freund Ägyptens
angefeindet. Im Auftrage des Königs erschien Heliodoros, einer der
höchsten königlichen Beamten, in Jerusalem, um die Sache zu unter-
suchen ; Onias scheint sich zwar mit Heliodoros verständigt zu haben
und blieb im Amte, ward aber aufs neue verklagt und ging nunmehr
zur Rechtfertigung an den Hof nach Antiochien ■*.
Seleukos IV nahm bald darnach ein gewaltsames Ende: er ward
von dem eben genannten Heliodoros ermordet (176 5 v. Chr.) °. Ur-
sachen und nähere Umstände der Tat sind unbekannt. Es scheint dafs
1) Polyb. XXIV 6. Diodor XXIX 29. Hierouymus in Daniel, vol. III p. 1126.
Er starb zwischen dem 7. Oktob. 181 und dem 7. Oktob. 180 v. Chr.
2) Philometors Geburtsjahr steht nicht fest: Strack, Dyn. d. Ptolem. S. 183.
197 entscheidet sich für 186 v. Chr.
3) Josephus Ant. XII 222. 228 ff. 2 Makk. 3, 11. Wenn Josephus recht be-
richtet, dafs Hyrkanos sich bis zum Antritt des Antiochos Epiphanes auf seinem
Kastell, das den Namen Tyros führte, 7 Jahre behauptete, so gehört seine Flucht
etwa ins Jahr 182 v. Chr.
4) 2 Makk. 3, 4 ff. Näheres weiter unten.
5) Appian, Syr. 45. Heliodoros ist sonst noch bekannt aus 2 Makk. 3, 7 ff.
und aus delischen Inschriften BCH. I 285. III 364. Er war Sohn des Aeschylos
aus Antiochien. Seine Amtsbezeichnung ist fni twu nQayf/cuwv, er hatte also eine
ähnliche Stellung wie Hermias bei Antiochos III. Bd. II 378. Fränkel, Inschr.
V. Pergam. I 171 — 176.
93 11. Buch. § 14. Autiochos IV Epiphaaes.
sich am Königshofe Parteien gebildet hatten, dafs Hehodoros in Un-
gnade gefallen war und nun, um sich und sein Amt zu retten, den
König beseitigte K Die Gewalt fiel zunächst dem Mörder zu, der viel-
leicht als Vormund eines der vorhandenen unmündigen Kinder des
Ermordeten die Regierung übernahm ^.
Die zunächst zum Throne berechtigten Mitglieder des Königshauses
befanden sich beim Tode des Seleukos aufser Landes. Der jüngere
Bruder des Ermordeten, Antiochos, lebte seit 189 v. Chr. als Geisel
in Rom ^. Auf Verlangen der Römer ^ hatte ihn Seleukos kurz zuvor
gegen seinen ältesten Sohn Demetrios, einen Knaben von etwa zwölf
Jahren ^, ausgewechselt. Antiochos hatte sich auf den Heimweg ge-
macht und verweilte dabei einige Zeit in Athen ^. Dort traf ihn die
Nachricht vom Ende seines Bruders. Antiochos griff nun rasch zu, um
die Krone für sein Haus zu retten, und fand in Asien an den Perga-
menern kräftige Helfer, mit denen er ohne Zweifel schon früher Freund-
schaft geschlossen hatte. Eumenes setzte ihm feierlich das Diadem
auf und unterstützte ihn mit Geld und Truppen; Attalos geleitete Ihn
bis an die Grenzen des syrischen Gebietes. Heliodoros mit seinem
Anhange ward verjagt, und Antiochos zog als König in Antiochien
ein (175 v. Chr.) ^ Alles geschah so rasch, dafs die Römer keine Ge-
1) Stark, Gaza S. 429 vermutet, vielleicht nach Hieronymua in Daniel. 11, 21
(vol. III 1127 Mart.), Heliodoros habe der ägyptischen Partei am Hofe angehört.
Ein gewisser Gegensatz zwischen dem ersten Minister und dem Könige kann aus
dem Schicksal des Hohenpriesters Onias entnommen werden, der sich offenbar mit
Heliodoros auseinandergesetzt hatte, dann aber gleichwohl in Antiochien zur Ver-
antwortung gezogen Avard.
2) Ein Sohn des Seleukos, ein Kind, war beim Tode des Vaters vorhanden.
Diodor XXX 7, 2. Joh. Antioch. fr. 58 = FHG. IV 558.
3) Zu der Annahme, dafs Antiochos erst nach dem Triumph Scipios in Rom
eingetroffen sei (Nissen, Krit. Unters. 207 f. Holleaux, REG. 13 (1900) 261 Anm.)
liegt kein genügender Anlafs vor. Livius nennt ihn nicht beim Triumph Scipios,
aber dieser Umstand beweist nicht viel. Er braucht ja nicht im Triumph ge-
gangen zu sein. Sicher ist dagegen, dafs nach den Bestimmungen der Friedens-
präliminarien (Polyb. XXI 17, 8) die Geiseln sogleich (7i«()«^p^,u«) gestellt werden
mufsten, also gewifs im Frühjahr 189 v. Chr. im römischen Hauptquartier ankamen.
4) Dies schliefse ich aus Polyb. XXXI 12, 2.
5) Nach Polyb. XXXI 12, 5 war Demetrios 188/7 v. Chr. geboren.
6) Es liegt ja nahe zu vermuten , dafs die Ermordung des Seleukos mit der
bevorstehenden Ankunft des Antiochos in Zusammenhang steht. Das kann man
sich verschieden ausmalen.
7) Appian, Syr. 45 und damit gut übereinstimmend das Ehrendekret der
Antiocheuer für Eumenes und sein Haus. Inschr. v. Pergam. n. 160. Nach Appian
hat es den Anschein, dafs Heliodoros schon vor dem Eintreffen des Antiochos von
Attalos vertrieben war. Was die Zeitrechnung anlangt, so ist Ol. 151, 1 =
11. Buch. § 14. Ahtiochos IV. 93
legenheit hatten, sich einzumischen, Eumenes und Antiochos han-
delten selbständig und eihg ^ ; der Pergamener rechnete darauf, in
Antiochos einen sicheren Freund auf dem Throne der Seleukiden zu
gewinnen. Die Römer erkannten die vollendete Tatsache an. Antiochos
war ihnen als Freund bekannt; sein Gesandter ApoUonios, der alsbald
in Rom erschien und unter Freundschaftsversicherungen und mit den
üblichen Geschenken um Erneuerung des Bündnisses nachsuchte, fand
gute Aufnahme ; die Gesandtschaft ward sogleich erwidert '^. Demetrios,
der Sohn des Seleukos, blieb als Geisel in Rom. In Syrien ward An-
tiochos zu Anfang nicht allgemein anerkannt; besonders die ägyptische
Partei widerstrebte ihm und auch andere, denen vielleicht Demetrios
der besser berechtigte Erbe schien; aber der neue König wufste seine
Widersacher durch Milde zu gewinnen, die Unversöhnlichen verliefsen
das Land ^, Antiochos war in der Tat der einzige Seleukide, der die
Regierung wirklich übernehmen konnte, und seine Sukzession war, da
Demetrios ein Kind war, nach dem Fürstenrecht der Zeit durchaus
legitim. Jedoch war er nicht der einzige zum Thron berechtigte. Seleukos
hatte noch einen jüngeren Sohn hinterlassen, der dem neuen Könige viel-
leicht gefährlich werden konnte. Derselbe ward später in Abwesenheit
des Antiochos von Andronikos, einem eifrigen Diener, umgebracht, was
allgemeine Entrüstung erzeugte. Andronikos ward dafür mit dem Tode
bestraft, aber es bestand doch der Verdacht, dafs er nach dem Wunsche
des Königs gehandelt habe *. Antiochos nahm als König den Beinamen
137 Sei. = 176/5 v. Chr. das Todesjahr des Seleukos IV; dies Jahr geben seine
letzten Münzen, während die ersten seines Nachfolgers die Zahl 138 (= 175/4 v. Chi-.)
zeigen. Babelon, Rois de Syrie p. cix. Der Tod des Seleukos IV wird in den
Winter 176/5 fallen, die Ankunft des Antiochos in den Frühsommer 175 v. Chr.
Hermes 35, 493 (Kritik d. Makkab. 80).
1) Die Behauptung Appians Syr. 45, dafs Eumenes und Attalos damals schon
den Kömern stark mifstraut hätten, ist mit Vorsicht aufzunehmen. Dazu lag, so-
viel uns bekannt, damals kein Anlafs vor, wohl aber war es von Bedeutung, den
Zeitverlust, die Umständlichkeiten und Opfer zu vermeiden, die mit der römischen
Einmischung, wie der Fall des Pharnakes gezeigt hatte, verbunden waren.
2) Liv. XLII 6, 6 in einer annalistischen Partie unter 173 v. Chr. vielleicht
verspätet. Der Gesandte Apollonios soll zugleich die rückständige Kontribution
erlegt haben.
3) Hieronymus z. Daniel 11, 21 f.: Äntiochus Epiphanes, ciii ab his qui in
Syria Ptolemaeo favebant, non clabatur honor regius, sed postea simulatione cle-
mentiae obtinuit regnum Sijriac. Ein ergebener Freund des Seleukos, Apollonios,
entfloh nach xMiletos. Polyb. XXXI 21, 3.
4) 171 oder 170 v. Chr. nach Diodor XXX 7, 2. Johannes Ant. fr. 58 (FHG.
IV 558). Der Verfasser des 2 Makkab. (4, 31 ff.) bringt den Tod des Andronikos
mit der Ermordung des Hohenpriesters Onias in Zusammenhang, v. Gutschmid,
Rhein. Mus. 15, 316 flf. Vgl. Hermes 35, 509 .Kritik d. Makkab. 96).
04 11- Buch. § 14. Antiochos IV.
Epiphanes an, oder vollständiger d^eög hiLq^avrjg, als der leibhaftige Gott,
der sein Land aus den Händen fremder Thronräuber gerissen habe;
er ist der erste Seleukide, der sich schon zu Lebzeiten mit göttlichen
Beinamen schmückt ^ Mit Eumenes schlofs er sofort einen Bund und
hat anders als sein Bruder, während seiner ganzen Zeit mit ihm in
bestem Einvernehmen gestanden. Antiochos war ein Mann, in dem sich
ungleiche Eigenschaften seltsam mischten. Vor allem war er begeisterter
Freund des Hellenentums, am meisten der Athener, die er über alles
schätzte. Ehe ihm das Diadem zufiel, lebte er eine Zeitlang unter
ihnen, erwarb athenisches Bürgerrecht, hat wahrscheinlich in dieser
Zeit das Amt eines ersten Strategen bekleidet ^ und ihnen dafür mit
königlicher Freigebigkeit seinen Dank abgestattet. Er unternahm den
Ausbau des unvollendeten Olympieion und stiftete am Theater eine
goldene Agis. Ahnliche Geschenke machte er anderen: den Böotern
gewährte er die Mittel für den Zeustempel in Lebadeia ^ , den Mega-
lopoliten in Arkadien versprach er ihre immer noch nicht vollendeten
Stadtmauern auszubauen und gab ihnen einen grofsen Teil des Geldes,
in Tegea begann er ein Theater zu errichten, dem Tempel in Olympia
schenkte er einen prächtigen Teppich babylonischer Arbeit, den Kyzi-
kenern und besonders den Rhodiern machte er reiche Geschenke für
ihre Marine. Berühmt sind ferner die Statuen, die er für den Altar
auf Delos stiftete, und auch Argos, Byzanz, Kalchedon und Kyzikos haben
seine Freigebigkeit erfahren *.
1) Appian, Syr. 45. Die Münzlegenden zeigen darin eine Steigerung von dem
einfachen ßaaifJwg 'Avtio /ov zu ßao. ylvr. inicpttvovc, ß. A. deov oder &eov innpuvovg
und ß. \4. d-iov ejiKpavovg pixriCfioQov. Babelon a. a. 0. p. XCIIIflf. Auch im Schrei-
ben der Samariter bei Josephus Ant. XII 258 heifst er S^tog snKfai^t'ig. Vgl.
2Makk. 9, 12.
2) Sein Name mit dem seleukidischen Wappen, dem Elefanten, befindet sich
auf athenischen Münzen. Catalogue of greek coins in the Brit. mus. Attika S. 36.
Keinach, REG. 1 (1888) 168. Holleaux, ebeudas. 13 (1900) 273. Babelon, Rois
de Syrie XCII. Hermes 35, 297. Oben S. 18.
3) Nach einer unedierten Inschrift. Heberdey und Wilhelm, Denkschriften
der Wiener Akademie 44 S. 117.
4) Polyb. XXVI 1, 11. XXVIII 22, 3. XXIX 24, 13. Liv. XLI 20, 5.
Granius Licin. p. 9 Bonn. Velleius Pat. I 10, 1. Pausan. V 12, 4. Wichtig ist
das Zeugnis der Eudamos-Inschrift bei Heberdey und Wilhelm, Reisen in Kilikien
109. Michel, Recueil 535. Auf Delos sind mehrere Inschriften gefunden, die Auf-
schriften der dem Antiochos gesetzten Bilder, eine von einem Athener, die zweite von
der Stadt Athen. BCH. III 362 ff. Auch die Reste einer Inschrift aus Ilion, in der
die Ilienser ihre Dankbarkeit ausdrücken, beziehen sich wohl auf ihn. MA. (1890)
219. Eine Widmung für den König und seine Gattin Laodike und ihren Sohn
Antiochos SIG. I' 229 Michel, Recueil 1096.
11. Buch. § 14. Autiochos IV. 95
Auch in seinem Reiche suchte er nun das hellenische Wesen zu
verbreiten, nicht zuletzt hellenische Feste und Gottesdienste, die er mit
verschwenderischer Pracht zu begehen liebte. Gleich nach seiner Thron-
besteigung richtete er Festspiele in Daphne bei Antiochien ein ^ In
und bei Antiochien hat er dem ApoUon und dem Zeus, dem olympi-
schen wie dem kapitolinischen, Heiligtümer und Bildwerke von ge-
waltiger Gröfse errichtet ^, und die Städte des Reiches regte er zu ähn-
lichen Stiftungen an ■^.
Seinen Städten widmete er besondere Sorgfalt. Als er ins Land
kam, brauchte er Unterstützung, und scheint sie bei den Städten ge-
sucht und gefunden zu haben, die er mit Freiheiten und Gnaden-
beweisen beschenkte und in jeder Weise förderte. Indem er ihnen mehr
Selbständigkeit gab, schmälerte er freilich die königliche Gewalt. Mit
ihm kommt die Zeit, wo die seleukidischen Städte eine wichtige Rolle
zu spielen anfangen. Er hat neue Kolonisten aus Hellas, vornehmlich
wohl aus Athen eingeführt. Die Hauptstadt Antiocheia ward durch
einen neuen Stadtteil erweitert '^ ; ihre Verfassung scheint nach attischem
Muster umgestaltet zu sein ^. Ein neues Rathaus und andere Gebäude
wurden errichtet ". Und nicht nur Antiochien scheint er vergröfsert
und umgestaltet zu haben; mehrere Städte haben sich ihm zu Ehren
1) Inscbr. v. Perg. I 160. Vgl. 1 Makk. 3, 30. Josephus, Antiq. XII 294.
2) Granius Licin. p. 9 Bonn. Ammianus Marceil. XXII 13, 1. Vgl. Babelon,
Rois de Syrie XCIV. K. 0. Müller, Antiquit. Antiochenae (comment. societ.
Gotting. VIII) S. 257 ff. Übrigens ward , wie die Münzen zeigen , schon vorher
Zeus verehrt. Das Zeusbild war nach dem Muster des von Phidias gearbeiteten
olympischen gemacht. Die Einführung neuer Gottesdienste durch Antiochos deutet
auch Daniel 11, 36 ff. an.
3) So wird die in Tyros gefeierte Penteteris des Herakles (2 Makk. 4, 18) auf
ihn zurückgeben.
4) Strabo XVI 750. Malalas chron. 205. 234 Bonn. Darnach hiefs der neue
Stadtteil Epiphaneia. Vgl. 0. Müller a. 0. R. Förster, Jahrbuch des k. d. arch.
Inst. 12 (1897) 116 f.
5) Dies zeigt die Urkunde Inschr. v. Pergam. n. 160. Michel, Recueil 550.
Es ist, wie Fräakel bemerkt hat, ein antiochenischer Volksbeschlufs, der sich ganz
in den Formen der attischen hält und auf attische Einrichtungen hinweist. Daher
hat neuerdings HoUeaux (REG. 13 (1900) 258ff.) die Inschrift für Athen in An-
spruch genommen. In der Tat läfst sich vieles dafür sagen, da ja die Form attisch
ist, indes der Schlufs der Urkunde scheint mir entscheidend dagegen zu sprechen
und die Fräukelsche Deutung nötig zu machen. Eine Übertragung attischer Ver-
fassungsformen auf Antiochien hat um so weniger Bedenken , als Antiochos nach
dem Schreiben bei Josephus, Antiq. XII 264 sich auch attische Monate an-
geeignet hat.
6) Malalas a. a. 0. Eustathios zu Dionys. Perieg. 917. Auch das Charouion
galt als sein Werk; es ward nach Malalas zur Abwehr einer Pest errichtet.
06 11- Buch. § 14. Antiochos IV.
den Namen Antiocheia beigelegt ^ so Tarsos, Edessa und Jerusalem^,
andere, zu denen sogar Ekbatana gehört, nannten sich Epiphaneia ^.
Er gab den Städten ein gewisses Münzrecht, und zwar nicht nur den
griechischen, sondern auch den phönizischen , die mit phönizischem Al-
phabet prägten ^. Er bemühte sich ernstlich um Popularität und nahm
in eigener Person am kommunalen Leben teil; nach römischer Sitte
ging er auf den Markt und bewarb sich in geweifster Toga um die
Magistraturen und waltete als Agoranomos oder Demarch auf der sella
CLirulis sitzend, mit Eifer seines Amtes*. Er liebte sich mit wenigen
Begleitern in den Strafsenverkehr zu mischen, den Gewerbtreibenden
zuzusehen , mit den Leuten zu plaudern oder auch zu zechen,
die Schenken und öffentlichen Bäder zu besuchen und dort seine
Possen zu treiben, oder auch ungeladen zum Schrecken der Gäste
in fremde Lustbarkeiten einzudringen. Er schenkte gern, bald wert-
losen Tand bald kostbare Gaben, wie es ihm einfiel. Ernsten und
nüchternen Beurteilern schien er wegen solcher Streiche halb verrückt
zu sein ^. Er war tatenlustig und ehrgeizig, zugleich aber unbeständig,
launenhaft und ausschweifend ^. Leicht griff er zur Y/illkür und Un-
gerechtigkeit''' , bei seiner Verschwendung ging ihm oft das Geld aus;
dann nahm er es ohne Skrupel, wo er es fand, selbst Heiligtümer wurden
nicht verschont ^. Bei aller Popularität erregte er nicht selten Em-
pörung und Widerstand ^, wufste aber in solchen Fällen die königliche
1) Stephan. Byz. s. TagaSg, llfTio/na. Plin. h. n. V 8(3. 2 Makk. 4, 9. 19.
2) Steph. Byz. s. 'AyßaTuyu. Aul'ser dem bekanuten syrischen Epiphaueia
wird ein anderes am Euphrat und ein drittes in Kilikien genannt. Plinius n. h,
V 83. 86. 93.
3) Babelon, Rois de Syrie CI. Es sind die Städte Antiocheia am Saros
(Adana), Antiocheia in Mydonien (Nisibis), das übrigens diesen Namen schon lange
führte (Polyb. V 51, 1), Antiocheia bei Kallirrhoe (Edessa), Antiocheia in Ptolemais,
Antiocheia bei Daphne, Hierapolis in Syrien (Bambyke) und in .Kilikien (Kastabala),
Seleukeia in Pierien und am Pyramos (Mopsuhestia), Alexandreia bei Issos, Lao-
dikeia am Meer, Askalon, Apameia am Axios und Tripolis. Phönizisch münzen
Byblos (Gebal), Tyros, Sidon und Laodikeia am Libanon.
4) Polyb. XXVI 1, 5. Liv. XLI 20.
5) Polyb. XXVI 1. Liv. XLI 20. Diodor XXXI 32 a.
6) Über seine Trinkgelage berichtet Athen. X 438 D. FHG. III 186. Aelian,
Var. bist. II 41. Grauius Licin. p. 9 Bonn.
7) Vgl. 2 Makk. 4 , 43 ff. die Erzählung von der Klage der Juden gegen
Menelaos.
8) Granius berichtet, wie er nach Hierapolis kam, um sich dort mit der Ar-
temis zu vermählen und den Tempelscbatz als Mitgift nahm. Vgl. Sulpicius Sev.
chron. II 19, 6.
9) So brachen um 169 v. Chr. in Tarsos und Mallos, die er seiner Kebse
Antiochis geschenkt hatte, Unruhen aus. 2 Makkab. 4, 30. Ebenso ist er nach
11. Buch. § 14. Aatiochos IV. 97
Autorität kräftig wahrzunehmen. Der Jude Hyrkanos, der sich unter
Seleukos im Ostjordanlande zu behaupten gewufst, gab nach der Thron-
besteigung des Antiochos seine Sache verloren und nahm sich das Leben;
der König zog darauf seine Besitzungen ein ^ Den gröfsten Einflufs
hatten bei ihm zwei Günstlinge und Lieblinge, die Brüder Tiraarchos
und Herakleides; der eine erhielt die wichtige babylonische Satrapie,
Herakleides ward Reichsschatzmeister -. Mit den Römern stand Antiochos
in bestem Einvernehmen und häufiger Verbindung ^. Er hatte in seinem
langjährigen Aufenthalte in Rom * viele Freunde erworben und zugleich
eine lebhafte Bewunderung für das römische Wesen sich angeeignet und
liebte es, dies bei jeder Gelegenheit zu offenbaren; er hat nicht nur
den Juppiter Capitolinus in Antiochien eingeführt, sondern auch römische
Amter und Sitten, sogar die Fechterspiele ^, und hielt darauf, sich stets
als einen aufrichtigen, ergebenen Freund der grofsen Republik zu zeigen.
Hieronyin. ia Dan. 11, 40 f. (vol. III p. 1132 f.) mit Arados in Konflikt geraten
und hat es unterworfen. Arados besafs ein grofses Mals von Autonomie. Strabo
XVI 754. Bd. II 378.
1) Josephus Antiq XII 236.
2) Appian Syr. 45.
3) Diodor XXXI 27 a.
4) Wo ihm ein eigenes Haus erbaut worden war. Asconius in Pison. p. 13
Or. p. 12 Scholl.
5) Liv. XLI 20, 11 f. XLII 6, 9. Polyb. XXXI 3, 5. Zu seinen Freunden
gehörte z. B. C. Popilius.
Niese, Gesch. d. griech. u. mak. Staat-in. III.
12. Bück
Der Untergang Makedoniens und der Krieg
zwischen Antiochos Epiphanes und Ägypten.
§1.
Nach dem Tode Philipps (oben S. 34) trat Perseus die Herr-
schaft in Makedonien ohne Widerspruch an, wie er schon zu Lebzeiten
des Vaters einen wichtigen Anteil an der Regierung gehabt hatte. Nur
im Untertanen Thrakien regte es sich an verschiedenen Stellen. Einer
der dortigen Fürsten, der Sapäer Abrupolis, überfiel das benachbarte
Makedonien, die Gegend am Pangäon und streifte verwüstend und
plündernd bis nahe an Amphipolis heran. Allein Perseus eilte herbei,
schlug ihn, verjagte ihn aus seinem Lande und befestigte die make-
donische Herrschaft in Thrakien, wo der Odryse Kotys, Sohn des Seuthes^
sein treuester und mächtigster Bundesgenosse ward ^, ein Fürst, der
durch tüchtige Eigenschaften weit über seine Volksgenossen hervorragte.
Ohne Schwierigkeit fand Perseus die Anerkennung der Römer.
Durch eine besondere Gesandtschaft liefs er in Rom die Freundschaft
und das Bündnis erneuern, und der Senat schickte zu seiner Begrüfsung
ebenfalls eine Gesandtschaft nach Makedonien, die mit allen Ehren auf-
genommen ward (178 v. Chr.) -. Der Senat kannte seine Gesinnung
1) Polyb. XXII 8, 2. Appian, Maked. 11, 1. 6. Diodor XXIX 33. Liv.
XLII 41, 11. Pausan. VIT 10, 6. Vielleicht gehört auch Polyb. fr. 105 (p. 1380
Hultsch) hierher. Über Kotys vgl. Polyb. XXVII 12. Diodor XXX 3. Liv.
XLII 29, 12. 51, 10. Auch andere Thraker müssen sich gerührt haben; Perseus
hat hier Eroberungen gemacht. Vgl. unten S. 101. Appian a. 0.
2) Liv. XL 58, 9. XLI 24, 6. Diodor XXIX 30. Zonar. IX 22, 2.
12. Buch. § 1. Perseus' Anfänge. J)9
wohl, die im Streite mit Demetrios deutlich zu Tage getreten war; er
war ein Feind der Römer, aber es kam darauf an, wie er sich als
König zeigen würde. Von seinem Vater übernahm er eine starke
Kriegsrüstung, die ihn mit Vertrauen erfüllte; die Bevölkerung des
Landes hatte sich vermehrt, das Ansehen des Königtums war befestigt,
und Perseus arbeitete in derselben Richtung weiter. Von den Lastern
und Leidenschaften Philipps, der den Weibern und dem Wein so stark
ergeben war, hielt er sich frei. Sein Aufseres war stattlich, in allen kriege-
rischen Übungen war er tüchtig. Die zahlreichen und bitteren Feind-
schaften, die sich sein Vater erworben hatte, suchte er zu versöhnen.
Seine Regierung begann mit einem Gnadenerlafs und Amnestie für Ver-
urteilte und Verbannte, besonders die zahlreichen Schuldner des Fiskus.
Die Verbannten wurden durch öffentlichen Aufruf in Delphi, Dolos
und beim böotischen Heiligtum der Athena Itonia aufgefordert zurück-
zukehren, die Rückgabe ihres Besitzes ward ihnen zugesichert. In
Makedonien schien eine neue Zeit angebrochen, und auch in Hellas
wurden viele Hoffnungen erweckt. Denn in einem Punkte ging nun
Perseus andere Bahnen als sein Vater; Philippos hatte Hellas gegen-
über, wo er so viele Feinde besafs, strenge Zurückhaltung bewahrt,
dagegen Perseus begann sich sofort um die Gunst der Hellenen zu
bewerben und überhaupt nach allen Seiten hin neue Verbindungen
zu suchen ', und überall kam man ihm entgegen. Alle heimlichen
oder offenen Gegner Roms, auch frühere Feinde Philipps, alle die-
jenigen, die Rom nicht übermächtig werden lassen wollten, wandten
sich ihm zu. Er schien das natürliche Gegengewicht gegen die römische
Allmacht, die Stütze der Unabhängigkeit Griechenlands. Perseus
wünschte gewifs nicht, trotz seiner Römerfeindschaft, den Krieg mit
Rom'^, er war nicht der Mann heroischer Entschlüsse, sondern ängst-
lich und zaudernd ; aber er wollte unabhängig sein , und es war das
Verhängnis seiner Stellung, dafs alle Gegner Roms in ihm ihr Haupt
sehen mufsten. Makedonien war die gröfste Mihtärmacht des Ostens,
die ein starker Kern für den Widerstand gegen die römische Herr-
schaft werden konnte. Perseus wui-de mit Notwendigkeit, selbst ohne
es zu wollen, Roms Nebenbuhler in der Hegemonie über Griechenland
und die Welt, und umgekehrt mufste alles, was von ihm zu fürchten
1) Polyb. XXV 3. Athen. X 445 D. Liv. XLII 11. Appian, Maced. 11, 2.
Perseus nahm gleich seinen Platz in der delphischen Amphiktiouie ein , wo er
schon bei den nächsten Pythien (178 v. Chr.) unter den Mitgliedern erscheint.
SIG. 1* 29.3.
2) Auf das entgegengesetzte Zeugnis des Livius XLII 5, 15 ist nicht viel
zu geben.
7*
100 12. Buch. § 1. Perseus' Anfänge 178 v. Clir.
hatte, sich an die Römer halten. Es entstand sofort eine starke Spannung
zwischen Makedonien und Rom, die alle Gemüter ergriff', am meisten
in Hellas, wo man von der Entscheidung zunächst berührt war. Mit
entgegengesetzten Gefühlen, mit Hoffnung oder schwerer Besorgnis sah
man am politischen Himmel die schwarze Wetterwolke aufziehen.
Zunächst verband sich Perseus mit den Seleukiden. Da um diese
Zeit seine Gattin gestorben war ^, so A^ermählte er sich mit Laodike,
der Tochter des Seleukos IV. Der Vater selbst bot ihm die Hand
seiner Tochter an, und da die syrischen Schiffe nicht im ägäischen Meer
erscheinen durften, so übernahmen es die Rhodier, dem Perseus die
Braut mit ihrer Flotte zuzuführen ^'. Die Hochzeit ward mit aller
Pracht, unter Teilnahme der vornehmsten hellenischen Gemeinden ge-
feiert. Den Rhodiern bezeigte Perseus seinen Dank durch reiche Ge-
schenke. Bald darnach gab Perseus seine Schwester dem Prusias II
von Bithynien zur Gemahlin ^. Die Römer nahmen den Rhodiern ihren
Freundschaftsbeweis gegen Perseus sehr übel, um so mehr, als sie zu
derselben Zeit ein Aufgebot und Musterung ihrer ganzen prächtigen
Seemacht veranstalteten. Schon gleich darnach (l77 v. Chr.) hatten
sie in der lykischen Angelegenheit die Verstimmung des Senats zu ihrem
Schaden zu spüren *.
Bald erweckte Perseus in Rom neues Mifstrauen. Nach der Ver-
abredung mit Philippos (oben S. 30) hatten sich die Bastarner gegen
die Dardaner in Bewegung gesetzt. In Begleitung eines makedonischen
Abgesandten ging ein Haufe erprobter Krieger mit Weib und Kind,
mit Sack und Pack über die Donau ^ und meldete dem makedonischen
Hofe seine Ankunft. Kurz vor Amphipolis jedoch erhielten die Boten
die Nachricht vom Ableben Philipps, und nun kam der Zug ins Stocken.
Die thrakischen Stämme betrachteten ihren Vertrag mit Philippos als
gelöst; sie lieferten den Bastarnern nicht die versprochenen Lebens-
mittel, diese fingen an zu plündern und wurden in einen Krieg mit
den Thrakern verwickelt, die sich vor ihnen auf ihre Berge zurück-
zogen *>. Dort versuchten die Bastarner sie anzugreifen, wurden aber
1) Eumenes behauptete, Perseus habe sie selber umgebracht. Liv. XLII 5, 4 f.
2) Laodike landete vielleicht unterwegs auf Delos. Die Delier haben ihr
eine Statue gesetzt, deren Aufschrift noch erhalten ist. CIG. II 2275a. SIG.
P 294.
3) Polyb. XXV 4, 8. Appian, Maked. 11, 2. Mithr. 2. Liv. XLII 12, 3f
4) Polyb. XXV 4, 7. Oben S. 82.
5) Liv. XL 57, 2 ff.
6) Genannt wird der Duuax; denn ohne Zweifel ist bei Liv. XL 58, 2 für
Donucam zu schreiben Dunaca nach Strabo IV 208. Wenn dies die heutige Rilo
Planina bei Dubnica ist, so siud die beteiligten Thraker wohl Deutheleteu.
12. Buch. § 1. Die Bastarner in Thrakien. 101
auf der Höhe durch einen gewaltigen Schneesturm zurückgetrieben.
Nun entstand im bastarnischen Lager eine Spaltung; während ein Teil
zurückkehrte \, zogen die übrigen, 30 000 Mann, unter KJondikus weiter
gegen die Dardaner und setzten sich dort fest. Unter der Hand wurden
sie von Perseus unterstützt, Thraker und Skor disker kamen ihnen zur
Hilfe, und sie setzten nunmehr den Angi-ifF ins Werk. Die bedrängten
Dardaner wandten sich nach Rom, wo ihre Gesandten 176 v. Chr. er-
schienen und als Urheber des bastarnischen Zuges den Perseus ver-
klagten, ihi^en gefährlichsten Feind, den sie mehr zu fürchten erklärten,
als die Bastamer. Da zugleich aus Thessalien Beschwerden gegen Per-
seus einliefen, so gingen römische Legaten zur Erkundigung nach Make-
donien -. Perseus versicherte, an dem bastarnischen Unternehmen keinen
Anteil zu haben, und liefs zur weiteren Rechtfertigung eine besondere
Gesandtschaft nach Rom abgehen. Er erhielt vom Senate die Mahnung,
seinen Pflichten gegen Rom treu zu bleiben. Als die römische Gesandt-
schaft bei Perseus eintraf, hatte der Krieg gegen die Dardaner schon
angefangen und dauerte, wie es scheint, den ganzen Sommer. Auf den
Winter gingen die Kampfgenossen der Bastarner, Thraker und Skor-
disker nach Hause, und diesen Zeitpunkt benutzten die Dardaner, durch
einen unerwarteten Angriff die Eindringlinge zu vertreiben. Es folgten
schwere und wechselvolle winterliche Kämpfe, die damit endeten, dafs
die Bastarner sich zum Abzüge verstanden. Sie gingen über die ge-
frorene Donau in die Heimat zurück; aber das Eis brach, und ein
grofser Teil des Heeres ging zu gründe ^ . Der Versuch, die Dardaner
auszurotten, war also mifsglückt ; allein der Stamm hat bei diesen Kämp-
fen schwere Verluste erlitten, und seine Kraft ist auf längere Zeit
gebrochen.
Schon erwähnt ist, dafs Perseus seine Herrschaft in Thrakien rasch
wieder herstellte, wobei ihm die Bastarner vielleicht gute Dienste ge-
leistet haben. Wie Philippos hat auch er den Byzantiern gegen ihi*e
Nachbarn Hilfstruppen geschickt *. Auf der anderen Seite suchte und
1) Liv. XL 58, 8, wo der Text verderbt ist. Überliefert ist: cetera imiltitudo
retro qua venerat Äpolloniam meridianam regionem repetit. Apollouia kann nur
das poutische sein ; dann könnte in meridianam vielleicht Mesambria stecken.
Denkbar ist, dafs die Bastarner zuerst ostwärts aa die Küste zogen und von hier
aus die Donau erreichten.
2) Polyb. XXV 6. Liv. XLI 19, 4flF. 23, 12. Appian, Maced. 11, 1. Das
Haupt der Gesandtschaft war Aulus Postumius.
3) Winter 176/5 v. Chr. Liv. XLI 19, 7 ff. Oros. IV 20, 34. Der Text des
Livius, der diese Vorgtinge unter den Konsuln von 175 v. Chr. erzählt, ist lücken-
liaft und teilweise unverständlich. In einem Punkt ergänzt ihn Orosius.
4) Appian, Maced. 11, 1. Liv. XLII 40, 16. 42, 4.
103 12. Buch. § 1. Perseus und die Hellenen.
fand er Verbindungen in Illyrien ^ ; als ein dortiger Fürst, Arthetauros,
von seinen Widersachern ermordet ward, fanden die Mörder in Make-
donien Zuflucht. Man argwöhnte, Perseus sei Urheber der Tat und
Arthetauros sei beseitigt worden, weil er die Freundschaft Roms suchte.
Perseus hat dann auf Vorstellung der Römer, um den Verdacht zu ent-
kräften, die Mörder ausweisen lassen '^. Aber besonders eifrig bemühte
sich Perseus um die Hellenen, und es gelang ihm, den durch Philipps
zahlreiche Feindschaften unterbrochenen Verkehr wiederherzustellen,
zunächst mit den Nachbarn, den Thessalern, Epiroten und Atolern ^, was
um so leichter geschah, als Perseus mit ihnen an der delphischen Am-
phiktionie teilnahm *. Bald machte sich überall makedonischer Einfluls
mittelbar und unmittelbar fühlbar, und es bildeten sich makedonische
Parteien. Zuerst spürte man es in Thessalien, wo die schwersten po-
litischen Gegensätze herrschten. Schon 176 v. Chr. gerieten die von
Titus ins Regiment gesetzten Optimaten in Unruhe und wandten sich
an die Römer, die dann eine Gesandtschaft dahin abordneten ^. Nirgend-
wo ferner waren vielleicht die makedonischen Sympathien und die Ab-
neigung gegen die Römer so alt und tief gewurzelt wie in Böotien. Die
herrschende Partei setzte durch, dafs mit Perseus ein förmliches Bünd-
nis geschlossen ward, dessen Urkunde in Delphi und in den vornehmsten
böotischen Heiligtümern aufgestellt ward •". FreiUch geschah es nicht
ohne starken Widerspruch der Römerfreunde , deren Wortführer sich
nach Rom aufmachten, um Beschwerde zu führen; aber sie kamen vor-
her um, durch Schiffbruch, wie Perseus sagte; seine Gegner behaupteten,
er selbst habe sie beseitigt ^. Bei den Atolern hatte Philippos schon
während des Krieges gegen Antiochos sich den Weg zu einer Verstän-
digung zu bahnen gesucht '^. Perseus fand hier um so mehr Anhang,
1) Später hatte Perseus allerlei illyrische Bundesgenossen. Liv. XLV^ 33, 8.
Vgl. unten.
2) Appian, Maced. 11, 6. Liv. XLII 13, 6. 40, 5 f. 41, 5.
3) Liv. XLII 24, lU.
4) Oben S. 99 Anm. 1.
5) Polyb. XXV 6, 4.
6) Polyb. XXVII 1, lOf 2, 7. Liv. XLII 12, 5. 38, 5. 43, 4 ff. Appian,
Maced. 11, 1. 7. Die Römer behaupteten, Perseus sei nicht berechtigt gewesen,
das Bündnis zu schlielsen. Wie weit es zutrifft, wissen wir nicht ; jedenfalls hat
sich Perseus in Rom entschuldigt. Liv. XLII 42. Er scheint wirklich bei einer
Gelegenheit Hilfe geleistet zu haben.
7) Liv. XLII 13, 7. 40, 7 41, 5. Polyb. XXII 8, f). Die Gesandten waren
nach Livius die Thebaner Euersa (oder Erua) und Kallikritos.
8) Durch die Freigebung des gefangenen Nikandros. Polyb. XX 11, 7 ff.
Bd. II 710.
12. Buch. § 1. Ätoler. 103
je unsicherer und trauriger die Zustände im Bunde sich gestalteten.
Wenn die Atoler schon früher durch Kriegsnöte in ökonomische Be-
drängnis geraten waren, so griff dieses Übel nach dem unglücklichen
Kriege, der Einschränkung des Bundes und seiner Freiheit reifsend um
sich '. Es herrschte eine allgemeine Verschuldung, und daraus entstanden
die schwersten Unruhen. Man wollte eine gewaltsame Schuldentilgung
durchsetzen ; Gesetz und Recht ward aufgehoben, und die Parteien standen
sich erbittert gegenüber. Nachdem einmal Blut geflossen war, hörten
die Kämpfe nicht mehr auf ^. Gegenüber der römischen entstand eine
grofse makedonische Partei ^. Vor allem die Verschuldeten und Be-
drängten setzten ihre Hoffnung auf Perseus. Der König hat einmal bei
neuen Unruhen den Atolern auf ihr Ansuchen Hilfe geleistet ^ und ge-
riet hier wie bei den Thessalern in Verdacht, den Streit absichtlich
zu schüren.
Mit den ätolischen Unruhen steht es vielleicht im Zusammenhang,
dafs um das Jahr 174 v. Chr. die Doloper, die Untertanen des Perseus,
sich empörten und ihren Präfekten Euphranor umbrachten. Die Auf-
ständischen hatten die Absicht, römische Vermittlung anzurufen, jedoch
Perseus kam ihnen zuvor, rückte vermutlich von Demetrias her schnell
ein, brachte das Land wieder zur Unterwerfung und strafte die Schul-
digen. Auf dem Rückwege unternahm er plötzlich mit seinen Truppen
einen Besuch beim Heiligtum in Delphi, an dem er ja als Amphiktione
einen gewissen Anteil hatte. Er verweilte drei Tage daselbst, opferte
und zog dann heimwärts. Er hatte vorher die Völkerschaften , die er
berührte, um freien Durchzug gebeten; seine Truppen hielten die beste
Mannszucht. Dann ergingen an die hellenischen Gemeinden Schreiben,
worin er die frühere Feindschaft mit seinem Vater zu vergessen bat
und seine Freundschaft anbot. Es ist natürlich, dafs das Erscheinen
des Perseus in Delphi überall bei Freund und Feind grofses Aufsehen
machte ^. Als der Pergamener Eumenes davon hörte, argwöhnte er so-
1) Bd. II 563. Oben .S. 12.
2) Polyb. XXX 11. Vgl. Diodor XXIX 33. Vielleicht gehört das von Po-
lybios erwähnte Blutbad bei Arsinoti schon in diese Zeit.
3) Als römische Parteigänger kennen wir besonders Lykiskos, Thoas, Teisippos,
als Freunde des Perseus Nikaudros, Hippolochos, Lochagos, Eupolemos, Proandros,
Archedamos, Pantaleon. Polyb. XXII 10. XXVII 15, 14. XXVIII 4. XXX
13, 4. Es sind Männer, die zum Teil auch als ätolische Beamte auf den delphischeu
Inschriften vorkommen.
4) Liv. XLII 12, 7. 40, 7. 42, 4. Appian, Maced. 11, 1. 7.
5) Liv. XLI 22, 4. 23, 13 f. XLII 13, 8. 41, 13. Appian, Maced. 11, 1. 6-
Polyb. XXII 8, 4. Perseus beschreibt seinen Weg bei Liv. XLII 42, wo der Text
104 12. Buch. § 1. Perseus und die Achäer.
gleich, dafs Perseus die Absieht gehabt, bei dieser Gelegenheit seinen
Parteigängern in Thessalien zum Siege zu verhelfen ^
Ferner suchte der makedonische König mit den Achäern wieder
Fühlung zu gewinnen ^, die sich neben den Athenern am schroffsten von
Phihppos abgewandt hatten. Vielleicht schon beim Abschlufs des
römischen Bündnisses (198 v. Chr.) hatten sie jeden Verkehr mit Make-
donien aufgehoben; kein Makedonier, nicht einmal Gesandte durften
ihr Gebiet betreten, und umgekehrt wagte kein Achäer nach Makedonien
zu gehen. So kam es, dafs Makedonien eine Zuflucht der entlaufenen
achäischen Sklaven ward. Dies gab dem Perseus die Handhabe zur
Anknüpfung (174 v. Chr.) Er hefs diese Sklaven aufgreifen und richtete
ein Schreiben an den achäischen Bund, worin er sich erbot, sie aus-
zuliefern, und Vorkehrungen zu treffen bat, dafs hinfort die achäischen
Sklaven bei ihm keine Zuflucht suchen möchten. Das Schreiben ward
in der Bundesversammlung durch den Strategen Xenarchos verlesen und
führte zu einer lebhaften Erörterung. Kallikrates war gegen jede An-
näherung; denn es sei gefahrlich zu einer Zeit, wo solche Spannung
zwischen Rom und Perseus bestehe und der Friede bedroht sei, den
Verkehr mit Makedonien wieder zu eröffnen. Dagegen der Strateg, der
zur Unabhängigkeitspartei gehörte, sein Bruder Archon und ihre Ge-
sinnungsgenossen rieten, sich entgegenkommend zu zeigen und der un-
natürlichen Feindschaft mit einer Macht, die sich früher um den Bund
solche Verdienste erworben und mit Eom in anerkanntem Frieden lebe,
durch Wiederherstellung der freundlichen, ganz unverfänglichen Beziehungen
ein Ende zu machen. Diese Ansicht fand beifällige Aufnahme, doch
kam es aus formellen Gründen zu keinem Beschlufs; man nahm Anstofs
daran, dafs Perseus nur einen Brief geschickt habe, und als der König
zu einer späteren Tagsatzung in Megalopolis Gesandte abordnete, wufsten
Kallikrates und seine Freunde ihre Zulassung zu hintertreiben. Das
amtliche Achaja wies also den makedonischen Annäherungsversuch zurück,
aber die überwiegende Mehrheit des Volks war ihm offenbar günstig
gesinnt ^. Selbst in Sparta fand Perseus Freunde. Leonidas, ein Mit-
glied der Königsfamilie, trat mit ihm in Verbindung. Briefe von ihm
korrupt ist. Es scheint, dafs er von Phthiotis aus über den Öta und durch Doris,
also wohl über Herakleia nach Delphi ging. Zurück ging er vermutlich nach
Demetrias. Übrigens hat ihm vielleicht ein Weg zu den Dolopern , die ja eine
Enklave bildeten, vertragsmäfsig zugestanden.
1) Liv. XLII 13, 8.
2) Liv. XLI 23 f.
3) Vgl. Liv. XLII 12, 6.
12. Buch. § 1. Unrulien in Hellas. 105
an Perseus wurden aufgefangen, er wurde hierauf von den Achäern ver-
bannt und ging nach Makedonien ^
Um diese Zeit brachen im ätoh'schen Bunde schwere Unruhen und
Kämpfe aus '^. Indem beide Parteien die römische Vermitteiung an-
riefen, kamen sie zugleich so weit zur Besinnung, dafs sie von sich selbst
aus einen gütlichen Ausgleich herzustellen suchten. Jedoch ein blutiges
Ereignis machte diesen Versuch zu schänden. In Hypata, der Stadt
der Anianen, standen sich ebenfalls zwei Parteien gegenüber, deren
Häupter Proxenos und Eupolemos waren. Proxenos erlag ^ und ward
mit seinen Anhängern verbannt. Darnach kam eine Aussöhnung zu
stände, die Verbannten durften zurückkehren, eine Volksmenge, Eupo-
lemos an der Spitze, holte sie feierlichst ein. Als aber die Heimkehrenden
im Stadttore waren, wurden sie überfallen und zum gröfsten Teil, gegen
achtzig angesehene Männer, erschlagen, und diese Bluttat entfachte die
Flamme des Bürgerkrieges von neuem.
Diese Bewegung verpflanzte sich nach Thessalien, wo die Bürger-
schaften nicht minder bedrückt waren, und zu den Perrhäbern; überall
kam es zu blutigen Parteikämpfen. In Rom schrieb man die Ursache
dem Perseus zu, der die Verschuldeten aufgereizt habe, um bei den Un-
ruhen seine Parteigänger ans Regiment zu bringen *. Der Senat schickte
zur Beilegung der Streitigkeiten eine Gesandtschaft ab ^, die, wie es
1) Liv. XLII 51, 8. -
2) Liv. XLI 25. XLII 5, 7 ff. Diodor XXIX 33. Brandstäter, Geschichten
des ätol. Landes 477 ff.
3) Nacli Brandstäter S. 479 gehörte er zur römischen Partei.
4) Liv. XLII 13, 9. 40, 7. Diodor XXIX 33. Appian, Maced. 11, 1. Bei
Appian mufs für frftP.orc nicht mit Ursinus IlfQocdßot'i;, sondern Jitio^ov? hergestellt
werden .
5) Die römische Einmischung in diesen Zwist wii'd von Livius offenbar nicht
richtig erzählt. Nach XLI 25, 5 schickt der Senat 174 v. Chr. 5 Gesandte zur
Beilegung des Streites nach Atollen, darunter Ap. Claudius Pulcher. Diese kehren
nach der Verhandlung in Delphi nach Rom zurück mit der Meldung, dafs die
Wut der Ätololer nicht zu bändigen sei (cap. 27, 4). Bald darnach wird XLII 2
erzählt, dafs Anfang 173 v. Chr. die nach Ätolien und Makedonien ausgeschickten
Gesandten heimkehren imd berichten , Perseus habe unter erdichteten Vorwänden
eine Zusammenkunft abgelehnt und rüste offenbar zum Kriege ; in Atolien würden
die Zustände mit jedem Tage schlimmer. Wenig später (cap. 4, 5) kommen Ge-
sandte der Atoler in Anlafs der Unruhen, und der Thessaler, um Nachrichten aus
Makedonien zu bringen ; endlich erfolgt nach cap. 5 , 7 die Absendung des Ap.
Claudius und Marcellus zur Beilegung der ätolischen und thessalischen Wirren.
Der hier erwähnte Ap. Claudius ist offenbar derselbe wie der Ap. Claudius Pulcher
der früheren Gesandtschaft (XLI 25, 5), und es ist sehr wahrscheinlich , dafs die
zweite Gesandtschaft mit der ersten zusammenfällt und dafs Livius bei seiner Be-
106 12. Buch, i; 1. Unruhen in Hellas.
scheint, zuerst nach Delphi ging, wo die ätolischen Parteien erschienen
und ihre Sache darlegten ^ Zu den Thessalern begab sich Appius
Claudius, und es gelang ihm, die Wut der Parteien zu besänftigen und
einen Ausgleich zu Wege zu bringen, der uns zeigt, dafs es in Thessalien
wirklich einen Notstand gab. Die Gläubiger wurden genötigt, die über-
naäfsigen Zinsen herabzusetzen, und eine Anordnung ward getroffen, wo-
nach die gesamten Schulden in zehn jährlichen Raten abgetragen werden
sollten. Ahnlich wurden die Perrhäber beruhigt. Bei den Atolern ge-
lang es nicht so leicht ; der römische Gesandte Marcellus - richtete wenig
aus, wahrscheinlich zielten seine Bemühungen darauf ab, die Römer-
freunde zur Herrschaft zu bringen ; er erreichte immerhin, dafs die Par-
teien die Waffen niederzulegen und das Geschehene zu vergessen zu-
sagten und sich durch Geiseln, die nach Korinth gebracht wurden, gegen-
seitig Bürgschaft leisteten (173 v. Chr.) Von Delphi begab sich
Marcellus in den Peloponnes zur achäischen Tagsatzung, belobte die
Achäer, dafs sie die Auerbietungen des Perseus abgewiesen hätten,
und offenbarte damit, wie man in Rom gesinnt war. Die Römer
sahen , wie wohl gerüstet der makedonische König war ^ und welche
Fortschritte er in der Volksgunst machte, sie glaubten überall seine
Hand zu erkennen '^ und betrachteten ihn mit äufserstem Mifstrauen.
Perseus wufste davon und nahm Gelegenheit, sich in Rom durch eine
Gesandtschaft nochmals zu rechtfertigen. Die Römer mufsten zugeben,
dafs ihm eine Verletzung der Verträge nicht nachgewiesen werden
könne, nur die Vertreibung des Abrupolis griffen sie auf Freilich war
sie geschehen, ehe Perseus den Vertrag mit Rom erneuert hatte, und da-
mals hatten die Römer nichts dagegen einzuwenden gehabt. Jetzt aber
nahmen sie sich des Thrakers an; sie betrachteten ihn als Freund und
arbeitung aus einer Sendung zwei gemacht hat. Die erste Gesandtschaft der fünf
Kommissare ist verdächtig.
1) Wie tief der Zwist wurzelte und auch in die Familien eindrang, zeigt ein
Fall, der sich dort ereignete. Jener Hypatäer Proxenos, der dem Blutbade ent-
ronnen war, führte seine Sache vor den Legaten beredt und, wie es schien, mit
gutem Erfolge. Da starb er plötzlich; seine eigene Gattin, Orthobulc, hatte ihn
Tergiftet. Sie ward deswegen verurteilt und verbannt. Liv. XLI 25, 6.
2) Vielleicht, wie Weifsenborn meint, M. Claudius Marcellus, der Konsul von
183 v. Chr.
3) Appiau, Maced. 11, 1.
4) Die späteren römischen Historiker haben dieses Kapitel weiter ausgebaut.
Liv. XLH 25, 1 .spricht von geheimen Zusammenkünften des Perseus mit Ver-
tretern asiatischer Gemeinden in Samothrake , die ebenso erdichtet sind , wie die
nächtlichen Beratungen mit makedonischen Gesandten in Karthago (Liv. XLI
22, 2).
12. Buch. § 1. Eumenes in Rom. t07
Bundesgenossen ^ und verlangten, dafs Perseus ihn in seine Herrschaft
zurückkehren lassen sollte ; aber hierzu wollte sich Perseus nicht verstehen '-^ ;
denn er wufste wohl, dafs ei,n Zugeständnis das andere nach sich ziehen
würde; jedenfalls sein Ansehen und seine Herrschaft in Thrakien würde
er alsdann nicht behaupten können, und dieses Gebiet, wohin die Römer
noch nicht vorgedrungen waren, bildete eine der wichtigsten Grundlagen
der makedonischen Machtstellung.
Einen getreuen und zuverlässigen Bundesgenossen und Helfer hatten
die Römer in Eumenes von Pergamon, der alle Schritte des Perseus mit
eifersüchtiger Besorgnis überwachte. Er bemühte sich gleichfalls um die
Gunst der Hellenen, hatte überall seine Freunde, die ihn mit Nach-
richten versahen, und mufste nun vor dem steigenden Ansehen des Per-
seus seinen Einilufs immer mehr schwinden sehen. Vergeblich bemühte
sich der Pergamener um ein Bündnis mit den Böotern. In Atollen
ward trotz wiederholten Gnadenerweisungen sein Einflufs von dem make-
donischen gänzlich verdunkelt. Er ward unpopulär ; die früher gewährten
Ehrenbezeigungen wurden entweder vernachlässigt oder geradezu ab-
geschafft 2. Letzteres geschah in Achaja, wo man vor einiger Zeit durch
Bundesbeschlufs die unziemlichen und ungesetzlichen Ehren aufgehoben
und aus diesem Anlasse fast alle dem Eumenes zuerkannten Auszeich-
nungen beseitigt hatte, nachdem man ihm schon früher eine recht un-
freundliche Gesinnung gezeigt hatte *. Auch in Asien war er unbeliebt-
in den dortigen Freistädten war Perseus, wie behauptet wird, angesehener
als der Pergamener ^. Am nächsten fühlte sich Eumenes in Thrakien
bedroht, wo Makedonien immer mächtiger ward, wo die Verbindung
mit Byzanz und Bithynien ihn beunruhigte. Der Zug nach Delphi,
der ihm durch Eilboten sofort gemeldet ward, hatte ihm keine geringe
Unruhe eingeflöfst. Dazu kam sein eigenes Zerwürfnis mit den Rhodiern,
und deren Annäherung an Perseus. Er hielt den Augenblick der Ent-
scheidung für gekommen und entschlofs sich , in eigener Person nach
Rom zu gehen und dort zum Kriege zu treiben. Er liefs dazu alles,
was er über die Rüstungen des Perseus in Erfahrung gebracht, auf-
zeichnen, um es dem Senate vorzulegen (172 v. Chr.)''. Seine Reise
1) Vielleicht ist er es erst nachträglich geworden.
2) Diodor XXIX 33. Appian, Maced. 11, 6. Liv. XLII 41, 10. Die Ver-
handlung wird am besten in diese Zeit, etwa Winter 173 2 v. Chr. gesetzt.
3) Liv. XLII 12, 5.
4) Polyb. XXVII 18. XXVIII 7. Vgl. oben S. 40. G8. Seine besonderen
Gegner bei den Achäern waren Sosigenes, Diogenes u. a.
5) Liv. XLII 12, 1. 13, 3. 14, 8 f.
0) Liv. XLII G, 3. Uff.
108 12. Buch. § 1. Eumenes in Rom 172 v. Chr.
erregte in der ganzen Welt gröfstes Aufsehen und gespannte Erwartung;
jedermann fühlte, dafs Grofses bevorstünde. Aus mehreren Staaten
machten sich unter verschiedenen Vorwänden Gesandte ebenfalls nach
Rom auf den Weg, vor allem Perseus schickte eine Abordnung, und
auch die Rhodier stellten sich ein; sie vermuteten mit Recht, Eumenes
würde auch sie verklagen.
Eumenes ward in Rom mit aller Auszeichnung empfangen ^ Er
wolle, erklärte er im Senat, die ehrgeizigen Absichten des Perseus offen-
baren und die Römer auffordern einzuschreiten, ehe es zu spät sei. Er
schilderte das wachsende Ansehen des Perseus, seine Rüstungen -, seine
Macht und Hilfsmittel, wie er ferner durch seine Umtriebe Griechenland
zu gewinnen trachte und das römische Übergewicht dort ernstlich be-
droht sei; auch auf die Haltung der Rhodier wies er hin. Die Summe
seiner Rede war, Griechenland könnte nicht frei sein, solange Make-
donien bestünde.
Die Worte des Eumenes bewegten sich ganz in der bisherigen
Richtung der römischen Politik und waren daher von grofser Wirkung ^.
Sie gaben der römischen Gesinnung den entscheidenden Ausdruck und
brachten den Entschlufs zum Kriege zur Reife. Der letzte makedonische
Krieg war durch das Eintreten des Antiochos unterbrochen worden;
Philippos war verschont und hatte sich den Römern als nützlicher
Bundesgenosse erwiesen ; jetzt beschlofs man , das Werk zu vollenden
und das makedonische Königreich zu vernichten. Freilich nicht alle
Senatoren waren der gleichen Ansicht; viele sahen hier nur eine Machi-
nation des Eumenes, der aus Furcht oder Neid die Römer in einen
schweren Krieg treiben wollte 1 Aber die Mehrheit schlofs sich ihm
an, und der Krieg ward, wenn auch nicht ausdrücklich, so doch tat-
sächlich beschlossen. Der Gesandte des Perseus, Harpalos, und die
Rhodier wurden erst einige Tage später vorgelassen ^ ; ihr Wunsch, dem
Eumenes gegenübergestellt zu werden, ward nicht gewährt. Sie wiesen
die Anklagen des Königs zurück, am lebhaftesten die Rhodier, die scharf
1) Liv. XLII 11 ff. Appiau, Maced. 11.
2) Liv. a. 0. c. 12, 8.
3) Livius XLII 14, 1 behauptet, die Rede des Eumenes sei geheim geblieben
und erst nach dem Kriege bekannt geworden ; weiter führt dies Valerius Max. II
2, 1 aus. Aber es zeigt sich, dafs der wesentliche Inhalt gleich bekannt gewesen
sein mufs. Die Rede des Q. Marcius und die Verteidigung des Perseus (Liv.
XLII 40 ff.) behandeln wesentlich dasselbe Thema.
4) Appian, Maced. 11, 3. Zu ihnen mag der alte Kato gehört haben, der
jedenfalls nicht zu den Bewunderern des Eumenes zählte. Plutarch Cato mai. 8.
5) Liv. XLII 14, 2 f. Appian, Maced. 11, 3. Diodor XXIX 34. Die Nach-
richten über die Verhandlungen sind teils lückenhaft, teils unzuverlässig.
12. Buch. § 1. Mordversuch auf Eumenes. 109
gegen ihn loszogen und ihn beschuldigten, dafs er die Lykier gegen sie
aufgewiegelt habe und in Asien ein schlimmerer Herr sei als Antiochos.
Ihre Rede fand in Asien lebhaften Widerhall, erregte aber das höchste
Mifsfallen des Senates, dem das Zusammenwirken der makedonischen und
rhodischen Gesandten viel zu denken gab. Seine kriegerischen Ab-
sichten, die im Laufe der Verhandlung deutlich zu Tage getreten waren,
empfingen dadurch neue Nahrung. Harpalos kehrte mit den bedroh-
lichsten Nachrichten eihg nach Makedonien zurück und bereitete den
Perseus auf den bevorstehenden Krieg vor \ während Eumenes mit
einem elfenbeinernen Sessel beschenkt und mit den höchsten Ehren auf
den Heimweg geleitet ward.
Der pergamenische König hatte sogleich die Feindschaft der Rhodier
zu spüren; seine Gesandtschaft, die er zum Feste des Helios schickte,
ward abgewiesen -, Als er ferner auf dem Heimwege in Delphi vor-
sprechen wollte, um zu opfern, ward er an einer schmalen Stelle des
Weges, der von Kirrha hinaufführt ^, von Mördern angefallen *. Ein
schwerer Stein traf ihn am Kopfe, er rollte den Abhang hinunter und
blieb betäubt liegen ; seine Begleiter entflohen, nur der Atoler Pantaleon
blieb bei ihm. Die Mörder entwichen ins Gebirge. Aber Eumenes war
nicht tot, sondern kam wieder zur Besinnung; bei seiner schwächlichen
Natur und der schweren Verletzung hatte man zwar anfangs wenig
Hoffnung, aber in Agina, wohin man ihn brachte, erholte er sich wieder.
Sein Zustand ward aber so geheim gehalten, dafs mau ihn in Asien für
tot hielt. Attalos, der das Königreich verwaltete, traf gleich Anstalten,
sich die Nachfolge zu sichern ; er redete nicht nur mit dem Befehls-
haber der Burg , sondern bereitete sogar die Ehe mit Stratonike vor ^.
Er war ja zum Nachfolger bestimmt und handelte im Interesse der
Dynastie. Auch hat es ihm Eumenes, als er genesen heimkehrte, nicht
verübelt; nur meinte er, als Attalos ihn begrüfste, der Antrag an Stra-
tonike wäre doch etwas eilig gewesen; sonst ward die Eintracht der
Brüder nicht gestört ^K
1) Nach Appian, Maced. 11, 5. 9 hat Perseus gleich darnach durch eine neue
Gesandtschaft nach den Gründen der römische/i Feindschaft gefragt, worauf ihm
die Römer das vorhalten, was Eumenes an die Hand gegeben hatte.
2) Appian, Maced. 11, 3.
3) Vgl. Pomtow, Beiträge zur Topographie von Delphi 85 Anm. 2.
4) Livius XLII 15. Appian, Maced. 11, 4. Polyb. XXII 8, b.
5) Liv. a. 0. Diodor XXIX 35. Plutarch de frat. amore 18 S. 489 E ff.
Darnach hat er sich sogar zum König ausrufen lassen und Stratoniken geheiratet.
Doch so weit scheint es nicht gekommen zu sein. Man hat vermutet, dafs Attalos III
sein Sohn gewesen sei.
6) Wir dürfen diesen Vorgang nicht nach unserem verfeinerten Gefühl
110 12. Buch. § 1. Einleitung des Krieges 172/1 v. Chr.
Allgemein und vielleicht mit Recht galt der Anschlag für ein Werk
des Perseus, der die Mörder, den Kreter Euandros und einige Make-
donier, gegen den verhafsten Euraenes gedungen habe; auch eine dem
Perscus befreundete delphische Frau, Praxo, soll mitgewirkt haben ^
Entscheidenden Einflufs hat die Sache nicht gehabt, da der Krieg schon
vorher von den Römern beschlossen war, aber sie bot ihnen willkommenen
Stoff zur Anklage, und man fand noch Ahnliches dazu. Ein Brente-
siner, Lucius Rammius (oder Plerennius), trat auf und behauptete, Per-
seus habe ihn verleiten wollen, die römischen Feldherren und Gresandten,
die in seinem Hause einzukehren pflegten, oder nach einem anderen
Bericht gar den ganzen Senat zu vergiften 2. So unwahrscheinlich auch
diese Geschichte klingt, so ward sie doch aufgegriffen und unter die
Anklagen, die man gegen Perseus erhob, aufgenommen.
Nach ihrer Gewohnheit setzten die Römer, ehe der Krieg begann,
ihre Diplomatie in Bewegung, um den Boden zu bereiten, sich der
Bundesgenossen zu versichern und den Feind zu isolieren ^. Es gingen
Boten an die verbündeten und befreundeten Könige, an Eumenes, dem zur
Genesung Glückwünsche abgestattet wurden, an Ariarathes, Prusias II,
Antiochos Epiphanes, Ptolemäos von Ägypten, Massinissa und Genthios ^.
Massinissa, Eumenes und Ariarathes ° versprachen Hilfe, vielleicht auch
Genthios. Auch Antiochos scheint sich dienstbereit erklärt zu haben.
Die anderen versicherten ihre Freundschaft, auch Prusias, der Schwager
des Perseus ^'. Von besonderer Bedeutung Avar die Plaltung der Hel-
lenen; denn Hellas sollte für die Römer Ausgangspunkt und Grundlage
der Kriegführung sein. Es gingen daher zwei Gesandtschaften zu den
hellenischen Staaten an beiden Ufern des ägäischen Meeres, der einen
beurteilen; die Alten, und besonders die Könige dachten in diesen Sachen
anders.
1) Liv. XLII 15, 3. 59. 8. XLV 5, 5 ff. Dio Cass. fr. 66, 3 (vol. I p. 298
Boiss.). Polybios hat ohne Zweifel Perseus für den Urheber gehalten. Wenn
er recht hat, so mufs Harpalos schon zurückgekehrt sein und Perseus gewufst
haben, dafs Eumenes nach Delphi gehen wolle. Beides ist wohl möglich.
2) Liv. XLII 17. Appian, Maced. 11, 7. Nach Livius hat der Gesandte
C. Valerius die Praxo wie den Rammius nach Rom gebracht. Diese Erzählung
ist verdächtig. Man sollte den C. Valerius nach cap. 6, 4 in Ägypten ver-
muten.
3) Die Gesandtschaften müssen in der zweiten Hälfte 172 v. Chr abgegangen
sein. In Griechenland waren sie während des Winters 172/1 v. Chr. tätig.
4) Appian, Maced. 11, 4. Vgl. Liv. XLII 148. 26, 7. 29.
5) Ariarathes schickte um diese Zeit seine Söhne zur Erziehung nach Rom.
Liv. XLII 19, 3.
6) Liv. XLII 29, 3.
12. Buch, tj 1. Haltung der Hellenen. 111
fiel das hellenische Festland zu, der zweiten Kleinasien und die Insel-
welt \
Die Hellenen sahen sich vor eine schwere Wahl gestellt; sie mufsten
sich für Rom oder Perscus entscheiden. Ihre Stimmung war so, dafs
durchweg die Menge, die demokratische Partei für Perseus war. Die
Optimaten waren geteilt : die Verschuldeten und Bedrängten, die einen
Umsturz wünschten, hofften auf Perseus, mit dem sie in Verbindung
standen ; auf der anderen Seite standen diejenigen , welche sich des
eigenen Vorteils willen den Römern mit Leib und Seele verschrieben
hatten. Die besten Elemente, die einsichtigen und unabhängigen
Leute zogen zwar das römische Protektorat vor, und die Rückkehr der
makedonischen Herrschaft war ihnen verhafst, aber sie wollten Make-
donien als Gegengewicht gegen Rom erhalten wissen. Sie wollten weder
1) Die liviauische Erzählung von den Gesandtschaften und anderen Kriegs-
Vorbereitungen, die sich XLII 17—36 findet, gehört zu den annalistischen Teilen
und ist geringwertig, wie schon Nissen, Krit. Untersuch. 246 fF. ausgeführt hat. Es
sind dort polybianische Nachrichten verwandt worden, jedoch mit starken Ent-
stellungen und Erdichtungen , die vornehmlich den Zweck haben , die Römer als
die Beleidigten und Angegriffenen erscheinen zu lassen und den Krieg als gerecht
hinzustellen. Nach c. 25 geht eine römische Gesandtschaft zu Perseus, um für die
Verletzung der Verträge und der römischen Bundesgenossen Genugtuung zu fordern.
Perseus läfst die Gesandten erst lange warten und fertigt sie dann schroflF ab,
worauf sie das Bündnis kündigen und nunmehr aus Makedonien ausgewiesen wer-
den. Nun folgen (c. 27) in Rom die ersten Rüstungen. Der Prätor Cn. Sicinius
gebt vorläufig noch 172 v. Chr. mit 8000 Mann auf die illyrische Küste hinüber.
Nach Antritt der Konsuln von 171 v. Chr. beschliefst dann der Senat die Kriegs-
erklärung, die demgemäfs ausgesprochen wird (c. 36, 1), und die eigentlichen
Rüstungen fangen an (30, 8). Mitten in sie hinein fällt (c. 36) eine Gesandtschaft
des Perseus, der wegen des Überganges der Truppen des Sicinius Vorstellungen
erhebt und sich zur Genugtuung bereit erklärt, wenn dieselben wieder zurück-
gezogen würden. Gleichzeitig werden aber aus Griechenland schon makedonische
Angriffe auf Perrhäber und Thessaler gemeldet, die makedonischen Gesandten
müssen Rom verlassen und werden für weitere Verhandlungen an den Konsul ver-
wiesen, der bald ins Feld rücken werde. Gleichwohl werden noch einmal Gesandte
des Per.seus angenommen, aber nach kurzer Verhandlung ausgewiesen (c. 48). Dies
alles steht mit den polybischen Nachrichten in Widerspruch. Dafs Perseus nach
dem Attentat auf Eumenes zweimal Gesandte nach Rom geschickt, berichtet auch
Appian, Maced. 11, 5, und soll nicht bestritten werden; aber auch diese Über-
lieferung ist nicht ganz ohne Bedenken, und ganz sicher bezeugt ist nur die letzte
Gesandtschaft, von der Polyb. XXVH 6 berichtet. Auch die Voraussendung des Sici-
nius ist wahrscheinlich erdichtet ; denn seine nicht unbedeutende Macht verschwindet
später völlig, und es pafst nicht dazu, dafs gleich darnach die Legaten für dringende
Bedürfnisse 1000 Mann mitnehmen (Liv. XLII 37). Auch die 19, 7 erzählte Ab-
sendung des Ti. Claudius Nero und M. Decimius nach Rhodos und Kreta ist mit
den späteren Gesandtschaftsberichten (c. 37 u. 45) nicht in Einklang zu bringen.
113 12. Buch. § 1. Haltung der Hellenen.
Makedoniens Sieg noch seine Vernichtung. Sie dachten, wie der Epirote
Kephalos, der zu den Göttern flehte, den Krieg abzuwenden^; für sie
war die Entscheidung am schwersten. Trotz der populären Hinneigung
zu Perseus gelang es den römischen Gesandten fast überall, die Hellenen
an Roms Seite zu halten. Das Gefühl der römischen Überlegenheit
und der eigenen Schwäche, die Unschlüssigkeit war zu grofs, als dafs
jemand gewagt hätte, sich offen und unumwunden auf makedonische
Seite zu stellen. Es gelang den Römern, auf Hellas Beschlag zu legen
und die vorhandenen makedonischen Sympathien niederzuhalten.
Die nach Griechenland bestimmten Gesandten, QuintusMarciusPhilip-
pus, Aulus Atilius, Publius und Servius Cornelius Lentulus und Lucius
Decimius, begaben sich zunächst nach Korkyra. Für dringende Bedürf-
nisse nahmen sie ein Truppenkorps von 1000 Mann mit. Von Korkyra
ging Decimius zu Genthios nach Illyrien, die beiden Cornelier in den
Peloponnes. Marcius und Atihus wollten Epirus und Nordgriechenland
bereisen^ um später mit den Corneliern wieder im Peloponnes zusammen-
zutreffen. Ehe die Römer sich trennten, kam eine Antrage des Perseus,
was die Anwesenheit der römischen Soldaten zu bedeuten habe; es ward
ihm geantwortet, es geschehe zur Sicherung der Städte -.
Die beiden Cornelier setzten von Kephallenia aus in den Peloponnes
über. Sie wandten sich jedoch nicht, wie es sich gebührt hätte, zuerst
an den Bund und die Bundesbehörden, sondern bereisten die einzelnen
Städte und mahnten, im bevorstehenden Krieg den Römern treu zu
bleiben. Zu den besuchten Städten gehörten auch Elis und Messene,
die seiner Zeit den Achäern nur gezwungen beigetreten waren. Hier
scheinen die Gesandten sogar Klagen gegen den Bund entgegen-
genommen zu haben, und mit Recht waren die Achäer über dieses
Verfahren entrüstet, das wie ein Versuch zur Auflösung des Bundes
aussah ^.
Marcius und Atilius gingen von Korkyra zuerst zu den Epiroten
hinüber ^, die sich durchaus fügsam zeigten. Sie stellten auf Wunsch
der Legaten 400 Mann, die sogleich als Schutz zu den sehr exponierten
Oresten geschickt wurden. Von da ging's nach Atollen, wo die Römer
1) Liv. XLII 30. Appian, Maced. 11, 4. Polyb. XXVH 15, 10 f.
2) Liv. XLII 37. 52, 7.
3) Liv. XLII 37, 7, wo die Sache ofFonbar verschleiert wird, auch der Text
nicht in Ordnung ist.
4) Liv. XLII 38. Sie werden bei Buthroton oder Onchesmos gelandet sein.
Die Versammlung der Epiroten ward bei Gitaiia gehaltcTi, das bei Phauote und
Phoinike gelegen haben mufs und auch bei Polyb. XXVII IG, 5 vorkommt; denn
hier hat die Hs. nicht ydoyu, sondern yicavu. Krascheninnikov, Hermes 37, 489 ff.
12. Buch. § 1. Unterhandlung mit Perseus. 113
etliche Tage blieben ; denn der Strateg war gestorben , und es
mufste ein neuer gewählt werden. In Beisein der Legaten fiel die
Wahl auf Lykiskos, den eifrigsten Parteigänger Roms. Hier war also
das römische Übergewicht vorläufig gesichert, und die Gesandten zogen
weiter zu den Thessalern, bei denen sie in Larisa eine Zeitlang ver-
weilten ^ Die Versammlung der Thessaler zeigte sich ganz willfahrig
und bewilligte alles. Hier trafen zugleich Abgeordnete der Akarnanen
ein, denen gesagt ward, jetzt sei die Gelegenheit, durch Treue die
früheren Sünden wieder gut zu machen und den römischen Dank zu
verdienen.
Quintus Marcius war von Philipps Zeiten her Gastfreund des ma-
kedonischen Königshauses; sein Geschlecht hat davon den Beinamen
Philippus erhalten. Perseus benutzte daher seine Anwesenheit in Larisa,
um durch ihn nochmals Unterhandlungen anzuknüpfen. Er fürchtete
den Krieg mit Rom und lebte immer der Hoffnung, die Römer durch
Erörterung der streitigen Punkte zu überzeugen, dafs sie keinen Anlafs
zum Kriege hätten. Einer Gesandtschaft, die er vor einiger Zeit nach
Rom geschickt, um nach den Gründen der römischen Feindseligkeiten
zu fragen, hatte der Senat eine Zusammenstellung der Beschwerdepunkte
übergeben^, der Krieg war noch nicht erklärt, es bestand also die
Möglichkeit ihn abzuwenden, und so liefs er die römischen Gesandten
um eine Zusammenkunft bitten, die am thessalischen Ufer des Peneios
am Wege von Dion nach Homolion inmitten eines zahlreichen Gefolges
stattfand ^. Marcius redete zuerst; er zog nochmals das ganze Register
der Beschwerden, die der Senat gegen Perseus hatte, und schlofs mit
ernsten, wohlwollenden Worten. Er war ein Mann von Würde, der es
verstand Vertrauen zu erwecken, auch wenn er betrog. Wohlwollend
hörte er auch die Widerlegung, die Perseus in längerer Rede vortrug,
und riet dem König, nochmals Gesandte nach Rom zu schicken. Mit
Freuden ging Perseus auf den Vorschlag ein und erbat, um die Ge-
sandtschaft zu ermöglichen, eine Waffenruhe, die nach einigem Bedenken
als besondere Gunst von der anderen Seite bewilligt ward. Ohne
Zweifel wufste der Gesandte, dafs der Krieg in Rom fest beschlossen
sei, aber der Waffenstillstand war für die Römer sehr wertvoll, da sie
in ihren Rüstungen noch weit zurück waren, während Perseus alles
1) Liv. XLII 38, 2. 43, 9. Man erkennt hier, dafs die livianische Nachricht
(XLII 36, 4), wonach Perseus schon 172 v. Chr. Perrhäbien und Stücke Thessa-
liens erobert hat, auf Erfindung beruht.
2) Appian, Maced. 11, 5. Die Gesandtschaft mufs noch im Sommer 172 v. Chr.
abgegangen sein. Vgl. S. 111, Anm.
3) Liv. XLII 38, 8. 43, 2 f.
Kiese, Gesell, d. gritjcli. ii. mal:. .Staaten. III. 8
114 12. Buch. § 1. Böotiens Unterwerfung 172/1 v. Chr.
bereit hatte. Wäre er jetzt eingerückt, so hätte er einen guten Teil
von Hellas besetzen oder mit sich fortreifsen können und würde den
Römern den Krieg sehr erschwert haben. Er gab seinen Vorteil auf und
schickte nochmals eine Gesandtschaft nach Rom, mit der Anfrage, unter
welchen Bedingungen der Krieg vermieden werden könnte. Seine
Friedenshoffnungen machten es zunächst den Römern möglich, die Hellenen
ungestört zw bearbeiten und die vorhandenen Bundesgenossen der Make-
donier zu strafen oder zu lähmen.
Nachdem der Waffenstillstand geschlossen und Thessalien gesichert
war, gingen die beiden Legaten weiter nach Chalkis, um von hier aus
die Böoter zu bearbeiten, den einzigen Stamm, der sich offen an Perseus
angeschlossen hatte. Das Bündnis war das Werk einer Partei, die man
wohl demokratisch nennen kann ^, als deren Führer Neon, Hippias^
Diketas, Ismenias genannt werden ^. Es war nicht ohne Kampf
durchgegangen ^, es entsprach den Gesinnungen der Mehrheit im Bunde,
die aber in den einzelnen Städten ungleich vertreten war. Koroneia
und Haliartos, die sich schon im zweiten makedonischen Kriege römer-
feindlich gezeigt (Bd. H 647), waren die eifrigsten Freunde Makedoniens,
während Thespiä zur entgegengesetzten Partei hielt. Theben und andere
Städte schwankten, und in diesen Zwiespalt warf natürlich die drohende
Haltung der Römer neuen Zündstoff hinein und ermutigte die Wider-
sacher des Perseus. Schon einige Zeit vor der Ankunft der römischen
Gesandten, vielleicht im Winter 173/2 v. Chr., war es bei Gelegenheit
der Wahlen, die im Winter stattfanden, zu neuen Unruhen gekommen •*.
Die Minderheit versammelte sich in Theben und beschlofs, den neu
gewählten Böotarchen in ihren Städten die Anerkennung zu versagen ;
allein sie drangen wenigstens in Theben damit nicht durch, sondern
mufsten die Stadt verlassen und flohen nach Thespiä. Allerdings ward
1) Von dieser Partei gingen auch die von Polyb. XXII 4 erwähnten Reform-
versuche aus (oben S. 16). Die Anhänger Roms scheinen die schlimmsten Oli-
garcheu gewesen zu sein ; es sind die principes bei Liv. XLII 44, 4.
2) Polyb. XXVII 1, 11. 2, 7. Über Neon und sein Haus Polyb. XX 5 f. Er
war wohl Enkel des mit Antigonos Doson befreundeten Neon. Bd. II o2ü. Hippias
war früher Strateg gewesen. Polyb. XXII 4, 12.
3) Die Widerstrebenden blieben vielleicht der entscheidenden Versammlung
fern. Liv. XLII 43, 6.
4) Liv. XLII 43, 4 ff., wo die Erzählung stark verkürzt und unklar, auch der
Text verderbt ist. § 7 hat die Hs. comitia praetoris boetarum. Man verbessert
comitiis praetorüs Boeotoruin, wobei Boeotorum überflüssig ist. Ich vermute
comitiis praetoris et hoeotarcharum ; die Bundesbeamten sind der Strateg und die
Böotarchen. Ich halte es für wahrscheinlich , dafs Ismenias Strateg von
172 V. Chr. war.
12. Buch. § 1. Böotiens Unterwerfung. 115
ihnen, wohl durch Bundesbeschlufs die Rückkehr nach Theben gestattet,
jedoch die Häupter, zwölf an der Zahl, mufsten in die Verbannung
gehen und wurden auf Betreiben des Bundesfeldherrn Ismenias nachträglich
zum Tode verurteilt. Sie fanden in Chalkis Zuflucht und erschienen
im Winter 172/1 v. Chr. in Larisa vor den römischen Legaten, von
denen sie wegen des Bündnisses mit Perseus harte Worte hören mufsten.
Natürlich warfen sie alle Schuld auf ihre Gegner, insonderheit auf
Ismenias, denen, wie sie versicherten, manche Gemeinden nur wider-
willig gefolgt seien. Hierauf erwiderten die Römer, die Wahrheit werde
schon ans Licht kommen ; denn jede böotische Stadt solle Gelegenheit
haben, ihre Gesinnung zu zeigen und ihren Vorteil selbst wahrzunehmen.
Die einzelnen Städte wurden also aufgefordert, jede für sich zu sorgen
und sich von der Gesamtheit loszusagen. Quintus Marcius brachte in
Böotien zur Ausführung, was seine Kollegen im Peloponnes versucht zu
haben scheinen ; er benutzte die Unruhen, um den böotischen Bund zu
sprengen.
Natürlich waren durch den Waffenstillstand und den neuen Frie-
densversuch des Perseus die Anhänger Makedoniens entmutigt und irre
geworden, und dies kam den römischen Absichten zu gute. Die Er-
klärung der Römer und ihre gebieterische Haltung machten sehr starken
Eindruck. Eine gewaltige Angst erfafste die Menschen, einige Ge-
meinden sonderten sich gleich ab, die Auflösung des Bundes erschien
die einzige Rettung. Schon auf dem Wege nach Chalkis kamen den
Römern Gesandte aus Chäroneia und Theben entgegen, um zu er-
klären, dafs sie am makedonischen Bündnisse keinen Anteil hätten ^
Sie wurden nach Chalkis beschieden , wo sich nun Vertreter beider
böotischer Parteien bei den Legaten einfanden; denn auch die Freunde
des Perseus, die Partei des Bundes, beeilte sich, in der Hoffnung den
Bund erhalten zu können , ihren Frieden mit Rom zu machen ^. Im
Namen der Böoter kam Ismenias, um die Unterwerfung des ganzen
Volkes anzubieten. Die Gegenpartei war durch die Abgesandten
mehrerer Städte, namentlich Thespiä, Lebadeia und Chäroneia ver-
treten. Während diese den besten Empfang hatten, verhielten sich die
Römer dem Ismenias gegenüber so abweisend, dafs seine Gegner, die
Verbannten, zu einem tätlichen Angriff auf ihn ermutigt wurden. Hätte
er nicht im Vorhofe der römischen Gesandten eine Zuflucht gefunden,
so würde er gesteinigt worden sein.
Auch in Theben drangen um diese Zeit die Römerfreunde durch,
1^ Uv. XLII 43, 5.
2) Polyb. XXVII 1. Liv. XLII 44.
8*
116 12. Buch. § 1. Böotiens Unterwerfung 172/1 v. Chr.
wie denn auch sonst die Thebaner gern ihre eigenen Wege gingen K
Freilich gelang es nicht ohne starken Widerstand der makedonischen
Einheitspartei, denen die benachbarten Koioneer und Haliartier zur Hilfe
zogen 2. Aber die Separatisten, denen die reichsten und vornehmsten
Bürger angehörten, stellten der Menge vor allem die Gefahren eines
Zerwürfnisses mit Rom wirksam vor Augen ^ , und entscheidend war
es, dafs ein angesehener Bürger aus Koroneia, Olympichos, sich zur
römischen Partei bekehrte; sein Abfall zog die Mehrheit nach sich.
Theben sagte sich vom makedonischen Bündnisse los, dessen Urheber
und Fürsprecher, Diketas, Neon und Hippias, gezwungen wurden, sich
in Chalkis den Römern zur Verantwortung zu stellen. Hier wurden sie
samt Ismenias vor ein Gericht gestellt und untfjr dem Druck der Le-
gaten verurteilt •*. Sie wären auf der Stelle von ihren Feinden getötet
worden, wenn nicht die Legaten sie vor dem Aufsersten geschützt hätten.
Neon entkam bald darauf nach Makedonien, die anderen wurden ge-
fangen gesetzt und nahmen sich das Leben.
Li Theben hatte man inzwischen den Römern Ehren dekretiert
und beschlossen, sich zu unterwerfen •''. Gesandte gingen nach Chalkis,
um hievon Anzeige zu machen und zugleich die Verbannten zur Rück-
kehr einzuladen. Sie wurden von Marcius belobt und in ihren Be-
schlüssen bestärkt. Dann ward den Vertretern der böotischen Städte
eröffnet , jede Stadt für sich möchte Gesandte an den Senat schicken
und sich in den Schutz Roms stellen. Es scheint, dafs alle sich fügten,
aufser Koroneia, Haliartos und Thisbe ^', die dem makedonischen Bünd-
nisse treu blieben. Als bald darnach Perseus den Versuch machte,
Böotien wiederzugewinnen, fand sein Gesandter Antigonos, Sohn
Alexanders, nur in diesen Städten noch Anklang '^. Sie wurden damals
1) Polyb. XX 5, 11.
2) Es ist also eine Art Bundesversammlung abgehalten worden.
3) Liv. XLII 44, 4. Livius hat manches, was die Exzerptoren des Polybios
übergangen haben (Polyb. XXVII 1, 7fF.).
4) Polyb. XXVII 2. Die Anklage vortrat im Namen der Verbauuten Pom-
pidas. Als Gerichtshof werden wir uns schwerlich die Chalkidier zu denken haben,
sondern die anwesenden Böoter, die gcwifs recht zahlreich waren. Die Kömer
haben wohl dafür gesorgt , das Verfahren möglichst in den Formen Rechtens zu
halten.
5) Polyb. XXVII 1, 12 ff.
6) Polyb. XXVII 5, 3. Überliefert ist dort &iißt(?, und so las schon Livius;
dafs Thisbe gemeint sei, hat Th. Mommsen (Ephem. epigr. I 279. 291) gesehen.
Diese ergibt sich aus dem unten zu erwähnenden Senatsbeschlufs, wie aus der
Erzählung des Polybios.
7) Polyb. XXVII 5 und ungenau Liv. XLII 46, 7. Damals waren die ma-
kedonischen Gesandtschaften nach Ilom und Rhodos schon abgegangen.
12. Buch, i? l. Weitere Unterhandlungeu. 117
schon von den Thebanern bedrängt und, wie es scheint, mit Krieg über-
zogen und baten daher um makedonische Hilfstruppen. Allein Perseus
hatte sich durch den Waffenstillstand die Hände gebunden und mufste
sich begnügen, sie zum Ausharren zu ermahnen. Er riet ihnen, sich
der Thebaner kräftig zu erwehren, aber den Römern gegenüber Ruhe
zu halten und nichts FeindHches zu unternehmen; auch hier suchte er
seine Friedensliebe zu erweisen.
Nachdem die Unterwerfung und Auflösung des böotischen Bundes
erreicht war, zogen Marcius und Atilius weiter. Sie wandten sich in
den Peloponnes nach Argos, wo inzwischen Servius Cornelius, wie es
scheint, ohne Erfolg mit den achäischen Behörden verhandelt hatte.
Während Servius nach Chalkis ging, übernahmen die beiden anderen
die Verhandlungen in Argos und führten sie zum erwünschten Ab-
schlufs K Auf ihren Wunsch schickte der Strateg Archon tausend
Achäer nach Chalkis, um den wichtigen Platz vor einem Handstreich
zu sichern. Dann kehrten sämtliche Legaten nach Rom zurück; nur
Servius blieb in Chalkis ^.
Gleichzeitig hatte eine zweite Gesandtschaft, Tiberius Claudius und
Kollegen, mit Erfolg die kleinasiatischen Städte und die Inseln des
ägäischen Meeres, auch Kreta bereist. Am längsten verweilte sie auf
Rhodos. Dort hatte der Prytane Agesilochos, ein aufrichtiger Freund
der Römer, als der Krieg entschieden war, das Volk ermahnt, auch
jetzt an Rom festzuhalten, und durchgesetzt, dafs für alle Fälle sofort
vierzig Kriegschiffe bereit gestellt wurden, die man dem Tiberius zeigen
konnte. Befriedigt kehrte die Gesandtschaft nach Rom zurück, um zu
berichten und an den neuen, letzten Verhandlungen teil zu nehmen , zu
denen das Friedensgesuch des Perseus nochmals Anlals gab ^.
Perseus setzte nach der wohlwollenden Haltung des Marcius
auf diese Unterhandlungen einige Hoffnung. Er sandte den befreun-
1) Polyb. XXVII 2, 8. Liv. XLII 34, 6. Es wird anzunehmen sein, dafs
Servius abberufen ward, weil er bei den Achäern nichts ausrichtete, was nach dem
Gescheheneu nicht zu verwundern ist. Q. Marcius wird sich mit ihnen auf besseren
Fufs gestellt haben. Vgl. SIG. I"- 301.
2} Polyb. XXVII 2, 12.
3) Polyb. XXVII 3. Liv. XLII 45, 3. Appian 11, 4. Verfrüht erzählt
Livius schon 19, 7 und 26, 8 f. davon. Darnach berichten die Gesandten über die
Stimmung der Rhodier sehr ungünstig; zugleich ist eine rhodische Gesandtschaft
in Rom anwesend, um sich zu entschuldigen. Damit hängt zusammen, dafs Livius
c. 45 alles, was Polybios von der buudesfreundlichen Haltung des Agesilochos be-
richtet, verschweigt. Er will die Rhodier als möglichst feindselig gesinnt schildern,
um das Spätere vorzubereiten.
118 12. Buch. § 2. Ausbruch des Krieges 171 v. Chr.
deten Hellenen ^, wahrscheinlich auch nach Alexandrien und Antiochien
Schreiben, worin er sein Recht darlegte und über die Unterredung mit
Marcius ausführlich berichtete. Den Rhodiern erwies er die Ehre einer
besonderen Botschaft. Sein Gesandter Antenor setzte sie von den
Friedenshoffnungen des Königs in Kenntnis und bat, wenn es trotzdem
zum Kriege kommen sollte, im Interesse der hellenischen und auch der
rhodischen Freiheit in Rom nach Vermögen für den Frieden zu wirken.
Die Rhodier gaben zu erkennen, dafs die Bitte des Perseus ihren Ge-
sinnungen entspräche; aber sie hielten an ihrer Politik fest und liefsen
den König ersuchen, nichts von ihnen zu verlangen, was sie auch nur
in den Verdacht eines Gegensatzes zu Rom bringen könnte.
Bald zeigte sich, dafs die Hoffnungen des Perseus trügerisch waren.
Nur seine unbedingte Unterwerfung unter den Willen Roms hätte den
Frieden erhalten können ; im übrigen war die Vernichtung des make-
donischen Königreiches längst beschlossene Sache. Der Senat liefs Solon
und Hippias, die Boten des Perseus, vor, nachdem die eigenen Ge-
sandten berichtet hatten. Die Makedonier bemühten sich, die römischen
Beschwerden zu widerlegen und besonders den Verdacht zu entkräften,
als habe Perseus das Attentat auf Eumenes verschuldet. Statt aller
Antwort beschlofs der Senat den Krieg zu erklären; die makedonischen
Gesandten wurden angewiesen, Rom sofort und Italien in 30 Tagen zu
verlassen. Den gleichen Befehl erhielten alle anwesenden Makedonier;
er erfolgte so unerwartet rasch, dafs die Ausgewiesenen kaum Zeit
hatten, das Ihrige mitzunehmen. Zugleich wurden die Konsuln auf-
gefordert, ihre Pflicht zu tun und die Zeit zu benutzen 2.
§ 2.
Die geschilderten Verhandlungen nahmen den Winter 172/1 v. Chr.
ein "*; als der Krieg erklärt wurde, hatten die Konsuln von 171 v. Chr.
ihr Amt schon angetreten , und sobald als möglich wurden Heer und
Flotte bereit gemacht. Vorweg eilten die Legaten, die wir schon früher
an der Arbeit sahen, Quintus Marcius Philippus, Publius Lentulus u. a.,
um namentlich die griechischen Freunde des Perseus niederzuhalten *.
Erst später folgten Heer und Flotte nach; der Konsul Publius Licinius
1) Polyb. XXVII 4. Liv. XLII 4G, 1 flf. Beide Berichte sind lückenhaft. Unter
den Hellenen werden bei Livius die Byzantier namentlich augeführt.
2) Polyb. XXVII G. Diodor XXX 1. Liv. XXXII 48. Appian, Maced.
11, 9. Appian hat hier die Verteidigung des Perseus in längerer Rede eingeschoben,
die bei Livius Perseus selbst an den Marcius richtet.
3) Liv. XLII 52, 8.
4) Liv. XLII 54, 7. 5G, 3.
12. Buch, i^ 2. Ausbruch des Krieges 171 v. Chr. 119
führte seine Legionen nach Apollonia hinüber und bezog dort am Nym-
phäon zunächst ein Lager. Der Befehlshaber der Flotte, der Prätor
Gaius Lucretius, sandte seinen Bruder Marcus voraus, um die SchifFs-
kontingente der italischen und illyrischen Bundesgenossen, besonders des
Königs Genthios einzufordern. Sammelplatz der Flotte war Kephallenia,
wo Marcus seinen Bruder zu erwarten hatte. Unter den verbündeten
Königen waren es vornehmlich zwei, auf deren Hilfe die Römer zählen
konnten, Massinissa von Numidien, der Elefanten, leichte Truppen und
Reiter in ansehnhcher Zahl stellte, und Eumenes von Pergamon. Dieser
trat mit ganzer Macht in den Krieg ein, stellte Hilfstruppen und Schiffe
und rüstete aufserdem von Thrakien aus zum Angriff auf Makedonien.
Mit ihm vereinigte sich Ariarathes ^ Auch Antiochos Epiphanes erbot
sich zur Hilfe und schickte indische Elefanten -. Die anderen, wie
Prusias H, blieben zunächst neutral ^. Die hellenischen Bundesgenossen,
die Epiroten einbegriffen, stellten ihre Kontingente, teils Truppen, teils
Schiffe ^ , ebenso wurden die Karthager herangezogen. Keine gei'inge
Bedeutung hatten die Dardaner und die an Makedonien grenzenden
freien lUyrier; auch diese letzteren standen zur Verfügung der Römer,
die also mit grofser Macht ins Feld rückten ''.
Dem gegenüber stand Perseus fast allein. Seine einzigen sicheren
Bundesgenossen waren die Thraker, vor allem der Odrysenfürst Kotys ^,
In einer grofsen Beratung, die nach Eröffnung des Ki'ieges in Pella
stattfand, äufserten sich daher einzelne Stimmen gegen den Krieg und
rieten, mit einigen Opfern den Frieden zu erkaufen und bessere Zeiten
abzuwarten. Dagegen ward mit Recht bemerkt, dafs Perseus seine
Krone auch durch Nachgiebigkeit nicht würde retten können, da die
Römer beschlossen hätten, seinem Königreich ein Ende zu machen. Es
bleibe ihm nichts übrig als mit aller Kraft den Krieg zu führen, um
entweder zu siegen, die Römer aus Hellas zu vertreiben und die Welt
von ihrem Drucke zu befreien, oder ehrenvoll unterzugehen "^ . Und der
Sieg schien keineswegs unmöglich; das Heer, das sich im Frühjahr
171 V. Chr. versammelte, war so grofs und stattlich, wie es ein make-
1) Liv. XLV 13, 2 ff. Justin. XXXIII 1, 2. XXXVIII 6, 3.
2) Liv. XLII 29, 5. Polyän. IV 21.
3) Appian, Mithrid. 2. Liv. XLII 29, 3.
4) Oben S. 112. Polyb. XXVII 16, 3.
5) Nach Plutareh Aemil 12 boten die Römer an 100000 Mann auf; aber wir
wissen nicht, ob diese Zahl schon für die ersten Kriegsjahre gilt.
6) Einzelne, wie der illyrische Verbannte Pleuratos (Polyb. XXVIII 8, 1) und
Hellenen in ähnlicher Lage, zählen nicht mit.
7) Liv. XLII 50.
130 12. Buch. § 2. Die makedonische Rüstung.
clonischer König seit Alexamler dem Grofsen kaum besessen hatte. Die
makedonische Phalanx zählte 21000 Mann, die Garde, das Agema, und
die Peltasten 5000, dazu 3000 Reiter, zusammen 29 000 Makedonier.
Eine besondere Truppe bildeten die Päoner mit den angrenzenden
Agrianen und Thrakern, aufserdem hatte Perseus 2000 Gallier, 3000
freie Thraker, 3000 Kreter, zwei Abteilungen hellenischer Bundesgenossen,
nämlich 500 Atoler und Böoter unter dem Achäer Lykon, 500 meist
Peloponnesier unter dem Lakedämonier Leonidas, dazu kam endlich
Kotys mit 2000 Thrakern, halb zu Fufs, halb zu Rofs, im ganzen
39 000 Mann Fufsvolk und 4000 Reiter ^
In den 26 Jahren seit dem letzten Römerkriege hatte sich Make-
donien von den früheren Verlusten erholen können, eine zahlreiche junge
Mannschaft war herangewachsen, und es fehlte nicht an Kriegserfahrung.
Philippos und Perseus hatten an Rüstungen nichts versäumt. Geld und
Getreide war in Überflufs vorhanden ^, ebenso Waffen jeder Art, die
Befestigungen der Städte waren in gutem Stande ; nur die Seemacht
fehlte, sonst war Makedonien aufs beste zum Kriege gegen Rom A'or-
bereitet, viel besser als im früheren Kriege Phihppos. Und wenn es
auch jetzt fast keine Bundesgenossen hatte, su konnte sich dies beim
günstigen Verlauf des Krieges leicht ändern. Denn die Römer hatten
Feinde genug, sie waren gefürchtet, aber gehafst; wenn es gelang, ihre
Übermacht zu brechen, so konnte es nicht an Helfern fehlen. Perseus
war eifrig tätig, für sich zu werben. Wie er schon früher ein Manifest
an die Hellenen gerichtet hatte ^, so wandte er sich jetzt an Antiochos
Epiphanes^; er liefs nicht ab, auch die Rhodier und Ägypter um Hilfe
oder wenigstens Friedensvermittelung zu bitten •''. Freilich, der Erfolg
dieser Bemühungen war vom Verlaufe des Ki'ieges abhängig.
Das makedonische Heer versammelte sich in Kition ^ ; von Pella
aus, wo er vorher der Athena Alkis eine Hekatombe opferte, begab
sich Perseus dahin, um das Heer zu mustern und den Krieg mit einer
1) Liv. XLII 11, 6. 51, 3ff. Plut. Aemil. 8. 13. Justin. XXXI !, 3. XXXII
3, 4. Appian, Maced. 11, 1.
2) Die Vorräte an Getreide beliefen sich auf 8 Millionen Medimnen, das
Geld reichte hin, um aufser der Phalanx lOOüO Söldner 10 Jahre lang zu erhalten.
Ämilius PauUus erbeutete gewaltige Vorräte. Plutarch Aemil. <S. 28.
3) Polyb. XXVII 4.
4) Polyb. XXVII 7, 15.
5) Polyb. XXVIII 1, 7.
6) Liv. XLII 51. Der Name ist sonst nicht bekannt. Die Schreibung der Hs.
schwankt zwischen titium und citium. Der Ort lag ohne Zweifel in der später
eingeschlagenen Marschrichtung zwischen Pella und Beroia. Leake , Travels in
Northern Greece 111 288.
12. Buch, i^ 2. Beginn des Krieges 171 v. Chr. 131
Ansprache feierlich zu eröffnen. Neben sich hatte er auf dem Tribunal
seine beiden Söhne, den älteren, Philippos, seinen Halbbruder, den er
adoptiert und wahrscheinlich zum Nachfolger bestimmt hatte, und den
jüngeren Alexander. Er rechtfertigte den Krieg, erhob Klage gegen die
Arghst und Herrschsucht der Römer und schlofs mit einem Appell an
den alten Ruhm Makedoniens. Seine Worte wurden nicht nur von den
Truppen mit lauter Begeisterung aufgenommen, auch im ganzen Lande
war der Krieg höchst populär. Die Makedonier waren ihrem Königs-
hause aufrichtig ergeben ^ und besafsen auch den Römern gegenüber
ein starkes, wohlbegründetes Nationalgefühl. Aus allen makedonischen
Städten kamen Gesandte, um dem König ihre Ergebenheit und Opfer-
willigkeit zu bezeigen ^.
Inzwischen war das Heer gleich nach der Musterung aufgebrochen ;
denn schon hatte der Konsul sich von Nymphäon in Bewegung gesetzt.
Perseus selbst stellte sich dem römischen Hauptheer entgegen und traf
zugleich nach allen Seiten hin Anstalten zur Verteidigung, in Thrakien
gegen Eumenes, der vom Chersones her zu erwarten war, an der See-
küste gegen die feindliche Flotte. Im Norden drohten die Dardaner;
aber ihnen ward der Eingang möglichst erschwert. Die Engen des
Axios waren gut befestigt; weiter westlich konnten sie auf einem zweiten
Wege durch das illyrische Land südlich und östlich vom Skardos in
Pelagonien einfallen. Hier bildete die Einöde einen wirksamen Schutz ;
wohl schon früher war der illyrische Grenzbezirk entvölkert und die
Bewohner anderswohin verpflanzt ^. Im Westen waren von den illy-
rischen Verbündeten Roms Feindsehgkeiten zu erwarten. Die Römer
bildeten hier aus den illyrischen Kontingenten und einigen itahschen
Truppenteilen eine ansehnhche Streitmacht unter einem besonderen Be-
fehlshaber, die in Lychnidos und bei den Peuesten ihren Stützpunkt
hatte und von hier aus einen regelmäfsigen Grenzkrieg unterhielt ^.
Aus der Erfahrung des früheren Krieges wufsten die Römer, dafs
Makedonien von W^esten her wegen der Schwierigkeit der Bewegung
und Ernährung für Heere kaum zugänglich war. Ihr eigenthcher Angriff
ging daher wiederum von Süden aus durch das verbündete, wohliiabende,
dem Meere geöffnete Thessalien. Dorthin brach der Konsul auf. Doch
Perseus kam ihm zuvor. Er führte nach der Musterung- sein Heer
durch die Eordäa und Elimiotis über den HaÜakmon und die kam-
1) Plutarch Aemil. 24.
2) Liv. XLII, 53 Justin, a. 0.
3) Polyb. XXVIII 8, 3.
4) Liv. XLIII 9, G. 18, Iflf.
122 1-?. Buch. 5^ 2 Perseus in Thessalien 171 v. Chr.
bunischeia Berge hinüber ins perrhäbische Gebiet, ohne Widerstand zu
linden ^ Es ist kein Zweifel, dafs die Perrhäber grofsenteils make-
donisch gesinnt waren; so ergaben sich ihm ihre kleinen Städte, die
überdies wenig widerstandsfähig waren, meist nach kurzem Besinnen»
obwohl einige den Larisäern Geiseln gestellt hatten. Die Tripolis, näm-
lich Azoros, Pythion und Doliche, machte den Anfang, andere, wie
Kyretiä, folgten nach; Mjlä, das Widerstand leistete, wurde erstürmt,
ausgeplündert und zerstört. Perseus zog weiter den Europos hinab
nach Gyrton; diese wichtige Stadt hatte jedoch Hippias, der thessalische
Strateg, rechtzeitig durch römische und thessalische Truppen besetzt.
Die Makedon ier zogen vorüber und wandten sich gegen Elateia "^ und
Gonnos, die den Eingang zum Tempetal beherrschten. Beide wurden
ohne Gegenwehr genommen und sofort stark befestigt und besetzt. Der
thessalische Eingang zum Tempetal und damit der ganze Pafs war also
in makedonischen Händen, ein wichtiger Gewinn. Nicht weit davon,
bei Sykyrion, am Südfufse des Ossa, nahm Perseus eine vorteilhafte
Stellung ein und erwartete die heranrückenden Römer, im Rücken ge-
deckt durch Makedonien und Magnesia, vor sich die reiche thessalische
Ebene, wo das Getreide eben reifte, wo nun die makedonischen Reiter
sofort zu streifen begannen.
Die Römer hatten unterdessen einen langen, gebirgigen und be-
schwerlichen Weg durch Epirus und Athamanien zurücklegen müssen
und waren in stark erschöpftem Zustande in Gomphoi, der Eingangs-
pforte Thessaliens, angelangt. Der Konsul dankte den Göttern, dafs
er das Ziel glücklich und vom Feinde unbelästigt erreicht. Nach der
nötigen Rast rückte er dann näher an Perseus heran. Am Peneios, drei
Millien von Larisa entfernt, schlug er sein Lager auf und erwartete zu-
nächst das Eintreffen der Verbündeten. Eumenes war um diese Zeit
mit Attalos und Athenäos an der Spitze einer ansehnlichen Macht in
Chalkis eingetroffen; der dritte Bruder, Philetäros, blieb als Statthalter
in Pergaraon. Athenäos ward mit 2000 Mann in Chalkis belassen, mit
den übrigen, 4000 Mann zu Fufs und lUOO Reitern, meist Galateru,
zogen Eumenes und Attalos dem Konsul zu^, bei dem nunmehr auch
die griechischen Kontingente eintrafen, ApoUoniaten, ein Reiterregiment
des ätolischen Bundes, 1500 Achäer, meist Schützen '*, und andere kleine
1) Liv. XLII .53, .5flF. Vgl. G7, 7.
2) Die Stadt wird aufser Livius nur bei Stephanus Byz. s. 'IAuteuc erwähnt.
3) Liv. XLII 55, 7. .57, 7.
4) Cretico maxime ornatu sagt Livius, welche Waffengattung in der nian-
tiueischen Inschrift SIG. I- 274 KnrjTS<; heifst.
12. Buch. § 2. Erste Kämpfe 171 v. Chr. 133
Kontingente \ Von den Thessalern hatte man die gesamte Reiterei
erwartet, aber nur 300 fanden sich ein. Die Thessaler hatten den
Krieg selbst im Lande, ihre Städte mufsten für die eigene Sicherheit
sorgen, und es ist also kein Wunder, wenn sie nur wenig zur römi-
schen Feldarmee stellen konnten ; an Eifer liefsen sie es jedenfalls nicht
fehlen '■^.
Perseus, der etwa 1 2 Millien von den Römern entfernt lagerte, war
ihnen an Reiterei und leichten Truppen weit überlegen und dehnte seine
ergiebigen Streifzüge bis nach Pherä hin aus ^. Mehrere Tage nach-
einander erschien er vor dem römischen Lager, aber die Römer liefsen
sich nicht herauslocken und boten ihm keine Gelegenheit zu einem An-
griff. Erst als er sein Lager bis auf fünf Millien an sie heranlegte und
nun aufs neue seine Reiter und Plänkler gegen sie herausführte, mufsten
sie, um nicht dem Feinde das Feld ganz zu überlassen, ihm entgegenziehen,
und so ward ein Treffen geschlagen, das für die Römer ungünstig ausfiel.
Auf dem einen Flügel brachte der ungestüme Angriff des Thrakers
Kotys die italischen Reiter in Verwirrung, auf dem anderen schlug
Perseus die griechischen Kontingente aus dem Felde. Die Niederlage
würde noch schlimmer geworden sein, wenn nicht die Thessaler und
König Eumenes sich den siegreichen Makedonien! mit aufopfernder
Tapferkeit entgegengeworfen hätten. Als jetzt die makedonische Phalanx
unter Hippias und Leonnatos nachgerückt kam, war Perseus geneigt,
eine Entscheidungschlacht zu wagen, jedoch ein Vertrauter, der Kreter
Euandros, riet ihm ab, und es unterblieb. Immerhin war auch jetzt
der makedonische Sieg bedeutend genug; die Römer hatten an Toten
und Gefangenen gegen 3000 Mann verloren, während Perseus nur wenig
vermifste. Triumphierend kehrte er ins Lager zurück, belobte seine
Soldaten und verteilte die reichen Spolien. Die Römer waren stark
entmutigt, und auf Rat des Eumenes brachte noch in der Nacht der
Konsul sein Heer auf das linke, nördliche Ufer der Peneios hinüber in
Sicherheit ^. Die Schuld der Niederlage ward auf die Ätoler geworfen,
die auf dem linken Flügel den Kern der hellenischen Reiterei gebildet
hatten ^. Besonderes Lob ward den Thessalern zu teil. Vorläufig konnte
1) Leider hat Livius XLII 55, 8 es verschmäht, sie im einzelnen aufzuzählen.
Er hat, wie immer, das Bestreben, die römischen Bundesgenossen zu vermindern.
2) Übrigens sind 300 Reiter nicht ganz wenig, zumal wenn man bedenkt, dafs
die Römer .selbst nicht viele stellten.
8) Liv. XLII 56, 8 ff.
4) Liv. XLII 58 ff. Plut. Aemil. 9. Justin. XXXIII 1, 4 Plut. apophthegm.
reg. et imp. p. 197 E.
5) Liv. XLII 60, 7. Appian, Maced. 12. Polyb. XXVII 15, 14. XXVIII
4, 6 : 6 7.
124 12. Buch. § 2. Krieg in Thessalien 171 v. Chr.
der Konsul das freie Feld gegen Perseus nicht halten, und als dieser
nachrückte und in der Nähe der Römer bei Mopsion ^ Stellung nahm,
wich er in eine festere Stellung am Rande des Peneios zurück. Hier
empfing er eine willkommene Verstärkung, 2000 numidische Reiter und
Leichtbewaffnete mit 22 Elefanten, die Misagenes, ein Sohn Massinissas,
heranführte -.
Pei'seus jedoch traute seinem Erfolge nicht, und auch in seiner
Umgebung gab es Leute genug, die immer noch auf einen erträglichen
Frieden hofften. Er versuchte es daher nochmals mit Unterhandlungen
und bot dem Konsul als Friedenspreis die Bedingungen, die Philippos
nach der Schlacht bei Kynoskephaiä angenommen hatte, Ziihlung einer
Geldsumme und Abtretung der hellenischen Besitzungen. Die Antwort
der Römer war nicht zweifelhaft; nach einmütigem Beschlufs des Kriegs-
rats ward ihm gesagt, er könnte dem Frieden haben, nur wenn er sich
bedingungslos dem Willen des Senats unterwürfe. Selbst hiedurch liefs
sich Perseus nicht abschrecken , er kam mit neuen Anerbietungen wie-
der; erst nach mehreren Versuchen brach er die Unterhandlungen ab,
als sein Kleinmut bei seinen eigenen Leuten Mifsfallen erregte ^. Er
kehrte in seine Stellung bei Sykyrion zurück, und der Krieg nahm seinen
Fortgang.
Es war ein kleiner Krieg, Römer und Makedonier stritten sich um
die Vorräte des Landes *. Man erntete das Getreide und drosch es,
Perseus auf freiem Felde , die Römer im Lager. Perseus versuchte
einmal, bei einem unerwarteten Angriff die im römischen Lager sich
anhäufenden Strohmassen in Brand zu setzen, was jedoch nicht gelang.
Später verzogen sich die Römer nach Krannon, wo die Gegend noch
unberührt war und wo man in gröfserer Sicherheit zu ernten hoffte;
von da gingen sie weiter nordwärts nach Phalanna. Perseus liefs sie
jedoch nirgendwo in Ruhe. Als die Römer nach Phalanna zogen, hatte
er sein Lager wieder nach Mopsion verlegt und überraschte ihre foura-
gierenden Abteilungen bei der Arbeit, nahm eine Menge Wagen und
Leute gefangen und drängte die Bedeckungsmannschaft auf eine Anhöhe
zusammen, wo sie in äufserste Gefahr geriet, aber noch rechtzeitig vom
Konsul befreit ward, der mit Verstärkungen herbeieilte und nach hitzigem
Gefecht die Makedonier mit empfindlichen Verlusten zurücktrieb. Die
1) Mopselum bei Liv. XLII fjl, 11. "Vgl. Strabo IX 448. Der Name ist in-
schriftlich beglaubigt. 'Etp. hq/- 1901 S. 123 ff.
2) Liv. XLII 62, 2.
3^ Polyb XXVII 8. Liv. XLII 62, 3. Appian, Maced. 12. Plutarch apophth.
p. 197 E.
4) Liv. XLII 64 ff. Appian, Maced. 13.
12. Buch. § 2. Abzug des Perseus 171 v. Chr. 125
makedonische Phalanx, die schliefslich aufgeboten ward^ kam zu spät,
und so endete der Tag mit einem Vorteil der Römer '.
Hiemit war der Feldzug zu Ende. Perseus blieb noch einige Tage
in Mopsion und zog sich dann nach Makedonien zurück. Das Tempetal
und seine beiden Ausgänge, Gonnos auf thessalischer, Phila - auf make-
donischer Seite liefs er stark besetzen und befestigen ; hier behielt er
zugleich mit den Magneten engere Fühlung ^. In Pella ward das ma-
kedonische Aufgebot nach Hause entlassen. Auch Kotys ging von
Thessalonike aus heimwärts, da ein thrakischer Widersacher *, unterstützt
von Korragos, dem Feldherrn des Eumenes, in sein Gebiet eingebrochen
war. Es scheint, dafs Kotys sich mit Erfolg der Angreifer erwehrt hat.
Der römische Feldherr blieb in Thessalien und nahm sein Haupt-
quartier in Larisa. Er machte sich sogleich daran, dem Perseus die
griechischen Besitzungen zu entreifsen ^, die jüngst eroberten wie die
älteren, und begegnete dabei meist keinem ernstlichen Widerstände;
denn Perseus beschränkte sich auf die Verteidigung Makedoniens und
hielt seine Streitkräfte zusammen, die griechischen Aufsenposten aufser
Demetrias hatten für ihn keinen grofsen Wert, Besitzungen wie die
Doloper sind wahrscheinlich schon bei Eröffnung des Krieges verloren
gegangen; Perseus hat für ihre Verteidigung nichts Erhebliches getan.
Für den ersten Angriff hatten die Römer Gonnos bestimmt, aber wegen
der Festigkeit des Ortes kam das Unternehmen nicht zur Ausführuno:.
Dagegen die Perrhäber wurden ohne Schwierigkeit wieder unterworfen;
Malloia ward im ersten Anlauf erstürmt und geplündert, auch die Tri-
polis trat wieder zu den Verbündeten zurück. Dann begannen die Vor-
bereitungen für die Winterquartiere. Eumenes und Attalos machten sich
auf die Reise nach Pergamon. Ein Teil des Heeres, darunter die Nu-
raider, blieben in Thessalien, eine stärkere Besatzung ward in das wich-
tige Ambrakia gelegt, das die Verbindung Thessaliens mit dem West-
meer vermittelte, die hellenischen Bundesgenossen wurden entlassen; nur
das achäische Kontingent ward noch zurückgehalten und hat wahr-
1) Die lügenhafteu römischen Historiker haben daraus eine grofse Schlacht
gemacht mit mehreren Tausenden Gefallener auf beiden Seiten. Li\\ XLII 66, 0.
Zonar. IX 22, 5.
2) Steph. Byz. s #/'A«. Liv. XLII 67. 2. XLIV 2, 12 u. a. St. Die Be-
festigung des Tempetales beschreibt Liv. XLIV 6, 8tF.
o) Nach Liv. XLII 67, 2 bleibt in Phila Timotheos zurück, um die Magneten
aus der Nähe zu versuchen. Diese waren zwar Untertanen des Perseus , haben
aber vielleicht eine zweifelhafte Haltung angenommen. Bestimmte Nachrichten
fehlen.
4) Liv. XLII 67, 4 nennt ihn Athlehis oder AuÜebis.
5) Liv. XLII 67. Zonar. IX 22, 6.
12G 12. Buch. § 2. Römische Unternehmuugeu 171 v. Chr.
scheinlich an den nächsten Unternehmungen teil genommen. Der Konsul
Avandte sich von Larisa gegen die phthiotischen Besitzungen des Perseus ;
Pteleon, das er als verlassen fand, ward zerstört, Antron ergab sich
ohne Gegenwehr. Beides waren kleine, schwache Städte, namhafter war
Larisa Kremaste, aber auch dies war auf längere Verteidigung nicht
eingerichtet. Alles Volk hatte sich, als die Römer anrückten, auf die
Barg geflüchtet, wo eine makedonische Besatzung lag. Diese zog bald
ab, und nun ergab sich die Bürgerschaft. Die ganze Stadt fiel den
Siegern zur Beute, die Bewohner wurden in die Sklaverei verkauft.
Nach diesen leichten Erfolgen dachten die Römer daran, auf Demetrias
einen Versuch zu machen und bei den Magneten Vv'^interquartiere zu
nehmen. Aber die Festung war sehr stark, und die Magneten scheinen
sich jetzt entschieden dem Perseus zugewandt zu haben ^ Daher liefs
man diese Absicht fallen ; der Konsul entschied sich vielmehr für Böotien,
wo sich ihm geeignete Winterquartiere boten. Die Thebaner riefen
ihn selbst herbei, um den dortigen Wirren ein Ende zu machen; denn
gleichzeitig mit dem thessalischen Feldzuge hatte auch Böotien im An-
schlufs an die letzten Ereignisse die römischen Waffen beschäftigt, und
die Ruhe war noch nicht wiederhergestellt.
Schon vor dem Eintreffen der römischen Heere hielt einer der
Legaten, Publius Lentulus, mit böotischen Mannschaften aus den römisch
gesinnten Gemeinden Haliartos belagert ^. Er mufste bald dem Prätor
Gaius Lukretius Platz machen, der mit der römischen Flotte auf dem
Kriegschauplatz erschien. Die Flotte sammelte sich bei Kephallenia
(S. 119); von hier führte sie der Bruder des Admirals, Marcus Lu-
kretius, um den Peloponnes herum nach Chalkis, das zum Hauptquartier
bestimmt war, und übernahm von hier mit den Schiffsleuten, 10 000
Mann, und den Pergamenern des Athenäos ^ die Belagerung. Der Prätor
war noch für einige Tage auf Kephallenia zurückgeblieben. Er entbot
von hier aus die Kontingente der Rhodier und andern Verbündeten
nach Chalkis "^ und machte sich dann durch den korinthischen Golf auf
den Weg nach Böotien. Da er unterwegs erkrankte, kam er vor Ha-
liartos erst an, als der Angriff schon begonnen hatte, auf den er nun-
mehr seine Kräfte konzentrierte. Zur See fand er nichts Dringendes zu
tun ; eine makedonische Flotte war nicht erschienen , ein Angriff auf
1) Wir wissen, dafs zwei Jahre später (169 v. Chr.) Meliboia makedonisch ist.
Liv. XLIV 13, 1.
2) Liv. XLII 56. Oben S. 116.
3) Eine Widmung des Athenäos in Thespiä IGGSept. I 1788 ff. kann aus
dieser Zeit stammen.
4) Polyb. XXVII 7.
12. Buch. § 2. Krieg in Böotien 171 v. Chr. 137
die makedonische Küste bot wenig Aussicht auf Ei'folg, und als die
erbetenen bundesgenössischen Schiffe von Rhodos, Samos, Kalchedon,
Herakleia am Pontos und Karthago in Chalkis anlangten, waren sie
nicht mehr nötig und wurden mit Dank entlassen. Nur von Euböa aus
wurden die makedonischen Seeplätze Thessaliens beunruhigt. Der Legat
Quintus Marcius eroberte das Städtchen Alope in Phthiotis ^ und ver-
suchte einen Angriff auf Larisa Kremaste. Sonst geschah zur See nichts ;
der Prätor machte sich daher mit allem Eifer an die Eroberung der
feindlichen böotischeii Städte, wo gute und sichere Beute winkte '''. In-
dessen leistete Haliartos kräftigen Widerstand; die Bürgerschaft, der
aus Koroneia Mannschaften zur Hilfe kamen, ward durch die Erfolge
des Perseus in Thessalien ohne Zweifel in ihrem Widerstände bestärkt.
Erst nach langer Arbeit wurde die Stadt mit Sturm genommen. Die
eindringenden Barbaren, Italiker, Illyrier und andere machten alles
nieder. Was sich rettete, etwa 2500 Mann, zog sich auf die Burg
zurück und mufste sich anderen Tages ergaben. Die Gefangenen wur-
den verkauft, die Stadt gründlich zerstört, alles Wertvolle, auch Gemälde
und Statuen, wanderte auf die römischen Schiffe, das Gebiet ward Eigen-
tum Roms ^. Von hier ward Thisbe * ohne Widerstand genommen und
ebenfalls hart gestraft. Die Stadt mufste eine Kontribution zahlen und
ihre Mauern einreifsen; die Gewalt wurde den Verbannten und rö-
mischen Parteigängern übergeben, die Gegner teils gefangen nach Rom
abgeführt, teils verjagt und ihres Vermögens beraubt, wobei natürlich
auch Unschuldige leiden mufsten ^.
1) Liv. XLII 56, 7, wo die Hs. halopeticacapta überliefert, was ia Alope capta
verbessert wird.
2) Liv. XLII 56, 6. Polyb. XXVII 7, 13.
3) Liv. XLII 63, 3 f. Strabo IX 411.
41 Bei Livius XLII 63, 12 ist T/iebas überliefert, aber, wie Mommsen bemerkt
hat, zeigt das SC. über Thisbe, dafs diese Stadt gemeint ist. Polybios mufs so
geschrieben haben. S. folgende Anm.
5) Liv. a. a. 0. Das Schicksal Thisbes wird erläutert durch das bekannte
Senatuskonsult aus dem nächsten Jahre 170 v. Chr. (Mommsen, Ephem. epigr. I
278 ff. SIG. P u. 299). Die Thisbischen Gesandten haben sich in Kom beschwert
und am 14. Oktober Bescheid erhalten. Die Gemeinde Thisbe bleibt im Besitz
ihres Gebietes und ihrer Einkünfte; den Freunden Roms, d. h. allen denen, welche
in die römische Freundschaft kamen, ehe Lukretius mit Heeresmacht vor Thisbe
erschien, sollen die Amter, Priestertümer u. s. w. auf 10 Jahre zufallen; sie be-
halten ihren früheren Besitz ; einigen Verbannten, die also jetzt heimgekehrt sind,
wird erlaubt, auf der Burg zu wohnen und dieselbe zu befestigen , dagegen eine
Ummauerung der Stadt wird nicht gestattet. Die thisbischen Gesandten hatten
ferner gebeten, es möchten die gefangenen Hauptgegner Roms und der römischen
Partei in Haft behalten und auch denjenigen, welche entkommen waren und sich
128 12. Buch. § 2. Krieg iu Böotien 171 v. Chr.
Von den drei makedonisch gesinnten Städten blieb jetzt nur noch
Koroneia übrig, und dieses scheint sich, etwa gegen Zahlung einer
Geldsumme, mit Lukretius in Güte abgefunden zu haben '. Jedenfalls
hat der Prätor Böotien geräumt und ist nach Chalkis zurückgekehrt,
wo er überwinterte, und nach seinem Abzüge müssen die Feindselig-
keiten zwischen Koroneia und Theben weiter gegangen sein; denn die
Thebaner riefen nunmehr, als der Krieg in Thessalien zu Ende war, den
Konsul gegen Koroneia zur Hilfe - , scheinen also beim Prätor kein
Gehör gefunden zu haben. Licinius folgte dem thebanischen Hilferuf und
zog nach Böotien hinab. Koroneia wurde erobert und scheint ähnlich
behandelt zu sein wie Haliartos; die Bewohner wurden gröfstenteils in
die Sklaverei verkauft. Vielleicht ist der Konsul auch gegen Tbisbe
nochmals vorgegangen ^, und nachdem er sich seineu Anteil von der
böotischen Beute geholt hatte, bezog er die Winterquartiere. Die Flotte
verbrachte den Winter in Chalkis und um Euböa. Eine Station befand
sich in Oreos am Nordende der Insel gegenüber Thessalien. Hier ge-
lang nun den Makedoniern ein glücklicher Handstreich. Bei Oreos lag
unter Bedeckung einiger Kriegschiffe ein grofser Getreidetransport, der
wahrscheinlich von Demetrias aus plötzlich überfallen und zum. grofsen
Teil erbeutet oder vernichtet ward; auch vier Penteren wurden ge-
nommen. Das Kriegsjahr endete ebenso ungünstig für die Römer,
wie es begonnen hatte.
Im nächsten Jahre, 170 v. Chr., wurden aus Rom zwei neue
Feldherren geschickt, der Konsul Aulus Hostilius und als Befehls-
den Römern nicht angeschlos.sen hatten, die Rückkehr versagt bleiben. Hierüber
wird dem Priitor in R')m und dem Konsul A. Hostilius die Entscheidung über-
lassen.
1) Dafs wirklich ein Vertrag mit Lukretius vorlag, folgt daraus, dafs später
der Senat das Verfahren des Konsuls Licinius Krassus gegen Koroneia milsbilligte
und wieder gut zu machen suchte. Liv. XLHI 4, 11.
2^ Liv. XLH 67, 12.
3) Da die Ereignisse des Winters 171/0 und des folgenden Sommers bei Li-
vius durch eine Lücke der einzigen Handschrift ausgefallen sind , so i.st unsere
Kenntnis sehr mangelhaft. Aus Liv XLIH 4, 11 sehen wir, dafs im Winter
170/69 V. Chr. der Senat über Abdera dasselbe beschliefst wie ein Jahr früher
über Koroneia ; die Eroberung wird mifsbilligt, und die in Sklaverei verkauften
Bürger sollen die Freiheit wiedererhalten. Vgl Zonar. IX 22, 6 und dazu Liv.
Perioch 43 P. Licinius Crassus procos. complures in Graecia urbes expugnavit et
crudeliter diripint Liv. XLHI 4, 5: quo crudelius avariusqiic in Graecia hellatum
et ab consule Licinio et ab Lucretio praetore erat. Unter den complures urbes
der Epitome sind wohl aufscr Koroneia und vielleicht Thisbe die thcssalischen
Städte, wie Larisa Kremaste, zu verstehen.
12. Buch. § 2. Feldzug von 170 v. Chr. 139
haber der Flotte Lucius Hortensius. Aus der Geschichte dieses Jahres
sind nur wenige Fragmente erhalten *. Der Konsul ging zum Angriff
über und versuchte in Makedonien einzudringen. Er wählte den Weg,
der von Thessalien über die kambunischen Berge in die Landschaft
Elimeia führt. Aber nach einem unglücklichen Treffen mufste er den
Rückzug antreten. Ein zweiter Versuch mifsglückte ebenso. Es scheint,
dafs die Römer diesmal wirklich in Makedonien eindrangen, dann aber
vor dem anrückenden Perseus wieder zurückwichen 2. Für den Rest
des Feldzuges war Hostilius zur Untätigkeit verurteilt. Er bheb in
Thessalien, überwinterte in Paläpharsalos und bemühte sich, seine zucht-
losen Soldaten, von denen die Bundesgenossen viel zu leiden hatten, in
Ordnung zu bringen ^. Es scheint fast, dafs Perseus einzelne Teile Thes-
saliens wiedererobert hat *.
Auch die pergamenischen Truppen hatten an diesem erfolglosen
und wahrscheinlich verlustreichen Feldzuge teilgenommen; sie standen
diesmal unter dem Befehl des Attalos, der auch in Griechenland über-
winterte ", während der König Eumenes mit dem römischen Prätor zu-
sammen den Seekrieg führte und von Osten her die makedonische Küste
angriff. Längere Zeit belagerte er Abdera ; er hatte schon die Hoffnung
aufgegeben, den gut befestigten und verteidigten Platz zu erobern, als
sich ein Verräter fand. Python, ein angesehener Abderite, der mit seinen
Sklaven und Klienten ein Stück der Mauer zu bewachen hatte, liefs den
Feind in die Stadt ein, die nun der Plünderung und Zerstörung an-
heimfiel; auch hier ward ein grofser Teil der Bürgerschaft verkauft^.
Dies geschah vermutlich gegen die Zusicherungen, die vor der Er-
oberung erteilt worden waren. Wenigstens haben sich nachher die
Abderiten mit Erfolg in Rom beschwert und für ihre Stadt und die ver-
kauften Bürger die Freiheit wiedererlangt ^. Im übrigen scheint die
1) Livius hat im 43. Buch eine grofse Lücke.
2) Plut. Aemil. 9. Liv. XLIV 2, 6. 36, 10. Zouar. IX 22, 7.
3) Liv. XLIV 1, 5. Polyb. XXVIII 8.
4) Nach Polyb. XXIX 19, 7 hat er fast zwei Jahre in Thessalien gestanden.
5) Polyb. XXVII 18.
6) Diodor XXX 6.
7) Dies nach Livius XLIII 4, 8 ff. jedoch mit tunlichster Anpassung an den
besseren Bericht Diodors. Bei Livius schildern die abderitischen Gesandten den
Hergang so: Hortensius, der römische Prätor, habe ihnen 100000 Denare und
50000 Modien Korn zu liefern auferlegt; sie hätten sich Frist erbeten, um beim
Konsul und in Rom vorstellig zu v/erden, als sie aber eben beim Konsul angekommen,
hätten sie schon gehört, dafs Hortensius ihre Stadt erobert, die Vornehmsten hin-
gerichtet und die übrigen verkauft habe. Der Senat spricht gegen Hortensius seine
strenge Mifsbilligung aus und verordnet, dafs die verkauften Abderiten befreit
Niese, Gesch. d. griecli. u. mak. Stielten. III. 9
130 12. Buch. § 2. Feldzug von 170 v. Chr.
verbündete Flotte nichts Bedeutendes ausgerichtet zu haben ^ Der
römische Admiral kehrte frühzeitig in seine Winterquartiere nach Chalkis
zurück ^.
Auf den übrigen Teilen des Kriegschauplatzes machten die Römer
noch geringere Fortschritte. In Illyrien scheinen sie im ersten Kriegs-
jahre einige unbedeutende Erfolge errungen zu haben ^, im zweiten wurde
ihre Lage, obwohl sie verstärkt wurden, eher schlechter als besser ^.
Nach Thrakien hin ward Makedonien durch Kotys gedeckt. Die Dar-
daner scheinen kaum etwas geleistet zu haben; Perseus konnte sich
nach dem Rückzuge des Konsuls zu einem Angriffe gegen sie auf-
machen und siegreich in ihr Land einfallen. Er brachte ihnen schwere
Verluste bei; gegen 10 000 Mann sollen erschlagen worden sein, und
die Makedonier zogen mit reicher Beute ab ^. Nach allen Seiten hin
wurden also die Grenzen des Reichs erfolgreich verteidigt.
werden sollen. Dies stimmt wenig zu der aus Polybios stammenden Erzählung
Diodors ; die Hauptsache, die Eroberung durch Eumenes, fehlt. Vergessen ist auch,
dafs Abdera keine selbständige Gemeinde war, sondern eine makedonische Stadt.
Da eine zweimalige Eroberung nicht wahrscheinlich ist, so wird anzunehmen sein,
dafs Hortensius mit Eumenes zusammen Abdera belagerte , dafs ferner die Römer,
nachdem Eumenes die Eroberung bewirkt hatte, über die Stadt herfielen, ohne sieb
um die Zusagen des Königs zu kümmern. Eumenes hoffte natürlich Abdera für
sich zu gewinnen und hatte ein Interesse daran, die Stadt nicht zu verderben.
1) Bei Liv. XLIII 7, 10 werden in einer Rede einige Städte genannt, die den
Römern ihre Tore verschlossen haben sollen, nämlich Emathia, Amphipolis, Maroneia
und Aenos. Man könnte vermuten, dafs dies in den Seekrieg von 170 v Chr. gehöre.
Aber es sind hier ungleiche Dinge zusammengestellt, und auf die livianische Stelle
ist daher wenig Verlafs. Aenos und Maroneia waren ursprünglich nicht makedonisch,
sondern frei (oben S. 26) , es ist aber möglich , dafs sie sich an Perseus ange-
schlossen oder wenigstens dem Eumenes gegenüber ablehnend verhalten haben. Sie
müssen sich nicht nach Wunsch der Römer verhalten haben; denn nach dem
Kriege wurde über sie verfügt; sie wurden damals nur deshalb für frei erklärt,
weil man sie den Pergamenern nicht überlassen wollte. Polyb. XXX 3, 3 u. 7.
2) Liv. XLIII 7, 11.
3) Livius XLIII 1, 1 f. erwähnt die Einnahme und Plünderung einer Stadt, die
zu identifizieren der Zustand des Textes nicht gestattet.
4) Liv. XLIII 9, 6 ff. Unten S. 140.
5) Plut. Aem. 9. Liv. XLIII 18, 2. XLV 4, 3. Perioch. 43. Polyb. XXVIII
8, 2 f. Bei dieser Gelegenheit sei die Erzählung Diodors XXX 4 von der Er-
oberung der Stadt Chalestron durch Perseus erwähnt, deren Bewohner dabei sämt-
lich umkommen. Wenn das bekannte Chalestra an der Mündung des Axios ge-
meint ist, so mufs sich diese Stadt empört haben, wovon sonst keine Spur ist.
Vielleicht ist ein anderer, thrakischer oder dardauischer Ort gemeint. Nach der
Anordnung der Fragmente Diodors mufs das Ereignis ins Jahr 171/0 v. Chr.
fallen.
12. Buch. § 3. Stimmung in Hellas. 181
§ 3.
In Hellas waren nach dem Treffen bei Sykyrion überall die Sym-
pathien für Perseus hell aufgeflammt. Es äufserte sich ein lebhaftes
Mitgefühl für den Schwächeren, man freute sich, dafs es noch jemanden
gab, der den übermütigen Römern die Spitze bieten konnte. Je länger
Perseus widerstand, desto mehr kamen die römerfeindhchen Gesinnungen
zu Tage, desto zuversichthcher wurden die Freunde Makedoniens ^,
Selbst in denjenigen Gemeinden geschah es, welche zu den treuesten
Bundesgenossen Roms zählten, wie auf Rhodos. Dort waren es vor
allem zwei Politiker, Deinon und Polyaratos, die im Gegensatz gegen
die leitenden Männer ^ und die herrschende Richtung der rhodischen
Politik sich auf Perseus stützten und damit zugleich ihrem persönlichen
Vorteil zu dienen hofften ^. Die Rhodier hatten sich auch diesmal be-
reitwilligst den Römern zur Verfügung gestellt ; sie nahmen am Kriege
gegen Perseus teil, wurden aber trotzdem nicht immer mit der ge-
bührenden Rücksicht behandelt ^. Dazu kam, dafs der Krieg sie drückte,
er belastete den Handel, brachte die Seeräuberei aufs neue zur Blüte
und tat der Insel mittelbar und unmittelbar bedeutenden Schaden ^.
Auch war die Haltung der Römer in der lykischen Angelegenheit noch
nicht vergessen, und so entfremdete sich die öffentliche Meinung in
Rhodos den Römern immer mehr. Als im Herbst 171 v. Chr. Perseus
um Auslösung der Mannschaften eines gefangenen makedonischen
Schiffes nachsuchte, erhob sich darüber ein heftiger Streit. Die
Römerfreunde, Theätetos, Philophron u. a. wollten sich überhaupt auf
keinerlei Verhandlung mit Perseus einlassen, jedoch Deinon und Po-
lyaratos setzten durch, dafs die Auslösung bewilligt ward, und ähn-
liche Vorgänge wiederholten sich auch später ^
1) Polyb. XXVII 9 f. Liv. XLII 63. Polybios beurteilt diese Erscheinung
wohl etwas einseitig. Er hat offenbar das Bestreben, die Hellenen und besonders
die Achäer gegen den Vorwurf der Römerfeindlichkeit zu verteidigen.
2) Unter denen uns Stratokies, Astymedes, Philophron, Theätetos, Agathagetos,
Rhodophon genannt werden, alles Freunde Roms. Polyb. XXVII 7. 14. XXVIII
2. 16. Vgl. van Gelder, Gesch. d. alten Rhodier 147 f.
3) Nach Polyb. XXVII 7, 12 war Polyaratos verschuldet, Deinon ehrgeizig
und habsüchtig.
4) Als C. Lucretius die rhodischen Schiffe aufbot, schickte er ihnen die Mit-
teilung gegen den Brauch der internationalen Höflichkeit durch eine so untergeord-
nete Persönlichkeit zu, dafs Deinon und Genossen die Echtheit der Botschaft an-
zweifeln und behaupten durften, sie käme von Eumenes. Polyb. XXVII 7, Iff".
5) Liv. XLIV 14, 8. Vgl. Polyb. XXIX 19, 3.
6) Polyb. XXVII 7, 14. XXVIII 2.
9*
1S2 12. Buch. § 3. Stimmung in Hellas.
Die Abneigung gegen die Römei' wurde in Hellas noch vermelirt
durch ihre grausame Kriegführung, die es hauptsächlich darauf abgesehen
zu haben schien, die Beutelust der Feldherren und der Soldaten zu befrie-
digen, die auf Verträge wenig Rücksicht nahm, die mit verheerender
Gewalt hellenische Städte in Schutt und Asche legte. Bitter beklagten
sich die griechischen Bundesgenossen über die römischen Soldaten, die
in den Quartieren eine unerträgliche Last waren; denn die römischen
Feldherren, die den Makedoniern gegenüber nichts ausrichteten, hielten
ihre Mannschaften schlecht in Zucht. Thessalien hatte es zu spüren,
als Hostilius dort überwinterte (170/69 v. Chr.) ^, am meisten aber
Chalkis, wo Gaius Lukretius seine Flottenmannschaften in die Häuser
legte, und die Bürger den schlimmsten Gewalttaten ausgesetzt waren.
Der Prätor ging selbst mit seinem Beispiel voran. Er hatte es be-
sonders auf die reichen Kunstschätze der Stadt abgesehen 2, nicht einmal
die Heiligtümer blieben verschont, und Hortensius, der Nachfolger des
Lukretius, machte es nicht besser ^. Allen Hellenen, auch denen, welche
den Krieg nicht im Lande oder vor ihrer Tür hatten, wurden vielerlei
schwere Opfer auferlegt. Die römischen Feldhen-en verlangten nicht
nur Truppen und KriegschifFe , sondern nach Umständen und Willkür
Kriegsbedürfnisse jeglicher Art, Arbeiter, Gespanne, Fahrzeuge, Getreide
und MateriaHen. Von jeher haben es die Römer verstanden, ihre Kriege
auf Kosten der Bundesgenossen zu führen. Die Athener, die ihr Korn
selbst kaufen mufsten, blieben doch nicht verschont; sie wurden viel-
leicht bei den böotischen Kämpfen, die in ihrer Nähe ausgefochten
wurden, zu Lieferungen angehalten. Selbst die asiatischen Freistädte
scheint man kräftig herangezogen zu haben *.
Den Römern blieb natürlich die Gesinnung und Stimmung der
hellenischen Welt nicht verborgen; sie zeigten sich wiederum stark
empfindlich gegen Tadel und Widerrede und suchten womöglich jede
selbständige Regung zu unterdrücken. Hier bot sich nun den An-
hängern Roms, den Männern, die sich ganz in den Dienst seiner Politik
gestellt hatten, Gelegenheit ihre Geschäfte zu machen, ihre Widersacher
1) Liv. XLIV 1, 5.
2) Herakleides Krit, descr.Graec. § 28 (Müller, Geogr. gr. min. I p. 105) sagt
von Chalkis: xcti roTi y.oivotq dt »j nohg du((f.ÜQ(ug xaTsaxtvctarai yvfAvaaioi,g aToaig
uqolg ft-edxQoig yQucpatg dvdQi.äai.
3) Liv. XLIII 7, 11.
4) Dies ist dem Bericht über die Gesandtschaften der Athener, Milesier, Ala-
bandier und Lampsakener nach Rom bei Liv. XLHI 6 zu entnehmen. Der Be-
richt ist im übrigen verfälscht und nur mit Vorsicht zu benutzen. Den Athenern
waren darnach 100 000 Scheffel Getreide auferlegt worden.
12. Buch, § 3. Hellas während des Krieges 170/69 v. Chr. 133
als Freunde des Perseus zu denunzieren und jeden Einspruch gegen
römische Wünsche als Feindseligkeit zu verschreien. Die Römer sahen
das gerne, und seit dem Ausbruche des Krieges sind daher die Römer-
freunde überall beschäftigt, auf diesem Wege ihre Gegner aus dem
Sattel zu heben und selbst die Herrschaft anzutreten. In diesen Kämpfen
ward der innere Friede der hellenischen Staaten unheilbar zerrüttet und
die gröfsten Umwälzungen vorbereitet.
Im achäischen Bunde war es die Partei des Kallikrates, die mit
allem Eifer für eine bedingungslose Folgsamkeit gegen Rom und die
römischen Magistrate eintrat. Der Widerstand dagegen ging nicht so
sehr von den makedonischen Parteigängern aus, deren es übrigens im
Bunde genug gab, als von den viel zahlreicheren und angeseheneren
Unabhängigen , als deren Wortführer wir neben Lykortas besonders
Archen und Polybios, den Sohn des Lykortas, den späteren Historiker,
kennen ^ Sie traten dem Verlangen der Römerfreunde entweder geradezu
entgegen, oder zogen sich zurück und versagten, ihre Mitwirkung, und
wurden nun von ihren Gegnern als mehr oder minder offene Anhänger
des Perseus angesehen und angezeigt. Am schärfsten zeigten sich wie-
derum die Gegensätze bei den Atolern. Lykiskos, Thoas und andere
römische Parteigänger traten jetzt in Aktion. Nach dem Treffen bei
Sykyrion luden die Römer, wie berichtet, die Schuld ihrer Niederlage
auf die Atoler ab, die verräterischerweise zuerst geflohen sein sollten.
Ihr Argwohn ward geleitet und verstärkt von Lykiskos, der sich bei
dieser Gelegenheit seiner mächtigsten Widersacher zu entledigen wufste.
Fünf von ihnen, darunter Nikandros (Bd. II 710), wurden auf seine
Anzeige als heimliche Verbündete des Perseus verhaftet, nach Rom ge-
bracht und dort in strengem Gewahrsam gehalten ^. Es gab bei den
Atolern viele Freunde des Perseus; einzelne, wie Nikandros, standen
noch von früher her in näherer persönlicher Beziehung zum make-
donischen Königshause ; die Atoler waren ohne Zweifel keine unbedingt
zuverlässigen Bundesgenossen. Aber niemand konnte den Angeschul-
digten eine feindselige Handlung nachweisen ^, und ihre Deportierung
nach Rom war eine unverhüllte Gewalttat, die in Griechenland überall
1) Polyb. XXVIII 3 und 6, wo auch andere Mitglieder dieser Partei genannt
werden.
2) Liv. XLII 60, 7. Appian, Maced. 12. Polyb. XX 11, 10. XXVII 15, 14.
XXVIII 4, 6. 6, 7. Aulser Nikandros werden genannt Hippolochos, Lochagos und
Eupolemos. Fast alle waren ehemalige Strategen des Bundes. Nikandros starb
in der Haft in Rom.
3) Nach Polyb. XX 11, 10 hat sich Nikandros mit Perseus nicht eingelassen ,
sondern hat seinen Versuchungen widerstanden.
134 12. Buch. § 3. Epirus 170 v. Chr.
ein unheimliches Gefühl erregte und sehr bald ihre Wirkungen
zeigte.
Auch bei den Epiroten gab es einen unbedingten Römerfreund,
Charops, Sohn des Machatas, Enkel des Charops, der 198 v. Chr. dem
Titus Flamininus so wichtige Dienste geleistet (Bd. II 611). Der jüngere
Charops hatte in Rom gelebt, lateinisch gelernt und erwies sich als einen
gewalttätigen Parteimann schlimmster Art, der vor nichts zurückschreckte.
Nach dem Ausbruch des Krieges mit Perseus trat er hervor und begann
die leitenden Männer seines Stammes bei den Römern anzuschwärzen,
vor allem den Molosser Kephalos, den seine persönlichen Beziehungen
zu Perseus verdächtig machten. Kephalos war ein angesehener, be-
sonnener Mann, der keinesfalls als Römerfeind gelten konnte. Jedoch
die Deportation der Atoler machte ihn dazu ; er befürchtete das gleiche
Schicksal und zog es vor, zu Perseus zu gehen ^ Durch seine Ver-
mittelung wurde nun ein grofser Teil seiner Landsleute zu Perseus hin-
übergezogen. Schon im Sommer 170 v. Chr. war die Sache in vollem
Gange; als damals der neue Konsul Aulus Hostilius, der Nachfolger
des Licinius, auf dem Wege zum Heere nach Thessalien durch Epirus
kam, beschlossen die Häupter der Bewegung, Theodotos, Antinoos und
Philostratos ^, ihn unterwegs aufzuheben und dem Perseus zu überliefern.
Der König ward herbei gerufen und kam nach Epirus, fand jedoch
unterwegs die Brücke über den Aoos von den Molossern besetzt und
mufste diesen ein Gefecht liefern ; denn der Staat der Epiroten war
noch in der römischen Bundesgenossenschaft. Dadurch verspätete sich
Perseus. Gleichwohl hätte der Konsul, als er in Phanote übernachtete,
gefangen werden können ; er ward jedoch durch seinen Gastfreund Nestor
gerettet, der ihn rechtzeitig in Sicherheit brachte. HostiHus wählte jetzt
den Seeweg und fuhr nach Antikyra, um von hier aus Thessalien zu
erreichen ^. Die Anwesenheit des Perseus scheint dann in Epirus den
Abfall zur Vollendung gebracht zu haben. Ein grofser Teil des Volkes,
nämlich alle Molosser und einige Gaue der Chaoner traten mit ihm in
Bündnis. Kephalos kehrte in seine alte Stellung zurück; auch blieben
in Phanote und anderen geeigneten Punkten makedonische Besatzungen *.
Dieser Verlust war für die Römer nicht ohne Bedeutung; die Ver-
1) Polyb. XXVII 15. XXX 12. Diodor XXX 5. Liv. XLIII 18, 2. Ke-
phalos wird in einer Inschrift SGDial. II 1352 als Vorsteher der Molosser genannt.
2) Polyb. XXX 7, 2. Aus SGDial. II 1338 f kennen wir Antinoos als epi-
rotischen Bundesfeldherrn.
3) Polyb. XXVII 16. XXX 7, 2. Diodor XXX 5 a. Bei Polybios XXVII
16, 5 ist mit der Ha. sk riruva zu lesen. Oben S. 112 Anm. 4.
4) Liv. XLIII 18, 2. 24, 4. Polyb. XXVIII 8, 2.
12. Buch. § 4. Rom und die Hellenen 170/G9 v. Chr. 135
bindung zwischen lUyrien und Thessalien ward unterbrochen, und Per-
seus ward der unmittelbare Nachbar der Hellenen. Die Römer wurden
genötigt, in Illyrien gröfsere Streitkräfte aufzustellen; Appius Claudius
Centho wurde mit 4000 Mann dorthin geschickt; er verstärkte sich in
Illyrien durch bundesgenössische Kontingente auf etwa 12 000 Mann
und nahm sein Hauptquartier in Lychnidos ^.
§*.
Nachdem auch der zweite Feldzug keinen Erfolg gebracht hatte,
war die Lage der Römer nicht unbedenklich. Hätte Perseus mehr
Entschlossenheit besessen, hätte er einen kräftigen Vorstofs gewagt, so
würde er vielleicht einen guten Teil von Hellas mit sich fortgerissen
und dem Kriege ein anderes Aussehen gegeben haben ^ ; denn Hellas
war für die Römer der unentbehrhche Stützpunkt. Jedoch Perseus war
zwar in seinem Selbstgefühl gehoben ^ , aber doch keines kühnen Ent-
schlusses fähig, und auch unter seinen Beratern scheint sich kein Mann
von überlegener Einsicht und Wagemut befunden zu haben. Der klein-
liche, ängstliche Fürst stand ganz unter dem Banne der römischen
Überlegenheit und kam über die Verteidigung nicht heraus. Jahr für
Jahr suchte er bei den Römern um Frieden nach und erklärte sich
zu den gröfsten Opfern bereit, er ward nicht müde, die übrigen Mächte
zur Vermittelang aufzurufen *. Die hellenischen Staaten schenkten ihm
wohl ihre Sympathien, aber keine kam zum Entschlufs, sich auf seine
Seite zu schlagen.
Bei den Achäern wünschte man ihm wohl alles Gute, aber man
wollte keineswegs seinen vollständigen Sieg, der ihm die Herrschaft in
Hellas wieder verschaffen würde ^. Was man wünschte, war die Er-
haltung Makedoniens und ein gewisses Gleichgewicht zwischen ihm und
Rom, und in diesem Dilemma war es schwer, über die Neutrahtät hin-
auszukommen. Zu gewagten Entschlüssen fehlte es den Hellenen überhaupt
an Kraft wie an Mut, dazu kam die Eifersucht, die zwischen den ver-
schiedenen Staaten, z. B. Achäern und Atolern, bestand, endlich waren
die sehr rührigen römischen Parteigänger kein geringes Hindernis.
Perseus hatte noch keinen entscheidenden Erfolg davongetragen; die
1) Liv. XLIII 9, 6, wonach der Konsul Hostilius ihn abgeschickt hätte, was
mir zweifelhaft ist, da Ap. Claudius auch im nächsten Jahre sein Kommando
behält.
2) Polyb. XXVIII 9, 5.
3) Zonar. IX 22, 8.
4) Polyb. XXIX 7, 4.
5) Polyb. XXVII 10. Oben S. 111.
136 12. Buch. § 4. Korn und die Hellenen 170/69 v. Chr.
Römer hatten in Hellas eine sehr mächtige Stellung und beherrschten
unbestritten das Meer. Endlich zeigte die römische Politik trotz den
geringen kriegerischen Erfolgen eine unveränderte, stolze Ruhe und
Zuversicht und wich nicht ein Haar breit von ihi-en Ansprüchen zurück.
Als die ungünstige Stimmung der Hellenen so deutlich hervortrat, be-
schlofs der Senat ihnen zu zeigen, dafs man sie nicht brauche. We-
nigstens diejenigen, welche sich verdächtig machten, wurden nicht
mehr um Hilfe angegangen, und schon am Feldzuge von 170 v, Chr.
haben, wie es scheint, weder Achäer noch Atoler teilgenommen. Man
war ihnen daher auch nicht weiter verpflichtet und hatte ihnen gegen-
über später freiere Hand; denn Rom war mit den hellenischen Bundes-
genossen aufs äufserste unzufrieden und nahm sich vor, mit ihnen gründ-
lich abzurechnen.
Dazu war es jedoch noch nicht Zeit, und vorerst hielt der Senat
es für nützlich, die Stimmung in Hellas nicht weiter zu verschlimmern.
Er liefs sich nichts merken, vermied jede Aufserung des Mifsfallens und
zeigte gegenüber den zahlreichen Klagen über die Missetaten der rö-
mischen Feldherren und Soldaten freundliches Entgegenkommen ^ Die
Zerstörung Koroneias durch den Konsul Licinius ward auf die Be-
schwerde der Mifshandelten für ungerecht erklärt. Koroneia mit seinem
Gebiete ward wiederhergestellt und die Befreiung der verkauften Bür-
ger verordnet ; Licinius soll in Strafe genommen sein ^. Auch Thisbe
scheint bessere Bedingungen erlangt zu haben, wenigstens blieb die
Stadt erhalten (170 v. Chr.) ^. Als besonders berechtigt wurden die
Klagen der Chalkidier gegen Lukretius und Hortensius anerkannt.
Ersterer ward zur Verantwortung gezogen und soll zu einer ansehn-
lichen Geldbufse verurteilt worden sein *. Wie Koroneia erlangte ferner
das unglückliche Abdera eine gewisse Restitution ^. Die zahlreichen Kla-
gen über die willkürlichen und drückenden Auflagen der römischen
Feldherren*' erkannte der Senat als berechtigt an und bestimmte, dafs
1) Polyb. XXVIII 2, 5. Diodor XXX 8.
2) Liv. XLIII 4, 11. Zonar. IX 22, 6.
3) SIG. P 300. Oben S. 127.
4) Liv. XLIII 7, 5, wo im einzelnen die Erzählung teils rhetorisch, teils
antiquarisch bearbeitet worden ist. Livius malt effektvoll aus, wie der chalkidische
Gesandte Mikion (unsere Ausgaben nennen ihn nach Bekkers Konjektur Mikythion),
obwohl gelähmt, dennoch die Reise nach Rom auf sich genommen hat, sich auf
einem Tragbett in den Senat bringen läfst und so seine Sache führt, ähnlich wie
vor Zeiten Miltiades in Athen.
5) Liv. XLIII 4, 8. Der Bericht ist nicht ganz zuverlässig. Oben S. 129,
Anm. 7.
6") Dies ist wohl der eigentliche Sinn der von Livius XLIII 6 erwähnten Ge-
12. Buch. § 4. Rom und die Hellenen 170/69 v. Chr. 137
solche Forderungen der Feldherren nur dann berücksichtigt zu werden
brauchten, wenn sie auf ausdrücklichem Beschlufs des Senats beruhten ^
Mit diesen Anordnungen, die in der Tat als eine Erleichterung
empfunden wurden, wollte der Senat den Verbündeten einen besonderen
Beweis seines Wohlwollens geben und liefs in diesem Sinne seine Be-
schlüsse überall bekannt machen. Der Konsul Aulus Hostilius sandte
zugleich aus den thessalischen Winterquartieren zwei Abgesandte, Gaius
Popilius und Gnäus Octavius zu den wichtigsten griechischen Staaten ^,
um sich über die Stimmung zu unterrichten , wobei sie möglichst ver-
söhnlich auftreten und Anstofs vermeiden sollten ^. Zuerst waren sie
in Theben und ermahnten die Böoter, an der römischen Freundschaft
festzuhalten, von da gingen sie in den Peloponnes. Wie es schon
früher geschehen, wandten sie sich zunächst nicht an den achäischen
Bund, sondern bereisten vorher die einzelnen Städte, verkündeten die
letzten Senatsbeschlüsse und gaben überall ihr Mifsfallen über die Hal-
tung der offenen wie der heimhchen Gegner Roms zu erkennen, be-
sonders der Autonomisten. Zuletzt erschienen sie in Aegion auf der
regelmäfsigen achäischen Bundesversammlung. Man behauptete, sie
hätten die Absicht gehabt, mit ihren Anklagen gegen Lykortas und
Genossen offen hervorzutreten , wären aber , da sie nichts Erweisliches
vorzubringen gehabt, davon abgestanden. Jedenfalls hörten die Achäer
nur freundschaftliche Versicherungen und Mahnungen. Von den Achäern
fuhren die Gesandten zur ätolischen Bundesversammlung nach Thermon,
und hier kam es zu heftigen Auftritten ^. In schonender Form ver-
langte Popilius, dafs die Atoler Geiseln steilen sollten. Lykiskos unter-
stützte die Forderung und sprach es in Gegenwart der Gesandten un-
verhüllt aus, dafs Perseus im Volke viele Freunde habe, auch nachdem
die Häupter nach Rom geschafft seien; besonders auf zwei Männer
wies er hin, Archedamos und Pantaleon. Der letztere antwortete sofort
mit zornigen Ausfallen gegen Lykiskos und noch mehr gegen Thoas,
den er als einen undankbaren Verräter bezeichnete. Allgemeiner Bei-
fall folgte seinen Worten, und als Thoas sich zu einer Entgegnung er-
sandtschaften von Athen, Milet, Alabanda und Lampsakos. Livius hat den Sach-
verhalt verdunkelt. Oben S. 132, Anm. 4.
1) Liv. XLIII 17, 2. Polyb. XXVIII 3, 3. 13, 11. 16, 2. Der Beschlufs
gehört in den Herbst 170 v. Chr.
2) Polyb. XXVIII 3. Nach Livius XLIII 17, 2 wurden sie direkt vom Senat
abgesandt, was, wie Polybios zeigt, nicht richtig kein kann. Vermutlich waren
beide Kriegstribune.
3) Polyb. XXVIII 5, 6.
4) Polyb. XXVIII 4. Liv. XLIII 17, 4.
138 12. Buch. § 4. Rom und die Hellenen 170/o9 v. Chr.
hob, liefs man ihn nicht zu Worte kommen, sondern empfing ihn mit
Steinwürfen. Es war kein Zweifel, dafs die überwiegende Mehrheit den
römischen Parteigängern äufserst feindlich gesinnt war. Was die Geiseln
anlangt, so gingen die Atoler auf diese Sache gar nicht ein. Ohne Be-
scheid verliefsen die Gesandten Thermon iind zogen weiter zur Ver-
sammlung der Akarnanen nach Thyrrheion \ Auch hier verklagten
die Römerfreunde, Aschrion, Glaukos und Chremas, ihre Gegner und
baten zum Schutz gegen ihre Umtriebe geradezu um eine römische Be-
satzung. Dieser Vorschlag fand jedoch kräftigen Widerspruch; die An-
kläger mufsten hören, dafs sie nur die Vernichtung ihrer Gegner und
ihre eigene Herrschaft im Auge hätten, und da die römischen Gesandten
merkten, dafs dies die Meinung der Mehrheit sei, liefsen sie ihre Partei-
gänger fallen und stimmten dem Redner der Gegenpartei, Diogenes, zu.
Sie kehrten dann nach Larisa zu Hostilius zurück. Die Lage in diesen
Gegenden schien den Römern so unsicher, dafs bald darnach Popilius
mit 1 000 Mann nach Ambrakia in die Winterquartiere gelegt ward 2,
in die nächste Nachbarschaft der Akarnanen und Atoler, um den
dortigen Anhängern zum Rückhalt zu dienen. Besonders die Atoler
waren dringend verdächtig, und ein Abfall zu Perseus schien leicht
möglich ^.
Die Gesandtschaft des Popilius hinterliefs bei den beteiligten Hel-
lenen dauernden Eindruck. In Atollen ward der Zwiespalt und die
Verwirrung noch gröfser * , die Achäer gerieten in ernste Besorgnisse.
Man fürchtete den Zorn der Römer, und bald nach dem Abgange der
Gesandten hielten Archon und Lykortas mit ihren Freunden eine Be-
ratung, wo die verschiedenen Stimmen zu Worte kamen. Für An-
schlufs an Perseus sprach sich niemand aus, Lykortas empfahl strenge
Neutrahtät, andere wollten zwar nichts gegen Rom unternehmen, wohl
aber den Römerfreunden daheim den Daumen kräftig aufs Auge drücken.
Archon jedoch mahnte zur Vorsicht; auf seinen Antrag beschlofs man,
den Römern und ihren Parteigängern möglichst entgegenzukommen und
keinen Anlafs zur Beschwerde zu geben. Zugleich wai'd für die be-
vorstehenden Wahlen Archon als Kandidat für die Strategie, Polybios
für die Hipparchie aufgestellt, und beide wurden gewählt. Archon hatte
sich's ein gutes Stück Geld kosten lassen ^ Als Strateg suchte er sich
1) Polyb. XXVIII 5. Liv. XLIII 17, 6.
2) Liv. XLIII 17. 9.
3) Polyb. XXIX 7, 5.
4) Polyb. XXVIII 4, 13.
5) Polyb. XXVIII 6. Die Vorgänge fallen ofTenbar in den Herbst 170 v. Chr.
bald nach dem Ende des Feldzuges. Hostilius ist frühzeitig in die Winterquartiere
12. Buch. § 4. Haltung der Achäer 170/69 v. Chr. 139
den Römern und ihren Freunden möglichst gefällig zu erweisen, zunächst
in einer geringfügigen Sache, die aber nicht ohne politische Bedeutung
war. Die Achäer hatten, wie oben (S. 68) erwähnt, dem Eumenes die
früher bewilligten Ehrenerweisungen entzogen. Dies war dem Könige,
wenn er es auch nicht aussprach, in Wahrheit sehr schmerzlich. Da-
her bemühte sich jetzt Attalos, als er in Elateia überwinterte, ihm
Genugtuung zu verschaffen, und Archon bot gerne die Hand dazu.
Auf seine und des Polybios Empfehlung stellte der achäische Bund
die früheren Ehren wieder her. Attalos ward durch eine besondere
Gesandtschaft von dem Beschlufs in Kenntnis gesetzt K Archon ging
dann noch weiter. Auf seinen Antrag beschlossen die Achäer gegen
das Frühjahr 169 v. Chr., als mit dem neuen römischen Feldherrn
Quintus Marcius die Entscheidung des Krieges erwartet wurde,
den Römern die ganze Streitmacht des achäischen Bundes zur Ver-
fügung zu stellen -. Archon traf für den Auszug die nötigen An-
ordnungen, der Hipparch Polybios ward zum Konsul nach Thessahen
geschickt, um nach erfolgter Einwilligung das Weitere zu verabreden
und alles vorzubereiten. Der römischen Sache erwiesen die Achäer
damit ohne Zweifel einen Dienst; sie übten dadurch vor allem auf die
übrigen Hellenen, insonderheit die Ätoler, zu gunsten des römischen
Bündnisses einen kräftigen Druck aus, was um so wertvoller war, als
Perseus um dieselbe Zeit einige nicht unbedeutende Erfolge errungen
hatte.
gegangen. G. F. Unger freilich (Sitzungsber. der Mimchen, phil.-hist. Kl. 1879
II 113) setzt sie in den zweiten Teil des Winters und baut auf diese Stelle
hauptsächlich seine Meinung, dafs die achäischen Strategen ihr Amt etwa im
Februar angetreten. Man könnte dafür noch anführen, dafs in den Auszügen aus
Polybios (XXVIII 3, 1. 5, 6) Hostilius als Prokonsul {clrTiajQdzriyog, tip^vnatog)
bezeichnet wird. Dies ist jedoch nicht entscheidend , weil diese Ausdrücke wahr-
scheinlich von dem Exzerptor herrühren. Natürlich ist es sehr wohl möglich, oder
wahrscheinlich, dafs die Wahlen sich verzögert hatten und die Gewählten un-
gewöhnhch spät antraten; derartiges kam bei dem unregelmäfsigen Gange der
antiken Kalender und aus anderen Ursachen leicht vor. Gegen Ungers Ansicht
spricht ferner der Bericht über die Verhandlungen des nächsten Jahres 169/8 v. Chr.
bei Polyb. XXIX 23 ff Sie fallen in die Winterzeit, aber wahrscheinlich in die erste
Hälfte. Damals sind aber weder Archon noch Polybios im Amte, was der Fall
gewesen sein müfste, wenn der Wechsel im Februar stattgefunden hätte. Endlich
ist klar, dafs die Gesandtschaft des Popilius mit ihren Folgen vor den Winterfeld-
zug des Perseus fällt. Vgl. Lipsius, Berichte der k. sächs. Gesellsch. d. Wiss. zu
Leipzig, phil.-hist. Kl. 50 (1898) S. 167. Schorn S. 412.
1) Polyb. XXVII 18; XXVIII 7. 12, 7.
2) Polyb. XXVIII 12.
140 12. Buch. § 5. Winterfeldzug des Perseus 170/69 v. Chr.
§ 5.
Zu Anfang des Winters 170/69 v. Chr., als die thessalischen Berge
schon tief im Schnee lagen und ein feindlicher Angriff nicht zu be-
fürchten stand, unternahm Perseus einen unerwarteten Zug in die illy-
rischen Landschaften an der makedonischen Westgrenze ^, das Land
der Parthiner, Dassiareten und anderer römischer Bundesgenossen zwi-
schen Epirus und dem Reiche des Genthios. Es lagen hier nicht un-
bedeutende Streitkräfte, teils Römer und Italiker, teils illyrische Kon-
tingente, an verschiedenen Punkten zerstreut; das Zentrum bildete Lych-
nidos am See von Ochrida, an der grofsen Heerstrafse, die von der
illyrischen Küste nach Makedonien führte (oben S. 135). Vielleicht war
im letzten Jahr von hier aus die makedonische Grenze beunruhigt wor
den ^. Zugleich hatte Perseus die Absicht, sich mit Genthios in Verbindung
zu setzen, der geneigt war, die Sache Roms zu verlassen und sich an
Makedonien anzuschliefsen ^.
Genthios war seinem Vater Pleuratos 4 vor 181 v. Chr. noch in
jungen Jahren nachgefolgt ^, erbte aber nicht die ganze Herrschaft;
denn im Norden sagten sich die Dalmater von ihm los*", und die an
Makedonien angrenzende Landschaft um Lychnidos ward vielleicht durch
Rom unabhängig ''. Immerhin beherrschte er ein ansehnliches Gebiet,
das an der Küste vom Flusse Naron südwärts bis über Lissos hinaus
reichte ^. Zu Anfang seiner Regierung hatte er seinen Bruder Pleu-
ratos oder Piator zur Seite, der im Volke grofses Ansehen genofs und
daher seine Eifersucht erregte ^. Als dieser im Begriffe stand , sich
mit einer Fürstentochter aus dem Stamme der benachbarten Dardaner
zu vermählen, liefs ihn Genthios samt seinen vornehmsten Freunden
1) Liv. XLIII 18.
2) Livius XLIII 9, 6 ff. erzählt in einer annalistischen Partie von einem ver-
unglückten Überfall des Appius Claudius auf Hyskana ; jedoch nach dem Späteren
müfste Hyskana damals römisch gewesen sein, auch hat die Erzählung bedenkliche
Ähnlichkeit mit dem cap. 21 berichteten Unternehmen des L. Coelius. Appius hat
nach Livius 8000 Mann bei sich.
3) Dies mufs man nach dem Späteren annehmen.
4) Die Mutter hiefs Eurydike. Liv. XLIV 30, 2.
5) Liv. XL 42. Polybios XXIX 4, 1 nennt ihn 1G9/8 v. Chr. ytufiaxog, d. h.
er war damals jünger als 45 Jahre.
6) Polyb. XXXII 18, 4.
7) Liv. XLIII 9, 7. 21, 3 vgl. Polyb. XVIII 47, 12 Oben S. 15.
8) Dem Genthios gehören z. B. die Daorsen (Liv. XLV 26, 12, wo der Text
zerrüttet ist) und die Insel (Schwarz-)Korkyra (Liv. XL 42, 4).
9) Polyb. XXIX 13 (Athen. X 440 A). Liv. XLIV 30, 2. Vgl. Aelian, Var.
hißt. II 41. Polybios nennt ihn (bei Athenäos) Pleuratos, Livius Piator.
12. Buch. § 5. Genthios und die Römer 170 v. Chr. 141
hinrichten, weil er fürchtete, der Bruder möchte durch diese Verbindung
zu mächtig werden. Die Braut nahm er selbst in Besitz ^. Als der
Nebenbuhler tot war, fing Genthios an, seine Untertanen zu mifshandeln.
Er war grausam und ein starker Zecher : besondere Fähigkeiten hat er
nicht gezeigt.
Was ihn eigentlich zum Feinde der Römer gemacht hat, wissen
wir nicht. Vielleicht waren es die schon erwähnten Gebietsverluste,
vielleicht auch Streitigkeiten mit den Nachbarn, den griechischen Städten,
in die sich die Römer einmischten, so dafs er sich gekränkt und ein-
geengt fühlte -. Doch blieb er zunächst Freund der Römer; die Tatsache
steht fest, dafs er im ersten Kriegsjahr mit den anderen Illyriern ein an-
sehnliches Kontingent zur römischen Flotte schickte ^. Aber schon im
nächsten Jahre, nach den römischen Mifserfolgen wandte er sich von den
Römern ab und wird dies dem Perseus bekannt gegeben haben, der ihm
nun auf dem Landwege in Verbindung mit einem Feldzuge gegen das
römische lUyrien die Hand zu reichen beschlofs.
Der Angriff des Perseus ging von Styberra in Pelagonien aus, wo
sich 12 500 Mann um ihn versammelten. In drei Tagemärschen erreichte
er Hyskana, den Hauptort der Penesten *. Hier lag eine bedeutende
1) Polyb. und Liv. a. 0. Die Freunde heifsen bei Livius Ettritus und Epi-
cadus. Dazu sei ein oropisches Ehrendekret für Piaton (Piator?), Sohn des Epikados
aus Dimallos, angeführt. IGGSept. I 282
2) In den Anualen des Livius sind alle Nachrichten über Genthios aus früherer
Zeit auf die spätere Feindschaft zugespitzt. Übrigens sind sie unvollständig, un-
klar und von zweifelhaftem Werte, wenn auch nicht zu leugnen ist, dafs in ihnen
gute polybianische Überlieferung benutzt worden ist. Schon 182 und 181 v. Chr.
gerät der lUyrier in den Verdacht des Seeraubes. Liv. XL 18, 3 f. 42. Später
172 V. Chr. klagen die Issäer in Rom über ihn und beschuldigen ihn, dafs er es
mit Perseus halte; er wird sehr verdächtig, und 170 v. Chr. werden zu seiner Be-
obachtung Truppen nach Issa geschickt. Liv. XLII 26, 2. 29, 11. 37, 2. 45, 8.
XLIII 9, 4. Zur Zeit, wo er sich mit Perseus verbündete, hatte er Streitigkeiten
mit den Nachbarn ; in dieser Angelegenheit waren im Winter 169/8 v. Chr. römische
Gesandte bei ihm.
3) Liv. XLII 48, 8. Livius sagt, Lucretius habe die 54 Lemben des Genthios
mitgenommen, simuJans se credere eos in nsum Romanorum comparatos esse, sie
sind also darnach nicht für die Römer bestimmt gewesen. Dies ist jedoch eine Un-
wahrheit, wie daraus hervorgeht, dafs die Schiffe des Genthios sich mit den anderen
in Dyrrhachion versammelt haben. Die.se Stadt gehörte nicht dem Genthios; die
Schifte können nur auf Requisition der Römer dahin gelangt sein.
4) Da Styberra ohne Zweifel beim heutigen Prllep (Perlepe) lag (Heuzey et
Daumet, Mission archeol. en Macedoine 316 f.), so kann Hyskana, wenn es wirklich
3 Tagemärsche von Styberra entfernt war, schwerlich das heutige Dibra am Drin
(Drilon) sein, wohin von Prilep in der Luftlinie beinahe 90 km , also ein Weg von
rund 120 km sind, der besonders in winterlicher Jahreszeit in 3 Tagen nicht gut
143 12. Buch. § 5. Winterfeldzug in Illyriea 170/69 v. Chr.
illyrisch-römische Besatzung, die gänzlich unvorbereitet war und daher
den Angi'ifFen der Makedonier nicht lange widerstand. Zuerst kapi-
tulierten die Römer, angeblich 4000 Mann, dann die illyrische Ko-
horte und die Einwohner. Der König schickte die Gefangenen nach
Styberra zurück und drang weiter ins Land der Penesten ein, eroberte
mehrere Kastelle, zuletzt nach hitzigem Kampfe einen ansehnlichen Platz
am Flusse Artatus ^, der von besonderer Bedeutung war; denn von hier
aus führte der Weg in die Labeatis, das Land des Genthios, hinüber.
Perseus schickte zwei Gesandte, den Illyrier Pleuratos und den Make-
donen Adäos, zu Genthios ^. In Styberra, wohin er sich zurückbegab,
wartete er ihre Rückkehr ab. Inzwischen beschäftigte er sich mit der
Versilberung der Beute, er hatte wieder viele Gefangene gemacht,
darunter 1500 Römer. Die Illyrier wurden verkauft, die Römer in Haft
gesetzt.
Die Gesandten hatten nach beschwerlicher Reise durch die illyrische
Einöde und über den beschneiten Skardos den Genthios in Lissos an-
getroffen. Der Illyrier zeigte sich nicht abgeneigt, sich mit Perseus zu
verbinden und in den Krieg einzutreten •, er erklärte, dafs er dazu vor
allem Geld brauche. Mit diesem Bescheide langten die Unterhändler
in Styberra an und wurden zu weiteren Verabredungen sogleich aufs
neue zu Genthios nach Skodra geschickt, während Perseus einen zweiten
Vorstofs gegen die Penesten unternahm ^, einige Strecken verheerte und
dann nach Makedonien zurückging. In Hyskana und einigen anderen
Orten blieben makedonische Besatzungen.
Der römische Befehlshaber dieser Gegend, Lucius Coelius, befand
sich in Lychnidos, hatte sich aber, solange Perseus im Lande war,
nicht gerührt. Nach Abzug des Königs versuchte er, Hyskana wieder
zu erobern, ward aber abgeschlagen und kehrte nach Lychnidos zurück.
Ein grofser Teil der Penesten blieb übrigens römisch ^ ; Coelius ver-
stärkte die Besatzungen ; die Penesten samt den benachbarten Parthinern
zurückgelegt, werden kann. Man wird daher Hyskana eher am oberen Erigon bei
Sop oder auch weiter nördlich bei Kicevo zu suchen haben. Dafür spricht auch,
dals von hier aus die Gesandtschaft des Perseus auf dem Wege nach Skodra
(Skutari) über den Skardos geht, was von Dibra aus nicht nötig sein würde.
1) Bei Liv. XLIII 19, 2flf. heifst der Ort Eoeneum oder Oaeneum. Sonst
kommt er, wie es scheint, nicht vor. Vgl. Orosius IV 20, 38.
2) Polyb. XXVIII 8. Liv. XLIII 19, 13 ff. Diodor XXX 9.
3) Die nähere Bestimmung ist unsicher; eqp' 'Yaxitva, was man bei Polyb.
XXVIII 8, 11 liest, ist eine recht zweifelhafte Konjektur. Überliefert ist enaxxiöyay.
Livius XLIII 20, 4 nennt einen Ort Ancyra.
4) Der andere Teil ist makedonisch. Im nächsten Jahre übernahmen 2000
Penesten, die Pleuratos schickte, die Verteidigung Kassandreias. Liv. XLIV 11, 7.
12. Buch. § 5. Unternehmen gegen Stratos 170/69 v. Chr. 143
stellten ihm Geiseln , die in Apollonia und Dyrrhachion verwahrt
wurden ^.
Gleich nach seiner Rückkehr aus Illyrien eröffnete sich dem make-
donischen Könige die Aussicht, Atolien zu gewinnen, wo nach dem
Besuch des Popilius die Aufregung noch weiter gestiegen war. Die
Freunde des Perseus oder diejenigen, welche doch dafür galten, fühlten
sich nicht mehr sicher, und ähnlich wie in Epirus wurden sie gedrängt,
zur Tat zu schreiten und den Bund in das makedonische Lager hin-
überzulühren. Man beschlofs, dem Perseus zunächst die Stadt Stratos
am Acheloos in die Hände zu spielen. An der Spitze des Unternehmens
stand Archedamos. Perseus war bereit und setzte sich von der Elimeia
aus in Marsch. Nach Lustration des Heeres zog er mit mehr als 10 000
Mann in starken Märschen, durch tiefen Schnee, über das Gebirge nach
Epirus. Unter grofsen Beschwerden kam er nach sechs Tagemärschen
an den Aratthos ^. Dort gab es einigen Aufenthalt, da der angeschwollene
Flufs überbrückt werden mufste. Nach einem Tagesmarsch erreichte man
die ätolisphe Grenze ^ ; schon unterwegs kam Archedamos entgegen, und
nach v/eiteren zwei Märschen stand man bei Stratos. Aber Perseus kam
zu spät. Nach dem Abgang des Archedamos hatte die gegnerische
Faktion Gelegenheit erhalten, den Popilius in aller Eile aus Ambrakia
herbeizurufen. Er war mit 1000 Mann eben in der Nacht angekommen,
als Perseus vor Stratos erschien, und hatte in weiser Vorsicht die Ver-
teidigung und Bewachung der Stadt in eigene Hand genommen. Gleich-
zeitig traf der Hipparch des Bundes Deinarchos mit einer ätoUschen
Schar ein. Er war ausgezogen, um sich mit Perseus zu vereinigen, als
er jedoch die neue Sachlage erkannte, schlofs er sich dem Popilius an.
Auf eine Belagerung in dieser Jahreszeit war Perseus nicht vorbereitet,
er verzichtete daher auf einen Angriff, der doch bei der Stimmung der
Atoler nicht ohne Aussicht war, und zog ab, zunächst zu den Aperanten,
bei denen Archedamos in hohem Ansehen stand; sie schlössen sich an,
und Archedamos blieb bei ihnen mit 800 Makedoniern zurück. Dann
ging der König auf dem früheren Wege wieder nach Makedonien.
Sein unerwartetes Erscheinen hatte nicht geringes Aufsehen gemacht;
er verscheuchte auch die Römer, die damals einen Angriff auf Epirus
ins Werk setzten. Appius Claudius Centho wünschte die illyrischen
Verluste durch einen Erfolg auszugleichen, und belagerte mit seinen
1) Liv. XLIII 21.
2) Liv. XLIII 21, 5 ff. Der Marsch ging wahrscheinlich über den Pafs von
Metsovo und umging den Gebirgstock des Lakmon (Peristeri) im Norden; denn
Athamanien war feindüch und mufste vermieden werden.
3) D. h. die Grenze der Amphilocher.
144 12. Buch. § 6. Feldzug von 169 v. Chr.
Truppen, die er durch die Kontingente der Chaoner und Thesproter
auf 6000 Mann brachte, Phanote im nördhchen Epirus ^ Die Stadt
ward jedoch vom makedonischen Kommandanten Kleuas tapfer ver-
teidigt ^, und die Nachricht von der Anwesenheit des Perseus machte
der Belagerung ein schnelles Ende ; Appius zog ab, verfolgt von Kleuas,
der ihn vor den Engpässen einholte und ihm erhebliche Verluste bei-
brachte. Verstärkt durch die Epiroten unter Philostratos ging dann
Kleuas ins Gebiet von Antigoneia hinüber, schlug die ausfallenden Ver-
teidiger und und rückte dann weiter gegen Appius vor, der sich in-
zwischen nicht weit von den Pässen gelagert hatte ^. Appius hatte
oÖenbar zu seinen Truppen kein grofses Vertrauen ; er räumte das Feld,
die Epiroten entliefs er, mit den Italikern bezog er bei den Parthinern,
weitab von Epirus, nun ebenfalls Winterquartiere ^.
Die Gesandten des Perseus von Genthios kehrten bald darnach
mit derselben Antwort wieder zurück wie früher. Genthios war zum
Bündnisse bereit, verlangte aber Geld, und schwer entschlofs sich Perseus,
es zu bewilligen, und so kam es zu keinem Abschlufs. Er mag dem
Illyrier nicht getraut haben, aber er konnte sich überhaupt zu kühneren
Entschlüssen nicht aufraffen, und seine Erfolge waren bisher immer in
den Anfängen stecken geblieben. Vor allem hütete er ängstlich seine
Schätze ; er war geizig. Man glaubte, dafs er viele, Könige wie Private
und Gemeinden, gewonnen haben würde, wenn er nicht sein Geld ge-
spart hätte ■''.
§ 6.
Woher es kam, dafs die römischen Heere trotz ihrer Übermacht
zu Wasser und zu Lande gegen Perseus nichts ausrichteten, ist schwer
zu bestimmen. Ohne Zweifel haben die Feldherren keine bedeutenden
Fähigkeiten entwickelt. Vielleicht enthielten die Legionen zu viele Rekru-
ten, oder sie waren nicht vollzählig; denn gewifs haben die letzten mifs-
glückten Unternehmungen schon infolge der Strapazen viele Verluste
gebracht; und jedenfalls liefs die Disziplin der Römer viel zu wünschen
1) Liv. XLIII 21, 4. Die Namen sind nicht sicher überliefert. Chaonum
liefst Weifsenborn, die Hs. hat athoanum oder thoanum, wofür Hertz Athamanutn
gibt. Phanotum ist Konjektur für das überlieferte phalanom. Phanote ist, wie
man meint, das heutige Gardiki. Bursian, Geogr. v. Griechenl. I 19.
2) Liv. XLIII 21, 4.
3) Liv. XLIII 23, 3 in campo quem Meleona vocant.
4) Nach Livius ist Appius von da zu einem Opfer nach Rom gegangen. Er
mufs jedenfalls bald wieder zurückgekehrt sein.
5) Polyb. XXVJII 9. Liv. XLIII 23, 8 f. Diodor XXX 9, 2.
12. Buch. § 6. Feldzug von 169 v. Chr. 145
übrig ^ Dazu kam die weite Entfernung des Kriegschauplatzes und
die in den römischen Gewohnheiten begründete etwas schwerfäUige Be-
dächtigkeit der Kriegführung, wodurch die Entscheidung sich hinzog.
Indes war eine längere Dauer des Krieges bei der Unruhe in Hellas
und der wachsenden Unternehmungslust des Perseus nicht ohne Gefahr.
Es kamen Anzeichen, dafs die neutralen Mächte aus ihrer Zurückhaltung
herauszugehen anfingen und an Einmischung dachten. Aus Ägypten
ging um diese Zeit eine Gesandtschaft nach Rom, der neben anderen
Geschäften auch eine Friedensvermittelung aufgegeben war, gewifs auf
Veranlassung der Perseus. Sie brachte zwar auf Anraten ihrer römi-
schen Freunde im Senat nichts davon vor, aber sie hatte doch den
Auftrag erhalten ^. Zugleich stand damals zwischen Ägypten und Syrien
ein Krieg bevor, der ebenfalls die Aufmerksamkeit der Römer in Anspruch
nahm. So ward denn in Rom beschlossen, durch einen kräftigen Angriff
auf Makedonien dem Kriege ein Ende zu machen ^, und man wählte
dazu für 169 v. Chr. einen entschlossenen, erfahrenen Mann, den Quin-
tus Marcius Philippus zum Konsul, denselben, der mit solcher Geschick-
lichkeit den Krieg eingeleitet hatte. Das Kommando der Flotte erhielt
der Prätor Gaius Marcius. Mit ansehnlichen Verstärkungen und in Be-
gleitung erfahrener Tribunen gingen die beiden Feldherren im Frühling
169 V. Chr. zusammen über Brundisium nach Korkyra *. Von hier
begab sich der Konsul über Ambrakia nach Paläpharsalos in Thessalien
wo ihm Hostilius das Heer übergab, der Prätor auf dem kürzesten
Wege durch den korinthischen Meerbusen nach Kreusis und weiter über
Land nach Chalkis zur Flotte. Von Chalkis ging er sofort zu einer
gemeinsamen Beratung aller Führer zum Konsul nach Thessalien. Man
kam überein, unverzüglich mit den Operationen zu beginnen und den
Feind zu Lande und zu Wasser anzugreifen und zu zeigen, dafs man
sich nicht vor ihm fürchte. Für den Angriff zur See versprach nicht
nur Eumenes, sondern auch Prusias seine Unterstützung.
Schon zehn Tage nach Übernahme des Oberbefehls brach der
Konsul gegen Perseus auf. Da der Tempepafs unbezwinghch war, so
mufste er nordwärts seinen Weg über das Gebirge suchen. In Per-
rhäbien zwischen Azoros und Doliche machte er eine Weile Halt, um
1) Liv. XLIV 1, 5.
2) Polyb. XXVIII 1, 7 ff. Unten S. 170.
3) Vgl. Polyb. XXVI II 12, 1. Man erwartete bei der Ankunft des Marcius
die Entscheidung.
4) Liv. XLIV 1 ff Zouar. IX 22, 8. Die Zeit ergibt sich aus Polyb. XXVIII
16, 5 f. 17, 1. Zu Anfang des Sommers waren beide schon in Hellas.
Niese, Gesch. d. griech. n. iiiak. Staaten. III. 10
146 12. Buch. § 6. Feldzug vou 1G9 v. Chr.
die Richtung des Angriffs zu bestimmen '. Es führen von da drei
Wege über das Gebirge in Makedonien hinein, einer über die kam-
bunischen Berge ins Haliakmontal, wo in vorigen Jahre HostiUus durch-
zudringen versucht hatte, die beiden anderen über den Olymp und seine
Ausläufer in die Küstenebene ^. Perseus hatte alle Anstalten zur Ver-
teidigung getroffen ^. Schon früher waren die Seestädte mit ausreichen-
den Besatzungen versehen *, die Gebirgspässe waren stark besetzt, er
selbst mit der Hauptmacht nahm bei Dion Stellung; unruhig und un-
schlüssig durchstreifte er mit seinen Reitern von da die Küstenland-
schaft bis Herakleion und Phila. Nicht nur der Konsul war gegen ihn
aufgebrochen; auch von der römischen Flotte mufste er eines Angriffes
gewärtig sein.
Die Römer wählten den südlichsten und östlichsten Pafs, der am
See Askuris (heute Nezero) vorüberführt und bei Herakleion an die
Küste herabsteigt ^ Ihn deckte Hippias mit 1 2 000 Mann. Unerschrocken
hielt er dem anrückenden Feinde stand, nach dreitägigem Gefecht er-
wies es sich für die Römer unmöglich, hier durchzudringen. Der Konsul
jedoch, der trotz seinen 60 Jahren und seinem schweren Körper allen
mit gutem Beispiel voranging **, wollte nicht umkehren. Mit tollkühnem
Wagemut begann er, sich seitwärts an Hippias vorbei über das un-
wegsame und wie es scheint unbewachte Gebirge einen Weg zu bahnen.
Um Hippias zu täuschen, bheb anfangs eine Abteilung vor ihm stehen.
Die Mühsehgkeiten des Weges waren so grofs, dafs man fast ver-
zweifelte ; besonders schwierig war es, die Elefanten fortzubringen. Die
römischen Kolonnen befanden sich in gefährlichster Eage, und ein ent-
schlossener feindhcher Angriff würde sie wehrlos gefunden haben ^
Aber es geschah nichts ; nicht nur Perseus, sondern auch die Posten in
den Vorbergen liefsen es an Wachsamkeit fehlen. So gelangte der
Konsul nach gewaltigen Beschwerden am vierten Tage in der Küsten-
1) Liv. XLIV 2, 2. Hier traf ihn die Gesandtschaft unter Polybios , die ihm
achäische Hilfe anbieten sollte. Polybios hat den Übergang über das Gebirge
mitgemacht und darnach beschrieben. Polyb. XXVHI 13.
2) Über diese Gegend vgl. Heuzey , Le mont Olympe et rAcarnanie S. 140 fF.
3) Aus den Eingangsworten des polybischen Exzerptes XXVHI 12 ort Ilt^aeujg
ßovhjusvov r,^fii> /listu d'vväfASwg ek @saaa'ÄtKV könnte man vielleicht abnehmen, dafs
Perseus eine Zeitlang an eine Offensive gedacht hat. Dies ist nicht unmöglich,
jedoch sind die Anfangsworte der Exzerpte zuweilen stark verkürzt und entstellt;
es kann daher auch die Ankunft des Konsuls gemeint sein.
4) Liv. XLHI 23, 7. XLIV 11.
5) Liv. XLIV 3f Ampelius 16.
6) Vgl. Appian, Maced. 14.
7) Liv. XLIV G, 8. Diodor XXX 10, 1.
12. Buch. § 6. Die Römer in Makedonien 169 v. Chr. 147
landschaft an und schlug zwischen Leibethron und Herakleion sein Lager
auf. Auch jetzt noch war seine Lage äufserst mifsHch. Vor sich hatte
er den Feind, der alle festen Plätze besetzt hielt, der die Zugänge nach
Makedonien, wie nach Thessalien in seiner Gewalt hatte, hinter sich
hatte er das Gebirge, eine Verpflegung des Heeres war kaum möghch.
Aber die Kopflosigkeit des Perseus rettete ihn aus der Gefahr.
Der König soll sich im Bade befunden haben, als er die Ankunft
der Römer erfuhr. In blindem Schreck gab er alles verloren. Er
schickte den Schatzmeister Nikias nach Phakos, der Burg bei Pella ^,
um den königlichen Schatz in den See zu werfen, einen anderen Be-
amten, Andronikos, nach Thessalonike mit dem Befehl, die Werfte an-
zuzünden. Die Besatzungen der Pässe rief er eiligst zurück, er räumte
sogar Tempe. Das gut befestigte Dion, eine der ältesten und schönsten
makedonischen Königstädte, gab erpreis; unter Mitnahme einiger Kost-
barkeiten entfloh er und zwang die Bewohner, mit ihm nach Pydna
überzusiedeln -.
Der Konsul liefs sogleich den Tempepafs und seine Befestigungen
von Larisa aus in Besitz nehmen und rückte dann vorsichtig dem Feinde
nach. Dion ward besetzt und verschont, auch sonst wurde das Land
mit berechneter Milde behandelt. So erreichte er den Flufs Askordos,
etwa einen Nebenflufs des Haliakmon. Aber je weiter er kam, desto
schwieriger ward die Ernährung des Heeres; es brach geradezu Mangel
aus, und der Konsul mufste nach Dion zurückgehen. Hier erschien
nun die römische Flotte, aber auch sie konnte nicht helfen, da die
Proviantschiff'e an der magnetischen Küste zurückgeblieben waren. Es
war ein Glück, dafs in den von Perseus geräumten Kastellen um Tempe
und Phila ansehnliche Vorräte erbeutet waren. Zu besserer Versorgung
seiner Truppen räumte der Konsul auch Dion wieder und ging nach
Phila zurück ^.
Perseus hatte sich mittlerweile von dem ersten Schrecken erholt.
Sein ganzes Heer versammelte sich bei ihm, und als die Römer nun
Dion wieder aufgaben, ward es für ein Zeichen von Schwäche an-
gesehen. Perseus rückte gleich nach, besetzte und befestigte Dion aufs
neue und nahm 5 Millien weiter südlich am Flusse Elpeios Stellung *.
Er bereute die übereilten Befehle, die glücklicherweise noch widerrufen
werden konnten ; nur ein Teil des Schatzes war in den See von Pella
1) Vgl. Liv. XLIV 4G, 6.
2) Liv. XLIV 6. Diodor XXX 10 f. Appian, Maced. 16.
3) Liv. XLIV 7.
4) Liv. XLIV 8.
10^
148 12. Buch. § 6. Seekrieg 169 v. Chr.
geworfen, ward aber gröfstenteils wieder aufgefischt '. Er schämte sich
seiner törichten Furcht; um die Spuren möglichst zu verwischen, liels
er die Mitwisser, vor allem Nikias und Andronikos, im stillen beseitigen.
Die Schuld am Eindringen der Römer wälzte er auf seine Feldhaupt-
leute ab, besonders Hippias und Asklepiodotos, die scharf getadelt wur-
den. Man wollte bemerken, dafs er seit dieser Zeit mifstrauisch, ty-
rannisch und mutlos wurde ^. Am Elpeios legte er eine Kette von Ver-
schanzungen an ; er war entschlossen in der Verteidigung zu verharren,
und rechnete dai'auf, sich bis zum Winter zu behaupten. In der Tat
war es den Römern unmöglich, ihn in dieser festen Stellung anzugreifen.
Der Konsul eroberte in dieser Zeit unter Mitwirkung der Flotte He-
rakleion, das vergebens auf Hilfe von Perseus wartete, und traf an-
scheinend Vorbereitungen, gegen Dion vorzurücken, allein in Wahrheit
richtete er sich darauf ein, in der Gegend zu überwintern, und trug zu
dem Zweck für ausreichende Verproviantierung Sorge ^. Der Krieg
kam wieder ins Stocken, und Marcius hatte nur so viel erreicht, dafs
sein Heer jetzt auf makedonischem Boden stand. Er hielt das Er-
worbene fest und hat dort bei Phila den Winter zugebracht *. Kurz
nach seinem Übergang über das Gebirge hatte er das Angebot der
Achäer empfangen, aber er lehnte die Hilfe mit Dank ab ^.
Die römische Flotte kam viel später in Tätigkeit und hat mit dem
Landheer nur unvollkommen zusammengewirkt ^. Sie mufs eine Zeit-
lang an der makedonischen Küste bei Herakleion gelegen haben, ver-
mutlich weil die Verbündeten, Eumenes und Prusias, noch nicht bereit
waren. Ihr erstes Unternehmen war dann gegen Thessalonike gerichtet,
wo man landete, plünderte und mit der makedonischen Besatzung einige
glückliche Gefechte bestand. Man versuchte sogar, die Stadt ein-
zuschliefsen , gab es aber wieder auf. Auf der Weiterfahrt ward bei
Aeneia und Antigoneia gelandet; bei letzterem Orte wurden die Römer
nach einem scharfen Gefecht von den Makedoniern auf die Schiffe zu-
rückgetrieben '. Bald darnach, bei Pallene stiefsen die Verbündeten zur
römischen Flotte, Eumenes mit 24, Prusias mit 5 Schiffen ^, und man
1) Liv. XLIV 8. 10.
2) Liv. XLIV 7, 8. 10, Iff. Polyb. XXVIII 10. Appian, Maced. 16.
3) Liv. XLIV 8. Polyb. XXVIII 11. 17, 1.
4) Liv. XLIV 20, 2 ff. Vgl. Polyb. XXIX 23, 11.
5) Polyb. XXVIII 13, 3. Oben S. 139.
6) Liv. XLIV 10, 5 ff.
7) Liv. XLIV 10, 8. Diodor XXX 12.
8) Wir wissen aus Polyb. XXIX 6, 1 , dafs Eumenes einmal vor Amphipolis
erschienen ist. Das könnte vor der Vereinigung mit der römischen Flotte geschehen
12. Buch. § G. Seekrieg 169 v. Chr. 149
unternahm es jetzt, Kassandreia am Isthmos von Pallene zu belagern.
Die Römer griffen von der makedonischen Seite, die Verbündeten von
Osten her an. Die Stadt war gut befestigt, die Besatzung, Agrianen
und Illyrier, zwar nicht sehr zahlreich, aber tapfer und gut geführt.
Die ersten Angriffe waren erfolglos, vielmehr hatten die Römer durch
einen unerwarteten Ausfall der Besatzung empfindliche Verluste. Nunmehr
ward beschlossen, die Stadt methodisch in Angriff zu nehmen, und man
begann mit den Arbeiten; jedoch da es gelang, von Thessalonike aus eine
Verstärkung von Galatern in die Stadt hineinzuwerfen, verzichteten die
Verbündeten auf ihre Absicht und zogen ab. Nach einem Versuch auf
Torone wandten sit sich plötzlich südwärts gegen Demetrias, in der
Hoffnung, die Stadt zu überrumpeln, allein der Kommandant, Antima-
chos, hatte alles zur Verteidigung vorbereitet, und man fuhr weiter,
um in nächster Nähe beim sagenberühmten lolkos zu landen und von
hier aus die Belagerung einzuleiten.
Zur Unterstützung und Ergänzung des Angriffs auf Demetrias
sandte gleichzeitig der Konsul von Makedonien aus eine Abteilung unter
dem Tribunen Marcus Popilius gegen das unweit an der magnetischen
Küste gelegene Meliboia '. Die Römer hofften, die Stadt im Anlauf zu
nehmen, da sich aber die Bürgerschaft nach dem ersten Schrecken bald
fafste, so raufste eine richtige Belagerung ins Werk gesetzt werden.
Auf die Kunde von diesen Unternehmungen schickte nunmehr Perseus
den Meliböern 2öOO Mann auserlesener Truppen unter Euphranor zur
Hilfe. Als diese vor Meliboia erschienen, zogen sich die römischen Be-
lagerer schleunigst zurück, worauf Euphranor seinen Weg nach Deme-
trias fortsetzte. Seine Ankunft befähigte die Besatzung der Festung,
den draufsen schwärmenden feindlichen Plünderern erfolgreich entgegen-
zutreten und die Verteidigung erheblich zu verstärken. Nach einer ge-
naueren Rekognoszierung hielten die Verbündeten die Belagerung für
aussichtslos und zogen ab ^ , womit der Seekrieg des Jahres sein Ende
nahm. Die Flotte hatte nicht viel ausgerichtet; wir erfahren, dafs der
Mannschaftsbestand durch Desertionen stark gelichtet ward ^. Eumenes
fuhr, nachdem er dem Konsul einen Besuch abgestattet hatte, nach Per-
gamon zurück, die römische Flotte ward zur Überwinterung teils
nach Skiathos, teils nach Oreos auf Euböa gelegt; von hier aus konnten
sein ; dann würden wir anzunehmen haben, dafs die Pergamener schon allerlei unter-
nommen hatten; aber vielleicht gehört jenes Ereignis ins Jahr 170 v. Chr.
1) Liv. XLIV 13.
2) Liv. XLIV 13, 8 f. Polyb. XXIX 6, 1.
3) Liv. XLIV 20, 6.
150 12. Buch. § 6. Q. Marcius und die Hellenen.
die in Makedonien und Thessalien lagernden Truppen am besten mit
dem Nötigen versorgt werden.
Auf dem illyrischen Schauplatz war nichts von Belang geschehen;
Appius Claudius Centho wandte sich im Laufe des Sommers an den
achäischen Bund und verlangte, dafs die Achäer ihm 5000 Mann nach
Epirus stellen sollten; allein dies ward von ihnen nach Anweisung des
Konsuls abgelehnt. Ohne Unterstützung scheint Appius sich nicht stark
genug gefühlt zu haben, etwas Bedeutendes zu unternehmen ^
Der Konsul Marcius hatte neben seiner militärischen zugleich eine
diplomatische Aufgabe zu erfüllen, die Politik des Senats den Hellenen
gegenüber zu vertreten, sie zu beschwichtigen, ohne den Senat zu ver-
pflichten. Dieser Aufgabe hat er sich mit Geschick entledigt. Wir
kennen sein Verhalten den Achäern gegenüber, die ihm durch eine Ge-
sandtschaft die Streitkräfte des Bundes zur Verfügung stellten. Er
lehnte das Anerbieten ab, aber in der verbindlichsten Form unter voller
Anerkennung der freundlichen Gesinnung des achäischen Bundes. Er
veranlafste sie ferner, das Gesuch des Appius Claudius Centho ab-
zulehnen ^. Jedoch wollte er, wie es scheint, nicht ganz auf die
Achäer verzichten. Wohl aus diesem Grunde hat er später, als im
Winter 169/8 v. Chr. die Könige von Ägypten, der ältere und jüngere
Ptolemäos, gegen den drohenden Angriff des Antiochos beim Bund um
Hilfe baten, die Bewilligung des Gesuchs hintertrieben ^. Zuerst auf
einer Versammlung in Korinth und später in Sikyon entstand über
diese Frage eine lebhafte Debatte. Lykortas und Polybios, die von den
Ägyptern als Führer gewünscht wurden, sprachen eifrig für das Hilfs-
gesuch und hatten die Mehrheit für sich. Die Römerfreunde, Kalli-
krates, Diophanes und Hyperbatas, hoben dagegen hervor, dafs in dieser
Zeit die Achäer alle ihre Kräfte für die Römer aufsparen müfsten. Sie
schlugen vor, sich mit einer Friedensvermittelung zwischen Antiochos
und Ägypten zu begnügen, und da der Konsul in einem Schreiben dies
unterstützte, so verzichteten die Gegner auf Widerrede und verliefsen
die Versammlung *, die nach dem Wunsche des Konsuls beschlofs •''.
1) Polyb. XXVIII 13, 7. Liv. XLIV 20, 5. Man braucht nicht mit Momm-
sen, Rom. Gesch. I^ 769 anzunehmen, dafs der Konsul die Unterstützung des^Centho
aus Eifersucht verhindert habe; es beruhte wohl auf der Instruktion des Senats.
2) Polyb. XXVIII 13, 4 ff.
3) Polyb. XXIX 24 f.
4) ßVfjjfwpjjffftr ex twy nQayfxchwy Polyb. XXIX 25, 5.
5) Die Ägypter richten nach Ablehnung ihres Gesuches die Bitte an die
achäischen Magistrate, ihnen für den Krieg wenigstens den Lykortas und Polybios
zu überlassen. Polyb. XXIX 25, 7. Das Exzerpt bricht damit ab, und wir er-
12. Buch. § 6. Bündnis des Genthios mit Perseus 169/8 v. Chr. 151
Auch mit den Rhodiern hat der Konsul auf das freundschaftlichste
verhandelt, und es scheint ihm überhaupt gelungen zu sein, die Hellenen
von den guten Absichten der Römer zu überzeugen '. Die Hauptsache
freilich, die Entscheidung und den Sieg hatte er nicht erreicht, und da
der Krieg sich weiter hinzog, so gewannen die Freunde Makedoniens
immer mehr Boden, und die unablässigen Bemühungen des Perseus,
andere Staaten zur Hilfe oder zur Intervention zu veranlassen, machten
immer mehr Eindruck. Vor allem brachte Perseus jetzt die immer noch
schwebenden Unterhandlungen mit Genthios zur Vollendung. Das Ein-
dringen der Römer in Makedonien nötigte ihn endlich, das geforderte
Geldopfer zu bringen, und sein Unterhändler Hippias ward mit dem
Illyrier handelseinig. Gegen Zahlung von 300 Talenten erklärte sich
Genthios bereit, sich mit Perseus zu verbünden. Noch im Herbste
169 V. Chr. kehrte Hippias zu Perseus zurück, das Bündnis ward
abgefafst und durch Geiseln beiderseits verbürgt -. Der makedo-
nische Gesandte Pantauchos, der sich nunmehr zum formellen Abschlufs
des Vertrages zu Genthios begab, feuerte den Illyrier zu eifrigen
Rüstungen an, besonders zur See, um hier in den illyrischen und epi-
rotischen Gewässern einen unerwarteten Schlag zu führen. Durch einen
kräftigen Vorstofs der Illyrier, durch Unterbrechung der Verbindung
mit Italien konnten die Römer ernstlich geschädigt, vielleicht sogar aus
ihrer ohnehin erschütterten Stellung in Illyrien und Epirus verdrängt
werden. Den Boten des Genthios ging Perseus vom Elpeios bis Dion
entgegen und leistete ihnen dort in Gegenwart der gesamten make-
donischen Reiterei den Bundeseid. Alle Makedonier sollten wissen, dafs
Perseus nicht mehr allein stehe, und daraus neuen Mut schöpfen. Die
makedonischen Geiseln wurden den Illyriern übergeben, die versprochene
Geldsumme abgesandt und die erste Rate dem Genthios eingehändigt,
der nunmehr sofort die Feindseligkeiten eröffnete und eine bei ihm
weilende römische Gesandtschaft festnahm -^ (Frühjahr 168 v. Chr.).
Die Gesandten des Genthios nahmen zugleich, auch dies war vor-
her vereinbart, an der neuen diplomatischen Aktion des Perseus teil.
Natürlich machte der Übertritt des Genthios keinen geringen Eindruck;
er war ein erstes Beispiel, das vielleicht Nachahmung fand. Perseus
schickte nach Vollziehung des Bündnisses Botschaften an Eumenes und
fahren nicht, was wir gerne wüfsten, ob dies Gesuch bewiUigt ward und die beiden
Achäer wirklich nach Ägypten gegangen sind, was nicht unwahrscheinlich ist.
1) Unten S. 156. Die Achäer haben ihm eine Statue gesetzt. SIG. I'' 301.
2) Polyb. XXIX 3 f. Liv. XLIV 23.
3) Polyb. XXIX 3 f. Liv. XLIV 23. 27, 11. Appian, Illyr. 9. Maced. 18, 1.
Plut. Aem. 13.
152 12. Buch. § 6. Römische Rüstungen.
Antiochos; besonders den letzteren forderte er auf, an der Herstellung
des Friedens mitzuwirken, oder wenn nötig, zur Hilfe zu kommen ; er
machte ihn auf die Gefahren aufmerksam, die ein vöUiger Sieg der
Römer auch für ihn haben würde. Vor allem schickte er aufs neue
seinen Unterhändler Metrodoros zu den Rhodiern, über deren Stimmung
er vor kurzem die günstigsten Berichte erhalten hatte, so dafs er hoffen
konnte, sie in Bewegung zu setzen. Die Gesandten des Genthios be-
gleiteten den Metrodoros, um die Waffengemeinschaft der beiden Kö-
nige auf Rhodos sichtbar vor Augen zu führen ^
Für die Römer war dies alles bedrohlich genug. Nachdem der
letzte Feldzug die erwartete Entscheidung nicht gebracht hatte, begann
das neue Ki'iegsjahr mit dem Abfall des Genthios, d. h. mit einem
neuen Kriege, und mit der Aussicht auf weitere Verwickelungen. Jedoch
liefsen sie sich nicht beirren; sie erkannten, dafs den Gefahren am
besten durch eine neue, starke Rüstung und einen tüchtigen Feld-
herrn begegnet werden könnte , und handelten darnach '^. Ihr weites
Herrschaftsgebiet gewährte ihnen ]\Ienschen und Mittel genug. Ein be-
währter Feldherr, Lucius Aemilius Paullus, der sich als Prätor und
Konsul in Spanien und Ligurien ausgezeichnet hatte, ward aufs neue
zum Konsul gewählt und mit dem Kriege in Makedonien betraut. Er
war ein hervorragender Soldat, besonnen und entschlossen, und wufste,
was das Vaterland von ihm erwartete. Er nahm das Kommando und
die Leitung der Rüstungen fest in die Hand. Seine Vorgänger hatten
sich durch die Kritik der Bürgerschaft und Ratschläge Unberufener be-
irren lassen. Aemilius verbat sich solche Einmischung und forderte
von der Bürgerschaft gleich bei seiner Antrittsrede Gehorsam und
Disziplin ^. Sehr ansehnlich waren die Verstärkungen, die er mitnahm,
14000 Mann Fufsvolk und 1200 Reiter*. Der Seekrieg ward dem
Prätor Gnäus Octavius übergeben, und die Flotte ohne Zweifel eben-
falls bedeutend verstärkt. In Illyrien ward der Prätor Lucius Anicius
Nachfolger des Appius Claudius Centho ; er ging mit einem vollständigen
konsularischen Heer von etwa 20 000 Mann nach Illyrien hinüber ^. Die
1) Polyb. XXIX 4, 7flP. mit den Ergänzungen bei Liv. XLIV 23, 9 ff.
2) An den Frieden mit Perseus dachten sie nicht. Die Erzählung Dios , die
Römer würden das von Eumeues unterstützte Friedeusgesuch bewilligt haben, wenn
nicht die Rhodier in so anmafslicher Weise dafür eingetreten wären, ist ohne Wert.
Dio Cass. fr. 66, 2. Zonar. IX 22, 11.
3) Plutarch Aemil. 11. Liv. XLIV 22. Polyb. XXIX 1.
4) Es waren nicht nur Italiker, sondern auch andere Untertanen oder Ver-
bündete. Eine ligurische Kohorte bei Liv. XLIV 35, 19. Polyb. fr. XXIX 14, 4.
Flut. Aem. 11.
5) Liv. XLIV 20.
12. Buch. § G. Ankunft der Bastarner 168 v. Chr. 153
Verbündeten rüsteten ebenfalls; Eumenes bot galatische Kelter auf,
ähnlich wird Massinissa Verstärkungen geschickt haben. Bei Beginn
des Feldzuges standen auf römischer Seite gegen 100 000 Mann gegen
Perseus und Genthios in den Waffen K
Perseus verfügte ja über weit geringere Hilfsmittel als die Römer
und ihre Verbündeten; aber sein reicher Staatschatz, auf dessen Füllung
er stets sorgfaltig bedacht war, gestattete ihm, durch Söldner sein Heer
zu verstärken. Zu derselben Zeit, wo er sich mit Genthios verbündete,
nach dem Eindringen des Quintus Marcius in Makedonien schickte er
seine Werber über die Donau zu den Kelten und er fand hier Krieger
genug, die bereit waren, sich in seinen Dienst zu stellen. Es kam eine
grofse Schar über die Donau, meist Bastarner, auserlesene Krieger, die
sich ganz dem Waffenhandwerk gewidmet hatten, 10 000 Reiter und
10 000 Mann zu Fufs, auch Hamippen -. Im Frühjahr 168 v. Chr.
standen sie im Gebiete der Mäder nahe der makedonischen Grenze zur
Verfügung des Königs. Dieser ging ihnen bis an den Axios entgegen,
traf die Vorbereitungen zu ihrer Aufnahme und bestimmte sie zunächst
nach Bylazora an der Nordgrenze Päoniens ^. Alles schien abgemacht,
aber an der Geldfrage scheiterte das Einverständnis. Die Gallier hatten
sich für den Reiter 10 Goldstücke, für den Fufsknecht 5, für die Führer
1000 ausbedungen, aber Perseus dachte ihnen, da er jetzt ihrer sicher
zu sein glaubte, von ihrem Sold etwas abzuziehen. Er sandte ihnen
Geschenke, aber nicht den ausgemachten Lohn. Aber die Gallier wollten
ohne das Geld keinen Schritt tun *. Perseus legte die Sache dann
seinem Kriegsrat vor, wo er seine Knauserei zu beschönigen suchte; nur
5000 Reiter, sagte er, seien nötig ; eine allzu grofse Zahl dieser treulosen
Barbaren könne dem Lande Schaden bringen. Die Anwesenden merkten
wohl, dafs er sich vom Gelde nicht trennen könnte ; zu widersprechen
fand niemand den Mut. So mufste denn der Unterhändler, Antigonos,
den Galliern mitteilen, Perseus brauche nur 5000 Reiter, die übrigen
möchten wieder umkehren. Es scheint, dafs die Barbaren sich damit
1) Plutarch Aemil. 12.
2) Liv. XLIV 26. Plut. Aem. 12. Diodor XXX 19. 21, 3. XXXI 14. Appian
Maced. 18. Vgl. Polyb. XXIX 9, 13. Appian nennt sie statt Galater Geten, nach
den Zuständen seiner Zeit.
3) Sie standen bei Desudaba im mädischen Gebiet, wohl am Strymon, 75 Millien
vom Axios entfernt. Weshalb sie nach Bylazora gehen sollten, wissen wir nicht,
vielleicht gegen die Dardaner. Übrigens war von da das obere Makedonien leicht
zu erreichen.
4) Den Wortführer nennt bei dieser Gelegenheit Livius (XLIV 26, 11) Klon-
dicus, gleichnamig mit dem Führer des früheren bastarnischen Zuges (oben S. 101),
Appian Kloilios.
154 12. Buch. § 7. Die makedouische Flotte 168 v. Chr.
zufrieden gegeben hätten, wenn nur das Geld für die 5000 zur Stelle
gewesen wäre; aber statt dessen hörten sie neue Ausflüchte, worauf sie
umkehrten und unter Verwüstung Thrakiens wieder in die Heimat zu-
rückzogen. Diese Barbaren hätten von unberechenbarem Nutzen sein
können. Während Perseus das römische Heer im südlichen Makedonien
festhielt, hätten sie in Thessalien einbrechen, das Land verheeren, den
Römern die Zufuhr unterbinden und sie zum Rückzuge nötigen können ^
Der Krieg hätte dadurch eine neue Wendung erhalten.
Noch schmutziger zeigte sich der Geiz des Perseus seinem Bundes-
genossen Genthios gegenüber, den er um die feierlich versprochenen,
zum Kriege so nötigen Subsidien betrog ^. Von den geschuldeten 300
Talenten wurden dem Genthios zehn sogleich ausgezahlt, das übrige
ward unter Aufsicht der illyrischen Gesandten versiegelt und nach
lUyrien in Bewegung gesetzt. Als dann Perseus erfuhr, dafs Genthios
unwiderruflich mit den Römern gebrochen habe, liefs er den Transport
anhalten und umkehren; denn jetzt mufste Genthios auch ohne Sub-
sidien in den Krieg eintreten. Das Geld ward später in der make-
donischen Schatzkammer von den Römern gefunden ^. Es war, als wenn
Perseus es darauf abgesehen hätte, den Römern eine möglichst reiche
Beute zuzuwenden. Man darf sich über dies alles nicht allzusehr er-
staunen, da der König sogar seinen eigenen Leuten gelegenthch den
Sold schmälerte *.
§7.
Der Krieg von 168 v. Chr. ward von makedonischer Seite eröffnet ^
Allen unvermutet liefen 40 wohlbewaffnete Lemben und einige kleinere
Schiffe unter Antenor und KaUippos von Kassandreia aus, zu einer
Zeit, wo die römische Flotte, die überhaupt nicht im besten Stande war,
sich noch der Winterruhe hingab. Die makedonischen Admirale konnten
ungehindert ihre Aufgabe erfüllen, die eigenen Transporte beschützen
und feindliche wegnehmen und ihre Flagge im ägäischen Meere zeigen.
Antenor ging zuerst nach Tenedos, wo einige rhodische Schiffe unter
Eudamos überrascht, aber freundlichst entlassen wurden. Ein grofser
Transport, den pergamenische Krieg.schiffe blockiert hielten, ward be-
ireit und heimgeleitet. Einige Tage später, nach kurzem Aufenthalt
1) Liv. XLIV 27, 4, vgl. Appian Maced. 18, .3.
2) Liv. XLIV 27, 7fiF. Appian Maced. 18. lUyr. 9. Plut. Aem. 13.
3) Liv. XLIV 46, 8.
4) Liv. XLII 67, 5. Am Ende des Feldzuges von 171 v. Chr. gab er seinen
Reitern statt des beabüichtigten Jahressoldes nur die Hälfte.
5) Liv. XLIV 28. Appian, Maced. 18, 3. Polyb. XXIX 11, 3.
12. Buch. § 7. Die makedonische Flotte 168 v. Chr. 155
in Sigeion fuhr Antenor südwärts und nahm zwischen Chios und Eläa,
dem Hafen der Pergamener, Stellung. Er lauerte hier den Verstärkungen
auf, die von Pergamon aus zum Heere nach Griechenland bestimmt
waren, mehr als 1000 gallische Reiter mit ihren Pferden auf 35 Schiffen.
Ohne Ahnung von der Anwesenheit der Makedonier kamen sie daher-
gefahren und wurden vollkommen überrascht. Sie konnten sich nicht
zur Wehre setzen und suchten sich ans Land und in die Stadt Chios
zu retten. Aber die Makedonier folgten, landeten, verlegten ihnen den
Weg ', erreichten die Fliehenden und vernichteten alles; nur ein kleiner
Teil ward gefangen. Dies geschah unter den Mauern von Chios; denn
die Chier hatten ihre Tore geschlossen, aus Furcht, sonst möchten die
Makedonier mit den Galliern eindringen. Antenor schickte die Ge-
fangenen und Trophäen nach Makedonien; er begab sich inzwischen
nach Phanä, der Südspitze von Chios, und als er alle Schiffe wieder
beisammen hatte, fuhr er in die Mitte der Inselwelt, nach Delos hin-
über. Hier trafen dann bald darnach fünf Penteren des Eumenes
ein und etwas später drei römische Penteren mit den nach Ägypten
bestimmten römischen Gesandten, Gaius Popilius und seinen beiden
Kollegen, die auf Delos Station machten. Auf dem neutralen Boden
der heiligen Insel und des Tempels verkehrten die feindlichen Parteien
friedlich nebeneinander. Bequem konnten die makedonischen Schiffe die
vielbesuchte Wasserstrafse abstreifen und machten zum Schaden der
Feinde und zum Schutze ihrer eigenen Transporte manche glückliche
Fahrt. Die Pergamener und Römer suchten ihnen nach Kräften aber
ohne grofsen Erfolg entgegenzuwirken, da die Gegner durch ihre Zahl und
die leichtere Bauart der Schiffe stark im Vorteil waren. Auch die Athener
haben damals dem Popilius einige Schiffe kleinerer Bauart gestellt. Erst
später, als der neue römische Nauarch Gnäus Octavius eingetroffen war
und die römische Flotte in See stach, zog sich Antenor nach Phanä
zurück '"*.
Das Erscheinen der makedonischen Flotte brachte natürlich be-
sonders im Bereiche des ägäischen Meeres eine starke Wirkung hervor.
Am deutlichsten zeigte sich's bei den Rhodiern, als Metrodoros mit den
Gesandten des Genthios bei ihnen anlangte. Es war inzwischen im
Schofse der rhodischen Bürgerschaft für und wider Perseus weiter ge-
stritten worden, aber die Freunde des Perseus hatten immer mehr Ein-
flufs gewonnen, die Stimmung des Volkes neigte sich auf die make-
1) Sie waren näher bei Chios als die Pergamener, die ihnen entgegen-
kamen.
2) Liv. XLV 10.
156 12. Buch. § 7. Vermittelung der Rhodier 168 v. Chr.
donische Seite ^. Die Rhodier wollten Freunde und Bundesgenossen
Roms bleiben , aber nach ihren Erfahrungen durften sie nicht die rö-
mische Allmacht wünschen; von der Erhaltung Makedoniens war auch
ihre Freiheit abhängig und der Wunsch, etwas dafür zu tun und
dem Kriege ein Ziel zu setzen , wai'd immer stärker und fand in
dieser grofsen und selbstbewufsten Gemeinde auch öffentlich Ausdruck '^.
Es kam zu sehr lebhaften Debatten für und wider Rom ; die Freunde
Roms, die im Regiment safsen, wufsten zwar jeden Beschlufs zu hin-
dern, der die Römer verletzen könnte, allein Deinon und Polyaratos
wurden immer kühner. In Rom wie am makedonischen Hofe war man
über diese Bewegung wohl unterrichtet, und wie Perseus immer drin-
gender ward, in demselben Mafse ward man in Rom sehr verstimmt
und schöpfte Verdacht ; es wurden hier schlimme Beschuldigungen gegen
Rhodos laut. Die rhodische Regierung war bestrebt, diese Verdäch-
tigungen zu entkräften und die gute Gesinnung der Insel zu zeigen, und
benutzte dazu als Anlafs jenen Senatsbeschlufs, durch welchen die Will-
kür der römischen Heerführer eingeschränkt ward (oben S. 136 f.). Es
ward beantragt und vom Volke beschlossen, eine Gesandtschaft nach
Rom, eine andere an die beiden Feldherren, Quintus und Gaius Marcius
abzusenden. Die nach Rom bestimmten Gesandten, Agesilochos und
Genossen, die dort gegen Ende Sommers ankamen, widerlegten die
gegen Rhodos erhobenen Beschuldigungen und baten um die Erlaubnis,
aus Sizilien Getreide ausführen zu dürfen. Der Senat gab freundliche
Antwort; auf die Rechtfertigung ging er nicht ein, sondern gab sich
den Anschein, als wisse er von nichts; das Gesuch ward genehmigt
und die Ausfuhr von 100000 Medimnen aus Sizilien gestattet^.
Die zweite Gesandtschaft, geführt von Agepolis, fand noch bessere
Aufnahme ^. Der Konsul erklärte von den Verleumdungen gegen
die Rhodier nichts zu glauben, und bat dafür auch nicht zu dulden,
wenn jemand von den Römern übles rede. Der Gesandte war von der
Liebenswürdigkeit des Feldherrn ganz bezaubert. Privatim, in ver-
1) Vgl. oben S. 131.
2) Vgl. Cato orig. fr. 95 b S. 83 Peter.
3") Polyblos XXVIII 2. 16. Die späteren römischen Historiker, die Livius
XLIV 14, 8 ff. und Dio fr. 66, 2 (vol. I p. 296 Boiss.) wiedergeben, lassen die
rhodischen Gesandten, und zwar in schroffer Form den Friedensvermittelungsversuch
machen, der in Wahrheit erst ins nächste Jahr fällt. Dies ist eine absichtliche
Änderung der Überlieferung, durch welche die Anmafsung der Rhodier recht deut-
lich gemacht werden soll, um weiter das spätere Verfahren der Römer ihnen
gegenüber zu rechtfertigen. Nissen, Krit. Unters. 261. van Gelder, Geschichte der
alten Rhodier S. 148.
4) Polyb. XXVIII 17. Appian, Maced. 17.
12. Buch, i? 7. Rhodische Vermittelung 169 v. Chr. 157
tranlichein Gespräch äufserte der Römer weiter, wie er sich wundere,
dafs die Rhodier nicht die Friedensvermittelung in die Hand nähmen,
was ihnen am ehesten zukomme. Es ist möglich, dafs es ihm Ernst
damit war, dafs ihm der Ausgang des Krieges wirklich Sorgen machte;
denn es war gerade die Zeit, wo die Erfolge des Antiochos bei den
Römern Befürchtungen wachriefen; glaubUcher scheint die Meinung, dafs
er die Rhodier arglistig zu einer Unbesonnenheit verleiten wollte ^
Jedenfalls schied der Gesandte höchst befriedigt von ihm, fand alsdann
bei dem Flottenprätor einen überschwenglich freundlichen Empfang und
kehrte nach Rhodos zurück. Sein Bericht erregte allgemeine Befrie-
digung und frohe Erwartung; die Röraerfeinde kamen zur Überzeugung,
dafs es den Römern recht schlecht gehen müsse, wenn sie so redeten.
Sie nahmen die vom Konsul angeregte Vermittelung eifrig auf. In hef-
tigem Streit ward die Frage lange hin und her erörtert, bis im Frühjahr
168 V. Chr. bei der endlichen Abstimmung die Entscheidung zu gunsten
der makedonischen Partei fiel, die ja den römischen Konsul selbst für
sich zu haben schien ^. Die Vermittelung ward beschlossen, und die
Prytanen ernannten sogleich die Gesandten. Agepolis und zwei andere
wurden nach Rom bestimmt, Dämon mit drei Kollegen an den Konsul
und an Perseus. Andere Gesandte gingen nach Kreta, um die Kreter,
die Gesamtheit wie die einzelnen Städte, mit Rücksicht auf die Zeitlage
zu einem Schutz- und Trutzbündnis aufzufordern.
Kurz darnach, noch vor Abgang der Gesandten, ward der An-
schlufs des Genthios an Perseus bekannt, zugleich erschien die make-
donische Flotte mit so glücklichem Erfolg im ägäischen Meere. Welchen
Eindruck es machte, zeigte sich, als jetzt Metrodoros mit den Gesandten
des Genthios in Rhodos eintraf, um die rhodische Vermittelung an-
zurufen ^. Deinon und Polyaratos triumphierten ; sie wagten es jetzt
offen für Perseus zu sprechen, die Führer der römischen Partei, Theä-
tetos und Genossen, waren gedrückt und besorgt. Die Gesandten er-
hielten günstigen Bescheid * ; die Rhodier erklärten , der Beschlufs der
Friedensvermittelung sei schon gefafst, die Könige wurden ersucht, sich
auch ihrerseits entgegenkommend zu zeigen. In der Tat gingen bald
darnach die rhodischen Gesandten an ihre Bestimmung ab.
Etwa um dieselbe Zeit, wie Perseus, hatte Genthios gleich nach
1) Polybios (XXV'III 17, 5f ) zieht die letztere Meinung vor, aber die andere
Möglichkeit ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen.
2) Polyb. XXIX 10.
3) Polyb. XXIX 11.
4) Es ward dabei ein Unterschied gemacht ; die Gesandten des Genthios wurden
vom Volke zu Gast geladen, nicht der makedonische.
158 12. Buch. § 7. Illyrischer Krieg 168 v. Chr.
dem Bruch mit Rom In Illyrien den Angriff auf die römischen Bundes-
genossen eröffnet. Zu Anfang des Frühlings 168 v. Chr. versammelte
er an der Südgrenze seines Landes bei Lissos etwa 15 000 Mann und
eine Flotte von 80 Lemben \ Offenbar hatte er die Absicht, das rö-
mische Illyrien mit überlegener Macht zu überfallen, scheint aber mit
den Vorbereitungen noch nicht fertig gewesen zu sein -. Seinen Halb-
bruder Caravantius (oder Scaravantius) hatte er hinauf ins Binnenland
geschickt, um eine benachbarte Völkerschaft zu unterwerfen und weitere
Truppen zu sammeln. Einstweilen begann er eine benachbarte Grenz-
stadt ^ zu belagern. Gegen den illyrischen Angriff vereinigte Appius
Claudius seine Streitkräfte, dazu die Kontingente der illyrischen Ver-
bündeten, der Apolloniaten und Dyrrhachiner, am Flusse Genusos, nörd-
lich von Apollonia. Hier erwartete er seinen Nachfolger Anicius, der
bald mit Heer und Flotte in Apollonia anlangte, am Genusos die Trup-
pen des Appius übernahm und nunmehr an der Spitze eines überlegenen
Heeres von etwa 30000 Mann sofort gegen Genthios die Offensive er-
griff. Er hatte raschen Erfolg *. Zuerst ward die illyrische Flotte, die
Dyrrhachion und Apollonia angriff, mit Verlust vertrieben. Genthios
ward sodann in einem Treffen geschlagen und mufste nach Skodra
(Skutari) zurückgehen. Und nun zeigte sich sogleich, wie brüchig seine
Herrschaft war. Viele seiner Untertanen, Völkerschaften und Städte
verliefsen ihn und gingen zu den Römern über, die alles gern auf-
nahmen und sich milde und schonend zeigten. So konnte Anicius bis
nach Skodra vordringen und schickte sich an, diese Stadt trotz ihrer
natürlichen Festigkeit und starken Besatzung anzugreifen. Es scheint,
dafs Genthios auch in seiner Hauptstadt den Boden unter den Füfsen
wanken fühlte; er entschlofs sich noch einmal das Kriegsglück zu ver-
suchen und stellte sich draufsen vor den Toren den Römern zur Schlacht.
Aber die Ulyrier wurden besiegt und mit Verlust in die Stadt zurück-
getrieben. Durch diese Niederlage ward der Mut des Genthios völlig
gebrochen; er schickte sofort seine Unterhändler ins römische Lager
und bat um Frieden. Anicius verlangte bedingungslose Ergebung und
sagte dafür Schonung zu. Der König erbat zunächst eine dreitägige
Waffenruhe und Bedenkzeit, Er hegte eine letzte Hoffnung, Caravantius,
1) Liv. XLIV 30, 6flF. Appiau, lUyr. 9, Zonar. IX 24. Plutarch Aemil. 13.
Florus I 29. Liv. Perioch. 44.
2) Wahrscheinlich fehlte es ihm an Geld.
3) Bassonia oder Abassonia oder Bassania geannt. Liv. XLIV 30, 7. 13. Sie
lag darnach 5 Millien von Lissos entfernt.
4^ Wegen der Lückenhaftigkeit des Livius und der Kürze der anderen Be-
richte sind Einzelheiten nicht bekannt.
12. Buch. § 8. Krieg in Makedonien 168 v. Chr. 159
werde ihm vielleicht Verstärkungen zuführen , und fuhr ihm in den
See von Skutari entgegen. Jedoch Caravantius konnte nicht helfen, er
sah sich ebenfalls von seinen Leuten verlassen '. Genthios kehrte
daher nach Skodra zurück, ging ins römische Lager hinaus und er-
gab sich dem Prätor, dessen Erbarmen er anrief. Zu spät bereute
er seine Torheit, die ihn dazu gebracht hatte, für eine kleine Summe
Geldes sein Königreich zu opfern. Anicius zog jetzt in Skodra ein*
er befreite zunächst die gefangenen römischen Gesandten, die ihn weiter-
hin bei der Ordnung des eroberten Landes unterstützten. Die Familie
des Genthios, seine Gattin, seine Söhne Skerdilaidas und Pleuratos, sein
Bruder Caravantius, die sich nach Meteon in der Labeatis geflüchtet,
wurden ebenfalls gefangen, nach Skodra gebracht und bald darnach mit
anderen Grofsen des Landes nach Rom geschickt. Der ganze Krieg
war in drei oder vier Wochen beendet '■^.
§ 8.
Gleichzeitig mit Anicius, möglichst zeitig war der Konsul Aemilius
Paullus zum Kriege abgegangen. Er hatte eine ungewöhnlich schnelle
und glückliche Reise; von Korkyra aus gelangte er in fünf Tagen
nach Delphi, wo er opferte, von da erreichte er in weiteren fünf Tagen
das Heer in Makedonien. Er übernahm das Kommando von seinem
Vorgänger; als die gesamte Macht mit den Verstärkungen beisammen
war, begann nach erfolgter feierlicher Lustration des Pleeres der Krieg
sogleich ^. Von Phila aus, wo bis dahin das Hauptquartier gewesen
war, rückte Aemilius an den Elpeios gegen die makedonische Stellung.
Ein grofser Ruf ging ihm voraus, Perseus erwartete einen heftigen An-
griff zu Wasser und zu Lande und hatte sich schon darauf gerüstet ^.
Die Küstenplätze, besonders Thessalonike und die benachbarten Orte
am thermäischen Golf erhielten stärkere Besatzungen, der perrhäbische
Pafs, der bei Pythion und Petra über den Olymp nach Makedonien
führt, ward durch 5U00 Mann gesichert, endhch die Stellung am
Elpeios durch Verschanzungen, Türme und Geschütz mit Aufgebot
aller verfügbaren Hände so verstärkt, dafs auch Aemilius nicht durch-
dringen konnte. Seine ersten Versuche waren erfolglos, und Perseus
hoffte, den Krieg wie früher hinhalten zu können. Er bemerkte jedoch
1) Liv. XLV 26, 14.
2) Nach Appian, Illyr. 9 dauerte der Krieg 20 Tage, Livius XLIV 32, 4 zählt
30 Tage.
3) Liv. XLIV 21. 30. XLV 41. Plut. Aemil. 36. Diodor XXXI 11. Appian,
Maced. 19.
4) Liv. XLIV 32, 5flF. Plutarch Aemil. 13.
160 l'i. Buch. § 8. Krieg in Makedonien 168 v. Chr.
bald, dals im römischen Lager mit dem neuen Führer auch ein neuer
Geist eingezogen war, der die Truppen mit Vertrauen und Mut er-
füllte '. Es gelang dem Aemilius dem Wassermangel abzuhelfen, unter
dem man bisher gelitten, er ordnete verschiedene Verbesserungen des
Dienstes an, zog die Zügel der Disziplin straffer und tat alles um
seine Truppen jederzeit für den Kampf bereit und tüchtig zu machen.
Im römischen Lager herrschte rege Tätigkeit, Aemilius erkundete die
feindhchen Stellungen, und Perseus erwartete einen grofsen Angriff.
Übel wirkte es auf das makedonische Heer, dafs um diese Zeit die
Nachricht vom Ende des illyrischen Krieges eintraf. Der Gesandte
bei Genthios und die makedonischen Geiseln, die der Katastrophe ent-
ronnen waren, überbrachten selbst die Kunde, die Perseus vergeblich
seinem Heere zu verheimlichen suchte 'K
Während sich Aemilius auf die Entscheidung vorbereitete, traf die
rhodische Gesandtschaft ein, die den Frieden vermitteln sollte ^. Der
Konsul erklärte, er würde in 15 Tagen seine Antwort geben. Die Ge-
sandtschaft war für ihn eine Mahnung, sich zu beeilen. Im Kriegsrat
tauchten verschiedene Vorschläge auf; man riet, den Angriff auf die
makedonischen Befestigungen zu wagen, zugleich die Flutte vorzu-
schicken und dadurch einen Teil des feindschen Heeres nach Norden
abzulenken. Jedoch die Stellung des Perseus erschien dem römi-
schen Feldherrn uneinnehmbar. Er entschlofs sich, durch den per-
rhäbischen Pafs ^ den Perseus zu umgehen und aus seiner Stellung zu
vertreiben. Der Pafs war freilich ausreichend besetzt, aber Aemilius
hoffte, den Feind überraschen zu können. Auf alle Fälle jedoch
zog er Gnäus Octavius, den er in seine Pläne einweihte, mit der Flotte
zu sich heran, und es gelang ihm dadurch den Feind über seine Ab-
sichten zu täuschen. Unter Führung seines Eidams Publius Scipio
Nasika und seines Sohnes Quintus Fabius Maximus liefs er 5000
Mann, auserlesene Leute, in aller Heimlichkeit mit zuverlässigen perrhä-
bischen Führern zu dem Unternehmen aufbrechen ^. Während sie
1) Diodor XXX 20. Liv. XLIV 33 f. Plut. Aemil. 13. Zonar. IX 23.
2) Liv. XLIV 35. Hieher gehört vielleicht Polyb. fr. 131 f. p. 1382 Hultsch.
3) Liv. XLIV 35, 4 ff. Zonar. a. 0.
4) Vgl. Heuzey, Le mont Olympe et l'Acaruanie S. 140 ff.
5) Liv. XLIV 35, 13. Zonar. a. 0. Plutarch. Aem. I5f. Letzterer zitiert
Nasikas eigenen Bericht, der in einem Briefe an einen König enthalten war. Viel-
leicht hat ihn auch Polybios gekannt. Nasika weicht von Polybios in mehreren
Stücken ab. Nach ihm ist der Pafs nicht schon früher besetzt, wie Polybios sagte
(Liv. XLIV 32, 9, wo Midon ohne Zweifel mit dem Milon Plutarchs identisch
ist), sondern wird erst nachträglich von Perseus , der von der Sache durch einen
Überläufer erfährt, durch 12000 Mann gesichert. Die Stärke der römischen Abteilung
12. Buch. § 8. Schlacht bei Pydua 168 v. Chr. 161
unterwegs waren, begann er, um die Aufmerksamkeit des Perseus ab-
zulenken, ein dreitägiges Gefecht mit den makedonischen Vortruppen,
das beiden Teilen, besonders den Römern, nicht unbedeutende Verluste
brachte. Während hier hitzig gestritten ward, gelang die Umgehung
vollständig. Die makedonische Besatzung des Gebirgspasses, die auf
nichts gefafst war, liefs sich durch nächtlichen Überfall überraschen
und entfloh, der Führer entkam mit knapper Not, und die 5000 Römer
gelangten glücklich über das Gebirge. Perseus war umgangen und
mufste seine feste Stellung räumen ; eilig zog er sich auf Pydna zurück.
Wenn er nicht sein Land dem Feinde preisgeben oder den Krieg ver-
zetteln wollte, so mufste er sich jetzt zur Entscheidungschlacht stellen.
An Zahl war er den Römern überlegen; sein Heer zählte etwa 40 000
Mann Fufsvolk und 4000 Reiter ^, die Umgebung sprach dem zagen-
den König Mut zu, das Gelände war nicht ungünstig ; es war die Küsten-
ebene mit anstofsendem Hügelland, zwei Flüsse, Ason und Leukos,
damals im Sommer ziemlich wasserarm, gewährten eine gewisse Dek-
kung. So beschlofs er die Schlacht zu liefern und schlug südlich vor
Pydna sein Lager auf ^.
Aemilius vereinigte sich inzwischen mit den Truppen Nasikas und
rückte heran. Perseus empfing ihn in Schlachtordnung, und man er-
wartete an diesem Tage den Zusammenstofs. Allein Aemilius wollte nicht
seine ermüdeten und erhitzten Leute aus dem Marsche ins Gefecht
führen, sondern schlug an den Vorbergen westlich oder südwestlich vom
Feinde sein Lager auf^. Am Abend des Tages, es war der 21. Juni
168 V. Chr., verfinsterte sich der Mond *. Die römischen Soldaten be-
gibt Na.sika auf 8000 Mann an. Diese Abweichungen sind wenig plausibel; wenn
Perseus von der Unagehung erfahren hätte, so würden die Makedonier wohl nicht
überrascht worden sein Nasikas Erzählung macht keinen vorteilhaften Eindruck ;
der Verfasser ist Teilnehme!-, hebt aber das eigene Verdienst stark hervor. Ich
halte den polybianischen Bericht für besser.
1) Flut. Aerail. 13.
2) Plut. Aemil. 16. Zou. IX 23, 4. Pydna entspricht dem mittelalterlichen
und heutigen Kition.
3) Über die Ortlichkeit vgl. Heuzey, Le mont Olympe p. 1.52. Heuzey nimmt
an, Aemilius habe auf der Höhe von Kouduriotissa gelagert, südlich von Ekaterini.
4) Polyb. XXIX 16. Plut. Aemil. 17. Justin. XXXIII 1, 7. Liv. XLIV
37, 5f. Zon. IX 23, 5. Plin. h. n. II .53. Zech, Astronom. Unters, über die
wichtigsten Finsternisse (Preisschr. d. Fürstl. Jablon. Ges. IV) S. 35. 49. Ideler,
Handb. d. Chronol. II 104. Nach Livius und Plinius, vielleicht auch Zonaras
sagt der Tribun C. Sulpicius Gallus dem römischen Heere die Finsternis voraus
und benimmt ihm den Schrecken. Nach Cicero de rep. I 23 hat er die Erscheinung
nachher erklärt. Valerius Max. VIII 11, 1 und Quintilian inst. I 10, 47 lassen
Niese, Gesell, d. ^jrriech. u. mak. Staaten. III. 11
162 12. Buch. § 8. Schlacht bei Pydna 168 v. Chr.
gleiteten das Phänomen nach heimischer Sitte mit Fackelschwingen,
Paukenschlag und allerlei Getöse, auf die Makedonier, so wird be-
richtet, machte es einen entmutigenden Eindruck; man sah es als VorT
zeichen für das Ende des Königtumes an.
Am nächsten Morgen traten beide Heere zur Schlachtordnung
hinaus. Perseus wollte den römischen Angriff abwarten, aber Aemilius,
als erfahrener, umsichtiger Feldherr, hielt sich zurück. Seine Front war
nordöstlich gewandt, und er wollte nicht die Sonne im Gesicht haben
und zugleich die Phalanx aus der Ebene in ein minder günstiges Ge-
lände locken ^ Er safs ruhig abwartend in seinem Zelt, von wo er
das eigene wie das feindliche Heer überschauen konnte. Als nun die
Zeit verging und es Nachmittag ward, konnte Perseus seine Ungeduld
nicht länger halten. Ein Gefecht der Vortruppen veranläfste ihn, das
Zeichen zum Vorrücken zu geben , und die Schlacht begann -. Wir
können uns über ihren Verlauf nur unbestimmte Vorstellungen machen.
Der Angriff der Makedonier ward mit allem Ungestüm ins Werk ge^
gesetzt. Dem Druck der geschlossenen Phalanx konnte die römische
Linie nicht widerstehen-, einige Kohorten wurden über den Haufen ge-
worfen, und Aemilius nahm sein ganzes Heer zurück, die Makedonier
kamen bis in die Nähe des römischen Lagers ^. Aemilius selbst bekannte,
nicht erkennen, ob die Aufklärung vorher oder nachher erfolgte. Plutarch, der
auf Polybios zurückgeht, weifs davon nichts, sondern bemerkt nur, Aemilius,
Paullus habe wohl die natürlichen Ursachen der Verfinsterung gekannt, gleichwohl
aber nicht unterlassen, zur Abwendung des Unheils ein Opfer darzubringen. Also
ist die Vorhersage durch Gallus nur schwach beglaubigt und beruht wohl auf Er-
findung. Gallus galt für einen Freund griechischer Litteratur und Wissenschaft,
besonders der Astrologie, und soll über Finsternisse geschrieben haben. Cicero
Cato m. 49. Brut. 79, de offic. 19. Plin. a. 0. Livius hat überhaupt in seinen^
Schlachtbericht manche spätere, minderwertige Elemente. Unrichtig ist auch seine
Behauptung, die Finsternis habe von der zweiten bis zur vierten Nachtstunde ge-
dauert. In Wahrheit währte sie von 6 Uhr 14 Min. bis 9 Uhr 56 Min., die
totale Verfinsterung von 7 Uhr 26 Min. bis 8 Uhr 45 Min., und es war die Zeit
der längsten Tage, also kann die Finsternis erst gegen Sonnenuntergang bemerkt
worden sein. Nach römischer Rechnung schrieb man damals angeblich den 3. und
4. September.
1) Plutarch Aemil. 17. Ob er, wie Liv. XLIV 40 behauptet, eigentlich erst
am nächsten Tage habe schlagen wollen, ist mir sehr zweifelhaft.
2) Liv. XLIV 40flf. Polyb. XXIX 17 f. Plutarch Aemil. 18 ff. Zonar. IX
23, 7. Justin. XXXI 2. Frontin strateg. II 3, 20 Livius' Bericht ist lückenhaft
erhalten und enthält neben dem polybianischen auch minderwertige Bestandteile,
Zur Einleitung (c. 38 f.) wird dem Aemilius eine Rede in den Mund gelegt, die
sicherlich von Livius selbst herrührt.
3) Die ersten Toten von ihrer Seite fand man 2 Stadien, also weniger als 40Q
Meter vom Lager entfernt. Plutarch a. 0.
12. Buch. § 8. Schlacht bei Pydna 1G8 v. Chr. 163
dafs der Anprall der Phalanx furchtbar gewesen sei. Aber bei weiterem
Vorrücken bergan und auf weniger günstigem Gelände konnte sie ihren
Zusammenhang nicht erhalten, einzelne Abteilungen gerieten in Un-
ordnung und gaben den römischen Kohorten Gelegenheit, sie zu zer-
reifsen, und damit war die Schlacht entschieden. Denn die geschlossene
Phalanx kann sich nur in einer Richtung bewegen; die langen und
schweren Sarissen, die dichte Ordnung machen Schwenkungen fast un-
möglich. Aufserdem war der makedonische Soldat mit kurzem Schwert
und leichtem Schild dem römischen Legionär gegenüber im Nachteil.
Die Niederlage der Makedonier begann an ihrem hnken Flügel am
Flusse; ein Angriff der römischen bundesgenössischen Reiterei und der
Elefanten warf sie zurück \ die Kohorten folgten nach, römische Ab-
teilungen drängten sich in die Phalanx, und nunmehr konnten im Nah-
kampfe die Römer, die mit wildem Mute fochten % die ganze Über-
legenheit ihrer schweren Bewaffnung zeigen, gegen die auch der tapferste
Widerstand nichts ausrichtete. In der kurzen Zeit einer Stunde war
der Sieg der Römer entschieden. Es begann ein fürchterliches Morden;
die Phalanx ward zerrissen, in der Flanke und von hinten gepackt.'
Ein Teil ward auf der Flucht ans Meer gedrängt; hier erschien die
römische Flotte und nahm an der Blutarbeit teil ; ohne Erbarmen ward
alles niedergemacht. Nur die makedonischen Reiter entkamen fast un-
versehrt. Perseus hatte den heroischen Entschlufs gefafst zu siegen
oder zu sterben, aber in der Schlacht hielt er nicht stand. Als die
Niederlage sich entschied, ritt er mit der königlichen Reiterei davon
nach Pydna 3, unter dem Verwände eines Opfers, ihm folgten Kotys
und die übrigen Reiter. Sie wurden nicht verfolgt, da die römische
Reiterei mitten im Kampfe gegen das makedonische Fufsvolk stand, es
scheint fast, dafs die so zahlreiche und treffhche makedonische Kavallerie
gar nicht ins Gefecht kam K Vielleicht hat der römische Feldherr es
verstanden, sie lahm zu legen, um alle seine Kraft gegen die Phalanx
zu wenden, die in der Schlacht und auf der Flucht fast ganz ver-
1) Liv. XLIV 41, 3f. Frontinus a. 0. hat dies etwas abenteuerlich aus-
gemalt. Perseus hatte keine Elefanten und hatte, wie man erzählt, versucht, die
Pferde an die Elefanten zu gewöhnen, aber ohne Wirkung. Polyb. XXIX 17 2
Polyän. IV 21. Zonar. IX 27, 7. Ampelius 16. ' '
2) Plutarch c. 21 und Justin, a. 0. erzählen vom Heldenmut des jungen
M. Cato, des Sohnes des Censoriers. Vielleicht gehört auch Polyb. fr. 68 (p. 1375
Hultsch) hieher.
3) Der Historiker Poseidonios (nicht der Rhodier) entschuldigte den König der
verwundet gewesen sei. Plutarch Aem. 19. '
4) Man glaubte an Verrat (s. unten), auch scheint, dafs die Stimmung der
Makedonier schon vorher ungünstig war. Polyb. XXIX 4 5.
11*
164 12. Buch. § 8. Flucht des Perseus 168 v. Chr.
nichtet ward. Es sollen an 20 000 oder 25 000 Menschen gefallen sein ^
Die Verfolgung dauerte bis in die Nacht hinein ^; etwa 5000 Gefangene
wurden eingebracht; in Pydna blieben 6000 Mann zurück, die sich
später den Siegern ergaben.
Perseus floh mit den Resten des Heeres weiter nach Norden ^. Die
Reiter hielten gute Ordnung, dann kam das geschlagene Fufsvolk, das
voll Scham und Wut den Reitern Feigheit und Verrat vorwarf. Es
kam sogar zu Tumulten und Handgemenge; Perseus fühlte sich in-
mitten seiner Truppen nicht mehr sicher, legte die königlichen Insignien
ab und verliefs bei Beginn der Nacht das Heer, um mit seinem un-
mittelbaren Gefolge einen näheren Weg nach Pella einzuschlagen. Das
Heer fiel nun ganz auseinander, auch die Reiter zerstreuten sich in
ihre Städte. Perseus fand in Pella, wo er in der Nacht ankam,
keinen Gehorsam mehr; die meisten Freunde verliefsen ihn. Auch im
äufsersten Unglück blieb er seiner Art getreu; die Schuld der Nieder-
lage schob er auf andere; zwei seiner Beamten, die ihm bei seiner
Rückkehr in den Palast freimütige Vorstellungen gemacht und Rat-
schläge erteilt hatten, erstach er mit eigener Hand. Er verliefs Pella
noch in der Nacht; nur di-ei Freunde blieben bei ihm, drei Fremde,
der Kreter Euandros, der Böoter Neon und der Atoler Archedamos,
dazu 500 Kreter. Seine Schatzkammer nahm er mit. Er eilte, sich zu-
nächst über den Axios in Sicherheit zu bringen, und ging dann weiter
nach Amphipolis, wo er am dritten Tage nach der Schlacht eintraf.
Perseus hatte bei seinem Volke, das sonst seinen Königen so er-
geben war, durch sein Verhalten allen Kredit verloren. Wie er sein
Szepter hinwarf, so gaben die Makedonier ihn auf, und verzichteten damit
zugleich auf weiteren Widerstand gegen die Römer; denn einen anderen
König hatte man nicht, und die Gröfse der Niederlage liefs keine W^ahl.
Der Adel und die Städte gingen mit wenigen Ausnahmen * zu den Römern
über. Den Anfang machten Hippias, Milon und Pantauchos, die zu
den vornehmsten gehörten, und von Beroia aus sich den Römern er-
gaben. Die Städte Beroia, Pella, Thessalonike und fast das ganze Land
folgten innerhalb zweier Tage nach ^.
Der Sieger blieb zunächst auf der Wahlstatt. Die Beute des
Schlachtfeldes fiel dem Fufsvolk zu, den Reitern ward die Umgegend
zur Plünderung überlassen. Nach der Schlacht schob der Konsul sein
1) Erstere Zahl gibt Livius XLIV 42, 7, letztere Plutarch c. 21.
2) Liv. XLIV 44. Flut. Aem. 23. Diodor. XXX 22.
3) Liv XLIV 43 ff. Flut. Aem. 23.
4) Zu den Ausnahmen gehört die Sintike bei Amphipolis. Liv. XLIV 46, 2.
5) Liv. XLIV 45, 2 ff. Flutarch. Aemil. 24.
12. Buch. § 8. Unterwerfung Makedoniens 168 v. Chr. 165
Lager an das Äleer gegen Pydna vor. Dahin hatte sich aus der Schlacht
eine bunte Menge gerettet, die zwischen verschiedenen Entschlüssen hin
und her schwankte ^ Als Aemilius Paullus jetzt vor den Toren lag, ent-
schlofs sich der Kommandant Solon unter Vermittelung des Pantauchos
zur Übergabe. Die Soldaten, 6000 Mann, wurden kriegsgefangen, die
übrigen entlassen, die Stadt und ihre Bürger wurden zwar verschont,
aber dem Heer zur Plünderung überantwortet ^ ; der römische Soldat
hatte noch keine Gelegenheit gehabt, in Feindesland Beute zu machen,
und wollte befriedigt sein. Die übrigen Städte, die sich ergaben, er-
hielten römische Befehlshaber ^. Noch bei Pydna kamen Unterhändler
des Perseus ins römische Lager. Der Konsul behielt sie zurück, sandte
eine Abteilung unter Scipio Nasika gegen Amphipolis vor und zog
selbst weiter nach Pella, vor dessen Toren er einige Tage verweilte.
Der königliche Schatz in Phakos war leer; man fand nur die für
Genthios bestimmte Summe vor (oben S. 154). Hier empfing Aemihus
Paullus schon zahlreiche Glück Wunschgesandtschaften aus Hellas, vor-
nehmlich aus Thessalien.
Perseus konnte sich auch in Amphipolis nicht behaupten. Die
Stadt hatte 2000 Thraker als Besatzung ^. Auf die Botschaft von der
Niederlage hatte sich der Kommandant Diodoros dieser Leute durch
eine List entledigt, da er fürchtete, sie würden die Stadt ausplündern.
Perseus scheint die Thraker wieder zurückgeführt zu haben, er wurde
zwar aufgenommen, aber die Amphipoliten wie die benachbarten Bisalten
weigerten sich, mit ihm^den Widerstand weiter fortzusetzen ^. So mufste
er bei Annäherung der Römer Amphipolis räumen. Er stieg auf die
Schiffe und fuhr ab. Die Thraker und das militärische Gefolge ver-
liefsen ihn, es blieb ihm nur die persönliche Umgebung und die 500
Kreter, denen er einen Teil seines Geldes preisgab, das übrige, eine sehr
beträchtliche Summe, nahm er mit ^. Über Galepsos gelangte er in zwei
Tagen nach Samothrake, wo er in dem hochberühmten Heiligtume der
Kabiren Zuflucht suchte. Der Konsul erhielt die Meldung von der Flucht
des Königs bei Pella. Er brach sofort nach Amphipolis auf, das er in
vier Tagen erreichte. Von der Bürgerschaft eingeholt zog er in die
Stadt ein, die er zu seinem Hauptquartier machte. Es scheint, dafs
1) Liv. XLIV 42, 7.
2) Liv. XLIV 45, 6 f.
3) Liv. XLIV 46, If. 4 f.
4) Liv. XLIV 44, 4.
5) Liv. XLIV 45, 8 ff. Plutarch Aem. 23. Diodor XXX 21.
6) Nach Livius (XLIV 45, 15) 2000, nach Justin. XXXIII 2, 5 sogar
10000 Tal.
166 12. Buch. § 8. Perseus gefangen.
einzelne Teile des Landes sich noch nicht unterworfen hatten; denn
wir hören, dafs die Eömer den Strymon überschritten, flufsaufwärts
marschierten und eine Zeitlang bei Sirrha im Gebiet der Odomanten
lagerten ^. Hier erreichte den Konsul eine neue Botschaft des Perseus,
der noch immer hoffte, er würde sein Königtum in irgend einer Form
erhalten können ; aber die Römer waren unerbittlich, sie verlangten be-
dingungslose Übergabe. Bald erschien Gnäus Octavius mit der Flotte
bei Samothrake, um dem Könige die Flucht abzuschneiden, und forderte
ihn zur Ergebung auf Perseus mufste bemerken, dafs der Tempel ihm
keine unbedingte Zuflucht bieten würde -. Einer seiner letzten Getreuen
war der Kreter Euandros, dieser war verdächtig, den Anschlag gegen
Eumenes ausgeführt zu haben, also blutbefleckt. Die Samothraker ver-
langten, er solle sich vor ihrem Gericht reinigen; Perseus gab ihm den
Rat, sich zu entleiben, aber der Kreter dachte vielmehr an Flucht,
worauf der König ihn umbringen liefs. Auch seine letzten Anhänger, sein
persönlicher Dienst, verliefs ihn jetzt, zumal da die Römer den Über-
tretenden Straffreiheit und Wiederherstellung in Besitz und Rechte ver-
künden liefsen. Perseus versuchte nun, nach Thrakien zu Kotys zu
entfliehen, allein der kretische Handelsmann, der ihn hinüberzuführen
versprochen, liefs ihn im Stich und ging mit dem Gelde davon. Bei
dieser Gelegenheit wurden seine jüngeren Kinder den Römern in die
Hände gespielt, und nun fügte er sich in sein Schicksal und ergab sich
mit seiner Gemahlin und dem ältesten Sohne Philippos dem Octa-
vius ^. Nach deiB allgemeinen Gefühl aller Zeitgenossen hätte er nicht
lebend in die Gewalt des Feindes kommen dürfen; aber er fand nicht
den Mut des Todes; immer klammerte er sich noch an trügerische
Hoffnungen. Octavius schickte ihn nach Amphipolis zum Konsul, der
ihn würdig und freundlich empfing. Der König fiel dem Sieger zu
Füfsen; Aemilius hob ihn auf und liefs ihn im Konsilium niedersitzen.
Auf die Frage, weshalb er den Römern den Krieg gemacht, fand er
vor Tränen keine Antwort. Er bot einen kläglichen Anblick. Aemilius
sprach ihm Mut zu, wandte sich dann in lateinischer Sprache an
1) Liv. XLV 4, 2. Im übrigen fehlen die Nachrichten, da der Schlufs des
livianischen 44. Buches verloren gegangen ist. Wir wissen aufserdem, dafs die
ebenfalls am Strymon gelegene Sintike sich nicht mit unterwarf. Liv. XLIV 46, 2.
2) Liv. XLV 4, 5. Plut. Aem. 26. Dio Cass. 66, 3 f. Zonar. IX 23, 8f.
Justin. XXXIII 2, 5. Velleius Fat. I 9, 4.
3) Plutarch behauptet, er habe sich lieber dem Nasika übergeben wollen, aber
dieser sei nicht zur Stelle gewesen. Vielleicht ist dies die Erzählung Nasikas.
Die Tochter des Königs und der jüngere Sohn blieben noch eine Zeitlang auf Sa-
mothrake und wurden später nach Amphipolis gebracht. Liv. XLV 28, 9 ff.
12. Buch. § 8. Ende des Krieges. 167
die Anwesenden und wies sie am Beispiel des Perseus auf die Hin-
fälligkeit des irdischen Glückes hin. Im übrigen ward der Gefangene
anständig gehalten. Der Konsul lud ihn zur Tafel und übergab ihn der
Obhut eines seiner Freunde , des Quintus Aelius Tubero. Dann ward
das Heer in die Winterquartiere gelegt; der gröfste Teil blieb bei
Amphipolis, der Rest verteilte sich auf die übrigen makedonischen
Städte ^.
Die Schlacht bei Pydna entschied den Krieg überall, die Reste des
Widerstandes wurden bald beseitigt. Demetrias ergab sich; das be-
nachbarte Meliboia, das im vorigen Jahre sich erfolgreich verteidigt
hatte, wurde von Gnäus Octavius erobert und ausgeplündert. Aginion,
an der Grenze Thessaliens und der Tymphäa gelegen, ward von den
Römern belagert und behauptete sich erfolgreich. Gerade um die Zeit
der Schlacht unternahmen die Verteidiger einen glücklichen Ausfall und
verharrten auch nachher im Widerstände; sie weigerten sich anfangs, die
Nachricht von der Niederlage zu glauben, bis sie sich bekehren mufsten
und die Waffen aus der Hand legten. Zur Strafe wurde die Stadt
und einige andere, die sich durch besonders hartnäckigen Widerstand
ausgezeichnet hatten, den Soldaten zur Plünderung überlassen ^.
Die makedonische Flotte Antenors bei Phanä zog auf die Nach-
richt vom Ausgang des Krieges nach Kassandreia ab und ergab sich
den Römern. Die attischen Schiffe, die Gaius PopiUius gegen die ma-
kedonischen Kreuzer aufgeboten hatte , wurden nach Hause entlassen ^.
Die Unterwerfung der abtrünnigen Epiroten fiel dem Anicius zu ^.
Nach Eroberung Illyriens, mit Hinterlassung ausreichender Besatzungen
in Skodra, Rhizon und Olkinion zog er gegen Epirus. Widerstand
fand er nicht; alles ergab sich und bat um Schonung, zuerst Phanote
dann die Molosser, zu denen er vorrückte. Die Häupter der make-
donischen Partei, Kephalos, Antinoos, Theodotos waren hier zu Hause
und hielten die Gemeinden noch eine Zeitlang an ihrer Sache fest.
Aber sie wurden beim Herannahen der Römer verlassen. In Passaron
1) Liv. XLV 7 f. Plut. Aem. 27. Polyb. XXIX 20 vgl. fr. 155 (S. 1384
Hultscb). Diodor XXX 23. Dio Cass. fr. 66, 4. Valer. Max. V 1, 8; de vir. ill.
56, 3. Eutrop. IV 7, 2. Florus I 28, 10 f.
2) Liv. XLIV 46, 3. XLV 27, Iff. Neben Aeginion nennt Livius Agassä
(Gassa oder Cassa) in der Nähe Dions, das sich 169 v. Chr. den Römern ergeben
hatte, dann aber wieder zu Perseus zurückgekehrt war, und die Aenier
(Äeniorum urbem). Ob unter den letzteren Aenos an der thrakischen Küste oder
Aeneia bei Thessalonike zu verstehen ist, wissen wir nicht. Beides ist möglich ; denn
auch Aenos scheint auf selten des Perseus gestanden zu haben. Oben S. 130 Anm. 1.
3) Liv. XLV 10, 2.
4) Liv. XLV 26. Zonar. IX 24.
168 12. Buch. § 9. Ägypten und Syrien.
gingen Antinoos und Theodotos allein den Römern entgegen und
fanden im Kampf ihren Tod ^ Ahnlich endete Kephalos in Tekmon,
worauf auch diese Stadt überging und ganz Epirus unterworfen war.
Anicius nahm im Lande Winterquartiere.
§ 9.
Die Schlacht bei Pydna führte auch auf anderem Gebiete eine
folgenreiche Entscheidung herbei. Sie machte dem Kriege ein Ende,
der zwischen Antiochos Epiphanes und Ptolemäos VI entbrannt war,
der Ägyptens Selbständigkeit zu vernichten und die seleukidische Macht
zu neuer Höhe zu erheben drohte ^.
Zwischen Syrien und Ägypten bestand nach dem Tode des Pto-
lemäos V (oben S. 91) Friede; die Streitfrage um den Besitz Cöle-
syriens ruhte, solange Kleopatra lebte, die Eegentin Ägyptens. Als
sie jedoch um 173 v. Chr. starb, erhielt eine andere Politik die Ober-
hand ^. Der junge König, der damals, wie es scheint, mit seiner Schwester
Kleopatra vermählt ward, war noch nicht erwachsen und nicht im stände,
selbst zu regieren; die Geschäfte kamen in die Hände zweier Palast-
beamten, des Eunuchen Euläos und des Lenäos, eines ehemaligen Skla-
ven aus Syrien. Diese waren es, die den Anspruch auf Cölesyrien
1) Polyb. XXX 7, 2.
2) Aufser den oben S. 8 und 83 Anm. angeführten Schriften vgl. meine Kritik
der beiden Makkabäerbücher S. 89 und das jüngst erschienene Werk von Edwyn
Robert Bevan: The house of Seleucus vol. II S. 134 ff. Die ägyptischen Feldzüge
des Antiochos sind ein Problem, das von den Erklärern der Makkabäerbücher be-
handelt worden ist. Vgl. Gottlieb Wernsdorff, Commeniatio historico - critica de
fide historica librorum Maccabaeorum S. 91 ff. Johaim Christian Conrad Hofmanu,
De bellis ab Antiocho Epiphane adversus Ptolemueos gestis, Erlangen 1835. Joh.
Friedr. Hoffmann, Antiochos Epiphanes, König v. Syrien S. 36 ff. Aug. Metzung,
Beiträge zur hellenistisch-römischen Geschichte der Jahre 170 — 133 v. Chr., Progr.
Saargemünd 1875/6. Erich Bandelin, De rebus inter Aegyptios et Romanos inter-
cedentibus (diss. Halle 1893) S. 22 ff. J. G. Droysen, Kleine Schriften II 407 ff.
Diese Versuche gehen sämtlich von der irrigen, auf Livius XLII 29, 5 beruhen-
den Annahme aus, der Krieg habe schon 171 oder 170 v. Chr. begonnen, und
bemühen, sich auf dieser Grundlage die Ereignisse zu ordnen.
3) Die Zeit des Todes der Kleopatra ist unbekannt, die bisherigen Ansätze
schwanken zwischen 174 und 172 v. Chr. Da nach einer anscheinend im 10. Jahre
Philometors, also 173/2 v. Chr. gesetzten Inschrift Philometor schon mit seiner
Schwester Kleopatra vermählt ist, so glaubt man mit einiger Wahrscheinlichkeit,
dafs damals die Mutter Kleopatra schon gestorben war. Strack, Dynastie d. Ptolem.
196. 250 n. 93. Mahaffy, Empire of the Ptolem. 331. Droysen, Kl. Schriften
n 404.
12. Buch. § 9. Ägypten und Syrien. 169
wieder aufnahmen '. Die Ägypter behaupteten, dafs Antiochos III bei
dem Frieden mit Ptolemäos V die Rücl^gabe des Landes als Mitgift
der Kleopatra versprochen habe. Dies ward zwar von Antiochos Epi-
phanes bestritten, aber jene beharrten auf ihrer Sache-, rüsteten sich,
die streitigen Landschaften mit Gewalt in Besitz zu nehmen, und konnten
dabei auf den Beistand ihrer dortigen Anhänger reclmen. Sie waren
voll SiegeshofFnung; in einer Volksversammlung stellten sie ein baldiges
glückliches Ende des Krieges in Aussicht ^. Die Zeit schien günstig;
die Römer, denen die Wiederherstellung der alten ägyptischen Macht
schwerlich erwünscht war, standen mitten im Kriege mit Makedonien
und konnten das Vorhaben nicht hindern. In Alexandrien verfolgte
man die makedonischen Ereignisse mit Spannung, und wie überall
wünschte man einen leidlichen Friedenschlufs und die Erhaltung Ma-
kedoniens. Die Vorstellungen des Perseus haben gerade hier eine bei-
fällige Aufnahme gefunden.
Ehe die Ägypter zum Kriege gegen Antiochos schritten, 170 v. Chr.,
erfolgte die feierliche Mündigkeitserklärung des jungen Königs, der da-
mals etwa 16 Jahre alt war *. Antiochos schickte dazu eine Glück-
wunschgesandtschaft nach Ägypten und überzeugte sich dabei endgültig
von den kriegerischen Absichten des alexandrinischen Hofes. Er traf
1) Hieronymus in Daniel, vol. III p. 1127 ff. Mart. Vgl. Diodor XXX 15 ff.
Polyb. XXVIII 20, 5. 21, 1.
2) Polyb. XXVIII 1, 3. 20, 7 f. Vgl. Bd. II 764.
3) Diodor XXX IG.
4) Dafs die Anakleterien 170/69 v. Ch. gefeiert wurden, wird durch die Gra-
tulationsgesandtschaft der Achäer erwiesen, die im Frühsommer 169 v. Chr. nach
Ägypten ging. Polyb. XXVIII 12, 8. Ferner hatte die ägyptische Gesandtschaft,
die Frühjahr 169 v. Chr. in Rom war (Polyb. XXVIII 1, 7) offenbar in der Mün-
digkeitserklärung ihren unmittelbaren äufseren Anlafs, und auf dieselbe Zeit führt
Polyb. XXVII 13. Die früheren Meinungen gehen in ihren Zeitbestimmungen weit
auseinander-. Droysen, Kl. Sehr. II 405 ff. will zwei verschiedene Akte unter-
scheiden, den ersten setzt er (nach 2 Makk. 4, 23. 45) 172, den zweiten nach Po-
lybios 169 v. Chr. U. Wilcken (Anm. zu Droysen S. 409) will mit Schweighäuser
bei Polyb. XXVIII 12, 8 die Anakleterien des Ptolemäos Physkon vermuten, und
ihm schliefst sich Bevan S. 138 an. Dies ist deswegen nicht annehmbar, weil Po-
lybios, seitdem es zwei ägyptische Könige gibt, selbstverständlich und nach dem
Brauche der Zeit (CIA. II 968 z. 45) den jüngeren vom älteren ausdrücklich zu
unterscheiden pflegt, er würde also in diesem Falle nicht von dem König Pto-
lemäos, sondern von dem jüngeren Ptolemäos gesprochen haben, wenn er ihn ge-
meint hätte. Übrigens müfste, wenn Wilcken recht hätte, auch Polyb. XXVIII
19 f. Physkon gemeint sein. Philometors Anakleterien setzt der genannte Gelehrte
nach Liv. XLII 6, 4, wo eine römische Gesandtschaft nach Alexandrien erwähnt
wird, schon 173 v. Chr.
170 12. Buch. § 9. Ausbruch des Krieges 170 69 v. Chr.
seine Vorkehrungen und suchte sich vor allem des südlichen Cölesyriens
zu versichern. Aus diesem Anlafs hat er damals auch Jerusalem
besucht, wo er auf das festlichste empfangen ward ^ Zugleich unterliefs
er nicht, in Rom gegen den Angriff der Ägypter zu protestieren. Sein
Beauftragter Meleagros traf dort mit einer ägyptischen Gesandtschaft
zusammen, die nach den Anakleterien ebenfalls dahin abgegangen war,
um die alte Freundschaft zu erneuern und die ägyptischen Rechte auf
Cölesyrien geltend zu machen. Sie hatte aufserdem den Auftrag, eine
friedliche Beilegung des makedonischen Krieges zu versuchen, brachte
jedoch auf Rat der römischen Gastfreunde diese unliebsame Sache nicht
vor. Der Senat beobachtete in dem ägyptisch-syrischen Konflikt eine
■unbestimmte Haltung; er antwortete dem Gesandten des Antiochos,
der Feldherr in Makedonien, Quintus Marcius, würde darüber an An-
tiochos schreiben -.
Während man in Rom noch unterhandelte , war der Krieg schon
angegangen und nahm einen unerwartet schnellen Verlauf. Ägypten
war schlecht vorbereitet: offenbar waren die leitenden Männer ohne
kriegerische Erfahrung, und es fand sich kein geeigneter Führer. Die
ägyptische Heeresmaschine war eingerostet, die Wehrkraft des Landes
versagte. Dagegen Antiochos war gut gerüstet. Er hatte in dem ersten
friedhchen Jahre seiner .Regierung mit Erfolg seine Truppen vermehrt,
1) 2 Makk. 4, 21 f. Die hier genannten 7iQ(uioy.'Är]aia sind gewifs die Anakle-
terien. Wilcken vermutet ansprechend, dafs ■nQoixox'/.riai.a vielleicht nur aus ccvaxXt}-
Tjjpm verderbt sei. Der Gesandte des Antiochos war ApoUonios, Sohn des Mene-
theus, wohl ein Verwandter des von Polyb. XXXI 21, 2 erwähnten.
2) Polyb XXVII 19. XXVIII 1. Diodor XXX 2. Aus diesen Stellen und
dem Zeugnisse des zeitgenössischen Propheten Daniel 11, 25 (vgl. 1 Makk. 1, 16.
2 Makk. 5, 1) ergibt sich zugleich Zeit und Zahl der syrisch-ägyptischen Feldzüge.
Es sind ihrer zwei, der erste von 169, der zweite von 168 v. Chr. Die gewöhn-
liche, auch von Clinton und U. Wilcken vertretene Ansicht nimmt noch einen
dritten Feldzug von 171 v. Chr. an, verführt durch Liv. XLII 29, 5 , der in einer
annalistischen Notiz den Streit um Cölelyrien schon unter diesem Jahr als bevor-
stehend erwähnt. Früher hat man sogar, um die voneinander abweichenden Zeit-
bestimmungen der Makkabäerbücher zu vereinigen, einen vierten Feldzug gesetzt.
Endlich lassen einige Gelehrte, wie Schürer und Wellhausen, den ersten Feldzug
nicht 169, sondern 170 v. Chr. stattfinden. Alle diese Ansätze sind mit den mafs-
gebenden Zeugnissen unvereinbar. Die livianische Notiz, die übrigens den Ursprung
des Krieges nicht ganz richtig erzählt, greift dem Spätei-en vor und ist offenbar
mehr zufällig in das Jahr 171 v. Chr. geraten. Auch sagt Livius nicht, dafs der
Krieg damals ausgebrochen sei, sondern nur, dafs er bevorstehe. Vgl. meine Aus-
führungen in Kritik d. beid. Makkab. 89 f. Clinton, Fasti Hell. III 818f. U. Wilcken,
RE. I 2. 2472. Wellhausen, Israelit, u. jüd. Gesch.^ 251. Schürer, Gesch. d. jüd.
Volkes I^ 161.
12. Buch. § 9. Ägyptisch-syrischer Krieg 169 v. Chr. 171
die Kriegsrüstuüg des Reiches gestärkt ^ und sich auf alle Ereignisse
vorbereitet. Sorgfältig pflegte er die Freundschaft mit Rom und nutzte
die Gunst der Lage aus. Die wiederholten Vermittelungsgesuche des
Perseus hat er unwandelbar abgelehnt und im Gegenteil den Römern
Hilfe geleistet ^. Man darf wohl vermuten , dafs ihm aus Dank für
seine Freundschaft ein Nachlafs der drückenden Bedingungen des Frie-
dens von 188 V. Chr. bewilligt ward; er verschaffte sich eine Kriegs-
flotte und Kriegselefanten ^ und zeigte sich in Ägypten weit überlegen.
Entschlossen kam er dem feindlichen Angriff zuvor und stand bald an
der Grenze Ägyptens *. Zwischen Pelusion und dem Berge Kasion
stellten sich ihm die ptolemäischen Feldherren entgegen und wurden
völlig geschlagen. Gegen die Besiegten übte Antiochos kluge Schonung;
er tat dem Morden Einhalt und machte viele Gefangene. Dann er-
schien er vor Pelusion, wohin sich die Reste des geschlagenen Heeres
zurückgezogen hatten. Er bewilligte den Ägyptern eine Waffenruhe,
und es gelang ihm, während derselben die wichtige Stadt durch eine
List in seine Hände zu bringen ^. Von Pelusion rückte er weiter nil-
aufwärts gegen Memphis vor; ein allgemeiner Schrecken befiel das Landj
der Widerstand erlahmte. Gewifs gab es viele mifsvergnügte Gegner
des herrschenden Systems im Lande, und es scheint, dafs manche zu
Antiochos übergingen ^. Dies geschah um so leichter, als dieser
feindliche Absichten gegen den König, seinen Neffen, leugnete; er mag
ausgesprochen haben, dafs er nur den jungen König aus den Händen
seiner Pfleger befreien wolle ''. Seine Leutseligkeit tat das übrige ; auch
hier zeigte er sich den Hellenen gütig und freigebig ^. Memphis, die
1) Vgl. die Heereszahlen bei Polyb. XXXI 3, 3fF.
2) Oben S. 119.
3) Dies lehren die Ereignisse. Schiffsbau in Tyros erwähnt 2 Makk. 4, 20.
Beides war im römischen Friedensvertrage verboten. Bd. II 758. Vgl. Polyb.
XXXI 12, 11. 1 Makk. 3, 34.
4) Daher erscheint in der verkürzten Überlieferung, die den Anfang des Krieges
mit dem Verlauf und Ausgang zusammenwirft, Antiochos als der Angreifer, der
bei der Hilflosigkeit des jugendlichen Ptolemäos Ägypten zu erobern beschlossen
habe. 1 Makk. 1, 16. Josephus Antiq. XII 242. Liv. XLII 29, ö. Vgl. Appian,
Syr. 66.
5) Polyb. XXVIII 18. Diodor XXX 14. 18. Josephus Antiq. XII 242.
Hieron. in Dan. 11, 21 ff. (vol. III p. 1128). Nach Diodor ward Pelusion durch
ein unerlaubtes Kunststück erobert, das zwar nicht dem Wortlaut, aber dem Geiste
des Vertrages widersprach.
6) Vgl. Daniel 11, 25.
7) Hieron. a. 0. Diodor XXX 18, 2.
8) So schenkte er den Naukratiten jedem ein Goldstück, Polyb. XXVIII
20, 11.
173 12. Buch. § 9. Antiochos in Ägypten 1G9 v. Chr.
alte Hauptstadt, fiel in seine Gewalt, von hier rückte er auf Alexanclrien
los und fafste die Unterwerfung des ganzen Landes ins Auge.
Ptolemäos und seine Ratgeber verzweifelten; sie waren drauf und
dran, ihre Schätze auf die Schiffe zu laden und sich in den Schutz des
Heiligtums von Samothrake zu begeben \ Aber dies ward verhindert,
Euläos und Genossen wurden beseitigt und andere Ratgeber, Romanos
und Kineas, traten an ihre Stelle. Doch auch die neue Regierung
wufste zunächst nichts Besseres zu tun, als Unterhandlungen anzuknüpfen,
zu denen Antiochos seinerseits die Hand bot. Er schickte Gesandte
mit Friedensanträgen nach Alexandrien voraus -. Dort waren um diese
Zeit einige hellenische Gesandtschaften eingetroffen, Achäer, Athener,
Milesier und Klazomenier, um Philometor zu den Anakleterien zu be-
glückwünschen oder in anderen Geschäften. Auf Ersuchen der Ägypter
fuhren d^e hellenischen Gesandten in Begleitung der ptoiemäischen Unter-
händler hinaus und hatten etwa Naukratis gegenüber eine Begegnung
mit Antiochos, der sie mit aller Freundlichkeit empfing. Sie baten für
den jungen König und schoben die Schuld des Krieges auf die schlechten
Ratgeber. Antiochos setzte ihnen darauf nochmals seine Rechte auf
Cölesyrien in längerer Rede auseinander und wartete im übrigen die
Rückkehr seiner Gesandten aus Alexandrien ab. In der Zwischenzeit
besuchte er Naukratis ^ und brachte dann die Unterhandlungen zum
Abschlufs. Philometor hatte eine Zusammenkunft mit Antiochos und
fügte sich seinen Forderungen, die wir freihch nur erraten können.
Jedenfalls hat Ptolemäos auf Cölesyrien verzichtet und sich mit An-
tiochos verbündet; vermutlich wurde ihm eine Kriegskontribution und
andere Leistungen auferlegt ^. Dafür ward er als König von Ägypten
anerkannt, blieb aber bei Antiochos, der als Vormund und Regent
auftrat ^.
1) Polyb. XXVIII 21. Diodor XXX 17. E.s ist zu beachten, dafs Samothrake
halb makedonisch war, was zu der freundschaftlichen Gesinnung der Ägypter gegen
Perseus stimmt.
2) Polyb. XXVIII 20, 12.
3) Polyb. XXVIII 19 f.
4) C. Müller (FHG. III S. 167) und mit ihm Bevan S. 141 glaubt nach einer
Nachricht des Suidas s. 'Hgax^siätjg, dafs Herakleides Lembos , der Historiker, den
Vertrag zwischen Antiochos und Ptolemäos aufgesetzt habe. Aber dies können
die Worte og rag ngog 'Aviio'/ov i9sTo avy.'H^xrtg nicht bedeuten ; aufserdem bezieht
sich dieser Satz auf Ptolemäos VI, nicht auf Herakleides.
5) Hieronym. in Dan. 11, 25ff., p. 1128. Vgl. Polyb. XXVIII 23, 4. Antiochos
hat in Ägypten Münzen auf seinen Namen geschlagen. Babelon , Rois de Syrie
p. C. Poole, Seleucid Kings of Syria (Catalogue of gr. coins) 38. Die Nachricht
des Hieronymus und Porphyrios bei Euseb. chron. I 161 f. , dafs Antiochos dem
12 Bach. § 9. Antiochos ia Ägypten 169 v. Chr. 17S
Diesem Abkommen, das einer Unterwerfung gleich kam. wider-
setzte sich die Hauptstadt Alexandreia, wo Kleopatra, Pbilometors
Schwester und Gattin mit dem jüngeren Bruder Ptolemäos zurück-
geblieben war. Philometor ward nicht mehr als König anerkannt; die
Alexandriner riefen an seiner Stelle den jüngeren Ptolemäos aus ' und
setzten den Widerstand gegen Antiochos fort; denn noch lange nicht
war Ägypten am Ende seiner Kräfte -. Antiochos schritt nunmehr
zum Angriff auf Alexandrieu ^ ; er belagerte die Stadt und schnitt ihr
die Zufuhr vom Lande ab. so dafs irans:ei ausbrach. Die Vermittelung
einer um diese Zeit in Alexandrien eintreffenden rhodischen Gesandt-
schaft * lehnte er ab und verlaugte die Anerkennung und Aufnahme
Pbilometors. Allein er konnte seinen Willen nicht durchsetzen, sondern
miüste die Einschliefsung Alexandriens aufheben, und nachdem er seinem
Schützling in Memphis die Regierung übergeben hatte, zog er ab und
ging nach Syrien zurück ^.
Jedoch ward Ägypten nicht ganz geräumt; vielmehr hinterliefs
Antiochos in Pelusion eine starke Besatzung, vielleicht gegen den
Vertrag mit Philometor. Jedenfalls ist offenbar, dafs er sich da-
Philometor das Diadem genommen und sich selbst aufgesetzt habe, wird auf Mifs-
verstiiudnis beruhen.
1) Polvb. XXIX 23. 4. Das Volk hat den jüngeren Ptolemäos erhoben:
{■10 Twr o/kiur KiccdftSfi/d^cu ß(caii.sn) Polvb. XXIX 2o, 4 Die Führung hatten
dabei wohl die später als Freunde desselben bezeichneten Personen. Liv. XLV
11, "2 f. Da das erste Regierungsjahr des jüngeren gleich dem zwölften des älteren
ist und vom 4. Okt. 170 — 4. Okt. 169 v. Chr. läuft, so muls der jüngere vor dem
4. Okt. 169 V. Chr. ausgerufen worden sein.
2) Polyb. XXVIII 21, 3.
3") U. Wilcken rechnet diesen Angriff als einen neuen Feldzug: aber er ist
nur die Fortsetzung des angefangenen. Wilcken beruft sich auf Livius XLV 11, 8,
und setzt in diesen angeblieh zweiten Feldzug die bei Liv. XLIV 19. 6 ff. erwähnte
Seeschlacht bei Pelusiou. Der römische Historiker hat bei der Erzählung zwar die
von Pölybios überlieferten Tatsachen benutzt, aber so willkürlich, dafs man ihn
nur mit äuCserster Vorsicht benutzen kann. Vermutlich i.-t seine Seeschlacht bei
Pelusion nur ein Ableger der pofvbischen Landschlacht. ÜT>rigens kennt auch er
nur zwei ägyptische Feldzüge des Antiochos.
4} Polyb. XX\ III 17, 15. 23. Die Gesandten waren im Sommer abgegangen;
als sie ankamen, war Ptolemäos der jüngere schon König. Sie scheinen mit An-
tiochos noch vor Aufhebung der Belagerung zusammengekommen zu sein. Doch
ist dies nicht sicher, da die Einleitongsworte des polybischen Exzerptes XX\'I1I 22
verderbt und zweideutig sind.
5' Polyb. XXVIII 22. XXIX 2. Liv. XLV 11. 1. 6. Durch welche Um-
stände Antiochos zum Abzüge genötigt ward, ist nicht bekannt. Nach Eusebios
I 161 und Hieronymus m Dan. 11, 27 scheint er durch die Alexandriner eine
Schlappe erlitten zu haben.
174 12. Buch. § 9. Neuer Krieg 169/8 v. Chr.
durch die Tore Ägyptens oflfen hielt. Diese Gefahr bewog den Philo-
metor, sich mit seinem Bruder in Alexandrien zu versöhnen; unter
tätiger Vermittelung Kleopatras, unter allgemeiner Zustimmung ward
bald nach dem Abzüge des Antiochos noch 169 v. Chr. ein Überein-
kommen geschlossen. Philometor erkannte den Bruder als König an und
fand nunmehr in Alexandrien Aufnahme. Ägypten hatte zwei Könige, die
gemeinschaftlich regierten, und Kleopatra nahm an den königlichen Ehren
Anteil ^. Philometor sagte sich also von Antiochos los, und dieser traf
alsbald umfassende Anstalten, mit überlegener Macht wieder in Ägypten
einzurücken. Er suchte die Ernte einzuheimsen, solange der make-
donische Krieg noch nicht entschieden war. Die beiden Ptolemäer
riefen vor allem den Schutz Roms an ^, wohin auch Antiochos und
zwar noch von Ägypten aus gleich nach dem Abzüge von Alexandrien
eine Gesandtschaft mit einem goldenen Kranze geschickt hatte, um seine
Ergebenheit zu beteuern ^. Die Römer hielten sich zunächst neutral ;
gewifs wollten sie Ägypten nicht in die Hände des Antiochos fallen
lassen ^ , aber der Krieg in Makedonien hielt sie noch gefesselt ; sie
begnügten sich daher, beiden Teilen zum Frieden zu raten, und regten
bei den Hellenen ähnliche Versuche an. Allein die römische Ver-
mittelung scheiterte ^ , Antiochos zeigte sich entschlossen , in Ägypten
einzurücken, die Ägypter mufsten sich auf den Krieg bereiten und
wandten sich dazu an die Achäer, um Hilfe zu erbitten und Truppen
zu werben; die Achäer jedoch konnten ihnen, wie schon erwähnt, bei
bestem Willen nichts gewähren, sondern begnügten sich auf Wunsch
des römischen Konsuls gleichfalls mit einer Friedensvermittelung *'.
Antiochos brach im Frühjahr 168 v. Chr. möghchst zeitig zum
Kriege auf. Die Flotte sandte er gegen Kypros, er selber führte das
Landheer. Die Ägypter waren fast wehrlos; an der Grenze bei
Rhinokorura kamen Gesandte Philometors dem Antiochos entgegen,
um ihn an seine Verpflichtungen zu erinnern und um Frieden zu
1) Liv. XLV 11. Polyb. XXIX 23. Über Kleopatras Stellung vgl. Strack,
Dynastie d. Ptolemäer 32 f.
2) Justin. XXXIV 2, 8. Dies ist wohl die Gesandtschaft, über die mit starker
Entstellung Livius XLIV 19, 6 ff. berichtet.
3) Polyb. XXVIII 22, 3.
4) Polyb. XXIX 17, 5.
5) Polyb. XXIX 25, 3 f. Der Führer der römischen Gesandtschaft war
T. Numisius.
6) Polyb. XXIX 23. Oben S. 150. Die ägyptische Gesandtschaft traf im
Winter 169/8 v. Chr. im Peloponnes ein. Als Führer erbat man sich den Lykortas
und Polybios, und diese sind vielleicht, wie schon bemerkt, nach Ägypten ge-
gangen.
12. Buch. § 9. Zweiter ägyptischer Feldzug 168 v. Chr. 17.>
bitten ^ Antiochos forderte als Preis dafür Pelusion mit dem zuge-
hörigen Landstrich zu beiden Seiten des pelusischen Nilarmes und die
Insel Kypros, und bewilligte eine kurze EVist zur Überlegung ^. Die
Ägypter wollten sich zu dieser Abtretung nicht verstehen; sie wufsten
schon, dafs Rom die Unterwerfung ihres Landes nicht dulden
würde, in Makedonien stand die Entscheidung nahe bevor, offenbar
suchten sie Zeit zu gewinnen und liefsen daher, wie es scheint ohne zu
antworten, die Frist ablaufen, worauf Antiochos in Ägypten einrückte.
Auch diesmal war er vom Glücke begünstigt. Während seine Flotte
bei Kypros die ptolemäische aus dem Felde schlug ^, fand er in Ägypten
kaum Widerstand. Er marschierte nilaufwärts bis nach Memphis; fast
alles unterwarf sich, viele gingen freiwillig zu ihm über, und mit mäfsiger
Eile wandte er sich abwärts nach Alexandrien "*.
Inzwischen hatte der römische Senat auf die Nachricht von den
syrischen Erfolgen den Beschlufs gefafst, dem Antiochos Halt zu ge-
bieten und dem Krieg ein Ende zu machen. Im Frühjahr 168 v. Chr.
ging eine neue Gesandtschaft nach dem Orient ab ° ; an der Spitze stand
Gaius Popilius, ein Mann von erprobter Festigkeit, zugleich persönlicher
Freund des Antiochos. Die Gesandten begaben sich nicht gleich an
den Ort ihrer Bestimmung, sondern erwarteten zunächst in Delos, ohne
Zweifel auf Weisung des Senates, die bevorstehende Entscheidungschlacht,
von deren Ausgange der Erfolg ihrer Sendung abhing. Als die Nach^
rieht vom Siege bei Pydna kam, machte sich Popilius sofort auf den
Weg. Nach fünftägigem Aufenthalt auf Rhodos erreichte er Alexandrien,
kurz bevor Antiochos mit seinem Heere vor der Stadt erschien ^. Als der
König bei Eleusis, vier MilUen vor den Toren, den Flufs überschritten
hatte, traten ihm die Römer entgegen. Schon von weitem rief ihnen der
König seinen Grufs zu und streckte dem PopUius die Hand entgegen.
Ohne zu antworten, überreichte ihm der Römer zuerst das Schreiben
des Senats. Der König las es und sagte, er werde mit seinen Freunden
darüber ratschlagen; jedoch Popilius nahm den Rebstock, den er trug,
beschrieb einen Kreis um Antiochos und sagte ihm, in diesem Kreise
stehend müsse er ihm Antwort geben. Betroffen schwieg der König,
1) Welche Verpflichtungen Antiochos eingegangen war, wissen wir nicht.
Nach Polyb. XXIX 26 war der neue Angriff ein Bruch früherer Versprechungen.
2) Liv. XLV 11, 9 ff. Vgl. Polyb. XXIX 27, 1.
3) Polyb. XXIX 27, 10.
4) Liv. XLV 12.
5) Polyb. XXIX 2 und mit mancherlei Verfälschung Liv. XLIV 19, 13. Die
Sendung des Popilius kann erst im Frühjahr oder Frühsommer erfolgt sein.
6) Liv. XLV 10.
176 12. Buch. § 10. Die Rhodior in Rom 168 v. Chr.
dann erwiderte er nach kurzem Nachdenken, er würde tun, was Rom von
ihm fordere, worauf ihn die Gesandten nunmehr mit aller Herzlichkeit
begrüfsten *.
Der Senat befahl ihm den Krieg sofort zu beendigen. Innerhalb
einer bestimmten Frist mufste der König Ägypten verlassen; auch aus
Pelusion mufste er seine Besatzung herausziehen. Die römischen Ge-
sandten ordneten dann in Alexandrien die ägyptischen Angelegenheiten,
bestätigten die beiden Könige und ermahnten sie zur Eintracht. Nach-
dem sie noch einige besondere Forderungen durchgesetzt hatten -, eilten
sie nach Kypros, wo die Streitkräfte des Antiochos ebenfalls volles
Übergewicht erlangt hatten. Die ägyptischen Feldherren waren geschla-
gen, alles war in Verwirrung geraten, auch hier hatten sich manche an
Antiochos angeschlossen ^. Die Römer nötigten die Flotte des Antiochos
zum Abzüge, den sie selbst beaufsichtigten, und stellten die ägyptische
Herrschaft wieder her. Dann verliefsen sie die Insel. Antiochos hatte
trotz seinen Erfolgen nicht gewagt, sich dem Befehl des Senats zu wider-
setzen; wenn auch unwillig und mit schwerem Herzen räumte er alle
seine Eroberungen. Er würde wohl nicht Folge geleistet haben, meint
Polybios, wäre nicht gerade damals in Makedonien der Krieg so über-
wältigend entschieden worden *.
Für Ägypten war das dauernde Ergebnis des Krieges, dafs es
jetzt zwei Könige hatte, die nun von den Römern aus schwerer Gefahr
errettet waren und nicht unterliefsen , ihnen bald darnach durch eine
Gesandtschaft den schuldigen Dank abzustatten ^.
§10.
Mit lauter Freude und wahrer Erleichterung vernahm man in Rom
die Kunde von dem Siege bei Pydna, durch den das makedonische
Königtum niedergeworfen und mit all seinen Reichtümern und Vorräten
1) Polyb. XXIX 27. Liv. XLV 12. Diodor XXXI 2. Appiau , Syr. 66.
Justinus XXXIV 3. Vellejus Pat. 1 10, 1. Zonar. IX 25. Die Begegnung des
Popilius mit Antiochos ist berühmt und wird oft erwähnt. Cicero Phil. VIII 23.
Valer. Max. VI 4, 3. Plin. h. n. XXXIV 24. Hieron. in Daniel. 11, 28 (III
p. 1129).
2) Ich meine die Auslieferung des Rhodiers Polyaratos und die Freilassung
des Lakedämoniers Menalkidas.
3) Dazu gehörte Ptolemäos Makron, der wohl damals übergangen ist. 2 Makk.
10, 12. Vielleicht ist er mit dem von Polybios XXVII 13 erwähnten identisch.
4) Polyb. XXIX 27, 12.
5) Polyb. XXX 17 und Livius XLV 13, der für die Könige des Polybios in
seiner Weise die Namen Ptolemäos und Kleopatra einsetzt.
12. Buch. § 10. Ordnung Illyriens 168/7 v. Chr. 177
dem Sieger in die Hände gefallen war ^ Das römische Übergewicht
war unzweifelhaft hergestellt; jetzt galt es den grofsen Sieg voll aus-
zunutzen. Die Vernichtung Makedoniens war längst beschlossene Sache ;
zugleich hielt es der Senat für notwendig und nützlich, die Gegner und
Verdächtigen empfindlich zu treffen, die Bundesgenossen zu demütigen
und zur unbedingten Fügsamkeit zu bringen. Für manche Stunde
ernster Sorge nahmen die Römer jetzt ihre Rache.
Zuerst mufsten es die Rhodier fühlen, die mächtigsten, deren Ge-
sandte zur Herstellung des Friedens eben in Rom eingetroffen waren
(S. 157). Unmittelbar nach der Siegesbotschaft wurden AgepoUs und
Genossen im Senate vorgelassen ''^. Agepolis erklärte gekommen zu
sein, um den Frieden zu vermitteln, da der lange und kostspielige Krieg
den Griechen und auch den Römern keinen Nutzen gebracht. Aber
jetzt, da alles zum Heil beendet sei, bleibe ihm nur übrig, Glück zu
wünschen. Dann trat er ab. Der Senat war über die Rhodier aufs
höchste aufgebracht und beschlofs, an ihnen ein Exempel zu statuieren.
Ungewöhnlich scharf und unfreundlich antwortete er zunächst, dafs nach
seiner Meinung die Rhodier nicht das Interesse der Hellenen oder der
Römer im Auge gehabt, sondern das des Perseus. Es scheint, dafs den
Gesandten nicht einmal die üblichen Geschenke gemacht wurden, und
bald sollten noch empfindlichere Beweise der Ungnade nachfolgen.
Dann wurde über das Schicksal der besiegten Länder entschieden,
zunächst Illyriens und Makedoniens und aller derer, die am Kriege
teilgenommen hatten. Für Iliyrien wurden fünf Komraissarien bestellt,
für Makedonien zehn, um zusammen mit den siegreichen Feldherren
die Beschlüsse zur Ausführung zu bringen; ihnen ward zugleich die
Bestrafung der hellenischen Widersacher und Verdächtigen übertragen.
Sie begaben sich zum Winter (168/7 v. Chr.) mit den Instruktionen
des Senats auf ihren Posten. Am leichtesten und einfachsten war die
Ordnung Illyriens ^. Anicius traf mit den Legaten zur entscheiden-
den Beratung in Skodra zusammen. Die illyrischen Untertanen des
Genthios wurden für frei erklärt, d. h. die Königsherrschaft hörte
auf, die römischen Besatzungen wurden herausgezogen. Die Befreiten
mufsten zugleich als Verbündete Roms Oberherrlichkeit anerkennen ; sie
1) Liv. XLV If. mit mancherlei Erdichtungen. Viel besser Plut. Aemil. 24.
Vgl. Cic. de nat. deor. II 6. Plinius h. n. VII 86. Zonaras IX 24, 2.
2) Polyb. XXIX 19. Diodor XXX 33. Auch Livius XLV 3, 3flF. hat dies
aus Polybios entlehnt, mit tradidere quidam; denn mit seiner eigenen ganz ver-
fälschten Darstellung steht es im Widerspruch. Oben S. 156 Anm 3.
3) Liv. XLV 26, 11. Diodor XXXI 8, 3 ff.
Miese, Gesch. d. griech. u. mak. Staaten. IIT. 12
178 12. Buch. § 10. Aemilius Paullus in Hellas 168 v. Chr.
wurden vermutlich verpflichtet, sich der Piraterie zu enthalten und keine
Krieg- oder Raubschiffe mehr zu bauen. Diejenigen Stämme, welche
sich den Römern rechtzeitig angeschlossen hatten, wurden abgabenfrei,
darunter, wie es scheint, die Daorser, Pirusten und Olkinion '. Das
übrige, vor allem Skodra, ward tributpflichtig, und das ganze Reich des
Genthios in drei Teile zerschlagen 2, deren jeder wahrscheinlich ein be-
sonderes Gemeinwesen bilden sollte. Über ihre Verfassung wissen wir
nichts; ohne Zweifel hat man die illyrischen Stämme in ihrem alten
Zustande belassen; auch ihre Abhängigkeit von Rom war nur locker
und wechselnd ^. Für die übrige Welt bedeuteten die Küstenbewohner
am meisten; sie wurden durch die vorgelagerten römischen Bundes-
genossen und Untertanen, wie Issa, Pharos, Dimallos dauernd unter
Aufsicht gehalten.
Noch vor Ankunft der für Makedonien bestimmten Koramissarien,
im Herbst 168 v.Chr., ging Aemilius Paullus nach Griechenland, um
die berühmtesten Stätten und Städte des klassischen Landes zu be-
sichtigen, begleitet von seinem Sohne Publius Scipio, von Athenäos, dem
Bruder des Eumenes , und anderem Gefolge ^. Er erschien unter den
Hellenen wie ein höheres Wesen ; an verschiedenen Orten schlichtete
er Streitigkeiten und verteilte Gunsterweisungen, besonders verschenkte
er von den in Makedonien erbeuteten ungeheuren Getreidevorräten,
ein Geschenk, das nach den Opfern des Krieges gewifs vielen Gemein-
den willkommen war. Zugleich lud er zu den Spielen ein, die er zur
Feier des Sieges in Amphipolis zu geben beabsichtigte ^. Durch
Thessalien ging er nach Delphi, wo er opferte; er fand hier die un-
vollendeten Säulen für die Bilder des Perseus und liefs seine eigenen
Statuen darauf setzen. Von Delphi begab er sich nach Böotien; er
versäumte nicht, denn er war ein frommer Mann, in Labadeia dem
1) Der Text des Livius ist hier ganz zerrüttet und kann nicht sicher her-
gestellt werden. Die Hs hat § 13: non solum liberos sed etiani imnmnes foressenes
et taudantiosdasserentioi'umtirustarasinitassolciniatas. Daraus machen die Aus-
gaben: immunes fore Issenses et Taulantios Dassaretiorum Pirustas Rhizonitas
Olciniatas, schwerlich ganz richtig; denn die Issäer bleiben als freie römische Ver-
bündete überhaupt aus dem Spiel, ebenso wenig glaublich ist, dafs die Taulantier
dem Reiche des Genthios angehört hätten, und nicht minder wunderlich, dafs die
Pirusten den Dassareten zugerechnet werden.
2) Der eine Teil umfafste die Labeaten mit Skodra und Meteon, die beiden
dem anderen sind, da der Text des Livius § 15 für uns unverständlich ist, nicht zu
bestimmen. Vgl. Zippel, Die röm. Herrschaft in Illyrien 95 ff.
3) Polyb. XXXII 18.
4) Liv. XLV 27, 5 ff. Polyb. XXX 10, 2 ff. Plut. Aemil. 28.
5) Liv. XLV 32, 8.
12. Buch. § 10. Aemilius Paullus in Hellas 168 v. Chr. 179
Zeus Trophonios zu opfern ^, besuchte Chalkis mit dem Euripos, andere
Orte Euböas, Aulis, das Amphiaraosheiligtum bei Oropos und Athen
mit allen seinen Herrlichkeiten. Von hier reiste er nach Korinth, Öikyon,
Argos und Epidauros mit dem Asklepiostempel, weiter nach Lakedämon
und Megalopolis und zuletzt nach Olympia, wo er ein grofses Opfer
darbrachte und das Zeusbild des Pheidias bewunderte. Er war ein
Mann von guter hellenischer Bildung ^, der auch griechische Kunst zu
würdigen verstand. Vom Peloponnes ging er nach Norden zurück.
Von Politik war unterwegs keine Rede; sie ward bis zur Ankunft der
Zehn zurückgestellt. Doch konnte Aemilius Paullus ihr nicht ganz aus
dem Wege gehen ; noch ehe er seine Reise beendet hatte, auf dem Wege
nach Deraetrias kamen ihm Atoler in Trauerkleidern entgegen und baten
um seinen Schutz; denn bei den Atolern hatte der Sieg der Römer
einen gewaltsamen Ausbruch wilder Parteileidenschaft zur Folge. Die
Römerfreunde, Lykiskos und Teisippos, benutzten den Zeitpunkt, um
sich ihrer Gegner zu entledigen, wozu römische Soldaten ihre Dienste
leisteten. 550 angesehene Männer, als Freunde des Perseus bekannt
oder verdächtig, wurden von römischen Soldaten umzingelt und teils
niedergemacht, teils ins Exil gejagt und ihrer Habe beraubt ^. Der
Konsul verwies die klagenden Atoler nach Amphipolis an die Senats-
kommission, die demnächst eintreffen sollte. Nach einer Zusammenkunft
mit Gnäus Octavius in Demetrias eilte er selbst dahin.
Hier trat er mit Octavius und den Legaten zur Entscheidung zu-
sammen. Die Papiere und Briefschaften des Perseus, die man erbeutet,
der ganze königliche Schatz ward zusammengebracht, eine grofse Ver-
sammlung, Gesandte aller Beteiligter, der griechischen Staaten wie der
Nachbarn, erwartete die Beschlüsse. Zuerst ward Makedoniens Schicksal
verkündet. Die Vertreter des Landes, zehn Angesehene aus jeder Stadt
oder Landschaft, wurden zusammengerufen. Von hohem Tribunal herab
verlafs Aemilius die Beschlüsse der Kommission in lateinischer Sprache?
Octavius die griechische Übersetzung *.
1) Seine Anwesenheit in Theben wird nicht erwähnt; bei den Atolern scheint
er vorbeigegangen zu sein.
2) Plutarch Aemil. 6.
3) Liv. XLV 28, 6. Vgl. Polyb. XXX 11. Näheres ist unbekannt. Man
rnufs eine Versammlung des ätolischen Bundes annehmen, und es scheint, dafs die
Anhänger des Perseus in eine Falle gelockt wurden. Der Führer der Römer,
Aulus Baebius, gehörte wohl zur Besatzung Ambrakias. Der Ort des Ereignisses
war vielleicht Arsinoe. Polyb a. 0. § 5.
4) Liv. XLV 18. 29, 4 ff. Diodor XXXI 8 (bei Syncellus p. 509 Bonn).
Plutarch, Aemil. 28. Strabo VII fr. 48. Justin. XXXIII 2, 7.
12*
ISO 12. Buch. § 10. Ordnung Makedoniens 168/7 v. Chr.
Makedonien behielt den Umfang, den es zuletzt unter Philippos
und Perseus gehabt, ausgenommen die griechischen Besitzungen. Die
Dardaner, die Päonien für sich in Anspruch nahmen, wurden ab-
gewiesen ^ Die Makedonier erhielten die Freiheit und blieben in ihrem
Besitz, ihren Gesetzen und Gewohnheiten ungeschmälert ; aber das König-
tum ward abgeschafft, an seine Stelle traten jährlich gewählte Beamte.
Makedonien sollte fortan frei sein, aber nicht unabhängig; es mufste
die OberherrUchkeit der Römer anerkennen und als jährlichen Tribut
die Hälfte der königlichen Abgaben entrichten, etwa 100 Talente^,
und es ward in vier Teile zerstückelt. Den ersten bildete der Osten,
das Gebiet zwischen Nestos und Strymon mit den östlich • vom Nestes
bis zum Hebros gelegenen zerstreuten Besitzungen des Perseus, aus-
genommen die Seestädte Aenos, Maroneia und Abdera. Letztere wurde
zur Entschädigung für das erlittene Unrecht für frei erklärt ^. West-
lich vom Strymon wurden die Bisaltike und Sintike mit der Stadt
Herakleia zu diesem Teil geschlagen. Der zweite Teil umfafste das
Land zwischen Strymon und Axios mit Einschlufs der Päoner östlich
vom Axios. Als dritter Teil ward das alte untere Makedonien bestimmt,
alles was zwischen Axios und Peneios östlich vom Gebirge Bermion *
gelegen war, auch Päonien westlich vom Axios gehörte dazu. Der
vierte und letzte Teil war der umfangreichste; er enthielt das obere
Makedonien westlich vom Bermion mit den anstofsenden epirotischen
Gebieten, die Landschaften Eordäa, Lynkestis, Pelagonia, Elimiotis,
Atintania ^ und Tymphäa. Jeder der vier Teile bildete ein eigenes von
den übrigen streng geschiedenes Gemeinwesen mit einer besonderen Haupt-
stadt als Sitz der Magistrate, der Kassen und der politischen Versamm-
lungen. Im ersten Teile war es Amphipolis, im zweiten Thessalonike,
im dritten Pella, im vierten Pelagonia (Herakleia). Zwischen den
Teilen, die sich erstes, zweites, drittes und viertes Makedonien nannten,
war die Rechts- und Ehegemeinschaft, Konubium und Kommerzium
untersagt. Die königüchen Besitzungen, liegende Gründe, Bergwerke
u. s. w. wurden vom römischen Volk eingezogen ^. Wie darüber be-
1) Liv. XLV 29, 12.
2) Vgl. Polyb. XXXI 7, 9.
3) Plin. h. n. IV 42. Oben S. 129. Vgl. SIG. P 303.
4) Livius XLV 29, 8 f. nennt es Bora.
5) Die Atintanea werden die Epiroten sein, die nach Strabon a. 0. damals
zum vierten Makedonien geschlagen wurden, wenn man nicht annehmen will, dafs
sie 196 V. Chr. bei Makedonien verblieben, was wohl möglich ist. Vgl. Bd. II
S. 652. Vielleicht sind noch andere Epiroten, wie die Paroräer, damals ebenfalls
mit Makedonien vereinigt. Vgl. Strabo VII 326.
6) Dies sind die agri regit bei Cicero de leg. agr. I 5.
12. Buch. § 10. Ordnung Makedoniens 168/7 v. Chr. 181
stimmt ward, ist unbekannt ; es scheint^ dafs zunächst auf die Ausnutzung
verzichtet und die früher geübte Verpachtung abgeschafft ward ^.
Untersagt ward der Betrieb der Gold- und Silberbergwerke, die viel
eingebracht hatten ; die übrigen Bergwerke durften in Bearbeitung blei-
ben, wofür die Abgabe oder Pacht auf die Hälfte der früheren Summe
herabgesetzt ward. Die Einkünfte der neuen Freistaaten wurden also
erheblich beschnitten; ebenso ward natürhch die alte Wehrordnung des
Landes aufser Übung gesetzt; ein Heer durften die freien Makedonier
sich nicht halten, aufser einigen Grenzposten gegen die benachbarten
Barbaren. Um die Bildung einer Kriegs- und Handelsflotte zu hindern,
durften sie Schiffbauholz, das so reichlich vorhanden war, weder für
sich noch für andere, sondern nur für die Römer schlagen. Endlich
ward, wie es scheint, untersagt, Salz einzuführen ^. Die Regelung des
Salzhandels hatte für die benachbarten Dardaner besondere Bedeutung,
da sie ihr Salz aus Makedonien bezogen. Nachdem ihnen Päonien ver-
sagt war, ward ihnen wenigstens das Recht gegeben, ihr Salz in Stoboi,
einer päonischen Stadt nicht weit von ihrer Grenze, zu kaufen. Das
dritte Makedonien mufste es ihnen dahin zu einem bestimmten Preise
liefern ^.
Die Makedonier, die seit Jahrhunderten eine einheitliche Nation
bildeten, fühlten sich durch nichts härter getroffen als durch diese
Teilung, die Zusammengehöriges trennte und Verschiedenartiges ver-
einigte. Da sie sich bedingungslos unterworfen hatten, so mufsten
sie alles über sich ergehen lassen und sich in ganz neue Verhältnisse
einzuleben versuchen. Die einzelnen Stücke erhielten bald darnach
noch von Aemilius Paullus ihre neue Verfassung * , die nach dem
Muster der griechischen Landschaften und Bünde in aristokratischer
Weise gestaltet ward. Die Verwaltung der Landesteile leiteten Ab-
geordnete (Synedren), die wahrscheinlich von den Gemeinden gewählt
wurden und aus ihrer Mitte wiederum die gemeinsamen Beamten be-
stellten. Auch die einzelnen Gemeinden scheinen neue Verfassungen
erhalten zu haben. Man rühmt dem Aemilius Paullus nach, dafs er
1) Liv. XLV 18, 3.
2) Liv. XLV 29, 11 et sah invecto uti vetuit, was auf Konjektur beruht; die
Hs. hat sale innuceto. Wenn die Herstellung richtig ist, mufsten also die Make-
donier das Salz für sich und die Dardaner selbst herstellen. Der Sinn dieser Be-
stimmung ist unklar.
3) Wenn man sich denkt, dafs der Preis niedrig angesetzt war , so kam diese
Verpflichtung auf eine Belastung Makedoniens heraus.
A) Liv. XLV 31, 1. 32, Iff. Die Verfassung wurde erst nach Ordnung der
übrigen, besonders der hellenischen Verhältnisse erlassen.
183 12. Buch. § 10. Bestrafung der Hellenen 168/7 v. Chr.
für die besiegten Feinde gut gesorgt habe und dafs seine Anordnungen
sich dauernd bewährten ^ Aber hauptsächlich lag der ganzen Neu-
ordnung das Bestreben zu gründe, Makedonien zu schwächen und un-
schädlich zu machen. Darum wurden zum Schlüsse noch eine grofse
Zahl der vornehmsten und reichsten Personen, Leute von fürstlicher
Stellung, ehemals die höchsten königlichen Beamten und Heerführer,
aufgerufen und angewiesen, mit ihren Kindern, so viele über 15 Jahre
alt waren, Makedonien zu verlassen und sich in Italien einzufinden.
Ungehorsam ward mit dem Tode bedroht. Die Führer des Landes
mufsten also ins Ausland gehen und wurden dort festgehalten ^.
Über die griechischen Besitzungen des Perseus ward besonders
verfügt. Demetrias verlor seine Befestigung ^ und wurde, wie es scheint,
wieder mit den Magneten vereinigt, also der Zustand von 196 v. Chr.
wiederhergestellt. Die Magneten erhielten Verzeihung und bildeten
fortan ihr eigenes Gemeinwesen, vielleicht in einer gewissen Abhängig-
keit von den Thessalern. Die Doloper wurden frei; Larisa Kremaste
und Nachbarschaft durften sich ihren Stammesgenossen, den Phthioten,
wieder anschliefsen ; Aeginion fiel an die Thessaler. Die sonstigen zer-
streuten makedonischen Besitzungen wurden später verteilt.
Nach der Verkündigung der makedonischen Neuordnung entschied
sich das Schicksal der hellenischen Freunde des Perseus, der überführten
wie der verdächtigen. Sie wurden alle hart bestraft, mit Einschlufs
derer, welche etwa nur im Interesse ihrer Unabhängigkeit die Erhaltung
Makedoniens gewünscht hatten. Da die ganze Korrespondenz des Perseus
erbeutet war, so hatten die römischen Kommissarien gegen viele Beweise
in Händen, und wo es Beweise nicht gab, halfen die Gesandten aus, die
mit Glückwünschen, Ehren und Kränzen aus allen hellenischen Staaten
herbeigeeilt waren. Der römische Sieg hatte überall die Anhänger Roms
ans Ruder und in die Amter gebracht. Aus ihnen wurden natürlich
1) Liv. XLV 32, 7. Justin. XXXIII 2, 7.
2) Liv. XLV 32, 3 ff. Näheres über die Auswahl dieser Leute, über ihre Zahl
und ihr Schicksal ist nicht bekannt. Vielleicht sind es die 250, die mit Perseus
im Triumph des Aemilius aufzogen. Diodor XXXI 8, 12. Ob auch diejenigen
einbegriffen waren, welche sich gegen Sicherheit ergeben oder nach dem Aufruf
des Cn. Octavius unter Zusicherung völliger Amnestie und Restitution den Perseus
in Samothrake verlassen hatten (Liv. XLV 6, 7. Oben S. 166), wissen wir nicht.
Livius meint, und vielleicht hat es schon Polybios bemerkt, die Mafsregel sei zwar
anscheinend hart, in Wahrheit jedoch für das Land heilsam gewesen, da mit diesen
mächtigen Leuten eine freie Verfassung unmöglich gewesen sein würde. Die da-
maligen Römer haben sich jedoch von solchen Erwägungen nicht leiten lassen ; für
sie war nur das römische Interesse mafsgebend.
3) Diodor XXXI 8, 6.
12. Buch. § 10. Bestrafung der Hellenen 167 v. Chr. 183
vor allem, weil man sich guten Willen zu zeigen beeiferte , diese Ge-
sandten genommen. Von den Achäern kamen Kallikrates, Aristodamos,
Agesias und Philippos, aus Böotien Mnasippos, aus Akarnanien Chremas,
von den Epiroten Charops und Nikias, von den Atolern Lykiskos und
Teisippos, alles römische Parteigänger vom reinsten Wasser ^ Sie hatten
das Ohr der Römer und beuteten deren Absichten gegen die eigenen
einheimischen Widersacher rücksichtslos aus. Vorbildlich war die Sache
der Atoler, die zuerst zur Entscheidung kam. Hier enthüllte sich den
Hellenen die Politik der Römer mit schrecklicher Deutlichkeit; aller-
dings hatten sich die Sympathien für Perseus bei den Atolern am deut-
lichsten gezeigt; die Atoler waren nahe daran gewesen, auf. make-
donische Seite zu treten. Die Klage gegen Lykiskos und Teisippos,
die Urheber der Bluttat, ward abgewiesen ^. Es ward nicht gefragt,
wer recht oder unrecht hätte, sondern welcher Partei die Täter und
die Gemordeten angehörten. Die Anstifter blieben straflos, das Ge-
schehene blieb geschehen, die Verbannungen und Konfiskationen wurden
bestätigt. Betraft wurde nur der römische Offizier, der die Truppen
hergegeben hatte. Wahrscheinlich sind überall diejenigen, welche mit
Perseus in Verbindung gestanden hatten, hingerichtet worden, wenn sie
sich nicht selbst entleibten ^. Dann ergingen Schreiben der beiden Feld-
herren an die hellenischen Gemeinden, worin eine grofse Zahl angesehener
Männer, meist die von ihren Widersachern bezeichneten, zur Recht-
fertigung nach Rom befohlen wurden *. Fast alle Staaten wurden be-
troffen, am meisten die Atoler, von denen eine grofse Zahl, ähnlich wie
die besiegten Makedonier, nach Rom gehen mufste ^ ; ferner die Thessaler
und Perrhäber, Böoter, Akarnanen und Epiroten ''. Die verdächtigen
Staaten und Stämme erlitten Gebietsverluste; die Akarnanen mufsten
Leukas hergeben, ihre gröfste und wichtigste Gemeinde, die ihnen nach
dem zweiten makedonischen Kriege zugefallen war "^ , an ihrer Stelle
i; Polyb. XXX 13. Liv. XLV 31, 3.
2) Liv. XLV 31, If.
3) Polyb. XXX 6.
4) Polyb. XXX 13, 5 ff. Liv. XLV 31, 9. Es erstreckte sich auch auf Ab-
wesende; die auf einer Gesandtschaft oder in auswärtigem Dienst Befindlichen
wurden brieflich zitiert. Liv. XLV 35, 2. Dies gilt vielleicht von Lykortas und
Polybios, wenn diese beiden nämlich in Ägypten waren. Oben S. 150 Anm. 5.
5) Justin XXXIII 2, 8 Aetolorum universarum urbium senatus cum coniugibus
liberisque, qui dubia fiele fuerat, Romam missus, wo gewifs keine Verwechselung
mit den Achäern vorliegt.
6) Polyb. XXX 6, 5. Liv. XLV 34, 9.
7) Liv. XLV 31, 12. Bd. II 653 f. Leukas war ursprünglich nicht akarnanisch
sondern korinthisch.
184 12. Buch. § 10. Bestrafung der Hellenen 167 v. Chr.
ward vielleicht Thyrrheion von jetzt an die Hauptstadt des Bundes ^
Am härtesten wurden auch hierin die Atoler betroffen; sie verloren
nicht nur Herakleia und die opun tischen Lokrer, die ihnen der
Senat nach dem antiochischen Kriege auf dem Gnadenwege belassen
hatte, sondern auch die Amphilocher '^, Aenianen, Dorier und ozolischen
Lokrer wurden ihnen genommen und bildeten fortan jedes für sich ein
besonderes Gemeinwesen ^. Die Atoler wurden auf ihre alten Grenzen
zurückgedrängt; ja selbst von ihrem Stammlande mufsten sie damals,
wie es scheint, Pleuron hergeben *, sie verloren jeden Anteil an der
delphischen Amphiktionie und der Verwaltung des delphischen Heilig-
tums ^. Von ihren Erwerbungen behielten sie nur Stratos und Nau-
paktos ^.
Die gleiche Strafe der Verschickung, nur mit etwas schonenderer
Einleitung, traf auch die verdächtigen Achäer. Es lag gegen niemanden
ein bestimmter Beweis vor, sondern nur die Anklage des Kallikrates
und Genossen '', nichtsdestoweniger wurden auch sie nach Rom berufen,
nicht durch Edikt der Feldherren, sondern durch eine besondere Ge-
sandtschaft. Zwei von den zehn Legaten, Gaius Claudius und Gnäus
Domitius, erschienen auf der achäischen Tagsatzung und erklärten,
mehrere angesehene Achäer hätten den Perseus mit Geld unterstützt,
der Bund möge sie zum Tode verurteilen ; alsdann würde man sie
nennen. Die Versammlung lehnte diese Zumutung ab und verlangte
zuerst die Namen zu hören. Der Römer erwiderte, alle gewesenen
Strategen seien unter den Schuldigen. Hierauf erhob sich Xenon, er-
1) Oberhummer, Akarnanien S. 192.
2) Diodor XXXI 8, 6.
3) Dies lehren die Urkunden, besonders die delphischen Inschriften, ferner das
Ehrendekret für Kassander SIG. P 291, das in die Zeit zwischen 167 und 146 v. Chr.
gehört. Bei den ozolischen Lokrern sind seitdem Agonotheten der eponyme Ma-
gistrat. Vgl. SGDial. II 1842. 1851. 1878 u. öfter. IGGSept. III n. 349 fF. BCH.
22 (1898) 354 ff. An letzterer Stelle irrt der Herausgeber Cahen, wenn er an-
nimmt , das lokrische Oineon sei ätolisch geblieben ; es handelt sich nicht um
diese Stadt, sondern um einen ätolischen Ort Oinoe. Vgl. Dittenbei'ger , Hermes
32 (1897) 161 ff.
4) Pausan. VII 11, 3. Andere sind der Meinung, dafs Pleuron schon nach
dem antiochischen Kriege abgetreten ward. Hertzberg, Gesch. Griechenlands I
138. Oben S. 12 Anm. 2.
5) Wie die späteren Listen der Amphiktionen lehren. Pomtow, KE. IV
2, 2691.
6) Über Naupaktos vgl. Polyb. XXXVIII 11, 9. Cicero in Pis. 91. Caesar
de bell. civ. III 35, 1. Dittenberger, Hermes 32, 179. Dafs Stratos ätolisch blieb,
lehrt die delphische Inschrift SGDial. II 1908.
7) Polyb. XXX 6, 5. 13, 8 f. Liv. XLV 31, 9 f.
12. Buch. § 10. Siegesfest in Amphipolis 167 v. Chr. 185
klärte, er sei Strateg gewesen, sei sich aber keiner Schuld bewufst, und
sei bereit sich vor den Achäern, aber auch in Rom zu rechtfertigen.
Dies griffen die Legaten auf, und nun wurden Xenon und alle übrigen
Verdächtigten, mehr als tausend, zur Verantwortung nach Rom ge.
schickt '. Sie wurden wie ihre hellenischen Leidensgefährten als An-
geklagte angesehen und erwarteten in Rom den Richterspruch. Der
achäische Bund als solcher erlitt keine Strafe, sondern wurde sogar
durch die von den Atolern abgetrennten Städte Pleuron und Herakleia
am Ota erweitert ^.
Am strengsten wurden alle bestraft, die dem Perseus tätigen Bei-
stand geleistet, einzelne wie Gemeinden, z. B. der Thebaner Neon ward in
Amphipolis hingerichtet ^ , Haliartos hörte auf als Stadt zu existieren*.
AutLesbos hatte Antissa den Schiffen Antenors Aufnahme und Lebensmittel
gewährt; einer der Legaten ward jetzt ausgesandt, um es zu zerstören
und die Bewohner nach Methymna überzuführen, dem das Gebiet der
zerstörten Stadt zufiel. Auch die Delier, wo sich die Flotte Antenors
so lange aufgehalten, wo auch sonst von jeher makedonische Sym-
pathien bestanden, hatten schwer zu büfsen. Zwar das Heiligtum und
was dazu gehörte war gesichert; die Römer würden sich nie daran
vergriffen haben, aber die Bewohner wurden bestraft. Es wurde be-
schlossen, sie aus dem Besitz des Heiligtums und der Insel zu vertreiben,
und die alten Ansprüche der Athener gaben die Möglichkeit, dies Vor-
haben ohne Gottlosigkeit auszuführen.
Zum Schlufs, nach Beendigung der Geschäfte, feierte Aemilius
Paullus in Amphipolis zum Dank gegen die Götter Spiele jeglicher Art,
zu denen die besten Künstler und Athleten herbeikamen. Der Konsul
hatte sämtliche griechische Gemeinden in Europa und Asien, ebenso die
befreundeten Könige eingeladen , und von allen kamen Festgesandte.
Das Heer des Aemilius und die Flotte des Octavius waren zugegen,
eine grofse Menschenmenge strömte von allen Seiten zusammen. Die
Spiele wurden mit aller Pracht ausgerichtet, die Gesandten reichhch be-
wirtet und beschenkt ^. Fast noch mehr Bewunderung als die Spiele
1) So berichtet den Hergang der nicht immer zuverlässige Pausanias VII
10, 7 ff.
2) Pausan. VII 11, 3. 14, 1. Näheres über die Art und Zeit der Angliederung
ist nicht bekannt.
3) Liv. XLV 31, 15, der daneben den Ätoler Andronikos nennt: Ändronicus
Andronici filius quod patrem secutus artna contra p. B. tulisset. Von ihm ist
sonst nichts bekannt. War es vielleicht der Sohn des Nikandros oder Archedamos ?
Oben S. 133. 143.
4) Polyb. XXX 21, 1.
5} Liv. XLV 32. Plut. Aem. 28. Polyb. XXX 15. Diodor XXXI 8, 9. 13.
186 12. Buch. § 10. Vernichtung der Molosser 167 v. Chr.
erzeugte die gewaltige makedonische Beute, die hier gesammelt und
ausgestellt war, Statuen, Gemälde, kostbare Gewebe, Gefäfse und der
sonstige königliche Hausrat von unermefslichem Wert. Dies alles war
nach Italien bestimmt. Von den Waffen und Kriegsgerät wurde nur
das Wertvollste, immer noch eine grofse Fülle, für den Triumph aus-
gelesen, das übrige nach römischer Sitte feierlich verbrannt. Aemilius
Paullus hat den Ruhm, dafs er von den Reichtümern, die er erbeutet,
nichts für sich nahm ; nur aus der Bibliothek des Perseus liefs er seine
Söhne auswählen ^ Ehe er Makedonien verliefs, versammelte er die
Vertreter des Landes und ermahnte sie zur Eintracht und zur Dank-
barkeit gegen das römische Volk, das ihnen die Freiheit gegeben. Er
wurde in Rom ihr Patronus. Auch an die hellenischen Abgeordneten
hat er eine Ansprache gehalten - ; er wird ihnen gesagt haben, dafs sie
erst jetzt, nach dem Ende des makedonischen Königtums, wirkhch be-
freit seien.
Die gesamte Beute ging zu Schiff nach Italien, während der Konsul
mit dem Heere zu Lande von Amphipolis in langsamem Zuge an die
adriatische Küste aufbrach ^. Von Pella entsandte er einen Heeresteil
unter Scipio Nasika und Fabius Maximus nach lUyrien, um dort einige
Bundesgenossen des Perseus durch Plünderung und Verheerung des
Landes zu betrafen ^. Er selbst wandte sich südwärts nach Epirus, zur
Vollziehung des Strafgerichts, das der Senat über die abtrünnigen Epi-
roten, besonders die Molosser verhängt hatte. Sie waren alle den Sol-
daten zur Beute bestimmt. Bei Passaron, dem molossischen Hauptoi'te,
machte der Konsul Halt. Anicius, der in der Nähe lagerte, ward ver-
ständigt, und nun gingen die Römer ans Werk. Die Molosser und ihre
Leidensgenossen waren über den ganzen Umfang des ihnen drohenden
Verderbens nicht unterrichtet und wurden auch weiter in Täuschung
gehalten. Aemilius berief zehn Vertreter jeder Gemeinde zu sich und
versprach Schonung und die Freiheit, wie sie den Makedoniern ge-
geben war, wenn die Bewohner all ihr Edelmetall und bares Geld her-
gäben. Die Epiroten fügten sich ; mit den Gesandten ging in jeden
Ort zur Empfangnahme eine Abteilung römischer Soldaten, und an einem
und demselben Tage ward überall der Weisung gemäfs alles zusammen-
getragen. Als es geschehen war, fielen die Römer über die Häuser her,
plünderten alles aus, trieben die Menschen, die Habe zusammen und
1) Plutarch Aem. 28. Polyb. XXXIl 8.
2) Plut. Aem. 29.
3) Liv. XLV 33, 7 f. Plutarch Aem. 29. Appian lUyr. 9.
4) Was für Illyrier gemeint sind, wissen wir nicht; es müssen solche sein, die
sich noch nicht unterworfen hatten.
12. Buch. § 10. Heimkehr der Römer 167 v. Chr. 187
zerstörten die Stadtmauern. Epirus hatte eine zahlreiche Bevölkerung
von Viehzüchtern und Ackerbauern. Es waren 70 Ortschaften, die auf
diese Weise vernichtet und entvölkert wurden, gegen 170 000 Freie
wurden erbeutet ^. Es wurde alles verkauft, aber der Erlös blieb weit
hinter den Erwartungen zurück; nur eine kleine Summe, elf Drachmen,
kam auf den Mann - , zum grofsen Mifsvergnügen der Soldaten. Das
Strafgericht erstreckte sich, wie billig, nur auf denjenigen Teil des epi-
rotischen Stammes, welcher zu Perseus übergetreten war. Die übrigen
wurden verschont und behielten ihr Gemeinwesen und ilire bisherige Ver-
fassung mit dem Mittelpunkt in Phoinike ^. Das Gebiet der Molosser
und der übrigen bestraften Epiroten wurde nicht mehr dazu geschlagen,
sondern wahrscheinlich römisches Gemeindeland.
Die Einschiffung des konsularischen Heeres nach Italien erfolgte
von Orikos aus, wo Nasikas Abteilung sich mit den übrigen wieder
vereinigte. Anicius hatte inzwischen die Epiroten und Akarnanen zu-
sammengerufen und diejenigen Personen bezeichnet, welche sich zur
Rechtfertigung nach Rom zu begeben hatten ^. Dann ging er ebenfalls
nach Italien hinüber. Alle drei Feldherren zogen im Triumph in Rom
1) Polyb. XXX 16 = Strabo VII 322. Pliii. h. n. IV 39 zählt 72 Orte.
2) Plut. Aem. 29. Nach Livius XLV 34, 5 sind auf den Infanteristen 200, auf
den Reiter 400 Dr. gekommen, was eine willkürliche Verschönerung ist und mit
der eigenen Erzählung des Livius von der Unzufriedenheit der Soldaten in Wider-
spruch steht. Die plutai-chische ZiflE'er, die gewifs aus Polybios stammt, ist durch-
aus glaublich, zumal wenn man annimmt, dafs auch das Heer des Anicius an der
Beute teilnahm, die also auf etwa 50000 Köpfe zu verteilen war. Bei der Natur
des Landes, das ohne gröfsere Städte war, ist anzunehmen, dafs an Edelmetall
nicht viel zusammenkam und die lebende Beute, Menschen und Vieh, bei weitem
überwog. Es versteht sich von selbst, dafs bei dem raschen Verkauf einer solchen
Masse zu Spottpreisen losgeschlagen werden mufste , abgesehen von dem , was zu
gründe ging und verschleudert, versteckt oder unterschlagen wai'd. Hier fiel auch
das fort, was sonst Gefangene wertvoll machte, nämlich die Auslösung durch Ver-
wandte und Freunde. Also ist nichts gegen die plutarchische Summe einzuwenden.
Möglich ist dabei, dafs die 11 Drachmen nur die aus dem Verkauf der Gefangenen,
erzielte Summe ausdrücken sollen. Das Verfahren gegen die Molosser ist, wie Plut.
Aem 30 berichtet, nicht nach dem Sinne des Aemilius PauUus gewesen, der nach
Polyb. XXX 13, 11 auch an den Verleumdungen des Kallikrates und Lykiskos
keinen Gefallen fand. Dies wollen wir gerne glauben, aber es ist schwer zu er-
weisen und macht mehr den Eindruck einer nachträglichen Entschuldigung.
Wenigstens hat Aemilius Paullus nichts getan, um das Schicksal der Hellenen zu
verbessern , was er besonders zu Anfang wohl gekonnt hätte. Er mufs doch die
Politik des Senats durchaus gebilligt haben.
3) Sie heifsen daher zo y.oivoy xiHy 'Hmigwitäy rwv nsgl 4'oii'iy.riv SIG. I^ 291.
Polyb. XXXII 21, 2. 26.
4) Liv. XLV 34, 5. Vgl. Polyb. XXXII 20, 6.
188 12. Buch. § 10. Ende des Perseus 167 v. Chr.
ein und feierten ihren Sieg durch Feste und Spiele griechischer Art ^. Zuerst
triumphierten Anicius und Gnäus Octavius je einen Tag ^ , nach ihnen
Aemilius Paullus, der eigenthche Sieger, drei Tage. Endlos war die Reihe
der Wagen und Träger mit der kostbaren Beute; an gemünztem Gelde
wurden 2 250 Talente Silbers, 231 Talente Gold aufgeführt. Dem Ärar
flofs so viel zu, dafs die direkte Steuer, das Tributum, den Bürgern
dauernd erlassen wurde ^. Zuletzt am dritten Tage kam der Imperator
im Triumphalschmuck mit den 400 goldenen Kränzen, die ihm von
den hellenischen Städten gewidmet waren, vor ihm her Perseus mit
seiner Familie, im Trauerkleide, erdrückt und betäubt vom Unglück,
mit ihm 250 der vornehmsten Makedonier. Perseus hatte vergebens
gebeten, ihm den Triumph zu ersparen ; Aemilius liefs ihm antworten,
es stünde bei ihm, sich der Schande zu entziehen. Sein und der Sei-
nigen Schicksal war hart *. Gleich nach dem Triumphe liefs ihn der
Stadtprätor mit den Seinen nach Alba in den Kerker legen, in ein
dunkles unterirdisches Loch, wo er in Gestank und Unrat mit Ver-
brechern zusammensafs. Man hatte ihm das Leben zugesichert, wufste
aber offenbar nichts mit ihm anzufangen; in der Tat war er für die
Römer eine Last, da er, solange er lebte, immer König blieb. So
suchte man ihn zu Tode zu quälen. Sieben Tage mufste er das Un-
erträgliche ertragen, dann erhielt er auf Verwendung des Aemilius Paullus
eine menschlichere Haft, Vom Leben konnte er sich nicht trennen, son-
dern hegte immer noch Hoffnungen. Er lebte noch zwei Jahre; dann
starb er, nach einem Berichte freiwillig, nach einem anderen ward "er
von seinen Wächtern zu Tode gepeinigt. Von seinen Kindern starben
Philippos und die Tochter bald, der zweite Sohn Alexandros überlebte
den Vater. Er war ein geschickter Mensch, lernte Latein und konnte
sein Leben in Rom durch Arbeit fristen.
Vom Schicksal der übrigen Gefangenen ist wenig bekannt. Genthios
war von Anicius im Triumph mit aufgeführt worden und beschlofs sein
Leben in Umbrien, wo man ihn mit seiner Familie gefangen hielt ^■
1) Liv. XLV 40ff. Diodor XXXI 8, 10 ff. (= Syncellus p. 511 Bonn.) Plut.
Aemil. 30 ff. Polyb. XXX 14. Velleius Pat. I 9, 5 f.
2) Diodor XXXI 8, 10. Nach Livius und den Triumphalfasten (CIL. r
p. 48. 175) hat Aemilius zuerst triumphiert.
3) Plut. Aemil. 38. Cicero de off II 76. Plin. h. n. XXXVI 56. Valer.
Max. IV 3, 8. Marquardt, Staatsverw. IP 178. Nach Velleius I 9, 6 hat Aemilius
210000000 Sesterzen, mehr als 36800000 Mark dem Ärar zugeführt.
4) Plut. Aemil. 37. Diodor XXXI 9. Liv. XLV 42, 4. Oros. IV 20, 39.
Zonar. IX 24, 6. Polyb. XXXVII 2, 3.
5) Liv. XLV 43, 9.
12. Buch, i^ 10. Athenische Erwerbungen. 189
Ein besseres Los hatte Bithys, Sohn des Kotys, der als Geisel am ma-
kedonischen Hofe gelebt hatte. Er wurde dem Vater, der mit den
Römern Freundschaft machte, bereitwillig zurückgegeben ^
Die nach Italien berufenen Makedonier und Hellenen kamen noch
vor den Triumphen in Rom an. Was mit den Makedoniern geschah,
wissen wir nicht ^' ; wahrscheinlich wurden sie ähnlich behandelt , wie
die Hellenen, von denen wir einige Kunde haben. Der Senat dachte
nicht daran, die Beschuldigten einer gerichtlichen Untersuchungzu unter-
werfen, wie man erwarten mufste, sondern behandelte sie als Über-
führte, als Feinde, die im Interesse der römischen Politik, um die
Hellenen fügsam zu erhalten, nicht wieder heimkehren durften. Diese
Leute, gewifs mehr als 2000, wurden den italischen Städten zur Haft
übergeben, die Achäer kamen nach Etrurien, die übrigen wurden sonst
verteilt. Manche entkamen, entweder schon auf der Reise nach Rom
oder später; diese hatten ihr Leben verwirkt. Die Gefangenen wurden
meist schlecht gehalten; in kurzer Zeit gingen viele zu gründe, nur
wenige hatten ein besseres Schicksal ^.
Die weitere Erledigung der griechischen Angelegenheiten erfolgte
dann in Rom, wo im Winter 167/6 v. Chr. die Gesandtschaften zu-
sammenströmten, von den Städten wie von den Dynasten und Königen,
um zu gratulieren oder sich eine Gunst zu erbitten *. Unter ihnen
waren auch die Athener, die jetzt alte Wünsche und Ansprüche zu er-
füllen und aus der makedonischen Beute einige Stücke zu erhaschen hoff-
ten. Sie baten um die Inseln Lemnos, Imbros, Skyros und Delos, ihren
alten Kolonialbesitz, der ihnen einst auch im antalkidischen Frieden belassen
war. Der Senat bewilligte den berühmten und stets ergebenen Bundes-
genossen zunächst Lemnos und Delos mit der Bestimmung, dafs Delos
Freihafen werden sollte "', und hat etwas später, wie es scheint, Imbros
und Skyros hinzugefügt ^. Aufserdem hatten die Athener noch um
1) Polyb. XXX 19. Zonar. IX 24, 5. Liv. XLV 42, 5. Kotys erhob bald
darnach Ansprüche auf Gebietsteile von Abdera; diesen in Rom geführten Streit
behandelt eine Inschrift SIG. I- 303, woraus wir erfahren, dafs Kotys sich durch
seinen Sohn vertreten liefs, während die Abderiten an den Teiern Helfer fanden.
Es gelang den Abderiten , die Integrität ihres Gebietes zu behaupten ; denn nur
um einzelne Ländereien handelt es sich, nicht um die ganze Stadt.
2) Liv. XLV 42, 5 ceteros captivos, qui in triumpho ducti erant, in carcerem
condi placuit. Eine nicht zuverlässige Notiz. Die erwähnten Makedonier waren
keine Kriegsgefangene, wurden aber vielleicht wie solche behandelt.
3) Pausan. VII 10, 11 f. Polyb. XXXII 7, 14 f. 9, 4.
4) Polyb. XXX 20, 15.
5) Polyb. XXXI 7, 10.
6) Polyb. XXX 21, 1 ff. Vitruvius de arch. VII 7, 2. CIA. II 3, 1353. Vgl.
100 12. Buch. § 10. Athenische Erwerbungen 167/6 v. Chr.
Haliartos zu verhandeln. Sie legten zunächst für die Erhaltung der
unglücklichen Stadt Fürbitte ein, als dies abgeschlagen ward, erbaten
sie das Gebiet für sich und erhielten es gleichfalls ^ Die neuen Er-
werbungen wurden unmittelbares Eigentum der Athener, die es von
sieh aus verwalteten ^. Nach den vier Inseln wurden attische Kle-
ruchen als Ansiedler geschickt. Ganz athenisch ward Delos. Die Delier
mufsten ihre Heimat verlassen und den athenischen Kolonisten Platz
machen; die Sorge um das Heiligtum übernahmen gleichfalls die neuen
Herren. Athenische Beamte und Priester, an der Spitze der jährlich
gewählte Epimelet, verwalteten fortan das Heiligtum und die Insel,
Köhler, MA. I 256 fF. Da wir wissen, dafs Athen seit dieser Zeit aufser Lemnos
und Delos auch Imbros und Skyros besitzt, Polybios aber im vorliegenden Exzerpt
nur Lemnos und Delos nennt, so nehme ich an, dafs die beiden anderen Inseln ei'st
etwas später geschenkt worden sind. Hiebei kommt auch die Bd. II 648 Anm. 2
besprochene Nachricht des Valerius Antias bei Liv. XXXIII 30, 11 in Betracht,
wonach die vier Inseln den Athenern schon 196 v. Chr. überlassen worden sind.
Diese Nachricht ist in ihrem ganzen Umfange gefälscht; Antias erzählt Dinge, die
entweder erfunden sind oder in andere Zeiten gehören. Aber das Material dazu
verdankt er ohne Zweifel dem Polybios, und wenn auch seine Angaben für das
Jahr 196 v. Chr. ohne Wert sind, so können sie doch dazu dienen, unsere sehr
mangelhafte Kenntnis der polybischen Überlieferung der hier behandelten Zeit zu
ergänzen, und man wird annehmen dürfen, dafs Polybios auch von der Erwerbung
der Inseln Imbros und Skyros erzählte. Aus der römischen Schenkung an die
Athener wird ferner zu schliefsen sein, dafs Lemnos, Imbros und Skyros vor dem
Kriege makedonischer Besitz waren (oben S. 28). Lemnos, d. h. die Städte Myrina
und Hephästia, war freilich 196 v. Chr. befreit worden (Polyb. XVIII 44, 4. 48, 2),
aber die Insel mufs zusammen mit Imbros etwa 192 v. Chr. zu Antiochos über-
gegangen sein (Bd. II 691); Hephästia hat, wie es scheint, Münzen mit dem Bilde
des Königs geprägt (Babelon , Rois de Syrie p. LXXXII) ; vermutlich hat dann
Philippos im antiochischen Kriege die beiden Inseln wieder erobert. Über Lemnos
hat vor kurzem Shebelefif, Beiträge z. alten Gesch. II 36 ff. sachkundig und be-
lehrend gehandelt. Er bricht S. 64 nochmals eine Lanze für die oben erwähnte
Nachricht des Val. Antias, und glaubt daraus schliefsen zu können, dafs Athen
196 v Chr. wenigstens Paros erhalten hätte, das in der Mainzer Handschrift bei
Livius die Stelle von Lemnos einnimmt. Ich teile diese Ansicht auch jetzt noch
nicht; es gibt kein Zeugnis und keinen Beweis dafür, dafs die Athener in irgend
einem Teile des 2. Jahrhunderts v. Chr. Paros besessen haben; denn die dort ge-
fundenen Inschriften mit athenischen Epimeleten sind sicher aus Delos verschlejjpt.
Vgl Wilhelm, MA. 23 (1898) 434. Im Gegenteil gewinnt man aus den vorliegenden
parischen Urkunden die Überzeugung, dafs Paros im 2. und 1. Jahrb. v. Chr. eine
selbständige Gemeinde war mit eigenen Archonten, eigenen Festen u. s. w. CIG.
II 2376. MA. 23 (1898) 407 ff. 413. Michel, Recueil n. 47. 1000. Vgl. Holleaux,
REG. 13 (1900) 278 Anm.
1) Strabo IX 411. Ein attischer Epimelet in Haliartos: IGGSept. I 2850.
2) Vitruvius a. 0. sagt von Lemnos: cuius insulae vectigalia Atheniensibus
senatus populusque Romanus concessit fruenda.
12. Buch. § 10. Athen und Delos 167/6 v. Chr. 191
deren Hafen, dank der günstigen Lage und der Abgabenfreiheit, bald
einen gewaltigen Aufschwung des Verkehrs erlebte. Delos ward einer
der besuchtesten Häfen der Welt, ein grofses Emporium, wo sich bald
eine buntgemischte auswärtige Bevölkerung niederliefs, unter denen die
Römer und Italiker eine bevorzugte Stellung einnahmen ^ Es geschah
sicherlich im Interesse des eigenen Handels, dafs die Römer Delos zum
Freihafen machten.
Indes machten diese Erwerbungen den Athenern zunächst nur
Schwierigkeiten. Sie verfeindeten sich darüber mit ihren Nachbarn,
und besonders die Besitznahme von Haliartos machte weithin üblen
Eindruck ^, und mit Schadenfreude bemerkte man, dafs ihnen der neue
Besitz zwar üble Nachrede, aber keinen Vorteil brachte ^. Auch die
Delier machten ihnen viel zu schaffen *. Sie mufsten nach Senats-
beschlufs gröfstenteils auswandern °, durften aber ihre Habe mit-
nehmen. Hieraus entstanden nun Streitigkeiten ; die athenischen Kolo-
nisten hatten sich mit den abziehenden Deliern auseinanderzusetzen.
Diese fanden bei den Achäern Aufnahme, erhielten achäisches Bürger-
recht und machten gemäfs den zwischen Athen und dem achäischen
Bunde bestehenden Verträgen ihre Forderungen gegen die Athener auf
dem Rechtswege anhängig. Die Athener jedoch verweigerten das Recht^
und so erlaubte der Bund den Deliern, zu Repressalien zu greifen und
sich mit Gewalt schadlos zu halten. Dies führte zu einer Art von
Kriegszustand, wobei es den Athenern oft schlecht erging, bis dann
endlich der Senat bestimmte, dafs sich die Athener der gerichtlichen
Entscheidung zu unterwerfen hätten ''.
§11
Gleichzeitig mit diesen Anordnungen wurde auch an den Bundes-
genossen, deren Verhalten bei den Römern Anstofs erregt hatte, die
1) V. SchöflFer, De Deli insulae rebus 182. 197 ff.
2) Polyb. XXX 21, 3. Polybios schreibt als Achäer und ist den Athenern
überhaupt nicht gewogen. Ein Athener hätte ihm erwidern können, dafs ähnlich
die Achäer sich Pleuren und Herakleia hätten schenken lassen. Freilich wurden
diese Städte nicht untertau, sondern Mitglieder des achäischen Bundes.
3) Dies ist sehr glaublich ; denn Haliartos lag mitten in Böotien , und die
Böoter sahen ohne Zweifel die neuen Besitzer nicht mit günstigen Augen an.
4) Polyb. XXX 21, 9. Man könnte aus dieser Stelle herauslesen, dafs die
Delier sich gleich der ersten Besitznahme der Athener widersetzt hätten. Aber
wahrscheinlich meint Polybios das Spätere.
5) Einige Delier blieben zurück, v. Schöffer a. 0. 182.
6) Polyb. XXXII 17. Damals, etwa 157 v. Chr., waren auch achäische Ge-
sandte in Rom anwesend.
103 12. Buch. § 11. Strafe der Rhodier.
Strafe vollzogen, vornehmlich an den Rhodiern, die nach der feindseligen
Aufnahme ihrer Vermittelung (S. 177) schon auf Schlimmes gefafst
waren ^ Ob man in Rom wirklich die Absicht hatte, ihnen den Krieg
zu erklären, wie sie fürchteten, ist zweifelhaft; jedenfalls aber reichte
die Befürchtung hin, um zu erreichen, was die Römer wollten, die Macht
und den Stolz der Rhodier zu brechen. Schon früher war das rhodische
Selbstbewufstsein dem Senat lästig und ärgerlich gewesen. Die Rhodier
waren gewohnt, mit Rom auf gleichem Fufse zu verkehren. In der
Tat waren sie ganz unabhängig, hatten den Römern gegenüber gar
keine vertragsmäfsigen Verpflichtungen, sondern standen nur in einem
Freundschaftsverhältnis zu ihnen, das seit etwa 140 Jahren bestand ^.
Früher hatten die Römer gegen dies Verhältnis nichts einzuwenden
gehabt, jetzt erschien es als unziemende Anmafsung^; vor allem
unerträglich schien es ihnen, dafs jemand den Gedanken gefafst hatte,
ihnen in den Arm zu fallen, und die Rhodier sollten dafür büfsen,
wobei gerade die rhodische Unabhängigkeit, das Fehlen eines Bündnis-
vertrages mit seinen gegenseitigen Verpflichtungen sich als vorteilhaft
erwies.
Zunächst geschah von seiten der Rhodier alles Erdenkliche, um den
Zorn der Römer zu besänftigen. Gleich nach Abfertigung des Agepolis
ging eine neue Gesandtschaft nach Rom, um Verzeihung zu erbitten.
Als ferner nach der Schlacht bei Pydna Gaius Popilius und seine Kol-
legen auf der Reise nach Ägypten bei Rhodos vorbeifuhren, wurden sie
gebeten, vorzusprechen und sich von der Gesinnung der Stadt selbst zu
überzeugen *. Nach einigem Widerstreben folgten sie der Einladung
und verweilten fünf Tage auf der Insel. Die Legaten verteilten die
Rollen unter sich in der Weise, dafs Popilius auf das strengste mit
den Rhodiern ins Gericht ging, während Decimius milder redete und
vor allem empfahl, die Urheber der verhängnisvollen Gesandtschaft
zur Rechenschaft zu ziehen. Das Volk beschlofs darauf die Todes-
strafe für alle diejenigen, welche überführt würden, für Perseus oder
gegen Rom gewirkt zu haben, und brachte dies streng zur Ausführung •''.
1) Vgl. A. van Gelder, Geschichte der alten Rhodier S. 153 £f.
2) Polyb. XXX 5, 6.
3) Was die Römer superbia nannten. Cato fr. 95 g Peter (bei Gelliug VI
3, 50) sagte dazu folgendes: Rodiensis superhos esse aiunt, id obiectantes, quod
mihi et liberis meis minime dici velim. sint sane superbi. quid id ad vos attinet ?
idne irascimini si quis superbior est quam vos? Livius hat sich beflissen, die
rhodische superbia in seiner Darstellung der früheren Verhandlungen zum Aus-
druck zu bringen.
4) Lir. XLV 10, 4. Cassius Dio fr. 68.
5) Vgl. Polyb. XXXI 7, 14.
12. Buch. § 11. Bestrafung der Rhodier. 193
Von den Schuldigen waren einige schon bei Ankunft des Popilius ent-
wichen, andere entleibten sich. Die Führer der makedonischen Partei,
Deinon und Polyaratos, deren Verbindung mit Perseus durch die in
Makedonien gefundenen Briefe und durch Zeugen erwiesen ward ',
sträubten sich vergebens gegen ihr Schicksal. Polyaratos suchte in
Ägypten Zuflucht , aber auf Ersuchen des Popilius ^ lieferte ihn der
ägyptische König aus, zwar nicht nach Rom, wie verlangt worden war,
aber doch nach Rhodos. Unterwegs gelang es dem Angeklagten zu
entwischen ; er wandte sich erst nach Phaseiis , dann nach Kaunos,
zuletzt nach Kibyra, und ward von hier aus auf Geheifs des Aemilius
Paullus über Rhodos nach Rom gesandt, wo er hingerichtet sein wird ^.
Die rhodische Gesandtschaft, die inzwischen in Rom angelangt
war, bestand aus den angesehensten und zuverlässigsten Rom erfreunden,
Philokrates, Philophron und Astymedes. Sie begegnete einer höchst
feindseligen Gesinnung und mufste sich zu demütigen Bitten verstehen *.
Es kam so weit, dafs ein Prätor das Volk geradezu zum Kriege gegen
Rhodos aufforderte •''. Dies drang aber doch nicht durch; die Rhodier fan-
den auch Fürsprecher; ein Volkstribun Antonius entzog dem Prätor das
Wort, und es war vielleicht bei dieser Gelegenheit, dafs der alte Cato
ein gewichtiges Wort zu Gunsten der Rhodier sprach ^. Der Tribun
verschaffte den Gesandten auch Gehör im Senat, wo nun Philophron
und Astymedes ihre Sache vertraten '^. Die Antwort des Senates gab
ihnen wenigstens die Gewifsheit, dafs es nicht zum Kriege kommen
würde. Sogleich eilte einer der Gesandten mit dieser erlösenden Bot-
schaft nach Hause, während Astymedes in Rom blieb ^. Hocherfreut
1) Polyb. XXX "8, vgl. 9, 18, woraus man vermuten kann, dafs Aemilius
Paullus an die Rhodier geschrieben hat.
2) Oben S. 176.
3) Polyb. XXX 9. Über Deinons endliches Schicksal berichtet Polybios nicht
ausdrücklich.
4) Polyb. XXX 4. Diodor XXXI 5 und mit allerlei Entstellungen Livius
XLV 20 ff.
5) Liv. XLV 21, 1 nennt ihn mit Namen, Manius luventius Thalna.
6) Vgl. Liv. XLV 25. Einige Bruchstücke aus der Rede bei Gellius N. A.
VI 3. Peter, Histor. Rom. relliq. I 82.
7) Polyb. XXX 4, 10. Polybios ist mit der Rede des Astymedes, die später
herausgegeben ward , nicht zufrieden. Astymedes hatte die Rhodier damit ver-
teidigt, dafs er ausführte, andere hätten sich noch weit Schlimmeres zu schulden
kommen lassen. Vermutlich hatte er also auch von den Achäern allerlei Un-
günstiges berichtet. Livius hat sich dann veranlafst gesehen, seinerseits für Asty-
medes eine längere Rede auszuarbeiten (c. 22 ff.), in der auch Catonische Sätze
wiederkehren. Vgl. Polyb. XXXI 7, 2 f.
8) Polyb. XXX 5. Liv. XLV 25, 5 f.
Niese, Gesch. d. griech. u. mat. Staaten. III. 13
194 1'^- Buch. § 11. Bestrafung der Rhodier.
schickten die Rhodier einen kostbaren goldenen Kranz als Ehrengeschenk
nach Rom und wählten einen ihrer vornehmsten Bürger, den hochbe-
jahrten Theätetos, zum Nauarchen, um ihn Anfang Sommers 1G7 v. Chr.
in besonderer Mission nach Rom zu senden. Es lag ihnen jetzt alles
daran, mit den Römern in ein festes Verhältnis zu kommen, und The-
ätetos hatte den Auftrag, zunächst von sich aus, denn der Nauarch hatte
diese Befugnis, ein förmliches Bündnis anzubieten. Wahrscheinlich
wünschten sie es besonders mit Rücksicht auf ihre festländischen Be-
sitzungen, wo sich jetzt die unzufriedenen Untertanen der rhodischen
Herrschaft zu entledigen hofften. Theätetos war kaum abgefahren, als
schon die Erhebung begann ^. Unter Beihilfe der Kibyraten fiel Kaunos
ab-, in Karlen hatten sich Mylasa und Alabanda vereinigt und besetzten
die rhodischen Ortschaften in Euromos ^. Damals hofften die Rhodier noch,
ihre Herrschaft auf dem Festlande zu behaupten; sie schritten sogleich
ein; ihr Strateg Lykon unterwarf Kaunos, die Truppen von Mylasa und
Alabanda wurden bei Orthosia ^ besiegt. Dann aber erfolgte ein neuer,
schwerer Schlag. Der Senat beschlofs, dafs die Karer und Lykier, die nach
dem antiochischen Kriege den Rhodiern zuegwiesen waren, jetzt frei sein
sollten *. Alle Bemühungen um die römische Gunst schienen also vergeblich
gewesen zu sein. Auch das Bündnis kam nicht zu stände; der Senat ver-
tagte die Sache ; Theätetos, mehr als 80 Jahre alt, ist darüber in Rom ge-
storben. Die rhodischen Gesandten sahen sich vernachlässigt, während
die unzähligen anderen, die dort anwesend waren, freundlich beschieden
wurden ^. Es standen noch weitere Verluste bevor ; auf die Vorstellung
der Verbannten aus Kaunos und Stratonikeia beschlofs der Senat, dafs
die Rhodier ihre Besatzungen aus diesen Städten herausziehen sollten;
und doch verdankten sie ihren Besitz nicht den Römern, sondern es war
eigener Erwerb *'. Mit Kaunos ging auch Kalynda verloren , also der
1) Polyb. XXX 5, 11. Liv. XLV 25, 11.
2) Tac eV Ei'fjüjfjw n('hig uach Polyb. a. 0. Euromos ist hier also eine Land-
schaft, oder besser ein Komplex von Ortschaften, vgl. Strabo XIV 6G0. Man setzt
es gewöhnlich etwas nordwestlich von Mylasa. Vgl. Leake, Asia minor 231 f.
Strabo XIV 636. 658. Auf Grund der polybianischen Stelle möchte ich die Rich-
tigkeit dieser Ansetzung bezweifeln.
3) Nach Strabo XIV 650 lag Orthosia in der Umgebung Nysas südlich vom
Mäander, ziemlich weit von Euromos entfernt.
4) Ich bemerke ausdrücklich, dafs es sich nur um die Erwerbungen von 188
V. Chr. handelt, nicht um die alte rhodische Peräa, auch nicht, wie zuweilen an-
genommen wird (Haussoullier, Bibliotheque de l'ejcole des hautes etudes 138 S. 212),
um verbündete Städte, wie lasos u. a., die nicht zu den Untertanen von Rhodos ge-
hörten.
5) Ende 167 v Chr. Polyb. XXX 20, 14.
6) Polyb. XXX 22. XXXI 7, 6. Appian, Mithr. 23. Bd. II 640 f.
12. Buch. § 11. Bestrafung der Rhodier. 195
ganze östliche Teil der Peräa '. Die Rhodier fügten sich ohne Wider-
rede, aber selbst dies reichte nicht aus, die Römer zu besänftigen, die
ihnen immer neue Demütigungen auferlegten ^. Überdies gerieten sie
mit ihren befreiten Untertanen in Streit, insonderheit mit Kaunos ^. Noch-
mals versuchte im nächsten Jahre der Gesandte Aristoteles in Rom das
Bündnis zu erlangen, hatte aber ebensowenig Erfolg * , und erst einer
späteren Gesandtschaft, deren Wortführer Astymedes war, gelang es, die
Römer umzustimmen ^. Er führte dem Senat in längerer Rede vor
Augen, wie hoch Rhodos bestraft sei und welche Verluste es erlitten
habe; er bat, es jetzt genug sein und nicht länger die ganze Stadt für
die Schuld einiger weniger büfsen zu lassen. Hierin ward er nun
von Tiberius Sempronius Gracchus unterstützt, der auf der Heimreise
von seiner Gesandtschaft zu den asiatischen Königen auch Rhodos be-
sucht hatte und berichten konnte, dafs die Rhodier alle Forderungen
erfüllt, alle Schuldigen hingerichtet hätten. Der Senat zeigte sich jetzt
befriedigt ; zwar gab es auch jetzt noch einige hartnäckige Widersacher,
allein diese wurden überstimmt, das Bündnis wurde genehmigt und ab-
geschlossen '\
Nachdem der römische Zorn endlich besänftigt war, durften die
Rhodier wieder aufatmen. Um ihrer Freude Ausdruck zu geben, er-
richteten sie im Athenaheiligtum dem römischen Volk ein kolossales
Standbild von 30 Ellen Höhe % und haben dazu ohne Zweifel auch
einen Gottesdienst eingerichtet. Sie hatten die Genugtuung, dafs sich
ihnen bald darnach der Senat wieder geneigt zeigte. Es war natürlich,
dafs in dem abgetretenen Karlen und Lykien viele rhodische Bürger
Privateigentum besessen hatten, das jetzt in Gefahr geriet. Sie wurden
beim Senat darüber vorstellig, und es scheint, dafs ihnen ihr Besitz er-
halten blieb. Auch in einer anderen Sache kam der Senat ihren Wün-
schen entgegen. Die Stadt Kalynda hatte, wie bemerkt, sich mit Kaunos
zusammen von Rhodos getrennt und war unter die Botmäfsigkeit der
Kaunier gelangt, sagte sich aber bald von den neuen Herren wieder los,
1) Polyb. XXXI 15.
2) Näheres ist unbekannt. Aus Polyb. XXXI 7, 10 geht hervor, dafs sogar
die souveräne Verfügung der Rhodier über ihren eigenen Hafen eingeschränkt ward.
Handelt es sich vielleicht um Privilegien für die italischen Kaufleute?
3) Polyb XXXI 1, 2. Vgl. XXX 24.
4) Polyb. XXXI 1, 3. Diese Gesandtschaft war im Sommer 166 v. Chr. in
Rom anwesend.
5) Polyb. XXXI 7 spätestens 165 v. Chr.
6) Livius per. 46.
7) Polyb. XXXI 15, 4.
13*
196 12. Buch. § 11. Rhodos.
die nun Gewalt brauchten und Kaljnda belagerten '■. Die bedrängte Stadt
wandte sich zuerst an die Knidier und erhielt von da einige Hüte ; da je-
doch diese nicht ausreichte, so fafste sie den Entschlufs sich den früheren
Herren wieder anzuvertrauen. Die Rhodier schickten sofort Truppen,
vertrieben die Belagerer und nahmen die Stadt wieder in ihren Besitz-,
der Senat genehmigte ihr Vorgehen '-^ (165;4 oder 164/3 v. Chr.).
Die eigentliche Blüte und Macht der Rhodier ist jetzt gebrochen;
die Selbständigkeit vmd Unabhängigkeit des mächtigen und tüchtigen
Gemeinwesens war nicht ganz ohne eigenes Verschulden ein Opfer der
römischen Übermacht geworden, die es selbst an seinem Teile herzustellen
geholfen hatte. Die Rhodier hatten an Gebiet wie an Einkünften schwere
Einbufsen erhtten; allein Kaunos und Stratonikeia hatten jährlich 120 Ta-
lente eingebracht; dazu kam der Rückgang des Handels und der Ver-
lust der Handelsfreiheit. Astyraedes behauptet in seiner Rede im Senat,
dafs durch die Einrichtung des Freihafens Delos und die Beschränkung
der rhodischen Freiheit in der Verfügung über den eigenen Hafen die
Hafeneinnahmen in Rhodos von einer Million auf 885 000 Drachmen zu-
rückgegangen seien ^. Die Rhodier behielten die alten^Besitzungen auf
dem Festlande mit Einschlufs von Kalynda und die benachbarten Inseln,
gingen also auf den Besitzstand von etwa 200 v. Chr. zurück ^. Auch
die bundesgenössische Verbindung mit den benachbarten Städten und
Inseln, wie Kos, Knidos, Halikarnassos, mit den Kykladen und be-
sonders mit Kreta blieb erhalten, aber die Zeiten hatten sich doch ge-
waltig geändert; da die Rhodier selber in den Kreis der römischen
Bundesgenossen getreten waren, konnten sie auch in ihrer nächsten Nach-
barschaft ihr Übergewicht, das ihrem Handel sehr zu gute gekommen
1) Polyb. XXXI 15f. van Gelder a. 0. S. 158 bezieht auf den Streit zwischen
Kaunos und Kalynda auch Polyb. XXX 24.
2) van Gelder a. 0. S. 158 nimmt nach dem Vorgange von Hicks an, dafs
damals auch die karische Küstenstadt Keramos sich mit Genehmigung des Senats
wieder an Rhodos angeschlossen habe. Hicks hat nämlich JHSt. 11 (1890) 113 flF.
(= Michel, Rec. 458) eine Inschrift aus Keramos herausgegeben, worin ein Bürger
geehrt wird , weil er allen Hindernissen zum Trotz ein Bündnis mit Rhodos zu
Stande gebracht habe. Der Herausgeber setzt die Inschrift in diese Zeit. Ich
habe vor Hicks grofsen Respekt, mufs aber hier meine Zweifel äufsern. Wenn es
in der Inschrift heifst: tov öij/xov xqIvuvjo^ rcvceyxaiotuT^y sifai. eavr^ r^y nQog
'Po&iovg av/ufxa/iuv, so pafst dies nicht in die Zeit der Demütigung, sondern besser
in die Zeit der rhodischen Macht, und mag etwa dem Ausgange des 3. Jahr-
hunderts angehören.
3) Polyb. XXXI 7, 7 ff. van Gelder a. 0. 15G.
4) Bd. II 86. Nach Appian, Mithr. 23 (vgl. Strabo XIV 652) könnte man
vermuten, dafs Kaunos ihnen später wieder zugefallen sei. Aber die Worte Appians
vnö Pdjfxalwy d(pt9Evxeg ov noo nokkoij dürfen nicht gepresst werden.
12. Buch. § 12. Eumenes und Rom. 197
wai', nicht mehr aufrecht erhalten. Die Rhodier segelten jetzt ganz im
Fahrwasser der Römer. In dieser Beschränkung auf sich selbst hat die
Insel dann immer noch im Innern Ordnung und Wohlstand, nach aufsen
hin Ansehen und Achtung sich zu erhalten gewufst. Auch die Könige
suchten wieder ihi-e Freundschaft und haben sie wiederholt reichlich be-
schenkt ^
Wie bei den Rhodiern, so hatten sich auch anderswo Freunde des
Perseus gerührt und für das makedonische Bündnis geworben ^. Ge-
nannt werden Kos ^ und Kreta. Das letztere hatte sich wahrscheinlich
bei der Friedensvermittelung im Frühjahr 168 v. Chr. eng an Rhodos an-
geschlossen *. Für alle diese Sünden kam jetzt die Vergeltung; da jedoch
Kos und Kreta von geringer Bedeutung waren, so kamen sie glimpf-
licher davon und erhielten nach einiger Zeit die erbetene Verzeihung ^.
§ 12.
Härter und fast unversöhnlich zeigten sich die Römer in derselben
Zeit gegen Eumenes von Pergaraon, ihren Bundesgenossen, der ihnen von
Anfang bis zu Ende mit Rat und Tat, mit allen Kräften den wichtigsten
Beistand geleistet hatte ^. Man sollte erwarten, dafs das Ende des Perseus,
seines Todfeindes, ihn von aller Sorge befreit haben müfste; in Wahr-
heit jedoch ward niemand vom römischen Siege härter betroffen als er ''.
Die Römer hatten einen Argwohn gegen ihn gefafst; sie glaubten, er
habe zuletzt falsches Spiel gespielt und sich bemüht, den Perseus zu er-
halten oder sich gar mit ihm zu verbünden und den Frieden zu er-
zwingen. In der Tat ist zwischen Eumenes und Perseus unterhandelt
1) Polyb. XXXI 25. Diodor XXXI 36. van Gelder a. 0. 159. Eumenes
schenkte ihnen um 160 v. Chr. 280000 Medimnen Korn, um aus den Zinsen des
Erlöses den Jugendunterricht zu bestreiten. Demetrios von Syrien gab ihnen
200000 Medimnen Weizen und 100000 Medimnen Gerste, aufserdem versprach
ihnen derselbe Fürst, wie es scheint, ihr Theater aus Marmor neu zu bauen. Po-
lybios tadelt die Rhodier, dafs sie das Geschenk des Eumenes angenommen; er
liebt nicht diese fürstlichen Geschenke. Vgl. V 90, 6flP.
2) Oben S. 131 f.
3) Polyb. XXX 7, 10 nennt dort zwei Brüder, Hippokritos und Diomedon, als
Wortführer der makedonischen Partei.
4) Polyb. XXIX 10, 6. Oben S. 157.
5) Über die Kreter berichtet nur Zonaras IX 24, 6 (Cassius Dio I p. 302 Boiss.)
xcci rolg Koriaiv MoyiC,opTO fxlf ol Piouctioi, Ixsidaig da noXXctlt; ^otjact/usfoig dqifjxäf
nors TrjV oQytjv. Nach Liv. XLIII 7 haben übrigens die Kreter schon 170 v. Chr.
eine Art Verweis bekommen, weil viel mehr Kreter bei Perseus waren als bei den
Verbündeten.
6) Polyb. XXIX 6, 4.
7) Polyb. XXIX 22. XXX 1, 2 f. Diodor XXXI 12. Justinus XXXVIII 6, 3.
198 12. Buch. § 12. Eumenes uud Rom.
worden. Freilich ist wenig Sicheres darüber bekannt geworden, und das
meiste beruht auf Vermutung; dafs aber Besprechungen stattfanden,
steht fest '.
Im vorletzten Feldzuge 169 v. Chr. hatte der Kreter Kydas, ein
Vertrauter des Eumenes, zuerst vor Amphipolis mit einem Landsmann
in makedonischen Diensten und später vor Demetrias mit makedonischen
Offizieren eine Unterredung ^. Ferner ist im nächsten Winter und Früh-
jahr ein Gesandter des Perseus, Herophon, zweimal ^ zu Eumenes ge-
gangen, um über Auslösung von Kriegsgefangenen zu verhandeln; der
König hatte dem Konsul von dieser Sendung Mitteilung gemacht ^. Beides
erweckte den römischen Argwohn; man glaubte, dafs es sich nicht
nur um Kriegsgefangene handele, und erzählte sich, Eumenes habe bei
den langsamen Fortschritten der römischen Waffen und in der Meinung,
dafs auch die Römer den Krieg gern beendigt sehen würden, sich dem
Perseus als Friedens vermittler angetragen. Durch Kydas habe er sich
erboten, gegen sofortige Zahlung von 500 Talenten im nächsten Jahre
die Römer nicht mehr zu unterstützen und für weitere 1500 Talente
den Frieden mit Rom herzustellen; er sei bereit gewesen, dem Perseus
sofort jede Sicherheit zu leisten. Perseus sei auf den ersten Vorschlag
nicht eingegangen, habe jedoch eingewilligt, für die Friedens vermittelung
die verlangte Summe zu zahlen und im Heiligtum von Samothrake, also
in seinem eigenen Machtbereich, zu deponieren. Eumenes jedoch habe
zunächst die 500 Talente vorweg verlangt, und da Perseus das Geld
nicht hergegeben, so habe sich der ganze Handel durch seinen Geiz zer-
schlagen ^. Polybios meint, Eumenes habe nur den Perseus betrügen,
ihm sein Geld aus der Tasche locken wollen ; denn der Makedonier sei
von jeher sein erbitterter Feind gewesen. Indes eine völlige Ver-
1) Polyb. XXIX 5 ff. Liv. XLIV 13, 9. 24, 7 ff. Appian, Maced. 18, If.
Dio Cass. fr. 66, 1. Livius hat wie Appian aus Polybios geschöpft und ergänzt
die polybischen Exzerpte, hat aber zugleich einige Erfindungen hinzugetan. Po-
lybios deutet selbst an, dafs seine Darstellung meist auf Vermutung beruhe; seine
Gewährsleute stammen aus der Umgebung des Perseus (XXIX 8 , 10) ; er hat sie
wohl in Rom kennen gelernt. Dafs etwa im makedonischen Archiv etwas für
Eumenes Belastendes von den Römern gefunden worden sei, ist nicht anzunehmen.
2) Vgl. oben S. 148 f.
3) Nicht dreimal, wie Livius XLIV 24, 10 sagt. Vgl. Polyb XXIX 4, 8. 6, 2.
4) Liv. XLIV 27, 13. Nach Appian, Maced. 17, 1 geht die Verhandlung von
Perseus aus, der zugleich die Absicht hat, den Eumenes in Rom verdächtig zu
machen. Vgl. Polyb. XXIX 9, 9.
5) Nach Appian, Maced. 17, 1 hat Perseus die Sache fallen lassen, als er die
Zusage der Bastarner erhalten hatte, und nunmehr die Vermittelung nicht mehr
brauchte. Dies ist offenbar Vermutung.
12 Buch. § 12. Erbebung der Galater 1G8 v. Chr. 199
nichtung Makedoniens und die daraus folgende Allmacht Roms entsprach
ebensowenig den pergamenischen Interessen. Es ist also wohl möglich,
dafs Euraenes eine Zeitlang an eine Friedensvermittelung gedacht hat,
dafs Perseus sich deshalb wie an alle übrigen Mächte, so auch an ihn
gewandt hat. Greifbare Ergebnisse sind dabei nicht herausgekommen;
wahrscheinlich hat Eumenes sich bald davon überzeugt, wie die Römer
in Wahrheit über eine solche Vermittelung dachten ^. Aber den Rö-
mern genügte die Tatsache einer von Eumenes ohne ihre Mitwirkung
begonnenen Unterhandlung, um den König in den schlimmsten Verdacht
zu bringen. Der Verpflichtung, ihn für seine Dienste etwa zu belohnen,
fühlten sie sich von vorneherein überhoben. Sie waren auf ihn nicht
minder erbittert als avif die Rhodier und hatten bald Gelegenheit, es mit
aller nur möglichen Schärfe kund zu tun.
Unmittelbar nach dem Siege bei Pydna erhoben sich plötzlich und
unverhofft die Galater ^, die Schutzbefohlenen des Eumenes, brachen in
das pergamenische Gebiet ein und brachten das Land in Verwirrung
und Gefahr ^. Die Ursachen der Empörung kennen wir nicht ; der
Untergang der galatischen Reiter bei Chios mag seinen Anteil daran ge-
habt haben. Da ein grofser Teil der pergamenischen Truppen noch
auf dem makedonischen Kriegschauplatze stand, so konnte Eumenes nur
schwachen Widerstand leisten. Die Pergamener wurden geschlagen * und
verloren viele Gefangene, die bei den erbitterten Barbaren einem trau-
rigen Schicksal entgegengingen ^. Erst der Winter machte dem Krieg
ein Ende. Ein Waffenstillstand ward geschlossen, die Galater kehrten
1) Eumene.s war ja kurz zuvor beim Konsul gewesen. Was bei Livius XLIV
13, 9. 20, 6. Dio Cass. fr. 66, 2. Zonar. IX 22, 11 weiter erzählt wird, wie
Eumenes schon im Feldzuge von 169 v. Chr. keine Hilfe mehr gewährt habe, vom
Konsul in Unfrieden geschieden sei u. dgl. , ist alles Erfindung der späteren römi-
schen Historiker, die zur Rechtfertigung des römischen Verfahrens gegen Eumenes
dienen sollen. Es ergibt sich aus Livius' eigener Erzählung, dafs die Pergamener
bis zuletzt am Kriege teilgenommen haben.
2) Über die folgenden Ereignisse vgl. Fränkel , Inschr. v. Pergamon I n. 167
S. 104ff. van Gelder, Galatarum res p. 263 ff. Stähelin, Gesch. der kleinasiatischen
Galater S. 83 ff. Doch bedürfen die von diesen Gelehrten gegebenen Zeitbestim-
mungen der Berichtigung.
3) Polyb. XXX 1, 2. 2, 8. Vgl. Liv. XLV 19, 2.
4) Hieher pflegt man eine Geschichte bei Polyän IV 8, 1 zu ziehen, wonach
Eumenes, der krank in seiner Sänfte getragen ward, von den Galatern beinahe ein-
geholt worden wäre und nur durch eine List die Verfolger zurückhielt. Darnach
hat sich Eumenes selbst den Galatern entgegengestellt, was in der Tat aller Wahr-
scheinlichkeit entspricht.
5) Diodor XXXI 13 erzählt wohl hieher gehörig, dafs die Schönsten unter den
Gefangenen ausgewählt und den Göttern geopfert wurden.
300 12. Buch. § 12. Haltung der Römer.
nach Hause zurück, Eumenes nach Pergamon, wo er schwer erkrankte ^
und nun den Attalos nach Rom absandte, um seine GK\ckwünsche ab-
zustatten, die Verdienste des Königs in Erinnerung zu bringen und
vor allem um Hilfe gegen die Galater zu bitten ^. Über Erwarten gut
ward Attalos von seinen römischen Freunden und Kriegsgefährten auf-
genommen. Man redete ihm zu, die Aufträge seines Bruders zu ver-
gessen, für sich selbst zu sorgen und einen Teil des pergamenischen
Königreichs zu erbitten. In der Tat ward Attalos schwankend, bis ein
von Eumenes nachgesandter vertrauter Freund des Königs, der Arzt
Sti'atios, ihn rechtzeitig zur Besinnung brachte. Als er im Senat vor-
gelassen ward, hielt er sich an die Weisungen seines Bruders und bat
vor allem, die Galater in ihre Schranken zurückzuweisen und dort
den früheren Zustand wiederherzustellen. Der Senat gab ihm die beste
Antwort, machte ihm reiche Geschenke und versprach ihm die thrakischen
Küstenstädte Aenos und Maroneia. Als er aber nunmehr wider Er-
warten abreiste, zog der Senat sofort, während Attalos noch in Italien
war, das Versprechen wieder zurück und schenkte jenen Städten die
Freiheit. Zu den Galatern ward Publius Licinius abgesandt mit dem
Auftrage, die Barbaren zu ermutigen ^. Im Frühjahr 167 v. Chr., zu
einer Zeit, wo der Krieg schon wieder angefangen hatte, traf Licinius
in Asien ein *. Die Galater standen bei Synnada in Phrygien , ihnen
gegenüber Eumenes, zu dem der Gesandte zuerst ging, um von hier
ins feindliche Lager zum Fürsten Solovettius zu gehen, geleitet von
Attalos. Dieser durfte der Unterredung mit Solovettius nicht beiwohnen ;
wie also zu erwarten, war das Ergebnis der Unterhandlung dem
Frieden nicht günstig; Licinius berichtete, die Galater seien durch die
römische Einmischung nur noch mehr gereizt worden, und der Krieg
ging weiter.
Im Gegensatz zu Eumenes ward sein Nachbar Prusias II, der
Schwager des Perseus, von den Römern mit ersichtlichem Wohlwollen
behandelt, obwohl er im Kriege gar keine oder nur geringe Dienste ge-
leistet hatte; aber er zeigte sich den Römern ganz unterwürfig, einer
römischen Gesandtschaft ging er einmal in der Tracht eines römischen
Freigelassenen, im Hut und mit geschorenem Haar entgegen und rief
ihr zu: „Ich bin euer libertus". Gegen den Herbst 167 v. Chr. kam er
selbst nach Rom, um seine Glückwünsche auszusprechen und die Mifs-
1) Polyb. XXX 2, 6.
2) Polyb. XXX Iff. Liv. XLV 19.
3) Polyb. XXX 2, 7 f. P. Licinius ist wohl der Konsul von 171 v. Chr.
4) Liv. XLV, 34, 10 f.
12. Buch, i; 12. Haltung der Römer. 201
Stimmung gegen Eumenes zu seinem Vorteil auszunutzen ^ Als er die
Kurie betrat, neigte er sich tief, küfste die Schwelle und begrüfste die
Senatoren als hilfreiche Götter. Dem Grufs entsprach seine Rede, die
freundlich angehört und beantwortet wurde ^.
Zu derselben Zeit hatte sich Eumenes entschlossen, selbst nach Rom
zu gehen, und seine Sache persönlich zu vertreten ^. Als sein Besuch
in Rom angemeldet ward, war man dort in einiger Verlegenheit. Die
Erbitterung des Senats war unverändert, aber man wollte es mit Rück-
sicht auf das Ausland nicht aussprechen, und so entschied man sich, ihn
nicht vorzulassen. Der Senat beschlofs, hinfort dürfte kein König mehr
nach Rom kommen *, und ein Quästor ging mit dem Senatuskonsult dem
ankommenden Eumenes nach Brundisium entgegen. Wenn der König etwas
Besonderes wünsche, liefs ihm der Senat ferner sagen, so möge er es dem
Quästor mitteilen, im anderen Falle gleich, in einer bestimmten Frist,
Italien verlassen. Eumenes schwieg zuerst, erklärte dann, er habe keinen
Wunsch auszusprechen, und reiste zurück.
Diese deutliche Kundgebung höchster Ungnade war geeignet, alle
Widersacher des Eumenes zu ermutigen und in Bewegung zu setzen.
Um so mehr betrachtete es der König als seine nächste Aufgabe, mit
eigenen Kräften sich der Galater zu erwehren. Ihre ersten Erfolge
hatten sie vornehmlich der Überraschung zu danken, als Eumenes bald
darnach mit einem sorgfältig gerüsteten Heere gegen sie ins Feld zog,
wurden sie bald überwunden ■' , wahrscheinlich mit Unterstützung des
1) Polyb. XXX 19. Diodor XXXI 15. Liv. XLV 44, 4 ff. Appian, Mith. 2.
2) Liv. a. 0. erzählt, Prusias habe seinen Sohn Nikomedes mitgebracht und
sei gekommen, um einen von Antiochos ITI abgetretenen, jetzt herrenlosen und von
den Galliern besetzten Landstrich zu erbitten, was der Senat höflich abgeschlagen
habe. Stähelin S. 88 möchte unter diesem Landstrich Galatien verstehen, aber die
Nachricht ist der Fälschung verdächtig; die spätere Forderung des Prusias ist vorweg-
genommen und nach einer Reminiszenz aus dem antiochischen Frieden (Bd. II 760)
erweitert worden. Auch dafs Nikomedes seineu Vater begleitete , ist nicht wahr-
scheinlich.
3) Winter 167/6 v. Chr. Polyb. XXIX 6, 3 f. XXX 20.
4) Nach Livius per. 46 handelt es sich sogar um ein Gesetz, was mit dem
Zeugnis des Polybios in direktem Widerspruch steht.
5) Einen Sieg des Eumenes und Attalos in Phrygien erwähnt Inschr. v. Perg.
I n. 165. Mit Wahrscheinlichkeit beziehen HaussouUier und Fränkel auf den
Galatersieg den Beschlufs der Sardianer, worin sie der Athena und dem Eumenes
aus Dank für Ei-rettung aus grofser Gefahr Spiele stiften. BCH. V 383 ff. (SGDial.
II 2643), ferner das delische Epigramm auf die Galatersiege des Athenäos (Löwy,
Inschr. griech. Bildhauer nr. 147), endlich die im Ehrendekret für die Priesterin
Metris (Inschr. von Perg. n. 167) genannten svijUEQtjfxazK. Diese Siege haben
wahrscheinlich dem Eumenes den Beinamen Soter verschafft, den er in der Inschrift
203 12. Buch, i; 12. Galatische Wirren.
Ariarathes, der ebenfalls von ihnen zu leiden hatte, und seinen perga-
menischen Freund nicht im Stiche liefs, wodurch er ebenfalls das römische
Mifstrauen auf sich zog ^ Über den Verlauf des Krieges wissen wir
nur, dafs Eumenes siegte und die Galater wieder unterwarf (l66 v. Chr.) ^.
Aber die Römer nahmen sich der Besiegten an, so dafs die pei'gamenische
Oberherrlichkeit im früheren Umfange nicht wieder hergestellt werden
konnte. Vielmehr ward den Galatern die Autonomie bewilligt, unter
der Bedingung, dafs sie sich in ihren Grenzen hielten und die Nachbarn
nicht belästigten; später kamen noch andere Zugeständnisse hinzu ^; denn
es wai'd dafür gesorgt, dafs Eumenes nicht zur Ruhe kam. Alle seine
Gegner taten sich zusammen, um den Streit in Galatien weiter zu schüren
und dem Argwohn der Römer neue Nahrung zuzuführen. Ein Glück
war's für Eumenes, dafs Pharnakes, sein Feind, wie es scheint, nicht
mehr lebte *•, jedenfalls hat er nichts gegen den Pergamener unternommen.
Dagegen Prusias tat alles, um durch Anschwärzungen jeder Art seinem
Nachbar zu schaden. Er behauptete, die Anordnungen des Senats würden
nicht befolgt, und brachte zugleich alte Gebietsstreitigkeiten wieder vor ^,
gleichzeitig kamen mehrere asiatische Städte, um den Senat auf das ver-
dächtige Einverständnis zwischen Eumenes und Antiochos aufmerksam
zu machen ^. Prusias reizte die Galater und andere Feinde des Eumenes
weiter auf; darunter war Selge in Pisidien, das auf gewisse in Pam-
phylien gelegene Ländereien Anspruch machte und darüber um diese
Zeit, etwa im Sommer 165 v. Chr., mit Eumenes in Krieg kam ^. So-
lange Eumenes lebte, sind noch öfters Gesandte des Prusias und der
Galater mit ihren Klagen vor dem Senat erschienen ^. Diese mannig-
von Sardis u. a. (Altertümer von Hierapolis S. TTfF. n. 30. Inschr. vou Magnesia
n. 86) auch nach seinem Tode (Inschr. von Perg. I 246 z. 22) führt.
1) Polyb. XXXI 13.
2) Diodor XXXI 14. Polyb. XXXI 6, 2. Trogus Pomp. prol. 34.
3) Polyb. XXXI 2. Vgl. 6, 5. Eine galatische Gesandtschaft war 166 v. Chr.
in Rom.
4) Das kurze Fragment des Polyb. XXVII 17 scheint aus einer Charakteristik
zu Pharnakes zu stammen, die bei Gelegenheit seines Todes gegeben ward. Es ge-
hört ins Jahr 170 oder 169 v. Chr. Ed. Meyer, Gesch. des Kgr. Pontos S. 81.
5) 165 V. Chr. Polyb. XXXI 6, 2. Nach Livius perioch. 46 klagt Prusias sogar
über die Verwüstung bithynischen Gebietes.
6) Polyb. XXXI 6, 4. Nach Livius per. 46 ist auch hier Prusias Ankläger.
7) Strabo XII 571. Polyb. XXXI 9, 3. Trogus Pomp. prol. 34. Vgl. Bd. II
388. Fräükel bezieht hierauf Inschr. von Pergamon I 25; hier ist jedoch die Er-
gänzung Gablers (Erythrä S. 48) vorzuziehen.
8) Polyb. XXXI 9, 3. XXXII 3, 5. Die erste Gesandtschaft fällt Herbst
165, die zweite Winter 160/59 v. Chr.
12. Buch. § 12. Eumenes und Rom. 303
fachen, schier endlosen Weiterungen waren die Strafe für den Verdacht, in
den er sich gebracht hatte, der nun noch vermehrt ward durch den
Aufschwung, den die seleukidische Macht unter seinem Freunde Antiochos
Epiphanes genommen hatte. Denn diesen hielt man in Rom seit der
Intervention in Ägypten für einen Gegner, und vermutete ein Einver-
ständnis zwischen ihm und Eumenes. Um sich daher von ihrer Ge-
sinnung zu überzeugen, ward 166 v. Chr. unter Führung des Tiberius
Gracchus eine Gesandtschaft nach Asien geschickt, die von beiden Kö-
nigen mit aller Auszeichnung empfangen ward und zurückkehrte,
ohne etwas Verdächtiges bemerkt zu haben ^. Aber das genügte dem
Senate nicht. Im nächsten Jahre ging in gleicher Absicht eine neue
Kommission nach Asien, an deren Spitze Gaius Sulpicius Gallus stand,
ein Politiker schärfster Art, der nun durch öffentlichen Anschlag in den
angesehensten Städten Asiens jeden, der gegen Eumenes etwas vorzu-
bringen habe, auf einen bestimmten Tag nach Sardis einlud. Hier,
mitten im pergamenischen Königreiche, hat er dann zehn Tage lang,
im Gymnasium sitzend, alle möglichen Beschuldigungen gegen den König
angehört^. Es mag sein, dafs dies selbst den Römern zu viel schien;
jedenfalls hatte die Mifshandlung des Eumenes die Wirkung, dafs ihm
die früher entbehrten Sympathien der hellenischen Welt zufielen ^. Das
gilt auch für die Rhodier, die ihm durch das gemeinsame Schicksal und
den jetzt aufgehobenen Widerstreit der Interessen näher gebracht wurden *.
Die römischen Besorgnisse einer Verbindung zwischen Eumenes und
Antiochos wurden übrigens bald darnach beseitigt, als Antiochos im
Winter 165/4 v. Chr. seinen Tod fand.
Bei aller Feindschaft gegen Eumenes hielten die Römer doch dar-
auf, zu zeigen, dafs ihr Zorn nur dem König persönlich gelten sollte,
nicht den Pergamenern überhaupt. Attalos und Athenäos, die Eumenes
als seine Vertreter zur Abwehr gegen die Beschuldigungen des
Prusias und der Galater Herbst 165 v. Chr. nach Rom schickte, wurden
mit Wohlwollen und Auszeichnungen empfangen und entlassen ^, und
ebenso Attalos, als er im Winter 160/59 v. Chr. in derselben Angelegen-
heit nochmals in Rom anwesend war ''. Was die Römer von Eumenes
1) Polyb. XXXI 5. 6, 4 ff.
2) Polyb. XXXI 9, 6 ff. 10.
3) Polyb. XXXI 10, 6. Daher wurde der Sohn des Eumenes, der spätere
Attalos III, als er von Rom über Griechenland zurückreiste (^152/1 v. Chr.), überall
mit grofseu Ehren empfangen. Polyb. XXXIII 18, 4.
4) Oben S. 197 Anm. 1.
5) Polyb. XXXI, 9, 2 ff. Diodor XXXI 7, 2.
6) Polyb. XXXII 3, 2. Die Zeit folgt aus Diodor XXXI 28.
304 12. Buch. § 12. Tod des Eumenes IGO 59 v. Chr.
erwarteten, wodurch er sie etwa hätte versöhnen können, ist unbekannt.
Vielleicht wollten sie ihn veranlassen, die Regierung niederzulegen. Er
hat jedoch ihren Zorn ertragen, bis er starb.
Eine endgültige Beilegung und Schlichtung der schwebenden Streitig-
keiten mit Prusius und den Galatern hat er wohl nicht erlebt. Das Er-
gebnis ist, dafs die Galater unabhängig wurden, dafs aber die Perga-
mener auch weiterhin Besitzungen, Rechte und Einflufs im Lande be-
hielten. Vor allem Pessinus mit dem Tempel der grofsen Götterrautter
blieb in ihren Händen. Die Pergamener hatten auch später über das Heilig-
tum mit seinem ausgedehnten Besitz und seiner Priesterschait eine Art
Schutzherrschaft und scheinen dort auch eine Besatzung unterhalten zu
haben ^
Eumenes H starb 160/59 v. Chr. -. Er hat das Königtum von
Pergamon. durch Tüchtigkeit und Ausdauer, durch geschickte Benutzung
der Zeitumstände auf den Gipfel der Macht erhoben und sich durch
Prachtliebe und Freigebigkeit einen grofsen Namen gemacht ^. Einen
ebenbürtigen Sohn hat er nicht hinterlassen, seine Ehe mit Stratonike
war kinderlos, und die Herrschaft ging, wie längst bestimmt, auf den
ältesten Bruder Attalos II über. Aber auch dieser war ohne Leibeserben,
und ebensowenig hatten die beiden anderen Brüder, Philetäros und
Athenäos, Kinder. Um daher das Bestehen des Hauses zu sichern, hatte
Eumenes einen spät geborenen natürlichen Sohn, der ebenfalls Attalos
hiefs, legitimiert und öffentlich als Thronfolger verkündigt *. Attalos II
1) Vgl. die oben S. 69 Anm. 3 zitierten Briefe, von denen der erste des Eumenes
aus dem Jahre 164 v. Chr. ist. Hier ist von einem kriegerischen Unternehmen gegen
einen galatischen Ort die Rede ; man sieht also , dafs während der Verhandlungen
die Waffen nicht ganz ruhten. Stähelin a. 0. 91. Michel, Recueil 45.
2) Die Zeitbestimmung nach Strabo XIII 624; sein Nachfolger regierte 21 Jahre
bis 139/8 V. Chr. Vgl. Polyb. XXXII 22. Eumenes war 38 oder 39 Jahre König
gewesen; bei Strabo a. 0. mufs zQidxoyru für das überlieferte xExiuQdr.ovTa ge-
schrieben werden. Dem verstorbenen König ward die Apotheose zu teil. Inschr.
V. Perg. I 246 z. 22 ff. übov ßaai'/Jioc: Ev^eyov awifiQoc,. SIGr. P 223. CIGr. II
3070. Vielleicht war es damals, dafs der Monat Eumeneios nach ihm geuannt
wurde. Inschr. v. Perg. I 249 z. 2.
3) Polyb. XXXII 22 Er hat daher den Beinamen svEQyerrj^ , der von ihm
auf die übrigen Pergamener übergeht. Inschr. v. Perg. I 18 z. 35 und dazu
Fränkels Note.
4) Dies folgt aus Polybios XXX 2, 6. Hier wird dem Attalos vorgestellt, dafs
ihm bei der Leibesschwäche und Kinderlosigkeit des Eumenes die Thronfolge in
nicht langer Zeit sicher sei, da Eumenes, auch wenn er wolle, keinen anderen zum
Nachfolger be.stimmen könne; denn, heifst es weiter ot'ds'nu) ydn üvctäE^eiyfxeyog
irry/ave y.cad (pvaiv vio<; cuy avTov 6 /uEici taviu (ficcyi-^dueyog zriv cco^i'iV. Hier ist
xaiii (fvaiy vloq wv (cctov nicht, wie Kopp meint, dem uyud'sJsty/iiSyog untergeordnet,
12. Buch i? 12. Attalos II wird König 159 v. Chr. 205
sollte dem jungen Manne den Thron erhalten; man hat ihn deshalb als
seinen Vormund bezeichnet ^ Er stand in einem ähnlichen Verhältnis
zu ihm, wie einst in Älakedonien Antigonos Dosen zu Philippos. Aber
er war wirklicher, alleiniger König mit allen Ehren eines solchen, mit
dem Beinamen Philadelphos -. Der junge Attalos war nicht Mitregent,
sondern nur der vorausbestimmte Thronfolger ^, und als solcher hat er,
sondern Apposition zu o ustü Tuina dtmh'^atxivoi, uud mau mufs übersetzen : denn
der spätere König (Attalos III), der sein natürlicher Sohn war, war damals noch
nicht bezeichnet oder ausgerufen worden. Livius XLV li), 11 übersetzt «eccZ?tm enm
agnovcrat eum qui postea regnavit, nicht verkehrt, aber auch nicht ganz genau.
Attalos III war also, wie schon Schweighäuser annahm, etwa von einer Nebenfrau
geboren, und wurde dann vom Königspaar adoptiert und legitimiert, wobei es ohne
Zweifel bestimmt ward, dafs er erst nach dem Bruder als Thronfolger einzutreten
habe. Allerdings heifst Attalos III bei Strabo a. 0. ein Sohn des Eumenes und
der Stratonike, aber dies ist offenbar eine wenn auch nur leichte Ungenauigkeit.
Der Ansicht Kopps (Rhein. Mus. 48, 154 ff.), der auch U. Wilcken (RE. II 2,
2170 ff.) beistimmt, kann ich mich nicht anschliefsen. Kopp meint, Attalos III sei
der Sohn des Attalos II aus der kurzen Ehe desselben mit Stratonike vom Jahre
172 V. Chr. (oben S. 109 Anm. 5), und glaubt eine Andeutung dieser Tatsache auch
bei Polybios zu finden, während doch der Historiker deutlich genug deu späteren
Thronfolger als natürlichen Sohn des Eumenes bezeichnet. Aufserdem ist es nur
unvollkommen beglaubigt, dafs es damals 172 v. Chr. zwischen Attalos und Stra-
tonike wirklich zur Ehe gekommen sei , und auch das Alter des jungen Attalo.s
stimmt nicht. Polybios XXXIII 18 bezeichnet ihn zur Zeit seiner Anwesenheit in
Rom 152 V. Chr. als ti«/"?; er war also noch nicht 18 Jahre alt und kann frühestens
169 geboren sein. Endlich sollte man doch, wenn Attalos III wirklich Sohn des
Attalos II gewesen wäre, erwarten, dafs Attalos II nach dem Tode des Eumenes
diese Tatsache irgendwie zum Ausdruck gebracht hätte, aber überall heifst
Attalos III nur Sohn des Eumenes, Brudersohn des Attalos. Insehr. v. Pergamon
I 24G. 248. Michel, Recueil 340. Eumenes hatte bekanntlich noch einen anderen
natürlichen Sohn, Aristonikos. Justin. XXXVI 4, 6. XXXVIII 0, 4.
1) Strabo XIII 624.
2) Vollständig rpiXüäEi^tpog y.al tvegyetra. luschr. v. Perg. I 224, mit Fränkels
Anm. CIG. II 2139b (= Michel, Recueil 340). 8070. SIG. I' 224 f. Skymnos
v. 46. Strabo XIV 641. Lucian. macrob. 12. Der Beiname (fihcd'eXffoi erscheint
schon zu Lebzeiten des Eumenes (Altertümer von Hierapolis S. 77 ft") und wird
auch dem Eumenes beigelegt (SIG. I' 223). Auch evenysTin stammt von diesem her.
3) Wilcken, RE. II 2, 2171. Dadurch wird nicht ausgeschlossen, dafs der
Thronfolger bei Gelegenheit einen gewissen Anteil au den Geschäften hat (Insehr.
V. Perg. I 248 z. 18 mit Fränkels Anm. S. 169), aber er führt nicht den Königs-
titel und nimmt nicht einmal an der Sitzung des Kronrates teil, von der im Briefe
des Attalos an den Priester Attis die Rede ist. Vgl. Michel, Recueil 45 C. Ob dies
Verhältnis ganz den Absichten des Eumenes entsprach , läfst sich nicht sagen.
Vielleicht ist bezeichnend, dafs später dem Attalos II die Apotheose versagt wor-
den ist. Es mag also wohl Attalos III seinen Vorgänger nicht als richtigen
König anerkannt haben.
206 12. Buch. § 12. Tod des Ariarathes IV 1G4/3 v. Chr.
kurz ehe er aus dem Knabenalter heraustrat, 152 v. Chr. in Rom einen
feierlichen Besuch gemacht und sich der Anerkennung des Senates ver-
sichert ^ Die Witwe des Eumenes, Stratonike, nahm Attalos II nach
dem Wunsche des verstorbenen Königs zur Gemahlin und hielt damit
auch für sein Teil die enge Verbindung mit Kappadokien aufrecht ^.
Er liefs sich die Erfahrungen seines Bruders zur Lehre dienen und hütete
sich, etwas Ernstliches zu unternehmen, ohne sich der Zustimmung
Roms versichert zu haben ^ ; er hat dann in bestem Einvernehmen mit
der Schutzmacht seine Regierung bis zu Ende geführt.
Was Ariarathes anlangt, so ward auch dieser, wie schon bemerkt,
als Freund des Eumenes von den Römern beargwöhnt und zugleich
durch die galatischen Angriffe in Mitleidenschaft gezogen. Die Trokmer
versuchten, ihm einen Landstrich zu rauben, und als es ihnen damit
nicht glückte, verklagten sie den König in Rom und machten ihre Sache
beim Senat anhängig. Ariarathes erklärte, sich dem Spruch der Römer
zu unterwerfen, und erwies sich überhaupt so dienstwillig, dafs der
Senat ihm sein Wohlwollen ganz wieder zuwandte *. Als er bald darnach
(l64/o V. Chr.) das Zeitliche segnete, folgte ihm sein Sohn Ariarathes V,
beigenannt Eusebes Philopator ^, Schon früher soll der Vater die Ab-
sicht gehabt haben, ihm die Regierung zu überlassen, aber der Sohn
soll es abgelehnt haben ''. Der neue König suchte sich vor allem der An-
erkennung der Römer zu versichern; als er sie erlangt hatte, beging er
das frohe Ereignis mit grofsen Festhchkeiten und zeigte sich auch ferner-
hin als einen ergebenen Römerfreund ^.
1) Polyb. XXXIII 18.
2) SIG. P 224 f. Plutarch de frat. am. 18 p. 489 F. Nach Plutarch hätte er
sogar mit Stratoiiike mehi-ere Kinder gehabt, sie aber mit Rücksicht auf Attalos III
nicht aufgezogen. Dies klingt bei dem Alter der beiden Gatten nicht glaublich.
Vgl. das von Autigonos Doson Erzählte. Bd. II 287.
3) Vgl. den Brief des Attalos bei Michel, Recueil 45 C z. Off.
4) Polyb. XXXI 12, 16. 13, 2 ff. Zwei Gesandtschaften gingen von Rom in
dieser Angelegenheit nach Kappadokien; beide gehören ins Jahr 165/4 v Chr.
Die zweite war die des Cn. Octavius, die 164 v. Chr. nach dem Tode des Antiochos
Epiphanes Rom verlitfs und weiter nach Syrien bestimmt war. Der Angriff der
Trokmer wird also spätestens 165 v. Chr. fallen.
5) Die Beinamen nach den Münzen. Vgl. Th. Reinach . Trois royaumes de
l'Asie mineur p. 37 ff.
6) Diodor XXXI 19, 8.
7) Diodor XXXI 21. Polyb. XXXI 14. 17. Als die kappadokischen Ge-
sandten von Rom zurückgekehrt waren, regierte in Antiochien noch Antiochos V,
der 163/2 v. Chr. gestürzt ward.
Der Orient von 168—120 v. Chr.
§ 1.
Gedemütigt und geschädigt ging Ägypten aus dem Kriege mit An-
tiochos Epiphanes hervor. Grofs war ohne Zweifel der materielle Schaden,
den die zweimalige Invasion des Seleukiden angerichtet hatte ^, gröfser
und dauernder noch war die Einbufse, welche das Ansehen des Monarchen
dabei erlitten hatte. Eine Zeitlang hatte der junge König die Regierung
gänzlich aus den Händen geben müssen ; der Widerstand gegen Antiochos
und die Rettung Alexandriens war von einer populären Bewegung aus-
gegangen, deren Führer sich ihrer Kraft bewufst gew^orden waren. Durch
sie war der jüngere Ptolemäos zum König erhoben, und regierte jetzt
neben dem älteren und seiner Schwester und Gattin Kleopatra. Er war
Mitkönig, und wenn auch die eigentliche Herrschaft dem älteren zukam,
so war er doch ihm an Ehre gleich; er teilte mit ihm den göttlichen
Beinamen Philometor und andere Ehren ^ und besafs damals als der
Erwählte des Volkes die allgemeine Gunst in weit höherem Grade. Die
Brüder waren sehr ungleich, der ältere milde aber nicht ohne Festigkeit ^,
1) Polyb. XXX 4, 9.
2) Strack, Die Dyn. d. Ptolem. 34 mit der Inschrift n. 8G. Mahaflfy, Hist. of
Egypt. 169. Vgl. die Erzählung bei Diodor XXXI 15 a. Den Beinamen Euer-
getes (11), unter dem er in der Geschichte bekannt ist, hat er erst nach Philo-
metors Tode empfangen. U. Wilcken zu J. G. Droysen , Kleine Sehr. II 418.
441 f. In späteren Jahren ward er sehr beleibt und erhielt davon den Spitznamen
Physkon, d. h. Dickwanst. Strabo XVII 795. 797. Plut. Coriol. 11. losephus
Ant. XII 235, cont. Ap. II 51 ff.
3} Polyb. XXVIII 21, Off.
208 13. Buch. § 1. Ägypten nach 1G8 v. Chr.
der jüngere wird als niifstrauisch, hart und grausam geschildert, beide
noch jung und unerfahren. Wenn zwei so verschiedene Brüder in Ein-
tracht nebeneinander geherrscht hätten, wäre es fast ein Wunder ge-
wesen. Es machte sich von selbst, dafs sich die schon früher vorhandenen
Parteien um sie scharten, und bald entstanden heftige Kämpfe, unter
denen das ganze Land leiden mufste.
Zuerst hören wir, dafs ein Ägypter Dionysios, oder mit ägyptischem
Namen Petosarapis ^ , den älteren Ptolem^äer zu beseitigen und dem
jüngeren die Alleinherrschaft zu verschaffen unternahm, um dadurch
selbst eine leitende Stellung zu erlangen ^. Er trat mit der Anklage
auf, dafs Philometor dem jüngeren Bruder nach dem Leben trachte,
und das Volk ward dadurch so erregt, dafs es den Tod Philometors
verlangte. Aber dieser wufste den jüngeren zu überzeugen, dafs die
Anklage erlogen sei; beide Könige zeigten sich in Eintracht öffentlich
dem Volke, und damit beruhigte sich die Menge. Dionysios versuchte
es jetzt mit den Soldaten ; es sammelten sich in der Vorstadt Eleusis
an 4000 Meuterer um ihn ; aber sie wurden von den könighchen Truppen
zersprengt ; Dionysios entkam, um sich nunmehr an seine Volksgenossen,
die einheimischen Ägypter zu wenden, bei denen er viel galt. Wirk-
lich gelang es ihm, einen Aufstand zu erregen '^, der sich weiter bis nach
Oberägypten, dem Sitz der früheren Empörungen, ausbreitete. Auch
hier hat Philometor den Aufstand bald unterdrückt, nur das feste Pano-
polis leistete längeren Widerstand, bis es Ptolemäos eroberte und die
Führer der Erhebung züchtigte. Er kehrte siegreich nach Alexandrien
zurück *.
Bald darnach, als der jüngere Ptolemäos erwachsen war, nahm die
Eintracht der beiden Brüder ein Ende. Schon 164/3 v. Chr. ist der
Streit so weit gediehen , dafs die Römer eingreifen mufsten ^. Sie be-
1) nsroadgnnig oder TliToaioig vermutet für das überlieferte niroaaQärtjg.
Müller, FHG. II p. IX.
2) Diodor XXXI 15 a. Nach der Ordnung der Exzerpte geschah es spätestens
165 V. Chr.
3) Vielleicht wird dieser Aufstand in einem Papyrus bei Grenfell & Hunt,
The Amherst Papyri II p. 32 f. angedeutet. Es wird dort gesagt, dafs die Auf-
ständischen in loy.i'onaiov »/^(Tof im heutigen Fajjüm die öfifentlichen Urkunden ver-
brannten.
4) Diodor XXXI 17b. C. Müller vermutet, dafs die Tempelgründung, die
Ptolemäos in Debot (Parembole) und Antäupolis laut den noch erhaltenen In-
schriften (Strack, Dyn. d. Ptolem. 248 f.) vornahm, mit dem damaligen Aufstande
zusammenhänge. Dies kann nicht zutreffen, da Ptolemäos Philometor und Kleo-
patra allein ohne den Bruder in den Inschriften genannt werden. Das führt auf
eine Zeit, wo die gemeinsame Regierung der Brüder schon ein Ende hatte.
5) Droysen, Kleine Sehr. II 421 ff. mit U. Wilckens Berichtigungen. Wir sind
13. Buch. § 1. Ptolemäos Philometor und sein Bruder. 309
eilten sich nicht damit, und das Ende des Streites war, dafs der ältere
Ptolemäos, vermutlich durch eine populäre Bewegung, aus Alexandrien
verjagt ward und nach Rom ging, um hier Hilfe zu erbitten ^ Er zog
dort in sehr bescheidenem Aufzuge ein ; der Senat nahm sich seiner an
und gab ihm eine Gesandtschaft mit, um ihn zurückzuführen und mit
seinem Bruder auszusöhnen ^. Er begab sich zunächst nach Kypros,
wo er anerkannt ward, und fand bald Gelegenheit zur Rückkehr nach
Alexandrien. Der jüngere Ptolemäos, später Physkon beigenannt, hatte
sich in kurzer Zeit durch seine Tyrannei, durch grausame Verfolgungen
gegen die Freunde seines Bruders um seine Popularität gebracht ^, und als
nun der ältere in Kypros angelangt war, erhoben sich die Alexandriner,
setzten den jüngeren Ptolemäos ab und luden den älteren ein, zurück-
zukommen und die Gewalt wieder zu übernehmen *■. Als Philometor eintraf,
war der jüngere ganz in seiner Hand; aber er benutzte seinen Sieg mit
kluger Mäfsigung; auf Fürsprache der römischen Gesandten schonte er
seinen Bruder und schlofs mit ihm einen feierlich beschworenen Vertrag, in
dem er ihm Kyrene und Libyen als Königreich einräumte, dagegen für
sich Ägypten und Kypros behielt. Der jüngere verliefs Alexandrien
und übernahm die Herrschaft von Kyrene °.
Allein er gab sich nicht damit zufrieden; ein Jahr später, 162 v. Chr.
ging er in eigener Person nach Rom, um sich über die ihm aufgezwungene
nur mangelhaft unterrichtet. ^Vgl. Liv. perioch. 46. 47. Zonaras IX 25, 3. Trogus
prol. 34. Euseb. chron. I 161 fF. Polyb. XXXI 12, 14. Aus Eusebios ergibt sich die
Zeit. Die beiden Biüder regieren 6 Jahre nebeneinander, vom 12. — 17. Jahr Phi-
lometors, das 18. Jahr, das vom 3. Okt. 164 bis zum 2. Okt. 163 v. Chr. läuft,
gehört wieder dem Philometor allein. Daraus folgt, dafs die ßeichsteilung in dieses
Jahr fällt. Vgl. U Wilcken zu Dioysens Kl. Sehr. II 421.
1) Als einer der Hauptanhäuger des jüngeren Ptolemäos erscheint Timotheos
(Diodor XXXI 2u), wohl der als Gesandter nach Rom von Polybios XXVIII 1, 1
erwähnte.
2) Diodor XXXI 18. Valer. Max. VI 1. Demetrios, der spätere König von
Syrien, nahm sich Philometors in Rom an. Hieher gehört auch wohl Suidas s.
nQoaKyyih'a. V^l Huhsch zu Polyb. XXXI 14.
3) Polyb. XXXI 27, 14. Diodor XXXI 20, wo unter den Hingerichteten
Antipater und Asklepiades genannt werden. Urheber dieser Mafsregeln war
Timotheos, der dann dem populären Unwillen zum Opfer fiel. Diodor XXXI 17 c,
welches Stück wohl hinter cap. 20 zu stellen i.st. Vgl. Wesseling zu Diodor vol. II
S. 584.
4) Diodor XXXI 17 c.
5) Polyb. XXXI 18, 4 f. XXXIX 18, 5. Zonaras IX 25, 3. Ob ihm damals
wie später (^Diodor XXXI 33) auch ein Quantum Getreide zugesagt ward, ist nicht
bekannt.
Niese, Gesch. d. griecli. u. mak. Sljuiten. III. 14
310 13. Buch. § 1. Der kyprische Streit.
ungleiche Teilung zu beschweren; er verlangte die Insel Kypros, und
der Senat nahm sich seiner an; die Vorstellungen der Gesandten Philo-
metors, die obendrein von den römischen Gesandten bestätigt wurden,
waren umsonst. Der Senat sah es für vorteilhaft an, Ägypten noch
mehr zu schwächen, und wünschte überdies, dafs die Teilung nach seiner
eigenen Anordnung erfolge. Demgemäfs gab er dem jüngeren Ptolemäos
Kommissarien mit, die ihn mit seinem Bruder aufs neue aussöhnen und
in Kypros einsetzen sollten, jedoch auf friedlichem Wege ohne Gewalt zu
brauchen ^. Indes hielt es der jüngere Ptolemäos für nötig, mit Waffen-
gewalt wenigstens zu drohen, warb daher in Hellas eine stattliche
Söldnerschar und trat damit die Fahrt nach Kypros an ; auf der
rhodischen Peräa, wo er von den Rhodiern bewirtet ward, machte er
unterwegs Halt. Da jedoch Philometor sich nicht einschüchtern liefs
und die kyprischen Städte schwerlich Lust hatten, seine Untertanen zu
werden, Gewalt aber nicht gebraucht werden sollte, so war der Versuch
auf Kypros vorläufig nutzlos. Auf Rat der römischen Gesandten entlief&
daher Physkon sein Heer in Side und entschlofs sich, den Weg der
Unterhandlung zu betreten. Das Haupt der römischen Gesandtschaft
ging nach Alexandrien, um Philometor zu bearbeiten, an der libysch-
ägyptischen Grenze wollte man dann eine Zusammenkunft der beiden
Brüder veranstalten ^ , auf der alles ins gleiche gebracht werden sollte.
Mit einem der Legaten, Gnäus Cornelius Morula, ging demgemäfs
Physkon über Kreta, von wo 1000 Mann Söldner mitgenommen wurden^
nach Apis, einem Dorfe an der Küste nicht weit von Parätonion ^, und
erwartete hier das Weitere. Philometor jedoch wufste die römischen Ge-
sandten, die er mit Aufmerksamkeiten überschüttete und nicht ziehen
liefs, lange hinzuhalten ; vergebens machte sich auch Morula auf den Weg
nach Alexandrien ; Physkon mufste in höchster Ungeduld 40 Tage um-
sonst warten, bis ihn ein Aufstand seiner Untertanen zum Abzüge nötigte.
Gewifs nicht ohne Zutun der Ägypter empörte sich Kyrene mit den
ISI achbar städ ten ; die Libyer und sogar der Statthalter Physkons, der
Ägypter Ptolemäos, mit einheimischem Namen Synipetesis genannt,
schlössen sich an. Um nicht alles zu verlieren, mufste Physkon zurück.
Schon am Katabathmos, am heutigen Golf von Solüm, fand er den
Küstenpafs von den Aufständischen gesperrt; er bahnte sich mit Hilfe der
Flotte den Weg, fand aber nach siebentägigem Marsche ein ansehnhches
kyrenäisches Heer von 8000 Mann Fufsvolk und 500 Reitern sich gegen-
1) Polyb. XXXI 18.
2) Polyb. XXXI 26 f.
3) Strabo XVII 799. Geogr. gr. miu. I 435 mit Müllers Anm.
13. Buch. § 1. Der kyprische Streit. 311
über ^. In einem Treffen erlitt er, wie es scheint, eine Niederlage ^, mufs
aber doch bald wieder, vielleicht durch gütliches Übereinkommen, in
den Besitz Kyrenes gelangt sein ^. Zugleich erfuhr er durch Merula,
dafs die Bemühungen in Alexandrien ganz erfolglos gewesen seien, und
er schickte nun sofort Gesandte nach Rom, um seine Sache weiter zu
betreiben *. Der Senat trat diesmal sehr entschieden für ihn ein. Der
Gesandte Philometors, Menyllos von Alabanda, ward angewiesen, in fünf
Tagen Rom zu verlassen, das Bündnis mit Philometor ward aufgesagt
und hievon dem Physkon durch eine besondere Gesandtschaft Mitteilung
gemacht. Physkon begann sofort Werbungen, um sich mit Gewalt der
Insel Kypros zu bemächtigen ^. Indessen dauerte es mehrere Jahre, bis
158/7 V. Chr., ehe das Unternehmen ausgeführt werden konnte. Damals
gelang es dem jüngeren Ptolemäos, auf Kypros zu landen und sich fest-
zusetzen, allein er ward von Philometor überwältigt, in Lapathos einge-
schlossen und schliefslich gezwungen, sich zu ergeben''. Auch diesmal
ward er verschont, vor allem mit Rücksicht auf die Römer; der frühere
Vertrag ward erneuert ; nur ward seine Herrschaft noch etwas vergröfsert
und ihm aufserdem eine Geldsumme und jährliche Getreidelieferung be-
willigt; auch versprach ihm Philometor seine Tochter Kleopatra zur
Ehe ^. Aber hiemit war die Sache noch nicht zu Ende ; der jüngere
Ptolemäos wie die Römer beharrten auf ihrer Forderung, ebenso
standhaft weigerte sich Philometor. Es ist kein Wunder, dafs bei dieser
Unsicherheit sich nun ein anderer Bewerber um Kypros einfand, De-
metrios von Syrien. Er fand den Statthalter der Insel, Archias, bereit,
sie ihm gegen hohe Belohnung und Ehren zu überliefern; aber
1) Polyb. XXXI 27, wo § 12f der Text einer Besserung bedarf; ich schlage
vor d' zu streichen und statt MoyvQtuov zu lesen A/o/rpt»' ov. Der Satz würde
dann etwa so aussehen: od^tv «'(puouT^oag ißdof/edog ixs d'iu irji; sotjuov naganXtöfTwy
avrdj xai xwv [vsait') sni Mo/vgiy, or ai'VfßaifE tovc; Kvi)r,v(((oi>g OTQaToTisdevtiy.
Der Name Moxvqiv ist vielleicht nicht richtig überliefert. Der Ort, wo das kyre-
näische Heer stand, mag an der Grenze des kyrenäischen Gebietes, etwa bei der
Insel Platea (heute Bomba) gewesen sein.
2) xh\ jsXog ^irt'idrj schliefst das polybische Exzerpt.
3) Polyb. XXXII 1, 4.
4) Polyb. XXXI 28.
5) Polyb. XXXI 28. XXXII 1.
6) Auf dieses Unternehmen wird ohne ausreichenden Grund die Ehreninschrift
für Seleukos Sohn des Bithys bezogen: aiQ«Tr/y6v iwv y.aru Kvngov xni vuvaQxov
Atti (<gyie{)sa. Inschr. v. Olymp n. 301 S. 426.
7) Diodor XXXI 33 Polyb. XXXIX i8, 6. Liv. epit. 47. Zonaras IX 25, 4.
Ich habe die Ereignisse nach der Reihenfolge der diodorischen Auszüge geordnet.
Nach Diodors Worten sollte man annehmen, der Streit sei nun zu Ende gewesen,
was nicht zutriflPt.
14*
313 13. Buch. § 1. Ptolemäos Philometor behauptet sich.
das Komplott kam rechtzeitig an den Tag, Archias ward zur Verant-
wortung gezogen und kam der Verurteilung durch Selbstmord zuvor '.
Nicht lange darnach, 154 v. Chr , ist Physkon wieder in Tätigkeit. Es
scheint, dafs ein Mordversuch auf ihn unternommen war, bei dem er
verwundet ward. Er ging nun (154 v. Chr) nach Rom, um seinen
Bruder als Anstifter zu verklagen und aufs neue die Hilfe des Senats zu
erbitten '^, die ihm auch diesmal nicht verweigert ward. Philometors Ge-
sandte, die ebenfalls anwesend waren, wurden kaum angehört und mufsten
Rom verlassen; fünf Legaten, jeder mit einer Pentere ausgerüstet, wurden
dem Physkon beigegeben, um ihn nach Kypros zu geleiten, und die Bundes-
genossen in Hellas wie in Asien wurden ermächtigt, dem römischen
Schützling zur Erwerbung der Insel Beihilfe zu leisten. Aber auch
diesmal ward die Absicht des Senats nicht durchgesetzt; Ptolemäos
Philometor wich nicht vom Platze und ist bis an sein Ende Herrscher,
auf Kypros geblieben, das er lest in der Hand hielt und sorglältig hütete.
Ohne Zweifel war ihm bekannt, dafs der Senat um diese Sache keinen
Krieg mit ihm anfangen würde. Es kam ihm dann zu statten, dafs
nach dem letzten Versuch die Römer im Westen in schwere Kämpfe ver-
wickelt wurden, auch war es für ihn ohne Zweilei von Nutzen, dafs sein
syrischer Nachbar Demetrios den Römern ernste Sorgen machte. Zu-
gleich aber mufs man dem ägyptischen Könige nachrühmen, dafs er sich
geschickt und standhaft den Zumutungen des Senats widersetzt und
seine Sache schliefslich behauptet hat.
Seine Herrschaft in Ägypten ist, so viel wir sehen, seit der Ver-
treibung Physkons nicht mehr ernstlich angefochten worden. Ohne
Zweifel hat der Streit mit dem Bruder, der in seinem ersten Teil auf
ägyptischem Boden ausgefochten ward, viele Kreise des Landes in Mit-
leidenschaft gezogen, wenn auch Näheres darüber nicht bekannt ist ^
Li dem leicht erregbaren Alexandreia scheint es noch einmal zu Unruhen
gekommen zu sein *, im ganzen ist, soweit bekannt, das Land ruhig ge-
1) Polyb XXXIII 5 nach dem Kriege zwischen Attalos und Prusias und voj.
dem Streit zwischen Ariarathes und Priene. Archias ist gewifs derselbe, den Diodor
XXXI 18 als Begleiter Philometors erwähnt.
2) Polyb. XXXIII 8. Es war zu der Zeit, wo der Konsul Opimius gegen die
Ligurer ins Feld zog.
3) Mahafiy deutet die im Papyr. Taur. 1 erwähnte Amnestie aus dem Jahre
26 (155/4 V. Chr) auf das Ende des Kampfes mit Physkon. MahafFy, Emp. of
Ptol. 352.
4) Dies besagt die unklare und wenig zuverlässige Notiz bei Josephus, Cent.
Ap. II 4J<f., wonach in der Stadt ein Aufstand gegen Kl«^opatra ausbrach und die
Alexandriner nur durch Vermittelung des Ouias vor dem Untergange gerettet wur-
I
13. Bucb. § 1. Ptolemäos VI und die Juden. 213
wesen, auch das früher aufständische Oberägypten, wo der König ver-
schiedene Tempelbauten ausgeführt hat ^ Man glaubt zu bemerken,
dafs unter ihm die Vermischung des griechischen und ägyptischen Wesens
weitere Fortschritte gemacht habe; das einheimische Element macht sich
neben dem griechisehen stark bemerklich ^, ein natürlicher Prozefs, der
sich in ähnlicher Weise aufserhalb Ägyptens vollzog.
Es wird berichtet, dafs Philoraetor sich besonders der jüdischen Be-
völkerung seines Landes günstig erwiesen habe. Es gab von alters her
Juden in Ägypten, und wir begegnen ihnen schon unter den ersten
Ptolemäern ^. Unter Philometor fand die jüdische Kolonie starken Zu-
wachs durch die Auswanderung aus Judäa, wo von jeher eine starke
Hinneigung zu Ägypten bestand. Viele Juden suchten damals vor der
Verfolgung des Antiochos Epiphanes und seiner Nachfolger bei dem
Ptolemäer Zuflucht, unter ihnen der Hohepriester Onias. Sie fanden
Aufnahme und wurden zum Teil in einer nach Onias benannten Land-
schaft im östlichen Delta angesiedelt; bei Leontopolis, nicht weit von
Heliupolis, errichtete Onias mit königliciier Erlaubnis einen Tempel nach
dem Muster des Jerusalemischen ^. Nach jüdischer Tradition hat nun
Philometor den Juden im hohen Grade seine Zuneigung geschenkt °;
der erwähnte Onias und sein Ötammesgenosse Dositheos haben an-
geblich als Heerführer in seinen Diensten gestanden und sich um das
Königreich und die Stadt Alexandreia verdient gemacht *". Diese Er-
den. Hier kann eine Verwechselung mit Kleopatra III vorliegen. Willrich,
Juden und Griechen 149 will den Vorgang ins Jahr 164/o v. Chr. setzen.
1 Z. B bei Philä und Debot südlich von Philii. Mahafty, Ptolem. 361. Hist.
of Egypt. 179. Vgl. Strack S. 251 n. 95. Oben 208 Anm 4
2) Mahaffy, Ptolem. 358 f. Der oben S. 2U8 erwähnte Dionysios, ferner Pto-
lemäos Sympetesis (S. 210) waren offenbar einheimische Ägypter in hohen Stel-
lungen.
3) Aristeas § 12 (Wendland). H. Willrich, Juden und Griechen 24 ff. 126 ff.
Als Begründer der ägyptischen Judenschaft gilt nach der jüdischen , .sehr zweifel-
haften Tradition neben Alexander dem Grofseu Ptolemäos I Aber die Anfänge
der jüdischen Kolonie daselbst gehen offenbar in viel ältere Zeit zurück Dals
unter Philadelphos viele Juden in Ägypten sal'sen, beweist schon die Polemik Ma-
nethons gegen sie. Belege aus der Zeit des Ptolemäos III Fliuders Petrie Papyri
I 43. II 23. Beiträge zur alten Geschichte II 478.
4) Josephus, Bell. Jud. I 33. VII 423 ff. Antiq. XII 387. XIII 62 ff. 285.
XX 236. Die Berichte sind stark aufgeputzt und bearbeitet. Die Zeitbestimmung
(Josephus, Bell. Jud. VII 436), die auf etwa 170 v. Chr. zu führen scheint, ist
unsicher. Schürer, Gesch des jüd. Volkes IIP 97 ff. Willrich. Juden u. Griechen 126.
5) Josephus, Antiq. XIII 74 ff. läfst vor ihm auch einen Sti-eit zwischen Juden
und Samaritanern zu gunsten der ersteren entscheiden.
6) Josephus, Cont. Ap. II 49 ff.
214 13. Buch. § 2. Antiochos Epiphanes.
Zählungen müssen mit aller Vorsicht aufgenommen werden; aber es ist
nicht unwahrscheinlich, dafs sich in dem Bruderkriege die Juden auf
Philometors Seite hielten und dadurch seinen Dank verdienten. In der
Tat beginnt unter diesem König die Judenschaft in Alexandrien wie im
Lande sich stark bemerklich zu machen. In der Hauptstadt nahmen
sie einen besonderen Stadtteil ein ^ , erwarben sich das Recht eines
eigenen Vorstehers und eigener Gerichtsbarkeit, und gingen von da aus
in ähnlicher Stärke nach Kyrene und Nachbarschaft hinüber -. Ihre
heimische Sprache vertauschten sie mit der griechischen, aber an ihrer
Religion hielten sie fest und bildeten sie weiter. Ihre heiligen Schriften,
zuerst das Gesetz, wurden in Alexandrien übersetzt, und zugleich
traten sie dort mit der griechischen Litteratur in innigere, fruchtbare
Berührung ^.
Nach auföen hin hat Philometor eine sehr angesehene Stellung ein-
genommen und besonders unter den Hellenen viel Anhang besessen. Die
alten Beziehungen brachen keineswegs ab ^, noch immer war Thera
ägyptisch, die ptolemäische Besatzung in Itanos auf Kreta ist erst nach
Philometors Tode abgezogen, selbst Methana im Peloponnes scheint unter
ihm noch ptolemäisch gewesen zu sein ^. Er hat also den ererbten aus-
wärtigen Besitz ungeschmälert erhalten.
Als Antiochos Epiphanes Ägypten verlassen und nach Antiochien
zurückgekehrt war, beschlofs er, seine ägyptischen Erfolge nach dem
Beispiel des Amilius PauUus durch prächtige Spiele zu feiern; er wollte
den Glanz der Feste in Makedonien noch übertreffen und lud dazu alle
1) Sie behaupteten später, dafs Alexander der Grofse ihnen den Platz an-
gewiesen habe. Josephus, Cont. Ap. II 35. Bell. Jud. II 487 f.
2) Strabon bei Josephus, Antiq. XIV 116f. Vgl. Schürer, Gesch. des jüdischen
Volkes IIP 19 fF.
3) Nach der Erzählung des Aristeas ist bekanntlich das Gesetz , d. h. die
5 Bücher Mosis, schon unter Ptolemäos II von den 70 Altesten ins Griechische
übertragen worden. Ob die Übersetzung so alt ist, ist jedoch ganz unsicher.
H. Willrich, Juden u. Gr. 154 möchte sie erst in die Zeit Physkons, also nach
146 V. Chr. setzen Diese Frage ist noch nicht gelöst Vgl. Scbürer a. 0. IIP'
308 flF.
4) In Athen wurden ihm Ehren erwiesen; er beteiligte sich dort an den Pana-
thenäen. CIA. II 9ü(>. 9(J8.
5) Strack, Dynastie d. Ptol. S. 250 n. 91 ff. Cllns. III n. 46Bff SIG. IP
929 z. 43 Der Kopf einer Kolossalstatue von ihm ist im saronischen Meerbusen
gefunden worden. MA. XII 212. Mahaffy, Emp. of Ptolemies 372.
13. Buch. § 2. Feste in Daphne 166 v. Chr. 315
Hellenen zu Gaste ^ In Daphne bei Antiochien wurden demgemäfs etwa
im Frühjahr 166 v. Chr. die prächtigsten und mannigfachsten Feste, Spiele
und Wettkämpfe, darunter Fechterspiele römischer Art, ausgerichtet, zu
denen eine Menge Künstler aus Hellas gekommen waren. Eingeleitet
wurden sie durch einen langen Festzug, in dem neben vielem anderen
ein grofser Teil der königlichen Heeresmacht einherging. Die Feste
dauerten 30 Tage, dann folgten gewaltige Schmausereien und Gelage ^.
Der König machte selbst den Wirt, und seine bürgerliche, gesuchte Ein-
fachheit stach sehr gegen die üppige Pracht der Feste und Autzüge
ab ^. Seine Freunde und ersten Beamten beteiligten sich dabei; sie
mufsten auch zu den ungeheuren Kosten dieser Spiele beitragen, mit
denen der König den Ertrag des ägyptischen Krieges verschwendete.
Auch die Heiligtümer hatten ihre Schätze dazu hergeben müssen ■*.
Als die Feste eben vorbei waren, kam eine römische Gesandtschaft,
geführt von Tiberius Gracchus, um den König zu beobachten; denn
seit dem Ende des ägyptischen Feldzuges hielten die Römer ihn für ihren
Gegner, wie er in der Tat die Vereitelung seiner ägyptischen Pläne auf
das schwerste empfand. Aber er wufste seine Gefühle zu bemeistern;
wie er auch sonst den Römern weiterhin seine Freundschaft und Be-
wunderung bezeigte ^, so empfing er die Gesandtschaft mit überschweng-
licher Höflichkeit, überhäufte sie mit Artigkeiten und räumte ihnen so-
gar seinen eigenen Palast ein. Die Gesandten gingen fort mit der Über-
zeugung, dafs er ihr Freund geblieben sei ^.
Aber der Senat traute ihm nicht mehr. Verdächtig machte ihn
die Freundschaft mit Eumenes und Ariarathes ^. Den Römern wäre
1) Die Spiele des Aemilius PauUus wurden im Frülijahr 167 v. Chr. gehalten.
Liv. XLV 32, 8. Oben S. 185.
2) Polyb XXXI 3 (bei Athen. V 194 C. X 439 B.). Diodor XXXI 16. Es
ist von Interesse, den von Polybios geschilderten Festzug auf der einen Seite mit
dem berühmten alexandrinischen (Athen. V 195 ff. Bd. II 108) zu vergleichen,
anderseits mit den römischen Triumphen, z. B. dem des Pompejus (Appian,
Mithr. 116 f)
3) Polyb. XXXI 4, 4 ff. Er hat sogar einmal bei einem Gelage mit den
Mimen nackt vor seinen Gästen getanzt.
4) Polyb. § 9 leQoavXr,xei dk xul rd nXftaTa rioy tegvSv , wobei man natürlich
zuerst an den Tempel in Jerusalem denkt. Granius Licin. p. 8 f. Bonn, berichtet
von einer Plünderung des Artemistempels in Hierapolis.
5) 167 V. Chr. schickte er eine Gratulationsgesaudtschaft nach Rom XLV 13.
Ein Teil seines Heeres war römisch bewaffnet. Polyb. XXXI 3, 3.
6) Polyb. XXXI 5. Diodor XXXI 17.
7) Oben S. 203. Wahrscheinlich blieben auch zum Fürsten des pontischen
Kappadokiens , Pharnakes und seinem Nachfolger, die alten guten Verwandtschaft-
316 13. Bach. § 2. Antiochos Epiphanes.
Feindschaft mit den vorderasiatischen Fürsten lieber gewesen. Dazu
kam, dafs es dem Antiochos in der Tat gelungen war, das seleukidische
Königtum neu zu befestigen ^ Wenn er auch vor den Römern aus
Ägypten hatte weichen müssen, so war er doch sonst in seinen Unter-
nehmungen glücklich. Seine Kriegsmacht hatte er ansehnlich vermehrt ^,
und in seinem Lande wufste er Ruhe und Ordnung zu erhalten ^. Zu
den grofsen Monarchen kann er gewifs nicht gerechnet werden; seine
guten Eigenschaften wurden durch andere beeinträchtigt, besonders durch
seine Launen und die Verschwendung, mit der er seine Reichtümer, deren
er für eine Politik in grofsem Stil dringend bedurft hätte, in mafslosen
Festlichkeiten verpuffte.
Schon bald nach den Festen in Daphne * machte sich Antiochos
zu einem neuen Unternehmen in die oberen Satrapien auf; es war in
Persis ein Aufstand ausgebrochen, und vor allem, so scheint es, gedachte
er die Parther wieder zu unterwerfen oder zurückzudrängen ^. Dort
herrschte seit etwa 176 v. Chr. Arsakes V Phraates, ältester Sohn des
Arsakes IV Phriapatios ^. Er mufs bereits die kaspischen Pässe und
liehen Beziehungen (Bd. II 366) bestehen. Mithridates VI rühmte sich mütter-
licherseits von den Seleukiden zu stammen. Justinus XXXVIII 7, 1.
1) Er wird nicht nur von den Hellenen, sondern auch in Asien gefeiert. Auf
einer Inschrift , die angeblich aus Babylon , aber nach U. Köhlers iMeinung in
Wahrheit aus Antiochien stammt, heifst Antiochos awrrio zjjg ^dinc und xtiottj;
Tijf no'Asü)?. U. Köhler, Sitzungsber. d. Berliner Akad. phil.-hist. Kl. 51 (1900)
1100 ff". Beiläufig bemerke ich hiei% dafs Antiochos Epiphanes wahrscheinlich auch
im Ehrendekret für Diomedes aus dem kilikischen Seleukeia gemeint ist. Wilhelm
und Heberdey, Denkschi-iften der Wiener Akademie 44, S. 8 n. 18.
2) In dem Aufzuge bei Daphne gingen an Fufsvolk der verschiedenen Waffen-
gattungen 46000 Mann, darunter 20000 Makedonier , und 8500 Reiter. Polyb.
XXXI 3.
3) Libanios (Antioch. vol. I 310 f. R.) spricht von der Unterdrückung des
Räuberwesens im Tauros durch einen Antiochos, unter dem nur Epiphanes ge-
meint sein kann.
4) 166/5 V. Chr. (147 Sei.) nach 1 Makk. 3, 37. Der Auszug wird Sommer
oder Herbst 166 v. Chr. zu setzen sein.
5) Tacit. bist. V 8. 1 Makk. 3, 25 ff. Joscphus Ant. XII 293 f Hieronymus
in Dan. 8, 9 p. 1105 Mart. Die Parther nennt nur Tacitus. Vgl. meine Kritik
der Makk. S. 42 f. Was den Aufstand der Perser anlangt, so kann damit die
Nachricht des Plinius h. n. VI 152 verbunden werden, wonach Numenios, der
Satrap von Mesene, unter Antiochos aufständische Perser au der arabischen Küste
von Oman am gleichen Tage zu Wasser und zu Lande schlug. Gutschmid, Gre-
schichte Irans 40. Freilich ist nicht sicher, welcher Antiochos gemeint sei.
6) Arsakes IV war Sohn und Nachfolger des Arsakes III , gegen den An-
tiochos III zu Felde zog (Bd. II 398); er hat 15 Jahre lang, etwa von 191 — 176
V. Chr. regiert. Justin. XLI 5, 8. Von ihm stammt die erste datierte Münze
13. Buch. § 2. Antiochos Epiphanes. 217
die östlichen Bezirke Mediens bis nach Rhagä hin besessen haben; denn
er überwand das Gebirgsvolk der Marder und siedelte einen Teil von
ihnen in der Nähe von Rhagä bei Charax an K Die Parther hatten also
den Fall der seleukidischen Macht benutzt und sich der Schlüssel zum
westlichen Iran bereits bemächtigt. Beim Auszuge liefs Antiochos seinen
gleichnamigen Sohn als Reiclisverweser für die westlichen Provinzen
zurück , einen Knaben , dem er schon vorher den Königstitel gegeben
hatte '^, und bestimmte ihm als Vormund Lysias, einen der vornehmsten
Beamten ^. Offenbar nahm der König eine längere Abwesenheit in Aus-
sicht. Ein grofser Teil des Heeres begleitete ihn, gröfsere Unternehmungen
scheinen also geplant zu sein, auf alle Fälle gab es in den oberen Sa-
trapien genug zu tun ^
Über den Feldzug dahin gibt es nur dürftige und verworrene Nach-
richten ^. Antiochos bekriegte den abtrünnigen Artaxias von Armenien, den
Gründer der Hauptstadt Artaxata, drang in Armenien ein, schlug den
Satrapen und zwang ihn zur Unterwerfung ''. Weiter war er in Babylonien
anwesend ; er schickte eine Expedition in den persischen Meerbusen und liefs
die Küste von Charax an der Euphratmündung bis zu den Gerrhäern und
darüber hinaus erforschen''; wahrscheinlich gedachteer, wie sein Vater,
die Gerrhäer zu unterwerfen. Zuletzt finden wir ihn in Elymais, in
derselben Gegend, wo schon Antiochos JH so energischen Wider-
stand gefunden hatte. Diese Gebirgsvölker waren seitdem nicht wieder
aus dem Jahre Sei. 125, d. 4. 188/7 v. Chr. Percy Gardner, The Parthian coiuage
S. 27.
1) Justinus XLI 5, 9. Isidor. Charac. 7 bei C. Müller, Geogr. graeci min. I
251. G. Rawlinson, The sixlh great oriental mouarchy S. 63. Gutschmid, Ge-
schichte Irans 43. Percy Garduer, Parthian coinage S. 4.
2) Schon 142 Sei = 171/0 v. Chr. führt der junge Antiochos den Köuigs-
titel. Keilinschr. Bibl. VIII 109 f. Nach Eusebios, Chron. I 253 ist er erst
1^ Jahre vor dem Tode des Epiphanes König geworden, wobei offenbar nur die
Stellvertretung des Vaters gerechnet ist. Wilcken, RE. I 2 , 2476. Vgl. 2 Makk.
9, 25.
3) IMakk. 3, 32. Josephus Ant. XII 295. 2 Makk. 9, 2.^. 11, 1. 13, 2.
Lysias ist wohl derselbe, dem wir schon 196 v. Chr. im Dienste des Antiochos III
begegnen. Polyb. XVIII 47, 4.
4) Vgl. 2 Makkab. 9, 25.
5) Gutschmid, Geschichte Irans 40 f.
6") Appian, Syr. 45. 66. Diodor fr. XXXI 17 a. Porphyrios bei Hieron. in
Daniel 11, 40 ff. p. 1132 f. Er scheint den Artaxias in seine Gewalt gebracht zu
haben. Mit Porphyrios darf man wohl den Feldzug ins 11. Jahr des Königs setzen,
166/5 V. Chr. Was Porphyrios weiter über einen dritten Feldzug gegen Ägypten
sagt, beruht auf Mifsverständnis des Propheten Daniel.
7) Plin. bist. nat. VI 147. Die Neugründung von Charax, die Gutschmid
hieher setzt, wird besser dem Antiochos III beigelegt. Bd. II 401.
318 13. Buch. § 2. Antiochos IV im Osten.
unterworfen ' und belästigten die Umgegend. Der König brauchte Geld
und versuchte, das reiche elymäische Heiligtum der Anaitis, der grie-
chischen Artemis oder Aphrodite, in seine Gewalt zu bringen -. Aber
die Eingeborenen verlegten ihm den Weg. Er mufste zurückweichen
und zog weiter bis nach Tabä in Persis an der Grenze Mediens ^; hier fiel
er in Krankheit, wahrscheinlich Schwindsucht, und starb ■*. Seine Leiche
führte Philippos, einer seiner Freunde, nach Antiochien •'' ; sie ist ver-
mutlich in Seleukeia am Meere beigesetzt worden; der Verstorbene ward
der Apotheose teilhaftig ^'. Antiochos starb nach elfjähriger Herrschaft
wahrscheinHch im Winter 1G5/4 Chr. '^.
1) Gutschtnid , Geschichte Irans S. 39 vermutet, dafs es schon seit dem Ende
des Antiochos III eigene elymäische Könige gab. Vgl. Strabo XVI 744.
2) Vielleicht das Heiligtum, das nach Strabo XVI 744 Azara hiefs, nach To-
maschek heute Azar zwischen Ahvas und Ram-Hormuz (Sitzungsber. d. Wien.
Akad. CXXI 8 S. 84). Vgl. Pliuius H. N. VI 135. Appian, Syr. 6G nennt die
Göttin Aphrodite.
3) Tabä lag nach Curtius Ruf. VI 13 . 2 in Parätakene. Vielleicht ist es
nicht verschieden von dem bei Strabo XVI 728 erwähnten rdßat. Vgl. Ptolem.
VI 4, 7.
4) Polyb. XXXI 11. Appian, Syr. 45. 6G. Porphyr, bei Hieron. in Dan. 11,
36 vol. III p. 1131 ff. 2Makk. 9, 1. 1 Makk. 6, 1. Josephus Antiq. XII 354ff.
Seine Krankheit war nach Appian Schwindsucht, aber schon Polybios sagt, dafs
einige den Tod des Antiochos für die göttliche Strafe des versuchten Tempel-
raubes ansahen. Dies Motiv ist dann bekanntlich in den Makkabäerbüchern auf-
genommen, auf die Plünderung des Tempels in Jerusalem übertragen und aus-
gemalt worden. Meine Kritik d. Makkab. S. 84. Vgl. 29. Die 2 Makk. 1, 13 f.
gegebene Erzählung vom Ende des Antiochos bezieht sich nicht auf Epiphanes,
sondern auf Sidetes, wenn auch einzelne Züge aus der Geschichte des Epiphanes
dabei verwandt worden sind. Meine Krit. der Makkab. 19 f.
5) Granius Lic. p. 9 berichtet, unterwegs seien die Zugtiere scheu geworden,
die Leiche sei in den Flufs gefallen und nicht wieder gefunden. Nach 2 Makk.
9, 7 ist Antiochos vor seiner Krankheit aus dem Wagen gestürzt.
6) 2 Makk. 9, 29. Nach 1 Makk. 6, 14. Josephus Antiq. XII 360 ward Phi-
lippos zum Vormund des ganzen Reiches ernannt. Dies klingt, namentlich mit
Rücksicht auf Lysias und die folgenden Ereignisse, wenig glaublich und ist wohl
Übertreibung oder Mifsverständnis. Die Apotheose bezeugt 2 Makk. 11, 23.
7) Vgl. Kritik der Makkabäerb. 82 f Diese Zeitbestimmung ergibt sich aus der
Urkunde 2 Makk. 11, 23f, wonach im Xanthikos 148 Sei. = April 164 v. Chr.
der Tod des Königs in Syrien bekannt war. Er erfolgte nach dem 2 Makkab.
etwa gleichzeitig mit der Tempclweihe in Jerusalem. Hiemit stimmt, dafs nach
der berichtigten Liste des Eusebios, Chron. I 253 Olymp. 153, 4 = 165/4 v. Chr.
das Todesjahr ist, sowie die sonstigen Daten. Die bisherige Ansicht setzt nach
1 Makk. 6, 16. Josephus Antiq. XII 361 seinen Tod ein Jahr später 149 Sei. =
164/3 V. Chr., aber dies ist eine absichtliche Änderung oder ein Versehen des 1. Mak-
kabäerbuches. Die Angabe des Granius Lic. p. 9 Bonn., der den König Graccho
iterum conmle. d. h. 163 v. Chr., sterben läfst, vorausgesetzt, dafs dort richtig ge-
13. Buch. § 2. Antiochos V Eupator. 319
Für das seleukidische Reich war der Tod des Antiochos ein
harter Schlag. Der Verstorbene hinterliefs mehrere Kinder ^ , sein
Nachfolger war der älteste, damals neunjährige Sohn Antiochos V
Eupator, den er bereits zum Thronerben bestimmt hatte. Da Eupator
noch ein Kind war, so ward ihm unter Mitwirkung des Volkes
eine Vormundschaft bestellt, an deren Spitze Lysias stand-; neben
diesem gehörten Herakleides und Timarchos zu den Hauptstützen
der neuen Regierung -^ Der König war nicht nur ein Kind , sondern
auch von zweifelhaitem Recht; denn es lebte in Rom Demetrios, der
nunmehr erwachsene 23jährige Sohn des Seleukos IV, den Epiphanes
zu gunsten seines eigenen Sohnes zurückgesetzt hatte. Demetrios machte
sogleich seine Ansprüche geltend, und man fürchtete in Antiochien vor
allem, dafs der Senat ihn anerkennen würde. In Rom sah man den
Tod des Epiphanes als einen Glücksfall an und hatte ihn mit Freuden
vernommen *, aber sein Sohn war ein erwünschter Nachfolger. Man wollte
die Seleukiden schwach und gefügig erhalten und zog daher einen un-
mündigen König vor. Die Ansprüche des Demetrios wurden daher ab-
gewiesen ; er mufste als Geisel in Rom bleiben, Antiochos V ward als König
begrüfst. Der Senat benutzte sogleich die günstige Gelegenheit; eine
Gesandtschaft, an deren Spitze Gnäus Octavius stand, ging nach An-
tiochien, um die römischen Interessen wahrzunehmen und die seleukidische
Kriegsmacht zu beschneiden. Sie hatte vor allem Auftrag, die Krieg-
schiffe und die Kriegselephanten, die Antiochos Epiphanes sich beschafft
hatte, zu vernichten °, und rechnete dabei keinen Widerstand zu finden;
denn auch in Rom blieb Demetrios ein Prätendent; die Regierung in
Antiochien war durch die Furcht vor ihm gelähmt und blieb schwach
und unselbständig**. Es fehlte an einer wirklichen Autorität, und am
lesen ist, mufs auf alle Fälle irrig sein. Appian, Syr. 6li läfst ihn abweichend von
allen anderen Quellen beinahe 12 Jahre lang regieren, aber diese Abweichung ist
kaum ernst zu nehmen. Vgl Clinton fasti Hellen. III 321 f.
1) Polyb. XXXI 12, 4. Seine Gemahlin war Laodike (SIG. I' 229), über die
sonst nichts bekannt ist. Reinach (Mithradates Eupator 42 Anm.) hält sie für
identisch mit der von Appian, Syr. 42 erwähnten, sie raüfste also seine Schwester
und vorher mit seinen Bruder vermählt gewesen sein. Seine 2 Makk. 4 , 30 er-
wähnte Nebenfrau Antiochis scheint, nach dem Namen zu urteilen , ebenfalls dem
Königshause angehört zu haben.
2) Justin. XXXIV 3, 5 sagt: cui cum tutores dati a populo essent. Vgl.
Appian, Syr. 66 1 Makk. 6, 17. 2 Makk. 10, 11. Nach Appian war Eupator
neun, nach Euseb. chron. I 253 zwölf Jahre alt. Vgl. U. Wilcken, RE. I 2, 2476.
3) Appian, Syr. 47.
4) Appian, Syr. 46.
5) Polyb. XXXI 12, 4 ff. 19, 9 ff. Appian, Syr. 46. Granius Liciu. p. 14 B.
6) Polyb. XXXI 13, 6.
330 1^- Buch. § 3. Das südliche Syrien.
Hofe und im Schofse der Regierung und der königlichen Familie ent-
standen Gegensätze und Feindschaiten '. Laodike, die Tochter des An-
tiochos III, Witwe des Ariarathes IV, die sich mit ihrer Tochter da-
mals in Antiochien aufhielt, wurde auf Befehl des Lysias hingerichtet,
gewifs aus keinem anderen Grunde, als weil man in ihr eine Anhängerin
des Demetrios sah -. Unter diesen Umständen litt die königliche Ge-
walt und das Reich grofsen Schaden. An eine Fortsetzung des Zuges
in die oberen Satrapien, an Unterwerfung der aufständischen Untertanen
daselbst war nicht zu denken. Philippos scheint das Heer wieder zurück-
geführt zu haben, und es ist wahrscheinlich, dafs die Parther und die
übrigen Nachbarn Gelegenheit zu neuen Eroberungen fanden. Armenien
hat seit dieser Zeit die volle Unabhängigkeit dauernd erreicht; der Statt-
halter von Kommagene, Ptolemäos, machte sich gleichfalls selbständig
und unternahm auf eigene Ha^id einen Kriegzug gegen seinen kappa-
dokischen Nachbar -^ Auch anderswo rührte es sich "* , und vor allem
empfing der Aufstand, der in Syrien selbst schon unter Antiochos Epiphanes
bei den Juden ausgebrochen Avar, neue Nahrung und Kraft, so dafs
schliefslich der König selbst sich gegen sie aufmachen mufste. Es ist von
Interesse, dem Ursprung dieses folgenreichen Aufstandes an dieser Stelle
nachzugehen.
>1 3.
Im südlichen Syrien lebte ein buntes Gewimmel verschiedener poli-
tischer Gebilde nebeneinander, Einheimische untermischt mit hellenischen
Gründungen. Die Masse der Bevölkerung war syrisch ; nur im Süden safsen
arabische Stämme, meist Nomaden, die bedeutendsten die freien Nabatäer
von Petra, die schon zur Zeit des Antigonos und Demetrios mächtig
waren und bis ans Tote Meer reichten ^. Westlich vom Toten Meer
wurden die Araber von den Idumäern begrenzt, östlich reichten sie
viel weiter nach Norden tief in Syrien hinein. Araber sitzen in der
1) Bekannt ist der Gegensatz zwischoi Lysias und Philippos. 1 Makk. (i, 5r>.
2 Makk 13, 23.
2) Polyb. XXXI 17, 2 f. Ihr Sohn Ariarathes V liefs die Gebeine der hin-
gerichteten Frauen in Kappadokien bestatten.
3) Diodor XXXI 19 a. Dies Fragment kann ain besten hier eingefügt
werden.
4) Man könnte z. B. daran denken, die Selbständigkeit der Dynastie des west-
lichen rauhen Kilikiens von dieser Zeit zu datieren. Doch scheint es besser, ihre
Anfänge mit dem Sturz des Demetrios I zusammenzulegen. Diodor XXXI 32 a.
5) Diodor XIX 94 ff. Bd. I 300ff. Über die Nabatäer vgl. Schürer, Gesch.
des jüd. Volkes l 726 f.
i
13. Buch. § o. Das südliche Syrien. 321
Nachbarschaft von Pella bei Rabbatamrnon und in der alten Moabitis,
und schon Alexander fand sie am Antilibanos K
Ganz oder zum guten Teil hellenisch waren die Küstenstädte
Sidon, Tyros, Ptolemais (das alte Akko), Joppe und die Philisterstädte,
wie Gaza und Askalon, mit den neuen Gründungen Anthedon und
Apollonia ^'. Landeinwärts lag eine Gruppe hellenischer Städte am Ufer
des Sees Gennesar, im benachbarten Jordantal und weiter ostwärts,
Gründungen der Seleukiden oder Ptoleraäer, Philotereia, Skythopolis oder
Bethsan, Abila, Dion, Pella, Gerasa und Philadelpheia, das alte Rabbat-
amrnon. Auch Samareia und Damaskos sind ihnen zuzurechnen. Diese
Städte sind nicht ausschliefslich hellenisch, sondern enthalten einen guten
Teil einheimischer Bevölkerung-'', aber sie verwalten sich und ihr Ge-
biet doch in der Weise hellenischer Politien. Die übrigen Landschatten
hatten verschiedene Verfassungen; die Nabatäer standen unter eigenen
Fürsten *, und ähnlich scheint es bei den Stämmen des Ostjordanlandes
gewesen zu sein, wo uns bei Abila schon unter ägyptischer Herrschaft
einzelne Dynasten begegnen ^. Die übrigen wurden nach Landesbrauch
unter Aufsicht der königlichen Beamten verwaltet. Die Abhängigkeit
von den Herrschern war nach Umständen sehr verschieden, Empörungen
kamen leicht zu stände. Zuerst der Übergang von den Ptolemäern auf
die Seleukiden, dann die Schwächung der letzteren hat das Band der
königlichen Autorität stark gelockert ''.
In dieser Umgebung safsen nun die Juden zwischen Iduraäa und Sama-
rien''; der anstofsende Landstrich östlich vom Jordan gehörte ihnen ebenfalls,
dagegen die See berührten sie nicht. Das Land war stark bevölkert und
gut angebaut ^. Der politische und religiöse Mittelpunkt des Volkes, seine
1) Arrian, Auab. II 20, 4. Phatarch Alex 24. Polyb. V 71. Bd. I 80.
II 378. In der Schlacht bei Raphia bildeten die Araber unter ihrem Fürsten
Zabdibel ein eigenes Kontingent. Polyb. V 79, 8. Vgl. 1 Makk. 9 , 35. 2 Makk.
12, lOf. Josephus Autiq. XII 229. 1 Makk. 11, 16. o9 (wo die Emisener gemeint
sind). 12, 31. Diodor XXXIII 4a. Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten V 205.
2) Scbürer IP' p. 72 ff
3) Deutlich sieht man es z. B. an Eabbatammon aus Polyb. V 71, 4.
4) Der erste bekannte ist der im 2 Makk. 5, 8 unter Antiochos Epiphanes er-
wähnte Archas.
5) Polyb. V 71, 2 nennt Nikias, einen Freund und Verwandten des Mennäos.
Vielleicht hatte der aus den Makkabäerbüchern bekannte Timotheos eine ähnliche
Stellung, eben.so der 2 Makk. 12, 27 genannte Lysias; indes ist hier die Lesung
zweifelhaft.
6) Ich denke an Hyrkan und Jason 2 Makk. 4, 26. 5, 5.
7) Über die Juden vgl. aufser den oben S. 8 angeführten Werken Bevan, The
house of Seleucus II 162 ff
8) Hekatäos bei Josephus, Cont. Ap. I 194ff. Aristeas epist. §83 ff. Wendland.
332 13. Buch. § 3. Die Juden.
einzige Stadt, war Jerusalem ', von ansehnlicher, wenn auch nicht über-
mäfsiger Gröfse; sonst gab es nur Dörfer oder Flecken, darunter manche
befestigte Plätze. Die Juden hatten sich bis dahin nicht sonderlich be-
merklich gemacht; Samareia war als Festung wie als Sitz königlicher
Beamter bedeutender als Jerusalem ^. Fast ohne Widerstand und ohne
eigene Mitwirkung hatte das Volk die Ereignisse über sich hingehen
lassen. Ptolemäos I hat, wie erzählt wird, Jerusalem an einem Sabbat
überrascht und ohne Widerstand in Besitz genommen •', und seit dieser
Zeit, d. h. etwa seit dem Sturze des Antigonos und Demetrios war Judaa
etwa ein Jahrhundert lang ptolemäisch, bis es mit dem übrigen Cö-
lesyrien an Antiochos III überging ^. Jerusalem verdankt seine Be-
deutung dem weithin angesehenen jüdischen Heiligtum, das auch von
den Königen, Ptolemäern wie Seleukiden, durch Weihgeschenke und
Privilegien geehrt ward ^. Es gehörte zu den reichsten Tempeln der
Erde; auch Privatleute pflegten ihm nach bekanntem Brauche ihre Ka-
pitalien anzuvertrauen *". Der Einflufs des jerusalemischen Tempels ging
weit über die Grenzen Judäas hinaus ; denn die Juden bildeten nicht
nur einen Stamm oder Nation, sondern eine Religionsgenossenschaft, die
sich über die Nachbarländer, ja über das Meer hin ausgebreitet
hatte ''. Überallhin drang das betriebsame, sich rasch vermehrende Volk
vor. In der nächsten Nachbarschaft, in den philistäischen und phö-
Die Grenzen Judäas lassen sich für diese Zeit nicht genau bestimmen. Die Be-
schreibung des Josephus, Bell. lud III 51 ff. gebt auf spätere Zeit; man mufs
wenigstens Idumäa abrechnen. Auch Gazara und wahrscheinlich Bethsura waren
damals nicht jüdisch. Hekatäos weist den Juden 3 Millionen Aruren des besten Landes
zu, das sind, die Arura zu 0,2756 Hektar gerechnet (Hultsch, Metrol. 35G 2. Aufl.),
826,800 Hektar. Diese Angabe ist aber ebensowenig zuverlässig wie Aristeas, der
§116 mehr als das Doppelte rechnet.
1) Polybios nennt daher die Juden TWf 'lovdaiojy ot tisq) t6 UQOf t6 nQoan-
yooBvöfxspov 'h()ua6kvjucc oiy.ovvrsi. Josephus Antiq. XII 138. Bei anderer Gelegen-
heit hat Polybios über die Juden besonders gehandelt.
2) Polyb. V 71. Diodor XIX 93, 7.
3) Josephus Antiq. XII 5 Cont. Ap. I 205. Appian, Syr. 50. Vgl. Bd. I 230.
4) Bd. II 578 f.
5) 2 Makk. 3, 2 f. 5, IG. Durchaus glaublich ist, dafs auch Ptolemäos III
Opfer und Weihgeschenke dargebracht hat. Josephus, Cont. Ap. II 48. Die
Schenkungen des Antiochos III werden zwar durch die gefälschte Urkunde bei
Josephus, Aniiq. XII 140 fi. nicht genügend beglaubigt, aber es kann dem eine
richtige Nachricht zu gründe liegen.
6) 2 Makk. 3, lOf. Schürer IP 2G8. Zur Zeit der Eroberung des Pompeius
waren an Geld 2000 Tal. darin. Josephus Ant. XIV 72. Antiochos Epiphanes soll
1800 entführt haben. 2 Makk. 5, 21.
7) Schürer IIF' 1 ff. Wellhausen, Israel. Gesch. 204 4. Aufl.
13. Buch 4? n. Die Judeu. 33S
nizischen Städten, in Skytbopolis, in verschiedenen Strichen jenseits des
Jordans, vornehmlich auch auf dem altisraelitischen Boden von Galiläa
dem Hinterlande von Tyros und Ptolemais, weiter in den syrischen
Städten, vor allem in Antiochien wohnten sie neben Syrern und Griechen '.
In Babylonien und Nachbarschait war noch vom Exil her ein guter
Teil zurückgeblieben und verbreitete sich weiter in den östlichen Pro-
vinzen. Frühzeitig und zahlreich wanderten sie in das benachbarte
Ägypten ein. Neben Judäa ist Ägypten die bedeutsamste Stätte des
Judentums ; in Alexandrien wurden die heiligen Schritten ins Griechische
übersetzt , hier verband sich das Judentum mit dem Hellenismus,
und ein nachhaltiger Einflufs hat von hier auf Jerusalem zurückgewirkt;
denn mittelbar wie unmittelbar ist die griechische Kultur und Litteratur
in das Judentum eingedrungen. Das unter der ptolemäischen Herrschaft
zwischen Alexandrien und Jerusalem geknüpfte Band ist nicht wieder
zerrissen worden -.
Von den Juden in Jerusalem hatte sich in Samarien ein Teil ab-
gezweigt und bildete eine Gemeinde für sich. Diese Samaritaner hatten
auf dem Berge Garizim bei Sichern ihr Heiligtum, das zur Zeit Alexanders
des Groft^en erbaut sein sollte ^. In den wesentlichen Stücken ihrer
Religionsübung stimmten die Samaritaner mit den Juden überein und
wurden ihnen daher oft zugerechnet ^. Jedoch die Juden erkannten sie-
nicht als gleichberechtigt an, sondern sahen in ihnen ein minderwertiges,
abtrünniges Mischvolk. Die beiden Völker standen sich daher oft feind-
selig gegenüber, in der Heimat wie in Ägypten, wo sich gleichfalls
die Samaritaner neben den Juden ansiedelten ^.
Was die Juden vor den anderen Völkern auszeichnete, war ihre
Religion und ihr religiöses Leben *'. Sie bildeten in starker Absonderung^
1) 2 Makk. 4, 36. 49. 12, Iff. 30. Vgl. Josephus Bell. lud. VII 43.
2) Wellhausen, Israelit, und jüd. Gesch. 239 fif. 4. Aufl. Oben S. 213. Die
enge Verbindung zwischen Judäa und Ägypten wird erläutert durch die Namen-
gebung. Die Juden haben ihren Vorrat an griechischen oder hellenisierten Namen
zum guten Teil über Ägypten bezogen. Auch Namen wie Hyrkanos stammen
daher. Ein lehrreiches Namensverzeichnis BCH. 20 (1896) 178fiF.
3) Josephus Antiq XI 321. Die dortigen Priester betrachteten sich ebenfalls
als Nachkommen Aarons. Manasse, ein Bruder des jüdischen Hohenpriesters Jaddua,
soll mit Beihilfe seines Schwiegei'vaters Sanabelletes, des persischen Statthalters,
den Tempel gestiftet haben und erster Hoherpriester geworden sein. Vgl. Schürer,
IP 14 f. Wellbausen, Israel. Gesch. 192. 4. Aufl.
4) So bezog sich das Religionsedikt des Antiochos Epiphanes auf beide.
2 Makk. 6, 2.
5) Josephus Antiq. XIII 74 ff.
6) Vgl. Wellhausen, Israel, und jüd. Gesch. 206 ff. 4. Aufl. Schürer, Gesch.
des jüd. Volkes IV 175.
234 13. Buch. § 3. Die Juden.
eine festgefügte Gemeinde mit hierokratischer Verfassung, die nach der
Rückkehr des Volkes aus dem Exil unter der persischen, dann der
makedonischen Herrschaft ausgebaut worden war. Der Gottesdienst
ward nicht nur, wie bei den Hellenen, gelegentlich geübt, sondern täg-
Uch, ununterbrochen. Das Leben jedes einzelnen ward durch das Ge-
setz streng geregelt, das von Jugend auf eingeprägt, in den Synagogen
des Landes gelehrt und durch eine lebendige Tradition weiter entwickelt
ward. Es verlangte beständige Achtsamkeit und bei Verfehlungen Sühne.
Das gesetzliche Leben und die daraus abgeleitete Frömmigkeit ward zu
einer Art Kunst, deren Lehrer die Gesetzeskundigen und Frommen
wurden ; diese waren neben der höheren Priesterschaft die Führer des
Volkes. Sie lehrten, von Gott alles zu erwarten, sich seinen Ratschlüssen
unbedingt zu unterwerfen und durch Gei'echtigkeit und frommen Wandel
sein Wohlgefallen und Belohnung zu verdienen. Aufs lebendigste lebte
im Volke die Erinnerung an die jetzt weit entlegene Vergangenheit,
deren Denkmal sie in den heiligen Schriften besafsen. Wie sie damals
ein selbständiges Volk gewesen waren, so hofften sie jetzt, das Joch
der Fremdherrschait möchte von ihnen genommen und ihre alte Freiheit
wieder hergestellt werden. Diese Hoffnung kam immer wieder zum
Vorschein. Aber es war eine stille Hoffnung; die Frommen überliefsen
es Gott, den Zeitpunkt der Erlösung zu bestimmen, und begnügten sich,
durch innere Läuterung sich auf die göttliche Gnade vorzubereiten. In
dieser Gesinnung fügten sie sich ohne Schwierigkeit der Herrschaft der
hellenischen Könige und den Lasten, die sie ihnen auflegten.
Die Seleukiden waren im ganzen südlichen Syrien weniger beliebt als
die Ägypter ^, doch scheinen die Juden von ihnen ungewöhnliche Be-
drückung nicht erlitten zu haben. Die Besteuerung freilich war hoch, und es
fehlte gewifs nicht an Plackereien, Unrecht oder Gewalttat, aber Re-
ligion und Gottesdienst blieben ungestört, das Volk genofs einer gewissen
Autonomie und verbriefter Gerechtsame ' und lebte nach seiner eigenen
Verfassung und den Gesetzen. Diese Verfassung war den griechischen
Ordnungen nahe verwandt ; den Zeitgenossen erschien Jerusalem als ein
städtisches Gemeinwesen, von dem das übrige Judäa verwaltet ward ^
1) Polyb. V 86, 10.
2) ßccaiXixd (fihly&oianct 2 Makk 4, 11. Auch das unechte Schreiben des An-
tiochos III bei Josephus Antiq. XII 138 fif. weist auf derartiges hin.
3) Daher fallen die Begriffe Jerusalem und Judäa, Hierosolymiten und Juden
zusammen. Bei Meuander und Dios heifst Saloino Köuig von Jerusalem , bei Ma-
uetho u. a. sind Hierosolymiten so viel wie Juden. Josephus Antiq. VIII 146.
148. Cent. Ap. I 114. 120. 241 f. 262 ff. 269. 311. Auch der Hierosolymite auf
der rhodischen Inschr. Cllns. I 11 ist wohl so zu verstehen.
13. Buch. § 3. Die Juden. 335
Der oberste Beamte war der vom König ernannte oder doch bestätigte
Hohepriester aus den berechtigten Familien, den Nachkommen Sadoks.
Ihm zur Seite stand mit den anderen Beamten der Rat, die Gerusia
in Jerusalem, als die eigentlich regierende Behörde ^ Es war eine
Aristokratie; in der Gerusia safsen die Spitzen der Priesterschaft und
die Vornehmsten des ' Landes. Ob es daneben noch eine Volksver-
sammlung mit bestimmten politischen Rechten gab, ist für diese Zeit
unbekannt, aber nicht unwahrscheinlich.
Den Königen wurden Kopfsteuer, Zehnten und andere Gefälle ge-
zahlt, regelmäfsige und aufserordentliche ^. Aber auch die Priesterschaft
und der Tempel erhoben ihre Abgaben, den Zehnten und Kopfgeld, von
dessen Ertrage wiederum der Fiskus seinen Teil nahm ^. In der Burg von
Jerusalem, der Akra, und anderen Plätzen, lag eine königliche Besatzung,
deren Befehlshaber die Hoheitsrechte wahrnahm; ihm wurden auch die
Abgaben eingehändigt *, deren Erhebung im übrigen den einheimischen
Gewalten zufiel ^. Hohepriester und Gerusiasten wurden dadurch ge-
wissermafsen königliche Beamte; ganz wie andere Machthaber suchten
sie vor allem ihre hohen und einträglichen Amter zu behaupten, be-
mühten sich um die Gunst des Königs und seiner Ratgeber und gerieten
in das ehrgeizige Treiben am Hofe hinein. Die vornehmen Juden wurden
stark hellenisiert , sie lernten griechisch, legten sich griechische Namen
bei und nahmen griechische Sitten an.
Zugleich griffen unter ihnen heftige Parteiungen Platz, die sicher-
lich mit dem Übergang der Herrschaft von den Ptolemäern auf die
1) Jospphus Antiq. XII 138. 2 Makk. 4, 45. 11, 27. Vgl. Schürer, Gesch.
d. jüd. Volkes IP 188 ff.
2) IMakk. 10, 30. 11, 34 f. Josephus Ant. XII 142. Vgl. 2 Makk 4, 8. 24.
Sulpicius Sev. chron. II 21, 4 (vgl. 17, 5) gibt 300 Talente als jährlichen Tribut
an; dies scheint aus 1 Makk. 11, 28 abgeleitet.
o) Schürer 11" 243 ff.
4) 2 Makk. 4, 27 f. Die Besatzung ist schwerlich zuerst von. Antiochos Epi-
phanes hineingelegt, sondern wird schon unter den Ptolemäern vorhanden ge-
wesen sein. Josephus Antiq. XII 133. 138, wo es sich freilich um Kriegszeiten
handelt.
5) Dieser Punkt ist nicht ganz klar. In der bekannten Erzählung bei Jo-
sephus Antiq. XII 158ff. ist der Hohepriester zur Zahlung an den König ver-
pflichtet. Dann übernimmt der Held der Geschichte, Joseph, Sohn des Tobias,
die Pacht aller Gefälle von ganz Cölesyrien und Phoinike, also nicht blofs Judäas.
Man kann daraus nicht ohne weiteres ableiten, dafs der Hohepriester die Steuern
seines Landes zu pachten pflegte. Es ist wahrscheinlich, dafs er eine bestimmte
Summe abzuliefern verpflichtet war, aber Pächter braucht er selbst nicht gewesen
zu sein.
Niese, Gesch. d. griech. n. iiiak. Staaten. III. 15
336 13. Buch. § 3. Jüdische Parteiungen.
Seleukiden in engem Zusammenhange standen. Zu alt und innig war
die Verbindung der Juden mit Ägypten, wo eine so grofse und be-
deutende Menge ihrer Stammesgenossen lebte, als dafs nicht eine starke
ptolemäische Partei im Lande hätte zurückbleiben sollen. Als dann
Ptolemäos V sich zum Kriege gegen Seleukos IV rüstete, entstanden
sofort Unruhen (oben S. 91). Ein mächtiger Mann war Tobias, der
jenseits des Jordan begütert war ', Vater mehrerer Söhne, die unter dem
Namen der Tobiaskinder (Tobiaden) eine starke Partei bildeten ^. Einer
von ihnen war Hyrkanos ^, der mit seinen Brüdern in Feindschaft ge-
riet; während diese seleukidisch gesinnt waren, wandte sich jener den
Ägyptern zu und hat sich, vielleicht als Verbannter, am ptolemäischen
Hofe aufgehalten. Aber etwa 182 v. Chr. * kam er, wahrscheinlich auf
Veranlassung des ägyptischen Königs, nach Judäa zurück und versuchte
sich im Kampfe gegen seine Brüder Jerusalems zu bemächtigen. Trotz
anfänglichen Erfolgen glückte es ihm jedoch nicht, da die Mehrzahl des
Volkes ^ sich gegen ihn wandte ; überdies ward ja durch den Tod des
Ptolemäos den ägyptischen Kriegsabsichten ein rasches Ende bereitet.
Hyrkanos mufste sich über den Jordan zurückziehen, wo die Besitzungen
seiner Familie lagen. Dort baute er sich bei Hesbon ein festes Schlots^
Tyros genannt, und behauptete sich im Kriege mit den benachbarten,
Arabern bis zum Ende des Seleukos *^.
1) Ein Bezirk wird noch später nach ihm genannt. 1 Makk. 5 , 13 eV tois
Twßiov. Darnach heifsen die dortigen Juden Tobiener oder Tubiener. 2 Makk.
12, 17 und (nach codd. 19. <32. 64. 93) 35. Es gibt noch einen älteren Tobias, der
Ainmoniter genannt wird, also jedenfalls jenseits des Jordan zu Hause war, Zeit-
genosse und Widersacher des Nehemia. Nehem. 2, lOff. 4, 3fF. 13, 4fF. u. a. St.
Vgl. Willvich, Juden u. Griechen S. 100.
2) Wir kennen diese Parteibezeichnung nur aus Josephus Bell. I 31. Antiq.
XII 239.
3) Hyrkanos ist Sohn des Tobias nach 2 Makk. 3, 11, hingegen nach Josephus
Ant. Xn 160 ist Tobias Vater Josephs, also Grofsvater Hyrkans. Ich ziehe die
ältere Quelle vor. Josephus erzählt die Erlebnisse Josephs und Hyrkans aus-
führlicher. Joseph ist 22 Jahre lang ägyptischer Steuerpächter in Cölesyrien,
Hyrkanos, sein jüngster und klügster Sohn, gewinnt bei einer Reise nach Ägypten
bei Gelegenheit der Geburt eines Thronfolgers die Gunst des Ptolemäos. Dafs
diese Geschichte ein Roman ist, hat man schon längst bemerkt, zuletzt Willrich,
Juden und Griechen 91. Wellhausen, Israel. Gesch. 245 4. Aufl. Nur der letzte
Teil ruht auf besserem Grunde.
4) Etwa 7 Jahre vor der Thronbesteigung des Antiochos Epiphanes. Josephus
Ant. XII 2;:i4.
5) Auch der Hohepriester Simon nach Josephus XII 229.
6) Josephus Antiq. XII 222. 228 ff. Die Ruinen von Tyros sind beim heutigen
Araq el Emir erhalten: auch der Name lebt in Wadi es-SIr weiter. Bädeker,
Palästina 172 5. Aufl. Eine dort, vielleicht am Eingange eines Grabes gefundene
13. Bucli § 3. Jüdische Parteiungen. 327
In Jerusalem behielten also die Tobiaden die Überhand ; doch kehrte
auch jetzt die Ruhe nicht ein. Der vertriebene Hyrkanos hatte noch
mancherlei Anhänger, zu denen vielleicht auch der Hohepriester Onias
gehörte, den wir bald darnach im Amte sehen *. Onias geriet mit Simon,
einem hohen Tempelbeamten, in Streit; dieser ward von Apollonios dem
Strategen von Cölesyrien unterstützt, und schHefslich kam die Sache vor
den König. Seleukos beauftragte seinen Minister Heliodoros, der damals
gerade die Städte des südlichen Syriens bereiste, nach Jerusalem zu
gehen. Das weitere kennen wir nur aus einer legendenhaften, mit Wundern
erfüllten Erzählung; sie besagt, dafs Hehodoros als Feind des Onias nach
Jerusalem kam, aber als Freund wieder ging ^. Jedenfalls hat also Simon
gegen Onias seine Absichten nicht durchgesetzt; indefs er ruhte nicht,
der Streit ging weiter, es kam zu Mord und Totschlag, und da Simon
noch weiter bei dem Strategen Unterstützung fand ^, so sah sich Onias
genötigt, an den Hof nach Antiochien zu gehen, um hier seine Sache
zu führen *.
Um diese Zeit starb Seleukos IV, Antiochos IV traf ein und war
bald mächtiger als sein Vorgänger ". Dieser Wechsel brachte den Juden
die wichtigsten Änderungen. Zunächst schied Hyrkanos aus dem Leben;
da er sich gegen den neuen König nicht halten konnte, gab er sich den
Inschrift zeigt Bach Nöldekes Lesung den Namen Tobiah (""'mu) Vgl. Vogüe,
Revue arch. 18(54 Bd. 9 p. 206 pl. 7, 2.
1) Nach 2 Makk. 3, 11 hatte Hyrkanos im Tempel Gelder deponiert.
2) 2 Makk. 3. Darnach hat Simon den König eingeladen-, sich die übermäfsig
grofseu Tempelgelder in Jerusalem anzueignen. Seleukos schickt den Heliodoros,
um sich des Schatzes zu bemächtigen. Auf Gebet der Priesterschaft wird Heliodoros,
als er ins Schatzhaus einzudringen versucht, von Engeln Gottes zu Boden geworfen
und gelähmt von dannen getragen. Erst auf die Fürbitte des Hohenpriesters gibt
ihm Gott seine Kraft wieder, und bekehrt geht er zum Könige zurück. Was wirk-
lich vorging, ist nicht zu ermitteln. Dafs eine Brandschatzung des Tempels ver-
sucht ward, ist wahrscheinlich genug. Man könnte vermuten , dafs Heliodoros es
auf die bei dieser Gelegenheit erwähnten Gelder Hyrkans abgesehen hatte. Es
mufs erwähnt werden, dafs nach Simons Behauptung Onias an der Ankunft Heliodoros
schuld war. 2 Makk. 4, 1. Die Zeit wird nicht näher bestimmt. Es mag um
180 V. Chr. geschehen sein. Die Erzählung 4 Makk. 4, wo Apollonios statt Heliodors
genannt wird, hat schwerlich eigenen Wert.
3) Es ist ein anderer, Apollonios Sohn des Menestheus, nicht mehr der 2 Makk.
3, 5 genannte Apollonios Sohn des Thraseas ; denn 2 Makk. 4 , 4 ist natürlich aus
fiaiveadfu w? mit H. Grotius Msisaf^swg herzustellen.
4) 2 Makk. 4, 5 wird ausdrücklich hervorgehoben , Onias sei nicht nach An-
tiochien gegangen, um sein Volk, die Juden, zu verklagen, sondern in bester Ab-
sicht. Das sieht wie eine Rechtfertigung aus und zeigt, dafs die Reise des Onias
verschieden beurteilt ward. Oben S. 91.
5) 2 Makk. 4, 7. 1 Makk. 1, 10.
15*
338 13. Buch, § 3. Antiochos Epipbanes und die Juden.
Tod; seine Besitzungen zog der König ein K Das Hohepriestertum
ferner ging auf einen andern über. Onias hatte einen Bruder lason
oder Jesus '^, der dem geldbedürftigen Könige liöhereu Tribut versprach
und deshalb das Amt erhielt; Onias mufste in Antiochien bleiben. lason
beschlofs nun, auf die griechenfreundlichen Neigungen des Königs ein-
zugehen, und erlangte, wie berichtet wird, wiederum gegen Zusage einer
ansehnlichen Summe die Erlaubnis, Jerusalem zu hellenisieren. Zu Ehren
des Königs nahm die Stadt den Namen Antiocheia an ^. Nun ward die
alte, von den Königen bestätigte Verfassung* durchbrochen, am Fufse
der Akra entstand ein Gymnasium, wo die jungen Leute aus den besten
Familien sich nach griechischer Weise tummelten : hellenische Sitten
bürgerten sich ein und selbst Priester nahmen an den Neuerungen
teil. So tief war in der Aristokratie und der städtischen Bevölkerung
die Neigung für hellenisches Wesen schon eingedrungen •''. Auch mögen
schon damals hellenische Ansiedler in die Stadt gekommen sein. Jason
vergafs sein Judentum soweit, dafs er nach griechischem Brauch zu den
penteterischen Spielen des Herakles in Tyros, bei denen der König selbst
anwesend war, eine Festgesandtschaft mit einem Beitrag zum Opfer
sandte ".
Es versteht sich, dafs alles dieses den frommen und gesetzestreuen
Juden, dem Kern des Volkes, aufs äufserste verhafst war, und als nun
während des dritten makedonischen Krieges die ägyptischen Kriegspläne
aufs neue emporkamen, begann es im Lande sofort zu gähren. Zu-
nächst freilich hielt man Ruhe ; Antiochos hat damals von Joppe aus Je-
rusalem besucht und ward daselbst von Hohempriester und Volk aufs
festlichste empfangen (170 v. Chr.) "'. Gleichwohl bildete sich in Judäa
von neuem eine ägyptische Partei *, und es mag wohl damit zusammen-
hängen, dafs Jason bald darnach dem Könige verdächtig ward und das
Priestertum verlor ^. Sein Nachfolger ward ein Parteigenosse, Menelaos,
1) Josephus, Antiq. XII 236. Oben S. 97.
2) Josephus, Antiq. XII 239. XV 41. XX 235. Josephus wirft den Onias
mit Menelaos zusammen.
3) 2Makk. 4, 8 f. 19. Oben S. 96 Anm. 3.
4) ßaaihxd fpiXävSQujna 2 Makk. 4, 11.
5) 2 Makk. 4, 7 ff. und kurz 1 Makk. 1, 11. Vgl. Josephus, Antiq XII 239 f.
Josephus schreibt die Neuerungen dem Menelaos und den Tobiaden zu. Er hat
die Personen vertauscht.
6) Den Gesandten kamen dabei doch Gewissensbedenken; sie erwirkten, dafs
jenes Geld den Tyriern zum Schiffsbau überwiesen ward. 2 Makk. 4, 18.
7) 2 Makk. 4, 21. Oben S. 170. j
8) Josephus, B. Jud. I 32. 1
9) Josephus, Antiq. XII 238. Nach 2 Makk. 4, 23 war lason 3 Jahre, also
seit 173/2 v. Chr. im Amt.
13. Buch. § 3. Der Hohepriester Menelaos. 339
ein Bruder des erwähnten Simon. Dieser war von lason selbst in Ge-
schäften an den Hof geschickt, dort erbot er sich, dem Tribut noch
300 Talente zuzulegen und ward zum Hohenpriester befördert. Offen-
bar ward das Amt schon an den Meistbietenden vergeben. lason suchte
hierauf jenseits des Jordan in der Ammonitis Zuflucht, in der Gegend,
wo auch Hyrkanos gehaust hatte.
Der neue Hohepriester Menelaos war nach den jüdischen Berichten
seines hohen Amtes ganz unwürdig; ein roher, gewalttätiger Mensch,
der angeblich nicht einmal zum hohenpriesterlichen Geschlecht gehörte ^
Er hatte keinen leichten Stand; das versprochene Geld mufste er aus
dem Lande herauspressen, konnte es aber nicht schaffen. So erweckte
er im Volke Beschwerden ohne den Hof zu befriedigen. Zugleich ge-
riet er mit dem Kommandanten in Jerusalem, Sostratos, in Streit. Beide,
Menelaos und Sostratos, wurden an den Hof nach Antiochien berufen,
wo der frühere Hohepriester Onias noch lebte, der jetzt für Menelaos
ein gefährlicher Nebenbuhler ward und sich der jüdischen Beschwerden
lebhaft annahm. Doch Menelaos wufste sich zu helfen; durch einen
tiefen Griff in den Tempelschatz erkaufte er die Unterstützung einiger
mächtiger Männer. Während Antiochos nach Kilikien gegangen war,
um die in Tarsos und Mallos entstandenen Unruhen beizulegen, erwies
sich sein Stellvertreter Andronikos dem Menelaos gefällig und liefs den
(Jnias, der das Asyl bei Daphne aufgesucht hatte, arglistig festnehmen
und umbringen ^'. In Jerusalem hatte Menelaos seinen Bruder Lysimachos
1) Dieser Punkt ist nicht klar. Menelaos war Bruder des Tenipelvorstehers
Simon, der nach 2Makk. 3, 4 dem Stamme Benjamin angehörte, d. h. aus Jerusalem
stammte. Wellhausen, Israel. Gesch.^ 250 Aum. 1. Dagegen nach Josephus,
Antiq. XII 230 383. XV 41. XX 235 war Menelaos hohenpriesterlicher Herkunft.
Josephus hat hier zwar keine grofse Autorität, da er die Personen verwechselt, Mene-
laos mit Onias zusammenwirft und zum jüngeren Bruder lasons macht; dennoch halte
ich es für wahrscheinlich, dafs die priesterliche Herkunft des Menelaos zu Unrecht
bemängelt wird. Wellhausen a. 0. rechnet ihn zu den Tobiaden, und ihrer Partei
gehört er sicherlich an. Josephus, Antiq. XII 239. Immer ist zu bedenken , dafs
unsere Überlieferung ihm sehr feindhch gesinnt ist.
2) 2 Makk. 4 , 27 ff. Darnach lockte ihn Andronikos durch feierliche Ver-
sicherungen heraus. Der Tod des Onias erregte allgemeine Entrüstung, und nach
seiner Rückkehr bestrafte Antiochos den Andronikos mit dem Tode. Da dies s^hr
an die Erzählung vom Ende des jungen Seleukos erinnert (oben S. 93), so halten
Willrich (Juden u. Griechen Sfjf) und Wellhausen (Israel, u. jüd. Geschichte 248
4. Aufl.) die Ermordung des Onias für erdichtet und nehmen nach Josephus. Bell.
Jud. I 31 f. an, dafs dieser Onias in Wahrheit etwas später nach Ägypten geflohen
sei. Ohne Zweifel hat die Geschichte des 2. Makk. eine starke rhetorische Be-
arbeitung erfahren , dafs aber Onias damals wirklich auf Betreiben des Menelaos
ermordet ward, darf nicht bezweifelt werden. An jener Stelle des Josephus wird,
330 13. Buch. § 3. Rückkehr lasons.
als Stellvertreter zurückgelassen. Dieser fuhr fort den heiligen Schatz
zu berauben und trieb es so arg, dafs sich das Volk empörte. Im
Tempelbezirk kam es zu einem Gefecht, in dem Lysimachos überwältigt
ward und fiel '. Die Gerusia sandte nunmehr drei aus ihrer Mitte an
den König, um den Menelaos zu verklagen; in Tyros ward die Sache
vor Antiochos verhandelt, und Menelaos schien verloren. Aber auch
diesmal wirkte sein Geld. Der König liefs sich durch einen seiner Freunde,
Ptolemäos, Sohn des Dorymenes, bestimmen, nicht nur den Angeklagten
freizusprechen, sondern auch die Ankläger mit dem Tode zu bestrafen.
Menelaos kehrte als Hoherpriester nach Jerusalem zurück, und ohne
Zweifei mufsten seine dortigen Gegner büfsen ^. Dies geschah wahr-
scheinlich 169/8 V. Chr. zwischen dem ersten und zweiten ägyptischen
Feldzuge.
Als Antiochos dann zum zweiten Male in Ägypten eingerückt war, ent-
stand das Gerücht, er sei gestorben ^. Nunmehr erhoben sich die Gegner
des Menelaos, die Agypterfreunde. Der vertriebene lason machte sich
mit 1000 Mann auf^ erzwang den Eingang in Jerusalem, trieb den
Menelaos in die Burg und kühlte an den Gegnern seine Rache. Viele
Bürger sollen durch ihn gefallen oder vertrieben sein ; zu den Vertriebenen
gehörten wahrscheinlich vor allem die Tobiaden ^, die nun zu Antiochos
wie nicht selten, eine Ungenauigkeit vorliegen; nach dem späteren Bericht Antiq.
XII 387 u. öfter war der nach Ägypten entflohene Onias der Sohn des Hingerich-
teten. Vgl. Krit. d. beiden Makk. 96. Dafs Onias in Daphne Zuflucht sucht, er-
klärt sich leicht daraus , dafs er von der Konspiration des Menelaos und Andro-
nikos Kenntnis erhalten hatte. Es ist ein Zug, der schwerlich erfunden ist, nament-
lich nicht von einem Juden. A. v. Gutschmid, Rhein. Mus. N. F. 15, 316 ft^ (Kl. Schrif-
ten II nb) setzt den Tod des Onias und des jungen Seleukos gleichzeitig, was sich
jedoch mit der Anordnung der Erzählung im 2. Makkabäerbuch kaum verträgt.
1) 2Makk. 4, 39 f.
2) 2 Makk. 4, 43 fF. Es ist nicht zu vergessen , dafs wir nur diesen von jü-
discher Seite ausgehenden Bericht haben. Die Zeitumstände , die Rücksicht auf
den noch nicht beendeten ägyptischen Krieg, die Hinneigung vieler Juden zvi den
Ptolemäern haben gewifs bestimmend mitgewirkt. Dadurch kann das Verfahren
des Königs, wenn auch nicht gerechtfertigt, so doch erklärt werden.
3) 2 Makk. 5, If. Abweichend setzen 1 Makk. 1, 16 und Josephus, Antiq.
XII 246 das Folgende ins Jahr 173 Sei. = 170/69 v. Chr., also bei Gelegenheit
des ersten Feldzuges Die Überlieferung des 2. Makkabäerbuches wird hier durch
die profanen Historiker, also Polybios bestätigt, nach denen Josephus a. 0. § 248
die Plünderung des Tempels auf Olymp. 153, 1 = 168/7 v. Chr. fixiert. Vgl.
Josephus, Cont. Ap. II 84. Auch Sulpicius Severus, Chron. II 18, 6 f. 19, 6 f.
setzt die Plünderung des Tempels unter die Konsuln von 168 v. Chr., gibt freilich
daneben andere Zeitbestimmungen. Vgl. Kritik der beiden Makkabäerb. 52 f.
4) 2 Makk 5 , 5. Hierauf bezieht sich nach meiner Meinung die Erzählung
13. Buch. § 3. Eroberung Jerusalems 1G8 v. Chr. 331
ihre Zuflucht nahmen. Auf der Heimkehr von Ägypten, 168 v. Chr.,
rückte er vor die Stadt, die, wie es scheint, von lason noch behauptet
ward '. Nach einigem Widerstände ward sie erobert und geplündert,
wobei viel Blut flofs ^. Menelaos ward aufs neue eingesetzt, während
lason zurück über den Jordan entfloh. Er konnte sich hier, wie es
scheint, nicht halten, nahm zum Nabatäerfürsten Aretas seine Zuflucht,
mufste aber weiter nach Ägypten fliehen und hat sich später nach Lake-
dämon begeben, wo er starb ^. Es scheint fast, dafs der König bei Er-
oberung der Stadt den Tempel zu verschonen versprochen hatte, aber
da er Geld brauchte, so brach er sein Wort "*. Er drang in den Tempel
ein, betrat das Allerheiligste, nahm nicht nur den Tempelschatz, sondern
auch Weihgeschenke, Tempelgeräte u. dgl. mit sich und zog mit reicher
Beute nach Antiochien weiter ^. In Jerusalem blieb eine königliche
des Josephus, Bell. Jud. I 31, wonach sich Onias der Stadt Jerusalem bemächtigte
und die Tobiaskinder verjagte. Bei Josephus mufs durch einen Irrtum Onias an
Stelle Jasons getreten sein. Willrich und Wellhausen a. 0. 246 nehmen an , dafs
sich Onias wieder eingefunden und dem lason Widerstand geleistet habe. Aber
das ist schwer glaublich.
1) Diese Annahme liegt am nächsten; im 2. Makkabäerbuche wird zwar lasons
Abzug vorher erzählt, indes wird hier ja seine ganze spätere Geschichte vorweg
genommen.
2) 2Makk. 5, 11 ff. Josephus, Bell. Jud. I 32. V 394 und abenteuerlich ent-
stellt Job. Malalas S. 206 Bonn. Das 2. Makk. läfst nach seiner Weise bei der
Eroberung 80 000 Menschen umkommen und ebensoviele gefangen werden; 1 Makk.
1, 20 schweigt vom Widerstände; nach Josephus, Antiq. XII 246 ist Antiochos von
seinen Anhängern eingelassen worden. Für Malalas bezeichnend ist, dafs nach ihm
Antiochos den Hohenpriester Eleazar und die Makkabäer nach Antiochien bringt
und dort hinrichten läfst.
3) 2 Makk. 5, 8f. v. 8 heifst es: ntgag oiv x«x»7? xuraarQocpqg stv^sv syxXsi-
ad-tis Tioog '.losietv liv Tuiv \-ionßu>v xvoafvoi/ nökif ix noXecai; (pEÜyiav u. s. W.
Hier ist eyx'Uiaff^e)^ offenbar verderbt. Es kann nicht, wie manche Ausleger wollen,
bedeuten: von Aretas eingesperrt, wie übrigens schon die lateinische Übersetzung
hat (conclusus ab Äreta Arabum tyranno). Ebenso\venig pafst syxXfjO^eli, was man
vermutet hat; denn nie kann syxkri&elg ngog 'Ageruv bedeuten: bei Aretas verklagt.
Ich vermute exxvXLaf^eig npo? ^Agsrav. wenigstens ist dieses Verbum dem Ton der
Stelle durchaus angemessen. lason hatte sich also zu Aretas begeben müssen, sich
aber auch bei ihm nicht lange gehalten. Dafs er zuletzt nach Lakedämon ver-
schlagen ward und daselbst starb, braucht nicht bezweifelt zu werden. Die Juden
hielten bekanntlich die Lakedämonier für ihre Verwandten (1 Makk. 14 , 16) , und
es scheint, dafs es in Sparta frühzeitig eine jüdische Ansiedelung gab.
4) Josephus, Cont. Ap. II 83 f. nach Polybios, Strabo u. a. Historikern.
5) IMakk. 1, 20 ff. 2 Makk 5, 11 ff. Josephus, Bell. Jud. I 32. V 394. VII
44. Antiq. XII 248 f. Nach 2 Makk. 5, 21 betrug die Beute 1800 Tal. Die
Tempelgebäude wurden nicht wesentlich beschädigt, nur das Torhaus und vielleicht
ein Nebengebäude verbrannten. 2 Makk. 1, 8. 8, 13. Vgl. 10, 1. IMakk. 4, 57.
3S3 13. Buch. § 3. Unterdrückung des Gottesdienstes.
Besatzung zurück, um dem Menelaos Rückhalt zu geben, ebenso am
Garizim, dem Heiligtum der Samaritaner.
Aber mit dieser Züchtigung war es noch nicht genug. Wahr-
scheinlich entstanden nunmehr im jüdischen Volke neue Unruhen, und
so ward denn zu einer gründlichen Auskehr der Gegner geschritten.
Einige Zeit nach der Plünderung des Tempels sandte der König eine
gröfsere Macht unter Apollonios ^ nach Jerusalem. Apollonios fiel, wie
berichtet wird, unvermutet über die Juden her, Häuser wurden ge-
plündert und zerstört, viele Menschen getötet oder gelangen, andere
mufsten fliehen. Die Stadtmauer ward niedergelegt und zugleich die
Burg stärker befestigt -. Bald nach dieser Züchtigung, die vielleicht
nur für die Widersacher bestimmt war, aber durch die beutelustige Sol-
dateska weiter ausgedehnt ward, erfolgte ein neuer Eingriff. Antiochos
Epiphanes beschlofs, die Hellenisierung Jerusalems und des jüdischen
Volkes, die auf Wunsch Jasons und seiner Partei eingeleitet war, jetzt
zu vollenden und mit Gewalt durchzuführen. Der jüdische Gottesdienst
war bisher unberührt geblieben; jetzt sollten Stadt und Tempel heid-
nisch und hellenisch gemacht werden ^. Fremde, Hellenen wurden in
Jerusalem an Stelle der Vertriebenen angesiedelt, vielleicht erhielt die
Stadt eine hellenische Verfassung ^. Durch eine königliche Verordnung
In späteren Berichten, zuerst bei Josephus im Bell. Jud. wird vielfach die Plün-
derung des Tempels mit der späteren Entweihung durch Schweineopfer zusammen-
gelegt. Auch allerlei Legenden werden an den Besuch des Antiochos angeknüpft.
Nach Diodor XXXIV 1, 3 fand der König im Allerheiligsten das Steinbild eines
bärtigen Mannes, der auf einem Esel ritt und ein Buch in der Hand hielt; dies
sollte Mosen darstellen. Nach anderen war das jüdische Idol ein Eselskopf, auch
soll Antiochos einen Griechen befreit haben, der dort gefangen gehallen und ge-
mästet ward, um von den Juden geopfert zu werden. Josephus, Cont. Ap. II
80. 91 ff.
1) 2Makk. 5, 24, er war Mysarch, d. h. Befehlshaber des Truppenkorps der
Myser. Polyb. XXXI 3, 3. Ob er mit dem früher genannten Apollonios , dem
Sohne des Thraseas identisch ist, wissen wir nicht. 2Makk. 3, 5. 4, 4. Josephus,
Antiq. XII 261 ff.
2) iMakk. 1, 29. 2Makk. 5, 25. Josephus, Bell. Jud. I 32. Nach den Be-
richten geschieht alles ohne ersichtlichen Anlafs, der doch nicht gefehlt haben
wird. Nach 1 Makk. wird damals die Akra gebaut, was Wellhausen, Israel. Gesch.*
254 annimmt. Vgl. Schürer I" 198. Eine Zerstörung der Stadt fand nicht statt.
Josephus, Bell. Jud. VI 436. Möglich, dafs die S. 23 Anm. 5 erwähnten Beschä-
digungen der Tempelgebäude erst bei dieser Gelegenheit geschehen sind.
3) iMakk. 1, 38 ff. 2 Makk. 6, 1. Nach dem letzteren ward ein Beamter,
namens Athenäos, mit der Durchführung beauftragt. Im 1 . Makkabäerbuch fallen
die zweite Mifshandluug der Stadt und die lleligionsverfolgung zusammen. Nach
dem genaueren Bericht des 2. Makk. müssen wir die beiden Ereignisse trennen.
4) Antiochos nennt sich in seinem Brief an die Juden, der zwar nicht authentisch
13. Buch. § 3. Entweihung des Tempels. 3BS
ward der alte Gottesdienst mit dem täglichen Opfer, dem Thamid, auf-
gehoben, Tempel und Altar dem olympischen Zeus geweiht, das Bild
des Gottes, auch Statuen des Antiochos aufgerichtet 5 in der Stadt, am
Markt und anderswo, entstanden Altäre und Heiligtümer. Die Bürger
der Stadt, auch die Juden, mufsteu allmonatlich am Geburtstage de»
Königs opfern und feierten die Feste der heidnischen Götter ^ Der
jüdische Kultus, Sabbatfeier und Beschneidung wurden verboten, in der
Stadt wie auf dem Lande, die Widerstrebenden wurden verfolgt und
bestraft ^. Auch auf die samaritanische Gemeinde des Garizim er-
streckte sich die Mafsregel; ihr Tempel ward ebenfalls dem Zeus ge-
weiht ^. Viele Juden und Samaritaner fügten sich dem heidnischen
Gottesdienst und gaben ihre Religion auf *. Viele aber blieben stand-
haft und wurden von den Schergen des Königs mit harten Strafen heim-
gesucht ^. Wie weit dies den Absichten des Königs entsprach, wissen
wir nicht; jedenfalls liefsen es seine Beauftragten nicht an sich fehlen
und fanden hier gewifs einen willkommenen Anlafs zur Plünderung und
Erpressung.
ist, aber gute Kenntnisse der Zeit verrät, Strategen der Juden. 2Makk. 10, 1!>.
Es wäre denkbar, dafs man ihn in dem hellenisierten Jerusalem zum Strategen ge-
wählt hätte. Kritik d. Makkab. 30.
1) Daniel 11, 29 mit Hierouymus p. 1129 vgl. 1105. 1 Makk. 1, 38flF. 2Makk.
G, Iff 10, 2. Josephus, Bell. Jud. I 32 ff. Antiq. XII 248. Unter den Göttern
wird Dionysos genannt, Malalas, Chron. S. 20G fügt Athena hinzu. E. R. Bevan,
Jour. of. hell Stud. 1900 p. 26 ff. meint, Antiochos Epiphanes habe sich selbst als
Zeus Olympios im Temi^el verehren lassen. Gewifs wurden seine Statuen dort auf-
gestellt. Josephus und andere lassen irrig den Antiochos selber die Entweihung
des Tempels vornehmen. S. 23 Anm. 5. Was die Zeit anlangt, so fällt die Entweihung
nach 1 Makk. 1, 29 zwei Jahre nach der Plünderung, und zwar die Errichtung des
Zeusaltars auf den 15., das erste heidnische Opfer auf den 25. Kislev (Dezember),
auf denselben Mouatstag, wo zwei oder nach dem 1. Makkab. drei Jahre später
der Gottesdienst wieder hergestellt ward. 1 Makk. 1, 54. 2 Makk. 10, 5. Nach
der Rechnung des 1. Makk. fällt die Entweihung in den Dezember 168 v. Chi-.,
nach der des zweiten, die ich für ursprünglicher halte, 167 v. Chr. Vgl. Kritik
der beiden Makkabäerb. 92.
2) Nach 1 Makk. 1, 41 (vgl. Daniel 11, 36) hat der König fürs ganze Reich den
Befehl erlassen, alles solle eins werden, jeder seine besonderen Bräuche aufgeben.
Dies ist eine sonst unbezeugte und unwahrscheinliche Übertreibung.
3) Zeus Xenios nach 2 Makk. 6, 2. Hellenios nach Josephus, Antiq. XII 261 ff.
4) Daniel 11, 29ff. 1 Makk. 1, 43 ff.
5) Bekannt ist die Geschichte vom greisen Eleazar und von den sieben Brüdern,
2 Makk. 6, 17 ff. Ohne Zweifel sind die Schilderungen von der Grausamkeit der
Henker übertrieben. Es scheint nicht, dafs das Festhalten am jüdischen Gottes-
dienste ohne weiteres mit dem Tode bestraft ward, wie das Beispiel des Razis zeigt,
der die Verfolgung wohlbehalten überstand. 2 Makk. 14, 38.
334 13. Buch. § 3. Erhebung der Juden.
Hier erwachte nun der Widerstand des jüdischen Volkes. Zwar
die Stadt Jerusalem war jetzt halb hellenisch und ward von den An-
hängern des Menelaos beherrscht, aber im Lande regte sich's. Die
Frommen oder Asidäer ' erweckten überall den Glaubenseifer des Volkes
und erwehrten sich kräftig der Hellenisierung. Ein Zeugnis der Stimmung
liegt vor in den Gesichten des Propheten Daniel, die bald nach der
Entweihung des Tempels verfafst worden sind. Der Prophet, ein Schrift-
gelehrter, der auch griechische Geschichten zu kennen scheint, knüpft
an eine Weissagung des Jeremias an und verkündigt das baldige Ende
der Drangsal. Der Verfolger Antiochos wird umkommen, der Erzengel
Michael erscheinen, die Getreuen erlösen und die Verstorbenen wieder
zum Leben erwecken ^. Der Kampf hat schon begonnen, die Leiden
sind grofs, aber die Erlösung ist nahe. Der Prophet will die Hoffnungen
und den Mut des Volkes neu beleben ^.
An die Spitze des Widerstandes der gesetzestreuen Juden wider
Antiochos trat damals Judas, beigenannt Makkabäos, und seine Brüder *^
die Hasmonäer oder Kinder des Asamonäos. Der Ursprung der Familie
ist dunkel. Asamonäos (Hasmonai), nach dem sie genannt werden, ist
im übrigen unbekannt; der Vater des Judas, nach der herrschenden
Tradition Mattathias oder Matthias genannt^, soll Priester gewesen
1) Wellhausen, Pharisäer und Fadduzäer S. 76 ff. Israel. Geschichte* 256.
Scbürer V 201 ff. Der Name UanfaToi (Chassidira) begegnet 1 Makk. 2, 42. 7, 13.
2Makk. 14, G.
2) Daniel 9. 24 ff. 12, 1 ff.
3) Ein Erzeugnis der Zeit der Verfolgung und Gefahr sind dann auch einige
Psalmen. Besonders Psalm 44. 74. 79 und 83 werden mit hoher Wahrscheinlich-
keit der makkabäischen Zeit zugewiesen. S. Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes
IIl" 148 ff.
4) Es sind 5 Brüder, deren Reihenfolge und Beinamen nach 1 Makk. 2, 2
folgende sind: Johannes Gaddi, Simon Thassi . Judas Makkabäos, Eleazar Auaran,
Jonathan Apphus 2 Makk. 8 , 20 stehen die Brüder (aufser Judas) in anderer
Ordnung, nämlich Simon, Joseph, Jonathan. Eleazar. Für Johannes wird also
Joseph genannt. Nach Josephus, Bell. Jud. I 37 ist Judas der älteste.
5) Asamonäos ist eine rätselhafte Persönlichkeit. Die beiden Makkabäer-
bücher schweigen von ihm, das zweite, wo die Abstammung des Judas gar nicht
erwähnt wird, wohl zufällig oder durch die Schuld des Epitomators, das erste wohl
absichtlich. Zuerst Josephus erwähnt ihn Bell. Jud. I 3(5 als Vater, später Antiq.
XII 265 als Urgrofsvater des Mattathias, ferner in der öfter vorkommenden Be-
nennung ol ]jf7c</uu)i'a(ov -HtT^eg oder kürzer ol '.-lannuji'cdoi, was ursprünglich Judas
und seine Brüder zu bezeichnen scheint. Bell. Jud. II 344. V 139. Antiq. XI
111. XIV490f. XV 40.3. XVI 187. XVII 1G2. XX 190. 238. 247. 249. Vita 2. 4.
Es sieht so aus, als wenn Asamonäos Vater des Judas wäre, ihm also die Stelle
zukäme, die in der herrschenden durch das 1. Makkabäerbuch begründeten Genea-
logie Mattathias einnimmt. Denkbar ist, dafs Asamonäos Beiname des Mattathias
13. Buch. § 3. Die Erhebung der Juden. 335
sein'. Ohne Zweifei gehörte die Familie der jerusalemischen Aristokratie
an, und wie diese ist sie von hellenischen Einflüssen nicht unberührt ge-
blieben ■'. Ihr Stammsitz war Modein, ein Dorf im Gebirge zwischen
Jerusalem und Joppe , nicht weit von Lydda ^. Die Hasmonäer sind
keine eigentlich religiöse Partei, gehören auch nicht zu den Asidäern,
die sich vielmehr am Kampfe der Faktionen bisher nicht beteiligt hatten,
aber sie sind Widersacher des Menelaos und seiner Partei, der Tobiaden.
Dadurch wurden sie jetzt die Führer der Gesetzestreuen. Judas Makka-
bäos, das anerkannte Haupt der Familie'^, war ein unverzagter, be-
währter Kriegsmann. Im Anfang der Drangsal, als Apollonios das Straf-
gericht in Jerusalem vollzog, befand er sich daselbst, entkam mit den
Seinen in die Wüste, und sammelte, als die Heligionsverfolgung anhob,
seine Brüder, Verwandte und Freunde um sich, die gläubigen Juden
gesellten sich dazu ; ohne Zweifel hatte er auch allerlei sonstigen Zulauf
von Freibeutern und Geächteten, an denen es hier nie fehlte; bald
brachte er es auf etwa 6000 Mann ^ Er setzte sich im Gebirge west-
lich und nördlich von Jerusalem fest und begann gegen die Truppen
und Anhänger des Antiochos einen erfolgreichen Krieg, schützte die Ver-
folgten, strafte die Abtrünnigen und unternahm Raubzüge gegen die
heidnischen Nachbarn, die bei Gelegenheit gleiches mit gleichem ver-
galten und oft gegen die in ihrer Mitte ansässigen Juden Rache
gevre.sen wäre, wie Syncellus p. 543 Bonn wirklich behauptet. Schlatter, Jason
von Kyrene 10 Anm. 1. Meine Kritik d. beiden Makkab. 43.
1) 1 Makk. 2, 1. Angeblich gehörte er zum Stamme des Jojarib, der vor-
nehmsten unter den '24 priesterlichen Familien. Aber das Zeugnis des 1. Makk.
ist nicht einwandfrei, da der Verfasser auf das Hohepriestertum der späteren Has-
monäer zielt und ihre Legitimität beweisen will. Kritik, d. Makkab. 43 f. Es
kann daher wohl sein, dafs Mattathias an Stelle eines weniger geeigneten Ahnen
getreten ist, wenn dies auch bei der Dürftigkeit unserer Überlieferung nicht be-
wiesen werden kann.
2) Dies zeigt ihre spätere Geschichte und mag auch daraus folgen, dafs unter
ihren Anhängern frühzeitig griechische Namen begegnen, Eupolemos, Sosipatros
und Dositheos. 1 Makk. 8, 17. 2 Makk. 4, 11. 12, 19.
3) Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes I'' 201.
4) Nach 1 Makk. 2, 3 war er der dritte Bruder, nach Josephus, Bell. Jud. I
37 der älteste.
5) 2 Makk. 5, 27. 8, 1 ff . Nach 1 Makk. 2, Iff. Josephus, Ant. XII 265 be-
ginnt die Erhebung unter Mattathias, dem Vater des Judas, ebenso nach Josephus,
Bell. I 36 f, wo übrigens der Aufstand nicht in Modein, sondern in Jerusalem ge-
dacht zu werden scheint. Mattathias stirbt dann schon im nächsten Jahre 146
Sei. = 167/G V. Chr. 1 Makk. 2, 70. Josephus, Ant. XII 285. Ich halte das was
von ihm erzählt wird, für spätere Erfindung, schon aus dem Grunde, weil die
Schilderung ganz ins allj^emeine geht, jede nähere Bestimmung fehlt und die Taten
Juda's vorweg genommen werden. Kritik der Makkab. 45.
336 13. Buch. § 3. Judas erobert Jerusalem.
übten. Eine erbitterte Feindschaft entstand aus diesem kleinen Kriege.
Judas überfiel und verbrannte Städte und Dörfer; gern wählte er das
Dunkel der Nacht für seine verwegenen Streifzüge ; auch gegen einzelne
Truppenabteilungen des Königs bestand er glückUche Gefechte und
machte sich bald einen berühmten Namen '. Der Kommandant in Je-
rusalem, Philippos, konnte mit dem Aufstand nicht fertig werden, und
auf seinen Hülferuf traf nun Ptolemäos, Sohn des Dorymenes, der Strateg
Cölesyriens, zur Unterdrückung des Aufstandes ernstliche Anstalten. Ein
ansehnliches Heer unter zwei Führern, Nikanor und Gorgias, ward von
der Küste her ins Gebirge vorgeschickt ^, gleichzeitig sammelten sich,
wie es scheint, in der Ostjordanlandschaft andere Abteilungen unter
Timotheos und Bakchides, um von hier aus in Judäa einzudringen.
Judas sammelte alle seine Leute und rüstete sich zum Widerstände; wir
hören, dafs er bei dieser Gelegenheit seine Scharen militärisch gliederte
und ordnete. Bei Ammans stellte er sich dem Nikanor entgegen. Sein
Heer war zum Teil mangelhaft bewaffnet, und angesichts der wohl-
gerüsteten feindlichen Übermacht liefen ihm viele davon, aber der
Kern, etwa 6000 Mann, blieb beisammen. Es geschah ferner, dafs das
königliche Heer sich teilte; mit der einen Hälfte machte sich Gorgias
in der Nacht auf, um das Lager der Juden zu überfallen ; aber seine
Absicht schlug fehl; er fand es verlassen. Judas hatte rechtzeitig Nach-
richt erhalten und sich gegen den vereinzelten Nikanor gewandt; mit
seinen glaubenseifrigen, begeisterten Leuten griff er ihn unversehens
an, schlug ihn in die Flucht und erbeutete sein Lager. Gorgias war
nunmehr genötigt sich in die Küstenebene, von wo er gekommen war,
zurückzuziehen ^.
Auch Timotheos und Bakchides wui'den vertrieben. Judas gewann
durch seine Siege grofse Beute, viele Waffen und brachte auch einige
feste Burgen in seine Gewalt, die er sofort für sich selbst einrichtete.
Er konnte sich nunmehr gegen Jerusalem selbst wenden; nach allerlei
Kämpfen ward er Meister der Stadt, die vor kurzem entfestigt worden
war. Die Königlichen mufsten sich auf die Burg zurückziehen und den
1) 2Makk. H, 1 tF. 1 Makk. 3, 1 fi'. Josephus, Bell. I 38. Antiq. XII 285.
Das 1. Makk. aenut die Siege über Apollonio.?, den Befehlshaber in Sainareia, und
einen zweiten bei Bethhoron über Seron.
2) Nach 1 Makk. 3, 38 waren es 40000 Mann Fufsvolk und 7000 Reiter,
nach 2 Makk. 8, 9 nur 20000 Mann. Auch die letztere Zahl wird noch über-
trieben sein.
3) 1 Makk. 3, 25 ff. 2 Makk. 8, 8 ff. Josephus, Bell. I .38. Antiq. XII 293 f.
305 tf. Hieronymus in Daniel. 8, 14, vol. III p. IIOG. Die beiden Makk. weichen
im einzelnen stark voneinander ab. Vgl. Kritik d. Makkab. 53.
13. Buch. § 3. Feldzug von 165/4 v. Chr. 337
Aufständischen Stadt und Tempel überlassen. Judas feierte ein Sieges-
fest und konnte an einigen seiner vornehmsten Widersacher Rache üben.
Die übrigen wurden aus Jerusalem verjagt ^ Dann schritt er dazu,
den jüdischen Kultus in das entweihte Jerusalem wieder einzuführen;
die heidnischen Altäre und Heiligtümer wurden entfernt, der Tempel
gereinigt, der Altar neu errichtet und so der alte Gottesdienst in fest-
licher Weise wieder erneuert, nach der Tradition an demselben Tage,
wo die Entweihung stattgefunden hatte, am 25. Kislev des Jahres
148 Sei., im Dezember 165 v. Chr. -. Stadt und Tempelberg wurden nach
der Einnahme neu befestigt und mit einer Besatzung versehen, ebenso
die wichtigsten Kastelle im Lande, die den Aufständischen in die Hände
gefallen waren, namentlich das an der Gi'enze nach Idumäa gelegene
ßethsura '^.
Diese Erfolge waren erkämpft während Antiochos Epiphanes in die
oberen Satrapien gezogen war, 165 v. Chr. ^, und gewifs hat die Ab-
wesenheit des Königs und seiner besten Truppen die Aufständischen
begünstigt. Jetzt war es so weit gekommen, dafs die Reichsregierung
selbst eingreifen mufste. Indem nun aber Lysias, der Reichsver-
weser, sich dazu rüstete, geschah es, dafs Antiochos Epiphanes in Per-
sien, noch ehe er seinen Feldzug zu Ende geführt, mit Tode abging.
Während aber der neue König die Dinge im Osten in ihrem Stande
beliefs, verlangte der Aufstand der Juden sofortiges Einschreiten ^. Frei-
lich gab es auch Leute, die zum Einlenken rieten; dazu gehörte der
Statthalter von Cölesyrien, Ptolemäos Makron, der auf Kypros zu An-
tiochos Epiphanes übergegangen war. Aber dieser fiel bei der neuen
Regierung in Ungnade und nahm sich das Leben ; ein anderer , Pro-
tarchos, trat an seine Stelle, der Krieg ward beschlossen. Gorgias
an der philistäischen Küste und Timotheos jenseits des Jordan
1) 2Makk. 8, 30 ff. 10, 15. Josephus, Bell. Jud. I 38. Im 1. Makk. steht vou
diesen Voi-gängen nichts. Vgl. Kritik dei- beid. Makk, 54 f.
2) IMakk. 4, 52. 2 Makk. 10, 3. Josephus, Antiq. XII 321. Nach dem
1. Makk. geschah die Einweihung 3 Jahre, nach 2. Makk. 2 Jahre, nach Josephus,
Bell. Jud. I 19. 32. V 394 3| Jahre später als die Entweihung. Eine weitere
bedeutende Abweichung besteht darin, dafs im 1. Makk. die Tempelweihe unter
Antiochos V, im 2. noch unter Epiphanes geschah. Aus welchen Gründen das
2. Makkabäerbuch den Vorzug verdient, habe ich Kritik d. beiden Makkab. 60 ff.
dargelegt.
3) IMakk. 4, 60 ff. 2 Makk. 8, 30. Josephus, Antiq XTI 316 ff. Bell. I 39.
Ich halte es für wahrscheinlich, dafs die Befestigung des Tempelbergs der Tempel-
weihe voranging.
4) Oben S. 210.
5) 2 Makk. 10, 10.
338 13. Buch. § 3. Friedensschlufs.
rüsteten zu einem neuen Angriff auf die Rebellen. Indes kam ihnen
Judas zuvor; noch im Winter 165/4 v.Chr. ^ fiel er in Iduraäa ein und
eroberte dort einige Kastelle , rückte über den Jordan , sciilug den Ti-
motheos und trieb ihn in die Stadt Jazer zurück. Nach mehrtägiger Be-
lagerung erstürmte er den Ort, wobei mehrere angesehene Führer der
königlichen Truppen fielen, und wandte sich dann nach Jerusalem
zurück ^. Eilends kam jetzt Lysias zur Hilfe ; er versuchte vom Süden
her durch Idumäa gegen Jerusalem vorzudringen und belagerte Beth-
sura, ward aber hier von Makkabäos angefallen und zurückgeworfen ^.
Diese Niederlage stimmte ihn um. Angesichts der Widerstandskraft der
Juden und bei der Schwäche der Regierung ^, die alle ernsten Verwicke-
lungen vermeiden mufste, beschlofs er nachzugeben und leitete mit den Auf-
ständischen Unterhandlungen ein, die zugleich mit Judas geführt wurden
und mit der legitimen Vertretung des jüdischen Volks, der Gerusia in
.Jerusalem, die Judas wieder eingesetzt haben mufs. Er fiand an beiden
Stellen bereitwilliges Entgegenkommen ; denn bei allen Erfolgen war die
Lage der Aufständischen immer noch höchst unsicher. Vermutlich gab
es neben den Siegen auch Niederlagen ; manche Teile Judäas, vornehm-
lich die Burg in Jerusalem, waren noch immer von den königlichen
Truppen besetzt, und gewifs sehnte sich die Mehrzahl des Volkes nach
einem erträglichen Frieden. So einigte sich Lysias bald mit den jü-
dischen Unterhändlern und auch der König genehmigte den Vertrag.
Die Juden legten die Waften nieder und traten in ihr früheres Ver-
hältnis zurück; das Religionsedikt des Epiphanes ward aufgehoben, und
den Juden ihr Kultus und ihre Verfassung sowie der Tempel in Jeru-
salem zurückgegeben •''. Auch der Hohepriester Menelaos hatte beim
Könige für den Frieden gewirkt '' ; wohl noch wirksamer war, dafs eine
1^ Dies lehrt die Chronologie. Die folgenden Ereignisse müssen sich zwischen
der Tempelweihe, Dezember 165 v. Chr. und dem Friedensschlufs abgespielt haben,
der nach 2 Makk. 11, 33 in den April 164 v. Chr. fällt.
2) 2 Makk. Ic, 14. 1 Makk. 5, 1. Ich folge der Anordnung des 2. Makkab.
Vgl. Kritik der Makkab. öf) ff. 63 ff. Jazer wird im 2. Makk. rnZctga geschrieben.
Die Dauer der Belagerung schwankt in den Hss 2 Makk. 10, 38 zwischen 4, 40
und 24 Tagen. Zu den Gefallenen gehört nach 2 Makk. 11, 37 auch Timotheos.
Da er nachher wieder erscheint, so liegt hier ein Versehen des Epitomators oder
eine handschriftliche Korruptel vor.
3) 1 Makk. 4, 27. 2 Makk. 11, Iff Das 2. Makkabäerbuch übertreibt die
Macht des Lysias wie die Gröfse seiner Verluste gewaltig; viel gemäf&igter ist das
erste Buch, das in manchen Einzelheiten den Vorzug verdient.
4) Oben S. 219.
5") Ich nehme an , dafs dieselben Vergünstigungen den Samaritaneru gewährt
wurden.
6) Über die Stellung und Haltung des Menelaos fehlt jede Kunde, obwohl es
13. Buch. § 3. Neue Kämpfe 163 v. Chr. 23»
römische Gesandtschaft sich ebenfalls dafür verwandte ^ Sie war auf
dem Wege nach Antiochien vielleicht von Alexandrien her bei Lysias
eingetroffen und ward von den Aufständischen um ihre Fürsprache er-
sucht und unterstützte am königlichen Hofe ihre Forderungen. So ward
der Friede wiederhergestellt; Lysias ging nach Antiochien zurück'"*.
Menelaos ward wieder als Hoherpriester anerkannt.
Nicht lange dauerte die Ruhe, schon nach kurzer Zeit, jedenfalls
im nächsten Jahre, 1 63 v. Chr. stand Judas wieder in den Waffen und
war rings um Judäa der Kampf wieder entbrannt -^ Die jüdische Über-
lieferung behauptet, dafs die königlichen Feldherren, wie Gorgias und Ti-
motheos, den Juden keine Ruhe liefsen, dafs in der Nachbarschaft, in
den Küstenstädten, in Galiläa und jenseits des Jordan die jüdische Be-
völkerung von den Heiden bedrängt und zum Teil mit Vernichtung
bedroht war, so dafs Judas sich zum Schutz und zur Rache aufmachen
mufste *. Es scheint an vielen Orten als Folge der letzten Kämpfe ein
starker Hafs gegen die Juden entstanden zu sein , der sich auch nach
dem Frieden Luft machte, die königliche Autorität war nicht im Stande,
die populären Leidenschaften zu zügeln, und dieser Hafs ward von
jüdischer Seite erwidert. Schwerlich ist der Anstofs zu den neuen
Kämpfen allein von den Heiden ausgegangen. Gewifs hatte Judas unter
seinen Leuten manche räuberische und verwegene Gesellen, die nur
widerwillig das Schwert niedergelegt hatten. Judas selbst konnte sein
volles Ansehen nur im Kriege behaupten : im Frieden bedeutete er nicht
viel. Menelaos war der Vorsteher des Volkes, und es ist nicht anzu-
nehmen, dafs die Hasmonäer bereit waren, friedlich neben ihm zu hau-
sen. Die Parteikämpfe hoben wieder an ^, Menelaos mufste wei-
für die Beurteilung der damaligen jüdischen Verhältnisse wichtig sein würde, etwas
näbe^res zu wissen, ob er z. B. die Religionsedikte des Antiochos Epiphanes billigte,
ob er bis zu dieser Zeit in Judäa geblieben war und zur Friedensvermittelung nach
Antiochien ging oder ob er sich nach den Erfolgen des Judas dorthin geflüchtet
hatte. Fest steht nur, dafs er an den Verhandlungen teilnahm und nach dem
Frieden in sein priesterliches Amt zurückkehrte.
1) Die Persönlichkeit des Legaten ist nicht sicher zu bestimmen. Ich habe
vermutet, dafs der von Polyb. XXXI 9 , 6 genannte Manius Sergius sich unter
ihnen befinde. Doch ist dies zweifelhaft. Kritik d. Makkab. 72 f.
2) Die Unterhandlungen nach 2 Makk. 11, 3 fi". und den dort mitgeteilten Ur-
kunden. Das 1. Makk. übergeht dies alles. Kritik d. Makk. G3.
3) Vgl. Josepbus, Bell. I 47.
4) 2 Makk. 12, 2flF. 1 Makk. 5, Off., wo wiederum die Erzählung ganz anders
geordnet ist.
5) Dies deutet auch 1 Makk. 6, 21 an, wo erzählt wird, dafs einige Gottlose,
TtJ't? Tivf ciatßcüv e§ 7ao«);A, sich zu den Königlichen begeben, d. h. die Gegner
des Judas.
340 13. Buch. § 3. Neue Kämpfe.
chen *. Judas brach wieder los und unternahm weithin Plünderungszüge.
Um seine Landsleute zu rächen, die in Joppe umgebracht waren, überfiel
und verbrannte er den Hafen von Joppe, das gleiche geschah bei
lamneia. Dann schritt er zu einem neuen grofsen Zuge ^. Seinen
Bruder Simon schickte er nach Galiläa, wo die Juden von Ptolemais,
von Tyros und Sidon aus angegriffen wurden, während er selbst sich
ins Ostjordanland aufmachte, gegen Tiraotheos und seine Verbündeten.
Einige Araber, die er unterwegs traf, zwang er, ihn zu unterstützen und
Lebensmittel zu liefern ^. Er eroberte hierauf mehrere Ortschaften,
durchzog die Landschaft Galaditis von Süden nach Norden, schlug den
Timotheos und nötigte ihn zu einem Vertrage, worin er die gefangenen
Juden freizugeben versprach. Überall ward unter dem Feinden ein
grofses Blutbad angerichtet ; alles was nicht entrann ward niedergemetzelt.
Viele Menschen, zumal Weiber und Kinder, hatten in einem Heiligtum
der Atargatis Schutz gesucht; Judas eroberte es, und ein grofser Teil
der Flüchtlinge ward dabei vom Schwerte der Juden ereilt *. Bei
Skythopolis, das sich befreundet zeigte, ging Judas über den Jordan
zurück und war zur Zeit der Pfingsten wieder in Jerusalem ^, wo auch
Simon eintraf, der von Galiläa aus bis vor die Tore von Ptolemais
siegreich vorgedrungen war **.
Es ist klar, dafs dieser Überfall, der als ein Friedensbruch an-
1) 2Makk. 13, 3.
2) 2Makk. 12, lOflF. 1 Makk. 5, 9fF. Im 1. Makk. ist dieser Zug mit dem
früheren zusammengelegt und fällt noch unter Antiochos Epiphanes.
3) 2 Makk. 12, 10. 1 Makk. 5, 25. In der Hauptsache stimmen beide über-
ein. Das 1. Makk. nennt die Nabatäer.
4) Die Namen der Ortschaften werden in den beiden Makkabäerbüchern ab-
weichend überliefert, und da auch im einzelnen der Text starke Varianten hat, so
ist die nähere Bestimmung sehr unsicher. Wenn das 2 Makk. 12, 17 erwähnte
Charax wirklich das moabitische sein sollte, so müfste Judas im Süden beinahe bis
ans Ende des Toten Meeres gelangt sein. Ais Ort des Heiligtums nennt 2 Makk.
12, 26 Kranion, 1 Makk. 5, 43 nach der Vulgata Karnain, was man für Astaroth
Karnaim zu halten pflegt. Vgl. die Anmerkungen der Erklärer, z. B. Grimm und
Keil. Bei der geographischen Bestimmung mufs beachtet werden, dafs Judas die
dortigen hellenischen Städte, wie Gadara, Hippos, Pella, Philadelpheia nicht berührt
zu haben scheint. Vielleicht hat also sein Zug nicht die Ausdehnung gehabt, die
man ihm gewöhnlich gibt. Skythopolis war ihm ofienbar befreundet, vielleicht gilt
von anderen hellenischen Städten das gleiche.
5) 2 Makk. 10, 29 f. 1 Makk. 5, 52.
6) 1 Makk. 5, 14ff. 21 ff. Nach diesem Berichte haben Judas und Simon ihre
bedrohten Glaubensgenossen aus den heidnischen Gebieten mitgenommen. Dies
kann jedoch nur teilweise richtig sein ; denn in Wahrheit bleibt die jüdische Be-
völkerung in Galiläa wie in Gilead.
13. Buch. § 3. Feldzug von 163 v. Chr. 241
gesehen wurde, die betroffenen unvorbereitet fand. Inzwischen hatte man
Zeit sich zu rüsten; Lysias wollte mit dem jungen König in eigener
Person gegen die Aufständischen ins Feld ziehen; an der philistäischen
Küste bereitete sich der Strateg Gorgias zur Abwehr vor. Eine jüdische
Abteilung, die einen Angriff auf lamneia unternahm, ward mit empfind-
lichen Verlusten zurückgeschlagen ^, und als bald darnach Makkabäos
sich gegen Idumäa wandte, fand er dort den Gorgias auf dem Posten.
Bei Marisa wurden Gefechte geliefert, die für Gorgias günstiger waren,
als für Judas ; dieser war genötigt sich zurückzuziehen ^ und begab
sich nach Jerusalem , wo die Besatzung der Akra zusammen mit den
jüdischen Gegnern der Hasmonäer sich ebenfalls rührte und Stadt und
Tempel bedrängte. Judas beschlofs die Zwingburg zu brechen und ver-
sammelte dazu in Jerusalem seine ganze Macht ^. Indes setzten sich nun-
mehr (l63 V. Chi".) Antiochos und Lysias an der Spitze eines ansehnlichen
Heeres gegen ihn in Bewegung *. Der König und Lysias kamen diesmal
mit dem Entschlüsse, die Juden völlig zu unterwerfen und empfindlich
zu züchtigen. Zuerst hatte Menelaos, der aufs neue vertriebene Hohe-
priester, der dem Heere entgegenkam, den Zorn zu fühlen. Er wurde
für den unter seiner Fürsprache und Vermittelung geschlossenen Frieden
des vorigen Jahres verantwortlich gemacht, auf Betreiben des Lysias
festgenommen, nach Beroia gebracht und dort hingerichtet ^. Zu seinem
Nachfolger ward Alkimos oder Jakimos, ein anderes Mitglied der hohen-
priesterlichen Familie, ernannt. Doch mag die Ernennung erst etwas
später erfolgt sein. Zunächst wurde zum Angriff auf Judas geschritten ''.
1) 1 Makk. 5, 55 ff.
2) Dafs es sich um einen Mifserfolg handelt, lassen die jüdischen Berichte
deutlich genug durchblicken. 1 Makk. 5, 65 fF. 2 Makk. 12, 32.
3) 1 Makk. 6, 18.
4) 149 Sei. (164/3 v. Chr.) nach 2 Makk. 13, 1, ein Jahr später, 150 Sei. nach
1 Makk. 6, 20.
5) Die überlieferten Heeresziffern sind alle gleich unzuverlässig. Josephus,
Bell. Jud. I 41 gibt 50 000 Manu zu Fufs, 5ü00 Reiter, 80 Elefanten 1 Makk. 6,
28 100000 Mann Fufsvolk, 20000 Reiter, 32 Elefanten, 2 Makk. 13, 2 zählt sogar
110000 Mann zu Fufs, 5300 Reiter, 22 Elefanten und 300 Streitwagen für jeden,
Lysias und Antiochos. Es wird das ganze verfügbare königliche Heer gewesen
sein, das durch die Rückkehr der Truppen des Epiphanes aus den oberen Satrapien
vervollständigt worden war.
6) 2 Makk. 13, 3f. Josephus, Ant. XII 383 ff. XX 235. Das 2. Makk. be-
schreibt die Hinrichtung des Menelaos in abenteuerlicher Weise. Josephus setzt
die Hinrichtung erst später, nach dem Feldzuge, das kann insofern richtig sein,
als die Hinrichtung erst einige Zeit nach der Verhaftung stattgefunden hat. Kritik
der Makkabäerb. 77.
7) IMakk. 6, 28 ff. 2 Makk. 13, 9 ff. Josephus, Antiq. XH 366 ff. Bell. I
Niese, Gesch. d. griech. u. mat. Staaten. III. lo
343 13. Buch. § 3. Friede mit den Juden 163 v. Chr.
Den nächsten Weg, der von Joppe nach Jerusalem führt, ward von
Judas gesperrt; der König drang hier nicht durch ^, wandte sich süd-
wärts und zog nunmehr durch Idumäa auf Jerusalem. Nachdem er
Bethsura eingeschlossen hatte, traf er bei Bethzacharia auf Judas^
der zum Entsatz Bethsuras herbeieilte, und schlug ihn in einem blutigen
Treffen. Einer der Brüder des Judas, Eleazar, fiel, und Judas wich
nach bedeutenden Verlusten mit den Resten seines Heeres in die Gegend
von Gophna im Norden Jerusalems zurück '-, Bethsura ergab sich, der
Weg nach Jerusalem war frei und Stadt und Tempel wurden belagert
und die Eingeschlossenen befanden sich bald in der äufsersten Be-
drängnis ^, Jedoch von anderer Seite ward den Juden Luft gemacht.
Es kam die Nachricht, dafs Philippos, der Freund und Begleiter de&
Antiochos Epiphanes, der in Antiochien geblieben war, Unruhen errege;
vielleicht hatte er die Absicht, den Lysias zu stürzen und die Vormund-
schaft in seine Hand zu bringen *. Auch scheint das königliche Heer
Mangel gelitten zu haben ^. So eilte denn Lysias den Krieg zu Ende
zu bringen und gewährte den Juden Verzeihung und ein günstiges Ab-
kommen. Der vorjährige Friede ward erneuert und den Juden ihr
Tempel, Gottesdienst und Gesetze zugestanden. Die Verteidiger des
Tempels zogen ab, der König rückte ein, opferte und beschenkte den
Tempel ; Judas Makkabäos mit den Seinen ward zu Gnaden angenommen
und kehrte nach Jerusalem zurück. Jedoch die Befestigungen Jerusa-
lems wurden niedergelegt'', die Truppen in der Akra verstärkt, auch
Bethsura und wohl noch andere Punkte erhielten neue Besatzungen,
nachdem dann noch ein neuer Strateg für das südliche Syrien von Pto-
lema'is bis zur ägyptischen Grenze eingesetzt war '', ging Antiochos zu-
41 f. Das 2 Makk. gibt die Ereignisse hier sehr flüchtig und entstellt wieder und
mufs durch das erste und durch Josephus ergänzt werden.
1) Einige Kämpfe deutet 2 Makk. 13, 14 f. au, aber man kann damit nicht
viel anfangen.
2) Dies nach Josephus, Bell. Jud. I 45.
3} Nach 1 Makk. 6, 49 53 war ein Sabbatsjahr und daher Mangel an Lebens-
mitteln.
4") Nach 1 Makk 6, 55. Josephus, Antiq. XII 379 ist er damals erst mit dem
Heer aus den oberen Satrapien zurückgekehrt, um die ihm von Antiochos Epiphanes
übertragene Vormundschaft zu übernehmen. Das ist unwahrscheinlich ; denn ohne
Zweifel würde unter solchen Umständen Lysias an den Feldzug gegen die Juden
nicht gegangen sein. Besser 2 Makk. 13, 23.
5) Josephus, Bell. I 46.
6) Nach 1 Makk. G, 62 geschah es vertragswidrig.
7) 2 Makk. 13, 24, wo er 'UyfiJ(ividr,(. heif&t , welcher Name so viel ich weifs
sonst nicht vorkommt und vielleicht korrupt ist. Irrig hat man diese Stelle oft so
13. Buch. § 4. Gesandtschaft des Octavius. 343
rück. Die letzten Erfolge des Judas waren damit grofsenteils wieder
beseitigt, Jerusalem und Umgegend war wieder in den Händen des Kö-
nigs; nur eins blieb den Juden als dauernder Besitz: ihr Kultus und
ihre Verfassung wurden aufs neue anerkannt und sind nicht wieder an-
getastet worden; die Religionsverfolgung hat sich nicht wiederholt; dies
war der Gewinn des Widerstandes, den die Gläubigen unter Makka-
bäos' Führung geleistet hatten. Wie aber die Verhältnisse in Judäa
sich gestalteten, wer die Vorsteherschaft übernahm, wissen wir nicht.
Alkimos, der Nachfolger des Menelaos, blieb zwar Hoherpriester und
nahm in Jerusalem seine Wohnung, aber, wie es scheint, duldete Lj-
sias, dafs er von Judas Makkabäos und seinen Brüdern, die jetzt mit
dem Könige versöhnt waren, auf die Seite geschoben ward, und dafs
die Hasmonäer im Lande den beherrschenden Einflufs erlangten K
Dieser Friede fand bei den feindlichen Nachbarn der Juden, die
eine exemplarische Züchtigung erwartet hatten, durchaus keinen Bei-
fall. Als der König auf der Heimkehr in Ptolemais einkehrte, äufserte
sich das Mifsfallen des Volkes unverhohlen, und Lysias selbst mufste
die aufgeregte Menge beschwichtigend Die Unruhen in Antiochien
nahmen schon vor der Rückkehr des Königs ein Ende. Philippos
scheint versucht zu haben, dem herannahenden Lysias bewaffneten Wider-
stand zu leisten, konnte sich aber nicht behaupten und floh nach
Ägypten ^.
§4.
Bald nach der Rückkehr aus Judäa traf in Antiochien die von
Gnäus Octavius geführte römische Gesandtschaft ein ^ Sie hatte den
verstanden, als wenn Judas zum Strategen des südh'chen Syriens ernannt worden
sei. Selbst Ewald S. 416 Anm. 2 teilt diesen Irrtum.
1) Was mit Alkimos geschah ist dunkel und wird abweichend überliefert.
Nach 1 Makk. 7, 6 mufs er im nächsten Jahre zur Zeit der Thronbesteigung des
Demetrios aufser Landes gelebt haben, dagegen aus dem was 2 Makk. 14, 4 er-
zählt, folgt, dafs er in Jerusalem sein Priesteramt wahrnahm.
2) 2 Makk. 13, 25.
3) 2 Makk. 9, 29. 1 Makk. 6, 63. Josephus, Ant. XII 386. Ewalds (S. 414 ff.)
Kombination, wonach sich Philippos vor seiner Erhebung in Antiochien nach
Ägypten begeben hätte, widerspricht beiden Makkabäerbüchern und ist unmöglich.
Dafs Philippos von Lysias getötet worden sei, sagt nur Josephus, wahrscheinlich
ist es nichts als ein Mifsverständnis des Autors, der hier sonst nur aus dem
1. Makkabäerbuche schöpft.
4) Etwa Herbst 163 v. Chr. Octavius war schon etwa ein Jahr zuvor aus
Rom abgegangen, nachdem die Nachricht vom Tode des Antiochos Epiphanes ein-
getroffen war, hatte aber unterwegs in Makedonien, bei den Galatern und in Kappa-
16*
344 13. Buch. § 4. Octavius ermordet.
Auftrag, die aufstrebende Macht der Seleukiden wieder zu brechen, vor
allem die Kriegschiflfe und Elefanten zu vernichten, die Antiochos
Epiphanes vielleicht mit Zustimmung des Senates über die Bestimmungen
des Friedens von 189 v. Chr. sich beschafft hatte ^ Der Senat nutzte
die durch den Tod des Antiochos Epiphanes geschaffene Lage im In-
teresse Roms ohne Bedenken aus. Er rechnete darauf, dafs die Regie-
rung von Antiochien in ihrer Schwäche sich nicht würde widersetzen
können. Und darin täuschte er sich nicht; denn die Gesandten gingen
ungestört an die Ausführung ihres Auftrages. In Apameia, der Rüst-
kammer des Reichs, wurden die Kriegselefanten unbrauchbar gemacht,
in den Seestädten die Schiffe verbrannt. Lysias wagte nicht sich
zu widersetzen, aber es entstand nun ein heftiger Zorn über den ge-
walttätigen römischen Eingriff im Volke wie im Schofse der Regierung.
Der klägliche Anblick der Elefanten, denen man die Sehnen der Hinter-
füfse durchschnitten hatte, erregte Unwillen und Mitleid ; das anmafsende,
gebieterische Wesen der römischen Gesandten war nicht geeignet, die
Stimmung zu verbessern. In Laodikeia fand die allgemeine Entrüstung
einen blutigen Ausdruck; dort ward im Gymnasium Gnäus Octavius
von einem begeisterten Fanatiker des Namens Leptines ermordet. Der
Mörder ging öffentlich umher und rühmte sich seiner Tat, die er auf
göttliches Geheifs begangen habe, und es scheint, dafs man ihn ruhig
gehen Uefs. Ein anderer, Isokrates, der Kritiker beigenannt, Gramma-
tiker und Redner, trat auf und erklärte, dem Octavius sei Recht ge-
schehen, aber auch die anderen Gesandten müfsten zur Strafe für ihre
Herrschsucht umgebracht werden. Lysias wagte offenbar gegen diese
populäre Bewegung nichts zu unternehmen -. Die Schuld an der Tat
ward, besonders in Rom, dem Lysias und seinen Freunden zugeschrieben,
man war überzeugt, dafs die Römer sich an ihm rächen würden; die
Stellung des Lysias ward dadurch noch unsicherer als zuvor, und
sofort schöpfte Demetrios in Rom neue Hoffnungen l
Lysias liefs den Octavius feierlich bestatten und schickte eine Ge-
sandtschaft nach Rom , um seine Unschuld zu beteuern *. Der Senat
ging auf diese Sache gar nicht ein, sondern wartete die weiteren Ereig-
dokien Geschäfte zu erledigen. Polyb. XXXI 12, Off. Vgl. Zonaras IX 25, 5, wo
manche Ungenauigkeit mit untergelaufen ist.
1) Oben S. 171.
2) Appian, Syr. 4ß. Zonaras IX 25, 5. Cicero, Phil. 9 § 4. Polyb. XXXI
20, 2. XXXII 6 f. Plin. h. n. XXXIV 24. Nach Ohsequens 15 fällt die Ermordung
des Octavius unter die Konsuln von 162 v. Cbr., d. h. Olymp. 154, 2 = 163/2 v. Chr.
3) Zonaras a. 0. Polyb. XXXI 20, 4.
4) Polyb. XXXI 19.
13. Buch. § 4. Demetrios' Flucht. 345
nisse ab. Er zeigte sich nicht rachsüchtig, sondern das Staatsinteresse
überwog es, dafs er zunächst nicht daran dachte, etwas gegen Lysiaa
zu unternehmen, und als Demetrios sich aufs neue meldete, um jetzt
wenigstens die Rückkehr nach Syrien zu erlangen, ward er wiederum
abgewiesen. Demetrios jedoch entschlofs sich, die günstige Gelegen-
heit nicht entschlüpfen zu lassen und aus Rom zu entfliehen, um sich
in Syrien als Retter aus der herrschenden Verwirrung darzustellen. Auf
Grund der letzten Nachrichten, die ihm seine Freunde brachten, rechnete
er auf bereitwilhge Aufnahme. Der Gesandte des älteren Ptolemäos
Philometor, Menyllos von Alabanda, der damals die Sache seines Herrn
gegen Ptolemäos von Kyrene führte, bereitete auf einem karthagischen
Schiff unbemerkt seine Flucht vor. Auch Polybios, der die Bekannt-
schaft des Demetrios mit Menyllos vermittelt hatte, war im Geheimnis ^
Ein Vertrauter ging nach Syrien voraus, um den Boden zu bereiten,
dann ging eines Abends Demetrios in Begleitung seiner nächsten Freunde,
Apollonios, Meleagros, Menestheus, Nikanor u. a. in Ostia an Bord,
während man in Rom ihn auf der Saujagd bei Circei glaubte. Erst
am vierten Tage, als er schon einen weiten Vorsprung hatte, ward die
Flucht bekannt. Die Römer verzichteten auf die Verfolgung, und
gaben nur dem Tiberius Gracchus, der damals eine Gesandtschaft nach
Griechenland und Asien führte, den Auftrag, die weiteren Ereignisse zu
verfolgen und die römischen Interessen wahrzunehmen ^. Demetrios
setzte seine Reise ungehindert fort; von Lykien aus schrieb er an den
Senat und erklärte, nur gegen Lysias, nicht gegen den jungen König
sei das Unternehmen gerichtet, entsprechend seinem letzten Gesuch in
Rom. Er landete dann bei TripoHs in Phönizien und ward hier bald
von den Seinen zum König ausgerufen. Mit einer kleinen Söldnerschar
rückte er vor; alles fiel ihm zu, denn jedermann glavibte, der Senat
hätte ihn entsandt. Er gewann Apameia und zog von hier mit ansehn-
licher Macht auf Antiochien. Lysias wagte keinen Widerstand, sondern
zog ihm mit dem jungen Könige entgegen; beide wurden, noch ehe sie
dem Demetrios vor Augen gekommen, erschlagen, ihre vornehmsten
Freunde, darunter Herakleides, und die Familie des Epiphanes retteten
1) Polyb. XXXI 20, 8 ff. Nach § 10 f. war das karthagische Schiff eiue
ttquytayog für die alljährlich gen Tyros gesandten Opfer. Man darf es nicht so
verstehen, als wenn das von Demetrios gemietete Schiff die Opfer an Bord gehabt
hätte, wie es von Droysen, Klein. Sehr. II 422 geschieht, der darauf eiue Zeit-
bestimmung gründet. Wie sollte ein solches wohl dazu kommen, längere Zeit in
Ostia zu liegen ? sondern es war ein Schiff, das für eine solche tsQayu>yia bestimmt
und geeignet war, also ein besonders gutes Schiff.
2) Polyb. XXXI 21 f.
346 13. Buch. § 4. Demetrios I in Syrien 162 v. Chr.
sich ins Ausland. In kurzer Zeit war Demetrios im ganzen Syrien an-
erkannt ', und damit war wieder ein Fürst im Lande, der es an jugend-
licher Tatkraft nicht fehlen liefs, um die zerfahrenen Zustände des an-
tiochenischen Hofes zu bessern.
Nicht zum wenigsten verdankte er seinen raschen Erfolg dem Um-
stände, dafs man sein Unternehmen als vom Senate begünstigt, als die
Antwort auf den Mord des Octavius ansah. Er selbst unterstützte diese
Meinung und fand daher überall Helfer. Besonders freudig begrüfste
ihn Ariarathes V, der ja gegen Lysias so grofse Beschwerden hatte; er
schlols mit ihm Freundschaft und verlobte sich mit der Schwester des
Demetrios ^. In Wahrheit war Demetrios den Römern ein sehr un-
erwünschter König, und der Senat gab seiner Gesinnung alsbald auf das
deutlichste überall zu verstehen. Natürlich war Demetrios seinerseits
vor allem bemüht, die Gunst oder wenigstens die Anerkennung des
Senats zu gewinnen, aber es ward ihm schwer genug gemacht. Er ver-
handelte darüber in wiederholten Sendungen mit Tiberius Gracchus und
seinen Mitgesandten, die damals in Asien thätig waren. Er versicherte
die Römer seiner unbedingten Ergebenheit und erlangte dank der
Freundschaft des Gracchus zunächst wenigstens so viel, dafs ihn die Ge-
sandten als König begrüfsten ^. Darauf schickte er (160 v. Chr) eine
feierliche Gesandtschaft nach Rom *, die das übliche Ehrengeschenk, den
goldenen Kranz überreichte und zugleich den Mörder des Octavius,
Leptines samt Isokrates dem Kritiker, dem Senat zur Bestrafung über-
antwortete. Nach einigem Bedenken nahm der Senat zwar die Gesandt-
schaft und das Geschenk an, nicht aber die beiden Männer; die Tat
sollte ungesühnt bleiben, um bei Gelegenheit noch einmal benutzt zu
werden. Demetrios erhielt die Antwort, wenn er sich darnach verhalte,
solle er als Freund angesehen werden ^.
Der Mörder Leptines war ein merkwürdiger Mensch; nach dem
Morde hatte er offen alles eingestanden, war dann, als Demetrios auf
1) Appian, Syr. 47. Zonaras IX 25, 6 f. Liv. epit. 46. Justin. XXXIV 3, 8.
IMakk. 7, IflP. 2 Makk. 14, 1 ff. Josephus, Antiq. XII 389. Euseb. chrou. I
p. 253. Als sein erstes Jabr wird im 1. Makk. 151 Sei. gerechnet, ebenso
nach der berichtigten Chronographie des Eusebios, Olymp. 154, 3 = 162/1 v. Chr.
Der Tod des Ant iochos V erfolgte also noch im Sommer 162 v. Chr. Kritik d.
beiden Makkabäcrb. 78 ff.
2) Justin. XXXV 1. Diodor XXXI 28.
3) Polyb. XXXII 4.
4) Polyb. XXXH 4. 6. Diodor XXXI 29 f. Die Zeit (Olymp. 155, 1) nach
Diodor cap. 28.
5) Polyb. XXXII 7, 13. Diodor XXXI 30. Appian, Syr. 47.
13. Buch. § 4. Empörung des Timai'chos. 347
den Thron kam, zu ihm gegangen, hatte ihm gesagt, er möge unbesorgt
sein und auch die Laodicener es nicht entgelten lassen ^5 denn er selbst
werde nach Rom gehen und dem Senat eröffnen, dafs er die Tat nach
dem Willen .der Götter verübt habe. Ungefesselt und freudig ging er
mit, während Isokrates, sein Leidensgefährte, in Fesseln gelegt war und
in bejammernswertem Zustande in Rom ankam. Auch in Rom ging
Leptines frei umher, redete von seiner Tat, erklärte sich bereit, vor dem
Senat zu erscheinen und versicherte, in Rom würde ihm nichts zu Leide
geschehen. Und wirklich ging er straffrei aus ^.
Demetrios war also halb und halb als König anerkannt, hatte aber
inzwischen schon die Folgen der römischen Feindschaft erfahren. Man
zog sich von ihm ängstlich zurück, und besonders Ariarathes V kündigte
ihm, wohl auf den Rat der römischen Gesandten, Freundschaft und Ver-
schwägerung auf und liefs dies in Rom durch eine besondere Gesandt-
schaft melden ^. Der Senat belohnte seine Fügsamkeit durch ein hohes
Ehrengeschenk, den Stab und Sessel von Elfenbein. Aber auch im
eigenen Reiche fand Demetrios Widerstand; die Anhänger des Antiochos
Epiphanes rührten sich, und mehrere Satrapen wurden abtrünnig. An
der Spitze der Bewegung standen zwei Günstlinge des Epiphanes, der
Milesier Tiraarchos, der ehemalige Statthalter von Babylon, damals von
Medien, mit seinem Bruder Herakleides ^. Beide hatten bei mehrfachen
Gesandtschaften in Rom viele Freunde erworben; man sagt, Timarchos
sei der erste gewesen, der mit Erfolg die Senatoren direkt zu bestechen
versuchte. Er empörte sich, setzte sich das Diadem auf und erreichte
in Rom so viel, dafs der Senat sich damit halb und halb einverstanden
erklärte. Er scheint alle oberen Satrapien in seine Hand gebracht zu
haben, machte sich mit einem gröfsereu Heere auf den Weg nach Westen,
um bei Zeugma den Euphrat zu überschreiten und Demetrios zu stürzen.
Aber er ward von diesem besiegt und getötet; die verlorenen Land-
schaften kehrten wieder zu Demetrios zurück. Da Timarchos ein hartes
Regiment geführt hatte, so ward sein Ende mit Freuden begrüfst; aus
1) Oflfenbar ward gefürchtet, dafs die ganze Stadt für die Tat des Leptines zu
büfsen haben würde. Köhler, Sitzungsber. der Berliner Akad. 1900 S. 1000.
2) Polyb. XXXII 7.
3) Polyb. XXXII 3, 3. 5, If. Diodor XXXI 28. Justin. XXXV 1, 2. Die
Gesandtschaft war Herbst 160 v. Chr. in Rom.
4) Diodor XXXI 27 a. Appian, Syr. 45. 47. Trogus Pomp. prol. 34. Aus Appian
folgt, dafs Timarchos zur Zeit, wo die Gesandtschaft des Demetrios nach Rom
ging (160/59 v. Chr.), schon beseitigt war, dafs also seine Erhebung und Sturz in
die Jahre IGl und 160 v. Chr. fallen. Es gibt von ihm auch Münzen in Gold,
Silber und Kupfer, mit der Aufschrift /3«(TtXe'wc fisyä^ov Tumoxov. Babelon, Rois
de Syrie CXV 89.
348 13. Buch. § 5. Ariarathes V.
diesem Anlafs soll Demetrios von den Babyloniern den Beinamen Soter
erhalten haben, den er fortan führte ^
Durch die ersten Erfolge und die wenn auch nur bedingte Aner-
kennung der Römer fühlte Demetrios seinen Thron genügend befestigt.
Gemäfs seiner Vergangenheit schlug er in vielen Dingen andere Wege
ein als Antiochos Epiphanes, aber wie dieser zeigte er sich als einen
Fürsten von Ehrgeiz und Tatkraft, dem es an Unternehmungslust nicht
fehlte. Er hat dies zunächst dem Ariarathes V von Kappadokien gegen-
über betätigt, der ihn durch seine Absage zum bittern Feinde gemacht
hatte. Bald konnte Demetrios sich rächen, als in Kappadokien ein
Thronstreit ausbrach und dem Ariarathes in seinem Halbbruder Orophernes
ein gefährlicher Nebenbuhler erstand.
§ 5.
Schon früher scheint im kappadokischen Königshause eine Spaltung
entstanden zu sein. Ariarathes IV hatte Antiochis, die Tochter des
Antiochos III zur Gemahlin ''^. Es wird berichtet, dafs sie anfangs un-
fruchtbar war und daher zwei Söhne unterschob, Ariarathes und Oro-
phernes ^. Dann aber gebar sie selbst Kinder, zwei Töchter und einen
Sohn, Mithridates. Sie offenbarte sich jetzt ihrem Manne, und um dem
echten Sohne die Nachfolge zu sichern, wurden die beiden älteren aufser
Landes geschickt, der eine nach Rom*, Orophernes nach lonien, viel-
leicht nach Priene. Mithridates wurde unter dem Namen Ariarathes
Thronerbe^ und folgte 163/2 v. Chr., wie schon erwähnt, dem Vater
1) Euseb., Chrou. I 255. Trogus prol. 34. 35. Appian, Syr. 67. Auf den
Münzen erscheint der Beiname owtkIq so viel bekannt zuerst 158 Sei. = 155/4 v. Chr.
Babelon, Rois de Syrie CXVII. Die nach Demetrios datierte babylonische In-
schrift aus dem Jahre Sei. 151 (162/1 v. Chr.) wird vor der Empörung unter Ti-
marchos liegen , dessen Abfall wahrscheinlich in Medien begann. Zeitschrift für
Assyriologie 8 (1803) S. 110.
2) Diodor XXXI 19, 7. Die Erzählung Diodors ist übrigens stark geschmei-
chelt, und nicht in allen Stücken zuverlässig. Ich bemerke hier, dafs Diodor XXXI 20
nicht nach Kappadokien gehört, sondern nach Ägypten. Oben S. 209 Anm. 3.
3) Es ist wohl möglich, dafs die beiden wirklich Kinder des Ariarathes IV von einer
anderen Frau waren. Der König mag noch mehr Kinder gehabt haben; so kann
der Polyb. XXXIII 12, 1 erwähnte Demetrios recht wohl ein Sohn von ihm ge-
wesen sein. Die Form Öpoqce'p»-»}? wird durch Münzen und eine Inschrift (S. 250
Anm. 2) bezeugt, ferner durch Polybios III 5, 2. Athenäos X 440 B. Justin.
XXXV 1, 2. Trogus prol. 34. In die Exzerpte der Historikar ist aus dem Buche
Judith die Schreibung Olü(fiQvri(; eingedrungen.
4) Livius XLII 19, 3 meldet seine Ankunft 172 v. Chr., ohne Zweifel an der
Echtheit zu äufsern.
5) Vielleicht kann man aus Polybios XXXI 14, 4 schliefsen, dafs er schon bei
Lebzeiten des Vaters den Königstitel empfing.
13. Buch. § 5. Ariarathes V. 34^
nach '. Ob jedoch am Hofe und im Lande alles mit diesem Ergebnis
zufrieden war, ist nicht sicher. Tatsache ist. dafs die Mutter Antiochis
noch zu Lebzeiten des Ariarathes IV das Land verlassen hatte und
nach Antiochien gegangen war, wo sie mit ihrer Tochter ^ durch Lysias
umkam; Ariarathes V erlangte nur die Auslieferung ihrer Gebeine, die
er feierlich beisetzen liefs ^.
Ariarathes V war Philhellene, er hatte in Athen gelebt und besonder»
mit den Philosophen verkehrt, war dort Ehrenbürger und hielt auch als
König von Kappadokien aus die Verbindung mit Attika aufrecht; mit Karne-
ades wechselte er Briefe *. Unter ihm zog die hellenische Bildung in
Kappadokien ein •'. Wahrscheinlich hat er zugleich hellenische Kolonisten
herbeigerufen, mit denen die beiden gröfsten Städte des Landes, Mazaka
und Tjana neu bevölkert, mit hellenischer Verfassung ausgestattet und
nach dem Namen des Gründers Eusebeia am Argäos und am Tauros
genannt wurden ^. Kriegerischen Ehrgeiz besafs der neue König nicht,
sondern er hielt sich streng in den Grenzen seiner Herrschaft, die durch
Roms Anerkennung gesichert schien. Den Einbruch des kommagenischen
Dynasten Ptolemäos in Melitene wies er bald nach seinem Eegierungs-
antritt mit Erfolg zurück ^ Etwas später entstanden in seiner Nach-
barschaft jenseits des Euphrat in Sophene Wirren. Es scheint, dafs der
dortige Fürst '^ gestorben war ; es waren zwei Thronberechtigte vor-
1) Oben S. 206.
2) War diese vielleicht mit Seleukos IV vermählt?
3) Polyb. XXXI 17, 2. Oben S. 220.
4) Diogen. La. IV 65. Zusammen mit Attalos hat er dem Karaeades eine
Statue gestiftet. SIG. I'- 298. Ein Dekret des athenischen Kollegiums der diony^
sischen Künstler für ihn und seine Gemahlin Nysa, worin ihm gedaukt und Ehren
(z. B. eine Geburtstagsfeier) zuerkannt werden, findet sich BGH. 19 (1895), 541.
Sein Name erscheint auch auf attischen Münzen. Köhler, MA. 5 (1881), 284 f.
Head, Histor. num. 320. Vgl. ShebeleflF, Aus der Geschichte Athens S. 206 fif.
5) Diodor XXXI 8.
6) Strabo XII 537 f. Die Einrichtung der Verfassung geschah nicht ohne
Beirat der Philosophen ; Mazaka nahm die Gesetze des Charondas an. Strabo
S. 539. Das Ariarathes V der Gründer war, ist wahrscheinlich, aber nicht sicher;
denn auch Ariarathes IV hatte den Beinamen Eusebes. Eine dritte ebenfalls
hellenische Stadt Kappadokiens, Ariaratheia (vgl. CIA. IV 2 nro. 451 f.) geht nach
Stephanus Byz. s. v. auf Ariarathes IV zurück. Ob Ariarathes V es war, der die
Flüsse Melas und Karmalas staute, um in seinen Gärten Seen zu bilden, und da-
durch bei einem Dammbruch im Unterlauf der Flüsse Überschwemmungen be-
wirkte und mit den Nachbarn Weiterungen hatte, wissen wir nicht. Strabo XII 538 f.
7) Diodor XXXI 19 a. Man wird dies Ereignis besser in diese Zeit setzen als
unter Ariarathes IV. Jedenfalls fällt es erst nach dem Tode des Antiochos Epi-
phanes. Oben S. 220.
8) Wohl Mitbridates. Oben S. 78. Polyb. XXV 2,11.
250 13. Buch. § 5. Ariarathes und Orophernes.
banden, die vertrieben wurden und aufser Landes gingen. Der eine,
Mitbrobuzanes suchte bei Ariarathes Zuflucht, der andere bei Artaxias
in Grofsarmenien. Artaxias, der sich seit dem Tode des Antiochos Epi-
phanes wieder unabhängig und frei fühlte, schlug dem Ariarathes vor,
beide Bewerber zu beseitigen und Sophene imter sich zu teilen, aber
Ariarathes lehnte es ab, führte seinen Schützling auf den Thron zurück
und wufste sogar den Artaxias zu gunsten des andern umzustimmen ^
Auch hierin hat ihn wohl die Rücksicht auf die Römer geleitet ; er wollte
alles vermeiden, was ihr Mifstrauen hätte wachrufen können, und be-
eilte sich daher, sobald er von der Gesinnung des Senats dem Demetrios
gegenüber erfuhr, diesem die Freundschaft aufzusagen.
Nicht lange darnach trat nun sein Halbbruder Orophernes mit An-
sprüchen auf den kappadokischen Thron hervor '^. Derselbe mufs im
Lande nicht unbedeutenden Anhang besessen haben ^ und fand vor allem
die tätige Unterstützung des Demetrios, der sich dafür eine hohe Summe,
1000 Talente, ausbedang. Von Soldaten des Demetrios geleitet, rückte
Orophernes in Kappadokien ein (159 v. Chr.). Ariarathes ward zwar
von Eumenes unterstützt * , aber gerade in diese Zeit scheint zum Un-
glück für Ariarathes der Tod des Pergameners gefallen zu sein, und der
Ausgang der Sache war, dafs Ariarathes 158 v. Chr. aus Kappadokien
weichen mufste und hilfesuchend nach Rom ging, wo er etwa Spät-
sommer 158 V. Chr. anlangte-^. Um ihm entgegenzuwirken, erschienen
n Diodor XXXI 22. Polyb. XXXI 17, 5.
2) Polyb. III 5, 2. Liv. perioch. 47. Appian, Syr. 47. Justinus XXXV 1.
Trogus prol. 34. Zonaras IX 24, 8. Vgl. Ancient Greek inscr. in the British
Mus. III n. 424. Reinach, Trois royaumes S. 44.
3) Unter seinen Freunden und Föi'derern wird besonders Timotheos namhaft
gemacht. Diodor XXXI 32. Polyb. XXXII 24, 4.
4) Zonaras a. 0.
5) Polyb. XXXII 24 Da hienach die Zeit der Ankunft des Ariarathes in
Rom feststeht, ferner Zonaras a. 0. berichtet, dafs Eumenes ihn unterstützte, dieser
aber 159 v. Chr. starb , so ist anzunehmen , dafs Eumenes zwar den Anfang der
Usurpation des Orophernes erlebte, aber nicht mehr die Vertreibung des Ariarathes,
dafs also der Kampf um das Königtum eine Zeitlang gedauert hat. Nach den
Einleitungsworten des Exzerptes bei Diodor XXXI 32 a müfste man freilich an-
nehmen, Eumenes habe die Flucht des Ariarathes noch erlebt, und dieser Meinung
ist Bevan, The house of Seleucus II 20G Anm. 3. Dies ist aber nur unter einer
doppelten Voraussetzung statthaft: entweder ist das Todesjahr des Eumenes (nach
Strabo XIII 624) nicht richtig bestimmt, und Eumenes ist erst 159/8 v. Chr. ge-
storben, oder Ariarathes ist nach seiner Vertreibung nicht gleich nach Rom ge-
gangen, sondern hat sich zunächst etwa ein Jahr lang in Pergamon aufgehalteu.
Wahrscheinlich jedoch liegt im Diodorexzerpt ein Versehen vor, wie es in den Ein-
gangsworten der Exzerpte nicht selten ist, und Eumenes ist statt Attalos genannt
13. Buch. § 5. Ariarathes und Orophernes. 351
bald darnach Gesandte von Demetrios wie von Orophernes. Letzterer
suchte die römische Anerkennung nach und liefs einen goldenen Kranz
überreichen, und unter den Konsuln von 157 v. Chr. kam die Sache
zur Entscheidung. Durch dreiste Lügen und Beschuldigungen wufsten
die Gesandten den Senat so zu bearbeiten, dafs er den Orophernes an-
erkannte und Kappadokien unter beide Könige zu teilen beschlofs >•
Vielleicht war es eine Nachwirkung des früheren Mifstrauens gegen
Ariarathes IV (S. 206); überdies mag es dem Senat nicht unerwünscht
gewesen sein, das Königreich zu schwächen.
Auf der Heimkehr von Rom versuchten die Beauftragten des Oro-
phernes zweimal, zuerst bei Korkyre, dann bei Korinth, den Ariarathes zu
überfallen und zu ermorden; er entging jedoch den Nachstellungen, im
Gegenteil bei Korkyra fanden die Gesandten selber den Tod ^, und glück-
lich gelangte Ariarathes nach Pergamon, von wo ihn Attalos 11 in seine
Hälfte einsetzte; es war das erste auswärtige Unternehmen des Perga-
meners ^. Bald fiel auch die andere Hälfte Kappadokiens wieder an Aria-
rathes zurück; denn Orophernes konnte sich nicht lange halten. Er hatte
sein Königtum allzu teuer bezahlen müssen, seine Helfer, vor allem De-
metrios, verlangten grofse Suramen, er selbst brachte aus lonien, wo er auf-
gewachsen war, verschwenderische Neigungen ^ und neue Sitten mit. So
brauchte er viel Geld, mehr als er aus seinem Teil herauswirtschaften
konnte, und mufste zu Gewalttaten, Hinrichtungen und Konfiskationen
greifen. Er konnte die Soldaten nicht mehr bezahlen, und als sie mit
Meuterei drohten, griff" er den Tempelschatz des Zeus an. So ist es leicht
verständlich, dafs er sich bald unsicher fühlte und auf alle Fälle eine an-
sehnhche Summe Geldes, 400 Talente, nach Priene ins dortige Heilig-
tum in Sicherheit brachte. Attalos und Ariarathes werden das ihrige
getan haben, um seine Stellung weiter zu untergraben. Zuletzt ent-
zweite sich Orophernes auch mit seinen bisherigen Freunden, und nun
brach sein Königtum zusammen ^. Nach etwa zweijähriger Regierung
mufste er nun 156 v. Chr. das Land verlassen und kehrte zu seinem
Beschützer Demetrios zurück ^. Ariarathes ward wieder alleiniger König
•worden. Dies wird überdies im Exzerpt selbst durch die Worte vn' Evfisyovc: toi
Tore ßccaiXüioi angedeutet: denn lore weist darauf hin, dafs zur Zeit der Handlung
nicht mehr Eumenes König war, sondern ein anderer.
V) Poljb. XXXII 24. Gesandter des Demetrios war Miltiades, die kappa-
•dokischen Timotheos und Diogenes.
2) Diodor XXXI 32 b. Also auch Timotheos wird damals umgekommen sein.
3) Polyb. XXXII 22, 8.
4) Nach Äiian, Var bist. II 41 war er ein starker Zecher.
5) Diodor XXXI 32. 34. Polyb. XXXII 25.
6) Vor 155 V. Chr. Polyb. XXXIII 6.
353 13. Buch. § 6. Demetrios und die Juden.
von ganz Kappadokien. Aber Land und Königtum werden unter der
Usurpation des Orophernes schwer gelitten haben; sie mufsten den
doppelten Thronwechsel bezahlen.
In den Sturz des Orophernes ward auch das ionische Priene ver-
wickelt. Ariarathes verlangte die Auslieferung der vom Usurpator de-
ponierten Geldsumme, aber die Prienenser weigerten sich, das ihnen
anvertraute Gut einem andern auszuliefern. Mit Unterstützung des
Attalos, der ebenfalls Beschwerden gegen Priene hatte, schritt hierauf
Ariarathes zu Feindseligkeiten. Attalos gewährte ihm Durchzug durch
das pergamenische Gebiet, und Priene sah sein Gebiet von kappadokischen
Truppen ausgeplündert ohne sich verteidigen zu können. Ihre Hilfsge-
suche erst an die Rhodier, dann an die Römer waren, wie es scheint,
vergeblich. Es wird dann rühmend anerkannt, dafs sie nach alledem
das deponierte Geld dem Orophernes wieder zurückgaben ^ Der Präten-
dent lebte am Hofe des Demeti'ios, hielt aber keine Ruhe. Als später
die Antiochener sich gegen den König empörten, trat er auf ihre Seite.
Demetrios setzte ihn hierauf in Seleukeia gefangen; er schonte damals
sein Leben, weil er ihm gegen Ariarathes vielleicht noch einmal von
Nutzen sein konnte -. Doch fand sich keine Gelegenheit mehr, in Kappa-
dokien einzugreifen; Demetrios mufste selbst auf seine Sicherheit be-
dacht sein, und schwerlich hat ihn Orophernes überlebt.
§ 6.
Schon vor den kappadokischen Wirren ganz zu Anfang seiner Re-
gierung hatte Demetrios mit den aufständischen Juden zu tun und auch
hier die königlichen Rechte viel kräftiger wahrgenommen als sein schwacher
Vorgänger es vermochte. Durch den Frieden von 163 v. Chr. hatten
die Hasmonäer über ihre Gegner, die alte königliche Partei, die Gott-
losen, wie sie in unsern Berichten heifsen, das Übergewicht erlangt.
Sobald nun Demetrios zur Herrschaft gelangt war, erschien der Hohe-
priester Alkimos im Namen seiner Parteigenossen, überreichte den üb-
lichen goldenen Kranz und andere Huldigungsgeschenke und bat um
Hülfe gegen Judas ^ (162/1 v. Chr.). Auch den Juden gegenüber ging
Demetrios andere Wege als Lysias und Eupator. Alkimos ward in
seinem Amte bestätigt, Demetrios gab ihm den Nikanor mit, den er zum
1) Polyb. XXXIII G. Das Exzerpt gehört etwa ins Jahr 155, jedenfalls vor
152 V. Chr. Später hat der Senat eine Entscheidung getroften, wovon in der
S 250 Anm. 2 citierten Inschrift ein Rest übrig ist.
2) Justinus XXXV 1, 3.
3) IMakk. 7, 4 ff. 2 Makk. 14, 1 ff . Letzteres gibt das Datum 151 Sei.
13. Buch. § 6. Demetrios und die Juden. 353
Strategen Judäas ernannte. Verstärkt durch die Aufgebote des süd-
lichen Syriens rückte dieser in Judäa ein, führte den Alkiraos und seine
Freunde nach Jerusalem zurück und vertrieb die Hasmonäer. Bakchides,
der Strateg östlich vom Jordan, unterstützte ihn dabei von der anderen
Seite her K Der Verlauf der Ereignisse wird im einzelnen abweichend
und lückenhaft überliefert''. Wir erkennen jedoch, dafs Alkimos zu-
nächst von einem grofsen Teil der Juden, auch von der Priesterschaft
und den Asidäern als rechtmäfsiger Hoherpriester anerkannt ward. Da
er aber seine Parteileidenschaft nicht zügeln konnte und alsbald sich an
den Gegnern zu rächen begann, so trieb er das Volk wieder dem
Makkabäos zu, dieser gewann in der Landschaft draufsen vor Jerusalem
das Übergewicht, und der Krieg war wieder im vollen Gange. Nikanor
kam zur Überzeugung, dafs ohne die Hasmonäer eine Beruhigung des
Landes, die damals im dringenden Interesse des Königs lag, nicht mög-
lich sei, und versuchte, sich mit Judas zu verständigen. Nach einem glück-
lichen Treffen, das er mit Simon, dem Bruder des Judas bestand, hatte
er mit letzterem eine persönliche Zusammenkunft, die zu einem friedlichen
Vergleich führte. Judas legte die Waffen nieder und nahm in Jerusalem
unter den Augen Nikanors Wohnung. Nikanor verkehrte in Freund-
schaft mit ihm und konnte seine syrischen Hülfstruppen entlassen ^. Aber
der Friede hatte keine Dauer. Nach unserem Bericht beschwerte sich
Alkimos beim König über Nikanor; er beschuldigte ihn, dafs er den
Judas Makkabäos zum Hohenpriester machen wolle *, und fand Gehör.
Nikanor ward angewiesen, sich der Person des Judas zu bemächtigen.
Allein dieser erhielt Wind davon und entfloh, bald stand er wieder im
Felde und bestand gegen Nikanors Truppen ein siegreiches Gefecht ^.
Dieser machte nun die Juden in Jerusalem für das Geschehene verant-
wortlich: er soll in den Tempel gegangen sein und den Priestern ge-
1) Bakehides wird nur 1 Makk. 7, 8 ff. erwähnt, und zwar wird er zuerst aus-
gesandt, dann erst, als er mit Judas Makkabäos nicht fertig werden kann, kommt
auf erneuten Hilferuf Nikanor, der im 2. Makk. allein genannt wird Es empfiehlt
sich, besonders mit Rücksicht auf die zur Verfügung stehende Zeit, eine gemein-
same, gleichzeitige Tätigkeit des Bakehides und Nikanor anzunehmen, wobei es
sehr wohl möglich ist, dafs Bakehides als der nähere zuerst in Judäa einrückte
oder dafs sich Nikanors Abmarsch etwas verzögerte.
2) 2 Makk. 14, 13 ff. 1 Makk. 7, 9 ff. Josephus, Autiq XII 393 ff. Josephus
folgt dem 1. Makkabäerbuch mit einigen selbständigen Zusätzen. Vgl. Kritik der
Makk. S. 86.
3) 2 Makk. 14, 17 ff.
4) 2 Makk. 14, 26. 1 Makk. 7, 25. Hieran knüpft Josephus an, wenn er Antiq.
XII 414 den Judas zum Hohenpriester macht.
5) Bei Kapharsalama 1 Makk. 7, 31 f.
354 13. Buch. § (3. Niederlage Nikanors.
droht haben, das Gotteshaus zu zerstören und ein Heiligtum des Dionysos
an seine Stelle zu setzen, wenn Judas nicht herbeigeschafft würde; an-
gesehene Juden wurden ergriffen und getötet ' ; die Betürchtung einer
neuen Religionsverfolgung erwachte und trieb dem Makkabäos zahlreiche
Anhänger zu. Nikanor mufste aufs neue gegen die Aufständischen zu
Felde ziehen und traf den Judas nicht weit von Bethoron bei Adasa ^, aber
er war ihm nicht gewachsen. Die syrischen Hülfstruppen hatte er nach
Hause geschickt, und seine Macht, die allein nicht ausreichte, durch ein
jüdisches Aufgebot ergänzt, das nur widerwillig folgte. Es scheint, dafs
ihn die jüdischen Bundesgenossen verliefsen oder zu Judas übergingen *.
Er wurde völlig geschlagen und fand im Kampfe seinen Tod (Frühjahr
161 V. Chr ) ^. Die Sieger zogen im Triumph in Jerusalem ein; Kopf
und Arm Nikanors wurden öffentlich ausgestellt, und eine Zeitlang war
Judas Herr des Landes; es ist wohl möglich, dafs nun gleich die Züge
der Aufständischen in die Nachbarschaft wieder begannen •'.
Judas mufste auf einen harten Straufs mit Demetrios gefafst sein
und suchte dagegen Hilfe in Rom. Der Gedanke lag ja nahe genug;
gerne nahmen die Römer alle Bedrängten, die zu ihnen kamen, in ihren
Schutz, und schon früher hatten sich römische Gesandte für die Juden
bei Antiochos V verwandt; überdies wufste Judas gewifs, welche un-
günstige Stimmung gegen Demetrios in Rom herrschte ^ , vor kurzem
hatte auch Timarchos dort Rückhalt gefunden; ein Hilfsgesuch hatte
also Aussicht auf Gehör. In der Tat fand die jüdische Gesandtschaft,
die von Eupolemos geführt ward, in Rom erwünschte Aufnahme;
wenn auch kein eigentliches Bündnis geschlossen ward, so hat doch^
1) 1 Makk. 7, 33 f. 2 Makk. 14, 31 flP. Letzteres erzählt hiebe! vom Ende des
Razis, der in einer Art Burg wohnte und sich der Verhaftung durch Selbstmord
entzog.
2) 1 Makk. 7, 39. Josephus, Antiq. XII 408. Nach 2 Makk. 15, 1 kommt
Judas aus der Gegend von Samarien.
3") Dies deutet 2 Makk. 15, 2 ff. an; dort wird erzählt, Nikanor habe die Juden
zwingen wollen, am Sabbat gegen ihre Landsleute zu fechten. Nach 1 Makk. 7, 39
hat Nikanor vor der Schlacht V^erstärkungen erhalten; dies scheint jedoch tenden-
ziöse Entstellung zu sein. Vgl. Kritik der beiden Makkab. 87.
4) 1 Makk. 7, 43. 2 Makk. 15, 36. Das überlieferte Datum der Schlacht ist
der als Gedenktag gefeierte 13. Adar, etwa Anfang April. Das Jahr ist nicht aus-
drücklich überliefert; man nimmt das in beiden Makkabäerbüchern zuletzt ge-
nannte, nämlich Sei. 151 = 162/1 v. Chr. an; ein eigenes Datum hat die Schlacht
nicht.
5) So erklärt sich die Züchtigung des Ortes „ Maisaloth (oder nach Tuch Me-
sadoth) in Arbela" in Galiläa, die Bakchides im nächsten Jahre vornahm. 1 Makk.
9, 2. Wellliausen, Israel. Gesch.* 266 Anm. 1.
6) Die Anerkennung des Demetrios fällt erst später. Polyb. XXXII 6.
13. Buch. § 6. Tod des Makkabäos 160 v. Chr. 25»
wie es scheint, der Senat die Juden als befreundetes selbständiges Volk
anerkannt, und Demetrios aufgefordert, sie in Ruhe zu lassen '. Aber
Judas hat die Rückkehr seiner Gesandten schwerlich erlebt. Nach
Nikanors Fall hatte Demetrios sofort ein gröfseres Heer ausgerüstet und
schickte es unter Bakchides gegen die Juden. Die Gesandtschaft des
Eupolemos konnte ihm nicht verborgen bleiben; sie wird ihn veranlafst
haben, rasch und kräftig zu handeln, um der drohenden römischen Ein-
mischung zuvorzukommen. Von Norden, etwa von Ptolemais her, drang,
Bakchides unaufhaltsam vor, züchtigte unterwegs einige Aufständische
in Galiläa und stand im April 160 v. Chr. ^ mit mehr als 2U000 Mann
in Jerusalem, wo Alkimos und sein Anhang wieder eingesetzt ward.
Judas hatte sich ins Gebirge zurückgezogen; er ward, als der Feind
mit grofser Übermacht anrückte, von vielen seiner Leute verlassen; mit
dem Rest ward er umzingelt und fand in der Schlacht als Held sein
Ende \
Nach dem Fall des Judas Makkabäos, der in Wahrheit ein un-
ersetzlicher Führer war, mufste sich Judäa der königlichen Autorität
unterwerfen. Die Freunde der Hasmonäer wurden unterdrückt, beseitigt
oder vertrieben, ein Teil ward gefangen gesetzt; Alkimos und sein&
Partei kamen zur Herrschaft *. Aber viele Aufständische hatten sich
gerettet und blieben in den Waffen. Die Brüder des Gefallenen, Jonathan
und Simon, behaupteten sich in der Wüste Thekoa und am Nordrande
1) Dafs sich Judas mit den Römern verbündete oder verbünden wollte , ist so
gut bezeugt (2 Makk. 4, 11. iMakk. 9, 1 if . Josephus, Bell. Jud. 1 38. Justiuus
XXXVI 3, 9), dafs die dagegen von Willrich und Wellhausen erhobenen Zweifel
nicht aufkommen können. Vgl. Wellhausen, Israel. Gresch.* 266. Meine Kritik d.
beiden Makkab. 88. Freilich die im 1. Makk. und darnach in verbesserter Gestalt
von Josephus, Autiq. XII 41 7 ff. mitgeteilte Vertragsurkuude, kann in der über-
lieferten Form nicht echt sein, sondern ist mindestens stark bearbeitet. Die Tat-
sache des Bündnisses wird dadurch nicht berührt.
2) Im 1. Monat, d. h. dem Nisan oder Xanthikos des Jahres 152 Sei Für
diejenigen, welche, wie Schürer , die seleukidischen Jahre des 1. Makkabäerbuchs
nicht mit dem Dios, sondern mit dem Xanthikos beginnen lassen, fällt das Datum
in den April 161 v. Chr., was grofse Schwierigkeiten macht, da alsdann der Ab-
stand von der Niederlage Nikanos' sehr gering wird, wenn nämlich diese in den März
161 V. Chr. zu setzen ist. Wellhausen, Israel. Gesch. 266. Schürer 1^ 218 f.
3) IMakk. 9, 3 ff. Josephus, Ant. XII 420 ff. Bell. I 47. Der Schlacht-
bericht des 1. Makk. ist wesentlich patriotische Phantasie. Der Ort des Kampfes
ist unbekannt; die im 1. Makk. genannten Orte Berea oder Berzeth und Elasa oder
Eleasa sind nicht nachweislich. Josephus im Bell Jud. nennt statt dessen Akedasa.
Man wird an die Gegend nördlich und nordwestlich von Jerusalem zu denken
haben. Der Leichnam des Judas wurde nach 1 Makk. 9, 19 in Modein bestattet.
4) IMakk. 9, 23. 70 f. Josephus, Antiq. XIII 1 ff.
256 13. Buch. § 6. Unterwerfung Judäas.
des Toten Meeres zu beiden Seiten der Jordanmündung nahe der arabischen
Grenze. Die Araber, die zum seleukidischen Reiche gehörten, waren
den Hasmonäern zum Teil feindlich gesinnt, aber wichtig war es, dafs
die Nabatäer, die um diese Zeit sich auszubreiten anfangen, ihre Freunde
waren und ihnen einen Rückhalt gewährten \ Bakchides suchte den
Jonathan am Jordan auf und hätte ihn beinahe umzingelt und gefangen
genommen, aber er entkam über den Flufs. Der Strateg ging hierauf
nach Jerusalem zurück und nahm die Ordnung und Sicherung des Landes
vor. Nicht nur Jerusalem, sondern alle wichtigen Plätze ringsum, wie
Jericho, Ammans, Bethoron, Bethel, Bethsura, Gazara wurden mit könig-
lichen Besatzungen versehen ; die angesehensten Familien mufsten Geiseln
stellen, die auf der Burg in Jerusalem aufbewahrt wurden -. Doch die
jüdische Religion ward nicht mehr bedroht, und gewifs hat Demetrios dieses
dem Volke ausdrückhch zugesichert. Das alte Regiment, wie es vor Ausbruch
der Unruhen unter Antiochos Epiphanes bestand, ward im wesentlichen
wiederhergestellt ^. Alle diejenigen also, welche nur um der Religion willen
am Aufstande beteiligt waren, die Asidäer und ihre Genossen, hatten keinen
Anlafs mehr, dem Könige zu widerstreben. Wie aber die Erhebung
von Anfang an nur zum Teil religiösen Ui"sprung hatte, zum andern
Teil aus den alten Parteiungen von dynastischem Charakter entstanden
war, so war auch die religiöse Beruhigung nicht ausreichend, um dem
Lande den Frieden wiederzugeben. Nachdem die Auflehnung einmal
erfolgt war, konnte man nicht leicht zum alten Gehorsam zurückkehren,
zumal da die erste Strenge und Energie in der Verfolgung der Auf-
ständischen bald nachliefs.
Schon im nächsten Jahre (l 60/59 v. Chr.) starb Alkimos der Hohe-
priester eines plötzlichen Todes *. Ob er einen Nachfolger erhielt, und
1) Schon Judas hatte mit ihnen Freundschaft geschlossen. 1 Makk. 5 , 25.
Als damals der Angriff des Bakchides bevorstand, ward Johaunes , der Bruder Jo-
nathans, mit dem überflüssigen Gepäck zu den Nabatäeru geschickt, aber von
den Arabern aus Medaba aufgefangen und erschlagen, wofür Jonathan bei
nächster Gelegenheit Rache nahm. 1 Makk. 9, 35ff. Josephus, Antiq XIII lOf.
Bell. Jud. I 47. Die Anfänge des nabatäischen Staates sind dunkel. Den Seleu-
kiden scheint das Volk nie Untertan gewesen zu sein. Der erste bekannte Fürst
ist der '2 Makk. 5, 9 erwähnte Aretas, zu dem lason flüchtete (oben S. 231).
Justinus XXXIX 5, 6 leitet ihre Macht von einem König Ilerotimos oder Hieroti-
mos ab, der etwas später gelebt zu haben scheint, aber im übrigen unbekannt ist.
Vgl. Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes P 720 ff. und die dort angeführte Litteratur.
2) iMakk. 9, 50. Josephus, Antiq. XIII 15.
3) Wellhausen, Israel. (Jesch.' 268. Joh. Malalas S. 207 (Bonn) berichtet, De-
metrios habe den Juden ihren Tempel zurückgegeben. Selbst Malalas hat manches
Korn wirklicher Überlieferung erhalten.
4) Zur Strafe für die Niederreifsung einer Mauer des inneren Tempelhofes , wie
13. Buch. § 6. Jonathans Anerkennung. 357
wer an seine Stelle trat, wird nicht überliefert ^ Bakchides ferner ver-
liefs Judäa und nahm vermutlich sein Heer mit sich, und nur die Be-
satzungen blieben zurück. Zwei Jahre war Ruhe im Lande, d. h.
der Krieg gegen die Hasmonäer schlief ein. Diese konnten wieder zu
Blräften kommen und durften es wagen zurückzukehren, sie wurden
wieder so mächtig, dafs ihre Gegner mit den vorhandenen Streit-
kräften nichts gegen sie ausrichteten und die Hilfe des Demetrios an-
riefen ^, der den Bakchides wieder nach Judäa sandte. Bakchides
versuchte zunächst, Jonathan und Simon und ihre Anhänger mit Hilfe
seiner jüdischen Freunde festzunehmen; aber der Anschlag mifslang, die
Hasmonäer entkamen und sammelten sich an einem befestigten Ort, der
in der Wüste, vielleicht im südlichen Judäa gelegen war ^. Bakchides
folgte mit jüdischen Mannschaften nach und belagerte die Veste, aber
ohne Wirkung. Jonathan hatte sich rechtzeitig der Einschliefsung entzogen
und errang draufsen allerlei Erfolge, während Simon sich der Belagerer
glücklich erwehrte. Bakchides scheint in eine schwierige Lage ge-
kommen zu sein und machte seine jüdischen Bundesgenossen daiür ver-
antwortlich, mehrere von ihnen mufsten es büfsen *. Damit öffnete er dem
Gegner einen Weg zur Verständigung. Jonathan machte Friedensvor-
schläge und Bakchides ging darauf ein. Der Hasmonäer versprach, Ruhe
zu halten ; dafür wurden seine Freunde freigegeben, die von dem früheren
Kriege her noch in Gefangenschaft safsen. Er selbst durfte mit seinen
Anhängern zurückkehren und nahm auf dem Lande, nicht weit von
Jerusalem, Wohnung ^ ; die Stadt war ihm vielleicht verboten. Im üb-
rigen ward nichts geändert, die königlichen Besatzungen blieben, aber
der priesterliche Erzähler berichtet 1 Makk. 9, 54. Josephus, Antiq. XII 413, bei
dem ihm Judas Makkabäos nachfolgt , läfst ihn nach vierjähriger Priesterschaft
vor Judas sterben. Die Dauer seines Amtes ist richtig augegeben; denn er ward
164/3 V. Chr. ernannt. Oben S. '241.
1) Vielleicht ist in unserer Überlieferung der Nachfolger im Interesse der
Hasmonäer unterdrückt worden ; denn schwer kann man sich den Tempel ohne
Hohenpriester denken. Vgl. Kritik d. beid. Makkab. 41.
2) IMakk. 9, 58 ff.
3) Der Ort heifst nach unserem Text 1 Makk. 9, 62 Bmxißaai, wofür Josephus,
Antiq. XIII 26 B>j»n'Actya las. Vgl. Ewald IV^ 425.
4) Wobei es wohl möglich ist, dafs geheime Anhänger der Hasmonäer imter
seinen Hilfstruppen waren.
5) Nach 1 Makk 9 , 73 wohnte Jonathan in Michmas und begann, das Volk
zu richten. Er wird hier wie einer der Richter des alten Bundes angesehen, mül'ste
also Vorsteher des Volkes gewesen sein, während er in Wahrheit nur die Stellung eines
Parteihauptes hatte. Die alttestamentliche Reminiszenz macht auch Michmas als
seinen Wohnort etwas verdächtig. Kritik d. beiden Makkab. 48.
Niese, Gesch. d. griech. u. mak. Staat'n. IIT. 1»
358 13. Buch. § 7. Vereinigung gegen Demetrios.
Bakchides zog ab und es herrschte Friede in Judäa (um 157 v. Chr.) ^
Aber es war nur eine Waffenruhe; die gewahsame Unterwerfung des
Landes, die Vernichtung des Judas hatte einen starken Hafs zurück-
gelassen, und man wartete nur auf eine günstige Gelegenheit zum neuen
AbfaU K
Demetrios hatte also die aufständischen Bewegungen kräftig und
erfolgreich niedergeworfen ^ und regierte anerkannt in Antiochien. Er
war unter den asiatischen Herrschern gewifs der Mächtigste und trat
auch nach aufsen hin mit Glanz auf; wie seine Vorgänger, war er ein
Freund der Hellenen und hellenischer Bildung *, Aber er hatte sich bei
seinen Unternehmungen viele Feinde gemacht. Ariarathes fühlte sich
vor ihm nicht sicher auf seinem Thron, Attalos H war ihm nicht minder
feindlich gesinnt. Der ägyptische Nachbar Ptolemäos Philometor, scheint
zuerst sein Freund gewesen zu sein ^, aber Demetrios benutzte nun die
ägyptischen Wirren, um sich der Insel Kypros zu bemächtigen. Der
ptolemäische Statthalter Archias war bereit, ihm für 500 Talente die
Insel zu verkaufen, aber der Verrat kam rechtzeitig ans Licht, und
Archias entzog sich der drohenden Strafe durch Selbstmord ^. So hatte
sich Demetrios auch den Philometor zum Feinde gemacht, suchte aber
um so sorgfältiger die Beziehungen mit den Römern zu pflegen und sich
1) IMakk. 9, 71 fF. 10, 6 ff.
2) Als ein Denkmal dieser Stimmung kann man das Buch Judith ansehen.
Wie Hicks gesehen hat (Journal of hell Studies G [1885], 261 ff.} verbirgt sich
unter der Person des Holophernes wahrscheinlich Demetrios; den Namen hat sein
Freund, der Kappadoker Orophernes hergegeben. Vgl. VVillrich, Judaica 28 ff.
3) Womit nicht behauptet werden soll, dafs im Reiche des Demetrios alles
ruhig gewesen sei. Beispiel eines aufständischen Dynasten ist der Diodor XXXI
32 a erwähnte Kiliker Zenophanes, der mit Demetrios zerfiel und vom Grenz-
nachbar Eumenes unterstützt ward. Aus den oberen Satrapieu fehlt es an Nach-
richten.
4) Den Rhodiern machte er ein bedeutendes Getreidegeschenk. Diodor XXXI
36. An seinem Hofe lebten verschiedene Litteraten und Philosophen, z. B. der
Mathematiker und Epikureer Philonides aus Laodiktia, von dessen Biographie jüngst
einige Reste durch Crönert entziffert worden sind. Wir erfahren daraus, dafs Phi-
lonides bei Demetrios in Ansehen stand, vielleicht sogar nach Useners Vermutung
zum Vorsteher von Laodikeia ernannt ward. Er hatte übrigens schon am Hofe des
Antiochos Epiphanes gelebt; es wiid ihm nachgerühmt, dafs er diesen König zur
epikureischen Lehre bekehrt habe. Vgl. Crönert, Sitzungsber. der k. Akad zu
Berlin IßOO S. 953. U. Köhler. Ebendas. 999 ff. Usener, Rhein. Mus. 56 (19Ü1) 145.
5) Diodor XXXI 18. Oben S. 245.
6) Etwa 155 v. Chr. Polyb. XXXHI 5. Oben S. 211 f.
13. Buch. § 7. Vex'einigmig gegen Demetrios. 35&
ihnen gefällig zu erweisen ^ Aber die Römer haben ihm nie getraut.
Er war gegen ihren Willen König geworden, er war ihnen zu selbständig
und zu mächtig, und sie traten daher seinen Gegnern bei, als diese sich
zu seinem Sturze vereinigten. Es war das Verhängnis des Demetrios,
dafs er unter Beseitigung eines anerkannten Königs das Diadem erlangt
hatte, der als Sohn des Antiochos Epiphanes im Königreiche wie draufsen
viele Freunde besessen. So berechtigt auch die Ansprüche des Demetrios
auf den Thron gewesen waren, so ward doch seine Erhebung der An-
fang nie endender Thronstreitigkeiten, in denen das Haus nud das Reich
der Seleukiden zu Grunde ging '''. Antiochos Epiphanes hatte aufser
Eupator noch andere Kinder hinterlassen, die entkommen waren, ihre
Ansprüche geltend machten und den Feinden des Demetrios Gelegenheit
gaben, einen Gegenkönig aufzustellen.
Haupt und Mittelpunkt des Unternehmens war Attalos H, der als
Freund des Antiochos Epiphanes wie des Ariarathes ein besonders eif-
riger Gegner des Demetrios gewesen sein mufs ^. Er zog zwei angeb-
liche Kinder des Antiochos Epiphanes hervor, Alexandros und Laodike,
und stellte sie als Thronbewerber auf. Über Laodike fehlen bestimmte
Nachrichten; sie scheint wirklich eine Tochter des Epiphanes gewesen
zu sein '^. Alexander dagegen war nach der allgemeinen Meinung unter-
geschoben, er soll eigentlich Balas geheifsen haben, war in Smyrna
aufgewachsen und wegen seiner Ähnlichkeit mit Antiochos aufgefallen.
Attalos liefs ihn, als nach der Vertreibung des Ariarathes seine Feind-
schaft gegen Demetrios begann, nach Pergamon kommen, bekleidete
ihn mit königlichen Insignien, schickte ihn als den rechtmäfsigen Thron-
erben an die Grenze nach Kilikien ^ und liefs von hier aus in Syrien
für ihn nicht ohne Erfolg die Trommel rühren ^, die Aussicht auf einen
Thronwechsel fand dort vielfach freudigen Anklang.
1) Dies sieht man aus der Geschichte des Andriskos. Vgl. unten S. 260.
2) Der Keim des Konfliktes liegt schon darin , dals Antiochos Epiphanes zur
Regierung kam, nicht Demetrios.
3) Vielleicht gab es noch andere, unmittelbare Ursachen der Feindschaft. Man
wird das Vorgehen des Attalos persönlich begreiflich finden, aber von einem höheren
Standpunkt aus, wie ihn die römische Politik einzunehmen pflegte, war es doch
sehr kurzsichtig; denn eine weitere Schwächung der Seleukiden lag nicht im
pergamenischen Interesse. In Wahrheit hat Attalos nur die Geschäfte Roms
besorgt
4) Polyb. XXXT 12, 4.
5) Zu einem Dynasten Zenophanes, der von Demetrios abgefallen, aber von
Eumenes unterstützt worden war. Zenophanes ist vielleicht der erste Herrscher
des Fürstentums von Olba.
6) Diodor XXXI 32 a. Vgl. Justinus XXXV 1, 6 f. Livius perioch. 52. Zu
17*
360 13. Buch. § 7. Vereinigung gegen Demetrlos.
Nicht blofs von den Juden ward der König gehafst, sondern er hatte
sich durch Strenge und höhere Steuern überhaupt viele Gegner gemacht,
und zwar besonders, wie es scheint, in den Städten, zumeist in Antiochien,
das ja von Antiochos Epiphanes so sehr gefördert war. Ganz anders
als dieser zeigte sich Demetrios. Er wohnte nicht in der Stadt, sondern
draufsen vor in einem befestigten Schlosse und zeigte sich dem Volke
nur selten. Er mag auch die städtischen Freiheiten wieder beschränkt
haben. Man beschwerte sich über seine Unzugänglichkeit und behauptete,
er sei lässig in den Geschäften und ein übermäfsiger Zecher ^ Fast
scheint es, dafs auch sein Diensteifer den Römern gegenüber ihn daheim
unpopulär machte. Kurz, die Antiochener hafsten ihn und mehrmals
kam es zu aufständischen Bewegungen ^. In eine ward Oropherues ver-
wickelt (S. 252), eine zweite ward von einem gewissen Andriskos ver-
anlafst, der sich für einen Sohn des Perseus ausgab und die makedonische
Bevölkerung Syriens in allgemeine Aufregung versetzte. Man verlangte
von Demetrios, er solle Andriskos auf den makedonischen Thron zurück-
führen, oder wenn er dies nicht könne, ihm seinen eigenen Platz abtreten.
Demetrios liefs schliefslich den Mann festnehmen und nach Rom schicken ^.
Von den Antiochenern scheint dann auch der Anstofs ausgegangen zu
sein, der die Pläne des Attalos zur Ausführung brachte *. Die inneren
und äufseren Gegner verbanden sich gegen Demetrios. Attalos gewann
die Mitwirkung des Ariarathes und Ptolemäos Philometor und suchte
dann vor allem die Zustimmung der Römer zu erlangen ^. Sein wich-
tigster Helfer war Herakleides, der schon erwähnte Freund des Antiochos
Epiphanes, der sich im Sommer 153 v. Chr. mit Alexander und Laodike
nach Rom begab, um die Anerkennung und Zustimmung des Senats
zu erlangen, und zunächst mit allen Mitteln, wie es scheint auch mit
Geld , die Senatoren bearbeitete ^. Demetrios suchte entgegenzuwirken
und schickte seinen gleichnamigen Sohn, einen Knaben, um ihn dem
Senate zu empfehlen ^. Der junge Demetrios ward zwar empfangen,
Anfang des diodorischen Exzerptes wird statt Attalos irrig Eumenes namhaft ge-
macht, was Bevan, The house of Seleucus II 206 Anm. 3 annimmt. Oben S. 250.
1) Diodor XXXI 32a XXXIII 4, 4. Josephus, Antiq. XIII 35. 111. 135.
Polyb XXXIII 19. Vgl. XXXI 21, 8.
2) Vgl. Josephus, Antiq. XIII 111.
3) Justin. XXXV 1. Liv. perioch. 49. Diodor XXXI 40a.
4) Vgl. Justinus XXXV 1, 6 f.
5) Den Sturz des Demetrios berichten kurz Polyb. III 5, 3. Eusebios, Chron.
I, 254 f. Justinus XXXV 1. Strabo XIII G24. Appian, Syr. 07. 70.
6) Polyb. XXXI II 15.
7) Polyb. XXXIII 18, öflf. Es ist der spätere Demetrios II. Gewifs ist nicht
13. Buch. § 7. Alexander Balas. 261
aber mit geringer Auszeichnung behandelt, während Herakleides ganz
den gewünschten Erfolg hatte. Wenn auch die Einsichtigen sich nicht
täuschen liefsen, so entschied sich doch die Mehrheit im Senat für
Alexander, wie es ja durchaus den Grundsätzen der römischen Politik
gegenüber den Seleukiden entsprach. Der Senat erkannte Alexander
und Laodike als Kinder des Antiochos Epiphanes an, erklärte sich mit
ihrer Rückkehr einverstanden und gestattete, diese Rückkehr zu unter-
stützen. Attalos und seine Verbündeten hatten also freie Hand. Hera-
kleides begab sich mit dem Bescheide des Senates nach Ephesos und
begann Truppen zu werben und sonstige Zurüstungen zu treffen. Die
Mittel lieferten ihm die drei Könige, die nach dem Gelingen des Unter-
nehmens natürlich zu entschädigen waren.
Im nächsten Jahre, 152 v. Chr., landete Alexander Balas in Ptole-
mais und nahm die Stadt in Besitz; die Besatzung, die gewifs schon
vorher bearbeitet war, trat zu ihm über und erkannte ihn als König
an ^ Von hier aus breitete er sich weiter aus, und namentlich gewann
er die Juden für sich, die gern die Gelegenheit benutzten, sich von
Demetrios freizumachen; Jonathans Zeit war jetzt gekommen, damals
nahm die territoriale Selbständigkeit Judäas ihren Anfang. Zwar be-
mühte sich Demetrios, den Abfall zu verhüten ; er machte dem Jonathan
grofse Konzessionen, bewilligte ihm eine fürstliche Stellung, gab die
Geiseln zurück, gestattete ihm, eigene Truppen zu halten und zog die
Besatzungen aus allen Plätzen heraus aufser der Akra und Bethsura.
Jonathan nahm seine Wohnung in Jerusalem und begann gleich wieder
die Mauern der Stadt aufzurichten ; er wurde gleichsam Statthalter des Kö-
nigs ^. Aber die Bemühungen des Demetrios fruchteten nichts; denn
Alexander Balas lief ihm den Rang ab; er übertrug dem Jonathan das
Hohepriestertum, und gab so dem Hasmonäer die legitime Vorstand schaft
des Volkes; am grofsen Versöhnungstage 152 v. Chr. erschien Jonathan
zum ersten Male als Hoherpriester ^. Nochmals versuchte Demetrios durch
gröfsere Bewilligungen, Steuererlafs und Gebietserweiterung die Juden
bei seiner Sache zu halten *, aber Jonathan hielt sich zu Alexander und
der XXXIII 12, 1 erwähnte Sohn des Ariarathes gemeint, der kein Kind mehr
gewesen sein kann. Wilcken, RE IV 2, 2797.
1) IMakk. 10, Iff. Josephas, Antiq. XIII 35.
2) Denn von völliger Unabhängigkeit ist noch keine Rede. 1 Makk. 10, 59.
3) IMakk. 10, 15 ff. Josephus, Antiq. XIII 43 ff. Wie schon bemerkt, wissen
wir nicht, ob vorher ein Hoherpriester vorhanden war.
4) IMakk. 10, 22 ff. Josephus, Antiq. XIII 47 ff. findet sich das Schreiben
des Demetrios, das der Form nach zweifellos unecht, aber auch sachlich nicht ohne
Bedenken ist. Den Juden werden aufser anderen Bewilligungen drei Bezirke Sa-
mariens und Galiläas zugelegt, und sogar Ptolemais versprochen.
362 13. Buch. § 7. Ende des Demetrios 150 v. Clir.
leistete ihm Zuzug. Demetrios jedoch war noch nicht verloren; er hat
sich noch zwei Jahre lang behauptet. Der erste Angriff Alexanders auf
Antiochien mifslang; er ward zurückgeschlagen. Aber die gemeinsame
Unterstützung der Könige verschaffte ihm schliefslich den Sieg. Mehrere
Heerführer des Demetrios S auch die Stadt Antiocheia trat auf Ale-
xanders Seite, Demetrios ward in einer Schlacht nach heifsem Kampfe
überwunden. Sein linker Flügel war siegreich, aber der rechte, wo er
selbst stand, mufste weichen, auf dem Rückzuge geriet er mit seinem
Pferd in einen Sumpf, ward umringt und erschlagen (150 v. Chr.) ^.
Nach dem Siege war Alexander anerkannter König. Aufs engste
verbündete er sich mit dem ägyptischen König, der ihm eine Tochter
zur Gemahlin gab und sie selber nach Ptolemais geleitete, wo die Hoch-
zeit inmitten einer glänzenden Versammlung gefeiert ward ; auch der
Hohepriester Jonathan kam und brachte Geschenke. Beide Könige,
Alexander wie Ptolemäos zeichneten ihn aus; die Klage seiner jüdischen
Widersacher, die sich ebenfalls einfanden, wurden abgewiesen. Alexander
gab ihm einen hohen Rang, ernannte ihn zum Strategen Judäas, sodafs
er mit dem Hohenpriestertum die Verwaltung der königlichen Gerecht-
same vereinigte ^.
Alexander Balas zeigte sich seiner Aufgabe wenig gewachsen; mit
seinem Vorgänger hält er keinen Vergleich aus. Er war ein ägyptischer
Vasall, und mit ihm zog der ptolemäische Einflufs in Syrien ein. Sein
Hauptfehler war Schwäche, kein Wunder bei einem so jungen und un-
erfahrenen Manne, der durch fremde Mächte in ein unbekanntes Land
gesetzt ward. Er wird als ein weichlicher, genufssüchtiger Mensch ge-
schildert, der sich unwürdiger Schwelgerei hingab. Daneben wird ihm
aber Milde nachgerühmt; er verkehrte mit Litteraten und Philosophen
und hörte am liebsten die Stoiker, hatte aber auch Epikureer an seinem
Hofe *. Das Regiment führten Ammonios und andere ; Antiocheia ward
von Hierax und Diodotos verwaltet. Durch Ammonios wurden damals
einige Verwandte des Demetrios beseitigt, einer seiner Söhne, Antigonos,
1) Diodor XXXII 9 c uennt den Hierax und Diodotos.
2) Ju.stinus XXXV 1, 10. 1 Makk. 10, 46. Joscphus, Antiq. XIII 58 f. Er
regiert nach den Chronographen und Polybios III 5, 3 12 Jahre, nach Josephus
nur 11. Die ägyptischen Hilfstruppen in der Schlacht wurden vom Athamanen
Galestes befehligt Diodor XXXHI 20.
3) 1 Makk. 10, 51 ff. Nach v. 65 wird Jonathan anmiriyoi; xui fxsQiääQxn?-
Vgl. Jospph. Antiq. XIII 80 ff.
4) Athen. V 211 A erzählt vom Epikureer Diogenes von Seleukeia, einem schma-
rotzerhaften Spafsvogel, mit dem der Köin'g bei einem Gelage einen Scherz an-
stellte. Diogenes verlor später durch Antiochos VI das Leben.
13. Buch, § 7. Demetrios II uod Alexander Balas. 263
aber auch die Königin Laodike, vielleicht die Witwe des Demetrios ^
Es war eine Regierung, die nicht lange Bestand hatte.
Demetrios I hatte zwei Söhne, Demetrios und Antiochos, die er,
als der Kampf mit Alexander begann, nach Knidos in Sicherheit brachte.
Der ältere, einst zum Thronfolger bestimmte ^, der jetzt erwachsen war,
machte sich schon vier Jahre nach dem Tode des Vaters gegen den
Usurpator auf, mit einer Söldnerschar, die der Kreter Lasthenes auf Kreta
geworben hatte, und landete in Kilikien (146 5 v. Chr.) ^. Alexander,
der in Phönizien stand, wandte sich gegen den Eindringling und kehrte
nach Antiochien zurück, konnte aber nicht hindern, dafs sich Demetrios
behauptete, der die Hauptstadt zwar nicht augreifen konnte, sich aber
auch im südlichen Syrien festsetzte, wo sein Strateg Apollonios für
ihn kämpfte ^. Hier blieben freilich die Juden und der Hohepiiester
Jonathan auf Alexanders Seite und hielten den Apollonios in Schach.
Jonathan eroberte damals Joppe, schlug den Apollonios bei Azotos und
verwüstete die Umgegend mit Feuer und Schwert, wofür ihn Alexander
mit hohen Ehren und dem Gebiet von Akaron (Ekron) belohnte ^.
Eine Zeitlang schwankte in dem Kampfe der beiden Nebenbuhler die
Entscheidung hin und her; den Ausschlag gab PtolemäosPhilometor, der jetzt
den Augenblick gekommen glaubte, um in den lang ersehnten Besitz von
Cölesyrien zu gelangen ; es ist wohl möglich, dafs er schon zu der Zeit, wo er
seine Tochter mit Alexander vermählte, derartige Absichten gehegt hat.
Wie berichtet wird, kam er zunächst als Bundesgenosse Alexanders
mit Heer und Flotte nach Syrien. Alle Städte des südlichen Syriens
öffneten ihm die Tore und nahmen seine Besatzungen auf. In Joppe
erschien Jonathan zur Begrüfsung ^ und geleitete den König bis an den
1) Liv. perioch. 50. Justinus XXXV 2, 2. Diodor XXXTII 3. Was Laodike
anlangt, die Livius a. 0. nennt, so könnte man daran denken, sie mit der oben er-
wähnten Schwester Alexanders zu identifizieren, ßeinach freilich nimmt an, dafs
diese Laodike, die Tochter des Antiochos Epiphanes, sich mit dem pontischen
Könige Mithridates V Euergetes vermählte und Mutter Mithridats des Grofsen
ward. Reinach, Mithridates Eupator S. 41 f Vgl. Justinus XXXVIII 7, 1. Am-
monios gab Marathos den Aradiern Preis. Diodor XXXHI 5. Unten 279 Anm. 3.
2) Oben S. 260, Anm. 7.
3) 165 Sei. IMakk. 10, 67. Josephus, Antiq. XIII 86 ff. Justinus XXXV 2.
Trogus prol. 35. Appian, Syr. 67. Livius perioch. 52. Bei Josephus a. 0. schlägt
Bevan, The house of Seleucus II 301 vor It?.svxeiav für KilixCttv zu lesen.
4) IMakk. 10, 69 ff. Josephus, Antiq. XIII 88. Dieser Apollonios führte den
Beinamen Taos oder Daos. Josephus (§§ 88. 102) macht ihn zum Feldherrn
Alexander», das richtige gibt l. Makk. Ewald, Gesch. Israels IV^ 429 vermutet,
dafs er von Alexander zu Demetrios überging.
5) 1 Makk. 10, 89. Josephus, Antiq XIII 102.
6) Vorher bei Azotos hatten die ausgeplünderten Azotier über Jonathan Be-
schwerde geführt, aber kein Gehör gefunden. 1 Makk. 11, 4.
264 13. Buch. § 7. Demetrios II und Alexander Balas.
Eleutheros, die Grenze Cölesyriens. Bald aber sagte sich Ptolemäos
von seinem Schützling los, da er seine Unfähigkeit erkannte. Den An-
lafs gab ein Mordanschlag, der in Ptolemais auf Philometor unternommen
ward; Aramonios galt für den Urheber, und Ptolemäos forderte seine
Auslieferung, die von Alexander verweigert wurde. Nun erfolgte der
Bruch, der Ägypter rief seine Tochter von Alexander ab, der hierauf von
vielen verlassen ward. Die Küstenstädte bis Öeleukeia gingen zu Ptole-
mäos über, der sich sogleich mit Demetrios verbündete und diesem
die Kleopatra zur Ehe gab ^. Gegen diese Verbindung konnte sich
Alexander nicht halten. P'ast ganz Syiien verliefs ihn , zuletzt auch
Antiocheia, wo er noch den meisten Anhang besafs; aber Ammonios
hatte sich auch hier verhafst gemacht. Die königlichen Befehlshaber in
Antiochien, Hierax und Diodotos gaben die Sache ihres Herrn verloren
und machten ihren Pakt mit dem Gegner, die Bevölkerung folgte nach,
Alexander entfloh nach Kilikien, Ammonios ward ergriffen und be-
seitigt. Doch wollten die Antiochener sich dem Demetrios nicht unter-
werfen , wegen der Feindschaft , in der sie zu seinem Vater gestanden
hatten. Sie riefen daher den Ptolemäos herbei und legten ihm das Dia-
dem der Seleukiden um das Haupt, das er also mit dem ägyptischen
vereinigte , was noch keinem seiner Vorgänger gelungen war ^. Aber
so hoch verstieg sich der Ehrgeiz Philometors nicht ; er wufste wohl, dafs
die Römer eine Vereinigung der beiden Königreiche nicht dulden und
Mittel finden würden, sie zu hindern. Er überliefs dem Demetrios
den Thron seiner Väter, wofür ihm dieser Cölesyrien abtrat, womit er
den früheren Besitz seines Hauses wieder erlangt hatte. Nur Antiocheia
legte diesem Abkommen Schwierigkeiten in den Weg; die Stadt
weigerte sich , den Demetrios anzuerkennen, und erst nach einigen Be-
mühungen gelang es dem Ptolemäos, sie umzustimmen, wofür Demetrios
vermuthch bestimmte Zusicherungen hat geben müssen.
Inzwischen hatte Alexander in Kilikien ein ansehnliches Heer ge-
sammelt und rückte gegen Antiochien vor. Ptolemäos und Demetrios
zogen ihm entgegen und nicht weit von der Stadt am Flusse Oino-
paras ^ stiefsen die Heere zusammen. In der Schlacht ward Ptolemäos
schwer verwundet; mitten im Getümmel scheute sein Rols und warf ihn
zu Boden; er geriet unter die Feinde und ward ihnen nur mit Mühe
schwer verwundet entrissen. Aber der Sieg blieb seiner Sache; es scheint,
dafs Alexander von einem Teil seiner Truppen verlassen ward, er unter-
1) IMakk. 11, Ifi". Josephus, Antiq. XIII 103 ff. Diodor XXXII 9 c.
2) IMakk. 11,13. Josephus, Autiq. XIII 109 ff. Diodor XXXII 9 c. XXXIII 3.
3) Strabo XVI 751.
13. Buch. § 8. Demetrios II Alleinherrscher. 305
lag und floh mit 5000 Reitern zu einem arabischen Fürsten Zabdiel
oder Diokles, bei dem er schon früher seinen jungen Sohn in Sicherheit
gebracht hatte. Allein seine Begleiter blieben ihm nicht lange treu; sie
traten mit Demetrios in Unterhandlung, und als sie von ihm die ge-
wünschten Zusicherungen erhalten hatten, ermordeten sie ihn; der
Araber sandte seinen Kopf nach Antiochien (etwa Frühjahr 145 v. Chr.) ^
Philometor überlebte seinen Sieg nur wenige Tage ; der Kopf Alexanders
konnte ihm noch gezeigt werden, dann verschied er unter den Händen
der Arzte ^. Er wird von den Zeitgenossen wie von der Nachwelt ver-
schieden beurteilt. Als er zur Regierung kam, war er ein Kind, und
seine Anfänge waren unglücklich. Dann ist er unter schwierigen Um-
ständen zum Manne gereift, hat sich standhaft, gemäfsigt, geschickt und
tatkräftig gezeigt. Ohne Zweifel war er einer der besten Regenten seiner
Zeit. Er starb in dem Augenblick, wo er Cölesyrien wieder mit Ägypten
vereinigt hatte; mit seinem Tode ging dieser Erwerb wieder verloren.
§ 8.
Der Tod Philoraetors war für Demetrios 11 grofser Gewinn. Er
blieb jetzt als Sieger allein auf dem Platz; die Abtretung Cölesyriens,
in die er gewilligt hatte, ward hinfällig, ohne gröfsere Schwierigkeit fiel
es ihm wieder zu. Er versuchte sogar die ägyptischen Truppen in seine
Gewalt zu bringen; indessen gelang es ihnen, sich nach Alexandrien
zurückzuziehen; nur die Elefanten blieben in Demetrios' Händen. Die
ptolemäischen Besatzungen in Cölesyrien wurden teils überwältigt, teils
vertrieben und das Land kehrte wieder in die seleukidische Herrschaft
zurück ^ Auch der Hohepriester Jonathan mufste sich unterwerfen.
1) IMakk. 11, 17. Josephus, Antiq. XIII 118f. Diodor XXXII 19d. 10.
Eusebios, Chron. II 255 f. Bei Josephus lautet der Name des Arabers Zabelos,
bei Diodor Diokles. Der Ort Abai, den Diodor nennt, ist sonst nicht bekannt;
man mufs an die Araber im nördlichen Syrien denken. Droysen, Kl. Schriften II
429 Anm. bezieht sich auf dies Ereignis Stephanos von Byz. s. MmO^uj.
2) Polyb. XXXIX 18. IMakk. 11. 14 Josephus, Antiq. XIII 116. Justinus
XXXV 2. Livius perioch. 52. Er war am Kopf schwer verwundet und die Arzte
versuchten ihn zu trepanieren, was er nicht überstand. Er starb etwa Frühjahr
145 V. Chr. in seinem 36. Regierungsjahr, das vom 29. Sept. 146 bis zum 27 Sept.
145 V Chr. läuft. Dazu stimmt das IMakk. 11, 19 überlieferte Todesjahr Alexanders,
Sei. 167 = 146/5 v. Chr. mit den Münzen, die dasselbe Jahr als letztes Alexanders
und als erstes des Demetrios ergeben. Bei Eusebios a. 0 , wo der Tod Alexanders
ein Jahr später (Olymp. 158, 4 = 145/4 v. Chr.) gesetzt wird, liegt ein Irrtum
vor. Strack, Dynastie d. Ptolemäer 184. 198. Babelon, Rois de Syrie p. CXXIII.
Meine Kritik d. !Makkabäerb. 81.
3) Josephus, Antiq. XIII 119. IMakk. 11, 18, wo es etwas unverständlich
heifst : ycu ol ovrsg iv toi; c/voüif/aaiy uthov dnw)o:'ro tnd rwy iv Totg o/vgoi/Ltnai.
3ßg 13. Buch. § 8. Ptolemäos VII in Ägypten.
Er hatte versucht, sich bei Gelegenheit der letzten Thronstreitigkeiten
der königlichen Besatzung zu entledigen und belagerte die Akra ', mufste
aber jetzt die Einschliefsung aufgeben und erschien in Begleitung der
Vornehmsten des Volkes mit Geschenken vor Demetrios, als dieser nach
Ptolemais kam. Er ward im Hohenpriestertum bestätigt und empfing
allerlei Ehrenerweise. Zugleich ward sein Verhältnis zur Krone neu ge-
regelt; eine Anzahl von Abgaben wurden gegen einen testen Tribut
von 30U Talenten abgelöst; die Gebietserweiterungen, die ihm schon
Demetrios I bewilligt haben soll, wurden bestätigt; aber die jüngsten
Erwerbungen, Azotos und Joppe mufste er wieder aufgeben. Die Au-
tonomie der Juden unter dem hasmonäischen Fürsten ward also an-
erkannt; doch die königlichen Truppen blieben in der Akra wie in
anderen Plätzen des Landes und hielten die Oberherrlichkeit des Königs
aufrecht -. Ähnlich werden andere Landesteile und Städte ihre in den
letzten Thronstreitigkeiten erkämpften Rechte zur Anerkennung gebracht
haben.
Schwerlich würde die Erwerbung Cölesyriens dem Demetrios 11 so
leicht von statten gegangen sein, wenn nicht gleichzeitig in Ägypten nach
dem Tode des Ptolemäos Philometor neue Unruhen ausgebrochen wären,
die eine ägyptische Einmischung in Cölesyrien unmöglich machten. Philo-
metor hatte in Ägypten von der Kleopatra zwei Kinder hinterlassen,
Ptolemäos und Kleopatra s. Den Sohn, der vielleicht den Beinamen
Eupator führte S hatte er beim Auszuge nach Syrien zum Nachfolger
1) Vielleicht hielt die Besatzung noch zu Alexander Balas.
2) 1 Makk. 11, 20ff 41. Josephus. Antiq. XIII 12Üff.
3) Justinus XXXVIII 8, 2 ff. Euseb., Chron. I 164. Eine zweite Tochter,
ebenfalls Kleopatra, war vor kurzem, wie bemerkt, mit Demetrios II vermählt; sie
führt den Beinamen Thea Eueteria, die segenspendende Göttin. Babelon, Rois de
Syrie CLII.
4) Hier liegt ein schwieriges Problem vor. Es gibt zwei ägyptische Herrscher,
die in der historischen Litteratur fehlen , aber urkundlich bezeugt sind , der eine,
Eupator, wird schon unter Philometor Mitregent und hat in der Reihe der
verstorbenen Könige seine Stelle vor oder nach Philometor. Früher hielt man ihn
für einen älteren Bruder Philometors, der nur einige Wochen regiert habe, jetzt
steht durch eine kyprische Inschrift (Strack S 253 n. KU) fest, dafs er Philo-
metors und Kleopatras Sohn war, und die Annahme Stracks (Dyn. d. Ptolem. 37.
180. 198), dafs er der im Text erwähnte, von Physkon beseitigte unmittelbare Nach-
folger seines Vaters gewesen sei, hat viel für sich, ist aber nicht sicher; denn da
er schon 153 v. Chr. an der Seite seiner Eltern auf einem demotischen Papyros
vorkommt, dann nirht mehr, so hat man vermutet, er sei schon vor seinem Vater
verstorben, also nicht erst von Physkon aus dem Wege geräumt. Hierüber werden
wir hoffentlich durch neues Material völlige Aufklärung erhalten. Der andere
Herrscher, ein zweiter Philopator {veog 4'aomhwQ), steht unter den vergötterten
13. Buch. § 8. Ptolemäos A^I. 367
bestimmt; indes nur kurze Zeit ist derselbe König gewesen ^ In Alexan-
drien entschied sich die überwiegende Mehrheit für den Bruder des Ver-
storbenen Ptolemäos den Jüngeren oder Physkon, der seit 164/3 v. Chr. in
Kyrene regierte -. Dieser hatte ja schon die ägyptische Krone getragen und
besafs ohne Zweifel noch manche Anhänger im Lande. Man bestimmte
ihm zugleich nach damaliger Fürstensitte die Hand der verwitweten
Königin, seiner Schwester. Vermutlich wurde man dabei vom Wunsche
geleitet, Kyrene wieder mit mit Ägypten zu vereinigen; auch war der
Sohn Philometors wohl noch sehr jung. Physkon ward also von Kyrene
berufen und kam sogleich in Begleitung eines Söldnerheeres. Kleopatra
jedoch widersetzte sich dieser Regelung der Thronfolge im Namen ihrer
Kinder und ist darüber mit den Alexandrinern und Physkon in Krieg
geraten. Aber es trat bald eine Vermittelung ein, bei der ohne Zweifel
auch die Römer beteiligt waren. Eine römische Gesandtschaft erschien
in Alexandrien, und gewifs hat der Senat zu gunsten Physkons gewirkt,
der sich immer als ergebener Freund Roms gezeigt hatte ^. Dazu kam,
dafs Philometors Hauptmacht zunächst noch in Syrien festgehalten wurde ^.
Kurz, Kleopatra fügte sich, erkannte ihren Bruder an, heiratete ihn
und erscheint fortan als Teilhaberin der königlichen Macht und Ehren.
Der neue König Ptolemäos VII nahm den Beinamen Euergetes an, wie
Herrschern meist zwischen Philometor und Euergetes II. Strack hält ihn für
einen Sohn des letzteren, der in dessen 50. Jahre (121/0 v. Chr.) und weiter einige
Zeit Regent auf Kypros war. Dies scheint vorläufig die probabelste Ansicht.
Vgl. Lepsius, Abhandl. d. Berliner Akad. 1852 S, 4ii4ff. Mahaffy, Ptolemies 329.
374. Poole , The Ptolemies , kings of 1 -gypt. p. LXVII. Strack , Dynastie der
Ptolem. 47 ff. 177 ff. und die Inschr. nro. 95. 101. 103. 140. Vielfach werden
diese beiden Könige in der Reihe der Ptolemäer mitgezählt; die Alten haben es
nicht getan, weder Htrabo noch Eusebios noch der ptolemäische Kanon, sie rechnen
vielmehr Ptolemäos Philometor als den sechsten , Ptolemäos Euergetes 11 als den
siebeuteu. Josephus, Bell. Jud. I 31. Athen. XII 549 D. Zu dieser, wie mir scheint,
zweckmäfsigeren Zählung bin ich zurückgekehrt.
1) Auf Kypros ist er eine Zeitlang anerkannt worden. Strack S 263 u. 101 f.
2) Aus seiner kyrenäischen Herrschaft haben wir durch ihn selbst aus seinen
Kommentarien einige Notizen. FHG. III 186 f.
3) Apion bei Josephus , Cont. Ap. II 49 ff. Der römische Gesandte wird
Thermus genannt, wohl der von Polybios XXXIII 8, 6 erwähnte. Willrich, Juden
und Griechen 149. Bei Josephus hat der Feldberr der Kleopatra, der Jude Onias,
sich an der Vermittelung beteiligt, Physkon ist ein Usurpator , der Kleopatra und
die Kinder Philometors verdrängen will, Onias hat sich ihm Avidersetzt, und Physkon
hat sich dafür an den alexaudrinischen Juden gerächt. Diese Nachrichten sind
stark verdächtig, auch ist der Text sehr unsicher überliefert.
4") Es läge nahe an einen Vergleich zwischen Ptolemäos VII und Demetrios
zu denken.
268 1'^- Buch. § 8. Ptolemäos VII und Kleopatra.
sein ruhmreicher Vorgänger, Ptolemäos III K Etwa ein Jahr darnach
erfolgte seine feierliche Inthronisation in Memphis, und hier ward ihm
von Kleopatra ein Sohn geboren , der den Namen Memphites erhielt ^
Ptolemäos VII begann seine Regierung damit, dafs er an seinen
Widersachern blutige Rache nahm ^ Zunächst ward Eupator mit seinem
Anhang beseitigt ^, dann kamen die Freunde Philometors an die Reihe,
deren viele mit Leben und Vermögen büfseu mufsten; denn der neue
König brauchte viel Geld und hatte nie genug. Er pflegte alles, auch
einen Verdacht, mit schweren Strafen zu ahnden ^ Sehr bald zerfiel
er mit seiner Gattin und Schwester Kleopatra, die wirkliche Macht und
grofsen Anhang besafs. Er verstiefs sie und heiratete ihre Tochter, seine
Nichte, die jüngere Kleopatra, nachdem er diese, wie erzählt wird, vorher
vergewaltigt hatte ^. Sie ward jetzt zur Königin und Teilhaberin der
königlichen Ehren erklärt und erscheint als „Kleopatra die Gattin '^ seit
142 V. Chr. neben dem König und ihrer Mutter, „Kleopatra der Schwester"
in den Urkunden. Seitdem hat Ptolemäos VII eine Reihe von Jahren
mit seiner Schwester in wechselndem Streit gelegen ^ , unter dem zu-
nächst und am meisten Alexandreia zu leiden hatte. Hier stand, be-
sonders bei den Hellenen, Philometor in gutem Andenken, Physkon da-
gegen machte sich durch seine Grausamkeiten bald allgemein verhafst.
1) Eusebios, Chron I 164. Seine Regierungsjahre zählt er von seiner ersten
Ernennung 170/69 v. Chr., ignoriert also seine Abwesenheit in Kyrene.
2) Diodor XXXIV 13.
3) Justinus XXX VIII 8, 2 ff Valerius Max. IX 1 ext b. Oros. V 10, 6.
4) Nach Justins Erzählung soll Eupator an demselben Tage beseitigt worden
sein, wo Ptolemäos mit der Mutter Hochzeit machte.
5) Diodor XXXIV 13 erzählt, wie er einige Kyrenäer, die mit ihm nach
Ägypten gekommen waren, wegen freimütiger Äufserungen über seine Konkubine
Eirene (die auch Josephus, Cont. Ap. II 55 erwähnt) hinrichten liefs.
6) Justinus XXXVIII 8, 5. Es mufs dabei bemerkt werden, dafs Philometor
sie ihm zur Ehe versprochen hatte. Oben S. 211.
7) Strack (Dynastie der Ptolem. 37 ff.) hat die Wandelungen in der Nennung
der weiblichen Mitregenten des Ptolemäos VII, Kleopatra der Schwester und Kleo-
patra der Gattin in den Urkunden der verschiedenen Zeiten zusammenge.stellt. In
diesen Veränderungen spiegeln sich die verschiedenen Phasen des Streites zwi-
schen dem König und seiner Schwester, und wir erhalten daraus ein Bild, das mit
der historischen Überlieferung im ganzen und grofsen zusammenstimmt. Natürlich
ist dabei auch der Zufall oder ein gelegentliches Versehen der Urkundenschreiber
in Rechnung zu ziehen. Die jüngere Kleopatra, die Gattin, erscheint zuer.st
142 V. Chr., vor und neben ihr behält ihre Mutter, Kleopatra die Schwester mit
einigen Unterbrechungen ihren Platz bis etwa Ende 131 v. Chr. Von da ab ver-
schwindet die Schwester aus den Urkunden und kehrt erst Mitte (Juli; 124 v Chr.
wieder zurück, um von da ab bis zu Ende zu bleiben. Offenbar nur zufällig fehlt
sie in einer Urkunde vom 13. März 123 v. Chr.
13. Buch. § 8. Ptolemäos VII und Kleopatra. 269
Seinen Beinamen Euergetes wandelte man in Kakergetes „Übeltäter"
um ', und gewifs hat sich das Mifsvergnügeu gelegentlich tumultuarisch
geäufsert. Der König liefs es die Alexandriner schwer entgelten. Er
wies seine Söldner, eine zügellose Truppe, mit Sold und Unterhalt auf
die Bürger an, daraus entstand Streit und Mifshandlung, und in weiterer
Folge ein Aufruhr, die Soldaten wurden auf die Alexandriner losgelassen
viele Bürger verloren ihr Leben, viele wanderten aus und liefsen sich
in den verschiedenen Teilen der griechischen Welt nieder, darunter
Litteraten, Techniker, Künstler jeder Art, die nun ihre überlegene Kunst-
fertigkeit in andern Ländern verbreiteten -. Ein grofser Teil der grie-
chischen Einwohner ward so entfernt oder ausgerottet; an ihre Stelle
traten Fremde, vermutlich meist Ägypter, und die städtische Bevölkerung
nahm seitdem einen ganz anderen Charakter an ^.
Es ist kein Wunder, dafs man sich eines solchen Herrschers zu
entledigen versuchte. Einer der zurückgesetzten und ausgewanderten
Freunde Philometors war Galestes *, Sohn des Athamanenkönigs Amy-
iiandros. Dieser sammelte in Hellas die aus Alexandrien Vertriebenen
um sich und stellte einen angeblichen Sohn Philometors, den der Vater
seiner Obhut anvertraut haben sollte, als Thronbewerber auf. Beinahe
wäre es geglückt, ihn in Ägypten einzuführen; denn selbst die könig-
lichen Söldner, die nicht hatten bezahlt werden können, wurden schwan-
kend. Nur durch die Treue eines seiner Strategen, Hierax ^, ward der
König gerettet. Hierax brachte den Sold aus eigenen Mitteln auf und
verhinderte den Abfall (140/39 v. Chr.) ^.
In den Streit mit Kleopatra haben sich dann auch die Römer, viel-
leicht auf Ansuchen beider Teile, eingemischt. In dieser Angelegenheit
wird die berühmte Gesandtschaft nach Ägypten gekommen sein, die
Scipio Aemilianus, der Eroberer Karthagos, an die Höfe des Ostens
führte ^, um die Königreiche in Augenschein zu nehmen und die vor-
handenen Wirren zu lösen. Die Gesandten wurden in Ägypten, wie man
1) Athen. XII 549 E.
2) Athen, IV 184 C. Man vermutet, dafs aus diesem Anlafs der berühmte
Aristarchos sich nach Kypros zurückgezogen habe. Susemihl, Gesch. d. alex.
Litt. I 452.
3) Justin. XXXVIII 8, 5. Polybios bei Strabo XVII 797.
4) Auf ihn bezieht sich vielleicht Aelian var. bist. I 30, wo raXezt]^ über-
liefert ist. Der hier genannte Ptolemäos würde dann Philometor sein.
5) Vielleicht ist es derselbe, der im Dienst des Alexander Balas gestanden
hatte. Diodor XXXII 9c. XXXIII 3. Vgl. FHG. III 254, 7.
6) Diodor XXXIII 20. 22.
7) Die Kollegen Scipios waren Sp. Mummius und L. Metellus. Justinus
XXXVIII 8, 8.
270 13. Buch. § 8. Ptolemäos VII und Kleopatra.
sich denken kann, mit höchster Auszeichnung empfangen (139 v. Chr.).
Der König bewegte sich ihnen zu Ehren gegen seine Gewohnheit zu Fufs^
was ihm sonst beschwerlich fiel. In seinem durchscheinenden Pracht-
gewand machte der übermäfsig feiste Herr neben den rüstigen Römern
keine gute Figur. Es wurden Feste und Schmausereien veranstaltet,
wobei man die Mäfsigkeit der römischen Gäste zu bewundern Gelegen-
heit hatte. Alle Merkwürdigkeiten Alexandriens , die Befestigungen,
Arsenale, Schatzkammern, wurden ihnen gezeigt. Von hier unternahmen
sie einen Ausflug den Nil hinauf bis Memphis und konnten sich dabei
überzeugen, wie dicht und betriebsam die Bevölkerung, wie reich das
Land sei. Von Ägypten reisten die Gesandten über Kypros nach Syrien
weiter. Es seheint ihnen gelungen zu sein, dem Streit der königlichen
Geschwister wenigstens für einige Zeit ein Ende zu machen ^.
Nach einigen Jahren brach der Zwist aufs neue aus, und diesmal ward
Ptolemäos von den Alexandrinern verjagt und die Schwester Kleopatra
zur alleinigen Herrscherin eingesetzt (130 v. Chr.) ^. Mit seiner Ge-
mahlin Kleopatra ging der König nach Kypros. Um sich an der Schwester
zu rächen, liefs er den Sohn, den er von ihr hatte, Memphites, umbringen
und den zerstückelten Leichnam der Mutter übersenden ^. Seinen ältesten
Sohn, der Kyrene verwaltete, berief er von da zu sich und verurteilte
ihn ebenfalls zum Tode; denn er fürchtete, die Alexandriner möchten
1) Über die Gesandtschaft Scipios vgl. Diodor XXXIII 28 a. Justinus
XXXVIII 8, 8. Athen. VI 273 A (= Polyb. fr. 166 p. 1385 Hultsch) XII 549 E.
Plutarch, Apophth. p. 200 EF. Cum princip. philos. 1, 12, p. 777 A. Strabo XIV
669. Valer. Max. IV, 3, 13. Die Zeit der berühmten Reise ist streitig. Cicero.
Aead. pr. II 5 setzt sie vor die Zensur Scipios, die 142 v. Chr. angetreten ward,
und darnach verzeichnet sie Clinton, Fasti hell. III 1(J6 unter 143 v. Chr. Mafs-
gebend ist aber Cicero, De rep. VI 11, wo sie nach der Zensur gesetzt wird, wo-
mit die Eeihenfolge der Exzerpte Diodors stimmt. Da auch Attalus II in Per-
gamon besucht ward (Lucian, Macrob 12), so mufs die Gesandtschaft vor dessen
Tode (138/7 v. Chr.) in Pergamon eingetroffen sein. Nach Cicero, De rep. VI 11
wird anzunehmen sein, dafs Scipio zuerst Ägypten besuchte; von da ging er, wie
Diodor bezeugt, nach Syrien, von hier mag er (etwa zu Schiff über Rhodos Cicero,
De rep. II § 48) nach Pergamon und zuletzt nach Hellas gereist sein. Die auf
einige Luciliusverse gegründete Annahme von Marx, dafs die Gesandtschaft auch
Ekbatana und Babylon besucht habe, ist unwahrscheinlich und nicht genügend be-
gründet. Vgl. Marx, Studia Luciliana S. 81 ff. Rhein. Mus. 39, 68ff. RE. IV 1,
1452. G. F. Unger, Philol. 55, 97 setzt sie 138 v. Chr.
2) Diodor XXXIII 6. Es geschah 15 Jahre nach seiner Thronbesteigung unter
dem Konsulat des M. Perperna (130 v. Chr.) also Olymp. 162, 2 (131/0 v. Chr.).
3) Diodor XXXIV 14 erzählt, der Leichnam sei zufällig abends vor dem Ge-
burtstage der Königin im Palast angekommen. Ju.stinus XXXVIII 8 , 13 hat
daraus gemacht, dafs Physkon dies absichtlich bewerkstelligt habe.
i
13. Buch. § 8. Ptolemäos VII und Kleopatra. 371
ihn auf den Thron setzen ^ Indes hat sich Kleopatra nicht lange be-
hauptet. Zwar in Alexandrien war sie Herrscherin, aber das Land war
geteilt; es entstanden Unruhen, und nur zum Teil oder erst nach einiger
Zeit ward die Königin-Schwester anerkannt. Das übrige blieb bei Ptole-
mäos, und da dieser Kyrene und Kypros fest behauptete, so konnte er
bald zurückkehren '^. Durch Waffengewalt eroberte er Alexandi'ien ^
und konnte an seinen Gegnern aufs neue Rache üben ''. Auch das Land
ward wiedergewonnen und nach einiger Zeit vollständig unterworfen
(129/8 V. Chr.) 5.
Kleopatra mufste abziehen und suchte in Syrien bei Deraetrios 11^
ihrem Schwiegersohne, Zuflucht und Hilfe ^. Deraetrios hatte versucht,
ihr zur Hilfe zu kommen und einen Angriff auf Ägypten unternommen;
er war bis Pelusion gekommen , wohin ihm Ptolemäos entgegenrückte,
war aber durch die Unbotmäfsigkeit seiner Truppen zum Rückzuge ge-
nötigt "'. Ptolemäos ging seinerseits zum Angriff über und sandte ihm
in der Person des Alexander Zabinas, eines angeblichen Sohnes des
Alexander Balas, einen Prätendenten ins Land, der ihn bald stark in
1) Diodor a. 0. Justinus a. 0. Liv. per. 59. Valer. Max. IX 2 ext. 5.
Oros. V 10, 6.
2) In der Thebais ist Kleopatra II als Alleinherrscherin eine Zeitlang an-
erkannt worden, aber erst im Laufe des Jahres 129 v. Chr. Ihr erstes Jahr ist
gleich dem 41. des Ptolemäos (130/29 v. Chr.) imd über das zweite ist sie nicht
hinausgekommen. Strack, Dynastie d. Ptolem. 42 f. 250 n. 109. U. Wilcken,
Ostraka I 785. Nach einem Brief aus Hermonthis (gegenüber Theben) war dort,,
also in der Thebais schon Ende 131 v. Chr. ein Aufstand ausgebrochen. Strack
a. 0. S. 42. Eine etwas andere Zeit ergibt sich aus den Urkunden des Fajjüm •,
hier wird das 39. oder 40. Jahr, also 130 v. Chr. als die dusi^Ca bezeichnet, d. h.
die Zeit , wo das Land zwischen Ptolemäos und seiner Schwester sich teilte.
Tebtunis Papyri I S. 353. Für den Anschlufs an den einen oder die andere sind
natürlich oft örtliche Verhältnisse entscheidend gewesen.
3) Auf diese Eroberung Alexandriens mag sich die delische Inschrift bei Strack
S. 258 n. 113 beziehen, worin römische Kaufleute einem ptolemäischen Beamten
für seinen Schutz Dank sagen.
4) Valer. Max. IX 2 ext. 5 erzählt, wie er eine gröfsere Anzahl seiner Wider-
sacher, wohl Bewaffnete, in ein Gymnasion einschlofs und durch Feuer und Schwert
vernichtete.
5) Für den Fajjüm wird die Rückkehr des Ptolemäos annähernd dadurch
datiert, dafs in seinem 41. und 42. Jahre viele ägyptisshe Soldaten {ficcxiuoi) als
Kleruchen dort angesiedelt worden sind, also 130/29 und 129/8 v. Chr. Tebtunis
Papyri I 551 ff. Man wird darnach die Wiedereroberung Alexandriens vielleicht
auf 129 V. Chr. bestimmen können. Freilich wissen wir nicht, ob diese der Rück-
kehr voranging oder nachfolgte.
6) Justinus XXXVIII 9, If. XXXIX 1, 2flf.
7) Eusebios chron. 1 257 f.
273 13. Buch. § 8. Ende des Streites 125/4 v. Chv.
die Enge trieb (128 v. Chr.)'. Der Streit mit Kleopatra ward also
nach Syrien verpflanzt; auf dem Felde der syrischen Politik vollzog sich
dann auch nach einiger Zeit die Versöhnung der beiden Geschwister.
Kleopatra sagte sich von Demetrios los, Ptolemäos liefs den Alexander
Zabinas fallen, und auf diesem Wege vereinigte sich Kleopatra wieder
mit ihrem Bruder (um 125 v. Chr.) '*. Die Aussöhnung mit Kleopatra
hat dann, wie es scheint, vorteilhaft auf Ägypten gewirkt und zur Be-
festigung der Herrschaft des Ptolemäos gedient. Es war inzwischen in
Alexandrien eine neue Empörung ausgebrochen, die von dem Strategen
Marsyas ausging. Marsyas war jedoch im Auftrage des Königs von
Hegelochos überwältigt und gefangen worden. Diesmal übte Ptolemäos
Milde und verzieh dem Rebellen; man sagt, er habe seine frühere Grau-
samkeit bereut und sich bemüht, den Hafs der Bevölkerung zu be-
sänftigen ^ ; vielleicht hat der Friede mit Kleopatra die Begnadigung
des Marsyas nach sich gezogen. Kleopatra kehrte nach Ägypten zurück
und trat seit 124 v. Chr.* wieder in die Rechte und Ehren ein, die ihr
als Schwester des Königs zukamen. Damit scheinen die inneren Kämpfe
in der Hauptsache ihr Ende erreicht zu haben. Den Abschlufs be-
zeichnet gegen das Ende der Regierung Physkons in seinem 52. Jahre
(119/8 V. Chr.) eine allgemeine Amnestie und Begnadigung, die sich auf
alle Vergehen, ausgenommen Mord und Tempelraub ^, auch auf die rück-
ständigen Abgaben und Verpflichtungen gegen den Fiskus erstreckte.
Gleichzeitig wurden durch eine Reihe anderer Verordnungen, die in der
Zeit der Unruhen gewifs besonders stark eingerissenen Mifsbräuche und
Gewalttaten verpönt und die bestehenden Gesetze zum Schutz der Unter-
tanen neu eingeschärft ^. Denn es versteht sich von selbst, dafs der lange
1) Das erste Jahr des Zabinas ist nach den Münzen Sei. 184 = 129/8 v. Chv.
Babelon, Rois de Syrie CXLIX.
2) Justinus XXXIX 2, 2. Das Ende des Demetrios fällt ins Jahr 187 Sei. =
126/5 V. Chr. Babelon, Rois de Syrie CXLV.
3) Diodor XXXIV 20.
4) Oben S. 268 Anm. 7.
5) Diese Ausnahme entspricht den hellenischen Anschauungen und findet sich
ähnlich anderswo.
6) Der Amnestieerlafs mit den anschliefsenden Verordnungen ist vor kurzem
in den von Grenfell, Hunt und Smyly herausgegebenen The Tebtunis Papyri
vol. 1 (London u. New- York 1902) bekannt geworden, einer Sammlung, die in der
Tat von ungewöhnlicher Bedeutung ist und dem berühmten Steuerpapyrus
(Revenue-law) des Ptolemäos II würdig an die Seite tritt. Die Amnestie wird
übrigens schon Papyr. Taurin. I col. 7 erwähnt. Die Tebtunis Papyri haben die
Herausgeber auch zu einer anderen Würdigung des Königs Ptolemäos VII geführt,
nachdem schon A. v. Gutschmid (Sam. Sharpe's, Geschichte Ägyptens I S. 267)
und später Mahaffy (Empire of Ptolem. 385 flF. History of Egypt. 195) günstiger
13. Buch. § 8. Ptolemäos VII. 273
Streit in der königlichen Familie im ganzen Lande seine Spuren hinter-
lassen hat, am meisten freilich in Alexandrien, wo die ganze Bürger-
schaft gelitten hatte und eine neue Bevölkerung eingezogen war.
Draufsen in der Landschaft werden in der Regel nur die obersten
Schichten der Gesellschaft berührt worden sein, im übrigen wird die
örtliche Verwaltung ihren regelraäfsigen Weg gegangen sein, aber zu-
weilen wurde doch alles, Grofs und Klein, in Mitleidenschaft gezogen ^.
Als eine Folge der Kämpfe hat man ferner die Begünstigung des ein-
Jieimischen, ägyptischen Elements anzusehen, die unter Ptolemäos VII
Platz griff ■■^. Er scheint die ägyptische Bevölkerung Alexandriens ver-
mehrt zu haben, er hat sich auch im Lande auf die Einheimischen ge-
stützt, hat aus ihnen sein Heer ergänzt und sie später als Kleruchen
angesiedelt ^. Hervorgehoben wird, dafs er den ägyptischen Gottesdienst
über ihu geurteilt hatten. Sie meinen, der Urheber so trefflicher Verordnungen
könne nicht der böse Wüterich gewesen sein, zu dem ihn die alten Historiker ge-
macht hätten, und sie sind geneigt anzunehmen, dafs die ihm zugeschriebenen
Greueltaten wohl erfunden seien (Tebtunis papyri 20. 551 ff). Gern ist zuzugeben,
dafs in unserer dürftigen und mangelhaften Überlieferung, besonders bei Justinus,
manches übertrieben und verschoben ist , dafs aber Physkon viele Grausamkeiten
begangen, viel Blut vergossen hat, ist so gut überliefert, dafs es nicht bezweifelt
werden kann, und ich mufs mich gegen die voreiligen Schlufsfolgerungen der Her-
ausgeber auf das Bestimmteste aussprechen. Aus den Verordnungen folgt für die
Person des Monarchen und seinen Chai-akter nicht viel. Auch der schlimmste
Tyrann kann ein guter Verwalter und der beste Mensch ein schlechter König sein.
Aufserdem weifs niemand , wie grofs der eigene Anteil des Königs an den Ver-
ordnungen ist; in Ägypten kann man wohl sagen, dafs die Regierung zum gröfsten
Teil von der Beamtenschaft und der Tradition besorgt ward ; und so sind denn die
erwähnten Verordnungen, die meist Erneuerungen älterer Gesetze zu sein scheinen»
schwerlich aus der Initiative des Königs hervorgegangen. Jedenfalls ergibt sich
aus ihnen , dafs vorher starke Mifsbräuche bestanden haben. Wenn der König am
Ende seiner Regierung Besserung zu schaffen bemüht ist, so kann man, wenn man
wil!, die Trefflichkeit des Fürsten preisen, man kann aber auch sagen, dafs eine
Regierung, die mehr als 20 Jahre lang solche Dinge geschehen liefs, eine Mifs-
regierung war. In das Kapitel der Mifsbräuche gehört auch die Inschrift bei
Strack n. 103.
1) Man darf hieher ziehen was in den Tebtunis Papyri S. 27 vom Aufbau
zerstörter oder niedergebrannter Häuser verordnet wird.
2) Mahatfy, Empire ofPtolem 386. 395 ff. History ofEgypt. 195, wo manches
angeführt wird, was nicht viel zu bedeuten hat. Erwähnt sei hier noch, dafs unter
Euergetes II der ägyptische Kalender durchdrang, wenn auch die makedonischen
Monatsnamen noch in Gebrauch blieben. Vgl. Strack, Rhein. Mus. 53, 412ff.
Dies hat aber mit nationalen Gegensätzen nichts zu tun. Die ägyptische Zeit-
rechnung siegte, weil sie der makedonisch-griechischen technisch überlegen war.
3) Ägyptische Kleruchen wurden im Fajjüra im 41. und 42. Jahr des Königs,
130/29 und 129/8 v. Chr. angesiedelt, vermutlich an Stelle früherer anderer An-
Niese, Goscli. d. gricch. n. ni.ik. «Staaten. lU. lo
374 13. Buch, i; 8. Ptolemäos VII.
gefördert und in Tempelbauten, besonders in Oberägypten, mehr Denk-
mäler hinterlassen hat als sein Vorgänger ^ Ob darin eine bestimmte
ägypterfreundliche Tendenz zu erkennen sei, kann zweifelhaft bleiben -.
Wir sehen nur, dafs sich unter Ptolemäos VII in den langen Thron-
streitigkeiten, unter denen am meisten die makedonisch- hellenische Be-
völkerung zu leiden hatte, das einheimische Wesen immer mehr Geltung
verschafft hat. Dies ist die Fortsetzung der schon unter seinen Vor-
gängern begonnenen Entwickelung; schwerlich liegt darin eine absicht-
liche Feindschaft gegen das Hellenentum ^.
Auf alle Fälle ist dieser König, der in einem wechselreichen Leben,
den ägyptischen Thron mehrmals gewann und wieder verlor, eine merk-
würdige Erscheinung. Wie die meisten Fürsten der Zeit war er nicht
ohne litterarische Neigungen. Der grofse Grammatiker Aristarchos war sein
Lehrer gewesen ^ ; der König selbst ist unter die Schriftsteller gegangen
und hat allerlei Lesefrüchte und persönliche Erfahrungen zu einem um-
fangreichen Werke verarbeitet, worin auch berühmte Zeitgenossen be-
handelt wurden ^. Aber als König und Regent hat er sich durch seine
Ausschweifungen und Grausamkeiten den schlechtesten Ruf erworben;
alle Berichte stimmen darin überein ; zu seiner Entschuldigung darf da-
bei angenommen werden, dafs die wiederholten Bluttaten nicht so sehi^
Siedler. Tebtunis Pap. I 551. Etwas ganz neues ist darin nicht zu sehen; nach-
dem Ptolemäos IV die Ägypter ins Heer gesteckt hatte, erscheinen die /Ltci^ifioi
(dies ist die Bezeichnung der ägyptischen Wehrmänner) öfters. Auch beabsichtigte
Physkon nicht etwa eine Änderung der Heeresverfassung ; den Kern seiner Kriegs-
macht bilden wie früher Söldner. Strabo XVII 797. Auf Kypros liegen Kiliker,
Lykier, Kreter, Ätoler, Achäer u. a. Hellenen. Strack, Dynastie d. Ptolem.
S. 259ff n. 117. 121. 124f 127.
1) MahaBy, Empire of Ptolem. 387 f History of Egyi^t 195 f
2) Eine solche will auch Paul M. Meyer (Das Heerwesen der Ptolemäer und
Römer in Ägypten S 76 ff.) erkennen.
3) Hier erwähne ich das Verhältnis Physkons zu den Juden. Nach der jü-
dischen Überlieferung ist er ein Feind derselben gewesen und hat alle alexan-
driuischen Juden vernichten wollen, was durch Wunder und Traumgesichte ver-
hindertworden sein soll. Josephus, Cont. Ap. II 53 f. Vgl. Bd. II 407 Anm. 4. Dafs
die Juden zu seinen Gegnern gehörten, ist recht wohl möglich. Das Genauere
entzieht sich unserer Kenntnis; doch sehen wir, dafs die Judenschaft in Ägypten
nach wie vor weiter besteht, und dafs Physkon schwerlich ihre Ausrottung geplant
hat. Vgl. Willrich, Juden u. Griechen 142 ff.
4) Athen. II 71 B.
ö) FHG. III 186 ff. Es ward darin z. B. von Massinissa, seinem Grenznachbar
erzählt. Der Verfasser erwähnte seine eigene Anwesenheit im Peloponnes und in
Assos , an letzterem Orte zu Lebzeiten des Eumenes (fr. 5 , 9) , was in seine
Lebensgeschichte ganz gut pafst (oben S. 209 f).
13. Buch. § 8. Ptolemäos VIT. 375
ihm zur Last fallen, wie seinen Freunden und Ratgebern ' ; denn dieser
König ist wie ein Parteiführer, der neben der eigenen die Begehrlichkeit
und Rachsucht seiner Parteigenossen zu sättigen hat. Auch seine Geg-
nerin und Schwester Kleopatra ist nicht schuldlos. Sie erscheint als
eine tatkräftige, herrschsüchtige Frau, wie es in den makedonischen
Herrscherhäusern deren manche gab, die sich an den Pflichten einer
Gattin und Mutter nicht genügen liefs, sondern sich vor allem als Königin
fühlte. Bei alledem ist doch kein Zweifel, dafs der Krieg, den Ptole-
mäos VII in seiner Familie entzündete, den Ruin seines Hauses und
Landes verschuldet und befördert hat.
Der auswärtige Besitz Ägyptens blieb unter ihm im wesenthchen un-
verändert. Es ist kein Verlust zu nennen, wenn nach dem Tode Philo-
metors die ägyptische Besatzung aus Itanos auf Kreta abzog - ; diese
Besitzung hatte kaum noch Wert; vielleicht ist auch Thera damals
aufgegeben worden. Von viel gröfserer Bedeutung war dagegen die
Ausdehnung, die unter Physkon und seinem Vorgänger Philometor der
ägyptische Besitz und Einflufs nach Süden hin gewann. Der Sturz der
äthiopischen Priesterherrschaft durch Ergamenes (Bd. II 406), hatte den
engeren Auschlufs der Athiopen an Ägypten zur Folge. Neben dem Do-
dekaschoinos erscheint jetzt das Dreifsigmeilenland, der Triakontaschoinos,
zuerst unter Philometor, in dessen Auftrage hier neue Ansiedelungen
entstanden •'. In einem der dort errichteten ägyptischen Tempel (bei
Debot) hat neben Philometor der. äthiopische Fürst At'cheramon seine
Huldigung dargebracht *. Griechischer Handel und Reisende kamen auf
dem Nil weit über Meroe hinaus und brachten aus dem inneren Afrika
neue Waren und neue Kunde ^. Ebenso hat sich der Handel auf dem
roten Meer und im indischen Ozean weiter entwickelt. Jedenfalls
steht unter Physkon der Verkehr zwischen Ägypten und der Küste
des roten Meeres in voller Blüte ^. Unter den Seefahrern hat sich
1) Der S. 209 Anm. 1 erwähnte Timotheo.s wird beschuldigt, den König zu
Grausamkeiten verleitet zu haben. Diodor XXXI 20.
2) SIG. IP 929, 42 f.
3) Vgl. Strack n. 95 S. 251. Ptolem. geogr. I 9, 7. IV 7, 10 (p. 783 Müller).
4) Mahaffy, Hist. of Egypt. 179. Bädeker, Oberägypt. 838.
5) Die von Plinius h. n. VI 183 genannten Schriftsteller über Äthiopien,
Dalion, Aristokreon, Bion, Basilis und der jüngere Simonides gehören wahrschein-
lich dem 2. Jahrhundert v. Chr. an. Jedenfalls müssen sie alle jünger sein als Ti-
mosthenes, der unter Ptolemäos II lebte. Basilis mufs vor Agatharchides geschrieben
haben, der ihn zitiert. FHG. IV 346. E, Schwartz (.RE. III 1, 99) setzt ihn wohl
zu früh. Übrigens geht aus Plinius § 188 hervor, dafs diese Entdeckungsfahrten noch
unter Ptolemäos Lathyros fortgesetzt wurden.
6) Vgl. die Inschrift bei Strack S. 257 n. 109 vom 10. Thoth des 41. Jahres,
18* .
276 13. Buch. Sj 9. Demetrios II in Syrien.
Hippalos einen bedeutenden Namen gemacht, da er es zuerst wagte, mit
Benutzung der Monsune, die daher nach ihm genannt wurden, direkt
zu den Indoshäfen zu fahren ^ Vielleicht lebte er in dieser Zeit, unter
Philometor ^. Auf dem neuen Wege scheint zugleich die Kenntnis Indiens
Bereicherung erfahren zu haben ^.
Von höchster Bedeutung war für Ägypten von jeher das Verhältnis
zu Syrien. Ptolemäos VII hat diesem Nachbar gegenüber die überheferte
Politik festgehalten. Der Wunsch, sich im südlichen Syrien wieder fest-
zusetzen, bestand unverändert weiter, und die vielfältigen Thronstreitig-
keiten bei den Seleukiden gaben Anlafs, sich dort einzumischen. Wieder-
holt ist dadurch eine enge Verflechtung der ptolemäischen und seleu-
kidischen Geschichte herbeigeführt worden.
§ 9.
Demetrios II mit dem Beinamen Nikator * , hatte sich der ägyp-
tischen Helfer entledigt und den Thron von Syrien in Besitz genommen
(S. 265). Er war noch ein sehr junger Mann ^, der von seiner Um-
gebung, von den Freunden, die ihn nach Syrien geleitet, abhängig sein
mufste. Der Kreter Lasthenes nahm in seiner Umgebung die vornehmste
Stelle ein ^.
Die neue Regierung entfremdete sich durch die Strenge, mit
der sie die Anhänger des Alexander Balas verfolgte, sehr bald einen
d. h. vom 4. Oktob. 130 v. Chr. Man könnte vermuten, dafs der Hafen iMXBiQaq
kiutjy (Strabo XVI 770 Bd. II 116) von Kleopatra der Schwester den Namen er-
halten hat; denn diese führt den Beinamen lüiieiga. Strack, Dyn. d. Ptolem. 42
Anm. 2.
1) Peripl. mar. Erythr. 57. Vgl. Strabo II 118. Nach Hippalos wird das
.promunturium Hippalum (vielleicht Hippalu) bei Plin. h. n. VI 172 und das
InnttXov (]7incc'/.ov?) neXayog bei Ptolem. IV 7, 12 (p. 787 Müller) genannt.
2) Wenn nämlich der bei Strack S. 250 u. 94 genannte hohe Beamte Namens
Hippalos mit ihm identisch ist. Ein Makedonier Hippalos aus der Zeit Philometors
Gr. Papyr. Brit. Mus. I S. 20. Unter Ptolemäos Euergetes II soll der Kyzikener
Eudoxos gelebt haben, der wie Strabon II 98 f. berichtet, von einem schiffbrüchigen
Inder geführt, von Ägypten nach Indien fuhr.
3) Der S. 275 Anm. 5 erwähnte Basilis hat neben Äthiopien auch Indien be-
handelt.
4) Appian, Syr. 67. Josephus , Antiq. XIII 120. Eusebios , Chron. I 255.
Nach den Münzen lautet der Beiname vollständig iteog (pdddei.(pog vixdrioQ. Babelon,
Rois de Syrie CXXXI.
5) Sein Alter steht nicht fest; nach Bevan, House of Seleucus II 232 Append. R
ist er um 160 v. Chr. geboren, also zur Zeit der Thronbesteigung etwa 15 Jahre
alt gewesen. Aber diese Rechnung ist unsicher und scheint zu niedrig.
6) Er hat den Ehrentitel „Vater des Königs". 1 Makk. 11, 31 f. Vgl. Diodor
XXXIII 4.
13. Buch. § 9. Erhebung Tryphons. 277
grofsen Teil der Untertanen ^, vor allem Antiochien und andere Städte
des nördlichen Syriens, wo man Demetrios nur ungern und wahr-
scheinlich gegen bestimmte Zusicherungen anerkannt hatte. In An-
tiochien entstanden gleich Unruhen, die Demetrios mit seinen Söldnern
unterdrückte; er beschlofs bei dieser Gelegenheit die Antiochener zu
entwaffnen, was nur unter blutigen Strafsenkämpfen durchgeführt werden
konnte, bei denen ein Teil der Stadt in Flammen aufging. Nützliche
Dienste leistete hierbei eine Truppe, die der Hohepriester Jonathan zur
Hilfe gesandt hatte ^. Der König soll ihm dafür versprochen haben, die
makedonische Besatzung aus Jerusalem wegzunehmen. Viele Antiochener
mufsten sich nach dem Siege des Demetrios auf die Flucht begeben und
trugen den Hafs gegen den Tyrannen in weitere Kreise. Die Auf-
ständischen wurden streng bestraft, verfolgt und ihres Besitzes beraubt.
Der König stützte sich auf das Söldnerheer, mit dem er ins Land
gekommen war, und auf dessen Führer. Er begünstigte sie gegenüber
den einheimischen Truppen, besonders den Makedoniern, von denen er
nach dem Siege viele entlassen und auf geringeren Sold gesetzt hatte ^,
während sie gewohnt waren, ihre Löhnung dauernd zu beziehen. Diese
wichtige Bevölkerungsklasse fühlte sich zurückgesetzt und gekränkt, und
bot nun den Unzufriedenen das nötige Material für eine erfolgreiche Er-
hebung, die ihren Herd bei Aparaeia hatte, dem Hauptwaffenplatz des
Reiches. An die Spitze der Mifs vergnügten stellte sich Diodotos, bei-
genannt Tryphon. Dieser stammte aus Kasianoi, einem Orte in der Um-
gegend Apameias, und hatte früher im Dienst Alexanders gestanden. In
Larisa fand er zuerst Zulauf und gewann von da aus die Nachbarschaft *,
In weiteren Kreisen verschaffte er sich dadurch Geltung, dafs er einen
anderen König auf den Schild hob, den jungen Sohn Alexanders "", den
1) Diodor XXXIII 4. Justin. XXXVI 1. Nach Diodor trägt der erste
Minister des Königs o irjg ßaaiks/'ui nootairixoj^ die Schuld an den Verfolgungen:
darunter ist, wie Valesius vermutet hat, der Kreter Lasthenes zu verstehen.
Vgl. 1 Makk. 11, 32.
2) Diodor a. 0. Hieher gehört 1 Makk. 11 , 44 fif. , obwohl die Strafsenkämpfe
erst nach der Erhebung Tryphons erzählt werden. 1 Makk. berichtet, dafs De-
metrios anfangs von den Aufständischen in seinen Palast gedrängt, aber von den
jüdischen Hilfstruppen befreit ward, wobei angeblich 100 000 Antiochener gefallen
sind. Der Bericht ist stark jüdisch gefärbt.
3) iMakk. 11, 38. Josephus, Antiq. XIII 129 f.
4) IMakk. 11, 39. Josephus, Antiq. XIII 131 ff. Diodor XXXIII 4a. Strabo
XVI 752. Ob Apameia ihm gleich zufiel, ist nicht ersichtlich.
5) Nach Liv. perioch. 52 war dieser erst zwei Jahre alt, womit es nicht
stimmt, dafs derselbe Autor (perioch. 55) ihm bei seinem Tode 3 — 4 Jahre später
10 Jahre gibt. Die erste Angabe scheint richtiger. Bevan a. 0. II 230 Anm. 4.
378 13. Buch. § 9. Antiochos VI König.
der arabische Fürst Jamblichos in Obhut genommen hatte '. Nach
einigem Bedenken überHefs ihm der Araber den Knaben, als dessen
Vormund und Regenten sich Tryphon aufwarf. Nun strömten diesem
viele Anhänger zu, bei Chalkis sammelte er ein Heer, Demetrios, der ihm
anfangs keine Beachtung geschenkt, mufste Truppen gegen ihn aufbieten,
aber er ward geschlagen, seine Elefanten fielen dem Tryphon in die
Hände ''^, er mufste Antiochien räumen, und Tryphon zog dort mit Antiochos
ein, der als König, gewifs im Andenken an Antiochos Epiphanes, seinen
angeblichen Grofsvater, den Beinamen Epiphanes Dionysos annahm
(145/4 V. Chr.) 3.
Damit war jedoch Demetrios keineswegs verdrängt. Er hielt sich
in Seleukeia und wenigstens eine Zeitlang noch in Laodikeia am Meer.
Seine feste Stütze war Kilikien, wo er sich zunächst aufgehalten zu
haben scheint, ebenso behauptete er einen Teil Cölesyriens ^ und vor
allem blieb er in den Provinzen östlich vom Euphrat anerkannt, wo sein
Vater noch in bestem Andenken stand ^. So begann denn zwischen den
beiden Königen ein Bürgerkrieg, der ganz Syrien mit Unruhe und Zer-
störung erfüllte. Jeder suchte den andern durch Gewalt oder Überredung
zu verdrängen, wobei natürlich besonders die örtlichen Zwistigkeiten zur
Geltung kamen. Tryphon besetzte das feste Korakesion im rauhen Kilikien
und bot die dortigen Dynasten, die sich schon gegen Demetrios I empört
hatten, auch gegen den Sohn auf. Korakesion ward bei dieser Gelegenheit
zum Piratennest eingerichtet **. Tryphon eroberte und zerstörte in diesem
1) Jamblichos nennt ihn Diodor, 1. Makk. 'l/nakxovs , wofür Josephus und
einige Textquellen des 1. Makk. Malchos haben. Vielleicht war er Fürst von
Emesa. Vgl. Wellhausen, Israel. Gesch.* S. 270.
2) IMakk. 11, 56. Darin liegt wohl die Eroberung Apameias, wo die Ele-
fanten lagen.
3) Diodor XXXIII 4a. Livius perioch. 52. Justiuus XXXVI 1, 7. Trogus
prol. 35. 1 Makk. 11, 56. Josephus, Antiq. XIII 144. Die ersten Münzen des
Antiochos VI stammen schon aus dem Jahre 167 Sei. (146/5 v. Chr.), sind also vor
dem Herbst 145 v. Chr geprägt. Antiochos mufs demnach sehr bald nach dem
Tode Alexanders (oben S. 265) König geworden sein, womit auch Livius gut
stimmt. Immerhin besteht die Möglichkeit, dafs er schon vor dem Aufstande
Tryphons einen kleinen Kreis von Auhäugern besessen habe. Die Münzen des
Antiochos VI sind vielleicht in Tripolis geschlagen. Aus ihnen ergeben sich ferner
die Beinamen. Babelon, Rois de Syrie CXXXV. Josephus, Ant. XIII 218 gibt
den sonst nicht bezeugten Beinamen &t6g.
4) Liv. per. 52. Jo.sephus, Antiq. XIII 221. Diodor XXXIII 9. 28.
5) Nach einer Inschrift aus dem Jahre 168 Sei. (145/4 v. Chr.) war Demetrios
damals in Babylon anerkannt. Zeitschr. f. Assyriologie 8 (1893) 111.
6) Strabo XIV 668. Oben S. 259.
13. Buch. § 9. Demetrios II und Antiochos VI. 379
Kriege Berytos ^ Umgekehrt scheint er Arados begünstigt zu haben 2.
Diese Stadt genofs schon seit den Tagen des Seleukos Kallinikos ein
grofses Mafs von Freiheit und zog besonders in dieser Zeit der Thron-
streitigkeiten aus dem Asylrecht bedeutende Vorteile. Sie benutzte die
Gunst der Verhältnisse, um auf Kosten der Nachbarn ihr Gebiet zu er-
weitern. Schon früher hatten die Aradier es auf Marathos abgesehen,
und es ist ihnen vielleicht um diese Zeit mit Unterstützung Tryphons
gelungen, die Stadt zu vernichten und sich einzuverleiben ^.
Gleichzeitig war in Phönizien und Cölesyrien der Krieg entbrannt.
Während Tyros und Sidon fest zu Demetrios und seiner Partei hielten *,
ging Ptolemais in die Hände des Antiochos und Tryphon über ^; ihre
1) Strabo XVI 756. Berytische Münzen des Demetrios II liegen aus den
Jahren 167 und 168 Sei. (146/5 und 145/4 v. Chr.) vor. Babelon, Rois de Syrie
124. Die Eroberung wird also etwa 14.3 v. Chr. sich ereignet haben.
2) Im Jahre 168 Sei. (145/4 v. Chr.) hat Arados noch für Demetrios II ge-
prägt. Babelon a. 0. S. 124.
3) Strabo XVI 753 f. Die Aradier erwarben ein ansehnliches Stück der
Küstenlandschaft , von Paltos bis an den Flufs Eleutheros , Marathos ward zer-
stört. Vgl. Pietschmann, Phönizien 39. Übrigens ist es streitig, ob die von
Strabo erwähnte Zerstörung von Marathos in diese Zeit und nicht vielmehr später
fällt. Die Numismatiker nehmen letzteres an. Six, Numismat. chronicle n. ser.
17 (1877) S. 189. Imhoof- Blumer , Monnaies grecques S. 445. Arados hatte
übrigens schon früher auf dem Festlande Streitigkeiten. Polyb. V, 68, 7. Bd. II
S. 377. Von einem Versuch auf Marathos handelt eine Erzählung Diodors
XXXIII 5, wonach die Aradier bei einer Gelegenheit den mächtigen Ammonios
durch Bestechung veranlassen, ihnen Marathos preiszugeben. Ammonios schickt
Soldaten gegen Marathos, die aber nicht eingelassen werden; vielmehr beschliefsen
die Marathener sich der Gnade der Aradier anzuvertrauen. Aber diese töten ihre
Gesandten und versuchen darauf Marathos zu überraschen und zu überfallen, was
jedoch nicht gelingt. Der Schluis der Geschichte fehlt. Nach der Reihenfolge der
Auszüge Diodors föUt diese Begebenheit unter Demetrios II und Tryphon, während
Ammonios offenbar der Vertraute des Alexander Balas ist, der mit ihm zu Grunde
ging; denn es ist schwer zu glauben, dafs ein anderer Ammonios gemeint sei. Es
scheint also, dafs Diodor hier bei Gelegenheit eines Ereignisses aus der Zeit Try-
phons früher geschehenes nachgeholt hat, woraus zugleich folgt, dafs unter Try-
phon die Feindschaft zwischen Arados und Marathos weiter gegangen ist, und
jetzt vielleicht zu einer Katastrophe geführt hat. Vielleicht hat damals der Sturz
Alexanders Marathos noch gerettet und ist die Vernichtung der Stadt unter
Tryphon erfolgt.
4) Die in Tyros geschlagenen Münzen des Demetrios II nehmen die Jahre
167—173 Sei. (146/5 — 140/39 v. Chr.) ein, also die ganze erste Regierungszeit des
Königs. Etwa das gleiche gilt von Sidon. Babelon, Rois de Syrie S. 123 n. 955ff.
5) Eine in Ptolemais geschlagene Münze des Antiochos VI zeigt die Jahreszahl'
170 Sei. = 143/2 v. Chr. Also ist der Übergang zu Tryphon vorher erfolgt.
Babelon a. 0. S. 130 n. 996.
280 13. Buch. § 9. Judäa und Jonathan.
Truppen beunruhigten von hier aus die feindUche Nachbarschaft. Ein-
mal lieferten sie, wie berichtet wird, Sarpedon, dem Feldhauptmann des
Demetrios in der Nähe der Stadt ein siegreiches TreiOfen und vertrieben
ihn aus der Küstenlandschaft. Aber auf der Heimkehr wurden die
Sieger zwischen Tyros und Ptolemais von einer Flutwelle ereilt und
vernichtet. Sarpedon kehrte dann vor die Thore von Ptolemais zurück
und errichtete dort unter Dankopfern dem Poseidon ein Denkmal ^
Weiterhin fand Tryphon an dem jüdischen Hohenpriester Jonathan einen
tätigen Bundesgenossen; denn Jonathan hatte sich bald von Demetrios
losgesagt, angeblich weil er sein Versprechen, Jerusalem von der könig-
lichen Besatzung zu befreien , nicht erfüllte ''^. Antiochos und Tryphon
bestätigten ihm das Priesteramt wie alle sonstigen königlichen Be-
willigungen und bedachten ihn mit neuen Ehren; sein Bruder Simon
ward zum Strategen des ganzen Küstenlandes von der tyrischen bis zur
ägyptischen Grenze ernannt, und so haben denn die beiden jüdischen
Brüder für Antiochos VI gegen Demetrios und seine Anhänger die Waffen
geführt ^. Jonathan unterwarf zuerst die philistäischen Städte, von denen
Gaza den hartnäckigsten Widerstand leistete. Die Stadt wollte weder
von Demetrios noch von Antiochos etwas wissen, ward aber nun ge-
zwungen, letzteren anzuerkennen und dem Jonathan Geiseln zu stellen.
Von hier wandte sich Jonathan gegen das Binnenland , das er bis Da-
maskos durchzog. Dadurch aber lenkte er die feindHchen Streit-
kräfte auf sich. Die Feldherren des Demetrios besetzten Kades und
drangen von hier in Galiläa ein. Jonathan lieferte ihnen im Gefilde
Asor ein Treflfen und scheint sie dadurch zum Rückzuge genötigt
zu haben *. Ein zweiter Angriff auf Judäa glückte ebensowenig, als
Jonathan den Feinden entgegenrückte, wichen sie ohne Kampf nordwärts
zurück ^. Nach kurzer Verfolgung kehrte Jonathan um, unternahm einen
ergiebigen Beutezug gegen einen arabischen Stamm ^, berührte Damaskos
1) Poseidonios bei Athen. VIII 333 B (FHG. III 254) und Strabo XVI 758,
wo irrtümlich Sarpedon als Sieger bezeichnet wird. Vgl. über diesen Diodor
XXXIII 28.
2) IMakk. 11, 41. 53 fF.
3) IMakk. 11, 60flF. Josephus, Antiq. XIII 148 ff.
4) Der Bericht über dieses Treffen (IMakk. 11, 53. Josephus, Antiq. XIII
158) ist freilich wenig zuverlässig.
5) IMakk. 12, 24 ff. Josephus, Ant. XIII 174 ff. Die Erzählung bietet geo-
graphische Schwierigkeiten. Wenn es heilst, dal's Jonathan den Feinden bis zur
Amathitis entgegenzog, so ist damit schwerlich das syrische Hamath gemeint,
sondern eher Amathus östlich vom Jordan.
6) Die Zabadäer nach IMakk. 12, 31. Josephus § 171) nennt dafür die
Nabatäer.
13. Buch. § 9. Judäa und Jonathan. ggf
und durchzog plündernd diese ganze Gegend. Die Anhänger des Demetrios
scheinen hier stark in Nachteil geraten zu sein.
In diesen Kämpfen zwischen Demetrios II und Antiochos VI wurden
die Juden eine Macht. Sie plünderten und verheerten die Nachbarschaft,
ihre Fürsten griffen um sich und benutzten die Gelegenheit, ein immer
gröfseres Mafs von Unabhängigkeit zu erwerben. Vor allem sind sie
bemüht, sich der königlichen Besatzungen zu entledigen, die noch in
Jerusalem und andern Orten lagen K Während Jonathan draufsen im
Felde lag, hatte in Judäa Simon Bethsura erobert, das noch in den
Händen des Demetrios war; die Besatzung kapitulierte gegen freien Ab-
zug. Er deckte weiterhin die philistäische Küste bis Askalon und brachte
bei dieser Gelegenheit Joppe in seine Gewalt. Die Stadt stand im Ver-
dacht, zu Demetrios übergehen zu wollen, und Simon legte daher eine
Besatzung hinein. Damals beschlofs nun die jüdische Gemeinde in einer
Versammlung der Ältesten, ihr Land und die Hauptstadt selbst zu
schützen und zu befestigen. Jonathan machte sich in Jerusalem gleich
an den Mauerbau; er begann ferner die königliche Besatzung, die noch
m der Burg lag, einzuschliefsen und auszuhungern, während Simon an
der Grenze, da wo die Strafse von Joppe über das Gebirge nach Je-
rusalem führt, Adida befestigte \ Schon vor einiger Zeit hatte Jonathan
wie einst Judas, durch eine besondere Gesandtschaft mit den Römern
Freundschaft und Bündnis zu schliefsen versucht, und wenn wir auch
nicht sicher wissen, ob es gelang, so zeigt es doch, dafs er sich als selb-
ständig zu betrachten anfingt So ward er jetzt dem Tryphon ver-
dächtig. Überdies trachtete dieser nach der jüdischen Überlieferung
schon seit einiger Zeit den jungen König zu beseitigen, fürchtete aber,
dafs Jonathan ihm dabei im Wege sein würde, und beschlofs daher,
ihn zu verderben*. Er ging nach Skythopolis, wohin ihm Jonathan
1) IMakk. 12, 45.
2) IMakk. 11, 65. 12, 33fF. 36. 13, 21. Josephus, Antiq. XIII 155. 180.
Ob in der Akra von Jerusalem Truppen des Demetrios oder Tryphons lagen , ist
nicht bekannt. Über die Lage von Adida oder Hadid s. Buhl, Geographie des alten
Palästina S. 197. Es entspricht dem heutigen Hadite nicht weit von Lydda.
3) 1 Makk. 12, 1 fF. Josephus, Ant. XIII 163 flP. Die Antwort der Römer wird
im 1. Makkab. verschwiegen, es wird nur gesagt, der Senat habe den Gesandten
Geleitsbriefe mitgegeben. Dafs wirklich ein Bündnis geschlossen ward, kann aus
1 Makk. 14, 18 gefolgert werden ; Josephus a. 0. und Bell. Jud. I 48 sagt es be-
stimmt.
4) Noch andere Gründe mögen die Feindschaft veranlafst haben ; dafs Jonathan
sich des jungen Königs besonders angenommen haben sollte, klingt nicht sehr
wahrscheinlich. Tryphon behauptet nach 1 Makk. 13, 15, Jonathan sei ihm Geld
schuldig.
282 13. Buch. 4? 9. Tryphon zieht gegen Judäa 143 v. Chr.
entgegen kam, jedoch mit so ansehnlicher Macht, dafs der Regent ihm
nichts anhaben konnte. Er empfing ihn daher mit hohen Ehren und
beredete ihn durch weitere Verheifsuugen \ sein Heer bis auf 3000 Mann
zu entlassen und sich bei ihm in PtolBmais einzufinden. Jonathan ward
getäuscht; er liefs 2000 Mann in Galiläa stehen, mit den übrigen tausend
kam er nach Ptolemais, ward hier überfallen, seine Leute niedergemacht,
er selbst festgenommen. Die in Galiläa Zurückgebliebenen, die Tryphon
ebenfalls vernichten wollte, schlugen sich glücklich nach Hause durch
(143 V. Chr.) 2.
Nach Jonathans Gefangennahme schritt Tryphon zum Angriff auf
Judäa. Hier hatte man sich jedoch vom ersten Schrecken rasch erholt.
Simon, Jonathans Bruder, hatte die Herrschaft schon übernommen und
bereitete sich zum Widerstände. Er beschleunigte den Mauerbau von
Jerusalem, schlofs die Besatzung der Akra ein und versicherte sich zu-
gleich des Besitzes von Joppe, wo er die bisherigen Bewohner austrieb
und jüdische Kolonisten ansiedelte. So gerüstet, erwartete er bei Adida
den Feind. Indes zunächst folgten Unterhandlungen. Tryphon erbot
sich, den Gefangenen freizulassen, wenn ihm dessen Söhne als Geiseln
übergeben und 100 Talente gezahlt würden, und Simon stellte die Geiseln
und zahlte das Geld ^ Aber Tryphon behielt Jonathan in der Gefangen-
schaft, und begann den Krieg. Da ihm von Norden her der Weg ver-
legt war, so versuchte er durch Idumäa vorzudringen, Simon jedoch
wufste ihm auch hier den Eingang zu versperren. Da inzwischen die
Verteidiger der Akra durch Mangel in grofse Bedrängnis kamen und
dringend um Entsatz baten, so versuchte Tryphon, seine Reiterei durch
die Wüste gegen Jerusalem vorzuschicken ; aber auch dies glückte nicht,
da ein Schneefall die Wege ungangbar machte. So mufste Tryphon
den Angriff aufgeben. In der Landschaft Gilead, wo er Halt machte,
liefs er Jonathan hinrichten * und zog dann ab. Es war uatürhch, dafs
Simon jetzt sogleich dem Demetrios huldigte, der ihn zum Hohenpriester
ernannte, in seinen Rechten und Besitz bestätigte und einige weitere
1) Er versprach ihm die übrigen Festungen in Judäa, ferner Ptolemais und
was in der Gegend an Truppen und Beamten vorhanden sei zu übergeben
2) 1 Makk. 12, 39 ff. Josephus, Ant. XIII 187 ff. Bell. I 48 f. Wir
dürfen nicht vergessen , dafs wir den Vorgang nur aus jüdischer Quelle kennen.
Tatsache ist, dafs Jonathan sich auf Tryphons Wunsch in Ptolemais einfand,
■woraus folgt, dafs er noch nicht unabhängig war. Vgl. Kritik d. beiden Makka-
bäerb 17 f.
3) 1 Makk. 13, 16 ff. Man hat dies offenbar dem Simon zum Vorwurf gemacht,
und der Verfasser des 1. Makk. nimmt ihn in Schutz.
4) Was mit Jonathans Söhnen geschah, ist unbekannt.
13. Buch. § 9. Tryphon König 143/2 v. Chr. 383
Vergünstigungen hinzufügte. Jedoch die königliche Besatzung blieb noch
weiterhin in der Akra Jerusalems (143/2 v. Chr.) ^
Bald darnach beseitigte Tryphon den jungen Antiochos VI; durch
Arzte, die zu dem angeblich erkrankten Knaben geschickt wurden, liefs
er ihn umbringen und ward von seinen Truppen zum Herrscher aus-
gerufen (143/2 V. Chr.). Nicht nur König nennt er sich auf den Münzen,
sondern auch , wie die römischen Imperatoren , Autokrator ^. Seinen
Regierungsantritt zeigte er in Rom an und liefs dabei eine goldene Nike
überreichen. Der Senat beobachtete diplomatische Zurückhaltung, weder
gewährte er ihm die Anerkennung noch versagte er sie, er nahm das
Geschenk an, aber im Namen des ermordeten Antiochos VI ^.
Was Tryphon bewogen hat, den jungen König zu ermorden, wissen
wir nicht; jedenfalls hat ihm die Tat eher Nachteil als Nutzen gebracht.
In Cölesyrien ging nicht nur der Hohepriester Simon zu Demetrios über,
sondern vielleicht noch andere *. Simon beteiligte sich sogleich am Kriege
gegen Trj^hon, und wiederum scheinen die Juden weite Züge in die
Nachbarschaft unternommen zu haben ^. Zugleich ist es ihm damals
gelungen, sich zum Herrn in Judäa zu machen. Er hat Gazara, die
Grenzstadt gegen Azotos hin, erobert, die Bewohner vertrieben und Juden
a.ngesiedelt; er hat sich vor allem der königlichen Besatzungen entledigt; be-
sonders die Truppen, die in der Akra von Jerusalem lagen, hat er zum
Abzüge genötigt und seine eigenen Leute hineingelegt. Endlich hat er
1) IMakk. 13, 34 ff. 14, 38. Das Jahr 170 Sei. = 143/2 v. Chr. ist Simons
erstes Jahr. Vgl. Josephus, Bell. Jud. I, 53.
2) IMakk. 13, 31. Josephus, Antiq. XIII 218. Livius per. 55. Oros. V
4, 17. Justinus XXXVI 1, 7. XXXVIIl 9, 3. Diodor XXXIII 28. Appian,
Syr. 68. Joh. Autioch. 65 (FHG. IV 561). Die letzten Münzen des Antiochos VI
sind von 170 Sei. (143/2) v. Chr.). Babelon a. 0. CXXXIVf. Die 4 Jahre, die
ihm Josephus gibt, sind nicht voll gerechnet. Abweichend von der Chronologie
der Münzen und des 1. Makk. setzen Josephus, Justin, Appian und vielleicht auch
Diodor den Tod des Antiochos VI erst nach der Gefangennahme des Demetrios II.
Dieser Ansatz hat zwar Anklang gefunden, mufs aber doch gegenüber den
besseren Zeugnissen als ein Irrtum bezeichnet werden. Vgl. Schürer I^ 172 f. Zu
bemerken ist noch, dafs Tryphon auf seinen Münzen nicht seleukidisch zählt, son-
dern nach seinen eigenen Regierungsjahren. Es kommen die Ziffern 2 — 4 vor;
ob er dabei mit 169 oder 170 Sei anfängt, wissen wir nicht. Babelon a. 0.
CXXXVIIIf.
3) Diodor XXXIII 28 a.
4) Gaza münzt in einem späteren Jahre 173 Sei. = 140/39 v. Chr. mit dem
Namen des Demetrios. Babelon a. 0. S. 127 n. 979.
5) 1 Makk. 14, 7 xcä awijyftyef (ti^uaXuxjiiw no'/Z/.ijy^ was auf Streifzüge und
Plünderungen schliefsen läfst Später beschwert sich Antiochos Sidetes über Ver-
wüstung des Landes. IMakk. 15, 29 ff. Vgl. Justinus XXXVI 1, 10.
284 13. Buch. § 9. Demetrios II und Tryphon.
mehrere Festungen im Lande gebaut und die Mauern von Jerusalem
weiter verstärkt '. Er war damit keineswegs unabhängig oder souverän,
sondern wie sein Vorgänger Vasall des Königs ; aber nach der jüdischen
Auffassung gilt doch seine Zeit als der Anfang der vollen jüdischen
Freiheit, nicht ohne Berechtigung, weil es ihm gelungen ist, das Land
von der makedonischen Besatzung zu befreien ^.
Simon konnte diese Erfolge erringen, weil Demetrios mit Tryphon
beschäftigt war und überdies seiner bedurfte. Ohne Entscheidung hat
der Krieg der beiden Rivalen nach dem Ende des Antiochos VI noch
einige Jahre gedauert. Beide behaupteten im ganzen was sie hatten ;
Tryphon hatte seinen Stand vornehmHch in Antiochien und im nörd-
lichen Syrien, Demetrios in Seleukeia, Kilikien und Cölesyrien, wo die
Feldherren Sarpedon und Palamedes seine Sache vertraten ^. Aufserdem
hielten, wie schon erwähnt, die Satrapien östlich vom Euphrat an De-
metrios fest. Aber gerade sie gerieten um diese Zeit in dringende Ge-
fahr, ganz von den Parthern verschlungen zu werden, und bedurften
daher selbst des Schutzes. Seit dem Tode des Antiochos Epiphanes
mufs sich von den östlichen Provinzen immer mehr abgebröckelt haben.
Elyma'is hatte sich schon früher frei gemacht, Medien, das seiner Zeit
von Timarchos verwaltet ward, scheint unter Demetrios I noch seleu-
kidisch gewesen zu sein, macht aber den Eindruck einer fast selb-
ständigen Provinz. Ob in Persis von der seleukidi sehen Herrschaft noch
etwas bestand, ist zweifelhaft; der Stui'z des Demetrios I scheint ihr
in allen iranischen Provinzen ein Ende bereitet zu haben. Wahrschein-
lich machten sich diese Provinzen zuerst selbständig, waren dann aber
nicht imstande, den Parthern zu widerstehen, als diese unter einem mäch-
tigen Könige, Arsakes VI Mithridates mit neuer Kraft vordrangen.
Mithridates hat die Gröfse der Parther begründet. Als sein älterer
Bruder Phraates starb, ward er wegen seiner trefflichen Eigenschaften
1) IMakk. 13, 43 ff. 14, 34. Josephus, Autiq. XIII 215. Bell. Jud. I 50, wo
auch Jamneia zu Simons Erwerbungen gerechnet wird. Die Räumung der Akra ge-
schah nach 1 Makk. im 2. Monat des 171. Jahres, also Frühjahr 141 v. Chr.
2) 1 Makk. 13, 41. Josephus, Antiq. XIII 213. Bell. Jud. I, 53. Die Sou-
veränität der jüdischen Fürsten wird auch durch den jüdischen Volksbeschlufs voH'
141/0 V. Chr. nicht erwiesen, der 1 Makk. 14, 26 fF. mitgeteilt wird. Dies ist nur
ein Ehrendekret der Gemeinde für Simon (Kritik d. beiden Makkab 50). Im eigent-
lichen Sinne souverän ward erst Aristobulos I, als er den Königstitcl annahm.
3) Diodor XXXIII 28. Über Seleukeias Stellung vgl. Wilcken, Hermes 29
(1894), 442. Über Sarpeden oben S. 280. Das dort erwähnte Treffen mit den
Parteigängern Ti-yphons kann in diese Zeit fallen. Ebenso vielleicht der Krieg
zwischen Larisa und Apameia, von dem Poseidonios im 3. Buch fr. 5 erzählte.
FHG. III 253. Unger, Philol. 55 (1896) S. 92.
13. Buch. § 10. Parther und Baktrianer. 285
auf den Thron gesetzt; die Söhne des Verstorbenen mufsten hinter ihm
zurückstehen ^ Mithridates hat nach längeren Kämpfen erst Iran unter-
worfen und stieg dann in die Euphrat- und Tigrislandschaft hinab.
Dringend ward Deraetrios II von da zur Hilfe gerufen.
§ 10.
Es ist schon bemerkt (S. 216 ff.), dafs die Parther sich frühzeitig der
östlichen Bezirke Mediens bemächtigt haben müssen; sie haben das
natürliche Bestreben, die Öeleukiden, ihre ehemaligen Herrscher, immer
weiter zurückzudrängen. Doch tritt in ihrem Vorrücken bald ein Still-
stand ein. Zunächst erhoben sich ihre östlichen Nachbarn, die Bak-
trianer zu viel gröfserer Macht und Ausdehnung und drückten stark auf
sie. Anders als die Parther standen die Baktrianer ^, mit den Seleu-
kiden nicht mehr in Feindschaft, sondern konnten diese als ihre natür-
lichen Freunde betrachten. Ihr Reich bestand unter der feierlichen
Sanktion des Antiochos III, der 206 v. Chr. den Euthydemos von Mag-
nesia anerkannt und in seiner Herrschaft belassen hatte, die damals
wenigstens Baktrien, Sogdiana und Margiana, vielleicht auch den nörd-
lichsten Teil Arianas urafafste. Antiochos hatte zugleich dem Sohne
Eutbydems Demetrios seine Tochter zur Ehe versprochen, und wahr-
scheinlich hat er das Versprechen erfüllt ^. Nur eine nominelle Ober-
hoheit scheint er sich vorbehalten zu haben; tatsächlich ist Euthydemos
seitdem unabhängig und hat wohl bald darnach auch Arachosien und Dran-
giana wieder in seine Hand gebracht, also alles was schon Diodotos be-
herrscht hatte ■*. Es ist sogar möglich , dafs Antiochos selbst ihn als
Herrn dieser Landschaften anerkannte.
Euthydemos hat später auch die angrenzenden indischen Land-
schaften hinzuerworben. Wahrscheinlich noch bei seinen Lebzeiten hat
sein Sohn und Nachfolger Demetrios die Kabullandschaft und einen Teil
des Pendschab erobert. Sangala empfing den Namen Euthydemeia, in
Arachosien gab es eine Stadt Demetrias ^. Die griechischen Könige,
1) Justin XLI 5, 10. Die Zeit seiner Thronbesteigung läfst sich nicht genauer
bestimmen, Gutschmid a. 0. S. 44 nimmt etwa 171 v. Chr. an.
2) Vgl. Lassen, Indische Altertumskunde II S. 277 flF. Gr. Rawlinson, The
sixth greath oriental monarchy S. 69 ff. A. v. Grutschmid, Geschichte Irans S. 44 ff.
A. V. Sallet, Die Nachfolger Alexanders des Grofsen in Baktrien und Indien, Berlin
1879. Gardner and Poole, The coins of the Greek and Scythic kings of Bactria
and India. London 1886. Weitere Litteratur bei Gutschmid S. 17 i f.
3) Bd. II 401. Seine Tochter hiefs wohl Laodike.
4) Euthydems Münzen werden in Seistan und bei Kandahar gefunden Gardner
and Poole p. XXII. Gutschmid S. 47.
5) Ptolem. Geogr. VII 1, 46. Isidor. Charac. 19. Gardner and Poole XXII f.
286 13. Buch. § 10. Das baktrisch-indische Reich.
vielleicht schon Demetrios, vielleicht auch seine Nachfolger, haben weiter-
hin die ganze Indoslandschaft unterworfen '. Ferner sind sie von Bak-
trien aus nordöstlich bis zu den Serern und anderen Völkern der chine-
sischen Tatarei vorgedrungen und werden mit den Chinesen Handels-
verbindungen eingeleitet haben ^. Die Herrscher waren mächtig und
reich; sie teilten ihr Land in viele Provinzen, mit besonderer Sorgfalt
pflegten sie das Städtewesen ; Baktrien ist das Reich vieler Städte ^.
Die Städte sind der Stützpunkt des Hellenentums, das sich in ihnen
lange mit Zähigkeit gehalten hat "*. Hellenisch sind die Herrscher, ihre
Satrapen und Heerführer, vielleicht auch der Kern der Heere. Auch
bleiben diese Hellenen nicht ganz ohne Verbindung mit ihren fernen
Stammesgenossen, aber das Band, das sie mit dem Westen, zunächst
mit den Seleukiden verknüpft, ist doch nur dünn und schwach, der Ver-
kehr durch die Parther, wenn auch nicht ganz unterbrochen, so doch
sehr erschwert, und neuer Zuzug fast ganz unmöghch; so sind die
Hellenen hier unter den Asiaten nur eine kleine Minorität. Sie müssen
sich der einheimischen Bevölkerung anpassen. Wir sehen es an ihren
Münzen, die schon unter Demetrios neben griechischen auch indische
oder arianische Aufschriften zeigen, und bald die einheimische viereckige
Gestalt und einheimischen Münzfufs annehmen ^. Aufser den spärlichen
Nachrichten der Schriftsteller sind die Münzen das einzige Denkmal,
was diese Herrscher von sich hinterlassen haben. Sie zeigen bei den
älteren Fürsten volle Schönheit und lehren, dafs geschickte Künstler
hier arbeiteten; später werden sie in Schrift und Bild immer unvoll-
kommener und roher, zum Zeichen, dafs das Hellenentum bald in Bar-
barei unterging.
Für die Parther und ihre Ausbreitung war dieses oberasiatische,
von Hellenen beherrschte Reich eine starke Schranke, aber seine Macht
hatte keinen langen Bestand. Den Königen fehlte die Legitimität und
sie hatten stets den Charakter glücklicher Usurpatoren. Wie Euthy-
1) Strab') XI 516 f. XV 586 nach Apollodoros von Artemita. Grutschmid
a. 0. S. 44. Poole S. XXIII nimmt an, dafs erst die Nachfolger des Demetrios
bis an den Ozean vordrangen. In Betracht kommt, dafs die Münzen des Demetrios
fast nur nördlich vom Paropamisos gefunden werden.
2) Strabo XI 516. Die Verbindung der Chinesen mit dem Westen beginnt
mit der Han-Dynastie (205 v. Chr.) und seitdem das Reich geeinigt und durch die
Vollendung der Grofsen Mauer gesichert war. v. Richthofen,' China I 444.
3) Strabo XV 6S6. Justin. XLI 4, 5. In Baktrien werden Baktra, Darapsa
(Drapsaka) und Eukratideia genannt. Strabo XI 516.
4) Noch bei Isidor. Charac. § 19 heifst Alexandropolis , die Hauptstadt Ara-
chosiens, hellenisch.
5) V. Sallet S. 75 f.
13. Buch. § 10. Eukratidas und seine Rivalen. 887
demos seine Vorgänger gestürzt hatte, so erhob sich gegen seinen Sohn
Demetrios, während er in Indien stand, in Baktrien Eukratidas, viel-
leicht ein Verwandter des königlichen Hauses ^ Eukratidas war ein
tapferer, fähiger Mann; er kam ungefähr mit seinem Gegner Arsakes VI
Mithridates gleichzeitig auf ^. Demetrios zog von Indien gegen ihn zu
Felde und soll ihn mit gewaltiger Übermacht in einer Stadt belagert
haben, aber von Eukratidas mit geringer Mannschaft durch beständige
Ausfälle zum Rückzuge genötigt worden sein ^. Eukratidas hat nicht
nur Baktrien behauptet, sondern auch die Kabullandschaft, Teile Indien»
und Arianas , ein Reich von tausend Städten beherrscht *. Unter den
baktrischen Königen ist er wohl der mächtigste und gröfste, aber erst
nach schweren Kämpfen hat er sein Ziel erreicht. Er hat, wie be-
richtet wird, mit Sogdianern, Arachoten, Drangern, Ariern und Indern
im Krieg gelegen ^ , und diese Nachricht wird durch die Münzen er-
läutert, aus denen wir eine Anzahl Dynasten als seine Zeitgenossen und
vermutlich Rivaleu kennen lernen. In Arachosien und Nachbarschaft,
mit dem Mittelpunkt etwa in Kabul, hat ein Pantaleon mit Agathokle&
geherrscht. Aus seinen Münzen glaubt man zu erkennen, dafs er ein
Anhänger Euthydems war **. Das gleiche gilt von Antimachos, der
1) Es gibt eine Münze des Eukratidas mit der Aufschrift ßaaikevs /^syitf
ErxQuri&ccg; der Revers zeigt ein Doppelbild des Heliokles und derLaodike; Lao-
dike trägt das Diadem, die Umschrift lautet 'Hhoxksovg xal Aaoäixrjg ( Gardner- Poole
p. 19 taf. VI 9, 10). Auf Grund dieser Münze nehmen Poole u. a. an, Eukratidas
sei Sohn des Heliokles und der Laodike gewesen, und diese Erklärung scheint mir
die wahrscheinlichste, v. Sallet 23 ff. hält es für eine zu Ehren der Vermählung,
des Heliokles mit der Laodike von Eukratidas geprägte Münze. Er vermutet, De-
metrios habe mit Eukratidas Frieden geschlossen und dem Sohne des letzteren
Heliokles seine Tochter Laodike, deren Mutter vielleicht die S. 285 Anm. 3 erwähnte
Tochter des Antiochos war, zur Gattin gegeben. So sinnreich diese Vermutung ist, so
spricht doch der Genetiv 'HhoxXiovg xal /tanSCxric: dagegen. Eukratidas kann übrigens
ein Verwandter Euthydems gewesen sein; möglich ist auch, dafs er mit dem ge-
stürzten Diodotos zusammenhing.
2) Justinus XLI 6, 1. v. Sallet will aus den Münzen folgern, dafs Eukratidas-
schon 200 v. Chr. zur Regierung gelangt sei. Dies ist zu früh gesetzt. Gut-
schmid S. 45 ff. Letzterer setzt das Ende des Demetrios spätestens 159 v. Chr.
Eukratidas wird etwa 180 v. Chr. zur Herrschaft gelangt sein ; seine Münzen
werden von Timarchos nachgeahmt, v. Sallet p. 103. Poole XXVI. Nach Cun-
ningham beginnt Eukratidas etwa 190 v. Chr.
3) Justin, a. 0. i^ 4.
4) Strabo XV 686. Justinus a. 0. § 4. Eukratideia in Baktrien trägt seineu
Namen. Strabo XI 546. Ptolem. geogr. VI 11, 8. Die Fundstätten seiner Münzen
sind Balkh, Buchara, Seistan, das Kabultal und Nachbarschaft, endlich der west-
liche Pendschab.
5) Justinus XLI 6, 3.
6) Er schmückt seine Münzen mit den Bildern der verstorbenen und ver-
288 13- Buch. § 10. Arsakes VI Mithridates.
im Tale der Kophen (Kabul) regiert zu haben scheint ^ , und von
seinem mutmafslichen Nachfolger Antialkides ^, neben dem wir wiederum
einen anderen des Namens Lysias kennen. Derselben Gegend gehört
Piaton an, der sich Epiphanes nennt und von dem eine Münze aus
dem Jahre 165 v. Chr. existiert ^. Alle diese Fürsten müssen Zeit-
genossen des Eukratidas gewesen sein. Es scheint also, dafs die Usur-
pation des letzteren der Anfang längerer Kämpfe ward; die Satrapen
cler einzelnen Provinzen scheinen sich für Demetrios und seinen Sohn
Euthydemos ^ erklärt und zugleich selbständig gemacht zu haben. Allein
Eukratidas gewann die Oberhand, er hat das Reich Euthydems zum
gröfsten Teil erobert und seine Herrschaft wenigstens bis in die west-
lichen Teile des Pendschab ausgedehnt.
Als Eukratidas nach der Eroberung Indiens nach Baktra zurück-
kehrte, ward er unterwegs von seinem Sohne und Mitregenten ermordet ^.
Der Sohn soll seinen Vater so gehafst haben, dafs er der Leiche nicht
einmal ein Begräbnis gönnte. Sein Name wird im Bericht nicht ge-
nannt, aber höchstwahrscheinlich ist es der aus den Münzen bekannte
Heliokles, der sich den Gerechten nennt. Eukratidas war der letzte,
der Baktrer und Inder zugleich beherrschte; Heliokles hat nur nördlich
vom Paropamisos geherrscht, vielleicht daneben noch über einen Teil
des Kabulgebietes; im übrigen löste sich jetzt Indien von Baktrien ab.
Die Spaltungen und Kriege der hellenisch-baktiischen Fürsten waren
vor allem den Parthern förderlich; Arsakes VI Mithridates konnte sich
nach allen Seiten ausbreiten. Leider ist seine Geschichte nur in den
dürftigsten Umrissen bekannt ^. Er führte mit Eukratidas, vermutlich
götterten Monarchen, des Alexander, Autiochos, Diodotos und Euthydemos. Poole
XXVIII. V. Sallet S. 13.
1) Auf seinen Münzen findet man das Zeichen eines Seesieges, Poseidon oder
Nike auf einem Schiffe. Man nimmt an, dafs Antimachos auf dem Indos oder an
seinen Mündungen einen Sieg davontrug, v. Sallet 96. Poole XXVIII.
2) Der vielleicht ein jüngerer Zeitgenosse des Antiochos Epiphanes war, da er
sich vi.xr,cp6(iO(y nannte wie dieser König, v. Sallet S. 107.
3) V. Sallet S. 102.
4) Über diesen Euthydemos II s. v. Sallet S. 12 f. Poole XXVI f.
5) Nach Gutschmid spätestens 155 v. Chr.
6) Trogus Pompeius hat darüber nach dem Prologus im 35. Buche gehandelt:
repetit inde superioris Asiae motus factos per Araetheum et Arsacen Parthum.
In dem hier genannten Araetheus (varr. Areteus, Arateus) will Gutschmid z. d.
St. den von Polybios XXXI 17, 5 (vgl. Diodor XXXI 22) erwähnten Sophenischen
Fürsten erkennen, von dessen Namen Mai die Buchstaben «(*"• ^ • • J^s. Dies ist
eine unwahrscheinliche Vermutung, da von dem Sophener, einem Bruder des Mithro-
buzanes nichts weiter bekannt ist, und wir nicht begreifen, wie er das obere Asien
13. Buch. § 10. Eroberungen des Mithridates. 28d
zu einer Zeit, wo der Baktrianer in Indien beschäftigt war, einen glück-
lichen Krieg und nahm ihm zwei Provinzen ab ^ Nach längeren Kämpfen
eroberte er Medien, setzte dort einen Statthalter Bakasis ein und ging
von da nach Hyrkanien (um 150 v. Chr.) 2. Dann hat er, ohne Zweifel
nach dem Tode des Eukratidas ganz Ariana, das Kabultal, und den
westlichen Teil des Pendschab bis zum Hydaspes, also ein grofses Stück von
der Herrschaft des Eukratidas unterworfen. Die indischen Landschaften
fügten sich ihm ohne Kampf ^, dagegen Baktrien behauptete sich unabhängig.
Mithridates unterwarf sodann den Satrapen von Elymais *, drang weiter
gegen Babylonien vor, schlug den Statthalter des Demetrios II und mufs
sich dort wenigstens Babylonien und das linke Tigrisufer angeeignet
haben (etwa 141/0 v. Chr.) °. Aber die makedonisch - hellenische Be-
hat in Bewegung setzen können. Wir erkennen mit Sicherheit nur, dafs Araetheus
oder wie er sonst heifst, kein Parther war.
1) Justinus XLI 6, 3. Strabo XI 515. 517. Strabo nennt die Provinzen rjjV
TS Idaniuh'ov xai rrjt/ TovQiovcey (wohl TovQiova nach Gutschmid) , die nach Gut-
schmids Vermutung S. 49 in Aria zu suchen sind. Andere Vermutungen bei Lassen,
Ind. Altertumskunde II 294. Rawlinson a. 0. 75.
2) Justinus XLI G, 6. Die Zeit ist ganz unsicher. Mit Gutschmid halte ich
es für wahrscheinlich, dafs Medien erst nach dem Fall des Demetrios I (150 v. Chr.)
den Parthern anheim fiel.
3) Diodor XXXIII 18. Gros. V 4, 16f. Beide Nachrichten stimmen gut
überein , in beiden wird im Anschlüsse an die Gefangennahme des Demetrios II
die Geschichte Mithridats nachgeholt. Die Unterwerfung Arianas und Indiens ge-
hört also vor dieses Ereignis. Man hat die Nachricht von der Eroberung Indiens des-
halb bezweifelt, weil diese Landschaften etwas später nicht mehr parthisch sind
(Rawlinson a. 0. 78). Ich kann mich dem Zweifel nicht anschliefsen. Allerdings
war die Herrschaft der Parther nur kurz und gewifs nur indirekt; sie hat daher
keine tiefen Spuren hinterlassen. Justinus XLI 6, 8 bezeichnet den Kaukasos als
Grenze der Parther, darin liegt aber kein erheblicher Widerspruch gegen jene
Nachricht. Ausdrücklich sagt Diodor, dafs sich Indien ohne Kampf {ilxipSvvw^)
also freiwillig unterwarf. Gutschmid S. 50 bringt die Nachricht Diodors mit dem
Einfall des Volkes der Sze zusammen, die nach chinesischen Quellen etwa 161 v. Chr.
ins Kophental (Kipin) eindrangen (unten S. 303), Diese, meint Gutschmid, hätten
sich dem Mithridates freiwillig unterworfen. Aber die Quellen reden ausdrücklich
vom Lande am Indos und Hydaspes.
4) Justinus a. 0. Vgl. Strabo XVI 744, wo von der Plünderung der ely-
mäischen Heiligtümer durch einen Partherkönig die Rede ist.
5) Gros. V 4, Itj. Was die TiAt anlangt, so ist die letzte sichere Bezeugung
der seleukidischen Herrschaft in Babylonien eine Datierung nach Demetrios II von
168 und 170 Sei. = 145/4 und 143/2 v. Chr. Zeitschr. für Assyriol. 3 (1888) 137.
8 (1893) 111. Es scheint ferner, dafs eine Finsternis vom 22. Juli 141 nach dem
3. Jahr des Demetrios datiert wird, wenn nämlich das erhaltene Ni-i-ka-a zu Nikator
ergänzt und darunter Demetrios verstanden werden soll. Zeitschr f. Assyriol. 15
U9Ü0) 192. Unger, Philol. 55 (1896) 96. Nach Moses von Chorene (II 3 S. 81
Niese, Gesch. d. griech. u. mak. Staatea. III. 19
290 13. Buch. § 10. Demetrios II gefangen 140/39 v. Chr.
völkerung, vornehmlich die Städte, widerstrebten der parthischen Herr^
Schaft, und da sie aus eigener Kraft sich nicht verteidigen konnten, sO'
richteten sie dringende Hilfsgesuche an Demetrios und versprachen Unter-
stützung. Demetrios entschlofs sich, ihnen Beistand zu leisten und die
Parther zurückzutreiben. Er hoflfte zugleich hier solche Macht zu ge-
winnen, dafs er Tryphon würde verdrängen können. Im Jahre 141/0
V. Chr. zog er hinauf; seine Gattin Kleopatra blieb in Syrien als Re-
gentin zurück ^ Anfangs war das Glück ihm günstig. Er scheint
Babylonien wiedergewonnen zu haben , die dortige Bevölkerung empfing
ihn mit ofi'enen Armen, die jüngst von Arsakes unterworfenen Perser
und Elymäer kamen ihm zur Hilfe, ebenso die Baktrianer, mit denen
sich Demetrios in Verbindung gesetzt haben mufs. Er zog nach Medien
hinauf, scheint auch hier Erfolge errungen zu haben, wurde aber durch
Friedensverhandlungen getäuscht und von Mithridates' Feldherrn durch
einen überraschenden Angriff überwältigt. Sein Heer ging verloren, er
selbst ward gefangen und im Triumph durch das Land geführt (140/3D
v. Chr.). Der Sieger schenkte ihm das Leben; denn Demetrios war ein
wertvolles Pfand. Arsakes liefs ihn in Hyrkanien wohnen, gab ihm seine-
Tochter oder Schwester Rhodogune zur Ehe und stellte ihm die Rück-
kehr in sein Königreich in Aussicht ^. Überall machte natürlich die-
Gefangennahme des Demetrios grofsen Eindruck und hat ohne Zweifel
das Ansehen des parthischen Herrschers mächtig gehoben. Die Euphrat-
und Tigrislandschaften mufsten sich jetzt wenigstens zum gröfsten Teil
den Parthern unterwerfen ^, und Mithridates hat sein Gebiet bis an den
Euphrat vorgeschoben. Mesopotamien jedoch war nur zum Teil unterworfen ;,
der französischen Übersetzung von Victor Langlois) hat Arsakes auch Armenien,
unterworfen und dort seinen Bruder Valarsakes als König eingesetzt. Dafs Ar-
menien dem Arsakes huldigte, ist nicht unmöglich, aber ebenso gewifs ist die Ein-
setzung des Valarsakes Erfindung.
1) Die Zeit gibt 1 Makk. 14, 1; damit stimmen die Münzen; denn die letzten,
aus der ersten Periode des Demetiios II zeigen die Zahl 173 (140/39 v. Chr.).
Babelon a. 0. CXXXI. Abweichend läfst Eusebios chron. I 255 den König Olymp.
160, 2 (139,8 V. Chr.) ausziehen und im nächsten Jahre gefangen werden. Seine
Angaben sind hier wie anderswo um 2 Jahre verschoben.
2) Justin. XXXVI 1, 2ffi XXXVIII 9, 2flF. Josephus, Ant. XIII 184f._
1 Makk. 14, 1. Appian, Syr. 67. Euseb. chron. I 255. Moses v. Chorene II 2.
Vgl. C. Müller, FHG. 258, 19 Weil er damals gefesselt ward, soll er den Bei-
namen Siderites , der Eisenmann , oder Seripides erhalten haben. Euseb. chron.
a. 0. Der Beiname ist rätselhaft. Vielleicht ist ^iSrjQiTng nur eine Korruptel aus
2;idVyT»?c, dem Beinamen seines Bruders.
3) Mit 138 v. Chr. beginnt man in Babylon neben der seleukidischen nach der
arsakidischen Ära zu rechnen. Zeitschr. f. Assyriol. 6 (1891) 228. 8 (1893) 111.
13. Buch. § lU. Untergang des baktrischen Reiches. 301
hier behauptete sich Dionysios, beigenannt der Meder, zunächst im Namen
und als Statthalter des Demetrios ^.
Die Niederlage des Demetrios hat wahrscheinlich auch das Schick-
sal der Baktrianer entschieden, die ihre Selbständigkeit noch behaupteten.
Bald darnach, zwischen 140 und 130 v. Chr., ging die hellenische Herr-
schaft zu Grunde; Heliokles ist nach den Münzen der letzte Herrscher.
Die Nomaden Völker von jenseits des Jaxartes, Asier oder Asianer,
Tocharer, Sakarauken u. a., von denen die Provinzen schon oft bedroht
worden waren ^, brachen ein, nahmen alles, was nördlich vom Paro-
pamisos lag in Besitz, stürzten die griechische Herrschaft und verteilten
Land und Städte an ihre Horden ^. Wie das geschah , erfahren wir
durch die chinesischen Annalen, die unseren dürftigen Notizen zur Hilfe
kommen. Die Völkerbewegung, durch die das baktrianische Reich weg-
geschwemmt ward, ging aus der Mitte des chinesischen Reiches aus, und
hat daher das Interesse seiner Historiographen geweckt. Zwischen 167
und 161 V. Chr. wurden die Juetschi, ein Nomaden volk, von den Hiungnu,
die am oberen Hoangho wohnten, gezwungen, aus ihren Sitzen in der
chinesischen Provinz Kansu auszuwandern. Sie liefsen sich am Issyk-
Kul nieder und verjagten die dort wohnhaften Stämme, die von den
Chinesen Sz6 (Szü) d. h. Saker genannt werden. Die Szg wandten sich
nach Süden. Doch auch die Juetschi konnten am Issyk-Kul nicht lange
bleiben. Sie wurden von ihren früheren Nachbarn vertrieben, den Usun oder
Usiun *, die ebenfalls vor den Hiungnu weichen mufsten. Die Juetschi
gingen nunmehr über den Jaxartes und zerstörten das hellenisch-bak-
trische Reich. Es scheint, dafs sich die Eroberung nicht auf einmal
vollzog, dafs zuerst Sogdiana, dann Baktrien fiel ^. Als 128/7 v. Chr.
ein chinesischer Gesandter bei den Juetschi war, existierte die griechische
Herrschaft nicht mehr, was mit den Andeutungen der griechischen Über-
lieferung vollkommen übereinstimmt ^.
1) Diodor XXXIII 28. Dionysios wird ein von den Parthern aus Medien ver-
drängter Heerführer sein. Gutschmid S. 51 f. hält ihn für einen Sohn des Ti-
marchos.
2) Polyb. XI 34, 5. Bd. II 400 f.
3) Strabo XI 511. Trogus prol. 41. Gutschmid, Gesch. Irans 58 ff. Über die
Stämme vgl. Ptolemäus geogr. V 11, 6. 14, 4. Plin. h. n. VI 55. Dionys. Perieg.
752 mit d. Scholien. Lucian macrob. 17. Ammianus Marceil. XXIII 6, 57. Oros.
I 2, 43. Gutschmid a. 0. 70.
4) Es sind wohl die Asianer der klassischen Autoren.
5) Gutschmid S. 61 f.
6^: Vgl. Lassen, Ind. Altertumskunde II 352. Gardner-Poole, Kings of Bactria
XXIX ff. Gutschmid, Gesch. Irans S. 59 ff. und die dort angeführte Litteratur
Vgl. Specht, Journal Asiat. Sme serie II 317 ff. v. Richthofen, China I S. 446 ff.
19*
392 13. Buch. § 11. Antiochos VII Sidetes.
Am Untergange des baktrischen Reiches haben wahrscheinlich auch
die Parther mitgewirkt. Mithridates (Arsakes VI) scheint das Ereignis
nicht mehr erlebt zu haben ; er starb hochbetagt bald nach der Ge-
fangennahme des Demetrios ^, und ihm folgte sein Sohn Phraates II
(Arsakes VII) nach. Es scheint dafs Phraates mit den skythischen Er-
oberern gemeinsame Sache machte ; während sie Baktrien besetzten, nahm
er Margiana (Merw), das ebenfalls den Hellenen in Baktrien gehörte'^,
und in den nächsten Jahren erscheinen die Skythen als seine Verbündeten
oder Freunde. So erlagen die Hellenen in Baktrien dem doppelten An-
griff; was es hier an hellenischer Bevölkerung gab, ward vernichtet
oder ging allmählich in die Barbaren auf.
§11
In Syrien hat die Niederlage des Demetrios II, so viel wir sehen,
zunächst keine entscheidende Veränderung hervorgebracht; die Anhänger
und Parteigänger des gefangenen Königs behaupteten sich gegen Tryphon ^.
In Seleukeia hielt sich Kleopatra, welche jetzt die Dynastie vertrat und
vielleicht von Ägypten unterstützt ward, in Cölesyrien blieben Palamedes
und Sarpedon, in Mesopotamien Dionysios der Meder der Sache des
Demetrios treu *. Vor allem aber trat nun ein neuer König auf den
Plan, der jüngere Bruder des Demetrios, Antiochos, der in Side erzogen
war und daher Sidetes genannt wird. Als die Nachricht von der Gefangen-
schaft des Demetrios kam, war er auf Rhodos und machte sich sofort nach
Syrien auf^. Jedoch fand er zuerst wenig Anklang; festen Grund ge-
1) Justin. XLI 6, 9. XXXVIII 9, 4 f. Aus letzterer Stelle geht hervor, dafs
er um die Zeit wo Tryphon starb (138/7 v. Chr.), nicht mehr regierte. Gutschmid,
Gesch. Irans S. 54.
2) Dies entnimmt man den Münzen mit der Aufschrift Magyiavi], Andere
Münzen, die ehenfalls dem Phraates zugeschrieben werden, haben TQu^iavrj, andere
xttTaaiQuieiu oder yooov xciTaaTQazei'a. Dies deutet auf einen siegreichen Feldzug
hin. Poole- Gardner, Parthian coin. S. 33 hält y.araatoaTSia für einen Ortsnamen.
Vgl. Gutschmid S. 75.
3) Oben S. 283 Anm. 5 ist schon erwähnt, dafs einige Quellen den Tod des An-
tiochos VI erst jetzt erzählen. Orosius V 4, 17 berichtet, dafs Tryphon nunmehr
seinen Sohn Alexander zum König gemacht , ihn aber bald beseitigt habe. Dies
ist vielleicht eine Verwechselung mit Antiochos VI, der Sohn Alexanders war.
4) Diodor XXXIII 28. Gerade in dieser Zeit, im letzten Jahre des Demetrios,
140/39 V. Chr., mufs die von Scipio geführte römische Gesandtschaft in Syrien ge-
wesen sein. Oben S. 269 f. Nach Unger, Philol. 55, 97 ist sie nach dem Tode des
Demetrios erst 138 v. Chr. in Syrien eingetroffen, was zu spät angesetzt scheint.
Leider hören wir über sie gar nichts. Mit dem nötigen Vorbehalt kann man ver-
muten, dafs die Römer den Antiochos Sidetes begünstigten.
5) Er scheint Manifeste an die Städte und Dynasten vorausgesandt zu haben;
13. Buch. § 11. Autiochos VII Sidetes. 295
wann er erst, als Kleopatra sich ihm anschlofs. Sie war selbst in Seleu-
keia nicht mehr sicher; denn Tryphon hatte in der Stadt schon An-
hänger gewonnen. Auf Rat ihrer Freunde lud sie daher den Antiochos
zu sich ein und vermählte sich mit ihm '. Antiochos trat also an die
Stelle seines Bruders, dessen Anhänger zu ihm übergingen; er ward
zum König ausgerufen (139/8 v. Chr.) ^ und machte rasche Fortschritte.
Er war weit tüchtiger als sein Bruder, vermied dessen Fehler und ver-
schaffte sich vornehmlich die Gunst der Städte. Tryphon, der sich nach
dem Tode des jungen Antiochos VI viele Feinde gemacht, wurde von
manchen seiner Anhänger verlassen. Antiochos schlug ihn und nötigte
ihn zur Flucht nach Süden. Tryphon setzte sich im festen Dora, süd-
lich vom Karmel fest, wo ihn Antiochos einschlofs und zu Wasser und
zu Lande belagerte ^. Nach längerer Belagerung entkam Tryphon nach
Ptolemais und von hier nach Orthosia *. Dora ergab sich jetzt dem
Antiochos, der sich von hier gleich an die Verfolgung des Gegners
machte. Tryphon fand in Apameia, seiner Heimat, Zuflucht, ward
hier von Antiochos eingeschlossen und endete durch Selbstmord (137
v. Chr.) 5.
Endlich war also der Usurpator beseitigt und Syrien konnte sich
von dem langen Bürgerkriege erholen. Antiochos Sidetes hat sich das
Verdienst erworben, das Land wieder zu einigen und zu beruhigen.
Er begann nunmehr, die königliche Gewalt wieder zur Geltung zu bringen
und die Übergriffe, die in der letzten Zeit von selten der Dy-
das Schreiben an den Hohenpriester Simon kam dno Twy yi'jawv t;^? ^nkaaatjg.
1 Makk. 15, 1.
1) Josephus, Antiq. XIII 222. Dabei kam in Betracht, dafs sich inzwischen
Demetrios mit Rhodogune verheiratet hatte. Appian, Syr. 68. Oben S. 290.
2) Sein Beiname ist nach den Münzen EvsgysTrj?. Josephus gibt ihm Antiq.
XIII 222 den Beinamen owirlQ^ sonst nennt er ihn eiiofßrig (Antiq. VII 393. XIII
244, cont. Ap. II 82), was oifenbar ganz willkürlich geschehen ist. Seine Erhebung
fand in Seleukeia statt, und diese Stadt führt seitdem das Prädikat isga xai äav'/.og.
Wilcken, Hermes 29 (1894) 442.
3) 1 Makk. 15, 1. 13ff. Josephus, Antiq. XIII 221 ff. Justinus XXXVI 1, 8f.
Appian, Syr. GS. Eusebios chron. I 255. Stephan. Byz. s. JwQa p. 255 Mein.
4) 1 Makk. 15, 38. Charax. fr. 40 (FHG. III 644).
5) Josephus, Antiq. XIII 224. Strabo XIV 668. Die chronologischen An-
gaben bieten allerlei Abweichungen. Nach 1 Makk. 15, 10 wird Antiochos 174 Sei.
= 139/8 V. Chr. König, und aus diesem Jahre stammen seine ersten Münzen.
Babelon a. 0. CXLf. Dagegen rechnet Josephus, Antiq. XIII 236 das Jahr 175
Sei. (338/7 v. Chr.) als erstes des Sidetes, und gar Eusebios chron. I 255 erst
Olymp. 160, 4 (137/6 v. Chr.); letzterer scheint vom Ende Tryphons an gerechnet
zu haben. Livius mufs (nach Perioch. 52) Tryphons Tod unter den Konsuln von
137 V. Chr. berichtet haben.
394 13. Buch. § 11. Antiochos VII und die Juden.
nasten begangen worden waren, zurückzuweisen. Dazu gehörten be-
sonders die Eroberungen der Juden, die sich in Besitz von Gazara,
Joppe und der Burg von Jerusalem gesetzt und durch ihre Streifzüge
die Nachbarschaft heimgesucht hatten. Zuerst bei seiner Ankunft hatte
Antiochos den jüdischen Hohenpriester Simon anerkannt und die Rechte
und Privilegien des Volkes bestätigt und vermehrt ^ Aber schon bei
der Belagerung Doras, als Simon ihm Hilfstruppen, Geld und Vorräte
zuschickte '-', hatte Antiochos die Rückgabe der besetzten Städte, Tribut-
zahlung für die aufserhalb der Grenzen Judäas gelegenen Besitzungen,
oder eine starke Entschädigung von 1000 Talenten nebst Ersatz für
den angerichteten Schaden verlangt und einen Abgesandten Athenobios
nach Jerusalem geschickt. Simon erklärte sich bereit, für Gazara und
Joppe 100 Talente zu zahlen, das übrige lehnte er ab. Antiochos zog
dann mit seinem Heere zur weiteren Verfolgung Tryphons gen Norden
ab, hinterliefs aber in dieser Gegend seinen Strategen Kendebäos mit dem
Auftrage, gegen Simon vorzugehen. Kendebäos machte nun Anstalten zum
Kriege, befestigte und besetzte Hebron in Idumäa, und liefs von hier aus
Judäa beunruhigen; als er jedoch selbst in das Land einzudringen versuchte,
ward er von Simon und seinen Söhnen zurückgewiesen ^. Wie sich
schliefsHch Simon mit Antiochos abfand, wissen wir nicht. Der Hohe-
priester hatte vielleicht an den Ägyptern einen Rückhalt, vielleicht auch
an den Römern, deren Schutz er schon früher durch eine Gesandtschaft
erbeten hatte *. Es mag ein Übereinkommen mit Antiochos zu stände
gekommen sein; jedenfalls herrschte eine Zeitlang Ruhe. Dann folgte
der Tod Simons, der auf einem Schlosse bei Jericho von seinem Eidam
Ptolemäos, Sohn des Abubos, mit zweien seiner Söhne meuchlings ermordet
1) Makk. 15, 2 ff. 10 ff. Unter den neuen Privilegien erscheint auch das Recht
der eigenen Münzprägung, das sich jedoch, wie der Tatbestand lehrt, nur auf die
Kupfermünze bezieht. Simon erhielt damit dasselbe Recht, wie die autonomen
Städte des Reiches. Die Silberprägung bleibt nach wie vor königlich. Babelon,
Rois de Syrie p. CXL. Vgl. Schürer, Gesch. des jüd. Volkes P 243. 761 ff.
2) 1 Makk. 15, 25 ff. Darnach hat Antiochos die Hilfe zurückgewiesen, wäh-
rend nach Josephus, Bell. Jud. I 50. Antiq. XIII 223 Simon wirklich Beistand
leistet.
3) 1 Makk. 15, 30 ff', gibt einen ziemlich ausführlichen Bericht, doch ist der
Ort des Treffens darnach nicht zu bestimmen. Vgl. Josephus, Bell. Jud. I 51 f.
Antiq XIII 226.
4) Das Bündnis mit den Römern bezeugen 1 Makk. 14, 16. 24. 15, 15 ff.
Josephus, Bell. Jud. I 48. Antiq. XIII 227. Die Zeit des Bündnisses ist unsicher
und bestritten. Ewald, Mendelssohn u. a. sind der Meinung, dafs die Urkunde
desselben in dem Senatsbeschlufs bei Josephus, Antiq. XIV 145 ff. erhalten sei.
Vgl. über diese Frage Schürer I' 250 ff.
13. Buch. § 11. Eroberung Jerusalems 131 v. Chr. 295
ward ^ Ptolemäos wollte Simons Nachfolger werden, er wandte sich
gleich nach der Tat an den König und versuchte Jerusalena zu besetzen
und sich der Herrschaft zu versichern, aber Simons ältester Sohn
Johannes Hyrkanos, der in Gazara befehligte, kam ihm zuvor und wurde
der Nachfolger seines Vaters auf dem hohenpriesterlichen Stuhl. Ptole-
mäos mufste weichen, ward eine Zeitlang auf seiner Burg von Hyrkanos
belagert und entkam dann zu Zenon Kotylas, dem Tyrannen des be-
nachbarten Philadelpheia ^.
Simons Tod gab dem Antiochos Anlafs, sich in Judäa einzumischen ;
denn die Ernennung des Hohenpriesters war das Recht des Königs.
Wie sich Antiochos zu Hyrkanos stellte, ist nicht bekannt. Fast möchte
man glauben, dafs er den Ptolemäos bevorzugt habe, doch ist wohl
möglich, dafs sich Hyrkanos zunächst mit ihm verständigt hat. Wir
wissen nur, dafs der König die Forderungen, welche er an Simon ge-
stellt hatte, auch dem Nachfolger gegenüber erhob. Da jedoch Hyr-
kanos nicht nachgeben wollte, so schritt Antiochos nach einige
Zeit zur Gewalt. Er zog mit überlegener Macht vor Jerusalem, um-
wallte und ummauerte es und zwang es nach langer Belagerung ^ zur
Zeit des jüdischen Laubhüttenfestes, Herbst 131 v. Chr., durch Hunger
zur Übergabe *. Die Juden kehrten jetzt in die frühere Untertänigkeit
1) Im 11. Mouat des Jahres 177 Sei., d. h. im Februar 135 y. Chr. Der Ort
der Tat heifst 1 Makk. 16, 15 Dok {Jaix) , bei Josephus, Bell. Jud. I 56 Dagon,
vorausgesetzt, dafs an beiden Stellen dasselbe gemeint ist ; denn die beiden Berichte
stimmen nicht ganz zusammen.
2) iMakk. 16, llflF. Josephus, Bell. Jud. I, 54 ff. Antiq. XIII 228 ff. Mit
dem Tode Simons schliefst das erste Makkabäerbuch.
3) Wenn Verlafs darauf ist, dafs bei Josephus erst der Untergang der Pleiaden
(November), dann das Laubhüttenfest (September/Oktober) erwähnt wird, mufs die
Belagerung etwa ein Jahr oder noch darüber gedauert haben. Wilcken, RE. I
2, 2479.
4) Die Zeit des Ereignisses wird abweichend überliefert. Josephus, Antiq.
Xin 236 setzt es ins 1. Jahr Hyrkans, ins 4. des Antiochos, also 135/4 v. Chr.,
zugleich aber nach chronographischer Überlieferung in die 162. Olympiade, die 132
V. Chr. gefeiert ward, und mit dieser zweiten Angabe übereinstimmend gibt Eusebios
chron. I 255 Olymp. 162, 3 = 130/29 v. Chr. Die erste Angabe hat gewifs man-
ches für sich ; es ist durchaus angemessen, wenn der König gleich nach dem Tode
Simons seine Rechte wahrnimmt. Aber wir geraten dabei, namentlich wenn wirk-
lich die Belagerung etwa ein Jahr gedauert haben sollte, in andere chronologische
Schwierigkeiten, und ich glaube daher, dafs wir in jenem Datum eine Improvisation
des Josephus zu sehen haben, und dafs nur die Olympiade aus wirklicher Über-
lieferung stammt. Da femer Eusebios in dieser Zeit die Daten durchweg um
2 Jahre herabgesetzt hat, so wird nicht wie bei ihm das 3. , sondern das 1. Jahr
der 162. Olympiade zu setzen sein, wonach die Eroberung Jerusalems in den Herbst
396 13. Buch. § 11. Antiochos VII Sidetes.
zurück *, mufsten ihre Eroberungen, besonders Gazara und Joppe heraus-
geben und sich zur Tributzahlung und Heeresfolge verpflichten. Nur
die königliche Besatzung in der Akra blieb ihnen erlassen, dafür hatten
sie Geiseln zu stellen und 500 Talente Kontribution zu entrichten ; unter
den Geiseln befand sich ein Bruder Hyrkans; die Mauern Jerusalems
wurden geschleift. Hyrkanos behielt sein Priesterarat, aber eine Anzahl
vornehmer Juden, wohl seine Ratgeber, ward mit dem Tode bestraft.
Nach der Kapitulation zog Antiochos in Jerusalem ein und hat auch
den Tempel betreten, doch den jüdischen Gottesdienst liefs er unberührt»
Man soll ihm geraten haben, die Gelegenheit zu benutzen und der jü-
dischen Religion ein Ende zu machen, allein er lehnte diesen Rat ab ^,
Es war eine vollständige Unterwerfung; die von Simon während des
Bürgerkrieges erworbenen Vorteile gingen den Juden wieder verloren.
Auch andere abtrünnige Untertanen wird Antiochos in ähnlicher
Weise wieder unterworfen haben ^. Er erscheint als ein Fürst von Tat-
kraft und jugendlichem Ungestüm. Er war noch jung und nicht frei
von den Fehlern seines Alters und seiner Zeit. Er war verschwenderisch^
und wie viele seines Hauses huldigte er mehr als billig dem Wein. Er
liebte die Jagd, man klagte, dafs er darüber die Geschäfte vergäfse, die
er dann seinen Freunden überliefs ^. Seine Berater kennen wir nicht;
jedenfalls wird neben ihm Kleopatra grofsen Einflufs gehabt haben.
Die Untertanen liebten ihn ^, mit den Römern war er gut Freund ; als
Scipio Amilianus, der vor einigen Jahren als Gesandter in Syrien ge-
wesen, vor Numantia lag (134/3 v. Chr.), hat mit anderen Königen auch
131 V. Chr. fallen würde. Vgl. 2 Makk. 1, 11 ff., Hermes 28 (1893) 225. Kritik
d. beid. Makkab. 20 f.
1) Nach der Annahme der Numismatiker hat Jerusalem damals wieder mit dem
Namen des Antiochos gemünzt. Babelon, Rois de Syrie CXLIII.
2) Diodor XXXIV 1. Justinus XXXVI 1, 10. Josephus, Bell. Jud. I Gl.
Antiq. VII 393. XIII 236 ff. cont. Apion. II 82. Plutarch, reg. et imp. apophth.
184 F. Eusebios chron. I 255. Joh. Antioch. fr. 66 (FHG. IV 561). Josephus
hat seiner Erzählung allerlei minderwertige Zusätze gegeben. Er hebt besonders
die Gottesfurcht des Antiochos hervor, die ihm den Beinamen ti'asßtjc verschafft
haben soll, und erzählt, dafs Hyrkanos sich das Geld für die Kontribution aus
dem Grabe Davids geholt habe. Über Joppe und Gazara sagt er (Antiq. XIII 246),
dafs sich der König für sie Tributzahlung ausbedungen, also ihren Besitz dem
Hyrkanos belassen habe. Dies ist bedenklich und wohl eine nach 1 Makk. 15, 35
gemachte beschönigende Fälschung; denn bald darnach (§ 261) zeigt das Senatus-
konsult, dafs Joppe und Gazara den Juden damals entrissen wurden. Vgl. Stark^
Gaza 496 f. Etwas anders Wilcken, KE. I 2, 2479.
3) Kriege gegen die Nachbarn erwähnt Justinus XXXVIII 10, 1.
4) Poseidonios fr. 17 ff. FHG. III 257 f. Plutarch, apophth. p. 184D.
5) Justinus XXXIX 1, 6. Diodor XXXIV 17.
13. Buch. § 11. ABtiocho,s Sidetes gegen die Partlier.
297
Antiochos ihm und dem Heer reiche Gaben geschickt '. Es gelang ihm
das seleukidische Königtum noch einmal zum Leben zu erwecken und
seine Macht zu zeigen ^.
Antiochos war zu solcher Macht gelangt, dafs er es unternehmen
konnte, die östhchen Satrapien wieder zu erobern und den Parthern zu
entreifsen. Ihm selbst drohte von da beständige Gefahr durch den o-e-
fangenen Demetrios; denn dieser betrachtete sich als rechtmäfsig^en
König, den Bruder als Usurpator, und konnte jederzeit nach Syrien
zurückgesandt werden. Nach Tryphons Tode hatte er mit Hilfe eines
treuen Freundes, Kallimandros , der sich zu ihm durchschlich, zu ent-
fliehen versucht, war aber eingeholt und von Phraates nach Hyrkanien
zurückgesandt worden, von wo er nach einem Jahr einen neuen, aber-
mals vergeblichen Fluchtversuch unternahm. Der Partherkönig schonte
ihn, um bei Gelegenheit durch ihn Antiochos zu stürzen und Syrien
unter seine Botmäfsigkeit zu bringen 3. Dieser Gefahr suchte Sidetes
durch seinen Angriff zu begegnen, er rechnete dabei auf den Beistand
üesonders der makedonisch-hellenischen Bevölkerung jenseits des Eu-
phrats, die das parthische Joch nur ungern ertrug.
Bald nach Jerusalems Eroberung zog Antiochos Sidetes mit grofsem
Heer über den Euphrat. Die Kontingente des ganzen Syriens begleiteten
ihn, darunter der Jude Hyrkanos. Wiederum blieb Kleopatra als Re-
gentin zurück. Das Heer des Antiochos wird auf 80 000 Mann be-
ziffert; es ward durch einen übermäfsigen Trofs beschwert, und bei
allem Kriegseifer scheint die Disziplin nur locker gewesen zu sein*.
Der Anfang des Krieges war glücklich. Mesopotamien und Babylonien
wurden zurückgewonnen, die hellenischen Städte empfingen den Antiochos
freudig, in Seleukeia ward der parthische Strateg festgenommen und ge-
tötet =>. Am Flusse Lykos, dem heutigen Zab, ward einer der parthischen
Feldherrn, Indates, geschlagen ^\ Dreimal hat Antiochos die Parther
besiegt; Satrapen und Dynasten gingen zu ihm über, sein Heer wuchs
1) Livius per. 57. Appiau, Iber. 84. Oben S. 284 Anra. 4.
2) Nach seinem Tode wird er daher der Grofse beigenannt. BCH.4(1880) 21 7 f.
SIGr. 1 244 f.
3) Justinus XXXVIII 9, 10 f.
4) Diodor XXXIV 17. Justinus XXXVIII 10, 2. Es war auch für die Be-
lustigung der Truppen gesorgt, z. B. gingen Schauspieler mit. Die überlieferten
Zahlen (der Trofs von 200000 Menschen) können sich auf die spätere Zeit beziehen
als Antiochos schon aus Mesopotamien und Babylonien Verstärkungen erhalten'
hatte. Vgl. Valer. Max. IX 1 ext. 4.
5) Diodor XXXIV 19.
6) Josephus, Antiq. XIII 251, zur Zeit der jüdischen Pfingsten Mai oder Juni
loO V. Chr.
2gg 13. Buch. § 11. Partherkrieg des Antiochos VII.
gewaltig an, und die Feinde mufsten auch Medien räumen. Hier machte
der Winter dem Kriege ein Ende, Antiochos legte seine Truppen in
Medien in die Quartiere, um mit der besseren Jahreszeit wieder auf-
zubrechen. Als der Frühling kam, bot Phraates zunächst den Frieden
(129 V. Chr.) ', allein Antiochos, voll der kühnsten Hoffnungen, stellte
hohe Forderungen. Er verlangte die Auslieferung des gefangenen De-
raetrios, Räumung der Provinzen westlich von den kaspischen Pässen
und Beschränkung auf die altererbte Herrschaft, d. h. auf Parthien und
Hyrkanien mit Tributzahlung, also etwa dasjenige, was Antiochos HI
den Parthern auferlegt hatte. Solchen Bedingungen konnte sich Arsakes
nicht fügen, brach die Verhandlungen ab und schickte jetzt Demetnos
auf den syrischen Thron. Zugleich rüstete er ein neues Heer, wozu
auch eine Schar der Skythen, die vor kurzem Baktra erobert hatten,
angeworben ward ^.
Antiochos hatte sein Heer, wohl um es besser und bequemer zu
versorgen, auf einem weiten Räume verteilt-, aber seine Soldaten be-
gingen in den Quartieren so schwere Gewalttaten und Räubereien, dafs
die Bevölkerung gegen das Frühjahr einen Aufstand ins Werk setzte
und den Partherkönig zur Hilfe rief. Auf Verabredung wurden die
zerstreuten Abteilungen des seleukidischen Heeres in ihren Quartieren
überfallen, zugleich rückte Phraates mit starker Reiterei heran K Antiochos
konnte nur einen kleinen Teil seines Heeres rechtzeitig sammeln. Man
riet ihm, ins Gebirge zurückzuweichen und sich dort gegen die Reiter
des Arsakes zu verteidigen. Aber er verschmähte den Rat und ging
den überlegenen feindlichen Scharen entgegen. In der Schlacht ver-
loren seine Leute bald den Mut und wichen; der König hielt Stand und
fiel, 35 Jahre alt, nach neunjähriger Regierung 129 v. Chr. ^. Ein
1) Diodor XXXIV 15.
2) Justin. XLII 1, 2.
3) Angeblich mit 120000 Mann. Eusebios chron. I 255.
4) 183 Sei 130/29 v. Chr.) ist nach den Münzen das letzte Jahr des Sidetes,
wie das erste der zweiten Regierungsperiode seines Bruders Demetrios. Babelon
Rois de Syrie p. CXLf. CXLV. Eusebios chron. I 255 gibt irrig Olymp. 162 4
fl29/8 V Chr). Man könnte dem Eusebios folgen, wenn die Münze des Antiochos,
die Fröhlich (annales p 87 taf. XI 28) mitteilt, wirklich die Ziffer 184 Sei. hätte
Aber Babelon bezweifelt es mit guten Gründen und nimmt an, dafs 184 aus löl
verlesen ist, wogegen sich Fröhlich allerdings ausdrücklich verwahrt. Unger
(Philol. 55, 102) setzt den Untergang des Antiochos etwas früher; er will aus-
rechnen, dafs er vor dem 20. Dez. 130 v. Chr. gefallen sei. Nach Livius
(perioch. 58. Obsequens 28) würde der Untergang des Sidetes unter die Konsuln
von 130 v Chr. fallen; hier ist aber wohl die Zeit des Auszuges aus Syrien zu
gründe gelegt. Das Lebensalter des Antiochos bezeugt Eusebios; der König wurde
13. Buch. § 11. Untergang des Antiochos VII 129 v. Chr. 299
grofser Teil des Heeres ging mit ihm zu gründe; auch von den Flücht-
lingen sind noch manche umgekommen ^ Ein Teil des griechischen
Fufsvolkes ward gefangen und gezwungen, bei dem Sieger Dienste zu
nehmen. Lager und Trofs des Antiochos, dabei sein ältester Sohn Se-
leukos und Laodike, die Tochter des Demetrios II, fielen dem Sieger zur
Beute ^. Phraates nahm Laodike zur GemahUn , den Seleukos behielt
er an seinem Hof und erwies ihm königliche Ehren, die Leiche des ge-
fallenen Königs liefs er fürstlich bestatten und nach Antiochien senden ^.
Nach dem Siege nahm der Partherkönig alle Provinzen bis an den
Euphrat wieder in Besitz. Als er herannahte, unterwarf sich alles, auch
vSeleukeia, das eine strenge Bestrafung zu gewärtigen hatte ''. Phraates
drohte sogar in Syrien einzurücken, aber dies war ihm nicht vergönnt,
da er mit den Skythen in einen schweren Krieg kam. Er hatte eine
Schar zum Kriege gegen Antiochos geworben, aber sie war zu spät ge-
kommen und Phraates weigerte sich, den bedungenen Sold zu zahlen.
Zur Vergeltung brachen die Skythen verwüstend ins parthische Gebiet
ein, und Phraates raufste von Babylonien gegen sie ins Feld ziehen ^.
Er nahm dabei die Hellenen aus dem Heere des Antiochos mit, die er
in seinen Dienst genommen hatte. Sie hatten bei den Parthern viele
Mifshandlung und Kränkung erfahren, und als es zum Treflfen kam und
das Glück sich gegen die Parther wandte, gingen sie zu den Skythen
über und vollendeten die Niederlage des Phraates, der in dieser Schlacht
fiel (etwa 124 v. Chr.). Die Sieger durchzogen nun das Reich; sie
kamen bis Mesopotamien und der Nachfolger des Phraates, sein Oheim
Artabanos (Arsakes VIII) hatte sich zunächst ihrer zu erwehren. Er
also 1G4 V. Chi*, geboren sein. Bevan, The house of Seleucus II 302 App. R be-
streitet die Richtigkeit dieser Überlieferung und hält ihn für jünger.
1) Diodor XXXIV 17, 2 erzählt das Schicksal des Athenäos, der in den
Quartieren besonders arg gehaust hatte, dann in der Schlacht den König verliefs
und schliefslich verschmachtete, da niemand ihn aufnehmen wollte.
2) Sidetes hatte 5 Kinder, 3 Söhne und 2 Töchter. Letztere, beide Laodike
genannt, starben frühzeitig, ebenso ein Sohn Antiochos, der vierte ist der von den
Parthern gefangene Seleukos, der fünfte Antiochos Kyzikenos, der spätere König.
Euseb. chron. I 257. Joh. Antiochenus fr. 66 (^FHG. IV 561) läfst irrig den Seleukos
seinem Vater nachfolgen und von Demetrios zu den Parthern vertrieben werden.
3) Diodor XXXIV 15 ff. Justinus XXXVIII 10, 10. XLII 1 , 4. Athen. X
439 D. Josephus, Antiq. XIII 250 ff. Appian, Syr. 68. Aelian bist. anim. X 34.
Livius per. 58. Obsequens 28. Euseb. chron. I 255. FHG. III 258, 19. Auf den
Tod des Antiochos bezieht sich wahrscheinlich 2 Makk. 1, 13. Vgl. Kritik d.
Makkab. 19 ff.
4) Diodor XXXIV 18 f.
5) Justin. XLII 1.
13. Buch. § 11. Himeros in Babylonien.
ist an einer Wunde, die er im Kriege mit den Tocharern empfing, ge-
storben. Die Parther verstanden sich dazu, die feindhchen Angriffe
durch Tributzahlung abzukaufen ^
In Babylonien hatte Phraates, als er gegen die Skythen zog, seinen
Liebling, den Hyrkanier Himeros ^ als Statthalter und Gebieter von
Babylon und Seleukeia zurückgelassen. Es scheint, dafs dieser nach
dem Tode des Phraates sich die Krone aufs Haupt setzte und neben
Artabanos II eine Zeitlang herrschte; er wird als König bezeichnet und
man glaubt Münzen von ihm zu besitzen '. Er führte mit Mesene einen
Krieg; denn diese Landschaft bildete seit einiger Zeit einen besonderen
Staat, seitdem der Satrap Spasines oder Hyspaosines das von den Fluten
beschädigte Antiochien zwischen den Mündungen des Euphrat und Tigri&
wieder hergestellt und Spasinu Charax genannt hatte. Die Stadt bildet
seitdem ein bedeutendes Emporiura, und das Fürstentum hat sich lange
behauptet *. In Babylonien hat Himeros mit unumschränkter Willkür
geschaltet und sich durch die Härte einen Namen gemacht, mit welcher
er vielleicht zur Strafe für den Abfall zu Antiochos Sidetes, die Baby-
lonier züchtigte, deren er viele nach Medien verkaufte. Durch Brand
und Verwüstung hat er einen namhaften Teil Babylons zerstört. Wie
lange Zeit er sich behauptete, wie und wann er endete ist unbekannt '^^
aber wahrscheinlich hat er dazu beigetragen, die parthische Macht für
einige Zeit zu lähmen und einen Angriff auf Syrien zu verhindern.
Im übrigen sind fortan östlich vom Euphrat die Parther Herren.
1) Justinus XLII 2. Joh. Antioch. bei Müller FHG. IV 561.
2) Bei Diodor XXXIV 21 ist Etn^uegog überliefert, was Gutschmid vorzieht.
3) Percy Gardner, Parthian coinage S. 34 bezieht auf ihn die Münze mit
ßaat^Ewi fAtyiekov 'AQaär.ov nxr^tfÖQov und der Jahreszahl 189 (124/3 v. Chr.).
Hierauf beruht zugleich die Annahme, dafs Phraates II um 124 v. Chr. gestorben
sei. Jedoch Gutschmid a. 0. bestreitet, dafs diese Münze dem Himeros zuzu-
schreiben sei.
4) Plinius h. n. VI 139. Lucian macrob. 15. Vgl. Josephus, Antiq. I 145.
XX 22. 34. Nach Plinius war Spasines Sohn des Sagdodonacus und König der
benachbarten Araber, während Juba ihn vielleicht richtiger zum Satrapen des
Antiochos macht. Die volle Namensform erscheint auf einer im Stil der Seleukiden-
münzen geprägten silbernen Tetradrachme mit der Aufschrift ßnaiXeiu^ 'YannoaCi/ov
und der Jahreszahl 188 Sei. (125/4 v. Chr.). Zeitschr. f. Numism. 4 (1877) S. G.
Head, histor. num. 697. Gutschmid a. 0. S. 41. Der Meinung (Babelon, Rois de
Syrie CXLIV), dafs sich Spasines erst 129 v. Chr.. also beim Tode des Antiochos
Sidetes selbständig gemacht, schliefse ich mich nicht an.
5) Justinus XLII 1, 3. Trogus prol. 42. Diodor XXXIV 21. Poseidonios
(fr. 21 bei Athen. XI 4GGB. FHG. HI 259) beschreibt ein üppiges Mahl, das der
Babylonier Lysimachos dem Himeros und seinem Gefolge gab. Er heifst hier
Tyrann von Babylon und Seleukeia.
13. Buch. § 12. Die Griecheu in Indien. 301
Doch konnte sich unter ihrer Herrschaft das Hellenentura noch lange Zeit
behaupten^ am meisten natürhch in Mesopotamien und Babylonien, wo
es am stärksten war und zugleich mit dem Westen in beständiger Ver-
bindung blieb. Die parthischen Könige selbst wurden bis zu einem ge-
wissen Grade hellenisiert , wofür die Münzen Zeugnis ablegen. Seit
Phriapatios (Arsakes IV) führen sie den Ehrennamen Philhellen, ihre
Münztypen entlehnen sie den Seleukiden, griechische Gottheiten, wie
Pallas und Artemis, werden dargestellt, griechisch ist die Schrift, nach
der seleukidischen Ära und makedonischen Monaten wird datiert '. Die
hellenischen Städte bleiben, wenigstens zum Teil, erhalten; sie sind, wie
früher, Prägstätte der Münzen ^ , auf denen ihr Bild zuweilen figuriert.
Sie erfreuen sich eines nicht geringen Mafses von Autonomie ^ und werden
von den parthischen Herren als wertvoller Besitz geschätzt *. Die par-
thische Herrschaft bedeutet nicht die Invasion eines ganzen Volkes; die
Parther sind ein militärischer Adel mit Gefolgschaft; die Masse der Be-
völkerung blieb unter ihnen unverändert ^.
§ 13.
Während die Parther nach dem Tode des Mithridates I durch
Antiochos Sidetes, dann durch die Skythen vollauf beschäftigt wurden,
gingen ihre indischen Besitzungen wieder verloren. Hier in Indien er-
hoben sich die hellenischen Herrscher nochmals zu grofser Macht. Anders
als in Baktrien haben sie nach dem Tode des Eukratidas sich nicht
nur behauptet, sondern ihre Herrschaft weit ausgebreitet. Sie drangen,
wie schon bemerkt, vom Pendschab bis an die Indosmündungen vor,
was vielleicht schon durch Demetrios geschah, und haben dann der
parthischen Oberherrlichkeit über die Kabullandschaft ein baldiges Ende
bereitet ^. Aus Münzen kennen wir eine ganze Reihe von Königen oder
1) Percy Gardner, The Perthian coinage 18. 2ü. 22.
2) Auf den Münzen, die dem Arsakes V Phraates I zugeschrieben werden,
liest man Nktcix (wohl Niaaia)^ T«fi [Tcef^ß()ct^), Pa (Pc'ryai) , Zv {ItQiy^); es sind
medisch-parthische Städte.
3) Vgl. was Josephus, Antiq XVIII 372 ff. von Seleukeia berichtet.
4) Percy Gardner a. 0. 22 0".
5) Vgl. Gutschmid, Gesch. Irans 32 und die dort S. 171 zitierte Litteratur.
6) Unsere Kenntnis beruht aufser wenigen Notizen der klassischen Autoren im
wesentlichen auf den Münzen, die v. Sallet und Gardner-Poole a. a. 0. behandelt haben
(S. 285 Anm. 2). Die indischen Traditionen kennen acht griechische Könige,
lassen sie aber auf die sakischen folgen, während sie ihnen in Wahrheit voran-
gingen. Die einzigen Namen, von denen sich bei den Indern eine Erinnerung er-
halten hat, sind vielleicht Demetrios, wenn nämlich dieser wirklich unter Dattä-
mitra zu verstehen ist, und Menaudros, der bei ihnen Milinda heifst. Lassen, Ind.
Altertumskunde II 322. 344. Gutschmid S. 103 ff.
303 13. Buch. § 12. Die Griechen in Indien.
Satrapen, die vielfach neben einander geherrscht haben müssen ', offen-
bar Stadtkönige, zum Teil Nachkommen und Nachfolger des Demetrios,
Widersacher des Eukratidas, die nach dem Tode dieses grofsen Fürsten
wieder selbständig wurden und wohl auch unter der kui-zen parthischea
Herrschaft weiterbestanden. Aus der ganzen Zahl heben sich nur zwei
heraus, Apollodotos und Menandros. Ihnen gelang es, die kleineren
Fürstentümer zu einem gröfseren Reiche zu vereinigen, ihr Name ist
daher auch in weite Kreise gedrungen. Sie beherrschten die Kabul-
landschaft, den gröfsten Teil des Pendschab und die östlichen Striche
Afghanistans, ferner das ganze Indostal bis an die Mündungen des
Stromes, dazu die anliegenden Küstengegenden, das Land des Sigerdis ^
und Saraostes, das heutige Gudscherat ^. Der ältere von den beiden
ist Apollodotos. Nach den Münzen zu schliefsen, war er noch Zeit-
genosse des Eukratidas, regierte also seit etwa 150 v. Chr. Er hatte
einen gleichnamigen Sohn, der den Beinamen Philopator führte ■*. Noch
bekannter ist Menandros; er kam auf seinen Kriegszügen im Pendschab
weiter als Alexander der Grofse '', aus indischen Nachrichten will mau
entnehmen, dafs er bis an den Dschurana, ja bis nach Pataliputra (Patna)
und Ayodhyä (Oudh) vordrang ''. Er hat sich zur Religion Buddhas
bekannt. Daher hat sich sein Name Milinda und sein Andenken in der
buddhistischen Litteratur erhalten ^. Er hat sich den Ruhm eines ge-
1) Oben S. 287. v. Sallet, S. 32 zählt sie in alphabetischer Ordnung auf.
Amyntas, Antialkides, Antimachos II, Apollodotos, Apollophanes , Archebios, Arte-
midoros, Diomedes, Dionysios, Epandros, Hermäos, Hippostratos, Lysias, Menandros,
Nikias, Philoxenos, Strato I mit seiner Gattin und seinem Sohnej Straton II, Tele-
phos, Theophilos, Zoilos. Vgl. Gardner - Poole p. XXXVIII. Es hat nicht
viel zu bedeuten, dafs für einige eine relative Zeitbestimmung möglich ist; so waren
Straton und Antialkides Zeitgenossen des Heliokles. Gardner-Poole XXXIV.
2) Wohl die Gegend von Barygaza, heute Barodsch. Gutschmid S. 41.
3) Strabo XI 516. XV 686. Trogus prol. 41. Gutschmid 104. Die Münzen
ApoUodots und Menanders finden sich im ganzen Umfange des von ihnen be-
herrschten Gebietes und zirkulierten im 1. Jahrhundert n. Chr. noch in Barygaza.
Periplus mar. Erythr. 47. Im Maschonalande in Südafrika fand C. Peters Münzen
des Apollodotos zusammen mit solchen des Eukratidas, Straton II, Indoskythischer
Könige u. a. Durch den Handel sind sie über den indischen Ozean dahin gelangt.
C. Peters, Im Goldland des Altertums (München 1902) S. 376 f. Nach Cunning-
hams Vermutung war Apollodotos ein Sohn des Eukratidas. Numismat. Chronicle
n. ser. 9, 241 flf 10, 78 S.
4) V. Sallet 116.
5) Nach Strabo a. a. 0. überschritt er denisamos: fie/Qi' rot; ^laüfiov tiqo^X&s.
Für 'lad/uov vermutet man ^ofjiiyew oder Jioiivov. Vgl. Gutschmid S. 104.
6) Gutschmid S. 42. Gardner-Poole p. XXXIX. Cunningham numism. chro-
nicle 1870 p. 224.
7) Von ihm handelt die Schrift Milindapanha „die Fragen des Milinda", über-
13. Buch. § 12. Menandros. 303
rechten und weisen Fürsten erworben. Nach langer Regierung ^ starb
er im Feldlager. Es wird berichtet, dafs die Städte seines Reiches ihm
ein gemeinsames Begräbnis ausrichteten; dann erhob sich ein Streit um
seine irdischen Überreste, da jede sie besitzen wollte, wie die Reliquien
eines Heiligen. Schliefslich bekam jede Stadt ihren Teil davon und er-
richtete dem Verstorbenen ein Grabmal ^. Man setzt seine Regierung
etwa 125 — 95 v. Chr. Was nach seinem Tode folgte, wissen wir nicht.
Wahrscheinlich zerfiel das Reich wieder in seine verschiedenen Teile
und verlor die Widerstandskraft; es ist nach kurzer Blüte wieder zu
gründe gegangen.
Die griechischen Könige haben übrigens nicht den ganzen Pend-
schab beherrscht; im nördlichen Teil des Landes sitzt eine andere Dy-
nastie , deren erster der König Maues ist ^. Es sind Saken , die nach
chinesischen Berichten von den Juetschi vertrieben wurden und vielleicht
von Norden her über das Gebirge in Kaschmir einfielen *. Maues
ist etwa Zeitgenosse Apollodots. Ihm folgte Azes, dann Azilises und
andere, deren Namen wir durch ihre Münzen kennen. Neben diesen
Sakern behaupten sich am Kophen wie im Pendschab hellenische
Herrscher. Der letzte im Kophental ist Hermäos; um 30 v. Chr.
erlag er einem Angriff baktro - skythischer Stämme, die sich unter
einem Fürsten Kadphizes vereinigt hatten ^. Eine Zeitlang hat dieser
noch mit Hermäos zusammen regiert *", bald aber sind die helle-
setzt von T. W. Rhys-Davids in Max Müllers Sacred books of the East Bd. 35. 36.
Das Buch enthält seine Gespräche mit dem weisen Nägasena. Milinda wird be-
kehrt, übergibt die Regierung seinem Sohne und tritt in einen Orden ein. Seine
Residenz, der Ort des Gespräches ist Säkala (Sangala) im Pendschab, und dies
mag in der Tat seine Hauptstadt gewesen sein (oben S. 285). Auch dafs er dem
Buddhismus geneigt war, wird richtig sein; alles übrige ist Legende. Vgl. Rhys-
Davids Vorrede p. XIX ff". H. Kern , Der Buddhismus (deutsch von H. Jacobi)
II 439 ff. Oldenberg, Buddha 294 ff. 3. Aufl., R. Garbe, Deutsche Rundschau 1902
S. 289 ff.
1) Seine Münzen zeigen ihn als jungen und alten Mann.
2) Plutarch, Praec. reip. ger. 28 p. 821 D., wo Menandros übrigens König von
Baktra genannt wird.
3) Auf seinen Münzen steht ßaaiXsiog ^ttaiMiau fxsydXov Maiov. v. Sallet 45flf.
Poole p. XL f. Gutschmid S. 106.
4) Gutschmid setzt ihren Einfall um 161, Poole 130 v. Chr. Oben S. 291.
5) KoCoi'Ao Kad(pi!;ov haben die Münzen. Poole XLVIIlff. v. Sallet 55. 179.
Die Zeitbestimmung beruht auf chinesischen Nachrichten , nach denen es etwa
100 Jahre nach dem Sturz der hellenischen Herrschaft in Baktrien geschah. Gut-
schmid, Geschichte Irans S. 113. Specht, Journal Asiat. 8 serie. II 317 ff.
Kadphizes gehört nach der arianischen Münzlegende zum Stamme der Kuschan oder
Kaschan.
6) Dies schliefst mau aus den Münzen, die auf der einen Seite den Namen
304 13. Buch. § 13. Demetrios II wieder König.
nischen wie die sakischen Fürsten verschwunden, um in die Skythen
aufzugehen, die sogen. Indoskythen. Die neue Herrschaft urafafste an-
fangs nur das Kabultal mit dem westlichen Pendschab, erst die späteren
Könige, Kadphizes II und seine Nachfolger Kanerki (Kanerku) und
Ooerki, die Könige Kanischka und Huwischka der indischen Tradition,
haben sich auf die ganze Indoslandschaft ausgebreitet (1. Jahrh. u. Chr.) ^
Aber selbst unter den Indoskythen ist der Hellenismus nicht ganz unter-
gegangen; die Aufschriften der Münzen sind griechisch, und bis ins
2. Jahrhundert n. Chr. hinein raufs die Kenntnis griechischer Sprache
in diesen Gegenden sich erhalten haben. Auch nach dem Fall der
griechischen Dynastien blieb Indien mit dem hellenischen Westen und
seiner Kultur auf dem Landwege wie zu Wasser in Verbindung. Der
Triumvir Antonius und Augustus haben es sogar in ihre politischen
Kombinationen hineingezogen, und Indien war, wenn auch entlegen, so doch
keineswegs aus dem Gesichtskreis der hellenischen Welt entschwunden ^.
Was Alexander der Grofse erworben hatte, ist nicht wieder verloren
gegangen.
§ 13.
Inzwischen war Demetrios II nach zehnjähriger Gefangenschaft in
sein Königreich zurückgekehrt (120 v. Chr.). Der Partherkönig hatte
nach dem Untergange des Sidetes ihn wieder zurückzuholen versucht,
aber seine Abgesandten konnten ihn nicht mehr erreichen -^ Demetrios
fand zwar in Syrien nach dem Tode seines Bruders Aufnahme und
Anerkennung*, vereinigte sich auch wieder mit seiner früheren Ge-
mahlin Kleopatra, hat aber doch nicht mehr feste Wurzeln schlagen
können. Man behauptete, seine Härte und Willkür, die ihn schon
des Hermäos haben, auf der anderen die Epitheta des Kadphizes. v. Sallet
S. 117 f.
1) Ihre Namen geben die Münzen, v. Sallet a. 0. 55 fF. 181. ISUff. Mit Ka-
nerki beginnt 78 n. Chr. die sakische Ära in Indien. Gutschmid, Gesch. Irans
S. 164. Oldenberg, Zeitschr. f. Numism. 8, 89 ff.
2) Plutarch Anton 81 vgl. 37. Mommsen, Res gestae divi Aug. 132 f. Über
den Verkehr mit Indien genügt es hier, auf die bekanntesten Zeugnisse hinzuweisen,
Strabo II 118. XVII 798, den Periplus maris Erythraei, das Leben des Apollonios
von Philostratos und die Legende des Apostels Thomas, über die nach Gutschmid
(kl. Schriften II 332ff.) Levi gehandelt hat, Journ. Asiatique 9'"« serie Bd. 9 (1897)
S. 27 f.
3) Justinus XXXVIII 10, 11.
4) Über das folgende s. Justinus XXXIX 1. Trogus prol. 39. Josephus
Antiq. XIII 267 f. Euseb. chron. I 257. Vgl. ferner Adolf Kuhn, Beiträge zur
Geschichte der Seleukiden vom Tode Antiochos VII Sidetas bis auf Antiochos XIII
Asiatikoa. Diss. v. Strafsburg. Altkirch 1891.
13. Buch. § 13, Demetrios II und Alexander Zabiuas. 305
früher verhafst gemacht, sei durch den Aufenthalt bei den Parthern
noch verstärkt worden.
Seine Ankunft in Syrien erfolgte noch zu Lebzeiten des Sidetes,
130/29 V. Chr. K Kaum war er wieder im Lande, so ward er in den
ägyptischen Streit zwischen Kleopatra II, seiner Schwiegermutter, und
Ptolemäos Physkon hineingezogen ^. Ohne Zweifel hoffte er, durch
Ägypten seine Macht in Syrien zu befestigen. Kleopatra rief ihren
Schwiegersohn zur Hilfe und verhiefs ihm die ägyptische Krone, De-
metrios machte sich nach Ägypten auf, konnte aber nicht eindringen,
da Physkon bei Pelusion die Grenze verteidigte, vielmehr mufste
Kleopatra selbst weichen und bei Demetrios Zuflucht suchen. Zugleich
erhob sich in Syrien gegen Demetrios ein Aufstand. Antiocheia ^ und
Apameia machten den Anfang, die Truppen schlössen sich an, Ptolemäos
ward gebeten, einen anderen König aus dem Hause des Seleukos zu
senden. Es kam nun aus Ägypten einer, der Sohn des Alexander
Balas und Adoptivsohn des Sidetes zu sein behauptete *. Er nannte sich
Alexander und führte den Beinamen Zabinas ^. Von Ptolemäos mit Truppen
und Hilfsmitteln reich ausgestattet, ward er sogleich in Antiochien und
Nachbarschaft anerkannt; es scheint, dafs alle diejenigen welche zu Tryphon
hielten, sich ihm anschlössen ^. Schon ein Jahr nach dem Tode des
Sidetes 128 v. Chr. sitzt Alexander II auf dem Thron des Seleukos'^.
Als der Leichnam des Sidetes in silbernem Sarge unter allgemeinen
Trauerbezeigungen anlangte, konnte der neue König bereits der
1) Seine ersten Münzen der zweiten Periode sind von 188 Sei. = 130/29 v. Chr.
Babelon a. 0. CXLV.
2) Oben S. -271.
3) Wortführer der Antiochener war Tryphon. Justinus XXXIX 1, 3.
4) Das eine sagt Eusebios, das andere Justinus a. 0. Nach letzterem war
sein Vater in Wahrheit ein ägyptischer Kaufmann namens Protarchos. Vgl.
Appian, Syr. 70 und den etwas phantastischen Bericht des Job. Antiochenus fr. G6
FHG. IV 561.
5) Josephus, Antiq. XIII 273 schreibt Znßn'cuoc: und ebenso Justinus a. 0.
If.^ivaq liest man bei Josephus § 268. Das Wort ist syrisch und bedeutet „er-
kauft", kommt übrigens in Ägypten und anderswo als Eigenname vor. Letronne,
Eecueil II S. 61. BCH. 20 (1896) 183. Schürer a. O. I* 265. Wilcken, RE.
I 1439.
6) Nach Diodor XXXIV 22. 28 gehörten Seleukeia am Meer und Laodikeia
zu seinem Anhang; unter letzterem kann Laodikeia am Meere und Laodikeia am
Libanon gemeint sein. Letzteres wird durch eine Münze dem Zabinas zugewiesen.
Ohne Zweifel gehört ihm auch das nördliche Phönizien ; Arados münzt auf seinen
Namen. Babelon a. O. S. 171 f. n. 1334 f.
7) Sein erstes Jahr ist nach den Münzen 184 Sei. = 129/8 v. Chr. Babelon
a. 0. CL.
Niese, Gesch. d. griech. u. iiiak. Staaten. III. 20
306 13. Buch. § 13. Hyrkanos I.
feierlichen Einholung und Bestattung vorstehen. Auch in Cölesyrien
fand Zabinas Anhänger, namentlich der Hohepriester Hyrkanos trat auf
seine Seite ^ Dagegen behauptete sich Demetrios mit Kleopatra ^ haupt-
sächlich in den nördhchen Teilen Cölesyriens, besonders in den See-
städten Tyros, Sidon und Ptolemais, und ähnlich wie in den Zeiten
Tryphons begann nun wieder der Kampf zweier Könige und be-
schleunigte weiter den Verfall des Reiches. Dies ist die Zeit, wo sich die
Juden und ihr Hoherpriester Hyrkanos wieder unabhängig machten ^. Hyr-
kanos gehörte zu denjenigen, die sich an Alexander Zabinas anschlössen.
Demetrios hatte vor, ihn zu bekriegen, ist aber nicht dazu gekommen *.
Hyrkanos war bestrebt, das ihm von Antiochos Sidetes entrissene,
vor allem Joppe und Gazara, wieder zu gewinnen, doch scheint es ihm
nicht gleich gelungen zu sein ^. Selbst eine Gesandtschaft, die er in
dieser Angelegenheit nach Rom gehen liefs, hatte keinen Erfolg. Der
Senat antwortete zwar wohlwollend und erkannte die Juden aufs neue
als Freunde und Bundesgenossen an, aber in der Sache selbst gab er
ausweichenden Bescheid ^. Hyrkanos hat sich noch mehrmals an die
1) Josephus, Antiq. XlII 269. Möglich ist, dafs die philistäische Küste diesem
Beispiel folgte. Es gibt Münzen Alexanders, die in Askalon geprägt sind; aber
sie zeigen die Jahresziffern 187 und 188, beweisen also erst für diese Jahre.
2) Oder besser mit zwei Kleopatren, mit seiner Schwiegermutter Kleopatra II
und seiner Gattin.
3) Josephus, Antiq. XIII 273. Aus dieser Zeit 188 Sei. 225/4 v. Chr. stammt
der Widmuugsbrief des 2. Makkabäerbuchs. 2 Makk. 1, 10. Vgl. Kritik d. beiden
Makkabäerb. 22.
4) Josephus, Antiq. XIII 267.
5) Wahrscheinlich waren diese Plätze in den Händen des Demetrios ge-
blieben.
6) Die Antwort des Senats bei Josephus, Ant. XIII 260 ff. in freierer Fassung.
Darüber die verschiedenen Meinungen bei Schürer a. 0. r'261f Vgl. Stark, Gaza
497. Das Senatuskonsult zeigt am Eingang den Prätor Fannius M. f., da aber
dieser nicht bekannt ist, so läfst es sich nicht bestimmt datieren ; Hyrkanos wird
zwar nicht genannt, doch werden wir die Urkunde unbedenklich mit Josephus auf
die Zeit Hyrkans beziehen. Sie ist jedenfalls nach der Eroberung Jerusalems, viel-
leicht auch nach dem Tode des Sidetes zu setzen. Als eine Ergänzung zu diesem
Senatuskonsult betrachtet Mendelssohn das im Pergamenischen Dekret erwähnte
(Josephus, Antiq. XIV 249 f.) und glaubt in dem daselbst genannten Antiochos
den Sidetes zu erkennen, aber dies ist nur durch eine Änderung des Textes zu
erreichen {^Afrio^og Ji)/uriTQu>v für 'AfT^o^Oi 'Aviiöxov), und es ist daher besser,
mit Gutschmid den Antiochos IX Kyzikenos zu verstehen, den Sohn des Antiochos
Sidetes. Die im Pergamenischen Dekret erwähnte Gesandtschaft Hyrkans gehört
also in eine spätere Zeit. Wir wissen endlich durch den Geleitsbrief des Konsuls
C. Fannius C. f. (Josephus, Antiq. XIV 23;^), dafs auch 122 v. Chr. eine jüdische
Gesandtschaft in Rom war. In welcliem Verhältnis diese zu dem erhaltenen Senatus-
13. Buch i; 13. Ende des Demetrios II 125 v. Chr. 307
Römer gewandt, aber seine Absicht erst später erreicht; wenigstens
Joppe raufs noch eine Reihe von Jahren in den Händen einer könig-
lichen Besatzung geblieben sein '. Jedoch die Unabhängigkeit des
jüdischen Volkes scheint nicht mehr in Frage gekommen zu sein, Hyr-
kanos ist selbständiger Fürst ^ und hatte bald Gelegenheit; sich nach
allen Seiten hin weiter auszudehnen.
Der Krieg zwischen Alexander und Demetrios 11 entschied sich
nach etwa zweijähriger Dauer zu gunsten Alexanders. Demetrios ward
bei Damaskos geschlagen und geriet von allen Seiten in Bedrängnis,
sein Schicksal ward vollendet, als sich auch Kleopatra und seine eignen
Kinder von ihm lossagten. Als er sich zu ihr nach Ptolemais flüchtete,
gewährte sie ihm keinen Einlafs. Da er keinen andern Ausweg sah, ging
er nach Tyros, um im Heiligtum des Herakles Schutz zu suchen; als er
ans Land stieg, ward er ergriffen und umgebracht (126/5 v. Chr.) ^.
Seine Herrschaft ging zunächst auf seine Witwe Kleopatra über, die
an Ehrgeiz und Herrschsucht ihrer ägyptischen Mutter und Schwester
gleichkam *. Des Demetrios ältester Sohn, Seleukos V, der ohne ihre
Einwilligung nach dem Tode des Vaters das Diadem nahm, ward
von ihr nach kurzer Zeit beseitigt ''. An seiner Stelle erhob sie ihren
jüngeren Sohn Antiochos VIH Epiphanes Philometor Kallinikos,
konsult steht, wissen wir nicht. Auf jeden Fall sehen wir, dafs sich Hyrkanos
öfters nach Rom gewandt hat und schliefsen daraus, dafs er seine Ansprüche mit
eigener Kraft nicht durchsetzen konnte. Aus diesem Grunde wird es geraten
sein, seine Eroberungen, wenigstens die bedeutenderen in das letzte Dezennium
seiner Regierung zu setzen. Überhaupt kenneu wir seine Geschichte seit dem Tode
des Antiochos Sidetes (129 — 105 v. Chr.) nur in den dürftigsten Umrissen. Jo-
sephus gibt Bell. Jud. I 62 f. eine kurze Übersicht der wichtigsten Tatsachen; diese
hat er in die Archäologie übernommen und durch Nachrichten verschiedener Her-
kunft erweitert, wobei die Zeitfolge nicht innegehalten wird. Sein Bericht läfst
die Möglichkeit offen, dafs Hyrkanos die Katastrophe des Sidetes mitmachte und
erst nachher heimkehrte; denn die Anknüpfung der jüdischen Eroberungen an den
Feldzug des Sidetes ist historisch wertlos, da in der älteren originalen Fassung des
Bell. Jud. Hyrkans Beteiligung an dem Feldzuge fehlt.
1) Josephus, Antiq. XIV 250.
2) Als solcher hat er auch Münzen mit seinem Namen geprägt. Schürer,
Gesch. des jüd. Volkes P 268.
3) Justinus XXXIX 1, 7. Josephus, Antiq. XIII 268. Euseb. chrou. I 257.
Appian, Syr. 68. Nach den Münzen ist das letzte Jahr des Demetrios 187 Sei.
126/5 V. Chr. Eusebios setzt seinen Tod Olymp. 164, 1 = 124/3 v. Chr., also zwei
Jahre zu spät.
4) Eine Münze aus dem Jahre 126/5 v. Chr. zeigt ihr Bild mit der Inschrift
ßaai'Aiaarjg KXsoncTgn^ 9eüg EverrjQiag. Babelon p. CLII.
5) Justinus XXXIX 1, 9. Eusebios I p. 257. Appian, Syr 69. Job. Antioch.
fr. 66. FHG. IV 561. Seleukos ist nicht ein Jahr König gewesen.
20*
«0g 13. Buch. § 13. Ende des Zabinas.
der in Athen erzogen war und Grypos, Krummnase beigenannt wird >.
Er war noch sehr jung und Kleopatra führte für ihn die Regierung -'.
Alexander Zabinas hatte jetzt mit Kleopatra zu tun, und der Krieg
ging weiter. Zunächst scheint Zabinas durch den Thronwechsel noch
gewonnen zu haben % aber einige Zeit darnach verlor er die Unter-
stützung des Ptolemäos Physkon, dem er sich nicht mehr fügen wollte
und dadurch ward sein Schicksal entschieden. Ptolemäos söhnte sich
mit seiner Schwester Kleopatra aus, die jetzt nach Ägypten zurück-
kehren konnte, wandte seine Unterstützung dem Antiochos Grypos zu,
schickte ihm Truppen und vermählte ihn mit seiner Tochter Tryphana.
Alexander sah sich bald von seinen Anhängern verlassen \ Er wurde
geschlagen und floh nach Antiochien, das noch zu ihm hielt, wie er
auch sonst wegen seiner Müde nicht unbeliebt war. Er versuchte,
sich mit Hilfe der ihm gebliebenen Anhänger zu behaupten; da es ihm
an Geld fehlte, so sah er sich genötigt, die goldenen Weihgeschenke
in den Heiligtümern anzugreifend Aber er bemerkte , dafs er sich
auf die Antiochener nicht mehr verlassen könnte, und gab den Widei-
stand auf; er wollte nur noch möglichst viel zusammenraffen und nach
Hellas entfliehen. Darüber brach ein Aufstand in Antiochien aus;
Zabinas entkam nach Seleukeia, ward aber hier nicht aufgenommen una
wandte sich südwärts nach Poseidion. Unterwegs ereilte ihn ein Ln-
1) Justinus a. 0. Eusebios a. 0. App5an, Syr. (38. ^ie ^ntlic^^^^
nach den Münzen und einigen Inschriften. Babelon a. O. CLlVf. BCH. i .ISSo ^
346. 8 (1884) 105 f. Vgl. MA. 1 (1876) 29. , • o u ^
2) Auf den Münzen erscheint sie von 125-120 v. Chr. neben dem Sohne, und
zwar steht ihr Name voran. Babelon CLIII. .-,,■..■
3) Der oben S. 306 Anm. 1 erwähnte Beitritt Askalons gehört vielleicht in
diese Zeit. Zu erwähnen ist, dafs damals nach dem Tode des Demetrios Tyros
für frei erklärt wurde. Mit 187 Sei. (126/5 v. Chr.) beginnt die autonome Münz-
prägung der Stadt. J. P. Six, Numismat. chron. n. ser. 17 (1877) 19^ D.es ist
ein Opfer, das Kleopatra bringen mufste. Zabinas hatte ansehnliche Macht, sein
Heer soll 40000 Mann stark gewesen sein. Diodor XXXIV 28, 2.
4) Diodor XXXIV 22 erzählt, wie drei seiner Strategen von ihm abfallen und
Laodikeia besetzen. Alexander erobert die Stadt und bringt die Abtrünn.gen in
seine Gewalt, begnadigt sie aber. Dies gehört wohl in die Anfange des Abfalls,
der nicht auf einmal erfolgte {paulatim ab Aleccandro deficere coepere. Justinus
XXXIX 2 4)
5) Jus'tin.' XXXIX 2, 5 erzählt, dafs er mit einem ruchlosen Scherz eine
massiv goldene Viktoria aus dem Zeustempel nahm und einschmelzen befs. Als
er sich dann selbst an das Zeusbild wagte, brach der Aufstand aus Babelon ^Rois
de Syrie CL) macht darauf aufmerksam, dafs es in der Tat Goldmünzen des Zabinas
gibt, die vielleicht bei dieser Gelegenheit geprägt sind. Clemens, Alex, protr. ..
i? 52 erzählt etwas ähnliches von Antiochos Kyzikenos.
13. Buch. § 13. Antiocho.s VIII. 3«9
weiter, er ward von seinen Begleitern verlassen, gefangen und ins Lager
des Grypos gebracht, wo er endete (123/2 v. Chr.) ^ Das Königtum
war wieder zur rechtmäfsigen Dynastie zurückgekehrt.
Kleopatra hat noch zwei Jahre die Regentschaft geführt ; als sie
gewahrte, dafs ihr Sohn, der König, selber regieren wollte, versuchte sie
ihn zu vergiften. Aber er merkte ihre Absicht und zwang sie, das Gift
selbst zu trinken (121/0 v. Chr.) '^. Darnach herrschte Antiochos Grypos
einige Jahre lang ^ allein ziemlich unangefochten. Als aber in Ägypten
nach dem Tode des Ptolemäos VII (116 v. Chr.) eine neue Spaltung
im Königshause entstand, geriet bei der engen Verbindung zwischen
den beiden Ländern und Dynastien auch Syrien in Gefahr neuer
Unruhen. Grypos hatte einen Halbbruder, Antiochos, Sohn des Si-
detes und der Kleopatra, der beim Tode des Vaters nach Kyzikos in
Sicherheit gebracht war und dort aufwuchs ^. Diesen gefährlichen
Nebenbuhler versuchte Grypos aus dem Wege zu räumen, brachte ihn
aber nur um so schneller in Bewegung. Antiochos IX Kyzikenos erschien
mit ägyptischer Hilfe in Syrien, und es gelang ihm den Grypos zu
vertreiben; dieser nahm in Aspendos Zuflucht, Kyzikenos ward König
mit dem Beinamen Philopator (114/3 v. Chr.)". Bald jedoch^ kehrte
Grypos ebenfalls mit ägyptischer Unterstützung zurück, gewann Antiochien
wieder und behauptete sich neben Kyzikenos im nördlichen Syrien und
Kilikien, während der jüngere Bruder in Cölesyrien und Phönizien safs.
1) Justinus a. 0. Diodor XXXIV 28. Eusebios chron. I 257. Josephus,
Antiq. XIII 269. Nach Eusebios hat Zabinas sich selbst vergiftet. 190 Sei. =
123/2 V. Chr. ist nach den Münzen sein letztes Jahr. Babelon, Rois de Syrie
CL. Eusebios geht wieder zwei Jahre weiter auf Ol. 164, 4 (121/20 v. Chr.)
herab.
2) Appian, Syr. 69. Justinus XXXIX 2, 7 f. Man kann annehmen, dafs
Kleopatra einen anderen König an Stelle des Grypos setzen wollte, etwa ihren
Sohn Antiochos in Kyzikos. Die letzten gemeinsamen Münzen der Kleopatra und
des Antiochos VIII tragen die Jahreszahl 192 Sei. (121/0 v. Chr.). Babelon a. O.
CLIIf.
3) Acht Jahre nach Justinus XXXIX 2, 9, was wohl vom Tode des Zabinas
gerechnet ist.
4) Appian, Syr. 68. Euseb. chron. I 527. Josephus, Antiq. XIII 271. Er
stand unter Obhut des Eunuchen Krateros, der später nach der Rückkehr des
Antiochos Kyzikenos ein Hofamt und auf Delos eine Statue erhielt. SIG. I* 244.
Michel, Recueil n.' Il.'i8.
5) Justinus XXXIX 2, 10. Appian, Syr. 69. Eusebios chron. I 217f. Die
ersten Münzen des Kyzikenos stammen aus 199 Sei. (114/3 v. Chr.) und dies
wird sein erstes Jahr sein. Eusebios verschiebt seinen Anfang auf Ol. 167, 1
(112/1 V. Chr.).
6) Um 111/0 v. Chr. Vgl. Eusebios a. 0. Wilcken, Hermes 29 (1894) 440f.
310 13. Buch. § 13. Letzte Wirren und Ende der Seleukiden.
Lange Jahre haben die beiden Könige miteinander gestritten, und als
um 96 V. Chr. Grypos gestorben war und ein Jahr später Kyzikenos,
setzten ihre Söhne den Kampf fort, in dem nun der Kest des Seleukiden-
reichs in Stücke ging. Die Städte eroberten sich die Freiheit, vieler-
orts kamen Tyrannen auf, in Cölesyrien breiteten sich die jüdischen
Fürsten aus; der Sohn Hyrkans, Aristobulos, nahm den Königstitel an
und verkündete damit seine volle Unabhängigkeit (104/3 v. Chr.). Noch
mächtiger aber wurden die nabatäischen Fürsten, die weit in Syrien ein-
drangen. Dazu mischten sich die ägyptischen Könige ein, bald auf dieser bald
auf jener Seite. Die Seleukiden, die ganz von fremden Machthabern
abhängig wurden, konnten nicht daran denken, die verlorenen Provinzen
jenseits des Euphrat wieder zu gewinnen. Im Gegenteil, die Parther
kamen gelegentlich nach Syrien hinüber und mischten sich in den Kampf
der verschiedenen Prätendenten. Es war noch ein Glück, dafs die
parthischen Könige im eigenen Lande zu viel zu tun hatten, um über
den Euphrat vordringen zu können. Dann erhob sich durch Tigranes 1
Armenien zu gröfserer Macht. Im Jahre 83 v. Chr. ' ward er als Friedens-
stifter herbeigerufen, machte der seleukidischen Herrschaft im nördlichen
Syrien und Kilikien ein Ende und richtete die Dynastie bis auf wenige
Reste zu gründe. Nach seiner Niederlage durch Lukullus (69 v. Chr.)
kehrte auf kurze Zeit Antiochos XIII Asiatikos, ein Enkel des Kyzikenos,
als König zurück, konnte sich aber kein Ansehen mehr verschaffen.
Pompeius verweigerte ihm die Anerkennung. Pompeius unterwarf und
ordnete auch Cölesyrien, brachte ganz Syrien bis an die Grenze Ägyptens
unter die römische Verwaltung, führte es dadurch wieder zur Einheit
zurück und leitete eine neue Entwickelung ein.
In Ägypten bildet der Tod des Ptolemäos VII, der sich am 28. Juni
116 V. Chr. ereignete ^, einen wichtigen Abschlufs. Die Spaltung, die
mit seiner Thronbesteigung begann, lebte jetzt mit neuer Kraft wieder
auf. Ptolemäos VII ist der letzte, der Ägypten, Kyrene und Kj'^pros
zusammen beherrscht hat. Nach seinem Tode trennte sich Kyrene ab
und ward nach seinem Willen einem Bastard, Ptolemäos mit Beinamen
Apion, zu teil. Dieser hat 20 Jahre lang bis zu seinem Tode (96 v. Chr.)
in Frieden regiert und die Römer als Erben hinterlassen. In Ägypten
brach ein Thronstreit aus, zwischen dem älteren Sohne Ptolemäos VIII
Soter, gewöhnlich Lathyros beigenannt, und seinem Bruder Ptolemäos IX
Alexandros, Kleopatra III, die Witwe Physkons, die nach dem Testa-
1) Nach anderer Überlieferung schon 86 v. Chr. Appiau, Syr. 70. Justinus
XL 1, 4. Eine Münze des Antiochos XII zeigt das Datum 227 (8(3/5 v. Chr.). Ba-
belon a. 0. CLXXIII.
2) Strack, Dynastie der Ptolemäer S. 50 Anm. 1.
i
13. Buch. § lo. Ausgang der Ptolemäer in Ägypten. 311
ment ihres Gatten den König ernennen sollte, hielt es mit dem jüngeren,
miifste aber zunächst den älteren in Ägypten auf den Thron setzen;
dem jüngeren ward Kypros übergeben, und damit die tatsächliche Ab-
lösung auch dieses Reichsteiles vollzogen. Dann tritt ein Rollenwechsel
ein ; Lathyros entzweit sich mit Kleopatra, verliert den Thron Ägyptens
und übernimmt die Herrschaft auf Kypros (107 v. Chr.), während
Alexander als Ptolemäos IX die ägyptische Krone gewinnt. Lathyros
liels jedoch die Ansprüche auf Ägypten nicht fahren und hat mit seiner
Mutter und seinem Bruder in langer Fehde gelegen, die teilweise auf
syrischem Boden ausgefochten ward, wo Lathyros zu Antiochos Kyzi-
kenos, Kleopatra und Alexander zu Grypos hielten. Lathyros hat dann
88 V. Chr. die Krone Ägyptens wieder erlangt. Als er 80 v. Chr. starb,
folgten ihm nach kurzer Zwischenherrschaft seine beiden Söhne, der
ältere, Ptolemäos X beigenannt Neos Dionysos, bekannter unter dem
Beinamen Auletes, in Ägypten, der jüngere in Kypros.
Ägypten litt unter den dynastischen Streitigkeiten viel weniger als
Syrien ; seine Einheit ist ebenso unverwüstlich wie sein Reichtum un-
erschöpflich, und so kam es denn, dafs die Römer schon längst begehr-
liche Blicke auf das Land warfen. Im Jahre 58 v. Chr. ward das
kyprische Königreich eingezogen, Ägypten blieb allein noch übrig. Ptolemäos
Auletes hat bis zu seinem Tode 51 v. Chr. regiert unter vielen Wechseln,
in langem Streit mit dem Volk und seinen Kindern. Seine Kinder, die
ihm folgten, gingen in den Wirren der römischen Bürgerkriege nach-
einander zu gründe, bis auf Kleopatra, die älteste Tochter, die sich
schliefslich mit dem Triumvirn Antonius verband, durch ihn noch
einmal ihr Reich beinahe bis zum alten Umfange des ptolemäischen
Reiches ausdehnte und mit ihm endete. Ägypten wurde 30 v. Chr. von
Octavianus in Besitz genommen, hat aber auch im römischen Kaiser-
reiche die Sonderstellung behauptet, die es unter den Mittelmeerländern
von jeher einnahm.
14. Buch.
Makedonien, Griechenland und Vorderasien
166-130 V. Chr.
§ 1.
Der dritte makedonische Krieg hat ganz Makedonien und Hellas
bis ins innerste Mark hinein erschüttert. Ein ungeheures Strafgericht
erging über beide Länder; beide mufsten sich gewöhnen, römische Unter-
tanen zu sein. Für die Makedonier sollte in den vier neuen Freistaaten
ein' neues Leben anfangen, aber die ihnen aufgezwungene Ver-
fassung hat sich nicht bewährt. Sie gerieten ,bald nach dem Abzüge
des römischen Heeres in schwere innere Streitigkeiten, die kein Ende
nahmen. Schon 164 v. Chr. ward eine römische Gesandtschaft beauf-
tragt, den Streit zu untersuchen ^ Bald darnach nahm die Sache eine
blutige Wendung. In Phakos, der Burg von Pella, also im dritten Make-
donien, wurden die Synedren von einem Widersacher Damasippos er-
mordet ; der Mörder entkam mit Weib und Kind nach Hellas ^. Es
scheint dann, dafs die Römer dem Lande einige Erleichterungen ge-
währten. 158 V. Chr. wurden die makedonischen Bergwerke wieder
eröffnet ^, und damit wird es zusammenhängen, dafs die beiden betei-
1) Polyb. XXXI 12, 12. Der Gresandte war Cn. Octavius, Konsul von l(;r>
V. Chr., der unter Ämilius Paullus die Flotte befehligt hatte. Oben S. 152.
2) Polyb. XXXI 26, 2. Näheres ist nicht bekannt. Damasippos trat 162 v.Chr.
in den Dienst des Ptolemäos Physkon. Er scheint von selten der Römer ganz un-
behelligt geblieben zu sein. Vielleicht ist er es, von dem die römischen Furii
Damasippi den Beinamen führen.
3) Cassiodor (d. h. Livius) z. J. 158 v. Chr. Ms coss. metalla in Macedonia
instituta. Mommsen, Chron. min. II 130.
14. Buch. § 1. Makedonien und Hellas nach 167 v. Chr. SIH
ligten Republiken^ das erste und zweite Makedonien auf dem alten Fufs
ihr eigenes Silbergeld prägten ^ Jedoch Ruhe gab es auch jetzt nicht.
Auf Wunsch der Makedonier sollte 152 v. Chr. der Sohn des Amilius
Paullus, Scipio Arailianus, die Beilegung der Streitigkeiten übernehmen,
aber die Gefahr des spanischen Krieges rief ihn nach Westen, seine
Sendung nach Makedonien mufste also unterbleiben, und ob jemand an
seine Stelle trat, wissen wir nicht ^.
Während so in Makedonien der Zwist kein Ende nahm, hatte auch
Hellas an den Folgen der letzten Katastrophe schwer zu tragen. Die
Häupter der römischen Parteien suchten ihren Gewinn zu sichern und
durch weitere Bedrückung ihrer Gegner zu ergänzen. Besonders bei
den Atolern, Akarnanen, Böotern und Epiroten gab es neue Wirren und
Unruhen ^. Am blutigsten hauste in Epirus Charops, der nach dem
Abzüge des Lucius Anicius gegen seine Widersacher freie Hand er-
halten hatte und dem wildesten Parteigeist die Zügel schiefsen liefs.
Viele seiner begüterten Volksgenossen, Männer und Frauen, ver-
loren durch ihn Leben und Besitz ^. Später schlug er einen andern
Weg ein ; er liefs sich von seinen Opfern die ihnen angedrohte Anklage
durch schweres Geld abkaufen, und als er genug erprefst hatte, brachte
er ihre Sache gleichwohl vor die Bundesversammlung in Phoinike, die
er ganz beherrschte. Die Beschuldigten wurden als Römerfeinde zum
Tode verurteilt und mufsten aufser Landes gehen. Charops reiste mit
seinen Helfershelfern, Myrton und Nikanor, nach Rom, um das Geschehene
bestätigen zu lassen. Sein Verhalten erregte aber selbst in Rom solchen Ab-
scheu, dafs die vornehmsten Männer, wie Amilius Paullus ihm ihr Haus
verboten. Der Senat sprach zwar nicht seine Genehmigung aus, liefs
aber seinen Schützling doch nicht fallen, sondern erklärte, dafs er durch
eine Gesandschaft den Fall untersuchen lassen würde, sodafs Charops
nach Hause melden konnte, der Senat habe alles gebilhgt °. Wie nun
die Sache auslief, wissen wir nicht. Charops ist auf der Rückreise in
Brundisium bald darnach gestorben ^. Aber der Streit zwischen den
1) Nur das 1. und 2. Makedonien haben Silbermünzen geprägt, vom 3. exi-
stieren keine Münzen , vom 4. nur Kupfer. Die Aufschriften lauten überein-
stimmend: Mc(xsd6f(DynQujTriC,<ffvTiQ(ei;. TfT«pr»jf. Wahrscheinlich haben die Münzen
für alle vier Republiken Kurs gehabt. Vgl. Mommsen, Gesch. d. röm. Münzwesens
691. Head-Poole, Catologue of Greek coins in the Brit. Mus. Macedonia p. LIII 7.
2) Polyb. XXXV 4, 11. Oros. IV 21, 2.
•6) Polyb. XXXII 19 f.
4) Polyb. XXXII 21. Diodor XXXI 31. Seine Mutter ging ihm zur Hand
und wählte die begüterten Frauen aus.
.0) Polyb. XXXII 21.
6) Polyb. XXXII 20, 4.
314 14. Buch. § 1. Hellas nach 167 v. Chr.
epirotischen Verbannten und der Bundesversammlung liat sich noch
mehrere Jahre hingezogen und die Römer weiterhin beschäftigt K Über-
haupt begreift man unter den obwahenden Umständen leicht, dafs die
Römer in Hellas oft zu tun hatten-, römische Gesandte gehören hier
zu den regeimäfsigen Gästen ^.
Eine gewisse Beruhigung erfolgte nach einiger Zeit durch den Tod
der wildesten Parteihäupter, die ungefähr gleichzeitig (lGO/59 v. Chr.)
starben ^. Es starb der Atoler Lykiskos, und zwar eines gewaltsamen
aber ehrenvollen Todes ^. Es starben gleichfalls Chremas, der Akar-
nane, der Böoter Mnasippos und Charops. Im ätolischen Bunde trat
nach dem Tode des Lykiskos Beruhigung ein; anderswo dauerten die
Parteiungen weiter; von Böotien wissen wir, dafs die dortigen Zustände
sich kaum besserten ^.
Im achäischen Bunde bewegte sich das politische Leben in ruhigerem
Fahrwasser; aber auch hier blieb die Leitung der Politik in allen Haupt-
sachen in den Händen der römischen Parteigänger, der Kallikrates und
Andronidas, die gleichsam römische Agenten am Bunde waren **. Die
1) Polyb. XXXII 26 erwähnt eine Verhandlung aus dem Jahre 155 v. Chr.
2) Polyb. XXXI 23, 9.
3) Polyb. XXXII 19 f. zwischen dem Tode des Ämilius PauUus und dem des
Eumenes II, also 160/59 v. Chr.
4) Es scheint darnach, dafs er im Kriege fiel.
5) Die Stellung der Böoter macht einige Schwierigkeiten. Bestand ihr Bund
{xoiyof) weiter oder nicht? Manche leugnen es, z. B. Freeman, History of federal
gov. 184. Jedenfalls die religiöse Gemeinschaft des Stammes blieb bestehen, und
dafs man auch sonst die Böoter als Einheit ansah, zeigen die römischen Gesandten,
die 170/69 v. Chr. nicht an die einzelnen Städte, sondern an das ganze Volk nach
Theben gingen (oben S. 137) , ebenso wie später die Gesamtheit der Böoter bei
Ämilius Paullus an,scheinend durch Einen Gesandten, den Koroneer Mnasippos ver-
treten war. Oben S. 183. Vgl. Polyb. XXXII 20, 2. Wenn es ferner nach Pau-
sanias VII 14, 6 später (147/6 v. Chr.) einen Böotarchen gab, so wird man geneigt sein,
an einen böotischen Bund zu glauben. Freilich ist Pausanias unzuverlässig, er sagt IIv-
xfsag ßoKuTCiQ/äJi^ itjyixavza eV Otißceig und sjjricht daher nur von den Thebanern ; er hat
sich also vielleicht nur einen Archaismus erlaubt. Für den Bestand des xoivSv
kann auch die Stiftungsurkunde der Ptoien sprechen (IGGSept. I 4135). Das
Fest wird von den Amphiktionen anerkannt und unter den Schutz des böotischen
Bundes gestellt. HoUeaux, BCH. 11 (1890) 19 setzt die Urkunde zwischen 178
und 146 V. Chr., doch ist der erste Terminus zweifelhaft. Hingegen der Gang des
oropischen Prozesses (s. unten), soweit er uns bekannt ist, spricht gegen die Existenz
des Bundes; denn Oropos gehörte vor 171 v. Chr. zu den Böotern, aber weder in den
Nachrichten noch in der Urkunde (SIG. I'- 308) ist von einer Beteiligung der Böoter
die Rede, die nicht hätte fehlen dürfen, wenn der Bund wie früher bestanden hätte.
Das Bündnis mit Rom ging nicht vom Bund aus, sondern von den Einzelstädten.
Oben S. HG. SIG. V 308, 11.
6) Vgl Polyb. XXXIII 16, 7. Oben S. 183.
14. Buch. § 1. Der acliäiscbe Bund. 315
Achäer waren auf das gründlichste eingeschüchtert und hüteten sich,
etwas zu tun, was den Römern nicht genehm war ' ; je geringer aber
die Selbständigkeit des Bundes ward, desto tiefer sank auch die Be-
deutung der Institutionen und das Interesse am eigenen Staatswesen.
Besonders mufste die plötzliche gewaltsame Entfernung so vieler ange-
sehener Bürger bei den Achäern wie im übrigen Hellas auf das poli-
tische Leben verderblich wirken. Deportiert waren alle diejenigen, welche
bis dahin vornehmlich die öffentlichen Angelegenheiten geleitet, das Ver-
trauen ihrer Mitbürger besessen und die Unabhängigkeit ihrer Staaten
verfochten hatten. An ihre Stelle traten andere, minder bewährte Leute.
Gerade die römischen Parteien setzten sich meist aus solchen zusammen,
die vor allem ihren eigenen Vorteil suchten. Das alte Laster der
griechischen Politiker, Käuflichkeit, scheint auch im achäischen Bunde
rasch um sich gegriffen zu haben -. Noch schlimmer war ein anderes
Leiden, das schon längst bestand, das aber damals weiter frafs und
in seinen Folgen den Kern der Bürgerschaften, die wohlhabenden
Klassen, die in erster Linie berufen waren, das Gemeinwesen zu leiten,
in ganz Hellas mit Entkräftung und Vernichtung bedrohte ^. Immer
mehr verbreitete sich Prunk, Verschwendung, Habsucht und Leichtsinn ;
viele gerieten dadurch in Schulden *. Man klagte ferner, dafs die Men-
schen nicht mehr heiraten wollten, oder wenn sie verheiratet waren,
die Kinder nicht aufzogen , aufser einem oder höchstens zweien , um
diese in Uberflufs aufwachsen zu lassen und reich zu hinterlassen. Die
Folge war, dafs die Familien ausstarben und die Städte sich entvölkerten ^,
dafs der Besitz sich in den Händen wenig-er häufte ^ und Vieles auf
1) Rom wird als Schutzmacht und Vorsteherin der Hellenen ausdrücklich an-
erkannt. Im achäischen Schiedspruch über die Grenzen von Megalopolis heifst es:
Xttl'Pui^uiovg rovc: niiosoruy.oiag tag TU}t''E'Ah'([vu)i' trvofxi't'.i xid6uo]voiHq. SIG. I"304, 43.
2) Vgl. Polyb. XVIII 34, 7. Die späteren achäischen Staatsmänner stehen alle
im Rufe der Käuflichkeit. Über Kallikrates und Menalkidas Pausan. VII 11 , 7.
12, 2. Über Diäos Polyb. XXXIX 11, 4.
3) Polyb. XXXVII 9.
4) Polyb. XXXVIII 9, 10.
5) Man suchte dem gelegentlich durch Adoptionen abzuhelfen, die in dieser
Zeit, wie die Inschriften lehren, sehr häufig sind und immer auf Mangel eigener
Nachkommenschaft schlietseu lassen.
6) Ungünstige Verteilung des Besitzes, besonders des Landbesitzes und starke Ver-
schuldung der Gemeinden wie der Privaten hat sich schon früher im Peloponnes,
und nicht nur in Sparta, gezeigt, und allerlei Gelüste auf Schuldentilgung, Land-
verteilung und Besitzwechsel erzeugt. In Argos und Achaia zeigt es sich im
kleomenischeu Kriege (Plutarch. Oleom. 17 20. Bd. II 320 f. vgl. 624), und auch
bei der Neugrüuduug von Megalopolis entstanden daraus Schwierigkeiten (Polyb. V 93.
Bd. II 454 f.\ Verschuldet war 198 v. Chr. Sikyou. Attalos I griflf der Stadt
316 14. Buch. § 1. Die Verurteilten.
die Frauen überging, die in diesen Zeiten vielfach einflufsreiche Trägergrofser
Vermögen sind. Der Gegensatz zwischen Reich und Arm mufste sich da-
durch verschärfen, um so mehr, je geringer die Zahl der Besitzenden
ward und je weniger sie für die persönlichen Pflichten gegen den Staat,
insonderheit für die militärischen Bedürfnisse ausreichte.
Was bei den Achäern wie anderswo das allgemeine Interesse am
meisten beschäftigte, waren die gefangenen Mitbürger. Mit unermüd-
licher Ausdauer hat sich der achäische Bund bestrebt, ihr Schick-
sal zu erleichtern und ihre Rückkehr zu erlangen. Der Wunsch war
so allgemein, dafs auch die römische Partei nichts dagegen tun konnte.
Schon 166 v. Chr. erschien eine achäische Gesandtschaft im Senat mit
der Bitte, die Gefangenen vor Gericht zu stellen und sie nicht ungehört
zu gründe gehen zu lassen. Es ward erwidert, jene Männer seien ja von
den Achäern selbst verurteilt worden, also ein neues Verfahren unnötig.
Hierauf ging eine zweite Abordnung nach Rom, um zu erklären, dafs
ein gerichtliches Verfahren gegen die Beschuldigten nicht stattgefunden
habe, und die frühere Bitte zu wiederholen. Nun antwortete der Senat
kurz, es sei weder für Rom noch für die Achäer nützlich, wenn die
Gefangenen heimkehrten, ein Bescheid, der von allen Beteiligten mit tiefer
Trauer vernommen ward ^ Der Senat besafs in den Gefangenen wert-
volle Geiseln für die Ergebenheit der Achäer und besorgte, dafs ihre
Rückkehr für die römischen Parteigänger verderblich sein möchte ^. Nur
der Furcht vor Rom verdankten diese ihren Einflufs ; im übrigen ward
ihnen der allgemeine Plafs und Abscheu auf das deutlichste kund getan ^.
Die Achäer liefsen sich durch diese Abweisung nicht abschrecken,
und allmählich wurden die Römer in der Tat milder gestimmt; die
Achäer besafsen in den Kreisen der Nobihtät manche Freunde. Um
160 V. Chr. baten sie, wenigstens einige hervorragendere freizulassen *.
Ein grofser Teil der namhafteren Gefangenen, wohl meist bejahrtere
Männer, war damals schon gestorben. Das Gesuch wurde wiederum
abgelehnt, aber einige Jahre später zeigte sich bei einer neuen Ver-
handlung,, dafs die Mehrheit des Senates einer Entlassung der Gefangenen
im Grundsatz nicht abgeneigt war; es wird berichtet, dafs nur durch
damals mit einer tüchtigen Summe unter die Arme •, er löste z. B. die verpfändeten
Tempelländereien aus. Leider ist unser Wissen allzu dürftig; doch dürfen wir
annehmen, dafs sich die früheren Übelstände damals noch verschärft hatten.
1) Von den Gefangenen haben sich damals manche aus Verzweiflung das
Leben genommen. Zonar. IX 31, 1.
2) Polyb. XXXI 6, 1. 8. Zonar. IX 31, 1.
3) Polyb. XXX '23.
4) Polyb. XXXII 7, 14. Es handelt sich besonders um Polybio^ und Stratios.
14. Buch. § 1. Rückkehr der Verurteilten. 317
die Mifsgunst des Vorsitzenden Prätors die Antwort des Senats gleich-
wohl verneinend ausfiel (Winter 156/5 v. Chr.) ^ Die Achäer suchten
diese günstigere Stimmung auszunutzen und schickten sofort eine andere
Gesandtschaft, allein der Senat beharrte zunächst auf seinem früheren
Beschlufs (154 v. Chr.) -, und es dauerte noch einige Jahre, bis der
Wunsch der Achäer in Erfüllung ging. Siebzehn Jahre nach der De-
portation, also 150 V. Chr., wurden die Überlebenden, nicht nur die
Achäer, sondern auch die übrigen hellenischen Gefangenen ^, freigesprochen
und losgelassen, aus dem achäischen Bunde waren es nicht ganz 300,
die noch übrig waren "*. Wir dürfen in diesem Erfolge den Einfluls
eines der Verbannten, des Polybios von Megalopolis sehen. Dieser, ein
Sohn des Lykortas, hatte ein günstigeres Schicksal gehabt als seine Ge-
fährten. Er ward mit Scipio Amilianus bekannt, dem Sohne des Lucius
Arailius Paullus, und gewann seine Freundschaft und Gunst; so durfte
er in Rom bleiben, während die übrigen Achäer ihre Haft antraten ^.
Durch die Verbindung mit Scipio, die ihn weithin berühmt machte,
wuchs er über die Grenzen seiner achäischen Heimat hinaus. Im Ver-
kehr mit dem Freunde und anderen Römern der einflufsreichsten Kreise
erwarb er sich Kenntnis römischen Wesens und römischer Politik; dort,
im Mittelpunkte der Welt, von wo man das Ganze am besten übersah,
fafste er den Entschlufs, das Werden der römischen W^eltherrschaft seit
dem Beginne des zweiten punischen Krieges historisch darzustellen. Er
war ein Mann ernster Studien und grofser Belesenheit, auch als Militär-
techniker hat er sich einen Namen gemacht ^. Es scheint , dafs die
Römer seinen Wert bald erkannten ; nicht nur im Kreise Scipios, sondern
im weiteren Umfange mufs er sich einen angesehenen Namen erworben
haben '.
Wir dürfen annehmen, dafs er sich nach Kräften um seine ge-
fangenen Landsleute bemüht hat. Vor allem kam diesen das um diese
Zeit mächtig wachsende Ansehen des Scipio Amilianus zu gute. Durch
Scipio ward der alte Marcus Porcius Cato gewonnen, ein sehr einflufs-
reicher Senator. Auch jetzt waren immer noch manche gegen die Frei-
1) Polyb. XXXIII 1, 3. Vorsitzender Prätor war der bekannte A. Postumius
Albinus, der kein Freund der Achäer war.
2) Polyb. XXXIII 3. 14.
3) Dies bezeugt Polyb. III 5, 4.
4) Pausan. VII 10, 12.
5) Polyb. XXXII 9 f.
6) Polyb. IX 20, 3. X 45, 6.
7) Dies geht daraus hervor , dafs 149 v. Chr. der Konsul Manius Mauilius ihn
Zur Teilnahme an der erwarteten Belagerung Karthagos berief. Polyb, XXXVII 3.
318 14. Buch. § 1. Hellenische Grenzstreitigkeiten.
lassung, aber der Wunsch der Achäer ging trotzdem in Erfüllung.
Polybios versuchte dann noch zu erwirken, dafs die Heimkehrenden
in ihre alte Stellung wieder eingesetzt wurden ^ Es war ein Punkt,
der notwendig, um Streitigkeiten möglichst zu vermeiden, geregelt werden
mufste ^. Wahrscheinlich ward das Gesuch des Polybios genehmigt :
jedenfalls wird den Zurückgekehrten der rechtmäfsige Besitz nicht vor-
enthalten worden sein.
Sonst waren die Hellenen in dieser Zeit mit ihren eigenen Angelegen-
heiten beschäftigt, wozu die Grenzstreitigkeiten gehören, die aus alter
Zeit immer wieder zum Vorschein kamen ^. Vor allem erhoben die
Spartaner ihre alten Ansprüche auf die arkadischen Grenzgebiete, be-
sonders die Belminatis, die 188 v. Chr. zu Megalopolis geschlagen war*,
und gingen nach Rom, während sonst diese Streitigkeiten vor den
achäischen Bund gebracht wurden. Als 165 v. Chr. Gaius Sulpicius
Gallus nach Asien geschickt ward, hatte er den Auftrag, hierüber zu
entscheiden ^. Gallus übertrug die Sache dem Kallikrates '^ , und die
darauf von einem achäischen Gerichtshofe getroffene Entscheidung fiel
zu gunsten der Megalopoliten aus '. Noch mit einer anderen Sache
1) Plutarch Cato mai. 9, wo erzählt wird, dafs Polybios seineu Wunsch vorher
dem Cato vortrug. Dieser verglich ihn dann scherzhaft mit Odysseus, der noch
einmal in die Höhle des Cyklopen zurückkehre, um den vergessenen Hut und die
Geldkatze zu holen. Darin liegt nicht, dafs Cato die Sache ablehnte, wie denn
auch das Gesuch des Polybios der Billigkeit entsprach. Vermutlich handelt es
sich um Aufhebung bestimmter Nachteile , die bei der Deportation angedroht
waren.
2) Vgl. Zonar. IX 31, 1.
3) Reste eines Urteils liegen vor IGGSept. I 188, wobei es sich anscheinend
um einen Streit handelt, der zwischen Thyrrheion in Akarnanien und Kassope in
Epirus um den Hafen Panormos geführt ward. In welche Zeit die schon erwähnte
Grenzregulierung zwischen Korinth und Epidaui'os fällt (SIG. IF 452) ist nicht
sicher. Möglich ist ferner, dafs der Streit zwischen Narthakion und Meliteia in Thessa-
lien, über den ein späterer Senatsbeschlufs vorliegt, schon in unserer Zeit einmal zur
Verhandlung gekommen ist. Der dort erwähnte Makedonier Kyllos scheint dem
freien Makedonien, d. h. der Zeit von 167 — 150 v. Chr. anzugehören. SIG. P 307.
Viereck, Sermo Graecus S. 16ff. Diese Materie ist in der Dissertation von E. Sonne,
De arbitris externis, Göttingen 1888, sachkundig behandelt worden.
4) Oben S. 46.
5) Polyb. XXXI 9, 6. Pausan. VII 11, 1 f . Polybios spricht vom Streit mit
Megalopolis, Pausanias nennt statt dessen Argos, vielleicht aus Flüchtigkeit.
Immerhin ist es möglich, dafs auch mit Argos ähnliche Händel bestanden.
6) Pausanias bezeichnet es als ein besonderes Zeichen der Mifsachtung des
Gallus den Streitenden gegenüber, wohl nicht zutreffend ; es war eher eine Kon-
zession, dafs die Entscheidung achäischen Richtern übertragen ward.
7) Ein leider sehr unbedeutender Rest der Entscheidung ist wahrscheinlich
14. Buch. § 1. Der oropische Handel. 319
hatte Gallus zu tun. Das ätolische Pleuren wollte wieder von den
Achäern los, und wandte sich an den Legaten, der die Bittsteller an
den Senat wies, und dieser hat, wie es scheint, Pleuren wieder mit
den Atolern vereinigt ^
Aus einer ähnlichen Streitsache ging ein Handel zwischen Athen
und Oropos hervor, der ungewöhnhchen Umfang annahm und bedeutendes
Aufsehen eiTegt hat ^. Die Athener erhoben von alten Zeiten her An-
sprüche auf Oropos mit dem Heiligtum des Amphiaraos, das sie
zuletzt nach der Schlacht bei Chäroneia durch Philipps Entschei-
dung erhalten und bis zum Ende des lamischen Krieges behauptet
hatten. Seitdem war es ein selbständiires Glied des böotischen Bun-
noch vorhanden. Inschr. von Olympia n. 47. SIG. P 304. In dieser Sentenz-
werden auch die früheren Urteilsprüche augeführt.
1) Pausan. VII 11, 3. Pausanias fügt hinzu, der Senat habe dem Gallus auf-
getragen, möglichst viele Städte vom achäischen Bunde zu lösen. Dies mufs Mifs-
verständnis sein ; Gallus kann nicht lange in Hellas verweilt haben, da seine Mission
hauptsächlich nach Asien ging.
2) Vgl. Pausan. VII 11, 4ff. Plut. Cato mai. 22. Gallius N. A. VI 14, 8—10.
Polyb. XXXII 25 , G. Dazu das wichtige oropische Ehrendekret für Hieron
IGGSept. I 411. SIG. P 308 mit den Bemerkungen von Wilamowitz, Hermes 21,
102. Polybios hat den Handel im Zusammenhange ei-zählt, wie es scheint unter
Olymp. 155, 4 (157/6 v. Chr.). Leider ist von ihm fast nichts erhalten. Pausanias
erzählt recht ausführlich, hat aber, wie die Inschrift zeigt, die Sache zu gunsten
der Athener unheilbar entstellt und bedarf starker Korrekturen. Er berichtet so :
Die Athener plündern ihre Untertanenstadt Oropos, nicht so sehr aus bösem Willen
wie aus Not, denn sie sind durch den makedonischen Krieg (welchen?) verarmt.
Die Oropier wenden sich an den Senat , der die Sache nach Sikyon verweist , und
die Sikyonier verurteilen die Athener, die zur gerichtlichen Verhandlung nicht er-
schienen sind, zu 500 Talenten Strafe, die später der Senat auf 100 herabsetzt.
Aber auch diese Summe zahlen die Athener nicht, sondern treffen nunmehr mit
Oropos einen gütlichen Vergleich, wonach letzteres eine attische Besatzung auf-
nimmt und den Athenern Geiseln stellt, unter der Bedingung jedoch, dafs die Be-
satzung abziehen und die Geiseln freigegeben werden sollen, wenn die Athener
wieder Anlafs zur Klage geben. Dieser Fall tritt bald ein, aber die Athener halten
ihr Versprechen nicht, und jetzt wenden sich die Oropier an den achäischen Bund.
Die Achäer wollen sich aus Freundschaft und Respekt vor Athen anfangs auf
nichts einlassen, bis es gelingt, den Strategen Menalkidas zu erkaufen , der seiner-
seits den Kallikrates gewinnt; auf sein Betreiben beschliefseu die Achäer den
Oropiern zur Hilfe zu kommen. Die Athener jedoch kommen ihnen zuvor, rücken
gen Oropos aus, plündern was noch übrig ist und ziehen ihre Besatzung heraus;
die Achäer kommen zu spät. Menalkidas und Kallikrates wollen jetzt in Attika
einfallen, aber es unterbleibt, weil mehrere, darunter die Lakedämonier Einspruch
erheben. Hier verläfst Pausanias die oropische Sache und geht zum Kriege mit
Rom über. Richtig hat Töpffer, RE. II, 183 die zahlreichen Mängel und Unmög-
lichkeiten der Darstellung des Pausanias gefühlt.
330 14. Buch. § 2. Kreta.
des ^ Nun gerieten die Athener mit den Oropiern aus unbekannter Ur-
sache in Streit, rückten in ihr Gebiet ein und plünderten es aus. Die
Oropier klagten in Rom, und der Senat wies die Sache an einen sikyo-
nischen Gerichtshof, der die Athener, die zur Verhandlung nicht erschienen
waren, zu einer Entschädigung von 500 Talenten verurteilte. Die
Athener, die vermutüch mit Exekution bedroht waren, baten in Rom
um Nachlafs. Bei dieser Gelegenheit war es, dafs sie drei ihrer be-
rühmtesten Litteraten und Redner als Vertreter nach Rom sandten,
Karneades, Kritolaos und Diogenes, die dort so grofses Aufsehen er-
regten ^. Von jeher waren die Athener in Rom gut angeschrieben, und
so geschah es, dafs die Strafe auf 100 Talente ermäfsigt ward. Was
nun weiter folgte, läfst sich nur dunkel erkennen. Genug, es gelang
den Athenern, sich der Stadt Oropos zu bemächtigen, die Bewohner zu
verjagen und ihre eigenen Kolonisten einzuführen ^. Die Vertriebenen
wandten sich an den achäischen Bund und ohne Zweifel auch an die
Römer. Der Bund nahm sich ihrer mit Nachdruck an, das achäische
Heer unter dem Strategen Menalkides (151/0 v. Chr.) rückte aus, und
die Athener mufsten Oropos räumen ^, scheinen es aber vorher gründ-
lich ausgeplündert zu haben. Sie sind nicht mit Ehren aus diesem
Handel hervorgegangen. Oropos ist und bleibt selbständig.
Der einzige Krieg, der um diese Zeit Hellas unmittelbar berührte,
ward zwischen den Rhodiern und Kretern geführt und machte sich be-
sonders in der Inselwelt fühlbar ^. Die Ursache der Feindschaft lag
in den Zuständen auf Kreta, wo seit dem Ende des antiochischen Krieges
(188 V. Chr.) die inneren Kämpfe kaum zur Ruhe gekommen waren 5
denn die politische Einheit, das Koinon der kretischen Städte war nur
schwach und konnte vor den unablässigen Streitigkeiten zwischen den
1) Möglich ist, dais den Atheuern nach der Auflösung des böotischen Bundes
und nach dem 3. makedonischen' Kriege Hoffnung auf Oropos gemacht war.
2) Plutarch Calo maior 22. Gellius a. 0. Cicero de orat. II 155. Tusc. IV 5.
Plin. h. n. VII 112. Macrob. sat. I 5, 14f. Aelian var. hist. III 17.
3) Dies lehrt die oben S. 319, Anm. 2 zitierte Inschrift. Die Athener be-
reiteten also den Oropiern dasselbe Schicksal wie den Deliern. Die athenischen
Kolonisten in Oropos haben ihr Andenken durch Münzen verewigt. U. Köhler,
MA. 4 (1879) 262 flF.
4) Wie weit richtig ist, was Pausanias behauptet, dafs die Oropier den Stra-
tegen Menalkidas erst durch Bestechung dazu gebracht haben, kann nicht ent-
schieden werden. Die oropische Inschrift läfst nichts davon merken.
5) Hock, Greta III 187 ff. van Gelder, Gesch. der alten Rhodier.
14. Buch, ij 2. Kreta. 331
einzelnen nur zeitweilig bestehen ^ Auf Kreta war alles schnellem
Wechsel unterworfen ; Bündnisse wurden geschlossen und wieder auf-
gelöst, Gemeinden gingen in einander auf und trennten sich wieder, Städte
wurden zerstört und erhoben sich aus der Asche ^. Überfälle, Verrat,
Verbannungen, alle nur erdenklichen Fälle, wie sie Krieg und Bürger-
zwist mit sich bringen, waren in Kreta heimisch ^. Beständig wirkte
dabei der Einflufs auswärtiger Mächte, die der Söldner wegen Freund-
schaften und Verbindungen auf der Insel unterhielten. Makedonien behielt
nach der Besiegung Philipps noch eine starke Klientel ; wenigstens war im
Heere des Perseus das kretische Kontingent sehr ansehnlich. Ein ge-
wisses Gegengewicht bildete dagegen das Bündnis, welches Eumenes II
184/3 V. Chr. zwar nicht mit allen, aber doch den meisten kretischen
Städten abschlofs ^. Besonders nahe waren die Beziehungen zu Rhodos,
aber auch mit den Seleukiden ^ und Ptolemäern haben die früheren Ver-
bindungen noch lange weiter bestanden. Während der ganzen Zeit
des Ptolemäos Philometor lag im äufsersten Osten der Insel, in Itanos,
eine ägyptische Besatzung, die zum Schutze gegen das benachbarte
und feindliche Präsos erbeten war und erst nach dem Tode des Königs
(145 V. Chr.) abzog *^. Endlich kamen die Römer dazu, die auch Kreta
1) Einige Beschlüsse des xoivov rwv KQrßuiEiov sind noch in Bruchstücken er-
halten: Cllns. III 254 (= Michel, Eecueil 439) SIG. I^ 291. BCH. 3 (1879) 425.
Inschr. von Magnesia n. 20. Letztere Inschrift gibt sich als ein Dekret aus ältester
Zeit und ist als solches gefälscht, mufs aber als ein Zeugnis für das Ende des
3. Jahrh. v. Chr. gelten. Aus späterer Zeit Michel, Recueil 445. Vgl. Bd. II 428.
2) Z. B. Lyttos, das 221/0 v. Chr. zerstört war (Bd. II 429), besteht um diese
Zeit wie früher.
3) Bd. II 427 ff. Polyb. XXIV 4. Ein lehrreiches Bild gibt der etwas spätere
Schiedspruch zwischen Itanos und Hierapytna etwa aus dem Jahre 140 v. Chr.
Museo ital. di antichitk class. 1890 p. 570 ff. Inschr. v. Magnesia n. 105. Unten
Anm. 6. Hier wird von den Anfechtungen berichtet, die Itanos erst von Präsos
zu erfahren hatte, dann von Hierapytna 5 denn letzteres hatte Präsos einverleibt
und dessen Ansprüche übernommen. Nie hören die Streitigkeiten auf, Verträge
und Friedenschlüsse sind unwirksam.
4) SIG. I- 288. Michel, ßecueil 28. Oben S. 68. Unter den bekannteren
Städten fehlen Kydonia und Phalasarna, ebenso das ptolemäische Itanos. Die kre-
tische Freundschaft ging dann von Eumenes II auf seinen Nachfolger Attalos IT
über, wie ein Beschlufs von Aptera bezeugt, wobei es sehr charakteristisch ist,
dafs die Kreter gleichzeitig mit Prusias II, dem feindlichen Nachbar der Per-
gamener, in guter Freundschaft stehen. BCH. III (1879) 425. Jahreshefte des
österr. Instituts I 103.
5) Demetrios II wurde durch den Kreter Lasthenes und seine Leute nach
Syrien zurückgeführt. Oben S. 263. Bd. II 642.
6) CIG. II Add. 2561b. Halbherr, Museo ital. di antichitk class. 1890 S. 570 ff.
In Philometors Zeit gehört ebenfalls IGIns. III 466, wo ägyptische Truppen auf
Kieae, Qesch. d. gri«ch. n. mak. Stast«ii. III. 21
333 14. Buch. § 2. Kreta.
unter ihren Schutz nahmen und nicht selten Gelegenheit zur Einmischung
fanden.
Schon 189 V. Chr. hatte der Prätor und Flottenführer Quintus
Fabius dem Krieg ein Ende zu setzen versucht, den damals seit längerer
Zeit Knosos und Gortys gegen Kydonia führten ^ Er richtete nicht
viel aus, sondern mit wechselnden Parteien kämpfte man weiter, bis
man des langen Haderns müde ward und die römische Vermittelung
anrief 184 v. Chr. kamen Gesandte aus Rom, an der Spitze Appius
Claudius, der zuvor in Makedonien und im Peloponnes tätig gewesen
war ^. Gortys und Knosos waren damals nicht mehr verbündet, sondern
verfeindet ; Gortys , vereinigt mit Rhaukos , Lyttos u. a. ^, hatte den
Knosiern hart zugesetzt und mehrere Gebietsteile entrissen. Appius
fand die Kriegführenden zur Verständigung geneigt. Er übernahm das
Schiedsrichteramt und setzte die Bedingungen des Vergleichs fest. Das
Eroberte ward zurückgegeben * ; die kretischen Städte traten aufs neue zu
ihrem Bunde zusammen, womit auch das früher eingerichtete, dann
aufgehobene gemeinsame Schiedsgericht ^ wieder eingesetzt ward.
Nur Kydonia, die mächtigste Stadt im Westen der Insel, nahm sich
aus; es scheint sich zwar den Friedensbedingungen gefügt zu haben,
erkannte aber das Schiedsgericht nicht an, und dies ward ihm ge-
stattet unter der Bedingung, dafs es seine Eroberungen aufgebe und
Frieden halte ^. Es sind wohl die Teilnehmer an diesem von Appius
Kreta erwähnt werden. Aufser Itanos war vielleicht Olus damals ägyptisch. BCH.
24 (1900) 224 f. Wiederholt hat ferner der ägyptische König als Schiedsrichter
in die inneren Streitigkeiten der Insel eingegriffen. Inschr. von Magnesia n. 65.
Monumenti antichi I 46 f. z. 10. Ein Zeugnis für ptolemäischen Einflufs ist der
Name Arsinoe, der für eine kretische Stadt (bei Lyttos) noch gegen 200 v. Chr. in
Gebrauch ist. Inschriften von Magnesia n. 21. Steph. Byz. s. U^aipöt], Vgl.
Bd. 11 428. Oben S. 84.
1) Bd. II 750.
2) Oben S. 48. Polyb. XXII 19.
3) Ähnlich ist das Verhältnis im Vertrage zwischen Hierapytna und Lyttos
(Michel, Recueil n. 29. Cauer, Delectus 117), die beide mit Gortys verbündet sind.
Auch Inschr. von Magnesia n. 65 könnte man hieher ziehen. Es ist dort von
einem Kriege zwischen Gortys und Knosos die Rede, den magnetische Schiedsrichter
beigelegt haben, nachdem vorher schon König Ptolemäos einen Ausgleich versucht
hatte (z. 28). Aber hier handelt es sich vielleicht um einen früheren Fall. Vgl.
Kerns Anmerkung. Inschr. von Magnes. 46, 11.
4) Dazu gehörte die Stätte des alten Lykastos, das Lykastion, das von Gortys
erobert und an Rhaukos gegeben war (Polyb. XXII 19, 1). Wir finden es später
wieder im Besitze der Knosier. Strabo X 479.
5) Koivod(xiot/. Vgl. Michel, Recueil 439. Das Aufhören des xoivo^lxiov wird
im Bündnisse zwischen Hierapytna und Priansos erwähnt. Michel, Recueil 16 z. 58.
6) Kydonia hatte Phalasarna, offenbar mit Hilfe einiger Verbannter, in Besitz
14. Buch. § 2. Kreta. 333
zu stände gebrachten allgemeinen Frieden, 30 oder 31 Städte, die bald
darnach mit Eumenes das erwähnte Bündnis schlössen. Kreter, auch
angesehene Männer, finden wir fortan in pergamenischen Diensten ^.
Jedoch der Ausgleich hielt nicht lange vor, abermals gerieten die Kreter
in Streit und schon 174 v. Chr. waren sie wieder so weit, dafs die
Römer eingriffen. Damals kam im Auftrage des Senats Quintus Minu-
cius mit zehn Schiffen, um Ruhe zu stiften. Er erreichte so viel, dafs
eine halbjährige Waffenruhe eintrat, nach deren Ablauf der Tanz von
neuem begann ^.
Im Kriege mit Perseus war Kreta neutral. Keine unter den kre-
tischen Gemeinden beteiligte sich am Kampfe ; die römischen Gesandten,
die bei Eröffnung der Feindseligkeiten Hellas bereisten, sprachen auch bei
den Kretern vor und suchten sich der Stimmung zu versichern ^. Aber
einzeln nahmen die Kreter in grofser Zahl am Kriege teil, bei Perseus
wie bei Eumenes und den Römern, und zwar die Mehrzahl im make-
donischen Heere; die Truppen, welche zuletzt bei Perseus ausharrten,
waren Kreter * , und es ist wahrscheinlich , dafs die Sympathien der
Mehrzahl hier wie anderwärts bei Makedonien waren. Übrigens ist der
makedonische Krieg auf der Insel nicht ganz ohne Widerhall geblieben.
Die Kydoniaten, die sich auch jetzt von den anderen Kretern abgesondert
haben müssen, überfielen mitten im Frieden ApoUonia, nahmen die Stadt
ein, töteten die Männer, plünderten die Habe und verteilten Weiber, Kinder,
Stadt und Stadtgebiet unter sich. Um sich vor der Rache der Gortynier
und der übrigen Kreter zu schützen, erbaten sie von Eumenes eine Be-
Satzung, der sie dann ihre Stadt in Obhut übergaben ^. Sie setzten
genommen; die Kydoniaten mufsten es unbeschädigt freigeben und zugleich ihre
eigenen Geiseln, die sie im Stiche gelassen hatten, wieder zurücknehmen. Aufser-
dem wurden sie mit den Verbannten von Phalasarna, die sich bei ihnen aufhielten,
von der kretischen Gemeinschaft ausgeschlossen. Polyb. XXII 19.
1) Dazu gehört Kydas, der vorher in Gortys das höchste Gemeindeamt be-
kleidet hatte. Polyb. XXII 19, 1. XXIX 6, 1. 7, 8.
2) Liv. XLI 25, 7.
3) Liv. XLII 35, 7. Oben S. 117.
4) Liv. XLIII 7. Oben S. 164.
5) Polyb. XXVIII 14 f. 169 v. Chr. Aus dieser Geschichte ergeben sich Ver-
hältnisse, die den früheren , dem Bündnis der kretischen Städte mit Eumenes zu
gründe liegenden, entgegengesetzt sind. Unverändert ist nur die Sonderstellung
der Kydoniaten. Aber während diese damals nicht zu den Bundesgenossen des
Eumenes gehören, werden sie jetzt durch pergamenische Truppen gegen die anderen
Kreter geschützt. Diese Veränderung wird eine Folge des 3. makedonischen Krieges
sein, in dem die Mehrheit, das y.oivov der Kreter, makedonisch gesinnt war, während
Kydonia sich auf die andere Seite schlug.
21*
324 14. Buch, ij 2. Rhodisch-kretischer Krieg 155 v. Chr.
also ihre Hoffnung auf Eumenes, während die übrigen mehr zu Perseus
hingeneigt zu haben scheinen. Als die Rhodier 168 v. Chr. die Friedens-
vermittlung unternahmen, forderten sie zugleich alle Kreter, das Ganze
wie die Einzelgemeinden auf, mit ihnen in Bündnis zu treten, und es
scheint, dafs die Kreter sich ihnen anschlössen ^. Demgeraäfs hatten sie
nach dem Kriege unter der römischen Ungnade mit zu leiden, doch ge-
lang es, Verzeihung zu erlangen; ob der Mehrheit irgend welche
Nachteile erwuchsen, ist unbekannt. Auch konnten die Römer den
Kretern, so wie die Verhältnisse lagen, viel weniger anhaben als etwa
den Rhodiern -. Jedenfalls zeigt die Insel kein irgendwie verändertes Ge-
sicht. Bald nachher, 166/5 v. Chr. brach ein neuer Krieg aus; diesmal
verbündeten sich die beiden mächtigsten Gemeinden, Gortys und Knosos,
gegen Rhaukos, das ungefähr in ihrer Mitte lag; die Verbündeten ver-
pflichteten sich, den Krieg bis zur Vernichtung der feindlichen Stadt
fortzusetzen ^. Gewifs sind auch andere Städte in die Fehde hinein-
gezogen worden, deren Ausgang wir nicht kennen.
Um 155 V. Chr. gerieten nun die Kreter in Krieg mit den Rhodiern *,
die seit langer Zeit, besonders seit dem Kriege gegen Antiochos auf der
Insel viel Einflufs besafsen ^. Ihre Demütigung nach der Schlacht bei
Pydna wird die Stellung der Rhodier auch auf Kreta erschüttert haben,
wie es aber zum Kriege kam, wissen wir nicht. WahrscheinHch war
es doch der kretische Seeraub, der die Rhodier nötigte, zu den Waffen
zu greifen. Aber sie fanden diesmal nicht wie gelegentlich früher nur
einzelne kretische Gemeinden sich gegenüber, sondern die ganze Ver-
einigung der Inselstädte wandte sich geschlossen gegen sie ^. Die Kreter
hatten keinerlei Seemacht gröfseren Stils, keine eigentlichen Kriegschiffe,
sondern nur kleinere, aber leichte und behende Fahrzeuge mit unter-
nehmenden, tapferen Seeleuten, die den kleinen Krieg trefflich verstanden
und ihren Gegnern schwere Arbeit machten.
Der Verlauf des Krieges war für die Rhodier nicht günstig; ihre
1) Polyb. XXIX 10, 6. Oben S. 157.
2) Zonar. IX 24, 6. Oben S. 197.
3) Polyb. XXXI 1.
4) Trogus prol. 35. Polyb. XXXIII 4. Diodor XXXI 36. Nach Diodor
scheint der Beginn des Krieges ein Jahr vor dem Ausbruch des keltiberischen
Krieges zu fallen, d. h. vor 154 v. Chr.
5) Eine Urkunde liegt darüber vor in dem Bündnis der Rhodier mit Hierapytna.
Michel, Recueil, n. 21. Cauer, Del. n. 181. Bd. II 431 Anm. 2.
6) Plutarch de frat. amor. 19 (p. 490 B) sagt, die Kreter führten zwar oft
Krieg untereinander, aber wenn auswärtige Feinde angriflFen, täten sie sich zu-
sammen, und dies sei der sogen. Synkretismos. Das scheint beim Angriff der
Rhodier der Fall gewesen zu sein.
14. Buch. § 2. Rhodisch-kretischer Krieg 154 v. Chr. 335
Kriegsrüstung und Leistungsfähigkeit, auch der Geist der Bürgerschaft
war nicht mehr wie früher. Der Feldherr, den sie zuerst wählten,
Aristokrates, bewährte sich nicht ^ Er nahm unter ungünstigen Um-
ständen eine Seeschlacht an, wo die rhodischen Kriegschiffe von einer
Überzahl kleiner feindlicher Fahrzeuge umschwärmt wurden, sich ihrer
nicht erwehren konnten und in Nachteil gerieten. Rhodos mufste sich
zu grölseren Rüstungen entschliefsen ^ und suchte die Hilfe der be-
freundeten Staaten nach. Attalos II wird sie unterstützt haben, dagegen
die Achäer waren zwar geneigt, den Rhodiern zu helfen, lehnten
aber auf Antrag des Kallikrates jede Teilnahme am Kriege ohne römische
Ermächtigung ab ^. Nach Rom schickten die Rhodier einen ihrer an-
gesehensten Männer, den Nauarchen Astymedes^, und der Senat ver-
suchte die Kreter zum Frieden zu bringen; doch scheint der Versuch
erst später Erfolg gehabt zu haben. Der Krieg ging zunächst weiter;
die Rhodier behaupteten wohl das Übergewicht auf der offenen See ^,
konnten aber mit ihren Gegnern nicht fertig werden. Der Krieg ging
anders als sie erwarteten, sie verloren die Ruhe und Besonnenheit und
gerieten dadurch noch mehr in Schaden ^. Es scheint ein Treffen ge-
schlagen worden zu sein, das für die Rhodier wiederum nachteilig war '',
Auch waren sie nicht im stände, die feindlichen Raubzüge zu hindern
und ihre Bundesgenossen zu schützen. Schwer ward die Insel Siphnos
betroffen. Die Kreter erschienen vor der Stadt, und die Bürger, die
zur Verteidigung keinen Mut fanden, öffneten ihnen gegen das Ver-
sprechen der Schonung die Tore. NatürUch hielten die Kreter nicht
1) Polyb. XXXIII 4.
2) Eiii Teil der gegen Kreta bestimmten Flotte beteiligte sich am Kriege des
Attalos gegen Prusias. Polyb. XXXIII 13, 1 (154 v. Chr.).
3) Polyb. XXXIII 16 schildert die Verhandlungen bei den Achäern. Die
Kreter baten ebenfalls um Hilfe und hatten den Gortynier Antiphatas, Sohn des
Telemnastos, als Gesandten geschickt, der seine Sache sehr gut vertrat und von der
sonstigen kretischen Art vorteilhaft abstach. Sein Vater, Telemnastos, war ein
Waffengefährte Philopoimens gewesen. Vielleicht ist er nicht verschieden von dem
Telemnastos, der im Auftrage des Perseus zu Antiochos Epiphanes ging. Polyb.
XXIX 4, 8. Sein Bild befand sich im Asklepieion bei Epidauros. CIGPel.
I 1117.
4) Oben S. 193.
5) Dies geht daraus hervor, dafs die kretischen Piraten nachts fahren müssen :
avvavayy.Ka&syzsg yilg vno rdiv noXs/uiioy vvxrog noitjaaa&iu Toy sxn^ovy otä to
dsdiEPai TC( ueye&t} rcüv axaqxijy. Diodor XXXI 45.
6) Polyb. XXXIII 17. Diodor XXXI 43. Sie wählten einen Mann zum Ar-
chon, sagt Polybios, den sie früher abgesetzt hatten. Vielleicht ist damit der oben
erwähnte Aristokrates gemeint.
7) Diodor XXXI 34.
336 14. Buch. § 3. Bithynisch-pergamenischer Krieg 156 v. Chr.
Wort, sondern iiihrten die ganze Bewohnerschaft mit ihrer fahrenden
Habe, das Tempelgut eingeschlossen, als Beute hinweg. Bei der Heim-
kehr, die mit Rücksicht auf die rhodischen Kriegschifife in der Nacht
geschah, ereüte die Kreter ein Sturm, der einen grofsen Teil der Ex-
pedition vernichtete ^
Der Krieg ist dann, wohl durch Vermittelung der Römer, zu Ende
gegangen. Vielleicht ist es den Rhodiern gelungen, die leicht lösliche
Eintracht der Kreter zu sprengen und dadurch den Gegner zu schwächen.
Jedenfalls ging der Einflufs, den die Rhodier früher auf Kreta und ihre
ganze Nachbarschaft ausübten, stark zurück. Etwa gleichzeitig mit den
kretischen Händeln entstand in nächster Nähe zwischen Knidos und
Keramos, die beide zu den rhodischen Bundesgenossen gehörten, ein
Krieg ^, den die Rhodier wohl nicht haben hindern können. Vermut-
lich aber sind sie dabei in Mitleidenschaft gezogen worden.
§ 3.
Um dieselbe Zeit entstand ein Krieg zwischen Attalos II und seinem
Nachbarn Prusias II. Zwischen den beiden Königreichen bestand ja alte
Feindschaft, und die unerledigten Gebietstreitigkeiten (S. 202) mögen
den Anlafs gegeben haben, dafs Prusias die Waffen ergrifft. Der Bi-
thyner scheint allerlei hochfliegende Pläne gehabt zu haben, bei denen
die Unsicherheit der pergamenischen Thronfolge eine Rolle gespielt haben
mag*. Der Krieg begann 156 v. Chr. mit einem unerwarteten Ein-
bruch der Bithyner in das Nachbarreich. Auf Beschwerde des Attalos
kam eine römische Gesandtschaft, um den Frieden wiederherzustellen.
Prusias sträubte sich, ward aber in bestimmter Weise aufgefordert, sich
an der Grenze zu einer Zusammenkunft mit Attalos einzufinden; beide
Könige sollten sich dabei von 1000 Reitern begleiten lassen. Prusias
kam, aber er brachte nicht nur die Reiter mit, sondern führte sein
ganzes Heer kampfbereit heran, in der Hoffnung, den Attalos zu über-
raschen und zu fangen. Jedoch Attalos entkam samt den römischen
1) Diodor XXXI 45.
2) Trogus prol. 35. Über Keramos s. oben S. 196 Anm. 2.
3) Polyb. III 5, 2. XXXII 27. Diodor XXXI 35. Appian, Mithr. 3. Trogus
prol. 34. M. H. E. Meier, Ersch und Grubers allg. Encyklop. 3. Serie Bd. XVI
S. 400 ff. Wilcken, RE. II 2, 2172. Fränkel, Inschr. von Pergamon nr. 225. Was
die Zeit anlangt, so mufs der Krieg nach der Reihenfolge der polybischen Exzerpte
156 V. Chr. begonnen haben und war 154 v. Chr. gleichzeitig mit dem ligurischen
Kriege des Opimius zu Ende.
4) Er hat später behauptet, dafs er seinem Sohne Nikomedes ein Königreich
habe gewinnen wollen. Appian, Mithr. 6. Vgl. oben S. 204.
i
14. Buch. § 3. Bithynisch-pergamenischer Krieg 155 v. Chr. 337
Gesandten in eiliger Flucht nach Pergamon. Prusias setzte ihm nach
und hielt ihn in seiner Hauptstadt einige Zeit belagert. Einen ernst-
lichen Angriff auf die Stadt hat er nicht unternommen, aber die Um-
gegend hatte schwer zu leiden. Als eifriger Verehrer der Götter brachte
Prusias zunächst im Asklepiostempel dem Heilgott, den er besonders
verehrt zu haben scheint, ein feierliches Opfer dar. Dies hinderte ihn
nicht, das prächtige Nikephorion mit seinen Heiligtümern und Bildwerken
unbarmherzig zu verwüsten und bei seinem Abzüge das Bild des As-
klepios, ein berühmtes Kunstwerk, mitzunehmen. Von Pergamon aus
versuchte Prusias Eläa zu überrumpeln, fand es aber besetzt und ver-
teidigt ^, zog dann nach Thyateira und kehrte von hier nach Ausplünderung
und Verheerung der Landschaft, wobei wiederum die Heiligtümer nicht
verschont wurden, zurück nach Bithynien. Mangel an Lebensmitteln
und Krankheiten im Heere nötigten ihn zur Umkehr. Ein ähnlicher
Überfall erfolgte zur See; die bithynische Flotte landete an verschiedenen
Stellen des Festlandes wie auf Lesbos, erbeutete, wie es scheint, einige
pergamenische Schiffe, erlitt aber auf der Rückkehr in der Propontis
durch Sturm bedeutenden Schaden ^.
In Rom wollte man zunächst den wiederholten Berichten und Be-
schwerden des Attalos nicht recht glauben, sondern vermutete, er suche nur
einen Anlafs zum Kriege gegen Prusias, zumal da die Vertreter des letzteren,
insonderheit sein Sohn Nikomedes, alles ableugneten, bis dann die heim-
kehrenden Legaten die pergamenischen Beschwerden bestätigten ^.
Noch im Winter (156/5 v. Chr.) ging eine neue Gesandtschaft nach
Asien, aber auch diese richtete nichts aus "*. Vielmehr unternahm Prusias
einen neuen Angriff und belagerte den Attalos samt den römischen Ge-
sandten von neuem in Pergamon. Der Senat mufste zu stärkeren Mitteln
greifen. Er schickte zehn der angesehensten Männer aus seiner Mitte,
um den Prusias zu nötigen, Frieden zu halten und dem Attalos Ent-
schädigung zu leisten. Diese Gesandtschaft traf zu Anfang des Jahres
154 V. Chr. in Asien ein ^. Da Prusias auch jetzt noch Schwierigkeiten
machte, so ward ihm die Freundschaft und das Bündnis aufgekündigt
und die Freistädte in lonien, am Hellespout und am Bosporos auf-
1) Sosandros, ein Verwandter des königlichen Hauses, behauptete sich hier.
Polyb. XXXII 27, 10. Wir kennen ihn auch aus den Inschr. v. Perg. I n. 248.
2) Diodor XXXI 35. Polyb. XXXIII 13, 6 ff., woraus man sieht, dafs auch
Herakleia am Pontos (denn dieses ist natürlich gemeint) zu leiden hatte.
3) Polyb. XXXII 28.
4) Polyb. XXXIII 1. Damals war der Prätor A. Postumius Vorsitzender des
Senates, im Amtsjahr 155/4 v. Chr. Cicero acad. II 137.
5) Polyb. XXXIII 9. 12.
338 14. Buch. § 3. Sturz des Prusias II.
gefordert, nicht ihn, sondern den Attalos zu unterstützen ^ Inzwischen
hatte dieser schon während des Winters 155/4 v. Chr. ein ansehnliches
Heer gesammelt, auch Ariarathes V und Mithridates vom Pontes, der
Nachfolger des Pharnakes ^, stellten ihm Hilfstruppen. Die römische Ge-
sandtschaft hatte dem Attalos anfangs geraten, nicht anzugreifen, sondern
sich auf die Verteidigung zu beschränken. Es scheint aber, dafs ihm
später freie Hand gelassen ward; denn er ging zum Angriff über die
bithynische Grenze vor ^. Gleichzeitig hatte Athenäos mit Hilfe der
freien Hellenen, wie Rhodos und Kyzikos, eine Flotte von 80 Krieg-
schiffen zusammengebracht, fuhr in den Hellespont ein und verheerte
das bithynische Küstengebiet. So mufste denn Prusias nachgeben und
unter römischer Vermittelung mit Attalos Frieden schliefsen. Es wurden
ihm glimpfliche Bedingungen zu teil. Sein Gebiet blieb ungeschmälert ;
beide Könige behielten also was sie zu Anfang des Krieges besessen
hatten. Prusias verpflichtete sich, dem Attalos 20 Kriegschiffe auszuliefern
und in zwanzig Jahresraten 500 Talente zu zahlen. Den Gemeinden
Methymna und Ageä, Kyme und Herakleia am Pontos wurden als Entschädi-
gung für die Plünderungen 100 Talente zugesprochen. Nach Abschlufs des
Vertrages kehrte Attalos mit seinem Heere nach Pergamon zurück '^.
Prusias H hat nach dem Frieden nur noch wenige Jahre regiert,
dann ward er entthront ^. Er war bei seinen Untertanen aUgemein ver-
hafst. Als häfslich, unkriegerisch, abergläubisch wird er geschildert, als
ein weibischer Schlemmer, ein Sardanapal ohne höhere Bildung, ohne
geistige Interessen ^. Die Hoffnungen der Bithyner waren auf seinen
Sohn Nikomedes gerichtet ; sie wünschten sehnlichst, sich des Vaters zu
entledigen. Prusias kannte die Stimmung seiner Untertanen und ent-
1) Man sieht daraus, dafs die hellenischen Freistädte nicht alle auf der Seite
des Attalos standen.
2) Dieser Mithridates ist wahrscheinlich der oben S. 78 erwähnte Bruder des
Pharnakes, also Mithridates IV, beigenannt Philopator Philadelphos. Pharnakes
scheint schon 170/69 v. Chr. gestorben zu sein. Vgl. Reinach, Trois royaumes
S. 170. Mithradates Eupator S. 36. 457. Oben S. 202 Anm. 4.
3) Hierauf bezieht man Steph. Byz. Bo6; xe^akai , lönos xaB-' oV inoXsfii^ae
ügovaias ngog ^'AxTai^ov. Jedoch ist dies recht zweifelhaft.
4) Polyb. XXXIII 12 f. Appian, Mithr. 3 f. Nach letzterem entsprach die
Summe, die Prusias zahlen mufste, nicht dem angerichteten Schaden.
5) Appian, Mithr. 4. Justinus XXXIV 4. Liv. perioch. 50. Zonar. IX 20, X.
Strabo XIII 624. M. H. E. Meier a. 0. S. 405ff. U. Wilcken, RE. II 2, 2174.
6) Polyb. XXXVII 7. XXXII 27, 7. Athen. XI 496 E. Vgl. Diodor XXXII
19. Seine Frömmigkeit bezeugen auch die Weihgeschenke, die er dem Orakel in
Didyma bei Milet gestiftet hat. Haussoullier , Biblioth^que de l'ecole des hautes
etudea. 138. fasc. S. 200. 202. 222.
14. Buch. § 3. Sturz des Prusias II. 339
fernte daher seinen Sohn nach Rom ^ ; er gedachte den Kindern einer
anderen, jüngeren Frau die Nachfolge zuzuwenden. Nikomedes hielt sich
mehrere Jahre in Rom auf und hatte hier Gelegenheit, sich Freunde
zu machen, Prusias beauftragte ihn jetzt, beim Senate den Erlafs der
dem Attalos noch geschuldeten Summe zu erwirken, und schickte ihm
in der Person des Menas einen Wächter und Aufpasser. Menas hatte
Befehl, ihn, wenn der Senat die Bitte ablehne, umzubringen, wozu ihm
einige Schiffe und Soldaten mitgegeben waren ^.
Im Senat erreichte Nikomedes nichts, da Attalos durch seinen Ge-
sandten Andronikos ^ mit Erfolg widersprach. Jetzt hätte Menas nach
des Prusias Willen den Nikomedes beseitigen sollen, statt dessen aber
verbündete er sich mit ihm zum Sturze des Königs. Andronikos ward
ins Vertrauen gezogen und vermittelte die Unterstützung des Attalos.
In Berenike an der epirotischen Küste traf Menas mit Nikomedes und
Andronikos zusammen und verabredete das Nähere. Nikomedes legte
das Diadem an und zeigte sich zum ersten Male als König; Menas, der
sich anfangs überrascht stellte, veranlafste dann die Soldaten, etwa
2000 Mann, sich dem jungen Fürsten anzuschliefsen, und geleitete den
Nikomedes zunächst zu Attalos, der ihn mit offenen Armen empfing
und an Prusias die Aufforderung richtete, seinem Sohn einen Teil des
Königreichs abzutreten *'. Prusias lehnte rundweg ab und rief die
römische Hilfe an. Nunmehr rückte Attalos mit seinem Schützling in
Bithynien ein, Nikomedes ward überall, wo er erschien, mit Freuden als
König begrüfst, Prusias wagte nicht mehr, seine Person dem Schutze
seiner Untertanen anzuvertrauen, erbat sich von seinem Schwager
Diegylis 500 Thraker und zog sich mit ihnen auf die Akropolis von
Nikäa zurück. Er rechnete auf die römische Hilfe und verhielt sich
einstweilen ruhig. Allein in Rom ward seine Sache von den Freunden
des Nikomedes und Attalos, zu denen auch der Stadtprätor gehörte, ab-
sichtlich hingezogen, und die Gesandtschaft, die schHefslich abgeordnet
ward, bestand aus drei wenig geeigneten Personen ^. Inzwischen hatte
1) Zur Zeit des Krieges mit Attalos war Nikomedes schon in Rom. Polyb.
XXXII 28, 4.
2) Appian, Mithr. 4, wo ausdrücklich gesagt wird, dafs Nikomedes in Rom ge-
tötet werden sollte, was Befremden erregt hat und den Gedanken an ein Mifs-
verständnis des Autors nahe legt. Vielleicht sollte Menas den Nikomedes mit-
nehmen und unterwegs beseitigen.
3) Vgl. über ihn RE. I 2, 2163 nr. 16. Fränkel vermutet ansprechend, dafs
ihm das Ehrendekret Inschr. v. Perg. 224 gelte.
4) Appian, Mithr. 6.
5) Appian, Mithrid. 6. Polyb. XXXVII 6. Diodor XXXII 20. Liv. pcrioch.
330 14. Buch. § 3. Nikomedes II König 149 v. Chr.
Nikoraedes Zeit, sich in Bithynien weiter auszubreiten. Als später die
römischen Gesandten eintrafen und die Einstellung der Feindseligkeiten
verlangten, waren Attalos und Nikomedes dazu gleich bei'eit, aber die Bithyner
erklärten, sie könnten die Tyrannei des Prusias nicht länger ertragen,
worauf die Gesandten zum Bericht nach Rom zurückkehrten. Da sich
also Prusias verlassen sah, beschlofs er, sich mit eigenen Kräften zur
Wehre zu setzen, und ging nach Nikomedien, um von hier den Krieg
zu führen. Als aber Nikomedes vor der Stadt erschien, ging sie zu
ihm über und öffnete ihm die Tore ^ Der alte König, von allen ver-
raten, suchte im Tempel des Zeus Soter Zuflucht und ward hier auf
Befehl des Nikomedes getötet (149 v. Chr.) ^. Der Sohn, dem er die
Nachfolge zugedacht hatte, ist wahrscheinlich gleichfalls umgekommen ^.
Nikomedes II mit dem Beinamen Epiphanes ^ übernahm die Regierung.
Das Geschehene war durchaus nicht nach dem Sinne der Römer ^ ; denn
Prusias war ihnen ein sehr nützlicher Freund gewesen. Aber sie hatten
sonst alle Hände voll zu tun; um dieselbe Zeit war in Makedonien ein
50. Plutarch Cato mai. 9. Sie erregte den Spott des alten Cato, der also damals
noch lebte.
1) Inschr. v. Pergamon I 225 ist in einer Weihinschrift des Attalos von einer
Belagerung die Rede, was man auf die Belagerung Nikomediens bezieht. Da jedoch
sonst nicht bezeugt ist, dafs Attalos die Stadt belagerte, so kann die Inschrift
auch auf den früheren Krieg von 154 v. Chr. gedeutet werden.
2) Appian, Mithr. 7. Justinus XXXIV 4, 5. Diodor XXXII 21. Zosimos
II 36 teilt ein Orakel mit, das dem siegreichen Nikomedes damals zu teil geworden
sein soll.
3) Vielleicht ist dies der Sohn, der fioyö&ov? war und hiefs, d. h. dessen Zähne
so eng standen, dafs die ganze Eeihe wie ein einziger Zahn war. Freilich ist über
diesen Monodus nicht leicht ins reine zu kommen. Einige Autoren (Liv. perioch.
50. Festus p. 148 Müller. Plinius, Nat. bist. VII 69) nennen ihn nicht mit
Namen, nach anderen hiefs er wie der Vater Prusias (Valer. Max. I 8 ext. 12 und
mit starken Irrtümern Tzetzes, Chil. III 952), nach Suidas s. 'AnoXXwyiäg Nikomedes.
Suidas erzählt , Attalos habe gegen Nikomedes Monodus Krieg geführt und
sein Land besetzt, doch habe Nikomedes durch die Römer das Verlorene wieder
erhalten. Hier ist also alles unsicher, zumal da Prusias II nach Justinus a. 0.
von seiner zweiten Frau mehrere Söhne hatte. Die Familiengeschichte der bithy-
nischen Dynastie birgt überhaupt noch manches Rätsel. So ist es immer noch
nicht entschieden, ob Nikomedes III Sohn oder Enkel des Nikomedes II Epiphanes
war. Erateres wird heutzutage meist angenommen, aber es gibt gute Zeugnisse,
die für das andere sprechen. Appian, Mithr. 7. CIGr. II 2279 mit Böckhs Aum.
Eckhel, Doctr. num. II 445. Clinton, Fasti Hellen. III 418 ff. Reinach, Trois
royaumes p. 118 ff.
4) Den Beinamen bezeugen die Münzen und die delische Inschrift CIGr. II
2279. Reinach a. 0.
5) Zonaras IX 27, 1.
14. Buch. § i. Pseudophilippos. 331
Aufstand ausgebrochen, bei dessen Unterdrückung sie auf die Hilfe des
Nikomedes und Attalos rechneten. So liefseu sie geschehen, was sie
nicht mehr hindern konnten, und Nikomedes 11 ward als König
anerkannt ^ Für Pergamon hatte der Thronwechsel die wohltätige
Folge, dafs bis auf weiteres an Stelle der früheren Feindschaft ein
friedliches Verhältnis mit Bithynien eintrat.
§^.
Das Jahr 153 v. Chr. bezeichnet in der inneren wie der äufseren
Geschichte Roms einen bedeutenden Abschnitt durch den Ausbruch des
kel tiberischen Krieges 2, der mit Niederlagen begann und die gröfsten
Opfer an Menschenleben kostete. Es war ein wilder Krieg, der sich
nicht mit einer Schlacht beenden liefs, wo der tapfere Feind bis zum
äufsersten widerstand, ein Krieg, der in Rom die Herzen erbeben liefs
und die Aushebungen schwierig machte. Es war die Zeit, in der Scipio
Amilianus durch sein unerschrockenes Beispiel sein Ansehen begründete ^.
Jahrelang dauerte dieser blutige Kampf und schien kein Ende zu nehmen,
und an die spanischen Verwickelungen schlössen sich bald andere an.
Die Karthager rührten sich und versuchten sich mit eigener Kraft ihres
Bedrängers Massinissa zu erwehren; daraus entstand 149 v. Chr. der
dritte punische Krieg, der gleichfalls nicht den gewünschten Fortgang
nahm. Rom war nach zwei Seiten hin beschäftigt, und es schien auch
im Osten die Gelegenheit gekommen, die römische Herrschaft zu er-
schüttern.
Dies waren die Zeitumstände, unter denen ein verwegener Aben-
teurer Andriskos, der sich für einen Sohn des Perseus ausgab, den
Versuch unternahm, das Königreich Makedonien wiederherzustellen und
die zerrissenen, durch innere Zwietracht erschütterten makedonischen
Landschaften wieder zu vereinigen *. Andriskos war in Wahrheit aus
Adramyteion gebürtig und niederer Herkunft ^, nannte sich aber Philippos
Sohn des Perseus ^. Er erzählte, der Vater habe ihn, um ihn zu retten,
1) Die Gesandten, welche 148 v. Chr. (Pausan. VII 13, 2) nach Asien gingen,
waren vielleicht nach Bithynien bestimmt.
2) Der Konsul Q. Fulvius Nobilior eröffnete ihn 153 v. Chr. Appian, Iber. 44.
3) Polyb. XXXV 1—4.
4) Diodor XXXI 40 a. XXXIl 15. Liv. perioch. 47. 49. Zonaras IX 28, 2 f.
(Dio Cassius I S. 312 Boiss.). Velleius I 11. Vgl. U. Wilcken, RE. I, 2, 2141.
5) Der Vater war Walker, er selbst Schmied nach Ammian. Marc. XIV 11. 31.
Vgl. XXVI 6, 20. Lucian adv. indoct. 20.
6) Vielleicht sogar legitimer Sohn. Wilcken vermutet, bei Liv. per. 49 s«i für
ex paelice zu lesen ex Laodice. Vgl. Ammianus XIV 11 , 31. Der echte
Phillippos war übrigens Adoptivsohn des Perseus. Oben S. 121.
333 14. Buch. § 4. Pseudophilippos.
einem Kreter anvertraut, bei dem er in der Verborgenheit aufgewachsen
sei. Es fehlte auch nicht an Beweisstücken ; besonders wichtig war ein
von Perseus selbst versiegeltes Schriftstück, in dem vergrabene Schätze
in Amphipolis und Thessalonike nachgewiesen wurden. Die Hauptsache
aber war seine auffallende Ähnlichkeit mit Perseus, die ihn und seine
Helfershelfer veranlafste, den Betrug ins Werk zu setzen. Er hatte
schon einige Jahre sein Wesen getrieben, sich auf seine Rolle vorbereitet
und überall, wo er auftrat, Gläubige gefunden. Man glaubte gern, was
man wünschte. Die Aufrichtung Makedoniens konnte Befreiung vom
Druck der römischen Herrschaft bringen. Je mehr man diesen Druck
empfand, desto freudiger begrüfste man die Aussicht, Makedonien durch
einen König aus dem alten Geschlechte wiederhergestellt zu sehen.
Ein erster Versuch , sich in Makedonien aufzuwerfen , mifslang ^.
Andriskos ging von da als Söldner zu Demetrios I von Syrien, dem
Schwager des Perseus, und hier fand er zuerst allgemeineren Anklang.
Es zeigte sich bei den syrischen Makedoniern ein so mächtiges Stammes-
gefühl, dafs der angebliche Philippos eine Schar überzeugter An-
hänger um sich sammelte; Demetrios wurde aufgefordert, ihm zum
Throne zu verhelfen, und wenn er das nicht könne oder wolle, ihm
seinen eigenen Thron zu überlassen. Die Bewegung ward so bedenklich,
dafs der König den Prätendenten in der Stille verhaften liefs und nach
Rom sandte. In Rom erkannte man den Betrug; denn man wufste,
dafs Philippos, der Sohn des Perseus, zwei Jahre nach seinem Vater
in Alba gestorben sei ^. Doch legte man der Sache kein Gewicht bei;
Andriskos ward zwar in einer italischen Stadt in Haft gehalten, entkam
aber bald nach Miletos, wo er seine Sache aufs neue betrieb und
wiederum viele Anhänger fand. Er ward festgenommen, aber als un-
gefährlich wieder freigelassen. Dann fand er in einem Makedonier,
einem Musiker des Namens Nikolaos, einen Helfer. Durch diesen ward
er mit einer wohlhabenden Frau bekannt, einer ehemaligen Kebse des
Perseus ; sie ward überzeugt und rüstete den Prätendenten aus ^. Nun
schritt er zur Tat. Er begab sich nach Thrakien zum Fürsten Teres,
der eine Tochter Phihpps zur Ehe hatte. Unterwegs berührte er Byzanz,
wo man ihn schon mit allen Ehren aufnahm. Teres erkannte ihn als König
an, gab ihm einige Mannschaften mit und verschaffte ihm unter den
Fürsten und Stämmen Thrakiens weiteren Anhang; besonders eifrig
1) Zonar. IX 28, 2. Ampel, lib. mem. 4.
2) Polyb. XXXVII 2, 3. Oben S. 188.
3) Sie hatte einen Pergamener geheiratet, scheint also in Pergamon gewohnt
zu haben.
14. Buch. § 4. Pseudophilippos. 333
war der DvTiast Barsabas \ der ihn mit gewaffneter Macht nach Make-
donien geleitete. Zuerst ward der Prätendent zurückgetrieben, kehrte aber
mit Verstärkungen wieder. Das Aufgebot des ersten Makedoniens, das ihm
entgegentrat, ward in der Odomantike besiegt ^; Andriskos drang über
den Strymon in das zweite Makedonien ein, und nachdem er auch hier
einen Sieg erfochten hatte, fiel ihm das ganze Land zu; der Sieg war
der beste Beweis seiner Rechte. Zwar scheint die Anerkennung nicht
immer ganz freiwillig gewesen zu sein, besonders bei den Vornehmen
und Begüterten, aber die populäre Stimmung war für ihn. Alle Städte
kamen in seine Hand, er ward König von Makedonien und nahm wahr-
scheinlich seinen Wohnsitz in Pella ^. Sofort versuchte er nach
Thessalien überzugreifen, wo es gewifs besonders bei den Perrhäbern
und Magneten viele Unzufriedene gab, die zum Sturz des oligar-
chischen Kegiments mitzuwirken bereit waren. Die Thessaler gerieten
in Angst und baten den achäischen Bund um Hilfe * ; es versteht sich
von selbst, dafs sie sich auch nach Rom wandten.
Dort hatte man beim ersten Erscheinen des falschen Philippos eine
Gesandtschaft nach Hellas und Makedonien geschickt, an deren Spitze
P. Scipio Nasika stand. Man hoffte, die Bewegung leicht unterdrücken
zu können, aber Nasika kam zu spät. Er rückte mit griechischen Kon-
tingenten, vornehmlich Achäern, nach Thessalien, um wenigstens die
Grenze zu schützen ^. Zu gröfseren Leistungen reichten die Kräfte der
Hellenen nicht aus; die Römer mufsten selbst ein Heer schicken und
hatten zum Kriege in Spanien und Afrika • einen dritten in Makedonien
zu führen. Der Prätor Publius Juventius erschien mit einer Legion, die
er vermutlich durch griechische Kontingente verstärkte. Aber dem
makedonischen und thrakischen Aufgebot des Pseudophilippos war er
nicht gewachsen, ward geschlagen und fiel mit einem grofsen Teil seines
Heeres ; der Rest rettete sich im Dunkel der Nacht ^. Dieser Sieg ver-
mehrte das Ansehen des Prätendenten gewaltig. Er drang in Thessalien
ein und verheerte einen grofsen Teil dieser Landschaft, vor allem ge-
1) BctQaaßag Diodor XXXII 15, 7. Der Name ist vielleicht nicht richtig
überliefert.
2) Polyb. XXXVII 2, 3. Der Sieg bei den Odomanten ward 3—4 Monate
nach dem ersten Erscheinen des Andriskos erfochten. Die Lage des Schlachtfeldes
macht es wahrscheinlich, dafs dieser von Norden her, durch das Tal des Strymon
in Makedonien eindrang.
3) Ampelius 16.
4) Polyb. XXXVn 2, 5.
5) Liv. perioch, 50. Zonar. IX 28, 4,
6) Zonar. a. 0. Florus I 30. Eutrop. IV, 13. Oros. IV 22, 4.
334 14. Buch. § 4. Niederlage des Pseudophilippos 148 v. Chr.
wann er in Thrakien neuen Anhang und neues Gebiet. In Hellas ent-
stand grofse Aufregung, die Karthager, die damals mit unerwartetem Er-
folge sich gegen den römischen Angriff verteidigten, traten mit ihm in
Verbindung und stellten ihm Geld und Schiffe in Aussicht ^ Die Römer
mufsten sich zu gröfseren Rüstungen entschliefsen und fanden einen
eifrigen und kräftigen Helfer an Attalos II ^ ; denn nichts hätte dem
Pergamener gefahrlicher werden können als die Wiederherstellung Make-
doniens. Während im Jahre 148 v. Chr. der Prätor Quintus Cäcilius
Metellus, ein tüchtiger Soldat, mit einem richtigen konsularischen Heer
von zwei Legionen anrückte, schickte Attalos seine Flotte an die make-
donische Küste, bedrohte sie mit einem Angriff und erleichterte den
Römern die Arbeit. Metellus ist offenbar von Thessalien aus in Make-
donien eingedrungen ^. Andriskos erwartete ihn bei Pydna , und seine
Reiterei war im ersten Gefecht siegreich. Einer entscheidenden Schlacht
wich er aus, aber während er einen Heeresteil zur Verwüstung Thessa-
liens abgeschickt hatte, gelang es dem Metellus, ihn durch einen glück-
lichen Angriff' zu überwinden ^. Damit war der Feldzug entschieden,
die Makedonier verliefsen den Prätendenten und unterwarfen sich dem
Metellus. Andriskos war nach seinem Siege über Juventius tyrannisch
geworden; viele angesehene Männer, denen er nicht traute, sind ihm
zum Opfer gefallen, und so ist es kein Wunder, dafs die erste Nieder-
lage seinem Königtum ein Ende machte ^. Freilich Andriskos war da-
mit noch nicht beseitigt; der stärkste Rückhalt seiner Macht lag in
Thrakien, dorthin entkam er und kehrte nochmals nach Makedonien zu-
rück. Aber Metellus, der ihm sogleich entgegentrat, schlug seine Vor-
hut, und darnach zerstreute sich das Heer des Prätendenten, der jetzt
von seinen thrakischen Beschützern aufgegeben ward. Der Dynast Byzes,
bei dem er Zuflucht suchte, überantwortete ihn dem Metellus. Andriskos
wurde später (146 v. Chr.) in Rom im Triumph zur Schau gestellt und
darnach hingerichtet ^.
Doch selbst nach der Gefangennahme des Andriskos war die Ruhe
in Makedonien nicht wieder hergestellt. Noch einmal trat, wahrschein-
lich abermals mit thrakischer Unterstützung, ein angeblicher Sohn des
1) 149 V. Chr. Polyb. XXXVII 2. Appian, Lib. 111.
2) Strabo XIII 624.
3) Zonaras IX 28, 6. Metellus traf in Makedonien etwa zu der Zeit ein, wo
die Achäer gegen Sparta zu Felde zogen. Pausan. VII 13, 1. Vgl. S. 341.
4) Nach Eutropius IV 13 sind in der Schlacht 25000 Mann gefallen.
5) Zonar. a. 0. Diodor XXXII 9a b und das lückenhafte Fragment des Polyb.
XXXVII 9, 13.
6) Zonaras IX 28, 7. Velleius I 13, 11. Eutrop. IV 13. Liv. per. 50. Florus
I 30, 5. Ampelius 16. Appian, Lib. 135. Euseb. chron. I 239 Schöne.
14. Buch. § 4. Unterwerfung Makedoniens 148 v. Chr. 335
Perseus, Alexander, als Thronbewerber auf und brachte den östlichen
Teil Makedoniens bis zum Nestos in Aufruhr. Auch er ward von Me-
tellus vertrieben und über die Grenze zu den Dardanern gejagt ^.
Makedonien mufste für die Erhebung des Andriskos büfsen; es
ward als erobertes Land betrachtet, und die Anhänger des Prätendenten
wurden wahrscheinlich strenge bestraft. Metellus gewann ansehnliche
Beute ; wiederum wurden Kunstwerke nach Rom entführt ^. Die vier
makedonischen Landschaften verloren die Freiheit ^, wurden wieder ver-
einigt und das ganze Land zur römischen Provinz gemacht, die ein
Prätor mit prokonsularischer Befugnis * verwaltete. Die weitere Ord-
nung hat Metellus vermutlich in Gemeinschaft mit einer Senatskommission
vorgenommen. Die Lasten, Tribut und sonstige Abgaben wurden
gewifs ansehnlich erhöht. Bei allem Unglück war es doch ein Segen,
dafs die Teilung des Landes mit all ihren Schäden ein Ende nahm,
und der Verlust der nur scheinbaren Freiheit war kaum zu be-
klagen. Es ist daher wohl glaublich, dafs nicht wenige Makedonier die
Verwandlung in eine Provinz mit aufrichtiger Freude begrüfsten und
sich willig in die neue Lage fanden. Es scheint auch, dafs Metellus
soweit möglich schonend verfuhr ^. Grundlage der Verwaltung wurden
die Städte, die ihre von Amilius Paullus eingerichtete timokratische Ver-
fassung behielten und sich einer gewissen Autonomie erfreuten.
Die Neuordnung erstreckte sich nicht blofs auf Makedonien, son-
dern auch auf die benachbarten Gegenden. Vermutlich wurden in
Thrakien, etwa unter Mitwirkung des Attalos, einige Veränderungen
vorgenommen. Byzanz mufste wegen der dem Pseudophilippos gewährten
Ehren büfsen; es verlor seine frühere Unabhängigkeit und schlofs um
diese Zeit einen Bündnisvertrag mit den Römern ab ^. Besonders wur-
den die westlich an Makedonien grenzenden illyrischen Stämme, zum
1) Zonar. IX 28, 8.
2) Metellus nahm z. B. die Reiterbilder aus Dion fort, die Alexander den am
Granikos Gefallenen hatte setzen lassen. Velleius Pat. I 11, 3 f. Cicero in Verr.
IV 126. Vgl. Arrian I 16, 4. Plut. Alex. 16. Bd. I 62.
3) Florus I 30.
4) Vgl. SIG. I' 316 und das BCH. 23 (1899) S. 5 ff. mitgeteilte Senatuskonsult
über die Dionysischen Künstler.
5) Dem Metellus ward von einem Makedonier aus Thessalonike in Olympia
wegen seiner Verdienste um Makedonien in Olympia eine Statue gesetzt. Inschr.
V. Olymp. 325. Dittenberger , Syll. I* 312. Das beweist nicht viel, kann aber
doch erwähnt werden.
6) Tacit. ann. XII 62. Diodor XXXII 15, 6. Ob die Byzantier damals schon
einen Teil ihrer Einkünfte aus dem Fischfang den Römern überlassen mufsten,
wissen wir nicht. Strabo VII 320 bezeugt es für seine Zeit.
336 14. Buch. § 4. Die Provinz Makedonien 148 v. Chr.
Teil alte Verbündete Roms, in die Neuordnung mit einbegriffen und mit
Makedonien zu einer Provinz vereinigt, die nunmehr bis an die Küste
des adriatischen Meeres reichte. Manche von ihnen mögen sich dem
Andriskos angeschlossen haben ^, aber hauptsächlich geschah es wohl, um
die neue Provinz unmittelbar mit dem Meere und mit Italien zu ver-
binden. Bald darnach ward die Verbindung durch eine neue Heer-
strafse, die via Egnatia, noch weiter erleichtert, die nach ihrem Erbauer,
einem Prätor, den Namen erhalten hat. Sie ging von Epidamnos und
Apollonia aus über Lychnidos, Edessa und Pella nach Thessalonike und
endete bei Kypsela am Hebros ^. Ebenso ward Epirus mit Makedonien
vereinigt, nicht nur die 167 v. Chr. eingezogenen Teile, die Molosser
u. a. ; auch der noch bestehende Rest des epirotischen Bundes, der in
Phoinike seinen Mittelpunkt hatte, wurde damals aufgehoben. Wenig-
stens gibt es keine Spur davon, dafs er diese Zeit überdauert hat.
Nur der Stamm der Athamanen ist in diesen Gegenden als autonomes
Gemeinwesen bis in spätere Zeiten nachweislich ^.
All diese Anordnungen nahmen längere Zeit in Anspruch ; Metellus
war noch während des ganzen Jahres 147 v. Chr. damit beschäftigt *.
Für Makedonien begann mit der römischen Verwaltung eine neue Epoche,
die der Ausgangspunkt einer neuen Zeitrechnung ward. Als erstes Jahr
der Provinz galt das makedonische Jahr, das im Herbst 148 v. Chr.
seinen Anfang nahm °.
Die nationale Eigenart der Makedonier ward von der römischen
Herrschaft nicht angetastet; das Volk behielt seine Sprache, Sitte, Münze,
Zeitrechnung wie früher ^. Das Andenken an ihre grofse Vergangen-
heit ist den Makedoniern nicht verloren gegangen, und die Versuche, das
Königtum wieder aufzurichten, waren noch nicht zu Ende. Bald nach der
Niederlage des Andriskos trat ein neuer Pseudophilippos auf, der sich eben-
falls Sohn des Perseus nannte und von Thrakien ausgegangen zu sein scheint.
1) Polyb. XXXVni 5, 8.
2) Strabo VII 322 f. nach Polybios. Zur Zeit, wo dieser schrieb, war die
Strafse also schon gebaut.
3) Vgl. BCH. XIII 388.
4) Florus I 32, 3.
5) Kubitschek, RE. I 1, 636. Eusebius chron. I 239 f. Heuzey et Daumet,
Mission archeologique en Macedoine 234. 274. 276. Ebenso bestimmt den Anfang
<ier Ära Mariano Desideri , La Macedonia dopo la battaglia di Pidna , Koma,
Löscher 1901. Ich kenne diese Schrift nur aus dem kurzen Bericht der Deutschen
Litt.-Zeit. 1902 n. 45 S. 2853. Irrtümlich nimmt Marquardt, Rom. Staatsverw. I*
318 das Jahr 146 v. Chr. als Ausgangspunkt der makedonischen Ära an.
6) Vgl. die Inschrift von Lete von 120/19 v. Chr. SIG. 1* 318. Catalogue
of gr. coins in the Brit. Mus, Macedonia LIII. Head, Hist. num. 210.
14. Buch. § 5. Ursachen des achäischen Krieges. 337
Er fand besonders aus den unteren Volksklassen viel Zulauf, ward aber
143 oder 142 v. Chr. von dem Quästor Tremellius ohne Schwierigkeit
verjagt ^ Und im ganzen hat sich Makedonien den Römern willig
gefügt; es war nicht einmal nötig, eine dauernde Besatzung zu unter-
halten. Dafs die alte militärische Organisation des Landes nicht er-
halten blieb, versteht sich von selbst. Die Makedonier durften und
konnten sich nicht mehr mit eigener Kraft verteidigen und waren auf
den Schutz der Römer angewiesen, dessen sie gegen die nordischen
Nachbarn, Thraker und Galater, bald gar sehr bedurften. Diese bar-
barischen Völker waren früher durch Makedonien in Schach gehalten;
der Fall des Königreichs lockte sie zu Angriffen auf das entwaffnete
Land 2. Die Römer mufsten sich entschliefsen , um Makedonien zu
behaupten, auch die nördlichen Nachbarn zu unterwerfen. Es war eine
Aufgabe, die schon Philippos und Alexander der Grofse begonnen
hatten, die aber ihre Nachfolger nicht mehr hatten vollbringen können.
Später hatten Philippos V und Perseus das Werk wieder aufgenommen,
waren aber in Antangen stecken gebHeben und mufsten den Römern
die Vollendung überlassen.
§ ^•
Die Erhebung Makedoniens zu einer Zeit, wo die Römer in Spanien
und Afrika schwere Kämpfe zu bestehen hatten, übertrug sich auch
nach Griechenland und führte zu einer Auflehnung der Achäer gegen
die römische Hegemonie. Die Ursprünge dieser Bewegung sind nur
dürftig und ungenau bekannt ^ ; sie erscheint uns wie der stürmische
Ausbruch eines lange verhaltenen Hasses, der die Hellenen und vor-
nehmlich die Achäer ergriffen hatte. Denn trotz aller amtlichen Er-
gebenheit war es doch fast selbstverständHch , dafs die schon früher
vorhandene populäre Abneigung gegen die Römer sich nach den Ereig-
1) Liv. per. 53. Eutrop. IV 15. Varro de r. r. II 4, 1. Letzterer nennt den
Prätendenten Pseudoperses. Mommsen, Rom. Gesch. II* 42 läfst diese Erhebung
mit der früher erwähnten Alexanders zusammenfallen, was mit dem Zeugnis des
Zonaras nicht vereinigt werden kann. Noch später, um 88 v. Chr. wird von einem
Versuch berichtet, das makedonische Königtum wiederzuerwecken. Diodor
XXXVII 5 a.
2) Vgl. die S. 336 Anm. 6 zitierte Inschrift von Lete.
3) Den einzigen zusammenhängenden Bericht gibt Pausanias VII 12 ff., ein sehr
mangelhafter Autor. Die Fragmente des Polybios sind nicht zahlreich. Vgl.
Schorn, Geschichte Griechenlands S. 383 ff. Hertzberg, Gesch. Griechenlands I
243 ff. Tbirlwall, Hist. ofGreece VIII 482 ff. Freeman, History of fed. government
687 ff. Dubois, Les ligues etolienne et acheenne, S. 98.
Kieae, Geach. d. griech. n. mak. Staaten. III. 22
538 14. Buch. § 5. Ursachen des achäischen Krieges.
nissen von 167 v. Chr. immer mehr verstärkt hatte. Zunächst hatten
es die Werkzeuge der römischen Politik zu spüren, Kallikrates, Andro-
nidas u. a. *, denen sich die allgemeine Mifsachtung unverholen kund-
tat, aber auch sonst wird es dem Volke nicht an Gelegenheiten gefehlt
haben, seine Gesinnung an den Tag zu legen 2. Man hat angenommen,
dafs die Rückkehr der Gefangenen aus Rom auf die Stimmung der
Hellenen wesentlichen Einflufs gehabt habe ^. Ihre Rückkehr ging aller-
dings an Hellas nicht spurlos vorüber; es entstanden Streitigkeiten um
ihren Besitz, der oft genug in andere Hände übergegangen sein wird ^.
Dafs aber die Verbitterung der Heimgekehrten die Feindschaft gegen
Rom zum Ausbruch gebracht hätte, ist weder überliefert noch wahr-
scheinlich. Dagegen die Ereignisse in Makedonien, die Erhebung des
Andriskos, die Niederlage des Juventius, erzeugten in ganz Hellas grofse
Aufregung, besonders bei den Achäern, die selbst in Mitleidenschaft
gezogen wurden, deren Streitmacht nach Thessalien zur Hilfe eilen
mufste ^. Die römerfeindliche Stimmung erhielt durch die Erfolge des
Prätendenten einen mächtigen Antrieb; wenn man auch nicht an Krieg
dachte, so hoffte man doch, die Gelegenheit zu benutzen und den
achäischen Bund aus der drückend empfundenen Bevormundung zu be-
freien. Im Vertrauen auf die Verlegenheiten der Römer wagte man,
ihren Befehlen zu trotzen. Waghalsige Demagogen bemächtigten sich
der Bewegung; mit Hilfe der Volksmassen kamen sie an die Spitze
des Bundes. Sie trieben es so weit, dafs sie nicht mehr zurück konnten,
und führten den Bruch mit Rom herbei.
Gleich nach dem Beginne des Krieges in Afrika und Makedonien,
noch 149 V. Chr. begann in Achaia der Knoten sich zu schürzen. Den
Anfang machte der alte Streit zwischen Sparta und den Achäern, der
wiederum in Rom anhängig gemacht wurde. Es handelte sich zunächst
um die arkadische Grenzlandschaft, die vor einiger Zeit den Megalopoliten
1) Polyb. XXX 23. Zonar. IX 31, 1. Andere Namen bei Polyb. XXX 13, 3.
2) Man kann sich denken, dafs bei dem herzlichen Empfang des jungen Attalos
in Hellas der Römerhafs eine gewisse Rolle spielte. Polyb. XXXIII 18, 4. Auch in
der Litteratur wird derselbe zum Ausdruck gekommen sein. Isokrates der Kri-
tiker, der später in Syrien gegen die Römer predigte, wird wohl früher in Hellas,
wo er mit seinen Widersachern wie dem Messenier Alkäos im Kampfe lag, ähn-
liche Reden geführt haben. Polyb. XXXII 4, 5. 6, 5 ff. Jedenfalls liegt der An-
fang der antirömischen Litteratur, deren erhaltene Reste jünger sind, in dieser
Zeit, da sie schon bei Polybios vorausgesetzt wird.
3) Schorn a. 0. S. 381 und Hertzberg I 233 nehmen es an, aber Zeugnisse
gibt es meines Wissens nicht dafür. Vgl. Thirlwall VIII 474 f.
4) Zonaras IX 31, 1.
5) Polyb. XXXVII 1 ff. Oben S. 333.
14. Buch. § 5. Neue spartanische Wirren 149 v. Chr. 339
zugesprochen war ^, aber auch um die Kompetenz des Bundes gegen-
über den Spartanern, ja sogar die Zugehörigkeit Spartas zum Bunde
ward bei dieser Gelegenheit wieder in Frage gestellt. Jedoch wies der
Senat die Spartaner an die Achäer zurück, denen sie sich aufser in
den Fällen hochpeinlicher Gerichtsbarkeit (S. 60) zu unterwerfen hätten.
In Rom war Sparta durch Menalkidas vertreten, einen Mann, der bei
den Römern viel galt. Er hatte früher in ägyptischen Diensten gestanden
und im Kriege mit Antioches Epiphanes die Bedrängnis des ägyptischen
Königtums zu seinem Vorteil so kräftig ausgenutzt, dafs er unter An-
klage gestellt und ins Gefängnis gesetzt ward. Aber Gäius Popilius
bat ihn los ^ ; Menalkidas lebte seitdem als gemachter Mann in Sparta
und war im achäischen Bunde eine der Stützen der römischen Partei.
Er stand nun im Verdacht, dafs er sich in Rom um die Lostrennung
Spartas vom achäischen Bunde bemüht habe *.
Achäischer Strateg war damals (150/49 v. Chr.) Diäos von Mega-
lopolis, ein Mann von unbekannter Vergangenheit, vermutlich Sohn
jenes Diophanes, der einst als Gegner Philopoimens hervortrat *. Er
war einer der eifrigsten Patrioten, aber sein persönlicher Wert ist zweifel-
haft, seine Integrität verdächtig. Man sagt, dafs sein Vorgänger Menal-
kidas, der wegen seines Verhaltens in Rom von Kallikrates auf den
Tod verklagt ward, sich durch ein Geschenk an Diäos der An-
klage entledigte. Dies blieb aber nicht verborgen; Diäos ward seiner-
seits durch eine Rechen schaftsklage bedroht, und da soll ihm der neue
spartanische Handel sehr gelegen gekommen sein, um die Gefahr von
sich abzulenken und Sparta zu demütigen ^. Genug, Diäos trat scharf
1) Oben S. 318.
2) Polyb. XXX 17, 2.
3) Da Menalkidas 151/0 v. Chr. achäischer Bundesfeldherr war, so mufs die
Gesandtschaft vorher, etwa 152/1 v. Chr. gesetzt werden.
4) Oben S. 36 ff. Die Vermutung gründet sich darauf, dafs der Vater des
Diophanes ebenfalls Diäos hiefs (Pausan. VIII 51 , 1) ; oft hat ja der Enkel den
Namen des Grofsvaters. Dafs Diäos zu den aus Italien zurückgekehrten Gefangenen
gehörte, wie z. B. Hertzberg I 243 annimmt, ist nicht bezeugt ; denn nach Polyb.
XXXIX 10, 9 sind er und Damokritos erst bei Gelegenheit der letzten Wirren zu-
rückgerufen worden. Thirlwall VIII 474.
5) Pausan. VII 12, If. erzählt, dafs Menalkidas mit Kallikrates in dem
oropischen Handel gemeinsame Sache gemacht hatte, aber nachher seinen Part-
ner an der Summe, die er den Oropiem erprefste, nicht teilnehmen liefs. Aus
Rache brachte Kallikrates beim achäischen Bunde zur Anzeige, dafs Menalkidas
jn Rom den Austritt Spartas aus dem Bunde betrieben habe, und klagte ihn auf
den Tod an , worauf Menalkidas dem Diäos von dem oropischen Geld 3 Talente
abgab und sich dadurch aus der Klemme zog. Dieser Bericht ist unklar und un-
22*
340 14. Buch. § 5. Spartanische Händel 149/8 v. Chr.
o-egen Sparta auf. Nach seiner Behauptung hatte der Senat dem Bunde
volle Gewalt über die Stadt gegeben, und als die Lakedäraonier wider-
sprachen und aufs neue den Senat anriefen, ward ihnen erklärt, dafs
sie ohne Genehmigung des Bundes keine Gesandten nach auswärts
schicken dürften, und da sie sich nicht zufrieden gaben, so ward die
Exekution verhängt. Um den Krieg zu vermeiden, den sie zu führen
nicht im stände waren, mufsten die Lakedämonier sich dazu verstehen,
die von Diäos namentlich bezeichneten vornehmsten Unruhestifter und
Gegner der Achäer, 24 Männer ^, zum Tode zu verurteilen. Dieselben
hatten übrigens schon vorher Lakedämon freiwillig verlassen - und
wandten sich, wie verabredet war, nach Rom, um hier die Rückkehr
zu erwirken. Zu dieser neuen Verhandlung schickten die Achäer zwei
Vertreter, Diäos, dessen Amtsjahr inzwischen abgelaufen war, und
Kallikrates. Hier geschah es nun, dafs der letztere auf der Reise starb
und Diäos den Bund allein vertrat. Ihm gegenüber führte Menalkidas
für die lakedämonischen Verbannten das Wort, und es kam dabei
zwischen den beiden Gegnern im Senate zu einem heftigen Wortwechsel
(Winter 149/8 v. Chr.) ^. Diäos scheint durch die Entschiedenheit, mit
der er das Recht der Achäer betonte, in Rom eine starke Verstimmung
erzeugt zu haben. Der Senat entschlofs sich jetzt, um ein Ende zu
machen; nicht nur Sparta, sondern auch andere Gemeinden vom
achäischen Bunde loszulösen und dadurch die achäischen Uuabhängig-
keitsgelüste zu brechen *. Jedoch ward dies nicht ausgesprochen, son-
dern den Achäern nur die bevorstehende Ankunft einer Gesandtschaft
zur Beilegung der spartanischen Händel angezeigt. Diese Gesandt-
schaft ward nicht beeilt und setzte sich langsam in Bewegung; sie
wartete ohne Zweifel den Ausgang des Krieges in Makedonien ab, zu
dem sich gerade jetzt Metellus aufmachte. So blieb vorläufig alles ungewifs,
und Diäos konnte nach Hause melden, der Senat habe den Lakedä-
moniern aufgegeben, sich den achäischen Gesetzen zu fügen, während
Menalkidas in Sparta das Gegenteil, die Lostrennung vom Bunde ver-
kündete ^. Um so weniger wollten sich die Lakedämonier den achäischen
vollständig. Wie sollen wir es z. B. erklären, dafs gleich darnach Diäos als
Gegner des durch ihn von der Anklage erlösten Menalkidas erscheint? Hat viel-
leicht Menalkidas auch ihn betrogen? Steht etwa die Bestechung des Diäos in
falschem Zusammenhange? Leider fehlt Polybios.
1) Ob Menalkidas darunter war, ist nicht ersichtlich.
2) Auf Rat eines angesehenen Lakedämouiers , Agasisthenes. Pausaa. VII
12, 7.
3) Pausan. VH 12, 8fiF.
4) Vgl. Justinus XXXIV 1, 3.
5) Pausan. VII 12, 9 f.
14. Buch. § 5. Spartanische Händel 148 v. Chr. 341
Anforderungen unterwerfen, und es scheint, dafs sie jetzt förmlich aus
der achäischen Geraeinschaft austraten \ und nunmehr schritten (Früh-
jahr 148 V. Chr.) die Achäer zum Kriege gegen Sparta, den der Strateg
Damokritos, Nachfolger und Gesinnimgsgenosse des Diäos, eifrig betrieb.
Damals hatte Metellus eben das Kommando gegen Andriskos übernommen.
Seine Mahnung, wenigstens die Ankunft der römischen Legaten abzu-
warten ^, fand kein Gehör. Die Achäer waren schon ausgerückt, Da-
mokritos drang in Lakonien ein, in einem Treffen vor Sparta wurden
die Lakedämonier geschlagen und in die Stadt hineingetrieben, die sich
in solcher Verfassung befand, dafs Damokritos sie wahrscheinhch leicht
hätte erobern können. Aber er unternahm keinen ernstlichen Angriff,
sondern begnügte sich mit Verwüstung des Landes ; es scheint, dafs die
Achäer längere Zeit in Lakonien blieben und dieses Geschäft gründhch
besorgten ^. Die Achäer hatten von ihrem Strategen die Eroberung und
Züchtigung Spartas erwartet, Damokritos ward daher nach Ablauf seines
Amtes zur Verantwortung gezogen, mit einer hohen Geldbufse von
50 Talenten belegt und ging, da er nicht zahlen konnte, in die Ver-
bannung. Sein Nachfolger ward (Herbst 148 v. Chr.) Diäos, der in
der feindseligen Politik gegen Sparta verharrte *. Indessen bUeben die
Ereignisse in Makedonien , wo inzwischen Pseudophilippos geschlagen
war, nicht ohne Wirkung. Auf eine neue Botschaft des Metellus ver-
sprach Diäos, die Feindseligkeiten gegen Sparta bis zur Ankunft der
römischen Gesandten einzustellen, und es ward mit den Lakedämoniern
Waffenruhe geschlossen. Nun hatte Diäos die Periökenstädte, die noch
zu Sparta gehörten, in den achäischen Bund herübergezogen und zum
Teil mit Besatzungen versehen ^. Dies wurde der Anlafs zum Bruch
1) Denn nach Polyb. III 5, 6 haben sich die Lakedämonier vom Bunde los-
gesagt.
2) Pausan. VII 13, 1. Es geschah durch eine nach Asien bestimmte Ge-
sandtschaft. Oben S. 331 Anm. 1.
3) Nach Pausan. VII 13, 3 blieb in Lakonien der Acker unbestellt, also müssen
die Achäer bis zum Herbst im Lande geblieben sein.
4) In diese Zeit gehört die von Polyb. XXXIX 11, 6 erzählte Hinrichtung des
Korinthers Philinos und seiner Söhne, unter der Anschuldigung, dafs sie mit Me-
nalkidas unterhandelten und römisch gesinnt seien.
5) Pausanias VII 13, 6. Dies ist ein Punkt, der gleichfalls der Erläuterung
bedarf. Da die Seestädte, wenigstens die meisten, längst von Sparta getrennt
waren, so kann es sich nur um einige binnenländische Orte handeln, unter denen
jedoch die Auswahl nicht grofs ist. Man könnte vermuten, dafs einige der Periöken
den Spartanern früher zurückgegeben waren , oder von ihnen in jüngster Zeit
okkupiert waren. Beides ist möglich, und unsere Nachrichten sind so unzureichend,
dafs eine solche Vermutung statthaft ist.
343 14. Buch. § 5. Verhandlungen in Korinth 147 v. Chr.
des Waffenstillstandes. Die Lakedämonier waren durch den Krieg in
gröfste Bedrängnis geraten; sie hatten kein Geld, und nach Verwüstung
des Landes drohte ihnen eine Hungersnot; ringsum, auch nach der Küste
hin, waren sie von Feinden umgeben. Da überfiel Menalkidas, der den
Krieg leitete, eins der von den Achäern jüngst besetzten Periökenstädt-
chen, eroberte und plünderte es aus ^ Damit wurde nun auch von
achäischer Seite der Krieg wieder eröffnet ^. Jedoch die lakedämonische
Gemeinde billigte den Überfall nicht. Menalkidas ward daher zur
Rechenschaft gezogen und nahm Gift, und mit ihm schied der heftigste
Gegner der Achäer aus dem Leben. Es scheint also, dafs in Sparta
eine andere Stimmung Boden gewann. Es ist wahrscheinhch, dafs man
sich vor allem nach Frieden sehnte, und da die Römer bisher nicht ge-
holfen hatten, der Krieg vielmehr andauerte, so mag man daran gedacht
haben, sich wieder mit den Achäern zu verständigen.
Um diese Zeit, im Sommer 147 v. Chr. traf endlich die römische
Gesandtschaft , geführt von Lucius Aurelius Orestes ^, in Korinth ein,
wohin nun eine achäische Bundesversammlung berufen ward; auch die
Lakedämonier fanden sich ein. Der Stratege und die achäischen Bundes-
behörden wurden in die Wohnung der Römer beschieden *. Dort ward
ihnen eröffnet, der Senat habe für gut befunden, Lakedämon und die
wichtigsten der nach dem zweiten makedonischen Kriege ihnen zuge-
wachsenen Städte, nämlich Korinth, Argos und das arkadische Orcho-
menos, ferner Herakleia am Ota vom Bunde zu trennen^. Den
Achäern ward also ein empfindlicher Verlust angekündigt; denn Ko-
rinth und Argos waren neben Sparta die ansehnlichsten, volkreichsten
Städte des Peloponneses ^ , und man versteht, dafs die Anwesenden
1) Pausan. VII 13, 7, wo der Ort 'laaoy halfst. Curtius, Peloponnes II 322
Anm. 58 denkt an Oion in der Skiritis, was mir nicht wahrscheinlich ist.
2) Wie der Krieg geführt ward, ist nicht bekannt. Vermutlich war es ein
Grenzkrieg.
3) Es ist der Konsul von 157 v. Chr.
4) Pausan. VII 14, 1. Justin. XXXIV 1, 6. Es ist eine Versammlung, die
am meisten Ähnlichkeit mit der ßov^ hat imd mit der Versammlung, die 185 v. Chr.
in Argos gehalten ward. Bd. II 290. Oben S. 47. Polyb. XXII 13. Nur dafs
185 V. Chr. der römische Kommissar zu einer vom Strategen berufenen Versamm-
lung kommt, während hier die Achäer zu den Römern gehen. Es ist zweifelhaft, ob
die Römer überhaupt die Vermittelung des Strategen nachgesucht haben. In der
achäischen Verfassung hat eine solche Versammlung natürlich keinen Platz, und
rechtlich bat sie rein privaten Charakter.
5) Pausan. VII 14, 1. Justinus XXXIV 1, 3. Liv. perioch. 51. Cassius
Dio 21, 72 vol. I p 318 Boiss.
6) Polyb. XXXVIII 7, 6 meint, der Senat habe nur die Achäer einschüchtern
14. Buch. § 5. Gesandtschaft des Sex. Cäsar. 147 v. Chr. 343
in die höchste Entrüstung gerieten. Man liefs die Gesandten nicht
einmal ausreden, rief das Volk zusammen, teilte das Gehörte mit und
erweckte in der Versammlung die gleiche Empörung. Die anwesenden
Lakedämonier mufsten die Wut der Menge büfsen, sie wurden aufge-
sucht und festgenommen. Einigen gelang es, ins Haus der römischen
Gesandten zu flüchten, aber sie wurden trotz der Einsprache der Rö-
mer mit Gewalt herausgeholt. Man hatte in der ersten Aufregung
noch andere Fremde mit ergriffen ; diese wurden losgelassen, die Lake-
dämonier gefangen gesetzt.
Das Geschehene war eine offenbare Beleidigung der römischen Ge-
sandten, die sofort Korinth verliefsen und nach Hause eilten, wo sie
nun den Vorfall in grellen Farben malten und das Ganze als eine wohl-
überlegte Herausforderung darstellten \ Die Achäer erkannten, dafs
eine schwere Übereilung begangen sei, und schickten bald darnach Ge-
sandte nach Rom, um sich zu entschuldigen und den Hergang aufzu-
klären , darunter Thearidas , den Bruder des Polybios - , ohne Zweifel
einen gemäfsigten, in Rom wohlgelittenen Mann. Er begegnete schon
unterwegs einer neuen römischen Gesandtschaft, die unter Führung des
Sextus Julius Cäsar ^ nach Achaia ging. In Rom war man zwar sehr un-
gehalten über die Achäer, behauptete aber vollkommene Ruhe. Sextus war
beauftragt, in schonender Form Vorstellungen zu machen, die Bestrafung
der an den letzten Tumulten Schuldigen zu verlangen und die Achäer
zu warnen, sich nicht durch übelgesinnte Leute in die Feindschaft mit
Rom hineintreiben zu lassen. Aufserdem sollte er dem Kriege gegen
Sparta ein Ende setzen ■*. Dem Senat kam vor allem darauf an, seinen
wollen, und es sei ihm mit der Abtrennung nicht ernst gewesen. Das ist kaum
glaublich. Schon früher (183 v. Chr.) hat man in Rom daran gedacht, Lakedämon,
Korinth und Argos aus dem achäischen Bunde herauszunehmen. Polyb. XXIII
9, 13. Oben S. 55 f. Der Senat verfügt über diejenigen Städte, welche nach dem
Bündnis mit den Achäern in den Bund hineingekommen waren, und hielt sich
ohne Zweifel für befugt dazu. Oben S. 9 Anm. 3.
1) Pausau. VII 14, 2f. Polyb. XXXVIII 7, 2. Liv. per. 51. Dio Cass.
XXI 72. Justin. XXXIV 1, 8. Wenn die drei letztgenannten Autoren behaupten,
dafs die Gesandten sogar geschlagen worden seien und nur durch eilige Flucht ihr
Leben gerettet hätten, so ist dies übertrieben, um die römische Langmut recht
deutlich zu zeigen. Es ist sicher, dafs eine körperliche Verletzung der Gesandten
nicht stattgefunden hat ; dies wufste man auch in Rom recht gut (vgl. Florus I 32, 2).
Es ist eine Handlung augenblicklicher, leidenschaftlicher Aufwallung. Vgl. Polyb.
XXXVIII 7, 2. Strabo VIII 381 erzählt vielleicht nach Polybios, die römischen Ge-
sandten seien von einigen Häusern aus mit Unrat beworfen.
2) Pausan. a. a. 0. Polyb. XXXVIII 8.
3) Es ist der Konsul von 157 v. Chr.
4) Polyb. XXXVIII 7. Pausan. VII 14, 3.
344 14. Buch. § 5. Gesandtschaft des Sex. Cäsar 147 v. Chr.
Willen zunächst auf gütlichem Wege durchzusetzen ; denn an eine Auf-
hebung oder Milderung der Beschlüsse ward natürlich nicht gedacht.
Sextus nahm den Thearidas und Genossen mit sich nach Achaia zurück
und entledigte sich alsbald seiner Aufträge. Die Lakedämonier beschied
er nach Tegea ^, mit den Achäern verhandelte er vorher, Herbst 147 v. Chr.,
in Agion um die Zeit, wo der neue Bundesfeldherr Kritolaos als Nach-
folger des Diäos sein Amt angetreten hatte. Kritolaos war ebenfalls
ein Demagoge und Hauptgegner Roms; seine Wahl zeigt uns, dafs diese
Richtung, welche die Unabhängigkeit der Achäer auch den Römern
gegenüber behauptete, im Volke zum völligen Siege gelangt war und
besonders die Massen beherrschte.
Der römische Gesandte richtete mit milden Worten seine Bot-
schaft aus, aber gerade seine Mäfsigung ward mifsverstanden und be-
stärkte die Häupter des achäischen Bundes in ihrer Politik ^. Sie
kamen zur Überzeugung, dafs die Römer sich deshalb so versöhnlich
zeigten, weil sie neben den spanischen und punischen Kriegen einen
achäischen scheuten. Die Achäer antworteten daher, übrigens in freund-
schaftlichen Ausdrücken, sie würden die unterbrochene Gesandtschaft
gleichwohl nach Rom gehen lassen, um dort weiter zu verhandeln,
würden sich auch in Tegea einfinden und hofften, ein gütliches Über-
einkommen mit Sparta zu erzielen. Das letztere war auf Täuschung
berechnet; denn die leitenden Männer wollten sich an der Zusammen-
kimft in Tegea nicht beteiligen, sondern den Streit mit Sparta allein,
ohne die Römer austragen. Sie beschlossen daher , dafs nur Kritolaos,
nicht die übrigen Archonten nach Tegea gehen sollten. Dort fanden sich
die Römer und die Vertreter der Lakedämonier rechtzeitig ein; Zweck
der Zusammenkunft war, einen rechtlichen Austrag der Streitpunkte zu
verabreden und zunächst dem Kriege ein Ende zu setzen; die Ent-
scheidung war dann einer römischen Kommission vorbehalten. Eine
Zeitlang warteten die Versammelten vergebens auf die Achäer, endlich
kam Kritolaos allein und erklärte, dafs er keine Vollmacht habe und
nichts tun könne; er werde die Sache der nächsten Volksversammlung
vorlegen , die in sechs Monaten stattzufinden habe ^. Die Achäer ent-
1) Polyb. XXXVm 8, 11.
2) Als Führer der Kriegspartei nennt Polybios XXXIX 10, 9 aufser Diäos
und Damokritos noch Alkamenes, Theodektes und Archikrates. Er hat sie cha-
rakterisiert, wovon leider nichts erhalten ist ; wir wissen daher von diesen Männern,
die in Griechenlands Geschichte eine_so wichtige Rolle gespielt haben, so gut wie
nichts. Ebenso ist das Vorleben des Kritolaos unbekannt.
3) Polyb. XXXVIII 9. Pausan. VII 14, 4 f. Dio Cass. XXI 72, 2. Zonaras
IX 31, 2 ff.
14. Buch. § 5. Ausbruch des Krieges 147/6 v. Chr. 345
zogen sich also der römischen Vermittelung ; ergebnislos ging die Ver-
sammlung auseinander, Sextus kehrte nach Italien zurück.
Damit war der Bruch mit Rom entschieden. Während des Win-
ters bereiste Kritolaos die einzelnen Städte, hielt Versammlungen ab,
um über die Zusammenkunft in Tegea zu berichten, und fand dabei
Gelegenheit, die Menge noch mehr gegen die Römer und Lakedämonier
zu erhitzen. Er rechnete besonders auf die unteren Schichten der
Bürgerschaften; durch ein Edikt wurden die Obrigkeiten angewiesen,
bis zur Entscheidung des Krieges die Beitreibung der Schulden und
Rückstände und die Haftnahme der säumigen Schuldner auszusetzen
und den Armeren dauernde Unterstützungen zu zahlen ^ So trieb man
znra Kriege, zunächst gegen Sparta, aber in weiterer Ferne standen
die Römer schon bereit, und man mufste alle Kräfte aufbieten. Die
Achäer konnten immer noch eine stattliche Zahl Bewaffneter stellen ^,
und sie blieben nicht allein, sondern fanden Bundesgenossen. Die
römerfeindliche Bewegung drang über die Grenzen des Peloponneses
vor, zuerst zu den Böotern, die den Römern von jeher abgeneigt waren.
Sie hatten damals wegen Räubereien und Gewalttaten gegen ihre Nach-
barn, die Phokier, Euböer und Amphissa eine Strafe verwirkt, die ihnen
Metellus auferlegt, und waren doppelt bereit, sich mit den Achäern zu
verbünden. Das treibende Element war Pytheas , damals Inhaber des
höchsten Amtes, ein Mann von bedenklichem Ruf, aber ein verwegener
Pohtiker, Freund der Pergamener Euraenes und Philetäros, durch die
er zu Ansehen und Vermögen gekommen war ^. Er machte mit Krito-
laos gemeinsame Sache, zog die Böoter zu den Achäern hinüber und
bestärkte die Achäer in ihrem Kriegseifer. Aber auch die Euböer,
Phokier und Lokrer * wurden gewonnen ; ihre Streitigkeiten mit den
Böotern müssen also beigelegt worden sein. In Euböa, der alten make-
donischen Domäne, hatten die Römer vom letzten Kriege her kein ge-
segnetes Andenken hinterlassen (S. 132), und dafs sie verbalst waren,
ist kein Wunder. Von den übrigen ist nichts bekannt ^. Weiter scheinen
1) Tovg EQHVovg inifioforg noisiv Polyb. XXXVIII 9, 10. Vgl. Diodor XXXII
26, 3.
2) Zur Zeit des 3. makedonischen Krieges belief sich nach Polyb. XXIX
24, 8 die Zahl der streitbaren Männer auf 40Ü00.
3) Polyb. XXXIX 7. Pausan. VII 14, 6. Pytheas war Sohn des Kleomnastos,
Bruder des Athleten Akastidas. Vgl. CIA. II 966 A. 9. 11. Kirchner, EE. I
1157. Pausanias nennt ihn Böotarch, dies könnte auf ein Wiederaufleben des
böotischen Bundes hinweisen. Vgl. oben S. 314 Anm. 5.
4) Polyb. XXXVIII 5, 8.
5) Pausan. II 1, 2. Polyb. XXXVIII 5, 8. Über die Phokier vgl. Pausan.
VII 15, 5.
346 14. Buch. § 5. Ausbruch des Krieges 146 v. Chr.
sich die Achäer auch nach Thessalien gewandt zu haben, und vielleicht
nicht ohne Erfolg ^
Im Frühjahr 146 v. Chr. wurde eine achäische Bundesversammlung
nach Korinth berufen, um die entscheidenden Beschlüsse zu fassen ^.
Hier erschienen auch Abgesandte des Metellus aus Makedonien, Gnäus
Papirius und Kollegen, um im Auftrage des Prätors nochmals einen
Versuch machen, das Volk zu beruhigen und vor dem Bruch mit Rom
und weiteren Feindsehgkeiten gegen Sparta zu warnen ^. Die Menge,
darunter viele Leute aus den unteren Klassen, Handwerker und Ar-
beiter, unterbrach ihre Rede mit Hohn und Geschrei. Hier war Krito-
laos in seinem Element; er erwiderte den Gesandten, die Achäer wollten
die Römer wohl zu Freunden, aber nicht zu Herren haben, und ermahnte
die Achäer Männer zu sein ; dann würden ihnen Bundesgenossen nicht
fehlen. Er deutete an, dafs einige Könige und andere Staaten zm:
Unterstützung bereit seien. Als einige der anwesenden Bundesbeamten
ihm ins Wort fielen, warf er sich in Positur, rief Soldaten zu sich, drohte
und verdächtigte die Gegner als Verräter und Römerfreunde. Einer
der Verdächtigten, Straflos von Tritäa, ein sehr angesehener Mann, der
zu den Gefangenen in Italien gehört hatte, versuchte zu protestieren,
aber niemand wollte ihm glauben *. Die Versammlung war ganz in den
Händen des Kritolaos, und zuletzt ward der Krieg gegen Lakedämon
und damit gegen Rom beschlossen. Dem Strategen ward weiterhin für
den Krieg unbeschränkte Vollmacht erteilt ^. Die Gesandten des Me-
tellus verliefsen Korinth und gingen teils nach Sparta, teils nach Athen ;
einer begab sich nach Naupaktos zu den Atolern, die in der römischen
Freundschaft blieben.
Nachdem die Achäer mit Rom gebrochen hatten, war die erste
Folge, dafs die Stadt Herakleia am Ota sich von ihnen lossagte. Der
Strateg Kritolaos rückte mit achäischen Truppen, verstärkt durch Böoter
und Chalkidier ^, sogleich nach Norden und begann, die abtrünnige Stadt
1) Zonar. IX 31, 2.
2) Polyb. XXXVIII 10. Es ist eine allgemeine Versammlung des ganzen
achäischen Volkes, die nach c. 9, 5 erst zum Frühjahr zusammentreten konnte.
Auch aus anderen Gründen ist diese Zeit wahrscheinlich. Zwischen Polyb. XXXVIIl
9 und 10 liegt ein ansehnlicher Zeitraum ; erst der Exzerptor hat die beiden Kapitel
unmittelbar aneinander gerückt. In den Zwischenraum gehört wohl Polyb. XXXIX 7.
3) Polyb. XXXVIIl 10. Pausan. VII 15, 1 ff.
4) Polyb. XXXVIIl 11, 4. Vgl. XXVIII 6, 2 ff. XXXII 7, 14. Stratios ge-
hörte zu den Parteigenossen des Lykortas und Polybios.
5) Polyb. XXXVIIl 10 f. Diodor XXXII 26, 4. Pausan. VII 14, 6.
6) Pausan. VII 15, 9. Liv. perioch. 52.
14. Buch. § 5. Kritolaos fällt 146 v. Chr. 347
einzuschliefsen. Andere Abteilungen, die noch in der Bildung begriffen
waren, zogen ihm nach, um mit ihm vereint dem erwarteten Angriff der
Römer zu begegnen. Schon nach der Rückkehr des Sextus Cäsar hatten
die Römer beschlossen, gegen den achäischen Bund Gewalt zu brau-
chen. Vorerst wurde Metellus, der noch in Makedonien stand, mit dem
Kriege beauftragt ^ und zugleich Attalos II um Hilfstruppen ersucht.
Metellus war mit Makedonien ziemlich fertig und setzte sich in Marsch 2.
Dann aber ward, vielleicht nachdem die weitere Ausbreitung der achä-
ischen Bewegung erfolgt war, der Konsul von 146 v. Chr. Lucius
Mummius mit dem Kriege betraut und rückte eihgst ins Feld; auch
eine Flotte ward ausgerüstet und sollte nachfolgen. Metellus jedoch
war näher ; er eilte durch Thessalien zum Entsatz des belagerten He-
rakleia herbei. Anfangs scheint Kritolaos die Absicht gehabt zu
haben, ihm stand zu halten; wahrscheinlich rechnete er auf seine
Verstärkungen, die sich jedoch verspäteten, und als Metellus über
den Spercheios gegangen war, zog sich der achäische Feldherr auf
Elateia zurück ^, ward aber unterwegs bei Skarpheia in Lokris eingeholt
und geschlagen. Ein grofser Teil des achäischen Heeres fiel, gegen
1000 Mann wurden gefangen genommen, der Strateg kam um; über sein
Schicksal ist nichts bekannt, nicht einmal seine Leiche ward gefunden *.
Diese Niederlage zog das Verderben der einzelnen im Anmarsch befind-
lichen achäischen Abteilungen nach sich. Tausend erlesene Arkader, die
bis Elateia gekommen waren und dort Aufnahme gefunden hatten ^,
machten sich auf den Heimweg durch Boötien; aber schon bei Chae-
roneia wurden sie von den Römern ereilt und vernichtet. Das gleiche
Schicksal hatte das Kontingent von Paträ und Nachbarschaft, das in
Phokis eine Niederlage erhtt ''. Wehrlos lag Mittelhellas den Siegern
zu Füfsen, an Widerstand dachte niemand mehr. Die Menschen ge-
bärdeten sich, wenn die Römer naheten, wie verzweifelt. Die Häupter
der Römerfeinde entleibten sich oder begaben sich auf die Flucht, andere
1) Florus I 32.
2) Nach Pausan. VII 15, 2 könnte mau glauben, dafs Metellus die Achäer
jetzt noch einmal zum Nachgeben ermahnte. Aber Pausanias denkt offenbar an
die früheren Verhandlungen, von denen Polybios XXXVIII 10 erzählt.
3) Auf Kritolaos und seinen Rückzug geht vielleicht Polyb. XXXIX 9, 11 f.
4) Pausan. VII 15, 2fi". Zonar. IX 31, 2. Florus I 32. Liv. per. 52. Oros.
V 3. Vgl. Polyb. XXXIX 12, 11. Nach Livius hat sich Kritolaos vergiftet.
5) Von ihnen sagt Pausanias VII 15, 5 o"i K^noXciw rov egyov f^treaxoy, was
schwer denkbar ist. Vielleicht soll es heifsen tov sqyov ov (xSTsa/ov.
6) Pausan. a. 0. Polyb. XXXIX 9, 4. Ob Polybios XXXIX 12, 11 mit der
iy 4'üixiSi, ixäxn dieses Treffen meint oder die Schlacht bei Skarpheia, läfst sich
nicht entscheiden.
348 14. Buch. § 5. Diäos Strateg 14G v. Chr.
wurden von ihren Mitbürgern unverlangt ausgeliefert oder angezeigt
oder sie gingen auch selbst ins römische Lager und bekannten ihre
Schuld, bereit die verhängte Strafe zu erdulden. Die Thebaner flohen
in ihrer Angst mit Weib und Kind und liefsen ihre Stadt im Stich,
Pytheas, auf den die Römer besonders fahndeten, suchte im Peloponnes
Zuflucht ^ Metellus rückte in Theben ein, er befahl, niemanden zu
töten und die Flüchtigen nicht zu verfolgen. Die Stadt blieb erhalten,
ward aber ohne Zweifel der Plünderung preisgegeben ^.
Die Niederlagen und der Tod des Kritolaos wirkten bei den Achäern
teils aufregend, teils entmutigend. Verfassungsmäfsig übernahm bis zur
nächsten regelmäfsigen Versammlung Diäos, der Strateg des Vorjahrs,
die Leitung ^. Er traf sofort Mafsregeln zur Verteidigung, liefs Megara
durch eine Vorhut besetzen und rüstete zum äufsersten Widerstände.
Seine Vorkehrungen zeigen uns, dafs der achäische Bund für den Krieg
gegen Rom nur sehr mangelhaft gerüstet war, da man schon jetzt nach
der ersten Niederlage zu den letzten Mitteln griff. Kritolaos befahl zum
Ersatz für die Verluste 12 000 Sklaven freizulassen, zu bewaffnen und
nach Korinth zu senden, jedoch nur solche, die im Lande geboren
waren, nur im Notfall auch andere. Die Gesamtzahl ward auf die
einzelnen Städte verteilt *. Da die Bundeskasse schon durch den lake-
dämonischen Krieg erschöpft war, so ward eine allgemeine Kriegsteuer
ausgeschrieben, auf Frauen wie auf Männer ; endlich wurden alle Wehr-
pflichtigen aufgeboten und mufsten sich bei Korinth versammeln. Aus-
genommen waren die Eleer und Messenier, die zum Schutze gegen den
erwarteten Angriff der römischen Flotte zu Hause blieben ^.
Die Mehrheit des Volkes leistete den Anordnungen des Strategen
und der Ki'iegspartei willig Folge. Dagegen machten die Gemäfsigten
noch einmal den Versuch, dem Kriege wenigstens jetzt ein Ziel zu
setzen ^. Gegen den Willen des Diäos, unter Mitwirkung des Unter-
feldherrn Sosikrates, ward durchgesetzt, dafs eine Gesandtschaft zu Me-
tellus ging, an deren Spitze Andronidas stand, der bekannte Gesinnungs-
genosse des Kallikrates ''. Metellus nahm die Gesandten gut auf und
1) Polyb. XXXIX 10. Pausan. VII 15, 9.
2) Pausan. VII 15, 6.
3) Polyb. XXXIX 8. Pausan. VII 15, 7.
4) Nach Polybios geschah die Verteilung willkürlich und schlecht.
5) Daraus sieht man, dafs die Achäer auf eine selbständige Tätigkeit ihrer
Flotte nicht rechneten; damit war es schlecht bestellt.
6) Zonar. IX 31, 3.
7) Polyb. XXXIX 10, 1. 11, 1. Vgl. Polyb. XXIX 25, 1. 30, 23, 2ffi Die
Gnesandtschaft ist etwa von den Damiorgen oder dem Rat ausgegangen.
14. Buch. § 5. Diäos Strateg 14G v. Chr. 349
eröffnete ihnen die Aussicht auf einen erträglichen Vergleich, über
dessen Bedingungen nichts bekannt ist. Ohne Zweifel verlangte er
Unterwerfung unter den Willen des Senats und Bestrafung der Ur-
heber des Krieges; im übrigen scheint er Verzeihung zugesichert zu
haben ^ Die Gesandten kamen in Begleitung des Thessalers Philon,
der sich zum Vermittler anbot, nach Korinth zurück. Sie fanden die
Lage zum Ungunsten verändert; denn die Kriegspartei hatte inzwischen
vollkommen das Übergewicht erlangt und Diäos war definitiv zum
Strategen gewählt ^. Die Unterhändler wurden als Verräter behandelt,
der Volkswut preisgegeben und unter Mifshandlungen eingekerkert,
Sosikrates zum Tode verurteilt und hingerichtet; den übrigen Verhafteten
gelang es, von Diäos die Freilassung zu erkaufen. Die Verhandlungen
mit Philon waren ohne Ergebnis; umsonst beschwor der greise Straflos
den Strategen, die Anerbietungen anzunehmen, Diäos und seine Freunde
lehnten ab. Sie wufsten, dafs es für sie keine Schonung gab, und
waren entschlossen, ihre Politik bis zu Ende durchzufechten.
So nahm der Krieg seinen Fortgang. Metellus rückte auf Megara
los ; die achäische Vorhut, 4000 Mann unter Alkamenes, verzichtete auf
Verteidigung und ging nach Korinth zurück. Megara ergab sich ohne
Widerstand, und Metellus rückte bis an den Isthmos vor. Hier mufste
er Halt machen ; vor sich hatte er das feste Korinth und die Oneiaberge,
und in den Peloponnes einzudringen war nicht leicht. Er forderte noch-
mals die Achäer auf, die Waffen niederzulegen ; er hatte den dringenden
Wunsch, allein durch sich vor der Ankunft des Konsuls den Krieg zu
beenden ^. Aber die Achäer beharrten im Widerstände, und bald dar-
nach traf eines Morgens der Konsul im Lager des Metellus ein *. Er
war mit einigen Reitern seinem Heere vorausgeeilt, um den Oberbefehl
zu übernehmen und den Metellus abzulösen, den er mit seinen Truppen
nach Makedonien zurücksandte. Das Heer, 23 000 Mann Fufsvolk und
3500 Reiter, folgte bald nach. Im Lager zog dann Mummius noch
weitere Verstärkungen an sich, kretische Schützen und pergamenische
Hilfstruppen unter Befehl Philopoimens. Gegenüber, wahrscheinlich an
Korinth gelehnt, schlug Diäos sein Lager auf. Die römische Flotte war,
wie es scheint, noch weit zurück und hat am Kriege keinen Teil ge-
nommen ^. Die römische Vorhut, italische und andere bundesgenössische
1) Vgl. Pausan. VII 15, 2.
2) Polyb. XXXIX 10. Liv. perioch. 52. Zonar. IX 31, 3.
3) Pausan. VII 15, 8 ff.
4) Pausan. VII 16, 1. Zonaras IX 31, 3. De vir. illustr. 60.
5) Polyb. XXXIX 9, 3.
350 14. Buch. § 5. Sehlacht am Isthmos 146 v. Chr.
Abteilungen, die zwölf Stadien vor dem römischen Lager standen, liefsen
sich eines Morgens früh von den Achäern überfallen und mit bedeuten-
dem Verlust in die Flucht schlagen. Diäos kam auf der Verfolgung
bis ans römische Lager; hier ward er zwar zurückgetrieben, hatte aber
doch einen entschiedenen Vorteil errungen, der ihn ermutigte, nicht
länger zu zögern, sondern eine Schlacht zu wagen, obwohl das
achäische Heer viel schwächer war als das römische. Immerhin waren
es 15000 Mann Schwerbewaffnete und 600 Reiter, also eine Zahl, wie
sie der achäische Bund bisher kaum je aufgebracht hatte ', die sich am
Isthmos zur Schlacht stellten ^.
Die achäischen Reiter, viel schwächer als die römischen, wurden
sogleich aus dem Felde geschlagen, die Phalanx hielt eine Zeitlang
wacker stand, als aber Mummius ihr mit einer auserlesenen Schar von
1000 Mann in die Flanke fiel, raufste sie weichen und löste sich in
völliger Flucht auf Viele gefallene Achäer bedeckten das Schlachtfeld ^.
Diäos gab alles verloren; schon als die Niederlage begann, enteilte er
nach Megalopolis, tötete sein Weib, zündete sein Haus an und vergiftete
sich. Er liefs das geschlagene Heer im Stich, dessen Reste sich meist
in Korinth sammelten. Die Stadt war sehr fest und hätte sich lange
halten und bei kräftiger Verteidigung vielleicht bessere Bedingungen
erlangen können. Aber die führerlose Menge verzichtete auf Wider-
stand. In der Nacht, die auf das Treffen folgte, zerstreuten sich die
Flüchtlinge nach allen Seiten, mit ihnen viele korinthische Bürger. Als
Mummius sich der Stadt näherte, sah er die Tore offen; anfangs hielt
er sich zurück, denn er glaubte an eine Kriegslist, aber am dritten
Tage nach der Schlacht rückte er ein. Korinth ward wie eine eroberte
Stadt behandelt, die wehrhaften Männer erschlagen, Weiber, Kinder
und Gesinde verkauft, die Häuser geplündert ^.
Der ganze achäische Bund, alle Städte unterwarfen sich ohne Wider-
stand und wurden hart bestraft. Sie wurden entwaffnet und zum Teil
1) Pausan. VII 15, 7. Ich nehme an, dafs die überlieferte Zahl des Fufsvolkes
die leichten Truppen nicht mit einbegreift.
2) Die Schlacht heifst am Isthmos. Polyb. XXXIX 19, 6. Liv. perioch. 52.
CIGPel. I 894. Das Schlachtfeld war nach den Berichten in einer muldenförmigen
Senkung bei Leukopetra zwischen dem achäischen und römischen Lager (De vir.
illustr. 60. Zonaras IX 31, 4). Justinus XXXIV 2, 2 ff. weifs nach Rhetorenart
zu erzählen, die Achäer seien ganz zuversichtlich gewesen, hätten zur Fortschaffung
der Beute Wagen mit in die Schlacht gebracht und auf den Höhen ringsum
Frauen und Kinder zuschauen lassen.
3) Wir haben die Liste der gefallenen Epidaurier, 156 Namen. Man darf also
die Zahl der Toten auf 3000 schätzen. CIGPel. I 894.
4) Pausan. VII 16, 4 ff. Zonar. IX 31, 5. De vir. illustr. 60.
14. Buch. § 5. Unterwerfung der Achäer 146 v. Chr. 351
ihrer Mauern beraubt, die Führer der Erhebung, alle Verdächtigen, im
ganzen eine grofse Zahl, mufsten mit dem Tode büfsen, ihre Habe ward
eingezogen ^ Römische Exekutionstruppen durchzogen das Land, hohe
Kontributionen wurden erprefst ^. Die Verbündeten in Mittelhellas, die
Böoter, Phokier und Euböer erlitten die gleiche Strafe ^.
Die endgültige Ordnung der besiegten Landschaften ward von einer
Kommission von zehn Senatoren besorgt, die bald darnach anlangte und
in einer Versammlung von Notabein den Hellenen ihr Schicksal verkün-
digte *. Der achäische Bund ward in die einzelnen Gemeinden aufgelöst,
ebenso die Stammesverfassung der Böoter, Euböer, Phokier und Lokrer
unterdrükt. Ehe- und Rechtsgemeinschaft zwischen den einzelnen Ge-
meinden ward wenigstens im Peloponnes aufgehoben; niemand sollte
fortan in einer fremden Stadt Grundbesitz haben. Die Demokratien
wurden abgeschafft und die Gemeindeverwaltung den Besitzenden über-
tragen. Die einzelnen Städte behielten ihre Freiheit und Verfassung,
aber sie wurden tributpflichtig ^. Die Lakedämonier blieben, wie billig,
in ihrem alten Verhältnis zu Rom ; sie sind verbündet, aber weder Unter-
tan noch tributpflichtig ^. Zum Ersatz für die Kriegschäden mufsten
die Achäer ihnen 200 Talente zahlen, ebenso ward den Böotern eine
Entschädigung von 100 Talenten an Euböa auferlegt ^.
Eine besondere Strafe traf Korinth, wo die römischen Gesandten
beleidigt worden waren ^. Auf Beschlufs des Senats ward die Stadt
1) Polyb. XXXIX 15. Zu ihnen gehört auch der Böoter Pytheas, der. nach
Polyb. c. 9, 10 im Peloponnes, nicht wie Pausanias (VII 15, 10) glauben läfst, in
Böotien sein Ende fand.
2) Pausan. VII 16, 9. Vgl. II 1, 2. Zonar. a. 0. Polyb. XXXVIII 6, 11
sagt flg r«V noXsig rors TiuQiöe^avio gctß&ovg xai TieXexsig id-eXovri^döy.
3) Polyb. XXXVIII 5, 8. Cicero Verr. act. 2, 1, 55.
4) Die Namen der Legaten wufste man nicht, da Polybios sie nicht gab. Man
nannte den sonst wohlbekannten A. Postumius Albinus und Sp. Mummius , den
Vater oder Bruder des Konsuls. Dafs ersterer zu den Legaten gehörte , ist
sehr wahrscheinlich, da er auf dem Isthmos eine Statue hatte und damals in
Griechenland weilte. Polyb. XXXIX 12. Cicero ad Att. XIII 30, 3. 32, 3. 33, 3.
Auch Aurelius Orestes gehörte vielleicht der Kommission an. Pausan. VII 16, 1.
5) Die Gebietsgrenzen der Landschaften und Städte scheinen von Mummius
nicht verändert zu sein. Im späteren Grenzstreit zwischen Messene und Lakedämon
gilt dasjenige, was zur Zeit, wo Mummius Achaia ordnete, bestand. SIG. I- 314.
Tacit. ann. IV 43.
6) Strabo VIII 365 a. E.
7) Pausan. VII 16, 9 ff. Zonaras IX 31, 7. Macrob. sat. III, 9, 13.
8) Die Zerstörung Korinths geschah nicht beim ersten Einrücken des Mummius,
damals wurden die Privathäuser und das bewegliche Eigentum geplündert, sondern
auf besonderen Senatsbeschlufs nach Ankunft der Kommissarien. Polybios war
353 14- Buch. § 5. Neuordnung Griechenlands.
verbrannt, verwüstet und völlig zerstört, alles Wertvolle, darunter viele
Kunstschätze jeglicher Art, ward geplündert, verkauft oder nach Rom
entführt. Auch Attalos erhielt davon seinen Teil '. Unendlich viel ist
dabei durch die Roheit und Unwissenheit der Soldaten zu gründe ge-
gangen ''^. Was von korinthischen Bürgern noch übrig war , ward in
die Sklaverei verkauft, der Grund und Boden von Rom eingezogen *.
Ein grofser Teil davon ward dem benachbarten Sikyon überlassen, das
die Besorgung der isthmischen Spiele an Stelle Korinths dafür übernahm *.
Übrigens wurden mehr oder weniger alle Beteiligten, im Peloponnes
wie aufserhalb, von Plünderung und Zerstörung heimgesucht; auch aus
Thespiä hat Mummius einige Weihgeschenke und Kunstwerke entführt •''.
Besonders schwer mufsten Theben und Chalkis büfsen, beide wurden
zum Teil zerstört, in Chalkis eine Anzahl hervorragender Bürger, die
Ritter mit dem Tode bestraft ''. Nicht einmal die Verstorbenen blieben
von der Rache verschont; der Vorschlag tauchte auf, die Denkmale
Philopoimens in den achäischen Städten zu beseitigen, weil er ein Feind
Roms gewesen sei; doch liefsen sich Mummius und die Zehn eines
Besseren belehren ''. Zum Schlufs zog dann der römische Quästor durch
die Städte, um die Besitzungen der verurteilten Römerfeinde, vor allem
des Diäos und seiner Genossen, für Rechnung des römischen Volkes zu
verkaufen. Nur wenn die Eltern oder Kinder noch am Leben waren,
blieb der Besitz erhalten **.
Während des Winters 146/5 v. Chr. in sechs Monaten beendeten
die Zehn ihre Arbeit und reisten zum Frühling 145 v. Chr. nach Italien
Zeuge der Zerstörung, er kam aber erst später, nach Karthagos Fall, in seine
Heimat zurück. Livius per. 52. Polyb. XXXIX 13. Vgl. Florus I 32, 5.
1) Pausan. VII 16, 8. Plin. h. n. XXXV 24 erzählt, dafs Attalos den Dionysos
des Aristeides für 600000 Dr. kaufte, Mummius davon erfuhr und ihn zurück-
forderte, weil er glaubte, einem so hoch bezahlten Bilde müsse eine besondere
Kraft innewohnen.
2) Polybios XXXIX 13 bei Strabo VIII 381 erzählt, er habe gesehen, wie die
Soldaten auf Tafelgemälden Brett spielten. Darunter waren Meisterwerke wie der
Dionysos des Aristeides und der leidende Herakles.
3) Zonar. IX 31, 8. Justinus XXXIV 2, 6. Cicero de leg. agr. I 5. Florus
I 32, 5 f.
4) Pausan. II 2, 2. Strabo VIII 381. Sikyon wird recht ansehnlich; in dem
Verzeichnisse gröfserer Städte 1 Makk. 15, 23 wird es neben Sparta allein in
Griechenland aufgeführt. Tenea behielt seine Selbständigkeit. Strabo VIII 380.
5) Die Thestiaden u. a. Cicero in Verr. 4 § 4. Vgl. Plin. h. n. XXXIV 12.
6) Livius per. 52. Polyb. XXXIX 17, 4.
7) Polyb. XXXIX 14, 1. 3 ff. Plut. Philop. 21. Der ungenannte Römer, der
den Vorschlag macht, ist vielleicht A. Postumius Albinus.
8) Polyb. XX XIX 15.
14. Buch. § 5. Polybios. * 353
zurück. Bei ihren Beratungen hatte ihnen der Megalopolite Polybios,
der Sohn des Lykortas, als Sachverständiger und Vertrauensmann zur
Seite gestanden. Polybios war bald nach seiner Rückkehr aus Italien
beim Beginn des 3. punischen Krieges im Frühsommer 149 v. Chr. von
den Achäern dem Konsul Manius Manilius auf dessen Ansuchen zu-
gesandt worden ^ und leistete als Techniker bei der Belagerung Kar-
thagos unter Manilius und seinen Nachfolgern Dienste, bis zur Eroberung
und Zerstörung der Stadt durch Scipio Amilianus, seinen Zögling und
Freund. Polybios hatte also weder am Kriege noch an den voran-
gehenden Wirren in Achaia irgendwie Anteil genommen und eilte nun,
als Karthago gefallen war, in sein unglückliches Vaterland zurück,
geleitet von der gewichtigen Empfehlung Scipios. Bei dem Ansehen,
das er in Rom wie bei den Achäern genofs, war er der beste Mittler
zwischen Siegern und Besiegten, und wenn er auch das Schicksal der
Besiegten nicht ändern konnte, so gelang es ihm doch, manche Härte zu
mildern ^. Auch der Konsul zeigte sich nach dem Siege bei aller Strenge
doch nicht grausam und ungerecht. Nachdem die Strafe vollzogen war,
hat er sich den Hellenen freundlich und gütig erwiesen, und zu besonderer
Ehre wird ihm gerechnet, dafs er seine Hände rein hielt ^. Er blieb
nach Abreise der Zehn noch eine Weile im Peloponnes zurück. Die
beschädigten Anlagen des Isthmischen Heiligtums liefs er wieder aus-
bessern, aus der hellenischen Beute hat er die hellenischen Heiligtümer,
wie Olympia, Delphi, Epidauros, Oropos, beschenkt *. Ehe er Griechen-
land verliefs, bereiste er, wie einst Amilius PauUus, die peloponnesischen
Städte, ward überall mit den gebührenden Ehren empfangen ^ und be-
schlofs zuletzt in Rom seinen Sieg durch einen Triumph, in dem er die
gewaltige hellenische Beute dem römischen Volke zur Schau stellte.
1) Polyb. XXXVII 3. Als Polybios unterwegs in Korkyra von der Unterwerfung
der Karthager vernahm, kehrte er wieder um, begab sich aber, als es wider Er-
warten dennoch zum Kriege kam, nach Afrika.
2) Polyb. XXXVIII 6, 8. XXXIX 14. Er hintertrieb die Zerstörung der
Denkmäler Philopoimens und bewirkte, dafs die schon entführten Bildsäulen des
Achäos, Aratos und Philopoimen zurückgeschickt wurden.
3) Polyb. XXXIX 17. Unnötige und tadelnswerte Härten, wie die Hinrichtung
der chalkidischen Ritter, schreibt Polybios nicht dem Konsul, sondern dem Ein-
flüsse seiner Umgebung zu. Vgl. Liv. per. 52. De vir. ill. 60. Cicero in Verr.
lib. I § 55.
4) Polyb. XXXIX 17. Weihgeschenke in Olympia Pausan. V 10, 5. 24, 4
und 8. Inschr. v. Olymp, n. 11. 132. 291 f. Tegea GIG. I 1520. Epidauros
CIGPel. I 1183. Oropos, Thespiä und Theben IGGSept. 433. 1808. 2478 f.
5) In Olympia setzten ihm die Eleer eine Statue. SIG. I" 310.
Niese, Gesell, d. griech. u. mak. Staaten. III. 23
354 14. Buch. § 5. Polybios.
Die entführten Standbilder, Gemälde und andere Kunstwerke schmückten
fortan Rom und die italischen Städte ^
Als die Zehn nach Rom zurückgingen, beauftragten sie den Polybios,
die zahlreichen Geschäfte zu erledigen, welche die Auflösung des
achäischen Bundes und der Übergang aus dem alten in den neuen Zu-
stand noch erforderte. Vor allem die Besitzverhältnisse mufsten geordnet
werden •, denn da niemand mehr in einer fremden Gemeinde Grundbesitz
haben durfte, so mufsten sich alle auswärtigen Besitzer ihres Eigentums
entäufsern, wozu Zeit nötig war ^. Polybios half die Verfassungen der
einzelnen Städte einrichten und arbeitete die Rechtsnormen für die
Übergangzeit aus ^. Dann begab er sich nochmals nach Rom, vermut-
Hch um dort seine Anordnungen bestätigen zu lassen * , und hat darauf
sein Werk zu Ende geführt. Er hat seine Aufgabe uneigennützig ^ und
einsichtig erfüllt und sich die Dankbarkeit seiner Landsleute verdient,
die sich nach der Sitte der Zeit zu seinen Lebzeiten und nach seinem
Tode in mancherlei Ehrenerweisungen äufserte ". Die Römer haben ihn
ebenfalls anerkannt und ihn für seine Person zum Freund und Bundes-
genossen des römischen Volkes erklärt ^. Polybios hat das Seinige dazu
beio-etragen, den Zorn der Römer gegen die Hellenen wieder zu besänftigen.
Schon nach einigen Jahren wurden die strengen Mafsregeln wesentlich
gemildert, die den Böotern und Achäern auferlegten Geldstrafen erlassen,
die Rechtsgemeinschaft zwischen den Gemeinden wieder gestattet und
1) Livius per. 52. De vir. ill. 60. Florus I 32, 6. Cicero in Verr. lib. I 55.
De off. II 76. Plinius h. n. XXXIII 149. Von den Stiftungen des Mummius in
Italien sind noch einige Inschriften erhalten. Dessau, Inscr. lat. sei, I n. 20 ff.
2) Gewifs waren solcher Besitzer nicht wenige; denn bei der herrschenden
Freizügigkeit gab es in allen achäischen Städten nicht einheimische Achäer. Ein
Beispiel gibt die oben erwähnte Liste der gefallenen Epidaurier. CIGPel. I 894.
3) Pausan. VIII 30, 8 f. Polyb. XXXIX 16, wo es § 5 heifst: ju»? /«> s^sq-
yaaafxivov rovrov xai yQÜ^avTog rovg tisqI T^g xoiv^g dixaiodooiag vofxovg, uxQira
Tiuvz' av 1]V xai no'AXiig yE/uoyT« rc(Qu/t,g. Diese Worte sind nicht von Polybios
selbst geschrieben, sondern erst nach seinem Tode eingefügt worden.
4) Polyb. XXXIX 19.
5) Er erzählt, dafs der Quästor, der den Besitz des Diäos und seiner Genossen
verkaufen sollte, von den Zehn angewiesen ward, dem Polybios zu gestatten, sich
davon zu nehmen, was er wolle. Polybios nahm nichts, und weder er noch seine
Freunde erwarben etwas vom verkauften Gute der Verurteilten. Polyb. XXXIX 15.
6) Polyb. XXXIX 16, 4. Statuen von ihm gab es in Olympia Inschr. v.
Olymp. (V) n. 302 (SIG. I^ 317), in Mantineia, Megalopolis, bei Lykosura, Pallantion,
Tegea. Pausan. VIII 9, 1; 30, 8 f.; 37, 2; 44, 5; 48, 8.
7) Pausan. VIII 30, 8 nach dem Epigramm auf der Statue des Polybios. Dem
Polybios geschah also dasselbe wie später z. B. dem Klazomenier Asklepiades und
Genossen. CIL. I 203.
14. Buch. § 5. Hellas nach 146 v. Chr. 355
die alten Stamm verbände hergestellt K Dies empfahl sich nicht minder
für die praktischen Bedürfnisse der römischen Verwaltung, und so
wurde die Stammverfassung der Phokier ^ , Lokrer und vielleicht in
gewissem Umfange auch der Böoter wieder gestattet ^. Der achäische
Bund lebte nicht wieder auf*, aber die Städte des alten Achaia
durften sich wieder vereinigen ''. Vielleicht haben um diese Zeit über-
haupt die peloponnesischen Landschaften ihre spätere Gestalt erhalten.
Elis, das als Hüterin des olympischen Heiligtums und seiner Spiele be-
sondere Rücksicht verdiente, gewann die triphylischen Städte, die es
sich einverleibte ^ , und dadurch zu einem Umfange kam , wie es ihn
früher nur auf kürzere Zeit besessen hatte. Ebenso scheinen in Messenien
die kleineren Städte, die im achäischen Bunde selbständig waren ^, wieder
mit der Hauptstadt vereinigt und damit der messenische Stammverband
wiederhergestellt zu sein ■". Hingegen die arkadischen Städte blieben
1) Pausan VII 16, 10. Vielleicht geschah es Ol. 160 (140 v. Chr.), wenn
nämlich dieses Datum, das Pausanias als das Ende des achäischen Krieges be-
zeichnet, mit K. Fr. Hermann, Gesammelte Abhandl. S. 351 und Wachsmuth,
Leipiger Stud. X p. 272 auf die Milderung bezogen werden darf.
2) Gawril Kazarow, De foederis Phocensium institutis, S. 29 fF.
3) Die Phokier, Lokrer und Böoter beteiligen sich wie früher an der del-
phischen Amphiktionie. Vgl. die Verzeichnisse bei Pomtow, RE. IV 2, 2691 f.
Doch beweist dies nicht viel, da die sakralen Pflichten der Stämme durch die Auf-
hebung der politischen Gemeinschaft wohl nicht betroifen wurden. Avich die Euböer
befinden sich unter den Amphiktionen, obwohl die Gemeinschaft der euböischen
Städte, die übrigens niemals viel bedeutet hatte, schwerlich wieder hergestellt
worden ist. Die einzelnen Städte stehen für sich. Karystos leistet den Römern
im italischen Kriege zur See Zuzug. CIL. I 203. Chalkis ist Anfang des ersten
Jahrhunderts v. Chr. in Didyraa bei Milet mit einem Weihgeschenk vertreten.
HaussouUier, Bibliotheque de l'ecole des hautes et. fasc. 138 p. 209.
4) Hertzberg, Gesch. Griechenl. I 305 ff', nimmt dies zwar an, aber erst unter
Hadrian gibt es davon eine Spur.
5) In dem Schreiben des Prätors Q. Fabius Maximus an Dyme wird die
achäische Verfassung genannt. Dittenberger , Syll. V 316. Im mithridatischen
Kriege leisteten die Achäer dem Archelaos Zuzug. Appian. Mithr. 29.
6) Das Bild Poseidons in Samikon ward nach Elis gebracht; Samikon mufs
also in Elis aufgegangen sein. Pausan. VI 25, 6. Ausdrücklich bezeugt wird das
Gleiche von Hypaua, während Typaneä noch einige Zeit selbständig blieb. Le-
preon scheint zu Strabons Zeit kaum noch existiert zu haben. Strabo VIII 344.
Vgl. Plinius h. n. IV 22.
7) Kyparissia, Pylos, Mothone, Korone, Thuria, Abiä, dazu vielleicht Andania.
Vgl. oben S. 55.
8) Dies ist freilich eine zweifelhafte Sache, die sich nicht leicht ausmachen
läfst Dafs aber Abiä und Thuria zu Messene gehört, folgt zwar nicht mit Gewifs-
heit, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit aus dem Grenzstreit mit Lakedämon um
23*
356 14. Buch. § 5. Hellas nach 146 v. Chr.
gesondert, wie denn auch in der Vergangenheit der arkadische Stamm
nur kurze Zeit eine Einheit gebildet hatte. Es scheint, dafs Megalopolis
sein durch Philopoimen beschränktes Gebiet (S. 37) zu dem Umfange
erweiterte, wie es später bestand. Mit der Wiederherstellung der älteren
Staramverbände wachten auch die früheren Streitigkeiten wieder auf.
Lakedämon erhob Ansprüche auf das Denthaliatische Gebiet am West-
abhange des Taygetos, und bald nach 140 v. Chr. ward der Streit nach
Anweisung des Senates durch ein Schiedsgericht der Milesier zu gunsten
Messenes entschieden ^. Ebenso wird die Grenze zwischen Sparta und
seinen Nachbarn Megalopolis, Tegea und Argos nunmehr so bestimmt
worden sein, wie sie später bestand ^.
Diejenigen Stämme und Gemeinden, die sich nicht an dem Kriege
beteiligt hatten, blieben in ihrem alten Zustande und in dem Verhältnis
zu Rom, wie es die Verträge festsetzten ^. Dies gilt von den Akar-
nanen, Amphilochern * und Atolern •^, den Anianen " , Otäern und Do-
lopern '', ferner von den Thessalern und ihren Nachbarn, den Perrhäbern
und Magneten ^.
das Denthaliatische Gebiet; denn wenn dieses von Messene beanspracht ward, wird
Thuria ebenfalls dazu gehört haben.
1) Tacit. ann. IV 43. Inschr. v. Olymp. (V) n. 52 (SIG. P 314). In der
Urkunde wird Q. Calpurnius, der Konsul von 135 v. Chr., als Prätor erwähnt.
2) Belmina ward darnach lakonisch. Pausan. III 21, 3. VIII 35, 4.
3) Wenn Pausanias (VIII 16, 9: aws&Qia rt xcerä e&vog ra sxnatwv 'A/ceioSv
xai t6 iv 4>ioxsiaiy ij BoimtoT^ ij eteqmO-C nov ztig 'EXkd^og xatskskvTo ofiniwg navTn)
behauptet, dafs alle, auch die am Kriege nicht beteiligten Stämme aufgelöst worden
seien, so ist das unzweifelhaft eine der vielen Ungenauigkeiten des Autors. Alles,
was wir wissen, führt darauf hin, dafs die Unbeteiligten, ebenso wie Sparta und
Athen ihre frühere Verfassung behielten.
4) Der Fortbestand der akarnanischen Stammverfassung ergibt sich aus den
Inschriften (z. B. Michel, Recueil n. 312 f. SIG. II- 482). Im zweiten sizilischen
Sklavenkriege leisteten sie den Römern Zuzug (Diodor XXXVI 8, 1), und noch zu
Cäsars Zeit besteht ihr Gemeinwesen wie das der Amphilocher. Caesar b. civ.
III 55. Wie weit das Bündnis der Stadt Thyrrheion mit Rom den ganzen Stamm
berührte, ist nicht ersichtlich. SIG. I' 327.
5) Über sie vgl. oben S. 346. Sie sind der achäischen Erhebung ganz fern
geblieben, haben vielleicht sogar die Römer unterstützt. Vgl. Polyb. XXXVIII
11, 9.
6) Ein Zeugnis für sie aus damaliger Zeit ist die Widmung für Metellus
SGDial. II 1433, aus der Zeit des ersten mithridatischen Krieges SIG. 1' 331.
7) Cicero in Pison. 91. Sie gingen erst unter Augustus ein. Pausan. X 8, 3.
Für diese Stämme kommen auch die Listen der Amphiktionen in Betracht. S. oben
S. 184.
8) Die Thessaler leisten wiederholt Bundeshilfe. Diodor XXXVI 8. Appian,
Mithr. 30. Ihr Bundesfeldherr wird bei Cäsar, Bell. civ. III 80 erwähnt, und
14. Buch. § 5. Hellas nach 14G v. Chr.' 357
Unverändert behielt Delphi unter römischem Schutz seine geheiligte
Autonomie. Die Zusammensetzung der Amphiktionie blieb in der Ge-
stalt, wie sie 188 v. Chr. eingerichtet war (S. 13), mit der einzigen
Änderung, dafs seit dem 3. makedonischen Kriege die Phokier die beiden
Stimmen des makedonischen Königs übernahmen. Die Neuordnung nach
dem achäischen Krieg hat an diesem Zustande nichts geändert ^ Auch
Athens Besitz und Rechte sind durch den Krieg nicht berührt worden.
Die Stadt stand bis zuletzt in keinem freundschaftlichen Verhältnisse
zum achäischen Bunde und wird während des Krieges von den Römern
als befreundet und verbündet betrachtet ^. Dafs Sparta seine Freiheit
und Autonomie völlig wieder erhielt, ist schon bemerkt. Es wurde mit
besonderer Auszeichnung behandelt und war den Römern gegenüber
nur zu den bundesgenössischen Leistungen verpflichtet ^. Die ehemaligen
Periöken jedoch, die Seestädte, wurden nicht wieder mit Sparta ver-
einigt, sondern blieben abgetrennt*, wenigstens zum gröfsten Teil; an
den Vorrechten Spartas nahmen sie nicht teil, sie standen vielmehr
den übrigen Achäern gleich.
Das Verhältnis der besiegten Hellenen zu Rom ist im einzelnen viel-
leicht durch besondere Verträge geregelt worden •''. Sie waren Untertan
und abgabenpflichtig *>, wurden aber für frei und autonom angesehen. Es
bleibt nach dem Zeugnis der Inschriften bis tief in die Kaiserzeit hinein. Über die
Magneten vgl. Wilhelm, MA. 15 (1890) 294. Michel, Recueil 307 ff. Magneten
und Perrhäber sind auch weiterhin in der delphischen Amphiktionie vertreten.
Pomtow, RE. IV 1, 2691 f.
1) Vgl. die Urkunden bei Pomtow, RE. IV 2, 2691 f.
2) Die Gesandten des Metellus zogen sich von Korinth nach Athen zurück.
Polyb. XXXVIII 11, 9.
3) Strabo VIII 365 a. E. : aya^aßövts? &k atpag iri/ntj^riaai' diaqieQovTcag xai
e/unvay ikevS'fQoi^ nktjv TÜJy g)i'Äixwf XsiTovgyitui' tiXko avyrikovvTEi ovtFey. Vgl.
Plin. h. n. IV 16.
4) Strabo VIII 366. Zur Zeit des ersten mithridatischen Krieges ist Gytheion
selbständig. SIG. P 330. Michel, Rec. 185. Ebenso Kotyrta Michel n. 184.
Später sind aus den Seestädten die Eleutherolakonen erwachsen.
5) In einer Inschrift aus Trözen wird eine Gesandtschaft vnfQ (piXiag xnl avfj.-
(xct^iag nach Rom erwähnt CIGPel. I 791. Dittenberger stellt diese Inschrift mit
nro. 752 zusammen, was mir zweifelhaft vorkommt. Vergleichen läfst sich das
Foedus der Römer mit Thyrrheion in Akarnanien aus d. J. 94 v. Chr. , von dem
der Anfang noch erhalten ist. SIG. I^ 327.
6) Was die Abgabenpflicht anlangt, so ist dieselbe meines Wissens nachweis-
lich nur bei den Besiegten von 146 v. Chr., d. h. bei den Mitgliedern des ehe-
maligen achäischen Bundes aufser Lakedämon, bei den Böotern, Phokiern, Lokrern
und Euböa. Für Euböa vgl. CIL. I 203 (aus 78 v. Chr.). Plutarch, Sulla 23.
Dafs Böotien und Phokis tributär waren, folgt aus der Steuerfreiheit, die Sulla den
358 14. Buch. § 5. Hellas nach 146 v. Chr.
war eine Freiheit unter römischer Oberhoheit; den Hellenen ward gestattet,
ihre kommunalen Angelegenheiten selbst zu besorgen, aber alle wichtigeren
Dinge mufsten nach Rom gebracht werden, und die Römer wachten
darüber, dafs ihre Anordnungen in Kraft bheben ^ Den Römern waren
sie zu bundesgenössischen Leistungen, besonders zur Kriegshilfe ver-
pflichtet und mufsten sich den Auflagen der römischen Feldherren fügen
wie die übrigen Untertanen ^. Eine eigene Provinz bildete das unter-
worfene Griechenland nicht ^, aber es wurde der Provinz Makedonien
angehängt, deren Statthalter die Aufsicht zu führen und die Hoheits-
rechte des römischen Volkes wahrzunehmen hatte *.
Um Krieg und Politik brauchten sich die Hellenen nicht mehr za
Städten Oropos und Elateia gewährte. SIG. P 334. Cicero de oat. deor. III 49.
Pausan. X 34, 2. Befreit wird später auch das phokische Abä. Pausan. X 35, 2.
Sonstige Zeugnisse bei E. Kuhn, Verfassung II 71. Sie stammen meist aus der
Kaiserzeit und sind nicht gleichwertig. Gewifs rührt die Steuerfreiheit der Am-
phissier (Pliu. h. n. IV 7 f.) erst von Augustus her und hängt mit der Gründung
von Nikopolis zusammen. Nach dem achäischen Kriege sind den Unbeteiligten
ohne Zweifel keine Abgaben auferlegt worden , sondern sie blieben zunächst im
früheren Zustande. Erst später, spätestens zu Anfang der Kaiserzeit , ist die Aus-
gleichung erfolgt.
1) Einen Beleg liefert das Schreiben des Prätors Q. Fabius Maximus au die
Dymäer, das etwa 125 v. Chr. ergangen ist SIG. I- 316. In Dyme waren Un-
ruhen ausgebrochen und die Verfassung gewaltsam beseitigt. Der römische Statt-
halter verkündigt das gegen die Schuldigen ergangene Urteil und erinnert dabei
an die den Hellenen gewährte Freiheit und insonderheit an die den Achäern ge-
gebene Verfassung.
2) Gytheion in Lakonien mufste im ersten mithridatischen Kriege Mannschaften,
Getreide und andere Kriegsbedürfnisse liefern. Karys^^os auf Euböa stellte den
Römern im Bundesgenossenkriege Schifte. SIG. I" 330. CIL. I 203.
3) Dies wird auch nicht durch den Ausdruck €naQ;(eta bewiesen, der sich in
der Inschrift SIG. P 314 (Olymp. V n. 52) z. 64 findet: ois Atvxiog Mofxfiioi —
iv ixeiyu rf; inao^sia tyevtzo ; hier bezeichnet STjaQj^euc den Amtsbezirk oder Krieg-
schauplatz.
4) Dies wird jetzt mit Recht allgemein anerkannt, während man früher glaubte,
Griechenland habe nach dem Siege des Mummius eine eigene Provinz Achaia ge-
bildet, die in Wahrheit erst der Diktator Cäsar geschafien hat. Vorher gibt es
von einer solchen Provinz keine Spur. Dafs Hellas von Makedonien aus verwaltet
ward, lehren Plutarch, Kim. 2. CIL. I 203. Der Streit der hellenischen Bühnen-
künstler, den die delphische Urkunde BCH. (1899) bff. behandelt, wurde zuerst vor
den Prätor oder Prokonsul von Makedonien gebracht, dann an den Senat. Ohne Zweifel
ist ferner der Prokonsul Q. Fabius Maximus, dessen Erlafs an die Dymäer noch er-
halten ist (SIG. I* 316), Prätor von Makedonien. Im ersten mithridatischen Kriege lag
die Verteidigung Griechenlands zunächst dem Prätor von Makedonien und seinen Be-
amten ob, und der von Cicero verklagte L. Piso hatte als Statthalter Makedoniens
auch Hellas unter sich. Cicero in Pison. 37. 90 f. 96. Vgl. Hertzberg, Gesch.
Griechenl. I 284 Anm. Marquardt, Rom. Staatsverwaltung I'- 328. Brandis, RE 1 190 ff.
14. Buch. § 5. Hellas nach 146 v. Chr. 359
bekümmern; sie konnten sich ihren inneren Angelegenheiten widmen,
ihre Feste feiern, ihre Vergangenheit pflegen, sich der Litteratur, der
Wissenschaft oder der Künste befleifsigen ^ Hierin leisten sie auch weiter-
hin Bedeutendes ; dies sowie ihre gelegentlichen nachbarlichen und inneren
Streitigkeiten macht jetzt den Inhalt ihres öffentlichen Lebens aus. Als
Sitz der hellenischen Nation kann Hellas noch immer beanspruchen, ein
Mittelpunkt der damaligen Welt zu sein, und die Bewunderung und
Freigebigkeit des Auslandes ward ihm noch längere Zeit zu teil ^. Zu-
nächst erholte man sich und empfand nach der vorausgegangenen Un-
ruhe und den Schrecknissen des Krieges bei allen Verlusten den Frieden
als eine Segnung; der schnelle römische Sieg erschien fast wie eine
Rettung^. Die Städte ordneten sich, ein gewisser Wohlstand kehrte
wieder ein, aber ihre Kraft war in der Wurzel getroffen. Ohne Mög-
Hchkeit sich wieder zu gröfseren Verbänden zusammenzutun, von den
Römern stets beaufsichtigt, konnten sie nicht wieder zu eigener Bedeu-
tung kommen. Die Aufhebung der demokratischen Verfassungen be-
wirkte, dafs sich eigennützige und engherzige Oligarchien der Gemeinde-
verwaltungen bemächtigten, dafs die schon bestehende Neigung zur Bil-
dung grofser Besitzungen zunahm und die Bevölkerung weiter zurück-
ging *. Die Wehrkraft ging zu gründe ; was noch vorhanden war,
mufste sich in den Dienst der Römer stellen; der Drang in die Ferne,
die Auswanderung dauerte an. Nun kamen die Römer zahlreich ins
Land; sie liefsen sich als Einnehmer, Kapitahsten und Kaufleute nieder.
In ihrer bevorzugten Stellung mit ihrer eignen Gerichtsbai'keit ^, steuer-
frei, vielfach assoziiert mit den regierenden Klassen der Städte konnten
sie Griechenland ausbeuten. Sie erwarben Grundbesitz, nisteten sich
als Herren fest ein und vollendeten in ihrer Weise, was die römischen
Waffen eingeleitet hatten, die Unterwerfung Griechenlands unter römische
Herrschaft.
§ 6-
In Pergamon war 159 v. Chr. Attalos II zur Regierung gekommen
(S. 204) und hat als König eine Reihe von kriegerischen Unternehmungen
1) Polyb. III 59, 4. Die Ermahnungen des Polybios an Elis, sich die frühere
Unverletzlichkeit seines Gebietes wieder zu verschaffen, und an Messene, sich eng
an Megalopolis anzuschliefseu, setzen den Fall voraus, dafs sich der gegenwärtige
Zustand ändere.
2) Polyb. V 90, 5 ff", warnt seine Landsleute davor, sich gegen geringe Gaben
an die Könige wegzuwerfen.
3) Polyb. XXXIX 11, 8 ff.
4) Oben S. 315.
5) CIL. I 203.
S(0 14. Buch. § 6. Attalos II und Diegylis.
glücklich ausgeführt ^ Seine erste Tat war die Rückführung des Ariara-
thes V nach Kappadokien ^, woran sich der Krieg mit Priene anschlofs.
Wie Eumenes II hatte er mit Selge zu tun, vielleicht noch vor dem Kriege
gegen Prusias ^. Auch bei den Galatern mufs es nochmals zu Unruhen
gekommen sein, die das persönliche Eingreifen des Herrschers nötig
machten *. Einen wesentlichen Anteil hatte Attalos am Sturze des Deme-
trios I von Syrien ^ und schliefslich hat er den Römern zuerst gegen Pseudo-
philippos, dann gegen die Achäer zu Wasser und zu Lande Beistand
geleistet ^.
Bald darnach hatte er eine europäischen Besitzungen gegen den
Thraker Diegylis zu schützen ''. Diegylis gehörte zum Stamme der
Käner , die im Hinterland von Byzanz ihren Wohnsitz hatten *, ein
kriegerischer Fürst, der in glücklichen Kämpfen mehrere andere
Stämme unterwarf und im östlichen Thrakien eine bedeutende Herr-
schaft gründete; er war berüchtigt durch die Härte und Grausamkeit,
mit der er die Beherrschten in Untertänigkeit erhielt und bedrückte ^.
Der Aufstand des Andriskos und die Bewegung, die damals Thrakien
ergriff, wird ihn bei seinen Eroberungen gefördert haben. Mit Attalos II
war er schon früher in feindliche Berührung gekommen; denn er war
Schwager des Prusias II von Bithynien und hatte ihm gegen Nikomedes
und Attalos Hilfe geleistet ^'^ ; jetzt begann er die Besitzungen des
Attalos und die hellenischen Freistädte an der thrakischen Küste an-
zugreifen. Mehrere Städte wurden erobert und zerstört, darunter Lysi-
macheia, von wo er eine Anzahl Gefangener unter barbarischen Mifs-
handlungen fortschleppte. Bald nach 144 v. Chr. *^ mufste Attalos gegen
Diegylis die Waffen ergreifen. Auch hier war er siegreich, die Thraker
wurden geschlagen, und da Attalos den Besiegten mit Milde begegnete,
1) Die wichtigsten bei Strabo XIII 624. Vgl. Meier, Ersch und Grubers
Encyklopädie III 16, 400. Wilcken, RE. II 2, 2171 f.
2) Polyb. XXXII 23. Oben S. 251.
3) Trogus prol. 34. Oben S. 326.
4) Der Brief des Attalos an den Hohenpriester Attis bei Michel, Recueil 45 C
ist oflFenbar geschrieben, nachdem Attalos aus Galatien nach Pergamon zurück-
gekehrt war.
5) Oben S. 259.
6) Oben S. 334. 347.
7) Strabo XIII 624. Trogus prol. 36. Diodor XXXIII 14. Auch ApoUodoros
hat den Krieg in seiner Chronik (S. 393 Jacoby) behandelt. Steph. Byz. s. Kaiyoi.
8) Plinius h. n. IV 40. 47.
9) Diodor a. 0. gibt davon einige Beispiele.
10) Appian, Mithr. 6. Oben S. 329.
11) In Diodors Exzerpten findet sich der Krieg gegen die Käner zwischen der
14. Buch. § 6. Attalos II. 361
so gingen die Untertanen des Diegylis vielfach zu ihm über ' , er-
hoben sich wider ihren grausamen Herrscher und es scheint, dafs
Diegylis durch abtrünnige Untertauen sein Ende fand -. Die Käner
wurden zur Unterwerfung genötigt und mufsten sich den Pergamenern
fügen •'.
Trotz allen kriegerischen Unternehmungen des Herrschers hat das
Land unter Attalos H, abgesehen vom bithynischen Kriege, Frieden gehabt.
Der äufsere Umfang des Königreichs blieb unverändert *, ebenso die Be-
ziehungen zum Auslande, zu den Königen wie zur hellenischen Welt und
besonders zu Rom, mit dem ein ungetrübtes Einvernehmen bestand ^. Von
den Anfechtungen, die Eumenes zu erdulden hatte, blieb Attalos befreit.
Er fand Zeit und Gelegenheit, die innere Entwickelung des Landes zu
fördern, er hat vollendet, was Eumenes begonnen hatte, und unter ihm
hat Pergamon in geistiger wie in materieller Hinsicht den Höhepunkt
erreicht ^. In der Hauptstadt setzte er die Bautätigkeit seines Bruders
fort ''. Er unternahm es ferner den Hafen von Ephesos , der zu ver-
sanden drohte, zu vertiefen und liefs daher die Mündung durch einen
Damm verengen; leider hatten sich der König und seine Techniker
geirrt, und das Übel ward nicht beseitigt, sondern verschlimmert ^. Vor
allem aber ist Attalos H Städtegründer geworden. Nicht weit von den
Quellen des Kaikos, an einem strategisch wichtigen Punkte hat er
Stratonikeia gegründet ^ und seiner Gattin zu Ehren benannt , weiter-
Geburt des Memphites (etwa 144 v. Chr.) und dem spanischen Feldzuge des Q. Pom-
peius (141 V. Chr.). Darnach bestimmt sich die Zeit.
1) Aus Diodor XXXIII 15 erfahren wir, dafs Diegylis sich von seiueu Unter-
tanen Geiseln hatte geben lassen, die den Abfall ihrer Stämme zu büfsen hatten.
2) Vgl. Diodor XXXIV 12, wo es heifst, dafs Zibelmios, der Sohn des Diegylis,
Beinen Vater an den Thrakern rächte.
3) Trogus prol. 36 sagt: ut rex Attalus Caenos Thracas subeglt und ähnlich
Strabo a. 0. e^eigwaazo Ju'iyv'liv.
4) Auch Ägina blieb attalisch. Wir besitzen noch ein Ehrendekret der Agi-
neten für den Pergamener Kleon, der 16 Jahre lang die Insel verwaltete. Michel,
Ree. 340.
5) Oben S. 67. 206. Nachzutragen ist eine Ehreninschrift für Attalos U aus
Milet bei HaussouUier, Biblioth^que de l'ecole des hautes etudes 138. 221.
6) Attalos wird der typische Name für die pergamenischen Könige; Strabo
nennt sie oft 'AixaXixoi ßaaiXiig, ebenso Plinius u. a. Vgl. Meier a. 0. 351. Cicero
p. Sest. 58 sagt Attalus, wo Eumenes gemeint ist.
7) Von ihm rührt z. B. die Stoa des Burgtempels der Athena her. Altertümer
T. Perg. II 43 ff.
8) Strabo XIV 641.
9) Bei dieser Gelegenheit wurden wohl die Gergithier in der Troas an die
Quellen des Kaikos verpflanzt. Strabo XIII 616. Im Jahre 190 v. Chr. gab es
363 14- Buch. § 6. Attalos II.
hin an der mysisch - Ijdischen Grenze Attaleia \ und drittens zwischen
Pergamon und Sardis Apollonis ^, das den Namen seiner von ihm be-
sonders verehrten Mutter erhielt ^. Jenseits Sardis sind Philadelpheia
im inneren Lydien und und weiter ostwärts Eumeneia in Phrygieu von
Attalos erbaut *, endlich an der pamphylischen Küste Attaleia , das an
Stelle eines kleinen Ortes zur Stadt ausgebaut ward ^ und bald autblühte.
Attalos II hat zwar als König und vorher viele Kriege führen
müssen, scheint aber keine grofsen militärischen Fähigkeiten besessen
zu haben ^, seine Neigungen lagen auf anderen Gebieten ; er war ein
Freund und Förderer der Wissenschaften und Künste, Sammler und
Kenner alter Gemälde ''. Auf diesem Gebiete eiferte er den Ptolemäern
nach, mit um so besserem Erfolge, als noch zu seiner Zeit durch die
Easerei des Ptolemäos VII Alexandreia von seiner Höhe zu sinken
anfing. Von dem, was Alexandreia damals verlor, hat Pergamon sichei--
lich manches gewonnen ^. Am Hofe des Attalos lebte und wirkte der
berühmte Grammatiker und Stoiker Krates von Mallos ^, der Riva]
Aristarchs, die Zierde der pergamenischen Wissenschaft. Der König
verwandte ihn auch in Staatsgeschäften ; bekannt und bedeutsam ist die
Gesandtschaft, die den Krates nach Rom führte ^•^. Wie sein Vorgänger
hier noch keine Stadt Bd. II 740. Hienach ist Bd. II 90 zu berichtigen. Vgl.
BCH. 11 (1887) 114tf.
1) Steph. Byz. s. v. BCH. XI (1887) 168 fif.
2) Strabo XIII 61G.
3) Vgl. Inschr. von Perg. 169. Oben S. 64. Wahrscheinlich hat Attalos II
auch den Tempel der Apollonis in Kyzikos gebaut (Antholog. graeca I p. 58 Stadt-
müller), wie er ihr auch in Pergamon ein Heiligtum errichtete. Suidas s. ^noXXw-
viag kifirij. Apollonis lag beim heutigen Palamut. Fontrier, BCH. 11 (1887) 85.
Es trat wohl an die Stelle einer älteren Gründung, wahrscheinlich Doidye, das, wie
eine Inschrift der dortigen Makedoner aus dem 37. Jahre des Eumenes zeigt (BCH.
11, 86), in den letzten Jahren des Eumenes noch existierte. Also kann Apollonis
erst von Attalos II gegründet sein. Schuchhardt, MA. 13 (1888) S. 17. Derselbe
Attalos ist vielleicht der Gründer der Stadt Helleuopolis, die von Apollodor (Chrou.
S. 396 Jacoby) erwähnt wird. Etymol. magn. p, 331, 8. Steph. Byz. 'Ek'AijPonoXis.
4) Strabo XII 579. 576. Steph. Byz. ss. vv. Aus den späteren Münzen mit
Ev'juivacoy !^^atö3j/ könnte man schliefsen, dafs bei der Gründung achäische Kolo-
nisten beteiligt waren. Head, Eist. num. S. 563.
5) Strabo XIV 667.
6) Polyb. XXIX 6, 3.
7) S. 67 Anm. 5.
8) Jacoby, ApoUodors Chronik S. 8 vermutet, damals sei ApoUodoros der
Grammatiker nach Pergamon ausgewandert.
9) Plutarch, Non posse suaviter 13, 14 p. 1095 D. Boissonade, Auecd. I 420.
Wachsmuth, De Gratete Mallota p. 4 f.
10) Sueton, De grammat. 2. C. Wachsmuth, De Cratcte Mallota S. 5 setzt die
14. Buch. § G. Attalos II. 363
hat er dem Kollegium der dionysischen Künstler, die in Teos
wohnten und zugleich für die Ausrichtung der pergamenischen
Feste bestimmt waren, seine Gunst zugewandt ^. Als die Künstler später
mit der Gemeinde Teos in Streit kamen und auswanderten, räumte
ihnen Attalos das benachbarte Myonnesos ein. Doch blieben sie nicht
lange daselbst; die Teier beschwerten sich in Rom und jene verstanden
sich dazu, nach Lebedos überzusiedeln ^.
Attalos II erreichte ein hohes Alter. Man sagt, dafs er zuletzt
hinfällig ward und die Staatsgeschäfte seinem Freunde Philopoimen
überliefs ^. In seiner letzten Zeit erlebte er noch den Besuch des
Scipio Amilianus, als dieser seine berühmte Gesandtschaftsreise an die
Höfe des Orients machte. Er starb dann 139/8 v. Chr. nach 21 jähriger
Herrschaft im Alter von 82 Jahren *. Ihm folgte der schon längst zum
Nachfolger bestimmte Sohn des Eumenes •', Attalos III mit dem Beinamen
Philometor ''.
Mit ihm kam ein König zur Regierung, der anders geartet war,
Gesandtschaft schon unter Eumenes, und zwar aus cbrouologiscben Gründen, weil sie
suh mortem Ennii stattfand. Aber dieser Grund wiegt nicht schwer, da der Aus-
druck sehr dehnbar ist. Man mufs bei der Überlieferung bleiben.
1) CIG. II 3069. 3071. Das Verständnis dieser und der verwandten Inschriften
bat H. V. Prott (MA. 27 [1902] 166 ff.) wesentlich gefördert. Er weist nach, dafs
die dort erwähnten Attalisten eior pergamenisches Kollegium sind, das sich den
Kultus des Attalos zur Aufgabe stellte.
2) Strabo XIV 643.
3) Plutarch an seni 16 p. 792 A erzählt, Attalos sei durch langen MüCsiggang
und Frieden erschlafft, sehr fett geworden und habe sich ganz von Philopoimen
leiten lassen, so dafs man in Eom wohl die aus Asien Kommenden gefragt habe,
ob der König bei Philopoimen Einflufs habe. Man sieht, die Geschichte ist stark
auf eine Pointe zugeschnitten und darf nicht wörtlich genommen werden. Philo-
poimen führte das pergameuische Kontingent im achäischen Kriege. Oben S. 349.
4) Liucian macrob. 12. Strabo XIII 624. Nach Plutarch, Camill. 19, quaest.
conviv. VIII 1, 1, 5 p. 717 C starb er (wenn nämlich Attalos II gemeint ist) an
seinem Geburtstage. Über die Nachricht, dafs er von seinem Nachfolger vergiftet
worden sei, s. unten.
5) Oben S. 204 f. Zu den dort angeführten Stellen ist nachzutragen Inschr.
von Magnesia n. 87, 15, wo es heifst ini awrriQCu lov le ßctadsiog 'AttkIov tpi-
kadskcpov y.ui 'Adrjfaiov tov cldtk^pov xn'i ßuaiXiaarjg I^TQctrovixtig xa\ AttuIov tov
vlov tov ßaaikewg Evfxsvov^ wo sehr zu beachten ist, dafs der junge Attalos zuletzt
genannt wird und Athenäos dem Throne näher steht als er. Ahnlich Michel,
Recueil n. 340, wo jedoch Athenäos fehlt, der also schon gestorben war.
6) Der Beiname wird sehr oft bezeugt. Strabo XIII 624. 646. Plutarch
Ti. Gracch. 14. Demetr. 20 u. a. Appian, Mithr. 62. Vollständig lautet er (fiko-
firiTWQ y.cä evsoyszi}?. Inschr. v. Perg. I 246, 22 mit Fränkels Anm. Er drückt
eine besondere Anhänglichkeit an die Mutter Stratonike aus, vielleicht den Dank
für eine von ihr empfangene Wohltat. Gutschmid, Kl. Sehr. IV 114.
364 14. Buch. § 6. Attalos III Philometor.
als seine freundlichen, um Volksgunst bemühten Vorgänger, ein mifs-
trauischer, launischer, tyrannischer Fürst ^ Aus den dürftigen Nach-
richten gewinnt man den Eindruck, dafs am pergamenischen Hofe und
in der königlichen Familie Gegensätze und Feindschaften entstanden,
dafs die Thronfolge vielleicht bestritten ward. Der neue König scheint
zu seinem Vorgänger in keinem guten Verhältnis gestanden zu
haben ^, es wird sogar behauptet, er habe ihn vergiftet^. Nach
seinem Regierungsantritt liefs er eine Anzahl Freunde und Grehilfen
seines Vorgängers, Beamte in hohen Stellungen, mit ihren Familien
durch barbarische Söldner umbringen, weil er fürchtete, sie würden
etwas gegen ihn unternehmen, und versetzte dadurch sein Land und
die Nachbarschaft in höchste Aufregung. Er gab den Hingerichteten
Schuld am Tode seiner Mutter Stratonike, die er, wie sein Beiname an-
deutet, hoch verehrte *, und seiner Braut Berenike; die beiden Frauen
scheinen gegen Ende der Regierung des Attalos II verstorben zu sein.
Dann zog er sich, wie man weiter berichtet ^, in das Innere seines Palastes
zurück und lebte einsam als Sonderling und Menschenhasser, trug
Trauerkleider, liefs Haar und Bart wachsen, kümmerte sich nicht um
Geschäfte, sondern trieb Botanik, zog in seinem Garten Pflanzen, be-
sonders Giftpflanzen, kochte giftige Säfte, probierte sie und verschenkte
davon an seine Freunde. Über Gartenbau hat er auch geschrieben ^.
Von seinen Vorgängern hatte er zugleich allerlei künstlerische Neigungen
ererbt, er bildete in Wachs und gofs in Erz ''. Sonst hören wir noch
von ihm, dafs er, wie andere Könige, dem römischen Heer vor Numantia
Geschenke sandte (1 34 v. Chr.) ^. Aus einer Inschrift jedoch erfahren
wir, dafs er nicht blofs als finsterer Tyrann im Innern seines Hauses
1) Justinus XXXVI 4. Diodor XXXIV 3. Über Attalos III handeln H. E.
Meier in Ersch und Grubers Encyklopädie der Wiss. u. Künste III 16 S. 413.
U. Wilcken, RE. II 2, 2175.
2) So viel wir sehen, ward dem Attalos II die Apotheose nicht zu teil. Inschr.
von Perg. I 248. Oben S. 205.
3) Lucian. Icaromen. 15. Die Nachricht nimmt Bezug auf das bekannte
Interesse des Attalos UI für Giftpflanzen und klingt wenig glaublich. Hierzu
gehört Stephan. Byz. s. 4'aQfiaxovaau, wonach Attalos II auf der Insel Pharmakussa
bei Milet getötet ward.
4) Inschr. v. Pergamon I 248, 45flf.
5) Justinus a. 0.
6) Plutarch Demetr. 20. Plin. n. h. XVIII 22. index auct. VIII. XIV f. XVIIf.
Galenos vol. XIV 2 Kühn. Varro de r. r. I 1 , 8. Columella 11,8. Meier
a. 0. 413.
7) Justinus a. 0.
8) Cicero pro Deiot. 19 mit den Schollen p. 372 f. Orelli.
14. Buch. § 6. Tod des Attalos III. 365
lebte ' ; denn er hat auch einen Krieg geführt , von dem er siegreich
heimkehrte ; gegen wen der Feldzug ging, ist unbekannt 2.
Attalos III hat nur fünf Jahre regiert. Er war beschäftigt, seiner
Mutter ein Grabmal zu errichten, zog sich dabei durch Sonnenbrand
eine Krankheit zu und starb nach wenigen Tagen im Frühjahr 133 v. Chr. *.
Er hatte keinen legitimen Erben; nach dem Tode seiner Braut scheint
er un vermählt geblieben zu sein ; mit ihm erlosch die Dynastie *. In
seinem Testament hinterhefs er sein Königtum und alles, was er hatte,
seinen beweglichen und unbeweglichen Besitz, dem römischen Volke;
den Pergamenern und anderen Städten seines Königreichs bestimmte er
die Freiheit, die königlichen Sklaven scheint er für frei erklärt zu haben,
die Ausführung und Bestätigung des Testaments ward den Römern
übertragen '". Der Pergamener Eudemos ging mit dem Testament nach
1) Ein von ihm herrührender Erlafs (Inschr. v. Perg. I 248) bietet nichts Un-
gewöhnliches. Es ist ein Brief an Kyzikos und Pergamon aus dem Herbst des
4. Jahres (135 v. Chr.), worin er die Ernennung des Athenäos, Sohnes des So-
sandros, zum Priester kund tut.
2) Inschr. v. Perg. I 246. Ob auch n. 249 z. 6 dazu gehört, ist mehr als
zweifelhaft. Bei dem Fehlen jeder Überlieferung darf man vielleicht die Vermutung
wagen, dafs die oben S. 330 Anm. 3 erwähnte Nachricht des Suidas s. l4noX^u)viug
'lijxvri von einem Kriege des Attalos gegen Nikomedes Monodüs sich auf Atta-
los III bezieht. An Bithynien als Feind zu denken, liegt sehr nahe; sonst kämen
noch die Thraker oder vielleicht die Galater in Betracht.
3) Justinus XXXVI 4, 5. Strabo XIII 624. Der Gesandte Eudemos mit dem
Testament kam in Rom an , als das Ackergesetz des Ti. Gracchus schon durch-
gegangen war, also im Sommer 133 v. Chr. Plutarch, Ti. Gr. 14.
4) Diodor XXXIV 13. Die uns sonst bekannten Verwandten des königlichen
Hauses gehörten einer entfernteren weiblichen Linie an. Inschr. v. Perg. I 248
z. 28 ff.
5) Das Testament des Attalos wird oft erwähnt (Strabo XIII 624. Justinus
XXXVI 4, 5. Appian, Mithr. 62. Plutarch, Ti. Gr. 14. Livius per. 58 u. a.),
aber was es enthielt, wird nicht gesagt. Nach Inschr. von Perg. I 249 hat der
König die Stadt Pergamon für frei erklärt. Wenn wir ferner sehen, dafs Sestos
nach dem Tode des Attalos ihm einen Gottesdienst einrichtet , so ist wahrschein-
lich, dafs dies der Dank für die gewährte Freiheit ist (Michel, Recueil n. 327).
Dafs über die Städte besonders bestimmt war, zeigt auch Plutarch, Tib. Gr. 14.
Dem entspricht endlich auch die römische Entscheidung, durch die wenigstens ein
Teil der Städte die Freiheit erhielt. Dafs die königlichen Sklaven, d. h. die ßaaiXixoi,
freigelassen waren, schliefse ich daraus, dafs die Pergamener in der erwähnten In-
schrift V. Perg. n. 249 ihnen die Rechte der Beisassen geben; denn wie sollten wohl
die Pergamener sonst dazu kommen, über sie zu verfügen? Das hätte ja nur den
Erben, den Römern zugestanden. Entweder hat also Attalos sie befreit oder er
hat sie den Pergamenern geschenkt. Auch sonst hat das Testament ohne Zweifel
noch allerlei Bestimmungen enthalten. Meier hat S. 415 die Echtheit des Testa-
ments bestritten und schon im Altertum ist das Gleiche geschehen (Sallust, Epist.
366 14. Buch. § 6. Aristonikos.
Rom ^; er kam gerade in die Zeit hinein , wo dort die Anträge des
Tiberius Gracchus alles in Erregung und Streit setzten. Den Römern
kam das attalische Geld sehr gelegen; es sollte ihnen helfen, die Kosten
der agrarischen Reformen zu bestreiten, sie nahmen die Erbschaft an.
Das Weitere jedoch, vor allem die Bestimmung über das Schicksal der
Städte des Königreichs ward zunächst in den Streit der Parteien hinein-
gezogen, Gracchus wollte sie dem Volk, die Optimaten dem Senat über-
tragen ^, und erst nach dem Tode des Gracchus fiel die Entscheidung,
ohne Zweifel zu gunsten des Senats, der aus seiner Mitte fünf Kommis-
sarien zur Einziehung der Erbschaft und zur Ausführung des Testaments
nach Asien sandte (132 v. Chr.) ^
Jedoch diese Kommissarien konnten ihre Aufgabe nicht lösen ; deon
während die Römer zögerten, hatte sich schon ein anderer Erbe ge-
meldet und Hand auf die Erbschaft gelegt, Aristonikos, Sohn des Eu-
nienes von einer ephesischen Nebenfrau. Nach dem Rechte der Geburt
nahm dieser das Königreich von Pergamon in Anspruch ; das Testament
des Attalos wird er als gefälscht oder ungiltig bezeichnet haben '^. Die An-
lange seiner Erhebung liegen im Dunkel. Als Attalos III starb, scheint
Aristonikos nicht in Pergamon gelebt zu haben, sondern vielleicht in
einer der ionischen Städte, etwa in Ephesos, der Heimat seiner Mutter.
Da die Römer, die zukünftigen Herren, bei vielen verhafst waren, so
ist es kein Wunder, dafs er Anklang fand. Vielleicht haben sich ihm
Mithrid. 8. Horat. carm. II 18, 5 kommt nicht in Betracht) ; der eben erwähnte
pergamenische Volksbeschlufs hat diesen Zweifeln ein Ende gemacht.
1) Plutarch, Ti. Gr. 14.
2) Plut., Ti. Gr. 14. De vir. ill. 64. Liv. per. 58.
3) Strabo XIII 646. Zu den fünf gehörte auch P. Cornelius Scipio Nasika,
das Haupt der Gegner des Gracchus. Er ist auf dieser Gesandtschaft bei Per-
gamon gestorben. Plutarch, Ti. Gr. 21. Valer. Max. V 3, 2. Cicero pro Flacco 75.
Plin. h. n. VII 120. De vir. ill. 64, 9. Ich halte es für selbstverständlich , dafs
die Legaten zunächst die Bestimmungen des attalischen Testaments nach Möglich-
keit ausführen sollten. Eine Analogie bildet das ähnliche Vermächtnis des Ptolemäos
Apion vom Jahre 1)6 v. Chr. Die Römer zogen damals den Besitz des Königs ein
und liefsen die Städte frei.
4) Justinus XXXVI 4, 6. Strabo XIV 646. Sallust, Epist. Mithr. 8. Livius
perioch. 59. Florus I 35, 4. Gros. V 10. Eutrop. IV 22. Velleius II 4. Dafs
Aristonikos Sohn des Eumenes war, wird nicht ei-nstlich bestritten , nur Velleius
nennt ihn einen Fälscher, Strabo sagt doxaiv mv ysfovt; sivai rov ßaai^ixov. Vgl.
Plut. Tit. 21. Es ist sehr zu bedauern, dafs wir von ihm und den jetzt folgenden
Ereignissen nur so dürftige Nachrichten haben. Der fast gänzliche Verlust der
Historiker dieser Zeit ist wahrhaft unersetzlich. Neuere Darstellungen geben Meier
a. 0. 416 fif. U. Wilcken, RE. II 1, 962. Neumann, Gesch. Roms während des
Verfalls der Rep. I 271fr.
14. Buch. § 6. Aristonikos. 367
manche Teile des königlichen Heeres, dessen Entlassung jetzt bevorstand,
angeschlossen ^ Zuerst brachte er Leukä zwischen Smyrna und Phokäa
zum Abfall, hat vielleicht schon damals Phokäa gewonnen und konnte
einige Schiffe bemannen, ward aber von den Ephesiern bei Kyme in
einem Seetreffen besiegt. Wie Ephesos scheinen auch andere Städte sich
zunächst ablehnend verhalten zu haben -.
Aristonikos zog sich nach seiner Niederlage von der Küste ins
Binnenland zurück und fand hier bei der niederen Bevölkerung Anhang
besonders bei den Sklaven, die er zur Freiheit aufrief Es gab auf dem
Lande grofse Sklavenmengen, die oft schlecht gehalten wurden und ihm
jetzt zuströmten. Er organisierte sie und nannte sie Hehopoliten,
d. h. Bürger einer Stadt Heliupolis, die er wohl mit ihnen zu gründen
versprach ^. Er fand zuerst in Thjateira Einlafs, besetzte Apollonis
lind andere Plätze Mysiens; diese Gegend scheint das Zentrum seiner
Macht gewesen zu sein '^. Nun machte er rasche Fortschritte, erfocht
mehrere Siege und bezwang die Widerstrebenden; ein guter Teil des
Landes erkannte ihn an ^, ja er ging über die Grenzen des Königreichs
hinaus; unter den von ihm eroberten Städten werden Myndos, Samos
und Kolophon genannt; er mufs sich also im Besitz einer Flotte befunden
haben ; mehrere ionische Städte müssen ihm zugefallen sein ^. Jedoch die
Hauptstadt Pergamon und vielleicht einige andere gröfsere Städte ^ schlössen
ihm die Tore. Die Pergamener haben nach dem Tode des Attalos, noch ehe
die römische Entscheidung eingetroffen war, von der ihnen geschenkten Frei-
heit sogleich Gebrauch gemacht und verstärkten zunächst ihre Bürgerschaft
Den früheren Beisassen, den bei ihnen wohnhaften und ansässigen Make-
doniern und Mysern, auch den sonstigen Besatzungs- und Polizeimann-
schaften schenkten sie mit deren Familien das Bürgerrecht, den Nachkommen
1) Seine thrakischen Söldner (unten S. 369) stammen wohl aus dem könig-
lichen Heere. Vgl. Diodor XXXIV 3.
2) Es wäre interessant zu wissen, ob Attalos III in seinem Testament über
Ephesos besonders bestimmt hat. Es scheint stets zu den Gegnern des Aristonikos
gehört zu haben. Das gleiche darf von Smyrna angenommen werden. Tacit.
annal. IV, 55.
3) Strabo a. 0. Diodor XXXIV 2, 26. Mommsen, Eöm. Gesch. IP 54.
Bücher, Die Kämpfe der unfreien Arbeiter S. 109.
4) Zu den besetzten Städten mufs Stratonikeia in Mysien gehört haben
S. unten.
5) Justinus XXXVI 4, 7. Appian, Mithr. 62. Plutarch, Tit. 21.
6) Wir wissen es von Phokäa (Justinus XXXVII 1, 1). Von anderen läfst
es sich aus ihrem späteren Schicksal schliefsen.
7) Wahrscheinlich ist es von Ephesos. Über Sardis, Magnesia, Tralleis u. a.
rehlt es an Nachrichten und Andeutungen.
368 14- Buch. § 6. Aristonikos.
der Freigelassenen, ferner den königlichen und Gemeindesklaven gaben
sie die Rechte der Beisassen. Diejenigen, welche unmittelbar nach dem
Tode des Königs die Stadt und ihr Gebiet verlassen hätten oder ver-
lassen würden, erklärten sie für ehrlos und bestimmten, dafs ihr Ver-
mögen der Stadt verfallen sollte '. Offenbar sind diese Beschlüsse schon
durch den Aufstand des Aristonikos beeinflufst. Die Pergamener richten
sich eiligst auf dem neuen Fufse ein, verstärken ihre Bürgerschaft durch
wehrhafte Elemente und suchen zu verhindern, dafs der Prätendent aus
der Stadt Zulauf erhalte ^.
Die Römer mufsten sich die ihnen zugefallene Erbschaft durch
Waffengewalt erobern. Zuerst, schon 132 v. Chr., liefsen die griechischen
Städte und die benachbarten Könige, Nikomedes, Mithridates V, Ariara-
thes V und der Paphlagoner Pylämenes, ihre Streitkräfte zu Wasser und
zu Lande gegen Aristonikos ausrücken ^. Doch reichte dies zu seiner
Überwältigung nicht aus; Aristonikos mufs ein ansehnliches Heer auf-
gebracht haben. Im übrigen wissen wir aus dem Kriege nichts als
dafs Ariarathes V fiel, also eine Niederlage erlitten zu haben scheint*.
Im nächsten Jahre 131 v. Chr erschien dazu ein wohlgerüstetes römisches
Heer unter dem Konsul Publius Licinius Crassus ^ auf dem Kampfplatze.
Doch richtete Crassus nichts aus; er mag erst spät im Jahre angelangt
sein und er hatte es, wie man sagt, mehr auf die attalischen Reichtümer
1) Dies lehrt der wichtige Volksbeschlufs Inschr. v. Perg. I 1, 249. Fränkel
ergänzt z. 6 ngoaoQiaag avr^ xui noXt[fxiay] ^üigay i'if exgcvley] {dsiv iaofOfXHa9ac\
nimmt also den Ausfall einiger Worte an. Die Ergänzung ist gewaltsam und
schwer verständlich; ich schlage vor nQoaoQiaag aurrj xal 7ioAft[rtx»jV] /uigav iji/
sxgiv[sy], d. h. der verstorbene König hat in seinem Testament zugleich das Stadt-
gebiet von Pergamon erweitert. Gerade dadurch wird es geschehen sein, dafs die
Ansiedelungen der Makedoner und Myser, von denen weiterhin die Rede ist, zum
Stadtgebiet geschlagen wurden. Vor kurzem sind nun auch von den Verzeichnissen
der damals neu aufgenommenen Bürger bedeutende Stücke durch v. Prott und
Kolbe (MA. 27 [1902] 106 ff.) veröffentlicht worden.
2) Vgl. U. Wilcken a. 0.
3) Strabo XIV 646. Eutrop. IV 22. Oros. V 10, 2. Die Zeitfolge gibt Strabo;
nach ihm rückten die Bundesgenossen schon vor Ankunft der fünf Legaten ins
Feld. Von den Städten sagt Strabon: a'i is noXng ensfupnv nkij&oi. Zu verstehen
sind die hellenischen Freistädte und die asiatischen Gemeinden, die sich dem Ari-
stonikos nicht fügten. Byzanz rühmt sich, den Römern damals zur Hilfe gekommen
zu sein. Tacit. ann. XII 62. Daneben wird vor allem an Rhodos zu denken sein.
4) Justinus XXXVII 1, 2.
5) Die Wahl des Feldherrn machte bekanntlich Schwierigkeiten, da Crassos
zugleich Pontifex Maximus war. Cicero, Phil. XI § 18. Er soll viel Mühe auf
die Erlernung des Griechischen verwandt haben. Valer. Max. VIII 7, 6.
14. Buch. § 6. Aristonikos. 369
als auf den Krieg abgesehen ^, scheint sich also während des Winters
hauptsächlich mit der Einbringung der Erbschaft beschäftigt zu haben.
Im Frühjahr 130 v. Chr.^ als schon sein Kommando zu Ende ging,
belagerte er Leukä, das also noch in den Händen des Aristonikos ge-
wesen sein mufs ^. Hiebei scheint ihn Aristonikos überrascht zu haben.
Crassus Heferte mit schlecht geordnetem Heere dem Prätendenten eine
Schlacht, ward besiegt, auf der Flucht gefangen und zu Aristonikos ge-
führt. Um die Schande nicht zu überleben, verwundete er unterwegs
einen seiner Wächter, einen Thraker, und liefs sich von ihm nieder-
stofsen ^. Dieser Sieg gab dem Aristonikos Ansehen und Zuversicht,
aber nur auf kurze Zeit; denn bald traf der Nachfolger des Gefallenen,
der Konsul Marcus Perperna in Asien ein. Aristonikos liefs sich von
ihm überraschen und ward geschlagen. Sein Heer zerstreute sich, er
selbst floh nach Stratonikeia ^, wo ihn Perperna einschlofs und nach
einiger Zeit durch Hunger zur Ergebung nötigte. Nach dem Siege
konnte Perperna die Erbschaft einheimsen. Die reichen Schätze
der Attahden, der ganze prächtige königliche Hausrat wanderte nach
Rom und ward hier versteigert ^.
Indes ging der Krieg immer noch weiter, und der Konsul von
129 V. Chr., Manius Aquilius, ward beauftragt, den letzten Widerstand
zu brechen. Natürlich wünschte ihm sein Vorgänger möglichst wenig
zu tun übrig zu lassen, um so mehr beeilte sich der Konsul, das Kommando
in Asien anzutreten. Doch der Tod machte dem Wettstreit der Feld-
herren ein Ende, Perperna starb in Pergamon ^ und die Beruhigung und
1) Justinus XXXVI 4, 6.
2) Gellius N. A. I 13, 11 erzählt dabei von ihm ein Beispiel übertriebener
Strenge. Schwerlich ist übrigens an dieser Stelle von der Stadt Mylasa die Rede,
die von Hertz und anderen Herausgebern in der unmöglichen Form Mylattensium
in den Text hineinkonjiziert wird. Da ist die ältere Lesart Elaecnsium noch vor-
zuziehen.
3) Justinus, Strabo aa. 00. Valer. Max. III 2, 12. Frontinus strateg. IV
4, 16. Oros. V 10. Eutrop. IV 20. VeUeius II 4, 1. Obsequens 28. Strabo gibt
als Ort der Schlacht Leukä, nach Valerius Max. und Frontinus stirbt Crassus
zwischen Eläa und Myrina (oder Smyrna). Sein Leichnam ward nach Smyrna ge-
bracht und dort bestattet.
4) Natürlich ist Stratonikeia am Ka'ikos gemeint, das spätere Hadrianupolis,
oben S. 361.
5) Justinus XXXVI 4, 9. Plinius h. n. XXXIII 148 f. Plinius hat sich
dabei in der Zeit etwas verrechnet. Er setzt die Einbringung der Erbschaft ins
Jahr 622 d. St. 122 v. Chr., 57 Jahre nach dem Triumph über Antiochos (189 v.
Chr.); allein vor 130/29 kann die Erbschaft nicht nach Rom gelangt sein.
6) Justinus XXXVI 4, 10. Eutrop. IV 20. Oros. V 10, 5. Nach Velleius
II 4, 1 hat freilich Perperna triumphiert, und diese Version (vgl. Valerius Max.
Kiese, Gesch. d. grieeh. u. male. Staaten. III. «^4
370 14. Buch. § 6. Ende des Aristonikos.
Ordnung Asiens fiel dem Aquilius anheim, dem der Senat dazu zehn
Legaten beigab ^. Zuvor wurden die letzten Widerstrebenden unter-
worfen ; Aquilius hat einige Plätze belagert und erobert ^. Nach Her-
stellung der Ruhe ^ hat dann die Ordnung Asiens noch zwei Jahre und
mehr in Anspruch genommen; erst gegen Ende 126 v. Chr. hat Aquilius
in Rom seinen Triumph gefeiert *. Aristonikos war schon vorher in
Fesseln nach Rom geschickt und dort erdrosselt ^.
Nach dem Aufstande des Aristonikos stand das Königreich Pergamon
den Römern ganz anders gegenüber als vorher; es ward zum guten Teil
als erobertes Land angesehen und nach Kriegsrecht behandelt; neben dem
Testament des Attalos trat dies als neuer Faktor hinzu. Das König-
reich ward unter dem Namen Asia römische Provinz, dessen Verwaltung
von AquiHus und den zehn Legaten in den Grundzügen auf lange Zeit
eingerichtet ward ^. Die bisherige Verfassung blieb nach Möghchkeit
erhalten, die Provinz bildete weiterhin eine Einheit und ward von einem
Prätor verwaltet. Sie behielt ihr eigenes, von den Königen begründetes
Münzsystem '^. Die Provinz umfafste, wie sich von selbst versteht, nur
das pergamenische Gebiet, dasjenige, worüber Attalos III in seinem
Testament hatte verfügen können, begriff also weder die Inselgemeinden,
wie Lesbos, Chios und Samos, noch die Freistädte an der ionischen
und hellespontischen Küste in sich ^. Nur diejenigen, welche sich am
Aufstande des Aristonikos beteiligt hatten, verloren ihre Freiheit; vor
allem Phokäa, das sich schon im syrischen Kriege nur ungern den
IIl 4, 5) hat sich Neumann angeeignet. Wahrscheinlich liegt bei Vellejus nur
eine Textkorruptel Yor.
1) Strabo XIV 646.
2) Florus I 35, 7 berichtet, Aquilius habe die belagerten Städte durch Ver-
giftung des Trinkwassers bezwungen.
3) Nach der Ansprache Sullas an die Asiaten bei Appian, Mithr. 62 hat der
Widerstand Asiens 4 Jahre, also bis 129/8 v. Chr. gedauert.
4) CILat. I^ SS. 49. 176.
5) Oros. V 10, 5. Eutrop. IV 20, 2. Nach Velleius II 4, 1 und Sallust,
Epist. Mithr. 8 ist er im Triumph aufgeführt worden, was auf Irrtum beruht.
6) Strabo XIV 646. Marquardt, Rom. Staatsverwaltung I- 333 fif. Brandis,
RE. II 2, 1538 flf.
7) Die Provinzialmünzen sind die sogen. Cistophoren, die in den gröfseren
Städten, Pergamon, Ephesos, Tralleis , Apameia, Laodikeia, Nysa, Parion u. a. ge-
prägt wurden. Mommsen, Gesch. des röm. Münzwesens 704 f. Head, Hist. num.
461. Imhoof-Blumer, Die Münzen des Kgr. Pergamon (Abh. der Berl. Akad. 1884)
S. 32 ff.
8) Oben S. 62. Nach Ausweis der Inschriften von Magnesia mufs auch Mag-
nesia am Mäander , das oben übergangen worden ist, zu den Freistädten gerechnet
werden.
14. Buch. § 6. Die Provluz Asien. 371
Römern gefügt, hatte sich dem Prätendenten angeschlossen. Der Senat
hatte daher ihi-e Zerstörung verordnet, und nur durch die Fürbitte
ihrer Tochterstadt Massalia ward sie gerettet ^ Auch einige andere
ionische Städte scheinen damals zur Strafe für ihr Verhalten die ihnen
188 V. Chr. verliehene Freiheit verloren und den Römern Untertan und
abgabenpflichtig geworden zu sein ^. Pergamon erhielt die ihm von
Attalos bestimmte Freiheit ^. Ob Karlen südlich vom Mäander mit den
Städten Mylasa, Alabanda, Stratonikeia schon damals der Provinz zu-
gelegt ward, ist unbekannt *. Jedenfalls die Freistädte an der karischen
Küste, Halikarnussos, Myndos und Knidos, die Insel Kos und natürlich
Rhodos blieben, was sie waren, und kamen nicht zur Provinz ^, ebenso-
wenig wie das Fürstentum in Kibyra. Die Kiby raten bildeten zusammen
mit den Nachbarstädten Bubon, Balbura und Oinoanda eine Tetrapolis,
die noch längere Zeit bestanden hat ^.
3) Justinus XXXVII 1, 1. Vgl. Cassius Dio XLI 25, 3.
2) Dafs Milet und Klazomenä abhängig wurden, zeigt das SC. de Asclepiade
(CILat. I 203) vom Jahre 78 v. Chr. und aus der gleichen Zeit Cicero Verr. II 1
§ 89. Doch besteht die Möglichkeit, dafs die Freiheit erst nach dem ersten mi-
thridatischen Kriege verloren gegangen ist. Vgl. Haussoullier , Bibliotheque de
l'ecole des hautes etudes 138 S. 246 f. Brandis, RE. II 2, 1540 ff. Ich erinnere,
dafs Ephesos nicht zu den Freistädten gehörte, sondern königlich war. Die helle-
spontischen Städte, bis zu denen Aristonikos schwerlich vorgedrungen ist, Kyzikos,
Lampsakos und Alexandreia Troas müssen ihr früheres Recht behalten haben. Parion
mufs als Prägstätte von Cistophoren vielleicht der Provinz zugewiesen werden. Ilions
damalige Stellung ist nicht klar. Vgl. Dörpfeld, Troia und Ilion II 454 f.
3) Josephus, Antiq. XIV 247 ff. Dieser pergamenische Volksbeschlufs stammt
etwa aus 110 v. Chr.
4) S. 194. Die Frage hat geringe praktische Bedeutung; da diese Städte schon
Bundesgenossen Roms waren, so macht es nicht viel aus, ob sie zur Provinz ge-
hörten oder nicht. Dasselbe gilt für die übrigen asiatischen Freistädte, die sich
den römischen Anforderungen und Auflagen ebensowenig entziehen konnten, wie
die Freistädte.
5) Auch Kos mufs zu den freien Gemeinden gerechnet werden. Dies lehrt
vor allem Josephus, Antiq. XIV 112. Von einigem Wert für diese Fragen ist ein
Verzeichnis der freien Städte, das sich im 1 Makk. 15, 23 findet , wenn auch darin
Ungleichartiges durcheinander geworfen wird. Unter den dort genannten Städten
befinden sich Halikarnas«os, Myndos, Knidos und Kos.
6) Strabo XIII 631. Seit wann die Tetrapolis bestand, wissen wir nicht; viel-
leicht fand sie sich erst jetzt, nach dem Ende des pergamenischen Königreichs
zusammen. Aus der Geschichte Bubons ist bei Diodor XXXIII 5 a ein Stück fol-
genden Inhalts erhalten: Moagetes von Bubon wird erst Strateg, dann Tyrann. Er
wird von seinem Bruder ermordet, der an seine Stelle tritt, aber seine Söhne retten
sich nach Termessos, kehren, als sie erwachsen sind, heim, beseitigen den Tyrannen
und geben ihrer Stadt die Freiheit wieder. Vielleicht wird in dieser Erzählung die
Verbindung Bubons mit Kibyra schon angedeutet; denn der Name Moagetes ist
24*
373 14. Buch, i; 6. Die Provinz Asien.
Nicht das ganze Königreich ward zur Provinz gemacht; die ent-
legeneren Teile wurden abgetrennt. Agina und Andres wurden zwar
römischer Besitz, natürlich aber nicht zu Asien geschlagen. Von den
thrakischen Küstenstädten wurde wenigstens Sestos frei ^, ebenso erhielten
Pamphylien, Pisidien und was sonst in diesen Gegenden pergamenisch
gewesen war, die Freiheit, wie sie schon früher Autiocheia in Pisidien
erlangt hatte ^. Telmessos kam zum lykischen Bunde, der sich nach der
Befreiung von der rhodischen Herrschaft sofort zusammengeschlossen
hatte ^. Die östlichen Grenzprovinzen wurden den verbündeten Königen
als Lohn für ihre Hilfe überlassen, Grofspbrygien dem Pontiker Mithri-
dates V, Lykaonien mit den anstofsenden kilikischen Landschatten den
Kindern des gefallenen Ariarathes V *. Ob auch für Nikomedes und
Pylämenes etwas abfiel, wird nicht überliefert ^. Wie über die galatischen
Besitzungen und Rechte der Pei'gamener verfügt ward, ist unbekannt.
Das Heihgtum in Pessinus scheint autonom geworden zu sein ''.
In der Provinz Asien gingen nun alle Herrscherrechte auf das
römische Volk über, nicht nur die grofsen Besitzungen, die Ländereien
des Attalos '', sondern auch die den Königen gezahlten Abgaben. Hier
erfolgte eine Erleichterung der Untertanen; die Abgaben wurden erlassen
oder vermindert ^, königliche Einkünfte den Städten überwiesen ^.
Aber in diesem Punkte wurde die erste Ordnung der Provinz bald er-
in der Familie der kibyratischen Tyrannen heimisch. Das Exzerpt gehört zwischen
145/4 und 140/39 v. Chr., aber wir wissen nicht, in welchen Zusammenhang es ge-
hört. Man kann an den Krieg des Attalos II mit Selge denken. Kibyra ward
erst nach dem ersten mithridatischen Kriege zur Provinz Asien geschlagen.
Strabo a. 0.
1) Dies ist zu schliefsen aus der Inschrift bei Michel, Recueil 327. Jedenfalls
folgt aus z. 20 f., dafs der thrakische Chersones damals nicht, wie Marquardt, Rom.
Staatsverw. I- 335 annimmt, zur Provinz Makedonien geschlagen ward.
2) Bekanntlich wurde hier erst 102 v. Chr. der Grund zu einer besonderen
Provinz gelegt. Marquardt I"^ 380.
3) Oben S. 194 f. Der Bund zählte mit Telmessos 23 stimmfähige Mitglieder.
Strabo XIV 664 f.
4) Justinus XXXVII 1, 2. Strabo XII 534 f. Marquardt a. 0. 335 Anm. 5.
5) Nach den Worten des C. Gracchus bei Gellius N. A. XI 10 möchte man
es für Nikomedes annehmen.
6) Dies darf wohl aus dem Verhalten des Priesters Battakes geschlossen wer-
den. Diodor XXXVI 13. Plutarch Marius 17.
7) Die agri Attalici auf dem thrakischen Chersones sind noch später ein Teil
der römischen Staatsländereien. Cicero de leg. agr. II 50.
8) Appian b. civ. V 4. Es wurden natürlich nur gewisse Abgaben aufgehoben, etwa
die Kopfsteuer oder andere direkte Steuern, die indirekten sind ohne Zweifel geblieben.
9) Das ephesische Heiligtum erhielt gewisse von den Königen ihm entzogene
Einkünfte zurück. Strabo XIV 642.
14. Buch. § 6. Ordnung Asiens. S7S
heblich geändert. Überhaupt wurden die Entscheidungen des Aquilius in
Rom angefochten, Aquilius selbst unter Anklage gestellt. Man beschuldigte
ihn, und offenbar mit Grund, dafs er Geld genommen habe. Besonders die
Schenkungen an die Könige sollen durch hohe Summen erkauft worden
sein. Er wurde zwar von den römischen Geschworenen freigesprochen, aber
der Senat hat einen Teil seiner Anordnungen annulliert ^ Doch handelt
es hierbei wohl nur um Einzelheiten. Viel wichtiger wurde, dafs bald
darnach die Geldbedürfnisse des römischen Volkes, die durch die Acker-
und Getreidegesetze des Gaius Gracchus so sehr gesteigert wurden, eine
grundsätzliche Änderung des Besteuerungsystems hervorriefen. Die Er-
leichterungen machten einer viel stärkeren Belastung Platz. Gracchus
war überhaupt stark auf Mehrung der Einkünfte bedacht; er nahm
das Interesse des Arars aufs schärfste wahr, und die Provinz Asien
mufste die neuen Ausgaben decken. Von Gracchus rührt die lex Sem-
pronia her, durch die ihr der Zehnte auferlegt ward; nach diesem Ge-
setze wurden fortan der Zehnte wie die übrigen indirekten Steuern
Asiens in Rom an den Meistbietenden verpachtet ^, an die römischen
Steuerpächter, die sich nun mit ihrem Gefolge über das Land ergossen,
alles an sich rissen, und bald eine unerträgliche Plage nicht nur für
die Provinz, sondern auch für die Nachbarschaft, freie Städte wie König-
reiche wurden -^
Eine weitere Folge der neuen Finanzpolitik war, dafs die den
Königen überlassenen Teile des pergamenischen Reiches wieder einge-
zogen wurden. Es geschah, als 121 v. Chr. Mithridates V mit Hinter-
lassung zweier unmündiger Söhne gestorben war. Grofsphrjgien ward
zunächst für frei erklärt, dann mit Asien vereinigt *, und ähnlich scheint
1) Appian, Mithr. 11. 12. 57. Der Prozefs bei Appian, Bell. civ. I 22. Cicero
divin. in Caecil. § 69. pro Cluent. 127. Der Tatbestand ist freilich nicht klar. Es
ist zu erwägen, dafs Aquilius die 10 Legaten zur Seite hatte und nichts Wichtiges
anordnen konnte ohne deren Zustimmung. Auf die Schenkung an die Könige scheint
sich die Anklage nicht bezogen zu haben; die dabei als Kläger oder Zeugen an-
wesenden Gesandtschaften, die sich über die Freisprechung beklagen , sind offenbar
von den Städten geschickt. Auch ist zu erwägen, dafs die Schenkungen an die
Könige eine Reihe von Jahren gegolten haben.
2) Appian, Bell. civ. V 4. Cicero Verr. 3 i? 12. Schol. Bob. p. 259 Or.
Fronto p. 125 Naber. Marquardt a. 0. 338. C. Gracchus hat sich auch sonst mit
den Angelegeßheiten der Provinz Asien beschäftigt. Er sprach gegen die lex
Aufeia, an der Mithridates und Nikomedes beteiligt waren, deren Gesandte zugegen
waren. Gracchus sagte, die Redner für das Gesetz hätten von Mithridates Geld ge-
nommen, die Gegner von Nikomedes. Gellius XI 10.
3) Beispiele von ÜbergriflFen der Publikanen: Strabo XIV 642. Memnon bei
Photios bibl. p. 232 b 38. Diodor XXXVI 3, 1. Dörpfeld, Troia u. Ilion II 454.
4) Justinus XXXVIII 5, 2. Appian, Mithr. 11 f. 56 f. Auf Phrygiens Ein-
374 14. Buch. § 6. Ordnung Asiens.
mit Lykaonien verfahren zu sein. Diese Teile haben übrigens später
noch öfters ihre Stellung gewechselt.
Das Ende des pergamenischen Staates und seine Einverleibung
durch Rom war für die Schicksale Vorderasiens, wie für die Entwicke-
lung der römischen Weltherrschaft von entscheidender Bedeutung. Beide
Ufer des ägäischen Meeres waren jetzt in römischen Händen ; die Römer
konnten ganz anders als früher in das Griechentum eindringen; mit
Eifer stürzten sie sich auf die neue Provinz, die Steuerpächter und
Geschäftsleute liefsen sich in grofser Zahl dort nieder und waren erfolg-
reich bemüht, die Reichtümer der Untertanen auf römischen Boden zu
verpflanzen. Rom ward jetzt Nachbar der vorderasiatischen Königreiche,
konnte sie aus der Nähe beaufsichtigen, mufste sich in ihre Händel ein-
mischen, und das Ende war, dafs auch sie den Römern anheimfielen.
Man kann nicht behaupten, dafs der Übergang der Verwaltung
Asiens aus den Händen der Könige auf die Republik Rom dem Lande
und seinen Bewohnern Vorteil oder Verbesserung gebracht hätte. Die
neuen Herren wurden von inneren und äufseren Schwierigkeiten bald
so umringt, dafs sie mehr auf die Ausbeutung der Provinz, als auf
Fürsorge und Sicherung bedacht waren. Das königliche Heer ward
aufgelöst und nicht wieder ersetzt. Den schwierigsten Teil des attalischen
Königreichs, die Tauroslandschaften, wurden sich selbst überlassen
und bald zu einer grofsen Gefahr für die Sicherheit Asiens ; die
dortigen unabhängigen Gemeinwesen bildeten die Grundlage der See-
räuberei, die später den Römern so viel zu schaffen machte. Am schnell-
sten empfand die thrakische Küste das Ende der Attaliker; die perga-
menischen Besatzungen zogen ab, die Frucht des letzten thrakischen
Krieges (S. 360) ging wieder verloren. Die Thraker hatten freie Hand,
und sogleich begannen wieder die Angriffe auf die hellenischen Küsten-
städte ^ Bei den Römern fanden diese keinen Schutz ; sie waren auf
ihre eigenen schwachen Kräfte angewiesen. Sie mufsten viel leiden 2,
Ziehung bezieht sich nach Mommsens Ergänzung das bei Synnada gefundene Stück
eines Senatsbeschlusses von 116 v. Chr., worin die von Mithridates V bis zu seinem
Ableben getroffenen Verfügungen für gültig erklärt werden. Die Neuordnung ward
auch hier durch eine Senatskommission vorgenommen. Übrigens folgt aus der Ur-
kunde nicht, wie Reinach will, dafs die Einziehung erst 116 v. Chr. geschah.
JHSt. 8 (1887) 496. Reinach, Mithradates Eupator 38. 457 f.
1) In diese Zeit (zwischen 133 und 130 v. Chr.) fällt das Exzerpt Diodors
XXXrV 12, das von Zibelmios dem Sohne des Diegylis (oben S. 361, Anm. 2) handelt.
Zibelmios, der seinem Vater an Grausamkeiten gleichkam, fällt in die Hände seiner
thrakischen Feinde und wird von ihnen unter Martern ums Leben gebracht. Über
diesen Zibelmios handelt auch Valerius Max. IX 2 ext. 4.
2) Lehrreich ist das Ehrendekret von Sestos für Menas bei Michel, Recueil 327.
14. Buch. § 6. Ordnung Asiens. 375
und es hat lange gedauert, bis die Römer ihnen wirksamen Schutz ge-
währen konnten. Nach beiden Seiten hin, in Europa und Asien hat
das Erlöschen der pergamenischen Dynastie eine Lücke gerissen, die
erst nach geraumer Zeit ausgefüllt werden konnte. Am meisten
wurden die Könige im Kreise der Dichter und Gelehrten vermifst, für
die sie so viel getan haben, die ihnen dafür das gaben, was sie zu
geben hatten, den ewigen Nachruhm *.
Wir erhalten daraus kein erfreuliches Bild: das Gebiet der Stadt ist verwüstet,
das Land ist nicht bestellt, es herrscht Teuerung und Mangel, und die Jugend übt
sich in den Waffen.
1) Ps. Skymnos v. 16ff. : roTs iv IlSQyci/uü) ßaaiXsvaiv, wy jj dö^a xcti red-vrixoTcoy
naQcc nSaiv ^fAtv fwa« &id navTog fiEvti.
l^aehträge und Beriehtigungen.
Band I.
S. 63, Z. 5 Lysimachos] Der Name des Lysimachos beruht nur auf einer Kon-
jektur von Sintenis. Die Hss. Arrians haben 'Afrifia^ov, Wkr-ifA-a^ov und
'A^xifxaXov.
„ 74, Z. 15. Die amanischen Tore sind nach Heberdey und Wilhelm , Reisen
in Kilikien (Denkschr. d. k. Akademie zu Wien, bist. phil. Cl. 44 [1896]
S. 24) die noch heute bei Toprak-Kalessi sichtbaren Befestigungen.
„ 74 f. Das Terrain der Schlacht bei Issos ist aufgeklärt worden von Ad. Bauer,
Jahreshefte des österr. arch. Instituts. 18?9, 105 ff. An der Stelle des
Schlachtfeldes ist die Küstenebene nicht 14, sondern gegen 50 Stadien
breit, also Platz genug zur Entwickelung der Phalanx.
„ 82, Anm. 3 lies: Josephus, Arch. XI 320.
„ 85, Anm. 4. Über die Erbauung Alexandriens vgl. noch Justin. XIII 4, 11.
Valer. Max. I 4 ext. 1. Plin. h. n. V 62. VII 125. Pseudocallisth. I 31 f.
Ammianus Marcell. XXII 16, 7 f.
„ 86, Z. 22. Nach Eusebios II 114 f. und der Chronik von Oxyrrhynchos (the
Oxyrhynchos pap. I 28^ hat Alexander damals auch Parätonion gegründet.
Vgl. Pseudocall. I 5.
,, 103, Z. 4 fi. Hierher gehört vielleicht die Nachricht bei Polyän, strat. VII 27, 2
von einer Niederlage der Ephesier durch Autophradates.
„ 103, Anm. 2 lies: Unternehmen gegen den Hellespont werden u. s. w.
„ 107, Z. 5 war zu erwähnen, dafs auf Agis sein jüngerer Bruder Eudamidas folgte.
Plutarch Agis 3. Pausan. III 10, 5. Plutarch apophth. Lacon. p. 220 D.
„ 113_ff. Vgl. Franz v. Schwarz, Alexanders des Grofsen Feldzüge in Turkestan,
München 1893.
„ 147. Über die Anlagen an den Indosmündungen vgl. Diodor III 47, 9. Agathar-
chides bei Müller, Geogr. gr. min. I 191. Periplus mar. Erythr. § 41.
„ 152, Anm. 2. Nearchs Seefahrt behandelt Tomaschek, Sitzungsber. der philos.
bist. Classe d. kais. Akademie d. Wiss. in Wien 1890. 121. Bd.
„ 155. Über die schuldigen Satrapen vgl. Aristotel. Oecon. II p. 1352 f. Wilcken,
Hermes 36, 191 fi.
„ 178, Anm. 3. Über die göttl. Verehrung Altxanders vgl. v. Sybels Histor.
Zeitschr. N. F. 43, 5 ff .
„ 191, Z. 5 für Parysatis lies Sisygambis.
Nachträge und Berichtigungen. Bd. I. 377
^'^^^'^'}\ ''"'/ ''^''" '^"'■'^ ^^'''^' ""^ ^^«^^° ^^ ««br ermüdet, u. s. w.
" ' t ^/'^t^'y^««! Der richtige Name ist Autodikos nach IGGSept I 279,
o. 00.
„ 257, Z. 4 unten. Neben Alexarchos kann ein anderer Bruder Kassanders Peri-
laos genannt werden, der nach Plutarch de frat. amore 15 p. 48ß A ihm
als treuer Gehilfe zur Seite stand.
„ 265, Anm. 3 a. E. lies: „stimmt mit den von Diodor" u. s. w
„ 290, Z. 3 unten. Opus ist vermutlich erobert worden. Wahrscheinlich bezieht sich
hierauf em delphisches Epigramm, das nach berichtigter Lesart auf Peisis
(oder Pisis) von Thespiä geht, der als Führer der zur Befreiung von Opus
ausruckenden Böoter gepriesen wird. Peisis hat in Oropos gleichfalls eine
btatue erhalten. Vgl. S. 36G. HomoUe BGH 24 (19üO), 170 ff. IGGSept.
„ 292, Z. 11£ Nach Polyän VIII 19 hefenden sich Apollonia und Epidamnos
000 '/1T7";^''* ^'' Kleonymos ^S. 337. 48ü) in der Gewalt eines Dynasten.
„ 3U., Z. 14f. Vor kurzem ist in Skepsis ein Brief des Antigonos an die Skepsier
g-efunden und erst von Munro (IHSt 19 [1899] 332 ff.), dann von Köhler
vSitzungsber. der Berliner Akad. 1901, 1057 ff.) veröffentlicht worden. Anti-
gonos berichtet hier über den Friedenschlufs mit seinen Gegnern Was
er sagt, stimmt mit Diodors Erzählung übereiu und ergänzt sie in einigen
Punkten. Von Seleukos ist auch hier keine Rede, dagegen erwähnt Anti-
gonos den Polyperchon , und zwar unter den Gegnern. Die Skepsier de-
kretieren ihm hohe, göttliche Ehren, die sich ebenfalls auf seine Söhne
Demetnos und Philippos erstrecken.
„ 310, Z. 18 für „Bruder" lies „Stiefsohn".
„ 366, Z. 8 für Eurydike lies Stratonike.
„ 369, Z. 14 Auf die Niederlage der Böoter bezieht sich vielleicht ein Epigramm
aus Akräphiä. Perdrizet, BGH 24 (1900) 73, vgl. 176.
„ 375. Auf die Anwesenheit der Schiffe des Ptolemäos geht ein Ehrendekret der
Athener für Zenon, Führer ptolemäischer Schiffe, aus dem Anfang des
Archon Diokles (Hekatombäou), der nach Stschukareff 288/7 v. Chr im
Amt war. CIA IV 2 p. 84 u. 309 b.
" ^^^' ^«r« "' "^^^ ^''''^°° Diotimos setzen Ferguson und Kirchner ins Jahr
289/8 v. Chr. Es wird also die CIA II 312. erwähnte Befreiung auf die
Beseitigung des Lachares zu beziehen sein.
„ 384, Anm. 2 lies „Phila" für „Philo".
„ 391, Z. 2 unten. Nicht einen Sohn, sondern eine Tochter hatte Stratonike dem
beleukos schon geboren, nämlich Phila. Job. Malalas S, 198.
„ 394, Z. 7 lies: Hekatompylos.
„ 394, Z. 7 unten lies: nach seiner Gattin Apameia u. s. w.
„ 396, Z. Iff Nach Heberdey und Wilhelm, Reisen in Kilikien S. 85 hat Seleukos
Nikator am Zeustempel von Olba im rauhen Kilikien gebaut.
„ 422, Z. 2 lies: Nachdem er ein weit u. s. w.
„ 505, Z. 18 lies: das früher von jenen beiden verwaltete u. s. w.
378 Nachträge und Berichtigungen. Bd. II.
Band II.
S. 11, Anm. 5 für 900 lies 9000.
„ 48, Anm. 1, Z. 3 unten lies: Nachbarn der Tarentiner.
„ 60, Anm. 3. Vgl. Schneiderwirth , Politische Geseh. des dorischen Argos II.
Heiligenstadt 1866, S. 34.
„ 70 und 203. Zu den in Buch 5 und 7 behandelten Epochen sind vor kurzem
mehrere zusammenfassende Aufsätze J. Belochs erschienen: Das Reich der
Antigoniden in Griechenland (Beitr. z. alten Gesch. II 26 S.). Die delphische
Amphiktionie im 3. Jahrhundert (Ebendas. II 205 flF.). Die auswärtigen
Besitzungen der Ptolemäer (Zeitschrift f. Papyrusforschung II 229 ff.).
„ 73, Anm. 3 und S. 84. Was die Grenze des pergamenischen Gebietes anlangt,
so ist wichtig Liv. XXXVII 18, 2. Polyb. XXI 10. 22, 14 ff. Im Biunen-
lande ist Thyateira jedenfalls nicht pergamenisch. Nach Norden hin scheint
es nach einer Inschrift von Kyzikos JHSt. 22 (1902) 193 ff. , dafs Kyzikos
und Philetäros wenigstens zeitweilig Grenznachbarn gewesen sind. Die
genannte Inschrift vei'zeichnet die Geschenke und Wohltaten, die Philetäros,
Sohn des Attalos, den Kyzikenern erwiesen hat. Wir erfahren, dafs er sie
schon in einem früheren Kriege (vielleicht bei dem Kriege zwischen Anti-
gonos Gonatas und Antiochos I [Bd. II 76]) und darnach gegen die Ga-
later unterstützt hat. Der Herausgeber hat mit Recht betont, dafs hier
unter Philetäros nur der Gründer des pergamenischen Reiches gemeint
sein könne. Die Freundschaft der Pergamener für Kyzikos datiert also
schon aus den Anfangen des Königreichs.
„ 75, Anm. 2 lies : Amastris.
„ 79, Anm. 4. Eine ähnliche an die galatischen Streifzüge angeknüpfte Legende
erzählt Parthenios VIII 1.
„ 85. Über das Verhältnis des Antiochos I. zu den kleinasiatischen Städten vgl.
jetzt HaussouUier, bibliotheque de l'ecole des hautes et. 138 S. 61 f. Kyzikos
mufs, wie aus der oben zu S. 73 zitierten Inschrift hervorgeht, schon ein
ziemliches Mafs von Autonomie besessen haben.
„ 103 f. Die Verbindung der Ptolemäer mit Eos beweist eine Inschrift MA 23
(1898) 448, die Herrschaft auf Samos BGH V (1881) 477.
„ 133, Anm. 6. Die Tochter des Seleukos und der Stratonike war, wie es scheint,
Phila, die Gattin des Antigonos Gonatas. II 23. 77, oben 377 (zu 391).
Darnach ist hier zu berichtigen.
„ 135 (vgl. 139. 145 f.). Nach der von HaussouUier, bibliotheque de l'ecole des
hautes et. fasc. 138 S. 78 ff. veröffentlichten milesischen Laodike - Inschrift
aus 254/3 v. Chr. ist in diesem Jahre Ephesos seleukidisch. Die Inschrift ist
eine Urkunde über einen zwischen Antiochos II und Laodike abgeschlossenen
Landkauf; sie ist von höchstem Interesse, und nicht nur für die Person der
Laodike. Was Milet anlangt, so hat nach einer ebenfalls von HaussouUier
(a. 0. S. 73) mitgeteilten Urkunde der milesische Gesandte Hippomachos,
S. des Athenäos, den Milesieru die Freiheit von Antiochos gebracht.
,, 220, Z. 6. Aus einer neuen Inschrift BCH 21, 321 ff. (SGDial. II 669 n. 2504)
ergibt sich , dafs schon unter Philipp 342 v. Chr. die Delpher zwei Hiero-
mnemonen hatten.
„ 227, Anm. 1. Die zitierte Inschrift CIA IV 2, G14f. gehört nach den treffenden
Ausführungen W. Kolbes (Festschrift zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag
Nachträge und Berichtigungen. Bd. II. 379
312 flF.) in die Zeit des Demetrios (239-229 v. Chr.). Der in ihr genannte
Aristodamos kann also nicht der Tyrann von MegalopoUs sein.
S. 239. Über das Datum der Eroberung Athens s. unten S. 384.
„ 247 f. Über Alexandros, Sohn des Krateros, handelt Th. Sokolow, Beiträge zur
alten Geschichte 3 (1903) S. 119 ff.
„ 299, Z. 4 f. lies: wird ihm ein Sohn Areus II geboren, der den Thron u. s. w.
Vgl. Pausan. III 6, 6.
„ 325 f. 336. Über Antigonos Dosen und [seinen Einflufs im ägäischen Meer Tgl.
Dalamarre, Eevue de philologie 26, 291 ff.
„341 f. Über die Schlacht bei Sellasia handelt eingehend Kromayer, Antike
Schlachtfelder S. 210 ff.
„ 357, Anm. 1, vgl. 406. Dafs die ersten beiden Ptolemäer auch auf Lesbos Be-
sitzungen hatten, zeigen jetzt die Tebtunis Papyri (the Tebtunis papyri I
p. 68). Dazu die Inschrift aus Methymna IGIns. II 498 und 513. In
Eresos gab es Spiele zu Ehren des Ptoiemäos. Ebendas. nr. 527. Es ist
wohl denkbar, dafs nicht ganz Lesbos den Ptolemäern Untertan war,
sondern nur einzelne Gemeinden. Hierüber müssen wir weitere Aufklärungen
abwarten.
„ 395 f. Antiochos hat seine Herrschaft auch in Karien wieder befestigt. Vgl.
Bd. II 588. Alabanda (das eine Zeitlang Antiocheia in Chrysaoris heifst)
und iMylasa sind seitdem königliche Städte. Vgl. BCH 18 (1894) 245.
Revue des universites du midi, nouv. ser. II (1896) 275. REG 1899, 345 ff.
In Amyzon in Karien ist ein Brief des Antiochos gefunden JHSt 16
(1896) 231.
„ 397, Anm. 4. Die von Strabo XI 528. 531 bezeugte Teilung Armeniens in zwei
Teile durch Antiochos erfolgte wohl nach der Beseitigung des Xerxes, viel-
leicht erst, als der Krieg mit Rom drohte.
„ 410, Anm. 5. In einem messenischen Volksbeschlufs (Inschriften von Magnesia
n. 43) nennt sich die Gemeinde t6 xolvov tujv MeaauvCmv.
„ 429. Die Kämpfe auf Kreta werden erläutert durch eine im Asklepieion auf Kos
von Herzog gefundene Inschrift. Archäol. Anzeiger 1903, S. 11.
„ 493, Z. 10 unten lies: darnach.
„ 499, Z. 10 lies : nahm die Mitte ein. Über die Schlacht bei Mantineia vgl. jetzt
Kromayer, Antike Schlachtfelder S. 281 ff.
„ 558, Z. 17. Die kommunale Selbständigkeit von Syrakus zeigt der syrakusische.
Volksbeschlufs Inschr. v. Magnesia n. 72. Man kann daraus natürlich nicht
ableiten, wie der Herausgeber meint, dafs die römische Herrschaft auf
Sizilien zweifelhaft gewesen wäre. Ich füge hinzu, dafs auch Leontini noch
weiter besteht. IGGSept. III 515.
„ 571 ff. Über den rhodisch-kretischen Krieg , in den auch Kos verwickelt ward,
vgl. R. Herzog, Beiträge zur alten Gesch. II 316 ff.
„ 587. Zu dem über Olympichos hier Gesagten vgl. Holleaux REGr. 12 (1899)
20 ff. Darnach würde Podilos ein Beamter des Olympichos sein, der Bundes-
genosse Philipps ist. Die Rhodier beschliefseu , den lasiern gegen Podilo«
zu helfen und nötigenfalls gegen Olympichos die Waffen zu ergreifen un-
beschadet ihrer Freundschaft für Philipp. Holleaux setzt die Inschrift vor
die Einnahme von Kios.
„ 640, Z. 24 f. Nach einer Inschrift von Xanthos hat Antiochos diese Stadt der
Leto, dem Apollon und der Artemis gewidmet. Benndorf, Festschrift zu
380 Nachträge und Berichtigungen. Bd. II. Bd. III.
0. Hirschfelds 60. Geburtstag S. 77. Die Lykier müssen sich dem Antiochos
freiwillig angeschlossen haben; sie haben bis zuletzt treu bei ihm aus-
gehalten und setzten sich daher nach dem Kriege der Strafe aus. Polyb.
XXII 5, 3. Es ist ferner anzunehmen, dafs Antiochos den Lykiern die
Freiheit gegeben hat, und von ihm datiert vielleicht der lykische Bund, der
unter ägyptischer Herrschaft schwerlich bestanden hat.
S. 642, Z. 13. Dafs Antiochos zu Attalos in gutem Verhältnis stand, wird dadurch
gezeigt, dafs er in Pergamon eine Statue hatte und desgleichen Zeuxis, der
Satrap von Sardis, denn dieser ist wahrscheinlich zu verstehen. Inschr.
von Pergamon I 182. 189.
„ 753 Anm. 4. Oroanda gehört zu den Städten, die P. Servilius Isauricus im
Isaurischen Kriege eroberte und zerstörte. Cicero de leg. agr. 2 § 50.
„ 757, Z. 12 lies: seinen Bruder Lucius und Quintus u. s. w.
Band III.
7 ff. Zum Litteraturverzeichnis ist noch nachzutragen :
Die Inschriften von Magnesia am Maeander, herausgegeben von Otto Kern.
Berlin 1900.
The Tebtunis Papyri Part. I. ed. by B. P. Grenfell, A. S. Hunt and
J. G. Smyly. London 1902.
Troja und Ilion von Wilh. Dörpfeld. Athen 1902. Bd. II.
The house of Seleucus by E. R. Bevan. 2 vols. London 1902. Dies ist
eine vollständige Geschichte der Seleukiden bis zum Ende des Hauses.
11, Anm. 5 war zu erwähnen, dafs die Korinthier dem älteren Scipio Afrikanus
eine Statue setzten Cicero de orat. II 262.
18, Z. 1 lies: Aulus (nicht Marcus) Atilius.
26, Z. 1 lies: einzeln zu antworten.
28, Z. 9. Über Samothrxke erhalten wir durch neuerdings gefundene Inschriften
einige Andeutungen , nach denen wir die früheren Schicksale der Insel mit
Wahrscheinlichkeit bestimmen können. In der milesischen Laodike-Iuschrift
(Haussoullier, bibliotheque de l'e^cole des hautes et. 138 S. 76 f.) vom Jahre
253 v. Chr. verordnet Antiochos II, dafs je ein Exemplar der Urkunde in
Ilion, auf Samothrake, in Ephesos, in Didyma bei Milet und in Sardis auf-
gestellt werden solle. Darnach ist in dem genannten Jahre Samothrake
noch seleukidisch. Ferner in einer Inschrift von Ilion (Dörpfeld, Troja und
Ilion II 448) , die sich auf Antiochos III. beziehen mufs , wird die Auf-
stellung eines Exemplars in Lysimacheia und Samothrake verordnet. Also
ist damals (zwischen 197 und 191 v. Chr.) Samothrake wiederum seleu-
kidisch. Da wir ferner wissen, dafs die Insel unter Ptolemäos III. ägyp-
tisch war (II 169 3. Haussoullier a. 0. 82 f.), so folgt, dafs Antiochos III,
als er nach Europa ging und die thrakische Küste besetzte, auch Samo-
thrake gewonnen hat, das bald darnach im antiochischen Kriege dem Philippos
und später dem Perseus zugefallen sein mufs. Dafs Philippos es schon
früher besessen habe, wie Beloch, Zeitschr. f. Papyrusforschung II 249 glaubt,
ist nicht wahrscheinlich; denn Samothrake gehört nicht zu den 196 v. Chr.
befreiten Hellenen. Die Insel ist also bis dahin noch ptolemäisch geblieben.
Nachträge und Berichtigungen. Bd. III. 381
38, Anm. 1 lies: Las (nicht Lar).
39, Z. 14 lies: Marcus (nicht Gnäus) Fulvius.
40, Anm. 5 lies : Aegina.
41, Z. 23 lies: in gutem Ansehen.
63, Z. 5 f. Nach Ausweis der Inschriften von Magnesia am Mäander (Inschr.
V. Magnesia n. 93. 101. 105) hat diese Stadt nicht zu den Untertanen der
pergamenischen Könige gehört, mufs also nachträglich, etwa mit Rücksicht
auf den Kultus der Artemis Leukophryene, die Freiheit erhalten haben.
65, Z. 6. Zu den Ahnherren der pergamenischen Fürsten zählt vor allem
Dionysos, der in Pergamon als xa&tjyffxwy eine besondere Verehrung genofs.
V. Prott MA 27 (1902) S. 161 flf.
66. Über die Stellung Pergamons liefern die neuerdings durch v. Prott und
Kolbe MA 27 (1902) 44 ff. veröffentlichten Inschriften neue Aufschlüsse.
Die Stadt hat 12 Phylen (S. 114ff.). Die Gesetzgebung scheint vom König
auszugehen , wenigstens wird ein ädilicisches Gesetz als vöfxog ßaaihxog
bezeichnet. S. 48 ff. Neben den Strategen wird ferner ein Stadthauptmann
(d Eni T»7f TidAfwf), ein königlicher Beamter genannt.
71, Z. 15 lies: Herakleoten.
72, Anm. 7 lies: Ortiagons.
73, Anm. 6 lies: Varro, Sat. Menipp. fr. 407 Bücheier.
74, Z. 3 unten war zu erwähnen, dafs Pharnakes der Gründer der Seestadt
Pharnakeia ist. Er hat sein Gebiet rielleicht auch nach Osten hin vermehrt-
78, Z. 14 lies: Morzios.
85, Anm. 5 lies: Letronne, Recueil I p. 286.
89, Anm. 2 war statt Hermes 35 , 492 f. anzuführen Kritik der beiden Mak-
kabäerbücher 79 f., desgleichen Anm. 4 a. E. Krit. d. Makkabäerb. 81.
110, Z. 7. Der Brentesiner Eammius oder Herennius erinnert an den in einem
molossischen Proxeniedekret (Michel recueil 318), erwähnten Gaios Dazupos
ßennios aus Brentesion.
135, Z. 12 unten lies : aber keiner kam u. s. w.
170, Anm. 2 lies: Cölesyrien.
171, Z. 8 lies: zeigte sich den Ägyptern weit u. s. w.
178, Z. 1 unten lies: Lebadeia.
180, Z. 10. Über das Schicksal der Oresten fehlt jede Kunde. Fast könnte man
vermuten, sie seien damals den Epiroten angegliedert werden, denen sie
Strabo VII 326 zurechnet, wie sie ihnen auch früher angehörten. Thukyd.
II 80, 6.
187, Z. 11. Das dodonäische Heiligtum wurde gewifs nicht angetastet.
189, Z. 9. Dafs die Athener Skyros besafsen, wird durch die Geschenke des
Antonius an Athen nahegelegt, der ihnen zur Ergänzung die Nachbarinseln
Ikos, Skiathos und Peparethos gab. Appian bell. civ. V 7. Hertzberg,
Gesch. Griechenlands I 474.
204, 5 lies: Prusias.
208, Z. 8 lies: Ptolemäos (nicht Ptolemäer).
213, Z. 14. Onias, der nach Ägypten entfloh, war wohl nicht Hoherpriester,
aber aus der hohenpriesterlichen Familie.
220, Z. 2 lies: Antiochis (für Laodike).
221, Anm. 4 lies: Aretas (für Archas).
226, Anm. 1 lies: ebenfalls (für jedenfalls).
383 Nachträge und Berichtigungen. Bd. III.
S. 240, Z. 12 lies: unter den Feinden.
„ 247, Z. 18 ff. war zu erwähnen, dafs Timarchos sich (nach Diodor) mit Artaxias
von Armenien verbündete.
„ 248, Anm. 3 lies: Historiker.
„ 255, Anm. 2 lies: Nikanors.
„ 285 f. 301 f. Über den Hellenismus in Baktrien ist kürzlich ein lehrreicher Auf-
satz von W. W. Tarn JHSt. 22 (1902) 268 ff. erschienen. Ich bedauere,
dafs ich ihn erst nach Abschlufs des Druckes kennen gelernt habe.
„ 320, Anm. 5 lies: van Gelder, Geschichte d. alten Rhodier S. 160 ff.
Chronologische Beilage.
Die Geschichte Alexanders des Grofsen steht durch die ausführlichen Berichte,
besonders Arrians Erzählung, in den Grundzügen chronologisch fest. Arrian hat
aufserdem die wiehtigsteu Ereignisse nach attischen Archonten und Monaten datiert,
die Schlacht bei Issos (anab. II 11, 10), Eroberung von Tyros (II 24, 6), den Über-
gang über den Euphrat (III 7, 1), die Schlacht bei Gaugamela (III 15, 7), den
Tod des Dareios (III 22, 2), die Schlacht am Hydaspes (V 19, 3), die Abfahrt
Nearchs (Indic. 21, 1), den Tod Alexanders (anab. VII 28, 1). Alexanders Tod
fällt auf den Däsios, d. h. Juni des Jahres 32.3 v. Chr. (Vgl. Ideler, Abhaudl. der
kgl. Akademie in Berlin 1820. 1821, philol. bist. Cl. S. 261 ff.) Damit stimmt die
alexandrinische Tradition, die als Todestag des Königs den 4 Pharmuthi, d. h. den
13. Juni angibt. (Pseudocallisth. III 35. Krall, Zeitschr. f. ägypt. Sprache 1883 S. 83 f.)
Für die Ereignisse nach Alexanders Tode gibt zunächst Diodor, soweit er er-
halten ist, das chronologische Gerüst, das aus den attischen Archonten, Olympiaden
und den Regentenwechseln besteht. Daneben kommen die Reste der Chronographien
in Betracht, das von A. Wilhelm bearbeitete zweite Stück der parischen Marmor-
chronik (MA 22 [1897] 179 ff.), die Oxyrynchos-Chronik (Oxyrynchus papyri I 25 flf.),
Eusebios und das Verzeichnis der Archonten bei Dionys. Halic. de Dinarcho c. 9
(p. 309 f. Usener). Einzelne nähere Bestimmungen bringen die attischen Urkunden.
Aus diesen sehen wir, dafs der Tod des Redners Demades etwa in den Winter
320/19 V. Chr. fällt; denn noch Anfang September 320 v. Chr. erscheint er als
Antragsteller in einem Volksbeschlufs CIA IV 2, 192 c. SIG 112 500. Daraus
folgt weiter, dafs der Tod des Antipatros richtig ins Jahr 319 v. Chr. gesetzt wird
(Bd. I 233 f.). Es mufs ferner nach dem Ehrendekret für Euphron (CIA IV
2, 231 1) im November 318 v. Chr. die von Polyperchon wieder eingesetzte Demo-
kratie noch bestanden haben, so dafs also die Unterwerfung Athens unter Kassander
und die Einsetzung des Demetrios von Phaleron etwa im Frühling 317 v. Chr.
erfolgte, wie die Überlieferung will, zehn Jahre vor dem Einzüge Demetrios' de»
Belagerers.
Eine Erörterung erheischt noch die Zeit der Schlacht bei Gaza. Die Chrono-
graphen setzen sie einstimmig Olymp. 117, 1 •== 312/1 v. Chr. Marmor Par. z. 19.
Diodor XIX 77 ff. Josephus cont. Ap. I 184. Eusebios demonstr. evang. VIII
2, 69 (p. 393). Sie fällt zusammen mit dem Anfang der seleukidischen Ära, deren
erstes Jahr ebenfalls Olymp. 117, 1 ist. Euseb. chron. I 249, II 117. Dieses Jahr
beginnt mit den Olympien, also Hochsommer, oder wenn man die makedonischen
Jahre zu gründe legt, mit dem Herbst 312 v. Chr. Da nun nach unserem Bericht
384 Chronologische Beilage.
(Diodor XIX 80, 5) Demetrios beim Anrücken des Ptolemäos und Seleukos seine
Truppen aus den Winterquartieren {ix ifjg %sifxaaiee?) versammelte, so müssen wir
uns die Schlacht im Frühjahr denken, und dies kann nur das Frühjahr 311 v. Chr.
sein, nicht wie I 295 ff. gerechnet worden ist 312 v. Chr. Möglich wäre der Spät-
herbst 312 V. Chr., wenn man annimmt, dafs die Truppen des Demetrios vor der
Schlacht bereits in ihre Quartiere gegangen seien-, aber dies würde Diodor doch
wohl ausdrücklich bemerkt haben, und es liegt daher näher, die Schlacht ins Früh-
jahr 311 V. Chr. zu setzen. Die nachfolgenden Ereignisse fügen sich diesem Datum
ohne Schwierigkeit, aber auch das Vorhergehende bietet, so viel ich sehe, kein
ernstliches Hindernis.
Das eusebische Verzeichnis der makedonischen und syrischen Könige (I 233 f.
249 f.) leidet in der vms vorliegenden Gestalt an mancherlei Fehlern, imd ältere Zeug-
nisse sind daher von besonderem Werte. Dazu gehört Polybios, der (II 41, 2.
71, 5f) ausdrücklich bezeugt, dafs Ptolemäos I, Lysimachos, Seleukos und Ptole-
mäos Keraunos alle noch in der 124. Olympiade starben, dafs also auch Ptolemäos
Keraunos , der letzte , noch vor den Olympien von 280 v. Chr. , mit denen die
125. Olympiade beginnt, gestorben sein mufs, also im Frühsommer 280 v. Chr.
Dieses von Droysen (Hellenismus III 2, 378) verworfene Zeugnis mufs als ein fester
Punkt gelten, von dem man nicht abweichen darf. In der eusebischen Chrono-
graphie ist das letzte Jahr des Lysimachos Olymp. 124, 3 (282/1 v. Chr.), das letzte
des Seleukos Olymp. 124, 4 (281/0 v. Chr.) und demgemäfs das erste des Antio-
chos I. Ol. 125, 1 = 280/79 v. Chr. Endlich kommt noch der Beginn des perga-
menischen Fürstentums in Betracht, der freilich nicht feststeht. Wir wissen (Bd. II
626), dafs Attalos I in der ersten Hälfte 197 v. Chr. starb. Nach Strabo XIII
623 regiert er 43, sein Vorgänger Eumenes 22, Philetäros, der erste Fürst, 20 Jahre,
wonach 283/2 v. Chr. das erste Jahr des Philetäros sein würde. Allein Poly-
bios XVIII 41, 2 gibt dem Attalos 44 Jahre, und darnach würde das erste Jahr
des Philetäros auf 284/3 v. Chr. kommen. Setzen wir jedoch einstweilen den Abfall
des Philetäros ins Jahr 283/2 v. Chr., so läfst sich darnach die Schlacht bei Koru-
pedion und der Tod des Lysimachos, wie von Droysen und von mir (I 404 f.) ge-
schehen ist, auf das Frühjahr 281 v. Chr. bestimmen, ferner der Übergang des
Seleukos nach Europa und sein Tod, der nach Justinus XVII 2, 4 etwa sieben
Monate nach der Schlacht stattfand, auf den Herbst desselben Jahres. Dieser
Ansatz entspricht zugleich der eusebianischen Chronographie. Auch die Nachricht,
dafs Ptolemäos Keraunos ein Jahr fünf Monate regiert habe, kann dabei bestehen ;
ihm fällt die ganze Zeit vom Tode des Lysimachos bis zum Ende der 124. Olymp,
zu •, der Jahresteil , wo Seleukos sich als makedonischen König betrachtete , wird
chronographisch nicht besonders gerechnet und kommt dem Ptolemäos zu gute.
Für die attische Chronologie, deren Bedeutung für die allgemeine Geschichte
rasch abnimmt, ist das Verzeichnis der Archonten bei Diodor und Dionysios von
Halikamafs (de Dinarcho 9 p. 309 f. Usener) von grundlegender Bedeutung. Schwierig
wird die Bestimmung der Reihenfolge der Archonten von da ab, wo die Überliefe-
rung versagt. Nach den früheren Arbeiten von G. F. Unger (Philolog. 38 [1879]
423 ff. Suppl. 5, G67ff. Usener Rhein. Mus. 34 [1879] 388 ff.) haben sich neuer-
dings V. Schöffer (RE. II 582 ff.) , W. S. Ferguson (the Athenian archons of the
3. and 2. centur. B. Chr. Cornell Studies in classical Philology X 1899) , Gaetano
de Sanctis (rivista di filologia 28, Iff.), Kirchner (Götting. Gel. Anzeigen 1900,
S. 433 ff.) und J. Beloch (Beiträge zur alten Gesch. I 401, Hermes, 38, 130 f.)
um die Herstellung der Archontenliste bemüht. Bei den hier bestehenden Schwierig-
Chronologische Beilage. 385
keiten ist es doppelt erfreulich, dafs es endlich gelungen ist, ein viel umstrittenes
Ereignis, die Eroberung Athens durch Antigonos Gonatas (Bd. II 239) zu bestimmen.
Athen ward erobert unter dem Archon Antipatros, dem Vorgänger des Arrheneides,
Arrheneides ist der Archon von 262/1 v. Chr., folglich Antipatros von 263/2 v. Chr.
Wir verdanken dieses Resultat den vereinigten Bemühungen von Jul. Beloch und
Crönert. Beloch setzt darnach den Archon Peithidemos , unter dem das Bündnis
zwischen Athen und den Peloponnesiern geschlossen ward (II 233) , in das Jahr
266/5 V. Chr. i). Vgl Jacoby, ApoUodors Chronik fr. 85 S. 375. Beiträge zur alten
Gesch. II 163 ff. 473 f. Hermes 38, 136 ff.
Die peloponnesischen Ereignisse nach 280 v. Chr. bieten nur wenige chrono-
logische Punkte. Erst später finden wir bei Polyb. II 43 f. zahlreichere Daten, auf
denen sieh, in Verbindung mit der makedonischen Königsreihe und den achaischen
Strategien, die peloponnesische Chronologie aufbaut. Ich habe darüber im Auschlufs
an meine Vorgänger im Hermes 35 (1900) 53 ff. gehandelt. Es ergibt sich ferner
in Ergänzung dieser Ausführungen, dafs der gemeinsame Feldzug des Aratos und
Agis IV an den Isthmos gegen die Aetoler (Bd II 255) in die dritte Strategie Arats
241/0 V. Chr. gehört, wie bereits Schömann gesehen hat. Korinth war damals
schon achäisch, was seit 243 v. Chr. der Fall wai-, der Krieg mit den Aetolern war
noch im Gange ; er nahm bald nach dem Tode des Antigonos Gonatas (240/39 v. Chi-.)
ein Ende. Da nun in den Jahren 242/1 und 240/39 v. Chr. Aratos nicht Strateg
war, so bleibt nur die Strategie 241/0 v. Chr. übrige). Vgl. Polyb. II 43, 9 ff.
Plutarch Arat. 31. Agis 13 f.
Die Zeit der seleukidischen Fürsten steht fest durch die Liste des Eusebios,
die jedoch in einigen Punkten fehlerhaft ist und nach anderen Zeugnissen, Urkunden
und Münzen berichtigt werden kann. Über den zweiten Teil der Liste habe ich
Hermes 35 (1900) 491 ff. (= Kritik d. Makkabäerb. 78 ff.) gehandelt, und ergänze
die dort gegebene Reihe hier durch die ersten fünf Könige:
Seleukos I. beginnt Olymp. 117, 1 = 312/1 v. Chr., reg. 32 J., stirbt Olymp.
124, 4 = 281/0 V. Chr.
Antiochos I. reg. 19 J., stirbt Olymp. 129, 3 = 262/1 v. Chr.
Antiochos IL reg. 15 J., stirbt Olymp. 133, 2 = 247/6 v. Chr.
Seleukos II. reg. 20 J. a), stirbt Olymp. 138, 2 = 227/6 v. Chr.
Seleukos III. reg. 3 J. *), stirbt Olymp. 139, 1 = 224 3 v. Chr.
Antiochos III. reg. 36 J., stirbt Olymp. 148, 1 = 188/7 v. Chr.
Seleukos IV. reg. 12 J., stirbt Olymp. 151, 1 = 176/5 v. Chr.
Antiochos IV. reg. 11 J., stirbt Olymp. 153. 4 = 165/4 v. Chr.
Antiochos V. reg. 2 J., stirbt Olymp. 154, 2 = 163/2 v. Chr.
Demetrios I. reg. 12 J., stirbt Olymp. 157, 2 = 151/0 v. Chr.
Alexander Balas reg 5 J., stirbt Olymp. 158, 3 = 146/5 v. Chr.
Was die ägyptische Chronologie anlangt, so kann ich auf Strack, die Dynastie der
Ptolemäer S. 149 ff., verweisen, wo die Zeitrechnung mit Sorgfalt behandelt worden ist.
1) C. F. Lehmann, Beiträge zur alten Gesch. III 170f. setzt ihn zwei Jahre hinauf 26!S/7 v. Chr.,
geht aber dabei von der irrigen Annahme aus, dafs der Tod des Areus 200/5 v. Chr falle.
2) Auch '<i39/8 v. Chr. ist unwahrscheinlich, da der ätolisch-achäische Krieg wahrscheinlich gleich
nach dem Tode des Antigonos Gonatas aufhörte.
3) So richtig Eusebios im Kanon ill 120 f.), in der Chronik I 251 werden 21 gegeben, aber nur 20 gezählt.
4) Mit dem Todesjahr kann auch Polybios IV 4S, ti in Einklang gebracht werden, wonach das Ende
des Seleukos III etwa zwei Jahre vor der Usurpation des Achäos liegt. Denn diese gehört noch in
Olymp. 139, 4, und Polybios gibt nur eine ungefähre Zeitbestimmung; er sagt S'jsl [xdiXiaxa stecjiv.
Niese, Gesch. d griech. u. mak. Staaten. III. 25
REGISTER
25^
Regelmäfsige Abkürzungen: Fl. = Flufs. G. = Gatte, Gattin. K. = König.
Kr. = Krieg. S. = Sohn. St. = Stadt. T. = Tochter. Verb. = ver-
bündet, verbunden. Verm. = vermählt.
Die lateinischen Ziflfern bezeichnen den Band, die arabischen die Seiten und An-
merkungen. Seitenzahlen ohne Bandzahl gehen auf den ersten Band.
Die mehrstelligen römischen Namen werden in der Eegel unter dem Buchstaben
des Gentilnamens aufgeführt.
A.
Abä, St. 1) in Phokis III 357« — 2) in
Syrien III 265'.
Abäokritos, Böotarch II 249.
Abakänou, St. auf Sizilien, zu Syrakus ge-
hörig 430^ 436. 444 — mamertinisch
11 175 — fällt Hieron II zu II 178.
Abantidas, Tyrann von Sikyon II 244.
Abassium, St. in Phrygien II 753.
Abastaner, Inder 144.
Abdalonymos, K. von Sidon 79. 510 (zu
87). II 771 (zu 78).
Abdera, makedon. St. 39. II 580. III 28 —
erobert III 128«. 129 — frei III 136.
180 — Streit mit Kotys III 189 ^
Abdissares, armenischer Fürst II 397"^.
Abiä, St. in Messene II 713*. III 55.
355'. «.
Abila,St. in Cölesyrien 11378.579. III 221.
Abisares, indischerFürst 130f. 1341.136 —
Satrap Alexanders 140. 502. 504.
Abrupolis, thrakischer Fürst, vonPerseus
vertrieben III 98. 106 f.
Abulites, Satrap von Susa 95 — hin-
gerichtet 157.
Abydos, St. am Hellespont 60, von Ly.
simachos belagert 342. 353 — seleu-
kidisch II 85». 135' — von Philipp V
erobert II 593 f. 622 — von Antiochos III
erworben II 641. 717. 728 — vergebens
belagert II 725. 727. 737 — perga-
menisch III 62.
Acadira, St. am Kophen 131*.
Achaemeniden, Vorfahren der parthischen
Könige II 165.
Achaeos, 1) Heros III 353^ — 2) Ver-
wandter des Antiochos I II 84. 92 —
3) Vetter des Antiochos III II 159.
172 — Satrap in Sardis II 172. 364 —
fallt ab, König in Vorderasien II 365.
372. 382 ff. — verb. mit Rhodos
II 385 f. - mit Ptolemäos IV II 376 f.
386 — in Sardis belagert u. gefangen
II 393 ff.
Achaia, hellenische St. in Ariana 394.
II 92.
Achaia, Achäer, im Peloponnes, von Phi-
lipp II unterworfen 34 ff. — mit Agis
III verb. 105. 107 — von Alexander
aufgelöst 177 — unter Kassander 281.
287 — Kratesipolis 309 — Demetrios
337 — unter Antigonos Gon. II 7 —
befreit II 11. 56 — Bund II 211 —
Gegner Makedoniens II 228 — gewin-
nen Sikyon II 246 — mit Lakedämon
und Alexander verb. II 230. 249.
255 ff. — mit den Ätolern verb. II 269.
275 — gegen die Illyrier II 280. 283.
285 — im kleomen. Kriege II 309 f.
320 f. 328 ff. — mit Makedonien verb.
II 337. 341. 344. 348 f. — in u. nach
dem Bundesgenossenkriege II 413 ff.
422. 453. 461 f. — Verhältnis zu Phi-
lipp V II 447. 487. 596. 608 — im
1. maked. Kriege II 480 ff. 489. 491 f.
495 ff. — Friede mit Rom II 502 —
Krieg mit Nabis II 565 f. 595 f. 657.
678. 682 ff. — im 2. maked. Kriege
II 591 f. 594 ff. 608 — treten auf rö-
mische Seite II 615 ff. 618 f. 626.633.
636 f. 655 — vermitteln in Böotien
II 647 — im Kriege gegen Antiochos
und die Atoler II 693 f. 711 f. 722.
390
Register.
732. 742. 764. 766. 769 — Streit mit
Lakedämon II 715 ff. — mit den Böo-
tern III 16 f. — Wachstum des Bun-
des III 35 ff. — Konflikt und Aus-
gleich mit Sparta III 42. 56 ff. —
Krieg mit Messene III 51 — 57 —
Verhältnis zu Rom III 60 f. — von
den Lykiern angerufen III 82 — Rö-
mische Bundesgenossen im 3. maked.
Kriege III 104. 106. 117. 122. 125.
133. 137 ff. 148. 150. 184 f. 189. 191 —
nach 167 v. Chr. III 314 ff. 333 —
Krieg gegen Sparta u. Rom III 337 ff. —
Auflösung des Bundes III 350 ff. —
Verhältnis zu Ägypten II 246. 254.
393 f.; III 40. 84. 90. 150. 172. 174 —
zu Eumenes II III 40. 68. 107 — zu
Syrien III 40. 150 — zu Rom III 41 —
Verfassung II 290 ff. 243 ; III 38 f. —
Ratsversammlung {ßovXi]) II 424. III
40 — Einheit "III 36 — Syntelien
II 455 — Mitglieder III 37 f. — Kolo-
nisten III 35. 46; III 362* — Heer-
wesen II 413. 433. 495 f. III 41. 345.
348 — Steuern II 434. 443. 453. 455 —
Seemacht II 443 f. 453 f. 455. 486.
683. 766. III 348^
Achäer Parakyparissier i.Lakonien III 35*.
Achaia, Achäer in Phthia (Phthioten)
frei 31. 202 — werden Aetoler II 223^
242. 274'. 287^ 324 — den Thessalern
zugeteilt II 651. 653 ff. III 19. 182.
Achäer, im Pontus 410. 415.
Achäerhafen {liyaiöjv hfirjv) in Troas
II 725.
Achaikaros (Akicharos), Prophet bei den
Bosporanern 411.
Acheron, Fl. in Italien 477.
Achradina, Stadtteil von Syrakus II
526 f. 532 f. 536 — von den Römern
erobert II 537.
Achriane, parthische St. II 399'.
M'. Acilius (Glabrio) Konsul. Feldherr
gegen Antiochos und die Atoler II 696.
701 ff. 716. 721 ff. III 12'. 13. 19 f.
AQoka, indischer Herrscher II 141. 401.
Ada, karische Fürstin 64 f. 88^ 161.
Adäa 8. Eurydike.
Adäos, Dynast in Thrakien II 150.
Adana, St. in Kilikien III 96».
Adasa in Judäa, Schlachtfeld III 254.
Adeiganen, Aristokratie in Seleukeia am
Tigris II 370.
Adeimantos, Ephor in Sparta II 421 f.
Adherbal (Atarbas), karthagischer Feld-
herr 1) gegen Agathokles 465. 2) im
1. pun. Kriege II 507.
Adiabene, Landschaft und Satrapie II 94.
Adida, Festung in Judäa III 281 f.
Admetos, Makedonier unter Philipp V
III 27«.
Adonis, Drama des Ptolemäos IV II 403*.
Adraisten (Adresten), Inder 137.
Adramyteion (Atramyteion), St. in Mysien
342 — pergamenisch II 84. 643. 732.
III 331.
Adranodoros, Syrakusier, Vormund des
Hieronymos II 513 ff. 517 ff. — er-
mordet II 520.
Adranon, St. auf Sicilien 422. II 183.
Adrasteia, Landschaft am Hellespont 61.
III 62.
Adulis, St. am Roten Meer II 116. 171.
Aeakides, S. des Arybbas, K. von Epirus,
Bundesgenosse der Olympias 250. 252 —
vertrieben 252. 255 — fällt 287.
Aegä (Aegeae) , St. 1) Makedoniens
(= Edessa), 255. II 55 — 2) Aeo-
liens, seleukidisch II 85-. 135'— perga-
menisch II 390. III 328.
Aeglaleus, Achäer III 36".
Aegina, Insel, von Kassander erobert
244 — von Demetrios 360 — wird
achäisch II 289 — pergamenisch II
484. 488. 491. 591. 596. 626. 648'. 652.
757"". III 40. 68. 361* — römisch
III 372.
Aeginion , St. in Thessalien II 613 —
zu Amynander II 652^ — makedonisch
II 702. III 24- — von den Römern
erobert III 167. 182.
Aegion, St. in Achaia, befreit 281 f. —
von Demetrios erobert 337 — zum
achäischen Bund II 212 — Bundes-
hauptstadt II 292 f. 313. 331. 335. 339.
424. 443. 455. 459. 473. 485. 492. 591.
693. 714. III 137. 344 -- verliert sein
Privileg III 38 f. — Seehafen II 683.
Register.
391
Aegira (Aegeira), St. in Achaia von den
Aetolern angegriffen II 433.
Aegosagen, Galater im Dienst des At-
talos II 390.
Aegosthena, St. in Megaris 314-. II
253* — böotisch II 331 f. — im achäi-
schen Bunde III 38.
Aegypten, von Och os unterworfen 46 f. —
unter Alexander 84 ff. 87. 161 — unter
Ptolemäos 196. 387 — unter Ptole-
mäos II u. III II 98 ff. 104 ff. 118 ff. —
unter Ptolemäos IV II 360 ff. — unter
Ptolemäos Vu. VI III 83 ff. 266 ff. —
von Antiochos IV erobert III 170 ff. —
einheimische Bevölkerung 295. II 112.
376. III 85. 213. 273 f. - Aufstände
unter Ptolemäos III II 148 — Ptole-
mäos IV II 360 ff. 404 f. — Ptole-
mäos V III 85 ff. — Ptolemäos VI
III 208 — Beziehungen zu Sizilien
II 196 — zu Rom II 66. 281. 545.
580. III 169 f.
Aegytis, Landsch. im Peloponn. II 335.
P. Aelius, röm. Gesandter II 676'^.
Q. Aelius Tubero,Wächter des gefangenen
Perseus III 167.
L. Aemilius Barbula, Konsul gegen Ta-
rent II 29'. 31^
M. Aemilius Lepidus II 594. III 47 —
angeblich ägyptischerVormund II 637'.
M. Aemilius, Tribunus milit. II 742.
L. Aemilius (PauUus) , Konsul gegen
lUyrien II 436 ff.
L, Aemilius (PauUus) , Feldherr gegen
Makedonien III 152. 159 ff. — besucht
Hellas III 178 f. — Ordnung Make-
doniens III 179 ff. 193. 335 — hellen.
Politik III 187^ 312 — Triumph III
188.
L. Aemilius (Regillus), Prätor, befehligt
die Flotte gegen Antiochos II 721.
729 ff. 735 ff. III 11 — Triumph II
749.
M. Aemilius, Bruder des vorigen stirbt
II 733.
Aeneia, St. in Makedonien III 148.
Aeneias auf Sizilien II 190. 560.
Aenesias, Tarentiner II 28*.
Aenesidamos, Achäer aus Dyme II 169.
Aenetos, Strateg des Demetrios Poliork.
363".
Aenianen in Hellas 39"^ II 18 — äto-
lisch II 213. 324. III 12 f. — selb-
ständig III 184. 356.
Aenos, St. in Thrakien, ägyptisch II
150 -- unter Philipp II 593 — An-
tiochos II 675 — frei II 750 — von
Philipp besetzt III 20 — frei III 26 —
im 3. makedon. Kr. III 130\ 167-'.
180 — frei III 200.
Aeolis, Aeoler in Kleinasien 342 — von
den Galliern heimgesucht II 79 —
unter Attalos I II 158. 392 — frei
II 680.
Aeropos, 1) Lynkeste 26 — seine Söhne
52 — 2) lUyrier (?) II 488 — 3) epi-
rotischer Strateg II 502 — 4) ägypt.
Feldherr II 580.
Aeschines, attischer Redner 33. 174 f.
Aeschylos, 1) Rhodier 236 — 2) Argiver
254.
Aesernia, St. in Samnium, wird römisch
II 62'.
Aeson, Fl. bei Pydna III 161.
Aeschrion, 1) bei Agathokles in Afrika
462 — 2) Akarnaue III 138.
Aethidas (Saethidas ?), Messenier II 472'.
Aethiopen, Gesandte bei Alexander 182 —
Verhältnis zu Aegypten II 115. 406.
III 275.
Aethopia, Ort in Athamanien II 763.
Aetna, St. auf Sizilien 424^ 431. 485.
Aetoler, Aetolien, Volk in Hellas unter
Alexander 56. 117 f. — im lamischen
Kr. 200. 204. 207. 211 — unabhängig
212 — für Perdikkas 218. 232 f. —
gegen Kassander 251. 255. 281 ff.
287 — Bündnis mit Antigonos288. 332,
334 — unterstützen Herakles 307 —
mit Athen 357 — gegen Demetrios
371 ff. — für Lysimachos 386 — mit
Antigonos Gon. verb II 8. 11 — gegen
die Kelten II 17 ff. — zu Antiochos I
II 21«. 743 — zu Pyrrhos II 31. 56* —
Bund u. Verfassung II 212 ff. — in
der Amphiktionie II 218 ff. — Ausbrei-
tung des Bundes II 230. 236 ff. 241 f.
244. 249. 264 f. 422 — im Peloponnes
S92
Register.
255 S. 302 f. 305 — verb. mit Elis II 259
— Kr. gegen Makedonien verb. mit den
Achäern II 269 flF. 273 f. 279 f. — im
kleomenischen Kr. II 322. 324. 331. 337
— Bundesgebiet II 324 f. — Kr. mit
Makedoniern u. Acbäern II 409 flF. 417.
425. 444 flP 453. 456.— Bündnis mitRom,
1. makedon. Kr. II 475 ff. 485 f. 494 f.
501. 503 — Unruben II 563 — Streit
mit Makedonien, 2. makedon. Kr. II
581 f. 588 ff. 592. 598. 603 f. 610. 612 f.
620. 628 ff. — Zerwürfnis mit den Rö-
mern II 641 ff. 654 f. 677 — Bündnis
mit Antiocbos, Kr. gegen Rom II 681.
686 f. 691. 698 ff 704. 708 ff. 714. 721.
723 f. 762 ff. 767 ff — nacb dem Kr.
III 12 f. 16. 59 — Haltung im 3. ma-
kedon. Kr. III 102 f. 107. 112 f. —
Rom. Bundesgenossen III 122 f. —
Parteikämpfe III 105. 133 f. 137 f.
143. 179 — eingescbränkt III 183 f. —
später III 312. 346. 356 - Freundscbaft
mit Ägypten u. Syrien II 375. 407 f.
673 — mit Eumenes III 68. 107 —
Kreta II 428 ff. — Reisläufer II 604.
III 120 — Kolonisten in Antiocbeia
II 167 — Bestechlichkeit II 599'. 604^
Affenland in Afrika 464.
Agalasser, Inder 141.
Agaros, Skythe 414.
Agasisthenes, Lakedämonier III 340.
Agassä, makedonische St. III 167^
Agatbagetos, Rbodier III 13P.
Agatharcbos, S. des Agathokles 445^,
vgl. Archagatbos.
Agatbarcbides von Kuidos , Historiker
12. II 3.50. III 4.
Agathe, St. der Massalioten 490.
Agatbokleia,Konkubine des Ptolemäos IV
II 404. 573^ 574 — getötet 576.
Agathokles, 1) S. des Karkinos, Tyrann
von Syrakus, Anfänge 430 ff. — wird
Tyrann 433 ff. II 775 (zu 432 ff.) —
Kriege auf Sizilien 436 ff. — in Afrika
446 ff. — Bündnis mitOpbelas 457 ff. —
weitere Kriege 462 f. 465 ff". — auf
Sizilien, schliefst Frieden 469 ff. — in
Italien 480ff.vgl. 432 — erobert Kor-
kyra 357. 482 — in Apulien, Ver-
hältnis zu Rom 483 f. — gegen die
Brettier 484 f. — verb. mit Pto-
' lemäos u. Demetrios 370. 473. 485 —
1 mit Pyrrhos 362. II 30. 46 — Ende
I 485 — wird König 321. 461^ 473 —
1 Charakter u. Bedeutung 472 f. 486 —
I 2) S. des vorigen 370. 485 — ermordet
I 485 f. — 3) Vater des Lysimachos
I 192 — 4) S. des Lysimachos 380f.—
] venu, mit Lysandra 354. 388 — von
j den Geten gefangen 368 — hiu-
! gerichtet 402 f. — 5) Statthalter von
Parthyäa II 165 — 6) Günstling des
Ptolemäos IV II 360 f. 403*. 404 f. 572 f.
— Vormund des Ptolemäos V II 573 f.
577 — Ende 575 f. — 7) Herrscher
in Aracbosien III 287.
Agatbon, 1) Makedonier, Befehlshaber
in Babylon 94 — 2) S. des Tyrimmas
154* — 3) Bruder des Asandros 285^
288.
Agatbostratos, Rbodier II 135.
Agatbyrna, St. auf Sizilien II 543.
Agdistis, Göttin, in Pessinus verehrt
III 69^.
Agelaos, ätolischer Strateg II 418. 460.
475.
Agema, makedon. Garde 42.167. III 120.
Ageu, Satyrdrama Pythons oder Alexan-
ders 156.
Agenoreion, Heiligtum in Tyros 81.
Agepolis, rhodiscber Gesandter III 156 f.
177.
Agesias, Achäer III 183.
Agesilaos, 1) K. von Sparta 47 —
2) Bruder des K. Agis 103 — 3) Be-
auftragter des Antigonos Monopbtbal-
mos 275. 278 — 4) Obeim des Königs
Agis IV II 300. 302 f.
Agesilochos, Rbodier HI 117. 156.
Agesipolis HI, S. des Agesipolis, K. von
Sparta II 426 — vertrieben II 463.
564. 658. 664. III 42 — Tod III 51".
Agesistrata, Mutter des lakedämoniscben
Königs Agis IV II 300 f. 303.
Agetas, ätolischer Strateg II 4531 456.
Agiaden, Königsgeschlecbt in Sparta
II 298.
Agias, makedon. Truppenfdbrer II 271.
Register.
S93
Agjatis, G. des Agis IV II 304 — des
Kleomenes III II 305 — Tod II
334.
Agis, 1) III, S. des Agesilaos, lakedämon.
König 37'. 103. 105. 107. 497 tF. 118» —
2) IV, S. des Eudamidas , lakedämon.
König II 58-. 255. III 385 — Reformeu
und Ende II 299 fF. 2G2 — 3) Fürst
der Päoner 29 — 4) Dichter 160" —
5) Tarentiner II 29^ — 6) Strateg des
Ptolemäos Lagi 293.
Agräer, den Atolern zugehöriger Stamm
II e,\ 213. 714'. III 12.
Agrianen, thrakischer Stamm u. Truppen-
gattung 55. G0-. 80. III 120. 149.
Agriniou, St, akarnanisch 282 f. — äto-
lisch II 445'.
Agron, S. des Pleuratos, Illyrier 11 277 flf.
Agyläos, Ephor in Sparta II 315.
Agyrion , St. auf Sizilien , mit Syrakus
verbunden 424'. '.^ 430^ II 37. 178.
193^
Akademie, bei Athen, verwüstet II 596.
Akanthos, St. 1) in Makedonien 257.
II 606 — 2) bei Memphis II 111».
Akarnanen, von Philipp II unterworfen
34 IF. — im lamischen Kr. 202 —
kassandrisch 232. 282 f. 287 — fallen an
Pyrrhos 364. II 6. 31 — zum Teil
ätolisch II 213. 236 f. 264 f. 267 f.
324 — mit Makedonien verb., den Ato-
lern feindlich II 21"^ 280. 283. 335. 341.
843 — im Bundesgenossenkriege II
422. 424. 432 f. 444. 456 — im 1.
makedon. Kriege II 477. 479. 482. 489.
502 — Streit mit Athen II 589 f. —
im 2. makedon. Kriege II 599. 626.
633 f. — unterwerfen sich den Römern
II 635. 652 — frei 653 — gegen
Nabis 684 — im antiochischen Kriege
II 700 f. 765 f. — röm. Bundesgenossen
III 14. 59. 113 — im 3. makedon.
Kriege III 138. 183. 187 — später III
312. 356.
Akaron (Ekron), St. in Palästina III 263.
Akastidas, Athlet III 345^.
Ake, St. in Phönizien 300 — seleukidisch
II 125 — ptolemäisch (PtolemaYs ge-
nannt") II 128. 141.
Akesimbrotos, i-hcdischer Nauarch II
587'. 606. 621.
Akesines, Fl. in Indien 136.
Akestorides , Korinther , nach Syrakus
berufen 432.
Akicharos s. Achaikaros.
Akichorios, Galater II 14. 18 f.
Akra, St. auf Sizilien, mit Syrakus ver-
bündet II 175'''. 184 528 f. — zerstört
II 539^
Akräphiä, böotische St. II 210'. 251.
647 f.
Akragas wiederhergestellt 423 — Kr»
gegen Syrakus und Agathokles 431.
434. 436 ff. 440 ff. 453 f. 462 — unter-
wirft sich 472 — frei 487 — unter
Phintias 488. II 37 — mit Pyrrhos
verbündet II 38. 44 — mit den Kar-
thagern II 176. 180. 182 f. — im 1.
punischen Kr. II 186 f. 193 — im 2,
punischen Kr. mit Karthago verbündet
II 528 f. 531. 535. 540 ff. — erobert
II 543 — unter römischer Herrschaft
II 558 f.
Akrillä, St. auf Sizilien, Gefecht II 528 f.
Akris, St. in Afrika 464.
Akrokorinth, von Nikäa besetzt II 251 —
von Aratos erobert II 253. 330 f. —
makedonisch II 331 — i-ömisch II
650 — achäisch II 665, s. Korinthos.
Akrolissos, illyrische Festung II 474.
Akrotatos, Lakedämonier, 1) S. des Kleo-
menes II, Feldherr auf Sizilien 437 f.
II 7. 298 — 2) S. des Areas, König
II 57. 241. 297.
Akusilochos, unbekannter asiatischer Dy-
nast III 78.
Akuphis, luder in Nysa 129^.
Alabanda , St. in Karien , seleukidisch
II 85^ 89. 135'. 588. 636. III 379
(zu II 395) — frei II 751^ 760. III
. 63. 132". 136«. 371 — Kr. gegen
Rhodos III 194.
Aläsa, St. auf Sizilien 424-. l 430'^ II
175 — hieronisch II 178, 180 — rö-
misch 183. 188.192. 530 — immun II
557. 559^
Alba, St. in Italien III 188.
Albiker, Ligurer 490".
394
Register.
Aleuaden in Lavisa 30.
Alexamecos s. Alexonienos.
AlexiDOs, Dichter eines Päaus II 247'',
Alexion, Sikyonier '282.
Alexandreia 1) in Ägypten. Gründung
85 f. (dazu III 376) 477" — unter den
Ptolemäern 388. II 105 f. 113. 196^
583. 586 — von Antiochos IV ange-
griffen III 173. 175 — Unruhen unter
Ptolemäos V II 575 f. — unter Ptole-
mäosVI III 173. 209 — Wahl Ptole-
mäos'VII III 267 — Aufstände III
268. 272 — Judenschaft III 214. 223 —
2) am Akesines in Indien 140. 144 —
3) in Aria 394. II 92. 398 — 4) am
Jaxartes 117. 394. II 772 (zu 1 117) —
5) bei Issos III 96^ — 6) am Margos,
später Antiocheia 392. II 92 — 7) bei
den Oriten (Rhambakia) 149 — 8) bei
den Paropamisaden 113. 128 — 9) bei
den Sogden 145 — 10) inTroas, früher
Antigoneia, Gründung 397 — seleu-
kidisch II 85^ 135' — mit Attalos I
verb. II 158. 391. 642 — von Antiochos
III belagert II 690 — frei III 62. 371 2.
Alexandreschata = Alexandreia am Ja-
xartes.
Alexandros, 1) Philhelleu, K. von Make-
donien 25. — 2) II, K. von Make-
donien 27 — 3) III, S. Philipps, K. von
Makedonien, in Athen 36 — wird Kö-
nig 51 ff. — in Hellas 53 — Feldzug
gegen Thraker u. lUyrier 53 ff. II 13 —
unterwirft Theben 56 f. — nach Asien
60 ff — am Granikos 61 f. III 335^ —
in Ephesos 62 — Winterfeldzug 65 ff.
II 388 — in Gordion 70 f. — Feldzug
von 333 V. Chr. 71 ff. — in Tarsos
72 — erobert Phönizien 77 ff. — unter-
handelt mit Dareios 77 f. 81 f. — in
Ägypten 84 ff. 387. II 112 — gründet
Alexandreia 85. II 114*' — im Am-
monion 86 — in Tyros 87 — Feldzug
gegen Dareios 89 tl, — in Babylon, Susa
und Persis 94 ff. — verfolgt Dareios
98 ff. — in Parthien u. Arianal07 ff. —
baktrischer Feldzug 113 ff. — über
den Jaxartes 118 — indische Feldzüge
126 ff. — am Hyphasis 138 f. — Indos-
fahrt 140 ff. - bei den Mallern 143 f. —
am Ozean 147 (dazu III 376) — Rück-
kehr von Indien 148 ff. — Bestrafung
der Satrapen 154 f. 175 — nach Susa
156 — Vermählung 122. 166 — nach
Medien 167 ff. — verordnet Rückkehr
der Vei'baunten 176 — in Medien
180 f. — nach Babylon 181 ff. — gegen
Arabien 183 ff. II 402 — Krankheit
u. Tod 185 f. — Charakteristik 186 —
Bildnis 188' — Bestattung 194. 198.
217. 11113.403'— Testament 325^ —
Nachkommen 191. 198. 306. II 693 —
Entwürfe u. Absichten 139. 186. 198 —
göttliche Verehrung 178 (dazu III
376). 184. 240. 261. 263 — Reichs-
verwaltung 161 ff. — Heer 60". 158 ff.
166 f. 184 — Verhältnis zu den Unter-
tanen 1075. 109*. 124. 164 f. 184. II
112 — Städtegründungen 85. 113.
116 f. 120. 135. 140. 145. 184. 500.
503 — Bündnis mit Selge II 388 —
befördert Ilion 397 — Verhältnis zu
Kreta II 428' — zu den Juden III
2141 — Geschichtschreiber 3 ff. —
Alexanderroman 9 — Briefe 4. 133"^ —
verfafst ein Drama 156 — 4) IV, S.
u. Nachfolger des vorigen 191. 193 f.
198 237. 239. 250 — gefangen 250.
252 f. 255. 264. 277. 303 — ermordet
304 — verlobt mit Deidameia 338. —
5) Tyrann von Pherä 21. 30. —
6) Lynkeste, S. des Aeropos 52. 66 —
verhaftet 67 — hingerichtet 111. —
7) S. Polyperchons,königl. Leibwächter
225* — Gegner Kassanders 242. 244.
254. 256 f. 276. 277 f. 279 — geht zu
Kassander über 280 f. — ermordet 282. —
8) V, S. Kas.sanders, K. von Make-
donien 358. 364 f. — 9) Molosser, S.
des Neoptolemos, K. von Epirus 33 —
verm. mit Kleopatra 51 — in Italien
181". 476 ff. — 10) S. des Lysimachos
403 f. — 11) Thronbewerber in Make-
donien II 21. — 12) Molosser, S. des
Alketas 291 f. 292^ — 13) S. des
Pyrrhos 362* — in Italien u. Sizilien
II 32. 38. 44. 48. 49^ — König von
Epirus II 62. 130. 224. 236 ff. — Tod
Register.
395
264 — 14) S. des Demetrios Poliork.
von Deidameia 384''' — 15) Make-
donier im Dienste des Demetrios Po-
liork. 330 — 16) S. des Krateros,
makedonischer Statthalter in Hellas,
wird abtrünnig 11 248 ff. (dazu III
378) — 17) Epirote II 610 - 18)
Akarnane bei Antiochos III II 680.
701 — stirbt II 706 — 19) Aetoler,
Dichter II 110. 223^ — 20) ätolischer
Strateg 232— 21) Aetoler, fällt bei
einem Handstreich II 433 f. — 22) aus
Trichonion, ätolischer Strateg 11445 —
23) Aetoler, der Isier, Redner II 563.
622. 644. 657. 764 — 24) S. des Ak-
metos, Makedonier II 343 — 25) Ma-
kedonier, Beamter Philipps V II 348".
446. 469 — Kommandant in Phokis
II 456 1) — 26) Makedonier in Megalo-
polis, angeblich Nachkomme Alexan-
ders des Grofsen II 693 — 27) S. des
Perseus III 188 — angeblicher III
335 — 28) Bruder der Königin Lao-
dike II 154 — 29) Früherer Name
desSeleukos III II 168 — 30) Satrap
von Persien , Bruder Molons II 364 f.
370 — 31) Balas, angeblicher S. des
Antiochos IV III 259 ff. — K. von
Syrien III 261 f. 266' — endet III
264 f. — 32) Zabinas, angeblicher S. des
vorigen, K. von Syrien 271 f. 305 f.
309 — 33) S. Tryphons (?) III 2921
Alexarchos , Makedonier , S. Autipaters,
Bruder Kassanders 257.
Aleximachos, phokischer Strateg II 19^
Alexomenos -') (vulgo Alexamenos), Kaly-
donier, ätolischer Strateg II 647 —
nach Sparta gesandt II 687 f.
Alexon , Achäer in syrakusischen Dien-
sten II 176.
Alipheira, St. in Arkadien, eleisch II
259— makedonisch 11441.447.492 —
achäisch II 608. III 37.
Alkäos, 1) Aeuier 346' — 2) Messenier
II 470". III 338-.
Alkamenes, 1) Spartaner II 421* —
2) Achäer III 344'. 349.
Alketas, 1) Molosser, S. der Arybbas,
K. vonEpirus 291 f. — 2) Makedonier,
Bruder des Perdikkas 214. 218. 220 —
geächtet 223 226 ff. 231 f. II 772 (zu
I 232).
Alkia, G. des Agathokles von Syrakus
455'.
Alkibiades, Lakedämonier III 42. 45. 48 ff.
Alkimos, 1) Epirote 331 — 2) (= Jaki-
mos) jüdischer Hoherpriester III 241.
243. 252 f. 255 f.
AUaria, St. auf Kreta, Seeraub II 428'.
Almopen, makedonischer Stamm 24.
Alonis, massaliotische St. in Iberien 492.
Alontion, sizilische St. II 560.
Alope, St in Thessalien III 23. 127.
Alopekonnesos auf dem thrakischen Cher-
sones , ägyptisch , von Philipp V er-
obert II 593.
Altgaza (Palägaza) bei Gaza 295.
Alyzeia, akarnanische St. 202. II 268.
Amadokos, Thrakei-, von Philipp V ge-
fangen III 28.
Amanische Tore 74 (dazu III 376).
Amastris, 1) Perserin, T. des Oxa-
thres, G. des Krateros 166 — des
Dionysios von Herakleia 276 — des
Lysimachos 345 — beherrscht Hera-
kleia, gründet Amastris 354. 397 —
2) T. des Dionysios und der vorigen
345.
Amastris, St. am Pontos 354. 397. 402.
II 75.
Amathitis, Landschaft in Cölesyrien III
280^
Amathus, St. auf Kypros 278 f.
Amazonen 109'. 119". 180^
Ambikes, Ort auf Sizilien 471.
Ambitouti, galatischer Gau II 82*.
Amblada in Pisidien III 62'.
Ambrakia, St., von den Makedoniei'n
besetzt 26 — befreit 53 — im lami-
schen Kriege 202 — ^für 01ympias252 —
an Epirus 364. II 31*. 61. 237'.
266 — ätolisch II 267 f. 325. 432.
613 — Krieg mit den Molossern II
456^ — von den Römern erobert II
1) Wenn dies niclit ein anderer ist.
2) Über die Schreibnng s. If 687'-2.
390
Register.
764 ff. III 12 — im 3. makedon. Kr.
III 125. 138. 145.
Ambrakos, Kastell II 482. 493 f.
Ambrysos, phokische St. II 409. 615.
Ameiaias, 1) Rhodier 331. — 2) Archi-
pirat II 24' — 3) Heerführer bei
Antigonos Gonatas II 58.
Ameselon, St. Siziliens II 178.
Amestratos, St. Siziliens II 188^
Amisos, St. am Pontos 163. 171-. 197^
275 f. II 137.
Amitrochates (Vindusära), indischer Fürst
509. li 93. 141.
Ammans, St. in Judäa III 236. 256.
Amminaspes , Parther , Satrap von Par-
tbien 107.
Ammon, ägypt. Gottheit, von Alexander
geehrt 86. 168 — Orakel 185. 332.
Ammonios, Berater des Alexander Balas
III 262. 263^ 279^
Ammouitis in Cölesyrien III 229.
Amoibeus, Sänger II 251.
Amorgos, Insel, Seeschlacht daselbst
207^ — imit Ägjpten verb. II 1U3 —
makedonisch II 169. 580 — geplün-
dert 571*^.
Amphidamos, Eleer II 2291 440 f. 447'-.
Amphiktionen (Ampbiktionie), delphische
30. 32. 34 f. — Bündnis mit Alexan-
der 53 — unter den Aetolern II 216^
218 ff. 221 f. 422 - Neuordnung III
13 f. 355^. 357.
Amphilocher zu Epirus 364. II 6^ —
ätolisch II 216. 325 — im antiochi-
schen Kriege 714. 764. 766 — bleiben
ätolisch III 12. 20 — selbständig 111
184. 356.
Amphimachos, Satrap von Mesopotamien
225. 258.
Amphipolis, St. 1) am Strymon, streitig
21. 26 f. — makedonisch 29. 198. 375\
376^ III 34 — im 3. makedon. Kriege
III 130'. 148^ 164 — geht zu den
Römern über III 165. 167 — Haupt-
stadt des 1. Makedoniens III 180.
332 — Spiele daselbst III 185 —
2) am Euphrat 395.
Amphissa in Lokris 34 f. — erobert und
zerstört 35. 38'. 237 — ätolisch 232.
II 18. 212. 722 f. — lokrisch III 13.
345. 357«.
Amphoteros, Makedonier 70. 104.
Amyklä bei Sparta II 449. 659.
Amymone in Elis II 228*.
Amynandros, Athamane II 267^ — mit
den Aetolern verb. II 418 — Friedens-
vermittler II 485 — auf makedon.
Seite II 500. 502 — Freund der Aetoler
und Römer II 589. 591. 598. 603 f.
612 f. 621. 623. 644 — Erwerbungen
II 652 — im antiochischen Kr. II 693.
689 ff. 702. 710 — Friedensvermittler
II 763. 766 ff. — besitzt Zakynthos
II 712. Vgl. III 15. 269.
Amynas = Amynandros II 418^.
Amyntas, 1) I, König von Makedonien
24». 26 — 2) der Kleine, K. von Ma-
kedonien 26 — 3) III, S. des Arrhi-
däos , Vater Philipps 26 f. — 4) IV,
S. des Perdikkas 27 f. 213 — von
Alexander beseitigt 52 — 5) Feldherr
Philipps 40 — vielleicht identisch mit
Nr. 6 — 6) Makedonier, S. des An-
tiochos , bei den Persern 62. 67. 74.
76 — fällt in Ägypten 84 — 7) S.
des Audromenes, im Heere Alexanders
95 — fällt 112 — 8) S. des Nikolaos,
Satrap von Baktra 120. 126. 159^ —
9) Bruder des Peukestas, bei Perdikkas
219^. 225* — 10) makedon. Strateg
von Kappadokien 390 — U) Make-
donier in Ägypten, Anhänger der Ar-
sinoe II 99'' — 12) Rhodier 329 ff —
13) Herrscher in Indien III 302*.
Amyntianos, Historiker 9'*.
Amyrisches Feld in Thessalien II 457.
Anagiiia, St. bei Rom II 35.
Anaitis, G öttin, ihr Tempel II 398. III 218.
Anakleterien , Miindigkeitserklärung in
Ägypten II 673. III 86. 169. 172.
Auaktorion, St. in Akarnanien II 268.
Anapos, Fl. bei Syrakus II 529.
Anaxarchos von Abdera, Philo.soph 125.
160-. 1831 11 100".
Anaxikrates, attischer Archen II 16*.
Anaximeues von Lampsako;*, Historiker 4.
Anaxijjpos, Makedonier 109.
Ancbiale, St. in Kilikien 73.
Register.
397
Andaka, St. der Aspasier 129.
Andania, messenische St. II 454. 712 —
arkadisch III 55*.
Andragathos, im Dienst des Demetrios
Poliork. 375^
Andragoras, Satrap von Parthyäa II 140 f.
141 ^ U54ff.
Andriake, lykische St. II 640.
Andriskos (Pseudophilippos) III 260 —
Prätendent III 331 ff. 360.
Androbazos, im Dienst des Oxyartes
260.
Androkles, 1) K. von Amathus auf Kypros
219 — 2) Akarnane II 634.
Andromachos, 1) von Tauromeuion, Vater
des Timäos 422 — 2) Strateg von
Samarien 88^ — 3) Strateg in Meso-
potamien, Vater des Achüos II 159.
168* — ägyptischer Kriegsgefangener II
386 — 4) aus Aspendos, in ägyptischen
Diensten II 376. 381. 383.
Andron, Archipirat 363*.
Audronidas, Achäer III 314. 338. 348.
Audronikos, 1) Olynthier im Dienst des-
DemetriosPoliork. 295 f. 298 - 2) Aetoler
III 185^ — 3) im Dienst des Perseus
III 147 f. — 4) Beamter des Antiochos
Epiphanes III 93. 229 — 5) Perga-
mener III 329.
Andros , Insel von den Kykladen 309.
II 102 — Seeschlacht daselbst II 151 —
makedonisch II 131. 169. 580. 592 —
wird pergamenisch II 605. 614. 652 —
römisch III 372.
Androsthenes, 1) Thasier, Seefahrer 184 —
2) Kyzikener, Beamter des Antiochos III
II 401 — 3) Makedouier im Dienst
Philipps V II 618. 631.
Angrames s. Xandrames.
L. Anicius, Prätor, befehligt im Kriege
gegen Genthios III 152. 158 — unter-
wirft und ordnet lUyrien und Epirus
III 167 f. 177 f. 186 ff.
Ankyra, St. in Phrygien 71. II 79'. 129".
II 755 — Schlacht II 154.
Antäupoüs, St. in Ägypten III 208*.
Antagoras, Epiker aus Rhodos II 222.
Antalkidischer Friede 46. 70.
Antandros, Bruder des Agathokles von
Syrakus 431. 414 ff. 449. 469 — Histo-
riker 9. 418.
Antenor, makedonischer Admiral III 154f.
167. 185.
Anthedou, St. 1) Böotiens II 210'. 647 —
2) Palästinas III 221.
Anthemus, 1) in Makedonien 24^. 29 —
2) am Enphrat 395. 401.
Anthropiiios , Parteihaupt in Syrakus
433-.
Antialkidas , griechischer Herrscher in
Indien III 288. 302'.
Antibelos, S. des Mazäos, Perser 100^
Antigenes , makedonischer Heerführer
169-. 223 — Satrap von Susa, Führer
der Argyraspiden 225. 239 f. — bei
Eumenes 261. 263. 268 f.
Antigene, T. der Berenike, Gr. des Pyrrhos
361. 388.
Antigoneia, St. 1) in Bithynien, später
Nikäa 311. 397 — 2) in Troas, später
Alexandreia 311. 397 — 3) am Orontes
312. 317. 322. 343. 401 — später Antio-
cheia 394 — - 4) am Axios II 224.
227 — 5) an der makedou. Küste III
148 — 6) in Epirus II 238. 609. III
144 — 7) früher Mantineia II 349.
Antigonis, Phyle in Athen 316. II 232 —
abgeschafft II 605.
Antigonos 1 ) S. des Philippos, Verwandter
Alexanders II 459*. 486* — einäugig
(Monophthalmos)511 (zu274) — Satrap
von Phrygien 89. 192. 197 — gegen
Perdikkas 212. 214. 220. 223 f. — wird
Strateg von Asien 225. 227. 250 —
gegen Eumenes und Alketas 228 ff. —
Kr. gegen Polyperchon und Eumenes.
234 ff. 238. 246. 250. 258 ff. vgl. 506 f. —
in Ekbatana 511 (^zu 270) — Kampf
um die Herr.schaft 270 ff. 277 f. 281 bis
303 — gegen Ptoleraäos Lagi 305 f. —
gegen Seleukos 3 11 f. — Städtegrün-
dungen 311 f. 398 — Angriff auf Hellas
312 — wird König 315. 321 — gegen
Ägypten 322 ff. — gegen Rhodos 324 ff. —
Hegemon der Hellenen 338 — neuer
Kr. 342 ff. 348 — fällt bei Ipsos 3.50 f. —
Philhellene II 206 — Brief an die
Skepsier III 377 (zu 303) — 2) Gonatas,
398
Register.
S. des Demetrios 365. 369. 370^ ^
375 f — BilduHg und Persönlichkeit
377. II 222 f. — herrscht in Hellas 383 f.
384^. 386 — gegen Lakedämon 387.
II 7 ff. II f. 17 — König von Make-
donien II 22 ff. — gegen die Galater
II 23 f. — Verhältnis zu Pyrrhos II
30 f. 51. 53. 54ff. — zu Antiochos I II
76 — zu Bithynien II 76. 136 — gegen
Ägypten II 130 ff. 150 f. 224 — Kämpfe
in Hellas II 211 ff. 244. 247 ff. — gegen
Athen II 231 f. 234 ff. — Alexander
von Epirus II 238 — Verhältnis zu
Kreta II 428^ — Tod II 263 — 3) Doson,
K. von Makedonien II 286 ff. — Feld-
zug nach Karlen II 169. 326 — Ver-
hältnis zu Agyijten II 342 f. — Bund
mit den Achäern im Kleomenischen
Kriege II 321 ff. 497 — Haupt des
hellenischen Bundes II 335. 408 —
ordnet Megalopolis II 454 — in Sparta
II 482 — stirbt II 348 — 4) S. des
Echekrates , makedonischer Thron-
anwärter 111 34 f. — 5) S. Alexanders,
Beamter des Perseus III 116. 153 —
6) S. des Demetrios I von Syrien III
262.
Antikyra, phokische St. II 476*. 479 f.
492 — Grenzstreit mit Delphi III 13.
Antimachos, 1) attischer Archon 387^ —
2) Makedonier III 149 — 3) I und II,
indische Herrscher III 287 f 302^.
Antinoos, Molosser III 134. 167 f.
Antiocheia, 1) am Orontes, Gründung
355. 394. 401. II 205 — Residenz II
71. 97 — von Ptolemäos III erobert
II 147 — wieder seleukidisch II 152 —
unter Seleukos II II 167 f. — unter
Antiochos III II 207. 382 — Antiochos
Epiphanes III 95. 96==. 215 — Antio-
chos V III 242 f. — Demetrios I III
252. 260. 262 — Demetrios II III 264.
277. 284. 305 — Alexander Zab. III
308 — Juden daselbst III 223 — 2) in
Mygdonien (Nisibis) 393. II 368 III
96* — 3) in Mesene , später Spasinu
Charax III 300 — 4) am Margos (früher
Alexandreia) 392. II 92. 398 — 5) in
Pisidien II 89. III 62. 372 — 6) am
Mäander II 88. 751 — 7) in Troas =
Kehren II gO'^ — 8) in Chrysaoris =
Alabanda III 000 (zu II 395) — 9) am
Saros = Adana III 96'' — 10) bei
Kallirrhoe = Edessa III 96^ — 11) in
Ptolemais III 96^' — 12) = Jerusalem
III 228.
Antiochis, 1) T. des Achäos, G. des
Attalos II 84. 156 — 2) T. des Antio-
chos III, mitXerxes vermählt II 397 —
3) T. des Antiochos III, G. des Aria-
rathes IV II 674. III 220 \). 248 f. —
4) Nebenfrau des Antiochos Epiphanes
III 219'.
Antiochos, 1) Makedonier im Heere Ale-
xanders 130 — 2) Vater des Seleukos
Nikator 393 — 3) I, S. des Seleukos 350
— Mitregent 383. 391 f. — Städtegrün-
dungeu 392 f. 406. II 88 ff. — Kr. gegen
Makedonien II 8 f. 17. 22 f. 24. 74''. 76 —
unterstützt Pyrrhos II 31. 51 — König-
tum II 71 ff. 74 — Kämpfe in Vorder-
asien II 80. 83 f. — gegen Ägypten
II 126 f. — Ende II 132 f. — Beiname
Soter 394». II 71i. 80^ — Philhellene
II 206 - 4) II Theos, S. des vorigen II
133 ff. 164 — in Vorderasien II 137 f. —
Friede mit Ägypten II 139 — Ende
II 145 f. — 5) Hierax, S. des vorigen
II 132M39 — Nebenbuhler des Seleu-
kos II II 151^ 152 ff. 157. 159 — 6) ver-
meintlicher S. des Seleukos III II 172 —
existiert nicht II 777 (zu 172). 679^ —
7) III der Grofse, wird König II 172 —
Vermählung II 366 — gegen Molon
II 368 ff. — gegen Cölesyrien II 362.
364. 366 f. 373 ff. — bei Raphia ge-
schlagen II 380 ff. — gegen Achäos
II 392 ff. — beherrscht Vorderasien
II 388. 395 (dazu III 379) — in den
oberen Satrapien II 396 ff. 779 (zu 400).
III 285 — verb. mit Ptolemäos IV
II 405. 407 — mit Attalos II 392.
395. 481. 607" III 380 (zu 642) — er-
obert Cölesyrien II 574. 577 ff. 637 ff. —
1) Wo aus Yersehen Laodike geschrieben ist.
Register.
39»
bei den Juden II 579-'. III 222 —
Konflikt mit Eumenes II und den
Römern II 638 ff. G51. 654. 662. 668 ff. —
in Lykien III 379 f. (zu II 640) — Ver-
hältnis zu Ägypten II 670. 672 ff. —
zu Eumenes II 674 — Unterhandlungen
II 675 ff — Kr. in Hellas II 690 ff
III 17 — vertrieben II 703 ff. 707.
710 f. — Kr. in Asien 11 731 f. 739 ff. —
Friedenschlufs II 746 ff. 757 ff. — Ende
III 87 ff. 217. — Bildsäule 11 707. -
Beiname II 364'- — 8) ältester S. des
vorigen II 579 — König und Regent
II 639. 671. 678 — stirbt II 679 —
9) IV Epiphanes, S. des Antiochos III,
Geisel in Rom II 746. 758'* — in
Athen III 18. 92 — wird König III
92 ff. — Philhellene III 94 f. — Cha-
rakter III 96 — Freund der Römer
III 97. 110. 119. 152 — Kr. gegen
Ägypten III 157. 168 ff. — Verhältnis
zu den Juden III 170. 222«. 227 ff. —
Macht und Politik III 171. 244. 202 f.
215 — feiert Feste III 214 f. — Ende
III 216 ff. 237 — Familie III 245.
259 — 10) V Eupator, S. und Nach-
folger des vorigen III 206'. 217. 219 ff.
241 f. 245 - 11) VI Epiphanes Dionysos,
S. des Alexander Balas III 277 f. 281.
283. 292' — 12) VII Sidetes, S. des
Demetrios I III 218*. 263 — König
III 292 f. — erobert Jerusalem III 295 f.
306^^ — gegen die Parther III 297 f.
305 — Kinder 111 299^' — 13) S. des
vorigen III 299' - 14) VIII Grypos,
S. des Demetrios II, III 307 ff. 311. —
15) IX Kyzikenos, S. des Antiochos VII
III 299-. 306«. 308-. 309 f. 311 —
16) XII III 3101 — 17) XIII III
310 — 18) Strateg des Ptolemäos III
II 148 — 19) Nikator, Herrscher in
Baktra, vielleicht = Antiochos III
n 398^ 401'.
Antipatreia, St. Illyriens II 465. 597.
Antipatros, 1) S. des lolas, Makedonier,
Feldherr Philipps 36. 43 — Statt-
halter in Makedonien 53. 60. 70. 87.
106 f. 119*. 176 f. — Verhältnis zu
Olympias 156. 169 — abgelöst 169 —
Reichsverweser in Europa 192 ff. 197 —
im lamischen Kriege 201 ff. 206. 207 ff".
211 — Kr. gegen Perdikkas 219 ff. —
Vormund der Könige 224. 226 — in
Makedonien 227. 232 — Tod 232. 233.
III 383 — hellenische Bildung II
205 — Kinder: s. Alexarchos, Archias,.
Eurydike, lolas, Kassandros, Nikaea,
Nikanor, Perilaos, Phila, Philippos,
Pleistarchos — 2) S. Kassanders, König
358. 364 f. 379- — von Lysimachos
beseitigt 376 — S. des Philippos, make-
donischer Thronprätendent II 15. 21.
24 — 4) Freund des Pei-dikkas 273 —
5) im Dienst des Antiochos 1 II 78 —
6) Schwestersohn des Antiochos III
II 381 f. 742. 746. 748 f. — 7) Aegypter
III 209^ — 8) attischer Archon III
385.
Antiphatas, S. des Telemnastos, Gortynier
III 325'.
Antiphilos, 1) Athener, Strateg im lami-
■ sehen Kriege 205 ff. — 2) in ptolemäi-
sehen Diensten II 116* — 3) böoti-
. scher Strateg II 627.
Antipolis, St. bei Massalia 490.
Antissa auf Lesbos 39 — zerstört III 185^
Antistheues, Rhodier, Historiker II 350.
586'. III 31
Antium, St. in Latium, treibt Seeraub
371'.
Antonius, Volkstribun III 193.
M. Antonius, Triumvir III 304. 311.
Antron, phthiotische St. III 23. 126.
Aoos, Fl. in Epirus II 58' — Pässe II
609 f.
Aornos, 1) in Baktrien 114 — 2) am
Indos 130. 1591 500.
Apame, 1) Perserin, G. des Seleukos
391. 393 — 2) T. des Antiochos I,
G. des Magas II 126. 133. 142 f. —
3) G. des Prusias I II 481' — 4) G.
Amynanders von Athamanien II 693.
Apameia, 1) (auch Pella), am Orontes
Waffenplatz 383'. 394. II 96 f. 366.
368. 372. III 96^ 244 f. 277. 293.
305 — 2) in Phrygien, Kibotos, früher
Kelänä II 89 (dazu 776) — seleu-
kidisch II 679. 724. 745. 752 f. 757 f. —
400
Register.
pergamenisch III 66 — römisch III
3707 — 3^ Jq Bithynien, früher Myrleia
II 583 — 4) in Kappadokien 11 72^ —
5) am Euphrat 395 — 6) in Sittakene
]I 921 _ 7~) in Medien 393.
Apaturios, Galater II 172.
Apega, G. des Nabis II 565^ 626.
Apelauron, Pafs im Peloponnes II 439.
633.
Apelles, 1) Vormund und Beamter Phi-
lipps V II 348-. 446 ff. — hingerichtet
II 451 f. — 2) Beamter Philipps V
III 25. 33 f.
Aperanten, ätolischer Stamm II 714.
764. III 12. 20. 143.
Aphrikes (oder Erikes), Assakener 130^.
Aphrodisias, St. 1) in Karien II 89 —
2) in Phrygien II 90^ — 3) in Kilikien
280. II 640.
Aphrodisiou bei Pergamon II 157.
Aphrodisios, im Dienst des Seleukos Ni-
kator 405.
Apia, Landschaft in Mysien II 391.
Apis, Dorf in Libyen 111 210.
Apokleten, ätolische Beamte II 215. 692.
701. 704. 710. 766.
ApoUodoros, 1) Amphipolite. in Babylon
94 — 2) Tyrann von Kassandreia II
22. 24 — 3) Kyzikener, ptolemäischer
Nesiarch II 103* — 4) athenischer
Demagoge II 694.
ApoUodotos I und II, indische Herrscher
ill 302.
Apollon, Schutzgott der Seleukiden 390.
392.
ApoUonia, St. 1) in lUyrien 283. 292
(dazu III 377). 305^ 437 — unter
Pyrrhos II 6 — Gesandtschaft nach
Rom II 66-. 281^ — mit Rom verb.
II 282 ff. 467 f. 471. 478. 501. 503. 597.
603. 764. III 15. 119. 143. 221. 336 —
Kontingent im römischen Heer III
122. 158 — 2) auf Sizilien 422». 430^
463 — 3) auf Kreta II 627. III 323 —
4) bei Kyrene 215. II 144 — 5) am
Pontos 171-. 367=* — 6) in Phrygien
II 90^ — 7) in Sittakene 393. II 369 —
Landschaft Apolloniatis II 94. 366.
Apollonides, 1) Chier 104 — 2) Feldherr
des Eumenes 228 — 3) Feldherr Kas-
sanders 279 — 4) Syrakusier II 523 —
5) Sikyonier, achäischer Gesandter III
48 — 6) Spartaner III 58.
Apollonios, 1) Nauarch des Antiochos III
II 733 — 2) S. des Menestheus im
Dienst des Antiochos IV III 93. 170' —
3) S. desThraseas III 227 — 4) Mysarch
unter Antiochos IV III 232 — 5) Strateg
in Samarien III 236* — 6) Freund des
Demetrios I III 245 — 7) beigenannt
Taos (Daos) unter Demetrios II 111 263.
ApoUonis von Kyzikos, G. des Attalos I
II 627. III 64. 72 — vergöttert III
3621
ApoUonis, St. in Mysien , früher Doidye
in 362. 367.
Apollonospolis in Oberägypten II 170''.
ApoUophanes, 1) Satrap Alexanders 149.
151 — 2) von Seleukeia, Arzt II 371 f.
373- — 3) indischer Fürst III 302^
dnoTäXeioi, achäische Beamte 11 294.
Appianos, Historiker 14. 11 39'. 355. III 5.
Apsos, Fl. in lllyrien II 597.
Apsyrtische Inseln bei lllyrien II 278^.
Aptera, St. auf Kreta II 430.
Apulien, römisch II 26 — im pyrrhischen
Kr. 11 35. 39. 51.
L. Apustius, römischer Offizier II 597 f,
603. 6u5f.
M'. Aquilius, Konsul in Asien III 369 f.
373.
Araber (Arabien) 183 f. II 115 ff. III
220 f. — in Syrien 80^ 295* — von
Antigonos angegriffen 300 ff. 322 —
unter Ptolemäern und Seleukiden II
95^ 149^ 220 f. 226. 240. 256. 280.
378 f. 381. 741 f.
Arabios (Arbis), Fl. in Indien 149.
Arabiten, Inder 149.
Arachoten (Arachosien) im persischen
Heer 88 — von Alexander unterworfen
112. 146. 149. 151 — im makedonischen
Heer 159'. 167 — Satrapie 197. 264*.
391^ 503. II 94. 401 — im baktro-
indischen Reich III 285. 2^7.
Arados in Phönizien, von Alexander er-
obert 77 — seleukidisch II 140. 161.
377. 111 96^ 2631. 279. 305".
Register.
401
Araetheus, asiatischer Dynast III 288^.
Arateion in Sikyon II 473.
Aratos, 1) S. des Kleinias, Sikyonier, be-
freit Sikyon II 244 f. 247 — achäischer
Strateg 11 249. 252 ff. 261. 263. 269 ff.
III 385 — befreit Athen II 272 f.
288 f. — im kleomenischen Kriege II
306 ff. 312 f. 319 f. — Bündnis mit
Makedonien II 321 ff. 328 ff. — im
Bundesgenossenkriege II 413 ff. 453 ff.
459 f. — Verhältnis zu Philipp V und
Makedonien II 348. 422. 430 f. 438 ff.
442 f. 446 ff. 469 ff. — in Messene II
470 — Bündnis mit Kreta II 430 f. —
in Megalopolis II 454 — Tod und
Ehren II 472 f. III 353- — Denkwürdig-
keiten 11. II 473 — 2) S. des vorigen
II 327. 433. 439. 470. 472 f. — 3) S.
des vorigen III 59. — 4) Dichter II
23*. 206*. 222.
Aratthos, Fl. in Epirus III 143.
Arbela, St. 89. 93 — Bezirk (Arbelitis)
197. 393. II 94.
Arbelos, S. des Athmoneus 393^
Arbis s. Arabios.
Arbo, St. in Illyrien II 284.
Archagathos, 1) S. des Tyrannen Aga-
thokles 445. 447 — in Afrika 455 f.
462 ff. — ermordet 467 f. 468^ II. 515.
2) S. des vorigen 482 — empört sich
485 f. — beseitigt 487.
Archeanaktiden , Herrscher am kimme-
rischen Bosporos 412.
Archebios, indischer Fürst III 302^
Archedamos, S. Pautaleons, ätolischer
Staatsmann II 434. 630. 693. 709. III
103^ 137. 143 164.
Archelaos , ;1) K. von Makedonien 25 f.
(dazu 510). II 432 — 2) Prätendent
28 — 3) makedonischer Offizier 226.
302 — 4) im Dienst des Antigonos
Gonatas II 253 — 5) Akarnane II
634.
Archestratos, Athener 243^
Archias, 1) S. Antipaters 213 — 2) See-
fahrer im persischen Golf 184 — 3) Thu-
rier im Dienst Antipaters 210 — 4") Ko-
rinther II 195 — 5) ptolemäischer Statt-
halter auf Kypros III 211 f. 258. i
Niese, Gesell, d. griech. u. tnak. Staaten. III
Archidameia, G. des Archidamos IV von
Sparta II 58. 300. 303.
Archidamos, 1) III, S. des Ageailaos, K.
von Sparta BIK 426. II 8^ — 2) IV,
S. des Eudamidas 363. II 11^ 299 —
3) V, S. des Eudamidas II 304. 311.
362. 426 — 4) Aetoler s. Archedamos.
Archikrates, Achäer III 344^.
Archimedes, Mechaniker und Mathe-
matiker II 195. 527. 538.
Archimelos, Athener II 195*^.
Archinos, Tyrann von Argos II 226*.
Archon, 1) Satrap von Babylon 197.
219 — 2) achäischer Staatsmann III
36. 47. 104. 117. 133. 138 f.
Archytas, Tarentiner 425. 429*. 474.
Ardiäer, lUyrier II 277. 284. 474. 486.
Ardoates, Satrap von Armenien 390.
Ardys, 1) Heerführer des Antiochos III
II 373 — 2) S. des Antiochos IH
II 639.
Areopag in Athen 178 f.
Aretas, Nabatäer III 221*. 231. 256^
Arethusa in Syrien 401.
Arcus, 1) K. in Sparta II 7. 11. 57. 60.
222 ^ 230 ff. — Ende II 130^ 235.
297 f. — 2) S. des Akrotatos II 299
(dazu III 379) — 3) lakedämonischer
Verbannter 111 42. 45. 48 ff.
Argäos, 1) makedonischer K. 26 — 2) Prä-
tendent 28 — 3) im Dienst des Ptole-
mäos 306 — 4) S. des Ptolemäos Lagi
389. II 99.
Argeaden, Königshaus in Makedonien
23. 24'.
Argennon bei Chios II 585.
Argestäische Felder II 488.
Argethia (Argithea), St. der Athamanen
II 763.
Argos, Argiver, 1) im Peloponnes unter
makedon. Herrschaft 33. 36 f. 53. 56. 62.
203. 237. 257. 279 f. — von Demetrios
(^belagert) erobert 336. 363^ 369* —
unter Antigonos Gonatas und Pyrrhos
II 7. 57^ 58 ff. 615 _ unter Tyrannen
II 226. 255. 263 — achäisch II 289 f. —
im kleomenischen Kriege II 328 f. 333 f.
340 f. 347. III 315« — im Bundes-
genossenkr. II 442. 453 — Verhältnis
26
403
Register.
zu Makedonien II 442. 486. 618 f. —
Bundesversammlung II 596 — unter
Nabis II 624. 656. 660 ff. — wieder
achäisch II 664. III 94. 179. 318^ —
selbständig III 342. 356 — Argiver
in Antiochien 394 — 2) amphilochisches
II 766. 768.
Argyraspiden , makedonische 239. 259
266. 268 f. 271.
Argyrippa (Arpi) in Apulien II 506.
Aria (Arier), Landschaft und Satrapie
109 f. 114. 121. 151. 197. 225. 271 —
Arier bei Dareios 88 — bei Alexander
159' — seleukidisch II 72^ 92. 94» —
den Baktrianern gehörig II 398. 400.
III 285. 287 — parthisch III 289.
Ariakes, Perser (= Ariarathes?) 196.
Ariamenes (Ariamnes, Ariaramnes), 1) kap-
padokischer Fürst II 140. 155. 159 —
2) Galater II 82^.
Ariaratheia, St. in Kappadokien III 249".
Ariarathes, 1) Perser, Fürst von Kappa-
dokien 196. 212 — 2) II, Kappadoker
390 f. II 72* -" 3) m, S. des Ariamenes,
K. von Kappadokien II 140. 155^.
160 — 4) IV, S. des vorigen, K. U 359^.
393^ — mit Antiochos III verb. II 674.
736. 755 — mit den Römern und
Eumenes H 756. 759. III 69 — Kr.
mit Pharnakes III 74 ff. 78. 110. 119.
202 — Tod III 206 — 5) S. des vorigen
III 248 — 6) V, S. von 4) lU 18*.
206. 220. 246 f. 248 ff. 258. 260. 328.
360 — fällt III 368 — Philhellene III
249 f. — Kinder III 372.
Ariaspen (Euergeten), Arianer 112. 161.
Aribazos, 1) Satrap II 147 — 2) im
Dienst des Achäos II 393 ff.
Arjgäon, St. der Aspasier 129 f. — neu-
gegründet 500.
Arimazos, Baktrianer 122^ Vgl. Aribazos.
Ariminum, St. Italiens II 26.
Ariobarzanes, 1) abtrünniger Satrap 47 —
2) Satrap von Persien, von Alexander
geschlagen 96 f. — 3) S. des Mithri-
dates, K. des poutischen Kappadokien
II 75 f. 78». 791 84. 129. 137.
Arios, Fl. in Aria H 400.
Aripharnes, Sarmate 413.
Arisbe am Hellespont 60 f. U 393.
Aristänos, achäischer Staatsmann II
568 — Römerfreund II 616 f. 621. 627.
655. 657 f. 660. lU 36. 40. 42. 44^
47 f. 58*.
Aristandros, Seher 152*.
Aristarchos, 1) Ambrakiote 53 — 2) Tareu-
tiner II 32* — 3) von Samos, Physiker
n 110 — 4) Grammatiker IE 269'.
274.
Aristeas, 1) Parteihaupt in Argos II
59 — 2) jüdischer Schriftsteller 11 67 f.
Aristeides, Maler III 352*.
Aristippos , 1) Lakedämonier 11 262^.
448* — 2) Argiver II 58 f. 226 —
3) II, Tyrann von Argos II 226^ 263.
269 ff
Aristobulos, 1) Historiker Alexanders
5 f. — 2) K. der Juden III 310.
Aristodama, Dichterin II 218*.
Aristodemos (Aristodamos) , 1) Milesier
im Dienste des Antigonos Mon. 232.
275. 277. 281. 313. 321 — 2) bei Anti-
gonos Gonatas II 17» — 3) Tyrann
von Megalopolis II 227 (dazu III 378).
241. 256. 258. 497 — 4) Achäer III
183.
Aristodikides von Assos II 85\ 88*.
Aristogeiton, Athener 179*. 180.
Aristokleides , Tyrann von Orchomenos
II 226 (dazu 778). Var. Aristomelidas.
Aristokles, Kitharöde II 207^ 223».
Aristokrates, Rhodier III 325.
Aristokreon, Schriftsteller über Aethiopien
III 275^
Aristomachos , 1) I, Tyrann von Argos
58° (dazu II 771). II 226. 249. 254 f.
263 — 2) II, Argiver II 226*. 271
(dazu 778) — wird Achäer II 289 f.
309 — geht zu Kleomenes über II
329 — Ende II 334 — 3) Sikyonier
II 244 — 4) Korinther in syrakusischeu
Diensten II 513«. 517.
Aristomedes, Söldnerhauptmann 76.
Aristomelidas s. Aristokleides.
Aristomenes, Akarnane, Vormund des
Ptolemäos V II 576 f. 672 f. III 86.
Ariston, 1) im Dienst des Eumenes von
Kardia 278 — 2) Fürst der Päoner
Register.
40S
396 — 3) Kyprier bei Antiochos II
n 134 — 4) in ptolemäischem Dienst
n 115'. 116 — 5) Tragöde in Syrakus
n 520 — 6) Tyrier II 681.
Aristonikos, 1) Tyrann von Methymna
104 — 2) Kitharöde 160' — 3) Athener
179*. 210 — 4) Eunuche am ägypti-
schen Hofe m 86 — 5) S. des Eume-
nes II, Prätendent III 204*. 366 fF.
Aristonus, S. des Peisäos , Leibwächter
Alexanders 143*. 192. 219. 253 f.
Aristoteles, 1) Stageirite, Lehrer Ale-
xanders 37^ 48. 51 f. 174. 201'-'. II 13.
Bibliothek 11 109 — 2) attischer Stra-
tege 285 — 3) Dialektiker II 244 —
4) Argiver H 333 — 5) Rhodier III
195 — 6) im Dienst des Antiochos III
II 707.
Aristotimos, Tyrann von EUs II 227^ 228 f.
Arkader (Arkadien) unter makedonischer
Herrschaft 53. 57'^. 105. 203. 337. II
7. 11 — Bund aufgelöst 177 — wieder-
hergestellt II 257 f. — wieder aufgelöst
n 259. 289.
Arkades, St. auf Kreta II 429.
Arkesilaos, 1) Satrap 197 — 2) Syra-
kusier 468'^ — 3) akadem. Philosoph
n 23-. 131^ 143*. 206. 223. 263« —
4) Lakedämonier III 51^*.
Armenien (Armenier) , persisch 88 —
makedonisch 94. 197. 225^ 228. 264.
380. 390 — seleukidisch II 72. 159.
397 (dazu III 379) — selbständig III
69 f. 75. 78. 88 — unter Antiochos IV
in 217 — unabhängig HI 220. 250 —
unter Arsakes III 289^
Armenos (Armenas) , S. des Nabis II
663. 667.
Arpi s. Argyrippa.
Arqamen s. Ergamenes.
Arrhabäos, 1) Lynkeste 52 — 2) s. Arrhi-
däos 2.
Arrheneides, attischer Archon III 385.
Arrhidäos, 1) S. Philipps 64*. 191 s. Phi-
lippos Arrh. — 2) makedonischer
Thronprätendent II 21 — 3) führt Ale-
xanders Leichenzug 198. 217 — Vor-
mund 223 f. — Satrap Phrygiens 225.
235. 236. 238*. 245 f i).
Arrianos, Flavius, Historiker 7 f. 14. 95*.
122' — Daten 135. 152^ III 383.
Arsakes, 1) = Artaxerxes 11 164. 165* —
2) Inder 502 — 3) I aufständischer
Parther II 164 f. 165« — 4) H Tiri-
dates II 164 ff. 167. 398 — 5) III gegen
Antiochos III II 398 f. — 6) IV Phria-
patios ni 216 — 7) V Phraates I
III 216 f. — 8) VI Mithridates I m
284 f. 288 ff. 292 - 9) VH Phraates II
m 292 — 10) VIII Artabanos U HI 299 f.
Arsames, 1) Perser 60. 72 — fällt bei
Issos 76 — 2) Satrap von Aria 110.
114 — 3) Armenier II 159.
Arsamosata, St. in Armenien II 397.
Arses, persischer König 49. 77.
Arsikas = Artaxerxes H 11 165*.
Arsinoe, 1) T. des Ptolemäos Lagi, verm.
mit Lysimachos 354. 388 f. 403 f. 405 —
mit Ptolemäos Keraunos H 8. 10 — mit
Ptolemäos II II 981 99 ff. 108* — ver-
göttert II 114 — 2) T. des Lysimachos,
G. des Ptolemäos Philad. 389. H 99 —
3) T. des Ptolemäos Philad. II 101 —
4) T. des Ptolemäos IH, G. des Ptole-
mäos IV II 380 f. 383. 405. 573.
Arsinoe, St. 1) in Aegypten H 112 —
2) u. 3) am Roten Meer H 116 —
4) in Libyen (Taucheira) II 144 —
5) auf Kypros II 122- — 6) in Lykien
(Patara) II 128 — 7) Ephesos 398 —
8) in Aetolien (= Konope) 386^ II 213'.
III 179 — 9) im Peloponnes (vielleicht
Methana) H 406^ 777 (zu 169). HI 84 —
10) auf Kreta H 102*. HI 321^
Arsites, Satrap 60.
Artabazanes, Dynast von Atropatene H
370.
Artabazos, 1) Perser 44. 47 f. 101 —
bei Alesander 108. 113. 120 — 2) Hip-
parch des Eumenes 221.
1) Im Text ist dieser Arrhidäos nach Droysens Vermutung Arrhabäos genannt worden. Neuere
Ermittelungen haben dies als Irrtum erkennen lassen. S. II 773 (zn 235). Übrigens ist nicht gani
sicher, ob der phrygische Satrap mit dem Führer des Leichenzuges identisch ist.
26*
404
Register.
Artakoana, St in Aria 110. 495.
Artatos, Fl. in Illyrien III 142.
Artaxata, St. in Armenien III 70.
Artaxerxes, 1) II K. von Persien 46. 164.
165^ — 2) III Ochos 44. 47 f. 49. 77 f.
85 — 3) IV = Bessos 109.
Artaxias, Satrap von Armenien III 69 f-
75. 78. 88. 217. 250. 382 (zu HI 247).
Artemidoros, 1) Syrakusier 11 177 —
2) indischer Herrscher III 302^ —
3) von Artemita, Historiker 15. HI 5.
Ai-temios, Kolophonier 159".
Artemis, verehrt in Massalia 489. 490^ —
in Syrakus II 532.
Artemisia, Fürstin in Karien 64*.
Artemision (Dianium) in Iberien 492.
Arthetauros, Illyrier III 102.
Artylas, Phigaleer II 227^
Arusinische Felder in Apulien II 51.
Arybbas, K. der Molosser 33. 291. II
772 (zu 203). Vgl. Aryptäos.
Arykanda, St. in Lykien H 640^
Aryptäos, Molosser (vielleicht Arybbas)
203 (dazu II 772).
Asaak, parthische St. II 166.
Asamonäos (Hasmonai) 11 234.
Asandros, 1) S. des Philotas, Satrap
von Lydien 62. 73 — von Karien^)
73. 88. 197. 218"^ — gegen Perdikkas
220. 227. 274^ 275' — gegen Anti-
gonos 278. 285 f. 288 — 2) S. Agathons
285^
Ascheion, St. in Achaia III 38*.
Asculum (Apulum), Schlacht II 33^.
35f. 39.
Asea in Arkadien II 315. III 37.
Asia, römische Provinz, geordnet III
370 ff. 373.
Asianer, Skythen III 291.
Asiaten (einheimische) in der raakedon.
Phalanx II 379.
Asidäer, Juden III 234. 253. 256.
Asier, Skythen III 291.
Asine, St. 1) in Messene H 410^ 646.
652. 712. III 37 — in Lakonien II 449.
Askalon, St. in Palästina, ptolemäisch
II 12P. 140^ — seleukidisch II 125.
in 221. 306\ 3081
Asklepiades, Aegypter Hl 2091
Asklepiodoros, 1) Satrap von Syrien 88 —
2) Einnehmer in Babylon 94 — 3) Sa-
trap von Persien -) 272 — 4) königlicher
Schreiber 224" — 5) im Dienst Kas-
sanders 275 f. — 6) Byzantier 348^
Asklepiodotos, Makedonier III 147.
Asklepios, in Pergamon verehrt III 67 —
sein Bild III 327.
Askondas, Böoter 11 274.
Askordos, Fl. in Makedonien HI 147.
Askuris, See in Perrhäbien III 146.
Asor in Galiläa III 280.
Aspasiaken, Nachbarn der Parther H
166. 399.
Aspasier (Hypasier), Inder 129. 500.
Aspastes, Satrap 1512.
Aspendos in Pamphylien 67 f. 1G2''. U
389. 733. 752 — frei III 62. 80. 309.
Asphodeloden, Volk in Afrika 464^
Aspiones, Dynast III ^89'.
Aspisas, Satrap 272.
Aspis, 1) in Argos II 60 — 2) in Afrika
(Clupea) 446^ 452.
Assagetes, indischer Fürst 501.
Assakener (Astakener), Inder 129 ff. 500 f.
Assos, Stadt am Ida III 63^ 274^
Astakos, St. an der Propontis 276. 399 —
später Nikomedeia II 81.
Astara, bosporanische Göttin 411.
Astaroth Karnaim III 240^. Vgl. Kranion.
Astymedes, Rhodier III 131-. 193 ff.
325 - seine Rede III 193'.
Asten, thrakisches Volk II 761.
Astes, indischer Fürst 128.
Atabyrion (Tabor) , St. in Galiläa H
378.
Atalante, Schwester des Perdikkas, G.
des Attalos 223.
Atarbas s. Adherbal.
Atargatis, Göttin, Heiligtum HI 240.
Atarrias, Feldherr Kassanders 252.
1) Dittenberger (SIG. 12 n. 166) vermutet, dals der karische Satrap von dem Sohn dea Philotas
verschieden und mit Nr. a, dem Sohn Agathons, identisch sei.
2) Dieser und Nr. 4 und 5 können mit 1 oder 2 zusammenfallen.
Register.
405
At'cheramon, Aethiope III 275.
Ateas, Skythe 33.
Atella, St. in Kampanien II 550*.
Athamanen, Epiroten II 6^ 31*. II 220.
267. 418 — im antiochischen Kr. 11
702. 762 f. m 19 — Streit mit Ma-
kedonien III 22 f. — selbständig III
14. 23^ 336.
Athen, Athener 20 ff. — gegen Philipp
28 ff. 33 ff. — unter Alexander 53. 56.
58. 62. 69. 78. 87-. 88. 106. 171 ff. 176 ff.—
im lam. Kr. 200 f. 208 f. — Aufhebung
der Demokratie 209. 233 — Befreiung
241ff. ~ wird kassandrisch 247 f. 289 f.—
von Demetrios befreit 312 ff. 331.
833. 335'. 346= — befreit sich 353.
357 f. — wieder demetrisch 360. 366.
.371. 373. 376 f.— wird frei 378. 117.
56. 130. 220 — gegen die Galater H
16 ff. — Krieg gegen Antigonos Gon.
II 231 ff. 237'. 238 ff. — Unterwerfung
II 239 f. 249. 272 f. III 385. —
Befreiung II 288 f. 331. 336 — im
Bundesgenossenkriege II 450 ff. 463 —
im 1. makedon. Kr. II 485. .502* —
Streit mit Makedonien, Bündnis mit
Eom II 580. 589 ff. 592. 595 f. 605. 647.
685 f. — im antiochischen Kr. II 686.
694. 707 — Friedensvermittler II 722 f.
764. 766 f. — nach 188 v. Ch. III 17 ff.
59 — im 3. makedon. Kr. III 132.
136^ 155 — Vergröfserung III 189 ff.
— Streit mit Oropos III 319 f. — im
achäischen Kr. III 346. 357 — Ver-
hältnis zu Lysimachos 358. 386 —
zu den Ptolemäern II 130. 232. 407.
580. ni 84. 172 — den Seleukiden H 206.
in 94. 318 — Pergamenern II 591 f.
m 68 — zu Ariarathes HI 249 — den
Bosporanern 409 — Römern II 285. 707.
759. m 11. 179 — Seemacht 172.
II 635*. 729. m 167 — Verfassung
209. 248 f. 314 ff 335^ 358. II 465 —
Kolonie am Adrias 173 — Auswan-
derer 209 f. 394. 400 f. 458 — lange
Mauern II 597.
Athena Alkis, in Makedonien III 120 —
Chalkioikos, Tempel in Sparta 11 421.
425. 688.
Athenäon, Kastell 1) bei Megalopolis
II 307 f. 426. 434. 442 — 2) in Atha-
manien H 763. UI 23.
Athenäos, 1) Feldherr des Antigonos
301 — 2) Pergamener, S. d. Attalos I
n 628. 751. in 64. 73 — im 3. ma-
kedon. Kr. m 122. 126. 178 — später
m 201^ 203 f. 328— Tod in363^ —
3) Sohn des Sosandros, Pergamener
in 365* — 4) Beamter des AntiochosIV
ni 232-' — 5) des Antiochos Sidetes
m 299.
Athenagoras, 1) aus Chios 104 — 2) Mi-
lesier 329 — 3) Strateg Philipps V
n 598. 603. 609.
Athenobios, Gesandter des Antiochos VH
m 294.
Athenodoros, in Baktra ermordet 154.
Athinis, Aegypter III 87.
Athlebis (?), Thraker EI 125*.
A. Atilius; Konsul II 188.
A. Atilius 1) , Flottenführer II 678. 682.
688. 706. III 11. 18 — Gesandter
m 112 f.
C. Atilius, Konsul II 164^
M. Atilius (Regulus), Konsul II 164^
Atintanen, Illyrier II 277 — römisch
n 284. 417*. 467 — makedonisch 474.
486. 502. m 180.
Atizyes, Satrap 67. 76.
Atrax, St. in Thessalien II 613. 615. 702.
Atropatene, Landschaft 391. II 163'.
370. ni 88.
Atropates, Satrap von Medien 121. 156.
196. 180^ 391. II 72. Vgl. Satrabates.
Attaleia, 1) Kastell II 156 — 2) St. in
Mysien IE 362 — 3) in Pamphylien
ni 362.
Attalis, attische Phyle II 592.
Attalisten, CoUegium EI 363^
Attalos, 1) Feldherr Philipps 40. 52.
59'— 2) makedon. Offizier 193. 194\
224^ — 3) Schwager des Perdikkas
217. 222. 226 — gefangen 231 f. 273 —
7) Bruder des Philetäros von Pergamon
1) Irrtümlich ist III 18 z. 1 Marcus für Aulus geschrieben.
40«
Register.
n 84. 156. 207 — 5) I, S. des vorigen,
Dynast von Pergamon 11 156 — Kö-
nig II 157 ff. 168. 171 ff. 359^ — gegen
Achäos II 364. 383. 385 — mit An-
tiochos in verb. U 387. 390 fi. 642 (dazu
m 380) — Verhältnis zu Hellas n 206.
408. 464 — im 1. makedon. Kr. 480 f.
484ff. 4895". 502.— Kr. gegen PhiB^ H
583 ff. 589 — in Athen II 590 ff. — im
2. makedon. Kr. n 592 ff. 598. 603.
605 ff. 614 f. 624 f. 625 f. in 315^ —
Tod II 626 f. — Bauten in 66 —
6) II, Philadelphos , S. des vorigen II
628. 690* — im antiochischen Kr. II
718. 731. 740. 743. 751 ff. — im Dienst
des Eumenes m 71. 76. 122. 125.
129. 139. 200. 201^ 203 — Thron-
folger m 64. 109 — König in 204 ff.
691 251 f. 259 ff. 270^ 321*. 325. 326 ff.
329 f. 334. 347. 352. 359 ff. — Philhellene
ni 18^ 6V. 249*. — 7) III, Philo-
metor, Thronfolger IH, 2031 204 ff.
338- — König ni 363 ff.
Attis, Priester in Pessinus II 754. in
69^. 360*.
Aturia, Landschaft 90.
Audata (Eurydike), Illyrien 213^
Audoleon, Päoner 304. 362. 367^ 379^^.
386. 396. II 225'.
Auenion, St. in Gallien 490^
Aufeia, lex IH 373».
Augustus, Kaiser HI 304. 311.
Aulis, in Böotien ni 179.
L. Aurelius Orestes, Gesandter m 342.
351*.
Austanes, Baktrianer 123.
Autariaten, Illyrier 55. 304. 349. U 13.
276. 776 (zu 15).
Autodikos, S. des Agathokles, Bruder
des Lysimachos 225*, dazu HI 377.
Autokrator, Titel Tryphons Hl 283.
Autolykos s. Autodikos.
Autonus, Thessaler, in Syrakus U 513®.
517.
Autophradates , Perser, Memnons Nach-
folger 69 f. 103 (dazu m 376) — Sa-
trap Alexanders 108 f. 121.
Axiothea, G. des Nikokreon 806.
Axylos, Gegend in Kleinasien II 753.
Ayodhyä, indische Landschaft in 302.
Azara in Elymais in 218'.
Azemilkos, K. v. Tyros 81.
Azes, sakischer K. ni 303.
Azilises, desgleichen in 303.
Azoros in Perrhäbien 253. 255. Ill 23^
122. 145.
Azotos in Palästina 297. Ill 263.
266.
B.
Babylon (Babylon ien) unter Alexander
94. 155 — von Seleukos erobert 298.
302 — unter den Seleukiden II 71.
91. 94. III 217 — von Ptolemäos III
erobert II 148 — parthisch III 289 f.
297. 300.
Badake, St. bei Susa 262.
A. Bäbius III 179^
M. Bäbius, Prätor III 696. 699 ff. —
Legat III 22.
Bagä, St. in Sogdiana 121.
Bagistanes, Babylonier 100.
Bagoas, Chiliarch 48 ff. 77.
Bagophanes, Befehlshaber in Babylon
94.
Bakasis {Bacasis = Bagoses?), parthi-
scher Satrap III 289.
Bakchides, seleukidischer Feldherr gegen
die Juden III 236. 253. 255 ff.
Bakchion, Insel bei Phokäa II 732.
Bakchon , ägyptischer Nesiarch II 103*.
Baktra = Zariaspa, St. 114. 123. lU
2861
Baktrien, Baktrianer unter Alexander
113 ff. 154. 159-. 197. 199 — Satrapie225.
271 — seleukidisch 339. II 94. 141.
148. 163. 398 — selbständig III 88.
285 ff. 290 — skythisch III 291 —
Kontingent im persischen Heer 88 —
bei Alexander 159*. 167. 260.
Baktrianische Burg 122*.
Balakros, 1) Makedonier 104 — 2) S.
Nikanors, Satrap von Kilikien 77.
213 — 3) im Dienst desPyrrhos II 51*.
Register.
107
Balas s. Alexandros 31.
Balbura, St. in Pisidieu III 371.
Bambyke, St. in Syrien = Hierapolis
395^
Bandobene, Landschaft Indiens 128.
Bautia in Illyrien II 465.
Barathra bei Pelusion 322*.
Bardylis, lUyrier 29. 362. II 6.
ßarguUum, St. Illyriens II 502.
Bargylia, karische St. II 85^ — von
Philipp V besetzt II 587 f. 621. 636 f.
641-. 648 — befreit II 654. III 63. 80.
Barke, St. 1) in Libyen 215 f. 457. II
144 — 2) an der Indosmündung 147*.
Barnosthenes, Gebirge II 684.
Barsabas, Thraker III 333.
Barsaentes, Genosse des Bessos 100.
102. 110. 131".
Barsine, G. Memnons 78' — Alesanders
166^ 306 f.
Baryaxes, abtrünniger Satrap 151*. 156.
Barygaza (Barodsch) , indische St. III
302- u. ^
Bas, Bithyner 276.
Basilis, Schriftsteller über Aethiopien III
275='. 276^
Bassonia (Abassonia, Bassania), illyrische
St. III 158^
Bastarner, Kelten II 20^. 276 — Bundes-
genossen Makedoniens III 30. 100 f.
153 f. 198^
Batanea, syrische St. II 579.
Bathanattos, Skordisker II 20^.
Bathys, Hafen in Böotien 289.
Batis, verteidigt Gaza 82 f.
Baton, 1) Sinopeer, Historiker II 350.
514^ — 2) S. des Langaros, Dardaner
II 598.
Battakos, Priester in Pessinus II 754.
Bazira, indische St. 129 f. 500.
Beira (Bazira?), indische St. 131".
Belestiche, Geliebte des Ptolemäos II
II 2071
Belgios (Bolgios), Kelte U 14.
Belligenes, Spanier II 536*.
Belmina , Belminatis an der arkadisch-
lakonischen Grenze 37. II 307. 335.
III 46. 318.
Belostempel in Babylon 94. 182.
Beneventum , Schlachtfeld II 57 ff. —
römisch II 62*.
Berea in Judäa III 255*.
Berenike , 1) G. des Ptolemäos I 361.
388. II 112 ff. — 2) T. des Ptole-
mäos I II 24* — 3) T. des Ptole-
mäos II, G. des Antiochos II II 101.
139. 145 ff. — 4) G. des Ptolemäos lU
II 142 f. 171. 361. 403\ — 5) T. des
Ptolemäos III II 171 — 6) Verlobte
des Attalos III III 364 — 7) St. in
Epirus 362 (dazu II 775). II 265».
III 329 — 8) u. 9) St. am Roten Meer
II 115 f. — 10) St. in Libyen = Eu-
hesperides II 144 — 11) in Syrien =:
Pella II 141 — 12) in KiUkien U
128*.
Berenikidä, attischer Demos II 465^
Bermion, Gebirge in Makedonien III 180.
Beroia, 1) G. des Glaukias 252* — 2) St.
in Makedonien III 164 — 3) in Syrien
395. III 241.
Berytos, St. Phöniziens II 377. III 278 f.
Berzeth (Berea) in Judäa ni 255^.
Besser, Thraker III 28.
Bessos, Satrap 88. 100 f. — König 109 —
gefangen 114 f. 119.
Bethbasi (Bethalaga) in Judäa III 257*.
Bethel, St. in Judäa III 256.
Bethoron, St. in Judäa III 2B6K 256.
Bethsura, St. in Judäa III 221». 237 f.
242. 256. 261. 281.
Bethzacharia in Judäa III 242.
Betis s. Batis.
Beuos, Fl. in Illyrien II 601.
Bianor, 1) Söldnerführer 76 — 2) Akar-
nane II 634.
Bibliothek in Alexandrien II 109 — in
Pergamon HI 67.
Bion, 1) Überläufer 92^ — 2) Borysthenite,
Philosoph II 223' — 3) SchriftsteUer
III 275^
Bionidas, Spartaner II 421*.
Bippos, Argiver III 56*.
Birkenna, illyrische G. des Pyrrhos 362.
Bisalten in Makedonien 254. III 165. 180.
Bisanthe in Thrakien, pergamenisch III
62*.
Bistanes, Perser 99.
408
Register.
Bithys, 1) makedon. Feldherr II 273 —
2) Thraker, S. des Kotys lU 189.
Bithyner (Bithynien), aufständisch 197.
276. 399 — selbständig II 72^ 73. 75 f.
129. 136 — Beginn des Fürstentums
352\ Vgl. Nikomedes, Prusias, Ziaelas.
Biton, Hellene in Baktrien 154.
Blitor, Satrap 273.
Böoter (Böotien), im Kriege gegen Phi-
lippos 34 f. — im lamischen Kr. 201.
203.207 — nach Alexander 255 f. 288 ff.
308. 317*. 333 f. 356. 366. 369 —
gegen die Galater II 16. 17\^ 19 —
Bund II 7. 210 f. — in der Amphi-
ktionie II 219 — makedonisch II 227.
231^. 249 — ätolisch II 250 f. —
makedonisch II 274. 326. 335. 341.
409. 422 — im 1. makedon. Kr. II
489. 502 — gegen Megara II 567 —
im 2. makedon. Kr. II 599. 626 f. 633.
647 f. — im antiochischen Kr. II 693.
697. 707 — nachher III 16 f. 54. 59 —
Streit mit den Phokiern III 17^ — mit
Perseus verb. III 102. 120 — Bund
aufgelöst III 114 ff. — im 3. makedon.
Kr. III 126 ff. 137. 183. 312 — Bund III
314^— im achäischen Kr. III 345 f.—
römisch III 351. 354 f 357*^ — Ver-
hältnis zu Pergamon III 107 — zu
Antiochos Epiph. III 94 — Ansiedler
in Hochasien 180^
Boiä in Lakonien II 449.
Bojer, Kelten in Oberitalien II 14^ 26 —
in Böhmen III 30.
Botojvtäa in Elis =: Oiuoe II 228*.
Boiotos, im Dienst des Antigonos Mo-
nophth. 297.
Bolis, Kreter 11 394.
Bomilkar, 1) karthagischer Feldherr gegen
Agathokles 447 f. 460 f. — 2) Admiral
im 2. panischen Kr. H 529. 531. 533 ff.
550 f.
Borysthenes (Olbia), St. 407 f. — von
Zopyrion belagert 171.
Bosporaner am kimmerischen Bosporos
408 ff n 72». 358» — die Fürsten
nennen sich König 322. 412.
Botrichos, Arkader II 262».
Botrys, St. in Phönizien II 377.
Bottiäer in Makedonien 24. 11 224^
Brachylles, Böoter, in makedon. Diensten
II 347. 621. 626. 647.
Brahmanen 142. 144 f 145^
Branchiden in Sogdiana 116».
Brennos, gallischer Häuptling H 14 ff.
18 f. 23. 77.
Brentesion s. Brundisium.
Brettier (Bruttier) bilden sich 425 —
Feinde der Italioten 431. 473. 476 f.
480 f. — Gesandte an Alexander d. Gr.
181— gegen Agathokles 482. 484 f. —
im pyrrhischen Kr. U 27*. 29. 33. 40^
49* — römisch II 62. 65 — kartha-
gisch II 508. 546. 549.
Brittannien 493.
Brochoi, St. in Syrien II 367. 374.
Brucheion, Stadtteil Alexandriens II 106.
Brundisium (Brentesion) 475. H 549. 556.
Bryanion, St. in Makedoniou II 602.
Bubakene, Landschaft in Baktrien 123.
Bubastos, Stadt in Aegypten II 105.
Bubon, St. in Pisidien III 371.
Buddhismus in Indien 508. II 141. III
302.
Bukephalas , Alexanders Scblachtrofs
134». 135.
Bukephaleia, St. am Hydaspes 135. 140.
503.
Bukris, Aetoler, Pirat II 450.
BovXrj im achäischen Bunde H 292. III
342*.
Bund s. Helleneu.
Bundesgenossenkrieg der Athener 30 —
achäischer II 409 ff.
Bura in Achaia 337. II 212.
Burichos, Freund des Demetrios Poliork.
320. 335-.
Buxentum s. Pyxus.
Byblos, St. in Phönizien 78. III 96«.
Bylazora, päonische St. II 456 f. HI 103-
Byllis in Epirus H 697.
Byzantion (Byzantier), St. 30. 33 —
makedonisch 39. 54. 171^ — für An-
tigonos 235. 236. 246. 276^ — neutral
290. 348^ — frei 399. II 9. 23. 76.
78. 81. 129. 136 ff. — Verhältnis zu
den Galatern II 20. 25. 77 f. — Kr.
mit Rhodos II 384 ff. — vermittelt
Register.
409
Frieden II 458. 494 — mit Perinthos
verb. II 582 — Kr. gegen Plailippos
II 583. 592- — befreundet mit An-
tiochos III II 675. 680 — mit Autiochos
Epiph. III 94 — mit Makedonien III
28. 101. 118». 332 — römisch 111 335.
368^.
Byzes, Ttiraker III 334.
Hier werden, ansgenommen die mit Ch anläutenden
L. Cäcilius Metellus, Legat III 2691
Q. Cäcilius (Metellus), 1) Legat III 22.
47 f. 501 51* — 2) Prätor, bekriegt
Andriskos HI 334 ff. 340 f. 345 — in
Hellas III 346 ff. 356« - Statue III 335^
Q. Calpurnius, Konsul III 356.
Sp. Carvilius, Konsul II 6P.
Cassius Dio, Historiker II 39^ 356. III 5.
Castrum Frentinum (= Thurii?) 11556^
Celathara (?), in Thessalien II 612^
Chäi'eas, Historiker II 350.
Chäron, 1) Tyrann von PellenelOö". 287'^
— 2) Lakedämonier HI 50. 54*. 57 f.
Chäroneia, St. in Böotien 366-'. II 210'.
700. III 115 — Schlacht J35. II 249 f.
m 347.
Chaldäer 182.
Chalke, rhodische Insel 86.
Chalkis (Chalkidier), 1) auf Euböa 34 —
makedonisch 36. 289 f. — böotisch II
210. 774 (zu I 308) — kassandrisch
309. 333 (dazu II 774). 346 — anti-
gonisch 353. 366. 386 — abtrünnig
II 248 — wieder makedonisch II 251.
448. 452. 486 — im 1. u. 2. makedon.
Kr. II 490. 493. 595 f. — befreit II
649 f. 665 — im antioch Kr. II 685.
687. 689. 692. 694 f. 700. 706 f.— im 3.
makedon. Kr. III 114 ff. 117. 126 ff.
130. 132. 179 — mit den Achäern
verb. HI 346 — römisch EI 352. 353 ^
355^ — 2) im nördl. Syrien 395. 401.
ni 278 — 3) am Libanon II 125.
Chalkidier in Thrake 21. 26 f.
Chalepos (nicht Chalesos), Aetoler II 709.
764^
Chalestra, St., von Perseus zerstört III
130=.
Chalonitis, Landschaft II 94.
Chaoner, Epiroten 11 5, IH 134. 144.
Charax, 1) St. am persischen Meerbusen
(Antiocheia, später Spasinu Charax)
, nur die Namen römischen Ursprungs aufgeführt.
HI 217. 401 — 2) in Medien III 217 —
3) in Moab III 240*.
Chares, 1) Athener 581 104 — 2) Myti-
lenäer, Schriftsteller 6 — 3) Lindier 11
88 — 4) Flufs bei Argos, Treffen da-
selbst II 270.
Charidemos, Athener 58. 71.
Charikles, Athener 243.
Charilaos, Neapolite 478.
Charimortos, Aetoler in Aegypten H 672.
Charis, parthische St. 394.
Chariteies, Kyparissier II 472^.
Charixenos, Aetoler II 262.
Charmades, in ägypt. Diensten II 134*^.
Charondas, seine Gesetze in Mazaka Hl
249'^.
CharonioD, in Antiochien III 95.
Charops, 1) S. des Machatas, Epirote,
H 611. 697. III 134 — 2) S. des Ma-
chatas, Enkel des vor. III 134. 183. 312.
Chatramotiteu, Araber II 117.
Chelidonien, bei Lykien II 640.
Chersonesos, 1) thrakischer 21 — makedo-
nisch 33. 257. 353 — von den Ga-
latern besetzt H 77 — ptolemäisch H
150 — pergamenisch II 760. III 62.
374 — 2) auf der Krim 408. IH 75.
78 — 3) in Syrien (= Pella) 382.
Chesuphos, Aegypter IH 87.
Chiliarchie, Hofamt 164.
Chilon, 1) Eleer II 229' — 2) Spartaner
II 462.
Chilonis, 1) Gattin des Kleonymos II
57 — 2) T. des Leonidas II 303.
Chinesen III 286 — chin. Annalen HI
291.
Chiomara, G. des Galaters Ortiagon II
755^ III 72'.
Chios, Insel 30. 33 — von Memnon er-
obert 69 — alexandrisch 87-. 104 (dazu
II 771) — frei 168. II 85 — in der
delphischen Amphiktionie II 220 —
410
Register.
Friedensvermittler II 450. 458. 485. 489.
494. 500 f. — gegen Philipp II 583.
585 — mit Rom verb. II 718 f. 729.
737 f. 760 — frei III 63. 370 — Unter-
gang der Galater daselbst III 155.
Chläneas, Aetoler, Redner IE 482.
Choes (oder Choaspes), Fl. in Indien 129.
Chorasmier, mit Alexander verb. 123.
Chorienes, Baktrier 122.
Chorsiä in Böotien II 210^
Chremas, Akarnane III 138. 183. 312.
Chremonides, Athener II 135. 233 f. 239 —
chremonideischer Kr. II 132^
Chronographen 15. III 5 — Chrono-
logie 19 — Beiträge dazu 251*. 255^
273. 2836. 298. 3221 II 15^ 179^
3075. 332^ 360^ 476*. 543^ III 22^.
54^ 169^ 170-. 383 ff.
Chryseis, G. des Demetrios u. des Anti-
gonos Doson II 286 f. 359.
Chrysippos, Aegypter II 99*.
Chrysogonos, Makedonier II 444. 469.
III 2V.
Cicero, Reden gegen Verres II 505.
L. Cincius, Prätor II 545*.«. 553^.
Cistophoren, Münzen III 370'. 371'.
Ap. Claudius, 1) Cäcus II 41. — 2) Kon-
sul von 264 V. Chr. II 181 ff. — 3) Prä-
tor auf Sizilien II 516. 521 ff. 525 ff.
531 — 4) Tribun im 2. makedon. Kr.
II 622. 659. 665 — im antioch. Kr. II
700. 711 — Legat III 25. 48 f. 60. 105^
106. 322 — vielleicht ist dieser Ap.
Claudius in zwei Personen zu zerlegen,
den von Polyb. XVIII 10, 8 erwähn-
ten Nero und den vulgo Pulcher bei-
genannten. Vgl. III 25'. Die von
Münzer (RE III 2774 nr. 245, 2846
nr. 293) vorgenommene Scheidung ist
jedoch zweifelhaften Wertes.
Ap. Claudius Centho, befehligt in Illyrien
III 135.140''. 143f. 150. 152. 158.
C. Claudius, Tribun II 181.
C. Claudius (Centho), 1) II 595' —
2) Legat III 184.
M. Claudius Marcellus, 1) Konsul auf Si-
zilien II 521 ff 526 ff 531ff. 535. 539ff
vgl. 560 — 2) Konsul 196 v. Chr. II
646 — 3) Legat lU 106.
Ti. Claudius (Nero), Legat III 22. 111».
117.
Claudius Quadrigarius, Historiker II 648^
Clupea s. Aspis.
Cölesyrien 2401 297 ff. — streitig und
geteilt 339^ 352. 354. 355«. II 94. 101.
121". 124 f. — ptolemäisch II 141.
169 — angegriffen II 374 ff. 382 f. —
seleukidisch II 578 ff. 637 ff. 674 —
wieder streitig III 87. 90. 168 f. 263 f.—
bleibt seleukidisch III 265.
L. Cölius, in Illyrien III 142.
Colins Antipater, Historiker II 355.
Consentia, St. der Brettier 476. 477 ^
II 554.
Copiä s. Thurii.
Cn. Cornelius, 1) Konsul II 189 — 2) Le-
gat II 654.
L. Cornelius, 1) Konsul II 57 — 2) Ge-
sandter (vielleicht Scipio Asiaticus)
II 639*. 669.
M. Cornelius, Prätor auf Sizilien II 542'.
545«.
P. Cornelius Lentulus, 1) Prätor II
5456 _ Legat II 654. 669 — 2) Legat
III 112 f. 118. 126.
Ser. Cornelius Lentulus , Legat III 112 f.
117.
Cn. Cornelius Merula, Legat III 210.
Cornelius Nepos, Historiker 13. II 356.
P. Cornelius (Rufinus) II 48«. 49 ^
Cn. Cornelius Scipio in Spanien II 510.
L. Cornelius Scipio auf Sizilien II 559" —
gegen Antiochos II 721. 724 ff. 735.
738. 742. 749. III 11.
P. Cornelius Scipio, 1) Konsul 218 v.Chr.
II 5C6. 509 — 2) S. des vorigen, auf
Sizilien II 552 f. 664« — Gesandter
II 676 — im antiochischen Kr. II 721.
735. 738. 740. 746. 749. III 11 (dazu
380) — 3) S. des vorigen II 739 f. —
Schriftsteller III 3* — 4) Aemilianus
III 178. 312. 317 — gegen Karthago
II 561. III 353 — Gesandtschaft in
den Orient III 269. 292*. 363 — vor
Numantia III 296. 364 — 5) Nasika
III 160. 165. 186 f. 333. 366" — s.
Brief III 3. 160^ 166^
C. u. L. Coruncanius, Gesandte II 282.
Register.
411
Ti. CoruQcanius, Konsul II 35.
Crispinus s. T. Quinctius.
M'. Curius (Dentatus) II 51 f.
Curtius Rufus, Historiker 7.
Dädala, 1) St. der rhodischen Peräa II
733 — 2) in Indien 13P.
Dagon s. Dok.
Daher, skythischer Stamm 120 f. —
Bundesgenossen Alexanders 123. 126.
133. 159^ — der Parther II 164 f. —
des Antiochos III II 379. 396. 741.
Dalion, Schriftsteller III 275^
Dalmater in lUyrien II 277. 652. III
15. 140.
Damaratos, 1) K. von Sparta II 563^ —
2) Nachkomme desselben II 563 f. —
3) Korinther 52. 159*=. Vgl. Demaratos.
Damareta, T. Hierons von Syrakus II
513. 519 ff.
Damaretos, Eleer II 227*^. 228.
Damas (Damaskon), Syrakusier 431.
Damasippos, Makedonier III 311.
Damaskus, St. in Syrien 74 — make-
donisch 77. 217. 302 — seleukidisch
II 94. 125. 128 — ptolemäisch II
140^ 152. 379 — seleukidisch III 221.
280. 307.
Damiorgen II 293. 617. III 39. 348'.
Damippos, Lakedämonier in syrakusi-
schen Diensten II 474^ 476^ 513^
517. 531.
Damis, Megalopolite 245. 280.
Damokles (vgl. Demokies) , 1) in make-
donischen Diensten II 569'-' — 2) Ar-
giver II 658.
Damokritos, 1) Aetoler II 599. 603 f.
677 — gefangen II 708 — 2) Achäer
III 339*. 341.
Dämon, Rhodier III 157.
Damoteles, Aetoler II 762. 764. 766, vgl.
Demoteles.
Damoxenos, 1) ptolemäischer Feldherr
II 580^ — 2) Achäer II 646.
Damuras (Tamyras) , Fl. in Phönizien
II 377.
Danae, 11 im Gefolge der Laodike II
149 — 2) in Alexandrien, Schwieger-
mutter des Tlepolemos II 575^
Dandarier, bosporanisches Volk 410'.
412.
Daniel, Prophet 831 III 234.
Daorsen, lUyrier III 140«. 178.
Daphitas, Dichter III 68*=.
Daphne, Heiligtum bei Antiochien II 97.
146. III 95. 229.
Dara, parthische St. II 167.
Dareios, 1) Hystaspis 45. 126 f. — 2) Ko-
domannus, König 49 f. — Kr. mit Ale-
xander 59. 71 ff. 75 f. — Verhandlungen
77. 81 f. — letzter Feldzug 88 ff. 93.
99. 100 f. — seine G. 76".
Dardan er, Illyrier 396. II 10*. 14 f.
19 — Feinde Makedoniens II 224. 277.
286 f. 347. 435 f. 456 f. — mit Rom
verb. II 478. 481. 488 f. 493. 570. 600f.
603. 637 — von den Bastarnern an-
gegriffen III 30 f. 100 f. — im 3. ma-
kedon. Kr. III 119. 121. 130. 140.
180 f. 335.
Dardanos, St. in Troas II 725. 740.760^ —
pergamenisch III 62^". 64^.
Daskyleion in Phrygien 62. 384^ 495.
Dassareten, Illyrier II 465. 474\ 488.
597. 601. 699. III 140.
Datames, 1) Satrap 47 — 2) Flotten-
führer 70.
Dataphernes, Freund des Bes.sos 115.
Dattämitra, Inder (^=Demetrios?) III301*'.
Daulis, phokische St. II 409. 615.
Debot (Parembole) in Aethiopien, Tempel
III 208*. 212^ 275.
C. Decimius, Gesandter III 192.
L. Decimius III 112.
M. Decimius III 11 1^.
Decius, Kampaner II 32. 34^ 64.
P. Decius, Konsul II 35 f.
Decius Magius, Kampaner II 407.
Deidameia, 1) T. des Aeakides 237 —
mit Demetrios verm. 338. 353. 355. 384"
— 2) T. Alexanders von Epirus H 266 f.
De'imachos , Gesandter des Antiochos I
II 93.
413
Register.
Deinarchos, 1) Koriuther 233 — von
Polyperchon hingerichtet 243 — 2) at-
tischer Redner 314^. 376* — 3) im
Dienst des Pyrrhos II 5V — 4) Aetoler
III 143.
Deinias , 1) Strateg Kassanders 252. 292
— 2) Dialektiker II 244.
Deinokrates, 1) Syrakusaner, Gegner des
Agathokles 434. 440 f. 452 ff. 463. 469 f.
— versöhnt sich mit Agathokles 471 f.,
vgl. 433'' — 2) pergamenischer Nauarch
II 585 — 3) makedon. Feldherr II
636 f. — 4) Messenier III 52 f.
Deinomenes, Syrakusier II 518 f. 779 (zu
II 526).
Deinon, 1) Aegypter II 573^ 575^ — 2) Rho-
dier III 131. 156 f. 193.
Delion in Böotien II 605. 695.
Delos, athenisch 36 — Tempelbau 198 —
autonomes Heiligtum II 773 (zu 284).
n 103. 206. 654. III 94. 99 — neu-
tral II 635. 718. III 155. 175 —
athenisch und Freihafen II 648". III
185. 189 ff. 196.
Delphoi, Heiligtum 30 — Tempelbau
198 — ätolisch II 8. 11 — gallischer
Angriff II 16*. 17^ 18. 21 — Ansehen
II 206 f. 492^ 494. 654. 701. III 11 -
in der Amphiktionie II 213. 216'. 219*.
220 — frei III 13 f. 99. 103. 106.
109. 159. 178 — nach 146 v. Chr. III
353. 357.
Demades, Athener 58*. 174. 178. 180.
208 ff. — hingerichtet 233 (dazu II
772). III 383.
Demaratos, Rhodier 226.
Demeas, S. des Demades 233.
Demetrias, 1) attische Phyle 316. II
232. 605 — 2) = Sikyon 336 — 3) in
Thessalien, von Demetrios gegründet
366. 384. 386 — makedon. Waffenplatz
II 7. 231 222. 453. 489 f. 600 — geräumt
n 649 f. — wird magnetisch II 650.
653. 665 f. — ätolisch 687 ff. 691 —
wieder makedonisch II 676. 713 ff.
m 20. 24. 126. 149. 167 — frei III
182 — 4) in Arachosien III 285.
Demetrion in der Phthiotis II 490.
Demetrios, 1) Leibwächter Alexanders
111 — 2) Bruder des Antigonos Mo-
nophth. 275 — 3) von Phaleron, Philo-
soph 243 — Regent von Athen 247 f.
(dazu II 773). 285. II 205. III 383 —
vertrieben 313 f. — in Aegypten 389^
II 109. 206 — 4) der Belagerer, S.
des Antigonos 214. 265. 270 — sy-
rischer Feldzug 2fl4 ff. 301 ff". 306.
III 383 f. — in Hellas 312 ff. — nach
Kypros 317 ff. — König 315. 321 —
gegen Aegypten 822 ff. — belagert
Rhodos 324. 326 ff. — erobert Hellas
333 ff. — Hegemon 338 — gegen Kas-
sander 345 ff. — in Asien 348 — zu-
rück 352 ff. — in Syrien 354 f. — in
Hellas 356. 359 ff. — gewinnt Make-
donien 363 ff. 369 ff. — unterhandelt
mit Kleonymos 337. 480 — mit Aga-
thokles 370 — mit Rom 371' — ver-
drängt 374 ff. 379 — nach Asien 380 ff.
— Ende 383 ff. — Kinder 384- —
Eigenschaften 373. II 206 — 5) bei-
genannt Leptos, S. des vorigen 384" —
6) der Schöne 384'. II 142 f. 232^
— 7) S. des Antigonos Gonatas , K.
von Makedonien II 551 142^ 166. 169.
224. 238. 251. 263 f. 269 ff. 275 f. 286.
— 8) von Pharos, illyrischer Dynast
II 283 f. — makedon. Bundesgenosse
II 326. 341. 343. 385«. 417 f. 420 —
von den Römern vertrieben II 435 ff.
445^ 459. 467. 469 f. 472 — 9) S.
Philipps V, Geisel 645. 667. 714 —
Gesandter III 25 f. — hingerichtet
III 31 ff. — 10) I, S. des Seleukos IV,
in Rom III 92 f. 209^. 219. 244 —
König III 197'. 211. 245 ff. 332 —
gegen die Juden III 252 ff. — gestürzt
III 258 ff. 261 f. — 11) II, S. des
vorigen, in Rom III 260 — König
263 ff. 271. 321^ — gegen Tryphon
III 276 ff. 281. 284 f. 289^'— gefangen
III 290. 297 — wieder König III 298.
304 ff. 307 — 12) Baktrianer, S. Eu-
thydems II 401 — erobert Indien III
285 ff. 301 f. — 13) S. des Ariarathes
III 260'.
Demo, Hetäre II 263^
Demochares, attischer Staatsmann 315.
Register.
413
333^ 334. 377 f. 379-. 386. II 231 —
Historiker 10.
Demodamas, Milesier, in seleukidischem
Dienst 392. 394.
Demokleides, Techniker II 490.
Demokies, Athener 334.
Demokrates, 1) Athener 109' — 2) Spar-
taner II 304^ — 3) Tarentiner, Nau-
arch II 550. 552 — 4) makedon. Nau-
arch II 585.
Demon, Athener, Verwandter des De-
mosthenes 58^. 178^ 203.
Demophanes, Megalopolite, Philosoph II
143. 256. 497.
Demophantos, eleYscher Hipparch II 498.
Demophilos, 1) Rhodier 329 — 2) Feld-
herr des Agathokles 441. 462.
Demosthenes , 1) attischer Staatsmann
34. 58 — für Ktesiphon 174 f. — im
harpalischen Prozefs 178 ff. — im la-
mischen Kr. 203. 209 f. — Rede de
foedere Alex. 55*^ — 2) makedon. Ge-
sandter II 641.
Demoteles, Rhodier 331.
Denthaliatisches Gebiet, zwischen Sparta
und Messene streitig II 260*. 346.
III 355«. 356.
Dentheleten, Thraker III 28 f. 100^
Derdas, 1) Makedonier 25 — 2) Epirote
II 502.
Derdia, unbekannter Ort II 55^
Derieis (?) in Akarnauien 283\
Derkylos, attischer Strateg 241 ^
Derkylidas, Spartaner II 58\
Desudaba, Ort im Gebiet der Müder III
1531
Deurioper, makedon. Stamm II 602.
III 28.
Dexagoridas, Lakedämonier II 660.
Dexikrates, Arzt aus Rhegion II 34^
Dexippos, Historiker 14.
Diäos, Megalopolite, 1) Vater des Dio-
phanes III 339* — 2) S. des Diophanes
III 339 — achäischer Strateg III 339 ff.
348 ff. — Ende III 350. 352. 354^
Diamperes, Tor in Argos II 59.
Dianium = Artemision in Spanien 492.
Didas, Päoner III 33 f.
Didaskalondas, Kreter II 566.
Didyma Teiche, Kastell in Mysien II
391.
Diegylis, Thraker II 329. 360 f. 374^
Dikäarcheia (Puteoli) II 507. 555.
Dikäarchos, 1) Messenier, Philosoph II
223^ 296 — 2) Platäer II 627 —
3) Aetoler, Freibeuter II 581. 672 f.—
4) Aetoler, Bruder des Thoas II 677 f.
680. 710.
Dikäopolis = Egesta 469.
Diketas, Böoter III 114. 116.
Diktynneion in Sparta II 663.
Dimallos (Dimale), St. in Illyrien II
278^ 436 ff. 474. 501 f. III 178.
Dimnos, Makedonier 111^.
Dio Cassius s. Cassius.
Diodoros, 1) im Dienste des Demetrios
Poliork. 336\ 353* — 2) Makedonier
III 165 — 3) Sikeliote, Historiker 7.
12. II 12-''. 391 355. III 5.
Diodotos, 1) Erythräer, Schriftsteller 3 —
2) baktrischer Satrap, macht sich selb-
ständig II 141. 163 f. 165 f. III 285.
287^'' — 3) II, S. des vorigen II 166.
398 — 4) genannt Tryphon, in seleu-
kidischen Diensten III 262. 264 —
Usurpator III 277 ff. 281 ff. — Ende
292 ff.
Diogeneion, Gymnasium in Athen II 288.
Diogenes, 1) Tyrann von Mytilene 70 —
2) Befehlshaber in Munichia 285 —
3) Athener, hilft Athen befreien 11 273.
288 — 4) Beamter des Antiochos IH
II 368. 370. 399 — 5) Achäer 107* —
6) Akarnane III 138 — 7) Stoiker, athen.
Gesandter IH 320 — 8) von Seleu-
keia, Epikureer III 262* — 9) kap-
padokischer Gesandter III 251^.
Diognetos, 1) Rhodier 327" — 2) Nau-
arch des Antiochos III II 366. 373.
Dioitas, achäischer Strateg II 261.
Diokles, 1) Syrakusier 433 — 2) atti-
scher Archon 377^— 3) Aetoler II 687 —
4) s. Zabdiel.
Diomedes, 1) von Seleukeia, geehrt HI
216' — 2) indischer Herrscher IH
302^
Diomedon, 1) attischer Archon II 238' —
2) Koer III 197».
414
Register.
Dion {Jlov), St. 1) in Makedonien 198.
365. n 432. 479. 628. in 146 f.
3352 — 2) in Syrien lU 221 — 3) an-
scheinend in Phthiotis 346*.
Dion (Jicov), 1) Syrakusier 420 — 2) in
ptolemäischen Diensten II 128.
Dionysia, Phyle in Alexandrien II 107.
Dionysien, Festfeier am Hydaspes 156^ —
in Ekbatana 181.
Dionysios, 1) I, Tyrann von Syrakus
345. 419. 425. 474. II 13 — 2) II,
S. des vorigen 420 ff. 474 — 3) Ko-
rinther, syrakusischer Gesetzgeber 423
— 4) Tyrann von Herakleia 170^ 1712.
276. 345 — 5) Kommandant von Athen
im Dienst Kassauders 313 f. — 6) Ale-
xandriner, Techniker 327^ — 7) Ge-
sandter des Ptolemäos Philad. II 117 —
8) Petosarapis, Aegypter III 208 —
9) der Meder, seleukidischer Beamter
III 291 f. — 10) indo-hellenischer Herr-
scher III 302^
Dionysodoros, 1) Thebaner 78 — 2) per-
gamenischer Nauarch II 585. 621.
Dionysos, in Alexandrien verehrt II 108
— in Pergamon III 67 — Kathege-
mon III 381 (zu III 65) — in Jeru-
salem III 233^ — Dionysische Künstler
in Teos III 358*. 363.
Dionysupolis in Asien III 67'.
Diophanes , Megalopolite , achäischer
Staatsmann II 712 f. 715 f. 732 —
Gegner Philopoimens III 36. 40. 42.
44. 47 f. 51*. 56. 150. 339.
Dioskorides, Admiral des Antigonos 284 f.
Dioskurides, Alexandriner II 360^.
Diotimos, 1) Athener 58^ — 2) attischer
Archon379-, dazu III377 — 3) s. Phi-
lotimos.
Dioxippos, Athlet 160^.
Dipäa in Arkadien III 37*.
Diphilos, Beamter des Antigonos Mo-
nophth. 298.
Dipylon in Athen II 591.
Diyllos, Historiker 6. 10.
Dodekaschoinos , zu Ägypten gehörig
II 115. III 275.
Dodona, Heiligtum 198. II 34'. 55*.
206. 436. III 381 (zu 187).
Dok (Dagon), Kastell bei Jericho III 295^
Dokimasteres, Beamte in Sparta III 58.
Dokimeia, St. in Phrygien II 90\
Dokimos, Freund des Perdikkas und Eu-
menes 219. 226 ff. II 90' — gefangen
231. 273 — im Dienst des Antigonos
277^ 288 — des Lysimachos 342.
Doliche, perrhäbische St. III 122. 145.
Doloper, Stamm, ätolisch II 213. 242.
275 ^ 324. 484' — makedonisch II 503.
612 — ätolisch II 651. 653 — im
antiochischen Kr. II 714. 764. 766 —
makedonisch III 12. 20. 24. 103 --
frei III 125, 182. 356.
Cn. Domitius, Konsul 192 v. Chr. II
769 — Scipios Stellvertreter II 740 ff.
— Legat III 184.
Dora, St. in Phönizien belagert II 376.
III 293.
Dorier, Stamm, im lamischen Kr. 202 —
ätolisch II 213. 324. III 12 f. —
selbständig III 184.
Dorimachos, S. des Nikostratos, Aetoler
n 412. 414. 418 ff. 433. 444. 476. 484
— Nomograph 11 562 — Gesandter
II 673.
Doriskos in Thrakien II 593.
Dorylaeion in Phrygien 344. H 90'.
Dositheos, Jude, 1) unter Ptolemäos IV
II 380*— 2) bei Ptolemäos VI III 213.
— 3) Freund des Makkabäos IH 235^.
Doxares, Inder 131.
Doidalsos, Bithyner 399^
Doidye in xAIysien III 362^
Dranger (Drangiana), von Alexander 1
unterworfen 110. 112. 121. 146. 151 — '
Kontingent 159'. 167 — Satrapie 121.
197. 225 — seleukidisch II 400 f. —
zum baktrischen Reich III 285. 287.
Drapsaka, St. in Baktrien 113 f. HI 286^
Drepana auf Sizilien II 190 f.
Dreros, St. auf Kreta II 427*^. 429^
Dromichätes, 1) Gete 367 ff. — 2) Thra-
ker II 138,
Dromokleides, Athener 361.
Dromos, in Sparta II 659.
Dropides, Athener 109.
Dropion, Päoner II 225.
Drymäa, St. in Phokis II 242*. 491.
Register.
415
Drynemeton in Galatien II 82.
Drypetis, T. des Dareios 166. 510 (zu 76).
Dschumna (Jomanes), Fl. in Indien III
302.
Dunax, Berg in Thrake III 29^
Dura, St. am Tigris II 368 f.
Duris, Samier, Historiker 6. 10. II 104.
Dyme, achäische St. 281 f. II 11 — im
achäischen Bunde II 211. 434. 444.
448 — erobert II 483 — wieder achäisch
II 487. 618 — nach 146 v. Chr. III
358^.
Dyrrhachion s. Epidamnos.
Dyrta, St. in Indien 130.
E.
Ebusos, phönizische Kolonie 492.
Echedamos, Akamane II 634,
Echedemos, Athener II 722 f.
Echekrates, 1) Bruder des Antigonos
Doson III 34 — 2) Thessaler, Söldner-
fdhrer II 376. 380 f.
Echetla, St. auf Sizilien 4301 436'. 4.54.
II 175^ 183 — Lage 454^
Echilaos, Platäer II 12^
Echiuaden, Inseln, Seeschlacht 207.
Echinos, am malischen Meerbusen II
■ 242. 484. 494. 503. 588. 622. 645.
Edessa, 1) St. in Makedonien 373. 385.
II 24. 457. III 336. Vgl. Aegä —
2) in Syrien 395* — Antiocheia be-
nannt III 95 f. — 3) in Mesopotamien
893.
Eetion s. Euetion.
Egesta auf Sizilien 427 — mit Agathokles
verb. 463. 469. 486 — mit Pyrrhos
II 45 — römisch II 184. 189 f. 192.
557. 560 f.
Egnatia via in Makedonien III 336.
Eioneus, S. des Alketas, Molosser 292.
Eiponion = Hipponion II 556^
Eirene, 1) T. des Ptolemäos Lagi 278^.
II 101* — 2) Konkubine des Ptolemäos
II 135^ — 3) Konkubine des Ptole-
mäos VII III 268^
Ekbatana (Agbatana), St. in Medien 99 f.
181. 271 (dazu 511) — kolonisiert 393.
495. II 398 — Epiphaneia genannt
III 96.
Ekdelos (Var. Ekdemos), Megalopolite,
Philosoph II 143. 150*. 244. 256. 497.
Eknomos auf Sizilien 441.
Ekron s. Akaron.
Eläa, Hafen Pergamons II 585. 731. III
68^ 327.
Eläus am Hellespont II 593. 725.
Elaos, Kastell in Aetolien II 408^ 435.
Elateia, 1) St. in Phokis 242. 357 f. II
491 — von den Römern erobert II
615. 619 — römisches Hauptquartier
II 626. 646. 648. 657. 664. 706. 722 —
später III 15. 347. 357" — 2) in
Thessalien III 122.
Elea (Velia), St. in Italien 426. 494 —
mit Rom verb. II 63 f. 182. 507 f. SöO^.
555.
Eleasa (Elasa) in Judäa III 255^.
Eleazar, 1) Auaran, Bruder des Judas
Makkabäos II 234\ 242 — 2) Jude
HI 231^ 233^
Elefanten im Kriegsgebrauch 89. 91. 93.
128. 130 f. 132 ff. 146. 195. 227. 245.
252. 260. 2611. 265. 267 f. 295 f. 322.
340. 350. 506. II 33. 35. 52. 55. 60.
116. 370. 376. 379 f. 401. 601. 631.
691. 701. 721. 741 f. 758 f. III 124.
146. 163\ 171. 219. 244. 265. 278.
Eleusis, 1) in Attika 379. 386. II 596.
597 — 2) bei Alexaudrien H 107. III
175. 208.
Eleutheria, Fest in Larisa HI 19'.
Eleutherna auf Kreta II 336*^. 430.
Eleutheros, Fl. in Phönizien II 169.
Elimeia (Elimioten), Landschaft in Make-
donien 24. U 602. HI 143. 180.
Elis, Eleer 53 — unter Alexander 56 f. —
Kontingent 59 — mit Agis verb. 105.
107 — nach Alexander 203. 276. 281.
287. 291. 337. II 11 — mit Pyrrhos
verb. II 56 — Tyrannis II 227 ff. —
gegen Antigonos II 230 f. — mit den
Aetolern verb. II 229. 269. 309 f. 336 f.
419 — im Bundesgenossenkrieg II 427.
434. 440 ff. 444. 447-. 453 f. 459. 481.
416
Register.
487 f. 501 f. 646. 655 — im antiochi-
schen Kr. 693 f. — achäisch II 711.
7l4f. III 44. 112. 348 — nach 146 v.Chr.
III 355. 3591 — Eigenart II 440.
Elisphasioi, Gemeinde in Arkadien III
973
Elpeios, Fl. in Makedonien III 147 f. 159.
Elymais (Elymäer) , seleukidische Pro-
vinz II 94. 741 — aufständisch III 89.
21 7 f. 284 — parthisch III 289 f.
Elymas, Libyer 451.
Emathia in Makedonien III 130^.
Embolima, St. am ludos 130.
Emporion, St. an den Pyrenäen 491.
II 509.
^vniTttolvoi, auf Sizilien = Imacharenses
II 188*.
Enchelaneu, lUyrier II 465.
Eugj'on, St. auf Sizilien 422^ 430». II 540.
Enna (Henna) auf Sizilien 430^ 454. II
37^ 44. 188. 530.
Entella, St. auf Sizilien 422.
Eordäa in Makedonien 24. II G02. III 180.
Epäuetos, ptolemäischer Nauarch 293.
Epaminondas, Thebaner 21.
Epaudros, indo-hellenischer Fürst III 302^
Eperatos von Phai-ä, achäischer Strateg
II 442 f. 446. 453.
Ephebie in Athen 248 (dazu II 773).
Ephemeriden Alexanders 3.
Ephesos in lonien 62 (dazu 510). 163^
■i!36. 342. 348. 352 — unter Lysimachos
363*. 398. 402 — seleukidisch 405. II
85^ 96. 135 — ptolemäisch II 134.
149. 154 f. 169. 406 — unter Antio-
chos d. Gr. II 641. 679. 717. 728 f. —
erobert II 745 f. 750 f. 756 — perga-
menisch II 760. III 63. 658. 66. 69.
261. 361. 366 f. — römisch III 370^
371-.
Ephialtes, Athener, bei den Persern 58^.65^
Ephoren (Ephorat) in Sparta II 298 —
beseitigt II 315 — hergestellt II 346.
421 f. 462.
Epidamnos (Dyrrhachiou) in Illyrien 283.
292 (dazu IH 377). II 6. 10*. 17^
282 f. — römisch 283 flf. 467 f. 503.
in 15. 141'. 143. 336 — Kontingent
in 158.
Epidauros, St. der Akte, makedonisch
203. 257. 336. II 7. 226 — in der
Amphiktionie II 219* — achäisch 11
253. 330. 333='. III 179. 353 — im
achäischen Kr. III 350^* — Grenzstreit
mit Korinth III 36^ 318^
Epigenes, Offizier in seleukidischem Dienst
II 157«. 365 f. 368.
Epikados, Illyrier III UV.
Epikrates, S. des Polystratos, Rhodier
II 635*. 729.
Epikuros, Philosoph 360^
Epikydes, 1) Makedonier 217 — 2) aus
Syrakus, karthagischer Strateg in
Syrakus II 515. 517 ff. 522 ff. 525 ff. —
in Akragas II 535. 540 ff. 543. 545*. —
3) genannt Sindon II 536.
Epion (Aipion), triphylische St. II 441^
Epiphaneia, Stadtname III 95*. 96.
Epipolä, syrakusischer Stadtteil II 532.
Epimachos, Athener 3271 328^
Epirus (Epiroten) 287. 291 f. — unter
den Königen 361 f. II 5. 31. 321 36.
54. 61. 238. 264 ff. — Bundesstaat II
267. 277*. 280 — mit Makedonien
verb. n 325. 335. 341. 409. 417 —
Beziehungen zu Aegypten II 407. 424 —
im Bundesgenossenkr. II 422. 423^
424. 432. 436. 444 f. 456 — im 1. und
2. makedon. Kr. II 489. 501 f. 591.
608. 610. 612 — mit Rom verb. II
653 f. 684. 696. 717. 762. 764 f. IH
14. 25. 59 — im 3. makedon. Krieg
III 102. 112. 119. 134. 143 f. — Be-
strafung III 167 f. 183. 186 f. 312 —
Auflösung III 336.
Epitadeus, Spartaner II 296.
Epitalion, St. in Elis II 44 1^ 442.
Epokillos, Thessaler 99.
Eposognatos, Galater II 724. 753.
Eraton, Opuntier II 242 ^
Eratosthenes , Kritiker 7. II 170*.
360^ 403.
Erdbeben von Rhodos II 358. 632.
Eresos auf Lesbos, Tyrannen 39.
(zu 177) — unter Alexander II 772
(zu I 163. 177) — ptolemäisch III 379
(zu II 357).
Eretria, 1) auf Euböa 33 f. 290. 377 —
202.
511
Register.
417
"böotisch II 774 (zu 308). II 210 —
makedoüisch II 227. 248 — erobert
II 614 f. — befreit II 650. 652. 655.
689 — 2) in Thessalien II 612.
Ergainenes (Arqamen), Aethiope II 406.
III 275.
Ergetion, St. auf Sizilien II 542'.
Erginos, im Dienste des Aratos II 273^.
Ericinium , St. in Thessalien II 652^.
702''. III 23^.
Erigyios, Makedonier 108. 113. 196^
Erikes (oder Aphrikes), Inder 13u^
Eritium, St. in Thessalien II 702*.
Eriza in Phrygien II 752.
Erymanthos, Fl. (jetzt Hilmend) H 401.
Erymnä (Eurymenä") III 23'.
Erymnon, Aetoler 449.
Erythrä, 1) in lonien 276. 342. II 79.
129. 135. 161 — attaliseh II 585.
64-26 _ Freistadt II 720. 725. 760.
III 63-. 80 — 2) in Lokris II 492.
Eryx auf Sizilien 427. II 45. 190 f. 558^ —
Heiligtum II 560.
Etazeta, G. des Nikomedes II 136.
Etenner, Pisider II 388. 678''.
Eteokles, Athener II 233.
Ethä CH'9(a), St. in Italien 482^
Etrusker (Etrurien) zu Alexander 181 —
Seeräuber 173. 326^ — mit Agathokles 1
verb. 442 444. 447. 465 f 472. 482. j
484 — Kolonisten in Aegypten II 1 1 1 — i
unter Rom II 26. 28'. 35. III 189. |
Ettritus (?i, lUyrier III 141'. i
Euagoras, 1) K. von Salamis 46 — 2) Sa- i
trap von Aria 271. 1
Euagros, Satrap von Persien 299.
Euaken, Perser in Alesanders Heer 159'.
Eualkos, Spartaner II 59.
Euandros, Kreter bei Perseus III 110.
123. 164. 166. I
Euas, Berg in Lakonien II 341. 343. |
Euboia, 1) Insel, makedonisch 33. 35 f. !
207. 249. 251. 289. 309. 333. 366. i
n 7 — zu Böotien II 210 — in der Am-
phiktionie II 220 — makedonisch II
222. 248. 336. 489. 606. 6 14 f. — frei
II 651 — im antiochischen Kr. II
698. 707 f. — Koinon II 653. 665 f.
689. III 355^ — im achäischen Kr.
Niese, Gesch. d. griech. u. mak. Staaten. III.
III 345 — römisch III 351. 357^ —
Euböer in Antiochien II 167 — 2) T.
des Kleoptolemos , G. des Antiochos
II 700.
Eubulides, Chalkidier II 695'. 746. 758.
Eubulos, Athener 33 f.
Eudamidas, 1) II, K. von Sparta IE 376
(zu I 107). II 299 — 2) S. des Agis IV
(überliefert Eurydamidas) II 304.
Eudamos (Eudemos"), 1) Satrap von Indien
151. 260. 2611. 340. 502. 505 f. — 2) Sa-
trap von Parthien 259 — 3) Megalo-
polite II 258 — 4) Rhodier H ö87\
727. 733 f. 736. III 154 — 5) Perga-
mener III 365.
Eudoxos, Kyzikener III 276'.
Euegoros, im Dienst des Pyrrhos II 51^.
Euemeros s. Himeros.
Euersa (?), Thebaner III 102'.
Euesperides s. Hesperides.
Euetion, Athener 207.
Euergeten (oder Ariaspen) , Stamm in
Ariana 112.
Euetos (Euitos), Satrap 271.
Eugenium in Illyrien 11 502.
Euia, St. in Makedonien 250.
Euios, Flötenbläser 160 ^
Eukarpia in Phrygien II 90^
Eukleidas, 1) K. von Sparta II 317.
342 ff. - 2) Mathematiker II 110. 195.
Eukratidas, Baktrianer HI 287 f. 302.
Eukratideia, St. in Baktrien III 286^
287^
Euläos, 1) Fl. bei Susa 167 — 2) ägyp-
tischer Hofbeamter III 168. 172.
Eumachos, 1) Strateg des Agathokles
463 — 2) Neapolite, Historiker II 350.
Eumedes , in ptolemäischen Diensten II
116.
Eumelos, S. des Pärisades, Bosporaner
413 ff.
Euraeneia, St. in Phrygien III 362.
Eumeneios, Monat III 204^.
Eumenes, 1) Kardianer, Geheimschreiber
Alt^xanders 431 137. 140'. 166. 192 —
Freund des Perdikkas 194. 205. 2 12 f.
218. 220 f. — geächtet 223. 225 ff. —
in Nora 228 f. 205 — Strateg von Asien
237 ff. — in Phönizien 241 — in den
27
418
Register.
oberen Satrapien 258 flf. 263 f. 266 ff.
506 — Ende 269 f. — seine Partei-
gänger 277. 339 — Herausgeber der
Ephemeriden 3 — 2) Pergamener,
Bruder des Philetäros II 35. 84=' —
3) I, Dynast von Pergamon II 84.
123K 156. 157^ 206 f. — 4) II, K. von
Pergamon 628. 642 f. — mit Rom verb.
II 656. 658. 660 — im antiochischen
Kr. 674. 679. 682. 689. 692 ff. 696 ff
718f. 725ff. 731 ff. 740. 742f. 746 ff. —
Macbterweiterung 748 f. 759. 761. III
61 ff. 69 — Kriege III 70 ff. — Ver-
hältnis zu Makedonien III 21 ff. 73.
103 f. 107 ff. — im 3. makedon. Kr.
m 107. 119. 122 f. 125. 129. 139. 145.
148 f. 151. 153 — Verhältnis zu Rom
III 197 ff. — zu den Galatern II 761.
III 72. 199 ff. — zu Antiochos Epiph.
ni 92 f. 202 f. — zu Ariarathes II
759. III 250 — zu Pharnakes III
74 ff. 78 — Tod III 204 — Persön-
lichkeit III 63 f. — Beiname III 64 '.
201* — Verhältnis zu den Hellenen
III 67. 107 — den Achäern II 656.
658. III 40. 68 — Athen III 18* —
zu Rhodos III 82 f. 197i. 203 — Kreta
III 68. 77. 321. 323 — 5) Aegypter
II 116*.
Eunomos, Thessaler II 689.
Eunostos, K. von Soli 278^ II 101*. 106.
Euphorien von Chalkis, Dichter II 206*.
25P.
Euphranor, 1) Präfekt der Doloper III
103 — 2) makedonischer Offizier III
149.
Euphron, Sikyonier II 243. 772 (zu 203).
Eupolemos, 1) makedonischer Offizier
285. 290 — 2) Aetoler aus Hypata
II 630. 765. III 103^ 105. 133'^ —
3) Jude III 235^ 254 f.
Euripidas, Aetoler II 434. 438 ff. 455.
Euripos bei Chalkis 309*.
Euromos in Karlen II 587. 621. 648.
III 194.
Europos, 1) St. am Euphrat 395. II
368 — 2) in Medien (= Rhagä) 393.
Eurotas (oder Galäsos), Fl. bei Tarent
II 549.
Euryalos bei Syrakus 452. II 532 f.
Eurydamidas (Eudamidas) , S. des Agis
II 304.
Eurydamos, Aetoler II 17*.
Eurydike, 1) G. des Amyntas 27. 191.
205 — 2) G. Philipps II, Mutter der
Kynna 213 — 3) Adäa, G. des Phi-
lippos Arrhidäos 213 f. 224. 250 f. 255.
263. II 10'' — 4) T. Antipaters, G.
des Ptolemäos 218. 380. 384^ 389. 11
10. 21'. 99 — 5) (besser Euthydike)
Athenerin 316. 458 — 6) T. des Lysi-
machos 376 — 7) Mutter des Genthios
III 140*.
Eurykleides, 1) Athener II 288 f. 331.
463^ 464. 589 — 2) Spartaner II 31 5.
Euryleon, Achäer II 483.
Eurylochos, 1) Magnete II 376^ — 2) desgl.
II 685 f. 690 f. 714.
Euryraedon, Fl. II 670. 733.
Eurymenä, 1) St. in Thessalien (Erymnä)
III 23 — 2) in Epirus 291.
Eurypontiden, spartanisches Königshaus
II 298.
Eusebeia, 1) am Argäos (Mazaka) III
249 — 2) am Tauros (Tyana) III
249.
Eusebios, Chronograph 15. III 5. 384 f.
Euthydemeia s. Sangala.
Euthydemos, 1) Sikyonier II 243^ —
2) Magnete, baktrischer Herrscher II
398 ff. III 285. 287'.". 288.
Euthydike s. Eurydike 5.
Euthykles, Lakedämonier 78.
Euthymenes, Massaliote 493*.
Euthymidas, Chalkidier U 685. 689.
Euydrion, St. in Thes.salien II 612.
F.
Q. Fabius, Prätor imd Flottenführer II
750. 758. III 11. 20. 2V. 322.
Q. Fabius Maximus, 1) erobert Tarent
II 551 — 2) Aemilianus III 160. 186 —
3) Prätor in Makedonien III 355^..
358'. *.
Register.
419
Q. Fabius Pictor, Historiker 11. II
350.
C. Fabricius, Konsul 278 v. Chr. 11 27.
32^ 343. 40 f. 481.
C. Fannius, C. f. Konsul 111 306^
Fannius, Prätor III 306".
Feste: Alexanders 85. 88. 109. 135. 139 f.
152 f. 156». 181 — des Antigonos 343 —
Philipps II 446 — des Aemilius PauUus
III 178. 185f. — des Antiochos Ep.
III 95. 214f. — in Chalkis II 689 —
Dien II 432 — Ilion 397 — Pergamon
II 385. III 66 — Tyros III 228 —
Alexandrien 389. II 1U8.
Feuersignale im Kriege II 490.
C. Flaminius, Konsul 217 v. Chr. II 506.
Frauen, Bedeutung II 723^ III 316. 348.
Fregellä am Liris II 35.
Freistädte, hellenische 237. II 357 f. 772
(zu 163), vgl. Hellas.
Frontinus (Julius), Schriftsteller 16. II
356.
Cn. Fulvius, Konsul 229 v. Chr. II 283 f.
M. Fulvius Nobilior, Konsul 189 v. Chr.
II 747. 762. 764 ff. 769f. III 11 f.
39. 44.
Q. Fulvius Nobilior, Konsul 153 v. Chr.
III 331'.
Furii Damasippi, rümisches Geschlecht
III 311'.
G.
Gabiene in Medien 265 f.
Gadanaarga in Medien 266 f.
Gadara, St. in Coelesyrien II 378. 579.
III 240^
Gäzatorix, Galater III 74''. 76.
Galaditis s. Gilead.
Galäsos (Eurotas), Fl. bei Tarent II 549.
Galaria auf Sizilien 430^ 436^ 441.
Galater (Kelten od. Gallier), bei Alexander
54. 182 — Wanderungen und Kriegszüge
II 13ff. — in der Balkanhalbinsel 304*.
JI 23. 224. 645. 111 337 — Söldner bei
Pyrrhos II 54 f. 59 f. — in Makedonien
II 55. 235. III 120. 149 — Attalos I
II 390 — in Epirus II 279 — Byzanz
II 138^ — Aegypten II 127. 376 —
Sizilien 444. 447. 466. 472. II 187 —
Asien II 369 — Kolonisten II 118^
224 — Tylener II 25. 384 — Donau-
kelten II 675. III 30. 153 f. — in Ober-
italien II 26. 28^ 494. II 621. 623 —
bei Massalia 491 — in Asien II 77 ff.
80 — Ansiedelung in Galatien II 82 —
Kämpfe II 129. 137. 154 ff. 157. 159.
750 f. — mit Antiochos III verb. II
675. 724. 741. 743 — unterworfen II
753 ff. 756 — Verhältnis zu Pergamon
II 761. III 69. 71 f. 74. 78. 122. 153.
155. 199 f. 204. 243^ 360. 365^ 372.
Galestes, S. des Amynandros III 15.
262'. 269.
Galiläa II 378. III 223. 239 f. 282.
Galoka (= Sophagasenos) , Inder II
401'.
Gandaritis (Gandarier) in Indien 128.
Gangariden (Gandariden), Inder 138**.
Ganges, Fl. 138\ 508. II 92 — unbekannt
126.
Gangra in Paphlagonien II 755. HI 70.
Gargara am Ida 111 64".
Gargaza am Bosporos 414.
Garizim, Heiligtum III 223. 231. 233.
Garsyeris, Freund des Achäos III 372.
388 ff.
Gatalos, Sarmate III 75. 78.
Gaugamela, Schlacht 89 ff.
Gaulotos, Galater II 754.
Gaza, 1) St. in Palästina 82. 276. 295 ff.
300. 322 — ptolemäisch II 121« —
seleukidisch II 379. 382. 578. III 221.
280 — Schlacht 296 f. III 383 f. — 2) am
Jaxartes 116.
Gazaba, Landschaft in Baktrien 122'.
Gazara, St. in Judäa III 2211 256. 283.
294 fi". 306.
Gedrosien (Gedrosen), von Alexander
unterworfen 112. 148 ff. — Satrapie
149. 197. II 941.
Gela, St. auf Sizilien, wiederhergestellt
423. 432 — gegen Agathokles 436.
442. 454. 469 — unterworfen 472 —
frei 487 — zerstört 489. II 187. 561.
27*
420
Register.
Gelon, 1) S. Hierons II II 196. 198 f.
265 f. 358. 512 — 2) Epirote 362.
Gennadion, Mörder der Berenike III
1471.
Gennesar, See U 141. 378.
Genthios, S. des Pleuratos, mit Rom
verb. III 151 110. 112. 119 — tritt zu
Perseus über III 140 f. 144. 151. 154 f.
157 ff. — besiegt IH 160. 188.
C. Genucius, Konsul 270 v. Chr. II 64*.
Genusos, Fl. in Illyrien III 158.
Gephrus, St. in Cölesyrien II 378.
Gerästos auf Euböa II 606.
Gerasa, St. in Cölesyrien III 221.
Gergis (Gergithier) in Troas II 760'.
III 64^ 361».
Gerostratos, K. von Arados 77,
Gerra, St. in Syrien II 367. 374.
Gerräer, Araber II 117. 402. III 217.
Gerusia in Sparta II 298. 346 — in Je-
rusalem III 230. 238. 325.
Geskon, S. Haunons, Karthager 423. 439^
Geten, gegen Alexander 54. 171 — Lysi-
machos 364^ 367 f. — die Galater II
20. 23.
Gilead (Galaditis), Landschaft II 378.
III 240. 282.
Giskon s. Geskon.
Gitana, St. in Epirus III 112*. 134=^.
Gitta, St. in Palästina II 578^
Glauganiken (Glausen), Inder 135.
Glaukias, 1) Taulantier 55. 204. 252.
283. 292. 338. 347. 437. II 6. 10* —
2) im Dienst Kassanders 255. 304.
Glaukidas, Abydener II 594^^.
Glaukon, 1 ) der Wassertrinker II 23P —
2) Bruder des Chremonides II 233.
239.
Glaukos, Akarnane III 138.
Glausen s. Glauganiken.
Glykera, Hetäre 156.
Glympeis, lakonische St. II 449.
Gnathänion, angeblich Mutter des Per-
seus m 31-.
Gobares, Perser 115.
Goldbergwerke in Makedonien 29 f. 40.
m 181.
Gomphoi in Thessalien II 604 — viel-
leicht ätolisch II 287^ — athamanisch
II 589*. 612 f. 652 — philippisch II
702. 763 — Philippupolis genannt III
20. 23 — thessalisch III 23. 122.
Gonnoi bei Tempe II IK 632. 644. III
122. 125.
Gonnokondylon (Olympias) III 20^. 23'-'.
Gophna, St. in Judäa III 242.
Gordion, St. in Phrygien 69 f. 495. II
754.
Gordios (Gordias), Phryger 70 f.
Gordyene, Landschaft II 94.
Gorgias, 1) Makedonier 169'^ — 2) seleu-
kidischer Strateg gegen die Juden III
236 f. 239 ff.
Gorgippeia, St. am Bosporos 410.
Gorgippos, Bosporaner 411. 412''.
Gorgopas, Spartaner II 660.
Gorgos, 1) Makedonier 178* — 2) Mes-
senier II 470.
Gorgylos, Bach bei Sellasia II 342.
Gortys (Gortynier) , 1) St. auf Kreta II
57. 230. 406. 428 ff. — beruft Philo-
poimen II 568 — mit Rom verb. II
627. 750. III 68^ 70. 322 ff. — 2) in
Arkadien (auch Kortys) III 37^.
Grabos, Illyrier 30^
Granikos, Schlacht daselbst 61 f.
Griechen, Griechenland s. Hellenen, Hellas.
Grofsgriechenland s. Italioten.
Gryneion in Aeolis 59. II 156'. 162.
Guräer, Inder 129.
Guriana, Ort in Ariana II 400".
Gylippos, Spartaner II 304.
Gymnosophisten 131. 145^
Gynäkonomen, Beamte in Athen 248.
Gyridas, Spartaner II 425.
Gyrton, St. in Thessalien III 122.
Gytheion, lakonische St. II 659. 664^
678. 682 ff. 688. III 357*. 358^
HabreaS; Begleiter Alexanders 143.
Habron, Athener 171®.
Hadrumetum, St. in Afrika 451.
Hämos, Gebirge II 13. III 29.
Register.
431
Hages, Inder 134^
Hagnon, 1) bei Alexander 160'^ — 2) Teier
223^
Hagnonides, Athener 179\ 243. 315^
Haläsa s. Aläsa.
Haliartos in Böotiea II 210^ III 114.
116 — zerstört III 126 f. 185 —
athenisch III 190.
Halikarnassos, von Alexander erobert 64 f.
73. 163 (dazu II 772). 308. II 12^ —
ptolemäisch II 85. 101 — frei 11 G40.
730. III 63. 80. 196. 371.
Halikyä auf Sizilien II 45 — römisch
II 184. 189. 192. 557.
Halkyoneus, S. des Antigonos Gon. 11
223^ 232^ 263.
Halykos, sizilischer Grenzfl. 423. 427.
Halvs, Fl. II 756.
Hamarion (Amarion), achäisches Heilig-
tum II -292. 455.
Hamilkar, 1) karthagischer Strateg auf
Sizilien 433 f. 438 ff. 447 — 2) S. Ges-
kons 439. 442 ff. 448 f. 452f. - 3) Bar-
kas II 190. 192. 507.
Hannibal, 1) Karthager II 179. 184.
186 — 2) S. Hamilkars, Feldherr II
208. 417 — mit Philipp verb. II 467 —
Kr. in Italien und Sizilien II 506 ff-
515 f. 528. 540. 545. 546'. 547 ff.
551ff. — bei Antiochos II 671 f. 680 ff-
690 f. 697. 703. 717. 724. 729. 733.
746. 758 — bei Prusias III 70 f. 73 —
Hannibalis castra in Italien II 554 —
3) Trierarch II 515 f.
Hannon, 1) der Grofse 423 438 — 2) gegen
Agathokles 447 — 3) in Afrika 464 —
4) in Messana II 181* — 5) im 1. puni-
schen Kr. II 182. 186 — 6) im
2. punischen Kr. II 540 ff. 543 —
7) in Unteritalien II .549 f.
Harmatelia, St. in Indien 145*^.
Harmodios (und Aristogeiton), Statue 95*.
Harmonia, T. Gelons II 266^ 513*^. 560.
Harmozia, am persischen Meerbusen 153.
Harpalos, 1) S. des Machatas, Alexanders
Schatzmeister 88. 99. 140*. 155 f. 163.
175 f. 200. 215 — Harpalischer Prozefs
178 ff. — 2) im Dienst des Perseus
III 108 f. 110'.
Harpasos, Fl., Treffen daselbst II 159.
Hasdrubal, 1) in Spanien II 417 — 2) S.
Hamilkars II 494 — 3) S. Geskons
II 511*.
Hasmonai (Asamonäos), Jude II 234 —
Hasmonäer II 234 ff. 252 ff. 257 ff.
Hebron, St. in Idumäa III 294.
Hegelochos, 1) Admiral Alexanders 70.
86. 104 — 2) bei Ptolemäos VII III
272.
Hegemon, Athener 243.
Hegemonides, Strateg von Cölesyrien III
242'.
Hegesandros, Rhodier II 642*.
Hegesianax, im Dienst des Antiochos III
II 641. 669. 675. 677* — Schriftsteller
III 891
Hegesippos, Halikarnassier 320.
Hegesistratos, Milesier 63.
Heilige Schar in Karthago 447 f.
Heiliger Kr. 30 ff. 11 11.
Heirkte auf Sizilien II 45.
Hekatäos, 1) Historiker 127 — 2) Kar-
dianer 52. 205.
Hekatodoros, Byzantier II 385.
Hekatombäon bei Dyme, Treffen 11 319.
Hekatompylos, St. in Parthien 394 i). II
92=*. 399.
Helenos, S. des Pyrrhos II 32. 38*. 54.
56. 60 ff.
Helike in Achaia II 211i
Kelikrauon in Epirus II 280.
Heliodoros im Dienst des Seleukos IV
III 91. 227.
Heliokles, Baktrianer III 287'. 288. 291.
Heliopoliten in Asien III 367.
Helios, auf Rhodos verehrt IIT 81'. 109.
Hellanikos, Eleer II 229.
Hellas, Hellenen, Einheit 22 f. — unter
Alexander 169 fi'. 200 ff. — Zustände
293. 400 f. II 2U8ff. 225 ff. 667 — unter
den Römern III 10 f. 351 ff'. 358 —
im Westen 428 f. II 65 f. — Verhältnis
zu Perseus III 102 ff. 120. 131. 135 ff. —
Befreiung durch die Könige 277 f. 289.
1) Wo irrtümlich Hekatompolis gedruckt ist.
433
Register.
312. 339^ — durch die Römer II 610.
648. 651. 676. 686. 748 — freie Städte
163. 288. 303. 306. 308 f. 347. II 357 f.
384 — Friedensvermittler 331. II 494.
500 f. — unter den Seleukiden II 96.
II 1 96 — hellenischer Bund unter Philipp
37 — unter Alexander 53. 99. 103.
108 f. 170. 183 f. - später 202 ff. 206.
208. 244. 317. 338. 376. II 408. 422.
657 ff. — Kolonisten 154. 199. 395.
400 f. 458. II 399.
Hellenopolis III 362*.
Hellespontische Städte 352 f. II 135.
140 — ptolemäisch II 150^ 406 —
von Philipp erobert II 581.
Heloros auf Sizilien 430'. II 175-. 184.
528.
Helos, St. in Lakonien II 449.
Heloten, spartanische II 297. 659.
Helvetier 49 1^
Hemeroskopeion in Iberien 492.
Heniochen 410. 415.
Henna s. Enna.
Hephästion, Alexanders Freund 76". 112.
120. 128. 131. 137. 141 f. 146 f. 149.
154. 165 ff. — Chiliarch 181 — Tod
und Grab 1781 181. 185. 198.
Heptagonien in Sparta II 663.
Heräa, 1) St. in Arkadien II 257. 260\
261. 315. 339. 441. 483. 492. 502. 608.
646. 652 — 2) in Syrien 401.
Heräen, Fest in Argos 338. II 486. III
47^
Heräon (Heratempel) bei Argos II 486 —
Korinth II 333 — Leukas II 634 —
Lakinion II 554.
Herakleia, 1) T. Hierons II 513. 521 —
2) St am Oeta 38^ 202. 237. 334 —
ätolisch II 17 ff. 213. 489. 603. 606.
628. 704. 706 — erobert II 708. 722.
III 12 — achäisch III 184 f. 342.
346 f. — 3) am Pontus, gründf^t Cher-
sones 408 — unter Dionysios 163.
17 1^ 176". 345. 354 — unter Lysi-
machos 396 f. 402 — frei 405 f. II 9.
20*. 23. 72«. 73. 75 f. 78. 81. 89. 129.
136 ff. 642. 739' — Kr. mit den Ga-
latern II 136 f. 751^ — mit Rom verb.
II 756-^ III 70 f. 75. 78. 127. 327 f. —
4) bei den Athamanen II 763 —
5) Sintike III 180 — 6) in Pelagonieu
III 180 — 7) in Illyrien II 277 —
8) in Medien 392 — 9) Minoa auf
Sizilien 438. 462. 470. II 45. 191. 528.
535. 541. 545« — 10) am Siris 429.
473 f. 476. II 32 — Schlacht daselbst
II 33 f. 36-.=*. 39"' — mit Rom verb.
II 48^ 63. 546^ — karthagisch II
549 — römisch II 552. 556.
Herakleides, 1) Kalchedonier 109 —
2) Salaminier 173^ — 3) S.desArgäos,
Makedonier 182 — 4) Kymäer in Hera-
kleia 402. 405 — 5) syrakusisches
Parteihaupt 430 ft^ 481 — 6) S. des
Tyrannen Agathokles 445. 458=*. 467 f. —
7) Tyrann von Leontini 488. II 37.
47 — 8) Kommandant des Peiräeus
II 23P — 9) Tarentiner II 569 f. 572.
593. 600. 606. 608 — 10) Byzantier
II 739 — 11) Freund des Antiochos IV
III 97. 219. 245. 247. 260 f. — 12) Lem-
bos, Historiker III 4. 172*.
Herakleion in Makedonien III 146 ff.
Herakles, Ahnherr der Pergamener III 65.
Herakles, S. Alexanders des Grofsen 191.
306 f. II 693.
Herakon , makedonischer Offizier 151.
154 f.
Herbessos, St. auf Sizilien 424". 4301
436^ 454. II 525. 528. 777 (zu II 193).
Herbita, St. auf Sizilien 430". 433. 435*.
Herennius s. Rammius.
Hermäou, Vorgebirge in Afrika 446.
Hermäos, indo-hellenischer Herrscher III
302^. 303.
Hermias, 1) von Atarneus 48. II 73* —
2) Karer im Dienst des Antiochos III
II 364ff. 370 ff.
Hermiou in Argolis 257. 336. II 226 —
achäisch II 289. 330.
Hermippos von Kyzikos, Dichter 316.
Hermogenes, Aspendier II 75.
Hermokrates, Truppenführer II 79"^.
Hermolaos, S. des Sopolis 125.
Hermonassa, am kimmer. Bosporos 408.
Herodoros, Makedonier III 33.
Herodotos, Historiker, über Indien 127.
Heromenes, Lynkeste 52
Register.
433
Herophilos, Kalchedonier, Arzt II 110.
Herophon, Makedouier III 198.
Herotimos, Nabatäer III 256'.
Hesbon, St. der Moabiter III 91. 226.
Hesperides, St. iu Libyen 215 — Bere-
nike genannt II 144.
Hexapylon in Syrakus II 526 f. 532.
Hierapolis, 1) in Kilikien (Kastabala)
III 96 ^ * — 2) in Syrien (Bambyke)
395^ III 963. 215*.
Hierapytna, St. auf Kreta II 336'". 431^
57P. III 321^ 322". 324^
Hierax, in seleukidischen Diensten III
262. 264 — bei Ptolemäos VII III 269.
Hierokles, 1) Vater Hierons II 177 —
2) Karer II 23P — 3) Akragantiner
II 712.
Hieron {itQov) , Eingang des Bosporos
286. 348. II 384 f.
Hieron {'figoiv) , 1) Syrakusier II 64*.
177 — König II 179. 182 f. — mit
Rom verb. II 183 f. 187. 192 fip. 196 f.
198. 509 ff. — Herrschaft II 198. 522.
526 f. — Steuersystem II 545. 558 —
auswärt. Beziehungen II 170. 358 —
Familie II 520 f. — 2) Solier, See-
fahrer 184 — 3) und 4) delphischer
und attischer Archon II 219^. 232^
Hieronymos, 1) Kardianer im Dienst des
Eumenes 229. 235. 238 — des Anti-
gonos 277^ 302. 367. II 222 — Histo-
riker 10. II 36^ — 2) S. Gelons, Tyrann
von Syrakus II 266'. 513 ff. 517 f.
Hierotimos s. Herotimos.
Hiketas, 1) Syrakusier 421 f. — 2) Tyrann
von Syrakus 487 f. II 37 f.
Himeräos, Athener, Redner 179. 210.
Himera (Therma), St. auf Sizilien 438.
Hiraeras, Fl. auf Sizilien 443. II 516 f.
541.
Himeros (Euemeros), Satrap von Babylon
III 300.
Himilkon, 1) karthagischer Feldherr
465 — 2) Admiral II 528 ff. 534.
Hippalos, Seefahrer III 276.
Hipparinos, S. d. Dionysios I 420.
Hippias, 1) Böoter III 114 — stirbt III
116 — 2) Thessaler III 122 — 3) Ma-
kedonierIII118.123. 146.148. 151. 164.
Hippo Diarrhytos in Afrika 461^
Hippokrates, Syrakusier in karthagischen
Diensten II 515 ff. 519. 521 ff. 525 ff.
(dazu 779). 534.
Hippokritos aus Kos III 197'.
Hippolochos, 1) ägj'ptischer Beamter in
Cölesyrien II 378 f. — 2) Thessaler
II 699 — 3) Aetoler III 103». 133^
Hippomedon, Spartaner II 300. 303 f. 426.
Hippon, Tyrann von Messana 423.
Hipponion (Eiponionj 425 f. 484 — später
Vibo Valentia II 556.
Hippos, St. in Syrien III 240^
Hippostratos , 1) Strateg in Medien
271 — 2) indo-hellenischer Herrscher
m 302\
Hippuakra, 1) St. in Afrika 461 — Lage
461*^ — 2) gleichfalls in Afrika 464.
Histiäer auf Euböa, Amphiktionen H
219*.
Hiungnu (= Hunnen) HI 291.
Holophernes=Orophernes,Personifikation
des Demetrios I HI 258^
L. Hortensius, Flottenprätor III 129 ff.
132. 136.
A. Hostilius, Konsul 170 v. Chr. III 127'.
128 ff. 134. 137 ff.
Huwischka s. Ooerki.
Hyampolis in Phokis II 615.
Hyarotis (Hydraotes), Fl. in Indien 136.
Hybla, St. auf Sizilien II 542'.
Hybläos, FL, Treffen daselbst 488.
Hybristas, Lakedämonier (?) II 729.
Hydarnes, Perser 104.
Hydaspes, Fl., Schlacht 132 ff.
Hydrakes, Gedrosier, Begleiter Nearchs
153.
Hydrela in Karien II 748.
Hyettos, böotische St. H 210'.
Hylleer, Phyle in Akragas II 559^
Hypana, St. in Triphylien II 441. III
37^ 355«.
Hyparna, St. in Karien 66.
Hypasier s. Aspasier.
Hypata, St. der Aenianen II 704. 709 f.
722 f. — Parteikämpfe III 105.
Hyperbatas (Hyperbatos), 1) achäischer
Strateg U 319. IU 59* — 2) ebenfalls
Strateg III 58 f. 150.
424
Register.
Hypereides, Redner 34. 58. 178^ 179.
201. 203 — Epitaphios 205^^ — Tod
209 f.
Hyphasis (Hypanis), Fl. in Indien 138.
Hypsikrates, Historiker 12.
Hyrkanien, makedonische Satrapie 108.
197. II 94^ 164 — pai-thisch II 166.
399. ni 289.
Hyrkanische Ebene in Kleinasien II
89.
Hyrkanos, jüdischer Name III 223^ —
1^ S. des Tobias III 91. 97. 226 f. —
2) s. Johannes Hyrkanos.
Hyskana, St. in Illyrien II 474'. III 140-.
141 f.
Hyspaosines s. Spasines.
I. J.
Jakimos s. Alkimos.
Jamblichos ilmalkue), Araber III 278.
lamneia, St. in Palästina III 240 f.
lapyger in Italien 475. 483.
Jason , 1) Tyrann von Pherä 27. 30 —
2) Makedonier II 456 — 3) Jude,
Hoherpriester (= Jesus) III 228 flp.
231 — 4) von Kyrene, Historiker IH 6.
lasos, 1) St. in Lakonien III 342^ —
2) in Karlen 288. II 772 (zu 1 163) —
durch Philipp erobert II 587. 621.
636 — antiochisch II 641. 648. 730 —
frei in 63. 80.
Jaxartes, Grenzflufs 115 f. 392 — Tanais
115\
Jazer, St. jenseits des Jordan III 238.
Iberer zu Alexander d. Gr. 182 — Ver-
hältnis zu Massalia 492.
Icadion, Mörder der Berenike II 147 ^
Ichthyophagen in Gedrosien 152 f.
Ida, Gebirge, Gestüte daselbst 226'\
Idrieus, Karer 64*. 173".
[dumäa, Landschaft 301. H 379. IE 238.
282.
Idyma in Karien HI 81*.
Jericho, St. in Judäa III 256.
Jerusalem, von Alexander besucht 83^ —
ptolemäisch 230*. 300. II 125. 148*.
578 — seleukidisch II 579. lU 222.
224 f. — Antiocheia genannt III 95 f.
228 — Tempel geplündert HI 215*.
230 f. — hellenisiert III 232 f. — Ab-
fall ni 236 flf. 241 — zurückerobert
III 242f. 255 — besetzt III 256. 261.
266. 277. 281 f. — geräumt III 283 —
von Antiochos VIT erobert HI 295 f.
Jesus s. Jason 3.
letä, St. auf Sizilien II 45. 188.
Ikos, Insel II 606. III 381 (zu 189).
Ilion, unter den Makedoniern 60. 198.
397 f. II 74 — mit Attalos verb. U.
158. 391 f. 502* — mit Antiochos H
691 — mit Rom II 725. 740. 760* —
frei in 62. 81. 3712.
lUyrier (Illyrien) , Feinde Makedoniens
26 ff. 33. 53. 55. 106. 204. 283. 292.
362. II 5. 13 f. 25. 224 — Verhältnis
zu den Kelten TL 20. 276 — 1. illyri-
scher Kr. II 193. 279 ff. — 2. illyr.
Kr. II 436 ff — Beziehungen zu Ma-
kedonien II 325. 347 f. 424. 465 ff. —
im 1. und 2. makedon. Kr. 478. 488.
4891 501. 570. 597 ff. 621. 628. 652 —
nachher HI 15. 25. 102. 119 — im
3. makedon. Kr. III 130. 135. 140 ff.
150.158 — Neuordnung III 177 f 186.
335 — illyrische Truppen bei den
Makedoniern 60". II 341. 344. 633.
in 145 ~ Achäem II 498 f. — Römern
n 701. 718. III 121. 127 — Kolonisten
II 111. 224. III 27.
Imacharenses auf Sizilien II 188*.
Imbros, Insel, athenisch 21. 36. 316 —
makedonisch n 581 — antiochisch
II 691 — makedonisch III 28 — athe-
nisch III 189 f. II 648-.
Indates, Parther III 297.
Inder, Indien unter den Persern 88. 93.
126 ff. — unter Alexander 130. 159.
161. 497. .500 ff. — nachher 340ff. TL
92 f. 117. 141. 164 — unter helleni-
schen Herrschern III 285 f. 301 ff. —
parthisch III 289 — indische Söldner
129.
Indos, Mündungen besiedelt 147. III 376-
Indoskythen IH 304.
Register.
435
Inschriften, Sammlungen 16 f. III 7 f.
Johannes, 1) Bruder des Judas Makka-
bäos III 234*. 2561 — 2) Hyrkanos,
Hoherpriester III 295 ff. 306 f.
Jojarib, Stammvater der Hasmonäer III
234\
lolas, S. Antipaters, soll Alexandern ver-
giftet haben 185^ 213. 251.
lolkos, St. in Thessalien III 149.
Jonathan , Bruder und Nachfolger des
Judas Makkab. III 234*. 255 fi. —
Hoherpriester III 261. 263. 265. 277.
280 f. — Ende III 281 f.
lonien, ionische Städte lÖS'* (dazu II 772).
276. 342 f. II 56. 79 — unter den Seleu-
kiden und Ptolemäern II 85 f. 95. 129.
135. 139-. 140. 1.50^ 161 — unter Atta-
los II 392. 578 — Antiochos III 11 641.
680 — Eumenes II II 748. III 62 f.
Joppe (Jope), St. in Palästina 276. 300.
III 221 — jüdische Angriffe III 240.
263 f. 266. 281 f. 294. 296. 306 f.
Joseph, 1) S. des Tobias, Steuei-pächter
n 170'. III 225^ 226* — 2) Bruder
des Judas Makkab. in 234'.
Josephus, Historiker 15. HI 7.
Iphikrates, 1) Athener 47 — 2) S. des
vorigen 78.
Irobastos, ägyptischer Kebell ID 87.
Isaura, pisidische St. 212 f.
Iseas, Tyrann von Karyneia II 212.
Isidoros, Nauarch des Antiochos III 11
706. 714.
Isinda in Pamphylien II 752.
Isis in Alexandrien verehrt 86.
Ismenias, Böoter III 114 f.
Isokrates, 1) Redner 44 — 2) der Kri-
tiker, Römerfeind III 244. 24()f. 338^
Issa, vor Illyrien, II 277. 280 — mit
Rom verb. II 28 1\ 284. 437-. 468.
503. III 15. 178 — Kontingent II 606.
614'. 718*.
Issos, Schlacht und Schlachtfeld 73 ff.
(dazu III 376).
Issyk-Kul III 291.
Isthmos V. Korinth 338. 353 — Schlacht
daselbst III 349 f. — Heiligtum IH
353 — Spiele II 648. 650. III 352.
Istrer, illyrisches Volk II 417*. 4372.
4382.
Istros, St. am Pontus 17l2. 286. II 137 f.
Isyllos von Epidauros, Dichter 36^.
Italien, Italioten 418 ff. 425. 428 f. 473 f.
476 — mit Pyrrhos verb. 11 26 ff. 53.
56 — römisch 62ft\ 506 f. — im 2.
puniscben Kr. II 546 ff. — Kontingente
U 718. 729 — Überläufer II 520. 524 f.
536 f. 618 — Verbannte II 635.
Itanos, St. auf Kreta, ptolemäisch II
427^ 428. III 84^. 214. 275. 321.
Ithake, Insel, verheert 357. 482^.
Ithome in Messene 257. II 410". 470.
566.
Ithoria in Aetolien II 435.
Ithyphallisches Gedicht für Demetrios
371.
Itiuerarium Alexandri, Schrift 9.
Judäa, Juden, Ausdehnung III 221^ —
unter makedonischer Herrschaft 79^.
182*. II 96'. 112. 125. 131 ». ">. 379.
579 — Zustände IIJ 91. 220 ff. 224 ff.
— Aufstände III 232 f. 238. 242 f. 252 ff.
261 ff. — selbständig III 281 ff. 294».
306 — in lonien II 136* — in Aegyp-
ten II 407*. 111 213 f. 267«. 274-^
Judas Makkabäos III 234 ft: 242 f. 252 ff. —
fällt in 255.
Judith, Buch III 2582.
Juetschi, Nomaden HI 291. 303.
C. Julius Cäsar, Diktator III 358*.
Sex. Julius Cäsar, 1) Prätor II 545" —
2) Gesandter zu d. Achäern III 343ff>
L. Junius, Konsul 249 v. Chr. II 190.
M. Junius, Konsul 277 v. Chr. H 58«.
Justinus, Historiker 7. 13. II n\ 12K
14=. 39=*. 355. in 5.
P. Juventius, Prätor III 333.
M'. Juventius Thalna, Prätor III 193».
K.
Kabalis, Landschaft iu Phrygien II 89.
95*.
Kabellio, St. in Gallien 490^
Kabul s. Kophen.
Register.
Kabura, indische St. 128^.
Kades. St. in Cölesyrien III 280.
Kadmeia, Burg Thebens 290.
Kadphizes I und II, Indoskytheu III 303 f.
Kadusier, Volk II 379. 3%.
Käner, Thraker II 761. TU 28. 360.
Kaikos, Fl. II 84. 90 — Schlacht da-
11 157.
Kalaraä in Messeuien II 454.
Kalamos, St. in Phonizien II 377.
Kalanos, Gymnosophist 160.
Kalas, Makedonier, 1) bei Alexander 59 —
Satrap 62. 66 f. 89 — fällt 197 —
2) bei Kassandros 252 f.
Kalaureia, Insel in 67".
Kalchedon (Kalchadon) am Bosporos
109 — frei 163. 246. 276. II 81. 137.
384. 581 — von Philipp V besetzt
II 582. 588 — wieder frei III 70. 94.
127.
Kallatis, St. am Pontos 171-. 286f. 311.
367. 415. II 74. 137 f.
Kallias, sizilischer Historiker 10. 418.
484.
Kallidromos im Oeta II 705.
Kalligenes, Arzt bei Philippos V III 35.
Kallikrates, 1) bei Ptolemäos I 306 —
2) Samier, ägyptischer Nauarch II
101M03-'. 130 — 3)AchäerausLeontion
UI 59 f. 104. 133. 150. 183 f. 314.
315-. 318. 325. 3.38 — Tod III 340 —
Statue III 60^
Kallikratidas, 1) Lakedämonier 109* —
2) Kyrenäer II 134^^ — 3) Achäer III
319"-.
Kallikritos, Thebaner HL 102^
Kallimachos, 1) Dichter II 14. 110 —
2) ägyptischer Offizier II 593.
Kallimandros , in seleukidischem Dienst
III 297.
Kailimedon, Athener 201. 209. 243.
Kallinikopolis am Euphrat II 152.
Kaliion (Kallipolis) in Aetolien II 18. 711^
Kalliope, St. in Parthyäa 394. II 92^.
399«.
Kallipolis, am thrakischen Chersones II
593.
Kallippiden, Skythen 409.
Kallippos, l'i Mörder Dions 420 —
2) Athener II 17'- — 3) Makedonier
in 154.
Kallista, St. in Arkadien III 371
Kallisthenes, 1) Olynthier, Historiker 4.
125 f. 1602 _ 2) Athener 58'. 178«.
Kallon, Syrakusier II 515.
Kallonitis (Chalonitis) im Zagros 11 94.
370, vgl. Kelonä.
Kalydon in Aetolien II 249. 435.
Kalykadnos, FI. in Kilikien II 758.
Kalymna, Inseist. H 430'^ 57P. 722 (zu
I 177).
Kalynda, St. der rhodischen Peräa IH
194 ff.
Kamarina, St. 423. 430. 436. 444. 454.
II 1752 — zerstört 489 — im l.puni-
schen Kr. II 187. 193.
Kamasarye s. Komosarye.
Kambaules, Galater II 13.
Kambunische Berge III 121 f. 129. 146.
Kambylos, Kreter II 394.
Kamikos bei Akragas II 187.
Kampaner, Italiker 426 — auf Sizilien
431'. 472. 487 — in Rhegion 11 32.
34. 50 64 — mit Rom verb. 427. II
35. 40^
Kamus, St. in Cölesyrien 11 378.
Kanä in Aeolis II 725. 727.
Kandasa in Karlen II 587*.
Kanerki (Kanischka) , Indoskythe III
304.
Kannä, Schlachtfeld II 467. 506.
Kanopos in Aegypten 85. II 170.
Kanusium in Apulien 483.
Kapharsalama in Judäa III 253.
Kaphyä in Arkadien II 230. 257 —
achäisch II 260". 303. 329. 415. 439.
Kappadoker (Kappadokien) 71 — per-
sisch 88 f. 196 — makedonisch 212.
225. 238. 274 ff. 344^ 349 — Grofs-
Kappad. 351. 390. II 71. 80 — selb-
ständig II 72. 140. Vgl Ariarathes. —
Pouti«ches Kappad. (Pontus) 352, 399.
406. II 84. 137.
Kapreaten in Asien II 72^.
Kaprima in Karlen 285''.
Kapua, St. 285''. 426 — im 2. punischen
Kr. II 506 f. 545. 550.
Karalitis, See in Pisidien II 752.
Register.
437
Karanos, 1) Halbbruder Alexanders d. Gr.
52 — 2) Makedonier 113.
Karavantios fSkaravantios', lilyrier III
158 f.
Kardaker, persische Krieger 75.
Kardia, St. in Thrake 39.
Karien (Karer), Dj'nastie Öi* — make-
donisch 64. 197. 218. 351". 352. 380 —
unter Seleukiden und Ptolemäern II
79. 85. 95. 128 f. 141. 169. 155 f. 343.
406 — unter Makedonien II 169. 326.
587 — unter Perganrion und Rhodos
II 748 f. 760. III 61. 63. 79. 81 —
befreit III 194 f. 371 — karische Trup-
pen II 636. 741 — Kolonisten II
III — Karerdörfer in Babylonien 259.
Karkinos, Vater des Tyrannen Agatho-
kles 430.
Karmanien, Satrapie 146. 148. 151t. 154.
197. II 401 — Karmanier II 379.
396.
Karmaias, Fl. in Kappadokien III 249".
Karnaln in Cölesyrien III 240\
Karneades, Philosoph III 249. 320.
KaqGiv noTauoi in Syrien 294.
Karpasia auf Kypros 31S.
Karpathos, Insel 329. II 86.
Karrä in Mesopotamien 298. 393.
Karseä in Mysien II 391.
Karsignatos (Kassignatos), Galater III
74'\ 76. 78.
Karthäa auf Keos II 5S1'-.
Karthago (Karthager) , Herrschaft in
Afrika 450 — zu Alexander 182 —
auf Sizilien 419 ff. 427 ff. 433. 436 —
gegen Agathokles 438 ff. 464 ff. 485.
487 — Unruhen 460 f. — nach Aga-
thokles 488. II 32. 37 — mit Rom
verb. II 40*. 42 — Kr. gegen Pyrrhos
II 43 ff. 49 f. 52*. 63- — auf Sizilien
II 175 f. 179 f. 181 — Kr. mit Rom
II 182 ff. — mit Makedonien verb. II
480. 485. 487'. 492. 502 — Angriff
auf Sizilien II 516. 522 ff. 526. 528 ff.
540 ff. — mit Rom verb. II 680. 718.
III 106^ 119. 127 — 3. punischer Kr.
III 331. 334. 353 — Beziehungen zu
Kyrene 216 — Aegypten II 145. 170.
406 — Svrakus II 179 f. 193 — Mas-
salia 492. II 509 — Tyros 81'. III
245* — Menschenopfer 448.
Karthalo, Karthager, 1) im 1. punischen
Kr. II 187 — 2) Kommandant von
Tarent II 551 f.
Karthasis. Saker 117^
Karyä in Lakouien II 658. 684 — Karya-
tis 37.
Karyneia in Achaia II 212.
Karystos auf Euböa 203. 290. 11 606.
614 f. — frei II 652. 689 — römisch
III 355=*. 358-.
Kasiauoi in Syi'ien III 277.
Kasion in Aegypten 323.
Kasos, Insel II 86.
Kaspisches Meer von Patroklos befahren
392.
Kassandreia, St. in Makedonien 257. 376.
II 10. 21. 24 — Kriegshafen II 493.
III 154. 167 — belagert II 606. III
149.
Kassandros, 1) S. Antipaters 164*. 192.
198. 225. 227. 233 — gegen Polyper-
chon 234. 236. 241. 244. 246 ff. —
gewinnt Makedonien 251 ff. 264 —
gegen Antigonos 274f. 277. 279 ff.
292 f. 303 ff. 317. 327. 330. 332 —
König 321 — neuer Kr. 333 ff. 342 ff.
351. 355. 357 f. 401. 480. II 5. 7 —
gegen Agathokles 357 — die Kelten
II 13 — litterarisch II 205 — 2) Be-
amter des Philipp V III 25.
Kassope in Epirus 291. II 268^ III 318".
Kastabala s. Hierapolis.
Katane, St auf Sizilien 424. 430. 436.
444. II 43. 175-. 183^ 184. 541.
Kataonien, Landschaft 381. 390^ II 72\
94 — zu Kappadokien III 160.
Katenes, Baktrianer 123.
Kathäa, Kathäer in Indien 136\ 137.
Katöken (Kolonisten) in den oberen Sa-
trapien 260.
Kattabaneu, Araber II 117.
Katzengebirge in Afrika 464.
Kauaros, Tylener II 384. 386. 570.
Kaukasos = Paropamisos 112.
Kaulonia in Italien 425. 474. II 49 —
römisch II 63. 64'-. 65 — im 2. puni-
schen Kr. II 508. 551. 557.
438
Register.
Kaunos, St. in Karien 64. 73. 105^ 226.
288 — befreit 308. 382 — ptolemäiscb
II 85. 102. 128 — rhodisch II 122«.
640. III 81*. 193 — frei 194 f. 196*.
Kehren in Troas II 90^.
Kelänä in Phrygien 68. 227. 235. 286.
300. 303. II 79* — später Apameia
Kibotos II 89.
Keletron, St. der Oresten II 602.
Kelonä, St. im Zagros 180°.
Kelten s. Galater.
Keltiberer III 331.
Kenäon auf Euböa II 706.
Kencbreä, bei Koriuth 279 f. 334. II 253.
420. 458. 614. 616. 618.
Kendebäos, Strateg des Antiochos VII
III 294.
Kentaretos, Galater II 159^.
Kentoripa auf Sizilien 430^ 436^ 441.
463. II 175-. 178. 183 — römisch II
192. 557. 559 f.
Keos, Insel II 101'. 102. II 592 — äto-
lisch II 217. 406. 451.
Kephallenia, ätolisch II 220. 268 (dazu
778). 325. 444. 466. 718. 729. 767 —
in der Amphiktionie 11 220 — rö-
misch II 768 ff. III 12. 126.
Kephaloidion , St. auf Sizilien 463. 470.
II 188.
Kephalos, 1) Korinther 423 — 2) Mo-
losser III 112. 134. 167 f.
Kephisodoros, Athener II 590.
Kepoi am kimmer. Bosporos 408.
Keräas, Beamter in Cölesyrieu II 378 f.
Keramos in Karien III 196"^ 326.
Kerdimmas, Satrap 88. vgl. 77.
Keretä, St. auf Kreta II 429.
Kerethrios, Galater II 14. 20.
Kerketen am Pontos 410.
Kerkidas, Megalopolite II 327.
Kerkinion, St. in Thessalien II 604.
Kersibaules, Thraker II 138®.
Kersobleptes, Thraker 32.
Keryneia, St. auf Kypros 278 f. 318.
Kespedion bei Selge II 390.
Keteus, Inder 266.
Ketriporis, Thraker 29 f.
Kibyra (Kibyratis), Fürstentum II 160.
752. III 61. 193. 371.
Kiderios, Galater II 21*.
Kierion in Thessalien II 613. 699. 703.
Kieros in Bithynien II 75. 78 — Prusias
benannt III 71 f.
Ivilikien, makedonisch 72 f. 80 — Sa-
trapie 77. 196. 351. 355 f. — seleuki-
disch 363. II 71. 94 — z. T. ptole-
mäiscb 305 f. II 128. 139^ 141. 147 f.
151 f. — Rauhes 73. 305 f. III 220*.
258^ 259. 278 — Kiliker, Truppen
II 379.
Killes, Makedonier 300.
Killuta, Insel 147.
Kimolos, Insel 38^
Kimon, athenischer Archen II 232*.
Kineas, 1) im Dienst des Pyrrhos 29*.
30^ 31. 40 f. 43 — 2) bei Ptolemäos VI
III 172.
Kies, 1) St. an d. Propontis 236. 245.
246^ 348. 399. II 136 — ätolisch II
218^ 581. 588 — bithyuisch II 582.
643 — Prusias genannt II 583 —
2) Mamertiner II 179.
Kirli - Derbend , Pafs in Makedonien II
602.
Kissier, Kontingent II 379. 396.
Kissus, Hafen bei Erythrä II 719 f.
Kition, St. 278 f. 294. 319 f. III 120.
Klarion bei Megalopolis II 410.
Klazomenä, St. 46. 343 — frei II 720.
760. III 63-. 172 — römisch 111371'.
Kleandros, 1) S. d. Polemokrates, Make-
donier 66. SO. 151 — Tod 154 —
2) Mantineer II 258'. 497.
Klearchos, 1) Athener 241^ — 2) Tyrann
von Herakleia 345. 354. 369". 397 —
3) unbestimmt II 227'.
Kleemporos, Issäer II 282'.
Kleinias, Sikyonier II 243 f.
Kleinon, Sikeliote 456.
Kleitarchos, Historiker 6.
Kleitor in Arkadien 257' — achäisch
260'. 261. 414. 419. 439. III 48.
Kleitos, 1) Illyrier 55 — 2) S. des Dro-
pides, Makedonier 61. 100. 112 — Tod
124. II 100' — 3} Makedonier, Nau-
arch 207 (dazu II 772). 218. 220 —
Satrap 225. 236 — Nauarch 245 f.
(dazu II 773) — derselbe wohl 169^ 243.
Register.
439
Kleombrotos, K. von Sparta II 301. 303.
426.
Kleomedon, Athener 334.
Kleomenes, 1) von Naukratis, Statthalter
von Aegypten 87. 173. 185. 196". 214 f. —
2) II, K. von Sparta 37». II 7 — 3) III, S.
des Leonidas, K. von Sparta II 304 iF. —
Kr. mit den Achäern II 307 ff. — Re-
formen II 314 ff. — Kr. II 318 ff.
497 — Niederlage 342 ff. — in Aegypten
II 361ff. 421. 426 — 4) S. des Kleom-
brotos, Lakedämonier II 426. 463-.
Xleomnastos, Böoter III 345''.
Kleon, 1) Sikeliote, Schriftsteller 160- —
2) Sikyonier II 241". 243 — 3) Per-
gamener III 361*.
Kleonä, St. 210 — achäisch II 271.330.
487. 633. III 38.
Kleonäos, Rhodier II 586. 587'.
Kleonikos, Aetoler II 459.
Kleonymos, 1) Lakedämonier II 7. 12 —
in Italien 479 f 482 (dazu 11 775) —
auf Korkyra 337. 357 — in Böotien
366 — mit Pyrrhos II 57. 298 —
2) Tyrann von Phliu3 II 290.
Kleopatra, l) G. Philipps II 43. 52 —
2) Schwester Alexanders d. Gr. 51. 156.
169. 205. 213. 218. 226. 310f 476f —
3) T. des Antiochos III, mit Ptole-
mäos V verm. II 639. 674. III 83 ff.
91. 168 — 4) T. der vorigen III 91 —
verm. mit Ptolemäos VI III 168.
173 f — Streit mit Physkon III 267 ff.
271 f 275. 305. 306- — 5) T. von
Nr. 4 III 211. 266 — G. Physkons
III 268. 270. 3 10 f. — 6) Thea,'T. von
Nr. 4, G. des Alexander Balas III 262 —
des Demetrios III 264. 266'^ 290. 292 —
des Antiochos Sid. III 293.
des Demetrios III 304. 306
gentin III 307 ff.
Kleopatros, Achäer 11 330.
Kleophis, Indierin 129'.
Kleoptolemos, Chalkidier II 700.
Kleoxenos, Techniker II 490.
Kleuas, Makedonier III 144.
Klimax, Pafs in Pamphylien 67
Pisidien II 388«.
Klisura, Pafs in Epirus II 609.
296 —
— Re-
Klondikos, Bastaruer III 101. 153*.
Klytos, Akarnane II 701.
Knidos, St. 226. 330. II 76*. 131^ —
seleukidisch II 85'\ 102'. 135'. 140-. —
frei II 587. 725. 730. III 63. 80. 196.
326. 371.
Knopias, Kreter II 376^
Knosos auf Kreta 328. II 428 ff. 450 f
750. III 68^ 322. 324.
Könige in Sparta II 297 f
Königskanal (Naharmalcha) II 369.
Koinos, 1) S. des Polemokrates 120 f
132. 136. 138 — 2) Satrap 197.
Koiranos von Beroia 88.
Kolcher, Volk 1191
Koloe, See in Lydien II 159.
Kolonides in Messenien III 52.
Kolophon (Kolophonier) 343. 398. II 158.
390. 720. 735. 737. 759. III 63^
367.
Komanos, Aegypter 111 172.
Komastos, Landschaft in Persien II 163.
Komboiomaros, Galater II 754.
Kombutis, Galater II 18.
Kommagene II 94. III 220. 249.
Komontorios, Galater II 23^ 25. 384.
Komosarye (Kamasarye), Bosporaneriu
411.
Kompasion in Lakonien III 45.
Konon, 1) Athener 24P — 2) im ptole-
mäischen Dienst II 116* — 3) Astro-
nom II 170'. 196^
Kononeus (?), Tarentiner II 547".
Konope, ätolisch II 268". 435. 445^
Kopä in Böotien II 210'.
Kophäos, Inder 500.
Kophen, 1) Perser 74. 77 f — 2) FI.
(Kabul) 128 — Landschaft II 401.
111 285. 289. 302 f
Kopratas, Fl. 262.
Koptos in Aegypten II 115.
Korakesion in Kilikien II 640. III 278.
Koraller, Thraker II 76P.
Korax, Gebirge II 711. 722.
Korbilo, St. in Gallien 491^
Korinth, St. 34f — makedonisch 36 f
203. 250. 276. 287. 291. 309 f. 317.
319. 335 — demetrisch und antigonisch
336. 353. 374. 384. 386. II 7. 56*. 58.
430
Register.
222 — Abfall n 248. 251 f. — achäisch
n252f. 327 — kIeomemschII329f. —
makedonisch II 333 f. 347. 438. 596.
614ff. 633 f. — achäisch II649ff. 657.
665. III 150. 179. 251. 342 f. 346 —
zerstört III 350 ff. — Einflufs auf Ma-
kedonien 24 f. — Gesandtschaft an Rom
II 285 — Grenzstreit mit Epidauros
III 36^ 318*.
Korkyra 292 — besetzt von Kleonymos
337. 480 — von Agathokles 357.
482 — von Pyrrhos 364. 483 — von
Demetrios 370 — zu Epirus II 6. 30.
54^ 236. 277* — römisch II 282 f.
285. 467 f. (dazu 779). 478. 503. 551=^ —
Hauptquartier und Flottenstation II 605.
608. 619. 634. 718. 769. III 112. 145.
159. 251. 353\
Korkyra Melaiua (Schwarz-Korkyra) II
277. III 140*.
Koroue in Messenien II 410'''. 712. III
37. 52. 355'.
Koroneia, 1) St. in Böotien 32. II 210^ —
römerfeindlich II 647 f. 707. III 114.
116. 127 f. 136 — 2) in Thessalien
II 55^
Korpiler, Thraker II 761".
Koros, Fl. 404*.
Korragos, 1) Makedonier 105 — 2) S. des
Pyrrhos 384* — 3) pergamenischer
Feldherr III 125.
Kortys, St. s. Gortys 2.
Korupedion, Schlacht 404. III 384.
Korykos, 1) in lonien II 719. 721. 728 —
2) in Kilikien II 640.
Koryphäen bei Seleukeia in Pierien II
373.
Kos, Insel 30. 33. 65. 104. 285. 308.
309*. II 23-. 121* — mit Rhodos verb.
n 586. 6353. 725. 780. III 67'. 80.
196. 197 — frei III 371 — Seeschlacht
II 131.
Kossäer 181. 184. 262 f.
Kothon, Byzantier II 386^
Kotiaeion in Phrygien 352'. 404^ II
90^
Kotyrta in Lakonien III 357*.
Kotys, 1) S. des Raizdes II 570^ —
2) S. des Seuthes, mit Perseus verb.
III 29. 98. 119. 123. 125. 130. 163.
166 — mit Rom III 189.
Kranion in Cölesyrien III 240*, s. Karnain
u. Astaroth.
Krannon, St in Thessalien 208. II 699.
703. III 124.
Krateros, 1) Begleiter Alexanders 92.
96 f. 101. 108. 120f. 123. 133 f. 135.
141. 145 f. 169 — mit Antipatros verb.
193 f. 197. 198. 201.205.207. 218 flF.—
Tod 221. 278 — verm. mit Amastris
166 — mit Phila 207. 211 — 2) S.
des vorigen II 8. 12. 224. 229. 247 f. —
3) Eunuch III 309*.
Krates, 1) Kyniker 256^ — 2) Akademiker
379 — 3) von Mallos, Grammatiker
III 362.
Kratesikleia, Mutter des Kleomenes III
II 312. 333. 363.
Kratesipolis, G. Alexanders, des S. Poly-
perchons 282. 287. 291^ 309. 313.
Krateuas, Makedonier im Dienst Kas-
sanders 254.
Krenides, St., später Philippoi 29. 30^.
Kressa, St. in Paphlagonien II 158^.
Kreta (Kreter), Kriege daselbst 103. 105 f.
II 57 f. 427 ff. 498. 568. 750. III
320 ff. — Einigung II 428. III 320 ff. —
verb. mit Sparta II 8. 57 f. 230. 565.
659. 662 — den Achäern II 430 f.
627 — Makedonien II 336. 430 f. 571 —
Hieron II 197 — Aegypten II 102. 406.
III 84 — Antiochos III II 642 —
Pergamon III 68 — Beziehungen zu
Rhodos II 571. 581. III 80. 157. 196.
324 — zu Rom III 117. 197. 321 —
Söldner II 60. 625. III 53 — bei den
Makedoniern II 341». 343. 599. 633.
HI 120. 164 f. — bei den Römern II
628. 742. III 349 — Kolonisten 394.
II 167 — Synkretismos III 324«^.
Kretopolis 230. II 388.
Krimisos, Fl., Schlacht 422.
Krinon, ^Makedonier II 448.
Kritolaos, 1) Peripatetiker III 320 —
2) Achäer III 344. 346 f.
Krokodilstadt (Arsinoe) in Aegypten II
Ulf.
Kromna am Pontus 354*.
Register.
431
Kroton, St. 170^ 425. 431 f. 474. 480f. —
unter Agathokles 483. 484* — im
pyrrhischeu Kr. H 48 f. 51. 63 ff. —
im 2. punischen Kr. 11 508. 550'.
554 — römische Kolonie 11 556.
Ktesias, Historiker 127.
Ktesiphon, 1) Athener 174 f. — 2) im
Dienst des Attalos II 392 — 3) St.
am Tigris II 96^. 97. 366.
Ktimene in Thessalien II 612'.
Kuballum in Galatien II 753.
Kurden s. Kyrtier.
Kyamosoros, Fl. auf Sizilien II 178.
Kydas, Kreter III 198. 323'.
Kydias, Athener 11 17".
Kydonia, St. auf Kreta 215. II 430. 750.
ni 321^ 322 f.
Kyinda in Kilikien 239 f. 274. 343. 355.
Kykladen, ptolemäisch II 102 f. 141.
406 — mit den Rhodiern verb. II 420.
451. 578. 581. 592. 635. 652. UI 80.
196. Vgl. Nesioten.
Kykliadas, Achäer II 487. 596 f. — ver-
bannt II 616. 621. 644.
Kyllandos, St. in Karien III 81^
Kyllarabis, Gymnasion U 341. 658.
Kyllene in Elis 281. 291. II 414. 488.
Kyllon, Eleer II 229 (dazu 778).
Kyllos, Makedonier III 318=*.
Kyme, 1) in Aeolis II 84^ 85". 135'. 390.
585'. 720. 727 — frei II 759. lU 63. 328.
867 — 2) in Kampanien426. II 507. 555.
Kynätha in Arkadien II 257. 261. 418ff. —
Polemarchen daselbst 11 419.
Kynane s. Kynna.
Kyniska, Spartiatin II 296®.
Kynna (Kynane), Schwester Alexanders
des Grofsen 55. 213 f. 255.
Kynos in Lokris II 490.
Kyuosarges bei Athen II 596.
Kynoskephalä in Thessalien, Schlacht
n 629 ff.
Kynuria in Argos 37.
Kynurier in Arkadien II 257 f.
Kyparissia in Messene 11 410\ 411. 454.
712. m 37. 355".
Kyphantas, St. in Argos U 426.
Kypros (Kyprier), 46 f. 80. 87 f. — ptole-
mäisch 219. 240. 275. 278. 294. 306 —
demetrisch 3 18 f. 321. 352. 360 — ptole-
mäisch 363. 389. 406. II 99 f. 101.
122. 147. 578. 670. IH 174 ff. 209.
210ff. 258. 266*. 267'. 270 f. — römisch
III 311 — Kyprier in Antiochien 394.
Kypsela, St. in Thrakien II 74. 138.
150. 593. 761. m 336.
Kyra = Kyrupolis 116^.
Kyrene, St. 86 — ptolemäisch 215 f. 293.
310. 457. II 99. 121. 142 ff. 267. 362.
406. 574. 578 HI 267''. 270 f — rö-
misch 111 310 — Judenschaft III 214.
Kyretiä, St. der Perrhäber II 604. 66&.
699. 702. III 122.
Kyros, Perserkönig 148*. 157.
Kyrrhos, 1) in Makedonien 198. 395' —
2) in Syrien 395' — Kyrrhesten 395.
II 368 — Kyrrhestike 382. 395. 11 94.
Kyrtier (Kurden) II 365. 741. HI 79'.
Kyrupolis am Jaxartes 116 f.
Kythnos, Insel, Kyklade II 102 —
makedonisch II 581. 592. 605 — be-
freit II 635.
Kytinion, St. II 18*. 722.
Kytonion in Mysien II 732'.
Kytoros am Pontos 354'.
Kyzikos 59. 163. 235 — seleukidisch II
85' — frei II 135. 375. 583. 642. 680.
III 62. 78. 94. 309. BIV - mit Per-
gamon verb. III 72. 328. 362». 378
(zu 73).
L.
Labeatis (Labeaten) in Illyrien III 15.
142. 159. 178^.
Labos, Gebirge II 399.
Lachares, Tyrann von Athen 358 ff. (dazu
512). 366*. II 22'.
Lade, Insel 63. II 586.
Ladikos, Akarnane II 442.
Ladokeia bei Megalopolis II 312 f.
Lätorius, Gesandter II 501.
Lagoras, Kreter II 393.
Lagos, Vater des Ptolemäos I II 113'.
Lakedämon (Sparta), Politik 21. 36 f.
483
Rescister.
47. 53. 69. 78. 103. 105. 109. 498 —
unterworfen 107 — im lamischen Kr.
203 — später 250. 276 f. 363. 378.
387. 437 — unabhängig II 7. 11 —
Kr. gegen Pyrrhos II 56 ff. — gegen
Autigonos II 130. 227 f. 229 flf. 241 —
mit den Achäern verb. II 255 ff. 261 f. —
unter Agis IV II 296 ff. — Kleomenes
II 305 ff. 346 f. — im Bundesgenossen-
kr. II 413. 416. 420 f. 423^ 425 ff. 442.
444. 448 ff. 454. 462 — im 1. makedon.
Kr. II 482 f. 500 ff. — unter Nabis II
563 ff. 6.58 ff. 683 ff. — achäisch II
687 ff. — Streit mit den Achäern II
71 5 ff. III 420". — Ausgleich III 56 ff.
104. 179 — neuer Streit III 338 ff. —
frei III 351. 357 — in der Amphi-
ktionie II 219* — Greuzstreit 37. III
318. 338 f. 356 — Kolonisten in Nysa
II 89 — Juden daselbst III 231. Vgl.
Sparta.
Lakinion in Italien 473. II 28. 554.
X-akonien s. Lakedämou.
Lakonikos, Spartaner II 688.
Lakrates, Aetoler II 17"-.
Lakydes, Philosoph II 206".
Lamia, 1) St. belagert 202. 204 — äto-
lisch II 218-. 242. 485. 691. 704 —
erobert II 709. 722. III 20 — thes-
salisch III 19 — 2) Hetäre 334 f. 336^
Lampeteia (Clampetia) in Italien 11 554.
Lampis, Elecr II 229'.
Lampsakos, St. 342. 348 — seleukidisch
II 85'. 135' — attalisch II 158. 391.
642 f. 669 f. 680. 690 — frei III 62.
132*. 136". 371- — Verhältnis zu Mas-
salia 494 — zu deu Galatera II 751'.
Lanassa, G. des Pyrrhos 362. 483. 11
38 — des Demetrios 370. 485.
Langaros s. Longaros.
Laodike, 1) Mutter des Seleukos I 393 —
2) T. des Seleukos I II 133« — 3) G.
des Antiochos IT 11 139. 146 ff. 152.
154. m 378 (zu II 135) — 4) Schwester
des Seleukos IT II 158 — 5) G. des
Seleukos U II 168. 386' — 6) G. des
Antiochos III II 158'. 366 — 7) G.
des Achäos IT 154^ 172. 395 - 8) T.
des Antiochos TU II 671 — 9) T. des
Antiochos TU, verm. mit Demetrios
ITT 285" — 10) G. des Antiochos IV
ITI 95*. 219^ (vielleicht identisch mit
Nr. 8) — 11) G. des Per-eus TU 90.
100 — 12) G. des Demetrios I (?)
ITT 263 — 13) T. des Antiochos IV
in 259 ff. 263' — 14) T. des Demetrios H
ni 299 — 15) T. des Antiochos VII
in 299- — 16) G. des Heliokles, viel-
leicht T. von Nr. 9 ITI 287'.
Laodikeia, St. 1) am Meer 394. U 96.
TU 96^ 244. 278. 305«, vgl. 308* —
2) am Libanon IT 366. III 96^ 305«
vgl. 308' — 3) am Lykos TT 89. 372.
TE 370' — 4) in Lykaonien H 89 —
5) in Medien 393 TT 92 — 6) in Persis
TT 92^
Laomedon, Satrap von Syrien 196. 230.
Laos, St. in Italien 425.
Lapathos auf Kypros 278 f. TU 211.
Laphaes, Argiver TT 226-.
Lappa, St. auf Kreta U 429 f.
Laranda in Pisidien 212 f.
Larisa, 1) in Thessalien, makedonisch
365. II 436. 489. 569. 628. 632 —
römisch II 644. 698 f. 702 f. III 113.
125 — 2) Kremaste 346. II 588. 606.
622. 645. III 20. 23. 126 f. 182 —
3) in Syrien 395. 401. III 277 — 4) in
Argos II 619.
Larisos, Fl. 487. 498.
Larymna, St. in Böotien II 326.
Las, St. in Lakonien II 449. III 38^ 42.
Lasion in Elis II 258 f. 309. 319 f. 440.
460.
Lasthenes, Kreter III 263. 276. 277'. 321^
Latium, Latiner 427, II 35. 40".
Latopolis in Aegypten II 170".
Latos auf Kreta II 427".
Lattabos, Aetoler II 409.
Lebadeia in Böotien II 210'. III 94.
115. 178.
Lebedos in lonien 311.398. III 63^ 363.
Leben auf Kreta II 429".
Lechäon, bei Korinth II 253. 333. 443.
448. 458.
Leibethron in Makedonien III 147.
Leibwächter (Somatophylakes) Ale-
xanders 43. 191.
Register.
4SS
Lemnos, Insel 21. 36. 284 f. 398'. II 774
(zu 31(J) — seleukidisch 404 (dazu II
775). II 9*. 741 III 189" — make-
donisch II 489. 580 — befreit II 648.
654 — makedonisch III 28. 189® —
athenisch II 648". III 189 f.
Lenäos, Aegypter III 168.
Leokritos, 1) Athener 378' — 2) im
Dienst des Pharnakes III 75 f.
Leon, 1) Päoner II 225 — 2) S. des
Herakleides, Athener II 253^ — 3) S.
des Kichesias , Athener II 694. 768.
Vgl. Kirchner, Prosopogr. Attica II
14 — 4) Gesandter auf Kreta II
428^ — 5) in Aegypten II 116* —
6) Ort bei Syrakus II 531.
Leonidas, 1) im Dienst des Ptolemäos
305. 318^ — 2) K. von Sparta II
299 ff. — 3) Lakedämonier III 104. 120.
Leonnatos, 1) Begleiter Alexanders 143.
147. 151. 166 — Leibwächter 191.
193 — Satrap 197. 201 f. 205 f. —
2) bei Perseus III 123.
Leonnorios, Galater II 15. 20. 23^. 77 f.
Leontinoi , St. , mit Syrakus verb. 423.
430. 433. 435. 444 — selbständig 488.
II 37 f. 175- — unter Hieron II 184.
517 f. 524 f. — römisch II 531. 558*.
Leontion, St. in Achaia II 455.
Leontios, 1) Makedonier II 335\ 348".
444. 446 ff. 451 f. — 2) in ägyptischen
Diensten II 373.
Leontiskos, S. des Ptolemäos 321.
Leontopolis in Aegypten III 213.
Leosthenes, Athener 200 ff. 205^
Lepidus s. Aemilius.
Lepreon in Triphylien II 7. 257 ff. 441.
III 37.
Leptines, 1) Bruder des Dionysios I II
177* — 2) Tyrann 422^ — 3) Strateg
des Agathokles 462 f. 465 — 4) Syra-
kusier II 177 (vielleicht mit Nr. 3
identisch) — 5) Mörder des Cn. Octavius
III 244. 246 f.
Lerna bei Argos II 320.
Lesbos 39. 69. 104 — seleukidisch II
85 — ptolemäisch II 150. 357^ (^dazu
III 379). 406 — frei II 718. III 63. |
327. 370. I
Niese, Geseb. d. griecU. u. mak. Staaten. III
Letodoros II 772 (zu I 199).
Leukä, 1) in Lakonien 11 426 — 2) in
lonien III 367. 369.
Leukas (Leukadier) , 1) bei Akarnaaien
34 f. 202. 283. 292. 370 — epirotisch
II 237 — akarnanisch II 268. 445.
448. 458. 466. 634. 651. 653. 658. 701.
III 14 — selbständig III 183 — 2) in
Syrien 395. 401.
Leukolla auf Kos II 131.
Leukophrys am Mäander 401^.
Leukon, 1) I, Bosporaner 409. 410'. 411'^.
413 — 2) II, desgleichen 415^
Leukopetra III 350.
Leukos, Fl. III 161.
Leuktron in Arkadien II 312.
Libba am Tigris II 368.
Libyer bei Aegypten 181. 215 f. — Kolo-
nisten II 111 — bei Karthago 450.
Libyphoiniker 450.
Libyssa in Bithynien III 73.
Lichas in ptolemäischem Dienst II 116*.
406«.
P. Licinius Crassus, 1) Konsul 171 v. Chr.
III 118f. 121 ff. 126. 128. 136 — Legat
III 200 — 2) Konsul 131 v. Chr. III 368 f.
Ligurer bei Massalia 490 f. — Hilfstruppen
472. 482. III 152*.
Liläa in Phokis 11 242«.
Lilybäon, karthagisch 427. II 45 f. 50*.
190 f. 193 — römisch II 192. 506. 511.
545. 558.
Limuäa in Akarnanien II 268. 445.
Limnäon in Thessalien II 702.
Limnäos, 1) Makedonier 143* — 2) Dynast
II 160. 359 — 3) im Dienst Philipps V.
II 644.
Limyra in Lykien II 640.
Lindos auf Rhodos 324.
Lipara, liparäische Inseln 472. 487^ II
37. 189. 193. 511*.
Liparo, Syrakusier II 176^^.
Lissos in Illyrien II 284. 474. 475*. lU.
15. 142. 158.
Litteraten im Heere Alexanders 160.
C. Livius, 1) in Tarent II 547 f. —
2) Admiral II 613 — Gesandter II
735 — 3) Prätor II 696. 718 ff. 730.
III 11.
28
484
Register.
M. Lirius (Salinator), Konsul 207 v. Chr.
II 436^
T. Livius, Historiker 13. III 5 — Kritik
II 14. 355. 436*. 437^ 467^*. 476*.
480^ 508^ 510% ^ blV. *. 538*. 541*.
542^ 543*. 545*.«. 551*. 5801 590*.
607*. 628». 648-. 663*. 664*. 738^ 749*.
767^ 770". III 84^ 105^ 106*. 111^
113^ 117». 140^ 141-. 156". 161*. 173".
192". 199^
Lochagos, Aetoler III 103". 133'.
Logbasis, Seigier II 389 f.
Lokrer (Lokris), 200. 202. 232. 251 —
opuntische II 16. 17* — ätolisch II
213. 242 — makedonisch II 503 —
ätolisch II 623. 651 f. (vgl. Opus) —
ozoUsche: ätoUsch II 8. 213. 249.
324 — beide in der Amphiktionie II
219*. III 12 f. — selbständig III 184 —
im achäischen Kr. III 345. 351. 355.
357«.
Lokri, St. in ItaUen 420 f. 425. 474 —
im pyrrhischen Kr. II 32. 34. 43 f.
48flP. — römisch II 63. 182. 507 —
im 2. punischen Kr. II 508. 553 —
föderiert II 553. 556.
Longanos, Fl. bei Messana II 178.
Longaros (Langaros), 1) Agrianer 55.
213" — 2) Dardaner II 227. 598.
Loryma bei Rhodos 326. II 86.
Luceria in Apulien 479. 483. II 39^
Lucius, italischer Söldner II 228".
C. Lucretius, Prätor III 119. 126 ff. 132. 136.
M. Lucretius, Bruder des vorigen III
119. 126.
Lukaner, Feinde der Italioten 425 f. 429.
473 ff. 476 ff. — Gesandte an Alexander
181 — im pyrrhischen Kr. II 26 f.
29 f. 48 f. 51 — mit Rom verb. II 62.
65. 508.
Lusoi in Arkadien 11 261. 419.
Lularios, Galater II 15. 20. 77 f.
C. und Q. Lutatius II 191^
Lychnidos in Illyrien 29. II 465. 488.
652. III 15. 135. 140. 336.
Lydiadas, 1) Megalopolite II 143". 241".
258 f. 271 — achäischer Strateg II
272. 289. 306. 309 — fällt II 312 f. —
2) Enkel des vorigen III 59.
Lydien, makedonisch 62. 161. 197 —
lysimachisch 352. 380 — seleukidisch
II 85. 89. 95 — pergamenisch II 748.
760. III 61 — Lyder im Heer des
Antiochos II 379. 741.
Lykäon in Arkadien II 310.
Lykaonien 89. 342. II 85. 372. 748. 760.
III 61. 372. 374.
Lykastos auf Kreta UI 322.
Lykeion bei Athen H 596.
Lykien (Lykier) 66 ff. 80. 342. 349.
351^ ' — seleukidisch II 85 — ptole-
mäisch H 1Ö2. 128. 141. 169 — antio-
chisch II 640 (dazu ITI 379 f.). 729 ff.
741 — rhodisch H 749. 760. m 77.
81 ff. 841 109 — frei 194 f. — Bund
m 372. 380 (zu II 640).
Lykinos, Italiote II 6b\ 235^
Lykiskos, 1) Beamter Kassanders 252.
283. 291 f. — 2) auf Sizilien 455 —
3) Akarnane II 482 — 4) Aetoler HI
103". 113. 133. 137. 179. IH 312.
Lykon, 1) Nauarch des Antigonos 286 —
2) Peripatetiker II 206. 463" — 3) Achäer
HI 120 — 4) Rhodier III 194.
Lykopas, 1) Aetoler in Kyrene II 143« —
2) ätolischer Gesandter II 764^
Lykophron, 1) Pheräer 30 — 2) Chal-
kidier H 110.
Lykopolis in Aegypten III 86.
Lykortas, Megalopolite, achäischer Staats-
mann HI 36. 40. 44. 47 ff. — gegen
Messene und Sparta III 52 ff. 56 ff. —
im 3. makedonischen Kr. III 133. 137 f.
150. 174«. 183 — Statue III 57 '.
Lykos, 1) Strateg des Lysimachos 363* —
2) Achäer II 455 — 3) Fl. in Phrygien
380 — 4) Fl. bei Thyateira II 391.
Lykosura, Heiligtum III 354«.
Lyktos s. Lyttos.
Lykurgos, 1) athenischer Staatsmann
34. 58. 171 f. (dazu 511). 174 f. —
2) K. von Sparta H 426. 434. 441.
448. 454. 462 f. 482. IH 49.
Lykurgische Verfassung in Sparta ab-
geschafft III 45 — wiederhergestellt
III 60.
Lynkesten, Lynkestis 24. IH 180.
Lynkon, Gebirge II 611".
Register.
435
Lynkos in Makedonien II 601.
Lypedros (Lyperos), Berg in Bithynien
II 73\ III 71.
Lyppeios, Päoner 30.
Lysaudra, 1) T. des Ptolemäos 1, Gr. des
Agathokles 354. 388. 402 f. 404^ —
2) T. des Ptolemäos I, G. Alexanders V
354-. 364.
Lysandridas, Megalopolite II 340.
Lysandros, 1) Athener 292* — 2) Spar-
taner II 300 f.
Lysanias, Dynast in Kleinasien U 160.
359.
Lysias, 1) bei Seleukos I 382^ — 2) klein-
asiatischer Dynast II 160^ — 3) im
Dienst des Antiochos III II 641. 669.
675 — 4) Voitnund des Antiochos V
m 217. 219 f. 237 ff. 241 ff. 244 ff. (wohl
mit 3 identisch) — 5) indo-hellenischer
Herrscher III 221^ 288. 302' — 6) St.
in Phrygien II 90^.
Lysimacheia, 1) in Thrakien 311. 406 f.
— von den Galatern erobert II 20.
77 — Treffen U 23. 25" — ptolemäisch
II 150 — ätolisch II 581 — philippisch
II 588 — antiochisch II 668 ff. 714.
717. 737 — pergamenisch II 760 f.
III 62 — von den Thrakern angegriffen
II 581. 668. III 360 — 2) in Aetolien
386. II 213^ 218'. 445'.
Lysimachos, 1) S. des Agathokles 63
(dazu m 376). 192 — Satrap 197.
201. 204. 228. 236. 246 — gegen Anti-
gonos 274 f. 286. 290. 303 — verm. mit
Nikäa 236* — K. 321. 327. 330. 332 —
gegen Antigonos 339. 342 ff. (dazu II
774). 348 ff. — erhält Vorderasien 352f.
— mit Ptolemäos verb. 354. 355^ 363 —
gegen Demetrios 353. 363 f. 365* —
Getenkrieg 367 f. 407 — K. von Make-
donien 374 ff. 380 f. 383. 384 ff. — Ver-
hältnis zu Athen 358. 378 f. — zu den
Aetolem 386 — Herrschaft 396 ff. (dazu
II 775). 415 — Städtegründungen 311.
397 f. — Ende 402 ff. H 8 — 2) S.
des vorigen II 10 — 3) S. des Ptole-
mäos Philad. II 101. 361 — 4) Jude
m 229 — 5) Babylonier IE 300^
Lysippos, 1) Künstler 62. 188 — 2) achäi-
scher Strateg II 566.
Lyttos (Lyktos) auf Kreta II 102*. 429.
43V. ni 68=*. 321^ 322.
M.
Macella (Makalla?), St. auf Sizilien n542i.
Machanidas, Lakedämonier II 482*^. 483.
485. 489. 491. 566. III 49 — fällt II
498 ff.
Machatas, 1) Makedonier 132. 155 —
2) Aetoler II 425 ff.
Madates, Perser 96^.
Maduatener, Thraker II 761-.
Madytos, St. am thrakischen Chersones
n 593. 668.
Mäandertal, besiedelt II 88 f.
Mäder, Thraker II 478. 489. IH 29. 153.
Mäuake, St. in Iberien 492. 493*.
Mänalier, Arkader II 257 f.
Mäoten am Pontos 410. 412.
Magabas, Berg in Galatien II 754 f.
Magas , 1) Stiefsohn des Ptolemäos I
310. 387 f. II 99 — abtrünnig II 126.
127*. 132 — Tod II 142 — 2) S. des
Ptolemäos ni H 360 f.
Decius Magius, Kampaner II 407.
Magnesia, 1) am Mäander 63. 401 —
seleukidisch II 85^ 89. 134^ 135 ^
162. 588 — ptolemäisch II 149 —
frei n 745. 751. HI 63 (dazu HI 381).
370« — mit Kreta verb. H 428*.
431' — 2) am Sipylos H 17». 89. 162.
719 — Schlacht II 740 ff. — nachher
n 745. 748. UI 63 — Altmagnesia
II 162.
Magneten (Magnesia) bei Thessalien 31 —
makedonisch II 7. 336 — frei II 651.
653 — ätolisch II 685 ff. 691 — make-
donisch II 676. 714. ni 20. 23 f.
125 f. — Bund Hl 182. 356.
Magnetarches, Amt II 653*.
Magon, 1) karthagischer Feldherr 422 —
2) Admiral II 40 f. — 3) in Unteritalien
n 508 — 4) Hannibals Bruder H
681.
28*
436
Register.
Maisaloth (Mesadoth), in Galiläa DI 254^.
Makedonien 23 t}. 40 ff. U 224 f. 286 ff.
m 27 f. — von den Römern unter-
worfen in 164 ff. 179 ff. — Unruhen
ni 243^ 311 f. 313. 333 — röm. Pro-
vinz in 335 f. — Besiedelung 305.
401 f. n 224 — in der Amphiktionie
32. n 219. m 13.
Makedonier, Verhältnis zu Alexander
124 f. 165 ff. — Heer und Heerwesen
25 f. 95. 158 ff. 166 fl\ 184. 221. H 436.
628. 631 f. 741 f. III 32. 120 — Kon-
tingent II 31*. 724. 742 — Seemacht H
466. 493. HI 154ff. — Versammlungen
und Beschlüsse 111. 193 ff. 224f. 235 ff.
238. 254. 259. 270 ff. 277. 389. 391.
n 452. 573. 575 f. IH 219. 260 —
Kolonisten im Orient 298. 394 f. 399.
n 88 f. 96. 111. 162 f. — in Syrien
II 368. HI 277 — in Pergamon IH
65. 367. 368».
Makkabäerbücher 15. IH 6 — zweites
HI 306-^ — drittes II 407*.
Makkabäos s. Judas.
Makris, Insel bei Myonnesos II 736.
Malakon, Herakleote 404*.
Maleatis, Landschaft 37.
Malier, Stamm 202. H 19 — ätolisch
n 213. 242. 275-. 324.
MaUer, Inder 141 f. 144. 497. 501. 503*.
MaUoia, St. der Perrhäber II 604. 699.
702. IH 23. 125.
Mallos in Kilikien 72 f. 294. 640. III
96». 229.
Mamerkos, sizilischer Tyrann 429^
Mamertiner in Messana 487 ff, H 37 f. —
im pyrrhischen Kr. H 34. 43. 45. 47.
50. 64. 175 ff. — mit Rom verb. II
181. 184.
Mameus, unsicherer Name II 38^.
C. Mamilius, Prätor II 559'.
Manasse, Samaritaner IH 223^.
Mandrokleidas , 1) Spartaner H 58' —
2) Freund des Agis IV H 300.
Manduria in Italien 426.
Manethon, Aegj'pter H 109*. 114.
M'. Manilius, Konsul IH 353.
Cn. Manlius, Konsul 189 v. Chr. H 747.
750 ff. 756 ff. 761 f. HI 11. 80.
L. Manlius, 1) Konsul 256 v. Chr. H
164^ — 2) Bruder des Cn. Manlius
II 757.
T. Manlius, Prätor auf Sizilien II 559.
Mantias, makedonischer Offizier 331.
Mantineia 337. II 230. 257. 260 f. 303' —
ätolisch II 262. 306= — streitig II 307.
310. 319. 325 — zerstört 338 — Anti-
goneia genannt H 347. 349. 6841 HI
354« — Schlacht 363. II 498 ff.
Marakanda in Sogdiana 115 f. 118. 119.
159-. 495 f.
Marathos in Phönizien II 126'. Hl 263'.
279.
Marcellien, Fest in Syrakus II 541.
Marcellus s. Claudius.
C. Marcius, Prätor III 145. 156 f.
Q. Marcius (Philippus), Legat 50 f. 54.
112ff, 117 f. 127 — Konsul III 139.
145 ff. 150 f. 156 f. — Statue III 151'.
Marder, Volk 98*. 108 f. — Satrapie
121 — parthisch III 217.
Mareia in Aegypteu 85 f. II 107.
Margania = Marakanda 120=.
Margiana, Landschaft im oberen Asien
392 — zu Baktrien TI 164. 398. 400.
III 285 — parthisch HI 192.
Margos von Karyneia, Achäer II 212.
243. 246. 283.
Marion auf Kypros 219. 278.294. II 122^
Marisa, St. in Idumäa HI 241.
Marmara in Pamphylien öS*.
Marmariden, Libyer II 126.
Maroneia, 1) in Thrake 39 — ptolemäisch
II 150. 580 — makedonisch II 593.
675. 750. HI 20 ff. — frei III 26. 130'.
180. 200 — 2) in Syrien 395.
Marsyas, 1) Pelläer, Historiker 6 —
2) Aegypter III 272 — 3) (auch Massyas)
Landschaft in Syrien 3001 11 366 f.
374.
Maschala (Meschela) in Afrika 463.
Maschonaland (Südafrika), Münzfund IH
302".
Masianer, Volk am Kophen 129''.
Massaga, indische St. 129 f. 500.
Massageten 120 f.
Massalia (Massaliotenj 428 — Geschichte
489 ff. 494 — in Iberien 492 (dazu II
Register.
437
776) — mit Rom verb. II 64. 5Ö9. 643.
ni 371.
Massaner (= Ossadier), Inder 144.
Massinissa III 10". 110. 119. 124. 153. 274^
Mastanabai HI 10^
Mastia in Iberien 493\
Massyas s. Marsyas 3.
Matalos auf Kreta 11 429*^.
Mattathias (Matthias), Jude II 234. 235^
Maues, sakischer K. in Indien III 303.
Maussollos, karischer Herrscher 30. 47.
64^
Mazäos, Perser 84 — Satrap 89. 90^.
94. 121.
Mazaka (Eusebeia am Argäos) in Kappa-
dokien III 249.
Medaba, arabische St. HI 256.
Medeios, 1) Thessaler 185. 219=. 286.
288 f. — Historiker 384- — 2) Athener
318. 320. 324-.
Medeon, St. in Phokis 111 15^
Media, Satrapie 121. 196. 291 — seleu-
kidisch 299. II 92. 94. 148. 163. 167.
365 — abtrünnig III 284. 289. 297 —
Meder, Kontingent III 379. 381. 396.
741. Vgl. Atropatene.
Medien in Akarnanien II 216*. 268. 278 f.
634^ 701.
Megakles , 1) Syrakusier 440' — 2) im
Dienst des Pyrrhos II 33^.
Megaleas , Makedonier II 336". ^ 3481
446 ff. 451 f.
Megalopolis, 1) in Arkadien 20 — make-
donisch 33. 36 f. 38\ 105 f. 237 —
Schlacht 106 f. 497 ff. — kassandrisch
245. 249. 256. 280 — demetrisch 337.
387^ — unter Antigonos Gon. II 7.
56 f. 227. 241. II 256 ff. — achäisch II
271 f. — im kleomenischen Kr. II 307.
311 f. 319. 327. 329 — erobert II 339.
in 46 — hergestellt II 349. 419. 454 f.
m 315*' — gegen Nabis II 565. 596 —
für Makedonien II 618 — Stellung und
Bedeutung III 36 ff. — Bundesversamm-
lung n 413. III 47. 54. 104 — Kon-
tingent II 415. 453 — nach 146 v. Chr.
III 356 — Grenzstreit mit Sparta II
346. III 318. 338 f. 356 — sonstiges
III 94. 179. 354« — 2) in Libyen 446.
Megara, 1) in Hellas 34 f. 203. 309 —
demetrisch 313 f. 353. 366 — unter
Antigonos Gon. II 7. 11^ 16, 17\ *.
230. 235 — achäisch II 253. 298» —
böotisch II 331 f. — achäisch II 566.
III 17 — römisch III 349 — 2) auf
Sizilien II 184. 522-. 525. 528 — 3) in
Syrien 395. 401 — 4) karthagischer
Stadtteil 460.
Megasthenes, Historiker 391". II 93.
Megiste, Insel II 733 f. 745.
Megistonus, Spartaner II 312 ff. 330 f.
333.
Megistos, Fl. II 391.
Melankomas, Freund des Achäos II 394.
Melas, Fl. in Kappadokien III 249*.
Meleagros, 1) Makedonier, Gegner des
Perdikkas 193 f. — getötet 195 —
2) Freund Peithons 271 — 3) S. des
Ptolemäos I II 10. 15. 99" — 4) in
seleukidischen Diensten III 170. 245.
Meliboia, 1) in Thessalien II 652». 702" —
2) in Magnesia III 24. 126^ 149. 167 —
vielleicht mit 1 identisch.
Melite, Insel bei Sizilien II 511*.
Meliteia in Phthiotis 206. II 274. 457.
III 318=^.
Melos, Insel 38^ II 10'6\ 169.
Memakener in Sogdiana 117^.
Memnon, 1) Rhodier 48. 59. 61. 64 f. 69 —
2) Strateg in Thrakien 106. 140. 499 —
3) von Herakleia, Historiker 15. III 5.
Memphis, St. 85. 87. II 105. 111. 375f.
III 268. 270 — Grabstätte Alexanders
217 (dazu II 772).
Memphites, S. des Ptolemäos VII HI
268. 270. 360'\
Menalkidas, Spartaner III 176^ 315*.
319-. 320. 339 f. 342.
Menandros, 1) Satrap 88. 184. 197. 220.
225. 238 f. — 2) indo-hellenischer K.
III 30P. 302 f.
Menas, 1) Bithyner III 329 — 2) Sestier
III 3741
Mende, St. in Makedonien II 606.
Menedemos, 1) Makedonier 118' — 2) Rho-
dier 329 — 3) Krotoniate 481. 483 —
4) Eretrier, Philosoph 377. II 205.
223. 227.
438
Register.
Menekles, 1) attischer Archon 387* —
2) Aegypter II 580.
Menekrates, makedonischer Offizier 405'.
Menelaion bei Sparta II 449.
Menelais bei d. Dolopern III 21*.
Meoelaos, 1) Bruder des Ptolemäos 278 f.
306. 318 ff. — 2) jüdischer Hoher-
priester HI 228 ff. 238 f. 241.
Menes, im Dienst Alexanders 499. 511
(zu 187).
Menesächmos, Athener 175. 179.
Menestheus, Freund des Demetrios I
m 245.
Menestratos (Menestas), Epirote II 697^.
710.
Menidas, Offizier 184.
Menippos, 1) Makedonier II 488 — 2) im
Dienst des Antiochos III II675f. 686.
694 f. 699. 701.
Meniskos, Sölduerfiihrer 413f.
Mennäos, Dynast in Cölesyrien III 221''.
378.
Menoitas, Offizier 271.
Menoitios im Dienst des Ptolemäos I 320.
Menon, 1) Pharsalier 202. 206. 232 —
2) S. des Kerdimmas 77 (vgl. 88 und
Arrian II 13, 7. III 6, 8). — 3) Egestäer
485 f. — Dynast 487 f.
Menschenopfer in Megalopolis III 55 — in
Karthago 466.
Mentor, Khodier 47 f.
Menyllos, 1) Kon-mandant in Munichia
209. 211. 234 — 2) Alabandier in
ägyptischen Diensten III 211. 245.
Mergane (= Morgantion?) auf Sizilien
II 176.
Meroe in Aethiopien II 115. III 275.
Meroes, Inder 135.
Mesambria (Mesembria) in Thrake II 74.
III 75. 78.
Meschela s. Maschala.
Mesene, Landschaft am persischen Golf
II 94. 401«. III 300.
Mesopotamien, Satrapie 197. 273. II 91.
94.148.159 — parthisch III 290. 297.
Messana auf Sizilien 423 — unter Aga-
thokles 436 ff. 440. 444. 472 — von
den Mamertinern besetzt 487 f. (dazu
U 775). II 34. 37. 45. 175. 178 f. 181 —
mit Rom verb. II 182 f. 192. 517. 545.
557.
Messapier 426. 475 f. — mit Tarent verb.
478 f. II 29 f. 32 — römisch H 63.
Messene im Peloponnes, makedonisch 33.
36 f. 55. 203. 256 f. 276. 280. 359.378.
II 8 — mit Pyrrhos verb II 56. 57^ —
selbständig II 227«. 228. 260. 269.
304 — Zustand II 410 f. (dazu lU
379) — im Bundesgenossenkrieg II
412 f. 416. 420. 423*. 424. 442. 444.
448 f. 454 — Unruhen II 469. 471 f. —
in den makedonischen Kr. II 481.
489. 501 f. 566. 646. 655. 661. 693 f. —
wird achäisch II 711 ff. — Abfall III
51 ff. — wieder achäisch III 54 f. 57.
60. 112. 348 — römisch HI 355 f.
359^ — Aufgebot U 420.
Metapontion in Italien 474. 476. 479 —
mit Pyrrhos verb. II 32 — mit Rom
II 63. 546^ — mit Hannibal U 549 —
römisch II 552. 556.
Meteon in Illyrien III 159. 178^.
Methana im Peloponnes, ägyptisch, viel-
leicht Arsinoe HI 38^ 84. 214.
Methone in Makedonien 25. 28. 32.
Methydrion in Arkadien II 309. 414.
III 37.
Methymna auf Lesbos m 185. 328 —
ptolemäisch III 379 (zu 11 357).
Meten, Tarentiner II 29".
Metris, pergamenische Priesterin III 201*.
Metrodoros, Makedonier II 583. III 152.
155. 157.
Metropolis, 1) am Acheloos II 268-.
435 — 2) in Thessalien II 612 f. 699.
703 — 3) in Phrygien II 90=. 753.
Metsowo, Hochebene II 611.
Michael, Erzengel III 234.
Michmas in Judäa III 257^.
Midaion in Phrygien II 90^.
Midon s. Milon 3.
Mikion, 1) Makedonier 207 — 2) Athener
n288f. 331. 4632. 464. 589 — 3) Chal-
kidier III 136*; vgl. Mikythion.
Mikkos, Dymäer U 434.
Mikylos (Mikythos) 292».
Mikythion, Chalkidier U 689. 692. 695;
vgl. 111 136*.
Register.
48»
Milatos auf Kreta II 427^
Miletos (Milesier) in lonien, makedonisch
63. 102. 104. 163. 288. 380 — ptole-
mäisch n 129 — seleukidisch 11 134 f.
586 — frei II 720. 730. 760. III 19.
63. 67^ 132*. 136«. 172. 332. 356 —
römisch III 371 ^
Milinda = Menandros (2) III 30 1*'.
Milindapanha, Schrift III 302^
Milon, 1) im Dienst des Pyrrhos II 31 f.
43. 48. 54. 56. 62 f. — 2) Epirote
II 266 — 3) Makedonier III 160-5.
164.
Miltiades, 1) Athener 173. 458 vgl.
316 — 2) Gesandter HI 251 1.
Miltiane (Miltine), St. in Afrika 464.
Milyas, Landschaft 66 f. II 388. 390.
760.
Minäer, Araber II 117.
Minnion bei Antiochos III IT 679. 742.
Minoa auf Amorgos II 169^.
Q. Minucius, Legat III 323.
L. Minucius (Thermus), Legat III 2678.
Q. Minucius (Thermus), Tribun II 757.
761*.
Misagenes, Numider HI 124.
Mithrenes, Satrap 62. 94.
Mithridates, 1) S. des Ariobarzanes,
Perser 268. 348. 399 — 2) I, Ktistes,
K. des pontischen Kappadokien 399.
406. II 72 — 3) II, S. des Ariobar-
zanes II 84. 137 vgl. 78'. 129. 154. 158 —
4) III, S. des vorigen H 359. 387 —
5) IV Philopator Philadelphos III 78.
328 — 6) V, Euergetes III 368. 372 f. —
7) Schwestersohn des Antiochos III
U 397, vielleicht identisch mit Nr. 5. —
8) S. des Antiochos III II 639 f. ~
9) Satrap von Sophene III 69. 75. 78.
249» — 10) später Ariarathes V III
248 — 11) s. Arsakes VI.
Mithrobuzanes , Fürst von Sophene III
250.
Mitylene s. Mytilene.
Mitylos, Illyrier II 236.
Mnasikles, Kreter 215 f.
Mnasilochos, Akarnane II 701. 746. 758.
Mnasippos, Böoter III 183. 312.
Mnesiptolemos, Historiker III 89^
Moagetes, 1) Kibyrate II 752 — 2) Bu-
bonier III 371«.
Mochyris (?) in Libyen III 21 P.
Modein in Judäa IH 235. 255=*.
Moericus, Iberer II 536*.
Mörissee II 111.
Moiragenes, Makedonier II 575.
Moirokles, Athener 58^ 178«.
Mokissos, St. III 76".
Molon, Satrap und Prätendent II 364 ff.
370.
Molosser in Epirus 33. 202. 252. 11 5.
36. 54*. 456^ — Kontingent II 59 —
mit Perseus verb. III 134 — vernichtet
III 167. 186 f. 336.
Molpagoras, Kianer 11 582.
Molykkos, Makedonier 257.
Mondäa in Thessalien III 23*.
Mondfinsternis 218 v. Chr. II 391 (dazu
779) — 168 V. Chr. UI 161.
Monimos, 1) Spartaner 109^ — 2) Make-
donier 253.
Monoikoshafen bei Massalia 490.
Monunios, Illyrier II 10. 236^
Mophis (Omphis) = Taxiles, Inder 134*.
Mopsion in Thessalien III 124 f.
Mopsuhestia = Seleukeia am Pyramos
III 963.
Morgantia (Morgantion, Morgantine), St.
auf Sizilien 4241 430». 433. 436». H
176^ 522. 529. 531 — Murgentia H
542^
Morzios, Paphlagonier II 755. III 70. 75.
78.
Mothone in Messene 11 410^ 713*. III
37. 355'.
L. Mummius, Konsul IE 347 ff. 353 f.
Sp. Mummius, Legat III 269'. 351*.
Munichia im Peiräeus, besetzt 247. 285 —
unter Demetrios 313 f. 361 — unter
Antigonos II 239 — geräumt II 288.
Mui-gentia s. Morgantia.
Musäos, Gesandter des Antiochos III 11
746. 756.
Museion in Athen 361. 378. 11 775 (zu
I 386). 239 f.
Musikanos, Inder 145. 503.
Muttines s. Myttones.
Mygdonien in Mesopotamien 393. II 94.
440
Register.
Mykene. Dorf bei Argos H 625. 6602.
Mylä, 1) in Perrhäbien III 122 — 2) bei
Messana 436. n 178.
Mylasa in Karien, seleukidiscb II 85'.
588. 759. in 379 (zu II 395) — frei
m 63. 194. 369*. 371.
Myndos in Karien, makedonisch 64 f. 73.
105'. 308 — ptolemäisch II 85. 101 —
frei II 586. 640. 730. ni 63. 80. 367.
371.
Myonuesos in lonien II 736 f. III 632.
363.
Myos Hormos am Roten Meer II 116.
Myriandos in Phönizien 72 f.
Myrina, l)in Aeolis II 84. 643 — 2) auf
Lemnos n 648. 581^ HI 189«.
Myrleia, Apameia genannt II 583.
Myrmekion am kimmer. Bos porös 408.
Myrmidon, Athener 278 f. 285.
Myropolis, Halle in Megalopolis III 462.
Myrtilos, Epirote 362.
Myrton, Epirote III 312.
Mysien, pergamenisch II 392. 760. III
70 — Myser, Kolonisten und Soldaten
II 391. 741. III 65. 367. 368».
Mysta, Geliebte des SeleukosII II 154^.
Mytilene (Mitylene) 69 f. 87. 104. 163
(dazu II 772). U 135' — frei H 217.
494. 727. 732.
Mytistratos auf Sizilien II 188.
Myttones, Libyphöniker II 540 ff. 545*.
Myus in lonien II 586. 588.
N.
Nabarzanes, Perser 100. 101\ 108.
Nabatäer 300. II 116«. 117. III 220. 240^
256.
Nabis, K. von Sparta II 502. 563 f. 565 —
gegen die Achäer 596 f. 616 — mit
Rom verb. 624 ff. — Kr. mit den Rö-
mern II 655 ff. 660 ff. — neuer Kr. II
677 f. 682 ff. — Ende II 688. 71.5.
Nahar-Malcha, Kanal II 369.
Nandrus, Inder 341.
Napata in Aethiopien II 115.
Narthakion in Thessalien , Grenzstreit
m 3181
Nasos in Akarnanien 11 478.
Naukratis in Aegypten II 105. III 171^
172.
Naupaktos, ätoliscbe Bundesstadt 11 459 f.
476. 486 f. 591. 598. 701. 711 — ver-
gebens belagert 714. 722 — bleibt
ätolisch III 184. 346.
Nauplia II 59.
Nautaka in Baktrien 121.
Naxos, Kyklade H 102.
Neapolis, 1) in Kampanien 426. 429 —
mit Rom verb. 478. II 35. 182. 507.
555 — 2) in Afrika 451 — 3) syra-
kusischer Stadtteil II 532.
Necho, K. von Aegypten II 115.
Neiloienos, makedonischer Beamter 500.
Nektanebos, K. von Aegypten 47.
Neleus von Skepsis II 109.
Nemeas, Fl. E 633.
Nemeen, Fest 280. II 458. 486 f. 567.
664. lU 47^
Neolaos, Bruder Molons II 365. 369 f.
Neon, 1) im Dienst des Demetrios 320 —
2) Böoter II 274. 326. III 114^ —
3) Enkel des vorigen III 114. 116.
164. 185.
Neoptolemos, 1) S. desArrhabäos 65 —
2) K. der Molosser 292 — 3) Mo-
losser, Satrap von Armenien 197. 218.
220 f. 252 — 4) S.Alexanders (9), K.
von Epirus 348. 362.
Neptunia = Tarent II 556^
Nereis, G. Gelons II 196. 265 f.
Neroassos, früher Nora 229^
Nesioten, Bund II 102. 774 (zu 309). IH
80; vgl. Kykladen.
Nestor, 1) Epirote II 266 — 2) desgl.
m 134.
Nestos, makedonischer Grenzflufs II 25.
Neton (Neaton), St. auf Sizilien 430^
436\ 454*. II 175^ 184. 539. 557.
Nikäa, 1) T. Antipaters, verm. mit Per-
dikkas 195. 213. 218 — mit Lysimachos
236*. 389. 397 — 2) G. des Alexandros
nr. 16 II 251 — 3) St. am mali-
schen Golf 11 621 — 4) St. bei Mas-
salia 490 — 5) in Bithynien 397 —
Register.
441
bithynisch H 81. III 329 — 6) am
Paropamisos 128 — 7) am Hydaspes
135. 140. 503.
Nikagoras, J) Messenier II 311. 362.
410* — 2) Rhodier, S. des Pamphilidas
HI bl\
Nikias, 1) achäischer Strateg 11 492 f. —
2) Sikeliote aus Engyon II 540 —
3) Dynast in Cölesyrien II 378. III
221^ — 4) Beamter des Perseus III
147 f. (var. Nikon) — 5) Epirote III
183 — 6) indo-hellenischer Fürst III
302\
Nikandros, 1) ätolischer Staatsmann II
677. 710. 764 ff. 768 — von der ma-
kedonischen Partei III 102^ 1031 133 —
2) Archipirat II 726.
Nikanor, 1) Admiral Alexanders 63 —
2) Stageirite 177. 178' (vielleiclit mit
1 identisch) — 3) indischer Satrap 130.
500 f. — fällt 1321 501 — 4) Satrap des
Antigonos 225. 270. 299 — fällt 303.
339 — 5) im Dienst des Ptolemäos I
230 — 6) Freund Kassanders, Kom-
mandant der Munichia 234. 241 f.
244 f. — wird beseitigt 249 — 7) Bru-
der Kassanders, durch Olympias ge-
tötet 251 — 8) Mörder des Seleu-
kos III II 172 — 9) Feldherr Phi-
lipps V II 592. 630 — 10) im Dienst
des Antiochos IV III 236 — 11) Freund
des Demetrios I III 245. 252 f. — fällt
III 254 — 12) Epirote III 312.
Nikarchos bei Antiochos III II 378 f.
Nikasipolis, Mutter der Thessalonike
255'.
Nikatorion am Euphrat 395.
Nikephorion, 1) St. am Euphrat 395 —
2) Heiligtum bei Pergamon II 584. III
66. 327.
Nikippos, Messenier II 424.
Nikodamos, Aetoler II 765.
Nikodemos, Eleer III 47\
Nikokles, 1) K. von Paphos 219. 306
(dazu II 774) — 2) Athener 243 —
3) Sikyonier II 244 f.
Nikokreon, K. von Salamis 219. 278 f. —
Strateg von Kypros 294 — beseitigt
306^ (dazu H 774).
Nikolaos , 1) Aetoler in ägyptischem
Dienst II 374 — bei Antiochos d. Gr.
II 377 — 2) Makedonier III 332 —
3) von Damaskos, Historiker 13.
Nikomachos, 1) Vat^r des Aristoteles
51 — 2) beiPyrrhos II 48 f. — 3) bei
Achäos II 394.
Nikomedeia, St. II 81. III 330.
Nikomedes, 1) I, K. von Bithynien II 23.
73. 75 ff. 81. 136 — s. Statue II 207^ —
2) II, S. des Prusias II 583^ III 201^
326*. 327 ff. 368. 372 — 3) III, III
330« — 4) Monodus III 3301 365'-.
Nikon, 1) Tarentiner II 547 ff. 550^ 551 —
2) Aegypter H 575^ 576.
Nikonia, St. am Tyras 408.
Nikophanes, Megalopolite 11 327.
Nikostratos, 1) Aetoler II 409. 412 —
2) Argiver II 487* — 3) achäischer
Strateg II 625. 633.
Nil mit dem Roten Meer verb. II 115.
Nilmündungeu 323.
Niphates, Perser 60.
Nisäa, 1) Landschaft in Medien 180.
181' — 2) parthische Stadt III
301^
Nisibis (= Antiocheia in Mygdonien) 393.
II 368. III 96^
Nisos, S. des Alketas, Molosser 292.
Nisyros, Insel der Rhodier II 86. 587 f.
Nomographen bei den Aetolern II 215.
563.
Nomophylakes in Athen 248.
Nora (später Neroassos) Kastell in Kappa-
dokien 228 f. 236.
Notion in lonien II 735 — Kolophonier
daselbst II 759.
Numantia, belagert III 296. 364.
Numenios, Satrap von Mesene II 401^
Numider (Nomaden) 450. 456 — bei den
Karthagern H 540 f. 543 — bei den
Römern III 124 f. — Verkehr mit Hellas
III 10. 19.
T. Numisius, Legat HI 174.
Nutria in Illyrien, belagert II 284.
Nymphäon, 1) am kimmerischen Bos-
poros 408 — 2) bei Apollonia IH
119.
Nymphios (Nypsios?), Neapolite 478.
443
Register.
Nymphis , Herakleote , Historiker und
Staatsmann 11. 406. II 137.
Nymphodoros, Syrakusier 441.
Nysa, 1) G. des Ariarathes V III 249* —
2) St. in Karien II 89. III 370^
3) in Indien 129».
Nysäos, S. des Dionysios I 420 f.
0.
Oase des Ammon 86.
Oborzos, Perser 11 163.
Ocellus, Lukaner 429^.
Ochos, 1) s. Artaxerxes III — 2) Fl. 1201
II 165.
Octavianus s. Augustus.
Cn. Octavius, 1) Legat 191 v. Chr. II
701 — 2) Tribun HI 137 — Prätor
III 152. 155. 160. 166f. 179 — Legat
III 206*. 219. 243. 312^ — ermordet
III 244.
Odessos, St. am Pontos 286. 348.
Odomanten in Makedonien III 166 —
Odomantike III 333.
Odrysen 60*. 367. II 570. III 28 f.
Oeta (Oetäer) s. Oite.
Oianthe, St. in Aetolien II 449.
Oinanthe, Mutter der Agathokleia 11 404.
574. 576.
Oineon, St. in Lokris III 184.
Oiniadä, ätolisch 177. 282. 287*. II 237.
268- — makedonisch II 435. 460 —
ätolisch II 478. 503 — akarnanisch
II 769. III 12. 14.
Oinis, Messenier II 424.
Oinoanda in Pisidien III 371.
Oinoe, 1) in Elis II 228* — 2) in Aetolien
III 184.
Oinoparas, Fl. bei Antiochien III 264.
Oion in Lakonien III 342'.
Oite, Berg II 17. 711 — Oitäer, Stamm
202 — ätolisch II 8. 213 — Amphi-
ktionen II 219*. III 13. 356.
Okranes, Meder 271*.
Olbe in Kilikien III 259"^ — Tempel III
377 (zu 396).
Olbia, 1) am Borysthenes 171. 408. 413 —
2) bei Massalia 490.
Oligarchien in Hellas 209 ff. 236. 245.
Olkinion in lUyrien III 167. 178.
Olus auf Kreta II 427«. III 84*. 321".
Olygyrtos (Oligyrtos), Pafs II 341. 415.
Olympia, in Elis 291. 11414.440 — ge-
ehrt und beschenkt II 206. III 11.94.
179. 353. 354« — Olympien von 208
V. Chr. II 491 f. 552 — Olympiaden
II 353.
Olympias, 1) Mutter Alexanders d. Gr.
43. 51 f. 67^ — mit Antipatros ver-
feindet 156. 169. 176. 213 — Regentin
237. 239. 241 f. 250. 252 f. 263 f. —
Ende 254 — 2) G. des Alexandros von
Epirus II 264 — 3) Mutter des An-
tigonos Doson II 286^ — 4) Stadt-
name III 20^ 23'.
Olympichos, 1) kleinasiatischer Dynast
II 160. 359. 571 f. 587 (dazu III 379) —
2) Böoter aus Koroneia III 115.
Olympieion in Athen III 18.
Olympiodoros , 1) attischer Staatsmann
357 f. 378. 386. 387' — gewinnt den
Peiräeus II 231 - 2) Byzantier II
385.
Olympos , Berg, 1) bei Sellasia II 341.
343 — 2) in Galatien II 754.
Olynthos, St. der Chalkidier 27. 29 —
zerstört 32 — ersetzt 257.
Omias, Spartaner II 422.
Omphis (oder Mophis), indischer Name
des Taxiles 131*.
Onatas, Bildhauer II 484«.
Oneia, Berge II 332.
Onesikritos, Obersteuermann Alexanders
140. 166 — Schriftsteller 5.
Onias, 1) Hoherpriester III 91. 92'. 93*.
227 f. 230* — ermordet III 229 —
2) ägyptischer Jude III 212*. 213. 267^
Onomarchos, Phokier 31.
Onomas (vielleicht Onomastos), Spartaner
109'.
Onomastos, Makedonier III 25.
Ooerki (Huwischka), indoskythischer K.
III 304.
Ophelas , Makedonier in Kyrene 216 f.
Register.
44S
(dazu II 772). 294. 303» — abtrünnig
310 — mit Agathokles gegen Kar-
thago 310. 401. 457 f. II 774 (zu 310).
Opis am Tigris 167 f.
Opus in Lokris 290 (dazu IH 377). —
ätolisch II 242 — böotisch II 211 \
274f. 335 — makedonisch 11491.620.
Ora, indische St. 129 f. 500.
Orbelos, Gebirge in Makedonien 305.
Orchomenos, 1) in Böotien 32. 35. 57.
99^ II 210' — 2) in Arkadien 276.
279. 337-. n 230 — ätolisch II 260.
262. 306- — kleomenisch II 307.
313 — makedonisch II 338. 347. 415 —
achäisch II 608. III 35=^. 342 — 3) in
Thessalien 346*.
Ordanes, Perser 151.
Oreos auf Euböa 33 f. 288 f. — make-
donische Festung II 490. 493. 596.
603. 606 f. — frei II 650. 652. 665 —
römische Flottenstation III 128. 145.
Vgl. Histiäer.
Oresten (Orestis) in Makedonien 24''. II
488. 602 f. — befreit II 651. III 21.
112. 381 (zu III 180).
Orestes, 1) K. von Makedonien 26 —
2) s. Aurelius.
Orestorios, Galater II 18.
Orgissos, St. in Illyrien II 465.
Orikos in Illyrien U 471. 478. 665. 667.
III 187.
Orion auf Kreta II 429.
Oriten, den Gedrosiern zugehörig 149.
Orkynia in Kappadokien 228.
Oroanda, St. in Pisidien II 753 (dazu III
380). 757.
Orobatis, Stadt am Kophen 130. 500.
Orontes, 1) abtrünniger Satrap 47 —
2) Satrap von Annenien 264. 390.
Orontobates, 1) Satrap von Karlen 64.
73 — 2) Satrap von Medien 271.
Orophemes, Kappadoker, Prätendent III
248. 250 £F. 260.
Oropios, Satrap 197.
Oropos, St. in Böotien 21 — attisch
35 — selbständig 237 — böotisch 290.
377. II 210^ ni 314^ — Streit mit
Athen III 319 f. — römisch III 357*^ —
Heiligtum II 206. III 11. 179. 353.
Orsoaltios, Thraker II 138^
Orsodates, Baktrianer 123.
Orthobule, Aetolerin III 106'.
Orthon, Syrakusier 457.
Orthosia, 1) St. in Syrien II 152. III
293 — 2) in Karlen III 194.
Ortiagon, Galater II 754. 755'. III
72.
Ortospana, St. in Indien 114". 128".
Ortygia, Stadtteil von Syrakus 420 f. II
38. 44 — erobert II 536 f.
Orxines, abtrünniger Satrap 151*. 156 f.
Osroene, Provinz II 94.
Ossadier, luder 144.
Ostia bei Rom II 41. III 245.
T. Otacilius (Crassus) , Prätor auf Si-
zilien II 5211 538*. 545«.
Ottolobos in Makedonien II 601 f.
Oxathres, 1) Bruder des Dareios Kodom.
119^ 166 — 2) S. des Abulites, Sa-
trap 95. 99. 157 — 3) S. des Dio-
nysios von Herakleia 345. 397.
Oxos, Fl. 114.
Oxyartes, Sogdianer, Vater der Roxane
114. 121 f. — Satrap 197. 260. 271.
500. 502. 504 f.
Oxydates, Satrap von Medien 100.
121.
Oxydraker (Sydraker), Inder Ulf. 143*.
144. 497. 501. 503*.
Oxykanos (oder Portikanos), Inder 145.
Oxythemis, im Dienst des Demetrios
335- — Gesandter 370. 485 ff.
P.
Pachynos auf Sizilien II 516. 522. 528.
535.
Päanion, ätolisches Kastell II 435.
Pädopolites, Galater III 72 ^
Päoner, Stamm 24. 28 S. 304. 396. II 14.
25 — in Makedonien einverleibt II 225.
III 120. 180.
Päri«ades, 1) S. Leukons, Bosporaner 410'.
411-.'. 412 f. — 2) II, S. desSatyros
414 - 3) III 415^
444
Register.
Pästum s. Poseidonia.
Pagä (Pegä) in Megaris II 331 f. III 38.
Pagen am makedonischen Hofe 125.
Palägaza 295.
Palämagnesia (Altmagnesia) II 162.
Paläpharsalos in Thessalien 11 612. HI
129. 145.
Palamedes, Feldherr des Demetrios II
III 284. 292.
Pale auf Kephallenia II 444. 448.
Pallakopas, Kanal 184.
Palibothra (Pataliputra) , am Ganges
341^*. 507^ 508. II 92. III 302.
Pallantion in Arkadien II 309. 349'. III
37. 354«.
Pallene, Halbinsel II 22. lU 148 f.
Pamböotien, Fest II 409.
Pammenes, Thebaner 28*.
Pamphilidas, rhodischer Admiral II 727-
733 f.
Pamphylien, makedonisch 66 ff. 197. 342-
349. 35P. ' — z. T. ptolemäisch II
128. 1391 141 — seleukidisch II 85.
390. 640. 741. 752 — pergamenisch
II 757. 760. HI 62 — frei III 372.
Panätolos, Aetoler II 374.
Panakton in Attika 247. 333 f.
Pandosia in Italien 477. II 33.
Paneiou, an den Jordanquellen, Schlacht
II 578 f.
Pannonien, keltisch II 13.
Panopolis in Aegypten III 208.
Panormos, 1) auf Sizilien 427. 429. II
45 — römisch II 188. 192. 529 f. 557 —
2) in Epirus II 268*. III 318" — 3) in
Achaia II 459 f. — 4) auf Samos II
725.
Pantänos, Aetoler II 250.
Pantaleon, 1) Aetoler II 269. 434 —
2) desgl. II 709. III 109. 137 — 3) desgl.
III 103^ (vielleicht mit 2 identisch) —
4) Dynast in Arachosien III 287.
Pantarkes, Eleer 11 269*.
Pantauchos, 1) Makedonier 372 — 2) im
Dienst des Perseus IJI 151. 164.
Panteus, Spartaner II 339". 363.
Pantikapäon am kimmer. Bosporos 408.
414.
Paphlagonien (Paphlagoner) 71. 89. 196.
11 72 — selbständig II 81. 755. III
70. 368.
Paphos auf Kypros 294. 319. 510 (zu 87).
Cu. Papirius, Legat III 346.
L. Papirius (Cursor) II 61". 63'^
Parachelois in Thessalien III 19.
Parätaker (Parätakene) , 1) in Medien
98*. 99. 265 — 2) in Baktrien 122 f.
Parätonion, St. IL 132. III 376 (zu 1 86).
Parapotamia in Syrien 11 94 — am
Euphrat II 368.
Parauäa, Landschaft in Epirus 364. II 6.
Parion am Hellespont 342. 348. III 62.
370^ 371^
Parmenion, Feldherr Philipps 40. 43 —
Alexanders 59 ff. 66 ff. 72 f. 75 ff. 91 ff.
96. 99 — Tod 111.
Parner, Skythen II 165.
Parnassos in Kappadokien III 76.
Paron, Krotoniate 481.
Paropamisos, Gebirge (Hindukusch) 112jf.
114"^ 126. n 401 — Paropamisaden,
Satrapie 113. 128. 197. 260. 500. II
94^ 164 — Kontingent 159'.
Paroräer, Epiroten III 180^
Faros, Insel II 102 — makedonisch II
581. 592 — frei II 635 — nicht athe-
nisch II 648^ ni 189«.
Parthenion, Gebirge H 421.
Parther (Parthyäa) unter Alexander 107.
121. 151 — Kontingent 93. 159\ 167 —
Satrapie 197. 225. 259. II 773 (zu 260).
n92. 94"^ — selbständig U 140 f. 164 ff.
398. ni 88. 220 — Ausbreitung HI
284 f. 288. 292. 310 — hellenisiert III
301.
Parthiner, lUyrier, römisch II 284. 467 —
makedonisch II 474. 501 f. — illyrisch
II 652 — frei 111 15. 140. 144.
Parysatis, G. Alexanders d. Gr. 166.
Pasargadä 97. 156 f. 496.
Paseas, Tyrann von Sikyon II 244.
Pasikrates, K. von Soloi 219.
Pasiphilos, Strateg des Agathokles 440 f.
469. 472.
Pasitigris, Fl. bei Susa 157 — Gefecht
261 f.
Passaron, St. der Molosser 362. IH 167.
186.
Register.
445
Patala (Pattala), St. und Landschaft
Indiens 146 f. 496*. 503.
Pataliputra s. Palibothra.
Patara in Lykien (J7. 329 — ptolemäisch
II 128 — antiochisch 11 640. 670.
730 f. 734. 745. 758.
Patavium in Oberitalien 480-.
Paträ in Achaia 281. 313 — frei II 11.
18. 211. 412ff. 451. 453. 766 — Syn-
telie n 4551 III 347.
Patrokles, 1) im Dienst des Seleukos
302. 381 — und Antiochos 392. II 75.
98* — 2) ägyptischer Nauarch 11 130
(dazu n 777). 234 f. 428.
Patron (Parron), Phokier 93. lOP.
Patronomen in Sparta 11 317.
Pausanias, 1) K. von Makedonien, S. des
Aeropos 26. 28 — 2) der Oreste 51 —
3) bei Antigonos 286 — 4) bei Seleukos
382 (vielleicht mit dem vorigen iden-
tisch) — 5) Epirote II 610 — 6) Pheräer
II 699 — 7) der Perieget 14". II 356.
in 5 — Kritik II 16^ 171 303i. III
319^
Pausimachos, ßhodier II 726'.
Pausippos, Lakedämonier 109 ^
Pausiras, Aegypter III 87.
Pausistratos, Rhodier II 636 f. 720. 725 f.
Paxoi, Inseln 11 283.
Pedasa in Karlen, von Philipp besetzt
II 587 — geräumt II 648.
Pednelissos. St. in Pisidien 11 388 f.
Peiräeus, Hafen Athens, von Kassander
besetzt 241. 244 — von Demetrios
erobert 313. 360f. 379 — befreit 386.
II 7. 113. 231. 234 — makedonisch K
272 — wieder athenisch II 288. 591.
595 ff. — Flottenstation II 607. 619.
706. 729. ni 17 — von den Achäern
geschützt II 694.
Peiresiä, St. in Thessalien II 612.
Peisäos, Makedonier 192.
Peisis (Pisis), Thespier 366 f. IH 377
(zu I 290).
Peisistratos, Böoter II 626. 647.
Peithidemos, athenischer Archon II 283.
in 385.
Peitholaos, Pheräer 30.
Peithon, 1) S. Agenors, Strateg in Indien
146 f. 197. 340. 503 ff. 504'"' — in Ba-
bylon 295 f. 506 — fällt 297 f. — 2) S.
des Krateuas, Leibwächter 192 — Sa-
trap von Medien 196. 199 f. — Gegner
des Perdikkas 223 f. — Freund des
Antigonos 259. 261. 263. 265. 269.
506 — hingerichtet 270 f. — 3) S. des
Sosikles, von Spitamenes gefangen 120.
Pelagonia, Landschaft und St. in Make-
donien II 465. 478. 600 ff. — im 4. Make-
donien in 180.
Pelinnäon, St. in Thessalien 202'. 206*.
n 699. 702.
Pelion, illyrische St. 55. II 602.
Pella, 1) St. in Makedonien 24^ 4P. 11
101 436. 478 f. — römisch III 164 f. —
im 3. Makedonien III 180. 333. 336 —
2) im nördlichen SjTien = Apameia
383'. 394 — 3) in Cölesyrien n 125.
378. III 221. 240^ — Berenike ge-
nannt II 141.
Pellana in Lakonien 11 462. 566. 683.
Pellene in Achaia 55. 105. 287'- — im
achäischen Bund 11 212. 256. 303'.
329. 633.
Pelopidas, Thebaner 21. 27. 46.
Peloponnes, Peloponnesier, mit Ptolemäos
verb. 309 — unter Demetrios 335 ff.
353 — Pyrrhos daselbst II 56 — gegen
Antigonos II 229 ff. — Einigung n 290.
Pelops, K. von Sparta 11 482. 564.
Peltä in Phi7gien II 90^
Peltasten , makedonische II 448. 451 f.
474. 630 f. — bei Hieron II 510.
Pelusion in Aegypten 84. 323 — von
Antiochos IV erobert HI 171. 173.
175 f.
Pendschab s. Indien.
Penesten in Illyrien III 141 f.
Penteleion, Ort in Ai'kadien II 329.
Peparethos, Insel, makedonisch II 489 f.
580. 600 — athenisch IH 381 (zu
189).
Peräa, rhodisches Festland II 85 f. 111
194* — angegriffen 11587. 621 f. 626.
636 f. 731. 733.
Perdikkas, 1) K. von Makedonien 24 —
2) II, K. 25 — 3) in, Bruder Philipps
27 — 4) S. des Orontes, Feldherr
446
Register.
Philipps 43 — Alexanders 6V. 128.
131. 137^ 142 f. 144. 166 — Leib-
wächter 191 — Reichsverweser 193 f.
196. 199. 213 f. — Kr. mit Antigonos
und Antipatros 214 f. 217 ff. 222 —
fällt 223 — 5) Unterfeldherr des Eumenes
228.
Pergamon (Pergamener) , unter Lysi-
machos 398 — Fürstentum II 73 (dazu
in 378). 130. 156 f. — gegen Philipp
II 584. 610 — gegen Antiochos II
731 f. — nach 188 v. Chr. Ill 61 ff. —
unter Eumenes II 111 66 (dazu III
381). 359 ff. — Attalos II III 327.
361 f. — frei lU 365. 367 f. — römisch
m 370 f. — Dekret für Hyrkanos III
306« — Fürsten HI 18. 65 — Feste
n 207. III 66. 385*. Vgl. Attalos,
Eumenes, Philetäros.
Perge in Pamphylien 67. II 757.
Perigenes, ägyptischer Nauarch II 377.
Perilaos, 1) Bruder Kassanders III 377
(zu 257) — 2) bei Antigonos Monophth.
280.
Perinthos, St. an der Propontis 33. 39.
44 — mit Byzanz verb. II 137. 384 —
makedonisch U 581. 622 — befreit
n 648.
Periöken, lakedämonische II 297. 564.
659. III 341 f. 357.
Perperene, St. in Mysien II 732.
M. Perperna, Konsul, in Asien III 369.
Perrhäber, Stamm, makedonisch 31. 106.
202. 252. n 336 — befreit II 651.
653 — im antiochischen Kr. II 699.
714 — Streit mit Philipp III 21 ff.
25 — im 3. makedonischen Kr. III
105 f. 122. 125. 145. 183 — später III
356 — perrhäbischer Pafs 253. III
159 f.
Persäos, Stoiker in makedonischem Dienst
II 223. 227. 252 f. 263^.
Perseis, makedonische St. III 28.
Persephone, ihr Heiligtum in Lokri II
50 f. 553.
Persepolis 97 f. 263. 496.
Perser (PersisJ 44 — Reich und Ver-
fassung 45 ff. 495 f. — Seemacht 63 ff.
69 f. 102 ff, — makedonisch 97 f. 164 —
Satrapie 156 f. 197 — seleukidisch
299. II 92. 94. 148. 163. 396. m
216 — abtrünnig III 284. 290 — Perser
als Kolonisten II 111. 162 — im make-
donischen Heer 167. 184. 260. II 96.
379 — persische Pässe 96 f. 510.
Perseus, 1) Makedonier II 478. III 31^ —
2) S. Philipps V II 600 f. 766. IH 29.
31 ff. — K. III 81. 90. 98 ff. — Kr.
mit Rom III 113. 117 ff. 121 ff. 129.
134 ff. 140 ff. 146 ff. 159 ff. — Ende III
188 — Verhältnis zu den Galatern III
100 f. 153 f. — zu Kreta HI 321. 323 —
zu Eumenes HI 197 ff. — Charakter
III 153 f. — Bild III 178 — Kinder
III 188. 331 f.
Pessinus, Heiligtum II 82. 753 f. — per-
gamenisch III 69. 204 — autonom III
372.
Petelia, St. in Italien 480^ II 508. 554.
557.
Petines, Perser 60.
Petosarapis (Dionysios) , Aegypter lU
208.
Petra, 1) in Perrhäbien III 21*. 159 —
2) in Thrakien III 29 — 3) in Arabien
301.
Peträos, Makedonier II 422. 444.
Petriner {ütTQivoi) auf Sizilien II 188*.
Peuke, Donauinsel 54.
Peukelaotis, indische Landschaft und St.
128. 130 f. 500.
Peuketier in Italien 476. 483.
Peukestas, Makedonier 143 — Leibwächter
und Satrap von Persien 157. 165 f. 184.
192. 197 — mit Eumenes 260 ff. 267 ff.
— abgesetzt 272.
Peukolaos, Makedonier 119.
Phädros, attischer Strateg 207. 379'. II
232.
Phäka in Thessalien II 612.
Phäneas, ätolischer Staatsmann II 621.
645. 691. 7041 709 f. 7641 766. 768.
Phacnnis, Dichterin II 79'.
Phästos , 1) auf Kreta III 68'' — 2) in
Thessalien II 702.
Phakion in Thessalien II 612. 702.
Phakos bei Pella IH 147. 165. 311.
Phaläkos, Phokier 32.
Register.
447
Phalanna in Thessalien III 124.
Phalanthos, Tarents Gründer 475^
Phalara bei Lamia II 484 f. 691. 710.
Phalarion, sizilisches Kastell 443.
Phalaris, Tyrann II 5GI.
Phalasarna auf Kreta III 321*. 322«.
Phaloria in Thessalien II 613. 652^ 702.
III 23.
Phanä auf Chios III 155.
Phanagoreia, bosporanische St. 408.
Phanote in Epirus HI 134. 144. 167.
Pbanoteus in Phokis II 456. 615.
Pharä, 1) in Achaia II 11. 211. 412 f.
434. 453 — 2) in Messene II 566.
713*. III 55.
Pharasmanes, 1) Chorasmier 119 — 2) S.
des Phrataphernes, Satrap 151.
Pharkadon in Thessalien 31 '. 38\ 237.
Pbarnabazos, 1) Perser 47 — 2) S. des
Artabazos 69 f. 103 f.
Pharnakeia, St. am Pontos III 381 (zu 74).
Pharnakes, K. des Pontus III 70. 74 ff.
(dazu III 381). 78 — Tod 202. 215^. 328.
Pharnuches, Lykier 117 f.
Pharos in Illyrien II 106. 277 — römisch
436 ff. 467. 503. ni 178.
Pharsalos in Thessalien 206*. 208. II
457 — ätolisch II 273^ 287^ 324^
494. 503 — thessalisch II 588. 622.
645. 651 — von Antiochos erobert II
700 — wieder thessalisch 11 703 —
Paläpharsalos s. dieses.
Pharygä in Phokis 243.
Pharykos, Aetoler II 261''. 271.
Phaseiis 66 f. — frei 308. II 85. 733.
III 63. 193.
Phatnitische Nilmündung 323.
Phayllos, 1) Phokier 31 — 2) Argiver
II 487*.
Phegeus, Inder 138.
Pheia in Elis II 414.
Phelline, St. in Afrika 463.
Pheneos in Arkadien II 257. 260'. 329.
Pherekles, Satrap II 165.
Pherä, St. der Thessaler 31 f. 346 f. II
273^ 457. 612. 629 — von Antiochos
erobert II 698 f. 703.
Phiditien in Sparta II 297 — reformiert
n 301.
Phigaleia in Arkadien II 230. 257 —
ätolisch II 260. 306*. 325. 409. 412.
414 — achiüsch II 442.
Phila, 1) T. Antipaters, G. des Krateros
207. 278 — des Demetrios 280. 295.
329. 355. 365. 3841 II 263* — stirbt
376 — 2) G. des Antigonos Gon. II
23. 77. 263. III 377 (zu I 391) —
3) St. in Makedonien III 125. 146 ff.
159.
Philadelpheia, 1) in Cölesyrien = Rab-
batammoQ II 141. III 221. 240* —
2) in Lydien III 362.
Philä in Aegypten III 213^
Philammon , Aegypter II 573'. 574.
576.
Phileas, Tarentiner II 547 \
Philemenos, Tarentiner II 547 ff. 551.
Philemon, Dichter II 239 \
Philetäreia, Ort II 156.
Philetäros, 1) Tianer, Dynast von Per-
gamon 403. 406. n 23^ 72 f. 84 (dazu
378). 130. 206. 207. III 68<' — 2) S. des
Attalos I II 628. III 18*. 64. 72^.
122. 204.
Philetas, Dichter II 107^ 110.
Philinna, G. Philipps 191.
Philinos, 1) Akragantiner, Historiker 11 —
2) Korinthier III 341*.
Philippides, komischer Dichter 358. II
205.
Philippoi, St., früher Krenides 29.
Philippos, 1) Bruder des Perdikkas (2)
25* — 2) il, S. des Amyntas, K. 27 ff.
36 f 39 ff. — im Peloponnes 36 f. II
4493 _ Frauen 43 — Grab 198 —
göttliche Ehren 263 — 3) III, früher
Arrhidäos, S. des voi'igen 191 — wird
K. 193 f. 212 — Edikt an die Hellenen
236 f. 243. 245 — Ende 250 f. 255 —
4) S. des Menelaos, Makedonier 110 —
5) Satrap von Baktrien 197 — von
Parthien 225 — beseitigt 259 (vielleicht
mit dem vorigen identisch) — 6) Akar-
nane, Arzt 72^ — 7) S. des Machatas,
Satrap von Indien 131 f. 141. 144
500 f. — fällt 151. 340. 504 — 8) S.
Antipaters 287 — 9) G. der Berenike
361. 388 — 10) Freund des Antigonos
448
Register.
Monophth. 295. 343 — 11) jüngerer
S. des Antigonos Monophth. 306. 322\
III 377 (zu I 303) — 12) IV, S. Kas-
sanders, K. von Makedonien 357 f. —
13) bei Eumenes von Kardia 268 —
14) in ptolemäischen Diensten 336 —
15) in Aegypten II 116* — 16) S. des
Lysimachos II 10 — 17) attischer
Archon 376* — 18) V, S. des De-
metrios, K. von Makedonien II 286 f.
348. 405. 407 — im Bundesgenossenkr.
II 420 ff. 431 ff. 438. 443 ff. 456 ff. —
im 1. makedonischen Kr. 11 465 ff.
474 f. 478 ff. 483 ff. 486. 494 f. 501.
531 — nach dem Frieden II 568 ff. —
gegen Aegypten 578 ff. — Vertrag mit
Antiochos 11 584. 588 — im 2. make-
donischen Kr. II 593ff. 600ff. 609 ff.
620 ff'. 628 ff. 644 ff. — mit Rom verb.
II 654. 658. 675. 677 f. 698 f. 701 ff.
708 ff. 713 f. 724. 763. 768 — hellenische
Politik II 411^ 424. 446. 451. 468 ff.
486 f. 567. III 14 — Erlafs an Larisa
II 569 — auf Kreta II 430 f. (dazu
II 779). 571 — in Illyrien II 424.
465 ff. 471. 473 ff. — in Thrakien 111
30 f. 332 — letzte Jahre III 19 ff. 31 ff.
71. 73 — Ende III 35 — 19) Epirote
II 502 — 20) S. Alexanders, Megalo-
polite, Kronprätendent II 693. 698.
702. 712 — 21) S. des Perseus III
121 — gefangen III 166. 188. 332 —
22) bei Antiochos III II 742 — 23) Be-
amter des Antiochos IV III 218. 242 f. —
24) Kommandant in Jerusalem III
236 — 25) Achäer III 183 — 26) Pseudo-
philippos s. Andriskos.
Philippupolis , 1) = Theben in Phthia
II 4.58 — 2) = Gomphoi III 20 —
3) in Thrakien III 28 f.
Philiskos, Korkyräer, Dichter II 108.
Philistion, Syrakusier II 536.
Philistis, G. Hierons II II 177. 197^ 198.
Philistos, Syrakusier, Historiker 11 177*.
Phillidas, Aetoler II 441 f.
Philocharis, Tareutiner II 28^.
Philochoros, Athener, Historiker II 239 f.
Philodemos, Argiver II 533.
Philokles, 1) attischer Strateg 178. 179* —
2) K. von Sidon, ägyptischer Nauarch
II 102=. 125«. 128. 130 — 3) Make-
donier im Dienst Philipps V II 588.
597. 614. 618 f. 624 f. III 25. 33 f.
Philokrates , 1) Athener 33 — i^hilo-
krateischer Friede 32 — 2) Rhodier
III 193.
Philomelion, St. in Phrygien II 90^
Philomelos, 1) Athener 241* — 2) Aetoler
II 17'^.
Philon, 1) Athener, Architekt 172 —
2) Philosoph 315 — 3) Aeniane, Truppen-
führer 199 — 4) Aegypter 11 404*.
576 — 5) Chalkidier, Anhänger des
Antiochos III II 695" — 6) Thessaler
III 349. 746. 758.
Philonides, 1) Tarentiner 11 28^ —
2) Laodikeer, Epikureer III 258*.
Philophron, Ehodier III 131. 193.
Philopoimen, 1) S. des Kraugis, Megalo-
polite II 340. 344 — achäischer Hip-
parch II 487 — Strateg II 497 ff. 566 ff.
678. 683 ff. 688. 715 f. III 16. 44 f. 47.
50 f. — Ende III 52 f. — Politik II
2571 616^ III 36 ff. — Verhältnis zu
Rom II 685. 693. III 55 — Ehren III
55. 352. 353* — Biographie II 350 —
2) S. des Thearidas II 350= — 3) Feld-
herr des Attalos II III 349. 363.
Philostratos, Epirote III 134. 144.
Philotas, 1) S. Parmenions 110 f. —
2) Satrap von Kilikien 196. 219. 240 f. —
3) Freund des Perdikkas 273 — 4) Offi-
zier des Antiochos III II 727.
Philotera, 1) Schwester des Ptolemäos 11
II 114 — 2) St. am Roten Meer II 116.
Philotereia, St. in Cölesyrien II 141. 378.
HI 221.
Philotimos (oder Diotimos), im Dienst
des Ptolemäos 309*.
Philoxenos, 1) Makedonier, Steuerein-
nehmer 88. 163. 176 — 2) Truppen-
führer 94 f. 184 — Satrap von Kilikien
219. 225. Vgl. Wilcken, Hermes 36
(1901) 191. — 2) indo - hellenischer
Herrscher III 302^
Phintias, 1) Tyrann von Akragas 488.
II 37 f. — 2) angeblich Syrakusaner II
176^ — 3) St. auf Sizilien 489. II 561.
Register.
449
Phlius (Phleius) im Peloponnes 203 —
unter Tyrannen II 226 — achäisch II
290. 330. 438. 633.
Phlyakes, tarentinische Komödie 474.
Phönizien (Phoinike), von Alexander er-
obert 77 ff. — nachher 241. 275. 297 ff.
— teils ptolemäisch, teils seleukidisch
n 101. 12P». 124 ff 128. 141. 169.
Phoibetempel in Sparta II 663.
Phoinike, St. in Epirus II 267. 279. 501 f.
m 187. 336.
Phoinikus bei Patara II 730.
Phoinix, 1) S. des Antigonos Monophth.
322^ - 2) Tenedier, Offizier und Sa-
trap 221. 228. 305 f. 308. 343 — 3) Kolo-
phonier, lambograph 398^.
Phoitiä in Akarnanien II 237. 268". 432.
Phokäa in lonien, seleukidisch II 851
135' — mit Attalos verb. II 390 —
im antiochischen Kr. II 719 f. 725 ff.
732. 738 — frei U 760. III 63 — mit
Aristonikos verb. III 367. 370 f. —
Mutterstadt Massalias 489. 494. III
370 f.
Phokion, Athener 33. 58*. 170^ 173. 201.
205. 207. 209 ff. 233. 241 — verurteilt
242 ff.
Phokis (Phokier), 30. 32. 200. 202. 290.
II 16. IV. 18. 19* — ätolisch II 213.
242. 324 — mit Makedonien verb. II
274. 335. 422. 430. 451. 489 — im
2. makedonischen Kr. II 615. 623. 657.
707 — ätolisch U 651 f. 714 — unab-
hängig m 12. 15. 17^ 345 — römisch
in 351. 355. 3576 _ j^ ^^^ Amphi-
ktionie 32. n 21. 219*. UI 13. 357.
Phokritos, Herakleote 405.
Phoruna, St. der Mäder 11 478.
Phoxidas aus Meliteia U 376^
Phraates, 1) I = Arsakes V HE 216 f.
284 — 2) II = Arsakes VII III 297 ff.
304.
Phrasaortes, Satrap von Persien 98. 156.
Phrataphernes, Satrap von Parthien und
Hyrkanien 108. 121. 136. 151. 197.
Phriapatios (Arsakes IV), Partherk.
III 216. 301.
Phrixa in Triphylien 11 44 P.
Phrygien, seleukidisch II 79. 85. 95.
Niese, Gesch. d. griech. u. mak. Staaten. UI.
155 — pergamenisch II 748. 760 —
Grofsphrygien , Satrapie 66. 70. 197.
342 — seleukidisch 351. 380. II 71.
158. 160. 753 — pergamenisch in 61.
372 f. — Phrygien am Hellespont 62.
197. 218. 276. 305. 308. 342. 3911 U
95 — pergamenisch III 61 — inCxtriTog
III 70. 72 — Städte 405. II 90 f. —
Phryger, Kontingent II 741.
Phrygios, FL, Schlacht II 740 ff.
Phthia, 1) T. des Menon II 772 (zu I
203) — 2) G. des Demetrios von Make-
donien II 166. 264.
Phthiotis (Phthioten) s. Achaia in Phthia.
Phylake in Thessalien II 273-.
Phylakia, vielleicht in Attika 11 273.
Phyle in Attika 333 f.
Phylarchos, Historiker 11. II 356.
Phyrkos (Pyrgos), in Elis 11 488.
Physkos, auf der rhodischen Peräa 11 86.
Phytia s. Phoitiä.
Phytäon in Aetolien II 445'.
Phyxion in Elis II 455.
Pierer, Thraker 24.
Pieria in Nordsyrien 395.
Pierion, Dichter 160^
Pigres, Truppenführer 221.
Pimprama in Indien 137.
Pinara, St. in Lykien 67.
L. Pinarius auf Sizilien II 530.
Pinaros, Fl. 74 f.
Pinnes, Illyrier II 279'. 285^ 4171 438^
Piraten (Seeräuber), 105 f. 325 f. 330 f.
346. 363*. II 358. 430. 450. 571. 635.
656. 726. 729'. 736. 764^ 772 (zu I
207). III 374.
Pirusten, Illyrier III 178.
Pisider (Pisidien), 67 f. 212 — unab-
hängig II 85. 372. 388 ff. 678 ff. 751 —
von den Römern angegriffen II 752 —
pergamenisch III 61 f. 372.
Pisis s. Peisis.
Pisye (Pisyetis) in Karlen II 636'. III 81*.
Pitane in Aeolis 59. 11 23". 731 81'. 84.
Pithekusen, Inseln 459.
Pittakos (Spitakes), Inder 132".
Pixodaros, Karer 64.
Platää, wiederhergestellt 35. 57. 170 —
Bundesstadt II 210'.
29
450
Register.
Platanos in Phönizien II 377.
Piaton, 1) Philosoph 429^ II 299 —
2) Dimallite (Piator?) III 141^ —
3) Epiphanes, Dynast III 288.
Plator, lUyrier 1) II 430. 490 — 2) s.
Pleuratos 3.
Pleiä in Lakonien II 683.
Pleistarcheia, St. in Karien (= Herakleia)
II 775 (zu I 351).
Pleistarchos , Kassanders Bruder 244^.
289. 347 ff'. — Satrap von Kilikien
351. 354f.
Pleistias aus Kos 320.
Q. Pleminius, Befehlshaber in Lokri II
553.
Pleuratos, Illyrier, 1) Vater Agrons II
277 — 2) S. des Skerdilaidas II 474.
481. 489. 502. 598. 603 — wird be-
lohnt 652. 764. 766. III 15. 140 —
8) oder Plator, S. des vorigen III
140 f. — 4) S. des Genthios III 159 —
5) Verbannter III 119''.
Pleuron in Aetolien II 275 — achäisch
III 12^ 184 f. 319.
C. Plinius, der ältere 16.
Pluinna, St. in Makedonien II 602.
Plutarchos, Historiker 7. 13 f. II 391
356. III 5.
Pnytagoras, kyprischer K. 80. 510 (zu 87).
Podilos, karischer Häuptling II 587^ (dazu
III 379).
Poitneion, Kastell in Athamanien III 23.
Pola in Istrien II 2781
Polemäos (nicht Ptolemäos II 773 zu
289), S. des Demetrios, Neff"e des Anti-
gonos Monophth. 229. 275 f. — Satrap
276 — in Karien 278. 285 f. — in
Hellas 289 ff'. — abtrünnig 305 — be-
seitigt 308.
Polemokrates, 1) Makedonier 138 —
2) Rhodier.
Polemon, 1) S. des Andromenes 112 —
2) Anhänger des Perdikkas 217. 231.
273.
Polichna, argivischer Ort II 426.
Politzia, Hochebene II 611^
Poly änos, 1) Kyparissier II 41 1 * — 2) Syra-
kusier II 519 — 3) Schriftsteller 16.
434". II 356.
Polyaratos, Rhodier III 131. 156 f. 176'.
193.
Polyarchos, 1) in Babylon 298 —
2) Aetoler II 17».
Polybios, S. des Lykortas, Verwandter
Philopoimens II 350. III 36*. 55 —
achäischer Staatsmann III 133. 138 f.
146^ 150. 174« — in Rom III 183.
245. 316*. 31 7 f. — Vermittler III 351^
353 ff. — Historiker 11. II 350ff. III
4 — sein Werk II 68. 217''. 4141 *.
464^. 618". III 198' — Statuen III
354*=.
Polydamas, makedonischer Offizier 111.
169^
Polydoros, Syrakusier II 198.
Polyeuktos, Athener 58'1 203.
Polykleitos, 1) Nauarch des Ptolemäos
278 ff. — 2) in syrakusischen Diensten
II 536.
Polykles, Makedonier 232. 251.
Polykrateia, G. des jüngeren Aratos II
473.
Polykrates, S. des Mnasiadas, Argiver
II 335\ 376. 380. 673. III 86 f.
Polykritos, Aetoler II 261.
Polymachos, Pelläer 157^
Polyperchon, (nicht Polysperchon 234'),
1) S. des Simias, Makedonier 123'.
169. 232 — Reichsverweser 234. 286 ff.
244 f. 249 f. — verdrängt 251 ff. 255.
263 f. — mit Antigonos verb. 275 ff.
279 f. 287. 291' — in den Frieden ein-
begriffen III 377 (zu 303) — stellt
den Herakles auf 306 f. — Ausgang
308 f. 317. 333. 337. 356 — 2) Aetoler
II 259.
Polyphantas, Makedonier 11 488.
Polyphontas, Spartaner II 421*.
Polyphron, Aetoler II 17'.
Polyrrhenia, St. auf Kreta II 429 f. 451.
Polytimetos, Fl. 118.
Polyxenidas, Rhodier, Nauarch des Antio-
chos III II 694. 698. 703. 717 — bei
Korykos geschlagen 719 f. 724 ff. —
bei Myonnesos 735 ff. 745 f.
Cn. Pompeius III 310
Pompeius Trogus, Historiker 7. 13, II
355. vgl. Justinus.
Register.
451
Pompidas, Böoter IH 116^
Numa Pompilius 429^.
Pontius, Samnite 429^
Pontus s. Kappadokien.
Pontusstädte (Pontische Griechen) 171'.
367. 405. 407 ff. II 9. 25=». 276.
C. Popilius, Gesandter III 137 f. 143 —
nach Aegypten III 155. 167. 175. 339 —
auf Rhodos III 192.
M. Popilius, Kriegstribun III 149.
M. Porcius Cato, 1) Gesandter in Hellas
II 692^ 694* — Tribun II 705. 717* —
Senator III 108*. 193. 317 f. 329^ —
Historiker III 3 — 2) S. des vorigen
m 163'.
Porös, 1) Inder, von Alexander besiegt
132 ff. 135 ff. - wird König 139 f. 197.
340. 497. 502. 504 — beseitigt 260.
505 — 2) ebenfalls Inder 136 f.
Porphyreon in Phönizien II 377.
Porphyrios, Chronograph 15. III 5.
Portikanos (Oxykanos), Inder 145*.
Poseidion, 1) in Syrien 294. III 308 —
2) am Roten Meer II 116.
Poseidippos, Dichter 358*. II 103^.
Poseidonia (Pästum) , lukanisch 425.
476 — römische Kolonie II 62. 508. 5501
Poseidonios, 1) Historiker des Perseus
III 3. 163'^ — 2) von Apameia 12. III 4.
Postumius, Legat II 28^.
A. Postumius, 1) Konsul 229 v. Chr.
II 283 ff. — 2) Prätor II 701 — Legat
III 101- — 3) Prätor III 317^ 327* —
Legat III 351*. 352' — Historiker
III 31
Potidäa 29 — später Kassandreia 257.
Präneste in Latium II 35.
Präsos, Ort auf Kreta II 427^ 428 '. III
321. 321-'.
Prasiä, St. 1) in Argos II 426 — 2) in
Attika II 606.
Prasier, Inder 138^ II 93.
Praesti, Inder 145^
Pranichos, Dichter 160'.
Prauser, Galater II 15^
Praxippos, K. von Lapathos 278^
Praxo, Delpherin HI 110.
Prepelaos, Feldherr Kassanders 280. 285.
335f. — in Asien 342 ff. 348.
Priapos, St., pergamenisch III 62.
Priene in lonien 188'-. 398' (dazu II 775).
II 772 (zu 163) — seleukidisch II 74'.
129. 149 — frei III 63" — verb. mit
Orophernes III 248. 251 f 360 —
Grenzstreit mit Samos 398^ II 135*. >».
759*. III 80.
Prinassos in Karien II 587.
Prion, Oertlichkeit in Sardis 11 393.
Priyadarsin, Name des Acoka II 141.
Proandros, Aetoler III 1031
Proerna, St. in Thessalien II 700. 703.
Proexes, Satrap 500.
Prones, St. in Phthiotis 3461
Pronnoi, St. auf Kephallenia H 444.
Prophthasia, St. 110.
Proskynese am Hofe Alexanders 164.
Protarchos, 1) Strateg unter Antiochos V
III 237 — 2) Aegypter III 305*.
Proteas , 1) Makedonier 70 — 2) Hof-
narr Alexanders 160*.
Protimos, Gortynier, wird geehrt II 6601
Protogenes, 1) Maler 326** — 2) Bory-
sthenite II 20".
Proxenos, 1) Historiker des Pyrrhos
10' — 2) Hypatäer III 105. 106^
Prusias, 1) I, S. des Ziaelas H 159.
207. 359. 392 — gegen Byzanz II
384 ff. — mit Philipp verb. H 480 f.
491. 494. 502. 582 f — im antiochi-
schen Kr. II 674. 735. 760 — Kr.
mit Eumenes III 26. 70 ff. — Bei-
name III 71" — 2) II, S. des vorigen
III 74 f. 77. 321* — im 3. makedonischen
Kr. m 100. 110. 119. 145. 148. 200 —
Feind der Pergamener IH 202. 326 ff. —
Ende III 328 ff. — 3) Monodus HI
330^.
Prusias, St., früher Kios II 583.
Prytanis, 1) S. des Pärisades, Bosporaner
413 f. — 2) Peripatetiker H 349. 454.
Psalmen, makkabäische III 234^.
Psesser, am kimmer. Bosporos 410^
Pseudokallisthenes 9.
Pseudoperseus (auch Pseudophilippos)
m 337*.
Pseudophilippos, 1) s. Andriskos — 2) HI
336 f.
Psoa, Landschaft am Bosporos 415.
29*
453
Register.
Psophis in Arkadien II 257 — eleisch
II 259 — achäisch II 439 f. 460.
Pteleon, St. in Phthiotis 346^ II 606*.
691. m 23 — zerstört III 126.
Ptoien, Fest HI 314^
Ptolemäen, Fest 332. II 465.
Ptolemäos, 1) Alorite, K. von Makedonien
27 — 2) makedonischer Heerführer
65. 73 — 3) S. des Lagos, Leibwächter
Alexanders Ulf. 115. 130. 142. 145^
166. 181 — nach Alexanders Tode
191. 193. 195 — Satrap von Aegypten
196. 214 ff. — Kr. mit Perdikkas 218.
222 f. — besetzt Kypros und Syrien
230 f. — mit Kassander verb. 234.
240 — gegen Antigonos 274. 278 f.
293 ff. 303. 305 f. — befreit Hellas
308f. (dazu U 774) — wird K. 321 —
mit Rhodos verb. 324. 327 f. 330:ff. —
Kr. gegen Antigonos 319ff. 323 f. 339.
344 ff. — in Cölesyrien 349. 352. II
124. 126 — erobert Jerusalem 230*.
in 222 — mit Lysimachos verb. 354 f. —
mit Pyrrhos 361 f. — mit Agathokles
370. 473. 485 — in Hellas (Athen)
360 f. 363. 374 f. (dazu IH 377). 377 f.
379'' — auf Kypros 230. 306. 363 —
Ausgang 387 ff. — Ehren, Beiname
142*. 332. n 112 f. — Hellenismus II
206 f. — Historiker 5 f. — 4) Keraunos,
S. des vorigen 388 f. 403. H 99 —
K. von Makedonien 406. H 30 f. —
Tod n 14f. m 384 — 5) n, Phila-
delphos 388 f. (dazu H 775). II 98 ff. —
gegen Makedonien II 9. 11. 123 f. 230.
232. 246 f. — gegen die Seleukiden
n 79. 84. 123 f. 136. 139 — auf Kreta
n 428 — Reich II 141. 143 f. — Ver-
hältnis zum Westen H 66. 144 f. 191.
196 — Hellenismus II 107 f. 112.
206" — Verhältnis zu den Juden HI
213^ 214» — Beiname H 98* — Tod
H 144 — 6) III, Euergetes ü 101 —
verm. mit Berenike H 142 f. — K. II
145. 168 ff. (dazu II 777) — Kr. gegen
die Seleukiden II 146 ff. 153. 155. 159.
168 — hellenische Politik U 254. 304.
307. 320. 331. 342. 358. 428 — sonstiges
n 196. 206. m 222^ — Ende H 360 — |
7) IV Philopator, wird K. II 360 ff. —
Kr. mit Antiochos III II 375 ff.
380ff. — mit Achäos verb. II 371.
386. 393 f. — Vermittler in Hellas H
407. 458. 485. 489. 494. 500 f. — sonst
II 431. 464 f — Herrschaft II 403 ff. —
Ende II 572 — 8) V, Epiphanes, An-
fänge II 572. 574 ff. — auswärtige Ver-
wickelungen II 574. 639. 670. 674.
678. 696^ — in Hellas H 590. UI 40.
90 — Herrschaft III 82. 83 ff. 90 f.
226, vgl. II 621. 651 — 9) VI, Philo-
metor, K. von Aegypten IH 91 — im
3. makedonischen Kr. III 110. 145.
169 f. — Kr. gegen Antiochos Epiph.
III 168 ff. — regiert mit seinem Bruder
ni 150. 173. 176. 207 f. — Streit 208 ff.
245 — Einmischung in Syrien III 258.
260. 262 ff. — Herrschaft III 18. 214.
275 f. 321 — Ende IH 264 ff — 10) VII,
Physkon, wird K. III 173 — Streit
mit Philometor III 207 ff. 245. 311^ —
in Kyrene III 209 — K. in Aegypten
III 267 — Streit mit Kleopatra HI
268 ff. 305. 308 — als Regent III 272 ff.
407* — Schriftsteller III 4\ 274 —
Ende III 310 — 11) VIII, Lathyros
III 275^ 310f. — 12) IX, Alexander
III 3 10 f. — 13) X, Auletes III 311 —
14) Apion, K. von Kyrene III 310.
366* — 15) K. von Kypros III 311 —
16) Eupator, S. Philometors lU 266.
268 — 17) beigenannt vtog <Pi,lo7i(iT0}()
III 266* — 18) Neffe des Antigonos
Monophthalmos s. Polemäos — 19) S.
des Lysimachos II 10. 21. 24. 100' —
20) S. des Pyrrhos 362. H 31. 54 f.
59. 236 — 21) S. des Alexander von
Epirus II 264 f. — 22) Beamter Phi-
lipps V n 447. 452 — 23) Bastard
des Ptolemäos Philad. II 134 f. —
24) von Telmessos II 749. HI 84* —
25) von Megalopolis, verwaltet Kypros
II 670* — Historiker II 350 —
26) Stadtpräfekt von Alexandrien
II 363 — 27) S. des Chrysermoa H
362*. 363* — 28) S. des Sosibioa U
573*. 577 — 29) S. des Thraseas H
378* — 30) Aegypter, beigenannt Sym-
Register.
453
petesis III 210 — 31) beigenannt Ma-
kron III 1761 237 — 32) S. des Dory-
menes, Strateg von Cölesyrien III 230.
236 — 33) S. des Abubos, Jude III
294 f. — 34) Dynast von Kommagene
III 220. 249.
Ptolemaion, 1) auf Rhodos 332 — 2) in
Athen II 465.
Ptolemais, T. des Ptolemäos Lagi 355.
380. 384-. 388. II 142.
Ptolemais, 1) St. in Oberägypten II 105
(dazu 716) — 2) am Roten Meer II
116 — 3) in Kilikien II 128"' —
4) = Barke II 144 — 5) in Phönizien,
früher Ake II 128. 141. 266 — au-
tiocbisch II 374. 379 — ptolemäisch
II 382 — seleukidiseh II 580. III 221.
261 f. 264 — unter Tryphon 279 f.
282. 293. 306 f. — judenfeindlich III
240. 243 — 6) Phyle in Alexandrien
II 107* — 7) Phyle in Athen II 464.
Pura, St. in Gedrosien 151. 495 f.
Puteoli s. Dikäarcheia.
Pydna, St. 29. 252f. 286^ III 147 —
Schlacht III 161 ff. 164f. 334.
Pygmalion, K. von Kition 278^ 294.
Pylämenes, Paphlagoner III 368. 372.
Pyläische Versammlung der Aetoler =
9tQuix(< II 599'.
Pylos in Messenien, achäisch 11 411.
417 f. 486. 652. 712. III 37 — streitig
II 646 — messenisch III 355'.
Pyra am Oeta II 711.
Pyrene, St. 491".
Pyrgos, 1) in Triphylien II 441* —
2) in Elis s. Phyrkos.
Pyrrheion in Ambrakia II 61. 765.
Pyrrhias, Aetoler II 453 f. 476*. 485.
603.
Pyrrhichos, Makedonier III 27*^.
Pyrrhos, 1) S. des Aeakides 252 — K.
von Epirus 337 f. — vertrieben 347 f.
353. 355 — kehrt zurück 361 f. —
gegen Demetrios 364. 372 ff. — in Ma-
kedonien 375 f. — befreit Athen 379 f.
384 f. II 8 f. 21^ — in Italien II 26 ff.
29 ff. — auf Sizilien II 36 ff. 43 ff. 175.
177 — Kr. gegen Antigonos II 54 ff.
212 f. — Ende II 60 f. — Denkwür-
digkeiten 10 — 2) II, S. Alexanders
n 264 f. 775 (zu 362) — 3) früherer
Herrscher in Epirus II 776 (zu 61).
Pyrrhoslager {Pyrrhi castra), 1) in Epi-
rus II 55* — 2) in Lakonien II 684.
Pythagoras, Pythagoreer in Italien 429.
474.
Pythagoras im Dienste des Nabis II 658.
660. 663. 684.
Pytheas, 1) Athener 179. 201. 203 —
2) Massaliote 493 — 3) Böoter III
345. 348. 351*.
Pythangelos in ptolemäischen Diensten
II 116*.
Pytharatos, attischer Archon II 232^
233".
Pythiades, bei Antiochos III II 367.
Pythien, Fest, 346 v. Chr. 32 f. — 290
V. Chr. 371 — 190 v. Chr. III 13^
Pythion in Perrhäbien III 122. 159.
Pythion, makedonischer Spion II 569^.
Pythionike, Hetäre 155.
Pythokles, Athener 243.
Pytholaos, in ptolemäischen Diensten II
116^
Python, 1) Makedonier 156 — 2) Ab-
derite III 129.
Pyxus in Italien II 508 — römisch
(Buxentum) II 557.
Q.
D. Quinctius, Flottenführer II 550^
T. Quinctius Crispinus, auf Sizilien II
531. 534. 553^
L. Quinctius (Flamininus), Flottenprätor
II 610. 613. 624 ff. 643. III 11 —
gegen die Akarnanen II 634 f. —
gegen Nabis II 658 — Konsul II 769.
P. Quinctius T. f. Athlet in Chalkis II
707''.
T. Quinctius (Flamininus) in Tarent II
552 — führt den 2. makedonischen Kr.
II 609ff. 619ff. 625ff. 641 ff. — Friede
II 644 ff. 650 f. — gegen Nabis II
657 ff. — zieht ab II 665ff. — Legat
454
Register.
in Hellas n 676. 682 ff. 686. 689 f.
692ff. 707. 712 ff. 716 — nach Asien
in 50. 52. 73. 90* — Philhellene II
654. 664. III 11 — "Verhältnis zu
Philopoimen II 685. 693. III 50 —
an die Kytetier II 665 — Statuen
II 635^ 664^ — sonst III 12\ 16.
31.
R. Rh.
Rabbatammon , Rabbatammana (Phila-
delpheia), St. in Arabien II 141. 378.
III 221.
Rhagä in Medien 100. 270 — Europos
genannt 393 — parthisch III 217. 301^
Raizdes, Thraker II 570^
Rakotis in Aegypten 85.
Rambakia (oder Alexandreia) , St. der
Griten 149. 496.
L. Rammius (Herennius), Brentesiner III
110 (dazu III 381).
Rhamnus in Attika 360.
Randa in Persis II 163.
Rapheia, St. in Syrien 322. II 678 —
Schlachtfeld E 379 ff.
Rhaukos auf Kreta III 322. 324.
Razis, Jude III 233. 254\
Rhebas, Fl. am thrakischen Bosporos II
75.
Rhebulas, Thraker 106*.
Regenzeit in Indien 132. 138=*.
Rhegion in Italien 420 f. 425. 432. 474 —
im pyrrhischen Kr. II 32. 34. 43. 48^
50. 175 — römisch II 64 f. 182 — im
2. puuischen Kr. II 509. 543. 550. 555.
Rennios, Brentesiner III 381 (zu 110).
Rheomithres, Perser 60 — fällt 76.
Rhigosagen, Galater II 369'. 391 ff.
Rhinokorura, St. in Aegypten III 174
Rhion, molykrisches, St. 11412.423.451.
485.
Rhinthon, Tarentiner 474.
Rhizon, St. in lUyrien II 284. III 167.
Rhodanusia bei Massalia 490.
Rhode, Kolonie der Massalioten 491.
Rhodogune, G. des Demetrios II III 290,
Rhodophon, Rhodier III 13P.
Rhodos, Rhodier 30. 33 — makedonisch
80. 104. 163 — frei 200. 226. 324 f. —
verb. mit Antigonos 275. 284. 289. 318.—
mit Aegypten 324 — Belagerung 324 ff.
— frei 332. 343. 399 — Herrschaft
und Bedeutung II 85 ff. 358. 387.420.
m 79 f. — Erdbeben II 195. 358.
632 — Verhältnis zu den Mächten II
135. 375 — Streit mit Byzanz II
384 ff. — Friedensvermittler II 375.
450 f. 458. 485. 489. 494 (vgl. 500 f.) —
Kr. mit Makedonien II 571 f. 581 ff.
591 ff. 606. 610. 614 f. 636 — mitNa-
bis II 656. 658 ff. — Verhältnis zu An-
tiochos III II 640 f. 670. 680 — an-
tiochischer Kr. II 696.720. 725. 727 f.
733 ff. 737 f. — Friede II 746 ff. 764.
766 f. III 62*. 79 — Politik III 75.
77 f. 79 ff. 100. 107 ff. — im 3. make-
donischen Kr. III 117 f. 126 f. 131 —
Friedensvermittlung III 155ff. 160. 177
— gedemütigt III 191 ff. — verb. mit
Athen II 591 f. — mit Attalos II III
325. 328 — Verhältnis zu Aegypten
III 173. 210 — zu Kreta 328. II 428.
430. 431^ 750-. III 80. 324 ff. — zu
Rom 325^ II 87. III 156. 195. 368» —
sonst II 195. III 94. 258*. 292.
Rhoduntia, Kastell II 705.
Rhoiteion in Troas 59 — römisch II
725. 740. 760-.
Rom, Römer, Ausbreitung in Italien 427.
478 f. — gegen Tarent 479 — Pyr-
rhischer Kr. II 26 ff. — auf Sizilien
II 181 ff. — Verhältnis zu Alexander
d. Gr. 182 — zu Demetrios 371^ —
Alexander dem Molosser 476 — Rhodos
325^ — Massalia 494 — Agathokles
483 f. — zu den Akarnanen II 264 f. —
den Ptolemäern II 153^. 170. 281 —
Hellenen II 285 — im 2. punischen
Kr. II 467. 516. 521 ff. 544 f. — in
Illyrieu II 281 ff. 4.36 ff. 466 — 1. ma-
kedonischer Kr. II 475 ff. — 2. make-
donischer Kr. II 584. 590 ff. 623.
646 — ordnen Hellas II 648 ff. —
Konflikt mit Antiochos II 637 f. 669
Register.
455
675 f. 695 flF. 720 flf. — Verhandlungen
mit Philipp III 22 ff. — hellenische
Politik III 44. 46 ff. — in Asien III
72. 75 f. 88 — 3. matedonischer Kr.
III 99 f. 108. 110 ff. — Verhalten gegen-
über den Hellenen III 135 ff. 182 ff.
312 ff. — auf Kreta III 321 ff. — Ver-
hältnis zu Pergamon III 197 ff. 365 ff. —
zu Aegypten II 407. 574. 637 f. III
176. 208ff. 267. 269. 311 — zu den
Seleukiden II 153*. 281. III 88. 243 f.
259. 296. 310 — zu den Juden III 239.
254 f. 281. 306 — Kriegführung II 562.
599 f. III 132 — Politik II 744f. III
9 f. 135 f. — Römer in Tarent II 547 f. —
in Hellas III 10 f. 18 — gefangene II
665 — Steuerpächter III 373.
Roma, verehrt in Lokri II 553^ — in
Kibyra 11161^ — auf Rhodos III 195.
Rhosos, St. 255. 355.
Rotes Meer, ptolemäische Besitzungen
daselbst II 115. 206. III 275 f.
Roxane, G. Alexanders 122. 191. 195 —
gefangen 252 f. 255 — ermordet 304.
Sabäer, Araber II 117.
Sabakes (Stabakes, Satakes), Satrap von
Aegypten 76*.
Sabasten s. Sambasten.
Sabiktas, Satrap 71. 196.
Sabiner, von Rom unterworfen II 26.
Sabos s Sambos.
Sacriportus bei Tarent II 550^
Säthidas (Aethidas), Messenier II 472".
Sagalassos in Pisidien 68. II 752.
Sagdodonacus, Vater des Hyspaosines III
300*.
Saguntum in Spanien II 417.
Sais in Aegypten HE 87.
Saker im Heer des Dareios 88 — von
Alexander angegriffen 116 ff. — bei
Alexander 123. 126 — in Indien III
2891 291. 303.
Sakarauken (Sakaraulen), Skythen III
291.
Salamis, 1) bei Attika 36. 241 — von
Kassander erobert 244. 247. 333 —
demetrisch 360 — antigonisch II 239.
253 — befreit II 288 — 2) auf Ky-
pros 278 — Seeschlacht, von Deme-
trios erobert 318 ff. — ptolemäisch
363. II 122.
Salgaueus in Böotien 289 — chalkidisch
II 689. 692. 695.
Salier, in Rom, ihr Fest II 738^
Sallentiner II 291
Salmakis in Halikamassos 64.
Salonische Ebene am Pontos 344.
Samareia in Palästina, Aufstand 88^ —
zerstört 300 — von Demetrios erobert
355*' — ptolemäisch II 125. 379 —
seleukidisch II 579. III 221 f. — Sa-
maritaner (Juden) 83. III 213^ 223.
231. 233. 238* — in Aegypten II 112,
Samaxos, Inder 131^°.
Sambasten (Sabasten, Abastaner), Inder
144.
Sambos (Sabos), Inder 145. 503.
Same auf Kephallenia, erobert II 769 f.
Samikon in Triphylien II 259. 441 f.
III 355^
Samios (Samos), Makedonier III 27".
Samniten in Italien 426 f. 429 — bei
Agathokles 444. 447. 466. 472 —
gegen Alexander den Molosser 476 —
Kr. mit den Römern 478. 483 f. II
27*. 29 f. 48 f. 51 — unterworfen H 62.
Samos, 1) s. Samios — 2) Insel, athe-
nisch 21. 36. 64. 177. 201. 237 —
selbständig 209 (dazu II 772). 233^ —
lysimachisch 398' — ptolemäisch II
86. 104. 121^". 122 f. 150. 155. 169 —
vielleicht seleukidisch II 135. 139^ —
im Kr. mit Philipp II 583. 586. 588 —
frei II 640 — mit Rom verb. H 718.
725. 727 ff. III 63. 127 — von Ari-
stonikos erobert III 367 — frei HI
370 — Streit mit Priene 398'. II 759*.
III 80.
Samothrake , Insel und Heiligtum 39.
398^ 512 (zu 366). II 11. III 11 —
Geschichte III 380 (zu III 28) — ma-
kedonisch III 28. 165 f. 172. 198.
456
Register.
Sanabelletes , Perser in CölesjTien 79^.
III 223*.
Sandrakottos (Sandrokottos , Androkot-
tos), K. in Indien 138^ 340 ff. 507 f.
II 92 f.
Sanerges, Gottheit der Bosporaner 411.
Sangada (auch Alexandra Limen oder
Xylinepolis) in Indien 152.
Sangäos, Inder 128.
Sangala, St. in Indien 137. 497 — Euthy-
demeia genannt III 285. 302 ^
Sangarios, Fl. II 753.
Saparda, Landschaft II 91*.
Saporda, pisidischer Pafs II 388*.
Saraostes, indischer Herrscher III 302.
Sardinien, Insel II 511.
Sardis (Sardeis), unter Alexander 62,
188^ 226. 342. 354. 380. 404 — hel-
lenisiert II 89. 97 — Treffen II 84 —
Hauptstadt Vorderasiens 495. II 96.
154. 158 — von Antiochos erobert II
393 ff. 639 ff. 731. 735 — ergibt sich
den Römern II 745 — pergamenisch
ni 63. 66. 201^ 203.
Sarpedon, Strateg in Cölesyrien HL 280.
284. 292.
Sarpedonisches Vorgebirge H 758.
Satibarzanes, Perser, Freund des Bessos
102. 109 f. 112 — fällt 113.
Satrabates = Atropates II 72^.
Satrakes, Saker 118.
Satrapeier = Atropatene II 721 370*.
Satrapien, persische 45 — Verteilung
195. 224 f. 271. 351 f. — obere 259.
299. 339 f. m 284 — Einteilung des
Seleukos 391. II 93 ff. — syrische
395 — indische 500 ff.
Satyra, Mutter des Eumenes I H 84'.
Satyros, 1) S. des Spartokos, Bosporaner
413 — 2) S. des Pärisades 412^
413 f. — 3) in ptolemäischen Diensten
II 116.
Sauria (?) in Akarnanien 282.
Schatz, Schatzkammern des Alexander-
reiches in Susa 95. 225. 272 — in
Persepolis 97® — in Ekbatana 99.
271 — in Kyinda 239 f. 274. 343.
Vgl. Pergamon, Tirizis.
Seiles, im Dienste des Seleukos II II 163.
Seleukeia, St., 1) in Pierien 394 — Grab-
stätte des Seleukos 406. HI 218 —
seleukidisch II 96. 152 — ptolemäisch
n 147. 168 f. — seleukidisch II 373.
376. 382. III 96^ 252 — unter Deme-
trios n III 278. 284. 292 — später
m 293^ 305«. 308 — 2) in Gaulanitis
n 125 — 3) am Euphrat 395. II
366 — 4) am Tigris 393. H 94. 97.
366 ff. 370 — parthisch III 297.
299. 301 — 5) am Pyramos (Mopsu-
hestia) III 96* — 6) am Kalykadnos
396. II 147 — 7) das Eiserne (atJ/jp«)
n 89.
Seleukis, 1) Landschaft in Syrien 395.
n 74. 94 — 2) Teil Kappadokiens
II 72^
Seleukos, 1) S. des Antiochos 166. 192.
198. 223 f. — Satrap von Babylon
225. 259 f. 262. 265 — flieht zu Pto-
lemäos 272 ff. — im Kr. gegen Anti-
gonos 275 f. 278 f. 284f. 293 ff. — ge-
winnt die oberen Satrapien 298 ff. 303 f.
339 f. — König 321 — in Indien 340 ff. —
gegen Antigonos 341 ff. 349 ff. — in
Syrien 352. 354 f. ni24f. — Verhält-
nis zu Demetrios 354 f. (dazu II 775).
374. 380 ff. — Kr. mit Lysimachos
381. 403 f. — Reich und Person 389 ff. —
Besitzungen in Europa II 74. 670 —
Städtegründer 393. II 89 f. — Helle-
nismus II 85*. 206 — Ende 406 —
Verehrung H 113^ — 2) S. des An-
tiochos I II 133 — 3) II, Kallinikos
n 139. III 279 — Kr. mit Aegypten
II 146 ff. 153. 161 — gegen Aufstän-
dische n 165 ff. — Beziehungen zu
Rom II 281 — sonst U 359. III 279 —
4) m, K. II 168 — Tod II 172 —
5) IV, S. des Antiochos II 639 — in
Lysimacheia II 670. 697 — im Kr.
gegen die Römer II 724. 726 f. 731.
742. 745. 751 f. — K. IH 40.52. 89 ff
100. 226 f. — mit Pharnakes verb. IE
75. 90 — sein Sohn ermordet III 92^
93. 229- — 6) V, S. des Demetrios H
m 307 — 7) S. des Antiochos Si-
detes III 299 — 8) S. des Bithys III
211^
Register.
457
Selge in Pisidien 68. II 159 — Kr. mit
Achäos II388flt. — Freistadt m G2 —
Kr. mit den Pergameneru III 202. 360.
371«.
Selinus, St., 1) auf Sizilien 438. 462. 470.
II 190 — Thermen von Selinus II 777
(zu 191) — 2) in Kilikien 11 640.
Sellasia in Lakonien II 450. 566 —
Schlacht II 341 ff. 360-.
Selybria in Thrakien II 669.
Sema in Alexandrien 11 403".
Semiramis in Gedrosien 148*.
Sempronia lex für Asien III 373.
P. Sempronius, Feldherr II 501 f.
Ti. Sempronius, Konsul 218 v. Chr. II
506.
C. Sempronius Gracchus, Tribun III 373.
Ti. Sempronius Gracchus, 1) Gesandter
III 22^ 195. 203. 215. 245 f. — 2) Tri-
bun III 366.
Senonen, Galater II 141
Sentinum in Umbrien, Schlachtfeld II 26.
Septuaginta (Uebersetzer des Alten Testa-
ments) III 214^.
Serer, Volk III 286.
M'. Sergius, Gesandter III 239^
Seron, im Dienst des Antiochos Epiphanes
III 236^
Serrheion in Thrakien II 593.
C. Servilius, Prätor auf Sizilien II 545^
Sesamos, St. am Pontos 354^
Sestos, am Hellespont, ptolemäisch II
406* — makedonisch II 581. 622 —
von Antiochos besetzt II 668. 717
von den Römern II 725 — perga-
menisch III 62" — frei III 365^ 372
374^
Seuthes, 1) Odryse 171. 204. 286. 499 —
vielleicht derselbe 368' — 2) Vater
des Kotys III 98.
Siber, Inder 141.
Sibyrtas, Pirat (?) II 7641
Sibyrtios, Satrap 151-. 197. 260 264
271. 39P.
Sichelwagen bei den Persern 89. 91 ff. —
bei den Makedoniern 350. II 369
742.
Cn. Sicinius, Prätor III Uli.
Side in Pamphylien 67 — seleukidisch
II 85*. 389. 678. 733 f. — frei III 62.
80. 210.
Siderites, Beiname des Deraetrios II III
290'\
Sidiciner II 32*.
Sidon in Phönizien unter den Persern
47 — makedonisch 78. 80. 298 — de-
metrisch 349. 352. 356 — seleukidisch
II 125 — ptolemäisch II 127. 378 f.—
seleukidisch II 580. III 96^ 221. 240.
279. 306.
Sigeion am Hellespont 342. III 155.
Sigerdis, indischer Herrscher III 302.
Sikeler, von Dionysios I vernichtet 420,
Sikelioten s. Sizilien.
Sikyon 55. 203 — unter Alexander
S. Polyperchons 276. 282. 287 —
ptolemäisch 309. 313=. 317. 319 —
Demetrias genannt 336 — unter Tyran-
nen II 7. 226 — in der Amphiktionie
II 219* — achäisch II 243 ff. 329.
331 f. 443. 620. 633. 682. III 56. 150.
179. 319^ 320 — ehrt den Antigonos
Dosen II 337 f. — den Attalos I II 625.
III 315« — römisch HI 352.
Sila, Waldgebirge in Italien II 62^
Silana in Thessalien II 652^ 7021
Silanion, Künstler II 227«.
Silenos, Historiker II 350.
Silius Italiens, Epiker II 356.
Simon, 1) jüdischer Hoherpriester III
226" — 2) Tempelbeamter in Jerusa-
lem HI 227. 229^ — 3) beigenannt
Thassi, Bruder des Judas Makkabäos
II 234*. 240. 253. 255 ff. — Strateg
III 280 f. — Hoherpriester III 282 ff.
292^ — Ende III 294 f.
Simonides, 1) epischer Dichter III 89^ —
2) schreibt über Aethiopen III 275^
Sinder am kimmer. Bo.si)oros 410. 412.
Sindimana, St. in Indien 145.
Sinope, Freistadt 109. 163. 17P. II 83.
114. 129 — von Mithridates bedroht
II 387 — von Pharnakes besetzt III
74.
Sintia, dardanischer Ort II 478.
Sintike, makedonische Landschaft III
164*. 180.
Siphä in Böotien II 210^
458
Register.
Siphuos , Insel 70 — von den Kretern
geplündert III 325.
Sipontum in Apulien 476.
Sippas, Makedonier 202.
Sirbonis, See in Aegypten 323.
Siris, Fl. II 33.
Sirrha, St. in Makedonien III 166.
Sirynx (SyrinxJ, St. in Hyrkanien II 92*.
399. III 30^^
Sisikottos, Inder, Satrap 130 f. 500.
Sisimithres, Baktrianer 122^.
Sisines, Perser 67. 73*.
Sisygambis, Mutter des Dareios Kodom.
76". 961 191 (wo irrtümlich Parysatis
geschrieben ist).
Sisypheion bei Korinth 336.
Sitalkes, 1) Odryse 25 — 2) im Heere
Alexanders 151. 154.
Sittakene (oder Apolloniatis), Bezirk 393.
II 94.
Sizilien, vorwiegend dorisch 420 — unter
Timoleon 423 f. — unter Pyrrhos II
30. 37 ff. 43 ff. — im 1. punischenKr.
II 185 f. — römisch II 191 f. — im
2. punischen Kr. II 511 ff. — Unter-
werfung II 543. 557 ff. — Verbündung
der Sikelioten 424. 438. 472. II 45.
175. 533 f. — xoivov 11 559'.
Skaravantius (Karavantius) , Illyrier III
158.
Skarpheia in Lokris II 706 — Treffen
III 347.
Skepsis in Troas 397*. II Sö^. 135'. III
63'. 377 (zu 303).
Skerdilaidas, 1) Illyrier II 279 f. 285 —
Freibeuter U 417 ff. — mit Philipp verb.
II 424. 438. 444 — mit den Römern
11 458. 465. 474. 481. 489 — Tod II
502 — 2) S. des Genthios III 159.
Skeuothek Philons 172.
Skiathos, Insel II 600. 606. 691. III 149.
381 (zu 189).
Skiren, Galater oder Germanen II 276^.
Skiritis, Landschaft 37.
Sklaven, für den Krieg freigelassen III
348 — königliche in Pergamon III
65 — freigelassen III 365. 368 —
Aufstand III 367.
Skodra, St. in Illyrien III 15. 142 —
von den Römern erobert III 158 f. 167.
178^
Skopas, Aetoler, Freibeuter II 412. 414.
418 ff. — Strateg II 423. 432. 476 —
in ägyptischen Diensten II 562. 574 —
bei Paneion geschlagen II 578 f. —
Werber II 604. 638 — Ende II 672 f.
Skordisker, Galater II 20. 276. Hl 30.
101.
Skostokes, thrakischer Dynast II 138*.
Skotitas, Heiligtum bei Sparta II 566.
Skotussa in Thessalien II 490. 629. 699.
703.
Skylakion (Skylletion) in Italien (= Mi-
nervium) II 557.
Skylax von Karyanda 126.
Skylläon bei Hermion II 605. 718.
Skyron, Messenier II 412.
Skyros, 1) Insel, athenisch 21 — make-
donisch II 581. 606. III 28 — athe-
nisch II 648-. III 189 f. (dazu III
381) — 2) verderbter Name einer
peloponnesischen St. 337.
Skythen, 1) in Europa 33. 171.182.286.
409. II 276 — 2) asiatische (Saker)
116f. 119. 1591 — Krieg mit den Par-
thern III 298 ff. — in Indien (Indo-
skythen) III 303 f.
Skythopolis (Bethsan) in Cölesyrien II
378. III 221.281 — Verhältnis zu den
Juden III 223. 281.
Smyrna, neu gegründet 311. 398 — se-
leukidisch II 135. 149. 161 f. — mit
Attalos verb. II 158. 390 — Streit mit
Antiochos 111 II 643. 669 f. 680. 690 —
frei II 746. 748. 760. III 63. 259. 367'.
369^
Sochoi in Syrien 73.
Sodroi (= Xathroi), Inder 144.
Sogden, Inder 144 f. 497« — Stadt 503.
Sogdiana, Sogdianer, bei Dareios 88 —
von Alexander unterworfen 115 ff. —
im makedonischen Heer 159'. 167 —
mit Baktra vereinigt 197. 225 — Ab-
fall II 163 — im baktrischen Reich
III 285. 287 — Sogdianischer Fels 121.
Sokrates, Böoter II 376'.
Soloi in Kilikien 72 f. 355* — ptolemäisch
II 147. 169 — seleukidisch II 640. 749
Register.
459
Soloke bei Susa 262=*.
Solon, Makedonier III 118. 165.
Solovettius, Galater III 200.
Solus, St. auf Sizilien 427. 468. II 188.
Somaliküste mit ptolemäischen Stationen
II 116.
Sonnenfinsternisse 446. II 721^.
Sopatros, 1) Syrakusier II 519f. — 2) Ma-
kedonier II 5901 595.
Sopeithes, Inder 136. 138. 497^ — wohl
identisch mit Sophytes 136. 507 f.
Sophagasenos (= Galoka), Inder II 401.
Sophene (westliches Armenien) III 88.
249.
Sophokles, S. des Amphikleides, Athener
315.
Sophron, Offizier in seleukidischen und
ptolemäischen Diensten II 149. 151.
Sophytes s. Sopeithes.
Sosandros, Pergamener III 327 ^
Sosibios, 1) S. des Dioskurides, ägyp-
tischer Staatsmann II 360ff. 376. 381f.
394. 404 f. — Tod II 572 f. 573^ —
2) S. des vorigen II 573^ 576 f.
Sosigenes, 1) Rhodier, Nauarch 219^.
258 — 2) Achäer III 107^
Sosikrates, Achäer, Hypostrateg III 348 f.
Sosilas, Rhodier II 660.
Sosis, S}'rakusier, 1) Gegner des Hiero-
nymos II 518. 533 — 2) Höfling des
Hieronymos II 514^, vielleicht mit
vorigem identisch — 3) angeblich
Schmied II 533\
Sosipatros, Jude III 235".
Sosistratos, 1) Parteihaupt in Syrakus
430 ff. 481 — beseitigt 438 — 2) sizi-
lischer Machthaber II 37 f. 44. 47.
Soso, Verwandte des Aratos von Sikyon
II 244.
Sosthenes, Makedonier II 15 f. 21.
Sostratos, 1) Knidier, Architekt II 106 —
2) Gesandter des Ptolemäos II 131" —
3) Kalchedonier II 570* — 4) bei An-
tiochos I II 129 — 5) Kommandant
in Jerusalem III 229.
Sosylos, Historiker II 350.
Sotades, Dichter II 100^ 102-.
Soteira, 1) St. in Parthien 394. II 92 —
2) Beiname der Kleopatra III 275*^.
Soterien in Delphi II 21 (dazu 776) —
in Mylasa II 85' — in Bithynien II
385*.
Sparta, befestigt 250. II 663. III GO —
von Antigonos Doson erobert II 346 f. —
Angriff der Römer II 659. 662 f. Vgl.
Lakedämon.
Spartokos, Bosporaner, 1) 379". 409*.
412 f. — 2) II, S. Leukons 413 —
3) III, 415 — 4) IV, 415^
Spasines (Hyspaosines), K. III 300.
Spasinu Charax, St. in Mesene (Antio-
cheia) III 300.
Sphäros, Stoiker II 316 f. 403^
Spintharos , im Dienst des Demetrios
Poliork. 378^
Spitakes (Pittakos), Inder 132^
Spitamenes, Sogdianer 114 ff. — fällt 121.
Spithridates, Satrap 60.
Stadt im See (/) h Xiuvr] nöhg) bei Kibyra
11 752.
Städte im Perserreich 495 f. — gegrün-
det von Alexander 161 f. — Kassander
256 f. — Antigonos und Lysimachos
311. 397 f. — Seleukos392f. — den Per-
gameuern III 64. 361 f. — in den oberen
Satrapien 260 — in Indien 503 f. — in
Hellas und Makedonien 401. III 27 —
Verhältnis zum Herrscher 162 f. — in
Syrien III 95 f.
Stamenes, Satrap 121.
Stasandros, Kyprier, Satrap 225. 260.
Stasanor, Satrap von Aria 114. 121.151.
197 — von Baktra 225. 271. II 165'.
Stasioikos, K. von Marion 278^ 294.
Stateira, G. Alexanders d. Gr. 166. 195.
510 (zu 76).
Stathmoi Alexanders 4'.
Steiris, phokische St. III 15^
L. Stertinius, Legat II 654.
Sthenelaos, Spartaner II 421*.
Sthennis, Künstler II 258^
Stilpon, 1) Philosoph 309'. 314 — 2) im
Dienst des Agathokles 484.
Stoboi, St. in Päonien II 637. III 28 f. 181.
Strabon, Historiker und Geograph 7. 12.
14. 16. II 68. III 4.
Strategen der Aetoler II 215 — der
Achäer, ihr Amtsjahr II 292 f. 461.
460
Register.
Stratios, 1) Arzt des Eumenes III 200 —
2) Achäer III 316*. 346. 349.
Stratokies, 1) Athener, Demagog 179.
315 f. 334. 345. 358 — 2) Rhodier III
131^
Straten, 1) S. des Gerostratos, Aradier
77—2) K.vonSidon78^ — 3) Lampsa-
kener, Peripatetiker II 103^ 1071 206 —
4) Historiker III 3^ — 5) I u. II, indo-
hellenische Herrscher 111 302^'
Stratonike, 1) G. des Antigonos Mo-
nophthalmos 273. 352. 363. 366 (wo
irrtümlich Eurydike geschrieben ist) —
2) T. des Demetrios Poliork., G. des
Seleukos 354. 384^ II 23 — G. des
Antiochos 383. 391. II 133. 161 —
vielleicht II 12^ — 3) T. des An-
tiochos I, G. des Demetrios II 166 f.
224. 264 — 4) T. d. Antiochos II, G.
des Ariarathes III II 140 — 5) G. des
Eumenes II II 759. III 64. 109. 204 —
des Attalos II III 206. 363*'. 364.
Stratonikeia, St., 1) in Karien II 89 —
ptolemäisch II 156 — makedonisch
II 587. 636 f. — rhodisch II 640 f.
648^ 122^ lU 79^ 81* — frei HI
194. 196. 371 — 2) in Mysien II 90^
III 361. 367*. 369.
Stratonikos, Kitharöde 411^.
Stratos, 1) in Akarnanien, ätolisch II
237. 268-. 432. 445\ 446. 456. 701.
765. III 12. 143. 184 — 2) bei Thel-
phusa in Arkadien II 259^. 440.
Strorabichos, 1) im Dienst Polyperchons
337 — 2) im Dienst des Demetrios
Poliork. 378^
Styberra in Makedonien II 602. III
Ulf.
Stylangion in Triphylien II 441^.
Stymphalos in Arkadien 276.279.11257 —
achäisch II 260'. 329.
Styra auf Euböa, zerstört 207.
Suidas, Lexikograph 16.
C. Sulpicius, Prätor II 545^.
P. Sulpicius, 1) Konsul 279 v. Chr. II
35 — 2) Feldherr im 1. makedonischen
Kr. II 480 ff. 488 ff. 494. 501 — im
2. makedonischen Kr. II 590. 595 ff. —
Legat II 676''. 679*.
C. Sulpicius Gallus, tribunus mil. III
161* — Legat III 203. 318.
Suniatus s. Syualos.
Sunion in Attika II 234 — Kastell II
239. 288.
Susa, St. 94 f. 165. 260. II 96. 368 —
Tempel dort 155 — Susiana Sa-
trapie 157. 197. 262. 272. 299. II 94.
148.
Susia in Aria 109. 495.
Sybaris in Italien II 550^.
Sydraker, Inder 127. 141«.
Sykyrion in Thessalien 122 ff.
Syleion bei Kibyra II 752.
Sylleion in Pamphylien 67.
Syme, Insel II 86.
Symmachos, Makedonier 132^.
Sympetesis (Ptolemäos) III 210.
Synalos, Karthager 427*.
Synedrion, Bundestag der Hellenen 38.
107. 170. 177^ 498 — makedonisches
III 181.
Syneis, Ort bei Messana II 182*.
Synkellos, Georgios, Chronograph 15.
Synkretismos III 324*'.
Synnada, St. in Phrygien 342. 352 >. II
90^ 753. III 200.
Syrakus unter Timoleon 422 f. — Gebiet
und Hegemonie 424. 430 — Unruhen
430 f. — hilft den Krotoniateu 480 —
unter Agathokles 433 ff. 435. 438. 472 —
belagert 444 ff. 452 ff. — Verbannte
432. 436 f. 438. 440. 452. 454. 457.
471 - nach Agathokles 487 f. II 37 f.—
mit Pyrrhos verb. II 38. 43 f. 47.
175 — unter Hieron II 176 f. 183.
193 ff. 197 f. 511 — nach Hieron II
513 ff. 518 ff. — im 2. punischen Kr.
II 524ff. 531f. — erobert II 535 ff. —
unter römischer Herrschaft II 558 (da-
zu III 379) — Verfassung II 519 —
auswärtige Beziehungen II 87. 144.
406. 522 f. 531 — Handel II 197.
Syrien, makedonisch 77. 83. 88. 196.
275 f. — seleukidisch 351. II 71 —
streitig II 124ff. 140. 147 f. 151 f. —
Verwaltung II 94. 121. — Aufstände
II 74. 166 f. — Städtegründungen 394.
II 91. 141. III 221 — syrische Trup-
Register.
461
pen 88. II 741 — syrische Tore 72 —
Königsliste III 5^ 385.
Syrinx s. Sirynx.
Syrmos, Triballer 54.
Syros, Insel III 80^
Sze (Szü) = Saker, von den Juetschi
vertrieben III 291 — in Indien III
289^
Tabä, 1) in Persis 100. III 218 — 2) in
Pisidien II 752.
Tabor (Atabyriou) in Galiläa 11 378.
Tachos, Aegypter 47.
Tänaron II 208. 262. 297.
Tagä, St. in Parthien II 399.
Tagebücher (Ephemeriden) Alexanders 3.
Tambrax, St. in Hyrkanien II 399. III
301^
Tanagra in Böotien 11 210^ 647.
Tanais, St. und Fl. 408, vgl. Jaxartes.
Tapyrer 108 — Satrapie 121 — Kon-
tingent 184.
Tarent (Taras), Tarentiner 425 f. 437 f. —
Bedeutung 474 f. — Verhältnis zu
Agathokles 437 f. 481. 483 — Kr.
mit Rom 478 f. — mit Pyrrhos verb.
II 9. 27 ff. 40^ 43. 48 f. 51. 53 f. —
wird römisch II 61 ^ 65*. 182. 507.
509. 535 — von Hannibal erobert II
546^ 547 ff. 550 — wieder römisch
n 551 f. 555 f. — besetzt II 696 —
Tarantiner, Reiter 474*. II 499.
Tarsos in Kilikien 72 — ägyptisch II
147* — unter Antiochos Epiph. III
95 f. 96^ 229.
Tartessos 492.
Taucheira (Teucheira) in Libyen 216 f. —
Arsinoe genannt 11 144.
Taulantier, Illyrier 55. 204. II 6. 10*.
m 178*.
Taurer auf der Krim 410. 415.
Taurion, makedonischer Kommandant im
Peloponnes II 348". 409. 414. 420. 446.
454. 460.
Taurisker, Galater III 30.
Tauroeis (Tauroentum) 490.
Tauromenion auf Sizilien, syrakusisch
424. 430. 436. 440. 444 — selbständig
488. n 37. 44 — mit Syrakus verb.
n 175». 184. 528 — römisch II 183*.
539. 557.
Taxila in Indien 131. 137. 497.
Taxiles, Inder 128. 131. 136. 140 —
Satrap 151. 197. 340. 502. 504 f.
Tegea, 1) in Arkadien 36 f. — von Kas-
sander belagert 250 f. 276 — frei H 230.
257 — ätolisch II 262. 302 f. 306^
325 — kleomenisch 307 — achäisch
II 347. 422. 448 ff. — unter Machanidas
II 483. 499 — wieder achäisch II 500.
566. 683. III 46. 344 — Grenzstreit
mit Sparta III 356 — sonst III 94.
353*. 354« — 2) in Syrien 401.
Teichius im Oeta II 705.
Teichos, eleisches Grenzkastell II 434. 442.
Teisippos, Aetoler III 103'. 179.
Teison, Achäer II 683.
Tektosagen, Galater II 78 ff. 157. 755.
Teleas, Magnete im Dienste des Antio-
chos III II 400.
Telemnastos, Kreter III 325'.
Telephos, indo-hellenischer Herrscher III
302^.
Telesarchos, Antiochener II 17^
Telesphoros, Feldherr des Antigonos
Monophth. 287 ff. — abtrünnig 291.
Telmessos in Lykien, ptolemäisch II 122.
730. III 84^ — wird pergamenisch II
749. 758 f. 760. III 61. 63 — lykisch
III 372.
Telos, rhodische Insel II 86.
Telphusa (Thelphusa) in Arkadien II
257. 259^ 2601 339. 434. 441.
Temenos, Heraklide, Ahnherr der make-
donischen K. 23. II 486.
Temesa (Tempsa) 425 f. II 554. 557.
Temnos, äolische St. II 390.
Tempe, Tal und Pafs, makedonisch II
632. 644. III 22. 147.
Tempyra in Thrakien II 762.
Tendeba in Karien II 636.
Tenea bei Korinth, selbständig III 38.
352*.
463
Register.
Tenedos, Insel 39. 70. 104. 593. in 63.
67'. 154.
Tennes, K. von Sidon 47.
Tenos, kykladische Insel II 102.
Teos in lonien 343 — mit Lebedos ver-
einigt 311. 398 — seleukidisch II 85".
135'. 161 — unter Attalos U 158.
390 — mit den Aetolern verb. II 217 —
unter Antioehos III II 642-. 736 —
Asylie II 418^ 572i. 6421 675 — frei
III 63^ 189\ 363.
L. Terentius, Legat 11 654.
Teres, 1) Thraker II 138 — Freund des
Andriskos III 332.
Terias, Fl. auf Sizilien, Schlacht 488.
Teridates (Tiridates), Parther II 1 64 f. 165*^.
Terina in Italien 426. 476. II 554.
Termessos in Pisidien 68. 231. II 752.
III 371"^.
Tetrapolis von Kibyra III 371.
Tetraphylia in Athamauien II 763.
Teucheira s. Taucheira.
Teukros, S. des Alketas, Epirote 291 f. 292^
Teuta, illyrische Fürstin II 279 f. 282 ff.
Teutamos, Makedonier 239 f. 268 f.
Teuthis in Arkadien III 37 ^
Teuthrauia bei Pergamon II 73.
Thais, Hetäre 98^ 321^
Thalamä, 1) in Elis It 440 — 2) in
Messene II 566.
Thalestris, Amazone 109^.
Thamid, jüdisches Opfer III 233.
Thapsakos am Eupbrat 76. 89 = Am-
phipolis 395.
Thapsos in Afrika 451.
Thara, parthisches Dorf 100".
Thasos, Insel 39 — makedonisch II 582 f.
648 — befreit II 654.
Thater, Volk am kimmer. Bosporos 410*.
412.
Thaumakoi, ätolisch II 274. 604 f. 703 —
thessalisch III 12. 19.
Theätetos, Rhodier III 131. 157. 194.
Thearidas, 1) S. des Lykortas, Achäer
III 343 f. 350- — 2) S. des jüngeren
Philopoimen II 350".
Thearkes, Kleitorier II 320.
Thebe in Mysien II 584. 732.
Theben (Thebaner), 1) in Böotien 20f.
30 ff. 34 ff. — persisch 46. 78 — von
Alexander zerstört 56 f. 176 — wieder
hergestellt 256. 279. 288. 290. 310 —
von Demetrios erobert 366. 369 f. 378 —
Hauptstadt der Böoter II 210 — im
2. makedonischen Kr. II 626 — im
3. makedonischen Kr. III 114ff. 137 —
mit den Achäern verb. III 348. 352.
353* — 2) in Phthia, makedonisch
202. 346 — ätolisch II 274 — make-
donisch, Philippupolis genannt II 457 f.
460. 491 — wieder ätolisch II 494. 503 —
makedonisch II 588. 622. 629 — ab-
getreten II 645. 651 — im antiochi-
schen Kr. II 699. IH 21.
Theion in Athamanien II 763.
Theisoa in Arkadien III 37 ^
Thekoa, Wüste III 255.
Thelphusa s. Telphusa.
Themison, 1) Samier 284 — 2) Kyprier
II 134.
Themisonion in Phiygien II 79*. 90^
Themistokles, Beamter des Achäos II 391.
Themistes aus Alexandreia Troas II 392.
Themistos, Syrakusier II 513. 520.
Theodektes, Achäer III 344".
Theodoria in Athamanien II 418*. 763.
Theodoros, 1) K. der Athamanen II
418*. 589^ — 2) Atheos, Philosoph
II 126*^.
Theodotas, Rhodier II 80.
Theodotos, 1) Rhodier im Dienst des
Antigonos 280 f. — 2) Kommandant
in Sardis 404 f. — 3) Hemiolios, im
Dienst des Antioehos III II 366. 373 —
4) Aetoler in ägyptischem Dienst II
367 — geht zu Antioehos III über
II 374 ff. 378. 380 — 5) Syrakusaner
II 515. 518 — 6) Molosser III 134. 167 f.
Theognetos, Abydener II 594'.
Theokritos, 1) Chier 176^ — 2) Dichter
II 110 (vgl. 100). 196.
Theophanes, Historiker 12.
Theophiliskos, Rhodier II 584 ff.
Theophilos, indo-hellenischer Herrscher
III 302^
Theophrastos, 1) Philosoph 48. 314 f. II
109. 205 f. — 2) makedonischer Offi-
zier II 253.
Register.
46a
Theopompos, Historiker 176^
Theoxena, T. des Ptolemäos Lagi 370'.
473. 486.
Theoxenos, Achäer II 636.
Thera, Insel II 103^ — ptolemüisch II
169. 406. III 84. 214 — geräumt III
375 — Erdbeben II 632.
Therasia, Insel II 632.
Therma, St. auf Sizilien, auch Himera
462 f. 470 ~ römisch II 189. 530. 561.
Thermon (Therma) , ätolisches Bundes-
heiligtum II 214. 216. 218. 445. 495.
654. III 137 — Thermika {QtQfxiy.d)
II 599-.
Thermopylen, Versammlung 53 — von
den Aetolern beherrscht 251. II 8 —
Engpafs II 16 ff. 487'. 489. 491 —
Schlacht II 704.
Thermus, römischer Gesandter in Aegyp-
ten III 267^. vgl. Minucius.
Thersilochos, attischer Archon II 242-'.
Thersippos, Alexanders Gesandter 78. 82.
Thespiä in Böotien 35. II 210^ — Kon-
tingent 99'- — römerfreundlich III
114 f. — Heiligtum II 206^ III 67'.
352. 353^
Thespios (Thespesios), Perser 272.
Thesproter II 5. III 144.
Thessaler, Thessalien 30 — makedonisch
39. 53 — Unruhen 106 — im lami-
schen Kr. 202 — streitig 232. 249.
256. 346. 366. 376. 384f. — beim galli-
schen Augriff II 16. 18 f. — wechselnde
Zugehörigkeit II 22''. 74^. 55 — make-
donisch II 59. 62. 222. 238. 2651 273 f.
287. 335 f. 502. 599. 610 ff. — römisch
II 632 — frei II 651 — Verfassung
II 653. 666 — gegen Antiochos III II
685. 689 f. 698. 701 ff. 724. 762 —
Streit mit Philipp HI 19 ff. 25 — im
3. makedonischen Kr. HI 102. 105 f.
113. 183 — später HI 333 f. 346.
356 — Kontingente im makedonischen
Heer 69. 78. 92 f. 99. 110. 114. 307 —
bei Pyrrhos II 31. 33 — bei den
Römern III 123. 356'* — in der Am-
phiktionie II 219. III 13.
Thessaliskos, Thebaner 78.
Thessalonike, 1) G. Kassanders 255, 358 —
getötet 364 — 2) Stadt in Makedonien
257. II 55. III 24. 34. 332. 336 —
Festung HI 147 f. 159. 164 — Hauptst.
des 2. Makedonien III 180.
Thestieis in Aetolien II 445*.
Thetideion in Thessalien II 630.
Theudosia in der Krim 409.
Thibron, Lakedämonier 176. 215 — iu
Kyrene 215 ff.
Thisbe in Böotien II 210». IH 116 —
von den Römern erobert III 127 f.
136.
Thoas, 1) Satrap 151'-' — 2) Aetoler H
677 — im antiochischen Kr. H 686 f.
689 ff 710. 746. 758 — wird Römer-
freund III 12. 103^ 133. 137.
Thoinon (Thoinion), syrakusischer Macht-
haber II 38. 44. 47.
Thorakiten, leichte Truppen II 499.
Thorax, Thesmler 351. 404^
Thraker, Thrakien, unter Philipp und
Alexander 28. 31 ff. 53 f. 105 f. — unter
Lysimachos 197. 204. 286. 303. 311.
367 — Einfall der Galater 13. 15. 20.
23. 570 — Verhältnis zu Makedonien
H 25. 224. 276 — seleukidische Be-
sitzungen II 22«. 74^ 76. 138 (dazu
777) — ptolemäische Besitzungen II
150 f. 169. 406 — Eindringen Philipps
II 570. 599 — Angriff des Antiochos III
H 641. 645. 668 f. 675 — Cn. Manlius
daselbst H 761 — Erwerbungen Make-
doniens in 20. 28 ff". 98. 100 f. — nach
167 V. Chr. III 332 ff. 337. 374 — Kr.
mit Attalos II III 360 f. 3Ü5- — Thraker
im makedonischen Heer 136. 144. 260.
501. n 597. 619. 628. 633. IH 120.
165 — in Aegypten II 376 — bei
Antiochos IH II 379. 741 — anderswo
n 386. 633. 724. 742. III 367'^ 369 —
leichte Truppen III 53 — thrakische
Kolonisten 260^ II 111. 118'. HI 27_
Thrason, 1) Athener (?) 11 428-* —
2) Syrakusier II 515 — 3) desgleichen^
beigenannt Karcharos II 514*.
Thrasybulos, Eleer II 56. 229'.
Thrasykrates, Rhodier II 494.
Thronion, St. in Lokris II 491. 622.
Thudippos, Athener 243.
464
Register.
Thuria in Messene II 410^ 71S*. III 55.
555'. ^
Thurii in Italien 474. 481 — mit Ale-
xander dem Molosser verb. 476 f. —
im pyrrhischen Kr. II 27 f. 32. 40.
48 — mit Rom verb. II 27. 63. 509.
547 — karthagisch II 549. 550*. 554 —
latinische Kolonie Copiä II 556, vgl.
Castrum Frentinum.
Thyateira in Mysien, seleukidisch II 89.
584. 725. 732. 740 — abgetreten II 745.
III 327. 367. 378 (zu II 73).
Thyestes, Spartaner II 42 1^
Thymbrios, Fl. in Phrygien 344.
Tbymochares, Athener 223*.
Thymodes (nicht Thymondas), S. Mentors
70 (dazu II 771). 74. 76.
Thyner, Thynis, in Bithynien 197. II
73. 75.
Thyrrheion in Akarnanien II 268. 409.
701. 766. III 138. 184. 356*. 357^ —
Streit mit Kassope III 318^
Tiboites (= Zipoites), Bithyner 11 136^
386.
Tigranes von Armenien III 310.
Tigris, 1) Geliebte des Pyrrhos II II
265* — 2) Fl., von Alexander gereinigt
167.
Timäos, 1) Sikeliote, Historiker 10. 417 f.
443^ 47 7^ II 352 — geht in die Ver-
bannung 440^ — 2) Aetoler II 260^
261 f. — 3) Kyzikener s. Timolaos.
Timagenes, Historiker 12. 13^
Timarchos, 1) Tyrann von Miletll 134f. —
2) Kreter aus Eleutherna II 430 —
3) Freund des Antiochos Epiphanes
III 97. 219 — empört sich III 247.
284. 287^
Timasitheos, Liparäer II 189'.
Timokleidas, Sikyonier II 243 f.
Timokles, Archipirat 331.
Timokrates, Lakedämonier, im Dienst
des Nabis II 564^ 626. 660. 664.
Timolaos, 1) (var. Timäos) Kyzikener
235 — 2) Spartaner II 716.
Timoleon, Korinthier, Befreier Siziliens
421 ff. — Timoleonteion in Syrakus
425. 433.
Timon, 1) Syrakusier II 197« — 2) Phli-
asier, Sillograph II 223^ — 3) Eleer
II 273* — 4) Phthiote aus Theben
II 629 — 5) Satrap von Lydien II
745.
Timophanes, Korinthier,Timoleons Bruder
421-.
Timosthenes, Karystier 204^
Timotheos, 1) athenischer Feldherr 47 —
2) Athener, Theologe II 107. 114 —
3) Dichter II 567 — 4) im Dienst des
Perseus III 125^ — 5) kämpft gegen
die Juden III 221^ 236 ff. 238^ 239 f. —
6) in Aegypten III 275^ — 7) kappa-
dokischer Gesandter III 25P. '.
Timoxenos, Achäer, 1. Strategie II 320.
330. 333 — 2. Strategie 410. 413.
442 — 3. Strategie 461.
Timuchen in Massalia 491^
Tics am Pontos 354». 397. 402 — zu
Herakleia II 75. 78. III 71 — perga-
menisch III 72. 77* — von Pharnakes
erobert III 75 — bithynisch III 78.
Tiridates s. Teridates.
Tirizis, thrakische Schatzkammer des
Lysimachos 398.
Tisarchos, Syrakusaner 433 f.
Tisiphonos, Pheräer 30.
Tisippos s. Teisippos.
Tison s. Teison.
Tithronion, phokische St. II 242'. 491.
Tlepolemos, 1) Makedonier 108 — Satrap
von Karmanien 151^ 197. 260. 271 —
2) Kommandant vonPelusion, Vormund
des Ptolemäos V II 574 ff.
Tobias, jüdisches Parteihaupt HI 226 —
Tobiaden III 226 f. 228^ 229^ 230.
Tocharer, Skythen III 291. 300.
Tokä in Afrika 463.
Tolistobogier (Tolostoagier) , Galater H
78 f. 136. 751' — von Attalos ge-
schlagen II 157 — besiegt II 754.
Tomeros, Fl. 153.
Tomeus (Tomeis), St. am Pontus II 137 f.
Toreten am Pontus 410. 412.
Torone, makedonische St. III 149.
Totes Meer 300. 302.
Toutobodiaci, Galater II 82*.
Tralleis, St. in Kleinasien, wird make-
donisch 63. 288 — seleukidisch II 88 —
Register.
4^
pergamenisch II 745. 760. III 63. 66 —
römisch III 370'.
Trasimenischer See, Schlacht II 459.
506. 510.
Trauser, Thraker II 15". 762.
Traxiaue, Landschaft III 292-.
Tremellius, Quästor in Makedonien III
337.
Triakontaschoiuos in Aegypten III 275.
Triballer, Thraker 33 — unter Alexander
53 f. 60^ — von den Galatern verdrängt
II 23. 276.
Trichoniou, Trichonischer See II 445.
Trierarchen Alexanders 140 — kartha-
gische II 515.
Trieres, Ort in Phönizien II 377.
Trikka in Thessalien 31'. 38^ 237 —
wechselt den Besitzer II 652. 702. III
20. 23.
Triopion bei Knidos II 102. 131.
Triparadeisos in Syrien 223 f.
Triphylien, arkadisch II 7. 258 — eleisch
II 259. 427 — makedonisch II 441 f.
447. 460. 492 — achäisch II 6U8. 646.
652. III 37 — eleisch III 355.
Tripolis, 1) in Phönizien 76. 297. III
96^ 245. 278* — 2) in Lakonien II
683 — 3) perrhäbisch III 122. 125.
Tripylos s. Tri ty mallos.
Tritäa in Achaia II 11. 211. 412. 434.
455.
Tritäos, Megalopolite II 227'.
Triteuta, Mutter des Pinnes II 285". 417^
Tritymallos (oder Tripylos), Messenier
II 330'.
Troas , Landschaft , hat makedonische
Kolonisten II 90 — unter Attalos II
392.
Trogodyten (nicht Troglodyten) am ßoten
Meer II 115.
Troizen, St. 203. 336 — makedonisch
II 7. 12. 226 — achäisch II 253. 330 —
Bündnis mit Rom III 357*.
Trokmer, Galater II 78 ff. 754 f. III 206.
Tryphäua, T. des Ptolemäos VII III 308.
Tryphon, 1) s. Diodotos 4. 292 f. —
2) Antiochener III 305^
Tschandragupta = Sandrakottos 340*.
Tunes in Afrika, 1) Lager des Agathokles
451. 455. 464 ff. — 2) das weifse 446.
Turiuas, Dynast in Ariana III 289'.
Tyana, Eusebeia am Tauros genannt III
249.
Tycha in Syrakus II 532.
Tylis, Tylener, Galater II 25. 138. 150.
276. 384 — Sturz II 478. 570.
Tylos, Insel 184.
Tymphäa, makedonische Landschaft 234.
307. 364. II 6. III 180.
Tyndarion, Tyrann von Tauromenion
488. II 37 f. 44.
Tyndaris auf Sizilien II 175. 178 —
karthagisch II 180. 184 — römisch
II 188. 530. 557*. 561.
Typaneä in Triphylien II 441. III 355«.
Tyrannen in Hellas 170. II 225 ff. 243 f. —
auf Sizilien 420 f. 487 ff. II 37.
Tyras (Tyriten) am Pontos 408.
Tyriaspes, Satrap 131. 500 f.
Tyros, 1) in Phönizien, von Alexander
erobert 79 ff. 87. 162. 226 — von Anti-
gonos erobert 275. 278. 283 — von
Ptolemäos 298 — demetrisch 352.
356 — wechselt den Besitzer II 125.
127. II 374. 378. 383 — seleukidisch
II 580. III 95^ 96^ 221. 230. 240.
279. 306 f. — frei III 308* - Spiele
III 228 — Verhältnis zu Karthago
81. 448 — 2) Schlofa des Hyrkanos
III 226.
u.
Urania (Uranopolis) bei Akanthos 257.
Urios, attischer Archon II 232*.
Usun (Usiun) = Asianer III 291.
Utika in Afrika 461.
Uxier bei Susa 96.
V. w.
Vadimonischer See, Schlacht II 26. | Westhellenen im 2. punischen Kr. 505 i
Valarsakes, armenischer Satrap III 289*. j — unter Rom II 555 ff.
Niese, Gesoh. d griech. u. raak. Staaten. III. 30
466
Register.
Valerische Strafse auf Sizilien II 545.
Cn. Valerius M. f. , Halbbruder des
M. Fulvius II 767 f.
Valerius Antias, Historiker II 609^. 648".
III 189«.
L. Valerius Flaecus, tribunus mil. II
705. 709.
M. Valerius (Lävinus), Prätor iu Illyrien
und Hellas II 468. 471. 474. 475'.
476 — auf Sizilien II 542. 544 f.
590".
P. Valerius (Lävinus), Konsul 280 v. Chr.
II 33. 35.
Valerius Maximus II 356.
M. Valerius Muttines II 540\ vgl. Myt-
tones.
Velia s. Iillea.
Venusia, St. II 26. 85*.
Vettier, vielleicht Galater II 224^
ViboValentia = Hipponion II 511'. 556.
P. Villius, Konsul II 603. 608 f. — Legat
II 654. 6761 690.
Vindusära, Inder = Amitrochates 509.
II 141.
Witwenverbrennuug, indische 266.
Volsinii in Etrurien 11 35.
Voturi, Galater II 82^
Vulci in Etrurien II 35.
X.
Xandrames (Angrames), Inder 509.
Xanthippos, 1) im ptolemäischen Dienst
II 148 — 2) Lakedämonier, bei den
Karthagern II 208 (vielleicht mit
vorigem identisch).
Xanthos, St. in Lykien 67 — ptolemäisch
308. II 85 — antiochisch II 640 (dazu
III 379) — rhodisch III 82.
Xathrer (oder Sodrer), Inder 144.
Xenarchos, Achäer III 50. 104.
Xenares, Spartaner 11 306'.
Xenodikos (Xenodokos) , Akragantiner
454. 462. 465.
Xeuodochos, Kardiauer 159*^.
Xenoitas, Achäer bei Antiochos III II
366 ff.
Xenokleides, Chalkidier II 689. 695.
Xenokrates, Philosoph 174. 209.
Xenon, 1) Tyrann von Hermion II 289 —
2) im Dienst des Antiochos III II 366.
745 — 3) Achäer III 184 f.
Xenophanes , makedonischer Gesandter
II 467.
Xenophantos, Rhodier II 385.
Xenophilos , Kommandant in Susa 262.
272.
Xenophou, 1) Historiker 44^ — 2) atti-
scher Archon II 232^ — 3) Achäer
II 621.
Xermodigestos, Gete 367".
Xerxes, 1) Perserkönig 94. 95-. ISO'^ —
2) Satrap von Armenien II 397.
Xiphonia bei Syrakus II 184.
Xylinepolis = Sangada 152'.
Xyniä in Phthiotis II 484'. 503. 612.
628. III 12. 19.
z.
Zabadäer, Araber III 280''.
Zabdibel, Araber III 221'.
Zabdiel oder Diokles, Araber II 265.
Zabinas, Beiname III 305, s. Alexandros 32.
Zadrakarta, St. 108. 495.
Zakynthos, Insel, wird makedonisch II
459 f. — im 1. makedonischen Kr. II
478. 500 — römisch II 712 f. 718.
Zamma, Insel II 613".
Zarax in Argos II 12.
Zariadris, Satrap von Sophene III 88.
Zariaspa (Baktra) 114. 119. 123. 495 f.
II 400.
Zenodotos, 1) II 12' — 2) Ephesier,
Dichter II 107'. 110.
Zenou, 1) Kitier, Stoiker H 223. 240* —
2) Rhodier, Historiker H 350. 386».
III 3' — 3) Magnete II 686 — 4) Ko-
tyles in Philadelpheia III 295 —
5) im ptolemäischen Dienst III 377
(zu 375).
ZenophancH, Kiliker III 258''. 259^
Register.
469
Zephyrion, 1) in Kilikien (Anchiale) II
640 — 2) bei Alexandrien II 101'.
Zeugma am Euphrat III 247.
Zeus, Eleutherios in Syrakus II 558 —
Olympios in Antiochien III 95 — in
Jerusalem III 233 — Soter in Niko-
medien III 330.
Zeuxidas, Akarnane II 634.
Zeuxippos, Böoter II 62G. G47. 692^
III 16 f.
Zeuxis, Strateg des Antiochos III II 366 f.
369 f. — Satrap in Sardis II 584 i588.
742. III 380 (zu II 642) - Gesandtor
II 746. 748 f.
Ziailas, K. von Bithynien II 136 f. 155.
158 ff. 386.
Zibelmios, Thraker, S. des Diegylis III
36 1^ 374'.
Zipoites (vgl. Tiboites), 1) Bitbyuer 276.
399. 405. II 73 — 2) S. des vorigen
II 76 ff.
Zipoition in Bithynien II 73.
Zoilos, indo - hellenischer Herrscher III
302'.
Zoippos, Syrakusaner II 513. 515. 521.
Zopyriou , makedonischer Strateg am
Pontes 171. 407. 413. 499 f.
Zuphonen, libyscher Stamm 456.
Verzeichnis der behandelten Inschriften
und Sehriftstellerzeugnisse.
Aucient Gr. iuscriptions in
the
1
British Mus. 11 259 .
II
430^ i
Appiau Maced. 11, 1 . .
III
105^ :
BCH. 1(3 (1892) 543 f. .
II
448'*
10 (1886) Ulf. .
II
635*
CIGr. I n. 106 . . . .
II
12^
Curtius Ruf. VII 10, 13 ff.
120-
X 8, 15
245»
Diodor XVIII 7, 5 . .
199*
XIX 50, 7 . .
254'
69, 3 . .
286^
75, 2 . .
288«
78, 5 . .
290^
XX 32, 1 f. .
454^
XXXI 32 a . .
III 250^
Diyllos fr. 3 (FHG. II 361)
255=^
Frontinus strateg. I 4, G
II
487-
Gellius N A. I 13, 11 .
III 369^
IGGSept. I 188 . . II 268^
III 318"
JHSt. II 113 ff. . . . .
III
III
196^
211«
Inschriften von Olympia n.
301
„ „ Pergamonn.
182
189. .
III
380
(zu II 642)
„ „ Pergamon n
24^
) III
368'
Josephus, Antiq. XIII 260 f. . III 306«
„ XIV 249 f. . III 306"
Justinus XX 5, 11 . .
Le Bas inscriptions III
^SGDial. III 3277) .
Livius XXVIII 7, 14
XXXV 26, 9
XXXVIII 39, 15
XL 58, 2
58, 8
XLII 43, 4 ff.
XLV 26, 13
31, 15
2 Makkab. 5, 8 . . .
Michel , Recueil d'inscriptions
gi'ecques nvo. 24. 29
Pausan. VII 9, 5 . .
15, 5 . .
Polyb. II 41, 6 .
IV 60, 3 .
XXI 26, 7 .
XXIV 8, 7 f.
XXXI 20, 10 .
27, 12 f.
Plutarch. mulier. virt. 14 p
SIGr. P 236 . . .
ir- 452 . . II 291«.
Strabo XV 691
30
252 A
427*
38=*
II 492'
II 683'
II 760=*
III 100«
III 101'
III 114*
III 178'
III 185''
III 231»
II 431-
III 60*
III 347"
177-
II 434»
II 764»
III 76^^
III 245'
III 211'
II 228*
III 17»
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Druck vou FriedricU Andif.aa Pertliea, AktieiijjeHcllscliuft, üollia.
BINDING SECT. N0V101977.
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DF Niese, Benedictus
235 Geschichte der griechischen
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