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Full text of "Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten seit der Schlacht bei Chaeronea"

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HANDBUCHER 


DER 


ALTEN  GESCHICHTE. 

IL  SERIE. 

ERSTE  ABTEILUNG: 

GESCHICHTE  DER  GRIECHISCHEN  UND  MAKEDONISCHEN  STAATEN 

SEIT  DER  SCHLACHT  BEI  CHAERONEA. 

VON 

BENEDICTUS  NIESE. 
3.    TEIL. 


GOTHA. 

FRIEDRICH   ANDREAS   PERTHES 

AKTIENGESELLSCHAFI'. 
1903. 


GESCHICHTE 


DER 


(IRIECHISCHEN  UND  MiREDil 

STAATEN 

SEIT  DER  SCHLACHT  BEI  CHAERONEA 

VON 

BENEDICTUS  NIESE. 

3.    TEIL: 

VON  188  BIS  120  V.  CHR. 


5Q7928 


GOTHA. 

FRIEDRICH  ANDREAS  PERTHES 

AKTIENGESELLSCHAF1\ 
1903. 


VOEWORT. 


Hiermit  übergebe  ich  den  dritten  und  letzten  Band 
meines  Werkes  der  Öffentlichkeit.  Ich  hoffe,  das  Buch  wird 
sich  als  nützlich  erweisen  und  dazu  beitragen,  das  Interesse 
an  dem  behandelten  Zeiträume  zu  wecken.  Es  ist  die 
Zeit,  wo  die  hellenistische  Staaten  weit,  die  Trümmer  eines 
grofsen  Reiches,  bei  aller  Einheit  der  Kultur  und  des  gei- 
stigen Lebens,  sich  dennoch  immer  weiter  spaltete.  Ihr 
politischer  Mittelpunkt  ist  Rom,  von  dem  sie  alle  sich  ab- 
hängig fühlen,  und  nur  von  Rom  aus  läfst  sich  in  Wahr- 
heit ihre  Geschichte  einheitlich  zusammenfassen.  Immerhin 
jedoch  haben  die  verschiedenen  Staaten  und  Landschaften 
auch  in  dieser  Zeit  ihr  besonderes  Leben  und  verdienen  ge- 
sonderte Betrachtung. 

Der  Endpunkt  des  vorliegenden  Bandes  ist  durch  äufsere 
Rücksichten  mit  bestimmt  worden.  Bei  weiterer  Fortsetzung 
hätten  notwendig  die  mithridatischen  Kriege  behandelt  wer- 
den müssen ,  die  Darstellung  wäre  tief  in  die  römische  Ge- 
schichte hineingeraten  und  der  Umfang  des  Bandes  würde 
ansehnlich  gewachsen  sein.  Nachdem  aber  schon  die  beiden 
früheren  Bände  den  ursprünglich  vorgesehenen  Umfang  stark 
überschritten  hatten,  bestand  der  Wunsch,  diesen,  den  dritten, 
in  mäfsigen   Grenzen  zu  halten.     Hoffentlich  erhalte  ich  Ge- 


yi  Vorwort. 

legeiiheit,  einige  Ergänzungen  an  geeigneter  Stelle  zu  Ver- 
öffentlichen. 

Die  schon  früher  angekündigte  chronologische  Beilage 
beschränkt  sich  jetzt  darauf,  die  in  den  Anmerkungen  zer- 
streuten Beiträge  zur  Chronologie  in  einigen  Stücken  zu  er- 
gänzen. Diese  Beiträge  finden  sich  im  Register  unter  Chrono- 
graphen jetzt  zusammengestellt. 

Herrn  Geh.  Hofrat  Benndorf,  Herrn  Dr.  Heberdey  und 
Herrn  Professor  Zingerle  in  Wien  bin  ich  für  freigebigste  Mit- 
teilung ungedruckten  epigraphischen  Materials  zu  aufrichtigem 
Danke  verpflichtet. 

Marburg,  den    17.  Juni   1903. 

Benedictus  Niese. 


INHALT. 


11.  Blicli.    Griechenland  und  die  hellenistischen  Staaten  189—172  v.  Chr. 
S.  3-97. 
Quellen  und  Litteratur,  S.  3—8. 

§     1.   Die  römische  WeltheiTschaft  (9-11). 

§  2.  Hellas  nach  dem  Frieden  (11  f.);  Aetoler  (12);  delphische  Amphiktionie 
(13 f.);  Akarnanen,  Epirus,  Illyrien  (14f.);  Phokis,  Böotien,  Athen 
(15-19);  Thessalien  (19). 

§  3.  Philippos  in  Hellas  (19-21);  Verhandlungen  (22 f.);  die  thrakischen 
Städte  (24);  Demetrios  in  Rom  (25 f.);  Philipps  Rüstungen  (27 f.). 

§  4.  Philippos  in  Thrakien  (28 f.);  Bündnis  mit  den  Kelten  (30 f.);  De- 
metrios und  Perseus  (31  f.);  Prozefs  des  Demetrios  (33 f.);  Ende 
Philipps  (34  f.). 

§  5.  Der  achäische  Bund  (35 f.);  Philopoimens  Reformen  (36 ff.);  Aus- 
wärtiges (39 f.);  die  Achäer  und  Rom  (41  f.). 

§     6.    Spartanische  Wirren  (42 ff.);  Überwältigung  Spartas   (45 f.). 

i;     7.   Römische  Einmischung  (46 ff.);  neue  spartanische  Unruhen  (49 ff.). 

§  8.  Abfall  Messenes  (51f);  Philopoimens  Ende  (53 f.);  Messenes  Unter- 
werfung (54  f.);  die  spartanische  Sache  (56  f.);  Chäron  (58) ;  Kallikrates 
in  Rom  (59);  Rückkehr  der  spartanischen  Verbannten  (60 f.). 

§  9.  Das  pergamenische  Reich  (61  —  65);  die  Stadt  Pergamon  (66 f.); 
Eumeues  II  und  die  Hellenen  (68);  Eumenes  in  Vorderasien  (69). 

§  10.   Prusias  und  Eumenes  (70 ff.);  Hannibals  Tod  (73 f.). 

§  11.   Krieg  mit  Pharnakes  (74 ff.);  Friede  (78). 

§  12.   Rhodos  (79 ff.);  Rhodos  und  Lykien  (82f). 

i?  13.   Aegypten  unter  Ptolemäos  V  (83  ff.). 

§  14.  Antiochos  III  und  sein  Ende  (87 ff".);  Seleukos  IV  (90);  Tod  des 
Ptolemäos  V  (91);  Antiochos  IV  Epiphanes  (92—97). 

13.  Bucli.     Der  Untergang  Makedoniens  und  der  Krieg  zwischen  An- 
tiochos Epiphanes  und  Aegypten  S.  98—206. 
i?     1.   Perseus'  Anfänge  (98—100);  die  Bastarner  in  Thrakien  (101);  Perseus 
und   die   Hellenen   (102);  Aetoler   (103);  Achäer  (104);   Unruhen   in 


Yjji  Inhalt. 

Hellas  (105 f.);  Reise  des  Eumenes    (107  ff.) 5   Einleitung   des  Krieges 

(110);  Haltung  der  Hellenen  (Ulf.);  Unterhandlung  mit  Perseus  (113); 

Böotiens  Unterwerfung  (114 ff.);  weitere  Unterhandlungen  (117  f.). 
§     2.   Ausbruch  des  Krieges  (118  f.) ;  makedonische  Rüstung   (120) ;  Beginn 

des  Krieges  171  v.  Chr.  (121);    Krieg  in  Thessalien    (122ff.);   Abzug 

des  Perseus  (125);  römische  Unternehmungen  (126);  Krieg  in  Böotien 

171  V.  Chr.  (127 f.);  Feldzug  von  170  v.  Chr.  (129 f). 
§    3.   Stimmung   in  Hellas   (131  f.);    Hellas    170/69    v.   Chr.    (133);   Epirus 

170  V.  Chr.  (134f.). 
§    4.   Rom  und   die  Hellenen  170/69  v.  Chr.  (135 ff.);   Haltung   der  Achäer 

(139). 
§    5.   Winterfeldzug    des   Perseus ,   Genthios    (140  ff.) ;   Unternehmen   gegen 

Stratos  (143  f.), 
§     6.    Feldzug  von  169  v.    Chr.    (144 ff.);  die    Römer   in    Makedonien    (147); 

Seekrieg  169  v.   Chr.   (148 f.);    Q.   Marcius    und   die  Hellenen   (150); 

Bündnis  des  Genthios  mit  Perseus  (151);  römische  Rüstungen   (152); 

Ankunft  der  Bastarner  (153  f.). 
§     7.   Die  makedonische  Flotte   (154f);    Vermittelung   der  Rhodier  (156f); 

illyrischer  Krieg  (158 f.). 
§    8.   Krieg  in  Makedonien  168  v.  Chr.  (159 f.) ;  Schlacht  bei  Pydna  (161  ff.); 

Flucht  des  Perseus  (164);  Unterwerfung  Makedoniens  (165);  Perseus 

gefangen  (166);  Ende  des  Krieges  (167  f.). 
§     9.  Aegypten  und  Syrien  (168 f.);  Ausbruch  des  Krieges  (170);  ägyptisch- 
syrischer Krieg  169  v.  Chr.  (171);  Antiochos  in  Aegypten  169  v.  Chr. 

(172f.);  neuer  Krieg  (174);  zweiter  ägyptischer  Feldzug  168    v.  Chr. 

(175f.). 
§  10.    Die   Rhodier  in   Rom    (176 f.);    Aemilius    Paullus    in   Hellas    (178  f.); 

Ordnung    Makedoniens    (180 f.);     Bestrafung    der    Hellenen     (182  0".); 

Siegesfest    in    Amphipolis    (185);     Vernichtung    der    Molosser    (186); 

Heimkehr  der  Römer  (187) ;  Ende  des  Perseus  (188) ;   athenische  Er- 
werbungen (189 ff.);  Athen  und  Delos  (191). 
§  11.   Bestrafung  der  Rhodier  (191ff.);  Rhodos  (196  f.). 
§  12.    Eumenes    und  Rom    (197 f.);   Erhebung  der   Galater   (199);    Haltung 

der    Römer    (200 f.);    galatische    Wirren    (202);    Eumenes    und    Rom 

(203);    Tod    des    Eumenes    160/59    v.    Chr.    (204);   Attalos   H   König 

(205  f.) ;  Tod  des  Ariarathes  IV  (206). 

13.  Buch.     Der  Orient  von  168—120  v.  Chr.  S.  207—311. 

§  1.  Aegypten  nach  168  v.  Chr.  (207 f.);  Ptolemäos  Philometor  imd  sein 
Bruder  (209);  der  kyprische  Streit  (210 f.);  Ptolemäos  VI  behauptet 
sich  (212);  Ptolemäos  VI  und  die  Juden  (213  f.). 

§  2.  Antiochos  Epiphanes  (214  ff.);  Antiochos  im  Osten  (218) ;  Antiochos  V 
Eupator  (219  f.). 

§  3.  Das  südliche  Syrien  (220 f.);  die  Juden  (221  ff.);  jüdische  Parteiungen 
(226  f.) ;  Antiochos  Epiphanes  und  die  Juden  (228) ;  der  Hohepriester 
Menelaos  (229) ;  Rückkehr  lasons  (230) ;  Eroberung  Jerusalems  168 
v.  Chr.  (231) ;  Unterdrückung  des  Gottesdienstes  (232) ;  Entweihung 
des  Tempels  (233);  Erhebung  der  Juden  (234 f.);  Judas  erobert  Je- 
rusalem   (236);    Feldzug   von    165/4    v.    Chr.    (237);    Friedensschlufs 


Inhalt.  jj^ 

(238);  neue  Kämpfe  (239f.);  Feldzug  von   1G3  v.    Chr.    (241);    Friede 

mit  den  Juden  (242  f.). 
§     4.    Gesandtschaft  des  Octavius  (243) ;  Octavius  ermordet  (244) ;  Demetrios' 

Flucht  (245);  Demetrios  I  in  Syrien  (246);  Empörung  des  Timarchos 

(247  f.). 
§     5.    Ariarathes  V  (248 f.);  Ariarathes  und  Orophernes  (250 f.). 
§     ß.    Demetrios  und  die  Juden  (252 f);  Niederlage  Nikanors  (254);  Tod  des 

Makkabäos  160  v.  Chr.  (255) ;  Unterwerfung  Judäas  (256) ;  Jonathans 

Anerkennung  (257  f.). 
§     7.    Vereinigung  gegen  Demetrios   (258 ff.);   Alexander  Balas   (261);  Ende 

des  Demetrios  150  v.  Chr.  (262);  Demetrios   II  und  Alexander  Balas 

(263 f.);  Demetrios  II  Alleinherrscher  (265). 
§    8.   Ptolemäos   VII  in   Ägypten   (266 f.);    Ptolemäos    VII   und  Kleopatra 

(268 ff.);  Ende  des  Streites  (272);  Ptolemäos  VII  (273 ff.). 
§     9.   Demetrios  II  in  Syrien  (276);  Erhebung  Tryphons  (277);  Antiochos  VI 

(278);  Demetrios   II  und   Antiochos    VI   (279);   Judäa  und   Jonathan 

(280 f.);    Tryphon    zieht    gegen  Judäa   (282);    Tryphon   König    (283); 

Demetrios  II  und  Tryphon  (284  f.). 
§  10.   Parther    und    Baktrianer    (285);   das  baktrisch  -  indische   Reich    (286); 

Eukratidas  und   seine  Rivalen   (287) ;   Arsakes   VI   Mithridates   (288) ; 

Eroberungen  desselben  (289);  Demetrios  II  gefangen  (290);  Untergang 

des  baktrischeu  Reiches  (291  f.). 
§  11.   Antiochos  VII  Sidetes   (292 f.);   Antiochos   und   die  Juden   (294);   Er- 
oberung  Jerusalems    (295);     Antiochos    gegen    die    Parther    (296 ff.)- 

Untergang   des  Antiochos    VII  129   v.  Chr.    (299 f.^;    Himeros   in  Ba- 

bylonien  (300  f.). 
§  12.   Die  Griechen  in  Indien  (301  f.);  Meuandros  (303 f.). 
§  13.   Demetrios  II  wieder  König  (304);  Demetrios   und  Alexander   Zabiuas 

(305);  Hyrkanos  I  (306);  Ende  des  Demetrios  (.307);  Ende  des  Zabinas 

(308);  Antiochos  VIII  (309);  letzte  Wirren  und  Ende   der  Seleukiden 

(310);  Ausgang  der  Ptolemäer  in  Aegypten  (311). 

14.  Bucli.  Makedonien,  Griechenland  und  Vorderasien  166—130 
V.  Chr.  S.  312—375. 

§  1.  Makedonien  und  Hellas  nach  167  v.  Chr.  (312 ff'.);  der  achäische 
Bund  (315):  die  Verurteilten  (316);  Rückkehr  der  Verurteilten  (317); 
hellenische  Grenzstreitigkeiten  (318);  der  oropische  Handel  (319  f.). 

4?     2.   Kreta  (320 ff.);  rhodisch-kretischer  Krieg  (324 ff.). 

§  3.  Bithynisch-pergamenischer  Krieg  (326 f.);  Sturz  des  Prusias  II  (328 f.); 
Nikomedes  II  König  (330  f.). 

§  4.  Pseudophllippos  (331  ff.) ;  Niederlage  desselben  148  v.  Chr.  (334) ;  Unter- 
werfung Makedoniens  (335);  die  Provinz  Makedonien  (336  f.). 

§  5.  Ursachen  des  achäischen  Krieges  (337  f.) ;  spartanische  Händel  (339 ff.); 
Verhandlungen  in  Korinth  (342) ;  Gesandtschaft  des  Sex.  Cäsar  (343  f.) ;' 
Ausbruch  des  Krieges  (345 f.);  Kritolaos  fällt  (347);  Diäos  Strateg 
(348  f.) ;  Schlacht  am  Isthmos  (350) ;  Unterwerfung  der  Achäer  (351) ; 
Neuordnung  Griechenlands  (352);  Polybios  (353 f.);  Hellas  nach  146 
V.  Chr.  (355  ff). 

§    6.   Attalos   II    und   Diegylis    (359 f.);     Attalos    II    (361  ff ) ;    Attalos   III 


Inhalt. 

Philometor  (364);   Tod   des   Attalos    III   (365);   Aristonikos   (366 ff.); 

Ende  des  Aristonikos  (370);  die  Provinz  Asien  (371  f):  Ordnung  Asiens 

(373  ff.). 
Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Bd.  I  S.  376 f.;  zu  Bd.  II  S.  378 ff. ;  zu  Bd.  III 

S.  380  ff. 
Chronologische  Beilage  S.  383  ff. 
Register  S.  387-467. 
Verzeichnis  der  behaudelton  Inschril'teu  und  Schriftstellerzeugnisse  S.  468. 


Erläuterung  der  abgekürzten  Zitate. 


BCH.  =  Bulletin  de  Correspondance  Hellenique. 

CIG.  (CIGrr.)  =  Corpus  Inscriptionum  Graecaruin. 

CIGPel.  =  Corpus  Inscriptionum  Graecarum  Peloponnesi  etc. 

Cllns.  =  Inscriptiones  Graecae  Insularum  maris  Aegaei. 

CIL.  =  Corpus  Inscriptionum  Latinarum. 

FGH.  =  Fragmenta  historicorum  Graecorum  ed.  C.  Müller. 

IGIns.  =  Inscriptiones  Graecae  Insularum  maris  Aegaei. 

IGGSept.  =  Corpus  Inscriptionum  Graecarum  Graeciae  Septentrionalis. 

JHSt.  =  The  Journal  of  Hellenic  Studies. 

MA.  =  Mitteilungen  des  deutschen  archäologischen  Institutes  in  Athen. 

RE.    =    Pauly's    Real  -  Encyklopädie    der   klassischen    Altertumswissenschaft   von 

Wissowa. 
REG.  =  Revue  des  etudes  Grecques. 
SGDial.  =  Sammlung  griechischer  Dialektinschriften. 
SIG.  =  Sylloge  Inscriptionum  Graecarum  ed.  Gull.  Dittenberger. 


Geschichte  der  griechischen  und  makedonischen 
Staaten  seit  der  Schlacht  bei  Chäronea. 


iii. 


Niese,  Gesell,  d.  griecli,  u.  mak.  Staaten.     III. 


IL  Buch. 

Grieclienlaiid  und  die  hellenistischen  Staaten 
bis  zum  dritten  makedonischen  Kriege. 

(189  —  172   V.   Chr.) 


Über  die  Quellen  und  Litteratur  des  in  diesem  Bande  bebandelten 
Zeitraumes  ist  zu  dem  schon  früher  wiederholt  Bemerkten  ^  noch  einiges 
wenige  hinzuzufügen.  Ohne  Zweifel  haben  die  Ereignisse  dieser  Epoche 
in  gröfseren  oder  kleineren  Abschnitten  mehrfach  zeitgenössische  Dar- 
stellungen gefunden.  Bestimmt  wissen  wir  es  vom  3.  makedonischen 
Kriege,  als  dessen  Historiker  Poseidonios  genannt  wird,  ein  Freund 
und  Verteidiger  des  Perseus  ^.  Auch  die  Römer  der  Zeit  haben  ein- 
zelne Beiträge  zur  Geschichte  geliefert.  Ein  Brief  des  Publius  Scipio 
Nasika  an  einen  König  behandelte  die  Schlacht  bei  Pydna  und  ihre 
Umgebung  ^ ,  und  die  Origines  des  alten  Marcus  Porcius  Cato 
haben  die  griechische  Politik  der  Römer  unserer  Zeit  wenigstens  ge- 
streift ^.      Sehr    spärhch  jedoch    sind   die   Reste   dieser   zeitgenössischen 


1)  Vgl.  besonders  Bd.  I  S.  11  ff.  II  67 ff.  200 ff.  350ff. 

2)  FHG.  III  172 ff.  Plut.  Aemil.  19.  Vgl.  Polyb.  XXII  8,  2.  Ein  Straton 
verfafste  eine  Geschichte  des  Philippos  und  Perseus.  Diogen.  La.  V  61.  Ob  die 
Ehodier  Zenon  und  Antisthenes  diese  Zeit  noch  behandelt  haben,  wissen  wir  nicht. 
FHG.  III  173  ff.     Polyb.  XVI  14  ff. 

3)  Plut.  Aemil.  15.     Peter,  Histor.  Eona.  fragmenta  115  f. 

4)  Peter,  Histor.  Rom.  relliq.  80 ff.  Zeitgenossen  waren  auch  der  bekannte, 
mehr  litterarische  als  politische  Griechenfreund  A.  Postumius  Albiuus  und  der  Sohn 
des  älteren  Scipio  Africanus ;  beide  haben  ein  griechisches  Geschichtswerk  verfafst ; 
das  Buch  des  Albinus  hat  sogar  eine  gewisse  Berühmtheit  erlangt  durch  die  Ab- 
fertigung, welche  der  alte  Kato  dem  Verfasser  zu  teil  werden  liefs.    Polyb.  XXXIX 

1* 


4  11.  Buch.     Quellen. 

Litteratur:  fast  alles  ist  in  die  Universalgeschichte  des  Polybios  zu- 
sammengeflossen, aus  der  unser  historisches  Wissen  von  der  Zeit  fast 
ausschliefslich  genommen  ist.  Polybios  behandelte  die  hier  vorliegende 
Epoche  bis  zum  Ende  der  158.  Olympiade  (l45/i  v.  Chr.)  in  der  zweiten 
Hälfte  seines  Werkes,  den  Büchern  22  —  40,  von  denen  aufser  einigen 
Fragmenten  nur  die  Auszüge  der  konstantinischeu  Exzerptoren  erhalten 
sind.  Die  Reihenfolge  und  Ordnung  dieser  Auszüge  zu  bestimmen,  ist 
eine  der  wichtigsten  Aufgaben  der  Forschung  '. 

Das  polybianische  Werk  ward  fortgesetzt  zuerst  von  dem  Rhodier 
Poseidonios  ^,  der  die  Überlieferung  der  nachfolgenden  Zeit  in  ähn- 
licher Weise  zusammengefafst  haben  wird,  wie  sein  Vorgänger.  Er  kam 
wenigstens  bis  zur  sullanischen  Zeit  herab  ^.  Später  hat  Strabon 
ohne  Zweifel  mit  Benutzung  des  Poseidonios,  ebenfalls  im  Anschlufs  an 
Polybios  die  Erzählung  bis  auf  seine  Zeit,  etwa  bis  zum  Ende  des 
ägyptischen  Königtums  (30  v.  Chr.)  fortgeführt.  Auch  in  seiner  noch 
erhaltenen  Geographie  finden  sich  viele  wichtige  Beiträge  zur  Ge- 
schichte namentlich  der  asiatischen  Territorien. 

Wie  weit  die  Geschichtswerke  des  He  rakleides  Lembos,  eines 
Zeitgenossen  des  Ptolemäos  VI.  Philometor,  und  des  etwas  jüngeren 
Agatharchides  von  Knidos  eine  vollständige  Darstellung  unserer 
Zeit  enthielten,  wissen  wir  nicht  *.    Was  endlich  die  Vertreter  der  Stadt- 


12  und  daraus  Cornelius  Nepos  bei  Gellius  N.  A.  XI  18.  Plut.  Cato  12.  Über 
Scipio  vgl.  Cicero  Brut.  77.  Peter,  Histor.  Rom.  rell.  CXXIII.  Aber  wir  wisseu 
nicht,  ob  Albinus  oder  Scipio  Zeitgeschichte  behandelten ;  offenbar  waren  ihre  Werke 
mehr  Übungsstücke,  und  es  können  ebensogut  die  Perserkriege  oder  der  troja- 
nische Krieg  darin  erzählt  worden  sein,  wie  die  makedonischen.  Von  irgend 
welchem  Belang  ist  keins  gewesen.  AVas  man  sonst  von  späteren  römischen 
Historikern  hier  nennen  könnte,  kommt  für  uns  nicht  in  Betracht  Diese  Römer 
hängen  überdies  alle  von  Polybios  ab. 

1)  Vgl.  Bd.  II  350 ff.  Um  die  Anordnung  der  polybianischen  Fragmente  hat 
sich  zumeist  H.  Nissen  verdient  gemacht.  Rhein.  Mus.  N.  F.  26 ,  241  ff.  Vgl. 
A.  Metzung,  De  Polybii  librorum  XXX — XXXIII  fragmentis  ordine  collocandis, 
Marburg  1871.  H.  Steigemann,  De  Polybii  olympiadum  ratione,  Breslau  1885 
und  neuerdings  Büttner-Wobst,  Philologus  LIX  (1900)  560  ff.  Beiträge  zu  Poly- 
bios, Dresden  1901.  Es  besteht,  wie  man  hört,  die  Absicht,  die  E.xzerpte  so 
wie  sie  in  den  Hss.  überliefert  sind  neu  herauszugeben;  damit  wird  für  derartige 
Untersuchungen  eine  zuverlässige  Grundlage  gewonnen  sein. 

2)  FHG.  III  245  ff.  Wachsmuth,  Einleitung  i.  d.  Studium  d.  alten  Geschichte 
G48ff.     Unger,  Philol.  LV  73.  245. 

3)  Das  letzte  Fragment  stammt  aus  dem  Jahre  88  v.  Chr.  Mancher  Punkt 
bedarf  nocb  der  Aufklärung ,  z.  B. ,  ob  Poseidonios  den  Stoff  ebenso  ordnete  wie 
Polybios  und  etwa  auch  die  Olympiaden  seiner  Erzählung  zu  gründe  legte, 

4)  FHG.  III  167.  190.  Unter  die  Historiker  wird  auch  der  König  Ptolemäos  VII. 
Physkon  gerechnet.     In  seinen  Kommentarien  hat  er  Anekdoten   und  Merkwürdig- 


11.  Buch.     Quellen.  5 

und  Landesgeschichten  angeht,  Memnon  von  Herakleia  und  Arte- 
midoros  von  Artemita,  den  Verfasser  der  parthischen  Geschichte,  so 
ist  auf  diese,  wie  auf  die  Sammler  und  Kompendiatoren  schon  früher 
hingewiesen  worden  ^ 

Von  der  älteren,  originaleren  Litteratur  ist  nur  wenig  erhalten;  an 
ihre  Stelle  müssen  die  von  ihr  abhängigen  späteren  Bearbeiter,  die  Ver- 
fasser der  Kompendien  u.  dgl.  treten.  Der  wichtigste  ist  Diodoros, 
der  zuerst  aus  Polybios,  dann  aus  Poseidonios  geschöpft  hat.  Für  diese 
Zeit  ist  er  nur  in  einzelnen  Auszügen  erhalten,  die  eine  wichtige  Er- 
gänzung zu  den  polybianischen  bilden.  Von  Livius  fallen  die  Bücher 
39  —  45  in  unsere  Epoche  und  machen  gleichsam  den  Grundstock  der  Er- 
zählung aus.  Wie  im  Früheren  verdankt  Livius  das  wertvolle  historische 
Material  dem  Polybios  ^.  Mit  dem  45.  Buche  geht  der  vollständige 
Livius  zu  Ende ;  von  da  ab  haben  wir  von  ihm  nur  die  dürftigen  Aus- 
züge und  Bearbeitungen  des  späteren  Altertums.  Von  hohem  Werte 
besonders  für  die  Geschichte  der  hellenistischen  Königreiche  ist  bei  aller 
Kürze  und  Verworrenheit  der  Auszug  aus  den  Historien  des  Trogus 
Pompeius,  den  Justinus  verfafst  hat  ^.  Plutarchos  ist  aufser  zer- 
streuten gelegentlichen  Notizen  mit  vier  Biographien  vertreten,  Philo- 
poimen,  Titus  Quinctius,  Kato  dem  älteren  und  Amilius  PauUus.  Er 
ist  ein  wichtiger  Träger  polybianischer  Überlieferung.  Von  Appians 
Römischer  Geschichte  kommen  das  illyrische,  syrische,  mithridatische 
und  das  nur  in  einigen  Exzerpten  erhaltene  makedonische  Buch  in 
Betracht.  Von  Cassius  Dio  sind  für  unsere  Zeit  nur  einige  Exzerpte 
und  der  Auszug  des  Johannes  Zonaras  vorhanden  '^.  Wichtige  Nach- 
richten enthält  der  Perieget  Pausanias  besonders  über  die  letzten 
Zeiten  des  achäischen  Bundes  (VII  cap.  9 ff.);  was  er  gibt,  ist  wahr- 
scheinlich eine  freiere  Wiedergabe  der  polybianischen  Erzählung  ". 
Nicht  zu  vergessen  sind  endlich  die  Reste  der  Chronographien, 
wie  sie  in  der  Chronik  des  Eusebios  vorliegen.  Besonders  nützlich 
sind  die  aus  Porphyrios  entlehnten  Listen  der  makedonischen,  thes- 
salischen,  syrischen  und  ägyptischen  Könige  ^'. 


keilen  verschiedener  Art  gesammelt,  dagegen  eine  zusammenhängende  Geschiclits- 
erzählung  scheint  er  nicht  geliefert  zu  haben.     FHG.  III  186 ff. 

1)  Bd.  I  S.  14  f. 

2)  Bd.  II  S.  350  ff. 

3)  Bd.  I  S.  13. 

4)  Cassii  Dionis  Cocceiani  historiarum  Romanarum  quae  supersunt  ed.  U.  Ph. 
Boissevain.     Vol.  I  Berlin  1895. 

5)  Vgl.  Bd.  I  S.  14  Anm. 

G)  Eusebii  chronica  ed.  Alfr.  Schoene,  2  voll.    Die  syrische  Königsliste  besteht 


6  11.  Buch.     Quellen. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdienen  noch  die  Erzeugnisse  der 
jüdischen  historischen  Litteratur,  wie  sie  durch  den  Befreiungskampf  des 
jüdischen  Volkes  hervorgebracht  worden  sind,  das  erste  und  zweite 
Makkabäerbuch  ^  Das  ältere  von  ihnen  ist  das  zweite.  Es  ent- 
hält die  Geschichte  der  jüdischen  Erhebung  unter  Judas  Makkabäos 
von  den  letzten  Jahren  des  Seleukos  IV  bis  zum  Sieg  über  Nikanor 
(162/1  V.  Chr.)  und  ist  ein  nach  eigener  Aussage  125/4  verfafster  Aus- 
zug aus  dem  ausführlicheren  Werke  Jasons  von  Kyrene.  Dieser 
lason  war  Jude  und  eifriger  Freund  des  Makkabäos  und  schrieb  nicht 
lange  nach  dessen  Tode  (160  v.  Chr.)  in  fünf  Büchern  seine  patriotisch, 
rehgiös  und  rhetorisch  stark  gefärbte  Geschichte.  Der  Auszug  daraus, 
das  2.  Makkabäerbuch,  ist  zwar  an  vielen  Stellen  sehr  mangelhaft,  hat 
aber  trotzdem  als  Wiedergabe  eines  zeitgenössischen  Werkes  für  uns 
hohen  Wert.  Das  erste  Makkabäerbuch  ist  umfassender  und  er- 
zählt die  jüdischen  Befreiungskämpfe  von  Antiochos  Epiphanes  bis  zum 
Tode  des  Hohenpriesters  Simon,  also  von  169  — 136  v.  Chr.  Es  ist 
nach  dem  Tode  des  Johannes  Hyrkanos  (105/4  v.  Chr.)  etwa  in  der 
ersten  Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.  geschrieben  und  zwar, 
wie  ausdrückHch  bezeugt  wird,  ursprünglich  in  hebräischer  Sprache. 
Die  uns  vorliegende  griechische  Übersetzung  raufs  jedoch  bald  darnach 
entstanden  sein.  Das  Werk  zerfallt  in  zwei  annähernd  gleiche  Hälften,  die 
erste  deckt  sich  ungefähr  mit  dem  zweiten  Makkabäerbuche  und  scheint, 
wie  dieses,  auf  lason  von  Kyrene  zurückzugehen,  der  zweite  gibt  die 
Fortsetzung  in  wesentlich  kürzerer  Fassung.  Der  Verfasser  schreibt  zum 
Ruhme  des  Judentums  und  der  priesterlichen  Dynastie  der  Hasmonäer 
und  hat,  um  dieser  Tendenz  zu  dienen,  manches  Anstöfsige  ausgelassen, 
anderes  beschönigt  und  willkürlich  geändert.  Bei  manchen  Vorzügen 
im  einzelnen  steht  daher  das  erste  Makkabäerbuch,  soweit  es  mit  dem 


aus  zwei  Teilen,  die  erste  geht  bis  Alexander  Balas ,  die  zweite  ist  jüngeren  Ur- 
sprungs. Vielleicht  kann  man  sich  diese  Erscheinung  so  erklären,  dafs  der  erste 
Teil  aus  Apollodors  Chronik  entlehnt  ist,  die  in  der  ursprünglichen  Bearbeitung 
mit  der  158.  Olympiade  abschlofs,  in  der  Balas  endete. 

1)  Das  folgende  nach  meiner  Kritik  der  beiden  Makkabäerbücher  (Hermes 
35,  268  ff.  453.),  die  auch  als  besondere  Schrift  erschienen  ist.  Im  übrigen  vgl. 
die  dort  S.  6  und  von  E.  Schürer,  Geschichte  des  jüdischen  Volkes  III^  139.  359 
angeführte  Litteratur.  Die  Anschauungen,  wie  sie  neuerdings  Kosters  {Theologisch 
Tijdschrift  XII  [1878]  491  ff.),  Hugo  Willrich  {Juden  und  Griechen  vor  der  makka- 
häischen  Erhebung,  Göttingen  1895.  Vgl.  desselben  Verfassers  Judaica,  Göttiugeu 
1900)  und  Adolf  Büchler  {Die  Tobiaden  und  die  Oniaden  im  2.  Makkabäerbuche, 
Wien  1899)  in  Ansehung  des  2.  Makkabäerbuches  entwickelt  haben,  kann  ich  nur 
als  bedauerliche  Verirrungen  menschlichen  Scharfsinns  ansehen,  wobei  an  Stelle 
des  Tatbestandes  unbegründete  Hypothesen  getreten  sind. 


11.  Buch.     Quellen  und  Litteratur.  7 

zweiten  parallel  läuft ,  hinter  diesem  an  Treue  und  Zuverlässigkeit  in 
den  wichtigsten  Teilen  erheblich  zurück  und  darf  ihm  nicht,  wie  es 
gewöhnlich  geschieht,  vorgezogen  werden.  Überall,  wo  eine  Kontrolle 
möglich  ist,  auch  in  der  Chronologie,  erweist  sich  das  zweite  als  besser 
unterrichtet. 

In  späterer  vollständiger  Bearbeitung  liegt  die  jüdische  Geschichte 
vor  in  den  Schriften  des  Flavius  Josephus,  in  der  Geschichte  des 
jüdischen  Krieges,  wie  in  der  Archäologie  ^,  dort  in  kürzerer  Fassung, 
ausführlicher  in  der  Archäologie,  wo  Josephus  in  der  Regel  das  erste 
Makkabäerbuch  zu  gründe  gelegt  hat  unter  Beifügung  einzelner  Nach- 
richten aus  der  sonstigen  historischen  Litteratur  und,  wie  es  scheint,  auch 
aus  lason  von  Kyrene  ^.  Die  Abhängigkeit  vom  ersten  Makkabäer- 
buch gilt  natüi'lich  nicht  mehr  für  die  spätere  Hasmonäerzeit,  wo  der 
Schriftsteller  aufser  einheimischen  Nachrichten  seinen  Stoff  aus  grie- 
chischen Historikern  und  Chronographen  zusammengewirkt  hat.  Dabei 
hat  er  in  der  Archäologie  die  frühere  Erzählung  des  Jüdischen  Krieges 
zu  gründe  gelegt  und  erweitert.  Diese  letztere  verdient  daher  als  älter 
mehr  Berücksichtigung,  als  ihr  gelegentlich  zu  teil  geworden  ist  ^. 

Die  so  wichtige    urkundliche  Überlieferung  in   ihren    verschiedenen 
Zweigen  ist  schon    früher  Bd.  I  S.   16  ff.    II    4.    68 ff.    203  ff.    357    auf- 
geführt worden,  ebenso  die  neuere  Litteratur  in  ihren  wichtigsten  Ver- 
tretern.    Ich  habe  nur  einiges  inzwischen  Erschienenes  nachzuti'agen. 
Corpus   Inscriptionum    Graecarum  Graeciae  Septentrionalis ,    ed.  Guil. 

Dittenberger ,  vol.   III    1  Berlin  1897,    enthaltend   die   Inschriften 

von  Phokis  (aufser  Delphi),  Lokris,  Atollen,  Akaraanien  und  den 

Inseln  des  ionischen  Meei*es. 
Corpus     inscriptionum    Graecarum    Peloponnesi     vol.     I    ed.     Max. 

Fränkel,    Berlin    1902.     Enthält   die   Inschriften    von  Agina   und 

Argolis. 
Inscriptiones    gi'aecae    insularum    maris    Aegaei    fascic.    I   ed.   Hiller 

V.  Gärtringen  Berlin  1895  (Rhodos  und  zugehörige  Nachbarschaft.); 

fascic.  II  ed.  W.  R.  Paton,  Berlin    1899    (Lesbos    und  Tenedos); 

fascic.  III  ed.  Hiller  v.  Gärtringen  Berlin  1898  (Melos,  Thera  und 

Nachbarn). 

Eine  reichhaltige  Auswahl  bietet 
Charles  Michel,  Recueil  d'inscriptions  grecques,   Brüssel  1900. 

1^  Bell.  Jud.  I  31  ff.     Antiq.  Jud.  XII  154  ff. 

2)  J.  V.  Destinon ,  Die  Quellen  des  Flavius  Josephus  S.  60  ff.  Meine  Kritik 
d.  beiden  Makkab.  100  ff.  Sonstige  Litteratur  bei  Schürer,  Gesch.  des  jüd.  Volkes 
P  74  ff. 

3)  Vgl.  Sybels  histor.  Zeitschrift  N.  F.  40,  218  ff. 


8  11.  Buch.     Quellen  und  Litteratur. 

In  neuer,  stark  vermehrter  Auflage  ist  erschienen 

Sylloge  inscriptionum  Graecarum  iterum  edidit  Guil.  Dittenberger, 
voll.  I— III  Leipzig  1898—1901   und 

Hicks  und  Hill,  a  manual  of  greek  historical  inscriptions  2.  Aut- 
lage, Oxford  1901. 

Was  die  neuere  Litteratur  anlangt,   so  sind  noch   folgende  jüngst 
erschienene  Spezialgeschichten  zu  nennen: 

S.  Shebeleff,  Aus  der  Geschichte  Athens  229—31  v.  Chr.  St.  Peters- 
burg  1898  (russisch). 

H.  van  Gelder,  Geschichte  der  alten  Rhodier,  Haag  1900. 
Zur  ägyptischen   Geschichte  ist  neuerdings  erschienen: 

J.  P.  Mahaffy,  A  history  of  Egypt  under  the  Ptoleraaic  dynasty, 
London  1899. 

Paul  M.  Meyer,  Das  Heerwesen  der  Ptolemäer  und  Römer  in 
Ägypten,  Leipzig  1900. 

Ulrich  Wilcken,  Griechische  Ostraka  aus  Ägypten  und  Nubien. 
Ein  Beitrag  zur  antiken  Wirtschaftsgeschichte.  2  Bde.  Leipzig 
u.  Berlin  1899. 

Endhch  sind   hier   zu    nennen   die   Darstellungen   der  jüdischen 
Geschichte : 

Heinr.  Ewald,  Geschichte  des  Volkes  Israel  4.  Band.  3.  Ausg. 
Göttingen   1864. 

H.  Grätz,  Geschichte  der  Juden  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf 
die  Gegenwart,  Bd.  2  und  3,  Leipzig  1875.  1878. 

L.  Herzfeld,  Geschichte  des  Volkes  Jisrael  von  der  Zerstörung  des 
ersten  Tempels  bis  zur  Einsetzung  des  Makkabäers  Schimon. 
Bd.  2  u.  3.     Nordhausen   1853.  1857. 

Jul.  Wellhausen,  Israelitische  und  jüdische  Geschichte.  4.  Aufl. 
Berhn  1901   S.  247  ff. 

Emil  Schürer,  Geschichte  des  jüdischen  Volkes  im  Zeitalter  Jesu 
Christi.  3  Bände.  3.-4.  Aufl.  Leipzig  1898—1901.  Die  Dar- 
stellung der  Geschichte  nimmt  den  ersten  Band  ein. 

J.  Derenbourg,  Essai  sur  l'histoire  et  la  geographie  de  la  Palestine 
1.  partie,  Paris  1867. 


11.  Buch.     §  1.     Die  römische  Weltherrschaft.  ^ 

§1. 

Durch  den  Ausgang  des  Krieges  gegen  Antiochos  war  die  hellenische 
und  hellenistische  Welt  fast  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  von  den  Römern 
abhängig  geworden  und  hatte  sich  in  ihre  Bundesgenossenschaft  be- 
geben müssen.  Allgemein  erkannte  man  sie  als  Herren  an ;  man  hatte 
sie  selbst  gerufen,  und  sie  bildeten  in  dieser  Eigenschaft  schon  ein 
unentbehrliches  Stück  der  damaligen  Staatengemeinschaft.  Sie  selbst 
fühlten  sich  als  Herren  und  Gebieter;  nachdem  sie  den  grofsen  Antiochos 
überwunden^  glaubten  sie,  dafs  ihnen  nichts  mehr  widerstehen  könnte  \ 
und  ihre  Politik  ging  dahin,  die  Oberherrlichkeit  zu  erhalten  und  alles 
immer  mehr  von  ihrem  Willen  abhängig  zu  machen.  Keine  andere 
Macht  sollte  zu  einer  Festigkeit  und  Gröfse  gelangen,  dafs  sie  im  stände 
wäre,  sich  vollkommen  unabhängig  zu  macheu  und  dadurch  die  römische 
Weltherrschaft  zu  gefährden.  Hierauf  richteten  sie  ihre  beständige  Auf- 
merksamkeit, und  jeden  Versuch,  jeden  Anlauf  dazu  betrachteten  sie 
mit  feindseligen  Augen.  Sie  wollten,  dafs  nichts  von  Bedeutung  ohne 
ihren  Willen  geschähe,  dafs  kein  Krieg  geführt,  kein  Friede  geschlossen 
würde  ohne  ihre  Zustimmung.  Alle  Schwachen  und  Unterdrückten 
sollten  bei  ihnen  überall  gegen  die  Mächtigeren  Hilfe  finden.  Alle,  die 
früheren  Feinde  wie  die  Bundesgenossen,  waren  daher  einer  beständigen 
Aufsicht  und  Bevormundung  unterworfen,  und  das  um  so  mehr,  je 
mächtiger  sie  waren ,  vor  allem  aber  die  Hellenen  in  Griechenland  ^. 

Dabei  kam  ihnen  die  beständige  Zwietracht  und  Eifersucht  der 
verschiedenen  Staaten,  die  unsicheren  Zustände  der  griechischen  und 
hellenistischen  Gebiete  willkommen  zur  Hilfe,  die  zum  Teil  eben  erst 
konstituiert  waren  und  nach  aufsen  wie  im  Innern  nur  geringe  Festig- 
keit besafsen.  Der  territoriale  Bestand  war  zum  guten  Teil  nur  durch 
das  Belieben  des  römischen  Senates  bestimmt,  nicht  etwa  durch  Vertrag^ 
mit  dem  römischen  Volk  in  bindender  Weise  festgesetzt  ^.  Vieles  war 
noch  unfertig  und  unklar  und  gab  zu  Streitigkeiten  Anlafs,    bei  denen 


1)  Appian  Syr.  37. 

2)  Vgl.  Polyb.  XXIII  17,  4:  XXIV  10,  2;  12;  14. 

3)  Dies  zeigen  die  Ereignisse ,  da  der  Senat  sich  später  für  befugt  hält, 
eigenmächtig  Gebietsänderungen  vorzunehmen.  Bei  der  Sorgfalt,  mit  der  im  Alter- 
tum und  nicht  am  wenigsten  in  Rom  das  formale  Recht  in  wörtlicher  Auslegung 
behandelt  wird,  würde  dies  nicht  geschehen  sein,  wenn  etwa,  z.  B.  bei  den  Achäern, 
der  Gebietsbestand  in  das  Bündnis  aufgenommen  worden  wäre.  Offenbar  betrachtet 
der  Senat  die  in  den  Verhandlungen  von  190  und  189  v.  Chr.  vorgenommene  Ver- 
teilung der  eroberten  Gebiete  nur  als  Ausführungsbestimmungen ,  als  Geschenke, 
die  gegebenenfalls  auch  wieder  zurückgezogen  werden  können. 


10  11.  Buch.     §  1.     Die  römische  Weltherrschaft. 

jeden  Augenblick  die  römische  Entscheidung  angerufen  ward,  und  die 
Römer  nahmen  die  Gelegenheit  wahr.  Sie  trugen  kein  Bedenken,  wenn 
es  ihnen  nützlich  schien,  sich  in  die  inneren  Angelegenheiten  ihrer 
Verbündeten  einzumischen,  ihre  Freunde  zu  befördern,  die  Gegner  zu 
beseitigen.  Das  einzige,  was  sie  hierin  leitete,  Avar  die  Rücksicht  auf 
ihren  Vorteil.  Zwar  in  diesem  Punkt  unterschieden  sich  die  Römer 
nicht  von  den  übi'igen  Mächten,  Freistaaten  wie  Monarchien,  aber  sie 
allein  waren  durch  die  Gunst  der  Lage  im  stände,  ihre  Politik  folgerichtig 
und  mit  Festigkeit  durchzufühi*en.  In  ihrem  anerkannten,  anscheinend 
unanfechtbaren  kriegerischen  Übergewicht  standen  sie  einer  Mehrheit 
schwächerer,  begehrlicher,  eifersüchtiger,  untereinander  hadernder 
Mächte  gegenüber.  Die  grofse  Aristokratie  ferner,  die  im  Senate  safs, 
in  deren  Mitte  sich  diese  Politik  in  fester  Tradition  erhielt  und  ent- 
wickelte, war  in  ihrer  Gesamtheit  persönlichen  Gefühlen  und  Schwan- 
kungen viel  weniger  zugänglich  als  ein  Monarch  oder  eine  Volksver- 
sammlung. Sie  konnte  die  Interessen  ihres  Gemeinwesens  und  ihrer 
Herrschaft  wahrnehmen,  ohne  durch  Anwandlungen  von  Edelmut  oder 
Dankbarkeit  gehindert  zu  werden. 

Die  Wirkungen  der  römischen  Hegemonie  waren  für  die  Hellenen 
in  vieler  Hinsicht  vorteilhaft.  Einen  so  langen  Frieden,  wie  ihn  die 
Hellenen  jetzt  erlebten,  hatten  sie  im  Laufe  ihrer  Geschichte  nur  selten 
geniefsen  dürfen.  Sie  konnten  ihre  Acker  in  Ruhe  bestellen  und  die 
Früchte  ihrer  Ai'beit  einheimsen  ^  Handel  und  Wandel  konnten  un- 
gestört ihrer  Wege  ziehen  und  sich  neue  Bahnen  eröffnen.  Vor  allem 
der  Verkehr  mit  Italien  nahm  lebhaften  Aufschwung.  Das  enge  Bünd- 
nis der  Achäer,  der  Rhodier  und  Pergamener  mit  Rom  brachte  die 
mannigfachsten  wechselseitigen  Beziehungen  hervor.  Seitdem  die  Sicher- 
heit auf  beiden  italischen  Meeren,  dem  tyrrhenischen  wie  dem  adria- 
tischen,  im  wesentlichen  hergestellt  war,  stand  dem  Seeverkehr  kein 
Hindernis  im  Wege.  Er  ging  weiter  auf  die  iberische  Halbinsel  und 
das  neugegründete  numidische  Reich  über,  das  ebenfalls  mit  den 
Hellenen  unmittelbare  Fühlung  suchte  ^.  Die  Eröffnung  des  Westens 
führte  dem  griechischen  Gewerbfleifs  und  Handel  neue  Nahrung  zu, 
am  meisten  natürlich  den  Handelstaaten,  wie  den  Rhodiern,  die  schon 
früher  nach  allen  Seiten  hin  tätig  waren. 

In  Griechenland  erschienen  die  Römer  als  Freunde  und  Bewun- 
derer des  griechischen  Wesens,  ihrer  Litteratur  und  Kunst;  sie  redeten 


1)  Polyb.  II  62,  4  hebt  den  Wohlstand  des  Peloponnes  hervor. 

2)  Ein   Ehrendekret   für   Massiuissa  auf  Delos  SIG.  I-  305.     Mastanabai,   der 
Sohn  des  Königs,  siegte  in  Athen  bei  den  Panathenäen.     CIA.  II  1,  n.  968  z.  43. 


11.  Buch.     §  2.     Hellas  uacli  dem  Frieden.  11 

die  Sprache  des  Landes^  besuchten  und  beschenkten  die  Heiligtümer 
und  schauten  den  Spielen  zu;  junge  Römer  aus  guten  Familien  ver- 
schmähten es  damals  nicht,  dabei  selbst  als  Kämpfer  aufzutreten  ^ 
Durchraustern  wir  die  Denkmäler  dieser  Zeit,  so  finden  wir  überall 
römische  Namen.  Auf  Delos  haben  sich  fast  alle  Imperatoren  mit 
Weihgeschenken  verewigt,  Titus  und  Lucius  Quinctius,  Aulus  Atilius, 
Gaius  Livius,  Lucius  und  Publius  Cornelius  Scipio,  Gnäus  Manlius, 
Quintus  Fabius  und  Lucius  Amilius-.  Titus  Quinctius  übernahm  die 
Festleitung  der  Nemeen  •'*,  Lucius  Scipio  hat  auf  der  Heimkehr  von 
Asien  den  Chor  der  Deliaden  bekränzt  ^.  Ahnlich  wurden  die  anderen 
grofsen  Heiligtümer  in  Athen,  Oropos,  Delphi,  Olympia  oder  auf  Sarao- 
thrake  bedacht.  Dem  Beispiel  der  Feldherren  folgten  die  übrigen  Rö- 
mer und  Italiker  und  empfingen  dafür  ihren  Anteil  von  den  Ehren. 
Denn  überall  wurden  natürlich  die  Römer  hoch  geehrt,  und  ihre  Feld- 
herren ganz  so  gefeiert,  wie  sonst  die  Könige  und  andere  hervorragende 
Personen.  Sie  wurden  auf  jede  Weise,  mit  Statuen,  Dekreten,  Pro- 
xenien  ausgezeichnet.  Feste  wurden  den  Römern  geweiht,  und  Hymnen 
und  Päane  auf  sie  gedichtet  ^.  Sie  waren  für  Lob  sehr  empfänglich, 
verlangten  aber  zugleich,  dafs  sich  die  Hellenen  ihnen  gefügig 
zeigen  sollten.  Auch  die  eifrigsten  Hellenenfreunde,  wie  Titus,  wurden 
sehr  ungehalten,  wenn  sie  Widerspruch  fanden.  Und  nicht  alle  erwiesen 
sich  so  freundlich  wie  dieser;  oft  waren  die  römischen  Feldherren  und 
Legaten  rauhe,  herrische,  hochfahrende  Männer,  die  sich  wenig  Mühe 
gaben,  schonend  aufzutreten,  ungebührliche  Ansprüche  erhoben  und  es 
den  Hellenen  nicht  leicht  machten,  sich  in  die  Unterordnung  unter  ihre 
Befreier  zu  finden. 

§  2«. 
Im  mittleren  Hellas  war  durch   den  Frieden   von    189  v.  Chr.  die 
herrschende    Stellung    des    ätolischen    Bundes    vernichtet    worden.      Die 
Ausführung    der    Friedensbedingungen    ward     vermutlich    von    Markus 


1)  'Ecpri^.  icQx.  1897  S.  195  ff.     Bd.  II  707,  Anm.  6. 

2)  SIG.  II-  .588,  85 ff.  HomoUe,  BCH.  VIII  75 ff.  Schöffer,  De  Deli  insulae 
rebus  S.  185. 

3)  Bd.  II  664. 

4)  SIG.  IP  588,  90  ff. 

5)  Viele  Beispiele  liefert  das  bekannte  Proxenienverzeichnis  aus  Delphi.  SIG. 
II-  n.  268.  Andere  Belege  z.  B  SIG.  I-  275.  Paton  and  Hicks,  Inscr.  of  Cos, 
uro.  128.     Vgl.  Plutarch  Marceil.  30.     Titus  12.  16.    Sulla  12. 

6)  Was  die  allgemeine  Litteratur  angeht,  so  verweise  ich  auf  die  Bd.  I  18. 
II  204  zitierten  Werke,  ferner  auf  die  II  5  erwähnten  Darstellungen  der  römischen 
Geschichte. 


12  11.  Buch.     §  2.     Atoler  nach  189  v.  Chr. 

Fulvius  mit  einer  Senatskommission  besorgt  ^  Alle  Städte  luid  Land- 
schaften, die  seit  192  v.  Chr.  erobert  oder  freiwillig  zu  den  Römern 
übergegangen  waren ,  und  aufserdem  Oiniadä  mufsten  abgetreten  wer- 
den -,  d.  h.  die  Reste  der  ätolischen  Besitzungen  in  Südthessalien,  Thau- 
makoi  und  Xyniä,  ferner  die  Doloper,  die  Phokier,  Ambrakia  und  Ke- 
phallenia.  Immerhin  behielten  die  Atoler  noch  ein  Gebiet,  das  alle  übri- 
gen Landschaften  in  Mittelhellas  an  Umfang  weit  übertraf.  Im  Westen 
gegen  Epirus  und  Akarnanien  blieben  die  alten  Grenzen ;  die  Amphi- 
locher,  Agräer  und  Aperanten  und  am  rechten  Acheloosufer  Stratos 
blieben  ätolisch,  ebenso  beide  Lokrer,  die  Dorier  und  Anianen.  Dazu 
überliefs  ihnen  der  Senat  Herakleia  am  Ota,  da.s  nach  der  Friedens- 
urkunde hätte  abgetreten  werden  müssen  ^.  Die  Atoler  wurden  im 
ganzen  wie  im  einzelnen  mit  einer  gewissen  Milde  und  Grolsmut  be- 
handelt. Thoas,  einer  der  Hauptanstifter  des  antiochischen  Krieges,  der 
von  Antiochos  ausgeHefert  werden  mufste,  erhielt  auf  Bitten  seiner 
Landsleute  vom  Senate  Verzeihung  und  durfte  in  die  Heimat  zurück- 
kehren, wo  er  fortan  als  eifriger  Römerfreund  wirkte  *.  Aber  die  Frie- 
densbedingungen lasteten  doch  schwer  auf  dem  Lande.  Sechs  Jahre 
lang  mufsten  vierzig  ihrer  besten  jungen  Bürger  in  Rom  als  Geiseln 
bleiben  und  50  Talente  Kriegsteuer  jährlich  nach  Rom  gezahlt  wer- 
den, was  den  Atolern  bei  ihren  bedrängten  Finanzen,  bei  der  Ver- 
schuldung des  Bundes  und  vieler  einzelner  nicht  leicht  fiel.  Die  öko- 
nomische Zerrüttung  verschärfte  die  Gegensätze  der  Parteien  und  führte 
sehr  bald  zu  heftigsten  Kämpfen,  die  hier  mit  um  so  gröfserer  Leiden- 
schaftlichkeit ausgefochten  wurden,  als  es  sich  nicht  nur  um  politische 
Macht,  sondern  um  wirtschaftliche  Existenz  handelte  ^. 


1)  An  der  Kommission  nahmen  wahrscheinlich  M'.  Acilius  und  T.  Quinctius 
teil.     Für  letzteren  geht  es  aus  Liv.  XXXIX  23,  7  und  25,  10  hervor. 

2)  Polyb.  XXI  32,  13.  Ob  damals,  wie  vielfach  angenommen  wird,  Pleuren, 
das  später  dem  achäischen  Bunde  angehört  (Pausan.  VII  11,  3),  abgetreten  werden 
mufste,  ist  zweifelhaft.  Ich  halte  für  wahrscheinlicher,  dafs  es  erst  um  167  v.  Chr. 
geschah.     Unten  Buch  12  §  11. 

3)  Dafs  Herakleia  den  Atolern  auch  fernerhin  angehörte ,  folgt  aus  dem  Am- 
phiktionendekret  vom  Jahre  178  v.  Chr.  SIG.  I*  293,  aus  dem  sich  zugleich  die 
Zugehörigkeit  der  Anianen,  Herakleoten,  Lokrer  und  Dorier  ergibt.  Bestätigt 
wird  dies  durch  andere  Urkunden,  wie  durch  die  litterarische  Überlieferung.  Vgl. 
Liv.  XLI  25.  XLIII  21,  G.  Salvetti  in  Belochs  Studi  di  storia  antica  II,  95ff. 
Dittenberger,  Hermes  32,  161  ff.     Beloch  ebendas.  6(37  ff. 

4)  Polyb.  XXVIII  4,  10  ff.     Diodor  XXIX,  31 

5)  Parteiungen  gab  es  schon  früher  bei  den  Atolern  (Bd.  II  563)  ;  auch  in 
letzter  Zeit  hatte  es  manche  gegeben ,  die  gegen  das  Bündnis  mit  Antiochos  ge- 
wesen waren.     Liv.  XXXV  33,  1. 


11.  Buch.     §  2.     Die  delphische  Amphiktionie.  13 

Eine  besondere  Behandlung  erfuhr  Delphi.  Es  gehörte  auch  früher 
nicht  eigentlich  zum  ätolischen  Bunde,  sondern  bildete  mit  Rücksicht  auf 
das  Heiligtum  eine  Gemeinde  für  sich,  dem  Namen  nach  frei,  in  Wahrheit 
untei-  Obhut  der  Atoler  ^  Von  dieser  Herrschaft  ward  es,  wahrschein- 
lich noch  während  des  Krieges,  durch  Manius  Acilius  befreit  -.  Die 
Verwaltung  des  Heiligtums  ward  neu  geordnet,  auch  die  alten  Grenz- 
streitigkeiten mit  den  Nachbarstädten  Amphissa  und  Antikyra  wurden 
einige  Zeit  nach  dem  Frieden  im  Auftrage  des  Senates  entschieden  ^. 
Vor  allem  geschah  dasjenige,  was  die  Gegner  der  Atoler  schon  im 
Bundesgenossenkriege  verlangt  hatten  * ,  die  ätolische  Herrschaft  über 
die  delphische  Amphiktionie  horte  auf,  und  diese  ward  genau  so 
wieder  eingerichtet,  wie  sie  einst  Philippos  von  Makedonien  nach  dem 
Ende  des  heihgen  Krieges  (346  v.  Chr.)  geordnet  hatte.  Die  Gesamt- 
zahl der  Hieromnemonen  ward  wieder  auf  24  festgesetzt,  und  die  del- 
phischen rückten  an  die  erste  Stelle.  Die  Thessaler  und  die  übrigen 
Nordhellenen  kehrten  in  den  heiligen  Verein  zurück ;  die  Phokier  mufsten 
ausscheiden ,  ihre  Stelle  nahm  der  makedonische  König  ein ;  die  Atoler 
als  solche  verloren  ihre  Berechtigung,  doch  tatsächlich  blieben  sie  durch 
amphiktionische  Stämme,  die  im  Bunde  gebheben  waren,  die  Lokrer, 
Oitäer,  Dorier  und  Anianen  verhältnismäfsig  reichlich  vertreten  •''.    Auch 


1)  Bd.  II  218  ff. 

2)  Die  Delpher  haben  ihm  zum  Dank  für  seine  Verdienste  um  Stadt  und 
Tempel  eine  Bildsäule  gesetzt,  deren  Inschrift  ihn  als  argctrctyng  v-narciq  bezeichnet, 
die  also  vor  seinem  Abgange  19Ü  v.  Chr.  gesetzt  worden  ist.  Pomtow,  Beiträge 
zur  Topographie  von  Delphi  p.  118.  Wescher  (Mem.  pres.  par  divers  savants  a  l'acad. 
des  iuscr.  1™^  serie  VIII  p.  106)  meint,  Acilius  habe  die  Pythien  von  190  v.  Chr.  in 
Delphi  gefeiert,  was  mir  sehr  zweifelhaft  ist  (^Bd.  II  723).  Der  Senat  hat  die  Auto- 
nomie Delphis  bestätigt.     Viereck,  Sermo  graecus  S.  11.     Pomtow,  RE.  IV  2573. 

3")  Wescher  a.  0.  7  ff .  33  ff.  CIA.  III  1,  5G7  p.  lOG.  Die  neue  Abgrenzung 
erfolgte,  wie  die  Urkunde  sagt,  ex  sentenfia  31'.  Aeili  et  senahis.  Da  Acilius  nicht 
Konsul  genannt  wird,  so  ist  der  Spruch  wohl  erst  später  in  besonderem  Auftrage 
ergangen. 

4)  Bd.  II  422. 

5)  Wir  kennen  die  Verfassung  der  Amphiktionie  jetzt  durch  ein  Dekret  der 
Amphiktionen  vom  Jahre  178  v.Chr.  SIG.  I"^  293;  dazu  die  S.  12  Anm.  3  zitierten 
Schriften.  Die  Amphiktionie  besteht  aus  den  Delphiern ,  Thessalern ,  dem  make- 
donischen König  (Perseus) ,  Phthioten,  Maliern,  Euböern,  Athenern,  Lokrern, 
Dorieru,  Perrhäbern ;  die  Hieromnemonen  sind  vollzählig,  nur  die  peloponuesischen 
Dorier  fehlen,  ob  zufällig  oder  absichtlich,  wissen  wir  nicht.  Bestand  und  Stimm- 
zahl der  Amphiktionie  sind  genau  dieselben  wie  in  dem  ältesten  vorhandenen 
Dekret  von  344/3  v.  Chr.  (SGDial.  II  G69,  n.  2504),  nur  Reihenfolge  und 
Nomenklatur  weichen  etwas  ab;  bemerkenswert  ist,  dafs  die  Delphier  an  erste 
Stelle  gerückt  sind ,  wo  früher  die  Thessaler  standen ,  die  übrigens  später  ihren 
alten  Platz  wieder  erhalten  haben.     Wie  diese  Neuordnung  zu  stände  kam,  ist  un- 


14  11.  Buch.     §  2.     Akarnanen  und  Epirus. 

ward  Delphis  Verbindung  mit  den  Atolern  nicht  gelöst;  es  blieb  wie 
früher  ätolisches  Bundesheihgtum  und  Versammlungsplatz  ^ 

Die  Akarnanen  empfingen  aus  der  ätolischen  Beute  als  Lohn  für 
die  Treue,  mit  der  sie  zu  den  Römern  gehalten,  Oiniadä  am  Acheloos. 
Sie  richteten  sich  jetzt  in  alter  Weise  ihren  Bundesstaat  mit  der  Haupt- 
stadt Leukas  ein  ^.  Der  kleine  Teil  des  Volkes,  der  sich  zum  Anschlufs 
an  Antiochos  hatte  hinreifsen  lassen  ^,  scheint  Verzeihung  erhalten  zu 
haben.  Aber  an  Gegensätzen  fehlte  es  doch  auch  jetzt  nicht.  Vor 
allem  war  es  ganz  natürlich,  dafs  in  diesem  Stamme,  der  so  lange  und 
so  eng  mit  Makedonien  verbunden  gewesen  war,  Philippos  noch  sehr 
viele  Freunde  hatte;  der  letzte  Krieg,  an  dem  er  als  römischer  Bundes- 
genosse teilgenommen  hatte,  mufste  dazu  beitragen,  die  alten  Beziehungen 
wieder  aufzufrischen. 

Für  die  Epiroten,  die  ebenfalls  in  das  Bündnis  mit  Rom  eingetreten 
waren  *,  brachte  der  Friede,  soviel  wir  wissen,  keine  Veränderung.  Ob 
sie  für  den  geleisteten  Zuzug  Entschädigung  empfingen,  läfst  sich  nicht 
nachweisen.  Auch  die  Verfassung  der  vereinigten  Stämme  blieb  unver- 
ändert. Bei  ihrer  Lage  den  süditalischen  Küsten  gegenüber  an  der  Wasser- 
strafse,  die  von  Italien  nach  Osten  führte,  war  es  natürlich,  dafs  sie  mit 
den  nächstgelegenen  Italikern  in  häufigeren  Verkehr  kamen  ^.  Ihre 
Stammverwandten  und  Nachbarn,  die  Athamanen ,  behielten  ebenfalls  ihr 
eigenes  Gemeinwesen  im  alten  Umfange,  mit  Ausnahme  derjenigen  Teile, 


bekannt,  wahrscheinlich  durch  Übereinkunft  der  Beteih'gten  unter  Sanktion  der 
Römer.  Politische  Motive  darf  man  hier,  wo  es  sich  um  Sakra  handelt ,  nur  mit 
Vorsicht  anwenden.  Schwerlich  ist  mit  Dittenberger  (Hermes  32,  189)  an  einen 
Kompromifs  zwischen  der  überwiegenden  makedonischen  und  der  zui'ückgedrängten 
ätolischen  Macht  zu  denken ;  denn  von  einem  makedonischen  Übergewicht  kann 
nicht  die  Rede  sein;  die  Atoler  verfügen  über  sechs  Stimmen,  der  makedonische 
König  über  fünf,  die  Thessaler  ebenfalls  über  fünf.  Man  hat  die  Ordnung  von 
346  V.  Chr.  so  wie  sie  war  übernommen;  so  erklärt  sich  die  Aufnahme  des  Make- 
doners  wie  die  Ausschliefsung  der  Phokier  \  denn  wie  sollte  man  sonst  wohl  dazu 
gekommen  sein,  dieses  so  harmlose  Volk  nicht  aufzunehmen?  Wahrscheinlich  sind 
die  Wünsche  der  Delphier,  die  mit  den  Phokiern  oft  in  Streit  lagen,  dabei  mafs- 
gebend  gewesen ;  auch  war  die  Ordnung  Philipps  wohl  die  einzige ,  die  man  wirk- 
lich genauer  kannte. 

1)  Liv.  XLI  25.  XLII  5,  10;  6,  1.  Der  ätolische  Bundesbeschlufs  aus  dem 
Jahre  183  v.  Chr.  SIG.  I^  295  (vgl.  Fränkel,  Inschr.  v.  Pergamum  I  167)  war  in 
Delphi  aufgestellt. 

2)  Ein  Bundesbeschlufs,  in  dem  auch  Oiniadä  als  Mitglied  erscheint,  IGGSept. 
III  513. 

3)  Polyb.  XXI  32,  14.     Liv,  XLII  38,  3. 

4)  Bd.  II  762. 

5)  SGDial.  II  1339  wird  ein  Proxeniedekret  der  Molosser  für  einen  Brentesiner 
mitgeteilt. 


11.  Buch.     §  2.     Illyrien.     Phokis.  !£► 

welche  sie  in  den  Händen  Philipps  hatten  lassen  müssen.  Von  den 
Atolern  wurden  sie  für  immer  getrennt,  und  die  Erwerbungen  ihres 
Fürsten  Amjnandros  waren  alle  verloren  gegangen.  Diese  Persönlich- 
keit verschwindet  seitdem  aus  der  Geschichte,  und  mit  ihm  scheint  auch 
das  Königtum  aufgehoben  worden  zu  sein  K  Einen  Sohn,  Galestes 
finden  wir  später  in  ägyptischen  Diensten  ^. 

An  die  Epiroten  dürfen  wir  die  illyrischen  Stämme  anschliefsen, 
die  zum  gröfsten  Teil  ebenfalls  in  die  römische  Klientel  gekommen 
waren.  Der  mächtigste  Fürst  war  König  Pleuratos,  dem  die  illyrischen 
Besitzungen  Philipps,  die  Parthiner  mit  der  Landschaft  um  Lychnidos^ 
zugefallen  waren  ^.  Der  Mittelpunkt  seines  Landes  war  die  Labeatis 
mit  Skodra  (heute  Skutari),  die  Südgrenze  bildete  an  der  Küste  etwa 
Lissos,  im  Norden  waren  ihm  die  Dalmater  noch  Untertan  ^.  Doch  war 
er  nicht  alleiniger  Herr  in  Illyrien.  Neben  ihm  gab  es  andere  selb- 
ständige Dynasten  und  freie  Völkerschaften,  und  vollends  die  griechischen 
und  halbgriechischen  Küsten-  und  Inselgemeinden,  wie  ApoUonia,  Epi- 
damnos  (Dyrrhachion)  und  Issa  waren  seit  längerer  Zeit  autonome 
Bundesgenossen  der  Römer  und  samt  ihrem  Gebiete  von  den  Illyriern 
ganz  unabhängig. 

Die  östlichen  Nachbarn  der  Atoler,  die  Phokier,  Avaren  nach  kurzer 
Zugehörigkeit  wieder  aus  dem  ätolischen  Bunde  al^sgeschieden.  Ihre 
Städte,  unter  denen  Elateia  die  gröfste  war,  taten  sich  wieder  zu  einem 
eigenen  Gemeinwesen  zusammen  ^ 


1)  Auf  Kupfermünzen  des  amphilochischen  Argos  erscheint  der  Name  'J/xti- 
iccrdQog.  Hierin  hat  man  den  Athamanenkönig  erkennen  wollen ,  dem  nach  dem 
Frieden  Argos  zu  teil  geworden  sei  (Weil,  Zeitschr.  f.  Numism.  VII  1880  S.  127). 
Mit  Eecht  erklären  sich  Imhoof- Blumer  (Numismat.  Zeitschr.  X  [Wien  1878] 
S.  98  ff.)  und  Oberhummer  (Akarnanieu  181,  297)  dagegen.  Wir  wissen  bestimmt, 
dafs  Argos  ätolisch  blieb  (Diodor  XXXI  8,  6) ;  der  auf  der  Münze  Genannte  kann 
also  nicht  der  Athamanenkönig  sein. 

2)  Diodor  XXXIII  20. 

3)  Polyb.  XVIII  47,  12.  Vgl.  XXI  11,  7.  21,  .3.  Bd.  II  652.  Zippel ,  Die 
röm.  Herrschaft  in  Illyrien  S.  79,  glaubt,  es  seien  mit  den  von  Polybios  erwähnten 
Landschaften  Parthos  und  Lychnitis  nicht  die  im  Text  genannten,  sondern  gleich- 
namige Gegenden  des  nördlichen  Illyriens  gemeint.  Dies  ist  wenig  wahrscheinlich, 
zumal  da,  soviel  wir  wissen,  Philippos  im  nördlichen  Illyrien  niemals  Besitzungen 
gehabt  hat.  Wahr  ist,  das  später  Genthios,  der  Sohn  des  Pleuratos,  weder  die 
Parthiner  noch  die  Landschaft  um  Lychnidos  beherrscht  (Liv.  XLIII  19  u.  21);  es 
ist  daher  anzunehmen,  dafs  diese  Teile  beim  Tode  des  Pleuratos  ähnlich  wie  die 
Dalmater  unabhängig  wurden. 

4)  Vgl.  Polyb    XXVIII  8,  4.     XXXII  18,  4.     Liv.  XLIII  19,  3. 

5)  Die  Verfassung  ist  wie  früher.  Wir  kennen  sie  aus  den  Inschriften 
IGGSept.  III.   Michel,  Recueil  277  f.    Vgl.  G.  Kazarow,  De  foederis  Phocensium  in- 


16  11-  Buch.     §  2.     Böotien. 

Die  Böoter  waren  im  letzten  Kriege  mit  einem  blauen  Auge  davon 
gekommen  und  hatten  trotz  ihrer  Eomerfeindschaft  Verzeihung  erlangt. 
Umfang  und  Verfassung  des  Bundes  blieben  unverändert,  ebenso  die 
Gesinnung  des  Volkes,  das  seinen  alten  Zusammenhang  mit  Makedonien 
nicht  vergessen  konnte;  auch  das  Faktionswesen  dauerte  ungeschwächt 
fort.  Im  übrigen  hatte  der  Ausgang  des  Krieges  insofern  einen  heil- 
samen Einflufs,  als  zunächst  alle  Hoffnungen  auf  auswärtige  Bündnisse 
und  Verwickelungen  abgeschnitten  wurden.  Man  hatte  Zeit,  sich  den 
schweren  Mifsbräuchen  zuzuwenden,  die  im  Leben  des  Bundes  bestan- 
den. Besonders  die  Rechtspflege  lag  darnieder;  manche  Prozesse  hatten 
sich  25  Jahre  lang  hingeschleppt,  weil  einflufsreiche  Parteihäupter  die 
Entscheidung  verhinderten.  Man  versuchte  nun  eine  Besserung,  wozu 
sich  die  einzelnen  Städte  miteinander  in  Verbindung  setzten  ^ ,  und 
eine  Einwirkung  von  aufsen  kam  diesen  Bestrebungen  zur  Hilfe  '•^. 

Der  seit  dem  Winter  197/6  v.  Chr.  mit  seinen  Anhängern  ver- 
laannte  Zeuxippos  ^  erwirkte  durch  seinen  Gönner  Titus  Quinctius,  dem 
er  gute  Dienste  geleistet  hatte,  dafs  der  Senat  an  die  Böoter  die  Auf- 
forderung erliefs,  ihn  und  seine  Anhänger  heimkehren  zu  lassen.  Hierauf 
brachten  die  Böoter  schleunigst  die  schon  längst  gegen  ihn  anhängigen 
Klagen  wegen  Mord  und  Tempelraub  zum  Abschlufs  und  lehnten  darauf 
die  Aufforderung  der  Römer  ab.  Der  Senat  ersuchte  nun  den  ätolischen 
und  achäischen  Bund,  die  Rückführung  vorzunehmen.  Die  Achäer  folg- 
ten der  Aufforderung,  wollten  jedoch  keine  Gewalt  brauchen,  sondern 
schickten  Gesandte  nach  Böotien,  um  die  römische  Forderung  zu  unter- 
stützen. Bei  dieser  Gelegenheit  brachten  sie  zugleich  ihre  eigenen  Be- 
schwerden vor  und  verlangten  von  den  Böotern  die  Erledigung  der 
schon  lauge  schwebenden  Rechtshändel  achäischer  Bürger.  Die  Böoter 
versprachen  das  Beste,  als  aber,  Anfang  186  v.  Chr.,  ein  neuer  Strateg 
bei  ihnen  ins  Amt  kam,  blieb  die  Sache  liegen.  Jetzt  übte  der  achäische 
Bundesfeldherr  Philopoimen  Vergeltung  und  erlaubte  den  Achäern, 
sich  durch  Repressalien  an    den  Böotern    schadlos   zu   halten  *,    woraus 

stitutis,  Leipzig  1899  p.  25f.  In  diese  Zeit  nacb  182/1  v.  Chr.  fällt  die  Vereiuigung 
der  beiden  phokiscben  Städte  Medeon  und  Stelris.  IGGSept.  III  32.  SIG.  11^  426. 
Feldmann,  Analecta  epigr.  (Dissertationes  Argentoratenses  IX)  p.  225  f. 

1)  Man  hat  also  anzunehmen,  dafs  die  Rechtspflege  nicht  Sache  des  Bundes  war. 

2)  Polyb.  XXII  4.  Das  Exzerpt  ist  lückenhaft  und  nicht  überall  ganz  ver- 
.sländlich. 

3)  Bd.  II  647. 

4)  Polyb.  XXII  4,  13:  (Ijis'dwxe  rolg  ftiTovf/Eyon  tu  Qtiaict  xiad  TÜJv  Boiümur. 
Es  ist  die  Strategie  Philopoimens,  die  Herbst  187  v.  Chr.  begann.  In  Böotien  war 
der  Jahreswechsel  um  die  Wintersonnenwende;  die  achäische  Gesandtschaft  ist 
folglich  etwa  Herbst  18G  v.  Chr.  abgegangen. 


11.  Buch.     §  2.     Athen.  17 

gegenseitige  Plünderungen  und  Räubereien  entstanden.  Da  jedoch  der 
Senat  den  Zeuxippos  fallen  liefs,  so  setzten  auch  die  Achäer  den  Streit 
nicht  fort,  und  durch  Vermittelung  Megaras  kam  ein  Ausgleich  zu  stände, 
der  wahrscheinlich  zur  Befriedigung  der  achäischen  Ansprüche  führte 
und  zugleich  zur  Besserung  der  böotischen  Rechtspflege  beitrug.  In 
der  Folgezeit  machte  die  bisherige  Feindschaft  zwischen  Böotern  und 
Achäern  einem  besseren  Einvernehmen  Platz  '. 

Die  Athener  sind  mit  unverändertem  Besitzstand  aus  dem  Kriege 
hervorgegangen.  Sie  hielten  fest  an  der  römischen  Freundschaft  und 
versuchten  vergebens  die  Atoler  vom  Kriege  zurückzuhalten.  Von  der 
Bewegung  freilich,  die  bei  der  Ankunft  des  Antiochos  in  ganz  Griechen- 
land entstand,  wurden  sie  mit  ergriffen,  und  eine  einflufsreiche  Partei 
versuchte,  die  Stadt  ins  Lager  des  seleukidischen  Königs  hinüber- 
zuziehen. Aber  diese  Partei  ward  überwunden,  und  ihr  Wortführer 
mufste  die  Stadt  verlassen.  Später  hat  dann  ein  athenischer  Gesandter 
den  Waffenstillstand  der  Scipionen  mit  den  Atolern  vermittelt  und  damit 
den  Römern  einen  Dienst  geleistet  -.  Von  den  Leiden  und  Lasten  des 
Krieges  mufsten  die  Bürger  ihren  Teil  tragen.  Die  grausame  Verwüstung 
ihres  Landes  durch  Philippos  hat  ihren  Wohlstand  gewifs  auf  lange 
Zeit  geschädigt;  vielleicht  hat  die  Landschaft  sich  niemals  ganz  davon 
erholt.  Der  antiochische  Krieg  ging  glimpflicher  an  ihnen  vorüber, 
berührte  aber  im  ersten  Teile  ihre  Grenzen  so  nahe,  dafs  auch  sie  die 
AVirkung  spürten.     Der  Peiräeus    war    eine  Zeitlang  Hauptquartier  der 


1)  Mau  darf  es  daraus  schliefsen,  dafs  182  v.  Chr.  die  Böoter  zwischen  Messene 
und  den  Achäern  vermittelten.  Polyb.  XXIII  16,  5.  Anhangsweise  sei  hier  auf 
das  Proxeniedekret  der  Achäer  für  böotische  und  phokische  Geisehi  hingewiesen, 
das  nicht,  wie  Dittenberger  früher  annahm,  in  die  Mitte  des  3.  Jahrh.  gehört, 
sondern  in  diese  Zeit,  wie  M.  Holleaux  aus  den  Namen  der  böotischen  Geiseln 
erwiesen  hat  (SIG.  F  236.  II  p.  813.  Holleaux,  REG.  13  [1900]  223  ff.)  und 
auch  aus  anderen  Gründen  sich  ergibt ;  es  pafst  nur  in  die  Zeit  zwischen  189  und 
171  V.  Chr.  Aus  dieser  Ehrung  böotischer  und  phokischer  Geiseln,  die  sich  bei 
den  Achäern  aufhalten,  ergeben  sich  nicht  etwa  besonders  gute  Beziehungen 
zwischen  Phokiern  und  Böotern,  wie  Kazarow  (De  foederis  Phocensium  institutis 
8.  19)  meint,  sondern  eher  das  Gegenteil.  Die  Geiseln  müssen  Bürgen  für  einen 
Vergleich  sein ,  der  zwischen  Phokiei-n  und  Böotern  vielleicht  unter  römischer 
Vermittelung  abschlössen  ist.  Es  hat  also  ein  Streit  oder  Krieg  zwischen  den 
beiden  Völkern  stattgefunden,  gerade  wie  später  kurz  vor  146  v.  Chr.  ein  solcher 
sich  zugetragen  hat  (Pausan.  VII  14,  7).  Bei  den  Achäern  sind  diese  Geiseln 
ebenso  deponiert  worden,  wie  später  ätoHsche  Geiseln  (Liv.  XLII  5,  12).  Nach- 
richten über  einen  böotisch-phokischen  Streit  gibt  es  zwar  nicht,  aber  man  weifs, 
wie  lückenhaft  uns  Polybios  erhalten  ist. 

2)  Bd.  II  686.  694.  722.     Shebelef,  Aus  der  Geschichte  Athens  S.  178  ff. 

Niese,  Gesch.  d.   griech.  n.  mak.  Staaten.     III.  2 


18  11.  Buch.     §  2.     Athen. 

römischen  Flotte  unter  Marcus  Atilius;  gewifs  mufsten  die  Athener 
zu  ihrem  Unterhalte  mit  beitragen,  und  das  Geschenk,  das  ihnen  Atilius 
aus  den  erbeuteten  Getreideschiffen  machte,  wird  ihnen  höchst  v/ill- 
kommen  gewesen  sein  ^  An  den  kriegerischen  Unternehmungen  haben 
sie  bei  der  Geringfügigkeit  ihrer  Streitmacht  kaum  tätigen  Anteil  ge- 
nommen; sie  besafsen  überhaupt  kein  gröfseres  Kriegschiflf;  nur  zu 
Hilfsdiensten  und  zum  Schutze  gegen  Seeräuber  wurden  sie  in  Anspruch 
genommen  ^. 

Nach  dem  Kriege  nahmen  sie  allem  Anscheine  nach  einen  gewissen 
Aufschwung.  Ihr  unvergleichlicher  Ruhm  in  Geschichte  und  Litteratur, 
das  Ansehen  der  Schulhäupter,  die  bei  ihnen  lehrten,  sicherte  ihnen  die 
Gunst  der  Fürsten  wie  der  Römer,  die  an  ihnen  gern  ihre  philhellenische 
Gesinnung  zeigten.  Oft  und  zahlreich  waren  Römer  in  Athen  an- 
wesend ^.  Unter  den  Königen  traten  jetzt  neben  den  Ägyptern  die  Fer- 
gamener  als  Gönner  Athens  in  erste  Reihe,  und  die  befreundeten  Kappa- 
dokier  folgten  diesem  Beispiel.  Die  Fürsten  wirkten  bei  den  Festen 
mit,  schickten  ihre  Söhne  in  die  Philosophenschulen  und  beschenkten 
die  Stadt  reichlich  ^.  Die  Athener  waren  an  solche  Geschenke  schon 
gewöhnt  und  baten  gelegentlich  selbst  darum  ^.  Keiner  war  jedoch 
freigebiger  als  der  Seleukide  Antiochos  Epiphanes,  der  in  Athen  eine 
Zeitlang  lebte,  sich  zum  Strategen  wählen  liefs  und  daselbst  die  Nach- 
richt vom  Tode  seines  Bruders  erhielt.  Er  hat  den  Athenern  grofse 
Anhänglichkeit  und  Bewunderung  gewidmet  und  ihnen  dies  später,  als 
er  König  geworden  war,  durch  die  Tat,  durch  Gunst  und  Geschenke 
bewiesen.  Vor  allem  hat  er  den  Tempel  des  olympischen  Zeus,  zu  dem 
Peisistratos  den  Grund  gelegt  haben  sollte,  auszubauen  begonnen  ^.  Nach 
jeder  Richtung  hin  erneuerten  die  Athener   ihre   alten  Beziehungen,  zu 


1)  Bd.  II  694.  706.  718. 

2)  Bd.  II  639.  725. 

3)  Schon  früh  dringen  römische  Namen  ein,  um  150  v.  Chr.  heifst  ein  Bürger 
der  Phyle  Aiantis  ^sAsiixoc  MaÜQxov  vtc^.     CIA.  II  446. 

4)  Ptolemäer  und  Pergamener  als  Sieger  an  den  Panathenäen:  CIA.  II  966. 
968.  Kolossalstatuen  des  Eumenes  und  Attalos:  Plutarch  Anton.  60.  Ehren  des 
Philetäros:  CIA.  II  435  SIG.  I^  299.  Andere  Pergamener:  CIA.  II  433f.  438. 
IV  2,  441  d  f.  451  b.  Attalos  gewährt  Getreideausfuhr  CIA.  II  438  b.  Vgl.  Wachs- 
muth,  Die  Stadt  Athen  I  642  Anm.  4.  Shebeleff  a.  0.  S.  198  ff.  Holleaux  REG.  13 
(1900)  S.  274.     Widmung  des  Attalos  und  Ariarathes  für  Karneades :  SIG.  I*  298. 

5)  Polyb.  XXVIII  19,  4. 

6)  Appian  Syr.  45.  Polyb.  XXVI  1.  Liv.  XLI  20,  8.  Strabo  IX  396. 
Vellejus  I  10,  1.  Vitruv.  VII  praef.  15.  Hertzberg,  Gesch.  Griechenl.  I  177. 
Wachsmuth,  Stadt  Athen  I  643.  Shebeleff  a.  0.  213.  Reinach  und  Holleaux,  REG. 
1  (1888)  168.    13  (1900)  273. 


11.  Bucb.     §  3.     Thessalien  vind  Makedonien.  19 

ihren  Festen  kamen  Besucher  aus  allen  Teilen  Griechenlands,  auch  den 
jetzt  befreiten  ionischen  Stammverwandten,  wie  den  Milesiern  traten 
sie  wieder  näher  '.  Durch  Antiochos  wurden  sie  mit  Syrien  verbunden, 
selbst  numidische  Fürsten  ^  kamen  angereist,  um  die  Stadt  kennen 
zu  lernen,  die  sich  berühmen  durfte,  die  ältesten  Stätte,  die  eigentliche 
Heimat  der  höheren  Bildung,  ja  überhaupt  der  menschlichen  Gesittung 
zu  sein  'l  Athen  ward  Fremdenstadt  und  nahm  die  Menschen  aus 
allen  Teilen  der  Mittelmeerländer,  Hellenen  wie  Barbaren  bei  sich  auf*. 
Im  Norden  Griechenlands  gingen  die  Thessaler  mit  Gewinn  aus 
dem  Kriege  hervor.  Ihre  Oberherrlichkeit  über  die  phthiotischen  Achäer 
ward  wiederhergestellt,  auch  die  von  den  Römern  eroberten  Städte 
Lamia  und  Thaumakoi  tielen  ihnen  zu  ■'.  Sie  eigneten  sich  ferner  Xyniä 
an  und  die  benachbarte  Parachelois,  die  noch  den  Atolern  geblieben 
waren  **.  In  der  neu  eingerichteten  delphischen  Araphiktionie  (S.  13) 
waren  sie  stattlich  vertreten  und  verfügten  mit  ihren  Untertanen  über 
fünf  Stimmen.  Die  bei  ihnen  errichtete  Oligarchie  war  den  Römern 
aufrichtig  ergeben  und  ganz  an  das  römische  Interesse  gefesselt ''.  Es 
war  allerdings  ein  Parteiregiment,  das  mit  einer  Reinigung  der  Bürger- 
schaft im  oligarchischen  Sinne  begonnen  hatte  und  die  Regierung  nur 
zum  Nutzen  der  herrschenden  Klasse  führte  ^. 

§  3. 

Jedoch  hatten  die  Thessaler  zugleich  den  Philippos  in  ihrem  Lande 
aufnehmen  müssen;  es  war  eine  der  wichtigsten  Folgen  des  letzten 
Krieges,  dafs  der  Makedonier  Gelegenheit  erhielt,  sich  wieder  unter  den 
Hellenen  festzusetzen.  Als  Dank  für  seine  wertvolle  Hilfe  gegen  An- 
tiochos gestattete  ihm  der  Konsul  Manius  Acilius  auf  Kosten  der  Atoler 


1)  CIA.  II  9Gf)ff.     Milesische  Festgesandte  bei  den  Eleusinien  CIA.  II  1,  442. 

2)  Oben  S.  10  Anm.  2. 

3)  Vgl.  das  Amphiktionendekret  BCH.  XXIV  (,1900)  ü2flF.,  dazu  Isocrat.  Paneg. 
28  f.  antidos.  295. 

4)  Dies  zeigen  z.  B.  die  Grabsteine.     CIA.  II  2827  ff. 

5)  CoUitz  SGDial.  II  u.  14441?.  1459.  Lamia  nahm  bald  darnach  nach  thessa- 
lischem  Muster  Tuyoi  als  oberste  Beamte. 

6)  Liv.  XXXIX  2G,  2  Paracheloida ,  quae  sab  Athamania  esset,  nullo  iure 
Thessalorum  formulae  factum  behauptet  Philippos.  Über  die  Paracheloiten  vgl. 
Strabo  IX  434.  Wir  müssen  sie  uns  in  der  Nachbarschaft  Athamaniens  denken; 
den  Flufs  von  Lamia  kann  der  Acheloos  schwerlich  bedeuten. 

7)  Die  in  Larisa  eingesetzten  Eleutherien  feierten  die  Römer  als  Befreier. 
IGGSept.  I  48.  0.  Kern,  Inscr.  Thessal.  (iudex  lectionum  Rostoch.  1899/1900) 
S.  4  f. 

8)  Liv.  XXXIV  51,  4. 

2* 


20  11-  Buch.     §  3.     Philippos  in  Hellas. 

und  ihrer  Bundesgenossen  Eroberungen  zu  machen  ',  und  Philippos 
nutzte  die  Gelegenheit  nach  Kräften  aus.  Er  nahm  eine  Anzahl 
thessalischer  und  perrhäbischer  Städte  in  Besitz,  dazu  das  Land  der 
Athamanen.  Freilich  wollten  ihm  die  Römer,  nachdem  Antiochos  aus 
Hellas  vertrieben  war,  nicht  allzuviel  gestatten.  Lamias  Belagerung, 
die  er  nahezu  vollendet,  mufste  er  wieder  aufgeben.  Mit  Ingrimm 
zoff  er  ab  und  versuchte  damals  schon .  sich  den  Atolern  zu  nähern  -. 
Doch  wufste  der  Konsul  ihn  durch  andere  Zugeständnisse  zu  be- 
schwichtigen. Philippos  gewann  Demetrias  und  die  Magneten,  ferner 
einige  phthiotische  Städte  und  unterwarf  die  Doloper ,  Amphilocher 
und  Aperanten.  Ein  Teil  dieser  Eroberungen,  die  Aperanten,  Am- 
philocher und  Athamanen,  gingen  ihm  freilich  schon  im  Winter 
190/89  V.  Chr.  wieder  verloren.  Er  hoffte,  sie  den  Atolern  wie- 
der abzunehmen,  aber  der  Friedenschlufs,  dem  er  vergeblich  ent- 
gegenarbeitete, machte  es  ihm  unmöglich  •''.  Immerhin  blieben  ihm  die 
die  Doloper,  Demetrias  mit  den  Magneten,  zwei  Kastelle  in  Atha- 
manien  *,  endlich  eine  Reihe  von  phthiotischen,  perrhäbischen  und 
thessalischen  Plätzen,  darunter  ansehnliche  Städte  wie  Gomphoi,  Trikka 
und  Larisa  Kremaste.  Diese  Erwerbungen  suchte  er  sich  nun  fest  an- 
zueignen. Er  verpflanzte  einen  Teil  der  Bewohner  nach  Makedonien, 
führte  von  da  neue  Ansiedler  hinein  und  nahm  andere  Umgestaltungen 
vor.  Gomphoi  erhielt  den  Namen  Philippupolis  ^.  Auch  nach  anderen 
Seiten  hatte  Philippos  nach  Möglichkeit  um  sich  gegrifien,  vor  allem 
gelangen  ihm  einige  Erwerbungen  in  Thrakien,  wo  ein  Teil  des  Binnen- 
landes schon  unter  seiner  Herrschaft  stand.  Er  wufste  sich  nun  der 
hellenischen  Küstenplätze  Anos  und  Maroneia  wieder  zu  bemäch- 
tigen. Sie  waren  dem  Antiochos  zugefallen  und  189  v.  Chr.  von  Quintus 
Fabius  befreit  worden  *"'.    Der  Freiheit  ungewohnt,  gerieten  diese  Städte 


1)  Liv.  XXXIX  2.i,  5flf.  25,  3  ff. 

2)  Polyb.  XX  11,  5f, 

3)  Bd.  II  702  f.  713  f.  762.  769. 

4)  Die  Nachricht  (Liv.  XXXIX  24,  8),  dafs  er  ganz  Athamanien  behalten,  ist 
ein  Irrtum. 

5)  Livius  XXXIX  25,  3.  Bei  dem  hier  genannten  Philippupolis  könnte  mau 
zunächst  an  das  phthiotische  Theben  denken ,  da  aber  diese  Stadt  gleich  darauf 
(§  9)  unter  eigenem  Namen  erscheint,  so  ist  wahrscheinlich  Gomphoi  gemeint,  das 
nach  Stephanus  Byz.  s.  'Pihnnoi  wie  Theben  den  Namen  Philippoi  führte.  Es 
gibt  aus  Gomphoi  stammende  Münzen  mit  der  Aufschrift  'PihTjnonokiiujy;  diese 
freilich  setzen  die  Numismatiker  in  die  Zeit  bald  nach  dem  Tode  Alexanders  des 
Grofsen.  Catalo'jue  of  gr.  coins  in  the  Brit.  Mus.  Thessaly.  XXXV  19.  Ein 
perrhäbischer  Ort,  Gonnokondylon,  erhielt  den  Namen  Olympias.    Livius  a.  0.  §  16. 

6)  Bd.  II  750. 


11.  Buch.     §  3.     Philippos  in  Hellas.  31 

sogleich  in  heftigen  Parteihader.  Ein  Teil  schlols  sich  an  Philippos 
an,  die  anderen  stützten  sich  auf  Eumenes.  Aber  der  Makedonier  war 
näher  zur  Hand  und  wufste  sich  in  die  Städte  einzunisten ;  den  Ma- 
roniten  schnitt  er  dabei  ein  gutes  Stück  ihres  Landes  ab  '.  Er  schaffte 
seiner  Partei  das  Übergewicht,  verdrängte  die  Gegner  und  legte  in 
beide  Städte  Besatzungen  ^. 

Diese  Erwerbungen  hatte  der  König  unter  der  Autorität  Eoms  als 
römischer  Bundesgenosse  gemacht.  Jedoch  seine  eifersüchtigen  und 
feindlichen  Nachbarn  gerieten  darüber  in  lebhafte  Sorge,  vor  allem  aber 
die  Römer  wollten  ihn  nicht  zu  mächtig  werden  lassen  und  beeilten 
sich  jetzt,  die  Vorteile,  die  man  ihm  hatte  bevvilhgen  müssen,  möglichst 
einzuschränken  und  ihm  keine  Übergriffe  zu  gestatten  ^.  Sie  liehen 
daher  den  Klagen,  die  gegen  Phihpp  einliefen,  bereitwilhg  Gehör.  Den 
Besitz  der  thrakischen  Seestädte  bestritt  ihm  Eumenes,  und  in  Griechen- 
land verlangten  die  Thessaler  und  Perrhäber  die  Herausgabe  ihrer 
Städte,  die  widerrechtlich  in  Besitz  genommen  seien.  Die  Thessaler 
gingen  zu  direkten  Feindseligkeiten  über  und  besetzten  einzelne  Plätze 
auf  seinem  Gebiet  ^  Es  scheint  ferner,  dafs  der  König  einige  seiner 
Erwerbungen  in  der  Tat  freiwillig  räumte,  wobei  er  möglichst  viel  mit- 
nahm und  das  Geräumte  entwertete.  Er  wird  beschuldigt,  dafs  er  den 
Handel  des  phthiotischen  Theben  zu  gunsten  von  Demetrias  geschädigt, 
dafs  er  viele  angesehene  Leute  nach  Makedonien  entführt  habe  und 
dort  festhalte  ".  Die  herrschenden  Parteien  Thessaliens  fürchteten  be- 
sonders seine  Einwirkung  auf  die  vielfältig  zwieträchtigen,  unzufrie- 
denen und  bedrückten  Bürgerschaften,  unter  denen  Philippos  Freunde 
genug  besafs  und  neue  erwarb;  sie  fühlten  sich  in  seiner  Nähe  nicht 
sicher. 


1)  Q.  Fabius  hatte  als  Grenze  des  maronitischen  Landes  die  grofse  Heerstrafse 
bestimmt,  die  in  einiger  Entfernung  von  der  Küste  lief.  Philippos  hatte  hierauf 
die  Strafse  verlegt  und  auf  diese  Weise  ein  Stück  Land  an  sich  genommen.  So 
behaupteten  wenigstens  Philipps  Ankläger.  Liv.  XXXIX  27,  10.  Vielleicht  gab's 
hier  Grenzstreitigkeiten. 

2)  Liv.  XXXIX  2.3,  13.     Polyb.  XXII  9,  7.     17,  5.  9. 

3)  Bd.  II  768.  Dazu  gehört  auch  der  von  Livius  XXXIX  23,  6;  28,  2  an- 
gedeutete Fall.  Während  der  Waffenruhe  hatten  sich  makedonische  Untertanen 
Philipps  empört,  und  vergebens  hatte  der  König  von  Titus  Quinctius,  der  damals 
in  Hellas  war,  die  Erlaubnis  nachgesucht,  sie  wieder  zu  unterwerfen.  Auch  der 
Senat  hatte  dann  in  dieser  Sache  gegen  den  König  entschieden.  Weifsenborn  meint, 
es  seien  die  Oresten  gemeint,  was  möglich  aber  zweifelhaft  ist.  Die  Oresten  sind 
auch  später  frei.     Liv.  XLII  38,  1.     Vgl.  Nissen,  Krit.  Untersuch.  222  f. 

4)  Liv.  XXXIX  26,  If.  nennt  Petra  in  Pierien  und  Menelais  bei  den  Dolopern. 

5)  Liv.  XXXIX  24,  7  ff. 


33  11.  Buch.     §  3.     Verhandlungen  in  Rom  186/5  v.  Chr. 

Im  Winter  186/5  v.  Chr.  ^  kam  die  Sache  in  Rom  zur  Verhandlung. 
Gesandte  des  Eumenes,  begleitet  von  Verbannten  aus  Maroneia,  klagten 
über  die  Besetzung  der  thrakischen  Plätze,  die  Athamanen,  Perrhäber 
und  Thessaler  forderten  die  Rückgabe  ihrer  Städte.  Auch  Philipps 
Gesandte  waren  anwesend,  und  zahlreiche  Reden  wurden  gewechselt. 
Der  Senat  schickte  zunächst  drei  Kommissarien,  Quintus  Cäcilius, 
Marcus  Bäbius  und  Tiberius  Claudius  ^,  um  den  Streit  au  Ort  und 
Stelle  zu  untersuchen  und  den  Gegnern  Phihpps  Gelegenheit  zu  geben, 
sich  frei  auszusprechen. 

Am  Eingange  des  Tempetals  erschienen  Philippos  und  seine  Wider- 
sacher vor  den  Römern  ^.  Der  Senat  hatte  die  Bewilligung  des  Acilius 
so  ausgelegt,  dafs  Philippos  nur  diejenigen  Städte  behalten  sollte,  welche 
nachweislich  schon  früher  den  Atolern  gehört  hatten  und  im  letzten 
Kriege    freiwillig,    nicht    gezwungen    zu    ihnen    übergetreten    waren  *. 


1)  Polyb.  XXII  9.  Vgl.  1,  Iff.  Liv.  XXXIX  24,  5.  Zonar.  IX  21,  5.  Die 
Zeit  bestimmt  Livius  im  wesentlichen  richtig.  Es  steht  nach  Polyb.  XXIII  1  fest, 
dafs  die  Sendung  des  Demetrios  nach  Rom  und  damit  das  Ende  des  Streites  Ol. 
149,  1,  also  etwa  Frühjahr  183  v.  Chr.,  stattfand.  Wir  werden  also  die  voraus- 
gehende Gesandtschaft  des  Ap.  Claudius  (doch  wohl  des  Konsuls  von  185  v.  Chr.), 
welche  den  Philippos  zur  Entsendung  seines  Sohnes  veranlafste,  184  v.  Chi*,  zu 
setzen  haben  und  die  noch  frühere  erste  Verhandlung  vor  Q.  Cäcilius  Metellus  ins 
Frühjahr  185  v.  Chr.  Da  nun  Q  Cäcilius  von  Makedonien  in  den  Peloponnes 
kam  und  daselbst  unter  der  Strategie  des  Aristänos  eintraf,  so  wird  diese  Strategie 
von  Herbst  186  bis  Herbst  185  v.  Chr.  gelaufen  sein,  wie  .schon  Nissen  gesehen 
hat.  Der  abweichenden  Rechnung  von  Büttner  -  Wobst  (Beiträge  zu  Polybios, 
Dresden  1901  S.  12)  kann  ich  mich  nicht  anschliefsen.  Nach  diesem  Gelehrten 
fällt  die  Gesandtschaft  des  Q.  Cäcilius  an  Philippos  ins  Frühjahr  187,  die  des  Ap. 
Claudius  186  v.  Chr.  Bei  dieser  Anordnung  wird  die  Sendung  des  Demetrios,  deren 
Zeit  feststeht,  von  der  Gesandtschaft  des  Appius  zu  weit  abgerückt.  Auch  sonst 
bewährt  sich  diese  Rechnung  nicht.  Auf  der  achäischen  Versammlung  bei  Polyb. 
XXII  10 f,  die  Büttner- Wobst  in  den  Frühsommer  187  v.  Chr.  setzt,  treten  Ge- 
sandte des  Seleukos  IV.  auf.  Schwerlich  konnten  sie  damals  schon  anwesend  sein, 
da  Seleukos  um  diese  Zeit  erst  den  Thron  bestiegen  haben  kann  (meine  Beitr.  zur 
Kritik  der  beiden  Makkab.  S.  80),  und  es  empfiehlt  sich  daher,  jene  Versammlung 
ein  Jahr  später  zu  setzen.  Büttners  Chronologie  entfernt  sich  aufserdem  zu  weit 
von  Livius ;  ich  ziehe  es  vor,  mich  diesem  näher  anzuschliefseu ;  denn  auch  in  den 
Zeitbestimmungen  ist  Livius  von  Polybios  abhängig. 

2)  Liv.  XXXIX  24,  13  nennt  den  letztgenannten  Tiberius  Sempronius. 

3)  Liv.  a.  0.     Polyb.  XXII   1,  2. 

4)  Liv.  XXXIX  25,  4 f.  formuliert  die  Fragestellung  so:  utrum  Thessalorutn 
iuris,  cum  vi  ademptae  possessaeque  ah  Aetolis  forent  (nam  Philippum  Äetolis 
ademisse  eas  constabat)  an  Aetolica  antiquitus  ea  oppida  fuissent;  ita  enim  Acilium 
regi  concessisse,  si  Actolorum  fuissent,  si  voluntate,  non  si  vi  atque  armis  coacti 
cum  Aetolis  essent.  Zu  vergleichen  ist  die,  ebenfalls  vom  Senat  gegebene,  Frage- 
''tellung  im  Schiedspruch  der  Milesier  SIG.  P  314  z.  50  ff. 


11.  Buch,     i^  3.     Verhandlungen  bei  Tempe  185  v.  Chr.  33 

# 
Darnach  wurden  von  den  Thessalern  die  Städte  Trikka,  Phaloria,  Phi- 

lippupolis  (Gomplioi),  Eurymenä  ^  u.  a.  in  Anspruch  genommen.  Die 
Perrhäber  forderten  Malloia  und  zwei  andere  Ortschaften  '■^.  Die  Mag- 
neten, die  auch  in  Betracht  gezogen  waren  ^,  seheinen  nicht  geklagt  zu 
haben,  dagegen  erschienen  die  Athamanen  und  forderten  die  Kastelle 
Athenäon  und  Poitneion,  die  in  den  Händen  Philipps  eine  Gefahr  für 
ihre  Unabhängigkeit  seien  *.  Nacheinander  traten  die  Gesandten  der  drei 
Völker  mit  ihren  Forderungen  auf,  zuerst  die  Thessaler;  vornehmlich 
von  diesen  wurden  aufserdem  eine  Reihe  von  anderen  Beschwerden 
gegen  den  König  erhoben  ^.  Für  den  Angeklagten  lag  die  Sache  von 
vornherein  mifslich  Er  verteidigte  sich  übrigens  gewandt,  und  hatte 
seinen  Gegnern  ebenfalls  allerlei  vorzuwerfen  Dabei  liefs  er  seinen 
Ingrimm  über  die  römische  Einmischung  auf  das  deutlichste  erkennen. 
Sehr  bemerkt  ward  eine  Wendung,  die  er  zum  Schlüsse  gegen  die 
Thessaler  brauchte,  dafs  noch  nicht  aller  Tage  Abend  sei  ^.  Die  Ent- 
scheidung fiel  gegen  ihn;  er  mufste  die  thessalischen,  perrhäbischen  und 
athamanischen  Plätze  räumen  ^ ,  die  drei  Völker  erhielten  ihr  ganzes 
Gebiet  zurück  und  konnten  jetzt  ihre  Grenzen  endgültig  festsetzen  ^. 
Der  makedonische  König  behielt  von  seinen  Erwerbungen  nur  die 
phthiotischen  Städte  Larisa  Kremaste  mit  Alope,  Pteleon  und  Antron  ^, 


1}  Dies  mufs  die  südlich  von  der  Peneiosmündung  gelegene  Stadt  sein,  die 
auch  Apollonios  Rhod.  I  597  unter  diesem  Nanien  kennt,  während  sie  sonst  Erymnä 
heifst  Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  I  98.  Bursian  S.  57  will  sie  lieber  im  Binnenlande 
neben  den  anderen  suchen.     Vgl.  S.  24  Anm.  1. 

2)  Ericinium  und  Gonnocoudylum  nach  Liv.  a.  0.  §  16.  Vgl.  XXXVI  13,  6. 
Bd.  II  702.  Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  I  60,  zerlegt  Gondocondylum,  das  von  Philippos 
den  Namen  Olympias  erhalten  hatte,  nach  Liv.  XLIV  6,  10  in  zwei  Namen, 
Oonnoi  und  Kondylon. 

3)  Liv.  XXXIX  25,  6. 

4)  Liv.  a.  0.  Die  Eroberung  des  Athenäon  ist  früher  berichtet  (Bd.  II  763), 
über  das  Poitneiou  fehlt  es  an  Nachrichten. 

5)  Es  ward  z.  B.  behauptet,  er  habe  Gesandte  der  Thessaler  an  Titus  Quinc- 
tius  zu  beseitigen  versucht.     Livius  a.  0.  §  10. 

6)  ort  ovnto  näg  aihoii  o  f,'/.ioi  (fsdvxi.    Diodor  XXIX  16.    Liv.  XXXIX  26,  9. 

7)  Demgemäfs  ist  Gomphoi  seitdem  wieder  thessalisch.  Wir  kennen  zwei 
thessalische  Strategen  aus  dieser  Stadt.     Euseb.  I  245  Schöne.     SGDial.  II  1448. 

8)  Es  gab  noch  einige  Schwierigkeiten.  Wir  kennen  einen  Grenzstreit  zwischen 
dem  thessalischen  Mondäa  und  dem  perrhäbischen  Azoros,  der  182  v.  Chr.  von 
auswärtigen  Schiedsrichtern  entschieden  ward,  und  einen  anderen,  bei  dem  die 
Athamanen  beteiligt  waren.  IGGSept.  III  689.  690.  Ebenfalls  auf  einen  Grenz- 
streit in  dieser  Gegend  bezieht  sich  eine  thessalische  Inschrift.  'F.q;.  aQX-  l^^l 
S.  123  ff. 

9)  Liv.  XLII  56,  7.     67,  9. 


34  11.  Buch.     §  3.     Die  thrakischen  Städte. 

Demetrias  und  den  gröfsten  Teil  Magnesias  -  und  endlich  den  Stamm 
der  Doloper  -.  Für  die  sonstigen  Beschwerden  mufste  er  sich  einem 
Schiedsgericht  unterwerfen  ^. 

Von  Tempe  aus  begab  sich  der  König  mit  den  Legaten  nach 
Thessalonike^  um  mit  den  Gesandten  des  Eumenes  und  den  Verbannten 
aus  Maroneia  über  die  thrakischen  Städte  zu  verhandeln.  Eumenes 
forderte  die  gänzliche  Befreiung  dieser  Städte.  Sollte  ihnen  jedoch  die 
Freiheit  nicht  bewilligt  werden,  so  behauptete  er  kämen  sie  ihm  zu, 
als  dem  Besitzer  Lysimacheias  und  des  thrakischen  Chersones.  PhiUppos 
wandte  sich  in  seiner  Antwort  nicht  gegen  r>eine  Ankläger,  sondern  an 
die  Römer,  und  wies  auf  seine  Leistungen  im  letzten  Kriege  hin.  Er 
machte  zwar  auf  die  Kommissarien  persönlich  Eindruck ,  aber  seiner 
Sache  nützte  es  doch  nicht  viel;  denn  es  ward  entschieden,  wenn  die 
zehn  Legaten  im  Jahre  188  v.  Chr.  die  streitigen  Städte  dem  Eumenes 
zugesprochen  hätten,  so  sollten  sie  diesem  bleiben;  wenn  Philippos  sie 
im  Kriege  erobert  hätte,  so  sollte  er  sie  behalten ;  wenn  keins  von  beiden 
der  Fall  sei,  und  dies  traf  hier  zu,  so  habe  der  Senat  zu  entscheiden. 
Auf  jeden  Fall  jedoch  sollte  Philippos  seine  Besatzungen  einstweilen 
herausziehen. 

Die  demütigenden  Verhandlungen  und  diese  Entscheidung  empfand 
Philippos  als  eine  schwere  Kränkung.  Aber  er  mufste  sich  bezwingen 
und  zunächst  alle  Stadien  des  Verfahrens  durchmachen;  denn  auch 
jetzt  sträubte  er  sich  nach  Kräften  gegen  die  Räumung  der  Städte.  Im 
nächsten  Winter  (185/4  v.  Chr.)  ward  der  thrakische  Streit  in  Rom 
fortgesetzt  und  nunmehr  zu  Philipps  Ungunsten  entschieden  ^.  Der 
Senat  beschlofs  durch  eine  neue  Gesandtschaft  sich  zunächst  zu  über- 
zeugen, ob  die  thessalischen  Anordnungen  ausgeführt  wärea,  und  dem 
Könige  dann  die  Räumung  aller  thrakischen  Küstenplätze  endgültig  vor- 
zuschreiben Philippos  mufste  Folge  leisten,  liefs  aber  vorher  seinen 
Zorn  an  seinen  Gegnern  in  Maroneia  aus.  Durch  thrakische  Soldaten, 
die  von    seinen  Freunden    bei   Nacht   in    Maroneia   eingelassen    wurden,. 


1)  Aufser  Demetrias  ist  Meliboia  sicher  makedonisch.  Liv.  XLIV  13,  1. 
Einzelne  Stücke  Magnesias  sind  vielleicht  abgetrennt  worden  (Liv.  XLII  67,  2),  und 
jedenfalls  ist  das  südliche  Ufer  des  unteren  Peneios  thessalisch  (Liv.  XLII  39). 
Hier  lag  Eurymenä,  das,  wie  oben  (S  23  Aum.  1)  bemerkt,  von  Philippos  wieder 
herausgegeben  werden  mufste. 

2)  Liv.  XLII  38,  3.  Vielleicht  auch  Äginion,  das  wenigstens  168  v.  Chr.  im 
Besitz  der  Makedonier  ist,  allerdings  auch  erst  im  Verlaufe  des  3.  makedonischen 
Krieges  in  ihren  Besitz  gelangt  sein  kann.     Liv.  XLIV  46,  3. 

3)  Liv.  XXXIX  2(5,  14.     Polyb    XXIII  1,  2. 

4)  Polyb.  XXII  15.     Liv.  XXXIX  33. 


11.  Buch.     §  3.     Gesandtschaft  des  Dernetrios   183  v.  Chr.  35 

liefs  er  seine  vornehmsten  Widersacher  daselbst  niedermachen  '.  Ais 
die  römische  Gesandtschaft,  an  der  Spitze  Appius  Claudius  -,  bei  Phi- 
lippos erschien,  war  die  Tat  geschehen.  Der  König  beteuerte  seine  Un- 
schuld, schob  alles  auf  die  inneren  Streitigkeiten  in  Maroneia  und  er- 
klärte sich  bereit,  seinen  Anklägern  Rede  und  Antwort  zu  stehen.  Allein 
Appius  liefs  sich  nicht  beirren,  sondern  verlangte,  dafs  die  Männer,  denen 
der  Mord  in  Maroneia  zur  Last  fiel,  Kassandros  und  der  thrakische 
Strateg  Onomastos,  zum  Verhör  nach  Rom  gesandt  würden.  Der  König 
erreichte  nur,  dafs  auf  Onomastos  verzichtet  ward;  Kassandros  mufste 
sich  auf  die  Reise  machen,  ward  aber  unterwegs  auf  Befehl  seines  Herrn 
vergiftet. 

Philipps  Gesinnung  war  bei  dieser  Gelegenheit  aller  Welt  und  am 
meisten  den  römischen  Gesandten  so  deutlich  zu  Tage  getreten,  dafs 
ihm  selbst  vor  den  Folgen  bange  ward;  denn  so  kriegslustig  er  war, 
war  er  doch  zum  Kriege  gegen  Rom  noch  nicht  gerüstet  und  mufste 
eine  bessere  Gelegenheit  abwarten.  Auf  Rat  seiner  einflufsreichsten 
Freunde,  Apelles  und  Philokles,  beschlofs  er  daher  einzulenken  und  zur 
Begütigung  der  Römer  seinen  jüngeren  Sohn  Demetrios  in  Begleitung 
einiger  erfahrener  Ratgeber  nach  Rom  zu  senden,  wo  der  junge  Mann 
als  Geisel  gelebt  und  viele  Freunde  erworben  hatte.  Als  Demetrios  gegen 
das  Frühjahr  183  v.  Chr.  in  Rom  eintraf,  fand  er  eine  ganze  Schar  von 
Anklägern  vor  ^ ;  denn  da  die  Spannung  zwischen  Rom  und  Philippos 
bekannt  geworden  war,  so  kamen  von  allen  Seiten  die  Nachbarn 
Makedoniens  herbei.  Philippos  lag  mit  vielen  noch  von  früher  her 
in  Prozefs,  und  neue  Beschwerden  kamen  hinzu.  Es  waren  Gesandte 
der  Thessaler,  des  Bundes  wie  der  einzelnen  Städte,  der  Perrhäber, 
Athamanen,  Epiroten  und  Illyrier  erschienen.  Ihre  mannigfaltigen 
Klagen  nahmen  drei  Tage  in  Anspruch;  es  handelte  sich  um  streitiges 
Gebiet,  um  Sklaven  oder  Vieh,  um  Schädigung,  Rechtsverweigerung, 
Bestechung  und  Beeinflussung  der  bestellten  Schiedsgerichte.  Der  Senat 
wufste  sich  natürlich  in  all  diesen  Streitigkeiten  nicht  zurechtzufinden. 
Mit  wohlerwogener  Höflichkeit  entband  er  den  Demetrios  von  der  Not- 


1)  Polyb.  XXII  1,  5;  17.  Liv.  XXXIX  34  f.  Eine  Besatzung  scheint  darnach 
in  Maroneia  nicht  mehr  gelegen  zu  haben. 

2)  Dies  ist  wahrscheinlich  der  I^ousul  von  185  v.  Chr. ;  und  dann  kann  er 
erst  nach  Ablauf  seines  Konsulats,  Frühling  184  v.  Chr.,  abgegangen  sein.  Man 
könnte  freilich  auch  an  Ap.  Claudius  Nero  denken. 

3)  Polyb.  XXIII  1.  Liv.  XXXIX  46,  6  ff.  Appian,  Maked.  9,  6.  Justinus 
XXXII  2,  3  f.  Die  Verhandlungen  fanden  Olymp.  149,  1  (184/3  v.  Chr.)  statt 
und  zwar  nach  Livius,  ehe  die  Konsuln  in  ihre  Provinzen  abgegangen  waren. 
Dies  scheint  Polybios  zu  bestätigen,  da  er  §  8  von  den  Stratogen  in  der  Mehrzahl 
spricht  {tiactyttyovxeg  ol  aiquTrjyoi).     Anders  Nissen,  Krit.  Unters.  232  Anm. 


2G  n.  Buch.     §  3.     Demetrios  in  Rom  183  v.  Chr. 

wendigkeit,  auf  die  Beschuldigungen  einzelner  zu  antworten.  Der  junge 
Fürst  verlas  im  Namen  seines  Vaters  nur  ein  kürzeres  Schriftstück, 
worin  Philippos  sich  rechtfertigte  und  alles  getan  zu  haben  versicherte, 
was  der  Senat  verlangte,  übrigens  nicht  unterliefs,  die  Unbilligkeit 
mancher  dieser  Forderungen  hervorzuheben.  Dann  gab  der  Senat 
durch  den  Mund  des  Konsuls  die  Antwort.  Sie  ward  mit  einigen, 
ebenso  freundhchen  wie  schmeichelhaften  Worten  für  Demetrios  ein- 
geleitet und  endete  mit  der  Versicherung,  der  Senat  glaube  ihm,  dafs 
alles  so  geschehen  sei  oder  in  Zukunft  geschehen  werde,  wie  es  Recht 
sei.  Er  werde  Gesandte  ausschicken,  um  sich  davon  zu  überzeugen 
und  dem  Könige  mitzuteilen,  dafs  ihm  diese  Rücksicht  gewährt  sei  um 
des  Demetrios  willen.  Eine  besondere  Verhandlung  fand  über  die 
thrakischen  Städte  statt  '.  Gesandte  des  Eumenes  beschwerten  sich 
über  die  Hilfe,  die  Philippos  dem  Prusias  geleistet,  und  berichteten, 
dafs  die  thrakischen  Plätze  auch  jetzt  noch  nicht  vollständig  geräumt 
wären.  Dem  Philippos  wurde  jetzt  bestimmt  auferlegt,  bis  zur  Ankunft 
der  römischen  Gesandten  die  Räumung  zu  vollziehen.  Jetzt  endlich 
fügte  er  sich  vollständig  und  tat  alles,  was  ihm  auferlegt  war.  Einige 
Stücke  der  thrakischen  Küste  scheinen  dem  Eumenes  zugelegt  zu  sein, 
Anos  und  Maroneia  erhielten  die  Freiheit  ^. 

Hiermit  hatte  dieser  Streit,  der  schon  zum  Kriege  zu  führen  drohte  ^, 
sein  Ende  erreicht.  Die  Römer  hatten  unerbittlich  ihren  Willen  durch- 
gesetzt, Philippos  sich  in  allem  fügen  müssen,  wenn  auch  mit  äufser- 
stem  Sträuben.  Er  empfand  das  Verfahren  als  eine  schwere  Ver- 
gewaltigung, als  Undank  für  die  den  Römern  geleistete  Hilfe,  und 
konnte  bei  seinem  leidenschaftlichen  Temperament  aus  seiner  Gesinnung 
kein  Hehl  machen  *,  wenn  er  sich  auch  hütete,  den  Römern  Grund  zur 
Beschwerde  zu  geben  ^.  Ein  wütender  Römerhafs  ergriff  den  stolzen 
Monarchen,  und  er  setzte  alles  daran ,  sich  so  zu  rüsten ,  dafs  er  bei 
günstiger  Gelegenheit  im  stände  sein  würde,  die  Waifen  gegen  Rom  zu 
ergreifen  und  seine  verlorene  Stellung,  zunächst  in  Hellas  wieder  zu 
erkämpfen  ^.  In  den  letzten  Ki'ieg  war  er  mit  stark  geschwächten 
Kräften  eingetreten  Er  nahm  sich  dies  zur  Lehre  und  widmete  sich 
schon  gleich  nach  dem  Frieden  von  196  v.  Chr.    mit  ganzer  Seele  der 


1)  Polyb.  XXIII  3.     Appian,  Maced.  9,  6. 

2)  Polyb.  XXIII  8.     Liv.  XXXIX  53,  10.     Vgl.  Polyb.  XXX  3,  3. 

3)  Polyb.  XXIII  7,  3. 

4)  Polyb.  XXII  18,  6.     XXIII  2,  6fF. 

5)  Liv.  XLIV  16. 

6)  Polyb.  XXII  8.     18,  7.     XXIII  8,  2.     10,  4.     Liv.  XXXIX  23,   5.     29,  3. 
XL  21,  2ff.     Vgl.  Polyb.  fr.  205  Hultsch. 


11.  Buch.     §  3.     Philipps  Rüstungen.  37 

Aufrichtung  seines  Landes,  der  Vermehrung  seiner  Kriegsmacht  und  seiner 
Einkünfte.  Bewaffnung  und  Organisation  des  Heeres  blieb  im  wesent- 
lichen unverändert;  ob  man  daran  gedacht  hat,  die  schwerere  römische 
Rüstung  und  die  ihr  entsprechende  Taktik  für  das  makedonische  Fufs- 
volk  einzuführen,  wissen  wir  nicht;  jedenfalls  geschah  dergleichen  nichts. 
Aber  auf  der  alten  Grundlage  hat  nun  Philippos  im  Laufe  der  Jahre  eine 
gewaltige  Kriegsrüstung  beschafft,  Geld,  Getreide,  Waffen  und  Mann- 
schaften ^  Dem  Lande  wurden  schwere  Lasten  auferlegt  -,  Grundsteuer 
und  Zölle  vermehrt,  die  alten  Bergwerke  wurden  wieder  in  Arbeit  ge- 
nommen und  neue  eröffnet.  Philippos  suchte  die  zusammengeschmolzene 
Bevölkerung  zu  mehren,  hielt  die  Familien  zur  Kinderzucht  an,  brachte 
viele  Thraker  als  Kolonisten  ins  Land  und  gründete  besonders  im 
städtearmen  Binnenlande  neue  Städte  ^.  Nach  dem  Abschlüsse  seines 
Streites  mit  Rom  setzte  er  mit  verdoppeltem  Eifer  seine  Bemühungen  fort, 
die  er  zugleich  vor  den  argwöhnischen  Blicken  Roms  möglichst  ver- 
barg, indem  er  die  Rüstungen  und  Vorräte  ins  Innere  des  Landes  ver- 
legte, dagegen  die  Plätze  an  der  See  und  an  den  vielbegangeneu  Heer- 
strafsen  vernachlässigte  *  und  auch  für  die  Kriegsflotte  nichts  tat.  Zu 
den  Rüstungen  gehörte  es,  dafs  er  die  Untertanen,  denen  er  nicht  traute, 
unschädlich  zu  machen  suchte.  Aus  den  griechischen  Küstenstädten 
wurden  viele  Bürger  mit  Weib  und  Kind  gewaltsam  nach  Emathien 
verpflanzt;  unter  Jammern  und  Tränen,  mit  Verwünschungen  gegen 
den  König  trennten  sie  sich  von  ihrer  Heimat.  An  ihre  Stelle  traten 
Thraker,  lllyrier  und  andere  Barbaren,  von  denen  der  König  un- 
bedingten Gehorsam  erwartete.  Nicht  minder  hart  war  eine  andere 
Mafsregel  °.  Früher,  beim  Wechsel  seiner  Politik,  hatte  er  manche  seiner 
älteren  Freunde  und  Ratgeber  hinrichten  lassen  ".  Der  König  liefs  nun 
die  Kinder  und  Nachkommen  der  Hingerichteten  aufsuchen  und  in  Haft 
setzen,  weil  er  fürchtete,   sie   möchten   ihm  bei  einem  Kriege  mit  Rom 


1)  Liv.  XXXIX  24.  Polyb.  XXV  3,  9.  Flut.  Aemil.  8.  Justin.  XXXII  3,  4. 
Liv.  XLII  11.     Appian,  Maked.  11,  1. 

2)  Perseus  hatte  bei  seinem  Regierungsantritt  viele  Staatsscbuldner  zu  be- 
gnadigen.    Polyb.  XXV  3,  1. 

3)  Dies  geschah,  wie  oben  S.  20  bemei'kt,  auch  in  Thessalien. 

4)  Plutarch  Aemil.  8. 

5)  Polyb.  XXIII  10,  4 ff.  unter  Olymp.  149,  2  =  183/2  v.  Chr.  Vgl.  Liv. 
XL  3,  3  ff.     XLV  30,  5. 

6)  Bd  11  469.  569  f  Es  werden  Adraetos,  Pyrrhichos  und  Samos  (oder  Samios) 
genannt,  letzterer  ein  Sohn  des  Chrysogonos,  des  Königs  Jugendfreund  und  wegen 
seines  Witzes  berühmt.  Polyb.  V  9,  4 f.  Plutarch,  Quom.  adulator  ab  amico  9 
p.  53  E. 


28  11-  Buch.     §  4.     Philippos  in  Thrakien. 

gefährlich  werden  ^.  Wie  er  von  jeher  ein  strenger  Despot  gewesen 
Avar,  so  scheute  er  auch  jetzt  kein  Mittel,  um  das  Land  in  völliger  Er- 
gebenheit zu  halten  und  alle  widerstrebenden  Tendenzen  zu  unterdrücken. 
Es  kümmerte  ihn  nicht,  dafs  sein  Verfahren  in  weiten  Kreisen  Abscheu 
und  Hafs  erzeugte ;  all  sein  Streben  war  darauf  gerichtet,  seine  Monarchie 
zu  befestigen  und  dem  Lande  eine  starke  Rüstung  zu  schaffen.  Immer 
war  er  noch  mächtig  genug;  er  hatte  in  Griechenland  wieder  festen 
Fufs  gefafst,  er  besafs  noch  einige  Inseln,  Lemnos,  Imbros  und  Skyros 
und  wahrscheinlich  auch  Samothrake  -,  und  im  Norden  nach  Thrakien 
hin  stand  seiner  LTnternehmungslust  ein  weites  Feld  offen. 

§  ^. 
Phihppos  hatte  noch  einige  Reste  seiner  thrakischen  Besitzungen 
behalten,  vor  allem  Abdera  und  wohl  noch  einige  andere  Plätze  ^,  und 
unter  den  thrakischen  Dynasten  hatte  er  manche  Bundesgenossen,  frei- 
lich auch  Feinde  genug.  Die  Niederlage  des  Antiochos  machte  ihm  die 
Bahn  frei  und  gab  ihm  in  diesen  Gegenden  das  Übergewicht  zurück, 
das  Makedonien  früher  an  die  Ptolemäer  verloren  hatte  (Bd.  II  150. 
169).  Wie  Antiochos  (II  675)  konnte  Philippos  den  Schutz  der  dor- 
tigen Hellenen  übernehmen;  gerade  zu  der  Zeit,  wo  der  Streit  um  die 
thrakischen  Plätze  seinen  Höhepunkt  erreicht  hatte ,  half  er  den  By- 
zantiern  auf  ihr  Ansuchen  gegen  die  Thraker  an  der  Propontis,  schlug 
diese,  nahm  ihren  Fürsten  Amadokos  gefangen  und  kehrte  siegreich 
zurück  (184  v.  Chr.) '^  Im  nächsten  Jahre,  als  der  Streit  mit  Rom 
beendet  war,  unternahm  •  er  einen  gröfseren  Zug  gegen  das  innere 
Thrakien  ^,  fiel  ins  Land  der  Odrysen,  Besser  und  Dentheleten  ein,  er- 
oberte und  besetzte  Philippupolis  und  unterwarf  die  meisten  Stämme 
dieser  Gegend.  Nach  seiner  Rückkehr  gründete  er  in  der  Landschaft 
Deuriopos  in  Päonien  am  Erigon  nicht  weit  von  Stoboi  eine  neue  Stadt, 
die  er  dem  Sohne  Perseus'  zu  Ehren  Perseis  nannte  '\   Inzwischen  erhoben 


1)  Polyb.  V  9,  4 f.  XXIII  10,  8 f.  Uv.  XL  3,  G.  Letzterer  erzählt  bei 
dieser  Gelegenheit  das  tragische  Geschick  der  Nachkommen  des  Thessalers  Hero- 
dikos  und  seiner  Tochter  Theoxeua. 

2)  Dies  ergibt  sich  aus  den  Bestimmiuigeu  der  Römer  nach  dem  Ende  des 
i).  makedonischen  Krieges.  Polyb.  XXX  21 ,  2.  Tber  Samothrake  vgl.  Polyb. 
XXIX  8,  7;  es  ist  aber  möglich,  dafs  die  Insel  nicht  eigentlich  zu  Makedonien 
gehört  hat ;  denn  die  Römer  behandeln  sie  als  neutral. 

?,)  Diodor  XXXI  8,  8.     Strabo  VII  f;-.  48. 

4)  Polyb.  XXII  18,  12.     Liv.  XXXIX  35,  4.     Vielleicht  waren  es  die  Käner. 

.5)  Polyb.  XXIII  8,  3  f.     Liv.  XXXIX  53,  12. 

G)  Die  Landschaft  heifst  »j  JivQi'onog  nach  Strabon  VII  326.  327.    Aus  IGGSept. 


11.  Buch.     §  4.     Philippos  in  Thrakien  184  v.  Chr.  39 

sich  die  Odrysen  wieder  und  vertrieben  die  Besatzung  aus  Philippupolis, 
aber  sie  müssen  samt  ihren  Nachbarn  bald  wieder  zur  Unterwerfung 
gebracht  worden  sein;  denn  der  Odrysenfürst  Kotys  gehört  von  dieser 
Zeit  ab  zu  den  treuesten  Freunden  Makedoniens  ',  und  wahrscheinHch 
verdankt  er  seine  Herrschaft  dem  Philippos.  Nur  die  kriegerischen 
Mäder  im  Rhodopegebirge  verblieben  in  hartnäckiger  Feindschaft. 
Ihnen  galt  vornehmlich  der  Feldzug  von  181  v.  Chr.,  bei  dem  der 
König,  begleitet  von  Perseus,  um  sein  Heer  zu  üben  und  die  make- 
donischen Waffen  zu  zeigen ,  auch  andere  Teile  Thrakiens  durchzog  ^. 
Von  Stoboi  in  Päonien  brach  das  Heer  auf;  nachdem  die  Einöde,  die 
zwischen  dem  Lande  der  Mäder  und  dem  Hämos  lag,  durchschritten 
war,  ging  es  weiter  an  den  Fufs  des  Hämos,  wo  ein  Lager  geschlagen 
ward  -''.  Mit  kleinerem  Gefolge  unternahm  der  König  von  hier  in  drei- 
tägigem, mühseligem  Marsche  durch  dichte  Wälder  den  Aufstieg  auf 
den  Gipfel  des  Gebirges,  von  wo  man,  wie  die  Sage  ging,  das  Adria- 
tische  wie  das  Schwarze  Meer,  die  Donau  wie  die  Alpen  erblicken 
konnte  ^.  Oben  auf  der  Höhe  opferte  der  König  dem  Helios  und  Zeus. 
Da  die  Lebensmittel  knapp  wurden,  zog  das  Heer  bald  zu  den  ver- 
bündeten Dentheleten,  bei  denen  gleichwohl  geplündert  ward.  Von  hier 
erreichte  Philippos  die  Mäder  und  griff  ihre  Stadt  Petra  an,  die  am 
Fufse  des  Gebirges  lag  ^.  Da  der  Angriff  von  zwei  Seiten,  von  unten 
und  von  oben  her  mit  aller  Kraft  geführt  ward,  so  mufsten  die  Ver- 
teidiger bald  kapitulieren,  versprachen  Gehorsam  und  stellten  Geiseln. 
Sobald  aber  die  Makedonier  abgezogen  waren,  verliefsen  sie  die  Stadt 
und  flohen  in  ihre  Berge.  Dieser  Feldzug  mufs  noch  andere  Erfolge 
gehabt  haben ;  denn  bald  darnach  hat  Perseus  in  Amphipolis  thrakische 
Geiseln  in  Empfang  genommen.  Ein  grofser  Teil  Thrakiens  südlich 
vom  Hämos,  insonderheit  das  Hebrostal  ward  den  Makedoniern  Unter- 
tan oder  verbündet ''. 


I  o56  kenneu  wir  auch   die  Form  JtvQÖniog.     Es   handelt   sich   vielleicht    um   eine 
der  von  Strabon  aufgeführten  Ortschaften. 

1)  Liv.  XL  29,  12  f. 

2)  Liv.  XL  21,  If.  22. 

3)  In  7  Tagen,  nachdem  die  Einöde  passiert  war,  wurde  der  Fuls  des  Gebirges 
erreicht.     Liv.  a.  a.  0. 

4)  Liv.  XL  21,  2.  Polyb.  bei  Strabo  VII  313.  Livius  sagt,  Phih'ppos  habe 
hier  in  der  Einsamkeit,  im  Angesicht  der  vielen  Länder  über  den  Krieg  zu  beraten 
und  den  nächsten  Weg  nach  Rom  zu  erkunden  vorgehabt.  Es  war  die  Zeit  der 
Hundstage  und  oben  war  alles  in  Wolken  und  Nebel  gehüllt.  Vielleicht  ist  der 
Oipfel  des  Dunax  gemeint  (Strabo  IV  204). 

5)  Liv.  XL  22,  12. 

6)  Liv.  XL  24,  3;  56,  7.     Vgl.  XLII  12,  10.     Appian,  Mak.  11,  5. 


30  11-  Buch.     §  4.     Bündnis  mit  den  Kelten. 

Während  Philippos  in  eigener  Person  die  Thraker  unterwarf,  schickte 
er  seine  Boten  weiter  nach  Norden  zu  den  Kelten  an  beiden  Seiten  der 
Donau.  Verbindungen  mit  diesen  Stämmen  bestanden  ja  schon  seit  den 
Tagen  des  Pyrrhos  und  Antigonos  Gonatas,  keltische  Söldner  finden  sich 
häufig  in  makedonischen  Diensten  '.  Philippos  trat  nun  mit  ihnen  in 
engere  Fühlung.  Schon  vor  dem  Zuge,  den  er  zum  Schutze  der 
Byzantier  unternahm  (184  v.  Chr.),  verbündete  er  sich  mit  den  Ba- 
starnern,  jenem  kriegerischen,  volkreichen  Stamme,  der  nördlich  von 
den  Donaumündungen  wohnte  und  sich  weithin  einen  gefürchteten 
Namen  gemacht  hatte  ^.  Etwa  zwei  Jahre  später  (um  182  v.  Chr.) 
kehrte  eine  andere  Gesandtschaft  an  den  Hof  zurück,  begleitet  von 
einigen  bastarnischen  Fürsten,  deren  einer  seine  Schwester  dem  Sohne 
Philipps  zur  Ehe  versprach  ^.  Zunächst  gedachte  Philippos,  die  Bastarner 
gegen  seine  alten  Feinde  und  Nachbarn,  die  Dardaner,  zu  führen.  Es 
ward  verabredet,  dafs  ein  bastarnisches  Heer  über  die  Donau  gehen, 
die  Dardaner  ausrotten  und  ihr  Land  einnehmen  sollte.  Die  thrakischen 
Völker,  die  am  Wege  lagen,  versprachen  Durchzug  und  Lebensmittel 
zu  gewähren,  wofür  Philippos  ihnen  das  Wort  gab,  dafs  die  Kelten 
Frieden  halten  würden.  Wenn  es  also  gelang,  an  die  Stelle  der  Dar- 
daner die  keltischen  Verbündeten  zu  setzen,  so  ward  Philipps  Macht 
auf  der  Balkanhalbinsel,  auch  gegen  lUyrien  hin,  mächtig  verstärkt. 
Zugleich  erhielt  das  keltische  Element  einen  bedeutenden  Zuwachs;  denn 
die  Bastarner  grenzten  dann  nördlich  an  die  Skordisker  und  schlössen 
sich  damit  der  kompakten  Gruppe  der  keltischen  Stämme  des  Donau- 
tales und  der  Ostalpen  an,  der  Boier  *,  Taurisker  und  ihrer  Nachbarn. 
Nach  Philipps  weiteren  Plänen  sollten  dann  die  Bastarner  von  ihrem 
neuen  Wohnsitze  aus,  mit  den  stammverwandten  Skordiskern  verbündet, 
Oberitalien  angreifen  und  Rom  mit  einer  neuen  keltischen  Invasion  be- 


1)  Z.  B.  bei  Antigonos  Doson  (Polyb.  II  65 ,  2) ,  später  bei  Perseus  Liv. 
XLIV  12. 

2)  Über  die  Bastarner  vgl.  Zeufs,  Die  Deutseben  und  ihre  Nachbarstämme, 
S.  127  f.  MüUenhofF,  Deutsche  Altertumsk.  II  104 f.  Sehmsdorff,  Die  Germanen 
i.  d.  Balkanländern,  Leipzig  1899.  Ihm  in  RE.  III  1,  110.  Diese  Gelehrten 
halten  sie  für  germanischen  Stammes,  was  Strabo  VII  303.  Plin.  n.  h.  IV  100  und 
Tacit.  Germ.  4t)  in  der  Tat  nahe  legen.  Aber  die  ältesten  Autoren  bezeichnen  sie 
als  Galater  und  lassen  sie  dieselbe  Sprache  reden  wie  die  Skordisker.  Polyb.  XXV  6. 
Liv.  XL  57,  7.  Ich  halte  also  für  besser  bezeugt,  dafs  sie  Kelten  waren,  nicht 
Germanen. 

3)  Liv.  XXXIX  35,  4.  XL  5,  10.  Livius  behauptet,  Philippos  habe  die 
Bastarner  von  Anfang  au  zum  Angriff  auf  Italien  gehetzt. 

4)  Die  Boier  waren  erst  vor  kurzem,  von  den  Römern  aus  Italien  vertrieben, 
dorthin  ausgewandert.     Vgl.  Zeitschr.  f.  deutsches  Altertum  42,  149 f. 


11.  Buch.     §  4.     Demetrios  und  Perseus.  31 

drohen.  Dadurch  gedachte  er  die  Römer  in  Italien  festzuhalten,  um 
dann  selber  die  Oberherrschaft  über  Hellas  wieder  zu  erlangen  '.  Auch 
im  Falle  des  Mifslingens  hotfte  Philippos  die  Dardaner  so  zu  schwächen, 
dafs  ihr  Land  ihm  zufallen  würde,  und  in  den  Kelten  brauchbai'e 
Bundesgenossen  zu  gewinnen.  Es  waren  weitgreifende,  keineswegs  chi- 
märische Pläne,  die  Philippos  geiafst  hatte,  aber  sie  erforderten  Zeit, 
und  der  König  war  schon  bejahrt.  Ehe  sie  zur  Ausführung  kamen, 
ereilte  ihn  der  Tod. 

Seine  letzten  Jahre  waren  durch  schwere  häusliche  Kämpfe  ver- 
bittert, die  unmittelbar  an  die  Sendung  des  Demetrios  nach  Rom  an- 
knüpften. Philippos  hatte  zwei  Söhne,  die  nicht  von  derselben  Mutter 
waren,  der  ältere  war  Perseus,  der  jüngere  Demetrios.  Die  Mutter  des 
Perseus  war  weniger  vornehmer  Herkunft  und  soll  nicht  die  rechte 
Gattin,  sondern  eine  Nebenfrau  Philipps  gewesen  sein ;  es  wird  sogar 
behauptet,  Perseus  sei  ein  untergeschobenes  Kind  ^.  Aber  es  ist  kein 
Zweifel,  dafs  Philippos  ihn  von  jeher  als  rechten  Sohn  angesehen  und 
ihm  die  Thronfolge  bestimmt  hat.  Schon  im  Alter  von  etwa  12  Jahren 
ward  er  mit  einem  Kommando  betraut  und  stand  weiterhin  seinem 
Vater  zur  Seite  ^.  Der  jüngere  Demetrios  war  untadelhafter  Geburt, 
ein  fähiger,  junger  Mann,  der,  wie  man  sagt,  den  älteren  Bruder  weit 
überragte  *.  Er  war  in  Rom  vom  Senate  wie  von  den  einzelnen  vor- 
nehmen Römern  in  einer  Weise  ausgezeichnet  worden,  die  den  Philippos 
wie  den  Perseus  verletzen  mufste.  Besonders  Titus  Quinctius  hatte  sich 
an  Demetrios  gemacht,  mit  ihm  vertrauliche  Gespräche  geführt  und  ihm 
die  Hoffnung  eingeflöfst,  dafs  die  Römer  ihm  die  Krone  verschaffen  wür- 
den. Philippos  mufste  hören,  dafs  er  die  von  Rom  geübte  Nachsicht 
nur   seinem  jüngeren    Sohne   zu   verdanken    habe.      Titus   schrieb,    der 


1)  Liv.  XL  57,  4  ff.  Justin.  XXXII  3,  5.  Vgl.  Plut.  Aemil.  Paul.  9.  Philippos 
dachte  natürlich  nicht  dai'an,  selbst  mit  nach  Italien  zu  ziehen ,  wie  Livius  XLII 
11,  4  behauptet. 

2)  Liv.  XXXIX  53,  3.  XLI  23,  ID.  Plutarch,  Aemil.  8.  Arato.5  54.  Darnach 
soll  seine  wahre  Mutter  eine  Sklavin  aus  Arges,  des  Namens  Gnathänion,  gewesen 
sein.     Diese  Erzählungen  sind  sehr  zweifelhaften  Wertes. 

3j  Zuerst  ward  er  im  2.  makedonischen  Kriege  (200  v.  Chr.)  verwandt.  Da- 
mals heifst  er  fuer  admodum  Liv.  XXXI  28,  5,  womit  stimmt,  dafs  er  182  v.  Chr. 
30  Jahre  alt  war  (s.  unten);  er  war  also  etwa  212  v.  Chr.  geboren.  Wenn  dies 
richtig  ist,  so  kann  er  unmöglich  bei  Liv.  XXVI  25,  5  schon  211  v.  Chr.  als 
Befehlshaber  bezeichnet  worden  sein ;  es  ist  vielmehr  ein  anderer  Perseus  ge- 
meint, wie  richtig  Weifsenborn  z.  d.  St.  bemerkt  hat.  Darnach  ist  Bd.  II  478 
2u  berichtigen.  Ich  bemerke  hier,  dafs  wir  von  den  Frauen  Philipps  nicht» 
wissen. 

4)  Polyb.  XXIII  7,  5. 


33  11.  Buch.     §  4.     Demetrios  und  Perseus. 

König  möge  den  Demetrios  mit  recht  vielen  guten  Freunden  baldigst 
wieder  nach  Rom  senden  V  Die  Römer  gaben  ihm  einen  deutlichen 
Wink,  die  Thronfolge  zu  ändern  und  dem  Demetrios  die  Krone  zu 
hinterlassen. 

Im  Lande  selbst  herrschte  dies  Gefühl.  Als  Demetrios  aus  Rom 
zurückkam^  ward  er  von  den  Makedoniern  sehr  gut  empfangen;  man 
war  ihm  dankbar,  dafs  er  den  gefürchteten  Krieg  wieder  abgewandt 
hatte;  der  Vergleich  mit  Perseus  fiel  zu  seinen  Gunsten  aus;  viele 
glaubten  und  hofften,  dafs  er  dem  Vater  nachfolgen  würde  ^.  Alles  lief 
ihm  zu;  er  selbst  wurde  dadurch  mit  starkem  Selbstgefühl  erfüllt.  Dies 
konnte  auch  auf  sein  Verhältnis  zu  Vater  und  Bruder  nicht  ohne  Wir- 
kung bleiben.  Der  König  wufste  seinen  Mifsmut  zu  verbergen;  bei 
Perseus  brach  unbändiger  Hals  gegen  den  Bruder  hervor,  der  ihm,  wie 
er  fürchtete,  die  Krone  rauben  wollte.  Ein  Bruderzwist  brach  aus,  in 
welchem  man  wohl  die  Rache  der  Gottheit  für  die  Frevel  Philipps 
sah  ^;  Land  und  Hof  teilte  sich  in  zwei  Teile;  Perseus  umgab  seinen 
Bruder  mit  Spionen ,  die  ihm  alles  hinterbrachten.  Der  König  scheint 
sich  zunächst  ziemlich  unparteiisch  verhalten  zu  haben;  aber  je  mehr 
sein  Römerhafs  stieg,  desto  ungünstiger  ward  die  Stellung  des  Demetrios, 
den  man  als  Röraerfreund  mit  Erfolg  verdächtigte  *.  Denn  es  gab  auch 
unter  den  makedonischen  Grofsen  viele,  die  zu  den  Römern  hinneigten 
und  dem  Demetrios  anhingen  ^. 

Bereits  im  nächsten  Jahre  kam  es  zu  einem  offenen  Konflikt.  Im 
Frühjahre  fand  die  übliche  Lustration  des  makedonischen  Heeres  statt, 
im  Monate  Xanthikos  fMärz  -  April)  am  Feste  des  Gottes  Xanthos ". 
Ein  Hund  ward  geopfert  und  in  zwei  Hälften  geschnitten,  zwischen 
denen  das  ganze  Heer  hindurchging.  Den  Zug  eröffneten  die  Rüs- 
tungen und  Waffen  der  königlichen  Vorfahren  bis  zum  ersten  Könige 
hinauf,  es  folgte  der  König  mit  den  beiden  Söhnen,  Perseus  30,  Deme- 
trios 25  Jahre  alt.  Auf  die  Lustration  folgte  ein  Waffenspiel,  ein 
Scheingefecht  zwischen  den  beiden  Heeresteilen,  die  von  den  beiden 
Königsöhnen  geführt  wurden.  Aber  diesmal  ward  es  fast  ein  ernster 
Kampf;  es  gab  auf  beiden  Seiten  Verwundungen,  und  Demetrios  blieb 
Sieger.  Jeder  der  beiden  versammelte  dann  seine  Freunde  zum  Gast- 
mahl; Perseus  lehnte  die  Einladung  des  Demetrios  ab,  und  als   abends 


1)  Polyb.  XXIII  2;  3,  4  ff.     Liv.  XL  11,  If. 

2)  Polyb.  XXIII  7.     Liv.  XXXIX  53. 

3)  Polyb.  XXIII  12. 

4)  Liv.  XL  5  f. 

5)  Liv.  XL  10,  8. 

6)  Liv.  XL  6.    Vgl.  13,  3.    Polyb.  XXIII  10,  16.    Hesychios  III  p.  168  Schmidt. 


11.  Buch.     §  4.     Prozefs  des  Demetrios.  S3 

nach  dem  Mahle  Demetiios  mit  Gefolge  vor  sein  Haus  zog,  um  ihn  zu 
versöhnen,  ward  er  abgewiesen ;  Perseus  wollte  darin  vielmehr  einen  An- 
schlag gegen  sein  Leben  sehen  und  erhob  beim  Vater  Klage.  Unter 
Vorsitz  des  Königs  ward  in  aller  Form  eine  Gerichtsverhandlung  mit 
Rede  und  Gegenrede  gehalten  ^ ;  hier  erwies  sich  die  Anklage  als  nichtig, 
jedoch  traf  der  König  keine  Entscheidung,  sondern  behielt  sich  vor,  den 
ganzen  Streit,  das  Verhalten  der  Söhne  genauer  zu  prüfen.  Man  sah, 
dafs  Demetrios  ihm  wegen  seiner  römischen  Sympathien  schon  ver- 
dächtig war  -.  Als  einige  Z«it  darnach  Apelles  und  Philokles  nach  Rom 
gingen,  dieselben,  die  den  Demeti'ios  dahin  begleitet  hatten,  erhielten 
sie  Auftrag  über,  seine  Beziehungen  besonders  zu  Titus  Quinctius  Erkun- 
digungen einzuziehen.  Es  ist  bezeichnend,  dafs  die  Gesandten,  die  sich 
in  Rom  als  unparteiisch  gaben,  in  Wahrheit  doch  schon  gegen  Demetrios 
eingenommen  waren  ^.  Demetrios  hütete  sich  sorgfältig  vor  dem  Ver- 
kehr mit  Rom,  aber  er  konnte  nicht  hindern,  dafs  der  Verdacht  gegen 
ihn  immer  mehr  wuchs;  mit  Erfolg  wufste  Perseus  den  König  zu  be- 
arbeiten; er  stellte  ihm  vor,  wie  alle  Vorbereitungen  gegen  die  Römer 
nichts  nützten ,  solange  an  seinem  Hofe  der  Verräter  und  Kundschafter 
weile  ^,  und  es  gelang  allmählich,  ihn  zu  überzeugen,  dafs  Demetrios 
beseitigt  werden  müfste.  Bei  dem  Zuge  an  den  Hämos  ward  dieser 
schon  unter  einem  schicklichen  Verwände  als  Stellvertreter  des  Königs 
nach  Hause  gesandt  ^.  Als  Begleiter  und  Aufpasser  gab  man  ihm  den 
Strategen  von  Päonien  mit,  einen  Freund  des  Perseus,  des  Namens 
Didas  ''.  Dieser  wufste  das  Vertrauen  des  Demetrios  zu  gewinnen;  der 
junge  Mann  schüttete  ihm  sein  Herz  aus  und  gestand,  dafs  er  vorhabe, 
zu  den  Römern  zu  fliehen  ''.  Während  der  Belagerung  Petras  ward 
dem  Könige  dies  gemeldet;  nunmehr  ward  ein  Vertrauter  des  Deme- 
trios, Herodoros,  verhaftet  und  peinlich  verhört ;  er  starb  auf  der  Folter, 
ohne  etwas  Belastendes  ausgesagt  zu  haben.  Entscheidend  war  dann 
die  Rückkehr  der  Gesandten  aus  Rom,  die  einen  gefälschten  Brief  des 
Titus  mitbrachten,  der  die  Anklagen  des  Perseus  bestätigte;  Titus  ent- 
schuldigte den  Demetrios  und  legte  Fürsprache  für  ihn  ein.    In  Thessa- 


1)  Liv.  XL  8  ff.     Vgl.  Polyb.  XXIII  11. 

2)  Liv.  XL  16. 

3)  Liv.  XL  20,  3. 

4)  Liv.  XL  5,  11  ff. 

5)  Liv.  XL  21,  4  ff. 

Ü)  Liv.  XL  21,  9;  22,  15;  XLII  51,  6.  Er  war  ein  Päoner.  Sollte  er  viel- 
leicht Derdas  geheifseu  haben  ? 

7)  Bei  Justin.  XXXII  2,  9.  Zonar.  IX  22,  1  wird  Demetrios  beschuldigt, 
dem  Vater  nach  dem  Leben  zu  trachten. 

Nioso,  Gesch.  il.  grriecli.  \i.  mak.  Staaten.     III.  3 


34  11.  Buch.     §  4.     Philippos  Ende  179  v.  Chr. 

lonike,  wohin  auch  Demetrios  berufen  sein  wird,  erfolgte  eine  neue 
Anklage  des  Perseus,  und  jetzt  gab  der  König  den  Angeschuldigten 
preis.  Um  den  Römern  keinen  Vorwand  zu  geben,  ward  beschlossen, 
ihn  im  stillen  zu  beseitigen,  ohne  dafs  eine  Verurteilung  erfolgt  wäre  \ 
Während  sich  der  König  nach  Demetrias  begab  und  Perseus  zur  Emp- 
fangnahme thrakischer  Geiseln  nach  Amphipolis  ging,  ward  Demetrios 
mit  Didas  nach  Päonien  geschickt.  Perseus  soll  den  Auftrag  gegeben 
haben,  ihn  umzubringen.  Didas  veranstaltete  in  Herakleia  in  Pelagonien  ^ 
ein  Opferm.ahl,  bei  dem  Demetrios  Gift  eriiielt.  Man  trug  ihn  in  sein 
Schlafgemach,  und  hier  ward  er  mit  Decken  erstickt  ^. 

Philippos  überlebte  seinen  Sohn  nicht  lange  mehr.  Bald  nach  der 
Tat  folgte  die  Reue  *.  Perseus,  jetzt  der  einzige,  von  allen  anerkannte 
Erbe,  trat  vor  dem  alternden  Vater  immer  mehr  hervor;  alles  wandte 
sich  ihm  zu,  PhiHppos  glaubte  schon  zu  bemerken,  dafs  er  es  an  Ehr- 
erbietung fehlen  lasse,  und  fing  an  auf  ihn  eifersüchtig  zu  werden.  Ein 
Verwandter,  Antigonos,  Sohn  des  Echekrates,  eines  Bruders  Dosons, 
gewann  damals  Einflufs  auf  ihn.  Derselbe  hatte  sich  den  Umtrieben 
gegen  Demetrios  fern  gehalten,  und  Perseus  hafste  ihn;  Antigonos 
fürchtete  für  sein  Leben,  wenn  Perseus  zur  Regierung  käme.  Von  ihm 
bestärkt,  liefs  Philippos,  während  er  in  Demetrias  den  Winter  zubrachte  ^, 
die  Anklagen  gegen  Demetrios  näher  untersuchen.  Es  ergab  sich,  dafs 
die  Briefe,  die  Philokles  und  Apelles  aus  Rom  gebracht  hatten,  gefälscht 
waren.  Philokles  ward  ergriffen  und  hingerichtet,  Apelles  entkam  nach 
Rom '^.  Perseus,  der  von  allem  unterrichtet  ward,  hielt  es  nicht  für 
nötig  zu  fliehen;  er  war  schon  zu  mächtig,  als  dafs  er  hätte  beseitigt 
werden  können.  Er  kam  aber  dem  Vater  nicht  mehr  vor  Augen, 
Dieser  dachte  ernstlich  daran,  ihm  die  Thronfolge  zu  entziehen  und  den 
Antigonos  zum  Nachfolger  zu  bestimmen.  Während  Perseus  in  Thrakien 
abwesend  war,  bereiste  er  die  Städte  um  den  Antigonos  zu  empfehlen. 
Nach  längerem  Aufenthalt  in  Thessalonike  begab  er  sich  dann  um  den 
Herbst  179  v.  Chr.  nach  Amphipolis,  wo  er  schwer  erkrankte  und  starb, 
58  Jahre  alt  (Herbst  179  v.  Chr.)  '. 


1)  Polyb.  XXIII  3,  9.     Liv.  XL  24.  55.     Zonar.  IX  22,  2. 

2)  Strabo  VII  323. 

3)  Liv.  a.  0.  vgl.  XLI  23,  11.     24,  5. 

4)  Liv.  XL  54  f.     Diodor  XXIX  25.     Justin.  XXXII    3.     Plutarch.  Aemil.   8. 
Zonaras  IX  22,  1. 

5)  Winter  180/79  v.  Chr. 

6)  Vgl.  Liv.  XLII  5,  4. 

7)  Olymp.  150,  2,  im  5.  Monate  nach  Euseb.    Chron.   I   239.   246.     Livius   er- 
zählt den   Tod   Philipps   unter   den   Konsuln    von    179    v.    Chr.     Q.    Fulvius    und 


11.  Buch.     §  5.     Der  achäische  Bund.  35 

Antigonos  war  zur  Zeit  des  Todes  abwesend ;  der  König  hatte  sich 
vergeblich  für  ihn  bemüht;  offenbar  sah  die  überwiegende  Mehrheit  des 
Landes  Perseus  als  den  rechten  Erben  an.  Perseus  war  nicht  mehr 
zu  verdrängen ;  nur  um  den  Preis  eines  Bürgerkrieges  hätte  es  geschehen 
können,  und  die  Makedonier  wufsten  wohl ,  dafs  ein  Bürgerkrieg  die 
römische  Einmischung,  vielleicht  eine  neue  Demütigung  des  Landes 
nach  sich  ziehen  würde.  Sie  hielten  an  Perseus  fest.  Als  der  Leibarzt 
Kalligenes  das  Ende  Philipps  nahen  sah,  hatte  er  den  Perseus  schnell 
benachrichtigt.  Bis  dieser  eintraf,  ward  der  Tod  des  Königs  geheim 
gehalten;  so  konnte  sich  Perseus  ohne  Widerstand  der  Gewalt  bemäch- 
tigen.    Antigonos  ward  sofort  beseitigt  ^ 

§  5. 

Den  Achäern  war  es  geglückt,  während  des  letzten  Krieges  mit 
Beihilfe  oder  wenigstens  mit  Einwilligung  der  Römer  den  ganzen  Pelo- 
ponnes  in  ihrem  Bunde  zu  vereinigen.  Zunächst  war  ihnen  damit  die 
Aufgabe  gestellt,  die  neuen,  verhältnismäfsig  bedeutenden,  zum  Teil  sehr 
widerstrebenden  Bundesgenossen  ihrem  Staatswesen  völlig  anzugliedern. 
Dies  ist  ihnen  im  ganzen  nach  Wunsch  gelungen ;  auch  diejenigen, 
welche  gezwungen  beitraten,  haben  sich  dennoch  gar  bald  in  den  Bund 
eingelebt''^,  wo  man  einen  Unterschied  zwischen  Herrschern  und  Be- 
herrschten nicht  kannte,  wo  jede  Gemeinde  die  gleichen  Rechte  besafs. 
Den  neuen  Mitgliedern  brachte  der  Eintritt  in  den  Bund  ohne  Zweifel 
mancherlei  Verfassungsänderung,  und  für  den  Übergang  mufsten  natür- 
lich besondere  Bestimmungen  getroffen  werden  ^.  Wie  früher  in  Man- 
tineia  und  Megalopolis,  so  wurden  auch  jetzt  stellenweise  achäische  Ko- 
lonisten angesiedelt  ^,  um  den  Anschlufs  am  Bunde  zu  beschleunigen.    Wir 


L.  Manlius.  Perseus,  der  Nachfolger,  regiert  10  Jahre  8  Monate ;  da  nun  die  Schlacht 
bei  Pydna  den  22.  Juni  168  geschlagen  ward ,  so  mufs  er  im  Oktober  oder  No- 
vember 179  V.  Chr.  zur  Regierung  gelaugt  sein.  Hiezu  pafst,  dafs  er  nach  der 
amphiktionischen  Inschrift  SIG.  I^  293  zu  den  Pythien  von  178  schon  seine  Ge- 
sandten nach  Delphi  schickte.     Vgl.  Bergk,  Philol.  42,  253. 

1)  Liv.  XL  48,  9. 

2)  Polyb.  II  38,  6;  42. 

3)  Auf  den  Eintritt  von  Orchomenos  in  den  Bund  bezieht  sich  wahrscheinlich 
die  leider  sehr  verstümmelte  Inschrift  SIG.  I^  229.  Für  einen  gewissen  Nearchos 
und  seine  Söhne  wird  darin  eine  Art  Amnestie  festgesetzt.  Dittenberger  will 
die  Inschrift  ins  3.  Jahrhundert  v.  Chr. ,  Foucart  bald  nach  199  v.  Chr.  setzen. 
Mir  ist  letzteres  wahrscheinlicher.     Vgl.  Bd.  II  260  Anm.  7. 

4)  So  nach  der  in  vor.  Anm.  zitierten  Inschrift  in  Orchomenos.  Ein  anderes 
Beispiel  sind  vielleicht  die  'A^uioi  JluQaxvnaQiaaioi,  an  der  lakonischen  Südküst«. 
Pausan.  III  22,  9.     Über  Mantiueia  und  Megalopolis  Bd.  II  310.  349.  454. 

3* 


3ß  11.  Buch.     §  5.     Philipoimen. 

sind  über  die  innere  Geschichte  des  Bundes  und  den  Ausbau  seiner 
Verfassung  nur  aufs  dürftigste  unterrichtet  K  Ohne  Zweifel  hat  der 
Ausgleich  einige  Zeit  beansprucht;  das  Ergebnis  war,  dafs  im  ganzen 
Peloponnes  die  gleichen  Gesetze  herrschten,  gleiches  Gewicht,  Mafs  und 
Münze,  gleiche  Obrigkeit,  Ratmänner  und  Richter  zu  finden  waren. 
Der  Bund  gab  den  Peloponnesiern  mit  der  Einheit  den  Innern  Frieden ; 
wo  Streitigkeiten  zwischen  einzelnen  Gemeinden  entstanden,  wurden  sie 
von  Bundeswegen  durch  Richterspruch  entschieden  ^.  Wie  Aratos  für 
den  Begründer  der  Einheit  galt,  so  Philopoimen  für  ihren  Vollender; 
später  haben  sich  Lykortas  und  seine  Freunde  um  den  weiteren  Aus- 
bau der  Verfassung  verdient  gemacht  ^. 

Der  erste  Mann  im  Bunde  war  damals  Philopoimen,  der  alle  weit 
überragte.  Er  genofs  im  Peloponnes  und  auswärts  das  höchste  An- 
sehen, Avar  das  Haupt  einer  starken  Partei  und  hatte  viele  begeisterte 
Freunde  und  Bewunderer*,  unter  denen  besonders  sein  Landsmann 
Lykortas,  Sohn  des  Thearidas  ^,  zu  nennen  ist  und  Archen  aus  Agira  ■'. 
Natürlich  hatte  er  auch  seine  Gegner,  am  meisten  in  der  eigenen  Vater- 
stadt, wo  überhaupt  starke  Gegensätze  bestanden  und  vornehmUch 
Aristänos  und  Diophanes  als  seine  Rivalen  auftraten  ^  Es  ist  schon 
erwähnt  (Bd.  II  568),  wie  man  es  bei  Beginn  des  2.  makedonischen 
Krieges  dem  Philopoimen  sehr  verübelte,  dafs  er  damals  nach  Kreta 
ging,  zu  einer  Zeit,  wo  die  Stadt  seiner  gegen  Nabis  bedurft  hätte. 
Man  machte  ihm  den  Prozefs  und  war  im  Begriff,  ihn  zu  verbannen, 
als  Aristänos,  damals  Bundesfeldherr,  im  Auftrage  des  Bundes  dazwischen 
trat  und  das  Urteil  verhinderte  ^.  Nach  seiner  Rückkehr  aus  Kreta 
hat  dann  Philopoimen  in  Megalopolis  seiner  Pohtik  den  Sieg  verschafft. 
Er  beendete  einen  Streit,  der  so  alt  war  wie  die  Stadt  selbst:  mehi-ere 


1)  Polybios  hat  nach  dem  Eude  den  Krieges  gegen  Pharnakes  über  die  Ein- 
heit und  Verfassung  des  Peloponneses  gehandelt  (III  3,  7  eni^yriad-evTsg  rij?  naocl 
Jlskonovyijaiüjv  öuofoiccg  y.cü  xaraaiaatLog^. 

2)  Hieher  gehört  der  Grenzstreit  zwischen  Epidauros  und  Korinth,  den  Richter 
aus  Megara  entschieden,  unter  dem  Strategen  Aegialeus.  SIG.  IP  452.  Mir  ist 
wahrscheinlich,  dafs  dieser  Spruch  nicht  dem  3.  Jahrhundert  angehört,  sondern 
unserer  Zeit. 

3)  Polyb.  II  37,  10.  40,  2. 

4)  Dazu  gehört  vor  allem  Polybios,  der  Historiker,  der  seine  Biographie  ge- 
schrieben hat.     Polyb.  X  21,  5. 

5)  SIG.  P  290.  192  v.  Chr.  war  Lykortas  unter  Philopoimen  Hipparch  des 
Bundes.     Liv.  XXXV  29. 

6)  Polyb.  XXIX  25,  6.     SIG.  IP  851. 

7)  Plutarch  Philop.  17.     Polyb.  XXI  9,  2. 

8)  Plut.  Philop.  13.     Aristänos  war  199/8  v.  Chr.  Strateg.     Bd.  II  616. 


11.  Buch.     §  5.     Reformen  Philopoimeus.  37 

der  kleineren  Ortschaften,  aus  denen  Megalopolis  zusammengesetzt  war, 
strebten  immer  wieder  in  die  frühere  Selbständigkeit  zurück,  und  haben 
sie  zeitweilig  wieder  erlangt  ^.  Philopoimen  kam  ihnen  jetzt  zur  Hilfe 
und  brachte  im  Bunde  ihren  Wunsch  wenigstens  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  zur  Erfüllung,  um  sich  an  seinen  Mitbürgern  zu  rächen,  wie 
die  Gegner  behaupteten,  wahrscheinlich  jedoch  gehörte  er  zu  denjenigen, 
welche  Megalopolis  für  zu  gi'ofs  hielten  ^.  Man  hatte  diese  kleineren 
Städte  früher  zum  Teil  mit  Gewalt  vereinigt,  weil  man  ein  starkes 
Bollwerk  gegen  Lakedämon  brauchte;  jetzt,  wo  Sparta  und  Megalopolis 
beide  dem  achäischen  Bunde  angehörten,  konnte  man  ihnen  die  Selb- 
ständigkeit zurückgeben.  Dafs  sie  fortan  als  eigene  Gemeinden  im 
Bunde  zählten,  lehren  die  von  ihnen  geschlagenen  achäischen  Kupfer- 
münzen, die  wir  von  mehreren,  wie  von  Alipheira,  Pallantion,  Asea  und 
Methydrion  haben  ^.  Durch  diese  Lostrennung  wurde  das  politische  Ge- 
wicht der  Arkader  im  achäischen  Bunde  ungefähr  verdoppelt;  denn  jede 
dieser  Gemeinden  hatte  nunmehr  in  der  achäischen  Bundesversammlung 
ihre  Stimme,  und  da,  wie  es  scheint,  Megalopolis  seinen  Einflufs  auf 
die  kleinen  Orte  doch  behauptete,  so  kam  diese  Änderung  seiner  Stellung 
im  Bunde  w^ieder  zu  gute  *. 

Überhaupt  brachte  es  die  ganze  Entwickelung  des  Bundes  mit 
sich,  dafs  die  kleinen  Gemeinden  die  JMehrzahl  bildeten,  wie  sie  in  ihm 
auch  Schutz  für  ihre  Selbständigkeit  fanden.  Einzeln,  unter  Loslösung 
von  Messene,  waren  Pylos  und  Kyparissia,  zuletzt  auch  Korone,  Mothone 
und  Asine  in  den  Bund  eingetreten.  Die  triphylischen  Orte  waren 
früher,  als  sie  den  Arkadern  zugehörten,  in  Lepreon  vereinigt;  im 
achäischen  Bunde  standen  sie  jede  für  sich  ^,  ebenso  vermutlich  die  la- 


1)  Bd.  II  257.     Hermes  34,  540  flF.  547. 

2)  Plut.  Philop.  Ii3.  compar.  Philop.  et  Titi  1.     Vgl.  Polyb.  V  93,  5. 

3)  Freeman,  S.  620.  E.  Weil  iu  v.  Sallets  Zeitschr.  f.  Numism.  9  (1882) 
199  ff.  Aufser  den  im  Texte  genannten  finden  sich  Münzen  von  Gortys  (oder 
Kortys),  Dipäa,  Elisphasioi,  Kallista ,  Theisoa  und  Teuthis.  Im  übrigen  ist  bei 
der  Dürftigkeit  der  Nachrichten  ganz  unklar,  wie  das  Verhältnis  dieser  Gemeinden 
zu  Megalopolis  sich  gestaltete  und  ob  noch  ein  gewisser  Zusammenhang  besteben 
blieb,  was  ich  für  wahrscheinlich  halte ;  denn  später ,  nach  Auflösung  des  achäi- 
schen Bundes,  werden  die  Gemeinden  wieder  mit  Megalopolis  vereinigt.  Weil  ver- 
mutet, Pallantion  sei  schon  nach  der  Zerstörung  Mantineias  mit  einem  Stücke  man- 
tineischen  Gebietes  bedacht  und  schon  damals  selbständig  geworden.  Ich  bemerke 
hier  noch  ,  dafs  die  achäische  Silberpriigung  nicht  bedeutend  ist.  Ihr  liegt  ein 
etwas  leichtes  äginetisches  Gewicht  zu  gründe.  Vgl.  Catalogue  of  Greek  coins  in 
the  Brit.  Mus.  Peloponnesus,  p.  Iff.  XXIII f.     Head,  Historia  numorum  350f. 

4)  Vgl.  Weil  a.  a.  0.  229.  Vielleicht  bildeten  sie  mit  Megalopolis  zusammen 
eine  Syntelie. 

5)  Hypana  hat  eigene  achäische  Mimzen  geprägt.     Weil  a.  0.  226  f. 


3g  11.  Buch.     §  5.     Reformen  Philopoimens. 

konischen  Küstenstädte  '.  Auch  die  älteren  Mitglieder  des  Bundes  hatten 
sich  Teilungen  gefallen  lassen  müssen.  Kleonä  war  für  sich  allein  den 
Achäern  zugefallen  und  seitdem  von  Argos  getrennt,  neben  Megara 
waren  Pagä  und  Aegosthena  selbständig  -,  ebenso  Tenea  neben  Korinth  ^. 
Vielleicht  ist  es  den  Gemeinden  der  Landschaft  Achaia  ähnlich  er- 
gangen \  Besonders  zahlreich  sind  die  kleineren  Gemeinden  im  westlichen 
Arkadien  und  der  angrenzenden  triphylischen  und  messenischen  Land- 
schaft zusammengedrängt,  da  wo  seit  langer  Zeit  der  Einflufs  der  Me- 
galopoliten  herrschte.  Megalopolis  übernimmt  die  Leitung  der  achäischen 
Politik;  auch  die  Städte  des  eigentlichen  Achaia  wurden  von  den  tä- 
tigen und  selbstbewufsten  Bürgern  dieser  Stadt  in  den  Hintergrund 
gedrängt  ^. 

Philopoimen  unternahm  es  ferner,  ein  altes,  aus  den  Anfängen  des 
Bundes  stammendes  Privilegium  zu  beseitigen,  wonach  die  Bundes- 
versammlung regelmäfsig  in  Agion,  beim  alten  Heiligtum  des  achäischen 
Volkes,   zusammentreten   mufste.     Dieses   Recht   oder  Herkommen   war 


1)  In  einem  delphischen  Proxenen Verzeichnisse  erscheint  Lar  als  selbständiger 
Ort.     Michel,  Recueil  656. 

2)  Lc  Bas-Foucart  II  n.  12,  explic.  p.  6  sqq.  IGGSept.  I  189  f.  193  f.  223. 
Agosthena  war  schon  früher,  als  es  noch  böotisch  war,  eine  eigene  Gemeinde.  Über 
Kleonä  vgl.  Bd.  II  270. 

3)  Strabo  VIII  380. 

4)  Unter  den  delphischen  Proxenen  erscheint  187  v.  Chr.  ein  Bürger  aus 
Ascheion  {'i(s-/eitvi),  dies  war  nach  Stephanus  Byz.  s.  v.  eine  Stadt  in  Achaia,  die 
nicht  zu  den  zehn  Städten  gehörte.     SIG.  P  268  z.  146. 

5)  Folgende  Gemeinden  lassen  sich  in  dieser  Zeit  im  achäischen  Bunde  er- 
mitteln: Die  10,  vielleicht  auch  mehr,  Städte  Achaias,  Sikyon ,  Korinth,  Tenea, 
Megara,  Pagä,  Agosthena,  Phleius,  Kleonä,  Argos,  Epidaui'os,  Methana  (wenn  dieser 
Ort  überhaupt  dem  Bunde  angehörte  und  nicht  vielmehr  unter  dem  Namen 
Arsinoe  ägyptisch  war),  Troizen,  Hermion,  Ka'aureia  (vgl.  SGDial.  n.  3379, 
Wilamowitz,  Nachr.  d.  Gott  Gesellsch.  d.  Wiss.  1896  S.  158  flf.),  Asiue ,  Tegea, 
Mantiiieia,  Orchomenos,  Alea,  Stymphalos,  Pheneos,  Kynätha,  Lusoi,  Kleitor, 
Psophis,  Lasion,  Thelphusa ,  Heräa,  Megalopolis,  Alipheira,  Gortys,  Dipäa  ,  Pal- 
lantion,  Asea,  Eliphasioi,  Kallista,  Methydi-ion ,  Theisoa,  Teuthis,  Phigaleia,  Elis, 
die  9  oder  10  triphylischen  Orte  (Polyb.  IV  77,  9fF.),  Kyparissia ,  Pylos,  Korone, 
Mothoue,  Asine,  Messeue,  Sparta  und  die  etwa  24  lakonischen  Küstenstädte  (Pausan. 
III  21,  7).  Wenn  man  auch  annimmt,  dafs  die  zum  Teil  ganz  winzigen  triphy- 
lischen Orte  und  die  lakonischen  Küstenplätze  nicht  jede  für  sieh  eine  Stimme 
in  der  achäischen  Tagsatzuug  hatten,  sondern  mehrere  zu  einer  Syntelie  zusammen- 
gelegt wurden,  so  erhalten  wir  immerhin  mehr  als  70  Stadtgeraeinden ,  von  denen 
nur  15—20  von  ansehnlicher  Gröfse  waren.  Etwa  die  Hälfte,  35  oder  mehr 
Stimmen,  fallen  auf  die  Arkader  und  ihre  kleineu  westlichen  Nachbarn,  und  es 
begreift  sich  wohl,  wie  gerade  der  arkadische  Einflufs  im  Bunde  so  lebhaft  sich 
geltend  macht. 


11.  Buch.     §  5.     Reformen  Philopoimens.  39 

zwar  schon  gelegentlich;  wenigstens  bei  aufserordentlichen  Versamm- 
lungen ^  nach  gemeinsamem  Beschlufs  der  mafsgebenden  Beamten,  vor 
allem  des  Strategen  und  der  Damiorgen,  durchbrochen  worden,  aber  es 
galt  noch  immer.  Im  Herbst  189  v.  Chr.  beschlofs  Philopoimen  dies 
zu  ändern  und  promulgierte  ein  Gesetz,  wonach  in  Zukunft  die  Ver- 
sammlung abwechselnd  und  nach  Bedürfnis  in  jede  Bundesstadt  be- 
rufen werden  durfte.  Die  Damiorgen  widerstrebten;  vielleicht  weigerten 
sie  sich,  den  Antrag  zur  Abstimmung  zu  bringen;  denn  ihnen  stand 
ja  die  Leitung  der  Versammlungen  zu  ^.  Zwischen  ihnen  und  dem  Stra- 
tegen brach  ein  offener  Streit  aus.  Dieser  berief  die  entscheidende 
Versammlung  nach  Argos,  jene  nach  Agion.  Die  Autorität  des  Stra- 
tegen überwog;  die  Mehrzahl  des  Volkes  fand  sich  in  Argos  ein.  Am 
eifrigsten  stritt  natürlich  die  Stadt  Aegion  für  ihr  Recht;  als  sie  es 
bedroht  sah,  erbat  sie  die  Hilfe  des  Konsuls  Gnäus  Fulvius,  der  damals 
nach  Kephallenias  Unterwerfung  zugleich  von  Sparta  angerufen  ward 
und  in  den  Peloponnes  herüberkam  ^.  Er  Avar  geneigt,  sich  der  Rechte 
Aegions  anzunehmen  und  ging  zur  Versammlung  nach  Argos,  jedoch 
als  er  merkte,  dafs  die  allgemeine  Stimmung  für  Philopoimen  sei,  gab 
er  seine  Absicht  auf  Es  scheint,  dafs  Philopoimens  Antrag  Gesetz 
ward,  dem  sich  auch  die  Damiorgen  fügen  mufsten  *.  Überhaupt  ward 
Philopoimens  Ansehen  von  der  Mehrheit  des  Volkes  getragen;  er  über- 
schattete alle  anderen.  Wir  sehen  es  an  den  Strategenwahlen,  wo  er 
und  seine  Freunde  meist  durchdringen.  Natürlich  regte  .sich  dagegen 
Eifersucht  und  Widerstand  von  gegnerischer  Seite,  und  es  bildeten  sich 
scharfe  Parteigegensätze  aus,  aber  die  Kämpfe  erreichten  nie  die  Hef- 
tigkeit und  Gewaltsamkeit,  wie  anderswo.  Der  achäische  Bund  durfte 
sich  auf  gesetzmäfsigem  Wege  entwickeln,  es  herrschten  Ruhe  und 
Sicherheit,  in  den  nunmehr  folgenden  friedlichen  Zeiten  konnte  sich  ein 
ansehnlicher  Wohlstand  bilden  ^. 

Die  Zustände  im  Peloponnes  stachen  sehr  vorteilhaft  ab  gegen  das, 
was  bei  den  Atolern,  Böotern  und  Thessalern  geschah,  wie  sich  die 
Achäer  auch  von  der  bettelhaften  Beflissenheit  der  Athener  fern  hielten. 


1)  Diese  Materie  ist,  wie  manche  andere  Frage  des  Bundesrecbtes ,  dunkel. 
Wir  wissen  aber,  dafs  218  v.Chr.  die  achäische  Versammlung  auf  Philipps  Wunsch 
in  Sikyon  tagte,  wie  es  heifst,  unter  Zustimmung  der  Archonten  (Polyb.  V  1 ,  9), 
200  V.  Chr.  in  Argos  (Liv.  XXXI  '25,  2),  198  in  Sikyon  (Liv.  XXXII  19),  189  in 
Elis  (Liv.  XXXVIII  32,  3). 

2)  Bd.  II  292 

3)  Bd.  11  770. 

4)  Liv.  XXXVIII  30. 

5)  Polyb   II  62,  3. 


40  11-  Buch.     §  5.     Fremde  Gesandtschaften. 

Ihre  leitenden  Staatsmänner  waren  Leute  von  Würde  und  anerkannter 
Kedlichkeit,  die  sich  bemühten,  den  Kredit  des  Bundes  zu  erhalten. 
Das  Beispiel  der  verbündeten  Römer  mag  nicht  ohne  Wirkung  geblieben 
sein.  Philopoimen  hatte  einen  Weltruf  und  durfte  sich  neben  den  rö- 
mischen Grofsen  wohl  zeigen,  und  seine  Freunde  wandelten  in  seinen 
Wegen.  Aber  auch  die  Gegner,  wie  Aristänos  und  Diophanes,  waren 
ehrenwerte  Männer,  letzterer  ein  tüchtiger  Soldat,  Aristänos  ein  kun- 
diger, geschickter  Politiker  ^  Unter  den  Hellenen  genossen  die  Achäer 
das  gröfste  Ansehen;  wir  sehen  dies  an  dem  Eifer,  mit  dem  die  aus- 
wärtigen Fürsten  ihre  Freundschaft  suchten. 

Nicht  lange  nach  dem  Frieden  mit  Antiochos,  187/6  v.  Chr.,  kam 
eine  ptolemäische  Gesandtschaft,  um  das  alte  Bündnis  zu  erneuern.  Drei 
Achäer,  darunter  Lykortas,  wurden  zur  Eidesleistung  nach  Ägypten  ge- 
schickt und  erstatteten  im  nächsten  Jahre  Bericht,  wobei  dann,  be- 
zeichnend für  die  Bedeutung  des  Bündnisses,  der  Strateg  Aristänos  fest- 
stellte, dafs  niemand,  selbst  die  Gesandten  nicht  wufsten,  welches  Bünd- 
nis beschworen  worden  sei:  denn  es  gab  mehrere  ältere  Verträge,  die 
ganz  verschieden  lauteten  ^.  Auf  derselben  Versammlung  erschienen 
Gesandte  von  Eumenes  und  von  Seleukos  IV,  der  jüngst  auf  den  Thron 
gelangt  war.  Der  Pergamener  bot  den  Achäern  120  Talente  zum  Ge- 
schenk an,  um  aus  den  Zinsen  den  Mitgliedern  der  achäischen  Rats- 
versammlung für  die  Dauer  der  Sitzungen  eine  Besoldung  zu  gewähren  ^. 
Die  Achäer  lehnten  das  Anerbieten  als  beleidigend  ab,  es  fielen  dabei 
scharfe  Worte  und  es  zeigte  sich  hier,  wie  wenig  beliebt  Eumenes  war  *. 
Ein  Aeginete,  offenbar  ein  Verbannter,  stand  gegen  ihn  auf,  um  vor 
allem  anderen  die  Rückgabe  Aeginas  zu  verlangen  ^.  Seleukos  erneuerte 
die  frühere  Freundschaft  und  liefs  dem  Bunde  zwölf  Kriegschiffe  an- 
bieten, was  jedoch  abgelehnt  wurde  •*  (186/5  v.  Chr.). 


1)  Polyb.  XXII  12,  5  ff.     XXIV  13  f. 

2)  Polyb.  XXII  3,  5.  12. 

3)  Die  jährlichen  Zinsen  würden,  wenn  wir  den  aus  dieser  Zeit  für  sichere 
Anlagen  bezeugten  Satz  von  6|  Prozent  voraussetzen,  8  Tal.,  also  48  000  Drachmen 
betragen.  Vgl.  Billeter,  Geschichte  des  Zinsfufses  im  Altertum  S.  7-4  f.  Nehmen  wir 
an,  dafs  die  Ratsitzungen  jeden  Monat  stattfanden  und  3—  4  Tage  dauerten,  so  mufs 
der  Rat ,  wenn  man  eine  Dr.  Tagessold  rechnet ,  1000  Mitglieder  gezählt  haben. 
Jedenfalls  läfst  sich  auch  sonst  vermuten,  dafs  die  Ratsversammlung  zahlreich  war. 

4)  Woher  die  Gesinnung  stammt,  läfst  sich  nur  vermuten.  Hatte  vielleicht 
das  achäischo  Kontingent,  das  ihm  190  v.  Chr.  zur  Hilfe  kam,  Grund  zur  Unzu- 
friedenheit?    Bd.  II  732. 

5)  Der  Aginete  hat  also  wenigstens  sein  achäisches  Bürgerrecht  behalten,  wenn 
auch  Agina  nicht  mehr  dem  Bunde  angehört. 

6)  Polyb.  XXII  10  f. 


11.  Buch.     §  5.     Die  Acbäer  und  Rom.  41 

Eine  eigene  auswärtige  Politik  war  den  Achäern,  wie  sie 
wohl  wufsten,  nicht  mehr  gestattet;  die  Bündnisse  mit  anderen  Mächten 
waren  tatsächlich  begrenzt  durch  das  Verhältnis  zu  Rom  und  konnten 
daher  nur  für  den  friedlichen  Verkehr  Bedeutung  haben.  Wie  weit  der 
Woi^aut  des  römischen  Bündnisses  diese  Einschränkung  begründete, 
wissen  wir  nicht,  da  im  einzelnen  die  Bestimmungen  desselben  aufser 
einigen  Andeutungen  unbekannt  sind.  Das  Wesentliche  war  gegen- 
seitige Hilfe  in  Kriegsgefahr  bei  einem  feindlichen  Angriff  oder  gegen 
abtrünnige  Bundesgenossen  ^  Die  Achäer  waren  im  Besitz  der  vollen 
Autonomie  und  Freiheit,  konnten  sich  nach  ihrer  Verfassung  selbst  ver- 
walten, und  die  Römer  hatten  kein  Recht,  sich  in  die  inneren  Angelegen- 
heiten des  Bundes  einzumischen,  und  daher  auch  nicht  mit  den  einzelnen 
Gemeinden,  sondern  nur  mit  dem  Bunde  zu  tun  ^.  Wahrscheinlich  war 
das  Bündnis  mit  besonderen  Kautelen  umgeben  und  ward  von  Zeit  zu 
Zeit  aufs  neue  beschworen.  Die  Römer  rückten  in  die  Stellung  der 
bevorzugten  Schutzmacht  ein,  wie  es  früher  seit  Antigonos  Doson  Ma- 
kedonien gewesen  war.  Durch  ein  Bundesgesetz  ward  bestimmt,  dafs 
den  römischen  Gesandten,  wenn  sie  in  bestimmtem  Auftrage  des  Senats 
kamen,  zu  jeder  Zeit  eine  achäische  Bundesversammlung  berufen  wer- 
den müfste  •''.  Die  Achäer  verdankten  den  Römern  ansehnliche  Ver- 
gröfserungen  und  genossen  den  römischen  Schutz;  sie  hatten  ihnen  aber 
auch  wertvolle  Dienste  geleistet  und  sich  ihnen  unwandelbar  ergeben 
gezeigt.  Sie  standen  bei  ihnen  in  guten  Ansehen,  neben  den  Rhodiern 
die  besten  Vertreter  der  freien  Hellenen. 

Dennoch  mufsten  sie  sich  die  römische  Bevormundung  gefallen 
lassen;  sie  konnten  ihr  um  so  weniger  widerstehen,  als  ihre  Verfassung 
und  die  sozialen  und  politischen  Zustände  des  Bundes  ihnen  jetzt 
ebensowenig  wie  früher  eine  feste  Begründung  und  Ausbildung  ihrer 
Wehrkraft  erlaubten.  Es  widerstrebte  den  verweichlichten  Sitten  der 
damahgen  Bürgerschaften,  die  dazu  nötigen  persönlichen  und  finanziellen 
Opfer  zu  bringen,  und  es  gab  keine  Obrigkeit,  die  stark  genug  ge- 
wesen wäre,  sie  zu  zwingen.  So  blieb  ihre  Kriegsbereitschaft  immer 
mangelhaft,  und  den  Römern  gegenüber  hatten  sie  immer  ein  Gefühl 
der  Schwäche.     Aber  besonders  verhängnisvoll  ward  es  ihnen,  dafs  sie 


1)  Polyb.  XXIII  17  ,  3.  Ob  und  wie  weit  die  Römer  den  Besitzstand  des 
Bimdes  garantiert  hatten,  läfst  sich  niclit  sagen.  Möglich  ist,  dafs  sich  die  Garantie 
dem  strengen  Wortlaut  nach  nur  auf  den  Umfang  des  Bundes  zu  der  Zeit  bezog, 
wo  die  Achäer  sich  zuerst  mit  den  Römern  verbündeten  (198  v.  Chr.).  Polyb. 
XXIII  9,  13. 

2)  Polyb.  XXI  15,  3.     Pausan.  VII  9,  4. 

3)  Polyb.  XXIII  4,  12.  9,  12.     XXII  13,  11.  16,  6  f.     XXIII  5,  15  ff. 


43  11-  Buch.     §  6.     Spartauische  Wirren. 

der  römischen  Einmischung  nicht  fest  und  einmütig  gegenüberstanden, 
sondern  ihre  Parteiungen  auf  dies  gefährliche  Gebiet  hinüberspielen 
liefsen.  Man  war  nur  darin  einig,  dafs  man  das  römische  Bündnis  in 
allen  Stücken  genau  zu  beobachten  habe.  Sonst  hielten  es  Aristänos, 
Diophanes  u.  a.  für  das  klügste,  alle  ernstlichen  Forderungen  Hems, 
auch  die  widerrechtlichen  und  ungesetzlichen  zu  erfüllen,  und  dieser 
Richtung  schlössen  sich  bald  diejenigen  an,  welche  die  römische  Gunst 
zur  Förderung  ihres  eigenen  Interesses  brauchten,  während  Philopoimen 
und  seine  Parteigenossen  die  Freiheit  im  Innern  möglichst  erhalten 
wollten  und  daher  allen  Übergriffen  sich  widersetzten  \  ohne  sich  frei- 
lich zu  verhehlen,  dafs  die  Achäer  sich  schliefslich  dem  römischen  Über- 
gewicht würden  fügen  müssen  2.  Philopoimen  erregte  daher  bald  bei 
den  Römern  Anstofs;  die  römischen  Feldhei'ren  und  Gesandten  fanden 
bei  ihm  ungewohnten  Widerstand,  und  so  kam  es,  dafs  er  ihnen  für 
einen  Feind  galt. 

Noch  vor  dem  Frieden  mit  Antiochos  erhielten  die  Römer  Gelegen- 
heit, sich  in  die  Bundesangelegenheiten  einzumischen,  da  die  jüngst  ein- 
verleibten Spartaner  mit  dem  Bunde  in  einen  heftigen,  endlosen  Streit 
gerieten. 

§  (). 

In  Sparta  war  die  Aufnahme  in  den  achäischen  Bund  mit  schweren 
Beunruhigungen  verknüpft  s.  Die  Ursache  waren  die  Verbannten,  die 
Frucht  und  der  Fluch  des  griechischen  Parteihaders.  Schon  beim  Kriege 
gegen  Nabis  hofften  sie  auf  Rückkehr,  was  ihnen  die  Achäer  ohne 
Zweifel  in  Aussicht  gestellt  hatten  Als  der  für  Nabis  unerwartet 
günstige  Friede  ihre  Hoffnungen  zu  schänden  gemacht,  glaubten  sie 
jetzt,  nachdem  Sparta  achäisch  geworden  war,  ihr  Ziel  sicher  zu  er- 
reichen. Kein  Zweifel,  dafs  nach  allgemeiner  Meinung  die  Verbannten, 
als  Opfer  tyi-annischer  Willkür,  gerechten  Anspruch  auf  Heimkehr 
hatten.  Es  befanden  sich  unter  ihnen  als  die  Vornehmsten  mehrere 
Angehörige  der  beiden  Königshäuser,  Nachkommen  erlauchter  Ahnen, 
der  König  Agesipolis,  ferner  Arcus  und  Alkibiades,  die  beide  von  Nabis 
vertrieben  waren  *.    Auch  die  Römer  betrachteten  ihre  Rückkehr  fast  als 


1)  Polyb.  XXIV  13  f.    XXII  13,  4fF.    Liv.  XXXVIII  32,  6  f.    Plutarch  Philop. 
1.3.  16.  17. 

2)  Polyb.  XXIV  15,  wobei  es  wahrscheinlich   ist,  dafs  Polybios   die  Meinung 
widerlegen  will,  als  sei  Philopoimen  ein  Gegner  der  Römer  gewesen. 

3)  Bd.  II  G89.  715.     Vgl.   Manso,   Sparta   III   409  ff.     C.   Petit  -  Dutaillis ,   De 
Lacedaemonioriim  supremis  temporibus.    Paris  1894 

4)  Polyb.  IV  35,  10.     Pausan.  VII  9,   2.     Bd.   II   426.   463.     Agesipolis   war 


11.  Buch.     i>  6.     Spartanische  Wirren  189  v.  Chr.  43 

selbstverständlich;  vou  den  Imperatoren  war  sie  schon  während  des 
antiochischen  Krieges  angeregt,  aber  noch  aufgeschoben  worden,  weil 
Philopoimen  die  Rückkehr  durch  den  Bund,  nicht  durch  die  Römer 
bewirkt  sehen  wollte  \  entspi-echend  der  achäischen  Verfassung,  die  bei 
Streitigkeiten  in  den  Bundesstädten  den  Bund  zum  Schiedsrichter  machte. 
Einstweilen  siedelten  sich  die  Verbannten  an  den  Grenzen  Spartas  in 
den  lakonischen  Seestädten  an  "',  wo  sie  für  Sparta  eine  Quelle  be- 
ständiger Unruhe  waren;  ihre  Rückkehr  mit  allen  politischen  und  öko- 
nomischen Folgen  hing  wie  eine  drohende  Wolke  über  der  Stadt,  in 
der  es  auch  sonst  vielfach  gärte.  Denn  der  Übergang  in  den  achäischen 
Bund  hatte  sich  unter  harten  Kämpfen,  mit  Demütigungen  und  Ver- 
lusten vollzogen.  Schwer  konnten  sich  die  Spartaner,  stolz  auf  ihre  alte 
Gröfse,  an  den  Gedanken  gewöhnen,  dafs  sie  dem  Bunde  angehörten, 
in  dem  die  Megalopoliten,  ihre  alten  Feinde,  eine  so  wichtige  Stellung 
einnahmen,  dafs  sie  ihre  alte  Verfassung  vielleicht  mit  der  achäischen 
würden  zu  vertauschen  haben.  Die  achäische  Partei,  die  Freunde 
Philopoimens,  die  zugleich  die  Rückkehr  der  Verbannten  wünschten, 
war  nur  klein  und  schwach;  ihr  stand  die  grofse  Mehrheit  derer  gegen- 
über, für  die  alles  auf  dem  Spiele  stand.  Diese  waren  durchaus  nicht 
entmutigt;  es  gab  noch  viele  Begüterte  unter  ihnen;  vor  kurzem,  J90 
V.  Chr,  waren  die  Geiseln  aus  Rom,  also  die  vornehmsten  Anhänger 
der  Tyrannen  zurückgekehrt^,  und  man  fafste  den  Entschlufs  etwas 
zu  wagen,  gewifs  nicht  ohne  Hoffnung  auf  römische  Fürsprache.  Eine 
der  Seestädte,  wo  Verbannte  lebten.  Las,  ward  nächtlicherweile  über- 
fallen und  besetzt;  bei  Tageslicht  freilich  wurden  die  Eindringlinge 
wieder  hinausgeworfen,  aber  der  Friedensbruch  war  geschehen  und  setzte 
die  Seestädte,  wie  die  Verbannten,  auf  deren  Verderben  die  Spartaner 
es  vornehmlich  abgesehen  haben  sollten,  in  grofse  Aufregung  ^.  Man 
wandte  sich  klagend  an  den  achäischen  Bund  und  fand  hier  mit  Unter- 
stützung Philopoimens  bereitwilHg  Gehör  ^.  Den  Lakedäraoniern  ward 
unter    Androhung    des    Krieges     aufgegeben,    die    Urheber    des    Uber- 

Agiade,  ebenso  dem  Namen  nach  Arcus,  dagegen  Alkibiades  wohl  Eurypontide. 
Wir  erinneru  uns  bei  ihm,  dafs  der  Athener  Alkibiades  mit  der  Gattin  des  Agis  II 
einen  Sohn  erzeugt  haben  soll,  den  Leotychidas  (Plut.  Alkib.  23)  Die  Eury- 
pontiden  scheinen  also  den  Alkibiades  in  die  Reihe  ihrer  Ahnen  aufgenommen 
zu  haben. 

1)  Bd.  II  716  f. 

2)  Liv.  XXXVIII  o(»,  (JtF. 

3)  Polyb.  XXI  2,  4.  41,  4.     Das  Verständnis  letzterer  Stelle  beruht  auf  einer 
Konjektur  von  Hultsch. 

4)  Liv.  XXXIX  36,  9.  37,  14 
5^  Liv.  XXXVIII  31. 


44  11.  Buch.     §  6.     Spartanische  Wirren  189/8  v.  Chr. 

falls  auszuliefern.  Aber  sie  boten  dem  Befehl  Trotz;  wenn  sie  nach- 
gäben, fürchteten  sie  bald  auch  zur  Aufnahme  der  A''^erbannten  genötigt 
zu  werden.  Es  kam  zu  einer  Revolution ;  dreifsig  der  Freunde  Philo- 
poimens  wurden  ermordet,  und  dann  den  Achäern  das  Bündnis  auf- 
gesagt. Eine  Gesandtschaft  begab  sich  zum  Konsul  Markus  Fulvius 
nach  Kephallenia,  gab  die  Stadt  in  den  Schutz  der  Römer  und  bat  \\\v, 
Hilfe  (189  V,  Chr.)  \ 

Die  Achäer  beschlossen  den  Krieg  gegen  Sparta,  dessen  Eröffnung 
jedoch  durch  die  Nähe  des  Winters  noch  aufgeschoben  ward;  doch 
begannen  schon  allerlei  Feindseligkeiten  zu  Wasser  und  zu  Lande  -. 
Hier  mischte  sich  der  Konsul  ein,  der  nach  dem  Falle  Sames  herüber 
kam  ^.  Auf  seinen  Wunsch  trat  in  Elis  eine  Bundesversammlung  zu- 
sammen, auf  der  es  zu  einer  langen,  ergebnislosen  Erörterung  mit  den 
Vertretern  Spartas  kam.  Der  Konsul  veranlafste  beide  Teile,  zunächst 
das  Gutachten  des  Senats  einzuholen  und  bis  dahin  den  Streit  zu  ver- 
tagen. Im  Laufe  des  Winters  kam  demgemäfs  die  Sache  in  Rom  zur 
Verhandlung,  wobei  die  achäischen  Gesandten  zugleich  für  die  lake- 
dämonischen Verbannten  das  Wort  zu  führen  hatten.  Für  die  Achäer 
war  es  nicht  günstig,  dafs  sie  zwei  Männer  entgegengesetzter  Richtung 
nach  Rom  geschickt  hatten,  Diophanes  und  Lykortas.  Während  jener 
sich  bereit  erklärte,  die  Entscheidung  der  Sache  dem  Senate  ganz  zu 
überlassen,  sprach  Lykortas,  Philopoimens  ergebener  Freund  und  Waffen- 
gefährte, in  ganz  anderem  Sinne.  Er  bestand  darauf,  dafs  der  Streit 
als  innere  achäische  Angelegenheit  anzusehen  sei  und  ohne  römische 
Einmischung  nach  der  achäischen  Verfassung  entschieden  werden  müsse. 
Der  Senat  war  den  Achäern  damals  wohlgesinnt  und  wollte  sie  nicht 
verstimmen;  ebensowenig  jedoch  wollte  er  ihnen  gegen  die  Lakedä- 
monier  *  freie  Hand  lassen;  seine  Antwort  lautete  unbestimmt,  so  dafs 
jeder  Teil  sie  zu  seinen  Gunsten  auslegen  konnte,  und  die  Achäer  be- 
schlossen mit  aller  Strenge  gegen  Sparta  vorzugehen. 

Philopoimen  war  für  den  Krieg  aufserordentlicherweise  wieder  zum 
Feldherrn  gewählt,  führte  also  zwei  Jahre  nacheinander  das  höchste 
Amt  ^.  Er  beschlofs  diese  Gelegenheit  zu  einer  gründlichen  Auskehr 
in    Sparta   zu    benutzen,    die   Verbannten   zurückzuführen,    die    Wider- 


1)  Bd.  II  770. 

2)  Liv.  XXXVIII  32. 

3)  Später  argwöhnte  mau,  Aristäno.s  und  Diophanes,  die  Gegner  Philopoimens, 
seien  an  der  Einmischung  des  Konsuls  schuld.     Polyb.  XXII  13,  14. 

4)  Sie  waren  ja  wenigstens  früher  römische  Bundesgenossen  gewesen. 

5^  Liv    XXXVIII  32,   10  Fhüopoemeni   continuahir   magistratus.     Die   Wahl 
mufs  im  Herbst  189  v.  Chr.  erfolgt  sein. 


11.  Buch.     §  ü.     Überwältigung  Spartas  188  v.  Chr.  45 

sacher  zu  demütigen  und  vor  allem  die  Anhänger  der  Tyrannen  un- 
schädhch  zu  machen  K  Anfang  Frühjahr  188  v.  Chr.  rückte  er  mit  über- 
legener Heeresmacht  in  Lakonien  ein  und  nahm  diesmal  die  Verbannten 
mit  sich.  Er  verlangte  nochmals  die  Auslieferung  der  Schuldigen,  deren 
er  einige  namhaft  machte,  unter  der  Versicherung,  dafs  sie  vor  einem 
Gericht  zur  Rechtfertigung  Gelegenheit  haben  sollten.  Da  die  Spartaner 
auf  bewaffneten  Widerstand  verzichteten ,  so  erboten  sich  die  Beschul- 
digten freiwillig,  sich  den  Achäern  zu  stellen,  und  gingen  von  einigen 
Freunden  geleitet  ins  Lager  Philopoimens  bei  Kompasion  hinaus  -.  Am 
Eingange  traten  ihre  grimmigsten  Feinde,  die  Verbannten  ihnen  ent- 
gegen, an  der  Spitze  Arcus  und  Alkibiades  ^ ,  und  fingen  einen  Streit 
an,  der  bald  zu  Tätlichkeiten  überging.  Die  Bemühungen  des  Stra- 
tegen, die  Ruhe  herzustellen,  waren  vergeblich;  der  Tumult  wuchs 
immer  mehr  an ;  die  zusammenströmenden  Achäer,  von  den  Verbannten 
aufgereizt,  fielen  über  die  Unglücklichen  her  und  steinigten  ihrer  sieb- 
zehn, die  übrigen  wiu'den  der  Menge  entrissen,  um  am  folgenden  Tage 
den  versammelten  Achäern  vorgeführt  und  nach  kurzem  Verfahren  ver- 
urteilt und  hingerichtet  zu  werden.  Achtzig  Spartaner  fanden  so  den  Tod  *. 
Den  Lakedämoniern  ward  jetzt  aufgegeben,  ihi-e  Stadtmauern 
niederzulegen  '';  alle  auswärtigen  Söldner,  die  bei  den  Tyrannen  ge- 
dient und  in  die  Bürgerschaft  aufgenommen  waren,  die  Hauptgegner 
der  Achäer,  mufsten  das  Land  verlassen  '^ ;  die  von  den  Tyrannen  be- 
freiten Heloten,  die  als  Beisassen  in  Sparta  wohnten  '',  mufsten  innerhalb 
einer  bestimmten  Frist  auswandern ;  wer  zurückblieb,  sollte  festgenommen 
und  in  die  Knechtschaft  verkauft  werden.  Die  alte  lykurgische  Ver- 
fassung ward  abgeschafft  und  die  achäischen- Gesetze,  auch  die  Jugend- 
erziehung eingeführt,  die  Spartaner  wurden  zu  Achäern  gemacht.  Aufser- 
dem  wurden,  wie  es  scheint,  noch  einzelne  Bürger  zum  Tode  vei*- 
nrteilt  oder  in  die  Verbannung  getrieben  ^. 


1)  Polyb.  XXI  41.  Liv.  XXXVIII  33.  Plutarch,  Philop.  16.  Pausan.  VIII 
51,  3. 

2)  Polyb.  XXII  3,  1.  10,  6.     Kompasion  lag  auf  lakonischem  Gebiete. 

3)  Liv.  XXXIX  37,  14. 

4)  Dies  ist  die  von  Livius  und  Plutarch  (Philop.  16)  wiedergegebene  poly. 
hianische  Zahl ;  nach  Aristokrates,  einem  spartanischen  Schriftsteller,  den  Plutarch 
zitiert,  waren  es  nicht  weniger  als  350. 

5)  Liv.  XXXVIII  34.  Plutarch  a.  a.  0.  vgl.  Polyb.  XXII  16,  2  f.  Liv. 
XXXIX  36,  4. 

6)  Pausanias  VIII  51,  3  beziffert  die  Ausgewiesenen  dieser  Kategorie,  wie  es 
scheint,  auf  300. 

7)  Livius  §  6  nennt  sie  Lacedaemonüs  adscripti.  d.  h.  naQsyygacpoc. 

8)  Polyb.  XXIII  4,  5. 


46  11-  Buch.     §  7.     Römische  Einmischung. 

Hierauf  zog  das  achäische  Heer  ab ;  auf  einer  Tagsatzung  in  Tegea 
wurden  gleich  darnach  die  Bedingungen  bestätigt  und  sogleich  zur  Aus- 
führung gebracht  \  Am  drückendsten  war  für  Sparta  die  Aufnahme  der 
Verbannten,  die  nunmehr  auf  Beschlufs  der  Achäer,  nachdem  durch  die 
Entfernung  der  späteren  Eindringlinge  Raum  geschaffen  war,  zurück- 
kehrten. Die  freigelassenen  Heloten  wurden  auf  achäischem  Gebiete  als 
Kolonisten  angesiedelt,  doch  entzog  sich  ein  erheblicher  Teil,  etwa  3000  dem 
Zwange  und  zerstreute  sich  in  der  Landschaft  Lakedämons.  Diese 
wurden,  wiederum  auf  Bundesbeschlufs,  durch  Philopoimen  aufgesucht 
und  verkauft;  der  Erlös  ward  den  Megalopoliten  zur  Herstellung  einer 
von  Kleomenes  zerstörten  Säulenhalle  überwiesen  ^.  Zugleich  ward  das 
streitige  Grenzland,  der  Bezirk  von  Belmina,  den  Megalopoliten  zu- 
gesprochen. Auf  Grund  der  Neuordnung  wurde  dann  der  Bundes- 
vertrag mit  den  Achäern  aufs  neue  abgeschlossen;  alle  Anordnungen 
der  Achäer  wurden  darin  ausdrücklich  sanktioniert  und  feierlich  be- 
schworen ^.  Sparta  war  gedemütigt  und  geschwächt;  es  hatte  einen 
grofsen  Teil  seiner  Bevölkerung  verloren  und  mufste  sich  a&ü  achäischen 
Beschlüssen  fügen,  ein  achäischer  Beamter  führte  bis  auf  weiteres  die 
Aufsicht  in  der  Stadt  *.  Gewifs  hofften  die  Achäer  an  den  zurück- 
gekehrten Verbannten  zuverlässige  Anhänger  gewonnen  zu  haben;  aber 
diese  sagten  sich  alsbald  von.  ihren  Beschützern  los  und  strebten  in  die 
frühere  Unabhängigkeit  zurück.'  Die  lakedäraonische  Frage  war  nicht 
gelöst,  sondern  nahm  sogleich  einen  neuen  Anfang. 

§  7. 
Die  harte  Züchtigung  Spartas  war  nach  der  Meinung  der  herr- 
schenden achäischen  Partei  wohlverdient ;  es  war  zugleich  die  Rache 
für  alles,  was  die  Achäer  von  Nabis  erlitten  hatten.  Anderswo  jedoch 
erregte  sie  Aufsehen  und  lebhaftes  Mitleid;  denn  Sparta  war  und  blieb 
eine  der  ehrwürdigsten  Stätten  in  Hellas,  die  ganze  Litteratur  war 
seines  Ruhmes  voll,  noch  immer  redete  man  in  der  ganzen  Welt,  auch 
in  Rom,  von  Leonidas  und  Thermopylä  ^,  die  abgeschaffte  lykurgische 
Verfassung  galt  für  ein  göttliches  Werk  und  ward  von  der  Staatslehre 
der  Philosophen  als  Muster  betrachtet.  Selbst  im  achäischen  Bunde 
fand    das    Geschehene     bei     den    Gegnern    Philopoimens    Mifsbilligung. 


1)  Liv.  XXXVIII  34,  4. 

2)  Nach  Weifsenborns  Vermutung  war  es  die  sogen.  Myropolis.    Pausan.  VIII 
30,  7.     Bd.  II  241. 

3)  Polyb.  XXII  13,  8.     Liv.  XXXIX  37,  16. 

4)  Polyb.  XXII  16,  3. 

5)  Cato  fr.  83  S.  77  Peter  =  Gellius  N.  A.  III  7,  19. 


11.  Buch.     §  7.     Römische  Einmischung.  47 

Sobald  der  erste  Schreck  vorüber  war,  wandten  sich  die  Lakedämonier 
an  den  Senat  und  stellten  vor,  dafs  sich  Philopoimen    gegen    die   hege-    /  >    ^ 
monischen  Rechte  Roms  ^vergangen  hätte,    und    erwirkten  ein  tadelndes'    'f^ 
SchreibeiTdenrärlEiisXepidus,  Konsuls  von  187  v.  Chr.,  an  die  Achäer.^^^"^ 
Man  war   in  Rom    über   die    achäische    Eigenmächtigkeit    höchst    unge-  "4^  ^' 
halten.     Philopoimen,  der  damals    (187/6  v.  Chr.)    wieder    Strateg   war,  ;^^ 
schickte  hierauf  einen  Gesandten  nach  Rom,  um  den  achäischen  Stand-       "^ 
punkt  zu  vertreten  i.     Der  Senat  gab   keine  entschiedene  Antwort,  be- 
auftragte  aber    bald    darnach    die   nach  Makedonien    abgehenden  Kom- 
raissarien,  Quintus  Cäcihus  und  Genossen,    den  Achäern    seinen  Willen 
kund   zu    tun.      Das    Senatschreiben    kam    auf    der    nächsten    Bundes- 
versammlung zu  ]\Iegalüpolis  zur  Verlesung  ^.     Die  Tat  von  Kompasion 
und  die  Niederreifsung  der  Mauern  Spartas  ward  darin  gemifsbilligt,  da 
jedoch  keine  Forderung  gestellt  war,  so  machte   es   keinen   tiefen  Ein- 
druck.    Ganz   anders   aber    trat  Cäcilius    auf,    der   einige  Zeit    darnach 
von  Makedonien  nach  Argos  kam,  wo  damals  ein  Fest  gefeiert  ward  ^. 
Auf    einer    Zusammenkunft    mit    Aristänos    und    den    übrigen    Bundes- 
behörden sprach    der   römische  Gesandte    scharfen  Tadel    aus   und    ver- 
langte Wiederherstellung  des    früheren  Zustandes.     Das    Schweigen    des 
Aristänos  und  die  Zustimmung  des  Diophanes  bestärkten   ihn  in  seiner 
Forderung.     Philopoimen    dagegen,  Lykortas   und  Archon    führten   aus, 
dafs    die    Neuordnung    Spartas  jetzt    nach    der    Bestätigung    durch    den 

1)  Polyb.  XXII  3,  10.  Der  Gesandte,  Nikodemos  von  Elis,  ist  also  vor  dem 
Ablauf  des  Strategenjahres  (Herbst  18G  v.  Chr.)  nach  Rom  gegangen.  Das  Schrei- 
ben des  Lepidus  wird  etwa  Anfang  18ü  v.  Chr.  bei  den  Achäem  eingetroffen  sein. 
Dies  mufs  mit  Rücksicht  auf  die  Chronologie  der  nachfolgenden  Ereignisse  an- 
genommen werden  und  hat  auch  kein  Bedenken;  denn  die  Bestrafung  und  Neu- 
ordnung Spartas  mufs  längere  Zeit  in  Anspruch  genommen  haben  und  kann  sehr 
wohl  noch  in  das  Jahr  187  v.  Chr.  hineingereicht  haben.  Dann  kam  die  sparta- 
nische Beschwerde  und  die  römische  Antwort;  auch  dies  erforderte  seine  Zeit;  denn 
die  Mühlen  des  Senates  mahlten  langsam.  Ich  bemerke  dies  mit  Rücksicht  auf 
die  oben  erwähnte  abweichende  Rechnung  von  Büttner- Wobst,  der  das  Schreiben 
des  Lepidus  etwa  im  Frühjahr  187  v.  Chr.  zu  den  Achäern  gelangen  läfst.  Oben 
S.  22,  Anm.  1.     Vgl.  Nissen,  Krit.  Unters.  231. 

2)  Frühjahr  185  v.  Chr.  Damals  ist  nicht  mehr  Philopoimen,  sondern  Aristänos 
Strateg.     Polyb.  XXII  10,  5. 

3)  Polyb.  XXII  13  xf[i  nanjyvgsiüg  axfjaCovatjg.  Man  kann  an  die  Heräen 
denken;  denn  die  Nemeen  sind  bei  der  im  Texte  gegebenen  Chronologie  aus- 
geschlossen, da  sie  schon  im  vorigen  Jahre  gefeiert  waren.  Zu  bemerken  ist,  dafs 
nach  Polybios  der  Strateg  die  achäischen  Behörden  nach  Argos  berief,  diese  also 
bei  dem  Feste  nicht  anwesend  waren;  auch  dieser  Umstand  spricht  sehr  dagegen, 
dafs  bei  Polybios  das  Fest  der  Nemeen  gemeint  sei;  denn  die  Nemeen  waren 
gleichsam  das  achäische  Bundesfest,  bei  dem  sich  die  Bundesbehörden  sicherlich 
alle  einzufinden  pflegten. 


48  11.  Buch.     §  7.     Römische  Einmischung  185/4  v.  Chr. 

Bundeseid  nicht  mehr  geändert  werden  dürfte,  und  die  übrigen  An- 
wesenden schlössen  sich  dem  an.  Nun  verlangte  Cäcilius  die  Berufung 
einer  Bundesversammlung,  da  er  jedoch  den  gesetzlich  erforderlichen 
Auftrag  des  Senats  nicht  aufweisen  konnte  ^ ,  so  lehnten  es  die  Behörden 
ab.  Cäcihus  geriet  darüber  in  solchen  Zorn,  dafs  er  die  Antwort  ent- 
gegenzunehmen sich  weigerte  und  ohne  sie  nach  Rom  abreiste.  Bei  den 
Achäern  bestand  übrigens  der  Verdacht,  dafs  seine  Ankunft  ebenso  wie 
früher  die  Einmischung  des  Markus  Fulvius  ein  Werk  des  Aristänos 
und  Diophanes  sei,  die  dadurch  den  Einflufs  Philopoimens  hätten  schä- 
digen wollen  ^. 

Bald  darnach,  wohl  im  nächsten  Winter,  kam  die  lakedämonische 
Frage  im  Senate  wieder  zur  Sprache  ^.  Der  achäische  Bund  liefs  sich 
durch  Apollonides  von  Sikyon  vertreten,  der  vor  aUem  den  Philopoimeu 
und  seine  Parteigenossen  gegen  die  lebhaften  Anklagen  des  Cäcihus  zu 
verteidigen  hatte.  Unerwartet  erstanden  ferner  den  Achäern  neue  An- 
kläger in  den  Lakedämoniern  Arcus  und  Alkibiades,  den  Führern  der 
jüngst  von  den  Achäern  zurückgeführten  lakedämonischen  Verbannten  j 
sie  stimmten  laut  in  die  Klagen  ihrer  Mitbürger  über  die  achäische 
Grausamkeit  ein.  Natürlich  waren  die  Achäer  über  solche  Undankbar- 
keit lebhaft  entrüstet.  Auf  Antrag  des  Bundesfeldherrn  Lykprtas,  der 
dem  Aristänos  Herbst  185  v.  Chr.  nachgefolgt  war,  wurden  die  beiden 
Lakedämonier  von  der  Tagsatzung  wegen  ihrer  Gesandtschaft  nach 
Rom  zum  Tode  verurteilt  '^.  Nach  achäischem  Rechte  war  ohne  Zweifel 
die  Verurteilung  wohl  begründet;  denn  keine  Stadt  durfte  für  sich  allein 
Gesandte  nach  Rom  schicken;  auch  im  Vertrage  mit  Rom  war  dies 
festgesetzt  ^ ;  wie  die  Sachen  aber  damals  lagen,  mufste  sie  in  Rom  un- 
günstig wirken. 

Inzwischen  hatte  der  Senat  die  Gesandten,  die  um  diese  Zeit  wie- 
der nach  Makedonien  gingen  (S.  24),  Appius  Claudius  und  Genossen, 
zugleich  mit  der  lakedämonischen  Sache  beauftragt.  Sie  erschienen 
Sommers  184  v.  Chr.  auf  einer  Bundesversammlung  in  Kleitor,  wo  nun 
sehr   peinliche   und    aufregende    Verhandlungen    folgten  ^'.      Die  Achäer 


1)  Polyb.  a.  a  0.  §  11.  Dabei  ist  zu  bedenken,  dafs  für  jede  Bundesversamm- 
lung der  Gegeustaud  der  Verhandlung  vorher  bekannt  gemacht  werden  mufste. 
Vgl.  Polyb.  XXII  16,  6  f.     XXIII  5,  16  f. 

2)  Polyb.  XXII  13,  14. 

3)  Polyb.  XXII  15f.     Liv.  XXXIX  33. 

4)  Liv.  XXXIX  35,  5  ff. 

5)  Pausan.  VII  9,  4. 

6^  Liv.  a.  0.  Pausan.  VII  9,  3.  Polyb.  XXII  2;  es  war  noch  Ol.  148,  also 
-vor  den  Olympien  von  184  v.  Chr. 


11.  Buch.     §  7.     Neue  spartanische  Unruhen,  49 

sahen  zunächst  Areus  und  Alkibiades,  die  soeben  verurteilten,  im  Gefolge 
der  Römer  auftreten;  dann  erklärte  Appius,  dafs  der  Senat  die  Be- 
handlung der  Spartaner  weder  billige  noch  dulden  könne;  nach  ihm  er- 
hob sich  Lykortas,  um  in  leidenschaftlicher  Rede  das  Verfahren  der 
Aehäei-  zu  rechtfertigen  und  die  römische  Einmischung  zurückzuweisen. 
Das  Geschehene  zu  ändern,  versicherte  er  aufs  neue,  sei  unmög- 
lich, da  es  durch  feierliche  Eide  sanktioniert  sei.  Die  Antwort  des 
Appius  scheint  unfreundlich  und  beleidigend  gewesen  zu  sein  ^  Dro- 
hend gab  er  den  Achäern  den  Rat  nachzugeben,  solange  es  ihnen  aus 
freiem  Entschlufs  möglich  sei,  und  stellte  damit  Zwang  in  Aussicht. 
Das  Ergebnis  war,  dafs  die  Achäer  sich  zwar  dazu  verstanden,  das  Ur- 
teil gegen  Areus  und  Alkibiades  aufzuheben  ^,  aber  im  übrigen  auf 
ihrem  Standpunkt  verharrten. 

Um  alles  noch  mehr  zu  verwirren,  brachen  um  diese  Zeit  in  Sparta 
selbst  heftige  Streitigkeiten  aus,  denen  die  Achäer  untätig  zusehen 
mufsten;  denn  sie  durften  jetzt  nicht  wagen  einzugreifen,  und  tatsäch- 
lich hatte  sich  Sparta  von  der  achäischen  Gemeinschaft  gelöst  ^.  Den 
Achäern  waren  übrigens  die  neuen  Wirren  eher  vorteilhaft,  da  sie 
zeigten,  dafs  die  Lakedämonier  mit  sich  allein  nicht  fertig  werden 
konnten.  Es  handelte  sich  um  die  Regelung  des  Besitzes  nach  der  Rück- 
kehr der  Verbannten.  Vor  allem  die  sogenannten  alten  Verbannten, 
die  unter  Machanidas  und  vielleicht  schon  unter  Lykurgos  vertrieben 
waren,  stellten  hohe  Forderungen.  Sie  hatten  meist  zu  den  allerreichsten 
Bürgern  gehört  und  verlangten  jetzt  die  Rückgabe  ihres  früheren  Eigen- 
tums in  vollem  Umfange.  Andere  waren  bescheidener;  sie  schlugen  vor, 
jedem  der  Verbannten  Land  im  Werte  eines  Talents  zu  überlassen,  den 
Rest  an  würdige  Neubürger  zu  verteilen  und  dadurch  die  stark  ver- 
ringerte Bürgerschaft  zu  ergänzen.  Die  Wortlührer  dieser  Partei 
waren  Areus  und  Alkibiades,  die  Vertreter  der  königlichen  Familien. 
Offenbar  wollten  sie  nicht  die  Wiederherstellung  der  alten  Oligarchie, 
sondern  lenkten  mehr  in  die  Bahnen  des  Agis  und  Kleomenes  ein.  Eine 
dritte  Gruppe  verlangte  die  Erhaltung  des  Zustandes,  wie  er  zu  der  Zeit 
gewesen  war,  wo  Sparta  dem  achäischen  Bunde  zuerst  beitrat  *.    Diese 


1)  Pausan.  VII  9,  4.  Livius,  der  nichts  davon  sagt,  hat  wahrscheinlich  seine 
Vorlage  gemildert. 

2)  Liv.  XXXIX  37,  21.  In-ig  stellt  Pausanias  VII  9,  4  es  so  dar,  als  wenn 
Freisprechung  durch  die  Römer  erfolgt  wäi-e. 

3)  Da  die  Lakedämonier  später  wieder  in  den  Bund  aufgenommen  wurden 
(Polyb.  XXIII  17,  GflF.),  so  könnte  mau  an  eine  förmliche  Absage  denken.  Die 
Kömer  freilich  betrachten  Spai-ta  immer  noch  als  dem  Bunde  zugehörig. 

4)  Polyb.  XXIII  4. 

Niese,  Gesch.  d.  g^riech.  u.  luak.  Staaten.     III.  4 


50  II-  Buch.     §  7.     Neue  spaitauiscbe  Unruhen. 

Partei,  offenbar  die  achäische,  hielt  anfangs,  wie  es  scheint,  mit  Areus 
und  Alkibiades  gegen  die  erste  Partei  zusammen;  denn  der  Ausgang 
des  Streites  war,  dafs  ein  grofser  Teil  der  alten  Verbannten  die  Stadt 
wieder  verlassen  und  aufs  neue  ins  Exil  wandern  mufste  ^  Da  nun 
aber  auch  die  Zurückbleibenden  sich  nicht  einigen  konnten,  so  mufsten 
wieder  die  Römer  helfen,  und  im  Winter  oder  Frühjahr  183  v.  Chr.  ^ 
treffen  wir  Gesandte  der  drei  Parteien  in  Rom  anwesend.  Zu  ihnen 
gesellte  sich  als  Vertreter  einer  vierten  Gruppe  Chäron;  er  gehörte  zu 
denjenigen,  welche  jüngst  von  den  Achäern  zum  Tode  verurteilt  waren 
und  deshalb  Sparta  verlassen  hatten.  Für  sich  verlangte  er  Rückkehi-, 
für  Sparta  die  Wiederherstellung  der  lykurgischen  Verfassung  im  Sinne 
des  Kleoraenes  und  Nabis. 

Der  Senat  erwählte  aus  seiner  Slitte  drei  sachkundige  Männer  '■\ 
um  diese  verschiedenen  Ansprüche  auszugleichen,  was  ihm  offenbar 
dringend  erwünscht  war.  Jedoch  was  die  Besitzverhältnisse  angeiit, 
erwiesen  sich  die  Gegensätze  als  unversöhnlich ;  nur  über  zwei  Punkte 
einigte  man  sich,  dafs  nämlich  die  von  den  Achäern  Verurteilten  zu- 
rückkehren, und  dafs  Sparta  im  achäischen  Bunde  verbleiben  sollte. 
Dies  ward  schriftlich  aufgesetzt  und  von  den  Beteiligten  untersiegeifc. 
Die  Achäer  blieben  diesen  Besprechungen  fern ,  nur  ihr  Gesandter 
Xenarchos,  der  zur  Erneuerung  des  Bundeseides  anwesend  war,  ward 
durch  vieles  Zureden  vermocht,  ebenfalls  sein  Siegel  beizusetzen,  un- 
befugterweise und  ohne  dafs  er  den  Inhalt  des  Schriftstückes  ganz  billigte. 
Dieses  Übereinkommen  scheint  dann  der  Senat  als  Grundlage  einer 
neuen  Verständigung  angenommen  und  dem  Quintus  Marcius  mitgegeben 
zu  haben,  als  dieser  bald  darnach  als  Gesandter  zu  Philippos  nach 
Makedonien  und  zu  den  Achäern  abging. 

Die  Achäer  jedoch  hielten  daran  fest,  dafs  dem  Senat  eine  Ein- 
mischung nicht  zustünde.  Als  bald  darnach  Titus  Quinctius  auf  der 
Durchreise  nach  Bithynien  sich  zu  gunsten  der  jüngst  verbannten  Lake- 
dämonier  verwandte  und  die  Einberufung  einer  Tagsatzung  verlangte, 
ohne  dazu  vom  Senate    beauftragt    zu    sein,    ward   er   von    Philopoimen 


1)  Polyb.  XXIII  4,  1.    5,  14.    9,  1.    17,  9  f.  12. 

2)  Olymp.  149,  1.  Polyb.  XXIII  1,  6  4,  1  flf.  Nach  Liv.  XXXIX  46,  6  ff. 
war  die  Verhandlung  vor  Abgang  der  Konsuln  in  ihre  Provinzen,  was  Polyb. 
XXIII  1,  8  bestätigt,  wo  offenbar  beide  Konsuln  erwähnt  werden  {,roV  Jrifxr'jtQuif 
fiaayayövTSg  ot  atQdTtjyoi). 

3)  Von  den  Namen  ist  bei  Polybios  XXIII  4,  7  nur  Ttrog  Kttixihog  erhalten, 
also  wohl  Tirog  Ko'lyxiios  Köivtog  Kuixtkiog-,  als  dritten  vermutet  Gronov  wohl  nach 
Pausan.  VII  9,  3  Appius  Claudius.  Liv.  XXXIX  48  ist  stark  verkürzt.  Vgl. 
Schweighäusers  Polybius  Bd.  VII  534. 


11.  Buch.     §  8.     Abfall  Messenes  183  v.  Chr.  51 

abgewiesen,  der  seit  dem  Herbst  184  v.  Clir.  wieder  die  Strategie  inne 
hatte  \  und  ebenso  vergeblich  müssen  die  Bemühungen  des  Quintus 
Marcius  gewesen  sein.  Es  währte  daher  nicht  lange,  dafs  sich  die 
lakedämonischen  Gesandten  der  verschiedenen  Parteien  wieder  in  Rom 
einfanden  ^.  Sie  erhielten  diesmal  unbestimmten  Bescheid ;  der  Senat 
liefs  ihnen  sagen,  er  habe  alles  nach  Möglichkeit  für  sie  getan  und 
könne  sich  vorläufig  um  sie  nicht  kümmern.  Er  hielt  die  Sache  in  der 
Schwebe;  er  wollte  die  Achäer  zur  Fügsamkeit  bringen,  scheute  sich 
aber,  in  einer  Sache,  wo  das  Vertragsrecht  offenbar  auf  selten  des 
Bundes  war,  direkten  Zwang  auszuüben.  Vielmehr  erwartete  er,  dafs 
die  Achäer  bald  von  selbst  nachgeben  würden ;  denn  inzwischen  waren 
ihnen  neue  Schwierigkeiten  erwachsen.  Messene  war  abgefallen,  und 
Marcius,  der  von  Griechenland  zurückgekehrt  war,  berichtete,  wenn  der 
Senat  nur  fest  bliebe  und  den  Achäeru  auch  weiterhin  sein  Mifsfallen 
zeigte,  so  würde  sich  Lakedämon  den  Messeniern  anschliefsen,  und  die 
Achäer  gar  bald  gezwungen  sein,  in  Rom  um  Hilfe  zu  bitten  und  alles 
zu  gewähren  ^. 

§  8. 
Der  Abfall  Messenes  war  von  Rom  aus  verursacht,  teils  durch  die 
Plaltung  des  Senats  in  der  lakedämonischen  Sache,  teils  durch  die  Um- 
triebe einzelner  römischer  Grofser.  Ähnlich  wie  in  Sparta  waren  auch 
in  Messene  nach  Aufnahme  der  Verbannten  über  die  Besitzverhältnisse 
Streitigkeiten  entstanden,  die  Philopoimen,  vermutlich  im  Auftrage  des 
Bundes,  entschieden  hatte,  aber  nicht  zur  Zufriedenheit  aller  Beteiligter  *. 

1)  Polyb.  XXIII  5,  15. 

2)  Polyb.  XXIII  9,  1  aus  Olymp.  149,  2  =  183/2  v.  Chr.  Bei  Hultsch  steht 
das  Fragment  nicht  an  rechter  Stelle.  Nissen,  Rhein.  Mus.  26,  267  f.  Eine  Ab- 
ordnung der  Verbannten  erwähnt  Polyb.  XXIII  6.  Zwei  von  ihnen,  Arkesilaos 
und  der  ehemalige  König  Agesipolis  fanden  auf  dieser  Reise  durch  Seeräuber  ihr 
Ende.  Die  Gemeinde  Lakedämon  war  durch  Serippos  vertreten.  Polyb  XXIII  9 
11  vgl.  4,  4. 

3)  Polyb.  XXIII,  9,  8.  Nach  Pausan.  VII  9,  5  sind  schon  damals  die  ver- 
bannten Spartaner  zurückgekehrt  und  überhaupt  die  Wünsche  des  Senates  erfüllt 
worden.  Allein  aus  Polybios  ergibt  sich,  dafs  davon  keine  Rede  sein  kann,  und 
da  wir  wissen,  dafs  die  Rückkehr  der  Verbannten  erst  später  durch  Kallikrates 
erfolgte,  so  ist  klar,  dafs  Pausanias,  der  sowohl  von  Hertzberg  I  162  wie  von 
Petit-Dutaillis  p.  79  wiedergegeben  wird,  hier  der  Zeit  vorgegriffen  hat.  Vgl. 
Schorn  p.  312. 

4)  Bd.  II  712 f.  Die  Streitigkeiten  entstanden,  wie  Polyb.  XXII  13,  6  sagt 
negl  t6  tov  Titov  (fidygctju/uce  y.ai  tjjV  jov  4'iXonoi/uSPog  dioQ&coaiv ,  und  Diophanes 
tadelt  in  Beisein  des  Legaten  Q.  Cäcilius  das  Verfahren  der  Achäer  den  Messeniern 
gegenüber.  Die  Ordnung  Philopoimens  wird  in  eins  der  nächsten  Jahre  nach  191 
v.  Chr.  fallen. 

4* 


53  11.  Buch.     §  8.     Abfall  Messenes  183  v.  Chr. 

In  vielen  Kreisen  Messenes  war  man  den  Achäern  sehr  feindlich  ge- 
sinnt, besonders  bei  den  oligarchischen  Machthabern,  die  früher  das  Land 
regiert  hatten  ^  Man  hatte  zugleich  die  Unabhängigkeit  und  viele  Ge- 
bietsteile an  die  Achäer  verloren^  und  konnte  sich  nicht  leicht  in  die 
neue  Ordnung  fügen.  An  der  Spitze  der  achäischen  Gegner  stand 
Deinokrates,  Philopoimens  persönlicher  Feind,  ein  gewandter,  tapferer 
Mann,  aber  in  der  Politik  wie  in  der  Lebensführung  leichtfertig  ^.  Er 
war  im  Winter  184/3  v.  Chr.  in  Rom  anwesend  ,  um  seine  Vaterstadt 
wieder  vom  achäischen  Bande  loszubringen,  und  fand  einen  Fürsprecher 
an  Titus  Quinctius,  mit  dem  er  im  Kriege  gegen  Nabis  bekannt  ge- 
worden war.  Titus,  der  seiner  Zeit  das  Verhältnis  Messenes  zum  Bunde 
geregelt  hatte  (Bd.  II  712),  war  bei  seiner  Abneigung  gegen  Philo- 
poimen  mit  doppeltem  Eifer  für  die  Messenier  tätig.  Als  er  seine  Ge- 
sandtschaft nach  Bithynien  und  zu  Seleukos  IV  antrat,  nahm  er  den 
Deinokrates  mit  sich  in  den  Pelopounes  und  versuchte  neben  der  la- 
kedämonischen auch  die  messenische  Frage  vor  die  Achäer  zu  bringen, 
ward  aber,  wie  schon  erwähnt  (S.  50),  von  Philopoimen  abgewiesen. 
Nunmehr  beschlofs  Deinokrates  selbst  zu  handeln.  Die  Messenier  sagten 
sich  noch  183  v.  Chr.  vom  achäischen  Bunde  los  ^  und  richteten  sich 
selbständig  ein ;  die  achäischen  Parteigänger  wurden  vermutlich  in  die 
Verbannung  getrieben  \ 

Die  Achäer  mufsten  alles  daran  setzen,  den  Aufstand  möglichst 
rasch  zu  überwinden.  Der  Strateg  Philopoimen  lag  damals  krank  in 
Argos  und  liefs  daher  den  Lykortas  in  Messene  einrücken ;  Deinokrates 
hatte  jedoch  die  Zugänge  gesperrt,  Lykortas  richtete  nichts  aus  und 
mufste  wieder  abziehen  ^.  Die  Messenier  gingen  zum  Angriff  über  und 
versuchten  zunächst  ihre  früheren  Städte  wieder  zu  erobern ;  Philopoimen 
erfuhr,  dafs  sie  Korone,  oder  nach  anderem  Berichte  das  benachbarte 
Kolonides,   zu   besetzen   vorhätten  ^ ,   und   beschlofs   zur  Hilfe   zu   eilen. 


1)  Polyb.  XXIII  16,  2.     Bd.  II  410  f. 

2)  Polyb.  XXIII  5.  Plutarch,  Tit.  17  f.  Deinokrates  hat  einmal  bei  einem 
Gastmahl  in  Anwesenheit  des  Titus  und  anderer  vornehmer  Römer  in  Frauen- 
kleidern einen  Tanz  aufgeführt,  wofür  ihm  Titus  Vorstellungen  machte. 

3)  Die  achäische  Gesandtschaft,  die  in  Rom  um  Hilfe  bat,  war  dort  Olymp. 
149,  2,  Winter  183/2  v.  Chr.     Polyb.  XXIII  9,  12. 

4)  Liv.  XXXIX  48,  5  ff.  Polyb.  XXIII  12.  Plutarch,  Philop.  18.  Justinus 
XXXII  1,  4  ff.  Pausan.  VIII  51,  5.  IV  29,  11.  Das  Fragment  des  Polybios 
mufs  umgestellt  werden;  cap.  12 — 14  gehören  vor  cap.  9.  Unzweifelhaft  ist  Philo- 
poimen noch  Olymp.  149,  1  (184/3  v.  Chr.)  gestorben. 

5)  So  Pausanias,  der  im  übrigen  allerlei  Verwirrung  angerichtet  hat. 

6)  Livius  nennt  Korone,  Plutarch  Kolonides.  Beide  Orte  lagen  nahe  i-be 
einander.     Pausan.  IV  34,  4  u.  8.     Kolonides  scheint  auch  den  Namen  Kolone  ge- 


11.  Buch.     §  8.     Philopoimens  Ende  183  v.  Chr.  5S 

Trotz  dem  Fieber  und  seinem  hohen  Alter  machte  er  sich  auf  und  legte, 
um  den  Gegner  zu  überraschen,  den  Weg  von  Argos  nach  Megalopolis, 
etwa  400  Stadien,  in  einem  Tage  zurück.  In  Megalopolis  bot  er  eine  Schar 
freiwilliger  Eeiter  auf  und  rückte,  begleitet  von  Lykortas,  mit  leichten 
Truppen,  Thrakern  und  Kretern,  in  Messene  ein.  Sein  Anmarsch  war 
aber  nicht  verborgen  geblieben.  Deinokrates  trat  ihm  mit  einigen 
Reitern  entgegen ;  er  ward  anfangs  zurückgetrieben  ',  aber  bald  darnach 
empfing  er  eine  Verstärkung  von  500  Mann,  und  nun  begab  sich  Phi- 
lopoimen  auf  den  Rückzug,  den  er  selbst  gegen  die  nachsetzenden 
Feinde  zu  decken  übernahm.  Er  hätte  leicht  entkommen  können, 
aber  er  fühlte  sich  verpflichtet,  für  die  Sicherheit  der  freiwilligen  Reiter, 
junger  Leute  aus  den  besten  Familien,  selbst  Sorge  zu  tragen.  In  dem 
schwierigen  Gelände  (es  war  ein  Tal,  aus  dem  er  sich  einen  Ausweg 
bahnen  mufste)  unter  den  feindlichen  Geschossen  stürzte  sein  Pferd  "^ 
und  warf  ihn  bewufstlos  zu  Boden.  Die  Seinigen  bemerkten  seinen  Fall 
nicht;  sie  konnten  sich  retten^,  er  selbst  fiel  in  die  Hände  der  Feinde, 
die  ihn  aufnahmen,  bald  erkannten  und  gefesselt  nach  Messene  führten  *, 
wo  ihn  schon  eine  grofse  Menschenmenge  erwartete;  denn  jeder  wollte  den 
berühmten  Achäer  sehen.  Um  daher  der  Neugierde  genug  zu  tun,  ward  er 
ins  Theater  geführt  und  dort  der  Menge  gezeigt.  Man  war  nicht  einig, 
was  mit  dem  Gefangenen  geschehen  sollte;  für  die  Nacht  ward  er,  zur 
gröfseren  Sicherheit,  in  ein  unterirdisches,  dunkles  Gewölbe  hinabgelassen. 
Am  nächsten  Morgen  beriet  man  das  weitere.  Bei  vielen,  angeblich  den 
Anhängern  der  Demokratie  ^  regte  sich  das  Mitgefühl ,  man  wollte  ihn 
schonen  und  durch  ihn  eine  Verständigung  mit  den  Achäern  suchen, 
aber  bei  Deinokrates  und  seinen  Freunden  überwog  der  Hafs  jede  andere 
Rücksicht.  Es  ward  beschlossen  den  Gefangenen  zu  töten ;  einige  sollen 
sogar  vorgeschlagen  haben,  ihn  vorher  zu  foltern ;  und  Deinokrates  liefs 
das  Todesurteil  sofort  vollstrecken.  Als  die  Nacht  angebrochen  war, 
erschien  der  Henker  bei  Philopoimen  und  reichte    ihm    den  Giftbecher. 


führt  zu  haben;  es  gibt  Münzen    aus   der  Zeit   der   Severe   mit   der  Aufschrift  Ko- 
"kiavtixtüv.     Imhoof-Blumer,  Monuaies  grecques  170. 

1)  Beim  Hügel  des  Euandros,  Plutarch  a.  0.  Curtius,  Peloponn.  II  138  sucht 
den  Hügel  nahe  bei  der  arkadischen  Grenze  an  der  Strafse  von  Messene  nach  Me- 
galopolis. 

2)  Während  es  einen  Graben  übersprang  nach  Justinus  a.  0. 

3)  Man  braucht  daraus  seinen  Leuten  keinen  Vorwurf  zu  machen;  es  kann 
die  Schuld  an  dem  Terrain  liegen. 

4)  Nach  Liv.  XXXIX  49,  5  ward  er  mit  Respekt  behandelt ;  dagegen  Plutarch 
a.  a.  0.  erzählt,  er  sei  verhöhnt  worden. 

5)  Dies  sagt  Pausanias  VIII  51,  7.  Vgl.  Liv.  XXXIX  49,  11.  Plutarch, 
Philop.  19. 


54  11-  Buch.     §  8.     Messenes  Uuterwertuug  182  v.  Chr. 

Es  war  der  letzte  Trost  des  Gefangenen,  dafs  er  durch  den  Mund  des 
Henkers  die  Rettung  des  Lykortas  und  seiner  Reiter  noch  vernahm; 
das  Ende  war  bei  seinen  erschöpften  Kräften  rasch  und  leicht.  Er 
starb  im  Alter  von  70  Jahren,  40  Jahre  lang  hatte  er  in  hervorragender 
Stellung,  getragen  von  allgemeiner  Volksgunst,  im  Bunde  gewirkt  ^ 

Die  Achäer  hatten,  als  die  Gefangenschaft  des  Strategen  bekannt 
ward,  sogleich  seine  Auslieferung  gefordert;  die  Todesnachricht  erregte 
dann  überall  tiefe  Trauer  und  gewaltigen  Zorn  wider  die  Messenier. 
Eine  Versammlung  ward  nach  Megalopolis  berufen,  und  hier  erschien 
auch  der  römische  Gesandte  Quintus  Marcius  in  der  lakedämonischen 
Sache  (oben  S.  50).  Er  suchte  vergebens  die  Achäer  zu  bestimmen, 
zunächst  die  Ansicht  des  Senats  einzuholen;  sie  beschlossen  den  Krieg 
gegen  Messene  ^  und  wählten  den  Lykortas  zum  Bundesfeldherrn  ^.  Der 
Krieg  ward  mit  aller  Macht  gerüstet.  Gesandte  gingen  nach  Rom,  um  den 
Senat  zu  ersuchen,  wo  möglich  Bundeshilfe  zu  leisten,  jedenfalls  aber 
den  Messeniern  keinerlei  Unterstützung  zu  gewähren  *.  Im  Frühjahr 
182  V.  Chr.  setzte  Lykortas  mit  überlegenem  Heere  den  Rachezug  ins 
Werk.  Das  messenische  Feld  ward  unbarmherzig  verwüstet,  die  Saaten 
zerstört,  die  Bäume  umgehauen  ^ ;  die  Stadt  ward  eingeschlossen ,  und 
nun  erhob  sich  drinnen  die  Menge  gegen  Deinokrates  und  seine  Partei 
und  schrie  nach  Frieden  ^.  Böotische  Gesandte,  die  zur  Friedenstiftung 
anwesend  waren,  vereinigten  ihre  Vorstellungen  mit  den  Wünschen  des 
Volkes,  Deinokrates  und  seine  Genossen  mufsten  nachgeben,  legten  die 
Gewalt  nieder  und  zogen  sich  in  ihre  Häuser  zurück.    Das  Volk  unter- 


1)  Plutarch,  Philop.  20.  Liv.  XXXIX  50.  Justinus  XXXII^l,  9  f.  Polyb. 
XXIII  12,  3flf.     Diodor  XXIX  18.     Pausan.  VIII  51,  5. 

2)  Polyb.  XXIV  11,  12. 

3)  Plut.  Philop.  21.  Pausan.  VIII  51,  8.  Da  Lykortas  auch  Vorgänger 
Philopoimeus  war,  so  war  ihm  gesetzlich  zugleich  die  Vertretung  des  Verstorbenen 
bis  zur  Neuwahl  zugefallen. 

4)  Polyb.  XXIII  9, 12.  Diese  Gesandtschaft  war  (nach  Polyb.  a.  0.  i?  1)  Olymp. 
149,  2  =  183/2  V.  Chr.  in  Rom  anwesend.  Damals  stand,  wie  sich  weiter  ergibt,  der 
Krieg  bevor;  der  Senat  machte  sein  Verhalten  von  dem  Ausgange  desselben  ab- 
hängig. Man  darf  also  nicht  annehmen,  dafs  der  Feldzug  gegen  Messene  sich  un- 
mittelbar an  den  Tod  Philopoimens  anschlofs;  der  Winter  183/2  v.  Chr.  liegt  da- 
zwischen und  ward  von  beiden  Teilen  zu  Rüstungen  benutzt.  Es  ist  übrigens 
möglich,  dafs  der  Senat  die  übi-igen  Hellenen  zur  Vermittelung  einlud  und  dafs  die 
später  auftretende  böotische  Gesandtschaft  (Polyb.  XXIII  16,  5)  auf  römische  An- 
regung zurückgeht. 

5)  Polybios  XXIII  15  tadelt  es;  er  bemerkt  später  XXIV  2,  3,  dafs  die 
Achäer  sich  selbst  schadeten.     Vgl.  XXIV  11,  13. 

6)  Polyb.  XXIII  16.  XXIV  11,  13.  Plutarch,  Philop.  21.  Pausan.  VIII 
51,  8.     Justinus  XXII  1.  10. 


11.  Buch.     §  8.     Messenes  Unterwerfung  182  v.  Chr.  55 

warf  sich  und  bat  um  Verzeihung-.  Es  ward  ihm  auferlegt,  die 
Männer,  welche  am  Abfall  und  der  Hinrichtung  Philopoimens  schuldig 
waren,  auszuliefern,  im  übrigen  sich  den  Achäern  bedingungslos  zu 
übergeben  und  eine  Besatzung  in  die  Burg  aufzunehmen.  Die  Messenier 
fügten  sich ;  die  achäischen  Peltasten  zogen  sogleich  in  die  Burg  ein 
Lykortas  ging  in  die  Stadt  und  beruhigte  das  geängstigte  Volk.  Die 
weiteren  Bestimmungen  wurden  der  achäischen  Tagsatzung  überlassen, 
die  damals  gerade  nach  Megalopolis  zusammentrat. 

Philopoimens  Leichnam  ward  verbrannt  und  die  Asche  in  feier- 
lichem Zuge,  vom  ganzen  Heere  geleitet,  nach  Megalopolis  geführt;  der 
Sohn  des  Lykortas,  Polybios,  trug  die  Urne  ^  Ahnlich  wie  dem  Aratos 
(Bd.  H  473)  ward  dem  Toten  auf  Beschlufs  der  Megalopoliten  die 
Apotheose  zu  teil.  Er  ward  auf  dem  Markte  der  Stadt  beigesetzt  und 
ihm  jährliche  Opfer  und  andere  Ehren  bestimmt.  Der  ganze  achäische 
Bund  schlofs  sich  an;  in  allen  Städten  wurden  ihm  Bilder  gesetzt  und 
heroische  Ehren  erwiesen  -.  Bei  der  Leichenfeier  wurden  ihm  einige 
messenische  Kriegsgefangene  als  Sühnopfer  geschlachtet  ^.  Die  Messenier 
wurden  wieder  in  den  achäischen  Bund  aufgenommen,  aber  sie  ver- 
loren nun  auch  die  Küstenplätze,  die  ihnen  bis  dahin  noch  angehört, 
Abia,  Thuria  und  Pharä,  die  nunmehr  als  selbständige  Gemeinden  in 
den  Bund  eintraten.  Messene  ward  also,  wie  Sparta,  fast  ganz  vom 
Meere  abgeschnitten  und  auf  das  Binnenland  beschränkt.  Verfassung 
und  Besitzverhältnisse  wurden  ohne  Zweifel  nach  den  achäischen  For- 
derungen geordnet.  Die  Urheber  des  Abfalles  mufsten  mit  dem  Tode 
oder  Verbannung  büfsen,  Deinokrates  hatte  sich  selbst  entleibt  *. 

Die  rasche  Überwindung  Messenes  war  den  Achäern  vor  allem  in 
Rom  sehr  nützlich ;  denn  der  Senat  hatte  vorher  geringes  Wohlwollen  ge- 
zeigt und  war,  als  die  Achäer  Bundeshilfe  oder  wenigstens  Neutralität  er- 
baten, auf  nichts  eingegangen ;  seine  Antwort  enthielt  vielmehr  eine  ziemlich 
deutliche  Aufforderung  an  andere  Gemeinden,  dem  Beispiele  der  Messenier 
zu  folgen,  was  besonders  an  die  Lakedämonier  gerichtet  war,  die,  wie  man 

1)  Liv.  XXXIX  50,  9.     Plutarch,  Philop.  21. 

2)  Die  Reste  des  Volksbeschlusses  SIG.  I-  289.  Vgl.  Diodor  XXIX  18.  Polyb. 
XXXIX  14,  3  ff.  Eine  vom  achäischen  Bunde  gesetzte  Statue  in  Delphi  SIGr.  IP 
926,   eine   andere   in  Tegea  bei   Pausan.   VIII  49,  1.    52,  6. 

3)  Ich  erinnere,  dafs  sich  gerade  in  Arkadien  bei  den  Lykäen  Menschenopfer 
lange  erhalten  haben.     Porphyr,  de  abstin.  II  27  vgl.  54  f.  (p.  156.  179  Nauck). 

4)  Polyb.  XXIV  11,  13.  Pausan.  IV  29,  12.  VIII  51,  8.  Hier  sei  noch 
darauf  hingewiesen,  dafs  bei  Strabon  in  einer  Reihe  von  Stellen,  die  auf  Apollodor 
zurückgehen,  Andania  zu  Arkadien  gerechnet  wird.  Strabo  VIII  339.  350  (vgl. 
360).  IX  438.  448.  Es  ist  möglich,  dafs  Messene  damals  auch  Andania  verloren 
hat.     Nach  146  v.  Chr.  wird  es  ihm  wieder  zugefallen  sein. 


56  11-  Buch.     §  8.     Vertrag  mit  Sparta. 

zu  wissen  glaubte,  ebenfalls  zum  Abfall  geneigt  waren.  Jedoch  behielt  man 
auf  alle  Fälle  die  achäischen  Gesandten  zurück  und  wartete  die  Ereignisse 
ab  \  Als  nun  der  Krieg  so  rasch  zu  Ende  war,  schlug  der  Senat  einen 
anderen  Ton  an ;  er  entliefs  die  Gesandten  mit  der  Antwort,  er  habe  dafür 
Sorge  getragen,  dafs  den  Messeniern  weder  Waffen  noch  Getreide  aus 
Italien  zugehen  würde  ''*.  Auch  den  Lakedämoniern  gegenüber  befanden 
sich  die  Achäer  jetzt  in  viel  besserer  Stellung.  Der  messenische  Krieg 
machte  dort  grofsen  Eindruck.  Gleich  nachher  kam  die  letzte  Gesandt- 
schaft aus  Rom  mit  dem  Bescheide  zurück,  dafs  der  Senat  gegen- 
wärtig nichts  mehr  tun  könne  und  ein  Eingreifen  ablehne  (oben  S.  51). 
Die  Achäer  wie  ihre  Freunde  in  Sparta  hielten  sich  jetzt  befugt,  ihre 
Sache  auf  eigene  Hand  zum  Abschlüsse  zu  bringen.  Lykortas  nützte 
die  günstige  Lage  aus;  gleich  nach  dem  Frieden  mit  Messene  berief  er 
eine  neue  Versammlung  nach  Sikyon  und  beantragte,  Sparta,  wie  es  damals 
war,  aufs  neue  in  den  Bund  aufzunehmen.  Er  hob  besonders  hervor, 
wie  vorteilhaft  es  sei,  dafs  die  undankbaren  Schützlinge  der  Achäer,  die 
alten  Verbannten,  ohne  Zutun  der  Achäer  verjagt  seien  und  also  draufsen- 
vor  bleiben  müfsten,  während  die  jetzt  in  Sparta  regierenden  Männer, 
mit  denen  der  Vertrag  zu  schliefsen  sei,  stets  den  Achäern  Treue  ge- 
halten hätten.  Hingegen  nahmen  sich  Diophanes  und  andere  mit  Wärme 
und  Erfolg  der  Verbannten  an  und  erklärten  es  für  unbilhg,  für  die 
Schuld  einiger  weniger  so  viele  büfseu  zu  lassen.  Die  Achäer  be- 
schlossen, Lakedämon  in  den  Bund  aufzunehmen ,  zugleich  aber  einem 
grofsen  Teile  der  Verbannten,  allen  denen,  welche  sich  nicht  besonders 
gegen  den  Bund  versündigt  hatten,  die  Rückkehr  nach  Sparta  zu  ge- 
statten, eine  Nachgiebigkeit,  die  uns  zeigt,  dafs  nach  dem  Tode  Philo- 
poimens  eine  mildere  Auffassung  Platz  griff.  Auf  diese  Bedingungen 
ward  Sparta  nunmehr  in  aller  Form  in  den  Bund  wieder  aufgenommen. 
Der  damalige  Zustand  ward  durch  den  Bundeseid  sanktioniert;  die 
Rückkehr  der  jetzt  noch  Verbannten  ward  ausdrücklich  verpönt  ^.  Wie 
die  Besitzverhältnisse  geregelt  wurden,  ist  nicht  bekannt.  Beide  Teile, 
die  Achäer  wie  die  Lakedämonier,  machten  dem  Senate  vom  Geschehenen 
durch  besondere  Gesandtschaften  ^  Mitteilung.  Der  Senat  billigte  zwar 
den  Ausgleich  durchaus  nicht,  da  er  ohne  seine  Mitwirkung  zu  stände 
gekommen  war,  aber  er  gab  sein  Mifsfallen  doch  nicht  zu  erkennen.  Auch 
gegen  die  Ordnung  der  messenischen  Dinge  erhob  er  keinen  Einspruch, 

1)  Polyb.  XXIII  9,  12. 

2)  Polyb.  XXIII  17,  3. 

3)  Polyb.  XXIII  17,  5  ff.     XXIV  11,  14. 

4)  Der  achäische  Gesandte   war   Bippos ,   ein  Argiver  (Polyb.   XXIII   18 ,  3 
XXIV  1,  6.     2,  4),  der  lakedämonische  Chäron  (Polyb.  XXIII  18,  4). 


11.  Buch.     §  8.     Weitere  spaitauische  Uurubeu.  57 

und  nunmehr  brachten  die  Achäer  ihren  Vertrag  mit  Messene  zum  for- 
mellen Absehiufs,  wobei  der  Stadt  mit  Rücksicht  auf  die  Verwüstung 
des  Landes  auf  drei  Jahre  Steuerfreiheit  bewilligt  ward  ^ 

So  schien  der  Streit  mit  Sparta  unter  Berücksichtigung  der  Wünsche 
des  Senats  durch  eigenen  Beschlufs  der  Achäer  glücklich  erledigt  zu 
sein,  und  man  mufs  sagen,  dafs  die  leitenden  achäischen  Staatsmänner 
mit  Ausdauer  und  Geschick  die  Freiheit  des  Bundes  verteidigt  hatten. 
In  Wahrheit  jedoch  waren  die  Schwierigkeiten  noch  keineswegs  zu 
Ende.  Zunächst  machten  die  Lakedämonier  dem  Bunde  noch  mancherlei 
zu  schaffen.  Die  Bevölkerung  dort  konnte  ihre  Vergangenheit  nicht 
vergessen;  die  Anhänger  der  Achäer,  die  am  Regimente  waren,  be- 
schränkten sich,  wie  es  scheint,  auf  die  besitzenden  Klassen,  die  Mehr- 
zahl war  ihnen  feindlich  gesinnt.  Durch  die  Reaktion  gegen  die  Ty- 
ranneuzeit  waren  gewifs  viele  ihrer  Besitzungen  beraubt  und  hofften  auf 
neuen  Umsturz.  Man  sehnte  sich  nach  der  alten  lykurgischen  Verfassung 
des  Kleomenes  und  seiner  tyrannischen  Nachfolger  mit  ihrer  demokra- 
tischen Güterordnung  zurück.  Schon  ein  Jahr  nach  dem  Frieden  ge- 
lang es  einem  geschickten ,  ehrgeizigen  und  zugleich  gewalttätigen  De- 
magogen, Chäron,  sich  der  Leitung  des  Volkes  zu  bemächtigen  und 
neue  Unruhen  zu  erzeugen  ^.  Chäron  hatte  als  Haupt  der  von  den 
Achäern  aus  Sparta  Verjagten  für  die  Wiederherstellung  der  alten 
Verfassung  gewirkt  und  gehörte  zu  denen,  die  soeben  nach  dem  letzten 
Ausgleich  zurückgekehrt  waren.  Schon  damals  war  er  zum  Gesandten 
nach  Rom  erwählt  worden  ^  und  wufste  sich  jetzt  durch  populäre  An- 
träge grofsen  Anhang  zu  schaffen.  Die  Tyrannen  hatten  früher  den 
Frauen  und  Kindern  der  Verbannten  Landlose  zugewiesen.  Chäron  be- 
wirkte jetzt,  dafs  diese  eingezogen  und  durch  ihn  unter  die  ärmeren 
Bürger    verteilt    wurden  *.     In    demselben   Sinne    wurden    weiter    auch 


1)  182/1  V.  Chr.  Polyb.  XXIV  1,  6.  2,  3.  Iq  die  Zeit  mag  die  Statue  ge- 
hören, die  von  den  Lakedämoniern  dem  Lyliortas  in  Epidauros  gesetzt  ward. 
Cavvadias,  Fouilles  d'Epidaure  n.  172  a.     Ditteuberger,  Syll.  1'-  290. 

2)  Polyb.  XXIV  7. 

3)  Polyb.  XXIII  4,  5.     18,  4. 

4)  Ungesetzlich  scheint  diese  Mafsregel  nicht  gewesen  zu  sein;  denn  die  Gegner 
unternehmen  nichts  dawider,  und  Polybios  tadelt  hauptsächlich,  dafs  die  Ver- 
teilung willkürlich  und  ungleich  geschehen  sei  {tUfi  y.ai,  ilviaw;  xcad  r^jV  iSiav 
i^ova(iey).  Wieweit  sie  unbillig  war ,  läfst  sich  schwer  erkennen ;  es  ist  möglich, 
dafs  durch  die  Rückkehr  so  vieler  Verbannter  die  Versorgung  ihrer  Familien  un- 
nötig geworden  war.  Jedenfalls  handelt  es  sich  um  Gemeindeland,  nicht  um  Privat- 
eigentum. Leider  wissen  wir  nicht,  in  welcher  Eigenschaft  Chäron  handelte;  Be- 
amter scheint  er  nicht  gewesen  zu  sein  (Polyb.  a.  0.  §  4).  Es  ist  zu  erwägen, 
dafs  die  alte  lykurgische  Verfassung  damals  nicht  mehr  bestand. 


58  11-  Bucb.     §  8.     Chäron. 

die  öffentlichen  Einkünfte  nach  Gutdünken  verwendet,  und  hiedurch 
bot  er  seinem  Gegner  Gelegenheit  zum  Widerstände.  Es  ward^  wie  es 
das  Gesetz  vorschrieb,  eine  Kommission  eingesetzt,  Dokimasteren  oder 
Prüfer  genannt  ^,  um  den  Verbleib  der  öffentlichen  Gelder  zu  untersuchen. 
Chäron  griff  jetzt  zur  Gewalt  und  liefs  den  vornehmsten  und  fähigsten 
dieser  Kommission,  Apollonides,  am  hellen  Tage  auf  offener  Strafse  erdol- 
chen. Hiedurch  ward  aber  das  Eingreifen  des  Bundes  herbeigeführt.  Der 
Strateg  ^  erschien  in  Sparta,  Chäron  ward  wegen  Mordes  verurteilt  und  in 
Haft  genommen ;  denn  er  hatte  sich  aufserdem  noch  wegen  Verschleuderung 
öffentlicher  Gelder  zu  verantworten.  Der  Strateg  schärfte  der  Kom- 
mission ein,  die  Untersuchung  mit  Strenge  fortzusetzen  und  auch  die 
Landverteilung  Chärons  rückgängig  zu  machen.  Dies  scheint  dann  ge- 
schehen zu  sein,  vermutlich  ward  Chäron  hingerichtet.  Ob  nun  die  von 
ihm  angeregten  Unruhen  aufhörten,  ist  unbekannt;  so  viel  wir  wissen, 
ist  er  der  letzte  Vertreter  der  gewaltsamen  revolutionären  Bewegung, 
die  mit  Agis  und  Kleomenes  begonnen  hatte. 

Inzwischen  waren  in  Rom  die  spartanischen  Angelegenheiten  von 
neuem  zur  Sprache  gekommen.  Den  Anstofs  gaben  die  noch  übrigen 
Verbannten,  die  keine  Ruhe  liefsen  und  der  römischen  Fürsprache  sicher 
waren;  denn  sie  boten  dem  Senat  ein  willkommenes  Werkzeug,  die 
Achäer  mürbe  zu  machen.  Es  war  klar,  dafs  der  Senat  mit  dem  letzten 
Ausgleich  durchaus  unzufrieden  und  fest  entschlos.sen  war,  den  Bund 
in  allen  Stücken  zur  Fügsamkeit  zu  zwingen  und  dies  aller  Welt  offen- 
bar zu  machen.  Daran  hielt  er  unerschütterlich  fest  und  benutzte 
dazu  jedes  Mittel,  das  sich  ihm  bot. 

Schon  gleich  nach  dem  erwähnten  Abkommen,  zusammen  mit  der 
achäisch  -  lakedämonischen  Gesandtschaft  waren  die  Vertreter  der  Ver- 
bannten in  Rom  ^,  und  der  Senat  gab  ihnen  ein  Schreiben  an  die  Achäer 
mit,  M'^orin  er  ihre  Rückkehr  empfahl.  Da  die  Achäer  jedoch  zu  wissen 
glaubten,  dafs  der  Senat  kein  grofses  Gewicht  darauf  lege,  so  gaben  sie 
keine  Folge  (181  v.  Chr.)*.  Die  Verbannten  liefsen  jedoch  nicht  ab; 
ohne  Zweifel  wurden  sie  von  Rom  aus  immer  wieder  ermutigt,  und 
zwei  Jahre  später,  als  Hyperbatos  Strateg  war,  lief  bei  den  Achäern 
wieder  ein  Brief  des  Senats   zu   ihren  Gunsten  ein,  der  zu  einer  neuen 


1)  doxi^Kazr,QSi.     Diese  Behörde  scheint  achäischen  Urspruuges  zu  sein. 

2)  Nach  Petit-Dutaillis  p.  83  wäre  es  Aristänos  gewesen;  aber  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  war  dieser  schon  gestorben;  denn  er  wird  nirgendwo  bei  den 
letzten  Verhandlungen  genannt. 

3)  Polyb.  XXIII  18,  5.  Die  Namen  des  oder  der  Gesandten  {KXfjriv  oder  Kktiaiy 
JiaxTQQior)  sind  verderbt. 

4)  Poiyb.  XXIV  1,  Iff.     2,  Iff. 


11.  Buch.     §  8.     Kallikrates  in  Rom.  59 

Erörterung  führte  ^  Lykortas  beantragte  auch  diesmal,  dem  Verlangen 
des  Senates  nicht  zu  willfahren,  aber  der  iStrateg  und  mit  ihm  Kalli- 
krates von  Leontion  traten  ihm  entgegen  und  sprachen  mit  dürren 
Worten  aus,  dafs  der  Wille  des  Senates  über  alles,  auch  über  Ver- 
fassung und  Verträge  gehen  müfste.  Diese  Männer  sind  die  Nachfolger 
des  Aristänos  und  Diophanes,  die  damals  wohl  schon  verstorben  waren; 
Hyperbatos  wie  Kallikrates  waren  aus  dem  alten  Achaia  '^ ,  und  ihre 
politische  Haltung  mag  durch  eine  regionale  Eifersucht  gegen  das  Über- 
gewicht der  Arkader  beeinflufst  worden  sein.  Jedoch  bei  den  Achäern 
behauptete  die  Meinung  des  Lykortas  das  Feld,  und  eine  Gesandtschaft 
ging  nach  Rom,  um  diesen  Beschlufs  zu  rechtfertigen.  Zum  Wortführer 
dieser  Gesandtschaft  machte  man  nicht  Lykortas,  der  ohne  Zweifel  in 
Rom  weniger  genehm  war,  sondern  den  Römerfreund  Kallikrates.  Man 
gab  ihm  zwei  unbedeutendere  Männer  mit  angesehenen  Namen  bei,  den 
Megalopoliten  Lydiadas  und  Aratos  von  Sikyon,  einen  Enkel  des  grofsen 
Aratos.  Die  Achäer  wählten  den  Kallikrates,  um  den  Römern  ihre  gute 
Gesinnung  zu  zeigen  und  den  Senat  bei  guter  Stimmung  zu  erhalten, 
aber  sie  hatten  es  schwer  zu  bereuen;  denn  Kallikrates,  durch  seine 
Mitgesandten  wenig  gehemmt,  verriet  seine  Auftraggeber  und  benutzte 
die  Gelegenheit,  in  Rom  seine  eigenen  Geschäfte  zu  machen  ^.  Er  war 
ein  ehrgeiziger,  gewissenloser  Politiker,  in  erster  Linie  Parteimann,  nicht 
Patriot.  Er  führte  dem  Senat  zu  Gemüte,  dafs  die  Achäer  nur  dann 
ganz  gefügig  gemacht  werden  könnten,  wenn  das  Ansehen  und  der 
Einflufs  des  Lykortas  und  seiner  Partei  beschränkt  würde.  Dazu 
müfste  der  Senat  die  unbedingten  Römerl'reunde  direkt  und  deutlich 
begünstigen  und  befördern.  Der  Senat  liefs  sich  das  gesagt  sein.  In 
der  Antwort  an  die  Achäer  empfahl  er  ihnen  abermals,  den  lakedä- 
monischen Verbannten  zur  Rückkehr  zu  verhelfen ;  um  dieser  Forderung 
mehr  Nachdruck  zu  verleihen,  wurden  zugleich  die  übrigen  Hellenen, 
die  Atoler,  Epiroten,  Athener,  Böoter  und  Akarnanen  zur  Beihilfe  auf- 
gefordert *.  Zugleich  ward  Kallikrates  besonders  und  namentlich  be- 
lobt; solchen  Leuten,  wie  diesem,  erklärte  der  Senat,  müfsten  die  öffent- 
lichen Geschäfte  übertragen  werden.  Triumphierend  kam  er  nach  Achaia 
zurück;  er  stellte  sich  als  den  Mann  der  Römer  vor,  und  die  Furcht 
vor  ihnen,  verbunden  mit  Bestechungen,  verschaffte  ihm  bei  der  ersten 


1)  Polyb.  XXIV  10.     Die  Strategie  des   Hyperbatos   wird  mit  Nissen   180/79 
V.  Clir.  zu  setzen  sein. 

2)  Hyperbatos  (oder  Hyperbatas)  ist  gewifs  ein  Nachkomme,  etwa   ein  Enkel 
des  gleichnamigen  Strategen  von  226  v.  Chr.     Bd.  II  319. 

3)  Polyb.  XXIV  11. 

4)  Polyb.  XXIV  12,  6.     Pausan.  VII  9,  6. 


(lO  11.  Buch.     §  8.     Rückkehr  der  spartanischen  Verbannten. 

Gelegenheit  das  Bundesfeldherrnamt.  In  seiner  Strategie  wurden  die  römi- 
schen Wünsche  für  Sparta  durchgeführt.  Es  erfolgte  damals  eine  neue  Inter- 
vention; wie  es  scheint,  ward  Appius  Claudius  wiederum  als  Gesandter 
zu  den  Achäern  geschickt  und  half  den  Bundesbeschlufs  durchsetzen  ^, 
der  den  lakedämonischen  Verbannten  die  Rückkehr  gestattete  und  den- 
jenigen unter  ihnen,  welche  von  den  Achäern  verurteilt  waren,  Straf- 
erlafs  gewährte.  Zugleich  wurden  alle  übrigen  Forderungen  des  Senates 
erfüllt,  Sparta  ward  wieder  ummauert,  und  zwar  damals  zuei'st  im 
ganzen  Umfange  ^ ,  die  lykurgische  Verfassung  wiederhergestellt  ^.  Im 
übrigen  blieb  die  Stadt  im  achäischen  Bunde,  ward  aber  von  der  Ge- 
richtsbarkeit desselben  in  den  schwersten  Fällen,  wo  es  sich  um  Leib 
und  Leben  handelte,  befreit*.  Kallikrates  hat  dabei  tätig  mitgewirkt; 
die  Verbannten  hat  er  zurückgeführt  und  zugleich  mit  ihrer  Vaterstadt 
ausgesöhnt  ^.  Zugleich  mit  den  lakedämonischen  Verbannten  wurden 
auch  die  messenischen  befriedigt,  die  sich  ebenfalls  nach  Rom  gewandt 
hatten.  Der  Senat  hatte  sich  zwar  noch  nicht  für  sie  erklärt,  aber  an- 
gesehene Männer  wie  Appius  Claudius  traten  für  sie  ein;  Kallikrates 
brachte  daher  auch  ihre  Rückkehr  in  Anregung  und  setzte  sie  durch 
(178  V.  Chr.)  '^. 

Damit  war  der  lange  Streit  zu  Ende,  und  Avenn  dies  auch  eine 
Beruhigung  gab,  so  war  doch  die  Art  und  Weise,  wie  es  durchgeführt 
war,  für  den  achäischen  Bund  und  ganz  Griechenland  verhängnisvoll. 
Denn  jetzt  fingen  die  Römer  an,   zu  dem  von  Kallikrates  empfohlenen 


1)  Dies  ist  dem  Berichte  des  Pausanias  VII  9,  5  zu  entnehmen,  wo  freilich 
vieles  verwirrt  und  die  Zeitfolge  ganz  ungenau  ist. 

2)  Pausan.  a.  0.     Liv.  XXXIV  37,  8. 

3)  Plut.  Philop.  16.  Die  Wiederherstellung  der  lykurgischen  Verfassung  wird 
dieser  Zeit  augehören.  Jedenfalls  hat  sie,  wenn  auf  Livius  XLV  28,  4  Verlafs 
ist,  168  v.  Chr.  wieder  bestanden.     Vgl.  oben  S.  51  Anm.  3. 

4)  Pausan.  VII  9,  5  sagt  darüber:  nSQi  Jf  rrj  exäarov  \pvx^  ^Sfixd  acpiai  &l- 
ööaaiv  (Ifui  ^ixaaTr^Qia ,  oaa  6e  äXXn  Eyx'Aii]uctTn  Xaußüi'ny  t£  «i'roi'j  xai  si/  TÖi 
Axaixw  vni/iiv  riU  dixac,  wo  die  ^svtxu  dixcairjQict  nicht  recht  verständlich  sind. 
Man  mufs  an  Richter  aus  einer  fremden  Stadt  denken.  SIG.  IP  510,  52  und  dazu 
Dittenbergers  Anm.  Es  liegt  ferner  nahe,  mit  Bekker  zu  schreiben  ^ccjußui'Hv  tc 
avToiig  SV  ra)  l4/ciixio  xal  vns/siy  Tel?  ö'ixug.  Übrigens  macht  die  Nachricht  des 
Pausanias  auch  dann  noch  Schwierigkeiten,  um  so  mehr,  als  wir  die  Kompetenz 
der  achäischen  Bundesgerichte  sonst  nicht  kennen  und  später  Verurteilungen  von 
Lakedämoniern  durch  den  Bund  vorkommen.     Liv.  XLII  51,  8. 

5)  Polyb.  XXIV  12,  15.  Noch  erhalten  ist  die  Inschrift  auf  der  Statue,  die 
dem  Kallikrates  dafür  von  den  Verbannten  in  Olympia  gesetzt  ward.  Inschr.  v, 
Olymp,  nro.  300.  SIG.  I'  292.  Er  wird  in  dieser  Inschrift  nicht  als  Strateg 
bezeichnet. 

6)  Polyb.  XXIV  12,  13  f     Pausan.  VII  9,  ß. 


11.  Buch.     §  9.     Das  pergameaische  lleich.  61 

Mittel  zu  greifen,  und  in  Griechenland  diejenigen  Männer,  die  sich 
ihnen  unbedingt  fügsam  erwiesen,  zu  unterstützen  und  zur  Herrschaft 
zu  bringen,  für  sie  ihr  Ansehen  einzusetzen,  ihnen  alles  nachzusehen, 
und  durch  sie  die  Bundesgenossen  in  unbedingter  Abhängigkeit  zu  er- 
halten. Es  war  das  ja  kein  neues  System,  aber  es  ward  damals  zuerst 
folgerichtig  und  bewvifst  angewandt.  Die  Folgen  zeigten  sich  bald ; 
ehrgeizige,  eigennützige,  gewissenlose  Streber,  an  denen  es  nirgends  fehlte, 
benutzten  die  Gunst  der  Römer,  um  ihr  Glück  zu  machen  und  ihre 
Gegner  zu  unterdrücken.  Die  Interessen  des  Bundes  traten  zurück 
gegen  die  Wünsche  der  Römer,  von  denen  man  sich  alles  gefallen 
lassen  mufste,  der  Gegensatz  der  Parteien  ward  dadurch  aufs  höchste 
verschärft,  das  ganze  politische  Leben  zerrüttet.  Die  Verfechter  der  Un- 
abhängigkeit, Lykortas  und  seine  Genossen,  verloren  keinesAvegs  ihren 
Eiuflufs;  im  Gegenteil  stand  nach  wie  vor  die  Mehrheit  des  Volkes  auf 
ihrer  Seite.  Aber  sie  gingen  mit  dem  Gefühl  bitterer  Enttäuschung  aus 
dem  langen  Streit  um  Sparta  hervor.  Sie  mufsten  sehen,  dafs  die 
Achäer  zum  Lohne  für  ihre  Bundesgenossenschaft  hinter  jenen  spar- 
tanischen Verbannten,  Leuten  mit  blutbefleckten  Händen,  zurückstehen 
mufsten.  Der  Verrat  des  Kallikrates  macht  in  das  Leben  des  achäischen 
Bundes  einen  tiefen  Einschnitt;  bis  dahin,  sagt  Polybios,  konnten  sich 
die  Achäer  den  Römern  gegenüber  unabhängig  und  gleich  fühlen ;  ihr 
Bund  hatte  einen  ansehnlichen  Aufschwung  genommen ;  von  jetzt  ab 
trat  eine  Wendung  zum  Schlimmeren  ein  ^ 

In  Kleinasien  ^  war  durch  den  Frieden  von  188  v.  Chr.  der  Per- 
gamener  Eumenes  die  vorwaltende  Macht  geworden  und  gleichsam  an 
Stelle  der  Seleukiden  getreten.  Die  Satrapicn  Phrygien  am  Hellespont 
mit  Mysien,  Lydien,  Grofsphrygien  mit  Lykaonien  und  Karlen  nördlich 
vom  Mäander,  dazu  das  lykische  Telmessos  waren  ihm  zugefallen.  Nur 
die  Kibyratis  behielt  ihren  eigenen  Dynasten  und  schlofs  mit  Rom  ein 
besonderes  Bündnis  ^,  und   auch    von  Pisidien,    das  Antiochos  ebenfalls 


1)  Polyb.  XXIV  12,  8 f.     Pausan.  VII  9,  7. 

2)  Über  die  neuere  Litteratur  vgl.  Bd.  II  70.  Für  Pergamon  ist  uoch  immer 
wertvoll  H.  E.  Meiers  Artikel  „ Pergamenisches  Reich"  in  Ersch  und  Grubers 
Encyklopädie  der  Wiss.  u.  Künste.     Sekt.  III  KJ. 

3)  Polyb.  XXX  5,  14.  9,  13  ff.  Einer  gütigen  Mitteilung  Heberdeys  und 
Zingerles  verdanke  ich  die  Kenntnis  des  Bündnisses  zwischen  den  Kibyraten  und 
Rom,  von  dem  der  Schlufspassus  gefunden  worden  ist.  Es  war  an  der  Basis  einer 
von  den  Kibyraten  gestifteten  Statue  der  Roma  eingegraben  und  gehört  ohne 
Zweifel  in  die  Zeit  bald  nach  188  v.  Chr. 


C3  11.  Buch.     §  9.     Das  pergamenische  Reich. 

abgetreten  hatte  ^,  fiel  den  Pergamenern  nur  ein  Teil  zu  ^ ;  ein  anderer 
Teil  behauptete  seine  Unabhängigkeit,  vor  allem  das  mächtige  Selge 
und  Antiocheia  in  Pisidien,  welch  letzteres  von  den  Römern  ausdrück- 
lich mit  der  Freiheit  beschenkt  ward  ^.  Über  diese  und  andere  Einzel- 
heiten mufs  in  Rom  nach  dem  Friedenschlufs  unterhandelt  worden  sein, 
als  auch  über  Pamphylien  entschieden  ward,  das  von  Antiochos  als  süd- 
lich vom  Tauros  gelegen  beansprucht  ward  (Bd.  II  760).  Der  Senat 
erkannte  es  dem  Eumenes  zu,  jedoch  nicht  ganz,  der  östlichste  Teil, 
die  Städte  Aspendos  und  Side  wurden  für  frei  erklärt  *.  Von  den 
thrakischen  Besitzungen  des  Antiochos  wurde  der  Chersones  mit  Lysl- 
macheia  und  mehrere  Plätze  an  der  Propontis  ebenfalls  dem  Eumenes 
übergeben  ^.  Unabängig  jedoch  blieb  ein  grofser  Teil  der  Küstenland- 
schaft, das  Gebiet  der  hellenischen  Freistädte.  Am  Hellespont  war  Kj- 
zikos  weitaus  die  ansehnlichste ,  ihr  Gebiet  erstreckte  sich  weit  ins 
Binnenland  hinein  und  begriff  Zeleia  und  den  daskylitischen  See  mit 
in  sich  ^.  Das  westlich  benachbarte  Priapos  mit  der  Landschaft  Adra- 
steia  ward  königlich ,  dagegen  Parion  frei  "^  und  ebenso  Lampsakos, 
Alexandreia  Troas  *  und  Ilion  ^,  während  Abydos  wahrscheinlich  Untertan 
wurde  ^^.      Südlich   von  Alexandreia   bis    nach  Kyme    war    die  Küsten- 


1)  Polyb.  XXI  22,  14. 

2)  Pergamenisch  wurde  z.  B.  Amblada  (Strabo  XII  570)  bei  Kysyldscha  zwi- 
schen Seidischehir  und  Bei.schehir  im  südwestlichen  Lykaonien  (oder  Isaurien), 
wie  sich  aus  einer  Inschrift  zu  ergeben  scheint,  die  Swoboda  dort  gefunden  liat. 
Vgl.  Deutsche  Lit.  Zeit,  vom  11.  Oktob.  1902  S.  2601. 

3)  Strabo  XII  571.  577.  Vielleicht  wui'den  auch  diejenigen  Städte  von  der 
pergamenischen  Herrschaft  ausgenommen,  welche  mit  Cn.  Manlius  Verträge  ge- 
schlossen hatten.     Bd.  11  752  ff. 

4)  Aspendos  war  mit  Rhodos  befreundet  (Liv.  XXXVII  23,  3)  und  schlofs 
später  mit  Cn.  Manlius  Freundschaft  (Polyb.  XXI  35,  4).  Side  ist  später  gleich- 
falls mit  Rhodos  verbündet.  Polyb.,  Fr.  160.  Vielleicht  haben  sich  die  Rhodier 
für  die  Freiheit  beider  Städte  verwandt. 

5)  Für  Sestos  wird  es  erwiesen  durch  die  Inschr.  von  Sestos  bei  Michel, 
Recueil  n.  327,  z.  10  ff.  SIG.  I*  246.  Aus  Bisanthe  stammt  das  Ehrendekret  für 
Eumenes  BCH.  24  (1900)  S.  165.     Vgl.  SIG.'  223  ff     CIG.  II  3568. 

6)  Strabo  XII  576.     XIII  587.  589. 

7)  Strabo  XIII  583. 

8)  Beider  Städte  Freiheit  hatte  Eumenes  gegen  Antiochos  verteidigen  helfen, 
und  wenn  sie  auch  früher  zu  den  mit  Attalos  I  verbündeten  Städten  gehörten 
(Bd.  II  391),  so  ist  doch  nicht  zu  bezweifeln,  dafs  sie  damals  als  frei  anerkannt 
wurden.  Nach  Livius  XLIII  6,  7  müfsten  die  Lampsakener  bis  zum  Anfang  des 
3.  makedonischen  Krieges  Untertanen  oder  Verbündete  Makedoniens  gewesen  sein. 
Aber  dies  ist  Erdichtung  der  römischen  Annalisten.     Nissen,  Krit.  Untersuch.  258. 

9)  Polyb.  XXII  5,  3. 

10)  Abydos  war  196  v.  Chr.  für  frei  erklärt  (Polyb.  XVIII  44,  4),  ward  dann 


11.  Buch.     §  9.     Das  pergamenische  Reich.  6B 

landscbaft  pergamenisch  \  ausgenommen  die  Besitzungen  der  Lesbier,  Kyme 
jedoch,  Phokäa,  Smjrna  und  die  folgenden  ionischen  Städte  scheinen 
alle  frei  gewesen  zu  sein  '^.  Hingegen  Ephesos,  der  Sitz  einst  der  pto- 
leraäischen,  dann  der  seleukidischen  Herrschaft,  ward  königlich,  ebenso 
die  grofsen  binnenländischen  Städte,  Magnesia  am  Sipjlos  und  am 
Mäander,  Tralleis  und  Sardis. 

Karien  südlich  vom  Mäander  und  Lykien  aufser  Telmessos  war  den 
Rhodiern  zugeteilt  Vvorden,  ausgenommen  die  alten  hellenischen  Städte, 
Miletos,  Halikarnassos  mit  Myndos,  Knidos  und  Phaseiis  ^,  vielleicht  auch 
lasos  und  Bargylia  *.  Im  Binnenlande  wurden  nachträglich  Mylasa  und 
Alabanda  als  hellenisch  anerkannt  und  für  frei  erklärt  ^.  Frei  und 
autonom  waren  und  blieben  auch  die  Inselgemeinden,  Samos,  Chios; 
Lesbos ,  die  im  letzten  Kriege  den  Römern  nützHche  Dienste  geleistet 
hatten  ^,  und  Tenedos  ''.  So  war  den  Pergamenern  der  Zutritt  zur  See 
zum  grofsen  Teil  durch  die  hellenischen  Städte  verschlossen,  deren  völlige 
Befreiung  von  der  königlichen  Gewalt  der  Anlafs  und  zugleich  das  Er- 
gebnis des  letzten  Krieges  war.  Der  maritimen  Entwickelung  des  neuen 
Königreiches  war  daher  nur  beschränkter  Raum  gelassen.  Im  übrigen 
beherrschte  Euraenes  ein  ansehnliches,  zusammenhängendes,  reiches  Ge- 
biet, in  dem  er  nunmehr  seine  Herrschaft  auszubauen  und  zu  befestigen 
hatte,  was  keine  leichte  Aufgabe  war;  denn  aus  einer  kleinen  Herr- 
schaft war  ein  grofser  Staat  geworden,  der  nach  der  Erschütterung  des 
Krieges  in  den  neuen  Zustand  übergeführt  werden  mufste. 

Eumenes  war  ein  geschickter,  fähiger  Regent,  keine  glänzende,  volks- 


aber  von  Antiochos  besetzt  und  bis  zuletzt  behauptet.  Strabo  XIII  595  erzählt 
dafs  Dardanos  von  den  Königen  bald  mit  Abydos  vereint,  bald  wieder  getrennt 
worden  sei.  Unter  den  Königen  versteht  der  Autor  hier  gewöhnlich  die  Perga- 
mener,  denen  also  Abydos  wie  Dardanos  gehört  haben  mufs. 

1)  Über  Skepsis  vgl.  Strabo  XIII  609.     Assos  Athen.  IX  375 D. 

2)  Sicher  ist  es  von  Smyrna,  Erythrä,  Klazomenä,  Koloplion  (Notion),  Priene 
(Polyb.  XXXIII  6)  und  Miletos.  Vgl.  Bd.  II  759  f,  Polyb.  XXVII  3,  1,  XXVIII 
19,  5.  Teos  war  frei,  aber  der  pergamenischen  Aufsicht  unterworfen,  s.  Inschr. 
von  Pergamon  I  n.  163  S.  90.  CIG.  II  3067.  3068.  3070.  SIG.  I''  303.  Lebedos 
war  vielleicht  frei,  während  in  der  Nähe  Myonnesos  den  Pergamenern  gehörte. 
Strabo  XIV  643.  Nicht  ganz  ausgeschlossen  ist,  dafs  Phokäa  zwar  frei  war,  aber 
den  Königen  von  Pergamon  Tribut  zahlen  mufste.     Bd.  II  748  f.  759. 

3)  Polyb.  XXX  8,  6.  9,  9  ff.  Diese  Städte  werden  auch  nie  den  Karern  oder 
Lykiern  zugerechnet. 

4)  Über  lasos  vgl.  Liv.  XXXVII  17,  3. 

5)  Polyb.  XXI  48,  4.    XXX  5,  11.  15.    Liv.  XLIII  6,  5  ff.    Bd.  II  751,  Anm.  4. 

6)  Liv  XXXVII  11,  13.     12,  5.     16,  11.  22,  2. 

7)  Dafs  Tenedos  nicht  pergamenisch  war,  folgt  aus  Polyb.  XXVII  7,  15.  Liv. 
XLIV  28,  3  f. 


64  11.  Buch.     §  9.     Das  pergamenische  Reich. 

tümliche  Persönlichkeit,  aber  in  den  Geschäften  erfahren,  tapfer,  ehrgeizig 
und  freigebig.  Nur  seine  Gesundheit  war  schwach  und  schwankend, 
aber  er  hatte  eine  natürliche  Stütze  an  seinen  Brüdern,  Attalos,  Phile- 
täros  und  Athenäos  Das  pergamenische  Königs!)aus  bot  das  seltene 
Beispiel  einer  einträchtigen  fürstlichen  Familie,  deren  Mittelpunkt  die 
I\Iutter  Apollonis  bildete,  eine  edle  Kyzikenerin,  die  ihren  Mann  lange 
überlebte  und  nach  ihrem  Tode  göttliche  Ehren  erhielt  ^  Eumenes  war 
in  seiner  Ehe  mit  Stratonike  kinderlos;  die  Nachfolge  war  dem  Attalos 
zugedacht,  dem  ältesten  Bruder,  der  damals  schon  die  erste  Stelle  nach 
dem  König  einnahm  und  ihm  bei  den  Avichtigsten  Geschäften  zur  Seite 
stand  ^. 

Im  wesentlichen  blieb  ohne  Zweifel  die  Verwaltung  des  Landes  in 
den  Formen,  wie  sie  von  den  Seleukiden  überkommen  waren,  deren 
Besitzungen  und  Einkünfte  auf  die  neuen  Herren  übergingen.  Aber  das 
Land  trat  doch  in  eine  neue  Zeit  ein ;  denn  die  Seleukiden  waren  meist 
weit  entfernt  und  hatten  bei  den  endlosen  Wirren  des  Reiches  ihre 
Herrschaft  in  Vorderasien  nur  mit  Unterbrechungen  wahrnehmen  können. 
Jetzt  erhielten  diese  Landschaften  einen  König,  der  unter  ihnen  wohnte, 
der  seine  Gewalt  ganz  anders  zur  Geltung  bi'ingen  konnte.  Eumenes 
und  seine  Brüder  waren  einsichtige,  tatkräftige  Fürsten  und  ganz 
Hellenen.  Mit  Nachdruck  ward  die  begonnene  Hellenisierung  ihres  Ge- 
bietes weiter  geführt.  Neue  Kolonien  wurden  angelegt,  die  früheren 
erweitert,  Bewohner  verpflanzt ;  manche  Veränderung  in  der  Bevölkerung 
ist  vor  sich  gegangen.  In  dieser  Richtung  war  noch  viel  zu  tun ;  denn 
der  weitaus  gröfste  Teil  des  Landes  war  bisher  ohne  Städte  und  ist 
erst  durch  die  pergamenischen  Herrscher  mit  städtischen  Gemeinden 
versehen  worden  ^. 


1)  Inschr.  v.  Pergamon  I  p.  88.  Nach  Fränkels  Meinung  ist  Apollonis  zwischen 
166  und  159  v.  Chr  gestorben;  sie  lebte  noch,  als  Eumenes  den  Beinamen  Soter 
annahm,  was,  wie  man  glaubt ,  nach  dem  gallischen  Kriege  von  1G8 — IGG  v.  Chr. 
geschehen  ist.  Vgl.  BCH.  V  386.  Altertümer  v.  Hierapolis  p.  78  f.  n.  30.  SIG-. 
I»  234. 

2)  Über  Eumenes  und  seine  Brüder  vgl.  Polyb.  XVIII  41 ,  10.  XXII  20. 
XXIIl  11,  6.  XXX  2,  4 f.  XXXII  22,  6.  Inschr.  v.  Pergamon  I  160.  169. 
Altertümer  v    Hierapolis  p.  78  f.  n.  30. 

3)  Unsere  Nachrichten  sind  nicht  zahlreich  und  nicht  sehr  bestimmt.  Es  ver- 
steht sich  von  selbst,  dafs  die  Kolonisation  erst  im  Laufe  der  Zeit  erfolgte.  Die 
meisten  Gründungen  stammen  von  Attalos  II ,  indes  werden  einige  auch  auf 
Eumenes  fallen.  Vgl.  Schuchhardt,  MA.  XIII  1  ff.,  wo  die  Ansicht  ausgesprochen 
wird,  dafs  die  Makedonier  von  den  Pergamern  nicht  angesiedelt  wurden,  was  zweifel- 
haft ist.  Hierher  gehört  ferner  die  Versetzung  der  Gergitbier  an  die  Quellen  des 
Kaikos  (Strabo  XIII  616),  vielleicht  auch,  was  über  die  Schicksale  von  Gargara 
und  Dardanos  berichtet  wird.     Strabo  XIII  595.  611. 


11.  Buch.     §  9.     Das  pergamenische  Reich.  65 

Hof  und  Regierung  wurden  bei  der  so  vergröfserten  Herrschaft 
etwa  nach  seleukidischera  Muster  auf  gröfserem  Fufs  eingerichtet  ^.  Die 
göttliche  Verehrung,  die  den  Fürsten  übrigens  schon  früher  zu  teil  ge- 
worden war,  ward  jetzt  auf  sie  voll  übertragen  2,  und  es  versteht  sich 
von  selbst ,  dafs  sie  einen  Stammbaum  mit  einem  göttlichen  Ahnherrn 
sich  aneigneten,  dem  Herakles  ^.  Sie  gliederten  sich  in  dieser  Hinsicht 
den  übrigen  makedonischen  Königsfamilien  an. 

Wie  sie  ihre  neuen  Erwerbungen  verwalteten,  ist  nicht  bekannt. 
Die  grofsen  seleukidischen  Satrapien  hatten  ihre  Berechtigung  verloren 
und  kommen  nicht  mehr  vor.  Das  Land  mufs,  abgesehen  von  den 
Stadtgeraeinden,  in  kleinere  Bezirke  geteilt  worden  sein,  die  etwa  von 
Strategen  beaufsichtigt  wurden  *.  Die  Grundlage  der  Verwaltung,  die 
Gliederung  der  Bevölkerung  in  die  verschiedenen  Klassen,  blieb  unver- 
ändert. Die  makedonischen  Ansiedler  behielten  ihre  früheren  Rechte 
und  Pflichten ;  unter  den  Einheimischen  bilden  die  Myser  eine  besondere 
Kategorie;  sie  werden  zum  Kriegsdienst  bestimmt  und  haben  dafür 
ohne  Zweifel  gewisse  Privilegien  genossen  ^,  während  die  Asiaten  sonst 
im  Heere  kaum  Verwendung  fanden. 

Der  weitaus  wichtigste  Verwaltungszweig  waren  die  Finanzen.  Die 
pergamenischen  Fürsten  waren  von  jeher  gute  Haushalter  gewesen. 
Ihre  Macht  beruhte  auf  ihrem  Reichtum,  und  sie  müssen  aus  ihrem 
kleinen  Lande  verhältnismäfsig  hohe  Einkünfte  gezogen  haben  ^.  Ein 
Teil  ihres  Vermögens  bestand  aus  Sklaven,  die  sie  in  industrieller 
Arbeit  verwerteten,  und  die  eine  sehr  ansehnliche  Zahl  ausgemacht 
haben  müssen  ^.  Auch  in  ihrem  neuen,  gröfseren  Reich  blieben  die 
Fürsten  ihren  bewährten  Traditionen  treu.  Sie  werden  ihr  altes  Finanz- 
system auf  die  neuerworbenen  Landschaften  ausgedehnt  haben  und  es 
scheint,  dafs  sie  alles  Erreichbare   an  sich   nahmen  ^.     So   wuchsen   die 

1)  Inschr.  v.  Perg.  I  n.  171—176. 

2)  CIG.  II  3067.  3068.  3070.  Inschr.  v.  Perg.  I  431?.  171.  246.  Auch  in 
den  Versen  der  Dichterin  Phaennis  bei  Pausan.  IX  15,  3  werden  die  Attaliden  als 
göttliche  Wesen  behandelt. 

3)  S.  die  Verse  Nikanders  bei  Otto  Schneider,  Nicaudrea  S.  If. 

4)  Wir  kennen  einen  Strategen  der  thrakischen  Besitzungen  auf  dem  thra- 
kischen  Chersones.     Michel,  ßecueil  327  z.  13. 

5)  Inschr.  von  Perg.  249 ,  wo  die  Myser  neben  den  Makedonen  aufgeführt 
werden.  Diese  Heranziehung  der  Myser  stammt  aus  seleukidischer  Zeit.  Polyb. 
V  76,  1.   XXXI  3,  3.    Liv.  XXXVII  40,  8.     Bd.  II  391. 

6)  Vom  Ertrage  des  Landes  ward  der  Zehnte  erhoben.    Inschr.  v.  Pergamon  158. 

7)  Inschr.  v.  Pergamon  249.  C.  Wachsmuth,  Histor.  Vierteljahrschrift,  1899 
S.  308.     Die  Sklaven  heifsen  ßaaihxoi.     Vgl.  Athen.  XV  697  D. 

8)  Das  ephesische  Heiligtum  mufste  einen  Teil  seiner  Einkünfte  an  den  Fiskus 
abgeben.     Strabo  XIV  642. 

Niese,  Gescb.  d.  griech.  n.  maV.  Sta.iten.     III.  ö 


66  11.  Buch.    §  9.     Die  Stadt  Pergamon. 

Einkünfte  der  Pergamener  gewaltig  an,  und  Eumenes  konnte  mit  frei- 
gebiger Hand  die  Überschüsse  seiner  Verwaltung  benutzen,  um  seinen 
Ehrgeiz  zu  befriedigen  und  den  Glanz  seines  Fürstentums  zu  erhöhen. 
Gewifs  hat  er  die  neuerworbenen  Grofsstädte  seines  Reichs,  Sardis, 
Apameia,  Tralleis,  Ephesos,  die  alten  königlichen  Residenzen,  nicht  ver- 
nachlässigt ^  Vor  allem  aber  sorgte  er  für  seine  Hauptstadt  Pergamon; 
er  hat  sie  ausgebaut,  vergröfsert  und  neue  Einwohner  hereingezogen  ^. 
Pergamon  ist  eine  hellenische  Stadt  mit  hellenischer  Verfassung  ^  und 
frei;  das  Volk  steht  rechtlich  wie  eine  eigene  Gewalt  neben  dem 
Hofe*;  in  Wahrheit  jedoch  ist  es  ganz  von  seinen  Königen  abhängig, 
von  denen  die  höchsten  Beamten  und  Priester  ernannt  wurden  ^,  denen 
es  aber  auch  alles  verdankt.  Schon  Attalos  hatte  viel  für  Stadt  und 
Burg  und  ihre  Befestigung  getan  ^,  aber  Eumenes  ist  es,  der  Pergamon 
zu  dem  gemacht  hat,  was  es  später  war,  zur  ersten  Stadt  des  König- 
reichs '.  Er  hat  die  Stadt  und  ihre  Heiligtümer  mit  Gebäuden  und 
Bildwerken  reich  geschmückt  ^.  Ein  Wunderwerk  war  der  riesige  vier- 
eckige Altar  auf  einer  Burgterrasse,  auf  dem  die  Gigantenkämpfe  dar- 
gestellt waren,  eine  Verherrlichung  der  gallischen  Siege  ^.  Vor  den  Toren 
am  Nikephorion  pflanzte  Eumenes  den  Hain  wieder  an,  den  Philippos 
verwüstet  hatte.  Aus  den  benachbarten  Bergen,  aus  einer  Entfernung 
von  30  km  erhielt  die  erweiterte  Stadt  eine  Wasserleitung,  die  das 
Wasser  bis  zur  Höhe  der  Burg  hinauftrieb  '°.  Der  Kultus  und  die 
Feste  wurden  prächtig  ausgestattet.  Die  ältere  Feier  der  Athena  Nike- 
phoros  oder  Polias  ^^  ward  wahrscheinlich   183  v.  Chr.  von  Eumenes  zu 


1)  In  Tralleis  bauten  sich  die  Attaliker  einen  Palast.  Vitruv.  II  8,  6.  Das 
ist  aber  vielleicht  erst  von  Attalos  II  geschehen. 

2)  Inschr.  v.  Pergam.  I  158  handelt  von  solchen  Kolonisten. 

3)  Neben  Prytanen  und  Strategen  kennen  wir  als  Beamte  vofxog)vkax£s ,  dyo~ 
Quvofioi  11.  a.     Inschr.  v.  Pergam.  I  237  f.  243  f.  246. 

4)  Inschr.  v.  Pergam.  I  160.  SIG.  I'^  295,  6.  12. 

5)  Inschr.  v.  Pergam.  I  18.  248.     Vgl.  MahaflPy,  Hermathena  No.  XXII  S.  389. 

6)  Vornehmlich  in  den  Jahren  211—216  v.  Chr.,  wie  Schuchhardt  aus  den 
Ziegelstempeln  geschlossen  hat.  Inschr.  v.  Pergam.  II  397.  Sitzungsber.  d.  Berl. 
Akad.  1887,  1211  f. 

7)  Strabo  XIII  624,  dessen  Angaben  durch  die  Inschriften  bestätigt  und  er- 
läutert werden.  Weitere  Belege  bei  Meier  a.  0.  346  ff.  C.  F.  Wegener,  De  aula 
Attalica,  Havniae  1836. 

8)  Gemälde  erwähnt  Pausan.  I  4,  6. 

9)  Ein  grofser  Teil  ist  bekanntlich  zu  Tage  gefördert  und  befindet  sich  in 
Berlin.     Den  Altar  erwähnt  Ampelius,  Liber  mem.  8,  14. 

10)  Abhandl.  der  Berl.  Akadem.  philos.-hist.  Kl.  1887  S.  1  ff.  Auf  dem  Markte 
stand  eine  Wasseruhr  in  Gestalt  eines  Hermes.     Inschr.  v.  Pergam.  I  183. 

11)  Inschr.  V.  Pergam.  223.  226.     Der   Tempel,  dessen  Reste  Altertümer   von 


11.  Buch.     §  9.     Pergamon.  67 

einem  panhellenischen  trieterischen  Fest  nach  Art  der  Pythien  und  Olym- 
pien umgestaltet;  der  heilige  Bezirk  erhielt  das  Asylrecht  ^  Besonders 
bedeutend  war  aufserdem  der  Dienst  des  Dionysos,  dem  ebenfalls  alle 
zwei  Jahre  Spiele  gefeiert  wurden  ^,  des  Zeus  Soter  und  des  Asklepios. 
Letzterer  war  einst  von  Epidauros  eingeführt  worden.  An  seinen 
Tempel  lehnte  sich  eine  ärztliche  Schule  an,  die  zu  grofsem  Ansehen 
gelangte  ^.  Wohl  die  berühmteste  Stiftung  des  Eumenes  war  die  Biblio- 
thek, die  am  Athenatempel  auf  der  Burg  ihre  Stätte  fand.  Als  Muster 
diente  Alexandreia ;  wie  dort,  so  versammelte  sich  auch  in  Pergamon  am 
Königöhofe  ein  Kreis  von  Gelehrten  jeder  Art,  Grammatiker,  Dichter, 
Historiker ,  Philosophen ,  Mathematiker  und  Mediziner  ^.  Die  Könige 
selbst  teilten  die  künstlerischen,  wissenschaftlichen  und  litterai'ischen 
Liebhabereien  ihrer  Zeit  ^.  Pergamon  trat  mit  Alexandrien  in  Wett- 
bewerb, ward  einer  der  Mittelpunkte  für  wissenschaftliche  Studien  jeg- 
licher Art  und  hat  weit  über  die  Grenzen  des  Landes  hinaus  gewirkt ''. 
Auch  aufserhalb  ihres  Gebietes  bemühten  sich  Eumenes  und  seine 
Dynastie  jetzt  mit  verdoppeltem  Eifer  um  die  Gunst  der  freien  Hellenen 
in  Asien  wie  in  Europa  ''.     Am  engsten   und   schon    seit   längerer  Zeit 

Perg.  Bd.  II  behandelt  werden,  stand  oben  auf  der  Burg,  daher  hiefs  die  Göttin 
Polias.  Ein  zweiter  mit  dem  berühmten  Hain  lag  draufsen  vor  der  Stadt.  Der 
Burgtempel  rührt  in  der  späteren  Gestalt  erst  von  Attalos  II  her.  Altert,  v.  Perg. 
II  43  f. 

1)  SIG.  P  295.  Über  die  Zeit  s.  Inschr.  v.  Perg.  I  167  mit  Fränkels  Anmerk. 
Irrtümlich  schreibt  C.  Wachsmuth  (Histor.  Vierteljahrschrift  1899,  S.  312)  die 
Nikephorien  im  späteren  Sinne  dem  Attalos  I  zu. 

2)  Es  ist  Dionysos  xad-riyefxwy.  Inschr.  v.  Perg.  I  248.  Der  Kult  findet  im 
ganzen  Lande  Verbreitung.  GIG.  II  3067  f.  Michel,  Recueil  1015  f.  In  Phrygien 
gründeten  Eumenes  und  Attalos  eine  Stadt  Dionysupolis.  Steph.  Byz.  s.  Jio- 
vvaov  noXig. 

3)  Inschr.  v.  Perg.  I  190.  246.  Pausan.  II  26,  8.  Lucian.  Icarom.  24.  Vgl. 
RE.  II  2,  1674. 

4)  Wegener,  De  aula  Attalica  102  ff.  ist  übrigens  mit  Kritik  zu  benutzen. 
Dafs  auch  hier,  wie  in  Alexandrien,  ein  Musenkult  {Movastop)  den  Mittelpunkt  der 
Studien  bildete,  ist  meines  Wissens  nicht  bezeugt. 

5)  Attalos  I  war  Schriftsteller  (Strabo  XIII  603),  Eumenes  sammelte  Kuriositäten 
(Athen.  IX  375  D).  Attalos  II  Avar  der  Gönner  des  Grammatikers  ApoUodoros,  der 
ihm  seine  Chronik  widmete  (Scymnos  Perieg.  v.  16  ff.),  aufserdem  ein  Liebhaber 
alter  Gemälde.  Plin.  VII  126.  XXXV  24.  132.  Fränkel,  Inschr.  v.  Perg.  I 
46—50.     Jahrbücher  d.  k.  deutschen  Instit.  6  (1891)  49  ff. 

6)  Strabo  XIII  624.  609.  Plut.  Anton.  58.  Athen.  VIII  336  E.  Dionys.  Hai. 
de  Dinerch.  p.  630.  661  (I  p.  297,  15.  317,  3  Usener).  Plinius  h.  n.  XXXV  10. 
Vitruv.  VII  §  4.  Galen,  vol.  XV  105.  109.  XVI  5.  In  der  Bibliothek  waren  die 
Büsten  berühmter  Schriftsteller  aufgestellt.  Inschr.  v.  Perg.  I  n.  198 — 203.  Vgl. 
Dziatzko  RE.  III  1,  414. 

7)  Polyb.  XXXII  22,  1.     Im  einzelnen  wird   diese  Tatsache   durch  Zeugnisse 

5* 


ßS  11.  Buch.     §  9.    Eumenes  II  und  die  Hellenen. 

waren  sie  mit  Athen  verbunden,  das  bei  den  pergamenischen  Schöpfungen 
vielfach  als  Muster  diente  und  von  den  Fürsten  oft  besucht  und  aus- 
gezeichnet ward  ^  Mit  den  Atolern  ward  die  alte,  durch  den  antiochi- 
schen  Krieg  unterbrochene  Freundschaft  von  Eumenes  bald  erneuert 
und  ist  ohne  Zweifel  durch  manche  Liberalität  betätigt  worden  ^.  Nicht 
ohne  politische  Bedeutung  war  das  Bündnis,  das  Eumenes  184  oder 
183  V.  Chr.  mit  den  verbündeten  kretischen  Städten  abschlofs,  wobei  der 
Koni«'  ohne  Zweifel  besonders  auf  den  Zuzug  kretischer  Söldner  rechnete  ^. 
Weniger  glückte  es  ihm  mit  den  Achäern ;  ein  ansehnliches  Geldgeschenk, 
das  er  ihnen  bald  nach  dem  Kriege  anbot,  ward  abgelehnt.  Es  zeigte 
sich  damals,  dafs  die  Achäer  ihm  unfreundlich  gegenüberstanden.  Eine 
ihrer  Beschwerden  betraf  die  Insel  Agina,  die  sie  ungern  in  den  Hän- 
den des  Eumenes  sahen  und  lieber  ihrem  Bunde  angegliedert  hätten  *. 
Später  kam  es  so  weit,  dafs  sie  sogar  die  früher  dem  Eumenes  er- 
wiesenen Ehren  sämtHch  abscliafFten  ^. 

Überhaupt  ist  es  dem  Eumenes  trotz  allen  Bemühungen  nicht  ge- 
lungen, sich  in  der  hellenischen  Welt  eine  wirkliche  Popularität  zu  ver- 
schaffen. Es  scheint,  dafs  er  bei  vielen  seiner  neuen  hellenischen  Unter- 
tanen auf  Abneigung  und  Widerstand  stiefs.  Vielleicht  hatten  beim 
Ende  des  antiochischen  Krieges  manche  auf  völHge  Befreiung  gehofft 
und  ungern  die  alte  Dynastie  mit  der  neuen  vertauscht.  Die  Perga- 
mener  erschienen  als  Emporkömmlinge  zweifelhafter  Herkunft^,   denen 


und  Inschriften  belegt,  z.  B.  aus  Milet,  Revue  de  philol.  23  (1899)  S.  24.  Kalaureia, 
CIGPel.  I  848.  Thespiä  IGGSept.  I  1788  ff.  Attalos  II  stiftete  den  Delphiern 
auf  ihr  Ansuchen  ein  Kapital  zum  Unterricht  der  Jugend  und  zur  Ausrichtung 
eines  Festes  zu  Ehren  des  Stifters  SIG.  I^  306.  Ähnlichen  Ursprung  werden  auf 
Kos  die  dem  Eumenes  und  Attalos  zu  Ehren  gehaltenen  Umzüge  haben  SIG. 
11^  619.  Verbindungen  des  Eumenes  mit  Tenedos  bezeugt  IGIns.  II  639.  Überall 
suchte  er  Freundschaften  zu  erwerben. 

1)  Oben  ö.  18.  Es  kann  hier  erwähnt  werden,  dafs  Eläa,  der  pergamenische 
Hafenort,  für  eine  Gründung  des  Atheners  Menestheus  galt.     Strabo  XIII  623. 

2)  SIG.  r  295.  296. 

3)  SIG.  I'  288.  Michel,  Recueil  26.  Es  sind  31  kretische  Gemeinden  genannt, 
an  der  Spitze  Gortys,  Knosos ,  Phästos ,  Lyttos.  Das  Bündnis  ist  geschlossen  im 
14.  Jahre  des  Eumenes,  im  Monat  Panemos,  der  etwa  unserem  Juni  entspi-icht. 

4)  Polyb.  XXII  10,  3  ff.     11,  Iff.     Oben  S.  40. 

5)  Polyb.  XXVII  18.  XXVIII  7.  Es  geschah  vor  dem  Anfange  des  3.  ma- 
kedonischen Krieges.     Der  Zeitpunkt  ist  genauer  nicht  bekannt. 

6)  Sklaven  im  Purpur  nannte  sie  Daphitas  in  Schmähversen,  die  ihn  das 
Leben  kosteten.  Er  ward  bei  Magnesia  am  Mäander  gekreuzigt.  Strabo  XIV 
647.  Suidas  s.  Jarpl&ag.  Cicero  de  fato  §  5.  Valer.  Max.  I  8  ext.  8.  Vgl.  IGGSept. 
I  3167.  Nach  einer  Version  war  der  Gründer  der  Dynastie,  Philetäros,  Sohn  einer 
Flötenbläserin.     Athen.  XIII  577  B.     Vgl.  Pausan.  I  8,  1. 


11.  Buch.     §  9.     Eumenes  II  in  Vorderasien.  60 

man  sich  ungern  fügte.  Und  gewifs  war  Eumenes  für  viele  ein 
drückenderer  Herr  als  Antiochos.  Wenigstens  besteht  kein  Zweifel, 
dafs  er  vielerorts  in  Asien  und  Hellas  unbeliebt  war  ^  Es  mag  wohl 
sein,  dafs  er  seinen  Untertanen  harte  Lasten  auferlegte,  dafs  sein  Finanz- 
system das  Land  drückte  ^.  Wahrscheinlich  trug  zu  seiner  Unbeliebt- 
heit sein  Verhältnis  zu  den  Römern  viel  bei;  denn  die  Römer  fingen 
an,  sich  in  der  griechischen  Welt  ebenso  gefurchtet,  wie  verhafst  zu 
machen,  und  Eumenes  war  ihr  unbedingter  Freund.  Als  ihr  Freund 
war  er  grofs  geworden,  mit  ihrer  Freundschaft  hoffte  er  noch  weitere 
Fortschritte  zu  machen;  es  war  der  Grundsatz  seiner  Politik,  nichts 
ohne  die  Römer  zu  tun  und  immer  seine  Blicke  zuerst  dahin  zu  richten. 
In  Vorderasien  ha,tte  Eumenes  eine  überwiegende  Stellung;  sein 
Einflufs  reichte  weit  über  die  Grenzen  seines  Gebietes  hinaus.  Über 
die  benachbarten  Galater,  seine  alten  Feinde,  war  ihm  eine  gewisse  Auf- 
sicht oder  Schutzherrschaft  übertragen  worden.  Er  bildete  sich  bei 
ihnen  eine  Partei  und  setzte  sich  in  ihrer  Mitte  fest.  Pessinus,  die  Stadt 
der  grofsen  Göttermutter,  war  der  Mittelpunkt  des  pergamenischen  Ein- 
flusses ;  es  war  in  der  Gewalt  der  Könige,  die  das  Heiligtum  unter  ihre 
besondere  Obhut  nahmen  ^.  Mit  Ariarathes  JV  von  Kappadokien  ferner 
hatte  sich  Eumenes  verschwägert  und  verbündet  (Bd.  II  759);  die  bei- 
den Fürsten  standen  fortan  in  engster  Interessengemeinschaft.  Von  hier 
gingen  seine  Verbindungen  über  den  Euphrat  nach  Armenien  hinüber; 
mit  beiden  armenischen  Fürsten,  mit  Artaxias  wie  mit  Mithridates,  dem 
Nachfolger  des  Zariadris,  scheint  er  gemeinsam  mit  Ariarathes  Verträge 
geschlossen  zu  haben  *.  Auf  der  anderen  Seite  fehlte  es  ihm  nicht  an 
Feinden.  Unversöhnliche  Feindschaft  herrschte  zwischen  ihm  und  Ma- 
kedonien, und  bald  erstanden  ihm  in  nächster  Nachbarschaft  im  nörd- 
lichen Kleinasien  erbitterte  Gegner,  die  sein  Wachstum  mit  Eifersucht 
verfolgten  und  ihn  in  schwere,  langwierige  Kämpfe  verwickelten. 


1)  Bei  Gelegenheit  kamen  dann  laute  Klagen  zum  Vorschein.  Polyb.  XXXI 
6,  4.  10.  Einen  besonderen  Streit  des  Attalos  II  mit  Priene  erwähnt  Polyb. 
XXXIII  6,  6. 

2)  Dem  Ephesischen  Heiligtume  wurde  ein  Teil  der  Einkünfte  entzogen. 
Strabo  XIV  G42.     Oben  S.  65  Anm.  8. 

3)  Bd.  II  753  f.  761.  Die  Pergamener  haben  z.B.  den  Tempel  der  Agdistis  aus- 
gebaut (Strabo  XII  567).  Ein  Zeugnis  aus  etwas  späterer  Zeit  sind  die  Briefe  des 
Eumenes  II  und  Attalos  II  an  den  Hohenpriester  Attis.  Arch.  epigr.  Mitteil,  aus 
Osterr.  VIII  95.  Michel,  Recueil  45.  Auch  in  der  Geschichte  von  der  Überführung 
des  Kultus  der  grofsen  Göttermutter  nach  Rom  b^I  Livius  XXIX  11  ist  Attalos 
Herr  von  Pessinus.  Die  Erzählung  des  Livius  ist  übrigens  (unter  dem  Jahre 
205  V.  Chr.)     weit  vordatiert,  und  Attalos  ist  in  Wahrheit  Attalos  II. 

4)  Polyb.  XXV  2,  llflf. 


70  11-  Buch.     §  10.    Das  nördliche  Kleiuasien. 

§10. 

Der  Norden  Kleinasiens  war  vom  letzten  Kriege  gegen  Antiochos 
nicht  unmittelbar  berührt  worden.  Nur  der  Fürst  des  binnenländischen 
Paphlagoniens ,  Morzios,  der  in  Gangra  residierte,  hatte  als  Bundes- 
genosse der  Galater  am  letzten  Feldzuge  teilgenommen  und  war  daher 
in  den  Frieden  miteinbegriffen  worden.  Pharnakes,  der  König  des 
nördlichen  Kappadokiens,  war  dem  Kriege  fern  geblieben,  ebenso  die 
pontischen  Freistädte,  besonders  das  ansehnliche  Herakleia,  das  sich  vor 
der  Entscheidungschlacht  an  den  Friedensversuchen  beteiligte  und  erst 
später  den  Verbündeten  Roms  beitrat  ^  Auch  Prusias  von  Bithynien 
hatte  sich  von  den  Römern  beschwichtigen  lassen  und  war  neutral  ge- 
blieben. Er  behielt,  was  er  als  Philipps  Bundesgenosse  erobert  hatte; 
die  bithynische  Küstenlandschaft  der  Propontis  war  also  ganz  in  seinen 
Händen,  und  von  den  dortigen  Freistädten  hatte  sich  nur  Kalchedon 
behauptet.  Seit  längerer  Zeit  war  er  jedoch  mit  Eumenes  verfeindet 
und  bald  nach  dem  Frieden,  etwa  186  v.  Chr.  überzog  er  ihn  mit 
Krieg  ^.  Anlafs  dazu  bot  wahrscheinlich  ein  streitiges  Landstück ,  der 
an  Bithynien  grenzende  Teil  Mysiens,  der  im  Frieden  von  188  v.  Chr. 
dem  Eumenes  zugesprochen  worden  war,  auf  den  aber  von  früher  her 
auch  Bithynien  Anspruch  machte  ^.  Prusias  hat  zum  Kriege  keinen 
Geringeren  in  Dienst  genommen  als  den  Karthager  Hannibal,  der  sich 
bald  nach  der  Schlacht  bei  Magnesia  auf  einen  Wink  des  Antiochos, 
von  dem  seine  Auslieferung  gefordert  ward,  wieder  auf  die  Flucht  be- 
geben hatte.  Er  war  in  Armenien  und  soll  hier  lür  Artaxias  die  Be- 
festigung der  Hauptstadt  Artaxata  angelegt  haben  *.  Nach  verschie- 
denen  Wanderungen  ^   wohnte   er    eine   Zeitlang   in    Gortys   auf  Kreta 


1)  Memnon  bei  Photios  bibl.  p.  229  b. 

2)  Polyb.  III  6,  3.  Justinus  XXXII  4,  2.  Trogus  prol.  32.  Liv.  XXXIX 
51,  1.  Corn.  Nep.  Hannib.  10,  2  f.  Da  der  Krieg  Ol.  148,  4  (185/4  v.  Chr.)  zu 
Ende  war  (Polyb.  XXII  20),  so  mag  er  etwa  186  v.  Chr.  begonnen  haben.  Meier 
(Ersch  und  Gruber  III  16,  378)  vermutet,  dafs  die  Gesandtschaft  des  Eumenes  an 
die  Achäer  (oben  S.  40)  mit  dem  Ausbruche  des  Krieges  in  Zusammenhang  stehe, 
was  nicht  glaublich  ist,  da  dies  in  unserm  Bericht  angedeutet  sein  müfste. 

3)  Strabo  XII  563.  Bd.  II  760.  Dem  Prusias  scheint  diese  Landschaft  von 
Antiochos  versprochen  zu  sein,  und  er  mag  sich  darauf  berufen  haben,  dafs  die 
Römer,  als  sie  seine  Neutralität  erbaten  (Bd.  II  735),  ihm  seinen  Besitz  ungeschmälert 
zugesichert  hätten. 

4)  Strabo  XI  528.     Plutarch.  Luculi.  31. 

5)  nkayri&slg  nokXü  Plut.  Tit.  20.  Hannibal  scheint  auch  auf  Rhodos  gewesen 
zu  sein ;  nach  Nepos,  Hann.  13 ,  2  hat  er  den  Rhodiern  eine  griechische  Schrift 
über  den  Feldzug  des  Cn.  Manlius  in  Asien  übersandt.  Von  Antiochos  raufs  er 
sich  spätestens  vor  dem  endgültigen  Friedenschlufs  188  v.  Chr.    (Bd.  II  757)  ent- 


11.  Buch.     §  10.     Prusjas  und  Eumenes  186/5  v.  Chr.  71 

und  begab  sich  von   hier,  vermutlich   auf  Einladung   des  Prusias,  nach 
Bithynien  zum  Kriege  mit  Eumenes  ^. 

Über  den  Verlauf  des  Krieges  ist  nur  wenig  bekannt ;  aber  er  blieb 
nicht  auf  Prusias  und  Eumenes  beschränkt,  sondern  zog  auch  die  Nach- 
barn in  seine  Kreise.  Prusias  erhielt  von  Makedonien  Unterstützung  ^ 
und  vor  allem  zogen  ihm  Galater  zur  Hilfe.  Es  ward  zu  Lande  und 
zu  Wasser  gekämpft;  Eumenes  übernahm  die  Flotte,  während  sein 
Bruder  Attalos  das  Landheer  befehligte.  Attalos  drang  in  Bithynien 
ein  und  errang  am  Berge  Lypedros  einen  Sieg  über  die  vereinigten 
Bithyner  und  Galater  ^,  Eumenes  hingegen  war  weniger  glücklich. 
Hannibal  führte  die  bithynische  Flotte,  und  es  gelang  ihm  in  einer  See- 
schlacht den  Eumenes  trotz  der  überlegenen  Zahl  seiner  Schiffe  durch 
geschickte  Verteilung  seiner  Streitkräfte  zu  besiegen  ^.  Vielleicht  trat 
auch  Herakleia  als  Verbündete  des  Eumenes  in  diesen  Krieg  ein.  Wir 
wissen,  dafs  Prusias  den  Herakloten  die  Städte  Kieros  und  Tios  ent- 
rifs,  die  sie  einst  von  Nikomedes  gewonnen  hatten  ^ ,  und  sogar  He- 
rakleia belagerte  und  in  ernste  Gefahr  brachte.  Aber  der  Sturm- 
angriff auf  die  Mauern  Herakleias  mifslang ;  dem  bithynischen  König 
ward  das  Bein  zerschmettert,  er  ward  nur  mit  Mühe  in  sein  Lager 
zurückgebracht,  zog  ab  und  war  seitdem  lahm  ''. 


fernt  haben,  wo  seine  Auslieferung  nochmals  bestimmt  ward,   wahrscheinlich  aber 
schon  bald  nach  Festsetzung  der  Präliminarien  (Bd.  II  746. 

1)  Nepos  Hann.  9.  Justin.  XXXII  4,  3 ff.  Bekannt  ist  die  Geschichte,  wie 
er  die  nach  seinen  Reichtümern  lüsternen  Kreter  täuschte,  indem  er  ihnen  anscheinend 
alles  in  Verwahrung  gab,  in  Wahrheit  es  aber  in  Statuen,  die  hohl,  also  von  Erz 
waren ,  mitnahm.  Vielleicht  berichtete  davon  schon  Polybios  fr.  188  vol.  IV 
S.   1388  Hultsch.     Suidas  s.  qurraain. 

2)  Polyb.  XXIII  1,  4.     3,  1  f .     Liv.  XXXIX  46,  9. 

3)  Inschr.  v.  Perg.  I  n.  65,  das  Wort  FaXäraq  ist  freilich  ergänzt.  Der  Lype- 
dros wird  von  Memnon  p.  228  a  28  Lyperos  genannt. 

4)  Nepos  Hannib.  10,  4  ff.  Justiuus  XXXII  4,  6.  Die  bekannte  Erzählung 
ist  anekdotisch :  Hannibal  vereinigt  seine  besten  Kräfte  zum  Angriff  auf  Eumenes 
selbst,  während  er  sich  im  übrigen  auf  die  Verteidigung  beschränkt,  zu  welchem 
Zwecke  er  die  Schiffe  mit  Töpfen  ausgerüstet  hat,  die  mit  Giftschlangen  gefüllt 
sind  und  den  Feinden  aufs  Verdeck  geworfen  werden  sollen.  Sein  Plan  gelingt 
nicht  ganz;  denn  Eumenes,  auf  dessen  Leben  es  abgesehen  ist,  entkommt  der  Ge- 
fahr, aber  die  feindliche  Flotte  wird  geschlagen.  Die  Geschichte  von  den  Gift- 
schlangen kommt  auch  in  anderem  Zusammenhange  vor.  Frontinus  strat.  IV  7,  10  f. 
Galenus  vol  XIV  p.  231  Kühn. 

5)  Bd.  II  75. 

6)  Memnon  bei  Photios  bibl.  p.  229  b  36  ff.  Daher  führt  dieser  Prusias  den 
Beinamen  „der  Lahme"  {xalög).  Memnon  erzählte  die  Geschichte,  wie  es  scheint, 
nicht  in  ihrem  Zusammenhange,  sondern  beiläufig,  und  sie  kann  auch  früher  fallen, 
etwa  in  die  Zeit,  wo  Prusias  mit  Philippos  Klos  und  Myrleia  erwarb  (Bd.  II  586  f.). 


73  11.  Buch.     §  10.     Prusias  und  Eumenes  184  v.  Chr. 

Der  Krieg  dauerte  nicht  lange;  die  Römer  schritten  ein  und  nö- 
tigten den  Prusias  nachzugeben.  Er  mufste  die  streitige  Landschaft 
abtreten,  die  nun  unter  dem  Namen  Neuphrygien  (Ogvyia  iTr/zrTjrog) 
dem  pergamenischen  Reiche  dauernd  einverleibt  ward  ^  Von  den  beiden 
Städten,  die  er  im  Kriege  mit  Herakleia  gewonnen,  behielt  er  nur 
Kieros,  das  er  neu  gründete  und  Prusias  benannte  ^.  Dagegen  Tios, 
die  Heimat  der  pergamenischen  Dynastie,  mufste  er  dem  Eumenes  über- 
lassen 2.  Im  Jahre  184  v.  Chr.  war  der  Friede  wieder  hergestellt;  da- 
mals nach  beendetem  Kriege  statteten  die  Brüder  des  Eumenes  in  Be- 
gleitung ihrer  Mutter  ApoUonis  dem  befreundeten  Kyzikos,  der  Heimat 
ihrer  Mutter,  einen  Besuch  ab.  Es  ist  wohl  möglich,  dafs  Kyzikos  sich 
mit  Vorteil  an  dem  Kriege  beteiligt  hat  *. 

Auf  den  Frieden  zwischen  Prusias  und  Eumenes  folgte  unmittelbar 
eine  Erhebung  der  Galater,  die  gewifs  durch  den  bithynischen  Krieg 
vorbereitet  worden  ist  ^.  Das  Haupt  des  Aufstandes  war  der  Tolistobogier 
Ortiagon,  derselbe,  der  seinen  Stamm  im  Ki-iege  gegen  Gnäus  Manlius 
geführt  hatte  (Bd.  H  754),  ein  Fürst  von  hervorragenden  Eigenschaften, 
der  hohes  Ansehen  genofs  und  damals  das  ganze  Volk  unter  seiner 
Herrschaft  zu  einigen  versuchte  ^.  Eumenes  überwand  ihn  und  stellte 
die  Abhängigkeit   der  Galater    wieder  her  ''. 


Einen  gewissen  Anhalt  bietet,  was  Memnon  sagt,  dafs  nämlich  Prusias  nach  seiner 
Verwundung  nicht  mehr  lange  gelebt  habe  {ßiovs  errj  ov  noXhl  x6v  ßioy  xaTEaifjsipey). 

1)  Strabo  XII  563. 

2)  Memnon  a.  a.  O. 

3)  Dies  folgt  aus  Polyb.  XXV  2,  6. 

4)  Polyb.  XXII  20  aus  Olymp.  148,  4.  Thrämer  (Pergamon  251)  bezieht  auf 
den  bithynischen  Krieg  auch  CIG.  II  3568,  die  Widmung  einiger  Soldaten,  die 
im  Jahre  15  nach  Thrakien  hinübergegangen  sind.  Diese  Soldaten  sollen  gegen 
Philippos  Kriege  geführt  haben  und  das  Jahr  15  soll  das  15.  Regierungsjahr  des 
Eumenes ,  also  183  v.  Chr.  sein.  Aber  die  Inschrift  steht  mit  diesen  Ereignissen 
in  keinem  Zusammenhange;  es  standen  in  Thrakien  dauernd  pergamenische  Be- 
satzungen. 

5)  Kopp,  Rhein.  Mus.  40  (1885)  124  ff.  Thrämer,  Pergamon  246  ff.  F.  Stähe- 
lin,  Gesch.  der  kleinasiat.  Galater  77  ff.     van  Gelder,  Galatarum  res  350 ff. 

6)  Polyb.  XXII  20. 

7)  Wir  haben  hierüber  nur  die  kurzen  Notizen  bei  Polyb.  III  3,  6.  Trogus 
prol.  32.  Von  Thiämer  wird  das  delische  Epigramm  auf  Philetäros,  den  Bruder 
des  Eumenes,  auf  diesen  Galatersieg  bezogen ;  anders  Löwy,  Inschr.  griech.  Bildhauer 
n.  147,  S.  109  f.  Mit  Unrecht  zieht  Kopp  hieher  Diodor  XXXI  14.  Diese  Stelle 
gehört  zum  späteren  Galaterkriege.  Ortiagons  Schicksal  ist  unbekannt;  er  scheint 
gefallen  zu  sein;  denn  seine  Gattin  Chiomara  lebte  später  in  Sardis,  wo  Polybios 
sie  sah  (XXI  38,  7),  vielleicht  (nach  van  Gelder  S.  258)  als  Geisel;  Ortingons  un- 
mündiger Sohn,  Paidopolites ,  ward  später  Richter.  Suidas  s.  'OQTuiyovro;  und 
üaidonoUTtis,     Galatien  ist  damals  nicht,   wie   Kopp   meint,  dem  pergamenischen 


11.  Buch.     §  10.     Haunibals  Tod  183  v.  Chv.  73 

In  diesen  Wirren  und  Kämpfen  hatte  Eumenes  von  den  Römern 
wirksame  Unterstützung  erfahren  und  stattete  nach  dem  Frieden  mit 
einem  schweren  goldenen  Ehrenkranz  in  Rom  seinen  Dank  ab.  Der 
Gesandte,  sein  Bruder  Athenäos,  fand  die  beste  Aufnahme.  Er  führte 
zugleich  über  Philippos  Beschwerde,  der  dem  Prusias  zur  Hilfe  ge- 
kommen war  und  die  thrakischen  Städte  immer  noch  nicht  geräumt 
hatte  ^  Schon  früher  war  es  Eumenes  gewesen,  der  die  Aufmerksam- 
keit der  Römer  auf  diesen  Punkt  gerichtet  und  einen  wesenthchen  An- 
teil dai'an  hatte,  dafs  Phihppos  zuletzt  gezwungen  ward,  in  allen  Stücken 
nachzugeben  ^. 

Es  hängt  vielleicht  mit  den  bithynisch  -  pergamenischen  Händeln 
zusammen,  dafs  bald  darnach  (Sommer  183  v.  Chr.)  Titus  Quinctius 
Flamininus  vom  Senate  zu  Prusias  geschickt  ward  ^.  Diese  Gesandt- 
schaft ist  berühmt  geworden,  weil  sich  durch  sie  das  Schicksal  Hannibals 
vollendete,  der  nach  dem  Kriege  in  Bithynien  geblieben  war  *.  Titus 
verlangte,  sei  es  im  Auftrage  des  Senats  oder  aus  eigenem  Antrieb  ^,  die 
Auslieferung  Hannibals;  Prusias  gab  seinen  SchützHng  preis  und  liefs 
dessen  Haus  mit  Bewaffneten  umstellen.  Als  Hannibal  sah,  dafs  ihm 
jeder  Ausweg  zur  Flucht  abgeschnitten  sei,  nahm  er  Gift.  In  der 
Nähe,  beim  Orte  Libyssa  ward  er  bestattet,  und  dort  zeigte  man  noch 
später  sein  Grab  ^.     Sein  Tod  hat  weder  den  Römern  noch  Titus  Vor- 


Reich  einverleibt  Tvorden,  sondern  die  im  Frieden  von  188  v.  Chr.  begründete  Ab- 
hängigkeit ward  wieder  hergestellt 

1)  Polyb.  XXIII  1,  4  ff.     3,  Iff.     Liv.  XXXIX  4G,  6  ff. 

2)  Polyb.  XXII  9;  15.     Liv.  XXXIX  27.     Oben  S.  21. 

3)  Polyb.  XXIII  5.  Plutarch  Tit.  20.  Titus  hatte  den  Auftrag,  von  Prusias 
weiter  zu  Seleukos  IV  zu  gehen.  Er  traf  in  Acbaia  zu  der  Zeit  ein,  als  Philo- 
poimen  noch  Strateg  war,  etwa  Frühsommer  183  v.  Chr.  Justin.  XXXII  4,  8  und 
Nepos  Hann.  12  verbinden  die  Gesandtschaft  unmittelbar  mit  dem  Kriege  gegen 
Eumenes ;  der  Friede  war  aber  schon  im  Jahre  vorher  geschlossen. 

4)  Er  soll  Prusa  am  Olympos  gegründet  haben.     Plin.  n.  h.  V  148. 

5)  Ersteres  bezeugen  Nepos  Hann.  12.  Justin.  XXXII  4,  8  und  andeutungs- 
weise Livius  XXXIX  51,  letzteres  Plutarch  Tit.  20f.  Appian  Syr.  11.  Nach 
Plutarch  hat  Prusias  vergebens  für  Hannibal  Fürsprache  eingelegt.  Übrigens  sind 
alle  unsere  Berichte  späterer  Bearbeitung,  Polyb  ios  fehlt. 

6)  Vgl.  aufser  den  zitierten  Stellen  Zonaras  IX  21,  7.  DIo  Cass.  I.  p.  293  Boiss. 
Valer.  Max.  IX  2  ext.  2.  Vai-ro,  Sat.  Menipp.  fr.  40  Bücheier.  Plinius  h.  n.  V  148, 
de  vir.  ill.  42,  G.  Eutrop  IV  5,  2.  Oros.  IV  20,  29.  Eme  abenteuerliche  Nach- 
richt gibt  Pausan.  VIII  11,  11.  Den  Tod  Hannibals  setzte  Atticus  unter  die  Konsuln 
von  183  V.  Chr.,  und  dies  war  offenbar  auch  das  von  Polybios  gegebene  Datum, 
der  die  di-ei  Männer,  Scipio  Africanus,  Philopoimen  und  Hannibal  in  demselben  Jahre 
184/3  V.  Chr.  sterben  liefs.  Polyb.  XXIII  12  f.  Liv.  XXXIX  52.  Nepos  Hannib.  13. 
Nepos  behauptet,  Polybios  habe  den  Tod  Hannibals  unter  die  Konsuln  von  182  v.  Chr. 
gesetzt.     Mommsen,  Rom.  Forsch.  II  486.     Nissen,  Krit.  Unters.  232. 


'J'4  11-  Buch.     §  11.     Krieg  mit  Pharnakes. 

teil  oder  Ehre  gebracht;  man  fand  die  Verfolgung  des  alternden  wehr- 
losen grofsen  Karthagers  ebenso  unedel  wie  nutzlos.  Prusias  ist  dann 
bald  dai-nach  gestorben;  ihm  folgte  sein  gleichnamiger  Sohn  Prusias  11, 
beigenannt  der  Jäger  ^,  der  nun  allem  Anschein  nach  zu  Euraenes  vor- 
erst in  ein  besseres  Verhältnis  trat. 


§  11 

Kaum  war  der  bithynisch  -  galatische  Streit  beendet,  als  Eumenes 
und  seine  Bundesgenossen  von  einem  neuen  Feinde  bedroht  wurden, 
von  Pharnakes,  dem  König  des  pon tischen  Kappadokien,  der  mit  Aria- 
rathes  in  Feindschaft  geriet  -  und  sich  zugleich  in  Galatien  einmischte, 
wo  die  Gegner  der  Pergamener  sich  gern  an  den  pontischen  König  an- 
schlössen ^.  Wir  wissen  nicht,  was  den  Krieg  zum  Ausbruch  brachte  *, 
und  weshalb  Pharnakes,  der  sich  bei  dem  Kriege  zwischen  Eumenes 
und  Prusias  ruhig  verhalten  hatte,  jetzt  gegen  Eumenes  und  Ariarathes 
die  Waifen  ergrifft.  Denn  der  Angreifer  ist  Pharnakes;  183  v.  Chr. 
liefs  er  seine  Truppen  in  Galatien  und  wahrscheinlich  auch  in  Phrygien 
einrücken  ^.  Etwa  gleichzeitig  gelang  ihm,  was  sein  Vater  vergebens 
unternommen  hatte;  er  nahm  durch  Handstreich  Sinope  in  Besitz  und 
richtete  sich  dort  dauernd  ein.  Er  schuf  sich  damit  einen  starken 
Posten  am  Pontus  und  tat  einen  guten  Schritt  vorwärts  nach  Westen. 
Die  Geschädigten  wandten  sich  nunmehr  nach  Rom,  wo  ihre  Gesandten 


1)  y.vyr,y6g.  Appian  Mithr.  2.  Diesen  Prusias  nennt  eine  kretische  Inschrift  BCH. 
III  425.  Jahreshefte  des  österr.  arch.  Instituts  I  103.  Die  Zeit  des  Thronwechsels 
ist  nicht  sicher;  jedenfalls  war  Prusias  II  König,  als  Perseus  in  Makedonien  zur 
Regierung  kam,  dessen  Schwester  er  heiratete.  Wahrscheinlich  kam  er  182  v.  Chr. 
zur  Herrschaft.     E.  Meyer,  Gesch.  des  Kgr.  Pontos  S.  75  und  RE.  III  1,  159. 

2)  Vielleicht  geht  Polyb.  fr.  32  auf  Pharnakes. 

3)  Polyb.  XXIV  8,  6  nennt  die  Galater  Karsignatos  und  Gäzatorix. 

4)  Kopp  vermutet,  das  letzte  Eingi-eifen  des  Eumenes  in  Galatien  sei  der  An- 
lafs  gewesen.     Rhein.  Mus.  40  (1885)  S.  128. 

5)  Mithridates  VI  sagt  in  einer  Rede  bei  Justin,  wo  er  die  Feindseligkeit  der 
Römer  gegen  die  Könige  hervorhebt :  sie  et  avum  S7ium  Pharnacen  per  cognitionum 
arbitria  succidaneum  regi  Pergameno  Eumeni  dahim,  d.  h.  Pharnakes  sei  dem 
Eumenes  als  Ersatzmann  oder  als  Sündenboek  übergeben  worden;  denn  das  ist  die 
Bedeutung  von  succidaneus.  Gellius  IV  6.  Worauf  dies  gehen  soll,  wissen  wir 
nicht ;  immerhin  sieht  man,  dafs  darnach  Pharnakes  zu  Eumenes  in  eine  gewisse 
Abhängigkeit  geraten  sein  mufs,  und  zwar  durch  eine  Entscheidung  der  Römer. 
Ob  dies  durch  die  Abmachungen  von  188,  oder  durch  den  Frieden  von  180/79  v.  Chr. 
geschehen  ist,  ist  unklar. 

6)  van  Gelder,  der  hier  allerlei  unsichere  Vermutungen  vorträgt,  setzt  den 
Ausbruch  des  Krieges  zu  früh  184  v.  Chr. 


11.  Buch.     §  11.     Krieg  mit  Pharnakes.  75 

Olymp.  149,  2  (183/2  v.  Chr.)  eintrafen.  Eumenes  klagte  über  Phar- 
nakes, für  Sinope  traten  die  Rhodier  ein.  Aber  auch  Pharnakes 
schickte  seine  Vertreter  ^  Die  Homer  liefsen  eine  Gesandtschaft  nach 
Asien  abgehen  und  im  nächsten  Jahre  (182/1  v.  Chr.),  um  die  Streitfragen 
noch  gründlicher  zu  prüfen,  eine  zweite.  Inzwischen  konnten  Eumenes 
und  Ariarathes  nichts  Entscheidendes  tun;  die  Gesandtschaften  und  Be- 
schwichtigungsversuche der  Römer  lähmten  ihre  Kriegführung  und 
schränkten  sie  auf  die  Verteidigung  ein.  Es  ist  offenbar,  dafs  die  Römer 
den  Krieg  hinzogen  und  keineswegs  gewillt  waren,  dem  Eumenes  freie 
Hand  zu  lassen;  denn  auch  ihn  wollten  sie  nicht  zu  mächtig  werden 
lassen.  So  geschah  es  denn,  dafs  Pharnakes  immer  kühner  vordrang 
und  auch  die  übrigen  Nachbarn  angriff,  und  der  Krieg  immer  gröfsere 
Ausdehnung  gewann.  Prusias,  d.  h.  wahrscheinlich  Prusias  II  ^,  trat 
auf  Eumenes'  Seite,  ebenso  der  Paphlagoner  Morzios.  Pharnakes  liefs 
seine  Truppen  in  Paphlagonien  einrücken,  verwüstete  die  Gegend, 
führte  viele  Gefangene  hinweg  und  besetzte  einzelne  Landstriche  ^.  Sein 
Feldherr,  Leokritos,  eroberte  das  jüngst  von  Eumenes  erworbene  Tios  ^ 
Auch  Herakleia  und  seine  Stamraverv»'andten ,  Mesambria  und  Cher. 
sonesos  auf  der  Krim,  nahmen  am  Kriege  teil,  vielleicht  auf  Seiten  des 
Pharnakes,  ebenso  der  sarmatische  Fürst  Gatalos  ^.  Also  mufs  auch 
zur  See  gekämpft  worden  sein  ^.  Pharnakes  brach  in  Kapj)adokien  ein 
und  eroberte  dort  euiige  Burgen  und  Schatzkammern,  der  Fürst  des 
westHehen  Armeniens,  Mithridates,  machte  mit  ihm  gegen  Ariarathes 
gemeinsame  Sache,  während  sich  sein  Nachbar  Artaxias,  wie  es  scheint, 
zur  Partei  des  Eumenes  hielt  '.  Und  selbst  Seleukos  IV  traf  Anstalten, 
für  Pharnakes  gegen  Eumenes  das  Schwert  zu  ziehen.  Es  scheint, 
dafs  es  einige  Mühe  kostete,  den  wenig  tatkräftigen  Fürsten  zu  ge- 
winnen; aber  als  Pharnakes  ihm  500  Talente  versprach,  stellte  er  seine 
Hilfe  in  Aussicht  und  rüstete  sich,  mit  Heeresmacht  den  Tauros  zu 
überschreiten.    Es  ist  kein  Zweifel,  dafs  alsdann  die  Römer  nicht  hätten 

1)  Polyb.  XXIII  9.  Liv.  XL  2,  6.  Strabo  XII  545.  Polybios  gibt  die  Zeit, 
Olymp.  149,  2,  womit  Livius  übereinstimmt,  der  die  Verhandlungen  unter  die  Kon- 
suln von  182  V.  Chr.  setzt. 

2)  Vgl.  H.  E.  Meier  a    0.  S.  38. 

3)  Polyb.  XXV  2,  5.  9. 

4)  Den  Söldnern,  die  es  verteidigten,  bewilUgte  er  freien  Abzug;  da  dieselben 
sich  früher  gegen  Pharnakes  vergangen  hatten  (sie  scheinen  früher  in  seinen 
Diensten  gestanden  zu  haben),  liefs  er  sie  auf  Befehl  des  Königs  unterwegs  über- 
fallen und  niedermachen.     Diodor  XXIX  23. 

5)  Polyb.  XXV  2,  14.     Für  rihakog  ist  vielleicht  ItkctXog  zu  lesen. 

6)  Darauf  weist  auch  die  Belagerung  von  Tios  hin. 

7)  Polyb.  a.  0. 


76  11.  Buch,     i^  11.     Kvieg  gegen  Pharuakes. 

untätig  zusehen  können;  denn  das  Reich  des  Eumenes  wäre  dadurch 
in  grofse  Gefahr  geraten.  Indessen  stand  Seleukos  doch  von  seinem 
Vorhaben  ab;  er  wagte  es  nicht,  die  R()mer  herauszufordern,  und  ver- 
zichtete auf  eine  Einmischung  ^. 

Eumenes  geriet  in  ernste  Verlegenheit;  der  Krieg  drückte  ihn;  die 
Römer  hemmten  ihn  eher,  als  sie  ihm  halfen.  Dazu  fiel  er  um  diese 
Zeit  (181  V.  Chr.)  in  Krankheit  und  mufste  seinen  Bruder  Attalos 
gegen  Pharnakes  ins  Feld  schicken.  Attalos  scheint  glücklich  gekämpft 
zu  haben,  er  behauptete  Galatien  und  erreichte  wenigstens ,  dafs  Phar- 
nakes auf  eine  Waffenruhe  einging  und  sich  bereit  erklärte,  die  Ent- 
scheidung des  Streites  den  Römern  zu  überlassen  ^.  Um  in  Rom  recht 
kräftig  zu  wirken,  entschlofs  sich  dann  Eumenes,  der  inzwischen  wieder 
genesen  war,  alle  drei  Brüder  dcahin  zu  senden.  Sie  wurden  vom  Senat 
mit  hohen  Ehren  empfangen  (Winter  181/0  v.  Chr.),  erreichten  aber 
nichts  Entscheidendes.  Der  Senat  versprach  nur,  Gesandte  zu  schicken 
und  sich  auf  jede  Weise  um  den  Frieden  zu  bemühen  ^. 

Attalos  war  noch  nicht  nach  Pergamon  zurückgekehrt,  als  die 
Feindseligkeiten  schon  wieder  begannen  *.  Unter  Bruch  des  Waffen- 
stillstandes liefs  Pharnakes  noch  im  Winter,  Anfang  180  v.  Chr.,  seinen 
Feldherrn  Leokritos  verwüstend  in  Galatien  einrücken;  etwas  später  zu 
Anfang  des  Frühjahrs  versammelte  er  selbst  sein  Heer  zum  Einfall  in 
Kappadokien.  Eumenes  mufste  sich  wieder  aufmachen;  begleitet  von 
Attalos  rückte  er  in  Galatien  ein.  Bei  seiner  Annäherung  zog  sich 
Leokritos  zurück;  die  galatischen  Verbündeten  des  Pharnakes,  Karsig- 
natos  und  Gäzatorix,  liefsen  ihre  Unterwerfung  erklären  und  baten  um 
Gnade,  wurden  aber  abgewiesen.  Der  Marsch  ging  dann  weiter  über 
den  Halys  nach  Kappadokien,  wo  bei  Parnassos  Ariarathes  sich  mit 
Eumenes  vereinigte;  zusammen  rückten  von  da  die  beiden  Könige  in 
das    Land    des   Pharnakes    ein  •''.      Als    die    Verbündeten    hier    lagerten, 


1)  Diodor  XXIX  24.  Ich  verbinde  hiemit  Polyb.  fr.  159 ,  das  sich  augen- 
scheinlich auf  diese  Dinge  bezieht. 

2)  Polyb.  XXIV  8.  van  Gelder  (S.  257)  vermutet,  Pharnakes  habe  damals 
seine  Truppen  aus  Galatien  zurückziehen  müssen,  aber  wir  wissen  nicht ,  ob  er  je 
Stücke  von  Galatien  wirklich  besessen  hat. 

3)  Polyb.  XXV  5.  Diodor  XXIX  22.  Attalos  mufs  im  Vv'inter  181/0  (Olymp. 
149,  4)  in  Eom  gewesen  sein.     Vgl.  Nissen,  Rhein.  Mus.  2G,  268. 

4)  Polyb.  XXIV  8. 

5)  Der  Marsch  des  Eumenes,  wie  ihn  Polyb.  XXIV  8,  7 f.  beschreibt,  ist  bei 
der  Unsicherheit  der  älteren  Geographie  dieser  Gegend  schwer  zu  bestimmen.  Die 
Pergamener  gelangen  von  Kalpitos  in  Galatien  in  5  Tagen  an  den  Halys,  nach 
6  Tagen  machen  sie  sich  vom  Halys  nach  Parnassos  auf,  wo  Ariarathes  eintrifft, 
und  kommen   dann   nach   den   Hss.    eis   rry  Kciurjtjov  (oder  Kuurjatv)   ^(OiQav.     Für 


11.  Buch,     g  11.     Krieg  gegen  Pharnakes  ISO  v.  Chr.  77 

kam  die  Nachviclit,  dafs  die  angekündigte  Friedensgesandtschaft  aus 
Rom  im  Anzüge  sei.  Um  den  Römern  zu  zeigen,  dafs  er  im  stände 
sei,  aus  eigener  Kraft  mit  Pharnakes  fertig  zu  M'erden,  setzte  Eumenes 
sein  Heer  in  möglichst  guten  Stand  und  erwartete  dann  die  Gresandten, 
die,  von  Attalos  eingeholt,  bald  darnach  ins  Lager  einzogen.  Sie  drangen 
vor  allem  darauf,  dafs  während  der  Friedensverraittelung  der  Krieg 
ruhe;  die  Verbündeten  mufsten  also  das  feindliche  Gebiet  räumen  und 
gingen  nach  Galatien  zurück,  während  die  römischen  Gesandten  sich 
zu  Pharnakes  begaben.  Pharnakes  lehnte  die  von  Eumenes  dringend 
gewünschte  persönhche  Zusammenkunft  ab,  willigte  aber  ein,  bevoll- 
mächtigte Gesandte  nach  Pergamon  zu  schicken,  um  den  Frieden  auf 
die  von  den  Römern  gesetzten  Bedingungen  zu  schliefsen.  Als  man 
aber  in  Pergamon  zusammentrat,  zeigten  sich  die  Gesandten  des  Phar- 
nakes so  ablehnend  und  fanden  so  viele  Ausflüchte,  dafs  die  Römer  die 
Verhandlungen  abbrachen  und  nach  Hause  gingen  (180  v.  Chr.).  Es 
scheint,  dafs  sie  jetzt  dem  Eumenes  freie  Hand  liefsen,  und  es  ge- 
schah, was  ohne  die  römische  Vermittelung  wohl  schon  früher  geschehen 
wäre,  Eumenes  schritt  mit  Prusias  und  Ariarathes  zu  einem  umfassen- 
den Angriff  auf  seinen  Gegner.  Er  versuchte  auch  zur  See  mit  seiner 
Flotte  den  Hellespont  zu  sperren  und  dem  Feinde  von  dieser  Seite  die 
Hilfsmittel  abzuschneiden,  aber  dies  wollten  die  Rhodier  im  Interesse 
ihres  Handels  nicht  dulden  ^.  Die  Rhodier  standen  zwar  mit  Eumenes 
äufserlich  in  Freundschaft;  er  bemühte  sich  um  sie  und  hatte  ihnen 
noch  vor  kurzem  (180  v.  Chr.)  gegen  die  aufständigen  Lykier  Beistand 
geleistet  '^.  In  Wahrheit  jedoch  waren  sie  ihm  wenig  geneigt,  vielleicht 
wegen  seiner  Pohtik  den  hellenischen  Städten  gegenüber;  denn  auf 
diesem  Gebiet  war  schon  früher  der  Gegensatz  der  rhodischen  und  per- 
gamenischen  Interessen  zu  Tage  getreten  (Bd.  II  747).  Andere  Um- 
stände werden  ebenfalls  eingewirkt  haben  ^,  besonders  das  Bündnis  mit 
Kreta  werden  die  Rhodier  als  einen  Eingriff  in  ihren  eigenen  Macht- 
bereich angesehen  haben.     Kurz,  sie  erhoben   gegen   die  Sperrung   der 

Kcifxrjaop  vermutet  Reiske  Mwxiaaewy.  Indes  ist  diese  Emendation  sehr  zweifelhaft; 
denn  Mokissos,  das  sonst  nur  in  der  letzten  Kaiserzeit  erwähnt  wird,  liegt  mitten 
in  Grofskappadokien,  während  nach  Polyb.  9,  5  anzunehmen  ist,  dafs  sich  Eumenes 
schon  im  Lande  des  Pharnakes  befindet.  An  das  Kastell  Kamisa  im  östlichen 
Teile  des  Pontos  nahe  bei  den  Halysquellen  kann  man  freilich  schwerlich  denken. 
Man  wird  jedenfalls  anzunehmen  haben,  dafs  Eumenes  auf  dem  kürzesten  Wege 
in  das  Land  des  Pharnakes  eindringen  wollte. 

1)  Polyb.  XXVII  7,  5. 

2)  Polyb.  XXIV  9,  13. 

3)  Gewifs  war  es  den  Rhodiern  nicht  erwünscht,  dafs  sich  Eumenes  Tios  an- 
geeignet hatte ;  auch  scheint  er  sich  Sinopes  mit  wenig  Eifer  angenommen  zu  haben. 


78  11.  Buch.     §  11.     Friede  mit  Pharnakes  180  79  v.  Chr. 

Meerengen  Einspruch,  und  Eumenes  niufste  seine  Absicht  fallen  lassen. 
Hingegen  der  Angriff  auf  Pharnakes  ward  mit  entscheidender  Wirkung 
ins  Werk  gesetzt.  Die  Verbündeten  erschienen  ebenso  überraschend 
wie  überlegen  im  Felde  ^  und  nötigten  den  Pharnakes  um  Frieden  zu 
bitten.  Nach  einigen  Unterhandlungen  einigten  sich  Eumenes,  Pru- 
sias  und  Ai'iarathes  auf  der  einen  Seite  mit  Pharnakes  und  seinem 
Bruder  Mithi-idates  ^  auf  der  anderen  über  folgende  Bedingungen :  Phar- 
nakes mufste  sein  Verhältnis  zu  den  Galatern  lösen  und  sich  ver- 
pflichten, in  keiner  Weise  in  Galatien  einzugreifen,  ferner  Paphlagonien 
räumen,  die  entführten  Bewohner  wieder  zurückfühi-en  und  was  er  sonst 
an  Geld,  Waffen  und  Vorräten  geraubt  hatte,  erstatten.  Tios  mufste 
er  dem  Eumenes  wieder  überheferu,  der  es  bald  darnach  dem  Prusias 
als  Geschenk  überliefs,  die  Gefangenen  ohne  Lösegeld  zurückschicken, 
ebenso  die  Überläufer.  Den  Morzion  und  Ariarathes  versprach  er  für 
ihre  Verluste  mit  9000  Talenten  zu  entschädigen  und  dem  Eumenes  300 
Talente  Kriegsentschädigung  zu  erlegen,  ebensoviel  mufste  der  west- 
armenische Satrap  von  Sophene,  Mithridates,  zahlen,  weil  er  gegen  seine 
Verpflichtung  den  Ariarathes  angegriffen  hatte.  In  den  Vertrag  ein- 
begrifien  wurden  ferner  Artaxias  von  Armenien  und  ein  sonst  unbe- 
kannter Akusilochos,  der  Sarmate  Gatalos  und  die  freien  Städte  He- 
rakleia,  ^lesambria,  das  taurische  Chersonesos  und  Kyzikos.  Als  Bürg- 
schaft mufste  Pharnakes  Geiseln  stellen,  nach  deren  Ankunft  die  ver- 
bündeten Heere  sein  Gebiet  verHefseu.  Sinope  blieb  im  Besitze  des 
Pharnakes;  diesen  Gewinn  behielt  er.  Vielleicht  hat  also  Eumenes  sich 
Sinopes  nicht  sehr  eifrig  angenommen,  was  mit  der  beginnenden  Ver- 
stimmung gegen  ihre  Beschützer,  die  Rhodier,  zusammenhängen  mag. 

Eumenes  stellte  seinen  Einflufs  in  Vorderasien  vollständig  wieder 
her.  Galatien  trat  wieder  unter  seine  Aufsicht ;  seinen  Widersacher 
Karsignatos  finden  wir  später  in   seinen  Diensten  ^.     Mit  Armenien  be- 


1)  Polyb.  XXV  2.  Im  25.  Bucbe  beginnen  die  Ereignisse  von  Olymp.  150,  1 
=  180/79  V.  Chr.  Der  AugriflP  erfolgte  also  nach  den  Olympien  von  180  v.  Chr. 
Da  er  überraschend  war,  so  folgte  er  vielleicht  sehr  bald  auf  den  Abbruch  der 
Verhandlungen  im  Spätsommer  oder  Herbst  180  v.  Chr. 

2)  Dieser  Mithridates  kann  nicht  der  vreiterhin  genannte  armenische  Satrap 
sein,  der  ja  ausdrücklich  von  ihm  unterschieden  wird.  Es  ist  wohl  kein  anderer 
als  der  Bruder  und,  wie  wir  hier  sehen,  Mitregent  des  Pharnakes,  der  ihm  später 
unter  dem  Beinamen  Mithridates  Philopator  und  Philadelphos  nachfolgte,  den  wir 
unter  diesen  Beinamen  und  als  Sohn  eines  Mithridates  aus  Münzen  und  einer  rö- 
mischen zweisprachigen  Inschrift  kennen.  Vgl.  Reinach,  Trois  royaumes  de  l'Asie 
mineure  171  ff.  Mithridates  Eupator  S.  36.  Schweighäuser  (^zum  Polybiosa.  0.)  hält  ihn 
für  einen  Sohn  des  Pharnakes.     Ebenso  E.  Meyer,  Geschichte  des  Pontes  S.  55. 

3)  Liv.  XLII  57,  7. 


11.  Buch.     §  12.     Rhodos.  79 

hielt  er  seine  Beziehungen  ^    Selbst  Prusias  war  sein  Freund,  und  seine 
Stellung  war  mächtiger  als  je  zuvor. 

§1-2. 

Während  Euraenes  in  Vorderasien  die  gröfste  Landmacht  reprä- 
sentierte, standen  die  Rhodier  neben  ihm  als  die  herrschende  Seemacht. 
Sie  gingen  mit  bedeutendem  Zuwachs  aus  dem  Kriege  gegen  Antiochos 
hervor,  der  wesentlich  durch  ihr  Verdienst  so  leicht  und  glücklich  zu 
Ende  geführt  war.  Zu  ihren  bisherigen  Besitzungen  auf  dem  Festlande 
erwarben  sie  Karlen  südlich  vom  Mäander  und  Lykien  hinzu  und  ge- 
langten zu  einer  Macht,  wie  nie  zuvor  ^.  Es  versteht  sich,  dafs  sie 
mit  den  Kräften  ihrer  Insel  allein  trotz  ihrem  Reichtum  und  ihrem 
Handel  nicht  im  stände  waren,  ihre  Seemacht  lange  aufrecht  zu  er- 
halten; sie  bedurften  dazu  einer  gröfseren  Herrschaft,  aus  der  sie  Geld 
sowie  Mannschaften  und  Material  für  ihre  Flotte  ziehen  konnten,  und 
dadurch  war  ihnen  der  neue  Erwerb  von  hohem  ^^'erte;  er  gewährte 
ihnen  ansehnliche  Einkünfte  ^.  Sie  verwalteten  das  festländische  Gebiet 
als  untertane  Landschaft,  hielten  in  den  Städten  Besatzungen  und 
schickten  alljährlich  ihre  Befehlshaber  und  Vorsteher  hinüber,  um  die 
Gefalle  zu  erheben  und  die  Hoheitsrechte  wahrzunehmen  *.  Die  Rhodier 
waren,  wie  es  scheint,  genauere  Herren  als  die  Seleukiden,  wie  über- 
haupt Republiken  strenge  Gebieter  zu  sein  pflegen. 

Während  Rhodos  diese  barbarischen  oder  halbhellenischen  Gegenden 
als  Untertanen  beherrschte,  stand  es  zugleich  an  der  Spitze  einer  an- 
sehnlichen Bundesgenossenschaft  freier  hellenischer  Gemeinden,  die  sich 
teils  schon  früher  angeschlossen  hatten,  teils  während  des  Krieges  oder 
nachher  beitraten  ^.    Zu  diesen  Bundesgenossen,  die  während  des  Krieges 


1)  171  V.  Chr.  stellt  Eumenes  300  Kyrtier,  d.  h.  Kurden  ins  Feld,  die  etwa 
durch  armenische  Vermittelung  in  seine  Dienste  gekommen  sind. 

2)  Polybios  hat  den  Rhodiern  einen  besonderen  Abschnitt  gewidmet  (III  3,  7) ; 
leider  ist  davon  nichts  erhalten ,  und  die  sonstigen  Nachrichten,  auch  die  In- 
schriften (IGIns.  I)  bieten  nur  dürftigen  Ersatz.  Die  neueste  nützliche  Zusammen- 
stellung der  Nachrichten  und  Urkunden  bietet  H.  van  Gelder,  Geschichte  der  alten 
Rhodier,  Haag  1900. 

3)  Aus  Stratonikeia  und  Kaunos  allein  kamen  jährlich  120  Talente.  Polyb. 
XXXI  7,  6  f.    Diese  beide  Städte  gehörten  freilich  nicht  zu  den  neuen  Erwerbungen. 

4)  'Hys/Lioveg  und  STnaraTai,  lautet  der  Titel  der  Beamten.  Es  gab  einen  (tyeuujv 
ini  Kuivuv,  inl  Kctoiug,  eni  Avxiag  (IGIns.  I  49.  Cauer,  Del.  182).  In  Karlen 
einen  emaiuirii  (MA.  XI  202.  326.  BCH.  X  488).  Die  Besatzungen  in  Strato- 
nikeia und  Kaunos  bezeugt  Polyb.  XXX  22,  3. 

5)  Poö'iojy  r,  Tüjy  avfXfj,a^ioy  heifst  es  bei  Polyb.  XXI  45,  16.  Der  Unterschied 
zwischen  Bundesgenossen  und  Untertanen  tritt  scharf  hervor  bei  Polyb.  XXII  5. 


so  11.  Buch.     §  12      Rhodische  Bundosgenossenschaft. 

unter  ihodischer  Flagge  dienten,  gehörten  Kos,  Halikarnassos  ',  Myndos, 
Knidos,  lasos,  Bargylia  und  das  ionische  Erythrä,  ferner  die  Kykladen, 
der  ehemalige  Bund  der  Nesioten,  und  an  der  pamphylischen  Küste 
Aspendos  und  Side,  vielleicht  auch  Phaseiis  2. 

Diese  Städte  stellten  ihre  Schiffe  zur  rhodischen  Flotte,  wurden 
von  Rhodos  gegen  feindliche  Angriffe,  wie  gegen  Seeräuber  geschützt, 
und  nahmen  gelegentlich  auch  bei  inneren  Unruhen  die  rhodische  Ver- 
mittelung  in  Anspruch  ^.  Im  südlichen  Teile  des  agäischen  Meeres  ist 
Rhodos  die  vorwaltende,  führende  Macht  und  geniefst  überall  hohes 
Ansehen.  Als  in  dieser  Zeit  der  uralte  Grenzstreit  zwischen  Samos 
und  Prione  wieder  ausbrach,  der  früher  die  Könige  und  zuletzt  den 
Gnäus  Manlius  mit  seinen  Kommissarien  beschäftigt  hatte,  übertrugen 
die  Streitenden  den  Rhodiem  die  Entscheidung,  die  dann  zu  guusten 
Prienes  ausfiel  *.  Einen  besonderen  Charakter  hatten  die  alten  Be- 
ziehungen zu  den  kretischen  Städten,  unter  denen  Rhodos  eine  aus- 
gebreitete Klientel  hatte.  Es  bezog  von  daher  Hilfstruppen  und  be- 
mühte sich  vornehmlich,  die  dortige  Seeräuberei  zu  unterdrücken  ^. 

Die  erweiterte  Machtstellung  der  Rhodier,  ihre  Verbindung  mit 
Rom  und  dem  Westen  kam  natürlich  ihrem  Handel,  ihrer  Schiffahrt, 
den  Künsten  und  Gewerben  zu  gute.  Der  Reichtum  der  Stadt,  die  Zahl 
der  Bevölkerung  hat  ohne  Zweifel  noch  zugenommen.  Sie  konnten  ihr 
Kriegswesen  verbessern  und  besonders  ihre  Flotte  vermehren  und  in 
guten  Stand  setzen,  so  dafs  sie  stets  für  jedes  Bedürfnis  Kriegschiffe 
in  ansehnlicher  Zahl  segelfertig  machen  konnten.  Auch  haben  sie  ge- 
wifs  nicht  vergessen,  die  Stadt  und  ihre  Heiligtümer  zu  schmücken  und 


1)  Koer  und  Halikarnassier  nennen  sich  daher  Freunde  und  Bundesgenossen. 
SGDial.  3620.     Paton-Hicks,  Inscr.  of  Cos  n.  13. 

2)  Liv.  XXXVII  10,  11.  11,  13.  16,  2.  22,  2.  Über  die  Kykladen  vgl.  die 
delische  Inschrift  BCH.  X  118  für  einen  rhodischen  i"qx^*'  ^"'^^  i^'^*'  i'>i]<^f^v  f«» 
TCü»/  nXotwv  Tiav  rrjauoTixuJy.  Über  Aspendos  und  Side  vgl.  Polyb.  fr.  160.  Liv. 
XXXVII  23,  3. 

3)  Syros  erbittet  sich  von  den  Rhodiem  einen  Beamten  {sniaTcirrig)  zur  Bei- 
legung von  Unruhen  und  Neuordnung  der  Verfassung  (MA.  XI  115  f.  447).  Nach 
einer  anderen  Inschrift  (BCH.  XIII  23flF.)  erhielt  lasos  von  Rhodos  einen  Richter. 

4")  Anc.  Greek  inscr.  in  the  Brit.  Mus.  III  403.  Freilich  setzen  Hicks  wie 
Droysen  (Gesch.  des  Hellenismus  III,  1,  331)  den  Schiedspruch  um  240  v.  Chr. 
an.  Allein  dies  ist,  wie  Freuner,  Hermes  29  (1894)  530ff.  bemerkt  hat,  ein  Irrtum. 
Schon  aus  nr.  405  geht  hervor,  dafs  der  rhodische  Schiedspruch  jünger  ist  als  der 
des  Manlius;  entscheidend  ist,  dafs  der  Schiedsrichter  Euphaniskos  180  v.  Chr.  in 
Delphi  Proxenos  ward.  SIG.  I"*  268  z.  211  ff.  Der  Spruch  der  Rhodier  gehört 
also  in  die  Zeit  zwischen  188  und  167  v.  Chr. 

5)  Vgl.  dem  Vertrag  mit  Hierapytna.  Cauer,  Delectus  181.  Es  ist  möglich, 
dafs  er  in  diese  Zeit  gehört.     Bd.  II  431  Anm.  2.     571  Anm.  5. 


11.  Buch.     §  12.     Rhodos.  81 

ihren  Festen  neuen  Glanz  zu  verleihen  ^.  Rhodos  ist  eine  der  wich- 
tigsten Stätten  der  Kunstübung  damaliger  Zeit  und  erwarb  sich  einen 
grofsen  Reichtum  von  Kunstschätzen  ^.  Die  Bürger  waren  von  starkem 
Selbstgefühl  beseelt;  mit  den  Römern  waren  sie  eng  verbunden  und 
befreundet,  aber  auch  ihnen  gegenüber  wahrten  sie  ihre  volle  Un- 
abhängigkeit und  waren  nicht  gewillt,  sich  überall  zu  fügen.  Sie  er- 
hielten daher  ihre  Beziehungen  zu  den  übrigen  Mächten  aufrecht,  be- 
sonders zu  Ägypten.  Aber  auch  zu  den  Seleukiden  traten  sie  in  ein 
gutes  Verhältnis,  und  als  Philippos  von  Makedonien  starb  und  Perseus 
dort  zur  Regierung  kam,  schlössen  sie  mit  ihm  Freundschaft.  Dagegen 
den  Eumenes  betrachteten  sie  mit  Mifstrauen  und  Abneigung;  Eumenes 
war  ihr  Nachbar  geworden  und  seine  Interessen  kreuzten  sich  wieder- 
holt mit  den  ihrigen,  woraus  eine  entschiedene  Entfremdung  entstand. 

Zunächst  haben  die  Karer  und  Lykier,  die  neuen  Untertanen  der 
Rhodier,  ihren  Herren  viel  zu  schaffen  gemacht.  Zwar  scheint  sich 
Karlen,  wo  die  Rhodier  schon  im  Kriege  gegen  Philippos  Eroberungen 
gemacht  hatten  ^,  gutwillig  gefügt  zu  haben,  wenn  es  auch  an  einzelnen 
Widerstrebenden  nicht  fehlte  *.  Karlen  bildete  keine  politische  Einheit, 
sondern  zerfiel  in  einzelne  Gemeinden  oder  Verbände,  die  sich  um  ge- 
meinsame Gottesdienste  vereinigten.  Dagegen  die  Lykier,  fast  ganz 
hellenisiert,  dazu  ein  streitbares  Volk,  hatten  damals  vermutlich  schon 
ihren  Bund  geschlossen  und  fügten  sich  nicht  ohne  Kampf;  die  Rhodier 
haben  gegen  sie  drei  Kriege  führen  müssen  ^.  Den  Anlafs  dazu  bot 
die  zweideutige  Entscheidung  der  Römer.  Nach  Senatsbeschlufs  wur- 
den 188  V.  Chr.  die  Lykier  von  Manlius  und  den  zehn  Kommis- 
sarien den  Rhodiern  zugewiesen;  zugleich  aber  hatten  sich  die  Ilienser, 
die  sich  durch  mythische  Verwandtschaft  mit  ihnen   verbunden  fühlten, 


1)  Das  Hauptfest  waren  die  dem  Helios,  dem  Schutzgott  der  Insel,  geweihten 
'AXUik^  die  alle  4  Jahre  mit  den  üblichen  Spielen  gegeben  wurden.  S.  van  Gelder 
294.  Seit  wann  sie  existierten  wissen  wir  nicht,  wie  auch  aus  der  Bau-  und 
Kunstgeschichte  der  Insel  bestimmte  Daten  fast  ganz  fehlen. 

2)  van  Gelder  p.  375  fr. 

3)  Bd.  II  636. 

4)  Wir  wissen,  dafs  Gegner  der  Rhodier  aus  Stratonikeia  und  Kaunos  in  die 
Verbannung  gehen  mufsten.  Polyb.  XXX  22,  2.  Diese  Kämpfe  werden  vielleicht 
in  der  Inschrift  für  Nikagoras,  Sohn  des  Pamphilidas,  angedeutet.  IGIns.  I  1036. 
Er  war  viermal  Strateg  und  wird  gerühmt,  dafs  er  die  Pisyetis,  ferner  das  Gebiet 
von  Idyma  und  Kyllandos  wiedererworben  habe.  Hiller  v.  Gärtringen  denkt  an 
die  Kämpfe  von  200—197  v.  Chr.  (Bd,  II  636).  Archäol.  epigr.  Mitteil.  a.  Öster- 
reich XVI  (1893)  S.  102  ff.  247  ff. 

5)  Polyb.  XXXI  7,  4.  Das  einzelne  ist  leider  nur  aus  abgerissenen  Notizen 
bekannt. 

Niese,  Gesell,  d.  griech.  u.  mak.   Staaten.     III.  6 


83  11.  Buch.     §  12.     Rhodos  und  Lykieu. 

für  sie  bei  den  Legaten  verwandt  und  eine  günstige  Antwort  erhalten, 
auf  Grund  deren  die  Lykier  glaubten,  ihnen  sei  Verzeihung  "und  Frei- 
heit gewährt,  und  nun  Gesandte  nach  Rhodos  schickten,  um  einen 
Bündnisvertrag  abzuschliefsen.  Allein  die  Rhodier  betrachteten  sie  als 
Untertanen  und  schickten  wie  nach  Karien  so  auch  zu  den  Lykiern 
ihre  Beamten,  um  ihre  Herrschaft  einzurichten  ^  Hierauf  griffen  die 
Lykier  zu  den  Waffen.  Sie  hofften  auf  römischen  Beistand  und  mögen 
sich  auch  an  Ptolemäos  von  Ägypten,  ihren  früheren  Herrscher,  gewandt 
haben  ^,  aber  es  kam  keine  Hilfe.  Dennoch  leisteten  sie  den  Rhodiern 
tapferen  Widerstand,  und  der  Krieg  dauerte  mehrere  Jahre.  Sehr  wichtig 
war,  dafs  Eumenes,  der  Grenznachbar,  den  Aufstand  nicht  unterstützte; 
er  hat  noch  181/0  v.  Chr.  den  Rhodiern  Beihilfe  geleistet,  und  erst  da- 
durch ward  der  letzte  Widerstand  gebrochen  ^.  Es  ist  anzunehmen, 
dafs  die  Besiegten  strenge  bestraft  wurden;  der  Druck  der  rhodischen 
Herrschaft  wird  sich  doppelt  fühlbar  gemacht  haben,  und  dieser  Um- 
stand trieb  schon  wenige  Jahre  später,  178  oder  177  v.  Chr.,  eine 
Anzahl  Gemeinden,  vornehmlich  die  Xanthier,  zu  neuer  Empörung,  die 
jedoch,  wie  es  scheint,  von  den  Rhodiern  mit  starker  Hand  rasch 
niedergeschlagen  ward. 

Bei  Beginn  dieser  Empörung  hatten  die  Xanthier  den  Beistand  der 
Achäer  und  der  Römer  angerufen.  Ihre  Gesandtschaft  war  lange  unter- 
wegs und  traf  erst  Ende  Sommers  177  v.  Chr.  in  Rom  ein,  als  der 
Krieg  in  Lykien  schon  zu  Ende  war.  Aber  sie  kam  zu  einer  Zeit, 
wo  der  Senat  die  Rhodier  wegen  ihrer  Freundschaft  mit  Perseus  bereits 
mit  mifstrauischem  Auge  betrachtete.  So  fanden  denn  ihre  lebhaften 
Klagen  über  die  Härte  der  Rhodier  mitleidiges  Gehör.  Der  Senat  nahm 
sich  der  Besiegten  an  und  eröffnete  den  Rhodiern,  dafs  nach  den  Auf- 
zeichnungen der  Legaten  beim  Frieden  mit  Antiochos  die  Lykier  ihnen 
nicht  als  Untertanen  überantwortet,  sondern  als  Bundesgenossen  zu- 
geteilt worden  seien.  Diese  Erklärung  ward  in  Rhodos  natürlich  sehr 
unmutig  aufgenommen ;  man  mufste  darnach  einen  neuen  Ausbruch 
der  soeben  überwältigten  Empörung  erwarten,  und  argwöhnte,  Rom 
wolle  nur  die  Kräfte  der  Rhodier  in  diesen  langwierigen  Kämpfen 
aufreiben.    In  der  Tat  machten  die  Lykier  sogleich  neue  Anstalten  zum 


1)  Polyb.  XXII  5  unter  dem  Jahr  188/7  v.  Chr. 

2)  Letronne,  Rccherches  52  f.  Droysen,  Kl.  Schriften  II  362  vernauten  nach 
einem  Ehrendekret  des  lykischen  Bundes  für  einen  hohen  Würdenträger  des  Pto- 
lemäos V  (CIG.  III  4677.  Strack,  Dynastie  d.  Ptol.  S.  246  n.  77),  Ptolemäos  V 
Bei  den  Lykiern  wirklich  zur  Hilfe  gekommen.  Aber  dies  läfst  sich  aus  der  In- 
schrift nicht  schllefsen  und  ist  an  sich  unwahrscheinlich,     van  Gelder  a.  0.  143. 

3)  Polyb.  XXIV  9,  13. 


11.  Buch.     §  13.     Ptolemäos  V.  83 

Widerstände  ^,  um  so  mehr,  als  sie  jetzt  auf  Eumenes  hoffen  durften, 
der  sich  inzwischen  mit  den  Rhodiern  entzweit  hatte  ^.  Diese  suchten 
zunächst  durch  eine  besondere  Gesandtschaft  den  Senat  aufzuklären, 
allein  dieser  schob  die  Sache  auf  ^,  und  wir  wissen  nicht,  ob  er  über- 
haupt eine  Antwort  gab.  Da  der  Krieg  mit  Perseus  immer  näher 
rückte,  so  hat  er,  wie  es  scheint,  sich  zunächst  aller  weiteren  Schritte 
zu  gunsten  der  Lykier  enthalten  und  die  Rhodier  stillschweigend  ge- 
währen lassen.  Zwei  Jahre  später  (174  v.  Chr.)  zogen  sie  aufs  neue 
gegen  Lykien  zu  Felde  *  und  scheinen  auch  diesmal  den  Aufstand  bald 
wieder  gedämpft  zu  haben.  Doch  ward  der  Landfriede  auch  jetzt  nicht 
völlig  hergestellt;  seitdem  die  Rhodier  mit  Eumenes  in  ein  gespanntes 
Verhältnis  gekommen  waren,  hatten  sie  sich  über  allerlei  Feindselig- 
keiten von  Seiten  der  pergamenischen  Nachbarn  zu  beklagen  ^. 

§  13  ^ 

Ägypten  hatte  sich  im  Kriege  gegen  Antiochos  neutral  verhalten, 
es  blieb  den  Römern  befreundet,  hielt  aber  auch  den  Frieden  mit 
Syrien.  Weshalb  es  die  Gelegenheit,  Cölesyrien  wieder  an  sich  zu 
bringen,  nicht  benutzte,  wird  nicht  überliefert.  Die  ägyptischen  Zu- 
stände und  die  Jugend  des  Königs  zogen  der  ägyptischen  Politik  ge- 
wisse Schranken,  auch  die  Königin  Kleopatra,  Antiochos'  Tochter,  die 
neben  ihrem  Gatten  eine  einflufsreiche  Stellung  eingenommen  zu  haben 
scheint '',  wird  die  Politik  der  Neutralität  unterstützt  haben ,  zumal  da 
Antiochos  ja  Cölesyrien  schon  halb  zurückgegeben  hatte  und  es  in  dieser 


1)  Polyb.  XXV  4  f.  Schon  früher,  178  v.  Chr.,  erzählt  Liv.  XLI  6,  8  ff.  in 
einer  annalistischen  Partie  von  der  lykischeu  Gresandtschaft  in  Rom,  malt  ihre 
Klagen  lebhaft  aus  und  berichtet,  der  Senat  habe  den  Rhodiern  sagen  lassen,  die 
Lykier  seien  ihnen  nicht  als  Sklaven,  sondern  als  Schützlinge  und  zugleich  als 
römische  Bundesgenossen  übergeben.  Dies  ist  eine  wertlose  Verfälschung  der  po- 
lybianischen  Darstellung. 

2)  Die  Rhodier  behaupten,  er  habe  die  Lykier  aufgereizt.     Liv.  XLII  14,  8. 

3)  Polyb.  XXV  6.     Wohl  Winter  177/6  v.  Chr. 

4)  Liv.  XLI  25,  8. 

5)  Polyb.  XXVII  7,  6. 

6)  Vgl.  die  Bd.  II  69  f.  angeführte  Litteratur.  Dazu  J.  P.  Mahaffy,  A  history 
of  Egypt  under  the  Ptolemaic  dynasty,  London  1899.  Ferner  über  Ptolemäos  VI 
die  Dissertation  J.  G.  Droysens,  De  Lagidarum  regno  Ptolemaeo  VI  PJiüometore 
rege,  Berlin  1831,  wiederabgedruckt  in  J.  G.  Droysen,  Kleine  Schriften  zur  alten 
Geschichte  II  351  ff.  mit  Anmerkungen  U.  Wilckens. 

7)  Sie  nahm  an  den  königlichen  Ehren  teil.  Das  Königspaar  heifst  ^eol 
enicpuvtig  xul  H'/d^iaroi.  Strack,  Dynastie  d.  Ptolem.  S.  245  n.  70 ff.  Vgl. 
Bd.  II  674. 

6* 


84  11-  B"ch.     §  13.     Ptolemäos  V. 

Richtung  an  Versprechungen  wohl  nicht  hat  fehlen  lassen  ^  Jedenfalls 
blieb  Ägypten  neutral,  ward  aber  durch  die  Ergebnisse  des  Krieges 
nicht  minder  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Alle  seine  Besitzungen  im 
und  am  ägäischen  Meer  und  der  kleinasiatischen  Südküste,  alles,  was 
die  Ägypter  nicht  hatten  behaupten  können,  blieb  verloren;  denn  die 
Römer  dachten  natürlich  nicht  daran,  es  ihnen  zurückzugeben.  Nur 
weniges  war  erbalten,  die  Insel  Thera,  einige  Punkte  auf  Kreta  und 
Arsinoe  im  Peloponnes,  d.  i.  vermutlich  Methana  ^,  ärmliche  Reste  der 
einst  so  ausgedehnten  Herrschaft.  Da  auch  Cölesyrien  verloren  war, 
so  sind  die  auswärtigen  Besitzungen  Ägyptens  unter  Ptolemäos  V  im 
wesenthchen  auf  Kyrene  und  Kypros  beschränkt.  Der  einst  so  mächtige 
Einflufs  auf  Griechenland  war  geschwunden  und  auf  die  Römer  über- 
gegangen ;  Ägypten  selbst  raufste  sich  ihrer  Vorherrschaft  fügen.  Wohl 
bestanden  die  früheren  Verbindungen  mit  Hellas  weiter  und  wurden 
wieder  aufgefrischt.  Athen  und  andere  Hellenen  bemühten  sich  nach 
wie  vor  um  die  Gunst  der  Ptolemäer,  auch  mit  den  Achäern  wurde 
bald  nach  dem  Frieden  die  alte  Freundschaft  erneuert  und  durch  an- 
sehnliche Geschenke  bekräftigt  (187/6  v.  Chr.)  ^.  Jedoch  auch  in  Hellas 
war  alles  anders  geworden;  besonders  die  Katastrophe  der  Atoler  und 
die  Einigung  des  Peloponneses  im  achäischen  Bunde  waren  Ereig- 
nisse, die  Ägypten  nicht  unberührt  liefsen.      Der  Strom    der  Kolonisten 


1)  Die  Nachricht  des  Livius  XXXVI  4,  3 f.  XXXVII  3,  9 f.,  wonach  Pto- 
lemäos V  den  Römern  Hilfe  anbot,  die  jedoch  grofsmütig  abgelehnt  ward  (Bd.  II 
696  Anm.  l),  ist  wahrscheinlich  erfunden.  Sie  stammt  nicht  aus  Polyhios,  sondern 
steht  unter  den  stets  verdächtigen  städtischen  Nachrichten.  Wenn  die  Ägypter  sich 
am  Kriege  hätten  beteiligen  können  und  wollen,  so  würden  sie  wohl  Cölesyrien  besetzt 
haben.  Dafs  römischer  Einflufs  bei  der  ägyptischen  Zurückhaltung  im  Spiele  sei, 
dafs  die  Römer  eine  Erstarkung  Ägyptens  gehindert  hätten,  wie  Stark  (Gaza  u.  d. 
philist.  Küste  427  f.)  vermutet,  ist  möglich,  aber  nicht  bezeugt  und  keineswegs  not- 
wendig anzunehmen. 

2)  Dies  lehren  die  theräischen  Inschriften  IGIns.  n.  466  mit  Hillers  Anmerkung. 
Das  dort  erwähnte  'Aqoivoti  i)  iv  neXonoi^yrlaco  wird  auf  Grund  einer  Inschrift  aus 
Methana  mit  diesem  für  identisch  gehalten  (Strack,  Dyu.  d.  Ptolem.  S.  250  n.  92); 
vielleicht  ist  dasselbe  Arsinoe  in  der  magnetischen  Inschrift  SIG  P  216  gemeint. 
Auf  Kreta  kennen  wir  Itanos  und  Olus  als  ägyptische  Stationen.  Museo,  Ital.  di 
antich.  class.  1890  p.  570 f.  BGH.  20  (1900)  238.  Das  im  Frieden  von  189  v.Chr. 
dem  Telmessier  Ptolemäos  überlassene  Stück  von  Telmessos  (Bd.  II  749)  ist  kaum 
als  ägyptischer  Besitz  anzusprechen.  Über  die  Vermutung  Letronnes,  dafs  Pto- 
lemäos V  den  Lykiern  gegen  Rhodos  zur  Hilfe  gekommen,  s.  oben  S.  82  Anm.  2. 
Die  ptolemäische  Herrschaft  in  Lykien  ist  nach  197  v.  Chr.  gänzlich  verschwunden, 
und  die  von  Strack  a.  0.  S.  247  n.  80  abgedruckte  Inschrift  aus  Xanthos  für 
Ptolemäos  V  stammt  ohne  Zweifel  aus  den  ersten  Jahren  des  Königs. 

3)  Polyb.  XXII  3,  5  f.     Oben  S.  40. 


11.  Blieb.     §  13.     Ägypten  unter  Ptolemäos  V.  85 

und  Söldner,  der  früher  so  reichlich  dahinzog,  nahm  ab,  um  so  mehr, 
je  mehr  Glanz  und  Kraft  des  ptolemäischen  Königreichs  abwärts 
gingen. 

Der  Verfall  der  äufseren  Macht  wirkte  zugleich  auf  das  innere 
Leben  des  Königreichs.  Das  unbedingte  Ansehen  der  Dynastie,  das 
Übergewicht  der  herrschenden  Nation  ging  unter  den  Niederlagen  und 
Verlusten  der  letzten  Jahre  verloren.  Dafs  der  Zuflufs  hellenischer  Ein- 
wanderer sich  verringerte,  kam  den  einheimischen  Ägyptern  zu  gute, 
die  schon  von  Philopator  zum  Heerdienst  herangezogen  waren  ^  und 
jetzt  an  Bedeutung  und  Selbstgefühl  gewannen,  wozu  auch  die  zu- 
nehmende Vermischung  zwischen  Hellenen  und  Ägyptern  das  ihrige 
beitrug.  Das  Verhältnis  der  Herrscher  zu  den  Beherrschten  verschiebt 
sich  zu  gunsten  der  letzteren,  und  zuerst  unter  Ptolemäos  V  Epiphanes 
macht  sich  diese  Erscheinung  bemerklich.  Dieser  junge  Fürst  erntete, 
was  sein  unfähiger  Vorgänger  gesäet  hatte,  und  mufste  ein  schwer  be- 
lastetes und  zerrüttetes  Erbe  antreten  ^ ;  seine  Regierung  wurde  dann 
gleich  zu  Anfang  von  jenen  Streitigkeiten  der  Grofsen  um  die  Vor- 
mundschaft heimgesucht,  die  natürlich  das  ganze  Land  in  Mitleiden- 
schaft zogen  ^,  und  es  ist  kein  Wunder,  dafs  um  dieselbe  Zeit  auch  die 
Einheimischen  sich  rührten.  Überhaupt  war,  wie  es  scheint,  die  frühere 
Empörung  unter  Philopator  nie  völlig  unterdrückt,  sondern  hatte  sich 
in  einzelnen  Resten  in  Oberägypten  nahe  der  äthiopischen  Grenze  be- 
hauptet ^.  In  denselben  Gegenden  brach  nun  im  ersten  Jahre  des  Epi- 
phanes ein  Aufstand  aus,  bei  dessen  Bekämpfung  man  Milde  walten 
liefs.  Die  Regierung  gewährte  Verzeihung  und  gestattete  den  geflüch- 
teten Aufständischen  Rückkehr  in  ihren  Besitz  •^.  Es  erfolgten  allerlei 
Gnadenakte,  Steuererleichterungen  und  Nachlässe  vornehmlich  zu  gunsten 
der  Tempel  und  Priesterschaften,  Mifsbräuche  wurden  abgestellt  ^.  Nichts- 


1)  Auch  auswärts  werden  sie  verwandt.  Die  IGIns.  III  466  genannten 
/xd/i^uot  sind  offenbar  Ägypter.  Strack  setzt  die  Inschrift  jetzt  in  die  Zeit  Philo- 
metors,  also  des  nächsten  Königs. 

2)  Wichtige  Aufschlüsse  über  die  ersten  Jahre  des  Epiphanes  gibt  die  In- 
schrift von  Rosette,  deren  griechischen  Text  wir  bei  Letronne,  Recueil  I  242  ff. 
CIGr.  III  4697.  FHG.  I  im  Anhang.  Strack,  Dynast,  d.  Ptolem.  240  uro.  69. 
Mahaffy,  Emp.  of  Ptolem.  316  ff.  abgedruckt  finden. 

3)  Bd.  11  573  ff. 

4)  Bd.  II  404.  Vgl.  die  Inschrift  von  Edfu  bei  Mahaffy,  Emp.  of  Ptolem. 
S.  240.    Unten  S.  87  Anm.  3. 

5)  Dekret  von  Rosette  z.  19  f.  und  dazu  Letroane  p.  21.  Recueil  I  p.  286. 
Papyr.  Taurin.  I  p.  5. 

6)  Dekret  von  Rosette  z.  12  f.  Nach  z.  14  ward  die  Bd.  II  120  erwähnte  Ab- 
gabe {unöfxoion)  vom  Wein-  und  Gartenland  abgeschafft.     Unter  den  Mifsbräuchen 


86  11.  Buch.    §  13.     Ptolemäos  V. 

destoweniger  folgten  bald  neue  Unruhen.  Mitten  im  Delta  ward  Lyko- 
polis  im  Busiritischen  Nomos  von  Aufständischen  besetzt  und  im  Herbst 
197  V.  Chr.  nach  regelrechter  Belagerung  zur  Übergabe  gezwungen. 
Diesmal  ward  keine  Gnade  geübt,  sondern  es  erging  über  die  Schul- 
digen ein  blutiges  Strafgericht  ^ ,  und  bald  darnach  erfolgte  bei  den 
Anakleterien  in  Memphis  (März  196  v.  Chr.)  eine  neue  Exekution;  die 
Führer  der  Aufständischen  aus  der  Zeit  Philopators,  die  also  entweder 
in  Lykopolis  gefangen  oder  von  früher  her  in  Haft  gehalten  waren, 
wurden  hingerichtet  ^. 

Nach  den  Anakleterien  nahm  die  vormundschaftliche  Regierung 
ein  Ende,  und  der  junge  König,  damals  etwa  12  oder  ISjährig,  ward 
für  selbständig  erklärt.  Anders  wie  sein  Vater  entwickelte  er  sich 
in  der  Folgezeit  zu  einem  rüstigen  Jünglinge,  der  an  körperlichen 
Übungen,  am  Waffenhandwerk  und  der  Jagd  Freude  hatte  ^.  Jedoch 
Regententugenden  hat  er  sich  nicht  erworben;  er  zeigte  sich  je  länger 
desto  mehr  hart  und  willkürlich,  und  ward  von  den  Untertanen  ge- 
hakt Solange  er  noch  ganz  jung  war,  stand  er  natürlich  völlig  unter 
dem  Einflüsse  seiner  Umgebung.  Es  stritten  sich  am  Hofe  zwei  feind- 
liche Parteien  um  die  Macht,  und  das  Faktionswesen  hat  von  jetzt  ab 
immer  mehr  um  sich  gegriffen.  Anfangs  behielt  der  tüchtige  Akarnane 
Aristomenes,  der  ehemalige  Vormund,  die  Leitung  *;  aber  er  ward  durch 
seinen  Freimut  dem  jungen  Fürsten  lästig  und  bei  einer  Gelegenheit 
gestürzt;  Epiphanes  schenkte  den  schmeichlerischen  Einflüsterungen  der 
Widersacher  Gehör  und  zwang  ihn  Gift  zu  nehmen  ^.  Seinen  Einflufs 
erbten  besonders  zwei  Männer,  der  Argiver  Polykrates,  der  schon  früher 
hohe  Amter  versehen   hatte,    und  Aristonikos,    ein    Eunuche   von   krie- 


ist  zu  bemerken  die  örAA)ji/)if  Tuiy  slg  jr]v  vavzBiav ,  was  ohne  Zweifel  Aufgreifen 
von  Leuten  zum  SchifFsdieust,  also  Matrosenpresse  bedeutet.  Ptolemäos  V  hat  die 
Verkehrsteuer  herabgesetzt.     Wilcken,  Ostraka  I  183. 

1)  Polyb.  XXII  7.  Dekret  v.  Res.  19  f.  Letronne,  Rec.  I  286.  290.  Die  Zeit 
wird  durch  die  Inschrift  bestimmt,  es  war  das  8.  -Jahr  des  Epiphanes  zur  Zeit  der 
NÜEchwelle  (September),  die  in  die  Belagerung  fiel.  Polybios  erzählt  davon  unter 
186/5  V.  Chr.  bei  Gelegenheit  des  späteren  Aufstandes. 

2)  Dekr.  v.  Ros.  z.  25 ff.     Die  Anakleterien  Bd.  II  673. 

3)  Man  wufste  zu  rühmen,  dafs  er  vom  Pferde  herab  einen  Stier  erlegen  könne. 
Polyb.  XXII  3,  8.     Plutarch,  Philop.  13. 

4)  Bd.  II  577. 

5)  Spätestens  192  v.  Chr.  Diodor  XXVIII  14.  Plutarch,  De  adul.  32  p.  72 
erzählt  den  Anlafs.  Die  Vermutung  Niebuhrs  (Kl.  Schriften  I  140  vgl.  Droysen, 
Kl.  Sehr.  II  358.  Mahafiy,  Emp.  of  Ptol.  311),  dafs  ein  Stück  des  Agatharchides 
(Geogr.  gr.  min.  I  118  ed.  Müller)  Worte  des  Aristomenes  an  Ptolemäos  V  seien, 
ist  sehr  zweifelhaft. 


11.  Buch.     §  14.     Ptolemäos  V.  87 

gerischen  Neigungen  und  manchen  nützlichen  Eigenschaften,  ein  Alters- 
genosse und  Gespiele  des  Königs  ^. 

Zunächst  machten  die  Untertanen  wieder  zu  schaffen.  Der  König 
mufste  auf  Vermehrung  seiner  Einkünfte  bedacht  sein  und  hob  früher 
bewilligte  Steuererleichterungen  wieder  auf'-*.  Der  zunehmende  Druck 
seiner  Regierung,  dazu  der  Groll  über  die  grausame  Bestrafung  des 
letzten  Aufstandes,  brachten  eine  neue  Empörung  hervor,  die  allem  An- 
scheine nach  wiederum  in  Oberägypten  ihre  Heimat  hatte  ^  und  be- 
deutende Rüstungen  erforderte.  Der  König  liefs  in  Hellas  werben  und 
hat  vielleicht  aus  diesem  Grunde  damals  die  achäische  Freundschaft 
durch  Gesandte  und  ansehnliche  Geschenke  wieder  aufgefrischt  *.  Er 
zog  in  eigener  Person  gegen  die  Rebellen  ins  Feld ;  jedoch  die  eigent- 
liche Arbeit  besorgte  Polykrates,  und  der  König  hatte  keine  Gelegenheit 
selber  Lorbeeren  zu  pflücken.  Die  Aufständischen  wurden  überwältigt. 
Die  Führer,  die  noch  übrig  waren,  Athinis,  Pausiras,  Chesuphos  und 
Irobastos,  ergaben  sich,  Polykrates  sicherte  ihnen,  wie  es  scheint,  das 
Leben  zu,  und  sie  begaben  sich  zum  Könige  nach  Sais,  um  sich  ihm 
zu  Füfsen  zu  werfen.  Aber  Ptolemäos  wollte  nichts  von  Gnade  wissen, 
sondern  liefs  die  Gefangenen  qualvoll  umbringen.  Der  Krieg  war  damit 
zu  Ende,  Ptolemäos  kehrte  von  Sais  über  Naukratis  nach  Alexandrien 
zurück  (186/5  v.  Chr.)  ^  In  Ägypten  trat  wieder  Ruhe  ein,  auch 
Oberägypten  und  das  äthiopische  Grenzland  wurden  wieder  unterworfen, 
der  König  hatte  jetzt  etwas  freiere  Hand  und  wandte  alsbald  seine  Blicke 
auf  das  verlorene  Cölesyrien. 

§  W. 

Das  seleukidische  Nachbarreich,  schon  in  sich  weniger  fest  gefügt, 
war  durch  die  grofse  Niederlage  bis  ins  innerste  Mark  erschüttert.  Es 
fehlt  zwar  über  die  Wirkung  im  einzelnen  an  jeder  Nachricht,  aber 
die  späteren  Ereignisse   setzen  doch  die  Tatsache   aufser  Zweifel.     Das 


1)  Polyb.  XVIII  54,  1.  55,  5.  XXII  7,  22.  Über  Polykrates  vgl.  Bd.  II 
376  Anm.  1. 

2)  Die  nnofioiqa,  die  er  nach  dem  Dekret  von  Ros.  z.  15  den  Tempeln  wieder 
zugewandt  hatte,  ward  für  den  Fiskus  zurückgenommen.  Mahaffy  zu  Flinders 
Petrie  Papyri  II  xlvi. 

3)  Diodor  XXVIII  4.  Der  Tempel  von  Edfu  war  nach  einer  dort  gefundenen 
Inschrift  eine  Zeitlaug  im  Besitz  der  Rebellen.  Dümichen,  Zeitschr.  f.  Agyptol. 
8  (1870)  S.  3,     Mahaflfy,  Emp.  of  Ptol.  240. 

4)  186/5  V.  Chr.  Polyb.  XXII  3.  7.  12.  Ptolemäos  schenkte  den  Achäern 
6000  eherne  Peltastenschilde  und  200  Tal.  gemünztes  Kupfer. 

5)  Polyb.  XXII  6  f.  Der  König  war  damals  25  Jahre  alt,  womit  die  Inschrift 
von  Edfu  stimmt,  wonach  die  Rebellion  im  19.  Regierungsjahre  zu  Ende  ging. 


88  11-  Buch.     §  14.     Antiochos  III. 

Anseten,  das  sich  Antiochos  der  Grofse  früher  erworben,  war  ver- 
nichtet, der  gewaltige  Menschen verlust,  der  vor  allem  die  Makedonier, 
den  Kern  des  Heeres,  betroffen,  darnach  die  hohen  Kontributionen  und 
Tribute,  welche  den  Römern  zu  zahlen  waren,  lähmten  die  Hilfskräfte 
des  Reiches  auf  lange  Zeit.  Und  die  Römer  taten  das  Ihrige,  um  die 
Wirkungen  der  Niederlage  noch  zu  verstärken  und  zu  verlängern.  Den 
Seleukiden,  die  noch  immer  die  mächtigste  Dynastie  Asiens  waren, 
haben  sie  stets  eine  argwöhnische  Aufmerksamkeit  gewidmet  und  alles 
getan,  um  die  Befestigung  ihrer  Macht  zu  hindern  und  ihre  Schwächung 
zu  befördern.  In  der  Tat  hing  der  Bestand  der  Dinge  in  Asien,  wie 
er  nach  dem  Frieden  war,  zunächst  davon  ab,  dafs  die  Herrscher  von 
Antiochien  nicht  wieder  mächtig  würden.  Dafs  es  gelang,  sie  in  Schwäche 
zu  erhalten,  dazu  haben  sie  selbst  wesentlich  mit  geholfen. 

Die  unmittelbaren  Folgen  der  Niederlage  zeigten  sich  zuerst  im 
Osten.  Es  scheint,  dafs  wenigstens  die  Parther  und  Baktrianer  die 
Gelegenheit  sofort  benutzten  und  das  schwache  Band,  das  sie  mit  dem 
Reiche  zusammenhielt,  wieder  zerrissen,  ja  zugleich  die  anliegenden 
Provinzen  bedrohten.  In  den  Ländern  östhch  von  Medien  fehlt  seitdem 
jede  Spur  seleukidischer  Herrschaft.  Auch  Armenien  sagte  sich  los. 
Antiochos  hatte  das  Land  geteilt  und  zwei  einheimische  Statthalter  ein- 
gesetzt, Zariadris  und  Artaxias.  Beide  machten  sich  unabhängig  und 
suchten  zugleich  Anschlufs  an  Rom  und  die  Pergamener.  Der  eine 
beherrschte  den  kleineren  westlichen  Teil,  Sophene  und  Nachbarschaft, 
Artaxias  den  östlichen  an  Medien  grenzenden  ^  Auch  Atropatene  hat 
wahrscheinlich  die  volle  Unabhängigkeit  wiedererlangt.  Da  Pam- 
phylien  dem  Eumenes  ebenfalls  zugesprochen  ward  (S.  62),  so  wurden 
nur  Syrien  mit  Kilikien,  die  Euphrat-  und  Tigrislandschaften,  Susiana, 
Medien  und  Persis  behauptet ;  mit  Ausnahme  jedoch  der  Gebirgstämme 
in  den  Randgebirgen  Irans,  die  immer  schwer  zu  bändigen  waren. 
Behauptet  ward  auch  Cölesyrien ;  die  Freundschaft  mit  Ägypten  hielt 
stand  und  bewirkte,  dafs  hier  die  Ruhe  erhalten  blieb. 

Die  Folgen  der  römischen  Niederlage  wurden  durch  den  uner- 
wartet raschen  Tod  des  Antiochos  noch  vergröfsert.  Bis  zum  Abschlufs 
des  Friedens  188  v.  Chr.  wird  der  König  in  Antiochien  am  Orontes 
geblieben  sein  ^.  Bald  nachher  begab  er  sich  in  die  oberen  Satrapien, 
um  die  erschütterte  Herrschaft  wiederherzustellen  und  Abgaben  ein- 
zutreiben.    Eine  längere  Abwesenheit  ward  vorgesehen;  ehe  der  König 


1)  Strabo  XI  528.  531.    Polyb.  XXV  2,  11  ff.     Obeu  S.  G9. 

2)  Polyb.  XXI  46.  Aus  dieser  Zeit  stammt  die  in  Daphne  gefundene  Ernennung 
eines  verdienten  Veteranen  zum  Oberpriester  (dQ/^eQevg)  der  Tempel  in  Daphne 
vom  14.  Dios  124  Sei.  =  Herbst  189  v.Chr.    Waddingtou,  Asie  min.  2713a  p.  628. 


11.  Buch.     §  14.     Tod  des  Antiochos  III.  89 

abging,  übertrug  er  seinem  älteren  Soline  Selcukos,  der  schon  seit 
längerer  Zeit  den  Königstitel  führte,  die  Regierung  in  Antiochien  \  In 
der  Gebirgslandschatt  von  Elymais,  nicht  weit  von  Susa,  versuchte  er  die 
Schätze  eines  Beltempels  zu  rauben.  Aber  die  wehrhaften  Bewohner  griffen 
ihn  an  und  vernichteten  ihn  mit  allen  seinen  Leuten  ^.  So  fand  er  ein 
klägliches  Ende.  Der  erste  Teil  seiner  Regierung  war  ehrenvoll  und 
glänzend;  er  versuchte  noch  einmal  mit  gutem  Erfolge,  das  Reich  des  Se- 
leukos  wiederherzustellen.  Aber  den  Römern  war  er  nicht  gewachsen; 
es  zeigte  sich,  dafs  seine  Fähigkeiten  nicht  über  das  Mittelmafs  hinaus- 
gingen. Sein  Ehrgeiz  umspannte  zu  viel,  und  er  verlor  darüber  das 
früher  Gewonnene.  Vor  seiner  grofsen  Niederlage  sind  seine  sonstigen 
guten  Eigenschaften  in  Vergessenheit  geraten.  Er  hat  sich  tapfer  und 
rührig,  grofsmütig  und  edel  gezeigt,  Grausamkeit  lag  ihm  fern;  er  war 
Freund  der  Hellenen ,  hellenischer  Freiheit  und  Bildung  ^.  Sein  Tod 
in  damaliger  Zeit  bedeutete  ohne  Zweifel  einen  schweren  Verlust  für 
das  Reich,  das  einer  starken  Hand  dringend  bedurfte.  Die  Regierung 
ging  zwar  ohne  Schwierigkeit  auf  Seleukos  IV  über,  der  den  Beinamen 
Philopator  erhielt  ^,  aber  der   neue  König   war    keine    tatkräftige  Natur 


1)  Hieronymus  in  Dauiel.  11,  19  (vol.  III  1126).  2  Makk.  9,  23.  Als  Mit- 
regent des  Vaters  erscheint  Seleukos  188/7  v.  Chr.  auf  babylonischen  Urkunden. 
Zeitschr.  f.  Assyriol.  8,  109. 

2)  Diodor  XXVIII  3.  XXIX  15.  Justin.  XXXII  2,  1.  Hierouymus  a.  a.  0. 
Strabo  XVI  744.  Euseb.  Cbron.  I  254  Schöne.  Genaueres  ist  nicht  bekannt; 
wahrscheinlich  wurde  Antiochos  unvorbereitet  überfallen.  Nach  Diodor  ging  die 
Plünderung  des  Tempels  vorher.  Das  Todesjahr  des  Antiochos  ist  Ol.  148,  1  = 
125  Sei.  =  188/7  v.  Chr.  Dies  ergibt  sich  aus  den  babylonischen  Urkunden 
Zeitschr.  f.  Assyriol.  8,  109  f.  und  ebenso  aus  der  berichtigten  Chronographie  des 
Eusebios.  Hermes  35,  492  f.  Zonaras  IX  21,  5  setzt  den  Tod  unter  die  Konsuln 
von  187  V.  Chr.,  woraus  zu  schliefsen  ist,  dafs  Polybios  davon  unter  Olymp.  148,  1 
berichtete,  nicht  wie  Nissen  (Rhein.  Mus.  N.  F.  26,  265)  meint,  Olymp.  148,  4. 

3)  Plutarch,  Apophthegm.  p  183F.  In  seiner  Umgebung  werden  zwei 
Historiker  genannt,  Mnesiptolemos  und  der  bekanntere  Hegesianax  aus  dem  troischen 
Alexandreia,  auch  der  Dichter  Simonides  gehört  dazu.  Athen.  IV  155  B.  XV 
697  D.  Suidas  IifX(üPtdr,g  Mäyvr,i;.  Auf  die  Anekdoten ,  in  denen  er  als  starker 
Zecher  erscheint  (Athen,  a.  0.  Aelian  var.  h.  II  41),  ist  nicht  viel  zu  geben. 
Sein  angeblicher  Ausspruch,  wonach  er  den  Römern  dankbar  zu  sein  bekannte,  weil 
sie  ihn  eines  grofsen  Teils  der  Regierungsorgen  enthoben  hätten ,  ist  natüi-lich 
apokryph.     Valer.  Max.  IV  1,  5. 

4)  Der  Beiname  wird  durch  Münzen  und  eine  Inschrift  (Babelon,  Rois  de 
Syrie  XCI.  BCH.  I  285)  und  die  Chronographen  (Euseb.  I  264.  II  124  f.  Schöne. 
Porphyrios  bei  Hieron.  in  Daniel  vol.  III  1126)  unzweifelhaft  bezeugt.  Nur 
Josephus  Ant.  XII  223  nennt  ihn  Soter,  vielleicht  aus  Versehen.  Er  regiert  nach 
einstimmigem  Zeugnis  12  Jahre,  sein  erstes  Jahr  ist  Olymp.  142,  2  (187/6  v.  Chr.), 
sein  letztes  Olymp.  151,  1  (176/5  v.  Chr.).     Hermes  35,  494 


90  11.  Buch.     §  14.     Seleukos  IV. 

und  nicht  der  Mann,  das  gesunkene  Ansehen  des  Hauses  wieder  auf- 
zurichten. Er  beeilte  sich  nach  seiner  Thronbesteigung  zunächst  das 
Bündnis  mit  Rom  zu  erneuern;  seine  Gesandten  besuchten  bei  dieser 
Gelegenheit  auch  Griechenland  und  den  achäischen  Bund,  dem  der 
König  zehn  KriegschifFe  zum  Geschenk  anbieten  liefs,  was  jedoch  ab- 
gelehnt ward  (186'5  v.  Chr.)  ^  Seleukos  hatte  keinen  leichten  Stand; 
denn  er  lebte  unter  beständiger  Aufsicht  der  Römer,  die  ihm,  wie  es 
scheint,  nicht  trauten.  Überdies  geriet  er  in  Geldverlegenheiten;  we- 
nigstens scheint  es,  dafs  er  die  Kontributionen  nicht  regelmäfsig  ent- 
richtete und  die  Nachsicht  der  Römer  in  Anspruch  nehmen  mufste  ^. 
So  sah  er  sich  überall  gehemmt,  und  seine  Regierung  verlief  in  ruhm- 
loser Untätigkeit  ^.  Nur  einmal  hat  er  (etwa  182  v.  Chr.)  versucht, 
seine  Grenzen  zu  überschreiten;  zur  Zeit  des  vorderasiatischen  Krieges 
war  er  im  Begriff,  dem  Pharnakes  gegen  Eumenes  und  Ariarathes  zur 
Hilfe  zu  kommen,  was  gegen  die  Verträge  mit  Rom  verstiefs.  Allein 
der  Gedanke,  dafs  er  alsdann  die  Römer  zu  Feinden  haben  würde, 
hielt  ihn  zurück  *.  Er  war  sonst  kein  Freund  der  Römer  oder  des 
Eumenes;  als  178  v.  Chr.  in  Makedonien  Perseus  zur  Regierung  kam, 
suchte  er  dessen  Freundschaft  und  vermählte  ihm  seine  Tochter  Laodike  ^. 
Kurze  Zeit  darnach  ward  er  von  Ägypten  her  bedroht.  Ptolemäos 
Epiphanes  erhob,  wie  schon  bemerkt,  nach  Ägyptens  Beruhigung  An- 
sprüche auf  Cölesyrien  und  rüstete  zum  Kriege.  Es  scheint,  dafs 
Ptolemäos  dazu  auch  in  Griechenland  die  Werbetrommel  rühren  liefs 
und  mit  den  Achäei'n  eine  nähere  Verbindung  suchte,  denen  er  zehn 
Fünfzigruderer  mit  vollständiger  Ausrüstung  zum  Geschenk  machte. 
Die  Achäer  nahmen  die  Gabe  mit  Dank  an,  aber  noch  ehe  ihre  Ge- 
sandten zur  Empfangnahme  nach  Ägypten  abgereist  waren,  starb  Ptole- 


1)  Polyb.  XXII  10,  4.  12,  13.  Diodor  XXIX  17.  Acliiiischer  Strateg  war 
Aristänos.     Oben  S.  40. 

2)  Nach  dem  Frieden  von  189  v.  Chr.  sollten  12000  Tal.  in  12  jährlichen  Raten 
gezahlt  werden  (Bd.  II  758);  da  die  erste  Rate  189  v.  Chr.  fällig  war,  so  hätte 
178  V.  Chr.  die  Zahlung  beendet  sein  müssen.  Wenn  jedoch  unsere  Quellen  recht 
berichten,  hatte  noch  Antiochos  Epiphanes  zu  zahlen,  und  dies  ist  nur  möglich, 
wenn  man  eine  Verzögerung  annimmt.  2  Makk.  8,  10.  36  und  daraus  Sulpic.  Sev. 
chron.  II  19,  6.     Liv.  XLII  6,  6. 

3)  Appian,  Syr.  66.     Daniel  11,  20  und  dazu  Hieronymus  vol.  III  p.  1126. 

4)  Diodor  XXIX  24.  Polyb.  fr.  159.  Oben  S.  75  f.  In  welcher  Angelegenheit 
Titus  Quinctius  Flamininus  183  v.  Chr.  zu  Seleukos  geschickt  ward  (Polyb. 
XXIII  5),  wissen  wir  nicht.  Der  Krieg  gegen  Pharnakes  war  damals,  als  Titus 
Rom  verliefs,  noch  nicht  ausgebrochen. 

5)  Polyb.  XXV  4,  8.  Liv.  XLII  12,  3.  Appian,  Maced.  11,  2.  Unten 
Buch  12  §  1. 


11.  Buch.     §  14.     Tod  des  Ptolemäos  V  und  Seleukos  IV.  91 

mäos,  kaum  30  Jahre  alt,  eines  plötzlichen  Todes.  Es  scheint,  dafs 
in  der  Umgebung  des  Königs  der  bevorstehende  Krieg  viele  Gegner 
hatte.  Es  fehlte  an  Geld,  und  man  erzählt,  Epiphanes  habe  angedeutet, 
dafs  er  sich  an  das  Vermögen  seiner  Freunde  halten  würde,  worauf 
man  ihn  durch  Gift  ums  Leben  brachte  (181/0  v.  Chr.)  ^  Er  hinter- 
liefs  zwei  Söhne  und  eine  Tochter,  Kleopatra,  alle  noch  in  kindlichem 
Alter;  der  älteste  Sohn  Ptolemäos,  ein  Knabe  von  6 — 8  Jahren,  ward 
mit  dem  Beinamen  Philometor  unter  Vormundschaft  seiner  Mutter 
Kleopatra  König  2.  Der  Angriff  auf  Syrien  ward  unter  diesen  Um- 
ständen aufgegeben ;  es  ist  wahrscheinlich ,  dafs  Kleopatra  von  vorne 
herein  dem  Kriege  widerstrebt  hat.  Seleukos  IV  konnte  unangefochten 
seine  Herrschaft  über  Cölesyrien  behaupten. 

Hier  hatten  jedoch  die  ägyptischen  Kriegsvorbereitungen  bereits 
allerlei  Unruhen  erzeugt.  Bei  den  Juden  erstand  eine  ägyptische  Partei 
unter  Hyrkanos,  dem  Sohne  des  Tobias,  er  wurde  indes  von  seinen 
Gegnern  aus  Jerusalem  vertrieben  und  mufste  über  den  Jordan  zurück- 
weichen, wo  er  sich  in  der  Gegend  von  Hesbon  ein  festes  Schlofs  er- 
baute ^.  Der  Streit  der  jüdischen  Parteien  war  jedoch  mit  der  Flucht 
Hyrkans  nicht  zu  Ende,  sondern  hatte  weitei'e  Nachwirkungen.  Der 
Hohepriester  Onias  ward  von  seinen  Widersachern  als  Freund  Ägyptens 
angefeindet.  Im  Auftrage  des  Königs  erschien  Heliodoros,  einer  der 
höchsten  königlichen  Beamten,  in  Jerusalem,  um  die  Sache  zu  unter- 
suchen ;  Onias  scheint  sich  zwar  mit  Heliodoros  verständigt  zu  haben 
und  blieb  im  Amte,  ward  aber  aufs  neue  verklagt  und  ging  nunmehr 
zur  Rechtfertigung  an  den  Hof  nach  Antiochien  ■*. 

Seleukos  IV  nahm  bald  darnach  ein  gewaltsames  Ende:  er  ward 
von  dem  eben  genannten  Heliodoros  ermordet  (176  5  v.  Chr.)  °.  Ur- 
sachen und  nähere  Umstände  der  Tat  sind  unbekannt.     Es  scheint   dafs 


1)  Polyb.  XXIV  6.  Diodor  XXIX  29.  Hierouymus  in  Daniel,  vol.  III  p.  1126. 
Er  starb  zwischen  dem  7.  Oktob.  181  und  dem  7.  Oktob.  180  v.  Chr. 

2)  Philometors  Geburtsjahr  steht  nicht  fest:  Strack,  Dyn.  d.  Ptolem.  S.  183. 
197  entscheidet  sich  für  186   v.  Chr. 

3)  Josephus  Ant.  XII  222.  228  ff.  2  Makk.  3,  11.  Wenn  Josephus  recht  be- 
richtet, dafs  Hyrkanos  sich  bis  zum  Antritt  des  Antiochos  Epiphanes  auf  seinem 
Kastell,  das  den  Namen  Tyros  führte,  7  Jahre  behauptete,  so  gehört  seine  Flucht 
etwa  ins  Jahr  182  v.  Chr. 

4)  2  Makk.  3,  4  ff.     Näheres  weiter  unten. 

5)  Appian,  Syr.  45.  Heliodoros  ist  sonst  noch  bekannt  aus  2  Makk.  3,  7  ff. 
und  aus  delischen  Inschriften  BCH.  I  285.  III  364.  Er  war  Sohn  des  Aeschylos 
aus  Antiochien.  Seine  Amtsbezeichnung  ist  fni  twu  nQayf/cuwv,  er  hatte  also  eine 
ähnliche  Stellung  wie  Hermias  bei  Antiochos  III.  Bd.  II  378.  Fränkel,  Inschr. 
V.  Pergam.  I  171 — 176. 


93  11.  Buch.     §  14.     Autiochos  IV  Epiphaaes. 

sich  am  Königshofe  Parteien  gebildet  hatten,  dafs  Hehodoros  in  Un- 
gnade gefallen  war  und  nun,  um  sich  und  sein  Amt  zu  retten,  den 
König  beseitigte  K  Die  Gewalt  fiel  zunächst  dem  Mörder  zu,  der  viel- 
leicht als  Vormund  eines  der  vorhandenen  unmündigen  Kinder  des 
Ermordeten  die  Regierung  übernahm  ^. 

Die  zunächst  zum  Throne  berechtigten  Mitglieder  des  Königshauses 
befanden  sich  beim  Tode  des  Seleukos  aufser  Landes.  Der  jüngere 
Bruder  des  Ermordeten,  Antiochos,  lebte  seit  189  v.  Chr.  als  Geisel 
in  Rom  ^.  Auf  Verlangen  der  Römer  ^  hatte  ihn  Seleukos  kurz  zuvor 
gegen  seinen  ältesten  Sohn  Demetrios,  einen  Knaben  von  etwa  zwölf 
Jahren  ^,  ausgewechselt.  Antiochos  hatte  sich  auf  den  Heimweg  ge- 
macht und  verweilte  dabei  einige  Zeit  in  Athen  ^.  Dort  traf  ihn  die 
Nachricht  vom  Ende  seines  Bruders.  Antiochos  griff  nun  rasch  zu,  um 
die  Krone  für  sein  Haus  zu  retten,  und  fand  in  Asien  an  den  Perga- 
menern  kräftige  Helfer,  mit  denen  er  ohne  Zweifel  schon  früher  Freund- 
schaft geschlossen  hatte.  Eumenes  setzte  ihm  feierlich  das  Diadem 
auf  und  unterstützte  ihn  mit  Geld  und  Truppen;  Attalos  geleitete  Ihn 
bis  an  die  Grenzen  des  syrischen  Gebietes.  Heliodoros  mit  seinem 
Anhange  ward  verjagt,  und  Antiochos  zog  als  König  in  Antiochien 
ein  (175  v.  Chr.)  ^     Alles  geschah  so  rasch,  dafs  die  Römer  keine  Ge- 


1)  Stark,  Gaza  S.  429  vermutet,  vielleicht  nach  Hieronymua  in  Daniel.  11,  21 
(vol.  III  1127  Mart.),  Heliodoros  habe  der  ägyptischen  Partei  am  Hofe  angehört. 
Ein  gewisser  Gegensatz  zwischen  dem  ersten  Minister  und  dem  Könige  kann  aus 
dem  Schicksal  des  Hohenpriesters  Onias  entnommen  werden,  der  sich  offenbar  mit 
Heliodoros  auseinandergesetzt  hatte,  dann  aber  gleichwohl  in  Antiochien  zur  Ver- 
antwortung gezogen  Avard. 

2)  Ein  Sohn  des  Seleukos,  ein  Kind,  war  beim  Tode  des  Vaters  vorhanden. 
Diodor  XXX  7,  2.     Joh.  Antioch.  fr.  58  =  FHG.  IV  558. 

3)  Zu  der  Annahme,  dafs  Antiochos  erst  nach  dem  Triumph  Scipios  in  Rom 
eingetroffen  sei  (Nissen,  Krit.  Unters.  207  f.  Holleaux,  REG.  13  (1900)  261  Anm.) 
liegt  kein  genügender  Anlafs  vor.  Livius  nennt  ihn  nicht  beim  Triumph  Scipios, 
aber  dieser  Umstand  beweist  nicht  viel.  Er  braucht  ja  nicht  im  Triumph  ge- 
gangen zu  sein.  Sicher  ist  dagegen,  dafs  nach  den  Bestimmungen  der  Friedens- 
präliminarien (Polyb.  XXI  17,  8)  die  Geiseln  sogleich  (7i«()«^p^,u«)  gestellt  werden 
mufsten,  also  gewifs  im  Frühjahr  189  v.  Chr.  im  römischen  Hauptquartier  ankamen. 

4)  Dies  schliefse  ich  aus  Polyb.  XXXI  12,  2. 

5)  Nach  Polyb.  XXXI  12,  5  war  Demetrios  188/7  v.  Chr.  geboren. 

6)  Es  liegt  ja  nahe  zu  vermuten ,  dafs  die  Ermordung  des  Seleukos  mit  der 
bevorstehenden  Ankunft  des  Antiochos  in  Zusammenhang  steht.  Das  kann  man 
sich  verschieden  ausmalen. 

7)  Appian,  Syr.  45  und  damit  gut  übereinstimmend  das  Ehrendekret  der 
Antiocheuer  für  Eumenes  und  sein  Haus.  Inschr.  v.  Pergam.  n.  160.  Nach  Appian 
hat  es  den  Anschein,  dafs  Heliodoros  schon  vor  dem  Eintreffen  des  Antiochos  von 
Attalos    vertrieben    war.      Was    die   Zeitrechnung    anlangt,    so   ist   Ol.    151,    1    = 


11.  Buch.     §  14.     Ahtiochos  IV.  93 

legenheit  hatten,  sich  einzumischen,  Eumenes  und  Antiochos  han- 
delten selbständig  und  eihg  ^ ;  der  Pergamener  rechnete  darauf,  in 
Antiochos  einen  sicheren  Freund  auf  dem  Throne  der  Seleukiden  zu 
gewinnen.  Die  Römer  erkannten  die  vollendete  Tatsache  an.  Antiochos 
war  ihnen  als  Freund  bekannt;  sein  Gesandter  ApoUonios,  der  alsbald 
in  Rom  erschien  und  unter  Freundschaftsversicherungen  und  mit  den 
üblichen  Geschenken  um  Erneuerung  des  Bündnisses  nachsuchte,  fand 
gute  Aufnahme ;  die  Gesandtschaft  ward  sogleich  erwidert  '^.  Demetrios, 
der  Sohn  des  Seleukos,  blieb  als  Geisel  in  Rom.  In  Syrien  ward  An- 
tiochos zu  Anfang  nicht  allgemein  anerkannt;  besonders  die  ägyptische 
Partei  widerstrebte  ihm  und  auch  andere,  denen  vielleicht  Demetrios 
der  besser  berechtigte  Erbe  schien;  aber  der  neue  König  wufste  seine 
Widersacher  durch  Milde  zu  gewinnen,  die  Unversöhnlichen  verliefsen 
das  Land  ^,  Antiochos  war  in  der  Tat  der  einzige  Seleukide,  der  die 
Regierung  wirklich  übernehmen  konnte,  und  seine  Sukzession  war,  da 
Demetrios  ein  Kind  war,  nach  dem  Fürstenrecht  der  Zeit  durchaus 
legitim.  Jedoch  war  er  nicht  der  einzige  zum  Thron  berechtigte.  Seleukos 
hatte  noch  einen  jüngeren  Sohn  hinterlassen,  der  dem  neuen  Könige  viel- 
leicht gefährlich  werden  konnte.  Derselbe  ward  später  in  Abwesenheit 
des  Antiochos  von  Andronikos,  einem  eifrigen  Diener,  umgebracht,  was 
allgemeine  Entrüstung  erzeugte.  Andronikos  ward  dafür  mit  dem  Tode 
bestraft,  aber  es  bestand  doch  der  Verdacht,  dafs  er  nach  dem  Wunsche 
des  Königs  gehandelt  habe  *.     Antiochos  nahm  als  König  den  Beinamen 

137  Sei.  =  176/5  v.  Chr.  das  Todesjahr  des  Seleukos  IV;  dies  Jahr  geben  seine 
letzten  Münzen,  während  die  ersten  seines  Nachfolgers  die  Zahl  138  (=  175/4  v.  Chi-.) 
zeigen.  Babelon,  Rois  de  Syrie  p.  cix.  Der  Tod  des  Seleukos  IV  wird  in  den 
Winter  176/5  fallen,  die  Ankunft  des  Antiochos  in  den  Frühsommer  175  v.  Chr. 
Hermes  35,  493  (Kritik  d.  Makkab.  80). 

1)  Die  Behauptung  Appians  Syr.  45,  dafs  Eumenes  und  Attalos  damals  schon 
den  Kömern  stark  mifstraut  hätten,  ist  mit  Vorsicht  aufzunehmen.  Dazu  lag,  so- 
viel uns  bekannt,  damals  kein  Anlafs  vor,  wohl  aber  war  es  von  Bedeutung,  den 
Zeitverlust,  die  Umständlichkeiten  und  Opfer  zu  vermeiden,  die  mit  der  römischen 
Einmischung,  wie  der  Fall  des  Pharnakes  gezeigt  hatte,  verbunden  waren. 

2)  Liv.  XLII  6,  6  in  einer  annalistischen  Partie  unter  173  v.  Chr.  vielleicht 
verspätet.  Der  Gesandte  Apollonios  soll  zugleich  die  rückständige  Kontribution 
erlegt  haben. 

3)  Hieronymus  z.  Daniel  11,  21  f.:  Äntiochus  Epiphanes,  ciii  ab  his  qui  in 
Syria  Ptolemaeo  favebant,  non  clabatur  honor  regius,  sed  postea  simulatione  cle- 
mentiae  obtinuit  regnum  Sijriac.  Ein  ergebener  Freund  des  Seleukos,  Apollonios, 
entfloh  nach  xMiletos.     Polyb.  XXXI  21,  3. 

4)  171  oder  170  v.  Chr.  nach  Diodor  XXX  7,  2.  Johannes  Ant.  fr.  58  (FHG. 
IV  558).  Der  Verfasser  des  2  Makkab.  (4,  31  ff.)  bringt  den  Tod  des  Andronikos 
mit  der  Ermordung  des  Hohenpriesters  Onias  in  Zusammenhang,  v.  Gutschmid, 
Rhein.  Mus.  15,  316  flf.     Vgl.  Hermes  35,  509  .Kritik  d.  Makkab.  96). 


04  11-  Buch.     §  14.     Antiochos  IV. 

Epiphanes  an,  oder  vollständiger  d^eög  hiLq^avrjg,  als  der  leibhaftige  Gott, 
der  sein  Land  aus  den  Händen  fremder  Thronräuber  gerissen  habe; 
er  ist  der  erste  Seleukide,  der  sich  schon  zu  Lebzeiten  mit  göttlichen 
Beinamen  schmückt  ^  Mit  Eumenes  schlofs  er  sofort  einen  Bund  und 
hat  anders  als  sein  Bruder,  während  seiner  ganzen  Zeit  mit  ihm  in 
bestem  Einvernehmen  gestanden.  Antiochos  war  ein  Mann,  in  dem  sich 
ungleiche  Eigenschaften  seltsam  mischten.  Vor  allem  war  er  begeisterter 
Freund  des  Hellenentums,  am  meisten  der  Athener,  die  er  über  alles 
schätzte.  Ehe  ihm  das  Diadem  zufiel,  lebte  er  eine  Zeitlang  unter 
ihnen,  erwarb  athenisches  Bürgerrecht,  hat  wahrscheinlich  in  dieser 
Zeit  das  Amt  eines  ersten  Strategen  bekleidet  ^  und  ihnen  dafür  mit 
königlicher  Freigebigkeit  seinen  Dank  abgestattet.  Er  unternahm  den 
Ausbau  des  unvollendeten  Olympieion  und  stiftete  am  Theater  eine 
goldene  Agis.  Ahnliche  Geschenke  machte  er  anderen:  den  Böotern 
gewährte  er  die  Mittel  für  den  Zeustempel  in  Lebadeia  ^ ,  den  Mega- 
lopoliten  in  Arkadien  versprach  er  ihre  immer  noch  nicht  vollendeten 
Stadtmauern  auszubauen  und  gab  ihnen  einen  grofsen  Teil  des  Geldes, 
in  Tegea  begann  er  ein  Theater  zu  errichten,  dem  Tempel  in  Olympia 
schenkte  er  einen  prächtigen  Teppich  babylonischer  Arbeit,  den  Kyzi- 
kenern  und  besonders  den  Rhodiern  machte  er  reiche  Geschenke  für 
ihre  Marine.  Berühmt  sind  ferner  die  Statuen,  die  er  für  den  Altar 
auf  Delos  stiftete,  und  auch  Argos,  Byzanz,  Kalchedon  und  Kyzikos  haben 
seine  Freigebigkeit  erfahren  *. 


1)  Appian,  Syr.  45.  Die  Münzlegenden  zeigen  darin  eine  Steigerung  von  dem 
einfachen  ßaaifJwg  'Avtio /ov  zu  ßao.  ylvr.  inicpttvovc,  ß.  A.  deov  oder  &eov  innpuvovg 
und  ß.  \4.  d-iov  ejiKpavovg  pixriCfioQov.  Babelon  a.  a.  0.  p.  XCIIIflf.  Auch  im  Schrei- 
ben der  Samariter  bei  Josephus  Ant.  XII  258  heifst  er  S^tog  snKfai^t'ig.  Vgl. 
2Makk.  9,  12. 

2)  Sein  Name  mit  dem  seleukidischen  Wappen,  dem  Elefanten,  befindet  sich 
auf  athenischen  Münzen.  Catalogue  of  greek  coins  in  the  Brit.  mus.  Attika  S.  36. 
Keinach,  REG.  1  (1888)  168.  Holleaux,  ebeudas.  13  (1900)  273.  Babelon,  Rois 
de  Syrie  XCII.     Hermes  35,  297.     Oben  S.  18. 

3)  Nach  einer  unedierten  Inschrift.  Heberdey  und  Wilhelm,  Denkschriften 
der  Wiener  Akademie  44  S.  117. 

4)  Polyb.  XXVI  1,  11.  XXVIII  22,  3.  XXIX  24,  13.  Liv.  XLI  20,  5. 
Granius  Licin.  p.  9  Bonn.  Velleius  Pat.  I  10,  1.  Pausan.  V  12,  4.  Wichtig  ist 
das  Zeugnis  der  Eudamos-Inschrift  bei  Heberdey  und  Wilhelm,  Reisen  in  Kilikien 
109.  Michel,  Recueil  535.  Auf  Delos  sind  mehrere  Inschriften  gefunden,  die  Auf- 
schriften der  dem  Antiochos  gesetzten  Bilder,  eine  von  einem  Athener,  die  zweite  von 
der  Stadt  Athen.  BCH.  III  362  ff.  Auch  die  Reste  einer  Inschrift  aus  Ilion,  in  der 
die  Ilienser  ihre  Dankbarkeit  ausdrücken,  beziehen  sich  wohl  auf  ihn.  MA.  (1890) 
219.  Eine  Widmung  für  den  König  und  seine  Gattin  Laodike  und  ihren  Sohn 
Antiochos  SIG.  I'  229  Michel,  Recueil  1096. 


11.  Buch.     §  14.     Autiochos  IV.  95 

Auch  in  seinem  Reiche  suchte  er  nun  das  hellenische  Wesen  zu 
verbreiten,  nicht  zuletzt  hellenische  Feste  und  Gottesdienste,  die  er  mit 
verschwenderischer  Pracht  zu  begehen  liebte.  Gleich  nach  seiner  Thron- 
besteigung richtete  er  Festspiele  in  Daphne  bei  Antiochien  ein  ^  In 
und  bei  Antiochien  hat  er  dem  ApoUon  und  dem  Zeus,  dem  olympi- 
schen wie  dem  kapitolinischen,  Heiligtümer  und  Bildwerke  von  ge- 
waltiger Gröfse  errichtet  ^,  und  die  Städte  des  Reiches  regte  er  zu  ähn- 
lichen Stiftungen  an  ■^. 

Seinen  Städten  widmete  er  besondere  Sorgfalt.  Als  er  ins  Land 
kam,  brauchte  er  Unterstützung,  und  scheint  sie  bei  den  Städten  ge- 
sucht und  gefunden  zu  haben,  die  er  mit  Freiheiten  und  Gnaden- 
beweisen beschenkte  und  in  jeder  Weise  förderte.  Indem  er  ihnen  mehr 
Selbständigkeit  gab,  schmälerte  er  freilich  die  königliche  Gewalt.  Mit 
ihm  kommt  die  Zeit,  wo  die  seleukidischen  Städte  eine  wichtige  Rolle 
zu  spielen  anfangen.  Er  hat  neue  Kolonisten  aus  Hellas,  vornehmlich 
wohl  aus  Athen  eingeführt.  Die  Hauptstadt  Antiocheia  ward  durch 
einen  neuen  Stadtteil  erweitert  '^ ;  ihre  Verfassung  scheint  nach  attischem 
Muster  umgestaltet  zu  sein  ^.  Ein  neues  Rathaus  und  andere  Gebäude 
wurden  errichtet ".  Und  nicht  nur  Antiochien  scheint  er  vergröfsert 
und  umgestaltet   zu   haben;    mehrere  Städte    haben   sich   ihm  zu  Ehren 


1)  Inscbr.  v.  Perg.  I  160.     Vgl.  1  Makk.  3,  30.     Josephus,  Antiq.  XII  294. 

2)  Granius  Licin.  p.  9  Bonn.  Ammianus  Marceil.  XXII  13,  1.  Vgl.  Babelon, 
Rois  de  Syrie  XCIV.  K.  0.  Müller,  Antiquit.  Antiochenae  (comment.  societ. 
Gotting.  VIII)  S.  257  ff.  Übrigens  ward ,  wie  die  Münzen  zeigen ,  schon  vorher 
Zeus  verehrt.  Das  Zeusbild  war  nach  dem  Muster  des  von  Phidias  gearbeiteten 
olympischen  gemacht.  Die  Einführung  neuer  Gottesdienste  durch  Antiochos  deutet 
auch  Daniel  11,  36  ff.  an. 

3)  So  wird  die  in  Tyros  gefeierte  Penteteris  des  Herakles  (2  Makk.  4,  18)  auf 
ihn  zurückgeben. 

4)  Strabo  XVI  750.  Malalas  chron.  205.  234  Bonn.  Darnach  hiefs  der  neue 
Stadtteil  Epiphaneia.  Vgl.  0.  Müller  a.  0.  R.  Förster,  Jahrbuch  des  k.  d.  arch. 
Inst.  12  (1897)  116  f. 

5)  Dies  zeigt  die  Urkunde  Inschr.  v.  Pergam.  n.  160.  Michel,  Recueil  550. 
Es  ist,  wie  Fräakel  bemerkt  hat,  ein  antiochenischer  Volksbeschlufs,  der  sich  ganz 
in  den  Formen  der  attischen  hält  und  auf  attische  Einrichtungen  hinweist.  Daher 
hat  neuerdings  HoUeaux  (REG.  13  (1900)  258ff.)  die  Inschrift  für  Athen  in  An- 
spruch genommen.  In  der  Tat  läfst  sich  vieles  dafür  sagen,  da  ja  die  Form  attisch 
ist,  indes  der  Schlufs  der  Urkunde  scheint  mir  entscheidend  dagegen  zu  sprechen 
und  die  Fräukelsche  Deutung  nötig  zu  machen.  Eine  Übertragung  attischer  Ver- 
fassungsformen auf  Antiochien  hat  um  so  weniger  Bedenken ,  als  Antiochos  nach 
dem  Schreiben  bei  Josephus,  Antiq.  XII  264  sich  auch  attische  Monate  an- 
geeignet hat. 

6)  Malalas  a.  a.  0.  Eustathios  zu  Dionys.  Perieg.  917.  Auch  das  Charouion 
galt  als  sein  Werk;  es  ward  nach  Malalas  zur  Abwehr  einer  Pest  errichtet. 


06  11-  Buch.     §  14.     Antiochos  IV. 

den  Namen  Antiocheia  beigelegt ^  so  Tarsos,  Edessa  und  Jerusalem^, 
andere,  zu  denen  sogar  Ekbatana  gehört,  nannten  sich  Epiphaneia  ^. 
Er  gab  den  Städten  ein  gewisses  Münzrecht,  und  zwar  nicht  nur  den 
griechischen,  sondern  auch  den  phönizischen ,  die  mit  phönizischem  Al- 
phabet prägten  ^.  Er  bemühte  sich  ernstlich  um  Popularität  und  nahm 
in  eigener  Person  am  kommunalen  Leben  teil;  nach  römischer  Sitte 
ging  er  auf  den  Markt  und  bewarb  sich  in  geweifster  Toga  um  die 
Magistraturen  und  waltete  als  Agoranomos  oder  Demarch  auf  der  sella 
CLirulis  sitzend,  mit  Eifer  seines  Amtes*.  Er  liebte  sich  mit  wenigen 
Begleitern  in  den  Strafsenverkehr  zu  mischen,  den  Gewerbtreibenden 
zuzusehen ,  mit  den  Leuten  zu  plaudern  oder  auch  zu  zechen, 
die  Schenken  und  öffentlichen  Bäder  zu  besuchen  und  dort  seine 
Possen  zu  treiben,  oder  auch  ungeladen  zum  Schrecken  der  Gäste 
in  fremde  Lustbarkeiten  einzudringen.  Er  schenkte  gern,  bald  wert- 
losen Tand  bald  kostbare  Gaben,  wie  es  ihm  einfiel.  Ernsten  und 
nüchternen  Beurteilern  schien  er  wegen  solcher  Streiche  halb  verrückt 
zu  sein  ^.  Er  war  tatenlustig  und  ehrgeizig,  zugleich  aber  unbeständig, 
launenhaft  und  ausschweifend  ^.  Leicht  griff  er  zur  Y/illkür  und  Un- 
gerechtigkeit''' ,  bei  seiner  Verschwendung  ging  ihm  oft  das  Geld  aus; 
dann  nahm  er  es  ohne  Skrupel,  wo  er  es  fand,  selbst  Heiligtümer  wurden 
nicht  verschont  ^.  Bei  aller  Popularität  erregte  er  nicht  selten  Em- 
pörung und  Widerstand  ^,  wufste  aber  in  solchen  Fällen  die  königliche 

1)  Stephan.  Byz.  s.   TagaSg,  llfTio/na.     Plin.  h.  n.  V  8(3.     2  Makk.  4,  9.  19. 

2)  Steph.  Byz.  s.  'AyßaTuyu.  Aul'ser  dem  bekanuten  syrischen  Epiphaueia 
wird  ein  anderes  am  Euphrat  und  ein  drittes  in  Kilikien  genannt.  Plinius  n.  h, 
V  83.  86.  93. 

3)  Babelon,  Rois  de  Syrie  CI.  Es  sind  die  Städte  Antiocheia  am  Saros 
(Adana),  Antiocheia  in  Mydonien  (Nisibis),  das  übrigens  diesen  Namen  schon  lange 
führte  (Polyb.  V  51,  1),  Antiocheia  bei  Kallirrhoe  (Edessa),  Antiocheia  in  Ptolemais, 
Antiocheia  bei  Daphne,  Hierapolis  in  Syrien  (Bambyke)  und  in  .Kilikien  (Kastabala), 
Seleukeia  in  Pierien  und  am  Pyramos  (Mopsuhestia),  Alexandreia  bei  Issos,  Lao- 
dikeia  am  Meer,  Askalon,  Apameia  am  Axios  und  Tripolis.  Phönizisch  münzen 
Byblos  (Gebal),  Tyros,  Sidon  und  Laodikeia  am  Libanon. 

4)  Polyb.  XXVI  1,  5.     Liv.  XLI  20. 

5)  Polyb.  XXVI  1.     Liv.  XLI  20.     Diodor  XXXI  32  a. 

6)  Über  seine  Trinkgelage  berichtet  Athen.  X  438  D.  FHG.  III  186.  Aelian, 
Var.  bist.  II  41.     Grauius  Licin.  p.  9  Bonn. 

7)  Vgl.  2  Makk.  4 ,  43  ff.  die  Erzählung  von  der  Klage  der  Juden  gegen 
Menelaos. 

8)  Granius  berichtet,  wie  er  nach  Hierapolis  kam,  um  sich  dort  mit  der  Ar- 
temis zu  vermählen  und  den  Tempelscbatz  als  Mitgift  nahm.  Vgl.  Sulpicius  Sev. 
chron.  II  19,  6. 

9)  So  brachen  um  169  v.  Chr.  in  Tarsos  und  Mallos,  die  er  seiner  Kebse 
Antiochis  geschenkt  hatte,  Unruhen  aus.     2  Makkab.    4,   30.     Ebenso  ist   er  nach 


11.  Buch.     §  14.     Aatiochos  IV.  97 

Autorität  kräftig  wahrzunehmen.  Der  Jude  Hyrkanos,  der  sich  unter 
Seleukos  im  Ostjordanlande  zu  behaupten  gewufst,  gab  nach  der  Thron- 
besteigung des  Antiochos  seine  Sache  verloren  und  nahm  sich  das  Leben; 
der  König  zog  darauf  seine  Besitzungen  ein  ^  Den  gröfsten  Einflufs 
hatten  bei  ihm  zwei  Günstlinge  und  Lieblinge,  die  Brüder  Tiraarchos 
und  Herakleides;  der  eine  erhielt  die  wichtige  babylonische  Satrapie, 
Herakleides  ward  Reichsschatzmeister  -.  Mit  den  Römern  stand  Antiochos 
in  bestem  Einvernehmen  und  häufiger  Verbindung  ^.  Er  hatte  in  seinem 
langjährigen  Aufenthalte  in  Rom  *  viele  Freunde  erworben  und  zugleich 
eine  lebhafte  Bewunderung  für  das  römische  Wesen  sich  angeeignet  und 
liebte  es,  dies  bei  jeder  Gelegenheit  zu  offenbaren;  er  hat  nicht  nur 
den  Juppiter  Capitolinus  in  Antiochien  eingeführt,  sondern  auch  römische 
Amter  und  Sitten,  sogar  die  Fechterspiele  ^,  und  hielt  darauf,  sich  stets 
als  einen  aufrichtigen,  ergebenen  Freund  der  grofsen  Republik  zu  zeigen. 


Hieronyin.  ia  Dan.  11,  40  f.  (vol.  III  p.  1132  f.)  mit  Arados  in  Konflikt  geraten 
und  hat  es  unterworfen.  Arados  besafs  ein  grofses  Mals  von  Autonomie.  Strabo 
XVI  754.     Bd.  II  378. 

1)  Josephus  Antiq    XII  236. 

2)  Appian  Syr.  45. 

3)  Diodor  XXXI  27  a. 

4)  Wo  ihm  ein  eigenes  Haus  erbaut  worden  war.     Asconius   in  Pison.    p.   13 
Or.  p.  12  Scholl. 

5)  Liv.  XLI  20,  11  f.     XLII  6,  9.     Polyb.  XXXI  3,  5.     Zu  seinen  Freunden 
gehörte  z.  B.  C.  Popilius. 


Niese,  Gesch.  d.  griech.  u.  mak.   Staat-in.     III. 


12.  Bück 

Der  Untergang  Makedoniens  und  der  Krieg 
zwischen  Antiochos  Epiphanes  und  Ägypten. 


§1. 

Nach  dem  Tode  Philipps  (oben  S.  34)  trat  Perseus  die  Herr- 
schaft in  Makedonien  ohne  Widerspruch  an,  wie  er  schon  zu  Lebzeiten 
des  Vaters  einen  wichtigen  Anteil  an  der  Regierung  gehabt  hatte.  Nur 
im  Untertanen  Thrakien  regte  es  sich  an  verschiedenen  Stellen.  Einer 
der  dortigen  Fürsten,  der  Sapäer  Abrupolis,  überfiel  das  benachbarte 
Makedonien,  die  Gegend  am  Pangäon  und  streifte  verwüstend  und 
plündernd  bis  nahe  an  Amphipolis  heran.  Allein  Perseus  eilte  herbei, 
schlug  ihn,  verjagte  ihn  aus  seinem  Lande  und  befestigte  die  make- 
donische Herrschaft  in  Thrakien,  wo  der  Odryse  Kotys,  Sohn  des  Seuthes^ 
sein  treuester  und  mächtigster  Bundesgenosse  ward  ^,  ein  Fürst,  der 
durch  tüchtige  Eigenschaften  weit  über  seine  Volksgenossen  hervorragte. 

Ohne  Schwierigkeit  fand  Perseus  die  Anerkennung  der  Römer. 
Durch  eine  besondere  Gesandtschaft  liefs  er  in  Rom  die  Freundschaft 
und  das  Bündnis  erneuern,  und  der  Senat  schickte  zu  seiner  Begrüfsung 
ebenfalls  eine  Gesandtschaft  nach  Makedonien,  die  mit  allen  Ehren  auf- 
genommen   ward    (178  v.  Chr.)  -.     Der   Senat   kannte   seine  Gesinnung 


1)  Polyb.  XXII  8,  2.  Appian,  Maked.  11,  1.  6.  Diodor  XXIX  33.  Liv. 
XLII  41,  11.  Pausan.  VIT  10,  6.  Vielleicht  gehört  auch  Polyb.  fr.  105  (p.  1380 
Hultsch)  hierher.  Über  Kotys  vgl.  Polyb.  XXVII  12.  Diodor  XXX  3.  Liv. 
XLII  29,  12.  51,  10.  Auch  andere  Thraker  müssen  sich  gerührt  haben;  Perseus 
hat  hier  Eroberungen  gemacht.     Vgl.  unten  S.  101.     Appian  a.  0. 

2)  Liv.  XL  58,  9.     XLI  24,  6.     Diodor  XXIX  30.     Zonar.  IX  22,  2. 


12.  Buch.     §  1.     Perseus'  Anfänge.  J)9 

wohl,  die  im  Streite  mit  Demetrios  deutlich  zu  Tage  getreten  war;  er 
war  ein  Feind  der  Römer,  aber  es  kam  darauf  an,  wie  er  sich  als 
König  zeigen  würde.  Von  seinem  Vater  übernahm  er  eine  starke 
Kriegsrüstung,  die  ihn  mit  Vertrauen  erfüllte;  die  Bevölkerung  des 
Landes  hatte  sich  vermehrt,  das  Ansehen  des  Königtums  war  befestigt, 
und  Perseus  arbeitete  in  derselben  Richtung  weiter.  Von  den  Lastern 
und  Leidenschaften  Philipps,  der  den  Weibern  und  dem  Wein  so  stark 
ergeben  war,  hielt  er  sich  frei.  Sein  Aufseres  war  stattlich,  in  allen  kriege- 
rischen Übungen  war  er  tüchtig.  Die  zahlreichen  und  bitteren  Feind- 
schaften, die  sich  sein  Vater  erworben  hatte,  suchte  er  zu  versöhnen. 
Seine  Regierung  begann  mit  einem  Gnadenerlafs  und  Amnestie  für  Ver- 
urteilte und  Verbannte,  besonders  die  zahlreichen  Schuldner  des  Fiskus. 
Die  Verbannten  wurden  durch  öffentlichen  Aufruf  in  Delphi,  Dolos 
und  beim  böotischen  Heiligtum  der  Athena  Itonia  aufgefordert  zurück- 
zukehren, die  Rückgabe  ihres  Besitzes  ward  ihnen  zugesichert.  In 
Makedonien  schien  eine  neue  Zeit  angebrochen,  und  auch  in  Hellas 
wurden  viele  Hoffnungen  erweckt.  Denn  in  einem  Punkte  ging  nun 
Perseus  andere  Bahnen  als  sein  Vater;  Philippos  hatte  Hellas  gegen- 
über, wo  er  so  viele  Feinde  besafs,  strenge  Zurückhaltung  bewahrt, 
dagegen  Perseus  begann  sich  sofort  um  die  Gunst  der  Hellenen  zu 
bewerben  und  überhaupt  nach  allen  Seiten  hin  neue  Verbindungen 
zu  suchen  ',  und  überall  kam  man  ihm  entgegen.  Alle  heimlichen 
oder  offenen  Gegner  Roms,  auch  frühere  Feinde  Philipps,  alle  die- 
jenigen, die  Rom  nicht  übermächtig  werden  lassen  wollten,  wandten 
sich  ihm  zu.  Er  schien  das  natürliche  Gegengewicht  gegen  die  römische 
Allmacht,  die  Stütze  der  Unabhängigkeit  Griechenlands.  Perseus 
wünschte  gewifs  nicht,  trotz  seiner  Römerfeindschaft,  den  Krieg  mit 
Rom'^,  er  war  nicht  der  Mann  heroischer  Entschlüsse,  sondern  ängst- 
lich und  zaudernd ;  aber  er  wollte  unabhängig  sein ,  und  es  war  das 
Verhängnis  seiner  Stellung,  dafs  alle  Gegner  Roms  in  ihm  ihr  Haupt 
sehen  mufsten.  Makedonien  war  die  gröfste  Mihtärmacht  des  Ostens, 
die  ein  starker  Kern  für  den  Widerstand  gegen  die  römische  Herr- 
schaft werden  konnte.  Perseus  wui-de  mit  Notwendigkeit,  selbst  ohne 
es  zu  wollen,  Roms  Nebenbuhler  in  der  Hegemonie  über  Griechenland 
und  die  Welt,   und   umgekehrt  mufste  alles,   was  von  ihm  zu  fürchten 


1)  Polyb.  XXV  3.  Athen.  X  445  D.  Liv.  XLII  11.  Appian,  Maced.  11,  2. 
Perseus  nahm  gleich  seinen  Platz  in  der  delphischen  Amphiktiouie  ein ,  wo  er 
schon  bei  den  nächsten  Pythien  (178  v.  Chr.)  unter  den  Mitgliedern  erscheint. 
SIG.  1*  29.3. 

2)  Auf  das  entgegengesetzte  Zeugnis  des  Livius  XLII  5,  15  ist  nicht  viel 
zu  geben. 

7* 


100  12.  Buch.     §  1.     Perseus'  Anfänge  178  v.  Clir. 

hatte,  sich  an  die  Römer  halten.  Es  entstand  sofort  eine  starke  Spannung 
zwischen  Makedonien  und  Rom,  die  alle  Gemüter  ergriff',  am  meisten 
in  Hellas,  wo  man  von  der  Entscheidung  zunächst  berührt  war.  Mit 
entgegengesetzten  Gefühlen,  mit  Hoffnung  oder  schwerer  Besorgnis  sah 
man  am  politischen  Himmel  die  schwarze  Wetterwolke  aufziehen. 

Zunächst  verband  sich  Perseus  mit  den  Seleukiden.  Da  um  diese 
Zeit  seine  Gattin  gestorben  war  ^,  so  A^ermählte  er  sich  mit  Laodike, 
der  Tochter  des  Seleukos  IV.  Der  Vater  selbst  bot  ihm  die  Hand 
seiner  Tochter  an,  und  da  die  syrischen  Schiffe  nicht  im  ägäischen  Meer 
erscheinen  durften,  so  übernahmen  es  die  Rhodier,  dem  Perseus  die 
Braut  mit  ihrer  Flotte  zuzuführen  ^'.  Die  Hochzeit  ward  mit  aller 
Pracht,  unter  Teilnahme  der  vornehmsten  hellenischen  Gemeinden  ge- 
feiert. Den  Rhodiern  bezeigte  Perseus  seinen  Dank  durch  reiche  Ge- 
schenke. Bald  darnach  gab  Perseus  seine  Schwester  dem  Prusias  II 
von  Bithynien  zur  Gemahlin  ^.  Die  Römer  nahmen  den  Rhodiern  ihren 
Freundschaftsbeweis  gegen  Perseus  sehr  übel,  um  so  mehr,  als  sie  zu 
derselben  Zeit  ein  Aufgebot  und  Musterung  ihrer  ganzen  prächtigen 
Seemacht  veranstalteten.  Schon  gleich  darnach  (l77  v.  Chr.)  hatten 
sie  in  der  lykischen  Angelegenheit  die  Verstimmung  des  Senats  zu  ihrem 
Schaden  zu  spüren  *. 

Bald  erweckte  Perseus  in  Rom  neues  Mifstrauen.  Nach  der  Ver- 
abredung mit  Philippos  (oben  S.  30)  hatten  sich  die  Bastarner  gegen 
die  Dardaner  in  Bewegung  gesetzt.  In  Begleitung  eines  makedonischen 
Abgesandten  ging  ein  Haufe  erprobter  Krieger  mit  Weib  und  Kind, 
mit  Sack  und  Pack  über  die  Donau  ^  und  meldete  dem  makedonischen 
Hofe  seine  Ankunft.  Kurz  vor  Amphipolis  jedoch  erhielten  die  Boten 
die  Nachricht  vom  Ableben  Philipps,  und  nun  kam  der  Zug  ins  Stocken. 
Die  thrakischen  Stämme  betrachteten  ihren  Vertrag  mit  Philippos  als 
gelöst;  sie  lieferten  den  Bastarnern  nicht  die  versprochenen  Lebens- 
mittel, diese  fingen  an  zu  plündern  und  wurden  in  einen  Krieg  mit 
den  Thrakern  verwickelt,  die  sich  vor  ihnen  auf  ihre  Berge  zurück- 
zogen *>.    Dort  versuchten    die  Bastarner  sie   anzugreifen,    wurden   aber 

1)  Eumenes  behauptete,  Perseus  habe  sie  selber  umgebracht.    Liv.  XLII  5,  4  f. 

2)  Laodike  landete  vielleicht  unterwegs  auf  Delos.  Die  Delier  haben  ihr 
eine  Statue  gesetzt,  deren  Aufschrift  noch  erhalten  ist.  CIG.  II  2275a.  SIG. 
P  294. 

3)  Polyb.  XXV  4,  8.     Appian,  Maked.  11,  2.     Mithr.  2.     Liv.  XLII  12,  3f 

4)  Polyb.  XXV  4,  7.     Oben  S.  82. 

5)  Liv.  XL  57,  2  ff. 

6)  Genannt  wird  der  Duuax;  denn  ohne  Zweifel  ist  bei  Liv.  XL  58,  2  für 
Donucam  zu  schreiben  Dunaca  nach  Strabo  IV  208.  Wenn  dies  die  heutige  Rilo 
Planina  bei  Dubnica  ist,  so  siud  die  beteiligten  Thraker  wohl  Deutheleteu. 


12.  Buch.     §  1.     Die  Bastarner  in  Thrakien.  101 

auf  der  Höhe  durch  einen  gewaltigen  Schneesturm  zurückgetrieben. 
Nun  entstand  im  bastarnischen  Lager  eine  Spaltung;  während  ein  Teil 
zurückkehrte  \,  zogen  die  übrigen,  30  000  Mann,  unter  KJondikus  weiter 
gegen  die  Dardaner  und  setzten  sich  dort  fest.  Unter  der  Hand  wurden 
sie  von  Perseus  unterstützt,  Thraker  und  Skor disker  kamen  ihnen  zur 
Hilfe,  und  sie  setzten  nunmehr  den  Angi-ifF  ins  Werk.  Die  bedrängten 
Dardaner  wandten  sich  nach  Rom,  wo  ihre  Gesandten  176  v.  Chr.  er- 
schienen und  als  Urheber  des  bastarnischen  Zuges  den  Perseus  ver- 
klagten, ihi^en  gefährlichsten  Feind,  den  sie  mehr  zu  fürchten  erklärten, 
als  die  Bastamer.  Da  zugleich  aus  Thessalien  Beschwerden  gegen  Per- 
seus einliefen,  so  gingen  römische  Legaten  zur  Erkundigung  nach  Make- 
donien -.  Perseus  versicherte,  an  dem  bastarnischen  Unternehmen  keinen 
Anteil  zu  haben,  und  liefs  zur  weiteren  Rechtfertigung  eine  besondere 
Gesandtschaft  nach  Rom  abgehen.  Er  erhielt  vom  Senate  die  Mahnung, 
seinen  Pflichten  gegen  Rom  treu  zu  bleiben.  Als  die  römische  Gesandt- 
schaft bei  Perseus  eintraf,  hatte  der  Krieg  gegen  die  Dardaner  schon 
angefangen  und  dauerte,  wie  es  scheint,  den  ganzen  Sommer.  Auf  den 
Winter  gingen  die  Kampfgenossen  der  Bastarner,  Thraker  und  Skor- 
disker  nach  Hause,  und  diesen  Zeitpunkt  benutzten  die  Dardaner,  durch 
einen  unerwarteten  Angriff  die  Eindringlinge  zu  vertreiben.  Es  folgten 
schwere  und  wechselvolle  winterliche  Kämpfe,  die  damit  endeten,  dafs 
die  Bastarner  sich  zum  Abzüge  verstanden.  Sie  gingen  über  die  ge- 
frorene Donau  in  die  Heimat  zurück;  aber  das  Eis  brach,  und  ein 
grofser  Teil  des  Heeres  ging  zu  gründe  ^ .  Der  Versuch,  die  Dardaner 
auszurotten,  war  also  mifsglückt ;  allein  der  Stamm  hat  bei  diesen  Kämp- 
fen schwere  Verluste  erlitten,  und  seine  Kraft  ist  auf  längere  Zeit 
gebrochen. 

Schon  erwähnt  ist,  dafs  Perseus  seine  Herrschaft  in  Thrakien  rasch 
wieder  herstellte,  wobei  ihm  die  Bastarner  vielleicht  gute  Dienste  ge- 
leistet haben.  Wie  Philippos  hat  auch  er  den  Byzantiern  gegen  ihi*e 
Nachbarn  Hilfstruppen  geschickt  *.     Auf  der  anderen  Seite  suchte  und 


1)  Liv.  XL  58,  8,  wo  der  Text  verderbt  ist.  Überliefert  ist:  cetera  imiltitudo 
retro  qua  venerat  Äpolloniam  meridianam  regionem  repetit.  Apollouia  kann  nur 
das  poutische  sein ;  dann  könnte  in  meridianam  vielleicht  Mesambria  stecken. 
Denkbar  ist,  dafs  die  Bastarner  zuerst  ostwärts  aa  die  Küste  zogen  und  von  hier 
aus  die  Donau  erreichten. 

2)  Polyb.  XXV  6.  Liv.  XLI  19,  4flF.  23,  12.  Appian,  Maced.  11,  1.  Das 
Haupt  der  Gesandtschaft  war  Aulus  Postumius. 

3)  Winter  176/5  v.  Chr.  Liv.  XLI  19,  7  ff.  Oros.  IV  20,  34.  Der  Text  des 
Livius,  der  diese  Vorgtinge  unter  den  Konsuln  von  175  v.  Chr.  erzählt,  ist  lücken- 
liaft  und  teilweise  unverständlich.     In  einem  Punkt  ergänzt  ihn  Orosius. 

4)  Appian,  Maced.  11,  1.     Liv.  XLII  40,  16.    42,  4. 


103  12.  Buch.    §  1.     Perseus  und  die  Hellenen. 

fand  er  Verbindungen  in  Illyrien  ^ ;  als  ein  dortiger  Fürst,  Arthetauros, 
von  seinen  Widersachern  ermordet  ward,  fanden  die  Mörder  in  Make- 
donien Zuflucht.  Man  argwöhnte,  Perseus  sei  Urheber  der  Tat  und 
Arthetauros  sei  beseitigt  worden,  weil  er  die  Freundschaft  Roms  suchte. 
Perseus  hat  dann  auf  Vorstellung  der  Römer,  um  den  Verdacht  zu  ent- 
kräften, die  Mörder  ausweisen  lassen  '^.  Aber  besonders  eifrig  bemühte 
sich  Perseus  um  die  Hellenen,  und  es  gelang  ihm,  den  durch  Philipps 
zahlreiche  Feindschaften  unterbrochenen  Verkehr  wiederherzustellen, 
zunächst  mit  den  Nachbarn,  den  Thessalern,  Epiroten  und  Atolern  ^,  was 
um  so  leichter  geschah,  als  Perseus  mit  ihnen  an  der  delphischen  Am- 
phiktionie  teilnahm  *.  Bald  machte  sich  überall  makedonischer  Einfluls 
mittelbar  und  unmittelbar  fühlbar,  und  es  bildeten  sich  makedonische 
Parteien.  Zuerst  spürte  man  es  in  Thessalien,  wo  die  schwersten  po- 
litischen Gegensätze  herrschten.  Schon  176  v.  Chr.  gerieten  die  von 
Titus  ins  Regiment  gesetzten  Optimaten  in  Unruhe  und  wandten  sich 
an  die  Römer,  die  dann  eine  Gesandtschaft  dahin  abordneten  ^.  Nirgend- 
wo ferner  waren  vielleicht  die  makedonischen  Sympathien  und  die  Ab- 
neigung gegen  die  Römer  so  alt  und  tief  gewurzelt  wie  in  Böotien.  Die 
herrschende  Partei  setzte  durch,  dafs  mit  Perseus  ein  förmliches  Bünd- 
nis geschlossen  ward,  dessen  Urkunde  in  Delphi  und  in  den  vornehmsten 
böotischen  Heiligtümern  aufgestellt  ward  •".  FreiUch  geschah  es  nicht 
ohne  starken  Widerspruch  der  Römerfreunde ,  deren  Wortführer  sich 
nach  Rom  aufmachten,  um  Beschwerde  zu  führen;  aber  sie  kamen  vor- 
her um,  durch  Schiffbruch,  wie  Perseus  sagte;  seine  Gegner  behaupteten, 
er  selbst  habe  sie  beseitigt  ^.  Bei  den  Atolern  hatte  Philippos  schon 
während  des  Krieges  gegen  Antiochos  sich  den  Weg  zu  einer  Verstän- 
digung zu  bahnen  gesucht  '^.     Perseus  fand  hier    um    so   mehr  Anhang, 


1)  Später  hatte  Perseus  allerlei  illyrische  Bundesgenossen.  Liv.  XLV^  33,  8. 
Vgl.  unten. 

2)  Appian,  Maced.  11,  6.     Liv.  XLII  13,  6.    40,  5  f.    41,  5. 

3)  Liv.  XLII  24,  lU. 

4)  Oben  S.  99  Anm.  1. 

5)  Polyb.  XXV  6,  4. 

6)  Polyb.  XXVII  1,  lOf  2,  7.  Liv.  XLII  12,  5.  38,  5.  43,  4 ff.  Appian, 
Maced.  11,  1.  7.  Die  Römer  behaupteten,  Perseus  sei  nicht  berechtigt  gewesen, 
das  Bündnis  zu  schlielsen.  Wie  weit  es  zutrifft,  wissen  wir  nicht ;  jedenfalls  hat 
sich  Perseus  in  Rom  entschuldigt.  Liv.  XLII  42.  Er  scheint  wirklich  bei  einer 
Gelegenheit  Hilfe  geleistet  zu  haben. 

7)  Liv.  XLII  13,  7.  40,  7  41,  5.  Polyb.  XXII  8,  f).  Die  Gesandten  waren 
nach  Livius  die  Thebaner  Euersa  (oder  Erua)  und  Kallikritos. 

8)  Durch  die  Freigebung  des  gefangenen  Nikandros.  Polyb.  XX  11,  7  ff. 
Bd.  II  710. 


12.  Buch.     §  1.     Ätoler.  103 

je  unsicherer  und  trauriger  die  Zustände  im  Bunde  sich  gestalteten. 
Wenn  die  Atoler  schon  früher  durch  Kriegsnöte  in  ökonomische  Be- 
drängnis geraten  waren,  so  griff  dieses  Übel  nach  dem  unglücklichen 
Kriege,  der  Einschränkung  des  Bundes  und  seiner  Freiheit  reifsend  um 
sich  '.  Es  herrschte  eine  allgemeine  Verschuldung,  und  daraus  entstanden 
die  schwersten  Unruhen.  Man  wollte  eine  gewaltsame  Schuldentilgung 
durchsetzen ;  Gesetz  und  Recht  ward  aufgehoben,  und  die  Parteien  standen 
sich  erbittert  gegenüber.  Nachdem  einmal  Blut  geflossen  war,  hörten 
die  Kämpfe  nicht  mehr  auf  ^.  Gegenüber  der  römischen  entstand  eine 
grofse  makedonische  Partei  ^.  Vor  allem  die  Verschuldeten  und  Be- 
drängten setzten  ihre  Hoffnung  auf  Perseus.  Der  König  hat  einmal  bei 
neuen  Unruhen  den  Atolern  auf  ihr  Ansuchen  Hilfe  geleistet  ^  und  ge- 
riet hier  wie  bei  den  Thessalern  in  Verdacht,  den  Streit  absichtlich 
zu  schüren. 

Mit  den  ätolischen  Unruhen  steht  es  vielleicht  im  Zusammenhang, 
dafs  um  das  Jahr  174  v.  Chr.  die  Doloper,  die  Untertanen  des  Perseus, 
sich  empörten  und  ihren  Präfekten  Euphranor  umbrachten.  Die  Auf- 
ständischen hatten  die  Absicht,  römische  Vermittlung  anzurufen,  jedoch 
Perseus  kam  ihnen  zuvor,  rückte  vermutlich  von  Demetrias  her  schnell 
ein,  brachte  das  Land  wieder  zur  Unterwerfung  und  strafte  die  Schul- 
digen. Auf  dem  Rückwege  unternahm  er  plötzlich  mit  seinen  Truppen 
einen  Besuch  beim  Heiligtum  in  Delphi,  an  dem  er  ja  als  Amphiktione 
einen  gewissen  Anteil  hatte.  Er  verweilte  drei  Tage  daselbst,  opferte 
und  zog  dann  heimwärts.  Er  hatte  vorher  die  Völkerschaften ,  die  er 
berührte,  um  freien  Durchzug  gebeten;  seine  Truppen  hielten  die  beste 
Mannszucht.  Dann  ergingen  an  die  hellenischen  Gemeinden  Schreiben, 
worin  er  die  frühere  Feindschaft  mit  seinem  Vater  zu  vergessen  bat 
und  seine  Freundschaft  anbot.  Es  ist  natürlich,  dafs  das  Erscheinen 
des  Perseus  in  Delphi  überall  bei  Freund  und  Feind  grofses  Aufsehen 
machte  ^.    Als  der  Pergamener  Eumenes  davon  hörte,  argwöhnte  er  so- 


1)  Bd.  II  563.     Oben  .S.  12. 

2)  Polyb.  XXX  11.  Vgl.  Diodor  XXIX  33.  Vielleicht  gehört  das  von  Po- 
lybios  erwähnte  Blutbad  bei  Arsinoti  schon  in  diese  Zeit. 

3)  Als  römische  Parteigänger  kennen  wir  besonders  Lykiskos,  Thoas,  Teisippos, 
als  Freunde  des  Perseus  Nikaudros,  Hippolochos,  Lochagos,  Eupolemos,  Proandros, 
Archedamos,  Pantaleon.  Polyb.  XXII  10.  XXVII  15,  14.  XXVIII  4.  XXX 
13,  4.  Es  sind  Männer,  die  zum  Teil  auch  als  ätolische  Beamte  auf  den  delphischeu 
Inschriften  vorkommen. 

4)  Liv.  XLII  12,  7.    40,  7.    42,  4.     Appian,  Maced.  11,  1.  7. 

5)  Liv.  XLI  22,  4.  23,  13  f.  XLII  13,  8.  41,  13.  Appian,  Maced.  11,  1.  6- 
Polyb.  XXII  8,  4.     Perseus  beschreibt  seinen  Weg  bei  Liv.  XLII  42,  wo  der  Text 


104  12.  Buch.     §  1.     Perseus  und  die  Achäer. 

gleich,    dafs  Perseus  die  Absieht  gehabt,   bei  dieser  Gelegenheit  seinen 
Parteigängern  in  Thessalien  zum  Siege  zu  verhelfen  ^ 

Ferner  suchte  der  makedonische  König  mit  den  Achäern  wieder 
Fühlung  zu  gewinnen  ^,  die  sich  neben  den  Athenern  am  schroffsten  von 
Phihppos  abgewandt  hatten.  Vielleicht  schon  beim  Abschlufs  des 
römischen  Bündnisses  (198  v.  Chr.)  hatten  sie  jeden  Verkehr  mit  Make- 
donien aufgehoben;  kein  Makedonier,  nicht  einmal  Gesandte  durften 
ihr  Gebiet  betreten,  und  umgekehrt  wagte  kein  Achäer  nach  Makedonien 
zu  gehen.  So  kam  es,  dafs  Makedonien  eine  Zuflucht  der  entlaufenen 
achäischen  Sklaven  ward.  Dies  gab  dem  Perseus  die  Handhabe  zur 
Anknüpfung  (174  v.  Chr.)  Er  hefs  diese  Sklaven  aufgreifen  und  richtete 
ein  Schreiben  an  den  achäischen  Bund,  worin  er  sich  erbot,  sie  aus- 
zuliefern, und  Vorkehrungen  zu  treffen  bat,  dafs  hinfort  die  achäischen 
Sklaven  bei  ihm  keine  Zuflucht  suchen  möchten.  Das  Schreiben  ward 
in  der  Bundesversammlung  durch  den  Strategen  Xenarchos  verlesen  und 
führte  zu  einer  lebhaften  Erörterung.  Kallikrates  war  gegen  jede  An- 
näherung; denn  es  sei  gefahrlich  zu  einer  Zeit,  wo  solche  Spannung 
zwischen  Rom  und  Perseus  bestehe  und  der  Friede  bedroht  sei,  den 
Verkehr  mit  Makedonien  wieder  zu  eröffnen.  Dagegen  der  Strateg,  der 
zur  Unabhängigkeitspartei  gehörte,  sein  Bruder  Archon  und  ihre  Ge- 
sinnungsgenossen rieten,  sich  entgegenkommend  zu  zeigen  und  der  un- 
natürlichen Feindschaft  mit  einer  Macht,  die  sich  früher  um  den  Bund 
solche  Verdienste  erworben  und  mit  Eom  in  anerkanntem  Frieden  lebe, 
durch  Wiederherstellung  der  freundlichen,  ganz  unverfänglichen  Beziehungen 
ein  Ende  zu  machen.  Diese  Ansicht  fand  beifällige  Aufnahme,  doch 
kam  es  aus  formellen  Gründen  zu  keinem  Beschlufs;  man  nahm  Anstofs 
daran,  dafs  Perseus  nur  einen  Brief  geschickt  habe,  und  als  der  König 
zu  einer  späteren  Tagsatzung  in  Megalopolis  Gesandte  abordnete,  wufsten 
Kallikrates  und  seine  Freunde  ihre  Zulassung  zu  hintertreiben.  Das 
amtliche  Achaja  wies  also  den  makedonischen  Annäherungsversuch  zurück, 
aber  die  überwiegende  Mehrheit  des  Volks  war  ihm  offenbar  günstig 
gesinnt  ^.  Selbst  in  Sparta  fand  Perseus  Freunde.  Leonidas,  ein  Mit- 
glied der  Königsfamilie,    trat  mit  ihm  in  Verbindung.     Briefe  von   ihm 


korrupt  ist.  Es  scheint,  dafs  er  von  Phthiotis  aus  über  den  Öta  und  durch  Doris, 
also  wohl  über  Herakleia  nach  Delphi  ging.  Zurück  ging  er  vermutlich  nach 
Demetrias.  Übrigens  hat  ihm  vielleicht  ein  Weg  zu  den  Dolopern ,  die  ja  eine 
Enklave  bildeten,  vertragsmäfsig  zugestanden. 

1)  Liv.  XLII  13,  8. 

2)  Liv.  XLI  23  f. 

3)  Vgl.  Liv.  XLII  12,  6. 


12.  Buch.     §  1.     Unrulien  in  Hellas.  105 

an  Perseus  wurden  aufgefangen,  er  wurde  hierauf  von  den  Achäern  ver- 
bannt und  ging  nach  Makedonien  ^ 

Um  diese  Zeit  brachen  im  ätoh'schen  Bunde  schwere  Unruhen  und 
Kämpfe  aus  '^.  Indem  beide  Parteien  die  römische  Vermitteiung  an- 
riefen, kamen  sie  zugleich  so  weit  zur  Besinnung,  dafs  sie  von  sich  selbst 
aus  einen  gütlichen  Ausgleich  herzustellen  suchten.  Jedoch  ein  blutiges 
Ereignis  machte  diesen  Versuch  zu  schänden.  In  Hypata,  der  Stadt 
der  Anianen,  standen  sich  ebenfalls  zwei  Parteien  gegenüber,  deren 
Häupter  Proxenos  und  Eupolemos  waren.  Proxenos  erlag  ^  und  ward 
mit  seinen  Anhängern  verbannt.  Darnach  kam  eine  Aussöhnung  zu 
stände,  die  Verbannten  durften  zurückkehren,  eine  Volksmenge,  Eupo- 
lemos an  der  Spitze,  holte  sie  feierlichst  ein.  Als  aber  die  Heimkehrenden 
im  Stadttore  waren,  wurden  sie  überfallen  und  zum  gröfsten  Teil,  gegen 
achtzig  angesehene  Männer,  erschlagen,  und  diese  Bluttat  entfachte  die 
Flamme  des  Bürgerkrieges  von  neuem. 

Diese  Bewegung  verpflanzte  sich  nach  Thessalien,  wo  die  Bürger- 
schaften nicht  minder  bedrückt  waren,  und  zu  den  Perrhäbern;  überall 
kam  es  zu  blutigen  Parteikämpfen.  In  Rom  schrieb  man  die  Ursache 
dem  Perseus  zu,  der  die  Verschuldeten  aufgereizt  habe,  um  bei  den  Un- 
ruhen seine  Parteigänger  ans  Regiment  zu  bringen  *.  Der  Senat  schickte 
zur  Beilegung   der  Streitigkeiten   eine   Gesandtschaft   ab  ^,    die,   wie   es 


1)  Liv.  XLII  51,  8.     - 

2)  Liv.  XLI  25.  XLII  5,  7  ff.  Diodor  XXIX  33.  Brandstäter,  Geschichten 
des  ätol.  Landes  477  ff. 

3)  Nacli  Brandstäter  S.  479  gehörte  er  zur  römischen  Partei. 

4)  Liv.  XLII  13,  9.  40,  7.  Diodor  XXIX  33.  Appian,  Maced.  11,  1.  Bei 
Appian  mufs  für  frftP.orc  nicht  mit  Ursinus  IlfQocdßot'i;,  sondern  Jitio^ov?  hergestellt 
werden . 

5)  Die  römische  Einmischung  in  diesen  Zwist  wii'd  von  Livius  offenbar  nicht 
richtig  erzählt.  Nach  XLI  25,  5  schickt  der  Senat  174  v.  Chr.  5  Gesandte  zur 
Beilegung  des  Streites  nach  Atollen,  darunter  Ap.  Claudius  Pulcher.  Diese  kehren 
nach  der  Verhandlung  in  Delphi  nach  Rom  zurück  mit  der  Meldung,  dafs  die 
Wut  der  Ätololer  nicht  zu  bändigen  sei  (cap.  27,  4).  Bald  darnach  wird  XLII  2 
erzählt,  dafs  Anfang  173  v.  Chr.  die  nach  Ätolien  und  Makedonien  ausgeschickten 
Gesandten  heimkehren  imd  berichten ,  Perseus  habe  unter  erdichteten  Vorwänden 
eine  Zusammenkunft  abgelehnt  und  rüste  offenbar  zum  Kriege ;  in  Atolien  würden 
die  Zustände  mit  jedem  Tage  schlimmer.  Wenig  später  (cap.  4,  5)  kommen  Ge- 
sandte der  Atoler  in  Anlafs  der  Unruhen,  und  der  Thessaler,  um  Nachrichten  aus 
Makedonien  zu  bringen ;  endlich  erfolgt  nach  cap.  5 ,  7  die  Absendung  des  Ap. 
Claudius  und  Marcellus  zur  Beilegung  der  ätolischen  und  thessalischen  Wirren. 
Der  hier  erwähnte  Ap.  Claudius  ist  offenbar  derselbe  wie  der  Ap.  Claudius  Pulcher 
der  früheren  Gesandtschaft  (XLI  25,  5),  und  es  ist  sehr  wahrscheinlich ,  dafs  die 
zweite  Gesandtschaft  mit  der  ersten  zusammenfällt  und  dafs  Livius   bei    seiner  Be- 


106  12.  Buch,     i;  1.     Unruhen  in  Hellas. 

scheint,  zuerst  nach  Delphi  ging,  wo  die  ätolischen  Parteien  erschienen 
und  ihre  Sache  darlegten  ^  Zu  den  Thessalern  begab  sich  Appius 
Claudius,  und  es  gelang  ihm,  die  Wut  der  Parteien  zu  besänftigen  und 
einen  Ausgleich  zu  Wege  zu  bringen,  der  uns  zeigt,  dafs  es  in  Thessalien 
wirklich  einen  Notstand  gab.  Die  Gläubiger  wurden  genötigt,  die  über- 
naäfsigen  Zinsen  herabzusetzen,  und  eine  Anordnung  ward  getroffen,  wo- 
nach die  gesamten  Schulden  in  zehn  jährlichen  Raten  abgetragen  werden 
sollten.  Ahnlich  wurden  die  Perrhäber  beruhigt.  Bei  den  Atolern  ge- 
lang es  nicht  so  leicht ;  der  römische  Gesandte  Marcellus  -  richtete  wenig 
aus,  wahrscheinlich  zielten  seine  Bemühungen  darauf  ab,  die  Römer- 
freunde  zur  Herrschaft  zu  bringen ;  er  erreichte  immerhin,  dafs  die  Par- 
teien die  Waffen  niederzulegen  und  das  Geschehene  zu  vergessen  zu- 
sagten und  sich  durch  Geiseln,  die  nach  Korinth  gebracht  wurden,  gegen- 
seitig Bürgschaft  leisteten  (173  v.  Chr.)  Von  Delphi  begab  sich 
Marcellus  in  den  Peloponnes  zur  achäischen  Tagsatzung,  belobte  die 
Achäer,  dafs  sie  die  Auerbietungen  des  Perseus  abgewiesen  hätten, 
und  offenbarte  damit,  wie  man  in  Rom  gesinnt  war.  Die  Römer 
sahen ,  wie  wohl  gerüstet  der  makedonische  König  war  ^  und  welche 
Fortschritte  er  in  der  Volksgunst  machte,  sie  glaubten  überall  seine 
Hand  zu  erkennen  '^  und  betrachteten  ihn  mit  äufserstem  Mifstrauen. 
Perseus  wufste  davon  und  nahm  Gelegenheit,  sich  in  Rom  durch  eine 
Gesandtschaft  nochmals  zu  rechtfertigen.  Die  Römer  mufsten  zugeben, 
dafs  ihm  eine  Verletzung  der  Verträge  nicht  nachgewiesen  werden 
könne,  nur  die  Vertreibung  des  Abrupolis  griffen  sie  auf  Freilich  war 
sie  geschehen,  ehe  Perseus  den  Vertrag  mit  Rom  erneuert  hatte,  und  da- 
mals hatten  die  Römer  nichts  dagegen  einzuwenden  gehabt.  Jetzt  aber 
nahmen  sie  sich  des  Thrakers  an;  sie  betrachteten  ihn  als  Freund  und 


arbeitung  aus  einer  Sendung  zwei  gemacht  hat.     Die  erste  Gesandtschaft  der  fünf 
Kommissare  ist  verdächtig. 

1)  Wie  tief  der  Zwist  wurzelte  und  auch  in  die  Familien  eindrang,  zeigt  ein 
Fall,  der  sich  dort  ereignete.  Jener  Hypatäer  Proxenos,  der  dem  Blutbade  ent- 
ronnen war,  führte  seine  Sache  vor  den  Legaten  beredt  und,  wie  es  schien,  mit 
gutem  Erfolge.  Da  starb  er  plötzlich;  seine  eigene  Gattin,  Orthobulc,  hatte  ihn 
Tergiftet.     Sie  ward  deswegen  verurteilt  und  verbannt.     Liv.  XLI  25,  6. 

2)  Vielleicht,  wie  Weifsenborn  meint,  M.  Claudius  Marcellus,  der  Konsul  von 
183  v.  Chr. 

3)  Appiau,  Maced.  11,  1. 

4)  Die  späteren  römischen  Historiker  haben  dieses  Kapitel  weiter  ausgebaut. 
Liv.  XLH  25,  1  .spricht  von  geheimen  Zusammenkünften  des  Perseus  mit  Ver- 
tretern asiatischer  Gemeinden  in  Samothrake ,  die  ebenso  erdichtet  sind ,  wie  die 
nächtlichen  Beratungen  mit  makedonischen  Gesandten  in  Karthago  (Liv.  XLI 
22,  2). 


12.  Buch.     §  1.     Eumenes  in  Rom.  t07 

Bundesgenossen  ^  und  verlangten,  dafs  Perseus  ihn  in  seine  Herrschaft 
zurückkehren  lassen  sollte ;  aber  hierzu  wollte  sich  Perseus  nicht  verstehen  '-^ ; 
denn  er  wufste  wohl,  dafs  ei,n  Zugeständnis  das  andere  nach  sich  ziehen 
würde;  jedenfalls  sein  Ansehen  und  seine  Herrschaft  in  Thrakien  würde 
er  alsdann  nicht  behaupten  können,  und  dieses  Gebiet,  wohin  die  Römer 
noch  nicht  vorgedrungen  waren,  bildete  eine  der  wichtigsten  Grundlagen 
der  makedonischen  Machtstellung. 

Einen  getreuen  und  zuverlässigen  Bundesgenossen  und  Helfer  hatten 
die  Römer  in  Eumenes  von  Pergamon,  der  alle  Schritte  des  Perseus  mit 
eifersüchtiger  Besorgnis  überwachte.  Er  bemühte  sich  gleichfalls  um  die 
Gunst  der  Hellenen,  hatte  überall  seine  Freunde,  die  ihn  mit  Nach- 
richten versahen,  und  mufste  nun  vor  dem  steigenden  Ansehen  des  Per- 
seus seinen  Einilufs  immer  mehr  schwinden  sehen.  Vergeblich  bemühte 
sich  der  Pergamener  um  ein  Bündnis  mit  den  Böotern.  In  Atollen 
ward  trotz  wiederholten  Gnadenerweisungen  sein  Einflufs  von  dem  make- 
donischen gänzlich  verdunkelt.  Er  ward  unpopulär ;  die  früher  gewährten 
Ehrenbezeigungen  wurden  entweder  vernachlässigt  oder  geradezu  ab- 
geschafft 2.  Letzteres  geschah  in  Achaja,  wo  man  vor  einiger  Zeit  durch 
Bundesbeschlufs  die  unziemlichen  und  ungesetzlichen  Ehren  aufgehoben 
und  aus  diesem  Anlasse  fast  alle  dem  Eumenes  zuerkannten  Auszeich- 
nungen beseitigt  hatte,  nachdem  man  ihm  schon  früher  eine  recht  un- 
freundliche Gesinnung  gezeigt  hatte  *.  Auch  in  Asien  war  er  unbeliebt- 
in  den  dortigen  Freistädten  war  Perseus,  wie  behauptet  wird,  angesehener 
als  der  Pergamener  ^.  Am  nächsten  fühlte  sich  Eumenes  in  Thrakien 
bedroht,  wo  Makedonien  immer  mächtiger  ward,  wo  die  Verbindung 
mit  Byzanz  und  Bithynien  ihn  beunruhigte.  Der  Zug  nach  Delphi, 
der  ihm  durch  Eilboten  sofort  gemeldet  ward,  hatte  ihm  keine  geringe 
Unruhe  eingeflöfst.  Dazu  kam  sein  eigenes  Zerwürfnis  mit  den  Rhodiern, 
und  deren  Annäherung  an  Perseus.  Er  hielt  den  Augenblick  der  Ent- 
scheidung für  gekommen  und  entschlofs  sich ,  in  eigener  Person  nach 
Rom  zu  gehen  und  dort  zum  Kriege  zu  treiben.  Er  liefs  dazu  alles, 
was  er  über  die  Rüstungen  des  Perseus  in  Erfahrung  gebracht,  auf- 
zeichnen,  um  es  dem  Senate  vorzulegen  (172    v.  Chr.)''.     Seine  Reise 

1)  Vielleicht  ist  er  es  erst  nachträglich  geworden. 

2)  Diodor  XXIX  33.     Appian,  Maced.  11,  6.      Liv.    XLII   41,    10.     Die   Ver- 
handlung wird  am  besten  in  diese  Zeit,  etwa  Winter  173  2  v.  Chr.  gesetzt. 

3)  Liv.  XLII  12,  5. 

4)  Polyb.   XXVII    18.    XXVIII   7.     Vgl.   oben   S.  40.   G8.     Seine   besonderen 
Gegner  bei  den  Achäern  waren  Sosigenes,  Diogenes  u.  a. 

5)  Liv.  XLII  12,  1.    13,  3.    14,  8  f. 
0)  Liv.  XLII  G,  3.   Uff. 


108  12.  Buch.     §  1.     Eumenes  in  Rom  172  v.  Chr. 

erregte  in  der  ganzen  Welt  gröfstes  Aufsehen  und  gespannte  Erwartung; 
jedermann  fühlte,  dafs  Grofses  bevorstünde.  Aus  mehreren  Staaten 
machten  sich  unter  verschiedenen  Vorwänden  Gesandte  ebenfalls  nach 
Rom  auf  den  Weg,  vor  allem  Perseus  schickte  eine  Abordnung,  und 
auch  die  Rhodier  stellten  sich  ein;  sie  vermuteten  mit  Recht,  Eumenes 
würde  auch  sie  verklagen. 

Eumenes  ward  in  Rom  mit  aller  Auszeichnung  empfangen  ^  Er 
wolle,  erklärte  er  im  Senat,  die  ehrgeizigen  Absichten  des  Perseus  offen- 
baren und  die  Römer  auffordern  einzuschreiten,  ehe  es  zu  spät  sei.  Er 
schilderte  das  wachsende  Ansehen  des  Perseus,  seine  Rüstungen  -,  seine 
Macht  und  Hilfsmittel,  wie  er  ferner  durch  seine  Umtriebe  Griechenland 
zu  gewinnen  trachte  und  das  römische  Übergewicht  dort  ernstlich  be- 
droht sei;  auch  auf  die  Haltung  der  Rhodier  wies  er  hin.  Die  Summe 
seiner  Rede  war,  Griechenland  könnte  nicht  frei  sein,  solange  Make- 
donien bestünde. 

Die  Worte  des  Eumenes  bewegten  sich  ganz  in  der  bisherigen 
Richtung  der  römischen  Politik  und  waren  daher  von  grofser  Wirkung  ^. 
Sie  gaben  der  römischen  Gesinnung  den  entscheidenden  Ausdruck  und 
brachten  den  Entschlufs  zum  Kriege  zur  Reife.  Der  letzte  makedonische 
Krieg  war  durch  das  Eintreten  des  Antiochos  unterbrochen  worden; 
Philippos  war  verschont  und  hatte  sich  den  Römern  als  nützlicher 
Bundesgenosse  erwiesen ;  jetzt  beschlofs  man ,  das  Werk  zu  vollenden 
und  das  makedonische  Königreich  zu  vernichten.  Freilich  nicht  alle 
Senatoren  waren  der  gleichen  Ansicht;  viele  sahen  hier  nur  eine  Machi- 
nation  des  Eumenes,  der  aus  Furcht  oder  Neid  die  Römer  in  einen 
schweren  Krieg  treiben  wollte  1  Aber  die  Mehrheit  schlofs  sich  ihm 
an,  und  der  Krieg  ward,  wenn  auch  nicht  ausdrücklich,  so  doch  tat- 
sächlich beschlossen.  Der  Gesandte  des  Perseus,  Harpalos,  und  die 
Rhodier  wurden  erst  einige  Tage  später  vorgelassen  ^ ;  ihr  Wunsch,  dem 
Eumenes  gegenübergestellt  zu  werden,  ward  nicht  gewährt.  Sie  wiesen 
die  Anklagen  des  Königs  zurück,  am  lebhaftesten  die  Rhodier,  die  scharf 


1)  Liv.  XLII  11  ff.     Appiau,  Maced.  11. 

2)  Liv.  a.  0.  c.  12,  8. 

3)  Livius  XLII  14,  1  behauptet,  die  Rede  des  Eumenes  sei  geheim  geblieben 
und  erst  nach  dem  Kriege  bekannt  geworden ;  weiter  führt  dies  Valerius  Max.  II 
2,  1  aus.  Aber  es  zeigt  sich,  dafs  der  wesentliche  Inhalt  gleich  bekannt  gewesen 
sein  mufs.  Die  Rede  des  Q.  Marcius  und  die  Verteidigung  des  Perseus  (Liv. 
XLII  40  ff.)  behandeln  wesentlich  dasselbe  Thema. 

4)  Appian,  Maced.  11,  3.  Zu  ihnen  mag  der  alte  Kato  gehört  haben,  der 
jedenfalls  nicht  zu  den  Bewunderern  des  Eumenes   zählte.     Plutarch  Cato  mai.  8. 

5)  Liv.  XLII  14,  2  f.  Appian,  Maced.  11,  3.  Diodor  XXIX  34.  Die  Nach- 
richten über  die  Verhandlungen  sind  teils  lückenhaft,  teils  unzuverlässig. 


12.  Buch.     §  1.     Mordversuch  auf  Eumenes.  109 

gegen  ihn  loszogen  und  ihn  beschuldigten,  dafs  er  die  Lykier  gegen  sie 
aufgewiegelt  habe  und  in  Asien  ein  schlimmerer  Herr  sei  als  Antiochos. 
Ihre  Rede  fand  in  Asien  lebhaften  Widerhall,  erregte  aber  das  höchste 
Mifsfallen  des  Senates,  dem  das  Zusammenwirken  der  makedonischen  und 
rhodischen  Gesandten  viel  zu  denken  gab.  Seine  kriegerischen  Ab- 
sichten, die  im  Laufe  der  Verhandlung  deutlich  zu  Tage  getreten  waren, 
empfingen  dadurch  neue  Nahrung.  Harpalos  kehrte  mit  den  bedroh- 
lichsten Nachrichten  eihg  nach  Makedonien  zurück  und  bereitete  den 
Perseus  auf  den  bevorstehenden  Krieg  vor  \  während  Eumenes  mit 
einem  elfenbeinernen  Sessel  beschenkt  und  mit  den  höchsten  Ehren  auf 
den  Heimweg  geleitet  ward. 

Der  pergamenische  König  hatte  sogleich  die  Feindschaft  der  Rhodier 
zu  spüren;  seine  Gesandtschaft,  die  er  zum  Feste  des  Helios  schickte, 
ward  abgewiesen  -,  Als  er  ferner  auf  dem  Heimwege  in  Delphi  vor- 
sprechen wollte,  um  zu  opfern,  ward  er  an  einer  schmalen  Stelle  des 
Weges,  der  von  Kirrha  hinaufführt  ^,  von  Mördern  angefallen  *.  Ein 
schwerer  Stein  traf  ihn  am  Kopfe,  er  rollte  den  Abhang  hinunter  und 
blieb  betäubt  liegen ;  seine  Begleiter  entflohen,  nur  der  Atoler  Pantaleon 
blieb  bei  ihm.  Die  Mörder  entwichen  ins  Gebirge.  Aber  Eumenes  war 
nicht  tot,  sondern  kam  wieder  zur  Besinnung;  bei  seiner  schwächlichen 
Natur  und  der  schweren  Verletzung  hatte  man  zwar  anfangs  wenig 
Hoffnung,  aber  in  Agina,  wohin  man  ihn  brachte,  erholte  er  sich  wieder. 
Sein  Zustand  ward  aber  so  geheim  gehalten,  dafs  mau  ihn  in  Asien  für 
tot  hielt.  Attalos,  der  das  Königreich  verwaltete,  traf  gleich  Anstalten, 
sich  die  Nachfolge  zu  sichern ;  er  redete  nicht  nur  mit  dem  Befehls- 
haber der  Burg ,  sondern  bereitete  sogar  die  Ehe  mit  Stratonike  vor  ^. 
Er  war  ja  zum  Nachfolger  bestimmt  und  handelte  im  Interesse  der 
Dynastie.  Auch  hat  es  ihm  Eumenes,  als  er  genesen  heimkehrte,  nicht 
verübelt;  nur  meinte  er,  als  Attalos  ihn  begrüfste,  der  Antrag  an  Stra- 
tonike wäre  doch  etwas  eilig  gewesen;  sonst  ward  die  Eintracht  der 
Brüder  nicht  gestört  ^K 


1)  Nach  Appian,  Maced.  11,  5.  9  hat  Perseus  gleich  darnach  durch  eine  neue 
Gesandtschaft  nach  den  Gründen  der  römische/i  Feindschaft  gefragt,  worauf  ihm 
die  Römer  das  vorhalten,  was  Eumenes  an  die  Hand  gegeben  hatte. 

2)  Appian,  Maced.  11,  3. 

3)  Vgl.  Pomtow,  Beiträge  zur  Topographie  von  Delphi  85  Anm.  2. 

4)  Livius  XLII  15.     Appian,  Maced.  11,  4.     Polyb.  XXII  8,  b. 

5)  Liv.  a.  0.  Diodor  XXIX  35.  Plutarch  de  frat.  amore  18  S.  489  E  ff. 
Darnach  hat  er  sich  sogar  zum  König  ausrufen  lassen  und  Stratoniken  geheiratet. 
Doch  so  weit  scheint  es  nicht  gekommen  zu  sein.  Man  hat  vermutet,  dafs  Attalos  III 
sein  Sohn  gewesen  sei. 

6)  Wir    dürfen    diesen     Vorgang    nicht    nach    unserem    verfeinerten    Gefühl 


110  12.  Buch.     §  1.     Einleitung  des  Krieges  172/1  v.  Chr. 

Allgemein  und  vielleicht  mit  Recht  galt  der  Anschlag  für  ein  Werk 
des  Perseus,  der  die  Mörder,  den  Kreter  Euandros  und  einige  Make- 
donier,  gegen  den  verhafsten  Euraenes  gedungen  habe;  auch  eine  dem 
Perscus  befreundete  delphische  Frau,  Praxo,  soll  mitgewirkt  haben  ^ 
Entscheidenden  Einflufs  hat  die  Sache  nicht  gehabt,  da  der  Krieg  schon 
vorher  von  den  Römern  beschlossen  war,  aber  sie  bot  ihnen  willkommenen 
Stoff  zur  Anklage,  und  man  fand  noch  Ahnliches  dazu.  Ein  Brente- 
siner,  Lucius  Rammius  (oder  Plerennius),  trat  auf  und  behauptete,  Per- 
seus  habe  ihn  verleiten  wollen,  die  römischen  Feldherren  und  Gresandten, 
die  in  seinem  Hause  einzukehren  pflegten,  oder  nach  einem  anderen 
Bericht  gar  den  ganzen  Senat  zu  vergiften  2.  So  unwahrscheinlich  auch 
diese  Geschichte  klingt,  so  ward  sie  doch  aufgegriffen  und  unter  die 
Anklagen,  die  man  gegen  Perseus  erhob,  aufgenommen. 

Nach  ihrer  Gewohnheit  setzten  die  Römer,  ehe  der  Krieg  begann, 
ihre  Diplomatie  in  Bewegung,  um  den  Boden  zu  bereiten,  sich  der 
Bundesgenossen  zu  versichern  und  den  Feind  zu  isolieren  ^.  Es  gingen 
Boten  an  die  verbündeten  und  befreundeten  Könige,  an  Eumenes,  dem  zur 
Genesung  Glückwünsche  abgestattet  wurden,  an  Ariarathes,  Prusias  II, 
Antiochos  Epiphanes,  Ptolemäos  von  Ägypten,  Massinissa  und  Genthios  ^. 
Massinissa,  Eumenes  und  Ariarathes  °  versprachen  Hilfe,  vielleicht  auch 
Genthios.  Auch  Antiochos  scheint  sich  dienstbereit  erklärt  zu  haben. 
Die  anderen  versicherten  ihre  Freundschaft,  auch  Prusias,  der  Schwager 
des  Perseus  ^'.  Von  besonderer  Bedeutung  Avar  die  Plaltung  der  Hel- 
lenen; denn  Hellas  sollte  für  die  Römer  Ausgangspunkt  und  Grundlage 
der  Kriegführung  sein.  Es  gingen  daher  zwei  Gesandtschaften  zu  den 
hellenischen  Staaten  an  beiden  Ufern  des   ägäischen  Meeres,  der   einen 


beurteilen;    die    Alten,    und    besonders    die    Könige     dachten    in    diesen    Sachen 
anders. 

1)  Liv.  XLII  15,  3.  59.  8.  XLV  5,  5  ff.  Dio  Cass.  fr.  66,  3  (vol.  I  p.  298 
Boiss.).  Polybios  hat  ohne  Zweifel  Perseus  für  den  Urheber  gehalten.  Wenn 
er  recht  hat,  so  mufs  Harpalos  schon  zurückgekehrt  sein  und  Perseus  gewufst 
haben,  dafs  Eumenes  nach  Delphi  gehen  wolle.     Beides  ist  wohl  möglich. 

2)  Liv.  XLII  17.  Appian,  Maced.  11,  7.  Nach  Livius  hat  der  Gesandte 
C.  Valerius  die  Praxo  wie  den  Rammius  nach  Rom  gebracht.  Diese  Erzählung 
ist  verdächtig.  Man  sollte  den  C.  Valerius  nach  cap.  6,  4  in  Ägypten  ver- 
muten. 

3)  Die  Gesandtschaften  müssen  in  der  zweiten  Hälfte  172  v.  Chr  abgegangen 
sein.     In  Griechenland  waren  sie  während  des  Winters  172/1  v.  Chr.  tätig. 

4)  Appian,  Maced.  11,  4.     Vgl.  Liv.  XLII  148.    26,  7.  29. 

5)  Ariarathes  schickte  um  diese  Zeit  seine  Söhne  zur  Erziehung  nach  Rom. 
Liv.  XLII  19,  3. 

6)  Liv.  XLII  29,  3. 


12.  Buch,     tj  1.     Haltung  der  Hellenen.  111 

fiel  das  hellenische  Festland  zu,  der   zweiten  Kleinasien    und   die  Insel- 
welt \ 

Die  Hellenen  sahen  sich  vor  eine  schwere  Wahl  gestellt;  sie  mufsten 
sich  für  Rom  oder  Perscus  entscheiden.  Ihre  Stimmung  war  so,  dafs 
durchweg  die  Menge,  die  demokratische  Partei  für  Perseus  war.  Die 
Optimaten  waren  geteilt :  die  Verschuldeten  und  Bedrängten,  die  einen 
Umsturz  wünschten,  hofften  auf  Perseus,  mit  dem  sie  in  Verbindung 
standen ;  auf  der  anderen  Seite  standen  diejenigen ,  welche  sich  des 
eigenen  Vorteils  willen  den  Römern  mit  Leib  und  Seele  verschrieben 
hatten.  Die  besten  Elemente,  die  einsichtigen  und  unabhängigen 
Leute  zogen  zwar  das  römische  Protektorat  vor,  und  die  Rückkehr  der 
makedonischen  Herrschaft  war  ihnen  verhafst,  aber  sie  wollten  Make- 
donien als  Gegengewicht  gegen  Rom  erhalten  wissen.    Sie  wollten  weder 


1)  Die  liviauische  Erzählung  von  den  Gesandtschaften  und  anderen  Kriegs- 
Vorbereitungen,  die  sich  XLII  17—36  findet,  gehört  zu  den  annalistischen  Teilen 
und  ist  geringwertig,  wie  schon  Nissen,  Krit.  Untersuch.  246  fF.  ausgeführt  hat.  Es 
sind  dort  polybianische  Nachrichten  verwandt  worden,  jedoch  mit  starken  Ent- 
stellungen und  Erdichtungen ,  die  vornehmlich  den  Zweck  haben ,  die  Römer  als 
die  Beleidigten  und  Angegriffenen  erscheinen  zu  lassen  und  den  Krieg  als  gerecht 
hinzustellen.  Nach  c.  25  geht  eine  römische  Gesandtschaft  zu  Perseus,  um  für  die 
Verletzung  der  Verträge  und  der  römischen  Bundesgenossen  Genugtuung  zu  fordern. 
Perseus  läfst  die  Gesandten  erst  lange  warten  und  fertigt  sie  dann  schroflF  ab, 
worauf  sie  das  Bündnis  kündigen  und  nunmehr  aus  Makedonien  ausgewiesen  wer- 
den. Nun  folgen  (c.  27)  in  Rom  die  ersten  Rüstungen.  Der  Prätor  Cn.  Sicinius 
gebt  vorläufig  noch  172  v.  Chr.  mit  8000  Mann  auf  die  illyrische  Küste  hinüber. 
Nach  Antritt  der  Konsuln  von  171  v.  Chr.  beschliefst  dann  der  Senat  die  Kriegs- 
erklärung, die  demgemäfs  ausgesprochen  wird  (c.  36,  1),  und  die  eigentlichen 
Rüstungen  fangen  an  (30,  8).  Mitten  in  sie  hinein  fällt  (c.  36)  eine  Gesandtschaft 
des  Perseus,  der  wegen  des  Überganges  der  Truppen  des  Sicinius  Vorstellungen 
erhebt  und  sich  zur  Genugtuung  bereit  erklärt,  wenn  dieselben  wieder  zurück- 
gezogen würden.  Gleichzeitig  werden  aber  aus  Griechenland  schon  makedonische 
Angriffe  auf  Perrhäber  und  Thessaler  gemeldet,  die  makedonischen  Gesandten 
müssen  Rom  verlassen  und  werden  für  weitere  Verhandlungen  an  den  Konsul  ver- 
wiesen, der  bald  ins  Feld  rücken  werde.  Gleichwohl  werden  noch  einmal  Gesandte 
des  Per.seus  angenommen,  aber  nach  kurzer  Verhandlung  ausgewiesen  (c.  48).  Dies 
alles  steht  mit  den  polybischen  Nachrichten  in  Widerspruch.  Dafs  Perseus  nach 
dem  Attentat  auf  Eumenes  zweimal  Gesandte  nach  Rom  geschickt,  berichtet  auch 
Appian,  Maced.  11,  5,  und  soll  nicht  bestritten  werden;  aber  auch  diese  Über- 
lieferung ist  nicht  ganz  ohne  Bedenken,  und  ganz  sicher  bezeugt  ist  nur  die  letzte 
Gesandtschaft,  von  der  Polyb.  XXVH  6  berichtet.  Auch  die  Voraussendung  des  Sici- 
nius ist  wahrscheinlich  erdichtet ;  denn  seine  nicht  unbedeutende  Macht  verschwindet 
später  völlig,  und  es  pafst  nicht  dazu,  dafs  gleich  darnach  die  Legaten  für  dringende 
Bedürfnisse  1000  Mann  mitnehmen  (Liv.  XLII  37).  Auch  die  19,  7  erzählte  Ab- 
sendung des  Ti.  Claudius  Nero  und  M.  Decimius  nach  Rhodos  und  Kreta  ist  mit 
den  späteren  Gesandtschaftsberichten  (c.  37  u.  45)  nicht  in  Einklang  zu  bringen. 


113  12.  Buch.     §  1.     Haltung  der  Hellenen. 

Makedoniens  Sieg  noch  seine  Vernichtung.  Sie  dachten,  wie  der  Epirote 
Kephalos,  der  zu  den  Göttern  flehte,  den  Krieg  abzuwenden^;  für  sie 
war  die  Entscheidung  am  schwersten.  Trotz  der  populären  Hinneigung 
zu  Perseus  gelang  es  den  römischen  Gesandten  fast  überall,  die  Hellenen 
an  Roms  Seite  zu  halten.  Das  Gefühl  der  römischen  Überlegenheit 
und  der  eigenen  Schwäche,  die  Unschlüssigkeit  war  zu  grofs,  als  dafs 
jemand  gewagt  hätte,  sich  offen  und  unumwunden  auf  makedonische 
Seite  zu  stellen.  Es  gelang  den  Römern,  auf  Hellas  Beschlag  zu  legen 
und  die  vorhandenen  makedonischen  Sympathien  niederzuhalten. 

Die  nach  Griechenland  bestimmten  Gesandten,  QuintusMarciusPhilip- 
pus,  Aulus  Atilius,  Publius  und  Servius  Cornelius  Lentulus  und  Lucius 
Decimius,  begaben  sich  zunächst  nach  Korkyra.  Für  dringende  Bedürf- 
nisse nahmen  sie  ein  Truppenkorps  von  1000  Mann  mit.  Von  Korkyra 
ging  Decimius  zu  Genthios  nach  Illyrien,  die  beiden  Cornelier  in  den 
Peloponnes.  Marcius  und  Atihus  wollten  Epirus  und  Nordgriechenland 
bereisen^  um  später  mit  den  Corneliern  wieder  im  Peloponnes  zusammen- 
zutreffen. Ehe  die  Römer  sich  trennten,  kam  eine  Antrage  des  Perseus, 
was  die  Anwesenheit  der  römischen  Soldaten  zu  bedeuten  habe;  es  ward 
ihm  geantwortet,  es  geschehe  zur  Sicherung  der  Städte  -. 

Die  beiden  Cornelier  setzten  von  Kephallenia  aus  in  den  Peloponnes 
über.  Sie  wandten  sich  jedoch  nicht,  wie  es  sich  gebührt  hätte,  zuerst 
an  den  Bund  und  die  Bundesbehörden,  sondern  bereisten  die  einzelnen 
Städte  und  mahnten,  im  bevorstehenden  Krieg  den  Römern  treu  zu 
bleiben.  Zu  den  besuchten  Städten  gehörten  auch  Elis  und  Messene, 
die  seiner  Zeit  den  Achäern  nur  gezwungen  beigetreten  waren.  Hier 
scheinen  die  Gesandten  sogar  Klagen  gegen  den  Bund  entgegen- 
genommen zu  haben,  und  mit  Recht  waren  die  Achäer  über  dieses 
Verfahren  entrüstet,  das  wie  ein  Versuch  zur  Auflösung  des  Bundes 
aussah  ^. 

Marcius  und  Atilius  gingen  von  Korkyra  zuerst  zu  den  Epiroten 
hinüber  ^,  die  sich  durchaus  fügsam  zeigten.  Sie  stellten  auf  Wunsch 
der  Legaten  400  Mann,  die  sogleich  als  Schutz  zu  den  sehr  exponierten 
Oresten  geschickt  wurden.     Von  da  ging's  nach  Atollen,  wo  die  Römer 


1)  Liv.  XLII  30.     Appian,  Maced.  11,  4.     Polyb.  XXVH  15,  10  f. 

2)  Liv.  XLII  37.     52,  7. 

3)  Liv.  XLII  37,  7,  wo  die  Sache  ofFonbar  verschleiert  wird,  auch  der  Text 
nicht  in  Ordnung  ist. 

4)  Liv.  XLII  38.  Sie  werden  bei  Buthroton  oder  Onchesmos  gelandet  sein. 
Die  Versammlung  der  Epiroten  ward  bei  Gitaiia  gehaltcTi,  das  bei  Phauote  und 
Phoinike  gelegen  haben  mufs  und  auch  bei  Polyb.  XXVII  IG,  5  vorkommt;  denn 
hier  hat  die  Hs.  nicht  ydoyu,  sondern  yicavu.    Krascheninnikov,  Hermes  37,  489 ff. 


12.  Buch.     §  1.     Unterhandlung  mit  Perseus.  113 

etliche  Tage  blieben ;  denn  der  Strateg  war  gestorben ,  und  es 
mufste  ein  neuer  gewählt  werden.  In  Beisein  der  Legaten  fiel  die 
Wahl  auf  Lykiskos,  den  eifrigsten  Parteigänger  Roms.  Hier  war  also 
das  römische  Übergewicht  vorläufig  gesichert,  und  die  Gesandten  zogen 
weiter  zu  den  Thessalern,  bei  denen  sie  in  Larisa  eine  Zeitlang  ver- 
weilten ^  Die  Versammlung  der  Thessaler  zeigte  sich  ganz  willfahrig 
und  bewilligte  alles.  Hier  trafen  zugleich  Abgeordnete  der  Akarnanen 
ein,  denen  gesagt  ward,  jetzt  sei  die  Gelegenheit,  durch  Treue  die 
früheren  Sünden  wieder  gut  zu  machen  und  den  römischen  Dank  zu 
verdienen. 

Quintus  Marcius  war  von  Philipps  Zeiten  her  Gastfreund  des  ma- 
kedonischen Königshauses;  sein  Geschlecht  hat  davon  den  Beinamen 
Philippus  erhalten.  Perseus  benutzte  daher  seine  Anwesenheit  in  Larisa, 
um  durch  ihn  nochmals  Unterhandlungen  anzuknüpfen.  Er  fürchtete 
den  Krieg  mit  Rom  und  lebte  immer  der  Hoffnung,  die  Römer  durch 
Erörterung  der  streitigen  Punkte  zu  überzeugen,  dafs  sie  keinen  Anlafs 
zum  Kriege  hätten.  Einer  Gesandtschaft,  die  er  vor  einiger  Zeit  nach 
Rom  geschickt,  um  nach  den  Gründen  der  römischen  Feindseligkeiten 
zu  fragen,  hatte  der  Senat  eine  Zusammenstellung  der  Beschwerdepunkte 
übergeben^,  der  Krieg  war  noch  nicht  erklärt,  es  bestand  also  die 
Möglichkeit  ihn  abzuwenden,  und  so  liefs  er  die  römischen  Gesandten 
um  eine  Zusammenkunft  bitten,  die  am  thessalischen  Ufer  des  Peneios 
am  Wege  von  Dion  nach  Homolion  inmitten  eines  zahlreichen  Gefolges 
stattfand  ^.  Marcius  redete  zuerst;  er  zog  nochmals  das  ganze  Register 
der  Beschwerden,  die  der  Senat  gegen  Perseus  hatte,  und  schlofs  mit 
ernsten,  wohlwollenden  Worten.  Er  war  ein  Mann  von  Würde,  der  es 
verstand  Vertrauen  zu  erwecken,  auch  wenn  er  betrog.  Wohlwollend 
hörte  er  auch  die  Widerlegung,  die  Perseus  in  längerer  Rede  vortrug, 
und  riet  dem  König,  nochmals  Gesandte  nach  Rom  zu  schicken.  Mit 
Freuden  ging  Perseus  auf  den  Vorschlag  ein  und  erbat,  um  die  Ge- 
sandtschaft zu  ermöglichen,  eine  Waffenruhe,  die  nach  einigem  Bedenken 
als  besondere  Gunst  von  der  anderen  Seite  bewilligt  ward.  Ohne 
Zweifel  wufste  der  Gesandte,  dafs  der  Krieg  in  Rom  fest  beschlossen 
sei,  aber  der  Waffenstillstand  war  für  die  Römer  sehr  wertvoll,  da  sie 
in   ihren  Rüstungen    noch    weit   zurück    waren,    während    Perseus    alles 


1)  Liv.  XLII  38,  2.  43,  9.  Man  erkennt  hier,  dafs  die  livianische  Nachricht 
(XLII  36,  4),  wonach  Perseus  schon  172  v.  Chr.  Perrhäbien  und  Stücke  Thessa- 
liens erobert  hat,  auf  Erfindung  beruht. 

2)  Appian,  Maced.  11,  5.  Die  Gesandtschaft  mufs  noch  im  Sommer  172  v.  Chr. 
abgegangen  sein.     Vgl.  S.  111,  Anm. 

3)  Liv.  XLII  38,  8.    43,  2  f. 

Kiese,  Gesell,  d.  gritjcli.  ii.  mal:.  .Staaten.     III.  8 


114  12.  Buch.     §  1.     Böotiens  Unterwerfung  172/1  v.  Chr. 

bereit  hatte.  Wäre  er  jetzt  eingerückt,  so  hätte  er  einen  guten  Teil 
von  Hellas  besetzen  oder  mit  sich  fortreifsen  können  und  würde  den 
Römern  den  Krieg  sehr  erschwert  haben.  Er  gab  seinen  Vorteil  auf  und 
schickte  nochmals  eine  Gesandtschaft  nach  Rom,  mit  der  Anfrage,  unter 
welchen  Bedingungen  der  Krieg  vermieden  werden  könnte.  Seine 
Friedenshoffnungen  machten  es  zunächst  den  Römern  möglich,  die  Hellenen 
ungestört  zw  bearbeiten  und  die  vorhandenen  Bundesgenossen  der  Make- 
donier  zu  strafen  oder  zu  lähmen. 

Nachdem  der  Waffenstillstand  geschlossen  und  Thessalien  gesichert 
war,  gingen  die  beiden  Legaten  weiter  nach  Chalkis,  um  von  hier  aus 
die  Böoter  zu  bearbeiten,  den  einzigen  Stamm,  der  sich  offen  an  Perseus 
angeschlossen  hatte.  Das  Bündnis  war  das  Werk  einer  Partei,  die  man 
wohl  demokratisch  nennen  kann  ^,  als  deren  Führer  Neon,  Hippias^ 
Diketas,  Ismenias  genannt  werden  ^.  Es  war  nicht  ohne  Kampf 
durchgegangen  ^,  es  entsprach  den  Gesinnungen  der  Mehrheit  im  Bunde, 
die  aber  in  den  einzelnen  Städten  ungleich  vertreten  war.  Koroneia 
und  Haliartos,  die  sich  schon  im  zweiten  makedonischen  Kriege  römer- 
feindlich gezeigt  (Bd.  H  647),  waren  die  eifrigsten  Freunde  Makedoniens, 
während  Thespiä  zur  entgegengesetzten  Partei  hielt.  Theben  und  andere 
Städte  schwankten,  und  in  diesen  Zwiespalt  warf  natürlich  die  drohende 
Haltung  der  Römer  neuen  Zündstoff  hinein  und  ermutigte  die  Wider- 
sacher des  Perseus.  Schon  einige  Zeit  vor  der  Ankunft  der  römischen 
Gesandten,  vielleicht  im  Winter  173/2  v.  Chr.,  war  es  bei  Gelegenheit 
der  Wahlen,  die  im  Winter  stattfanden,  zu  neuen  Unruhen  gekommen  •*. 
Die  Minderheit  versammelte  sich  in  Theben  und  beschlofs,  den  neu 
gewählten  Böotarchen  in  ihren  Städten  die  Anerkennung  zu  versagen ; 
allein  sie  drangen  wenigstens  in  Theben  damit  nicht  durch,  sondern 
mufsten  die  Stadt  verlassen  und  flohen  nach  Thespiä.     Allerdings  ward 


1)  Von  dieser  Partei  gingen  auch  die  von  Polyb.  XXII  4  erwähnten  Reform- 
versuche aus  (oben  S.  16).  Die  Anhänger  Roms  scheinen  die  schlimmsten  Oli- 
garcheu  gewesen  zu  sein  ;  es  sind  die  principes  bei  Liv.  XLII  44,  4. 

2)  Polyb.  XXVII  1,  11.  2,  7.  Über  Neon  und  sein  Haus  Polyb.  XX  5  f.  Er 
war  wohl  Enkel  des  mit  Antigonos  Doson  befreundeten  Neon.  Bd.  II  o2ü.  Hippias 
war  früher  Strateg  gewesen.     Polyb.  XXII  4,  12. 

3)  Die  Widerstrebenden  blieben  vielleicht  der  entscheidenden  Versammlung 
fern.     Liv.  XLII  43,  6. 

4)  Liv.  XLII  43,  4  ff.,  wo  die  Erzählung  stark  verkürzt  und  unklar,  auch  der 
Text  verderbt  ist.  §  7  hat  die  Hs.  comitia  praetoris  boetarum.  Man  verbessert 
comitiis  praetorüs  Boeotoruin,  wobei  Boeotorum  überflüssig  ist.  Ich  vermute 
comitiis  praetoris  et  hoeotarcharum ;  die  Bundesbeamten  sind  der  Strateg  und  die 
Böotarchen.  Ich  halte  es  für  wahrscheinlich ,  dafs  Ismenias  Strateg  von 
172  V.  Chr.  war. 


12.  Buch.     §  1.     Böotiens  Unterwerfung.  115 

ihnen,  wohl  durch  Bundesbeschlufs  die  Rückkehr  nach  Theben  gestattet, 
jedoch  die  Häupter,  zwölf  an  der  Zahl,  mufsten  in  die  Verbannung 
gehen  und  wurden  auf  Betreiben  des  Bundesfeldherrn  Ismenias  nachträglich 
zum  Tode  verurteilt.  Sie  fanden  in  Chalkis  Zuflucht  und  erschienen 
im  Winter  172/1  v.  Chr.  in  Larisa  vor  den  römischen  Legaten,  von 
denen  sie  wegen  des  Bündnisses  mit  Perseus  harte  Worte  hören  mufsten. 
Natürlich  warfen  sie  alle  Schuld  auf  ihre  Gegner,  insonderheit  auf 
Ismenias,  denen,  wie  sie  versicherten,  manche  Gemeinden  nur  wider- 
willig gefolgt  seien.  Hierauf  erwiderten  die  Römer,  die  Wahrheit  werde 
schon  ans  Licht  kommen ;  denn  jede  böotische  Stadt  solle  Gelegenheit 
haben,  ihre  Gesinnung  zu  zeigen  und  ihren  Vorteil  selbst  wahrzunehmen. 
Die  einzelnen  Städte  wurden  also  aufgefordert,  jede  für  sich  zu  sorgen 
und  sich  von  der  Gesamtheit  loszusagen.  Quintus  Marcius  brachte  in 
Böotien  zur  Ausführung,  was  seine  Kollegen  im  Peloponnes  versucht  zu 
haben  scheinen ;  er  benutzte  die  Unruhen,  um  den  böotischen  Bund  zu 
sprengen. 

Natürlich  waren  durch  den  Waffenstillstand  und  den  neuen  Frie- 
densversuch des  Perseus  die  Anhänger  Makedoniens  entmutigt  und  irre 
geworden,  und  dies  kam  den  römischen  Absichten  zu  gute.  Die  Er- 
klärung der  Römer  und  ihre  gebieterische  Haltung  machten  sehr  starken 
Eindruck.  Eine  gewaltige  Angst  erfafste  die  Menschen,  einige  Ge- 
meinden sonderten  sich  gleich  ab,  die  Auflösung  des  Bundes  erschien 
die  einzige  Rettung.  Schon  auf  dem  Wege  nach  Chalkis  kamen  den 
Römern  Gesandte  aus  Chäroneia  und  Theben  entgegen,  um  zu  er- 
klären, dafs  sie  am  makedonischen  Bündnisse  keinen  Anteil  hätten  ^ 
Sie  wurden  nach  Chalkis  beschieden ,  wo  sich  nun  Vertreter  beider 
böotischer  Parteien  bei  den  Legaten  einfanden;  denn  auch  die  Freunde 
des  Perseus,  die  Partei  des  Bundes,  beeilte  sich,  in  der  Hoffnung  den 
Bund  erhalten  zu  können ,  ihren  Frieden  mit  Rom  zu  machen  ^.  Im 
Namen  der  Böoter  kam  Ismenias,  um  die  Unterwerfung  des  ganzen 
Volkes  anzubieten.  Die  Gegenpartei  war  durch  die  Abgesandten 
mehrerer  Städte,  namentlich  Thespiä,  Lebadeia  und  Chäroneia  ver- 
treten. Während  diese  den  besten  Empfang  hatten,  verhielten  sich  die 
Römer  dem  Ismenias  gegenüber  so  abweisend,  dafs  seine  Gegner,  die 
Verbannten,  zu  einem  tätlichen  Angriff  auf  ihn  ermutigt  wurden.  Hätte 
er  nicht  im  Vorhofe  der  römischen  Gesandten  eine  Zuflucht  gefunden, 
so  würde  er  gesteinigt  worden  sein. 

Auch  in  Theben  drangen  um  diese  Zeit   die  Römerfreunde   durch, 


1^  Uv.  XLII  43,  5. 

2)  Polyb.  XXVII  1.     Liv.  XLII  44. 

8* 


116  12.  Buch.     §  1.     Böotiens  Unterwerfung  172/1  v.  Chr. 

wie  denn  auch  sonst  die  Thebaner  gern  ihre  eigenen  Wege  gingen  K 
Freilich  gelang  es  nicht  ohne  starken  Widerstand  der  makedonischen 
Einheitspartei,  denen  die  benachbarten  Koioneer  und  Haliartier  zur  Hilfe 
zogen  2.  Aber  die  Separatisten,  denen  die  reichsten  und  vornehmsten 
Bürger  angehörten,  stellten  der  Menge  vor  allem  die  Gefahren  eines 
Zerwürfnisses  mit  Rom  wirksam  vor  Augen  ^ ,  und  entscheidend  war 
es,  dafs  ein  angesehener  Bürger  aus  Koroneia,  Olympichos,  sich  zur 
römischen  Partei  bekehrte;  sein  Abfall  zog  die  Mehrheit  nach  sich. 
Theben  sagte  sich  vom  makedonischen  Bündnisse  los,  dessen  Urheber 
und  Fürsprecher,  Diketas,  Neon  und  Hippias,  gezwungen  wurden,  sich 
in  Chalkis  den  Römern  zur  Verantwortung  zu  stellen.  Hier  wurden  sie 
samt  Ismenias  vor  ein  Gericht  gestellt  und  untfjr  dem  Druck  der  Le- 
gaten verurteilt  •*.  Sie  wären  auf  der  Stelle  von  ihren  Feinden  getötet 
worden,  wenn  nicht  die  Legaten  sie  vor  dem  Aufsersten  geschützt  hätten. 
Neon  entkam  bald  darauf  nach  Makedonien,  die  anderen  wurden  ge- 
fangen gesetzt  und  nahmen  sich  das  Leben. 

Li  Theben  hatte  man  inzwischen  den  Römern  Ehren  dekretiert 
und  beschlossen,  sich  zu  unterwerfen  •''.  Gesandte  gingen  nach  Chalkis, 
um  hievon  Anzeige  zu  machen  und  zugleich  die  Verbannten  zur  Rück- 
kehr einzuladen.  Sie  wurden  von  Marcius  belobt  und  in  ihren  Be- 
schlüssen bestärkt.  Dann  ward  den  Vertretern  der  böotischen  Städte 
eröffnet ,  jede  Stadt  für  sich  möchte  Gesandte  an  den  Senat  schicken 
und  sich  in  den  Schutz  Roms  stellen.  Es  scheint,  dafs  alle  sich  fügten, 
aufser  Koroneia,  Haliartos  und  Thisbe  ^',  die  dem  makedonischen  Bünd- 
nisse treu  blieben.  Als  bald  darnach  Perseus  den  Versuch  machte, 
Böotien  wiederzugewinnen,  fand  sein  Gesandter  Antigonos,  Sohn 
Alexanders,  nur  in  diesen  Städten  noch  Anklang  '^.    Sie  wurden  damals 


1)  Polyb.  XX  5,  11. 

2)  Es  ist  also  eine  Art  Bundesversammlung  abgehalten  worden. 

3)  Liv.  XLII  44,  4.  Livius  hat  manches,  was  die  Exzerptoren  des  Polybios 
übergangen  haben  (Polyb.  XXVII  1,  7fF.). 

4)  Polyb.  XXVII  2.  Die  Anklage  vortrat  im  Namen  der  Verbauuten  Pom- 
pidas.  Als  Gerichtshof  werden  wir  uns  schwerlich  die  Chalkidier  zu  denken  haben, 
sondern  die  anwesenden  Böoter,  die  gcwifs  recht  zahlreich  waren.  Die  Kömer 
haben  wohl  dafür  gesorgt ,  das  Verfahren  möglichst  in  den  Formen  Rechtens  zu 
halten. 

5)  Polyb.  XXVII  1,  12  ff. 

6)  Polyb.  XXVII  5,  3.  Überliefert  ist  dort  &iißt(?,  und  so  las  schon  Livius; 
dafs  Thisbe  gemeint  sei,  hat  Th.  Mommsen  (Ephem.  epigr.  I  279.  291)  gesehen. 
Diese  ergibt  sich  aus  dem  unten  zu  erwähnenden  Senatsbeschlufs,  wie  aus  der 
Erzählung  des  Polybios. 

7)  Polyb.  XXVII  5  und  ungenau  Liv.  XLII  46,  7.  Damals  waren  die  ma- 
kedonischen Gesandtschaften  nach  Ilom  und  Rhodos  schon  abgegangen. 


12.  Buch,     i?  l.     Weitere  Unterhandlungeu.  117 

schon  von  den  Thebanern  bedrängt  und,  wie  es  scheint,  mit  Krieg  über- 
zogen und  baten  daher  um  makedonische  Hilfstruppen.  Allein  Perseus 
hatte  sich  durch  den  Waffenstillstand  die  Hände  gebunden  und  mufste 
sich  begnügen,  sie  zum  Ausharren  zu  ermahnen.  Er  riet  ihnen,  sich 
der  Thebaner  kräftig  zu  erwehren,  aber  den  Römern  gegenüber  Ruhe 
zu  halten  und  nichts  FeindHches  zu  unternehmen;  auch  hier  suchte  er 
seine  Friedensliebe  zu  erweisen. 

Nachdem  die  Unterwerfung  und  Auflösung  des  böotischen  Bundes 
erreicht  war,  zogen  Marcius  und  Atilius  weiter.  Sie  wandten  sich  in 
den  Peloponnes  nach  Argos,  wo  inzwischen  Servius  Cornelius,  wie  es 
scheint,  ohne  Erfolg  mit  den  achäischen  Behörden  verhandelt  hatte. 
Während  Servius  nach  Chalkis  ging,  übernahmen  die  beiden  anderen 
die  Verhandlungen  in  Argos  und  führten  sie  zum  erwünschten  Ab- 
schlufs  K  Auf  ihren  Wunsch  schickte  der  Strateg  Archon  tausend 
Achäer  nach  Chalkis,  um  den  wichtigen  Platz  vor  einem  Handstreich 
zu  sichern.  Dann  kehrten  sämtliche  Legaten  nach  Rom  zurück;  nur 
Servius  blieb  in  Chalkis  ^. 

Gleichzeitig  hatte  eine  zweite  Gesandtschaft,  Tiberius  Claudius  und 
Kollegen,  mit  Erfolg  die  kleinasiatischen  Städte  und  die  Inseln  des 
ägäischen  Meeres,  auch  Kreta  bereist.  Am  längsten  verweilte  sie  auf 
Rhodos.  Dort  hatte  der  Prytane  Agesilochos,  ein  aufrichtiger  Freund 
der  Römer,  als  der  Krieg  entschieden  war,  das  Volk  ermahnt,  auch 
jetzt  an  Rom  festzuhalten,  und  durchgesetzt,  dafs  für  alle  Fälle  sofort 
vierzig  Kriegschiffe  bereit  gestellt  wurden,  die  man  dem  Tiberius  zeigen 
konnte.  Befriedigt  kehrte  die  Gesandtschaft  nach  Rom  zurück,  um  zu 
berichten  und  an  den  neuen,  letzten  Verhandlungen  teil  zu  nehmen ,  zu 
denen    das   Friedensgesuch   des   Perseus   nochmals  Anlals  gab  ^. 

Perseus  setzte  nach  der  wohlwollenden  Haltung  des  Marcius 
auf   diese   Unterhandlungen    einige   Hoffnung.     Er    sandte    den   befreun- 


1)  Polyb.  XXVII  2,  8.  Liv.  XLII  34,  6.  Es  wird  anzunehmen  sein,  dafs 
Servius  abberufen  ward,  weil  er  bei  den  Achäern  nichts  ausrichtete,  was  nach  dem 
Gescheheneu  nicht  zu  verwundern  ist.  Q.  Marcius  wird  sich  mit  ihnen  auf  besseren 
Fufs  gestellt  haben.     Vgl.  SIG.  I"-  301. 

2}  Polyb.  XXVII  2,  12. 

3)  Polyb.  XXVII  3.  Liv.  XLII  45,  3.  Appian  11,  4.  Verfrüht  erzählt 
Livius  schon  19,  7  und  26,  8 f.  davon.  Darnach  berichten  die  Gesandten  über  die 
Stimmung  der  Rhodier  sehr  ungünstig;  zugleich  ist  eine  rhodische  Gesandtschaft 
in  Rom  anwesend,  um  sich  zu  entschuldigen.  Damit  hängt  zusammen,  dafs  Livius 
c.  45  alles,  was  Polybios  von  der  buudesfreundlichen  Haltung  des  Agesilochos  be- 
richtet, verschweigt.  Er  will  die  Rhodier  als  möglichst  feindselig  gesinnt  schildern, 
um  das  Spätere  vorzubereiten. 


118  12.  Buch.     §  2.     Ausbruch  des  Krieges  171  v.  Chr. 

deten  Hellenen  ^,  wahrscheinlich  auch  nach  Alexandrien  und  Antiochien 
Schreiben,  worin  er  sein  Recht  darlegte  und  über  die  Unterredung  mit 
Marcius  ausführlich  berichtete.  Den  Rhodiern  erwies  er  die  Ehre  einer 
besonderen  Botschaft.  Sein  Gesandter  Antenor  setzte  sie  von  den 
Friedenshoffnungen  des  Königs  in  Kenntnis  und  bat,  wenn  es  trotzdem 
zum  Kriege  kommen  sollte,  im  Interesse  der  hellenischen  und  auch  der 
rhodischen  Freiheit  in  Rom  nach  Vermögen  für  den  Frieden  zu  wirken. 
Die  Rhodier  gaben  zu  erkennen,  dafs  die  Bitte  des  Perseus  ihren  Ge- 
sinnungen entspräche;  aber  sie  hielten  an  ihrer  Politik  fest  und  liefsen 
den  König  ersuchen,  nichts  von  ihnen  zu  verlangen,  was  sie  auch  nur 
in  den  Verdacht  eines  Gegensatzes  zu  Rom  bringen  könnte. 

Bald  zeigte  sich,  dafs  die  Hoffnungen  des  Perseus  trügerisch  waren. 
Nur  seine  unbedingte  Unterwerfung  unter  den  Willen  Roms  hätte  den 
Frieden  erhalten  können ;  im  übrigen  war  die  Vernichtung  des  make- 
donischen Königreiches  längst  beschlossene  Sache.  Der  Senat  liefs  Solon 
und  Hippias,  die  Boten  des  Perseus,  vor,  nachdem  die  eigenen  Ge- 
sandten berichtet  hatten.  Die  Makedonier  bemühten  sich,  die  römischen 
Beschwerden  zu  widerlegen  und  besonders  den  Verdacht  zu  entkräften, 
als  habe  Perseus  das  Attentat  auf  Eumenes  verschuldet.  Statt  aller 
Antwort  beschlofs  der  Senat  den  Krieg  zu  erklären;  die  makedonischen 
Gesandten  wurden  angewiesen,  Rom  sofort  und  Italien  in  30  Tagen  zu 
verlassen.  Den  gleichen  Befehl  erhielten  alle  anwesenden  Makedonier; 
er  erfolgte  so  unerwartet  rasch,  dafs  die  Ausgewiesenen  kaum  Zeit 
hatten,  das  Ihrige  mitzunehmen.  Zugleich  wurden  die  Konsuln  auf- 
gefordert, ihre  Pflicht  zu  tun  und  die  Zeit  zu  benutzen  2. 

§  2. 

Die  geschilderten  Verhandlungen  nahmen  den  Winter  172/1  v.  Chr. 
ein  "*;  als  der  Krieg  erklärt  wurde,  hatten  die  Konsuln  von  171  v.  Chr. 
ihr  Amt  schon  angetreten ,  und  sobald  als  möglich  wurden  Heer  und 
Flotte  bereit  gemacht.  Vorweg  eilten  die  Legaten,  die  wir  schon  früher 
an  der  Arbeit  sahen,  Quintus  Marcius  Philippus,  Publius  Lentulus  u.  a., 
um  namentlich  die  griechischen  Freunde  des  Perseus  niederzuhalten  *. 
Erst  später  folgten  Heer  und  Flotte  nach;  der  Konsul  Publius  Licinius 


1)  Polyb.  XXVII  4.  Liv.  XLII  4G,  1  flf.  Beide  Berichte  sind  lückenhaft.  Unter 
den  Hellenen  werden  bei  Livius  die  Byzantier  namentlich  augeführt. 

2)  Polyb.  XXVII  G.  Diodor  XXX  1.  Liv.  XXXII  48.  Appian,  Maced. 
11,  9.  Appian  hat  hier  die  Verteidigung  des  Perseus  in  längerer  Rede  eingeschoben, 
die  bei  Livius  Perseus  selbst  an  den  Marcius  richtet. 

3)  Liv.  XLII  52,  8. 

4)  Liv.  XLII  54,  7.    5G,  3. 


12.  Buch,     i^  2.     Ausbruch  des  Krieges  171  v.  Chr.  119 

führte  seine  Legionen  nach  Apollonia  hinüber  und  bezog  dort  am  Nym- 
phäon  zunächst  ein  Lager.  Der  Befehlshaber  der  Flotte,  der  Prätor 
Gaius  Lucretius,  sandte  seinen  Bruder  Marcus  voraus,  um  die  SchifFs- 
kontingente  der  italischen  und  illyrischen  Bundesgenossen,  besonders  des 
Königs  Genthios  einzufordern.  Sammelplatz  der  Flotte  war  Kephallenia, 
wo  Marcus  seinen  Bruder  zu  erwarten  hatte.  Unter  den  verbündeten 
Königen  waren  es  vornehmlich  zwei,  auf  deren  Hilfe  die  Römer  zählen 
konnten,  Massinissa  von  Numidien,  der  Elefanten,  leichte  Truppen  und 
Reiter  in  ansehnhcher  Zahl  stellte,  und  Eumenes  von  Pergamon.  Dieser 
trat  mit  ganzer  Macht  in  den  Krieg  ein,  stellte  Hilfstruppen  und  Schiffe 
und  rüstete  aufserdem  von  Thrakien  aus  zum  Angriff  auf  Makedonien. 
Mit  ihm  vereinigte  sich  Ariarathes  ^  Auch  Antiochos  Epiphanes  erbot 
sich  zur  Hilfe  und  schickte  indische  Elefanten  -.  Die  anderen,  wie 
Prusias  H,  blieben  zunächst  neutral  ^.  Die  hellenischen  Bundesgenossen, 
die  Epiroten  einbegriffen,  stellten  ihre  Kontingente,  teils  Truppen,  teils 
Schiffe  ^ ,  ebenso  wurden  die  Karthager  herangezogen.  Keine  gei'inge 
Bedeutung  hatten  die  Dardaner  und  die  an  Makedonien  grenzenden 
freien  lUyrier;  auch  diese  letzteren  standen  zur  Verfügung  der  Römer, 
die  also  mit  grofser  Macht  ins  Feld  rückten  ''. 

Dem  gegenüber  stand  Perseus  fast  allein.  Seine  einzigen  sicheren 
Bundesgenossen  waren  die  Thraker,  vor  allem  der  Odrysenfürst  Kotys  ^, 
In  einer  grofsen  Beratung,  die  nach  Eröffnung  des  Ki'ieges  in  Pella 
stattfand,  äufserten  sich  daher  einzelne  Stimmen  gegen  den  Krieg  und 
rieten,  mit  einigen  Opfern  den  Frieden  zu  erkaufen  und  bessere  Zeiten 
abzuwarten.  Dagegen  ward  mit  Recht  bemerkt,  dafs  Perseus  seine 
Krone  auch  durch  Nachgiebigkeit  nicht  würde  retten  können,  da  die 
Römer  beschlossen  hätten,  seinem  Königreich  ein  Ende  zu  machen.  Es 
bleibe  ihm  nichts  übrig  als  mit  aller  Kraft  den  Krieg  zu  führen,  um 
entweder  zu  siegen,  die  Römer  aus  Hellas  zu  vertreiben  und  die  Welt 
von  ihrem  Drucke  zu  befreien,  oder  ehrenvoll  unterzugehen  "^ .  Und  der 
Sieg  schien  keineswegs  unmöglich;  das  Heer,  das  sich  im  Frühjahr 
171   V.  Chr.  versammelte,  war  so  grofs  und  stattlich,  wie  es  ein  make- 


1)  Liv.  XLV  13,  2  ff.     Justin.  XXXIII  1,  2.     XXXVIII  6,  3. 

2)  Liv.  XLII  29,  5.     Polyän.  IV  21. 

3)  Appian,  Mithrid.  2.     Liv.  XLII  29,  3. 

4)  Oben  S.   112.     Polyb.  XXVII  16,  3. 

5)  Nach  Plutareh  Aemil    12  boten  die  Römer  an  100000  Mann  auf;  aber  wir 
wissen  nicht,  ob  diese  Zahl  schon  für  die  ersten  Kriegsjahre  gilt. 

6)  Einzelne,  wie  der  illyrische  Verbannte  Pleuratos  (Polyb.  XXVIII  8,  1)  und 
Hellenen  in  ähnlicher  Lage,  zählen  nicht  mit. 

7)  Liv.  XLII  50. 


130  12.  Buch.     §  2.     Die  makedonische  Rüstung. 

clonischer  König  seit  Alexamler  dem  Grofsen  kaum  besessen  hatte.  Die 
makedonische  Phalanx  zählte  21000  Mann,  die  Garde,  das  Agema,  und 
die  Peltasten  5000,  dazu  3000  Reiter,  zusammen  29  000  Makedonier. 
Eine  besondere  Truppe  bildeten  die  Päoner  mit  den  angrenzenden 
Agrianen  und  Thrakern,  aufserdem  hatte  Perseus  2000  Gallier,  3000 
freie  Thraker,  3000  Kreter,  zwei  Abteilungen  hellenischer  Bundesgenossen, 
nämlich  500  Atoler  und  Böoter  unter  dem  Achäer  Lykon,  500  meist 
Peloponnesier  unter  dem  Lakedämonier  Leonidas,  dazu  kam  endlich 
Kotys  mit  2000  Thrakern,  halb  zu  Fufs,  halb  zu  Rofs,  im  ganzen 
39  000  Mann  Fufsvolk  und  4000  Reiter  ^ 

In  den  26  Jahren  seit  dem  letzten  Römerkriege  hatte  sich  Make- 
donien von  den  früheren  Verlusten  erholen  können,  eine  zahlreiche  junge 
Mannschaft  war  herangewachsen,  und  es  fehlte  nicht  an  Kriegserfahrung. 
Philippos  und  Perseus  hatten  an  Rüstungen  nichts  versäumt.  Geld  und 
Getreide  war  in  Überflufs  vorhanden  ^,  ebenso  Waffen  jeder  Art,  die 
Befestigungen  der  Städte  waren  in  gutem  Stande ;  nur  die  Seemacht 
fehlte,  sonst  war  Makedonien  aufs  beste  zum  Kriege  gegen  Rom  A'or- 
bereitet,  viel  besser  als  im  früheren  Kriege  Phihppos.  Und  wenn  es 
auch  jetzt  fast  keine  Bundesgenossen  hatte,  su  konnte  sich  dies  beim 
günstigen  Verlauf  des  Krieges  leicht  ändern.  Denn  die  Römer  hatten 
Feinde  genug,  sie  waren  gefürchtet,  aber  gehafst;  wenn  es  gelang,  ihre 
Übermacht  zu  brechen,  so  konnte  es  nicht  an  Helfern  fehlen.  Perseus 
war  eifrig  tätig,  für  sich  zu  werben.  Wie  er  schon  früher  ein  Manifest 
an  die  Hellenen  gerichtet  hatte  ^,  so  wandte  er  sich  jetzt  an  Antiochos 
Epiphanes^;  er  liefs  nicht  ab,  auch  die  Rhodier  und  Ägypter  um  Hilfe 
oder  wenigstens  Friedensvermittelung  zu  bitten  •''.  Freilich,  der  Erfolg 
dieser  Bemühungen  war  vom  Verlaufe   des  Ki'ieges  abhängig. 

Das  makedonische  Heer  versammelte  sich  in  Kition  ^ ;  von  Pella 
aus,  wo  er  vorher  der  Athena  Alkis  eine  Hekatombe  opferte,  begab 
sich  Perseus  dahin,  um  das  Heer  zu  mustern  und  den  Krieg  mit  einer 


1)  Liv.  XLII  11,  6.  51,  3ff.  Plut.  Aemil.  8.  13.  Justin.  XXXI  !,  3.  XXXII 
3,  4.     Appian,  Maced.  11,  1. 

2)  Die  Vorräte  an  Getreide  beliefen  sich  auf  8  Millionen  Medimnen,  das 
Geld  reichte  hin,  um  aufser  der  Phalanx  lOOüO  Söldner  10  Jahre  lang  zu  erhalten. 
Ämilius  PauUus  erbeutete  gewaltige  Vorräte.     Plutarch  Aemil.  <S.  28. 

3)  Polyb.  XXVII  4. 

4)  Polyb.  XXVII  7,  15. 

5)  Polyb.  XXVIII  1,  7. 

6)  Liv.  XLII  51.  Der  Name  ist  sonst  nicht  bekannt.  Die  Schreibung  der  Hs. 
schwankt  zwischen  titium  und  citium.  Der  Ort  lag  ohne  Zweifel  in  der  später 
eingeschlagenen  Marschrichtung  zwischen  Pella  und  Beroia.  Leake ,  Travels  in 
Northern  Greece  111  288. 


12.  Buch,     i^  2.     Beginn  des  Krieges  171  v.  Chr.  131 

Ansprache  feierlich  zu  eröffnen.  Neben  sich  hatte  er  auf  dem  Tribunal 
seine  beiden  Söhne,  den  älteren,  Philippos,  seinen  Halbbruder,  den  er 
adoptiert  und  wahrscheinlich  zum  Nachfolger  bestimmt  hatte,  und  den 
jüngeren  Alexander.  Er  rechtfertigte  den  Krieg,  erhob  Klage  gegen  die 
Arghst  und  Herrschsucht  der  Römer  und  schlofs  mit  einem  Appell  an 
den  alten  Ruhm  Makedoniens.  Seine  Worte  wurden  nicht  nur  von  den 
Truppen  mit  lauter  Begeisterung  aufgenommen,  auch  im  ganzen  Lande 
war  der  Krieg  höchst  populär.  Die  Makedonier  waren  ihrem  Königs- 
hause aufrichtig  ergeben  ^  und  besafsen  auch  den  Römern  gegenüber 
ein  starkes,  wohlbegründetes  Nationalgefühl.  Aus  allen  makedonischen 
Städten  kamen  Gesandte,  um  dem  König  ihre  Ergebenheit  und  Opfer- 
willigkeit zu  bezeigen  ^. 

Inzwischen  war  das  Heer  gleich  nach  der  Musterung  aufgebrochen ; 
denn  schon  hatte  der  Konsul  sich  von  Nymphäon  in  Bewegung  gesetzt. 
Perseus  selbst  stellte  sich  dem  römischen  Hauptheer  entgegen  und  traf 
zugleich  nach  allen  Seiten  hin  Anstalten  zur  Verteidigung,  in  Thrakien 
gegen  Eumenes,  der  vom  Chersones  her  zu  erwarten  war,  an  der  See- 
küste gegen  die  feindliche  Flotte.  Im  Norden  drohten  die  Dardaner; 
aber  ihnen  ward  der  Eingang  möglichst  erschwert.  Die  Engen  des 
Axios  waren  gut  befestigt;  weiter  westlich  konnten  sie  auf  einem  zweiten 
Wege  durch  das  illyrische  Land  südlich  und  östlich  vom  Skardos  in 
Pelagonien  einfallen.  Hier  bildete  die  Einöde  einen  wirksamen  Schutz ; 
wohl  schon  früher  war  der  illyrische  Grenzbezirk  entvölkert  und  die 
Bewohner  anderswohin  verpflanzt  ^.  Im  Westen  waren  von  den  illy- 
rischen Verbündeten  Roms  Feindsehgkeiten  zu  erwarten.  Die  Römer 
bildeten  hier  aus  den  illyrischen  Kontingenten  und  einigen  itahschen 
Truppenteilen  eine  ansehnhche  Streitmacht  unter  einem  besonderen  Be- 
fehlshaber, die  in  Lychnidos  und  bei  den  Peuesten  ihren  Stützpunkt 
hatte  und  von  hier  aus  einen  regelmäfsigen  Grenzkrieg  unterhielt  ^. 

Aus  der  Erfahrung  des  früheren  Krieges  wufsten  die  Römer,  dafs 
Makedonien  von  W^esten  her  wegen  der  Schwierigkeit  der  Bewegung 
und  Ernährung  für  Heere  kaum  zugänglich  war.  Ihr  eigenthcher  Angriff 
ging  daher  wiederum  von  Süden  aus  durch  das  verbündete,  wohliiabende, 
dem  Meere  geöffnete  Thessalien.  Dorthin  brach  der  Konsul  auf.  Doch 
Perseus  kam  ihm  zuvor.  Er  führte  nach  der  Musterung-  sein  Heer 
durch   die    Eordäa    und  Elimiotis    über    den  HaÜakmon    und    die   kam- 


1)  Plutarch  Aemil.  24. 

2)  Liv.  XLII,  53      Justin,  a.  0. 

3)  Polyb.  XXVIII  8,  3. 

4)  Liv.  XLIII  9,  G.     18,  Iflf. 


122  1-?.  Buch.     5^  2      Perseus  in  Thessalien  171  v.  Chr. 

bunischeia  Berge  hinüber  ins  perrhäbische  Gebiet,  ohne  Widerstand  zu 
linden  ^  Es  ist  kein  Zweifel,  dafs  die  Perrhäber  grofsenteils  make- 
donisch gesinnt  waren;  so  ergaben  sich  ihm  ihre  kleinen  Städte,  die 
überdies  wenig  widerstandsfähig  waren,  meist  nach  kurzem  Besinnen» 
obwohl  einige  den  Larisäern  Geiseln  gestellt  hatten.  Die  Tripolis,  näm- 
lich Azoros,  Pythion  und  Doliche,  machte  den  Anfang,  andere,  wie 
Kyretiä,  folgten  nach;  Mjlä,  das  Widerstand  leistete,  wurde  erstürmt, 
ausgeplündert  und  zerstört.  Perseus  zog  weiter  den  Europos  hinab 
nach  Gyrton;  diese  wichtige  Stadt  hatte  jedoch  Hippias,  der  thessalische 
Strateg,  rechtzeitig  durch  römische  und  thessalische  Truppen  besetzt. 
Die  Makedon ier  zogen  vorüber  und  wandten  sich  gegen  Elateia  "^  und 
Gonnos,  die  den  Eingang  zum  Tempetal  beherrschten.  Beide  wurden 
ohne  Gegenwehr  genommen  und  sofort  stark  befestigt  und  besetzt.  Der 
thessalische  Eingang  zum  Tempetal  und  damit  der  ganze  Pafs  war  also 
in  makedonischen  Händen,  ein  wichtiger  Gewinn.  Nicht  weit  davon, 
bei  Sykyrion,  am  Südfufse  des  Ossa,  nahm  Perseus  eine  vorteilhafte 
Stellung  ein  und  erwartete  die  heranrückenden  Römer,  im  Rücken  ge- 
deckt durch  Makedonien  und  Magnesia,  vor  sich  die  reiche  thessalische 
Ebene,  wo  das  Getreide  eben  reifte,  wo  nun  die  makedonischen  Reiter 
sofort  zu  streifen  begannen. 

Die  Römer  hatten  unterdessen  einen  langen,  gebirgigen  und  be- 
schwerlichen Weg  durch  Epirus  und  Athamanien  zurücklegen  müssen 
und  waren  in  stark  erschöpftem  Zustande  in  Gomphoi,  der  Eingangs- 
pforte Thessaliens,  angelangt.  Der  Konsul  dankte  den  Göttern,  dafs 
er  das  Ziel  glücklich  und  vom  Feinde  unbelästigt  erreicht.  Nach  der 
nötigen  Rast  rückte  er  dann  näher  an  Perseus  heran.  Am  Peneios,  drei 
Millien  von  Larisa  entfernt,  schlug  er  sein  Lager  auf  und  erwartete  zu- 
nächst das  Eintreffen  der  Verbündeten.  Eumenes  war  um  diese  Zeit 
mit  Attalos  und  Athenäos  an  der  Spitze  einer  ansehnlichen  Macht  in 
Chalkis  eingetroffen;  der  dritte  Bruder,  Philetäros,  blieb  als  Statthalter 
in  Pergaraon.  Athenäos  ward  mit  2000  Mann  in  Chalkis  belassen,  mit 
den  übrigen,  4000  Mann  zu  Fufs  und  lUOO  Reitern,  meist  Galateru, 
zogen  Eumenes  und  Attalos  dem  Konsul  zu^,  bei  dem  nunmehr  auch 
die  griechischen  Kontingente  eintrafen,  ApoUoniaten,  ein  Reiterregiment 
des  ätolischen  Bundes,   1500  Achäer,  meist  Schützen  '*,  und  andere  kleine 


1)  Liv.  XLII  .53,  .5flF.     Vgl.  G7,  7. 

2)  Die  Stadt  wird  aufser  Livius  nur  bei  Stephanus  Byz.  s.  'IAuteuc  erwähnt. 

3)  Liv.  XLII  55,  7.    .57,  7. 

4)  Cretico   maxime  ornatu    sagt   Livius,    welche  Waffengattung   in   der   nian- 
tiueischen  Inschrift  SIG.  I-  274  KnrjTS<;  heifst. 


12.  Buch.     §  2.     Erste  Kämpfe  171  v.  Chr.  133 

Kontingente  \  Von  den  Thessalern  hatte  man  die  gesamte  Reiterei 
erwartet,  aber  nur  300  fanden  sich  ein.  Die  Thessaler  hatten  den 
Krieg  selbst  im  Lande,  ihre  Städte  mufsten  für  die  eigene  Sicherheit 
sorgen,  und  es  ist  also  kein  Wunder,  wenn  sie  nur  wenig  zur  römi- 
schen Feldarmee  stellen  konnten ;  an  Eifer  liefsen  sie  es  jedenfalls  nicht 
fehlen  '■^. 

Perseus,  der  etwa  1 2  Millien  von  den  Römern  entfernt  lagerte,  war 
ihnen  an  Reiterei  und  leichten  Truppen  weit  überlegen  und  dehnte  seine 
ergiebigen  Streifzüge  bis  nach  Pherä  hin  aus  ^.  Mehrere  Tage  nach- 
einander erschien  er  vor  dem  römischen  Lager,  aber  die  Römer  liefsen 
sich  nicht  herauslocken  und  boten  ihm  keine  Gelegenheit  zu  einem  An- 
griff. Erst  als  er  sein  Lager  bis  auf  fünf  Millien  an  sie  heranlegte  und 
nun  aufs  neue  seine  Reiter  und  Plänkler  gegen  sie  herausführte,  mufsten 
sie,  um  nicht  dem  Feinde  das  Feld  ganz  zu  überlassen,  ihm  entgegenziehen, 
und  so  ward  ein  Treffen  geschlagen,  das  für  die  Römer  ungünstig  ausfiel. 
Auf  dem  einen  Flügel  brachte  der  ungestüme  Angriff  des  Thrakers 
Kotys  die  italischen  Reiter  in  Verwirrung,  auf  dem  anderen  schlug 
Perseus  die  griechischen  Kontingente  aus  dem  Felde.  Die  Niederlage 
würde  noch  schlimmer  geworden  sein,  wenn  nicht  die  Thessaler  und 
König  Eumenes  sich  den  siegreichen  Makedonien!  mit  aufopfernder 
Tapferkeit  entgegengeworfen  hätten.  Als  jetzt  die  makedonische  Phalanx 
unter  Hippias  und  Leonnatos  nachgerückt  kam,  war  Perseus  geneigt, 
eine  Entscheidungschlacht  zu  wagen,  jedoch  ein  Vertrauter,  der  Kreter 
Euandros,  riet  ihm  ab,  und  es  unterblieb.  Immerhin  war  auch  jetzt 
der  makedonische  Sieg  bedeutend  genug;  die  Römer  hatten  an  Toten 
und  Gefangenen  gegen  3000  Mann  verloren,  während  Perseus  nur  wenig 
vermifste.  Triumphierend  kehrte  er  ins  Lager  zurück,  belobte  seine 
Soldaten  und  verteilte  die  reichen  Spolien.  Die  Römer  waren  stark 
entmutigt,  und  auf  Rat  des  Eumenes  brachte  noch  in  der  Nacht  der 
Konsul  sein  Heer  auf  das  linke,  nördliche  Ufer  der  Peneios  hinüber  in 
Sicherheit  ^.  Die  Schuld  der  Niederlage  ward  auf  die  Ätoler  geworfen, 
die  auf  dem  linken  Flügel  den  Kern  der  hellenischen  Reiterei  gebildet 
hatten  ^.    Besonderes  Lob  ward  den  Thessalern  zu  teil.    Vorläufig  konnte 

1)  Leider  hat  Livius  XLII  55,  8  es  verschmäht,  sie  im  einzelnen  aufzuzählen. 
Er  hat,  wie  immer,  das  Bestreben,  die  römischen  Bundesgenossen  zu  vermindern. 

2)  Übrigens  sind  300  Reiter  nicht  ganz   wenig,  zumal  wenn  man  bedenkt,  dafs 
die  Römer  .selbst  nicht  viele  stellten. 

8)  Liv.  XLII  56,  8  ff. 

4)  Liv.  XLII  58  ff.    Plut.  Aemil.  9.    Justin.  XXXIII  1,  4     Plut.  apophthegm. 
reg.  et  imp.  p.  197  E. 

5)  Liv.  XLII  60,  7.     Appian,  Maced.   12.     Polyb.   XXVII   15,    14.     XXVIII 
4,  6  :  6    7. 


124  12.  Buch.     §  2.     Krieg  in  Thessalien  171  v.  Chr. 

der  Konsul  das  freie  Feld  gegen  Perseus  nicht  halten,  und  als  dieser 
nachrückte  und  in  der  Nähe  der  Römer  bei  Mopsion  ^  Stellung  nahm, 
wich  er  in  eine  festere  Stellung  am  Rande  des  Peneios  zurück.  Hier 
empfing  er  eine  willkommene  Verstärkung,  2000  numidische  Reiter  und 
Leichtbewaffnete  mit  22  Elefanten,  die  Misagenes,  ein  Sohn  Massinissas, 
heranführte  -. 

Pei'seus  jedoch  traute  seinem  Erfolge  nicht,  und  auch  in  seiner 
Umgebung  gab  es  Leute  genug,  die  immer  noch  auf  einen  erträglichen 
Frieden  hofften.  Er  versuchte  es  daher  nochmals  mit  Unterhandlungen 
und  bot  dem  Konsul  als  Friedenspreis  die  Bedingungen,  die  Philippos 
nach  der  Schlacht  bei  Kynoskephaiä  angenommen  hatte,  Ziihlung  einer 
Geldsumme  und  Abtretung  der  hellenischen  Besitzungen.  Die  Antwort 
der  Römer  war  nicht  zweifelhaft;  nach  einmütigem  Beschlufs  des  Kriegs- 
rats ward  ihm  gesagt,  er  könnte  dem  Frieden  haben,  nur  wenn  er  sich 
bedingungslos  dem  Willen  des  Senats  unterwürfe.  Selbst  hiedurch  liefs 
sich  Perseus  nicht  abschrecken ,  er  kam  mit  neuen  Anerbietungen  wie- 
der; erst  nach  mehreren  Versuchen  brach  er  die  Unterhandlungen  ab, 
als  sein  Kleinmut  bei  seinen  eigenen  Leuten  Mifsfallen  erregte  ^.  Er 
kehrte  in  seine  Stellung  bei  Sykyrion  zurück,  und  der  Krieg  nahm  seinen 
Fortgang. 

Es  war  ein  kleiner  Krieg,  Römer  und  Makedonier  stritten  sich  um 
die  Vorräte  des  Landes  *.  Man  erntete  das  Getreide  und  drosch  es, 
Perseus  auf  freiem  Felde ,  die  Römer  im  Lager.  Perseus  versuchte 
einmal,  bei  einem  unerwarteten  Angriff  die  im  römischen  Lager  sich 
anhäufenden  Strohmassen  in  Brand  zu  setzen,  was  jedoch  nicht  gelang. 
Später  verzogen  sich  die  Römer  nach  Krannon,  wo  die  Gegend  noch 
unberührt  war  und  wo  man  in  gröfserer  Sicherheit  zu  ernten  hoffte; 
von  da  gingen  sie  weiter  nordwärts  nach  Phalanna.  Perseus  liefs  sie 
jedoch  nirgendwo  in  Ruhe.  Als  die  Römer  nach  Phalanna  zogen,  hatte 
er  sein  Lager  wieder  nach  Mopsion  verlegt  und  überraschte  ihre  foura- 
gierenden  Abteilungen  bei  der  Arbeit,  nahm  eine  Menge  Wagen  und 
Leute  gefangen  und  drängte  die  Bedeckungsmannschaft  auf  eine  Anhöhe 
zusammen,  wo  sie  in  äufserste  Gefahr  geriet,  aber  noch  rechtzeitig  vom 
Konsul  befreit  ward,  der  mit  Verstärkungen  herbeieilte  und  nach  hitzigem 
Gefecht  die  Makedonier  mit  empfindlichen  Verlusten   zurücktrieb.     Die 


1)  Mopselum  bei  Liv.  XLII  fjl,  11.     "Vgl.  Strabo  IX  448.     Der  Name   ist   in- 
schriftlich beglaubigt.     'Etp.  hq/-  1901  S.  123  ff. 

2)  Liv.  XLII  62,  2. 

3^  Polyb    XXVII  8.    Liv.  XLII  62,  3.    Appian,  Maced.  12.    Plutarch  apophth. 
p.  197  E. 

4)  Liv.  XLII  64  ff.     Appian,  Maced.  13. 


12.  Buch.     §  2.     Abzug  des  Perseus  171  v.  Chr.  125 

makedonische  Phalanx,  die  schliefslich  aufgeboten  ward^  kam  zu  spät, 
und  so  endete  der  Tag  mit  einem  Vorteil  der  Römer  '. 

Hiemit  war  der  Feldzug  zu  Ende.  Perseus  blieb  noch  einige  Tage 
in  Mopsion  und  zog  sich  dann  nach  Makedonien  zurück.  Das  Tempetal 
und  seine  beiden  Ausgänge,  Gonnos  auf  thessalischer,  Phila  -  auf  make- 
donischer Seite  liefs  er  stark  besetzen  und  befestigen ;  hier  behielt  er 
zugleich  mit  den  Magneten  engere  Fühlung  ^.  In  Pella  ward  das  ma- 
kedonische Aufgebot  nach  Hause  entlassen.  Auch  Kotys  ging  von 
Thessalonike  aus  heimwärts,  da  ein  thrakischer  Widersacher  *,  unterstützt 
von  Korragos,  dem  Feldherrn  des  Eumenes,  in  sein  Gebiet  eingebrochen 
war.    Es  scheint,  dafs  Kotys  sich  mit  Erfolg  der  Angreifer  erwehrt  hat. 

Der  römische  Feldherr  blieb  in  Thessalien  und  nahm  sein  Haupt- 
quartier in  Larisa.  Er  machte  sich  sogleich  daran,  dem  Perseus  die 
griechischen  Besitzungen  zu  entreifsen  ^,  die  jüngst  eroberten  wie  die 
älteren,  und  begegnete  dabei  meist  keinem  ernstlichen  Widerstände; 
denn  Perseus  beschränkte  sich  auf  die  Verteidigung  Makedoniens  und 
hielt  seine  Streitkräfte  zusammen,  die  griechischen  Aufsenposten  aufser 
Demetrias  hatten  für  ihn  keinen  grofsen  Wert,  Besitzungen  wie  die 
Doloper  sind  wahrscheinlich  schon  bei  Eröffnung  des  Krieges  verloren 
gegangen;  Perseus  hat  für  ihre  Verteidigung  nichts  Erhebliches  getan. 
Für  den  ersten  Angriff  hatten  die  Römer  Gonnos  bestimmt,  aber  wegen 
der  Festigkeit  des  Ortes  kam  das  Unternehmen  nicht  zur  Ausführuno:. 
Dagegen  die  Perrhäber  wurden  ohne  Schwierigkeit  wieder  unterworfen; 
Malloia  ward  im  ersten  Anlauf  erstürmt  und  geplündert,  auch  die  Tri- 
polis trat  wieder  zu  den  Verbündeten  zurück.  Dann  begannen  die  Vor- 
bereitungen für  die  Winterquartiere.  Eumenes  und  Attalos  machten  sich 
auf  die  Reise  nach  Pergamon.  Ein  Teil  des  Heeres,  darunter  die  Nu- 
raider,  blieben  in  Thessalien,  eine  stärkere  Besatzung  ward  in  das  wich- 
tige Ambrakia  gelegt,  das  die  Verbindung  Thessaliens  mit  dem  West- 
meer vermittelte,  die  hellenischen  Bundesgenossen  wurden  entlassen;  nur 
das   achäische   Kontingent    ward    noch    zurückgehalten    und    hat    wahr- 


1)  Die  lügenhafteu  römischen  Historiker  haben  daraus  eine  grofse  Schlacht 
gemacht  mit  mehreren  Tausenden  Gefallener  auf  beiden  Seiten.  Li\\  XLII  66,  0. 
Zonar.  IX  22,  5. 

2)  Steph.  Byz.  s  #/'A«.  Liv.  XLII  67.  2.  XLIV  2,  12  u.  a.  St.  Die  Be- 
festigung des  Tempetales  beschreibt  Liv.  XLIV  6,  8tF. 

o)  Nach  Liv.  XLII  67,  2  bleibt  in  Phila  Timotheos  zurück,  um  die  Magneten 
aus  der  Nähe  zu  versuchen.  Diese  waren  zwar  Untertanen  des  Perseus ,  haben 
aber  vielleicht  eine  zweifelhafte  Haltung  angenommen.  Bestimmte  Nachrichten 
fehlen. 

4)  Liv.  XLII  67,  4  nennt  ihn  Athlehis  oder  AuÜebis. 

5)  Liv.  XLII  67.     Zonar.  IX  22,  6. 


12G  12.  Buch.    §  2.     Römische  Unternehmuugeu  171  v.  Chr. 

scheinlich  an  den  nächsten  Unternehmungen  teil  genommen.  Der  Konsul 
Avandte  sich  von  Larisa  gegen  die  phthiotischen  Besitzungen  des  Perseus ; 
Pteleon,  das  er  als  verlassen  fand,  ward  zerstört,  Antron  ergab  sich 
ohne  Gegenwehr.  Beides  waren  kleine,  schwache  Städte,  namhafter  war 
Larisa  Kremaste,  aber  auch  dies  war  auf  längere  Verteidigung  nicht 
eingerichtet.  Alles  Volk  hatte  sich,  als  die  Römer  anrückten,  auf  die 
Barg  geflüchtet,  wo  eine  makedonische  Besatzung  lag.  Diese  zog  bald 
ab,  und  nun  ergab  sich  die  Bürgerschaft.  Die  ganze  Stadt  fiel  den 
Siegern  zur  Beute,  die  Bewohner  wurden  in  die  Sklaverei  verkauft. 
Nach  diesen  leichten  Erfolgen  dachten  die  Römer  daran,  auf  Demetrias 
einen  Versuch  zu  machen  und  bei  den  Magneten  Vv'^interquartiere  zu 
nehmen.  Aber  die  Festung  war  sehr  stark,  und  die  Magneten  scheinen 
sich  jetzt  entschieden  dem  Perseus  zugewandt  zu  haben  ^  Daher  liefs 
man  diese  Absicht  fallen ;  der  Konsul  entschied  sich  vielmehr  für  Böotien, 
wo  sich  ihm  geeignete  Winterquartiere  boten.  Die  Thebaner  riefen 
ihn  selbst  herbei,  um  den  dortigen  Wirren  ein  Ende  zu  machen;  denn 
gleichzeitig  mit  dem  thessalischen  Feldzuge  hatte  auch  Böotien  im  An- 
schlufs  an  die  letzten  Ereignisse  die  römischen  Waffen  beschäftigt,  und 
die  Ruhe  war  noch  nicht  wiederhergestellt. 

Schon  vor  dem  Eintreffen  der  römischen  Heere  hielt  einer  der 
Legaten,  Publius  Lentulus,  mit  böotischen  Mannschaften  aus  den  römisch 
gesinnten  Gemeinden  Haliartos  belagert  ^.  Er  mufste  bald  dem  Prätor 
Gaius  Lukretius  Platz  machen,  der  mit  der  römischen  Flotte  auf  dem 
Kriegschauplatz  erschien.  Die  Flotte  sammelte  sich  bei  Kephallenia 
(S.  119);  von  hier  führte  sie  der  Bruder  des  Admirals,  Marcus  Lu- 
kretius, um  den  Peloponnes  herum  nach  Chalkis,  das  zum  Hauptquartier 
bestimmt  war,  und  übernahm  von  hier  mit  den  Schiffsleuten,  10  000 
Mann,  und  den  Pergamenern  des  Athenäos  ^  die  Belagerung.  Der  Prätor 
war  noch  für  einige  Tage  auf  Kephallenia  zurückgeblieben.  Er  entbot 
von  hier  aus  die  Kontingente  der  Rhodier  und  andern  Verbündeten 
nach  Chalkis  "^  und  machte  sich  dann  durch  den  korinthischen  Golf  auf 
den  Weg  nach  Böotien.  Da  er  unterwegs  erkrankte,  kam  er  vor  Ha- 
liartos erst  an,  als  der  Angriff  schon  begonnen  hatte,  auf  den  er  nun- 
mehr seine  Kräfte  konzentrierte.  Zur  See  fand  er  nichts  Dringendes  zu 
tun ;   eine  makedonische    Flotte   war   nicht   erschienen ,    ein   Angriff  auf 

1)  Wir  wissen,  dafs  zwei  Jahre  später  (169  v.  Chr.)  Meliboia  makedonisch  ist. 
Liv.  XLIV  13,  1. 

2)  Liv.  XLII  56.     Oben  S.  116. 

3)  Eine   Widmung   des    Athenäos   in    Thespiä   IGGSept.    I   1788  ff.    kann    aus 
dieser  Zeit  stammen. 

4)  Polyb.  XXVII  7. 


12.  Buch.     §  2.     Krieg  in  Böotien  171  v.  Chr.  137 

die  makedonische  Küste  bot  wenig  Aussicht  auf  Ei'folg,  und  als  die 
erbetenen  bundesgenössischen  Schiffe  von  Rhodos,  Samos,  Kalchedon, 
Herakleia  am  Pontos  und  Karthago  in  Chalkis  anlangten,  waren  sie 
nicht  mehr  nötig  und  wurden  mit  Dank  entlassen.  Nur  von  Euböa  aus 
wurden  die  makedonischen  Seeplätze  Thessaliens  beunruhigt.  Der  Legat 
Quintus  Marcius  eroberte  das  Städtchen  Alope  in  Phthiotis  ^  und  ver- 
suchte einen  Angriff  auf  Larisa  Kremaste.  Sonst  geschah  zur  See  nichts ; 
der  Prätor  machte  sich  daher  mit  allem  Eifer  an  die  Eroberung  der 
feindlichen  böotischeii  Städte,  wo  gute  und  sichere  Beute  winkte  '''.  In- 
dessen leistete  Haliartos  kräftigen  Widerstand;  die  Bürgerschaft,  der 
aus  Koroneia  Mannschaften  zur  Hilfe  kamen,  ward  durch  die  Erfolge 
des  Perseus  in  Thessalien  ohne  Zweifel  in  ihrem  Widerstände  bestärkt. 
Erst  nach  langer  Arbeit  wurde  die  Stadt  mit  Sturm  genommen.  Die 
eindringenden  Barbaren,  Italiker,  Illyrier  und  andere  machten  alles 
nieder.  Was  sich  rettete,  etwa  2500  Mann,  zog  sich  auf  die  Burg 
zurück  und  mufste  sich  anderen  Tages  ergaben.  Die  Gefangenen  wur- 
den verkauft,  die  Stadt  gründlich  zerstört,  alles  Wertvolle,  auch  Gemälde 
und  Statuen,  wanderte  auf  die  römischen  Schiffe,  das  Gebiet  ward  Eigen- 
tum Roms  ^.  Von  hier  ward  Thisbe  *  ohne  Widerstand  genommen  und 
ebenfalls  hart  gestraft.  Die  Stadt  mufste  eine  Kontribution  zahlen  und 
ihre  Mauern  einreifsen;  die  Gewalt  wurde  den  Verbannten  und  rö- 
mischen Parteigängern  übergeben,  die  Gegner  teils  gefangen  nach  Rom 
abgeführt,  teils  verjagt  und  ihres  Vermögens  beraubt,  wobei  natürlich 
auch  Unschuldige  leiden  mufsten  ^. 

1)  Liv.  XLII  56,  7,  wo  die  Hs.  halopeticacapta  überliefert,  was  ia  Alope  capta 
verbessert  wird. 

2)  Liv.  XLII  56,  6.     Polyb.  XXVII  7,  13. 

3)  Liv.  XLII  63,  3  f.     Strabo  IX  411. 

41  Bei  Livius  XLII  63,  12  ist  T/iebas  überliefert,  aber,  wie  Mommsen  bemerkt 
hat,  zeigt  das  SC.  über  Thisbe,  dafs  diese  Stadt  gemeint  ist.  Polybios  mufs  so 
geschrieben  haben.     S.  folgende  Anm. 

5)  Liv.  a.  a.  0.  Das  Schicksal  Thisbes  wird  erläutert  durch  das  bekannte 
Senatuskonsult  aus  dem  nächsten  Jahre  170  v.  Chr.  (Mommsen,  Ephem.  epigr.  I 
278  ff.  SIG.  P  u.  299).  Die  Thisbischen  Gesandten  haben  sich  in  Kom  beschwert 
und  am  14.  Oktober  Bescheid  erhalten.  Die  Gemeinde  Thisbe  bleibt  im  Besitz 
ihres  Gebietes  und  ihrer  Einkünfte;  den  Freunden  Roms,  d.  h.  allen  denen,  welche 
in  die  römische  Freundschaft  kamen,  ehe  Lukretius  mit  Heeresmacht  vor  Thisbe 
erschien,  sollen  die  Amter,  Priestertümer  u.  s.  w.  auf  10  Jahre  zufallen;  sie  be- 
halten ihren  früheren  Besitz ;  einigen  Verbannten,  die  also  jetzt  heimgekehrt  sind, 
wird  erlaubt,  auf  der  Burg  zu  wohnen  und  dieselbe  zu  befestigen ,  dagegen  eine 
Ummauerung  der  Stadt  wird  nicht  gestattet.  Die  thisbischen  Gesandten  hatten 
ferner  gebeten,  es  möchten  die  gefangenen  Hauptgegner  Roms  und  der  römischen 
Partei  in  Haft  behalten  und  auch  denjenigen,  welche  entkommen   waren  und   sich 


128  12.  Buch.     §  2.     Krieg  iu  Böotien  171  v.  Chr. 

Von  den  drei  makedonisch  gesinnten  Städten  blieb  jetzt  nur  noch 
Koroneia  übrig,  und  dieses  scheint  sich,  etwa  gegen  Zahlung  einer 
Geldsumme,  mit  Lukretius  in  Güte  abgefunden  zu  haben  '.  Jedenfalls 
hat  der  Prätor  Böotien  geräumt  und  ist  nach  Chalkis  zurückgekehrt, 
wo  er  überwinterte,  und  nach  seinem  Abzüge  müssen  die  Feindselig- 
keiten zwischen  Koroneia  und  Theben  weiter  gegangen  sein;  denn  die 
Thebaner  riefen  nunmehr,  als  der  Krieg  in  Thessalien  zu  Ende  war,  den 
Konsul  gegen  Koroneia  zur  Hilfe  - ,  scheinen  also  beim  Prätor  kein 
Gehör  gefunden  zu  haben.  Licinius  folgte  dem  thebanischen  Hilferuf  und 
zog  nach  Böotien  hinab.  Koroneia  wurde  erobert  und  scheint  ähnlich 
behandelt  zu  sein  wie  Haliartos;  die  Bewohner  wurden  gröfstenteils  in 
die  Sklaverei  verkauft.  Vielleicht  ist  der  Konsul  auch  gegen  Tbisbe 
nochmals  vorgegangen  ^,  und  nachdem  er  sich  seineu  Anteil  von  der 
böotischen  Beute  geholt  hatte,  bezog  er  die  Winterquartiere.  Die  Flotte 
verbrachte  den  Winter  in  Chalkis  und  um  Euböa.  Eine  Station  befand 
sich  in  Oreos  am  Nordende  der  Insel  gegenüber  Thessalien.  Hier  ge- 
lang nun  den  Makedoniern  ein  glücklicher  Handstreich.  Bei  Oreos  lag 
unter  Bedeckung  einiger  Kriegschiffe  ein  grofser  Getreidetransport,  der 
wahrscheinlich  von  Demetrias  aus  plötzlich  überfallen  und  zum.  grofsen 
Teil  erbeutet  oder  vernichtet  ward;  auch  vier  Penteren  wurden  ge- 
nommen. Das  Kriegsjahr  endete  ebenso  ungünstig  für  die  Römer, 
wie  es  begonnen  hatte. 

Im  nächsten  Jahre,  170  v.  Chr.,  wurden  aus  Rom  zwei  neue 
Feldherren    geschickt,    der    Konsul    Aulus    Hostilius    und    als    Befehls- 


den  Römern  nicht  angeschlos.sen  hatten,  die  Rückkehr  versagt  bleiben.  Hierüber 
wird  dem  Priitor  in  R')m  und  dem  Konsul  A.  Hostilius  die  Entscheidung  über- 
lassen. 

1)  Dafs  wirklich  ein  Vertrag  mit  Lukretius  vorlag,  folgt  daraus,  dafs  später 
der  Senat  das  Verfahren  des  Konsuls  Licinius  Krassus  gegen  Koroneia  milsbilligte 
und  wieder  gut  zu  machen  suchte.     Liv.  XLHI  4,  11. 

2^  Liv.  XLH  67,  12. 

3)  Da  die  Ereignisse  des  Winters  171/0  und  des  folgenden  Sommers  bei  Li- 
vius  durch  eine  Lücke  der  einzigen  Handschrift  ausgefallen  sind ,  so  i.st  unsere 
Kenntnis  sehr  mangelhaft.  Aus  Liv  XLIH  4,  11  sehen  wir,  dafs  im  Winter 
170/69  V.  Chr.  der  Senat  über  Abdera  dasselbe  beschliefst  wie  ein  Jahr  früher 
über  Koroneia ;  die  Eroberung  wird  mifsbilligt,  und  die  in  Sklaverei  verkauften 
Bürger  sollen  die  Freiheit  wiedererhalten.  Vgl  Zonar.  IX  22,  6  und  dazu  Liv. 
Perioch  43  P.  Licinius  Crassus  procos.  complures  in  Graecia  urbes  expugnavit  et 
crudeliter  diripint  Liv.  XLHI  4,  5:  quo  crudelius  avariusqiic  in  Graecia  hellatum 
et  ab  consule  Licinio  et  ab  Lucretio  praetore  erat.  Unter  den  complures  urbes 
der  Epitome  sind  wohl  aufscr  Koroneia  und  vielleicht  Thisbe  die  thcssalischen 
Städte,  wie  Larisa  Kremaste,  zu  verstehen. 


12.  Buch.     §  2.     Feldzug  von  170  v.  Chr.  139 

haber  der  Flotte  Lucius  Hortensius.  Aus  der  Geschichte  dieses  Jahres 
sind  nur  wenige  Fragmente  erhalten  *.  Der  Konsul  ging  zum  Angriff 
über  und  versuchte  in  Makedonien  einzudringen.  Er  wählte  den  Weg, 
der  von  Thessalien  über  die  kambunischen  Berge  in  die  Landschaft 
Elimeia  führt.  Aber  nach  einem  unglücklichen  Treffen  mufste  er  den 
Rückzug  antreten.  Ein  zweiter  Versuch  mifsglückte  ebenso.  Es  scheint, 
dafs  die  Römer  diesmal  wirklich  in  Makedonien  eindrangen,  dann  aber 
vor  dem  anrückenden  Perseus  wieder  zurückwichen  2.  Für  den  Rest 
des  Feldzuges  war  Hostilius  zur  Untätigkeit  verurteilt.  Er  bheb  in 
Thessalien,  überwinterte  in  Paläpharsalos  und  bemühte  sich,  seine  zucht- 
losen Soldaten,  von  denen  die  Bundesgenossen  viel  zu  leiden  hatten,  in 
Ordnung  zu  bringen  ^.  Es  scheint  fast,  dafs  Perseus  einzelne  Teile  Thes- 
saliens wiedererobert  hat  *. 

Auch  die  pergamenischen  Truppen  hatten  an  diesem  erfolglosen 
und  wahrscheinlich  verlustreichen  Feldzuge  teilgenommen;  sie  standen 
diesmal  unter  dem  Befehl  des  Attalos,  der  auch  in  Griechenland  über- 
winterte ",  während  der  König  Eumenes  mit  dem  römischen  Prätor  zu- 
sammen den  Seekrieg  führte  und  von  Osten  her  die  makedonische  Küste 
angriff.  Längere  Zeit  belagerte  er  Abdera ;  er  hatte  schon  die  Hoffnung 
aufgegeben,  den  gut  befestigten  und  verteidigten  Platz  zu  erobern,  als 
sich  ein  Verräter  fand.  Python,  ein  angesehener  Abderite,  der  mit  seinen 
Sklaven  und  Klienten  ein  Stück  der  Mauer  zu  bewachen  hatte,  liefs  den 
Feind  in  die  Stadt  ein,  die  nun  der  Plünderung  und  Zerstörung  an- 
heimfiel; auch  hier  ward  ein  grofser  Teil  der  Bürgerschaft  verkauft^. 
Dies  geschah  vermutlich  gegen  die  Zusicherungen,  die  vor  der  Er- 
oberung erteilt  worden  waren.  Wenigstens  haben  sich  nachher  die 
Abderiten  mit  Erfolg  in  Rom  beschwert  und  für  ihre  Stadt  und  die  ver- 
kauften   Bürger   die    Freiheit    wiedererlangt  ^.     Im    übrigen    scheint    die 


1)  Livius  hat  im  43.  Buch  eine  grofse  Lücke. 

2)  Plut.  Aemil.  9.     Liv.  XLIV  2,  6.    36,  10.     Zouar.  IX  22,  7. 

3)  Liv.  XLIV  1,  5.     Polyb.  XXVIII  8. 

4)  Nach  Polyb.  XXIX  19,  7  hat  er  fast  zwei  Jahre  in  Thessalien  gestanden. 

5)  Polyb.  XXVII  18. 

6)  Diodor  XXX  6. 

7)  Dies  nach  Livius  XLIII  4,  8  ff.  jedoch  mit  tunlichster  Anpassung  an  den 
besseren  Bericht  Diodors.  Bei  Livius  schildern  die  abderitischen  Gesandten  den 
Hergang  so:  Hortensius,  der  römische  Prätor,  habe  ihnen  100000  Denare  und 
50000  Modien  Korn  zu  liefern  auferlegt;  sie  hätten  sich  Frist  erbeten,  um  beim 
Konsul  und  in  Rom  vorstellig  zu  v/erden,  als  sie  aber  eben  beim  Konsul  angekommen, 
hätten  sie  schon  gehört,  dafs  Hortensius  ihre  Stadt  erobert,  die  Vornehmsten  hin- 
gerichtet und  die  übrigen  verkauft  habe.  Der  Senat  spricht  gegen  Hortensius  seine 
strenge   Mifsbilligung   aus    und   verordnet,    dafs   die   verkauften    Abderiten    befreit 

Niese,  Gesch.  d.  griecli.  u.  mak.  Stielten.     III.  9 


130  12.  Buch.     §  2.     Feldzug  von  170  v.  Chr. 

verbündete  Flotte  nichts  Bedeutendes  ausgerichtet  zu  haben  ^  Der 
römische  Admiral  kehrte  frühzeitig  in  seine  Winterquartiere  nach  Chalkis 
zurück  ^. 

Auf  den  übrigen  Teilen  des  Kriegschauplatzes  machten  die  Römer 
noch  geringere  Fortschritte.  In  Illyrien  scheinen  sie  im  ersten  Kriegs- 
jahre einige  unbedeutende  Erfolge  errungen  zu  haben  ^,  im  zweiten  wurde 
ihre  Lage,  obwohl  sie  verstärkt  wurden,  eher  schlechter  als  besser  ^. 
Nach  Thrakien  hin  ward  Makedonien  durch  Kotys  gedeckt.  Die  Dar- 
daner  scheinen  kaum  etwas  geleistet  zu  haben;  Perseus  konnte  sich 
nach  dem  Rückzuge  des  Konsuls  zu  einem  Angriffe  gegen  sie  auf- 
machen und  siegreich  in  ihr  Land  einfallen.  Er  brachte  ihnen  schwere 
Verluste  bei;  gegen  10  000  Mann  sollen  erschlagen  worden  sein,  und 
die  Makedonier  zogen  mit  reicher  Beute  ab  ^.  Nach  allen  Seiten  hin 
wurden  also  die  Grenzen  des  Reichs  erfolgreich  verteidigt. 


werden  sollen.  Dies  stimmt  wenig  zu  der  aus  Polybios  stammenden  Erzählung 
Diodors ;  die  Hauptsache,  die  Eroberung  durch  Eumenes,  fehlt.  Vergessen  ist  auch, 
dafs  Abdera  keine  selbständige  Gemeinde  war,  sondern  eine  makedonische  Stadt. 
Da  eine  zweimalige  Eroberung  nicht  wahrscheinlich  ist,  so  wird  anzunehmen  sein, 
dafs  Hortensius  mit  Eumenes  zusammen  Abdera  belagerte ,  dafs  ferner  die  Römer, 
nachdem  Eumenes  die  Eroberung  bewirkt  hatte,  über  die  Stadt  herfielen,  ohne  sieb 
um  die  Zusagen  des  Königs  zu  kümmern.  Eumenes  hoffte  natürlich  Abdera  für 
sich  zu  gewinnen  und  hatte  ein  Interesse  daran,  die  Stadt  nicht  zu  verderben. 

1)  Bei  Liv.  XLIII  7,  10  werden  in  einer  Rede  einige  Städte  genannt,  die  den 
Römern  ihre  Tore  verschlossen  haben  sollen,  nämlich  Emathia,  Amphipolis,  Maroneia 
und  Aenos.  Man  könnte  vermuten,  dafs  dies  in  den  Seekrieg  von  170  v  Chr.  gehöre. 
Aber  es  sind  hier  ungleiche  Dinge  zusammengestellt,  und  auf  die  livianische  Stelle 
ist  daher  wenig  Verlafs.  Aenos  und  Maroneia  waren  ursprünglich  nicht  makedonisch, 
sondern  frei  (oben  S.  26) ,  es  ist  aber  möglich ,  dafs  sie  sich  an  Perseus  ange- 
schlossen oder  wenigstens  dem  Eumenes  gegenüber  ablehnend  verhalten  haben.  Sie 
müssen  sich  nicht  nach  Wunsch  der  Römer  verhalten  haben;  denn  nach  dem 
Kriege  wurde  über  sie  verfügt;  sie  wurden  damals  nur  deshalb  für  frei  erklärt, 
weil  man  sie  den  Pergamenern  nicht  überlassen  wollte.     Polyb.  XXX  3,  3  u.  7. 

2)  Liv.  XLIII  7,  11. 

3)  Livius  XLIII  1,  1  f.  erwähnt  die  Einnahme  und  Plünderung  einer  Stadt,  die 
zu  identifizieren  der  Zustand  des  Textes  nicht  gestattet. 

4)  Liv.  XLIII  9,  6  ff.     Unten  S.  140. 

5)  Plut.  Aem.  9.  Liv.  XLIII  18,  2.  XLV  4,  3.  Perioch.  43.  Polyb.  XXVIII 
8,  2  f.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  die  Erzählung  Diodors  XXX  4  von  der  Er- 
oberung der  Stadt  Chalestron  durch  Perseus  erwähnt,  deren  Bewohner  dabei  sämt- 
lich umkommen.  Wenn  das  bekannte  Chalestra  an  der  Mündung  des  Axios  ge- 
meint ist,  so  mufs  sich  diese  Stadt  empört  haben,  wovon  sonst  keine  Spur  ist. 
Vielleicht  ist  ein  anderer,  thrakischer  oder  dardauischer  Ort  gemeint.  Nach  der 
Anordnung  der  Fragmente  Diodors  mufs  das  Ereignis  ins  Jahr  171/0  v.  Chr. 
fallen. 


12.  Buch.     §  3.     Stimmung  in  Hellas.  181 

§  3. 

In  Hellas  waren  nach  dem  Treffen  bei  Sykyrion  überall  die  Sym- 
pathien für  Perseus  hell  aufgeflammt.  Es  äufserte  sich  ein  lebhaftes 
Mitgefühl  für  den  Schwächeren,  man  freute  sich,  dafs  es  noch  jemanden 
gab,  der  den  übermütigen  Römern  die  Spitze  bieten  konnte.  Je  länger 
Perseus  widerstand,  desto  mehr  kamen  die  römerfeindhchen  Gesinnungen 
zu  Tage,  desto  zuversichthcher  wurden  die  Freunde  Makedoniens  ^, 
Selbst  in  denjenigen  Gemeinden  geschah  es,  welche  zu  den  treuesten 
Bundesgenossen  Roms  zählten,  wie  auf  Rhodos.  Dort  waren  es  vor 
allem  zwei  Politiker,  Deinon  und  Polyaratos,  die  im  Gegensatz  gegen 
die  leitenden  Männer  ^  und  die  herrschende  Richtung  der  rhodischen 
Politik  sich  auf  Perseus  stützten  und  damit  zugleich  ihrem  persönlichen 
Vorteil  zu  dienen  hofften  ^.  Die  Rhodier  hatten  sich  auch  diesmal  be- 
reitwilligst den  Römern  zur  Verfügung  gestellt ;  sie  nahmen  am  Kriege 
gegen  Perseus  teil,  wurden  aber  trotzdem  nicht  immer  mit  der  ge- 
bührenden Rücksicht  behandelt  ^.  Dazu  kam,  dafs  der  Krieg  sie  drückte, 
er  belastete  den  Handel,  brachte  die  Seeräuberei  aufs  neue  zur  Blüte 
und  tat  der  Insel  mittelbar  und  unmittelbar  bedeutenden  Schaden  ^. 
Auch  war  die  Haltung  der  Römer  in  der  lykischen  Angelegenheit  noch 
nicht  vergessen,  und  so  entfremdete  sich  die  öffentliche  Meinung  in 
Rhodos  den  Römern  immer  mehr.  Als  im  Herbst  171  v.  Chr.  Perseus 
um  Auslösung  der  Mannschaften  eines  gefangenen  makedonischen 
Schiffes  nachsuchte,  erhob  sich  darüber  ein  heftiger  Streit.  Die 
Römerfreunde,  Theätetos,  Philophron  u.  a.  wollten  sich  überhaupt  auf 
keinerlei  Verhandlung  mit  Perseus  einlassen,  jedoch  Deinon  und  Po- 
lyaratos setzten  durch,  dafs  die  Auslösung  bewilligt  ward,  und  ähn- 
liche Vorgänge  wiederholten  sich  auch  später  ^ 


1)  Polyb.  XXVII  9 f.  Liv.  XLII  63.  Polybios  beurteilt  diese  Erscheinung 
wohl  etwas  einseitig.  Er  hat  offenbar  das  Bestreben,  die  Hellenen  und  besonders 
die  Achäer  gegen  den  Vorwurf  der  Römerfeindlichkeit  zu  verteidigen. 

2)  Unter  denen  uns  Stratokies,  Astymedes,  Philophron,  Theätetos,  Agathagetos, 
Rhodophon  genannt  werden,  alles  Freunde  Roms.  Polyb.  XXVII  7.  14.  XXVIII 
2.  16.     Vgl.  van  Gelder,  Gesch.  d.  alten  Rhodier  147  f. 

3)  Nach  Polyb.  XXVII  7,  12  war  Polyaratos  verschuldet,  Deinon  ehrgeizig 
und  habsüchtig. 

4)  Als  C.  Lucretius  die  rhodischen  Schiffe  aufbot,  schickte  er  ihnen  die  Mit- 
teilung gegen  den  Brauch  der  internationalen  Höflichkeit  durch  eine  so  untergeord- 
nete Persönlichkeit  zu,  dafs  Deinon  und  Genossen  die  Echtheit  der  Botschaft  an- 
zweifeln und  behaupten  durften,  sie  käme  von  Eumenes.     Polyb.  XXVII  7,  Iff". 

5)  Liv.  XLIV  14,  8.    Vgl.  Polyb.  XXIX  19,  3. 

6)  Polyb.  XXVII  7,  14.    XXVIII  2. 

9* 


1S2  12.  Buch.     §  3.     Stimmung  in  Hellas. 

Die  Abneigung  gegen  die  Römei'  wurde  in  Hellas  noch  vermelirt 
durch  ihre  grausame  Kriegführung,  die  es  hauptsächlich  darauf  abgesehen 
zu  haben  schien,  die  Beutelust  der  Feldherren  und  der  Soldaten  zu  befrie- 
digen, die  auf  Verträge  wenig  Rücksicht  nahm,  die  mit  verheerender 
Gewalt  hellenische  Städte  in  Schutt  und  Asche  legte.  Bitter  beklagten 
sich  die  griechischen  Bundesgenossen  über  die  römischen  Soldaten,  die 
in  den  Quartieren  eine  unerträgliche  Last  waren;  denn  die  römischen 
Feldherren,  die  den  Makedoniern  gegenüber  nichts  ausrichteten,  hielten 
ihre  Mannschaften  schlecht  in  Zucht.  Thessalien  hatte  es  zu  spüren, 
als  Hostilius  dort  überwinterte  (170/69  v.  Chr.)  ^,  am  meisten  aber 
Chalkis,  wo  Gaius  Lukretius  seine  Flottenmannschaften  in  die  Häuser 
legte,  und  die  Bürger  den  schlimmsten  Gewalttaten  ausgesetzt  waren. 
Der  Prätor  ging  selbst  mit  seinem  Beispiel  voran.  Er  hatte  es  be- 
sonders auf  die  reichen  Kunstschätze  der  Stadt  abgesehen  2,  nicht  einmal 
die  Heiligtümer  blieben  verschont,  und  Hortensius,  der  Nachfolger  des 
Lukretius,  machte  es  nicht  besser  ^.  Allen  Hellenen,  auch  denen,  welche 
den  Krieg  nicht  im  Lande  oder  vor  ihrer  Tür  hatten,  wurden  vielerlei 
schwere  Opfer  auferlegt.  Die  römischen  Feldhen-en  verlangten  nicht 
nur  Truppen  und  KriegschifFe ,  sondern  nach  Umständen  und  Willkür 
Kriegsbedürfnisse  jeglicher  Art,  Arbeiter,  Gespanne,  Fahrzeuge,  Getreide 
und  MateriaHen.  Von  jeher  haben  es  die  Römer  verstanden,  ihre  Kriege 
auf  Kosten  der  Bundesgenossen  zu  führen.  Die  Athener,  die  ihr  Korn 
selbst  kaufen  mufsten,  blieben  doch  nicht  verschont;  sie  wurden  viel- 
leicht bei  den  böotischen  Kämpfen,  die  in  ihrer  Nähe  ausgefochten 
wurden,  zu  Lieferungen  angehalten.  Selbst  die  asiatischen  Freistädte 
scheint  man  kräftig  herangezogen  zu  haben  *. 

Den  Römern  blieb  natürlich  die  Gesinnung  und  Stimmung  der 
hellenischen  Welt  nicht  verborgen;  sie  zeigten  sich  wiederum  stark 
empfindlich  gegen  Tadel  und  Widerrede  und  suchten  womöglich  jede 
selbständige  Regung  zu  unterdrücken.  Hier  bot  sich  nun  den  An- 
hängern Roms,  den  Männern,  die  sich  ganz  in  den  Dienst  seiner  Politik 
gestellt  hatten,  Gelegenheit  ihre  Geschäfte  zu  machen,  ihre  Widersacher 


1)  Liv.  XLIV  1,  5. 

2)  Herakleides  Krit,  descr.Graec.  §  28  (Müller,  Geogr.  gr.  min.  I  p.  105)  sagt 
von  Chalkis:  xcti  roTi  y.oivotq  dt  »j  nohg  du((f.ÜQ(ug  xaTsaxtvctarai  yvfAvaaioi,g  aToaig 
uqolg  ft-edxQoig  yQucpatg  dvdQi.äai. 

3)  Liv.  XLIII  7,  11. 

4)  Dies  ist  dem  Bericht  über  die  Gesandtschaften  der  Athener,  Milesier,  Ala- 
bandier  und  Lampsakener  nach  Rom  bei  Liv.  XLHI  6  zu  entnehmen.  Der  Be- 
richt ist  im  übrigen  verfälscht  und  nur  mit  Vorsicht  zu  benutzen.  Den  Athenern 
waren  darnach  100  000  Scheffel  Getreide  auferlegt  worden. 


12.  Buch,     §  3.     Hellas  während  des  Krieges  170/69  v.  Chr.  133 

als  Freunde  des  Perseus  zu  denunzieren  und  jeden  Einspruch  gegen 
römische  Wünsche  als  Feindseligkeit  zu  verschreien.  Die  Römer  sahen 
das  gerne,  und  seit  dem  Ausbruche  des  Krieges  sind  daher  die  Römer- 
freunde überall  beschäftigt,  auf  diesem  Wege  ihre  Gegner  aus  dem 
Sattel  zu  heben  und  selbst  die  Herrschaft  anzutreten.  In  diesen  Kämpfen 
ward  der  innere  Friede  der  hellenischen  Staaten  unheilbar  zerrüttet  und 
die  gröfsten  Umwälzungen  vorbereitet. 

Im  achäischen  Bunde  war  es  die  Partei  des  Kallikrates,  die  mit 
allem  Eifer  für  eine  bedingungslose  Folgsamkeit  gegen  Rom  und  die 
römischen  Magistrate  eintrat.  Der  Widerstand  dagegen  ging  nicht  so 
sehr  von  den  makedonischen  Parteigängern  aus,  deren  es  übrigens  im 
Bunde  genug  gab,  als  von  den  viel  zahlreicheren  und  angeseheneren 
Unabhängigen ,  als  deren  Wortführer  wir  neben  Lykortas  besonders 
Archen  und  Polybios,  den  Sohn  des  Lykortas,  den  späteren  Historiker, 
kennen  ^  Sie  traten  dem  Verlangen  der  Römerfreunde  entweder  geradezu 
entgegen,  oder  zogen  sich  zurück  und  versagten,  ihre  Mitwirkung,  und 
wurden  nun  von  ihren  Gegnern  als  mehr  oder  minder  offene  Anhänger 
des  Perseus  angesehen  und  angezeigt.  Am  schärfsten  zeigten  sich  wie- 
derum die  Gegensätze  bei  den  Atolern.  Lykiskos,  Thoas  und  andere 
römische  Parteigänger  traten  jetzt  in  Aktion.  Nach  dem  Treffen  bei 
Sykyrion  luden  die  Römer,  wie  berichtet,  die  Schuld  ihrer  Niederlage 
auf  die  Atoler  ab,  die  verräterischerweise  zuerst  geflohen  sein  sollten. 
Ihr  Argwohn  ward  geleitet  und  verstärkt  von  Lykiskos,  der  sich  bei 
dieser  Gelegenheit  seiner  mächtigsten  Widersacher  zu  entledigen  wufste. 
Fünf  von  ihnen,  darunter  Nikandros  (Bd.  II  710),  wurden  auf  seine 
Anzeige  als  heimliche  Verbündete  des  Perseus  verhaftet,  nach  Rom  ge- 
bracht und  dort  in  strengem  Gewahrsam  gehalten  ^.  Es  gab  bei  den 
Atolern  viele  Freunde  des  Perseus;  einzelne,  wie  Nikandros,  standen 
noch  von  früher  her  in  näherer  persönlicher  Beziehung  zum  make- 
donischen Königshause ;  die  Atoler  waren  ohne  Zweifel  keine  unbedingt 
zuverlässigen  Bundesgenossen.  Aber  niemand  konnte  den  Angeschul- 
digten eine  feindselige  Handlung  nachweisen  ^,  und  ihre  Deportierung 
nach  Rom  war  eine  unverhüllte  Gewalttat,   die  in  Griechenland  überall 


1)  Polyb.  XXVIII  3  und  6,  wo  auch  andere  Mitglieder  dieser  Partei  genannt 
werden. 

2)  Liv.  XLII  60,  7.  Appian,  Maced.  12.  Polyb.  XX  11,  10.  XXVII  15,  14. 
XXVIII  4,  6.  6,  7.  Aulser  Nikandros  werden  genannt  Hippolochos,  Lochagos  und 
Eupolemos.  Fast  alle  waren  ehemalige  Strategen  des  Bundes.  Nikandros  starb 
in  der  Haft  in  Rom. 

3)  Nach  Polyb.  XX  11,  10  hat  sich  Nikandros  mit  Perseus  nicht  eingelassen , 
sondern  hat  seinen  Versuchungen  widerstanden. 


134  12.  Buch.     §  3.     Epirus  170  v.  Chr. 

ein    unheimliches    Gefühl     erregte     und     sehr     bald    ihre    Wirkungen 
zeigte. 

Auch  bei  den  Epiroten  gab  es  einen  unbedingten  Römerfreund, 
Charops,  Sohn  des  Machatas,  Enkel  des  Charops,  der  198  v.  Chr.  dem 
Titus  Flamininus  so  wichtige  Dienste  geleistet  (Bd.  II  611).  Der  jüngere 
Charops  hatte  in  Rom  gelebt,  lateinisch  gelernt  und  erwies  sich  als  einen 
gewalttätigen  Parteimann  schlimmster  Art,  der  vor  nichts  zurückschreckte. 
Nach  dem  Ausbruch  des  Krieges  mit  Perseus  trat  er  hervor  und  begann 
die  leitenden  Männer  seines  Stammes  bei  den  Römern  anzuschwärzen, 
vor  allem  den  Molosser  Kephalos,  den  seine  persönlichen  Beziehungen 
zu  Perseus  verdächtig  machten.  Kephalos  war  ein  angesehener,  be- 
sonnener Mann,  der  keinesfalls  als  Römerfeind  gelten  konnte.  Jedoch 
die  Deportation  der  Atoler  machte  ihn  dazu ;  er  befürchtete  das  gleiche 
Schicksal  und  zog  es  vor,  zu  Perseus  zu  gehen  ^  Durch  seine  Ver- 
mittelung  wurde  nun  ein  grofser  Teil  seiner  Landsleute  zu  Perseus  hin- 
übergezogen. Schon  im  Sommer  170  v.  Chr.  war  die  Sache  in  vollem 
Gange;  als  damals  der  neue  Konsul  Aulus  Hostilius,  der  Nachfolger 
des  Licinius,  auf  dem  Wege  zum  Heere  nach  Thessalien  durch  Epirus 
kam,  beschlossen  die  Häupter  der  Bewegung,  Theodotos,  Antinoos  und 
Philostratos  ^,  ihn  unterwegs  aufzuheben  und  dem  Perseus  zu  überliefern. 
Der  König  ward  herbei  gerufen  und  kam  nach  Epirus,  fand  jedoch 
unterwegs  die  Brücke  über  den  Aoos  von  den  Molossern  besetzt  und 
mufste  diesen  ein  Gefecht  liefern ;  denn  der  Staat  der  Epiroten  war 
noch  in  der  römischen  Bundesgenossenschaft.  Dadurch  verspätete  sich 
Perseus.  Gleichwohl  hätte  der  Konsul,  als  er  in  Phanote  übernachtete, 
gefangen  werden  können ;  er  ward  jedoch  durch  seinen  Gastfreund  Nestor 
gerettet,  der  ihn  rechtzeitig  in  Sicherheit  brachte.  HostiHus  wählte  jetzt 
den  Seeweg  und  fuhr  nach  Antikyra,  um  von  hier  aus  Thessalien  zu 
erreichen  ^.  Die  Anwesenheit  des  Perseus  scheint  dann  in  Epirus  den 
Abfall  zur  Vollendung  gebracht  zu  haben.  Ein  grofser  Teil  des  Volkes, 
nämlich  alle  Molosser  und  einige  Gaue  der  Chaoner  traten  mit  ihm  in 
Bündnis.  Kephalos  kehrte  in  seine  alte  Stellung  zurück;  auch  blieben 
in  Phanote  und  anderen  geeigneten  Punkten  makedonische  Besatzungen  *. 
Dieser   Verlust   war    für   die   Römer   nicht  ohne   Bedeutung;   die   Ver- 


1)  Polyb.  XXVII  15.     XXX  12.     Diodor  XXX   5.     Liv.   XLIII  18,  2.     Ke- 
phalos wird  in  einer  Inschrift  SGDial.  II  1352  als  Vorsteher  der  Molosser  genannt. 

2)  Polyb.  XXX  7,  2.     Aus   SGDial.  II   1338  f  kennen  wir  Antinoos   als   epi- 
rotischen  Bundesfeldherrn. 

3)  Polyb.  XXVII  16.   XXX  7,  2.     Diodor  XXX  5  a.     Bei   Polybios   XXVII 
16,  5  ist  mit  der  Ha.  sk  riruva  zu  lesen.     Oben  S.  112  Anm.  4. 

4)  Liv.  XLIII  18,  2.   24,  4.     Polyb.  XXVIII  8,  2. 


12.  Buch.     §  4.     Rom  und  die  Hellenen  170/G9  v.  Chr.  135 

bindung  zwischen  lUyrien  und  Thessalien  ward  unterbrochen,  und  Per- 
seus  ward  der  unmittelbare  Nachbar  der  Hellenen.  Die  Römer  wurden 
genötigt,  in  Illyrien  gröfsere  Streitkräfte  aufzustellen;  Appius  Claudius 
Centho  wurde  mit  4000  Mann  dorthin  geschickt;  er  verstärkte  sich  in 
Illyrien  durch  bundesgenössische  Kontingente  auf  etwa  12  000  Mann 
und  nahm  sein  Hauptquartier  in  Lychnidos  ^. 

§*. 

Nachdem  auch  der  zweite  Feldzug  keinen  Erfolg  gebracht  hatte, 
war  die  Lage  der  Römer  nicht  unbedenklich.  Hätte  Perseus  mehr 
Entschlossenheit  besessen,  hätte  er  einen  kräftigen  Vorstofs  gewagt,  so 
würde  er  vielleicht  einen  guten  Teil  von  Hellas  mit  sich  fortgerissen 
und  dem  Kriege  ein  anderes  Aussehen  gegeben  haben  ^ ;  denn  Hellas 
war  für  die  Römer  der  unentbehrhche  Stützpunkt.  Jedoch  Perseus  war 
zwar  in  seinem  Selbstgefühl  gehoben  ^ ,  aber  doch  keines  kühnen  Ent- 
schlusses fähig,  und  auch  unter  seinen  Beratern  scheint  sich  kein  Mann 
von  überlegener  Einsicht  und  Wagemut  befunden  zu  haben.  Der  klein- 
liche, ängstliche  Fürst  stand  ganz  unter  dem  Banne  der  römischen 
Überlegenheit  und  kam  über  die  Verteidigung  nicht  heraus.  Jahr  für 
Jahr  suchte  er  bei  den  Römern  um  Frieden  nach  und  erklärte  sich 
zu  den  gröfsten  Opfern  bereit,  er  ward  nicht  müde,  die  übrigen  Mächte 
zur  Vermittelang  aufzurufen  *.  Die  hellenischen  Staaten  schenkten  ihm 
wohl  ihre  Sympathien,  aber  keine  kam  zum  Entschlufs,  sich  auf  seine 
Seite  zu  schlagen. 

Bei  den  Achäern  wünschte  man  ihm  wohl  alles  Gute,  aber  man 
wollte  keineswegs  seinen  vollständigen  Sieg,  der  ihm  die  Herrschaft  in 
Hellas  wieder  verschaffen  würde  ^.  Was  man  wünschte,  war  die  Er- 
haltung Makedoniens  und  ein  gewisses  Gleichgewicht  zwischen  ihm  und 
Rom,  und  in  diesem  Dilemma  war  es  schwer,  über  die  Neutrahtät  hin- 
auszukommen. Zu  gewagten  Entschlüssen  fehlte  es  den  Hellenen  überhaupt 
an  Kraft  wie  an  Mut,  dazu  kam  die  Eifersucht,  die  zwischen  den  ver- 
schiedenen Staaten,  z.  B.  Achäern  und  Atolern,  bestand,  endlich  waren 
die  sehr  rührigen  römischen  Parteigänger  kein  geringes  Hindernis. 
Perseus   hatte   noch    keinen   entscheidenden   Erfolg  davongetragen;   die 


1)  Liv.  XLIII  9,  6,  wonach  der  Konsul  Hostilius  ihn  abgeschickt  hätte,  was 
mir  zweifelhaft  ist,  da  Ap.  Claudius  auch  im  nächsten  Jahre  sein  Kommando 
behält. 

2)  Polyb.  XXVIII  9,  5. 

3)  Zonar.  IX  22,  8. 

4)  Polyb.  XXIX  7,  4. 

5)  Polyb.  XXVII   10.     Oben  S.  111. 


136  12.  Buch.     §  4.     Korn  und  die  Hellenen  170/69  v.  Chr. 

Römer  hatten  in  Hellas  eine  sehr  mächtige  Stellung  und  beherrschten 
unbestritten  das  Meer.  Endlich  zeigte  die  römische  Politik  trotz  den 
geringen  kriegerischen  Erfolgen  eine  unveränderte,  stolze  Ruhe  und 
Zuversicht  und  wich  nicht  ein  Haar  breit  von  ihi-en  Ansprüchen  zurück. 
Als  die  ungünstige  Stimmung  der  Hellenen  so  deutlich  hervortrat,  be- 
schlofs  der  Senat  ihnen  zu  zeigen,  dafs  man  sie  nicht  brauche.  We- 
nigstens diejenigen,  welche  sich  verdächtig  machten,  wurden  nicht 
mehr  um  Hilfe  angegangen,  und  schon  am  Feldzuge  von  170  v,  Chr. 
haben,  wie  es  scheint,  weder  Achäer  noch  Atoler  teilgenommen.  Man 
war  ihnen  daher  auch  nicht  weiter  verpflichtet  und  hatte  ihnen  gegen- 
über später  freiere  Hand;  denn  Rom  war  mit  den  hellenischen  Bundes- 
genossen aufs  äufserste  unzufrieden  und  nahm  sich  vor,  mit  ihnen  gründ- 
lich abzurechnen. 

Dazu  war  es  jedoch  noch  nicht  Zeit,  und  vorerst  hielt  der  Senat 
es  für  nützlich,  die  Stimmung  in  Hellas  nicht  weiter  zu  verschlimmern. 
Er  liefs  sich  nichts  merken,  vermied  jede  Aufserung  des  Mifsfallens  und 
zeigte  gegenüber  den  zahlreichen  Klagen  über  die  Missetaten  der  rö- 
mischen Feldherren  und  Soldaten  freundliches  Entgegenkommen  ^  Die 
Zerstörung  Koroneias  durch  den  Konsul  Licinius  ward  auf  die  Be- 
schwerde der  Mifshandelten  für  ungerecht  erklärt.  Koroneia  mit  seinem 
Gebiete  ward  wiederhergestellt  und  die  Befreiung  der  verkauften  Bür- 
ger verordnet ;  Licinius  soll  in  Strafe  genommen  sein  ^.  Auch  Thisbe 
scheint  bessere  Bedingungen  erlangt  zu  haben,  wenigstens  blieb  die 
Stadt  erhalten  (170  v.  Chr.)  ^.  Als  besonders  berechtigt  wurden  die 
Klagen  der  Chalkidier  gegen  Lukretius  und  Hortensius  anerkannt. 
Ersterer  ward  zur  Verantwortung  gezogen  und  soll  zu  einer  ansehn- 
lichen Geldbufse  verurteilt  worden  sein  *.  Wie  Koroneia  erlangte  ferner 
das  unglückliche  Abdera  eine  gewisse  Restitution  ^.  Die  zahlreichen  Kla- 
gen über  die  willkürlichen  und  drückenden  Auflagen  der  römischen 
Feldherren*'  erkannte  der  Senat  als  berechtigt  an  und  bestimmte,  dafs 


1)  Polyb.  XXVIII  2,  5.     Diodor  XXX  8. 

2)  Liv.  XLIII  4,  11.     Zonar.  IX  22,  6. 

3)  SIG.  P  300.     Oben  S.  127. 

4)  Liv.  XLIII  7,  5,  wo  im  einzelnen  die  Erzählung  teils  rhetorisch,  teils 
antiquarisch  bearbeitet  worden  ist.  Livius  malt  effektvoll  aus,  wie  der  chalkidische 
Gesandte  Mikion  (unsere  Ausgaben  nennen  ihn  nach  Bekkers  Konjektur  Mikythion), 
obwohl  gelähmt,  dennoch  die  Reise  nach  Rom  auf  sich  genommen  hat,  sich  auf 
einem  Tragbett  in  den  Senat  bringen  läfst  und  so  seine  Sache  führt,  ähnlich  wie 
vor  Zeiten  Miltiades  in  Athen. 

5)  Liv.  XLIII  4,  8.  Der  Bericht  ist  nicht  ganz  zuverlässig.  Oben  S.  129, 
Anm.  7. 

6")  Dies  ist  wohl  der  eigentliche  Sinn  der  von  Livius  XLIII  6   erwähnten  Ge- 


12.  Buch.     §  4.     Rom  und  die  Hellenen  170/69  v.  Chr.  137 

solche  Forderungen  der  Feldherren  nur  dann  berücksichtigt  zu  werden 
brauchten,  wenn  sie  auf  ausdrücklichem  Beschlufs  des  Senats  beruhten  ^ 
Mit  diesen  Anordnungen,  die  in  der  Tat  als  eine  Erleichterung 
empfunden  wurden,  wollte  der  Senat  den  Verbündeten  einen  besonderen 
Beweis  seines  Wohlwollens  geben  und  liefs  in  diesem  Sinne  seine  Be- 
schlüsse überall  bekannt  machen.  Der  Konsul  Aulus  Hostilius  sandte 
zugleich  aus  den  thessalischen  Winterquartieren  zwei  Abgesandte,  Gaius 
Popilius  und  Gnäus  Octavius  zu  den  wichtigsten  griechischen  Staaten  ^, 
um  sich  über  die  Stimmung  zu  unterrichten ,  wobei  sie  möglichst  ver- 
söhnlich auftreten  und  Anstofs  vermeiden  sollten  ^.  Zuerst  waren  sie 
in  Theben  und  ermahnten  die  Böoter,  an  der  römischen  Freundschaft 
festzuhalten,  von  da  gingen  sie  in  den  Peloponnes.  Wie  es  schon 
früher  geschehen,  wandten  sie  sich  zunächst  nicht  an  den  achäischen 
Bund,  sondern  bereisten  vorher  die  einzelnen  Städte,  verkündeten  die 
letzten  Senatsbeschlüsse  und  gaben  überall  ihr  Mifsfallen  über  die  Hal- 
tung der  offenen  wie  der  heimhchen  Gegner  Roms  zu  erkennen,  be- 
sonders der  Autonomisten.  Zuletzt  erschienen  sie  in  Aegion  auf  der 
regelmäfsigen  achäischen  Bundesversammlung.  Man  behauptete,  sie 
hätten  die  Absicht  gehabt,  mit  ihren  Anklagen  gegen  Lykortas  und 
Genossen  offen  hervorzutreten ,  wären  aber ,  da  sie  nichts  Erweisliches 
vorzubringen  gehabt,  davon  abgestanden.  Jedenfalls  hörten  die  Achäer 
nur  freundschaftliche  Versicherungen  und  Mahnungen.  Von  den  Achäern 
fuhren  die  Gesandten  zur  ätolischen  Bundesversammlung  nach  Thermon, 
und  hier  kam  es  zu  heftigen  Auftritten  ^.  In  schonender  Form  ver- 
langte Popilius,  dafs  die  Atoler  Geiseln  steilen  sollten.  Lykiskos  unter- 
stützte die  Forderung  und  sprach  es  in  Gegenwart  der  Gesandten  un- 
verhüllt aus,  dafs  Perseus  im  Volke  viele  Freunde  habe,  auch  nachdem 
die  Häupter  nach  Rom  geschafft  seien;  besonders  auf  zwei  Männer 
wies  er  hin,  Archedamos  und  Pantaleon.  Der  letztere  antwortete  sofort 
mit  zornigen  Ausfallen  gegen  Lykiskos  und  noch  mehr  gegen  Thoas, 
den  er  als  einen  undankbaren  Verräter  bezeichnete.  Allgemeiner  Bei- 
fall folgte  seinen  Worten,  und  als  Thoas  sich  zu  einer  Entgegnung  er- 


sandtschaften  von  Athen,  Milet,  Alabanda  und  Lampsakos.     Livius   hat   den  Sach- 
verhalt verdunkelt.     Oben  S.  132,  Anm.  4. 

1)  Liv.  XLIII  17,  2.  Polyb.  XXVIII  3,  3.  13,  11.  16,  2.  Der  Beschlufs 
gehört  in  den  Herbst  170  v.  Chr. 

2)  Polyb.  XXVIII  3.  Nach  Livius  XLIII  17,  2  wurden  sie  direkt  vom  Senat 
abgesandt,  was,  wie  Polybios  zeigt,  nicht  richtig  kein  kann.  Vermutlich  waren 
beide  Kriegstribune. 

3)  Polyb.  XXVIII  5,  6. 

4)  Polyb.  XXVIII  4.     Liv.  XLIII  17,  4. 


138  12.  Buch.     §  4.     Rom  und  die  Hellenen  170/o9  v.  Chr. 

hob,  liefs  man  ihn  nicht  zu  Worte  kommen,  sondern  empfing  ihn  mit 
Steinwürfen.  Es  war  kein  Zweifel,  dafs  die  überwiegende  Mehrheit  den 
römischen  Parteigängern  äufserst  feindlich  gesinnt  war.  Was  die  Geiseln 
anlangt,  so  gingen  die  Atoler  auf  diese  Sache  gar  nicht  ein.  Ohne  Be- 
scheid verliefsen  die  Gesandten  Thermon  iind  zogen  weiter  zur  Ver- 
sammlung der  Akarnanen  nach  Thyrrheion  \  Auch  hier  verklagten 
die  Römerfreunde,  Aschrion,  Glaukos  und  Chremas,  ihre  Gegner  und 
baten  zum  Schutz  gegen  ihre  Umtriebe  geradezu  um  eine  römische  Be- 
satzung. Dieser  Vorschlag  fand  jedoch  kräftigen  Widerspruch;  die  An- 
kläger mufsten  hören,  dafs  sie  nur  die  Vernichtung  ihrer  Gegner  und 
ihre  eigene  Herrschaft  im  Auge  hätten,  und  da  die  römischen  Gesandten 
merkten,  dafs  dies  die  Meinung  der  Mehrheit  sei,  liefsen  sie  ihre  Partei- 
gänger fallen  und  stimmten  dem  Redner  der  Gegenpartei,  Diogenes,  zu. 
Sie  kehrten  dann  nach  Larisa  zu  Hostilius  zurück.  Die  Lage  in  diesen 
Gegenden  schien  den  Römern  so  unsicher,  dafs  bald  darnach  Popilius 
mit  1 000  Mann  nach  Ambrakia  in  die  Winterquartiere  gelegt  ward  2, 
in  die  nächste  Nachbarschaft  der  Akarnanen  und  Atoler,  um  den 
dortigen  Anhängern  zum  Rückhalt  zu  dienen.  Besonders  die  Atoler 
waren  dringend  verdächtig,  und  ein  Abfall  zu  Perseus  schien  leicht 
möglich  ^. 

Die  Gesandtschaft  des  Popilius  hinterliefs  bei  den  beteiligten  Hel- 
lenen dauernden  Eindruck.  In  Atollen  ward  der  Zwiespalt  und  die 
Verwirrung  noch  gröfser  * ,  die  Achäer  gerieten  in  ernste  Besorgnisse. 
Man  fürchtete  den  Zorn  der  Römer,  und  bald  nach  dem  Abgange  der 
Gesandten  hielten  Archon  und  Lykortas  mit  ihren  Freunden  eine  Be- 
ratung, wo  die  verschiedenen  Stimmen  zu  Worte  kamen.  Für  An- 
schlufs  an  Perseus  sprach  sich  niemand  aus,  Lykortas  empfahl  strenge 
Neutrahtät,  andere  wollten  zwar  nichts  gegen  Rom  unternehmen,  wohl 
aber  den  Römerfreunden  daheim  den  Daumen  kräftig  aufs  Auge  drücken. 
Archon  jedoch  mahnte  zur  Vorsicht;  auf  seinen  Antrag  beschlofs  man, 
den  Römern  und  ihren  Parteigängern  möglichst  entgegenzukommen  und 
keinen  Anlafs  zur  Beschwerde  zu  geben.  Zugleich  wai'd  für  die  be- 
vorstehenden Wahlen  Archon  als  Kandidat  für  die  Strategie,  Polybios 
für  die  Hipparchie  aufgestellt,  und  beide  wurden  gewählt.  Archon  hatte 
sich's  ein  gutes  Stück  Geld  kosten  lassen  ^     Als  Strateg  suchte  er  sich 


1)  Polyb.  XXVIII  5.     Liv.  XLIII  17,  6. 

2)  Liv.  XLIII  17.  9. 

3)  Polyb.  XXIX  7,  5. 

4)  Polyb.  XXVIII  4,  13. 

5)  Polyb.  XXVIII  6.     Die  Vorgänge  fallen  ofTenbar  in  den  Herbst  170  v.  Chr. 
bald  nach  dem  Ende  des  Feldzuges.    Hostilius  ist  frühzeitig  in  die  Winterquartiere 


12.  Buch.     §  4.     Haltung  der  Achäer  170/69  v.  Chr.  139 

den  Römern  und  ihren  Freunden  möglichst  gefällig  zu  erweisen,  zunächst 
in  einer  geringfügigen  Sache,  die  aber  nicht  ohne  politische  Bedeutung 
war.  Die  Achäer  hatten,  wie  oben  (S.  68)  erwähnt,  dem  Eumenes  die 
früher  bewilligten  Ehrenerweisungen  entzogen.  Dies  war  dem  Könige, 
wenn  er  es  auch  nicht  aussprach,  in  Wahrheit  sehr  schmerzlich.  Da- 
her bemühte  sich  jetzt  Attalos,  als  er  in  Elateia  überwinterte,  ihm 
Genugtuung  zu  verschaffen,  und  Archon  bot  gerne  die  Hand  dazu. 
Auf  seine  und  des  Polybios  Empfehlung  stellte  der  achäische  Bund 
die  früheren  Ehren  wieder  her.  Attalos  ward  durch  eine  besondere 
Gesandtschaft  von  dem  Beschlufs  in  Kenntnis  gesetzt  K  Archon  ging 
dann  noch  weiter.  Auf  seinen  Antrag  beschlossen  die  Achäer  gegen 
das  Frühjahr  169  v.  Chr.,  als  mit  dem  neuen  römischen  Feldherrn 
Quintus  Marcius  die  Entscheidung  des  Krieges  erwartet  wurde, 
den  Römern  die  ganze  Streitmacht  des  achäischen  Bundes  zur  Ver- 
fügung zu  stellen  -.  Archon  traf  für  den  Auszug  die  nötigen  An- 
ordnungen, der  Hipparch  Polybios  ward  zum  Konsul  nach  Thessahen 
geschickt,  um  nach  erfolgter  Einwilligung  das  Weitere  zu  verabreden 
und  alles  vorzubereiten.  Der  römischen  Sache  erwiesen  die  Achäer 
damit  ohne  Zweifel  einen  Dienst;  sie  übten  dadurch  vor  allem  auf  die 
übrigen  Hellenen,  insonderheit  die  Ätoler,  zu  gunsten  des  römischen 
Bündnisses  einen  kräftigen  Druck  aus,  was  um  so  wertvoller  war,  als 
Perseus  um  dieselbe  Zeit  einige  nicht  unbedeutende  Erfolge  errungen 
hatte. 


gegangen.  G.  F.  Unger  freilich  (Sitzungsber.  der  Mimchen,  phil.-hist.  Kl.  1879 
II  113)  setzt  sie  in  den  zweiten  Teil  des  Winters  und  baut  auf  diese  Stelle 
hauptsächlich  seine  Meinung,  dafs  die  achäischen  Strategen  ihr  Amt  etwa  im 
Februar  angetreten.  Man  könnte  dafür  noch  anführen,  dafs  in  den  Auszügen  aus 
Polybios  (XXVIII  3,  1.  5,  6)  Hostilius  als  Prokonsul  {clrTiajQdzriyog,  tip^vnatog) 
bezeichnet  wird.  Dies  ist  jedoch  nicht  entscheidend ,  weil  diese  Ausdrücke  wahr- 
scheinlich von  dem  Exzerptor  herrühren.  Natürlich  ist  es  sehr  wohl  möglich,  oder 
wahrscheinlich,  dafs  die  Wahlen  sich  verzögert  hatten  und  die  Gewählten  un- 
gewöhnhch  spät  antraten;  derartiges  kam  bei  dem  unregelmäfsigen  Gange  der 
antiken  Kalender  und  aus  anderen  Ursachen  leicht  vor.  Gegen  Ungers  Ansicht 
spricht  ferner  der  Bericht  über  die  Verhandlungen  des  nächsten  Jahres  169/8  v.  Chr. 
bei  Polyb.  XXIX  23  ff  Sie  fallen  in  die  Winterzeit,  aber  wahrscheinlich  in  die  erste 
Hälfte.  Damals  sind  aber  weder  Archon  noch  Polybios  im  Amte,  was  der  Fall 
gewesen  sein  müfste,  wenn  der  Wechsel  im  Februar  stattgefunden  hätte.  Endlich 
ist  klar,  dafs  die  Gesandtschaft  des  Popilius  mit  ihren  Folgen  vor  den  Winterfeld- 
zug des  Perseus  fällt.  Vgl.  Lipsius,  Berichte  der  k.  sächs.  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu 
Leipzig,  phil.-hist.   Kl.  50  (1898)  S.  167.     Schorn  S.  412. 

1)  Polyb.  XXVII  18;  XXVIII  7.    12,  7. 

2)  Polyb.  XXVIII  12. 


140  12.  Buch.     §  5.     Winterfeldzug  des  Perseus  170/69  v.  Chr. 

§  5. 

Zu  Anfang  des  Winters  170/69  v.  Chr.,  als  die  thessalischen  Berge 
schon  tief  im  Schnee  lagen  und  ein  feindlicher  Angriff  nicht  zu  be- 
fürchten stand,  unternahm  Perseus  einen  unerwarteten  Zug  in  die  illy- 
rischen Landschaften  an  der  makedonischen  Westgrenze  ^,  das  Land 
der  Parthiner,  Dassiareten  und  anderer  römischer  Bundesgenossen  zwi- 
schen Epirus  und  dem  Reiche  des  Genthios.  Es  lagen  hier  nicht  un- 
bedeutende Streitkräfte,  teils  Römer  und  Italiker,  teils  illyrische  Kon- 
tingente, an  verschiedenen  Punkten  zerstreut;  das  Zentrum  bildete  Lych- 
nidos  am  See  von  Ochrida,  an  der  grofsen  Heerstrafse,  die  von  der 
illyrischen  Küste  nach  Makedonien  führte  (oben  S.  135).  Vielleicht  war 
im  letzten  Jahr  von  hier  aus  die  makedonische  Grenze  beunruhigt  wor 
den  ^.  Zugleich  hatte  Perseus  die  Absicht,  sich  mit  Genthios  in  Verbindung 
zu  setzen,  der  geneigt  war,  die  Sache  Roms  zu  verlassen  und  sich  an 
Makedonien  anzuschliefsen  ^. 

Genthios  war  seinem  Vater  Pleuratos  4  vor  181  v.  Chr.  noch  in 
jungen  Jahren  nachgefolgt  ^,  erbte  aber  nicht  die  ganze  Herrschaft; 
denn  im  Norden  sagten  sich  die  Dalmater  von  ihm  los*",  und  die  an 
Makedonien  angrenzende  Landschaft  um  Lychnidos  ward  vielleicht  durch 
Rom  unabhängig  ''.  Immerhin  beherrschte  er  ein  ansehnliches  Gebiet, 
das  an  der  Küste  vom  Flusse  Naron  südwärts  bis  über  Lissos  hinaus 
reichte  ^.  Zu  Anfang  seiner  Regierung  hatte  er  seinen  Bruder  Pleu- 
ratos oder  Piator  zur  Seite,  der  im  Volke  grofses  Ansehen  genofs  und 
daher  seine  Eifersucht  erregte  ^.  Als  dieser  im  Begriffe  stand ,  sich 
mit  einer  Fürstentochter  aus  dem  Stamme  der  benachbarten  Dardaner 
zu  vermählen,   liefs   ihn    Genthios    samt    seinen    vornehmsten    Freunden 


1)  Liv.  XLIII  18. 

2)  Livius  XLIII  9,  6  ff.  erzählt  in  einer  annalistischen  Partie  von  einem  ver- 
unglückten Überfall  des  Appius  Claudius  auf  Hyskana ;  jedoch  nach  dem  Späteren 
müfste  Hyskana  damals  römisch  gewesen  sein,  auch  hat  die  Erzählung  bedenkliche 
Ähnlichkeit  mit  dem  cap.  21  berichteten  Unternehmen  des  L.  Coelius.  Appius  hat 
nach  Livius  8000  Mann  bei  sich. 

3)  Dies  mufs  man  nach  dem  Späteren  annehmen. 

4)  Die  Mutter  hiefs  Eurydike.     Liv.  XLIV  30,  2. 

5)  Liv.  XL  42.  Polybios  XXIX  4,  1  nennt  ihn  1G9/8  v.  Chr.  ytufiaxog,  d.  h. 
er  war  damals  jünger  als  45  Jahre. 

6)  Polyb.  XXXII  18,  4. 

7)  Liv.  XLIII  9,  7.    21,  3  vgl.  Polyb.  XVIII  47,  12     Oben  S.  15. 

8)  Dem  Genthios  gehören  z.  B.  die  Daorsen  (Liv.  XLV  26,  12,  wo  der  Text 
zerrüttet  ist)  und  die  Insel  (Schwarz-)Korkyra  (Liv.  XL  42,  4). 

9)  Polyb.  XXIX  13  (Athen.  X  440  A).  Liv.  XLIV  30,  2.  Vgl.  Aelian,  Var. 
hißt.  II  41.     Polybios  nennt  ihn  (bei  Athenäos)  Pleuratos,  Livius  Piator. 


12.  Buch.     §  5.     Genthios  und  die  Römer  170  v.  Chr.  141 

hinrichten,  weil  er  fürchtete,  der  Bruder  möchte  durch  diese  Verbindung 
zu  mächtig  werden.  Die  Braut  nahm  er  selbst  in  Besitz  ^.  Als  der 
Nebenbuhler  tot  war,  fing  Genthios  an,  seine  Untertanen  zu  mifshandeln. 
Er  war  grausam  und  ein  starker  Zecher :  besondere  Fähigkeiten  hat  er 
nicht  gezeigt. 

Was  ihn  eigentlich  zum  Feinde  der  Römer  gemacht  hat,  wissen 
wir  nicht.  Vielleicht  waren  es  die  schon  erwähnten  Gebietsverluste, 
vielleicht  auch  Streitigkeiten  mit  den  Nachbarn,  den  griechischen  Städten, 
in  die  sich  die  Römer  einmischten,  so  dafs  er  sich  gekränkt  und  ein- 
geengt fühlte  -.  Doch  blieb  er  zunächst  Freund  der  Römer;  die  Tatsache 
steht  fest,  dafs  er  im  ersten  Kriegsjahr  mit  den  anderen  Illyriern  ein  an- 
sehnliches Kontingent  zur  römischen  Flotte  schickte  ^.  Aber  schon  im 
nächsten  Jahre,  nach  den  römischen  Mifserfolgen  wandte  er  sich  von  den 
Römern  ab  und  wird  dies  dem  Perseus  bekannt  gegeben  haben,  der  ihm 
nun  auf  dem  Landwege  in  Verbindung  mit  einem  Feldzuge  gegen  das 
römische  lUyrien  die  Hand  zu  reichen  beschlofs. 

Der  Angriff  des  Perseus  ging  von  Styberra  in  Pelagonien  aus,  wo 
sich  12  500  Mann  um  ihn  versammelten.  In  drei  Tagemärschen  erreichte 
er  Hyskana,    den  Hauptort  der  Penesten  *.      Hier  lag   eine    bedeutende 


1)  Polyb.  und  Liv.  a.  0.  Die  Freunde  heifsen  bei  Livius  Ettritus  und  Epi- 
cadus.  Dazu  sei  ein  oropisches  Ehrendekret  für  Piaton  (Piator?),  Sohn  des  Epikados 
aus  Dimallos,  angeführt.     IGGSept.  I  282 

2)  In  den  Anualen  des  Livius  sind  alle  Nachrichten  über  Genthios  aus  früherer 
Zeit  auf  die  spätere  Feindschaft  zugespitzt.  Übrigens  sind  sie  unvollständig,  un- 
klar und  von  zweifelhaftem  Werte,  wenn  auch  nicht  zu  leugnen  ist,  dafs  in  ihnen 
gute  polybianische  Überlieferung  benutzt  worden  ist.  Schon  182  und  181  v.  Chr. 
gerät  der  lUyrier  in  den  Verdacht  des  Seeraubes.  Liv.  XL  18,  3  f.  42.  Später 
172  V.  Chr.  klagen  die  Issäer  in  Rom  über  ihn  und  beschuldigen  ihn,  dafs  er  es 
mit  Perseus  halte;  er  wird  sehr  verdächtig,  und  170  v.  Chr.  werden  zu  seiner  Be- 
obachtung Truppen  nach  Issa  geschickt.  Liv.  XLII  26,  2.  29,  11.  37,  2.  45,  8. 
XLIII  9,  4.  Zur  Zeit,  wo  er  sich  mit  Perseus  verbündete,  hatte  er  Streitigkeiten 
mit  den  Nachbarn  ;  in  dieser  Angelegenheit  waren  im  Winter  169/8  v.  Chr.  römische 
Gesandte  bei  ihm. 

3)  Liv.  XLII  48,  8.  Livius  sagt,  Lucretius  habe  die  54  Lemben  des  Genthios 
mitgenommen,  simuJans  se  credere  eos  in  nsum  Romanorum  comparatos  esse,  sie 
sind  also  darnach  nicht  für  die  Römer  bestimmt  gewesen.  Dies  ist  jedoch  eine  Un- 
wahrheit, wie  daraus  hervorgeht,  dafs  die  Schiffe  des  Genthios  sich  mit  den  anderen 
in  Dyrrhachion  versammelt  haben.  Die.se  Stadt  gehörte  nicht  dem  Genthios;  die 
Schifte  können  nur  auf  Requisition  der  Römer  dahin  gelangt  sein. 

4)  Da  Styberra  ohne  Zweifel  beim  heutigen  Prllep  (Perlepe)  lag  (Heuzey  et 
Daumet,  Mission  archeol.  en  Macedoine  316  f.),  so  kann  Hyskana,  wenn  es  wirklich 
3  Tagemärsche  von  Styberra  entfernt  war,  schwerlich  das  heutige  Dibra  am  Drin 
(Drilon)  sein,  wohin  von  Prilep  in  der  Luftlinie  beinahe  90  km ,  also  ein  Weg  von 
rund  120  km  sind,  der  besonders  in  winterlicher  Jahreszeit  in  3  Tagen   nicht   gut 


143  12.  Buch.     §  5.     Winterfeldzug  in  Illyriea  170/69  v.  Chr. 

illyrisch-römische  Besatzung,  die  gänzlich  unvorbereitet  war  und  daher 
den  Angi'ifFen  der  Makedonier  nicht  lange  widerstand.  Zuerst  kapi- 
tulierten die  Römer,  angeblich  4000  Mann,  dann  die  illyrische  Ko- 
horte und  die  Einwohner.  Der  König  schickte  die  Gefangenen  nach 
Styberra  zurück  und  drang  weiter  ins  Land  der  Penesten  ein,  eroberte 
mehrere  Kastelle,  zuletzt  nach  hitzigem  Kampfe  einen  ansehnlichen  Platz 
am  Flusse  Artatus  ^,  der  von  besonderer  Bedeutung  war;  denn  von  hier 
aus  führte  der  Weg  in  die  Labeatis,  das  Land  des  Genthios,  hinüber. 
Perseus  schickte  zwei  Gesandte,  den  Illyrier  Pleuratos  und  den  Make- 
donen  Adäos,  zu  Genthios  ^.  In  Styberra,  wohin  er  sich  zurückbegab, 
wartete  er  ihre  Rückkehr  ab.  Inzwischen  beschäftigte  er  sich  mit  der 
Versilberung  der  Beute,  er  hatte  wieder  viele  Gefangene  gemacht, 
darunter  1500  Römer.  Die  Illyrier  wurden  verkauft,  die  Römer  in  Haft 
gesetzt. 

Die  Gesandten  hatten  nach  beschwerlicher  Reise  durch  die  illyrische 
Einöde  und  über  den  beschneiten  Skardos  den  Genthios  in  Lissos  an- 
getroffen. Der  Illyrier  zeigte  sich  nicht  abgeneigt,  sich  mit  Perseus  zu 
verbinden  und  in  den  Krieg  einzutreten  •,  er  erklärte,  dafs  er  dazu  vor 
allem  Geld  brauche.  Mit  diesem  Bescheide  langten  die  Unterhändler 
in  Styberra  an  und  wurden  zu  weiteren  Verabredungen  sogleich  aufs 
neue  zu  Genthios  nach  Skodra  geschickt,  während  Perseus  einen  zweiten 
Vorstofs  gegen  die  Penesten  unternahm  ^,  einige  Strecken  verheerte  und 
dann  nach  Makedonien  zurückging.  In  Hyskana  und  einigen  anderen 
Orten  blieben  makedonische  Besatzungen. 

Der  römische  Befehlshaber  dieser  Gegend,  Lucius  Coelius,  befand 
sich  in  Lychnidos,  hatte  sich  aber,  solange  Perseus  im  Lande  war, 
nicht  gerührt.  Nach  Abzug  des  Königs  versuchte  er,  Hyskana  wieder 
zu  erobern,  ward  aber  abgeschlagen  und  kehrte  nach  Lychnidos  zurück. 
Ein  grofser  Teil  der  Penesten  blieb  übrigens  römisch  ^ ;  Coelius  ver- 
stärkte die  Besatzungen ;  die  Penesten  samt  den  benachbarten  Parthinern 


zurückgelegt,  werden  kann.  Man  wird  daher  Hyskana  eher  am  oberen  Erigon  bei 
Sop  oder  auch  weiter  nördlich  bei  Kicevo  zu  suchen  haben.  Dafür  spricht  auch, 
dals  von  hier  aus  die  Gesandtschaft  des  Perseus  auf  dem  Wege  nach  Skodra 
(Skutari)  über  den  Skardos  geht,  was  von  Dibra  aus  nicht  nötig  sein  würde. 

1)  Bei  Liv.  XLIII  19,  2flf.  heifst  der  Ort  Eoeneum  oder  Oaeneum.  Sonst 
kommt  er,  wie  es  scheint,  nicht  vor.     Vgl.  Orosius  IV  20,  38. 

2)  Polyb.  XXVIII  8.     Liv.  XLIII  19,  13  ff.     Diodor  XXX  9. 

3)  Die  nähere  Bestimmung  ist  unsicher;  eqp'  'Yaxitva,  was  man  bei  Polyb. 
XXVIII  8,  11  liest,  ist  eine  recht  zweifelhafte  Konjektur.  Überliefert  ist  enaxxiöyay. 
Livius  XLIII  20,  4  nennt  einen  Ort  Ancyra. 

4)  Der  andere  Teil  ist  makedonisch.  Im  nächsten  Jahre  übernahmen  2000 
Penesten,  die  Pleuratos  schickte,  die  Verteidigung  Kassandreias.    Liv.   XLIV  11,  7. 


12.  Buch.     §  5.     Unternehmen  gegen  Stratos  170/69  v.  Chr.  143 

stellten  ihm  Geiseln ,  die  in  Apollonia  und  Dyrrhachion  verwahrt 
wurden  ^. 

Gleich  nach  seiner  Rückkehr  aus  Illyrien  eröffnete  sich  dem  make- 
donischen Könige  die  Aussicht,  Atolien  zu  gewinnen,  wo  nach  dem 
Besuch  des  Popilius  die  Aufregung  noch  weiter  gestiegen  war.  Die 
Freunde  des  Perseus  oder  diejenigen,  welche  doch  dafür  galten,  fühlten 
sich  nicht  mehr  sicher,  und  ähnlich  wie  in  Epirus  wurden  sie  gedrängt, 
zur  Tat  zu  schreiten  und  den  Bund  in  das  makedonische  Lager  hin- 
überzulühren.  Man  beschlofs,  dem  Perseus  zunächst  die  Stadt  Stratos 
am  Acheloos  in  die  Hände  zu  spielen.  An  der  Spitze  des  Unternehmens 
stand  Archedamos.  Perseus  war  bereit  und  setzte  sich  von  der  Elimeia 
aus  in  Marsch.  Nach  Lustration  des  Heeres  zog  er  mit  mehr  als  10  000 
Mann  in  starken  Märschen,  durch  tiefen  Schnee,  über  das  Gebirge  nach 
Epirus.  Unter  grofsen  Beschwerden  kam  er  nach  sechs  Tagemärschen 
an  den  Aratthos  ^.  Dort  gab  es  einigen  Aufenthalt,  da  der  angeschwollene 
Flufs  überbrückt  werden  mufste.  Nach  einem  Tagesmarsch  erreichte  man 
die  ätolisphe  Grenze  ^ ;  schon  unterwegs  kam  Archedamos  entgegen,  und 
nach  v/eiteren  zwei  Märschen  stand  man  bei  Stratos.  Aber  Perseus  kam 
zu  spät.  Nach  dem  Abgang  des  Archedamos  hatte  die  gegnerische 
Faktion  Gelegenheit  erhalten,  den  Popilius  in  aller  Eile  aus  Ambrakia 
herbeizurufen.  Er  war  mit  1000  Mann  eben  in  der  Nacht  angekommen, 
als  Perseus  vor  Stratos  erschien,  und  hatte  in  weiser  Vorsicht  die  Ver- 
teidigung und  Bewachung  der  Stadt  in  eigene  Hand  genommen.  Gleich- 
zeitig traf  der  Hipparch  des  Bundes  Deinarchos  mit  einer  ätoUschen 
Schar  ein.  Er  war  ausgezogen,  um  sich  mit  Perseus  zu  vereinigen,  als 
er  jedoch  die  neue  Sachlage  erkannte,  schlofs  er  sich  dem  Popilius  an. 
Auf  eine  Belagerung  in  dieser  Jahreszeit  war  Perseus  nicht  vorbereitet, 
er  verzichtete  daher  auf  einen  Angriff,  der  doch  bei  der  Stimmung  der 
Atoler  nicht  ohne  Aussicht  war,  und  zog  ab,  zunächst  zu  den  Aperanten, 
bei  denen  Archedamos  in  hohem  Ansehen  stand;  sie  schlössen  sich  an, 
und  Archedamos  blieb  bei  ihnen  mit  800  Makedoniern  zurück.  Dann 
ging  der  König  auf  dem  früheren   Wege  wieder  nach  Makedonien. 

Sein  unerwartetes  Erscheinen  hatte  nicht  geringes  Aufsehen  gemacht; 
er  verscheuchte  auch  die  Römer,  die  damals  einen  Angriff  auf  Epirus 
ins  Werk  setzten.  Appius  Claudius  Centho  wünschte  die  illyrischen 
Verluste  durch   einen   Erfolg   auszugleichen,    und   belagerte    mit    seinen 

1)  Liv.  XLIII  21. 

2)  Liv.  XLIII  21,  5  ff.  Der  Marsch  ging  wahrscheinlich  über  den  Pafs  von 
Metsovo  und  umging  den  Gebirgstock  des  Lakmon  (Peristeri)  im  Norden;  denn 
Athamanien  war  feindüch  und  mufste  vermieden  werden. 

3)  D.  h.  die  Grenze  der  Amphilocher. 


144  12.  Buch.     §  6.     Feldzug  von  169  v.  Chr. 

Truppen,  die  er  durch  die  Kontingente  der  Chaoner  und  Thesproter 
auf  6000  Mann  brachte,  Phanote  im  nördhchen  Epirus  ^  Die  Stadt 
ward  jedoch  vom  makedonischen  Kommandanten  Kleuas  tapfer  ver- 
teidigt ^,  und  die  Nachricht  von  der  Anwesenheit  des  Perseus  machte 
der  Belagerung  ein  schnelles  Ende ;  Appius  zog  ab,  verfolgt  von  Kleuas, 
der  ihn  vor  den  Engpässen  einholte  und  ihm  erhebliche  Verluste  bei- 
brachte. Verstärkt  durch  die  Epiroten  unter  Philostratos  ging  dann 
Kleuas  ins  Gebiet  von  Antigoneia  hinüber,  schlug  die  ausfallenden  Ver- 
teidiger und  und  rückte  dann  weiter  gegen  Appius  vor,  der  sich  in- 
zwischen nicht  weit  von  den  Pässen  gelagert  hatte  ^.  Appius  hatte 
oÖenbar  zu  seinen  Truppen  kein  grofses  Vertrauen ;  er  räumte  das  Feld, 
die  Epiroten  entliefs  er,  mit  den  Italikern  bezog  er  bei  den  Parthinern, 
weitab  von  Epirus,  nun  ebenfalls  Winterquartiere  ^. 

Die  Gesandten  des  Perseus  von  Genthios  kehrten  bald  darnach 
mit  derselben  Antwort  wieder  zurück  wie  früher.  Genthios  war  zum 
Bündnisse  bereit,  verlangte  aber  Geld,  und  schwer  entschlofs  sich  Perseus, 
es  zu  bewilligen,  und  so  kam  es  zu  keinem  Abschlufs.  Er  mag  dem 
Illyrier  nicht  getraut  haben,  aber  er  konnte  sich  überhaupt  zu  kühneren 
Entschlüssen  nicht  aufraffen,  und  seine  Erfolge  waren  bisher  immer  in 
den  Anfängen  stecken  geblieben.  Vor  allem  hütete  er  ängstlich  seine 
Schätze ;  er  war  geizig.  Man  glaubte,  dafs  er  viele,  Könige  wie  Private 
und  Gemeinden,  gewonnen  haben  würde,  wenn  er  nicht  sein  Geld  ge- 
spart hätte  ■''. 

§  6. 

Woher  es  kam,  dafs  die  römischen  Heere  trotz  ihrer  Übermacht 
zu  Wasser  und  zu  Lande  gegen  Perseus  nichts  ausrichteten,  ist  schwer 
zu  bestimmen.  Ohne  Zweifel  haben  die  Feldherren  keine  bedeutenden 
Fähigkeiten  entwickelt.  Vielleicht  enthielten  die  Legionen  zu  viele  Rekru- 
ten, oder  sie  waren  nicht  vollzählig;  denn  gewifs  haben  die  letzten  mifs- 
glückten  Unternehmungen  schon  infolge  der  Strapazen  viele  Verluste 
gebracht;  und  jedenfalls  liefs  die  Disziplin  der  Römer  viel  zu  wünschen 


1)  Liv.  XLIII  21,  4.  Die  Namen  sind  nicht  sicher  überliefert.  Chaonum 
liefst  Weifsenborn,  die  Hs.  hat  athoanum  oder  thoanum,  wofür  Hertz  Athamanutn 
gibt.  Phanotum  ist  Konjektur  für  das  überlieferte  phalanom.  Phanote  ist,  wie 
man  meint,  das  heutige  Gardiki.     Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl.  I  19. 

2)  Liv.  XLIII  21,  4. 

3)  Liv.  XLIII  23,  3  in  campo  quem  Meleona  vocant. 

4)  Nach  Livius  ist  Appius  von  da  zu  einem  Opfer  nach  Rom  gegangen.  Er 
mufs  jedenfalls  bald  wieder  zurückgekehrt  sein. 

5)  Polyb.  XXVJII  9.     Liv.  XLIII  23,  8 f.     Diodor  XXX  9,  2. 


12.  Buch.     §  6.     Feldzug  von  169  v.  Chr.  145 

übrig  ^  Dazu  kam  die  weite  Entfernung  des  Kriegschauplatzes  und 
die  in  den  römischen  Gewohnheiten  begründete  etwas  schwerfäUige  Be- 
dächtigkeit der  Kriegführung,  wodurch  die  Entscheidung  sich  hinzog. 
Indes  war  eine  längere  Dauer  des  Krieges  bei  der  Unruhe  in  Hellas 
und  der  wachsenden  Unternehmungslust  des  Perseus  nicht  ohne  Gefahr. 
Es  kamen  Anzeichen,  dafs  die  neutralen  Mächte  aus  ihrer  Zurückhaltung 
herauszugehen  anfingen  und  an  Einmischung  dachten.  Aus  Ägypten 
ging  um  diese  Zeit  eine  Gesandtschaft  nach  Rom,  der  neben  anderen 
Geschäften  auch  eine  Friedensvermittelung  aufgegeben  war,  gewifs  auf 
Veranlassung  der  Perseus.  Sie  brachte  zwar  auf  Anraten  ihrer  römi- 
schen Freunde  im  Senat  nichts  davon  vor,  aber  sie  hatte  doch  den 
Auftrag  erhalten  ^.  Zugleich  stand  damals  zwischen  Ägypten  und  Syrien 
ein  Krieg  bevor,  der  ebenfalls  die  Aufmerksamkeit  der  Römer  in  Anspruch 
nahm.  So  ward  denn  in  Rom  beschlossen,  durch  einen  kräftigen  Angriff 
auf  Makedonien  dem  Kriege  ein  Ende  zu  machen  ^,  und  man  wählte 
dazu  für  169  v.  Chr.  einen  entschlossenen,  erfahrenen  Mann,  den  Quin- 
tus  Marcius  Philippus  zum  Konsul,  denselben,  der  mit  solcher  Geschick- 
lichkeit den  Krieg  eingeleitet  hatte.  Das  Kommando  der  Flotte  erhielt 
der  Prätor  Gaius  Marcius.  Mit  ansehnlichen  Verstärkungen  und  in  Be- 
gleitung erfahrener  Tribunen  gingen  die  beiden  Feldherren  im  Frühling 
169  V.  Chr.  zusammen  über  Brundisium  nach  Korkyra  *.  Von  hier 
begab  sich  der  Konsul  über  Ambrakia  nach  Paläpharsalos  in  Thessalien 
wo  ihm  Hostilius  das  Heer  übergab,  der  Prätor  auf  dem  kürzesten 
Wege  durch  den  korinthischen  Meerbusen  nach  Kreusis  und  weiter  über 
Land  nach  Chalkis  zur  Flotte.  Von  Chalkis  ging  er  sofort  zu  einer 
gemeinsamen  Beratung  aller  Führer  zum  Konsul  nach  Thessalien.  Man 
kam  überein,  unverzüglich  mit  den  Operationen  zu  beginnen  und  den 
Feind  zu  Lande  und  zu  Wasser  anzugreifen  und  zu  zeigen,  dafs  man 
sich  nicht  vor  ihm  fürchte.  Für  den  Angriff  zur  See  versprach  nicht 
nur  Eumenes,  sondern  auch  Prusias  seine  Unterstützung. 

Schon  zehn  Tage  nach  Übernahme  des  Oberbefehls  brach  der 
Konsul  gegen  Perseus  auf.  Da  der  Tempepafs  unbezwinghch  war,  so 
mufste  er  nordwärts  seinen  Weg  über  das  Gebirge  suchen.  In  Per- 
rhäbien  zwischen  Azoros  und  Doliche  machte   er  eine  Weile  Halt,  um 


1)  Liv.  XLIV  1,  5. 

2)  Polyb.  XXVIII  1,  7  ff.     Unten  S.  170. 

3)  Vgl.  Polyb.  XXVI II  12,  1.     Man    erwartete   bei   der  Ankunft  des  Marcius 
die  Entscheidung. 

4)  Liv.  XLIV  1  ff    Zouar.  IX  22,  8.    Die  Zeit  ergibt  sich  aus  Polyb.  XXVIII 
16,  5  f.    17,  1.     Zu  Anfang  des  Sommers  waren  beide  schon  in  Hellas. 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  n.  iiiak.  Staaten.     III.  10 


146  12.  Buch.     §  6.     Feldzug  vou  1G9  v.  Chr. 

die  Richtung  des  Angriffs  zu  bestimmen  '.  Es  führen  von  da  drei 
Wege  über  das  Gebirge  in  Makedonien  hinein,  einer  über  die  kam- 
bunischen  Berge  ins  Haliakmontal,  wo  in  vorigen  Jahre  HostiUus  durch- 
zudringen versucht  hatte,  die  beiden  anderen  über  den  Olymp  und  seine 
Ausläufer  in  die  Küstenebene  ^.  Perseus  hatte  alle  Anstalten  zur  Ver- 
teidigung getroffen  ^.  Schon  früher  waren  die  Seestädte  mit  ausreichen- 
den Besatzungen  versehen  *,  die  Gebirgspässe  waren  stark  besetzt,  er 
selbst  mit  der  Hauptmacht  nahm  bei  Dion  Stellung;  unruhig  und  un- 
schlüssig durchstreifte  er  mit  seinen  Reitern  von  da  die  Küstenland- 
schaft bis  Herakleion  und  Phila.  Nicht  nur  der  Konsul  war  gegen  ihn 
aufgebrochen;  auch  von  der  römischen  Flotte  mufste  er  eines  Angriffes 
gewärtig  sein. 

Die  Römer  wählten  den  südlichsten  und  östlichsten  Pafs,  der  am 
See  Askuris  (heute  Nezero)  vorüberführt  und  bei  Herakleion  an  die 
Küste  herabsteigt  ^  Ihn  deckte  Hippias  mit  1 2  000  Mann.  Unerschrocken 
hielt  er  dem  anrückenden  Feinde  stand,  nach  dreitägigem  Gefecht  er- 
wies es  sich  für  die  Römer  unmöglich,  hier  durchzudringen.  Der  Konsul 
jedoch,  der  trotz  seinen  60  Jahren  und  seinem  schweren  Körper  allen 
mit  gutem  Beispiel  voranging  **,  wollte  nicht  umkehren.  Mit  tollkühnem 
Wagemut  begann  er,  sich  seitwärts  an  Hippias  vorbei  über  das  un- 
wegsame und  wie  es  scheint  unbewachte  Gebirge  einen  Weg  zu  bahnen. 
Um  Hippias  zu  täuschen,  bheb  anfangs  eine  Abteilung  vor  ihm  stehen. 
Die  Mühsehgkeiten  des  Weges  waren  so  grofs,  dafs  man  fast  ver- 
zweifelte ;  besonders  schwierig  war  es,  die  Elefanten  fortzubringen.  Die 
römischen  Kolonnen  befanden  sich  in  gefährlichster  Eage,  und  ein  ent- 
schlossener feindhcher  Angriff  würde  sie  wehrlos  gefunden  haben  ^ 
Aber  es  geschah  nichts ;  nicht  nur  Perseus,  sondern  auch  die  Posten  in 
den  Vorbergen  liefsen  es  an  Wachsamkeit  fehlen.  So  gelangte  der 
Konsul  nach  gewaltigen  Beschwerden  am  vierten  Tage  in    der  Küsten- 


1)  Liv.  XLIV  2,  2.  Hier  traf  ihn  die  Gesandtschaft  unter  Polybios ,  die  ihm 
achäische  Hilfe  anbieten  sollte.  Polybios  hat  den  Übergang  über  das  Gebirge 
mitgemacht  und  darnach  beschrieben.     Polyb.  XXVHI  13. 

2)  Über  diese  Gegend  vgl.  Heuzey ,  Le  mont  Olympe  et  rAcarnanie  S.  140  fF. 

3)  Aus  den  Eingangsworten  des  polybischen  Exzerptes  XXVHI  12  ort  Ilt^aeujg 
ßovhjusvov  r,^fii>  /listu  d'vväfASwg  ek  @saaa'ÄtKV  könnte  man  vielleicht  abnehmen,  dafs 
Perseus  eine  Zeitlang  an  eine  Offensive  gedacht  hat.  Dies  ist  nicht  unmöglich, 
jedoch  sind  die  Anfangsworte  der  Exzerpte  zuweilen  stark  verkürzt  und  entstellt; 
es  kann  daher  auch  die  Ankunft  des  Konsuls  gemeint  sein. 

4)  Liv.  XLHI  23,  7.     XLIV  11. 

5)  Liv.  XLIV  3f     Ampelius  16. 

6)  Vgl.  Appian,  Maced.  14. 

7)  Liv.  XLIV  G,  8.     Diodor  XXX  10,  1. 


12.  Buch.     §  6.     Die  Römer  in  Makedonien  169  v.  Chr.  147 

landschaft  an  und  schlug  zwischen  Leibethron  und  Herakleion  sein  Lager 
auf.  Auch  jetzt  noch  war  seine  Lage  äufserst  mifsHch.  Vor  sich  hatte 
er  den  Feind,  der  alle  festen  Plätze  besetzt  hielt,  der  die  Zugänge  nach 
Makedonien,  wie  nach  Thessalien  in  seiner  Gewalt  hatte,  hinter  sich 
hatte  er  das  Gebirge,  eine  Verpflegung  des  Heeres  war  kaum  möghch. 
Aber  die  Kopflosigkeit  des  Perseus  rettete  ihn  aus  der  Gefahr. 

Der  König  soll  sich  im  Bade  befunden  haben,  als  er  die  Ankunft 
der  Römer  erfuhr.  In  blindem  Schreck  gab  er  alles  verloren.  Er 
schickte  den  Schatzmeister  Nikias  nach  Phakos,  der  Burg  bei  Pella  ^, 
um  den  königlichen  Schatz  in  den  See  zu  werfen,  einen  anderen  Be- 
amten, Andronikos,  nach  Thessalonike  mit  dem  Befehl,  die  Werfte  an- 
zuzünden. Die  Besatzungen  der  Pässe  rief  er  eiligst  zurück,  er  räumte 
sogar  Tempe.  Das  gut  befestigte  Dion,  eine  der  ältesten  und  schönsten 
makedonischen  Königstädte,  gab  erpreis;  unter  Mitnahme  einiger  Kost- 
barkeiten entfloh  er  und  zwang  die  Bewohner,  mit  ihm  nach  Pydna 
überzusiedeln  -. 

Der  Konsul  liefs  sogleich  den  Tempepafs  und  seine  Befestigungen 
von  Larisa  aus  in  Besitz  nehmen  und  rückte  dann  vorsichtig  dem  Feinde 
nach.  Dion  ward  besetzt  und  verschont,  auch  sonst  wurde  das  Land 
mit  berechneter  Milde  behandelt.  So  erreichte  er  den  Flufs  Askordos, 
etwa  einen  Nebenflufs  des  Haliakmon.  Aber  je  weiter  er  kam,  desto 
schwieriger  ward  die  Ernährung  des  Heeres;  es  brach  geradezu  Mangel 
aus,  und  der  Konsul  mufste  nach  Dion  zurückgehen.  Hier  erschien 
nun  die  römische  Flotte,  aber  auch  sie  konnte  nicht  helfen,  da  die 
Proviantschiff'e  an  der  magnetischen  Küste  zurückgeblieben  waren.  Es 
war  ein  Glück,  dafs  in  den  von  Perseus  geräumten  Kastellen  um  Tempe 
und  Phila  ansehnliche  Vorräte  erbeutet  waren.  Zu  besserer  Versorgung 
seiner  Truppen  räumte  der  Konsul  auch  Dion  wieder  und  ging  nach 
Phila  zurück  ^. 

Perseus  hatte  sich  mittlerweile  von  dem  ersten  Schrecken  erholt. 
Sein  ganzes  Heer  versammelte  sich  bei  ihm,  und  als  die  Römer  nun 
Dion  wieder  aufgaben,  ward  es  für  ein  Zeichen  von  Schwäche  an- 
gesehen. Perseus  rückte  gleich  nach,  besetzte  und  befestigte  Dion  aufs 
neue  und  nahm  5  Millien  weiter  südlich  am  Flusse  Elpeios  Stellung  *. 
Er  bereute  die  übereilten  Befehle,  die  glücklicherweise  noch  widerrufen 
werden  konnten ;  nur  ein  Teil  des  Schatzes  war  in  den  See  von  Pella 


1)  Vgl.  Liv.  XLIV  4G,  6. 

2)  Liv.  XLIV  6.     Diodor  XXX  10  f.     Appian,  Maced.  16. 

3)  Liv.  XLIV  7. 

4)  Liv.  XLIV  8. 

10^ 


148  12.  Buch.     §  6.     Seekrieg  169  v.  Chr. 

geworfen,  ward  aber  gröfstenteils  wieder  aufgefischt  '.  Er  schämte  sich 
seiner  törichten  Furcht;  um  die  Spuren  möglichst  zu  verwischen,  liels 
er  die  Mitwisser,  vor  allem  Nikias  und  Andronikos,  im  stillen  beseitigen. 
Die  Schuld  am  Eindringen  der  Römer  wälzte  er  auf  seine  Feldhaupt- 
leute ab,  besonders  Hippias  und  Asklepiodotos,  die  scharf  getadelt  wur- 
den. Man  wollte  bemerken,  dafs  er  seit  dieser  Zeit  mifstrauisch,  ty- 
rannisch und  mutlos  wurde  ^.  Am  Elpeios  legte  er  eine  Kette  von  Ver- 
schanzungen an ;  er  war  entschlossen  in  der  Verteidigung  zu  verharren, 
und  rechnete  dai'auf,  sich  bis  zum  Winter  zu  behaupten.  In  der  Tat 
war  es  den  Römern  unmöglich,  ihn  in  dieser  festen  Stellung  anzugreifen. 
Der  Konsul  eroberte  in  dieser  Zeit  unter  Mitwirkung  der  Flotte  He- 
rakleion,  das  vergebens  auf  Hilfe  von  Perseus  wartete,  und  traf  an- 
scheinend Vorbereitungen,  gegen  Dion  vorzurücken,  allein  in  Wahrheit 
richtete  er  sich  darauf  ein,  in  der  Gegend  zu  überwintern,  und  trug  zu 
dem  Zweck  für  ausreichende  Verproviantierung  Sorge  ^.  Der  Krieg 
kam  wieder  ins  Stocken,  und  Marcius  hatte  nur  so  viel  erreicht,  dafs 
sein  Heer  jetzt  auf  makedonischem  Boden  stand.  Er  hielt  das  Er- 
worbene fest  und  hat  dort  bei  Phila  den  Winter  zugebracht  *.  Kurz 
nach  seinem  Übergang  über  das  Gebirge  hatte  er  das  Angebot  der 
Achäer  empfangen,  aber  er  lehnte  die  Hilfe  mit  Dank  ab  ^. 

Die  römische  Flotte  kam  viel  später  in  Tätigkeit  und  hat  mit  dem 
Landheer  nur  unvollkommen  zusammengewirkt  ^.  Sie  mufs  eine  Zeit- 
lang an  der  makedonischen  Küste  bei  Herakleion  gelegen  haben,  ver- 
mutlich weil  die  Verbündeten,  Eumenes  und  Prusias,  noch  nicht  bereit 
waren.  Ihr  erstes  Unternehmen  war  dann  gegen  Thessalonike  gerichtet, 
wo  man  landete,  plünderte  und  mit  der  makedonischen  Besatzung  einige 
glückliche  Gefechte  bestand.  Man  versuchte  sogar,  die  Stadt  ein- 
zuschliefsen ,  gab  es  aber  wieder  auf.  Auf  der  Weiterfahrt  ward  bei 
Aeneia  und  Antigoneia  gelandet;  bei  letzterem  Orte  wurden  die  Römer 
nach  einem  scharfen  Gefecht  von  den  Makedoniern  auf  die  Schiffe  zu- 
rückgetrieben '.  Bald  darnach,  bei  Pallene  stiefsen  die  Verbündeten  zur 
römischen  Flotte,  Eumenes  mit  24,  Prusias  mit  5  Schiffen  ^,    und   man 


1)  Liv.  XLIV  8.  10. 

2)  Liv.  XLIV  7,  8.  10,  Iff.     Polyb.  XXVIII  10.     Appian,  Maced.  16. 

3)  Liv.  XLIV  8.     Polyb.  XXVIII  11.    17,  1. 

4)  Liv.  XLIV  20,  2  ff.     Vgl.  Polyb.  XXIX  23,  11. 

5)  Polyb.  XXVIII  13,  3.     Oben  S.  139. 

6)  Liv.  XLIV  10,  5  ff. 

7)  Liv.  XLIV  10,  8.     Diodor  XXX  12. 

8)  Wir  wissen  aus  Polyb.  XXIX  6,  1 ,   dafs  Eumenes   einmal   vor  Amphipolis 
erschienen  ist.    Das  könnte  vor  der  Vereinigung  mit  der  römischen  Flotte  geschehen 


12.  Buch.     §  G.     Seekrieg  169  v.  Chr.  149 

unternahm  es  jetzt,  Kassandreia  am  Isthmos  von  Pallene  zu  belagern. 
Die  Römer  griffen  von  der  makedonischen  Seite,  die  Verbündeten  von 
Osten  her  an.  Die  Stadt  war  gut  befestigt,  die  Besatzung,  Agrianen 
und  Illyrier,  zwar  nicht  sehr  zahlreich,  aber  tapfer  und  gut  geführt. 
Die  ersten  Angriffe  waren  erfolglos,  vielmehr  hatten  die  Römer  durch 
einen  unerwarteten  Ausfall  der  Besatzung  empfindliche  Verluste.  Nunmehr 
ward  beschlossen,  die  Stadt  methodisch  in  Angriff  zu  nehmen,  und  man 
begann  mit  den  Arbeiten;  jedoch  da  es  gelang,  von  Thessalonike  aus  eine 
Verstärkung  von  Galatern  in  die  Stadt  hineinzuwerfen,  verzichteten  die 
Verbündeten  auf  ihre  Absicht  und  zogen  ab.  Nach  einem  Versuch  auf 
Torone  wandten  sit  sich  plötzlich  südwärts  gegen  Demetrias,  in  der 
Hoffnung,  die  Stadt  zu  überrumpeln,  allein  der  Kommandant,  Antima- 
chos,  hatte  alles  zur  Verteidigung  vorbereitet,  und  man  fuhr  weiter, 
um  in  nächster  Nähe  beim  sagenberühmten  lolkos  zu  landen  und  von 
hier  aus  die  Belagerung  einzuleiten. 

Zur  Unterstützung  und  Ergänzung  des  Angriffs  auf  Demetrias 
sandte  gleichzeitig  der  Konsul  von  Makedonien  aus  eine  Abteilung  unter 
dem  Tribunen  Marcus  Popilius  gegen  das  unweit  an  der  magnetischen 
Küste  gelegene  Meliboia  '.  Die  Römer  hofften,  die  Stadt  im  Anlauf  zu 
nehmen,  da  sich  aber  die  Bürgerschaft  nach  dem  ersten  Schrecken  bald 
fafste,  so  raufste  eine  richtige  Belagerung  ins  Werk  gesetzt  werden. 
Auf  die  Kunde  von  diesen  Unternehmungen  schickte  nunmehr  Perseus 
den  Meliböern  2öOO  Mann  auserlesener  Truppen  unter  Euphranor  zur 
Hilfe.  Als  diese  vor  Meliboia  erschienen,  zogen  sich  die  römischen  Be- 
lagerer schleunigst  zurück,  worauf  Euphranor  seinen  Weg  nach  Deme- 
trias fortsetzte.  Seine  Ankunft  befähigte  die  Besatzung  der  Festung, 
den  draufsen  schwärmenden  feindlichen  Plünderern  erfolgreich  entgegen- 
zutreten und  die  Verteidigung  erheblich  zu  verstärken.  Nach  einer  ge- 
naueren Rekognoszierung  hielten  die  Verbündeten  die  Belagerung  für 
aussichtslos  und  zogen  ab  ^ ,  womit  der  Seekrieg  des  Jahres  sein  Ende 
nahm.  Die  Flotte  hatte  nicht  viel  ausgerichtet;  wir  erfahren,  dafs  der 
Mannschaftsbestand  durch  Desertionen  stark  gelichtet  ward  ^.  Eumenes 
fuhr,  nachdem  er  dem  Konsul  einen  Besuch  abgestattet  hatte,  nach  Per- 
gamon  zurück,  die  römische  Flotte  ward  zur  Überwinterung  teils 
nach  Skiathos,  teils  nach  Oreos  auf  Euböa  gelegt;  von  hier  aus  konnten 


sein ;  dann  würden  wir  anzunehmen  haben,  dafs  die  Pergamener  schon  allerlei  unter- 
nommen hatten;  aber  vielleicht  gehört  jenes  Ereignis  ins  Jahr  170  v.  Chr. 

1)  Liv.  XLIV  13. 

2)  Liv.  XLIV  13,  8  f.     Polyb.  XXIX  6,  1. 

3)  Liv.  XLIV  20,  6. 


150  12.  Buch.     §  6.     Q.  Marcius  und  die  Hellenen. 

die  in  Makedonien  und  Thessalien  lagernden  Truppen  am  besten  mit 
dem  Nötigen  versorgt  werden. 

Auf  dem  illyrischen  Schauplatz  war  nichts  von  Belang  geschehen; 
Appius  Claudius  Centho  wandte  sich  im  Laufe  des  Sommers  an  den 
achäischen  Bund  und  verlangte,  dafs  die  Achäer  ihm  5000  Mann  nach 
Epirus  stellen  sollten;  allein  dies  ward  von  ihnen  nach  Anweisung  des 
Konsuls  abgelehnt.  Ohne  Unterstützung  scheint  Appius  sich  nicht  stark 
genug  gefühlt  zu  haben,  etwas  Bedeutendes  zu  unternehmen  ^ 

Der  Konsul  Marcius  hatte  neben  seiner  militärischen  zugleich  eine 
diplomatische  Aufgabe  zu  erfüllen,  die  Politik  des  Senats  den  Hellenen 
gegenüber  zu  vertreten,  sie  zu  beschwichtigen,  ohne  den  Senat  zu  ver- 
pflichten. Dieser  Aufgabe  hat  er  sich  mit  Geschick  entledigt.  Wir 
kennen  sein  Verhalten  den  Achäern  gegenüber,  die  ihm  durch  eine  Ge- 
sandtschaft die  Streitkräfte  des  Bundes  zur  Verfügung  stellten.  Er 
lehnte  das  Anerbieten  ab,  aber  in  der  verbindlichsten  Form  unter  voller 
Anerkennung  der  freundlichen  Gesinnung  des  achäischen  Bundes.  Er 
veranlafste  sie  ferner,  das  Gesuch  des  Appius  Claudius  Centho  ab- 
zulehnen ^.  Jedoch  wollte  er,  wie  es  scheint,  nicht  ganz  auf  die 
Achäer  verzichten.  Wohl  aus  diesem  Grunde  hat  er  später,  als  im 
Winter  169/8  v.  Chr.  die  Könige  von  Ägypten,  der  ältere  und  jüngere 
Ptolemäos,  gegen  den  drohenden  Angriff  des  Antiochos  beim  Bund  um 
Hilfe  baten,  die  Bewilligung  des  Gesuchs  hintertrieben  ^.  Zuerst  auf 
einer  Versammlung  in  Korinth  und  später  in  Sikyon  entstand  über 
diese  Frage  eine  lebhafte  Debatte.  Lykortas  und  Polybios,  die  von  den 
Ägyptern  als  Führer  gewünscht  wurden,  sprachen  eifrig  für  das  Hilfs- 
gesuch und  hatten  die  Mehrheit  für  sich.  Die  Römerfreunde,  Kalli- 
krates,  Diophanes  und  Hyperbatas,  hoben  dagegen  hervor,  dafs  in  dieser 
Zeit  die  Achäer  alle  ihre  Kräfte  für  die  Römer  aufsparen  müfsten.  Sie 
schlugen  vor,  sich  mit  einer  Friedensvermittelung  zwischen  Antiochos 
und  Ägypten  zu  begnügen,  und  da  der  Konsul  in  einem  Schreiben  dies 
unterstützte,  so  verzichteten  die  Gegner  auf  Widerrede  und  verliefsen 
die  Versammlung  *,  die  nach  dem  Wunsche  des  Konsuls  beschlofs  •''. 


1)  Polyb.  XXVIII  13,  7.  Liv.  XLIV  20,  5.  Man  braucht  nicht  mit  Momm- 
sen,  Rom.  Gesch.  I^  769  anzunehmen,  dafs  der  Konsul  die  Unterstützung  des^Centho 
aus  Eifersucht  verhindert  habe;  es  beruhte  wohl  auf  der  Instruktion  des  Senats. 

2)  Polyb.  XXVIII  13,  4  ff. 

3)  Polyb.  XXIX  24 f. 

4)  ßVfjjfwpjjffftr  ex  twy  nQayfxchwy  Polyb.  XXIX  25,  5. 

5)  Die  Ägypter  richten  nach  Ablehnung  ihres  Gesuches  die  Bitte  an  die 
achäischen  Magistrate,  ihnen  für  den  Krieg  wenigstens  den  Lykortas  und  Polybios 
zu  überlassen.     Polyb.  XXIX  25,  7.     Das  Exzerpt  bricht  damit  ab,   und  wir  er- 


12.  Buch.     §  6.     Bündnis  des  Genthios  mit  Perseus  169/8  v.  Chr.        151 

Auch  mit  den  Rhodiern  hat  der  Konsul  auf  das  freundschaftlichste 
verhandelt,  und  es  scheint  ihm  überhaupt  gelungen  zu  sein,  die  Hellenen 
von  den  guten  Absichten  der  Römer  zu  überzeugen  '.  Die  Hauptsache 
freilich,  die  Entscheidung  und  den  Sieg  hatte  er  nicht  erreicht,  und  da 
der  Krieg  sich  weiter  hinzog,  so  gewannen  die  Freunde  Makedoniens 
immer  mehr  Boden,  und  die  unablässigen  Bemühungen  des  Perseus, 
andere  Staaten  zur  Hilfe  oder  zur  Intervention  zu  veranlassen,  machten 
immer  mehr  Eindruck.  Vor  allem  brachte  Perseus  jetzt  die  immer  noch 
schwebenden  Unterhandlungen  mit  Genthios  zur  Vollendung.  Das  Ein- 
dringen der  Römer  in  Makedonien  nötigte  ihn  endlich,  das  geforderte 
Geldopfer  zu  bringen,  und  sein  Unterhändler  Hippias  ward  mit  dem 
Illyrier  handelseinig.  Gegen  Zahlung  von  300  Talenten  erklärte  sich 
Genthios  bereit,  sich  mit  Perseus  zu  verbünden.  Noch  im  Herbste 
169  V.  Chr.  kehrte  Hippias  zu  Perseus  zurück,  das  Bündnis  ward 
abgefafst  und  durch  Geiseln  beiderseits  verbürgt  -.  Der  makedo- 
nische  Gesandte  Pantauchos,  der  sich  nunmehr  zum  formellen  Abschlufs 
des  Vertrages  zu  Genthios  begab,  feuerte  den  Illyrier  zu  eifrigen 
Rüstungen  an,  besonders  zur  See,  um  hier  in  den  illyrischen  und  epi- 
rotischen  Gewässern  einen  unerwarteten  Schlag  zu  führen.  Durch  einen 
kräftigen  Vorstofs  der  Illyrier,  durch  Unterbrechung  der  Verbindung 
mit  Italien  konnten  die  Römer  ernstlich  geschädigt,  vielleicht  sogar  aus 
ihrer  ohnehin  erschütterten  Stellung  in  Illyrien  und  Epirus  verdrängt 
werden.  Den  Boten  des  Genthios  ging  Perseus  vom  Elpeios  bis  Dion 
entgegen  und  leistete  ihnen  dort  in  Gegenwart  der  gesamten  make- 
donischen Reiterei  den  Bundeseid.  Alle  Makedonier  sollten  wissen,  dafs 
Perseus  nicht  mehr  allein  stehe,  und  daraus  neuen  Mut  schöpfen.  Die 
makedonischen  Geiseln  wurden  den  Illyriern  übergeben,  die  versprochene 
Geldsumme  abgesandt  und  die  erste  Rate  dem  Genthios  eingehändigt, 
der  nunmehr  sofort  die  Feindseligkeiten  eröffnete  und  eine  bei  ihm 
weilende  römische  Gesandtschaft  festnahm  -^  (Frühjahr  168  v.  Chr.). 

Die  Gesandten  des  Genthios  nahmen  zugleich,  auch  dies  war  vor- 
her vereinbart,  an  der  neuen  diplomatischen  Aktion  des  Perseus  teil. 
Natürlich  machte  der  Übertritt  des  Genthios  keinen  geringen  Eindruck; 
er  war  ein  erstes  Beispiel,  das  vielleicht  Nachahmung  fand.  Perseus 
schickte  nach  Vollziehung  des  Bündnisses  Botschaften  an  Eumenes  und 


fahren  nicht,  was  wir  gerne  wüfsten,  ob  dies  Gesuch  bewiUigt  ward  und  die  beiden 
Achäer  wirklich  nach  Ägypten  gegangen  sind,  was  nicht  unwahrscheinlich  ist. 

1)  Unten  S.  156.     Die  Achäer  haben  ihm  eine  Statue   gesetzt.     SIG.  I''  301. 

2)  Polyb.  XXIX  3  f.     Liv.  XLIV  23. 

3)  Polyb.  XXIX  3  f.     Liv.  XLIV  23.  27,  11.    Appian,  Illyr.  9.    Maced.  18,  1. 
Plut.  Aem.  13. 


152  12.  Buch.     §  6.     Römische  Rüstungen. 

Antiochos;  besonders  den  letzteren  forderte  er  auf,  an  der  Herstellung 
des  Friedens  mitzuwirken,  oder  wenn  nötig,  zur  Hilfe  zu  kommen ;  er 
machte  ihn  auf  die  Gefahren  aufmerksam,  die  ein  vöUiger  Sieg  der 
Römer  auch  für  ihn  haben  würde.  Vor  allem  schickte  er  aufs  neue 
seinen  Unterhändler  Metrodoros  zu  den  Rhodiern,  über  deren  Stimmung 
er  vor  kurzem  die  günstigsten  Berichte  erhalten  hatte,  so  dafs  er  hoffen 
konnte,  sie  in  Bewegung  zu  setzen.  Die  Gesandten  des  Genthios  be- 
gleiteten den  Metrodoros,  um  die  Waffengemeinschaft  der  beiden  Kö- 
nige auf  Rhodos  sichtbar  vor  Augen  zu  führen  ^ 

Für  die  Römer  war  dies  alles  bedrohlich  genug.  Nachdem  der 
letzte  Feldzug  die  erwartete  Entscheidung  nicht  gebracht  hatte,  begann 
das  neue  Ki'iegsjahr  mit  dem  Abfall  des  Genthios,  d.  h.  mit  einem 
neuen  Kriege,  und  mit  der  Aussicht  auf  weitere  Verwickelungen.  Jedoch 
liefsen  sie  sich  nicht  beirren;  sie  erkannten,  dafs  den  Gefahren  am 
besten  durch  eine  neue,  starke  Rüstung  und  einen  tüchtigen  Feld- 
herrn begegnet  werden  könnte ,  und  handelten  darnach  '^.  Ihr  weites 
Herrschaftsgebiet  gewährte  ihnen  ]\Ienschen  und  Mittel  genug.  Ein  be- 
währter Feldherr,  Lucius  Aemilius  Paullus,  der  sich  als  Prätor  und 
Konsul  in  Spanien  und  Ligurien  ausgezeichnet  hatte,  ward  aufs  neue 
zum  Konsul  gewählt  und  mit  dem  Kriege  in  Makedonien  betraut.  Er 
war  ein  hervorragender  Soldat,  besonnen  und  entschlossen,  und  wufste, 
was  das  Vaterland  von  ihm  erwartete.  Er  nahm  das  Kommando  und 
die  Leitung  der  Rüstungen  fest  in  die  Hand.  Seine  Vorgänger  hatten 
sich  durch  die  Kritik  der  Bürgerschaft  und  Ratschläge  Unberufener  be- 
irren lassen.  Aemilius  verbat  sich  solche  Einmischung  und  forderte 
von  der  Bürgerschaft  gleich  bei  seiner  Antrittsrede  Gehorsam  und 
Disziplin  ^.  Sehr  ansehnlich  waren  die  Verstärkungen,  die  er  mitnahm, 
14000  Mann  Fufsvolk  und  1200  Reiter*.  Der  Seekrieg  ward  dem 
Prätor  Gnäus  Octavius  übergeben,  und  die  Flotte  ohne  Zweifel  eben- 
falls bedeutend  verstärkt.  In  Illyrien  ward  der  Prätor  Lucius  Anicius 
Nachfolger  des  Appius  Claudius  Centho ;  er  ging  mit  einem  vollständigen 
konsularischen  Heer  von  etwa  20  000  Mann  nach  Illyrien  hinüber  ^.    Die 

1)  Polyb.  XXIX  4,  7flP.  mit  den  Ergänzungen  bei  Liv.  XLIV  23,  9  ff. 

2)  An  den  Frieden  mit  Perseus  dachten  sie  nicht.  Die  Erzählung  Dios ,  die 
Römer  würden  das  von  Eumeues  unterstützte  Friedeusgesuch  bewilligt  haben,  wenn 
nicht  die  Rhodier  in  so  anmafslicher  Weise  dafür  eingetreten  wären,  ist  ohne  Wert. 
Dio  Cass.  fr.  66,  2.     Zonar.  IX  22,  11. 

3)  Plutarch  Aemil.  11.     Liv.  XLIV  22.     Polyb.  XXIX  1. 

4)  Es  waren  nicht  nur  Italiker,  sondern  auch  andere  Untertanen  oder  Ver- 
bündete. Eine  ligurische  Kohorte  bei  Liv.  XLIV  35,  19.  Polyb.  fr.  XXIX  14,  4. 
Flut.  Aem.  11. 

5)  Liv.  XLIV  20. 


12.  Buch.     §  G.     Ankunft  der  Bastarner  168  v.  Chr.  153 

Verbündeten  rüsteten  ebenfalls;  Eumenes  bot  galatische  Kelter  auf, 
ähnlich  wird  Massinissa  Verstärkungen  geschickt  haben.  Bei  Beginn 
des  Feldzuges  standen  auf  römischer  Seite  gegen  100  000  Mann  gegen 
Perseus  und  Genthios  in  den  Waffen  K 

Perseus  verfügte  ja  über  weit  geringere  Hilfsmittel  als  die  Römer 
und  ihre  Verbündeten;  aber  sein  reicher  Staatschatz,  auf  dessen  Füllung 
er  stets  sorgfaltig  bedacht  war,  gestattete  ihm,  durch  Söldner  sein  Heer 
zu  verstärken.  Zu  derselben  Zeit,  wo  er  sich  mit  Genthios  verbündete, 
nach  dem  Eindringen  des  Quintus  Marcius  in  Makedonien  schickte  er 
seine  Werber  über  die  Donau  zu  den  Kelten  und  er  fand  hier  Krieger 
genug,  die  bereit  waren,  sich  in  seinen  Dienst  zu  stellen.  Es  kam  eine 
grofse  Schar  über  die  Donau,  meist  Bastarner,  auserlesene  Krieger,  die 
sich  ganz  dem  Waffenhandwerk  gewidmet  hatten,  10  000  Reiter  und 
10  000  Mann  zu  Fufs,  auch  Hamippen -.  Im  Frühjahr  168  v.  Chr. 
standen  sie  im  Gebiete  der  Mäder  nahe  der  makedonischen  Grenze  zur 
Verfügung  des  Königs.  Dieser  ging  ihnen  bis  an  den  Axios  entgegen, 
traf  die  Vorbereitungen  zu  ihrer  Aufnahme  und  bestimmte  sie  zunächst 
nach  Bylazora  an  der  Nordgrenze  Päoniens  ^.  Alles  schien  abgemacht, 
aber  an  der  Geldfrage  scheiterte  das  Einverständnis.  Die  Gallier  hatten 
sich  für  den  Reiter  10  Goldstücke,  für  den  Fufsknecht  5,  für  die  Führer 
1000  ausbedungen,  aber  Perseus  dachte  ihnen,  da  er  jetzt  ihrer  sicher 
zu  sein  glaubte,  von  ihrem  Sold  etwas  abzuziehen.  Er  sandte  ihnen 
Geschenke,  aber  nicht  den  ausgemachten  Lohn.  Aber  die  Gallier  wollten 
ohne  das  Geld  keinen  Schritt  tun  *.  Perseus  legte  die  Sache  dann 
seinem  Kriegsrat  vor,  wo  er  seine  Knauserei  zu  beschönigen  suchte;  nur 
5000  Reiter,  sagte  er,  seien  nötig ;  eine  allzu  grofse  Zahl  dieser  treulosen 
Barbaren  könne  dem  Lande  Schaden  bringen.  Die  Anwesenden  merkten 
wohl,  dafs  er  sich  vom  Gelde  nicht  trennen  könnte ;  zu  widersprechen 
fand  niemand  den  Mut.  So  mufste  denn  der  Unterhändler,  Antigonos, 
den  Galliern  mitteilen,  Perseus  brauche  nur  5000  Reiter,  die  übrigen 
möchten  wieder  umkehren.     Es  scheint,    dafs   die  Barbaren  sich    damit 


1)  Plutarch  Aemil.  12. 

2)  Liv.  XLIV  26.  Plut.  Aem.  12.  Diodor  XXX  19.  21,  3.  XXXI  14.  Appian 
Maced.  18.  Vgl.  Polyb.  XXIX  9,  13.  Appian  nennt  sie  statt  Galater  Geten,  nach 
den  Zuständen  seiner  Zeit. 

3)  Sie  standen  bei  Desudaba  im  mädischen  Gebiet,  wohl  am  Strymon,  75  Millien 
vom  Axios  entfernt.  Weshalb  sie  nach  Bylazora  gehen  sollten,  wissen  wir  nicht, 
vielleicht  gegen  die  Dardaner.  Übrigens  war  von  da  das  obere  Makedonien  leicht 
zu  erreichen. 

4)  Den  Wortführer  nennt  bei  dieser  Gelegenheit  Livius  (XLIV  26,  11)  Klon- 
dicus,  gleichnamig  mit  dem  Führer  des  früheren  bastarnischen  Zuges  (oben  S.  101), 
Appian  Kloilios. 


154  12.  Buch.     §  7.     Die  makedouische  Flotte  168  v.  Chr. 

zufrieden  gegeben  hätten,  wenn  nur  das  Geld  für  die  5000  zur  Stelle 
gewesen  wäre;  aber  statt  dessen  hörten  sie  neue  Ausflüchte,  worauf  sie 
umkehrten  und  unter  Verwüstung  Thrakiens  wieder  in  die  Heimat  zu- 
rückzogen. Diese  Barbaren  hätten  von  unberechenbarem  Nutzen  sein 
können.  Während  Perseus  das  römische  Heer  im  südlichen  Makedonien 
festhielt,  hätten  sie  in  Thessalien  einbrechen,  das  Land  verheeren,  den 
Römern  die  Zufuhr  unterbinden  und  sie  zum  Rückzuge  nötigen  können  ^ 
Der  Krieg  hätte  dadurch  eine  neue  Wendung  erhalten. 

Noch  schmutziger  zeigte  sich  der  Geiz  des  Perseus  seinem  Bundes- 
genossen Genthios  gegenüber,  den  er  um  die  feierlich  versprochenen, 
zum  Kriege  so  nötigen  Subsidien  betrog  ^.  Von  den  geschuldeten  300 
Talenten  wurden  dem  Genthios  zehn  sogleich  ausgezahlt,  das  übrige 
ward  unter  Aufsicht  der  illyrischen  Gesandten  versiegelt  und  nach 
lUyrien  in  Bewegung  gesetzt.  Als  dann  Perseus  erfuhr,  dafs  Genthios 
unwiderruflich  mit  den  Römern  gebrochen  habe,  liefs  er  den  Transport 
anhalten  und  umkehren;  denn  jetzt  mufste  Genthios  auch  ohne  Sub- 
sidien in  den  Krieg  eintreten.  Das  Geld  ward  später  in  der  make- 
donischen Schatzkammer  von  den  Römern  gefunden  ^.  Es  war,  als  wenn 
Perseus  es  darauf  abgesehen  hätte,  den  Römern  eine  möglichst  reiche 
Beute  zuzuwenden.  Man  darf  sich  über  dies  alles  nicht  allzusehr  er- 
staunen, da  der  König  sogar  seinen  eigenen  Leuten  gelegenthch  den 
Sold  schmälerte  *. 

§7. 
Der  Krieg  von  168  v.  Chr.  ward  von  makedonischer  Seite  eröffnet  ^ 
Allen  unvermutet  liefen  40  wohlbewaffnete  Lemben  und  einige  kleinere 
Schiffe  unter  Antenor  und  KaUippos  von  Kassandreia  aus,  zu  einer 
Zeit,  wo  die  römische  Flotte,  die  überhaupt  nicht  im  besten  Stande  war, 
sich  noch  der  Winterruhe  hingab.  Die  makedonischen  Admirale  konnten 
ungehindert  ihre  Aufgabe  erfüllen,  die  eigenen  Transporte  beschützen 
und  feindliche  wegnehmen  und  ihre  Flagge  im  ägäischen  Meere  zeigen. 
Antenor  ging  zuerst  nach  Tenedos,  wo  einige  rhodische  Schiffe  unter 
Eudamos  überrascht,  aber  freundlichst  entlassen  wurden.  Ein  grofser 
Transport,  den  pergamenische  Krieg.schiffe  blockiert  hielten,  ward  be- 
ireit und  heimgeleitet.      Einige    Tage    später,    nach    kurzem   Aufenthalt 


1)  Liv.  XLIV  27,  4,  vgl.  Appian  Maced.  18,  .3. 

2)  Liv.  XLIV  27,  7fiF.     Appian  Maced.  18.     lUyr.  9.     Plut.  Aem.  13. 

3)  Liv.  XLIV  46,  8. 

4)  Liv.  XLII  67,  5.     Am  Ende  des  Feldzuges  von   171  v.  Chr.   gab  er  seinen 
Reitern  statt  des  beabüichtigten  Jahressoldes  nur  die  Hälfte. 

5)  Liv.  XLIV  28.     Appian,  Maced.  18,  3.     Polyb.  XXIX  11,  3. 


12.  Buch.     §  7.     Die  makedonische  Flotte  168  v.  Chr.  155 

in  Sigeion  fuhr  Antenor  südwärts  und  nahm  zwischen  Chios  und  Eläa, 
dem  Hafen  der  Pergamener,  Stellung.  Er  lauerte  hier  den  Verstärkungen 
auf,  die  von  Pergamon  aus  zum  Heere  nach  Griechenland  bestimmt 
waren,  mehr  als  1000  gallische  Reiter  mit  ihren  Pferden  auf  35  Schiffen. 
Ohne  Ahnung  von  der  Anwesenheit  der  Makedonier  kamen  sie  daher- 
gefahren  und  wurden  vollkommen  überrascht.  Sie  konnten  sich  nicht 
zur  Wehre  setzen  und  suchten  sich  ans  Land  und  in  die  Stadt  Chios 
zu  retten.  Aber  die  Makedonier  folgten,  landeten,  verlegten  ihnen  den 
Weg  ',  erreichten  die  Fliehenden  und  vernichteten  alles;  nur  ein  kleiner 
Teil  ward  gefangen.  Dies  geschah  unter  den  Mauern  von  Chios;  denn 
die  Chier  hatten  ihre  Tore  geschlossen,  aus  Furcht,  sonst  möchten  die 
Makedonier  mit  den  Galliern  eindringen.  Antenor  schickte  die  Ge- 
fangenen und  Trophäen  nach  Makedonien;  er  begab  sich  inzwischen 
nach  Phanä,  der  Südspitze  von  Chios,  und  als  er  alle  Schiffe  wieder 
beisammen  hatte,  fuhr  er  in  die  Mitte  der  Inselwelt,  nach  Delos  hin- 
über. Hier  trafen  dann  bald  darnach  fünf  Penteren  des  Eumenes 
ein  und  etwas  später  drei  römische  Penteren  mit  den  nach  Ägypten 
bestimmten  römischen  Gesandten,  Gaius  Popilius  und  seinen  beiden 
Kollegen,  die  auf  Delos  Station  machten.  Auf  dem  neutralen  Boden 
der  heiligen  Insel  und  des  Tempels  verkehrten  die  feindlichen  Parteien 
friedlich  nebeneinander.  Bequem  konnten  die  makedonischen  Schiffe  die 
vielbesuchte  Wasserstrafse  abstreifen  und  machten  zum  Schaden  der 
Feinde  und  zum  Schutze  ihrer  eigenen  Transporte  manche  glückliche 
Fahrt.  Die  Pergamener  und  Römer  suchten  ihnen  nach  Kräften  aber 
ohne  grofsen  Erfolg  entgegenzuwirken,  da  die  Gegner  durch  ihre  Zahl  und 
die  leichtere  Bauart  der  Schiffe  stark  im  Vorteil  waren.  Auch  die  Athener 
haben  damals  dem  Popilius  einige  Schiffe  kleinerer  Bauart  gestellt.  Erst 
später,  als  der  neue  römische  Nauarch  Gnäus  Octavius  eingetroffen  war 
und  die  römische  Flotte  in  See  stach,  zog  sich  Antenor  nach  Phanä 
zurück  '"*. 

Das  Erscheinen  der  makedonischen  Flotte  brachte  natürlich  be- 
sonders im  Bereiche  des  ägäischen  Meeres  eine  starke  Wirkung  hervor. 
Am  deutlichsten  zeigte  sich's  bei  den  Rhodiern,  als  Metrodoros  mit  den 
Gesandten  des  Genthios  bei  ihnen  anlangte.  Es  war  inzwischen  im 
Schofse  der  rhodischen  Bürgerschaft  für  und  wider  Perseus  weiter  ge- 
stritten worden,  aber  die  Freunde  des  Perseus  hatten  immer  mehr  Ein- 
flufs  gewonnen,  die  Stimmung   des    Volkes    neigte   sich   auf  die   make- 


1)  Sie    waren    näher    bei    Chios    als    die    Pergamener,    die    ihnen    entgegen- 
kamen. 

2)  Liv.  XLV  10. 


156  12.  Buch.     §  7.     Vermittelung  der  Rhodier  168  v.  Chr. 

donische  Seite  ^.  Die  Rhodier  wollten  Freunde  und  Bundesgenossen 
Roms  bleiben ,  aber  nach  ihren  Erfahrungen  durften  sie  nicht  die  rö- 
mische Allmacht  wünschen;  von  der  Erhaltung  Makedoniens  war  auch 
ihre  Freiheit  abhängig  und  der  Wunsch,  etwas  dafür  zu  tun  und 
dem  Kriege  ein  Ziel  zu  setzen ,  wai'd  immer  stärker  und  fand  in 
dieser  grofsen  und  selbstbewufsten  Gemeinde  auch  öffentlich  Ausdruck  '^. 
Es  kam  zu  sehr  lebhaften  Debatten  für  und  wider  Rom ;  die  Freunde 
Roms,  die  im  Regiment  safsen,  wufsten  zwar  jeden  Beschlufs  zu  hin- 
dern, der  die  Römer  verletzen  könnte,  allein  Deinon  und  Polyaratos 
wurden  immer  kühner.  In  Rom  wie  am  makedonischen  Hofe  war  man 
über  diese  Bewegung  wohl  unterrichtet,  und  wie  Perseus  immer  drin- 
gender ward,  in  demselben  Mafse  ward  man  in  Rom  sehr  verstimmt 
und  schöpfte  Verdacht ;  es  wurden  hier  schlimme  Beschuldigungen  gegen 
Rhodos  laut.  Die  rhodische  Regierung  war  bestrebt,  diese  Verdäch- 
tigungen zu  entkräften  und  die  gute  Gesinnung  der  Insel  zu  zeigen,  und 
benutzte  dazu  als  Anlafs  jenen  Senatsbeschlufs,  durch  welchen  die  Will- 
kür der  römischen  Heerführer  eingeschränkt  ward  (oben  S.  136  f.).  Es 
ward  beantragt  und  vom  Volke  beschlossen,  eine  Gesandtschaft  nach 
Rom,  eine  andere  an  die  beiden  Feldherren,  Quintus  und  Gaius  Marcius 
abzusenden.  Die  nach  Rom  bestimmten  Gesandten,  Agesilochos  und 
Genossen,  die  dort  gegen  Ende  Sommers  ankamen,  widerlegten  die 
gegen  Rhodos  erhobenen  Beschuldigungen  und  baten  um  die  Erlaubnis, 
aus  Sizilien  Getreide  ausführen  zu  dürfen.  Der  Senat  gab  freundliche 
Antwort;  auf  die  Rechtfertigung  ging  er  nicht  ein,  sondern  gab  sich 
den  Anschein,  als  wisse  er  von  nichts;  das  Gesuch  ward  genehmigt 
und  die  Ausfuhr  von  100000  Medimnen  aus  Sizilien  gestattet^. 

Die  zweite  Gesandtschaft,  geführt  von  Agepolis,  fand  noch  bessere 
Aufnahme  ^.  Der  Konsul  erklärte  von  den  Verleumdungen  gegen 
die  Rhodier  nichts  zu  glauben,  und  bat  dafür  auch  nicht  zu  dulden, 
wenn  jemand  von  den  Römern  übles  rede.  Der  Gesandte  war  von  der 
Liebenswürdigkeit    des   Feldherrn   ganz    bezaubert.     Privatim,    in    ver- 


1)  Vgl.  oben  S.  131. 

2)  Vgl.  Cato  orig.  fr.  95  b  S.  83  Peter. 

3")  Polyblos  XXVIII  2.  16.  Die  späteren  römischen  Historiker,  die  Livius 
XLIV  14,  8 ff.  und  Dio  fr.  66,  2  (vol.  I  p.  296  Boiss.)  wiedergeben,  lassen  die 
rhodischen  Gesandten,  und  zwar  in  schroffer  Form  den  Friedensvermittelungsversuch 
machen,  der  in  Wahrheit  erst  ins  nächste  Jahr  fällt.  Dies  ist  eine  absichtliche 
Änderung  der  Überlieferung,  durch  welche  die  Anmafsung  der  Rhodier  recht  deut- 
lich gemacht  werden  soll,  um  weiter  das  spätere  Verfahren  der  Römer  ihnen 
gegenüber  zu  rechtfertigen.  Nissen,  Krit.  Unters.  261.  van  Gelder,  Geschichte  der 
alten  Rhodier  S.  148. 

4)  Polyb.  XXVIII  17.     Appian,  Maced.  17. 


12.  Buch,     i?  7.     Rhodische  Vermittelung  169  v.  Chr.  157 

tranlichein  Gespräch  äufserte  der  Römer  weiter,  wie  er  sich  wundere, 
dafs  die  Rhodier  nicht  die  Friedensvermittelung  in  die  Hand  nähmen, 
was  ihnen  am  ehesten  zukomme.  Es  ist  möglich,  dafs  es  ihm  Ernst 
damit  war,  dafs  ihm  der  Ausgang  des  Krieges  wirklich  Sorgen  machte; 
denn  es  war  gerade  die  Zeit,  wo  die  Erfolge  des  Antiochos  bei  den 
Römern  Befürchtungen  wachriefen;  glaubUcher  scheint  die  Meinung,  dafs 
er  die  Rhodier  arglistig  zu  einer  Unbesonnenheit  verleiten  wollte  ^ 
Jedenfalls  schied  der  Gesandte  höchst  befriedigt  von  ihm,  fand  alsdann 
bei  dem  Flottenprätor  einen  überschwenglich  freundlichen  Empfang  und 
kehrte  nach  Rhodos  zurück.  Sein  Bericht  erregte  allgemeine  Befrie- 
digung und  frohe  Erwartung;  die  Röraerfeinde  kamen  zur  Überzeugung, 
dafs  es  den  Römern  recht  schlecht  gehen  müsse,  wenn  sie  so  redeten. 
Sie  nahmen  die  vom  Konsul  angeregte  Vermittelung  eifrig  auf.  In  hef- 
tigem Streit  ward  die  Frage  lange  hin  und  her  erörtert,  bis  im  Frühjahr 
168  V.  Chr.  bei  der  endlichen  Abstimmung  die  Entscheidung  zu  gunsten 
der  makedonischen  Partei  fiel,  die  ja  den  römischen  Konsul  selbst  für 
sich  zu  haben  schien  ^.  Die  Vermittelung  ward  beschlossen,  und  die 
Prytanen  ernannten  sogleich  die  Gesandten.  Agepolis  und  zwei  andere 
wurden  nach  Rom  bestimmt,  Dämon  mit  drei  Kollegen  an  den  Konsul 
und  an  Perseus.  Andere  Gesandte  gingen  nach  Kreta,  um  die  Kreter, 
die  Gesamtheit  wie  die  einzelnen  Städte,  mit  Rücksicht  auf  die  Zeitlage 
zu  einem  Schutz-  und  Trutzbündnis  aufzufordern. 

Kurz  darnach,  noch  vor  Abgang  der  Gesandten,  ward  der  An- 
schlufs  des  Genthios  an  Perseus  bekannt,  zugleich  erschien  die  make- 
donische Flotte  mit  so  glücklichem  Erfolg  im  ägäischen  Meere.  Welchen 
Eindruck  es  machte,  zeigte  sich,  als  jetzt  Metrodoros  mit  den  Gesandten 
des  Genthios  in  Rhodos  eintraf,  um  die  rhodische  Vermittelung  an- 
zurufen ^.  Deinon  und  Polyaratos  triumphierten ;  sie  wagten  es  jetzt 
offen  für  Perseus  zu  sprechen,  die  Führer  der  römischen  Partei,  Theä- 
tetos  und  Genossen,  waren  gedrückt  und  besorgt.  Die  Gesandten  er- 
hielten günstigen  Bescheid  * ;  die  Rhodier  erklärten ,  der  Beschlufs  der 
Friedensvermittelung  sei  schon  gefafst,  die  Könige  wurden  ersucht,  sich 
auch  ihrerseits  entgegenkommend  zu  zeigen.  In  der  Tat  gingen  bald 
darnach  die  rhodischen  Gesandten  an  ihre  Bestimmung  ab. 

Etwa  um  dieselbe  Zeit,    wie  Perseus,    hatte  Genthios   gleich    nach 


1)  Polybios  (XXV'III  17,  5f )  zieht  die  letztere  Meinung  vor,  aber  die  andere 
Möglichkeit  ist  nicht  ohne  weiteres  von  der  Hand  zu  weisen. 

2)  Polyb.  XXIX  10. 

3)  Polyb.  XXIX  11. 

4)  Es  ward  dabei  ein  Unterschied  gemacht ;  die  Gesandten  des  Genthios  wurden 
vom  Volke  zu  Gast  geladen,  nicht  der  makedonische. 


158  12.  Buch.     §  7.     Illyrischer  Krieg  168  v.  Chr. 

dem  Bruch  mit  Rom  In  Illyrien  den  Angriff  auf  die  römischen  Bundes- 
genossen eröffnet.  Zu  Anfang  des  Frühlings  168  v.  Chr.  versammelte 
er  an  der  Südgrenze  seines  Landes  bei  Lissos  etwa  15  000  Mann  und 
eine  Flotte  von  80  Lemben  \  Offenbar  hatte  er  die  Absicht,  das  rö- 
mische Illyrien  mit  überlegener  Macht  zu  überfallen,  scheint  aber  mit 
den  Vorbereitungen  noch  nicht  fertig  gewesen  zu  sein  -.  Seinen  Halb- 
bruder Caravantius  (oder  Scaravantius)  hatte  er  hinauf  ins  Binnenland 
geschickt,  um  eine  benachbarte  Völkerschaft  zu  unterwerfen  und  weitere 
Truppen  zu  sammeln.  Einstweilen  begann  er  eine  benachbarte  Grenz- 
stadt ^  zu  belagern.  Gegen  den  illyrischen  Angriff  vereinigte  Appius 
Claudius  seine  Streitkräfte,  dazu  die  Kontingente  der  illyrischen  Ver- 
bündeten, der  Apolloniaten  und  Dyrrhachiner,  am  Flusse  Genusos,  nörd- 
lich von  Apollonia.  Hier  erwartete  er  seinen  Nachfolger  Anicius,  der 
bald  mit  Heer  und  Flotte  in  Apollonia  anlangte,  am  Genusos  die  Trup- 
pen des  Appius  übernahm  und  nunmehr  an  der  Spitze  eines  überlegenen 
Heeres  von  etwa  30000  Mann  sofort  gegen  Genthios  die  Offensive  er- 
griff. Er  hatte  raschen  Erfolg  *.  Zuerst  ward  die  illyrische  Flotte,  die 
Dyrrhachion  und  Apollonia  angriff,  mit  Verlust  vertrieben.  Genthios 
ward  sodann  in  einem  Treffen  geschlagen  und  mufste  nach  Skodra 
(Skutari)  zurückgehen.  Und  nun  zeigte  sich  sogleich,  wie  brüchig  seine 
Herrschaft  war.  Viele  seiner  Untertanen,  Völkerschaften  und  Städte 
verliefsen  ihn  und  gingen  zu  den  Römern  über,  die  alles  gern  auf- 
nahmen und  sich  milde  und  schonend  zeigten.  So  konnte  Anicius  bis 
nach  Skodra  vordringen  und  schickte  sich  an,  diese  Stadt  trotz  ihrer 
natürlichen  Festigkeit  und  starken  Besatzung  anzugreifen.  Es  scheint, 
dafs  Genthios  auch  in  seiner  Hauptstadt  den  Boden  unter  den  Füfsen 
wanken  fühlte;  er  entschlofs  sich  noch  einmal  das  Kriegsglück  zu  ver- 
suchen und  stellte  sich  draufsen  vor  den  Toren  den  Römern  zur  Schlacht. 
Aber  die  Ulyrier  wurden  besiegt  und  mit  Verlust  in  die  Stadt  zurück- 
getrieben. Durch  diese  Niederlage  ward  der  Mut  des  Genthios  völlig 
gebrochen;  er  schickte  sofort  seine  Unterhändler  ins  römische  Lager 
und  bat  um  Frieden.  Anicius  verlangte  bedingungslose  Ergebung  und 
sagte  dafür  Schonung  zu.  Der  König  erbat  zunächst  eine  dreitägige 
Waffenruhe  und  Bedenkzeit,    Er  hegte  eine  letzte  Hoffnung,  Caravantius, 


1)  Liv.  XLIV  30,  6flF.     Appiau,  lUyr.  9,     Zonar.  IX  24.     Plutarch  Aemil.  13. 
Florus  I  29.     Liv.  Perioch.  44. 

2)  Wahrscheinlich  fehlte  es  ihm  an  Geld. 

3)  Bassonia  oder  Abassonia  oder  Bassania  geannt.     Liv.  XLIV  30,  7.  13.    Sie 
lag  darnach  5  Millien  von  Lissos  entfernt. 

4^  Wegen   der  Lückenhaftigkeit   des  Livius   und   der   Kürze   der   anderen  Be- 
richte sind  Einzelheiten  nicht  bekannt. 


12.  Buch.     §  8.     Krieg  in  Makedonien  168  v.  Chr.  159 

werde  ihm  vielleicht  Verstärkungen  zuführen ,  und  fuhr  ihm  in  den 
See  von  Skutari  entgegen.  Jedoch  Caravantius  konnte  nicht  helfen,  er 
sah  sich  ebenfalls  von  seinen  Leuten  verlassen  '.  Genthios  kehrte 
daher  nach  Skodra  zurück,  ging  ins  römische  Lager  hinaus  und  er- 
gab sich  dem  Prätor,  dessen  Erbarmen  er  anrief.  Zu  spät  bereute 
er  seine  Torheit,  die  ihn  dazu  gebracht  hatte,  für  eine  kleine  Summe 
Geldes  sein  Königreich  zu  opfern.  Anicius  zog  jetzt  in  Skodra  ein* 
er  befreite  zunächst  die  gefangenen  römischen  Gesandten,  die  ihn  weiter- 
hin bei  der  Ordnung  des  eroberten  Landes  unterstützten.  Die  Familie 
des  Genthios,  seine  Gattin,  seine  Söhne  Skerdilaidas  und  Pleuratos,  sein 
Bruder  Caravantius,  die  sich  nach  Meteon  in  der  Labeatis  geflüchtet, 
wurden  ebenfalls  gefangen,  nach  Skodra  gebracht  und  bald  darnach  mit 
anderen  Grofsen  des  Landes  nach  Rom  geschickt.  Der  ganze  Krieg 
war  in  drei  oder  vier  Wochen  beendet  '■^. 

§  8. 
Gleichzeitig  mit  Anicius,  möglichst  zeitig  war  der  Konsul  Aemilius 
Paullus  zum  Kriege  abgegangen.  Er  hatte  eine  ungewöhnlich  schnelle 
und  glückliche  Reise;  von  Korkyra  aus  gelangte  er  in  fünf  Tagen 
nach  Delphi,  wo  er  opferte,  von  da  erreichte  er  in  weiteren  fünf  Tagen 
das  Heer  in  Makedonien.  Er  übernahm  das  Kommando  von  seinem 
Vorgänger;  als  die  gesamte  Macht  mit  den  Verstärkungen  beisammen 
war,  begann  nach  erfolgter  feierlicher  Lustration  des  Pleeres  der  Krieg 
sogleich  ^.  Von  Phila  aus,  wo  bis  dahin  das  Hauptquartier  gewesen 
war,  rückte  Aemilius  an  den  Elpeios  gegen  die  makedonische  Stellung. 
Ein  grofser  Ruf  ging  ihm  voraus,  Perseus  erwartete  einen  heftigen  An- 
griff zu  Wasser  und  zu  Lande  und  hatte  sich  schon  darauf  gerüstet  ^. 
Die  Küstenplätze,  besonders  Thessalonike  und  die  benachbarten  Orte 
am  thermäischen  Golf  erhielten  stärkere  Besatzungen,  der  perrhäbische 
Pafs,  der  bei  Pythion  und  Petra  über  den  Olymp  nach  Makedonien 
führt,  ward  durch  5U00  Mann  gesichert,  endhch  die  Stellung  am 
Elpeios  durch  Verschanzungen,  Türme  und  Geschütz  mit  Aufgebot 
aller  verfügbaren  Hände  so  verstärkt,  dafs  auch  Aemilius  nicht  durch- 
dringen konnte.  Seine  ersten  Versuche  waren  erfolglos,  und  Perseus 
hoffte,  den  Krieg  wie  früher  hinhalten  zu  können.    Er  bemerkte  jedoch 


1)  Liv.  XLV  26,  14. 

2)  Nach  Appian,  Illyr.  9  dauerte  der  Krieg  20  Tage,  Livius  XLIV  32,  4  zählt 
30  Tage. 

3)  Liv.  XLIV  21.  30.    XLV  41.    Plut.  Aemil.  36.    Diodor  XXXI  11.  Appian, 
Maced.  19. 

4)  Liv.  XLIV  32,  5flF.     Plutarch  Aemil.  13. 


160  l'i.  Buch.     §  8.     Krieg  in  Makedonien  168  v.  Chr. 

bald,  dals  im  römischen  Lager  mit  dem  neuen  Führer  auch  ein  neuer 
Geist  eingezogen  war,  der  die  Truppen  mit  Vertrauen  und  Mut  er- 
füllte '.  Es  gelang  dem  Aemilius  dem  Wassermangel  abzuhelfen,  unter 
dem  man  bisher  gelitten,  er  ordnete  verschiedene  Verbesserungen  des 
Dienstes  an,  zog  die  Zügel  der  Disziplin  straffer  und  tat  alles  um 
seine  Truppen  jederzeit  für  den  Kampf  bereit  und  tüchtig  zu  machen. 
Im  römischen  Lager  herrschte  rege  Tätigkeit,  Aemilius  erkundete  die 
feindhchen  Stellungen,  und  Perseus  erwartete  einen  grofsen  Angriff. 
Übel  wirkte  es  auf  das  makedonische  Heer,  dafs  um  diese  Zeit  die 
Nachricht  vom  Ende  des  illyrischen  Krieges  eintraf.  Der  Gesandte 
bei  Genthios  und  die  makedonischen  Geiseln,  die  der  Katastrophe  ent- 
ronnen waren,  überbrachten  selbst  die  Kunde,  die  Perseus  vergeblich 
seinem  Heere  zu  verheimlichen  suchte  'K 

Während  sich  Aemilius  auf  die  Entscheidung  vorbereitete,  traf  die 
rhodische  Gesandtschaft  ein,  die  den  Frieden  vermitteln  sollte  ^.  Der 
Konsul  erklärte,  er  würde  in  15  Tagen  seine  Antwort  geben.  Die  Ge- 
sandtschaft war  für  ihn  eine  Mahnung,  sich  zu  beeilen.  Im  Kriegsrat 
tauchten  verschiedene  Vorschläge  auf;  man  riet,  den  Angriff  auf  die 
makedonischen  Befestigungen  zu  wagen,  zugleich  die  Flutte  vorzu- 
schicken und  dadurch  einen  Teil  des  feindschen  Heeres  nach  Norden 
abzulenken.  Jedoch  die  Stellung  des  Perseus  erschien  dem  römi- 
schen Feldherrn  uneinnehmbar.  Er  entschlofs  sich,  durch  den  per- 
rhäbischen  Pafs  ^  den  Perseus  zu  umgehen  und  aus  seiner  Stellung  zu 
vertreiben.  Der  Pafs  war  freilich  ausreichend  besetzt,  aber  Aemilius 
hoffte,  den  Feind  überraschen  zu  können.  Auf  alle  Fälle  jedoch 
zog  er  Gnäus  Octavius,  den  er  in  seine  Pläne  einweihte,  mit  der  Flotte 
zu  sich  heran,  und  es  gelang  ihm  dadurch  den  Feind  über  seine  Ab- 
sichten zu  täuschen.  Unter  Führung  seines  Eidams  Publius  Scipio 
Nasika  und  seines  Sohnes  Quintus  Fabius  Maximus  liefs  er  5000 
Mann,  auserlesene  Leute,  in  aller  Heimlichkeit  mit  zuverlässigen  perrhä- 
bischen    Führern    zu    dem    Unternehmen    aufbrechen  ^.      Während    sie 


1)  Diodor  XXX  20.     Liv.  XLIV  33  f.     Plut.  Aemil.  13.     Zonar.  IX  23. 

2)  Liv.  XLIV  35.     Hieher  gehört  vielleicht  Polyb.  fr.  131  f.   p.  1382  Hultsch. 

3)  Liv.  XLIV  35,  4  ff.     Zonar.  a.  0. 

4)  Vgl.  Heuzey,  Le  mont  Olympe  et  l'Acaruanie  S.  140  ff. 

5)  Liv.  XLIV  35,  13.  Zonar.  a.  0.  Plutarch.  Aem.  I5f.  Letzterer  zitiert 
Nasikas  eigenen  Bericht,  der  in  einem  Briefe  an  einen  König  enthalten  war.  Viel- 
leicht hat  ihn  auch  Polybios  gekannt.  Nasika  weicht  von  Polybios  in  mehreren 
Stücken  ab.  Nach  ihm  ist  der  Pafs  nicht  schon  früher  besetzt,  wie  Polybios  sagte 
(Liv.  XLIV  32,  9,  wo  Midon  ohne  Zweifel  mit  dem  Milon  Plutarchs  identisch 
ist),  sondern  wird  erst  nachträglich  von  Perseus ,  der  von  der  Sache  durch  einen 
Überläufer  erfährt,  durch  12000  Mann  gesichert.   Die  Stärke  der  römischen  Abteilung 


12.  Buch.     §  8.     Schlacht  bei  Pydua  168  v.  Chr.  161 

unterwegs  waren,  begann  er,  um  die  Aufmerksamkeit  des  Perseus  ab- 
zulenken, ein  dreitägiges  Gefecht  mit  den  makedonischen  Vortruppen, 
das  beiden  Teilen,  besonders  den  Römern,  nicht  unbedeutende  Verluste 
brachte.  Während  hier  hitzig  gestritten  ward,  gelang  die  Umgehung 
vollständig.  Die  makedonische  Besatzung  des  Gebirgspasses,  die  auf 
nichts  gefafst  war,  liefs  sich  durch  nächtlichen  Überfall  überraschen 
und  entfloh,  der  Führer  entkam  mit  knapper  Not,  und  die  5000  Römer 
gelangten  glücklich  über  das  Gebirge.  Perseus  war  umgangen  und 
mufste  seine  feste  Stellung  räumen ;  eilig  zog  er  sich  auf  Pydna  zurück. 
Wenn  er  nicht  sein  Land  dem  Feinde  preisgeben  oder  den  Krieg  ver- 
zetteln wollte,  so  mufste  er  sich  jetzt  zur  Entscheidungschlacht  stellen. 
An  Zahl  war  er  den  Römern  überlegen;  sein  Heer  zählte  etwa  40  000 
Mann  Fufsvolk  und  4000  Reiter  ^,  die  Umgebung  sprach  dem  zagen- 
den König  Mut  zu,  das  Gelände  war  nicht  ungünstig ;  es  war  die  Küsten- 
ebene mit  anstofsendem  Hügelland,  zwei  Flüsse,  Ason  und  Leukos, 
damals  im  Sommer  ziemlich  wasserarm,  gewährten  eine  gewisse  Dek- 
kung.  So  beschlofs  er  die  Schlacht  zu  liefern  und  schlug  südlich  vor 
Pydna  sein  Lager  auf  ^. 

Aemilius  vereinigte  sich  inzwischen  mit  den  Truppen  Nasikas  und 
rückte  heran.  Perseus  empfing  ihn  in  Schlachtordnung,  und  man  er- 
wartete an  diesem  Tage  den  Zusammenstofs.  Allein  Aemilius  wollte  nicht 
seine  ermüdeten  und  erhitzten  Leute  aus  dem  Marsche  ins  Gefecht 
führen,  sondern  schlug  an  den  Vorbergen  westlich  oder  südwestlich  vom 
Feinde  sein  Lager  auf^.  Am  Abend  des  Tages,  es  war  der  21.  Juni 
168  V.  Chr.,  verfinsterte  sich  der  Mond  *.     Die  römischen  Soldaten  be- 


gibt Na.sika  auf  8000  Mann  an.  Diese  Abweichungen  sind  wenig  plausibel;  wenn 
Perseus  von  der  Unagehung  erfahren  hätte,  so  würden  die  Makedonier  wohl  nicht 
überrascht  worden  sein  Nasikas  Erzählung  macht  keinen  vorteilhaften  Eindruck ; 
der  Verfasser  ist  Teilnehme!-,  hebt  aber  das  eigene  Verdienst  stark  hervor.  Ich 
halte  den  polybianischen  Bericht  für  besser. 

1)  Flut.  Aerail.  13. 

2)  Plut.  Aemil.  16.  Zou.  IX  23,  4.  Pydna  entspricht  dem  mittelalterlichen 
und  heutigen  Kition. 

3)  Über  die  Ortlichkeit  vgl.  Heuzey,  Le  mont  Olympe  p.  1.52.  Heuzey  nimmt 
an,  Aemilius  habe  auf  der  Höhe  von  Kouduriotissa  gelagert,  südlich  von  Ekaterini. 

4)  Polyb.  XXIX  16.  Plut.  Aemil.  17.  Justin.  XXXIII  1,  7.  Liv.  XLIV 
37,  5f.  Zon.  IX  23,  5.  Plin.  h.  n.  II  .53.  Zech,  Astronom.  Unters,  über  die 
wichtigsten  Finsternisse  (Preisschr.  d.  Fürstl.  Jablon.  Ges.  IV)  S.  35.  49.  Ideler, 
Handb.  d.  Chronol.  II  104.  Nach  Livius  und  Plinius,  vielleicht  auch  Zonaras 
sagt  der  Tribun  C.  Sulpicius  Gallus  dem  römischen  Heere  die  Finsternis  voraus 
und  benimmt  ihm  den  Schrecken.  Nach  Cicero  de  rep.  I  23  hat  er  die  Erscheinung 
nachher  erklärt.     Valerius  Max.  VIII  11,  1    und   Quintilian  inst.    I    10,    47    lassen 

Niese,  Gesell,  d.  ^jrriech.  u.  mak.   Staaten.     III.  11 


162  12.  Buch.     §  8.     Schlacht  bei  Pydna  168  v.  Chr. 

gleiteten  das  Phänomen  nach  heimischer  Sitte  mit  Fackelschwingen, 
Paukenschlag  und  allerlei  Getöse,  auf  die  Makedonier,  so  wird  be- 
richtet, machte  es  einen  entmutigenden  Eindruck;  man  sah  es  als  VorT 
zeichen  für  das  Ende  des  Königtumes  an. 

Am  nächsten  Morgen  traten  beide  Heere  zur  Schlachtordnung 
hinaus.  Perseus  wollte  den  römischen  Angriff  abwarten,  aber  Aemilius, 
als  erfahrener,  umsichtiger  Feldherr,  hielt  sich  zurück.  Seine  Front  war 
nordöstlich  gewandt,  und  er  wollte  nicht  die  Sonne  im  Gesicht  haben 
und  zugleich  die  Phalanx  aus  der  Ebene  in  ein  minder  günstiges  Ge- 
lände locken  ^  Er  safs  ruhig  abwartend  in  seinem  Zelt,  von  wo  er 
das  eigene  wie  das  feindliche  Heer  überschauen  konnte.  Als  nun  die 
Zeit  verging  und  es  Nachmittag  ward,  konnte  Perseus  seine  Ungeduld 
nicht  länger  halten.  Ein  Gefecht  der  Vortruppen  veranläfste  ihn,  das 
Zeichen  zum  Vorrücken  zu  geben ,  und  die  Schlacht  begann  -.  Wir 
können  uns  über  ihren  Verlauf  nur  unbestimmte  Vorstellungen  machen. 
Der  Angriff  der  Makedonier  ward  mit  allem  Ungestüm  ins  Werk  ge^ 
gesetzt.  Dem  Druck  der  geschlossenen  Phalanx  konnte  die  römische 
Linie  nicht  widerstehen-,  einige  Kohorten  wurden  über  den  Haufen  ge- 
worfen, und  Aemilius  nahm  sein  ganzes  Heer  zurück,  die  Makedonier 
kamen  bis  in  die  Nähe  des  römischen  Lagers  ^.    Aemilius  selbst  bekannte, 


nicht  erkennen,  ob  die  Aufklärung  vorher  oder  nachher  erfolgte.  Plutarch,  der 
auf  Polybios  zurückgeht,  weifs  davon  nichts,  sondern  bemerkt  nur,  Aemilius, 
Paullus  habe  wohl  die  natürlichen  Ursachen  der  Verfinsterung  gekannt,  gleichwohl 
aber  nicht  unterlassen,  zur  Abwendung  des  Unheils  ein  Opfer  darzubringen.  Also 
ist  die  Vorhersage  durch  Gallus  nur  schwach  beglaubigt  und  beruht  wohl  auf  Er- 
findung. Gallus  galt  für  einen  Freund  griechischer  Litteratur  und  Wissenschaft, 
besonders  der  Astrologie,  und  soll  über  Finsternisse  geschrieben  haben.  Cicero 
Cato  m.  49.  Brut.  79,  de  offic.  19.  Plin.  a.  0.  Livius  hat  überhaupt  in  seinen^ 
Schlachtbericht  manche  spätere,  minderwertige  Elemente.  Unrichtig  ist  auch  seine 
Behauptung,  die  Finsternis  habe  von  der  zweiten  bis  zur  vierten  Nachtstunde  ge- 
dauert.  In  Wahrheit  währte  sie  von  6  Uhr  14  Min.  bis  9  Uhr  56  Min.,  die 
totale  Verfinsterung  von  7  Uhr  26  Min.  bis  8  Uhr  45  Min.,  und  es  war  die  Zeit 
der  längsten  Tage,  also  kann  die  Finsternis  erst  gegen  Sonnenuntergang  bemerkt 
worden  sein.  Nach  römischer  Rechnung  schrieb  man  damals  angeblich  den  3.  und 
4.  September. 

1)  Plutarch  Aemil.  17.  Ob  er,  wie  Liv.  XLIV  40  behauptet,  eigentlich  erst 
am  nächsten  Tage  habe  schlagen  wollen,  ist  mir  sehr  zweifelhaft. 

2)  Liv.  XLIV  40flf.  Polyb.  XXIX  17  f.  Plutarch  Aemil.  18 ff.  Zonar.  IX 
23,  7.  Justin.  XXXI  2.  Frontin  strateg.  II  3,  20  Livius'  Bericht  ist  lückenhaft 
erhalten  und  enthält  neben  dem  polybianischen  auch  minderwertige  Bestandteile, 
Zur  Einleitung  (c.  38 f.)  wird  dem  Aemilius  eine  Rede  in  den  Mund  gelegt,  die 
sicherlich  von  Livius  selbst  herrührt. 

3)  Die  ersten  Toten  von  ihrer  Seite  fand  man  2  Stadien,  also  weniger  als  40Q 
Meter  vom  Lager  entfernt.     Plutarch  a.  0. 


12.  Buch.     §  8.     Schlacht  bei  Pydna  1G8  v.  Chr.  163 

dafs  der  Anprall  der  Phalanx  furchtbar  gewesen  sei.  Aber  bei  weiterem 
Vorrücken  bergan  und  auf  weniger  günstigem  Gelände  konnte  sie  ihren 
Zusammenhang  nicht  erhalten,  einzelne  Abteilungen  gerieten  in  Un- 
ordnung und  gaben  den  römischen  Kohorten  Gelegenheit,  sie  zu  zer- 
reifsen,  und  damit  war  die  Schlacht  entschieden.  Denn  die  geschlossene 
Phalanx  kann  sich  nur  in  einer  Richtung  bewegen;  die  langen  und 
schweren  Sarissen,  die  dichte  Ordnung  machen  Schwenkungen  fast  un- 
möglich. Aufserdem  war  der  makedonische  Soldat  mit  kurzem  Schwert 
und  leichtem  Schild  dem  römischen  Legionär  gegenüber  im  Nachteil. 
Die  Niederlage  der  Makedonier  begann  an  ihrem  hnken  Flügel  am 
Flusse;  ein  Angriff  der  römischen  bundesgenössischen  Reiterei  und  der 
Elefanten  warf  sie  zurück  \  die  Kohorten  folgten  nach,  römische  Ab- 
teilungen drängten  sich  in  die  Phalanx,  und  nunmehr  konnten  im  Nah- 
kampfe die  Römer,  die  mit  wildem  Mute  fochten  %  die  ganze  Über- 
legenheit ihrer  schweren  Bewaffnung  zeigen,  gegen  die  auch  der  tapferste 
Widerstand  nichts  ausrichtete.  In  der  kurzen  Zeit  einer  Stunde  war 
der  Sieg  der  Römer  entschieden.  Es  begann  ein  fürchterliches  Morden; 
die  Phalanx  ward  zerrissen,  in  der  Flanke  und  von  hinten  gepackt.' 
Ein  Teil  ward  auf  der  Flucht  ans  Meer  gedrängt;  hier  erschien  die 
römische  Flotte  und  nahm  an  der  Blutarbeit  teil ;  ohne  Erbarmen  ward 
alles  niedergemacht.  Nur  die  makedonischen  Reiter  entkamen  fast  un- 
versehrt. Perseus  hatte  den  heroischen  Entschlufs  gefafst  zu  siegen 
oder  zu  sterben,  aber  in  der  Schlacht  hielt  er  nicht  stand.  Als  die 
Niederlage  sich  entschied,  ritt  er  mit  der  königlichen  Reiterei  davon 
nach  Pydna  3,  unter  dem  Verwände  eines  Opfers,  ihm  folgten  Kotys 
und  die  übrigen  Reiter.  Sie  wurden  nicht  verfolgt,  da  die  römische 
Reiterei  mitten  im  Kampfe  gegen  das  makedonische  Fufsvolk  stand,  es 
scheint  fast,  dafs  die  so  zahlreiche  und  treffhche  makedonische  Kavallerie 
gar  nicht  ins  Gefecht  kam  K  Vielleicht  hat  der  römische  Feldherr  es 
verstanden,  sie  lahm  zu  legen,  um  alle  seine  Kraft  gegen  die  Phalanx 
zu  wenden,   die   in   der   Schlacht   und   auf  der   Flucht   fast  ganz   ver- 

1)  Liv.  XLIV  41,  3f.  Frontinus  a.  0.  hat  dies  etwas  abenteuerlich  aus- 
gemalt. Perseus  hatte  keine  Elefanten  und  hatte,  wie  man  erzählt,  versucht,  die 
Pferde  an  die  Elefanten  zu  gewöhnen,  aber  ohne  Wirkung.  Polyb.  XXIX  17  2 
Polyän.  IV  21.     Zonar.  IX  27,  7.     Ampelius  16.  '      ' 

2)  Plutarch  c.  21  und  Justin,  a.  0.  erzählen  vom  Heldenmut  des  jungen 
M.  Cato,  des  Sohnes  des  Censoriers.  Vielleicht  gehört  auch  Polyb.  fr.  68  (p.  1375 
Hultsch)  hieher. 

3)  Der  Historiker  Poseidonios  (nicht  der  Rhodier)  entschuldigte  den  König  der 
verwundet  gewesen  sei.     Plutarch  Aem.  19.  ' 

4)  Man  glaubte  an  Verrat  (s.  unten),  auch  scheint,  dafs  die  Stimmung  der 
Makedonier  schon  vorher  ungünstig  war.     Polyb.  XXIX  4    5. 

11* 


164  12.  Buch.     §  8.     Flucht  des  Perseus  168  v.  Chr. 

nichtet  ward.  Es  sollen  an  20  000  oder  25  000  Menschen  gefallen  sein  ^ 
Die  Verfolgung  dauerte  bis  in  die  Nacht  hinein  ^;  etwa  5000  Gefangene 
wurden  eingebracht;  in  Pydna  blieben  6000  Mann  zurück,  die  sich 
später  den  Siegern  ergaben. 

Perseus  floh  mit  den  Resten  des  Heeres  weiter  nach  Norden  ^.  Die 
Reiter  hielten  gute  Ordnung,  dann  kam  das  geschlagene  Fufsvolk,  das 
voll  Scham  und  Wut  den  Reitern  Feigheit  und  Verrat  vorwarf.  Es 
kam  sogar  zu  Tumulten  und  Handgemenge;  Perseus  fühlte  sich  in- 
mitten seiner  Truppen  nicht  mehr  sicher,  legte  die  königlichen  Insignien 
ab  und  verliefs  bei  Beginn  der  Nacht  das  Heer,  um  mit  seinem  un- 
mittelbaren Gefolge  einen  näheren  Weg  nach  Pella  einzuschlagen.  Das 
Heer  fiel  nun  ganz  auseinander,  auch  die  Reiter  zerstreuten  sich  in 
ihre  Städte.  Perseus  fand  in  Pella,  wo  er  in  der  Nacht  ankam, 
keinen  Gehorsam  mehr;  die  meisten  Freunde  verliefsen  ihn.  Auch  im 
äufsersten  Unglück  blieb  er  seiner  Art  getreu;  die  Schuld  der  Nieder- 
lage schob  er  auf  andere;  zwei  seiner  Beamten,  die  ihm  bei  seiner 
Rückkehr  in  den  Palast  freimütige  Vorstellungen  gemacht  und  Rat- 
schläge erteilt  hatten,  erstach  er  mit  eigener  Hand.  Er  verliefs  Pella 
noch  in  der  Nacht;  nur  di-ei  Freunde  blieben  bei  ihm,  drei  Fremde, 
der  Kreter  Euandros,  der  Böoter  Neon  und  der  Atoler  Archedamos, 
dazu  500  Kreter.  Seine  Schatzkammer  nahm  er  mit.  Er  eilte,  sich  zu- 
nächst über  den  Axios  in  Sicherheit  zu  bringen,  und  ging  dann  weiter 
nach  Amphipolis,  wo  er  am  dritten  Tage  nach   der  Schlacht  eintraf. 

Perseus  hatte  bei  seinem  Volke,  das  sonst  seinen  Königen  so  er- 
geben war,  durch  sein  Verhalten  allen  Kredit  verloren.  Wie  er  sein 
Szepter  hinwarf,  so  gaben  die  Makedonier  ihn  auf,  und  verzichteten  damit 
zugleich  auf  weiteren  Widerstand  gegen  die  Römer;  denn  einen  anderen 
König  hatte  man  nicht,  und  die  Gröfse  der  Niederlage  liefs  keine  W^ahl. 
Der  Adel  und  die  Städte  gingen  mit  wenigen  Ausnahmen  *  zu  den  Römern 
über.  Den  Anfang  machten  Hippias,  Milon  und  Pantauchos,  die  zu 
den  vornehmsten  gehörten,  und  von  Beroia  aus  sich  den  Römern  er- 
gaben. Die  Städte  Beroia,  Pella,  Thessalonike  und  fast  das  ganze  Land 
folgten  innerhalb  zweier  Tage  nach  ^. 

Der  Sieger  blieb  zunächst  auf  der  Wahlstatt.  Die  Beute  des 
Schlachtfeldes  fiel  dem  Fufsvolk  zu,  den  Reitern  ward  die  Umgegend 
zur  Plünderung  überlassen.     Nach  der  Schlacht  schob  der  Konsul  sein 


1)  Erstere  Zahl  gibt  Livius  XLIV  42,  7,  letztere  Plutarch  c.  21. 

2)  Liv.  XLIV  44.     Flut.  Aem.  23.     Diodor.  XXX  22. 

3)  Liv  XLIV  43  ff.     Flut.  Aem.  23. 

4)  Zu  den  Ausnahmen  gehört  die  Sintike    bei  Amphipolis.     Liv.  XLIV  46,  2. 

5)  Liv.  XLIV  45,  2  ff.     Flutarch.  Aemil.  24. 


12.  Buch.     §  8.     Unterwerfung  Makedoniens  168  v.  Chr.  165 

Lager  an  das  Äleer  gegen  Pydna  vor.  Dahin  hatte  sich  aus  der  Schlacht 
eine  bunte  Menge  gerettet,  die  zwischen  verschiedenen  Entschlüssen  hin 
und  her  schwankte  ^  Als  Aemilius  Paullus  jetzt  vor  den  Toren  lag,  ent- 
schlofs  sich  der  Kommandant  Solon  unter  Vermittelung  des  Pantauchos 
zur  Übergabe.  Die  Soldaten,  6000  Mann,  wurden  kriegsgefangen,  die 
übrigen  entlassen,  die  Stadt  und  ihre  Bürger  wurden  zwar  verschont, 
aber  dem  Heer  zur  Plünderung  überantwortet  ^ ;  der  römische  Soldat 
hatte  noch  keine  Gelegenheit  gehabt,  in  Feindesland  Beute  zu  machen, 
und  wollte  befriedigt  sein.  Die  übrigen  Städte,  die  sich  ergaben,  er- 
hielten römische  Befehlshaber  ^.  Noch  bei  Pydna  kamen  Unterhändler 
des  Perseus  ins  römische  Lager.  Der  Konsul  behielt  sie  zurück,  sandte 
eine  Abteilung  unter  Scipio  Nasika  gegen  Amphipolis  vor  und  zog 
selbst  weiter  nach  Pella,  vor  dessen  Toren  er  einige  Tage  verweilte. 
Der  königliche  Schatz  in  Phakos  war  leer;  man  fand  nur  die  für 
Genthios  bestimmte  Summe  vor  (oben  S.  154).  Hier  empfing  Aemihus 
Paullus  schon  zahlreiche  Glück  Wunschgesandtschaften  aus  Hellas,  vor- 
nehmlich aus  Thessalien. 

Perseus  konnte  sich  auch  in  Amphipolis  nicht  behaupten.  Die 
Stadt  hatte  2000  Thraker  als  Besatzung  ^.  Auf  die  Botschaft  von  der 
Niederlage  hatte  sich  der  Kommandant  Diodoros  dieser  Leute  durch 
eine  List  entledigt,  da  er  fürchtete,  sie  würden  die  Stadt  ausplündern. 
Perseus  scheint  die  Thraker  wieder  zurückgeführt  zu  haben,  er  wurde 
zwar  aufgenommen,  aber  die  Amphipoliten  wie  die  benachbarten  Bisalten 
weigerten  sich,  mit  ihm^den  Widerstand  weiter  fortzusetzen  ^.  So  mufste 
er  bei  Annäherung  der  Römer  Amphipolis  räumen.  Er  stieg  auf  die 
Schiffe  und  fuhr  ab.  Die  Thraker  und  das  militärische  Gefolge  ver- 
liefsen  ihn,  es  blieb  ihm  nur  die  persönliche  Umgebung  und  die  500 
Kreter,  denen  er  einen  Teil  seines  Geldes  preisgab,  das  übrige,  eine  sehr 
beträchtliche  Summe,  nahm  er  mit  ^.  Über  Galepsos  gelangte  er  in  zwei 
Tagen  nach  Samothrake,  wo  er  in  dem  hochberühmten  Heiligtume  der 
Kabiren  Zuflucht  suchte.  Der  Konsul  erhielt  die  Meldung  von  der  Flucht 
des  Königs  bei  Pella.  Er  brach  sofort  nach  Amphipolis  auf,  das  er  in 
vier  Tagen  erreichte.  Von  der  Bürgerschaft  eingeholt  zog  er  in  die 
Stadt  ein,   die  er  zu   seinem  Hauptquartier   machte.     Es   scheint,   dafs 


1)  Liv.  XLIV  42,  7. 

2)  Liv.  XLIV  45,  6  f. 

3)  Liv.  XLIV  46,  If.  4  f. 

4)  Liv.  XLIV  44,  4. 

5)  Liv.  XLIV  45,  8 ff.     Plutarch  Aem.  23.     Diodor  XXX  21. 

6)  Nach    Livius    (XLIV    45,    15)    2000,    nach   Justin.    XXXIII    2,    5    sogar 
10000  Tal. 


166  12.  Buch.     §  8.     Perseus  gefangen. 

einzelne   Teile    des   Landes    sich   noch    nicht   unterworfen   hatten;   denn 
wir   hören,    dafs    die   Eömer   den  Strymon    überschritten,    flufsaufwärts 
marschierten    und   eine  Zeitlang    bei   Sirrha   im  Gebiet   der  Odomanten 
lagerten  ^.     Hier  erreichte  den  Konsul  eine  neue  Botschaft  des  Perseus, 
der  noch  immer  hoffte,  er  würde  sein  Königtum    in  irgend  einer  Form 
erhalten  können ;  aber  die  Römer  waren  unerbittlich,  sie  verlangten  be- 
dingungslose Übergabe.     Bald  erschien  Gnäus  Octavius   mit    der  Flotte 
bei  Samothrake,  um  dem  Könige  die  Flucht  abzuschneiden,  und  forderte 
ihn  zur  Ergebung  auf    Perseus  mufste  bemerken,  dafs  der  Tempel  ihm 
keine  unbedingte  Zuflucht  bieten  würde  -.    Einer  seiner  letzten  Getreuen 
war  der  Kreter  Euandros,   dieser  war  verdächtig,  den  Anschlag  gegen 
Eumenes  ausgeführt  zu  haben,  also  blutbefleckt.    Die  Samothraker  ver- 
langten, er  solle  sich  vor  ihrem  Gericht  reinigen;  Perseus  gab  ihm  den 
Rat,   sich   zu   entleiben,   aber   der   Kreter   dachte  vielmehr   an   Flucht, 
worauf  der  König  ihn  umbringen  liefs.    Auch  seine  letzten  Anhänger,  sein 
persönlicher  Dienst,  verliefs  ihn  jetzt,  zumal  da   die  Römer    den  Über- 
tretenden Straffreiheit  und  Wiederherstellung  in  Besitz  und  Rechte  ver- 
künden liefsen.     Perseus   versuchte   nun,    nach  Thrakien   zu    Kotys   zu 
entfliehen,  allein  der  kretische  Handelsmann,    der   ihn    hinüberzuführen 
versprochen,  liefs  ihn  im  Stich    und    ging    mit   dem  Gelde   davon.     Bei 
dieser  Gelegenheit   wurden    seine  jüngeren  Kinder    den  Römern   in    die 
Hände  gespielt,  und  nun  fügte  er  sich  in  sein  Schicksal  und  ergab  sich 
mit    seiner   Gemahlin    und    dem    ältesten   Sohne   Philippos    dem   Octa- 
vius ^.     Nach  deiB  allgemeinen  Gefühl  aller  Zeitgenossen  hätte  er  nicht 
lebend   in  die  Gewalt  des  Feindes  kommen  dürfen;  aber  er  fand  nicht 
den   Mut   des    Todes;    immer   klammerte   er   sich    noch    an    trügerische 
Hoffnungen.     Octavius  schickte  ihn   nach  Amphipolis  zum  Konsul,  der 
ihn   würdig   und    freundlich   empfing.      Der   König   fiel    dem  Sieger   zu 
Füfsen;  Aemilius  hob  ihn  auf  und  liefs  ihn    im  Konsilium  niedersitzen. 
Auf  die  Frage,  weshalb  er   den  Römern   den  Krieg  gemacht,   fand   er 
vor  Tränen  keine  Antwort.    Er  bot  einen  kläglichen  Anblick.    Aemilius 
sprach    ihm    Mut    zu,    wandte    sich    dann    in    lateinischer    Sprache   an 


1)  Liv.  XLV  4,  2.  Im  übrigen  fehlen  die  Nachrichten,  da  der  Schlufs  des 
livianischen  44.  Buches  verloren  gegangen  ist.  Wir  wissen  aufserdem,  dafs  die 
ebenfalls  am  Strymon  gelegene  Sintike  sich  nicht  mit  unterwarf.    Liv.  XLIV  46,  2. 

2)  Liv.  XLV  4,  5.  Plut.  Aem.  26.  Dio  Cass.  66,  3 f.  Zonar.  IX  23,  8f. 
Justin.  XXXIII  2,  5.     Velleius  Fat.  I  9,  4. 

3)  Plutarch  behauptet,  er  habe  sich  lieber  dem  Nasika  übergeben  wollen,  aber 
dieser  sei  nicht  zur  Stelle  gewesen.  Vielleicht  ist  dies  die  Erzählung  Nasikas. 
Die  Tochter  des  Königs  und  der  jüngere  Sohn  blieben  noch  eine  Zeitlang  auf  Sa- 
mothrake und  wurden  später  nach  Amphipolis  gebracht.     Liv.  XLV  28,  9  ff. 


12.  Buch.     §  8.     Ende  des  Krieges.  167 

die  Anwesenden  und  wies  sie  am  Beispiel  des  Perseus  auf  die  Hin- 
fälligkeit des  irdischen  Glückes  hin.  Im  übrigen  ward  der  Gefangene 
anständig  gehalten.  Der  Konsul  lud  ihn  zur  Tafel  und  übergab  ihn  der 
Obhut  eines  seiner  Freunde ,  des  Quintus  Aelius  Tubero.  Dann  ward 
das  Heer  in  die  Winterquartiere  gelegt;  der  gröfste  Teil  blieb  bei 
Amphipolis,  der  Rest  verteilte  sich  auf  die  übrigen  makedonischen 
Städte  ^. 

Die  Schlacht  bei  Pydna  entschied  den  Krieg  überall,  die  Reste  des 
Widerstandes  wurden  bald  beseitigt.  Demetrias  ergab  sich;  das  be- 
nachbarte Meliboia,  das  im  vorigen  Jahre  sich  erfolgreich  verteidigt 
hatte,  wurde  von  Gnäus  Octavius  erobert  und  ausgeplündert.  Aginion, 
an  der  Grenze  Thessaliens  und  der  Tymphäa  gelegen,  ward  von  den 
Römern  belagert  und  behauptete  sich  erfolgreich.  Gerade  um  die  Zeit 
der  Schlacht  unternahmen  die  Verteidiger  einen  glücklichen  Ausfall  und 
verharrten  auch  nachher  im  Widerstände;  sie  weigerten  sich  anfangs,  die 
Nachricht  von  der  Niederlage  zu  glauben,  bis  sie  sich  bekehren  mufsten 
und  die  Waffen  aus  der  Hand  legten.  Zur  Strafe  wurde  die  Stadt 
und  einige  andere,  die  sich  durch  besonders  hartnäckigen  Widerstand 
ausgezeichnet  hatten,  den  Soldaten  zur  Plünderung  überlassen  ^. 

Die  makedonische  Flotte  Antenors  bei  Phanä  zog  auf  die  Nach- 
richt vom  Ausgang  des  Krieges  nach  Kassandreia  ab  und  ergab  sich 
den  Römern.  Die  attischen  Schiffe,  die  Gaius  PopiUius  gegen  die  ma- 
kedonischen Kreuzer  aufgeboten  hatte ,  wurden  nach  Hause  entlassen  ^. 

Die  Unterwerfung  der  abtrünnigen  Epiroten  fiel  dem  Anicius  zu  ^. 
Nach  Eroberung  Illyriens,  mit  Hinterlassung  ausreichender  Besatzungen 
in  Skodra,  Rhizon  und  Olkinion  zog  er  gegen  Epirus.  Widerstand 
fand  er  nicht;  alles  ergab  sich  und  bat  um  Schonung,  zuerst  Phanote 
dann  die  Molosser,  zu  denen  er  vorrückte.  Die  Häupter  der  make- 
donischen Partei,  Kephalos,  Antinoos,  Theodotos  waren  hier  zu  Hause 
und  hielten  die  Gemeinden  noch  eine  Zeitlang  an  ihrer  Sache  fest. 
Aber  sie  wurden  beim  Herannahen  der  Römer  verlassen.     In  Passaron 


1)  Liv.  XLV  7  f.  Plut.  Aem.  27.  Polyb.  XXIX  20  vgl.  fr.  155  (S.  1384 
Hultscb).  Diodor  XXX  23.  Dio  Cass.  fr.  66,  4.  Valer.  Max.  V  1,  8;  de  vir.  ill. 
56,  3.     Eutrop.  IV  7,  2.     Florus  I  28,  10  f. 

2)  Liv.  XLIV  46,  3.  XLV  27,  Iff.  Neben  Aeginion  nennt  Livius  Agassä 
(Gassa  oder  Cassa)  in  der  Nähe  Dions,  das  sich  169  v.  Chr.  den  Römern  ergeben 
hatte,  dann  aber  wieder  zu  Perseus  zurückgekehrt  war,  und  die  Aenier 
(Äeniorum  urbem).  Ob  unter  den  letzteren  Aenos  an  der  thrakischen  Küste  oder 
Aeneia  bei  Thessalonike  zu  verstehen  ist,  wissen  wir  nicht.  Beides  ist  möglich ;  denn 
auch  Aenos  scheint  auf  selten  des  Perseus  gestanden  zu  haben.    Oben  S.  130  Anm.  1. 

3)  Liv.  XLV  10,  2. 

4)  Liv.  XLV  26.     Zonar.  IX  24. 


168  12.  Buch.     §  9.     Ägypten  und  Syrien. 

gingen  Antinoos  und  Theodotos  allein  den  Römern  entgegen  und 
fanden  im  Kampf  ihren  Tod  ^  Ahnlich  endete  Kephalos  in  Tekmon, 
worauf  auch  diese  Stadt  überging  und  ganz  Epirus  unterworfen  war. 
Anicius  nahm  im  Lande  Winterquartiere. 

§  9. 

Die  Schlacht  bei  Pydna  führte  auch  auf  anderem  Gebiete  eine 
folgenreiche  Entscheidung  herbei.  Sie  machte  dem  Kriege  ein  Ende, 
der  zwischen  Antiochos  Epiphanes  und  Ptolemäos  VI  entbrannt  war, 
der  Ägyptens  Selbständigkeit  zu  vernichten  und  die  seleukidische  Macht 
zu  neuer  Höhe  zu  erheben  drohte  ^. 

Zwischen  Syrien  und  Ägypten  bestand  nach  dem  Tode  des  Pto- 
lemäos V  (oben  S.  91)  Friede;  die  Streitfrage  um  den  Besitz  Cöle- 
syriens  ruhte,  solange  Kleopatra  lebte,  die  Eegentin  Ägyptens.  Als 
sie  jedoch  um  173  v.  Chr.  starb,  erhielt  eine  andere  Politik  die  Ober- 
hand ^.  Der  junge  König,  der  damals,  wie  es  scheint,  mit  seiner  Schwester 
Kleopatra  vermählt  ward,  war  noch  nicht  erwachsen  und  nicht  im  stände, 
selbst  zu  regieren;  die  Geschäfte  kamen  in  die  Hände  zweier  Palast- 
beamten, des  Eunuchen  Euläos  und  des  Lenäos,  eines  ehemaligen  Skla- 
ven  aus  Syrien.      Diese   waren   es,   die   den   Anspruch   auf  Cölesyrien 


1)  Polyb.  XXX  7,  2. 

2)  Aufser  den  oben  S.  8  und  83  Anm.  angeführten  Schriften  vgl.  meine  Kritik 
der  beiden  Makkabäerbücher  S.  89  und  das  jüngst  erschienene  Werk  von  Edwyn 
Robert  Bevan:  The  house  of  Seleucus  vol.  II  S.  134  ff.  Die  ägyptischen  Feldzüge 
des  Antiochos  sind  ein  Problem,  das  von  den  Erklärern  der  Makkabäerbücher  be- 
handelt worden  ist.  Vgl.  Gottlieb  Wernsdorff,  Commeniatio  historico -  critica  de 
fide  historica  librorum  Maccabaeorum  S.  91  ff.  Johaim  Christian  Conrad  Hofmanu, 
De  bellis  ab  Antiocho  Epiphane  adversus  Ptolemueos  gestis,  Erlangen  1835.  Joh. 
Friedr.  Hoffmann,  Antiochos  Epiphanes,  König  v.  Syrien  S.  36  ff.  Aug.  Metzung, 
Beiträge  zur  hellenistisch-römischen  Geschichte  der  Jahre  170 — 133  v.  Chr.,  Progr. 
Saargemünd  1875/6.  Erich  Bandelin,  De  rebus  inter  Aegyptios  et  Romanos  inter- 
cedentibus  (diss.  Halle  1893)  S.  22  ff.  J.  G.  Droysen,  Kleine  Schriften  II  407  ff. 
Diese  Versuche  gehen  sämtlich  von  der  irrigen,  auf  Livius  XLII  29,  5  beruhen- 
den Annahme  aus,  der  Krieg  habe  schon  171  oder  170  v.  Chr.  begonnen,  und 
bemühen,   sich   auf  dieser   Grundlage   die   Ereignisse  zu  ordnen. 

3)  Die  Zeit  des  Todes  der  Kleopatra  ist  unbekannt,  die  bisherigen  Ansätze 
schwanken  zwischen  174  und  172  v.  Chr.  Da  nach  einer  anscheinend  im  10.  Jahre 
Philometors,  also  173/2  v.  Chr.  gesetzten  Inschrift  Philometor  schon  mit  seiner 
Schwester  Kleopatra  vermählt  ist,  so  glaubt  man  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit, 
dafs  damals  die  Mutter  Kleopatra  schon  gestorben  war.  Strack,  Dynastie  d.  Ptolem. 
196.  250  n.  93.  Mahaffy,  Empire  of  the  Ptolem.  331.  Droysen,  Kl.  Schriften 
n  404. 


12.  Buch.     §  9.     Ägypten  und  Syrien.  169 

wieder  aufnahmen  '.  Die  Ägypter  behaupteten,  dafs  Antiochos  III  bei 
dem  Frieden  mit  Ptolemäos  V  die  Rücl^gabe  des  Landes  als  Mitgift 
der  Kleopatra  versprochen  habe.  Dies  ward  zwar  von  Antiochos  Epi- 
phanes  bestritten,  aber  jene  beharrten  auf  ihrer  Sache-,  rüsteten  sich, 
die  streitigen  Landschaften  mit  Gewalt  in  Besitz  zu  nehmen,  und  konnten 
dabei  auf  den  Beistand  ihrer  dortigen  Anhänger  reclmen.  Sie  waren 
voll  SiegeshofFnung;  in  einer  Volksversammlung  stellten  sie  ein  baldiges 
glückliches  Ende  des  Krieges  in  Aussicht  ^.  Die  Zeit  schien  günstig; 
die  Römer,  denen  die  Wiederherstellung  der  alten  ägyptischen  Macht 
schwerlich  erwünscht  war,  standen  mitten  im  Kriege  mit  Makedonien 
und  konnten  das  Vorhaben  nicht  hindern.  In  Alexandrien  verfolgte 
man  die  makedonischen  Ereignisse  mit  Spannung,  und  wie  überall 
wünschte  man  einen  leidlichen  Friedenschlufs  und  die  Erhaltung  Ma- 
kedoniens. Die  Vorstellungen  des  Perseus  haben  gerade  hier  eine  bei- 
fällige Aufnahme  gefunden. 

Ehe  die  Ägypter  zum  Kriege  gegen  Antiochos  schritten,  170  v.  Chr., 
erfolgte  die  feierliche  Mündigkeitserklärung  des  jungen  Königs,  der  da- 
mals etwa  16  Jahre  alt  war  *.  Antiochos  schickte  dazu  eine  Glück- 
wunschgesandtschaft nach  Ägypten  und  überzeugte  sich  dabei  endgültig 
von  den   kriegerischen  Absichten    des   alexandrinischen  Hofes.     Er  traf 


1)  Hieronymus  in  Daniel,  vol.  III  p.  1127  ff.  Mart.  Vgl.  Diodor  XXX  15  ff. 
Polyb.  XXVIII  20,  5.     21,  1. 

2)  Polyb.  XXVIII  1,  3.    20,  7  f.     Vgl.  Bd.  II  764. 

3)  Diodor  XXX  IG. 

4)  Dafs  die  Anakleterien  170/69  v.  Ch.  gefeiert  wurden,  wird  durch  die  Gra- 
tulationsgesandtschaft der  Achäer  erwiesen,  die  im  Frühsommer  169  v.  Chr.  nach 
Ägypten  ging.  Polyb.  XXVIII  12,  8.  Ferner  hatte  die  ägyptische  Gesandtschaft, 
die  Frühjahr  169  v.  Chr.  in  Rom  war  (Polyb.  XXVIII  1,  7)  offenbar  in  der  Mün- 
digkeitserklärung ihren  unmittelbaren  äufseren  Anlafs,  und  auf  dieselbe  Zeit  führt 
Polyb.  XXVII  13.  Die  früheren  Meinungen  gehen  in  ihren  Zeitbestimmungen  weit 
auseinander-.  Droysen,  Kl.  Sehr.  II  405  ff.  will  zwei  verschiedene  Akte  unter- 
scheiden, den  ersten  setzt  er  (nach  2  Makk.  4,  23.  45)  172,  den  zweiten  nach  Po- 
lybios  169  v.  Chr.  U.  Wilcken  (Anm.  zu  Droysen  S.  409)  will  mit  Schweighäuser 
bei  Polyb.  XXVIII  12,  8  die  Anakleterien  des  Ptolemäos  Physkon  vermuten,  und 
ihm  schliefst  sich  Bevan  S.  138  an.  Dies  ist  deswegen  nicht  annehmbar,  weil  Po- 
lybios,  seitdem  es  zwei  ägyptische  Könige  gibt,  selbstverständlich  und  nach  dem 
Brauche  der  Zeit  (CIA.  II  968  z.  45)  den  jüngeren  vom  älteren  ausdrücklich  zu 
unterscheiden  pflegt,  er  würde  also  in  diesem  Falle  nicht  von  dem  König  Pto- 
lemäos, sondern  von  dem  jüngeren  Ptolemäos  gesprochen  haben,  wenn  er  ihn  ge- 
meint hätte.  Übrigens  müfste,  wenn  Wilcken  recht  hätte,  auch  Polyb.  XXVIII 
19  f.  Physkon  gemeint  sein.  Philometors  Anakleterien  setzt  der  genannte  Gelehrte 
nach  Liv.  XLII  6,  4,  wo  eine  römische  Gesandtschaft  nach  Alexandrien  erwähnt 
wird,  schon  173  v.  Chr. 


170  12.  Buch.     §  9.     Ausbruch  des  Krieges  170  69  v.  Chr. 

seine  Vorkehrungen  und  suchte  sich  vor  allem  des  südlichen  Cölesyriens 
zu  versichern.  Aus  diesem  Anlafs  hat  er  damals  auch  Jerusalem 
besucht,  wo  er  auf  das  festlichste  empfangen  ward  ^  Zugleich  unterliefs 
er  nicht,  in  Rom  gegen  den  Angriff  der  Ägypter  zu  protestieren.  Sein 
Beauftragter  Meleagros  traf  dort  mit  einer  ägyptischen  Gesandtschaft 
zusammen,  die  nach  den  Anakleterien  ebenfalls  dahin  abgegangen  war, 
um  die  alte  Freundschaft  zu  erneuern  und  die  ägyptischen  Rechte  auf 
Cölesyrien  geltend  zu  machen.  Sie  hatte  aufserdem  den  Auftrag,  eine 
friedliche  Beilegung  des  makedonischen  Krieges  zu  versuchen,  brachte 
jedoch  auf  Rat  der  römischen  Gastfreunde  diese  unliebsame  Sache  nicht 
vor.  Der  Senat  beobachtete  in  dem  ägyptisch-syrischen  Konflikt  eine 
■unbestimmte  Haltung;  er  antwortete  dem  Gesandten  des  Antiochos, 
der  Feldherr  in  Makedonien,  Quintus  Marcius,  würde  darüber  an  An- 
tiochos schreiben  -. 

Während  man  in  Rom  noch  unterhandelte ,  war  der  Krieg  schon 
angegangen  und  nahm  einen  unerwartet  schnellen  Verlauf.  Ägypten 
war  schlecht  vorbereitet:  offenbar  waren  die  leitenden  Männer  ohne 
kriegerische  Erfahrung,  und  es  fand  sich  kein  geeigneter  Führer.  Die 
ägyptische  Heeresmaschine  war  eingerostet,  die  Wehrkraft  des  Landes 
versagte.  Dagegen  Antiochos  war  gut  gerüstet.  Er  hatte  in  dem  ersten 
friedhchen  Jahre  seiner  .Regierung   mit  Erfolg  seine  Truppen   vermehrt, 


1)  2  Makk.  4,  21  f.  Die  hier  genannten  7iQ(uioy.'Är]aia  sind  gewifs  die  Anakle- 
terien. Wilcken  vermutet  ansprechend,  dafs  ■nQoixox'/.riai.a  vielleicht  nur  aus  ccvaxXt}- 
Tjjpm  verderbt  sei.  Der  Gesandte  des  Antiochos  war  ApoUonios,  Sohn  des  Mene- 
theus,  wohl  ein  Verwandter  des  von  Polyb.  XXXI  21,  2  erwähnten. 

2)  Polyb  XXVII  19.  XXVIII  1.  Diodor  XXX  2.  Aus  diesen  Stellen  und 
dem  Zeugnisse  des  zeitgenössischen  Propheten  Daniel  11,  25  (vgl.  1  Makk.  1,  16. 
2  Makk.  5,  1)  ergibt  sich  zugleich  Zeit  und  Zahl  der  syrisch-ägyptischen  Feldzüge. 
Es  sind  ihrer  zwei,  der  erste  von  169,  der  zweite  von  168  v.  Chr.  Die  gewöhn- 
liche, auch  von  Clinton  und  U.  Wilcken  vertretene  Ansicht  nimmt  noch  einen 
dritten  Feldzug  von  171  v.  Chr.  an,  verführt  durch  Liv.  XLII  29,  5  ,  der  in  einer 
annalistischen  Notiz  den  Streit  um  Cölelyrien  schon  unter  diesem  Jahr  als  bevor- 
stehend erwähnt.  Früher  hat  man  sogar,  um  die  voneinander  abweichenden  Zeit- 
bestimmungen der  Makkabäerbücher  zu  vereinigen,  einen  vierten  Feldzug  gesetzt. 
Endlich  lassen  einige  Gelehrte,  wie  Schürer  und  Wellhausen,  den  ersten  Feldzug 
nicht  169,  sondern  170  v.  Chr.  stattfinden.  Alle  diese  Ansätze  sind  mit  den  mafs- 
gebenden  Zeugnissen  unvereinbar.  Die  livianische  Notiz,  die  übrigens  den  Ursprung 
des  Krieges  nicht  ganz  richtig  erzählt,  greift  dem  Spätei-en  vor  und  ist  offenbar 
mehr  zufällig  in  das  Jahr  171  v.  Chr.  geraten.  Auch  sagt  Livius  nicht,  dafs  der 
Krieg  damals  ausgebrochen  sei,  sondern  nur,  dafs  er  bevorstehe.  Vgl.  meine  Aus- 
führungen in  Kritik  d.  beid.  Makkab.  89 f.  Clinton,  Fasti  Hell.  III  818f.  U.  Wilcken, 
RE.  I  2.  2472.  Wellhausen,  Israelit,  u.  jüd.  Gesch.^  251.  Schürer,  Gesch.  d.  jüd. 
Volkes  I^  161. 


12.  Buch.     §  9.     Ägyptisch-syrischer  Krieg  169  v.  Chr.  171 

die  Kriegsrüstuüg  des  Reiches  gestärkt  ^  und  sich  auf  alle  Ereignisse 
vorbereitet.  Sorgfältig  pflegte  er  die  Freundschaft  mit  Rom  und  nutzte 
die  Gunst  der  Lage  aus.  Die  wiederholten  Vermittelungsgesuche  des 
Perseus  hat  er  unwandelbar  abgelehnt  und  im  Gegenteil  den  Römern 
Hilfe  geleistet  ^.  Man  darf  wohl  vermuten ,  dafs  ihm  aus  Dank  für 
seine  Freundschaft  ein  Nachlafs  der  drückenden  Bedingungen  des  Frie- 
dens von  188  V.  Chr.  bewilligt  ward;  er  verschaffte  sich  eine  Kriegs- 
flotte und  Kriegselefanten  ^  und  zeigte  sich  in  Ägypten  weit  überlegen. 
Entschlossen  kam  er  dem  feindlichen  Angriff  zuvor  und  stand  bald  an 
der  Grenze  Ägyptens  *.  Zwischen  Pelusion  und  dem  Berge  Kasion 
stellten  sich  ihm  die  ptolemäischen  Feldherren  entgegen  und  wurden 
völlig  geschlagen.  Gegen  die  Besiegten  übte  Antiochos  kluge  Schonung; 
er  tat  dem  Morden  Einhalt  und  machte  viele  Gefangene.  Dann  er- 
schien er  vor  Pelusion,  wohin  sich  die  Reste  des  geschlagenen  Heeres 
zurückgezogen  hatten.  Er  bewilligte  den  Ägyptern  eine  Waffenruhe, 
und  es  gelang  ihm,  während  derselben  die  wichtige  Stadt  durch  eine 
List  in  seine  Hände  zu  bringen  ^.  Von  Pelusion  rückte  er  weiter  nil- 
aufwärts  gegen  Memphis  vor;  ein  allgemeiner  Schrecken  befiel  das  Landj 
der  Widerstand  erlahmte.  Gewifs  gab  es  viele  mifsvergnügte  Gegner 
des  herrschenden  Systems  im  Lande,  und  es  scheint,  dafs  manche  zu 
Antiochos  übergingen  ^.  Dies  geschah  um  so  leichter,  als  dieser 
feindliche  Absichten  gegen  den  König,  seinen  Neffen,  leugnete;  er  mag 
ausgesprochen  haben,  dafs  er  nur  den  jungen  König  aus  den  Händen 
seiner  Pfleger  befreien  wolle  ''.  Seine  Leutseligkeit  tat  das  übrige ;  auch 
hier  zeigte  er  sich  den  Hellenen  gütig   und    freigebig  ^.     Memphis,    die 


1)  Vgl.  die  Heereszahlen  bei  Polyb.  XXXI  3,  3fF. 

2)  Oben  S.  119. 

3)  Dies  lehren  die  Ereignisse.  Schiffsbau  in  Tyros  erwähnt  2  Makk.  4,  20. 
Beides  war  im  römischen  Friedensvertrage  verboten.  Bd.  II  758.  Vgl.  Polyb. 
XXXI  12,  11.     1  Makk.  3,  34. 

4)  Daher  erscheint  in  der  verkürzten  Überlieferung,  die  den  Anfang  des  Krieges 
mit  dem  Verlauf  und  Ausgang  zusammenwirft,  Antiochos  als  der  Angreifer,  der 
bei  der  Hilflosigkeit  des  jugendlichen  Ptolemäos  Ägypten  zu  erobern  beschlossen 
habe.  1  Makk.  1,  16.  Josephus  Antiq.  XII  242.  Liv.  XLII  29,  ö.  Vgl.  Appian, 
Syr.  66. 

5)  Polyb.  XXVIII  18.  Diodor  XXX  14.  18.  Josephus  Antiq.  XII  242. 
Hieron.  in  Dan.  11,  21  ff.  (vol.  III  p.  1128).  Nach  Diodor  ward  Pelusion  durch 
ein  unerlaubtes  Kunststück  erobert,  das  zwar  nicht  dem  Wortlaut,  aber  dem  Geiste 
des  Vertrages  widersprach. 

6)  Vgl.  Daniel  11,  25. 

7)  Hieron.  a.  0.     Diodor  XXX  18,  2. 

8)  So  schenkte  er  den  Naukratiten  jedem  ein  Goldstück,  Polyb.  XXVIII 
20,  11. 


173  12.  Buch.     §  9.     Antiochos  in  Ägypten  1G9  v.  Chr. 

alte  Hauptstadt,  fiel  in  seine  Gewalt,  von  hier  rückte  er  auf  Alexanclrien 
los  und  fafste  die  Unterwerfung  des  ganzen  Landes   ins  Auge. 

Ptolemäos  und  seine  Ratgeber  verzweifelten;  sie  waren  drauf  und 
dran,  ihre  Schätze  auf  die  Schiffe  zu  laden  und  sich  in  den  Schutz  des 
Heiligtums  von  Samothrake  zu  begeben  \  Aber  dies  ward  verhindert, 
Euläos  und  Genossen  wurden  beseitigt  und  andere  Ratgeber,  Romanos 
und  Kineas,  traten  an  ihre  Stelle.  Doch  auch  die  neue  Regierung 
wufste  zunächst  nichts  Besseres  zu  tun,  als  Unterhandlungen  anzuknüpfen, 
zu  denen  Antiochos  seinerseits  die  Hand  bot.  Er  schickte  Gesandte 
mit  Friedensanträgen  nach  Alexandrien  voraus  -.  Dort  waren  um  diese 
Zeit  einige  hellenische  Gesandtschaften  eingetroffen,  Achäer,  Athener, 
Milesier  und  Klazomenier,  um  Philometor  zu  den  Anakleterien  zu  be- 
glückwünschen oder  in  anderen  Geschäften.  Auf  Ersuchen  der  Ägypter 
fuhren  d^e  hellenischen  Gesandten  in  Begleitung  der  ptoiemäischen  Unter- 
händler hinaus  und  hatten  etwa  Naukratis  gegenüber  eine  Begegnung 
mit  Antiochos,  der  sie  mit  aller  Freundlichkeit  empfing.  Sie  baten  für 
den  jungen  König  und  schoben  die  Schuld  des  Krieges  auf  die  schlechten 
Ratgeber.  Antiochos  setzte  ihnen  darauf  nochmals  seine  Rechte  auf 
Cölesyrien  in  längerer  Rede  auseinander  und  wartete  im  übrigen  die 
Rückkehr  seiner  Gesandten  aus  Alexandrien  ab.  In  der  Zwischenzeit 
besuchte  er  Naukratis  ^  und  brachte  dann  die  Unterhandlungen  zum 
Abschlufs.  Philometor  hatte  eine  Zusammenkunft  mit  Antiochos  und 
fügte  sich  seinen  Forderungen,  die  wir  freihch  nur  erraten  können. 
Jedenfalls  hat  Ptolemäos  auf  Cölesyrien  verzichtet  und  sich  mit  An- 
tiochos verbündet;  vermutlich  wurde  ihm  eine  Kriegskontribution  und 
andere  Leistungen  auferlegt  ^.  Dafür  ward  er  als  König  von  Ägypten 
anerkannt,  blieb  aber  bei  Antiochos,  der  als  Vormund  und  Regent 
auftrat  ^. 


1)  Polyb.  XXVIII  21.  Diodor  XXX  17.  E.s  ist  zu  beachten,  dafs  Samothrake 
halb  makedonisch  war,  was  zu  der  freundschaftlichen  Gesinnung  der  Ägypter  gegen 
Perseus  stimmt. 

2)  Polyb.  XXVIII  20,  12. 

3)  Polyb.  XXVIII  19  f. 

4)  C.  Müller  (FHG.  III  S.  167)  und  mit  ihm  Bevan  S.  141  glaubt  nach  einer 
Nachricht  des  Suidas  s.  'Hgax^siätjg,  dafs  Herakleides  Lembos ,  der  Historiker,  den 
Vertrag  zwischen  Antiochos  und  Ptolemäos  aufgesetzt  habe.  Aber  dies  können 
die  Worte  og  rag  ngog  'Aviio'/ov  i9sTo  avy.'H^xrtg  nicht  bedeuten ;  aufserdem  bezieht 
sich  dieser  Satz  auf  Ptolemäos  VI,  nicht  auf  Herakleides. 

5)  Hieronym.  in  Dan.  11,  25ff.,  p.  1128.  Vgl.  Polyb.  XXVIII  23,  4.  Antiochos 
hat  in  Ägypten  Münzen  auf  seinen  Namen  geschlagen.  Babelon ,  Rois  de  Syrie 
p.  C.  Poole,  Seleucid  Kings  of  Syria  (Catalogue  of  gr.  coins)  38.  Die  Nachricht 
des  Hieronymus  und  Porphyrios    bei  Euseb.   chron.    I    161  f. ,    dafs  Antiochos   dem 


12    Bach.     §  9.     Antiochos  ia  Ägypten  169  v.  Chr.  17S 

Diesem  Abkommen,  das  einer  Unterwerfung  gleich  kam.  wider- 
setzte sich  die  Hauptstadt  Alexandreia,  wo  Kleopatra,  Pbilometors 
Schwester  und  Gattin  mit  dem  jüngeren  Bruder  Ptolemäos  zurück- 
geblieben war.  Philometor  ward  nicht  mehr  als  König  anerkannt;  die 
Alexandriner  riefen  an  seiner  Stelle  den  jüngeren  Ptolemäos  aus  '  und 
setzten  den  Widerstand  gegen  Antiochos  fort;  denn  noch  lange  nicht 
war  Ägypten  am  Ende  seiner  Kräfte  -.  Antiochos  schritt  nunmehr 
zum  Angriff  auf  Alexandrieu  ^ ;  er  belagerte  die  Stadt  und  schnitt  ihr 
die  Zufuhr  vom  Lande  ab.  so  dafs  irans:ei  ausbrach.  Die  Vermittelung 
einer  um  diese  Zeit  in  Alexandrien  eintreffenden  rhodischen  Gesandt- 
schaft *  lehnte  er  ab  und  verlaugte  die  Anerkennung  und  Aufnahme 
Pbilometors.  Allein  er  konnte  seinen  Willen  nicht  durchsetzen,  sondern 
miüste  die  Einschliefsung  Alexandriens  aufheben,  und  nachdem  er  seinem 
Schützling  in  Memphis  die  Regierung  übergeben  hatte,  zog  er  ab  und 
ging  nach  Syrien  zurück  ^. 

Jedoch  ward  Ägypten  nicht  ganz  geräumt;  vielmehr  hinterliefs 
Antiochos  in  Pelusion  eine  starke  Besatzung,  vielleicht  gegen  den 
Vertrag    mit    Philometor.      Jedenfalls     ist    offenbar,     dafs    er   sich   da- 


Philometor  das  Diadem  genommen  und  sich  selbst  aufgesetzt  habe,  wird  auf  Mifs- 
verstiiudnis  beruhen. 

1)  Polvb.    XXIX   23.    4.      Das    Volk    hat    den  jüngeren    Ptolemäos   erhoben: 
{■10  Twr  o/kiur  KiccdftSfi/d^cu  ß(caii.sn)  Polvb.  XXIX  2o,   4      Die  Führung   hatten 

dabei  wohl  die  später  als  Freunde  desselben  bezeichneten  Personen.  Liv.  XLV 
11,  "2  f.  Da  das  erste  Regierungsjahr  des  jüngeren  gleich  dem  zwölften  des  älteren 
ist  und  vom  4.  Okt.  170  —  4.  Okt.  169  v.  Chr.  läuft,  so  muls  der  jüngere  vor  dem 
4.  Okt.  169  V.  Chr.  ausgerufen  worden  sein. 

2)  Polyb.  XXVIII  21,  3. 

3")  U.  Wilcken  rechnet  diesen  Angriff  als  einen  neuen  Feldzug:  aber  er  ist 
nur  die  Fortsetzung  des  angefangenen.  Wilcken  beruft  sich  auf  Livius  XLV  11,  8, 
und  setzt  in  diesen  angeblieh  zweiten  Feldzug  die  bei  Liv.  XLIV  19.  6  ff.  erwähnte 
Seeschlacht  bei  Pelusiou.  Der  römische  Historiker  hat  bei  der  Erzählung  zwar  die 
von  Pölybios  überlieferten  Tatsachen  benutzt,  aber  so  willkürlich,  dafs  man  ihn 
nur  mit  äuCserster  Vorsicht  benutzen  kann.  Vermutlich  i.-t  seine  Seeschlacht  bei 
Pelusion  nur  ein  Ableger  der  pofvbischen  Landschlacht.  ÜT>rigens  kennt  auch  er 
nur  zwei  ägyptische  Feldzüge  des  Antiochos. 

4}  Polyb.  XX\  III  17,  15.  23.  Die  Gesandten  waren  im  Sommer  abgegangen; 
als  sie  ankamen,  war  Ptolemäos  der  jüngere  schon  König.  Sie  scheinen  mit  An- 
tiochos noch  vor  Aufhebung  der  Belagerung  zusammengekommen  zu  sein.  Doch 
ist  dies  nicht  sicher,  da  die  Einleitongsworte  des  polybischen  Exzerptes  XX\'I1I  22 
verderbt  und  zweideutig  sind. 

5'  Polyb.  XXVIII  22.  XXIX  2.  Liv.  XLV  11.  1.  6.  Durch  welche  Um- 
stände Antiochos  zum  Abzüge  genötigt  ward,  ist  nicht  bekannt.  Nach  Eusebios 
I  161  und  Hieronymus  m  Dan.  11,  27  scheint  er  durch  die  Alexandriner  eine 
Schlappe  erlitten  zu  haben. 


174  12.  Buch.     §  9.     Neuer  Krieg  169/8  v.  Chr. 

durch  die  Tore  Ägyptens  oflfen  hielt.  Diese  Gefahr  bewog  den  Philo- 
metor,  sich  mit  seinem  Bruder  in  Alexandrien  zu  versöhnen;  unter 
tätiger  Vermittelung  Kleopatras,  unter  allgemeiner  Zustimmung  ward 
bald  nach  dem  Abzüge  des  Antiochos  noch  169  v.  Chr.  ein  Überein- 
kommen geschlossen.  Philometor  erkannte  den  Bruder  als  König  an  und 
fand  nunmehr  in  Alexandrien  Aufnahme.  Ägypten  hatte  zwei  Könige,  die 
gemeinschaftlich  regierten,  und  Kleopatra  nahm  an  den  königlichen  Ehren 
Anteil  ^.  Philometor  sagte  sich  also  von  Antiochos  los,  und  dieser  traf 
alsbald  umfassende  Anstalten,  mit  überlegener  Macht  wieder  in  Ägypten 
einzurücken.  Er  suchte  die  Ernte  einzuheimsen,  solange  der  make- 
donische Krieg  noch  nicht  entschieden  war.  Die  beiden  Ptolemäer 
riefen  vor  allem  den  Schutz  Roms  an  ^,  wohin  auch  Antiochos  und 
zwar  noch  von  Ägypten  aus  gleich  nach  dem  Abzüge  von  Alexandrien 
eine  Gesandtschaft  mit  einem  goldenen  Kranze  geschickt  hatte,  um  seine 
Ergebenheit  zu  beteuern  ^.  Die  Römer  hielten  sich  zunächst  neutral ; 
gewifs  wollten  sie  Ägypten  nicht  in  die  Hände  des  Antiochos  fallen 
lassen  ^ ,  aber  der  Krieg  in  Makedonien  hielt  sie  noch  gefesselt ;  sie 
begnügten  sich  daher,  beiden  Teilen  zum  Frieden  zu  raten,  und  regten 
bei  den  Hellenen  ähnliche  Versuche  an.  Allein  die  römische  Ver- 
mittelung scheiterte  ^ ,  Antiochos  zeigte  sich  entschlossen ,  in  Ägypten 
einzurücken,  die  Ägypter  mufsten  sich  auf  den  Krieg  bereiten  und 
wandten  sich  dazu  an  die  Achäer,  um  Hilfe  zu  erbitten  und  Truppen 
zu  werben;  die  Achäer  jedoch  konnten  ihnen,  wie  schon  erwähnt,  bei 
bestem  Willen  nichts  gewähren,  sondern  begnügten  sich  auf  Wunsch 
des  römischen  Konsuls  gleichfalls  mit  einer  Friedensvermittelung  *'. 

Antiochos  brach  im  Frühjahr  168  v.  Chr.  möghchst  zeitig  zum 
Kriege  auf.  Die  Flotte  sandte  er  gegen  Kypros,  er  selber  führte  das 
Landheer.  Die  Ägypter  waren  fast  wehrlos;  an  der  Grenze  bei 
Rhinokorura  kamen  Gesandte  Philometors  dem  Antiochos  entgegen, 
um   ihn    an    seine    Verpflichtungen    zu    erinnern    und    um   Frieden    zu 


1)  Liv.  XLV  11.  Polyb.  XXIX  23.  Über  Kleopatras  Stellung  vgl.  Strack, 
Dynastie  d.  Ptolemäer  32  f. 

2)  Justin.  XXXIV  2,  8.  Dies  ist  wohl  die  Gesandtschaft,  über  die  mit  starker 
Entstellung  Livius  XLIV  19,  6  ff.  berichtet. 

3)  Polyb.  XXVIII  22,  3. 

4)  Polyb.  XXIX  17,  5. 

5)  Polyb.  XXIX  25,  3  f.  Der  Führer  der  römischen  Gesandtschaft  war 
T.  Numisius. 

6)  Polyb.  XXIX  23.  Oben  S.  150.  Die  ägyptische  Gesandtschaft  traf  im 
Winter  169/8  v.  Chr.  im  Peloponnes  ein.  Als  Führer  erbat  man  sich  den  Lykortas 
und  Polybios,  und  diese  sind  vielleicht,  wie  schon  bemerkt,  nach  Ägypten  ge- 
gangen. 


12.  Buch.     §  9.     Zweiter  ägyptischer  Feldzug  168  v.  Chr.  17.> 

bitten  ^  Antiochos  forderte  als  Preis  dafür  Pelusion  mit  dem  zuge- 
hörigen Landstrich  zu  beiden  Seiten  des  pelusischen  Nilarmes  und  die 
Insel  Kypros,  und  bewilligte  eine  kurze  EVist  zur  Überlegung  ^.  Die 
Ägypter  wollten  sich  zu  dieser  Abtretung  nicht  verstehen;  sie  wufsten 
schon,  dafs  Rom  die  Unterwerfung  ihres  Landes  nicht  dulden 
würde,  in  Makedonien  stand  die  Entscheidung  nahe  bevor,  offenbar 
suchten  sie  Zeit  zu  gewinnen  und  liefsen  daher,  wie  es  scheint  ohne  zu 
antworten,  die  Frist  ablaufen,  worauf  Antiochos  in  Ägypten  einrückte. 
Auch  diesmal  war  er  vom  Glücke  begünstigt.  Während  seine  Flotte 
bei  Kypros  die  ptolemäische  aus  dem  Felde  schlug  ^,  fand  er  in  Ägypten 
kaum  Widerstand.  Er  marschierte  nilaufwärts  bis  nach  Memphis;  fast 
alles  unterwarf  sich,  viele  gingen  freiwillig  zu  ihm  über,  und  mit  mäfsiger 
Eile  wandte  er  sich  abwärts  nach  Alexandrien  "*. 

Inzwischen  hatte  der  römische  Senat  auf  die  Nachricht  von  den 
syrischen  Erfolgen  den  Beschlufs  gefafst,  dem  Antiochos  Halt  zu  ge- 
bieten und  dem  Krieg  ein  Ende  zu  machen.  Im  Frühjahr  168  v.  Chr. 
ging  eine  neue  Gesandtschaft  nach  dem  Orient  ab  ° ;  an  der  Spitze  stand 
Gaius  Popilius,  ein  Mann  von  erprobter  Festigkeit,  zugleich  persönlicher 
Freund  des  Antiochos.  Die  Gesandten  begaben  sich  nicht  gleich  an 
den  Ort  ihrer  Bestimmung,  sondern  erwarteten  zunächst  in  Delos,  ohne 
Zweifel  auf  Weisung  des  Senates,  die  bevorstehende  Entscheidungschlacht, 
von  deren  Ausgange  der  Erfolg  ihrer  Sendung  abhing.  Als  die  Nach^ 
rieht  vom  Siege  bei  Pydna  kam,  machte  sich  Popilius  sofort  auf  den 
Weg.  Nach  fünftägigem  Aufenthalt  auf  Rhodos  erreichte  er  Alexandrien, 
kurz  bevor  Antiochos  mit  seinem  Heere  vor  der  Stadt  erschien  ^.  Als  der 
König  bei  Eleusis,  vier  MilUen  vor  den  Toren,  den  Flufs  überschritten 
hatte,  traten  ihm  die  Römer  entgegen.  Schon  von  weitem  rief  ihnen  der 
König  seinen  Grufs  zu  und  streckte  dem  PopUius  die  Hand  entgegen. 
Ohne  zu  antworten,  überreichte  ihm  der  Römer  zuerst  das  Schreiben 
des  Senats.  Der  König  las  es  und  sagte,  er  werde  mit  seinen  Freunden 
darüber  ratschlagen;  jedoch  Popilius  nahm  den  Rebstock,  den  er  trug, 
beschrieb  einen  Kreis  um  Antiochos  und  sagte  ihm,  in  diesem  Kreise 
stehend   müsse   er   ihm   Antwort  geben.     Betroffen  schwieg   der  König, 


1)  Welche   Verpflichtungen   Antiochos    eingegangen    war,    wissen    wir     nicht. 
Nach  Polyb.  XXIX  26  war  der  neue  Angriff  ein  Bruch  früherer  Versprechungen. 

2)  Liv.  XLV  11,  9  ff.     Vgl.  Polyb.  XXIX  27,  1. 

3)  Polyb.  XXIX  27,  10. 

4)  Liv.  XLV  12. 

5)  Polyb.  XXIX  2  und  mit  mancherlei  Verfälschung  Liv.  XLIV  19,  13.    Die 
Sendung  des  Popilius  kann  erst  im  Frühjahr  oder  Frühsommer  erfolgt  sein. 

6)  Liv.  XLV  10. 


176  12.  Buch.     §  10.     Die  Rhodior  in  Rom  168  v.  Chr. 

dann  erwiderte  er  nach  kurzem  Nachdenken,  er  würde  tun,  was  Rom  von 
ihm  fordere,  worauf  ihn  die  Gesandten  nunmehr  mit  aller  Herzlichkeit 
begrüfsten  *. 

Der  Senat  befahl  ihm  den  Krieg  sofort  zu  beendigen.  Innerhalb 
einer  bestimmten  Frist  mufste  der  König  Ägypten  verlassen;  auch  aus 
Pelusion  mufste  er  seine  Besatzung  herausziehen.  Die  römischen  Ge- 
sandten ordneten  dann  in  Alexandrien  die  ägyptischen  Angelegenheiten, 
bestätigten  die  beiden  Könige  und  ermahnten  sie  zur  Eintracht.  Nach- 
dem sie  noch  einige  besondere  Forderungen  durchgesetzt  hatten  -,  eilten 
sie  nach  Kypros,  wo  die  Streitkräfte  des  Antiochos  ebenfalls  volles 
Übergewicht  erlangt  hatten.  Die  ägyptischen  Feldherren  waren  geschla- 
gen, alles  war  in  Verwirrung  geraten,  auch  hier  hatten  sich  manche  an 
Antiochos  angeschlossen  ^.  Die  Römer  nötigten  die  Flotte  des  Antiochos 
zum  Abzüge,  den  sie  selbst  beaufsichtigten,  und  stellten  die  ägyptische 
Herrschaft  wieder  her.  Dann  verliefsen  sie  die  Insel.  Antiochos  hatte 
trotz  seinen  Erfolgen  nicht  gewagt,  sich  dem  Befehl  des  Senats  zu  wider- 
setzen; wenn  auch  unwillig  und  mit  schwerem  Herzen  räumte  er  alle 
seine  Eroberungen.  Er  würde  wohl  nicht  Folge  geleistet  haben,  meint 
Polybios,  wäre  nicht  gerade  damals  in  Makedonien  der  Krieg  so  über- 
wältigend  entschieden  worden  *. 

Für  Ägypten  war  das  dauernde  Ergebnis  des  Krieges,  dafs  es 
jetzt  zwei  Könige  hatte,  die  nun  von  den  Römern  aus  schwerer  Gefahr 
errettet  waren  und  nicht  unterliefsen ,  ihnen  bald  darnach  durch  eine 
Gesandtschaft  den  schuldigen  Dank  abzustatten  ^. 

§10. 

Mit  lauter  Freude  und  wahrer  Erleichterung  vernahm  man  in  Rom 
die  Kunde  von  dem  Siege  bei  Pydna,  durch  den  das  makedonische 
Königtum  niedergeworfen  und  mit  all  seinen  Reichtümern  und  Vorräten 


1)  Polyb.  XXIX  27.  Liv.  XLV  12.  Diodor  XXXI  2.  Appiau ,  Syr.  66. 
Justinus  XXXIV  3.  Vellejus  Pat.  1  10,  1.  Zonar.  IX  25.  Die  Begegnung  des 
Popilius  mit  Antiochos  ist  berühmt  und  wird  oft  erwähnt.  Cicero  Phil.  VIII  23. 
Valer.  Max.  VI  4,  3.  Plin.  h.  n.  XXXIV  24.  Hieron.  in  Daniel.  11,  28  (III 
p.  1129). 

2)  Ich  meine  die  Auslieferung  des  Rhodiers  Polyaratos  und  die  Freilassung 
des  Lakedämoniers  Menalkidas. 

3)  Dazu  gehörte  Ptolemäos  Makron,  der  wohl  damals  übergangen  ist.  2  Makk. 
10,  12.     Vielleicht  ist  er  mit  dem  von  Polybios  XXVII  13  erwähnten  identisch. 

4)  Polyb.  XXIX  27,  12. 

5)  Polyb.  XXX  17  und  Livius  XLV  13,  der  für  die  Könige  des  Polybios  in 
seiner  Weise  die  Namen  Ptolemäos  und  Kleopatra  einsetzt. 


12.  Buch.     §  10.     Ordnung  Illyriens  168/7  v.  Chr.  177 

dem  Sieger  in  die  Hände  gefallen  war  ^  Das  römische  Übergewicht 
war  unzweifelhaft  hergestellt;  jetzt  galt  es  den  grofsen  Sieg  voll  aus- 
zunutzen. Die  Vernichtung  Makedoniens  war  längst  beschlossene  Sache ; 
zugleich  hielt  es  der  Senat  für  notwendig  und  nützlich,  die  Gegner  und 
Verdächtigen  empfindlich  zu  treffen,  die  Bundesgenossen  zu  demütigen 
und  zur  unbedingten  Fügsamkeit  zu  bringen.  Für  manche  Stunde 
ernster  Sorge  nahmen  die  Römer  jetzt  ihre  Rache. 

Zuerst  mufsten  es  die  Rhodier  fühlen,  die  mächtigsten,  deren  Ge- 
sandte zur  Herstellung  des  Friedens  eben  in  Rom  eingetroffen  waren 
(S.  157).  Unmittelbar  nach  der  Siegesbotschaft  wurden  AgepoUs  und 
Genossen  im  Senate  vorgelassen  ''^.  Agepolis  erklärte  gekommen  zu 
sein,  um  den  Frieden  zu  vermitteln,  da  der  lange  und  kostspielige  Krieg 
den  Griechen  und  auch  den  Römern  keinen  Nutzen  gebracht.  Aber 
jetzt,  da  alles  zum  Heil  beendet  sei,  bleibe  ihm  nur  übrig,  Glück  zu 
wünschen.  Dann  trat  er  ab.  Der  Senat  war  über  die  Rhodier  aufs 
höchste  aufgebracht  und  beschlofs,  an  ihnen  ein  Exempel  zu  statuieren. 
Ungewöhnlich  scharf  und  unfreundlich  antwortete  er  zunächst,  dafs  nach 
seiner  Meinung  die  Rhodier  nicht  das  Interesse  der  Hellenen  oder  der 
Römer  im  Auge  gehabt,  sondern  das  des  Perseus.  Es  scheint,  dafs  den 
Gesandten  nicht  einmal  die  üblichen  Geschenke  gemacht  wurden,  und 
bald  sollten  noch  empfindlichere  Beweise  der  Ungnade  nachfolgen. 

Dann  wurde  über  das  Schicksal  der  besiegten  Länder  entschieden, 
zunächst  Illyriens  und  Makedoniens  und  aller  derer,  die  am  Kriege 
teilgenommen  hatten.  Für  Iliyrien  wurden  fünf  Komraissarien  bestellt, 
für  Makedonien  zehn,  um  zusammen  mit  den  siegreichen  Feldherren 
die  Beschlüsse  zur  Ausführung  zu  bringen;  ihnen  ward  zugleich  die 
Bestrafung  der  hellenischen  Widersacher  und  Verdächtigen  übertragen. 
Sie  begaben  sich  zum  Winter  (168/7  v.  Chr.)  mit  den  Instruktionen 
des  Senats  auf  ihren  Posten.  Am  leichtesten  und  einfachsten  war  die 
Ordnung  Illyriens  ^.  Anicius  traf  mit  den  Legaten  zur  entscheiden- 
den Beratung  in  Skodra  zusammen.  Die  illyrischen  Untertanen  des 
Genthios  wurden  für  frei  erklärt,  d.  h.  die  Königsherrschaft  hörte 
auf,  die  römischen  Besatzungen  wurden  herausgezogen.  Die  Befreiten 
mufsten  zugleich  als  Verbündete  Roms  Oberherrlichkeit  anerkennen ;  sie 


1)  Liv.  XLV  If.  mit  mancherlei  Erdichtungen.  Viel  besser  Plut.  Aemil.  24. 
Vgl.  Cic.  de  nat.  deor.  II  6.     Plinius  h.  n.  VII  86.     Zonaras  IX  24,  2. 

2)  Polyb.  XXIX  19.  Diodor  XXX  33.  Auch  Livius  XLV  3,  3flF.  hat  dies 
aus  Polybios  entlehnt,  mit  tradidere  quidam;  denn  mit  seiner  eigenen  ganz  ver- 
fälschten Darstellung  steht  es  im  Widerspruch.     Oben  S.  156  Anm    3. 

3)  Liv.  XLV  26,  11.     Diodor  XXXI  8,  3  ff. 

Miese,  Gesch.  d.  griech.  u.  mak.  Staaten.    IIT.  12 


178  12.  Buch.     §  10.     Aemilius  Paullus  in  Hellas  168  v.  Chr. 

wurden  vermutlich  verpflichtet,  sich  der  Piraterie  zu  enthalten  und  keine 
Krieg-  oder  Raubschiffe  mehr  zu  bauen.  Diejenigen  Stämme,  welche 
sich  den  Römern  rechtzeitig  angeschlossen  hatten,  wurden  abgabenfrei, 
darunter,  wie  es  scheint,  die  Daorser,  Pirusten  und  Olkinion  '.  Das 
übrige,  vor  allem  Skodra,  ward  tributpflichtig,  und  das  ganze  Reich  des 
Genthios  in  drei  Teile  zerschlagen  2,  deren  jeder  wahrscheinlich  ein  be- 
sonderes Gemeinwesen  bilden  sollte.  Über  ihre  Verfassung  wissen  wir 
nichts;  ohne  Zweifel  hat  man  die  illyrischen  Stämme  in  ihrem  alten 
Zustande  belassen;  auch  ihre  Abhängigkeit  von  Rom  war  nur  locker 
und  wechselnd  ^.  Für  die  übrige  Welt  bedeuteten  die  Küstenbewohner 
am  meisten;  sie  wurden  durch  die  vorgelagerten  römischen  Bundes- 
genossen und  Untertanen,  wie  Issa,  Pharos,  Dimallos  dauernd  unter 
Aufsicht  gehalten. 

Noch  vor  Ankunft  der  für  Makedonien  bestimmten  Koramissarien, 
im  Herbst  168  v.Chr.,  ging  Aemilius  Paullus  nach  Griechenland,  um 
die  berühmtesten  Stätten  und  Städte  des  klassischen  Landes  zu  be- 
sichtigen, begleitet  von  seinem  Sohne  Publius  Scipio,  von  Athenäos,  dem 
Bruder  des  Eumenes ,  und  anderem  Gefolge  ^.  Er  erschien  unter  den 
Hellenen  wie  ein  höheres  Wesen ;  an  verschiedenen  Orten  schlichtete 
er  Streitigkeiten  und  verteilte  Gunsterweisungen,  besonders  verschenkte 
er  von  den  in  Makedonien  erbeuteten  ungeheuren  Getreidevorräten, 
ein  Geschenk,  das  nach  den  Opfern  des  Krieges  gewifs  vielen  Gemein- 
den willkommen  war.  Zugleich  lud  er  zu  den  Spielen  ein,  die  er  zur 
Feier  des  Sieges  in  Amphipolis  zu  geben  beabsichtigte  ^.  Durch 
Thessalien  ging  er  nach  Delphi,  wo  er  opferte;  er  fand  hier  die  un- 
vollendeten Säulen  für  die  Bilder  des  Perseus  und  liefs  seine  eigenen 
Statuen  darauf  setzen.  Von  Delphi  begab  er  sich  nach  Böotien;  er 
versäumte  nicht,    denn  er  war    ein   frommer    Mann,   in    Labadeia    dem 


1)  Der  Text  des  Livius  ist  hier  ganz  zerrüttet  und  kann  nicht  sicher  her- 
gestellt werden.  Die  Hs  hat  §  13:  non  solum  liberos  sed  etiani  imnmnes  foressenes 
et  taudantiosdasserentioi'umtirustarasinitassolciniatas.  Daraus  machen  die  Aus- 
gaben: immunes  fore  Issenses  et  Taulantios  Dassaretiorum  Pirustas  Rhizonitas 
Olciniatas,  schwerlich  ganz  richtig;  denn  die  Issäer  bleiben  als  freie  römische  Ver- 
bündete überhaupt  aus  dem  Spiel,  ebenso  wenig  glaublich  ist,  dafs  die  Taulantier 
dem  Reiche  des  Genthios  angehört  hätten,  und  nicht  minder  wunderlich,  dafs  die 
Pirusten  den  Dassareten  zugerechnet  werden. 

2)  Der  eine  Teil  umfafste  die  Labeaten  mit  Skodra  und  Meteon,  die  beiden 
dem  anderen  sind,  da  der  Text  des  Livius  §  15  für  uns  unverständlich  ist,  nicht  zu 
bestimmen.     Vgl.  Zippel,  Die  röm.  Herrschaft  in  Illyrien  95  ff. 

3)  Polyb.  XXXII  18. 

4)  Liv.  XLV  27,  5  ff.     Polyb.  XXX  10,  2  ff.     Plut.  Aemil.  28. 

5)  Liv.  XLV  32,  8. 


12.  Buch.     §  10.     Aemilius  Paullus  in  Hellas  168  v.  Chr.  179 

Zeus  Trophonios  zu  opfern  ^,  besuchte  Chalkis  mit  dem  Euripos,  andere 
Orte  Euböas,  Aulis,  das  Amphiaraosheiligtum  bei  Oropos  und  Athen 
mit  allen  seinen  Herrlichkeiten.  Von  hier  reiste  er  nach  Korinth,  Öikyon, 
Argos  und  Epidauros  mit  dem  Asklepiostempel,  weiter  nach  Lakedämon 
und  Megalopolis  und  zuletzt  nach  Olympia,  wo  er  ein  grofses  Opfer 
darbrachte  und  das  Zeusbild  des  Pheidias  bewunderte.  Er  war  ein 
Mann  von  guter  hellenischer  Bildung  ^,  der  auch  griechische  Kunst  zu 
würdigen  verstand.  Vom  Peloponnes  ging  er  nach  Norden  zurück. 
Von  Politik  war  unterwegs  keine  Rede;  sie  ward  bis  zur  Ankunft  der 
Zehn  zurückgestellt.  Doch  konnte  Aemilius  Paullus  ihr  nicht  ganz  aus 
dem  Wege  gehen ;  noch  ehe  er  seine  Reise  beendet  hatte,  auf  dem  Wege 
nach  Deraetrias  kamen  ihm  Atoler  in  Trauerkleidern  entgegen  und  baten 
um  seinen  Schutz;  denn  bei  den  Atolern  hatte  der  Sieg  der  Römer 
einen  gewaltsamen  Ausbruch  wilder  Parteileidenschaft  zur  Folge.  Die 
Römerfreunde,  Lykiskos  und  Teisippos,  benutzten  den  Zeitpunkt,  um 
sich  ihrer  Gegner  zu  entledigen,  wozu  römische  Soldaten  ihre  Dienste 
leisteten.  550  angesehene  Männer,  als  Freunde  des  Perseus  bekannt 
oder  verdächtig,  wurden  von  römischen  Soldaten  umzingelt  und  teils 
niedergemacht,  teils  ins  Exil  gejagt  und  ihrer  Habe  beraubt  ^.  Der 
Konsul  verwies  die  klagenden  Atoler  nach  Amphipolis  an  die  Senats- 
kommission, die  demnächst  eintreffen  sollte.  Nach  einer  Zusammenkunft 
mit  Gnäus  Octavius  in  Demetrias  eilte  er  selbst  dahin. 

Hier  trat  er  mit  Octavius  und  den  Legaten  zur  Entscheidung  zu- 
sammen. Die  Papiere  und  Briefschaften  des  Perseus,  die  man  erbeutet, 
der  ganze  königliche  Schatz  ward  zusammengebracht,  eine  grofse  Ver- 
sammlung, Gesandte  aller  Beteiligter,  der  griechischen  Staaten  wie  der 
Nachbarn,  erwartete  die  Beschlüsse.  Zuerst  ward  Makedoniens  Schicksal 
verkündet.  Die  Vertreter  des  Landes,  zehn  Angesehene  aus  jeder  Stadt 
oder  Landschaft,  wurden  zusammengerufen.  Von  hohem  Tribunal  herab 
verlafs  Aemilius  die  Beschlüsse  der  Kommission  in  lateinischer  Sprache? 
Octavius  die  griechische  Übersetzung  *. 


1)  Seine  Anwesenheit  in  Theben  wird  nicht  erwähnt;  bei  den  Atolern  scheint 
er  vorbeigegangen  zu  sein. 

2)  Plutarch  Aemil.  6. 

3)  Liv.  XLV  28,  6.  Vgl.  Polyb.  XXX  11.  Näheres  ist  unbekannt.  Man 
rnufs  eine  Versammlung  des  ätolischen  Bundes  annehmen,  und  es  scheint,  dafs  die 
Anhänger  des  Perseus  in  eine  Falle  gelockt  wurden.  Der  Führer  der  Römer, 
Aulus  Baebius,  gehörte  wohl  zur  Besatzung  Ambrakias.  Der  Ort  des  Ereignisses 
war  vielleicht  Arsinoe.    Polyb    a.  0.  §  5. 

4)  Liv.  XLV  18.  29,  4  ff.  Diodor  XXXI  8  (bei  Syncellus  p.  509  Bonn). 
Plutarch,  Aemil.  28.     Strabo  VII  fr.  48.    Justin.  XXXIII  2,  7. 

12* 


ISO  12.  Buch.     §  10.     Ordnung  Makedoniens  168/7  v.  Chr. 

Makedonien  behielt  den  Umfang,  den  es  zuletzt  unter  Philippos 
und  Perseus  gehabt,  ausgenommen  die  griechischen  Besitzungen.  Die 
Dardaner,  die  Päonien  für  sich  in  Anspruch  nahmen,  wurden  ab- 
gewiesen ^  Die  Makedonier  erhielten  die  Freiheit  und  blieben  in  ihrem 
Besitz,  ihren  Gesetzen  und  Gewohnheiten  ungeschmälert ;  aber  das  König- 
tum ward  abgeschafft,  an  seine  Stelle  traten  jährlich  gewählte  Beamte. 
Makedonien  sollte  fortan  frei  sein,  aber  nicht  unabhängig;  es  mufste 
die  OberherrUchkeit  der  Römer  anerkennen  und  als  jährlichen  Tribut 
die  Hälfte  der  königlichen  Abgaben  entrichten,  etwa  100  Talente^, 
und  es  ward  in  vier  Teile  zerstückelt.  Den  ersten  bildete  der  Osten, 
das  Gebiet  zwischen  Nestos  und  Strymon  mit  den  östlich  •  vom  Nestes 
bis  zum  Hebros  gelegenen  zerstreuten  Besitzungen  des  Perseus,  aus- 
genommen die  Seestädte  Aenos,  Maroneia  und  Abdera.  Letztere  wurde 
zur  Entschädigung  für  das  erlittene  Unrecht  für  frei  erklärt  ^.  West- 
lich vom  Strymon  wurden  die  Bisaltike  und  Sintike  mit  der  Stadt 
Herakleia  zu  diesem  Teil  geschlagen.  Der  zweite  Teil  umfafste  das 
Land  zwischen  Strymon  und  Axios  mit  Einschlufs  der  Päoner  östlich 
vom  Axios.  Als  dritter  Teil  ward  das  alte  untere  Makedonien  bestimmt, 
alles  was  zwischen  Axios  und  Peneios  östlich  vom  Gebirge  Bermion  * 
gelegen  war,  auch  Päonien  westlich  vom  Axios  gehörte  dazu.  Der 
vierte  und  letzte  Teil  war  der  umfangreichste;  er  enthielt  das  obere 
Makedonien  westlich  vom  Bermion  mit  den  anstofsenden  epirotischen 
Gebieten,  die  Landschaften  Eordäa,  Lynkestis,  Pelagonia,  Elimiotis, 
Atintania  ^  und  Tymphäa.  Jeder  der  vier  Teile  bildete  ein  eigenes  von 
den  übrigen  streng  geschiedenes  Gemeinwesen  mit  einer  besonderen  Haupt- 
stadt als  Sitz  der  Magistrate,  der  Kassen  und  der  politischen  Versamm- 
lungen. Im  ersten  Teile  war  es  Amphipolis,  im  zweiten  Thessalonike, 
im  dritten  Pella,  im  vierten  Pelagonia  (Herakleia).  Zwischen  den 
Teilen,  die  sich  erstes,  zweites,  drittes  und  viertes  Makedonien  nannten, 
war  die  Rechts-  und  Ehegemeinschaft,  Konubium  und  Kommerzium 
untersagt.  Die  königüchen  Besitzungen,  liegende  Gründe,  Bergwerke 
u.  s.  w.  wurden  vom  römischen  Volk  eingezogen  ^.     Wie   darüber  be- 

1)  Liv.  XLV  29,  12. 

2)  Vgl.  Polyb.  XXXI  7,  9. 

3)  Plin.  h.  n.  IV  42.     Oben  S.  129.     Vgl.  SIG.  P  303. 

4)  Livius  XLV  29,  8  f.  nennt  es  Bora. 

5)  Die  Atintanea  werden  die  Epiroten  sein,  die  nach  Strabon  a.  0.  damals 
zum  vierten  Makedonien  geschlagen  wurden,  wenn  man  nicht  annehmen  will,  dafs 
sie  196  V.  Chr.  bei  Makedonien  verblieben,  was  wohl  möglich  ist.  Vgl.  Bd.  II 
S.  652.  Vielleicht  sind  noch  andere  Epiroten,  wie  die  Paroräer,  damals  ebenfalls 
mit  Makedonien  vereinigt.    Vgl.  Strabo  VII  326. 

6)  Dies  sind  die  agri  regit  bei  Cicero  de  leg.  agr.  I  5. 


12.  Buch.     §  10.     Ordnung  Makedoniens  168/7  v.  Chr.  181 

stimmt  ward,  ist  unbekannt ;  es  scheint^  dafs  zunächst  auf  die  Ausnutzung 
verzichtet  und  die  früher  geübte  Verpachtung  abgeschafft  ward  ^. 
Untersagt  ward  der  Betrieb  der  Gold-  und  Silberbergwerke,  die  viel 
eingebracht  hatten ;  die  übrigen  Bergwerke  durften  in  Bearbeitung  blei- 
ben, wofür  die  Abgabe  oder  Pacht  auf  die  Hälfte  der  früheren  Summe 
herabgesetzt  ward.  Die  Einkünfte  der  neuen  Freistaaten  wurden  also 
erheblich  beschnitten;  ebenso  ward  natürhch  die  alte  Wehrordnung  des 
Landes  aufser  Übung  gesetzt;  ein  Heer  durften  die  freien  Makedonier 
sich  nicht  halten,  aufser  einigen  Grenzposten  gegen  die  benachbarten 
Barbaren.  Um  die  Bildung  einer  Kriegs-  und  Handelsflotte  zu  hindern, 
durften  sie  Schiffbauholz,  das  so  reichlich  vorhanden  war,  weder  für 
sich  noch  für  andere,  sondern  nur  für  die  Römer  schlagen.  Endlich 
ward,  wie  es  scheint,  untersagt,  Salz  einzuführen  ^.  Die  Regelung  des 
Salzhandels  hatte  für  die  benachbarten  Dardaner  besondere  Bedeutung, 
da  sie  ihr  Salz  aus  Makedonien  bezogen.  Nachdem  ihnen  Päonien  ver- 
sagt war,  ward  ihnen  wenigstens  das  Recht  gegeben,  ihr  Salz  in  Stoboi, 
einer  päonischen  Stadt  nicht  weit  von  ihrer  Grenze,  zu  kaufen.  Das 
dritte  Makedonien  mufste  es  ihnen  dahin  zu  einem  bestimmten  Preise 
liefern  ^. 

Die  Makedonier,  die  seit  Jahrhunderten  eine  einheitliche  Nation 
bildeten,  fühlten  sich  durch  nichts  härter  getroffen  als  durch  diese 
Teilung,  die  Zusammengehöriges  trennte  und  Verschiedenartiges  ver- 
einigte. Da  sie  sich  bedingungslos  unterworfen  hatten,  so  mufsten 
sie  alles  über  sich  ergehen  lassen  und  sich  in  ganz  neue  Verhältnisse 
einzuleben  versuchen.  Die  einzelnen  Stücke  erhielten  bald  darnach 
noch  von  Aemilius  Paullus  ihre  neue  Verfassung  * ,  die  nach  dem 
Muster  der  griechischen  Landschaften  und  Bünde  in  aristokratischer 
Weise  gestaltet  ward.  Die  Verwaltung  der  Landesteile  leiteten  Ab- 
geordnete (Synedren),  die  wahrscheinlich  von  den  Gemeinden  gewählt 
wurden  und  aus  ihrer  Mitte  wiederum  die  gemeinsamen  Beamten  be- 
stellten. Auch  die  einzelnen  Gemeinden  scheinen  neue  Verfassungen 
erhalten  zu   haben.     Man   rühmt   dem  Aemilius  Paullus   nach,   dafs   er 


1)  Liv.  XLV  18,  3. 

2)  Liv.  XLV  29,  11  et  sah  invecto  uti  vetuit,  was  auf  Konjektur  beruht;  die 
Hs.  hat  sale  innuceto.  Wenn  die  Herstellung  richtig  ist,  mufsten  also  die  Make- 
donier das  Salz  für  sich  und  die  Dardaner  selbst  herstellen.  Der  Sinn  dieser  Be- 
stimmung ist  unklar. 

3)  Wenn  man  sich  denkt,  dafs  der  Preis  niedrig  angesetzt  war ,  so  kam  diese 
Verpflichtung  auf  eine  Belastung  Makedoniens  heraus. 

A)  Liv.  XLV  31,  1.  32,  Iff.  Die  Verfassung  wurde  erst  nach  Ordnung  der 
übrigen,  besonders  der  hellenischen  Verhältnisse  erlassen. 


183  12.  Buch.    §  10.     Bestrafung  der  Hellenen  168/7  v.  Chr. 

für  die  besiegten  Feinde  gut  gesorgt  habe  und  dafs  seine  Anordnungen 
sich  dauernd  bewährten  ^  Aber  hauptsächlich  lag  der  ganzen  Neu- 
ordnung das  Bestreben  zu  gründe,  Makedonien  zu  schwächen  und  un- 
schädlich zu  machen.  Darum  wurden  zum  Schlüsse  noch  eine  grofse 
Zahl  der  vornehmsten  und  reichsten  Personen,  Leute  von  fürstlicher 
Stellung,  ehemals  die  höchsten  königlichen  Beamten  und  Heerführer, 
aufgerufen  und  angewiesen,  mit  ihren  Kindern,  so  viele  über  15  Jahre 
alt  waren,  Makedonien  zu  verlassen  und  sich  in  Italien  einzufinden. 
Ungehorsam  ward  mit  dem  Tode  bedroht.  Die  Führer  des  Landes 
mufsten  also  ins  Ausland  gehen  und  wurden  dort  festgehalten  ^. 

Über  die  griechischen  Besitzungen  des  Perseus  ward  besonders 
verfügt.  Demetrias  verlor  seine  Befestigung  ^  und  wurde,  wie  es  scheint, 
wieder  mit  den  Magneten  vereinigt,  also  der  Zustand  von  196  v.  Chr. 
wiederhergestellt.  Die  Magneten  erhielten  Verzeihung  und  bildeten 
fortan  ihr  eigenes  Gemeinwesen,  vielleicht  in  einer  gewissen  Abhängig- 
keit von  den  Thessalern.  Die  Doloper  wurden  frei;  Larisa  Kremaste 
und  Nachbarschaft  durften  sich  ihren  Stammesgenossen,  den  Phthioten, 
wieder  anschliefsen ;  Aeginion  fiel  an  die  Thessaler.  Die  sonstigen  zer- 
streuten makedonischen  Besitzungen  wurden  später  verteilt. 

Nach  der  Verkündigung  der  makedonischen  Neuordnung  entschied 
sich  das  Schicksal  der  hellenischen  Freunde  des  Perseus,  der  überführten 
wie  der  verdächtigen.  Sie  wurden  alle  hart  bestraft,  mit  Einschlufs 
derer,  welche  etwa  nur  im  Interesse  ihrer  Unabhängigkeit  die  Erhaltung 
Makedoniens  gewünscht  hatten.  Da  die  ganze  Korrespondenz  des  Perseus 
erbeutet  war,  so  hatten  die  römischen  Kommissarien  gegen  viele  Beweise 
in  Händen,  und  wo  es  Beweise  nicht  gab,  halfen  die  Gesandten  aus,  die 
mit  Glückwünschen,  Ehren  und  Kränzen  aus  allen  hellenischen  Staaten 
herbeigeeilt  waren.  Der  römische  Sieg  hatte  überall  die  Anhänger  Roms 
ans  Ruder  und   in   die  Amter  gebracht.     Aus    ihnen   wurden   natürlich 


1)  Liv.  XLV  32,  7.     Justin.  XXXIII  2,  7. 

2)  Liv.  XLV  32,  3  ff.  Näheres  über  die  Auswahl  dieser  Leute,  über  ihre  Zahl 
und  ihr  Schicksal  ist  nicht  bekannt.  Vielleicht  sind  es  die  250,  die  mit  Perseus 
im  Triumph  des  Aemilius  aufzogen.  Diodor  XXXI  8,  12.  Ob  auch  diejenigen 
einbegriffen  waren,  welche  sich  gegen  Sicherheit  ergeben  oder  nach  dem  Aufruf 
des  Cn.  Octavius  unter  Zusicherung  völliger  Amnestie  und  Restitution  den  Perseus 
in  Samothrake  verlassen  hatten  (Liv.  XLV  6,  7.  Oben  S.  166),  wissen  wir  nicht. 
Livius  meint,  und  vielleicht  hat  es  schon  Polybios  bemerkt,  die  Mafsregel  sei  zwar 
anscheinend  hart,  in  Wahrheit  jedoch  für  das  Land  heilsam  gewesen,  da  mit  diesen 
mächtigen  Leuten  eine  freie  Verfassung  unmöglich  gewesen  sein  würde.  Die  da- 
maligen Römer  haben  sich  jedoch  von  solchen  Erwägungen  nicht  leiten  lassen ;  für 
sie  war  nur  das  römische  Interesse  mafsgebend. 

3)  Diodor  XXXI  8,  6. 


12.  Buch.     §  10.     Bestrafung  der  Hellenen  167  v.  Chr.  183 

vor  allem,  weil  man  sich  guten  Willen  zu  zeigen  beeiferte ,  diese  Ge- 
sandten genommen.  Von  den  Achäern  kamen  Kallikrates,  Aristodamos, 
Agesias  und  Philippos,  aus  Böotien  Mnasippos,  aus  Akarnanien  Chremas, 
von  den  Epiroten  Charops  und  Nikias,  von  den  Atolern  Lykiskos  und 
Teisippos,  alles  römische  Parteigänger  vom  reinsten  Wasser  ^  Sie  hatten 
das  Ohr  der  Römer  und  beuteten  deren  Absichten  gegen  die  eigenen 
einheimischen  Widersacher  rücksichtslos  aus.  Vorbildlich  war  die  Sache 
der  Atoler,  die  zuerst  zur  Entscheidung  kam.  Hier  enthüllte  sich  den 
Hellenen  die  Politik  der  Römer  mit  schrecklicher  Deutlichkeit;  aller- 
dings hatten  sich  die  Sympathien  für  Perseus  bei  den  Atolern  am  deut- 
lichsten gezeigt;  die  Atoler  waren  nahe  daran  gewesen,  auf.  make- 
donische Seite  zu  treten.  Die  Klage  gegen  Lykiskos  und  Teisippos, 
die  Urheber  der  Bluttat,  ward  abgewiesen  ^.  Es  ward  nicht  gefragt, 
wer  recht  oder  unrecht  hätte,  sondern  welcher  Partei  die  Täter  und 
die  Gemordeten  angehörten.  Die  Anstifter  blieben  straflos,  das  Ge- 
schehene blieb  geschehen,  die  Verbannungen  und  Konfiskationen  wurden 
bestätigt.  Betraft  wurde  nur  der  römische  Offizier,  der  die  Truppen 
hergegeben  hatte.  Wahrscheinlich  sind  überall  diejenigen,  welche  mit 
Perseus  in  Verbindung  gestanden  hatten,  hingerichtet  worden,  wenn  sie 
sich  nicht  selbst  entleibten  ^.  Dann  ergingen  Schreiben  der  beiden  Feld- 
herren an  die  hellenischen  Gemeinden,  worin  eine  grofse  Zahl  angesehener 
Männer,  meist  die  von  ihren  Widersachern  bezeichneten,  zur  Recht- 
fertigung nach  Rom  befohlen  wurden  *.  Fast  alle  Staaten  wurden  be- 
troffen, am  meisten  die  Atoler,  von  denen  eine  grofse  Zahl,  ähnlich  wie 
die  besiegten  Makedonier,  nach  Rom  gehen  mufste  ^ ;  ferner  die  Thessaler 
und  Perrhäber,  Böoter,  Akarnanen  und  Epiroten  ''.  Die  verdächtigen 
Staaten  und  Stämme  erlitten  Gebietsverluste;  die  Akarnanen  mufsten 
Leukas  hergeben,  ihre  gröfste  und  wichtigste  Gemeinde,  die  ihnen  nach 
dem    zweiten   makedonischen   Kriege   zugefallen   war  "^ ,   an   ihrer  Stelle 


i;  Polyb.  XXX  13.     Liv.  XLV  31,  3. 

2)  Liv.  XLV  31,  If. 

3)  Polyb.  XXX  6. 

4)  Polyb.  XXX  13,  5  ff.  Liv.  XLV  31,  9.  Es  erstreckte  sich  auch  auf  Ab- 
wesende; die  auf  einer  Gesandtschaft  oder  in  auswärtigem  Dienst  Befindlichen 
wurden  brieflich  zitiert.  Liv.  XLV  35,  2.  Dies  gilt  vielleicht  von  Lykortas  und 
Polybios,  wenn  diese  beiden  nämlich  in  Ägypten  waren.     Oben  S.  150  Anm.  5. 

5)  Justin  XXXIII  2,  8  Aetolorum  universarum  urbium  senatus  cum  coniugibus 
liberisque,  qui  dubia  fiele  fuerat,  Romam  missus,  wo  gewifs  keine  Verwechselung 
mit  den  Achäern  vorliegt. 

6)  Polyb.  XXX  6,  5.     Liv.  XLV  34,  9. 

7)  Liv.  XLV  31,  12.  Bd.  II  653  f.  Leukas  war  ursprünglich  nicht  akarnanisch 
sondern  korinthisch. 


184  12.  Buch.     §  10.     Bestrafung  der  Hellenen  167  v.  Chr. 

ward  vielleicht  Thyrrheion  von  jetzt  an  die  Hauptstadt  des  Bundes  ^ 
Am  härtesten  wurden  auch  hierin  die  Atoler  betroffen;  sie  verloren 
nicht  nur  Herakleia  und  die  opun tischen  Lokrer,  die  ihnen  der 
Senat  nach  dem  antiochischen  Kriege  auf  dem  Gnadenwege  belassen 
hatte,  sondern  auch  die  Amphilocher  '^,  Aenianen,  Dorier  und  ozolischen 
Lokrer  wurden  ihnen  genommen  und  bildeten  fortan  jedes  für  sich  ein 
besonderes  Gemeinwesen  ^.  Die  Atoler  wurden  auf  ihre  alten  Grenzen 
zurückgedrängt;  ja  selbst  von  ihrem  Stammlande  mufsten  sie  damals, 
wie  es  scheint,  Pleuron  hergeben  *,  sie  verloren  jeden  Anteil  an  der 
delphischen  Amphiktionie  und  der  Verwaltung  des  delphischen  Heilig- 
tums ^.  Von  ihren  Erwerbungen  behielten  sie  nur  Stratos  und  Nau- 
paktos  ^. 

Die  gleiche  Strafe  der  Verschickung,  nur  mit  etwas  schonenderer 
Einleitung,  traf  auch  die  verdächtigen  Achäer.  Es  lag  gegen  niemanden 
ein  bestimmter  Beweis  vor,  sondern  nur  die  Anklage  des  Kallikrates 
und  Genossen  '',  nichtsdestoweniger  wurden  auch  sie  nach  Rom  berufen, 
nicht  durch  Edikt  der  Feldherren,  sondern  durch  eine  besondere  Ge- 
sandtschaft. Zwei  von  den  zehn  Legaten,  Gaius  Claudius  und  Gnäus 
Domitius,  erschienen  auf  der  achäischen  Tagsatzung  und  erklärten, 
mehrere  angesehene  Achäer  hätten  den  Perseus  mit  Geld  unterstützt, 
der  Bund  möge  sie  zum  Tode  verurteilen ;  alsdann  würde  man  sie 
nennen.  Die  Versammlung  lehnte  diese  Zumutung  ab  und  verlangte 
zuerst  die  Namen  zu  hören.  Der  Römer  erwiderte,  alle  gewesenen 
Strategen  seien  unter  den  Schuldigen.     Hierauf  erhob   sich  Xenon,  er- 


1)  Oberhummer,  Akarnanien  S.  192. 

2)  Diodor  XXXI  8,  6. 

3)  Dies  lehren  die  Urkunden,  besonders  die  delphischen  Inschriften,  ferner  das 
Ehrendekret  für  Kassander  SIG.  P  291,  das  in  die  Zeit  zwischen  167  und  146  v.  Chr. 
gehört.  Bei  den  ozolischen  Lokrern  sind  seitdem  Agonotheten  der  eponyme  Ma- 
gistrat. Vgl.  SGDial.  II  1842.  1851.  1878  u.  öfter.  IGGSept.  III  n.  349  fF.  BCH. 
22  (1898)  354  ff.  An  letzterer  Stelle  irrt  der  Herausgeber  Cahen,  wenn  er  an- 
nimmt ,  das  lokrische  Oineon  sei  ätolisch  geblieben ;  es  handelt  sich  nicht  um 
diese  Stadt,  sondern  um  einen  ätolischen  Ort  Oinoe.  Vgl.  Dittenbei'ger ,  Hermes 
32  (1897)  161  ff. 

4)  Pausan.  VII  11,  3.  Andere  sind  der  Meinung,  dafs  Pleuron  schon  nach 
dem  antiochischen  Kriege  abgetreten  ward.  Hertzberg,  Gesch.  Griechenlands  I 
138.     Oben  S.  12  Anm.  2. 

5)  Wie  die  späteren  Listen  der  Amphiktionen  lehren.  Pomtow,  KE.  IV 
2,  2691. 

6)  Über  Naupaktos  vgl.  Polyb.  XXXVIII  11,  9.  Cicero  in  Pis.  91.  Caesar 
de  bell.  civ.  III  35,  1.  Dittenberger,  Hermes  32,  179.  Dafs  Stratos  ätolisch  blieb, 
lehrt  die  delphische  Inschrift  SGDial.  II  1908. 

7)  Polyb.  XXX  6,  5.    13,  8  f.    Liv.  XLV  31,  9  f. 


12.  Buch.     §  10.     Siegesfest  in  Amphipolis  167  v.  Chr.  185 

klärte,  er  sei  Strateg  gewesen,  sei  sich  aber  keiner  Schuld  bewufst,  und 
sei  bereit  sich  vor  den  Achäern,  aber  auch  in  Rom  zu  rechtfertigen. 
Dies  griffen  die  Legaten  auf,  und  nun  wurden  Xenon  und  alle  übrigen 
Verdächtigten,  mehr  als  tausend,  zur  Verantwortung  nach  Rom  ge. 
schickt  '.  Sie  wurden  wie  ihre  hellenischen  Leidensgefährten  als  An- 
geklagte angesehen  und  erwarteten  in  Rom  den  Richterspruch.  Der 
achäische  Bund  als  solcher  erlitt  keine  Strafe,  sondern  wurde  sogar 
durch  die  von  den  Atolern  abgetrennten  Städte  Pleuron  und  Herakleia 
am  Ota  erweitert  ^. 

Am  strengsten  wurden  alle  bestraft,  die  dem  Perseus  tätigen  Bei- 
stand geleistet,  einzelne  wie  Gemeinden,  z.  B.  der  Thebaner  Neon  ward  in 
Amphipolis  hingerichtet  ^ ,  Haliartos  hörte  auf  als  Stadt  zu  existieren*. 
AutLesbos  hatte  Antissa  den  Schiffen  Antenors  Aufnahme  und  Lebensmittel 
gewährt;  einer  der  Legaten  ward  jetzt  ausgesandt,  um  es  zu  zerstören 
und  die  Bewohner  nach  Methymna  überzuführen,  dem  das  Gebiet  der 
zerstörten  Stadt  zufiel.  Auch  die  Delier,  wo  sich  die  Flotte  Antenors 
so  lange  aufgehalten,  wo  auch  sonst  von  jeher  makedonische  Sym- 
pathien bestanden,  hatten  schwer  zu  büfsen.  Zwar  das  Heiligtum  und 
was  dazu  gehörte  war  gesichert;  die  Römer  würden  sich  nie  daran 
vergriffen  haben,  aber  die  Bewohner  wurden  bestraft.  Es  wurde  be- 
schlossen, sie  aus  dem  Besitz  des  Heiligtums  und  der  Insel  zu  vertreiben, 
und  die  alten  Ansprüche  der  Athener  gaben  die  Möglichkeit,  dies  Vor- 
haben ohne  Gottlosigkeit  auszuführen. 

Zum  Schlufs,  nach  Beendigung  der  Geschäfte,  feierte  Aemilius 
Paullus  in  Amphipolis  zum  Dank  gegen  die  Götter  Spiele  jeglicher  Art, 
zu  denen  die  besten  Künstler  und  Athleten  herbeikamen.  Der  Konsul 
hatte  sämtliche  griechische  Gemeinden  in  Europa  und  Asien,  ebenso  die 
befreundeten  Könige  eingeladen ,  und  von  allen  kamen  Festgesandte. 
Das  Heer  des  Aemilius  und  die  Flotte  des  Octavius  waren  zugegen, 
eine  grofse  Menschenmenge  strömte  von  allen  Seiten  zusammen.  Die 
Spiele  wurden  mit  aller  Pracht  ausgerichtet,  die  Gesandten  reichhch  be- 
wirtet und  beschenkt  ^.     Fast   noch  mehr  Bewunderung  als   die  Spiele 


1)  So  berichtet  den  Hergang  der  nicht  immer  zuverlässige  Pausanias  VII 
10,  7  ff. 

2)  Pausan.  VII  11,  3.  14,  1.  Näheres  über  die  Art  und  Zeit  der  Angliederung 
ist  nicht  bekannt. 

3)  Liv.  XLV  31,  15,  der  daneben  den  Ätoler  Andronikos  nennt:  Ändronicus 
Andronici  filius  quod  patrem  secutus  artna  contra  p.  B.  tulisset.  Von  ihm  ist 
sonst  nichts  bekannt.  War  es  vielleicht  der  Sohn  des  Nikandros  oder  Archedamos  ? 
Oben  S.  133.  143. 

4)  Polyb.  XXX  21,  1. 

5}  Liv.  XLV  32.     Plut.  Aem.  28.     Polyb.  XXX  15.    Diodor  XXXI  8,  9.  13. 


186  12.  Buch.     §  10.     Vernichtung  der  Molosser  167  v.  Chr. 

erzeugte  die  gewaltige  makedonische  Beute,  die  hier  gesammelt  und 
ausgestellt  war,  Statuen,  Gemälde,  kostbare  Gewebe,  Gefäfse  und  der 
sonstige  königliche  Hausrat  von  unermefslichem  Wert.  Dies  alles  war 
nach  Italien  bestimmt.  Von  den  Waffen  und  Kriegsgerät  wurde  nur 
das  Wertvollste,  immer  noch  eine  grofse  Fülle,  für  den  Triumph  aus- 
gelesen, das  übrige  nach  römischer  Sitte  feierlich  verbrannt.  Aemilius 
Paullus  hat  den  Ruhm,  dafs  er  von  den  Reichtümern,  die  er  erbeutet, 
nichts  für  sich  nahm ;  nur  aus  der  Bibliothek  des  Perseus  liefs  er  seine 
Söhne  auswählen  ^  Ehe  er  Makedonien  verliefs,  versammelte  er  die 
Vertreter  des  Landes  und  ermahnte  sie  zur  Eintracht  und  zur  Dank- 
barkeit gegen  das  römische  Volk,  das  ihnen  die  Freiheit  gegeben.  Er 
wurde  in  Rom  ihr  Patronus.  Auch  an  die  hellenischen  Abgeordneten 
hat  er  eine  Ansprache  gehalten  - ;  er  wird  ihnen  gesagt  haben,  dafs  sie 
erst  jetzt,  nach  dem  Ende  des  makedonischen  Königtums,  wirkhch  be- 
freit seien. 

Die  gesamte  Beute  ging  zu  Schiff  nach  Italien,  während  der  Konsul 
mit  dem  Heere  zu  Lande  von  Amphipolis  in  langsamem  Zuge  an  die 
adriatische  Küste  aufbrach  ^.  Von  Pella  entsandte  er  einen  Heeresteil 
unter  Scipio  Nasika  und  Fabius  Maximus  nach  lUyrien,  um  dort  einige 
Bundesgenossen  des  Perseus  durch  Plünderung  und  Verheerung  des 
Landes  zu  betrafen  ^.  Er  selbst  wandte  sich  südwärts  nach  Epirus,  zur 
Vollziehung  des  Strafgerichts,  das  der  Senat  über  die  abtrünnigen  Epi- 
roten, besonders  die  Molosser  verhängt  hatte.  Sie  waren  alle  den  Sol- 
daten zur  Beute  bestimmt.  Bei  Passaron,  dem  molossischen  Hauptoi'te, 
machte  der  Konsul  Halt.  Anicius,  der  in  der  Nähe  lagerte,  ward  ver- 
ständigt, und  nun  gingen  die  Römer  ans  Werk.  Die  Molosser  und  ihre 
Leidensgenossen  waren  über  den  ganzen  Umfang  des  ihnen  drohenden 
Verderbens  nicht  unterrichtet  und  wurden  auch  weiter  in  Täuschung 
gehalten.  Aemilius  berief  zehn  Vertreter  jeder  Gemeinde  zu  sich  und 
versprach  Schonung  und  die  Freiheit,  wie  sie  den  Makedoniern  ge- 
geben war,  wenn  die  Bewohner  all  ihr  Edelmetall  und  bares  Geld  her- 
gäben. Die  Epiroten  fügten  sich ;  mit  den  Gesandten  ging  in  jeden 
Ort  zur  Empfangnahme  eine  Abteilung  römischer  Soldaten,  und  an  einem 
und  demselben  Tage  ward  überall  der  Weisung  gemäfs  alles  zusammen- 
getragen. Als  es  geschehen  war,  fielen  die  Römer  über  die  Häuser  her, 
plünderten  alles  aus,  trieben   die  Menschen,   die   Habe  zusammen   und 


1)  Plutarch  Aem.  28.     Polyb.  XXXIl  8. 

2)  Plut.  Aem.  29. 

3)  Liv.  XLV  33,  7  f.     Plutarch  Aem.  29.     Appian  lUyr.  9. 

4)  Was  für  Illyrier  gemeint  sind,  wissen  wir  nicht;  es  müssen  solche  sein,  die 
sich  noch  nicht  unterworfen  hatten. 


12.  Buch.     §  10.     Heimkehr  der  Römer  167  v.  Chr.  187 

zerstörten  die  Stadtmauern.  Epirus  hatte  eine  zahlreiche  Bevölkerung 
von  Viehzüchtern  und  Ackerbauern.  Es  waren  70  Ortschaften,  die  auf 
diese  Weise  vernichtet  und  entvölkert  wurden,  gegen  170  000  Freie 
wurden  erbeutet  ^.  Es  wurde  alles  verkauft,  aber  der  Erlös  blieb  weit 
hinter  den  Erwartungen  zurück;  nur  eine  kleine  Summe,  elf  Drachmen, 
kam  auf  den  Mann  - ,  zum  grofsen  Mifsvergnügen  der  Soldaten.  Das 
Strafgericht  erstreckte  sich,  wie  billig,  nur  auf  denjenigen  Teil  des  epi- 
rotischen  Stammes,  welcher  zu  Perseus  übergetreten  war.  Die  übrigen 
wurden  verschont  und  behielten  ihr  Gemeinwesen  und  ilire  bisherige  Ver- 
fassung mit  dem  Mittelpunkt  in  Phoinike  ^.  Das  Gebiet  der  Molosser 
und  der  übrigen  bestraften  Epiroten  wurde  nicht  mehr  dazu  geschlagen, 
sondern  wahrscheinlich  römisches  Gemeindeland. 

Die  Einschiffung  des  konsularischen  Heeres  nach  Italien  erfolgte 
von  Orikos  aus,  wo  Nasikas  Abteilung  sich  mit  den  übrigen  wieder 
vereinigte.  Anicius  hatte  inzwischen  die  Epiroten  und  Akarnanen  zu- 
sammengerufen und  diejenigen  Personen  bezeichnet,  welche  sich  zur 
Rechtfertigung  nach  Rom  zu  begeben  hatten  ^.  Dann  ging  er  ebenfalls 
nach  Italien  hinüber.    Alle  drei  Feldherren    zogen  im  Triumph  in  Rom 


1)  Polyb.  XXX  16  =  Strabo  VII  322.     Pliii.  h.  n.  IV  39  zählt  72  Orte. 

2)  Plut.  Aem.  29.  Nach  Livius  XLV  34,  5  sind  auf  den  Infanteristen  200,  auf 
den  Reiter  400  Dr.  gekommen,  was  eine  willkürliche  Verschönerung  ist  und  mit 
der  eigenen  Erzählung  des  Livius  von  der  Unzufriedenheit  der  Soldaten  in  Wider- 
spruch steht.  Die  plutai-chische  ZiflE'er,  die  gewifs  aus  Polybios  stammt,  ist  durch- 
aus glaublich,  zumal  wenn  man  annimmt,  dafs  auch  das  Heer  des  Anicius  an  der 
Beute  teilnahm,  die  also  auf  etwa  50000  Köpfe  zu  verteilen  war.  Bei  der  Natur 
des  Landes,  das  ohne  gröfsere  Städte  war,  ist  anzunehmen,  dafs  an  Edelmetall 
nicht  viel  zusammenkam  und  die  lebende  Beute,  Menschen  und  Vieh,  bei  weitem 
überwog.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  bei  dem  raschen  Verkauf  einer  solchen 
Masse  zu  Spottpreisen  losgeschlagen  werden  mufste ,  abgesehen  von  dem ,  was  zu 
gründe  ging  und  verschleudert,  versteckt  oder  unterschlagen  wai'd.  Hier  fiel  auch 
das  fort,  was  sonst  Gefangene  wertvoll  machte,  nämlich  die  Auslösung  durch  Ver- 
wandte und  Freunde.  Also  ist  nichts  gegen  die  plutarchische  Summe  einzuwenden. 
Möglich  ist  dabei,  dafs  die  11  Drachmen  nur  die  aus  dem  Verkauf  der  Gefangenen, 
erzielte  Summe  ausdrücken  sollen.  Das  Verfahren  gegen  die  Molosser  ist,  wie  Plut. 
Aem  30  berichtet,  nicht  nach  dem  Sinne  des  Aemilius  PauUus  gewesen,  der  nach 
Polyb.  XXX  13,  11  auch  an  den  Verleumdungen  des  Kallikrates  und  Lykiskos 
keinen  Gefallen  fand.  Dies  wollen  wir  gerne  glauben,  aber  es  ist  schwer  zu  er- 
weisen und  macht  mehr  den  Eindruck  einer  nachträglichen  Entschuldigung. 
Wenigstens  hat  Aemilius  Paullus  nichts  getan,  um  das  Schicksal  der  Hellenen  zu 
verbessern ,  was  er  besonders  zu  Anfang  wohl  gekonnt  hätte.  Er  mufs  doch  die 
Politik  des  Senats  durchaus  gebilligt  haben. 

3)  Sie  heifsen  daher  zo  y.oivoy  xiHy  'Hmigwitäy  rwv  nsgl   4'oii'iy.riv  SIG.  I^  291. 
Polyb.  XXXII  21,  2.  26. 

4)  Liv.  XLV  34,  5.     Vgl.  Polyb.  XXXII  20,  6. 


188  12.  Buch.     §  10.     Ende  des  Perseus  167  v.  Chr. 

ein  und  feierten  ihren  Sieg  durch  Feste  und  Spiele  griechischer  Art  ^.  Zuerst 
triumphierten  Anicius  und  Gnäus  Octavius  je  einen  Tag  ^ ,  nach  ihnen 
Aemilius  Paullus,  der  eigenthche  Sieger,  drei  Tage.  Endlos  war  die  Reihe 
der  Wagen  und  Träger  mit  der  kostbaren  Beute;  an  gemünztem  Gelde 
wurden  2  250  Talente  Silbers,  231  Talente  Gold  aufgeführt.  Dem  Ärar 
flofs  so  viel  zu,  dafs  die  direkte  Steuer,  das  Tributum,  den  Bürgern 
dauernd  erlassen  wurde  ^.  Zuletzt  am  dritten  Tage  kam  der  Imperator 
im  Triumphalschmuck  mit  den  400  goldenen  Kränzen,  die  ihm  von 
den  hellenischen  Städten  gewidmet  waren,  vor  ihm  her  Perseus  mit 
seiner  Familie,  im  Trauerkleide,  erdrückt  und  betäubt  vom  Unglück, 
mit  ihm  250  der  vornehmsten  Makedonier.  Perseus  hatte  vergebens 
gebeten,  ihm  den  Triumph  zu  ersparen ;  Aemilius  liefs  ihm  antworten, 
es  stünde  bei  ihm,  sich  der  Schande  zu  entziehen.  Sein  und  der  Sei- 
nigen Schicksal  war  hart  *.  Gleich  nach  dem  Triumphe  liefs  ihn  der 
Stadtprätor  mit  den  Seinen  nach  Alba  in  den  Kerker  legen,  in  ein 
dunkles  unterirdisches  Loch,  wo  er  in  Gestank  und  Unrat  mit  Ver- 
brechern zusammensafs.  Man  hatte  ihm  das  Leben  zugesichert,  wufste 
aber  offenbar  nichts  mit  ihm  anzufangen;  in  der  Tat  war  er  für  die 
Römer  eine  Last,  da  er,  solange  er  lebte,  immer  König  blieb.  So 
suchte  man  ihn  zu  Tode  zu  quälen.  Sieben  Tage  mufste  er  das  Un- 
erträgliche ertragen,  dann  erhielt  er  auf  Verwendung  des  Aemilius  Paullus 
eine  menschlichere  Haft,  Vom  Leben  konnte  er  sich  nicht  trennen,  son- 
dern hegte  immer  noch  Hoffnungen.  Er  lebte  noch  zwei  Jahre;  dann 
starb  er,  nach  einem  Berichte  freiwillig,  nach  einem  anderen  ward  "er 
von  seinen  Wächtern  zu  Tode  gepeinigt.  Von  seinen  Kindern  starben 
Philippos  und  die  Tochter  bald,  der  zweite  Sohn  Alexandros  überlebte 
den  Vater.  Er  war  ein  geschickter  Mensch,  lernte  Latein  und  konnte 
sein  Leben  in  Rom  durch  Arbeit  fristen. 

Vom  Schicksal  der  übrigen  Gefangenen  ist  wenig  bekannt.  Genthios 
war  von  Anicius  im  Triumph  mit  aufgeführt  worden  und  beschlofs  sein 
Leben  in  Umbrien,  wo   man   ihn   mit  seiner   Familie   gefangen   hielt  ^■ 


1)  Liv.  XLV  40ff.  Diodor  XXXI  8,  10  ff.  (=  Syncellus  p.  511  Bonn.)  Plut. 
Aemil.  30  ff.     Polyb.  XXX  14.     Velleius  Pat.  I  9,  5  f. 

2)  Diodor  XXXI  8,  10.  Nach  Livius  und  den  Triumphalfasten  (CIL.  r 
p.  48.  175)  hat  Aemilius  zuerst  triumphiert. 

3)  Plut.  Aemil.  38.  Cicero  de  off  II  76.  Plin.  h.  n.  XXXVI  56.  Valer. 
Max.  IV  3,  8.  Marquardt,  Staatsverw.  IP  178.  Nach  Velleius  I  9,  6  hat  Aemilius 
210000000  Sesterzen,  mehr  als  36800000  Mark  dem  Ärar  zugeführt. 

4)  Plut.  Aemil.  37.  Diodor  XXXI  9.  Liv.  XLV  42,  4.  Oros.  IV  20,  39. 
Zonar.  IX  24,  6.     Polyb.  XXXVII  2,  3. 

5)  Liv.  XLV  43,  9. 


12.  Buch,     i^  10.     Athenische  Erwerbungen.  189 

Ein  besseres  Los  hatte  Bithys,  Sohn  des  Kotys,  der  als  Geisel  am  ma- 
kedonischen Hofe  gelebt  hatte.  Er  wurde  dem  Vater,  der  mit  den 
Römern  Freundschaft  machte,  bereitwillig  zurückgegeben  ^ 

Die  nach  Italien  berufenen  Makedonier  und  Hellenen  kamen  noch 
vor  den  Triumphen  in  Rom  an.  Was  mit  den  Makedoniern  geschah, 
wissen  wir  nicht  ^' ;  wahrscheinlich  wurden  sie  ähnlich  behandelt ,  wie 
die  Hellenen,  von  denen  wir  einige  Kunde  haben.  Der  Senat  dachte 
nicht  daran,  die  Beschuldigten  einer  gerichtlichen  Untersuchungzu  unter- 
werfen, wie  man  erwarten  mufste,  sondern  behandelte  sie  als  Über- 
führte, als  Feinde,  die  im  Interesse  der  römischen  Politik,  um  die 
Hellenen  fügsam  zu  erhalten,  nicht  wieder  heimkehren  durften.  Diese 
Leute,  gewifs  mehr  als  2000,  wurden  den  italischen  Städten  zur  Haft 
übergeben,  die  Achäer  kamen  nach  Etrurien,  die  übrigen  wurden  sonst 
verteilt.  Manche  entkamen,  entweder  schon  auf  der  Reise  nach  Rom 
oder  später;  diese  hatten  ihr  Leben  verwirkt.  Die  Gefangenen  wurden 
meist  schlecht  gehalten;  in  kurzer  Zeit  gingen  viele  zu  gründe,  nur 
wenige  hatten  ein  besseres  Schicksal  ^. 

Die  weitere  Erledigung  der  griechischen  Angelegenheiten  erfolgte 
dann  in  Rom,  wo  im  Winter  167/6  v.  Chr.  die  Gesandtschaften  zu- 
sammenströmten, von  den  Städten  wie  von  den  Dynasten  und  Königen, 
um  zu  gratulieren  oder  sich  eine  Gunst  zu  erbitten  *.  Unter  ihnen 
waren  auch  die  Athener,  die  jetzt  alte  Wünsche  und  Ansprüche  zu  er- 
füllen und  aus  der  makedonischen  Beute  einige  Stücke  zu  erhaschen  hoff- 
ten. Sie  baten  um  die  Inseln  Lemnos,  Imbros,  Skyros  und  Delos,  ihren 
alten  Kolonialbesitz,  der  ihnen  einst  auch  im  antalkidischen  Frieden  belassen 
war.  Der  Senat  bewilligte  den  berühmten  und  stets  ergebenen  Bundes- 
genossen zunächst  Lemnos  und  Delos  mit  der  Bestimmung,  dafs  Delos 
Freihafen  werden  sollte  "',  und  hat  etwas  später,  wie  es  scheint,  Imbros 
und    Skyros   hinzugefügt  ^.      Aufserdem    hatten    die   Athener    noch   um 


1)  Polyb.  XXX  19.  Zonar.  IX  24,  5.  Liv.  XLV  42,  5.  Kotys  erhob  bald 
darnach  Ansprüche  auf  Gebietsteile  von  Abdera;  diesen  in  Rom  geführten  Streit 
behandelt  eine  Inschrift  SIG.  I-  303,  woraus  wir  erfahren,  dafs  Kotys  sich  durch 
seinen  Sohn  vertreten  liefs,  während  die  Abderiten  an  den  Teiern  Helfer  fanden. 
Es  gelang  den  Abderiten ,  die  Integrität  ihres  Gebietes  zu  behaupten ;  denn  nur 
um  einzelne  Ländereien  handelt  es  sich,  nicht  um  die  ganze  Stadt. 

2)  Liv.  XLV  42,  5  ceteros  captivos,  qui  in  triumpho  ducti  erant,  in  carcerem 
condi  placuit.  Eine  nicht  zuverlässige  Notiz.  Die  erwähnten  Makedonier  waren 
keine  Kriegsgefangene,  wurden  aber  vielleicht  wie  solche  behandelt. 

3)  Pausan.  VII  10,  11  f.     Polyb.  XXXII  7,  14  f.    9,  4. 

4)  Polyb.  XXX  20,  15. 

5)  Polyb.  XXXI  7,  10. 

6)  Polyb.  XXX  21,  1  ff.   Vitruvius  de  arch.  VII  7,  2.    CIA.  II  3,  1353.    Vgl. 


100  12.  Buch.     §  10.     Athenische  Erwerbungen  167/6  v.  Chr. 

Haliartos  zu  verhandeln.  Sie  legten  zunächst  für  die  Erhaltung  der 
unglücklichen  Stadt  Fürbitte  ein,  als  dies  abgeschlagen  ward,  erbaten 
sie  das  Gebiet  für  sich  und  erhielten  es  gleichfalls  ^  Die  neuen  Er- 
werbungen wurden  unmittelbares  Eigentum  der  Athener,  die  es  von 
sieh  aus  verwalteten  ^.  Nach  den  vier  Inseln  wurden  attische  Kle- 
ruchen  als  Ansiedler  geschickt.  Ganz  athenisch  ward  Delos.  Die  Delier 
mufsten  ihre  Heimat  verlassen  und  den  athenischen  Kolonisten  Platz 
machen;  die  Sorge  um  das  Heiligtum  übernahmen  gleichfalls  die  neuen 
Herren.  Athenische  Beamte  und  Priester,  an  der  Spitze  der  jährlich 
gewählte   Epimelet,    verwalteten    fortan    das    Heiligtum    und    die   Insel, 


Köhler,  MA.  I  256  fF.  Da  wir  wissen,  dafs  Athen  seit  dieser  Zeit  aufser  Lemnos 
und  Delos  auch  Imbros  und  Skyros  besitzt,  Polybios  aber  im  vorliegenden  Exzerpt 
nur  Lemnos  und  Delos  nennt,  so  nehme  ich  an,  dafs  die  beiden  anderen  Inseln  ei'st 
etwas  später  geschenkt  worden  sind.  Hiebei  kommt  auch  die  Bd.  II  648  Anm.  2 
besprochene  Nachricht  des  Valerius  Antias  bei  Liv.  XXXIII  30,  11  in  Betracht, 
wonach  die  vier  Inseln  den  Athenern  schon  196  v.  Chr.  überlassen  worden  sind. 
Diese  Nachricht  ist  in  ihrem  ganzen  Umfange  gefälscht;  Antias  erzählt  Dinge,  die 
entweder  erfunden  sind  oder  in  andere  Zeiten  gehören.  Aber  das  Material  dazu 
verdankt  er  ohne  Zweifel  dem  Polybios,  und  wenn  auch  seine  Angaben  für  das 
Jahr  196  v.  Chr.  ohne  Wert  sind,  so  können  sie  doch  dazu  dienen,  unsere  sehr 
mangelhafte  Kenntnis  der  polybischen  Überlieferung  der  hier  behandelten  Zeit  zu 
ergänzen,  und  man  wird  annehmen  dürfen,  dafs  Polybios  auch  von  der  Erwerbung 
der  Inseln  Imbros  und  Skyros  erzählte.  Aus  der  römischen  Schenkung  an  die 
Athener  wird  ferner  zu  schliefsen  sein,  dafs  Lemnos,  Imbros  und  Skyros  vor  dem 
Kriege  makedonischer  Besitz  waren  (oben  S.  28).  Lemnos,  d.  h.  die  Städte  Myrina 
und  Hephästia,  war  freilich  196  v.  Chr.  befreit  worden  (Polyb.  XVIII  44,  4.  48,  2), 
aber  die  Insel  mufs  zusammen  mit  Imbros  etwa  192  v.  Chr.  zu  Antiochos  über- 
gegangen sein  (Bd.  II  691);  Hephästia  hat,  wie  es  scheint,  Münzen  mit  dem  Bilde 
des  Königs  geprägt  (Babelon ,  Rois  de  Syrie  p.  LXXXII) ;  vermutlich  hat  dann 
Philippos  im  antiochischen  Kriege  die  beiden  Inseln  wieder  erobert.  Über  Lemnos 
hat  vor  kurzem  Shebelefif,  Beiträge  z.  alten  Gesch.  II  36  ff.  sachkundig  und  be- 
lehrend gehandelt.  Er  bricht  S.  64  nochmals  eine  Lanze  für  die  oben  erwähnte 
Nachricht  des  Val.  Antias,  und  glaubt  daraus  schliefsen  zu  können,  dafs  Athen 
196  v  Chr.  wenigstens  Paros  erhalten  hätte,  das  in  der  Mainzer  Handschrift  bei 
Livius  die  Stelle  von  Lemnos  einnimmt.  Ich  teile  diese  Ansicht  auch  jetzt  noch 
nicht;  es  gibt  kein  Zeugnis  und  keinen  Beweis  dafür,  dafs  die  Athener  in  irgend 
einem  Teile  des  2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Paros  besessen  haben;  denn  die  dort  ge- 
fundenen Inschriften  mit  athenischen  Epimeleten  sind  sicher  aus  Delos  verschlejjpt. 
Vgl  Wilhelm,  MA.  23  (1898)  434.  Im  Gegenteil  gewinnt  man  aus  den  vorliegenden 
parischen  Urkunden  die  Überzeugung,  dafs  Paros  im  2.  und  1.  Jahrb.  v.  Chr.  eine 
selbständige  Gemeinde  war  mit  eigenen  Archonten,  eigenen  Festen  u.  s.  w.  CIG. 
II  2376.  MA.  23  (1898)  407  ff.  413.  Michel,  Recueil  n.  47.  1000.  Vgl.  Holleaux, 
REG.  13  (1900)  278  Anm. 

1)  Strabo  IX  411.     Ein  attischer  Epimelet  in  Haliartos:  IGGSept.  I  2850. 

2)  Vitruvius  a.  0.    sagt   von   Lemnos:    cuius   insulae   vectigalia  Atheniensibus 
senatus  populusque  Romanus  concessit  fruenda. 


12.  Buch.     §  10.     Athen  und  Delos  167/6  v.  Chr.  191 

deren  Hafen,  dank  der  günstigen  Lage  und  der  Abgabenfreiheit,  bald 
einen  gewaltigen  Aufschwung  des  Verkehrs  erlebte.  Delos  ward  einer 
der  besuchtesten  Häfen  der  Welt,  ein  grofses  Emporium,  wo  sich  bald 
eine  buntgemischte  auswärtige  Bevölkerung  niederliefs,  unter  denen  die 
Römer  und  Italiker  eine  bevorzugte  Stellung  einnahmen  ^  Es  geschah 
sicherlich  im  Interesse  des  eigenen  Handels,  dafs  die  Römer  Delos  zum 
Freihafen  machten. 

Indes  machten  diese  Erwerbungen  den  Athenern  zunächst  nur 
Schwierigkeiten.  Sie  verfeindeten  sich  darüber  mit  ihren  Nachbarn, 
und  besonders  die  Besitznahme  von  Haliartos  machte  weithin  üblen 
Eindruck  ^,  und  mit  Schadenfreude  bemerkte  man,  dafs  ihnen  der  neue 
Besitz  zwar  üble  Nachrede,  aber  keinen  Vorteil  brachte  ^.  Auch  die 
Delier  machten  ihnen  viel  zu  schaffen  *.  Sie  mufsten  nach  Senats- 
beschlufs  gröfstenteils  auswandern  °,  durften  aber  ihre  Habe  mit- 
nehmen. Hieraus  entstanden  nun  Streitigkeiten ;  die  athenischen  Kolo- 
nisten hatten  sich  mit  den  abziehenden  Deliern  auseinanderzusetzen. 
Diese  fanden  bei  den  Achäern  Aufnahme,  erhielten  achäisches  Bürger- 
recht und  machten  gemäfs  den  zwischen  Athen  und  dem  achäischen 
Bunde  bestehenden  Verträgen  ihre  Forderungen  gegen  die  Athener  auf 
dem  Rechtswege  anhängig.  Die  Athener  jedoch  verweigerten  das  Recht^ 
und  so  erlaubte  der  Bund  den  Deliern,  zu  Repressalien  zu  greifen  und 
sich  mit  Gewalt  schadlos  zu  halten.  Dies  führte  zu  einer  Art  von 
Kriegszustand,  wobei  es  den  Athenern  oft  schlecht  erging,  bis  dann 
endlich  der  Senat  bestimmte,  dafs  sich  die  Athener  der  gerichtlichen 
Entscheidung  zu  unterwerfen  hätten  ''. 

§11 

Gleichzeitig  mit  diesen  Anordnungen  wurde  auch  an  den  Bundes- 
genossen,   deren  Verhalten    bei    den   Römern  Anstofs   erregt   hatte,    die 

1)  V.  SchöflFer,  De  Deli  insulae  rebus  182.  197  ff. 

2)  Polyb.  XXX  21,  3.  Polybios  schreibt  als  Achäer  und  ist  den  Athenern 
überhaupt  nicht  gewogen.  Ein  Athener  hätte  ihm  erwidern  können,  dafs  ähnlich 
die  Achäer  sich  Pleuren  und  Herakleia  hätten  schenken  lassen.  Freilich  wurden 
diese  Städte  nicht  untertau,  sondern  Mitglieder  des  achäischen  Bundes. 

3)  Dies  ist  sehr  glaublich ;  denn  Haliartos  lag  mitten  in  Böotien ,  und  die 
Böoter  sahen  ohne  Zweifel  die  neuen  Besitzer  nicht  mit  günstigen  Augen  an. 

4)  Polyb.  XXX  21,  9.  Man  könnte  aus  dieser  Stelle  herauslesen,  dafs  die 
Delier  sich  gleich  der  ersten  Besitznahme  der  Athener  widersetzt  hätten.  Aber 
wahrscheinlich  meint  Polybios  das  Spätere. 

5)  Einige  Delier  blieben  zurück,     v.  Schöffer  a.  0.  182. 

6)  Polyb.  XXXII  17.  Damals,  etwa  157  v.  Chr.,  waren  auch  achäische  Ge- 
sandte in  Rom  anwesend. 


103  12.  Buch.     §  11.     Strafe  der  Rhodier. 

Strafe  vollzogen,  vornehmlich  an  den  Rhodiern,  die  nach  der  feindseligen 
Aufnahme  ihrer  Vermittelung  (S.  177)  schon  auf  Schlimmes  gefafst 
waren  ^  Ob  man  in  Rom  wirklich  die  Absicht  hatte,  ihnen  den  Krieg 
zu  erklären,  wie  sie  fürchteten,  ist  zweifelhaft;  jedenfalls  aber  reichte 
die  Befürchtung  hin,  um  zu  erreichen,  was  die  Römer  wollten,  die  Macht 
und  den  Stolz  der  Rhodier  zu  brechen.  Schon  früher  war  das  rhodische 
Selbstbewufstsein  dem  Senat  lästig  und  ärgerlich  gewesen.  Die  Rhodier 
waren  gewohnt,  mit  Rom  auf  gleichem  Fufse  zu  verkehren.  In  der 
Tat  waren  sie  ganz  unabhängig,  hatten  den  Römern  gegenüber  gar 
keine  vertragsmäfsigen  Verpflichtungen,  sondern  standen  nur  in  einem 
Freundschaftsverhältnis  zu  ihnen,  das  seit  etwa  140  Jahren  bestand  ^. 
Früher  hatten  die  Römer  gegen  dies  Verhältnis  nichts  einzuwenden 
gehabt,  jetzt  erschien  es  als  unziemende  Anmafsung^;  vor  allem 
unerträglich  schien  es  ihnen,  dafs  jemand  den  Gedanken  gefafst  hatte, 
ihnen  in  den  Arm  zu  fallen,  und  die  Rhodier  sollten  dafür  büfsen, 
wobei  gerade  die  rhodische  Unabhängigkeit,  das  Fehlen  eines  Bündnis- 
vertrages mit  seinen  gegenseitigen  Verpflichtungen  sich  als  vorteilhaft 
erwies. 

Zunächst  geschah  von  seiten  der  Rhodier  alles  Erdenkliche,  um  den 
Zorn  der  Römer  zu  besänftigen.  Gleich  nach  Abfertigung  des  Agepolis 
ging  eine  neue  Gesandtschaft  nach  Rom,  um  Verzeihung  zu  erbitten. 
Als  ferner  nach  der  Schlacht  bei  Pydna  Gaius  Popilius  und  seine  Kol- 
legen auf  der  Reise  nach  Ägypten  bei  Rhodos  vorbeifuhren,  wurden  sie 
gebeten,  vorzusprechen  und  sich  von  der  Gesinnung  der  Stadt  selbst  zu 
überzeugen  *.  Nach  einigem  Widerstreben  folgten  sie  der  Einladung 
und  verweilten  fünf  Tage  auf  der  Insel.  Die  Legaten  verteilten  die 
Rollen  unter  sich  in  der  Weise,  dafs  Popilius  auf  das  strengste  mit 
den  Rhodiern  ins  Gericht  ging,  während  Decimius  milder  redete  und 
vor  allem  empfahl,  die  Urheber  der  verhängnisvollen  Gesandtschaft 
zur  Rechenschaft  zu  ziehen.  Das  Volk  beschlofs  darauf  die  Todes- 
strafe für  alle  diejenigen,  welche  überführt  würden,  für  Perseus  oder 
gegen  Rom  gewirkt  zu  haben,  und  brachte  dies  streng  zur  Ausführung  •''. 

1)  Vgl.  A.  van  Gelder,  Geschichte  der  alten  Rhodier  S.  153  £f. 

2)  Polyb.  XXX  5,  6. 

3)  Was  die  Römer  superbia  nannten.  Cato  fr.  95  g  Peter  (bei  Gelliug  VI 
3,  50)  sagte  dazu  folgendes:  Rodiensis  superhos  esse  aiunt,  id  obiectantes,  quod 
mihi  et  liberis  meis  minime  dici  velim.  sint  sane  superbi.  quid  id  ad  vos  attinet  ? 
idne  irascimini  si  quis  superbior  est  quam  vos?  Livius  hat  sich  beflissen,  die 
rhodische  superbia  in  seiner  Darstellung  der  früheren  Verhandlungen  zum  Aus- 
druck zu  bringen. 

4)  Lir.  XLV  10,  4.     Cassius  Dio  fr.  68. 

5)  Vgl.  Polyb.  XXXI  7,  14. 


12.  Buch.     §  11.     Bestrafung  der  Rhodier.  193 

Von  den  Schuldigen  waren  einige  schon  bei  Ankunft  des  Popilius  ent- 
wichen, andere  entleibten  sich.  Die  Führer  der  makedonischen  Partei, 
Deinon  und  Polyaratos,  deren  Verbindung  mit  Perseus  durch  die  in 
Makedonien  gefundenen  Briefe  und  durch  Zeugen  erwiesen  ward  ', 
sträubten  sich  vergebens  gegen  ihr  Schicksal.  Polyaratos  suchte  in 
Ägypten  Zuflucht ,  aber  auf  Ersuchen  des  Popilius  ^  lieferte  ihn  der 
ägyptische  König  aus,  zwar  nicht  nach  Rom,  wie  verlangt  worden  war, 
aber  doch  nach  Rhodos.  Unterwegs  gelang  es  dem  Angeklagten  zu 
entwischen ;  er  wandte  sich  erst  nach  Phaseiis ,  dann  nach  Kaunos, 
zuletzt  nach  Kibyra,  und  ward  von  hier  aus  auf  Geheifs  des  Aemilius 
Paullus  über  Rhodos  nach  Rom  gesandt,  wo  er  hingerichtet  sein  wird  ^. 
Die  rhodische  Gesandtschaft,  die  inzwischen  in  Rom  angelangt 
war,  bestand  aus  den  angesehensten  und  zuverlässigsten  Rom  erfreunden, 
Philokrates,  Philophron  und  Astymedes.  Sie  begegnete  einer  höchst 
feindseligen  Gesinnung  und  mufste  sich  zu  demütigen  Bitten  verstehen  *. 
Es  kam  so  weit,  dafs  ein  Prätor  das  Volk  geradezu  zum  Kriege  gegen 
Rhodos  aufforderte  •''.  Dies  drang  aber  doch  nicht  durch;  die  Rhodier  fan- 
den auch  Fürsprecher;  ein  Volkstribun  Antonius  entzog  dem  Prätor  das 
Wort,  und  es  war  vielleicht  bei  dieser  Gelegenheit,  dafs  der  alte  Cato 
ein  gewichtiges  Wort  zu  Gunsten  der  Rhodier  sprach  ^.  Der  Tribun 
verschaffte  den  Gesandten  auch  Gehör  im  Senat,  wo  nun  Philophron 
und  Astymedes  ihre  Sache  vertraten  '^.  Die  Antwort  des  Senates  gab 
ihnen  wenigstens  die  Gewifsheit,  dafs  es  nicht  zum  Kriege  kommen 
würde.  Sogleich  eilte  einer  der  Gesandten  mit  dieser  erlösenden  Bot- 
schaft nach  Hause,    während  Astymedes    in  Rom   blieb  ^.     Hocherfreut 


1)  Polyb.  XXX  "8,  vgl.  9,  18,  woraus  man  vermuten  kann,  dafs  Aemilius 
Paullus  an  die  Rhodier  geschrieben  hat. 

2)  Oben  S.  176. 

3)  Polyb.  XXX  9.  Über  Deinons  endliches  Schicksal  berichtet  Polybios  nicht 
ausdrücklich. 

4)  Polyb.  XXX  4.  Diodor  XXXI  5  und  mit  allerlei  Entstellungen  Livius 
XLV  20  ff. 

5)  Liv.  XLV  21,  1  nennt  ihn  mit  Namen,  Manius  luventius  Thalna. 

6)  Vgl.  Liv.  XLV  25.  Einige  Bruchstücke  aus  der  Rede  bei  Gellius  N.  A. 
VI  3.     Peter,  Histor.  Rom.  relliq.  I  82. 

7)  Polyb.  XXX  4,  10.  Polybios  ist  mit  der  Rede  des  Astymedes,  die  später 
herausgegeben  ward ,  nicht  zufrieden.  Astymedes  hatte  die  Rhodier  damit  ver- 
teidigt, dafs  er  ausführte,  andere  hätten  sich  noch  weit  Schlimmeres  zu  schulden 
kommen  lassen.  Vermutlich  hatte  er  also  auch  von  den  Achäern  allerlei  Un- 
günstiges berichtet.  Livius  hat  sich  dann  veranlafst  gesehen,  seinerseits  für  Asty- 
medes eine  längere  Rede  auszuarbeiten  (c.  22 ff.),  in  der  auch  Catonische  Sätze 
wiederkehren.     Vgl.  Polyb.  XXXI  7,  2  f. 

8)  Polyb.  XXX  5.     Liv.  XLV  25,  5  f. 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  u.  mat.  Staaten.     III.  13 


194  1'^-  Buch.     §  11.     Bestrafung  der  Rhodier. 

schickten  die  Rhodier  einen  kostbaren  goldenen  Kranz  als  Ehrengeschenk 
nach  Rom  und  wählten  einen  ihrer  vornehmsten  Bürger,  den  hochbe- 
jahrten Theätetos,  zum  Nauarchen,  um  ihn  Anfang  Sommers  1G7  v.  Chr. 
in  besonderer  Mission  nach  Rom  zu  senden.  Es  lag  ihnen  jetzt  alles 
daran,  mit  den  Römern  in  ein  festes  Verhältnis  zu  kommen,  und  The- 
ätetos  hatte  den  Auftrag,  zunächst  von  sich  aus,  denn  der  Nauarch  hatte 
diese  Befugnis,  ein  förmliches  Bündnis  anzubieten.  Wahrscheinlich 
wünschten  sie  es  besonders  mit  Rücksicht  auf  ihre  festländischen  Be- 
sitzungen, wo  sich  jetzt  die  unzufriedenen  Untertanen  der  rhodischen 
Herrschaft  zu  entledigen  hofften.  Theätetos  war  kaum  abgefahren,  als 
schon  die  Erhebung  begann  ^.  Unter  Beihilfe  der  Kibyraten  fiel  Kaunos 
ab-,  in  Karlen  hatten  sich  Mylasa  und  Alabanda  vereinigt  und  besetzten 
die  rhodischen  Ortschaften  in  Euromos  ^.  Damals  hofften  die  Rhodier  noch, 
ihre  Herrschaft  auf  dem  Festlande  zu  behaupten;  sie  schritten  sogleich 
ein;  ihr  Strateg  Lykon  unterwarf  Kaunos,  die  Truppen  von  Mylasa  und 
Alabanda  wurden  bei  Orthosia  ^  besiegt.  Dann  aber  erfolgte  ein  neuer, 
schwerer  Schlag.  Der  Senat  beschlofs,  dafs  die  Karer  und  Lykier,  die  nach 
dem  antiochischen  Kriege  den  Rhodiern  zuegwiesen  waren,  jetzt  frei  sein 
sollten  *.  Alle  Bemühungen  um  die  römische  Gunst  schienen  also  vergeblich 
gewesen  zu  sein.  Auch  das  Bündnis  kam  nicht  zu  stände;  der  Senat  ver- 
tagte die  Sache ;  Theätetos,  mehr  als  80  Jahre  alt,  ist  darüber  in  Rom  ge- 
storben. Die  rhodischen  Gesandten  sahen  sich  vernachlässigt,  während 
die  unzähligen  anderen,  die  dort  anwesend  waren,  freundlich  beschieden 
wurden  ^.  Es  standen  noch  weitere  Verluste  bevor ;  auf  die  Vorstellung 
der  Verbannten  aus  Kaunos  und  Stratonikeia  beschlofs  der  Senat,  dafs 
die  Rhodier  ihre  Besatzungen  aus  diesen  Städten  herausziehen  sollten; 
und  doch  verdankten  sie  ihren  Besitz  nicht  den  Römern,  sondern  es  war 
eigener  Erwerb  *'.     Mit  Kaunos  ging   auch  Kalynda   verloren ,    also  der 

1)  Polyb.  XXX  5,  11.     Liv.  XLV  25,  11. 

2)  Tac  eV  Ei'fjüjfjw  n('hig  uach  Polyb.  a.  0.  Euromos  ist  hier  also  eine  Land- 
schaft, oder  besser  ein  Komplex  von  Ortschaften,  vgl.  Strabo  XIV  6G0.  Man  setzt 
es  gewöhnlich  etwas  nordwestlich  von  Mylasa.  Vgl.  Leake,  Asia  minor  231  f. 
Strabo  XIV  636.  658.  Auf  Grund  der  polybianischen  Stelle  möchte  ich  die  Rich- 
tigkeit dieser  Ansetzung  bezweifeln. 

3)  Nach  Strabo  XIV  650  lag  Orthosia  in  der  Umgebung  Nysas  südlich  vom 
Mäander,  ziemlich  weit  von  Euromos  entfernt. 

4)  Ich  bemerke  ausdrücklich,  dafs  es  sich  nur  um  die  Erwerbungen  von  188 
V.  Chr.  handelt,  nicht  um  die  alte  rhodische  Peräa,  auch  nicht,  wie  zuweilen  an- 
genommen wird  (Haussoullier,  Bibliotheque  de  l'ejcole  des  hautes  etudes  138  S.  212), 
um  verbündete  Städte,  wie  lasos  u.  a.,  die  nicht  zu  den  Untertanen  von  Rhodos  ge- 
hörten. 

5)  Ende  167  v    Chr.     Polyb.  XXX  20,  14. 

6)  Polyb.  XXX  22.    XXXI  7,  6.     Appian,  Mithr.  23.     Bd.  II  640  f. 


12.  Buch.     §  11.     Bestrafung  der  Rhodier.  195 

ganze  östliche  Teil  der  Peräa  '.  Die  Rhodier  fügten  sich  ohne  Wider- 
rede, aber  selbst  dies  reichte  nicht  aus,  die  Römer  zu  besänftigen,  die 
ihnen  immer  neue  Demütigungen  auferlegten  ^.  Überdies  gerieten  sie 
mit  ihren  befreiten  Untertanen  in  Streit,  insonderheit  mit  Kaunos  ^.  Noch- 
mals versuchte  im  nächsten  Jahre  der  Gesandte  Aristoteles  in  Rom  das 
Bündnis  zu  erlangen,  hatte  aber  ebensowenig  Erfolg  * ,  und  erst  einer 
späteren  Gesandtschaft,  deren  Wortführer  Astymedes  war,  gelang  es,  die 
Römer  umzustimmen  ^.  Er  führte  dem  Senat  in  längerer  Rede  vor 
Augen,  wie  hoch  Rhodos  bestraft  sei  und  welche  Verluste  es  erlitten 
habe;  er  bat,  es  jetzt  genug  sein  und  nicht  länger  die  ganze  Stadt  für 
die  Schuld  einiger  weniger  büfsen  zu  lassen.  Hierin  ward  er  nun 
von  Tiberius  Sempronius  Gracchus  unterstützt,  der  auf  der  Heimreise 
von  seiner  Gesandtschaft  zu  den  asiatischen  Königen  auch  Rhodos  be- 
sucht hatte  und  berichten  konnte,  dafs  die  Rhodier  alle  Forderungen 
erfüllt,  alle  Schuldigen  hingerichtet  hätten.  Der  Senat  zeigte  sich  jetzt 
befriedigt ;  zwar  gab  es  auch  jetzt  noch  einige  hartnäckige  Widersacher, 
allein  diese  wurden  überstimmt,  das  Bündnis  wurde  genehmigt  und  ab- 
geschlossen '\ 

Nachdem  der  römische  Zorn  endlich  besänftigt  war,  durften  die 
Rhodier  wieder  aufatmen.  Um  ihrer  Freude  Ausdruck  zu  geben,  er- 
richteten sie  im  Athenaheiligtum  dem  römischen  Volk  ein  kolossales 
Standbild  von  30  Ellen  Höhe  %  und  haben  dazu  ohne  Zweifel  auch 
einen  Gottesdienst  eingerichtet.  Sie  hatten  die  Genugtuung,  dafs  sich 
ihnen  bald  darnach  der  Senat  wieder  geneigt  zeigte.  Es  war  natürlich, 
dafs  in  dem  abgetretenen  Karlen  und  Lykien  viele  rhodische  Bürger 
Privateigentum  besessen  hatten,  das  jetzt  in  Gefahr  geriet.  Sie  wurden 
beim  Senat  darüber  vorstellig,  und  es  scheint,  dafs  ihnen  ihr  Besitz  er- 
halten blieb.  Auch  in  einer  anderen  Sache  kam  der  Senat  ihren  Wün- 
schen entgegen.  Die  Stadt  Kalynda  hatte,  wie  bemerkt,  sich  mit  Kaunos 
zusammen  von  Rhodos  getrennt  und  war  unter  die  Botmäfsigkeit  der 
Kaunier  gelangt,  sagte  sich  aber  bald  von  den  neuen  Herren  wieder  los, 


1)  Polyb.  XXXI  15. 

2)  Näheres  ist  unbekannt.  Aus  Polyb.  XXXI  7,  10  geht  hervor,  dafs  sogar 
die  souveräne  Verfügung  der  Rhodier  über  ihren  eigenen  Hafen  eingeschränkt  ward. 
Handelt  es  sich  vielleicht  um  Privilegien  für  die  italischen  Kaufleute? 

3)  Polyb    XXXI  1,  2.     Vgl.  XXX  24. 

4)  Polyb.  XXXI  1,  3.  Diese  Gesandtschaft  war  im  Sommer  166  v.  Chr.  in 
Rom  anwesend. 

5)  Polyb.  XXXI  7  spätestens  165  v.  Chr. 

6)  Livius  per.  46. 

7)  Polyb.  XXXI  15,  4. 

13* 


196  12.  Buch.     §  11.     Rhodos. 

die  nun  Gewalt  brauchten  und  Kaljnda  belagerten  '■.  Die  bedrängte  Stadt 
wandte  sich  zuerst  an  die  Knidier  und  erhielt  von  da  einige  Hüte ;  da  je- 
doch diese  nicht  ausreichte,  so  fafste  sie  den  Entschlufs  sich  den  früheren 
Herren  wieder  anzuvertrauen.  Die  Rhodier  schickten  sofort  Truppen, 
vertrieben  die  Belagerer  und  nahmen  die  Stadt  wieder  in  ihren  Besitz-, 
der  Senat  genehmigte  ihr  Vorgehen  '-^  (165;4  oder  164/3  v.  Chr.). 

Die  eigentliche  Blüte  und  Macht  der  Rhodier  ist  jetzt  gebrochen; 
die  Selbständigkeit  vmd  Unabhängigkeit  des  mächtigen  und  tüchtigen 
Gemeinwesens  war  nicht  ganz  ohne  eigenes  Verschulden  ein  Opfer  der 
römischen  Übermacht  geworden,  die  es  selbst  an  seinem  Teile  herzustellen 
geholfen  hatte.  Die  Rhodier  hatten  an  Gebiet  wie  an  Einkünften  schwere 
Einbufsen  erhtten;  allein  Kaunos  und  Stratonikeia  hatten  jährlich  120  Ta- 
lente eingebracht;  dazu  kam  der  Rückgang  des  Handels  und  der  Ver- 
lust der  Handelsfreiheit.  Astyraedes  behauptet  in  seiner  Rede  im  Senat, 
dafs  durch  die  Einrichtung  des  Freihafens  Delos  und  die  Beschränkung 
der  rhodischen  Freiheit  in  der  Verfügung  über  den  eigenen  Hafen  die 
Hafeneinnahmen  in  Rhodos  von  einer  Million  auf  885  000  Drachmen  zu- 
rückgegangen seien  ^.  Die  Rhodier  behielten  die  alten^Besitzungen  auf 
dem  Festlande  mit  Einschlufs  von  Kalynda  und  die  benachbarten  Inseln, 
gingen  also  auf  den  Besitzstand  von  etwa  200  v.  Chr.  zurück  ^.  Auch 
die  bundesgenössische  Verbindung  mit  den  benachbarten  Städten  und 
Inseln,  wie  Kos,  Knidos,  Halikarnassos,  mit  den  Kykladen  und  be- 
sonders mit  Kreta  blieb  erhalten,  aber  die  Zeiten  hatten  sich  doch  ge- 
waltig geändert;  da  die  Rhodier  selber  in  den  Kreis  der  römischen 
Bundesgenossen  getreten  waren,  konnten  sie  auch  in  ihrer  nächsten  Nach- 
barschaft ihr  Übergewicht,    das   ihrem  Handel  sehr  zu  gute  gekommen 


1)  Polyb.  XXXI  15f.  van  Gelder  a.  0.  S.  158  bezieht  auf  den  Streit  zwischen 
Kaunos  und  Kalynda  auch  Polyb.  XXX  24. 

2)  van  Gelder  a.  0.  S.  158  nimmt  nach  dem  Vorgange  von  Hicks  an,  dafs 
damals  auch  die  karische  Küstenstadt  Keramos  sich  mit  Genehmigung  des  Senats 
wieder  an  Rhodos  angeschlossen  habe.  Hicks  hat  nämlich  JHSt.  11  (1890)  113  flF. 
(=  Michel,  Rec.  458)  eine  Inschrift  aus  Keramos  herausgegeben,  worin  ein  Bürger 
geehrt  wird ,  weil  er  allen  Hindernissen  zum  Trotz  ein  Bündnis  mit  Rhodos  zu 
Stande  gebracht  habe.  Der  Herausgeber  setzt  die  Inschrift  in  diese  Zeit.  Ich 
habe  vor  Hicks  grofsen  Respekt,  mufs  aber  hier  meine  Zweifel  äufsern.  Wenn  es 
in  der  Inschrift  heifst:  tov  öij/xov  xqIvuvjo^  rcvceyxaiotuT^y  sifai.  eavr^  r^y  nQog 
'Po&iovg  av/ufxa/iuv,  so  pafst  dies  nicht  in  die  Zeit  der  Demütigung,  sondern  besser 
in  die  Zeit  der  rhodischen  Macht,  und  mag  etwa  dem  Ausgange  des  3.  Jahr- 
hunderts angehören. 

3)  Polyb.  XXXI  7,  7  ff.     van  Gelder  a.  0.  15G. 

4)  Bd.  II  86.  Nach  Appian,  Mithr.  23  (vgl.  Strabo  XIV  652)  könnte  man 
vermuten,  dafs  Kaunos  ihnen  später  wieder  zugefallen  sei.  Aber  die  Worte  Appians 
vnö  Pdjfxalwy  d(pt9Evxeg  ov  noo  nokkoij  dürfen  nicht  gepresst  werden. 


12.  Buch.     §  12.     Eumenes  und  Rom.  197 

wai',  nicht  mehr  aufrecht  erhalten.  Die  Rhodier  segelten  jetzt  ganz  im 
Fahrwasser  der  Römer.  In  dieser  Beschränkung  auf  sich  selbst  hat  die 
Insel  dann  immer  noch  im  Innern  Ordnung  und  Wohlstand,  nach  aufsen 
hin  Ansehen  und  Achtung  sich  zu  erhalten  gewufst.  Auch  die  Könige 
suchten  wieder  ihi-e  Freundschaft  und  haben  sie  wiederholt  reichlich  be- 
schenkt ^ 

Wie  bei  den  Rhodiern,  so  hatten  sich  auch  anderswo  Freunde  des 
Perseus  gerührt  und  für  das  makedonische  Bündnis  geworben  ^.  Ge- 
nannt werden  Kos  ^  und  Kreta.  Das  letztere  hatte  sich  wahrscheinlich 
bei  der  Friedensvermittelung  im  Frühjahr  168  v.  Chr.  eng  an  Rhodos  an- 
geschlossen *.  Für  alle  diese  Sünden  kam  jetzt  die  Vergeltung;  da  jedoch 
Kos  und  Kreta  von  geringer  Bedeutung  waren,  so  kamen  sie  glimpf- 
licher davon  und  erhielten  nach  einiger  Zeit  die  erbetene  Verzeihung  ^. 

§  12. 

Härter  und  fast  unversöhnlich  zeigten  sich  die  Römer  in  derselben 
Zeit  gegen  Eumenes  von  Pergaraon,  ihren  Bundesgenossen,  der  ihnen  von 
Anfang  bis  zu  Ende  mit  Rat  und  Tat,  mit  allen  Kräften  den  wichtigsten 
Beistand  geleistet  hatte  ^.  Man  sollte  erwarten,  dafs  das  Ende  des  Perseus, 
seines  Todfeindes,  ihn  von  aller  Sorge  befreit  haben  müfste;  in  Wahr- 
heit jedoch  ward  niemand  vom  römischen  Siege  härter  betroffen  als  er  ''. 
Die  Römer  hatten  einen  Argwohn  gegen  ihn  gefafst;  sie  glaubten,  er 
habe  zuletzt  falsches  Spiel  gespielt  und  sich  bemüht,  den  Perseus  zu  er- 
halten oder  sich  gar  mit  ihm  zu  verbünden  und  den  Frieden  zu  er- 
zwingen.    In  der  Tat  ist   zwischen  Eumenes  und  Perseus   unterhandelt 

1)  Polyb.  XXXI  25.  Diodor  XXXI  36.  van  Gelder  a.  0.  159.  Eumenes 
schenkte  ihnen  um  160  v.  Chr.  280000  Medimnen  Korn,  um  aus  den  Zinsen  des 
Erlöses  den  Jugendunterricht  zu  bestreiten.  Demetrios  von  Syrien  gab  ihnen 
200000  Medimnen  Weizen  und  100000  Medimnen  Gerste,  aufserdem  versprach 
ihnen  derselbe  Fürst,  wie  es  scheint,  ihr  Theater  aus  Marmor  neu  zu  bauen.  Po- 
lybios  tadelt  die  Rhodier,  dafs  sie  das  Geschenk  des  Eumenes  angenommen;  er 
liebt  nicht  diese  fürstlichen  Geschenke.     Vgl.  V  90,  6flP. 

2)  Oben  S.  131  f. 

3)  Polyb.  XXX  7,  10  nennt  dort  zwei  Brüder,  Hippokritos  und  Diomedon,  als 
Wortführer  der  makedonischen  Partei. 

4)  Polyb.  XXIX  10,  6.     Oben  S.   157. 

5)  Über  die  Kreter  berichtet  nur  Zonaras  IX  24,  6  (Cassius  Dio  I  p.  302  Boiss.) 
xcci  rolg  Koriaiv  MoyiC,opTO  fxlf  ol  Piouctioi,  Ixsidaig  da  noXXctlt;  ^otjact/usfoig  dqifjxäf 
nors  TrjV  oQytjv.  Nach  Liv.  XLIII  7  haben  übrigens  die  Kreter  schon  170  v.  Chr. 
eine  Art  Verweis  bekommen,  weil  viel  mehr  Kreter  bei  Perseus  waren  als  bei  den 
Verbündeten. 

6)  Polyb.  XXIX  6,  4. 

7)  Polyb.  XXIX  22.    XXX  1,  2  f.    Diodor  XXXI  12.    Justinus  XXXVIII  6,  3. 


198  12.  Buch.     §  12.     Eumenes  uud  Rom. 

worden.  Freilich  ist  wenig  Sicheres  darüber  bekannt  geworden,  und  das 
meiste  beruht  auf  Vermutung;  dafs  aber  Besprechungen  stattfanden, 
steht  fest  '. 

Im  vorletzten  Feldzuge  169  v.  Chr.  hatte  der  Kreter  Kydas,  ein 
Vertrauter  des  Eumenes,  zuerst  vor  Amphipolis  mit  einem  Landsmann 
in  makedonischen  Diensten  und  später  vor  Demetrias  mit  makedonischen 
Offizieren  eine  Unterredung  ^.  Ferner  ist  im  nächsten  Winter  und  Früh- 
jahr ein  Gesandter  des  Perseus,  Herophon,  zweimal  ^  zu  Eumenes  ge- 
gangen, um  über  Auslösung  von  Kriegsgefangenen  zu  verhandeln;  der 
König  hatte  dem  Konsul  von  dieser  Sendung  Mitteilung  gemacht  ^.  Beides 
erweckte  den  römischen  Argwohn;  man  glaubte,  dafs  es  sich  nicht 
nur  um  Kriegsgefangene  handele,  und  erzählte  sich,  Eumenes  habe  bei 
den  langsamen  Fortschritten  der  römischen  Waffen  und  in  der  Meinung, 
dafs  auch  die  Römer  den  Krieg  gern  beendigt  sehen  würden,  sich  dem 
Perseus  als  Friedens  vermittler  angetragen.  Durch  Kydas  habe  er  sich 
erboten,  gegen  sofortige  Zahlung  von  500  Talenten  im  nächsten  Jahre 
die  Römer  nicht  mehr  zu  unterstützen  und  für  weitere  1500  Talente 
den  Frieden  mit  Rom  herzustellen;  er  sei  bereit  gewesen,  dem  Perseus 
sofort  jede  Sicherheit  zu  leisten.  Perseus  sei  auf  den  ersten  Vorschlag 
nicht  eingegangen,  habe  jedoch  eingewilligt,  für  die  Friedens vermittelung 
die  verlangte  Summe  zu  zahlen  und  im  Heiligtum  von  Samothrake,  also 
in  seinem  eigenen  Machtbereich,  zu  deponieren.  Eumenes  jedoch  habe 
zunächst  die  500  Talente  vorweg  verlangt,  und  da  Perseus  das  Geld 
nicht  hergegeben,  so  habe  sich  der  ganze  Handel  durch  seinen  Geiz  zer- 
schlagen ^.  Polybios  meint,  Eumenes  habe  nur  den  Perseus  betrügen, 
ihm  sein  Geld  aus  der  Tasche  locken  wollen ;  denn  der  Makedonier  sei 
von   jeher    sein    erbitterter   Feind    gewesen.       Indes    eine   völlige    Ver- 


1)  Polyb.  XXIX  5  ff.  Liv.  XLIV  13,  9.  24,  7  ff.  Appian,  Maced.  18,  If. 
Dio  Cass.  fr.  66,  1.  Livius  hat  wie  Appian  aus  Polybios  geschöpft  und  ergänzt 
die  polybischen  Exzerpte,  hat  aber  zugleich  einige  Erfindungen  hinzugetan.  Po- 
lybios deutet  selbst  an,  dafs  seine  Darstellung  meist  auf  Vermutung  beruhe;  seine 
Gewährsleute  stammen  aus  der  Umgebung  des  Perseus  (XXIX  8 ,  10) ;  er  hat  sie 
wohl  in  Rom  kennen  gelernt.  Dafs  etwa  im  makedonischen  Archiv  etwas  für 
Eumenes  Belastendes  von  den  Römern  gefunden  worden  sei,  ist  nicht  anzunehmen. 

2)  Vgl.  oben  S.  148  f. 

3)  Nicht  dreimal,  wie  Livius  XLIV  24,  10  sagt.    Vgl.  Polyb    XXIX  4,  8.  6,  2. 

4)  Liv.  XLIV  27,  13.  Nach  Appian,  Maced.  17,  1  geht  die  Verhandlung  von 
Perseus  aus,  der  zugleich  die  Absicht  hat,  den  Eumenes  in  Rom  verdächtig  zu 
machen.     Vgl.  Polyb.  XXIX  9,  9. 

5)  Nach  Appian,  Maced.  17,  1  hat  Perseus  die  Sache  fallen  lassen,  als  er  die 
Zusage  der  Bastarner  erhalten  hatte,  und  nunmehr  die  Vermittelung  nicht  mehr 
brauchte.     Dies  ist  offenbar  Vermutung. 


12    Buch.     §  12.     Erbebung  der  Galater  1G8  v.  Chr.  199 

nichtung  Makedoniens  und  die  daraus  folgende  Allmacht  Roms  entsprach 
ebensowenig  den  pergamenischen  Interessen.  Es  ist  also  wohl  möglich, 
dafs  Euraenes  eine  Zeitlang  an  eine  Friedensvermittelung  gedacht  hat, 
dafs  Perseus  sich  deshalb  wie  an  alle  übrigen  Mächte,  so  auch  an  ihn 
gewandt  hat.  Greifbare  Ergebnisse  sind  dabei  nicht  herausgekommen; 
wahrscheinlich  hat  Eumenes  sich  bald  davon  überzeugt,  wie  die  Römer 
in  Wahrheit  über  eine  solche  Vermittelung  dachten  ^.  Aber  den  Rö- 
mern genügte  die  Tatsache  einer  von  Eumenes  ohne  ihre  Mitwirkung 
begonnenen  Unterhandlung,  um  den  König  in  den  schlimmsten  Verdacht 
zu  bringen.  Der  Verpflichtung,  ihn  für  seine  Dienste  etwa  zu  belohnen, 
fühlten  sie  sich  von  vorneherein  überhoben.  Sie  waren  auf  ihn  nicht 
minder  erbittert  als  avif  die  Rhodier  und  hatten  bald  Gelegenheit,  es  mit 
aller  nur  möglichen  Schärfe  kund  zu  tun. 

Unmittelbar  nach  dem  Siege  bei  Pydna  erhoben  sich  plötzlich  und 
unverhofft  die  Galater  ^,  die  Schutzbefohlenen  des  Eumenes,  brachen  in 
das  pergamenische  Gebiet  ein  und  brachten  das  Land  in  Verwirrung 
und  Gefahr  ^.  Die  Ursachen  der  Empörung  kennen  wir  nicht ;  der 
Untergang  der  galatischen  Reiter  bei  Chios  mag  seinen  Anteil  daran  ge- 
habt haben.  Da  ein  grofser  Teil  der  pergamenischen  Truppen  noch 
auf  dem  makedonischen  Kriegschauplatze  stand,  so  konnte  Eumenes  nur 
schwachen  Widerstand  leisten.  Die  Pergamener  wurden  geschlagen  *  und 
verloren  viele  Gefangene,  die  bei  den  erbitterten  Barbaren  einem  trau- 
rigen Schicksal  entgegengingen  ^.  Erst  der  Winter  machte  dem  Krieg 
ein  Ende.     Ein  Waffenstillstand  ward  geschlossen,    die   Galater  kehrten 


1)  Eumene.s  war  ja  kurz  zuvor  beim  Konsul  gewesen.  Was  bei  Livius  XLIV 
13,  9.  20,  6.  Dio  Cass.  fr.  66,  2.  Zonar.  IX  22,  11  weiter  erzählt  wird,  wie 
Eumenes  schon  im  Feldzuge  von  169  v.  Chr.  keine  Hilfe  mehr  gewährt  habe,  vom 
Konsul  in  Unfrieden  geschieden  sei  u.  dgl. ,  ist  alles  Erfindung  der  späteren  römi- 
schen Historiker,  die  zur  Rechtfertigung  des  römischen  Verfahrens  gegen  Eumenes 
dienen  sollen.  Es  ergibt  sich  aus  Livius'  eigener  Erzählung,  dafs  die  Pergamener 
bis  zuletzt  am  Kriege  teilgenommen  haben. 

2)  Über  die  folgenden  Ereignisse  vgl.  Fränkel ,  Inschr.  v.  Pergamon  I  n.  167 
S.  104ff.  van  Gelder,  Galatarum  res  p.  263 ff.  Stähelin,  Gesch.  der  kleinasiatischen 
Galater  S.  83  ff.  Doch  bedürfen  die  von  diesen  Gelehrten  gegebenen  Zeitbestim- 
mungen der  Berichtigung. 

3)  Polyb.  XXX  1,  2.    2,  8.     Vgl.  Liv.  XLV  19,  2. 

4)  Hieher  pflegt  man  eine  Geschichte  bei  Polyän  IV  8,  1  zu  ziehen,  wonach 
Eumenes,  der  krank  in  seiner  Sänfte  getragen  ward,  von  den  Galatern  beinahe  ein- 
geholt worden  wäre  und  nur  durch  eine  List  die  Verfolger  zurückhielt.  Darnach 
hat  sich  Eumenes  selbst  den  Galatern  entgegengestellt,  was  in  der  Tat  aller  Wahr- 
scheinlichkeit entspricht. 

5)  Diodor  XXXI  13  erzählt  wohl  hieher  gehörig,  dafs  die  Schönsten  unter  den 
Gefangenen  ausgewählt  und  den  Göttern  geopfert  wurden. 


300  12.  Buch.     §  12.     Haltung  der  Römer. 

nach  Hause  zurück,  Eumenes  nach  Pergamon,  wo  er  schwer  erkrankte  ^ 
und  nun  den  Attalos  nach  Rom  absandte,  um  seine  GK\ckwünsche  ab- 
zustatten, die  Verdienste  des  Königs  in  Erinnerung  zu  bringen  und 
vor  allem  um  Hilfe  gegen  die  Galater  zu  bitten  ^.  Über  Erwarten  gut 
ward  Attalos  von  seinen  römischen  Freunden  und  Kriegsgefährten  auf- 
genommen. Man  redete  ihm  zu,  die  Aufträge  seines  Bruders  zu  ver- 
gessen, für  sich  selbst  zu  sorgen  und  einen  Teil  des  pergamenischen 
Königreichs  zu  erbitten.  In  der  Tat  ward  Attalos  schwankend,  bis  ein 
von  Eumenes  nachgesandter  vertrauter  Freund  des  Königs,  der  Arzt 
Sti'atios,  ihn  rechtzeitig  zur  Besinnung  brachte.  Als  er  im  Senat  vor- 
gelassen ward,  hielt  er  sich  an  die  Weisungen  seines  Bruders  und  bat 
vor  allem,  die  Galater  in  ihre  Schranken  zurückzuweisen  und  dort 
den  früheren  Zustand  wiederherzustellen.  Der  Senat  gab  ihm  die  beste 
Antwort,  machte  ihm  reiche  Geschenke  und  versprach  ihm  die  thrakischen 
Küstenstädte  Aenos  und  Maroneia.  Als  er  aber  nunmehr  wider  Er- 
warten abreiste,  zog  der  Senat  sofort,  während  Attalos  noch  in  Italien 
war,  das  Versprechen  wieder  zurück  und  schenkte  jenen  Städten  die 
Freiheit.  Zu  den  Galatern  ward  Publius  Licinius  abgesandt  mit  dem 
Auftrage,  die  Barbaren  zu  ermutigen  ^.  Im  Frühjahr  167  v.  Chr.,  zu 
einer  Zeit,  wo  der  Krieg  schon  wieder  angefangen  hatte,  traf  Licinius 
in  Asien  ein  *.  Die  Galater  standen  bei  Synnada  in  Phrygien ,  ihnen 
gegenüber  Eumenes,  zu  dem  der  Gesandte  zuerst  ging,  um  von  hier 
ins  feindliche  Lager  zum  Fürsten  Solovettius  zu  gehen,  geleitet  von 
Attalos.  Dieser  durfte  der  Unterredung  mit  Solovettius  nicht  beiwohnen ; 
wie  also  zu  erwarten,  war  das  Ergebnis  der  Unterhandlung  dem 
Frieden  nicht  günstig;  Licinius  berichtete,  die  Galater  seien  durch  die 
römische  Einmischung  nur  noch  mehr  gereizt  worden,  und  der  Krieg 
ging  weiter. 

Im  Gegensatz  zu  Eumenes  ward  sein  Nachbar  Prusias  II,  der 
Schwager  des  Perseus,  von  den  Römern  mit  ersichtlichem  Wohlwollen 
behandelt,  obwohl  er  im  Kriege  gar  keine  oder  nur  geringe  Dienste  ge- 
leistet hatte;  aber  er  zeigte  sich  den  Römern  ganz  unterwürfig,  einer 
römischen  Gesandtschaft  ging  er  einmal  in  der  Tracht  eines  römischen 
Freigelassenen,  im  Hut  und  mit  geschorenem  Haar  entgegen  und  rief 
ihr  zu:  „Ich  bin  euer  libertus".  Gegen  den  Herbst  167  v.  Chr.  kam  er 
selbst  nach  Rom,  um  seine  Glückwünsche  auszusprechen  und  die  Mifs- 


1)  Polyb.  XXX  2,  6. 

2)  Polyb.  XXX  Iff.     Liv.  XLV  19. 

3)  Polyb.  XXX  2,  7  f.     P.  Licinius  ist  wohl  der  Konsul  von  171  v.  Chr. 

4)  Liv.  XLV,  34,  10  f. 


12.  Buch,     i;  12.     Haltung  der  Römer.  201 

Stimmung  gegen  Eumenes  zu  seinem  Vorteil  auszunutzen  ^  Als  er  die 
Kurie  betrat,  neigte  er  sich  tief,  küfste  die  Schwelle  und  begrüfste  die 
Senatoren  als  hilfreiche  Götter.  Dem  Grufs  entsprach  seine  Rede,  die 
freundlich  angehört  und  beantwortet  wurde  ^. 

Zu  derselben  Zeit  hatte  sich  Eumenes  entschlossen,  selbst  nach  Rom 
zu  gehen,  und  seine  Sache  persönlich  zu  vertreten  ^.  Als  sein  Besuch 
in  Rom  angemeldet  ward,  war  man  dort  in  einiger  Verlegenheit.  Die 
Erbitterung  des  Senats  war  unverändert,  aber  man  wollte  es  mit  Rück- 
sicht auf  das  Ausland  nicht  aussprechen,  und  so  entschied  man  sich,  ihn 
nicht  vorzulassen.  Der  Senat  beschlofs,  hinfort  dürfte  kein  König  mehr 
nach  Rom  kommen  *,  und  ein  Quästor  ging  mit  dem  Senatuskonsult  dem 
ankommenden  Eumenes  nach  Brundisium  entgegen.  Wenn  der  König  etwas 
Besonderes  wünsche,  liefs  ihm  der  Senat  ferner  sagen,  so  möge  er  es  dem 
Quästor  mitteilen,  im  anderen  Falle  gleich,  in  einer  bestimmten  Frist, 
Italien  verlassen.  Eumenes  schwieg  zuerst,  erklärte  dann,  er  habe  keinen 
Wunsch  auszusprechen,  und  reiste  zurück. 

Diese  deutliche  Kundgebung  höchster  Ungnade  war  geeignet,  alle 
Widersacher  des  Eumenes  zu  ermutigen  und  in  Bewegung  zu  setzen. 
Um  so  mehr  betrachtete  es  der  König  als  seine  nächste  Aufgabe,  mit 
eigenen  Kräften  sich  der  Galater  zu  erwehren.  Ihre  ersten  Erfolge 
hatten  sie  vornehmlich  der  Überraschung  zu  danken,  als  Eumenes  bald 
darnach  mit  einem  sorgfältig  gerüsteten  Heere  gegen  sie  ins  Feld  zog, 
wurden    sie    bald    überwunden  ■' ,    wahrscheinlich   mit  Unterstützung   des 


1)  Polyb.  XXX  19.    Diodor  XXXI  15.     Liv.  XLV  44,  4  ff.     Appian,  Mith.  2. 

2)  Liv.  a.  0.  erzählt,  Prusias  habe  seinen  Sohn  Nikomedes  mitgebracht  und 
sei  gekommen,  um  einen  von  Antiochos  ITI  abgetretenen,  jetzt  herrenlosen  und  von 
den  Galliern  besetzten  Landstrich  zu  erbitten,  was  der  Senat  höflich  abgeschlagen 
habe.  Stähelin  S.  88  möchte  unter  diesem  Landstrich  Galatien  verstehen,  aber  die 
Nachricht  ist  der  Fälschung  verdächtig;  die  spätere  Forderung  des  Prusias  ist  vorweg- 
genommen und  nach  einer  Reminiszenz  aus  dem  antiochischen  Frieden  (Bd.  II  760) 
erweitert  worden.  Auch  dafs  Nikomedes  seineu  Vater  begleitete ,  ist  nicht  wahr- 
scheinlich. 

3)  Winter  167/6  v.  Chr.     Polyb.  XXIX  6,  3  f.     XXX  20. 

4)  Nach  Livius  per.  46  handelt  es  sich  sogar  um  ein  Gesetz,  was  mit  dem 
Zeugnis  des  Polybios  in  direktem  Widerspruch  steht. 

5)  Einen  Sieg  des  Eumenes  und  Attalos  in  Phrygien  erwähnt  Inschr.  v.  Perg. 

I  n.  165.  Mit  Wahrscheinlichkeit  beziehen  HaussouUier  und  Fränkel  auf  den 
Galatersieg  den  Beschlufs  der  Sardianer,  worin  sie  der  Athena  und  dem  Eumenes 
aus  Dank  für  Ei-rettung  aus  grofser  Gefahr  Spiele  stiften.    BCH.  V  383  ff.  (SGDial. 

II  2643),  ferner  das  delische  Epigramm  auf  die  Galatersiege  des  Athenäos  (Löwy, 
Inschr.  griech.  Bildhauer  nr.  147),  endlich  die  im  Ehrendekret  für  die  Priesterin 
Metris  (Inschr.  von  Perg.  n.  167)  genannten  svijUEQtjfxazK.  Diese  Siege  haben 
wahrscheinlich  dem  Eumenes  den  Beinamen  Soter  verschafft,  den  er  in  der  Inschrift 


203  12.  Buch,     i;  12.     Galatische  Wirren. 

Ariarathes,  der  ebenfalls  von  ihnen  zu  leiden  hatte,  und  seinen  perga- 
menischen  Freund  nicht  im  Stiche  liefs,  wodurch  er  ebenfalls  das  römische 
Mifstrauen  auf  sich  zog  ^  Über  den  Verlauf  des  Krieges  wissen  wir 
nur,  dafs  Eumenes  siegte  und  die  Galater  wieder  unterwarf  (l66  v.  Chr.)  ^. 
Aber  die  Römer  nahmen  sich  der  Besiegten  an,  so  dafs  die  pei'gamenische 
Oberherrlichkeit  im  früheren  Umfange  nicht  wieder  hergestellt  werden 
konnte.  Vielmehr  ward  den  Galatern  die  Autonomie  bewilligt,  unter 
der  Bedingung,  dafs  sie  sich  in  ihren  Grenzen  hielten  und  die  Nachbarn 
nicht  belästigten;  später  kamen  noch  andere  Zugeständnisse  hinzu  ^;  denn 
es  wai'd  dafür  gesorgt,  dafs  Eumenes  nicht  zur  Ruhe  kam.  Alle  seine 
Gegner  taten  sich  zusammen,  um  den  Streit  in  Galatien  weiter  zu  schüren 
und  dem  Argwohn  der  Römer  neue  Nahrung  zuzuführen.  Ein  Glück 
war's  für  Eumenes,  dafs  Pharnakes,  sein  Feind,  wie  es  scheint,  nicht 
mehr  lebte  *•,  jedenfalls  hat  er  nichts  gegen  den  Pergamener  unternommen. 
Dagegen  Prusias  tat  alles,  um  durch  Anschwärzungen  jeder  Art  seinem 
Nachbar  zu  schaden.  Er  behauptete,  die  Anordnungen  des  Senats  würden 
nicht  befolgt,  und  brachte  zugleich  alte  Gebietsstreitigkeiten  wieder  vor  ^, 
gleichzeitig  kamen  mehrere  asiatische  Städte,  um  den  Senat  auf  das  ver- 
dächtige Einverständnis  zwischen  Eumenes  und  Antiochos  aufmerksam 
zu  machen  ^.  Prusias  reizte  die  Galater  und  andere  Feinde  des  Eumenes 
weiter  auf;  darunter  war  Selge  in  Pisidien,  das  auf  gewisse  in  Pam- 
phylien  gelegene  Ländereien  Anspruch  machte  und  darüber  um  diese 
Zeit,  etwa  im  Sommer  165  v.  Chr.,  mit  Eumenes  in  Krieg  kam  ^.  So- 
lange Eumenes  lebte,  sind  noch  öfters  Gesandte  des  Prusias  und  der 
Galater  mit   ihren  Klagen  vor   dem  Senat  erschienen  ^.     Diese  mannig- 


von  Sardis   u.    a.  (Altertümer  von  Hierapolis  S.  TTfF.  n.  30.    Inschr.  vou  Magnesia 
n.  86)  auch  nach  seinem  Tode  (Inschr.  von  Perg.  I  246  z.  22)  führt. 

1)  Polyb.  XXXI  13. 

2)  Diodor  XXXI  14.     Polyb.  XXXI  6,  2.     Trogus  Pomp.  prol.  34. 

3)  Polyb.  XXXI  2.  Vgl.  6,  5.  Eine  galatische  Gesandtschaft  war  166  v.  Chr. 
in  Rom. 

4)  Das  kurze  Fragment  des  Polyb.  XXVII  17  scheint  aus  einer  Charakteristik 
zu  Pharnakes  zu  stammen,  die  bei  Gelegenheit  seines  Todes  gegeben  ward.  Es  ge- 
hört ins  Jahr  170  oder  169  v.  Chr.     Ed.  Meyer,  Gesch.   des  Kgr.  Pontos  S.  81. 

5)  165  V.  Chr.  Polyb.  XXXI  6,  2.  Nach  Livius  perioch.  46  klagt  Prusias  sogar 
über  die  Verwüstung  bithynischen  Gebietes. 

6)  Polyb.  XXXI  6,  4.     Nach  Livius  per.  46  ist  auch  hier  Prusias  Ankläger. 

7)  Strabo  XII  571.  Polyb.  XXXI  9,  3.  Trogus  Pomp.  prol.  34.  Vgl.  Bd.  II 
388.  Fräükel  bezieht  hierauf  Inschr.  von  Pergamon  I  25;  hier  ist  jedoch  die  Er- 
gänzung Gablers  (Erythrä  S.  48)  vorzuziehen. 

8)  Polyb.  XXXI  9,  3.  XXXII  3,  5.  Die  erste  Gesandtschaft  fällt  Herbst 
165,  die  zweite  Winter  160/59  v.  Chr. 


12.  Buch.     §  12.     Eumenes  und  Rom.  303 

fachen,  schier  endlosen  Weiterungen  waren  die  Strafe  für  den  Verdacht,  in 
den  er  sich  gebracht  hatte,  der  nun  noch  vermehrt  ward  durch  den 
Aufschwung,  den  die  seleukidische  Macht  unter  seinem  Freunde  Antiochos 
Epiphanes  genommen  hatte.  Denn  diesen  hielt  man  in  Rom  seit  der 
Intervention  in  Ägypten  für  einen  Gegner,  und  vermutete  ein  Einver- 
ständnis zwischen  ihm  und  Eumenes.  Um  sich  daher  von  ihrer  Ge- 
sinnung zu  überzeugen,  ward  166  v.  Chr.  unter  Führung  des  Tiberius 
Gracchus  eine  Gesandtschaft  nach  Asien  geschickt,  die  von  beiden  Kö- 
nigen mit  aller  Auszeichnung  empfangen  ward  und  zurückkehrte, 
ohne  etwas  Verdächtiges  bemerkt  zu  haben  ^.  Aber  das  genügte  dem 
Senate  nicht.  Im  nächsten  Jahre  ging  in  gleicher  Absicht  eine  neue 
Kommission  nach  Asien,  an  deren  Spitze  Gaius  Sulpicius  Gallus  stand, 
ein  Politiker  schärfster  Art,  der  nun  durch  öffentlichen  Anschlag  in  den 
angesehensten  Städten  Asiens  jeden,  der  gegen  Eumenes  etwas  vorzu- 
bringen habe,  auf  einen  bestimmten  Tag  nach  Sardis  einlud.  Hier, 
mitten  im  pergamenischen  Königreiche,  hat  er  dann  zehn  Tage  lang, 
im  Gymnasium  sitzend,  alle  möglichen  Beschuldigungen  gegen  den  König 
angehört^.  Es  mag  sein,  dafs  dies  selbst  den  Römern  zu  viel  schien; 
jedenfalls  hatte  die  Mifshandlung  des  Eumenes  die  Wirkung,  dafs  ihm 
die  früher  entbehrten  Sympathien  der  hellenischen  Welt  zufielen  ^.  Das 
gilt  auch  für  die  Rhodier,  die  ihm  durch  das  gemeinsame  Schicksal  und 
den  jetzt  aufgehobenen  Widerstreit  der  Interessen  näher  gebracht  wurden  *. 
Die  römischen  Besorgnisse  einer  Verbindung  zwischen  Eumenes  und 
Antiochos  wurden  übrigens  bald  darnach  beseitigt,  als  Antiochos  im 
Winter  165/4  v.  Chr.  seinen  Tod  fand. 

Bei  aller  Feindschaft  gegen  Eumenes  hielten  die  Römer  doch  dar- 
auf, zu  zeigen,  dafs  ihr  Zorn  nur  dem  König  persönlich  gelten  sollte, 
nicht  den  Pergamenern  überhaupt.  Attalos  und  Athenäos,  die  Eumenes 
als  seine  Vertreter  zur  Abwehr  gegen  die  Beschuldigungen  des 
Prusias  und  der  Galater  Herbst  165  v.  Chr.  nach  Rom  schickte,  wurden 
mit  Wohlwollen  und  Auszeichnungen  empfangen  und  entlassen  ^,  und 
ebenso  Attalos,  als  er  im  Winter  160/59  v.  Chr.  in  derselben  Angelegen- 
heit nochmals  in  Rom  anwesend  war  ''.     Was  die  Römer  von  Eumenes 


1)  Polyb.  XXXI  5.  6,  4  ff. 

2)  Polyb.  XXXI  9,  6  ff.  10. 

3)  Polyb.  XXXI  10,  6.  Daher  wurde  der  Sohn  des  Eumenes,  der  spätere 
Attalos  III,  als  er  von  Rom  über  Griechenland  zurückreiste  (^152/1  v.  Chr.),  überall 
mit  grofseu  Ehren  empfangen.     Polyb.  XXXIII  18,  4. 

4)  Oben  S.  197  Anm.  1. 

5)  Polyb.  XXXI,  9,  2  ff.     Diodor  XXXI  7,  2. 

6)  Polyb.  XXXII  3,  2.    Die  Zeit  folgt  aus  Diodor  XXXI  28. 


304  12.  Buch.     §  12.     Tod  des  Eumenes  IGO  59  v.  Chr. 

erwarteten,  wodurch  er  sie  etwa  hätte  versöhnen  können,  ist  unbekannt. 
Vielleicht  wollten  sie  ihn  veranlassen,  die  Regierung  niederzulegen.  Er 
hat  jedoch  ihren  Zorn  ertragen,  bis  er  starb. 

Eine  endgültige  Beilegung  und  Schlichtung  der  schwebenden  Streitig- 
keiten mit  Prusius  und  den  Galatern  hat  er  wohl  nicht  erlebt.  Das  Er- 
gebnis ist,  dafs  die  Galater  unabhängig  wurden,  dafs  aber  die  Perga- 
mener  auch  weiterhin  Besitzungen,  Rechte  und  Einflufs  im  Lande  be- 
hielten. Vor  allem  Pessinus  mit  dem  Tempel  der  grofsen  Götterrautter 
blieb  in  ihren  Händen.  Die  Pergamener  hatten  auch  später  über  das  Heilig- 
tum mit  seinem  ausgedehnten  Besitz  und  seiner  Priesterschait  eine  Art 
Schutzherrschaft  und  scheinen  dort  auch  eine  Besatzung  unterhalten  zu 
haben  ^ 

Eumenes  H  starb  160/59  v.  Chr.  -.  Er  hat  das  Königtum  von 
Pergamon.  durch  Tüchtigkeit  und  Ausdauer,  durch  geschickte  Benutzung 
der  Zeitumstände  auf  den  Gipfel  der  Macht  erhoben  und  sich  durch 
Prachtliebe  und  Freigebigkeit  einen  grofsen  Namen  gemacht  ^.  Einen 
ebenbürtigen  Sohn  hat  er  nicht  hinterlassen,  seine  Ehe  mit  Stratonike 
war  kinderlos,  und  die  Herrschaft  ging,  wie  längst  bestimmt,  auf  den 
ältesten  Bruder  Attalos  II  über.  Aber  auch  dieser  war  ohne  Leibeserben, 
und  ebensowenig  hatten  die  beiden  anderen  Brüder,  Philetäros  und 
Athenäos,  Kinder.  Um  daher  das  Bestehen  des  Hauses  zu  sichern,  hatte 
Eumenes  einen  spät  geborenen  natürlichen  Sohn,  der  ebenfalls  Attalos 
hiefs,  legitimiert  und  öffentlich  als  Thronfolger  verkündigt  *.    Attalos  II 


1)  Vgl.  die  oben  S.  69  Anm.  3  zitierten  Briefe,  von  denen  der  erste  des  Eumenes 
aus  dem  Jahre  164  v.  Chr.  ist.  Hier  ist  von  einem  kriegerischen  Unternehmen  gegen 
einen  galatischen  Ort  die  Rede ;  man  sieht  also ,  dafs  während  der  Verhandlungen 
die  Waffen  nicht  ganz  ruhten.     Stähelin  a.  0.  91.     Michel,  Recueil  45. 

2)  Die  Zeitbestimmung  nach  Strabo  XIII  624;  sein  Nachfolger  regierte  21  Jahre 
bis  139/8  V.  Chr.  Vgl.  Polyb.  XXXII  22.  Eumenes  war  38  oder  39  Jahre  König 
gewesen;  bei  Strabo  a.  0.  mufs  zQidxoyru  für  das  überlieferte  xExiuQdr.ovTa  ge- 
schrieben werden.  Dem  verstorbenen  König  ward  die  Apotheose  zu  teil.  Inschr. 
V.  Perg.  I  246  z.  22 ff.  übov  ßaai'/Jioc:  Ev^eyov  awifiQoc,.  SIGr.  P  223.  CIGr.  II 
3070.  Vielleicht  war  es  damals,  dafs  der  Monat  Eumeneios  nach  ihm  geuannt 
wurde.     Inschr.  v.  Perg.  I  249  z.  2. 

3)  Polyb.  XXXII  22  Er  hat  daher  den  Beinamen  svEQyerrj^ ,  der  von  ihm 
auf  die  übrigen  Pergamener  übergeht.  Inschr.  v.  Perg.  I  18  z.  35  und  dazu 
Fränkels  Note. 

4)  Dies  folgt  aus  Polybios  XXX  2,  6.  Hier  wird  dem  Attalos  vorgestellt,  dafs 
ihm  bei  der  Leibesschwäche  und  Kinderlosigkeit  des  Eumenes  die  Thronfolge  in 
nicht  langer  Zeit  sicher  sei,  da  Eumenes,  auch  wenn  er  wolle,  keinen  anderen  zum 
Nachfolger  be.stimmen  könne;  denn,  heifst  es  weiter  ot'ds'nu)  ydn  üvctäE^eiyfxeyog 
irry/ave  y.cad  (pvaiv  vio<;  cuy  avTov  6  /uEici  taviu  (ficcyi-^dueyog  zriv  cco^i'iV.  Hier  ist 
xaiii  (fvaiy  vloq  wv  (cctov  nicht,  wie  Kopp  meint,  dem  uyud'sJsty/iiSyog  untergeordnet, 


12.  Buch      i?  12.     Attalos  II  wird  König  159  v.  Chr.  205 

sollte  dem  jungen  Manne  den  Thron  erhalten;  man  hat  ihn  deshalb  als 
seinen  Vormund  bezeichnet  ^  Er  stand  in  einem  ähnlichen  Verhältnis 
zu  ihm,  wie  einst  in  Älakedonien  Antigonos  Dosen  zu  Philippos.  Aber 
er  war  wirklicher,  alleiniger  König  mit  allen  Ehren  eines  solchen,  mit 
dem  Beinamen  Philadelphos  -.  Der  junge  Attalos  war  nicht  Mitregent, 
sondern  nur  der  vorausbestimmte  Thronfolger  ^,  und  als  solcher  hat  er, 


sondern  Apposition  zu  o  ustü  Tuina  dtmh'^atxivoi,  uud  mau  mufs  übersetzen :  denn 
der  spätere  König  (Attalos  III),  der  sein  natürlicher  Sohn  war,  war  damals  noch 
nicht  bezeichnet  oder  ausgerufen  worden.  Livius  XLV  li),  11  übersetzt  «eccZ?tm  enm 
agnovcrat  eum  qui  postea  regnavit,  nicht  verkehrt,  aber  auch  nicht  ganz  genau. 
Attalos  III  war  also,  wie  schon  Schweighäuser  annahm,  etwa  von  einer  Nebenfrau 
geboren,  und  wurde  dann  vom  Königspaar  adoptiert  und  legitimiert,  wobei  es  ohne 
Zweifel  bestimmt  ward,  dafs  er  erst  nach  dem  Bruder  als  Thronfolger  einzutreten 
habe.  Allerdings  heifst  Attalos  III  bei  Strabo  a.  0.  ein  Sohn  des  Eumenes  und 
der  Stratonike,  aber  dies  ist  offenbar  eine  wenn  auch  nur  leichte  Ungenauigkeit. 
Der  Ansicht  Kopps  (Rhein.  Mus.  48,  154 ff.),  der  auch  U.  Wilcken  (RE.  II  2, 
2170  ff.)  beistimmt,  kann  ich  mich  nicht  anschliefsen.  Kopp  meint,  Attalos  III  sei 
der  Sohn  des  Attalos  II  aus  der  kurzen  Ehe  desselben  mit  Stratonike  vom  Jahre 
172  V.  Chr.  (oben  S.  109  Anm.  5),  und  glaubt  eine  Andeutung  dieser  Tatsache  auch 
bei  Polybios  zu  finden,  während  doch  der  Historiker  deutlich  genug  deu  späteren 
Thronfolger  als  natürlichen  Sohn  des  Eumenes  bezeichnet.  Aufserdem  ist  es  nur 
unvollkommen  beglaubigt,  dafs  es  damals  172  v.  Chr.  zwischen  Attalos  und  Stra- 
tonike wirklich  zur  Ehe  gekommen  sei ,  und  auch  das  Alter  des  jungen  Attalo.s 
stimmt  nicht.  Polybios  XXXIII  18  bezeichnet  ihn  zur  Zeit  seiner  Anwesenheit  in 
Rom  152  V.  Chr.  als  ti«/"?;  er  war  also  noch  nicht  18  Jahre  alt  und  kann  frühestens 
169  geboren  sein.  Endlich  sollte  man  doch,  wenn  Attalos  III  wirklich  Sohn  des 
Attalos  II  gewesen  wäre,  erwarten,  dafs  Attalos  II  nach  dem  Tode  des  Eumenes 
diese  Tatsache  irgendwie  zum  Ausdruck  gebracht  hätte,  aber  überall  heifst 
Attalos  III  nur  Sohn  des  Eumenes,  Brudersohn  des  Attalos.  Insehr.  v.  Pergamon 
I  24G.  248.  Michel,  Recueil  340.  Eumenes  hatte  bekanntlich  noch  einen  anderen 
natürlichen  Sohn,  Aristonikos.     Justin.  XXXVI  4,  6.    XXXVIII  0,  4. 

1)  Strabo  XIII  624. 

2)  Vollständig  rpiXüäEi^tpog  y.al  tvegyetra.  luschr.  v.  Perg.  I  224,  mit  Fränkels 
Anm.  CIG.  II  2139b  (=  Michel,  Recueil  340).  8070.  SIG.  I'  224 f.  Skymnos 
v.  46.  Strabo  XIV  641.  Lucian.  macrob.  12.  Der  Beiname  (fihcd'eXffoi  erscheint 
schon  zu  Lebzeiten  des  Eumenes  (Altertümer  von  Hierapolis  S.  77 ft")  und  wird 
auch  dem  Eumenes  beigelegt  (SIG.  I'  223).    Auch  evenysTin  stammt  von  diesem  her. 

3)  Wilcken,  RE.  II  2,  2171.  Dadurch  wird  nicht  ausgeschlossen,  dafs  der 
Thronfolger  bei  Gelegenheit  einen  gewissen  Anteil  au  den  Geschäften  hat  (Insehr. 
V.  Perg.  I  248  z.  18  mit  Fränkels  Anm.  S.  169),  aber  er  führt  nicht  den  Königs- 
titel und  nimmt  nicht  einmal  an  der  Sitzung  des  Kronrates  teil,  von  der  im  Briefe 
des  Attalos  an  den  Priester  Attis  die  Rede  ist.  Vgl.  Michel,  Recueil  45  C.  Ob  dies 
Verhältnis  ganz  den  Absichten  des  Eumenes  entsprach ,  läfst  sich  nicht  sagen. 
Vielleicht  ist  bezeichnend,  dafs  später  dem  Attalos  II  die  Apotheose  versagt  wor- 
den ist.  Es  mag  also  wohl  Attalos  III  seinen  Vorgänger  nicht  als  richtigen 
König  anerkannt  haben. 


206  12.  Buch.     §  12.     Tod  des  Ariarathes  IV  1G4/3  v.  Chr. 

kurz  ehe  er  aus  dem  Knabenalter  heraustrat,  152  v.  Chr.  in  Rom  einen 
feierlichen  Besuch  gemacht  und  sich  der  Anerkennung  des  Senates  ver- 
sichert ^  Die  Witwe  des  Eumenes,  Stratonike,  nahm  Attalos  II  nach 
dem  Wunsche  des  verstorbenen  Königs  zur  Gemahlin  und  hielt  damit 
auch  für  sein  Teil  die  enge  Verbindung  mit  Kappadokien  aufrecht  ^. 
Er  liefs  sich  die  Erfahrungen  seines  Bruders  zur  Lehre  dienen  und  hütete 
sich,  etwas  Ernstliches  zu  unternehmen,  ohne  sich  der  Zustimmung 
Roms  versichert  zu  haben  ^ ;  er  hat  dann  in  bestem  Einvernehmen  mit 
der  Schutzmacht  seine  Regierung  bis  zu  Ende  geführt. 

Was  Ariarathes  anlangt,  so  ward  auch  dieser,  wie  schon  bemerkt, 
als  Freund  des  Eumenes  von  den  Römern  beargwöhnt  und  zugleich 
durch  die  galatischen  Angriffe  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Die  Trokmer 
versuchten,  ihm  einen  Landstrich  zu  rauben,  und  als  es  ihnen  damit 
nicht  glückte,  verklagten  sie  den  König  in  Rom  und  machten  ihre  Sache 
beim  Senat  anhängig.  Ariarathes  erklärte,  sich  dem  Spruch  der  Römer 
zu  unterwerfen,  und  erwies  sich  überhaupt  so  dienstwillig,  dafs  der 
Senat  ihm  sein  Wohlwollen  ganz  wieder  zuwandte  *.  Als  er  bald  darnach 
(l64/o  V.  Chr.)  das  Zeitliche  segnete,  folgte  ihm  sein  Sohn  Ariarathes  V, 
beigenannt  Eusebes  Philopator  ^,  Schon  früher  soll  der  Vater  die  Ab- 
sicht gehabt  haben,  ihm  die  Regierung  zu  überlassen,  aber  der  Sohn 
soll  es  abgelehnt  haben  ''.  Der  neue  König  suchte  sich  vor  allem  der  An- 
erkennung der  Römer  zu  versichern;  als  er  sie  erlangt  hatte,  beging  er 
das  frohe  Ereignis  mit  grofsen  Festhchkeiten  und  zeigte  sich  auch  ferner- 
hin als  einen  ergebenen  Römerfreund  ^. 


1)  Polyb.  XXXIII  18. 

2)  SIG.  P  224  f.  Plutarch  de  frat.  am.  18  p.  489  F.  Nach  Plutarch  hätte  er 
sogar  mit  Stratoiiike  mehi-ere  Kinder  gehabt,  sie  aber  mit  Rücksicht  auf  Attalos  III 
nicht  aufgezogen.  Dies  klingt  bei  dem  Alter  der  beiden  Gatten  nicht  glaublich. 
Vgl.  das  von  Autigonos  Doson  Erzählte.     Bd.  II  287. 

3)  Vgl.  den  Brief  des  Attalos  bei  Michel,  Recueil  45  C  z.  Off. 

4)  Polyb.  XXXI  12,  16.  13,  2  ff.  Zwei  Gesandtschaften  gingen  von  Rom  in 
dieser  Angelegenheit  nach  Kappadokien;  beide  gehören  ins  Jahr  165/4  v  Chr. 
Die  zweite  war  die  des  Cn.  Octavius,  die  164  v.  Chr.  nach  dem  Tode  des  Antiochos 
Epiphanes  Rom  verlitfs  und  weiter  nach  Syrien  bestimmt  war.  Der  Angriff  der 
Trokmer  wird  also  spätestens  165  v.  Chr.  fallen. 

5)  Die  Beinamen  nach  den  Münzen.  Vgl.  Th.  Reinach .  Trois  royaumes  de 
l'Asie  mineur  p.  37  ff. 

6)  Diodor  XXXI  19,  8. 

7)  Diodor  XXXI  21.  Polyb.  XXXI  14.  17.  Als  die  kappadokischen  Ge- 
sandten von  Rom  zurückgekehrt  waren,  regierte  in  Antiochien  noch  Antiochos  V, 
der  163/2  v.  Chr.  gestürzt  ward. 


Der  Orient  von  168—120  v.  Chr. 


§  1. 

Gedemütigt  und  geschädigt  ging  Ägypten  aus  dem  Kriege  mit  An- 
tiochos  Epiphanes  hervor.  Grofs  war  ohne  Zweifel  der  materielle  Schaden, 
den  die  zweimalige  Invasion  des  Seleukiden  angerichtet  hatte  ^,  gröfser 
und  dauernder  noch  war  die  Einbufse,  welche  das  Ansehen  des  Monarchen 
dabei  erlitten  hatte.  Eine  Zeitlang  hatte  der  junge  König  die  Regierung 
gänzlich  aus  den  Händen  geben  müssen ;  der  Widerstand  gegen  Antiochos 
und  die  Rettung  Alexandriens  war  von  einer  populären  Bewegung  aus- 
gegangen, deren  Führer  sich  ihrer  Kraft  bewufst  gew^orden  waren.  Durch 
sie  war  der  jüngere  Ptolemäos  zum  König  erhoben,  und  regierte  jetzt 
neben  dem  älteren  und  seiner  Schwester  und  Gattin  Kleopatra.  Er  war 
Mitkönig,  und  wenn  auch  die  eigentliche  Herrschaft  dem  älteren  zukam, 
so  war  er  doch  ihm  an  Ehre  gleich;  er  teilte  mit  ihm  den  göttlichen 
Beinamen  Philometor  und  andere  Ehren  ^  und  besafs  damals  als  der 
Erwählte  des  Volkes  die  allgemeine  Gunst  in  weit  höherem  Grade.  Die 
Brüder  waren  sehr  ungleich,  der  ältere  milde  aber  nicht  ohne  Festigkeit  ^, 


1)  Polyb.  XXX  4,  9. 

2)  Strack,  Die  Dyn.  d.  Ptolem.  34  mit  der  Inschrift  n.  8G.  Mahaflfy,  Hist.  of 
Egypt.  169.  Vgl.  die  Erzählung  bei  Diodor  XXXI  15  a.  Den  Beinamen  Euer- 
getes  (11),  unter  dem  er  in  der  Geschichte  bekannt  ist,  hat  er  erst  nach  Philo- 
metors  Tode  empfangen.  U.  Wilcken  zu  J.  G.  Droysen ,  Kleine  Sehr.  II  418. 
441  f.  In  späteren  Jahren  ward  er  sehr  beleibt  und  erhielt  davon  den  Spitznamen 
Physkon,  d.  h.  Dickwanst.  Strabo  XVII  795.  797.  Plut.  Coriol.  11.  losephus 
Ant.  XII  235,  cont.  Ap.  II  51  ff. 

3}  Polyb.  XXVIII  21,  Off. 


208  13.  Buch.     §  1.     Ägypten  nach  1G8  v.  Chr. 

der  jüngere  wird  als  niifstrauisch,  hart  und  grausam  geschildert,  beide 
noch  jung  und  unerfahren.  Wenn  zwei  so  verschiedene  Brüder  in  Ein- 
tracht nebeneinander  geherrscht  hätten,  wäre  es  fast  ein  Wunder  ge- 
wesen. Es  machte  sich  von  selbst,  dafs  sich  die  schon  früher  vorhandenen 
Parteien  um  sie  scharten,  und  bald  entstanden  heftige  Kämpfe,  unter 
denen  das  ganze  Land  leiden  mufste. 

Zuerst  hören  wir,  dafs  ein  Ägypter  Dionysios,  oder  mit  ägyptischem 
Namen  Petosarapis  ^ ,  den  älteren  Ptolem^äer  zu  beseitigen  und  dem 
jüngeren  die  Alleinherrschaft  zu  verschaffen  unternahm,  um  dadurch 
selbst  eine  leitende  Stellung  zu  erlangen  ^.  Er  trat  mit  der  Anklage 
auf,  dafs  Philometor  dem  jüngeren  Bruder  nach  dem  Leben  trachte, 
und  das  Volk  ward  dadurch  so  erregt,  dafs  es  den  Tod  Philometors 
verlangte.  Aber  dieser  wufste  den  jüngeren  zu  überzeugen,  dafs  die 
Anklage  erlogen  sei;  beide  Könige  zeigten  sich  in  Eintracht  öffentlich 
dem  Volke,  und  damit  beruhigte  sich  die  Menge.  Dionysios  versuchte 
es  jetzt  mit  den  Soldaten ;  es  sammelten  sich  in  der  Vorstadt  Eleusis 
an  4000  Meuterer  um  ihn ;  aber  sie  wurden  von  den  könighchen  Truppen 
zersprengt ;  Dionysios  entkam,  um  sich  nunmehr  an  seine  Volksgenossen, 
die  einheimischen  Ägypter  zu  wenden,  bei  denen  er  viel  galt.  Wirk- 
lich gelang  es  ihm,  einen  Aufstand  zu  erregen  '^,  der  sich  weiter  bis  nach 
Oberägypten,  dem  Sitz  der  früheren  Empörungen,  ausbreitete.  Auch 
hier  hat  Philometor  den  Aufstand  bald  unterdrückt,  nur  das  feste  Pano- 
polis  leistete  längeren  Widerstand,  bis  es  Ptolemäos  eroberte  und  die 
Führer  der  Erhebung  züchtigte.  Er  kehrte  siegreich  nach  Alexandrien 
zurück  *. 

Bald  darnach,  als  der  jüngere  Ptolemäos  erwachsen  war,  nahm  die 
Eintracht  der  beiden  Brüder  ein  Ende.  Schon  164/3  v.  Chr.  ist  der 
Streit  so  weit  gediehen ,   dafs   die  Römer   eingreifen  mufsten  ^.     Sie  be- 

1)  nsroadgnnig  oder  TliToaioig  vermutet  für  das  überlieferte  niroaaQärtjg. 
Müller,  FHG.  II  p.  IX. 

2)  Diodor  XXXI  15  a.  Nach  der  Ordnung  der  Exzerpte  geschah  es  spätestens 
165  V.  Chr. 

3)  Vielleicht  wird  dieser  Aufstand  in  einem  Papyrus  bei  Grenfell  &  Hunt, 
The  Amherst  Papyri  II  p.  32 f.  angedeutet.  Es  wird  dort  gesagt,  dafs  die  Auf- 
ständischen in  loy.i'onaiov  »/^(Tof  im  heutigen  Fajjüm  die  öfifentlichen  Urkunden  ver- 
brannten. 

4)  Diodor  XXXI  17b.  C.  Müller  vermutet,  dafs  die  Tempelgründung,  die 
Ptolemäos  in  Debot  (Parembole)  und  Antäupolis  laut  den  noch  erhaltenen  In- 
schriften (Strack,  Dyn.  d.  Ptolem.  248 f.)  vornahm,  mit  dem  damaligen  Aufstande 
zusammenhänge.  Dies  kann  nicht  zutreffen,  da  Ptolemäos  Philometor  und  Kleo- 
patra  allein  ohne  den  Bruder  in  den  Inschriften  genannt  werden.  Das  führt  auf 
eine  Zeit,  wo  die  gemeinsame  Regierung  der  Brüder  schon  ein  Ende  hatte. 

5)  Droysen,  Kleine  Sehr.  II  421  ff.  mit  U.  Wilckens  Berichtigungen.    Wir  sind 


13.  Buch.     §  1.     Ptolemäos  Philometor  und  sein  Bruder.  309 

eilten  sich  nicht  damit,  und  das  Ende  des  Streites  war,  dafs  der  ältere 
Ptolemäos,  vermutlich  durch  eine  populäre  Bewegung,  aus  Alexandrien 
verjagt  ward  und  nach  Rom  ging,  um  hier  Hilfe  zu  erbitten  ^  Er  zog 
dort  in  sehr  bescheidenem  Aufzuge  ein ;  der  Senat  nahm  sich  seiner  an 
und  gab  ihm  eine  Gesandtschaft  mit,  um  ihn  zurückzuführen  und  mit 
seinem  Bruder  auszusöhnen  ^.  Er  begab  sich  zunächst  nach  Kypros, 
wo  er  anerkannt  ward,  und  fand  bald  Gelegenheit  zur  Rückkehr  nach 
Alexandrien.  Der  jüngere  Ptolemäos,  später  Physkon  beigenannt,  hatte 
sich  in  kurzer  Zeit  durch  seine  Tyrannei,  durch  grausame  Verfolgungen 
gegen  die  Freunde  seines  Bruders  um  seine  Popularität  gebracht  ^,  und  als 
nun  der  ältere  in  Kypros  angelangt  war,  erhoben  sich  die  Alexandriner, 
setzten  den  jüngeren  Ptolemäos  ab  und  luden  den  älteren  ein,  zurück- 
zukommen und  die  Gewalt  wieder  zu  übernehmen  *■.  Als  Philometor  eintraf, 
war  der  jüngere  ganz  in  seiner  Hand;  aber  er  benutzte  seinen  Sieg  mit 
kluger  Mäfsigung;  auf  Fürsprache  der  römischen  Gesandten  schonte  er 
seinen  Bruder  und  schlofs  mit  ihm  einen  feierlich  beschworenen  Vertrag,  in 
dem  er  ihm  Kyrene  und  Libyen  als  Königreich  einräumte,  dagegen  für 
sich  Ägypten  und  Kypros  behielt.  Der  jüngere  verliefs  Alexandrien 
und  übernahm  die  Herrschaft  von  Kyrene  °. 

Allein  er  gab  sich  nicht  damit  zufrieden;  ein  Jahr  später,  162  v.  Chr. 
ging  er  in  eigener  Person  nach  Rom,  um  sich  über  die  ihm  aufgezwungene 


nur  mangelhaft  unterrichtet.  ^Vgl.  Liv.  perioch.  46.  47.  Zonaras  IX  25,  3.  Trogus 
prol.  34.  Euseb.  chron.  I  161  fF.  Polyb.  XXXI  12,  14.  Aus  Eusebios  ergibt  sich  die 
Zeit.  Die  beiden  Biüder  regieren  6  Jahre  nebeneinander,  vom  12.  — 17.  Jahr  Phi- 
lometors,  das  18.  Jahr,  das  vom  3.  Okt.  164  bis  zum  2.  Okt.  163  v.  Chr.  läuft, 
gehört  wieder  dem  Philometor  allein.  Daraus  folgt,  dafs  die  ßeichsteilung  in  dieses 
Jahr  fällt.     Vgl.  U    Wilcken  zu  Dioysens  Kl.  Sehr.  II  421. 

1)  Als  einer  der  Hauptanhäuger  des  jüngeren  Ptolemäos  erscheint  Timotheos 
(Diodor  XXXI  2u),  wohl  der  als  Gesandter  nach  Rom  von  Polybios  XXVIII  1,  1 
erwähnte. 

2)  Diodor  XXXI  18.  Valer.  Max.  VI  1.  Demetrios,  der  spätere  König  von 
Syrien,  nahm  sich  Philometors  in  Rom  an.  Hieher  gehört  auch  wohl  Suidas  s. 
nQoaKyyih'a.     V^l    Huhsch  zu  Polyb.  XXXI  14. 

3)  Polyb.  XXXI  27,  14.  Diodor  XXXI  20,  wo  unter  den  Hingerichteten 
Antipater  und  Asklepiades  genannt  werden.  Urheber  dieser  Mafsregeln  war 
Timotheos,  der  dann  dem  populären  Unwillen  zum  Opfer  fiel.  Diodor  XXXI  17  c, 
welches  Stück  wohl  hinter  cap.  20  zu  stellen  i.st.  Vgl.  Wesseling  zu  Diodor  vol.  II 
S.  584. 

4)  Diodor  XXXI  17  c. 

5)  Polyb.  XXXI  18,  4 f.  XXXIX  18,  5.  Zonaras  IX  25,  3.  Ob  ihm  damals 
wie  später  (^Diodor  XXXI  33)  auch  ein  Quantum  Getreide  zugesagt  ward,  ist  nicht 
bekannt. 

Niese,  Gesch.  d.  griecli.  u.  mak.  Sljuiten.     III.  14 


310  13.  Buch.     §  1.     Der  kyprische  Streit. 

ungleiche  Teilung  zu  beschweren;  er  verlangte  die  Insel  Kypros,  und 
der  Senat  nahm  sich  seiner  an;  die  Vorstellungen  der  Gesandten  Philo- 
metors,  die  obendrein  von  den  römischen  Gesandten  bestätigt  wurden, 
waren  umsonst.  Der  Senat  sah  es  für  vorteilhaft  an,  Ägypten  noch 
mehr  zu  schwächen,  und  wünschte  überdies,  dafs  die  Teilung  nach  seiner 
eigenen  Anordnung  erfolge.  Demgemäfs  gab  er  dem  jüngeren  Ptolemäos 
Kommissarien  mit,  die  ihn  mit  seinem  Bruder  aufs  neue  aussöhnen  und 
in  Kypros  einsetzen  sollten,  jedoch  auf  friedlichem  Wege  ohne  Gewalt  zu 
brauchen  ^.  Indes  hielt  es  der  jüngere  Ptolemäos  für  nötig,  mit  Waffen- 
gewalt wenigstens  zu  drohen,  warb  daher  in  Hellas  eine  stattliche 
Söldnerschar  und  trat  damit  die  Fahrt  nach  Kypros  an ;  auf  der 
rhodischen  Peräa,  wo  er  von  den  Rhodiern  bewirtet  ward,  machte  er 
unterwegs  Halt.  Da  jedoch  Philometor  sich  nicht  einschüchtern  liefs 
und  die  kyprischen  Städte  schwerlich  Lust  hatten,  seine  Untertanen  zu 
werden,  Gewalt  aber  nicht  gebraucht  werden  sollte,  so  war  der  Versuch 
auf  Kypros  vorläufig  nutzlos.  Auf  Rat  der  römischen  Gesandten  entlief& 
daher  Physkon  sein  Heer  in  Side  und  entschlofs  sich,  den  Weg  der 
Unterhandlung  zu  betreten.  Das  Haupt  der  römischen  Gesandtschaft 
ging  nach  Alexandrien,  um  Philometor  zu  bearbeiten,  an  der  libysch- 
ägyptischen Grenze  wollte  man  dann  eine  Zusammenkunft  der  beiden 
Brüder  veranstalten  ^ ,  auf  der  alles  ins  gleiche  gebracht  werden  sollte. 
Mit  einem  der  Legaten,  Gnäus  Cornelius  Morula,  ging  demgemäfs 
Physkon  über  Kreta,  von  wo  1000  Mann  Söldner  mitgenommen  wurden^ 
nach  Apis,  einem  Dorfe  an  der  Küste  nicht  weit  von  Parätonion  ^,  und 
erwartete  hier  das  Weitere.  Philometor  jedoch  wufste  die  römischen  Ge- 
sandten, die  er  mit  Aufmerksamkeiten  überschüttete  und  nicht  ziehen 
liefs,  lange  hinzuhalten ;  vergebens  machte  sich  auch  Morula  auf  den  Weg 
nach  Alexandrien ;  Physkon  mufste  in  höchster  Ungeduld  40  Tage  um- 
sonst warten,  bis  ihn  ein  Aufstand  seiner  Untertanen  zum  Abzüge  nötigte. 
Gewifs  nicht  ohne  Zutun  der  Ägypter  empörte  sich  Kyrene  mit  den 
ISI achbar städ ten ;  die  Libyer  und  sogar  der  Statthalter  Physkons,  der 
Ägypter  Ptolemäos,  mit  einheimischem  Namen  Synipetesis  genannt, 
schlössen  sich  an.  Um  nicht  alles  zu  verlieren,  mufste  Physkon  zurück. 
Schon  am  Katabathmos,  am  heutigen  Golf  von  Solüm,  fand  er  den 
Küstenpafs  von  den  Aufständischen  gesperrt;  er  bahnte  sich  mit  Hilfe  der 
Flotte  den  Weg,  fand  aber  nach  siebentägigem  Marsche  ein  ansehnhches 
kyrenäisches  Heer  von  8000  Mann  Fufsvolk  und  500  Reitern  sich  gegen- 


1)  Polyb.  XXXI  18. 

2)  Polyb.  XXXI  26  f. 

3)  Strabo  XVII  799.     Geogr.  gr.  miu.  I  435  mit  Müllers  Anm. 


13.  Buch.     §  1.     Der  kyprische  Streit.  311 

über  ^.  In  einem  Treffen  erlitt  er,  wie  es  scheint,  eine  Niederlage  ^,  mufs 
aber  doch  bald  wieder,  vielleicht  durch  gütliches  Übereinkommen,  in 
den  Besitz  Kyrenes  gelangt  sein  ^.  Zugleich  erfuhr  er  durch  Merula, 
dafs  die  Bemühungen  in  Alexandrien  ganz  erfolglos  gewesen  seien,  und 
er  schickte  nun  sofort  Gesandte  nach  Rom,  um  seine  Sache  weiter  zu 
betreiben  *.  Der  Senat  trat  diesmal  sehr  entschieden  für  ihn  ein.  Der 
Gesandte  Philometors,  Menyllos  von  Alabanda,  ward  angewiesen,  in  fünf 
Tagen  Rom  zu  verlassen,  das  Bündnis  mit  Philometor  ward  aufgesagt 
und  hievon  dem  Physkon  durch  eine  besondere  Gesandtschaft  Mitteilung 
gemacht.  Physkon  begann  sofort  Werbungen,  um  sich  mit  Gewalt  der 
Insel  Kypros  zu  bemächtigen  ^.  Indessen  dauerte  es  mehrere  Jahre,  bis 
158/7  V.  Chr.,  ehe  das  Unternehmen  ausgeführt  werden  konnte.  Damals 
gelang  es  dem  jüngeren  Ptolemäos,  auf  Kypros  zu  landen  und  sich  fest- 
zusetzen, allein  er  ward  von  Philometor  überwältigt,  in  Lapathos  einge- 
schlossen und  schliefslich  gezwungen,  sich  zu  ergeben''.  Auch  diesmal 
ward  er  verschont,  vor  allem  mit  Rücksicht  auf  die  Römer;  der  frühere 
Vertrag  ward  erneuert ;  nur  ward  seine  Herrschaft  noch  etwas  vergröfsert 
und  ihm  aufserdem  eine  Geldsumme  und  jährliche  Getreidelieferung  be- 
willigt; auch  versprach  ihm  Philometor  seine  Tochter  Kleopatra  zur 
Ehe  ^.  Aber  hiemit  war  die  Sache  noch  nicht  zu  Ende ;  der  jüngere 
Ptolemäos  wie  die  Römer  beharrten  auf  ihrer  Forderung,  ebenso 
standhaft  weigerte  sich  Philometor.  Es  ist  kein  Wunder,  dafs  bei  dieser 
Unsicherheit  sich  nun  ein  anderer  Bewerber  um  Kypros  einfand,  De- 
metrios  von  Syrien.  Er  fand  den  Statthalter  der  Insel,  Archias,  bereit, 
sie    ihm    gegen    hohe    Belohnung    und    Ehren     zu     überliefern;     aber 


1)  Polyb.  XXXI  27,  wo  §  12f  der  Text  einer  Besserung  bedarf;  ich  schlage 
vor  d'  zu  streichen  und  statt  MoyvQtuov  zu  lesen  A/o/rpt»'  ov.  Der  Satz  würde 
dann  etwa  so  aussehen:  od^tv  «'(puouT^oag  ißdof/edog  ixs  d'iu  irji;  sotjuov  naganXtöfTwy 
avrdj  xai  xwv  [vsait')  sni  Mo/vgiy,  or  ai'VfßaifE  tovc;  Kvi)r,v(((oi>g  OTQaToTisdevtiy. 
Der  Name  Moxvqiv  ist  vielleicht  nicht  richtig  überliefert.  Der  Ort,  wo  das  kyre- 
näische  Heer  stand,  mag  an  der  Grenze  des  kyrenäischen  Gebietes,  etwa  bei  der 
Insel  Platea  (heute  Bomba)  gewesen  sein. 

2)  xh\  jsXog  ^irt'idrj  schliefst  das  polybische  Exzerpt. 

3)  Polyb.  XXXII  1,  4. 

4)  Polyb.  XXXI  28. 

5)  Polyb.  XXXI  28.    XXXII  1. 

6)  Auf  dieses  Unternehmen  wird  ohne  ausreichenden  Grund  die  Ehreninschrift 
für  Seleukos  Sohn  des  Bithys  bezogen:  aiQ«Tr/y6v  iwv  y.aru  Kvngov  xni  vuvaQxov 
Atti  (<gyie{)sa.     Inschr.  v.  Olymp    n.  301  S.  426. 

7)  Diodor  XXXI  33  Polyb.  XXXIX  i8,  6.  Liv.  epit.  47.  Zonaras  IX  25,  4. 
Ich  habe  die  Ereignisse  nach  der  Reihenfolge  der  diodorischen  Auszüge  geordnet. 
Nach  Diodors  Worten  sollte  man  annehmen,  der  Streit  sei  nun  zu  Ende  gewesen, 
was  nicht  zutriflPt. 

14* 


313  13.  Buch.     §  1.     Ptolemäos  Philometor  behauptet  sich. 

das  Komplott  kam  rechtzeitig  an  den  Tag,  Archias  ward  zur  Verant- 
wortung gezogen  und  kam  der  Verurteilung  durch  Selbstmord  zuvor  '. 
Nicht  lange  darnach,  154  v.  Chr ,  ist  Physkon  wieder  in  Tätigkeit.  Es 
scheint,  dafs  ein  Mordversuch  auf  ihn  unternommen  war,  bei  dem  er 
verwundet  ward.  Er  ging  nun  (154  v.  Chr)  nach  Rom,  um  seinen 
Bruder  als  Anstifter  zu  verklagen  und  aufs  neue  die  Hilfe  des  Senats  zu 
erbitten  '^,  die  ihm  auch  diesmal  nicht  verweigert  ward.  Philometors  Ge- 
sandte, die  ebenfalls  anwesend  waren,  wurden  kaum  angehört  und  mufsten 
Rom  verlassen;  fünf  Legaten,  jeder  mit  einer  Pentere  ausgerüstet,  wurden 
dem  Physkon  beigegeben,  um  ihn  nach  Kypros  zu  geleiten,  und  die  Bundes- 
genossen in  Hellas  wie  in  Asien  wurden  ermächtigt,  dem  römischen 
Schützling  zur  Erwerbung  der  Insel  Beihilfe  zu  leisten.  Aber  auch 
diesmal  ward  die  Absicht  des  Senats  nicht  durchgesetzt;  Ptolemäos 
Philometor  wich  nicht  vom  Platze  und  ist  bis  an  sein  Ende  Herrscher, 
auf  Kypros  geblieben,  das  er  lest  in  der  Hand  hielt  und  sorglältig  hütete. 
Ohne  Zweifel  war  ihm  bekannt,  dafs  der  Senat  um  diese  Sache  keinen 
Krieg  mit  ihm  anfangen  würde.  Es  kam  ihm  dann  zu  statten,  dafs 
nach  dem  letzten  Versuch  die  Römer  im  Westen  in  schwere  Kämpfe  ver- 
wickelt wurden,  auch  war  es  für  ihn  ohne  Zweilei  von  Nutzen,  dafs  sein 
syrischer  Nachbar  Demetrios  den  Römern  ernste  Sorgen  machte.  Zu- 
gleich aber  mufs  man  dem  ägyptischen  Könige  nachrühmen,  dafs  er  sich 
geschickt  und  standhaft  den  Zumutungen  des  Senats  widersetzt  und 
seine  Sache  schliefslich  behauptet  hat. 

Seine  Herrschaft  in  Ägypten  ist,  so  viel  wir  sehen,  seit  der  Ver- 
treibung Physkons  nicht  mehr  ernstlich  angefochten  worden.  Ohne 
Zweifel  hat  der  Streit  mit  dem  Bruder,  der  in  seinem  ersten  Teil  auf 
ägyptischem  Boden  ausgefochten  ward,  viele  Kreise  des  Landes  in  Mit- 
leidenschaft gezogen,  wenn  auch  Näheres  darüber  nicht  bekannt  ist  ^ 
Li  dem  leicht  erregbaren  Alexandreia  scheint  es  noch  einmal  zu  Unruhen 
gekommen  zu  sein  *,  im  ganzen  ist,  soweit  bekannt,  das  Land  ruhig  ge- 


1)  Polyb  XXXIII  5  nach  dem  Kriege  zwischen  Attalos  und  Prusias  und  voj. 
dem  Streit  zwischen  Ariarathes  und  Priene.  Archias  ist  gewifs  derselbe,  den  Diodor 
XXXI   18  als  Begleiter  Philometors  erwähnt. 

2)  Polyb.  XXXIII  8.  Es  war  zu  der  Zeit,  wo  der  Konsul  Opimius  gegen  die 
Ligurer  ins  Feld  zog. 

3)  Mahafiy  deutet  die  im  Papyr.  Taur.  1  erwähnte  Amnestie  aus  dem  Jahre 
26  (155/4  V.  Chr)  auf  das  Ende  des  Kampfes  mit  Physkon.  MahafFy,  Emp.  of 
Ptol.  352. 

4)  Dies  besagt  die  unklare  und  wenig  zuverlässige  Notiz  bei  Josephus,  Cent. 
Ap.  II  4J<f.,  wonach  in  der  Stadt  ein  Aufstand  gegen  Kl«^opatra  ausbrach  und  die 
Alexandriner  nur  durch  Vermittelung  des  Ouias  vor  dem  Untergange  gerettet  wur- 


I 


13.  Bucb.     §  1.     Ptolemäos  VI  und  die  Juden.  213 

wesen,  auch  das  früher  aufständische  Oberägypten,  wo  der  König  ver- 
schiedene Tempelbauten  ausgeführt  hat  ^  Man  glaubt  zu  bemerken, 
dafs  unter  ihm  die  Vermischung  des  griechischen  und  ägyptischen  Wesens 
weitere  Fortschritte  gemacht  habe;  das  einheimische  Element  macht  sich 
neben  dem  griechisehen  stark  bemerklich  ^,  ein  natürlicher  Prozefs,  der 
sich  in  ähnlicher  Weise  aufserhalb  Ägyptens  vollzog. 

Es  wird  berichtet,  dafs  Philoraetor  sich  besonders  der  jüdischen  Be- 
völkerung seines  Landes  günstig  erwiesen  habe.  Es  gab  von  alters  her 
Juden  in  Ägypten,  und  wir  begegnen  ihnen  schon  unter  den  ersten 
Ptolemäern  ^.  Unter  Philometor  fand  die  jüdische  Kolonie  starken  Zu- 
wachs durch  die  Auswanderung  aus  Judäa,  wo  von  jeher  eine  starke 
Hinneigung  zu  Ägypten  bestand.  Viele  Juden  suchten  damals  vor  der 
Verfolgung  des  Antiochos  Epiphanes  und  seiner  Nachfolger  bei  dem 
Ptolemäer  Zuflucht,  unter  ihnen  der  Hohepriester  Onias.  Sie  fanden 
Aufnahme  und  wurden  zum  Teil  in  einer  nach  Onias  benannten  Land- 
schaft im  östlichen  Delta  angesiedelt;  bei  Leontopolis,  nicht  weit  von 
Heliupolis,  errichtete  Onias  mit  königliciier  Erlaubnis  einen  Tempel  nach 
dem  Muster  des  Jerusalemischen  ^.  Nach  jüdischer  Tradition  hat  nun 
Philometor  den  Juden  im  hohen  Grade  seine  Zuneigung  geschenkt  °; 
der  erwähnte  Onias  und  sein  Ötammesgenosse  Dositheos  haben  an- 
geblich als  Heerführer  in  seinen  Diensten  gestanden  und  sich  um  das 
Königreich   und    die  Stadt  Alexandreia    verdient  gemacht  *".     Diese  Er- 


den.     Hier    kann    eine    Verwechselung    mit    Kleopatra    III    vorliegen.      Willrich, 
Juden  und  Griechen  149  will  den  Vorgang  ins  Jahr  164/o  v.  Chr.  setzen. 

1  Z.  B  bei  Philä  und  Debot  südlich  von  Philii.  Mahafty,  Ptolem.  361.  Hist. 
of  Egypt.  179.     Vgl.  Strack  S.  251  n.  95.     Oben  208  Anm    4 

2)  Mahaffy,  Ptolem.  358  f.  Der  oben  S.  2U8  erwähnte  Dionysios,  ferner  Pto- 
lemäos Sympetesis  (S.  210)  waren  offenbar  einheimische  Ägypter  in  hohen  Stel- 
lungen. 

3)  Aristeas  §  12  (Wendland).  H.  Willrich,  Juden  und  Griechen  24 ff.  126 ff. 
Als  Begründer  der  ägyptischen  Judenschaft  gilt  nach  der  jüdischen ,  .sehr  zweifel- 
haften Tradition  neben  Alexander  dem  Grofseu  Ptolemäos  I  Aber  die  Anfänge 
der  jüdischen  Kolonie  daselbst  gehen  offenbar  in  viel  ältere  Zeit  zurück  Dals 
unter  Philadelphos  viele  Juden  in  Ägypten  sal'sen,  beweist  schon  die  Polemik  Ma- 
nethons  gegen  sie.  Belege  aus  der  Zeit  des  Ptolemäos  III  Fliuders  Petrie  Papyri 
I  43.    II  23.     Beiträge  zur  alten  Geschichte  II  478. 

4)  Josephus,  Bell.  Jud.  I  33.  VII  423  ff.  Antiq.  XII  387.  XIII  62  ff.  285. 
XX  236.  Die  Berichte  sind  stark  aufgeputzt  und  bearbeitet.  Die  Zeitbestimmung 
(Josephus,  Bell.  Jud.  VII  436),  die  auf  etwa  170  v.  Chr.  zu  führen  scheint,  ist 
unsicher.    Schürer,  Gesch   des  jüd.  Volkes  IIP  97  ff.    Willrich.  Juden  u.  Griechen  126. 

5)  Josephus,  Antiq.  XIII  74 ff.  läfst  vor  ihm  auch  einen  Sti-eit  zwischen  Juden 
und  Samaritanern  zu  gunsten  der  ersteren  entscheiden. 

6)  Josephus,  Cont.  Ap.  II  49  ff. 


214  13.  Buch.     §  2.     Antiochos  Epiphanes. 

Zählungen  müssen  mit  aller  Vorsicht  aufgenommen  werden;  aber  es  ist 
nicht  unwahrscheinlich,  dafs  sich  in  dem  Bruderkriege  die  Juden  auf 
Philometors  Seite  hielten  und  dadurch  seinen  Dank  verdienten.  In  der 
Tat  beginnt  unter  diesem  König  die  Judenschaft  in  Alexandrien  wie  im 
Lande  sich  stark  bemerklich  zu  machen.  In  der  Hauptstadt  nahmen 
sie  einen  besonderen  Stadtteil  ein  ^ ,  erwarben  sich  das  Recht  eines 
eigenen  Vorstehers  und  eigener  Gerichtsbarkeit,  und  gingen  von  da  aus 
in  ähnlicher  Stärke  nach  Kyrene  und  Nachbarschaft  hinüber  -.  Ihre 
heimische  Sprache  vertauschten  sie  mit  der  griechischen,  aber  an  ihrer 
Religion  hielten  sie  fest  und  bildeten  sie  weiter.  Ihre  heiligen  Schriften, 
zuerst  das  Gesetz,  wurden  in  Alexandrien  übersetzt,  und  zugleich 
traten  sie  dort  mit  der  griechischen  Litteratur  in  innigere,  fruchtbare 
Berührung  ^. 

Nach  auföen  hin  hat  Philometor  eine  sehr  angesehene  Stellung  ein- 
genommen und  besonders  unter  den  Hellenen  viel  Anhang  besessen.  Die 
alten  Beziehungen  brachen  keineswegs  ab  ^,  noch  immer  war  Thera 
ägyptisch,  die  ptolemäische  Besatzung  in  Itanos  auf  Kreta  ist  erst  nach 
Philometors  Tode  abgezogen,  selbst  Methana  im  Peloponnes  scheint  unter 
ihm  noch  ptolemäisch  gewesen  zu  sein  ^.  Er  hat  also  den  ererbten  aus- 
wärtigen Besitz  ungeschmälert  erhalten. 

Als  Antiochos  Epiphanes  Ägypten  verlassen  und  nach  Antiochien 
zurückgekehrt  war,  beschlofs  er,  seine  ägyptischen  Erfolge  nach  dem 
Beispiel  des  Amilius  PauUus  durch  prächtige  Spiele  zu  feiern;  er  wollte 
den  Glanz  der  Feste  in  Makedonien  noch  übertreffen  und  lud  dazu  alle 


1)  Sie  behaupteten  später,  dafs  Alexander  der  Grofse  ihnen  den  Platz  an- 
gewiesen habe.     Josephus,  Cont.  Ap.  II  35.     Bell.  Jud.  II  487  f. 

2)  Strabon  bei  Josephus,  Antiq.  XIV  116f.  Vgl.  Schürer,  Gesch.  des  jüdischen 
Volkes  IIP  19  fF. 

3)  Nach  der  Erzählung  des  Aristeas  ist  bekanntlich  das  Gesetz ,  d.  h.  die 
5  Bücher  Mosis,  schon  unter  Ptolemäos  II  von  den  70  Altesten  ins  Griechische 
übertragen  worden.  Ob  die  Übersetzung  so  alt  ist,  ist  jedoch  ganz  unsicher. 
H.  Willrich,  Juden  u.  Gr.  154  möchte  sie  erst  in  die  Zeit  Physkons,  also  nach 
146  V.  Chr.  setzen  Diese  Frage  ist  noch  nicht  gelöst  Vgl.  Scbürer  a.  0.  IIP' 
308  flF. 

4)  In  Athen  wurden  ihm  Ehren  erwiesen;  er  beteiligte  sich  dort  an  den  Pana- 
thenäen.     CIA.  II  9ü(>.  9(J8. 

5)  Strack,  Dynastie  d.  Ptol.  S.  250  n.  91  ff.  Cllns.  III  n.  46Bff  SIG.  IP 
929  z.  43  Der  Kopf  einer  Kolossalstatue  von  ihm  ist  im  saronischen  Meerbusen 
gefunden  worden.     MA.  XII  212.     Mahaffy,  Emp.  of  Ptolemies  372. 


13.  Buch.     §  2.     Feste  in  Daphne  166  v.  Chr.  315 

Hellenen  zu  Gaste  ^  In  Daphne  bei  Antiochien  wurden  demgemäfs  etwa 
im  Frühjahr  166  v.  Chr.  die  prächtigsten  und  mannigfachsten  Feste,  Spiele 
und  Wettkämpfe,  darunter  Fechterspiele  römischer  Art,  ausgerichtet,  zu 
denen  eine  Menge  Künstler  aus  Hellas  gekommen  waren.  Eingeleitet 
wurden  sie  durch  einen  langen  Festzug,  in  dem  neben  vielem  anderen 
ein  grofser  Teil  der  königlichen  Heeresmacht  einherging.  Die  Feste 
dauerten  30  Tage,  dann  folgten  gewaltige  Schmausereien  und  Gelage  ^. 
Der  König  machte  selbst  den  Wirt,  und  seine  bürgerliche,  gesuchte  Ein- 
fachheit stach  sehr  gegen  die  üppige  Pracht  der  Feste  und  Autzüge 
ab  ^.  Seine  Freunde  und  ersten  Beamten  beteiligten  sich  dabei;  sie 
mufsten  auch  zu  den  ungeheuren  Kosten  dieser  Spiele  beitragen,  mit 
denen  der  König  den  Ertrag  des  ägyptischen  Krieges  verschwendete. 
Auch  die  Heiligtümer  hatten  ihre  Schätze  dazu  hergeben  müssen  ■*. 

Als  die  Feste  eben  vorbei  waren,  kam  eine  römische  Gesandtschaft, 
geführt  von  Tiberius  Gracchus,  um  den  König  zu  beobachten;  denn 
seit  dem  Ende  des  ägyptischen  Feldzuges  hielten  die  Römer  ihn  für  ihren 
Gegner,  wie  er  in  der  Tat  die  Vereitelung  seiner  ägyptischen  Pläne  auf 
das  schwerste  empfand.  Aber  er  wufste  seine  Gefühle  zu  bemeistern; 
wie  er  auch  sonst  den  Römern  weiterhin  seine  Freundschaft  und  Be- 
wunderung bezeigte  ^,  so  empfing  er  die  Gesandtschaft  mit  überschweng- 
licher Höflichkeit,  überhäufte  sie  mit  Artigkeiten  und  räumte  ihnen  so- 
gar seinen  eigenen  Palast  ein.  Die  Gesandten  gingen  fort  mit  der  Über- 
zeugung, dafs  er  ihr  Freund  geblieben  sei  ^. 

Aber  der  Senat  traute  ihm  nicht  mehr.  Verdächtig  machte  ihn 
die   Freundschaft   mit   Eumenes    und   Ariarathes  ^.     Den    Römern  wäre 


1)  Die  Spiele  des  Aemilius  PauUus  wurden  im  Frülijahr  167  v.  Chr.  gehalten. 
Liv.  XLV  32,  8.     Oben  S.  185. 

2)  Polyb  XXXI  3  (bei  Athen.  V  194  C.  X  439  B.).  Diodor  XXXI  16.  Es 
ist  von  Interesse,  den  von  Polybios  geschilderten  Festzug  auf  der  einen  Seite  mit 
dem  berühmten  alexandrinischen  (Athen.  V  195  ff.  Bd.  II  108)  zu  vergleichen, 
anderseits  mit  den  römischen  Triumphen,  z.  B.  dem  des  Pompejus  (Appian, 
Mithr.  116  f) 

3)  Polyb.  XXXI  4,  4 ff.  Er  hat  sogar  einmal  bei  einem  Gelage  mit  den 
Mimen  nackt  vor  seinen  Gästen  getanzt. 

4)  Polyb.  §  9  leQoavXr,xei  dk  xul  rd  nXftaTa  rioy  tegvSv ,  wobei  man  natürlich 
zuerst  an  den  Tempel  in  Jerusalem  denkt.  Granius  Licin.  p.  8  f.  Bonn,  berichtet 
von  einer  Plünderung  des  Artemistempels  in  Hierapolis. 

5)  167  V.  Chr.  schickte  er  eine  Gratulationsgesaudtschaft  nach  Rom  XLV  13. 
Ein  Teil  seines  Heeres  war  römisch  bewaffnet.     Polyb.  XXXI  3,  3. 

6)  Polyb.  XXXI  5.     Diodor  XXXI  17. 

7)  Oben  S.  203.  Wahrscheinlich  blieben  auch  zum  Fürsten  des  pontischen 
Kappadokiens ,  Pharnakes  und  seinem  Nachfolger,  die  alten  guten  Verwandtschaft- 


316  13.  Bach.     §  2.     Antiochos  Epiphanes. 

Feindschaft  mit  den  vorderasiatischen  Fürsten  lieber  gewesen.  Dazu 
kam,  dafs  es  dem  Antiochos  in  der  Tat  gelungen  war,  das  seleukidische 
Königtum  neu  zu  befestigen  ^  Wenn  er  auch  vor  den  Römern  aus 
Ägypten  hatte  weichen  müssen,  so  war  er  doch  sonst  in  seinen  Unter- 
nehmungen glücklich.  Seine  Kriegsmacht  hatte  er  ansehnlich  vermehrt  ^, 
und  in  seinem  Lande  wufste  er  Ruhe  und  Ordnung  zu  erhalten  ^.  Zu 
den  grofsen  Monarchen  kann  er  gewifs  nicht  gerechnet  werden;  seine 
guten  Eigenschaften  wurden  durch  andere  beeinträchtigt,  besonders  durch 
seine  Launen  und  die  Verschwendung,  mit  der  er  seine  Reichtümer,  deren 
er  für  eine  Politik  in  grofsem  Stil  dringend  bedurft  hätte,  in  mafslosen 
Festlichkeiten  verpuffte. 

Schon  bald  nach  den  Festen  in  Daphne  *  machte  sich  Antiochos 
zu  einem  neuen  Unternehmen  in  die  oberen  Satrapien  auf;  es  war  in 
Persis  ein  Aufstand  ausgebrochen,  und  vor  allem,  so  scheint  es,  gedachte 
er  die  Parther  wieder  zu  unterwerfen  oder  zurückzudrängen  ^.  Dort 
herrschte  seit  etwa  176  v.  Chr.  Arsakes  V  Phraates,  ältester  Sohn  des 
Arsakes  IV  Phriapatios  ^.     Er   mufs    bereits    die   kaspischen  Pässe  und 


liehen  Beziehungen    (Bd.  II   366)   bestehen.     Mithridates   VI    rühmte   sich    mütter- 
licherseits von  den  Seleukiden  zu  stammen.     Justinus  XXXVIII  7,  1. 

1)  Er  wird  nicht  nur  von  den  Hellenen,  sondern  auch  in  Asien  gefeiert.  Auf 
einer  Inschrift ,  die  angeblich  aus  Babylon ,  aber  nach  U.  Köhlers  iMeinung  in 
Wahrheit  aus  Antiochien  stammt,  heifst  Antiochos  awrrio  zjjg  ^dinc  und  xtiottj; 
Tijf  no'Asü)?.  U.  Köhler,  Sitzungsber.  d.  Berliner  Akad.  phil.-hist.  Kl.  51  (1900) 
1100  ff".  Beiläufig  bemerke  ich  hiei%  dafs  Antiochos  Epiphanes  wahrscheinlich  auch 
im  Ehrendekret  für  Diomedes  aus  dem  kilikischen  Seleukeia  gemeint  ist.  Wilhelm 
und  Heberdey,  Denkschi-iften  der  Wiener  Akademie  44,  S.  8  n.  18. 

2)  In  dem  Aufzuge  bei  Daphne  gingen  an  Fufsvolk  der  verschiedenen  Waffen- 
gattungen 46000  Mann,  darunter  20000  Makedonier ,  und  8500  Reiter.  Polyb. 
XXXI  3. 

3)  Libanios  (Antioch.  vol.  I  310  f.  R.)  spricht  von  der  Unterdrückung  des 
Räuberwesens  im  Tauros  durch  einen  Antiochos,  unter  dem  nur  Epiphanes  ge- 
meint sein  kann. 

4)  166/5  V.  Chr.  (147  Sei.)  nach  1  Makk.  3,  37.  Der  Auszug  wird  Sommer 
oder  Herbst  166  v.  Chr.  zu  setzen  sein. 

5)  Tacit.  bist.  V  8.  1  Makk.  3,  25  ff.  Joscphus  Ant.  XII  293  f  Hieronymus 
in  Dan.  8,  9  p.  1105  Mart.  Die  Parther  nennt  nur  Tacitus.  Vgl.  meine  Kritik 
der  Makk.  S.  42 f.  Was  den  Aufstand  der  Perser  anlangt,  so  kann  damit  die 
Nachricht  des  Plinius  h.  n.  VI  152  verbunden  werden,  wonach  Numenios,  der 
Satrap  von  Mesene,  unter  Antiochos  aufständische  Perser  au  der  arabischen  Küste 
von  Oman  am  gleichen  Tage  zu  Wasser  und  zu  Lande  schlug.  Gutschmid,  Gre- 
schichte  Irans  40.     Freilich    ist  nicht  sicher,  welcher  Antiochos  gemeint  sei. 

6)  Arsakes  IV  war  Sohn  und  Nachfolger  des  Arsakes  III ,  gegen  den  An- 
tiochos III  zu  Felde  zog  (Bd.  II  398);  er  hat  15  Jahre  lang,  etwa  von  191  —  176 
V.  Chr.  regiert.     Justin.    XLI   5,  8.     Von    ihm   stammt  die   erste   datierte   Münze 


13.  Buch.     §  2.     Antiochos  Epiphanes.  217 

die  östlichen  Bezirke  Mediens  bis  nach  Rhagä  hin  besessen  haben;  denn 
er  überwand  das  Gebirgsvolk  der  Marder  und  siedelte  einen  Teil  von 
ihnen  in  der  Nähe  von  Rhagä  bei  Charax  an  K  Die  Parther  hatten  also 
den  Fall  der  seleukidischen  Macht  benutzt  und  sich  der  Schlüssel  zum 
westlichen  Iran  bereits  bemächtigt.  Beim  Auszuge  liefs  Antiochos  seinen 
gleichnamigen  Sohn  als  Reiclisverweser  für  die  westlichen  Provinzen 
zurück ,  einen  Knaben ,  dem  er  schon  vorher  den  Königstitel  gegeben 
hatte  '^,  und  bestimmte  ihm  als  Vormund  Lysias,  einen  der  vornehmsten 
Beamten  ^.  Offenbar  nahm  der  König  eine  längere  Abwesenheit  in  Aus- 
sicht. Ein  grofser  Teil  des  Heeres  begleitete  ihn,  gröfsere  Unternehmungen 
scheinen  also  geplant  zu  sein,  auf  alle  Fälle  gab  es  in  den  oberen  Sa- 
trapien  genug  zu  tun  ^ 

Über  den  Feldzug  dahin  gibt  es  nur  dürftige  und  verworrene  Nach- 
richten ^.  Antiochos  bekriegte  den  abtrünnigen  Artaxias  von  Armenien,  den 
Gründer  der  Hauptstadt  Artaxata,  drang  in  Armenien  ein,  schlug  den 
Satrapen  und  zwang  ihn  zur  Unterwerfung  ''.  Weiter  war  er  in  Babylonien 
anwesend ;  er  schickte  eine  Expedition  in  den  persischen  Meerbusen  und  liefs 
die  Küste  von  Charax  an  der  Euphratmündung  bis  zu  den  Gerrhäern  und 
darüber  hinaus  erforschen'';  wahrscheinlich  gedachteer,  wie  sein  Vater, 
die  Gerrhäer  zu  unterwerfen.  Zuletzt  finden  wir  ihn  in  Elymais,  in 
derselben  Gegend,  wo  schon  Antiochos  JH  so  energischen  Wider- 
stand gefunden  hatte.     Diese  Gebirgsvölker  waren  seitdem  nicht  wieder 


aus  dem  Jahre  Sei.  125,  d.  4.  188/7  v.  Chr.    Percy  Gardner,  The  Parthian  coiuage 
S.  27. 

1)  Justinus  XLI  5,  9.  Isidor.  Charac.  7  bei  C.  Müller,  Geogr.  graeci  min.  I 
251.  G.  Rawlinson,  The  sixlh  great  oriental  mouarchy  S.  63.  Gutschmid,  Ge- 
schichte Irans  43.     Percy  Garduer,  Parthian  coinage  S.  4. 

2)  Schon  142  Sei  =  171/0  v.  Chr.  führt  der  junge  Antiochos  den  Köuigs- 
titel.  Keilinschr.  Bibl.  VIII  109  f.  Nach  Eusebios,  Chron.  I  253  ist  er  erst 
1^  Jahre  vor  dem  Tode  des  Epiphanes  König  geworden,  wobei  offenbar  nur  die 
Stellvertretung  des  Vaters  gerechnet  ist.  Wilcken,  RE.  I  2 ,  2476.  Vgl.  2  Makk. 
9,  25. 

3)  IMakk.  3,  32.  Josephus  Ant.  XII  295.  2  Makk.  9,  2.^.  11,  1.  13,  2. 
Lysias  ist  wohl  derselbe,  dem  wir  schon  196  v.  Chr.  im  Dienste  des  Antiochos  III 
begegnen.     Polyb.  XVIII  47,  4. 

4)  Vgl.  2  Makkab.  9,  25. 

5)  Gutschmid,  Geschichte  Irans  40  f. 

6")  Appian,  Syr.  45.  66.  Diodor  fr.  XXXI  17  a.  Porphyrios  bei  Hieron.  in 
Daniel  11,  40  ff.  p.  1132  f.  Er  scheint  den  Artaxias  in  seine  Gewalt  gebracht  zu 
haben.  Mit  Porphyrios  darf  man  wohl  den  Feldzug  ins  11.  Jahr  des  Königs  setzen, 
166/5  V.  Chr.  Was  Porphyrios  weiter  über  einen  dritten  Feldzug  gegen  Ägypten 
sagt,  beruht  auf  Mifsverständnis  des   Propheten  Daniel. 

7)  Plin.  bist.  nat.  VI  147.  Die  Neugründung  von  Charax,  die  Gutschmid 
hieher  setzt,  wird  besser  dem  Antiochos  III  beigelegt.     Bd.  II  401. 


318  13.  Buch.     §  2.     Antiochos  IV  im  Osten. 

unterworfen  '  und  belästigten  die  Umgegend.  Der  König  brauchte  Geld 
und  versuchte,  das  reiche  elymäische  Heiligtum  der  Anaitis,  der  grie- 
chischen Artemis  oder  Aphrodite,  in  seine  Gewalt  zu  bringen  -.  Aber 
die  Eingeborenen  verlegten  ihm  den  Weg.  Er  mufste  zurückweichen 
und  zog  weiter  bis  nach  Tabä  in  Persis  an  der  Grenze  Mediens  ^;  hier  fiel 
er  in  Krankheit,  wahrscheinlich  Schwindsucht,  und  starb  ■*.  Seine  Leiche 
führte  Philippos,  einer  seiner  Freunde,  nach  Antiochien  •'' ;  sie  ist  ver- 
mutlich in  Seleukeia  am  Meere  beigesetzt  worden;  der  Verstorbene  ward 
der  Apotheose  teilhaftig  ^'.  Antiochos  starb  nach  elfjähriger  Herrschaft 
wahrscheinHch  im  Winter  1G5/4  Chr.  '^. 


1)  Gutschtnid ,  Geschichte  Irans  S.  39  vermutet,  dafs  es  schon  seit  dem  Ende 
des  Antiochos  III  eigene  elymäische  Könige  gab.     Vgl.  Strabo  XVI  744. 

2)  Vielleicht  das  Heiligtum,  das  nach  Strabo  XVI  744  Azara  hiefs,  nach  To- 
maschek  heute  Azar  zwischen  Ahvas  und  Ram-Hormuz  (Sitzungsber.  d.  Wien. 
Akad.  CXXI  8  S.  84).  Vgl.  Pliuius  H.  N.  VI  135.  Appian,  Syr.  6G  nennt  die 
Göttin  Aphrodite. 

3)  Tabä  lag  nach  Curtius  Ruf.  VI  13 .  2  in  Parätakene.  Vielleicht  ist  es 
nicht  verschieden  von  dem  bei  Strabo  XVI  728  erwähnten  rdßat.  Vgl.  Ptolem. 
VI  4,  7. 

4)  Polyb.  XXXI  11.  Appian,  Syr.  45.  6G.  Porphyr,  bei  Hieron.  in  Dan.  11, 
36  vol.  III  p.  1131  ff.  2Makk.  9,  1.  1  Makk.  6,  1.  Josephus  Antiq.  XII  354ff. 
Seine  Krankheit  war  nach  Appian  Schwindsucht,  aber  schon  Polybios  sagt,  dafs 
einige  den  Tod  des  Antiochos  für  die  göttliche  Strafe  des  versuchten  Tempel- 
raubes ansahen.  Dies  Motiv  ist  dann  bekanntlich  in  den  Makkabäerbüchern  auf- 
genommen, auf  die  Plünderung  des  Tempels  in  Jerusalem  übertragen  und  aus- 
gemalt worden.  Meine  Kritik  d.  Makkab.  S.  84.  Vgl.  29.  Die  2  Makk.  1,  13  f. 
gegebene  Erzählung  vom  Ende  des  Antiochos  bezieht  sich  nicht  auf  Epiphanes, 
sondern  auf  Sidetes,  wenn  auch  einzelne  Züge  aus  der  Geschichte  des  Epiphanes 
dabei  verwandt  worden  sind.     Meine  Krit.  der  Makkab.  19  f. 

5)  Granius  Lic.  p.  9  berichtet,  unterwegs  seien  die  Zugtiere  scheu  geworden, 
die  Leiche  sei  in  den  Flufs  gefallen  und  nicht  wieder  gefunden.  Nach  2  Makk. 
9,  7  ist  Antiochos  vor  seiner  Krankheit  aus  dem  Wagen  gestürzt. 

6)  2  Makk.  9,  29.  Nach  1  Makk.  6,  14.  Josephus  Antiq.  XII  360  ward  Phi- 
lippos zum  Vormund  des  ganzen  Reiches  ernannt.  Dies  klingt,  namentlich  mit 
Rücksicht  auf  Lysias  und  die  folgenden  Ereignisse,  wenig  glaublich  und  ist  wohl 
Übertreibung  oder  Mifsverständnis.     Die  Apotheose  bezeugt  2  Makk.  11,  23. 

7)  Vgl.  Kritik  der  Makkabäerb.  82  f  Diese  Zeitbestimmung  ergibt  sich  aus  der 
Urkunde  2  Makk.  11,  23f,  wonach  im  Xanthikos  148  Sei.  =  April  164  v.  Chr. 
der  Tod  des  Königs  in  Syrien  bekannt  war.  Er  erfolgte  nach  dem  2  Makkab. 
etwa  gleichzeitig  mit  der  Tempclweihe  in  Jerusalem.  Hiemit  stimmt,  dafs  nach 
der  berichtigten  Liste  des  Eusebios,  Chron.  I  253  Olymp.  153,  4  =  165/4  v.  Chr. 
das  Todesjahr  ist,  sowie  die  sonstigen  Daten.  Die  bisherige  Ansicht  setzt  nach 
1  Makk.  6,  16.  Josephus  Antiq.  XII  361  seinen  Tod  ein  Jahr  später  149  Sei.  = 
164/3  V.  Chr.,  aber  dies  ist  eine  absichtliche  Änderung  oder  ein  Versehen  des  1.  Mak- 
kabäerbuches.  Die  Angabe  des  Granius  Lic.  p.  9  Bonn.,  der  den  König  Graccho 
iterum  conmle.  d.  h.  163  v.  Chr.,  sterben  läfst,  vorausgesetzt,  dafs  dort  richtig  ge- 


13.  Buch.     §  2.     Antiochos  V  Eupator.  319 

Für  das  seleukidische  Reich  war  der  Tod  des  Antiochos  ein 
harter  Schlag.  Der  Verstorbene  hinterliefs  mehrere  Kinder  ^ ,  sein 
Nachfolger  war  der  älteste,  damals  neunjährige  Sohn  Antiochos  V 
Eupator,  den  er  bereits  zum  Thronerben  bestimmt  hatte.  Da  Eupator 
noch  ein  Kind  war,  so  ward  ihm  unter  Mitwirkung  des  Volkes 
eine  Vormundschaft  bestellt,  an  deren  Spitze  Lysias  stand-;  neben 
diesem  gehörten  Herakleides  und  Timarchos  zu  den  Hauptstützen 
der  neuen  Regierung  -^  Der  König  war  nicht  nur  ein  Kind ,  sondern 
auch  von  zweifelhaitem  Recht;  denn  es  lebte  in  Rom  Demetrios,  der 
nunmehr  erwachsene  23jährige  Sohn  des  Seleukos  IV,  den  Epiphanes 
zu  gunsten  seines  eigenen  Sohnes  zurückgesetzt  hatte.  Demetrios  machte 
sogleich  seine  Ansprüche  geltend,  und  man  fürchtete  in  Antiochien  vor 
allem,  dafs  der  Senat  ihn  anerkennen  würde.  In  Rom  sah  man  den 
Tod  des  Epiphanes  als  einen  Glücksfall  an  und  hatte  ihn  mit  Freuden 
vernommen  *,  aber  sein  Sohn  war  ein  erwünschter  Nachfolger.  Man  wollte 
die  Seleukiden  schwach  und  gefügig  erhalten  und  zog  daher  einen  un- 
mündigen König  vor.  Die  Ansprüche  des  Demetrios  wurden  daher  ab- 
gewiesen ;  er  mufste  als  Geisel  in  Rom  bleiben,  Antiochos  V  ward  als  König 
begrüfst.  Der  Senat  benutzte  sogleich  die  günstige  Gelegenheit;  eine 
Gesandtschaft,  an  deren  Spitze  Gnäus  Octavius  stand,  ging  nach  An- 
tiochien, um  die  römischen  Interessen  wahrzunehmen  und  die  seleukidische 
Kriegsmacht  zu  beschneiden.  Sie  hatte  vor  allem  Auftrag,  die  Krieg- 
schiffe und  die  Kriegselephanten,  die  Antiochos  Epiphanes  sich  beschafft 
hatte,  zu  vernichten  °,  und  rechnete  dabei  keinen  Widerstand  zu  finden; 
denn  auch  in  Rom  blieb  Demetrios  ein  Prätendent;  die  Regierung  in 
Antiochien  war  durch  die  Furcht  vor  ihm  gelähmt  und  blieb  schwach 
und  unselbständig**.     Es  fehlte   an  einer    wirklichen  Autorität,    und  am 

lesen  ist,  mufs  auf  alle  Fälle  irrig  sein.  Appian,  Syr.  6li  läfst  ihn  abweichend  von 
allen  anderen  Quellen  beinahe  12  Jahre  lang  regieren,  aber  diese  Abweichung  ist 
kaum  ernst  zu  nehmen.     Vgl    Clinton  fasti  Hellen.  III  321  f. 

1)  Polyb.  XXXI  12,  4.  Seine  Gemahlin  war  Laodike  (SIG.  I'  229),  über  die 
sonst  nichts  bekannt  ist.  Reinach  (Mithradates  Eupator  42  Anm.)  hält  sie  für 
identisch  mit  der  von  Appian,  Syr.  42  erwähnten,  sie  raüfste  also  seine  Schwester 
und  vorher  mit  seinen  Bruder  vermählt  gewesen  sein.  Seine  2  Makk.  4 ,  30  er- 
wähnte Nebenfrau  Antiochis  scheint,  nach  dem  Namen  zu  urteilen  ,  ebenfalls  dem 
Königshause  angehört  zu  haben. 

2)  Justin.  XXXIV  3,  5  sagt:  cui  cum  tutores  dati  a  populo  essent.  Vgl. 
Appian,  Syr.  66  1  Makk.  6,  17.  2  Makk.  10,  11.  Nach  Appian  war  Eupator 
neun,  nach  Euseb.  chron.  I  253  zwölf  Jahre  alt.    Vgl.  U.  Wilcken,  RE.  I  2,  2476. 

3)  Appian,  Syr.  47. 

4)  Appian,  Syr.  46. 

5)  Polyb.  XXXI  12,  4 ff.    19,  9 ff.     Appian,   Syr.  46.     Granius  Liciu.  p.   14  B. 

6)  Polyb.  XXXI  13,  6. 


330  1^-  Buch.     §  3.     Das  südliche  Syrien. 

Hofe  und  im  Schofse  der  Regierung  und  der  königlichen  Familie  ent- 
standen Gegensätze  und  Feindschaiten  '.  Laodike,  die  Tochter  des  An- 
tiochos  III,  Witwe  des  Ariarathes  IV,  die  sich  mit  ihrer  Tochter  da- 
mals in  Antiochien  aufhielt,  wurde  auf  Befehl  des  Lysias  hingerichtet, 
gewifs  aus  keinem  anderen  Grunde,  als  weil  man  in  ihr  eine  Anhängerin 
des  Demetrios  sah  -.  Unter  diesen  Umständen  litt  die  königliche  Ge- 
walt und  das  Reich  grofsen  Schaden.  An  eine  Fortsetzung  des  Zuges 
in  die  oberen  Satrapien,  an  Unterwerfung  der  aufständischen  Untertanen 
daselbst  war  nicht  zu  denken.  Philippos  scheint  das  Heer  wieder  zurück- 
geführt zu  haben,  und  es  ist  wahrscheinlich,  dafs  die  Parther  und  die 
übrigen  Nachbarn  Gelegenheit  zu  neuen  Eroberungen  fanden.  Armenien 
hat  seit  dieser  Zeit  die  volle  Unabhängigkeit  dauernd  erreicht;  der  Statt- 
halter von  Kommagene,  Ptolemäos,  machte  sich  gleichfalls  selbständig 
und  unternahm  auf  eigene  Ha^id  einen  Kriegzug  gegen  seinen  kappa- 
dokischen  Nachbar  -^  Auch  anderswo  rührte  es  sich  "* ,  und  vor  allem 
empfing  der  Aufstand,  der  in  Syrien  selbst  schon  unter  Antiochos  Epiphanes 
bei  den  Juden  ausgebrochen  Avar,  neue  Nahrung  und  Kraft,  so  dafs 
schliefslich  der  König  selbst  sich  gegen  sie  aufmachen  mufste.  Es  ist  von 
Interesse,  dem  Ursprung  dieses  folgenreichen  Aufstandes  an  dieser  Stelle 
nachzugehen. 

>1  3. 

Im  südlichen  Syrien  lebte  ein  buntes  Gewimmel  verschiedener  poli- 
tischer Gebilde  nebeneinander,  Einheimische  untermischt  mit  hellenischen 
Gründungen.  Die  Masse  der  Bevölkerung  war  syrisch ;  nur  im  Süden  safsen 
arabische  Stämme,  meist  Nomaden,  die  bedeutendsten  die  freien  Nabatäer 
von  Petra,  die  schon  zur  Zeit  des  Antigonos  und  Demetrios  mächtig 
waren  und  bis  ans  Tote  Meer  reichten  ^.  Westlich  vom  Toten  Meer 
wurden  die  Araber  von  den  Idumäern  begrenzt,  östlich  reichten  sie 
viel  weiter   nach  Norden  tief  in    Syrien    hinein.     Araber   sitzen    in    der 


1)  Bekannt  ist  der  Gegensatz  zwischoi  Lysias  und  Philippos.  1  Makk.  (i,  5r>. 
2  Makk    13,  23. 

2)  Polyb.  XXXI  17,  2  f.  Ihr  Sohn  Ariarathes  V  liefs  die  Gebeine  der  hin- 
gerichteten Frauen  in  Kappadokien  bestatten. 

3)  Diodor  XXXI  19  a.  Dies  Fragment  kann  ain  besten  hier  eingefügt 
werden. 

4)  Man  könnte  z.  B.  daran  denken,  die  Selbständigkeit  der  Dynastie  des  west- 
lichen rauhen  Kilikiens  von  dieser  Zeit  zu  datieren.  Doch  scheint  es  besser,  ihre 
Anfänge  mit  dem  Sturz  des  Demetrios  I  zusammenzulegen.     Diodor  XXXI  32  a. 

5)  Diodor  XIX  94 ff.  Bd.  I  300ff.  Über  die  Nabatäer  vgl.  Schürer,  Gesch. 
des  jüd.  Volkes  l    726  f. 


i 


13.  Buch.     §  o.     Das  südliche  Syrien.  321 

Nachbarschaft  von  Pella  bei  Rabbatamrnon  und  in  der  alten  Moabitis, 
und  schon  Alexander  fand  sie  am  Antilibanos  K 

Ganz  oder  zum  guten  Teil  hellenisch  waren  die  Küstenstädte 
Sidon,  Tyros,  Ptolemais  (das  alte  Akko),  Joppe  und  die  Philisterstädte, 
wie  Gaza  und  Askalon,  mit  den  neuen  Gründungen  Anthedon  und 
Apollonia  ^'.  Landeinwärts  lag  eine  Gruppe  hellenischer  Städte  am  Ufer 
des  Sees  Gennesar,  im  benachbarten  Jordantal  und  weiter  ostwärts, 
Gründungen  der  Seleukiden  oder  Ptoleraäer,  Philotereia,  Skythopolis  oder 
Bethsan,  Abila,  Dion,  Pella,  Gerasa  und  Philadelpheia,  das  alte  Rabbat- 
amrnon. Auch  Samareia  und  Damaskos  sind  ihnen  zuzurechnen.  Diese 
Städte  sind  nicht  ausschliefslich  hellenisch,  sondern  enthalten  einen  guten 
Teil  einheimischer  Bevölkerung-'',  aber  sie  verwalten  sich  und  ihr  Ge- 
biet doch  in  der  Weise  hellenischer  Politien.  Die  übrigen  Landschatten 
hatten  verschiedene  Verfassungen;  die  Nabatäer  standen  unter  eigenen 
Fürsten  *,  und  ähnlich  scheint  es  bei  den  Stämmen  des  Ostjordanlandes 
gewesen  zu  sein,  wo  uns  bei  Abila  schon  unter  ägyptischer  Herrschaft 
einzelne  Dynasten  begegnen  ^.  Die  übrigen  wurden  nach  Landesbrauch 
unter  Aufsicht  der  königlichen  Beamten  verwaltet.  Die  Abhängigkeit 
von  den  Herrschern  war  nach  Umständen  sehr  verschieden,  Empörungen 
kamen  leicht  zu  stände.  Zuerst  der  Übergang  von  den  Ptolemäern  auf 
die  Seleukiden,  dann  die  Schwächung  der  letzteren  hat  das  Band  der 
königlichen  Autorität  stark  gelockert ''. 

In  dieser  Umgebung  safsen  nun  die  Juden  zwischen  Iduraäa  und  Sama- 
rien'';  der  anstofsende  Landstrich  östlich  vom  Jordan  gehörte  ihnen  ebenfalls, 
dagegen  die  See  berührten  sie  nicht.  Das  Land  war  stark  bevölkert  und 
gut  angebaut  ^.    Der  politische  und  religiöse  Mittelpunkt  des  Volkes,  seine 

1)  Arrian,  Auab.  II  20,  4.  Phatarch  Alex  24.  Polyb.  V  71.  Bd.  I  80. 
II  378.  In  der  Schlacht  bei  Raphia  bildeten  die  Araber  unter  ihrem  Fürsten 
Zabdibel  ein  eigenes  Kontingent.  Polyb.  V  79,  8.  Vgl.  1  Makk.  9 ,  35.  2  Makk. 
12,  lOf.  Josephus  Autiq.  XII  229.  1  Makk.  11,  16.  o9  (wo  die  Emisener  gemeint 
sind).   12,  31.     Diodor  XXXIII  4a.     Wellhausen,  Skizzen  und  Vorarbeiten  V  205. 

2)  Scbürer  IP'  p.  72  ff 

3)  Deutlich  sieht  man  es  z.  B.  an  Eabbatammon  aus  Polyb.  V  71,  4. 

4)  Der  erste  bekannte  ist  der  im  2  Makk.  5,  8  unter  Antiochos  Epiphanes  er- 
wähnte Archas. 

5)  Polyb.  V  71,  2  nennt  Nikias,  einen  Freund  und  Verwandten  des  Mennäos. 
Vielleicht  hatte  der  aus  den  Makkabäerbüchern  bekannte  Timotheos  eine  ähnliche 
Stellung,  eben.so  der  2  Makk.  12,  27  genannte  Lysias;  indes  ist  hier  die  Lesung 
zweifelhaft. 

6)  Ich  denke  an  Hyrkan  und  Jason      2  Makk.  4,  26.    5,  5. 

7)  Über  die  Juden  vgl.  aufser  den  oben  S.  8  angeführten  Werken  Bevan,  The 
house  of  Seleucus  II  162  ff 

8)  Hekatäos  bei  Josephus,  Cont.  Ap.  I  194ff.    Aristeas  epist.  §83  ff.  Wendland. 


332  13.  Buch.     §  3.     Die  Juden. 

einzige  Stadt,  war  Jerusalem  ',  von  ansehnlicher,  wenn  auch  nicht  über- 
mäfsiger  Gröfse;  sonst  gab  es  nur  Dörfer  oder  Flecken,  darunter  manche 
befestigte  Plätze.  Die  Juden  hatten  sich  bis  dahin  nicht  sonderlich  be- 
merklich gemacht;  Samareia  war  als  Festung  wie  als  Sitz  königlicher 
Beamter  bedeutender  als  Jerusalem  ^.  Fast  ohne  Widerstand  und  ohne 
eigene  Mitwirkung  hatte  das  Volk  die  Ereignisse  über  sich  hingehen 
lassen.  Ptolemäos  I  hat,  wie  erzählt  wird,  Jerusalem  an  einem  Sabbat 
überrascht  und  ohne  Widerstand  in  Besitz  genommen  •',  und  seit  dieser 
Zeit,  d.  h.  etwa  seit  dem  Sturze  des  Antigonos  und  Demetrios  war  Judaa 
etwa  ein  Jahrhundert  lang  ptolemäisch,  bis  es  mit  dem  übrigen  Cö- 
lesyrien  an  Antiochos  III  überging  ^.  Jerusalem  verdankt  seine  Be- 
deutung dem  weithin  angesehenen  jüdischen  Heiligtum,  das  auch  von 
den  Königen,  Ptolemäern  wie  Seleukiden,  durch  Weihgeschenke  und 
Privilegien  geehrt  ward  ^.  Es  gehörte  zu  den  reichsten  Tempeln  der 
Erde;  auch  Privatleute  pflegten  ihm  nach  bekanntem  Brauche  ihre  Ka- 
pitalien anzuvertrauen  *".  Der  Einflufs  des  jerusalemischen  Tempels  ging 
weit  über  die  Grenzen  Judäas  hinaus ;  denn  die  Juden  bildeten  nicht 
nur  einen  Stamm  oder  Nation,  sondern  eine  Religionsgenossenschaft,  die 
sich  über  die  Nachbarländer,  ja  über  das  Meer  hin  ausgebreitet 
hatte  ''.  Überallhin  drang  das  betriebsame,  sich  rasch  vermehrende  Volk 
vor.     In    der   nächsten    Nachbarschaft,    in    den    philistäischen    und   phö- 


Die  Grenzen  Judäas  lassen  sich  für  diese  Zeit  nicht  genau  bestimmen.  Die  Be- 
schreibung des  Josephus,  Bell.  lud  III  51  ff.  gebt  auf  spätere  Zeit;  man  mufs 
wenigstens  Idumäa  abrechnen.  Auch  Gazara  und  wahrscheinlich  Bethsura  waren 
damals  nicht  jüdisch.  Hekatäos  weist  den  Juden  3  Millionen  Aruren  des  besten  Landes 
zu,  das  sind,  die  Arura  zu  0,2756  Hektar  gerechnet  (Hultsch,  Metrol.  35G  2.  Aufl.), 
826,800  Hektar.  Diese  Angabe  ist  aber  ebensowenig  zuverlässig  wie  Aristeas,  der 
§116  mehr  als  das  Doppelte  rechnet. 

1)  Polybios  nennt  daher  die  Juden  TWf  'lovdaiojy  ot  tisq)  t6  UQOf  t6  nQoan- 
yooBvöfxspov  'h()ua6kvjucc  oiy.ovvrsi.  Josephus  Antiq.  XII  138.  Bei  anderer  Gelegen- 
heit hat  Polybios  über  die  Juden  besonders  gehandelt. 

2)  Polyb.  V  71.     Diodor  XIX  93,  7. 

3)  Josephus  Antiq.  XII  5     Cont.  Ap.  I  205.    Appian,  Syr.  50.    Vgl.  Bd.  I  230. 

4)  Bd.  II  578  f. 

5)  2  Makk.  3,  2 f.  5,  IG.  Durchaus  glaublich  ist,  dafs  auch  Ptolemäos  III 
Opfer  und  Weihgeschenke  dargebracht  hat.  Josephus,  Cont.  Ap.  II  48.  Die 
Schenkungen  des  Antiochos  III  werden  zwar  durch  die  gefälschte  Urkunde  bei 
Josephus,  Aniiq.  XII  140 fi.  nicht  genügend  beglaubigt,  aber  es  kann  dem  eine 
richtige  Nachricht  zu  gründe  liegen. 

6)  2  Makk.  3,  lOf.  Schürer  IP  2G8.  Zur  Zeit  der  Eroberung  des  Pompeius 
waren  an  Geld  2000  Tal.  darin.  Josephus  Ant.  XIV  72.  Antiochos  Epiphanes  soll 
1800  entführt  haben.     2  Makk.  5,  21. 

7)  Schürer  IIF'  1  ff.     Wellhausen,  Israel.  Gesch.  204  4.  Aufl. 


13.  Buch      4?  n.     Die  Judeu.  33S 

nizischen  Städten,  in  Skytbopolis,  in  verschiedenen  Strichen  jenseits  des 
Jordans,  vornehmlich  auch  auf  dem  altisraelitischen  Boden  von  Galiläa 
dem  Hinterlande  von  Tyros  und  Ptolemais,  weiter  in  den  syrischen 
Städten,  vor  allem  in  Antiochien  wohnten  sie  neben  Syrern  und  Griechen  '. 
In  Babylonien  und  Nachbarschait  war  noch  vom  Exil  her  ein  guter 
Teil  zurückgeblieben  und  verbreitete  sich  weiter  in  den  östlichen  Pro- 
vinzen. Frühzeitig  und  zahlreich  wanderten  sie  in  das  benachbarte 
Ägypten  ein.  Neben  Judäa  ist  Ägypten  die  bedeutsamste  Stätte  des 
Judentums ;  in  Alexandrien  wurden  die  heiligen  Schritten  ins  Griechische 
übersetzt ,  hier  verband  sich  das  Judentum  mit  dem  Hellenismus, 
und  ein  nachhaltiger  Einflufs  hat  von  hier  auf  Jerusalem  zurückgewirkt; 
denn  mittelbar  wie  unmittelbar  ist  die  griechische  Kultur  und  Litteratur 
in  das  Judentum  eingedrungen.  Das  unter  der  ptolemäischen  Herrschaft 
zwischen  Alexandrien  und  Jerusalem  geknüpfte  Band  ist  nicht  wieder 
zerrissen  worden  -. 

Von  den  Juden  in  Jerusalem  hatte  sich  in  Samarien  ein  Teil  ab- 
gezweigt und  bildete  eine  Gemeinde  für  sich.  Diese  Samaritaner  hatten 
auf  dem  Berge  Garizim  bei  Sichern  ihr  Heiligtum,  das  zur  Zeit  Alexanders 
des  Groft^en  erbaut  sein  sollte  ^.  In  den  wesentlichen  Stücken  ihrer 
Religionsübung  stimmten  die  Samaritaner  mit  den  Juden  überein  und 
wurden  ihnen  daher  oft  zugerechnet  ^.  Jedoch  die  Juden  erkannten  sie- 
nicht  als  gleichberechtigt  an,  sondern  sahen  in  ihnen  ein  minderwertiges, 
abtrünniges  Mischvolk.  Die  beiden  Völker  standen  sich  daher  oft  feind- 
selig gegenüber,  in  der  Heimat  wie  in  Ägypten,  wo  sich  gleichfalls 
die  Samaritaner  neben  den  Juden  ansiedelten  ^. 

Was  die  Juden  vor  den  anderen  Völkern  auszeichnete,  war  ihre 
Religion  und  ihr  religiöses  Leben  *'.    Sie  bildeten  in  starker  Absonderung^ 

1)  2  Makk.  4,  36.  49.    12,  Iff.  30.     Vgl.  Josephus  Bell.  lud.  VII  43. 

2)  Wellhausen,  Israelit,  und  jüd.  Gesch.  239  fif.  4.  Aufl.  Oben  S.  213.  Die 
enge  Verbindung  zwischen  Judäa  und  Ägypten  wird  erläutert  durch  die  Namen- 
gebung.  Die  Juden  haben  ihren  Vorrat  an  griechischen  oder  hellenisierten  Namen 
zum  guten  Teil  über  Ägypten  bezogen.  Auch  Namen  wie  Hyrkanos  stammen 
daher.     Ein  lehrreiches  Namensverzeichnis  BCH.  20  (1896)  178fiF. 

3)  Josephus  Antiq  XI  321.  Die  dortigen  Priester  betrachteten  sich  ebenfalls 
als  Nachkommen  Aarons.  Manasse,  ein  Bruder  des  jüdischen  Hohenpriesters  Jaddua, 
soll  mit  Beihilfe  seines  Schwiegei'vaters  Sanabelletes,  des  persischen  Statthalters, 
den  Tempel  gestiftet  haben  und  erster  Hoherpriester  geworden  sein.  Vgl.  Schürer, 
IP  14 f.     Wellbausen,  Israel.  Gesch.  192.    4.  Aufl. 

4)  So  bezog  sich  das  Religionsedikt  des  Antiochos  Epiphanes  auf  beide. 
2  Makk.  6,  2. 

5)  Josephus  Antiq.  XIII  74  ff. 

6)  Vgl.  Wellhausen,  Israel,  und  jüd.  Gesch.  206  ff.  4.  Aufl.  Schürer,  Gesch. 
des  jüd.  Volkes  IV  175. 


234  13.  Buch.    §  3.     Die  Juden. 

eine  festgefügte  Gemeinde  mit  hierokratischer  Verfassung,  die  nach  der 
Rückkehr  des  Volkes  aus  dem  Exil  unter  der  persischen,  dann  der 
makedonischen  Herrschaft  ausgebaut  worden  war.  Der  Gottesdienst 
ward  nicht  nur,  wie  bei  den  Hellenen,  gelegentlich  geübt,  sondern  täg- 
Uch,  ununterbrochen.  Das  Leben  jedes  einzelnen  ward  durch  das  Ge- 
setz streng  geregelt,  das  von  Jugend  auf  eingeprägt,  in  den  Synagogen 
des  Landes  gelehrt  und  durch  eine  lebendige  Tradition  weiter  entwickelt 
ward.  Es  verlangte  beständige  Achtsamkeit  und  bei  Verfehlungen  Sühne. 
Das  gesetzliche  Leben  und  die  daraus  abgeleitete  Frömmigkeit  ward  zu 
einer  Art  Kunst,  deren  Lehrer  die  Gesetzeskundigen  und  Frommen 
wurden ;  diese  waren  neben  der  höheren  Priesterschaft  die  Führer  des 
Volkes.  Sie  lehrten,  von  Gott  alles  zu  erwarten,  sich  seinen  Ratschlüssen 
unbedingt  zu  unterwerfen  und  durch  Gei'echtigkeit  und  frommen  Wandel 
sein  Wohlgefallen  und  Belohnung  zu  verdienen.  Aufs  lebendigste  lebte 
im  Volke  die  Erinnerung  an  die  jetzt  weit  entlegene  Vergangenheit, 
deren  Denkmal  sie  in  den  heiligen  Schriften  besafsen.  Wie  sie  damals 
ein  selbständiges  Volk  gewesen  waren,  so  hofften  sie  jetzt,  das  Joch 
der  Fremdherrschait  möchte  von  ihnen  genommen  und  ihre  alte  Freiheit 
wieder  hergestellt  werden.  Diese  Hoffnung  kam  immer  wieder  zum 
Vorschein.  Aber  es  war  eine  stille  Hoffnung;  die  Frommen  überliefsen 
es  Gott,  den  Zeitpunkt  der  Erlösung  zu  bestimmen,  und  begnügten  sich, 
durch  innere  Läuterung  sich  auf  die  göttliche  Gnade  vorzubereiten.  In 
dieser  Gesinnung  fügten  sie  sich  ohne  Schwierigkeit  der  Herrschaft  der 
hellenischen  Könige  und  den  Lasten,  die  sie  ihnen  auflegten. 

Die  Seleukiden  waren  im  ganzen  südlichen  Syrien  weniger  beliebt  als 
die  Ägypter  ^,  doch  scheinen  die  Juden  von  ihnen  ungewöhnliche  Be- 
drückung nicht  erlitten  zu  haben.  Die  Besteuerung  freilich  war  hoch,  und  es 
fehlte  gewifs  nicht  an  Plackereien,  Unrecht  oder  Gewalttat,  aber  Re- 
ligion und  Gottesdienst  blieben  ungestört,  das  Volk  genofs  einer  gewissen 
Autonomie  und  verbriefter  Gerechtsame  '  und  lebte  nach  seiner  eigenen 
Verfassung  und  den  Gesetzen.  Diese  Verfassung  war  den  griechischen 
Ordnungen  nahe  verwandt ;  den  Zeitgenossen  erschien  Jerusalem  als  ein 
städtisches  Gemeinwesen,    von  dem  das  übrige  Judäa  verwaltet  ward  ^ 


1)  Polyb.  V  86,  10. 

2)  ßccaiXixd  (fihly&oianct  2  Makk  4,  11.  Auch  das  unechte  Schreiben  des  An- 
tiochos  III  bei  Josephus  Antiq.  XII  138  fif.  weist  auf  derartiges  hin. 

3)  Daher  fallen  die  Begriffe  Jerusalem  und  Judäa,  Hierosolymiten  und  Juden 
zusammen.  Bei  Meuander  und  Dios  heifst  Saloino  Köuig  von  Jerusalem ,  bei  Ma- 
uetho  u.  a.  sind  Hierosolymiten  so  viel  wie  Juden.  Josephus  Antiq.  VIII  146. 
148.  Cent.  Ap.  I  114.  120.  241  f.  262  ff.  269.  311.  Auch  der  Hierosolymite  auf 
der  rhodischen  Inschr.  Cllns.  I  11  ist  wohl  so  zu  verstehen. 


13.  Buch.     §  3.     Die  Juden.  335 

Der  oberste  Beamte  war  der  vom  König  ernannte  oder  doch  bestätigte 
Hohepriester  aus  den  berechtigten  Familien,  den  Nachkommen  Sadoks. 
Ihm  zur  Seite  stand  mit  den  anderen  Beamten  der  Rat,  die  Gerusia 
in  Jerusalem,  als  die  eigentlich  regierende  Behörde  ^  Es  war  eine 
Aristokratie;  in  der  Gerusia  safsen  die  Spitzen  der  Priesterschaft  und 
die  Vornehmsten  des '  Landes.  Ob  es  daneben  noch  eine  Volksver- 
sammlung mit  bestimmten  politischen  Rechten  gab,  ist  für  diese  Zeit 
unbekannt,  aber  nicht  unwahrscheinlich. 

Den  Königen  wurden  Kopfsteuer,  Zehnten  und  andere  Gefälle  ge- 
zahlt, regelmäfsige  und  aufserordentliche  ^.  Aber  auch  die  Priesterschaft 
und  der  Tempel  erhoben  ihre  Abgaben,  den  Zehnten  und  Kopfgeld,  von 
dessen  Ertrage  wiederum  der  Fiskus  seinen  Teil  nahm  ^.  In  der  Burg  von 
Jerusalem,  der  Akra,  und  anderen  Plätzen,  lag  eine  königliche  Besatzung, 
deren  Befehlshaber  die  Hoheitsrechte  wahrnahm;  ihm  wurden  auch  die 
Abgaben  eingehändigt  *,  deren  Erhebung  im  übrigen  den  einheimischen 
Gewalten  zufiel  ^.  Hohepriester  und  Gerusiasten  wurden  dadurch  ge- 
wissermafsen  königliche  Beamte;  ganz  wie  andere  Machthaber  suchten 
sie  vor  allem  ihre  hohen  und  einträglichen  Amter  zu  behaupten,  be- 
mühten sich  um  die  Gunst  des  Königs  und  seiner  Ratgeber  und  gerieten 
in  das  ehrgeizige  Treiben  am  Hofe  hinein.  Die  vornehmen  Juden  wurden 
stark  hellenisiert ,  sie  lernten  griechisch,  legten  sich  griechische  Namen 
bei  und  nahmen  griechische  Sitten  an. 

Zugleich  griffen  unter  ihnen  heftige  Parteiungen  Platz,  die  sicher- 
lich  mit   dem   Übergang   der    Herrschaft  von   den    Ptolemäern   auf  die 

1)  Jospphus  Antiq.  XII  138.  2  Makk.  4,  45.  11,  27.  Vgl.  Schürer,  Gesch. 
d.  jüd.  Volkes  IP  188  ff. 

2)  IMakk.  10,  30.  11,  34 f.  Josephus  Ant.  XII  142.  Vgl.  2  Makk  4,  8.  24. 
Sulpicius  Sev.  chron.  II  21,  4  (vgl.  17,  5)  gibt  300  Talente  als  jährlichen  Tribut 
an;  dies  scheint  aus  1  Makk.  11,  28  abgeleitet. 

o)  Schürer  11"  243  ff. 

4)  2  Makk.  4,  27  f.  Die  Besatzung  ist  schwerlich  zuerst  von.  Antiochos  Epi- 
phanes  hineingelegt,  sondern  wird  schon  unter  den  Ptolemäern  vorhanden  ge- 
wesen sein.  Josephus  Antiq.  XII  133.  138,  wo  es  sich  freilich  um  Kriegszeiten 
handelt. 

5)  Dieser  Punkt  ist  nicht  ganz  klar.  In  der  bekannten  Erzählung  bei  Jo- 
sephus Antiq.  XII  158ff.  ist  der  Hohepriester  zur  Zahlung  an  den  König  ver- 
pflichtet. Dann  übernimmt  der  Held  der  Geschichte,  Joseph,  Sohn  des  Tobias, 
die  Pacht  aller  Gefälle  von  ganz  Cölesyrien  und  Phoinike,  also  nicht  blofs  Judäas. 
Man  kann  daraus  nicht  ohne  weiteres  ableiten,  dafs  der  Hohepriester  die  Steuern 
seines  Landes  zu  pachten  pflegte.  Es  ist  wahrscheinlich,  dafs  er  eine  bestimmte 
Summe  abzuliefern  verpflichtet  war,  aber  Pächter  braucht  er  selbst  nicht  gewesen 
zu  sein. 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  n.  iiiak.  Staaten.     III.  15 


336  13.  Buch.     §  3.     Jüdische  Parteiungen. 

Seleukiden  in  engem  Zusammenhange  standen.  Zu  alt  und  innig  war 
die  Verbindung  der  Juden  mit  Ägypten,  wo  eine  so  grofse  und  be- 
deutende Menge  ihrer  Stammesgenossen  lebte,  als  dafs  nicht  eine  starke 
ptolemäische  Partei  im  Lande  hätte  zurückbleiben  sollen.  Als  dann 
Ptolemäos  V  sich  zum  Kriege  gegen  Seleukos  IV  rüstete,  entstanden 
sofort  Unruhen  (oben  S.  91).  Ein  mächtiger  Mann  war  Tobias,  der 
jenseits  des  Jordan  begütert  war  ',  Vater  mehrerer  Söhne,  die  unter  dem 
Namen  der  Tobiaskinder  (Tobiaden)  eine  starke  Partei  bildeten  ^.  Einer 
von  ihnen  war  Hyrkanos  ^,  der  mit  seinen  Brüdern  in  Feindschaft  ge- 
riet; während  diese  seleukidisch  gesinnt  waren,  wandte  sich  jener  den 
Ägyptern  zu  und  hat  sich,  vielleicht  als  Verbannter,  am  ptolemäischen 
Hofe  aufgehalten.  Aber  etwa  182  v.  Chr.  *  kam  er,  wahrscheinlich  auf 
Veranlassung  des  ägyptischen  Königs,  nach  Judäa  zurück  und  versuchte 
sich  im  Kampfe  gegen  seine  Brüder  Jerusalems  zu  bemächtigen.  Trotz 
anfänglichen  Erfolgen  glückte  es  ihm  jedoch  nicht,  da  die  Mehrzahl  des 
Volkes  ^  sich  gegen  ihn  wandte ;  überdies  ward  ja  durch  den  Tod  des 
Ptolemäos  den  ägyptischen  Kriegsabsichten  ein  rasches  Ende  bereitet. 
Hyrkanos  mufste  sich  über  den  Jordan  zurückziehen,  wo  die  Besitzungen 
seiner  Familie  lagen.  Dort  baute  er  sich  bei  Hesbon  ein  festes  Schlots^ 
Tyros  genannt,  und  behauptete  sich  im  Kriege  mit  den  benachbarten, 
Arabern  bis  zum  Ende  des  Seleukos  *^. 


1)  Ein  Bezirk  wird  noch  später  nach  ihm  genannt.  1  Makk.  5 ,  13  eV  tois 
Twßiov.  Darnach  heifsen  die  dortigen  Juden  Tobiener  oder  Tubiener.  2  Makk. 
12,  17  und  (nach  codd.  19.  <32.  64.  93)  35.  Es  gibt  noch  einen  älteren  Tobias,  der 
Ainmoniter  genannt  wird,  also  jedenfalls  jenseits  des  Jordan  zu  Hause  war,  Zeit- 
genosse und  Widersacher  des  Nehemia.  Nehem.  2,  lOff.  4,  3fF.  13,  4fF.  u.  a.  St. 
Vgl.  Willvich,  Juden  u.  Griechen  S.  100. 

2)  Wir  kennen  diese  Parteibezeichnung  nur  aus  Josephus  Bell.  I  31.  Antiq. 
XII  239. 

3)  Hyrkanos  ist  Sohn  des  Tobias  nach  2  Makk.  3,  11,  hingegen  nach  Josephus 
Ant.  Xn  160  ist  Tobias  Vater  Josephs,  also  Grofsvater  Hyrkans.  Ich  ziehe  die 
ältere  Quelle  vor.  Josephus  erzählt  die  Erlebnisse  Josephs  und  Hyrkans  aus- 
führlicher. Joseph  ist  22  Jahre  lang  ägyptischer  Steuerpächter  in  Cölesyrien, 
Hyrkanos,  sein  jüngster  und  klügster  Sohn,  gewinnt  bei  einer  Reise  nach  Ägypten 
bei  Gelegenheit  der  Geburt  eines  Thronfolgers  die  Gunst  des  Ptolemäos.  Dafs 
diese  Geschichte  ein  Roman  ist,  hat  man  schon  längst  bemerkt,  zuletzt  Willrich, 
Juden  und  Griechen  91.  Wellhausen,  Israel.  Gesch.  245  4.  Aufl.  Nur  der  letzte 
Teil  ruht  auf  besserem  Grunde. 

4)  Etwa  7  Jahre  vor  der  Thronbesteigung  des  Antiochos  Epiphanes.  Josephus 
Ant.  XII  2;:i4. 

5)  Auch  der  Hohepriester  Simon  nach  Josephus  XII  229. 

6)  Josephus  Antiq.  XII  222.  228 ff.  Die  Ruinen  von  Tyros  sind  beim  heutigen 
Araq  el  Emir  erhalten:  auch  der  Name  lebt  in  Wadi  es-SIr  weiter.  Bädeker, 
Palästina  172  5.  Aufl.     Eine  dort,  vielleicht  am  Eingange  eines  Grabes   gefundene 


13.  Bucli      §  3.     Jüdische  Parteiungen.  327 

In  Jerusalem  behielten  also  die  Tobiaden  die  Überhand ;  doch  kehrte 
auch  jetzt  die  Ruhe  nicht  ein.  Der  vertriebene  Hyrkanos  hatte  noch 
mancherlei  Anhänger,  zu  denen  vielleicht  auch  der  Hohepriester  Onias 
gehörte,  den  wir  bald  darnach  im  Amte  sehen  *.  Onias  geriet  mit  Simon, 
einem  hohen  Tempelbeamten,  in  Streit;  dieser  ward  von  Apollonios  dem 
Strategen  von  Cölesyrien  unterstützt,  und  schHefslich  kam  die  Sache  vor 
den  König.  Seleukos  beauftragte  seinen  Minister  Heliodoros,  der  damals 
gerade  die  Städte  des  südlichen  Syriens  bereiste,  nach  Jerusalem  zu 
gehen.  Das  weitere  kennen  wir  nur  aus  einer  legendenhaften,  mit  Wundern 
erfüllten  Erzählung;  sie  besagt,  dafs  Hehodoros  als  Feind  des  Onias  nach 
Jerusalem  kam,  aber  als  Freund  wieder  ging  ^.  Jedenfalls  hat  also  Simon 
gegen  Onias  seine  Absichten  nicht  durchgesetzt;  indefs  er  ruhte  nicht, 
der  Streit  ging  weiter,  es  kam  zu  Mord  und  Totschlag,  und  da  Simon 
noch  weiter  bei  dem  Strategen  Unterstützung  fand  ^,  so  sah  sich  Onias 
genötigt,  an  den  Hof  nach  Antiochien  zu  gehen,  um  hier  seine  Sache 
zu  führen  *. 

Um  diese  Zeit  starb  Seleukos  IV,  Antiochos  IV  traf  ein  und  war 
bald  mächtiger  als  sein  Vorgänger  ".  Dieser  Wechsel  brachte  den  Juden 
die  wichtigsten  Änderungen.  Zunächst  schied  Hyrkanos  aus  dem  Leben; 
da  er  sich  gegen  den  neuen  König  nicht  halten  konnte,  gab  er  sich  den 


Inschrift  zeigt   Bach  Nöldekes  Lesung  den  Namen  Tobiah  (""'mu)       Vgl.   Vogüe, 
Revue  arch.   18(54  Bd.  9  p.  206  pl.  7,  2. 

1)  Nach  2  Makk.  3,  11  hatte  Hyrkanos  im  Tempel  Gelder  deponiert. 

2)  2  Makk.  3.  Darnach  hat  Simon  den  König  eingeladen-,  sich  die  übermäfsig 
grofseu  Tempelgelder  in  Jerusalem  anzueignen.  Seleukos  schickt  den  Heliodoros, 
um  sich  des  Schatzes  zu  bemächtigen.  Auf  Gebet  der  Priesterschaft  wird  Heliodoros, 
als  er  ins  Schatzhaus  einzudringen  versucht,  von  Engeln  Gottes  zu  Boden  geworfen 
und  gelähmt  von  dannen  getragen.  Erst  auf  die  Fürbitte  des  Hohenpriesters  gibt 
ihm  Gott  seine  Kraft  wieder,  und  bekehrt  geht  er  zum  Könige  zurück.  Was  wirk- 
lich vorging,  ist  nicht  zu  ermitteln.  Dafs  eine  Brandschatzung  des  Tempels  ver- 
sucht ward,  ist  wahrscheinlich  genug.  Man  könnte  vermuten ,  dafs  Heliodoros  es 
auf  die  bei  dieser  Gelegenheit  erwähnten  Gelder  Hyrkans  abgesehen  hatte.  Es 
mufs  erwähnt  werden,  dafs  nach  Simons  Behauptung  Onias  an  der  Ankunft  Heliodoros 
schuld  war.  2  Makk.  4,  1.  Die  Zeit  wird  nicht  näher  bestimmt.  Es  mag  um 
180  V.  Chr.  geschehen  sein.  Die  Erzählung  4  Makk.  4,  wo  Apollonios  statt  Heliodors 
genannt  wird,  hat  schwerlich  eigenen  Wert. 

3)  Es  ist  ein  anderer,  Apollonios  Sohn  des  Menestheus,  nicht  mehr  der  2  Makk. 
3,  5  genannte  Apollonios  Sohn  des  Thraseas ;  denn  2  Makk.  4 ,  4  ist  natürlich  aus 
fiaiveadfu  w?  mit  H.  Grotius  Msisaf^swg  herzustellen. 

4)  2  Makk.  4,  5  wird  ausdrücklich  hervorgehoben ,  Onias  sei  nicht  nach  An- 
tiochien gegangen,  um  sein  Volk,  die  Juden,  zu  verklagen,  sondern  in  bester  Ab- 
sicht. Das  sieht  wie  eine  Rechtfertigung  aus  und  zeigt,  dafs  die  Reise  des  Onias 
verschieden  beurteilt  ward.     Oben  S.  91. 

5)  2  Makk.  4,  7.     1  Makk.  1,  10. 

15* 


338  13.  Buch,     §  3.     Antiochos  Epipbanes  und  die  Juden. 

Tod;  seine  Besitzungen  zog  der  König  ein  K  Das  Hohepriestertum 
ferner  ging  auf  einen  andern  über.  Onias  hatte  einen  Bruder  lason 
oder  Jesus  '^,  der  dem  geldbedürftigen  Könige  liöhereu  Tribut  versprach 
und  deshalb  das  Amt  erhielt;  Onias  mufste  in  Antiochien  bleiben.  lason 
beschlofs  nun,  auf  die  griechenfreundlichen  Neigungen  des  Königs  ein- 
zugehen, und  erlangte,  wie  berichtet  wird,  wiederum  gegen  Zusage  einer 
ansehnlichen  Summe  die  Erlaubnis,  Jerusalem  zu  hellenisieren.  Zu  Ehren 
des  Königs  nahm  die  Stadt  den  Namen  Antiocheia  an  ^.  Nun  ward  die 
alte,  von  den  Königen  bestätigte  Verfassung*  durchbrochen,  am  Fufse 
der  Akra  entstand  ein  Gymnasium,  wo  die  jungen  Leute  aus  den  besten 
Familien  sich  nach  griechischer  Weise  tummelten :  hellenische  Sitten 
bürgerten  sich  ein  und  selbst  Priester  nahmen  an  den  Neuerungen 
teil.  So  tief  war  in  der  Aristokratie  und  der  städtischen  Bevölkerung 
die  Neigung  für  hellenisches  Wesen  schon  eingedrungen  •''.  Auch  mögen 
schon  damals  hellenische  Ansiedler  in  die  Stadt  gekommen  sein.  Jason 
vergafs  sein  Judentum  soweit,  dafs  er  nach  griechischem  Brauch  zu  den 
penteterischen  Spielen  des  Herakles  in  Tyros,  bei  denen  der  König  selbst 
anwesend  war,  eine  Festgesandtschaft  mit  einem  Beitrag  zum  Opfer 
sandte  ". 

Es  versteht  sich,  dafs  alles  dieses  den  frommen  und  gesetzestreuen 
Juden,  dem  Kern  des  Volkes,  aufs  äufserste  verhafst  war,  und  als  nun 
während  des  dritten  makedonischen  Krieges  die  ägyptischen  Kriegspläne 
aufs  neue  emporkamen,  begann  es  im  Lande  sofort  zu  gähren.  Zu- 
nächst freilich  hielt  man  Ruhe ;  Antiochos  hat  damals  von  Joppe  aus  Je- 
rusalem besucht  und  ward  daselbst  von  Hohempriester  und  Volk  aufs 
festlichste  empfangen  (170  v.  Chr.)  "'.  Gleichwohl  bildete  sich  in  Judäa 
von  neuem  eine  ägyptische  Partei  *,  und  es  mag  wohl  damit  zusammen- 
hängen, dafs  Jason  bald  darnach  dem  Könige  verdächtig  ward  und  das 
Priestertum  verlor  ^.     Sein  Nachfolger  ward  ein  Parteigenosse,  Menelaos, 

1)  Josephus,  Antiq.  XII  236.     Oben  S.  97. 

2)  Josephus,  Antiq.  XII  239.  XV  41.  XX  235.  Josephus  wirft  den  Onias 
mit  Menelaos  zusammen. 

3)  2Makk.  4,  8  f.  19.     Oben  S.  96  Anm.  3. 

4)  ßaaihxd  fpiXävSQujna  2  Makk.   4,   11. 

5)  2  Makk.  4,  7 ff.  und  kurz  1  Makk.  1,  11.  Vgl.  Josephus,  Antiq  XII  239 f. 
Josephus  schreibt  die  Neuerungen  dem  Menelaos  und  den  Tobiaden  zu.  Er  hat 
die  Personen  vertauscht. 

6)  Den  Gesandten  kamen  dabei  doch  Gewissensbedenken;  sie  erwirkten,  dafs 
jenes  Geld  den  Tyriern  zum  Schiffsbau  überwiesen  ward.     2  Makk.  4,  18. 

7)  2  Makk.  4,  21.     Oben  S.  170.  j 

8)  Josephus,  B.  Jud.  I  32.  1 

9)  Josephus,  Antiq.  XII  238.  Nach  2  Makk.  4,  23  war  lason  3  Jahre,  also 
seit  173/2  v.  Chr.  im  Amt. 


13.  Buch.     §  3.     Der  Hohepriester  Menelaos.  339 

ein  Bruder  des  erwähnten  Simon.  Dieser  war  von  lason  selbst  in  Ge- 
schäften an  den  Hof  geschickt,  dort  erbot  er  sich,  dem  Tribut  noch 
300  Talente  zuzulegen  und  ward  zum  Hohenpriester  befördert.  Offen- 
bar ward  das  Amt  schon  an  den  Meistbietenden  vergeben.  lason  suchte 
hierauf  jenseits  des  Jordan  in  der  Ammonitis  Zuflucht,  in  der  Gegend, 
wo  auch  Hyrkanos  gehaust  hatte. 

Der  neue  Hohepriester  Menelaos  war  nach  den  jüdischen  Berichten 
seines  hohen  Amtes  ganz  unwürdig;  ein  roher,  gewalttätiger  Mensch, 
der  angeblich  nicht  einmal  zum  hohenpriesterlichen  Geschlecht  gehörte  ^ 
Er  hatte  keinen  leichten  Stand;  das  versprochene  Geld  mufste  er  aus 
dem  Lande  herauspressen,  konnte  es  aber  nicht  schaffen.  So  erweckte 
er  im  Volke  Beschwerden  ohne  den  Hof  zu  befriedigen.  Zugleich  ge- 
riet er  mit  dem  Kommandanten  in  Jerusalem,  Sostratos,  in  Streit.  Beide, 
Menelaos  und  Sostratos,  wurden  an  den  Hof  nach  Antiochien  berufen, 
wo  der  frühere  Hohepriester  Onias  noch  lebte,  der  jetzt  für  Menelaos 
ein  gefährlicher  Nebenbuhler  ward  und  sich  der  jüdischen  Beschwerden 
lebhaft  annahm.  Doch  Menelaos  wufste  sich  zu  helfen;  durch  einen 
tiefen  Griff  in  den  Tempelschatz  erkaufte  er  die  Unterstützung  einiger 
mächtiger  Männer.  Während  Antiochos  nach  Kilikien  gegangen  war, 
um  die  in  Tarsos  und  Mallos  entstandenen  Unruhen  beizulegen,  erwies 
sich  sein  Stellvertreter  Andronikos  dem  Menelaos  gefällig  und  liefs  den 
(Jnias,  der  das  Asyl  bei  Daphne  aufgesucht  hatte,  arglistig  festnehmen 
und  umbringen  ^'.    In  Jerusalem  hatte  Menelaos  seinen  Bruder  Lysimachos 


1)  Dieser  Punkt  ist  nicht  klar.  Menelaos  war  Bruder  des  Tenipelvorstehers 
Simon,  der  nach  2Makk.  3,  4  dem  Stamme  Benjamin  angehörte,  d.  h.  aus  Jerusalem 
stammte.  Wellhausen,  Israel.  Gesch.^  250  Aum.  1.  Dagegen  nach  Josephus, 
Antiq.  XII  230  383.  XV  41.  XX  235  war  Menelaos  hohenpriesterlicher  Herkunft. 
Josephus  hat  hier  zwar  keine  grofse  Autorität,  da  er  die  Personen  verwechselt,  Mene- 
laos mit  Onias  zusammenwirft  und  zum  jüngeren  Bruder lasons  macht;  dennoch  halte 
ich  es  für  wahrscheinlich,  dafs  die  priesterliche  Herkunft  des  Menelaos  zu  Unrecht 
bemängelt  wird.  Wellhausen  a.  0.  rechnet  ihn  zu  den  Tobiaden,  und  ihrer  Partei 
gehört  er  sicherlich  an.  Josephus,  Antiq.  XII  239.  Immer  ist  zu  bedenken ,  dafs 
unsere  Überlieferung  ihm  sehr  feindhch  gesinnt  ist. 

2)  2  Makk.  4 ,  27  ff.  Darnach  lockte  ihn  Andronikos  durch  feierliche  Ver- 
sicherungen heraus.  Der  Tod  des  Onias  erregte  allgemeine  Entrüstung,  und  nach 
seiner  Rückkehr  bestrafte  Antiochos  den  Andronikos  mit  dem  Tode.  Da  dies  s^hr 
an  die  Erzählung  vom  Ende  des  jungen  Seleukos  erinnert  (oben  S.  93),  so  halten 
Willrich  (Juden  u.  Griechen  Sfjf)  und  Wellhausen  (Israel,  u.  jüd.  Geschichte  248 
4.  Aufl.)  die  Ermordung  des  Onias  für  erdichtet  und  nehmen  nach  Josephus.  Bell. 
Jud.  I  31  f.  an,  dafs  dieser  Onias  in  Wahrheit  etwas  später  nach  Ägypten  geflohen 
sei.  Ohne  Zweifel  hat  die  Geschichte  des  2.  Makk.  eine  starke  rhetorische  Be- 
arbeitung erfahren ,  dafs  aber  Onias  damals  wirklich  auf  Betreiben  des  Menelaos 
ermordet  ward,  darf  nicht  bezweifelt  werden.     An  jener  Stelle   des  Josephus  wird, 


330  13.  Buch.     §  3.     Rückkehr  lasons. 

als  Stellvertreter  zurückgelassen.  Dieser  fuhr  fort  den  heiligen  Schatz 
zu  berauben  und  trieb  es  so  arg,  dafs  sich  das  Volk  empörte.  Im 
Tempelbezirk  kam  es  zu  einem  Gefecht,  in  dem  Lysimachos  überwältigt 
ward  und  fiel  '.  Die  Gerusia  sandte  nunmehr  drei  aus  ihrer  Mitte  an 
den  König,  um  den  Menelaos  zu  verklagen;  in  Tyros  ward  die  Sache 
vor  Antiochos  verhandelt,  und  Menelaos  schien  verloren.  Aber  auch 
diesmal  wirkte  sein  Geld.  Der  König  liefs  sich  durch  einen  seiner  Freunde, 
Ptolemäos,  Sohn  des  Dorymenes,  bestimmen,  nicht  nur  den  Angeklagten 
freizusprechen,  sondern  auch  die  Ankläger  mit  dem  Tode  zu  bestrafen. 
Menelaos  kehrte  als  Hoherpriester  nach  Jerusalem  zurück,  und  ohne 
Zweifei  mufsten  seine  dortigen  Gegner  büfsen  ^.  Dies  geschah  wahr- 
scheinlich 169/8  V.  Chr.  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  ägyptischen 
Feldzuge. 

Als  Antiochos  dann  zum  zweiten  Male  in  Ägypten  eingerückt  war,  ent- 
stand das  Gerücht,  er  sei  gestorben  ^.  Nunmehr  erhoben  sich  die  Gegner 
des  Menelaos,  die  Agypterfreunde.  Der  vertriebene  lason  machte  sich 
mit  1000  Mann  auf^  erzwang  den  Eingang  in  Jerusalem,  trieb  den 
Menelaos  in  die  Burg  und  kühlte  an  den  Gegnern  seine  Rache.  Viele 
Bürger  sollen  durch  ihn  gefallen  oder  vertrieben  sein ;  zu  den  Vertriebenen 
gehörten  wahrscheinlich  vor  allem  die  Tobiaden  ^,  die  nun  zu  Antiochos 


wie  nicht  selten,  eine  Ungenauigkeit  vorliegen;  nach  dem  späteren  Bericht  Antiq. 
XII  387  u.  öfter  war  der  nach  Ägypten  entflohene  Onias  der  Sohn  des  Hingerich- 
teten. Vgl.  Krit.  d.  beiden  Makk.  96.  Dafs  Onias  in  Daphne  Zuflucht  sucht,  er- 
klärt sich  leicht  daraus ,  dafs  er  von  der  Konspiration  des  Menelaos  und  Andro- 
nikos  Kenntnis  erhalten  hatte.  Es  ist  ein  Zug,  der  schwerlich  erfunden  ist,  nament- 
lich nicht  von  einem  Juden.  A.  v.  Gutschmid,  Rhein.  Mus.  N.  F.  15,  316  ft^  (Kl.  Schrif- 
ten II  nb)  setzt  den  Tod  des  Onias  und  des  jungen  Seleukos  gleichzeitig,  was  sich 
jedoch  mit  der  Anordnung  der  Erzählung  im  2.  Makkabäerbuch  kaum  verträgt. 

1)  2Makk.  4,  39  f. 

2)  2  Makk.  4,  43  fF.  Es  ist  nicht  zu  vergessen ,  dafs  wir  nur  diesen  von  jü- 
discher Seite  ausgehenden  Bericht  haben.  Die  Zeitumstände ,  die  Rücksicht  auf 
den  noch  nicht  beendeten  ägyptischen  Krieg,  die  Hinneigung  vieler  Juden  zvi  den 
Ptolemäern  haben  gewifs  bestimmend  mitgewirkt.  Dadurch  kann  das  Verfahren 
des  Königs,  wenn  auch  nicht  gerechtfertigt,  so  doch  erklärt  werden. 

3)  2  Makk.  5,  If.  Abweichend  setzen  1  Makk.  1,  16  und  Josephus,  Antiq. 
XII  246  das  Folgende  ins  Jahr  173  Sei.  =  170/69  v.  Chr.,  also  bei  Gelegenheit 
des  ersten  Feldzuges  Die  Überlieferung  des  2.  Makkabäerbuches  wird  hier  durch 
die  profanen  Historiker,  also  Polybios  bestätigt,  nach  denen  Josephus  a.  0.  §  248 
die  Plünderung  des  Tempels  auf  Olymp.  153,  1  =  168/7  v.  Chr.  fixiert.  Vgl. 
Josephus,  Cont.  Ap.  II  84.  Auch  Sulpicius  Severus,  Chron.  II  18,  6  f.  19,  6  f. 
setzt  die  Plünderung  des  Tempels  unter  die  Konsuln  von  168  v.  Chr.,  gibt  freilich 
daneben  andere  Zeitbestimmungen.     Vgl.  Kritik  der   beiden  Makkabäerb.  52  f. 

4)  2  Makk    5 ,  5.     Hierauf  bezieht   sich   nach   meiner  Meinung   die  Erzählung 


13.  Buch.     §  3.     Eroberung  Jerusalems  1G8  v.  Chr.  331 

ihre  Zuflucht  nahmen.  Auf  der  Heimkehr  von  Ägypten,  168  v.  Chr., 
rückte  er  vor  die  Stadt,  die,  wie  es  scheint,  von  lason  noch  behauptet 
ward  '.  Nach  einigem  Widerstände  ward  sie  erobert  und  geplündert, 
wobei  viel  Blut  flofs  ^.  Menelaos  ward  aufs  neue  eingesetzt,  während 
lason  zurück  über  den  Jordan  entfloh.  Er  konnte  sich  hier,  wie  es 
scheint,  nicht  halten,  nahm  zum  Nabatäerfürsten  Aretas  seine  Zuflucht, 
mufste  aber  weiter  nach  Ägypten  fliehen  und  hat  sich  später  nach  Lake- 
dämon begeben,  wo  er  starb  ^.  Es  scheint  fast,  dafs  der  König  bei  Er- 
oberung der  Stadt  den  Tempel  zu  verschonen  versprochen  hatte,  aber 
da  er  Geld  brauchte,  so  brach  er  sein  Wort  "*.  Er  drang  in  den  Tempel 
ein,  betrat  das  Allerheiligste,  nahm  nicht  nur  den  Tempelschatz,  sondern 
auch  Weihgeschenke,  Tempelgeräte  u.  dgl.  mit  sich  und  zog  mit  reicher 
Beute    nach    Antiochien    weiter  ^.     In   Jerusalem    blieb    eine    königliche 


des  Josephus,  Bell.  Jud.  I  31,  wonach  sich  Onias  der  Stadt  Jerusalem  bemächtigte 
und  die  Tobiaskinder  verjagte.  Bei  Josephus  mufs  durch  einen  Irrtum  Onias  an 
Stelle  Jasons  getreten  sein.  Willrich  und  Wellhausen  a.  0.  246  nehmen  an ,  dafs 
sich  Onias  wieder  eingefunden  und  dem  lason  Widerstand  geleistet  habe.  Aber 
das  ist  schwer  glaublich. 

1)  Diese  Annahme  liegt  am  nächsten;  im  2.  Makkabäerbuche  wird  zwar  lasons 
Abzug  vorher  erzählt,  indes  wird  hier  ja  seine  ganze  spätere  Geschichte  vorweg 
genommen. 

2)  2Makk.  5,  11  ff.  Josephus,  Bell.  Jud.  I  32.  V  394  und  abenteuerlich  ent- 
stellt Job.  Malalas  S.  206  Bonn.  Das  2.  Makk.  läfst  nach  seiner  Weise  bei  der 
Eroberung  80  000  Menschen  umkommen  und  ebensoviele  gefangen  werden;  1  Makk. 
1,  20  schweigt  vom  Widerstände;  nach  Josephus,  Antiq.  XII  246  ist  Antiochos  von 
seinen  Anhängern  eingelassen  worden.  Für  Malalas  bezeichnend  ist,  dafs  nach  ihm 
Antiochos  den  Hohenpriester  Eleazar  und  die  Makkabäer  nach  Antiochien  bringt 
und  dort  hinrichten  läfst. 

3)  2  Makk.  5,  8f.  v.  8  heifst  es:  ntgag  oiv  x«x»7?  xuraarQocpqg  stv^sv  syxXsi- 
ad-tis  Tioog  '.losietv  liv  Tuiv  \-ionßu>v  xvoafvoi/  nökif  ix  noXecai;  (pEÜyiav  u.  s.  W. 
Hier  ist  eyx'Uiaff^e)^  offenbar  verderbt.  Es  kann  nicht,  wie  manche  Ausleger  wollen, 
bedeuten:  von  Aretas  eingesperrt,  wie  übrigens  schon  die  lateinische  Übersetzung 
hat  (conclusus  ab  Äreta  Arabum  tyranno).  Ebenso\venig  pafst  syxXfjO^eli,  was  man 
vermutet  hat;  denn  nie  kann  syxkri&elg  ngog  'Ageruv  bedeuten:  bei  Aretas  verklagt. 
Ich  vermute  exxvXLaf^eig  npo?  ^Agsrav.  wenigstens  ist  dieses  Verbum  dem  Ton  der 
Stelle  durchaus  angemessen.  lason  hatte  sich  also  zu  Aretas  begeben  müssen,  sich 
aber  auch  bei  ihm  nicht  lange  gehalten.  Dafs  er  zuletzt  nach  Lakedämon  ver- 
schlagen ward  und  daselbst  starb,  braucht  nicht  bezweifelt  zu  werden.  Die  Juden 
hielten  bekanntlich  die  Lakedämonier  für  ihre  Verwandten  (1  Makk.  14 ,  16) ,  und 
es  scheint,  dafs  es  in  Sparta  frühzeitig  eine  jüdische  Ansiedelung  gab. 

4)  Josephus,  Cont.  Ap.  II  83  f.  nach  Polybios,  Strabo  u.  a.  Historikern. 

5)  IMakk.  1,  20  ff.  2  Makk  5,  11  ff.  Josephus,  Bell.  Jud.  I  32.  V  394.  VII 
44.  Antiq.  XII  248  f.  Nach  2  Makk.  5,  21  betrug  die  Beute  1800  Tal.  Die 
Tempelgebäude  wurden  nicht  wesentlich  beschädigt,  nur  das  Torhaus  und  vielleicht 
ein  Nebengebäude  verbrannten.     2 Makk.  1,  8.    8,  13.     Vgl.  10,  1.     IMakk.  4,  57. 


3S3  13.  Buch.     §  3.     Unterdrückung  des  Gottesdienstes. 

Besatzung   zurück,   um    dem  Menelaos  Rückhalt   zu  geben,   ebenso  am 
Garizim,  dem  Heiligtum  der  Samaritaner. 

Aber  mit  dieser  Züchtigung  war  es  noch  nicht  genug.  Wahr- 
scheinlich entstanden  nunmehr  im  jüdischen  Volke  neue  Unruhen,  und 
so  ward  denn  zu  einer  gründlichen  Auskehr  der  Gegner  geschritten. 
Einige  Zeit  nach  der  Plünderung  des  Tempels  sandte  der  König  eine 
gröfsere  Macht  unter  Apollonios  ^  nach  Jerusalem.  Apollonios  fiel,  wie 
berichtet  wird,  unvermutet  über  die  Juden  her,  Häuser  wurden  ge- 
plündert und  zerstört,  viele  Menschen  getötet  oder  gelangen,  andere 
mufsten  fliehen.  Die  Stadtmauer  ward  niedergelegt  und  zugleich  die 
Burg  stärker  befestigt  -.  Bald  nach  dieser  Züchtigung,  die  vielleicht 
nur  für  die  Widersacher  bestimmt  war,  aber  durch  die  beutelustige  Sol- 
dateska weiter  ausgedehnt  ward,  erfolgte  ein  neuer  Eingriff.  Antiochos 
Epiphanes  beschlofs,  die  Hellenisierung  Jerusalems  und  des  jüdischen 
Volkes,  die  auf  Wunsch  Jasons  und  seiner  Partei  eingeleitet  war,  jetzt 
zu  vollenden  und  mit  Gewalt  durchzuführen.  Der  jüdische  Gottesdienst 
war  bisher  unberührt  geblieben;  jetzt  sollten  Stadt  und  Tempel  heid- 
nisch und  hellenisch  gemacht  werden  ^.  Fremde,  Hellenen  wurden  in 
Jerusalem  an  Stelle  der  Vertriebenen  angesiedelt,  vielleicht  erhielt  die 
Stadt  eine  hellenische  Verfassung  ^.     Durch  eine  königliche  Verordnung 


In  späteren  Berichten,  zuerst  bei  Josephus  im  Bell.  Jud.  wird  vielfach  die  Plün- 
derung des  Tempels  mit  der  späteren  Entweihung  durch  Schweineopfer  zusammen- 
gelegt. Auch  allerlei  Legenden  werden  an  den  Besuch  des  Antiochos  angeknüpft. 
Nach  Diodor  XXXIV  1,  3  fand  der  König  im  Allerheiligsten  das  Steinbild  eines 
bärtigen  Mannes,  der  auf  einem  Esel  ritt  und  ein  Buch  in  der  Hand  hielt;  dies 
sollte  Mosen  darstellen.  Nach  anderen  war  das  jüdische  Idol  ein  Eselskopf,  auch 
soll  Antiochos  einen  Griechen  befreit  haben,  der  dort  gefangen  gehallen  und  ge- 
mästet ward,  um  von  den  Juden  geopfert  zu  werden.  Josephus,  Cont.  Ap.  II 
80.  91  ff. 

1)  2Makk.  5,  24,  er  war  Mysarch,  d.  h.  Befehlshaber  des  Truppenkorps  der 
Myser.  Polyb.  XXXI  3,  3.  Ob  er  mit  dem  früher  genannten  Apollonios ,  dem 
Sohne  des  Thraseas  identisch  ist,  wissen  wir  nicht.  2Makk.  3,  5.  4,  4.  Josephus, 
Antiq.  XII  261  ff. 

2)  iMakk.  1,  29.  2Makk.  5,  25.  Josephus,  Bell.  Jud.  I  32.  Nach  den  Be- 
richten geschieht  alles  ohne  ersichtlichen  Anlafs,  der  doch  nicht  gefehlt  haben 
wird.  Nach  1  Makk.  wird  damals  die  Akra  gebaut,  was  Wellhausen,  Israel.  Gesch.* 
254  annimmt.  Vgl.  Schürer  I"  198.  Eine  Zerstörung  der  Stadt  fand  nicht  statt. 
Josephus,  Bell.  Jud.  VI  436.  Möglich,  dafs  die  S.  23  Anm.  5  erwähnten  Beschä- 
digungen der  Tempelgebäude  erst  bei  dieser  Gelegenheit  geschehen  sind. 

3)  iMakk.  1,  38  ff.  2  Makk.  6,  1.  Nach  dem  letzteren  ward  ein  Beamter, 
namens  Athenäos,  mit  der  Durchführung  beauftragt.  Im  1 .  Makkabäerbuch  fallen 
die  zweite  Mifshandluug  der  Stadt  und  die  lleligionsverfolgung  zusammen.  Nach 
dem  genaueren  Bericht  des  2.  Makk.  müssen  wir  die  beiden  Ereignisse  trennen. 

4)  Antiochos  nennt  sich  in  seinem  Brief  an  die  Juden,  der  zwar  nicht  authentisch 


13.  Buch.     §  3.     Entweihung  des  Tempels.  3BS 

ward  der  alte  Gottesdienst  mit  dem  täglichen  Opfer,  dem  Thamid,  auf- 
gehoben, Tempel  und  Altar  dem  olympischen  Zeus  geweiht,  das  Bild 
des  Gottes,  auch  Statuen  des  Antiochos  aufgerichtet 5  in  der  Stadt,  am 
Markt  und  anderswo,  entstanden  Altäre  und  Heiligtümer.  Die  Bürger 
der  Stadt,  auch  die  Juden,  mufsteu  allmonatlich  am  Geburtstage  de» 
Königs  opfern  und  feierten  die  Feste  der  heidnischen  Götter  ^  Der 
jüdische  Kultus,  Sabbatfeier  und  Beschneidung  wurden  verboten,  in  der 
Stadt  wie  auf  dem  Lande,  die  Widerstrebenden  wurden  verfolgt  und 
bestraft  ^.  Auch  auf  die  samaritanische  Gemeinde  des  Garizim  er- 
streckte sich  die  Mafsregel;  ihr  Tempel  ward  ebenfalls  dem  Zeus  ge- 
weiht ^.  Viele  Juden  und  Samaritaner  fügten  sich  dem  heidnischen 
Gottesdienst  und  gaben  ihre  Religion  auf  *.  Viele  aber  blieben  stand- 
haft und  wurden  von  den  Schergen  des  Königs  mit  harten  Strafen  heim- 
gesucht ^.  Wie  weit  dies  den  Absichten  des  Königs  entsprach,  wissen 
wir  nicht;  jedenfalls  liefsen  es  seine  Beauftragten  nicht  an  sich  fehlen 
und  fanden  hier  gewifs  einen  willkommenen  Anlafs  zur  Plünderung  und 
Erpressung. 


ist,  aber  gute  Kenntnisse  der  Zeit  verrät,  Strategen  der  Juden.  2Makk.  10,  1!>. 
Es  wäre  denkbar,  dafs  man  ihn  in  dem  hellenisierten  Jerusalem  zum  Strategen  ge- 
wählt hätte.     Kritik  d.  Makkab.  30. 

1)  Daniel  11,  29  mit  Hierouymus  p.  1129  vgl.  1105.  1  Makk.  1,  38flF.  2Makk. 
G,  Iff  10,  2.  Josephus,  Bell.  Jud.  I  32 ff.  Antiq.  XII  248.  Unter  den  Göttern 
wird  Dionysos  genannt,  Malalas,  Chron.  S.  20G  fügt  Athena  hinzu.  E.  R.  Bevan, 
Jour.  of.  hell  Stud.  1900  p.  26  ff.  meint,  Antiochos  Epiphanes  habe  sich  selbst  als 
Zeus  Olympios  im  Temi^el  verehren  lassen.  Gewifs  wurden  seine  Statuen  dort  auf- 
gestellt. Josephus  und  andere  lassen  irrig  den  Antiochos  selber  die  Entweihung 
des  Tempels  vornehmen.  S.  23  Anm.  5.  Was  die  Zeit  anlangt,  so  fällt  die  Entweihung 
nach  1  Makk.  1,  29  zwei  Jahre  nach  der  Plünderung,  und  zwar  die  Errichtung  des 
Zeusaltars  auf  den  15.,  das  erste  heidnische  Opfer  auf  den  25.  Kislev  (Dezember), 
auf  denselben  Mouatstag,  wo  zwei  oder  nach  dem  1.  Makkab.  drei  Jahre  später 
der  Gottesdienst  wieder  hergestellt  ward.  1  Makk.  1,  54.  2  Makk.  10,  5.  Nach 
der  Rechnung  des  1.  Makk.  fällt  die  Entweihung  in  den  Dezember  168  v.  Chi-., 
nach  der  des  zweiten,  die  ich  für  ursprünglicher  halte,  167  v.  Chr.  Vgl.  Kritik 
der  beiden  Makkabäerb.  92. 

2)  Nach  1  Makk.  1,  41  (vgl.  Daniel  11,  36)  hat  der  König  fürs  ganze  Reich  den 
Befehl  erlassen,  alles  solle  eins  werden,  jeder  seine  besonderen  Bräuche  aufgeben. 
Dies  ist  eine  sonst  unbezeugte  und  unwahrscheinliche  Übertreibung. 

3)  Zeus  Xenios  nach  2  Makk.  6,  2.    Hellenios  nach  Josephus,  Antiq.  XII  261  ff. 

4)  Daniel  11,  29ff.     1  Makk.  1,  43  ff. 

5)  Bekannt  ist  die  Geschichte  vom  greisen  Eleazar  und  von  den  sieben  Brüdern, 
2  Makk.  6,  17  ff.  Ohne  Zweifel  sind  die  Schilderungen  von  der  Grausamkeit  der 
Henker  übertrieben.  Es  scheint  nicht,  dafs  das  Festhalten  am  jüdischen  Gottes- 
dienste ohne  weiteres  mit  dem  Tode  bestraft  ward,  wie  das  Beispiel  des  Razis  zeigt, 
der  die  Verfolgung  wohlbehalten  überstand.     2  Makk.  14,  38. 


334  13.  Buch.     §  3.     Erhebung  der  Juden. 

Hier  erwachte  nun  der  Widerstand  des  jüdischen  Volkes.  Zwar 
die  Stadt  Jerusalem  war  jetzt  halb  hellenisch  und  ward  von  den  An- 
hängern des  Menelaos  beherrscht,  aber  im  Lande  regte  sich's.  Die 
Frommen  oder  Asidäer  '  erweckten  überall  den  Glaubenseifer  des  Volkes 
und  erwehrten  sich  kräftig  der  Hellenisierung.  Ein  Zeugnis  der  Stimmung 
liegt  vor  in  den  Gesichten  des  Propheten  Daniel,  die  bald  nach  der 
Entweihung  des  Tempels  verfafst  worden  sind.  Der  Prophet,  ein  Schrift- 
gelehrter, der  auch  griechische  Geschichten  zu  kennen  scheint,  knüpft 
an  eine  Weissagung  des  Jeremias  an  und  verkündigt  das  baldige  Ende 
der  Drangsal.  Der  Verfolger  Antiochos  wird  umkommen,  der  Erzengel 
Michael  erscheinen,  die  Getreuen  erlösen  und  die  Verstorbenen  wieder 
zum  Leben  erwecken  ^.  Der  Kampf  hat  schon  begonnen,  die  Leiden 
sind  grofs,  aber  die  Erlösung  ist  nahe.  Der  Prophet  will  die  Hoffnungen 
und  den  Mut  des  Volkes  neu  beleben  ^. 

An  die  Spitze  des  Widerstandes  der  gesetzestreuen  Juden  wider 
Antiochos  trat  damals  Judas,  beigenannt  Makkabäos,  und  seine  Brüder  *^ 
die  Hasmonäer  oder  Kinder  des  Asamonäos.  Der  Ursprung  der  Familie 
ist  dunkel.  Asamonäos  (Hasmonai),  nach  dem  sie  genannt  werden,  ist 
im  übrigen  unbekannt;  der  Vater  des  Judas,  nach  der  herrschenden 
Tradition    Mattathias    oder    Matthias   genannt^,    soll    Priester    gewesen 


1)  Wellhausen,  Pharisäer  und  Fadduzäer  S.  76 ff.  Israel.  Geschichte*  256. 
Scbürer  V  201  ff.  Der  Name  UanfaToi  (Chassidira)  begegnet  1  Makk.  2,  42.  7,  13. 
2Makk.  14,  G. 

2)  Daniel  9.  24  ff.    12,  1  ff. 

3)  Ein  Erzeugnis  der  Zeit  der  Verfolgung  und  Gefahr  sind  dann  auch  einige 
Psalmen.  Besonders  Psalm  44.  74.  79  und  83  werden  mit  hoher  Wahrscheinlich- 
keit der  makkabäischen  Zeit  zugewiesen.  S.  Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes 
IIl"  148  ff. 

4)  Es  sind  5  Brüder,  deren  Reihenfolge  und  Beinamen  nach  1  Makk.  2,  2 
folgende  sind:  Johannes  Gaddi,  Simon  Thassi .  Judas  Makkabäos,  Eleazar  Auaran, 
Jonathan  Apphus  2  Makk.  8 ,  20  stehen  die  Brüder  (aufser  Judas)  in  anderer 
Ordnung,  nämlich  Simon,  Joseph,  Jonathan.  Eleazar.  Für  Johannes  wird  also 
Joseph  genannt.     Nach  Josephus,  Bell.  Jud.  I  37  ist  Judas  der  älteste. 

5)  Asamonäos  ist  eine  rätselhafte  Persönlichkeit.  Die  beiden  Makkabäer- 
bücher  schweigen  von  ihm,  das  zweite,  wo  die  Abstammung  des  Judas  gar  nicht 
erwähnt  wird,  wohl  zufällig  oder  durch  die  Schuld  des  Epitomators,  das  erste  wohl 
absichtlich.  Zuerst  Josephus  erwähnt  ihn  Bell.  Jud.  I  3(5  als  Vater,  später  Antiq. 
XII  265  als  Urgrofsvater  des  Mattathias,  ferner  in  der  öfter  vorkommenden  Be- 
nennung ol  ]jf7c</uu)i'a(ov  -HtT^eg  oder  kürzer  ol  '.-lannuji'cdoi,  was  ursprünglich  Judas 
und  seine  Brüder  zu  bezeichnen  scheint.  Bell.  Jud.  II  344.  V  139.  Antiq.  XI 
111.  XIV490f.  XV 40.3.  XVI 187.  XVII  1G2.  XX  190.  238.  247.  249.  Vita  2.  4. 
Es  sieht  so  aus,  als  wenn  Asamonäos  Vater  des  Judas  wäre,  ihm  also  die  Stelle 
zukäme,  die  in  der  herrschenden  durch  das  1.  Makkabäerbuch  begründeten  Genea- 
logie Mattathias  einnimmt.     Denkbar  ist,  dafs  Asamonäos  Beiname  des  Mattathias 


13.  Buch.     §  3.     Die  Erhebung  der  Juden.  335 

sein'.  Ohne  Zweifei  gehörte  die  Familie  der  jerusalemischen  Aristokratie 
an,  und  wie  diese  ist  sie  von  hellenischen  Einflüssen  nicht  unberührt  ge- 
blieben ■'.  Ihr  Stammsitz  war  Modein,  ein  Dorf  im  Gebirge  zwischen 
Jerusalem  und  Joppe ,  nicht  weit  von  Lydda  ^.  Die  Hasmonäer  sind 
keine  eigentlich  religiöse  Partei,  gehören  auch  nicht  zu  den  Asidäern, 
die  sich  vielmehr  am  Kampfe  der  Faktionen  bisher  nicht  beteiligt  hatten, 
aber  sie  sind  Widersacher  des  Menelaos  und  seiner  Partei,  der  Tobiaden. 
Dadurch  wurden  sie  jetzt  die  Führer  der  Gesetzestreuen.  Judas  Makka- 
bäos,  das  anerkannte  Haupt  der  Familie'^,  war  ein  unverzagter,  be- 
währter Kriegsmann.  Im  Anfang  der  Drangsal,  als  Apollonios  das  Straf- 
gericht in  Jerusalem  vollzog,  befand  er  sich  daselbst,  entkam  mit  den 
Seinen  in  die  Wüste,  und  sammelte,  als  die  Heligionsverfolgung  anhob, 
seine  Brüder,  Verwandte  und  Freunde  um  sich,  die  gläubigen  Juden 
gesellten  sich  dazu ;  ohne  Zweifel  hatte  er  auch  allerlei  sonstigen  Zulauf 
von  Freibeutern  und  Geächteten,  an  denen  es  hier  nie  fehlte;  bald 
brachte  er  es  auf  etwa  6000  Mann  ^  Er  setzte  sich  im  Gebirge  west- 
lich und  nördlich  von  Jerusalem  fest  und  begann  gegen  die  Truppen 
und  Anhänger  des  Antiochos  einen  erfolgreichen  Krieg,  schützte  die  Ver- 
folgten, strafte  die  Abtrünnigen  und  unternahm  Raubzüge  gegen  die 
heidnischen  Nachbarn,  die  bei  Gelegenheit  gleiches  mit  gleichem  ver- 
galten    und     oft    gegen    die    in    ihrer    Mitte    ansässigen    Juden    Rache 

gevre.sen  wäre,  wie  Syncellus  p.    543    Bonn   wirklich    behauptet.      Schlatter,   Jason 
von  Kyrene  10  Anm.  1.     Meine  Kritik  d.  beiden  Makkab.  43. 

1)  1  Makk.  2,  1.  Angeblich  gehörte  er  zum  Stamme  des  Jojarib,  der  vor- 
nehmsten unter  den  '24  priesterlichen  Familien.  Aber  das  Zeugnis  des  1.  Makk. 
ist  nicht  einwandfrei,  da  der  Verfasser  auf  das  Hohepriestertum  der  späteren  Has- 
monäer zielt  und  ihre  Legitimität  beweisen  will.  Kritik,  d.  Makkab.  43  f.  Es 
kann  daher  wohl  sein,  dafs  Mattathias  an  Stelle  eines  weniger  geeigneten  Ahnen 
getreten  ist,  wenn  dies  auch  bei  der  Dürftigkeit  unserer  Überlieferung  nicht  be- 
wiesen werden  kann. 

2)  Dies  zeigt  ihre  spätere  Geschichte  und  mag  auch  daraus  folgen,  dafs  unter 
ihren  Anhängern  frühzeitig  griechische  Namen  begegnen,  Eupolemos,  Sosipatros 
und  Dositheos.     1  Makk.  8,  17.    2  Makk.  4,  11.    12,  19. 

3)  Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  I''  201. 

4)  Nach  1  Makk.  2,  3  war  er  der  dritte  Bruder,  nach  Josephus,  Bell.  Jud.  I 
37  der  älteste. 

5)  2  Makk.  5,  27.  8,  1  ff .  Nach  1  Makk.  2,  Iff.  Josephus,  Ant.  XII  265  be- 
ginnt die  Erhebung  unter  Mattathias,  dem  Vater  des  Judas,  ebenso  nach  Josephus, 
Bell.  I  36  f,  wo  übrigens  der  Aufstand  nicht  in  Modein,  sondern  in  Jerusalem  ge- 
dacht zu  werden  scheint.  Mattathias  stirbt  dann  schon  im  nächsten  Jahre  146 
Sei.  =  167/G  V.  Chr.  1  Makk.  2,  70.  Josephus,  Ant.  XII  285.  Ich  halte  das  was 
von  ihm  erzählt  wird,  für  spätere  Erfindung,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  die 
Schilderung  ganz  ins  allj^emeine  geht,  jede  nähere  Bestimmung  fehlt  und  die  Taten 
Juda's  vorweg  genommen  werden.     Kritik  der  Makkab.  45. 


336  13.  Buch.     §  3.     Judas  erobert  Jerusalem. 

übten.  Eine  erbitterte  Feindschaft  entstand  aus  diesem  kleinen  Kriege. 
Judas  überfiel  und  verbrannte  Städte  und  Dörfer;  gern  wählte  er  das 
Dunkel  der  Nacht  für  seine  verwegenen  Streifzüge ;  auch  gegen  einzelne 
Truppenabteilungen  des  Königs  bestand  er  glückUche  Gefechte  und 
machte  sich  bald  einen  berühmten  Namen  '.  Der  Kommandant  in  Je- 
rusalem, Philippos,  konnte  mit  dem  Aufstand  nicht  fertig  werden,  und 
auf  seinen  Hülferuf  traf  nun  Ptolemäos,  Sohn  des  Dorymenes,  der  Strateg 
Cölesyriens,  zur  Unterdrückung  des  Aufstandes  ernstliche  Anstalten.  Ein 
ansehnliches  Heer  unter  zwei  Führern,  Nikanor  und  Gorgias,  ward  von 
der  Küste  her  ins  Gebirge  vorgeschickt  ^,  gleichzeitig  sammelten  sich, 
wie  es  scheint,  in  der  Ostjordanlandschaft  andere  Abteilungen  unter 
Timotheos  und  Bakchides,  um  von  hier  aus  in  Judäa  einzudringen. 
Judas  sammelte  alle  seine  Leute  und  rüstete  sich  zum  Widerstände;  wir 
hören,  dafs  er  bei  dieser  Gelegenheit  seine  Scharen  militärisch  gliederte 
und  ordnete.  Bei  Ammans  stellte  er  sich  dem  Nikanor  entgegen.  Sein 
Heer  war  zum  Teil  mangelhaft  bewaffnet,  und  angesichts  der  wohl- 
gerüsteten feindlichen  Übermacht  liefen  ihm  viele  davon,  aber  der 
Kern,  etwa  6000  Mann,  blieb  beisammen.  Es  geschah  ferner,  dafs  das 
königliche  Heer  sich  teilte;  mit  der  einen  Hälfte  machte  sich  Gorgias 
in  der  Nacht  auf,  um  das  Lager  der  Juden  zu  überfallen ;  aber  seine 
Absicht  schlug  fehl;  er  fand  es  verlassen.  Judas  hatte  rechtzeitig  Nach- 
richt erhalten  und  sich  gegen  den  vereinzelten  Nikanor  gewandt;  mit 
seinen  glaubenseifrigen,  begeisterten  Leuten  griff  er  ihn  unversehens 
an,  schlug  ihn  in  die  Flucht  und  erbeutete  sein  Lager.  Gorgias  war 
nunmehr  genötigt  sich  in  die  Küstenebene,  von  wo  er  gekommen  war, 
zurückzuziehen  ^. 

Auch  Timotheos  und  Bakchides  wui'den  vertrieben.  Judas  gewann 
durch  seine  Siege  grofse  Beute,  viele  Waffen  und  brachte  auch  einige 
feste  Burgen  in  seine  Gewalt,  die  er  sofort  für  sich  selbst  einrichtete. 
Er  konnte  sich  nunmehr  gegen  Jerusalem  selbst  wenden;  nach  allerlei 
Kämpfen  ward  er  Meister  der  Stadt,  die  vor  kurzem  entfestigt  worden 
war.    Die  Königlichen  mufsten  sich  auf  die  Burg  zurückziehen  und  den 


1)  2Makk.  H,  1  tF.  1  Makk.  3,  1  fi'.  Josephus,  Bell.  I  38.  Antiq.  XII  285. 
Das  1.  Makk.  aenut  die  Siege  über  Apollonio.?,  den  Befehlshaber  in  Sainareia,  und 
einen  zweiten  bei  Bethhoron  über  Seron. 

2)  Nach  1  Makk.  3,  38  waren  es  40000  Mann  Fufsvolk  und  7000  Reiter, 
nach  2  Makk.  8,  9  nur  20000  Mann.  Auch  die  letztere  Zahl  wird  noch  über- 
trieben sein. 

3)  1  Makk.  3,  25  ff.  2  Makk.  8,  8  ff.  Josephus,  Bell.  I  .38.  Antiq.  XII  293  f. 
305 tf.  Hieronymus  in  Daniel.  8,  14,  vol.  III  p.  IIOG.  Die  beiden  Makk.  weichen 
im  einzelnen  stark  voneinander  ab.     Vgl.  Kritik  d.  Makkab.  53. 


13.  Buch.     §  3.     Feldzug  von  165/4  v.  Chr.  337 

Aufständischen  Stadt  und  Tempel  überlassen.  Judas  feierte  ein  Sieges- 
fest und  konnte  an  einigen  seiner  vornehmsten  Widersacher  Rache  üben. 
Die  übrigen  wurden  aus  Jerusalem  verjagt  ^  Dann  schritt  er  dazu, 
den  jüdischen  Kultus  in  das  entweihte  Jerusalem  wieder  einzuführen; 
die  heidnischen  Altäre  und  Heiligtümer  wurden  entfernt,  der  Tempel 
gereinigt,  der  Altar  neu  errichtet  und  so  der  alte  Gottesdienst  in  fest- 
licher Weise  wieder  erneuert,  nach  der  Tradition  an  demselben  Tage, 
wo  die  Entweihung  stattgefunden  hatte,  am  25.  Kislev  des  Jahres 
148  Sei.,  im  Dezember  165  v.  Chr.  -.  Stadt  und  Tempelberg  wurden  nach 
der  Einnahme  neu  befestigt  und  mit  einer  Besatzung  versehen,  ebenso 
die  wichtigsten  Kastelle  im  Lande,  die  den  Aufständischen  in  die  Hände 
gefallen  waren,  namentlich  das  an  der  Gi'enze  nach  Idumäa  gelegene 
ßethsura  '^. 

Diese  Erfolge  waren  erkämpft  während  Antiochos  Epiphanes  in  die 
oberen  Satrapien  gezogen  war,  165  v.  Chr.  ^,  und  gewifs  hat  die  Ab- 
wesenheit des  Königs  und  seiner  besten  Truppen  die  Aufständischen 
begünstigt.  Jetzt  war  es  so  weit  gekommen,  dafs  die  Reichsregierung 
selbst  eingreifen  mufste.  Indem  nun  aber  Lysias,  der  Reichsver- 
weser, sich  dazu  rüstete,  geschah  es,  dafs  Antiochos  Epiphanes  in  Per- 
sien, noch  ehe  er  seinen  Feldzug  zu  Ende  geführt,  mit  Tode  abging. 
Während  aber  der  neue  König  die  Dinge  im  Osten  in  ihrem  Stande 
beliefs,  verlangte  der  Aufstand  der  Juden  sofortiges  Einschreiten  ^.  Frei- 
lich gab  es  auch  Leute,  die  zum  Einlenken  rieten;  dazu  gehörte  der 
Statthalter  von  Cölesyrien,  Ptolemäos  Makron,  der  auf  Kypros  zu  An- 
tiochos Epiphanes  übergegangen  war.  Aber  dieser  fiel  bei  der  neuen 
Regierung  in  Ungnade  und  nahm  sich  das  Leben ;  ein  anderer ,  Pro- 
tarchos,  trat  an  seine  Stelle,  der  Krieg  ward  beschlossen.  Gorgias 
an     der     philistäischen     Küste     und    Timotheos     jenseits     des    Jordan 


1)  2Makk.  8,  30  ff.  10,  15.  Josephus,  Bell.  Jud.  I  38.  Im  1.  Makk.  steht  vou 
diesen  Voi-gängen  nichts.     Vgl.  Kritik  dei-  beid.  Makk,  54  f. 

2)  IMakk.  4,  52.     2 Makk.    10,   3.     Josephus,   Antiq.    XII   321.      Nach    dem 

1.  Makk.  geschah  die  Einweihung  3  Jahre,  nach  2.  Makk.  2  Jahre,  nach  Josephus, 
Bell.  Jud.  I  19.  32.  V  394  3|  Jahre  später  als  die  Entweihung.  Eine  weitere 
bedeutende  Abweichung  besteht  darin,  dafs  im  1.  Makk.  die  Tempelweihe  unter 
Antiochos  V,  im  2.    noch   unter  Epiphanes   geschah.      Aus    welchen    Gründen   das 

2.  Makkabäerbuch  den  Vorzug  verdient,  habe  ich  Kritik  d.  beiden  Makkab.  60  ff. 
dargelegt. 

3)  IMakk.  4,  60  ff.  2  Makk.  8,  30.  Josephus,  Antiq  XTI  316  ff.  Bell.  I  39. 
Ich  halte  es  für  wahrscheinlich,  dafs  die  Befestigung  des  Tempelbergs  der  Tempel- 
weihe voranging. 

4)  Oben  S.  210. 

5)  2  Makk.  10,  10. 


338  13.  Buch.     §  3.     Friedensschlufs. 

rüsteten  zu  einem  neuen  Angriff  auf  die  Rebellen.  Indes  kam  ihnen 
Judas  zuvor;  noch  im  Winter  165/4  v.Chr.  ^  fiel  er  in  Iduraäa  ein  und 
eroberte  dort  einige  Kastelle ,  rückte  über  den  Jordan ,  sciilug  den  Ti- 
motheos  und  trieb  ihn  in  die  Stadt  Jazer  zurück.  Nach  mehrtägiger  Be- 
lagerung erstürmte  er  den  Ort,  wobei  mehrere  angesehene  Führer  der 
königlichen  Truppen  fielen,  und  wandte  sich  dann  nach  Jerusalem 
zurück  ^.  Eilends  kam  jetzt  Lysias  zur  Hilfe ;  er  versuchte  vom  Süden 
her  durch  Idumäa  gegen  Jerusalem  vorzudringen  und  belagerte  Beth- 
sura,  ward  aber  hier  von  Makkabäos  angefallen  und  zurückgeworfen  ^. 
Diese  Niederlage  stimmte  ihn  um.  Angesichts  der  Widerstandskraft  der 
Juden  und  bei  der  Schwäche  der  Regierung  ^,  die  alle  ernsten  Verwicke- 
lungen vermeiden  mufste,  beschlofs  er  nachzugeben  und  leitete  mit  den  Auf- 
ständischen Unterhandlungen  ein,  die  zugleich  mit  Judas  geführt  wurden 
und  mit  der  legitimen  Vertretung  des  jüdischen  Volks,  der  Gerusia  in 
.Jerusalem,  die  Judas  wieder  eingesetzt  haben  mufs.  Er  fiand  an  beiden 
Stellen  bereitwilliges  Entgegenkommen ;  denn  bei  allen  Erfolgen  war  die 
Lage  der  Aufständischen  immer  noch  höchst  unsicher.  Vermutlich  gab 
es  neben  den  Siegen  auch  Niederlagen ;  manche  Teile  Judäas,  vornehm- 
lich die  Burg  in  Jerusalem,  waren  noch  immer  von  den  königlichen 
Truppen  besetzt,  und  gewifs  sehnte  sich  die  Mehrzahl  des  Volkes  nach 
einem  erträglichen  Frieden.  So  einigte  sich  Lysias  bald  mit  den  jü- 
dischen Unterhändlern  und  auch  der  König  genehmigte  den  Vertrag. 
Die  Juden  legten  die  Waften  nieder  und  traten  in  ihr  früheres  Ver- 
hältnis zurück;  das  Religionsedikt  des  Epiphanes  ward  aufgehoben,  und 
den  Juden  ihr  Kultus  und  ihre  Verfassung  sowie  der  Tempel  in  Jeru- 
salem zurückgegeben  •''.  Auch  der  Hohepriester  Menelaos  hatte  beim 
Könige  für  den  Frieden  gewirkt  '' ;  wohl  noch  wirksamer  war,  dafs  eine 

1^  Dies  lehrt  die  Chronologie.  Die  folgenden  Ereignisse  müssen  sich  zwischen 
der  Tempelweihe,  Dezember  165  v.  Chr.  und  dem  Friedensschlufs  abgespielt  haben, 
der  nach  2  Makk.  11,  33  in  den  April  164  v.  Chr.  fällt. 

2)  2  Makk.  Ic,  14.  1  Makk.  5,  1.  Ich  folge  der  Anordnung  des  2.  Makkab. 
Vgl.  Kritik  der  Makkab.  öf)  ff.  63  ff.  Jazer  wird  im  2.  Makk.  rnZctga  geschrieben. 
Die  Dauer  der  Belagerung  schwankt  in  den  Hss  2  Makk.  10,  38  zwischen  4,  40 
und  24  Tagen.  Zu  den  Gefallenen  gehört  nach  2  Makk.  11,  37  auch  Timotheos. 
Da  er  nachher  wieder  erscheint,  so  liegt  hier  ein  Versehen  des  Epitomators  oder 
eine  handschriftliche  Korruptel  vor. 

3)  1  Makk.  4,  27.  2  Makk.  11,  Iff  Das  2.  Makkabäerbuch  übertreibt  die 
Macht  des  Lysias  wie  die  Gröfse  seiner  Verluste  gewaltig;  viel  gemäf&igter  ist  das 
erste  Buch,  das  in  manchen  Einzelheiten  den  Vorzug  verdient. 

4)  Oben  S.  219. 

5")  Ich  nehme  an ,  dafs  dieselben  Vergünstigungen  den  Samaritaneru  gewährt 
wurden. 

6)  Über  die  Stellung  und  Haltung  des  Menelaos  fehlt  jede  Kunde,   obwohl  es 


13.  Buch.     §  3.     Neue  Kämpfe  163  v.  Chr.  23» 

römische  Gesandtschaft  sich  ebenfalls  dafür  verwandte  ^  Sie  war  auf 
dem  Wege  nach  Antiochien  vielleicht  von  Alexandrien  her  bei  Lysias 
eingetroffen  und  ward  von  den  Aufständischen  um  ihre  Fürsprache  er- 
sucht und  unterstützte  am  königlichen  Hofe  ihre  Forderungen.  So  ward 
der  Friede  wiederhergestellt;  Lysias  ging  nach  Antiochien  zurück'"*. 
Menelaos  ward  wieder  als  Hoherpriester  anerkannt. 

Nicht  lange  dauerte  die  Ruhe,  schon  nach  kurzer  Zeit,  jedenfalls 
im  nächsten  Jahre,  1 63  v.  Chr.  stand  Judas  wieder  in  den  Waffen  und 
war  rings  um  Judäa  der  Kampf  wieder  entbrannt  -^  Die  jüdische  Über- 
lieferung behauptet,  dafs  die  königlichen  Feldherren,  wie  Gorgias  und  Ti- 
motheos,  den  Juden  keine  Ruhe  liefsen,  dafs  in  der  Nachbarschaft,  in 
den  Küstenstädten,  in  Galiläa  und  jenseits  des  Jordan  die  jüdische  Be- 
völkerung von  den  Heiden  bedrängt  und  zum  Teil  mit  Vernichtung 
bedroht  war,  so  dafs  Judas  sich  zum  Schutz  und  zur  Rache  aufmachen 
mufste  *.  Es  scheint  an  vielen  Orten  als  Folge  der  letzten  Kämpfe  ein 
starker  Hafs  gegen  die  Juden  entstanden  zu  sein ,  der  sich  auch  nach 
dem  Frieden  Luft  machte,  die  königliche  Autorität  war  nicht  im  Stande, 
die  populären  Leidenschaften  zu  zügeln,  und  dieser  Hafs  ward  von 
jüdischer  Seite  erwidert.  Schwerlich  ist  der  Anstofs  zu  den  neuen 
Kämpfen  allein  von  den  Heiden  ausgegangen.  Gewifs  hatte  Judas  unter 
seinen  Leuten  manche  räuberische  und  verwegene  Gesellen,  die  nur 
widerwillig  das  Schwert  niedergelegt  hatten.  Judas  selbst  konnte  sein 
volles  Ansehen  nur  im  Kriege  behaupten :  im  Frieden  bedeutete  er  nicht 
viel.  Menelaos  war  der  Vorsteher  des  Volkes,  und  es  ist  nicht  anzu- 
nehmen, dafs  die  Hasmonäer  bereit  waren,  friedlich  neben  ihm  zu  hau- 
sen.     Die    Parteikämpfe    hoben    wieder    an  ^,    Menelaos     mufste    wei- 


für  die  Beurteilung  der  damaligen  jüdischen  Verhältnisse  wichtig  sein  würde,  etwas 
näbe^res  zu  wissen,  ob  er  z.  B.  die  Religionsedikte  des  Antiochos  Epiphanes  billigte, 
ob  er  bis  zu  dieser  Zeit  in  Judäa  geblieben  war  und  zur  Friedensvermittelung  nach 
Antiochien  ging  oder  ob  er  sich  nach  den  Erfolgen  des  Judas  dorthin  geflüchtet 
hatte.  Fest  steht  nur,  dafs  er  an  den  Verhandlungen  teilnahm  und  nach  dem 
Frieden  in  sein  priesterliches  Amt  zurückkehrte. 

1)  Die  Persönlichkeit  des  Legaten  ist  nicht  sicher  zu  bestimmen.  Ich  habe 
vermutet,  dafs  der  von  Polyb.  XXXI  9 ,  6  genannte  Manius  Sergius  sich  unter 
ihnen  befinde.     Doch  ist  dies  zweifelhaft.     Kritik  d.  Makkab.  72  f. 

2)  Die  Unterhandlungen  nach  2  Makk.  11,  3  fi".  und  den  dort  mitgeteilten  Ur- 
kunden.    Das  1.  Makk.  übergeht  dies  alles.     Kritik  d.  Makk.  G3. 

3)  Vgl.  Josepbus,  Bell.  I  47. 

4)  2  Makk.  12,  2flF.  1  Makk.  5,  Off.,  wo  wiederum  die  Erzählung  ganz  anders 
geordnet  ist. 

5)  Dies  deutet  auch  1  Makk.  6,  21  an,  wo  erzählt  wird,  dafs  einige  Gottlose, 
TtJ't?  Tivf  ciatßcüv  e§  7ao«);A,  sich  zu  den  Königlichen  begeben,  d.  h.  die  Gegner 
des  Judas. 


340  13.  Buch.     §  3.     Neue  Kämpfe. 

chen  *.  Judas  brach  wieder  los  und  unternahm  weithin  Plünderungszüge. 
Um  seine  Landsleute  zu  rächen,  die  in  Joppe  umgebracht  waren,  überfiel 
und  verbrannte  er  den  Hafen  von  Joppe,  das  gleiche  geschah  bei 
lamneia.  Dann  schritt  er  zu  einem  neuen  grofsen  Zuge  ^.  Seinen 
Bruder  Simon  schickte  er  nach  Galiläa,  wo  die  Juden  von  Ptolemais, 
von  Tyros  und  Sidon  aus  angegriffen  wurden,  während  er  selbst  sich 
ins  Ostjordanland  aufmachte,  gegen  Tiraotheos  und  seine  Verbündeten. 
Einige  Araber,  die  er  unterwegs  traf,  zwang  er,  ihn  zu  unterstützen  und 
Lebensmittel  zu  liefern  ^.  Er  eroberte  hierauf  mehrere  Ortschaften, 
durchzog  die  Landschaft  Galaditis  von  Süden  nach  Norden,  schlug  den 
Timotheos  und  nötigte  ihn  zu  einem  Vertrage,  worin  er  die  gefangenen 
Juden  freizugeben  versprach.  Überall  ward  unter  dem  Feinden  ein 
grofses  Blutbad  angerichtet ;  alles  was  nicht  entrann  ward  niedergemetzelt. 
Viele  Menschen,  zumal  Weiber  und  Kinder,  hatten  in  einem  Heiligtum 
der  Atargatis  Schutz  gesucht;  Judas  eroberte  es,  und  ein  grofser  Teil 
der  Flüchtlinge  ward  dabei  vom  Schwerte  der  Juden  ereilt  *.  Bei 
Skythopolis,  das  sich  befreundet  zeigte,  ging  Judas  über  den  Jordan 
zurück  und  war  zur  Zeit  der  Pfingsten  wieder  in  Jerusalem  ^,  wo  auch 
Simon  eintraf,  der  von  Galiläa  aus  bis  vor  die  Tore  von  Ptolemais 
siegreich  vorgedrungen  war  **. 

Es  ist   klar,    dafs   dieser  Überfall,   der   als   ein  Friedensbruch  an- 


1)  2Makk.  13,  3. 

2)  2Makk.  12,  lOflF.  1  Makk.  5,  9fF.  Im  1.  Makk.  ist  dieser  Zug  mit  dem 
früheren  zusammengelegt  und  fällt  noch  unter  Antiochos  Epiphanes. 

3)  2  Makk.  12,  10.  1  Makk.  5,  25.  In  der  Hauptsache  stimmen  beide  über- 
ein.    Das  1.  Makk.  nennt  die  Nabatäer. 

4)  Die  Namen  der  Ortschaften  werden  in  den  beiden  Makkabäerbüchern  ab- 
weichend überliefert,  und  da  auch  im  einzelnen  der  Text  starke  Varianten  hat,  so 
ist  die  nähere  Bestimmung  sehr  unsicher.  Wenn  das  2  Makk.  12,  17  erwähnte 
Charax  wirklich  das  moabitische  sein  sollte,  so  müfste  Judas  im  Süden  beinahe  bis 
ans  Ende  des  Toten  Meeres  gelangt  sein.  Ais  Ort  des  Heiligtums  nennt  2  Makk. 
12,  26  Kranion,  1  Makk.  5,  43  nach  der  Vulgata  Karnain,  was  man  für  Astaroth 
Karnaim  zu  halten  pflegt.  Vgl.  die  Anmerkungen  der  Erklärer,  z.  B.  Grimm  und 
Keil.  Bei  der  geographischen  Bestimmung  mufs  beachtet  werden,  dafs  Judas  die 
dortigen  hellenischen  Städte,  wie  Gadara,  Hippos,  Pella,  Philadelpheia  nicht  berührt 
zu  haben  scheint.  Vielleicht  hat  also  sein  Zug  nicht  die  Ausdehnung  gehabt,  die 
man  ihm  gewöhnlich  gibt.  Skythopolis  war  ihm  ofienbar  befreundet,  vielleicht  gilt 
von  anderen  hellenischen  Städten  das  gleiche. 

5)  2  Makk.  10,  29  f.     1  Makk.  5,  52. 

6)  1  Makk.  5,  14ff.  21  ff.  Nach  diesem  Berichte  haben  Judas  und  Simon  ihre 
bedrohten  Glaubensgenossen  aus  den  heidnischen  Gebieten  mitgenommen.  Dies 
kann  jedoch  nur  teilweise  richtig  sein ;  denn  in  Wahrheit  bleibt  die  jüdische  Be- 
völkerung in  Galiläa  wie  in  Gilead. 


13.  Buch.     §  3.     Feldzug  von  163  v.  Chr.  241 

gesehen  wurde,  die  betroffenen  unvorbereitet  fand.  Inzwischen  hatte  man 
Zeit  sich  zu  rüsten;  Lysias  wollte  mit  dem  jungen  König  in  eigener 
Person  gegen  die  Aufständischen  ins  Feld  ziehen;  an  der  philistäischen 
Küste  bereitete  sich  der  Strateg  Gorgias  zur  Abwehr  vor.  Eine  jüdische 
Abteilung,  die  einen  Angriff  auf  lamneia  unternahm,  ward  mit  empfind- 
lichen Verlusten  zurückgeschlagen  ^,  und  als  bald  darnach  Makkabäos 
sich  gegen  Idumäa  wandte,  fand  er  dort  den  Gorgias  auf  dem  Posten. 
Bei  Marisa  wurden  Gefechte  geliefert,  die  für  Gorgias  günstiger  waren, 
als  für  Judas ;  dieser  war  genötigt  sich  zurückzuziehen  ^  und  begab 
sich  nach  Jerusalem ,  wo  die  Besatzung  der  Akra  zusammen  mit  den 
jüdischen  Gegnern  der  Hasmonäer  sich  ebenfalls  rührte  und  Stadt  und 
Tempel  bedrängte.  Judas  beschlofs  die  Zwingburg  zu  brechen  und  ver- 
sammelte dazu  in  Jerusalem  seine  ganze  Macht  ^.  Indes  setzten  sich  nun- 
mehr (l63  V.  Chi".)  Antiochos  und  Lysias  an  der  Spitze  eines  ansehnlichen 
Heeres  gegen  ihn  in  Bewegung  *.  Der  König  und  Lysias  kamen  diesmal 
mit  dem  Entschlüsse,  die  Juden  völlig  zu  unterwerfen  und  empfindlich 
zu  züchtigen.  Zuerst  hatte  Menelaos,  der  aufs  neue  vertriebene  Hohe- 
priester, der  dem  Heere  entgegenkam,  den  Zorn  zu  fühlen.  Er  wurde 
für  den  unter  seiner  Fürsprache  und  Vermittelung  geschlossenen  Frieden 
des  vorigen  Jahres  verantwortlich  gemacht,  auf  Betreiben  des  Lysias 
festgenommen,  nach  Beroia  gebracht  und  dort  hingerichtet  ^.  Zu  seinem 
Nachfolger  ward  Alkimos  oder  Jakimos,  ein  anderes  Mitglied  der  hohen- 
priesterlichen Familie,  ernannt.  Doch  mag  die  Ernennung  erst  etwas 
später  erfolgt  sein.    Zunächst  wurde  zum  Angriff  auf  Judas  geschritten  ''. 


1)  1  Makk.  5,  55  ff. 

2)  Dafs  es  sich  um  einen  Mifserfolg  handelt,  lassen  die  jüdischen  Berichte 
deutlich  genug  durchblicken.     1  Makk.  5,  65  fF.     2  Makk.  12,  32. 

3)  1  Makk.  6,  18. 

4)  149  Sei.  (164/3  v.  Chr.)  nach  2  Makk.  13,  1,  ein  Jahr  später,  150  Sei.  nach 
1  Makk.  6,  20. 

5)  Die  überlieferten  Heeresziffern  sind  alle  gleich  unzuverlässig.  Josephus, 
Bell.  Jud.  I  41  gibt  50  000  Manu  zu  Fufs,  5ü00  Reiter,  80  Elefanten  1  Makk.  6, 
28  100000  Mann  Fufsvolk,  20000  Reiter,  32  Elefanten,  2  Makk.  13,  2  zählt  sogar 
110000  Mann  zu  Fufs,  5300  Reiter,  22  Elefanten  und  300  Streitwagen  für  jeden, 
Lysias  und  Antiochos.  Es  wird  das  ganze  verfügbare  königliche  Heer  gewesen 
sein,  das  durch  die  Rückkehr  der  Truppen  des  Epiphanes  aus  den  oberen  Satrapien 
vervollständigt  worden  war. 

6)  2  Makk.  13,  3f.  Josephus,  Ant.  XII  383 ff.  XX  235.  Das  2.  Makk.  be- 
schreibt die  Hinrichtung  des  Menelaos  in  abenteuerlicher  Weise.  Josephus  setzt 
die  Hinrichtung  erst  später,  nach  dem  Feldzuge,  das  kann  insofern  richtig  sein, 
als  die  Hinrichtung  erst  einige  Zeit  nach  der  Verhaftung  stattgefunden  hat.  Kritik 
der  Makkabäerb.  77. 

7)  IMakk.  6,  28 ff.     2  Makk.    13,   9 ff.     Josephus,    Antiq.   XH   366  ff.     Bell.  I 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  u.  mat.  Staaten.     III.  lo 


343  13.  Buch.     §  3.     Friede  mit  den  Juden  163  v.  Chr. 

Den  nächsten  Weg,  der  von  Joppe  nach  Jerusalem  führt,  ward  von 
Judas  gesperrt;  der  König  drang  hier  nicht  durch  ^,  wandte  sich  süd- 
wärts und  zog  nunmehr  durch  Idumäa  auf  Jerusalem.  Nachdem  er 
Bethsura  eingeschlossen  hatte,  traf  er  bei  Bethzacharia  auf  Judas^ 
der  zum  Entsatz  Bethsuras  herbeieilte,  und  schlug  ihn  in  einem  blutigen 
Treffen.  Einer  der  Brüder  des  Judas,  Eleazar,  fiel,  und  Judas  wich 
nach  bedeutenden  Verlusten  mit  den  Resten  seines  Heeres  in  die  Gegend 
von  Gophna  im  Norden  Jerusalems  zurück  '-,  Bethsura  ergab  sich,  der 
Weg  nach  Jerusalem  war  frei  und  Stadt  und  Tempel  wurden  belagert 
und  die  Eingeschlossenen  befanden  sich  bald  in  der  äufsersten  Be- 
drängnis ^,  Jedoch  von  anderer  Seite  ward  den  Juden  Luft  gemacht. 
Es  kam  die  Nachricht,  dafs  Philippos,  der  Freund  und  Begleiter  de& 
Antiochos  Epiphanes,  der  in  Antiochien  geblieben  war,  Unruhen  errege; 
vielleicht  hatte  er  die  Absicht,  den  Lysias  zu  stürzen  und  die  Vormund- 
schaft in  seine  Hand  zu  bringen  *.  Auch  scheint  das  königliche  Heer 
Mangel  gelitten  zu  haben  ^.  So  eilte  denn  Lysias  den  Krieg  zu  Ende 
zu  bringen  und  gewährte  den  Juden  Verzeihung  und  ein  günstiges  Ab- 
kommen. Der  vorjährige  Friede  ward  erneuert  und  den  Juden  ihr 
Tempel,  Gottesdienst  und  Gesetze  zugestanden.  Die  Verteidiger  des 
Tempels  zogen  ab,  der  König  rückte  ein,  opferte  und  beschenkte  den 
Tempel ;  Judas  Makkabäos  mit  den  Seinen  ward  zu  Gnaden  angenommen 
und  kehrte  nach  Jerusalem  zurück.  Jedoch  die  Befestigungen  Jerusa- 
lems wurden  niedergelegt'',  die  Truppen  in  der  Akra  verstärkt,  auch 
Bethsura  und  wohl  noch  andere  Punkte  erhielten  neue  Besatzungen, 
nachdem  dann  noch  ein  neuer  Strateg  für  das  südliche  Syrien  von  Pto- 
lema'is  bis  zur  ägyptischen  Grenze  eingesetzt  war  '',  ging  Antiochos  zu- 


41  f.     Das  2  Makk.  gibt  die  Ereignisse  hier  sehr  flüchtig  und  entstellt   wieder   und 
mufs  durch  das  erste  und  durch  Josephus  ergänzt  werden. 

1)  Einige  Kämpfe  deutet  2  Makk.  13,  14 f.  au,  aber  man  kann  damit  nicht 
viel  anfangen. 

2)  Dies  nach  Josephus,  Bell.  Jud.  I  45. 

3}  Nach  1  Makk.  6,  49  53  war  ein  Sabbatsjahr  und  daher  Mangel  an  Lebens- 
mitteln. 

4")  Nach  1  Makk  6,  55.  Josephus,  Antiq.  XII  379  ist  er  damals  erst  mit  dem 
Heer  aus  den  oberen  Satrapien  zurückgekehrt,  um  die  ihm  von  Antiochos  Epiphanes 
übertragene  Vormundschaft  zu  übernehmen.  Das  ist  unwahrscheinlich ;  denn  ohne 
Zweifel  würde  unter  solchen  Umständen  Lysias  an  den  Feldzug  gegen  die  Juden 
nicht  gegangen  sein.     Besser  2  Makk.  13,  23. 

5)  Josephus,  Bell.  I  46. 

6)  Nach   1  Makk.  G,  62  geschah  es  vertragswidrig. 

7)  2  Makk.  13,  24,  wo  er  'UyfiJ(ividr,(.  heif&t ,  welcher  Name  so  viel  ich  weifs 
sonst  nicht  vorkommt  und  vielleicht  korrupt  ist.     Irrig  hat  man  diese  Stelle  oft  so 


13.  Buch.     §  4.     Gesandtschaft  des  Octavius.  343 

rück.  Die  letzten  Erfolge  des  Judas  waren  damit  grofsenteils  wieder 
beseitigt,  Jerusalem  und  Umgegend  war  wieder  in  den  Händen  des  Kö- 
nigs; nur  eins  blieb  den  Juden  als  dauernder  Besitz:  ihr  Kultus  und 
ihre  Verfassung  wurden  aufs  neue  anerkannt  und  sind  nicht  wieder  an- 
getastet worden;  die  Religionsverfolgung  hat  sich  nicht  wiederholt;  dies 
war  der  Gewinn  des  Widerstandes,  den  die  Gläubigen  unter  Makka- 
bäos'  Führung  geleistet  hatten.  Wie  aber  die  Verhältnisse  in  Judäa 
sich  gestalteten,  wer  die  Vorsteherschaft  übernahm,  wissen  wir  nicht. 
Alkimos,  der  Nachfolger  des  Menelaos,  blieb  zwar  Hoherpriester  und 
nahm  in  Jerusalem  seine  Wohnung,  aber,  wie  es  scheint,  duldete  Lj- 
sias,  dafs  er  von  Judas  Makkabäos  und  seinen  Brüdern,  die  jetzt  mit 
dem  Könige  versöhnt  waren,  auf  die  Seite  geschoben  ward,  und  dafs 
die  Hasmonäer  im  Lande  den  beherrschenden  Einflufs  erlangten  K 

Dieser  Friede  fand  bei  den  feindlichen  Nachbarn  der  Juden,  die 
eine  exemplarische  Züchtigung  erwartet  hatten,  durchaus  keinen  Bei- 
fall. Als  der  König  auf  der  Heimkehr  in  Ptolemais  einkehrte,  äufserte 
sich  das  Mifsfallen  des  Volkes  unverhohlen,  und  Lysias  selbst  mufste 
die  aufgeregte  Menge  beschwichtigend  Die  Unruhen  in  Antiochien 
nahmen  schon  vor  der  Rückkehr  des  Königs  ein  Ende.  Philippos 
scheint  versucht  zu  haben,  dem  herannahenden  Lysias  bewaffneten  Wider- 
stand zu  leisten,  konnte  sich  aber  nicht  behaupten  und  floh  nach 
Ägypten  ^. 

§4. 

Bald  nach  der  Rückkehr  aus  Judäa  traf  in  Antiochien  die  von 
Gnäus  Octavius   geführte   römische  Gesandtschaft   ein  ^     Sie  hatte  den 


verstanden,  als  wenn  Judas    zum  Strategen   des    südh'chen  Syriens  ernannt  worden 
sei.     Selbst  Ewald  S.  416  Anm.  2  teilt  diesen  Irrtum. 

1)  Was  mit  Alkimos  geschah  ist  dunkel  und  wird  abweichend  überliefert. 
Nach  1  Makk.  7,  6  mufs  er  im  nächsten  Jahre  zur  Zeit  der  Thronbesteigung  des 
Demetrios  aufser  Landes  gelebt  haben,  dagegen  aus  dem  was  2  Makk.  14,  4  er- 
zählt, folgt,  dafs  er  in  Jerusalem  sein  Priesteramt  wahrnahm. 

2)  2  Makk.  13,  25. 

3)  2  Makk.  9,  29.  1  Makk.  6,  63.  Josephus,  Ant.  XII  386.  Ewalds  (S.  414  ff.) 
Kombination,  wonach  sich  Philippos  vor  seiner  Erhebung  in  Antiochien  nach 
Ägypten  begeben  hätte,  widerspricht  beiden  Makkabäerbüchern  und  ist  unmöglich. 
Dafs  Philippos  von  Lysias  getötet  worden  sei,  sagt  nur  Josephus,  wahrscheinlich 
ist  es  nichts  als  ein  Mifsverständnis  des  Autors,  der  hier  sonst  nur  aus  dem 
1.  Makkabäerbuche  schöpft. 

4)  Etwa  Herbst  163  v.  Chr.  Octavius  war  schon  etwa  ein  Jahr  zuvor  aus 
Rom  abgegangen,  nachdem  die  Nachricht  vom  Tode  des  Antiochos  Epiphanes  ein- 
getroffen war,  hatte  aber  unterwegs  in  Makedonien,  bei  den  Galatern  und  in  Kappa- 

16* 


344  13.  Buch.     §  4.     Octavius  ermordet. 

Auftrag,  die  aufstrebende  Macht  der  Seleukiden  wieder  zu  brechen,  vor 
allem  die  Kriegschiflfe  und  Elefanten  zu  vernichten,  die  Antiochos 
Epiphanes  vielleicht  mit  Zustimmung  des  Senates  über  die  Bestimmungen 
des  Friedens  von  189  v.  Chr.  sich  beschafft  hatte  ^  Der  Senat  nutzte 
die  durch  den  Tod  des  Antiochos  Epiphanes  geschaffene  Lage  im  In- 
teresse Roms  ohne  Bedenken  aus.  Er  rechnete  darauf,  dafs  die  Regie- 
rung von  Antiochien  in  ihrer  Schwäche  sich  nicht  würde  widersetzen 
können.  Und  darin  täuschte  er  sich  nicht;  denn  die  Gesandten  gingen 
ungestört  an  die  Ausführung  ihres  Auftrages.  In  Apameia,  der  Rüst- 
kammer des  Reichs,  wurden  die  Kriegselefanten  unbrauchbar  gemacht, 
in  den  Seestädten  die  Schiffe  verbrannt.  Lysias  wagte  nicht  sich 
zu  widersetzen,  aber  es  entstand  nun  ein  heftiger  Zorn  über  den  ge- 
walttätigen römischen  Eingriff  im  Volke  wie  im  Schofse  der  Regierung. 
Der  klägliche  Anblick  der  Elefanten,  denen  man  die  Sehnen  der  Hinter- 
füfse  durchschnitten  hatte,  erregte  Unwillen  und  Mitleid ;  das  anmafsende, 
gebieterische  Wesen  der  römischen  Gesandten  war  nicht  geeignet,  die 
Stimmung  zu  verbessern.  In  Laodikeia  fand  die  allgemeine  Entrüstung 
einen  blutigen  Ausdruck;  dort  ward  im  Gymnasium  Gnäus  Octavius 
von  einem  begeisterten  Fanatiker  des  Namens  Leptines  ermordet.  Der 
Mörder  ging  öffentlich  umher  und  rühmte  sich  seiner  Tat,  die  er  auf 
göttliches  Geheifs  begangen  habe,  und  es  scheint,  dafs  man  ihn  ruhig 
gehen  Uefs.  Ein  anderer,  Isokrates,  der  Kritiker  beigenannt,  Gramma- 
tiker und  Redner,  trat  auf  und  erklärte,  dem  Octavius  sei  Recht  ge- 
schehen, aber  auch  die  anderen  Gesandten  müfsten  zur  Strafe  für  ihre 
Herrschsucht  umgebracht  werden.  Lysias  wagte  offenbar  gegen  diese 
populäre  Bewegung  nichts  zu  unternehmen  -.  Die  Schuld  an  der  Tat 
ward,  besonders  in  Rom,  dem  Lysias  und  seinen  Freunden  zugeschrieben, 
man  war  überzeugt,  dafs  die  Römer  sich  an  ihm  rächen  würden;  die 
Stellung  des  Lysias  ward  dadurch  noch  unsicherer  als  zuvor,  und 
sofort  schöpfte  Demetrios  in  Rom  neue  Hoffnungen  l 

Lysias  liefs  den  Octavius  feierlich  bestatten  und  schickte  eine  Ge- 
sandtschaft nach  Rom ,  um  seine  Unschuld  zu  beteuern  *.  Der  Senat 
ging  auf  diese  Sache  gar  nicht  ein,  sondern  wartete  die  weiteren  Ereig- 

dokien  Geschäfte  zu  erledigen.  Polyb.  XXXI  12,  Off.  Vgl.  Zonaras  IX  25,  5,  wo 
manche  Ungenauigkeit  mit  untergelaufen  ist. 

1)  Oben  S.  171. 

2)  Appian,  Syr.  4ß.  Zonaras  IX  25,  5.  Cicero,  Phil.  9  §  4.  Polyb.  XXXI 
20,  2.  XXXII  6  f.  Plin.  h.  n.  XXXIV  24.  Nach  Ohsequens  15  fällt  die  Ermordung 
des  Octavius  unter  die  Konsuln  von  162  v.  Cbr.,  d.  h.  Olymp.  154,  2  =  163/2  v.  Chr. 

3)  Zonaras  a.  0.     Polyb.  XXXI  20,  4. 

4)  Polyb.  XXXI  19. 


13.  Buch.     §  4.     Demetrios'  Flucht.  345 

nisse  ab.     Er  zeigte  sich  nicht  rachsüchtig,    sondern  das  Staatsinteresse 
überwog  es,    dafs  er  zunächst  nicht  daran  dachte,   etwas  gegen  Lysiaa 
zu    unternehmen,    und    als  Demetrios  sich  aufs  neue  meldete,    um  jetzt 
wenigstens  die  Rückkehr  nach  Syrien   zu  erlangen,    ward  er  wiederum 
abgewiesen.      Demetrios  jedoch    entschlofs    sich,   die   günstige   Gelegen- 
heit nicht   entschlüpfen  zu  lassen  und  aus  Rom  zu  entfliehen,    um  sich 
in  Syrien  als  Retter  aus  der  herrschenden  Verwirrung  darzustellen.    Auf 
Grund  der  letzten  Nachrichten,  die  ihm  seine  Freunde  brachten,  rechnete 
er   auf  bereitwilhge    Aufnahme.      Der    Gesandte    des   älteren   Ptolemäos 
Philometor,  Menyllos  von  Alabanda,  der  damals  die  Sache  seines  Herrn 
gegen  Ptolemäos  von  Kyrene  führte,    bereitete  auf  einem  karthagischen 
Schiff  unbemerkt    seine  Flucht  vor.     Auch  Polybios,    der  die  Bekannt- 
schaft des  Demetrios  mit  Menyllos  vermittelt  hatte,  war  im  Geheimnis  ^ 
Ein  Vertrauter  ging   nach  Syrien  voraus,    um    den  Boden   zu   bereiten, 
dann  ging  eines  Abends  Demetrios  in  Begleitung  seiner  nächsten  Freunde, 
Apollonios,    Meleagros,    Menestheus,    Nikanor   u.   a.   in    Ostia   an    Bord, 
während   man    in  Rom    ihn    auf  der  Saujagd    bei  Circei   glaubte.     Erst 
am  vierten  Tage,  als  er  schon  einen  weiten  Vorsprung  hatte,  ward  die 
Flucht    bekannt.      Die    Römer    verzichteten   auf    die    Verfolgung,    und 
gaben  nur  dem  Tiberius  Gracchus,  der  damals  eine  Gesandtschaft  nach 
Griechenland  und  Asien  führte,  den  Auftrag,  die  weiteren  Ereignisse  zu 
verfolgen    und    die   römischen   Interessen    wahrzunehmen  ^.       Demetrios 
setzte  seine  Reise  ungehindert  fort;    von  Lykien  aus  schrieb  er  an  den 
Senat  und  erklärte,    nur  gegen  Lysias,    nicht  gegen  den  jungen  König 
sei  das  Unternehmen   gerichtet,    entsprechend    seinem   letzten  Gesuch  in 
Rom.     Er  landete  dann   bei  TripoHs   in  Phönizien    und    ward  hier  bald 
von  den  Seinen  zum  König  ausgerufen.    Mit  einer  kleinen  Söldnerschar 
rückte  er  vor;    alles  fiel   ihm    zu,    denn  jedermann    glavibte,    der  Senat 
hätte  ihn  entsandt.    Er  gewann  Apameia  und  zog  von  hier  mit  ansehn- 
licher Macht  auf  Antiochien.     Lysias  wagte  keinen  Widerstand,  sondern 
zog  ihm  mit  dem  jungen  Könige  entgegen;  beide  wurden,  noch  ehe  sie 
dem    Demetrios    vor   Augen    gekommen,    erschlagen,    ihre    vornehmsten 
Freunde,  darunter  Herakleides,  und  die  Familie  des  Epiphanes  retteten 


1)  Polyb.  XXXI  20,  8  ff.  Nach  §  10  f.  war  das  karthagische  Schiff  eiue 
ttquytayog  für  die  alljährlich  gen  Tyros  gesandten  Opfer.  Man  darf  es  nicht  so 
verstehen,  als  wenn  das  von  Demetrios  gemietete  Schiff  die  Opfer  an  Bord  gehabt 
hätte,  wie  es  von  Droysen,  Klein.  Sehr.  II  422  geschieht,  der  darauf  eiue  Zeit- 
bestimmung gründet.  Wie  sollte  ein  solches  wohl  dazu  kommen,  längere  Zeit  in 
Ostia  zu  liegen  ?  sondern  es  war  ein  Schiff,  das  für  eine  solche  tsQayu>yia  bestimmt 
und  geeignet  war,  also  ein  besonders  gutes  Schiff. 

2)  Polyb.  XXXI  21  f. 


346  13.  Buch.     §  4.     Demetrios  I  in  Syrien  162  v.  Chr. 

sich  ins  Ausland.  In  kurzer  Zeit  war  Demetrios  im  ganzen  Syrien  an- 
erkannt ',  und  damit  war  wieder  ein  Fürst  im  Lande,  der  es  an  jugend- 
licher Tatkraft  nicht  fehlen  liefs,  um  die  zerfahrenen  Zustände  des  an- 
tiochenischen  Hofes  zu  bessern. 

Nicht  zum  wenigsten  verdankte  er  seinen  raschen  Erfolg  dem  Um- 
stände, dafs  man  sein  Unternehmen  als  vom  Senate  begünstigt,  als  die 
Antwort  auf  den  Mord  des  Octavius  ansah.  Er  selbst  unterstützte  diese 
Meinung  und  fand  daher  überall  Helfer.  Besonders  freudig  begrüfste 
ihn  Ariarathes  V,  der  ja  gegen  Lysias  so  grofse  Beschwerden  hatte;  er 
schlols  mit  ihm  Freundschaft  und  verlobte  sich  mit  der  Schwester  des 
Demetrios  ^.  In  Wahrheit  war  Demetrios  den  Römern  ein  sehr  un- 
erwünschter König,  und  der  Senat  gab  seiner  Gesinnung  alsbald  auf  das 
deutlichste  überall  zu  verstehen.  Natürlich  war  Demetrios  seinerseits 
vor  allem  bemüht,  die  Gunst  oder  wenigstens  die  Anerkennung  des 
Senats  zu  gewinnen,  aber  es  ward  ihm  schwer  genug  gemacht.  Er  ver- 
handelte darüber  in  wiederholten  Sendungen  mit  Tiberius  Gracchus  und 
seinen  Mitgesandten,  die  damals  in  Asien  thätig  waren.  Er  versicherte 
die  Römer  seiner  unbedingten  Ergebenheit  und  erlangte  dank  der 
Freundschaft  des  Gracchus  zunächst  wenigstens  so  viel,  dafs  ihn  die  Ge- 
sandten als  König  begrüfsten  ^.  Darauf  schickte  er  (160  v.  Chr)  eine 
feierliche  Gesandtschaft  nach  Rom  *,  die  das  übliche  Ehrengeschenk,  den 
goldenen  Kranz  überreichte  und  zugleich  den  Mörder  des  Octavius, 
Leptines  samt  Isokrates  dem  Kritiker,  dem  Senat  zur  Bestrafung  über- 
antwortete. Nach  einigem  Bedenken  nahm  der  Senat  zwar  die  Gesandt- 
schaft und  das  Geschenk  an,  nicht  aber  die  beiden  Männer;  die  Tat 
sollte  ungesühnt  bleiben,  um  bei  Gelegenheit  noch  einmal  benutzt  zu 
werden.  Demetrios  erhielt  die  Antwort,  wenn  er  sich  darnach  verhalte, 
solle  er  als  Freund  angesehen  werden  ^. 

Der  Mörder  Leptines   war   ein   merkwürdiger   Mensch;   nach   dem 
Morde  hatte  er  offen  alles  eingestanden,    war  dann,   als  Demetrios   auf 


1)  Appian,  Syr.  47.  Zonaras  IX  25,  6  f.  Liv.  epit.  46.  Justin.  XXXIV  3,  8. 
IMakk.  7,  IflP.  2  Makk.  14,  1  ff.  Josephus,  Antiq.  XII  389.  Euseb.  chrou.  I 
p.  253.  Als  sein  erstes  Jabr  wird  im  1.  Makk.  151  Sei.  gerechnet,  ebenso 
nach  der  berichtigten  Chronographie  des  Eusebios,  Olymp.  154,  3  =  162/1  v.  Chr. 
Der  Tod  des  Ant iochos  V  erfolgte  also  noch  im  Sommer  162  v.  Chr.  Kritik  d. 
beiden  Makkabäcrb.  78  ff. 

2)  Justin.  XXXV  1.     Diodor  XXXI  28. 

3)  Polyb.  XXXII  4. 

4)  Polyb.  XXXH  4.  6.  Diodor  XXXI  29  f.  Die  Zeit  (Olymp.  155,  1)  nach 
Diodor  cap.  28. 

5)  Polyb.  XXXII  7,  13.     Diodor  XXXI  30.     Appian,  Syr.  47. 


13.  Buch.     §  4.     Empörung  des  Timai'chos.  347 

den  Thron  kam,  zu  ihm  gegangen,  hatte  ihm  gesagt,  er  möge  unbesorgt 
sein  und  auch  die  Laodicener  es  nicht  entgelten  lassen  ^5  denn  er  selbst 
werde  nach  Rom  gehen  und  dem  Senat  eröffnen,  dafs  er  die  Tat  nach 
dem  Willen  .der  Götter  verübt  habe.  Ungefesselt  und  freudig  ging  er 
mit,  während  Isokrates,  sein  Leidensgefährte,  in  Fesseln  gelegt  war  und 
in  bejammernswertem  Zustande  in  Rom  ankam.  Auch  in  Rom  ging 
Leptines  frei  umher,  redete  von  seiner  Tat,  erklärte  sich  bereit,  vor  dem 
Senat  zu  erscheinen  und  versicherte,  in  Rom  würde  ihm  nichts  zu  Leide 
geschehen.     Und  wirklich  ging  er  straffrei  aus  ^. 

Demetrios  war  also  halb  und  halb  als  König  anerkannt,  hatte  aber 
inzwischen  schon  die  Folgen  der  römischen  Feindschaft  erfahren.  Man 
zog  sich  von  ihm  ängstlich  zurück,  und  besonders  Ariarathes  V  kündigte 
ihm,  wohl  auf  den  Rat  der  römischen  Gesandten,  Freundschaft  und  Ver- 
schwägerung auf  und  liefs  dies  in  Rom  durch  eine  besondere  Gesandt- 
schaft melden  ^.  Der  Senat  belohnte  seine  Fügsamkeit  durch  ein  hohes 
Ehrengeschenk,  den  Stab  und  Sessel  von  Elfenbein.  Aber  auch  im 
eigenen  Reiche  fand  Demetrios  Widerstand;  die  Anhänger  des  Antiochos 
Epiphanes  rührten  sich,  und  mehrere  Satrapen  wurden  abtrünnig.  An 
der  Spitze  der  Bewegung  standen  zwei  Günstlinge  des  Epiphanes,  der 
Milesier  Tiraarchos,  der  ehemalige  Statthalter  von  Babylon,  damals  von 
Medien,  mit  seinem  Bruder  Herakleides  ^.  Beide  hatten  bei  mehrfachen 
Gesandtschaften  in  Rom  viele  Freunde  erworben;  man  sagt,  Timarchos 
sei  der  erste  gewesen,  der  mit  Erfolg  die  Senatoren  direkt  zu  bestechen 
versuchte.  Er  empörte  sich,  setzte  sich  das  Diadem  auf  und  erreichte 
in  Rom  so  viel,  dafs  der  Senat  sich  damit  halb  und  halb  einverstanden 
erklärte.  Er  scheint  alle  oberen  Satrapien  in  seine  Hand  gebracht  zu 
haben,  machte  sich  mit  einem  gröfsereu  Heere  auf  den  Weg  nach  Westen, 
um  bei  Zeugma  den  Euphrat  zu  überschreiten  und  Demetrios  zu  stürzen. 
Aber  er  ward  von  diesem  besiegt  und  getötet;  die  verlorenen  Land- 
schaften kehrten  wieder  zu  Demetrios  zurück.  Da  Timarchos  ein  hartes 
Regiment  geführt  hatte,   so  ward  sein  Ende  mit  Freuden  begrüfst;    aus 


1)  Oflfenbar  ward  gefürchtet,  dafs  die  ganze  Stadt  für  die  Tat  des  Leptines  zu 
büfsen  haben  würde.     Köhler,  Sitzungsber.  der  Berliner  Akad.  1900  S.  1000. 

2)  Polyb.  XXXII  7. 

3)  Polyb.  XXXII  3,  3.  5,  If.  Diodor  XXXI  28.  Justin.  XXXV  1,  2.  Die 
Gesandtschaft  war  Herbst  160  v.  Chr.  in  Rom. 

4)  Diodor  XXXI  27  a.  Appian,  Syr.  45.  47.  Trogus  Pomp.  prol.  34.  Aus  Appian 
folgt,  dafs  Timarchos  zur  Zeit,  wo  die  Gesandtschaft  des  Demetrios  nach  Rom 
ging  (160/59  v.  Chr.),  schon  beseitigt  war,  dafs  also  seine  Erhebung  und  Sturz  in 
die  Jahre  IGl  und  160  v.  Chr.  fallen.  Es  gibt  von  ihm  auch  Münzen  in  Gold, 
Silber  und  Kupfer,  mit  der  Aufschrift  /3«(TtXe'wc  fisyä^ov  Tumoxov.  Babelon,  Rois 
de  Syrie  CXV  89. 


348  13.  Buch.     §  5.     Ariarathes  V. 

diesem  Anlafs  soll  Demetrios  von  den  Babyloniern  den  Beinamen  Soter 
erhalten  haben,  den  er  fortan  führte  ^ 

Durch  die  ersten  Erfolge  und  die  wenn  auch  nur  bedingte  Aner- 
kennung der  Römer  fühlte  Demetrios  seinen  Thron  genügend  befestigt. 
Gemäfs  seiner  Vergangenheit  schlug  er  in  vielen  Dingen  andere  Wege 
ein  als  Antiochos  Epiphanes,  aber  wie  dieser  zeigte  er  sich  als  einen 
Fürsten  von  Ehrgeiz  und  Tatkraft,  dem  es  an  Unternehmungslust  nicht 
fehlte.  Er  hat  dies  zunächst  dem  Ariarathes  V  von  Kappadokien  gegen- 
über betätigt,  der  ihn  durch  seine  Absage  zum  bittern  Feinde  gemacht 
hatte.  Bald  konnte  Demetrios  sich  rächen,  als  in  Kappadokien  ein 
Thronstreit  ausbrach  und  dem  Ariarathes  in  seinem  Halbbruder  Orophernes 
ein  gefährlicher  Nebenbuhler  erstand. 

§  5. 

Schon  früher  scheint  im  kappadokischen  Königshause  eine  Spaltung 
entstanden  zu  sein.  Ariarathes  IV  hatte  Antiochis,  die  Tochter  des 
Antiochos  III  zur  Gemahlin  ''^.  Es  wird  berichtet,  dafs  sie  anfangs  un- 
fruchtbar war  und  daher  zwei  Söhne  unterschob,  Ariarathes  und  Oro- 
phernes ^.  Dann  aber  gebar  sie  selbst  Kinder,  zwei  Töchter  und  einen 
Sohn,  Mithridates.  Sie  offenbarte  sich  jetzt  ihrem  Manne,  und  um  dem 
echten  Sohne  die  Nachfolge  zu  sichern,  wurden  die  beiden  älteren  aufser 
Landes  geschickt,  der  eine  nach  Rom*,  Orophernes  nach  lonien,  viel- 
leicht nach  Priene.  Mithridates  wurde  unter  dem  Namen  Ariarathes 
Thronerbe^  und  folgte    163/2  v.  Chr.,    wie  schon  erwähnt,    dem  Vater 

1)  Euseb.,  Chrou.  I  255.  Trogus  prol.  34.  35.  Appian,  Syr.  67.  Auf  den 
Münzen  erscheint  der  Beiname  owtkIq  so  viel  bekannt  zuerst  158  Sei.  =  155/4  v.  Chr. 
Babelon,  Rois  de  Syrie  CXVII.  Die  nach  Demetrios  datierte  babylonische  In- 
schrift aus  dem  Jahre  Sei.  151  (162/1  v.  Chr.)  wird  vor  der  Empörung  unter  Ti- 
marchos  liegen ,  dessen  Abfall  wahrscheinlich  in  Medien  begann.  Zeitschrift  für 
Assyriologie  8  (1803)  S.  110. 

2)  Diodor  XXXI  19,  7.  Die  Erzählung  Diodors  ist  übrigens  stark  geschmei- 
chelt, und  nicht  in  allen  Stücken  zuverlässig.  Ich  bemerke  hier,  dafs  Diodor  XXXI  20 
nicht  nach  Kappadokien  gehört,  sondern  nach  Ägypten.     Oben  S.  209  Anm.  3. 

3)  Es  ist  wohl  möglich,  dafs  die  beiden  wirklich  Kinder  des  Ariarathes  IV  von  einer 
anderen  Frau  waren.  Der  König  mag  noch  mehr  Kinder  gehabt  haben;  so  kann 
der  Polyb.  XXXIII  12,  1  erwähnte  Demetrios  recht  wohl  ein  Sohn  von  ihm  ge- 
wesen sein.  Die  Form  Öpoqce'p»-»}?  wird  durch  Münzen  und  eine  Inschrift  (S.  250 
Anm.  2)  bezeugt,  ferner  durch  Polybios  III  5,  2.  Athenäos  X  440  B.  Justin. 
XXXV  1,  2.  Trogus  prol.  34.  In  die  Exzerpte  der  Historikar  ist  aus  dem  Buche 
Judith  die  Schreibung  Olü(fiQvri(;  eingedrungen. 

4)  Livius  XLII  19,  3  meldet  seine  Ankunft  172  v.  Chr.,  ohne  Zweifel  an  der 
Echtheit  zu  äufsern. 

5)  Vielleicht  kann  man  aus  Polybios  XXXI  14,  4  schliefsen,  dafs  er  schon  bei 
Lebzeiten  des  Vaters  den  Königstitel  empfing. 


13.  Buch.     §  5.     Ariarathes  V.  34^ 

nach  '.  Ob  jedoch  am  Hofe  und  im  Lande  alles  mit  diesem  Ergebnis 
zufrieden  war,  ist  nicht  sicher.  Tatsache  ist.  dafs  die  Mutter  Antiochis 
noch  zu  Lebzeiten  des  Ariarathes  IV  das  Land  verlassen  hatte  und 
nach  Antiochien  gegangen  war,  wo  sie  mit  ihrer  Tochter  ^  durch  Lysias 
umkam;  Ariarathes  V  erlangte  nur  die  Auslieferung  ihrer  Gebeine,  die 
er  feierlich  beisetzen  liefs  ^. 

Ariarathes  V  war  Philhellene,  er  hatte  in  Athen  gelebt  und  besonder» 
mit  den  Philosophen  verkehrt,  war  dort  Ehrenbürger  und  hielt  auch  als 
König  von  Kappadokien  aus  die  Verbindung  mit  Attika  aufrecht;  mit  Karne- 
ades  wechselte  er  Briefe  *.  Unter  ihm  zog  die  hellenische  Bildung  in 
Kappadokien  ein  •'.  Wahrscheinlich  hat  er  zugleich  hellenische  Kolonisten 
herbeigerufen,  mit  denen  die  beiden  gröfsten  Städte  des  Landes,  Mazaka 
und  Tjana  neu  bevölkert,  mit  hellenischer  Verfassung  ausgestattet  und 
nach  dem  Namen  des  Gründers  Eusebeia  am  Argäos  und  am  Tauros 
genannt  wurden  ^.  Kriegerischen  Ehrgeiz  besafs  der  neue  König  nicht, 
sondern  er  hielt  sich  streng  in  den  Grenzen  seiner  Herrschaft,  die  durch 
Roms  Anerkennung  gesichert  schien.  Den  Einbruch  des  kommagenischen 
Dynasten  Ptolemäos  in  Melitene  wies  er  bald  nach  seinem  Eegierungs- 
antritt  mit  Erfolg  zurück  ^  Etwas  später  entstanden  in  seiner  Nach- 
barschaft jenseits  des  Euphrat  in  Sophene  Wirren.  Es  scheint,  dafs  der 
dortige    Fürst  '^   gestorben    war ;    es    waren    zwei    Thronberechtigte    vor- 

1)  Oben  S.  206. 

2)  War  diese  vielleicht  mit  Seleukos  IV  vermählt? 

3)  Polyb.  XXXI  17,  2.     Oben  S.  220. 

4)  Diogen.  La.  IV  65.  Zusammen  mit  Attalos  hat  er  dem  Karaeades  eine 
Statue  gestiftet.  SIG.  I'-  298.  Ein  Dekret  des  athenischen  Kollegiums  der  diony^ 
sischen  Künstler  für  ihn  und  seine  Gemahlin  Nysa,  worin  ihm  gedaukt  und  Ehren 
(z.  B.  eine  Geburtstagsfeier)  zuerkannt  werden,  findet  sich  BGH.  19  (1895),  541. 
Sein  Name  erscheint  auch  auf  attischen  Münzen.  Köhler,  MA.  5  (1881),  284 f. 
Head,  Histor.  num.  320.     Vgl.  ShebeleflF,  Aus  der  Geschichte  Athens  S.  206  fif. 

5)  Diodor  XXXI  8. 

6)  Strabo  XII  537  f.  Die  Einrichtung  der  Verfassung  geschah  nicht  ohne 
Beirat  der  Philosophen ;  Mazaka  nahm  die  Gesetze  des  Charondas  an.  Strabo 
S.  539.  Das  Ariarathes  V  der  Gründer  war,  ist  wahrscheinlich,  aber  nicht  sicher; 
denn  auch  Ariarathes  IV  hatte  den  Beinamen  Eusebes.  Eine  dritte  ebenfalls 
hellenische  Stadt  Kappadokiens,  Ariaratheia  (vgl.  CIA.  IV  2  nro.  451  f.)  geht  nach 
Stephanus  Byz.  s.  v.  auf  Ariarathes  IV  zurück.  Ob  Ariarathes  V  es  war,  der  die 
Flüsse  Melas  und  Karmalas  staute,  um  in  seinen  Gärten  Seen  zu  bilden,  und  da- 
durch bei  einem  Dammbruch  im  Unterlauf  der  Flüsse  Überschwemmungen  be- 
wirkte und  mit  den  Nachbarn  Weiterungen  hatte,  wissen  wir  nicht.    Strabo  XII  538  f. 

7)  Diodor  XXXI  19  a.  Man  wird  dies  Ereignis  besser  in  diese  Zeit  setzen  als 
unter  Ariarathes  IV.  Jedenfalls  fällt  es  erst  nach  dem  Tode  des  Antiochos  Epi- 
phanes.     Oben  S.  220. 

8)  Wohl  Mitbridates.     Oben  S.  78.     Polyb.  XXV  2,11. 


250  13.  Buch.     §  5.     Ariarathes  und  Orophernes. 

banden,  die  vertrieben  wurden  und  aufser  Landes  gingen.  Der  eine, 
Mitbrobuzanes  suchte  bei  Ariarathes  Zuflucht,  der  andere  bei  Artaxias 
in  Grofsarmenien.  Artaxias,  der  sich  seit  dem  Tode  des  Antiochos  Epi- 
phanes  wieder  unabhängig  und  frei  fühlte,  schlug  dem  Ariarathes  vor, 
beide  Bewerber  zu  beseitigen  und  Sophene  imter  sich  zu  teilen,  aber 
Ariarathes  lehnte  es  ab,  führte  seinen  Schützling  auf  den  Thron  zurück 
und  wufste  sogar  den  Artaxias  zu  gunsten  des  andern  umzustimmen  ^ 
Auch  hierin  hat  ihn  wohl  die  Rücksicht  auf  die  Römer  geleitet ;  er  wollte 
alles  vermeiden,  was  ihr  Mifstrauen  hätte  wachrufen  können,  und  be- 
eilte sich  daher,  sobald  er  von  der  Gesinnung  des  Senats  dem  Demetrios 
gegenüber  erfuhr,  diesem  die  Freundschaft  aufzusagen. 

Nicht  lange  darnach  trat  nun  sein  Halbbruder  Orophernes  mit  An- 
sprüchen auf  den  kappadokischen  Thron  hervor  '^.  Derselbe  mufs  im 
Lande  nicht  unbedeutenden  Anhang  besessen  haben  ^  und  fand  vor  allem 
die  tätige  Unterstützung  des  Demetrios,  der  sich  dafür  eine  hohe  Summe, 
1000  Talente,  ausbedang.  Von  Soldaten  des  Demetrios  geleitet,  rückte 
Orophernes  in  Kappadokien  ein  (159  v.  Chr.).  Ariarathes  ward  zwar 
von  Eumenes  unterstützt  * ,  aber  gerade  in  diese  Zeit  scheint  zum  Un- 
glück für  Ariarathes  der  Tod  des  Pergameners  gefallen  zu  sein,  und  der 
Ausgang  der  Sache  war,  dafs  Ariarathes  158  v.  Chr.  aus  Kappadokien 
weichen  mufste  und  hilfesuchend  nach  Rom  ging,  wo  er  etwa  Spät- 
sommer 158  V.  Chr.  anlangte-^.     Um  ihm  entgegenzuwirken,  erschienen 


n  Diodor  XXXI  22.     Polyb.  XXXI  17,  5. 

2)  Polyb.  III  5,  2.  Liv.  perioch.  47.  Appian,  Syr.  47.  Justinus  XXXV  1. 
Trogus  prol.  34.  Zonaras  IX  24,  8.  Vgl.  Ancient  Greek  inscr.  in  the  British 
Mus.  III  n.  424.     Reinach,  Trois  royaumes  S.  44. 

3)  Unter  seinen  Freunden  und  Föi'derern  wird  besonders  Timotheos  namhaft 
gemacht.     Diodor  XXXI  32.     Polyb.  XXXII  24,  4. 

4)  Zonaras  a.  0. 

5)  Polyb.  XXXII  24  Da  hienach  die  Zeit  der  Ankunft  des  Ariarathes  in 
Rom  feststeht,  ferner  Zonaras  a.  0.  berichtet,  dafs  Eumenes  ihn  unterstützte,  dieser 
aber  159  v.  Chr.  starb ,  so  ist  anzunehmen ,  dafs  Eumenes  zwar  den  Anfang  der 
Usurpation  des  Orophernes  erlebte,  aber  nicht  mehr  die  Vertreibung  des  Ariarathes, 
dafs  also  der  Kampf  um  das  Königtum  eine  Zeitlang  gedauert  hat.  Nach  den 
Einleitungsworten  des  Exzerptes  bei  Diodor  XXXI  32  a  müfste  man  freilich  an- 
nehmen, Eumenes  habe  die  Flucht  des  Ariarathes  noch  erlebt,  und  dieser  Meinung 
ist  Bevan,  The  house  of  Seleucus  II  20G  Anm.  3.  Dies  ist  aber  nur  unter  einer 
doppelten  Voraussetzung  statthaft:  entweder  ist  das  Todesjahr  des  Eumenes  (nach 
Strabo  XIII  624)  nicht  richtig  bestimmt,  und  Eumenes  ist  erst  159/8  v.  Chr.  ge- 
storben, oder  Ariarathes  ist  nach  seiner  Vertreibung  nicht  gleich  nach  Rom  ge- 
gangen, sondern  hat  sich  zunächst  etwa  ein  Jahr  lang  in  Pergamon  aufgehalteu. 
Wahrscheinlich  jedoch  liegt  im  Diodorexzerpt  ein  Versehen  vor,  wie  es  in  den  Ein- 
gangsworten der  Exzerpte  nicht  selten  ist,  und  Eumenes  ist   statt  Attalos  genannt 


13.  Buch.     §  5.     Ariarathes  und  Orophernes.  351 

bald  darnach  Gesandte  von  Demetrios  wie  von  Orophernes.  Letzterer 
suchte  die  römische  Anerkennung  nach  und  liefs  einen  goldenen  Kranz 
überreichen,  und  unter  den  Konsuln  von  157  v.  Chr.  kam  die  Sache 
zur  Entscheidung.  Durch  dreiste  Lügen  und  Beschuldigungen  wufsten 
die  Gesandten  den  Senat  so  zu  bearbeiten,  dafs  er  den  Orophernes  an- 
erkannte und  Kappadokien  unter  beide  Könige  zu  teilen  beschlofs  >• 
Vielleicht  war  es  eine  Nachwirkung  des  früheren  Mifstrauens  gegen 
Ariarathes  IV  (S.  206);  überdies  mag  es  dem  Senat  nicht  unerwünscht 
gewesen  sein,  das  Königreich  zu  schwächen. 

Auf  der  Heimkehr  von  Rom  versuchten  die  Beauftragten  des  Oro- 
phernes zweimal,  zuerst  bei  Korkyre,  dann  bei  Korinth,  den  Ariarathes  zu 
überfallen  und  zu  ermorden;  er  entging  jedoch  den  Nachstellungen,  im 
Gegenteil  bei  Korkyra  fanden  die  Gesandten  selber  den  Tod  ^,  und  glück- 
lich gelangte  Ariarathes  nach  Pergamon,  von  wo  ihn  Attalos  11  in  seine 
Hälfte  einsetzte;  es  war  das  erste  auswärtige  Unternehmen  des  Perga- 
meners  ^.  Bald  fiel  auch  die  andere  Hälfte  Kappadokiens  wieder  an  Aria- 
rathes zurück;  denn  Orophernes  konnte  sich  nicht  lange  halten.  Er  hatte 
sein  Königtum  allzu  teuer  bezahlen  müssen,  seine  Helfer,  vor  allem  De- 
metrios, verlangten  grofse  Suramen,  er  selbst  brachte  aus  lonien,  wo  er  auf- 
gewachsen war,  verschwenderische  Neigungen  ^  und  neue  Sitten  mit.  So 
brauchte  er  viel  Geld,  mehr  als  er  aus  seinem  Teil  herauswirtschaften 
konnte,  und  mufste  zu  Gewalttaten,  Hinrichtungen  und  Konfiskationen 
greifen.  Er  konnte  die  Soldaten  nicht  mehr  bezahlen,  und  als  sie  mit 
Meuterei  drohten,  griff"  er  den  Tempelschatz  des  Zeus  an.  So  ist  es  leicht 
verständlich,  dafs  er  sich  bald  unsicher  fühlte  und  auf  alle  Fälle  eine  an- 
sehnhche  Summe  Geldes,  400  Talente,  nach  Priene  ins  dortige  Heilig- 
tum in  Sicherheit  brachte.  Attalos  und  Ariarathes  werden  das  ihrige 
getan  haben,  um  seine  Stellung  weiter  zu  untergraben.  Zuletzt  ent- 
zweite sich  Orophernes  auch  mit  seinen  bisherigen  Freunden,  und  nun 
brach  sein  Königtum  zusammen  ^.  Nach  etwa  zweijähriger  Regierung 
mufste  er  nun  156  v.  Chr.  das  Land  verlassen  und  kehrte  zu  seinem 
Beschützer  Demetrios  zurück  ^.    Ariarathes  ward  wieder  alleiniger  König 

•worden.  Dies  wird  überdies  im  Exzerpt  selbst  durch  die  Worte  vn'  Evfisyovc:  toi 
Tore  ßccaiXüioi  angedeutet:  denn  lore  weist  darauf  hin,  dafs  zur  Zeit  der  Handlung 
nicht  mehr  Eumenes  König  war,  sondern  ein  anderer. 

V)  Poljb.    XXXII   24.     Gesandter   des   Demetrios    war   Miltiades,   die    kappa- 
•dokischen  Timotheos  und  Diogenes. 

2)  Diodor  XXXI  32  b.     Also  auch  Timotheos  wird  damals  umgekommen  sein. 

3)  Polyb.  XXXII  22,  8. 

4)  Nach  Äiian,  Var    bist.  II  41  war  er  ein  starker  Zecher. 

5)  Diodor  XXXI  32.  34.     Polyb.  XXXII  25. 

6)  Vor  155  V.  Chr.     Polyb.  XXXIII  6. 


353  13.  Buch.     §  6.     Demetrios  und  die  Juden. 

von  ganz  Kappadokien.  Aber  Land  und  Königtum  werden  unter  der 
Usurpation  des  Orophernes  schwer  gelitten  haben;  sie  mufsten  den 
doppelten  Thronwechsel  bezahlen. 

In  den  Sturz  des  Orophernes  ward  auch  das  ionische  Priene  ver- 
wickelt. Ariarathes  verlangte  die  Auslieferung  der  vom  Usurpator  de- 
ponierten Geldsumme,  aber  die  Prienenser  weigerten  sich,  das  ihnen 
anvertraute  Gut  einem  andern  auszuliefern.  Mit  Unterstützung  des 
Attalos,  der  ebenfalls  Beschwerden  gegen  Priene  hatte,  schritt  hierauf 
Ariarathes  zu  Feindseligkeiten.  Attalos  gewährte  ihm  Durchzug  durch 
das  pergamenische  Gebiet,  und  Priene  sah  sein  Gebiet  von  kappadokischen 
Truppen  ausgeplündert  ohne  sich  verteidigen  zu  können.  Ihre  Hilfsge- 
suche erst  an  die  Rhodier,  dann  an  die  Römer  waren,  wie  es  scheint, 
vergeblich.  Es  wird  dann  rühmend  anerkannt,  dafs  sie  nach  alledem 
das  deponierte  Geld  dem  Orophernes  wieder  zurückgaben  ^  Der  Präten- 
dent lebte  am  Hofe  des  Demeti'ios,  hielt  aber  keine  Ruhe.  Als  später 
die  Antiochener  sich  gegen  den  König  empörten,  trat  er  auf  ihre  Seite. 
Demetrios  setzte  ihn  hierauf  in  Seleukeia  gefangen;  er  schonte  damals 
sein  Leben,  weil  er  ihm  gegen  Ariarathes  vielleicht  noch  einmal  von 
Nutzen  sein  konnte  -.  Doch  fand  sich  keine  Gelegenheit  mehr,  in  Kappa- 
dokien einzugreifen;  Demetrios  mufste  selbst  auf  seine  Sicherheit  be- 
dacht sein,  und  schwerlich  hat  ihn  Orophernes  überlebt. 

§  6. 

Schon  vor  den  kappadokischen  Wirren  ganz  zu  Anfang  seiner  Re- 
gierung hatte  Demetrios  mit  den  aufständischen  Juden  zu  tun  und  auch 
hier  die  königlichen  Rechte  viel  kräftiger  wahrgenommen  als  sein  schwacher 
Vorgänger  es  vermochte.  Durch  den  Frieden  von  163  v.  Chr.  hatten 
die  Hasmonäer  über  ihre  Gegner,  die  alte  königliche  Partei,  die  Gott- 
losen, wie  sie  in  unsern  Berichten  heifsen,  das  Übergewicht  erlangt. 
Sobald  nun  Demetrios  zur  Herrschaft  gelangt  war,  erschien  der  Hohe- 
priester Alkimos  im  Namen  seiner  Parteigenossen,  überreichte  den  üb- 
lichen goldenen  Kranz  und  andere  Huldigungsgeschenke  und  bat  um 
Hülfe  gegen  Judas  ^  (162/1  v.  Chr.).  Auch  den  Juden  gegenüber  ging 
Demetrios  andere  Wege  als  Lysias  und  Eupator.  Alkimos  ward  in 
seinem  Amte  bestätigt,  Demetrios  gab  ihm  den  Nikanor  mit,  den  er  zum 


1)  Polyb.  XXXIII  G.  Das  Exzerpt  gehört  etwa  ins  Jahr  155,  jedenfalls  vor 
152  V.  Chr.  Später  hat  der  Senat  eine  Entscheidung  getroften,  wovon  in  der 
S    250  Anm.  2  citierten  Inschrift  ein  Rest  übrig  ist. 

2)  Justinus  XXXV  1,  3. 

3)  IMakk.  7,  4  ff.     2  Makk.  14,  1  ff .     Letzteres  gibt  das  Datum  151  Sei. 


13.  Buch.     §  6.     Demetrios  und  die  Juden.  353 

Strategen  Judäas  ernannte.  Verstärkt  durch  die  Aufgebote  des  süd- 
lichen Syriens  rückte  dieser  in  Judäa  ein,  führte  den  Alkiraos  und  seine 
Freunde  nach  Jerusalem  zurück  und  vertrieb  die  Hasmonäer.  Bakchides, 
der  Strateg  östlich  vom  Jordan,  unterstützte  ihn  dabei  von  der  anderen 
Seite  her  K  Der  Verlauf  der  Ereignisse  wird  im  einzelnen  abweichend 
und  lückenhaft  überliefert''.  Wir  erkennen  jedoch,  dafs  Alkimos  zu- 
nächst von  einem  grofsen  Teil  der  Juden,  auch  von  der  Priesterschaft 
und  den  Asidäern  als  rechtmäfsiger  Hoherpriester  anerkannt  ward.  Da 
er  aber  seine  Parteileidenschaft  nicht  zügeln  konnte  und  alsbald  sich  an 
den  Gegnern  zu  rächen  begann,  so  trieb  er  das  Volk  wieder  dem 
Makkabäos  zu,  dieser  gewann  in  der  Landschaft  draufsen  vor  Jerusalem 
das  Übergewicht,  und  der  Krieg  war  wieder  im  vollen  Gange.  Nikanor 
kam  zur  Überzeugung,  dafs  ohne  die  Hasmonäer  eine  Beruhigung  des 
Landes,  die  damals  im  dringenden  Interesse  des  Königs  lag,  nicht  mög- 
lich sei,  und  versuchte,  sich  mit  Judas  zu  verständigen.  Nach  einem  glück- 
lichen Treffen,  das  er  mit  Simon,  dem  Bruder  des  Judas  bestand,  hatte 
er  mit  letzterem  eine  persönliche  Zusammenkunft,  die  zu  einem  friedlichen 
Vergleich  führte.  Judas  legte  die  Waffen  nieder  und  nahm  in  Jerusalem 
unter  den  Augen  Nikanors  Wohnung.  Nikanor  verkehrte  in  Freund- 
schaft mit  ihm  und  konnte  seine  syrischen  Hülfstruppen  entlassen  ^.  Aber 
der  Friede  hatte  keine  Dauer.  Nach  unserem  Bericht  beschwerte  sich 
Alkimos  beim  König  über  Nikanor;  er  beschuldigte  ihn,  dafs  er  den 
Judas  Makkabäos  zum  Hohenpriester  machen  wolle  *,  und  fand  Gehör. 
Nikanor  ward  angewiesen,  sich  der  Person  des  Judas  zu  bemächtigen. 
Allein  dieser  erhielt  Wind  davon  und  entfloh,  bald  stand  er  wieder  im 
Felde  und  bestand  gegen  Nikanors  Truppen  ein  siegreiches  Gefecht  ^. 
Dieser  machte  nun  die  Juden  in  Jerusalem  für  das  Geschehene  verant- 
wortlich:  er   soll  in   den  Tempel  gegangen  sein  und  den  Priestern  ge- 


1)  Bakehides  wird  nur  1  Makk.  7,  8 ff.  erwähnt,  und  zwar  wird  er  zuerst  aus- 
gesandt, dann  erst,  als  er  mit  Judas  Makkabäos  nicht  fertig  werden  kann,  kommt 
auf  erneuten  Hilferuf  Nikanor,  der  im  2.  Makk.  allein  genannt  wird  Es  empfiehlt 
sich,  besonders  mit  Rücksicht  auf  die  zur  Verfügung  stehende  Zeit,  eine  gemein- 
same, gleichzeitige  Tätigkeit  des  Bakehides  und  Nikanor  anzunehmen,  wobei  es 
sehr  wohl  möglich  ist,  dafs  Bakehides  als  der  nähere  zuerst  in  Judäa  einrückte 
oder  dafs  sich  Nikanors  Abmarsch  etwas  verzögerte. 

2)  2  Makk.  14,  13  ff.  1  Makk.  7,  9  ff.  Josephus,  Autiq  XII  393  ff.  Josephus 
folgt  dem  1.  Makkabäerbuch  mit  einigen  selbständigen  Zusätzen.  Vgl.  Kritik  der 
Makk.  S.  86. 

3)  2  Makk.  14,  17  ff. 

4)  2  Makk.  14,  26.  1  Makk.  7,  25.  Hieran  knüpft  Josephus  an,  wenn  er  Antiq. 
XII  414  den  Judas  zum  Hohenpriester  macht. 

5)  Bei  Kapharsalama  1  Makk.  7,  31  f. 


354  13.  Buch.     §  (3.     Niederlage  Nikanors. 

droht  haben,  das  Gotteshaus  zu  zerstören  und  ein  Heiligtum  des  Dionysos 
an  seine  Stelle  zu  setzen,  wenn  Judas  nicht  herbeigeschafft  würde;  an- 
gesehene Juden  wurden  ergriffen  und  getötet  ' ;  die  Betürchtung  einer 
neuen  Religionsverfolgung  erwachte  und  trieb  dem  Makkabäos  zahlreiche 
Anhänger  zu.  Nikanor  mufste  aufs  neue  gegen  die  Aufständischen  zu 
Felde  ziehen  und  traf  den  Judas  nicht  weit  von  Bethoron  bei  Adasa  ^,  aber 
er  war  ihm  nicht  gewachsen.  Die  syrischen  Hülfstruppen  hatte  er  nach 
Hause  geschickt,  und  seine  Macht,  die  allein  nicht  ausreichte,  durch  ein 
jüdisches  Aufgebot  ergänzt,  das  nur  widerwillig  folgte.  Es  scheint,  dafs 
ihn  die  jüdischen  Bundesgenossen  verliefsen  oder  zu  Judas  übergingen  *. 
Er  wurde  völlig  geschlagen  und  fand  im  Kampfe  seinen  Tod  (Frühjahr 
161  V.  Chr  )  ^.  Die  Sieger  zogen  im  Triumph  in  Jerusalem  ein;  Kopf 
und  Arm  Nikanors  wurden  öffentlich  ausgestellt,  und  eine  Zeitlang  war 
Judas  Herr  des  Landes;  es  ist  wohl  möglich,  dafs  nun  gleich  die  Züge 
der  Aufständischen  in  die  Nachbarschaft  wieder  begannen  •'. 

Judas  mufste  auf  einen  harten  Straufs  mit  Demetrios  gefafst  sein 
und  suchte  dagegen  Hilfe  in  Rom.  Der  Gedanke  lag  ja  nahe  genug; 
gerne  nahmen  die  Römer  alle  Bedrängten,  die  zu  ihnen  kamen,  in  ihren 
Schutz,  und  schon  früher  hatten  sich  römische  Gesandte  für  die  Juden 
bei  Antiochos  V  verwandt;  überdies  wufste  Judas  gewifs,  welche  un- 
günstige Stimmung  gegen  Demetrios  in  Rom  herrschte  ^ ,  vor  kurzem 
hatte  auch  Timarchos  dort  Rückhalt  gefunden;  ein  Hilfsgesuch  hatte 
also  Aussicht  auf  Gehör.  In  der  Tat  fand  die  jüdische  Gesandtschaft, 
die  von  Eupolemos  geführt  ward,  in  Rom  erwünschte  Aufnahme; 
wenn    auch    kein    eigentliches  Bündnis   geschlossen   ward,    so   hat  doch^ 


1)  1  Makk.  7,  33  f.  2  Makk.  14,  31  flP.  Letzteres  erzählt  hiebe!  vom  Ende  des 
Razis,  der  in  einer  Art  Burg  wohnte  und  sich  der  Verhaftung  durch  Selbstmord 
entzog. 

2)  1  Makk.  7,  39.  Josephus,  Antiq.  XII  408.  Nach  2  Makk.  15,  1  kommt 
Judas  aus  der  Gegend  von  Samarien. 

3")  Dies  deutet  2  Makk.  15,  2 ff.  an;  dort  wird  erzählt,  Nikanor  habe  die  Juden 
zwingen  wollen,  am  Sabbat  gegen  ihre  Landsleute  zu  fechten.  Nach  1  Makk.  7,  39 
hat  Nikanor  vor  der  Schlacht  V^erstärkungen  erhalten;  dies  scheint  jedoch  tenden- 
ziöse Entstellung  zu  sein.     Vgl.  Kritik  der  beiden  Makkab.  87. 

4)  1  Makk.  7,  43.  2  Makk.  15,  36.  Das  überlieferte  Datum  der  Schlacht  ist 
der  als  Gedenktag  gefeierte  13.  Adar,  etwa  Anfang  April.  Das  Jahr  ist  nicht  aus- 
drücklich überliefert;  man  nimmt  das  in  beiden  Makkabäerbüchern  zuletzt  ge- 
nannte, nämlich  Sei.  151  =  162/1  v.  Chr.  an;  ein  eigenes  Datum  hat  die  Schlacht 
nicht. 

5)  So  erklärt  sich  die  Züchtigung  des  Ortes  „  Maisaloth  (oder  nach  Tuch  Me- 
sadoth)  in  Arbela"  in  Galiläa,  die  Bakchides  im  nächsten  Jahre  vornahm.  1  Makk. 
9,  2.     Wellliausen,  Israel.  Gesch.*  266  Anm.  1. 

6)  Die  Anerkennung  des  Demetrios  fällt  erst  später.     Polyb.  XXXII  6. 


13.  Buch.     §  6.     Tod  des  Makkabäos  160  v.  Chr.  25» 

wie  es  scheint,  der  Senat  die  Juden  als  befreundetes  selbständiges  Volk 
anerkannt,  und  Demetrios  aufgefordert,  sie  in  Ruhe  zu  lassen  '.  Aber 
Judas  hat  die  Rückkehr  seiner  Gesandten  schwerlich  erlebt.  Nach 
Nikanors  Fall  hatte  Demetrios  sofort  ein  gröfseres  Heer  ausgerüstet  und 
schickte  es  unter  Bakchides  gegen  die  Juden.  Die  Gesandtschaft  des 
Eupolemos  konnte  ihm  nicht  verborgen  bleiben;  sie  wird  ihn  veranlafst 
haben,  rasch  und  kräftig  zu  handeln,  um  der  drohenden  römischen  Ein- 
mischung zuvorzukommen.  Von  Norden,  etwa  von  Ptolemais  her,  drang, 
Bakchides  unaufhaltsam  vor,  züchtigte  unterwegs  einige  Aufständische 
in  Galiläa  und  stand  im  April  160  v.  Chr.  ^  mit  mehr  als  2U000  Mann 
in  Jerusalem,  wo  Alkimos  und  sein  Anhang  wieder  eingesetzt  ward. 
Judas  hatte  sich  ins  Gebirge  zurückgezogen;  er  ward,  als  der  Feind 
mit  grofser  Übermacht  anrückte,  von  vielen  seiner  Leute  verlassen;  mit 
dem  Rest  ward  er  umzingelt  und  fand  in  der  Schlacht  als  Held  sein 
Ende  \ 

Nach  dem  Fall  des  Judas  Makkabäos,  der  in  Wahrheit  ein  un- 
ersetzlicher Führer  war,  mufste  sich  Judäa  der  königlichen  Autorität 
unterwerfen.  Die  Freunde  der  Hasmonäer  wurden  unterdrückt,  beseitigt 
oder  vertrieben,  ein  Teil  ward  gefangen  gesetzt;  Alkimos  und  sein& 
Partei  kamen  zur  Herrschaft  *.  Aber  viele  Aufständische  hatten  sich 
gerettet  und  blieben  in  den  Waffen.  Die  Brüder  des  Gefallenen,  Jonathan 
und  Simon,  behaupteten  sich  in  der  Wüste  Thekoa  und  am  Nordrande 


1)  Dafs  sich  Judas  mit  den  Römern  verbündete  oder  verbünden  wollte ,  ist  so 
gut  bezeugt  (2  Makk.  4,  11.  iMakk.  9,  1  if .  Josephus,  Bell.  Jud.  1  38.  Justiuus 
XXXVI  3,  9),  dafs  die  dagegen  von  Willrich  und  Wellhausen  erhobenen  Zweifel 
nicht  aufkommen  können.  Vgl.  Wellhausen,  Israel.  Gresch.*  266.  Meine  Kritik  d. 
beiden  Makkab.  88.  Freilich  die  im  1.  Makk.  und  darnach  in  verbesserter  Gestalt 
von  Josephus,  Autiq.  XII  41 7  ff.  mitgeteilte  Vertragsurkuude,  kann  in  der  über- 
lieferten Form  nicht  echt  sein,  sondern  ist  mindestens  stark  bearbeitet.  Die  Tat- 
sache des  Bündnisses  wird  dadurch  nicht  berührt. 

2)  Im  1.  Monat,  d.  h.  dem  Nisan  oder  Xanthikos  des  Jahres  152  Sei  Für 
diejenigen,  welche,  wie  Schürer ,  die  seleukidischen  Jahre  des  1.  Makkabäerbuchs 
nicht  mit  dem  Dios,  sondern  mit  dem  Xanthikos  beginnen  lassen,  fällt  das  Datum 
in  den  April  161  v.  Chr.,  was  grofse  Schwierigkeiten  macht,  da  alsdann  der  Ab- 
stand von  der  Niederlage  Nikanos'  sehr  gering  wird,  wenn  nämlich  diese  in  den  März 
161  V.  Chr.  zu  setzen  ist.     Wellhausen,  Israel.  Gesch.  266.     Schürer  1^  218  f. 

3)  IMakk.  9,  3 ff.  Josephus,  Ant.  XII  420 ff.  Bell.  I  47.  Der  Schlacht- 
bericht des  1.  Makk.  ist  wesentlich  patriotische  Phantasie.  Der  Ort  des  Kampfes 
ist  unbekannt;  die  im  1.  Makk.  genannten  Orte  Berea  oder  Berzeth  und  Elasa  oder 
Eleasa  sind  nicht  nachweislich.  Josephus  im  Bell  Jud.  nennt  statt  dessen  Akedasa. 
Man  wird  an  die  Gegend  nördlich  und  nordwestlich  von  Jerusalem  zu  denken 
haben.     Der  Leichnam  des  Judas  wurde  nach  1  Makk.  9,  19  in  Modein  bestattet. 

4)  IMakk.  9,  23.  70 f.     Josephus,  Antiq.  XIII  1  ff. 


256  13.  Buch.     §  6.     Unterwerfung  Judäas. 

des  Toten  Meeres  zu  beiden  Seiten  der  Jordanmündung  nahe  der  arabischen 
Grenze.  Die  Araber,  die  zum  seleukidischen  Reiche  gehörten,  waren 
den  Hasmonäern  zum  Teil  feindlich  gesinnt,  aber  wichtig  war  es,  dafs 
die  Nabatäer,  die  um  diese  Zeit  sich  auszubreiten  anfangen,  ihre  Freunde 
waren  und  ihnen  einen  Rückhalt  gewährten  \  Bakchides  suchte  den 
Jonathan  am  Jordan  auf  und  hätte  ihn  beinahe  umzingelt  und  gefangen 
genommen,  aber  er  entkam  über  den  Flufs.  Der  Strateg  ging  hierauf 
nach  Jerusalem  zurück  und  nahm  die  Ordnung  und  Sicherung  des  Landes 
vor.  Nicht  nur  Jerusalem,  sondern  alle  wichtigen  Plätze  ringsum,  wie 
Jericho,  Ammans,  Bethoron,  Bethel,  Bethsura,  Gazara  wurden  mit  könig- 
lichen Besatzungen  versehen ;  die  angesehensten  Familien  mufsten  Geiseln 
stellen,  die  auf  der  Burg  in  Jerusalem  aufbewahrt  wurden  -.  Doch  die 
jüdische  Religion  ward  nicht  mehr  bedroht,  und  gewifs  hat  Demetrios  dieses 
dem  Volke  ausdrückhch  zugesichert.  Das  alte  Regiment,  wie  es  vor  Ausbruch 
der  Unruhen  unter  Antiochos  Epiphanes  bestand,  ward  im  wesentlichen 
wiederhergestellt  ^.  Alle  diejenigen  also,  welche  nur  um  der  Religion  willen 
am  Aufstande  beteiligt  waren,  die  Asidäer  und  ihre  Genossen,  hatten  keinen 
Anlafs  mehr,  dem  Könige  zu  widerstreben.  Wie  aber  die  Erhebung 
von  Anfang  an  nur  zum  Teil  religiösen  Ui"sprung  hatte,  zum  andern 
Teil  aus  den  alten  Parteiungen  von  dynastischem  Charakter  entstanden 
war,  so  war  auch  die  religiöse  Beruhigung  nicht  ausreichend,  um  dem 
Lande  den  Frieden  wiederzugeben.  Nachdem  die  Auflehnung  einmal 
erfolgt  war,  konnte  man  nicht  leicht  zum  alten  Gehorsam  zurückkehren, 
zumal  da  die  erste  Strenge  und  Energie  in  der  Verfolgung  der  Auf- 
ständischen bald  nachliefs. 

Schon  im  nächsten  Jahre  (l 60/59  v.  Chr.)  starb  Alkimos  der  Hohe- 
priester eines  plötzlichen  Todes  *.     Ob  er  einen  Nachfolger  erhielt,    und 

1)  Schon  Judas  hatte  mit  ihnen  Freundschaft  geschlossen.  1  Makk.  5 ,  25. 
Als  damals  der  Angriff  des  Bakchides  bevorstand,  ward  Johaunes ,  der  Bruder  Jo- 
nathans, mit  dem  überflüssigen  Gepäck  zu  den  Nabatäeru  geschickt,  aber  von 
den  Arabern  aus  Medaba  aufgefangen  und  erschlagen,  wofür  Jonathan  bei 
nächster  Gelegenheit  Rache  nahm.  1  Makk.  9,  35ff.  Josephus,  Antiq  XIII  lOf. 
Bell.  Jud.  I  47.  Die  Anfänge  des  nabatäischen  Staates  sind  dunkel.  Den  Seleu- 
kiden  scheint  das  Volk  nie  Untertan  gewesen  zu  sein.  Der  erste  bekannte  Fürst 
ist  der  '2  Makk.  5,  9  erwähnte  Aretas,  zu  dem  lason  flüchtete  (oben  S.  231). 
Justinus  XXXIX  5,  6  leitet  ihre  Macht  von  einem  König  Ilerotimos  oder  Hieroti- 
mos  ab,  der  etwas  später  gelebt  zu  haben  scheint,  aber  im  übrigen  unbekannt  ist. 
Vgl.  Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  P  720  ff.  und  die  dort  angeführte  Litteratur. 

2)  iMakk.  9,  50.     Josephus,  Antiq.  XIII  15. 

3)  Wellhausen,  Israel.  (Jesch.'  268.  Joh.  Malalas  S.  207  (Bonn)  berichtet,  De- 
metrios habe  den  Juden  ihren  Tempel  zurückgegeben.  Selbst  Malalas  hat  manches 
Korn  wirklicher  Überlieferung  erhalten. 

4)  Zur  Strafe  für  die  Niederreifsung  einer  Mauer  des  inneren  Tempelhofes ,  wie 


13.  Buch.     §  6.    Jonathans  Anerkennung.  357 

wer  an  seine  Stelle  trat,  wird  nicht  überliefert  ^  Bakchides  ferner  ver- 
liefs  Judäa  und  nahm  vermutlich  sein  Heer  mit  sich,  und  nur  die  Be- 
satzungen blieben  zurück.  Zwei  Jahre  war  Ruhe  im  Lande,  d.  h. 
der  Krieg  gegen  die  Hasmonäer  schlief  ein.  Diese  konnten  wieder  zu 
Blräften  kommen  und  durften  es  wagen  zurückzukehren,  sie  wurden 
wieder  so  mächtig,  dafs  ihre  Gegner  mit  den  vorhandenen  Streit- 
kräften nichts  gegen  sie  ausrichteten  und  die  Hilfe  des  Demetrios  an- 
riefen ^,  der  den  Bakchides  wieder  nach  Judäa  sandte.  Bakchides 
versuchte  zunächst,  Jonathan  und  Simon  und  ihre  Anhänger  mit  Hilfe 
seiner  jüdischen  Freunde  festzunehmen;  aber  der  Anschlag  mifslang,  die 
Hasmonäer  entkamen  und  sammelten  sich  an  einem  befestigten  Ort,  der 
in  der  Wüste,  vielleicht  im  südlichen  Judäa  gelegen  war  ^.  Bakchides 
folgte  mit  jüdischen  Mannschaften  nach  und  belagerte  die  Veste,  aber 
ohne  Wirkung.  Jonathan  hatte  sich  rechtzeitig  der  Einschliefsung  entzogen 
und  errang  draufsen  allerlei  Erfolge,  während  Simon  sich  der  Belagerer 
glücklich  erwehrte.  Bakchides  scheint  in  eine  schwierige  Lage  ge- 
kommen zu  sein  und  machte  seine  jüdischen  Bundesgenossen  daiür  ver- 
antwortlich, mehrere  von  ihnen  mufsten  es  büfsen  *.  Damit  öffnete  er  dem 
Gegner  einen  Weg  zur  Verständigung.  Jonathan  machte  Friedensvor- 
schläge und  Bakchides  ging  darauf  ein.  Der  Hasmonäer  versprach,  Ruhe 
zu  halten ;  dafür  wurden  seine  Freunde  freigegeben,  die  von  dem  früheren 
Kriege  her  noch  in  Gefangenschaft  safsen.  Er  selbst  durfte  mit  seinen 
Anhängern  zurückkehren  und  nahm  auf  dem  Lande,  nicht  weit  von 
Jerusalem,  Wohnung  ^ ;  die  Stadt  war  ihm  vielleicht  verboten.  Im  üb- 
rigen ward  nichts  geändert,    die  königlichen  Besatzungen  blieben,   aber 


der  priesterliche  Erzähler  berichtet  1  Makk.  9,  54.  Josephus,  Antiq.  XII  413,  bei 
dem  ihm  Judas  Makkabäos  nachfolgt ,  läfst  ihn  nach  vierjähriger  Priesterschaft 
vor  Judas  sterben.  Die  Dauer  seines  Amtes  ist  richtig  augegeben;  denn  er  ward 
164/3  V.  Chr.  ernannt.     Oben  S.  '241. 

1)  Vielleicht  ist  in  unserer  Überlieferung  der  Nachfolger  im  Interesse  der 
Hasmonäer  unterdrückt  worden ;  denn  schwer  kann  man  sich  den  Tempel  ohne 
Hohenpriester  denken.     Vgl.  Kritik  d.  beid.  Makkab.  41. 

2)  IMakk.  9,  58  ff. 

3)  Der  Ort  heifst  nach  unserem  Text  1  Makk.  9,  62  Bmxißaai,  wofür  Josephus, 
Antiq.  XIII  26  B>j»n'Actya  las.     Vgl.  Ewald  IV^  425. 

4)  Wobei  es  wohl  möglich  ist,  dafs  geheime  Anhänger  der  Hasmonäer  imter 
seinen  Hilfstruppen  waren. 

5)  Nach  1  Makk  9 ,  73  wohnte  Jonathan  in  Michmas  und  begann,  das  Volk 
zu  richten.  Er  wird  hier  wie  einer  der  Richter  des  alten  Bundes  angesehen,  mül'ste 
also  Vorsteher  des  Volkes  gewesen  sein,  während  er  in  Wahrheit  nur  die  Stellung  eines 
Parteihauptes  hatte.  Die  alttestamentliche  Reminiszenz  macht  auch  Michmas  als 
seinen  Wohnort  etwas  verdächtig.     Kritik  d.  beiden  Makkab.  48. 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  u.  mak.  Staat'n.     IIT.  1» 


358  13.  Buch.     §  7.     Vereinigung  gegen  Demetrios. 

Bakchides  zog  ab  und  es  herrschte  Friede  in  Judäa  (um  157  v.  Chr.)  ^ 
Aber  es  war  nur  eine  Waffenruhe;  die  gewahsame  Unterwerfung  des 
Landes,  die  Vernichtung  des  Judas  hatte  einen  starken  Hafs  zurück- 
gelassen, und  man  wartete  nur  auf  eine  günstige  Gelegenheit  zum  neuen 
AbfaU  K 

Demetrios  hatte  also  die  aufständischen  Bewegungen  kräftig  und 
erfolgreich  niedergeworfen  ^  und  regierte  anerkannt  in  Antiochien.  Er 
war  unter  den  asiatischen  Herrschern  gewifs  der  Mächtigste  und  trat 
auch  nach  aufsen  hin  mit  Glanz  auf;  wie  seine  Vorgänger,  war  er  ein 
Freund  der  Hellenen  und  hellenischer  Bildung  *,  Aber  er  hatte  sich  bei 
seinen  Unternehmungen  viele  Feinde  gemacht.  Ariarathes  fühlte  sich 
vor  ihm  nicht  sicher  auf  seinem  Thron,  Attalos  H  war  ihm  nicht  minder 
feindlich  gesinnt.  Der  ägyptische  Nachbar  Ptolemäos  Philometor,  scheint 
zuerst  sein  Freund  gewesen  zu  sein  ^,  aber  Demetrios  benutzte  nun  die 
ägyptischen  Wirren,  um  sich  der  Insel  Kypros  zu  bemächtigen.  Der 
ptolemäische  Statthalter  Archias  war  bereit,  ihm  für  500  Talente  die 
Insel  zu  verkaufen,  aber  der  Verrat  kam  rechtzeitig  ans  Licht,  und 
Archias  entzog  sich  der  drohenden  Strafe  durch  Selbstmord  ^.  So  hatte 
sich  Demetrios  auch  den  Philometor  zum  Feinde  gemacht,  suchte  aber 
um  so  sorgfältiger  die  Beziehungen  mit  den  Römern  zu  pflegen  und  sich 


1)  IMakk.  9,  71  fF.  10,  6  ff. 

2)  Als  ein  Denkmal  dieser  Stimmung  kann  man  das  Buch  Judith  ansehen. 
Wie  Hicks  gesehen  hat  (Journal  of  hell  Studies  G  [1885],  261  ff.}  verbirgt  sich 
unter  der  Person  des  Holophernes  wahrscheinlich  Demetrios;  den  Namen  hat  sein 
Freund,  der  Kappadoker  Orophernes  hergegeben.    Vgl.  VVillrich,  Judaica  28  ff. 

3)  Womit  nicht  behauptet  werden  soll,  dafs  im  Reiche  des  Demetrios  alles 
ruhig  gewesen  sei.  Beispiel  eines  aufständischen  Dynasten  ist  der  Diodor  XXXI 
32  a  erwähnte  Kiliker  Zenophanes,  der  mit  Demetrios  zerfiel  und  vom  Grenz- 
nachbar Eumenes  unterstützt  ward.  Aus  den  oberen  Satrapieu  fehlt  es  an  Nach- 
richten. 

4)  Den  Rhodiern  machte  er  ein  bedeutendes  Getreidegeschenk.  Diodor  XXXI 
36.  An  seinem  Hofe  lebten  verschiedene  Litteraten  und  Philosophen,  z.  B.  der 
Mathematiker  und  Epikureer  Philonides  aus  Laodiktia,  von  dessen  Biographie  jüngst 
einige  Reste  durch  Crönert  entziffert  worden  sind.  Wir  erfahren  daraus,  dafs  Phi- 
lonides bei  Demetrios  in  Ansehen  stand,  vielleicht  sogar  nach  Useners  Vermutung 
zum  Vorsteher  von  Laodikeia  ernannt  ward.  Er  hatte  übrigens  schon  am  Hofe  des 
Antiochos  Epiphanes  gelebt;  es  wiid  ihm  nachgerühmt,  dafs  er  diesen  König  zur 
epikureischen  Lehre  bekehrt  habe.  Vgl.  Crönert,  Sitzungsber.  der  k.  Akad  zu 
Berlin  IßOO  S.  953.    U.  Köhler.  Ebendas.  999 ff.    Usener,  Rhein.  Mus.  56  (19Ü1)  145. 

5)  Diodor  XXXI   18.     Oben  S.  245. 

6)  Etwa  155  v.  Chr.     Polyb.  XXXHI  5.     Oben  S.  211  f. 


13.  Buch.     §  7.     Vex'einigmig  gegen  Demetrios.  35& 

ihnen  gefällig  zu  erweisen  ^  Aber  die  Römer  haben  ihm  nie  getraut. 
Er  war  gegen  ihren  Willen  König  geworden,  er  war  ihnen  zu  selbständig 
und  zu  mächtig,  und  sie  traten  daher  seinen  Gegnern  bei,  als  diese  sich 
zu  seinem  Sturze  vereinigten.  Es  war  das  Verhängnis  des  Demetrios, 
dafs  er  unter  Beseitigung  eines  anerkannten  Königs  das  Diadem  erlangt 
hatte,  der  als  Sohn  des  Antiochos  Epiphanes  im  Königreiche  wie  draufsen 
viele  Freunde  besessen.  So  berechtigt  auch  die  Ansprüche  des  Demetrios 
auf  den  Thron  gewesen  waren,  so  ward  doch  seine  Erhebung  der  An- 
fang nie  endender  Thronstreitigkeiten,  in  denen  das  Haus  nud  das  Reich 
der  Seleukiden  zu  Grunde  ging '''.  Antiochos  Epiphanes  hatte  aufser 
Eupator  noch  andere  Kinder  hinterlassen,  die  entkommen  waren,  ihre 
Ansprüche  geltend  machten  und  den  Feinden  des  Demetrios  Gelegenheit 
gaben,  einen  Gegenkönig  aufzustellen. 

Haupt  und  Mittelpunkt  des  Unternehmens  war  Attalos  H,  der  als 
Freund  des  Antiochos  Epiphanes  wie  des  Ariarathes  ein  besonders  eif- 
riger Gegner  des  Demetrios  gewesen  sein  mufs  ^.  Er  zog  zwei  angeb- 
liche Kinder  des  Antiochos  Epiphanes  hervor,  Alexandros  und  Laodike, 
und  stellte  sie  als  Thronbewerber  auf.  Über  Laodike  fehlen  bestimmte 
Nachrichten;  sie  scheint  wirklich  eine  Tochter  des  Epiphanes  gewesen 
zu  sein  '^.  Alexander  dagegen  war  nach  der  allgemeinen  Meinung  unter- 
geschoben, er  soll  eigentlich  Balas  geheifsen  haben,  war  in  Smyrna 
aufgewachsen  und  wegen  seiner  Ähnlichkeit  mit  Antiochos  aufgefallen. 
Attalos  liefs  ihn,  als  nach  der  Vertreibung  des  Ariarathes  seine  Feind- 
schaft gegen  Demetrios  begann,  nach  Pergamon  kommen,  bekleidete 
ihn  mit  königlichen  Insignien,  schickte  ihn  als  den  rechtmäfsigen  Thron- 
erben an  die  Grenze  nach  Kilikien  ^  und  liefs  von  hier  aus  in  Syrien 
für  ihn  nicht  ohne  Erfolg  die  Trommel  rühren  ^,  die  Aussicht  auf  einen 
Thronwechsel   fand  dort  vielfach  freudigen  Anklang. 


1)  Dies  sieht  man  aus  der  Geschichte  des  Andriskos.     Vgl.  unten  S.  260. 

2)  Der  Keim  des  Konfliktes  liegt  schon  darin ,  dals  Antiochos  Epiphanes  zur 
Regierung  kam,  nicht  Demetrios. 

3)  Vielleicht  gab  es  noch  andere,  unmittelbare  Ursachen  der  Feindschaft.  Man 
wird  das  Vorgehen  des  Attalos  persönlich  begreiflich  finden,  aber  von  einem  höheren 
Standpunkt  aus,  wie  ihn  die  römische  Politik  einzunehmen  pflegte,  war  es  doch 
sehr  kurzsichtig;  denn  eine  weitere  Schwächung  der  Seleukiden  lag  nicht  im 
pergamenischen  Interesse.  In  Wahrheit  hat  Attalos  nur  die  Geschäfte  Roms 
besorgt 

4)  Polyb.  XXXT  12,  4. 

5)  Zu  einem  Dynasten  Zenophanes,  der  von  Demetrios  abgefallen,  aber  von 
Eumenes  unterstützt  worden  war.  Zenophanes  ist  vielleicht  der  erste  Herrscher 
des  Fürstentums  von  Olba. 

6)  Diodor  XXXI  32  a.     Vgl.  Justinus  XXXV  1,  6  f.     Livius   perioch.  52.     Zu 

17* 


360  13.  Buch.     §  7.     Vereinigung  gegen  Demetrlos. 

Nicht  blofs  von  den  Juden  ward  der  König  gehafst,  sondern  er  hatte 
sich  durch  Strenge  und  höhere  Steuern  überhaupt  viele  Gegner  gemacht, 
und  zwar  besonders,  wie  es  scheint,  in  den  Städten,  zumeist  in  Antiochien, 
das  ja  von  Antiochos  Epiphanes  so  sehr  gefördert  war.  Ganz  anders 
als  dieser  zeigte  sich  Demetrios.  Er  wohnte  nicht  in  der  Stadt,  sondern 
draufsen  vor  in  einem  befestigten  Schlosse  und  zeigte  sich  dem  Volke 
nur  selten.  Er  mag  auch  die  städtischen  Freiheiten  wieder  beschränkt 
haben.  Man  beschwerte  sich  über  seine  Unzugänglichkeit  und  behauptete, 
er  sei  lässig  in  den  Geschäften  und  ein  übermäfsiger  Zecher  ^  Fast 
scheint  es,  dafs  auch  sein  Diensteifer  den  Römern  gegenüber  ihn  daheim 
unpopulär  machte.  Kurz,  die  Antiochener  hafsten  ihn  und  mehrmals 
kam  es  zu  aufständischen  Bewegungen  ^.  In  eine  ward  Oropherues  ver- 
wickelt (S.  252),  eine  zweite  ward  von  einem  gewissen  Andriskos  ver- 
anlafst,  der  sich  für  einen  Sohn  des  Perseus  ausgab  und  die  makedonische 
Bevölkerung  Syriens  in  allgemeine  Aufregung  versetzte.  Man  verlangte 
von  Demetrios,  er  solle  Andriskos  auf  den  makedonischen  Thron  zurück- 
führen, oder  wenn  er  dies  nicht  könne,  ihm  seinen  eigenen  Platz  abtreten. 
Demetrios  liefs  schliefslich  den  Mann  festnehmen  und  nach  Rom  schicken  ^. 
Von  den  Antiochenern  scheint  dann  auch  der  Anstofs  ausgegangen  zu 
sein,  der  die  Pläne  des  Attalos  zur  Ausführung  brachte  *.  Die  inneren 
und  äufseren  Gegner  verbanden  sich  gegen  Demetrios.  Attalos  gewann 
die  Mitwirkung  des  Ariarathes  und  Ptolemäos  Philometor  und  suchte 
dann  vor  allem  die  Zustimmung  der  Römer  zu  erlangen  ^.  Sein  wich- 
tigster Helfer  war  Herakleides,  der  schon  erwähnte  Freund  des  Antiochos 
Epiphanes,  der  sich  im  Sommer  153  v.  Chr.  mit  Alexander  und  Laodike 
nach  Rom  begab,  um  die  Anerkennung  und  Zustimmung  des  Senats 
zu  erlangen,  und  zunächst  mit  allen  Mitteln,  wie  es  scheint  auch  mit 
Geld ,  die  Senatoren  bearbeitete  ^.  Demetrios  suchte  entgegenzuwirken 
und  schickte  seinen  gleichnamigen  Sohn,  einen  Knaben,  um  ihn  dem 
Senate   zu   empfehlen  ^.     Der  junge   Demetrios   ward   zwar   empfangen, 


Anfang  des  diodorischen  Exzerptes  wird  statt  Attalos   irrig  Eumenes   namhaft    ge- 
macht, was  Bevan,  The  house  of  Seleucus  II  206  Anm.  3  annimmt.    Oben  S.  250. 

1)  Diodor  XXXI  32a     XXXIII  4,  4.     Josephus,  Antiq.   XIII   35.   111.   135. 
Polyb    XXXIII  19.    Vgl.  XXXI  21,  8. 

2)  Vgl.  Josephus,  Antiq.  XIII  111. 

3)  Justin.  XXXV  1.     Liv.  perioch.  49.     Diodor  XXXI  40a. 

4)  Vgl.  Justinus  XXXV  1,  6  f. 

5)  Den  Sturz  des  Demetrios  berichten  kurz  Polyb.  III  5,  3.    Eusebios,  Chron. 
I,  254 f.     Justinus  XXXV  1.     Strabo  XIII  G24.     Appian,  Syr.  07.  70. 

6)  Polyb.  XXXI II   15. 

7)  Polyb.  XXXIII  18,  öflf.    Es  ist  der  spätere  Demetrios  II.    Gewifs  ist  nicht 


13.  Buch.     §  7.     Alexander  Balas.  261 

aber  mit  geringer  Auszeichnung  behandelt,  während  Herakleides  ganz 
den  gewünschten  Erfolg  hatte.  Wenn  auch  die  Einsichtigen  sich  nicht 
täuschen  liefsen,  so  entschied  sich  doch  die  Mehrheit  im  Senat  für 
Alexander,  wie  es  ja  durchaus  den  Grundsätzen  der  römischen  Politik 
gegenüber  den  Seleukiden  entsprach.  Der  Senat  erkannte  Alexander 
und  Laodike  als  Kinder  des  Antiochos  Epiphanes  an,  erklärte  sich  mit 
ihrer  Rückkehr  einverstanden  und  gestattete,  diese  Rückkehr  zu  unter- 
stützen. Attalos  und  seine  Verbündeten  hatten  also  freie  Hand.  Hera- 
kleides begab  sich  mit  dem  Bescheide  des  Senates  nach  Ephesos  und 
begann  Truppen  zu  werben  und  sonstige  Zurüstungen  zu  treffen.  Die 
Mittel  lieferten  ihm  die  drei  Könige,  die  nach  dem  Gelingen  des  Unter- 
nehmens natürlich  zu  entschädigen  waren. 

Im  nächsten  Jahre,  152  v.  Chr.,  landete  Alexander  Balas  in  Ptole- 
mais  und  nahm  die  Stadt  in  Besitz;  die  Besatzung,  die  gewifs  schon 
vorher  bearbeitet  war,  trat  zu  ihm  über  und  erkannte  ihn  als  König 
an  ^  Von  hier  aus  breitete  er  sich  weiter  aus,  und  namentlich  gewann 
er  die  Juden  für  sich,  die  gern  die  Gelegenheit  benutzten,  sich  von 
Demetrios  freizumachen;  Jonathans  Zeit  war  jetzt  gekommen,  damals 
nahm  die  territoriale  Selbständigkeit  Judäas  ihren  Anfang.  Zwar  be- 
mühte sich  Demetrios,  den  Abfall  zu  verhüten ;  er  machte  dem  Jonathan 
grofse  Konzessionen,  bewilligte  ihm  eine  fürstliche  Stellung,  gab  die 
Geiseln  zurück,  gestattete  ihm,  eigene  Truppen  zu  halten  und  zog  die 
Besatzungen  aus  allen  Plätzen  heraus  aufser  der  Akra  und  Bethsura. 
Jonathan  nahm  seine  Wohnung  in  Jerusalem  und  begann  gleich  wieder 
die  Mauern  der  Stadt  aufzurichten  ;  er  wurde  gleichsam  Statthalter  des  Kö- 
nigs ^.  Aber  die  Bemühungen  des  Demetrios  fruchteten  nichts;  denn 
Alexander  Balas  lief  ihm  den  Rang  ab;  er  übertrug  dem  Jonathan  das 
Hohepriestertum,  und  gab  so  dem  Hasmonäer  die  legitime  Vorstand schaft 
des  Volkes;  am  grofsen  Versöhnungstage  152  v.  Chr.  erschien  Jonathan 
zum  ersten  Male  als  Hoherpriester  ^.  Nochmals  versuchte  Demetrios  durch 
gröfsere  Bewilligungen,  Steuererlafs  und  Gebietserweiterung  die  Juden 
bei  seiner  Sache  zu  halten  *,  aber  Jonathan  hielt  sich  zu  Alexander  und 


der  XXXIII  12,  1    erwähnte  Sohn    des  Ariarathes    gemeint,   der   kein   Kind    mehr 
gewesen  sein  kann.     Wilcken,  RE  IV  2,  2797. 

1)  IMakk.  10,  Iff.     Josephas,  Antiq.  XIII  35. 

2)  Denn  von  völliger  Unabhängigkeit  ist  noch  keine  Rede.     1  Makk.  10,  59. 

3)  IMakk.  10,  15 ff.  Josephus,  Antiq.  XIII  43 ff.  Wie  schon  bemerkt,  wissen 
wir  nicht,  ob  vorher  ein  Hoherpriester  vorhanden  war. 

4)  IMakk.  10,  22 ff.  Josephus,  Antiq.  XIII  47 ff.  findet  sich  das  Schreiben 
des  Demetrios,  das  der  Form  nach  zweifellos  unecht,  aber  auch  sachlich  nicht  ohne 
Bedenken  ist.  Den  Juden  werden  aufser  anderen  Bewilligungen  drei  Bezirke  Sa- 
mariens  und  Galiläas  zugelegt,  und  sogar  Ptolemais  versprochen. 


362  13.  Buch.     §  7.     Ende  des  Demetrios  150  v.  Clir. 

leistete  ihm  Zuzug.  Demetrios  jedoch  war  noch  nicht  verloren;  er  hat 
sich  noch  zwei  Jahre  lang  behauptet.  Der  erste  Angriff  Alexanders  auf 
Antiochien  mifslang;  er  ward  zurückgeschlagen.  Aber  die  gemeinsame 
Unterstützung  der  Könige  verschaffte  ihm  schliefslich  den  Sieg.  Mehrere 
Heerführer  des  Demetrios  S  auch  die  Stadt  Antiocheia  trat  auf  Ale- 
xanders Seite,  Demetrios  ward  in  einer  Schlacht  nach  heifsem  Kampfe 
überwunden.  Sein  linker  Flügel  war  siegreich,  aber  der  rechte,  wo  er 
selbst  stand,  mufste  weichen,  auf  dem  Rückzuge  geriet  er  mit  seinem 
Pferd   in    einen  Sumpf,  ward  umringt  und  erschlagen  (150  v.  Chr.)  ^. 

Nach  dem  Siege  war  Alexander  anerkannter  König.  Aufs  engste 
verbündete  er  sich  mit  dem  ägyptischen  König,  der  ihm  eine  Tochter 
zur  Gemahlin  gab  und  sie  selber  nach  Ptolemais  geleitete,  wo  die  Hoch- 
zeit inmitten  einer  glänzenden  Versammlung  gefeiert  ward ;  auch  der 
Hohepriester  Jonathan  kam  und  brachte  Geschenke.  Beide  Könige, 
Alexander  wie  Ptolemäos  zeichneten  ihn  aus;  die  Klage  seiner  jüdischen 
Widersacher,  die  sich  ebenfalls  einfanden,  wurden  abgewiesen.  Alexander 
gab  ihm  einen  hohen  Rang,  ernannte  ihn  zum  Strategen  Judäas,  sodafs 
er  mit  dem  Hohenpriestertum  die  Verwaltung  der  königlichen  Gerecht- 
same vereinigte  ^. 

Alexander  Balas  zeigte  sich  seiner  Aufgabe  wenig  gewachsen;  mit 
seinem  Vorgänger  hält  er  keinen  Vergleich  aus.  Er  war  ein  ägyptischer 
Vasall,  und  mit  ihm  zog  der  ptolemäische  Einflufs  in  Syrien  ein.  Sein 
Hauptfehler  war  Schwäche,  kein  Wunder  bei  einem  so  jungen  und  un- 
erfahrenen Manne,  der  durch  fremde  Mächte  in  ein  unbekanntes  Land 
gesetzt  ward.  Er  wird  als  ein  weichlicher,  genufssüchtiger  Mensch  ge- 
schildert, der  sich  unwürdiger  Schwelgerei  hingab.  Daneben  wird  ihm 
aber  Milde  nachgerühmt;  er  verkehrte  mit  Litteraten  und  Philosophen 
und  hörte  am  liebsten  die  Stoiker,  hatte  aber  auch  Epikureer  an  seinem 
Hofe  *.  Das  Regiment  führten  Ammonios  und  andere ;  Antiocheia  ward 
von  Hierax  und  Diodotos  verwaltet.  Durch  Ammonios  wurden  damals 
einige  Verwandte  des  Demetrios  beseitigt,  einer  seiner  Söhne,  Antigonos, 


1)  Diodor  XXXII  9  c  uennt  den  Hierax  und  Diodotos. 

2)  Ju.stinus  XXXV  1,  10.  1  Makk.  10,  46.  Joscphus,  Antiq.  XIII  58  f.  Er 
regiert  nach  den  Chronographen  und  Polybios  III  5,  3  12  Jahre,  nach  Josephus 
nur  11.  Die  ägyptischen  Hilfstruppen  in  der  Schlacht  wurden  vom  Athamanen 
Galestes  befehligt      Diodor  XXXHI  20. 

3)  1  Makk.  10,  51  ff.  Nach  v.  65  wird  Jonathan  anmiriyoi;  xui  fxsQiääQxn?- 
Vgl.  Jospph.  Antiq.  XIII  80  ff. 

4)  Athen.  V  211 A  erzählt  vom  Epikureer  Diogenes  von  Seleukeia,  einem  schma- 
rotzerhaften Spafsvogel,  mit  dem  der  Köin'g  bei  einem  Gelage  einen  Scherz  an- 
stellte.    Diogenes  verlor  später  durch  Antiochos  VI  das  Leben. 


13.  Buch,     §  7.     Demetrios  II  uod  Alexander  Balas.  263 

aber   auch  die  Königin  Laodike,  vielleicht   die  Witwe  des  Demetrios  ^ 
Es  war  eine  Regierung,  die  nicht  lange  Bestand  hatte. 

Demetrios  I  hatte  zwei  Söhne,  Demetrios  und  Antiochos,  die  er, 
als  der  Kampf  mit  Alexander  begann,  nach  Knidos  in  Sicherheit  brachte. 
Der  ältere,  einst  zum  Thronfolger  bestimmte  ^,  der  jetzt  erwachsen  war, 
machte  sich  schon  vier  Jahre  nach  dem  Tode  des  Vaters  gegen  den 
Usurpator  auf,  mit  einer  Söldnerschar,  die  der  Kreter  Lasthenes  auf  Kreta 
geworben  hatte,  und  landete  in  Kilikien  (146  5  v.  Chr.)  ^.  Alexander, 
der  in  Phönizien  stand,  wandte  sich  gegen  den  Eindringling  und  kehrte 
nach  Antiochien  zurück,  konnte  aber  nicht  hindern,  dafs  sich  Demetrios 
behauptete,  der  die  Hauptstadt  zwar  nicht  augreifen  konnte,  sich  aber 
auch  im  südlichen  Syrien  festsetzte,  wo  sein  Strateg  Apollonios  für 
ihn  kämpfte  ^.  Hier  blieben  freilich  die  Juden  und  der  Hohepiiester 
Jonathan  auf  Alexanders  Seite  und  hielten  den  Apollonios  in  Schach. 
Jonathan  eroberte  damals  Joppe,  schlug  den  Apollonios  bei  Azotos  und 
verwüstete  die  Umgegend  mit  Feuer  und  Schwert,  wofür  ihn  Alexander 
mit  hohen  Ehren  und  dem  Gebiet  von  Akaron  (Ekron)  belohnte  ^. 

Eine  Zeitlang  schwankte  in  dem  Kampfe  der  beiden  Nebenbuhler  die 
Entscheidung  hin  und  her;  den  Ausschlag  gab  PtolemäosPhilometor,  der  jetzt 
den  Augenblick  gekommen  glaubte,  um  in  den  lang  ersehnten  Besitz  von 
Cölesyrien  zu  gelangen ;  es  ist  wohl  möglich,  dafs  er  schon  zu  der  Zeit,  wo  er 
seine  Tochter  mit  Alexander  vermählte,  derartige  Absichten  gehegt  hat. 
Wie  berichtet  wird,  kam  er  zunächst  als  Bundesgenosse  Alexanders 
mit  Heer  und  Flotte  nach  Syrien.  Alle  Städte  des  südlichen  Syriens 
öffneten  ihm  die  Tore  und  nahmen  seine  Besatzungen  auf.  In  Joppe 
erschien  Jonathan  zur  Begrüfsung  ^  und  geleitete  den  König  bis  an  den 

1)  Liv.  perioch.  50.  Justinus  XXXV  2,  2.  Diodor  XXXTII  3.  Was  Laodike 
anlangt,  die  Livius  a.  0.  nennt,  so  könnte  man  daran  denken,  sie  mit  der  oben  er- 
wähnten Schwester  Alexanders  zu  identifizieren,  ßeinach  freilich  nimmt  an,  dafs 
diese  Laodike,  die  Tochter  des  Antiochos  Epiphanes,  sich  mit  dem  pontischen 
Könige  Mithridates  V  Euergetes  vermählte  und  Mutter  Mithridats  des  Grofsen 
ward.  Reinach,  Mithridates  Eupator  S.  41  f  Vgl.  Justinus  XXXVIII  7,  1.  Am- 
monios  gab  Marathos  den  Aradiern  Preis.    Diodor  XXXHI  5.    Unten  279  Anm.  3. 

2)  Oben  S.  260,  Anm.  7. 

3)  165  Sei.  IMakk.  10,  67.  Josephus,  Antiq.  XIII  86  ff.  Justinus  XXXV  2. 
Trogus  prol.  35.  Appian,  Syr.  67.  Livius  perioch.  52.  Bei  Josephus  a.  0.  schlägt 
Bevan,  The  house  of  Seleucus  II  301  vor  It?.svxeiav  für  KilixCttv  zu  lesen. 

4)  IMakk.  10,  69  ff.  Josephus,  Antiq.  XIII  88.  Dieser  Apollonios  führte  den 
Beinamen  Taos  oder  Daos.  Josephus  (§§  88.  102)  macht  ihn  zum  Feldherrn 
Alexander»,  das  richtige  gibt  l.  Makk.  Ewald,  Gesch.  Israels  IV^  429  vermutet, 
dafs  er  von  Alexander  zu  Demetrios  überging. 

5)  1  Makk.  10,  89.     Josephus,  Antiq    XIII  102. 

6)  Vorher  bei  Azotos  hatten  die  ausgeplünderten  Azotier  über  Jonathan  Be- 
schwerde geführt,  aber  kein  Gehör  gefunden.     1  Makk.  11,  4. 


264  13.  Buch.     §  7.     Demetrios  II  und  Alexander  Balas. 

Eleutheros,  die  Grenze  Cölesyriens.  Bald  aber  sagte  sich  Ptolemäos 
von  seinem  Schützling  los,  da  er  seine  Unfähigkeit  erkannte.  Den  An- 
lafs  gab  ein  Mordanschlag,  der  in  Ptolemais  auf  Philometor  unternommen 
ward;  Aramonios  galt  für  den  Urheber,  und  Ptolemäos  forderte  seine 
Auslieferung,  die  von  Alexander  verweigert  wurde.  Nun  erfolgte  der 
Bruch,  der  Ägypter  rief  seine  Tochter  von  Alexander  ab,  der  hierauf  von 
vielen  verlassen  ward.  Die  Küstenstädte  bis  Öeleukeia  gingen  zu  Ptole- 
mäos über,  der  sich  sogleich  mit  Demetrios  verbündete  und  diesem 
die  Kleopatra  zur  Ehe  gab  ^.  Gegen  diese  Verbindung  konnte  sich 
Alexander  nicht  halten.  P'ast  ganz  Syiien  verliefs  ihn ,  zuletzt  auch 
Antiocheia,  wo  er  noch  den  meisten  Anhang  besafs;  aber  Ammonios 
hatte  sich  auch  hier  verhafst  gemacht.  Die  königlichen  Befehlshaber  in 
Antiochien,  Hierax  und  Diodotos  gaben  die  Sache  ihres  Herrn  verloren 
und  machten  ihren  Pakt  mit  dem  Gegner,  die  Bevölkerung  folgte  nach, 
Alexander  entfloh  nach  Kilikien,  Ammonios  ward  ergriffen  und  be- 
seitigt. Doch  wollten  die  Antiochener  sich  dem  Demetrios  nicht  unter- 
werfen ,  wegen  der  Feindschaft ,  in  der  sie  zu  seinem  Vater  gestanden 
hatten.  Sie  riefen  daher  den  Ptolemäos  herbei  und  legten  ihm  das  Dia- 
dem der  Seleukiden  um  das  Haupt,  das  er  also  mit  dem  ägyptischen 
vereinigte ,  was  noch  keinem  seiner  Vorgänger  gelungen  war  ^.  Aber 
so  hoch  verstieg  sich  der  Ehrgeiz  Philometors  nicht ;  er  wufste  wohl,  dafs 
die  Römer  eine  Vereinigung  der  beiden  Königreiche  nicht  dulden  und 
Mittel  finden  würden,  sie  zu  hindern.  Er  überliefs  dem  Demetrios 
den  Thron  seiner  Väter,  wofür  ihm  dieser  Cölesyrien  abtrat,  womit  er 
den  früheren  Besitz  seines  Hauses  wieder  erlangt  hatte.  Nur  Antiocheia 
legte  diesem  Abkommen  Schwierigkeiten  in  den  Weg;  die  Stadt 
weigerte  sich ,  den  Demetrios  anzuerkennen,  und  erst  nach  einigen  Be- 
mühungen gelang  es  dem  Ptolemäos,  sie  umzustimmen,  wofür  Demetrios 
vermuthch  bestimmte  Zusicherungen  hat  geben  müssen. 

Inzwischen  hatte  Alexander  in  Kilikien  ein  ansehnliches  Heer  ge- 
sammelt und  rückte  gegen  Antiochien  vor.  Ptolemäos  und  Demetrios 
zogen  ihm  entgegen  und  nicht  weit  von  der  Stadt  am  Flusse  Oino- 
paras  ^  stiefsen  die  Heere  zusammen.  In  der  Schlacht  ward  Ptolemäos 
schwer  verwundet;  mitten  im  Getümmel  scheute  sein  Rols  und  warf  ihn 
zu  Boden;  er  geriet  unter  die  Feinde  und  ward  ihnen  nur  mit  Mühe 
schwer  verwundet  entrissen.  Aber  der  Sieg  blieb  seiner  Sache;  es  scheint, 
dafs  Alexander  von  einem  Teil  seiner  Truppen  verlassen  ward,  er  unter- 


1)  IMakk.  11,  Ifi".     Josephus,  Antiq.  XIII  103  ff.     Diodor  XXXII  9  c. 

2)  IMakk.  11,13.    Josephus,  Autiq.  XIII  109  ff.    Diodor  XXXII  9  c.    XXXIII  3. 

3)  Strabo  XVI  751. 


13.  Buch.     §  8.     Demetrios  II  Alleinherrscher.  305 

lag  und  floh  mit  5000  Reitern  zu  einem  arabischen  Fürsten  Zabdiel 
oder  Diokles,  bei  dem  er  schon  früher  seinen  jungen  Sohn  in  Sicherheit 
gebracht  hatte.  Allein  seine  Begleiter  blieben  ihm  nicht  lange  treu;  sie 
traten  mit  Demetrios  in  Unterhandlung,  und  als  sie  von  ihm  die  ge- 
wünschten Zusicherungen  erhalten  hatten,  ermordeten  sie  ihn;  der 
Araber  sandte  seinen  Kopf  nach  Antiochien  (etwa  Frühjahr  145  v.  Chr.)  ^ 
Philometor  überlebte  seinen  Sieg  nur  wenige  Tage ;  der  Kopf  Alexanders 
konnte  ihm  noch  gezeigt  werden,  dann  verschied  er  unter  den  Händen 
der  Arzte  ^.  Er  wird  von  den  Zeitgenossen  wie  von  der  Nachwelt  ver- 
schieden beurteilt.  Als  er  zur  Regierung  kam,  war  er  ein  Kind,  und 
seine  Anfänge  waren  unglücklich.  Dann  ist  er  unter  schwierigen  Um- 
ständen zum  Manne  gereift,  hat  sich  standhaft,  gemäfsigt,  geschickt  und 
tatkräftig  gezeigt.  Ohne  Zweifel  war  er  einer  der  besten  Regenten  seiner 
Zeit.  Er  starb  in  dem  Augenblick,  wo  er  Cölesyrien  wieder  mit  Ägypten 
vereinigt   hatte;    mit   seinem  Tode   ging  dieser  Erwerb  wieder  verloren. 

§  8. 
Der  Tod  Philoraetors  war  für  Demetrios  11  grofser  Gewinn.  Er 
blieb  jetzt  als  Sieger  allein  auf  dem  Platz;  die  Abtretung  Cölesyriens, 
in  die  er  gewilligt  hatte,  ward  hinfällig,  ohne  gröfsere  Schwierigkeit  fiel 
es  ihm  wieder  zu.  Er  versuchte  sogar  die  ägyptischen  Truppen  in  seine 
Gewalt  zu  bringen;  indessen  gelang  es  ihnen,  sich  nach  Alexandrien 
zurückzuziehen;  nur  die  Elefanten  blieben  in  Demetrios'  Händen.  Die 
ptolemäischen  Besatzungen  in  Cölesyrien  wurden  teils  überwältigt,  teils 
vertrieben  und  das  Land  kehrte  wieder  in  die  seleukidische  Herrschaft 
zurück  ^      Auch    der    Hohepriester    Jonathan    mufste    sich    unterwerfen. 

1)  IMakk.  11,  17.  Josephus,  Antiq.  XIII  118f.  Diodor  XXXII  19d.  10. 
Eusebios,  Chron.  II  255  f.  Bei  Josephus  lautet  der  Name  des  Arabers  Zabelos, 
bei  Diodor  Diokles.  Der  Ort  Abai,  den  Diodor  nennt,  ist  sonst  nicht  bekannt; 
man  mufs  an  die  Araber  im  nördlichen  Syrien  denken.  Droysen,  Kl.  Schriften  II 
429  Anm.  bezieht  sich  auf  dies  Ereignis  Stephanos  von  Byz.  s.  MmO^uj. 

2)  Polyb.  XXXIX  18.  IMakk.  11.  14  Josephus,  Antiq.  XIII  116.  Justinus 
XXXV  2.  Livius  perioch.  52.  Er  war  am  Kopf  schwer  verwundet  und  die  Arzte 
versuchten  ihn  zu  trepanieren,  was  er  nicht  überstand.  Er  starb  etwa  Frühjahr 
145  V.  Chr.  in  seinem  36.  Regierungsjahr,  das  vom  29.  Sept.  146  bis  zum  27  Sept. 
145  V  Chr.  läuft.  Dazu  stimmt  das  IMakk.  11,  19  überlieferte  Todesjahr  Alexanders, 
Sei.  167  =  146/5  v.  Chr.  mit  den  Münzen,  die  dasselbe  Jahr  als  letztes  Alexanders 
und  als  erstes  des  Demetrios  ergeben.  Bei  Eusebios  a.  0 ,  wo  der  Tod  Alexanders 
ein  Jahr  später  (Olymp.  158,  4  =  145/4  v.  Chr.)  gesetzt  wird,  liegt  ein  Irrtum 
vor.  Strack,  Dynastie  d.  Ptolemäer  184.  198.  Babelon,  Rois  de  Syrie  p.  CXXIII. 
Meine  Kritik  d.  !Makkabäerb.  81. 

3)  Josephus,  Antiq.  XIII  119.  IMakk.  11,  18,  wo  es  etwas  unverständlich 
heifst :  ycu  ol  ovrsg  iv  toi;  c/voüif/aaiy  uthov  dnw)o:'ro  tnd  rwy  iv  Totg  o/vgoi/Ltnai. 


3ßg  13.  Buch.     §  8.     Ptolemäos  VII  in  Ägypten. 

Er  hatte  versucht,  sich  bei  Gelegenheit  der  letzten  Thronstreitigkeiten 
der  königlichen  Besatzung  zu  entledigen  und  belagerte  die  Akra  ',  mufste 
aber  jetzt  die  Einschliefsung  aufgeben  und  erschien  in  Begleitung  der 
Vornehmsten  des  Volkes  mit  Geschenken  vor  Demetrios,  als  dieser  nach 
Ptolemais  kam.  Er  ward  im  Hohenpriestertum  bestätigt  und  empfing 
allerlei  Ehrenerweise.  Zugleich  ward  sein  Verhältnis  zur  Krone  neu  ge- 
regelt; eine  Anzahl  von  Abgaben  wurden  gegen  einen  testen  Tribut 
von  30U  Talenten  abgelöst;  die  Gebietserweiterungen,  die  ihm  schon 
Demetrios  I  bewilligt  haben  soll,  wurden  bestätigt;  aber  die  jüngsten 
Erwerbungen,  Azotos  und  Joppe  mufste  er  wieder  aufgeben.  Die  Au- 
tonomie der  Juden  unter  dem  hasmonäischen  Fürsten  ward  also  an- 
erkannt; doch  die  königlichen  Truppen  blieben  in  der  Akra  wie  in 
anderen  Plätzen  des  Landes  und  hielten  die  Oberherrlichkeit  des  Königs 
aufrecht  -.  Ähnlich  werden  andere  Landesteile  und  Städte  ihre  in  den 
letzten  Thronstreitigkeiten  erkämpften  Rechte  zur  Anerkennung  gebracht 

haben. 

Schwerlich  würde  die  Erwerbung  Cölesyriens  dem  Demetrios  11  so 
leicht  von  statten  gegangen  sein,  wenn  nicht  gleichzeitig  in  Ägypten  nach 
dem  Tode  des  Ptolemäos  Philometor  neue  Unruhen  ausgebrochen  wären, 
die  eine  ägyptische  Einmischung  in  Cölesyrien  unmöglich  machten.  Philo- 
metor hatte  in  Ägypten  von  der  Kleopatra  zwei  Kinder  hinterlassen, 
Ptolemäos  und  Kleopatra  s.  Den  Sohn,  der  vielleicht  den  Beinamen 
Eupator  führte  S   hatte  er  beim  Auszuge   nach  Syrien   zum  Nachfolger 


1)  Vielleicht  hielt  die  Besatzung  noch  zu  Alexander  Balas. 

2)  1  Makk.  11,  20ff  41.     Josephus.  Antiq.  XIII  12Üff. 

3)  Justinus  XXXVIII  8,  2  ff.  Euseb.,  Chron.  I  164.  Eine  zweite  Tochter, 
ebenfalls  Kleopatra,  war  vor  kurzem,  wie  bemerkt,  mit  Demetrios  II  vermählt;  sie 
führt  den  Beinamen  Thea  Eueteria,  die  segenspendende  Göttin.     Babelon,  Rois  de 

Syrie  CLII. 

4)  Hier  liegt  ein  schwieriges  Problem  vor.  Es  gibt  zwei  ägyptische  Herrscher, 
die  in  der  historischen  Litteratur  fehlen ,  aber  urkundlich  bezeugt  sind ,  der  eine, 
Eupator,  wird  schon  unter  Philometor  Mitregent  und  hat  in  der  Reihe  der 
verstorbenen  Könige  seine  Stelle  vor  oder  nach  Philometor.  Früher  hielt  man  ihn 
für  einen  älteren  Bruder  Philometors,  der  nur  einige  Wochen  regiert  habe,  jetzt 
steht  durch  eine  kyprische  Inschrift  (Strack  S  253  n.  KU)  fest,  dafs  er  Philo- 
metors und  Kleopatras  Sohn  war,  und  die  Annahme  Stracks  (Dyn.  d.  Ptolem.  37. 
180.  198),  dafs  er  der  im  Text  erwähnte,  von  Physkon  beseitigte  unmittelbare  Nach- 
folger seines  Vaters  gewesen  sei,  hat  viel  für  sich,  ist  aber  nicht  sicher;  denn  da 
er  schon  153  v.  Chr.  an  der  Seite  seiner  Eltern  auf  einem  demotischen  Papyros 
vorkommt,  dann  nirht  mehr,  so  hat  man  vermutet,  er  sei  schon  vor  seinem  Vater 
verstorben,  also  nicht  erst  von  Physkon  aus  dem  Wege  geräumt.  Hierüber  werden 
wir  hoffentlich  durch  neues  Material  völlige  Aufklärung  erhalten.  Der  andere 
Herrscher,  ein  zweiter  Philopator  {veog  4'aomhwQ),    steht  unter   den   vergötterten 


13.  Buch.     §  8.     Ptolemäos  A^I.  367 

bestimmt;  indes  nur  kurze  Zeit  ist  derselbe  König  gewesen  ^  In  Alexan- 
drien  entschied  sich  die  überwiegende  Mehrheit  für  den  Bruder  des  Ver- 
storbenen Ptolemäos  den  Jüngeren  oder  Physkon,  der  seit  164/3  v.  Chr.  in 
Kyrene  regierte  -.  Dieser  hatte  ja  schon  die  ägyptische  Krone  getragen  und 
besafs  ohne  Zweifel  noch  manche  Anhänger  im  Lande.  Man  bestimmte 
ihm  zugleich  nach  damaliger  Fürstensitte  die  Hand  der  verwitweten 
Königin,  seiner  Schwester.  Vermutlich  wurde  man  dabei  vom  Wunsche 
geleitet,  Kyrene  wieder  mit  mit  Ägypten  zu  vereinigen;  auch  war  der 
Sohn  Philometors  wohl  noch  sehr  jung.  Physkon  ward  also  von  Kyrene 
berufen  und  kam  sogleich  in  Begleitung  eines  Söldnerheeres.  Kleopatra 
jedoch  widersetzte  sich  dieser  Regelung  der  Thronfolge  im  Namen  ihrer 
Kinder  und  ist  darüber  mit  den  Alexandrinern  und  Physkon  in  Krieg 
geraten.  Aber  es  trat  bald  eine  Vermittelung  ein,  bei  der  ohne  Zweifel 
auch  die  Römer  beteiligt  waren.  Eine  römische  Gesandtschaft  erschien 
in  Alexandrien,  und  gewifs  hat  der  Senat  zu  gunsten  Physkons  gewirkt, 
der  sich  immer  als  ergebener  Freund  Roms  gezeigt  hatte  ^.  Dazu  kam, 
dafs  Philometors  Hauptmacht  zunächst  noch  in  Syrien  festgehalten  wurde  ^. 
Kurz,  Kleopatra  fügte  sich,  erkannte  ihren  Bruder  an,  heiratete  ihn 
und  erscheint  fortan  als  Teilhaberin  der  königlichen  Macht  und  Ehren. 
Der  neue  König  Ptolemäos  VII  nahm  den  Beinamen  Euergetes  an,  wie 


Herrschern  meist  zwischen  Philometor  und  Euergetes  II.  Strack  hält  ihn  für 
einen  Sohn  des  letzteren,  der  in  dessen  50.  Jahre  (121/0  v.  Chr.)  und  weiter  einige 
Zeit  Regent  auf  Kypros  war.  Dies  scheint  vorläufig  die  probabelste  Ansicht. 
Vgl.  Lepsius,  Abhandl.  d.  Berliner  Akad.  1852  S,  4ii4ff.  Mahaffy,  Ptolemies  329. 
374.  Poole ,  The  Ptolemies ,  kings  of  1 -gypt.  p.  LXVII.  Strack ,  Dynastie  der 
Ptolem.  47  ff.  177  ff.  und  die  Inschr.  nro.  95.  101.  103.  140.  Vielfach  werden 
diese  beiden  Könige  in  der  Reihe  der  Ptolemäer  mitgezählt;  die  Alten  haben  es 
nicht  getan,  weder  Htrabo  noch  Eusebios  noch  der  ptolemäische  Kanon,  sie  rechnen 
vielmehr  Ptolemäos  Philometor  als  den  sechsten ,  Ptolemäos  Euergetes  11  als  den 
siebeuteu.  Josephus,  Bell.  Jud.  I  31.  Athen.  XII  549  D.  Zu  dieser,  wie  mir  scheint, 
zweckmäfsigeren  Zählung  bin  ich  zurückgekehrt. 

1)  Auf  Kypros  ist  er  eine  Zeitlang  anerkannt  worden.    Strack  S    263  u.  101  f. 

2)  Aus  seiner  kyrenäischen  Herrschaft  haben  wir  durch  ihn  selbst  aus  seinen 
Kommentarien  einige  Notizen.     FHG.  III  186  f. 

3)  Apion  bei  Josephus ,  Cont.  Ap.  II  49  ff.  Der  römische  Gesandte  wird 
Thermus  genannt,  wohl  der  von  Polybios  XXXIII  8,  6  erwähnte.  Willrich,  Juden 
und  Griechen  149.  Bei  Josephus  hat  der  Feldberr  der  Kleopatra,  der  Jude  Onias, 
sich  an  der  Vermittelung  beteiligt,  Physkon  ist  ein  Usurpator ,  der  Kleopatra  und 
die  Kinder  Philometors  verdrängen  will,  Onias  hat  sich  ihm  Avidersetzt,  und  Physkon 
hat  sich  dafür  an  den  alexaudrinischen  Juden  gerächt.  Diese  Nachrichten  sind 
stark  verdächtig,  auch  ist  der  Text  sehr  unsicher  überliefert. 

4")  Es  läge  nahe  an  einen  Vergleich  zwischen  Ptolemäos  VII  und  Demetrios 
zu  denken. 


268  1'^-  Buch.     §  8.     Ptolemäos  VII  und  Kleopatra. 

sein  ruhmreicher  Vorgänger,  Ptolemäos  III  K  Etwa  ein  Jahr  darnach 
erfolgte  seine  feierliche  Inthronisation  in  Memphis,  und  hier  ward  ihm 
von  Kleopatra  ein  Sohn  geboren ,  der  den  Namen  Memphites  erhielt  ^ 
Ptolemäos  VII  begann  seine  Regierung  damit,  dafs  er  an  seinen 
Widersachern  blutige  Rache  nahm  ^  Zunächst  ward  Eupator  mit  seinem 
Anhang  beseitigt  ^,  dann  kamen  die  Freunde  Philometors  an  die  Reihe, 
deren  viele  mit  Leben  und  Vermögen  büfseu  mufsten;  denn  der  neue 
König  brauchte  viel  Geld  und  hatte  nie  genug.  Er  pflegte  alles,  auch 
einen  Verdacht,  mit  schweren  Strafen  zu  ahnden  ^  Sehr  bald  zerfiel 
er  mit  seiner  Gattin  und  Schwester  Kleopatra,  die  wirkliche  Macht  und 
grofsen  Anhang  besafs.  Er  verstiefs  sie  und  heiratete  ihre  Tochter,  seine 
Nichte,  die  jüngere  Kleopatra,  nachdem  er  diese,  wie  erzählt  wird,  vorher 
vergewaltigt  hatte  ^.  Sie  ward  jetzt  zur  Königin  und  Teilhaberin  der 
königlichen  Ehren  erklärt  und  erscheint  als  „Kleopatra  die  Gattin '^  seit 
142  V.  Chr.  neben  dem  König  und  ihrer  Mutter,  „Kleopatra  der  Schwester" 
in  den  Urkunden.  Seitdem  hat  Ptolemäos  VII  eine  Reihe  von  Jahren 
mit  seiner  Schwester  in  wechselndem  Streit  gelegen  ^ ,  unter  dem  zu- 
nächst und  am  meisten  Alexandreia  zu  leiden  hatte.  Hier  stand,  be- 
sonders bei  den  Hellenen,  Philometor  in  gutem  Andenken,  Physkon  da- 
gegen machte  sich  durch  seine  Grausamkeiten  bald    allgemein    verhafst. 

1)  Eusebios,  Chron  I  164.  Seine  Regierungsjahre  zählt  er  von  seiner  ersten 
Ernennung  170/69  v.  Chr.,  ignoriert  also  seine  Abwesenheit  in  Kyrene. 

2)  Diodor  XXXIV  13. 

3)  Justinus  XXX VIII  8,  2  ff     Valerius  Max.  IX  1  ext    b.     Oros.  V  10,  6. 

4)  Nach  Justins  Erzählung  soll  Eupator  an  demselben  Tage  beseitigt  worden 
sein,  wo  Ptolemäos  mit  der  Mutter  Hochzeit  machte. 

5)  Diodor  XXXIV  13  erzählt,  wie  er  einige  Kyrenäer,  die  mit  ihm  nach 
Ägypten  gekommen  waren,  wegen  freimütiger  Äufserungen  über  seine  Konkubine 
Eirene  (die  auch  Josephus,  Cont.  Ap.  II  55  erwähnt)  hinrichten  liefs. 

6)  Justinus  XXXVIII  8,  5.  Es  mufs  dabei  bemerkt  werden,  dafs  Philometor 
sie  ihm  zur  Ehe  versprochen  hatte.     Oben  S.  211. 

7)  Strack  (Dynastie  der  Ptolem.  37  ff.)  hat  die  Wandelungen  in  der  Nennung 
der  weiblichen  Mitregenten  des  Ptolemäos  VII,  Kleopatra  der  Schwester  und  Kleo- 
patra der  Gattin  in  den  Urkunden  der  verschiedenen  Zeiten  zusammenge.stellt.  In 
diesen  Veränderungen  spiegeln  sich  die  verschiedenen  Phasen  des  Streites  zwi- 
schen dem  König  und  seiner  Schwester,  und  wir  erhalten  daraus  ein  Bild,  das  mit 
der  historischen  Überlieferung  im  ganzen  und  grofsen  zusammenstimmt.  Natürlich 
ist  dabei  auch  der  Zufall  oder  ein  gelegentliches  Versehen  der  Urkundenschreiber 
in  Rechnung  zu  ziehen.  Die  jüngere  Kleopatra,  die  Gattin,  erscheint  zuer.st 
142  V.  Chr.,  vor  und  neben  ihr  behält  ihre  Mutter,  Kleopatra  die  Schwester  mit 
einigen  Unterbrechungen  ihren  Platz  bis  etwa  Ende  131  v.  Chr.  Von  da  ab  ver- 
schwindet die  Schwester  aus  den  Urkunden  und  kehrt  erst  Mitte  (Juli;  124  v  Chr. 
wieder  zurück,  um  von  da  ab  bis  zu  Ende  zu  bleiben.  Offenbar  nur  zufällig  fehlt 
sie  in  einer  Urkunde  vom  13.  März  123  v.  Chr. 


13.  Buch.     §  8.     Ptolemäos  VII  und  Kleopatra.  269 

Seinen  Beinamen  Euergetes  wandelte  man  in  Kakergetes  „Übeltäter" 
um  ',  und  gewifs  hat  sich  das  Mifsvergnügeu  gelegentlich  tumultuarisch 
geäufsert.  Der  König  liefs  es  die  Alexandriner  schwer  entgelten.  Er 
wies  seine  Söldner,  eine  zügellose  Truppe,  mit  Sold  und  Unterhalt  auf 
die  Bürger  an,  daraus  entstand  Streit  und  Mifshandlung,  und  in  weiterer 
Folge  ein  Aufruhr,  die  Soldaten  wurden  auf  die  Alexandriner  losgelassen 
viele  Bürger  verloren  ihr  Leben,  viele  wanderten  aus  und  liefsen  sich 
in  den  verschiedenen  Teilen  der  griechischen  Welt  nieder,  darunter 
Litteraten,  Techniker,  Künstler  jeder  Art,  die  nun  ihre  überlegene  Kunst- 
fertigkeit in  andern  Ländern  verbreiteten  -.  Ein  grofser  Teil  der  grie- 
chischen Einwohner  ward  so  entfernt  oder  ausgerottet;  an  ihre  Stelle 
traten  Fremde,  vermutlich  meist  Ägypter,  und  die  städtische  Bevölkerung 
nahm  seitdem  einen  ganz  anderen  Charakter  an  ^. 

Es  ist  kein  Wunder,  dafs  man  sich  eines  solchen  Herrschers  zu 
entledigen  versuchte.  Einer  der  zurückgesetzten  und  ausgewanderten 
Freunde  Philometors  war  Galestes  *,  Sohn  des  Athamanenkönigs  Amy- 
iiandros.  Dieser  sammelte  in  Hellas  die  aus  Alexandrien  Vertriebenen 
um  sich  und  stellte  einen  angeblichen  Sohn  Philometors,  den  der  Vater 
seiner  Obhut  anvertraut  haben  sollte,  als  Thronbewerber  auf.  Beinahe 
wäre  es  geglückt,  ihn  in  Ägypten  einzuführen;  denn  selbst  die  könig- 
lichen Söldner,  die  nicht  hatten  bezahlt  werden  können,  wurden  schwan- 
kend. Nur  durch  die  Treue  eines  seiner  Strategen,  Hierax  ^,  ward  der 
König  gerettet.  Hierax  brachte  den  Sold  aus  eigenen  Mitteln  auf  und 
verhinderte  den  Abfall  (140/39  v.  Chr.)  ^. 

In  den  Streit  mit  Kleopatra  haben  sich  dann  auch  die  Römer,  viel- 
leicht auf  Ansuchen  beider  Teile,  eingemischt.  In  dieser  Angelegenheit 
wird  die  berühmte  Gesandtschaft  nach  Ägypten  gekommen  sein,  die 
Scipio  Aemilianus,  der  Eroberer  Karthagos,  an  die  Höfe  des  Ostens 
führte  ^,  um  die  Königreiche  in  Augenschein  zu  nehmen  und  die  vor- 
handenen Wirren  zu  lösen.    Die  Gesandten  wurden  in  Ägypten,  wie  man 


1)  Athen.  XII  549  E. 

2)  Athen,  IV  184 C.  Man  vermutet,  dafs  aus  diesem  Anlafs  der  berühmte 
Aristarchos  sich  nach  Kypros  zurückgezogen  habe.  Susemihl,  Gesch.  d.  alex. 
Litt.  I  452. 

3)  Justin.  XXXVIII  8,  5.     Polybios  bei  Strabo  XVII  797. 

4)  Auf  ihn  bezieht  sich  vielleicht  Aelian  var.  bist.  I  30,  wo  raXezt]^  über- 
liefert ist.     Der  hier  genannte  Ptolemäos  würde  dann  Philometor  sein. 

5)  Vielleicht  ist  es  derselbe,  der  im  Dienst  des  Alexander  Balas  gestanden 
hatte.     Diodor  XXXII  9c.  XXXIII  3.    Vgl.  FHG.  III  254,  7. 

6)  Diodor  XXXIII  20.  22. 

7)  Die  Kollegen  Scipios  waren  Sp.  Mummius  und  L.  Metellus.  Justinus 
XXXVIII  8,  8. 


270  13.  Buch.     §  8.     Ptolemäos  VII  und  Kleopatra. 

sich  denken  kann,  mit  höchster  Auszeichnung  empfangen  (139  v.  Chr.). 
Der  König  bewegte  sich  ihnen  zu  Ehren  gegen  seine  Gewohnheit  zu  Fufs^ 
was  ihm  sonst  beschwerlich  fiel.  In  seinem  durchscheinenden  Pracht- 
gewand machte  der  übermäfsig  feiste  Herr  neben  den  rüstigen  Römern 
keine  gute  Figur.  Es  wurden  Feste  und  Schmausereien  veranstaltet, 
wobei  man  die  Mäfsigkeit  der  römischen  Gäste  zu  bewundern  Gelegen- 
heit hatte.  Alle  Merkwürdigkeiten  Alexandriens ,  die  Befestigungen, 
Arsenale,  Schatzkammern,  wurden  ihnen  gezeigt.  Von  hier  unternahmen 
sie  einen  Ausflug  den  Nil  hinauf  bis  Memphis  und  konnten  sich  dabei 
überzeugen,  wie  dicht  und  betriebsam  die  Bevölkerung,  wie  reich  das 
Land  sei.  Von  Ägypten  reisten  die  Gesandten  über  Kypros  nach  Syrien 
weiter.  Es  seheint  ihnen  gelungen  zu  sein,  dem  Streit  der  königlichen 
Geschwister  wenigstens  für  einige  Zeit  ein  Ende  zu  machen  ^. 

Nach  einigen  Jahren  brach  der  Zwist  aufs  neue  aus,  und  diesmal  ward 
Ptolemäos  von  den  Alexandrinern  verjagt  und  die  Schwester  Kleopatra 
zur  alleinigen  Herrscherin  eingesetzt  (130  v.  Chr.)  ^.  Mit  seiner  Ge- 
mahlin Kleopatra  ging  der  König  nach  Kypros.  Um  sich  an  der  Schwester 
zu  rächen,  liefs  er  den  Sohn,  den  er  von  ihr  hatte,  Memphites,  umbringen 
und  den  zerstückelten  Leichnam  der  Mutter  übersenden  ^.  Seinen  ältesten 
Sohn,  der  Kyrene  verwaltete,  berief  er  von  da  zu  sich  und  verurteilte 
ihn  ebenfalls    zum  Tode;  denn  er  fürchtete,    die  Alexandriner   möchten 


1)  Über  die  Gesandtschaft  Scipios  vgl.  Diodor  XXXIII  28  a.  Justinus 
XXXVIII  8,  8.  Athen.  VI  273  A  (=  Polyb.  fr.  166  p.  1385  Hultsch)  XII  549  E. 
Plutarch,  Apophth.  p.  200  EF.  Cum  princip.  philos.  1,  12,  p.  777  A.  Strabo  XIV 
669.  Valer.  Max.  IV,  3,  13.  Die  Zeit  der  berühmten  Reise  ist  streitig.  Cicero. 
Aead.  pr.  II  5  setzt  sie  vor  die  Zensur  Scipios,  die  142  v.  Chr.  angetreten  ward, 
und  darnach  verzeichnet  sie  Clinton,  Fasti  hell.  III  1(J6  unter  143  v.  Chr.  Mafs- 
gebend  ist  aber  Cicero,  De  rep.  VI  11,  wo  sie  nach  der  Zensur  gesetzt  wird,  wo- 
mit die  Eeihenfolge  der  Exzerpte  Diodors  stimmt.  Da  auch  Attalus  II  in  Per- 
gamon  besucht  ward  (Lucian,  Macrob  12),  so  mufs  die  Gesandtschaft  vor  dessen 
Tode  (138/7  v.  Chr.)  in  Pergamon  eingetroffen  sein.  Nach  Cicero,  De  rep.  VI  11 
wird  anzunehmen  sein,  dafs  Scipio  zuerst  Ägypten  besuchte;  von  da  ging  er,  wie 
Diodor  bezeugt,  nach  Syrien,  von  hier  mag  er  (etwa  zu  Schiff  über  Rhodos  Cicero, 
De  rep.  II  §  48)  nach  Pergamon  und  zuletzt  nach  Hellas  gereist  sein.  Die  auf 
einige  Luciliusverse  gegründete  Annahme  von  Marx,  dafs  die  Gesandtschaft  auch 
Ekbatana  und  Babylon  besucht  habe,  ist  unwahrscheinlich  und  nicht  genügend  be- 
gründet. Vgl.  Marx,  Studia  Luciliana  S.  81  ff.  Rhein.  Mus.  39,  68ff.  RE.  IV  1, 
1452.     G.  F.  Unger,  Philol.  55,  97  setzt  sie  138  v.  Chr. 

2)  Diodor  XXXIII  6.  Es  geschah  15  Jahre  nach  seiner  Thronbesteigung  unter 
dem  Konsulat  des  M.  Perperna  (130  v.  Chr.)   also  Olymp.   162,  2  (131/0  v.  Chr.). 

3)  Diodor  XXXIV  14  erzählt,  der  Leichnam  sei  zufällig  abends  vor  dem  Ge- 
burtstage der  Königin  im  Palast  angekommen.  Ju.stinus  XXXVIII  8 ,  13  hat 
daraus  gemacht,  dafs  Physkon  dies  absichtlich  bewerkstelligt  habe. 


i 


13.  Buch.     §  8.     Ptolemäos  VII  und  Kleopatra.  371 

ihn  auf  den  Thron  setzen  ^  Indes  hat  sich  Kleopatra  nicht  lange  be- 
hauptet. Zwar  in  Alexandrien  war  sie  Herrscherin,  aber  das  Land  war 
geteilt;  es  entstanden  Unruhen,  und  nur  zum  Teil  oder  erst  nach  einiger 
Zeit  ward  die  Königin-Schwester  anerkannt.  Das  übrige  blieb  bei  Ptole- 
mäos, und  da  dieser  Kyrene  und  Kypros  fest  behauptete,  so  konnte  er 
bald  zurückkehren  '^.  Durch  Waffengewalt  eroberte  er  Alexandi'ien  ^ 
und  konnte  an  seinen  Gegnern  aufs  neue  Rache  üben  ''.  Auch  das  Land 
ward  wiedergewonnen  und  nach  einiger  Zeit  vollständig  unterworfen 
(129/8    V.    Chr.)  5. 

Kleopatra  mufste  abziehen  und  suchte  in  Syrien  bei  Deraetrios  11^ 
ihrem  Schwiegersohne,  Zuflucht  und  Hilfe  ^.  Deraetrios  hatte  versucht, 
ihr  zur  Hilfe  zu  kommen  und  einen  Angriff  auf  Ägypten  unternommen; 
er  war  bis  Pelusion  gekommen ,  wohin  ihm  Ptolemäos  entgegenrückte, 
war  aber  durch  die  Unbotmäfsigkeit  seiner  Truppen  zum  Rückzuge  ge- 
nötigt "'.  Ptolemäos  ging  seinerseits  zum  Angriff  über  und  sandte  ihm 
in  der  Person  des  Alexander  Zabinas,  eines  angeblichen  Sohnes  des 
Alexander  Balas,    einen  Prätendenten   ins  Land,    der  ihn  bald  stark  in 


1)  Diodor  a.  0.  Justinus  a.  0.  Liv.  per.  59.  Valer.  Max.  IX  2  ext.  5. 
Oros.  V  10,  6. 

2)  In  der  Thebais  ist  Kleopatra  II  als  Alleinherrscherin  eine  Zeitlang  an- 
erkannt worden,  aber  erst  im  Laufe  des  Jahres  129  v.  Chr.  Ihr  erstes  Jahr  ist 
gleich  dem  41.  des  Ptolemäos  (130/29  v.  Chr.)  imd  über  das  zweite  ist  sie  nicht 
hinausgekommen.  Strack,  Dynastie  d.  Ptolem.  42 f.  250  n.  109.  U.  Wilcken, 
Ostraka  I  785.  Nach  einem  Brief  aus  Hermonthis  (gegenüber  Theben)  war  dort,, 
also  in  der  Thebais  schon  Ende  131  v.  Chr.  ein  Aufstand  ausgebrochen.  Strack 
a.  0.  S.  42.  Eine  etwas  andere  Zeit  ergibt  sich  aus  den  Urkunden  des  Fajjüm  •, 
hier  wird  das  39.  oder  40.  Jahr,  also  130  v.  Chr.  als  die  dusi^Ca  bezeichnet,  d.  h. 
die  Zeit ,  wo  das  Land  zwischen  Ptolemäos  und  seiner  Schwester  sich  teilte. 
Tebtunis  Papyri  I  S.  353.  Für  den  Anschlufs  an  den  einen  oder  die  andere  sind 
natürlich  oft  örtliche  Verhältnisse  entscheidend  gewesen. 

3)  Auf  diese  Eroberung  Alexandriens  mag  sich  die  delische  Inschrift  bei  Strack 
S.  258  n.  113  beziehen,  worin  römische  Kaufleute  einem  ptolemäischen  Beamten 
für  seinen  Schutz  Dank  sagen. 

4)  Valer.  Max.  IX  2  ext.  5  erzählt,  wie  er  eine  gröfsere  Anzahl  seiner  Wider- 
sacher, wohl  Bewaffnete,  in  ein  Gymnasion  einschlofs  und  durch  Feuer  und  Schwert 
vernichtete. 

5)  Für  den  Fajjüm  wird  die  Rückkehr  des  Ptolemäos  annähernd  dadurch 
datiert,  dafs  in  seinem  41.  und  42.  Jahre  viele  ägyptisshe  Soldaten  {ficcxiuoi)  als 
Kleruchen  dort  angesiedelt  worden  sind,  also  130/29  und  129/8  v.  Chr.  Tebtunis 
Papyri  I  551  ff.  Man  wird  darnach  die  Wiedereroberung  Alexandriens  vielleicht 
auf  129  V.  Chr.  bestimmen  können.  Freilich  wissen  wir  nicht,  ob  diese  der  Rück- 
kehr voranging  oder  nachfolgte. 

6)  Justinus  XXXVIII  9,  If.     XXXIX  1,  2flf. 

7)  Eusebios  chron.  1  257  f. 


273  13.  Buch.     §  8.     Ende  des  Streites  125/4  v.  Chv. 

die  Enge  trieb  (128  v.  Chr.)'.  Der  Streit  mit  Kleopatra  ward  also 
nach  Syrien  verpflanzt;  auf  dem  Felde  der  syrischen  Politik  vollzog  sich 
dann  auch  nach  einiger  Zeit  die  Versöhnung  der  beiden  Geschwister. 
Kleopatra  sagte  sich  von  Demetrios  los,  Ptolemäos  liefs  den  Alexander 
Zabinas  fallen,  und  auf  diesem  Wege  vereinigte  sich  Kleopatra  wieder 
mit  ihrem  Bruder  (um  125  v.  Chr.)  '*.  Die  Aussöhnung  mit  Kleopatra 
hat  dann,  wie  es  scheint,  vorteilhaft  auf  Ägypten  gewirkt  und  zur  Be- 
festigung der  Herrschaft  des  Ptolemäos  gedient.  Es  war  inzwischen  in 
Alexandrien  eine  neue  Empörung  ausgebrochen,  die  von  dem  Strategen 
Marsyas  ausging.  Marsyas  war  jedoch  im  Auftrage  des  Königs  von 
Hegelochos  überwältigt  und  gefangen  worden.  Diesmal  übte  Ptolemäos 
Milde  und  verzieh  dem  Rebellen;  man  sagt,  er  habe  seine  frühere  Grau- 
samkeit bereut  und  sich  bemüht,  den  Hafs  der  Bevölkerung  zu  be- 
sänftigen ^ ;  vielleicht  hat  der  Friede  mit  Kleopatra  die  Begnadigung 
des  Marsyas  nach  sich  gezogen.  Kleopatra  kehrte  nach  Ägypten  zurück 
und  trat  seit  124  v.  Chr.*  wieder  in  die  Rechte  und  Ehren  ein,  die  ihr 
als  Schwester  des  Königs  zukamen.  Damit  scheinen  die  inneren  Kämpfe 
in  der  Hauptsache  ihr  Ende  erreicht  zu  haben.  Den  Abschlufs  be- 
zeichnet gegen  das  Ende  der  Regierung  Physkons  in  seinem  52.  Jahre 
(119/8  V.  Chr.)  eine  allgemeine  Amnestie  und  Begnadigung,  die  sich  auf 
alle  Vergehen,  ausgenommen  Mord  und  Tempelraub  ^,  auch  auf  die  rück- 
ständigen Abgaben  und  Verpflichtungen  gegen  den  Fiskus  erstreckte. 
Gleichzeitig  wurden  durch  eine  Reihe  anderer  Verordnungen,  die  in  der 
Zeit  der  Unruhen  gewifs  besonders  stark  eingerissenen  Mifsbräuche  und 
Gewalttaten  verpönt  und  die  bestehenden  Gesetze  zum  Schutz  der  Unter- 
tanen neu  eingeschärft  ^.     Denn  es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  der  lange 


1)  Das  erste  Jahr  des  Zabinas  ist  nach  den  Münzen  Sei.  184  =  129/8  v.  Chv. 
Babelon,  Rois  de  Syrie  CXLIX. 

2)  Justinus  XXXIX  2,  2.  Das  Ende  des  Demetrios  fällt  ins  Jahr  187  Sei.  = 
126/5  V.  Chr.     Babelon,  Rois  de  Syrie  CXLV. 

3)  Diodor  XXXIV  20. 

4)  Oben  S.  268  Anm.  7. 

5)  Diese  Ausnahme  entspricht  den  hellenischen  Anschauungen  und  findet  sich 
ähnlich  anderswo. 

6)  Der  Amnestieerlafs  mit  den  anschliefsenden  Verordnungen  ist  vor  kurzem 
in  den  von  Grenfell,  Hunt  und  Smyly  herausgegebenen  The  Tebtunis  Papyri 
vol.  1  (London  u.  New- York  1902)  bekannt  geworden,  einer  Sammlung,  die  in  der 
Tat  von  ungewöhnlicher  Bedeutung  ist  und  dem  berühmten  Steuerpapyrus 
(Revenue-law)  des  Ptolemäos  II  würdig  an  die  Seite  tritt.  Die  Amnestie  wird 
übrigens  schon  Papyr.  Taurin.  I  col.  7  erwähnt.  Die  Tebtunis  Papyri  haben  die 
Herausgeber  auch  zu  einer  anderen  Würdigung  des  Königs  Ptolemäos  VII  geführt, 
nachdem  schon  A.  v.  Gutschmid  (Sam.  Sharpe's,  Geschichte  Ägyptens  I  S.  267) 
und  später  Mahaffy  (Empire  of  Ptolem.  385  flF.     History   of  Egypt.    195)    günstiger 


13.  Buch.     §  8.     Ptolemäos  VII.  273 

Streit  in  der  königlichen  Familie  im  ganzen  Lande  seine  Spuren  hinter- 
lassen hat,  am  meisten  freilich  in  Alexandrien,  wo  die  ganze  Bürger- 
schaft gelitten  hatte  und  eine  neue  Bevölkerung  eingezogen  war. 
Draufsen  in  der  Landschaft  werden  in  der  Regel  nur  die  obersten 
Schichten  der  Gesellschaft  berührt  worden  sein,  im  übrigen  wird  die 
örtliche  Verwaltung  ihren  regelraäfsigen  Weg  gegangen  sein,  aber  zu- 
weilen wurde  doch  alles,  Grofs  und  Klein,  in  Mitleidenschaft  gezogen  ^. 
Als  eine  Folge  der  Kämpfe  hat  man  ferner  die  Begünstigung  des  ein- 
Jieimischen,  ägyptischen  Elements  anzusehen,  die  unter  Ptolemäos  VII 
Platz  griff  ■■^.  Er  scheint  die  ägyptische  Bevölkerung  Alexandriens  ver- 
mehrt zu  haben,  er  hat  sich  auch  im  Lande  auf  die  Einheimischen  ge- 
stützt, hat  aus  ihnen  sein  Heer  ergänzt  und  sie  später  als  Kleruchen 
angesiedelt  ^.    Hervorgehoben  wird,  dafs  er  den  ägyptischen  Gottesdienst 


über  ihu  geurteilt  hatten.  Sie  meinen,  der  Urheber  so  trefflicher  Verordnungen 
könne  nicht  der  böse  Wüterich  gewesen  sein,  zu  dem  ihn  die  alten  Historiker  ge- 
macht hätten,  und  sie  sind  geneigt  anzunehmen,  dafs  die  ihm  zugeschriebenen 
Greueltaten  wohl  erfunden  seien  (Tebtunis  papyri  20.  551  ff).  Gern  ist  zuzugeben, 
dafs  in  unserer  dürftigen  und  mangelhaften  Überlieferung,  besonders  bei  Justinus, 
manches  übertrieben  und  verschoben  ist ,  dafs  aber  Physkon  viele  Grausamkeiten 
begangen,  viel  Blut  vergossen  hat,  ist  so  gut  überliefert,  dafs  es  nicht  bezweifelt 
werden  kann,  und  ich  mufs  mich  gegen  die  voreiligen  Schlufsfolgerungen  der  Her- 
ausgeber auf  das  Bestimmteste  aussprechen.  Aus  den  Verordnungen  folgt  für  die 
Person  des  Monarchen  und  seinen  Chai-akter  nicht  viel.  Auch  der  schlimmste 
Tyrann  kann  ein  guter  Verwalter  und  der  beste  Mensch  ein  schlechter  König  sein. 
Aufserdem  weifs  niemand ,  wie  grofs  der  eigene  Anteil  des  Königs  an  den  Ver- 
ordnungen ist;  in  Ägypten  kann  man  wohl  sagen,  dafs  die  Regierung  zum  gröfsten 
Teil  von  der  Beamtenschaft  und  der  Tradition  besorgt  ward ;  und  so  sind  denn  die 
erwähnten  Verordnungen,  die  meist  Erneuerungen  älterer  Gesetze  zu  sein  scheinen» 
schwerlich  aus  der  Initiative  des  Königs  hervorgegangen.  Jedenfalls  ergibt  sich 
aus  ihnen ,  dafs  vorher  starke  Mifsbräuche  bestanden  haben.  Wenn  der  König  am 
Ende  seiner  Regierung  Besserung  zu  schaffen  bemüht  ist,  so  kann  man,  wenn  man 
wil!,  die  Trefflichkeit  des  Fürsten  preisen,  man  kann  aber  auch  sagen,  dafs  eine 
Regierung,  die  mehr  als  20  Jahre  lang  solche  Dinge  geschehen  liefs,  eine  Mifs- 
regierung  war.  In  das  Kapitel  der  Mifsbräuche  gehört  auch  die  Inschrift  bei 
Strack  n.  103. 

1)  Man  darf  hieher  ziehen  was  in  den  Tebtunis  Papyri  S.  27  vom  Aufbau 
zerstörter  oder  niedergebrannter  Häuser  verordnet  wird. 

2)  Mahatfy,  Empire  ofPtolem  386.  395  ff.  History  ofEgypt.  195,  wo  manches 
angeführt  wird,  was  nicht  viel  zu  bedeuten  hat.  Erwähnt  sei  hier  noch,  dafs  unter 
Euergetes  II  der  ägyptische  Kalender  durchdrang,  wenn  auch  die  makedonischen 
Monatsnamen  noch  in  Gebrauch  blieben.  Vgl.  Strack,  Rhein.  Mus.  53,  412ff. 
Dies  hat  aber  mit  nationalen  Gegensätzen  nichts  zu  tun.  Die  ägyptische  Zeit- 
rechnung siegte,  weil  sie  der  makedonisch-griechischen  technisch  überlegen  war. 

3)  Ägyptische  Kleruchen  wurden  im  Fajjüra  im  41.  und  42.  Jahr  des  Königs, 
130/29  und  129/8  v.  Chr.  angesiedelt,    vermutlich    an   Stelle   früherer   anderer  An- 

Niese,  Goscli.  d.  gricch.  n.  ni.ik.  «Staaten.     lU.  lo 


374  13.  Buch,     i;  8.     Ptolemäos  VII. 

gefördert  und  in  Tempelbauten,  besonders  in  Oberägypten,  mehr  Denk- 
mäler hinterlassen  hat  als  sein  Vorgänger  ^  Ob  darin  eine  bestimmte 
ägypterfreundliche  Tendenz  zu  erkennen  sei,  kann  zweifelhaft  bleiben  -. 
Wir  sehen  nur,  dafs  sich  unter  Ptolemäos  VII  in  den  langen  Thron- 
streitigkeiten, unter  denen  am  meisten  die  makedonisch- hellenische  Be- 
völkerung zu  leiden  hatte,  das  einheimische  Wesen  immer  mehr  Geltung 
verschafft  hat.  Dies  ist  die  Fortsetzung  der  schon  unter  seinen  Vor- 
gängern begonnenen  Entwickelung;  schwerlich  liegt  darin  eine  absicht- 
liche Feindschaft  gegen  das  Hellenentum  ^. 

Auf  alle  Fälle  ist  dieser  König,  der  in  einem  wechselreichen  Leben, 
den  ägyptischen  Thron  mehrmals  gewann  und  wieder  verlor,  eine  merk- 
würdige Erscheinung.  Wie  die  meisten  Fürsten  der  Zeit  war  er  nicht 
ohne  litterarische  Neigungen.  Der  grofse  Grammatiker  Aristarchos  war  sein 
Lehrer  gewesen  ^ ;  der  König  selbst  ist  unter  die  Schriftsteller  gegangen 
und  hat  allerlei  Lesefrüchte  und  persönliche  Erfahrungen  zu  einem  um- 
fangreichen Werke  verarbeitet,  worin  auch  berühmte  Zeitgenossen  be- 
handelt wurden  ^.  Aber  als  König  und  Regent  hat  er  sich  durch  seine 
Ausschweifungen  und  Grausamkeiten  den  schlechtesten  Ruf  erworben; 
alle  Berichte  stimmen  darin  überein ;  zu  seiner  Entschuldigung  darf  da- 
bei angenommen  werden,   dafs  die  wiederholten  Bluttaten  nicht  so  sehi^ 


Siedler.  Tebtunis  Pap.  I  551.  Etwas  ganz  neues  ist  darin  nicht  zu  sehen;  nach- 
dem Ptolemäos  IV  die  Ägypter  ins  Heer  gesteckt  hatte,  erscheinen  die  /Ltci^ifioi 
(dies  ist  die  Bezeichnung  der  ägyptischen  Wehrmänner)  öfters.  Auch  beabsichtigte 
Physkon  nicht  etwa  eine  Änderung  der  Heeresverfassung ;  den  Kern  seiner  Kriegs- 
macht bilden  wie  früher  Söldner.  Strabo  XVII  797.  Auf  Kypros  liegen  Kiliker, 
Lykier,  Kreter,  Ätoler,  Achäer  u.  a.  Hellenen.  Strack,  Dynastie  d.  Ptolem. 
S.  259ff  n.  117.  121.  124f  127. 

1)  MahaBy,  Empire  of  Ptolem.  387  f     History  of  Egyi^t  195  f 

2)  Eine  solche  will  auch  Paul  M.  Meyer  (Das  Heerwesen  der  Ptolemäer  und 
Römer  in  Ägypten  S    76  ff.)  erkennen. 

3)  Hier  erwähne  ich  das  Verhältnis  Physkons  zu  den  Juden.  Nach  der  jü- 
dischen Überlieferung  ist  er  ein  Feind  derselben  gewesen  und  hat  alle  alexan- 
driuischen  Juden  vernichten  wollen,  was  durch  Wunder  und  Traumgesichte  ver- 
hindertworden sein  soll.  Josephus,  Cont.  Ap.  II  53  f.  Vgl.  Bd.  II  407  Anm.  4.  Dafs 
die  Juden  zu  seinen  Gegnern  gehörten,  ist  recht  wohl  möglich.  Das  Genauere 
entzieht  sich  unserer  Kenntnis;  doch  sehen  wir,  dafs  die  Judenschaft  in  Ägypten 
nach  wie  vor  weiter  besteht,  und  dafs  Physkon  schwerlich  ihre  Ausrottung  geplant 
hat.     Vgl.  Willrich,  Juden  u.  Griechen  142  ff. 

4)  Athen.  II  71  B. 

ö)  FHG.  III  186  ff.  Es  ward  darin  z.  B.  von  Massinissa,  seinem  Grenznachbar 
erzählt.  Der  Verfasser  erwähnte  seine  eigene  Anwesenheit  im  Peloponnes  und  in 
Assos ,  an  letzterem  Orte  zu  Lebzeiten  des  Eumenes  (fr.  5 ,  9) ,  was  in  seine 
Lebensgeschichte  ganz  gut  pafst  (oben  S.  209  f). 


13.  Buch.     §  8.     Ptolemäos  VIT.  375 

ihm  zur  Last  fallen,  wie  seinen  Freunden  und  Ratgebern  ' ;  denn  dieser 
König  ist  wie  ein  Parteiführer,  der  neben  der  eigenen  die  Begehrlichkeit 
und  Rachsucht  seiner  Parteigenossen  zu  sättigen  hat.  Auch  seine  Geg- 
nerin und  Schwester  Kleopatra  ist  nicht  schuldlos.  Sie  erscheint  als 
eine  tatkräftige,  herrschsüchtige  Frau,  wie  es  in  den  makedonischen 
Herrscherhäusern  deren  manche  gab,  die  sich  an  den  Pflichten  einer 
Gattin  und  Mutter  nicht  genügen  liefs,  sondern  sich  vor  allem  als  Königin 
fühlte.  Bei  alledem  ist  doch  kein  Zweifel,  dafs  der  Krieg,  den  Ptole- 
mäos VII  in  seiner  Familie  entzündete,  den  Ruin  seines  Hauses  und 
Landes  verschuldet  und  befördert  hat. 

Der  auswärtige  Besitz  Ägyptens  blieb  unter  ihm  im  wesenthchen  un- 
verändert. Es  ist  kein  Verlust  zu  nennen,  wenn  nach  dem  Tode  Philo- 
metors  die  ägyptische  Besatzung  aus  Itanos  auf  Kreta  abzog  - ;  diese 
Besitzung  hatte  kaum  noch  Wert;  vielleicht  ist  auch  Thera  damals 
aufgegeben  worden.  Von  viel  gröfserer  Bedeutung  war  dagegen  die 
Ausdehnung,  die  unter  Physkon  und  seinem  Vorgänger  Philometor  der 
ägyptische  Besitz  und  Einflufs  nach  Süden  hin  gewann.  Der  Sturz  der 
äthiopischen  Priesterherrschaft  durch  Ergamenes  (Bd.  II  406),  hatte  den 
engeren  Auschlufs  der  Athiopen  an  Ägypten  zur  Folge.  Neben  dem  Do- 
dekaschoinos  erscheint  jetzt  das  Dreifsigmeilenland,  der  Triakontaschoinos, 
zuerst  unter  Philometor,  in  dessen  Auftrage  hier  neue  Ansiedelungen 
entstanden  •'.  In  einem  der  dort  errichteten  ägyptischen  Tempel  (bei 
Debot)  hat  neben  Philometor  der.  äthiopische  Fürst  At'cheramon  seine 
Huldigung  dargebracht  *.  Griechischer  Handel  und  Reisende  kamen  auf 
dem  Nil  weit  über  Meroe  hinaus  und  brachten  aus  dem  inneren  Afrika 
neue  Waren  und  neue  Kunde  ^.  Ebenso  hat  sich  der  Handel  auf  dem 
roten  Meer  und  im  indischen  Ozean  weiter  entwickelt.  Jedenfalls 
steht  unter  Physkon  der  Verkehr  zwischen  Ägypten  und  der  Küste 
des  roten   Meeres    in    voller  Blüte  ^.      Unter   den   Seefahrern    hat   sich 


1)  Der  S.  209  Anm.  1  erwähnte  Timotheo.s  wird  beschuldigt,  den  König  zu 
Grausamkeiten  verleitet  zu  haben.     Diodor  XXXI  20. 

2)  SIG.  IP  929,  42  f. 

3)  Vgl.  Strack  n.  95  S.  251.    Ptolem.  geogr.  I  9,  7.    IV  7,  10  (p.  783  Müller). 

4)  Mahaffy,  Hist.  of  Egypt.  179.     Bädeker,  Oberägypt.  838. 

5)  Die  von  Plinius  h.  n.  VI  183  genannten  Schriftsteller  über  Äthiopien, 
Dalion,  Aristokreon,  Bion,  Basilis  und  der  jüngere  Simonides  gehören  wahrschein- 
lich dem  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  an.  Jedenfalls  müssen  sie  alle  jünger  sein  als  Ti- 
mosthenes,  der  unter  Ptolemäos  II  lebte.  Basilis  mufs  vor  Agatharchides  geschrieben 
haben,  der  ihn  zitiert.  FHG.  IV  346.  E,  Schwartz  (.RE.  III  1,  99)  setzt  ihn  wohl 
zu  früh.  Übrigens  geht  aus  Plinius  §  188  hervor,  dafs  diese  Entdeckungsfahrten  noch 
unter  Ptolemäos  Lathyros  fortgesetzt  wurden. 

6)  Vgl.  die  Inschrift  bei  Strack  S.  257  n.    109  vom  10.  Thoth  des  41.  Jahres, 

18*  . 


276  13.  Buch.     Sj  9.     Demetrios  II  in  Syrien. 

Hippalos  einen  bedeutenden  Namen  gemacht,  da  er  es  zuerst  wagte,  mit 
Benutzung  der  Monsune,  die  daher  nach  ihm  genannt  wurden,  direkt 
zu  den  Indoshäfen  zu  fahren  ^  Vielleicht  lebte  er  in  dieser  Zeit,  unter 
Philometor  ^.  Auf  dem  neuen  Wege  scheint  zugleich  die  Kenntnis  Indiens 
Bereicherung  erfahren  zu  haben  ^. 

Von  höchster  Bedeutung  war  für  Ägypten  von  jeher  das  Verhältnis 
zu  Syrien.  Ptolemäos  VII  hat  diesem  Nachbar  gegenüber  die  überheferte 
Politik  festgehalten.  Der  Wunsch,  sich  im  südlichen  Syrien  wieder  fest- 
zusetzen, bestand  unverändert  weiter,  und  die  vielfältigen  Thronstreitig- 
keiten bei  den  Seleukiden  gaben  Anlafs,  sich  dort  einzumischen.  Wieder- 
holt ist  dadurch  eine  enge  Verflechtung  der  ptolemäischen  und  seleu- 
kidischen  Geschichte  herbeigeführt  worden. 

§  9. 

Demetrios  II  mit  dem  Beinamen  Nikator  * ,  hatte  sich  der  ägyp- 
tischen Helfer  entledigt  und  den  Thron  von  Syrien  in  Besitz  genommen 
(S.  265).  Er  war  noch  ein  sehr  junger  Mann  ^,  der  von  seiner  Um- 
gebung, von  den  Freunden,  die  ihn  nach  Syrien  geleitet,  abhängig  sein 
mufste.  Der  Kreter  Lasthenes  nahm  in  seiner  Umgebung  die  vornehmste 
Stelle  ein  ^. 

Die  neue  Regierung  entfremdete  sich  durch  die  Strenge,  mit 
der  sie    die  Anhänger   des  Alexander  Balas   verfolgte,   sehr   bald   einen 


d.  h.  vom  4.  Oktob.  130  v.  Chr.  Man  könnte  vermuten,  dafs  der  Hafen  iMXBiQaq 
kiutjy  (Strabo  XVI  770  Bd.  II  116)  von  Kleopatra  der  Schwester  den  Namen  er- 
halten hat;  denn  diese  führt  den  Beinamen  lüiieiga.  Strack,  Dyn.  d.  Ptolem.  42 
Anm.  2. 

1)  Peripl.  mar.  Erythr.  57.  Vgl.  Strabo  II  118.  Nach  Hippalos  wird  das 
.promunturium   Hippalum   (vielleicht   Hippalu)    bei    Plin.    h.   n.   VI   172  und   das 

InnttXov  (]7incc'/.ov?)  neXayog  bei  Ptolem.  IV  7,  12  (p.  787  Müller)  genannt. 

2)  Wenn  nämlich  der  bei  Strack  S.  250  u.  94  genannte  hohe  Beamte  Namens 
Hippalos  mit  ihm  identisch  ist.  Ein  Makedonier  Hippalos  aus  der  Zeit  Philometors 
Gr.  Papyr.  Brit.  Mus.  I  S.  20.  Unter  Ptolemäos  Euergetes  II  soll  der  Kyzikener 
Eudoxos  gelebt  haben,  der  wie  Strabon  II  98  f.  berichtet,  von  einem  schiffbrüchigen 
Inder  geführt,  von  Ägypten  nach  Indien  fuhr. 

3)  Der  S.  275  Anm.  5  erwähnte  Basilis  hat  neben  Äthiopien  auch  Indien  be- 
handelt. 

4)  Appian,  Syr.  67.  Josephus ,  Antiq.  XIII  120.  Eusebios ,  Chron.  I  255. 
Nach  den  Münzen  lautet  der  Beiname  vollständig  iteog  (pdddei.(pog  vixdrioQ.  Babelon, 
Rois  de  Syrie  CXXXI. 

5)  Sein  Alter  steht  nicht  fest;  nach  Bevan,  House  of  Seleucus  II  232  Append.  R 
ist  er  um  160  v.  Chr.  geboren,  also  zur  Zeit  der  Thronbesteigung  etwa  15  Jahre 
alt  gewesen.     Aber  diese  Rechnung  ist  unsicher  und  scheint  zu  niedrig. 

6)  Er  hat  den  Ehrentitel  „Vater  des  Königs".  1  Makk.  11,  31  f.  Vgl.  Diodor 
XXXIII  4. 


13.  Buch.     §  9.     Erhebung  Tryphons.  277 

grofsen  Teil  der  Untertanen  ^,  vor  allem  Antiochien  und  andere  Städte 
des  nördlichen  Syriens,  wo  man  Demetrios  nur  ungern  und  wahr- 
scheinlich gegen  bestimmte  Zusicherungen  anerkannt  hatte.  In  An- 
tiochien entstanden  gleich  Unruhen,  die  Demetrios  mit  seinen  Söldnern 
unterdrückte;  er  beschlofs  bei  dieser  Gelegenheit  die  Antiochener  zu 
entwaffnen,  was  nur  unter  blutigen  Strafsenkämpfen  durchgeführt  werden 
konnte,  bei  denen  ein  Teil  der  Stadt  in  Flammen  aufging.  Nützliche 
Dienste  leistete  hierbei  eine  Truppe,  die  der  Hohepriester  Jonathan  zur 
Hilfe  gesandt  hatte  ^.  Der  König  soll  ihm  dafür  versprochen  haben,  die 
makedonische  Besatzung  aus  Jerusalem  wegzunehmen.  Viele  Antiochener 
mufsten  sich  nach  dem  Siege  des  Demetrios  auf  die  Flucht  begeben  und 
trugen  den  Hafs  gegen  den  Tyrannen  in  weitere  Kreise.  Die  Auf- 
ständischen wurden  streng  bestraft,  verfolgt  und  ihres  Besitzes  beraubt. 
Der  König  stützte  sich  auf  das  Söldnerheer,  mit  dem  er  ins  Land 
gekommen  war,  und  auf  dessen  Führer.  Er  begünstigte  sie  gegenüber 
den  einheimischen  Truppen,  besonders  den  Makedoniern,  von  denen  er 
nach  dem  Siege  viele  entlassen  und  auf  geringeren  Sold  gesetzt  hatte  ^, 
während  sie  gewohnt  waren,  ihre  Löhnung  dauernd  zu  beziehen.  Diese 
wichtige  Bevölkerungsklasse  fühlte  sich  zurückgesetzt  und  gekränkt,  und 
bot  nun  den  Unzufriedenen  das  nötige  Material  für  eine  erfolgreiche  Er- 
hebung, die  ihren  Herd  bei  Aparaeia  hatte,  dem  Hauptwaffenplatz  des 
Reiches.  An  die  Spitze  der  Mifs vergnügten  stellte  sich  Diodotos,  bei- 
genannt Tryphon.  Dieser  stammte  aus  Kasianoi,  einem  Orte  in  der  Um- 
gegend Apameias,  und  hatte  früher  im  Dienst  Alexanders  gestanden.  In 
Larisa  fand  er  zuerst  Zulauf  und  gewann  von  da  aus  die  Nachbarschaft  *, 
In  weiteren  Kreisen  verschaffte  er  sich  dadurch  Geltung,  dafs  er  einen 
anderen  König  auf  den  Schild  hob,  den  jungen  Sohn  Alexanders  "",  den 


1)  Diodor  XXXIII  4.  Justin.  XXXVI  1.  Nach  Diodor  trägt  der  erste 
Minister  des  Königs  o  irjg  ßaaiks/'ui  nootairixoj^  die  Schuld  an  den  Verfolgungen: 
darunter  ist,  wie  Valesius  vermutet  hat,  der  Kreter  Lasthenes  zu  verstehen. 
Vgl.  1  Makk.  11,  32. 

2)  Diodor  a.  0.  Hieher  gehört  1  Makk.  11 ,  44  fif. ,  obwohl  die  Strafsenkämpfe 
erst  nach  der  Erhebung  Tryphons  erzählt  werden.  1  Makk.  berichtet,  dafs  De- 
metrios anfangs  von  den  Aufständischen  in  seinen  Palast  gedrängt,  aber  von  den 
jüdischen  Hilfstruppen  befreit  ward,  wobei  angeblich  100  000  Antiochener  gefallen 
sind.     Der  Bericht  ist  stark  jüdisch  gefärbt. 

3)  iMakk.  11,  38.     Josephus,  Antiq.  XIII  129  f. 

4)  IMakk.  11,  39.  Josephus,  Antiq.  XIII  131  ff.  Diodor  XXXIII  4a.  Strabo 
XVI  752.     Ob  Apameia  ihm  gleich  zufiel,  ist  nicht  ersichtlich. 

5)  Nach  Liv.  perioch.  52  war  dieser  erst  zwei  Jahre  alt,  womit  es  nicht 
stimmt,  dafs  derselbe  Autor  (perioch.  55)  ihm  bei  seinem  Tode  3 — 4  Jahre  später 
10  Jahre  gibt.     Die  erste  Angabe  scheint  richtiger.     Bevan  a.  0.  II  230  Anm.  4. 


378  13.  Buch.     §  9.     Antiochos  VI  König. 

der  arabische  Fürst  Jamblichos  in  Obhut  genommen  hatte  '.  Nach 
einigem  Bedenken  überHefs  ihm  der  Araber  den  Knaben,  als  dessen 
Vormund  und  Regenten  sich  Tryphon  aufwarf.  Nun  strömten  diesem 
viele  Anhänger  zu,  bei  Chalkis  sammelte  er  ein  Heer,  Demetrios,  der  ihm 
anfangs  keine  Beachtung  geschenkt,  mufste  Truppen  gegen  ihn  aufbieten, 
aber  er  ward  geschlagen,  seine  Elefanten  fielen  dem  Tryphon  in  die 
Hände  ''^,  er  mufste  Antiochien  räumen,  und  Tryphon  zog  dort  mit  Antiochos 
ein,  der  als  König,  gewifs  im  Andenken  an  Antiochos  Epiphanes,  seinen 
angeblichen  Grofsvater,  den  Beinamen  Epiphanes  Dionysos  annahm 
(145/4  V.  Chr.)  3. 

Damit  war  jedoch  Demetrios  keineswegs  verdrängt.  Er  hielt  sich 
in  Seleukeia  und  wenigstens  eine  Zeitlang  noch  in  Laodikeia  am  Meer. 
Seine  feste  Stütze  war  Kilikien,  wo  er  sich  zunächst  aufgehalten  zu 
haben  scheint,  ebenso  behauptete  er  einen  Teil  Cölesyriens  ^  und  vor 
allem  blieb  er  in  den  Provinzen  östlich  vom  Euphrat  anerkannt,  wo  sein 
Vater  noch  in  bestem  Andenken  stand  ^.  So  begann  denn  zwischen  den 
beiden  Königen  ein  Bürgerkrieg,  der  ganz  Syrien  mit  Unruhe  und  Zer- 
störung erfüllte.  Jeder  suchte  den  andern  durch  Gewalt  oder  Überredung 
zu  verdrängen,  wobei  natürlich  besonders  die  örtlichen  Zwistigkeiten  zur 
Geltung  kamen.  Tryphon  besetzte  das  feste  Korakesion  im  rauhen  Kilikien 
und  bot  die  dortigen  Dynasten,  die  sich  schon  gegen  Demetrios  I  empört 
hatten,  auch  gegen  den  Sohn  auf.  Korakesion  ward  bei  dieser  Gelegenheit 
zum  Piratennest  eingerichtet  **.    Tryphon  eroberte  und  zerstörte  in  diesem 


1)  Jamblichos  nennt  ihn  Diodor,  1.  Makk.  'l/nakxovs ,  wofür  Josephus  und 
einige  Textquellen  des  1.  Makk.  Malchos  haben.  Vielleicht  war  er  Fürst  von 
Emesa.     Vgl.  Wellhausen,  Israel.  Gesch.*  S.  270. 

2)  IMakk.  11,  56.  Darin  liegt  wohl  die  Eroberung  Apameias,  wo  die  Ele- 
fanten lagen. 

3)  Diodor  XXXIII  4a.  Livius  perioch.  52.  Justiuus  XXXVI  1,  7.  Trogus 
prol.  35.  1  Makk.  11,  56.  Josephus,  Antiq.  XIII  144.  Die  ersten  Münzen  des 
Antiochos  VI  stammen  schon  aus  dem  Jahre  167  Sei.  (146/5  v.  Chr.),  sind  also  vor 
dem  Herbst  145  v.  Chr  geprägt.  Antiochos  mufs  demnach  sehr  bald  nach  dem 
Tode  Alexanders  (oben  S.  265)  König  geworden  sein,  womit  auch  Livius  gut 
stimmt.  Immerhin  besteht  die  Möglichkeit,  dafs  er  schon  vor  dem  Aufstande 
Tryphons  einen  kleinen  Kreis  von  Auhäugern  besessen  habe.  Die  Münzen  des 
Antiochos  VI  sind  vielleicht  in  Tripolis  geschlagen.  Aus  ihnen  ergeben  sich  ferner 
die  Beinamen.  Babelon,  Rois  de  Syrie  CXXXV.  Josephus,  Ant.  XIII  218  gibt 
den  sonst  nicht  bezeugten  Beinamen  &t6g. 

4)  Liv.  per.  52.     Jo.sephus,  Antiq.  XIII  221.     Diodor  XXXIII  9.  28. 

5)  Nach  einer  Inschrift  aus  dem  Jahre  168  Sei.  (145/4  v.  Chr.)  war  Demetrios 
damals  in  Babylon  anerkannt.     Zeitschr.  f.  Assyriologie  8  (1893)  111. 

6)  Strabo  XIV  668.     Oben  S.  259. 


13.  Buch.     §  9.     Demetrios  II  und  Antiochos  VI.  379 

Kriege  Berytos  ^  Umgekehrt  scheint  er  Arados  begünstigt  zu  haben  2. 
Diese  Stadt  genofs  schon  seit  den  Tagen  des  Seleukos  Kallinikos  ein 
grofses  Mafs  von  Freiheit  und  zog  besonders  in  dieser  Zeit  der  Thron- 
streitigkeiten aus  dem  Asylrecht  bedeutende  Vorteile.  Sie  benutzte  die 
Gunst  der  Verhältnisse,  um  auf  Kosten  der  Nachbarn  ihr  Gebiet  zu  er- 
weitern. Schon  früher  hatten  die  Aradier  es  auf  Marathos  abgesehen, 
und  es  ist  ihnen  vielleicht  um  diese  Zeit  mit  Unterstützung  Tryphons 
gelungen,  die  Stadt  zu  vernichten  und  sich  einzuverleiben  ^. 

Gleichzeitig  war  in  Phönizien  und  Cölesyrien  der  Krieg  entbrannt. 
Während  Tyros  und  Sidon  fest  zu  Demetrios  und  seiner  Partei  hielten  *, 
ging  Ptolemais  in  die  Hände    des  Antiochos  und  Tryphon   über  ^;   ihre 


1)  Strabo  XVI  756.  Berytische  Münzen  des  Demetrios  II  liegen  aus  den 
Jahren  167  und  168  Sei.  (146/5  und  145/4  v.  Chr.)  vor.  Babelon,  Rois  de  Syrie 
124.     Die  Eroberung  wird  also  etwa  14.3  v.  Chr.  sich  ereignet  haben. 

2)  Im  Jahre  168  Sei.  (145/4  v.  Chr.)  hat  Arados  noch  für  Demetrios  II  ge- 
prägt.    Babelon  a.  0.   S.  124. 

3)  Strabo  XVI  753  f.  Die  Aradier  erwarben  ein  ansehnliches  Stück  der 
Küstenlandschaft ,  von  Paltos  bis  an  den  Flufs  Eleutheros ,  Marathos  ward  zer- 
stört. Vgl.  Pietschmann,  Phönizien  39.  Übrigens  ist  es  streitig,  ob  die  von 
Strabo  erwähnte  Zerstörung  von  Marathos  in  diese  Zeit  und  nicht  vielmehr  später 
fällt.  Die  Numismatiker  nehmen  letzteres  an.  Six,  Numismat.  chronicle  n.  ser. 
17  (1877)  S.  189.  Imhoof- Blumer ,  Monnaies  grecques  S.  445.  Arados  hatte 
übrigens  schon  früher  auf  dem  Festlande  Streitigkeiten.  Polyb.  V,  68,  7.  Bd.  II 
S.  377.  Von  einem  Versuch  auf  Marathos  handelt  eine  Erzählung  Diodors 
XXXIII  5,  wonach  die  Aradier  bei  einer  Gelegenheit  den  mächtigen  Ammonios 
durch  Bestechung  veranlassen,  ihnen  Marathos  preiszugeben.  Ammonios  schickt 
Soldaten  gegen  Marathos,  die  aber  nicht  eingelassen  werden;  vielmehr  beschliefsen 
die  Marathener  sich  der  Gnade  der  Aradier  anzuvertrauen.  Aber  diese  töten  ihre 
Gesandten  und  versuchen  darauf  Marathos  zu  überraschen  und  zu  überfallen,  was 
jedoch  nicht  gelingt.  Der  Schluis  der  Geschichte  fehlt.  Nach  der  Reihenfolge  der 
Auszüge  Diodors  föUt  diese  Begebenheit  unter  Demetrios  II  und  Tryphon,  während 
Ammonios  offenbar  der  Vertraute  des  Alexander  Balas  ist,  der  mit  ihm  zu  Grunde 
ging;  denn  es  ist  schwer  zu  glauben,  dafs  ein  anderer  Ammonios  gemeint  sei.  Es 
scheint  also,  dafs  Diodor  hier  bei  Gelegenheit  eines  Ereignisses  aus  der  Zeit  Try- 
phons früher  geschehenes  nachgeholt  hat,  woraus  zugleich  folgt,  dafs  unter  Try- 
phon die  Feindschaft  zwischen  Arados  und  Marathos  weiter  gegangen  ist,  und 
jetzt  vielleicht  zu  einer  Katastrophe  geführt  hat.  Vielleicht  hat  damals  der  Sturz 
Alexanders  Marathos  noch  gerettet  und  ist  die  Vernichtung  der  Stadt  unter 
Tryphon  erfolgt. 

4)  Die  in  Tyros  geschlagenen  Münzen  des  Demetrios  II  nehmen  die  Jahre 
167—173  Sei.  (146/5  —  140/39  v.  Chr.)  ein,  also  die  ganze  erste  Regierungszeit  des 
Königs.    Etwa  das  gleiche  gilt  von  Sidon.    Babelon,  Rois  de  Syrie  S.  123  n.  955ff. 

5)  Eine  in  Ptolemais  geschlagene  Münze  des  Antiochos  VI  zeigt  die  Jahreszahl' 
170  Sei.  =  143/2  v.  Chr.  Also  ist  der  Übergang  zu  Tryphon  vorher  erfolgt. 
Babelon  a.  0.  S.  130  n.  996. 


280  13.  Buch.     §  9.     Judäa  und  Jonathan. 

Truppen  beunruhigten  von  hier  aus  die  feindUche  Nachbarschaft.  Ein- 
mal lieferten  sie,  wie  berichtet  wird,  Sarpedon,  dem  Feldhauptmann  des 
Demetrios  in  der  Nähe  der  Stadt  ein  siegreiches  TreiOfen  und  vertrieben 
ihn  aus  der  Küstenlandschaft.  Aber  auf  der  Heimkehr  wurden  die 
Sieger  zwischen  Tyros  und  Ptolemais  von  einer  Flutwelle  ereilt  und 
vernichtet.  Sarpedon  kehrte  dann  vor  die  Thore  von  Ptolemais  zurück 
und  errichtete  dort  unter  Dankopfern  dem  Poseidon  ein  Denkmal  ^ 
Weiterhin  fand  Tryphon  an  dem  jüdischen  Hohenpriester  Jonathan  einen 
tätigen  Bundesgenossen;  denn  Jonathan  hatte  sich  bald  von  Demetrios 
losgesagt,  angeblich  weil  er  sein  Versprechen,  Jerusalem  von  der  könig- 
lichen Besatzung  zu  befreien ,  nicht  erfüllte  ''^.  Antiochos  und  Tryphon 
bestätigten  ihm  das  Priesteramt  wie  alle  sonstigen  königlichen  Be- 
willigungen und  bedachten  ihn  mit  neuen  Ehren;  sein  Bruder  Simon 
ward  zum  Strategen  des  ganzen  Küstenlandes  von  der  tyrischen  bis  zur 
ägyptischen  Grenze  ernannt,  und  so  haben  denn  die  beiden  jüdischen 
Brüder  für  Antiochos  VI  gegen  Demetrios  und  seine  Anhänger  die  Waffen 
geführt  ^.  Jonathan  unterwarf  zuerst  die  philistäischen  Städte,  von  denen 
Gaza  den  hartnäckigsten  Widerstand  leistete.  Die  Stadt  wollte  weder 
von  Demetrios  noch  von  Antiochos  etwas  wissen,  ward  aber  nun  ge- 
zwungen, letzteren  anzuerkennen  und  dem  Jonathan  Geiseln  zu  stellen. 
Von  hier  wandte  sich  Jonathan  gegen  das  Binnenland ,  das  er  bis  Da- 
maskos  durchzog.  Dadurch  aber  lenkte  er  die  feindHchen  Streit- 
kräfte auf  sich.  Die  Feldherren  des  Demetrios  besetzten  Kades  und 
drangen  von  hier  in  Galiläa  ein.  Jonathan  lieferte  ihnen  im  Gefilde 
Asor  ein  Treflfen  und  scheint  sie  dadurch  zum  Rückzuge  genötigt 
zu  haben  *.  Ein  zweiter  Angriff  auf  Judäa  glückte  ebensowenig,  als 
Jonathan  den  Feinden  entgegenrückte,  wichen  sie  ohne  Kampf  nordwärts 
zurück  ^.  Nach  kurzer  Verfolgung  kehrte  Jonathan  um,  unternahm  einen 
ergiebigen  Beutezug  gegen  einen  arabischen  Stamm  ^,  berührte  Damaskos 


1)  Poseidonios  bei  Athen.  VIII  333  B  (FHG.  III  254)  und  Strabo  XVI  758, 
wo  irrtümlich  Sarpedon  als  Sieger  bezeichnet  wird.  Vgl.  über  diesen  Diodor 
XXXIII  28. 

2)  IMakk.  11,  41.  53  fF. 

3)  IMakk.  11,  60flF.     Josephus,  Antiq.  XIII  148 ff. 

4)  Der  Bericht  über  dieses  Treffen  (IMakk.  11,  53.  Josephus,  Antiq.  XIII 
158)  ist  freilich  wenig  zuverlässig. 

5)  IMakk.  12,  24 ff.  Josephus,  Ant.  XIII  174 ff.  Die  Erzählung  bietet  geo- 
graphische Schwierigkeiten.  Wenn  es  heilst,  dal's  Jonathan  den  Feinden  bis  zur 
Amathitis  entgegenzog,  so  ist  damit  schwerlich  das  syrische  Hamath  gemeint, 
sondern  eher  Amathus  östlich  vom  Jordan. 

6)  Die  Zabadäer  nach  IMakk.  12,  31.  Josephus  §  171)  nennt  dafür  die 
Nabatäer. 


13.  Buch.     §  9.     Judäa  und  Jonathan.  ggf 

und  durchzog  plündernd  diese  ganze  Gegend.    Die  Anhänger  des  Demetrios 
scheinen  hier  stark  in   Nachteil  geraten  zu  sein. 

In  diesen  Kämpfen  zwischen  Demetrios  II  und  Antiochos  VI  wurden 
die  Juden  eine  Macht.  Sie  plünderten  und  verheerten  die  Nachbarschaft, 
ihre  Fürsten  griffen  um  sich  und  benutzten  die  Gelegenheit,  ein  immer 
gröfseres  Mafs  von  Unabhängigkeit  zu  erwerben.  Vor  allem  sind  sie 
bemüht,  sich  der  königlichen  Besatzungen  zu  entledigen,  die  noch  in 
Jerusalem  und  andern  Orten  lagen  K  Während  Jonathan  draufsen  im 
Felde  lag,  hatte  in  Judäa  Simon  Bethsura  erobert,  das  noch  in  den 
Händen  des  Demetrios  war;  die  Besatzung  kapitulierte  gegen  freien  Ab- 
zug. Er  deckte  weiterhin  die  philistäische  Küste  bis  Askalon  und  brachte 
bei  dieser  Gelegenheit  Joppe  in  seine  Gewalt.  Die  Stadt  stand  im  Ver- 
dacht, zu  Demetrios  übergehen  zu  wollen,  und  Simon  legte  daher  eine 
Besatzung  hinein.  Damals  beschlofs  nun  die  jüdische  Gemeinde  in  einer 
Versammlung  der  Ältesten,  ihr  Land  und  die  Hauptstadt  selbst  zu 
schützen  und  zu  befestigen.  Jonathan  machte  sich  in  Jerusalem  gleich 
an  den  Mauerbau;  er  begann  ferner  die  königliche  Besatzung,  die  noch 
m  der  Burg  lag,  einzuschliefsen  und  auszuhungern,  während  Simon  an 
der  Grenze,  da  wo  die  Strafse  von  Joppe  über  das  Gebirge  nach  Je- 
rusalem führt,  Adida  befestigte  \  Schon  vor  einiger  Zeit  hatte  Jonathan 
wie  einst  Judas,  durch  eine  besondere  Gesandtschaft  mit  den  Römern 
Freundschaft  und  Bündnis  zu  schliefsen  versucht,  und  wenn  wir  auch 
nicht  sicher  wissen,  ob  es  gelang,  so  zeigt  es  doch,  dafs  er  sich  als  selb- 
ständig zu  betrachten  anfingt  So  ward  er  jetzt  dem  Tryphon  ver- 
dächtig. Überdies  trachtete  dieser  nach  der  jüdischen  Überlieferung 
schon  seit  einiger  Zeit  den  jungen  König  zu  beseitigen,  fürchtete  aber, 
dafs  Jonathan  ihm  dabei  im  Wege  sein  würde,  und  beschlofs  daher, 
ihn   zu    verderben*.     Er   ging    nach  Skythopolis,    wohin    ihm  Jonathan 

1)  IMakk.  12,  45. 

2)  IMakk.  11,  65.  12,  33fF.  36.  13,  21.  Josephus,  Antiq.  XIII  155.  180. 
Ob  in  der  Akra  von  Jerusalem  Truppen  des  Demetrios  oder  Tryphons  lagen ,  ist 
nicht  bekannt.  Über  die  Lage  von  Adida  oder  Hadid  s.  Buhl,  Geographie  des  alten 
Palästina  S.  197.      Es    entspricht   dem   heutigen    Hadite   nicht   weit  von  Lydda. 

3)  1  Makk.  12,  1  fF.  Josephus,  Ant.  XIII  163 flP.  Die  Antwort  der  Römer  wird 
im  1.  Makkab.  verschwiegen,  es  wird  nur  gesagt,  der  Senat  habe  den  Gesandten 
Geleitsbriefe  mitgegeben.  Dafs  wirklich  ein  Bündnis  geschlossen  ward,  kann  aus 
1  Makk.  14,  18  gefolgert  werden ;  Josephus  a.  0.  und  Bell.  Jud.  I  48  sagt  es  be- 
stimmt. 

4)  Noch  andere  Gründe  mögen  die  Feindschaft  veranlafst  haben  ;  dafs  Jonathan 
sich  des  jungen  Königs  besonders  angenommen  haben  sollte,  klingt  nicht  sehr 
wahrscheinlich.  Tryphon  behauptet  nach  1  Makk.  13,  15,  Jonathan  sei  ihm  Geld 
schuldig. 


282  13.  Buch.     4?  9.     Tryphon  zieht  gegen  Judäa  143  v.  Chr. 

entgegen  kam,  jedoch  mit  so  ansehnlicher  Macht,  dafs  der  Regent  ihm 
nichts  anhaben  konnte.  Er  empfing  ihn  daher  mit  hohen  Ehren  und 
beredete  ihn  durch  weitere  Verheifsuugen  \  sein  Heer  bis  auf  3000  Mann 
zu  entlassen  und  sich  bei  ihm  in  PtolBmais  einzufinden.  Jonathan  ward 
getäuscht;  er  liefs  2000  Mann  in  Galiläa  stehen,  mit  den  übrigen  tausend 
kam  er  nach  Ptolemais,  ward  hier  überfallen,  seine  Leute  niedergemacht, 
er  selbst  festgenommen.  Die  in  Galiläa  Zurückgebliebenen,  die  Tryphon 
ebenfalls  vernichten  wollte,  schlugen  sich  glücklich  nach  Hause  durch 
(143  V.  Chr.)  2. 

Nach  Jonathans  Gefangennahme  schritt  Tryphon  zum  Angriff  auf 
Judäa.  Hier  hatte  man  sich  jedoch  vom  ersten  Schrecken  rasch  erholt. 
Simon,  Jonathans  Bruder,  hatte  die  Herrschaft  schon  übernommen  und 
bereitete  sich  zum  Widerstände.  Er  beschleunigte  den  Mauerbau  von 
Jerusalem,  schlofs  die  Besatzung  der  Akra  ein  und  versicherte  sich  zu- 
gleich des  Besitzes  von  Joppe,  wo  er  die  bisherigen  Bewohner  austrieb 
und  jüdische  Kolonisten  ansiedelte.  So  gerüstet,  erwartete  er  bei  Adida 
den  Feind.  Indes  zunächst  folgten  Unterhandlungen.  Tryphon  erbot 
sich,  den  Gefangenen  freizulassen,  wenn  ihm  dessen  Söhne  als  Geiseln 
übergeben  und  100  Talente  gezahlt  würden,  und  Simon  stellte  die  Geiseln 
und  zahlte  das  Geld  ^  Aber  Tryphon  behielt  Jonathan  in  der  Gefangen- 
schaft, und  begann  den  Krieg.  Da  ihm  von  Norden  her  der  Weg  ver- 
legt war,  so  versuchte  er  durch  Idumäa  vorzudringen,  Simon  jedoch 
wufste  ihm  auch  hier  den  Eingang  zu  versperren.  Da  inzwischen  die 
Verteidiger  der  Akra  durch  Mangel  in  grofse  Bedrängnis  kamen  und 
dringend  um  Entsatz  baten,  so  versuchte  Tryphon,  seine  Reiterei  durch 
die  Wüste  gegen  Jerusalem  vorzuschicken ;  aber  auch  dies  glückte  nicht, 
da  ein  Schneefall  die  Wege  ungangbar  machte.  So  mufste  Tryphon 
den  Angriff  aufgeben.  In  der  Landschaft  Gilead,  wo  er  Halt  machte, 
liefs  er  Jonathan  hinrichten  *  und  zog  dann  ab.  Es  war  uatürhch,  dafs 
Simon  jetzt  sogleich  dem  Demetrios  huldigte,  der  ihn  zum  Hohenpriester 
ernannte,   in   seinen  Rechten    und  Besitz    bestätigte   und   einige   weitere 


1)  Er  versprach  ihm  die  übrigen  Festungen  in  Judäa,  ferner  Ptolemais  und 
was  in  der  Gegend  an  Truppen  und  Beamten  vorhanden  sei  zu  übergeben 

2)  1  Makk.  12,  39  ff.  Josephus,  Ant.  XIII  187  ff.  Bell.  I  48  f.  Wir 
dürfen  nicht  vergessen ,  dafs  wir  den  Vorgang  nur  aus  jüdischer  Quelle  kennen. 
Tatsache  ist,  dafs  Jonathan  sich  auf  Tryphons  Wunsch  in  Ptolemais  einfand, 
■woraus  folgt,  dafs  er  noch  nicht  unabhängig  war.  Vgl.  Kritik  d.  beiden  Makka- 
bäerb    17  f. 

3)  1  Makk.  13,  16  ff.  Man  hat  dies  offenbar  dem  Simon  zum  Vorwurf  gemacht, 
und  der  Verfasser  des  1.  Makk.  nimmt  ihn  in  Schutz. 

4)  Was  mit  Jonathans  Söhnen  geschah,  ist  unbekannt. 


13.  Buch.     §  9.     Tryphon  König  143/2  v.  Chr.  383 

Vergünstigungen  hinzufügte.  Jedoch  die  königliche  Besatzung  blieb  noch 
weiterhin  in  der  Akra  Jerusalems  (143/2  v.  Chr.)  ^ 

Bald  darnach  beseitigte  Tryphon  den  jungen  Antiochos  VI;  durch 
Arzte,  die  zu  dem  angeblich  erkrankten  Knaben  geschickt  wurden,  liefs 
er  ihn  umbringen  und  ward  von  seinen  Truppen  zum  Herrscher  aus- 
gerufen (143/2  V.  Chr.).  Nicht  nur  König  nennt  er  sich  auf  den  Münzen, 
sondern  auch ,  wie  die  römischen  Imperatoren ,  Autokrator  ^.  Seinen 
Regierungsantritt  zeigte  er  in  Rom  an  und  liefs  dabei  eine  goldene  Nike 
überreichen.  Der  Senat  beobachtete  diplomatische  Zurückhaltung,  weder 
gewährte  er  ihm  die  Anerkennung  noch  versagte  er  sie,  er  nahm  das 
Geschenk  an,  aber  im  Namen  des  ermordeten  Antiochos  VI  ^. 

Was  Tryphon  bewogen  hat,  den  jungen  König  zu  ermorden,  wissen 
wir  nicht;  jedenfalls  hat  ihm  die  Tat  eher  Nachteil  als  Nutzen  gebracht. 
In  Cölesyrien  ging  nicht  nur  der  Hohepriester  Simon  zu  Demetrios  über, 
sondern  vielleicht  noch  andere  *.  Simon  beteiligte  sich  sogleich  am  Kriege 
gegen  Trj^hon,  und  wiederum  scheinen  die  Juden  weite  Züge  in  die 
Nachbarschaft  unternommen  zu  haben  ^.  Zugleich  ist  es  ihm  damals 
gelungen,  sich  zum  Herrn  in  Judäa  zu  machen.  Er  hat  Gazara,  die 
Grenzstadt  gegen  Azotos  hin,  erobert,  die  Bewohner  vertrieben  und  Juden 
a.ngesiedelt;  er  hat  sich  vor  allem  der  königlichen  Besatzungen  entledigt;  be- 
sonders die  Truppen,  die  in  der  Akra  von  Jerusalem  lagen,  hat  er  zum 
Abzüge  genötigt  und  seine  eigenen  Leute  hineingelegt.     Endlich  hat  er 


1)  IMakk.  13,  34  ff.  14,  38.  Das  Jahr  170  Sei.  =  143/2  v.  Chr.  ist  Simons 
erstes  Jahr.     Vgl.  Josephus,  Bell.  Jud.  I,  53. 

2)  IMakk.  13,  31.  Josephus,  Antiq.  XIII  218.  Livius  per.  55.  Oros.  V 
4,  17.  Justinus  XXXVI  1,  7.  XXXVIIl  9,  3.  Diodor  XXXIII  28.  Appian, 
Syr.  68.  Joh.  Autioch.  65  (FHG.  IV  561).  Die  letzten  Münzen  des  Antiochos  VI 
sind  von  170  Sei.  (143/2)  v.  Chr.).  Babelon  a.  0.  CXXXIVf.  Die  4  Jahre,  die 
ihm  Josephus  gibt,  sind  nicht  voll  gerechnet.  Abweichend  von  der  Chronologie 
der  Münzen  und  des  1.  Makk.  setzen  Josephus,  Justin,  Appian  und  vielleicht  auch 
Diodor  den  Tod  des  Antiochos  VI  erst  nach  der  Gefangennahme  des  Demetrios  II. 
Dieser  Ansatz  hat  zwar  Anklang  gefunden,  mufs  aber  doch  gegenüber  den 
besseren  Zeugnissen  als  ein  Irrtum  bezeichnet  werden.  Vgl.  Schürer  I^  172  f.  Zu 
bemerken  ist  noch,  dafs  Tryphon  auf  seinen  Münzen  nicht  seleukidisch  zählt,  son- 
dern nach  seinen  eigenen  Regierungsjahren.  Es  kommen  die  Ziffern  2 — 4  vor; 
ob  er  dabei  mit  169  oder  170  Sei  anfängt,  wissen  wir  nicht.  Babelon  a.  0. 
CXXXVIIIf. 

3)  Diodor  XXXIII  28  a. 

4)  Gaza  münzt  in  einem  späteren  Jahre  173  Sei.  =  140/39  v.  Chr.  mit  dem 
Namen  des  Demetrios.     Babelon  a.  0.  S.  127  n.  979. 

5)  1  Makk.  14,  7  xcä  awijyftyef  (ti^uaXuxjiiw  no'/Z/.ijy^  was  auf  Streifzüge  und 
Plünderungen  schliefsen  läfst  Später  beschwert  sich  Antiochos  Sidetes  über  Ver- 
wüstung des  Landes.     IMakk.  15,  29  ff.     Vgl.  Justinus  XXXVI  1,  10. 


284  13.  Buch.     §  9.     Demetrios  II  und  Tryphon. 

mehrere  Festungen  im  Lande  gebaut  und  die  Mauern  von  Jerusalem 
weiter  verstärkt  '.  Er  war  damit  keineswegs  unabhängig  oder  souverän, 
sondern  wie  sein  Vorgänger  Vasall  des  Königs ;  aber  nach  der  jüdischen 
Auffassung  gilt  doch  seine  Zeit  als  der  Anfang  der  vollen  jüdischen 
Freiheit,  nicht  ohne  Berechtigung,  weil  es  ihm  gelungen  ist,  das  Land 
von  der  makedonischen  Besatzung  zu  befreien  ^. 

Simon  konnte  diese  Erfolge  erringen,  weil  Demetrios  mit  Tryphon 
beschäftigt  war  und  überdies  seiner  bedurfte.  Ohne  Entscheidung  hat 
der  Krieg  der  beiden  Rivalen  nach  dem  Ende  des  Antiochos  VI  noch 
einige  Jahre  gedauert.  Beide  behaupteten  im  ganzen  was  sie  hatten ; 
Tryphon  hatte  seinen  Stand  vornehmHch  in  Antiochien  und  im  nörd- 
lichen Syrien,  Demetrios  in  Seleukeia,  Kilikien  und  Cölesyrien,  wo  die 
Feldherren  Sarpedon  und  Palamedes  seine  Sache  vertraten  ^.  Aufserdem 
hielten,  wie  schon  erwähnt,  die  Satrapien  östlich  vom  Euphrat  an  De- 
metrios fest.  Aber  gerade  sie  gerieten  um  diese  Zeit  in  dringende  Ge- 
fahr, ganz  von  den  Parthern  verschlungen  zu  werden,  und  bedurften 
daher  selbst  des  Schutzes.  Seit  dem  Tode  des  Antiochos  Epiphanes 
mufs  sich  von  den  östlichen  Provinzen  immer  mehr  abgebröckelt  haben. 
Elyma'is  hatte  sich  schon  früher  frei  gemacht,  Medien,  das  seiner  Zeit 
von  Timarchos  verwaltet  ward,  scheint  unter  Demetrios  I  noch  seleu- 
kidisch  gewesen  zu  sein,  macht  aber  den  Eindruck  einer  fast  selb- 
ständigen Provinz.  Ob  in  Persis  von  der  seleukidi sehen  Herrschaft  noch 
etwas  bestand,  ist  zweifelhaft;  der  Stui'z  des  Demetrios  I  scheint  ihr 
in  allen  iranischen  Provinzen  ein  Ende  bereitet  zu  haben.  Wahrschein- 
lich machten  sich  diese  Provinzen  zuerst  selbständig,  waren  dann  aber 
nicht  imstande,  den  Parthern  zu  widerstehen,  als  diese  unter  einem  mäch- 
tigen Könige,  Arsakes  VI  Mithridates  mit  neuer  Kraft  vordrangen. 
Mithridates  hat  die  Gröfse  der  Parther  begründet.  Als  sein  älterer 
Bruder  Phraates    starb,  ward  er  wegen  seiner  trefflichen  Eigenschaften 

1)  IMakk.  13,  43  ff.  14,  34.  Josephus,  Autiq.  XIII  215.  Bell.  Jud.  I  50,  wo 
auch  Jamneia  zu  Simons  Erwerbungen  gerechnet  wird.  Die  Räumung  der  Akra  ge- 
schah nach  1  Makk.  im  2.  Monat  des  171.  Jahres,  also  Frühjahr  141  v.  Chr. 

2)  1  Makk.  13,  41.  Josephus,  Antiq.  XIII  213.  Bell.  Jud.  I,  53.  Die  Sou- 
veränität der  jüdischen  Fürsten  wird  auch  durch  den  jüdischen  Volksbeschlufs  voH' 
141/0  V.  Chr.  nicht  erwiesen,  der  1  Makk.  14,  26  fF.  mitgeteilt  wird.  Dies  ist  nur 
ein  Ehrendekret  der  Gemeinde  für  Simon  (Kritik  d.  beiden  Makkab  50).  Im  eigent- 
lichen Sinne  souverän  ward  erst  Aristobulos  I,  als  er  den  Königstitcl  annahm. 

3)  Diodor  XXXIII  28.  Über  Seleukeias  Stellung  vgl.  Wilcken,  Hermes  29 
(1894),  442.  Über  Sarpeden  oben  S.  280.  Das  dort  erwähnte  Treffen  mit  den 
Parteigängern  Ti-yphons  kann  in  diese  Zeit  fallen.  Ebenso  vielleicht  der  Krieg 
zwischen  Larisa  und  Apameia,  von  dem  Poseidonios  im  3.  Buch  fr.  5  erzählte. 
FHG.  III  253.     Unger,  Philol.  55  (1896)  S.  92. 


13.  Buch.     §  10.     Parther  und  Baktrianer.  285 

auf  den  Thron  gesetzt;  die  Söhne  des  Verstorbenen  mufsten  hinter  ihm 
zurückstehen  ^  Mithridates  hat  nach  längeren  Kämpfen  erst  Iran  unter- 
worfen und  stieg  dann  in  die  Euphrat-  und  Tigrislandschaft  hinab. 
Dringend  ward  Deraetrios  II  von  da  zur  Hilfe  gerufen. 

§  10. 

Es  ist  schon  bemerkt  (S.  216  ff.),  dafs  die  Parther  sich  frühzeitig  der 
östlichen  Bezirke  Mediens  bemächtigt  haben  müssen;  sie  haben  das 
natürliche  Bestreben,  die  Öeleukiden,  ihre  ehemaligen  Herrscher,  immer 
weiter  zurückzudrängen.  Doch  tritt  in  ihrem  Vorrücken  bald  ein  Still- 
stand ein.  Zunächst  erhoben  sich  ihre  östlichen  Nachbarn,  die  Bak- 
trianer zu  viel  gröfserer  Macht  und  Ausdehnung  und  drückten  stark  auf 
sie.  Anders  als  die  Parther  standen  die  Baktrianer  ^,  mit  den  Seleu- 
kiden  nicht  mehr  in  Feindschaft,  sondern  konnten  diese  als  ihre  natür- 
lichen Freunde  betrachten.  Ihr  Reich  bestand  unter  der  feierlichen 
Sanktion  des  Antiochos  III,  der  206  v.  Chr.  den  Euthydemos  von  Mag- 
nesia anerkannt  und  in  seiner  Herrschaft  belassen  hatte,  die  damals 
wenigstens  Baktrien,  Sogdiana  und  Margiana,  vielleicht  auch  den  nörd- 
lichsten Teil  Arianas  urafafste.  Antiochos  hatte  zugleich  dem  Sohne 
Eutbydems  Demetrios  seine  Tochter  zur  Ehe  versprochen,  und  wahr- 
scheinlich hat  er  das  Versprechen  erfüllt  ^.  Nur  eine  nominelle  Ober- 
hoheit scheint  er  sich  vorbehalten  zu  haben;  tatsächlich  ist  Euthydemos 
seitdem  unabhängig  und  hat  wohl  bald  darnach  auch  Arachosien  und  Dran- 
giana  wieder  in  seine  Hand  gebracht,  also  alles  was  schon  Diodotos  be- 
herrscht hatte  ■*.  Es  ist  sogar  möglich ,  dafs  Antiochos  selbst  ihn  als 
Herrn  dieser  Landschaften  anerkannte. 

Euthydemos  hat  später  auch  die  angrenzenden  indischen  Land- 
schaften hinzuerworben.  Wahrscheinlich  noch  bei  seinen  Lebzeiten  hat 
sein  Sohn  und  Nachfolger  Demetrios  die  Kabullandschaft  und  einen  Teil 
des  Pendschab  erobert.  Sangala  empfing  den  Namen  Euthydemeia,  in 
Arachosien   gab    es   eine    Stadt    Demetrias  ^.     Die   griechischen   Könige, 


1)  Justin  XLI  5,  10.  Die  Zeit  seiner  Thronbesteigung  läfst  sich  nicht  genauer 
bestimmen,  Gutschmid  a.  0.  S.  44  nimmt  etwa  171  v.  Chr.  an. 

2)  Vgl.  Lassen,  Indische  Altertumskunde  II  S.  277 flF.  Gr.  Rawlinson,  The 
sixth  greath  oriental  monarchy  S.  69  ff.  A.  v.  Grutschmid,  Geschichte  Irans  S.  44  ff. 
A.  V.  Sallet,  Die  Nachfolger  Alexanders  des  Grofsen  in  Baktrien  und  Indien,  Berlin 
1879.  Gardner  and  Poole,  The  coins  of  the  Greek  and  Scythic  kings  of  Bactria 
and  India.     London   1886.     Weitere  Litteratur  bei  Gutschmid  S.  17  i  f. 

3)  Bd.  II  401.     Seine  Tochter  hiefs  wohl  Laodike. 

4)  Euthydems  Münzen  werden  in  Seistan  und  bei  Kandahar  gefunden  Gardner 
and  Poole  p.  XXII.     Gutschmid  S.  47. 

5)  Ptolem.  Geogr.  VII  1,  46.     Isidor.  Charac.  19.    Gardner  and  Poole  XXII  f. 


286  13.  Buch.     §  10.     Das  baktrisch-indische  Reich. 

vielleicht  schon  Demetrios,  vielleicht  auch  seine  Nachfolger,  haben  weiter- 
hin die  ganze  Indoslandschaft  unterworfen  '.  Ferner  sind  sie  von  Bak- 
trien  aus  nordöstlich  bis  zu  den  Serern  und  anderen  Völkern  der  chine- 
sischen Tatarei  vorgedrungen  und  werden  mit  den  Chinesen  Handels- 
verbindungen eingeleitet  haben  ^.  Die  Herrscher  waren  mächtig  und 
reich;  sie  teilten  ihr  Land  in  viele  Provinzen,  mit  besonderer  Sorgfalt 
pflegten  sie  das  Städtewesen ;  Baktrien  ist  das  Reich  vieler  Städte  ^. 
Die  Städte  sind  der  Stützpunkt  des  Hellenentums,  das  sich  in  ihnen 
lange  mit  Zähigkeit  gehalten  hat  "*.  Hellenisch  sind  die  Herrscher,  ihre 
Satrapen  und  Heerführer,  vielleicht  auch  der  Kern  der  Heere.  Auch 
bleiben  diese  Hellenen  nicht  ganz  ohne  Verbindung  mit  ihren  fernen 
Stammesgenossen,  aber  das  Band,  das  sie  mit  dem  Westen,  zunächst 
mit  den  Seleukiden  verknüpft,  ist  doch  nur  dünn  und  schwach,  der  Ver- 
kehr durch  die  Parther,  wenn  auch  nicht  ganz  unterbrochen,  so  doch 
sehr  erschwert,  und  neuer  Zuzug  fast  ganz  unmöghch;  so  sind  die 
Hellenen  hier  unter  den  Asiaten  nur  eine  kleine  Minorität.  Sie  müssen 
sich  der  einheimischen  Bevölkerung  anpassen.  Wir  sehen  es  an  ihren 
Münzen,  die  schon  unter  Demetrios  neben  griechischen  auch  indische 
oder  arianische  Aufschriften  zeigen,  und  bald  die  einheimische  viereckige 
Gestalt  und  einheimischen  Münzfufs  annehmen  ^.  Aufser  den  spärlichen 
Nachrichten  der  Schriftsteller  sind  die  Münzen  das  einzige  Denkmal, 
was  diese  Herrscher  von  sich  hinterlassen  haben.  Sie  zeigen  bei  den 
älteren  Fürsten  volle  Schönheit  und  lehren,  dafs  geschickte  Künstler 
hier  arbeiteten;  später  werden  sie  in  Schrift  und  Bild  immer  unvoll- 
kommener und  roher,  zum  Zeichen,  dafs  das  Hellenentum  bald  in  Bar- 
barei unterging. 

Für  die  Parther  und  ihre  Ausbreitung  war  dieses  oberasiatische, 
von  Hellenen  beherrschte  Reich  eine  starke  Schranke,  aber  seine  Macht 
hatte  keinen  langen  Bestand.  Den  Königen  fehlte  die  Legitimität  und 
sie   hatten   stets   den   Charakter  glücklicher  Usurpatoren.     Wie  Euthy- 


1)  Strab')  XI  516  f.  XV  586  nach  Apollodoros  von  Artemita.  Grutschmid 
a.  0.  S.  44.  Poole  S.  XXIII  nimmt  an,  dafs  erst  die  Nachfolger  des  Demetrios 
bis  an  den  Ozean  vordrangen.  In  Betracht  kommt,  dafs  die  Münzen  des  Demetrios 
fast  nur  nördlich  vom  Paropamisos  gefunden  werden. 

2)  Strabo  XI  516.  Die  Verbindung  der  Chinesen  mit  dem  Westen  beginnt 
mit  der  Han-Dynastie  (205  v.  Chr.)  und  seitdem  das  Reich  geeinigt  und  durch  die 
Vollendung  der  Grofsen  Mauer  gesichert  war.     v.  Richthofen,' China  I  444. 

3)  Strabo  XV  6S6.  Justin.  XLI  4,  5.  In  Baktrien  werden  Baktra,  Darapsa 
(Drapsaka)  und  Eukratideia  genannt.     Strabo  XI     516. 

4)  Noch  bei  Isidor.  Charac.  §  19  heifst  Alexandropolis ,  die  Hauptstadt  Ara- 
chosiens,  hellenisch. 

5)  V.  Sallet  S.  75  f. 


13.  Buch.     §  10.     Eukratidas  und  seine  Rivalen.  887 

demos  seine  Vorgänger  gestürzt  hatte,  so  erhob  sich  gegen  seinen  Sohn 
Demetrios,  während  er  in  Indien  stand,  in  Baktrien  Eukratidas,  viel- 
leicht ein  Verwandter  des  königlichen  Hauses  ^  Eukratidas  war  ein 
tapferer,  fähiger  Mann;  er  kam  ungefähr  mit  seinem  Gegner  Arsakes  VI 
Mithridates  gleichzeitig  auf  ^.  Demetrios  zog  von  Indien  gegen  ihn  zu 
Felde  und  soll  ihn  mit  gewaltiger  Übermacht  in  einer  Stadt  belagert 
haben,  aber  von  Eukratidas  mit  geringer  Mannschaft  durch  beständige 
Ausfälle  zum  Rückzuge  genötigt  worden  sein  ^.  Eukratidas  hat  nicht 
nur  Baktrien  behauptet,  sondern  auch  die  Kabullandschaft,  Teile  Indien» 
und  Arianas ,  ein  Reich  von  tausend  Städten  beherrscht  *.  Unter  den 
baktrischen  Königen  ist  er  wohl  der  mächtigste  und  gröfste,  aber  erst 
nach  schweren  Kämpfen  hat  er  sein  Ziel  erreicht.  Er  hat,  wie  be- 
richtet wird,  mit  Sogdianern,  Arachoten,  Drangern,  Ariern  und  Indern 
im  Krieg  gelegen  ^ ,  und  diese  Nachricht  wird  durch  die  Münzen  er- 
läutert, aus  denen  wir  eine  Anzahl  Dynasten  als  seine  Zeitgenossen  und 
vermutlich  Rivaleu  kennen  lernen.  In  Arachosien  und  Nachbarschaft, 
mit  dem  Mittelpunkt  etwa  in  Kabul,  hat  ein  Pantaleon  mit  Agathokle& 
geherrscht.  Aus  seinen  Münzen  glaubt  man  zu  erkennen,  dafs  er  ein 
Anhänger    Euthydems   war  **.      Das    gleiche   gilt  von  Antimachos,    der 

1)  Es  gibt  eine  Münze  des  Eukratidas  mit  der  Aufschrift  ßaaikevs  /^syitf 
ErxQuri&ccg;  der  Revers  zeigt  ein  Doppelbild  des  Heliokles  und  derLaodike;  Lao- 
dike  trägt  das  Diadem,  die  Umschrift  lautet  'Hhoxksovg  xal  Aaoäixrjg  ( Gardner- Poole 
p.  19  taf.  VI  9,  10).  Auf  Grund  dieser  Münze  nehmen  Poole  u.  a.  an,  Eukratidas 
sei  Sohn  des  Heliokles  und  der  Laodike  gewesen,  und  diese  Erklärung  scheint  mir 
die  wahrscheinlichste,  v.  Sallet  23  ff.  hält  es  für  eine  zu  Ehren  der  Vermählung, 
des  Heliokles  mit  der  Laodike  von  Eukratidas  geprägte  Münze.  Er  vermutet,  De- 
metrios habe  mit  Eukratidas  Frieden  geschlossen  und  dem  Sohne  des  letzteren 
Heliokles  seine  Tochter  Laodike,  deren  Mutter  vielleicht  die  S.  285  Anm.  3  erwähnte 
Tochter  des  Antiochos  war,  zur  Gattin  gegeben.  So  sinnreich  diese  Vermutung  ist,  so 
spricht  doch  der  Genetiv  'HhoxXiovg  xal  /tanSCxric:  dagegen.  Eukratidas  kann  übrigens 
ein  Verwandter  Euthydems  gewesen  sein;  möglich  ist  auch,  dafs  er  mit  dem  ge- 
stürzten Diodotos  zusammenhing. 

2)  Justinus  XLI  6,  1.  v.  Sallet  will  aus  den  Münzen  folgern,  dafs  Eukratidas- 
schon  200  v.  Chr.  zur  Regierung  gelangt  sei.  Dies  ist  zu  früh  gesetzt.  Gut- 
schmid  S.  45  ff.  Letzterer  setzt  das  Ende  des  Demetrios  spätestens  159  v.  Chr. 
Eukratidas  wird  etwa  180  v.  Chr.  zur  Herrschaft  gelangt  sein ;  seine  Münzen 
werden  von  Timarchos  nachgeahmt,  v.  Sallet  p.  103.  Poole  XXVI.  Nach  Cun- 
ningham  beginnt  Eukratidas  etwa  190  v.  Chr. 

3)  Justin,  a.  0.  i^  4. 

4)  Strabo  XV  686.  Justinus  a.  0.  §  4.  Eukratideia  in  Baktrien  trägt  seineu 
Namen.  Strabo  XI  546.  Ptolem.  geogr.  VI  11,  8.  Die  Fundstätten  seiner  Münzen 
sind  Balkh,  Buchara,  Seistan,  das  Kabultal  und  Nachbarschaft,  endlich  der  west- 
liche Pendschab. 

5)  Justinus  XLI  6,  3. 

6)  Er   schmückt   seine  Münzen   mit  den   Bildern   der  verstorbenen    und    ver- 


288  13-  Buch.     §  10.     Arsakes  VI  Mithridates. 

im  Tale  der  Kophen  (Kabul)  regiert  zu  haben  scheint  ^ ,  und  von 
seinem  mutmafslichen  Nachfolger  Antialkides  ^,  neben  dem  wir  wiederum 
einen  anderen  des  Namens  Lysias  kennen.  Derselben  Gegend  gehört 
Piaton  an,  der  sich  Epiphanes  nennt  und  von  dem  eine  Münze  aus 
dem  Jahre  165  v.  Chr.  existiert  ^.  Alle  diese  Fürsten  müssen  Zeit- 
genossen des  Eukratidas  gewesen  sein.  Es  scheint  also,  dafs  die  Usur- 
pation des  letzteren  der  Anfang  längerer  Kämpfe  ward;  die  Satrapen 
cler  einzelnen  Provinzen  scheinen  sich  für  Demetrios  und  seinen  Sohn 
Euthydemos  ^  erklärt  und  zugleich  selbständig  gemacht  zu  haben.  Allein 
Eukratidas  gewann  die  Oberhand,  er  hat  das  Reich  Euthydems  zum 
gröfsten  Teil  erobert  und  seine  Herrschaft  wenigstens  bis  in  die  west- 
lichen Teile  des  Pendschab  ausgedehnt. 

Als  Eukratidas  nach  der  Eroberung  Indiens  nach  Baktra  zurück- 
kehrte, ward  er  unterwegs  von  seinem  Sohne  und  Mitregenten  ermordet  ^. 
Der  Sohn  soll  seinen  Vater  so  gehafst  haben,  dafs  er  der  Leiche  nicht 
einmal  ein  Begräbnis  gönnte.  Sein  Name  wird  im  Bericht  nicht  ge- 
nannt, aber  höchstwahrscheinlich  ist  es  der  aus  den  Münzen  bekannte 
Heliokles,  der  sich  den  Gerechten  nennt.  Eukratidas  war  der  letzte, 
der  Baktrer  und  Inder  zugleich  beherrschte;  Heliokles  hat  nur  nördlich 
vom  Paropamisos  geherrscht,  vielleicht  daneben  noch  über  einen  Teil 
des  Kabulgebietes;   im  übrigen  löste  sich  jetzt  Indien  von  Baktrien  ab. 

Die  Spaltungen  und  Kriege  der  hellenisch-baktiischen  Fürsten  waren 
vor  allem  den  Parthern  förderlich;  Arsakes  VI  Mithridates  konnte  sich 
nach  allen  Seiten  ausbreiten.  Leider  ist  seine  Geschichte  nur  in  den 
dürftigsten  Umrissen   bekannt  ^.     Er  führte  mit  Eukratidas,    vermutlich 


götterten  Monarchen,  des  Alexander,  Autiochos,  Diodotos  und  Euthydemos.     Poole 
XXVIII.     V.  Sallet  S.  13. 

1)  Auf  seinen  Münzen  findet  man  das  Zeichen  eines  Seesieges,  Poseidon  oder 
Nike  auf  einem  Schiffe.  Man  nimmt  an,  dafs  Antimachos  auf  dem  Indos  oder  an 
seinen  Mündungen  einen  Sieg  davontrug,     v.  Sallet  96.     Poole  XXVIII. 

2)  Der  vielleicht  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Antiochos  Epiphanes  war,  da  er 
sich  vi.xr,cp6(iO(y  nannte  wie  dieser  König,     v.  Sallet  S.  107. 

3)  V.  Sallet  S.  102. 

4)  Über  diesen  Euthydemos  II  s.  v.  Sallet  S.  12  f.     Poole  XXVI  f. 

5)  Nach  Gutschmid  spätestens  155  v.  Chr. 

6)  Trogus  Pompeius  hat  darüber  nach  dem  Prologus  im  35.  Buche  gehandelt: 
repetit  inde  superioris  Asiae  motus  factos  per  Araetheum  et  Arsacen  Parthum. 
In  dem  hier  genannten  Araetheus  (varr.  Areteus,  Arateus)  will  Gutschmid  z.  d. 
St.  den  von  Polybios  XXXI  17,  5  (vgl.  Diodor  XXXI  22)  erwähnten  Sophenischen 
Fürsten  erkennen,  von  dessen  Namen  Mai  die  Buchstaben  «(*"•  ^  •  •  J^s.  Dies  ist 
eine  unwahrscheinliche  Vermutung,  da  von  dem  Sophener,  einem  Bruder  des  Mithro- 
buzanes  nichts  weiter  bekannt  ist,  und  wir  nicht  begreifen,  wie  er  das  obere  Asien 


13.  Buch.     §  10.     Eroberungen  des  Mithridates.  28d 

zu  einer  Zeit,  wo  der  Baktrianer  in  Indien  beschäftigt  war,  einen  glück- 
lichen Krieg  und  nahm  ihm  zwei  Provinzen  ab  ^  Nach  längeren  Kämpfen 
eroberte  er  Medien,  setzte  dort  einen  Statthalter  Bakasis  ein  und  ging 
von  da  nach  Hyrkanien  (um  150  v.  Chr.)  2.  Dann  hat  er,  ohne  Zweifel 
nach  dem  Tode  des  Eukratidas  ganz  Ariana,  das  Kabultal,  und  den 
westlichen  Teil  des  Pendschab  bis  zum  Hydaspes,  also  ein  grofses  Stück  von 
der  Herrschaft  des  Eukratidas  unterworfen.  Die  indischen  Landschaften 
fügten  sich  ihm  ohne  Kampf  ^,  dagegen  Baktrien  behauptete  sich  unabhängig. 
Mithridates  unterwarf  sodann  den  Satrapen  von  Elymais  *,  drang  weiter 
gegen  Babylonien  vor,  schlug  den  Statthalter  des  Demetrios  II  und  mufs 
sich  dort  wenigstens  Babylonien  und  das  linke  Tigrisufer  angeeignet 
haben    (etwa    141/0  v.  Chr.)  °.     Aber   die   makedonisch  -  hellenische   Be- 


hat  in  Bewegung  setzen  können.    Wir  erkennen  mit  Sicherheit  nur,  dafs  Araetheus 
oder  wie  er  sonst  heifst,  kein  Parther  war. 

1)  Justinus  XLI  6,  3.  Strabo  XI  515.  517.  Strabo  nennt  die  Provinzen  rjjV 
TS  Idaniuh'ov  xai  rrjt/  TovQiovcey  (wohl  TovQiova  nach  Gutschmid) ,  die  nach  Gut- 
schmids  Vermutung  S.  49  in  Aria  zu  suchen  sind.  Andere  Vermutungen  bei  Lassen, 
Ind.  Altertumskunde  II  294.     Rawlinson  a.  0.  75. 

2)  Justinus  XLI  G,  6.  Die  Zeit  ist  ganz  unsicher.  Mit  Gutschmid  halte  ich 
es  für  wahrscheinlich,  dafs  Medien  erst  nach  dem  Fall  des  Demetrios  I  (150  v.  Chr.) 
den  Parthern  anheim  fiel. 

3)  Diodor  XXXIII  18.  Gros.  V  4,  16f.  Beide  Nachrichten  stimmen  gut 
überein ,  in  beiden  wird  im  Anschlüsse  an  die  Gefangennahme  des  Demetrios  II 
die  Geschichte  Mithridats  nachgeholt.  Die  Unterwerfung  Arianas  und  Indiens  ge- 
hört also  vor  dieses  Ereignis.  Man  hat  die  Nachricht  von  der  Eroberung  Indiens  des- 
halb bezweifelt,  weil  diese  Landschaften  etwas  später  nicht  mehr  parthisch  sind 
(Rawlinson  a.  0.  78).  Ich  kann  mich  dem  Zweifel  nicht  anschliefsen.  Allerdings 
war  die  Herrschaft  der  Parther  nur  kurz  und  gewifs  nur  indirekt;  sie  hat  daher 
keine  tiefen  Spuren  hinterlassen.  Justinus  XLI  6,  8  bezeichnet  den  Kaukasos  als 
Grenze  der  Parther,  darin  liegt  aber  kein  erheblicher  Widerspruch  gegen  jene 
Nachricht.  Ausdrücklich  sagt  Diodor,  dafs  sich  Indien  ohne  Kampf  {ilxipSvvw^) 
also  freiwillig  unterwarf.  Gutschmid  S.  50  bringt  die  Nachricht  Diodors  mit  dem 
Einfall  des  Volkes  der  Sze  zusammen,  die  nach  chinesischen  Quellen  etwa  161  v.  Chr. 
ins  Kophental  (Kipin)  eindrangen  (unten  S.  303),  Diese,  meint  Gutschmid,  hätten 
sich  dem  Mithridates  freiwillig  unterworfen.  Aber  die  Quellen  reden  ausdrücklich 
vom  Lande  am  Indos  und  Hydaspes. 

4)  Justinus  a.  0.  Vgl.  Strabo  XVI  744,  wo  von  der  Plünderung  der  ely- 
mäischen  Heiligtümer  durch  einen  Partherkönig  die  Rede  ist. 

5)  Gros.  V  4,  Itj.  Was  die  TiAt  anlangt,  so  ist  die  letzte  sichere  Bezeugung 
der  seleukidischen  Herrschaft  in  Babylonien  eine  Datierung  nach  Demetrios  II  von 
168  und  170  Sei.  =  145/4  und  143/2  v.  Chr.  Zeitschr.  für  Assyriol.  3  (1888)  137. 
8  (1893)  111.  Es  scheint  ferner,  dafs  eine  Finsternis  vom  22.  Juli  141  nach  dem 
3.  Jahr  des  Demetrios  datiert  wird,  wenn  nämlich  das  erhaltene  Ni-i-ka-a  zu  Nikator 
ergänzt  und  darunter  Demetrios  verstanden  werden  soll.  Zeitschr  f.  Assyriol.  15 
U9Ü0)  192.     Unger,  Philol.  55  (1896)    96.     Nach  Moses   von  Chorene    (II  3  S.  81 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  u.  mak.  Staatea.     III.  19 


290  13.  Buch.     §  10.     Demetrios  II  gefangen  140/39  v.  Chr. 

völkerung,  vornehmlich  die  Städte,  widerstrebten  der  parthischen  Herr^ 
Schaft,  und  da  sie  aus  eigener  Kraft  sich  nicht  verteidigen  konnten,  sO' 
richteten  sie  dringende  Hilfsgesuche  an  Demetrios  und  versprachen  Unter- 
stützung. Demetrios  entschlofs  sich,  ihnen  Beistand  zu  leisten  und  die 
Parther  zurückzutreiben.  Er  hoflfte  zugleich  hier  solche  Macht  zu  ge- 
winnen, dafs  er  Tryphon  würde  verdrängen  können.  Im  Jahre  141/0 
V.  Chr.  zog  er  hinauf;  seine  Gattin  Kleopatra  blieb  in  Syrien  als  Re- 
gentin zurück  ^  Anfangs  war  das  Glück  ihm  günstig.  Er  scheint 
Babylonien  wiedergewonnen  zu  haben ,  die  dortige  Bevölkerung  empfing 
ihn  mit  ofi'enen  Armen,  die  jüngst  von  Arsakes  unterworfenen  Perser 
und  Elymäer  kamen  ihm  zur  Hilfe,  ebenso  die  Baktrianer,  mit  denen 
sich  Demetrios  in  Verbindung  gesetzt  haben  mufs.  Er  zog  nach  Medien 
hinauf,  scheint  auch  hier  Erfolge  errungen  zu  haben,  wurde  aber  durch 
Friedensverhandlungen  getäuscht  und  von  Mithridates'  Feldherrn  durch 
einen  überraschenden  Angriff  überwältigt.  Sein  Heer  ging  verloren,  er 
selbst  ward  gefangen  und  im  Triumph  durch  das  Land  geführt  (140/3D 
v.  Chr.).  Der  Sieger  schenkte  ihm  das  Leben;  denn  Demetrios  war  ein 
wertvolles  Pfand.  Arsakes  liefs  ihn  in  Hyrkanien  wohnen,  gab  ihm  seine- 
Tochter  oder  Schwester  Rhodogune  zur  Ehe  und  stellte  ihm  die  Rück- 
kehr in  sein  Königreich  in  Aussicht  ^.  Überall  machte  natürlich  die- 
Gefangennahme  des  Demetrios  grofsen  Eindruck  und  hat  ohne  Zweifel 
das  Ansehen  des  parthischen  Herrschers  mächtig  gehoben.  Die  Euphrat- 
und  Tigrislandschaften  mufsten  sich  jetzt  wenigstens  zum  gröfsten  Teil 
den  Parthern  unterwerfen  ^,  und  Mithridates  hat  sein  Gebiet  bis  an  den 
Euphrat  vorgeschoben.  Mesopotamien  jedoch  war  nur  zum  Teil  unterworfen ;, 


der  französischen  Übersetzung  von  Victor  Langlois)  hat  Arsakes  auch  Armenien, 
unterworfen  und  dort  seinen  Bruder  Valarsakes  als  König  eingesetzt.  Dafs  Ar- 
menien dem  Arsakes  huldigte,  ist  nicht  unmöglich,  aber  ebenso  gewifs  ist  die  Ein- 
setzung des  Valarsakes  Erfindung. 

1)  Die  Zeit  gibt  1  Makk.  14,  1;  damit  stimmen  die  Münzen;  denn  die  letzten, 
aus  der  ersten  Periode  des  Demetiios  II  zeigen  die  Zahl  173  (140/39  v.  Chr.). 
Babelon  a.  0.  CXXXI.  Abweichend  läfst  Eusebios  chron.  I  255  den  König  Olymp. 
160,  2  (139,8  V.  Chr.)  ausziehen  und  im  nächsten  Jahre  gefangen  werden.  Seine 
Angaben  sind  hier  wie  anderswo  um  2  Jahre  verschoben. 

2)  Justin.  XXXVI  1,  2ffi  XXXVIII  9,  2flF.  Josephus,  Ant.  XIII  184f._ 
1  Makk.  14,  1.  Appian,  Syr.  67.  Euseb.  chron.  I  255.  Moses  v.  Chorene  II  2. 
Vgl.  C.  Müller,  FHG.  258,  19  Weil  er  damals  gefesselt  ward,  soll  er  den  Bei- 
namen Siderites ,  der  Eisenmann ,  oder  Seripides  erhalten  haben.  Euseb.  chron. 
a.  0.  Der  Beiname  ist  rätselhaft.  Vielleicht  ist  ^iSrjQiTng  nur  eine  Korruptel  aus 
2;idVyT»?c,  dem  Beinamen  seines  Bruders. 

3)  Mit  138  v.  Chr.  beginnt  man  in  Babylon  neben  der  seleukidischen  nach  der 
arsakidischen  Ära  zu  rechnen.     Zeitschr.  f.  Assyriol.  6  (1891)  228.     8    (1893)  111. 


13.  Buch.     §  lU.     Untergang  des  baktrischen  Reiches.  301 

hier  behauptete  sich  Dionysios,  beigenannt  der  Meder,  zunächst  im  Namen 
und  als  Statthalter  des  Demetrios  ^. 

Die  Niederlage  des  Demetrios  hat  wahrscheinlich  auch  das  Schick- 
sal der  Baktrianer  entschieden,  die  ihre  Selbständigkeit  noch  behaupteten. 
Bald  darnach,  zwischen  140  und  130  v.  Chr.,  ging  die  hellenische  Herr- 
schaft zu  Grunde;  Heliokles  ist  nach  den  Münzen  der  letzte  Herrscher. 
Die  Nomaden  Völker  von  jenseits  des  Jaxartes,  Asier  oder  Asianer, 
Tocharer,  Sakarauken  u.  a.,  von  denen  die  Provinzen  schon  oft  bedroht 
worden  waren  ^,  brachen  ein,  nahmen  alles,  was  nördlich  vom  Paro- 
pamisos  lag  in  Besitz,  stürzten  die  griechische  Herrschaft  und  verteilten 
Land  und  Städte  an  ihre  Horden  ^.  Wie  das  geschah ,  erfahren  wir 
durch  die  chinesischen  Annalen,  die  unseren  dürftigen  Notizen  zur  Hilfe 
kommen.  Die  Völkerbewegung,  durch  die  das  baktrianische  Reich  weg- 
geschwemmt ward,  ging  aus  der  Mitte  des  chinesischen  Reiches  aus,  und 
hat  daher  das  Interesse  seiner  Historiographen  geweckt.  Zwischen  167 
und  161  V.  Chr.  wurden  die  Juetschi,  ein  Nomaden volk,  von  den  Hiungnu, 
die  am  oberen  Hoangho  wohnten,  gezwungen,  aus  ihren  Sitzen  in  der 
chinesischen  Provinz  Kansu  auszuwandern.  Sie  liefsen  sich  am  Issyk- 
Kul  nieder  und  verjagten  die  dort  wohnhaften  Stämme,  die  von  den 
Chinesen  Sz6  (Szü)  d.  h.  Saker  genannt  werden.  Die  Szg  wandten  sich 
nach  Süden.  Doch  auch  die  Juetschi  konnten  am  Issyk-Kul  nicht  lange 
bleiben.  Sie  wurden  von  ihren  früheren  Nachbarn  vertrieben,  den  Usun  oder 
Usiun  *,  die  ebenfalls  vor  den  Hiungnu  weichen  mufsten.  Die  Juetschi 
gingen  nunmehr  über  den  Jaxartes  und  zerstörten  das  hellenisch-bak- 
trische  Reich.  Es  scheint,  dafs  sich  die  Eroberung  nicht  auf  einmal 
vollzog,  dafs  zuerst  Sogdiana,  dann  Baktrien  fiel  ^.  Als  128/7  v.  Chr. 
ein  chinesischer  Gesandter  bei  den  Juetschi  war,  existierte  die  griechische 
Herrschaft  nicht  mehr,  was  mit  den  Andeutungen  der  griechischen  Über- 
lieferung vollkommen  übereinstimmt  ^. 


1)  Diodor  XXXIII  28.  Dionysios  wird  ein  von  den  Parthern  aus  Medien  ver- 
drängter Heerführer  sein.  Gutschmid  S.  51  f.  hält  ihn  für  einen  Sohn  des  Ti- 
marchos. 

2)  Polyb.  XI  34,  5.     Bd.  II  400  f. 

3)  Strabo  XI  511.  Trogus  prol.  41.  Gutschmid,  Gesch.  Irans  58 ff.  Über  die 
Stämme  vgl.  Ptolemäus  geogr.  V  11,  6.  14,  4.  Plin.  h.  n.  VI  55.  Dionys.  Perieg. 
752  mit  d.  Scholien.  Lucian  macrob.  17.  Ammianus  Marceil.  XXIII  6,  57.  Oros. 
I  2,  43.     Gutschmid  a.  0.  70. 

4)  Es  sind  wohl  die  Asianer  der  klassischen  Autoren. 

5)  Gutschmid  S.  61  f. 

6^:  Vgl.  Lassen,  Ind.  Altertumskunde  II  352.  Gardner-Poole,  Kings  of  Bactria 
XXIX  ff.  Gutschmid,  Gesch.  Irans  S.  59  ff.  und  die  dort  angeführte  Litteratur 
Vgl.  Specht,  Journal  Asiat.  Sme  serie  II  317  ff.     v.  Richthofen,  China  I  S.  446  ff. 

19* 


392  13.  Buch.     §  11.     Antiochos  VII  Sidetes. 

Am  Untergange  des  baktrischen  Reiches  haben  wahrscheinlich  auch 
die  Parther  mitgewirkt.  Mithridates  (Arsakes  VI)  scheint  das  Ereignis 
nicht  mehr  erlebt  zu  haben ;  er  starb  hochbetagt  bald  nach  der  Ge- 
fangennahme des  Demetrios  ^,  und  ihm  folgte  sein  Sohn  Phraates  II 
(Arsakes  VII)  nach.  Es  scheint  dafs  Phraates  mit  den  skythischen  Er- 
oberern gemeinsame  Sache  machte ;  während  sie  Baktrien  besetzten,  nahm 
er  Margiana  (Merw),  das  ebenfalls  den  Hellenen  in  Baktrien  gehörte'^, 
und  in  den  nächsten  Jahren  erscheinen  die  Skythen  als  seine  Verbündeten 
oder  Freunde.  So  erlagen  die  Hellenen  in  Baktrien  dem  doppelten  An- 
griff; was  es  hier  an  hellenischer  Bevölkerung  gab,  ward  vernichtet 
oder  ging  allmählich  in  die  Barbaren  auf. 

§11 

In  Syrien  hat  die  Niederlage  des  Demetrios  II,  so  viel  wir  sehen, 
zunächst  keine  entscheidende  Veränderung  hervorgebracht;  die  Anhänger 
und  Parteigänger  des  gefangenen  Königs  behaupteten  sich  gegen  Tryphon  ^. 
In  Seleukeia  hielt  sich  Kleopatra,  welche  jetzt  die  Dynastie  vertrat  und 
vielleicht  von  Ägypten  unterstützt  ward,  in  Cölesyrien  blieben  Palamedes 
und  Sarpedon,  in  Mesopotamien  Dionysios  der  Meder  der  Sache  des 
Demetrios  treu  *.  Vor  allem  aber  trat  nun  ein  neuer  König  auf  den 
Plan,  der  jüngere  Bruder  des  Demetrios,  Antiochos,  der  in  Side  erzogen 
war  und  daher  Sidetes  genannt  wird.  Als  die  Nachricht  von  der  Gefangen- 
schaft des  Demetrios  kam,  war  er  auf  Rhodos  und  machte  sich  sofort  nach 
Syrien  auf^.     Jedoch  fand  er  zuerst  wenig  Anklang;  festen  Grund  ge- 


1)  Justin.  XLI  6,  9.  XXXVIII  9,  4  f.  Aus  letzterer  Stelle  geht  hervor,  dafs 
er  um  die  Zeit  wo  Tryphon  starb  (138/7  v.  Chr.),  nicht  mehr  regierte.  Gutschmid, 
Gesch.  Irans  S.  54. 

2)  Dies  entnimmt  man  den  Münzen  mit  der  Aufschrift  Magyiavi],  Andere 
Münzen,  die  ehenfalls  dem  Phraates  zugeschrieben  werden,  haben  TQu^iavrj,  andere 
xttTaaiQuieiu  oder  yooov  xciTaaTQazei'a.  Dies  deutet  auf  einen  siegreichen  Feldzug 
hin.  Poole- Gardner,  Parthian  coin.  S.  33  hält  y.araatoaTSia  für  einen  Ortsnamen. 
Vgl.  Gutschmid  S.  75. 

3)  Oben  S.  283  Anm.  5  ist  schon  erwähnt,  dafs  einige  Quellen  den  Tod  des  An- 
tiochos VI  erst  jetzt  erzählen.  Orosius  V  4,  17  berichtet,  dafs  Tryphon  nunmehr 
seinen  Sohn  Alexander  zum  König  gemacht ,  ihn  aber  bald  beseitigt  habe.  Dies 
ist  vielleicht  eine  Verwechselung  mit  Antiochos  VI,  der  Sohn  Alexanders  war. 

4)  Diodor  XXXIII  28.  Gerade  in  dieser  Zeit,  im  letzten  Jahre  des  Demetrios, 
140/39  V.  Chr.,  mufs  die  von  Scipio  geführte  römische  Gesandtschaft  in  Syrien  ge- 
wesen sein.  Oben  S.  269  f.  Nach  Unger,  Philol.  55,  97  ist  sie  nach  dem  Tode  des 
Demetrios  erst  138  v.  Chr.  in  Syrien  eingetroffen,  was  zu  spät  angesetzt  scheint. 
Leider  hören  wir  über  sie  gar  nichts.  Mit  dem  nötigen  Vorbehalt  kann  man  ver- 
muten, dafs  die  Römer  den  Antiochos  Sidetes  begünstigten. 

5)  Er  scheint  Manifeste  an  die  Städte  und  Dynasten  vorausgesandt  zu  haben; 


13.  Buch.     §  11.     Autiochos  VII  Sidetes.  295 

wann  er  erst,  als  Kleopatra  sich  ihm  anschlofs.  Sie  war  selbst  in  Seleu- 
keia  nicht  mehr  sicher;  denn  Tryphon  hatte  in  der  Stadt  schon  An- 
hänger gewonnen.  Auf  Rat  ihrer  Freunde  lud  sie  daher  den  Antiochos 
zu  sich  ein  und  vermählte  sich  mit  ihm  '.  Antiochos  trat  also  an  die 
Stelle  seines  Bruders,  dessen  Anhänger  zu  ihm  übergingen;  er  ward 
zum  König  ausgerufen  (139/8  v.  Chr.)  ^  und  machte  rasche  Fortschritte. 
Er  war  weit  tüchtiger  als  sein  Bruder,  vermied  dessen  Fehler  und  ver- 
schaffte sich  vornehmlich  die  Gunst  der  Städte.  Tryphon,  der  sich  nach 
dem  Tode  des  jungen  Antiochos  VI  viele  Feinde  gemacht,  wurde  von 
manchen  seiner  Anhänger  verlassen.  Antiochos  schlug  ihn  und  nötigte 
ihn  zur  Flucht  nach  Süden.  Tryphon  setzte  sich  im  festen  Dora,  süd- 
lich vom  Karmel  fest,  wo  ihn  Antiochos  einschlofs  und  zu  Wasser  und 
zu  Lande  belagerte  ^.  Nach  längerer  Belagerung  entkam  Tryphon  nach 
Ptolemais  und  von  hier  nach  Orthosia  *.  Dora  ergab  sich  jetzt  dem 
Antiochos,  der  sich  von  hier  gleich  an  die  Verfolgung  des  Gegners 
machte.  Tryphon  fand  in  Apameia,  seiner  Heimat,  Zuflucht,  ward 
hier  von  Antiochos  eingeschlossen  und  endete  durch  Selbstmord  (137 
v.  Chr.)  5. 

Endlich  war  also  der  Usurpator  beseitigt  und  Syrien  konnte  sich 
von  dem  langen  Bürgerkriege  erholen.  Antiochos  Sidetes  hat  sich  das 
Verdienst  erworben,  das  Land  wieder  zu  einigen  und  zu  beruhigen. 
Er  begann  nunmehr,  die  königliche  Gewalt  wieder  zur  Geltung  zu  bringen 
und    die    Übergriffe,    die    in    der    letzten    Zeit    von    selten    der    Dy- 


das  Schreiben   an   den  Hohenpriester  Simon    kam    dno    Twy    yi'jawv    t;^?    ^nkaaatjg. 
1  Makk.  15,  1. 

1)  Josephus,  Antiq.  XIII  222.  Dabei  kam  in  Betracht,  dafs  sich  inzwischen 
Demetrios  mit  Rhodogune  verheiratet  hatte.     Appian,  Syr.  68.     Oben  S.  290. 

2)  Sein  Beiname  ist  nach  den  Münzen  EvsgysTrj?.  Josephus  gibt  ihm  Antiq. 
XIII  222  den  Beinamen  owirlQ^  sonst  nennt  er  ihn  eiiofßrig  (Antiq.  VII  393.  XIII 
244,  cont.  Ap.  II  82),  was  oifenbar  ganz  willkürlich  geschehen  ist.  Seine  Erhebung 
fand  in  Seleukeia  statt,  und  diese  Stadt  führt  seitdem  das  Prädikat  isga  xai  äav'/.og. 
Wilcken,  Hermes  29  (1894)  442. 

3)  1  Makk.  15,  1.  13ff.  Josephus,  Antiq.  XIII  221  ff.  Justinus  XXXVI  1,  8f. 
Appian,  Syr.  GS.     Eusebios  chron.  I  255.     Stephan.  Byz.  s.  JwQa  p.  255  Mein. 

4)  1  Makk.  15,  38.     Charax.  fr.  40  (FHG.  III  644). 

5)  Josephus,  Antiq.  XIII  224.  Strabo  XIV  668.  Die  chronologischen  An- 
gaben bieten  allerlei  Abweichungen.  Nach  1  Makk.  15,  10  wird  Antiochos  174  Sei. 
=  139/8  V.  Chr.  König,  und  aus  diesem  Jahre  stammen  seine  ersten  Münzen. 
Babelon  a.  0.  CXLf.  Dagegen  rechnet  Josephus,  Antiq.  XIII  236  das  Jahr  175 
Sei.  (338/7  v.  Chr.)  als  erstes  des  Sidetes,  und  gar  Eusebios  chron.  I  255  erst 
Olymp.  160,  4  (137/6  v.  Chr.);  letzterer  scheint  vom  Ende  Tryphons  an  gerechnet 
zu  haben.  Livius  mufs  (nach  Perioch.  52)  Tryphons  Tod  unter  den  Konsuln  von 
137  V.  Chr.  berichtet  haben. 


394  13.  Buch.     §  11.     Antiochos  VII  und  die  Juden. 

nasten  begangen  worden  waren,  zurückzuweisen.  Dazu  gehörten  be- 
sonders die  Eroberungen  der  Juden,  die  sich  in  Besitz  von  Gazara, 
Joppe  und  der  Burg  von  Jerusalem  gesetzt  und  durch  ihre  Streifzüge 
die  Nachbarschaft  heimgesucht  hatten.  Zuerst  bei  seiner  Ankunft  hatte 
Antiochos  den  jüdischen  Hohenpriester  Simon  anerkannt  und  die  Rechte 
und  Privilegien  des  Volkes  bestätigt  und  vermehrt  ^  Aber  schon  bei 
der  Belagerung  Doras,  als  Simon  ihm  Hilfstruppen,  Geld  und  Vorräte 
zuschickte  '-',  hatte  Antiochos  die  Rückgabe  der  besetzten  Städte,  Tribut- 
zahlung für  die  aufserhalb  der  Grenzen  Judäas  gelegenen  Besitzungen, 
oder  eine  starke  Entschädigung  von  1000  Talenten  nebst  Ersatz  für 
den  angerichteten  Schaden  verlangt  und  einen  Abgesandten  Athenobios 
nach  Jerusalem  geschickt.  Simon  erklärte  sich  bereit,  für  Gazara  und 
Joppe  100  Talente  zu  zahlen,  das  übrige  lehnte  er  ab.  Antiochos  zog 
dann  mit  seinem  Heere  zur  weiteren  Verfolgung  Tryphons  gen  Norden 
ab,  hinterliefs  aber  in  dieser  Gegend  seinen  Strategen  Kendebäos  mit  dem 
Auftrage,  gegen  Simon  vorzugehen.  Kendebäos  machte  nun  Anstalten  zum 
Kriege,  befestigte  und  besetzte  Hebron  in  Idumäa,  und  liefs  von  hier  aus 
Judäa  beunruhigen;  als  er  jedoch  selbst  in  das  Land  einzudringen  versuchte, 
ward  er  von  Simon  und  seinen  Söhnen  zurückgewiesen  ^.  Wie  sich 
schliefsHch  Simon  mit  Antiochos  abfand,  wissen  wir  nicht.  Der  Hohe- 
priester hatte  vielleicht  an  den  Ägyptern  einen  Rückhalt,  vielleicht  auch 
an  den  Römern,  deren  Schutz  er  schon  früher  durch  eine  Gesandtschaft 
erbeten  hatte  *.  Es  mag  ein  Übereinkommen  mit  Antiochos  zu  stände 
gekommen  sein;  jedenfalls  herrschte  eine  Zeitlang  Ruhe.  Dann  folgte 
der  Tod  Simons,  der  auf  einem  Schlosse  bei  Jericho  von  seinem  Eidam 
Ptolemäos,  Sohn  des  Abubos,  mit  zweien  seiner  Söhne  meuchlings  ermordet 


1)  Makk.  15,  2  ff.  10  ff.  Unter  den  neuen  Privilegien  erscheint  auch  das  Recht 
der  eigenen  Münzprägung,  das  sich  jedoch,  wie  der  Tatbestand  lehrt,  nur  auf  die 
Kupfermünze  bezieht.  Simon  erhielt  damit  dasselbe  Recht,  wie  die  autonomen 
Städte  des  Reiches.  Die  Silberprägung  bleibt  nach  wie  vor  königlich.  Babelon, 
Rois  de  Syrie  p.  CXL.     Vgl.  Schürer,  Gesch.  des  jüd.  Volkes  P  243.  761  ff. 

2)  1  Makk.  15,  25 ff.  Darnach  hat  Antiochos  die  Hilfe  zurückgewiesen,  wäh- 
rend nach  Josephus,  Bell.  Jud.  I  50.  Antiq.  XIII  223  Simon  wirklich  Beistand 
leistet. 

3)  1  Makk.  15,  30 ff',  gibt  einen  ziemlich  ausführlichen  Bericht,  doch  ist  der 
Ort  des  Treffens  darnach  nicht  zu  bestimmen.  Vgl.  Josephus,  Bell.  Jud.  I  51  f. 
Antiq    XIII  226. 

4)  Das  Bündnis  mit  den  Römern  bezeugen  1  Makk.  14,  16.  24.  15,  15  ff. 
Josephus,  Bell.  Jud.  I  48.  Antiq.  XIII  227.  Die  Zeit  des  Bündnisses  ist  unsicher 
und  bestritten.  Ewald,  Mendelssohn  u.  a.  sind  der  Meinung,  dafs  die  Urkunde 
desselben  in  dem  Senatsbeschlufs  bei  Josephus,  Antiq.  XIV  145 ff.  erhalten  sei. 
Vgl.  über  diese  Frage  Schürer  I'  250  ff. 


13.  Buch.     §  11.     Eroberung  Jerusalems  131  v.  Chr.  295 

ward  ^  Ptolemäos  wollte  Simons  Nachfolger  werden,  er  wandte  sich 
gleich  nach  der  Tat  an  den  König  und  versuchte  Jerusalena  zu  besetzen 
und  sich  der  Herrschaft  zu  versichern,  aber  Simons  ältester  Sohn 
Johannes  Hyrkanos,  der  in  Gazara  befehligte,  kam  ihm  zuvor  und  wurde 
der  Nachfolger  seines  Vaters  auf  dem  hohenpriesterlichen  Stuhl.  Ptole- 
mäos mufste  weichen,  ward  eine  Zeitlang  auf  seiner  Burg  von  Hyrkanos 
belagert  und  entkam  dann  zu  Zenon  Kotylas,  dem  Tyrannen  des  be- 
nachbarten Philadelpheia  ^. 

Simons  Tod  gab  dem  Antiochos  Anlafs,  sich  in  Judäa  einzumischen ; 
denn  die  Ernennung  des  Hohenpriesters  war  das  Recht  des  Königs. 
Wie  sich  Antiochos  zu  Hyrkanos  stellte,  ist  nicht  bekannt.  Fast  möchte 
man  glauben,  dafs  er  den  Ptolemäos  bevorzugt  habe,  doch  ist  wohl 
möglich,  dafs  sich  Hyrkanos  zunächst  mit  ihm  verständigt  hat.  Wir 
wissen  nur,  dafs  der  König  die  Forderungen,  welche  er  an  Simon  ge- 
stellt hatte,  auch  dem  Nachfolger  gegenüber  erhob.  Da  jedoch  Hyr- 
kanos nicht  nachgeben  wollte,  so  schritt  Antiochos  nach  einige 
Zeit  zur  Gewalt.  Er  zog  mit  überlegener  Macht  vor  Jerusalem,  um- 
wallte und  ummauerte  es  und  zwang  es  nach  langer  Belagerung  ^  zur 
Zeit  des  jüdischen  Laubhüttenfestes,  Herbst  131  v.  Chr.,  durch  Hunger 
zur  Übergabe  *.     Die  Juden  kehrten  jetzt  in  die  frühere  Untertänigkeit 


1)  Im  11.  Mouat  des  Jahres  177  Sei.,  d.  h.  im  Februar  135  y.  Chr.  Der  Ort 
der  Tat  heifst  1  Makk.  16,  15  Dok  {Jaix) ,  bei  Josephus,  Bell.  Jud.  I  56  Dagon, 
vorausgesetzt,  dafs  an  beiden  Stellen  dasselbe  gemeint  ist ;  denn  die  beiden  Berichte 
stimmen  nicht  ganz  zusammen. 

2)  iMakk.  16,  llflF.  Josephus,  Bell.  Jud.  I,  54 ff.  Antiq.  XIII  228  ff.  Mit 
dem  Tode  Simons  schliefst  das  erste  Makkabäerbuch. 

3)  Wenn  Verlafs  darauf  ist,  dafs  bei  Josephus  erst  der  Untergang  der  Pleiaden 
(November),  dann  das  Laubhüttenfest  (September/Oktober)  erwähnt  wird,  mufs  die 
Belagerung  etwa  ein  Jahr  oder  noch  darüber  gedauert  haben.  Wilcken,  RE.  I 
2,  2479. 

4)  Die  Zeit  des  Ereignisses  wird  abweichend  überliefert.  Josephus,  Antiq. 
Xin  236  setzt  es  ins  1.  Jahr  Hyrkans,  ins  4.  des  Antiochos,  also  135/4  v.  Chr., 
zugleich  aber  nach  chronographischer  Überlieferung  in  die  162.  Olympiade,  die  132 
V.  Chr.  gefeiert  ward,  und  mit  dieser  zweiten  Angabe  übereinstimmend  gibt  Eusebios 
chron.  I  255  Olymp.  162,  3  =  130/29  v.  Chr.  Die  erste  Angabe  hat  gewifs  man- 
ches für  sich ;  es  ist  durchaus  angemessen,  wenn  der  König  gleich  nach  dem  Tode 
Simons  seine  Rechte  wahrnimmt.  Aber  wir  geraten  dabei,  namentlich  wenn  wirk- 
lich die  Belagerung  etwa  ein  Jahr  gedauert  haben  sollte,  in  andere  chronologische 
Schwierigkeiten,  und  ich  glaube  daher,  dafs  wir  in  jenem  Datum  eine  Improvisation 
des  Josephus  zu  sehen  haben,  und  dafs  nur  die  Olympiade  aus  wirklicher  Über- 
lieferung stammt.  Da  femer  Eusebios  in  dieser  Zeit  die  Daten  durchweg  um 
2  Jahre  herabgesetzt  hat,  so  wird  nicht  wie  bei  ihm  das  3. ,  sondern  das  1.  Jahr 
der  162.  Olympiade  zu  setzen  sein,  wonach  die  Eroberung  Jerusalems  in  den  Herbst 


396  13.  Buch.     §  11.     Antiochos  VII  Sidetes. 

zurück  *,  mufsten  ihre  Eroberungen,  besonders  Gazara  und  Joppe  heraus- 
geben und  sich  zur  Tributzahlung  und  Heeresfolge  verpflichten.  Nur 
die  königliche  Besatzung  in  der  Akra  blieb  ihnen  erlassen,  dafür  hatten 
sie  Geiseln  zu  stellen  und  500  Talente  Kontribution  zu  entrichten ;  unter 
den  Geiseln  befand  sich  ein  Bruder  Hyrkans;  die  Mauern  Jerusalems 
wurden  geschleift.  Hyrkanos  behielt  sein  Priesterarat,  aber  eine  Anzahl 
vornehmer  Juden,  wohl  seine  Ratgeber,  ward  mit  dem  Tode  bestraft. 
Nach  der  Kapitulation  zog  Antiochos  in  Jerusalem  ein  und  hat  auch 
den  Tempel  betreten,  doch  den  jüdischen  Gottesdienst  liefs  er  unberührt» 
Man  soll  ihm  geraten  haben,  die  Gelegenheit  zu  benutzen  und  der  jü- 
dischen Religion  ein  Ende  zu  machen,  allein  er  lehnte  diesen  Rat  ab  ^, 
Es  war  eine  vollständige  Unterwerfung;  die  von  Simon  während  des 
Bürgerkrieges  erworbenen  Vorteile  gingen  den  Juden  wieder  verloren. 
Auch  andere  abtrünnige  Untertanen  wird  Antiochos  in  ähnlicher 
Weise  wieder  unterworfen  haben  ^.  Er  erscheint  als  ein  Fürst  von  Tat- 
kraft und  jugendlichem  Ungestüm.  Er  war  noch  jung  und  nicht  frei 
von  den  Fehlern  seines  Alters  und  seiner  Zeit.  Er  war  verschwenderisch^ 
und  wie  viele  seines  Hauses  huldigte  er  mehr  als  billig  dem  Wein.  Er 
liebte  die  Jagd,  man  klagte,  dafs  er  darüber  die  Geschäfte  vergäfse,  die 
er  dann  seinen  Freunden  überliefs  ^.  Seine  Berater  kennen  wir  nicht; 
jedenfalls  wird  neben  ihm  Kleopatra  grofsen  Einflufs  gehabt  haben. 
Die  Untertanen  liebten  ihn  ^,  mit  den  Römern  war  er  gut  Freund ;  als 
Scipio  Amilianus,  der  vor  einigen  Jahren  als  Gesandter  in  Syrien  ge- 
wesen, vor  Numantia  lag  (134/3  v.  Chr.),  hat  mit  anderen  Königen  auch 


131  V.  Chr.  fallen  würde.     Vgl.  2  Makk.  1,  11  ff.,   Hermes  28   (1893)    225.     Kritik 
d.  beid.  Makkab.  20  f. 

1)  Nach  der  Annahme  der  Numismatiker  hat  Jerusalem  damals  wieder  mit  dem 
Namen  des  Antiochos  gemünzt.     Babelon,  Rois  de  Syrie  CXLIII. 

2)  Diodor  XXXIV  1.  Justinus  XXXVI  1,  10.  Josephus,  Bell.  Jud.  I  Gl. 
Antiq.  VII  393.  XIII  236  ff.  cont.  Apion.  II  82.  Plutarch,  reg.  et  imp.  apophth. 
184  F.  Eusebios  chron.  I  255.  Joh.  Antioch.  fr.  66  (FHG.  IV  561).  Josephus 
hat  seiner  Erzählung  allerlei  minderwertige  Zusätze  gegeben.  Er  hebt  besonders 
die  Gottesfurcht  des  Antiochos  hervor,  die  ihm  den  Beinamen  ti'asßtjc  verschafft 
haben  soll,  und  erzählt,  dafs  Hyrkanos  sich  das  Geld  für  die  Kontribution  aus 
dem  Grabe  Davids  geholt  habe.  Über  Joppe  und  Gazara  sagt  er  (Antiq.  XIII  246), 
dafs  sich  der  König  für  sie  Tributzahlung  ausbedungen,  also  ihren  Besitz  dem 
Hyrkanos  belassen  habe.  Dies  ist  bedenklich  und  wohl  eine  nach  1  Makk.  15,  35 
gemachte  beschönigende  Fälschung;  denn  bald  darnach  (§  261)  zeigt  das  Senatus- 
konsult,  dafs  Joppe  und  Gazara  den  Juden  damals  entrissen  wurden.  Vgl.  Stark^ 
Gaza  496  f.     Etwas  anders  Wilcken,  KE.  I  2,  2479. 

3)  Kriege  gegen  die  Nachbarn  erwähnt  Justinus  XXXVIII  10,  1. 

4)  Poseidonios  fr.  17  ff.  FHG.  III  257  f.     Plutarch,  apophth.  p.  184D. 

5)  Justinus  XXXIX  1,  6.     Diodor  XXXIV  17. 


13.  Buch.     §  11.     ABtiocho,s  Sidetes  gegen  die  Partlier. 


297 


Antiochos  ihm  und  dem  Heer  reiche  Gaben  geschickt  '.  Es  gelang  ihm 
das  seleukidische  Königtum  noch  einmal  zum  Leben  zu  erwecken  und 
seine  Macht  zu  zeigen  ^. 

Antiochos  war  zu  solcher  Macht  gelangt,  dafs  er  es  unternehmen 
konnte,  die  östhchen  Satrapien  wieder  zu  erobern  und  den  Parthern  zu 
entreifsen.  Ihm  selbst  drohte  von  da  beständige  Gefahr  durch  den  o-e- 
fangenen  Demetrios;  denn  dieser  betrachtete  sich  als  rechtmäfsig^en 
König,  den  Bruder  als  Usurpator,  und  konnte  jederzeit  nach  Syrien 
zurückgesandt  werden.  Nach  Tryphons  Tode  hatte  er  mit  Hilfe  eines 
treuen  Freundes,  Kallimandros ,  der  sich  zu  ihm  durchschlich,  zu  ent- 
fliehen versucht,  war  aber  eingeholt  und  von  Phraates  nach  Hyrkanien 
zurückgesandt  worden,  von  wo  er  nach  einem  Jahr  einen  neuen,  aber- 
mals vergeblichen  Fluchtversuch  unternahm.  Der  Partherkönig  schonte 
ihn,  um  bei  Gelegenheit  durch  ihn  Antiochos  zu  stürzen  und  Syrien 
unter  seine  Botmäfsigkeit  zu  bringen  3.  Dieser  Gefahr  suchte  Sidetes 
durch  seinen  Angriff  zu  begegnen,  er  rechnete  dabei  auf  den  Beistand 
üesonders  der  makedonisch-hellenischen  Bevölkerung  jenseits  des  Eu- 
phrats,  die  das  parthische  Joch  nur  ungern  ertrug. 

Bald  nach  Jerusalems  Eroberung  zog  Antiochos  Sidetes  mit  grofsem 
Heer  über  den  Euphrat.  Die  Kontingente  des  ganzen  Syriens  begleiteten 
ihn,  darunter  der  Jude  Hyrkanos.  Wiederum  blieb  Kleopatra  als  Re- 
gentin zurück.  Das  Heer  des  Antiochos  wird  auf  80  000  Mann  be- 
ziffert; es  ward  durch  einen  übermäfsigen  Trofs  beschwert,  und  bei 
allem  Kriegseifer  scheint  die  Disziplin  nur  locker  gewesen  zu  sein*. 
Der  Anfang  des  Krieges  war  glücklich.  Mesopotamien  und  Babylonien 
wurden  zurückgewonnen,  die  hellenischen  Städte  empfingen  den  Antiochos 
freudig,  in  Seleukeia  ward  der  parthische  Strateg  festgenommen  und  ge- 
tötet =>.  Am  Flusse  Lykos,  dem  heutigen  Zab,  ward  einer  der  parthischen 
Feldherrn,  Indates,  geschlagen  ^\  Dreimal  hat  Antiochos  die  Parther 
besiegt;    Satrapen  und  Dynasten  gingen  zu  ihm  über,  sein  Heer  wuchs 

1)  Livius  per.  57.     Appiau,  Iber.  84.     Oben  S.  284  Anra.  4. 

2)  Nach  seinem  Tode  wird  er  daher  der  Grofse  beigenannt.    BCH.4(1880)  21 7  f. 
SIGr.  1    244  f. 

3)  Justinus  XXXVIII  9,  10  f. 

4)  Diodor  XXXIV  17.    Justinus  XXXVIII  10,  2.     Es   war  auch   für   die  Be- 
lustigung der  Truppen  gesorgt,  z.  B.   gingen  Schauspieler   mit.      Die   überlieferten 
Zahlen  (der  Trofs  von  200000  Menschen)  können  sich  auf  die  spätere  Zeit  beziehen 
als    Antiochos    schon   aus  Mesopotamien    und   Babylonien   Verstärkungen    erhalten' 
hatte.     Vgl.  Valer.  Max.  IX  1  ext.  4. 

5)  Diodor  XXXIV  19. 

6)  Josephus,  Antiq.  XIII  251,  zur  Zeit  der  jüdischen  Pfingsten  Mai  oder  Juni 
loO  V.  Chr. 


2gg  13.  Buch.     §  11.     Partherkrieg  des  Antiochos  VII. 

gewaltig  an,  und  die  Feinde  mufsten  auch  Medien  räumen.  Hier  machte 
der  Winter  dem  Kriege  ein  Ende,  Antiochos  legte  seine  Truppen  in 
Medien  in  die  Quartiere,  um  mit  der  besseren  Jahreszeit  wieder  auf- 
zubrechen. Als  der  Frühling  kam,  bot  Phraates  zunächst  den  Frieden 
(129  V.  Chr.)  ',  allein  Antiochos,  voll  der  kühnsten  Hoffnungen,  stellte 
hohe  Forderungen.  Er  verlangte  die  Auslieferung  des  gefangenen  De- 
raetrios,  Räumung  der  Provinzen  westlich  von  den  kaspischen  Pässen 
und  Beschränkung  auf  die  altererbte  Herrschaft,  d.  h.  auf  Parthien  und 
Hyrkanien  mit  Tributzahlung,  also  etwa  dasjenige,  was  Antiochos  HI 
den  Parthern  auferlegt  hatte.  Solchen  Bedingungen  konnte  sich  Arsakes 
nicht  fügen,  brach  die  Verhandlungen  ab  und  schickte  jetzt  Demetnos 
auf  den  syrischen  Thron.  Zugleich  rüstete  er  ein  neues  Heer,  wozu 
auch  eine   Schar   der   Skythen,    die  vor  kurzem  Baktra  erobert  hatten, 

angeworben  ward  ^. 

Antiochos  hatte  sein  Heer,  wohl  um  es  besser  und  bequemer  zu 
versorgen,  auf  einem  weiten  Räume  verteilt-,  aber  seine  Soldaten  be- 
gingen in  den  Quartieren  so  schwere  Gewalttaten  und  Räubereien,  dafs 
die  Bevölkerung  gegen  das  Frühjahr  einen  Aufstand  ins  Werk  setzte 
und  den  Partherkönig  zur  Hilfe  rief.  Auf  Verabredung  wurden  die 
zerstreuten  Abteilungen  des  seleukidischen  Heeres  in  ihren  Quartieren 
überfallen,  zugleich  rückte  Phraates  mit  starker  Reiterei  heran  K  Antiochos 
konnte  nur  einen  kleinen  Teil  seines  Heeres  rechtzeitig  sammeln.  Man 
riet  ihm,  ins  Gebirge  zurückzuweichen  und  sich  dort  gegen  die  Reiter 
des  Arsakes  zu  verteidigen.  Aber  er  verschmähte  den  Rat  und  ging 
den  überlegenen  feindlichen  Scharen  entgegen.  In  der  Schlacht  ver- 
loren seine  Leute  bald  den  Mut  und  wichen;  der  König  hielt  Stand  und 
fiel,    35   Jahre   alt,   nach   neunjähriger   Regierung    129    v.  Chr.  ^.     Ein 

1)  Diodor  XXXIV  15. 

2)  Justin.  XLII  1,  2. 

3)  Angeblich  mit  120000  Mann.     Eusebios  chron.  I  255. 

4)  183  Sei  130/29  v.  Chr.)  ist  nach  den  Münzen  das  letzte  Jahr  des  Sidetes, 
wie  das  erste  der  zweiten  Regierungsperiode  seines  Bruders  Demetrios.  Babelon 
Rois  de  Syrie  p.  CXLf.  CXLV.  Eusebios  chron.  I  255  gibt  irrig  Olymp.  162  4 
fl29/8  V  Chr).  Man  könnte  dem  Eusebios  folgen,  wenn  die  Münze  des  Antiochos, 
die  Fröhlich  (annales  p  87  taf.  XI  28)  mitteilt,  wirklich  die  Ziffer  184  Sei.  hätte 
Aber  Babelon  bezweifelt  es  mit  guten  Gründen  und  nimmt  an,  dafs  184  aus  löl 
verlesen  ist,  wogegen  sich  Fröhlich  allerdings  ausdrücklich  verwahrt.  Unger 
(Philol.  55,  102)  setzt  den  Untergang  des  Antiochos  etwas  früher;  er  will  aus- 
rechnen, dafs  er  vor  dem  20.  Dez.  130  v.  Chr.  gefallen  sei.  Nach  Livius 
(perioch.  58.  Obsequens  28)  würde  der  Untergang  des  Sidetes  unter  die  Konsuln 
von  130  v  Chr.  fallen;  hier  ist  aber  wohl  die  Zeit  des  Auszuges  aus  Syrien  zu 
gründe  gelegt.    Das  Lebensalter  des  Antiochos  bezeugt  Eusebios;  der  König  wurde 


13.  Buch.     §  11.     Untergang  des  Antiochos  VII  129  v.  Chr.  299 

grofser  Teil  des  Heeres  ging  mit  ihm  zu  gründe;  auch  von  den  Flücht- 
lingen sind  noch  manche  umgekommen  ^  Ein  Teil  des  griechischen 
Fufsvolkes  ward  gefangen  und  gezwungen,  bei  dem  Sieger  Dienste  zu 
nehmen.  Lager  und  Trofs  des  Antiochos,  dabei  sein  ältester  Sohn  Se- 
leukos  und  Laodike,  die  Tochter  des  Demetrios  II,  fielen  dem  Sieger  zur 
Beute  ^.  Phraates  nahm  Laodike  zur  GemahUn ,  den  Seleukos  behielt 
er  an  seinem  Hof  und  erwies  ihm  königliche  Ehren,  die  Leiche  des  ge- 
fallenen Königs  liefs  er  fürstlich  bestatten  und  nach  Antiochien  senden  ^. 

Nach  dem  Siege  nahm  der  Partherkönig  alle  Provinzen  bis  an  den 
Euphrat  wieder  in  Besitz.  Als  er  herannahte,  unterwarf  sich  alles,  auch 
vSeleukeia,  das  eine  strenge  Bestrafung  zu  gewärtigen  hatte  ''.  Phraates 
drohte  sogar  in  Syrien  einzurücken,  aber  dies  war  ihm  nicht  vergönnt, 
da  er  mit  den  Skythen  in  einen  schweren  Krieg  kam.  Er  hatte  eine 
Schar  zum  Kriege  gegen  Antiochos  geworben,  aber  sie  war  zu  spät  ge- 
kommen und  Phraates  weigerte  sich,  den  bedungenen  Sold  zu  zahlen. 
Zur  Vergeltung  brachen  die  Skythen  verwüstend  ins  parthische  Gebiet 
ein,  und  Phraates  raufste  von  Babylonien  gegen  sie  ins  Feld  ziehen  ^. 
Er  nahm  dabei  die  Hellenen  aus  dem  Heere  des  Antiochos  mit,  die  er 
in  seinen  Dienst  genommen  hatte.  Sie  hatten  bei  den  Parthern  viele 
Mifshandlung  und  Kränkung  erfahren,  und  als  es  zum  Treflfen  kam  und 
das  Glück  sich  gegen  die  Parther  wandte,  gingen  sie  zu  den  Skythen 
über  und  vollendeten  die  Niederlage  des  Phraates,  der  in  dieser  Schlacht 
fiel  (etwa  124  v.  Chr.).  Die  Sieger  durchzogen  nun  das  Reich;  sie 
kamen  bis  Mesopotamien  und  der  Nachfolger  des  Phraates,  sein  Oheim 
Artabanos  (Arsakes  VIII)  hatte  sich   zunächst  ihrer   zu   erwehren.     Er 


also  1G4  V.  Chi*,  geboren  sein.    Bevan,  The  house  of  Seleucus  II   302  App.    R   be- 
streitet die  Richtigkeit  dieser  Überlieferung  und  hält  ihn  für  jünger. 

1)  Diodor  XXXIV  17,  2  erzählt  das  Schicksal  des  Athenäos,  der  in  den 
Quartieren  besonders  arg  gehaust  hatte,  dann  in  der  Schlacht  den  König  verliefs 
und  schliefslich  verschmachtete,  da  niemand  ihn  aufnehmen  wollte. 

2)  Sidetes  hatte  5  Kinder,  3  Söhne  und  2  Töchter.  Letztere,  beide  Laodike 
genannt,  starben  frühzeitig,  ebenso  ein  Sohn  Antiochos,  der  vierte  ist  der  von  den 
Parthern  gefangene  Seleukos,  der  fünfte  Antiochos  Kyzikenos,  der  spätere  König. 
Euseb.  chron.  I  257.  Joh.  Antiochenus  fr.  66  (^FHG.  IV  561)  läfst  irrig  den  Seleukos 
seinem  Vater  nachfolgen  und    von    Demetrios   zu  den    Parthern   vertrieben  werden. 

3)  Diodor  XXXIV  15  ff.  Justinus  XXXVIII  10,  10.  XLII  1 ,  4.  Athen.  X 
439  D.  Josephus,  Antiq.  XIII  250  ff.  Appian,  Syr.  68.  Aelian  bist.  anim.  X  34. 
Livius  per.  58.  Obsequens  28.  Euseb.  chron.  I  255.  FHG.  III  258,  19.  Auf  den 
Tod  des  Antiochos  bezieht  sich  wahrscheinlich  2  Makk.  1,  13.  Vgl.  Kritik  d. 
Makkab.  19  ff. 

4)  Diodor  XXXIV  18  f. 

5)  Justin.  XLII  1. 


13.  Buch.     §  11.     Himeros  in  Babylonien. 

ist  an  einer  Wunde,  die  er  im  Kriege  mit  den  Tocharern  empfing,  ge- 
storben. Die  Parther  verstanden  sich  dazu,  die  feindhchen  Angriffe 
durch  Tributzahlung  abzukaufen  ^ 

In  Babylonien  hatte  Phraates,  als  er  gegen  die  Skythen  zog,  seinen 
Liebling,  den  Hyrkanier  Himeros  ^  als  Statthalter  und  Gebieter  von 
Babylon  und  Seleukeia  zurückgelassen.  Es  scheint,  dafs  dieser  nach 
dem  Tode  des  Phraates  sich  die  Krone  aufs  Haupt  setzte  und  neben 
Artabanos  II  eine  Zeitlang  herrschte;  er  wird  als  König  bezeichnet  und 
man  glaubt  Münzen  von  ihm  zu  besitzen  '.  Er  führte  mit  Mesene  einen 
Krieg;  denn  diese  Landschaft  bildete  seit  einiger  Zeit  einen  besonderen 
Staat,  seitdem  der  Satrap  Spasines  oder  Hyspaosines  das  von  den  Fluten 
beschädigte  Antiochien  zwischen  den  Mündungen  des  Euphrat  und  Tigri& 
wieder  hergestellt  und  Spasinu  Charax  genannt  hatte.  Die  Stadt  bildet 
seitdem  ein  bedeutendes  Emporiura,  und  das  Fürstentum  hat  sich  lange 
behauptet  *.  In  Babylonien  hat  Himeros  mit  unumschränkter  Willkür 
geschaltet  und  sich  durch  die  Härte  einen  Namen  gemacht,  mit  welcher 
er  vielleicht  zur  Strafe  für  den  Abfall  zu  Antiochos  Sidetes,  die  Baby- 
lonier  züchtigte,  deren  er  viele  nach  Medien  verkaufte.  Durch  Brand 
und  Verwüstung  hat  er  einen  namhaften  Teil  Babylons  zerstört.  Wie 
lange  Zeit  er  sich  behauptete,  wie  und  wann  er  endete  ist  unbekannt  '^^ 
aber  wahrscheinlich  hat  er  dazu  beigetragen,  die  parthische  Macht  für 
einige  Zeit  zu  lähmen  und  einen  Angriff  auf  Syrien  zu  verhindern. 

Im  übrigen   sind   fortan   östlich   vom  Euphrat  die  Parther  Herren. 


1)  Justinus  XLII  2.     Joh.  Antioch.  bei  Müller  FHG.  IV  561. 

2)  Bei  Diodor  XXXIV  21  ist  Etn^uegog  überliefert,  was  Gutschmid  vorzieht. 

3)  Percy  Gardner,  Parthian  coinage  S.  34  bezieht  auf  ihn  die  Münze  mit 
ßaat^Ewi  fAtyiekov  'AQaär.ov  nxr^tfÖQov  und  der  Jahreszahl  189  (124/3  v.  Chr.). 
Hierauf  beruht  zugleich  die  Annahme,  dafs  Phraates  II  um  124  v.  Chr.  gestorben 
sei.  Jedoch  Gutschmid  a.  0.  bestreitet,  dafs  diese  Münze  dem  Himeros  zuzu- 
schreiben sei. 

4)  Plinius  h.  n.  VI  139.  Lucian  macrob.  15.  Vgl.  Josephus,  Antiq.  I  145. 
XX  22.  34.  Nach  Plinius  war  Spasines  Sohn  des  Sagdodonacus  und  König  der 
benachbarten  Araber,  während  Juba  ihn  vielleicht  richtiger  zum  Satrapen  des 
Antiochos  macht.  Die  volle  Namensform  erscheint  auf  einer  im  Stil  der  Seleukiden- 
münzen  geprägten  silbernen  Tetradrachme  mit  der  Aufschrift  ßnaiXeiu^  'YannoaCi/ov 
und  der  Jahreszahl  188  Sei.  (125/4  v.  Chr.).  Zeitschr.  f.  Numism.  4  (1877)  S.  G. 
Head,  histor.  num.  697.  Gutschmid  a.  0.  S.  41.  Der  Meinung  (Babelon,  Rois  de 
Syrie  CXLIV),  dafs  sich  Spasines  erst  129  v.  Chr..  also  beim  Tode  des  Antiochos 
Sidetes  selbständig  gemacht,  schliefse  ich  mich  nicht  an. 

5)  Justinus  XLII  1,  3.  Trogus  prol.  42.  Diodor  XXXIV  21.  Poseidonios 
(fr.  21  bei  Athen.  XI  4GGB.  FHG.  HI  259)  beschreibt  ein  üppiges  Mahl,  das  der 
Babylonier  Lysimachos  dem  Himeros  und  seinem  Gefolge  gab.  Er  heifst  hier 
Tyrann  von  Babylon  und  Seleukeia. 


13.  Buch.     §  12.     Die  Griecheu  in  Indien.  301 

Doch  konnte  sich  unter  ihrer  Herrschaft  das  Hellenentura  noch  lange  Zeit 
behaupten^  am  meisten  natürhch  in  Mesopotamien  und  Babylonien,  wo 
es  am  stärksten  war  und  zugleich  mit  dem  Westen  in  beständiger  Ver- 
bindung blieb.  Die  parthischen  Könige  selbst  wurden  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  hellenisiert ,  wofür  die  Münzen  Zeugnis  ablegen.  Seit 
Phriapatios  (Arsakes  IV)  führen  sie  den  Ehrennamen  Philhellen,  ihre 
Münztypen  entlehnen  sie  den  Seleukiden,  griechische  Gottheiten,  wie 
Pallas  und  Artemis,  werden  dargestellt,  griechisch  ist  die  Schrift,  nach 
der  seleukidischen  Ära  und  makedonischen  Monaten  wird  datiert  '.  Die 
hellenischen  Städte  bleiben,  wenigstens  zum  Teil,  erhalten;  sie  sind,  wie 
früher,  Prägstätte  der  Münzen  ^ ,  auf  denen  ihr  Bild  zuweilen  figuriert. 
Sie  erfreuen  sich  eines  nicht  geringen  Mafses  von  Autonomie  ^  und  werden 
von  den  parthischen  Herren  als  wertvoller  Besitz  geschätzt  *.  Die  par- 
thische  Herrschaft  bedeutet  nicht  die  Invasion  eines  ganzen  Volkes;  die 
Parther  sind  ein  militärischer  Adel  mit  Gefolgschaft;  die  Masse  der  Be- 
völkerung blieb  unter  ihnen  unverändert  ^. 

§  13. 

Während  die  Parther  nach  dem  Tode  des  Mithridates  I  durch 
Antiochos  Sidetes,  dann  durch  die  Skythen  vollauf  beschäftigt  wurden, 
gingen  ihre  indischen  Besitzungen  wieder  verloren.  Hier  in  Indien  er- 
hoben sich  die  hellenischen  Herrscher  nochmals  zu  grofser  Macht.  Anders 
als  in  Baktrien  haben  sie  nach  dem  Tode  des  Eukratidas  sich  nicht 
nur  behauptet,  sondern  ihre  Herrschaft  weit  ausgebreitet.  Sie  drangen, 
wie  schon  bemerkt,  vom  Pendschab  bis  an  die  Indosmündungen  vor, 
was  vielleicht  schon  durch  Demetrios  geschah,  und  haben  dann  der 
parthischen  Oberherrlichkeit  über  die  Kabullandschaft  ein  baldiges  Ende 
bereitet  ^.     Aus  Münzen  kennen  wir  eine  ganze  Reihe  von  Königen  oder 


1)  Percy  Gardner,  The  Perthian  coinage  18.  2ü.  22. 

2)  Auf  den  Münzen,  die  dem  Arsakes  V  Phraates  I  zugeschrieben  werden, 
liest  man  Nktcix  (wohl  Niaaia)^  T«fi  [Tcef^ß()ct^),  Pa  (Pc'ryai) ,  Zv  {ItQiy^);  es  sind 
medisch-parthische  Städte. 

3)  Vgl.  was  Josephus,  Antiq    XVIII  372  ff.  von  Seleukeia  berichtet. 

4)  Percy  Gardner  a.  0.  22  0". 

5)  Vgl.  Gutschmid,  Gesch.  Irans  32  und  die  dort  S.  171  zitierte  Litteratur. 

6)  Unsere  Kenntnis  beruht  aufser  wenigen  Notizen  der  klassischen  Autoren  im 
wesentlichen  auf  den  Münzen,  die  v.  Sallet  und  Gardner-Poole  a.  a.  0.  behandelt  haben 
(S.  285  Anm.  2).  Die  indischen  Traditionen  kennen  acht  griechische  Könige, 
lassen  sie  aber  auf  die  sakischen  folgen,  während  sie  ihnen  in  Wahrheit  voran- 
gingen. Die  einzigen  Namen,  von  denen  sich  bei  den  Indern  eine  Erinnerung  er- 
halten hat,  sind  vielleicht  Demetrios,  wenn  nämlich  dieser  wirklich  unter  Dattä- 
mitra  zu  verstehen  ist,  und  Menaudros,  der  bei  ihnen  Milinda  heifst.  Lassen,  Ind. 
Altertumskunde  II  322.  344.     Gutschmid  S.  103  ff. 


303  13.  Buch.     §  12.     Die  Griechen  in  Indien. 

Satrapen,  die  vielfach  neben  einander  geherrscht  haben  müssen  ',  offen- 
bar Stadtkönige,  zum  Teil  Nachkommen  und  Nachfolger  des  Demetrios, 
Widersacher  des  Eukratidas,  die  nach  dem  Tode  dieses  grofsen  Fürsten 
wieder  selbständig  wurden  und  wohl  auch  unter  der  kui-zen  parthischea 
Herrschaft  weiterbestanden.  Aus  der  ganzen  Zahl  heben  sich  nur  zwei 
heraus,  Apollodotos  und  Menandros.  Ihnen  gelang  es,  die  kleineren 
Fürstentümer  zu  einem  gröfseren  Reiche  zu  vereinigen,  ihr  Name  ist 
daher  auch  in  weite  Kreise  gedrungen.  Sie  beherrschten  die  Kabul- 
landschaft, den  gröfsten  Teil  des  Pendschab  und  die  östlichen  Striche 
Afghanistans,  ferner  das  ganze  Indostal  bis  an  die  Mündungen  des 
Stromes,  dazu  die  anliegenden  Küstengegenden,  das  Land  des  Sigerdis  ^ 
und  Saraostes,  das  heutige  Gudscherat  ^.  Der  ältere  von  den  beiden 
ist  Apollodotos.  Nach  den  Münzen  zu  schliefsen,  war  er  noch  Zeit- 
genosse des  Eukratidas,  regierte  also  seit  etwa  150  v.  Chr.  Er  hatte 
einen  gleichnamigen  Sohn,  der  den  Beinamen  Philopator  führte  ■*.  Noch 
bekannter  ist  Menandros;  er  kam  auf  seinen  Kriegszügen  im  Pendschab 
weiter  als  Alexander  der  Grofse  '',  aus  indischen  Nachrichten  will  mau 
entnehmen,  dafs  er  bis  an  den  Dschurana,  ja  bis  nach  Pataliputra  (Patna) 
und  Ayodhyä  (Oudh)  vordrang ''.  Er  hat  sich  zur  Religion  Buddhas 
bekannt.  Daher  hat  sich  sein  Name  Milinda  und  sein  Andenken  in  der 
buddhistischen  Litteratur   erhalten  ^.     Er    hat   sich    den  Ruhm  eines  ge- 


1)  Oben  S.  287.  v.  Sallet,  S.  32  zählt  sie  in  alphabetischer  Ordnung  auf. 
Amyntas,  Antialkides,  Antimachos  II,  Apollodotos,  Apollophanes ,  Archebios,  Arte- 
midoros,  Diomedes,  Dionysios,  Epandros,  Hermäos,  Hippostratos,  Lysias,  Menandros, 
Nikias,  Philoxenos,  Strato  I  mit  seiner  Gattin  und  seinem  Sohnej  Straton  II,  Tele- 
phos,  Theophilos,  Zoilos.  Vgl.  Gardner  -  Poole  p.  XXXVIII.  Es  hat  nicht 
viel  zu  bedeuten,  dafs  für  einige  eine  relative  Zeitbestimmung  möglich  ist;  so  waren 
Straton  und  Antialkides  Zeitgenossen  des  Heliokles.     Gardner-Poole  XXXIV. 

2)  Wohl  die  Gegend  von  Barygaza,  heute  Barodsch.     Gutschmid  S.  41. 

3)  Strabo  XI  516.  XV  686.  Trogus  prol.  41.  Gutschmid  104.  Die  Münzen 
ApoUodots  und  Menanders  finden  sich  im  ganzen  Umfange  des  von  ihnen  be- 
herrschten Gebietes  und  zirkulierten  im  1.  Jahrhundert  n.  Chr.  noch  in  Barygaza. 
Periplus  mar.  Erythr.  47.  Im  Maschonalande  in  Südafrika  fand  C.  Peters  Münzen 
des  Apollodotos  zusammen  mit  solchen  des  Eukratidas,  Straton  II,  Indoskythischer 
Könige  u.  a.  Durch  den  Handel  sind  sie  über  den  indischen  Ozean  dahin  gelangt. 
C.  Peters,  Im  Goldland  des  Altertums  (München  1902)  S.  376  f.  Nach  Cunning- 
hams  Vermutung  war  Apollodotos  ein  Sohn  des  Eukratidas.  Numismat.  Chronicle 
n.  ser.  9,  241  flf   10,  78  S. 

4)  V.  Sallet  116. 

5)  Nach  Strabo  a.  a.  0.  überschritt  er  denisamos:  fie/Qi'  rot;  ^laüfiov  tiqo^X&s. 
Für  'lad/uov  vermutet  man  ^ofjiiyew  oder  Jioiivov.     Vgl.  Gutschmid  S.  104. 

6)  Gutschmid  S.  42.  Gardner-Poole  p.  XXXIX.  Cunningham  numism.  chro- 
nicle 1870  p.  224. 

7)  Von  ihm  handelt  die  Schrift  Milindapanha  „die  Fragen  des  Milinda",  über- 


13.  Buch.     §  12.     Menandros.  303 

rechten  und  weisen  Fürsten  erworben.  Nach  langer  Regierung  ^  starb 
er  im  Feldlager.  Es  wird  berichtet,  dafs  die  Städte  seines  Reiches  ihm 
ein  gemeinsames  Begräbnis  ausrichteten;  dann  erhob  sich  ein  Streit  um 
seine  irdischen  Überreste,  da  jede  sie  besitzen  wollte,  wie  die  Reliquien 
eines  Heiligen.  Schliefslich  bekam  jede  Stadt  ihren  Teil  davon  und  er- 
richtete dem  Verstorbenen  ein  Grabmal  ^.  Man  setzt  seine  Regierung 
etwa  125 — 95  v.  Chr.  Was  nach  seinem  Tode  folgte,  wissen  wir  nicht. 
Wahrscheinlich  zerfiel  das  Reich  wieder  in  seine  verschiedenen  Teile 
und  verlor  die  Widerstandskraft;  es  ist  nach  kurzer  Blüte  wieder  zu 
gründe  gegangen. 

Die  griechischen  Könige  haben  übrigens  nicht  den  ganzen  Pend- 
schab beherrscht;  im  nördlichen  Teil  des  Landes  sitzt  eine  andere  Dy- 
nastie ,  deren  erster  der  König  Maues  ist  ^.  Es  sind  Saken ,  die  nach 
chinesischen  Berichten  von  den  Juetschi  vertrieben  wurden  und  vielleicht 
von  Norden  her  über  das  Gebirge  in  Kaschmir  einfielen  *.  Maues 
ist  etwa  Zeitgenosse  Apollodots.  Ihm  folgte  Azes,  dann  Azilises  und 
andere,  deren  Namen  wir  durch  ihre  Münzen  kennen.  Neben  diesen 
Sakern  behaupten  sich  am  Kophen  wie  im  Pendschab  hellenische 
Herrscher.  Der  letzte  im  Kophental  ist  Hermäos;  um  30  v.  Chr. 
erlag  er  einem  Angriff  baktro  -  skythischer  Stämme,  die  sich  unter 
einem  Fürsten  Kadphizes  vereinigt  hatten  ^.  Eine  Zeitlang  hat  dieser 
noch  mit  Hermäos  zusammen  regiert  *",  bald  aber  sind  die  helle- 
setzt von  T.  W.  Rhys-Davids  in  Max  Müllers  Sacred  books  of  the  East  Bd.  35.  36. 
Das  Buch  enthält  seine  Gespräche  mit  dem  weisen  Nägasena.  Milinda  wird  be- 
kehrt, übergibt  die  Regierung  seinem  Sohne  und  tritt  in  einen  Orden  ein.  Seine 
Residenz,  der  Ort  des  Gespräches  ist  Säkala  (Sangala)  im  Pendschab,  und  dies 
mag  in  der  Tat  seine  Hauptstadt  gewesen  sein  (oben  S.  285).  Auch  dafs  er  dem 
Buddhismus  geneigt  war,  wird  richtig  sein;  alles  übrige  ist  Legende.  Vgl.  Rhys- 
Davids  Vorrede  p.  XIX  ff".  H.  Kern ,  Der  Buddhismus  (deutsch  von  H.  Jacobi) 
II  439 ff.  Oldenberg,  Buddha  294 ff.  3.  Aufl.,  R.  Garbe,  Deutsche  Rundschau  1902 
S.  289  ff. 

1)  Seine  Münzen  zeigen  ihn  als  jungen  und  alten  Mann. 

2)  Plutarch,  Praec.  reip.  ger.  28  p.  821  D.,  wo  Menandros  übrigens  König  von 
Baktra  genannt  wird. 

3)  Auf  seinen  Münzen  steht  ßaaiXsiog  ^ttaiMiau  fxsydXov  Maiov.  v.  Sallet  45flf. 
Poole  p.  XL  f.     Gutschmid  S.  106. 

4)  Gutschmid  setzt  ihren  Einfall  um  161,  Poole  130  v.  Chr.     Oben  S.  291. 

5)  KoCoi'Ao  Kad(pi!;ov  haben  die  Münzen.  Poole  XLVIIlff.  v.  Sallet  55.  179. 
Die  Zeitbestimmung  beruht  auf  chinesischen  Nachrichten ,  nach  denen  es  etwa 
100  Jahre  nach  dem  Sturz  der  hellenischen  Herrschaft  in  Baktrien  geschah.  Gut- 
schmid, Geschichte  Irans  S.  113.  Specht,  Journal  Asiat.  8  serie.  II  317  ff. 
Kadphizes  gehört  nach  der  arianischen  Münzlegende  zum  Stamme  der  Kuschan  oder 
Kaschan. 

6)  Dies  schliefst  mau  aus   den  Münzen,   die  auf  der  einen   Seite   den  Namen 


304  13.  Buch.     §  13.     Demetrios  II  wieder  König. 

nischen  wie  die  sakischen  Fürsten  verschwunden,  um  in  die  Skythen 
aufzugehen,  die  sogen.  Indoskythen.  Die  neue  Herrschaft  urafafste  an- 
fangs nur  das  Kabultal  mit  dem  westlichen  Pendschab,  erst  die  späteren 
Könige,  Kadphizes  II  und  seine  Nachfolger  Kanerki  (Kanerku)  und 
Ooerki,  die  Könige  Kanischka  und  Huwischka  der  indischen  Tradition, 
haben  sich  auf  die  ganze  Indoslandschaft  ausgebreitet  (1.  Jahrh.  u.  Chr.)  ^ 
Aber  selbst  unter  den  Indoskythen  ist  der  Hellenismus  nicht  ganz  unter- 
gegangen; die  Aufschriften  der  Münzen  sind  griechisch,  und  bis  ins 
2.  Jahrhundert  n.  Chr.  hinein  raufs  die  Kenntnis  griechischer  Sprache 
in  diesen  Gegenden  sich  erhalten  haben.  Auch  nach  dem  Fall  der 
griechischen  Dynastien  blieb  Indien  mit  dem  hellenischen  Westen  und 
seiner  Kultur  auf  dem  Landwege  wie  zu  Wasser  in  Verbindung.  Der 
Triumvir  Antonius  und  Augustus  haben  es  sogar  in  ihre  politischen 
Kombinationen  hineingezogen,  und  Indien  war,  wenn  auch  entlegen,  so  doch 
keineswegs  aus  dem  Gesichtskreis  der  hellenischen  Welt  entschwunden  ^. 
Was  Alexander  der  Grofse  erworben  hatte,  ist  nicht  wieder  verloren 
gegangen. 

§  13. 

Inzwischen  war  Demetrios  II  nach  zehnjähriger  Gefangenschaft  in 
sein  Königreich  zurückgekehrt  (120  v.  Chr.).  Der  Partherkönig  hatte 
nach  dem  Untergange  des  Sidetes  ihn  wieder  zurückzuholen  versucht, 
aber  seine  Abgesandten  konnten  ihn  nicht  mehr  erreichen  -^  Demetrios 
fand  zwar  in  Syrien  nach  dem  Tode  seines  Bruders  Aufnahme  und 
Anerkennung*,  vereinigte  sich  auch  wieder  mit  seiner  früheren  Ge- 
mahlin Kleopatra,  hat  aber  doch  nicht  mehr  feste  Wurzeln  schlagen 
können.      Man    behauptete,    seine    Härte   und    Willkür,    die   ihn   schon 

des  Hermäos  haben,  auf  der  anderen  die  Epitheta  des  Kadphizes.  v.  Sallet 
S.  117  f. 

1)  Ihre  Namen  geben  die  Münzen,  v.  Sallet  a.  0.  55  fF.  181.  ISUff.  Mit  Ka- 
nerki beginnt  78  n.  Chr.  die  sakische  Ära  in  Indien.  Gutschmid,  Gesch.  Irans 
S.  164.     Oldenberg,  Zeitschr.  f.  Numism.  8,  89  ff. 

2)  Plutarch  Anton  81  vgl.  37.  Mommsen,  Res  gestae  divi  Aug.  132 f.  Über 
den  Verkehr  mit  Indien  genügt  es  hier,  auf  die  bekanntesten  Zeugnisse  hinzuweisen, 
Strabo  II  118.  XVII  798,  den  Periplus  maris  Erythraei,  das  Leben  des  Apollonios 
von  Philostratos  und  die  Legende  des  Apostels  Thomas,  über  die  nach  Gutschmid 
(kl.  Schriften  II  332ff.)  Levi  gehandelt  hat,  Journ.  Asiatique  9'"«  serie  Bd.  9  (1897) 
S.  27  f. 

3)  Justinus  XXXVIII  10,  11. 

4)  Über  das  folgende  s.  Justinus  XXXIX  1.  Trogus  prol.  39.  Josephus 
Antiq.  XIII  267 f.  Euseb.  chron.  I  257.  Vgl.  ferner  Adolf  Kuhn,  Beiträge  zur 
Geschichte  der  Seleukiden  vom  Tode  Antiochos  VII  Sidetas  bis  auf  Antiochos  XIII 
Asiatikoa.     Diss.  v.  Strafsburg.     Altkirch  1891. 


13.  Buch.     §  13,     Demetrios  II  und  Alexander  Zabiuas.  305 

früher  verhafst  gemacht,   sei   durch   den   Aufenthalt   bei   den   Parthern 
noch  verstärkt  worden. 

Seine  Ankunft  in  Syrien  erfolgte  noch  zu  Lebzeiten  des  Sidetes, 
130/29  V.  Chr.  K  Kaum  war  er  wieder  im  Lande,  so  ward  er  in  den 
ägyptischen  Streit  zwischen  Kleopatra  II,  seiner  Schwiegermutter,  und 
Ptolemäos  Physkon  hineingezogen  ^.  Ohne  Zweifel  hoffte  er,  durch 
Ägypten  seine  Macht  in  Syrien  zu  befestigen.  Kleopatra  rief  ihren 
Schwiegersohn  zur  Hilfe  und  verhiefs  ihm  die  ägyptische  Krone,  De- 
metrios machte  sich  nach  Ägypten  auf,  konnte  aber  nicht  eindringen, 
da  Physkon  bei  Pelusion  die  Grenze  verteidigte,  vielmehr  mufste 
Kleopatra  selbst  weichen  und  bei  Demetrios  Zuflucht  suchen.  Zugleich 
erhob  sich  in  Syrien  gegen  Demetrios  ein  Aufstand.  Antiocheia  ^  und 
Apameia  machten  den  Anfang,  die  Truppen  schlössen  sich  an,  Ptolemäos 
ward  gebeten,  einen  anderen  König  aus  dem  Hause  des  Seleukos  zu 
senden.  Es  kam  nun  aus  Ägypten  einer,  der  Sohn  des  Alexander 
Balas  und  Adoptivsohn  des  Sidetes  zu  sein  behauptete  *.  Er  nannte  sich 
Alexander  und  führte  den  Beinamen  Zabinas  ^.  Von  Ptolemäos  mit  Truppen 
und  Hilfsmitteln  reich  ausgestattet,  ward  er  sogleich  in  Antiochien  und 
Nachbarschaft  anerkannt;  es  scheint,  dafs  alle  diejenigen  welche  zu  Tryphon 
hielten,  sich  ihm  anschlössen  ^.  Schon  ein  Jahr  nach  dem  Tode  des 
Sidetes  128  v.  Chr.  sitzt  Alexander  II  auf  dem  Thron  des  Seleukos'^. 
Als  der  Leichnam  des  Sidetes  in  silbernem  Sarge  unter  allgemeinen 
Trauerbezeigungen     anlangte,     konnte    der    neue    König    bereits     der 


1)  Seine  ersten  Münzen  der  zweiten  Periode  sind  von  188  Sei.  =  130/29  v.  Chr. 
Babelon  a.  0.  CXLV. 

2)  Oben  S.  -271. 

3)  Wortführer  der  Antiochener  war  Tryphon.     Justinus  XXXIX  1,  3. 

4)  Das  eine  sagt  Eusebios,  das  andere  Justinus  a.  0.  Nach  letzterem  war 
sein  Vater  in  Wahrheit  ein  ägyptischer  Kaufmann  namens  Protarchos.  Vgl. 
Appian,  Syr.  70  und  den  etwas  phantastischen  Bericht  des  Job.  Antiochenus  fr.  G6 
FHG.  IV  561. 

5)  Josephus,  Antiq.  XIII  273  schreibt  Znßn'cuoc:  und  ebenso  Justinus  a.  0. 
If.^ivaq  liest  man  bei  Josephus  §  268.  Das  Wort  ist  syrisch  und  bedeutet  „er- 
kauft", kommt  übrigens  in  Ägypten  und  anderswo  als  Eigenname  vor.  Letronne, 
Eecueil  II  S.  61.  BCH.  20  (1896)  183.  Schürer  a.  O.  I*  265.  Wilcken,  RE. 
I  1439. 

6)  Nach  Diodor  XXXIV  22.  28  gehörten  Seleukeia  am  Meer  und  Laodikeia 
zu  seinem  Anhang;  unter  letzterem  kann  Laodikeia  am  Meere  und  Laodikeia  am 
Libanon  gemeint  sein.  Letzteres  wird  durch  eine  Münze  dem  Zabinas  zugewiesen. 
Ohne  Zweifel  gehört  ihm  auch  das  nördliche  Phönizien ;  Arados  münzt  auf  seinen 
Namen.     Babelon  a.  O.  S.  171  f.  n.  1334  f. 

7)  Sein  erstes  Jahr  ist  nach  den  Münzen  184  Sei.  =  129/8  v.  Chr.  Babelon 
a.  0.  CL. 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  u.  iiiak.  Staaten.     III.  20 


306  13.  Buch.     §  13.     Hyrkanos  I. 

feierlichen  Einholung  und  Bestattung  vorstehen.  Auch  in  Cölesyrien 
fand  Zabinas  Anhänger,  namentlich  der  Hohepriester  Hyrkanos  trat  auf 
seine  Seite  ^  Dagegen  behauptete  sich  Demetrios  mit  Kleopatra  ^  haupt- 
sächlich in  den  nördhchen  Teilen  Cölesyriens,  besonders  in  den  See- 
städten Tyros,  Sidon  und  Ptolemais,  und  ähnlich  wie  in  den  Zeiten 
Tryphons  begann  nun  wieder  der  Kampf  zweier  Könige  und  be- 
schleunigte weiter  den  Verfall  des  Reiches.  Dies  ist  die  Zeit,  wo  sich  die 
Juden  und  ihr  Hoherpriester  Hyrkanos  wieder  unabhängig  machten  ^.  Hyr- 
kanos gehörte  zu  denjenigen,  die  sich  an  Alexander  Zabinas  anschlössen. 
Demetrios  hatte  vor,  ihn  zu  bekriegen,  ist  aber  nicht  dazu  gekommen  *. 
Hyrkanos  war  bestrebt,  das  ihm  von  Antiochos  Sidetes  entrissene, 
vor  allem  Joppe  und  Gazara,  wieder  zu  gewinnen,  doch  scheint  es  ihm 
nicht  gleich  gelungen  zu  sein  ^.  Selbst  eine  Gesandtschaft,  die  er  in 
dieser  Angelegenheit  nach  Rom  gehen  liefs,  hatte  keinen  Erfolg.  Der 
Senat  antwortete  zwar  wohlwollend  und  erkannte  die  Juden  aufs  neue 
als  Freunde  und  Bundesgenossen  an,  aber  in  der  Sache  selbst  gab  er 
ausweichenden  Bescheid  ^.     Hyrkanos  hat   sich   noch   mehrmals   an    die 


1)  Josephus,  Antiq.  XlII  269.  Möglich  ist,  dafs  die  philistäische  Küste  diesem 
Beispiel  folgte.  Es  gibt  Münzen  Alexanders,  die  in  Askalon  geprägt  sind;  aber 
sie  zeigen  die  Jahresziffern  187  und  188,  beweisen  also  erst  für  diese  Jahre. 

2)  Oder  besser  mit  zwei  Kleopatren,  mit  seiner  Schwiegermutter  Kleopatra  II 
und  seiner  Gattin. 

3)  Josephus,  Antiq.  XIII  273.  Aus  dieser  Zeit  188  Sei.  225/4  v.  Chr.  stammt 
der  Widmuugsbrief  des  2.  Makkabäerbuchs.  2  Makk.  1,  10.  Vgl.  Kritik  d.  beiden 
Makkabäerb.  22. 

4)  Josephus,  Antiq.  XIII  267. 

5)  Wahrscheinlich  waren  diese  Plätze  in  den  Händen  des  Demetrios  ge- 
blieben. 

6)  Die  Antwort  des  Senats  bei  Josephus,  Ant.  XIII  260  ff.  in  freierer  Fassung. 
Darüber  die  verschiedenen  Meinungen  bei  Schürer  a.  0.  r'261f  Vgl.  Stark,  Gaza 
497.  Das  Senatuskonsult  zeigt  am  Eingang  den  Prätor  Fannius  M.  f.,  da  aber 
dieser  nicht  bekannt  ist,  so  läfst  es  sich  nicht  bestimmt  datieren ;  Hyrkanos  wird 
zwar  nicht  genannt,  doch  werden  wir  die  Urkunde  unbedenklich  mit  Josephus  auf 
die  Zeit  Hyrkans  beziehen.  Sie  ist  jedenfalls  nach  der  Eroberung  Jerusalems,  viel- 
leicht auch  nach  dem  Tode  des  Sidetes  zu  setzen.  Als  eine  Ergänzung  zu  diesem 
Senatuskonsult  betrachtet  Mendelssohn  das  im  Pergamenischen  Dekret  erwähnte 
(Josephus,  Antiq.  XIV  249  f.)  und  glaubt  in  dem  daselbst  genannten  Antiochos 
den  Sidetes  zu  erkennen,  aber  dies  ist  nur  durch  eine  Änderung  des  Textes  zu 
erreichen  {^Afrio^og  Ji)/uriTQu>v  für  'AfT^o^Oi  'Aviiöxov),  und  es  ist  daher  besser, 
mit  Gutschmid  den  Antiochos  IX  Kyzikenos  zu  verstehen,  den  Sohn  des  Antiochos 
Sidetes.  Die  im  Pergamenischen  Dekret  erwähnte  Gesandtschaft  Hyrkans  gehört 
also  in  eine  spätere  Zeit.  Wir  wissen  endlich  durch  den  Geleitsbrief  des  Konsuls 
C.  Fannius  C.  f.  (Josephus,  Antiq.  XIV  23;^),  dafs  auch  122  v.  Chr.  eine  jüdische 
Gesandtschaft  in  Rom  war.    In  welcliem  Verhältnis  diese  zu  dem  erhaltenen  Senatus- 


13.  Buch      i;  13.     Ende  des  Demetrios  II  125  v.  Chr.  307 

Römer  gewandt,  aber  seine  Absicht  erst  später  erreicht;  wenigstens 
Joppe  raufs  noch  eine  Reihe  von  Jahren  in  den  Händen  einer  könig- 
lichen Besatzung  geblieben  sein  '.  Jedoch  die  Unabhängigkeit  des 
jüdischen  Volkes  scheint  nicht  mehr  in  Frage  gekommen  zu  sein,  Hyr- 
kanos  ist  selbständiger  Fürst  ^  und  hatte  bald  Gelegenheit;  sich  nach 
allen  Seiten  hin  weiter  auszudehnen. 

Der  Krieg  zwischen  Alexander  und  Demetrios  11  entschied  sich 
nach  etwa  zweijähriger  Dauer  zu  gunsten  Alexanders.  Demetrios  ward 
bei  Damaskos  geschlagen  und  geriet  von  allen  Seiten  in  Bedrängnis, 
sein  Schicksal  ward  vollendet,  als  sich  auch  Kleopatra  und  seine  eignen 
Kinder  von  ihm  lossagten.  Als  er  sich  zu  ihr  nach  Ptolemais  flüchtete, 
gewährte  sie  ihm  keinen  Einlafs.  Da  er  keinen  andern  Ausweg  sah,  ging 
er  nach  Tyros,  um  im  Heiligtum  des  Herakles  Schutz  zu  suchen;  als  er 
ans  Land  stieg,  ward  er  ergriffen  und  umgebracht  (126/5  v.  Chr.)  ^. 
Seine  Herrschaft  ging  zunächst  auf  seine  Witwe  Kleopatra  über,  die 
an  Ehrgeiz  und  Herrschsucht  ihrer  ägyptischen  Mutter  und  Schwester 
gleichkam  *.  Des  Demetrios  ältester  Sohn,  Seleukos  V,  der  ohne  ihre 
Einwilligung  nach  dem  Tode  des  Vaters  das  Diadem  nahm,  ward 
von  ihr  nach  kurzer  Zeit  beseitigt  ''.  An  seiner  Stelle  erhob  sie  ihren 
jüngeren     Sohn     Antiochos    VIH     Epiphanes    Philometor     Kallinikos, 


konsult  steht,  wissen  wir  nicht.  Auf  jeden  Fall  sehen  wir,  dafs  sich  Hyrkanos 
öfters  nach  Rom  gewandt  hat  und  schliefsen  daraus,  dafs  er  seine  Ansprüche  mit 
eigener  Kraft  nicht  durchsetzen  konnte.  Aus  diesem  Grunde  wird  es  geraten 
sein,  seine  Eroberungen,  wenigstens  die  bedeutenderen  in  das  letzte  Dezennium 
seiner  Regierung  zu  setzen.  Überhaupt  kenneu  wir  seine  Geschichte  seit  dem  Tode 
des  Antiochos  Sidetes  (129 — 105  v.  Chr.)  nur  in  den  dürftigsten  Umrissen.  Jo- 
sephus  gibt  Bell.  Jud.  I  62 f.  eine  kurze  Übersicht  der  wichtigsten  Tatsachen;  diese 
hat  er  in  die  Archäologie  übernommen  und  durch  Nachrichten  verschiedener  Her- 
kunft erweitert,  wobei  die  Zeitfolge  nicht  innegehalten  wird.  Sein  Bericht  läfst 
die  Möglichkeit  offen,  dafs  Hyrkanos  die  Katastrophe  des  Sidetes  mitmachte  und 
erst  nachher  heimkehrte;  denn  die  Anknüpfung  der  jüdischen  Eroberungen  an  den 
Feldzug  des  Sidetes  ist  historisch  wertlos,  da  in  der  älteren  originalen  Fassung  des 
Bell.  Jud.  Hyrkans  Beteiligung  an  dem  Feldzuge  fehlt. 

1)  Josephus,  Antiq.  XIV  250. 

2)  Als  solcher  hat  er  auch  Münzen  mit  seinem  Namen  geprägt.  Schürer, 
Gesch.  des  jüd.  Volkes  P  268. 

3)  Justinus  XXXIX  1,  7.  Josephus,  Antiq.  XIII  268.  Euseb.  chrou.  I  257. 
Appian,  Syr.  68.  Nach  den  Münzen  ist  das  letzte  Jahr  des  Demetrios  187  Sei. 
126/5  V.  Chr.  Eusebios  setzt  seinen  Tod  Olymp.  164,  1  =  124/3  v.  Chr.,  also  zwei 
Jahre  zu  spät. 

4)  Eine  Münze  aus  dem  Jahre  126/5  v.  Chr.  zeigt  ihr  Bild  mit  der  Inschrift 
ßaai'Aiaarjg   KXsoncTgn^  9eüg  EverrjQiag.     Babelon  p.  CLII. 

5)  Justinus  XXXIX  1,  9.  Eusebios  I  p.  257.  Appian,  Syr  69.  Job.  Antioch. 
fr.  66.  FHG.  IV  561.     Seleukos   ist  nicht  ein  Jahr  König  gewesen. 

20* 


«0g  13.  Buch.     §  13.     Ende  des  Zabinas. 

der  in  Athen  erzogen  war  und  Grypos,  Krummnase  beigenannt   wird  >. 
Er  war  noch  sehr  jung  und  Kleopatra  führte  für  ihn  die  Regierung  -'. 

Alexander  Zabinas  hatte  jetzt  mit  Kleopatra  zu  tun,  und  der  Krieg 
ging  weiter.     Zunächst  scheint  Zabinas    durch   den  Thronwechsel   noch 
gewonnen  zu  haben  %   aber   einige  Zeit    darnach   verlor   er   die   Unter- 
stützung des  Ptolemäos  Physkon,  dem  er  sich  nicht  mehr  fügen  wollte 
und  dadurch   ward    sein  Schicksal    entschieden.     Ptolemäos   söhnte   sich 
mit   seiner  Schwester  Kleopatra   aus,   die  jetzt   nach   Ägypten  zurück- 
kehren konnte,  wandte  seine  Unterstützung  dem  Antiochos  Grypos  zu, 
schickte  ihm  Truppen  und  vermählte  ihn  mit  seiner  Tochter  Tryphana. 
Alexander  sah  sich  bald  von  seinen  Anhängern   verlassen  \     Er  wurde 
geschlagen  und  floh  nach  Antiochien,  das   noch   zu   ihm   hielt,    wie   er 
auch    sonst   wegen   seiner    Müde    nicht   unbeliebt    war.      Er    versuchte, 
sich  mit  Hilfe  der  ihm  gebliebenen  Anhänger  zu  behaupten;  da  es  ihm 
an  Geld  fehlte,    so  sah   er    sich   genötigt,   die   goldenen   Weihgeschenke 
in   den   Heiligtümern    anzugreifend     Aber   er   bemerkte ,     dafs   er    sich 
auf  die  Antiochener  nicht  mehr  verlassen  könnte,  und  gab  den  Widei- 
stand  auf;  er  wollte  nur  noch  möglichst  viel  zusammenraffen  und  nach 
Hellas    entfliehen.     Darüber    brach    ein    Aufstand     in  Antiochien     aus; 
Zabinas  entkam  nach  Seleukeia,  ward  aber  hier  nicht  aufgenommen  una 
wandte  sich  südwärts   nach  Poseidion.     Unterwegs   ereilte   ihn   ein   Ln- 

1)  Justinus  a.  0.     Eusebios  a.  0.     App5an,  Syr.  (38.     ^ie  ^ntlic^^^^ 

nach  den  Münzen  und  einigen  Inschriften.    Babelon  a.  O.  CLlVf.    BCH.   i   .ISSo  ^ 
346.    8  (1884)  105  f.     Vgl.  MA.  1  (1876)  29.  ,        •       o  u  ^ 

2)  Auf  den  Münzen  erscheint  sie  von  125-120  v.  Chr.  neben  dem  Sohne,  und 
zwar  steht  ihr  Name  voran.     Babelon  CLIII.  .-,,■..■ 

3)  Der  oben  S.  306  Anm.  1  erwähnte  Beitritt  Askalons  gehört  vielleicht  in 
diese  Zeit.  Zu  erwähnen  ist,  dafs  damals  nach  dem  Tode  des  Demetrios  Tyros 
für  frei  erklärt  wurde.  Mit  187  Sei.  (126/5  v.  Chr.)  beginnt  die  autonome  Münz- 
prägung der  Stadt.  J.  P.  Six,  Numismat.  chron.  n.  ser.  17  (1877)  19^  D.es  ist 
ein  Opfer,  das  Kleopatra  bringen  mufste.  Zabinas  hatte  ansehnliche  Macht,  sein 
Heer  soll  40000  Mann  stark  gewesen  sein.     Diodor  XXXIV  28,  2. 

4)  Diodor  XXXIV  22  erzählt,  wie  drei  seiner  Strategen  von  ihm  abfallen  und 
Laodikeia  besetzen.  Alexander  erobert  die  Stadt  und  bringt  die  Abtrünn.gen  in 
seine  Gewalt,  begnadigt  sie  aber.  Dies  gehört  wohl  in  die  Anfange  des  Abfalls, 
der  nicht  auf  einmal  erfolgte  {paulatim  ab  Aleccandro   deficere   coepere.    Justinus 

XXXIX  2   4) 

5)  Jus'tin.' XXXIX  2,  5  erzählt,  dafs  er  mit  einem  ruchlosen  Scherz  eine 
massiv  goldene  Viktoria  aus  dem  Zeustempel  nahm  und  einschmelzen  befs.  Als 
er  sich  dann  selbst  an  das  Zeusbild  wagte,  brach  der  Aufstand  aus  Babelon  ^Rois 
de  Syrie  CL)  macht  darauf  aufmerksam,  dafs  es  in  der  Tat  Goldmünzen  des  Zabinas 
gibt,  die  vielleicht  bei  dieser  Gelegenheit  geprägt  sind.  Clemens,  Alex,  protr.  .. 
i?  52  erzählt  etwas  ähnliches  von  Antiochos  Kyzikenos. 


13.  Buch.     §  13.     Antiocho.s  VIII.  3«9 

weiter,  er  ward  von  seinen  Begleitern  verlassen,  gefangen  und  ins  Lager 
des  Grypos  gebracht,  wo  er  endete  (123/2  v.  Chr.)  ^  Das  Königtum 
war  wieder   zur  rechtmäfsigen  Dynastie  zurückgekehrt. 

Kleopatra  hat  noch  zwei  Jahre  die  Regentschaft  geführt ;  als  sie 
gewahrte,  dafs  ihr  Sohn,  der  König,  selber  regieren  wollte,  versuchte  sie 
ihn  zu  vergiften.  Aber  er  merkte  ihre  Absicht  und  zwang  sie,  das  Gift 
selbst  zu  trinken  (121/0  v.  Chr.)  '^.  Darnach  herrschte  Antiochos  Grypos 
einige  Jahre  lang  ^  allein  ziemlich  unangefochten.  Als  aber  in  Ägypten 
nach  dem  Tode  des  Ptolemäos  VII  (116  v.  Chr.)  eine  neue  Spaltung 
im  Königshause  entstand,  geriet  bei  der  engen  Verbindung  zwischen 
den  beiden  Ländern  und  Dynastien  auch  Syrien  in  Gefahr  neuer 
Unruhen.  Grypos  hatte  einen  Halbbruder,  Antiochos,  Sohn  des  Si- 
detes  und  der  Kleopatra,  der  beim  Tode  des  Vaters  nach  Kyzikos  in 
Sicherheit  gebracht  war  und  dort  aufwuchs  ^.  Diesen  gefährlichen 
Nebenbuhler  versuchte  Grypos  aus  dem  Wege  zu  räumen,  brachte  ihn 
aber  nur  um  so  schneller  in  Bewegung.  Antiochos  IX  Kyzikenos  erschien 
mit  ägyptischer  Hilfe  in  Syrien,  und  es  gelang  ihm  den  Grypos  zu 
vertreiben;  dieser  nahm  in  Aspendos  Zuflucht,  Kyzikenos  ward  König 
mit  dem  Beinamen  Philopator  (114/3  v.  Chr.)".  Bald  jedoch^  kehrte 
Grypos  ebenfalls  mit  ägyptischer  Unterstützung  zurück,  gewann  Antiochien 
wieder  und  behauptete  sich  neben  Kyzikenos  im  nördlichen  Syrien  und 
Kilikien,  während  der  jüngere  Bruder  in  Cölesyrien  und  Phönizien  safs. 


1)  Justinus  a.  0.  Diodor  XXXIV  28.  Eusebios  chron.  I  257.  Josephus, 
Antiq.  XIII  269.  Nach  Eusebios  hat  Zabinas  sich  selbst  vergiftet.  190  Sei.  = 
123/2  V.  Chr.  ist  nach  den  Münzen  sein  letztes  Jahr.  Babelon,  Rois  de  Syrie 
CL.  Eusebios  geht  wieder  zwei  Jahre  weiter  auf  Ol.  164,  4  (121/20  v.  Chr.) 
herab. 

2)  Appian,  Syr.  69.  Justinus  XXXIX  2,  7 f.  Man  kann  annehmen,  dafs 
Kleopatra  einen  anderen  König  an  Stelle  des  Grypos  setzen  wollte,  etwa  ihren 
Sohn  Antiochos  in  Kyzikos.  Die  letzten  gemeinsamen  Münzen  der  Kleopatra  und 
des  Antiochos  VIII  tragen  die  Jahreszahl  192  Sei.  (121/0  v.  Chr.).  Babelon  a.  O. 
CLIIf. 

3)  Acht  Jahre  nach  Justinus  XXXIX  2,  9,  was  wohl  vom  Tode  des  Zabinas 
gerechnet  ist. 

4)  Appian,  Syr.  68.  Euseb.  chron.  I  527.  Josephus,  Antiq.  XIII  271.  Er 
stand  unter  Obhut  des  Eunuchen  Krateros,  der  später  nach  der  Rückkehr  des 
Antiochos  Kyzikenos  ein  Hofamt  und  auf  Delos  eine  Statue  erhielt.  SIG.  I*  244. 
Michel,  Recueil  n.'  Il.'i8. 

5)  Justinus  XXXIX  2,  10.  Appian,  Syr.  69.  Eusebios  chron.  I  217f.  Die 
ersten  Münzen  des  Kyzikenos  stammen  aus  199  Sei.  (114/3  v.  Chr.)  und  dies 
wird  sein  erstes  Jahr  sein.  Eusebios  verschiebt  seinen  Anfang  auf  Ol.  167,  1 
(112/1  V.  Chr.). 

6)  Um  111/0  v.  Chr.     Vgl.  Eusebios  a.  0.     Wilcken,  Hermes  29  (1894)  440f. 


310  13.  Buch.     §  13.     Letzte  Wirren  und  Ende  der  Seleukiden. 

Lange  Jahre  haben  die  beiden  Könige  miteinander  gestritten,  und  als 
um  96  V.  Chr.  Grypos  gestorben  war  und  ein  Jahr  später  Kyzikenos, 
setzten  ihre  Söhne  den  Kampf  fort,  in  dem  nun  der  Kest  des  Seleukiden- 
reichs  in  Stücke  ging.  Die  Städte  eroberten  sich  die  Freiheit,  vieler- 
orts kamen  Tyrannen  auf,  in  Cölesyrien  breiteten  sich  die  jüdischen 
Fürsten  aus;  der  Sohn  Hyrkans,  Aristobulos,  nahm  den  Königstitel  an 
und  verkündete  damit  seine  volle  Unabhängigkeit  (104/3  v.  Chr.).  Noch 
mächtiger  aber  wurden  die  nabatäischen  Fürsten,  die  weit  in  Syrien  ein- 
drangen. Dazu  mischten  sich  die  ägyptischen  Könige  ein,  bald  auf  dieser  bald 
auf  jener  Seite.  Die  Seleukiden,  die  ganz  von  fremden  Machthabern 
abhängig  wurden,  konnten  nicht  daran  denken,  die  verlorenen  Provinzen 
jenseits  des  Euphrat  wieder  zu  gewinnen.  Im  Gegenteil,  die  Parther 
kamen  gelegentlich  nach  Syrien  hinüber  und  mischten  sich  in  den  Kampf 
der  verschiedenen  Prätendenten.  Es  war  noch  ein  Glück,  dafs  die 
parthischen  Könige  im  eigenen  Lande  zu  viel  zu  tun  hatten,  um  über 
den  Euphrat  vordringen  zu  können.  Dann  erhob  sich  durch  Tigranes  1 
Armenien  zu  gröfserer  Macht.  Im  Jahre  83  v.  Chr.  '  ward  er  als  Friedens- 
stifter herbeigerufen,  machte  der  seleukidischen  Herrschaft  im  nördlichen 
Syrien  und  Kilikien  ein  Ende  und  richtete  die  Dynastie  bis  auf  wenige 
Reste  zu  gründe.  Nach  seiner  Niederlage  durch  Lukullus  (69  v.  Chr.) 
kehrte  auf  kurze  Zeit  Antiochos  XIII  Asiatikos,  ein  Enkel  des  Kyzikenos, 
als  König  zurück,  konnte  sich  aber  kein  Ansehen  mehr  verschaffen. 
Pompeius  verweigerte  ihm  die  Anerkennung.  Pompeius  unterwarf  und 
ordnete  auch  Cölesyrien,  brachte  ganz  Syrien  bis  an  die  Grenze  Ägyptens 
unter  die  römische  Verwaltung,  führte  es  dadurch  wieder  zur  Einheit 
zurück  und  leitete  eine  neue  Entwickelung  ein. 

In  Ägypten  bildet  der  Tod  des  Ptolemäos  VII,  der  sich  am  28.  Juni 
116  V.  Chr.  ereignete  ^,  einen  wichtigen  Abschlufs.  Die  Spaltung,  die 
mit  seiner  Thronbesteigung  begann,  lebte  jetzt  mit  neuer  Kraft  wieder 
auf.  Ptolemäos  VII  ist  der  letzte,  der  Ägypten,  Kyrene  und  Kj'^pros 
zusammen  beherrscht  hat.  Nach  seinem  Tode  trennte  sich  Kyrene  ab 
und  ward  nach  seinem  Willen  einem  Bastard,  Ptolemäos  mit  Beinamen 
Apion,  zu  teil.  Dieser  hat  20  Jahre  lang  bis  zu  seinem  Tode  (96  v.  Chr.) 
in  Frieden  regiert  und  die  Römer  als  Erben  hinterlassen.  In  Ägypten 
brach  ein  Thronstreit  aus,  zwischen  dem  älteren  Sohne  Ptolemäos  VIII 
Soter,  gewöhnlich  Lathyros  beigenannt,  und  seinem  Bruder  Ptolemäos  IX 
Alexandros,     Kleopatra  III,  die  Witwe  Physkons,  die  nach  dem  Testa- 

1)  Nach  anderer  Überlieferung  schon  86  v.  Chr.  Appiau,  Syr.  70.  Justinus 
XL  1,  4.  Eine  Münze  des  Antiochos  XII  zeigt  das  Datum  227  (8(3/5  v.  Chr.).  Ba- 
belon  a.  0.  CLXXIII. 

2)  Strack,  Dynastie  der  Ptolemäer  S.  50  Anm.   1. 


i 


13.  Buch.     §  lo.     Ausgang  der  Ptolemäer  in  Ägypten.  311 

ment  ihres  Gatten  den  König  ernennen  sollte,  hielt  es  mit  dem  jüngeren, 
miifste  aber  zunächst  den  älteren  in  Ägypten  auf  den  Thron  setzen; 
dem  jüngeren  ward  Kypros  übergeben,  und  damit  die  tatsächliche  Ab- 
lösung auch  dieses  Reichsteiles  vollzogen.  Dann  tritt  ein  Rollenwechsel 
ein ;  Lathyros  entzweit  sich  mit  Kleopatra,  verliert  den  Thron  Ägyptens 
und  übernimmt  die  Herrschaft  auf  Kypros  (107  v.  Chr.),  während 
Alexander  als  Ptolemäos  IX  die  ägyptische  Krone  gewinnt.  Lathyros 
liels  jedoch  die  Ansprüche  auf  Ägypten  nicht  fahren  und  hat  mit  seiner 
Mutter  und  seinem  Bruder  in  langer  Fehde  gelegen,  die  teilweise  auf 
syrischem  Boden  ausgefochten  ward,  wo  Lathyros  zu  Antiochos  Kyzi- 
kenos,  Kleopatra  und  Alexander  zu  Grypos  hielten.  Lathyros  hat  dann 
88  V.  Chr.  die  Krone  Ägyptens  wieder  erlangt.  Als  er  80  v.  Chr.  starb, 
folgten  ihm  nach  kurzer  Zwischenherrschaft  seine  beiden  Söhne,  der 
ältere,  Ptolemäos  X  beigenannt  Neos  Dionysos,  bekannter  unter  dem 
Beinamen  Auletes,  in  Ägypten,  der  jüngere  in  Kypros. 

Ägypten  litt  unter  den  dynastischen  Streitigkeiten  viel  weniger  als 
Syrien ;  seine  Einheit  ist  ebenso  unverwüstlich  wie  sein  Reichtum  un- 
erschöpflich, und  so  kam  es  denn,  dafs  die  Römer  schon  längst  begehr- 
liche Blicke  auf  das  Land  warfen.  Im  Jahre  58  v.  Chr.  ward  das 
kyprische  Königreich  eingezogen,  Ägypten  blieb  allein  noch  übrig.  Ptolemäos 
Auletes  hat  bis  zu  seinem  Tode  51  v.  Chr.  regiert  unter  vielen  Wechseln, 
in  langem  Streit  mit  dem  Volk  und  seinen  Kindern.  Seine  Kinder,  die 
ihm  folgten,  gingen  in  den  Wirren  der  römischen  Bürgerkriege  nach- 
einander zu  gründe,  bis  auf  Kleopatra,  die  älteste  Tochter,  die  sich 
schliefslich  mit  dem  Triumvirn  Antonius  verband,  durch  ihn  noch 
einmal  ihr  Reich  beinahe  bis  zum  alten  Umfange  des  ptolemäischen 
Reiches  ausdehnte  und  mit  ihm  endete.  Ägypten  wurde  30  v.  Chr.  von 
Octavianus  in  Besitz  genommen,  hat  aber  auch  im  römischen  Kaiser- 
reiche die  Sonderstellung  behauptet,  die  es  unter  den  Mittelmeerländern 
von  jeher  einnahm. 


14.  Buch. 

Makedonien,  Griechenland  und  Vorderasien 
166-130  V.  Chr. 


§  1. 

Der  dritte  makedonische  Krieg  hat  ganz  Makedonien  und  Hellas 
bis  ins  innerste  Mark  hinein  erschüttert.  Ein  ungeheures  Strafgericht 
erging  über  beide  Länder;  beide  mufsten  sich  gewöhnen,  römische  Unter- 
tanen zu  sein.  Für  die  Makedonier  sollte  in  den  vier  neuen  Freistaaten 
ein'  neues  Leben  anfangen,  aber  die  ihnen  aufgezwungene  Ver- 
fassung hat  sich  nicht  bewährt.  Sie  gerieten  ,bald  nach  dem  Abzüge 
des  römischen  Heeres  in  schwere  innere  Streitigkeiten,  die  kein  Ende 
nahmen.  Schon  164  v.  Chr.  ward  eine  römische  Gesandtschaft  beauf- 
tragt, den  Streit  zu  untersuchen  ^  Bald  darnach  nahm  die  Sache  eine 
blutige  Wendung.  In  Phakos,  der  Burg  von  Pella,  also  im  dritten  Make- 
donien, wurden  die  Synedren  von  einem  Widersacher  Damasippos  er- 
mordet ;  der  Mörder  entkam  mit  Weib  und  Kind  nach  Hellas  ^.  Es 
scheint  dann,  dafs  die  Römer  dem  Lande  einige  Erleichterungen  ge- 
währten. 158  V.  Chr.  wurden  die  makedonischen  Bergwerke  wieder 
eröffnet  ^,   und  damit  wird  es  zusammenhängen,   dafs  die  beiden  betei- 

1)  Polyb.  XXXI  12,  12.  Der  Gresandte  war  Cn.  Octavius,  Konsul  von  l(;r> 
V.  Chr.,  der  unter  Ämilius  Paullus  die  Flotte  befehligt  hatte.     Oben  S.  152. 

2)  Polyb.  XXXI  26,  2.  Näheres  ist  nicht  bekannt.  Damasippos  trat  162  v.Chr. 
in  den  Dienst  des  Ptolemäos  Physkon.  Er  scheint  von  selten  der  Römer  ganz  un- 
behelligt geblieben  zu  sein.  Vielleicht  ist  er  es,  von  dem  die  römischen  Furii 
Damasippi  den  Beinamen  führen. 

3)  Cassiodor  (d.  h.  Livius)  z.  J.  158  v.  Chr.  Ms  coss.  metalla  in  Macedonia 
instituta.     Mommsen,  Chron.  min.  II  130. 


14.  Buch.     §  1.     Makedonien  und  Hellas  nach  167  v.  Chr.  SIH 

ligten  Republiken^  das  erste  und  zweite  Makedonien  auf  dem  alten  Fufs 
ihr  eigenes  Silbergeld  prägten  ^  Jedoch  Ruhe  gab  es  auch  jetzt  nicht. 
Auf  Wunsch  der  Makedonier  sollte  152  v.  Chr.  der  Sohn  des  Amilius 
Paullus,  Scipio  Arailianus,  die  Beilegung  der  Streitigkeiten  übernehmen, 
aber  die  Gefahr  des  spanischen  Krieges  rief  ihn  nach  Westen,  seine 
Sendung  nach  Makedonien  mufste  also  unterbleiben,  und  ob  jemand  an 
seine  Stelle  trat,  wissen  wir  nicht  ^. 

Während  so  in  Makedonien  der  Zwist  kein  Ende  nahm,  hatte  auch 
Hellas  an  den  Folgen  der  letzten  Katastrophe  schwer  zu  tragen.  Die 
Häupter  der  römischen  Parteien  suchten  ihren  Gewinn  zu  sichern  und 
durch  weitere  Bedrückung  ihrer  Gegner  zu  ergänzen.  Besonders  bei 
den  Atolern,  Akarnanen,  Böotern  und  Epiroten  gab  es  neue  Wirren  und 
Unruhen  ^.  Am  blutigsten  hauste  in  Epirus  Charops,  der  nach  dem 
Abzüge  des  Lucius  Anicius  gegen  seine  Widersacher  freie  Hand  er- 
halten hatte  und  dem  wildesten  Parteigeist  die  Zügel  schiefsen  liefs. 
Viele  seiner  begüterten  Volksgenossen,  Männer  und  Frauen,  ver- 
loren durch  ihn  Leben  und  Besitz  ^.  Später  schlug  er  einen  andern 
Weg  ein  ;  er  liefs  sich  von  seinen  Opfern  die  ihnen  angedrohte  Anklage 
durch  schweres  Geld  abkaufen,  und  als  er  genug  erprefst  hatte,  brachte 
er  ihre  Sache  gleichwohl  vor  die  Bundesversammlung  in  Phoinike,  die 
er  ganz  beherrschte.  Die  Beschuldigten  wurden  als  Römerfeinde  zum 
Tode  verurteilt  und  mufsten  aufser  Landes  gehen.  Charops  reiste  mit 
seinen  Helfershelfern,  Myrton  und  Nikanor,  nach  Rom,  um  das  Geschehene 
bestätigen  zu  lassen.  Sein  Verhalten  erregte  aber  selbst  in  Rom  solchen  Ab- 
scheu, dafs  die  vornehmsten  Männer,  wie  Amilius  Paullus  ihm  ihr  Haus 
verboten.  Der  Senat  sprach  zwar  nicht  seine  Genehmigung  aus,  liefs 
aber  seinen  Schützling  doch  nicht  fallen,  sondern  erklärte,  dafs  er  durch 
eine  Gesandschaft  den  Fall  untersuchen  lassen  würde,  sodafs  Charops 
nach  Hause  melden  konnte,  der  Senat  habe  alles  gebilhgt  °.  Wie  nun 
die  Sache  auslief,  wissen  wir  nicht.  Charops  ist  auf  der  Rückreise  in 
Brundisium    bald    darnach   gestorben  ^.     Aber   der  Streit   zwischen    den 


1)  Nur  das  1.  und  2.  Makedonien  haben  Silbermünzen  geprägt,  vom  3.  exi- 
stieren keine  Münzen ,  vom  4.  nur  Kupfer.  Die  Aufschriften  lauten  überein- 
stimmend: Mc(xsd6f(DynQujTriC,<ffvTiQ(ei;.  TfT«pr»jf.  Wahrscheinlich  haben  die  Münzen 
für  alle  vier  Republiken  Kurs  gehabt.  Vgl.  Mommsen,  Gesch.  d.  röm.  Münzwesens 
691.    Head-Poole,  Catologue  of  Greek  coins  in  the  Brit.  Mus.  Macedonia  p.  LIII  7. 

2)  Polyb.  XXXV  4,  11.     Oros.  IV  21,  2. 
•6)  Polyb.  XXXII  19  f. 

4)  Polyb.  XXXII  21.     Diodor  XXXI  31.     Seine   Mutter  ging  ihm   zur  Hand 
und  wählte  die  begüterten  Frauen  aus. 
.0)  Polyb.  XXXII  21. 
6)  Polyb.  XXXII  20,  4. 


314  14.  Buch.     §  1.     Hellas  nach  167  v.  Chr. 

epirotischen  Verbannten  und  der  Bundesversammlung  liat  sich  noch 
mehrere  Jahre  hingezogen  und  die  Römer  weiterhin  beschäftigt  K  Über- 
haupt begreift  man  unter  den  obwahenden  Umständen  leicht,  dafs  die 
Römer  in  Hellas  oft  zu  tun  hatten-,  römische  Gesandte  gehören  hier 
zu  den  regeimäfsigen  Gästen  ^. 

Eine  gewisse  Beruhigung  erfolgte  nach  einiger  Zeit  durch  den  Tod 
der  wildesten  Parteihäupter,  die  ungefähr  gleichzeitig  (lGO/59  v.  Chr.) 
starben  ^.  Es  starb  der  Atoler  Lykiskos,  und  zwar  eines  gewaltsamen 
aber  ehrenvollen  Todes  ^.  Es  starben  gleichfalls  Chremas,  der  Akar- 
nane,  der  Böoter  Mnasippos  und  Charops.  Im  ätolischen  Bunde  trat 
nach  dem  Tode  des  Lykiskos  Beruhigung  ein;  anderswo  dauerten  die 
Parteiungen  weiter;  von  Böotien  wissen  wir,  dafs  die  dortigen  Zustände 
sich  kaum  besserten  ^. 

Im  achäischen  Bunde  bewegte  sich  das  politische  Leben  in  ruhigerem 
Fahrwasser;  aber  auch  hier  blieb  die  Leitung  der  Politik  in  allen  Haupt- 
sachen in  den  Händen  der  römischen  Parteigänger,  der  Kallikrates  und 
Andronidas,  die  gleichsam  römische  Agenten    am  Bunde    waren  **.     Die 

1)  Polyb.  XXXII  26   erwähnt    eine   Verhandlung   aus  dem  Jahre  155    v.  Chr. 

2)  Polyb.  XXXI  23,  9. 

3)  Polyb.  XXXII  19  f.  zwischen  dem  Tode  des  Ämilius  PauUus  und  dem  des 
Eumenes  II,  also   160/59  v.  Chr. 

4)  Es  scheint  darnach,  dafs  er  im  Kriege  fiel. 

5)  Die  Stellung  der  Böoter  macht  einige  Schwierigkeiten.  Bestand  ihr  Bund 
{xoiyof)  weiter  oder  nicht?  Manche  leugnen  es,  z.  B.  Freeman,  History  of  federal 
gov.  184.  Jedenfalls  die  religiöse  Gemeinschaft  des  Stammes  blieb  bestehen,  und 
dafs  man  auch  sonst  die  Böoter  als  Einheit  ansah,  zeigen  die  römischen  Gesandten, 
die  170/69  v.  Chr.  nicht  an  die  einzelnen  Städte,  sondern  an  das  ganze  Volk  nach 
Theben  gingen  (oben  S.  137) ,  ebenso  wie  später  die  Gesamtheit  der  Böoter  bei 
Ämilius  Paullus  an,scheinend  durch  Einen  Gesandten,  den  Koroneer  Mnasippos  ver- 
treten war.  Oben  S.  183.  Vgl.  Polyb.  XXXII  20,  2.  Wenn  es  ferner  nach  Pau- 
sanias  VII 14,  6  später  (147/6  v.  Chr.)  einen  Böotarchen  gab,  so  wird  man  geneigt  sein, 
an  einen  böotischen  Bund  zu  glauben.  Freilich  ist  Pausanias  unzuverlässig,  er  sagt  IIv- 
xfsag  ßoKuTCiQ/äJi^  itjyixavza  eV  Otißceig  und  sjjricht  daher  nur  von  den  Thebanern ;  er  hat 
sich  also  vielleicht  nur  einen  Archaismus  erlaubt.  Für  den  Bestand  des  xoivSv 
kann  auch  die  Stiftungsurkunde  der  Ptoien  sprechen  (IGGSept.  I  4135).  Das 
Fest  wird  von  den  Amphiktionen  anerkannt  und  unter  den  Schutz  des  böotischen 
Bundes  gestellt.  HoUeaux,  BCH.  11  (1890)  19  setzt  die  Urkunde  zwischen  178 
und  146  V.  Chr.,  doch  ist  der  erste  Terminus  zweifelhaft.  Hingegen  der  Gang  des 
oropischen  Prozesses  (s.  unten),  soweit  er  uns  bekannt  ist,  spricht  gegen  die  Existenz 
des  Bundes;  denn  Oropos  gehörte  vor  171  v.  Chr.  zu  den  Böotern,  aber  weder  in  den 
Nachrichten  noch  in  der  Urkunde  (SIG.  I'-  308)  ist  von  einer  Beteiligung  der  Böoter 
die  Rede,  die  nicht  hätte  fehlen  dürfen,  wenn  der  Bund  wie  früher  bestanden  hätte. 
Das  Bündnis  mit  Rom  ging  nicht  vom  Bund  aus,  sondern  von  den  Einzelstädten. 
Oben  S.  HG.     SIG.  V  308,  11. 

6)  Vgl    Polyb.  XXXIII  16,  7.     Oben  S.  183. 


14.  Buch.     §  1.     Der  acliäiscbe  Bund.  315 

Achäer  waren  auf  das  gründlichste  eingeschüchtert  und  hüteten  sich, 
etwas  zu  tun,  was  den  Römern  nicht  genehm  war  ' ;  je  geringer  aber 
die  Selbständigkeit  des  Bundes  ward,  desto  tiefer  sank  auch  die  Be- 
deutung der  Institutionen  und  das  Interesse  am  eigenen  Staatswesen. 
Besonders  mufste  die  plötzliche  gewaltsame  Entfernung  so  vieler  ange- 
sehener Bürger  bei  den  Achäern  wie  im  übrigen  Hellas  auf  das  poli- 
tische Leben  verderblich  wirken.  Deportiert  waren  alle  diejenigen,  welche 
bis  dahin  vornehmlich  die  öffentlichen  Angelegenheiten  geleitet,  das  Ver- 
trauen ihrer  Mitbürger  besessen  und  die  Unabhängigkeit  ihrer  Staaten 
verfochten  hatten.  An  ihre  Stelle  traten  andere,  minder  bewährte  Leute. 
Gerade  die  römischen  Parteien  setzten  sich  meist  aus  solchen  zusammen, 
die  vor  allem  ihren  eigenen  Vorteil  suchten.  Das  alte  Laster  der 
griechischen  Politiker,  Käuflichkeit,  scheint  auch  im  achäischen  Bunde 
rasch  um  sich  gegriffen  zu  haben  -.  Noch  schlimmer  war  ein  anderes 
Leiden,  das  schon  längst  bestand,  das  aber  damals  weiter  frafs  und 
in  seinen  Folgen  den  Kern  der  Bürgerschaften,  die  wohlhabenden 
Klassen,  die  in  erster  Linie  berufen  waren,  das  Gemeinwesen  zu  leiten, 
in  ganz  Hellas  mit  Entkräftung  und  Vernichtung  bedrohte  ^.  Immer 
mehr  verbreitete  sich  Prunk,  Verschwendung,  Habsucht  und  Leichtsinn ; 
viele  gerieten  dadurch  in  Schulden  *.  Man  klagte  ferner,  dafs  die  Men- 
schen nicht  mehr  heiraten  wollten,  oder  wenn  sie  verheiratet  waren, 
die  Kinder  nicht  aufzogen ,  aufser  einem  oder  höchstens  zweien ,  um 
diese  in  Uberflufs  aufwachsen  zu  lassen  und  reich  zu  hinterlassen.  Die 
Folge  war,  dafs  die  Familien  ausstarben  und  die  Städte  sich  entvölkerten  ^, 
dafs  der  Besitz    sich    in   den  Händen    wenig-er   häufte  ^   und  Vieles   auf 


1)  Rom  wird  als  Schutzmacht  und  Vorsteherin  der  Hellenen  ausdrücklich  an- 
erkannt. Im  achäischen  Schiedspruch  über  die  Grenzen  von  Megalopolis  heifst  es: 
Xttl'Pui^uiovg  rovc:  niiosoruy.oiag  tag  TU}t''E'Ah'([vu)i'  trvofxi't'.i  xid6uo]voiHq.  SIG.  I"304,  43. 

2)  Vgl.  Polyb.  XVIII  34,  7.  Die  späteren  achäischen  Staatsmänner  stehen  alle 
im  Rufe  der  Käuflichkeit.  Über  Kallikrates  und  Menalkidas  Pausan.  VII  11 ,  7. 
12,  2.     Über  Diäos  Polyb.  XXXIX  11,  4. 

3)  Polyb.  XXXVII  9. 

4)  Polyb.  XXXVIII  9,  10. 

5)  Man  suchte  dem  gelegentlich  durch  Adoptionen  abzuhelfen,  die  in  dieser 
Zeit,  wie  die  Inschriften  lehren,  sehr  häufig  sind  und  immer  auf  Mangel  eigener 
Nachkommenschaft  schlietseu  lassen. 

6)  Ungünstige  Verteilung  des  Besitzes,  besonders  des  Landbesitzes  und  starke  Ver- 
schuldung der  Gemeinden  wie  der  Privaten  hat  sich  schon  früher  im  Peloponnes, 
und  nicht  nur  in  Sparta,  gezeigt,  und  allerlei  Gelüste  auf  Schuldentilgung,  Land- 
verteilung und  Besitzwechsel  erzeugt.  In  Argos  und  Achaia  zeigt  es  sich  im 
kleomenischeu  Kriege  (Plutarch.  Oleom.  17  20.  Bd.  II  320  f.  vgl.  624),  und  auch 
bei  der  Neugrüuduug  von  Megalopolis  entstanden  daraus  Schwierigkeiten  (Polyb.  V  93. 
Bd.  II   454  f.\     Verschuldet   war   198   v.    Chr.    Sikyou.     Attalos   I  griflf  der  Stadt 


316  14.  Buch.     §  1.     Die  Verurteilten. 

die  Frauen  überging,  die  in  diesen  Zeiten  vielfach  einflufsreiche  Trägergrofser 
Vermögen  sind.  Der  Gegensatz  zwischen  Reich  und  Arm  mufste  sich  da- 
durch verschärfen,  um  so  mehr,  je  geringer  die  Zahl  der  Besitzenden 
ward  und  je  weniger  sie  für  die  persönlichen  Pflichten  gegen  den  Staat, 
insonderheit  für  die  militärischen  Bedürfnisse  ausreichte. 

Was  bei  den  Achäern  wie  anderswo  das  allgemeine  Interesse  am 
meisten  beschäftigte,  waren  die  gefangenen  Mitbürger.  Mit  unermüd- 
licher Ausdauer  hat  sich  der  achäische  Bund  bestrebt,  ihr  Schick- 
sal zu  erleichtern  und  ihre  Rückkehr  zu  erlangen.  Der  Wunsch  war 
so  allgemein,  dafs  auch  die  römische  Partei  nichts  dagegen  tun  konnte. 
Schon  166  v.  Chr.  erschien  eine  achäische  Gesandtschaft  im  Senat  mit 
der  Bitte,  die  Gefangenen  vor  Gericht  zu  stellen  und  sie  nicht  ungehört 
zu  gründe  gehen  zu  lassen.  Es  ward  erwidert,  jene  Männer  seien  ja  von 
den  Achäern  selbst  verurteilt  worden,  also  ein  neues  Verfahren  unnötig. 
Hierauf  ging  eine  zweite  Abordnung  nach  Rom,  um  zu  erklären,  dafs 
ein  gerichtliches  Verfahren  gegen  die  Beschuldigten  nicht  stattgefunden 
habe,  und  die  frühere  Bitte  zu  wiederholen.  Nun  antwortete  der  Senat 
kurz,  es  sei  weder  für  Rom  noch  für  die  Achäer  nützlich,  wenn  die 
Gefangenen  heimkehrten,  ein  Bescheid,  der  von  allen  Beteiligten  mit  tiefer 
Trauer  vernommen  ward  ^  Der  Senat  besafs  in  den  Gefangenen  wert- 
volle Geiseln  für  die  Ergebenheit  der  Achäer  und  besorgte,  dafs  ihre 
Rückkehr  für  die  römischen  Parteigänger  verderblich  sein  möchte  ^.  Nur 
der  Furcht  vor  Rom  verdankten  diese  ihren  Einflufs ;  im  übrigen  ward 
ihnen  der  allgemeine  Plafs  und  Abscheu  auf  das  deutlichste  kund  getan  ^. 

Die  Achäer  liefsen  sich  durch  diese  Abweisung  nicht  abschrecken, 
und  allmählich  wurden  die  Römer  in  der  Tat  milder  gestimmt;  die 
Achäer  besafsen  in  den  Kreisen  der  Nobihtät  manche  Freunde.  Um 
160  V.  Chr.  baten  sie,  wenigstens  einige  hervorragendere  freizulassen  *. 
Ein  grofser  Teil  der  namhafteren  Gefangenen,  wohl  meist  bejahrtere 
Männer,  war  damals  schon  gestorben.  Das  Gesuch  wurde  wiederum 
abgelehnt,  aber  einige  Jahre  später  zeigte  sich  bei  einer  neuen  Ver- 
handlung,, dafs  die  Mehrheit  des  Senates  einer  Entlassung  der  Gefangenen 
im  Grundsatz  nicht  abgeneigt  war;    es  wird  berichtet,    dafs  nur   durch 


damals  mit  einer  tüchtigen  Summe  unter  die  Arme  •,  er  löste  z.  B.  die  verpfändeten 
Tempelländereien  aus.  Leider  ist  unser  Wissen  allzu  dürftig;  doch  dürfen  wir 
annehmen,  dafs  sich  die  früheren  Übelstände  damals  noch  verschärft  hatten. 

1)  Von    den   Gefangenen    haben    sich    damals    manche    aus   Verzweiflung    das 
Leben  genommen.     Zonar.  IX  31,  1. 

2)  Polyb.  XXXI  6,  1.  8.     Zonar.  IX  31,  1. 

3)  Polyb.  XXX  '23. 

4)  Polyb.  XXXII  7,  14.    Es  handelt  sich  besonders  um  Polybio^  und  Stratios. 


14.  Buch.     §  1.     Rückkehr  der  Verurteilten.  317 

die  Mifsgunst  des  Vorsitzenden  Prätors  die  Antwort  des  Senats  gleich- 
wohl verneinend  ausfiel  (Winter  156/5  v.  Chr.)  ^  Die  Achäer  suchten 
diese  günstigere  Stimmung  auszunutzen  und  schickten  sofort  eine  andere 
Gesandtschaft,  allein  der  Senat  beharrte  zunächst  auf  seinem  früheren 
Beschlufs  (154  v.  Chr.)  -,  und  es  dauerte  noch  einige  Jahre,  bis  der 
Wunsch  der  Achäer  in  Erfüllung  ging.  Siebzehn  Jahre  nach  der  De- 
portation, also  150  V.  Chr.,  wurden  die  Überlebenden,  nicht  nur  die 
Achäer,  sondern  auch  die  übrigen  hellenischen  Gefangenen  ^,  freigesprochen 
und  losgelassen,  aus  dem  achäischen  Bunde  waren  es  nicht  ganz  300, 
die  noch  übrig  waren  "*.  Wir  dürfen  in  diesem  Erfolge  den  Einfluls 
eines  der  Verbannten,  des  Polybios  von  Megalopolis  sehen.  Dieser,  ein 
Sohn  des  Lykortas,  hatte  ein  günstigeres  Schicksal  gehabt  als  seine  Ge- 
fährten. Er  ward  mit  Scipio  Amilianus  bekannt,  dem  Sohne  des  Lucius 
Arailius  Paullus,  und  gewann  seine  Freundschaft  und  Gunst;  so  durfte 
er  in  Rom  bleiben,  während  die  übrigen  Achäer  ihre  Haft  antraten  ^. 
Durch  die  Verbindung  mit  Scipio,  die  ihn  weithin  berühmt  machte, 
wuchs  er  über  die  Grenzen  seiner  achäischen  Heimat  hinaus.  Im  Ver- 
kehr mit  dem  Freunde  und  anderen  Römern  der  einflufsreichsten  Kreise 
erwarb  er  sich  Kenntnis  römischen  Wesens  und  römischer  Politik;  dort, 
im  Mittelpunkte  der  Welt,  von  wo  man  das  Ganze  am  besten  übersah, 
fafste  er  den  Entschlufs,  das  Werden  der  römischen  W^eltherrschaft  seit 
dem  Beginne  des  zweiten  punischen  Krieges  historisch  darzustellen.  Er 
war  ein  Mann  ernster  Studien  und  grofser  Belesenheit,  auch  als  Militär- 
techniker hat  er  sich  einen  Namen  gemacht  ^.  Es  scheint ,  dafs  die 
Römer  seinen  Wert  bald  erkannten ;  nicht  nur  im  Kreise  Scipios,  sondern 
im  weiteren  Umfange  mufs  er  sich  einen  angesehenen  Namen  erworben 
haben  '. 

Wir  dürfen  annehmen,  dafs  er  sich  nach  Kräften  um  seine  ge- 
fangenen Landsleute  bemüht  hat.  Vor  allem  kam  diesen  das  um  diese 
Zeit  mächtig  wachsende  Ansehen  des  Scipio  Amilianus  zu  gute.  Durch 
Scipio  ward  der  alte  Marcus  Porcius  Cato  gewonnen,  ein  sehr  einflufs- 
reicher  Senator.     Auch  jetzt  waren  immer  noch  manche  gegen  die  Frei- 


1)  Polyb.  XXXIII  1,  3.     Vorsitzender  Prätor  war  der  bekannte  A.  Postumius 
Albinus,  der  kein  Freund  der  Achäer  war. 

2)  Polyb.  XXXIII  3.  14. 

3)  Dies  bezeugt  Polyb.  III  5,  4. 

4)  Pausan.  VII  10,  12. 

5)  Polyb.  XXXII  9  f. 

6)  Polyb.  IX  20,  3.     X  45,  6. 

7)  Dies   geht  daraus  hervor ,   dafs  149  v.  Chr.  der  Konsul  Manius  Mauilius  ihn 
Zur  Teilnahme  an  der  erwarteten  Belagerung  Karthagos  berief.    Polyb,  XXXVII  3. 


318  14.  Buch.     §  1.     Hellenische  Grenzstreitigkeiten. 

lassung,  aber  der  Wunsch  der  Achäer  ging  trotzdem  in  Erfüllung. 
Polybios  versuchte  dann  noch  zu  erwirken,  dafs  die  Heimkehrenden 
in  ihre  alte  Stellung  wieder  eingesetzt  wurden  ^  Es  war  ein  Punkt, 
der  notwendig,  um  Streitigkeiten  möglichst  zu  vermeiden,  geregelt  werden 
mufste  ^.  Wahrscheinlich  ward  das  Gesuch  des  Polybios  genehmigt : 
jedenfalls  wird  den  Zurückgekehrten  der  rechtmäfsige  Besitz  nicht  vor- 
enthalten worden  sein. 

Sonst  waren  die  Hellenen  in  dieser  Zeit  mit  ihren  eigenen  Angelegen- 
heiten beschäftigt,  wozu  die  Grenzstreitigkeiten  gehören,  die  aus  alter 
Zeit  immer  wieder  zum  Vorschein  kamen  ^.  Vor  allem  erhoben  die 
Spartaner  ihre  alten  Ansprüche  auf  die  arkadischen  Grenzgebiete,  be- 
sonders die  Belminatis,  die  188  v.  Chr.  zu  Megalopolis  geschlagen  war*, 
und  gingen  nach  Rom,  während  sonst  diese  Streitigkeiten  vor  den 
achäischen  Bund  gebracht  wurden.  Als  165  v.  Chr.  Gaius  Sulpicius 
Gallus  nach  Asien  geschickt  ward,  hatte  er  den  Auftrag,  hierüber  zu 
entscheiden  ^.  Gallus  übertrug  die  Sache  dem  Kallikrates  '^ ,  und  die 
darauf  von  einem  achäischen  Gerichtshofe  getroffene  Entscheidung  fiel 
zu    gunsten    der   Megalopoliten    aus  '.     Noch    mit    einer    anderen    Sache 


1)  Plutarch  Cato  mai.  9,  wo  erzählt  wird,  dafs  Polybios  seineu  Wunsch  vorher 
dem  Cato  vortrug.  Dieser  verglich  ihn  dann  scherzhaft  mit  Odysseus,  der  noch 
einmal  in  die  Höhle  des  Cyklopen  zurückkehre,  um  den  vergessenen  Hut  und  die 
Geldkatze  zu  holen.  Darin  liegt  nicht,  dafs  Cato  die  Sache  ablehnte,  wie  denn 
auch  das  Gesuch  des  Polybios  der  Billigkeit  entsprach.  Vermutlich  handelt  es 
sich  um  Aufhebung  bestimmter  Nachteile ,  die  bei  der  Deportation  angedroht 
waren. 

2)  Vgl.  Zonar.  IX  31,  1. 

3)  Reste  eines  Urteils  liegen  vor  IGGSept.  I  188,  wobei  es  sich  anscheinend 
um  einen  Streit  handelt,  der  zwischen  Thyrrheion  in  Akarnanien  und  Kassope  in 
Epirus  um  den  Hafen  Panormos  geführt  ward.  In  welche  Zeit  die  schon  erwähnte 
Grenzregulierung  zwischen  Korinth  und  Epidaui'os  fällt  (SIG.  IF  452)  ist  nicht 
sicher.  Möglich  ist  ferner,  dafs  der  Streit  zwischen  Narthakion  und  Meliteia  in  Thessa- 
lien, über  den  ein  späterer  Senatsbeschlufs  vorliegt,  schon  in  unserer  Zeit  einmal  zur 
Verhandlung  gekommen  ist.  Der  dort  erwähnte  Makedonier  Kyllos  scheint  dem 
freien  Makedonien,  d.  h.  der  Zeit  von  167 — 150  v.  Chr.  anzugehören.  SIG.  P  307. 
Viereck,  Sermo  Graecus  S.  16ff.  Diese  Materie  ist  in  der  Dissertation  von  E.  Sonne, 
De  arbitris  externis,  Göttingen  1888,  sachkundig  behandelt  worden. 

4)  Oben  S.  46. 

5)  Polyb.  XXXI  9,  6.  Pausan.  VII  11,  1  f .  Polybios  spricht  vom  Streit  mit 
Megalopolis,  Pausanias  nennt  statt  dessen  Argos,  vielleicht  aus  Flüchtigkeit. 
Immerhin  ist  es  möglich,  dafs  auch  mit  Argos  ähnliche  Händel  bestanden. 

6)  Pausanias  bezeichnet  es  als  ein  besonderes  Zeichen  der  Mifsachtung  des 
Gallus  den  Streitenden  gegenüber,  wohl  nicht  zutreffend ;  es  war  eher  eine  Kon- 
zession, dafs  die  Entscheidung  achäischen  Richtern  übertragen  ward. 

7)  Ein   leider   sehr   unbedeutender  Rest   der   Entscheidung  ist   wahrscheinlich 


14.  Buch.     §  1.     Der  oropische  Handel.  319 

hatte  Gallus  zu  tun.  Das  ätolische  Pleuren  wollte  wieder  von  den 
Achäern  los,  und  wandte  sich  an  den  Legaten,  der  die  Bittsteller  an 
den  Senat  wies,  und  dieser  hat,  wie  es  scheint,  Pleuren  wieder  mit 
den  Atolern    vereinigt  ^ 

Aus  einer  ähnlichen  Streitsache  ging  ein  Handel  zwischen  Athen 
und  Oropos  hervor,  der  ungewöhnhchen  Umfang  annahm  und  bedeutendes 
Aufsehen  eiTegt  hat  ^.  Die  Athener  erhoben  von  alten  Zeiten  her  An- 
sprüche auf  Oropos  mit  dem  Heiligtum  des  Amphiaraos,  das  sie 
zuletzt  nach  der  Schlacht  bei  Chäroneia  durch  Philipps  Entschei- 
dung erhalten  und  bis  zum  Ende  des  lamischen  Krieges  behauptet 
hatten.     Seitdem    war   es    ein    selbständiires  Glied    des    böotischen   Bun- 


noch  vorhanden.     Inschr.    von    Olympia  n.   47.     SIG.   P   304.     In   dieser   Sentenz- 
werden auch  die  früheren  Urteilsprüche  augeführt. 

1)  Pausan.  VII  11,  3.  Pausanias  fügt  hinzu,  der  Senat  habe  dem  Gallus  auf- 
getragen, möglichst  viele  Städte  vom  achäischen  Bunde  zu  lösen.  Dies  mufs  Mifs- 
verständnis  sein ;  Gallus  kann  nicht  lange  in  Hellas  verweilt  haben,  da  seine  Mission 
hauptsächlich  nach  Asien  ging. 

2)  Vgl.  Pausan.  VII  11,  4ff.  Plut.  Cato  mai.  22.  Gallius  N.  A.  VI  14,  8—10. 
Polyb.  XXXII  25 ,  G.  Dazu  das  wichtige  oropische  Ehrendekret  für  Hieron 
IGGSept.  I  411.  SIG.  P  308  mit  den  Bemerkungen  von  Wilamowitz,  Hermes  21, 
102.  Polybios  hat  den  Handel  im  Zusammenhange  ei-zählt,  wie  es  scheint  unter 
Olymp.  155,  4  (157/6  v.  Chr.).  Leider  ist  von  ihm  fast  nichts  erhalten.  Pausanias 
erzählt  recht  ausführlich,  hat  aber,  wie  die  Inschrift  zeigt,  die  Sache  zu  gunsten 
der  Athener  unheilbar  entstellt  und  bedarf  starker  Korrekturen.  Er  berichtet  so : 
Die  Athener  plündern  ihre  Untertanenstadt  Oropos,  nicht  so  sehr  aus  bösem  Willen 
wie  aus  Not,  denn  sie  sind  durch  den  makedonischen  Krieg  (welchen?)  verarmt. 
Die  Oropier  wenden  sich  an  den  Senat ,  der  die  Sache  nach  Sikyon  verweist ,  und 
die  Sikyonier  verurteilen  die  Athener,  die  zur  gerichtlichen  Verhandlung  nicht  er- 
schienen sind,  zu  500  Talenten  Strafe,  die  später  der  Senat  auf  100  herabsetzt. 
Aber  auch  diese  Summe  zahlen  die  Athener  nicht,  sondern  treffen  nunmehr  mit 
Oropos  einen  gütlichen  Vergleich,  wonach  letzteres  eine  attische  Besatzung  auf- 
nimmt und  den  Athenern  Geiseln  stellt,  unter  der  Bedingung  jedoch,  dafs  die  Be- 
satzung abziehen  und  die  Geiseln  freigegeben  werden  sollen,  wenn  die  Athener 
wieder  Anlafs  zur  Klage  geben.  Dieser  Fall  tritt  bald  ein,  aber  die  Athener  halten 
ihr  Versprechen  nicht,  und  jetzt  wenden  sich  die  Oropier  an  den  achäischen  Bund. 
Die  Achäer  wollen  sich  aus  Freundschaft  und  Respekt  vor  Athen  anfangs  auf 
nichts  einlassen,  bis  es  gelingt,  den  Strategen  Menalkidas  zu  erkaufen ,  der  seiner- 
seits den  Kallikrates  gewinnt;  auf  sein  Betreiben  beschliefseu  die  Achäer  den 
Oropiern  zur  Hilfe  zu  kommen.  Die  Athener  jedoch  kommen  ihnen  zuvor,  rücken 
gen  Oropos  aus,  plündern  was  noch  übrig  ist  und  ziehen  ihre  Besatzung  heraus; 
die  Achäer  kommen  zu  spät.  Menalkidas  und  Kallikrates  wollen  jetzt  in  Attika 
einfallen,  aber  es  unterbleibt,  weil  mehrere,  darunter  die  Lakedämonier  Einspruch 
erheben.  Hier  verläfst  Pausanias  die  oropische  Sache  und  geht  zum  Kriege  mit 
Rom  über.  Richtig  hat  Töpffer,  RE.  II,  183  die  zahlreichen  Mängel  und  Unmög- 
lichkeiten der  Darstellung  des  Pausanias  gefühlt. 


330  14.  Buch.     §  2.     Kreta. 

des  ^  Nun  gerieten  die  Athener  mit  den  Oropiern  aus  unbekannter  Ur- 
sache in  Streit,  rückten  in  ihr  Gebiet  ein  und  plünderten  es  aus.  Die 
Oropier  klagten  in  Rom,  und  der  Senat  wies  die  Sache  an  einen  sikyo- 
nischen  Gerichtshof,  der  die  Athener,  die  zur  Verhandlung  nicht  erschienen 
waren,  zu  einer  Entschädigung  von  500  Talenten  verurteilte.  Die 
Athener,  die  vermutüch  mit  Exekution  bedroht  waren,  baten  in  Rom 
um  Nachlafs.  Bei  dieser  Gelegenheit  war  es,  dafs  sie  drei  ihrer  be- 
rühmtesten Litteraten  und  Redner  als  Vertreter  nach  Rom  sandten, 
Karneades,  Kritolaos  und  Diogenes,  die  dort  so  grofses  Aufsehen  er- 
regten ^.  Von  jeher  waren  die  Athener  in  Rom  gut  angeschrieben,  und 
so  geschah  es,  dafs  die  Strafe  auf  100  Talente  ermäfsigt  ward.  Was 
nun  weiter  folgte,  läfst  sich  nur  dunkel  erkennen.  Genug,  es  gelang 
den  Athenern,  sich  der  Stadt  Oropos  zu  bemächtigen,  die  Bewohner  zu 
verjagen  und  ihre  eigenen  Kolonisten  einzuführen  ^.  Die  Vertriebenen 
wandten  sich  an  den  achäischen  Bund  und  ohne  Zweifel  auch  an  die 
Römer.  Der  Bund  nahm  sich  ihrer  mit  Nachdruck  an,  das  achäische 
Heer  unter  dem  Strategen  Menalkides  (151/0  v.  Chr.)  rückte  aus,  und 
die  Athener  mufsten  Oropos  räumen  ^,  scheinen  es  aber  vorher  gründ- 
lich ausgeplündert  zu  haben.  Sie  sind  nicht  mit  Ehren  aus  diesem 
Handel  hervorgegangen.     Oropos  ist  und  bleibt  selbständig. 


Der  einzige  Krieg,  der  um  diese  Zeit  Hellas  unmittelbar  berührte, 
ward  zwischen  den  Rhodiern  und  Kretern  geführt  und  machte  sich  be- 
sonders in  der  Inselwelt  fühlbar  ^.  Die  Ursache  der  Feindschaft  lag 
in  den  Zuständen  auf  Kreta,  wo  seit  dem  Ende  des  antiochischen  Krieges 
(188  V.  Chr.)  die  inneren  Kämpfe  kaum  zur  Ruhe  gekommen  waren  5 
denn  die  politische  Einheit,  das  Koinon  der  kretischen  Städte  war  nur 
schwach  und  konnte  vor  den  unablässigen  Streitigkeiten   zwischen    den 


1)  Möglich  ist,  dais  den  Atheuern  nach  der  Auflösung  des  böotischen  Bundes 
und  nach  dem  3.  makedonischen'  Kriege  Hoffnung  auf  Oropos  gemacht  war. 

2)  Plutarch  Calo  maior  22.  Gellius  a.  0.  Cicero  de  orat.  II  155.  Tusc.  IV  5. 
Plin.  h.  n.  VII  112.     Macrob.  sat.  I  5,  14f.     Aelian  var.  hist.  III  17. 

3)  Dies  lehrt  die  oben  S.  319,  Anm.  2  zitierte  Inschrift.  Die  Athener  be- 
reiteten also  den  Oropiern  dasselbe  Schicksal  wie  den  Deliern.  Die  athenischen 
Kolonisten  in  Oropos  haben  ihr  Andenken  durch  Münzen  verewigt.  U.  Köhler, 
MA.  4  (1879)  262  flF. 

4)  Wie  weit  richtig  ist,  was  Pausanias  behauptet,  dafs  die  Oropier  den  Stra- 
tegen Menalkidas  erst  durch  Bestechung  dazu  gebracht  haben,  kann  nicht  ent- 
schieden werden.     Die  oropische  Inschrift  läfst  nichts  davon  merken. 

5)  Hock,  Greta  III  187 ff.     van  Gelder,  Gesch.  der  alten  Rhodier. 


14.  Buch,     ij  2.     Kreta.  331 

einzelnen  nur  zeitweilig  bestehen  ^  Auf  Kreta  war  alles  schnellem 
Wechsel  unterworfen ;  Bündnisse  wurden  geschlossen  und  wieder  auf- 
gelöst, Gemeinden  gingen  in  einander  auf  und  trennten  sich  wieder,  Städte 
wurden  zerstört  und  erhoben  sich  aus  der  Asche  ^.  Überfälle,  Verrat, 
Verbannungen,  alle  nur  erdenklichen  Fälle,  wie  sie  Krieg  und  Bürger- 
zwist mit  sich  bringen,  waren  in  Kreta  heimisch  ^.  Beständig  wirkte 
dabei  der  Einflufs  auswärtiger  Mächte,  die  der  Söldner  wegen  Freund- 
schaften und  Verbindungen  auf  der  Insel  unterhielten.  Makedonien  behielt 
nach  der  Besiegung  Philipps  noch  eine  starke  Klientel ;  wenigstens  war  im 
Heere  des  Perseus  das  kretische  Kontingent  sehr  ansehnlich.  Ein  ge- 
wisses Gegengewicht  bildete  dagegen  das  Bündnis,  welches  Eumenes  II 
184/3  V.  Chr.  zwar  nicht  mit  allen,  aber  doch  den  meisten  kretischen 
Städten  abschlofs  ^.  Besonders  nahe  waren  die  Beziehungen  zu  Rhodos, 
aber  auch  mit  den  Seleukiden  ^  und  Ptolemäern  haben  die  früheren  Ver- 
bindungen noch  lange  weiter  bestanden.  Während  der  ganzen  Zeit 
des  Ptolemäos  Philometor  lag  im  äufsersten  Osten  der  Insel,  in  Itanos, 
eine  ägyptische  Besatzung,  die  zum  Schutze  gegen  das  benachbarte 
und  feindliche  Präsos  erbeten  war  und  erst  nach  dem  Tode  des  Königs 
(145  V.  Chr.)  abzog  *^.    Endlich  kamen  die  Römer  dazu,  die  auch  Kreta 


1)  Einige  Beschlüsse  des  xoivov  rwv  KQrßuiEiov  sind  noch  in  Bruchstücken  er- 
halten: Cllns.  III  254  (=  Michel,  Eecueil  439)  SIG.  I^  291.  BCH.  3  (1879)  425. 
Inschr.  von  Magnesia  n.  20.  Letztere  Inschrift  gibt  sich  als  ein  Dekret  aus  ältester 
Zeit  und  ist  als  solches  gefälscht,  mufs  aber  als  ein  Zeugnis  für  das  Ende  des 
3.  Jahrh.  v.  Chr.  gelten.     Aus  späterer  Zeit  Michel,  Recueil  445.    Vgl.  Bd.  II  428. 

2)  Z.  B.  Lyttos,  das  221/0  v.  Chr.  zerstört  war  (Bd.  II  429),  besteht  um  diese 
Zeit  wie  früher. 

3)  Bd.  II  427  ff.  Polyb.  XXIV  4.  Ein  lehrreiches  Bild  gibt  der  etwas  spätere 
Schiedspruch  zwischen  Itanos  und  Hierapytna  etwa  aus  dem  Jahre  140  v.  Chr. 
Museo  ital.  di  antichitk  class.  1890  p.  570  ff.  Inschr.  v.  Magnesia  n.  105.  Unten 
Anm.  6.  Hier  wird  von  den  Anfechtungen  berichtet,  die  Itanos  erst  von  Präsos 
zu  erfahren  hatte,  dann  von  Hierapytna 5  denn  letzteres  hatte  Präsos  einverleibt 
und  dessen  Ansprüche  übernommen.  Nie  hören  die  Streitigkeiten  auf,  Verträge 
und  Friedenschlüsse  sind  unwirksam. 

4)  SIG.  I-  288.  Michel,  ßecueil  28.  Oben  S.  68.  Unter  den  bekannteren 
Städten  fehlen  Kydonia  und  Phalasarna,  ebenso  das  ptolemäische  Itanos.  Die  kre- 
tische Freundschaft  ging  dann  von  Eumenes  II  auf  seinen  Nachfolger  Attalos  IT 
über,  wie  ein  Beschlufs  von  Aptera  bezeugt,  wobei  es  sehr  charakteristisch  ist, 
dafs  die  Kreter  gleichzeitig  mit  Prusias  II,  dem  feindlichen  Nachbar  der  Per- 
gamener,  in  guter  Freundschaft  stehen.  BCH.  III  (1879)  425.  Jahreshefte  des 
österr.  Instituts  I  103. 

5)  Demetrios  II  wurde  durch  den  Kreter  Lasthenes  und  seine  Leute  nach 
Syrien  zurückgeführt.     Oben  S.  263.     Bd.  II  642. 

6)  CIG.  II  Add.  2561b.  Halbherr,  Museo  ital.  di  antichitk  class.  1890  S.  570  ff. 
In  Philometors  Zeit  gehört  ebenfalls  IGIns.  III  466,   wo  ägyptische  Truppen  auf 

Kieae,  Qesch.  d.  gri«ch.  n.  mak.  Stast«ii.    III.  21 


333  14.  Buch.     §  2.    Kreta. 

unter  ihren  Schutz  nahmen  und  nicht  selten  Gelegenheit  zur  Einmischung 
fanden. 

Schon  189  V.  Chr.  hatte  der  Prätor  und  Flottenführer  Quintus 
Fabius  dem  Krieg  ein  Ende  zu  setzen  versucht,  den  damals  seit  längerer 
Zeit  Knosos  und  Gortys  gegen  Kydonia  führten  ^  Er  richtete  nicht 
viel  aus,  sondern  mit  wechselnden  Parteien  kämpfte  man  weiter,  bis 
man  des  langen  Haderns  müde  ward  und  die  römische  Vermittelung 
anrief  184  v.  Chr.  kamen  Gesandte  aus  Rom,  an  der  Spitze  Appius 
Claudius,  der  zuvor  in  Makedonien  und  im  Peloponnes  tätig  gewesen 
war  ^.  Gortys  und  Knosos  waren  damals  nicht  mehr  verbündet,  sondern 
verfeindet ;  Gortys ,  vereinigt  mit  Rhaukos ,  Lyttos  u.  a.  ^,  hatte  den 
Knosiern  hart  zugesetzt  und  mehrere  Gebietsteile  entrissen.  Appius 
fand  die  Kriegführenden  zur  Verständigung  geneigt.  Er  übernahm  das 
Schiedsrichteramt  und  setzte  die  Bedingungen  des  Vergleichs  fest.  Das 
Eroberte  ward  zurückgegeben  * ;  die  kretischen  Städte  traten  aufs  neue  zu 
ihrem  Bunde  zusammen,  womit  auch  das  früher  eingerichtete,  dann 
aufgehobene  gemeinsame  Schiedsgericht  ^  wieder  eingesetzt  ward. 
Nur  Kydonia,  die  mächtigste  Stadt  im  Westen  der  Insel,  nahm  sich 
aus;  es  scheint  sich  zwar  den  Friedensbedingungen  gefügt  zu  haben, 
erkannte  aber  das  Schiedsgericht  nicht  an,  und  dies  ward  ihm  ge- 
stattet unter  der  Bedingung,  dafs  es  seine  Eroberungen  aufgebe  und 
Frieden  halte  ^.     Es  sind  wohl  die  Teilnehmer   an   diesem   von  Appius 


Kreta  erwähnt  werden.  Aufser  Itanos  war  vielleicht  Olus  damals  ägyptisch.  BCH. 
24  (1900)  224  f.  Wiederholt  hat  ferner  der  ägyptische  König  als  Schiedsrichter 
in  die  inneren  Streitigkeiten  der  Insel  eingegriffen.  Inschr.  von  Magnesia  n.  65. 
Monumenti  antichi  I  46  f.  z.  10.  Ein  Zeugnis  für  ptolemäischen  Einflufs  ist  der 
Name  Arsinoe,  der  für  eine  kretische  Stadt  (bei  Lyttos)  noch  gegen  200  v.  Chr.  in 
Gebrauch  ist.  Inschriften  von  Magnesia  n.  21.  Steph.  Byz.  s.  U^aipöt],  Vgl. 
Bd.  11  428.     Oben  S.  84. 

1)  Bd.  II  750. 

2)  Oben  S.  48.     Polyb.  XXII  19. 

3)  Ähnlich  ist  das  Verhältnis  im  Vertrage  zwischen  Hierapytna  und  Lyttos 
(Michel,  Recueil  n.  29.  Cauer,  Delectus  117),  die  beide  mit  Gortys  verbündet  sind. 
Auch  Inschr.  von  Magnesia  n.  65  könnte  man  hieher  ziehen.  Es  ist  dort  von 
einem  Kriege  zwischen  Gortys  und  Knosos  die  Rede,  den  magnetische  Schiedsrichter 
beigelegt  haben,  nachdem  vorher  schon  König  Ptolemäos  einen  Ausgleich  versucht 
hatte  (z.  28).  Aber  hier  handelt  es  sich  vielleicht  um  einen  früheren  Fall.  Vgl. 
Kerns  Anmerkung.     Inschr.  von  Magnes.  46,  11. 

4)  Dazu  gehörte  die  Stätte  des  alten  Lykastos,  das  Lykastion,  das  von  Gortys 
erobert  und  an  Rhaukos  gegeben  war  (Polyb.  XXII  19,  1).  Wir  finden  es  später 
wieder  im  Besitze  der  Knosier.    Strabo  X  479. 

5)  Koivod(xiot/.  Vgl.  Michel,  Recueil  439.  Das  Aufhören  des  xoivo^lxiov  wird 
im  Bündnisse  zwischen  Hierapytna  und  Priansos  erwähnt.    Michel,  Recueil  16  z.  58. 

6)  Kydonia  hatte  Phalasarna,  offenbar  mit  Hilfe  einiger  Verbannter,  in  Besitz 


14.  Buch.    §  2.    Kreta.  333 

zu  stände  gebrachten  allgemeinen  Frieden,  30  oder  31  Städte,  die  bald 
darnach  mit  Eumenes  das  erwähnte  Bündnis  schlössen.  Kreter,  auch 
angesehene  Männer,  finden  wir  fortan  in  pergamenischen  Diensten  ^. 
Jedoch  der  Ausgleich  hielt  nicht  lange  vor,  abermals  gerieten  die  Kreter 
in  Streit  und  schon  174  v.  Chr.  waren  sie  wieder  so  weit,  dafs  die 
Römer  eingriffen.  Damals  kam  im  Auftrage  des  Senats  Quintus  Minu- 
cius  mit  zehn  Schiffen,  um  Ruhe  zu  stiften.  Er  erreichte  so  viel,  dafs 
eine  halbjährige  Waffenruhe  eintrat,  nach  deren  Ablauf  der  Tanz  von 
neuem  begann  ^. 

Im  Kriege  mit  Perseus  war  Kreta  neutral.  Keine  unter  den  kre- 
tischen Gemeinden  beteiligte  sich  am  Kampfe ;  die  römischen  Gesandten, 
die  bei  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  Hellas  bereisten,  sprachen  auch  bei 
den  Kretern  vor  und  suchten  sich  der  Stimmung  zu  versichern  ^.  Aber 
einzeln  nahmen  die  Kreter  in  grofser  Zahl  am  Kriege  teil,  bei  Perseus 
wie  bei  Eumenes  und  den  Römern,  und  zwar  die  Mehrzahl  im  make- 
donischen Heere;  die  Truppen,  welche  zuletzt  bei  Perseus  ausharrten, 
waren  Kreter  * ,  und  es  ist  wahrscheinlich ,  dafs  die  Sympathien  der 
Mehrzahl  hier  wie  anderwärts  bei  Makedonien  waren.  Übrigens  ist  der 
makedonische  Krieg  auf  der  Insel  nicht  ganz  ohne  Widerhall  geblieben. 
Die  Kydoniaten,  die  sich  auch  jetzt  von  den  anderen  Kretern  abgesondert 
haben  müssen,  überfielen  mitten  im  Frieden  ApoUonia,  nahmen  die  Stadt 
ein,  töteten  die  Männer,  plünderten  die  Habe  und  verteilten  Weiber,  Kinder, 
Stadt  und  Stadtgebiet  unter  sich.  Um  sich  vor  der  Rache  der  Gortynier 
und  der  übrigen  Kreter  zu  schützen,  erbaten  sie  von  Eumenes  eine  Be- 
Satzung,    der  sie   dann   ihre   Stadt  in  Obhut   übergaben  ^.     Sie  setzten 


genommen;  die  Kydoniaten  mufsten  es  unbeschädigt  freigeben  und  zugleich  ihre 
eigenen  Geiseln,  die  sie  im  Stiche  gelassen  hatten,  wieder  zurücknehmen.  Aufser- 
dem  wurden  sie  mit  den  Verbannten  von  Phalasarna,  die  sich  bei  ihnen  aufhielten, 
von  der  kretischen  Gemeinschaft  ausgeschlossen.     Polyb.  XXII  19. 

1)  Dazu  gehört  Kydas,  der  vorher  in  Gortys  das  höchste  Gemeindeamt  be- 
kleidet hatte.     Polyb.  XXII  19,  1.    XXIX  6,  1.  7,  8. 

2)  Liv.  XLI  25,  7. 

3)  Liv.  XLII  35,  7.     Oben  S.  117. 

4)  Liv.  XLIII  7.     Oben  S.  164. 

5)  Polyb.  XXVIII  14  f.  169  v.  Chr.  Aus  dieser  Geschichte  ergeben  sich  Ver- 
hältnisse, die  den  früheren ,  dem  Bündnis  der  kretischen  Städte  mit  Eumenes  zu 
gründe  liegenden,  entgegengesetzt  sind.  Unverändert  ist  nur  die  Sonderstellung 
der  Kydoniaten.  Aber  während  diese  damals  nicht  zu  den  Bundesgenossen  des 
Eumenes  gehören,  werden  sie  jetzt  durch  pergamenische  Truppen  gegen  die  anderen 
Kreter  geschützt.  Diese  Veränderung  wird  eine  Folge  des  3.  makedonischen  Krieges 
sein,  in  dem  die  Mehrheit,  das  y.oivov  der  Kreter,  makedonisch  gesinnt  war,  während 
Kydonia  sich  auf  die  andere  Seite  schlug. 

21* 


324  14.  Buch,     ij  2.     Rhodisch-kretischer  Krieg  155  v.  Chr. 

also  ihre  Hoffnung  auf  Eumenes,  während  die  übrigen  mehr  zu  Perseus 
hingeneigt  zu  haben  scheinen.  Als  die  Rhodier  168  v.  Chr.  die  Friedens- 
vermittlung unternahmen,  forderten  sie  zugleich  alle  Kreter,  das  Ganze 
wie  die  Einzelgemeinden  auf,  mit  ihnen  in  Bündnis  zu  treten,  und  es 
scheint,  dafs  die  Kreter  sich  ihnen  anschlössen  ^.  Demgeraäfs  hatten  sie 
nach  dem  Kriege  unter  der  römischen  Ungnade  mit  zu  leiden,  doch  ge- 
lang es,  Verzeihung  zu  erlangen;  ob  der  Mehrheit  irgend  welche 
Nachteile  erwuchsen,  ist  unbekannt.  Auch  konnten  die  Römer  den 
Kretern,  so  wie  die  Verhältnisse  lagen,  viel  weniger  anhaben  als  etwa 
den  Rhodiern  -.  Jedenfalls  zeigt  die  Insel  kein  irgendwie  verändertes  Ge- 
sicht. Bald  nachher,  166/5  v.  Chr.  brach  ein  neuer  Krieg  aus;  diesmal 
verbündeten  sich  die  beiden  mächtigsten  Gemeinden,  Gortys  und  Knosos, 
gegen  Rhaukos,  das  ungefähr  in  ihrer  Mitte  lag;  die  Verbündeten  ver- 
pflichteten sich,  den  Krieg  bis  zur  Vernichtung  der  feindlichen  Stadt 
fortzusetzen  ^.  Gewifs  sind  auch  andere  Städte  in  die  Fehde  hinein- 
gezogen worden,  deren  Ausgang  wir  nicht  kennen. 

Um  155  V.  Chr.  gerieten  nun  die  Kreter  in  Krieg  mit  den  Rhodiern  *, 
die  seit  langer  Zeit,  besonders  seit  dem  Kriege  gegen  Antiochos  auf  der 
Insel  viel  Einflufs  besafsen  ^.  Ihre  Demütigung  nach  der  Schlacht  bei 
Pydna  wird  die  Stellung  der  Rhodier  auch  auf  Kreta  erschüttert  haben, 
wie  es  aber  zum  Kriege  kam,  wissen  wir  nicht.  WahrscheinHch  war 
es  doch  der  kretische  Seeraub,  der  die  Rhodier  nötigte,  zu  den  Waffen 
zu  greifen.  Aber  sie  fanden  diesmal  nicht  wie  gelegentlich  früher  nur 
einzelne  kretische  Gemeinden  sich  gegenüber,  sondern  die  ganze  Ver- 
einigung der  Inselstädte  wandte  sich  geschlossen  gegen  sie  ^.  Die  Kreter 
hatten  keinerlei  Seemacht  gröfseren  Stils,  keine  eigentlichen  Kriegschiffe, 
sondern  nur  kleinere,  aber  leichte  und  behende  Fahrzeuge  mit  unter- 
nehmenden, tapferen  Seeleuten,  die  den  kleinen  Krieg  trefflich  verstanden 
und  ihren  Gegnern  schwere  Arbeit  machten. 

Der  Verlauf  des  Krieges  war  für  die  Rhodier  nicht  günstig;   ihre 


1)  Polyb.  XXIX  10,  6.     Oben  S.  157. 

2)  Zonar.  IX  24,  6.     Oben  S.  197. 

3)  Polyb.  XXXI  1. 

4)  Trogus  prol.  35.  Polyb.  XXXIII  4.  Diodor  XXXI  36.  Nach  Diodor 
scheint  der  Beginn  des  Krieges  ein  Jahr  vor  dem  Ausbruch  des  keltiberischen 
Krieges  zu  fallen,  d.  h.  vor  154  v.  Chr. 

5)  Eine  Urkunde  liegt  darüber  vor  in  dem  Bündnis  der  Rhodier  mit  Hierapytna. 
Michel,  Recueil,  n.  21.     Cauer,  Del.  n.  181.     Bd.  II  431  Anm.  2. 

6)  Plutarch  de  frat.  amor.  19  (p.  490 B)  sagt,  die  Kreter  führten  zwar  oft 
Krieg  untereinander,  aber  wenn  auswärtige  Feinde  angriflFen,  täten  sie  sich  zu- 
sammen, und  dies  sei  der  sogen.  Synkretismos.  Das  scheint  beim  Angriff  der 
Rhodier  der  Fall  gewesen  zu  sein. 


14.  Buch.     §  2.     Rhodisch-kretischer  Krieg  154  v.  Chr.  335 

Kriegsrüstung  und  Leistungsfähigkeit,  auch  der  Geist  der  Bürgerschaft 
war  nicht  mehr  wie  früher.  Der  Feldherr,  den  sie  zuerst  wählten, 
Aristokrates,  bewährte  sich  nicht  ^  Er  nahm  unter  ungünstigen  Um- 
ständen eine  Seeschlacht  an,  wo  die  rhodischen  Kriegschiffe  von  einer 
Überzahl  kleiner  feindlicher  Fahrzeuge  umschwärmt  wurden,  sich  ihrer 
nicht  erwehren  konnten  und  in  Nachteil  gerieten.  Rhodos  mufste  sich 
zu  grölseren  Rüstungen  entschliefsen  ^  und  suchte  die  Hilfe  der  be- 
freundeten Staaten  nach.  Attalos  II  wird  sie  unterstützt  haben,  dagegen 
die  Achäer  waren  zwar  geneigt,  den  Rhodiern  zu  helfen,  lehnten 
aber  auf  Antrag  des  Kallikrates  jede  Teilnahme  am  Kriege  ohne  römische 
Ermächtigung  ab  ^.  Nach  Rom  schickten  die  Rhodier  einen  ihrer  an- 
gesehensten Männer,  den  Nauarchen  Astymedes^,  und  der  Senat  ver- 
suchte die  Kreter  zum  Frieden  zu  bringen;  doch  scheint  der  Versuch 
erst  später  Erfolg  gehabt  zu  haben.  Der  Krieg  ging  zunächst  weiter; 
die  Rhodier  behaupteten  wohl  das  Übergewicht  auf  der  offenen  See  ^, 
konnten  aber  mit  ihren  Gegnern  nicht  fertig  werden.  Der  Krieg  ging 
anders  als  sie  erwarteten,  sie  verloren  die  Ruhe  und  Besonnenheit  und 
gerieten  dadurch  noch  mehr  in  Schaden  ^.  Es  scheint  ein  Treffen  ge- 
schlagen worden  zu  sein,  das  für  die  Rhodier  wiederum  nachteilig  war  '', 
Auch  waren  sie  nicht  im  stände,  die  feindlichen  Raubzüge  zu  hindern 
und  ihre  Bundesgenossen  zu  schützen.  Schwer  ward  die  Insel  Siphnos 
betroffen.  Die  Kreter  erschienen  vor  der  Stadt,  und  die  Bürger,  die 
zur  Verteidigung  keinen  Mut  fanden,  öffneten  ihnen  gegen  das  Ver- 
sprechen  der   Schonung   die   Tore.     NatürUch  hielten    die  Kreter   nicht 


1)  Polyb.  XXXIII  4. 

2)  Eiii  Teil  der  gegen  Kreta  bestimmten  Flotte  beteiligte  sich  am  Kriege  des 
Attalos  gegen  Prusias.     Polyb.  XXXIII  13,  1  (154  v.  Chr.). 

3)  Polyb.  XXXIII  16  schildert  die  Verhandlungen  bei  den  Achäern.  Die 
Kreter  baten  ebenfalls  um  Hilfe  und  hatten  den  Gortynier  Antiphatas,  Sohn  des 
Telemnastos,  als  Gesandten  geschickt,  der  seine  Sache  sehr  gut  vertrat  und  von  der 
sonstigen  kretischen  Art  vorteilhaft  abstach.  Sein  Vater,  Telemnastos,  war  ein 
Waffengefährte  Philopoimens  gewesen.  Vielleicht  ist  er  nicht  verschieden  von  dem 
Telemnastos,  der  im  Auftrage  des  Perseus  zu  Antiochos  Epiphanes  ging.  Polyb. 
XXIX  4,  8.  Sein  Bild  befand  sich  im  Asklepieion  bei  Epidauros.  CIGPel. 
I  1117. 

4)  Oben  S.  193. 

5)  Dies  geht  daraus  hervor,  dafs  die  kretischen  Piraten  nachts  fahren  müssen : 
avvavayy.Ka&syzsg  yilg  vno  rdiv  noXs/uiioy  vvxrog  noitjaaa&iu  Toy  sxn^ovy  otä  to 
dsdiEPai  TC(  ueye&t}  rcüv  axaqxijy.     Diodor  XXXI  45. 

6)  Polyb.  XXXIII  17.  Diodor  XXXI  43.  Sie  wählten  einen  Mann  zum  Ar- 
chon,  sagt  Polybios,  den  sie  früher  abgesetzt  hatten.  Vielleicht  ist  damit  der  oben 
erwähnte  Aristokrates  gemeint. 

7)  Diodor  XXXI  34. 


336  14.  Buch.    §  3.     Bithynisch-pergamenischer  Krieg  156  v.  Chr. 

Wort,  sondern  iiihrten  die  ganze  Bewohnerschaft  mit  ihrer  fahrenden 
Habe,  das  Tempelgut  eingeschlossen,  als  Beute  hinweg.  Bei  der  Heim- 
kehr, die  mit  Rücksicht  auf  die  rhodischen  Kriegschifife  in  der  Nacht 
geschah,  ereüte  die  Kreter  ein  Sturm,  der  einen  grofsen  Teil  der  Ex- 
pedition vernichtete  ^ 

Der  Krieg  ist  dann,  wohl  durch  Vermittelung  der  Römer,  zu  Ende 
gegangen.  Vielleicht  ist  es  den  Rhodiern  gelungen,  die  leicht  lösliche 
Eintracht  der  Kreter  zu  sprengen  und  dadurch  den  Gegner  zu  schwächen. 
Jedenfalls  ging  der  Einflufs,  den  die  Rhodier  früher  auf  Kreta  und  ihre 
ganze  Nachbarschaft  ausübten,  stark  zurück.  Etwa  gleichzeitig  mit  den 
kretischen  Händeln  entstand  in  nächster  Nähe  zwischen  Knidos  und 
Keramos,  die  beide  zu  den  rhodischen  Bundesgenossen  gehörten,  ein 
Krieg  ^,  den  die  Rhodier  wohl  nicht  haben  hindern  können.  Vermut- 
lich aber  sind  sie  dabei  in  Mitleidenschaft  gezogen  worden. 

§  3. 

Um  dieselbe  Zeit  entstand  ein  Krieg  zwischen  Attalos  II  und  seinem 
Nachbarn  Prusias  II.  Zwischen  den  beiden  Königreichen  bestand  ja  alte 
Feindschaft,  und  die  unerledigten  Gebietstreitigkeiten  (S.  202)  mögen 
den  Anlafs  gegeben  haben,  dafs  Prusias  die  Waffen  ergrifft.  Der  Bi- 
thyner  scheint  allerlei  hochfliegende  Pläne  gehabt  zu  haben,  bei  denen 
die  Unsicherheit  der  pergamenischen  Thronfolge  eine  Rolle  gespielt  haben 
mag*.  Der  Krieg  begann  156  v.  Chr.  mit  einem  unerwarteten  Ein- 
bruch der  Bithyner  in  das  Nachbarreich.  Auf  Beschwerde  des  Attalos 
kam  eine  römische  Gesandtschaft,  um  den  Frieden  wiederherzustellen. 
Prusias  sträubte  sich,  ward  aber  in  bestimmter  Weise  aufgefordert,  sich 
an  der  Grenze  zu  einer  Zusammenkunft  mit  Attalos  einzufinden;  beide 
Könige  sollten  sich  dabei  von  1000  Reitern  begleiten  lassen.  Prusias 
kam,  aber  er  brachte  nicht  nur  die  Reiter  mit,  sondern  führte  sein 
ganzes  Heer  kampfbereit  heran,  in  der  Hoffnung,  den  Attalos  zu  über- 
raschen und  zu  fangen.     Jedoch  Attalos   entkam   samt   den   römischen 


1)  Diodor  XXXI  45. 

2)  Trogus  prol.  35.     Über  Keramos  s.  oben  S.  196  Anm.  2. 

3)  Polyb.  III  5,  2.  XXXII  27.  Diodor  XXXI  35.  Appian,  Mithr.  3.  Trogus 
prol.  34.  M.  H.  E.  Meier,  Ersch  und  Grubers  allg.  Encyklop.  3.  Serie  Bd.  XVI 
S.  400 ff.  Wilcken,  RE.  II  2,  2172.  Fränkel,  Inschr.  von  Pergamon  nr.  225.  Was 
die  Zeit  anlangt,  so  mufs  der  Krieg  nach  der  Reihenfolge  der  polybischen  Exzerpte 
156  V.  Chr.  begonnen  haben  und  war  154  v.  Chr.  gleichzeitig  mit  dem  ligurischen 
Kriege  des  Opimius  zu  Ende. 

4)  Er  hat  später  behauptet,  dafs  er  seinem  Sohne  Nikomedes  ein  Königreich 
habe  gewinnen  wollen.     Appian,  Mithr.  6.     Vgl.  oben  S.  204. 


i 


14.  Buch.     §  3.     Bithynisch-pergamenischer  Krieg  155  v.  Chr.  337 

Gesandten  in  eiliger  Flucht  nach  Pergamon.  Prusias  setzte  ihm  nach 
und  hielt  ihn  in  seiner  Hauptstadt  einige  Zeit  belagert.  Einen  ernst- 
lichen Angriff  auf  die  Stadt  hat  er  nicht  unternommen,  aber  die  Um- 
gegend hatte  schwer  zu  leiden.  Als  eifriger  Verehrer  der  Götter  brachte 
Prusias  zunächst  im  Asklepiostempel  dem  Heilgott,  den  er  besonders 
verehrt  zu  haben  scheint,  ein  feierliches  Opfer  dar.  Dies  hinderte  ihn 
nicht,  das  prächtige  Nikephorion  mit  seinen  Heiligtümern  und  Bildwerken 
unbarmherzig  zu  verwüsten  und  bei  seinem  Abzüge  das  Bild  des  As- 
klepios,  ein  berühmtes  Kunstwerk,  mitzunehmen.  Von  Pergamon  aus 
versuchte  Prusias  Eläa  zu  überrumpeln,  fand  es  aber  besetzt  und  ver- 
teidigt ^,  zog  dann  nach  Thyateira  und  kehrte  von  hier  nach  Ausplünderung 
und  Verheerung  der  Landschaft,  wobei  wiederum  die  Heiligtümer  nicht 
verschont  wurden,  zurück  nach  Bithynien.  Mangel  an  Lebensmitteln 
und  Krankheiten  im  Heere  nötigten  ihn  zur  Umkehr.  Ein  ähnlicher 
Überfall  erfolgte  zur  See;  die  bithynische  Flotte  landete  an  verschiedenen 
Stellen  des  Festlandes  wie  auf  Lesbos,  erbeutete,  wie  es  scheint,  einige 
pergamenische  Schiffe,  erlitt  aber  auf  der  Rückkehr  in  der  Propontis 
durch  Sturm  bedeutenden  Schaden  ^. 

In  Rom  wollte  man  zunächst  den  wiederholten  Berichten  und  Be- 
schwerden des  Attalos  nicht  recht  glauben,  sondern  vermutete,  er  suche  nur 
einen  Anlafs  zum  Kriege  gegen  Prusias,  zumal  da  die  Vertreter  des  letzteren, 
insonderheit  sein  Sohn  Nikomedes,  alles  ableugneten,  bis  dann  die  heim- 
kehrenden Legaten  die  pergamenischen  Beschwerden  bestätigten  ^. 
Noch  im  Winter  (156/5  v.  Chr.)  ging  eine  neue  Gesandtschaft  nach 
Asien,  aber  auch  diese  richtete  nichts  aus  "*.  Vielmehr  unternahm  Prusias 
einen  neuen  Angriff  und  belagerte  den  Attalos  samt  den  römischen  Ge- 
sandten von  neuem  in  Pergamon.  Der  Senat  mufste  zu  stärkeren  Mitteln 
greifen.  Er  schickte  zehn  der  angesehensten  Männer  aus  seiner  Mitte, 
um  den  Prusias  zu  nötigen,  Frieden  zu  halten  und  dem  Attalos  Ent- 
schädigung zu  leisten.  Diese  Gesandtschaft  traf  zu  Anfang  des  Jahres 
154  V.  Chr.  in  Asien  ein  ^.  Da  Prusias  auch  jetzt  noch  Schwierigkeiten 
machte,  so  ward  ihm  die  Freundschaft  und  das  Bündnis  aufgekündigt 
und  die  Freistädte   in   lonien,   am   Hellespout   und    am    Bosporos   auf- 


1)  Sosandros,   ein   Verwandter  des  königlichen  Hauses,   behauptete   sich   hier. 
Polyb.  XXXII  27,  10.     Wir  kennen  ihn  auch  aus  den  Inschr.  v.  Perg.  I  n.  248. 

2)  Diodor  XXXI  35.     Polyb.  XXXIII  13,  6 ff.,  woraus  man   sieht,  dafs    auch 
Herakleia  am  Pontos  (denn  dieses  ist  natürlich  gemeint)  zu  leiden  hatte. 

3)  Polyb.  XXXII  28. 

4)  Polyb.  XXXIII  1.     Damals  war  der  Prätor  A.  Postumius  Vorsitzender  des 
Senates,  im  Amtsjahr  155/4  v.  Chr.     Cicero  acad.  II  137. 

5)  Polyb.  XXXIII  9.  12. 


338  14.  Buch.     §  3.     Sturz  des  Prusias  II. 

gefordert,  nicht  ihn,  sondern  den  Attalos  zu  unterstützen  ^  Inzwischen 
hatte  dieser  schon  während  des  Winters  155/4  v.  Chr.  ein  ansehnliches 
Heer  gesammelt,  auch  Ariarathes  V  und  Mithridates  vom  Pontes,  der 
Nachfolger  des  Pharnakes  ^,  stellten  ihm  Hilfstruppen.  Die  römische  Ge- 
sandtschaft hatte  dem  Attalos  anfangs  geraten,  nicht  anzugreifen,  sondern 
sich  auf  die  Verteidigung  zu  beschränken.  Es  scheint  aber,  dafs  ihm 
später  freie  Hand  gelassen  ward;  denn  er  ging  zum  Angriff  über  die 
bithynische  Grenze  vor  ^.  Gleichzeitig  hatte  Athenäos  mit  Hilfe  der 
freien  Hellenen,  wie  Rhodos  und  Kyzikos,  eine  Flotte  von  80  Krieg- 
schiffen zusammengebracht,  fuhr  in  den  Hellespont  ein  und  verheerte 
das  bithynische  Küstengebiet.  So  mufste  denn  Prusias  nachgeben  und 
unter  römischer  Vermittelung  mit  Attalos  Frieden  schliefsen.  Es  wurden 
ihm  glimpfliche  Bedingungen  zu  teil.  Sein  Gebiet  blieb  ungeschmälert ; 
beide  Könige  behielten  also  was  sie  zu  Anfang  des  Krieges  besessen 
hatten.  Prusias  verpflichtete  sich,  dem  Attalos  20  Kriegschiffe  auszuliefern 
und  in  zwanzig  Jahresraten  500  Talente  zu  zahlen.  Den  Gemeinden 
Methymna  und  Ageä,  Kyme  und  Herakleia  am  Pontos  wurden  als  Entschädi- 
gung für  die  Plünderungen  100  Talente  zugesprochen.  Nach  Abschlufs  des 
Vertrages  kehrte  Attalos  mit  seinem  Heere  nach  Pergamon  zurück  '^. 

Prusias  H  hat  nach  dem  Frieden  nur  noch  wenige  Jahre  regiert, 
dann  ward  er  entthront  ^.  Er  war  bei  seinen  Untertanen  aUgemein  ver- 
hafst.  Als  häfslich,  unkriegerisch,  abergläubisch  wird  er  geschildert,  als 
ein  weibischer  Schlemmer,  ein  Sardanapal  ohne  höhere  Bildung,  ohne 
geistige  Interessen  ^.  Die  Hoffnungen  der  Bithyner  waren  auf  seinen 
Sohn  Nikomedes  gerichtet ;  sie  wünschten  sehnlichst,  sich  des  Vaters  zu 
entledigen.     Prusias  kannte  die  Stimmung   seiner  Untertanen  und   ent- 


1)  Man  sieht  daraus,  dafs  die  hellenischen  Freistädte  nicht  alle  auf  der  Seite 
des  Attalos  standen. 

2)  Dieser  Mithridates  ist  wahrscheinlich  der  oben  S.  78  erwähnte  Bruder  des 
Pharnakes,  also  Mithridates  IV,  beigenannt  Philopator  Philadelphos.  Pharnakes 
scheint  schon  170/69  v.  Chr.  gestorben  zu  sein.  Vgl.  Reinach,  Trois  royaumes 
S.  170.     Mithradates  Eupator  S.  36.  457.     Oben  S.  202  Anm.  4. 

3)  Hierauf  bezieht  man  Steph.  Byz.  Bo6;  xe^akai ,  lönos  xaB-'  oV  inoXsfii^ae 
ügovaias  ngog  ^'AxTai^ov.     Jedoch  ist  dies  recht  zweifelhaft. 

4)  Polyb.  XXXIII  12  f.  Appian,  Mithr.  3  f.  Nach  letzterem  entsprach  die 
Summe,  die  Prusias  zahlen  mufste,  nicht  dem  angerichteten  Schaden. 

5)  Appian,  Mithr.  4.  Justinus  XXXIV  4.  Liv.  perioch.  50.  Zonar.  IX  20,  X. 
Strabo  XIII  624.     M.  H.  E.  Meier  a.  0.  S.  405ff.     U.  Wilcken,  RE.  II  2,  2174. 

6)  Polyb.  XXXVII  7.  XXXII  27,  7.  Athen.  XI  496  E.  Vgl.  Diodor  XXXII 
19.  Seine  Frömmigkeit  bezeugen  auch  die  Weihgeschenke,  die  er  dem  Orakel  in 
Didyma  bei  Milet  gestiftet  hat.  Haussoullier ,  Biblioth^que  de  l'ecole  des  hautes 
etudea.     138.  fasc.  S.  200.  202.  222. 


14.  Buch.     §  3.     Sturz  des  Prusias  II.  339 

fernte  daher  seinen  Sohn  nach  Rom  ^ ;  er  gedachte  den  Kindern  einer 
anderen,  jüngeren  Frau  die  Nachfolge  zuzuwenden.  Nikomedes  hielt  sich 
mehrere  Jahre  in  Rom  auf  und  hatte  hier  Gelegenheit,  sich  Freunde 
zu  machen,  Prusias  beauftragte  ihn  jetzt,  beim  Senate  den  Erlafs  der 
dem  Attalos  noch  geschuldeten  Summe  zu  erwirken,  und  schickte  ihm 
in  der  Person  des  Menas  einen  Wächter  und  Aufpasser.  Menas  hatte 
Befehl,  ihn,  wenn  der  Senat  die  Bitte  ablehne,  umzubringen,  wozu  ihm 
einige  Schiffe  und  Soldaten  mitgegeben  waren  ^. 

Im  Senat  erreichte  Nikomedes  nichts,  da  Attalos  durch  seinen  Ge- 
sandten Andronikos  ^  mit  Erfolg  widersprach.  Jetzt  hätte  Menas  nach 
des  Prusias  Willen  den  Nikomedes  beseitigen  sollen,  statt  dessen  aber 
verbündete  er  sich  mit  ihm  zum  Sturze  des  Königs.  Andronikos  ward 
ins  Vertrauen  gezogen  und  vermittelte  die  Unterstützung  des  Attalos. 
In  Berenike  an  der  epirotischen  Küste  traf  Menas  mit  Nikomedes  und 
Andronikos  zusammen  und  verabredete  das  Nähere.  Nikomedes  legte 
das  Diadem  an  und  zeigte  sich  zum  ersten  Male  als  König;  Menas,  der 
sich  anfangs  überrascht  stellte,  veranlafste  dann  die  Soldaten,  etwa 
2000  Mann,  sich  dem  jungen  Fürsten  anzuschliefsen,  und  geleitete  den 
Nikomedes  zunächst  zu  Attalos,  der  ihn  mit  offenen  Armen  empfing 
und  an  Prusias  die  Aufforderung  richtete,  seinem  Sohn  einen  Teil  des 
Königreichs  abzutreten  *'.  Prusias  lehnte  rundweg  ab  und  rief  die 
römische  Hilfe  an.  Nunmehr  rückte  Attalos  mit  seinem  Schützling  in 
Bithynien  ein,  Nikomedes  ward  überall,  wo  er  erschien,  mit  Freuden  als 
König  begrüfst,  Prusias  wagte  nicht  mehr,  seine  Person  dem  Schutze 
seiner  Untertanen  anzuvertrauen,  erbat  sich  von  seinem  Schwager 
Diegylis  500  Thraker  und  zog  sich  mit  ihnen  auf  die  Akropolis  von 
Nikäa  zurück.  Er  rechnete  auf  die  römische  Hilfe  und  verhielt  sich 
einstweilen  ruhig.  Allein  in  Rom  ward  seine  Sache  von  den  Freunden 
des  Nikomedes  und  Attalos,  zu  denen  auch  der  Stadtprätor  gehörte,  ab- 
sichtlich hingezogen,  und  die  Gesandtschaft,  die  schHefslich  abgeordnet 
ward,  bestand  aus  drei  wenig  geeigneten  Personen  ^.    Inzwischen   hatte 


1)  Zur  Zeit  des  Krieges  mit  Attalos  war  Nikomedes  schon  in  Rom.  Polyb. 
XXXII  28,  4. 

2)  Appian,  Mithr.  4,  wo  ausdrücklich  gesagt  wird,  dafs  Nikomedes  in  Rom  ge- 
tötet werden  sollte,  was  Befremden  erregt  hat  und  den  Gedanken  an  ein  Mifs- 
verständnis  des  Autors  nahe  legt.  Vielleicht  sollte  Menas  den  Nikomedes  mit- 
nehmen und  unterwegs  beseitigen. 

3)  Vgl.  über  ihn  RE.  I  2,  2163  nr.  16.  Fränkel  vermutet  ansprechend,  dafs 
ihm  das  Ehrendekret  Inschr.  v.  Perg.  224  gelte. 

4)  Appian,  Mithr.  6. 

5)  Appian,  Mithrid.  6.     Polyb.  XXXVII  6.    Diodor  XXXII  20.    Liv.  pcrioch. 


330  14.  Buch.     §  3.     Nikomedes  II  König  149  v.  Chr. 

Nikoraedes  Zeit,  sich  in  Bithynien  weiter  auszubreiten.  Als  später  die 
römischen  Gesandten  eintrafen  und  die  Einstellung  der  Feindseligkeiten 
verlangten,  waren  Attalos  und  Nikomedes  dazu  gleich  bei'eit,  aber  die  Bithyner 
erklärten,  sie  könnten  die  Tyrannei  des  Prusias  nicht  länger  ertragen, 
worauf  die  Gesandten  zum  Bericht  nach  Rom  zurückkehrten.  Da  sich 
also  Prusias  verlassen  sah,  beschlofs  er,  sich  mit  eigenen  Kräften  zur 
Wehre  zu  setzen,  und  ging  nach  Nikomedien,  um  von  hier  den  Krieg 
zu  führen.  Als  aber  Nikomedes  vor  der  Stadt  erschien,  ging  sie  zu 
ihm  über  und  öffnete  ihm  die  Tore  ^  Der  alte  König,  von  allen  ver- 
raten, suchte  im  Tempel  des  Zeus  Soter  Zuflucht  und  ward  hier  auf 
Befehl  des  Nikomedes  getötet  (149  v.  Chr.)  ^.  Der  Sohn,  dem  er  die 
Nachfolge  zugedacht  hatte,  ist  wahrscheinlich  gleichfalls  umgekommen  ^. 
Nikomedes  II  mit  dem  Beinamen  Epiphanes  ^  übernahm  die  Regierung. 
Das  Geschehene  war  durchaus  nicht  nach  dem  Sinne  der  Römer  ^ ;  denn 
Prusias  war  ihnen  ein  sehr  nützlicher  Freund  gewesen.  Aber  sie  hatten 
sonst  alle  Hände  voll  zu  tun;  um  dieselbe  Zeit  war  in  Makedonien  ein 


50.     Plutarch  Cato  mai.  9.     Sie  erregte  den  Spott  des  alten  Cato,  der  also  damals 
noch  lebte. 

1)  Inschr.  v.  Pergamon  I  225  ist  in  einer  Weihinschrift  des  Attalos  von  einer 
Belagerung  die  Rede,  was  man  auf  die  Belagerung  Nikomediens  bezieht.  Da  jedoch 
sonst  nicht  bezeugt  ist,  dafs  Attalos  die  Stadt  belagerte,  so  kann  die  Inschrift 
auch  auf  den  früheren  Krieg  von  154  v.  Chr.  gedeutet  werden. 

2)  Appian,  Mithr.  7.  Justinus  XXXIV  4,  5.  Diodor  XXXII  21.  Zosimos 
II  36  teilt  ein  Orakel  mit,  das  dem  siegreichen  Nikomedes  damals  zu  teil  geworden 
sein  soll. 

3)  Vielleicht  ist  dies  der  Sohn,  der  fioyö&ov?  war  und  hiefs,  d.  h.  dessen  Zähne 
so  eng  standen,  dafs  die  ganze  Eeihe  wie  ein  einziger  Zahn  war.  Freilich  ist  über 
diesen  Monodus  nicht  leicht  ins  reine  zu  kommen.  Einige  Autoren  (Liv.  perioch. 
50.  Festus  p.  148  Müller.  Plinius,  Nat.  bist.  VII  69)  nennen  ihn  nicht  mit 
Namen,  nach  anderen  hiefs  er  wie  der  Vater  Prusias  (Valer.  Max.  I  8  ext.  12  und 
mit  starken  Irrtümern  Tzetzes,  Chil.  III  952),  nach  Suidas  s.  'AnoXXwyiäg  Nikomedes. 
Suidas  erzählt ,  Attalos  habe  gegen  Nikomedes  Monodus  Krieg  geführt  und 
sein  Land  besetzt,  doch  habe  Nikomedes  durch  die  Römer  das  Verlorene  wieder 
erhalten.  Hier  ist  also  alles  unsicher,  zumal  da  Prusias  II  nach  Justinus  a.  0. 
von  seiner  zweiten  Frau  mehrere  Söhne  hatte.  Die  Familiengeschichte  der  bithy- 
nischen  Dynastie  birgt  überhaupt  noch  manches  Rätsel.  So  ist  es  immer  noch 
nicht  entschieden,  ob  Nikomedes  III  Sohn  oder  Enkel  des  Nikomedes  II  Epiphanes 
war.  Erateres  wird  heutzutage  meist  angenommen,  aber  es  gibt  gute  Zeugnisse, 
die  für  das  andere  sprechen.  Appian,  Mithr.  7.  CIGr.  II  2279  mit  Böckhs  Aum. 
Eckhel,  Doctr.  num.  II  445.  Clinton,  Fasti  Hellen.  III  418 ff.  Reinach,  Trois 
royaumes  p.  118  ff. 

4)  Den  Beinamen  bezeugen  die  Münzen  und  die  delische  Inschrift  CIGr.  II 
2279.    Reinach  a.  0. 

5)  Zonaras  IX  27,  1. 


14.  Buch.     §  i.     Pseudophilippos.  331 

Aufstand  ausgebrochen,  bei  dessen  Unterdrückung  sie  auf  die  Hilfe  des 
Nikomedes  und  Attalos  rechneten.  So  liefseu  sie  geschehen,  was  sie 
nicht  mehr  hindern  konnten,  und  Nikomedes  11  ward  als  König 
anerkannt  ^  Für  Pergamon  hatte  der  Thronwechsel  die  wohltätige 
Folge,  dafs  bis  auf  weiteres  an  Stelle  der  früheren  Feindschaft  ein 
friedliches  Verhältnis  mit  Bithynien  eintrat. 

§^. 

Das  Jahr  153  v.  Chr.  bezeichnet  in  der  inneren  wie  der  äufseren 
Geschichte  Roms  einen  bedeutenden  Abschnitt  durch  den  Ausbruch  des 
kel tiberischen  Krieges  2,  der  mit  Niederlagen  begann  und  die  gröfsten 
Opfer  an  Menschenleben  kostete.  Es  war  ein  wilder  Krieg,  der  sich 
nicht  mit  einer  Schlacht  beenden  liefs,  wo  der  tapfere  Feind  bis  zum 
äufsersten  widerstand,  ein  Krieg,  der  in  Rom  die  Herzen  erbeben  liefs 
und  die  Aushebungen  schwierig  machte.  Es  war  die  Zeit,  in  der  Scipio 
Amilianus  durch  sein  unerschrockenes  Beispiel  sein  Ansehen  begründete  ^. 
Jahrelang  dauerte  dieser  blutige  Kampf  und  schien  kein  Ende  zu  nehmen, 
und  an  die  spanischen  Verwickelungen  schlössen  sich  bald  andere  an. 
Die  Karthager  rührten  sich  und  versuchten  sich  mit  eigener  Kraft  ihres 
Bedrängers  Massinissa  zu  erwehren;  daraus  entstand  149  v.  Chr.  der 
dritte  punische  Krieg,  der  gleichfalls  nicht  den  gewünschten  Fortgang 
nahm.  Rom  war  nach  zwei  Seiten  hin  beschäftigt,  und  es  schien  auch 
im  Osten  die  Gelegenheit  gekommen,  die  römische  Herrschaft  zu  er- 
schüttern. 

Dies  waren  die  Zeitumstände,  unter  denen  ein  verwegener  Aben- 
teurer Andriskos,  der  sich  für  einen  Sohn  des  Perseus  ausgab,  den 
Versuch  unternahm,  das  Königreich  Makedonien  wiederherzustellen  und 
die  zerrissenen,  durch  innere  Zwietracht  erschütterten  makedonischen 
Landschaften  wieder  zu  vereinigen  *.  Andriskos  war  in  Wahrheit  aus 
Adramyteion  gebürtig  und  niederer  Herkunft  ^,  nannte  sich  aber  Philippos 
Sohn  des  Perseus  ^.    Er  erzählte,  der  Vater  habe  ihn,  um  ihn  zu  retten, 


1)  Die  Gesandten,  welche  148  v.  Chr.  (Pausan.  VII  13,  2)  nach  Asien  gingen, 
waren  vielleicht  nach  Bithynien  bestimmt. 

2)  Der  Konsul  Q.  Fulvius  Nobilior  eröffnete  ihn  153  v.  Chr.    Appian,  Iber.  44. 

3)  Polyb.  XXXV  1—4. 

4)  Diodor  XXXI  40  a.  XXXIl  15.  Liv.  perioch.  47.  49.  Zonaras  IX  28,  2  f. 
(Dio  Cassius  I  S.  312  Boiss.).    Velleius  I  11.     Vgl.  U.  Wilcken,  RE.  I,  2,  2141. 

5)  Der  Vater  war  Walker,  er  selbst  Schmied  nach  Ammian.  Marc.  XIV  11.  31. 
Vgl.  XXVI  6,  20.     Lucian  adv.  indoct.  20. 

6)  Vielleicht  sogar  legitimer  Sohn.  Wilcken  vermutet,  bei  Liv.  per.  49  s«i  für 
ex  paelice  zu  lesen  ex  Laodice.  Vgl.  Ammianus  XIV  11 ,  31.  Der  echte 
Phillippos  war  übrigens  Adoptivsohn  des  Perseus.     Oben  S.  121. 


333  14.  Buch.     §  4.     Pseudophilippos. 

einem  Kreter  anvertraut,  bei  dem  er  in  der  Verborgenheit  aufgewachsen 
sei.  Es  fehlte  auch  nicht  an  Beweisstücken ;  besonders  wichtig  war  ein 
von  Perseus  selbst  versiegeltes  Schriftstück,  in  dem  vergrabene  Schätze 
in  Amphipolis  und  Thessalonike  nachgewiesen  wurden.  Die  Hauptsache 
aber  war  seine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  Perseus,  die  ihn  und  seine 
Helfershelfer  veranlafste,  den  Betrug  ins  Werk  zu  setzen.  Er  hatte 
schon  einige  Jahre  sein  Wesen  getrieben,  sich  auf  seine  Rolle  vorbereitet 
und  überall,  wo  er  auftrat,  Gläubige  gefunden.  Man  glaubte  gern,  was 
man  wünschte.  Die  Aufrichtung  Makedoniens  konnte  Befreiung  vom 
Druck  der  römischen  Herrschaft  bringen.  Je  mehr  man  diesen  Druck 
empfand,  desto  freudiger  begrüfste  man  die  Aussicht,  Makedonien  durch 
einen  König  aus  dem  alten  Geschlechte  wiederhergestellt  zu  sehen. 

Ein  erster  Versuch ,  sich  in  Makedonien  aufzuwerfen ,  mifslang  ^. 
Andriskos  ging  von  da  als  Söldner  zu  Demetrios  I  von  Syrien,  dem 
Schwager  des  Perseus,  und  hier  fand  er  zuerst  allgemeineren  Anklang. 
Es  zeigte  sich  bei  den  syrischen  Makedoniern  ein  so  mächtiges  Stammes- 
gefühl, dafs  der  angebliche  Philippos  eine  Schar  überzeugter  An- 
hänger um  sich  sammelte;  Demetrios  wurde  aufgefordert,  ihm  zum 
Throne  zu  verhelfen,  und  wenn  er  das  nicht  könne  oder  wolle,  ihm 
seinen  eigenen  Thron  zu  überlassen.  Die  Bewegung  ward  so  bedenklich, 
dafs  der  König  den  Prätendenten  in  der  Stille  verhaften  liefs  und  nach 
Rom  sandte.  In  Rom  erkannte  man  den  Betrug;  denn  man  wufste, 
dafs  Philippos,  der  Sohn  des  Perseus,  zwei  Jahre  nach  seinem  Vater 
in  Alba  gestorben  sei ^.  Doch  legte  man  der  Sache  kein  Gewicht  bei; 
Andriskos  ward  zwar  in  einer  italischen  Stadt  in  Haft  gehalten,  entkam 
aber  bald  nach  Miletos,  wo  er  seine  Sache  aufs  neue  betrieb  und 
wiederum  viele  Anhänger  fand.  Er  ward  festgenommen,  aber  als  un- 
gefährlich wieder  freigelassen.  Dann  fand  er  in  einem  Makedonier, 
einem  Musiker  des  Namens  Nikolaos,  einen  Helfer.  Durch  diesen  ward 
er  mit  einer  wohlhabenden  Frau  bekannt,  einer  ehemaligen  Kebse  des 
Perseus ;  sie  ward  überzeugt  und  rüstete  den  Prätendenten  aus  ^.  Nun 
schritt  er  zur  Tat.  Er  begab  sich  nach  Thrakien  zum  Fürsten  Teres, 
der  eine  Tochter  Phihpps  zur  Ehe  hatte.  Unterwegs  berührte  er  Byzanz, 
wo  man  ihn  schon  mit  allen  Ehren  aufnahm.  Teres  erkannte  ihn  als  König 
an,  gab  ihm  einige  Mannschaften  mit  und  verschaffte  ihm  unter  den 
Fürsten   und   Stämmen   Thrakiens   weiteren    Anhang;    besonders    eifrig 


1)  Zonar.  IX  28,  2.     Ampel,  lib.  mem.  4. 

2)  Polyb.  XXXVII  2,  3.     Oben  S.  188. 

3)  Sie  hatte  einen  Pergamener  geheiratet,  scheint  also  in   Pergamon  gewohnt 
zu  haben. 


14.  Buch.     §  4.     Pseudophilippos.  333 

war  der  DvTiast  Barsabas  \  der  ihn  mit  gewaffneter  Macht  nach  Make- 
donien geleitete.  Zuerst  ward  der  Prätendent  zurückgetrieben,  kehrte  aber 
mit  Verstärkungen  wieder.  Das  Aufgebot  des  ersten  Makedoniens,  das  ihm 
entgegentrat,  ward  in  der  Odomantike  besiegt  ^;  Andriskos  drang  über 
den  Strymon  in  das  zweite  Makedonien  ein,  und  nachdem  er  auch  hier 
einen  Sieg  erfochten  hatte,  fiel  ihm  das  ganze  Land  zu;  der  Sieg  war 
der  beste  Beweis  seiner  Rechte.  Zwar  scheint  die  Anerkennung  nicht 
immer  ganz  freiwillig  gewesen  zu  sein,  besonders  bei  den  Vornehmen 
und  Begüterten,  aber  die  populäre  Stimmung  war  für  ihn.  Alle  Städte 
kamen  in  seine  Hand,  er  ward  König  von  Makedonien  und  nahm  wahr- 
scheinlich seinen  Wohnsitz  in  Pella  ^.  Sofort  versuchte  er  nach 
Thessalien  überzugreifen,  wo  es  gewifs  besonders  bei  den  Perrhäbern 
und  Magneten  viele  Unzufriedene  gab,  die  zum  Sturz  des  oligar- 
chischen  Kegiments  mitzuwirken  bereit  waren.  Die  Thessaler  gerieten 
in  Angst  und  baten  den  achäischen  Bund  um  Hilfe  * ;  es  versteht  sich 
von  selbst,  dafs  sie  sich  auch  nach  Rom  wandten. 

Dort  hatte  man  beim  ersten  Erscheinen  des  falschen  Philippos  eine 
Gesandtschaft  nach  Hellas  und  Makedonien  geschickt,  an  deren  Spitze 
P.  Scipio  Nasika  stand.  Man  hoffte,  die  Bewegung  leicht  unterdrücken 
zu  können,  aber  Nasika  kam  zu  spät.  Er  rückte  mit  griechischen  Kon- 
tingenten, vornehmlich  Achäern,  nach  Thessalien,  um  wenigstens  die 
Grenze  zu  schützen  ^.  Zu  gröfseren  Leistungen  reichten  die  Kräfte  der 
Hellenen  nicht  aus;  die  Römer  mufsten  selbst  ein  Heer  schicken  und 
hatten  zum  Kriege  in  Spanien  und  Afrika  •  einen  dritten  in  Makedonien 
zu  führen.  Der  Prätor  Publius  Juventius  erschien  mit  einer  Legion,  die 
er  vermutlich  durch  griechische  Kontingente  verstärkte.  Aber  dem 
makedonischen  und  thrakischen  Aufgebot  des  Pseudophilippos  war  er 
nicht  gewachsen,  ward  geschlagen  und  fiel  mit  einem  grofsen  Teil  seines 
Heeres ;  der  Rest  rettete  sich  im  Dunkel  der  Nacht  ^.  Dieser  Sieg  ver- 
mehrte das  Ansehen  des  Prätendenten  gewaltig.  Er  drang  in  Thessalien 
ein  und  verheerte  einen  grofsen  Teil  dieser  Landschaft,   vor  allem   ge- 


1)  BctQaaßag  Diodor  XXXII  15,  7.  Der  Name  ist  vielleicht  nicht  richtig 
überliefert. 

2)  Polyb.  XXXVII  2,  3.  Der  Sieg  bei  den  Odomanten  ward  3—4  Monate 
nach  dem  ersten  Erscheinen  des  Andriskos  erfochten.  Die  Lage  des  Schlachtfeldes 
macht  es  wahrscheinlich,  dafs  dieser  von  Norden  her,  durch  das  Tal  des  Strymon 
in  Makedonien  eindrang. 

3)  Ampelius  16. 

4)  Polyb.  XXXVn  2,  5. 

5)  Liv.  perioch,  50.     Zonar.  IX  28,  4, 

6)  Zonar.  a.  0.    Florus  I  30.    Eutrop.  IV,  13.    Oros.  IV  22,  4. 


334  14.  Buch.     §  4.     Niederlage  des  Pseudophilippos  148  v.  Chr. 

wann  er  in  Thrakien  neuen  Anhang  und  neues  Gebiet.  In  Hellas  ent- 
stand grofse  Aufregung,  die  Karthager,  die  damals  mit  unerwartetem  Er- 
folge sich  gegen  den  römischen  Angriff  verteidigten,  traten  mit  ihm  in 
Verbindung  und  stellten  ihm  Geld  und  Schiffe  in  Aussicht  ^  Die  Römer 
mufsten  sich  zu  gröfseren  Rüstungen  entschliefsen  und  fanden  einen 
eifrigen  und  kräftigen  Helfer  an  Attalos  II  ^ ;  denn  nichts  hätte  dem 
Pergamener  gefahrlicher  werden  können  als  die  Wiederherstellung  Make- 
doniens. Während  im  Jahre  148  v.  Chr.  der  Prätor  Quintus  Cäcilius 
Metellus,  ein  tüchtiger  Soldat,  mit  einem  richtigen  konsularischen  Heer 
von  zwei  Legionen  anrückte,  schickte  Attalos  seine  Flotte  an  die  make- 
donische Küste,  bedrohte  sie  mit  einem  Angriff  und  erleichterte  den 
Römern  die  Arbeit.  Metellus  ist  offenbar  von  Thessalien  aus  in  Make- 
donien eingedrungen  ^.  Andriskos  erwartete  ihn  bei  Pydna ,  und  seine 
Reiterei  war  im  ersten  Gefecht  siegreich.  Einer  entscheidenden  Schlacht 
wich  er  aus,  aber  während  er  einen  Heeresteil  zur  Verwüstung  Thessa- 
liens abgeschickt  hatte,  gelang  es  dem  Metellus,  ihn  durch  einen  glück- 
lichen Angriff'  zu  überwinden  ^.  Damit  war  der  Feldzug  entschieden, 
die  Makedonier  verliefsen  den  Prätendenten  und  unterwarfen  sich  dem 
Metellus.  Andriskos  war  nach  seinem  Siege  über  Juventius  tyrannisch 
geworden;  viele  angesehene  Männer,  denen  er  nicht  traute,  sind  ihm 
zum  Opfer  gefallen,  und  so  ist  es  kein  Wunder,  dafs  die  erste  Nieder- 
lage seinem  Königtum  ein  Ende  machte  ^.  Freilich  Andriskos  war  da- 
mit noch  nicht  beseitigt;  der  stärkste  Rückhalt  seiner  Macht  lag  in 
Thrakien,  dorthin  entkam  er  und  kehrte  nochmals  nach  Makedonien  zu- 
rück. Aber  Metellus,  der  ihm  sogleich  entgegentrat,  schlug  seine  Vor- 
hut, und  darnach  zerstreute  sich  das  Heer  des  Prätendenten,  der  jetzt 
von  seinen  thrakischen  Beschützern  aufgegeben  ward.  Der  Dynast  Byzes, 
bei  dem  er  Zuflucht  suchte,  überantwortete  ihn  dem  Metellus.  Andriskos 
wurde  später  (146  v.  Chr.)  in  Rom  im  Triumph  zur  Schau  gestellt  und 
darnach  hingerichtet  ^. 

Doch  selbst  nach  der  Gefangennahme  des  Andriskos  war  die  Ruhe 
in  Makedonien  nicht  wieder  hergestellt.  Noch  einmal  trat,  wahrschein- 
lich abermals  mit  thrakischer  Unterstützung,   ein  angeblicher  Sohn  des 

1)  149  V.  Chr.     Polyb.  XXXVII  2.     Appian,  Lib.  111. 

2)  Strabo  XIII  624. 

3)  Zonaras  IX  28,  6.     Metellus  traf  in  Makedonien  etwa  zu  der  Zeit   ein,   wo 
die  Achäer  gegen  Sparta  zu  Felde  zogen.     Pausan.  VII  13,  1.     Vgl.  S.  341. 

4)  Nach  Eutropius  IV  13  sind  in  der  Schlacht  25000  Mann  gefallen. 

5)  Zonar.  a.  0.    Diodor  XXXII  9a b  und  das  lückenhafte  Fragment  des  Polyb. 
XXXVII  9,  13. 

6)  Zonaras  IX  28,  7.    Velleius  I  13,  11.    Eutrop.  IV  13.    Liv.  per.  50.    Florus 
I  30,  5.     Ampelius  16.    Appian,  Lib.  135.     Euseb.  chron.  I  239  Schöne. 


14.  Buch.    §  4.     Unterwerfung  Makedoniens  148  v.  Chr.  335 

Perseus,  Alexander,  als  Thronbewerber  auf  und  brachte  den  östlichen 
Teil  Makedoniens  bis  zum  Nestos  in  Aufruhr.  Auch  er  ward  von  Me- 
tellus  vertrieben  und  über  die  Grenze  zu  den  Dardanern  gejagt  ^. 

Makedonien  mufste  für  die  Erhebung  des  Andriskos  büfsen;  es 
ward  als  erobertes  Land  betrachtet,  und  die  Anhänger  des  Prätendenten 
wurden  wahrscheinlich  strenge  bestraft.  Metellus  gewann  ansehnliche 
Beute ;  wiederum  wurden  Kunstwerke  nach  Rom  entführt  ^.  Die  vier 
makedonischen  Landschaften  verloren  die  Freiheit  ^,  wurden  wieder  ver- 
einigt und  das  ganze  Land  zur  römischen  Provinz  gemacht,  die  ein 
Prätor  mit  prokonsularischer  Befugnis  *  verwaltete.  Die  weitere  Ord- 
nung hat  Metellus  vermutlich  in  Gemeinschaft  mit  einer  Senatskommission 
vorgenommen.  Die  Lasten,  Tribut  und  sonstige  Abgaben  wurden 
gewifs  ansehnlich  erhöht.  Bei  allem  Unglück  war  es  doch  ein  Segen, 
dafs  die  Teilung  des  Landes  mit  all  ihren  Schäden  ein  Ende  nahm, 
und  der  Verlust  der  nur  scheinbaren  Freiheit  war  kaum  zu  be- 
klagen. Es  ist  daher  wohl  glaublich,  dafs  nicht  wenige  Makedonier  die 
Verwandlung  in  eine  Provinz  mit  aufrichtiger  Freude  begrüfsten  und 
sich  willig  in  die  neue  Lage  fanden.  Es  scheint  auch,  dafs  Metellus 
soweit  möglich  schonend  verfuhr  ^.  Grundlage  der  Verwaltung  wurden 
die  Städte,  die  ihre  von  Amilius  Paullus  eingerichtete  timokratische  Ver- 
fassung behielten  und  sich  einer  gewissen  Autonomie  erfreuten. 

Die  Neuordnung  erstreckte  sich  nicht  blofs  auf  Makedonien,  son- 
dern auch  auf  die  benachbarten  Gegenden.  Vermutlich  wurden  in 
Thrakien,  etwa  unter  Mitwirkung  des  Attalos,  einige  Veränderungen 
vorgenommen.  Byzanz  mufste  wegen  der  dem  Pseudophilippos  gewährten 
Ehren  büfsen;  es  verlor  seine  frühere  Unabhängigkeit  und  schlofs  um 
diese  Zeit  einen  Bündnisvertrag  mit  den  Römern  ab  ^.  Besonders  wur- 
den die  westlich  an  Makedonien  grenzenden   illyrischen  Stämme,   zum 


1)  Zonar.  IX  28,  8. 

2)  Metellus  nahm  z.  B.  die  Reiterbilder  aus  Dion  fort,  die  Alexander  den  am 
Granikos  Gefallenen  hatte  setzen  lassen.  Velleius  Pat.  I  11,  3  f.  Cicero  in  Verr. 
IV  126.     Vgl.  Arrian  I  16,  4.     Plut.  Alex.  16.     Bd.  I  62. 

3)  Florus  I  30. 

4)  Vgl.  SIG.  I'  316  und  das  BCH.  23  (1899)  S.  5  ff.  mitgeteilte  Senatuskonsult 
über  die  Dionysischen  Künstler. 

5)  Dem  Metellus  ward  von  einem  Makedonier  aus  Thessalonike  in  Olympia 
wegen  seiner  Verdienste  um  Makedonien  in  Olympia  eine  Statue  gesetzt.  Inschr. 
V.  Olymp.  325.  Dittenberger ,  Syll.  I*  312.  Das  beweist  nicht  viel,  kann  aber 
doch  erwähnt  werden. 

6)  Tacit.  ann.  XII  62.  Diodor  XXXII  15,  6.  Ob  die  Byzantier  damals  schon 
einen  Teil  ihrer  Einkünfte  aus  dem  Fischfang  den  Römern  überlassen  mufsten, 
wissen  wir  nicht.     Strabo  VII  320  bezeugt  es  für  seine  Zeit. 


336  14.  Buch.     §  4.     Die  Provinz  Makedonien  148  v.  Chr. 

Teil  alte  Verbündete  Roms,  in  die  Neuordnung  mit  einbegriffen  und  mit 
Makedonien  zu  einer  Provinz  vereinigt,  die  nunmehr  bis  an  die  Küste 
des  adriatischen  Meeres  reichte.  Manche  von  ihnen  mögen  sich  dem 
Andriskos  angeschlossen  haben  ^,  aber  hauptsächlich  geschah  es  wohl,  um 
die  neue  Provinz  unmittelbar  mit  dem  Meere  und  mit  Italien  zu  ver- 
binden. Bald  darnach  ward  die  Verbindung  durch  eine  neue  Heer- 
strafse,  die  via  Egnatia,  noch  weiter  erleichtert,  die  nach  ihrem  Erbauer, 
einem  Prätor,  den  Namen  erhalten  hat.  Sie  ging  von  Epidamnos  und 
Apollonia  aus  über  Lychnidos,  Edessa  und  Pella  nach  Thessalonike  und 
endete  bei  Kypsela  am  Hebros  ^.  Ebenso  ward  Epirus  mit  Makedonien 
vereinigt,  nicht  nur  die  167  v.  Chr.  eingezogenen  Teile,  die  Molosser 
u.  a. ;  auch  der  noch  bestehende  Rest  des  epirotischen  Bundes,  der  in 
Phoinike  seinen  Mittelpunkt  hatte,  wurde  damals  aufgehoben.  Wenig- 
stens gibt  es  keine  Spur  davon,  dafs  er  diese  Zeit  überdauert  hat. 
Nur  der  Stamm  der  Athamanen  ist  in  diesen  Gegenden  als  autonomes 
Gemeinwesen  bis  in  spätere  Zeiten  nachweislich  ^. 

All  diese  Anordnungen  nahmen  längere  Zeit  in  Anspruch ;  Metellus 
war  noch  während  des  ganzen  Jahres  147  v.  Chr.  damit  beschäftigt  *. 
Für  Makedonien  begann  mit  der  römischen  Verwaltung  eine  neue  Epoche, 
die  der  Ausgangspunkt  einer  neuen  Zeitrechnung  ward.  Als  erstes  Jahr 
der  Provinz  galt  das  makedonische  Jahr,  das  im  Herbst  148  v.  Chr. 
seinen  Anfang  nahm  °. 

Die  nationale  Eigenart  der  Makedonier  ward  von  der  römischen 
Herrschaft  nicht  angetastet;  das  Volk  behielt  seine  Sprache,  Sitte,  Münze, 
Zeitrechnung  wie  früher  ^.  Das  Andenken  an  ihre  grofse  Vergangen- 
heit ist  den  Makedoniern  nicht  verloren  gegangen,  und  die  Versuche,  das 
Königtum  wieder  aufzurichten,  waren  noch  nicht  zu  Ende.  Bald  nach  der 
Niederlage  des  Andriskos  trat  ein  neuer  Pseudophilippos  auf,  der  sich  eben- 
falls Sohn  des  Perseus  nannte  und  von  Thrakien  ausgegangen  zu  sein  scheint. 


1)  Polyb.  XXXVni  5,  8. 

2)  Strabo  VII  322 f.  nach  Polybios.  Zur  Zeit,  wo  dieser  schrieb,  war  die 
Strafse  also  schon  gebaut. 

3)  Vgl.  BCH.  XIII  388. 

4)  Florus  I  32,  3. 

5)  Kubitschek,  RE.  I  1,  636.  Eusebius  chron.  I  239  f.  Heuzey  et  Daumet, 
Mission  archeologique  en  Macedoine  234.  274.  276.  Ebenso  bestimmt  den  Anfang 
<ier  Ära  Mariano  Desideri ,  La  Macedonia  dopo  la  battaglia  di  Pidna ,  Koma, 
Löscher  1901.  Ich  kenne  diese  Schrift  nur  aus  dem  kurzen  Bericht  der  Deutschen 
Litt.-Zeit.  1902  n.  45  S.  2853.  Irrtümlich  nimmt  Marquardt,  Rom.  Staatsverw.  I* 
318  das  Jahr  146  v.  Chr.  als  Ausgangspunkt  der  makedonischen  Ära  an. 

6)  Vgl.  die  Inschrift  von  Lete  von  120/19  v.  Chr.  SIG.  1*  318.  Catalogue 
of  gr.   coins  in  the  Brit.  Mus,   Macedonia  LIII.     Head,  Hist.  num.  210. 


14.  Buch.     §  5.     Ursachen  des  achäischen  Krieges.  337 

Er  fand  besonders  aus  den  unteren  Volksklassen  viel  Zulauf,  ward  aber 
143  oder  142  v.  Chr.  von  dem  Quästor  Tremellius  ohne  Schwierigkeit 
verjagt  ^  Und  im  ganzen  hat  sich  Makedonien  den  Römern  willig 
gefügt;  es  war  nicht  einmal  nötig,  eine  dauernde  Besatzung  zu  unter- 
halten. Dafs  die  alte  militärische  Organisation  des  Landes  nicht  er- 
halten blieb,  versteht  sich  von  selbst.  Die  Makedonier  durften  und 
konnten  sich  nicht  mehr  mit  eigener  Kraft  verteidigen  und  waren  auf 
den  Schutz  der  Römer  angewiesen,  dessen  sie  gegen  die  nordischen 
Nachbarn,  Thraker  und  Galater,  bald  gar  sehr  bedurften.  Diese  bar- 
barischen Völker  waren  früher  durch  Makedonien  in  Schach  gehalten; 
der  Fall  des  Königreichs  lockte  sie  zu  Angriffen  auf  das  entwaffnete 
Land  2.  Die  Römer  mufsten  sich  entschliefsen ,  um  Makedonien  zu 
behaupten,  auch  die  nördlichen  Nachbarn  zu  unterwerfen.  Es  war  eine 
Aufgabe,  die  schon  Philippos  und  Alexander  der  Grofse  begonnen 
hatten,  die  aber  ihre  Nachfolger  nicht  mehr  hatten  vollbringen  können. 
Später  hatten  Philippos  V  und  Perseus  das  Werk  wieder  aufgenommen, 
waren  aber  in  Antangen  stecken  gebHeben  und  mufsten  den  Römern 
die  Vollendung  überlassen. 

§  ^• 

Die  Erhebung  Makedoniens  zu  einer  Zeit,  wo  die  Römer  in  Spanien 
und  Afrika  schwere  Kämpfe  zu  bestehen  hatten,  übertrug  sich  auch 
nach  Griechenland  und  führte  zu  einer  Auflehnung  der  Achäer  gegen 
die  römische  Hegemonie.  Die  Ursprünge  dieser  Bewegung  sind  nur 
dürftig  und  ungenau  bekannt  ^ ;  sie  erscheint  uns  wie  der  stürmische 
Ausbruch  eines  lange  verhaltenen  Hasses,  der  die  Hellenen  und  vor- 
nehmlich die  Achäer  ergriffen  hatte.  Denn  trotz  aller  amtlichen  Er- 
gebenheit war  es  doch  fast  selbstverständHch ,  dafs  die  schon  früher 
vorhandene  populäre  Abneigung  gegen  die  Römer  sich  nach  den  Ereig- 


1)  Liv.  per.  53.  Eutrop.  IV  15.  Varro  de  r.  r.  II  4,  1.  Letzterer  nennt  den 
Prätendenten  Pseudoperses.  Mommsen,  Rom.  Gesch.  II*  42  läfst  diese  Erhebung 
mit  der  früher  erwähnten  Alexanders  zusammenfallen,  was  mit  dem  Zeugnis  des 
Zonaras  nicht  vereinigt  werden  kann.  Noch  später,  um  88  v.  Chr.  wird  von  einem 
Versuch  berichtet,  das  makedonische  Königtum  wiederzuerwecken.  Diodor 
XXXVII  5  a. 

2)  Vgl.  die  S.  336  Anm.  6  zitierte  Inschrift  von  Lete. 

3)  Den  einzigen  zusammenhängenden  Bericht  gibt  Pausanias  VII  12  ff.,  ein  sehr 
mangelhafter  Autor.  Die  Fragmente  des  Polybios  sind  nicht  zahlreich.  Vgl. 
Schorn,  Geschichte  Griechenlands  S.  383 ff.  Hertzberg,  Gesch.  Griechenlands  I 
243  ff.  Tbirlwall,  Hist.  ofGreece  VIII  482  ff.  Freeman,  History  of  fed.  government 
687  ff.     Dubois,  Les  ligues  etolienne  et  acheenne,  S.  98. 

Kieae,  Geach.  d.  griech.  n.  mak.  Staaten.    III.  22 


538  14.  Buch.     §  5.     Ursachen  des  achäischen  Krieges. 

nissen  von  167  v.  Chr.  immer  mehr  verstärkt  hatte.  Zunächst  hatten 
es  die  Werkzeuge  der  römischen  Politik  zu  spüren,  Kallikrates,  Andro- 
nidas  u.  a.  *,  denen  sich  die  allgemeine  Mifsachtung  unverholen  kund- 
tat, aber  auch  sonst  wird  es  dem  Volke  nicht  an  Gelegenheiten  gefehlt 
haben,  seine  Gesinnung  an  den  Tag  zu  legen  2.  Man  hat  angenommen, 
dafs  die  Rückkehr  der  Gefangenen  aus  Rom  auf  die  Stimmung  der 
Hellenen  wesentlichen  Einflufs  gehabt  habe  ^.  Ihre  Rückkehr  ging  aller- 
dings an  Hellas  nicht  spurlos  vorüber;  es  entstanden  Streitigkeiten  um 
ihren  Besitz,  der  oft  genug  in  andere  Hände  übergegangen  sein  wird  ^. 
Dafs  aber  die  Verbitterung  der  Heimgekehrten  die  Feindschaft  gegen 
Rom  zum  Ausbruch  gebracht  hätte,  ist  weder  überliefert  noch  wahr- 
scheinlich. Dagegen  die  Ereignisse  in  Makedonien,  die  Erhebung  des 
Andriskos,  die  Niederlage  des  Juventius,  erzeugten  in  ganz  Hellas  grofse 
Aufregung,  besonders  bei  den  Achäern,  die  selbst  in  Mitleidenschaft 
gezogen  wurden,  deren  Streitmacht  nach  Thessalien  zur  Hilfe  eilen 
mufste  ^.  Die  römerfeindliche  Stimmung  erhielt  durch  die  Erfolge  des 
Prätendenten  einen  mächtigen  Antrieb;  wenn  man  auch  nicht  an  Krieg 
dachte,  so  hoffte  man  doch,  die  Gelegenheit  zu  benutzen  und  den 
achäischen  Bund  aus  der  drückend  empfundenen  Bevormundung  zu  be- 
freien. Im  Vertrauen  auf  die  Verlegenheiten  der  Römer  wagte  man, 
ihren  Befehlen  zu  trotzen.  Waghalsige  Demagogen  bemächtigten  sich 
der  Bewegung;  mit  Hilfe  der  Volksmassen  kamen  sie  an  die  Spitze 
des  Bundes.  Sie  trieben  es  so  weit,  dafs  sie  nicht  mehr  zurück  konnten, 
und  führten  den  Bruch  mit  Rom  herbei. 

Gleich  nach  dem  Beginne  des  Krieges  in  Afrika  und  Makedonien, 
noch  149  V.  Chr.  begann  in  Achaia  der  Knoten  sich  zu  schürzen.  Den 
Anfang  machte  der  alte  Streit  zwischen  Sparta  und  den  Achäern,  der 
wiederum  in  Rom  anhängig  gemacht  wurde.  Es  handelte  sich  zunächst 
um  die  arkadische  Grenzlandschaft,  die  vor  einiger  Zeit  den  Megalopoliten 


1)  Polyb.  XXX  23.    Zonar.  IX  31,  1.    Andere  Namen  bei  Polyb.  XXX  13,  3. 

2)  Man  kann  sich  denken,  dafs  bei  dem  herzlichen  Empfang  des  jungen  Attalos 
in  Hellas  der  Römerhafs  eine  gewisse  Rolle  spielte.  Polyb.  XXXIII  18,  4.  Auch  in 
der  Litteratur  wird  derselbe  zum  Ausdruck  gekommen  sein.  Isokrates  der  Kri- 
tiker, der  später  in  Syrien  gegen  die  Römer  predigte,  wird  wohl  früher  in  Hellas, 
wo  er  mit  seinen  Widersachern  wie  dem  Messenier  Alkäos  im  Kampfe  lag,  ähn- 
liche Reden  geführt  haben.  Polyb.  XXXII  4,  5.  6,  5 ff.  Jedenfalls  liegt  der  An- 
fang der  antirömischen  Litteratur,  deren  erhaltene  Reste  jünger  sind,  in  dieser 
Zeit,  da  sie  schon  bei  Polybios  vorausgesetzt  wird. 

3)  Schorn  a.  0.  S.  381  und  Hertzberg  I  233  nehmen  es  an,  aber  Zeugnisse 
gibt  es  meines  Wissens  nicht  dafür.     Vgl.  Thirlwall  VIII  474  f. 

4)  Zonaras  IX  31,  1. 

5)  Polyb.  XXXVII  1  ff.    Oben  S.  333. 


14.  Buch.     §  5.     Neue  spartanische  Wirren  149  v.  Chr.  339 

zugesprochen  war  ^,  aber  auch  um  die  Kompetenz  des  Bundes  gegen- 
über den  Spartanern,  ja  sogar  die  Zugehörigkeit  Spartas  zum  Bunde 
ward  bei  dieser  Gelegenheit  wieder  in  Frage  gestellt.  Jedoch  wies  der 
Senat  die  Spartaner  an  die  Achäer  zurück,  denen  sie  sich  aufser  in 
den  Fällen  hochpeinlicher  Gerichtsbarkeit  (S.  60)  zu  unterwerfen  hätten. 
In  Rom  war  Sparta  durch  Menalkidas  vertreten,  einen  Mann,  der  bei 
den  Römern  viel  galt.  Er  hatte  früher  in  ägyptischen  Diensten  gestanden 
und  im  Kriege  mit  Antioches  Epiphanes  die  Bedrängnis  des  ägyptischen 
Königtums  zu  seinem  Vorteil  so  kräftig  ausgenutzt,  dafs  er  unter  An- 
klage gestellt  und  ins  Gefängnis  gesetzt  ward.  Aber  Gäius  Popilius 
bat  ihn  los  ^ ;  Menalkidas  lebte  seitdem  als  gemachter  Mann  in  Sparta 
und  war  im  achäischen  Bunde  eine  der  Stützen  der  römischen  Partei. 
Er  stand  nun  im  Verdacht,  dafs  er  sich  in  Rom  um  die  Lostrennung 
Spartas  vom  achäischen  Bunde  bemüht  habe  *. 

Achäischer  Strateg  war  damals  (150/49  v.  Chr.)  Diäos  von  Mega- 
lopolis,  ein  Mann  von  unbekannter  Vergangenheit,  vermutlich  Sohn 
jenes  Diophanes,  der  einst  als  Gegner  Philopoimens  hervortrat  *.  Er 
war  einer  der  eifrigsten  Patrioten,  aber  sein  persönlicher  Wert  ist  zweifel- 
haft, seine  Integrität  verdächtig.  Man  sagt,  dafs  sein  Vorgänger  Menal- 
kidas, der  wegen  seines  Verhaltens  in  Rom  von  Kallikrates  auf  den 
Tod  verklagt  ward,  sich  durch  ein  Geschenk  an  Diäos  der  An- 
klage entledigte.  Dies  blieb  aber  nicht  verborgen;  Diäos  ward  seiner- 
seits durch  eine  Rechen schaftsklage  bedroht,  und  da  soll  ihm  der  neue 
spartanische  Handel  sehr  gelegen  gekommen  sein,  um  die  Gefahr  von 
sich  abzulenken  und  Sparta  zu  demütigen  ^.     Genug,  Diäos  trat  scharf 


1)  Oben  S.  318. 

2)  Polyb.  XXX  17,  2. 

3)  Da  Menalkidas  151/0  v.  Chr.  achäischer  Bundesfeldherr  war,  so  mufs  die 
Gesandtschaft  vorher,  etwa  152/1  v.  Chr.  gesetzt  werden. 

4)  Oben  S.  36  ff.  Die  Vermutung  gründet  sich  darauf,  dafs  der  Vater  des 
Diophanes  ebenfalls  Diäos  hiefs  (Pausan.  VIII  51 ,  1) ;  oft  hat  ja  der  Enkel  den 
Namen  des  Grofsvaters.  Dafs  Diäos  zu  den  aus  Italien  zurückgekehrten  Gefangenen 
gehörte,  wie  z.  B.  Hertzberg  I  243  annimmt,  ist  nicht  bezeugt ;  denn  nach  Polyb. 
XXXIX  10,  9  sind  er  und  Damokritos  erst  bei  Gelegenheit  der  letzten  Wirren  zu- 
rückgerufen worden.     Thirlwall  VIII  474. 

5)  Pausan.  VII  12,  If.  erzählt,  dafs  Menalkidas  mit  Kallikrates  in  dem 
oropischen  Handel  gemeinsame  Sache  gemacht  hatte,  aber  nachher  seinen  Part- 
ner an  der  Summe,  die  er  den  Oropiem  erprefste,  nicht  teilnehmen  liefs.  Aus 
Rache  brachte  Kallikrates  beim  achäischen  Bunde  zur  Anzeige,  dafs  Menalkidas 
jn  Rom  den  Austritt  Spartas  aus  dem  Bunde  betrieben  habe,  und  klagte  ihn  auf 
den  Tod  an ,  worauf  Menalkidas  dem  Diäos  von  dem  oropischen  Geld  3  Talente 
abgab  und  sich  dadurch  aus  der  Klemme  zog.     Dieser  Bericht  ist  unklar  und  un- 

22* 


340  14.  Buch.     §  5.     Spartanische  Händel  149/8  v.  Chr. 

o-egen  Sparta  auf.  Nach  seiner  Behauptung  hatte  der  Senat  dem  Bunde 
volle  Gewalt  über  die  Stadt  gegeben,  und  als  die  Lakedäraonier  wider- 
sprachen und  aufs  neue  den  Senat  anriefen,  ward  ihnen  erklärt,  dafs 
sie  ohne  Genehmigung  des  Bundes  keine  Gesandten  nach  auswärts 
schicken  dürften,  und  da  sie  sich  nicht  zufrieden  gaben,  so  ward  die 
Exekution  verhängt.  Um  den  Krieg  zu  vermeiden,  den  sie  zu  führen 
nicht  im  stände  waren,  mufsten  die  Lakedämonier  sich  dazu  verstehen, 
die  von  Diäos  namentlich  bezeichneten  vornehmsten  Unruhestifter  und 
Gegner  der  Achäer,  24  Männer  ^,  zum  Tode  zu  verurteilen.  Dieselben 
hatten  übrigens  schon  vorher  Lakedämon  freiwillig  verlassen  -  und 
wandten  sich,  wie  verabredet  war,  nach  Rom,  um  hier  die  Rückkehr 
zu  erwirken.  Zu  dieser  neuen  Verhandlung  schickten  die  Achäer  zwei 
Vertreter,  Diäos,  dessen  Amtsjahr  inzwischen  abgelaufen  war,  und 
Kallikrates.  Hier  geschah  es  nun,  dafs  der  letztere  auf  der  Reise  starb 
und  Diäos  den  Bund  allein  vertrat.  Ihm  gegenüber  führte  Menalkidas 
für  die  lakedämonischen  Verbannten  das  Wort,  und  es  kam  dabei 
zwischen  den  beiden  Gegnern  im  Senate  zu  einem  heftigen  Wortwechsel 
(Winter  149/8  v.  Chr.)  ^.  Diäos  scheint  durch  die  Entschiedenheit,  mit 
der  er  das  Recht  der  Achäer  betonte,  in  Rom  eine  starke  Verstimmung 
erzeugt  zu  haben.  Der  Senat  entschlofs  sich  jetzt,  um  ein  Ende  zu 
machen;  nicht  nur  Sparta,  sondern  auch  andere  Gemeinden  vom 
achäischen  Bunde  loszulösen  und  dadurch  die  achäischen  Uuabhängig- 
keitsgelüste  zu  brechen  *.  Jedoch  ward  dies  nicht  ausgesprochen,  son- 
dern den  Achäern  nur  die  bevorstehende  Ankunft  einer  Gesandtschaft 
zur  Beilegung  der  spartanischen  Händel  angezeigt.  Diese  Gesandt- 
schaft ward  nicht  beeilt  und  setzte  sich  langsam  in  Bewegung;  sie 
wartete  ohne  Zweifel  den  Ausgang  des  Krieges  in  Makedonien  ab,  zu 
dem  sich  gerade  jetzt  Metellus  aufmachte.  So  blieb  vorläufig  alles  ungewifs, 
und  Diäos  konnte  nach  Hause  melden,  der  Senat  habe  den  Lakedä- 
moniern  aufgegeben,  sich  den  achäischen  Gesetzen  zu  fügen,  während 
Menalkidas  in  Sparta  das  Gegenteil,  die  Lostrennung  vom  Bunde  ver- 
kündete ^.    Um  so  weniger  wollten  sich  die  Lakedämonier  den  achäischen 

vollständig.  Wie  sollen  wir  es  z.  B.  erklären,  dafs  gleich  darnach  Diäos  als 
Gegner  des  durch  ihn  von  der  Anklage  erlösten  Menalkidas  erscheint?  Hat  viel- 
leicht Menalkidas  auch  ihn  betrogen?  Steht  etwa  die  Bestechung  des  Diäos  in 
falschem  Zusammenhange?     Leider  fehlt  Polybios. 

1)  Ob  Menalkidas  darunter  war,  ist  nicht  ersichtlich. 

2)  Auf  Rat  eines  angesehenen   Lakedämouiers ,   Agasisthenes.      Pausaa.  VII 
12,  7. 

3)  Pausan.  VH  12,  8fiF. 

4)  Vgl.  Justinus  XXXIV  1,  3. 

5)  Pausan.  VII  12,  9  f. 


14.  Buch.     §  5.     Spartanische  Händel  148  v.  Chr.  341 

Anforderungen  unterwerfen,  und  es  scheint,  dafs  sie  jetzt  förmlich  aus 
der  achäischen  Geraeinschaft  austraten  \  und  nunmehr  schritten  (Früh- 
jahr 148  V.  Chr.)  die  Achäer  zum  Kriege  gegen  Sparta,  den  der  Strateg 
Damokritos,  Nachfolger  und  Gesinnimgsgenosse  des  Diäos,  eifrig  betrieb. 
Damals  hatte  Metellus  eben  das  Kommando  gegen  Andriskos  übernommen. 
Seine  Mahnung,  wenigstens  die  Ankunft  der  römischen  Legaten  abzu- 
warten ^,  fand  kein  Gehör.  Die  Achäer  waren  schon  ausgerückt,  Da- 
mokritos drang  in  Lakonien  ein,  in  einem  Treffen  vor  Sparta  wurden 
die  Lakedämonier  geschlagen  und  in  die  Stadt  hineingetrieben,  die  sich 
in  solcher  Verfassung  befand,  dafs  Damokritos  sie  wahrscheinhch  leicht 
hätte  erobern  können.  Aber  er  unternahm  keinen  ernstlichen  Angriff, 
sondern  begnügte  sich  mit  Verwüstung  des  Landes ;  es  scheint,  dafs  die 
Achäer  längere  Zeit  in  Lakonien  blieben  und  dieses  Geschäft  gründhch 
besorgten  ^.  Die  Achäer  hatten  von  ihrem  Strategen  die  Eroberung  und 
Züchtigung  Spartas  erwartet,  Damokritos  ward  daher  nach  Ablauf  seines 
Amtes  zur  Verantwortung  gezogen,  mit  einer  hohen  Geldbufse  von 
50  Talenten  belegt  und  ging,  da  er  nicht  zahlen  konnte,  in  die  Ver- 
bannung. Sein  Nachfolger  ward  (Herbst  148  v.  Chr.)  Diäos,  der  in 
der  feindseligen  Politik  gegen  Sparta  verharrte  *.  Indessen  bUeben  die 
Ereignisse  in  Makedonien ,  wo  inzwischen  Pseudophilippos  geschlagen 
war,  nicht  ohne  Wirkung.  Auf  eine  neue  Botschaft  des  Metellus  ver- 
sprach Diäos,  die  Feindseligkeiten  gegen  Sparta  bis  zur  Ankunft  der 
römischen  Gesandten  einzustellen,  und  es  ward  mit  den  Lakedämoniern 
Waffenruhe  geschlossen.  Nun  hatte  Diäos  die  Periökenstädte,  die  noch 
zu  Sparta  gehörten,  in  den  achäischen  Bund  herübergezogen  und  zum 
Teil   mit  Besatzungen   versehen  ^.     Dies   wurde   der  Anlafs   zum  Bruch 


1)  Denn  nach  Polyb.  III  5,  6  haben  sich  die  Lakedämonier  vom  Bunde  los- 
gesagt. 

2)  Pausan.  VII  13,  1.  Es  geschah  durch  eine  nach  Asien  bestimmte  Ge- 
sandtschaft.    Oben  S.  331  Anm.  1. 

3)  Nach  Pausan.  VII  13,  3  blieb  in  Lakonien  der  Acker  unbestellt,  also  müssen 
die  Achäer  bis  zum  Herbst  im  Lande  geblieben  sein. 

4)  In  diese  Zeit  gehört  die  von  Polyb.  XXXIX  11,  6  erzählte  Hinrichtung  des 
Korinthers  Philinos  und  seiner  Söhne,  unter  der  Anschuldigung,  dafs  sie  mit  Me- 
nalkidas  unterhandelten  und  römisch  gesinnt  seien. 

5)  Pausanias  VII  13,  6.  Dies  ist  ein  Punkt,  der  gleichfalls  der  Erläuterung 
bedarf.  Da  die  Seestädte,  wenigstens  die  meisten,  längst  von  Sparta  getrennt 
waren,  so  kann  es  sich  nur  um  einige  binnenländische  Orte  handeln,  unter  denen 
jedoch  die  Auswahl  nicht  grofs  ist.  Man  könnte  vermuten,  dafs  einige  der  Periöken 
den  Spartanern  früher  zurückgegeben  waren ,  oder  von  ihnen  in  jüngster  Zeit 
okkupiert  waren.  Beides  ist  möglich,  und  unsere  Nachrichten  sind  so  unzureichend, 
dafs  eine  solche  Vermutung  statthaft  ist. 


343  14.  Buch.     §  5.     Verhandlungen  in  Korinth  147  v.  Chr. 

des  Waffenstillstandes.  Die  Lakedämonier  waren  durch  den  Krieg  in 
gröfste  Bedrängnis  geraten;  sie  hatten  kein  Geld,  und  nach  Verwüstung 
des  Landes  drohte  ihnen  eine  Hungersnot;  ringsum,  auch  nach  der  Küste 
hin,  waren  sie  von  Feinden  umgeben.  Da  überfiel  Menalkidas,  der  den 
Krieg  leitete,  eins  der  von  den  Achäern  jüngst  besetzten  Periökenstädt- 
chen,  eroberte  und  plünderte  es  aus  ^  Damit  wurde  nun  auch  von 
achäischer  Seite  der  Krieg  wieder  eröffnet  ^.  Jedoch  die  lakedämonische 
Gemeinde  billigte  den  Überfall  nicht.  Menalkidas  ward  daher  zur 
Rechenschaft  gezogen  und  nahm  Gift,  und  mit  ihm  schied  der  heftigste 
Gegner  der  Achäer  aus  dem  Leben.  Es  scheint  also,  dafs  in  Sparta 
eine  andere  Stimmung  Boden  gewann.  Es  ist  wahrscheinhch,  dafs  man 
sich  vor  allem  nach  Frieden  sehnte,  und  da  die  Römer  bisher  nicht  ge- 
holfen hatten,  der  Krieg  vielmehr  andauerte,  so  mag  man  daran  gedacht 
haben,  sich  wieder  mit  den  Achäern  zu  verständigen. 

Um  diese  Zeit,  im  Sommer  147  v.  Chr.  traf  endlich  die  römische 
Gesandtschaft ,  geführt  von  Lucius  Aurelius  Orestes  ^,  in  Korinth  ein, 
wohin  nun  eine  achäische  Bundesversammlung  berufen  ward;  auch  die 
Lakedämonier  fanden  sich  ein.  Der  Stratege  und  die  achäischen  Bundes- 
behörden wurden  in  die  Wohnung  der  Römer  beschieden  *.  Dort  ward 
ihnen  eröffnet,  der  Senat  habe  für  gut  befunden,  Lakedämon  und  die 
wichtigsten  der  nach  dem  zweiten  makedonischen  Kriege  ihnen  zuge- 
wachsenen Städte,  nämlich  Korinth,  Argos  und  das  arkadische  Orcho- 
menos,  ferner  Herakleia  am  Ota  vom  Bunde  zu  trennen^.  Den 
Achäern  ward  also  ein  empfindlicher  Verlust  angekündigt;  denn  Ko- 
rinth und  Argos  waren  neben  Sparta  die  ansehnlichsten,  volkreichsten 
Städte   des   Peloponneses  ^ ,    und   man   versteht,    dafs   die   Anwesenden 


1)  Pausan.  VII  13,  7,  wo  der  Ort  'laaoy  halfst.  Curtius,  Peloponnes  II  322 
Anm.  58  denkt  an  Oion  in  der  Skiritis,  was  mir  nicht  wahrscheinlich  ist. 

2)  Wie  der  Krieg  geführt  ward,  ist  nicht  bekannt.  Vermutlich  war  es  ein 
Grenzkrieg. 

3)  Es  ist  der  Konsul  von  157  v.  Chr. 

4)  Pausan.  VII  14,  1.  Justin.  XXXIV  1,  6.  Es  ist  eine  Versammlung,  die 
am  meisten  Ähnlichkeit  mit  der  ßov^  hat  imd  mit  der  Versammlung,  die  185  v.  Chr. 
in  Argos  gehalten  ward.  Bd.  II  290.  Oben  S.  47.  Polyb.  XXII  13.  Nur  dafs 
185  V.  Chr.  der  römische  Kommissar  zu  einer  vom  Strategen  berufenen  Versamm- 
lung kommt,  während  hier  die  Achäer  zu  den  Römern  gehen.  Es  ist  zweifelhaft,  ob 
die  Römer  überhaupt  die  Vermittelung  des  Strategen  nachgesucht  haben.  In  der 
achäischen  Verfassung  hat  eine  solche  Versammlung   natürlich  keinen  Platz,   und 

rechtlich  bat  sie  rein  privaten  Charakter. 

5)  Pausan.  VII  14,  1.  Justinus  XXXIV  1,  3.  Liv.  perioch.  51.  Cassius 
Dio  21,  72  vol.  I  p    318  Boiss. 

6)  Polyb.  XXXVIII  7,  6  meint,  der  Senat  habe  nur  die  Achäer  einschüchtern 


14.  Buch.     §  5.     Gesandtschaft  des  Sex.  Cäsar.  147  v.  Chr.  343 

in  die  höchste  Entrüstung  gerieten.  Man  liefs  die  Gesandten  nicht 
einmal  ausreden,  rief  das  Volk  zusammen,  teilte  das  Gehörte  mit  und 
erweckte  in  der  Versammlung  die  gleiche  Empörung.  Die  anwesenden 
Lakedämonier  mufsten  die  Wut  der  Menge  büfsen,  sie  wurden  aufge- 
sucht und  festgenommen.  Einigen  gelang  es,  ins  Haus  der  römischen 
Gesandten  zu  flüchten,  aber  sie  wurden  trotz  der  Einsprache  der  Rö- 
mer mit  Gewalt  herausgeholt.  Man  hatte  in  der  ersten  Aufregung 
noch  andere  Fremde  mit  ergriffen ;  diese  wurden  losgelassen,  die  Lake- 
dämonier gefangen  gesetzt. 

Das  Geschehene  war  eine  offenbare  Beleidigung  der  römischen  Ge- 
sandten, die  sofort  Korinth  verliefsen  und  nach  Hause  eilten,  wo  sie 
nun  den  Vorfall  in  grellen  Farben  malten  und  das  Ganze  als  eine  wohl- 
überlegte Herausforderung  darstellten  \  Die  Achäer  erkannten,  dafs 
eine  schwere  Übereilung  begangen  sei,  und  schickten  bald  darnach  Ge- 
sandte nach  Rom,  um  sich  zu  entschuldigen  und  den  Hergang  aufzu- 
klären ,  darunter  Thearidas ,  den  Bruder  des  Polybios  - ,  ohne  Zweifel 
einen  gemäfsigten,  in  Rom  wohlgelittenen  Mann.  Er  begegnete  schon 
unterwegs  einer  neuen  römischen  Gesandtschaft,  die  unter  Führung  des 
Sextus  Julius  Cäsar  ^  nach  Achaia  ging.  In  Rom  war  man  zwar  sehr  un- 
gehalten über  die  Achäer,  behauptete  aber  vollkommene  Ruhe.  Sextus  war 
beauftragt,  in  schonender  Form  Vorstellungen  zu  machen,  die  Bestrafung 
der  an  den  letzten  Tumulten  Schuldigen  zu  verlangen  und  die  Achäer 
zu  warnen,  sich  nicht  durch  übelgesinnte  Leute  in  die  Feindschaft  mit 
Rom  hineintreiben  zu  lassen.  Aufserdem  sollte  er  dem  Kriege  gegen 
Sparta  ein  Ende  setzen  ■*.    Dem  Senat  kam  vor  allem  darauf  an,  seinen 


wollen,  und  es  sei  ihm  mit  der  Abtrennung  nicht  ernst  gewesen.  Das  ist  kaum 
glaublich.  Schon  früher  (183  v.  Chr.)  hat  man  in  Rom  daran  gedacht,  Lakedämon, 
Korinth  und  Argos  aus  dem  achäischen  Bunde  herauszunehmen.  Polyb.  XXIII 
9,  13.  Oben  S.  55  f.  Der  Senat  verfügt  über  diejenigen  Städte,  welche  nach  dem 
Bündnis  mit  den  Achäern  in  den  Bund  hineingekommen  waren,  und  hielt  sich 
ohne  Zweifel  für  befugt  dazu.     Oben  S.  9  Anm.  3. 

1)  Pausau.  VII  14,  2f.  Polyb.  XXXVIII  7,  2.  Liv.  per.  51.  Dio  Cass. 
XXI  72.  Justin.  XXXIV  1,  8.  Wenn  die  drei  letztgenannten  Autoren  behaupten, 
dafs  die  Gesandten  sogar  geschlagen  worden  seien  und  nur  durch  eilige  Flucht  ihr 
Leben  gerettet  hätten,  so  ist  dies  übertrieben,  um  die  römische  Langmut  recht 
deutlich  zu  zeigen.  Es  ist  sicher,  dafs  eine  körperliche  Verletzung  der  Gesandten 
nicht  stattgefunden  hat ;  dies  wufste  man  auch  in  Rom  recht  gut  (vgl.  Florus  I  32,  2). 
Es  ist  eine  Handlung  augenblicklicher,  leidenschaftlicher  Aufwallung.  Vgl.  Polyb. 
XXXVIII  7,  2.  Strabo  VIII  381  erzählt  vielleicht  nach  Polybios,  die  römischen  Ge- 
sandten seien  von  einigen  Häusern  aus  mit  Unrat  beworfen. 

2)  Pausan.  a.  a.  0.     Polyb.  XXXVIII  8. 

3)  Es  ist  der  Konsul  von  157  v.  Chr. 

4)  Polyb.  XXXVIII  7.     Pausan.  VII  14,  3. 


344  14.  Buch.     §  5.     Gesandtschaft  des  Sex.  Cäsar  147  v.  Chr. 

Willen  zunächst  auf  gütlichem  Wege  durchzusetzen ;  denn  an  eine  Auf- 
hebung oder  Milderung  der  Beschlüsse  ward  natürlich  nicht  gedacht. 
Sextus  nahm  den  Thearidas  und  Genossen  mit  sich  nach  Achaia  zurück 
und  entledigte  sich  alsbald  seiner  Aufträge.  Die  Lakedämonier  beschied 
er  nach  Tegea  ^,  mit  den  Achäern  verhandelte  er  vorher,  Herbst  147  v.  Chr., 
in  Agion  um  die  Zeit,  wo  der  neue  Bundesfeldherr  Kritolaos  als  Nach- 
folger des  Diäos  sein  Amt  angetreten  hatte.  Kritolaos  war  ebenfalls 
ein  Demagoge  und  Hauptgegner  Roms;  seine  Wahl  zeigt  uns,  dafs  diese 
Richtung,  welche  die  Unabhängigkeit  der  Achäer  auch  den  Römern 
gegenüber  behauptete,  im  Volke  zum  völligen  Siege  gelangt  war  und 
besonders  die  Massen  beherrschte. 

Der  römische  Gesandte  richtete  mit  milden  Worten  seine  Bot- 
schaft aus,  aber  gerade  seine  Mäfsigung  ward  mifsverstanden  und  be- 
stärkte die  Häupter  des  achäischen  Bundes  in  ihrer  Politik  ^.  Sie 
kamen  zur  Überzeugung,  dafs  die  Römer  sich  deshalb  so  versöhnlich 
zeigten,  weil  sie  neben  den  spanischen  und  punischen  Kriegen  einen 
achäischen  scheuten.  Die  Achäer  antworteten  daher,  übrigens  in  freund- 
schaftlichen Ausdrücken,  sie  würden  die  unterbrochene  Gesandtschaft 
gleichwohl  nach  Rom  gehen  lassen,  um  dort  weiter  zu  verhandeln, 
würden  sich  auch  in  Tegea  einfinden  und  hofften,  ein  gütliches  Über- 
einkommen mit  Sparta  zu  erzielen.  Das  letztere  war  auf  Täuschung 
berechnet;  denn  die  leitenden  Männer  wollten  sich  an  der  Zusammen- 
kimft  in  Tegea  nicht  beteiligen,  sondern  den  Streit  mit  Sparta  allein, 
ohne  die  Römer  austragen.  Sie  beschlossen  daher ,  dafs  nur  Kritolaos, 
nicht  die  übrigen  Archonten  nach  Tegea  gehen  sollten.  Dort  fanden  sich 
die  Römer  und  die  Vertreter  der  Lakedämonier  rechtzeitig  ein;  Zweck 
der  Zusammenkunft  war,  einen  rechtlichen  Austrag  der  Streitpunkte  zu 
verabreden  und  zunächst  dem  Kriege  ein  Ende  zu  setzen;  die  Ent- 
scheidung war  dann  einer  römischen  Kommission  vorbehalten.  Eine 
Zeitlang  warteten  die  Versammelten  vergebens  auf  die  Achäer,  endlich 
kam  Kritolaos  allein  und  erklärte,  dafs  er  keine  Vollmacht  habe  und 
nichts  tun  könne;  er  werde  die  Sache  der  nächsten  Volksversammlung 
vorlegen ,   die  in  sechs  Monaten  stattzufinden  habe  ^.     Die  Achäer  ent- 


1)  Polyb.  XXXVm  8,  11. 

2)  Als  Führer  der  Kriegspartei  nennt  Polybios  XXXIX  10,  9  aufser  Diäos 
und  Damokritos  noch  Alkamenes,  Theodektes  und  Archikrates.  Er  hat  sie  cha- 
rakterisiert, wovon  leider  nichts  erhalten  ist ;  wir  wissen  daher  von  diesen  Männern, 
die  in  Griechenlands  Geschichte  eine_so  wichtige  Rolle  gespielt  haben,  so  gut  wie 
nichts.    Ebenso  ist  das  Vorleben  des  Kritolaos  unbekannt. 

3)  Polyb.  XXXVIII  9.  Pausan.  VII  14,  4  f.  Dio  Cass.  XXI  72,  2.  Zonaras 
IX  31,  2  ff. 


14.  Buch.     §  5.     Ausbruch  des  Krieges  147/6  v.  Chr.  345 

zogen  sich  also  der  römischen  Vermittelung ;   ergebnislos  ging   die  Ver- 
sammlung auseinander,  Sextus  kehrte  nach  Italien  zurück. 

Damit  war  der  Bruch  mit  Rom  entschieden.  Während  des  Win- 
ters bereiste  Kritolaos  die  einzelnen  Städte,  hielt  Versammlungen  ab, 
um  über  die  Zusammenkunft  in  Tegea  zu  berichten,  und  fand  dabei 
Gelegenheit,  die  Menge  noch  mehr  gegen  die  Römer  und  Lakedämonier 
zu  erhitzen.  Er  rechnete  besonders  auf  die  unteren  Schichten  der 
Bürgerschaften;  durch  ein  Edikt  wurden  die  Obrigkeiten  angewiesen, 
bis  zur  Entscheidung  des  Krieges  die  Beitreibung  der  Schulden  und 
Rückstände  und  die  Haftnahme  der  säumigen  Schuldner  auszusetzen 
und  den  Armeren  dauernde  Unterstützungen  zu  zahlen  ^  So  trieb  man 
znra  Kriege,  zunächst  gegen  Sparta,  aber  in  weiterer  Ferne  standen 
die  Römer  schon  bereit,  und  man  mufste  alle  Kräfte  aufbieten.  Die 
Achäer  konnten  immer  noch  eine  stattliche  Zahl  Bewaffneter  stellen  ^, 
und  sie  blieben  nicht  allein,  sondern  fanden  Bundesgenossen.  Die 
römerfeindliche  Bewegung  drang  über  die  Grenzen  des  Peloponneses 
vor,  zuerst  zu  den  Böotern,  die  den  Römern  von  jeher  abgeneigt  waren. 
Sie  hatten  damals  wegen  Räubereien  und  Gewalttaten  gegen  ihre  Nach- 
barn, die  Phokier,  Euböer  und  Amphissa  eine  Strafe  verwirkt,  die  ihnen 
Metellus  auferlegt,  und  waren  doppelt  bereit,  sich  mit  den  Achäern  zu 
verbünden.  Das  treibende  Element  war  Pytheas ,  damals  Inhaber  des 
höchsten  Amtes,  ein  Mann  von  bedenklichem  Ruf,  aber  ein  verwegener 
Pohtiker,  Freund  der  Pergamener  Euraenes  und  Philetäros,  durch  die 
er  zu  Ansehen  und  Vermögen  gekommen  war  ^.  Er  machte  mit  Krito- 
laos gemeinsame  Sache,  zog  die  Böoter  zu  den  Achäern  hinüber  und 
bestärkte  die  Achäer  in  ihrem  Kriegseifer.  Aber  auch  die  Euböer, 
Phokier  und  Lokrer  *  wurden  gewonnen ;  ihre  Streitigkeiten  mit  den 
Böotern  müssen  also  beigelegt  worden  sein.  In  Euböa,  der  alten  make- 
donischen Domäne,  hatten  die  Römer  vom  letzten  Kriege  her  kein  ge- 
segnetes Andenken  hinterlassen  (S.  132),  und  dafs  sie  verbalst  waren, 
ist  kein  Wunder.    Von  den  übrigen  ist  nichts  bekannt  ^.    Weiter  scheinen 


1)  Tovg  EQHVovg  inifioforg  noisiv  Polyb.  XXXVIII  9,  10.  Vgl.  Diodor  XXXII 
26,  3. 

2)  Zur  Zeit  des  3.  makedonischen  Krieges  belief  sich  nach  Polyb.  XXIX 
24,  8  die  Zahl  der  streitbaren  Männer  auf  40Ü00. 

3)  Polyb.  XXXIX  7.  Pausan.  VII  14,  6.  Pytheas  war  Sohn  des  Kleomnastos, 
Bruder  des  Athleten  Akastidas.  Vgl.  CIA.  II  966  A.  9.  11.  Kirchner,  EE.  I 
1157.  Pausanias  nennt  ihn  Böotarch,  dies  könnte  auf  ein  Wiederaufleben  des 
böotischen  Bundes  hinweisen.     Vgl.  oben  S.  314  Anm.  5. 

4)  Polyb.  XXXVIII  5,  8. 

5)  Pausan.  II  1,  2.  Polyb.  XXXVIII  5,  8.  Über  die  Phokier  vgl.  Pausan. 
VII  15,  5. 


346  14.  Buch.     §  5.     Ausbruch  des  Krieges  146  v.  Chr. 

sich  die  Achäer  auch  nach  Thessalien  gewandt  zu  haben,  und  vielleicht 
nicht  ohne  Erfolg  ^ 

Im  Frühjahr  146  v.  Chr.  wurde  eine  achäische  Bundesversammlung 
nach  Korinth  berufen,  um  die  entscheidenden  Beschlüsse  zu  fassen  ^. 
Hier  erschienen  auch  Abgesandte  des  Metellus  aus  Makedonien,  Gnäus 
Papirius  und  Kollegen,  um  im  Auftrage  des  Prätors  nochmals  einen 
Versuch  machen,  das  Volk  zu  beruhigen  und  vor  dem  Bruch  mit  Rom 
und  weiteren  Feindsehgkeiten  gegen  Sparta  zu  warnen  ^.  Die  Menge, 
darunter  viele  Leute  aus  den  unteren  Klassen,  Handwerker  und  Ar- 
beiter, unterbrach  ihre  Rede  mit  Hohn  und  Geschrei.  Hier  war  Krito- 
laos  in  seinem  Element;  er  erwiderte  den  Gesandten,  die  Achäer  wollten 
die  Römer  wohl  zu  Freunden,  aber  nicht  zu  Herren  haben,  und  ermahnte 
die  Achäer  Männer  zu  sein ;  dann  würden  ihnen  Bundesgenossen  nicht 
fehlen.  Er  deutete  an,  dafs  einige  Könige  und  andere  Staaten  zm: 
Unterstützung  bereit  seien.  Als  einige  der  anwesenden  Bundesbeamten 
ihm  ins  Wort  fielen,  warf  er  sich  in  Positur,  rief  Soldaten  zu  sich,  drohte 
und  verdächtigte  die  Gegner  als  Verräter  und  Römerfreunde.  Einer 
der  Verdächtigten,  Straflos  von  Tritäa,  ein  sehr  angesehener  Mann,  der 
zu  den  Gefangenen  in  Italien  gehört  hatte,  versuchte  zu  protestieren, 
aber  niemand  wollte  ihm  glauben  *.  Die  Versammlung  war  ganz  in  den 
Händen  des  Kritolaos,  und  zuletzt  ward  der  Krieg  gegen  Lakedämon 
und  damit  gegen  Rom  beschlossen.  Dem  Strategen  ward  weiterhin  für 
den  Krieg  unbeschränkte  Vollmacht  erteilt  ^.  Die  Gesandten  des  Me- 
tellus verliefsen  Korinth  und  gingen  teils  nach  Sparta,  teils  nach  Athen ; 
einer  begab  sich  nach  Naupaktos  zu  den  Atolern,  die  in  der  römischen 
Freundschaft  blieben. 

Nachdem  die  Achäer  mit  Rom  gebrochen  hatten,  war  die  erste 
Folge,  dafs  die  Stadt  Herakleia  am  Ota  sich  von  ihnen  lossagte.  Der 
Strateg  Kritolaos  rückte  mit  achäischen  Truppen,  verstärkt  durch  Böoter 
und  Chalkidier  ^,  sogleich  nach  Norden  und  begann,  die  abtrünnige  Stadt 


1)  Zonar.  IX  31,  2. 

2)  Polyb.  XXXVIII  10.  Es  ist  eine  allgemeine  Versammlung  des  ganzen 
achäischen  Volkes,  die  nach  c.  9,  5  erst  zum  Frühjahr  zusammentreten  konnte. 
Auch  aus  anderen  Gründen  ist  diese  Zeit  wahrscheinlich.  Zwischen  Polyb.  XXXVIIl 
9  und  10  liegt  ein  ansehnlicher  Zeitraum ;  erst  der  Exzerptor  hat  die  beiden  Kapitel 
unmittelbar  aneinander  gerückt.    In  den  Zwischenraum  gehört  wohl  Polyb.  XXXIX  7. 

3)  Polyb.  XXXVIIl  10.     Pausan.  VII  15,  1  ff. 

4)  Polyb.  XXXVIIl  11,  4.  Vgl.  XXVIII  6,  2  ff.  XXXII  7,  14.  Stratios  ge- 
hörte zu  den  Parteigenossen  des  Lykortas  und  Polybios. 

5)  Polyb.  XXXVIIl  10  f.     Diodor  XXXII  26,  4.     Pausan.  VII  14,  6. 

6)  Pausan.  VII  15,  9.     Liv.  perioch.  52. 


14.  Buch.     §  5.     Kritolaos  fällt  146  v.  Chr.  347 

einzuschliefsen.  Andere  Abteilungen,  die  noch  in  der  Bildung  begriffen 
waren,  zogen  ihm  nach,  um  mit  ihm  vereint  dem  erwarteten  Angriff  der 
Römer  zu  begegnen.  Schon  nach  der  Rückkehr  des  Sextus  Cäsar  hatten 
die  Römer  beschlossen,  gegen  den  achäischen  Bund  Gewalt  zu  brau- 
chen. Vorerst  wurde  Metellus,  der  noch  in  Makedonien  stand,  mit  dem 
Kriege  beauftragt  ^  und  zugleich  Attalos  II  um  Hilfstruppen  ersucht. 
Metellus  war  mit  Makedonien  ziemlich  fertig  und  setzte  sich  in  Marsch  2. 
Dann  aber  ward,  vielleicht  nachdem  die  weitere  Ausbreitung  der  achä- 
ischen Bewegung  erfolgt  war,  der  Konsul  von  146  v.  Chr.  Lucius 
Mummius  mit  dem  Kriege  betraut  und  rückte  eihgst  ins  Feld;  auch 
eine  Flotte  ward  ausgerüstet  und  sollte  nachfolgen.  Metellus  jedoch 
war  näher ;  er  eilte  durch  Thessalien  zum  Entsatz  des  belagerten  He- 
rakleia  herbei.  Anfangs  scheint  Kritolaos  die  Absicht  gehabt  zu 
haben,  ihm  stand  zu  halten;  wahrscheinlich  rechnete  er  auf  seine 
Verstärkungen,  die  sich  jedoch  verspäteten,  und  als  Metellus  über 
den  Spercheios  gegangen  war,  zog  sich  der  achäische  Feldherr  auf 
Elateia  zurück  ^,  ward  aber  unterwegs  bei  Skarpheia  in  Lokris  eingeholt 
und  geschlagen.  Ein  grofser  Teil  des  achäischen  Heeres  fiel,  gegen 
1000  Mann  wurden  gefangen  genommen,  der  Strateg  kam  um;  über  sein 
Schicksal  ist  nichts  bekannt,  nicht  einmal  seine  Leiche  ward  gefunden  *. 
Diese  Niederlage  zog  das  Verderben  der  einzelnen  im  Anmarsch  befind- 
lichen achäischen  Abteilungen  nach  sich.  Tausend  erlesene  Arkader,  die 
bis  Elateia  gekommen  waren  und  dort  Aufnahme  gefunden  hatten  ^, 
machten  sich  auf  den  Heimweg  durch  Boötien;  aber  schon  bei  Chae- 
roneia  wurden  sie  von  den  Römern  ereilt  und  vernichtet.  Das  gleiche 
Schicksal  hatte  das  Kontingent  von  Paträ  und  Nachbarschaft,  das  in 
Phokis  eine  Niederlage  erhtt ''.  Wehrlos  lag  Mittelhellas  den  Siegern 
zu  Füfsen,  an  Widerstand  dachte  niemand  mehr.  Die  Menschen  ge- 
bärdeten  sich,  wenn  die  Römer  naheten,  wie  verzweifelt.  Die  Häupter 
der  Römerfeinde  entleibten  sich  oder  begaben  sich  auf  die  Flucht,  andere 


1)  Florus  I  32. 

2)  Nach  Pausan.  VII  15,  2  könnte  mau  glauben,  dafs  Metellus  die  Achäer 
jetzt  noch  einmal  zum  Nachgeben  ermahnte.  Aber  Pausanias  denkt  offenbar  an 
die  früheren  Verhandlungen,  von  denen  Polybios  XXXVIII  10  erzählt. 

3)  Auf  Kritolaos  und  seinen  Rückzug  geht  vielleicht  Polyb.  XXXIX  9,  11  f. 

4)  Pausan.  VII  15,  2fi".  Zonar.  IX  31,  2.  Florus  I  32.  Liv.  per.  52.  Oros. 
V  3.     Vgl.  Polyb.  XXXIX  12,  11.     Nach  Livius  hat  sich  Kritolaos  vergiftet. 

5)  Von  ihnen  sagt  Pausanias  VII  15,  5  o"i  K^noXciw  rov  egyov  f^treaxoy,  was 
schwer  denkbar  ist.     Vielleicht  soll  es  heifsen  tov  sqyov  ov  (xSTsa/ov. 

6)  Pausan.  a.  0.  Polyb.  XXXIX  9,  4.  Ob  Polybios  XXXIX  12,  11  mit  der 
iy  4'üixiSi,  ixäxn  dieses  Treffen  meint  oder  die  Schlacht  bei  Skarpheia,  läfst  sich 
nicht  entscheiden. 


348  14.  Buch.     §  5.     Diäos  Strateg  14G  v.  Chr. 

wurden  von  ihren  Mitbürgern  unverlangt  ausgeliefert  oder  angezeigt 
oder  sie  gingen  auch  selbst  ins  römische  Lager  und  bekannten  ihre 
Schuld,  bereit  die  verhängte  Strafe  zu  erdulden.  Die  Thebaner  flohen 
in  ihrer  Angst  mit  Weib  und  Kind  und  liefsen  ihre  Stadt  im  Stich, 
Pytheas,  auf  den  die  Römer  besonders  fahndeten,  suchte  im  Peloponnes 
Zuflucht  ^  Metellus  rückte  in  Theben  ein,  er  befahl,  niemanden  zu 
töten  und  die  Flüchtigen  nicht  zu  verfolgen.  Die  Stadt  blieb  erhalten, 
ward  aber  ohne  Zweifel  der  Plünderung  preisgegeben  ^. 

Die  Niederlagen  und  der  Tod  des  Kritolaos  wirkten  bei  den  Achäern 
teils  aufregend,  teils  entmutigend.  Verfassungsmäfsig  übernahm  bis  zur 
nächsten  regelmäfsigen  Versammlung  Diäos,  der  Strateg  des  Vorjahrs, 
die  Leitung  ^.  Er  traf  sofort  Mafsregeln  zur  Verteidigung,  liefs  Megara 
durch  eine  Vorhut  besetzen  und  rüstete  zum  äufsersten  Widerstände. 
Seine  Vorkehrungen  zeigen  uns,  dafs  der  achäische  Bund  für  den  Krieg 
gegen  Rom  nur  sehr  mangelhaft  gerüstet  war,  da  man  schon  jetzt  nach 
der  ersten  Niederlage  zu  den  letzten  Mitteln  griff.  Kritolaos  befahl  zum 
Ersatz  für  die  Verluste  12  000  Sklaven  freizulassen,  zu  bewaffnen  und 
nach  Korinth  zu  senden,  jedoch  nur  solche,  die  im  Lande  geboren 
waren,  nur  im  Notfall  auch  andere.  Die  Gesamtzahl  ward  auf  die 
einzelnen  Städte  verteilt  *.  Da  die  Bundeskasse  schon  durch  den  lake- 
dämonischen Krieg  erschöpft  war,  so  ward  eine  allgemeine  Kriegsteuer 
ausgeschrieben,  auf  Frauen  wie  auf  Männer ;  endlich  wurden  alle  Wehr- 
pflichtigen aufgeboten  und  mufsten  sich  bei  Korinth  versammeln.  Aus- 
genommen waren  die  Eleer  und  Messenier,  die  zum  Schutze  gegen  den 
erwarteten  Angriff  der  römischen  Flotte  zu  Hause  blieben  ^. 

Die  Mehrheit  des  Volkes  leistete  den  Anordnungen  des  Strategen 
und  der  Ki'iegspartei  willig  Folge.  Dagegen  machten  die  Gemäfsigten 
noch  einmal  den  Versuch,  dem  Kriege  wenigstens  jetzt  ein  Ziel  zu 
setzen  ^.  Gegen  den  Willen  des  Diäos,  unter  Mitwirkung  des  Unter- 
feldherrn Sosikrates,  ward  durchgesetzt,  dafs  eine  Gesandtschaft  zu  Me- 
tellus ging,  an  deren  Spitze  Andronidas  stand,  der  bekannte  Gesinnungs- 
genosse des  Kallikrates  ''.     Metellus   nahm    die  Gesandten   gut  auf  und 


1)  Polyb.  XXXIX  10.     Pausan.  VII  15,  9. 

2)  Pausan.  VII  15,  6. 

3)  Polyb.  XXXIX  8.     Pausan.  VII  15,  7. 

4)  Nach  Polybios  geschah  die  Verteilung  willkürlich  und  schlecht. 

5)  Daraus  sieht  man,  dafs    die  Achäer  auf  eine   selbständige    Tätigkeit  ihrer 
Flotte  nicht  rechneten;  damit  war  es  schlecht  bestellt. 

6)  Zonar.  IX  31,  3. 

7)  Polyb.  XXXIX  10,  1.    11,  1.     Vgl.  Polyb.  XXIX  25,  1.   30,  23,  2ffi    Die 
Gnesandtschaft  ist  etwa  von  den  Damiorgen  oder  dem  Rat  ausgegangen. 


14.  Buch.     §  5.     Diäos  Strateg  14G  v.  Chr.  349 

eröffnete  ihnen  die  Aussicht  auf  einen  erträglichen  Vergleich,  über 
dessen  Bedingungen  nichts  bekannt  ist.  Ohne  Zweifel  verlangte  er 
Unterwerfung  unter  den  Willen  des  Senats  und  Bestrafung  der  Ur- 
heber des  Krieges;  im  übrigen  scheint  er  Verzeihung  zugesichert  zu 
haben  ^  Die  Gesandten  kamen  in  Begleitung  des  Thessalers  Philon, 
der  sich  zum  Vermittler  anbot,  nach  Korinth  zurück.  Sie  fanden  die 
Lage  zum  Ungunsten  verändert;  denn  die  Kriegspartei  hatte  inzwischen 
vollkommen  das  Übergewicht  erlangt  und  Diäos  war  definitiv  zum 
Strategen  gewählt  ^.  Die  Unterhändler  wurden  als  Verräter  behandelt, 
der  Volkswut  preisgegeben  und  unter  Mifshandlungen  eingekerkert, 
Sosikrates  zum  Tode  verurteilt  und  hingerichtet;  den  übrigen  Verhafteten 
gelang  es,  von  Diäos  die  Freilassung  zu  erkaufen.  Die  Verhandlungen 
mit  Philon  waren  ohne  Ergebnis;  umsonst  beschwor  der  greise  Straflos 
den  Strategen,  die  Anerbietungen  anzunehmen,  Diäos  und  seine  Freunde 
lehnten  ab.  Sie  wufsten,  dafs  es  für  sie  keine  Schonung  gab,  und 
waren  entschlossen,  ihre  Politik  bis  zu  Ende  durchzufechten. 

So  nahm  der  Krieg  seinen  Fortgang.  Metellus  rückte  auf  Megara 
los ;  die  achäische  Vorhut,  4000  Mann  unter  Alkamenes,  verzichtete  auf 
Verteidigung  und  ging  nach  Korinth  zurück.  Megara  ergab  sich  ohne 
Widerstand,  und  Metellus  rückte  bis  an  den  Isthmos  vor.  Hier  mufste 
er  Halt  machen ;  vor  sich  hatte  er  das  feste  Korinth  und  die  Oneiaberge, 
und  in  den  Peloponnes  einzudringen  war  nicht  leicht.  Er  forderte  noch- 
mals die  Achäer  auf,  die  Waffen  niederzulegen ;  er  hatte  den  dringenden 
Wunsch,  allein  durch  sich  vor  der  Ankunft  des  Konsuls  den  Krieg  zu 
beenden  ^.  Aber  die  Achäer  beharrten  im  Widerstände,  und  bald  dar- 
nach traf  eines  Morgens  der  Konsul  im  Lager  des  Metellus  ein  *.  Er 
war  mit  einigen  Reitern  seinem  Heere  vorausgeeilt,  um  den  Oberbefehl 
zu  übernehmen  und  den  Metellus  abzulösen,  den  er  mit  seinen  Truppen 
nach  Makedonien  zurücksandte.  Das  Heer,  23  000  Mann  Fufsvolk  und 
3500  Reiter,  folgte  bald  nach.  Im  Lager  zog  dann  Mummius  noch 
weitere  Verstärkungen  an  sich,  kretische  Schützen  und  pergamenische 
Hilfstruppen  unter  Befehl  Philopoimens.  Gegenüber,  wahrscheinlich  an 
Korinth  gelehnt,  schlug  Diäos  sein  Lager  auf.  Die  römische  Flotte  war, 
wie  es  scheint,  noch  weit  zurück  und  hat  am  Kriege  keinen  Teil  ge- 
nommen ^.    Die  römische  Vorhut,  italische  und  andere  bundesgenössische 


1)  Vgl.  Pausan.  VII  15,  2. 

2)  Polyb.  XXXIX  10.     Liv.  perioch.  52.     Zonar.  IX  31,  3. 

3)  Pausan.  VII  15,  8  ff. 

4)  Pausan.  VII  16,  1.     Zonaras  IX  31,  3.    De  vir.  illustr.  60. 

5)  Polyb.  XXXIX  9,  3. 


350  14.  Buch.     §  5.     Sehlacht  am  Isthmos  146  v.  Chr. 

Abteilungen,  die  zwölf  Stadien  vor  dem  römischen  Lager  standen,  liefsen 
sich  eines  Morgens  früh  von  den  Achäern  überfallen  und  mit  bedeuten- 
dem Verlust  in  die  Flucht  schlagen.  Diäos  kam  auf  der  Verfolgung 
bis  ans  römische  Lager;  hier  ward  er  zwar  zurückgetrieben,  hatte  aber 
doch  einen  entschiedenen  Vorteil  errungen,  der  ihn  ermutigte,  nicht 
länger  zu  zögern,  sondern  eine  Schlacht  zu  wagen,  obwohl  das 
achäische  Heer  viel  schwächer  war  als  das  römische.  Immerhin  waren 
es  15000  Mann  Schwerbewaffnete  und  600  Reiter,  also  eine  Zahl,  wie 
sie  der  achäische  Bund  bisher  kaum  je  aufgebracht  hatte  ',  die  sich  am 
Isthmos  zur  Schlacht  stellten  ^. 

Die  achäischen  Reiter,  viel  schwächer  als  die  römischen,  wurden 
sogleich  aus  dem  Felde  geschlagen,  die  Phalanx  hielt  eine  Zeitlang 
wacker  stand,  als  aber  Mummius  ihr  mit  einer  auserlesenen  Schar  von 
1000  Mann  in  die  Flanke  fiel,  raufste  sie  weichen  und  löste  sich  in 
völliger  Flucht  auf  Viele  gefallene  Achäer  bedeckten  das  Schlachtfeld  ^. 
Diäos  gab  alles  verloren;  schon  als  die  Niederlage  begann,  enteilte  er 
nach  Megalopolis,  tötete  sein  Weib,  zündete  sein  Haus  an  und  vergiftete 
sich.  Er  liefs  das  geschlagene  Heer  im  Stich,  dessen  Reste  sich  meist 
in  Korinth  sammelten.  Die  Stadt  war  sehr  fest  und  hätte  sich  lange 
halten  und  bei  kräftiger  Verteidigung  vielleicht  bessere  Bedingungen 
erlangen  können.  Aber  die  führerlose  Menge  verzichtete  auf  Wider- 
stand. In  der  Nacht,  die  auf  das  Treffen  folgte,  zerstreuten  sich  die 
Flüchtlinge  nach  allen  Seiten,  mit  ihnen  viele  korinthische  Bürger.  Als 
Mummius  sich  der  Stadt  näherte,  sah  er  die  Tore  offen;  anfangs  hielt 
er  sich  zurück,  denn  er  glaubte  an  eine  Kriegslist,  aber  am  dritten 
Tage  nach  der  Schlacht  rückte  er  ein.  Korinth  ward  wie  eine  eroberte 
Stadt  behandelt,  die  wehrhaften  Männer  erschlagen,  Weiber,  Kinder 
und  Gesinde  verkauft,  die  Häuser  geplündert  ^. 

Der  ganze  achäische  Bund,  alle  Städte  unterwarfen  sich  ohne  Wider- 
stand und  wurden  hart  bestraft.     Sie  wurden  entwaffnet  und  zum  Teil 


1)  Pausan.  VII  15,  7.  Ich  nehme  an,  dafs  die  überlieferte  Zahl  des  Fufsvolkes 
die  leichten  Truppen  nicht  mit  einbegreift. 

2)  Die  Schlacht  heifst  am  Isthmos.  Polyb.  XXXIX  19,  6.  Liv.  perioch.  52. 
CIGPel.  I  894.  Das  Schlachtfeld  war  nach  den  Berichten  in  einer  muldenförmigen 
Senkung  bei  Leukopetra  zwischen  dem  achäischen  und  römischen  Lager  (De  vir. 
illustr.  60.  Zonaras  IX  31,  4).  Justinus  XXXIV  2,  2 ff.  weifs  nach  Rhetorenart 
zu  erzählen,  die  Achäer  seien  ganz  zuversichtlich  gewesen,  hätten  zur  Fortschaffung 
der  Beute  Wagen  mit  in  die  Schlacht  gebracht  und  auf  den  Höhen  ringsum 
Frauen  und  Kinder  zuschauen  lassen. 

3)  Wir  haben  die  Liste  der  gefallenen  Epidaurier,  156  Namen.  Man  darf  also 
die  Zahl  der  Toten  auf  3000  schätzen.     CIGPel.  I  894. 

4)  Pausan.  VII  16,  4  ff.     Zonar.  IX  31,  5.     De  vir.  illustr.  60. 


14.  Buch.     §  5.     Unterwerfung  der  Achäer  146  v.  Chr.  351 

ihrer  Mauern  beraubt,  die  Führer  der  Erhebung,  alle  Verdächtigen,  im 
ganzen  eine  grofse  Zahl,  mufsten  mit  dem  Tode  büfsen,  ihre  Habe  ward 
eingezogen  ^  Römische  Exekutionstruppen  durchzogen  das  Land,  hohe 
Kontributionen  wurden  erprefst  ^.  Die  Verbündeten  in  Mittelhellas,  die 
Böoter,  Phokier  und  Euböer  erlitten  die  gleiche  Strafe  ^. 

Die  endgültige  Ordnung  der  besiegten  Landschaften  ward  von  einer 
Kommission  von  zehn  Senatoren  besorgt,  die  bald  darnach  anlangte  und 
in  einer  Versammlung  von  Notabein  den  Hellenen  ihr  Schicksal  verkün- 
digte *.  Der  achäische  Bund  ward  in  die  einzelnen  Gemeinden  aufgelöst, 
ebenso  die  Stammesverfassung  der  Böoter,  Euböer,  Phokier  und  Lokrer 
unterdrükt.  Ehe-  und  Rechtsgemeinschaft  zwischen  den  einzelnen  Ge- 
meinden ward  wenigstens  im  Peloponnes  aufgehoben;  niemand  sollte 
fortan  in  einer  fremden  Stadt  Grundbesitz  haben.  Die  Demokratien 
wurden  abgeschafft  und  die  Gemeindeverwaltung  den  Besitzenden  über- 
tragen. Die  einzelnen  Städte  behielten  ihre  Freiheit  und  Verfassung, 
aber  sie  wurden  tributpflichtig  ^.  Die  Lakedämonier  blieben,  wie  billig, 
in  ihrem  alten  Verhältnis  zu  Rom ;  sie  sind  verbündet,  aber  weder  Unter- 
tan noch  tributpflichtig  ^.  Zum  Ersatz  für  die  Kriegschäden  mufsten 
die  Achäer  ihnen  200  Talente  zahlen,  ebenso  ward  den  Böotern  eine 
Entschädigung  von  100  Talenten  an  Euböa  auferlegt  ^. 

Eine  besondere  Strafe  traf  Korinth,  wo  die  römischen  Gesandten 
beleidigt   worden   waren  ^.     Auf  Beschlufs   des   Senats   ward   die   Stadt 


1)  Polyb.  XXXIX  15.  Zu  ihnen  gehört  auch  der  Böoter  Pytheas,  der. nach 
Polyb.  c.  9,  10  im  Peloponnes,  nicht  wie  Pausanias  (VII  15,  10)  glauben  läfst,  in 
Böotien  sein  Ende  fand. 

2)  Pausan.  VII  16,  9.  Vgl.  II  1,  2.  Zonar.  a.  0.  Polyb.  XXXVIII  6,  11 
sagt  flg  r«V  noXsig  rors  TiuQiöe^avio  gctß&ovg  xai  TieXexsig  id-eXovri^döy. 

3)  Polyb.  XXXVIII  5,  8.     Cicero  Verr.  act.  2,  1,  55. 

4)  Die  Namen  der  Legaten  wufste  man  nicht,  da  Polybios  sie  nicht  gab.  Man 
nannte  den  sonst  wohlbekannten  A.  Postumius  Albinus  und  Sp.  Mummius ,  den 
Vater  oder  Bruder  des  Konsuls.  Dafs  ersterer  zu  den  Legaten  gehörte ,  ist 
sehr  wahrscheinlich,  da  er  auf  dem  Isthmos  eine  Statue  hatte  und  damals  in 
Griechenland  weilte.  Polyb.  XXXIX  12.  Cicero  ad  Att.  XIII  30,  3.  32,  3.  33,  3. 
Auch  Aurelius  Orestes  gehörte  vielleicht  der  Kommission  an.     Pausan.  VII  16,  1. 

5)  Die  Gebietsgrenzen  der  Landschaften  und  Städte  scheinen  von  Mummius 
nicht  verändert  zu  sein.  Im  späteren  Grenzstreit  zwischen  Messene  und  Lakedämon 
gilt  dasjenige,  was  zur  Zeit,  wo  Mummius  Achaia  ordnete,  bestand.  SIG.  I-  314. 
Tacit.  ann.  IV  43. 

6)  Strabo  VIII  365  a.  E. 

7)  Pausan.  VII  16,  9 ff.     Zonaras  IX  31,  7.     Macrob.  sat.  III,  9,  13. 

8)  Die  Zerstörung  Korinths  geschah  nicht  beim  ersten  Einrücken  des  Mummius, 
damals  wurden  die  Privathäuser  und  das  bewegliche  Eigentum  geplündert,  sondern 
auf  besonderen   Senatsbeschlufs    nach   Ankunft   der  Kommissarien.     Polybios   war 


353  14-  Buch.     §  5.     Neuordnung  Griechenlands. 

verbrannt,  verwüstet  und  völlig  zerstört,  alles  Wertvolle,  darunter  viele 
Kunstschätze  jeglicher  Art,  ward  geplündert,  verkauft  oder  nach  Rom 
entführt.  Auch  Attalos  erhielt  davon  seinen  Teil  '.  Unendlich  viel  ist 
dabei  durch  die  Roheit  und  Unwissenheit  der  Soldaten  zu  gründe  ge- 
gangen ''^.  Was  von  korinthischen  Bürgern  noch  übrig  war ,  ward  in 
die  Sklaverei  verkauft,  der  Grund  und  Boden  von  Rom  eingezogen  *. 
Ein  grofser  Teil  davon  ward  dem  benachbarten  Sikyon  überlassen,  das 
die  Besorgung  der  isthmischen  Spiele  an  Stelle  Korinths  dafür  übernahm  *. 

Übrigens  wurden  mehr  oder  weniger  alle  Beteiligten,  im  Peloponnes 
wie  aufserhalb,  von  Plünderung  und  Zerstörung  heimgesucht;  auch  aus 
Thespiä  hat  Mummius  einige  Weihgeschenke  und  Kunstwerke  entführt  •''. 
Besonders  schwer  mufsten  Theben  und  Chalkis  büfsen,  beide  wurden 
zum  Teil  zerstört,  in  Chalkis  eine  Anzahl  hervorragender  Bürger,  die 
Ritter  mit  dem  Tode  bestraft ''.  Nicht  einmal  die  Verstorbenen  blieben 
von  der  Rache  verschont;  der  Vorschlag  tauchte  auf,  die  Denkmale 
Philopoimens  in  den  achäischen  Städten  zu  beseitigen,  weil  er  ein  Feind 
Roms  gewesen  sei;  doch  liefsen  sich  Mummius  und  die  Zehn  eines 
Besseren  belehren  ''.  Zum  Schlufs  zog  dann  der  römische  Quästor  durch 
die  Städte,  um  die  Besitzungen  der  verurteilten  Römerfeinde,  vor  allem 
des  Diäos  und  seiner  Genossen,  für  Rechnung  des  römischen  Volkes  zu 
verkaufen.  Nur  wenn  die  Eltern  oder  Kinder  noch  am  Leben  waren, 
blieb  der  Besitz  erhalten  **. 

Während  des  Winters  146/5  v.  Chr.  in  sechs  Monaten  beendeten 
die  Zehn  ihre  Arbeit  und  reisten  zum  Frühling  145  v.  Chr.  nach  Italien 


Zeuge  der  Zerstörung,   er  kam   aber   erst  später,  nach  Karthagos  Fall,    in    seine 
Heimat  zurück.     Livius  per.  52.     Polyb.  XXXIX  13.     Vgl.  Florus  I  32,  5. 

1)  Pausan.  VII  16,  8.  Plin.  h.  n.  XXXV  24  erzählt,  dafs  Attalos  den  Dionysos 
des  Aristeides  für  600000  Dr.  kaufte,  Mummius  davon  erfuhr  und  ihn  zurück- 
forderte, weil  er  glaubte,  einem  so  hoch  bezahlten  Bilde  müsse  eine  besondere 
Kraft  innewohnen. 

2)  Polybios  XXXIX  13  bei  Strabo  VIII  381  erzählt,  er  habe  gesehen,  wie  die 
Soldaten  auf  Tafelgemälden  Brett  spielten.  Darunter  waren  Meisterwerke  wie  der 
Dionysos  des  Aristeides  und  der  leidende  Herakles. 

3)  Zonar.  IX  31,  8.  Justinus  XXXIV  2,  6.  Cicero  de  leg.  agr.  I  5.  Florus 
I  32,  5  f. 

4)  Pausan.  II  2,  2.  Strabo  VIII  381.  Sikyon  wird  recht  ansehnlich;  in  dem 
Verzeichnisse  gröfserer  Städte  1  Makk.  15,  23  wird  es  neben  Sparta  allein  in 
Griechenland  aufgeführt.    Tenea  behielt  seine  Selbständigkeit.    Strabo  VIII  380. 

5)  Die  Thestiaden  u.  a.  Cicero  in  Verr.  4  §  4.     Vgl.  Plin.  h.  n.  XXXIV  12. 

6)  Livius  per.  52.     Polyb.  XXXIX  17,  4. 

7)  Polyb.  XXXIX  14,  1.  3 ff.  Plut.  Philop.  21.  Der  ungenannte  Römer,  der 
den  Vorschlag  macht,  ist  vielleicht  A.  Postumius  Albinus. 

8)  Polyb.  XX  XIX  15. 


14.  Buch.     §  5.     Polybios.      *  353 

zurück.  Bei  ihren  Beratungen  hatte  ihnen  der  Megalopolite  Polybios, 
der  Sohn  des  Lykortas,  als  Sachverständiger  und  Vertrauensmann  zur 
Seite  gestanden.  Polybios  war  bald  nach  seiner  Rückkehr  aus  Italien 
beim  Beginn  des  3.  punischen  Krieges  im  Frühsommer  149  v.  Chr.  von 
den  Achäern  dem  Konsul  Manius  Manilius  auf  dessen  Ansuchen  zu- 
gesandt worden  ^  und  leistete  als  Techniker  bei  der  Belagerung  Kar- 
thagos unter  Manilius  und  seinen  Nachfolgern  Dienste,  bis  zur  Eroberung 
und  Zerstörung  der  Stadt  durch  Scipio  Amilianus,  seinen  Zögling  und 
Freund.  Polybios  hatte  also  weder  am  Kriege  noch  an  den  voran- 
gehenden Wirren  in  Achaia  irgendwie  Anteil  genommen  und  eilte  nun, 
als  Karthago  gefallen  war,  in  sein  unglückliches  Vaterland  zurück, 
geleitet  von  der  gewichtigen  Empfehlung  Scipios.  Bei  dem  Ansehen, 
das  er  in  Rom  wie  bei  den  Achäern  genofs,  war  er  der  beste  Mittler 
zwischen  Siegern  und  Besiegten,  und  wenn  er  auch  das  Schicksal  der 
Besiegten  nicht  ändern  konnte,  so  gelang  es  ihm  doch,  manche  Härte  zu 
mildern  ^.  Auch  der  Konsul  zeigte  sich  nach  dem  Siege  bei  aller  Strenge 
doch  nicht  grausam  und  ungerecht.  Nachdem  die  Strafe  vollzogen  war, 
hat  er  sich  den  Hellenen  freundlich  und  gütig  erwiesen,  und  zu  besonderer 
Ehre  wird  ihm  gerechnet,  dafs  er  seine  Hände  rein  hielt  ^.  Er  blieb 
nach  Abreise  der  Zehn  noch  eine  Weile  im  Peloponnes  zurück.  Die 
beschädigten  Anlagen  des  Isthmischen  Heiligtums  liefs  er  wieder  aus- 
bessern, aus  der  hellenischen  Beute  hat  er  die  hellenischen  Heiligtümer, 
wie  Olympia,  Delphi,  Epidauros,  Oropos,  beschenkt  *.  Ehe  er  Griechen- 
land verliefs,  bereiste  er,  wie  einst  Amilius  PauUus,  die  peloponnesischen 
Städte,  ward  überall  mit  den  gebührenden  Ehren  empfangen  ^  und  be- 
schlofs  zuletzt  in  Rom  seinen  Sieg  durch  einen  Triumph,  in  dem  er  die 
gewaltige    hellenische   Beute    dem    römischen   Volke   zur   Schau   stellte. 


1)  Polyb.  XXXVII  3.  Als  Polybios  unterwegs  in  Korkyra  von  der  Unterwerfung 
der  Karthager  vernahm,  kehrte  er  wieder  um,  begab  sich  aber,  als  es  wider  Er- 
warten dennoch  zum  Kriege  kam,  nach  Afrika. 

2)  Polyb.  XXXVIII  6,  8.  XXXIX  14.  Er  hintertrieb  die  Zerstörung  der 
Denkmäler  Philopoimens  und  bewirkte,  dafs  die  schon  entführten  Bildsäulen  des 
Achäos,  Aratos  und  Philopoimen  zurückgeschickt  wurden. 

3)  Polyb.  XXXIX  17.  Unnötige  und  tadelnswerte  Härten,  wie  die  Hinrichtung 
der  chalkidischen  Ritter,  schreibt  Polybios  nicht  dem  Konsul,  sondern  dem  Ein- 
flüsse seiner  Umgebung  zu.  Vgl.  Liv.  per.  52.  De  vir.  ill.  60.  Cicero  in  Verr. 
lib.  I  §  55. 

4)  Polyb.  XXXIX  17.  Weihgeschenke  in  Olympia  Pausan.  V  10,  5.  24,  4 
und  8.  Inschr.  v.  Olymp,  n.  11.  132.  291  f.  Tegea  GIG.  I  1520.  Epidauros 
CIGPel.  I  1183.     Oropos,  Thespiä  und  Theben  IGGSept.  433.  1808.  2478  f. 

5)  In  Olympia  setzten  ihm  die  Eleer  eine  Statue.     SIG.  I"  310. 

Niese,  Gesell,  d.  griech.  u.  mak.  Staaten.    III.  23 


354  14.  Buch.     §  5.     Polybios. 

Die  entführten  Standbilder,  Gemälde  und  andere  Kunstwerke  schmückten 
fortan  Rom  und  die  italischen  Städte  ^ 

Als  die  Zehn  nach  Rom  zurückgingen,  beauftragten  sie  den  Polybios, 
die  zahlreichen  Geschäfte  zu  erledigen,  welche  die  Auflösung  des 
achäischen  Bundes  und  der  Übergang  aus  dem  alten  in  den  neuen  Zu- 
stand noch  erforderte.  Vor  allem  die  Besitzverhältnisse  mufsten  geordnet 
werden  •,  denn  da  niemand  mehr  in  einer  fremden  Gemeinde  Grundbesitz 
haben  durfte,  so  mufsten  sich  alle  auswärtigen  Besitzer  ihres  Eigentums 
entäufsern,  wozu  Zeit  nötig  war  ^.  Polybios  half  die  Verfassungen  der 
einzelnen  Städte  einrichten  und  arbeitete  die  Rechtsnormen  für  die 
Übergangzeit  aus  ^.  Dann  begab  er  sich  nochmals  nach  Rom,  vermut- 
Hch  um  dort  seine  Anordnungen  bestätigen  zu  lassen  * ,  und  hat  darauf 
sein  Werk  zu  Ende  geführt.  Er  hat  seine  Aufgabe  uneigennützig  ^  und 
einsichtig  erfüllt  und  sich  die  Dankbarkeit  seiner  Landsleute  verdient, 
die  sich  nach  der  Sitte  der  Zeit  zu  seinen  Lebzeiten  und  nach  seinem 
Tode  in  mancherlei  Ehrenerweisungen  äufserte  ".  Die  Römer  haben  ihn 
ebenfalls  anerkannt  und  ihn  für  seine  Person  zum  Freund  und  Bundes- 
genossen des  römischen  Volkes  erklärt  ^.  Polybios  hat  das  Seinige  dazu 
beio-etragen,  den  Zorn  der  Römer  gegen  die  Hellenen  wieder  zu  besänftigen. 
Schon  nach  einigen  Jahren  wurden  die  strengen  Mafsregeln  wesentlich 
gemildert,  die  den  Böotern  und  Achäern  auferlegten  Geldstrafen  erlassen, 
die  Rechtsgemeinschaft  zwischen   den  Gemeinden    wieder   gestattet    und 


1)  Livius  per.  52.  De  vir.  ill.  60.  Florus  I  32,  6.  Cicero  in  Verr.  lib.  I  55. 
De  off.  II  76.  Plinius  h.  n.  XXXIII  149.  Von  den  Stiftungen  des  Mummius  in 
Italien  sind  noch  einige  Inschriften  erhalten.     Dessau,  Inscr.  lat.  sei,  I  n.  20 ff. 

2)  Gewifs  waren  solcher  Besitzer  nicht  wenige;  denn  bei  der  herrschenden 
Freizügigkeit  gab  es  in  allen  achäischen  Städten  nicht  einheimische  Achäer.  Ein 
Beispiel  gibt  die  oben  erwähnte  Liste  der  gefallenen  Epidaurier.     CIGPel.  I  894. 

3)  Pausan.  VIII  30,  8  f.  Polyb.  XXXIX  16,  wo  es  §  5  heifst:  ju»?  /«>  s^sq- 
yaaafxivov  rovrov  xai  yQÜ^avTog  rovg  tisqI  T^g  xoiv^g  dixaiodooiag  vofxovg,  uxQira 
Tiuvz'  av  1]V  xai  no'AXiig  yE/uoyT«  rc(Qu/t,g.  Diese  Worte  sind  nicht  von  Polybios 
selbst  geschrieben,  sondern  erst  nach  seinem  Tode  eingefügt  worden. 

4)  Polyb.  XXXIX  19. 

5)  Er  erzählt,  dafs  der  Quästor,  der  den  Besitz  des  Diäos  und  seiner  Genossen 
verkaufen  sollte,  von  den  Zehn  angewiesen  ward,  dem  Polybios  zu  gestatten,  sich 
davon  zu  nehmen,  was  er  wolle.  Polybios  nahm  nichts,  und  weder  er  noch  seine 
Freunde  erwarben  etwas  vom  verkauften  Gute  der  Verurteilten.    Polyb.  XXXIX  15. 

6)  Polyb.  XXXIX  16,  4.  Statuen  von  ihm  gab  es  in  Olympia  Inschr.  v. 
Olymp.  (V)  n.  302  (SIG.  I^  317),  in  Mantineia,  Megalopolis,  bei  Lykosura,  Pallantion, 
Tegea.     Pausan.  VIII  9,  1;  30,  8 f.;  37,  2;  44,  5;  48,  8. 

7)  Pausan.  VIII  30,  8  nach  dem  Epigramm  auf  der  Statue  des  Polybios.  Dem 
Polybios  geschah  also  dasselbe  wie  später  z.  B.  dem  Klazomenier  Asklepiades  und 
Genossen.     CIL.  I  203. 


14.  Buch.     §  5.     Hellas  nach  146  v.  Chr.  355 

die  alten  Stamm  verbände  hergestellt  K  Dies  empfahl  sich  nicht  minder 
für  die  praktischen  Bedürfnisse  der  römischen  Verwaltung,  und  so 
wurde  die  Stammverfassung  der  Phokier  ^ ,  Lokrer  und  vielleicht  in 
gewissem  Umfange  auch  der  Böoter  wieder  gestattet  ^.  Der  achäische 
Bund  lebte  nicht  wieder  auf*,  aber  die  Städte  des  alten  Achaia 
durften  sich  wieder  vereinigen  ''.  Vielleicht  haben  um  diese  Zeit  über- 
haupt die  peloponnesischen  Landschaften  ihre  spätere  Gestalt  erhalten. 
Elis,  das  als  Hüterin  des  olympischen  Heiligtums  und  seiner  Spiele  be- 
sondere Rücksicht  verdiente,  gewann  die  triphylischen  Städte,  die  es 
sich  einverleibte  ^ ,  und  dadurch  zu  einem  Umfange  kam ,  wie  es  ihn 
früher  nur  auf  kürzere  Zeit  besessen  hatte.  Ebenso  scheinen  in  Messenien 
die  kleineren  Städte,  die  im  achäischen  Bunde  selbständig  waren  ^,  wieder 
mit  der  Hauptstadt  vereinigt  und  damit  der  messenische  Stammverband 
wiederhergestellt   zu   sein  ■".     Hingegen    die   arkadischen   Städte   blieben 


1)  Pausan  VII  16,  10.  Vielleicht  geschah  es  Ol.  160  (140  v.  Chr.),  wenn 
nämlich  dieses  Datum,  das  Pausanias  als  das  Ende  des  achäischen  Krieges  be- 
zeichnet, mit  K.  Fr.  Hermann,  Gesammelte  Abhandl.  S.  351  und  Wachsmuth, 
Leipiger  Stud.  X  p.  272  auf  die  Milderung  bezogen  werden  darf. 

2)  Gawril  Kazarow,  De  foederis  Phocensium  institutis,  S.  29  fF. 

3)  Die  Phokier,  Lokrer  und  Böoter  beteiligen  sich  wie  früher  an  der  del- 
phischen Amphiktionie.  Vgl.  die  Verzeichnisse  bei  Pomtow,  RE.  IV  2,  2691  f. 
Doch  beweist  dies  nicht  viel,  da  die  sakralen  Pflichten  der  Stämme  durch  die  Auf- 
hebung der  politischen  Gemeinschaft  wohl  nicht  betroifen  wurden.  Avich  die  Euböer 
befinden  sich  unter  den  Amphiktionen,  obwohl  die  Gemeinschaft  der  euböischen 
Städte,  die  übrigens  niemals  viel  bedeutet  hatte,  schwerlich  wieder  hergestellt 
worden  ist.  Die  einzelnen  Städte  stehen  für  sich.  Karystos  leistet  den  Römern 
im  italischen  Kriege  zur  See  Zuzug.  CIL.  I  203.  Chalkis  ist  Anfang  des  ersten 
Jahrhunderts  v.  Chr.  in  Didyraa  bei  Milet  mit  einem  Weihgeschenk  vertreten. 
HaussouUier,  Bibliotheque  de  l'ecole  des  hautes  et.  fasc.  138  p.  209. 

4)  Hertzberg,  Gesch.  Griechenl.  I  305 ff',  nimmt  dies  zwar  an,  aber  erst  unter 
Hadrian  gibt  es  davon  eine  Spur. 

5)  In  dem  Schreiben  des  Prätors  Q.  Fabius  Maximus  an  Dyme  wird  die 
achäische  Verfassung  genannt.  Dittenberger ,  Syll.  V  316.  Im  mithridatischen 
Kriege  leisteten  die  Achäer  dem  Archelaos  Zuzug.     Appian.  Mithr.  29. 

6)  Das  Bild  Poseidons  in  Samikon  ward  nach  Elis  gebracht;  Samikon  mufs 
also  in  Elis  aufgegangen  sein.  Pausan.  VI  25,  6.  Ausdrücklich  bezeugt  wird  das 
Gleiche  von  Hypaua,  während  Typaneä  noch  einige  Zeit  selbständig  blieb.  Le- 
preon scheint  zu  Strabons  Zeit  kaum  noch  existiert  zu  haben.  Strabo  VIII  344. 
Vgl.  Plinius  h.  n.  IV  22. 

7)  Kyparissia,  Pylos,  Mothone,  Korone,  Thuria,  Abiä,  dazu  vielleicht  Andania. 
Vgl.  oben  S.  55. 

8)  Dies  ist  freilich  eine  zweifelhafte  Sache,  die  sich  nicht  leicht  ausmachen 
läfst  Dafs  aber  Abiä  und  Thuria  zu  Messene  gehört,  folgt  zwar  nicht  mit  Gewifs- 
heit,  aber  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  aus  dem  Grenzstreit  mit  Lakedämon  um 

23* 


356  14.  Buch.     §  5.     Hellas  nach  146  v.  Chr. 

gesondert,  wie  denn  auch  in  der  Vergangenheit  der  arkadische  Stamm 
nur  kurze  Zeit  eine  Einheit  gebildet  hatte.  Es  scheint,  dafs  Megalopolis 
sein  durch  Philopoimen  beschränktes  Gebiet  (S.  37)  zu  dem  Umfange 
erweiterte,  wie  es  später  bestand.  Mit  der  Wiederherstellung  der  älteren 
Staramverbände  wachten  auch  die  früheren  Streitigkeiten  wieder  auf. 
Lakedämon  erhob  Ansprüche  auf  das  Denthaliatische  Gebiet  am  West- 
abhange  des  Taygetos,  und  bald  nach  140  v.  Chr.  ward  der  Streit  nach 
Anweisung  des  Senates  durch  ein  Schiedsgericht  der  Milesier  zu  gunsten 
Messenes  entschieden  ^.  Ebenso  wird  die  Grenze  zwischen  Sparta  und 
seinen  Nachbarn  Megalopolis,  Tegea  und  Argos  nunmehr  so  bestimmt 
worden  sein,  wie  sie  später  bestand  ^. 

Diejenigen  Stämme  und  Gemeinden,  die  sich  nicht  an  dem  Kriege 
beteiligt  hatten,  blieben  in  ihrem  alten  Zustande  und  in  dem  Verhältnis 
zu  Rom,  wie  es  die  Verträge  festsetzten  ^.  Dies  gilt  von  den  Akar- 
nanen,  Amphilochern  *  und  Atolern  •^,  den  Anianen  " ,  Otäern  und  Do- 
lopern  '',  ferner  von  den  Thessalern  und  ihren  Nachbarn,  den  Perrhäbern 
und  Magneten  ^. 


das  Denthaliatische  Gebiet;  denn  wenn  dieses  von  Messene  beanspracht  ward,  wird 
Thuria  ebenfalls  dazu  gehört  haben. 

1)  Tacit.  ann.  IV  43.  Inschr.  v.  Olymp.  (V)  n.  52  (SIG.  P  314).  In  der 
Urkunde  wird  Q.  Calpurnius,   der  Konsul  von  135  v.  Chr.,  als  Prätor  erwähnt. 

2)  Belmina  ward  darnach  lakonisch.     Pausan.  III  21,  3.    VIII  35,  4. 

3)  Wenn  Pausanias  (VIII  16,  9:  aws&Qia  rt  xcerä  e&vog  ra  sxnatwv  'A/ceioSv 
xai  t6  iv  4>ioxsiaiy  ij  BoimtoT^  ij  eteqmO-C  nov  ztig  'EXkd^og  xatskskvTo  ofiniwg  navTn) 
behauptet,  dafs  alle,  auch  die  am  Kriege  nicht  beteiligten  Stämme  aufgelöst  worden 
seien,  so  ist  das  unzweifelhaft  eine  der  vielen  Ungenauigkeiten  des  Autors.  Alles, 
was  wir  wissen,  führt  darauf  hin,  dafs  die  Unbeteiligten,  ebenso  wie  Sparta  und 
Athen  ihre  frühere  Verfassung  behielten. 

4)  Der  Fortbestand  der  akarnanischen  Stammverfassung  ergibt  sich  aus  den 
Inschriften  (z.  B.  Michel,  Recueil  n.  312  f.  SIG.  II-  482).  Im  zweiten  sizilischen 
Sklavenkriege  leisteten  sie  den  Römern  Zuzug  (Diodor  XXXVI  8,  1),  und  noch  zu 
Cäsars  Zeit  besteht  ihr  Gemeinwesen  wie  das  der  Amphilocher.  Caesar  b.  civ. 
III  55.  Wie  weit  das  Bündnis  der  Stadt  Thyrrheion  mit  Rom  den  ganzen  Stamm 
berührte,  ist  nicht  ersichtlich.     SIG.  I'  327. 

5)  Über  sie  vgl.  oben  S.  346.  Sie  sind  der  achäischen  Erhebung  ganz  fern 
geblieben,  haben  vielleicht  sogar  die  Römer  unterstützt.  Vgl.  Polyb.  XXXVIII 
11,  9. 

6)  Ein  Zeugnis  für  sie  aus  damaliger  Zeit  ist  die  Widmung  für  Metellus 
SGDial.  II  1433,  aus  der  Zeit  des  ersten  mithridatischen  Krieges  SIG.  1'  331. 

7)  Cicero  in  Pison.  91.  Sie  gingen  erst  unter  Augustus  ein.  Pausan.  X  8,  3. 
Für  diese  Stämme  kommen  auch  die  Listen  der  Amphiktionen  in  Betracht.  S.  oben 
S.  184. 

8)  Die  Thessaler  leisten  wiederholt  Bundeshilfe.  Diodor  XXXVI  8.  Appian, 
Mithr.  30.     Ihr   Bundesfeldherr   wird   bei  Cäsar,   Bell.   civ.   III   80   erwähnt,  und 


14.  Buch.     §  5.  Hellas  nach  14G  v.  Chr.'  357 

Unverändert  behielt  Delphi  unter  römischem  Schutz  seine  geheiligte 
Autonomie.  Die  Zusammensetzung  der  Amphiktionie  blieb  in  der  Ge- 
stalt, wie  sie  188  v.  Chr.  eingerichtet  war  (S.  13),  mit  der  einzigen 
Änderung,  dafs  seit  dem  3.  makedonischen  Kriege  die  Phokier  die  beiden 
Stimmen  des  makedonischen  Königs  übernahmen.  Die  Neuordnung  nach 
dem  achäischen  Krieg  hat  an  diesem  Zustande  nichts  geändert  ^  Auch 
Athens  Besitz  und  Rechte  sind  durch  den  Krieg  nicht  berührt  worden. 
Die  Stadt  stand  bis  zuletzt  in  keinem  freundschaftlichen  Verhältnisse 
zum  achäischen  Bunde  und  wird  während  des  Krieges  von  den  Römern 
als  befreundet  und  verbündet  betrachtet  ^.  Dafs  Sparta  seine  Freiheit 
und  Autonomie  völlig  wieder  erhielt,  ist  schon  bemerkt.  Es  wurde  mit 
besonderer  Auszeichnung  behandelt  und  war  den  Römern  gegenüber 
nur  zu  den  bundesgenössischen  Leistungen  verpflichtet  ^.  Die  ehemaligen 
Periöken  jedoch,  die  Seestädte,  wurden  nicht  wieder  mit  Sparta  ver- 
einigt, sondern  blieben  abgetrennt*,  wenigstens  zum  gröfsten  Teil;  an 
den  Vorrechten  Spartas  nahmen  sie  nicht  teil,  sie  standen  vielmehr 
den  übrigen  Achäern  gleich. 

Das  Verhältnis  der  besiegten  Hellenen  zu  Rom  ist  im  einzelnen  viel- 
leicht durch  besondere  Verträge  geregelt  worden  •''.  Sie  waren  Untertan 
und  abgabenpflichtig  *>,  wurden  aber  für  frei  und  autonom  angesehen.    Es 


bleibt  nach  dem  Zeugnis  der  Inschriften  bis  tief  in  die  Kaiserzeit  hinein.  Über  die 
Magneten  vgl.  Wilhelm,  MA.  15  (1890)  294.  Michel,  Recueil  307 ff.  Magneten 
und  Perrhäber  sind  auch  weiterhin  in  der  delphischen  Amphiktionie  vertreten. 
Pomtow,  RE.  IV  1,  2691  f. 

1)  Vgl.  die  Urkunden  bei  Pomtow,  RE.  IV  2,  2691  f. 

2)  Die  Gesandten  des  Metellus  zogen  sich  von  Korinth  nach  Athen  zurück. 
Polyb.  XXXVIII  11,  9. 

3)  Strabo  VIII  365  a.  E. :  aya^aßövts?  &k  atpag  iri/ntj^riaai'  diaqieQovTcag  xai 
e/unvay  ikevS'fQoi^  nktjv  TÜJy  g)i'Äixwf  XsiTovgyitui'  tiXko  avyrikovvTEi  ovtFey.  Vgl. 
Plin.  h.  n.  IV  16. 

4)  Strabo  VIII  366.  Zur  Zeit  des  ersten  mithridatischen  Krieges  ist  Gytheion 
selbständig.  SIG.  P  330.  Michel,  Rec.  185.  Ebenso  Kotyrta  Michel  n.  184. 
Später  sind  aus  den  Seestädten  die  Eleutherolakonen  erwachsen. 

5)  In  einer  Inschrift  aus  Trözen  wird  eine  Gesandtschaft  vnfQ  (piXiag  xnl  avfj.- 
(xct^iag  nach  Rom  erwähnt  CIGPel.  I  791.  Dittenberger  stellt  diese  Inschrift  mit 
nro.  752  zusammen,  was  mir  zweifelhaft  vorkommt.  Vergleichen  läfst  sich  das 
Foedus  der  Römer  mit  Thyrrheion  in  Akarnanien  aus  d.  J.  94  v.  Chr. ,  von  dem 
der  Anfang  noch  erhalten  ist.     SIG.  I^  327. 

6)  Was  die  Abgabenpflicht  anlangt,  so  ist  dieselbe  meines  Wissens  nachweis- 
lich nur  bei  den  Besiegten  von  146  v.  Chr.,  d.  h.  bei  den  Mitgliedern  des  ehe- 
maligen achäischen  Bundes  aufser  Lakedämon,  bei  den  Böotern,  Phokiern,  Lokrern 
und  Euböa.  Für  Euböa  vgl.  CIL.  I  203  (aus  78  v.  Chr.).  Plutarch,  Sulla  23. 
Dafs  Böotien  und  Phokis  tributär  waren,  folgt  aus  der  Steuerfreiheit,  die  Sulla  den 


358  14.  Buch.     §  5.     Hellas  nach  146  v.  Chr. 

war  eine  Freiheit  unter  römischer  Oberhoheit;  den  Hellenen  ward  gestattet, 
ihre  kommunalen  Angelegenheiten  selbst  zu  besorgen,  aber  alle  wichtigeren 
Dinge  mufsten  nach  Rom  gebracht  werden,  und  die  Römer  wachten 
darüber,  dafs  ihre  Anordnungen  in  Kraft  bheben  ^  Den  Römern  waren 
sie  zu  bundesgenössischen  Leistungen,  besonders  zur  Kriegshilfe  ver- 
pflichtet und  mufsten  sich  den  Auflagen  der  römischen  Feldherren  fügen 
wie  die  übrigen  Untertanen  ^.  Eine  eigene  Provinz  bildete  das  unter- 
worfene Griechenland  nicht  ^,  aber  es  wurde  der  Provinz  Makedonien 
angehängt,  deren  Statthalter  die  Aufsicht  zu  führen  und  die  Hoheits- 
rechte des  römischen  Volkes  wahrzunehmen  hatte  *. 

Um  Krieg  und  Politik  brauchten  sich  die  Hellenen  nicht  mehr  za 


Städten  Oropos  und  Elateia  gewährte.  SIG.  P  334.  Cicero  de  oat.  deor.  III  49. 
Pausan.  X  34,  2.  Befreit  wird  später  auch  das  phokische  Abä.  Pausan.  X  35,  2. 
Sonstige  Zeugnisse  bei  E.  Kuhn,  Verfassung  II  71.  Sie  stammen  meist  aus  der 
Kaiserzeit  und  sind  nicht  gleichwertig.  Gewifs  rührt  die  Steuerfreiheit  der  Am- 
phissier  (Pliu.  h.  n.  IV  7  f.)  erst  von  Augustus  her  und  hängt  mit  der  Gründung 
von  Nikopolis  zusammen.  Nach  dem  achäischen  Kriege  sind  den  Unbeteiligten 
ohne  Zweifel  keine  Abgaben  auferlegt  worden ,  sondern  sie  blieben  zunächst  im 
früheren  Zustande.  Erst  später,  spätestens  zu  Anfang  der  Kaiserzeit ,  ist  die  Aus- 
gleichung erfolgt. 

1)  Einen  Beleg  liefert  das  Schreiben  des  Prätors  Q.  Fabius  Maximus  au  die 
Dymäer,  das  etwa  125  v.  Chr.  ergangen  ist  SIG.  I-  316.  In  Dyme  waren  Un- 
ruhen ausgebrochen  und  die  Verfassung  gewaltsam  beseitigt.  Der  römische  Statt- 
halter verkündigt  das  gegen  die  Schuldigen  ergangene  Urteil  und  erinnert  dabei 
an  die  den  Hellenen  gewährte  Freiheit  und  insonderheit  an  die  den  Achäern  ge- 
gebene Verfassung. 

2)  Gytheion  in  Lakonien  mufste  im  ersten  mithridatischen  Kriege  Mannschaften, 
Getreide  und  andere  Kriegsbedürfnisse  liefern.  Karys^^os  auf  Euböa  stellte  den 
Römern  im  Bundesgenossenkriege  Schifte.     SIG.  I"  330.     CIL.  I  203. 

3)  Dies  wird  auch  nicht  durch  den  Ausdruck  €naQ;(eta  bewiesen,  der  sich  in 
der  Inschrift  SIG.  P  314  (Olymp.  V  n.  52)  z.  64  findet:  ois  Atvxiog  Mofxfiioi  — 
iv  ixeiyu  rf;  inao^sia  tyevtzo ;  hier  bezeichnet  STjaQj^euc  den  Amtsbezirk  oder  Krieg- 
schauplatz. 

4)  Dies  wird  jetzt  mit  Recht  allgemein  anerkannt,  während  man  früher  glaubte, 
Griechenland  habe  nach  dem  Siege  des  Mummius  eine  eigene  Provinz  Achaia  ge- 
bildet, die  in  Wahrheit  erst  der  Diktator  Cäsar  geschafien  hat.  Vorher  gibt  es 
von  einer  solchen  Provinz  keine  Spur.  Dafs  Hellas  von  Makedonien  aus  verwaltet 
ward,  lehren  Plutarch,  Kim.  2.  CIL.  I  203.  Der  Streit  der  hellenischen  Bühnen- 
künstler, den  die  delphische  Urkunde  BCH.  (1899)  bff.  behandelt,  wurde  zuerst  vor 
den  Prätor  oder  Prokonsul  von  Makedonien  gebracht,  dann  an  den  Senat.  Ohne  Zweifel 
ist  ferner  der  Prokonsul  Q.  Fabius  Maximus,  dessen  Erlafs  an  die  Dymäer  noch  er- 
halten ist  (SIG.  I*  316),  Prätor  von  Makedonien.  Im  ersten  mithridatischen  Kriege  lag 
die  Verteidigung  Griechenlands  zunächst  dem  Prätor  von  Makedonien  und  seinen  Be- 
amten ob,  und  der  von  Cicero  verklagte  L.  Piso  hatte  als  Statthalter  Makedoniens 
auch  Hellas  unter  sich.  Cicero  in  Pison.  37.  90 f.  96.  Vgl.  Hertzberg,  Gesch. 
Griechenl.  I  284  Anm.  Marquardt,  Rom.  Staatsverwaltung  I'-  328.  Brandis,  RE 1 190  ff. 


14.  Buch.     §  5.     Hellas  nach  146  v.  Chr.  359 

bekümmern;  sie  konnten  sich  ihren  inneren  Angelegenheiten  widmen, 
ihre  Feste  feiern,  ihre  Vergangenheit  pflegen,  sich  der  Litteratur,  der 
Wissenschaft  oder  der  Künste  befleifsigen  ^  Hierin  leisten  sie  auch  weiter- 
hin Bedeutendes ;  dies  sowie  ihre  gelegentlichen  nachbarlichen  und  inneren 
Streitigkeiten  macht  jetzt  den  Inhalt  ihres  öffentlichen  Lebens  aus.  Als 
Sitz  der  hellenischen  Nation  kann  Hellas  noch  immer  beanspruchen,  ein 
Mittelpunkt  der  damaligen  Welt  zu  sein,  und  die  Bewunderung  und 
Freigebigkeit  des  Auslandes  ward  ihm  noch  längere  Zeit  zu  teil  ^.  Zu- 
nächst erholte  man  sich  und  empfand  nach  der  vorausgegangenen  Un- 
ruhe und  den  Schrecknissen  des  Krieges  bei  allen  Verlusten  den  Frieden 
als  eine  Segnung;  der  schnelle  römische  Sieg  erschien  fast  wie  eine 
Rettung^.  Die  Städte  ordneten  sich,  ein  gewisser  Wohlstand  kehrte 
wieder  ein,  aber  ihre  Kraft  war  in  der  Wurzel  getroffen.  Ohne  Mög- 
Hchkeit  sich  wieder  zu  gröfseren  Verbänden  zusammenzutun,  von  den 
Römern  stets  beaufsichtigt,  konnten  sie  nicht  wieder  zu  eigener  Bedeu- 
tung kommen.  Die  Aufhebung  der  demokratischen  Verfassungen  be- 
wirkte, dafs  sich  eigennützige  und  engherzige  Oligarchien  der  Gemeinde- 
verwaltungen bemächtigten,  dafs  die  schon  bestehende  Neigung  zur  Bil- 
dung grofser  Besitzungen  zunahm  und  die  Bevölkerung  weiter  zurück- 
ging *.  Die  Wehrkraft  ging  zu  gründe ;  was  noch  vorhanden  war, 
mufste  sich  in  den  Dienst  der  Römer  stellen;  der  Drang  in  die  Ferne, 
die  Auswanderung  dauerte  an.  Nun  kamen  die  Römer  zahlreich  ins 
Land;  sie  liefsen  sich  als  Einnehmer,  Kapitahsten  und  Kaufleute  nieder. 
In  ihrer  bevorzugten  Stellung  mit  ihrer  eignen  Gerichtsbai'keit  ^,  steuer- 
frei, vielfach  assoziiert  mit  den  regierenden  Klassen  der  Städte  konnten 
sie  Griechenland  ausbeuten.  Sie  erwarben  Grundbesitz,  nisteten  sich 
als  Herren  fest  ein  und  vollendeten  in  ihrer  Weise,  was  die  römischen 
Waffen  eingeleitet  hatten,  die  Unterwerfung  Griechenlands  unter  römische 
Herrschaft. 

§  6- 

In  Pergamon  war  159  v.  Chr.  Attalos  II  zur  Regierung  gekommen 
(S.  204)  und  hat  als  König  eine  Reihe  von  kriegerischen  Unternehmungen 


1)  Polyb.  III  59,  4.  Die  Ermahnungen  des  Polybios  an  Elis,  sich  die  frühere 
Unverletzlichkeit  seines  Gebietes  wieder  zu  verschaffen,  und  an  Messene,  sich  eng 
an  Megalopolis  anzuschliefseu,  setzen  den  Fall  voraus,  dafs  sich  der  gegenwärtige 
Zustand  ändere. 

2)  Polyb.  V  90,  5  ff",  warnt  seine  Landsleute  davor,  sich  gegen  geringe  Gaben 
an  die  Könige  wegzuwerfen. 

3)  Polyb.  XXXIX  11,  8  ff. 

4)  Oben  S.  315. 

5)  CIL.  I  203. 


S(0  14.  Buch.     §  6.     Attalos  II  und  Diegylis. 

glücklich  ausgeführt  ^  Seine  erste  Tat  war  die  Rückführung  des  Ariara- 
thes  V  nach  Kappadokien  ^,  woran  sich  der  Krieg  mit  Priene  anschlofs. 
Wie  Eumenes  II  hatte  er  mit  Selge  zu  tun,  vielleicht  noch  vor  dem  Kriege 
gegen  Prusias  ^.  Auch  bei  den  Galatern  mufs  es  nochmals  zu  Unruhen 
gekommen  sein,  die  das  persönliche  Eingreifen  des  Herrschers  nötig 
machten  *.  Einen  wesentlichen  Anteil  hatte  Attalos  am  Sturze  des  Deme- 
trios  I  von  Syrien  ^  und  schliefslich  hat  er  den  Römern  zuerst  gegen  Pseudo- 
philippos,  dann  gegen  die  Achäer  zu  Wasser  und  zu  Lande  Beistand 
geleistet  ^. 

Bald  darnach  hatte  er  eine  europäischen  Besitzungen  gegen  den 
Thraker  Diegylis  zu  schützen ''.  Diegylis  gehörte  zum  Stamme  der 
Käner ,  die  im  Hinterland  von  Byzanz  ihren  Wohnsitz  hatten  *,  ein 
kriegerischer  Fürst,  der  in  glücklichen  Kämpfen  mehrere  andere 
Stämme  unterwarf  und  im  östlichen  Thrakien  eine  bedeutende  Herr- 
schaft gründete;  er  war  berüchtigt  durch  die  Härte  und  Grausamkeit, 
mit  der  er  die  Beherrschten  in  Untertänigkeit  erhielt  und  bedrückte  ^. 
Der  Aufstand  des  Andriskos  und  die  Bewegung,  die  damals  Thrakien 
ergriff,  wird  ihn  bei  seinen  Eroberungen  gefördert  haben.  Mit  Attalos  II 
war  er  schon  früher  in  feindliche  Berührung  gekommen;  denn  er  war 
Schwager  des  Prusias  II  von  Bithynien  und  hatte  ihm  gegen  Nikomedes 
und  Attalos  Hilfe  geleistet  ^'^ ;  jetzt  begann  er  die  Besitzungen  des 
Attalos  und  die  hellenischen  Freistädte  an  der  thrakischen  Küste  an- 
zugreifen. Mehrere  Städte  wurden  erobert  und  zerstört,  darunter  Lysi- 
macheia,  von  wo  er  eine  Anzahl  Gefangener  unter  barbarischen  Mifs- 
handlungen  fortschleppte.  Bald  nach  144  v.  Chr.  *^  mufste  Attalos  gegen 
Diegylis  die  Waffen  ergreifen.  Auch  hier  war  er  siegreich,  die  Thraker 
wurden  geschlagen,  und  da  Attalos  den  Besiegten  mit  Milde  begegnete, 


1)  Die  wichtigsten  bei  Strabo  XIII  624.  Vgl.  Meier,  Ersch  und  Grubers 
Encyklopädie  III  16,  400.     Wilcken,  RE.  II  2,  2171  f. 

2)  Polyb.  XXXII  23.     Oben  S.  251. 

3)  Trogus  prol.  34.     Oben  S.  326. 

4)  Der  Brief  des  Attalos  an  den  Hohenpriester  Attis  bei  Michel,  Recueil  45  C 
ist  oflFenbar  geschrieben,  nachdem  Attalos  aus  Galatien  nach  Pergamon  zurück- 
gekehrt war. 

5)  Oben  S.  259. 

6)  Oben  S.  334.  347. 

7)  Strabo  XIII  624.  Trogus  prol.  36.  Diodor  XXXIII  14.  Auch  ApoUodoros 
hat  den  Krieg  in  seiner  Chronik  (S.  393  Jacoby)  behandelt.     Steph.  Byz.  s.  Kaiyoi. 

8)  Plinius  h.  n.  IV  40.  47. 

9)  Diodor  a.  0.  gibt  davon  einige  Beispiele. 

10)  Appian,  Mithr.  6.     Oben  S.  329. 

11)  In  Diodors  Exzerpten  findet  sich  der  Krieg  gegen  die  Käner  zwischen  der 


14.  Buch.     §  6.     Attalos  II.  361 

so  gingen  die  Untertanen  des  Diegylis  vielfach  zu  ihm  über  ' ,  er- 
hoben sich  wider  ihren  grausamen  Herrscher  und  es  scheint,  dafs 
Diegylis  durch  abtrünnige  Untertauen  sein  Ende  fand  -.  Die  Käner 
wurden  zur  Unterwerfung  genötigt  und  mufsten  sich  den  Pergamenern 
fügen  •'. 

Trotz  allen  kriegerischen  Unternehmungen  des  Herrschers  hat  das 
Land  unter  Attalos  H,  abgesehen  vom  bithynischen  Kriege,  Frieden  gehabt. 
Der  äufsere  Umfang  des  Königreichs  blieb  unverändert  *,  ebenso  die  Be- 
ziehungen zum  Auslande,  zu  den  Königen  wie  zur  hellenischen  Welt  und 
besonders  zu  Rom,  mit  dem  ein  ungetrübtes  Einvernehmen  bestand  ^.  Von 
den  Anfechtungen,  die  Eumenes  zu  erdulden  hatte,  blieb  Attalos  befreit. 
Er  fand  Zeit  und  Gelegenheit,  die  innere  Entwickelung  des  Landes  zu 
fördern,  er  hat  vollendet,  was  Eumenes  begonnen  hatte,  und  unter  ihm 
hat  Pergamon  in  geistiger  wie  in  materieller  Hinsicht  den  Höhepunkt 
erreicht  ^.  In  der  Hauptstadt  setzte  er  die  Bautätigkeit  seines  Bruders 
fort ''.  Er  unternahm  es  ferner  den  Hafen  von  Ephesos ,  der  zu  ver- 
sanden drohte,  zu  vertiefen  und  liefs  daher  die  Mündung  durch  einen 
Damm  verengen;  leider  hatten  sich  der  König  und  seine  Techniker 
geirrt,  und  das  Übel  ward  nicht  beseitigt,  sondern  verschlimmert  ^.  Vor 
allem  aber  ist  Attalos  H  Städtegründer  geworden.  Nicht  weit  von  den 
Quellen  des  Kaikos,  an  einem  strategisch  wichtigen  Punkte  hat  er 
Stratonikeia  gegründet  ^  und   seiner  Gattin   zu  Ehren   benannt ,    weiter- 


Geburt  des  Memphites  (etwa  144  v.  Chr.)  und  dem  spanischen  Feldzuge  des  Q.  Pom- 
peius  (141  V.  Chr.).     Darnach  bestimmt  sich  die  Zeit. 

1)  Aus  Diodor  XXXIII  15  erfahren  wir,  dafs  Diegylis  sich  von  seiueu  Unter- 
tanen Geiseln  hatte  geben  lassen,  die  den  Abfall  ihrer  Stämme  zu  büfsen  hatten. 

2)  Vgl.  Diodor  XXXIV  12,  wo  es  heifst,  dafs  Zibelmios,  der  Sohn  des  Diegylis, 
Beinen  Vater  an  den  Thrakern  rächte. 

3)  Trogus  prol.  36  sagt:  ut  rex  Attalus  Caenos  Thracas  subeglt  und  ähnlich 
Strabo  a.  0.  e^eigwaazo  Ju'iyv'liv. 

4)  Auch  Ägina  blieb  attalisch.  Wir  besitzen  noch  ein  Ehrendekret  der  Agi- 
neten  für  den  Pergamener  Kleon,  der  16  Jahre  lang  die  Insel  verwaltete.  Michel, 
Ree.  340. 

5)  Oben  S.  67.  206.  Nachzutragen  ist  eine  Ehreninschrift  für  Attalos  U  aus 
Milet  bei  HaussouUier,  Biblioth^que  de  l'ecole  des  hautes  etudes  138.  221. 

6)  Attalos  wird  der  typische  Name  für  die  pergamenischen  Könige;  Strabo 
nennt  sie  oft  'AixaXixoi  ßaaiXiig,  ebenso  Plinius  u.  a.  Vgl.  Meier  a.  0.  351.  Cicero 
p.  Sest.  58  sagt  Attalus,  wo  Eumenes  gemeint  ist. 

7)  Von  ihm  rührt  z.  B.  die  Stoa  des  Burgtempels  der  Athena  her.  Altertümer 
T.  Perg.  II  43  ff. 

8)  Strabo  XIV  641. 

9)  Bei  dieser  Gelegenheit  wurden  wohl  die  Gergithier  in  der  Troas  an  die 
Quellen  des  Kaikos  verpflanzt.     Strabo  XIII  616.     Im  Jahre   190   v.   Chr.   gab   es 


363  14-  Buch.     §  6.     Attalos  II. 

hin  an  der  mysisch  -  Ijdischen  Grenze  Attaleia  \  und  drittens  zwischen 
Pergamon  und  Sardis  Apollonis  ^,  das  den  Namen  seiner  von  ihm  be- 
sonders verehrten  Mutter  erhielt  ^.  Jenseits  Sardis  sind  Philadelpheia 
im  inneren  Lydien  und  und  weiter  ostwärts  Eumeneia  in  Phrygieu  von 
Attalos  erbaut  *,  endlich  an  der  pamphylischen  Küste  Attaleia ,  das  an 
Stelle  eines  kleinen  Ortes  zur  Stadt  ausgebaut  ward  ^  und  bald  autblühte. 
Attalos  II  hat  zwar  als  König  und  vorher  viele  Kriege  führen 
müssen,  scheint  aber  keine  grofsen  militärischen  Fähigkeiten  besessen 
zu  haben  ^,  seine  Neigungen  lagen  auf  anderen  Gebieten ;  er  war  ein 
Freund  und  Förderer  der  Wissenschaften  und  Künste,  Sammler  und 
Kenner  alter  Gemälde  ''.  Auf  diesem  Gebiete  eiferte  er  den  Ptolemäern 
nach,  mit  um  so  besserem  Erfolge,  als  noch  zu  seiner  Zeit  durch  die 
Easerei  des  Ptolemäos  VII  Alexandreia  von  seiner  Höhe  zu  sinken 
anfing.  Von  dem,  was  Alexandreia  damals  verlor,  hat  Pergamon  sichei-- 
lich  manches  gewonnen  ^.  Am  Hofe  des  Attalos  lebte  und  wirkte  der 
berühmte  Grammatiker  und  Stoiker  Krates  von  Mallos  ^,  der  Riva] 
Aristarchs,  die  Zierde  der  pergamenischen  Wissenschaft.  Der  König 
verwandte  ihn  auch  in  Staatsgeschäften ;  bekannt  und  bedeutsam  ist  die 
Gesandtschaft,  die  den  Krates  nach  Rom  führte  ^•^.    Wie  sein  Vorgänger 


hier  noch  keine  Stadt  Bd.  II  740.     Hienach  ist   Bd.   II    90    zu   berichtigen.     Vgl. 
BCH.  11  (1887)  114tf. 

1)  Steph.  Byz.  s.  v.     BCH.  XI  (1887)  168  fif. 

2)  Strabo  XIII  61G. 

3)  Vgl.  Inschr.  von  Perg.  169.  Oben  S.  64.  Wahrscheinlich  hat  Attalos  II 
auch  den  Tempel  der  Apollonis  in  Kyzikos  gebaut  (Antholog.  graeca  I  p.  58  Stadt- 
müller), wie  er  ihr  auch  in  Pergamon  ein  Heiligtum  errichtete.  Suidas  s.  ^noXXw- 
viag  kifirij.  Apollonis  lag  beim  heutigen  Palamut.  Fontrier,  BCH.  11  (1887)  85. 
Es  trat  wohl  an  die  Stelle  einer  älteren  Gründung,  wahrscheinlich  Doidye,  das,  wie 
eine  Inschrift  der  dortigen  Makedoner  aus  dem  37.  Jahre  des  Eumenes  zeigt  (BCH. 
11,  86),  in  den  letzten  Jahren  des  Eumenes  noch  existierte.  Also  kann  Apollonis 
erst  von  Attalos  II  gegründet  sein.  Schuchhardt,  MA.  13  (1888)  S.  17.  Derselbe 
Attalos  ist  vielleicht  der  Gründer  der  Stadt  Helleuopolis,  die  von  Apollodor  (Chrou. 
S.  396  Jacoby)  erwähnt  wird.     Etymol.  magn.  p,  331,  8.  Steph.  Byz.  'Ek'AijPonoXis. 

4)  Strabo  XII  579.  576.  Steph.  Byz.  ss.  vv.  Aus  den  späteren  Münzen  mit 
Ev'juivacoy  !^^atö3j/  könnte  man  schliefsen,  dafs  bei  der  Gründung  achäische  Kolo- 
nisten beteiligt  waren.     Head,  Eist.  num.  S.  563. 

5)  Strabo  XIV  667. 

6)  Polyb.  XXIX  6,  3. 

7)  S.  67  Anm.  5. 

8)  Jacoby,  ApoUodors  Chronik  S.  8  vermutet,  damals  sei  ApoUodoros  der 
Grammatiker  nach  Pergamon  ausgewandert. 

9)  Plutarch,  Non  posse  suaviter  13,  14  p.  1095  D.  Boissonade,  Auecd.  I  420. 
Wachsmuth,  De  Gratete  Mallota  p.  4  f. 

10)  Sueton,  De  grammat.  2.    C.  Wachsmuth,  De  Cratcte  Mallota  S.  5  setzt  die 


14.  Buch.     §  G.     Attalos  II.  363 

hat  er  dem  Kollegium  der  dionysischen  Künstler,  die  in  Teos 
wohnten  und  zugleich  für  die  Ausrichtung  der  pergamenischen 
Feste  bestimmt  waren,  seine  Gunst  zugewandt  ^.  Als  die  Künstler  später 
mit  der  Gemeinde  Teos  in  Streit  kamen  und  auswanderten,  räumte 
ihnen  Attalos  das  benachbarte  Myonnesos  ein.  Doch  blieben  sie  nicht 
lange  daselbst;  die  Teier  beschwerten  sich  in  Rom  und  jene  verstanden 
sich  dazu,  nach  Lebedos  überzusiedeln  ^. 

Attalos  II  erreichte  ein  hohes  Alter.  Man  sagt,  dafs  er  zuletzt 
hinfällig  ward  und  die  Staatsgeschäfte  seinem  Freunde  Philopoimen 
überliefs  ^.  In  seiner  letzten  Zeit  erlebte  er  noch  den  Besuch  des 
Scipio  Amilianus,  als  dieser  seine  berühmte  Gesandtschaftsreise  an  die 
Höfe  des  Orients  machte.  Er  starb  dann  139/8  v.  Chr.  nach  21  jähriger 
Herrschaft  im  Alter  von  82  Jahren  *.  Ihm  folgte  der  schon  längst  zum 
Nachfolger  bestimmte  Sohn  des  Eumenes  •',  Attalos  III  mit  dem  Beinamen 
Philometor  ''. 

Mit  ihm  kam  ein  König   zur  Regierung,    der   anders   geartet   war, 


Gesandtschaft  schon  unter  Eumenes,  und  zwar  aus  cbrouologiscben  Gründen,  weil  sie 
suh  mortem  Ennii  stattfand.  Aber  dieser  Grund  wiegt  nicht  schwer,  da  der  Aus- 
druck sehr  dehnbar  ist.     Man  mufs  bei  der  Überlieferung  bleiben. 

1)  CIG.  II  3069.  3071.  Das  Verständnis  dieser  und  der  verwandten  Inschriften 
bat  H.  V.  Prott  (MA.  27  [1902]  166 ff.)  wesentlich  gefördert.  Er  weist  nach,  dafs 
die  dort  erwähnten  Attalisten  eior  pergamenisches  Kollegium  sind,  das  sich  den 
Kultus  des  Attalos  zur  Aufgabe  stellte. 

2)  Strabo  XIV  643. 

3)  Plutarch  an  seni  16  p.  792  A  erzählt,  Attalos  sei  durch  langen  MüCsiggang 
und  Frieden  erschlafft,  sehr  fett  geworden  und  habe  sich  ganz  von  Philopoimen 
leiten  lassen,  so  dafs  man  in  Eom  wohl  die  aus  Asien  Kommenden  gefragt  habe, 
ob  der  König  bei  Philopoimen  Einflufs  habe.  Man  sieht,  die  Geschichte  ist  stark 
auf  eine  Pointe  zugeschnitten  und  darf  nicht  wörtlich  genommen  werden.  Philo- 
poimen führte  das  pergameuische  Kontingent  im  achäischen  Kriege.  Oben    S.  349. 

4)  Liucian  macrob.  12.  Strabo  XIII  624.  Nach  Plutarch,  Camill.  19,  quaest. 
conviv.  VIII  1,  1,  5  p.  717  C  starb  er  (wenn  nämlich  Attalos  II  gemeint  ist)  an 
seinem  Geburtstage.  Über  die  Nachricht,  dafs  er  von  seinem  Nachfolger  vergiftet 
worden  sei,  s.  unten. 

5)  Oben  S.  204  f.  Zu  den  dort  angeführten  Stellen  ist  nachzutragen  Inschr. 
von  Magnesia  n.  87,  15,  wo  es  heifst  ini  awrriQCu  lov  le  ßctadsiog  'AttkIov  tpi- 
kadskcpov  y.ui  'Adrjfaiov  tov  cldtk^pov  xn'i  ßuaiXiaarjg  I^TQctrovixtig  xa\  AttuIov  tov 
vlov  tov  ßaaikewg  Evfxsvov^  wo  sehr  zu  beachten  ist,  dafs  der  junge  Attalos  zuletzt 
genannt  wird  und  Athenäos  dem  Throne  näher  steht  als  er.  Ahnlich  Michel, 
Recueil  n.  340,  wo  jedoch  Athenäos  fehlt,  der  also  schon  gestorben  war. 

6)  Der  Beiname  wird  sehr  oft  bezeugt.  Strabo  XIII  624.  646.  Plutarch 
Ti.  Gracch.  14.  Demetr.  20  u.  a.  Appian,  Mithr.  62.  Vollständig  lautet  er  (fiko- 
firiTWQ  y.cä  evsoyszi}?.  Inschr.  v.  Perg.  I  246,  22  mit  Fränkels  Anm.  Er  drückt 
eine  besondere  Anhänglichkeit  an  die  Mutter  Stratonike  aus,  vielleicht  den  Dank 
für  eine  von  ihr  empfangene  Wohltat.     Gutschmid,  Kl.  Sehr.  IV  114. 


364  14.  Buch.     §  6.     Attalos  III  Philometor. 

als  seine  freundlichen,  um  Volksgunst  bemühten  Vorgänger,  ein  mifs- 
trauischer,  launischer,  tyrannischer  Fürst  ^  Aus  den  dürftigen  Nach- 
richten gewinnt  man  den  Eindruck,  dafs  am  pergamenischen  Hofe  und 
in  der  königlichen  Familie  Gegensätze  und  Feindschaften  entstanden, 
dafs  die  Thronfolge  vielleicht  bestritten  ward.  Der  neue  König  scheint 
zu  seinem  Vorgänger  in  keinem  guten  Verhältnis  gestanden  zu 
haben  ^,  es  wird  sogar  behauptet,  er  habe  ihn  vergiftet^.  Nach 
seinem  Regierungsantritt  liefs  er  eine  Anzahl  Freunde  und  Grehilfen 
seines  Vorgängers,  Beamte  in  hohen  Stellungen,  mit  ihren  Familien 
durch  barbarische  Söldner  umbringen,  weil  er  fürchtete,  sie  würden 
etwas  gegen  ihn  unternehmen,  und  versetzte  dadurch  sein  Land  und 
die  Nachbarschaft  in  höchste  Aufregung.  Er  gab  den  Hingerichteten 
Schuld  am  Tode  seiner  Mutter  Stratonike,  die  er,  wie  sein  Beiname  an- 
deutet, hoch  verehrte  *,  und  seiner  Braut  Berenike;  die  beiden  Frauen 
scheinen  gegen  Ende  der  Regierung  des  Attalos  II  verstorben  zu  sein. 
Dann  zog  er  sich,  wie  man  weiter  berichtet  ^,  in  das  Innere  seines  Palastes 
zurück  und  lebte  einsam  als  Sonderling  und  Menschenhasser,  trug 
Trauerkleider,  liefs  Haar  und  Bart  wachsen,  kümmerte  sich  nicht  um 
Geschäfte,  sondern  trieb  Botanik,  zog  in  seinem  Garten  Pflanzen,  be- 
sonders Giftpflanzen,  kochte  giftige  Säfte,  probierte  sie  und  verschenkte 
davon  an  seine  Freunde.  Über  Gartenbau  hat  er  auch  geschrieben  ^. 
Von  seinen  Vorgängern  hatte  er  zugleich  allerlei  künstlerische  Neigungen 
ererbt,  er  bildete  in  Wachs  und  gofs  in  Erz  ''.  Sonst  hören  wir  noch 
von  ihm,  dafs  er,  wie  andere  Könige,  dem  römischen  Heer  vor  Numantia 
Geschenke  sandte  (1 34  v.  Chr.)  ^.  Aus  einer  Inschrift  jedoch  erfahren 
wir,   dafs  er  nicht  blofs  als    finsterer  Tyrann    im  Innern    seines  Hauses 


1)  Justinus  XXXVI  4.  Diodor  XXXIV  3.  Über  Attalos  III  handeln  H.  E. 
Meier  in  Ersch  und  Grubers  Encyklopädie  der  Wiss.  u.  Künste  III  16  S.  413. 
U.  Wilcken,  RE.  II  2,  2175. 

2)  So  viel  wir  sehen,  ward  dem  Attalos  II  die  Apotheose  nicht  zu  teil.  Inschr. 
von  Perg.  I  248.     Oben  S.  205. 

3)  Lucian.  Icaromen.  15.  Die  Nachricht  nimmt  Bezug  auf  das  bekannte 
Interesse  des  Attalos  UI  für  Giftpflanzen  und  klingt  wenig  glaublich.  Hierzu 
gehört  Stephan.  Byz.  s.  4'aQfiaxovaau,  wonach  Attalos  II  auf  der  Insel  Pharmakussa 
bei  Milet  getötet  ward. 

4)  Inschr.  v.  Pergamon  I  248,  45flf. 

5)  Justinus  a.  0. 

6)  Plutarch  Demetr.  20.  Plin.  n.  h.  XVIII  22.  index  auct.  VIII.  XIV  f.  XVIIf. 
Galenos  vol.  XIV  2  Kühn.  Varro  de  r.  r.  I  1 ,  8.  Columella  11,8.  Meier 
a.  0.  413. 

7)  Justinus  a.  0. 

8)  Cicero  pro  Deiot.  19  mit  den  Schollen  p.  372  f.  Orelli. 


14.  Buch.     §  6.     Tod  des  Attalos  III.  365 

lebte  ' ;    denn  er  hat  auch  einen  Krieg   geführt ,    von    dem    er   siegreich 
heimkehrte ;  gegen  wen  der  Feldzug  ging,  ist  unbekannt  2. 

Attalos  III  hat  nur  fünf  Jahre  regiert.  Er  war  beschäftigt,  seiner 
Mutter  ein  Grabmal  zu  errichten,  zog  sich  dabei  durch  Sonnenbrand 
eine  Krankheit  zu  und  starb  nach  wenigen  Tagen  im  Frühjahr  133  v.  Chr.  *. 
Er  hatte  keinen  legitimen  Erben;  nach  dem  Tode  seiner  Braut  scheint 
er  un vermählt  geblieben  zu  sein ;  mit  ihm  erlosch  die  Dynastie  *.  In 
seinem  Testament  hinterhefs  er  sein  Königtum  und  alles,  was  er  hatte, 
seinen  beweglichen  und  unbeweglichen  Besitz,  dem  römischen  Volke; 
den  Pergamenern  und  anderen  Städten  seines  Königreichs  bestimmte  er 
die  Freiheit,  die  königlichen  Sklaven  scheint  er  für  frei  erklärt  zu  haben, 
die  Ausführung  und  Bestätigung  des  Testaments  ward  den  Römern 
übertragen  '".     Der  Pergamener  Eudemos  ging  mit  dem  Testament  nach 


1)  Ein  von  ihm  herrührender  Erlafs  (Inschr.  v.  Perg.  I  248)  bietet  nichts  Un- 
gewöhnliches. Es  ist  ein  Brief  an  Kyzikos  und  Pergamon  aus  dem  Herbst  des 
4.  Jahres  (135  v.  Chr.),  worin  er  die  Ernennung  des  Athenäos,  Sohnes  des  So- 
sandros,  zum  Priester  kund  tut. 

2)  Inschr.  v.  Perg.  I  246.  Ob  auch  n.  249  z.  6  dazu  gehört,  ist  mehr  als 
zweifelhaft.  Bei  dem  Fehlen  jeder  Überlieferung  darf  man  vielleicht  die  Vermutung 
wagen,  dafs  die  oben  S.  330  Anm.  3  erwähnte  Nachricht  des  Suidas  s.  l4noX^u)viug 
'lijxvri  von  einem  Kriege  des  Attalos  gegen  Nikomedes  Monodüs  sich  auf  Atta- 
los III  bezieht.  An  Bithynien  als  Feind  zu  denken,  liegt  sehr  nahe;  sonst  kämen 
noch  die  Thraker  oder  vielleicht  die  Galater  in  Betracht. 

3)  Justinus  XXXVI  4,  5.  Strabo  XIII  624.  Der  Gesandte  Eudemos  mit  dem 
Testament  kam  in  Rom  an ,  als  das  Ackergesetz  des  Ti.  Gracchus  schon  durch- 
gegangen war,  also  im  Sommer  133  v.  Chr.     Plutarch,  Ti.  Gr.  14. 

4)  Diodor  XXXIV  13.  Die  uns  sonst  bekannten  Verwandten  des  königlichen 
Hauses  gehörten  einer  entfernteren  weiblichen  Linie  an.  Inschr.  v.  Perg.  I  248 
z.  28  ff. 

5)  Das  Testament  des  Attalos  wird  oft  erwähnt  (Strabo  XIII  624.  Justinus 
XXXVI  4,  5.  Appian,  Mithr.  62.  Plutarch,  Ti.  Gr.  14.  Livius  per.  58  u.  a.), 
aber  was  es  enthielt,  wird  nicht  gesagt.  Nach  Inschr.  von  Perg.  I  249  hat  der 
König  die  Stadt  Pergamon  für  frei  erklärt.  Wenn  wir  ferner  sehen,  dafs  Sestos 
nach  dem  Tode  des  Attalos  ihm  einen  Gottesdienst  einrichtet ,  so  ist  wahrschein- 
lich, dafs  dies  der  Dank  für  die  gewährte  Freiheit  ist  (Michel,  Recueil  n.  327). 
Dafs  über  die  Städte  besonders  bestimmt  war,  zeigt  auch  Plutarch,  Tib.  Gr.  14. 
Dem  entspricht  endlich  auch  die  römische  Entscheidung,  durch  die  wenigstens  ein 
Teil  der  Städte  die  Freiheit  erhielt.  Dafs  die  königlichen  Sklaven,  d.  h.  die  ßaaiXixoi, 
freigelassen  waren,  schliefse  ich  daraus,  dafs  die  Pergamener  in  der  erwähnten  In- 
schrift V.  Perg.  n.  249  ihnen  die  Rechte  der  Beisassen  geben;  denn  wie  sollten  wohl 
die  Pergamener  sonst  dazu  kommen,  über  sie  zu  verfügen?  Das  hätte  ja  nur  den 
Erben,  den  Römern  zugestanden.  Entweder  hat  also  Attalos  sie  befreit  oder  er 
hat  sie  den  Pergamenern  geschenkt.  Auch  sonst  hat  das  Testament  ohne  Zweifel 
noch  allerlei  Bestimmungen  enthalten.  Meier  hat  S.  415  die  Echtheit  des  Testa- 
ments bestritten  und  schon  im  Altertum  ist  das  Gleiche  geschehen  (Sallust,  Epist. 


366  14.  Buch.     §  6.     Aristonikos. 

Rom  ^;  er  kam  gerade  in  die  Zeit  hinein ,  wo  dort  die  Anträge  des 
Tiberius  Gracchus  alles  in  Erregung  und  Streit  setzten.  Den  Römern 
kam  das  attalische  Geld  sehr  gelegen;  es  sollte  ihnen  helfen,  die  Kosten 
der  agrarischen  Reformen  zu  bestreiten,  sie  nahmen  die  Erbschaft  an. 
Das  Weitere  jedoch,  vor  allem  die  Bestimmung  über  das  Schicksal  der 
Städte  des  Königreichs  ward  zunächst  in  den  Streit  der  Parteien  hinein- 
gezogen, Gracchus  wollte  sie  dem  Volk,  die  Optimaten  dem  Senat  über- 
tragen ^,  und  erst  nach  dem  Tode  des  Gracchus  fiel  die  Entscheidung, 
ohne  Zweifel  zu  gunsten  des  Senats,  der  aus  seiner  Mitte  fünf  Kommis- 
sarien zur  Einziehung  der  Erbschaft  und  zur  Ausführung  des  Testaments 
nach  Asien  sandte  (132  v.  Chr.)  ^ 

Jedoch  diese  Kommissarien  konnten  ihre  Aufgabe  nicht  lösen ;  deon 
während  die  Römer  zögerten,  hatte  sich  schon  ein  anderer  Erbe  ge- 
meldet und  Hand  auf  die  Erbschaft  gelegt,  Aristonikos,  Sohn  des  Eu- 
nienes  von  einer  ephesischen  Nebenfrau.  Nach  dem  Rechte  der  Geburt 
nahm  dieser  das  Königreich  von  Pergamon  in  Anspruch ;  das  Testament 
des  Attalos  wird  er  als  gefälscht  oder  ungiltig  bezeichnet  haben  '^.  Die  An- 
lange seiner  Erhebung  liegen  im  Dunkel.  Als  Attalos  III  starb,  scheint 
Aristonikos  nicht  in  Pergamon  gelebt  zu  haben,  sondern  vielleicht  in 
einer  der  ionischen  Städte,  etwa  in  Ephesos,  der  Heimat  seiner  Mutter. 
Da  die  Römer,  die  zukünftigen  Herren,  bei  vielen  verhafst  waren,  so 
ist  es  kein  Wunder,  dafs  er  Anklang  fand.     Vielleicht  haben  sich  ihm 


Mithrid.  8.     Horat.  carm.  II  18,  5  kommt  nicht   in  Betracht) ;   der   eben  erwähnte 
pergamenische  Volksbeschlufs  hat  diesen  Zweifeln  ein  Ende  gemacht. 

1)  Plutarch,  Ti.   Gr.  14. 

2)  Plut.,  Ti.  Gr.  14.     De  vir.  ill.  64.     Liv.  per.  58. 

3)  Strabo  XIII  646.  Zu  den  fünf  gehörte  auch  P.  Cornelius  Scipio  Nasika, 
das  Haupt  der  Gegner  des  Gracchus.  Er  ist  auf  dieser  Gesandtschaft  bei  Per- 
gamon gestorben.  Plutarch,  Ti.  Gr.  21.  Valer.  Max.  V  3,  2.  Cicero  pro  Flacco  75. 
Plin.  h.  n.  VII  120.  De  vir.  ill.  64,  9.  Ich  halte  es  für  selbstverständlich ,  dafs 
die  Legaten  zunächst  die  Bestimmungen  des  attalischen  Testaments  nach  Möglich- 
keit ausführen  sollten.  Eine  Analogie  bildet  das  ähnliche  Vermächtnis  des  Ptolemäos 
Apion  vom  Jahre  1)6  v.  Chr.  Die  Römer  zogen  damals  den  Besitz  des  Königs  ein 
und  liefsen  die  Städte  frei. 

4)  Justinus  XXXVI  4,  6.  Strabo  XIV  646.  Sallust,  Epist.  Mithr.  8.  Livius 
perioch.  59.  Florus  I  35,  4.  Gros.  V  10.  Eutrop.  IV  22.  Velleius  II  4.  Dafs 
Aristonikos  Sohn  des  Eumenes  war,  wird  nicht  ei-nstlich  bestritten ,  nur  Velleius 
nennt  ihn  einen  Fälscher,  Strabo  sagt  doxaiv  mv  ysfovt;  sivai  rov  ßaai^ixov.  Vgl. 
Plut.  Tit.  21.  Es  ist  sehr  zu  bedauern,  dafs  wir  von  ihm  und  den  jetzt  folgenden 
Ereignissen  nur  so  dürftige  Nachrichten  haben.  Der  fast  gänzliche  Verlust  der 
Historiker  dieser  Zeit  ist  wahrhaft  unersetzlich.  Neuere  Darstellungen  geben  Meier 
a.  0.  416 fif.  U.  Wilcken,  RE.  II  1,  962.  Neumann,  Gesch.  Roms  während  des 
Verfalls  der  Rep.  I  271fr. 


14.  Buch.     §  6.     Aristonikos.  367 

manche  Teile  des  königlichen  Heeres,  dessen  Entlassung  jetzt  bevorstand, 
angeschlossen  ^  Zuerst  brachte  er  Leukä  zwischen  Smyrna  und  Phokäa 
zum  Abfall,  hat  vielleicht  schon  damals  Phokäa  gewonnen  und  konnte 
einige  Schiffe  bemannen,  ward  aber  von  den  Ephesiern  bei  Kyme  in 
einem  Seetreffen  besiegt.  Wie  Ephesos  scheinen  auch  andere  Städte  sich 
zunächst  ablehnend  verhalten  zu  haben  -. 

Aristonikos  zog  sich  nach  seiner  Niederlage  von  der  Küste  ins 
Binnenland  zurück  und  fand  hier  bei  der  niederen  Bevölkerung  Anhang 
besonders  bei  den  Sklaven,  die  er  zur  Freiheit  aufrief  Es  gab  auf  dem 
Lande  grofse  Sklavenmengen,  die  oft  schlecht  gehalten  wurden  und  ihm 
jetzt  zuströmten.  Er  organisierte  sie  und  nannte  sie  Hehopoliten, 
d.  h.  Bürger  einer  Stadt  Heliupolis,  die  er  wohl  mit  ihnen  zu  gründen 
versprach  ^.  Er  fand  zuerst  in  Thjateira  Einlafs,  besetzte  Apollonis 
lind  andere  Plätze  Mysiens;  diese  Gegend  scheint  das  Zentrum  seiner 
Macht  gewesen  zu  sein '^.  Nun  machte  er  rasche  Fortschritte,  erfocht 
mehrere  Siege  und  bezwang  die  Widerstrebenden;  ein  guter  Teil  des 
Landes  erkannte  ihn  an  ^,  ja  er  ging  über  die  Grenzen  des  Königreichs 
hinaus;  unter  den  von  ihm  eroberten  Städten  werden  Myndos,  Samos 
und  Kolophon  genannt;  er  mufs  sich  also  im  Besitz  einer  Flotte  befunden 
haben ;  mehrere  ionische  Städte  müssen  ihm  zugefallen  sein  ^.  Jedoch  die 
Hauptstadt  Pergamon  und  vielleicht  einige  andere  gröfsere  Städte  ^  schlössen 
ihm  die  Tore.  Die  Pergamener  haben  nach  dem  Tode  des  Attalos,  noch  ehe 
die  römische  Entscheidung  eingetroffen  war,  von  der  ihnen  geschenkten  Frei- 
heit sogleich  Gebrauch  gemacht  und  verstärkten  zunächst  ihre  Bürgerschaft 
Den  früheren  Beisassen,  den  bei  ihnen  wohnhaften  und  ansässigen  Make- 
doniern  und  Mysern,  auch  den  sonstigen  Besatzungs-  und  Polizeimann- 
schaften schenkten  sie  mit  deren  Familien  das  Bürgerrecht,  den  Nachkommen 


1)  Seine  thrakischen  Söldner  (unten  S.  369)  stammen  wohl  aus  dem  könig- 
lichen Heere.     Vgl.  Diodor  XXXIV  3. 

2)  Es  wäre  interessant  zu  wissen,  ob  Attalos  III  in  seinem  Testament  über 
Ephesos  besonders  bestimmt  hat.  Es  scheint  stets  zu  den  Gegnern  des  Aristonikos 
gehört  zu  haben.  Das  gleiche  darf  von  Smyrna  angenommen  werden.  Tacit. 
annal.  IV,  55. 

3)  Strabo  a.  0.  Diodor  XXXIV  2,  26.  Mommsen,  Eöm.  Gesch.  IP  54. 
Bücher,  Die  Kämpfe  der  unfreien  Arbeiter  S.  109. 

4)  Zu  den  besetzten  Städten  mufs  Stratonikeia  in  Mysien  gehört  haben 
S.  unten. 

5)  Justinus  XXXVI  4,  7.     Appian,  Mithr.  62.     Plutarch,  Tit.  21. 

6)  Wir  wissen  es  von  Phokäa  (Justinus  XXXVII  1,  1).  Von  anderen  läfst 
es  sich  aus  ihrem  späteren  Schicksal  schliefsen. 

7)  Wahrscheinlich  ist  es  von  Ephesos.  Über  Sardis,  Magnesia,  Tralleis  u.  a. 
rehlt  es  an  Nachrichten  und  Andeutungen. 


368  14-  Buch.     §  6.     Aristonikos. 

der  Freigelassenen,  ferner  den  königlichen  und  Gemeindesklaven  gaben 
sie  die  Rechte  der  Beisassen.  Diejenigen,  welche  unmittelbar  nach  dem 
Tode  des  Königs  die  Stadt  und  ihr  Gebiet  verlassen  hätten  oder  ver- 
lassen würden,  erklärten  sie  für  ehrlos  und  bestimmten,  dafs  ihr  Ver- 
mögen der  Stadt  verfallen  sollte  '.  Offenbar  sind  diese  Beschlüsse  schon 
durch  den  Aufstand  des  Aristonikos  beeinflufst.  Die  Pergamener  richten 
sich  eiligst  auf  dem  neuen  Fufse  ein,  verstärken  ihre  Bürgerschaft  durch 
wehrhafte  Elemente  und  suchen  zu  verhindern,  dafs  der  Prätendent  aus 
der  Stadt  Zulauf  erhalte  ^. 

Die  Römer  mufsten  sich  die  ihnen  zugefallene  Erbschaft  durch 
Waffengewalt  erobern.  Zuerst,  schon  132  v.  Chr.,  liefsen  die  griechischen 
Städte  und  die  benachbarten  Könige,  Nikomedes,  Mithridates  V,  Ariara- 
thes  V  und  der  Paphlagoner  Pylämenes,  ihre  Streitkräfte  zu  Wasser  und 
zu  Lande  gegen  Aristonikos  ausrücken  ^.  Doch  reichte  dies  zu  seiner 
Überwältigung  nicht  aus;  Aristonikos  mufs  ein  ansehnliches  Heer  auf- 
gebracht haben.  Im  übrigen  wissen  wir  aus  dem  Kriege  nichts  als 
dafs  Ariarathes  V  fiel,  also  eine  Niederlage  erlitten  zu  haben  scheint*. 
Im  nächsten  Jahre  131  v.  Chr  erschien  dazu  ein  wohlgerüstetes  römisches 
Heer  unter  dem  Konsul  Publius  Licinius  Crassus  ^  auf  dem  Kampfplatze. 
Doch  richtete  Crassus  nichts  aus;  er  mag  erst  spät  im  Jahre  angelangt 
sein  und  er  hatte  es,  wie  man  sagt,  mehr  auf  die  attalischen  Reichtümer 


1)  Dies  lehrt  der  wichtige  Volksbeschlufs  Inschr.  v.  Perg.  I  1,  249.  Fränkel 
ergänzt  z.  6  ngoaoQiaag  avr^  xui  noXt[fxiay]  ^üigay  i'if  exgcvley]  {dsiv  iaofOfXHa9ac\ 
nimmt  also  den  Ausfall  einiger  Worte  an.  Die  Ergänzung  ist  gewaltsam  und 
schwer  verständlich;  ich  schlage  vor  nQoaoQiaag  aurrj  xal  7ioAft[rtx»jV]  /uigav  iji/ 
sxgiv[sy],  d.  h.  der  verstorbene  König  hat  in  seinem  Testament  zugleich  das  Stadt- 
gebiet von  Pergamon  erweitert.  Gerade  dadurch  wird  es  geschehen  sein,  dafs  die 
Ansiedelungen  der  Makedoner  und  Myser,  von  denen  weiterhin  die  Rede  ist,  zum 
Stadtgebiet  geschlagen  wurden.  Vor  kurzem  sind  nun  auch  von  den  Verzeichnissen 
der  damals  neu  aufgenommenen  Bürger  bedeutende  Stücke  durch  v.  Prott  und 
Kolbe     (MA.  27  [1902]  106  ff.)  veröffentlicht  worden. 

2)  Vgl.  U.  Wilcken  a.  0. 

3)  Strabo  XIV  646.  Eutrop.  IV  22.  Oros.  V  10,  2.  Die  Zeitfolge  gibt  Strabo; 
nach  ihm  rückten  die  Bundesgenossen  schon  vor  Ankunft  der  fünf  Legaten  ins 
Feld.  Von  den  Städten  sagt  Strabon:  a'i  is  noXng  ensfupnv  nkij&oi.  Zu  verstehen 
sind  die  hellenischen  Freistädte  und  die  asiatischen  Gemeinden,  die  sich  dem  Ari- 
stonikos nicht  fügten.  Byzanz  rühmt  sich,  den  Römern  damals  zur  Hilfe  gekommen 
zu  sein.     Tacit.  ann.  XII  62.     Daneben  wird  vor  allem  an  Rhodos  zu  denken  sein. 

4)  Justinus  XXXVII  1,  2. 

5)  Die  Wahl  des  Feldherrn  machte  bekanntlich  Schwierigkeiten,  da  Crassos 
zugleich  Pontifex  Maximus  war.  Cicero,  Phil.  XI  §  18.  Er  soll  viel  Mühe  auf 
die  Erlernung  des  Griechischen  verwandt  haben.     Valer.  Max.  VIII  7,  6. 


14.  Buch.     §  6.    Aristonikos.  369 

als  auf  den  Krieg  abgesehen  ^,  scheint  sich  also  während  des  Winters 
hauptsächlich  mit  der  Einbringung  der  Erbschaft  beschäftigt  zu  haben. 
Im  Frühjahr  130  v.  Chr.^  als  schon  sein  Kommando  zu  Ende  ging, 
belagerte  er  Leukä,  das  also  noch  in  den  Händen  des  Aristonikos  ge- 
wesen sein  mufs  ^.  Hiebei  scheint  ihn  Aristonikos  überrascht  zu  haben. 
Crassus  Heferte  mit  schlecht  geordnetem  Heere  dem  Prätendenten  eine 
Schlacht,  ward  besiegt,  auf  der  Flucht  gefangen  und  zu  Aristonikos  ge- 
führt. Um  die  Schande  nicht  zu  überleben,  verwundete  er  unterwegs 
einen  seiner  Wächter,  einen  Thraker,  und  liefs  sich  von  ihm  nieder- 
stofsen  ^.  Dieser  Sieg  gab  dem  Aristonikos  Ansehen  und  Zuversicht, 
aber  nur  auf  kurze  Zeit;  denn  bald  traf  der  Nachfolger  des  Gefallenen, 
der  Konsul  Marcus  Perperna  in  Asien  ein.  Aristonikos  liefs  sich  von 
ihm  überraschen  und  ward  geschlagen.  Sein  Heer  zerstreute  sich,  er 
selbst  floh  nach  Stratonikeia  ^,  wo  ihn  Perperna  einschlofs  und  nach 
einiger  Zeit  durch  Hunger  zur  Ergebung  nötigte.  Nach  dem  Siege 
konnte  Perperna  die  Erbschaft  einheimsen.  Die  reichen  Schätze 
der  Attahden,  der  ganze  prächtige  königliche  Hausrat  wanderte  nach 
Rom  und  ward  hier  versteigert  ^. 

Indes  ging  der  Krieg  immer  noch  weiter,  und  der  Konsul  von 
129  V.  Chr.,  Manius  Aquilius,  ward  beauftragt,  den  letzten  Widerstand 
zu  brechen.  Natürlich  wünschte  ihm  sein  Vorgänger  möglichst  wenig 
zu  tun  übrig  zu  lassen,  um  so  mehr  beeilte  sich  der  Konsul,  das  Kommando 
in  Asien  anzutreten.  Doch  der  Tod  machte  dem  Wettstreit  der  Feld- 
herren ein  Ende,  Perperna  starb  in  Pergamon  ^  und  die  Beruhigung  und 


1)  Justinus  XXXVI  4,  6. 

2)  Gellius  N.  A.  I  13,  11  erzählt  dabei  von  ihm  ein  Beispiel  übertriebener 
Strenge.  Schwerlich  ist  übrigens  an  dieser  Stelle  von  der  Stadt  Mylasa  die  Rede, 
die  von  Hertz  und  anderen  Herausgebern  in  der  unmöglichen  Form  Mylattensium 
in  den  Text  hineinkonjiziert  wird.  Da  ist  die  ältere  Lesart  Elaecnsium  noch  vor- 
zuziehen. 

3)  Justinus,  Strabo  aa.  00.  Valer.  Max.  III  2,  12.  Frontinus  strateg.  IV 
4,  16.  Oros.  V  10.  Eutrop.  IV  20.  VeUeius  II  4,  1.  Obsequens  28.  Strabo  gibt 
als  Ort  der  Schlacht  Leukä,  nach  Valerius  Max.  und  Frontinus  stirbt  Crassus 
zwischen  Eläa  und  Myrina  (oder  Smyrna).  Sein  Leichnam  ward  nach  Smyrna  ge- 
bracht und  dort  bestattet. 

4)  Natürlich  ist  Stratonikeia  am  Ka'ikos  gemeint,  das  spätere  Hadrianupolis, 
oben  S.  361. 

5)  Justinus  XXXVI  4,  9.  Plinius  h.  n.  XXXIII  148  f.  Plinius  hat  sich 
dabei  in  der  Zeit  etwas  verrechnet.  Er  setzt  die  Einbringung  der  Erbschaft  ins 
Jahr  622  d.  St.  122  v.  Chr.,  57  Jahre  nach  dem  Triumph  über  Antiochos  (189  v. 
Chr.);  allein  vor  130/29  kann  die  Erbschaft  nicht  nach  Rom  gelangt  sein. 

6)  Justinus  XXXVI  4,  10.  Eutrop.  IV  20.  Oros.  V  10,  5.  Nach  Velleius 
II  4,  1  hat  freilich  Perperna  triumphiert,  und    diese  Version    (vgl.  Valerius   Max. 

Kiese,  Gesch.  d.  grieeh.  u.  male.  Staaten.    III.  «^4 


370  14.  Buch.     §  6.     Ende  des  Aristonikos. 

Ordnung  Asiens  fiel  dem  Aquilius  anheim,  dem  der  Senat  dazu  zehn 
Legaten  beigab  ^.  Zuvor  wurden  die  letzten  Widerstrebenden  unter- 
worfen ;  Aquilius  hat  einige  Plätze  belagert  und  erobert  ^.  Nach  Her- 
stellung der  Ruhe  ^  hat  dann  die  Ordnung  Asiens  noch  zwei  Jahre  und 
mehr  in  Anspruch  genommen;  erst  gegen  Ende  126  v.  Chr.  hat  Aquilius 
in  Rom  seinen  Triumph  gefeiert  *.  Aristonikos  war  schon  vorher  in 
Fesseln  nach  Rom  geschickt  und  dort  erdrosselt  ^. 

Nach  dem  Aufstande  des  Aristonikos  stand  das  Königreich  Pergamon 
den  Römern  ganz  anders  gegenüber  als  vorher;  es  ward  zum  guten  Teil 
als  erobertes  Land  angesehen  und  nach  Kriegsrecht  behandelt;  neben  dem 
Testament  des  Attalos  trat  dies  als  neuer  Faktor  hinzu.  Das  König- 
reich ward  unter  dem  Namen  Asia  römische  Provinz,  dessen  Verwaltung 
von  AquiHus  und  den  zehn  Legaten  in  den  Grundzügen  auf  lange  Zeit 
eingerichtet  ward  ^.  Die  bisherige  Verfassung  blieb  nach  Möghchkeit 
erhalten,  die  Provinz  bildete  weiterhin  eine  Einheit  und  ward  von  einem 
Prätor  verwaltet.  Sie  behielt  ihr  eigenes,  von  den  Königen  begründetes 
Münzsystem  '^.  Die  Provinz  umfafste,  wie  sich  von  selbst  versteht,  nur 
das  pergamenische  Gebiet,  dasjenige,  worüber  Attalos  III  in  seinem 
Testament  hatte  verfügen  können,  begriff  also  weder  die  Inselgemeinden, 
wie  Lesbos,  Chios  und  Samos,  noch  die  Freistädte  an  der  ionischen 
und  hellespontischen  Küste  in  sich  ^.  Nur  diejenigen,  welche  sich  am 
Aufstande  des  Aristonikos  beteiligt  hatten,  verloren  ihre  Freiheit;  vor 
allem   Phokäa,    das   sich   schon   im   syrischen  Kriege   nur   ungern   den 


IIl  4,  5)   hat  sich   Neumann  angeeignet.     Wahrscheinlich  liegt   bei   Vellejus   nur 
eine  Textkorruptel  Yor. 

1)  Strabo  XIV  646. 

2)  Florus  I  35,  7  berichtet,  Aquilius  habe  die  belagerten  Städte  durch  Ver- 
giftung des  Trinkwassers  bezwungen. 

3)  Nach  der  Ansprache  Sullas  an  die  Asiaten  bei  Appian,  Mithr.  62  hat  der 
Widerstand  Asiens  4  Jahre,  also  bis  129/8  v.  Chr.  gedauert. 

4)  CILat.  I^  SS.  49.  176. 

5)  Oros.  V  10,  5.  Eutrop.  IV  20,  2.  Nach  Velleius  II  4,  1  und  Sallust, 
Epist.  Mithr.  8  ist  er  im  Triumph  aufgeführt  worden,  was  auf  Irrtum  beruht. 

6)  Strabo  XIV  646.  Marquardt,  Rom.  Staatsverwaltung  I-  333  fif.  Brandis, 
RE.  II  2,  1538  flf. 

7)  Die  Provinzialmünzen  sind  die  sogen.  Cistophoren,  die  in  den  gröfseren 
Städten,  Pergamon,  Ephesos,  Tralleis ,  Apameia,  Laodikeia,  Nysa,  Parion  u.  a.  ge- 
prägt wurden.  Mommsen,  Gesch.  des  röm.  Münzwesens  704  f.  Head,  Hist.  num. 
461.  Imhoof-Blumer,  Die  Münzen  des  Kgr.  Pergamon  (Abh.  der  Berl.  Akad.  1884) 
S.  32  ff. 

8)  Oben  S.  62.  Nach  Ausweis  der  Inschriften  von  Magnesia  mufs  auch  Mag- 
nesia am  Mäander ,  das  oben  übergangen  worden  ist,  zu  den  Freistädten  gerechnet 
werden. 


14.  Buch.     §  6.     Die  Provluz  Asien.  371 

Römern  gefügt,  hatte  sich  dem  Prätendenten  angeschlossen.  Der  Senat 
hatte  daher  ihi-e  Zerstörung  verordnet,  und  nur  durch  die  Fürbitte 
ihrer  Tochterstadt  Massalia  ward  sie  gerettet  ^  Auch  einige  andere 
ionische  Städte  scheinen  damals  zur  Strafe  für  ihr  Verhalten  die  ihnen 
188  V.  Chr.  verliehene  Freiheit  verloren  und  den  Römern  Untertan  und 
abgabenpflichtig  geworden  zu  sein  ^.  Pergamon  erhielt  die  ihm  von 
Attalos  bestimmte  Freiheit  ^.  Ob  Karlen  südlich  vom  Mäander  mit  den 
Städten  Mylasa,  Alabanda,  Stratonikeia  schon  damals  der  Provinz  zu- 
gelegt ward,  ist  unbekannt  *.  Jedenfalls  die  Freistädte  an  der  karischen 
Küste,  Halikarnussos,  Myndos  und  Knidos,  die  Insel  Kos  und  natürlich 
Rhodos  blieben,  was  sie  waren,  und  kamen  nicht  zur  Provinz  ^,  ebenso- 
wenig wie  das  Fürstentum  in  Kibyra.  Die  Kiby raten  bildeten  zusammen 
mit  den  Nachbarstädten  Bubon,  Balbura  und  Oinoanda  eine  Tetrapolis, 
die  noch  längere  Zeit  bestanden  hat  ^. 


3)  Justinus  XXXVII  1,  1.     Vgl.  Cassius  Dio  XLI  25,  3. 

2)  Dafs  Milet  und  Klazomenä  abhängig  wurden,  zeigt  das  SC.  de  Asclepiade 
(CILat.  I  203)  vom  Jahre  78  v.  Chr.  und  aus  der  gleichen  Zeit  Cicero  Verr.  II  1 
§  89.  Doch  besteht  die  Möglichkeit,  dafs  die  Freiheit  erst  nach  dem  ersten  mi- 
thridatischen  Kriege  verloren  gegangen  ist.  Vgl.  Haussoullier ,  Bibliotheque  de 
l'ecole  des  hautes  etudes  138  S.  246  f.  Brandis,  RE.  II  2,  1540  ff.  Ich  erinnere, 
dafs  Ephesos  nicht  zu  den  Freistädten  gehörte,  sondern  königlich  war.  Die  helle- 
spontischen  Städte,  bis  zu  denen  Aristonikos  schwerlich  vorgedrungen  ist,  Kyzikos, 
Lampsakos  und  Alexandreia  Troas  müssen  ihr  früheres  Recht  behalten  haben.  Parion 
mufs  als  Prägstätte  von  Cistophoren  vielleicht  der  Provinz  zugewiesen  werden.  Ilions 
damalige  Stellung  ist  nicht  klar.     Vgl.  Dörpfeld,  Troia  und  Ilion  II  454  f. 

3)  Josephus,  Antiq.  XIV  247  ff.  Dieser  pergamenische  Volksbeschlufs  stammt 
etwa  aus  110  v.  Chr. 

4)  S.  194.  Die  Frage  hat  geringe  praktische  Bedeutung;  da  diese  Städte  schon 
Bundesgenossen  Roms  waren,  so  macht  es  nicht  viel  aus,  ob  sie  zur  Provinz  ge- 
hörten oder  nicht.  Dasselbe  gilt  für  die  übrigen  asiatischen  Freistädte,  die  sich 
den  römischen  Anforderungen  und  Auflagen  ebensowenig  entziehen  konnten,  wie 
die  Freistädte. 

5)  Auch  Kos  mufs  zu  den  freien  Gemeinden  gerechnet  werden.  Dies  lehrt 
vor  allem  Josephus,  Antiq.  XIV  112.  Von  einigem  Wert  für  diese  Fragen  ist  ein 
Verzeichnis  der  freien  Städte,  das  sich  im  1  Makk.  15,  23  findet ,  wenn  auch  darin 
Ungleichartiges  durcheinander  geworfen  wird.  Unter  den  dort  genannten  Städten 
befinden  sich  Halikarnas«os,  Myndos,  Knidos  und  Kos. 

6)  Strabo  XIII  631.  Seit  wann  die  Tetrapolis  bestand,  wissen  wir  nicht;  viel- 
leicht fand  sie  sich  erst  jetzt,  nach  dem  Ende  des  pergamenischen  Königreichs 
zusammen.  Aus  der  Geschichte  Bubons  ist  bei  Diodor  XXXIII  5  a  ein  Stück  fol- 
genden Inhalts  erhalten:  Moagetes  von  Bubon  wird  erst  Strateg,  dann  Tyrann.  Er 
wird  von  seinem  Bruder  ermordet,  der  an  seine  Stelle  tritt,  aber  seine  Söhne  retten 
sich  nach  Termessos,  kehren,  als  sie  erwachsen  sind,  heim,  beseitigen  den  Tyrannen 
und  geben  ihrer  Stadt  die  Freiheit  wieder.  Vielleicht  wird  in  dieser  Erzählung  die 
Verbindung  Bubons  mit  Kibyra  schon   angedeutet;   denn   der  Name  Moagetes  ist 

24* 


373  14.  Buch,     i;  6.     Die  Provinz  Asien. 

Nicht  das  ganze  Königreich  ward  zur  Provinz  gemacht;  die  ent- 
legeneren Teile  wurden  abgetrennt.  Agina  und  Andres  wurden  zwar 
römischer  Besitz,  natürlich  aber  nicht  zu  Asien  geschlagen.  Von  den 
thrakischen  Küstenstädten  wurde  wenigstens  Sestos  frei  ^,  ebenso  erhielten 
Pamphylien,  Pisidien  und  was  sonst  in  diesen  Gegenden  pergamenisch 
gewesen  war,  die  Freiheit,  wie  sie  schon  früher  Autiocheia  in  Pisidien 
erlangt  hatte  ^.  Telmessos  kam  zum  lykischen  Bunde,  der  sich  nach  der 
Befreiung  von  der  rhodischen  Herrschaft  sofort  zusammengeschlossen 
hatte  ^.  Die  östlichen  Grenzprovinzen  wurden  den  verbündeten  Königen 
als  Lohn  für  ihre  Hilfe  überlassen,  Grofspbrygien  dem  Pontiker  Mithri- 
dates  V,  Lykaonien  mit  den  anstofsenden  kilikischen  Landschatten  den 
Kindern  des  gefallenen  Ariarathes  V  *.  Ob  auch  für  Nikomedes  und 
Pylämenes  etwas  abfiel,  wird  nicht  überliefert  ^.  Wie  über  die  galatischen 
Besitzungen  und  Rechte  der  Pei'gamener  verfügt  ward,  ist  unbekannt. 
Das  Heihgtum  in  Pessinus  scheint  autonom  geworden  zu  sein  ''. 

In  der  Provinz  Asien  gingen  nun  alle  Herrscherrechte  auf  das 
römische  Volk  über,  nicht  nur  die  grofsen  Besitzungen,  die  Ländereien 
des  Attalos  '',  sondern  auch  die  den  Königen  gezahlten  Abgaben.  Hier 
erfolgte  eine  Erleichterung  der  Untertanen;  die  Abgaben  wurden  erlassen 
oder  vermindert  ^,  königliche  Einkünfte  den  Städten  überwiesen  ^. 
Aber  in  diesem  Punkte  wurde  die  erste  Ordnung  der  Provinz  bald  er- 


in  der  Familie  der  kibyratischen  Tyrannen  heimisch.  Das  Exzerpt  gehört  zwischen 
145/4  und  140/39  v.  Chr.,  aber  wir  wissen  nicht,  in  welchen  Zusammenhang  es  ge- 
hört. Man  kann  an  den  Krieg  des  Attalos  II  mit  Selge  denken.  Kibyra  ward 
erst  nach  dem  ersten  mithridatischen  Kriege  zur  Provinz  Asien  geschlagen. 
Strabo  a.  0. 

1)  Dies  ist  zu  schliefsen  aus  der  Inschrift  bei  Michel,  Recueil  327.  Jedenfalls 
folgt  aus  z.  20 f.,  dafs  der  thrakische  Chersones  damals  nicht,  wie  Marquardt, Rom. 
Staatsverw.  I-  335  annimmt,  zur  Provinz  Makedonien  geschlagen  ward. 

2)  Bekanntlich  wurde  hier  erst  102  v.  Chr.  der  Grund  zu  einer  besonderen 
Provinz  gelegt.     Marquardt  I"^  380. 

3)  Oben  S.  194  f.  Der  Bund  zählte  mit  Telmessos  23  stimmfähige  Mitglieder. 
Strabo  XIV  664  f. 

4)  Justinus  XXXVII  1,  2.     Strabo  XII  534  f.     Marquardt   a.  0.  335  Anm.  5. 

5)  Nach  den  Worten  des  C.  Gracchus  bei  Gellius  N.  A.  XI  10  möchte  man 
es  für  Nikomedes  annehmen. 

6)  Dies  darf  wohl  aus  dem  Verhalten  des  Priesters  Battakes  geschlossen  wer- 
den.    Diodor  XXXVI  13.     Plutarch  Marius  17. 

7)  Die  agri  Attalici  auf  dem  thrakischen  Chersones  sind  noch  später  ein  Teil 
der  römischen  Staatsländereien.     Cicero  de  leg.  agr.  II  50. 

8)  Appian  b.  civ.  V  4.  Es  wurden  natürlich  nur  gewisse  Abgaben  aufgehoben,  etwa 
die  Kopfsteuer  oder  andere  direkte  Steuern,  die  indirekten  sind  ohne  Zweifel  geblieben. 

9)  Das  ephesische  Heiligtum  erhielt  gewisse  von  den  Königen  ihm  entzogene 
Einkünfte  zurück.     Strabo  XIV  642. 


14.  Buch.     §  6.     Ordnung  Asiens.  S7S 

heblich  geändert.  Überhaupt  wurden  die  Entscheidungen  des  Aquilius  in 
Rom  angefochten,  Aquilius  selbst  unter  Anklage  gestellt.  Man  beschuldigte 
ihn,  und  offenbar  mit  Grund,  dafs  er  Geld  genommen  habe.  Besonders  die 
Schenkungen  an  die  Könige  sollen  durch  hohe  Summen  erkauft  worden 
sein.  Er  wurde  zwar  von  den  römischen  Geschworenen  freigesprochen,  aber 
der  Senat  hat  einen  Teil  seiner  Anordnungen  annulliert  ^  Doch  handelt 
es  hierbei  wohl  nur  um  Einzelheiten.  Viel  wichtiger  wurde,  dafs  bald 
darnach  die  Geldbedürfnisse  des  römischen  Volkes,  die  durch  die  Acker- 
und  Getreidegesetze  des  Gaius  Gracchus  so  sehr  gesteigert  wurden,  eine 
grundsätzliche  Änderung  des  Besteuerungsystems  hervorriefen.  Die  Er- 
leichterungen machten  einer  viel  stärkeren  Belastung  Platz.  Gracchus 
war  überhaupt  stark  auf  Mehrung  der  Einkünfte  bedacht;  er  nahm 
das  Interesse  des  Arars  aufs  schärfste  wahr,  und  die  Provinz  Asien 
mufste  die  neuen  Ausgaben  decken.  Von  Gracchus  rührt  die  lex  Sem- 
pronia  her,  durch  die  ihr  der  Zehnte  auferlegt  ward;  nach  diesem  Ge- 
setze wurden  fortan  der  Zehnte  wie  die  übrigen  indirekten  Steuern 
Asiens  in  Rom  an  den  Meistbietenden  verpachtet  ^,  an  die  römischen 
Steuerpächter,  die  sich  nun  mit  ihrem  Gefolge  über  das  Land  ergossen, 
alles  an  sich  rissen,  und  bald  eine  unerträgliche  Plage  nicht  nur  für 
die  Provinz,  sondern  auch  für  die  Nachbarschaft,  freie  Städte  wie  König- 
reiche wurden  -^ 

Eine  weitere  Folge  der  neuen  Finanzpolitik  war,  dafs  die  den 
Königen  überlassenen  Teile  des  pergamenischen  Reiches  wieder  einge- 
zogen wurden.  Es  geschah,  als  121  v.  Chr.  Mithridates  V  mit  Hinter- 
lassung zweier  unmündiger  Söhne  gestorben  war.  Grofsphrjgien  ward 
zunächst  für  frei  erklärt,  dann  mit  Asien  vereinigt  *,  und  ähnlich  scheint 

1)  Appian,  Mithr.  11.  12.  57.  Der  Prozefs  bei  Appian,  Bell.  civ.  I  22.  Cicero 
divin.  in  Caecil.  §  69.  pro  Cluent.  127.  Der  Tatbestand  ist  freilich  nicht  klar.  Es 
ist  zu  erwägen,  dafs  Aquilius  die  10  Legaten  zur  Seite  hatte  und  nichts  Wichtiges 
anordnen  konnte  ohne  deren  Zustimmung.  Auf  die  Schenkung  an  die  Könige  scheint 
sich  die  Anklage  nicht  bezogen  zu  haben;  die  dabei  als  Kläger  oder  Zeugen  an- 
wesenden Gesandtschaften,  die  sich  über  die  Freisprechung  beklagen ,  sind  offenbar 
von  den  Städten  geschickt.  Auch  ist  zu  erwägen,  dafs  die  Schenkungen  an  die 
Könige  eine  Reihe  von  Jahren  gegolten  haben. 

2)  Appian,  Bell.  civ.  V  4.  Cicero  Verr.  3  i?  12.  Schol.  Bob.  p.  259  Or. 
Fronto  p.  125  Naber.  Marquardt  a.  0.  338.  C.  Gracchus  hat  sich  auch  sonst  mit 
den  Angelegeßheiten  der  Provinz  Asien  beschäftigt.  Er  sprach  gegen  die  lex 
Aufeia,  an  der  Mithridates  und  Nikomedes  beteiligt  waren,  deren  Gesandte  zugegen 
waren.  Gracchus  sagte,  die  Redner  für  das  Gesetz  hätten  von  Mithridates  Geld  ge- 
nommen, die  Gegner  von  Nikomedes.     Gellius  XI  10. 

3)  Beispiele  von  ÜbergriflFen  der  Publikanen:  Strabo  XIV  642.  Memnon  bei 
Photios  bibl.  p.  232  b  38.     Diodor  XXXVI  3,  1.     Dörpfeld,  Troia  u.  Ilion  II  454. 

4)  Justinus  XXXVIII  5,  2.     Appian,   Mithr.   11  f.   56 f.     Auf  Phrygiens   Ein- 


374  14.  Buch.     §  6.     Ordnung  Asiens. 

mit  Lykaonien  verfahren  zu   sein.     Diese  Teile   haben   übrigens   später 
noch  öfters  ihre  Stellung  gewechselt. 

Das  Ende  des  pergamenischen  Staates  und  seine  Einverleibung 
durch  Rom  war  für  die  Schicksale  Vorderasiens,  wie  für  die  Entwicke- 
lung  der  römischen  Weltherrschaft  von  entscheidender  Bedeutung.  Beide 
Ufer  des  ägäischen  Meeres  waren  jetzt  in  römischen  Händen ;  die  Römer 
konnten  ganz  anders  als  früher  in  das  Griechentum  eindringen;  mit 
Eifer  stürzten  sie  sich  auf  die  neue  Provinz,  die  Steuerpächter  und 
Geschäftsleute  liefsen  sich  in  grofser  Zahl  dort  nieder  und  waren  erfolg- 
reich bemüht,  die  Reichtümer  der  Untertanen  auf  römischen  Boden  zu 
verpflanzen.  Rom  ward  jetzt  Nachbar  der  vorderasiatischen  Königreiche, 
konnte  sie  aus  der  Nähe  beaufsichtigen,  mufste  sich  in  ihre  Händel  ein- 
mischen, und  das  Ende  war,  dafs  auch  sie  den  Römern  anheimfielen. 

Man  kann  nicht  behaupten,  dafs  der  Übergang  der  Verwaltung 
Asiens  aus  den  Händen  der  Könige  auf  die  Republik  Rom  dem  Lande 
und  seinen  Bewohnern  Vorteil  oder  Verbesserung  gebracht  hätte.  Die 
neuen  Herren  wurden  von  inneren  und  äufseren  Schwierigkeiten  bald 
so  umringt,  dafs  sie  mehr  auf  die  Ausbeutung  der  Provinz,  als  auf 
Fürsorge  und  Sicherung  bedacht  waren.  Das  königliche  Heer  ward 
aufgelöst  und  nicht  wieder  ersetzt.  Den  schwierigsten  Teil  des  attalischen 
Königreichs,  die  Tauroslandschaften,  wurden  sich  selbst  überlassen 
und  bald  zu  einer  grofsen  Gefahr  für  die  Sicherheit  Asiens ;  die 
dortigen  unabhängigen  Gemeinwesen  bildeten  die  Grundlage  der  See- 
räuberei, die  später  den  Römern  so  viel  zu  schaffen  machte.  Am  schnell- 
sten empfand  die  thrakische  Küste  das  Ende  der  Attaliker;  die  perga- 
menischen Besatzungen  zogen  ab,  die  Frucht  des  letzten  thrakischen 
Krieges  (S.  360)  ging  wieder  verloren.  Die  Thraker  hatten  freie  Hand, 
und  sogleich  begannen  wieder  die  Angriffe  auf  die  hellenischen  Küsten- 
städte ^  Bei  den  Römern  fanden  diese  keinen  Schutz ;  sie  waren  auf 
ihre  eigenen  schwachen  Kräfte   angewiesen.     Sie   mufsten   viel    leiden  2, 


Ziehung  bezieht  sich  nach  Mommsens  Ergänzung  das  bei  Synnada  gefundene  Stück 
eines  Senatsbeschlusses  von  116  v.  Chr.,  worin  die  von  Mithridates  V  bis  zu  seinem 
Ableben  getroffenen  Verfügungen  für  gültig  erklärt  werden.  Die  Neuordnung  ward 
auch  hier  durch  eine  Senatskommission  vorgenommen.  Übrigens  folgt  aus  der  Ur- 
kunde nicht,  wie  Reinach  will,  dafs  die  Einziehung  erst  116  v.  Chr.  geschah. 
JHSt.  8  (1887)  496.     Reinach,  Mithradates  Eupator  38.  457  f. 

1)  In  diese  Zeit  (zwischen  133  und  130  v.  Chr.)  fällt  das  Exzerpt  Diodors 
XXXrV  12,  das  von  Zibelmios  dem  Sohne  des  Diegylis  (oben  S.  361,  Anm.  2)  handelt. 
Zibelmios,  der  seinem  Vater  an  Grausamkeiten  gleichkam,  fällt  in  die  Hände  seiner 
thrakischen  Feinde  und  wird  von  ihnen  unter  Martern  ums  Leben  gebracht.  Über 
diesen  Zibelmios  handelt  auch  Valerius  Max.  IX  2  ext.  4. 

2)  Lehrreich  ist  das  Ehrendekret  von  Sestos  für  Menas  bei  Michel,  Recueil  327. 


14.  Buch.     §  6.     Ordnung  Asiens.  375 

und  es  hat  lange  gedauert,  bis  die  Römer  ihnen  wirksamen  Schutz  ge- 
währen konnten.  Nach  beiden  Seiten  hin,  in  Europa  und  Asien  hat 
das  Erlöschen  der  pergamenischen  Dynastie  eine  Lücke  gerissen,  die 
erst  nach  geraumer  Zeit  ausgefüllt  werden  konnte.  Am  meisten 
wurden  die  Könige  im  Kreise  der  Dichter  und  Gelehrten  vermifst,  für 
die  sie  so  viel  getan  haben,  die  ihnen  dafür  das  gaben,  was  sie  zu 
geben  hatten,  den  ewigen  Nachruhm  *. 


Wir  erhalten  daraus  kein  erfreuliches  Bild:  das  Gebiet  der  Stadt  ist  verwüstet, 
das  Land  ist  nicht  bestellt,  es  herrscht  Teuerung  und  Mangel,  und  die  Jugend  übt 
sich  in  den  Waffen. 

1)  Ps.  Skymnos  v.  16ff. :  roTs  iv  IlSQyci/uü)  ßaaiXsvaiv,  wy  jj  dö^a  xcti  red-vrixoTcoy 
naQcc  nSaiv  ^fAtv  fwa«  &id  navTog  fiEvti. 


l^aehträge  und  Beriehtigungen. 


Band    I. 

S.  63,  Z.  5  Lysimachos]  Der  Name  des  Lysimachos  beruht  nur  auf  einer  Kon- 
jektur von  Sintenis.  Die  Hss.  Arrians  haben  'Afrifia^ov,  Wkr-ifA-a^ov  und 
'A^xifxaXov. 

„  74,  Z.  15.  Die  amanischen  Tore  sind  nach  Heberdey  und  Wilhelm ,  Reisen 
in  Kilikien  (Denkschr.  d.  k.  Akademie  zu  Wien,  bist.  phil.  Cl.  44  [1896] 
S.  24)  die  noch  heute  bei  Toprak-Kalessi  sichtbaren  Befestigungen. 

„  74  f.  Das  Terrain  der  Schlacht  bei  Issos  ist  aufgeklärt  worden  von  Ad.  Bauer, 
Jahreshefte  des  österr.  arch.  Instituts.  18?9,  105  ff.  An  der  Stelle  des 
Schlachtfeldes  ist  die  Küstenebene  nicht  14,  sondern  gegen  50  Stadien 
breit,  also  Platz  genug  zur  Entwickelung  der  Phalanx. 

„    82,  Anm.  3  lies:  Josephus,  Arch.  XI  320. 

„  85,  Anm.  4.  Über  die  Erbauung  Alexandriens  vgl.  noch  Justin.  XIII  4,  11. 
Valer.  Max.  I  4  ext.  1.  Plin.  h.  n.  V  62.  VII  125.  Pseudocallisth.  I  31  f. 
Ammianus  Marcell.  XXII  16,  7  f. 

„  86,  Z.  22.  Nach  Eusebios  II  114  f.  und  der  Chronik  von  Oxyrrhynchos  (the 
Oxyrhynchos  pap.  I  28^  hat  Alexander  damals  auch  Parätonion  gegründet. 
Vgl.  Pseudocall.  I  5. 

,,  103,  Z.  4  fi.  Hierher  gehört  vielleicht  die  Nachricht  bei  Polyän,  strat.  VII  27,  2 
von  einer  Niederlage  der  Ephesier  durch  Autophradates. 

„  103,  Anm.  2  lies:  Unternehmen  gegen  den  Hellespont  werden  u.  s.  w. 

„  107,  Z.  5  war  zu  erwähnen,  dafs  auf  Agis  sein  jüngerer  Bruder  Eudamidas  folgte. 
Plutarch  Agis  3.     Pausan.  III  10,  5.    Plutarch  apophth.  Lacon.  p.  220  D. 

„  113_ff.  Vgl.  Franz  v.  Schwarz,  Alexanders  des  Grofsen  Feldzüge  in  Turkestan, 
München  1893. 

„  147.  Über  die  Anlagen  an  den  Indosmündungen  vgl.  Diodor  III  47,  9.  Agathar- 
chides  bei  Müller,  Geogr.  gr.  min.  I  191.     Periplus  mar.  Erythr.  §  41. 

„  152,  Anm.  2.  Nearchs  Seefahrt  behandelt  Tomaschek,  Sitzungsber.  der  philos. 
bist.  Classe  d.  kais.  Akademie  d.  Wiss.  in  Wien  1890.     121.  Bd. 

„  155.  Über  die  schuldigen  Satrapen  vgl.  Aristotel.  Oecon.  II  p.  1352  f.  Wilcken, 
Hermes  36,  191  fi. 

„  178,  Anm.  3.  Über  die  göttl.  Verehrung  Altxanders  vgl.  v.  Sybels  Histor. 
Zeitschr.  N.  F.  43,  5  ff . 

„  191,  Z.  5  für  Parysatis  lies  Sisygambis. 


Nachträge  und  Berichtigungen.     Bd.  I.  377 

^'^^^'^'}\  ''"'/  ''^''"  '^"'■'^  ^^'''^'  ""^  ^^«^^°  ^^  ««br  ermüdet,  u.  s.  w. 
"        '  t  ^/'^t^'y^««!     Der  richtige    Name   ist  Autodikos   nach  IGGSept   I  279, 

o.    00. 

„  257,  Z.  4  unten.  Neben  Alexarchos  kann  ein  anderer  Bruder  Kassanders  Peri- 
laos  genannt  werden,  der  nach  Plutarch  de  frat.  amore  15  p.  48ß  A  ihm 
als  treuer  Gehilfe  zur  Seite  stand. 
„  265,  Anm.  3  a.  E.  lies:  „stimmt  mit  den  von  Diodor"  u.  s.  w 
„  290,  Z.  3  unten.  Opus  ist  vermutlich  erobert  worden.  Wahrscheinlich  bezieht  sich 
hierauf  em  delphisches  Epigramm,  das  nach  berichtigter  Lesart  auf  Peisis 
(oder  Pisis)  von  Thespiä  geht,  der  als  Führer  der  zur  Befreiung  von  Opus 
ausruckenden  Böoter  gepriesen  wird.  Peisis  hat  in  Oropos  gleichfalls  eine 
btatue  erhalten.     Vgl.  S.  36G.    HomoUe  BGH  24  (19üO),  170  ff.    IGGSept. 

„  292,  Z.  11£     Nach  Polyän   VIII  19    hefenden   sich    Apollonia    und    Epidamnos 
000    '/1T7";^''*  ^''  Kleonymos  ^S.  337.  48ü)  in  der  Gewalt  eines  Dynasten. 
„  3U.,  Z.  14f.    Vor  kurzem  ist  in  Skepsis  ein  Brief  des  Antigonos  an  die  Skepsier 
g-efunden   und   erst   von   Munro   (IHSt  19   [1899]    332  ff.),   dann  von  Köhler 
vSitzungsber.  der  Berliner  Akad.  1901,  1057  ff.)  veröffentlicht  worden.    Anti- 
gonos  berichtet   hier   über  den  Friedenschlufs   mit   seinen    Gegnern      Was 
er  sagt,  stimmt  mit  Diodors  Erzählung  übereiu   und  ergänzt  sie  in  einigen 
Punkten.     Von  Seleukos  ist  auch  hier  keine  Rede,  dagegen  erwähnt  Anti- 
gonos  den  Polyperchon ,   und  zwar  unter  den  Gegnern.     Die   Skepsier    de- 
kretieren  ihm    hohe,   göttliche  Ehren,   die  sich  ebenfalls   auf  seine   Söhne 
Demetnos  und  Philippos  erstrecken. 
„  310,  Z.  18  für  „Bruder"  lies  „Stiefsohn". 
„  366,  Z.  8  für  Eurydike  lies  Stratonike. 
„  369,  Z.  14     Auf  die  Niederlage  der  Böoter  bezieht  sich  vielleicht  ein  Epigramm 

aus  Akräphiä.     Perdrizet,  BGH  24  (1900)  73,  vgl.  176. 
„  375.  Auf  die  Anwesenheit   der  Schiffe   des  Ptolemäos  geht  ein  Ehrendekret  der 
Athener   für  Zenon,   Führer   ptolemäischer   Schiffe,    aus   dem  Anfang   des 
Archon   Diokles    (Hekatombäou),   der   nach   Stschukareff  288/7  v.  Chr    im 
Amt  war.     CIA  IV  2  p.  84  u.  309  b. 

"  ^^^'  ^«r«  "'     "^^^   ^''''^°°   Diotimos   setzen   Ferguson   und   Kirchner  ins  Jahr 

289/8  v.  Chr.     Es  wird   also  die  CIA  II  312.    erwähnte  Befreiung    auf  die 

Beseitigung  des  Lachares  zu  beziehen  sein. 
„  384,  Anm.  2  lies  „Phila"  für  „Philo". 
„  391,  Z.  2  unten.    Nicht  einen  Sohn,  sondern  eine  Tochter  hatte  Stratonike  dem 

beleukos  schon  geboren,  nämlich  Phila.     Job.  Malalas  S,  198. 
„  394,  Z.  7  lies:  Hekatompylos. 

„  394,  Z.  7  unten  lies:  nach  seiner  Gattin  Apameia  u.  s.  w. 
„  396,  Z.  Iff    Nach  Heberdey  und  Wilhelm,  Reisen  in  Kilikien  S.  85  hat  Seleukos 

Nikator  am  Zeustempel  von  Olba  im  rauhen  Kilikien  gebaut. 
„  422,  Z.  2  lies:  Nachdem  er  ein  weit  u.  s.  w. 
„  505,  Z.  18  lies:  das  früher  von  jenen  beiden  verwaltete  u.  s.  w. 


378  Nachträge  und  Berichtigungen.     Bd.  II. 

Band    II. 

S.    11,  Anm.  5  für  900  lies  9000. 

„     48,  Anm.  1,  Z.  3  unten  lies:  Nachbarn  der  Tarentiner. 

„  60,  Anm.  3.  Vgl.  Schneiderwirth ,  Politische  Geseh.  des  dorischen  Argos  II. 
Heiligenstadt  1866,  S.  34. 

„  70  und  203.  Zu  den  in  Buch  5  und  7  behandelten  Epochen  sind  vor  kurzem 
mehrere  zusammenfassende  Aufsätze  J.  Belochs  erschienen:  Das  Reich  der 
Antigoniden  in  Griechenland  (Beitr.  z.  alten  Gesch.  II  26  S.).  Die  delphische 
Amphiktionie  im  3.  Jahrhundert  (Ebendas.  II  205  flF.).  Die  auswärtigen 
Besitzungen  der  Ptolemäer  (Zeitschrift  f.  Papyrusforschung  II  229  ff.). 

„  73,  Anm.  3  und  S.  84.  Was  die  Grenze  des  pergamenischen  Gebietes  anlangt, 
so  ist  wichtig  Liv.  XXXVII  18,  2.  Polyb.  XXI  10.  22,  14  ff.  Im  Biunen- 
lande  ist  Thyateira  jedenfalls  nicht  pergamenisch.  Nach  Norden  hin  scheint 
es  nach  einer  Inschrift  von  Kyzikos  JHSt.  22  (1902)  193  ff. ,  dafs  Kyzikos 
und  Philetäros  wenigstens  zeitweilig  Grenznachbarn  gewesen  sind.  Die 
genannte  Inschrift  vei'zeichnet  die  Geschenke  und  Wohltaten,  die  Philetäros, 
Sohn  des  Attalos,  den  Kyzikenern  erwiesen  hat.  Wir  erfahren,  dafs  er  sie 
schon  in  einem  früheren  Kriege  (vielleicht  bei  dem  Kriege  zwischen  Anti- 
gonos  Gonatas  und  Antiochos  I  [Bd.  II  76])  und  darnach  gegen  die  Ga- 
later  unterstützt  hat.  Der  Herausgeber  hat  mit  Recht  betont,  dafs  hier 
unter  Philetäros  nur  der  Gründer  des  pergamenischen  Reiches  gemeint 
sein  könne.  Die  Freundschaft  der  Pergamener  für  Kyzikos  datiert  also 
schon  aus  den  Anfangen  des  Königreichs. 

„     75,  Anm.  2  lies :  Amastris. 

„  79,  Anm.  4.  Eine  ähnliche  an  die  galatischen  Streifzüge  angeknüpfte  Legende 
erzählt  Parthenios  VIII  1. 

„  85.  Über  das  Verhältnis  des  Antiochos  I.  zu  den  kleinasiatischen  Städten  vgl. 
jetzt  HaussouUier,  bibliotheque  de  l'ecole  des  hautes  et.  138  S.  61  f.  Kyzikos 
mufs,  wie  aus  der  oben  zu  S.  73  zitierten  Inschrift  hervorgeht,  schon  ein 
ziemliches  Mafs  von  Autonomie  besessen  haben. 

„  103  f.  Die  Verbindung  der  Ptolemäer  mit  Eos  beweist  eine  Inschrift  MA  23 
(1898)  448,  die  Herrschaft  auf  Samos  BGH  V  (1881)  477. 

„  133,  Anm.  6.  Die  Tochter  des  Seleukos  und  der  Stratonike  war,  wie  es  scheint, 
Phila,  die  Gattin  des  Antigonos  Gonatas.  II  23.  77,  oben  377  (zu  391). 
Darnach  ist  hier  zu  berichtigen. 

„  135  (vgl.  139.  145  f.).  Nach  der  von  HaussouUier,  bibliotheque  de  l'ecole  des 
hautes  et.  fasc.  138  S.  78  ff.  veröffentlichten  milesischen  Laodike  -  Inschrift 
aus  254/3  v.  Chr.  ist  in  diesem  Jahre  Ephesos  seleukidisch.  Die  Inschrift  ist 
eine  Urkunde  über  einen  zwischen  Antiochos  II  und  Laodike  abgeschlossenen 
Landkauf;  sie  ist  von  höchstem  Interesse,  und  nicht  nur  für  die  Person  der 
Laodike.  Was  Milet  anlangt,  so  hat  nach  einer  ebenfalls  von  HaussouUier 
(a.  0.  S.  73)  mitgeteilten  Urkunde  der  milesische  Gesandte  Hippomachos, 
S.  des  Athenäos,  den  Milesieru  die  Freiheit  von  Antiochos  gebracht. 

,,  220,  Z.  6.  Aus  einer  neuen  Inschrift  BCH  21,  321  ff.  (SGDial.  II  669  n.  2504) 
ergibt  sich ,  dafs  schon  unter  Philipp  342  v.  Chr.  die  Delpher  zwei  Hiero- 
mnemonen  hatten. 

„  227,  Anm.  1.  Die  zitierte  Inschrift  CIA  IV  2,  G14f.  gehört  nach  den  treffenden 
Ausführungen    W.    Kolbes   (Festschrift    zu    0.   Hirschfelds    60.  Geburtstag 


Nachträge  und  Berichtigungen.     Bd.  II.  379 

312  flF.)  in  die  Zeit  des  Demetrios  (239-229  v.  Chr.).  Der  in  ihr  genannte 
Aristodamos  kann  also  nicht  der  Tyrann  von  MegalopoUs  sein. 

S.  239.  Über  das  Datum  der  Eroberung  Athens  s.  unten  S.  384. 

„  247  f.  Über  Alexandros,  Sohn  des  Krateros,  handelt  Th.  Sokolow,  Beiträge  zur 
alten  Geschichte  3  (1903)  S.  119  ff. 

„  299,  Z.  4 f.  lies:  wird  ihm  ein  Sohn  Areus  II  geboren,  der  den  Thron  u.  s.  w. 
Vgl.  Pausan.  III  6,  6. 

„  325  f.  336.  Über  Antigonos  Dosen  und  [seinen  Einflufs  im  ägäischen  Meer  Tgl. 
Dalamarre,  Eevue  de  philologie  26,  291  ff. 

„341  f.  Über  die  Schlacht  bei  Sellasia  handelt  eingehend  Kromayer,  Antike 
Schlachtfelder  S.  210  ff. 

„  357,  Anm.  1,  vgl.  406.  Dafs  die  ersten  beiden  Ptolemäer  auch  auf  Lesbos  Be- 
sitzungen hatten,  zeigen  jetzt  die  Tebtunis  Papyri  (the  Tebtunis  papyri  I 
p.  68).  Dazu  die  Inschrift  aus  Methymna  IGIns.  II  498  und  513.  In 
Eresos  gab  es  Spiele  zu  Ehren  des  Ptoiemäos.  Ebendas.  nr.  527.  Es  ist 
wohl  denkbar,  dafs  nicht  ganz  Lesbos  den  Ptolemäern  Untertan  war, 
sondern  nur  einzelne  Gemeinden.  Hierüber  müssen  wir  weitere  Aufklärungen 
abwarten. 

„  395  f.  Antiochos  hat  seine  Herrschaft  auch  in  Karien  wieder  befestigt.  Vgl. 
Bd.  II  588.  Alabanda  (das  eine  Zeitlang  Antiocheia  in  Chrysaoris  heifst) 
und  iMylasa  sind  seitdem  königliche  Städte.  Vgl.  BCH  18  (1894)  245. 
Revue  des  universites  du  midi,  nouv.  ser.  II  (1896)  275.  REG  1899,  345  ff. 
In  Amyzon  in  Karien  ist  ein  Brief  des  Antiochos  gefunden  JHSt  16 
(1896)  231. 
„  397,  Anm.  4.  Die  von  Strabo  XI  528.  531  bezeugte  Teilung  Armeniens  in  zwei 
Teile  durch  Antiochos  erfolgte  wohl  nach  der  Beseitigung  des  Xerxes,  viel- 
leicht erst,  als  der  Krieg  mit  Rom  drohte. 
„  410,  Anm.  5.     In  einem  messenischen  Volksbeschlufs    (Inschriften  von  Magnesia 

n.  43)  nennt  sich  die  Gemeinde  t6  xolvov  tujv  MeaauvCmv. 
„  429.  Die  Kämpfe  auf  Kreta  werden  erläutert  durch  eine  im  Asklepieion  auf  Kos 

von  Herzog  gefundene  Inschrift.     Archäol.  Anzeiger  1903,  S.  11. 
„  493,  Z.  10  unten  lies:  darnach. 
„  499,  Z.  10  lies :  nahm  die  Mitte  ein.    Über  die  Schlacht  bei  Mantineia  vgl.  jetzt 

Kromayer,  Antike  Schlachtfelder  S.  281  ff. 
„  558,  Z.  17.  Die  kommunale  Selbständigkeit  von  Syrakus  zeigt  der  syrakusische. 
Volksbeschlufs  Inschr.  v.  Magnesia  n.  72.  Man  kann  daraus  natürlich  nicht 
ableiten,  wie  der  Herausgeber  meint,  dafs  die  römische  Herrschaft  auf 
Sizilien  zweifelhaft  gewesen  wäre.  Ich  füge  hinzu,  dafs  auch  Leontini  noch 
weiter  besteht.  IGGSept.  III  515. 
„  571  ff.     Über   den  rhodisch-kretischen  Krieg ,  in  den  auch  Kos  verwickelt  ward, 

vgl.  R.  Herzog,  Beiträge  zur  alten  Gesch.  II  316  ff. 
„  587.  Zu  dem  über  Olympichos  hier  Gesagten  vgl.  Holleaux  REGr.  12  (1899) 
20  ff.  Darnach  würde  Podilos  ein  Beamter  des  Olympichos  sein,  der  Bundes- 
genosse Philipps  ist.  Die  Rhodier  beschliefseu ,  den  lasiern  gegen  Podilo« 
zu  helfen  und  nötigenfalls  gegen  Olympichos  die  Waffen  zu  ergreifen  un- 
beschadet ihrer  Freundschaft  für  Philipp.  Holleaux  setzt  die  Inschrift  vor 
die  Einnahme  von  Kios. 
„  640,  Z.  24  f.  Nach  einer  Inschrift  von  Xanthos  hat  Antiochos  diese  Stadt  der 
Leto,   dem  Apollon  und   der  Artemis  gewidmet.     Benndorf,  Festschrift  zu 


380  Nachträge  und  Berichtigungen.     Bd.  II.     Bd.  III. 

0.  Hirschfelds  60.  Geburtstag  S.  77.  Die  Lykier  müssen  sich  dem  Antiochos 
freiwillig  angeschlossen  haben;  sie  haben  bis  zuletzt  treu  bei  ihm  aus- 
gehalten und  setzten  sich  daher  nach  dem  Kriege  der  Strafe  aus.  Polyb. 
XXII  5,  3.  Es  ist  ferner  anzunehmen,  dafs  Antiochos  den  Lykiern  die 
Freiheit  gegeben  hat,  und  von  ihm  datiert  vielleicht  der  lykische  Bund,  der 
unter  ägyptischer  Herrschaft  schwerlich  bestanden  hat. 

S.  642,  Z.  13.  Dafs  Antiochos  zu  Attalos  in  gutem  Verhältnis  stand,  wird  dadurch 
gezeigt,  dafs  er  in  Pergamon  eine  Statue  hatte  und  desgleichen  Zeuxis,  der 
Satrap  von  Sardis,  denn  dieser  ist  wahrscheinlich  zu  verstehen.  Inschr. 
von  Pergamon  I  182.  189. 

„  753  Anm.  4.  Oroanda  gehört  zu  den  Städten,  die  P.  Servilius  Isauricus  im 
Isaurischen  Kriege  eroberte  und  zerstörte.     Cicero  de  leg.  agr.  2  §  50. 

„  757,  Z.  12  lies:  seinen  Bruder  Lucius  und  Quintus  u.  s.  w. 


Band    III. 

7  ff.     Zum  Litteraturverzeichnis  ist  noch  nachzutragen  : 

Die  Inschriften  von  Magnesia  am  Maeander,  herausgegeben  von  Otto  Kern. 

Berlin  1900. 
The    Tebtunis    Papyri    Part.   I.    ed.    by    B.    P.  Grenfell,    A.  S.  Hunt  and 

J.  G.  Smyly.     London  1902. 
Troja  und  Ilion  von  Wilh.  Dörpfeld.     Athen  1902.     Bd.  II. 
The  house   of  Seleucus  by  E.  R.  Bevan.     2  vols.     London  1902.     Dies  ist 
eine  vollständige  Geschichte  der  Seleukiden  bis  zum  Ende  des  Hauses. 

11,  Anm.  5  war  zu  erwähnen,  dafs  die  Korinthier  dem  älteren  Scipio  Afrikanus 
eine  Statue  setzten      Cicero  de  orat.  II  262. 

18,  Z.  1  lies:  Aulus  (nicht  Marcus)  Atilius. 

26,  Z.  1  lies:  einzeln  zu  antworten. 

28,  Z.  9.  Über  Samothrxke  erhalten  wir  durch  neuerdings  gefundene  Inschriften 
einige  Andeutungen ,  nach  denen  wir  die  früheren  Schicksale  der  Insel  mit 
Wahrscheinlichkeit  bestimmen  können.  In  der  milesischen  Laodike-Iuschrift 
(Haussoullier,  bibliotheque  de  l'e^cole  des  hautes  et.  138  S.  76  f.)  vom  Jahre 
253  v.  Chr.  verordnet  Antiochos  II,  dafs  je  ein  Exemplar  der  Urkunde  in 
Ilion,  auf  Samothrake,  in  Ephesos,  in  Didyma  bei  Milet  und  in  Sardis  auf- 
gestellt werden  solle.  Darnach  ist  in  dem  genannten  Jahre  Samothrake 
noch  seleukidisch.  Ferner  in  einer  Inschrift  von  Ilion  (Dörpfeld,  Troja  und 
Ilion  II  448) ,  die  sich  auf  Antiochos  III.  beziehen  mufs ,  wird  die  Auf- 
stellung eines  Exemplars  in  Lysimacheia  und  Samothrake  verordnet.  Also 
ist  damals  (zwischen  197  und  191  v.  Chr.)  Samothrake  wiederum  seleu- 
kidisch. Da  wir  ferner  wissen,  dafs  die  Insel  unter  Ptolemäos  III.  ägyp- 
tisch war  (II  169  3.  Haussoullier  a.  0.  82 f.),  so  folgt,  dafs  Antiochos  III, 
als  er  nach  Europa  ging  und  die  thrakische  Küste  besetzte,  auch  Samo- 
thrake gewonnen  hat,  das  bald  darnach  im  antiochischen  Kriege  dem  Philippos 
und  später  dem  Perseus  zugefallen  sein  mufs.  Dafs  Philippos  es  schon 
früher  besessen  habe,  wie  Beloch,  Zeitschr.  f.  Papyrusforschung  II  249  glaubt, 
ist  nicht  wahrscheinlich;  denn  Samothrake  gehört  nicht  zu  den  196  v.  Chr. 
befreiten  Hellenen.    Die  Insel  ist  also  bis  dahin  noch  ptolemäisch  geblieben. 


Nachträge  und  Berichtigungen.     Bd.  III.  381 

38,  Anm.  1  lies:  Las  (nicht  Lar). 

39,  Z.  14  lies:  Marcus  (nicht  Gnäus)  Fulvius. 

40,  Anm.  5  lies :  Aegina. 

41,  Z.  23  lies:  in  gutem  Ansehen. 

63,  Z.  5  f.  Nach  Ausweis  der  Inschriften  von  Magnesia  am  Mäander  (Inschr. 
V.  Magnesia  n.  93.  101.  105)  hat  diese  Stadt  nicht  zu  den  Untertanen  der 
pergamenischen  Könige  gehört,  mufs  also  nachträglich,  etwa  mit  Rücksicht 
auf  den  Kultus  der  Artemis  Leukophryene,  die  Freiheit  erhalten  haben. 

65,  Z.  6.  Zu  den  Ahnherren  der  pergamenischen  Fürsten  zählt  vor  allem 
Dionysos,  der  in  Pergamon  als  xa&tjyffxwy  eine  besondere  Verehrung  genofs. 
V.  Prott  MA  27  (1902)  S.  161  flf. 

66.  Über  die  Stellung  Pergamons  liefern  die  neuerdings  durch  v.  Prott  und 
Kolbe  MA  27  (1902)  44  ff.  veröffentlichten  Inschriften  neue  Aufschlüsse. 
Die  Stadt  hat  12  Phylen  (S.  114ff.).  Die  Gesetzgebung  scheint  vom  König 
auszugehen ,  wenigstens  wird  ein  ädilicisches  Gesetz  als  vöfxog  ßaaihxog 
bezeichnet.  S.  48  ff.  Neben  den  Strategen  wird  ferner  ein  Stadthauptmann 
(d  Eni  T»7f  TidAfwf),  ein  königlicher  Beamter  genannt. 

71,  Z.  15  lies:  Herakleoten. 

72,  Anm.  7  lies:  Ortiagons. 

73,  Anm.  6  lies:  Varro,  Sat.  Menipp.  fr.  407  Bücheier. 

74,  Z.  3  unten  war  zu  erwähnen,  dafs  Pharnakes  der  Gründer  der  Seestadt 
Pharnakeia  ist.    Er  hat  sein  Gebiet  rielleicht  auch  nach  Osten  hin  vermehrt- 

78,  Z.  14  lies:  Morzios. 

85,  Anm.  5  lies:  Letronne,  Recueil  I  p.  286. 

89,  Anm.  2    war   statt  Hermes  35 ,  492  f.   anzuführen  Kritik   der   beiden   Mak- 

kabäerbücher  79  f.,  desgleichen  Anm.  4  a.  E.  Krit.  d.  Makkabäerb.  81. 
110,  Z.  7.     Der  Brentesiner  Eammius  oder  Herennius   erinnert  an  den  in  einem 
molossischen  Proxeniedekret  (Michel  recueil  318),  erwähnten  Gaios  Dazupos 
ßennios  aus  Brentesion. 
135,  Z.  12  unten  lies :  aber  keiner  kam  u.  s.  w. 

170,  Anm.  2  lies:  Cölesyrien. 

171,  Z.  8  lies:  zeigte  sich  den  Ägyptern  weit  u.  s.  w. 
178,  Z.  1  unten  lies:  Lebadeia. 

180,  Z.  10.  Über  das  Schicksal  der  Oresten  fehlt  jede  Kunde.  Fast  könnte  man 
vermuten,  sie  seien  damals  den  Epiroten  angegliedert  werden,  denen  sie 
Strabo  VII  326  zurechnet,  wie  sie  ihnen  auch  früher  angehörten.  Thukyd. 
II  80,  6. 

187,  Z.  11.     Das  dodonäische  Heiligtum  wurde  gewifs  nicht  angetastet. 

189,  Z.  9.  Dafs  die  Athener  Skyros  besafsen,  wird  durch  die  Geschenke  des 
Antonius  an  Athen  nahegelegt,  der  ihnen  zur  Ergänzung  die  Nachbarinseln 
Ikos,  Skiathos  und  Peparethos  gab.  Appian  bell.  civ.  V  7.  Hertzberg, 
Gesch.  Griechenlands  I  474. 

204,  5  lies:  Prusias. 

208,  Z.  8  lies:  Ptolemäos  (nicht  Ptolemäer). 

213,  Z.  14.  Onias,  der  nach  Ägypten  entfloh,  war  wohl  nicht  Hoherpriester, 
aber  aus  der  hohenpriesterlichen  Familie. 

220,  Z.  2  lies:  Antiochis  (für  Laodike). 

221,  Anm.  4  lies:  Aretas  (für  Archas). 
226,  Anm.  1  lies:  ebenfalls  (für  jedenfalls). 


383  Nachträge  und  Berichtigungen.     Bd.  III. 

S.  240,  Z.  12  lies:  unter  den  Feinden. 

„  247,  Z.  18  ff.  war  zu  erwähnen,  dafs  Timarchos  sich  (nach  Diodor)  mit  Artaxias 
von  Armenien  verbündete. 

„  248,  Anm.  3  lies:  Historiker. 

„  255,  Anm.  2  lies:  Nikanors. 

„  285  f.  301  f.  Über  den  Hellenismus  in  Baktrien  ist  kürzlich  ein  lehrreicher  Auf- 
satz von  W.  W.  Tarn  JHSt.  22  (1902)  268  ff.  erschienen.  Ich  bedauere, 
dafs  ich  ihn  erst  nach  Abschlufs  des  Druckes  kennen  gelernt  habe. 

„  320,  Anm.  5  lies:  van  Gelder,  Geschichte  d.  alten  Rhodier  S.  160 ff. 


Chronologische  Beilage. 


Die  Geschichte  Alexanders  des  Grofsen  steht  durch  die  ausführlichen  Berichte, 
besonders  Arrians  Erzählung,  in  den  Grundzügen  chronologisch  fest.  Arrian  hat 
aufserdem  die  wiehtigsteu  Ereignisse  nach  attischen  Archonten  und  Monaten  datiert, 
die  Schlacht  bei  Issos  (anab.  II  11,  10),  Eroberung  von  Tyros  (II  24,  6),  den  Über- 
gang über  den  Euphrat  (III  7,  1),  die  Schlacht  bei  Gaugamela  (III  15,  7),  den 
Tod  des  Dareios  (III  22,  2),  die  Schlacht  am  Hydaspes  (V  19,  3),  die  Abfahrt 
Nearchs  (Indic.  21,  1),  den  Tod  Alexanders  (anab.  VII  28,  1).  Alexanders  Tod 
fällt  auf  den  Däsios,  d.  h.  Juni  des  Jahres  32.3  v.  Chr.  (Vgl.  Ideler,  Abhaudl.  der 
kgl.  Akademie  in  Berlin  1820.  1821,  philol.  bist.  Cl.  S.  261  ff.)  Damit  stimmt  die 
alexandrinische  Tradition,  die  als  Todestag  des  Königs  den  4  Pharmuthi,  d.  h.  den 
13.  Juni  angibt.  (Pseudocallisth.  III 35.    Krall,  Zeitschr.  f.  ägypt.  Sprache  1883  S.  83  f.) 

Für  die  Ereignisse  nach  Alexanders  Tode  gibt  zunächst  Diodor,  soweit  er  er- 
halten ist,  das  chronologische  Gerüst,  das  aus  den  attischen  Archonten,  Olympiaden 
und  den  Regentenwechseln  besteht.  Daneben  kommen  die  Reste  der  Chronographien 
in  Betracht,  das  von  A.  Wilhelm  bearbeitete  zweite  Stück  der  parischen  Marmor- 
chronik (MA  22  [1897]  179  ff.),  die  Oxyrynchos-Chronik  (Oxyrynchus  papyri  I  25  flf.), 
Eusebios  und  das  Verzeichnis  der  Archonten  bei  Dionys.  Halic.  de  Dinarcho  c.  9 
(p.  309  f.  Usener).  Einzelne  nähere  Bestimmungen  bringen  die  attischen  Urkunden. 
Aus  diesen  sehen  wir,  dafs  der  Tod  des  Redners  Demades  etwa  in  den  Winter 
320/19  V.  Chr.  fällt;  denn  noch  Anfang  September  320  v.  Chr.  erscheint  er  als 
Antragsteller  in  einem  Volksbeschlufs  CIA  IV  2,  192  c.  SIG  112  500.  Daraus 
folgt  weiter,  dafs  der  Tod  des  Antipatros  richtig  ins  Jahr  319  v.  Chr.  gesetzt  wird 
(Bd.  I  233  f.).  Es  mufs  ferner  nach  dem  Ehrendekret  für  Euphron  (CIA  IV 
2,  231 1)  im  November  318  v.  Chr.  die  von  Polyperchon  wieder  eingesetzte  Demo- 
kratie noch  bestanden  haben,  so  dafs  also  die  Unterwerfung  Athens  unter  Kassander 
und  die  Einsetzung  des  Demetrios  von  Phaleron  etwa  im  Frühling  317  v.  Chr. 
erfolgte,  wie  die  Überlieferung  will,  zehn  Jahre  vor  dem  Einzüge  Demetrios'  de» 
Belagerers. 

Eine  Erörterung  erheischt  noch  die  Zeit  der  Schlacht  bei  Gaza.  Die  Chrono- 
graphen setzen  sie  einstimmig  Olymp.  117,  1  •==  312/1  v.  Chr.  Marmor  Par.  z.  19. 
Diodor  XIX  77  ff.  Josephus  cont.  Ap.  I  184.  Eusebios  demonstr.  evang.  VIII 
2,  69  (p.  393).  Sie  fällt  zusammen  mit  dem  Anfang  der  seleukidischen  Ära,  deren 
erstes  Jahr  ebenfalls  Olymp.  117,  1  ist.  Euseb.  chron.  I  249,  II  117.  Dieses  Jahr 
beginnt  mit  den  Olympien,  also  Hochsommer,  oder  wenn  man  die  makedonischen 
Jahre  zu  gründe  legt,  mit  dem  Herbst  312  v.  Chr.    Da  nun  nach  unserem  Bericht 


384  Chronologische  Beilage. 

(Diodor  XIX  80,  5)  Demetrios  beim  Anrücken  des  Ptolemäos  und  Seleukos  seine 
Truppen  aus  den  Winterquartieren  {ix  ifjg  %sifxaaiee?)  versammelte,  so  müssen  wir 
uns  die  Schlacht  im  Frühjahr  denken,  und  dies  kann  nur  das  Frühjahr  311  v.  Chr. 
sein,  nicht  wie  I  295  ff.  gerechnet  worden  ist  312  v.  Chr.  Möglich  wäre  der  Spät- 
herbst 312  V.  Chr.,  wenn  man  annimmt,  dafs  die  Truppen  des  Demetrios  vor  der 
Schlacht  bereits  in  ihre  Quartiere  gegangen  seien-,  aber  dies  würde  Diodor  doch 
wohl  ausdrücklich  bemerkt  haben,  und  es  liegt  daher  näher,  die  Schlacht  ins  Früh- 
jahr 311  V.  Chr.  zu  setzen.  Die  nachfolgenden  Ereignisse  fügen  sich  diesem  Datum 
ohne  Schwierigkeit,  aber  auch  das  Vorhergehende  bietet,  so  viel  ich  sehe,  kein 
ernstliches  Hindernis. 

Das  eusebische  Verzeichnis  der  makedonischen  und  syrischen  Könige  (I  233  f. 
249  f.)  leidet  in  der  vms  vorliegenden  Gestalt  an  mancherlei  Fehlern,  imd  ältere  Zeug- 
nisse sind  daher  von  besonderem  Werte.  Dazu  gehört  Polybios,  der  (II  41,  2. 
71,  5f)  ausdrücklich  bezeugt,  dafs  Ptolemäos  I,  Lysimachos,  Seleukos  und  Ptole- 
mäos Keraunos  alle  noch  in  der  124.  Olympiade  starben,  dafs  also  auch  Ptolemäos 
Keraunos ,  der  letzte ,  noch  vor  den  Olympien  von  280  v.  Chr. ,  mit  denen  die 
125.  Olympiade  beginnt,  gestorben  sein  mufs,  also  im  Frühsommer  280  v.  Chr. 
Dieses  von  Droysen  (Hellenismus  III  2,  378)  verworfene  Zeugnis  mufs  als  ein  fester 
Punkt  gelten,  von  dem  man  nicht  abweichen  darf.  In  der  eusebischen  Chrono- 
graphie ist  das  letzte  Jahr  des  Lysimachos  Olymp.  124,  3  (282/1  v.  Chr.),  das  letzte 
des  Seleukos  Olymp.  124,  4  (281/0  v.  Chr.)  und  demgemäfs  das  erste  des  Antio- 
chos  I.  Ol.  125,  1  =  280/79  v.  Chr.  Endlich  kommt  noch  der  Beginn  des  perga- 
menischen  Fürstentums  in  Betracht,  der  freilich  nicht  feststeht.  Wir  wissen  (Bd.  II 
626),  dafs  Attalos  I  in  der  ersten  Hälfte  197  v.  Chr.  starb.  Nach  Strabo  XIII 
623  regiert  er  43,  sein  Vorgänger  Eumenes  22,  Philetäros,  der  erste  Fürst,  20  Jahre, 
wonach  283/2  v.  Chr.  das  erste  Jahr  des  Philetäros  sein  würde.  Allein  Poly- 
bios XVIII  41,  2  gibt  dem  Attalos  44  Jahre,  und  darnach  würde  das  erste  Jahr 
des  Philetäros  auf  284/3  v.  Chr.  kommen.  Setzen  wir  jedoch  einstweilen  den  Abfall 
des  Philetäros  ins  Jahr  283/2  v.  Chr.,  so  läfst  sich  darnach  die  Schlacht  bei  Koru- 
pedion  und  der  Tod  des  Lysimachos,  wie  von  Droysen  und  von  mir  (I  404 f.)  ge- 
schehen ist,  auf  das  Frühjahr  281  v.  Chr.  bestimmen,  ferner  der  Übergang  des 
Seleukos  nach  Europa  und  sein  Tod,  der  nach  Justinus  XVII  2,  4  etwa  sieben 
Monate  nach  der  Schlacht  stattfand,  auf  den  Herbst  desselben  Jahres.  Dieser 
Ansatz  entspricht  zugleich  der  eusebianischen  Chronographie.  Auch  die  Nachricht, 
dafs  Ptolemäos  Keraunos  ein  Jahr  fünf  Monate  regiert  habe,  kann  dabei  bestehen ; 
ihm  fällt  die  ganze  Zeit  vom  Tode  des  Lysimachos  bis  zum  Ende  der  124.  Olymp, 
zu  •,  der  Jahresteil ,  wo  Seleukos  sich  als  makedonischen  König  betrachtete ,  wird 
chronographisch  nicht  besonders  gerechnet  und  kommt  dem  Ptolemäos  zu  gute. 

Für  die  attische  Chronologie,  deren  Bedeutung  für  die  allgemeine  Geschichte 
rasch  abnimmt,  ist  das  Verzeichnis  der  Archonten  bei  Diodor  und  Dionysios  von 
Halikamafs  (de  Dinarcho  9  p.  309  f.  Usener)  von  grundlegender  Bedeutung.  Schwierig 
wird  die  Bestimmung  der  Reihenfolge  der  Archonten  von  da  ab,  wo  die  Überliefe- 
rung versagt.  Nach  den  früheren  Arbeiten  von  G.  F.  Unger  (Philolog.  38  [1879] 
423  ff.  Suppl.  5,  G67ff.  Usener  Rhein.  Mus.  34  [1879]  388  ff.)  haben  sich  neuer- 
dings V.  Schöffer  (RE.  II  582  ff.) ,  W.  S.  Ferguson  (the  Athenian  archons  of  the 
3.  and  2.  centur.  B.  Chr.  Cornell  Studies  in  classical  Philology  X  1899) ,  Gaetano 
de  Sanctis  (rivista  di  filologia  28,  Iff.),  Kirchner  (Götting.  Gel.  Anzeigen  1900, 
S.  433  ff.)  und  J.  Beloch  (Beiträge  zur  alten  Gesch.  I  401,  Hermes,  38,  130  f.) 
um  die  Herstellung  der  Archontenliste  bemüht.    Bei  den  hier  bestehenden  Schwierig- 


Chronologische  Beilage.  385 

keiten  ist  es  doppelt  erfreulich,  dafs  es  endlich  gelungen  ist,  ein  viel  umstrittenes 
Ereignis,  die  Eroberung  Athens  durch  Antigonos  Gonatas  (Bd.  II  239)  zu  bestimmen. 
Athen  ward  erobert  unter  dem  Archon  Antipatros,  dem  Vorgänger  des  Arrheneides, 
Arrheneides  ist  der  Archon  von  262/1  v.  Chr.,  folglich  Antipatros  von  263/2  v.  Chr. 
Wir  verdanken  dieses  Resultat  den  vereinigten  Bemühungen  von  Jul.  Beloch  und 
Crönert.  Beloch  setzt  darnach  den  Archon  Peithidemos ,  unter  dem  das  Bündnis 
zwischen  Athen  und  den  Peloponnesiern  geschlossen  ward  (II  233) ,  in  das  Jahr 
266/5  V.  Chr.  i).  Vgl  Jacoby,  ApoUodors  Chronik  fr.  85  S.  375.  Beiträge  zur  alten 
Gesch.  II  163  ff.  473  f.     Hermes  38,  136  ff. 

Die  peloponnesischen  Ereignisse  nach  280  v.  Chr.  bieten  nur  wenige  chrono- 
logische Punkte.  Erst  später  finden  wir  bei  Polyb.  II  43  f.  zahlreichere  Daten,  auf 
denen  sieh,  in  Verbindung  mit  der  makedonischen  Königsreihe  und  den  achaischen 
Strategien,  die  peloponnesische  Chronologie  aufbaut.  Ich  habe  darüber  im  Auschlufs 
an  meine  Vorgänger  im  Hermes  35  (1900)  53  ff.  gehandelt.  Es  ergibt  sich  ferner 
in  Ergänzung  dieser  Ausführungen,  dafs  der  gemeinsame  Feldzug  des  Aratos  und 
Agis  IV  an  den  Isthmos  gegen  die  Aetoler  (Bd  II  255)  in  die  dritte  Strategie  Arats 
241/0  V.  Chr.  gehört,  wie  bereits  Schömann  gesehen  hat.  Korinth  war  damals 
schon  achäisch,  was  seit  243  v.  Chr.  der  Fall  wai-,  der  Krieg  mit  den  Aetolern  war 
noch  im  Gange ;  er  nahm  bald  nach  dem  Tode  des  Antigonos  Gonatas  (240/39  v.  Chi-.) 
ein  Ende.  Da  nun  in  den  Jahren  242/1  und  240/39  v.  Chr.  Aratos  nicht  Strateg 
war,  so  bleibt  nur  die  Strategie  241/0  v.  Chr.  übrige).  Vgl.  Polyb.  II  43,  9  ff. 
Plutarch  Arat.  31.  Agis  13  f. 

Die  Zeit  der  seleukidischen  Fürsten  steht  fest  durch  die  Liste  des  Eusebios, 
die  jedoch  in  einigen  Punkten  fehlerhaft  ist  und  nach  anderen  Zeugnissen,  Urkunden 
und  Münzen  berichtigt  werden  kann.  Über  den  zweiten  Teil  der  Liste  habe  ich 
Hermes  35  (1900)  491  ff.  (=  Kritik  d.  Makkabäerb.  78  ff.)  gehandelt,  und  ergänze 
die  dort  gegebene  Reihe  hier  durch  die  ersten  fünf  Könige: 

Seleukos  I.  beginnt  Olymp.  117,  1  =  312/1  v.  Chr.,  reg.  32  J.,  stirbt  Olymp. 
124,  4  =  281/0  V.  Chr. 

Antiochos  I.  reg.  19  J.,  stirbt  Olymp.  129,  3  =  262/1  v.  Chr. 

Antiochos  IL  reg.  15  J.,  stirbt  Olymp.  133,  2  =  247/6  v.  Chr. 

Seleukos  II.  reg.  20  J.  a),  stirbt  Olymp.  138,  2  =  227/6  v.  Chr. 

Seleukos  III.  reg.  3  J.  *),  stirbt  Olymp.  139,  1  =  224  3  v.  Chr. 

Antiochos  III.  reg.  36  J.,  stirbt  Olymp.  148,  1  =   188/7  v.  Chr. 

Seleukos  IV.  reg.  12  J.,  stirbt  Olymp.  151,  1  =  176/5  v.  Chr. 

Antiochos  IV.  reg.  11  J.,  stirbt  Olymp.  153.  4  =  165/4  v.  Chr. 

Antiochos  V.  reg.  2  J.,  stirbt  Olymp.  154,  2  =  163/2  v.  Chr. 

Demetrios  I.  reg.  12  J.,  stirbt  Olymp.  157,  2  =  151/0  v.  Chr. 

Alexander  Balas  reg    5  J.,  stirbt  Olymp.  158,  3  =  146/5  v.  Chr. 
Was  die  ägyptische  Chronologie  anlangt,  so  kann  ich  auf  Strack,  die  Dynastie  der 
Ptolemäer  S.  149  ff.,  verweisen,  wo  die  Zeitrechnung  mit  Sorgfalt  behandelt  worden  ist. 

1)  C.  F.  Lehmann,  Beiträge  zur  alten  Gesch.  III  170f.  setzt  ihn  zwei  Jahre  hinauf  26!S/7  v.  Chr., 
geht  aber  dabei  von  der  irrigen  Annahme  aus,  dafs  der  Tod  des  Areus  200/5  v.  Chr    falle. 

2)  Auch  '<i39/8  v.  Chr.  ist  unwahrscheinlich,  da  der  ätolisch-achäische  Krieg  wahrscheinlich  gleich 
nach  dem  Tode  des  Antigonos  Gonatas  aufhörte. 

3)  So  richtig  Eusebios  im  Kanon  ill  120  f.),  in  der  Chronik  I  251  werden  21  gegeben,  aber  nur  20 gezählt. 

4)  Mit  dem  Todesjahr  kann  auch  Polybios  IV  4S,  ti  in  Einklang  gebracht  werden,  wonach  das  Ende 
des  Seleukos  III  etwa  zwei  Jahre  vor  der  Usurpation  des  Achäos  liegt.  Denn  diese  gehört  noch  in 
Olymp.   139,  4,  und  Polybios  gibt  nur  eine  ungefähre  Zeitbestimmung;  er  sagt  S'jsl  [xdiXiaxa  stecjiv. 


Niese,  Gesch.  d    griech.   u.   mak.  Staaten.     III.  25 


REGISTER 


25^ 


Regelmäfsige  Abkürzungen:  Fl.  =  Flufs.  G.  =  Gatte,  Gattin.  K.  =  König. 
Kr.  =  Krieg.  S.  =  Sohn.  St.  =  Stadt.  T.  =  Tochter.  Verb.  =  ver- 
bündet, verbunden.     Verm.  =  vermählt. 

Die  lateinischen  Ziflfern  bezeichnen  den  Band,  die  arabischen  die  Seiten  und  An- 
merkungen.    Seitenzahlen  ohne  Bandzahl  gehen  auf  den  ersten  Band. 

Die  mehrstelligen  römischen  Namen  werden  in  der  Eegel  unter  dem  Buchstaben 
des  Gentilnamens  aufgeführt. 


A. 


Abä,  St.  1)  in  Phokis  III  357«  —  2)  in 
Syrien  III  265'. 

Abäokritos,  Böotarch  II  249. 

Abakänou,  St.  auf  Sizilien,  zu  Syrakus  ge- 
hörig 430^  436.  444  —  mamertinisch 
11  175  —  fällt  Hieron  II  zu  II  178. 

Abantidas,  Tyrann  von  Sikyon  II  244. 

Abassium,  St.  in  Phrygien  II  753. 

Abastaner,  Inder  144. 

Abdalonymos,  K.  von  Sidon  79.  510  (zu 
87).     II  771  (zu  78). 

Abdera,  makedon.  St.  39.  II  580.  III  28  — 
erobert  III  128«.  129  —  frei  III  136. 
180  —  Streit  mit  Kotys  III  189 ^ 

Abdissares,  armenischer  Fürst  II  397"^. 

Abiä,  St.  in  Messene  II  713*.  III  55. 
355'. «. 

Abila,St.  in  Cölesyrien  11378.579.  III  221. 

Abisares,  indischerFürst  130f.  1341.136  — 
Satrap  Alexanders  140.  502.  504. 

Abrupolis,  thrakischer  Fürst,  vonPerseus 
vertrieben  III  98.  106  f. 

Abulites,  Satrap  von  Susa  95  —  hin- 
gerichtet 157. 

Abydos,  St.  am  Hellespont  60,  von  Ly. 
simachos  belagert  342.  353  —  seleu- 
kidisch  II  85».  135' —  von  Philipp  V 
erobert  II  593  f.  622  —  von  Antiochos  III 
erworben  II  641.  717.  728  —  vergebens 
belagert  II  725.  727.  737  —  perga- 
menisch  III  62. 

Acadira,  St.  am  Kophen  131*. 

Achaemeniden,  Vorfahren  der  parthischen 
Könige  II  165. 

Achaeos,  1)  Heros  III  353^  —  2)  Ver- 
wandter des  Antiochos  I   II  84.  92  — 


3)  Vetter  des  Antiochos  III  II  159. 
172  —  Satrap  in  Sardis  II  172.  364  — 
fallt  ab,  König  in  Vorderasien  II  365. 
372.  382  ff.  —  verb.  mit  Rhodos 
II  385  f.  -  mit  Ptolemäos  IV  II  376  f. 
386  —  in  Sardis  belagert  u.  gefangen 
II  393  ff. 
Achaia,    hellenische   St.   in  Ariana  394. 

II  92. 

Achaia,  Achäer,  im  Peloponnes,  von  Phi- 
lipp II  unterworfen  34  ff.  —  mit  Agis 

III  verb.  105.  107  —  von  Alexander 
aufgelöst  177  —  unter  Kassander  281. 
287  —  Kratesipolis  309  —  Demetrios 
337  —  unter  Antigonos  Gon.  II  7  — 
befreit  II  11.  56  —  Bund  II  211  — 
Gegner  Makedoniens  II  228  —  gewin- 
nen Sikyon  II 246  —  mit  Lakedämon 
und  Alexander  verb.  II  230.  249. 
255  ff.  —  mit  den  Ätolern  verb.  II  269. 
275  —  gegen  die  Illyrier  II  280.  283. 
285  —  im  kleomen.  Kriege  II  309  f. 
320  f.  328  ff.  —  mit  Makedonien  verb. 
II  337.  341.  344.  348  f.  —  in  u.  nach 
dem  Bundesgenossenkriege  II  413  ff. 
422.  453.  461  f.  —  Verhältnis  zu  Phi- 
lipp V  II  447.  487.  596.  608  —  im 
1.  maked.  Kriege  II  480  ff.  489.  491  f. 
495  ff.  —  Friede  mit  Rom  II  502  — 
Krieg  mit  Nabis  II  565  f.  595  f.  657. 
678.  682  ff.  —  im  2.  maked.  Kriege 
II  591  f.  594  ff.  608  —  treten  auf  rö- 
mische Seite  II  615  ff.  618  f.  626.633. 
636  f.  655  —  vermitteln  in  Böotien 
II  647  —  im  Kriege  gegen  Antiochos 
und   die  Atoler   II  693  f.    711  f.    722. 


390 


Register. 


732.  742.  764.  766.  769  —  Streit  mit 
Lakedämon  II  715  ff.  —  mit  den  Böo- 
tern  III  16  f.  —  Wachstum  des  Bun- 
des III  35  ff.  —  Konflikt  und  Aus- 
gleich mit  Sparta  III  42.  56  ff.  — 
Krieg  mit  Messene  III  51 — 57  — 
Verhältnis  zu  Rom  III  60  f.  —  von 
den  Lykiern  angerufen  III  82  —  Rö- 
mische Bundesgenossen  im  3.  maked. 
Kriege  III  104.  106.  117.  122.  125. 
133.  137  ff.  148.  150.  184  f.  189. 191  — 
nach  167  v.  Chr.  III  314  ff.  333  — 
Krieg  gegen  Sparta  u.  Rom  III  337  ff.  — 
Auflösung  des  Bundes  III  350  ff.  — 
Verhältnis  zu  Ägypten  II  246.  254. 
393 f.;  III  40.  84.  90.  150.  172.  174  — 
zu  Eumenes  II  III  40.  68.  107  —  zu 
Syrien  III  40. 150  —  zu  Rom  III  41  — 
Verfassung  II  290  ff.  243 ;  III  38  f.  — 
Ratsversammlung  {ßovXi])  II  424.  III 
40  —  Einheit  "III  36  —  Syntelien 
II  455  —  Mitglieder  III  37  f.  —  Kolo- 
nisten III  35.  46;  III  362*  —  Heer- 
wesen II  413.  433.  495  f.  III  41.  345. 
348  —  Steuern  II  434.  443.  453.  455  — 
Seemacht  II  443  f.  453  f.  455.  486. 
683.  766.     III  348^ 

Achäer  Parakyparissier  i.Lakonien  III 35*. 

Achaia,  Achäer  in  Phthia  (Phthioten) 
frei  31.  202  —  werden  Aetoler  II  223^ 
242.  274'.  287^  324  —  den  Thessalern 
zugeteilt  II   651.  653  ff.     III  19.  182. 

Achäer,  im  Pontus  410.  415. 

Achäerhafen  {liyaiöjv  hfirjv)  in  Troas 
II  725. 

Achaikaros  (Akicharos),  Prophet  bei  den 
Bosporanern  411. 

Acheron,  Fl.  in  Italien  477. 

Achradina,  Stadtteil  von  Syrakus  II 
526  f.  532  f.  536  —  von  den  Römern 
erobert  II  537. 

Achriane,  parthische  St.  II  399'. 

M'.  Acilius  (Glabrio)  Konsul.  Feldherr 
gegen  Antiochos  und  die  Atoler  II  696. 
701  ff.  716.   721  ff.     III  12'.  13.  19  f. 

AQoka,  indischer  Herrscher  II  141.  401. 

Ada,  karische  Fürstin  64  f.  88^  161. 

Adäa  8.  Eurydike. 

Adäos,  Dynast  in  Thrakien  II  150. 


Adana,  St.  in  Kilikien  III  96». 

Adasa  in  Judäa,  Schlachtfeld  III  254. 

Adeiganen,  Aristokratie  in  Seleukeia  am 
Tigris  II  370. 

Adeimantos,  Ephor  in  Sparta  II  421  f. 

Adherbal  (Atarbas),  karthagischer  Feld- 
herr 1)  gegen  Agathokles  465.  2)  im 
1.  pun.  Kriege  II  507. 

Adiabene,  Landschaft  und  Satrapie  II  94. 

Adida,  Festung  in  Judäa  III  281  f. 

Admetos,  Makedonier  unter  Philipp  V 
III  27«. 

Adonis,  Drama  des  Ptolemäos  IV  II  403*. 

Adraisten  (Adresten),  Inder  137. 

Adramyteion  (Atramyteion),  St.  in  Mysien 
342  —  pergamenisch  II  84.  643.  732. 
III  331. 

Adranodoros,  Syrakusier,  Vormund  des 
Hieronymos  II  513  ff.  517  ff.  —  er- 
mordet II  520. 

Adranon,  St.  auf  Sicilien  422.     II  183. 

Adrasteia,  Landschaft  am  Hellespont  61. 
III  62. 

Adulis,  St.  am  Roten  Meer  II  116.  171. 

Aeakides,  S.  des  Arybbas,  K.  von  Epirus, 
Bundesgenosse  der  Olympias  250. 252  — 
vertrieben  252.  255  —  fällt  287. 

Aegä  (Aegeae) ,  St.  1)  Makedoniens 
(=  Edessa),  255.  II  55  —  2)  Aeo- 
liens,  seleukidisch  II  85-.  135'—  perga- 
menisch II  390.     III  328. 

Aeglaleus,  Achäer  III  36". 

Aegina,  Insel,  von  Kassander  erobert 
244  —  von  Demetrios  360  —  wird 
achäisch  II  289  —  pergamenisch  II 
484.  488.  491.  591.  596.  626.  648'.  652. 
757"".  III  40.  68.  361*  —  römisch 
III  372. 

Aeginion ,  St.  in  Thessalien  II  613  — 
zu  Amynander  II  652^  —  makedonisch 
II  702.  III  24-  —  von  den  Römern 
erobert  III  167.  182. 

Aegion,  St.  in  Achaia,  befreit  281  f.  — 
von  Demetrios  erobert  337  —  zum 
achäischen  Bund  II  212  —  Bundes- 
hauptstadt II  292  f.  313.  331.  335.  339. 
424.  443.  455.  459.  473.  485.  492.  591. 
693.  714.  III  137.  344  --  verliert  sein 
Privileg  III  38  f.  —  Seehafen  II  683. 


Register. 


391 


Aegira  (Aegeira),  St.  in  Achaia  von  den 
Aetolern  angegriffen  II  433. 

Aegosagen,  Galater  im  Dienst  des  At- 
talos II  390. 

Aegosthena,  St.  in  Megaris  314-.  II 
253*  —  böotisch  II  331  f.  —  im  achäi- 
schen  Bunde  III  38. 

Aegypten,  von  Och os  unterworfen  46  f.  — 
unter  Alexander  84  ff.  87.  161  —  unter 
Ptolemäos  196.  387  —  unter  Ptole- 
mäos  II  u.  III  II  98  ff.  104  ff.  118  ff.  — 
unter  Ptolemäos  IV  II  360  ff.  —  unter 
Ptolemäos  Vu.  VI  III  83  ff.  266  ff.  — 
von  Antiochos  IV  erobert  III 170  ff.  — 
einheimische  Bevölkerung  295.  II  112. 
376.  III  85.  213.  273  f.  -  Aufstände 
unter  Ptolemäos  III  II  148  —  Ptole- 
mäos IV  II  360  ff.  404  f.  —  Ptole- 
mäos V  III  85  ff.  —  Ptolemäos  VI 
III  208  —  Beziehungen  zu  Sizilien 
II  196  —  zu  Rom  II  66.  281.  545. 
580.     III  169  f. 

Aegytis,  Landsch.  im  Peloponn.  II  335. 

P.  Aelius,  röm.  Gesandter  II  676'^. 

Q.  Aelius  Tubero,Wächter  des  gefangenen 
Perseus  III  167. 

L.  Aemilius  Barbula,  Konsul  gegen  Ta- 
rent  II  29'.  31^ 

M.  Aemilius  Lepidus  II  594.  III  47  — 
angeblich  ägyptischerVormund  II  637'. 

M.  Aemilius,  Tribunus  milit.  II  742. 

L.  Aemilius  (PauUus) ,  Konsul  gegen 
lUyrien  II  436  ff. 

L,  Aemilius  (PauUus) ,  Feldherr  gegen 
Makedonien  III  152.  159  ff.  —  besucht 
Hellas  III  178  f.  —  Ordnung  Make- 
doniens III  179  ff.  193.  335  —  hellen. 
Politik  III  187^  312  —  Triumph  III 
188. 

L.  Aemilius  (Regillus),  Prätor,  befehligt 
die  Flotte  gegen  Antiochos  II  721. 
729  ff.  735  ff.  III  11  —  Triumph  II 
749. 

M.  Aemilius,  Bruder  des  vorigen  stirbt 
II  733. 

Aeneia,  St.  in  Makedonien  III  148. 

Aeneias  auf  Sizilien  II  190.  560. 

Aenesias,  Tarentiner  II  28*. 

Aenesidamos,  Achäer  aus  Dyme  II  169. 


Aenetos,  Strateg  des  Demetrios  Poliork. 
363". 

Aenianen  in  Hellas  39"^  II  18  —  äto- 
lisch  II  213.  324.  III  12  f.  —  selb- 
ständig III  184.  356. 

Aenos,  St.  in  Thrakien,  ägyptisch  II 
150  --  unter  Philipp  II  593  —  An- 
tiochos II  675  —  frei  II  750  —  von 
Philipp  besetzt  III  20  —  frei  III 26  — 
im  3.  makedon.  Kr.  III  130\  167-'. 
180  —  frei  III  200. 

Aeolis,  Aeoler  in  Kleinasien  342  —  von 
den  Galliern  heimgesucht  II  79  — 
unter  Attalos  I  II  158.  392  —  frei 
II  680. 

Aeropos,  1)  Lynkeste  26  —  seine  Söhne 
52  —  2)  lUyrier  (?)  II  488  —  3)  epi- 
rotischer  Strateg  II  502  —  4)  ägypt. 
Feldherr  II  580. 

Aeschines,  attischer  Redner  33.  174  f. 

Aeschylos,  1)  Rhodier  236  —  2)  Argiver 
254. 

Aesernia,  St.  in  Samnium,  wird  römisch 

II  62'. 

Aeson,  Fl.  bei  Pydna  III  161. 
Aeschrion,  1)  bei  Agathokles  in  Afrika 

462  —  2)  Akarnaue  III  138. 
Aethidas  (Saethidas  ?),  Messenier  II  472'. 
Aethiopen,  Gesandte  bei  Alexander  182  — 

Verhältnis   zu  Aegypten   II  115.  406. 

III  275. 

Aethopia,  Ort  in  Athamanien  II  763. 

Aetna,  St.  auf  Sizilien  424^  431.  485. 

Aetoler,  Aetolien,  Volk  in  Hellas  unter 
Alexander  56.  117  f.  —  im  lamischen 
Kr.  200.  204.  207.  211  —  unabhängig 
212  —  für  Perdikkas  218.  232  f.  — 
gegen  Kassander  251.  255.  281  ff. 
287  —  Bündnis  mit  Antigonos288.  332, 
334  —  unterstützen  Herakles  307  — 
mit  Athen  357  —  gegen  Demetrios 
371  ff.  —  für  Lysimachos  386  —  mit 
Antigonos  Gon.  verb  II  8.  11  —  gegen 
die  Kelten  II  17  ff.  —  zu  Antiochos  I 
II  21«.  743  —  zu  Pyrrhos  II  31.  56*  — 
Bund  u.  Verfassung  II  212  ff.  —  in 
der  Amphiktionie  II  218  ff.  —  Ausbrei- 
tung des  Bundes  II  230.  236  ff.  241  f. 
244.  249.  264  f.  422  —  im  Peloponnes 


S92 


Register. 


255  S.  302  f.  305  —  verb.  mit  Elis  II  259 

—  Kr.  gegen  Makedonien  verb.  mit  den 
Achäern  II  269  flF.  273  f.  279  f.  —  im 
kleomenischen  Kr.  II  322.  324.  331.  337 

—  Bundesgebiet  II  324  f.  —  Kr.  mit 
Makedoniern  u.  Acbäern  II  409  flF.  417. 
425. 444  flP  453. 456.—  Bündnis  mitRom, 
1.  makedon.  Kr.  II  475  ff.  485  f.  494  f. 
501.  503  —  Unruben  II  563  —  Streit 
mit  Makedonien,  2.  makedon.  Kr.  II 
581  f.  588  ff.  592.  598.  603  f.  610.  612  f. 
620.  628  ff.  —  Zerwürfnis  mit  den  Rö- 
mern II  641  ff.  654  f.  677  —  Bündnis 
mit  Antiocbos,  Kr.  gegen  Rom  II  681. 
686  f.  691.  698  ff  704.  708  ff.  714.  721. 
723  f.  762  ff.  767  ff  —  nacb  dem  Kr. 
III  12  f.  16.  59  —  Haltung  im  3.  ma- 
kedon. Kr.  III  102  f.  107.  112  f.  — 
Rom.  Bundesgenossen  III  122  f.  — 
Parteikämpfe  III  105.  133  f.  137  f. 
143. 179  —  eingescbränkt  III  183  f.  — 
später  III  312. 346. 356  -  Freundscbaft 
mit  Ägypten  u.  Syrien  II  375.  407  f. 
673  —  mit  Eumenes  III  68.  107  — 
Kreta  II  428  ff.  —  Reisläufer  II  604. 
III  120  —  Kolonisten  in  Antiocbeia 
II 167  —  Bestechlichkeit  II  599'.  604^ 

Affenland  in  Afrika  464. 

Agalasser,  Inder  141. 

Agaros,  Skythe  414. 

Agasisthenes,  Lakedämonier  III  340. 

Agassä,  makedonische  St.  III  167^ 

Agatbagetos,  Rbodier  III  13P. 

Agatharcbos,  S.  des  Agathokles  445^, 
vgl.  Archagatbos. 

Agatbarcbides  von  Kuidos ,  Historiker 
12.  II  3.50.     III  4. 

Agathe,  St.  der  Massalioten  490. 

Agatbokleia,Konkubine  des  Ptolemäos  IV 
II  404.  573^  574  —  getötet  576. 

Agathokles,  1)  S.  des  Karkinos,  Tyrann 
von  Syrakus,  Anfänge  430  ff.  —  wird 
Tyrann  433  ff.  II  775  (zu  432  ff.)  — 
Kriege  auf  Sizilien  436  ff.  —  in  Afrika 
446  ff.  —  Bündnis  mitOpbelas  457  ff.  — 
weitere  Kriege  462  f.  465  ff".  —  auf 
Sizilien,  schliefst  Frieden  469  ff. —  in 
Italien  480ff.vgl.  432  —  erobert  Kor- 
kyra   357.    482    —   in   Apulien,    Ver- 


hältnis zu   Rom  483  f.    —   gegen   die 

Brettier    484  f.    —     verb.    mit    Pto- 

'        lemäos  u.  Demetrios  370.  473.  485  — 

1       mit  Pyrrhos  362.     II  30.  46  —  Ende 

I       485  —  wird  König  321.  461^  473  — 

1        Charakter  u.  Bedeutung  472  f.  486  — 

I        2)  S.  des  vorigen  370.  485  —  ermordet 

I       485  f.    —    3)    Vater    des    Lysimachos 

I        192  —  4)  S.  des  Lysimachos  380f.— 

]        venu,    mit  Lysandra  354.  388  —  von 

j        den    Geten    gefangen    368      —     hiu- 

!       gerichtet  402  f.    —    5)  Statthalter  von 

Parthyäa  II  165  —  6)  Günstling  des 

Ptolemäos  IV  II 360  f.  403*.  404  f.  572  f. 

—  Vormund  des  Ptolemäos  V    II  573  f. 

577  —    Ende   575  f.  —    7)  Herrscher 

in  Aracbosien  III  287. 

Agatbon,    1)  Makedonier,    Befehlshaber 

in  Babylon  94  —  2)  S.  des  Tyrimmas 

154*  —  3)  Bruder  des  Asandros  285^ 

288. 

Agatbostratos,  Rbodier  II  135. 

Agatbyrna,  St.  auf  Sizilien  II  543. 

Agdistis,   Göttin,    in   Pessinus    verehrt 

III  69^. 
Agelaos,  ätolischer  Strateg  II  418.  460. 

475. 
Agema,  makedon.  Garde  42.167.    III  120. 
Ageu,  Satyrdrama  Pythons  oder  Alexan- 
ders 156. 
Agenoreion,  Heiligtum  in  Tyros  81. 
Agepolis,  rhodiscber  Gesandter  III  156  f. 

177. 
Agesias,  Achäer  III  183. 
Agesilaos,     1)    K.    von    Sparta    47     — 
2)  Bruder  des  K.  Agis  103  —  3)  Be- 
auftragter des  Antigonos  Monopbtbal- 
mos  275.  278  —  4)  Obeim  des  Königs 
Agis  IV  II  300.  302  f. 
Agesilochos,  Rbodier  HI  117.  156. 
Agesipolis  HI,  S.  des  Agesipolis,  K.  von 
Sparta  II    426   —    vertrieben    II  463. 
564.  658.  664.     III  42  —  Tod  III  51". 
Agesistrata,  Mutter  des  lakedämoniscben 

Königs  Agis  IV  II  300  f.  303. 
Agetas,  ätolischer  Strateg  II  4531  456. 
Agiaden,    Königsgeschlecbt    in    Sparta 

II  298. 
Agias,  makedon.  Truppenfdbrer  II  271. 


Register. 


S93 


Agjatis,  G.  des  Agis  IV  II  304  —  des 
Kleomenes  III  II  305  —  Tod  II 
334. 

Agis,  1)  III,  S.  des  Agesilaos,  lakedämon. 
König  37'.  103.  105. 107.  497  tF.  118»  — 
2)  IV,  S.  des  Eudamidas ,  lakedämon. 
König  II  58-.  255.  III  385  —  Reformeu 
und  Ende  II  299  fF.  2G2  —  3)  Fürst 
der  Päoner  29  —  4)  Dichter  160"  — 
5)  Tarentiner  II  29^  —  6)  Strateg  des 
Ptolemäos  Lagi  293. 

Agräer,  den  Atolern  zugehöriger  Stamm 
II  e,\  213.  714'.     III  12. 

Agrianen,  thrakischer  Stamm  u.  Truppen- 
gattung 55.  G0-.  80.     III  120.  149. 

Agriniou,  St,  akarnanisch  282  f.  —  äto- 
lisch  II  445'. 

Agron,  S.  des  Pleuratos,  Illyrier  11  277  flf. 

Agyläos,  Ephor  in  Sparta  II  315. 

Agyrion ,  St.  auf  Sizilien ,  mit  Syrakus 
verbunden  424'. '.^  430^  II  37.  178. 
193^ 

Akademie,  bei  Athen,  verwüstet  II  596. 

Akanthos,  St.  1)  in  Makedonien  257. 
II  606  —  2)  bei  Memphis  II  111». 

Akarnanen,  von  Philipp  II  unterworfen 
34 IF.  —  im  lamischen  Kr.  202  — 
kassandrisch  232.  282  f.  287  —  fallen  an 
Pyrrhos  364.  II  6.  31  —  zum  Teil 
ätolisch  II  213.  236  f.  264  f.  267  f. 
324  —  mit  Makedonien  verb.,  den  Ato- 
lern feindlich  II  21"^  280.  283.  335.  341. 
843  —  im  Bundesgenossenkriege  II 
422.  424.  432  f.  444.  456  —  im  1. 
makedon.  Kriege  II  477.  479.  482.  489. 
502  —  Streit  mit  Athen  II  589  f.  — 
im  2.  makedon.  Kriege  II  599.  626. 
633  f.  —  unterwerfen  sich  den  Römern 
II  635.  652  —  frei  653  —  gegen 
Nabis  684  —  im  antiochischen  Kriege 

II  700  f.  765  f.  —  röm.  Bundesgenossen 

III  14.  59.  113  —  im  3.  makedon. 
Kriege  III  138.  183.  187  —  später  III 
312.  356. 

Akaron  (Ekron),  St.  in  Palästina  III 263. 

Akastidas,  Athlet  III  345^. 

Ake,  St.  in  Phönizien  300  —  seleukidisch 
II  125  —  ptolemäisch  (PtolemaYs  ge- 
nannt") II  128.  141. 


Akesimbrotos,  i-hcdischer  Nauarch  II 
587'.  606.  621. 

Akesines,  Fl.  in  Indien  136. 

Akestorides ,  Korinther ,  nach  Syrakus 
berufen  432. 

Akicharos  s.  Achaikaros. 

Akichorios,  Galater  II  14.  18  f. 

Akra,  St.  auf  Sizilien,  mit  Syrakus  ver- 
bündet II  175'''.  184  528  f.  —  zerstört 
II  539^ 

Akräphiä,  böotische  St.  II  210'.  251. 
647  f. 

Akragas  wiederhergestellt  423  —  Kr» 
gegen  Syrakus  und  Agathokles  431. 
434.  436  ff.  440  ff.  453  f.  462  —  unter- 
wirft sich  472  —  frei  487  —  unter 
Phintias  488.  II  37  —  mit  Pyrrhos 
verbündet  II  38.  44  —  mit  den  Kar- 
thagern II  176.  180.  182  f.  —  im  1. 
punischen  Kr.  II  186  f.  193  —  im  2, 
punischen  Kr.  mit  Karthago  verbündet 
II  528  f.  531.  535.  540  ff.  —  erobert 
II  543  —  unter  römischer  Herrschaft 
II  558  f. 

Akrillä,  St.  auf  Sizilien,  Gefecht  II  528  f. 

Akris,  St.  in  Afrika  464. 

Akrokorinth,  von  Nikäa  besetzt  II  251  — 
von  Aratos  erobert  II  253.  330  f.  — 
makedonisch  II  331  —  i-ömisch  II 
650  —  achäisch  II  665,  s.  Korinthos. 

Akrolissos,  illyrische  Festung  II  474. 

Akrotatos,  Lakedämonier,  1)  S.  des  Kleo- 
menes II,  Feldherr  auf  Sizilien  437  f. 
II  7.  298  —  2)  S.  des  Areas,  König 
II  57.  241.  297. 

Akusilochos,  unbekannter  asiatischer  Dy- 
nast III  78. 

Akuphis,  luder  in  Nysa  129^. 

Alabanda ,    St.    in    Karien ,    seleukidisch 

II  85^   89.   135'.   588.   636.     III  379 

(zu  II  395)  —  frei  II  751^  760.     III 

.      63.    132".    136«.    371     —    Kr.    gegen 

Rhodos  III  194. 

Aläsa,  St.  auf  Sizilien  424-.  l  430'^  II 
175  —  hieronisch  II  178,  180  —  rö- 
misch 183.  188.192.  530  —  immun  II 
557.  559^ 

Alba,  St.  in  Italien  III  188. 

Albiker,  Ligurer  490". 


394 


Register. 


Aleuaden  in  Lavisa  30. 

Alexamecos  s.  Alexonienos. 

AlexiDOs,  Dichter  eines  Päaus  II  247'', 

Alexion,  Sikyonier  '282. 

Alexandreia  1)  in  Ägypten.  Gründung 
85  f.  (dazu  III  376)  477"  —  unter  den 
Ptolemäern  388.  II  105  f.  113.  196^ 
583.  586  —  von  Antiochos  IV  ange- 
griffen III  173.  175  —  Unruhen  unter 
Ptolemäos  V  II  575  f.  —  unter  Ptole- 
mäosVI  III  173.  209  —  Wahl  Ptole- 
mäos'VII  III  267  —  Aufstände  III 
268.  272  —  Judenschaft  III  214.  223  — 

2)  am  Akesines  in  Indien  140.  144  — 

3)  in  Aria  394.  II  92.  398  —  4)  am 
Jaxartes  117.  394.  II  772  (zu  1 117)  — 
5)  bei  Issos  III  96^  —  6)  am  Margos, 
später  Antiocheia  392.  II  92  —  7)  bei 
den  Oriten  (Rhambakia)  149  —  8)  bei 
den  Paropamisaden  113.  128  —  9)  bei 
den  Sogden  145  —  10)  inTroas,  früher 
Antigoneia,  Gründung  397  —  seleu- 
kidisch  II  85^  135'  —  mit  Attalos  I 
verb.  II 158.  391.  642  —  von  Antiochos 
III  belagert  II  690  —  frei  III  62.  371 2. 

Alexandreschata  =  Alexandreia  am  Ja- 
xartes. 

Alexandros,  1)  Philhelleu,  K.  von  Make- 
donien 25.  —  2)  II,  K.  von  Make- 
donien 27  —  3)  III,  S.  Philipps,  K.  von 
Makedonien,  in  Athen  36  —  wird  Kö- 
nig 51  ff.  —  in  Hellas  53  —  Feldzug 
gegen  Thraker  u.  lUyrier  53  ff.  II 13  — 
unterwirft  Theben  56  f.  —  nach  Asien 
60  ff  —  am  Granikos  61  f.  III  335^  — 
in  Ephesos  62  —  Winterfeldzug  65  ff. 
II  388  —  in  Gordion  70  f.  —  Feldzug 
von  333  V.  Chr.  71  ff.  —  in  Tarsos 
72  —  erobert  Phönizien  77  ff.  —  unter- 
handelt mit  Dareios  77  f.  81  f.  —  in 
Ägypten  84  ff.  387.  II  112  —  gründet 
Alexandreia  85.  II  114*'  —  im  Am- 
monion  86  —  in  Tyros  87  —  Feldzug 
gegen  Dareios  89  tl,  —  in  Babylon,  Susa 
und  Persis  94  ff.  —  verfolgt  Dareios 
98  ff.  —  in  Parthien  u.  Arianal07  ff.  — 
baktrischer  Feldzug  113  ff.  —  über 
den  Jaxartes  118  —  indische  Feldzüge 
126  ff.  —  am  Hyphasis  138  f.  —  Indos- 


fahrt  140  ff.  -  bei  den  Mallern  143  f.  — 
am  Ozean  147  (dazu  III  376)  —  Rück- 
kehr von  Indien  148  ff.  —  Bestrafung 
der  Satrapen  154  f.  175  —  nach  Susa 
156  —  Vermählung  122.  166  —  nach 
Medien  167  ff.  —  verordnet  Rückkehr 
der  Vei'baunten  176  —  in  Medien 
180  f.  —  nach  Babylon  181  ff.  —  gegen 
Arabien  183  ff.  II  402  —  Krankheit 
u.  Tod  185  f.  —  Charakteristik  186  — 
Bildnis  188'  —  Bestattung  194.  198. 
217.  11113.403'—  Testament  325^  — 
Nachkommen  191.  198.  306.  II  693  — 
Entwürfe  u.  Absichten  139. 186. 198  — 
göttliche  Verehrung  178  (dazu  III 
376).  184.  240.  261.  263  —  Reichs- 
verwaltung 161  ff.  —  Heer  60".  158  ff. 
166  f.  184  —  Verhältnis  zu  den  Unter- 
tanen 1075.  109*.  124.  164  f.  184.  II 
112  —  Städtegründungen  85.  113. 
116  f.  120.  135.  140.  145.  184.  500. 
503  —  Bündnis  mit  Selge  II  388  — 
befördert  Ilion  397  —  Verhältnis  zu 
Kreta  II  428'  —  zu  den  Juden  III 
2141  —  Geschichtschreiber  3  ff.  — 
Alexanderroman  9  —  Briefe  4.  133"^  — 
verfafst  ein  Drama  156  —  4)  IV,  S. 
u.  Nachfolger  des  vorigen  191.  193  f. 
198  237.  239.  250  —  gefangen  250. 
252  f.  255.  264.  277.  303  —  ermordet 
304  —  verlobt  mit  Deidameia  338.  — 

5)  Tyrann    von    Pherä    21.    30.    — 

6)  Lynkeste,  S.  des  Aeropos  52.  66  — 
verhaftet  67    —    hingerichtet   111.  — 

7)  S.  Polyperchons,königl.  Leibwächter 
225*  —  Gegner  Kassanders  242.  244. 
254.  256  f.  276.  277  f.  279  —  geht  zu 
Kassander  über  280  f. —  ermordet  282.  — 

8)  V,  S.  Kas.sanders,  K.  von  Make- 
donien 358.  364  f.  —  9)  Molosser,  S. 
des  Neoptolemos,  K.  von  Epirus  33  — 
verm.  mit  Kleopatra  51  —  in  Italien 
181".  476  ff.  —  10)  S.  des  Lysimachos 
403  f.  —  11)  Thronbewerber  in  Make- 
donien II  21.  —  12)  Molosser,  S.  des 
Alketas  291  f.  292^  —  13)  S.  des 
Pyrrhos  362*  —  in  Italien  u.  Sizilien 
II  32.  38.  44.  48.  49^  —  König  von 
Epirus  II  62.  130.  224.  236  ff.  —  Tod 


Register. 


395 


264  —  14)  S.  des  Demetrios  Poliork. 
von  Deidameia  384'''  —  15)  Make- 
donier  im  Dienste  des  Demetrios  Po- 
liork. 330  —  16)  S.  des  Krateros, 
makedonischer  Statthalter  in  Hellas, 
wird  abtrünnig  11  248  ff.  (dazu  III 
378)  —  17)  Epirote  II  610  -  18) 
Akarnane  bei  Antiochos  III  II  680. 
701  —  stirbt  II  706  —  19)  Aetoler, 
Dichter  II  110.  223^  —  20)  ätolischer 
Strateg  232—  21)  Aetoler,  fällt  bei 
einem  Handstreich  II  433  f.  —  22)  aus 
Trichonion,  ätolischer  Strateg  11445  — 
23)  Aetoler,  der  Isier,  Redner  II  563. 
622.  644.  657.  764  —  24)  S.  des  Ak- 
metos,  Makedonier  II  343  —  25)  Ma- 
kedonier,  Beamter  Philipps  V  II  348". 
446.  469  —  Kommandant  in  Phokis 
II  456  1)  —  26)  Makedonier  in  Megalo- 
polis,  angeblich  Nachkomme  Alexan- 
ders des  Grofsen  II  693  —  27)  S.  des 
Perseus  III  188  —  angeblicher  III 
335  —  28)  Bruder  der  Königin  Lao- 
dike  II  154  —  29)  Früherer  Name 
desSeleukos  III  II  168  —  30)  Satrap 
von  Persien ,  Bruder  Molons  II  364  f. 
370  —  31)  Balas,  angeblicher  S.  des 
Antiochos  IV  III  259  ff.  —  K.  von 
Syrien  III  261  f.  266'  —  endet  III 
264  f.  —  32)  Zabinas,  angeblicher  S.  des 
vorigen,  K.  von  Syrien  271  f.  305 f. 
309  —   33)  S.  Tryphons  (?)  III  2921 

Alexarchos ,  Makedonier ,  S.  Autipaters, 
Bruder  Kassanders  257. 

Aleximachos,  phokischer  Strateg  II  19^ 

Alexomenos  -')  (vulgo  Alexamenos),  Kaly- 
donier,  ätolischer  Strateg  II  647  — 
nach  Sparta  gesandt  II  687  f. 

Alexon ,  Achäer  in  syrakusischen  Dien- 
sten II  176. 

Alipheira,  St.  in  Arkadien,  eleisch  II 
259—  makedonisch  11441.447.492  — 
achäisch  II  608.     III  37. 

Alkäos,  1)  Aeuier  346'  —  2)  Messenier 
II  470".    III  338-. 

Alkamenes,  1)  Spartaner  II  421*  — 
2)  Achäer  III  344'.  349. 


Alketas,  1)  Molosser,  S.  der  Arybbas, 
K.  vonEpirus  291  f.  —  2)  Makedonier, 
Bruder  des  Perdikkas  214.  218.  220  — 
geächtet  223    226  ff.  231  f.  II  772  (zu 

I  232). 

Alkia,  G.  des  Agathokles  von  Syrakus 
455'. 

Alkibiades,  Lakedämonier  III 42. 45. 48  ff. 

Alkimos,  1)  Epirote  331  —  2)  (=  Jaki- 
mos)  jüdischer  Hoherpriester  III  241. 
243.  252  f.  255  f. 

AUaria,  St.  auf  Kreta,  Seeraub  II  428'. 

Almopen,  makedonischer  Stamm  24. 

Alonis,  massaliotische  St.  in  Iberien  492. 

Alontion,  sizilische  St.  II  560. 

Alope,  St    in  Thessalien  III  23.  127. 

Alopekonnesos  auf  dem  thrakischen  Cher- 
sones ,  ägyptisch ,  von  Philipp  V  er- 
obert II  593. 

Altgaza  (Palägaza)  bei  Gaza  295. 

Alyzeia,  akarnanische  St.  202.     II  268. 

Amadokos,  Thrakei-,  von  Philipp  V  ge- 
fangen III  28. 

Amanische  Tore  74  (dazu  III  376). 

Amastris,  1)  Perserin,  T.  des  Oxa- 
thres,  G.  des  Krateros  166  —  des 
Dionysios  von  Herakleia  276  —  des 
Lysimachos  345  —  beherrscht  Hera- 
kleia, gründet  Amastris  354.  397  — 
2)  T.  des  Dionysios  und  der  vorigen 
345. 

Amastris,  St.  am  Pontos  354.  397.  402. 

II  75. 

Amathitis,  Landschaft  in  Cölesyrien  III 
280^ 

Amathus,  St.  auf  Kypros  278  f. 

Amazonen  109'.  119".   180^ 

Ambikes,  Ort  auf  Sizilien  471. 

Ambitouti,  galatischer  Gau  II  82*. 

Amblada  in  Pisidien  III  62'. 

Ambrakia,  St.,  von  den  Makedoniei'n 
besetzt  26  —  befreit  53  —  im  lami- 
schen  Kriege  202  — ^für  01ympias252  — 
an  Epirus  364.  II  31*.  61.  237'. 
266  —  ätolisch  II  267  f.  325.  432. 
613  —  Krieg  mit  den  Molossern  II 
456^  —   von   den  Römern    erobert   II 


1)  Wenn  dies  niclit  ein  anderer  ist. 

2)  Über  die  Schreibnng  s.  If  687'-2. 


390 


Register. 


764  ff.  III  12  —  im  3.  makedon.  Kr. 
III  125.  138.  145. 

Ambrakos,  Kastell  II  482.  493  f. 

Ambrysos,  phokische  St.  II  409.  615. 

Ameiaias,  1)  Rhodier  331.  —  2)  Archi- 
pirat  II  24'  —  3)  Heerführer  bei 
Antigonos  Gonatas  II  58. 

Ameselon,  St.  Siziliens  II  178. 

Amestratos,  St.  Siziliens  II  188^ 

Amisos,  St.  am  Pontos  163.  171-.  197^ 
275  f.    II  137. 

Amitrochates  (Vindusära),  indischer  Fürst 
509.     li  93.  141. 

Ammans,  St.  in  Judäa  III  236.  256. 

Amminaspes ,  Parther ,  Satrap  von  Par- 
tbien  107. 

Ammon,  ägypt.  Gottheit,  von  Alexander 
geehrt  86.  168  —  Orakel  185.  332. 

Ammonios,  Berater  des  Alexander  Balas 
III  262.  263^  279^ 

Ammouitis  in  Cölesyrien  III  229. 

Amoibeus,  Sänger  II  251. 

Amorgos,  Insel,  Seeschlacht  daselbst 
207^  —  imit  Ägjpten  verb.  II  1U3  — 
makedonisch  II  169.  580  —  geplün- 
dert 571*^. 

Amphidamos,  Eleer  II  2291  440  f.  447'-. 

Amphiktionen  (Ampbiktionie),  delphische 
30.  32.  34  f.  —  Bündnis  mit  Alexan- 
der 53  —  unter  den  Aetolern  II  216^ 
218  ff.  221  f.  422  -  Neuordnung  III 
13  f.  355^.  357. 

Amphilocher  zu  Epirus  364.  II  6^  — 
ätolisch  II  216.  325  —  im  antiochi- 
schen  Kriege  714.  764.  766  —  bleiben 
ätolisch  III  12.  20  —  selbständig  111 
184.  356. 

Amphimachos,  Satrap  von  Mesopotamien 
225.  258. 

Amphipolis,  St.  1)  am  Strymon,  streitig 
21.  26  f.  —  makedonisch  29.  198.  375\ 
376^  III  34  —  im  3.  makedon.  Kriege 
III  130'.  148^  164  —  geht  zu  den 
Römern  über  III  165.  167  —  Haupt- 
stadt des  1.  Makedoniens  III  180. 
332  —  Spiele  daselbst  III  185  — 
2)  am  Euphrat  395. 

Amphissa  in  Lokris  34  f.  —  erobert  und 
zerstört  35.  38'.  237   —    ätolisch  232. 


II  18.  212.  722  f.  —  lokrisch  III  13. 
345.  357«. 

Amphoteros,  Makedonier  70.  104. 

Amyklä  bei  Sparta  II  449.  659. 

Amymone  in  Elis  II  228*. 

Amynandros,  Athamane  II  267^  —  mit 
den  Aetolern  verb.  II  418  —  Friedens- 
vermittler II  485  —  auf  makedon. 
Seite  II  500.  502  —  Freund  der  Aetoler 
und  Römer  II  589.  591.  598.  603  f. 
612  f.  621.  623.  644  —  Erwerbungen 
II  652  —  im  antiochischen  Kr.  II  693. 
689  ff.  702.  710  —  Friedensvermittler 
II  763.  766  ff.  —  besitzt  Zakynthos 
II  712.     Vgl.  III  15.  269. 

Amynas  =  Amynandros  II  418^. 

Amyntas,  1)  I,  König  von  Makedonien 
24».  26  —  2)  der  Kleine,  K.  von  Ma- 
kedonien 26  —  3)  III,  S.  des  Arrhi- 
däos ,  Vater  Philipps  26  f.  —  4)  IV, 
S.  des  Perdikkas  27  f.  213  —  von 
Alexander  beseitigt  52  —  5)  Feldherr 
Philipps  40  —  vielleicht  identisch  mit 
Nr.  6  —  6)  Makedonier,  S.  des  An- 
tiochos ,  bei  den  Persern  62.  67.  74. 
76  —  fällt  in  Ägypten  84  —  7)  S. 
des  Audromenes,  im  Heere  Alexanders 
95  —  fällt  112  —  8)  S.  des  Nikolaos, 
Satrap  von  Baktra  120.  126.  159^  — 
9)  Bruder  des  Peukestas,  bei  Perdikkas 
219^.  225*  —  10)  makedon.  Strateg 
von  Kappadokien  390  —  U)  Make- 
donier in  Ägypten,  Anhänger  der  Ar- 
sinoe  II  99''  —  12)  Rhodier  329  ff  — 
13)  Herrscher  in  Indien  III  302*. 

Amyntianos,  Historiker  9'*. 

Amyrisches  Feld  in  Thessalien  II  457. 

Anagiiia,  St.  bei  Rom  II  35. 

Anaitis,  G  öttin,  ihr  Tempel  II 398.  III  218. 

Anakleterien ,  Miindigkeitserklärung  in 
Ägypten  II  673.     III  86.  169.  172. 

Auaktorion,  St.  in  Akarnanien  II  268. 

Anapos,  Fl.  bei  Syrakus  II  529. 

Anaxarchos  von  Abdera,  Philo.soph  125. 
160-.  1831     11  100". 

Anaxikrates,  attischer  Archen  II  16*. 

Anaximeues  von  Lampsako;*,  Historiker  4. 

Anaxijjpos,  Makedonier  109. 

Ancbiale,  St.  in  Kilikien  73. 


Register. 


397 


Andaka,  St.  der  Aspasier  129. 

Andania,  messenische  St.  II  454.  712  — 
arkadisch  III  55*. 

Andragathos,  im  Dienst  des  Demetrios 
Poliork.  375^ 

Andragoras,  Satrap  von  Parthyäa  II 140  f. 
141  ^  U54ff. 

Andriake,  lykische  St.  II  640. 

Andriskos  (Pseudophilippos)  III  260  — 
Prätendent  III  331  ff.  360. 

Androbazos,  im  Dienst  des  Oxyartes 
260. 

Androkles,  1)  K.  von  Amathus  auf  Kypros 
219  —  2)  Akarnane  II  634. 

Andromachos,  1)  von  Tauromeuion,  Vater 
des  Timäos  422  —  2)  Strateg  von 
Samarien  88^  —  3)  Strateg  in  Meso- 
potamien, Vater  des  Achüos  II  159. 
168*  —  ägyptischer  Kriegsgefangener  II 
386  —  4)  aus  Aspendos,  in  ägyptischen 
Diensten  II  376.  381.  383. 

Andron,  Archipirat  363*. 

Audronidas,  Achäer  III  314.  338.  348. 

Audronikos,  1)  Olynthier  im  Dienst  des- 
DemetriosPoliork.  295  f.  298  -  2)  Aetoler 
III  185^  —  3)  im  Dienst  des  Perseus 
III  147  f.  —  4)  Beamter  des  Antiochos 
Epiphanes  III  93.  229  —  5)  Perga- 
mener  III  329. 

Andros ,  Insel  von  den  Kykladen  309. 
II  102  —  Seeschlacht  daselbst  II 151  — 
makedonisch  II  131.  169.  580.  592  — 
wird  pergamenisch  II  605.  614.  652  — 
römisch  III  372. 

Androsthenes,  1)  Thasier,  Seefahrer  184  — 
2)  Kyzikener,  Beamter  des  Antiochos  III 

II  401    —  3)    Makedouier  im   Dienst 
Philipps  V  II  618.  631. 

Angrames  s.  Xandrames. 

L.  Anicius,  Prätor,  befehligt  im  Kriege 
gegen  Genthios  III  152.  158  —  unter- 
wirft und   ordnet  lUyrien  und  Epirus 

III  167  f.  177  f.  186  ff. 

Ankyra,  St.  in  Phrygien  71.  II  79'.  129". 

II  755  —  Schlacht  II  154. 
Antäupoüs,  St.  in  Ägypten  III  208*. 
Antagoras,  Epiker  aus  Rhodos  II  222. 
Antalkidischer  Friede  46.  70. 
Antandros,  Bruder  des  Agathokles  von 


Syrakus  431.  414  ff.  449.  469  —  Histo- 
riker 9.  418. 

Antenor,  makedonischer  Admiral  III  154f. 
167.  185. 

Anthedou,  St.  1)  Böotiens  II  210'.  647  — 
2)  Palästinas  III  221. 

Anthemus,  1)  in  Makedonien  24^.  29  — 
2)  am  Enphrat  395.  401. 

Anthropiiios ,  Parteihaupt  in  Syrakus 
433-. 

Antialkidas ,  griechischer  Herrscher  in 
Indien  III  288.  302'. 

Antibelos,  S.  des  Mazäos,  Perser  100^ 

Antigenes ,  makedonischer  Heerführer 
169-.  223  —  Satrap  von  Susa,  Führer 
der  Argyraspiden  225.  239  f.  —  bei 
Eumenes  261.  263.  268  f. 

Antigene,  T.  der  Berenike,  Gr.  des  Pyrrhos 
361.  388. 

Antigoneia,  St.  1)  in  Bithynien,  später 
Nikäa  311.  397  —  2)  in  Troas,  später 
Alexandreia  311.  397  —  3)  am  Orontes 
312.  317.  322.  343.  401  —  später  Antio- 
cheia  394  — -  4)  am  Axios  II  224. 
227  —  5)  an  der  makedou.  Küste  III 
148  —  6)  in  Epirus  II  238.  609.  III 
144  —  7)  früher  Mantineia  II  349. 

Antigonis,  Phyle  in  Athen  316.  II  232  — 
abgeschafft  II  605. 

Antigonos  1 )  S.  des  Philippos,  Verwandter 
Alexanders  II  459*.  486*  —  einäugig 
(Monophthalmos)511  (zu274)  —  Satrap 
von  Phrygien  89.  192.  197  —  gegen 
Perdikkas  212.  214.  220.  223  f.  —  wird 
Strateg  von  Asien  225.  227.  250  — 
gegen  Eumenes  und  Alketas  228  ff.  — 
Kr.  gegen  Polyperchon  und  Eumenes. 
234  ff.  238.  246. 250.  258  ff.  vgl.  506  f.  — 
in  Ekbatana  511  (^zu  270)  —  Kampf 
um  die  Herr.schaft  270  ff.  277  f.  281  bis 
303  —  gegen  Ptoleraäos  Lagi  305  f.  — 
gegen  Seleukos  3 11  f.  —  Städtegrün- 
dungen 311  f.  398  —  Angriff  auf  Hellas 
312  —  wird  König  315.  321  —  gegen 
Ägypten  322  ff.  —  gegen  Rhodos  324  ff.  — 
Hegemon  der  Hellenen  338  —  neuer 
Kr.  342  ff.  348  —  fällt  bei  Ipsos  3.50  f.  — 
Philhellene  II  206  —  Brief  an  die 
Skepsier  III  377  (zu  303)  —  2)  Gonatas, 


398 


Register. 


S.  des  Demetrios  365.  369.  370^  ^ 
375  f  —  BilduHg  und  Persönlichkeit 
377.  II  222  f.  —  herrscht  in  Hellas  383  f. 
384^.  386  —  gegen  Lakedämon  387. 
II  7 ff.  II f.  17  —  König  von  Make- 
donien II  22  ff.  —  gegen  die  Galater 
II  23  f.  —  Verhältnis  zu  Pyrrhos  II 
30  f.  51.  53.  54ff.  —  zu  Antiochos  I  II 
76  —  zu  Bithynien  II  76.  136  —  gegen 
Ägypten  II  130  ff.  150  f.  224  —  Kämpfe 
in  Hellas  II  211  ff.  244.  247  ff.  —  gegen 
Athen  II  231  f.  234  ff.  —  Alexander 
von  Epirus  II  238  —  Verhältnis  zu 
Kreta  II  428^  —  Tod  II  263  —  3)  Doson, 
K.  von  Makedonien  II  286  ff.  —  Feld- 
zug nach  Karlen  II  169.  326  —  Ver- 
hältnis zu  Agyijten  II  342 f.  —  Bund 
mit  den  Achäern  im  Kleomenischen 
Kriege  II  321  ff.  497  —  Haupt  des 
hellenischen  Bundes  II  335.  408  — 
ordnet  Megalopolis  II  454  —  in  Sparta 
II  482  —  stirbt  II  348  —  4)  S.  des 
Echekrates ,  makedonischer  Thron- 
anwärter 111  34  f.  —  5)  S.  Alexanders, 
Beamter  des  Perseus  III  116.  153  — 
6)  S.  des  Demetrios  I  von  Syrien  III 
262. 

Antikyra,  phokische  St.  II  476*.  479  f. 
492  —  Grenzstreit  mit  Delphi  III  13. 

Antimachos,  1)  attischer  Archon  387^  — 
2)  Makedonier  III  149  —  3)  I  und  II, 
indische  Herrscher  III  287  f   302^. 

Antinoos,  Molosser  III  134.  167  f. 

Antiocheia,  1)  am  Orontes,  Gründung 
355.  394.  401.  II  205  —  Residenz  II 
71.  97  —  von  Ptolemäos  III  erobert 
II  147  —  wieder  seleukidisch  II  152  — 
unter  Seleukos  II  II  167  f.  —  unter 
Antiochos  III  II  207.  382  —  Antiochos 
Epiphanes  III  95.  96==.  215  —  Antio- 
chos V  III  242  f.  —  Demetrios  I  III 
252.  260.  262  —  Demetrios  II  III  264. 
277.  284.  305  —  Alexander  Zab.  III 
308  —  Juden  daselbst  III  223  —  2)  in 
Mygdonien  (Nisibis)  393.  II  368  III 
96*  —  3)  in  Mesene ,  später  Spasinu 
Charax  III  300  —  4)  am  Margos  (früher 


Alexandreia)  392.  II  92.  398  —  5)  in 
Pisidien  II  89.  III  62.  372  —  6)  am 
Mäander  II  88.  751  —  7)  in  Troas  = 
Kehren  II  gO'^  —  8)  in  Chrysaoris  = 
Alabanda  III  000  (zu  II  395)  —  9)  am 
Saros  =  Adana  III  96''  —  10)  bei 
Kallirrhoe  =  Edessa  III  96^  —  11)  in 
Ptolemais  III  96^'  —  12)  =  Jerusalem 
III  228. 
Antiochis,  1)  T.  des  Achäos,  G.  des 
Attalos  II  84.  156  —  2)  T.  des  Antio- 
chos III,  mitXerxes  vermählt  II  397  — 

3)  T.  des  Antiochos  III,  G.  des  Aria- 
rathes  IV  II  674.  III  220  \).  248  f.  — 

4)  Nebenfrau  des  Antiochos  Epiphanes 
III  219'. 

Antiochos,  1)  Makedonier  im  Heere  Ale- 
xanders 130  —  2)  Vater  des  Seleukos 
Nikator  393 —  3)  I,  S.  des  Seleukos  350 
—  Mitregent  383.  391  f.  —  Städtegrün- 
dungeu  392  f.  406.  II  88  ff.  —  Kr.  gegen 
Makedonien  II  8  f.  17. 22  f.  24.  74''.  76  — 
unterstützt  Pyrrhos  II  31.  51  —  König- 
tum II  71  ff.  74  —  Kämpfe  in  Vorder- 
asien II  80.  83  f.  —  gegen  Ägypten 
II  126  f.  —  Ende  II  132  f.  —  Beiname 
Soter  394».  II  71i.  80^  —  Philhellene 
II 206  -  4)  II  Theos,  S.  des  vorigen  II 
133  ff.  164  —  in  Vorderasien  II  137  f.  — 
Friede  mit  Ägypten  II  139  —  Ende 
II  145  f.  —  5)  Hierax,  S.  des  vorigen 
II  132M39  — Nebenbuhler  des  Seleu- 
kos II  II 151^  152  ff.  157. 159  —  6)  ver- 
meintlicher S.  des  Seleukos  III  II 172  — 
existiert  nicht  II  777  (zu  172).  679^  — 
7)  III  der  Grofse,  wird  König  II  172  — 
Vermählung  II  366  —  gegen  Molon 
II  368  ff.  —  gegen  Cölesyrien  II  362. 
364.  366  f.  373  ff.  —  bei  Raphia  ge- 
schlagen II  380  ff.  —  gegen  Achäos 
II    392  ff.    —    beherrscht  Vorderasien 

II  388.  395  (dazu  III  379)  —  in  den 
oberen  Satrapien  II 396  ff.  779  (zu  400). 

III  285  —  verb.  mit  Ptolemäos  IV 
II  405.  407  —  mit  Attalos  II  392. 
395.  481.  607"  III  380  (zu  642)  —  er- 
obert Cölesyrien  II  574.  577  ff.  637  ff.  — 


1)  Wo  aus  Yersehen  Laodike  geschrieben  ist. 


Register. 


39» 


bei  den  Juden  II  579-'.  III  222  — 
Konflikt  mit  Eumenes  II  und  den 
Römern  II  638  ff.  G51.  654.  662.  668  ff.  — 
in  Lykien  III  379  f.  (zu  II  640)  —  Ver- 
hältnis zu  Ägypten  II  670.  672 ff.  — 
zu  Eumenes  II  674  —  Unterhandlungen 

II  675  ff   —    Kr.    in   Hellas   II  690  ff 

III  17  —  vertrieben  II  703  ff.  707. 
710  f.  —  Kr.  in  Asien  11  731  f.  739  ff.  — 
Friedenschlufs  II  746 ff.  757 ff.  —  Ende 
III  87  ff.  217.  —  Bildsäule  11  707.  - 
Beiname  II  364'-  —  8)  ältester  S.  des 
vorigen  II  579  —  König  und  Regent 

II  639.  671.  678  —  stirbt  II  679  — 
9)  IV  Epiphanes,  S.  des  Antiochos  III, 
Geisel  in  Rom  II  746.  758'*  —  in 
Athen  III  18.  92  —  wird  König  III 
92  ff.  —  Philhellene  III  94  f.  —  Cha- 
rakter III    96    —    Freund  der  Römer 

III  97.  110.  119.  152  —  Kr.  gegen 
Ägypten  III  157.  168  ff.  —  Verhältnis 
zu  den  Juden  III  170.  222«.  227  ff.  — 
Macht  und  Politik  III  171.  244.  202  f. 
215  —  feiert  Feste  III  214  f.  —  Ende 
III  216  ff.  237  —  Familie  III  245. 
259  —  10)  V  Eupator,  S.  und  Nach- 
folger des  vorigen  III  206'.  217.  219 ff. 
241  f.  245  -  11)  VI  Epiphanes  Dionysos, 
S.  des  Alexander  Balas  III  277  f.  281. 
283.  292'  —  12)  VII  Sidetes,  S.  des 
Demetrios  I  III  218*.  263  —  König 
III  292  f.  —  erobert  Jerusalem  III  295  f. 
306^^  —  gegen  die  Parther  III  297  f. 
305  —  Kinder  111  299^'  —  13)  S.  des 
vorigen  III  299'  -  14)  VIII  Grypos, 
S.  des  Demetrios  II,  III  307  ff.  311.  — 

15)  IX  Kyzikenos,  S.  des  Antiochos  VII 
III    299-.    306«.    308-.    309  f.    311    — 

16)  XII  III  3101  —  17)  XIII  III 
310  —  18)  Strateg  des  Ptolemäos  III 
II  148  —  19)  Nikator,  Herrscher  in 
Baktra,  vielleicht  =  Antiochos  III 
n  398^  401'. 

Antipatreia,  St.  Illyriens  II  465.  597. 

Antipatros,  1)  S.  des  lolas,  Makedonier, 
Feldherr  Philipps  36.  43  —  Statt- 
halter in  Makedonien  53.  60.  70.  87. 
106  f.  119*.  176  f.  —  Verhältnis  zu 
Olympias  156.  169  —  abgelöst  169  — 


Reichsverweser  in  Europa  192  ff.  197  — 
im  lamischen  Kriege  201  ff.  206.  207  ff". 
211  —  Kr.  gegen  Perdikkas  219  ff.  — 
Vormund  der  Könige  224.  226  —  in 
Makedonien  227.  232  —  Tod  232.  233. 
III  383  —  hellenische  Bildung  II 
205  —  Kinder:  s.  Alexarchos,  Archias,. 
Eurydike,  lolas,  Kassandros,  Nikaea, 
Nikanor,  Perilaos,  Phila,  Philippos, 
Pleistarchos  —  2)  S.  Kassanders,  König 
358.  364 f.  379-  —  von  Lysimachos 
beseitigt  376  —  S.  des  Philippos,  make- 
donischer Thronprätendent  II  15.  21. 
24  —  4)  Freund  des  Pei-dikkas  273  — 

5)  im  Dienst  des  Antiochos  1  II  78  — 

6)  Schwestersohn    des    Antiochos   III 

II  381  f.  742.  746.  748  f.  —  7)  Aegypter 

III  209^  —  8)  attischer  Archon  III 
385. 

Antiphatas,  S.  des  Telemnastos,  Gortynier 

III  325'. 
Antiphilos,  1)  Athener,  Strateg  im  lami- 
■  sehen  Kriege  205  ff.  —  2)  in  ptolemäi- 

sehen   Diensten   II  116*   —   3)   böoti- 

. scher  Strateg  II  627. 
Antipolis,  St.  bei  Massalia  490. 
Antissa  auf  Lesbos  39  —  zerstört  III 185^ 
Antistheues,  Rhodier,  Historiker  II  350. 

586'.  III  31 
Antium,   St.  in  Latium,   treibt  Seeraub 

371'. 
Antonius,  Volkstribun  III  193. 
M.  Antonius,  Triumvir  III  304.  311. 
Antron,  phthiotische  St.  III  23.  126. 
Aoos,   Fl.  in  Epirus  II  58'  —  Pässe  II 

609  f. 
Aornos,    1)    in   Baktrien    114  —  2)    am 

Indos  130.  1591  500. 
Apame,    1)   Perserin,    G.   des   Seleukos 

391.   393    —   2)   T.  des  Antiochos  I, 

G.   des   Magas   II   126.   133.  142 f.  — 

3)  G.  des  Prusias  I  II  481'  —  4)  G. 

Amynanders  von  Athamanien  II  693. 
Apameia,    1)  (auch  Pella),   am    Orontes 

Waffenplatz  383'.    394.    II  96  f.    366. 

368.    372.     III    96^    244  f.    277.    293. 

305  —  2)  in  Phrygien,  Kibotos,  früher 

Kelänä    II  89    (dazu   776)    —   seleu- 

kidisch  II  679.  724.  745.  752  f.  757  f. — 


400 


Register. 


pergamenisch  III  66  —  römisch  III 
3707  —  3^  Jq  Bithynien,  früher  Myrleia 
II  583  —  4)  in  Kappadokien  11  72^  — 
5)  am  Euphrat  395  —  6)  in  Sittakene 
]I  921  _  7~)  in  Medien  393. 

Apaturios,  Galater  II  172. 

Apega,  G.  des  Nabis  II  565^  626. 

Apelauron,  Pafs  im  Peloponnes  II  439. 
633. 

Apelles,  1)  Vormund  und  Beamter  Phi- 
lipps V  II  348-.  446  ff.  —  hingerichtet 

II  451  f.   —  2)   Beamter   Philipps  V 

III  25.  33  f. 

Aperanten,  ätolischer  Stamm  II  714. 
764.    III  12.  20.  143. 

Aphrikes  (oder  Erikes),  Assakener  130^. 

Aphrodisias,  St.  1)  in  Karien  II  89  — 
2)  in  Phrygien  II  90^  —  3)  in  Kilikien 
280.  II  640. 

Aphrodisiou  bei  Pergamon  II  157. 

Aphrodisios,  im  Dienst  des  Seleukos  Ni- 
kator  405. 

Apia,  Landschaft  in  Mysien  II  391. 

Apis,  Dorf  in  Libyen  111  210. 

Apokleten,  ätolische  Beamte  II  215.  692. 
701.  704.  710.  766. 

ApoUodoros,  1)  Amphipolite.  in  Babylon 
94  —  2)  Tyrann  von  Kassandreia  II 
22.  24  —  3)  Kyzikener,  ptolemäischer 
Nesiarch  II  103*  —  4)  athenischer 
Demagoge  II  694. 

ApoUodotos  I  und  II,  indische  Herrscher 
ill  302. 

Apollon,  Schutzgott  der  Seleukiden  390. 
392. 

ApoUonia,  St.  1)  in  lUyrien  283.  292 
(dazu  III  377).  305^  437  —  unter 
Pyrrhos  II  6  —  Gesandtschaft  nach 
Rom  II  66-.  281^  —  mit  Rom  verb. 
II  282  ff.  467  f.  471.  478.  501.  503.  597. 
603.  764.  III  15.  119.  143.  221.  336  — 
Kontingent  im  römischen  Heer  III 
122.  158  —  2)  auf  Sizilien  422».  430^ 
463  —  3)  auf  Kreta  II  627.  III  323  — 
4)  bei  Kyrene  215.  II  144  —  5)  am 
Pontos  171-.  367=*  —  6)  in  Phrygien 
II  90^  —  7)  in  Sittakene  393.  II  369  — 
Landschaft  Apolloniatis  II  94.  366. 
Apollonides,  1)  Chier  104  —  2)  Feldherr 


des  Eumenes  228  —  3)  Feldherr  Kas- 
sanders  279  —  4)  Syrakusier  II  523  — 
5)  Sikyonier,  achäischer  Gesandter  III 
48  —  6)  Spartaner  III  58. 
Apollonios,  1)  Nauarch  des  Antiochos  III 
II  733  —  2)  S.  des  Menestheus  im 
Dienst  des  Antiochos  IV  III  93. 170'  — 
3)  S.  desThraseas  III  227  —  4)  Mysarch 
unter  Antiochos  IV  III 232  —  5)  Strateg 
in  Samarien  III  236*  —  6)  Freund  des 
Demetrios  I  III  245  —  7)  beigenannt 
Taos  (Daos)  unter  Demetrios  II 111  263. 
ApoUonis  von  Kyzikos,  G.  des  Attalos  I 
II  627.  III  64.  72  —  vergöttert  III 
3621 
ApoUonis,  St.  in  Mysien ,  früher  Doidye 

in  362.  367. 
Apollonospolis  in  Oberägypten  II  170''. 
ApoUophanes,  1)  Satrap  Alexanders  149. 
151  —  2)  von  Seleukeia,  Arzt  II  371  f. 
373-  —  3)  indischer  Fürst  III  302^ 
dnoTäXeioi,  achäische  Beamte  11  294. 
Appianos,  Historiker  14.  11  39'.  355.  III  5. 
Apsos,  Fl.  in  lllyrien  II  597. 
Apsyrtische  Inseln   bei  lllyrien   II  278^. 
Aptera,  St.  auf  Kreta  II  430. 
Apulien,  römisch  II  26  —  im  pyrrhischen 

Kr.  11  35.  39.  51. 
L.  Apustius,  römischer  Offizier  II  597  f, 

603.  6u5f. 
M'.  Aquilius,  Konsul  in  Asien  III  369 f. 

373. 
Araber    (Arabien)    183  f.    II    115  ff.    III 
220  f.   —   in  Syrien  80^  295*    —   von 
Antigonos    angegriffen    300  ff.   322    — 
unter  Ptolemäern    und   Seleukiden   II 
95^    149^    220  f.    226.    240.    256.    280. 
378  f.  381.  741  f. 
Arabios  (Arbis),  Fl.  in  Indien  149. 
Arabiten,  Inder  149. 
Arachoten    (Arachosien)    im    persischen 
Heer  88  —  von  Alexander  unterworfen 
112.  146. 149. 151  —  im  makedonischen 
Heer  159'.  167  —  Satrapie  197.  264*. 
391^   503.    II  94.  401   —  im  baktro- 
indischen  Reich  III  285.  2^7. 
Arados  in  Phönizien,  von  Alexander  er- 
obert 77    —   seleukidisch  II  140.  161. 
377.    111  96^  2631.  279.  305". 


Register. 


401 


Araetheus,  asiatischer  Dynast  III  288^. 

Arateion  in  Sikyon  II  473. 

Aratos,  1)  S.  des  Kleinias,  Sikyonier,  be- 
freit Sikyon  II  244  f.  247  —  achäischer 
Strateg  11  249.  252  ff.  261.  263.  269  ff. 
III  385  —  befreit  Athen  II  272  f. 
288  f.  —  im  kleomenischen  Kriege  II 
306  ff.  312  f.  319  f.  —  Bündnis  mit 
Makedonien  II  321  ff.  328  ff.  —  im 
Bundesgenossenkriege  II  413  ff.  453  ff. 
459  f.  —  Verhältnis  zu  Philipp  V  und 
Makedonien  II  348.  422.  430  f.  438  ff. 
442  f.  446  ff.  469  ff.  —  in  Messene  II 
470  —  Bündnis  mit  Kreta  II  430  f.  — 
in  Megalopolis  II  454  —  Tod  und 
Ehren  II  472  f.  III  353-  —  Denkwürdig- 
keiten 11.  II  473  —  2)  S.  des  vorigen 
II  327.  433.  439.  470.  472  f.  —  3)  S. 
des  vorigen  III  59.  —  4)  Dichter  II 
23*.  206*.  222. 

Aratthos,  Fl.  in  Epirus  III  143. 

Arbela,  St.  89.  93  —  Bezirk  (Arbelitis) 
197.  393.  II  94. 

Arbelos,  S.  des  Athmoneus  393^ 

Arbis  s.  Arabios. 

Arbo,  St.  in  Illyrien  II  284. 

Archagathos,  1)  S.  des  Tyrannen  Aga- 
thokles  445.  447  —  in  Afrika  455  f. 
462  ff.  —  ermordet  467  f.  468^  II.  515. 
2)  S.  des  vorigen  482  —  empört  sich 
485 f.  —  beseitigt  487. 

Archeanaktiden ,  Herrscher  am  kimme- 
rischen  Bosporos  412. 

Archebios,  indischer  Fürst  III  302^ 

Archedamos,  S.  Pautaleons,  ätolischer 
Staatsmann  II  434.  630.  693.  709.  III 
103^  137.  143    164. 

Archelaos ,  ;1)  K.  von  Makedonien  25  f. 
(dazu  510).  II  432  —  2)  Prätendent 
28  —  3)  makedonischer  Offizier  226. 
302  —  4)  im  Dienst  des  Antigonos 
Gonatas  II  253  —  5)  Akarnane  II 
634. 

Archestratos,  Athener  243^ 

Archias,  1)  S.  Antipaters  213  —  2)  See- 
fahrer im  persischen  Golf  184  —  3)  Thu- 
rier  im  Dienst  Antipaters  210  —  4")  Ko- 
rinther II 195  —  5)  ptolemäischer  Statt- 
halter auf  Kypros  III  211  f.  258.  i 

Niese,  Gesell,  d.  griech.  u.  tnak.  Staaten.     III 


Archidameia,  G.  des  Archidamos  IV  von 
Sparta  II  58.  300.  303. 

Archidamos,  1)  III,  S.  des  Ageailaos,  K. 
von  Sparta  BIK  426.  II  8^  —  2)  IV, 
S.  des  Eudamidas  363.  II  11^  299  — 
3)  V,  S.  des  Eudamidas  II  304.  311. 
362.  426  —  4)  Aetoler  s.  Archedamos. 

Archikrates,  Achäer  III  344^. 

Archimedes,  Mechaniker  und  Mathe- 
matiker II  195.  527.  538. 

Archimelos,  Athener  II  195*^. 

Archinos,  Tyrann  von  Argos  II  226*. 

Archon,  1)  Satrap  von  Babylon  197. 
219  —  2)  achäischer  Staatsmann  III 
36.  47.  104.  117.  133.  138  f. 

Archytas,  Tarentiner  425.  429*.  474. 

Ardiäer,  lUyrier  II  277.  284.  474.  486. 

Ardoates,  Satrap  von  Armenien  390. 

Ardys,  1)  Heerführer  des  Antiochos  III 
II  373  —  2)  S.  des  Antiochos  IH 
II  639. 

Areopag  in  Athen  178  f. 

Aretas,  Nabatäer  III  221*.  231.  256^ 

Arethusa  in  Syrien  401. 

Arcus,  1)  K.  in  Sparta  II  7.  11.  57.  60. 
222  ^  230  ff.  —  Ende  II  130^  235. 
297  f.  —  2)  S.  des  Akrotatos  II  299 
(dazu  III  379)  —  3)  lakedämonischer 
Verbannter  111  42.  45.  48  ff. 

Argäos,  1)  makedonischer  K.  26  —  2)  Prä- 
tendent 28  —  3)  im  Dienst  des  Ptole- 
mäos  306  —  4)  S.  des  Ptolemäos  Lagi 
389.   II  99. 

Argeaden,  Königshaus  in  Makedonien 
23.  24'. 

Argennon  bei  Chios  II  585. 

Argestäische  Felder  II  488. 

Argethia  (Argithea),  St.  der  Athamanen 
II  763. 

Argos,  Argiver,  1)  im  Peloponnes  unter 
makedon.  Herrschaft  33. 36  f.  53.  56.  62. 
203.  237.  257.  279  f.  —  von  Demetrios 
(^belagert)  erobert  336.  363^  369*  — 
unter  Antigonos  Gonatas  und  Pyrrhos 
II  7.  57^  58  ff.  615  _  unter  Tyrannen 
II  226.  255.  263  —  achäisch  II  289  f.  — 
im  kleomenischen  Kriege  II  328  f.  333  f. 
340  f.  347.  III  315«  —  im  Bundes- 
genossenkr.  II  442.  453  —  Verhältnis 
26 


403 


Register. 


zu  Makedonien  II  442.  486.  618  f.  — 
Bundesversammlung  II  596  —  unter 
Nabis  II  624.  656.  660  ff.  —  wieder 
achäisch  II  664.  III  94.  179.  318^  — 
selbständig  III  342.  356  —  Argiver 
in  Antiochien  394  —  2)  amphilochisches 

II  766.  768. 

Argyraspiden ,  makedonische  239.  259 
266.  268  f.  271. 

Argyrippa  (Arpi)  in  Apulien  II  506. 

Aria  (Arier),  Landschaft  und  Satrapie 
109  f.  114.  121.  151.  197.  225.  271  — 
Arier  bei  Dareios  88  —  bei  Alexander 
159'  —  seleukidisch  II  72^  92.  94»  — 
den  Baktrianern  gehörig   II  398.  400. 

III  285.  287  —  parthisch  III  289. 
Ariakes,  Perser  (=  Ariarathes?)  196. 
Ariamenes  (Ariamnes,  Ariaramnes),  1)  kap- 

padokischer  Fürst  II  140.  155.  159  — 
2)  Galater  II  82^. 

Ariaratheia,  St.  in  Kappadokien  III  249". 

Ariarathes,  1)  Perser,  Fürst  von  Kappa- 
dokien 196.  212  —  2)  II,  Kappadoker 
390 f.  II  72*  -"  3)  m,  S.  des  Ariamenes, 
K.  von  Kappadokien  II  140.  155^. 
160  —  4)  IV,  S.  des  vorigen,  K.  U  359^. 
393^  —  mit  Antiochos  III  verb.  II  674. 
736.  755  —  mit  den  Römern  und 
Eumenes  H  756.  759.  III  69  —  Kr. 
mit  Pharnakes  III  74  ff.  78.  110.  119. 
202  —  Tod  III  206  —  5)  S.  des  vorigen 
III  248  —  6)  V,  S.  von  4)  lU  18*. 
206.  220.  246  f.  248  ff.  258.  260.  328. 
360  —  fällt  III  368  —  Philhellene  III 
249  f.  —  Kinder  III  372. 

Ariaspen  (Euergeten),  Arianer  112.  161. 

Aribazos,  1)  Satrap  II  147  —  2)  im 
Dienst  des  Achäos  II  393  ff. 

Arjgäon,  St.  der  Aspasier  129  f.  —  neu- 
gegründet 500. 

Arimazos,  Baktrianer  122^  Vgl.  Aribazos. 

Ariminum,  St.  Italiens  II  26. 

Ariobarzanes,  1)  abtrünniger  Satrap  47  — 
2)  Satrap  von  Persien,  von  Alexander 
geschlagen  96  f.  —  3)  S.  des  Mithri- 
dates,  K.  des  poutischen  Kappadokien 
II  75  f.  78».  791  84.  129.  137. 

Arios,  Fl.  in  Aria  H  400. 

Aripharnes,  Sarmate  413. 


Arisbe  am  Hellespont  60  f.  U  393. 

Aristänos,  achäischer  Staatsmann  II 
568  —  Römerfreund  II  616  f.  621.  627. 
655.  657  f.  660.  lU  36.  40.  42.  44^ 
47  f.  58*. 

Aristandros,  Seher  152*. 

Aristarchos,  1)  Ambrakiote  53  —  2)  Tareu- 
tiner  II  32*  —  3)  von  Samos,  Physiker 
n  110  —  4)  Grammatiker  IE  269'. 
274. 

Aristeas,  1)  Parteihaupt  in  Argos  II 
59  —  2)  jüdischer  Schriftsteller  11  67  f. 

Aristeides,  Maler  III  352*. 

Aristippos ,  1)  Lakedämonier  11  262^. 
448*  —  2)  Argiver  II  58  f.  226  — 
3)  II,  Tyrann  von  Argos  II  226^  263. 
269  ff 

Aristobulos,  1)  Historiker  Alexanders 
5  f.  —  2)  K.  der  Juden  III  310. 

Aristodama,  Dichterin  II  218*. 

Aristodemos  (Aristodamos) ,  1)  Milesier 
im  Dienste  des  Antigonos  Mon.  232. 
275.  277.  281.  313.  321  —  2)  bei  Anti- 
gonos Gonatas  II  17»  —  3)  Tyrann 
von  Megalopolis  II  227  (dazu  III  378). 
241.  256.  258.  497  —  4)  Achäer  III 
183. 

Aristodikides  von  Assos  II  85\  88*. 

Aristogeiton,  Athener  179*.  180. 

Aristokleides ,    Tyrann   von  Orchomenos 

II  226  (dazu  778).  Var.  Aristomelidas. 
Aristokles,  Kitharöde  II  207^  223». 
Aristokrates,  Rhodier  III  325. 
Aristokreon,  Schriftsteller  über  Aethiopien 

III  275^ 

Aristomachos ,  1)  I,  Tyrann  von  Argos 
58°  (dazu  II  771).  II  226.  249.  254 f. 
263  —  2)  II,  Argiver  II  226*.  271 
(dazu  778)  —  wird  Achäer  II  289  f. 
309  —  geht  zu  Kleomenes  über  II 
329  —  Ende  II  334  —  3)  Sikyonier 
II 244  —  4)  Korinther  in  syrakusischeu 
Diensten  II  513«.  517. 

Aristomedes,  Söldnerhauptmann  76. 

Aristomelidas  s.  Aristokleides. 

Aristomenes,  Akarnane,  Vormund  des 
Ptolemäos  V  II  576  f.  672  f.  III  86. 

Ariston,  1)  im  Dienst  des  Eumenes  von 
Kardia  278   —   2)   Fürst  der  Päoner 


Register. 


40S 


396  —  3)  Kyprier  bei  Antiochos  II 
n  134  —  4)  in  ptolemäischem  Dienst 
n  115'.  116  —  5)  Tragöde  in  Syrakus 
n  520  —  6)  Tyrier  II  681. 

Aristonikos,  1)  Tyrann  von  Methymna 
104  —  2)  Kitharöde  160'  —  3)  Athener 
179*.  210  —  4)  Eunuche  am  ägypti- 
schen Hofe  m  86  —  5)  S.  des  Eume- 
nes  II,  Prätendent  III  204*.  366  fF. 

Aristonus,  S.  des  Peisäos ,  Leibwächter 
Alexanders  143*.  192.  219.  253  f. 

Aristoteles,  1)  Stageirite,  Lehrer  Ale- 
xanders 37^  48.  51  f.  174.  201'-'.  II  13. 
Bibliothek  11  109  —  2)  attischer  Stra- 
tege 285  —  3)  Dialektiker  II  244  — 
4)  Argiver  H  333  —  5)  Rhodier  III 
195  —  6)  im  Dienst  des  Antiochos  III 
II  707. 

Aristotimos,  Tyrann  von  EUs  II  227^  228  f. 

Arkader  (Arkadien)  unter  makedonischer 
Herrschaft  53.  57'^.  105.  203.  337.  II 
7.  11  —  Bund  aufgelöst  177  —  wieder- 
hergestellt II 257  f.  —  wieder  aufgelöst 
n  259.  289. 

Arkades,  St.  auf  Kreta  II  429. 

Arkesilaos,  1)  Satrap  197  —  2)  Syra- 
kusier  468'^  —  3)  akadem.  Philosoph 
n  23-.  131^  143*.  206.  223.  263«  — 
4)  Lakedämonier  III  51^*. 

Armenien  (Armenier) ,  persisch  88  — 
makedonisch  94.  197.  225^  228.  264. 
380.  390  —  seleukidisch  II  72.  159. 
397  (dazu  III  379)  —  selbständig  III 
69  f.  75.  78.  88  —  unter  Antiochos  IV 
in  217  —  unabhängig  HI  220.  250  — 
unter  Arsakes  III  289^ 

Armenos  (Armenas) ,  S.  des  Nabis  II 
663.  667. 

Arpi  s.  Argyrippa. 

Arqamen  s.  Ergamenes. 

Arrhabäos,  1)  Lynkeste  52  —  2)  s.  Arrhi- 
däos  2. 

Arrheneides,  attischer  Archon  III  385. 

Arrhidäos,  1)  S.  Philipps  64*.  191  s.  Phi- 
lippos   Arrh.     —     2)    makedonischer 


Thronprätendent  II  21  —  3)  führt  Ale- 
xanders Leichenzug  198.  217  —  Vor- 
mund 223  f.  —  Satrap  Phrygiens  225. 
235.  236.  238*.  245  f  i). 

Arrianos,  Flavius,  Historiker  7  f.  14.  95*. 
122'  —  Daten  135.  152^    III  383. 

Arsakes,  1)  =  Artaxerxes  11  164. 165*  — 

2)  Inder  502  —  3)  I  aufständischer 
Parther  II  164  f.  165«  —  4)  H  Tiri- 
dates  II  164  ff.  167.  398  —  5)  III  gegen 
Antiochos  III  II  398  f.  —  6)  IV  Phria- 
patios  ni  216  —  7)  V  Phraates  I 
III  216  f.  —  8)  VI  Mithridates  I  m 
284  f.  288  ff.  292  -  9)  VH  Phraates  II 
m  292  — 10)  VIII  Artabanos  U  HI  299  f. 

Arsames,  1)  Perser  60.  72  —  fällt  bei 
Issos  76  —  2)  Satrap  von  Aria  110. 
114  —  3)  Armenier  II  159. 

Arsamosata,  St.  in  Armenien  II  397. 

Arses,  persischer  König  49.  77. 

Arsikas  =  Artaxerxes  H  11  165*. 

Arsinoe,  1)  T.  des  Ptolemäos  Lagi,  verm. 
mit  Lysimachos  354.  388  f.  403  f.  405  — 
mit  Ptolemäos  Keraunos  H  8. 10  —  mit 
Ptolemäos  II  II  981  99  ff.  108*  —  ver- 
göttert II 114  —  2)  T.  des  Lysimachos, 
G.  des  Ptolemäos  Philad.  389.  H  99  — 

3)  T.  des  Ptolemäos  Philad.  II  101  — 

4)  T.  des  Ptolemäos  IH,  G.  des  Ptole- 
mäos IV  II  380  f.  383.  405.  573. 

Arsinoe,  St.  1)  in  Aegypten  H  112  — 
2)   u.  3)   am  Roten  Meer   H   116  — 

4)  in   Libyen   (Taucheira)  II   144  — 

5)  auf  Kypros  II  122-  —  6)  in  Lykien 
(Patara)  II  128  —  7)  Ephesos  398  — 
8)  in  Aetolien  (=  Konope)  386^  II  213'. 
III  179  —  9)  im  Peloponnes  (vielleicht 
Methana)  H  406^  777  (zu  169).  HI  84  — 
10)  auf  Kreta  H  102*.    HI  321^ 

Arsites,  Satrap  60. 

Artabazanes,  Dynast  von  Atropatene  H 

370. 
Artabazos,    1)   Perser  44.  47  f.    101   — 

bei  Alesander  108.  113.  120  —  2)  Hip- 

parch  des  Eumenes  221. 


1)  Im  Text  ist  dieser  Arrhidäos  nach  Droysens  Vermutung  Arrhabäos  genannt  worden.  Neuere 
Ermittelungen  haben  dies  als  Irrtum  erkennen  lassen.  S.  II  773  (zn  235).  Übrigens  ist  nicht  gani 
sicher,  ob  der  phrygische  Satrap  mit  dem  Führer  des  Leichenzuges  identisch  ist. 

26* 


404 


Register. 


Artakoana,  St    in  Aria  110.  495. 
Artatos,  Fl.  in  Illyrien  III  142. 
Artaxata,  St.  in  Armenien  III  70. 
Artaxerxes,  1)  II  K.  von  Persien  46.  164. 

165^  —  2)  III  Ochos  44.  47  f.  49.  77  f. 

85  —  3)  IV  =  Bessos  109. 
Artaxias,  Satrap  von  Armenien  III  69  f- 

75.  78.  88.  217.  250.  382  (zu  HI  247). 
Artemidoros,   1)    Syrakusier    11   177    — 

2)  indischer    Herrscher    III    302^    — 

3)  von  Artemita,  Historiker  15.  HI  5. 
Ai-temios,  Kolophonier  159". 
Artemis,  verehrt  in  Massalia  489.  490^  — 

in  Syrakus  II  532. 
Artemisia,  Fürstin  in  Karien  64*. 
Artemision  (Dianium)  in  Iberien  492. 
Arthetauros,  Illyrier  III  102. 
Artylas,  Phigaleer  II  227^ 
Arusinische  Felder  in  Apulien  II  51. 
Arybbas,    K.   der  Molosser  33.   291.  II 

772  (zu  203).  Vgl.  Aryptäos. 
Arykanda,  St.  in  Lykien  H  640^ 
Aryptäos,  Molosser  (vielleicht  Arybbas) 

203  (dazu  II  772). 
Asaak,  parthische  St.  II  166. 
Asamonäos  (Hasmonai)  11  234. 
Asandros,    1)    S.    des   Philotas,    Satrap 

von   Lydien   62.    73   —  von  Karien^) 

73.  88.  197.  218"^  —  gegen  Perdikkas 

220.  227.  274^  275'   —   gegen  Anti- 

gonos  278.  285  f.  288  —  2)  S.  Agathons 

285^ 
Ascheion,  St.  in  Achaia  III  38*. 
Asculum    (Apulum),    Schlacht    II    33^. 

35f.  39. 
Asea  in  Arkadien  II  315.  III  37. 
Asia,    römische    Provinz,    geordnet    III 

370  ff.  373. 
Asianer,  Skythen  III  291. 
Asiaten  (einheimische)   in  der  raakedon. 

Phalanx  II  379. 
Asidäer,  Juden  III  234.  253.  256. 
Asier,  Skythen  III  291. 
Asine,    St.   1)   in  Messene  H  410^  646. 
652.  712.  III  37  —  in  Lakonien  II 449. 


Askalon,    St.  in  Palästina,   ptolemäisch 
II  12P.  140^   —   seleukidisch  II  125. 
in  221.  306\  3081 
Asklepiades,  Aegypter  Hl  2091 
Asklepiodoros,  1)  Satrap  von  Syrien  88  — 
2)  Einnehmer  in  Babylon  94  —  3)  Sa- 
trap von  Persien  -)  272  —  4)  königlicher 
Schreiber  224"   —   5)  im  Dienst  Kas- 
sanders  275  f.  —  6)  Byzantier  348^ 
Asklepiodotos,  Makedonier  III  147. 
Asklepios,  in  Pergamon  verehrt  III  67  — 

sein  Bild  III  327. 
Askondas,  Böoter  11  274. 
Askordos,  Fl.  in  Makedonien  HI  147. 
Askuris,  See  in  Perrhäbien  III  146. 
Asor  in  Galiläa  III  280. 
Aspasiaken,    Nachbarn    der    Parther  H 

166.  399. 
Aspasier  (Hypasier),  Inder  129.  500. 
Aspastes,  Satrap  1512. 
Aspendos   in   Pamphylien   67  f.   1G2''.   U 
389.  733.  752  —  frei  III  62.  80.  309. 
Asphodeloden,  Volk  in  Afrika  464^ 
Aspiones,  Dynast  III  ^89'. 
Aspisas,  Satrap  272. 
Aspis,  1)  in  Argos  II  60  —  2)  in  Afrika 

(Clupea)  446^  452. 
Assagetes,  indischer  Fürst  501. 
Assakener  (Astakener),  Inder  129  ff.  500 f. 
Assos,  Stadt  am  Ida  III  63^  274^ 
Astakos,  St.  an  der  Propontis  276.  399  — 

später  Nikomedeia  II  81. 
Astara,  bosporanische  Göttin  411. 
Astaroth  Karnaim  III  240^.   Vgl.  Kranion. 
Astymedes,     Rhodier    III    131-.    193  ff. 

325  -  seine  Rede  III  193'. 
Asten,  thrakisches  Volk  II  761. 
Astes,  indischer  Fürst  128. 
Atabyrion    (Tabor) ,    St.    in    Galiläa    H 

378. 
Atalante,    Schwester  des  Perdikkas,   G. 

des  Attalos  223. 
Atarbas  s.  Adherbal. 
Atargatis,  Göttin,  Heiligtum  HI  240. 
Atarrias,  Feldherr  Kassanders  252. 


1)  Dittenberger    (SIG.  12  n.  166)   vermutet,  dals  der  karische  Satrap   von  dem  Sohn  dea  Philotas 
verschieden  und  mit  Nr.  a,  dem  Sohn  Agathons,  identisch  sei. 

2)  Dieser  und  Nr.  4  und  5  können  mit  1  oder  2  zusammenfallen. 


Register. 


405 


At'cheramon,  Aethiope  III  275. 

Ateas,  Skythe  33. 

Atella,  St.  in  Kampanien  II  550*. 

Athamanen,  Epiroten  II  6^  31*.  II  220. 
267.  418  —  im  antiochischen  Kr.  11 
702.  762  f.  m  19  —  Streit  mit  Ma- 
kedonien III  22  f.  —  selbständig  III 
14.  23^  336. 

Athen,  Athener  20  ff.  —  gegen  Philipp 
28  ff.  33  ff.  —  unter  Alexander  53.  56. 
58. 62.  69.  78. 87-.  88. 106. 171  ff.  176  ff.— 
im  lam.  Kr.  200  f.  208  f.  —  Aufhebung 
der  Demokratie  209.  233  —  Befreiung 
241ff.  ~  wird  kassandrisch  247  f.  289  f.— 
von  Demetrios  befreit  312  ff.  331. 
833.  335'.  346=  —  befreit  sich  353. 
357  f.  —  wieder  demetrisch  360.  366. 
.371.  373.  376 f.—  wird  frei  378.  117. 
56.  130.  220  —  gegen  die  Galater  H 
16  ff.  —  Krieg  gegen  Antigonos  Gon. 
II  231  ff.  237'.  238  ff.  —  Unterwerfung 
II  239  f.  249.  272  f.  III  385.  — 
Befreiung  II  288  f.  331.  336  —  im 
Bundesgenossenkriege  II  450  ff.  463  — 
im  1.  makedon.  Kr.  II  485.  .502*  — 
Streit  mit  Makedonien,  Bündnis  mit 
Eom  II  580.  589  ff.  592.  595  f.  605.  647. 
685  f.  —  im  antiochischen  Kr.  II  686. 
694.  707  —  Friedensvermittler  II  722  f. 
764.  766  f.  —  nach  188  v.  Ch.  III 17  ff. 
59  —  im  3.  makedon.  Kr.  III  132. 
136^  155  —  Vergröfserung  III  189  ff. 
—  Streit  mit  Oropos  III  319  f.  —  im 
achäischen  Kr.  III  346.  357  —  Ver- 
hältnis zu  Lysimachos  358.  386  — 
zu  den  Ptolemäern  II  130.  232.  407. 
580.  ni  84. 172  —  den  Seleukiden  H  206. 
in  94.  318  —  Pergamenern  II  591  f. 
m  68  —  zu  Ariarathes  HI  249  —  den 
Bosporanern  409  —  Römern  II 285.  707. 
759.  m  11.  179  —  Seemacht  172. 
II  635*.  729.  m  167  —  Verfassung 
209.  248  f.  314  ff  335^  358.  II  465  — 
Kolonie  am  Adrias  173  —  Auswan- 
derer 209  f.  394.  400  f.  458  —  lange 
Mauern  II  597. 

Athena  Alkis,  in  Makedonien  III  120  — 


Chalkioikos,  Tempel  in  Sparta  11  421. 
425.  688. 

Athenäon,  Kastell  1)  bei  Megalopolis 
II  307  f.  426.  434.  442  —  2)  in  Atha- 
manien  H  763.     UI  23. 

Athenäos,  1)  Feldherr  des  Antigonos 
301  —  2)  Pergamener,  S.  d.  Attalos  I 
n  628.  751.  in  64.  73  —  im  3.  ma- 
kedon. Kr.  m  122.  126.  178  —  später 
m  201^  203  f.  328—  Tod  in363^  — 
3)  Sohn  des  Sosandros,  Pergamener 
in  365*  —  4)  Beamter  des  AntiochosIV 
ni  232-'  —  5)  des  Antiochos  Sidetes 
m  299. 

Athenagoras,  1)  aus  Chios  104  —  2)  Mi- 
lesier  329  —  3)  Strateg  Philipps  V 
n  598.  603.  609. 

Athenobios,  Gesandter  des  Antiochos  VH 
m  294. 

Athenodoros,  in  Baktra  ermordet  154. 

Athinis,  Aegypter  III  87. 

Athlebis  (?),  Thraker  EI  125*. 

A.  Atilius;  Konsul  II  188. 

A.  Atilius  1) ,  Flottenführer  II  678.  682. 
688.  706.  III  11.  18  —  Gesandter 
m  112  f. 

C.  Atilius,  Konsul  II  164^ 

M.  Atilius  (Regulus),  Konsul  II  164^ 

Atintanen,  Illyrier  II  277  —  römisch 
n  284.  417*.  467  —  makedonisch  474. 
486.  502.     m  180. 

Atizyes,  Satrap  67.  76. 

Atrax,  St.  in  Thessalien  II  613.  615.  702. 

Atropatene,  Landschaft  391.  II  163'. 
370.     ni  88. 

Atropates,  Satrap  von  Medien  121.  156. 
196. 180^  391.     II  72.  Vgl.  Satrabates. 

Attaleia,  1)  Kastell  II  156  —  2)  St.  in 
Mysien  IE  362  —  3)  in  Pamphylien 
ni  362. 

Attalis,  attische  Phyle  II  592. 

Attalisten,  CoUegium  EI  363^ 

Attalos,  1)  Feldherr  Philipps  40.  52. 
59'—  2)  makedon.  Offizier  193.  194\ 
224^  —  3)  Schwager  des  Perdikkas 
217.  222.  226  —  gefangen  231  f.  273  — 
7)  Bruder  des  Philetäros  von  Pergamon 


1)  Irrtümlich  ist  III  18  z.  1  Marcus  für  Aulus  geschrieben. 


40« 


Register. 


n  84. 156.  207  —  5)  I,  S.  des  vorigen, 
Dynast  von  Pergamon  11  156  —  Kö- 
nig II  157  ff.  168.  171  ff.  359^  —  gegen 
Achäos  II  364.  383.  385  —  mit  An- 
tiochos  in  verb.  U  387.  390  fi.  642  (dazu 
m  380)  —  Verhältnis  zu  Hellas  n  206. 
408.  464  —  im  1.  makedon.  Kr.  480  f. 
484ff.  4895".  502.—  Kr.  gegen PhiB^  H 
583  ff.  589  —  in  Athen  II  590  ff.  —  im 
2.  makedon.  Kr.  n  592  ff.  598.  603. 
605  ff.  614  f.  624  f.  625  f.  in  315^  — 
Tod  II  626  f.  —  Bauten  in  66  — 
6)  II,  Philadelphos ,  S.  des  vorigen  II 
628.  690*  —  im  antiochischen  Kr.  II 
718.  731.  740.  743.  751  ff.  —  im  Dienst 
des  Eumenes  m  71.  76.  122.  125. 
129.  139.  200.  201^  203  —  Thron- 
folger m  64.  109  —  König  in  204  ff. 
691  251  f.  259  ff.  270^  321*.  325. 326  ff. 
329  f.  334. 347. 352. 359  ff.  —  Philhellene 
ni  18^  6V.  249*.  —  7)  III,  Philo- 
metor,  Thronfolger  IH,  2031  204  ff. 
338-  —  König  ni  363  ff. 

Attis,  Priester  in  Pessinus  II  754.  in 
69^.  360*. 

Aturia,  Landschaft  90. 

Audata  (Eurydike),  Illyrien  213^ 

Audoleon,  Päoner  304.  362.  367^  379^^. 
386.  396.     II  225'. 


Auenion,  St.  in  Gallien  490^ 

Aufeia,  lex  IH  373». 

Augustus,  Kaiser  HI  304.  311. 

Aulis,  in  Böotien  ni  179. 

L.  Aurelius  Orestes,  Gesandter  m  342. 
351*. 

Austanes,  Baktrianer  123. 

Autariaten,  Illyrier  55.  304.  349.  U  13. 
276.  776  (zu  15). 

Autodikos,  S.  des  Agathokles,  Bruder 
des  Lysimachos  225*,  dazu  HI  377. 

Autokrator,  Titel  Tryphons  Hl  283. 

Autolykos  s.  Autodikos. 

Autonus,  Thessaler,  in  Syrakus  U  513®. 
517. 

Autophradates ,  Perser,  Memnons  Nach- 
folger 69  f.  103  (dazu  m  376)  —  Sa- 
trap Alexanders  108  f.  121. 

Axiothea,  G.  des  Nikokreon  806. 

Axylos,  Gegend  in  Kleinasien  II  753. 

Ayodhyä,  indische  Landschaft  in  302. 

Azara  in  Elymais  in  218'. 

Azemilkos,  K.  v.  Tyros  81. 

Azes,  sakischer  K.  ni  303. 

Azilises,  desgleichen  in  303. 

Azoros  in  Perrhäbien  253.  255.  Ill  23^ 
122.  145. 

Azotos  in  Palästina  297.  Ill  263. 
266. 


B. 


Babylon   (Babylon  ien)    unter   Alexander 

94.  155  —  von  Seleukos   erobert  298. 

302   —   unter  den   Seleukiden   II  71. 

91.  94.    III  217  —  von  Ptolemäos  III 

erobert  II  148  —  parthisch  III  289  f. 

297.  300. 
Badake,  St.  bei  Susa  262. 
A.  Bäbius  III  179^ 
M.  Bäbius,    Prätor   III   696.    699  ff.  — 

Legat  III  22. 
Bagä,  St.  in  Sogdiana  121. 
Bagistanes,  Babylonier  100. 
Bagoas,  Chiliarch  48  ff.  77. 
Bagophanes,    Befehlshaber    in   Babylon 

94. 
Bakasis  {Bacasis  =  Bagoses?),   parthi- 

scher  Satrap  III  289. 


Bakchides,  seleukidischer  Feldherr  gegen 

die  Juden  III  236.  253.  255  ff. 
Bakchion,  Insel  bei  Phokäa  II  732. 
Bakchon ,  ägyptischer  Nesiarch  II  103*. 
Baktra  =  Zariaspa,   St.   114.   123.    lU 

2861 
Baktrien,    Baktrianer    unter    Alexander 

113  ff.  154. 159-.  197. 199  — Satrapie225. 

271  —   seleukidisch  339.    II  94.  141. 

148.  163.  398   —    selbständig  III  88. 

285  ff.    290  —  skythisch   III  291    — 

Kontingent  im  persischen  Heer  88  — 

bei  Alexander  159*.  167.  260. 
Baktrianische  Burg  122*. 
Balakros,   1)  Makedonier  104   —    2)  S. 

Nikanors,     Satrap    von    Kilikien    77. 

213  —  3)  im  Dienst  desPyrrhos  II 51*. 


Register. 


107 


Balas  s.  Alexandros  31. 
Balbura,  St.  in  Pisidieu  III  371. 
Bambyke,   St.    in   Syrien   =  Hierapolis 

395^ 
Bandobene,  Landschaft  Indiens  128. 
Bautia  in  Illyrien  II  465. 
Barathra  bei  Pelusion  322*. 
Bardylis,  lUyrier  29.  362.     II  6. 
ßarguUum,  St.  Illyriens  II  502. 
Bargylia,    karische    St.    II  85^    —    von 

Philipp  V  besetzt  II  587  f.  621.  636  f. 

641-.  648  —  befreit  II  654.  III  63.  80. 
Barke,  St.  1)  in  Libyen  215 f.  457.     II 

144  —  2)  an  der  Indosmündung  147*. 
Barnosthenes,  Gebirge  II  684. 
Barsabas,  Thraker  III  333. 
Barsaentes,    Genosse    des    Bessos    100. 

102.  110.  131". 
Barsine,  G.  Memnons  78'  —  Alesanders 

166^  306  f. 
Baryaxes,  abtrünniger  Satrap  151*.  156. 
Barygaza   (Barodsch) ,    indische   St.   III 

302-  u.  ^ 
Bas,  Bithyner  276. 
Basilis,  Schriftsteller  über  Aethiopien  III 

275='.  276^ 
Bassonia  (Abassonia,  Bassania),  illyrische 

St.  III  158^ 
Bastarner,  Kelten  II  20^.  276  —  Bundes- 
genossen   Makedoniens   III   30.   100  f. 

153  f.  198^ 
Batanea,  syrische  St.  II  579. 
Bathanattos,  Skordisker  II  20^. 
Bathys,  Hafen  in  Böotien  289. 
Batis,  verteidigt  Gaza  82  f. 
Baton,    1)  Sinopeer,    Historiker  II  350. 

514^  —  2)  S.  des  Langaros,  Dardaner 

II  598. 
Battakos,  Priester  in  Pessinus  II  754. 
Bazira,  indische  St.  129  f.  500. 
Beira  (Bazira?),  indische  St.  131". 
Belestiche,    Geliebte   des   Ptolemäos  II 

II  2071 

Belgios  (Bolgios),  Kelte  U  14. 
Belligenes,  Spanier  II  536*. 
Belmina ,    Belminatis   an  der  arkadisch- 
lakonischen  Grenze  37.    II  307.  335. 

III  46.  318. 

Belostempel  in  Babylon  94.  182. 


Beneventum ,  Schlachtfeld  II  57  ff.  — 
römisch  II  62*. 

Berea  in  Judäa  III  255*. 

Berenike ,  1)  G.  des  Ptolemäos  I  361. 
388.  II  112  ff.  —  2)  T.  des  Ptole- 
mäos I  II  24*  —  3)  T.  des  Ptole- 
mäos II,  G.  des  Antiochos  II  II  101. 
139.  145  ff.  —  4)  G.  des  Ptolemäos  lU 

II  142  f.  171.  361.  403\  —  5)  T.  des 
Ptolemäos  III  II  171  —  6)  Verlobte 
des  Attalos  III  III  364  —  7)  St.  in 
Epirus   362    (dazu    II  775).     II  265». 

III  329  —  8)  u.  9)  St.  am  Roten  Meer 

II  115  f.  —  10)  St.  in  Libyen  =  Eu- 
hesperides  II  144  —  11)  in  Syrien  =: 
Pella  II  141  —  12)  in  KiUkien  U 
128*. 

Berenikidä,  attischer  Demos  II  465^ 
Bermion,  Gebirge  in  Makedonien  III 180. 
Beroia,  1)  G.  des  Glaukias  252*  —  2)  St. 

in  Makedonien  III  164  —  3)  in  Syrien 

395.    III  241. 
Berytos,  St.  Phöniziens  II  377.  III 278  f. 
Berzeth  (Berea)  in  Judäa  ni  255^. 
Besser,  Thraker  III  28. 
Bessos,  Satrap  88. 100  f.  —  König  109  — 

gefangen  114  f.  119. 
Bethbasi  (Bethalaga)  in  Judäa  III  257*. 
Bethel,  St.  in  Judäa  III  256. 
Bethoron,  St.  in  Judäa  III  2B6K  256. 
Bethsura,    St.    in  Judäa  III  221».  237  f. 

242.  256.  261.  281. 
Bethzacharia  in  Judäa  III  242. 
Betis  s.  Batis. 

Beuos,  Fl.  in  Illyrien  II  601. 
Bianor,  1)  Söldnerführer  76  —  2)  Akar- 

nane  II  634. 
Bibliothek  in  Alexandrien  II  109    —  in 

Pergamon  HI  67. 
Bion,  1)  Überläufer  92^  —  2)  Borysthenite, 

Philosoph  II  223'  —  3)  SchriftsteUer 

III  275^ 

Bionidas,  Spartaner  II  421*. 

Bippos,  Argiver  III  56*. 

Birkenna,  illyrische  G.  des  Pyrrhos  362. 

Bisalten  in  Makedonien  254.  III  165.  180. 

Bisanthe  in  Thrakien,  pergamenisch  III 

62*. 
Bistanes,  Perser  99. 


408 


Register. 


Bithys,  1)  makedon.  Feldherr  II  273  — 

2)  Thraker,  S.  des  Kotys  lU  189. 
Bithyner   (Bithynien),  aufständisch  197. 
276.  399  —  selbständig  II  72^  73.  75  f. 
129.  136   —   Beginn  des  Fürstentums 
352\  Vgl.  Nikomedes,  Prusias,  Ziaelas. 
Biton,  Hellene  in  Baktrien  154. 
Blitor,  Satrap  273. 

Böoter  (Böotien),  im  Kriege  gegen  Phi- 
lippos 34  f.  —  im  lamischen  Kr.  201. 
203.207  —  nach  Alexander  255  f.  288  ff. 
308.  317*.  333  f.  356.  366.  369  — 
gegen  die  Galater  II  16.  17\^  19  — 
Bund  II  7.  210  f.  —  in  der  Amphi- 
ktionie  II  219  —  makedonisch  II  227. 
231^.  249  —  ätolisch  II  250  f.  — 
makedonisch  II  274.  326.  335.  341. 
409.  422  —  im  1.  makedon.  Kr.  II 
489.  502  —  gegen  Megara  II  567  — 
im  2.  makedon.  Kr.  II  599. 626  f.  633. 
647  f.  —  im  antiochischen  Kr.  II  693. 
697.  707  —  nachher  III 16  f.  54.  59  — 
Streit  mit  den  Phokiern  III  17^  —  mit 
Perseus  verb.  III  102.  120  —  Bund 
aufgelöst  III  114  ff. —  im  3.  makedon. 
Kr.  III 126  ff.  137. 183. 312  —  Bund  III 
314^—  im  achäischen Kr.  III  345 f.— 
römisch  III  351.  354  f  357*^  —  Ver- 
hältnis zu  Pergamon  III  107  —  zu 
Antiochos  Epiph.  III  94  —  Ansiedler 
in  Hochasien  180^ 

Boiä  in  Lakonien  II  449. 

Bojer,  Kelten  in  Oberitalien  II 14^  26  — 
in  Böhmen  III  30. 

Botojvtäa  in  Elis  =:  Oiuoe  II  228*. 

Boiotos,  im  Dienst  des  Antigonos  Mo- 
nophth.  297. 

Bolis,  Kreter  11  394. 

Bomilkar,  1)  karthagischer  Feldherr  gegen 
Agathokles  447  f.  460  f.  —  2)  Admiral 
im  2.  panischen  Kr.  H  529.  531.  533  ff. 
550  f. 

Borysthenes  (Olbia),  St.  407  f.  —  von 
Zopyrion  belagert  171. 

Bosporaner  am  kimmerischen  Bosporos 
408  ff  n  72».  358»  —  die  Fürsten 
nennen  sich  König  322.  412. 

Botrichos,  Arkader  II  262». 

Botrys,  St.  in  Phönizien  II  377. 


Bottiäer  in  Makedonien  24.     11  224^ 
Brachylles,  Böoter,  in  makedon.  Diensten 

II  347.  621.  626.  647. 
Brahmanen  142. 144  f  145^ 
Branchiden  in  Sogdiana  116». 
Brennos,   gallischer  Häuptling    H  14  ff. 

18  f.  23.  77. 
Brentesion  s.  Brundisium. 
Brettier    (Bruttier)    bilden    sich   425  — 
Feinde  der  Italioten  431.   473.  476  f. 
480  f.  —  Gesandte  an  Alexander  d.  Gr. 
181—  gegen  Agathokles  482.  484  f. — 
im  pyrrhischen  Kr.  U  27*.  29.  33.  40^ 
49*  —   römisch  II  62.  65  —   kartha- 
gisch II  508.  546.  549. 
Brittannien  493. 

Brochoi,  St.  in  Syrien  II  367.  374. 
Brucheion,  Stadtteil  Alexandriens  II 106. 
Brundisium  (Brentesion)  475.  H  549.  556. 
Bryanion,  St.  in  Makedoniou  II  602. 
Bubakene,  Landschaft  in  Baktrien  123. 
Bubastos,  Stadt  in  Aegypten  II  105. 
Bubon,  St.  in  Pisidien  III  371. 
Buddhismus  in  Indien  508.     II  141.    III 

302. 
Bukephalas ,      Alexanders     Scblachtrofs 

134».  135. 
Bukephaleia,  St.  am  Hydaspes  135. 140. 

503. 
Bukris,  Aetoler,  Pirat  II  450. 
BovXrj  im  achäischen  Bunde  H  292.  III 

342*. 
Bund  s.  Helleneu. 
Bundesgenossenkrieg  der  Athener  30  — 

achäischer  II  409  ff. 
Bura  in  Achaia  337.     II  212. 
Burichos,  Freund  des  Demetrios  Poliork. 

320.  335-. 
Buxentum  s.  Pyxus. 
Byblos,  St.  in  Phönizien  78.     III  96«. 
Bylazora,  päonische  St.  II  456  f.   HI  103- 
Byllis  in  Epirus  H  697. 
Byzantion    (Byzantier),    St.    30.    33   — 
makedonisch  39.  54.  171^  —   für  An- 
tigonos 235.  236.  246.  276^  —  neutral 
290.  348^  —   frei  399.    II  9.  23.   76. 
78.  81.  129.   136  ff.   —   Verhältnis   zu 
den   Galatern  II  20.  25.  77  f.   —   Kr. 
mit    Rhodos    II  384  ff.    —    vermittelt 


Register. 


409 


Frieden  II  458.  494  —  mit  Perinthos 
verb.  II  582  —  Kr.  gegen  Plailippos 
II  583.  592-  —  befreundet  mit  An- 
tiochos  III  II  675.  680  —  mit  Autiochos 


Epiph.  III  94  —    mit  Makedonien  III 
28.  101.  118».  332  —  römisch  111  335. 
368^. 
Byzes,  Ttiraker  III  334. 


Hier  werden,  ansgenommen  die  mit  Ch  anläutenden 

L.  Cäcilius  Metellus,  Legat  III  2691 

Q.  Cäcilius  (Metellus),  1)  Legat  III  22. 
47 f.  501  51*  —  2)  Prätor,  bekriegt 
Andriskos  HI  334  ff.  340  f.  345  —  in 
Hellas  III  346  ff.  356«  -  Statue  III  335^ 

Q.  Calpurnius,  Konsul  III  356. 

Sp.  Carvilius,  Konsul  II  6P. 

Cassius  Dio,  Historiker  II  39^  356.  III  5. 

Castrum  Frentinum  (=  Thurii?)  11556^ 

Celathara  (?),  in  Thessalien  II  612^ 

Chäi'eas,  Historiker  II  350. 

Chäron,  1)  Tyrann  von  PellenelOö".  287'^ 
—  2)  Lakedämonier  HI  50.  54*.  57  f. 

Chäroneia,  St.  in  Böotien  366-'.  II  210'. 
700.  III  115  —  Schlacht  J35.  II  249  f. 
m  347. 

Chaldäer  182. 

Chalke,  rhodische  Insel  86. 

Chalkis  (Chalkidier),  1)  auf  Euböa  34 — 
makedonisch  36.  289  f.  —  böotisch  II 
210.  774  (zu  I  308)  —  kassandrisch 
309.  333  (dazu  II  774).  346  —  anti- 
gonisch  353.  366.  386  —  abtrünnig 
II  248  —  wieder  makedonisch  II  251. 
448.  452.  486  —  im  1.  u.  2.  makedon. 
Kr.  II  490.  493.  595  f.  —  befreit  II 
649  f.  665  —  im  antioch  Kr.  II  685. 
687.  689.  692.  694  f.  700.  706  f.—  im  3. 
makedon.  Kr.  III  114  ff.  117.  126  ff. 
130.  132.  179  —  mit  den  Achäern 
verb.  HI  346  —  römisch  EI  352.  353  ^ 
355^  —  2)  im  nördl.  Syrien  395.  401. 
ni  278  —  3)  am  Libanon  II  125. 

Chalkidier  in  Thrake  21.  26  f. 

Chalepos  (nicht  Chalesos),  Aetoler  II  709. 
764^ 

Chalestra,  St.,  von  Perseus  zerstört  III 
130=. 

Chalonitis,  Landschaft  II  94. 

Chaoner,  Epiroten  11  5,     IH  134.  144. 

Charax,  1)  St.  am  persischen  Meerbusen 
(Antiocheia,   später  Spasinu   Charax) 


,  nur  die  Namen  römischen  Ursprungs  aufgeführt. 

HI  217.  401  —  2)  in  Medien  III  217  — 
3)  in  Moab  III  240*. 

Chares,  1)  Athener  581 104  —  2)  Myti- 
lenäer,  Schriftsteller  6  —  3)  Lindier  11 
88  —  4)  Flufs  bei  Argos,  Treffen  da- 
selbst II  270. 

Charidemos,  Athener  58.  71. 

Charikles,  Athener  243. 

Charilaos,  Neapolite  478. 

Charimortos,  Aetoler  in  Aegypten  H  672. 

Charis,  parthische  St.  394. 

Chariteies,  Kyparissier  II  472^. 

Charixenos,  Aetoler  II  262. 

Charmades,  in  ägypt.  Diensten  II  134*^. 

Charondas,  seine  Gesetze  in  Mazaka  Hl 
249'^. 

CharonioD,  in  Antiochien  III  95. 

Charops,  1)  S.  des  Machatas,  Epirote, 
H  611.  697.  III 134  —  2)  S.  des  Ma- 
chatas, Enkel  des  vor.  III 134. 183.  312. 

Chatramotiteu,  Araber  II  117. 

Chelidonien,  bei  Lykien  II  640. 

Chersonesos,  1)  thrakischer  21  —  makedo- 
nisch 33.  257.  353  —  von  den  Ga- 
latern  besetzt  H  77  —  ptolemäisch  H 
150  —  pergamenisch  II  760.  III  62. 
374  —  2)  auf  der  Krim  408.  IH  75. 
78  —  3)  in  Syrien  (=  Pella)  382. 

Chesuphos,  Aegypter  IH  87. 

Chiliarchie,  Hofamt  164. 

Chilon,  1)  Eleer  II  229'  —  2)  Spartaner 
II  462. 

Chilonis,  1)  Gattin  des  Kleonymos  II 
57  —  2)  T.  des  Leonidas  II  303. 

Chinesen  III  286  —  chin.  Annalen  HI 
291. 

Chiomara,  G.  des  Galaters  Ortiagon  II 
755^     III  72'. 

Chios,  Insel  30.  33  —  von  Memnon  er- 
obert 69  —  alexandrisch  87-.  104  (dazu 
II  771)  —  frei  168.  II  85  —  in  der 
delphischen    Amphiktionie   II   220  — 


410 


Register. 


Friedensvermittler  II 450. 458. 485.  489. 
494.  500  f.  —  gegen  Philipp  II  583. 
585  —  mit  Rom  verb.  II  718  f.  729. 
737  f.  760  —  frei  III  63.  370  —  Unter- 
gang der  Galater  daselbst  III  155. 

Chläneas,  Aetoler,  Redner  IE  482. 

Choes  (oder  Choaspes),  Fl.  in  Indien  129. 

Chorasmier,  mit  Alexander  verb.  123. 

Chorienes,  Baktrier  122. 

Chorsiä  in  Böotien  II  210^ 

Chremas,  Akarnane  III  138.  183.  312. 

Chremonides,  Athener  II 135.  233  f.  239  — 
chremonideischer  Kr.  II  132^ 

Chronographen  15.  III  5  —  Chrono- 
logie 19  —  Beiträge  dazu  251*.  255^ 
273.  2836.  298.  3221  II  15^  179^ 
3075.  332^  360^  476*.  543^  III  22^. 
54^  169^  170-.  383  ff. 

Chryseis,  G.  des  Demetrios  u.  des  Anti- 
gonos  Doson  II  286  f.  359. 

Chrysippos,  Aegypter  II  99*. 

Chrysogonos,  Makedonier  II  444.  469. 
III  2V. 

Cicero,  Reden  gegen  Verres  II  505. 

L.  Cincius,  Prätor  II  545*.«.  553^. 

Cistophoren,  Münzen  III  370'.  371'. 

Ap.  Claudius,  1)  Cäcus  II  41.  —  2)  Kon- 
sul von  264  V.  Chr.  II 181  ff.  —  3)  Prä- 
tor auf  Sizilien  II  516.  521  ff.  525  ff. 
531  —  4)  Tribun  im  2.  makedon.  Kr. 

II  622.  659.  665  —  im  antioch.  Kr.  II 
700.  711  —  Legat  III  25.  48  f.  60. 105^ 
106.  322  —  vielleicht  ist  dieser  Ap. 
Claudius  in  zwei  Personen  zu  zerlegen, 
den  von  Polyb.  XVIII  10,  8  erwähn- 
ten Nero  und  den  vulgo  Pulcher  bei- 
genannten. Vgl.  III  25'.  Die  von 
Münzer  (RE  III  2774  nr.  245,  2846 
nr.  293)  vorgenommene  Scheidung  ist 
jedoch  zweifelhaften  Wertes. 

Ap.  Claudius  Centho,  befehligt  in  Illyrien 

III  135.140''.  143f.  150.  152.  158. 
C.  Claudius,  Tribun  II  181. 

C.  Claudius  (Centho),  1)  II  595'  — 
2)  Legat  III  184. 

M.  Claudius  Marcellus,  1)  Konsul  auf  Si- 
zilien II  521  ff  526 ff  531ff.  535.  539ff 
vgl.  560  —  2)  Konsul  196  v.  Chr.  II 
646  —  3)  Legat  lU  106. 


Ti.  Claudius  (Nero),  Legat  III  22.  111». 
117. 

Claudius  Quadrigarius,  Historiker  II 648^ 

Clupea  s.  Aspis. 

Cölesyrien  2401  297  ff.  —  streitig  und 
geteilt  339^  352.  354.  355«.  II  94.  101. 
121".  124  f.  —  ptolemäisch  II  141. 
169  —  angegriffen  II  374  ff.  382  f.  — 
seleukidisch  II  578  ff.  637  ff.  674  — 
wieder  streitig  III  87.  90. 168  f.  263  f.— 
bleibt  seleukidisch  III  265. 

L.  Cölius,  in  Illyrien  III  142. 

Colins  Antipater,  Historiker  II  355. 

Consentia,  St.  der  Brettier  476.  477 ^ 
II  554. 

Copiä  s.  Thurii. 

Cn.  Cornelius,  1)  Konsul  II 189  —  2)  Le- 
gat II  654. 

L.  Cornelius,  1)  Konsul  II  57  —  2)  Ge- 
sandter   (vielleicht    Scipio    Asiaticus) 

II  639*.  669. 

M.  Cornelius,  Prätor  auf  Sizilien  II  542'. 

545«. 
P.    Cornelius     Lentulus,    1)    Prätor   II 

5456  _  Legat  II  654.  669  —  2)  Legat 

III  112  f.  118.  126. 

Ser.  Cornelius  Lentulus ,  Legat  III  112  f. 

117. 
Cn.  Cornelius  Merula,  Legat  III  210. 
Cornelius  Nepos,  Historiker  13.    II  356. 
P.  Cornelius  (Rufinus)  II  48«.  49 ^ 
Cn.  Cornelius  Scipio  in  Spanien  II  510. 
L.  Cornelius  Scipio  auf  Sizilien  II  559"  — 

gegen   Antiochos   II  721.   724  ff.   735. 

738.  742.  749.     III  11. 
P.  Cornelius  Scipio,  1)  Konsul  218  v.Chr. 

II  5C6.  509  —  2)  S.  des  vorigen,  auf 

Sizilien   II  552  f.    664«   —    Gesandter 

II  676  —  im  antiochischen  Kr.  II  721. 
735.  738.  740.  746.  749.  III  11  (dazu 
380)  —  3)  S.  des  vorigen  II  739  f. — 
Schriftsteller  III  3*  —  4)  Aemilianus 

III  178.  312.  317  —  gegen  Karthago 

II  561.  III  353  —  Gesandtschaft  in 
den  Orient  III  269.  292*.  363  —  vor 
Numantia  III  296.  364  —   5)  Nasika 

III  160.  165.  186  f.  333.  366"  —  s. 
Brief  III  3.  160^  166^ 

C.  u.  L.  Coruncanius,  Gesandte  II  282. 


Register. 


411 


Ti.  CoruQcanius,  Konsul  II  35. 
Crispinus  s.  T.  Quinctius. 


M'.  Curius  (Dentatus)  II  51  f. 
Curtius  Rufus,  Historiker  7. 


Dädala,  1)  St.  der  rhodischen  Peräa  II 

733  —  2)  in  Indien  13P. 
Dagon  s.  Dok. 
Daher,    skythischer    Stamm    120  f.    — 

Bundesgenossen  Alexanders    123.  126. 

133.  159^  —  der  Parther  II  164  f.  — 

des  Antiochos  III  II  379.  396.  741. 
Dalion,  Schriftsteller  III  275^ 
Dalmater  in  lUyrien  II   277.  652.     III 

15.  140. 
Damaratos,  1)  K.  von  Sparta  II  563^  — 

2)  Nachkomme  desselben  II  563  f.  — 

3)  Korinther  52.  159*=.    Vgl.  Demaratos. 
Damareta,    T.   Hierons   von  Syrakus  II 

513.  519  ff. 

Damaretos,  Eleer  II  227*^.  228. 

Damas  (Damaskon),  Syrakusier  431. 

Damasippos,  Makedonier  III  311. 

Damaskus,  St.  in  Syrien  74  —  make- 
donisch 77.  217.  302    —    seleukidisch 

II  94.  125.  128  —  ptolemäisch  II 
140^  152.  379  —  seleukidisch  III  221. 
280.  307. 

Damiorgen  II  293.  617.     III  39.  348'. 

Damippos,  Lakedämonier  in  syrakusi- 
schen  Diensten  II  474^  476^  513^ 
517.  531. 

Damis,  Megalopolite  245.  280. 

Damokles  (vgl.  Demokies) ,  1)  in  make- 
donischen Diensten  II  569'-'  —  2)  Ar- 
giver  II  658. 

Damokritos,  1)  Aetoler  II  599.  603  f. 
677  —  gefangen  II  708  —  2)  Achäer 

III  339*.  341. 
Dämon,  Rhodier  III  157. 
Damoteles,  Aetoler  II  762.  764.  766,  vgl. 

Demoteles. 

Damoxenos,  1)  ptolemäischer  Feldherr 
II  580^  —  2)  Achäer  II  646. 

Damuras  (Tamyras) ,  Fl.  in  Phönizien 
II  377. 

Danae,  11  im  Gefolge  der  Laodike  II 
149  —  2)  in  Alexandrien,  Schwieger- 
mutter des  Tlepolemos  II  575^ 


Dandarier,  bosporanisches  Volk  410'. 
412. 

Daniel,  Prophet  831     III  234. 

Daorsen,  lUyrier  III  140«.  178. 

Daphitas,  Dichter  III  68*=. 

Daphne,  Heiligtum  bei  Antiochien  II  97. 
146.     III  95.  229. 

Dara,  parthische  St.  II  167. 

Dareios,  1)  Hystaspis  45. 126  f.  —  2)  Ko- 
domannus,  König  49  f.  —  Kr.  mit  Ale- 
xander 59.  71  ff.  75  f.  —  Verhandlungen 
77.  81  f.  —  letzter  Feldzug  88  ff.  93. 
99.  100  f.  —  seine  G.  76". 

Dardan  er,  Illyrier  396.  II  10*.  14  f. 
19  —  Feinde  Makedoniens  II  224.  277. 
286  f.  347.  435  f.  456  f.  —  mit  Rom 
verb.  II  478.  481.  488  f.  493.  570.  600f. 
603.  637  —  von  den  Bastarnern  an- 
gegriffen III  30  f.  100  f.  —  im  3.  ma- 
kedon.  Kr.  III  119.  121.  130.  140. 
180  f.  335. 

Dardanos,  St.  in  Troas  II  725.  740.760^  — 
pergamenisch  III  62^".  64^. 

Daskyleion  in  Phrygien  62.  384^  495. 

Dassareten,  Illyrier  II  465.  474\  488. 
597.  601.  699.     III  140. 

Datames,  1)  Satrap  47  —  2)  Flotten- 
führer 70. 

Dataphernes,  Freund  des  Bes.sos  115. 

Dattämitra,  Inder  (^=Demetrios?)  III301*'. 

Daulis,  phokische  St.  II  409.  615. 

Debot  (Parembole)  in  Aethiopien,  Tempel 
III  208*.  212^  275. 

C.  Decimius,  Gesandter  III  192. 

L.  Decimius  III  112. 

M.  Decimius  III  11 1^. 

Decius,  Kampaner  II  32.  34^  64. 

P.  Decius,  Konsul  II  35  f. 

Decius  Magius,  Kampaner  II  407. 

Deidameia,  1)  T.  des  Aeakides  237  — 
mit  Demetrios  verm.  338.  353. 355.  384" 
—  2)  T.  Alexanders  von  Epirus  H  266  f. 

De'imachos ,  Gesandter  des  Antiochos  I 
II  93. 


413 


Register. 


Deinarchos,  1)  Koriuther  233  —  von 
Polyperchon  hingerichtet  243  —  2)  at- 
tischer Redner  314^.  376*  —  3)  im 
Dienst  des  Pyrrhos  II  5V  —  4)  Aetoler 
III  143. 

Deinias ,  1)  Strateg  Kassanders  252.  292 

—  2)  Dialektiker  II  244. 
Deinokrates,  1)  Syrakusaner,  Gegner  des 

Agathokles  434.  440  f.  452  ff.  463.  469  f. 

—  versöhnt  sich  mit  Agathokles  471  f., 
vgl.  433'' —  2)  pergamenischer  Nauarch 
II  585  —  3)  makedon.  Feldherr  II 
636  f.  —  4)  Messenier  III  52  f. 

Deinomenes,  Syrakusier  II  518  f.  779  (zu 
II  526). 

Deinon,  1)  Aegypter  II 573^  575^  —  2)  Rho- 
dier  III  131.  156  f.  193. 

Delion  in  Böotien  II  605.  695. 

Delos,  athenisch  36  —  Tempelbau  198  — 
autonomes  Heiligtum  II  773  (zu  284). 
n  103.  206.  654.  III  94.  99  —  neu- 
tral II  635.  718.  III  155.  175  — 
athenisch  und  Freihafen  II  648".  III 
185.  189  ff.  196. 

Delphoi,  Heiligtum  30  —  Tempelbau 
198  —  ätolisch  II  8.  11  —  gallischer 
Angriff  II  16*.  17^  18.  21  —  Ansehen 
II  206  f.  492^  494.  654.  701.  III 11  - 
in  der  Amphiktionie  II  213.  216'.  219*. 
220  —  frei  III  13  f.  99.  103.  106. 
109.  159.  178  —  nach  146  v.  Chr.  III 
353.  357. 

Demades,  Athener  58*.  174.  178.  180. 
208  ff.  —  hingerichtet  233  (dazu  II 
772).     III  383. 

Demaratos,  Rhodier  226. 

Demeas,  S.  des  Demades  233. 

Demetrias,  1)  attische  Phyle  316.  II 
232.  605  —  2)  =  Sikyon  336  —  3)  in 
Thessalien,  von  Demetrios  gegründet 
366.  384.  386  —  makedon.  Waffenplatz 
II 7. 231  222.  453.  489  f.  600  —  geräumt 
n  649  f.  —  wird  magnetisch  II  650. 
653.  665  f.  —  ätolisch  687  ff.  691  — 
wieder  makedonisch  II  676.  713  ff. 
m  20.  24.  126.  149.  167  —  frei  III 
182  —  4)  in  Arachosien  III  285. 
Demetrion  in  der  Phthiotis  II  490. 
Demetrios,    1)    Leibwächter   Alexanders 


111  —  2)  Bruder  des  Antigonos  Mo- 
nophth.  275  —  3)  von  Phaleron,  Philo- 
soph 243  —  Regent  von  Athen  247  f. 
(dazu  II  773).  285.  II  205.  III  383  — 
vertrieben  313  f.  —  in  Aegypten  389^ 

II  109.  206  —  4)  der  Belagerer,  S. 
des  Antigonos  214.  265.  270  —  sy- 
rischer   Feldzug    2fl4  ff.    301  ff".    306. 

III  383  f.  —  in  Hellas  312  ff.  —  nach 
Kypros  317  ff.  —  König  315.  321  — 
gegen  Aegypten  822  ff.  —  belagert 
Rhodos  324.  326  ff.  —  erobert  Hellas 
333  ff.  —  Hegemon  338  —  gegen  Kas- 
sander 345  ff.  —  in  Asien  348  —  zu- 
rück 352  ff.  —  in  Syrien  354  f.  —  in 
Hellas  356.  359  ff.  —  gewinnt  Make- 
donien 363  ff.  369  ff.  —  unterhandelt 
mit  Kleonymos  337.  480  —  mit  Aga- 
thokles 370  —  mit  Rom  371'  —  ver- 
drängt 374  ff.  379  —  nach  Asien  380  ff. 

—  Ende  383  ff.  —  Kinder  384-  — 
Eigenschaften  373.  II  206  —  5)  bei- 
genannt Leptos,  S.  des  vorigen  384"  — 
6)    der    Schöne    384'.    II    142  f.    232^ 

—  7)  S.  des  Antigonos  Gonatas ,  K. 
von  Makedonien  II  551  142^  166.  169. 
224.  238.  251.  263  f.  269  ff.  275  f.  286. 

—  8)  von  Pharos,  illyrischer  Dynast 
II  283  f.    —   makedon.  Bundesgenosse 

II  326.  341.  343.  385«.  417  f.  420  — 
von  den  Römern  vertrieben  II  435  ff. 
445^  459.  467.  469  f.  472  —  9)  S. 
Philipps  V,  Geisel  645.  667.  714  — 
Gesandter    III    25  f.    —    hingerichtet 

III  31  ff.  —  10)  I,  S.  des  Seleukos  IV, 
in  Rom  III  92  f.  209^.  219.  244  — 
König  III  197'.  211.  245  ff.  332  — 
gegen  die  Juden  III  252  ff.  —  gestürzt 
III  258  ff.  261  f.  —  11)  II,  S.  des 
vorigen,  in  Rom  III  260  —  König 
263  ff.  271.  321^  —  gegen  Tryphon 
III  276  ff.  281.  284  f.  289^'—  gefangen 
III  290.  297  —  wieder  König  III  298. 
304  ff.  307  —  12)  Baktrianer,  S.  Eu- 
thydems  II  401  —  erobert  Indien  III 
285  ff.  301  f.  —  13)  S.  des  Ariarathes 
III  260'. 

Demo,  Hetäre  II  263^ 

Demochares,   attischer   Staatsmann  315. 


Register. 


413 


333^  334.  377  f.  379-.  386.  II 231  — 
Historiker  10. 

Demodamas,  Milesier,  in  seleukidischem 
Dienst  392.  394. 

Demokleides,  Techniker  II  490. 

Demokies,  Athener  334. 

Demokrates,  1)  Athener  109' —  2)  Spar- 
taner II  304^  —  3)  Tarentiner,  Nau- 
arch  II  550.  552  —  4)  makedon.  Nau- 
arch  II  585. 

Demon,  Athener,  Verwandter  des  De- 
mosthenes  58^.  178^  203. 

Demophanes,  Megalopolite,  Philosoph  II 
143.  256.  497. 

Demophantos,  eleYscher  Hipparch  II 498. 

Demophilos,  1)  Rhodier  329  —  2)  Feld- 
herr des  Agathokles  441.  462. 

Demosthenes ,  1)  attischer  Staatsmann 
34.  58  —  für  Ktesiphon  174  f.  —  im 
harpalischen  Prozefs  178  ff.  —  im  la- 
mischen  Kr.  203.  209  f.  —  Rede  de 
foedere  Alex.  55*^  —  2)  makedon.  Ge- 
sandter II  641. 

Demoteles,  Rhodier  331. 

Denthaliatisches  Gebiet,  zwischen  Sparta 
und  Messene  streitig  II  260*.  346. 
III  355«.  356. 

Dentheleten,  Thraker  III  28  f.  100^ 

Derdas,  1)  Makedonier  25  —  2)  Epirote 

II  502. 

Derdia,  unbekannter  Ort  II  55^ 
Derieis  (?)  in  Akarnauien  283\ 
Derkylos,  attischer  Strateg  241  ^ 
Derkylidas,  Spartaner  II  58\ 
Desudaba,  Ort  im  Gebiet  der  Müder  III 

1531 
Deurioper,     makedon.    Stamm    II    602. 

III  28. 

Dexagoridas,  Lakedämonier  II  660. 

Dexikrates,  Arzt  aus  Rhegion  II  34^ 

Dexippos,  Historiker  14. 

Diäos,  Megalopolite,  1)  Vater  des  Dio- 
phanes  III  339*  —  2)  S.  des  Diophanes 
III  339  —  achäischer  Strateg  III 339  ff. 
348  ff.  —  Ende  III  350.  352.  354^ 

Diamperes,  Tor  in  Argos  II  59. 

Dianium  =  Artemision  in  Spanien  492. 

Didas,  Päoner  III  33  f. 

Didaskalondas,  Kreter  II  566. 


Didyma   Teiche,    Kastell    in   Mysien  II 

391. 
Diegylis,  Thraker  II  329.  360  f.  374^ 
Dikäarcheia  (Puteoli)  II  507.  555. 
Dikäarchos,  1)  Messenier,  Philosoph  II 

223^    296    —    2)  Platäer    II    627   — 

3)  Aetoler,  Freibeuter  II  581.  672 f.— 

4)  Aetoler,  Bruder  des  Thoas  II  677  f. 
680.  710. 

Dikäopolis  =  Egesta  469. 

Diketas,  Böoter  III  114.  116. 

Diktynneion  in  Sparta  II  663. 

Dimallos  (Dimale),  St.  in  Illyrien  II 
278^  436  ff.  474.  501  f.     III  178. 

Dimnos,  Makedonier  111^. 

Dio  Cassius  s.  Cassius. 

Diodoros,  1)  im  Dienste  des  Demetrios 
Poliork.  336\  353*  —  2)  Makedonier 
III  165  —  3)  Sikeliote,  Historiker  7. 
12.     II  12-''.  391  355.     III  5. 

Diodotos,  1)  Erythräer,  Schriftsteller  3  — 
2)  baktrischer  Satrap,  macht  sich  selb- 
ständig II  141.  163  f.  165  f.  III  285. 
287^''  —  3)  II,  S.  des  vorigen  II  166. 
398  —  4)  genannt  Tryphon,  in  seleu- 
kidischen  Diensten  III  262.  264  — 
Usurpator  III  277  ff.  281  ff.  —  Ende 
292  ff. 

Diogeneion,  Gymnasium  in  Athen  II  288. 

Diogenes,  1)  Tyrann  von  Mytilene  70  — 

2)  Befehlshaber  in   Munichia   285   — 

3)  Athener,  hilft  Athen  befreien  11  273. 
288  —  4)  Beamter  des  Antiochos  IH 
II  368.  370.  399  —  5)  Achäer  107*  — 
6)  Akarnane  III 138  —  7)  Stoiker,  athen. 
Gesandter  IH  320  —  8)  von  Seleu- 
keia,  Epikureer  III  262*  —  9)  kap- 
padokischer  Gesandter  III  251^. 

Diognetos,  1)  Rhodier  327"  —  2)  Nau- 
arch  des  Antiochos  III  II  366.  373. 

Dioitas,  achäischer  Strateg  II  261. 

Diokles,  1)  Syrakusier  433  —  2)  atti- 
scher Archon  377^—  3)  Aetoler  II 687  — 

4)  s.  Zabdiel. 

Diomedes,  1)  von  Seleukeia,  geehrt  HI 
216'  —  2)  indischer  Herrscher  IH 
302^ 

Diomedon,  1)  attischer  Archon  II  238'  — 
2)  Koer  III  197». 


414 


Register. 


Dion  {Jlov),  St.  1)  in  Makedonien  198. 
365.  n  432.  479.  628.  in  146  f. 
3352  —  2)  in  Syrien  lU  221  —  3)  an- 
scheinend in  Phthiotis  346*. 

Dion  (Jicov),  1)  Syrakusier  420  —  2)  in 
ptolemäischen  Diensten  II  128. 

Dionysia,  Phyle  in  Alexandrien  II  107. 

Dionysien,  Festfeier  am  Hydaspes  156^  — 
in  Ekbatana  181. 

Dionysios,  1)  I,  Tyrann  von  Syrakus 
345.  419.  425.  474.  II  13  —  2)  II, 
S.  des  vorigen  420  ff.  474  —  3)  Ko- 
rinther, syrakusischer  Gesetzgeber  423 

—  4)  Tyrann  von  Herakleia  170^  1712. 
276.  345  —  5)  Kommandant  von  Athen 
im  Dienst  Kassauders  313  f.  —  6)  Ale- 
xandriner, Techniker  327^  —  7)  Ge- 
sandter des  Ptolemäos  Philad.  II 117  — 

8)  Petosarapis,   Aegypter  III  208    — 

9)  der  Meder,  seleukidischer  Beamter 
III  291  f.  —  10)  indo-hellenischer  Herr- 
scher III  302^ 

Dionysodoros,  1)  Thebaner  78  —  2)  per- 

gamenischer  Nauarch  II  585.  621. 
Dionysos,  in  Alexandrien  verehrt  II  108 

—  in  Pergamon  III  67  —  Kathege- 
mon III  381  (zu  III  65)  —  in  Jeru- 
salem III  233^  —  Dionysische  Künstler 
in  Teos  III  358*.  363. 

Dionysupolis  in  Asien  III  67'. 
Diophanes ,     Megalopolite ,     achäischer 

Staatsmann    II    712  f.     715  f.    732    — 

Gegner  Philopoimens    III  36.   40.  42. 

44.  47  f.  51*.  56.  150.  339. 
Dioskorides,  Admiral  des  Antigonos  284  f. 
Dioskurides,  Alexandriner  II  360^. 
Diotimos,  1)  Athener  58^  —  2)  attischer 

Archon379-,  dazu  III377  —  3)  s.  Phi- 

lotimos. 
Dioxippos,  Athlet  160^. 
Dipäa  in  Arkadien  III  37*. 
Diphilos,    Beamter   des   Antigonos   Mo- 

nophth.  298. 
Dipylon  in  Athen  II  591. 
Diyllos,  Historiker  6.  10. 
Dodekaschoinos ,    zu    Ägypten    gehörig 

II  115.     III  275. 
Dodona,    Heiligtum    198.     II    34'.    55*. 

206.  436.     III  381  (zu  187). 


Dok  (Dagon),  Kastell  bei  Jericho  III  295^ 

Dokimasteres,  Beamte  in  Sparta  III  58. 

Dokimeia,  St.  in  Phrygien  II  90\ 

Dokimos,  Freund  des  Perdikkas  und  Eu- 
menes  219.  226  ff.  II  90'  —  gefangen 
231.  273  —  im  Dienst  des  Antigonos 
277^  288  —  des  Lysimachos  342. 

Doliche,  perrhäbische  St.  III  122.  145. 

Doloper,  Stamm,  ätolisch  II  213.  242. 
275  ^  324.  484'  —  makedonisch  II  503. 
612  —  ätolisch  II  651.  653  —  im 
antiochischen  Kr.  II  714.  764.  766  — 
makedonisch  III  12.  20.  24.  103  -- 
frei  III  125,  182.  356. 

Cn.  Domitius,  Konsul  192  v.  Chr.  II 
769  —  Scipios  Stellvertreter  II  740  ff. 

—  Legat  III  184. 

Dora,  St.  in  Phönizien  belagert  II  376. 

III  293. 
Dorier,  Stamm,  im  lamischen  Kr.  202  — 

ätolisch    II    213.    324.      III    12  f.    — 

selbständig  III  184. 
Dorimachos,  S.  des  Nikostratos,  Aetoler 

n  412.  414.  418  ff.  433.  444.  476.  484 

—  Nomograph  11  562    —    Gesandter 
II  673. 

Doriskos  in  Thrakien  II  593. 
Dorylaeion  in  Phrygien  344.     H  90'. 
Dositheos,  Jude,  1)  unter  Ptolemäos  IV 
II 380*—  2)  bei  Ptolemäos  VI  III  213. 

—  3)  Freund  des  Makkabäos  IH  235^. 
Doxares,  Inder  131. 

Doidalsos,  Bithyner  399^ 

Doidye  in  xAIysien  III  362^ 

Dranger    (Drangiana),     von     Alexander        1 
unterworfen  110.  112.  121.  146.  151  —        ' 
Kontingent  159'.  167  —  Satrapie  121. 
197.  225   —    seleukidisch  II  400  f.  — 
zum  baktrischen  Reich  III  285.  287. 

Drapsaka,  St.  in  Baktrien  113  f.  HI  286^ 

Drepana  auf  Sizilien  II  190  f. 

Dreros,  St.  auf  Kreta  II  427*^.  429^ 

Dromichätes,  1)  Gete  367  ff.  —  2)  Thra- 
ker II  138, 

Dromokleides,  Athener  361. 

Dromos,  in  Sparta  II  659. 

Dropides,  Athener  109. 

Dropion,  Päoner  II  225. 

Drymäa,  St.  in  Phokis  II  242*.  491. 


Register. 


415 


Drynemeton  in  Galatien  II  82. 
Drypetis,  T.  des  Dareios  166.  510  (zu  76). 
Dschumna  (Jomanes),  Fl.  in  Indien  III 

302. 
Dunax,  Berg  in  Thrake  III  29^ 
Dura,  St.  am  Tigris  II  368  f. 
Duris,  Samier,  Historiker  6.  10.   II  104. 


Dyme,  achäische  St.  281  f.  II  11  —  im 
achäischen  Bunde  II  211.  434.  444. 
448  —  erobert  II 483  —  wieder  achäisch 
II  487.  618  —  nach  146  v.  Chr.  III 
358^. 

Dyrrhachion  s.  Epidamnos. 

Dyrta,  St.  in  Indien  130. 


E. 


Ebusos,  phönizische  Kolonie  492. 

Echedamos,  Akamane  II  634, 

Echedemos,  Athener  II  722  f. 

Echekrates,  1)  Bruder  des  Antigonos 
Doson  III  34  —  2)  Thessaler,  Söldner- 
fdhrer  II  376.  380  f. 

Echetla,  St.  auf  Sizilien  4301  436'.  4.54. 
II  175^  183  —  Lage  454^ 

Echilaos,  Platäer  II  12^ 

Echiuaden,  Inseln,  Seeschlacht  207. 

Echinos,  am  malischen  Meerbusen  II 
■  242.  484.  494.  503.  588.  622.  645. 

Edessa,  1)  St.  in  Makedonien  373.  385. 
II  24.  457.  III  336.  Vgl.  Aegä  — 
2)  in  Syrien  395*  —  Antiocheia  be- 
nannt III  95  f.  —  3)  in  Mesopotamien 
893. 

Eetion  s.  Euetion. 

Egesta  auf  Sizilien  427  —  mit  Agathokles 
verb.  463.  469.  486  —  mit  Pyrrhos 
II  45  —  römisch  II  184.  189  f.  192. 
557.  560  f. 

Egnatia  via  in  Makedonien  III  336. 

Eioneus,  S.  des  Alketas,  Molosser  292. 

Eiponion  =  Hipponion  II  556^ 

Eirene,  1)  T.  des  Ptolemäos  Lagi  278^. 
II  101*  —  2)  Konkubine  des  Ptolemäos 

II  135^   —  3)  Konkubine  des  Ptole- 
mäos VII  III  268^ 

Ekbatana  (Agbatana),  St.  in  Medien  99  f. 
181.  271  (dazu  511)  —  kolonisiert  393. 
495.   II  398    —    Epiphaneia    genannt 

III  96. 

Ekdelos  (Var.  Ekdemos),  Megalopolite, 
Philosoph  II  143.  150*.  244.  256.  497. 

Eknomos  auf  Sizilien  441. 

Ekron  s.  Akaron. 

Eläa,  Hafen  Pergamons  II  585.  731.  III 
68^  327. 


Eläus  am  Hellespont  II  593.  725. 
Elaos,  Kastell  in  Aetolien  II  408^  435. 
Elateia,  1)  St.  in  Phokis  242.  357  f.     II 
491    —   von    den  Römern   erobert   II 
615.  619    —   römisches  Hauptquartier 
II  626.  646.  648.  657.  664.  706.  722  — 
später   III    15.    347.    357"    —    2)    in 
Thessalien  III  122. 
Elea  (Velia),  St.  in  Italien  426.  494  — 
mit  Rom  verb.  II  63  f.  182.  507  f.  SöO^. 
555. 
Eleasa  (Elasa)  in  Judäa  III  255^. 
Eleazar,    1)  Auaran,    Bruder  des  Judas 
Makkabäos   II  234\  242  —   2)  Jude 
HI  231^  233^ 
Elefanten  im  Kriegsgebrauch  89.  91.  93. 
128.   130  f.   132  ff.    146.  195.  227.  245. 
252.   260.   2611.  265.  267  f.  295  f.  322. 
340.  350.  506.     II  33.  35.  52.  55.  60. 
116.   370.   376.    379  f.   401.   601.   631. 
691.    701.   721.   741  f.    758  f.     III  124. 
146.  163\  171.  219.  244.  265.  278. 
Eleusis,  1)  in  Attika  379.  386.     II  596. 
597  —  2)  bei  Alexaudrien  H  107.  III 
175.  208. 
Eleutheria,  Fest  in  Larisa  HI  19'. 
Eleutherna  auf  Kreta  II  336*^.  430. 
Eleutheros,  Fl.  in  Phönizien  II  169. 
Elimeia  (Elimioten),  Landschaft  in  Make- 
donien 24.     U  602.     HI  143.  180. 
Elis,  Eleer  53  —  unter  Alexander  56  f.  — 
Kontingent  59  —  mit  Agis  verb.  105. 
107  —  nach  Alexander  203.  276.  281. 
287.  291.  337.     II  11  —  mit  Pyrrhos 
verb.  II  56   —   Tyrannis  II  227  ff.  — 
gegen  Antigonos  II  230  f.  —  mit  den 
Aetolern  verb.  II  229.  269.  309  f.  336  f. 
419  —  im  Bundesgenossenkrieg  II  427. 
434.  440  ff.  444.  447-.  453  f.  459.  481. 


416 


Register. 


487  f.  501  f.  646.  655  —  im  antiochi- 
schen  Kr.  693  f.  —  achäisch  II  711. 
7l4f.  III 44.  112.  348  —  nach  146 v.Chr. 
III  355.  3591  —  Eigenart  II  440. 
Elisphasioi,  Gemeinde  in  Arkadien  III 
973 

Elpeios,  Fl.  in  Makedonien  III  147  f.  159. 

Elymais  (Elymäer) ,  seleukidische  Pro- 
vinz II  94.  741  —  aufständisch  III  89. 
21 7  f.  284  —  parthisch  III  289  f. 

Elymas,  Libyer  451. 

Emathia  in  Makedonien  III  130^. 

Embolima,  St.  am  ludos  130. 

Emporion,  St.  an  den  Pyrenäen  491. 
II  509. 

^vniTttolvoi,  auf  Sizilien  =  Imacharenses 
II  188*. 

Enchelaneu,  lUyrier  II  465. 

Eugj'on,  St.  auf  Sizilien  422^  430».  II 540. 

Enna  (Henna)  auf  Sizilien  430^  454.  II 
37^  44.  188.  530. 

Entella,  St.  auf  Sizilien  422. 

Eordäa  in  Makedonien  24.  II  G02.  III  180. 

Epäuetos,  ptolemäischer  Nauarch  293. 

Epaminondas,  Thebaner  21. 

Epaudros,  indo-hellenischer  Fürst  III  302^ 

Eperatos  von  Phai-ä,  achäischer  Strateg 
II  442  f.  446.  453. 

Ephebie  in  Athen  248  (dazu  II  773). 

Ephemeriden  Alexanders  3. 

Ephesos  in  lonien  62  (dazu  510).  163^ 
■i!36.  342.  348.  352  —  unter  Lysimachos 
363*.  398.  402  —  seleukidisch  405.  II 
85^  96.  135  —  ptolemäisch  II  134. 
149.  154  f.  169.  406  —  unter  Antio- 
chos  d.  Gr.  II  641.  679.  717.  728  f.  — 
erobert  II  745  f.  750  f.  756  —  perga- 
menisch  II  760.  III  63.  658.  66.  69. 
261.  361.  366  f.  —  römisch  III  370^ 
371-. 

Ephialtes,  Athener,  bei  den  Persern  58^.65^ 

Ephoren  (Ephorat)  in  Sparta  II  298  — 
beseitigt  II  315  —  hergestellt  II  346. 
421  f.  462. 
Epidamnos  (Dyrrhachiou)  in  Illyrien  283. 
292  (dazu  IH  377).  II  6.  10*.  17^ 
282  f.  —  römisch  283  flf.  467  f.  503. 
in  15.  141'.  143.  336  —  Kontingent 
in  158. 


Epidauros,  St.  der  Akte,  makedonisch 
203.  257.  336.  II  7.  226  —  in  der 
Amphiktionie  II  219*  —  achäisch  11 
253.  330.  333='.  III  179.  353  —  im 
achäischen  Kr.  III  350^*  —  Grenzstreit 
mit  Korinth  III  36^  318^ 

Epigenes,  Offizier  in  seleukidischem  Dienst 
II  157«.  365  f.  368. 

Epikados,  Illyrier  III  UV. 

Epikrates,   S.   des  Polystratos,  Rhodier 

II  635*.  729. 
Epikuros,  Philosoph  360^ 

Epikydes,  1)  Makedonier  217  —  2)  aus 

Syrakus,     karthagischer     Strateg     in 

Syrakus  II  515.  517  ff.  522  ff.  525  ff.  — 

in  Akragas  II  535.  540  ff.  543.  545*.  — 

3)  genannt  Sindon  II  536. 

Epion  (Aipion),  triphylische  St.  II  441^ 

Epiphaneia,  Stadtname  III  95*.  96. 

Epipolä,    syrakusischer  Stadtteil  II  532. 

Epimachos,  Athener  3271  328^ 

Epirus    (Epiroten)    287.    291  f.    —    unter 

den   Königen   361  f.   II  5.  31.  321  36. 

54.  61.  238.   264  ff.  —  Bundesstaat  II 

267.    277*.    280    —    mit    Makedonien 

verb.   n   325.   335.   341.   409.   417  — 

Beziehungen  zu  Aegypten  II 407.  424  — 

im    Bundesgenossenkr.    II    422.    423^ 

424.  432.  436.  444  f.  456  —  im  1.  und 

2.   makedon.    Kr.   II    489.    501  f.    591. 

608.   610.    612   —  mit  Rom   verb.  II 

653  f.   684.   696.   717.   762.    764  f.     IH 

14.   25.   59    —   im  3.  makedon.  Krieg 

III  102.  112.  119.  134.  143  f.  —  Be- 
strafung III  167  f.  183.  186  f.  312  — 
Auflösung  III  336. 

Epitadeus,  Spartaner  II  296. 
Epitalion,  St.  in  Elis  II  44 1^  442. 
Epokillos,  Thessaler  99. 
Eposognatos,  Galater  II  724.  753. 
Eraton,  Opuntier  II  242  ^ 
Eratosthenes ,   Kritiker   7.   II    170*. 

360^  403. 
Erdbeben  von  Rhodos  II  358.  632. 
Eresos   auf  Lesbos,    Tyrannen   39. 

(zu   177)    —   unter  Alexander   II  772 

(zu  I  163.  177)  —  ptolemäisch  III  379 

(zu  II  357). 
Eretria,  1)  auf  Euböa  33  f.  290.  377  — 


202. 


511 


Register. 


417 


"böotisch  II  774   (zu  308).     II  210  — 
makedoüisch   II  227.    248    —   erobert 

II  614  f.    —   befreit  II  650.  652.  655. 
689  —  2)  in  Thessalien  II  612. 

Ergainenes  (Arqamen),  Aethiope  II  406. 

III  275. 

Ergetion,  St.  auf  Sizilien  II  542'. 

Erginos,  im  Dienste  des  Aratos  II  273^. 

Ericinium ,  St.  in  Thessalien  II  652^. 
702''.  III  23^. 

Erigyios,  Makedonier  108.  113.  196^ 

Erikes  (oder  Aphrikes),  Inder   13u^ 

Eritium,  St.  in  Thessalien  II  702*. 

Eriza  in  Phrygien  II  752. 

Erymanthos,  Fl.  (jetzt  Hilmend)  H  401. 

Erymnä  (Eurymenä")  III  23'. 

Erymnon,  Aetoler  449. 

Erythrä,  1)  in  lonien  276.  342.  II  79. 
129.  135.  161  —  attaliseh  II  585. 
64-26  _  Freistadt  II  720.  725.  760. 
III  63-.  80  —  2)  in  Lokris  II  492. 

Eryx  auf  Sizilien  427.  II  45.  190  f.  558^  — 
Heiligtum  II  560. 

Etazeta,  G.  des  Nikomedes  II  136. 

Etenner,  Pisider  II  388.  678''. 

Eteokles,  Athener  II  233. 

Ethä  CH'9(a),  St.  in  Italien  482^ 

Etrusker  (Etrurien)  zu  Alexander  181  — 
Seeräuber  173.  326^  —  mit  Agathokles    1 
verb.   442    444.  447.   465  f   472.  482.    j 
484  —  Kolonisten  in  Aegypten  II 1 1 1  —    i 
unter  Rom  II  26.  28'.  35.     III  189.       | 

Ettritus  (?i,  lUyrier  III  141'.  i 

Euagoras,  1)  K.  von  Salamis  46  —  2)  Sa-    i 
trap  von  Aria  271.  1 

Euagros,  Satrap  von  Persien  299. 

Euaken,  Perser  in  Alesanders  Heer  159'. 

Eualkos,  Spartaner  II  59. 

Euandros,  Kreter  bei  Perseus  III  110. 
123.  164.  166.  I 

Euas,  Berg  in  Lakonien  II  341.  343.         | 

Euboia,  1)  Insel,  makedonisch  33.  35 f.  ! 
207.  249.  251.  289.  309.  333.  366.  i 
n  7  —  zu  Böotien  II  210  —  in  der  Am- 
phiktionie  II  220  —  makedonisch  II 
222.  248.  336.  489.  606.  6 14  f.  —  frei 
II  651  —  im  antiochischen  Kr.  II 
698.  707  f.  —  Koinon  II  653.  665  f. 
689.    III  355^   —   im   achäischen  Kr. 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  u.  mak.  Staaten.     III. 


III  345  —  römisch  III  351.  357^  — 
Euböer  in  Antiochien  II  167  —  2)  T. 
des  Kleoptolemos ,  G.  des  Antiochos 
II  700. 

Eubulides,  Chalkidier  II  695'.  746.  758. 

Eubulos,  Athener  33  f. 

Eudamidas,  1)  II,  K.  von  Sparta  IE  376 
(zu  I  107).  II  299  —  2)  S.  des  Agis  IV 
(überliefert  Eurydamidas)  II  304. 

Eudamos  (Eudemos"),  1)  Satrap  von  Indien 
151.  260.  2611.  340.  502.  505  f.  —  2)  Sa- 
trap von  Parthien  259  —  3)  Megalo- 
polite  II  258  —  4)  Rhodier  H  ö87\ 
727.  733  f.  736.  III  154  —  5)  Perga- 
mener  III  365. 

Eudoxos,  Kyzikener  III  276'. 

Euegoros,  im  Dienst  des  Pyrrhos  II  51^. 

Euemeros  s.  Himeros. 

Euersa  (?),  Thebaner  III  102'. 

Euesperides  s.  Hesperides. 

Euetion,  Athener  207. 

Euergeten  (oder  Ariaspen) ,  Stamm  in 
Ariana  112. 

Euetos  (Euitos),  Satrap  271. 

Eugenium  in  Illyrien  11  502. 

Euia,  St.  in  Makedonien  250. 

Euios,  Flötenbläser  160 ^ 

Eukarpia  in  Phrygien  II  90^ 

Eukleidas,  1)  K.  von  Sparta  II  317. 
342  ff.  -  2)  Mathematiker  II  110.  195. 

Eukratidas,  Baktrianer  HI  287 f.  302. 

Eukratideia,  St.  in  Baktrien  III  286^ 
287^ 

Euläos,  1)  Fl.  bei  Susa  167  —  2)  ägyp- 
tischer Hofbeamter  III  168.  172. 

Eumachos,  1)  Strateg  des  Agathokles 
463  —  2)  Neapolite,  Historiker  II  350. 

Eumedes ,  in  ptolemäischen  Diensten  II 
116. 

Eumelos,  S.  des  Pärisades,  Bosporaner 
413  ff. 

Euraeneia,  St.  in  Phrygien  III  362. 

Eumeneios,  Monat  III  204^. 

Eumenes,  1)  Kardianer,  Geheimschreiber 
Alt^xanders  431  137.  140'.  166.  192  — 
Freund  des  Perdikkas  194.  205.  2 12  f. 
218.  220 f.  —  geächtet  223.  225  ff.  — 
in  Nora  228  f.  205  —  Strateg  von  Asien 
237  ff.  —  in  Phönizien  241  —  in  den 
27 


418 


Register. 


oberen  Satrapien  258  flf.  263  f.  266  ff. 
506  —  Ende  269  f.  —  seine  Partei- 
gänger 277.  339  —  Herausgeber  der 
Ephemeriden  3  —  2)  Pergamener, 
Bruder  des  Philetäros  II  35.  84='  — 
3)  I,  Dynast  von  Pergamon  II  84. 
123K  156.  157^  206  f.  —  4)  II,  K.  von 
Pergamon  628.  642  f.  —  mit  Rom  verb. 

II  656.  658.  660  —  im  antiochischen 
Kr.  674.  679.  682.  689.  692  ff.  696  ff 
718f.  725ff.  731  ff.  740.  742f.  746 ff. — 
Macbterweiterung  748  f.  759.  761.  III 
61  ff.  69  —  Kriege  III  70  ff.  —  Ver- 
hältnis zu  Makedonien  III  21  ff.  73. 
103  f.  107  ff.  —  im  3.  makedon.  Kr. 
m  107.  119.  122  f.  125.  129.  139.  145. 
148  f.  151.  153  —  Verhältnis  zu  Rom 

III  197  ff.  —  zu  den  Galatern  II  761. 
III  72.  199  ff.  —  zu  Antiochos  Epiph. 
ni  92  f.  202  f.  —  zu  Ariarathes  II 
759.  III  250  —  zu  Pharnakes  III 
74  ff.  78  —  Tod  III  204  —  Persön- 
lichkeit III  63  f.  —  Beiname  III  64 '. 
201*  —  Verhältnis  zu  den  Hellenen 
III  67.  107  —  den  Achäern  II  656. 
658.  III  40.  68  —  Athen  III  18*  — 
zu  Rhodos  III  82 f.  197i.  203  —  Kreta 
III  68.  77.  321.  323  —  5)  Aegypter 
II  116*. 

Eunomos,  Thessaler  II  689. 

Eunostos,  K.  von  Soli  278^  II  101*.  106. 

Euphorien  von  Chalkis,  Dichter  II  206*. 

25P. 
Euphranor,   1)  Präfekt  der  Doloper  III 

103    —  2)  makedonischer  Offizier  III 

149. 
Euphron,  Sikyonier  II  243.  772  (zu  203). 
Eupolemos,    1)    makedonischer    Offizier 

285.   290   —   2)   Aetoler   aus   Hypata 

II  630.   765.    III    103^   105.    133'^   — 

3)  Jude  III  235^  254  f. 
Euripidas,  Aetoler  II  434.  438  ff.  455. 
Euripos  bei  Chalkis  309*. 


Euromos    in  Karlen    II    587.    621.    648. 

III  194. 
Europos,    1)   St.    am   Euphrat  395.     II 

368  —  2)  in  Medien  (=  Rhagä)  393. 
Eurotas   (oder  Galäsos),   Fl.  bei  Tarent 

II  549. 
Euryalos  bei  Syrakus  452.    II  532  f. 
Eurydamidas  (Eudamidas) ,  S.  des  Agis 

II  304. 

Eurydamos,  Aetoler  II  17*. 

Eurydike,  1)  G.  des  Amyntas  27.  191. 
205  —  2)  G.  Philipps  II,  Mutter  der 
Kynna  213  —  3)  Adäa,  G.  des  Phi- 
lippos Arrhidäos  213  f.  224.  250  f.  255. 
263.  II  10''  —  4)  T.  Antipaters,  G. 
des  Ptolemäos  218.  380.  384^  389.  11 
10.  21'.  99  —  5)  (besser  Euthydike) 
Athenerin  316.  458  —  6)  T.  des  Lysi- 
machos  376  —  7)  Mutter  des  Genthios 

III  140*. 

Eurykleides,    1)  Athener   II   288  f.   331. 
463^  464.  589  —  2)  Spartaner  II  31 5. 
Euryleon,  Achäer  II  483. 
Eurylochos,  1)  Magnete  II 376^  —  2)  desgl. 

II  685  f.  690  f.  714. 
Euryraedon,  Fl.  II  670.  733. 
Eurymenä,  1)  St.  in  Thessalien  (Erymnä) 

III  23  —  2)  in  Epirus  291. 
Eurypontiden,  spartanisches  Königshaus 

II  298. 
Eusebeia,   1)   am   Argäos  (Mazaka)  III 

249    —    2)    am    Tauros    (Tyana)    III 

249. 
Eusebios,  Chronograph  15.    III  5.  384  f. 
Euthydemeia  s.  Sangala. 
Euthydemos,    1)   Sikyonier   II  243^    — 

2)  Magnete,  baktrischer  Herrscher  II 

398  ff.    III  285.  287'.".  288. 
Euthydike  s.  Eurydike  5. 
Euthykles,  Lakedämonier  78. 
Euthymenes,  Massaliote  493*. 
Euthymidas,  Chalkidier  U  685.  689. 
Euydrion,  St.  in  Thes.salien  II  612. 


F. 


Q.  Fabius,  Prätor  imd  Flottenführer  II 

750.  758.    III  11.  20.  2V.  322. 
Q.  Fabius  Maximus,   1)   erobert  Tarent 


II  551  —  2)  Aemilianus  III 160. 186  — 
3)  Prätor  in  Makedonien  III  355^.. 
358'.  *. 


Register. 


419 


Q.  Fabius  Pictor,  Historiker  11.  II 
350. 

C.  Fabricius,  Konsul  278  v.  Chr.  11  27. 
32^  343.  40  f.  481. 

C.  Fannius,  C.  f.  Konsul  111  306^ 

Fannius,  Prätor  III  306". 

Feste:  Alexanders  85.  88. 109.  135.  139 f. 
152  f.  156».  181  —  des  Antigonos  343  — 
Philipps  II  446  —  des  Aemilius  PauUus 
III  178.  185f.  —  des  Antiochos  Ep. 
III  95.  214f.  —  in  Chalkis  II  689  — 
Dien  II  432  —  Ilion  397  —  Pergamon 
II  385.  III  66  —  Tyros  III  228  — 
Alexandrien  389.  II  1U8. 

Feuersignale  im  Kriege  II  490. 


C.  Flaminius,  Konsul  217  v.  Chr.  II  506. 
Frauen,  Bedeutung  II  723^  III  316.  348. 
Fregellä  am  Liris  II  35. 
Freistädte,  hellenische  237.  II  357  f.  772 

(zu  163),  vgl.  Hellas. 
Frontinus   (Julius),   Schriftsteller  16.   II 

356. 
Cn.  Fulvius,  Konsul  229  v.  Chr.  II  283  f. 
M.  Fulvius  Nobilior,  Konsul  189  v.  Chr. 

II  747.    762.    764  ff.    769f.     III    11  f. 
39.  44. 

Q.  Fulvius  Nobilior,  Konsul  153  v.  Chr. 

III  331'. 

Furii  Damasippi,   rümisches   Geschlecht 
III  311'. 


G. 


Gabiene  in  Medien  265  f. 

Gadanaarga  in  Medien  266  f. 

Gadara,  St.  in  Coelesyrien  II  378.  579. 
III  240^ 

Gäzatorix,  Galater  III  74''.  76. 

Galaditis  s.  Gilead. 

Galäsos  (Eurotas),  Fl.  bei  Tarent  II  549. 

Galaria  auf  Sizilien  430^  436^  441. 

Galater  (Kelten  od.  Gallier),  bei  Alexander 
54. 182  —  Wanderungen  und  Kriegszüge 
II  13ff.  —  in  der  Balkanhalbinsel  304*. 
JI  23.  224.  645.  111  337  —  Söldner  bei 
Pyrrhos  II  54  f.  59  f.  —  in  Makedonien 
II  55.  235.  III  120.  149  —  Attalos  I 
II  390  —  in  Epirus  II  279  —  Byzanz 
II  138^  —  Aegypten  II  127.  376  — 
Sizilien  444.  447.  466.  472.  II  187  — 
Asien  II  369  —  Kolonisten  II  118^ 
224  —  Tylener  II  25.  384  —  Donau- 
kelten II  675.  III  30.  153  f.  —  in  Ober- 
italien II  26.  28^  494.  II  621.  623  — 
bei  Massalia  491  —  in  Asien  II  77  ff. 
80  —  Ansiedelung  in  Galatien  II  82  — 
Kämpfe  II  129.  137.  154 ff.  157.  159. 
750  f.  —  mit  Antiochos  III  verb.  II 
675.  724.  741.  743  —  unterworfen  II 
753  ff.  756  —  Verhältnis  zu  Pergamon 
II  761.  III  69.  71  f.  74.  78.  122.  153. 
155.  199  f.  204.  243^  360.  365^  372. 

Galestes,  S.  des  Amynandros  III  15. 
262'.  269. 


Galiläa  II  378.    III  223.  239  f.  282. 
Galoka    (=     Sophagasenos) ,     Inder    II 

401'. 
Gandaritis  (Gandarier)  in  Indien  128. 
Gangariden  (Gandariden),  Inder  138**. 
Ganges,  Fl.  138\  508.  II  92  —  unbekannt 

126. 
Gangra  in  Paphlagonien  II  755.  HI  70. 
Gargara  am  Ida  111  64". 
Gargaza  am  Bosporos  414. 
Garizim,  Heiligtum  III  223.  231.  233. 
Garsyeris,    Freund  des  Achäos  III  372. 

388  ff. 
Gatalos,  Sarmate  III  75.  78. 
Gaugamela,  Schlacht  89  ff. 
Gaulotos,  Galater  II  754. 
Gaza,  1)  St.  in  Palästina  82.  276.  295  ff. 

300.   322    —   ptolemäisch   II  121«  — 

seleukidisch  II  379.  382.  578.  III  221. 

280  —  Schlacht  296  f.  III  383  f.  —  2)  am 

Jaxartes  116. 
Gazaba,  Landschaft  in  Baktrien  122'. 
Gazara,  St.  in  Judäa  III  2211  256.  283. 

294  fi".  306. 
Gedrosien    (Gedrosen),    von    Alexander 

unterworfen    112.   148  ff.    —    Satrapie 

149.  197.    II  941. 
Gela,  St.  auf  Sizilien,   wiederhergestellt 

423.  432    —    gegen  Agathokles   436. 

442.  454.  469   —   unterworfen  472  — 

frei  487  —  zerstört  489.   II  187.  561. 
27* 


420 


Register. 


Gelon,  1)  S.  Hierons  II  II  196.  198  f. 
265  f.  358.  512  —  2)  Epirote  362. 

Gennadion,  Mörder  der  Berenike  III 
1471. 

Gennesar,  See  U  141.  378. 

Genthios,  S.  des  Pleuratos,  mit  Rom 
verb.  III  151  110.  112.  119  —  tritt  zu 
Perseus  über  III  140  f.  144.  151.  154  f. 
157  ff.  —  besiegt  IH  160.  188. 

C.  Genucius,  Konsul  270  v.  Chr.  II  64*. 

Genusos,  Fl.  in  Illyrien  III  158. 

Gephrus,  St.  in  Cölesyrien  II  378. 

Gerästos  auf  Euböa  II  606. 

Gerasa,  St.  in  Cölesyrien  III  221. 

Gergis  (Gergithier)  in  Troas  II  760'. 
III  64^  361». 

Gerostratos,  K.  von  Arados  77, 

Gerra,  St.  in  Syrien  II  367.  374. 

Gerräer,  Araber  II  117.  402.     III  217. 

Gerusia  in  Sparta  II  298.  346  —  in  Je- 
rusalem III  230.  238.  325. 

Geskon,  S.  Haunons,  Karthager  423.  439^ 

Geten,  gegen  Alexander  54.  171  —  Lysi- 
machos  364^  367  f.  —  die  Galater  II 
20.  23. 

Gilead  (Galaditis),  Landschaft  II  378. 
III  240.  282. 

Giskon  s.  Geskon. 

Gitana,  St.  in  Epirus  III  112*.  134=^. 

Gitta,  St.  in  Palästina  II  578^ 

Glauganiken  (Glausen),  Inder  135. 

Glaukias,  1)  Taulantier  55.  204.  252. 
283.  292.  338.  347.  437.  II  6.  10*  — 
2)  im  Dienst  Kassanders  255.  304. 

Glaukidas,  Abydener  II  594^^. 

Glaukon,  1 )  der  Wassertrinker  II  23P  — 
2)  Bruder  des  Chremonides  II  233. 
239. 

Glaukos,  Akarnane  III  138. 

Glausen  s.  Glauganiken. 

Glykera,  Hetäre  156. 

Glympeis,  lakonische  St.  II  449. 

Gnathänion,  angeblich  Mutter  des  Per- 
seus m  31-. 


Gobares,  Perser  115. 

Goldbergwerke  in  Makedonien  29  f.  40. 
m  181. 

Gomphoi  in  Thessalien  II  604  —  viel- 
leicht ätolisch  II  287^  —  athamanisch 
II  589*.  612  f.  652  —  philippisch  II 
702.  763  —  Philippupolis  genannt  III 
20.  23  —  thessalisch  III  23.  122. 

Gonnoi  bei  Tempe  II  IK  632.  644.  III 
122.  125. 

Gonnokondylon  (Olympias)  III  20^.  23'-'. 

Gophna,  St.  in  Judäa  III  242. 

Gordion,  St.  in  Phrygien  69  f.  495.  II 
754. 

Gordios  (Gordias),  Phryger  70  f. 

Gordyene,  Landschaft  II  94. 

Gorgias,  1)  Makedonier  169'^  —  2)  seleu- 
kidischer  Strateg  gegen  die  Juden  III 
236  f.  239  ff. 

Gorgippeia,  St.  am  Bosporos  410. 

Gorgippos,  Bosporaner  411.  412''. 

Gorgopas,  Spartaner  II  660. 

Gorgos,  1)  Makedonier  178*  —  2)  Mes- 
senier  II  470. 

Gorgylos,  Bach  bei  Sellasia  II  342. 

Gortys  (Gortynier) ,  1)  St.  auf  Kreta  II 
57.  230.  406.  428  ff.  —  beruft  Philo- 
poimen  II  568  —  mit  Rom  verb.  II 
627.  750.  III  68^  70.  322  ff.  —  2)  in 
Arkadien  (auch  Kortys)  III  37^. 

Grabos,  Illyrier  30^ 

Granikos,  Schlacht  daselbst  61  f. 

Griechen,  Griechenland  s.  Hellenen,  Hellas. 

Grofsgriechenland  s.  Italioten. 

Gryneion  in  Aeolis  59.   II  156'.  162. 

Guräer,  Inder  129. 

Guriana,  Ort  in  Ariana  II  400". 

Gylippos,  Spartaner  II  304. 

Gymnosophisten  131.  145^ 

Gynäkonomen,  Beamte  in  Athen  248. 

Gyridas,  Spartaner  II  425. 

Gyrton,  St.  in  Thessalien  III  122. 

Gytheion,  lakonische  St.  II  659.  664^ 
678.  682  ff.  688.    III  357*.  358^ 


HabreaS;  Begleiter  Alexanders  143. 
Habron,  Athener  171®. 


Hadrumetum,  St.  in  Afrika  451. 
Hämos,  Gebirge  II  13.    III  29. 


Register. 


431 


Hages,  Inder  134^ 

Hagnon,  1)  bei  Alexander  160'^  —  2)  Teier 
223^ 

Hagnonides,  Athener  179\  243.  315^ 

Haläsa  s.  Aläsa. 

Haliartos  in  Böotiea  II  210^  III  114. 
116  —  zerstört  III  126  f.  185  — 
athenisch  III  190. 

Halikarnassos,  von  Alexander  erobert  64  f. 
73.  163  (dazu  II  772).  308.  II  12^  — 
ptolemäisch  II  85.  101  —  frei  11  G40. 
730.    III  63.  80.  196.  371. 

Halikyä  auf  Sizilien  II  45  —  römisch 
II  184.  189.  192.  557. 

Halkyoneus,  S.  des  Antigonos  Gon.  11 
223^  232^  263. 

Halykos,  sizilischer  Grenzfl.  423.  427. 
Halvs,  Fl.  II  756. 

Hamarion  (Amarion),  achäisches  Heilig- 
tum II  -292.  455. 

Hamilkar,  1)  karthagischer  Strateg  auf 
Sizilien  433  f.  438  ff.  447  —  2)  S.  Ges- 
kons  439.  442  ff.  448 f.  452f.  -  3)  Bar- 
kas  II  190.  192.  507. 
Hannibal,  1)  Karthager  II  179.  184. 
186  —  2)  S.  Hamilkars,  Feldherr  II 
208.  417  —  mit  Philipp  verb.  II  467  — 
Kr.  in  Italien  und  Sizilien  II  506  ff- 
515  f.  528.  540.  545.  546'.  547  ff. 
551ff.  —  bei  Antiochos  II  671  f.  680  ff- 
690  f.  697.  703.  717.  724.  729.  733. 
746.  758  —  bei  Prusias  III  70  f.  73  — 
Hannibalis  castra  in  Italien  II  554  — 

3)  Trierarch  II  515  f. 

Hannon,  1)  der  Grofse  423  438  —  2)  gegen 
Agathokles  447  —  3)  in  Afrika  464  — 

4)  in  Messana  II  181*  —  5)  im  1.  puni- 
schen  Kr.  II  182.  186  —  6)  im 
2.  punischen  Kr.  II  540  ff.  543  — 
7)  in  Unteritalien  II  .549  f. 

Harmatelia,  St.  in  Indien  145*^. 
Harmodios  (und  Aristogeiton),  Statue  95*. 
Harmonia,  T.  Gelons  II  266^  513*^.  560. 
Harmozia,  am  persischen  Meerbusen  153. 
Harpalos,  1)  S.  des  Machatas,  Alexanders 

Schatzmeister  88.  99.  140*.  155  f.  163. 

175 f.  200.  215  —  Harpalischer  Prozefs 


178  ff.    —    2)   im  Dienst   des    Perseus 

III  108  f.  110'. 
Harpasos,  Fl.,  Treffen  daselbst  II  159. 
Hasdrubal,   1)  in  Spanien  II  417  —  2)  S. 

Hamilkars   II  494    —    3)   S.  Geskons 

II  511*. 
Hasmonai  (Asamonäos),  Jude  II  234  — 

Hasmonäer  II  234  ff.  252  ff.  257  ff. 
Hebron,  St.  in  Idumäa  III  294. 
Hegelochos,   1)  Admiral  Alexanders  70. 

86.  104  —  2)  bei  Ptolemäos  VII    III 

272. 
Hegemon,  Athener  243. 
Hegemonides,  Strateg  von  Cölesyrien  III 

242'. 
Hegesandros,  Rhodier  II  642*. 
Hegesianax,  im  Dienst  des  Antiochos  III 

II  641.  669.  675.  677*  —  Schriftsteller 

III  891 

Hegesippos,  Halikarnassier  320. 

Hegesistratos,  Milesier  63. 

Heilige  Schar  in  Karthago  447  f. 

Heiliger  Kr.  30  ff.  11  11. 

Heirkte  auf  Sizilien  II  45. 

Hekatäos,  1)  Historiker  127  —  2)  Kar- 
dianer 52.  205. 

Hekatodoros,  Byzantier  II  385. 

Hekatombäon  bei  Dyme,  Treffen  11  319. 

Hekatompylos,  St.  in  Parthien  394  i).  II 
92=*.  399. 

Helenos,  S.  des  Pyrrhos  II  32.  38*.  54. 
56.  60  ff. 

Helike  in  Achaia  II  211i 

Kelikrauon  in  Epirus  II  280. 

Heliodoros  im  Dienst  des  Seleukos  IV 
III  91.  227. 

Heliokles,  Baktrianer  III  287'.  288.  291. 

Heliopoliten  in  Asien  III  367. 

Helios,  auf  Rhodos  verehrt  IIT  81'.  109. 

Hellanikos,  Eleer  II  229. 

Hellas,  Hellenen,  Einheit  22 f.  —  unter 
Alexander  169  fi'.  200  ff.  —  Zustände 
293.  400  f.  II  2U8ff.  225  ff.  667  —  unter 
den  Römern  III  10  f.  351  ff'.  358  — 
im  Westen  428  f.  II  65  f.  —  Verhältnis 
zu  Perseus  III  102  ff.  120. 131. 135  ff.  — 
Befreiung  durch  die  Könige  277  f.  289. 


1)  Wo  irrtümlich  Hekatompolis  gedruckt  ist. 


433 


Register. 


312.  339^  —  durch  die  Römer  II  610. 

648.  651.  676.  686.  748  —  freie  Städte 

163.  288.  303.  306.  308  f.  347.  II  357  f. 

384  —  Friedensvermittler  331.  II  494. 

500 f.  —  unter   den  Seleukiden  II  96. 

II 1 96  —  hellenischer  Bund  unter  Philipp 

37   —   unter  Alexander   53.   99.    103. 

108  f.  170.  183 f.    -  später  202  ff.  206. 

208.   244.   317.  338.  376.  II  408.  422. 

657  ff.    —   Kolonisten    154.    199.    395. 

400  f.  458.  II  399. 
Hellenopolis  III  362*. 
Hellespontische    Städte    352  f.    II    135. 

140    —   ptolemäisch   II    150^   406  — 

von  Philipp  erobert  II  581. 
Heloros  auf  Sizilien  430'.  II  175-.  184. 

528. 
Helos,  St.  in  Lakonien  II  449. 
Heloten,  spartanische  II  297.  659. 
Helvetier  49 1^ 

Hemeroskopeion  in  Iberien  492. 
Heniochen  410.  415. 
Henna  s.  Enna. 
Hephästion,  Alexanders  Freund  76".  112. 

120.   128.    131.    137.   141  f.    146  f.  149. 

154.  165  ff.    —  Chiliarch  181  —  Tod 

und  Grab  1781  181.  185.  198. 
Heptagonien  in  Sparta  II  663. 
Heräa,  1)  St.  in  Arkadien  II  257.  260\ 

261.  315.  339.  441.  483.  492.  502.  608. 

646.  652  —  2)  in  Syrien  401. 
Heräen,  Fest  in  Argos  338.   II  486.   III 

47^ 
Heräon  (Heratempel)  bei  Argos  II  486  — 

Korinth  II  333  —   Leukas  II  634  — 

Lakinion  II  554. 
Herakleia,  1)  T.  Hierons  II  513.  521  — 

2)  St   am  Oeta  38^  202.  237.  334  — 

ätolisch   II   17  ff.   213.   489.   603.  606. 

628.  704.  706  —  erobert  II  708.  722. 

III    12    —    achäisch   III    184  f.    342. 

346  f.  —  3)  am  Pontus,  gründf^t  Cher- 

sones    408    —    unter    Dionysios    163. 

17 1^    176".   345.    354    —   unter  Lysi- 

machos  396  f.  402  —  frei  405  f.    II  9. 

20*.  23.  72«.  73.  75  f.  78.  81.  89.  129. 

136  ff.  642.  739'    —    Kr.   mit  den  Ga- 

latern  II  136  f.  751^  —  mit  Rom  verb. 

II  756-^  III  70  f.  75.  78.  127.  327  f.  — 


4)  bei    den   Athamanen    II    763    — 

5)  Sintike  III  180  —  6)  in  Pelagonieu 
III  180  —  7)  in  Illyrien  II  277  — 
8)  in  Medien  392  —  9)  Minoa  auf 
Sizilien  438.  462.  470.  II  45.  191.  528. 
535.  541.  545«  —  10)  am  Siris  429. 
473  f.  476.  II  32  —  Schlacht  daselbst 
II  33  f.  36-.=*.  39"'  —  mit  Rom  verb. 
II  48^  63.  546^  —  karthagisch  II 
549  —  römisch  II  552.  556. 

Herakleides,  1)  Kalchedonier  109  — 
2)  Salaminier  173^  —  3)  S.desArgäos, 
Makedonier  182  —  4)  Kymäer  in  Hera- 
kleia 402.  405  —  5)  syrakusisches 
Parteihaupt  430  ft^  481  —  6)  S.  des 
Tyrannen  Agathokles  445. 458=*.  467  f.  — 
7)  Tyrann  von  Leontini  488.  II  37. 
47  —  8)  Kommandant  des  Peiräeus 
II  23P  —  9)  Tarentiner  II  569  f.  572. 
593.  600.   606.   608   —   10)  Byzantier 

II  739  —  11)  Freund  des  Antiochos  IV 

III  97.  219.  245.  247.  260 f.  —  12)  Lem- 
bos,  Historiker  III  4.  172*. 

Herakleion  in  Makedonien  III  146  ff. 
Herakles,  Ahnherr  der  Pergamener  III 65. 
Herakles,  S.  Alexanders  des  Grofsen  191. 

306  f.    II  693. 
Herakon ,    makedonischer    Offizier    151. 

154  f. 
Herbessos,    St.   auf  Sizilien   424".    4301 

436^  454.  II  525.  528.  777  (zu  II 193). 
Herbita,  St.  auf  Sizilien  430".  433.  435*. 
Herennius  s.  Rammius. 
Hermäou,  Vorgebirge  in  Afrika  446. 
Hermäos,  indo-hellenischer  Herrscher  III 

302^.  303. 
Hermias,  1)  von  Atarneus  48.    II  73*  — 

2)  Karer  im  Dienst  des  Antiochos  III 

II  364ff.  370 ff. 
Hermiou  in  Argolis  257.  336.    II  226  — 

achäisch  II  289.  330. 
Hermippos  von  Kyzikos,  Dichter  316. 
Hermogenes,  Aspendier  II  75. 
Hermokrates,  Truppenführer  II  79"^. 
Hermolaos,  S.  des  Sopolis  125. 
Hermonassa,  am  kimmer.  Bosporos  408. 
Herodoros,  Makedonier  III  33. 
Herodotos,  Historiker,  über  Indien  127. 
Heromenes,  Lynkeste  52 


Register. 


433 


Herophilos,  Kalchedonier,  Arzt  II  110. 
Herophon,  Makedouier  III  198. 
Herotimos,  Nabatäer  III  256'. 
Hesbon,  St.  der  Moabiter  III  91.  226. 
Hesperides,  St.  iu  Libyen  215  —   Bere- 

nike  genannt  II  144. 
Hexapylon  in  Syrakus  II  526  f.  532. 
Hierapolis,    1)    in   Kilikien    (Kastabala) 

III  96  ^  *  —  2)  in  Syrien  (Bambyke) 

395^  III  963.  215*. 
Hierapytna,  St.  auf  Kreta  II  336'".  431^ 

57P.  III  321^  322".  324^ 
Hierax,   in   seleukidischen  Diensten   III 

262.  264  —  bei  Ptolemäos  VII  III  269. 
Hierokles,    1)   Vater  Hierons   II  177  — 

2)  Karer  II  23P  —   3)  Akragantiner 

II  712. 

Hieron  {itQov) ,  Eingang  des  Bosporos 
286.  348.  II  384  f. 

Hieron  {'figoiv) ,  1)  Syrakusier  II  64*. 
177  —  König  II  179.  182  f.  —  mit 
Rom  verb.  II  183  f.  187.  192  fip.  196  f. 
198.  509  ff.  —  Herrschaft  II  198.  522. 
526  f.  —  Steuersystem  II  545.  558  — 
auswärt.  Beziehungen  II  170.  358  — 
Familie  II  520  f.  —  2)  Solier,  See- 
fahrer 184  —  3)  und  4)  delphischer 
und  attischer  Archon  II  219^.  232^ 

Hieronymos,  1)  Kardianer  im  Dienst  des 
Eumenes  229.  235.  238  —  des  Anti- 
gonos  277^  302.  367.  II  222  —  Histo- 
riker 10.  II 36^  —  2)  S.  Gelons,  Tyrann 
von  Syrakus  II  266'.  513  ff.  517  f. 

Hierotimos  s.  Herotimos. 

Hiketas,  1)  Syrakusier  421  f.  —  2)  Tyrann 
von  Syrakus  487  f.  II  37  f. 

Himeräos,  Athener,  Redner  179.  210. 

Himera  (Therma),  St.  auf  Sizilien  438. 

Hiraeras,  Fl.  auf  Sizilien  443.  II  516  f. 
541. 

Himeros  (Euemeros),  Satrap  von  Babylon 

III  300. 

Himilkon,  1)  karthagischer  Feldherr 
465  —  2)  Admiral  II  528  ff.  534. 

Hippalos,  Seefahrer  III  276. 

Hipparinos,  S.  d.  Dionysios  I  420. 

Hippias,  1)  Böoter  III 114  —  stirbt  III 
116  —  2)  Thessaler  III 122  —  3)  Ma- 
kedonierIII118.123.  146.148.  151.  164. 


Hippo  Diarrhytos  in  Afrika  461^ 
Hippokrates,  Syrakusier  in  karthagischen 

Diensten   II  515  ff.   519.   521  ff.    525  ff. 

(dazu  779).  534. 
Hippokritos  aus  Kos  III  197'. 
Hippolochos,  1)  ägj'ptischer  Beamter  in 

Cölesyrien    II  378  f.    —    2)   Thessaler 

II  699  —  3)  Aetoler  III  103».  133^ 
Hippomedon,  Spartaner  II  300.  303  f.  426. 
Hippon,  Tyrann  von  Messana  423. 
Hipponion  (Eiponionj  425  f.  484  —  später 

Vibo  Valentia  II  556. 
Hippos,  St.  in  Syrien  III  240^ 
Hippostratos ,     1)     Strateg    in     Medien 

271  —  2)  indo-hellenischer  Herrscher 

m  302\ 
Hippuakra,  1)  St.  in  Afrika  461  —  Lage 

461*^  —  2)  gleichfalls  in  Afrika  464. 
Histiäer    auf  Euböa,    Amphiktionen  H 

219*. 
Hiungnu  (=  Hunnen)  HI  291. 
Holophernes=Orophernes,Personifikation 

des  Demetrios  I    HI  258^ 
L.  Hortensius,   Flottenprätor   III  129  ff. 

132.  136. 
A.  Hostilius,  Konsul  170  v.  Chr.  III 127'. 

128  ff.  134.  137  ff. 
Huwischka  s.  Ooerki. 
Hyampolis  in  Phokis  II  615. 
Hyarotis  (Hydraotes),  Fl.  in  Indien  136. 
Hybla,  St.  auf  Sizilien  II  542'. 
Hybläos,  FL,  Treffen  daselbst  488. 
Hybristas,  Lakedämonier  (?)  II  729. 
Hydarnes,  Perser  104. 
Hydaspes,  Fl.,  Schlacht  132 ff. 
Hydrakes,  Gedrosier,  Begleiter  Nearchs 

153. 
Hydrela  in  Karien  II  748. 
Hyettos,  böotische  St.  H  210'. 
Hylleer,  Phyle  in  Akragas  II  559^ 
Hypana,    St.   in  Triphylien    II  441.    III 

37^  355«. 
Hyparna,  St.  in  Karien  66. 
Hypasier  s.  Aspasier. 
Hypata,  St.  der  Aenianen  II  704.  709  f. 

722  f.  —  Parteikämpfe  III  105. 
Hyperbatas  (Hyperbatos),  1)  achäischer 

Strateg  U  319.  IU  59*  —  2)  ebenfalls 

Strateg  III  58  f.  150. 


424 


Register. 


Hypereides,    Redner    34.   58.    178^  179. 

201.  203  —   Epitaphios  205^^  —   Tod 

209  f. 
Hyphasis  (Hypanis),  Fl.  in  Indien  138. 
Hypsikrates,  Historiker  12. 
Hyrkanien,    makedonische  Satrapie  108. 

197.  II  94^  164  —  pai-thisch  II  166. 

399.  ni  289. 


Hyrkanische    Ebene    in    Kleinasien    II 

89. 
Hyrkanos,   jüdischer  Name    III  223^  — 

1^  S.  des  Tobias  III  91.  97.  226  f.  — 

2)  s.  Johannes  Hyrkanos. 
Hyskana,  St.  in  Illyrien  II  474'.  III  140-. 

141  f. 
Hyspaosines  s.  Spasines. 


I.      J. 


Jakimos  s.  Alkimos. 

Jamblichos  ilmalkue),  Araber  III  278. 

lamneia,  St.  in  Palästina  III  240  f. 

lapyger  in  Italien  475.  483. 

Jason ,  1)  Tyrann  von  Pherä  27.  30  — 
2)  Makedonier  II  456  —  3)  Jude, 
Hoherpriester  (=  Jesus)  III  228  flp. 
231  —  4)  von  Kyrene,  Historiker  IH  6. 

lasos,  1)  St.  in  Lakonien  III  342^  — 
2)  in  Karlen  288.  II  772  (zu  1 163)  — 
durch  Philipp  erobert  II  587.  621. 
636  —  antiochisch  II  641.  648.  730  — 
frei  in  63.  80. 

Jaxartes,  Grenzflufs  115  f.  392  —  Tanais 
115\ 

Jazer,  St.  jenseits  des  Jordan  III  238. 

Iberer  zu  Alexander  d.  Gr.  182  —  Ver- 
hältnis zu  Massalia  492. 

Icadion,  Mörder  der  Berenike  II  147  ^ 

Ichthyophagen  in  Gedrosien  152  f. 

Ida,  Gebirge,  Gestüte  daselbst  226'\ 

Idrieus,  Karer  64*.  173". 

[dumäa,  Landschaft  301.  H  379.  IE  238. 
282. 

Idyma  in  Karien  HI  81*. 

Jericho,  St.  in  Judäa  III  256. 

Jerusalem,  von  Alexander  besucht  83^  — 
ptolemäisch  230*.  300.  II  125.  148*. 
578  —  seleukidisch  II  579.  lU  222. 
224  f.  —  Antiocheia  genannt  III  95  f. 
228  —  Tempel  geplündert  HI  215*. 
230 f.  —  hellenisiert  III  232  f.  —  Ab- 
fall ni  236  flf.  241  —  zurückerobert 
III  242f.  255  —  besetzt  III  256.  261. 
266.  277.  281  f.  —  geräumt  III  283  — 
von  Antiochos  VIT  erobert  HI  295  f. 

Jesus  s.  Jason  3. 

letä,  St.  auf  Sizilien  II  45.  188. 


Ikos,  Insel  II  606.    III  381  (zu  189). 

Ilion,  unter  den  Makedoniern  60.  198. 
397  f.  II  74  —  mit  Attalos  verb.  U. 
158.  391  f.  502*  —  mit  Antiochos  H 
691  —  mit  Rom  II  725.  740.  760*  — 
frei  in  62.  81.  3712. 

lUyrier  (Illyrien) ,  Feinde  Makedoniens 
26  ff.  33.  53.  55.  106.  204.  283.  292. 
362.  II  5.  13  f.  25.  224  —  Verhältnis 
zu  den  Kelten  TL  20.  276  —  1.  illyri- 
scher Kr.  II  193.  279  ff.  —  2.  illyr. 
Kr.  II  436  ff  —  Beziehungen  zu  Ma- 
kedonien II  325.  347  f.  424.  465  ff.  — 
im  1.  und  2.  makedon.  Kr.  478.  488. 
4891  501.  570.  597  ff.  621.  628.  652  — 
nachher  HI  15.  25.  102.  119  —  im 
3.  makedon.  Kr.  III  130.  135.  140  ff. 
150.158  —  Neuordnung  III 177  f  186. 
335  —  illyrische  Truppen  bei  den 
Makedoniern  60".  II  341.  344.  633. 
in  145  ~  Achäem  II  498  f.  —  Römern 
n  701.  718.  III  121. 127  —  Kolonisten 
II  111.  224.  III  27. 

Imacharenses  auf  Sizilien  II  188*. 

Imbros,  Insel,  athenisch  21.  36.  316  — 
makedonisch  n  581  —  antiochisch 
II  691  —  makedonisch  III  28  —  athe- 
nisch III  189  f.  II  648-. 

Indates,  Parther  III  297. 

Inder,  Indien  unter  den  Persern  88.  93. 
126  ff.  —  unter  Alexander  130.  159. 
161.  497.  .500 ff.  —  nachher  340ff.  TL 
92  f.  117.  141.  164  —  unter  helleni- 
schen Herrschern  III  285  f.  301  ff.  — 
parthisch  III  289  —  indische  Söldner 
129. 

Indos,  Mündungen  besiedelt  147.  III  376- 

Indoskythen  IH  304. 


Register. 


435 


Inschriften,  Sammlungen  16  f.  III  7  f. 

Johannes,  1)  Bruder  des  Judas  Makka- 
bäos  III  234*.  2561  —  2)  Hyrkanos, 
Hoherpriester  III  295  ff.  306  f. 

Jojarib,  Stammvater  der  Hasmonäer  III 
234\ 

lolas,  S.  Antipaters,  soll  Alexandern  ver- 
giftet haben  185^  213.  251. 

lolkos,  St.  in  Thessalien  III  149. 

Jonathan ,  Bruder  und  Nachfolger  des 
Judas  Makkab.  III  234*.  255  fi.  — 
Hoherpriester  III  261.  263.  265.  277. 
280  f.  —  Ende  III  281  f. 

lonien,  ionische  Städte  lÖS'*  (dazu  II  772). 
276.  342  f.  II  56.  79  —  unter  den  Seleu- 
kiden  und  Ptolemäern  II  85  f.  95.  129. 
135. 139-.  140.  1.50^  161  —  unter  Atta- 
los II  392.  578  —  Antiochos  III  11  641. 
680  —  Eumenes  II  II  748.    III  62  f. 

Joppe  (Jope),  St.  in  Palästina  276.  300. 
III  221  —  jüdische  Angriffe  III  240. 
263  f.  266.  281  f.  294.  296.  306  f. 

Joseph,  1)  S.  des  Tobias,  Steuei-pächter 
n  170'.  III  225^  226*  —  2)  Bruder 
des  Judas  Makkab.  in  234'. 

Josephus,  Historiker  15.  HI  7. 

Iphikrates,  1)  Athener  47  —  2)  S.  des 
vorigen  78. 

Irobastos,  ägyptischer  Kebell  ID  87. 

Isaura,  pisidische  St.  212  f. 

Iseas,  Tyrann  von  Karyneia  II  212. 

Isidoros,  Nauarch  des  Antiochos  III  11 
706.  714. 

Isinda  in  Pamphylien  II  752. 

Isis  in  Alexandrien  verehrt  86. 

Ismenias,  Böoter  III  114  f. 

Isokrates,  1)  Redner  44  —  2)  der  Kri- 
tiker, Römerfeind  III  244.  24()f.  338^ 

Issa,  vor  Illyrien,  II  277.  280  —  mit 
Rom  verb.  II  28 1\  284.  437-.  468. 
503.  III  15.  178  —  Kontingent  II  606. 
614'.  718*. 

Issos,  Schlacht  und  Schlachtfeld  73  ff. 
(dazu  III  376). 


Issyk-Kul  III  291. 

Isthmos  V.  Korinth  338.  353  —  Schlacht 

daselbst   III   349  f.    —    Heiligtum  IH 

353  —  Spiele  II  648.  650.  III  352. 
Istrer,    illyrisches   Volk    II    417*.    4372. 

4382. 
Istros,  St.  am  Pontus  17l2.  286.  II 137 f. 
Isyllos  von  Epidauros,  Dichter  36^. 
Italien,  Italioten  418  ff.  425.  428  f.  473  f. 

476  —    mit  Pyrrhos  verb.  11  26  ff.  53. 

56    —    römisch  62ft\  506  f.    —    im  2. 

puniscben  Kr.  II  546  ff.  —  Kontingente 

U  718.  729  —  Überläufer  II  520.  524  f. 

536  f.  618  —  Verbannte  II  635. 
Itanos,    St.   auf  Kreta,    ptolemäisch    II 

427^  428.  III  84^.  214.  275.  321. 
Ithake,  Insel,  verheert  357.  482^. 
Ithome    in  Messene    257.    II    410".    470. 

566. 
Ithoria  in  Aetolien  II  435. 
Ithyphallisches   Gedicht    für    Demetrios 

371. 
Itiuerarium  Alexandri,  Schrift  9. 
Judäa,  Juden,  Ausdehnung  III  221^  — 

unter  makedonischer  Herrschaft    79^. 

182*.   II  96'.   112.   125.   131  ».  ">.  379. 

579  —  Zustände  IIJ  91.  220  ff.  224  ff. 

—  Aufstände  III  232  f.  238.  242  f.  252  ff. 

261  ff.  —    selbständig  III  281  ff.  294». 

306  —  in  lonien  II 136*  —  in  Aegyp- 

ten  II  407*.  111  213 f.  267«.  274-^ 
Judas  Makkabäos  III  234  ft:  242  f.  252  ff.  — 

fällt  in  255. 
Judith,  Buch  III  2582. 
Juetschi,  Nomaden  HI  291.  303. 
C.  Julius  Cäsar,  Diktator  III  358*. 
Sex.  Julius  Cäsar,  1)  Prätor  II  545"  — 

2)  Gesandter  zu  d.  Achäern  III  343ff> 
L.  Junius,  Konsul  249  v.  Chr.  II  190. 
M.  Junius,  Konsul  277  v.  Chr.  H  58«. 
Justinus,    Historiker  7.  13.    II  n\  12K 

14=.  39=*.  355.  in  5. 
P.  Juventius,  Prätor  III  333. 
M'.  Juventius  Thalna,  Prätor  III  193». 


K. 


Kabalis,  Landschaft  iu  Phrygien   II  89. 
95*. 


Kabellio,  St.  in  Gallien  490^ 
Kabul  s.  Kophen. 


Register. 


Kabura,  indische  St.  128^. 
Kades.  St.  in  Cölesyrien  III  280. 
Kadmeia,  Burg  Thebens  290. 
Kadphizes  I  und  II,  Indoskytheu  III  303  f. 
Kadusier,  Volk  II  379.  3%. 
Käner,  Thraker  II  761.  TU  28.  360. 
Kaikos,   Fl.  II  84.  90   —    Schlacht  da- 

11  157. 
Kalaraä  in  Messeuien  II  454. 
Kalamos,  St.  in  Phonizien  II  377. 
Kalanos,  Gymnosophist  160. 
Kalas,  Makedonier,  1)  bei  Alexander  59  — 

Satrap    62.    66  f.    89    —    fällt   197  — 

2)  bei  Kassandros  252  f. 
Kalaureia,  Insel  in  67". 
Kalchedon    (Kalchadon)     am     Bosporos 

109  —  frei  163.  246.  276.  II  81.  137. 

384.    581    —    von   Philipp  V    besetzt 

II  582.  588  —  wieder  frei  III  70.  94. 
127. 

Kallatis,  St.  am  Pontos  171-.  286f.  311. 

367.  415.  II  74.  137 f. 
Kallias,   sizilischer   Historiker    10.    418. 

484. 
Kallidromos  im  Oeta  II  705. 
Kalligenes,  Arzt  bei  Philippos  V  III  35. 
Kallikrates,  1)  bei  Ptolemäos   I  306  — 

2)   Samier,    ägyptischer   Nauarch    II 

101M03-'.  130  — 3)AchäerausLeontion 

UI   59  f.    104.    133.    150.    183  f.    314. 

315-.  318.  325.  3.38  —  Tod  III  340  — 

Statue  III  60^ 
Kallikratidas,   1)  Lakedämonier  109*  — 

2)  Kyrenäer  II  134^^  —  3)  Achäer  III 

319"-. 
Kallikritos,  Thebaner  HL  102^ 
Kallimachos,    1)  Dichter   II  14.    110  — 

2)  ägyptischer  Offizier  II  593. 
Kallimandros ,   in   seleukidischem  Dienst 

III  297. 

Kailimedon,  Athener  201.  209.  243. 
Kallinikopolis  am  Euphrat  II   152. 
Kaliion  (Kallipolis)  in  Aetolien  II 18. 711^ 
Kalliope,    St.    in  Parthyäa  394.    II  92^. 

399«. 
Kallipolis,  am  thrakischen  Chersones  II 

593. 
Kallippiden,  Skythen  409. 
Kallippos,     l'i    Mörder    Dions     420    — 


2)  Athener   II  17'-   —   3)  Makedonier 

in  154. 
Kallista,  St.  in  Arkadien  III  371 
Kallisthenes,  1)  Olynthier,  Historiker  4. 

125  f.  1602  _  2)  Athener  58'.  178«. 
Kallon,  Syrakusier  II  515. 
Kallonitis  (Chalonitis)   im  Zagros  11  94. 

370,  vgl.  Kelonä. 
Kalydon  in  Aetolien  II  249.  435. 
Kalykadnos,  FI.  in  Kilikien  II  758. 
Kalymna,  Inseist.  H  430'^  57P.  722  (zu 

I  177). 
Kalynda,    St.  der  rhodischen  Peräa   IH 

194  ff. 
Kamarina,   St.  423.  430.  436.   444.  454. 

II 1752  —  zerstört  489  —  im  l.puni- 

schen  Kr.  II  187.   193. 
Kamasarye  s.  Komosarye. 
Kambaules,  Galater  II  13. 
Kambunische  Berge  III  121  f.  129.  146. 
Kambylos,  Kreter  II  394. 
Kamikos  bei  Akragas  II  187. 
Kampaner,   Italiker  426    —   auf  Sizilien 

431'.  472.  487    —    in  Rhegion  11  32. 

34.  50    64  —   mit  Rom  verb.  427.   II 

35.  40^ 

Kamus,  St.  in  Cölesyrien  11  378. 

Kanä  in  Aeolis  II  725.  727. 

Kandasa  in  Karlen  II  587*. 

Kanerki  (Kanischka) ,  Indoskythe  III 
304. 

Kannä,  Schlachtfeld  II  467.  506. 

Kanopos  in  Aegypten  85.  II  170. 

Kanusium  in  Apulien  483. 

Kapharsalama  in  Judäa  III  253. 

Kaphyä  in  Arkadien  II  230.  257  — 
achäisch  II  260".  303.  329.  415.  439. 

Kappadoker  (Kappadokien)  71  —  per- 
sisch 88  f.  196  —  makedonisch  212. 
225.  238.  274  ff.  344^  349  —  Grofs- 
Kappad.  351.  390.  II  71.  80  —  selb- 
ständig II  72.  140.  Vgl  Ariarathes.  — 
Pouti«ches  Kappad.  (Pontus)  352,  399. 
406.  II  84.  137. 

Kapreaten  in  Asien  II  72^. 

Kaprima  in  Karlen  285''. 

Kapua,  St.  285''.  426  —  im  2.  punischen 
Kr.  II  506  f.  545.  550. 

Karalitis,  See  in  Pisidien  II  752. 


Register. 


437 


Karanos,  1)  Halbbruder  Alexanders  d.  Gr. 
52  —  2)  Makedonier  113. 

Karavantios  fSkaravantios',  lilyrier  III 
158  f. 

Kardaker,  persische  Krieger  75. 

Kardia,  St.  in  Thrake  39. 

Karien  (Karer),  Dj'nastie  Öi*  —  make- 
donisch 64.  197.  218.  351".  352.  380  — 
unter  Seleukiden  und  Ptolemäern  II 
79.  85.  95.  128  f.  141.  169.  155  f.  343. 
406  —  unter  Makedonien  II  169.  326. 
587    —    unter  Perganrion  und  Rhodos 

II  748  f.  760.  III  61.  63.  79.  81  — 
befreit  III 194  f.  371  —  karische  Trup- 
pen   II    636.    741    —    Kolonisten    II 

III  —  Karerdörfer  in  Babylonien  259. 
Karkinos,  Vater  des  Tyrannen  Agatho- 

kles  430. 

Karmanien,  Satrapie  146.  148.  151t.  154. 
197.  II  401  —  Karmanier  II  379. 
396. 

Karmaias,  Fl.  in  Kappadokien  III  249". 

Karnaln  in  Cölesyrien  III  240\ 

Karneades,  Philosoph  III  249.  320. 

KaqGiv  noTauoi  in  Syrien  294. 

Karpasia  auf  Kypros  31S. 

Karpathos,  Insel  329.  II  86. 

Karrä  in  Mesopotamien  298.  393. 

Karseä  in  Mysien  II  391. 

Karsignatos  (Kassignatos),  Galater  III 
74'\  76.  78. 

Karthäa  auf  Keos  II  5S1'-. 

Karthago  (Karthager) ,  Herrschaft  in 
Afrika  450  —  zu  Alexander  182  — 
auf  Sizilien  419  ff.  427  ff.  433.  436  — 
gegen  Agathokles  438  ff.  464  ff.  485. 
487  —  Unruhen  460  f.  —  nach  Aga- 
thokles 488.  II  32.  37  —  mit  Rom 
verb.  II  40*.  42  —  Kr.  gegen  Pyrrhos 
II  43  ff.  49  f.  52*.  63-  —  auf  Sizilien 
II  175  f.  179  f.  181    —    Kr.    mit  Rom 

II  182  ff.  —  mit  Makedonien  verb.  II 
480.  485.  487'.  492.  502  —  Angriff 
auf  Sizilien  II  516.  522  ff.  526.  528  ff. 
540  ff.  —  mit  Rom  verb.  II  680.  718. 

III  106^  119.  127  —  3.  punischer  Kr. 
III  331.  334.  353  —  Beziehungen  zu 
Kyrene  216  —  Aegypten  II  145.  170. 
406  —  Svrakus  II  179  f.  193  —  Mas- 


salia  492.    II  509    —    Tyros  81'.    III 

245*  —  Menschenopfer  448. 
Karthalo,  Karthager,  1)  im  1.  punischen 

Kr.    II  187    —    2)  Kommandant   von 

Tarent  II  551  f. 
Karthasis.  Saker  117^ 
Karyä  in  Lakouien  II  658.  684  —  Karya- 

tis  37. 
Karyneia  in  Achaia  II  212. 
Karystos  auf  Euböa   203.   290.    11   606. 

614  f.  —   frei  II  652.  689  —    römisch 

III  355=*.  358-. 
Kasiauoi  in  Syi'ien  III  277. 
Kasion  in  Aegypten  323. 
Kasos,  Insel  II  86. 
Kaspisches  Meer  von  Patroklos  befahren 

392. 
Kassandreia,  St.  in  Makedonien  257.  376. 

II  10.  21.  24   —    Kriegshafen   II  493. 

III  154.   167    —  belagert   II  606.   III 
149. 

Kassandros,  1)  S.  Antipaters  164*.  192. 
198.  225.  227.  233  —  gegen  Polyper- 
chon  234.  236.  241.  244.  246  ff.  — 
gewinnt  Makedonien  251  ff.  264  — 
gegen  Antigonos  274f.  277.  279  ff. 
292  f.  303  ff.  317.  327.  330.  332  — 
König  321  —  neuer  Kr.  333  ff.  342  ff. 
351.  355.  357  f.  401.  480.  II  5.  7  — 
gegen  Agathokles  357  —  die  Kelten 
II  13  —  litterarisch  II  205  —  2)  Be- 
amter des  Philipp  V  III  25. 

Kassope  in  Epirus  291.  II  268^  III 318". 

Kastabala  s.  Hierapolis. 

Katane,  St  auf  Sizilien  424.  430.  436. 
444.  II  43.  175-.  183^  184.  541. 

Kataonien,  Landschaft  381.  390^  II  72\ 
94  —  zu  Kappadokien  III  160. 

Katenes,  Baktrianer  123. 

Kathäa,  Kathäer  in  Indien  136\  137. 

Katöken  (Kolonisten)  in  den  oberen  Sa- 
trapien  260. 

Kattabaneu,  Araber  II  117. 

Katzengebirge  in  Afrika  464. 

Kauaros,  Tylener  II  384.  386.  570. 

Kaukasos  =  Paropamisos  112. 

Kaulonia  in  Italien  425.  474.  II  49  — 
römisch  II  63.  64'-.  65  —  im  2.  puni- 
schen Kr.  II  508.  551.  557. 


438 


Register. 


Kaunos,  St.  in  Karien  64.  73.  105^  226. 
288  —  befreit  308.  382  —  ptolemäiscb 

II  85.  102.  128    —    rhodisch  II  122«. 
640.   III  81*.  193    —    frei  194  f.  196*. 

Kehren  in  Troas  II  90^. 

Kelänä  in  Phrygien  68.    227.    235.  286. 

300.   303.    II  79*    —    später  Apameia 

Kibotos  II  89. 
Keletron,  St.  der  Oresten  II  602. 
Kelonä,  St.  im  Zagros  180°. 
Kelten  s.  Galater. 
Keltiberer  III  331. 
Kenäon  auf  Euböa  II  706. 
Kencbreä,  bei  Koriuth  279  f.  334.  II  253. 

420.  458.  614.  616.  618. 
Kendebäos,   Strateg   des  Antiochos  VII 

III  294. 

Kentaretos,  Galater  II  159^. 

Kentoripa  auf  Sizilien  430^  436^  441. 
463.  II  175-.  178.  183  —  römisch  II 
192.  557.  559  f. 

Keos,  Insel  II  101'.  102.  II  592  —  äto- 
lisch  II  217.  406.  451. 

Kephallenia,  ätolisch  II  220.  268  (dazu 
778).  325.  444.  466.  718.  729.  767  — 
in  der  Amphiktionie  11  220  —  rö- 
misch II  768  ff.  III  12.  126. 

Kephaloidion ,  St.  auf  Sizilien  463.  470. 
II  188. 

Kephalos,  1)  Korinther  423  —  2)  Mo- 
losser  III  112.  134.  167  f. 

Kephisodoros,  Athener  II  590. 

Kepoi  am  kimmer.  Bosporos  408. 

Keräas,  Beamter  in  Cölesyrieu    II  378  f. 

Keramos  in  Karien  III  196"^  326. 

Kerdimmas,  Satrap  88.  vgl.  77. 

Keretä,  St.  auf  Kreta  II  429. 

Kerethrios,  Galater  II  14.  20. 

Kerketen  am  Pontos  410. 

Kerkidas,  Megalopolite  II  327. 

Kerkinion,  St.  in  Thessalien  II  604. 

Kersibaules,  Thraker  II  138®. 

Kersobleptes,  Thraker  32. 

Keryneia,  St.  auf  Kypros  278  f.  318. 

Kespedion  bei  Selge  II  390. 

Keteus,  Inder  266. 

Ketriporis,  Thraker  29  f. 

Kibyra  (Kibyratis),  Fürstentum  II  160. 
752.  III  61.  193.  371. 


Kiderios,  Galater  II  21*. 

Kierion  in  Thessalien   II  613.   699.  703. 

Kieros  in  Bithynien  II  75.  78  —  Prusias 
benannt  III  71  f. 

Ivilikien,  makedonisch  72  f.  80  —  Sa- 
trapie  77.  196.  351.  355  f.  —  seleuki- 
disch  363.  II  71.  94  —  z.  T.  ptole- 
mäiscb 305  f.  II  128.  139^  141.  147  f. 
151  f.  —  Rauhes  73.  305 f.  III  220*. 
258^   259.   278    —    Kiliker,  Truppen 

II  379. 

Killes,  Makedonier  300. 
Killuta,  Insel  147. 
Kimolos,  Insel  38^ 
Kimon,  athenischer  Archen  II  232*. 
Kineas,   1)   im  Dienst  des  Pyrrhos  29*. 
30^  31.  40  f.  43  —  2)  bei  Ptolemäos  VI 

III  172. 

Kies,  1)  St.  an  d.  Propontis  236.  245. 
246^  348.  399.  II  136  —  ätolisch  II 
218^  581.  588  —  bithyuisch  II  582. 
643  —  Prusias  genannt  II  583  — 
2)  Mamertiner  II  179. 

Kirli  -  Derbend ,  Pafs  in  Makedonien  II 
602. 

Kissier,  Kontingent  II  379.  396. 

Kissus,  Hafen  bei  Erythrä  II  719  f. 

Kition,  St.  278  f.  294.  319  f.  III  120. 

Klarion  bei  Megalopolis  II  410. 

Klazomenä,  St.  46.  343  —  frei  II  720. 
760.  III  63-.  172  —  römisch  111371'. 

Kleandros,  1)  S.  d.  Polemokrates,  Make- 
donier  66.    SO.    151    —    Tod    154  — 

2)  Mantineer  II  258'.  497. 
Klearchos,  1)  Athener  241^  —  2)  Tyrann 

von  Herakleia  345.  354.  369".  397  — 

3)  unbestimmt  II  227'. 
Kleemporos,  Issäer  II  282'. 
Kleinias,  Sikyonier  II  243  f. 
Kleinon,  Sikeliote  456. 
Kleitarchos,  Historiker  6. 

Kleitor  in  Arkadien  257'  —  achäisch 
260'.  261.  414.  419.  439.  III  48. 

Kleitos,  1)  Illyrier  55  —  2)  S.  des  Dro- 
pides, Makedonier  61. 100. 112  —  Tod 
124.  II  100'  —  3}  Makedonier,  Nau- 
arch  207  (dazu  II  772).  218.  220  — 
Satrap  225.  236  —  Nauarch  245  f. 
(dazu  II  773)  —  derselbe  wohl  169^  243. 


Register. 


439 


Kleombrotos,  K.  von  Sparta  II  301.  303. 
426. 

Kleomedon,  Athener  334. 

Kleomenes,  1)  von  Naukratis,  Statthalter 
von  Aegypten  87. 173. 185. 196".  214  f.  — 
2)  II,  K.  von  Sparta  37».  II 7  —  3)  III,  S. 
des  Leonidas,  K.  von  Sparta  II  304  iF.  — 
Kr.  mit  den  Achäern  II  307  ff.  —  Re- 
formen II  314  ff.  —  Kr.  II  318  ff. 
497  —  Niederlage  342  ff.  —  in  Aegypten 

II  361ff.  421.  426  —  4)  S.  des  Kleom- 
brotos,  Lakedämonier  II  426.  463-. 

Xleomnastos,  Böoter  III  345''. 

Kleon,  1)  Sikeliote,  Schriftsteller  160-  — 
2)  Sikyonier  II  241".  243  —  3)  Per- 
gamener  III  361*. 

Kleonä,  St.  210  —  achäisch  II  271.330. 
487.  633.  III  38. 

Kleonäos,  Rhodier  II  586.  587'. 

Kleonikos,  Aetoler  II  459. 

Kleonymos,  1)  Lakedämonier  II  7.  12  — 
in  Italien  479 f  482  (dazu  11  775)  — 
auf  Korkyra  337.  357  —  in  Böotien 
366  —  mit  Pyrrhos  II  57.  298  — 
2)  Tyrann  von  Phliu3  II  290. 

Kleopatra,    l)  G.  Philipps  II  43.  52  — 

2)  Schwester  Alexanders  d.  Gr.  51. 156. 
169.  205.  213.  218.  226.  310f  476f  — 

3)  T.  des  Antiochos  III,  mit  Ptole- 
mäos  V  verm.  II  639.  674.  III  83  ff. 
91.  168  —  4)  T.  der  vorigen  III  91  — 
verm.  mit  Ptolemäos  VI  III  168. 
173  f  —  Streit  mit  Physkon  III  267  ff. 
271  f  275.  305.  306-  —  5)  T.  von 
Nr.  4    III  211.  266    —    G.  Physkons 

III  268.  270.  3 10  f.  —  6)  Thea,'T.  von 
Nr.  4,  G.  des  Alexander  Balas  III  262  — 
des  Demetrios  III  264.  266'^  290.  292  — 


des  Antiochos    Sid.    III   293. 

des  Demetrios    III   304.    306 

gentin  III  307  ff. 
Kleopatros,  Achäer  11  330. 
Kleophis,  Indierin  129'. 
Kleoptolemos,  Chalkidier  II  700. 
Kleoxenos,  Techniker  II  490. 
Kleuas,  Makedonier  III  144. 
Klimax,    Pafs  in  Pamphylien  67 

Pisidien  II  388«. 
Klisura,  Pafs  in  Epirus  II  609. 


296   — 
—    Re- 


Klondikos,  Bastaruer  III  101.  153*. 

Klytos,  Akarnane  II  701. 

Knidos,    St.    226.    330.    II  76*.    131^  — 

seleukidisch  II  85'\  102'.  135'.  140-.  — 

frei  II  587.  725.  730.  III  63.  80.  196. 

326.  371. 
Knopias,  Kreter  II  376^ 
Knosos  auf  Kreta   328.    II  428  ff.    450  f 

750.  III  68^  322.  324. 
Könige  in  Sparta  II  297 f 
Königskanal  (Naharmalcha)  II  369. 
Koinos,    1)    S.    des   Polemokrates    120  f 

132.  136.  138  —  2)  Satrap  197. 
Koiranos  von  Beroia  88. 
Kolcher,  Volk  1191 
Koloe,  See  in  Lydien  II  159. 
Kolonides  in  Messenien  III  52. 
Kolophon  (Kolophonier)  343.  398.  II 158. 

390.    720.    735.    737.    759.     III    63^ 

367. 
Komanos,  Aegypter  111  172. 
Komastos,  Landschaft  in  Persien  II 163. 
Komboiomaros,  Galater  II  754. 
Kombutis,  Galater  II  18. 
Kommagene  II  94.  III  220.  249. 
Komontorios,  Galater  II  23^  25.  384. 
Komosarye    (Kamasarye),    Bosporaneriu 

411. 
Kompasion  in  Lakonien  III  45. 
Konon,  1)  Athener  24P  —  2)  im  ptole- 

mäischen  Dienst  II  116*  —  3)  Astro- 
nom II  170'.  196^ 
Kononeus  (?),  Tarentiner  II  547". 
Konope,  ätolisch  II  268".  435.  445^ 
Kopä  in  Böotien  II  210'. 
Kophäos,  Inder  500. 
Kophen,    1)  Perser    74.  77  f    —    2)  FI. 

(Kabul)    128    —    Landschaft   II  401. 

111  285.  289.  302  f 
Kopratas,  Fl.  262. 
Koptos  in  Aegypten  II  115. 
Korakesion  in  Kilikien  II  640.  III  278. 
Koraller,  Thraker  II  76P. 
Korax,  Gebirge  II  711.  722. 
Korbilo,  St.  in  Gallien  491^ 
Korinth,  St.  34f    —    makedonisch  36 f 

203.    250.    276.    287.   291.  309  f.   317. 

319.  335  —  demetrisch  und  antigonisch 

336.  353.  374.  384.  386.  II  7.  56*.  58. 


430 


Register. 


222  —  Abfall  n  248.  251  f.  —  achäisch 
n252f.  327  —  kIeomemschII329f. — 
makedonisch  II  333  f.  347.  438.  596. 
614ff.  633 f.  —  achäisch  II649ff.  657. 
665.  III  150.  179.  251.  342  f.  346  — 
zerstört  III  350  ff.  —  Einflufs  auf  Ma- 
kedonien 24  f.  —  Gesandtschaft  an  Rom 

II  285    —    Grenzstreit  mit  Epidauros 

III  36^  318*. 

Korkyra  292  —  besetzt  von  Kleonymos 

337.    480    —     von    Agathokles    357. 

482  —  von  Pyrrhos  364.   483  —  von 

Demetrios  370  —  zu  Epirus  II  6.  30. 

54^    236.    277*   —    römisch    II   282  f. 

285.  467  f.  (dazu  779).  478.  503.  551=^  — 

Hauptquartier  und  Flottenstation  II 605. 

608.  619.  634.  718.  769.  III  112.  145. 

159.  251.  353\ 
Korkyra  Melaiua  (Schwarz-Korkyra)    II 

277.  III  140*. 
Koroue  in  Messenien    II  410'''.    712.    III 

37.  52.  355'. 
Koroneia,  1)  St.  in  Böotien  32.  II  210^  — 

römerfeindlich   II  647  f.  707.    III  114. 

116.    127  f.    136    —    2)    in  Thessalien 

II  55^ 
Korpiler,  Thraker  II  761". 
Koros,  Fl.  404*. 
Korragos,  1)  Makedonier  105  —  2)  S.  des 

Pyrrhos   384*    —    3)    pergamenischer 

Feldherr  III  125. 
Kortys,  St.  s.  Gortys  2. 
Korupedion,  Schlacht  404.  III  384. 
Korykos,  1)  in  lonien  II  719.  721.  728  — 

2)  in  Kilikien  II  640. 
Koryphäen   bei  Seleukeia   in  Pierien  II 

373. 
Kos,   Insel  30.   33.   65.   104.   285.   308. 

309*.  II  23-.  121*  —  mit  Rhodos  verb. 

n  586.    6353.   725.   780.    III   67'.   80. 

196. 197  —  frei  III  371  —  Seeschlacht 

II  131. 
Kossäer  181.  184.  262  f. 
Kothon,  Byzantier  II  386^ 
Kotiaeion    in    Phrygien    352'.    404^    II 

90^ 
Kotyrta  in  Lakonien  III  357*. 
Kotys,    1)   S.   des   Raizdes   II   570^  — 

2)  S.   des  Seuthes,   mit  Perseus  verb. 


III  29.   98.   119.   123.   125.   130.  163. 

166  —  mit  Rom  III  189. 
Kranion  in  Cölesyrien  III 240*,  s.  Karnain 

u.  Astaroth. 
Krannon,  St  in  Thessalien  208.    II  699. 

703.  III  124. 
Krateros,    1)   Begleiter   Alexanders    92. 

96  f.   101.    108.    120f.  123.   133  f.  135. 

141.  145  f.  169  —  mit  Antipatros  verb. 

193  f.  197.  198.  201.205.207.  218  flF.— 

Tod  221.  278   —  verm.  mit  Amastris 

166   —   mit  Phila  207.  211   —    2)  S. 

des  vorigen  II  8.  12.  224.  229.  247  f.  — 

3)  Eunuch  III  309*. 
Krates,  1)  Kyniker  256^  —  2)  Akademiker 

379    —    3)  von  Mallos,    Grammatiker 

III  362. 
Kratesikleia,   Mutter  des  Kleomenes  III 

II  312.  333.  363. 
Kratesipolis,  G.  Alexanders,  des  S.  Poly- 

perchons  282.  287.  291^  309.  313. 
Krateuas,    Makedonier   im   Dienst  Kas- 

sanders  254. 
Krenides,  St.,  später  Philippoi  29.  30^. 
Kressa,  St.  in  Paphlagonien  II  158^. 
Kreta  (Kreter),  Kriege  daselbst  103. 105  f. 

II  57  f.  427  ff.  498.  568.  750.  III 
320  ff.  —  Einigung  II 428.  III  320  ff.  — 
verb.  mit  Sparta  II  8.  57  f.  230.  565. 
659.  662  —  den  Achäern  II  430  f. 
627  —  Makedonien  II  336.  430 f.  571  — 
Hieron  II 197  —  Aegypten  II 102.  406. 

III  84  —  Antiochos  III  II  642  — 
Pergamon  III  68  —  Beziehungen  zu 
Rhodos  II  571.  581.  III  80.  157.  196. 
324  —  zu  Rom  III  117.  197.  321  — 
Söldner  II  60.  625.  III  53  —  bei  den 
Makedoniern  II  341».  343.  599.  633. 
HI  120.  164  f.  —  bei  den  Römern  II 
628.  742.  III  349  —  Kolonisten  394. 
II  167  —  Synkretismos  III  324«^. 

Kretopolis  230.  II  388. 

Krimisos,  Fl.,  Schlacht  422. 

Krinon,  ^Makedonier  II  448. 

Kritolaos,    1)   Peripatetiker  III  320  — 

2)  Achäer  III  344.  346  f. 
Krokodilstadt  (Arsinoe)  in  Aegypten  II 

Ulf. 
Kromna  am  Pontus  354*. 


Register. 


431 


Kroton,  St.  170^  425.  431  f.  474.  480f.  — 
unter    Agathokles    483.    484*    —    im 
pyrrhischeu  Kr.    H   48  f.  51.  63  ff.   — 
im    2.    punischen    Kr.    11    508.    550'. 
554  —  römische  Kolonie  11  556. 
Ktesias,  Historiker  127. 
Ktesiphon,   1)   Athener  174  f.   —    2)  im 
Dienst   des  Attalos  II  392    —   3)  St. 
am  Tigris  II  96^.  97.  366. 
Ktimene  in  Thessalien  II  612'. 
Kuballum  in  Galatien  II  753. 
Kurden  s.  Kyrtier. 
Kyamosoros,  Fl.  auf  Sizilien  II  178. 
Kydas,  Kreter  III  198.  323'. 
Kydias,  Athener  11  17". 
Kydonia,  St.  auf  Kreta  215.    II  430.  750. 

ni  321^  322  f. 
Kyinda  in  Kilikien  239  f.  274.  343.  355. 
Kykladen,    ptolemäisch    II    102  f.    141. 
406  —  mit  den  Rhodiern  verb.  II  420. 
451.   578.   581.  592.  635.  652.    UI  80. 
196.     Vgl.  Nesioten. 
Kykliadas,  Achäer  II  487.  596  f.  —  ver- 
bannt II  616.  621.  644. 
Kyllandos,  St.  in  Karien  III  81^ 
Kyllarabis,  Gymnasion  U  341.  658. 
Kyllene  in  Elis  281.  291.    II  414.  488. 
Kyllon,  Eleer  II  229  (dazu  778). 
Kyllos,  Makedonier  III  318=*. 
Kyme,  1)  in  Aeolis  II  84^  85".  135'.  390. 
585'.  720.  727  —  frei  II  759.  lU  63.  328. 
867  —  2)  in  Kampanien426.  II 507.  555. 
Kynätha  in  Arkadien  II  257.  261.  418ff.  — 

Polemarchen  daselbst  11  419. 
Kynane  s.  Kynna. 
Kyniska,  Spartiatin  II  296®. 
Kynna  (Kynane),  Schwester  Alexanders 

des  Grofsen  55.  213  f.  255. 
Kynos  in  Lokris  II  490. 
Kyuosarges  bei  Athen  II  596. 


Kynoskephalä  in  Thessalien,  Schlacht 
n  629  ff. 

Kynuria  in  Argos  37. 

Kynurier  in  Arkadien  II  257  f. 

Kyparissia  in  Messene  11  410\  411.  454. 
712.    m  37.  355". 

Kyphantas,  St.  in  Argos  U  426. 

Kypros  (Kyprier),  46  f.  80.  87  f.  —  ptole- 
mäisch 219.  240.  275.  278.  294.  306  — 
demetrisch  3 18  f.  321.  352.  360  —  ptole- 
mäisch 363.  389.  406.  II  99  f.  101. 
122.  147.  578.  670.  IH  174  ff.  209. 
210ff.  258.  266*.  267'.  270 f.  —  römisch 
III  311  —  Kyprier  in  Antiochien  394. 

Kypsela,  St.  in  Thrakien  II  74.  138. 
150.  593.  761.    m  336. 

Kyra  =  Kyrupolis  116^. 

Kyrene,  St.  86  —  ptolemäisch  215 f.  293. 
310.  457.  II  99.  121.  142  ff.  267.  362. 
406.  574.  578  HI  267''.  270 f  —  rö- 
misch 111  310  —  Judenschaft  III  214. 

Kyretiä,  St.  der  Perrhäber  II  604.  66&. 
699.  702.    III  122. 

Kyros,  Perserkönig  148*.  157. 

Kyrrhos,  1)  in  Makedonien  198.  395'  — 
2)  in  Syrien  395'  —  Kyrrhesten  395. 

II  368  —  Kyrrhestike  382.  395.  11  94. 
Kyrtier  (Kurden)  II  365.  741.  HI  79'. 
Kyrupolis  am  Jaxartes  116  f. 
Kythnos,    Insel,    Kyklade    II    102    — 

makedonisch  II  581.  592.  605  —  be- 
freit II  635. 

Kytinion,  St.  II  18*.  722. 

Kytonion  in  Mysien  II  732'. 

Kytoros  am  Pontos  354'. 

Kyzikos  59.  163.  235  —  seleukidisch  II 
85'  —  frei  II  135.  375.  583.  642.  680. 

III  62.  78.  94.  309.  BIV  -  mit  Per- 
gamon  verb.  III  72.  328.  362».  378 
(zu  73). 


L. 


Labeatis   (Labeaten)   in   Illyrien  III  15. 

142.  159.  178^. 
Labos,  Gebirge  II  399. 
Lachares,  Tyrann  von  Athen  358  ff.  (dazu 

512).  366*.  II  22'. 
Lade,  Insel  63.   II  586. 


Ladikos,  Akarnane  II  442. 
Ladokeia  bei  Megalopolis  II  312  f. 
Lätorius,  Gesandter  II  501. 
Lagoras,  Kreter  II  393. 
Lagos,  Vater  des  Ptolemäos  I  II  113'. 
Lakedämon    (Sparta),    Politik   21.   36 f. 


483 


Rescister. 


47.   53.  69.  78.  103.  105.  109.  498  — 
unterworfen  107  —  im  lamischen  Kr. 
203   —   später  250.    276  f.    363.    378. 
387.  437   —    unabhängig   II  7.  11  — 
Kr.  gegen  Pyrrhos   II  56  ff.  —  gegen 
Autigonos  II  130.  227  f.  229  flf.  241  — 
mit  den  Achäern  verb.  II  255  ff.  261  f.  — 
unter  Agis  IV  II  296  ff.  —  Kleomenes 
II  305  ff.  346  f.  —  im  Bundesgenossen- 
kr.  II  413.  416.  420  f.  423^  425  ff.  442. 
444.  448  ff.  454.  462  —  im  1.  makedon. 
Kr.  II  482  f.  500  ff.  —  unter  Nabis  II 
563  ff.    6.58  ff.    683  ff.    —    achäisch    II 
687  ff.   —    Streit   mit  den  Achäern  II 
71 5  ff.  III  420".  —  Ausgleich  III  56  ff. 
104.  179  —  neuer  Streit  III  338  ff.  — 
frei   III   351.    357    —   in   der  Amphi- 
ktionie  II  219*  —  Greuzstreit  37.  III 
318.  338  f.  356  —  Kolonisten  in  Nysa 
II  89  —  Juden  daselbst  III  231.  Vgl. 
Sparta. 
Lakinion  in  Italien  473.    II  28.  554. 
X-akonien  s.  Lakedämou. 
Lakonikos,  Spartaner  II  688. 
Lakrates,  Aetoler  II  17"-. 
Lakydes,  Philosoph  II  206". 
Lamia,  1)  St.  belagert  202.  204  —  äto- 
lisch  II   218-.   242.   485.   691.  704  — 
erobert  II   709.   722.    III  20  —  thes- 
salisch  III  19  —  2)  Hetäre  334  f.  336^ 
Lampeteia  (Clampetia)  in  Italien  11  554. 
Lampis,  Elecr  II  229'. 
Lampsakos,  St.  342.  348  —  seleukidisch 
II  85'.  135'  —   attalisch  II  158.  391. 
642  f.   669  f.   680.  690   —  frei  III  62. 
132*.  136".  371-  —  Verhältnis  zu  Mas- 
salia  494  —  zu  deu  Galatera  II  751'. 
Lanassa,    G.    des  Pyrrhos  362.    483.    11 

38  —  des  Demetrios  370.  485. 
Langaros  s.  Longaros. 
Laodike,  1)  Mutter  des  Seleukos  I  393  — 
2)  T.  des  Seleukos  I  II  133«  —  3)  G. 
des  Antiochos  IT  11  139.  146  ff.  152. 
154.  m  378  (zu  II  135)  —  4)  Schwester 
des  Seleukos  IT  II  158  —  5)  G.  des 
Seleukos  U  II  168.  386'  —  6)  G.  des 
Antiochos  III  II  158'.  366  —  7)  G. 
des  Achäos  IT  154^  172.  395  -  8)  T. 
des  Antiochos  TU  II  671  —  9)  T.  des 


Antiochos  TU,  verm.  mit  Demetrios 
ITT  285"  —  10)  G.  des  Antiochos  IV 
ITI  95*.  219^  (vielleicht  identisch  mit 
Nr.  8)  —  11)  G.  des  Per-eus  TU  90. 
100  —  12)  G.  des  Demetrios  I  (?) 
ITT  263  —  13)  T.  des  Antiochos  IV 
in  259  ff.  263'  — 14)  T.  des  Demetrios  H 
ni  299  —  15)  T.  des  Antiochos  VII 
in  299-  —  16)  G.  des  Heliokles,  viel- 
leicht T.  von  Nr.  9  ITI  287'. 
Laodikeia,  St.  1)  am  Meer  394.  U  96. 
TU  96^   244.   278.  305«,   vgl.  308*  — 

2)  am  Libanon  IT  366.  III  96^  305« 
vgl.  308'  —  3)  am  Lykos  TT  89.  372. 
TE  370'  —  4)  in  Lykaonien  H  89  — 
5)  in  Medien  393  TT  92  —  6)  in  Persis 
TT  92^ 

Laomedon,  Satrap  von  Syrien  196.  230. 

Laos,  St.  in  Italien  425. 

Lapathos  auf  Kypros  278  f.    TU  211. 

Laphaes,  Argiver  TT  226-. 

Lappa,  St.  auf  Kreta  U  429  f. 

Laranda  in  Pisidien  212  f. 

Larisa,    1)   in  Thessalien,    makedonisch 

365.    II   436.   489.   569.   628.   632   — 

römisch  II  644.  698  f.  702  f.    III  113. 

125  —  2)  Kremaste  346.  II  588.  606. 

622.    645.    III  20.  23.   126  f.    182   — 

3)  in  Syrien  395.  401.  III  277  —  4)  in 
Argos  II  619. 

Larisos,  Fl.  487.  498. 

Larymna,  St.  in  Böotien  II  326. 

Las,  St.  in  Lakonien  II  449.    III  38^  42. 

Lasion  in  Elis  II  258  f.  309.  319  f.  440. 
460. 

Lasthenes,  Kreter  III  263.  276.  277'.  321^ 

Latium,  Latiner  427,    II  35.  40". 

Latopolis  in  Aegypten  II  170". 

Latos  auf  Kreta  II  427". 

Lattabos,  Aetoler  II  409. 

Lebadeia  in  Böotien  II  210'.  III  94. 
115.  178. 

Lebedos  in  lonien  311.398.  III  63^  363. 

Leben  auf  Kreta  II  429". 

Lechäon,  bei  Korinth  II  253.  333.  443. 
448.  458. 

Leibethron  in  Makedonien  III  147. 

Leibwächter  (Somatophylakes)  Ale- 
xanders 43.  191. 


Register. 


4SS 


Lemnos,  Insel  21.  36.  284  f.  398'.  II  774 
(zu  31(J)  —  seleukidisch  404  (dazu  II 
775).  II  9*.  741  III  189"  —  make- 
donisch II  489.  580  —  befreit  II  648. 
654  —  makedonisch  III  28.  189®  — 
athenisch  II  648".    III  189  f. 

Lenäos,  Aegypter  III  168. 

Leokritos,  1)  Athener  378'  —  2)  im 
Dienst  des  Pharnakes  III  75  f. 

Leon,  1)  Päoner  II  225  —  2)  S.  des 
Herakleides,  Athener  II  253^  —  3)  S. 
des  Kichesias ,  Athener  II  694.  768. 
Vgl.  Kirchner,  Prosopogr.  Attica  II 
14  —  4)  Gesandter  auf  Kreta  II 
428^  —  5)  in  Aegypten  II  116*  — 
6)  Ort  bei  Syrakus  II  531. 

Leonidas,  1)  im  Dienst  des  Ptolemäos 
305.  318^  —  2)  K.  von  Sparta  II 
299  ff.  —  3)  Lakedämonier  III 104. 120. 

Leonnatos,  1)  Begleiter  Alexanders  143. 
147.  151.  166  —  Leibwächter  191. 
193  —  Satrap  197.  201  f.  205  f.  — 
2)  bei  Perseus  III  123. 

Leonnorios,  Galater  II  15.  20.  23^.  77  f. 

Leontinoi ,  St. ,  mit  Syrakus  verb.  423. 
430.  433.  435.  444  —  selbständig  488. 

II  37  f.  175-    —  unter  Hieron  II  184. 
517  f.  524  f.  —  römisch  II  531.  558*. 

Leontion,  St.  in  Achaia  II  455. 
Leontios,    1)  Makedonier   II  335\  348". 

444.  446  ff.  451  f.  —  2)  in  ägyptischen 

Diensten  II  373. 
Leontiskos,  S.  des  Ptolemäos  321. 
Leontopolis  in  Aegypten  III  213. 
Leosthenes,  Athener  200  ff.  205^ 
Lepidus  s.  Aemilius. 
Lepreon  in  Triphylien  II  7.  257  ff.  441. 

III  37. 

Leptines,  1)  Bruder  des  Dionysios  I  II 
177*  —  2)  Tyrann  422^  —  3)  Strateg 
des  Agathokles  462  f.  465  —  4)  Syra- 
kusier  II  177  (vielleicht  mit  Nr.  3 
identisch)  —  5)  Mörder  des  Cn.  Octavius 
III  244.  246  f. 

Lerna  bei  Argos  II  320. 

Lesbos  39.  69.   104   —    seleukidisch  II 
85  —  ptolemäisch  II  150.  357^  (^dazu 
III  379).  406   —   frei  II  718.    III  63.   | 
327.  370.  I 

Niese,  Geseb.  d.  griecU.  u.  mak.  Staaten.     III 


Letodoros  II  772  (zu  I  199). 

Leukä,   1)  in  Lakonien  11  426  —  2)  in 

lonien  III  367.  369. 
Leukas  (Leukadier) ,  1)  bei  Akarnaaien 

34  f.  202.  283.  292.  370   —   epirotisch 

II  237    —   akarnanisch    II  268.   445. 
448.  458.  466.  634.  651.  653.  658.  701. 

III  14  —  selbständig  III  183  —  2)  in 
Syrien  395.  401. 

Leukolla  auf  Kos  II  131. 

Leukophrys  am  Mäander  401^. 

Leukon,  1)  I,  Bosporaner  409.  410'.  411'^. 
413  —  2)  II,  desgleichen  415^ 

Leukopetra  III  350. 

Leukos,  Fl.  III  161. 

Leuktron  in  Arkadien  II  312. 

Libba  am  Tigris  II  368. 

Libyer  bei  Aegypten  181.  215  f.  —  Kolo- 
nisten II  111  —  bei  Karthago  450. 

Libyphoiniker  450. 

Libyssa  in  Bithynien  III  73. 

Lichas  in  ptolemäischem  Dienst  II  116*. 
406«. 

P.  Licinius  Crassus,  1)  Konsul  171  v.  Chr. 
III  118f.  121  ff.  126.  128.  136  — Legat 
III  200  —  2)  Konsul  131  v.  Chr.  III 368  f. 

Ligurer  bei  Massalia  490  f.  — Hilfstruppen 
472.  482.    III  152*. 

Liläa  in  Phokis  11  242«. 

Lilybäon,  karthagisch  427.  II  45  f.  50*. 
190  f.  193  —  römisch  II  192.  506.  511. 
545.  558. 

Limuäa  in  Akarnanien  II  268.  445. 

Limnäon  in  Thessalien  II  702. 

Limnäos,  1)  Makedonier  143*  —  2)  Dynast 
II  160.  359  —  3)  im  Dienst  Philipps  V. 

II  644. 

Limyra  in  Lykien  II  640. 

Lindos  auf  Rhodos  324. 

Lipara,  liparäische  Inseln  472.  487^    II 

37.  189.  193.  511*. 
Liparo,  Syrakusier  II  176^^. 
Lissos  in  Illyrien  II  284.  474.  475*.  lU. 

15.  142.  158. 
Litteraten  im  Heere  Alexanders  160. 
C.    Livius,    1)    in    Tarent    II    547  f.    — 

2)   Admiral   II   613    —    Gesandter   II 

735   —   3)  Prätor  II  696.  718  ff.  730. 

III  11. 

28 


484 


Register. 


M.  Lirius  (Salinator),  Konsul  207  v.  Chr. 
II  436^ 

T.  Livius,  Historiker  13.  III  5  —  Kritik 
II  14.  355.  436*.  437^  467^*.  476*. 
480^  508^  510%  ^  blV.  *.  538*.  541*. 
542^  543*.  545*.«.  551*.  5801  590*. 
607*.  628».  648-.  663*.  664*.  738^  749*. 
767^  770".  III  84^  105^  106*.  111^ 
113^  117».  140^  141-.  156".  161*.  173". 
192".  199^ 

Lochagos,  Aetoler  III  103".  133'. 

Logbasis,  Seigier  II  389  f. 

Lokrer  (Lokris),  200.  202.  232.  251  — 
opuntische  II  16.  17*  —  ätolisch  II 
213.  242  —  makedonisch  II  503  — 
ätolisch  II  623.  651  f.  (vgl.  Opus)  — 
ozoUsche:  ätoUsch  II  8.  213.  249. 
324  —  beide  in  der  Amphiktionie  II 
219*.  III 12  f.  —  selbständig  III  184  — 
im  achäischen  Kr.  III  345.  351.  355. 
357«. 

Lokri,  St.  in  ItaUen  420  f.  425.  474  — 
im  pyrrhischen  Kr.  II  32.  34.  43  f. 
48flP.  —  römisch  II  63.  182.  507  — 
im  2.  punischen  Kr.  II  508.  553  — 
föderiert  II  553.  556. 

Longanos,  Fl.  bei  Messana  II  178. 

Longaros  (Langaros),  1)  Agrianer  55. 
213"  —  2)  Dardaner  II  227.  598. 

Loryma  bei  Rhodos  326.    II  86. 

Luceria  in  Apulien  479.  483.    II  39^ 

Lucius,  italischer  Söldner  II  228". 

C.  Lucretius,  Prätor  III 119. 126  ff.  132. 136. 

M.  Lucretius,  Bruder  des  vorigen  III 
119.  126. 

Lukaner,  Feinde  der  Italioten  425 f.  429. 
473  ff.  476  ff.  —  Gesandte  an  Alexander 
181  —  im  pyrrhischen  Kr.  II  26  f. 
29  f.  48  f.  51  —  mit  Rom  verb.  II  62. 
65.  508. 

Lusoi  in  Arkadien  11  261.  419. 

Lularios,  Galater  II  15.  20.  77  f. 

C.  und  Q.  Lutatius  II  191^ 

Lychnidos  in  Illyrien  29.  II  465.  488. 
652.  III  15.  135.  140.  336. 

Lydiadas,  1)  Megalopolite  II  143".  241". 
258  f.  271  —  achäischer  Strateg  II 
272.  289.  306.  309  —  fällt  II  312  f.  — 
2)  Enkel  des  vorigen  III  59. 


Lydien,  makedonisch  62.  161.  197  — 
lysimachisch  352.  380  —  seleukidisch 

II  85.  89.  95  —  pergamenisch  II  748. 
760.  III  61  —  Lyder  im  Heer  des 
Antiochos  II  379.  741. 

Lykäon  in  Arkadien  II  310. 
Lykaonien  89.  342.   II  85.  372.  748.  760. 

III  61.  372.  374. 
Lykastos  auf  Kreta  UI  322. 
Lykeion  bei  Athen  H  596. 

Lykien  (Lykier)  66  ff.  80.  342.  349. 
351^  '  —  seleukidisch  II  85  —  ptole- 
mäisch  H  1Ö2.  128.  141.  169  —  antio- 
chisch  II  640  (dazu  ITI  379  f.).  729  ff. 
741  —  rhodisch  H  749.  760.  m  77. 
81  ff.  841  109  —  frei  194  f.  —  Bund 
m  372.  380  (zu  II  640). 

Lykinos,  Italiote  II  6b\  235^ 

Lykiskos,  1)  Beamter  Kassanders  252. 
283.  291  f.  —  2)  auf  Sizilien  455  — 
3)  Akarnane  II  482  —  4)  Aetoler  HI 
103".  113.  133.  137.  179.    IH  312. 

Lykon,  1)  Nauarch  des  Antigonos  286  — 
2)  Peripatetiker  II 206. 463"  —  3)  Achäer 
HI  120  —  4)  Rhodier  III  194. 

Lykopas,  1)  Aetoler  in  Kyrene  II 143«  — 
2)  ätolischer  Gesandter  II  764^ 

Lykophron,  1)  Pheräer  30  —  2)  Chal- 
kidier  H  110. 

Lykopolis  in  Aegypten  III  86. 

Lykortas,  Megalopolite,  achäischer  Staats- 
mann HI  36.  40.  44.  47  ff.  —  gegen 
Messene  und  Sparta  III  52  ff.  56  ff.  — 
im  3.  makedonischen  Kr.  III  133.  137  f. 
150.  174«.  183  —  Statue  III  57 '. 

Lykos,  1)  Strateg  des  Lysimachos  363*  — 
2)  Achäer  II  455  —  3)  Fl.  in  Phrygien 
380  —  4)  Fl.  bei  Thyateira  II  391. 

Lykosura,  Heiligtum  III  354«. 

Lyktos  s.  Lyttos. 

Lykurgos,  1)  athenischer  Staatsmann 
34.  58.  171  f.  (dazu  511).  174  f.  — 
2)  K.  von  Sparta  H  426.  434.  441. 
448.  454.  462  f.  482.    IH  49. 

Lykurgische  Verfassung  in  Sparta  ab- 
geschafft III  45  —  wiederhergestellt 
III  60. 

Lynkesten,  Lynkestis  24.    IH  180. 

Lynkon,  Gebirge  II  611". 


Register. 


435 


Lynkos  in  Makedonien  II  601. 

Lypedros  (Lyperos),  Berg  in  Bithynien 
II  73\  III  71. 

Lyppeios,  Päoner  30. 

Lysaudra,  1)  T.  des  Ptolemäos  1,  Gr.  des 
Agathokles  354.  388.  402  f.  404^  — 
2)  T.  des  Ptolemäos  I,  G.  Alexanders  V 
354-.  364. 

Lysandridas,  Megalopolite  II  340. 

Lysandros,  1)  Athener  292*  —  2)  Spar- 
taner II  300  f. 

Lysanias,  Dynast  in  Kleinasien  U  160. 
359. 

Lysias,  1)  bei  Seleukos  I  382^  —  2)  klein- 
asiatischer Dynast  II  160^  —  3)  im 
Dienst  des  Antiochos  III  II  641.  669. 
675  —  4)  Voitnund  des  Antiochos  V 
m  217.  219  f.  237  ff.  241  ff.  244  ff.  (wohl 
mit  3  identisch)  —  5)  indo-hellenischer 
Herrscher  III  221^  288.  302'  —  6)  St. 
in  Phrygien  II  90^. 

Lysimacheia,  1)  in  Thrakien  311.  406  f. 
—  von  den  Galatern  erobert  II  20. 
77  —  Treffen  U  23.  25"  —  ptolemäisch 
II  150  —  ätolisch  II  581  —  philippisch 
II  588   —   antiochisch   II   668  ff.    714. 


717.  737  —  pergamenisch  II  760  f. 
III  62  —  von  den  Thrakern  angegriffen 
II  581.  668.  III  360  —  2)  in  Aetolien 
386.    II  213^  218'.  445'. 

Lysimachos,  1)  S.  des  Agathokles  63 
(dazu  m  376).  192  —  Satrap  197. 
201.  204.  228.  236.  246  —  gegen  Anti- 
gonos  274  f.  286.  290.  303  —  verm.  mit 
Nikäa  236*  —  K.  321.  327.  330.  332  — 
gegen  Antigonos  339.  342  ff.  (dazu  II 
774).  348  ff.  —  erhält  Vorderasien  352f. 
—  mit  Ptolemäos  verb.  354.  355^  363  — 
gegen  Demetrios  353.  363  f.  365*  — 
Getenkrieg  367  f.  407  —  K.  von  Make- 
donien 374  ff.  380  f.  383.  384  ff.  —  Ver- 
hältnis zu  Athen  358.  378  f.  —  zu  den 
Aetolem  386  —  Herrschaft  396  ff.  (dazu 
II  775).  415  —  Städtegründungen  311. 
397  f.  —  Ende  402  ff.  H  8  —  2)  S. 
des  vorigen  II  10  —  3)  S.  des  Ptole- 
mäos Philad.  II  101.  361  —  4)  Jude 
m  229  —  5)  Babylonier  IE  300^ 

Lysippos,  1)  Künstler  62.  188  —  2)  achäi- 
scher  Strateg  II  566. 

Lyttos  (Lyktos)  auf  Kreta  II  102*.  429. 
43V.    ni  68=*.  321^  322. 


M. 


Macella  (Makalla?),  St.  auf  Sizilien  n542i. 
Machanidas,  Lakedämonier  II  482*^.  483. 

485.  489.  491.  566.    III  49  —  fällt  II 

498  ff. 
Machatas,    1)   Makedonier    132.    155   — 

2)  Aetoler  II  425  ff. 
Madates,  Perser  96^. 
Maduatener,  Thraker  II  761-. 
Madytos,  St.  am  thrakischen  Chersones 

n  593.  668. 
Mäandertal,  besiedelt  II  88  f. 
Mäder,  Thraker  II  478.  489.  IH  29.  153. 
Mäuake,  St.  in  Iberien  492.  493*. 
Mänalier,  Arkader  II  257  f. 
Mäoten  am  Pontos  410.  412. 
Magabas,  Berg  in  Galatien  II  754  f. 
Magas ,    1)    Stiefsohn    des    Ptolemäos   I 

310.  387  f.    II  99  —  abtrünnig  II  126. 

127*.  132  —  Tod  II  142  —  2)  S.  des 

Ptolemäos  ni  H  360  f. 


Decius  Magius,  Kampaner  II  407. 

Magnesia,  1)  am  Mäander  63.  401  — 
seleukidisch  II  85^  89.  134^  135 ^ 
162.  588  —  ptolemäisch  II  149  — 
frei  n  745.  751.  HI  63  (dazu  HI  381). 
370«  —  mit  Kreta  verb.  H  428*. 
431'  —  2)  am  Sipylos  H  17».  89.  162. 
719  —  Schlacht  II  740  ff.  —  nachher 
n  745.  748.  UI  63  —  Altmagnesia 
II  162. 

Magneten  (Magnesia)  bei  Thessalien  31  — 
makedonisch  II  7.  336  —  frei  II  651. 
653  —  ätolisch  II  685  ff.  691  —  make- 
donisch II  676.  714.  ni  20.  23  f. 
125  f.  —  Bund  Hl  182.  356. 

Magnetarches,  Amt  II  653*. 

Magon,  1)  karthagischer  Feldherr  422  — 
2)  Admiral  II  40  f.  —  3)  in  Unteritalien 
n  508  —  4)  Hannibals  Bruder  H 
681. 

28* 


436 


Register. 


Maisaloth  (Mesadoth),  in  Galiläa  DI  254^. 

Makedonien  23  t}.  40  ff.  U  224  f.  286  ff. 
m  27  f.  —  von  den  Römern  unter- 
worfen in  164  ff.  179  ff.  —  Unruhen 
ni  243^  311  f.  313.  333  —  röm.  Pro- 
vinz in  335  f.  —  Besiedelung  305. 
401  f.  n  224  —  in  der  Amphiktionie 
32.   n  219.   m  13. 

Makedonier,  Verhältnis  zu  Alexander 
124  f.  165  ff.  —  Heer  und  Heerwesen 
25  f.  95.  158  ff.  166  fl\  184.  221.  H  436. 
628.  631  f.  741  f.  III  32.  120  —  Kon- 
tingent II  31*.  724.  742  —  Seemacht  H 
466.  493.  HI  154ff.  —  Versammlungen 
und  Beschlüsse  111.  193  ff.  224f.  235  ff. 
238.  254.  259.  270  ff.  277.  389.  391. 
n  452.  573.  575  f.  IH  219.  260  — 
Kolonisten  im  Orient  298.  394  f.  399. 
n  88  f.  96.  111.  162  f.  —  in  Syrien 
II  368.  HI  277  —  in  Pergamon  IH 
65.  367.  368». 

Makkabäerbücher  15.  IH  6  —  zweites 
HI  306-^  —  drittes  II  407*. 

Makkabäos  s.  Judas. 

Makris,  Insel  bei  Myonnesos  II  736. 

Malakon,  Herakleote  404*. 

Maleatis,  Landschaft  37. 

Malier,  Stamm  202.  H  19  —  ätolisch 
n  213.  242.  275-.  324. 

MaUer,  Inder  141  f.  144.  497.  501.  503*. 

MaUoia,  St.  der  Perrhäber  II  604.  699. 
702.    IH  23.  125. 

Mallos  in  Kilikien  72  f.  294.  640.  III 
96».  229. 

Mamerkos,  sizilischer  Tyrann  429^ 

Mamertiner  in  Messana  487  ff,  H  37  f.  — 
im  pyrrhischen  Kr.  H  34.  43.  45.  47. 
50.  64.  175  ff.  —  mit  Rom  verb.  II 
181.  184. 

Mameus,  unsicherer  Name  II  38^. 

C.  Mamilius,  Prätor  II  559'. 

Manasse,  Samaritaner  IH  223^. 

Mandrokleidas ,  1)  Spartaner  H  58'  — 
2)  Freund  des  Agis  IV  H  300. 

Manduria  in  Italien  426. 

Manethon,  Aegj'pter  H  109*.  114. 

M'.  Manilius,  Konsul  IH  353. 

Cn.  Manlius,  Konsul  189  v.  Chr.  H  747. 
750  ff.  756  ff.  761  f.    HI  11.  80. 


L.  Manlius,    1)    Konsul   256   v.  Chr.    H 
164^    —    2)   Bruder    des    Cn.  Manlius 

II  757. 

T.  Manlius,  Prätor  auf  Sizilien  II  559. 
Mantias,  makedonischer  Offizier  331. 
Mantineia  337.   II  230.  257.  260  f.  303'  — 

ätolisch  II  262.  306=  —  streitig  II  307. 

310.  319.  325  —  zerstört  338  —  Anti- 

goneia  genannt  H  347.  349.  6841    HI 

354«  —  Schlacht  363.  II  498  ff. 
Marakanda  in  Sogdiana   115  f.  118.  119. 

159-.  495  f. 
Marathos  in  Phönizien  II  126'.    Hl  263'. 

279. 
Marcellien,  Fest  in  Syrakus  II  541. 
Marcellus  s.  Claudius. 
C.  Marcius,  Prätor  III  145.  156 f. 
Q.  Marcius   (Philippus),    Legat  50  f.  54. 

112ff,  117 f.    127   —   Konsul   III  139. 

145  ff.  150  f.  156  f.  —  Statue  III  151'. 
Marder,    Volk    98*.    108 f.    —    Satrapie 

121  —  parthisch  III  217. 
Mareia  in  Aegypteu  85  f.  II  107. 
Margania  =  Marakanda  120=. 
Margiana,   Landschaft  im  oberen  Asien 

392  —  zu  Baktrien   TI  164.  398.  400. 

III  285  —  parthisch  HI  192. 
Margos    von  Karyneia,    Achäer  II  212. 

243.  246.  283. 
Marion  auf  Kypros  219.  278.294.  II  122^ 
Marisa,  St.  in  Idumäa  HI  241. 
Marmara  in  Pamphylien  öS*. 
Marmariden,  Libyer  II  126. 
Maroneia,  1)  in  Thrake  39  —  ptolemäisch 

II   150.    580  —  makedonisch   II  593. 

675.  750.  HI  20  ff.  —  frei  III  26.  130'. 

180.  200  —  2)  in  Syrien  395. 
Marsyas,    1)    Pelläer,    Historiker    6    — 

2)  Aegypter  III 272  —  3)  (auch  Massyas) 

Landschaft   in    Syrien   3001    11  366  f. 

374. 
Maschala  (Meschela)  in  Afrika  463. 
Maschonaland  (Südafrika),  Münzfund  IH 

302". 
Masianer,  Volk  am  Kophen  129''. 
Massaga,  indische  St.  129  f.  500. 
Massageten  120  f. 
Massalia  (Massaliotenj  428  —  Geschichte 

489  ff.  494  —  in  Iberien  492  (dazu  II 


Register. 


437 


776)  —  mit  Rom  verb.  II  64.  5Ö9.  643. 
ni  371. 

Massaner  (=  Ossadier),  Inder  144. 

Massinissa  III 10".  110. 119. 124. 153. 274^ 

Mastanabai  HI  10^ 

Mastia  in  Iberien  493\ 

Massyas  s.  Marsyas  3. 

Matalos  auf  Kreta  11  429*^. 

Mattathias  (Matthias),  Jude  II  234.  235^ 

Maues,  sakischer  K.  in  Indien  III  303. 

Maussollos,  karischer  Herrscher  30.  47. 
64^ 

Mazäos,  Perser  84  —  Satrap  89.  90^. 
94.  121. 

Mazaka  (Eusebeia  am  Argäos)  in  Kappa- 
dokien  III  249. 

Medaba,  arabische  St.  HI  256. 

Medeios,  1)  Thessaler  185.  219=.  286. 
288  f.  —  Historiker  384-  —  2)  Athener 
318.  320.  324-. 

Medeon,  St.  in  Phokis  111  15^ 

Media,  Satrapie  121.  196.  291  —  seleu- 
kidisch  299.  II  92.  94.  148.  163.  167. 
365  —  abtrünnig  III  284.  289.  297  — 
Meder,  Kontingent  III  379.  381.  396. 
741.     Vgl.  Atropatene. 

Medien  in  Akarnanien  II  216*.  268.  278  f. 
634^  701. 

Megakles ,  1)  Syrakusier  440'  —  2)  im 
Dienst  des  Pyrrhos  II  33^. 

Megaleas ,  Makedonier  II  336".  ^  3481 
446  ff.  451  f. 

Megalopolis,  1)  in  Arkadien  20  —  make- 
donisch 33.  36 f.  38\  105  f.  237  — 
Schlacht  106  f.  497  ff.  —  kassandrisch 
245.  249.  256.  280  —  demetrisch  337. 
387^  —  unter  Antigonos  Gon.  II  7. 
56  f.  227.  241.  II  256  ff.  —  achäisch  II 
271  f.  —  im  kleomenischen  Kr.  II  307. 
311  f.  319.  327.  329  —  erobert  II  339. 
in  46  —  hergestellt  II  349.  419.  454  f. 
m  315*'  —  gegen  Nabis  II  565.  596  — 
für  Makedonien  II  618  —  Stellung  und 
Bedeutung  III  36  ff.  —  Bundesversamm- 
lung n  413.  III  47.  54.  104  —  Kon- 
tingent II  415.  453  —  nach  146  v.  Chr. 
III  356  —  Grenzstreit  mit  Sparta  II 
346.  III  318.  338  f.  356  —  sonstiges 
III  94.  179.  354«  —  2)  in  Libyen  446. 


Megara,  1)  in  Hellas  34  f.  203.  309  — 
demetrisch  313  f.  353.  366  —  unter 
Antigonos  Gon.  II  7.  11^  16,  17\  *. 
230.  235  —  achäisch  II  253.  298»  — 
böotisch  II  331  f.  —  achäisch  II  566. 
III  17  —  römisch  III  349  —  2)  auf 
Sizilien  II  184.  522-.  525.  528  —  3)  in 
Syrien  395.  401  —  4)  karthagischer 
Stadtteil  460. 

Megasthenes,  Historiker  391".    II  93. 

Megiste,  Insel  II  733  f.  745. 

Megistonus,  Spartaner  II  312  ff.  330  f. 
333. 

Megistos,  Fl.  II  391. 

Melankomas,  Freund  des  Achäos  II  394. 

Melas,  Fl.  in  Kappadokien  III  249*. 

Meleagros,  1)  Makedonier,  Gegner  des 
Perdikkas  193  f.  —  getötet  195  — 
2)  Freund  Peithons  271  —  3)  S.  des 
Ptolemäos  I  II  10.  15.  99"  —  4)  in 
seleukidischen  Diensten    III  170.  245. 

Meliboia,  1)  in  Thessalien  II  652».  702"  — 
2)  in  Magnesia  III  24.  126^  149.  167  — 
vielleicht  mit  1  identisch. 

Melite,  Insel  bei  Sizilien  II  511*. 

Meliteia  in  Phthiotis  206.  II  274.  457. 
III  318=^. 

Melos,  Insel  38^    II  10'6\  169. 

Memakener  in  Sogdiana  117^. 

Memnon,  1)  Rhodier  48.  59.  61.  64  f.  69  — 

2)  Strateg  in  Thrakien  106.  140.  499  — 

3)  von  Herakleia,  Historiker  15.  III  5. 
Memphis,  St.  85.  87.  II  105.  111.  375f. 

III  268.  270  —  Grabstätte  Alexanders 

217  (dazu  II  772). 
Memphites,    S.    des   Ptolemäos  VII    HI 

268.  270.  360'\ 
Menalkidas,    Spartaner    III    176^    315*. 

319-.  320.  339  f.  342. 
Menandros,  1)  Satrap  88.  184.  197.  220. 

225.  238  f.    —    2)  indo-hellenischer  K. 

III  30P.  302  f. 
Menas,  1)  Bithyner  III  329  —  2)  Sestier 

III  3741 
Mende,  St.  in  Makedonien  II  606. 
Menedemos,  1)  Makedonier  118'  —  2)  Rho- 
dier 329  —  3)  Krotoniate  481.  483  — 

4)  Eretrier,    Philosoph    377.    II   205. 
223.  227. 


438 


Register. 


Menekles,   1)  attischer  Archon  387*  — 

2)  Aegypter  II  580. 
Menekrates,  makedonischer  Offizier  405'. 
Menelaion  bei  Sparta  II  449. 
Menelais  bei  d.  Dolopern  III  21*. 
Meoelaos,  1)  Bruder  des  Ptolemäos  278  f. 

306.    318  ff.    —    2)  jüdischer   Hoher- 

priester  HI  228  ff.  238  f.  241. 
Menes,   im  Dienst  Alexanders  499.   511 

(zu  187). 
Menesächmos,  Athener  175.  179. 
Menestheus,    Freund    des    Demetrios    I 

m  245. 
Menestratos  (Menestas),  Epirote  II  697^. 

710. 
Menidas,  Offizier  184. 
Menippos,  1)  Makedonier  II 488  —  2)  im 

Dienst  des  Antiochos  III  II675f.  686. 

694  f.  699.  701. 
Meniskos,  Sölduerfiihrer  413f. 
Mennäos,  Dynast  in  Cölesyrien  III  221''. 

378. 
Menoitas,  Offizier  271. 
Menoitios  im  Dienst  des  Ptolemäos  I  320. 
Menon,    1)  Pharsalier   202.  206.  232  — 

2)  S.  des  Kerdimmas  77  (vgl.  88  und 

Arrian  II 13,  7.  III  6,  8).  —  3)  Egestäer 

485  f.  —  Dynast  487  f. 
Menschenopfer  in  Megalopolis  III  55  —  in 

Karthago  466. 
Mentor,  Khodier  47  f. 
Menyllos,    1)  Kon-mandant  in  Munichia 

209.    211.    234    —    2)    Alabandier   in 

ägyptischen  Diensten  III  211.  245. 
Mergane    (=  Morgantion?)  auf  Sizilien 

II  176. 

Meroe  in  Aethiopien  II  115.  III  275. 

Meroes,  Inder  135. 

Mesambria  (Mesembria)  in  Thrake  II  74. 

III  75.  78. 
Meschela  s.  Maschala. 

Mesene,  Landschaft  am  persischen  Golf 
II  94.  401«.  III  300. 

Mesopotamien,  Satrapie  197.  273.  II  91. 
94.148.159  —  parthisch  III  290.  297. 

Messana  auf  Sizilien  423  —  unter  Aga- 
thokles  436  ff.  440.  444.  472  —  von 
den  Mamertinern  besetzt  487  f.  (dazu 
U  775).  II  34.  37.  45. 175. 178 f.  181  — 


mit  Rom  verb.  II  182 f.  192.  517.  545. 
557. 

Messapier  426.  475  f.  —  mit  Tarent  verb. 
478  f.  II  29  f.  32  —  römisch  H  63. 

Messene  im  Peloponnes,  makedonisch  33. 
36  f.  55.  203.  256  f.  276.  280.  359.378. 
II  8  —  mit  Pyrrhos  verb  II  56.  57^  — 
selbständig  II  227«.  228.  260.  269. 
304  —  Zustand  II  410  f.  (dazu  lU 
379)  —  im  Bundesgenossenkrieg  II 
412  f.  416.  420.  423*.  424.  442.  444. 
448  f.  454  —  Unruhen  II  469.  471  f.  — 
in  den  makedonischen  Kr.  II  481. 
489.  501  f.  566.  646.  655.  661.  693  f.  — 
wird  achäisch  II  711  ff.  —  Abfall  III 
51  ff.  —  wieder  achäisch  III  54  f.  57. 
60.  112.  348  —  römisch  HI  355  f. 
359^  —  Aufgebot  U  420. 

Metapontion  in  Italien  474.  476.  479  — 
mit  Pyrrhos  verb.    II  32  —  mit  Rom 

II  63.  546^  —  mit  Hannibal  U  549  — 
römisch  II  552.  556. 

Meteon  in  Illyrien  III  159.  178^. 
Methana  im  Peloponnes,  ägyptisch,  viel- 
leicht Arsinoe  HI  38^  84.  214. 
Methone  in  Makedonien  25.  28.  32. 
Methydrion    in    Arkadien    II    309.    414. 

III  37. 

Methymna  auf  Lesbos   m  185.    328  — 

ptolemäisch  III  379  (zu  11  357). 
Meten,  Tarentiner  II  29". 
Metris,  pergamenische  Priesterin  III  201*. 
Metrodoros,  Makedonier  II  583.  III  152. 

155.  157. 
Metropolis,    1)    am   Acheloos    II    268-. 

435  —  2)  in  Thessalien  II  612  f.  699. 

703  —  3)  in  Phrygien  II  90=.  753. 
Metsowo,  Hochebene  II  611. 
Michael,  Erzengel  III  234. 
Michmas  in  Judäa  III  257^. 
Midaion  in  Phrygien  II  90^. 
Midon  s.  Milon  3. 
Mikion,  1)  Makedonier  207  —  2)  Athener 

n288f.  331.  4632.  464.  589  —  3)  Chal- 

kidier  III  136*;  vgl.  Mikythion. 
Mikkos,  Dymäer  U  434. 
Mikylos  (Mikythos)  292». 
Mikythion,  Chalkidier  U  689.  692.  695; 

vgl.  111  136*. 


Register. 


48» 


Milatos  auf  Kreta  II  427^ 

Miletos  (Milesier)  in  lonien,  makedonisch 
63.  102.  104.  163.  288.  380  —  ptole- 
mäisch  n  129  —  seleukidisch  11  134 f. 
586  —  frei  II  720.  730.  760.  III  19. 
63.  67^  132*.  136«.  172.  332.  356  — 
römisch  III  371  ^ 

Milinda  =  Menandros  (2)  III  30 1*'. 

Milindapanha,  Schrift  III  302^ 

Milon,  1)  im  Dienst  des  Pyrrhos  II  31  f. 
43.  48.  54.  56.  62  f.  —  2)  Epirote 
II  266  —  3)  Makedonier  III  160-5. 
164. 

Miltiades,  1)  Athener  173.  458  vgl. 
316  —  2)  Gesandter  HI  251 1. 

Miltiane  (Miltine),  St.  in  Afrika  464. 

Milyas,  Landschaft  66  f.  II  388.  390. 
760. 

Minäer,  Araber  II  117. 

Minnion  bei  Antiochos  III    IT  679.  742. 

Minoa  auf  Amorgos  II  169^. 

Q.  Minucius,  Legat  III  323. 

L.  Minucius  (Thermus),  Legat  III  2678. 

Q.  Minucius  (Thermus),  Tribun  II  757. 
761*. 

Misagenes,  Numider  HI  124. 

Mithrenes,  Satrap  62.  94. 

Mithridates,  1)  S.  des  Ariobarzanes, 
Perser  268.  348.  399  —  2)  I,  Ktistes, 
K.  des  pontischen  Kappadokien  399. 
406.  II  72  —  3)  II,  S.  des  Ariobar- 
zanes II 84. 137  vgl.  78'.  129. 154. 158  — 

4)  III,   S.  des  vorigen  H  359.  387  — 

5)  IV  Philopator  Philadelphos  III  78. 
328  —  6)  V,  Euergetes  III  368.  372  f.  — 

7)  Schwestersohn  des  Antiochos  III 
U  397,  vielleicht  identisch  mit  Nr.  5.  — 

8)  S.    des  Antiochos   III    II  639  f.  ~ 

9)  Satrap  von  Sophene  III  69.  75.  78. 
249»  —  10)  später  Ariarathes  V  III 
248  —  11)  s.  Arsakes  VI. 

Mithrobuzanes ,   Fürst   von  Sophene   III 

250. 
Mitylene  s.  Mytilene. 
Mitylos,  Illyrier  II  236. 
Mnasikles,  Kreter  215  f. 
Mnasilochos,  Akarnane  II  701.  746.  758. 
Mnasippos,  Böoter  III  183.  312. 
Mnesiptolemos,  Historiker  III  89^ 


Moagetes,  1)  Kibyrate  II  752  —  2)  Bu- 

bonier  III  371«. 
Mochyris  (?)  in  Libyen  III  21 P. 
Modein  in  Judäa  IH  235.  255=*. 
Moericus,  Iberer  II  536*. 
Mörissee  II  111. 
Moiragenes,  Makedonier  II  575. 
Moirokles,  Athener  58^  178«. 
Mokissos,  St.  III  76". 
Molon,  Satrap  und  Prätendent  II  364  ff. 

370. 
Molosser   in  Epirus   33.  202.    252.    11  5. 

36.  54*.  456^  —  Kontingent  II  59  — 
mit  Perseus  verb.  III  134  —  vernichtet 
III  167.  186  f.  336. 

Molpagoras,  Kianer  11  582. 

Molykkos,  Makedonier  257. 

Mondäa  in  Thessalien  III  23*. 

Mondfinsternis  218  v.  Chr.  II  391  (dazu 
779)  —  168  V.  Chr.  UI  161. 

Monimos,  1)  Spartaner  109^  —  2)  Make- 
donier 253. 

Monoikoshafen  bei  Massalia  490. 

Monunios,  Illyrier  II  10.  236^ 

Mophis  (Omphis)  =  Taxiles,  Inder  134*. 

Mopsion  in  Thessalien  III  124  f. 

Mopsuhestia  =  Seleukeia  am  Pyramos 
III  963. 

Morgantia  (Morgantion,  Morgantine),  St. 
auf  Sizilien  4241  430».  433.  436».  H 
176^  522.  529.  531  —  Murgentia  H 
542^ 

Morzios,  Paphlagonier  II  755.  III  70.  75. 
78. 

Mothone  in  Messene   11   410^  713*.    III 

37.  355'. 

L.  Mummius,  Konsul  IE  347  ff.  353  f. 
Sp.  Mummius,  Legat  III  269'.  351*. 
Munichia  im  Peiräeus,  besetzt  247.  285  — 

unter  Demetrios    313  f.  361    —    unter 

Antigonos  II  239  —   geräumt  II  288. 
Mui-gentia  s.  Morgantia. 
Musäos,  Gesandter  des  Antiochos  III   11 

746.  756. 
Museion  in  Athen  361.  378.    11  775  (zu 

I  386).  239  f. 
Musikanos,  Inder  145.  503. 
Muttines  s.  Myttones. 
Mygdonien  in  Mesopotamien  393.  II  94. 


440 


Register. 


Mykene.  Dorf  bei  Argos  H  625.  6602. 
Mylä,  1)  in  Perrhäbien  III 122  —  2)  bei 

Messana  436.  n  178. 
Mylasa    in  Karien,    seleukidiscb    II  85'. 

588.  759.    in  379  (zu  II  395)  —  frei 

m  63.  194.  369*.  371. 
Myndos  in  Karien,  makedonisch  64 f.  73. 

105'.  308  —  ptolemäisch  II  85. 101  — 

frei  II  586.  640.  730.  ni  63.  80.  367. 

371. 
Myonuesos    in  lonien  II   736  f.    III  632. 

363. 
Myos  Hormos  am  Roten  Meer  II  116. 
Myriandos  in  Phönizien  72  f. 
Myrina,  l)in  Aeolis  II  84.  643  —  2)  auf 

Lemnos  n  648.  581^  HI  189«. 


Myrleia,  Apameia  genannt  II  583. 

Myrmekion  am  kimmer.  Bos  porös  408. 

Myrmidon,  Athener  278  f.  285. 

Myropolis,  Halle  in  Megalopolis  III  462. 

Myrtilos,  Epirote  362. 

Myrton,  Epirote  III  312. 

Mysien,    pergamenisch  II  392.  760.    III 

70  —  Myser,  Kolonisten  und  Soldaten 

II  391.  741.  III  65.  367.  368». 
Mysta,  Geliebte  des  SeleukosII  II  154^. 
Mytilene    (Mitylene)    69  f.    87.    104.    163 

(dazu  II  772).  U  135'  —   frei  H  217. 

494.  727.  732. 
Mytistratos  auf  Sizilien  II  188. 
Myttones,  Libyphöniker  II  540  ff.  545*. 
Myus  in  lonien  II  586.  588. 


N. 


Nabarzanes,  Perser  100.  101\  108. 

Nabatäer  300.  II  116«.  117.  III  220.  240^ 
256. 

Nabis,  K.  von  Sparta  II 502.  563  f.  565  — 
gegen  die  Achäer  596  f.  616  —  mit 
Rom  verb.  624  ff.  —  Kr.  mit  den  Rö- 
mern II  655  ff.  660  ff.  —  neuer  Kr.  II 
677  f.  682  ff.  —  Ende  II  688.  71.5. 

Nahar-Malcha,  Kanal  II  369. 

Nandrus,  Inder  341. 

Napata  in  Aethiopien  II  115. 

Narthakion  in  Thessalien ,  Grenzstreit 
m  3181 

Nasos  in  Akarnanien  11  478. 

Naukratis  in  Aegypten  II  105.  III  171^ 
172. 

Naupaktos,  ätoliscbe  Bundesstadt  11 459  f. 
476.  486  f.  591.  598.  701.  711  —  ver- 
gebens belagert  714.  722  —  bleibt 
ätolisch  III  184.  346. 

Nauplia  II  59. 

Nautaka  in  Baktrien  121. 

Naxos,  Kyklade  H  102. 

Neapolis,  1)  in  Kampanien  426.  429  — 
mit  Rom  verb.  478.  II  35.  182.  507. 
555  —  2)  in  Afrika  451  —  3)  syra- 
kusischer  Stadtteil  II  532. 

Necho,  K.  von  Aegypten  II  115. 

Neiloienos,  makedonischer  Beamter  500. 

Nektanebos,  K.  von  Aegypten  47. 


Neleus  von  Skepsis  II  109. 

Nemeas,  Fl.  E  633. 

Nemeen,    Fest  280.    II  458.   486  f.   567. 

664.  lU  47^ 
Neolaos,  Bruder  Molons  II  365.  369  f. 
Neon,  1)  im  Dienst  des  Demetrios  320  — 

2)  Böoter   II   274.   326.    III    114^  — 

3)  Enkel   des  vorigen   III    114.    116. 
164.  185. 

Neoptolemos,  1)  S.  desArrhabäos  65  — 
2)  K.  der  Molosser  292  —  3)  Mo- 
losser,  Satrap  von  Armenien  197.  218. 
220 f.  252  —  4)  S.Alexanders  (9),  K. 
von  Epirus  348.  362. 

Neptunia  =  Tarent  II  556^ 

Nereis,  G.  Gelons  II  196.  265  f. 

Neroassos,  früher  Nora  229^ 

Nesioten,  Bund  II  102.  774  (zu  309).  IH 
80;  vgl.  Kykladen. 

Nestor,   1)  Epirote  II  266    —    2)  desgl. 

m  134. 

Nestos,  makedonischer  Grenzflufs  II  25. 

Neton  (Neaton),  St.  auf  Sizilien  430^ 
436\  454*.  II  175^  184.  539.  557. 

Nikäa,  1)  T.  Antipaters,  verm.  mit  Per- 
dikkas  195.  213. 218  —  mit  Lysimachos 
236*.  389.  397  —  2)  G.  des  Alexandros 
nr.  16  II  251  —  3)  St.  am  mali- 
schen Golf  11  621  —  4)  St.  bei  Mas- 
salia  490   —    5)  in  Bithynien  397  — 


Register. 


441 


bithynisch   H  81.    III  329    —    6)    am 

Paropamisos  128  —   7)  am  Hydaspes 

135.  140.  503. 
Nikagoras,    J)    Messenier    II    311.    362. 

410*  —  2)  Rhodier,  S.  des  Pamphilidas 

HI  bl\ 
Nikias,  1)  achäischer  Strateg  11 492  f. — 

2)  Sikeliote    aus    Engyon    II    540   — 

3)  Dynast  in  Cölesyrien  II  378.  III 
221^  —  4)  Beamter  des  Perseus  III 
147  f.  (var.  Nikon)  —  5)  Epirote  III 
183  —  6)  indo-hellenischer  Fürst  III 
302\ 

Nikandros,  1)  ätolischer  Staatsmann  II 
677.  710.  764 ff.  768  —  von  der  ma- 
kedonischen Partei  III  102^  1031  133  — 
2)  Archipirat  II  726. 

Nikanor,  1)  Admiral  Alexanders  63  — 
2)  Stageirite  177.  178'  (vielleiclit  mit 
1  identisch)  —  3)  indischer  Satrap  130. 
500 f.  —  fällt  1321  501  —  4)  Satrap  des 
Antigonos  225.  270.  299  —  fällt  303. 
339  —  5)  im  Dienst  des  Ptolemäos  I 
230  —  6)  Freund  Kassanders,  Kom- 
mandant der  Munichia  234.  241  f. 
244  f.  —  wird  beseitigt  249  —  7)  Bru- 
der Kassanders,  durch  Olympias  ge- 
tötet 251  —  8)  Mörder  des  Seleu- 
kos  III  II  172  —  9)  Feldherr  Phi- 
lipps V  II  592.  630  —  10)  im  Dienst 
des  Antiochos  IV  III  236  —  11)  Freund 
des  Demetrios  I  III  245.  252  f.  —  fällt 
III  254  —  12)  Epirote  III  312. 

Nikarchos  bei  Antiochos  III  II  378  f. 

Nikasipolis,  Mutter  der  Thessalonike 
255'. 

Nikatorion  am  Euphrat  395. 

Nikephorion,  1)  St.  am  Euphrat  395  — 

2)  Heiligtum  bei  Pergamon  II 584.  III 
66.  327. 

Nikippos,  Messenier  II  424. 
Nikodamos,  Aetoler  II  765. 
Nikodemos,  Eleer  III  47\ 
Nikokles,   1)   K.  von  Paphos   219.    306 
(dazu  II  774)   —   2)  Athener  243  — 

3)  Sikyonier  II  244  f. 

Nikokreon,  K.  von  Salamis  219.  278  f. — 
Strateg  von  Kypros  294  —  beseitigt 
306^  (dazu  H  774). 


Nikolaos ,  1)  Aetoler  in  ägyptischem 
Dienst  II  374  —  bei  Antiochos  d.  Gr. 
II  377  —  2)  Makedonier  III  332  — 
3)  von  Damaskos,  Historiker  13. 

Nikomachos,  1)  Vat^r  des  Aristoteles 
51  —  2)  beiPyrrhos  II  48  f.  —  3)  bei 
Achäos  II  394. 

Nikomedeia,  St.  II  81.  III  330. 

Nikomedes,  1)  I,  K.  von  Bithynien  II  23. 
73.  75  ff.  81. 136  —  s.  Statue  II  207^  — 
2)  II,  S.  des  Prusias  II  583^  III  201^ 
326*.  327  ff.  368.  372  —  3)  III,  III 
330«  —  4)  Monodus  III  3301  365'-. 

Nikon,  1)  Tarentiner  II  547  ff.  550^  551  — 
2)  Aegypter  H  575^  576. 

Nikonia,  St.  am  Tyras  408. 

Nikophanes,  Megalopolite  11  327. 

Nikostratos,  1)  Aetoler  II  409.  412  — 
2)  Argiver  II  487*  —  3)  achäischer 
Strateg  II  625.  633. 

Nil  mit  dem  Roten  Meer  verb.  II  115. 

Nilmündungeu  323. 

Niphates,  Perser  60. 

Nisäa,  1)  Landschaft  in  Medien  180. 
181'  —  2)  parthische  Stadt  III 
301^ 

Nisibis  (=  Antiocheia  in  Mygdonien)  393. 

II  368.  III  96^ 

Nisos,  S.  des  Alketas,  Molosser  292. 
Nisyros,   Insel  der  Rhodier  II  86.  587  f. 
Nomographen   bei  den  Aetolern   II  215. 

563. 
Nomophylakes  in  Athen  248. 
Nora  (später  Neroassos)  Kastell  in  Kappa- 

dokien  228  f.  236. 
Notion  in  lonien  II  735  —  Kolophonier 

daselbst  II  759. 
Numantia,  belagert  III  296.  364. 
Numenios,  Satrap  von  Mesene  II  401^ 
Numider  (Nomaden)  450.  456  —  bei  den 

Karthagern   H  540  f.  543    —    bei  den 

Römern  III  124  f.  —  Verkehr  mit  Hellas 

III  10.  19. 

T.  Numisius,  Legat  HI  174. 
Nutria  in  Illyrien,  belagert  II  284. 
Nymphäon,    1)    am   kimmerischen  Bos- 

poros    408    —    2)    bei   Apollonia   IH 

119. 
Nymphios  (Nypsios?),  Neapolite  478. 


443 


Register. 


Nymphis ,    Herakleote ,    Historiker    und 

Staatsmann  11.  406.  II  137. 
Nymphodoros,  Syrakusier  441. 
Nysa,  1)  G.  des  Ariarathes  V  III  249*  — 


2)  St.   in  Karien   II  89.    III   370^ 

3)  in  Indien  129». 

Nysäos,  S.  des  Dionysios  I  420  f. 


0. 


Oase  des  Ammon  86. 

Oborzos,  Perser  11  163. 

Ocellus,  Lukaner  429^. 

Ochos,  1)  s.  Artaxerxes  III  —  2)  Fl.  1201 

II  165. 
Octavianus  s.  Augustus. 

Cn.  Octavius,    1)  Legat    191   v.  Chr.    II 
701    —   2)  Tribun  HI  137   —   Prätor 

III  152.  155.  160.  166f.  179  —  Legat 
III  206*.  219.  243.  312^  —  ermordet 
III  244. 

Odessos,  St.  am  Pontos  286.  348. 
Odomanten    in    Makedonien    III   166  — 

Odomantike  III  333. 
Odrysen  60*.  367.  II  570.  III  28  f. 
Oeta  (Oetäer)  s.  Oite. 
Oianthe,  St.  in  Aetolien  II  449. 
Oinanthe,  Mutter  der  Agathokleia  11  404. 

574.  576. 
Oineon,  St.  in  Lokris  III  184. 
Oiniadä,  ätolisch  177.  282.  287*.  II  237. 

268-    —    makedonisch  II  435.  460  — 

ätolisch    II  478.  503    —    akarnanisch 

II  769.  III  12.  14. 
Oinis,  Messenier  II  424. 
Oinoanda  in  Pisidien  III  371. 

Oinoe,  1)  in  Elis  II  228*  —  2)  in  Aetolien 

III  184. 

Oinoparas,  Fl.  bei  Antiochien  III  264. 

Oion  in  Lakonien  III  342'. 

Oite,  Berg  II  17.  711  —  Oitäer,  Stamm 

202    —    ätolisch  II  8.  213  —  Amphi- 

ktionen  II  219*.  III  13.  356. 
Okranes,  Meder  271*. 
Olbe  in  Kilikien  III  259"^  —  Tempel  III 

377  (zu  396). 
Olbia,  1)  am  Borysthenes  171.  408.  413  — 

2)  bei  Massalia  490. 
Oligarchien  in  Hellas  209  ff.  236.  245. 
Olkinion  in  lUyrien  III  167.  178. 
Olus  auf  Kreta  II  427«.  III  84*.  321". 
Olygyrtos  (Oligyrtos),  Pafs  II  341.  415. 


Olympia,  in  Elis  291.  11414.440  —  ge- 
ehrt und  beschenkt  II  206.  III  11.94. 
179.  353.  354«  —  Olympien  von  208 
V.  Chr.  II  491  f.  552  —  Olympiaden 
II  353. 

Olympias,  1)  Mutter  Alexanders  d.  Gr. 
43.  51  f.  67^  —  mit  Antipatros  ver- 
feindet 156.  169.  176.  213  —  Regentin 
237.  239.  241  f.  250.  252  f.  263  f.  — 
Ende  254  —  2)  G.  des  Alexandros  von 
Epirus  II  264  —  3)  Mutter  des  An- 
tigonos  Doson  II  286^  —  4)  Stadt- 
name  III  20^  23'. 

Olympichos,    1)    kleinasiatischer  Dynast 

II  160.  359.  571  f.  587  (dazu  III  379)  — 
2)  Böoter  aus  Koroneia  III  115. 

Olympieion  in  Athen  III  18. 
Olympiodoros ,    1)   attischer   Staatsmann 

357  f.  378.  386.  387'    —    gewinnt  den 

Peiräeus   II  231    -    2)  Byzantier  II 

385. 
Olympos ,   Berg,   1)  bei  Sellasia  II  341. 

343  —  2)  in  Galatien  II  754. 
Olynthos,    St.   der  Chalkidier  27.  29  — 

zerstört  32  —  ersetzt  257. 
Omias,  Spartaner  II  422. 
Omphis  (oder  Mophis),    indischer  Name 

des  Taxiles  131*. 
Onatas,  Bildhauer  II  484«. 
Oneia,  Berge  II  332. 
Onesikritos,  Obersteuermann  Alexanders 

140.  166  —  Schriftsteller  5. 
Onias,  1)  Hoherpriester  III  91.  92'.  93*. 

227 f.    230*    —    ermordet    III    229   — 

2)  ägyptischer  Jude  III  212*.  213.  267^ 
Onomarchos,  Phokier  31. 
Onomas  (vielleicht  Onomastos),  Spartaner 

109'. 
Onomastos,  Makedonier  III  25. 
Ooerki  (Huwischka),  indoskythischer  K. 

III  304. 

Ophelas ,    Makedonier  in   Kyrene   216  f. 


Register. 


44S 


(dazu  II  772).  294.  303»  —  abtrünnig 
310  —  mit  Agathokles  gegen  Kar- 
thago 310.  401.  457  f.  II  774  (zu  310). 

Opis  am  Tigris  167  f. 

Opus  in  Lokris  290  (dazu  IH  377).  — 
ätolisch  II  242  —  böotisch  II  211  \ 
274f.  335  —  makedonisch  11491.620. 

Ora,  indische  St.  129  f.  500. 

Orbelos,  Gebirge  in  Makedonien  305. 

Orchomenos,  1)  in  Böotien  32.  35.  57. 
99^  II  210'  —  2)  in  Arkadien  276. 
279.  337-.  n  230  —  ätolisch  II  260. 
262.  306-  —  kleomenisch  II  307. 
313  —  makedonisch  II 338.  347.  415  — 
achäisch  II  608.  III  35=^.  342  —  3)  in 
Thessalien  346*. 

Ordanes,  Perser  151. 

Oreos  auf  Euböa  33  f.  288  f.  —  make- 
donische Festung  II  490.  493.  596. 
603.  606  f.  —  frei  II  650.  652.  665  — 
römische  Flottenstation  III  128.  145. 
Vgl.  Histiäer. 

Oresten  (Orestis)  in  Makedonien  24''.  II 
488.  602  f.  —  befreit  II  651.  III  21. 
112.  381  (zu  III  180). 

Orestes,  1)  K.  von  Makedonien  26  — 
2)  s.  Aurelius. 

Orestorios,  Galater  II  18. 

Orgissos,  St.  in  Illyrien  II  465. 

Orikos  in  Illyrien  U  471.  478.  665.  667. 
III  187. 

Orion  auf  Kreta  II  429. 

Oriten,  den  Gedrosiern  zugehörig  149. 

Orkynia  in  Kappadokien  228. 

Oroanda,  St.  in  Pisidien  II  753  (dazu  III 
380).  757. 

Orobatis,  Stadt  am  Kophen  130.  500. 

Orontes,  1)  abtrünniger  Satrap  47  — 
2)  Satrap  von  Annenien  264.  390. 

Orontobates,  1)  Satrap  von  Karlen  64. 
73  —  2)  Satrap  von  Medien  271. 


Orophemes,  Kappadoker,  Prätendent  III 
248.  250  £F.  260. 

Oropios,  Satrap  197. 

Oropos,  St.  in  Böotien  21  —  attisch 
35  —  selbständig  237  —  böotisch  290. 
377.  II  210^  ni  314^  —  Streit  mit 
Athen  III  319  f.  —  römisch  III  357*^  — 
Heiligtum  II  206.  III  11.  179.  353. 

Orsoaltios,  Thraker  II  138^ 

Orsodates,  Baktrianer  123. 

Orthobule,  Aetolerin  III  106'. 

Orthon,  Syrakusier  457. 

Orthosia,  1)  St.  in  Syrien  II  152.  III 
293  —  2)  in  Karlen  III  194. 

Ortiagon,  Galater  II  754.  755'.  III 
72. 

Ortospana,  St.  in  Indien  114".  128". 

Ortygia,  Stadtteil  von  Syrakus  420  f.  II 
38.  44  —  erobert  II  536  f. 

Orxines,  abtrünniger  Satrap    151*.  156  f. 

Osroene,  Provinz  II  94. 

Ossadier,  luder  144. 

Ostia  bei  Rom  II  41.  III  245. 

T.  Otacilius  (Crassus) ,  Prätor  auf  Si- 
zilien II  5211  538*.  545«. 

Ottolobos  in  Makedonien  II  601  f. 

Oxathres,  1)  Bruder  des  Dareios  Kodom. 
119^  166  —  2)  S.  des  Abulites,  Sa- 
trap 95.  99.  157  —  3)  S.  des  Dio- 
nysios  von  Herakleia  345.  397. 

Oxos,  Fl.  114. 

Oxyartes,  Sogdianer,  Vater  der  Roxane 
114.  121  f.  —  Satrap  197.  260.  271. 
500.  502.  504  f. 

Oxydates,  Satrap  von  Medien  100. 
121. 

Oxydraker  (Sydraker),  Inder  Ulf.  143*. 
144.  497.  501.  503*. 

Oxykanos   (oder  Portikanos),   Inder  145. 

Oxythemis,  im  Dienst  des  Demetrios 
335-  —  Gesandter  370.  485  ff. 


P. 


Pachynos  auf  Sizilien   II  516.  522.  528. 

535. 
Päanion,  ätolisches  Kastell  II  435. 
Pädopolites,  Galater  III  72  ^ 
Päoner,  Stamm  24.  28  S.  304.  396.  II 14. 


25  —  in  Makedonien  einverleibt  II 225. 
III  120.  180. 
Päri«ades,  1)  S.  Leukons,  Bosporaner  410'. 
411-.'.  412  f.  —  2)  II,  S.  desSatyros 
414  -  3)  III  415^ 


444 


Register. 


Pästum  s.  Poseidonia. 

Pagä  (Pegä)  in  Megaris  II  331  f.  III  38. 

Pagen  am  makedonischen  Hofe  125. 

Palägaza  295. 

Palämagnesia  (Altmagnesia)  II  162. 

Paläpharsalos  in  Thessalien   11  612.    HI 

129.  145. 
Palamedes,    Feldherr   des   Demetrios   II 

III  284.  292. 
Pale  auf  Kephallenia  II  444.  448. 
Pallakopas,  Kanal  184. 
Palibothra    (Pataliputra) ,     am    Ganges 

341^*.  507^  508.    II  92.    III  302. 
Pallantion  in  Arkadien  II  309.  349'.   III 

37.  354«. 
Pallene,  Halbinsel  II  22.    lU  148  f. 
Pamböotien,  Fest  II  409. 
Pammenes,  Thebaner  28*. 
Pamphilidas,  rhodischer  Admiral  II  727- 

733  f. 
Pamphylien,  makedonisch  66 ff.  197.  342- 

349.  35P.  '   —   z.   T.   ptolemäisch   II 

128.  1391  141   —   seleukidisch  II  85. 

390.   640.   741.    752   —  pergamenisch 

II  757.  760.    HI  62  —  frei  III  372. 
Panätolos,  Aetoler  II  374. 
Panakton  in  Attika  247.  333  f. 
Pandosia  in  Italien  477.    II  33. 
Paneiou,  an  den  Jordanquellen,  Schlacht 

II  578  f. 

Pannonien,  keltisch  II  13. 

Panopolis  in  Aegypten  III  208. 

Panormos,  1)  auf  Sizilien  427.  429.  II 
45  —  römisch  II 188. 192.  529  f.  557  — 
2)  in  Epirus  II  268*.  III  318"  —  3)  in 
Achaia  II  459  f.  —  4)  auf  Samos  II 
725. 

Pantänos,  Aetoler  II  250. 

Pantaleon,  1)  Aetoler  II  269.  434  — 
2)  desgl.  II  709.  III 109. 137  —  3)  desgl. 

III  103^  (vielleicht  mit  2  identisch)  — 
4)  Dynast  in  Arachosien  III  287. 

Pantarkes,  Eleer  11  269*. 

Pantauchos,  1)  Makedonier  372  —  2)  im 

Dienst  des  Perseus  IJI  151.  164. 
Panteus,  Spartaner  II  339".  363. 
Pantikapäon  am  kimmer.  Bosporos  408. 

414. 
Paphlagonien  (Paphlagoner)  71.  89.  196. 


11  72   —    selbständig  II  81.  755.    III 

70.  368. 
Paphos  auf  Kypros  294.  319.  510  (zu  87). 
Cu.  Papirius,  Legat  III  346. 
L.  Papirius  (Cursor)  II  61".  63'^ 
Parachelois  in  Thessalien  III  19. 
Parätaker   (Parätakene) ,    1)    in    Medien 

98*.  99.  265  —  2)  in  Baktrien  122  f. 
Parätonion,  St.  IL  132.  III  376  (zu  1  86). 
Parapotamia    in    Syrien    11    94    —    am 

Euphrat  II  368. 
Parauäa,  Landschaft  in  Epirus  364.  II  6. 
Parion  am  Hellespont  342.  348.    III  62. 

370^  371^ 
Parmenion,  Feldherr  Philipps  40.  43  — 

Alexanders  59  ff.  66  ff.  72  f.  75  ff.  91  ff. 

96.  99  —  Tod  111. 
Parner,  Skythen  II  165. 
Parnassos  in  Kappadokien  III  76. 
Paron,  Krotoniate  481. 
Paropamisos,  Gebirge  (Hindukusch)  112jf. 

114"^  126.    n  401    —  Paropamisaden, 

Satrapie   113.    128.   197.  260.  500.    II 

94^  164  —  Kontingent  159'. 
Paroräer,  Epiroten  III  180^ 
Faros,   Insel  II  102   —  makedonisch  II 

581.  592  —  frei  II  635  —  nicht  athe- 
nisch II  648^    ni  189«. 
Parthenion,  Gebirge  H  421. 
Parther  (Parthyäa)  unter  Alexander  107. 

121. 151  —  Kontingent  93. 159\  167  — 

Satrapie  197.  225.  259.  II  773  (zu  260). 

n92.  94"^  —  selbständig  U  140  f.  164  ff. 

398.    ni  88.  220   —   Ausbreitung  HI 

284  f.  288.  292.  310  —  hellenisiert  III 

301. 
Parthiner,  lUyrier,  römisch  II  284.  467  — 

makedonisch  II  474.  501  f.  —  illyrisch 

II  652  —  frei  111  15.  140.  144. 
Parysatis,  G.  Alexanders  d.  Gr.  166. 
Pasargadä  97.  156  f.  496. 
Paseas,  Tyrann  von  Sikyon  II  244. 
Pasikrates,  K.  von  Soloi  219. 
Pasiphilos,  Strateg  des  Agathokles  440  f. 

469.  472. 
Pasitigris,  Fl.  bei  Susa  157  —  Gefecht 

261  f. 
Passaron,  St.  der  Molosser  362.  IH  167. 

186. 


Register. 


445 


Patala   (Pattala),    St.    und    Landschaft 

Indiens  146  f.  496*.  503. 
Pataliputra  s.  Palibothra. 
Patara  in  Lykien  (J7.  329  —  ptolemäisch 

II    128    —    antiochisch    11    640.    670. 

730  f.  734.  745.  758. 
Patavium  in  Oberitalien  480-. 
Paträ  in  Achaia  281.  313  —  frei  II  11. 

18.  211.  412ff.  451.  453.  766  —  Syn- 

telie  n  4551    III  347. 
Patrokles,    1)    im   Dienst    des    Seleukos 

302.  381  —  und  Antiochos  392.    II  75. 

98*  —  2)  ägyptischer  Nauarch  11  130 

(dazu  n  777).  234  f.  428. 
Patron  (Parron),  Phokier  93.  lOP. 
Patronomen  in  Sparta  11  317. 
Pausanias,  1)  K.  von  Makedonien,  S.  des 

Aeropos  26.  28  —  2)  der  Oreste  51  — 

3)  bei  Antigonos  286  —  4)  bei  Seleukos 

382   (vielleicht   mit  dem  vorigen  iden- 
tisch) —  5)  Epirote  II  610  —  6)  Pheräer 

II  699  —  7)  der  Perieget  14".    II  356. 

in  5  —  Kritik  II  16^  171  303i.   III 

319^ 
Pausimachos,  ßhodier  II  726'. 
Pausippos,  Lakedämonier  109  ^ 
Pausiras,  Aegypter  III  87. 
Pausistratos,  Rhodier  II  636  f.  720.  725  f. 
Paxoi,  Inseln  11  283. 
Pedasa   in   Karlen,   von  Philipp  besetzt 

II  587  —  geräumt  II  648. 
Pednelissos.  St.  in  Pisidien  11  388  f. 
Peiräeus,  Hafen  Athens,  von  Kassander 

besetzt    241.    244    —    von    Demetrios 

erobert  313.  360f.  379  —  befreit  386. 

II  7.  113.  231.  234  —  makedonisch  K 

272  —  wieder  athenisch   II   288.  591. 

595 ff.    —   Flottenstation   II  607.  619. 

706.  729.    ni  17  —  von  den  Achäern 

geschützt  II  694. 
Peiresiä,  St.  in  Thessalien  II  612. 
Peisäos,  Makedonier  192. 
Peisis  (Pisis),    Thespier   366  f.    IH   377 

(zu  I  290). 
Peisistratos,  Böoter  II  626.  647. 
Peithidemos,  athenischer  Archon  II  283. 

in  385. 
Peitholaos,  Pheräer  30. 
Peithon,  1)  S.  Agenors,  Strateg  in  Indien 


146  f.  197.  340.  503  ff.  504'"'  —  in  Ba- 
bylon 295  f.  506  —  fällt  297  f.  —  2)  S. 
des  Krateuas,  Leibwächter  192  —  Sa- 
trap von  Medien  196.  199  f.  —  Gegner 
des  Perdikkas  223  f.  —  Freund  des 
Antigonos  259.  261.  263.  265.  269. 
506  —  hingerichtet  270  f.  —  3)  S.  des 
Sosikles,  von  Spitamenes  gefangen  120. 

Pelagonia,  Landschaft  und  St.  in  Make- 
donien II  465.  478.  600  ff.  —  im  4.  Make- 
donien in  180. 

Pelinnäon,  St.  in  Thessalien  202'.  206*. 
n  699.  702. 

Pelion,  illyrische  St.  55.    II  602. 

Pella,  1)  St.  in  Makedonien  24^  4P.  11 
101  436.  478  f.  —  römisch  III  164  f.  — 
im  3.  Makedonien  III  180.  333.  336  — 
2)  im  nördlichen  SjTien  =  Apameia 
383'.  394  —  3)  in  Cölesyrien  n  125. 
378.  III  221.  240^  —  Berenike  ge- 
nannt II  141. 

Pellana  in  Lakonien  11  462.  566.  683. 

Pellene  in  Achaia  55.  105.  287'-  —  im 
achäischen  Bund  11  212.  256.  303'. 
329.  633. 

Pelopidas,  Thebaner  21.  27.  46. 

Peloponnes,  Peloponnesier,  mit  Ptolemäos 
verb.  309  —  unter  Demetrios  335  ff. 
353  —  Pyrrhos  daselbst  II  56  —  gegen 
Antigonos  II  229  ff.  —  Einigung  n  290. 

Pelops,  K.  von  Sparta  11  482.  564. 

Peltä  in  Phi7gien  II  90^ 

Peltasten ,  makedonische  II  448.  451  f. 
474.  630  f.  —  bei  Hieron  II  510. 

Pelusion  in  Aegypten  84.  323  —  von 
Antiochos  IV  erobert  HI  171.  173. 
175  f. 

Pendschab  s.  Indien. 

Penesten  in  Illyrien  III  141  f. 

Penteleion,  Ort  in  Ai'kadien  II  329. 

Peparethos,  Insel,  makedonisch  II  489  f. 
580.  600  —  athenisch  IH  381  (zu 
189). 

Peräa,  rhodisches  Festland  II  85  f.  111 
194*  —  angegriffen  11587.  621  f.  626. 
636  f.  731.  733. 

Perdikkas,  1)  K.  von  Makedonien  24  — 
2)  II,  K.  25  —  3)  in,  Bruder  Philipps 
27    —    4)    S.    des    Orontes,    Feldherr 


446 


Register. 


Philipps  43  —  Alexanders  6V.  128. 
131.  137^  142  f.  144.  166  —  Leib- 
wächter 191  —  Reichsverweser  193  f. 
196.  199.  213  f.  —  Kr.  mit  Antigonos 
und  Antipatros  214  f.  217  ff.  222  — 
fällt  223  —  5)  Unterfeldherr  des  Eumenes 
228. 

Pergamon  (Pergamener) ,  unter  Lysi- 
machos  398  —  Fürstentum  II  73  (dazu 
in  378).  130.  156  f.  —  gegen  Philipp 
II  584.  610  —  gegen  Antiochos  II 
731  f.  —  nach  188  v.  Chr.  Ill  61  ff.  — 
unter  Eumenes  II  111  66  (dazu  III 
381).  359  ff.  —  Attalos  II  III  327. 
361  f.  —  frei  lU  365.  367  f.  —  römisch 
m  370  f.  —  Dekret  für  Hyrkanos  III 
306«  —  Fürsten  HI  18.  65  —  Feste 
n  207.  III  66.  385*.  Vgl.  Attalos, 
Eumenes,  Philetäros. 

Perge  in  Pamphylien  67.    II  757. 

Perigenes,  ägyptischer  Nauarch  II  377. 

Perilaos,  1)  Bruder  Kassanders  III  377 
(zu  257)  —  2)  bei  Antigonos  Monophth. 
280. 

Perinthos,  St.  an  der  Propontis  33.  39. 
44  —  mit  Byzanz  verb.  II  137.  384  — 
makedonisch  U  581.  622  —  befreit 
n  648. 

Periöken,  lakedämonische  II  297.  564. 
659.    III  341  f.  357. 

Perperene,  St.  in  Mysien  II  732. 

M.  Perperna,  Konsul,  in  Asien  III  369. 

Perrhäber,  Stamm,  makedonisch  31.  106. 
202.  252.  n  336  —  befreit  II  651. 
653  —  im  antiochischen  Kr.  II  699. 
714  —  Streit  mit  Philipp  III  21  ff. 
25  —  im  3.  makedonischen  Kr.  III 
105  f.  122.  125.  145.  183  —  später  III 
356  —  perrhäbischer  Pafs  253.  III 
159  f. 

Persäos,  Stoiker  in  makedonischem  Dienst 
II  223.  227.  252  f.  263^. 

Perseis,  makedonische  St.  III  28. 

Persephone,  ihr  Heiligtum  in  Lokri  II 
50  f.  553. 

Persepolis  97  f.  263.  496. 

Perser  (PersisJ  44  —  Reich  und  Ver- 
fassung 45  ff.  495  f.  —  Seemacht  63  ff. 
69  f.  102  ff,  —  makedonisch  97  f.  164  — 


Satrapie  156  f.  197  —  seleukidisch 
299.  II  92.  94.  148.  163.  396.  m 
216  —  abtrünnig  III  284.  290  —  Perser 
als  Kolonisten  II  111.  162  —  im  make- 
donischen Heer  167.  184.  260.  II  96. 
379  —  persische  Pässe  96  f.  510. 

Perseus,  1)  Makedonier  II  478.  III  31^  — 
2)  S.  Philipps  V  II  600 f.  766.  IH  29. 
31  ff.  —  K.  III  81.  90.  98  ff.  —  Kr. 
mit  Rom  III  113.  117  ff.  121  ff.  129. 
134  ff.  140  ff.  146  ff.  159  ff.  —  Ende  III 
188  —  Verhältnis  zu  den  Galatern  III 
100  f.  153  f.  —  zu  Kreta  HI  321.  323  — 
zu  Eumenes  HI  197  ff.  —  Charakter 
III  153  f.  —  Bild  III  178  —  Kinder 
III  188.  331  f. 

Pessinus,  Heiligtum  II  82.  753  f.  —  per- 
gamenisch  III  69.  204  —  autonom  III 
372. 

Petelia,  St.  in  Italien  480^  II  508.  554. 
557. 

Petines,  Perser  60. 

Petosarapis  (Dionysios) ,  Aegypter  lU 
208. 

Petra,  1)  in  Perrhäbien  III  21*.  159  — 
2)  in  Thrakien  III  29  —  3)  in  Arabien 
301. 

Peträos,  Makedonier  II  422.  444. 

Petriner  {ütTQivoi)  auf  Sizilien  II  188*. 

Peuke,  Donauinsel  54. 

Peukelaotis,  indische  Landschaft  und  St. 
128.  130  f.  500. 

Peuketier  in  Italien  476.  483. 

Peukestas,  Makedonier  143  —  Leibwächter 
und  Satrap  von  Persien  157.  165  f.  184. 
192.  197  —  mit  Eumenes  260  ff.  267  ff. 
—  abgesetzt  272. 

Peukolaos,  Makedonier  119. 

Phädros,  attischer  Strateg  207.  379'.  II 
232. 

Phäka  in  Thessalien  II  612. 

Phäneas,  ätolischer  Staatsmann  II  621. 
645.  691.  7041  709  f.  7641  766.  768. 

Phacnnis,  Dichterin  II  79'. 

Phästos ,  1)  auf  Kreta  III  68''  —  2)  in 
Thessalien  II  702. 

Phakion  in  Thessalien  II  612.  702. 

Phakos  bei  Pella  IH  147.  165.  311. 

Phaläkos,  Phokier  32. 


Register. 


447 


Phalanna  in  Thessalien  III  124. 
Phalanthos,  Tarents  Gründer  475^ 
Phalara  bei  Lamia  II  484  f.  691.  710. 
Phalarion,  sizilisches  Kastell  443. 
Phalaris,  Tyrann  II  5GI. 
Phalasarna  auf  Kreta  III  321*.  322«. 
Phaloria  in  Thessalien  II  613.  652^  702. 

III  23. 
Phanä  auf  Chios  III  155. 
Phanagoreia,  bosporanische  St.  408. 
Phanote  in  Epirus  HI  134.  144.  167. 
Pbanoteus  in  Phokis  II  456.  615. 
Pharä,   1)  in  Achaia  II   11.    211.  412  f. 
434.    453    —    2)    in   Messene   II   566. 
713*.    III  55. 
Pharasmanes,  1)  Chorasmier  119  —  2)  S. 

des  Phrataphernes,  Satrap  151. 
Pharkadon  in  Thessalien  31 '.  38\  237. 
Pbarnabazos,  1)  Perser  47  —  2)  S.  des 

Artabazos  69  f.  103  f. 
Pharnakeia,  St.  am  Pontos  III 381  (zu  74). 
Pharnakes,  K.  des  Pontus  III  70.  74  ff. 
(dazu  III  381).  78  —  Tod  202.  215^.  328. 
Pharnuches,  Lykier  117  f. 
Pharos  in  Illyrien  II  106.  277  —  römisch 

436  ff.  467.  503.    ni  178. 
Pharsalos    in    Thessalien    206*.    208.    II 
457    —    ätolisch   II   273^  287^   324^ 
494.   503   —   thessalisch  II  588.  622. 
645.  651  —  von  Antiochos  erobert  II 
700   —    wieder   thessalisch  11   703  — 
Paläpharsalos  s.  dieses. 
Pharygä  in  Phokis  243. 
Pharykos,  Aetoler  II  261''.  271. 
Phaseiis   66  f.    —    frei  308.    II  85.  733. 

III  63.  193. 
Phatnitische  Nilmündung  323. 
Phayllos,   1)  Phokier  31   —  2)  Argiver 

II  487*. 
Phegeus,  Inder  138. 
Pheia  in  Elis  II  414. 
Phelline,  St.  in  Afrika  463. 
Pheneos  in  Arkadien  II  257.  260'.  329. 
Pherekles,  Satrap  II  165. 
Pherä,    St.  der  Thessaler  31  f.  346  f.    II 
273^  457.  612.  629  —  von  Antiochos 
erobert  II  698  f.  703. 
Phiditien  in  Sparta  II  297  —  reformiert 

n  301. 


Phigaleia  in  Arkadien  II  230.  257  — 
ätolisch  II  260.  306*.  325.  409.  412. 
414  —  achiüsch  II  442. 

Phila,  1)  T.  Antipaters,  G.  des  Krateros 
207.  278  —  des  Demetrios  280.  295. 
329.  355.  365.  3841  II  263*  —  stirbt 
376  —  2)  G.  des  Antigonos  Gon.  II 
23.  77.  263.  III  377  (zu  I  391)  — 
3)  St.  in  Makedonien  III  125.  146  ff. 
159. 

Philadelpheia,  1)  in  Cölesyrien  =  Rab- 
batammoQ  II  141.  III  221.  240*  — 
2)  in  Lydien  III  362. 

Philä  in  Aegypten  III  213^ 

Philammon ,  Aegypter  II  573'.  574. 
576. 

Phileas,  Tarentiner  II  547 \ 

Philemenos,  Tarentiner  II  547  ff.  551. 

Philemon,  Dichter  II  239 \ 

Philetäreia,  Ort  II  156. 

Philetäros,  1)  Tianer,  Dynast  von  Per- 
gamon  403.  406.  n  23^  72  f.  84  (dazu 
378).  130.  206.  207.  III  68<'  —  2)  S.  des 
Attalos  I  II  628.  III  18*.  64.  72^. 
122.  204. 

Philetas,  Dichter  II  107^  110. 

Philinna,  G.  Philipps  191. 

Philinos,  1)  Akragantiner,  Historiker  11  — 
2)  Korinthier  III  341*. 

Philippides,  komischer  Dichter  358.  II 
205. 

Philippoi,  St.,  früher  Krenides  29. 

Philippos,  1)  Bruder  des  Perdikkas  (2) 
25*  —  2)  il,  S.  des  Amyntas,  K.  27  ff. 
36  f  39  ff.  —  im  Peloponnes  36  f.  II 
4493  _  Frauen  43  —  Grab  198  — 
göttliche  Ehren  263  —  3)  III,  früher 
Arrhidäos,  S.  des  voi'igen  191  —  wird 
K.  193  f.  212  —  Edikt  an  die  Hellenen 
236  f.  243.  245  —  Ende  250  f.  255  — 

4)  S.  des  Menelaos,  Makedonier  110  — 

5)  Satrap  von  Baktrien  197  —  von 
Parthien  225  —  beseitigt  259  (vielleicht 
mit  dem  vorigen  identisch)  —  6)  Akar- 
nane,  Arzt  72^  —  7)  S.  des  Machatas, 
Satrap  von  Indien  131  f.  141.  144 
500  f.  —  fällt  151.  340.  504  —  8)  S. 
Antipaters  287  —  9)  G.  der  Berenike 
361.  388  —  10)  Freund  des  Antigonos 


448 


Register. 


Monophth.  295.  343  —  11)  jüngerer 
S.  des  Antigonos  Monophth.  306.  322\ 
III  377  (zu  I  303)  —  12)  IV,  S.  Kas- 
sanders,  K.  von  Makedonien  357  f.  — 

13)  bei  Eumenes  von   Kardia  268  — 

14)  in  ptolemäischen  Diensten  336  — 

15)  in  Aegypten  II  116*  —  16)  S.  des 
Lysimachos  II  10  —  17)  attischer 
Archon  376*  —  18)  V,  S.  des  De- 
metrios,  K.  von  Makedonien  II  286  f. 
348.  405.  407  —  im  Bundesgenossenkr. 
II  420  ff.  431  ff.  438.  443  ff.  456  ff.  — 
im  1.  makedonischen  Kr.  11  465  ff. 
474  f.  478  ff.  483  ff.  486.  494  f.  501. 
531  —  nach  dem  Frieden  II  568  ff.  — 
gegen  Aegypten  578  ff.  —  Vertrag  mit 
Antiochos  11  584.  588  —  im  2.  make- 
donischen Kr.  II  593ff.  600ff.  609 ff. 
620  ff'.  628  ff.  644  ff.  —  mit  Rom  verb. 
II  654.  658.  675.  677  f.  698  f.  701  ff. 
708  ff.  713  f.  724.  763.  768  —  hellenische 
Politik  II  411^  424.  446.  451.  468  ff. 
486  f.  567.  III  14  —  Erlafs  an  Larisa 
II  569  —  auf  Kreta  II  430  f.  (dazu 
II  779).  571  —  in  Illyrien  II  424. 
465  ff.  471.  473  ff.  —  in  Thrakien  111 
30  f.  332  —  letzte  Jahre  III  19  ff.  31  ff. 
71.  73  —  Ende  III  35  —  19)  Epirote 
II  502  —  20)  S.  Alexanders,  Megalo- 
polite,  Kronprätendent  II  693.  698. 
702.  712  —  21)  S.  des  Perseus  III 
121  —  gefangen  III  166.  188.  332  — 
22)  bei  Antiochos  III  II  742  —  23)  Be- 
amter des  Antiochos  IV III  218. 242  f.  — 
24)  Kommandant  in  Jerusalem  III 
236  —  25)  Achäer  III 183  —  26)  Pseudo- 
philippos  s.  Andriskos. 

Philippupolis ,  1)  =  Theben  in  Phthia 
II  4.58  —  2)  =  Gomphoi  III  20  — 
3)  in  Thrakien  III  28  f. 

Philiskos,  Korkyräer,  Dichter  II  108. 

Philistion,  Syrakusier  II  536. 

Philistis,  G.  Hierons  II  II  177.  197^  198. 

Philistos,  Syrakusier,  Historiker  11  177*. 

Phillidas,  Aetoler  II  441  f. 

Philocharis,  Tareutiner  II  28^. 

Philochoros,  Athener,  Historiker  II  239  f. 

Philodemos,  Argiver  II  533. 

Philokles,  1)  attischer  Strateg  178.  179*  — 


2)  K.  von  Sidon,  ägyptischer  Nauarch 

II  102=.  125«.  128.  130  —  3)  Make- 
donier  im  Dienst  Philipps  V  II  588. 
597.  614.  618  f.  624  f.    III  25.  33  f. 

Philokrates ,  1)  Athener  33  —  i^hilo- 
krateischer   Friede  32   —    2)  Rhodier 

III  193. 

Philomelion,  St.  in  Phrygien  II  90^ 
Philomelos,  1)  Athener  241*  —  2)  Aetoler 

II  17'^. 

Philon,  1)  Athener,  Architekt  172  — 
2)  Philosoph  315  —  3)  Aeniane,  Truppen- 
führer 199  —  4)  Aegypter  11  404*. 
576  —  5)  Chalkidier,  Anhänger  des 
Antiochos  III  II  695"  —  6)  Thessaler 

III  349.  746.  758. 

Philonides,  1)  Tarentiner  11  28^  — 
2)  Laodikeer,  Epikureer  III  258*. 

Philophron,  Ehodier  III  131.  193. 

Philopoimen,  1)  S.  des  Kraugis,  Megalo- 
polite  II  340.  344  —  achäischer  Hip- 
parch  II  487  —  Strateg  II 497  ff.  566  ff. 
678.  683  ff.  688.  715  f.  III  16.  44  f.  47. 
50  f.  —  Ende  III  52  f.  —  Politik  II 
2571  616^  III  36  ff.  —  Verhältnis  zu 
Rom  II  685.  693.  III  55  —  Ehren  III 
55.  352.  353*  —  Biographie  II  350  — 
2)  S.  des  Thearidas  II 350=  —  3)  Feld- 
herr des  Attalos  II  III  349.  363. 

Philostratos,  Epirote  III  134.  144. 

Philotas,     1)    S.    Parmenions    110  f.    — 

2)  Satrap  von  Kilikien  196. 219. 240  f.  — 

3)  Freund  des  Perdikkas  273  —  4)  Offi- 
zier des  Antiochos  III  II  727. 

Philotera,  1)  Schwester  des  Ptolemäos  11 
II  114  —  2)  St.  am  Roten  Meer  II 116. 

Philotereia,  St.  in  Cölesyrien  II  141.  378. 
HI  221. 

Philotimos  (oder  Diotimos),  im  Dienst 
des  Ptolemäos  309*. 

Philoxenos,  1)  Makedonier,  Steuerein- 
nehmer 88.  163.  176  —  2)  Truppen- 
führer 94  f.  184  —  Satrap  von  Kilikien 
219.  225.  Vgl.  Wilcken,  Hermes  36 
(1901)  191.  —  2)  indo  -  hellenischer 
Herrscher  III  302^ 

Phintias,  1)  Tyrann  von  Akragas  488. 
II  37  f.  —  2)  angeblich  Syrakusaner  II 
176^  —  3)  St.  auf  Sizilien  489.  II  561. 


Register. 


449 


Phlius  (Phleius)  im  Peloponnes  203  — 
unter  Tyrannen  II  226  —  achäisch  II 
290.  330.  438.  633. 

Phlyakes,  tarentinische  Komödie  474. 

Phönizien  (Phoinike),  von  Alexander  er- 
obert 77  ff.  —  nachher  241.  275.  297  ff. 
—  teils  ptolemäisch,  teils  seleukidisch 
n  101.  12P».  124  ff  128.  141.  169. 

Phoibetempel  in  Sparta  II  663. 

Phoinike,  St.  in  Epirus  II  267.  279.  501  f. 
m  187.  336. 

Phoinikus  bei  Patara  II  730. 

Phoinix,  1)  S.  des  Antigonos  Monophth. 
322^  -  2)  Tenedier,  Offizier  und  Sa- 
trap 221.  228.  305  f.  308.  343  —  3)  Kolo- 
phonier,  lambograph  398^. 

Phoitiä  in  Akarnanien  II  237.  268".  432. 

Phokäa  in  lonien,  seleukidisch  II  851 
135'  —  mit  Attalos  verb.  II  390  — 
im  antiochischen  Kr.  II  719  f.  725  ff. 
732.  738  —  frei  U  760.  III  63  —  mit 
Aristonikos  verb.  III  367.  370  f.  — 
Mutterstadt  Massalias  489.  494.  III 
370  f. 

Phokion,  Athener  33.  58*.  170^  173.  201. 
205.  207.  209  ff.  233.  241  —  verurteilt 
242  ff. 

Phokis  (Phokier),  30.  32.  200.  202.  290. 

II  16.  IV.  18.  19*  —  ätolisch  II  213. 
242.  324  —  mit  Makedonien  verb.  II 
274.  335.  422.  430.  451.  489  —  im 
2.  makedonischen  Kr.  II  615.  623.  657. 
707  —  ätolisch  U  651  f.  714  —  unab- 
hängig m  12.  15.  17^  345  —  römisch 
in  351.  355.  3576  _  j^  ^^^  Amphi- 
ktionie  32.    n  21.  219*.   UI  13.  357. 

Phokritos,  Herakleote  405. 
Phoruna,  St.  der  Mäder  11  478. 
Phoxidas  aus  Meliteia  U  376^ 
Phraates,   1)  I  =  Arsakes  V  HE  216  f. 

284  —  2)  II  =  Arsakes  VII  III  297  ff. 

304. 
Phrasaortes,  Satrap  von  Persien  98.  156. 
Phrataphernes,  Satrap  von  Parthien  und 

Hyrkanien  108.  121.  136.  151.  197. 
Phriapatios     (Arsakes    IV),     Partherk. 

III  216.  301. 

Phrixa  in  Triphylien  11  44  P. 
Phrygien,    seleukidisch   II   79.    85.    95. 

Niese,  Gesch.  d.  griech.  u.  mak.  Staaten.    UI. 


155  —  pergamenisch  II  748.  760  — 
Grofsphrygien ,  Satrapie  66.  70.  197. 
342  —  seleukidisch  351.  380.  II  71. 
158.  160.  753  —  pergamenisch  in  61. 
372  f.  —  Phrygien  am  Hellespont  62. 
197.  218.  276.  305.  308.  342.  3911  U 
95  —  pergamenisch  III  61  —  inCxtriTog 
III  70.  72  —  Städte  405.  II  90 f.  — 
Phryger,  Kontingent  II  741. 

Phrygios,  FL,  Schlacht  II  740  ff. 

Phthia,  1)  T.  des  Menon  II  772  (zu  I 
203)  —  2)  G.  des  Demetrios  von  Make- 
donien II  166.  264. 

Phthiotis  (Phthioten)  s.  Achaia  in  Phthia. 

Phylake  in  Thessalien  II  273-. 

Phylakia,  vielleicht  in  Attika  11  273. 

Phyle  in  Attika  333  f. 

Phylarchos,  Historiker  11.    II  356. 

Phyrkos  (Pyrgos),  in  Elis  11  488. 

Physkos,  auf  der  rhodischen  Peräa  11  86. 

Phytia  s.  Phoitiä. 

Phytäon  in  Aetolien  II  445'. 

Phyxion  in  Elis  II  455. 

Pierer,  Thraker  24. 

Pieria  in  Nordsyrien  395. 

Pierion,  Dichter  160^ 

Pigres,  Truppenführer  221. 

Pimprama  in  Indien  137. 

Pinara,  St.  in  Lykien  67. 

L.  Pinarius  auf  Sizilien  II  530. 

Pinaros,  Fl.  74  f. 

Pinnes,  Illyrier  II  279'.  285^  4171  438^ 

Piraten  (Seeräuber),  105 f.  325 f.  330 f. 
346.  363*.  II  358.  430.  450.  571.  635. 
656.  726.  729'.  736.  764^  772  (zu  I 
207).    III  374. 

Pirusten,  Illyrier  III  178. 

Pisider  (Pisidien),  67  f.  212  —  unab- 
hängig II  85.  372.  388  ff.  678  ff.  751  — 
von  den  Römern  angegriffen  II  752  — 
pergamenisch  III  61  f.  372. 

Pisis  s.  Peisis. 

Pisye  (Pisyetis)  in  Karlen  II  636'.  III  81*. 

Pitane  in  Aeolis  59.  11  23".  731  81'.  84. 

Pithekusen,  Inseln  459. 

Pittakos  (Spitakes),  Inder  132". 

Pixodaros,  Karer  64. 

Platää,  wiederhergestellt  35.  57.  170  — 
Bundesstadt  II  210'. 

29 


450 


Register. 


Platanos  in  Phönizien  II  377. 

Piaton,   1)   Philosoph  429^    II  299   — 

2)  Dimallite    (Piator?)    III    141^   — 

3)  Epiphanes,  Dynast  III  288. 
Plator,  lUyrier  1)  II  430.  490  —  2)  s. 

Pleuratos  3. 
Pleiä  in  Lakonien  II  683. 
Pleistarcheia,  St.  in  Karien  (=  Herakleia) 

II  775  (zu  I  351). 

Pleistarchos ,  Kassanders  Bruder  244^. 
289.  347  ff'.  —  Satrap  von  Kilikien 
351.  354f. 

Pleistias  aus  Kos  320. 

Q.  Pleminius,  Befehlshaber  in  Lokri  II 
553. 

Pleuratos,  Illyrier,  1)  Vater  Agrons  II 
277  —  2)  S.  des  Skerdilaidas  II  474. 
481.  489.  502.  598.  603  —  wird  be- 
lohnt 652.  764.  766.  III  15.  140  — 
8)  oder  Plator,  S.  des  vorigen  III 
140  f.  —  4)  S.  des  Genthios  III  159  — 
5)  Verbannter  III  119''. 

Pleuron  in  Aetolien  II  275  —  achäisch 

III  12^  184  f.  319. 

C.  Plinius,  der  ältere  16. 

Pluinna,  St.  in  Makedonien  II  602. 

Plutarchos,  Historiker  7.  13  f.  II  391 
356.    III  5. 

Pnytagoras,  kyprischer  K.  80.  510  (zu  87). 

Podilos,  karischer  Häuptling  II 587^  (dazu 
III  379). 

Poitneion,  Kastell  in  Athamanien  III  23. 

Pola  in  Istrien  II  2781 

Polemäos  (nicht  Ptolemäos  II  773  zu 
289),  S.  des  Demetrios,  Neff"e  des  Anti- 
gonos  Monophth.  229.  275  f.  —  Satrap 
276  —  in  Karien  278.  285  f.  —  in 
Hellas  289  ff'.  —  abtrünnig  305  —  be- 
seitigt 308. 

Polemokrates,  1)  Makedonier  138  — 
2)  Rhodier. 

Polemon,  1)  S.  des  Andromenes  112  — 
2)  Anhänger  des  Perdikkas  217.  231. 
273. 

Polichna,  argivischer  Ort  II  426. 

Politzia,  Hochebene  II  611^ 

Poly  änos,  1)  Kyparissier  II 41 1  *  —  2)  Syra- 
kusier  II  519  —  3)  Schriftsteller  16. 
434".    II  356. 


Polyaratos,  Rhodier  III  131.  156  f.  176'. 

193. 
Polyarchos,     1)     in     Babylon     298     — 

2)  Aetoler  II  17». 
Polybios,   S.  des  Lykortas,   Verwandter 

Philopoimens   II  350.    III  36*.   55   — 

achäischer  Staatsmann   III  133.  138  f. 

146^   150.    174«  —   in   Rom   III    183. 

245.  316*.  31 7  f.  —  Vermittler  III 351^ 

353 ff.  —  Historiker  11.    II  350ff.   III 

4  —  sein  Werk   II   68.    217''.   4141  *. 

464^.  618".    III   198'    —   Statuen  III 

354*=. 
Polydamas,  makedonischer  Offizier  111. 

169^ 
Polydoros,  Syrakusier  II  198. 
Polyeuktos,  Athener  58'1  203. 
Polykleitos,   1)  Nauarch   des   Ptolemäos 

278  ff.  —  2)  in  syrakusischen  Diensten 
II  536. 

Polykles,  Makedonier  232.  251. 
Polykrateia,   G.  des  jüngeren  Aratos  II 

473. 
Polykrates,   S.    des  Mnasiadas,   Argiver 

II  335\  376.  380.  673.    III  86  f. 
Polykritos,  Aetoler  II  261. 
Polymachos,  Pelläer  157^ 
Polyperchon,  (nicht  Polysperchon  234'), 

1)    S.    des    Simias,    Makedonier    123'. 

169.  232  —  Reichsverweser  234.  286  ff. 

244  f.   249  f.   —   verdrängt  251  ff.  255. 

263  f.    —   mit  Antigonos   verb.   275  ff. 

279  f.  287.  291'  —  in  den  Frieden  ein- 
begriffen III  377  (zu  303)  —  stellt 
den  Herakles  auf  306  f.  —  Ausgang 
308  f.  317.  333.  337.  356  —  2)  Aetoler 
II  259. 

Polyphantas,  Makedonier  11  488. 
Polyphontas,  Spartaner  II  421*. 
Polyphron,  Aetoler  II  17'. 
Polyrrhenia,  St.  auf  Kreta  II  429  f.  451. 
Polytimetos,  Fl.  118. 
Polyxenidas,  Rhodier,  Nauarch  des  Antio- 

chos  III  II  694.  698.  703.  717  —  bei 

Korykos   geschlagen    719  f.    724  ff.    — 

bei  Myonnesos  735  ff.  745  f. 
Cn.  Pompeius  III  310 
Pompeius  Trogus,  Historiker   7.   13,    II 

355.   vgl.  Justinus. 


Register. 


451 


Pompidas,  Böoter  IH  116^ 

Numa  Pompilius  429^. 

Pontius,  Samnite  429^ 

Pontus  s.  Kappadokien. 

Pontusstädte  (Pontische  Griechen)  171'. 

367.  405.  407  ff.    II  9.  25=».  276. 
C.  Popilius,  Gesandter  III  137  f.  143  — 

nach  Aegypten  III 155. 167. 175.  339  — 

auf  Rhodos  III  192. 
M.  Popilius,  Kriegstribun  III  149. 
M.  Porcius  Cato,  1)  Gesandter  in  Hellas 

II  692^  694*  —  Tribun  II  705.  717*  — 

Senator  III  108*.    193.    317  f.   329^  — 

Historiker  III  3  —   2)  S.  des  vorigen 

m  163'. 
Porös,   1)  Inder,  von  Alexander  besiegt 

132 ff.  135  ff.  -  wird  König  139  f.  197. 

340.   497.   502.   504   —  beseitigt  260. 

505  —  2)  ebenfalls  Inder  136  f. 
Porphyreon  in  Phönizien  II  377. 
Porphyrios,  Chronograph  15.    III  5. 
Portikanos  (Oxykanos),  Inder  145*. 
Poseidion,  1)  in  Syrien  294.   III  308  — 

2)  am  Roten  Meer  II  116. 
Poseidippos,  Dichter  358*.    II  103^. 
Poseidonia    (Pästum)  ,     lukanisch     425. 

476  —  römische  Kolonie  II 62. 508. 5501 
Poseidonios,    1)    Historiker  des  Perseus 

III 3. 163'^  —  2)  von  Apameia  12.  III  4. 
Postumius,  Legat  II  28^. 
A.   Postumius,    1)    Konsul   229    v.  Chr. 

II  283  ff.  —  2)  Prätor  II  701  —  Legat 

III  101-  —  3)  Prätor  III  317^  327*  — 
Legat  III  351*.  352'  —  Historiker 
III  31 

Potidäa  29  —  später  Kassandreia  257. 

Präneste  in  Latium  II  35. 

Präsos,  Ort  auf  Kreta  II  427^  428 '.  III 

321.  321-'. 
Prasiä,  St.  1)  in  Argos  II  426  —  2)  in 

Attika  II  606. 
Prasier,  Inder  138^    II  93. 
Praesti,  Inder  145^ 
Pranichos,  Dichter  160'. 
Prauser,  Galater  II  15^ 
Praxippos,  K.  von  Lapathos  278^ 
Praxo,  Delpherin  HI  110. 
Prepelaos,  Feldherr  Kassanders  280.  285. 

335f.  —  in  Asien  342 ff.  348. 


Priapos,  St.,  pergamenisch  III  62. 
Priene  in  lonien  188'-.  398'  (dazu  II  775). 

II  772  (zu  163)  —  seleukidisch  II  74'. 
129.  149  —  frei  III  63"  —  verb.  mit 
Orophernes  III  248.  251  f  360  — 
Grenzstreit  mit  Samos  398^  II 135*.  >». 
759*.    III  80. 

Prinassos  in  Karien  II  587. 

Prion,  Oertlichkeit  in  Sardis  11  393. 

Priyadarsin,  Name  des  Acoka  II  141. 

Proandros,  Aetoler  III  1031 

Proerna,  St.  in  Thessalien  II  700.  703. 

Proexes,  Satrap  500. 

Prones,  St.  in  Phthiotis  3461 

Pronnoi,  St.  auf  Kephallenia  H  444. 

Prophthasia,  St.  110. 

Proskynese  am  Hofe  Alexanders  164. 

Protarchos,  1)  Strateg  unter  Antiochos  V 

III  237  —  2)  Aegypter  III  305*. 
Proteas ,    1)  Makedonier  70    —    2)  Hof- 
narr Alexanders  160*. 

Protimos,  Gortynier,  wird  geehrt  II  6601 

Protogenes,  1)  Maler  326**  —  2)  Bory- 
sthenite  II  20". 

Proxenos,  1)  Historiker  des  Pyrrhos 
10'  —  2)  Hypatäer  III  105.  106^ 

Prusias,  1)  I,  S.  des  Ziaelas  H  159. 
207.  359.  392  —  gegen  Byzanz  II 
384  ff.  —  mit  Philipp  verb.  H  480  f. 
491.  494.  502.  582  f  —  im  antiochi- 
schen  Kr.  II  674.  735.  760  —  Kr. 
mit  Eumenes  III  26.  70  ff.  —  Bei- 
name III  71"  —  2)  II,  S.  des  vorigen 
III  74 f.  77.  321*  —  im  3.  makedonischen 
Kr.  m  100.  110.  119.  145.  148.  200  — 
Feind  der  Pergamener  IH  202.  326  ff.  — 
Ende  III  328  ff.  —  3)  Monodus  HI 
330^. 

Prusias,  St.,  früher  Kios  II  583. 

Prytanis,  1)  S.  des  Pärisades,  Bosporaner 
413  f.  —  2)  Peripatetiker  H  349.  454. 

Psalmen,  makkabäische  III  234^. 

Psesser,  am  kimmer.  Bosporos  410^ 

Pseudokallisthenes  9. 

Pseudoperseus  (auch  Pseudophilippos) 
m  337*. 

Pseudophilippos,  1)  s.  Andriskos  —  2)  HI 
336  f. 

Psoa,  Landschaft  am  Bosporos  415. 
29* 


453 


Register. 


Psophis  in  Arkadien  II  257  —  eleisch 
II  259  —  achäisch  II  439  f.  460. 

Pteleon,  St.  in  Phthiotis  346^  II  606*. 
691.    m  23  —  zerstört  III  126. 

Ptoien,  Fest  HI  314^ 

Ptolemäen,  Fest  332.    II  465. 

Ptolemäos,  1)  Alorite,  K.  von  Makedonien 
27  —  2)  makedonischer  Heerführer 
65.  73  —  3)  S.  des  Lagos,  Leibwächter 
Alexanders  Ulf.  115.  130.  142.  145^ 
166.  181  —  nach  Alexanders  Tode 
191.  193.  195  —  Satrap  von  Aegypten 
196.  214  ff.  —  Kr.  mit  Perdikkas  218. 
222  f.  —  besetzt  Kypros  und  Syrien 
230  f.  —  mit  Kassander  verb.  234. 
240  —  gegen  Antigonos  274.  278  f. 
293  ff.  303.  305  f.  —  befreit  Hellas 
308f.  (dazu  U  774)  —  wird  K.  321  — 
mit  Rhodos  verb.  324.  327  f.  330:ff.  — 
Kr.  gegen  Antigonos  319ff.  323 f.  339. 
344  ff.  —  in  Cölesyrien  349.  352.  II 
124.  126  —  erobert  Jerusalem  230*. 
in  222  —  mit  Lysimachos  verb.  354 f.  — 
mit  Pyrrhos  361  f.  —  mit  Agathokles 
370.  473.  485  —  in  Hellas  (Athen) 
360  f.  363.  374 f.  (dazu  IH  377).  377  f. 
379''  —  auf  Kypros  230.  306.  363  — 
Ausgang  387 ff.  —  Ehren,  Beiname 
142*.  332.  n  112  f.  —  Hellenismus  II 
206  f.  —  Historiker  5  f.  —  4)  Keraunos, 
S.  des  vorigen  388  f.  403.  H  99  — 
K.  von  Makedonien  406.  H  30  f.  — 
Tod  n  14f.  m  384  —  5)  n,  Phila- 
delphos  388  f.  (dazu  H  775).  II  98  ff.  — 
gegen  Makedonien  II  9.  11.  123  f.  230. 
232.  246  f.  —  gegen  die  Seleukiden 
n  79.  84.  123  f.  136.  139  —  auf  Kreta 
n  428  —  Reich  II  141.  143  f.  —  Ver- 
hältnis zum  Westen  H  66.  144  f.  191. 
196  —  Hellenismus  II  107  f.  112. 
206"  —  Verhältnis  zu  den  Juden  HI 
213^  214»  —  Beiname  H  98*  —  Tod 
H  144  —  6)  III,  Euergetes  ü  101  — 
verm.  mit  Berenike  H  142  f.  —  K.  II 
145.  168  ff.  (dazu  II  777)  —  Kr.  gegen 
die  Seleukiden  II  146  ff.  153.  155.  159. 
168  —  hellenische  Politik  U  254.  304. 
307.  320.  331.  342.  358.  428  —  sonstiges 
n  196.  206.    m  222^  —  Ende  H  360  —   | 


7)  IV  Philopator,  wird  K.  II  360  ff.  — 
Kr.  mit  Antiochos  III  II  375  ff. 
380ff.  —  mit  Achäos  verb.  II  371. 
386.  393  f.  —  Vermittler  in  Hellas  H 
407.  458.  485.  489.  494.  500  f.  —  sonst 
II 431.  464  f  —  Herrschaft  II  403  ff.  — 
Ende  II  572  —  8)  V,  Epiphanes,  An- 
fänge II  572.  574  ff.  —  auswärtige  Ver- 
wickelungen II  574.  639.  670.  674. 
678.  696^  —  in  Hellas  H  590.  UI  40. 
90  —  Herrschaft  III  82.  83  ff.  90  f. 
226,  vgl.  II  621.  651  —  9)  VI,  Philo- 
metor,  K.  von  Aegypten  IH  91  —  im 
3.  makedonischen  Kr.  III  110.  145. 
169  f.  —  Kr.  gegen  Antiochos  Epiph. 
III  168  ff.  —  regiert  mit  seinem  Bruder 
ni  150.  173.  176.  207  f.  —  Streit  208  ff. 
245  —  Einmischung  in  Syrien  III  258. 
260.  262  ff.  —  Herrschaft  III  18.  214. 
275 f.  321  —  Ende  IH  264  ff  —  10)  VII, 
Physkon,  wird  K.  III  173  —  Streit 
mit  Philometor  III  207  ff.  245.  311^  — 
in  Kyrene  III  209  —  K.  in  Aegypten 
III  267  —  Streit  mit  Kleopatra  HI 
268  ff.  305.  308  —  als  Regent  III  272  ff. 
407*  —  Schriftsteller  III  4\  274  — 
Ende  III  310  —  11)  VIII,  Lathyros 
III  275^  310f.  —  12)  IX,  Alexander 
III  3 10  f.  —  13)  X,  Auletes  III  311  — 
14)  Apion,  K.  von  Kyrene  III  310. 
366*  —  15)  K.  von  Kypros  III  311  — 
16)  Eupator,  S.  Philometors  lU  266. 
268  —  17)  beigenannt  vtog  <Pi,lo7i(iT0}() 
III  266*  —  18)  Neffe  des  Antigonos 
Monophthalmos  s.  Polemäos  —  19)  S. 
des  Lysimachos  II  10.  21.  24.  100'  — 
20)  S.  des  Pyrrhos  362.  H  31.  54  f. 
59.  236  —  21)  S.  des  Alexander  von 
Epirus  II  264  f.  —  22)  Beamter  Phi- 
lipps V  n  447.  452  —  23)  Bastard 
des    Ptolemäos    Philad.    II    134  f.    — 

24)  von  Telmessos  II  749.    HI  84*  — 

25)  von  Megalopolis,  verwaltet  Kypros 
II    670*     —     Historiker    II    350    — 

26)  Stadtpräfekt  von  Alexandrien 
II  363  —  27)  S.  des  Chrysermoa  H 
362*.  363*  —  28)  S.  des  Sosibioa  U 
573*.  577  —  29)  S.  des  Thraseas  H 
378*  —  30)  Aegypter,  beigenannt  Sym- 


Register. 


453 


petesis  III  210  —  31)  beigenannt  Ma- 
kron  III 1761  237  —  32)  S.  des  Dory- 
menes,  Strateg  von  Cölesyrien  III  230. 
236  —  33)  S.  des  Abubos,  Jude  III 
294  f.  —  34)  Dynast  von  Kommagene 
III  220.  249. 

Ptolemaion,  1)  auf  Rhodos  332  —  2)  in 
Athen  II  465. 

Ptolemais,  T.  des  Ptolemäos  Lagi  355. 
380.  384-.  388.  II  142. 

Ptolemais,  1)  St.  in  Oberägypten  II 105 
(dazu  716)  —  2)  am  Roten  Meer  II 
116  —  3)  in  Kilikien  II  128"'  — 
4)  =  Barke  II 144  —  5)  in  Phönizien, 
früher  Ake  II  128.  141.  266  —  au- 
tiocbisch  II  374.  379  —  ptolemäisch 
II  382  —  seleukidiseh  II  580.  III  221. 
261  f.  264  —  unter  Tryphon  279  f. 
282.  293.  306  f.  —  judenfeindlich  III 
240.  243  —  6)  Phyle  in  Alexandrien 
II  107*  —   7)  Phyle  in  Athen  II  464. 

Pura,  St.  in  Gedrosien  151.  495  f. 

Puteoli  s.  Dikäarcheia. 

Pydna,  St.  29.  252f.  286^  III  147  — 
Schlacht  III  161  ff.  164f.  334. 

Pygmalion,  K.  von  Kition  278^  294. 

Pylämenes,  Paphlagoner  III  368.  372. 

Pyläische  Versammlung  der  Aetoler  = 
9tQuix(<  II  599'. 

Pylos  in  Messenien,  achäisch  11  411. 
417  f.  486.  652.  712.  III  37  —  streitig 
II  646  —  messenisch  III  355'. 

Pyra  am  Oeta  II  711. 

Pyrene,  St.  491". 

Pyrgos,  1)  in  Triphylien  II  441*  — 
2)  in  Elis  s.  Phyrkos. 

Pyrrheion  in  Ambrakia  II  61.  765. 

Pyrrhias,  Aetoler  II  453  f.  476*.  485. 
603. 


Pyrrhichos,  Makedonier  III  27*^. 

Pyrrhos,  1)  S.  des  Aeakides  252  —  K. 
von  Epirus  337  f.  —  vertrieben  347  f. 
353.  355  —  kehrt  zurück  361  f.  — 
gegen  Demetrios  364.  372  ff.  —  in  Ma- 
kedonien 375  f.  —  befreit  Athen  379  f. 
384  f.  II  8  f.  21^  —  in  Italien  II  26  ff. 
29  ff.  —  auf  Sizilien  II  36  ff.  43  ff.  175. 
177  —  Kr.  gegen  Antigonos  II  54  ff. 
212  f.  —  Ende  II  60  f.  —  Denkwür- 
digkeiten 10  —  2)  II,  S.  Alexanders 
n  264 f.  775  (zu  362)  —  3)  früherer 
Herrscher  in  Epirus  II  776  (zu  61). 

Pyrrhoslager  {Pyrrhi  castra),  1)  in  Epi- 
rus II  55*   —    2)  in  Lakonien  II  684. 

Pythagoras,  Pythagoreer  in  Italien  429. 
474. 

Pythagoras  im  Dienste  des  Nabis  II  658. 
660.  663.  684. 

Pytheas,  1)  Athener  179.  201.  203  — 
2)  Massaliote  493  —  3)  Böoter  III 
345.  348.  351*. 

Pythangelos  in  ptolemäischen  Diensten 
II  116*. 

Pytharatos,  attischer  Archon  II  232^ 
233". 

Pythiades,  bei  Antiochos  III  II  367. 

Pythien,  Fest,  346  v.  Chr.  32 f.  —  290 
V.  Chr.  371  —  190  v.  Chr.  III  13^ 

Pythion  in  Perrhäbien  III  122.  159. 

Pythion,  makedonischer  Spion  II  569^. 

Pythionike,  Hetäre  155. 

Pythokles,  Athener  243. 

Pytholaos,  in  ptolemäischen  Diensten  II 
116^ 

Python,  1)  Makedonier  156  —  2)  Ab- 
derite  III  129. 

Pyxus  in  Italien  II  508  —  römisch 
(Buxentum)  II  557. 


Q. 


D.  Quinctius,  Flottenführer  II  550^ 
T.  Quinctius   Crispinus,   auf  Sizilien   II 

531.  534.  553^ 
L.  Quinctius  (Flamininus),  Flottenprätor 
II    610.    613.    624  ff.    643.   III    11   — 
gegen    die   Akarnanen    II    634  f.    — 
gegen  Nabis  II  658  —  Konsul  II  769. 


P.  Quinctius  T.  f.  Athlet  in  Chalkis  II 
707''. 

T.  Quinctius  (Flamininus)  in  Tarent  II 
552  —  führt  den  2.  makedonischen  Kr. 
II  609ff.  619ff.  625ff.  641  ff.  —  Friede 
II  644  ff.  650  f.  —  gegen  Nabis  II 
657 ff.  —  zieht  ab  II  665ff.  —  Legat 


454 


Register. 


in  Hellas  n  676.  682  ff.  686.  689  f. 
692ff.  707.  712 ff.  716  —  nach  Asien 
in  50.  52.  73.  90*  —  Philhellene  II 
654.    664.     III   11    —    "Verhältnis   zu 


Philopoimen  II  685.  693.  III  50  — 
an  die  Kytetier  II  665  —  Statuen 
II  635^  664^  —  sonst  III  12\  16. 
31. 


R.    Rh. 


Rabbatammon ,  Rabbatammana  (Phila- 
delpheia),  St.  in  Arabien  II  141.  378. 
III  221. 

Rhagä  in  Medien  100.  270  —  Europos 
genannt  393  —  parthisch  III  217.  301^ 

Raizdes,  Thraker  II  570^ 

Rakotis  in  Aegypten  85. 

Rambakia  (oder  Alexandreia) ,  St.  der 
Griten  149.  496. 

L.  Rammius  (Herennius),  Brentesiner  III 
110  (dazu  III  381). 

Rhamnus  in  Attika  360. 

Randa  in  Persis  II  163. 

Rapheia,  St.  in  Syrien  322.  II  678  — 
Schlachtfeld  E  379  ff. 

Rhaukos  auf  Kreta  III  322.  324. 

Razis,  Jude  III  233.  254\ 

Rhebas,  Fl.  am  thrakischen  Bosporos  II 
75. 

Rhebulas,  Thraker  106*. 

Regenzeit  in  Indien  132.  138=*. 

Rhegion  in  Italien  420  f.  425.  432.  474  — 
im  pyrrhischen  Kr.  II  32.  34.  43.  48^ 
50.  175  —  römisch  II  64  f.  182  —  im 
2.  puuischen  Kr.  II  509.  543.  550.  555. 

Rennios,  Brentesiner  III  381  (zu  110). 

Rheomithres,  Perser  60  —  fällt  76. 

Rhigosagen,  Galater  II  369'.  391  ff. 

Rhinokorura,  St.  in  Aegypten  III  174 

Rhion,  molykrisches,  St.  11412.423.451. 
485. 

Rhinthon,  Tarentiner  474. 

Rhizon,  St.  in  lUyrien  II  284.  III  167. 

Rhodanusia  bei  Massalia  490. 

Rhode,  Kolonie  der  Massalioten  491. 

Rhodogune,  G.  des  Demetrios  II  III  290, 

Rhodophon,  Rhodier  III  13P. 

Rhodos,  Rhodier  30.  33  —  makedonisch 
80.  104.  163  —  frei  200.  226.  324  f. — 
verb.  mit  Antigonos  275. 284. 289. 318.— 
mit  Aegypten  324  —  Belagerung  324  ff. 
—  frei   332.   343.  399    —    Herrschaft 


und  Bedeutung  II  85  ff.  358.  387.420. 
m  79  f.  —  Erdbeben  II  195.  358. 
632  —  Verhältnis  zu  den  Mächten  II 
135.  375  —  Streit  mit  Byzanz  II 
384  ff.  —  Friedensvermittler  II  375. 
450 f.  458.  485.  489.  494  (vgl.  500  f.)  — 
Kr.  mit  Makedonien  II  571  f.  581  ff. 
591  ff.  606.  610.  614  f.  636  —  mitNa- 
bis  II  656.  658  ff.  —  Verhältnis  zu  An- 
tiochos  III  II  640  f.  670.  680  —  an- 
tiochischer  Kr.  II  696.720.  725.  727  f. 
733  ff.  737  f.  —  Friede  II  746  ff.  764. 
766  f.  III  62*.  79  —  Politik  III  75. 
77  f.  79  ff.  100.  107  ff.  —  im  3.  make- 
donischen Kr.  III  117  f.  126  f.  131  — 
Friedensvermittlung  III  155ff.  160. 177 
—  gedemütigt  III  191  ff.  —  verb.  mit 
Athen  II  591  f.  —  mit  Attalos  II  III 
325.  328  —  Verhältnis  zu  Aegypten 
III  173.  210  —  zu  Kreta  328.  II 428. 
430.  431^  750-.  III  80.  324  ff.  —  zu 
Rom  325^  II  87.  III  156. 195.  368»  — 
sonst  II  195.  III  94.  258*.  292. 

Rhoduntia,  Kastell  II  705. 

Rhoiteion  in  Troas  59  —  römisch  II 
725.  740.  760-. 

Rom,  Römer,  Ausbreitung  in  Italien  427. 
478  f.  —  gegen  Tarent  479  —  Pyr- 
rhischer  Kr.  II  26  ff.  —  auf  Sizilien 
II  181  ff.  —  Verhältnis  zu  Alexander 
d.  Gr.  182  —  zu  Demetrios  371^  — 
Alexander  dem  Molosser  476  —  Rhodos 
325^  —  Massalia  494  —  Agathokles 
483  f.  —  zu  den  Akarnanen  II 264  f. — 
den  Ptolemäern  II  153^.  170.  281  — 
Hellenen  II  285  —  im  2.  punischen 
Kr.  II  467.  516.  521  ff.  544  f.  —  in 
Illyrieu  II  281  ff.  4.36  ff.  466  —  1.  ma- 
kedonischer Kr.  II  475  ff.  —  2.  make- 
donischer Kr.  II  584.  590  ff.  623. 
646  —  ordnen  Hellas  II  648  ff.  — 
Konflikt  mit  Antiochos   II  637  f.   669 


Register. 


455 


675  f.  695  flF.  720  flf.  —  Verhandlungen 
mit  Philipp  III  22  ff.  —  hellenische 
Politik  III  44.  46  ff.  —  in  Asien  III 
72.  75  f.  88  —  3.  matedonischer  Kr. 
III  99  f.  108. 110  ff.  —  Verhalten  gegen- 
über den  Hellenen  III  135  ff.  182  ff. 
312  ff.  —  auf  Kreta  III  321  ff.  —  Ver- 
hältnis zu  Pergamon  III 197  ff.  365  ff.  — 
zu  Aegypten  II  407.  574.  637  f.  III 
176.  208ff.  267.  269.  311  —  zu  den 
Seleukiden  II  153*.  281.  III  88.  243  f. 
259.  296.  310  —  zu  den  Juden  III  239. 


254  f.  281.  306  —  Kriegführung  II  562. 
599 f.  III  132  —  Politik  II  744f.  III 
9  f.  135  f.  —  Römer  in  Tarent  II 547  f.  — 
in  Hellas  III  10  f.  18  —  gefangene  II 
665  —  Steuerpächter  III  373. 

Roma,  verehrt  in  Lokri  II  553^  —  in 
Kibyra  11161^  —  auf  Rhodos  III  195. 

Rhosos,  St.  255.  355. 

Rotes  Meer,  ptolemäische  Besitzungen 
daselbst  II  115.  206.  III  275  f. 

Roxane,  G.  Alexanders  122.  191.  195  — 
gefangen  252  f.  255  —   ermordet  304. 


Sabäer,  Araber  II  117. 

Sabakes  (Stabakes,  Satakes),  Satrap  von 

Aegypten  76*. 
Sabasten  s.  Sambasten. 
Sabiktas,  Satrap  71.  196. 
Sabiner,  von  Rom  unterworfen  II  26. 
Sabos  s    Sambos. 
Sacriportus  bei  Tarent  II  550^ 
Säthidas  (Aethidas),  Messenier  II  472". 
Sagalassos  in  Pisidien  68.  II  752. 
Sagdodonacus,  Vater  des  Hyspaosines  III 

300*. 
Saguntum  in  Spanien  II  417. 
Sais  in  Aegypten  HE  87. 
Saker  im  Heer  des  Dareios  88    —    von 

Alexander    angegriffen    116  ff.    —    bei 

Alexander  123.  126    —    in  Indien  III 

2891  291.  303. 
Sakarauken   (Sakaraulen),    Skythen    III 

291. 
Salamis,   1)  bei  Attika  36.  241    —   von 

Kassander   erobert  244.   247.   333   — 

demetrisch  360  —  antigonisch  II  239. 

253  —  befreit  II  288   —    2)  auf  Ky- 

pros  278    —    Seeschlacht,  von  Deme- 

trios    erobert    318  ff.     —    ptolemäisch 

363.  II  122. 
Salgaueus  in  Böotien  289  —  chalkidisch 

II  689.  692.  695. 
Salier,  in  Rom,  ihr  Fest  II  738^ 
Sallentiner  II  291 
Salmakis  in  Halikamassos  64. 
Salonische  Ebene  am  Pontos  344. 
Samareia  in  Palästina,  Aufstand  88^  — 


zerstört  300  —  von  Demetrios  erobert 
355*'  —  ptolemäisch  II  125.  379  — 
seleukidisch  II  579.  III  221  f.  —  Sa- 
maritaner  (Juden)  83.  III  213^  223. 
231.  233.  238*  —  in  Aegypten  II 112, 

Samaxos,  Inder  131^°. 

Sambasten  (Sabasten,  Abastaner),  Inder 
144. 

Sambos  (Sabos),  Inder  145.  503. 

Same  auf  Kephallenia,  erobert  II  769  f. 

Samikon  in  Triphylien  II  259.  441  f. 
III  355^ 

Samios  (Samos),  Makedonier  III  27". 

Samniten  in  Italien  426  f.  429  —  bei 
Agathokles  444.  447.  466.  472  — 
gegen  Alexander  den  Molosser  476  — 
Kr.  mit  den  Römern  478.  483  f.  II 
27*.  29  f.  48  f.  51  —  unterworfen  H  62. 

Samos,  1)  s.  Samios  —  2)  Insel,  athe- 
nisch 21.  36.  64.  177.  201.  237  — 
selbständig  209  (dazu  II  772).  233^  — 
lysimachisch  398'  —  ptolemäisch  II 
86.  104.  121^".  122  f.  150.  155.  169  — 
vielleicht  seleukidisch  II  135.  139^  — 
im  Kr.  mit  Philipp  II  583.  586.  588  — 
frei  II  640  —  mit  Rom  verb.  H  718. 
725.  727  ff.  III  63.  127  —  von  Ari- 
stonikos  erobert  III  367  —  frei  HI 
370  —  Streit  mit  Priene  398'.  II  759*. 
III  80. 

Samothrake ,  Insel  und  Heiligtum  39. 
398^  512  (zu  366).  II  11.  III  11  — 
Geschichte  III  380  (zu  III  28)  —  ma- 
kedonisch III  28.  165  f.  172.  198. 


456 


Register. 


Sanabelletes ,  Perser  in  CölesjTien  79^. 
III  223*. 

Sandrakottos  (Sandrokottos ,  Androkot- 
tos),  K.  in  Indien  138^  340  ff.  507  f. 
II  92  f. 

Sanerges,  Gottheit  der  Bosporaner  411. 

Sangada  (auch  Alexandra  Limen  oder 
Xylinepolis)  in  Indien  152. 

Sangäos,  Inder  128. 

Sangala,  St.  in  Indien  137.  497  —  Euthy- 
demeia  genannt  III  285.  302 ^ 

Sangarios,  Fl.  II  753. 

Saparda,  Landschaft  II  91*. 

Saporda,  pisidischer  Pafs  II  388*. 

Saraostes,  indischer  Herrscher  III  302. 

Sardinien,  Insel  II  511. 

Sardis  (Sardeis),  unter  Alexander  62, 
188^  226.  342.  354.  380.  404  —  hel- 
lenisiert  II  89.  97  —  Treffen  II  84  — 
Hauptstadt  Vorderasiens  495.  II  96. 
154.  158  —  von  Antiochos  erobert  II 
393  ff.  639  ff.  731.  735  —  ergibt  sich 
den  Römern  II  745  —  pergamenisch 
ni  63.  66.  201^  203. 

Sarpedon,  Strateg  in  Cölesyrien  HL  280. 
284.  292. 

Sarpedonisches  Vorgebirge  H  758. 

Satibarzanes,  Perser,  Freund  des  Bessos 
102.  109  f.  112  —  fällt  113. 

Satrabates  =  Atropates  II  72^. 

Satrakes,  Saker  118. 

Satrapeier  =  Atropatene  II  721  370*. 

Satrapien,  persische  45  —  Verteilung 
195.  224  f.  271.  351  f.  —  obere  259. 
299.  339  f.  m  284  —  Einteilung  des 
Seleukos  391.  II  93  ff.  —  syrische 
395  —  indische  500  ff. 

Satyra,  Mutter  des  Eumenes  I  H  84'. 

Satyros,  1)  S.  des  Spartokos,  Bosporaner 
413  —  2)  S.  des  Pärisades  412^ 
413  f.  —  3)  in  ptolemäischen  Diensten 
II  116. 

Sauria  (?)  in  Akarnanien  282. 

Schatz,  Schatzkammern  des  Alexander- 
reiches  in  Susa  95.  225.  272  —  in 
Persepolis  97®  —  in  Ekbatana  99. 
271  —  in  Kyinda  239  f.  274.  343. 
Vgl.  Pergamon,  Tirizis. 

Seiles,  im  Dienste  des  Seleukos  II  II 163. 


Seleukeia,  St.,  1)  in  Pierien  394  —  Grab- 
stätte des  Seleukos  406.  HI  218  — 
seleukidisch  II  96. 152  —  ptolemäisch 
n  147.  168  f.  —  seleukidisch  II  373. 
376.  382.  III  96^  252  —  unter  Deme- 
trios  n  III  278.  284.  292  —  später 
m  293^  305«.  308  —  2)  in  Gaulanitis 
n  125  —  3)  am  Euphrat  395.  II 
366  —  4)  am  Tigris  393.  H  94.  97. 
366  ff.  370  —  parthisch  III  297. 
299.  301  —  5)  am  Pyramos  (Mopsu- 
hestia)  III  96*  —  6)  am  Kalykadnos 
396.  II  147  —  7)  das  Eiserne  (atJ/jp«) 
n  89. 

Seleukis,  1)  Landschaft  in  Syrien  395. 
n  74.  94  —  2)  Teil  Kappadokiens 
II  72^ 

Seleukos,  1)  S.  des  Antiochos  166.  192. 
198.  223  f.  —  Satrap  von  Babylon 
225.  259  f.  262.  265  —  flieht  zu  Pto- 
lemäos  272  ff.  —  im  Kr.  gegen  Anti- 
gonos  275 f.  278 f.  284f.  293  ff.  —  ge- 
winnt die  oberen  Satrapien  298  ff.  303  f. 
339  f.  —  König  321  —  in  Indien  340  ff.  — 
gegen  Antigonos  341  ff.  349  ff.  —  in 
Syrien  352.  354  f.  ni24f.  —  Verhält- 
nis zu  Demetrios  354  f.  (dazu  II  775). 
374.  380  ff.  —  Kr.  mit  Lysimachos 
381. 403  f.  —  Reich  und  Person  389  ff.  — 
Besitzungen  in  Europa  II  74.  670  — 
Städtegründer  393.  II  89  f.  —  Helle- 
nismus II  85*.  206  —  Ende  406  — 
Verehrung  H  113^  —  2)  S.  des  An- 
tiochos I  II  133  —  3)  II,  Kallinikos 
n  139.  III  279  —  Kr.  mit  Aegypten 
II  146  ff.  153.  161  —  gegen  Aufstän- 
dische n  165  ff.  —  Beziehungen  zu 
Rom  II 281  —  sonst  U  359.  III  279  — 

4)  m,    K.   II   168  —   Tod  II  172  — 

5)  IV,  S.  des  Antiochos  II  639  —  in 
Lysimacheia  II  670.  697  —  im  Kr. 
gegen  die  Römer  II  724.  726  f.  731. 
742.  745.  751  f.  —  K.  IH  40.52.  89  ff 
100.  226  f.  —  mit  Pharnakes  verb.  IE 
75.  90  —  sein  Sohn  ermordet  III  92^ 
93.  229-  —  6)  V,  S.  des  Demetrios  H 
m  307  —  7)  S.  des  Antiochos  Si- 
detes  III  299  —  8)  S.  des  Bithys  III 
211^ 


Register. 


457 


Selge  in  Pisidien  68.  II  159  —  Kr.  mit 
Achäos  II388flt.  —  Freistadt  m  G2 — 
Kr.  mit  den  Pergameneru  III  202.  360. 
371«. 

Selinus,  St.,  1)  auf  Sizilien  438.  462.  470. 

II  190  —  Thermen  von  Selinus  II  777 

(zu  191)  —  2)  in  Kilikien  11  640. 
Sellasia    in    Lakonien    II    450.    566    — 

Schlacht  II  341  ff.  360-. 
Selybria  in  Thrakien  II  669. 
Sema  in  Alexandrien  11  403". 
Semiramis  in  Gedrosien  148*. 
Sempronia  lex  für  Asien  III  373. 
P.  Sempronius,  Feldherr  II  501  f. 
Ti.  Sempronius,  Konsul   218  v.  Chr.    II 

506. 

C.  Sempronius  Gracchus,  Tribun  III  373. 
Ti.  Sempronius  Gracchus,  1)  Gesandter 
III  22^  195.  203.  215.  245  f.  —  2)  Tri- 
bun III  366. 
Senonen,  Galater  II  141 
Sentinum  in  Umbrien,  Schlachtfeld  II  26. 
Septuaginta  (Uebersetzer  des  Alten  Testa- 
ments) III  214^. 
Serer,  Volk  III  286. 
M'.  Sergius,  Gesandter  III  239^ 
Seron,  im  Dienst  des  Antiochos  Epiphanes 

III  236^ 
Serrheion  in  Thrakien  II  593. 
C.  Servilius,  Prätor  auf  Sizilien  II  545^ 
Sesamos,  St.  am  Pontos  354^ 
Sestos,  am  Hellespont,  ptolemäisch    II 
406*    —    makedonisch  II  581.  622  — 

von  Antiochos  besetzt  II  668.  717  

von    den    Römern    II    725    —    perga- 
menisch  III  62"  —  frei  III  365^  372 
374^ 
Seuthes,  1)  Odryse  171.  204.  286.  499  — 
vielleicht  derselbe  368'    —    2)  Vater 
des  Kotys  III  98. 
Siber,  Inder  141. 
Sibyrtas,  Pirat  (?)  II  7641 
Sibyrtios,   Satrap    151-.    197.    260    264 

271.  39P. 
Sichelwagen  bei  den  Persern  89.  91  ff.  — 
bei    den   Makedoniern    350.    II   369 
742. 
Cn.  Sicinius,  Prätor  III  Uli. 
Side  in  Pamphylien  67   —   seleukidisch 


II  85*.  389.  678.  733  f.  —  frei  III  62. 
80.  210. 

Siderites,  Beiname  des  Deraetrios  II  III 
290'\ 

Sidiciner  II  32*. 

Sidon  in  Phönizien  unter  den  Persern 
47  —  makedonisch  78.  80.  298  —  de- 
metrisch 349.  352.  356  —  seleukidisch 
II  125  —  ptolemäisch  II  127.  378 f.— 
seleukidisch  II  580.  III  96^  221.  240. 
279.  306. 

Sigeion  am  Hellespont  342.  III  155. 

Sigerdis,  indischer  Herrscher  III  302. 

Sikeler,  von  Dionysios  I  vernichtet  420, 

Sikelioten  s.  Sizilien. 

Sikyon  55.  203  —  unter  Alexander 
S.  Polyperchons  276.  282.  287  — 
ptolemäisch  309.  313=.  317.  319  — 
Demetrias  genannt  336  —  unter  Tyran- 
nen II  7.  226  —  in  der  Amphiktionie 

II  219*  —  achäisch  II  243  ff.  329. 
331  f.  443.  620.  633.  682.  III  56.  150. 
179.  319^  320  —  ehrt  den  Antigonos 
Dosen  II  337  f.  —  den  Attalos  I  II  625. 

III  315«  —  römisch  HI  352. 
Sila,  Waldgebirge  in  Italien  II  62^ 
Silana  in  Thessalien  II  652^  7021 
Silanion,  Künstler  II  227«. 
Silenos,  Historiker  II  350. 
Silius  Italiens,  Epiker  II  356. 
Simon,    1)   jüdischer  Hoherpriester    III 

226"  —  2)  Tempelbeamter  in  Jerusa- 
lem HI  227.  229^  —  3)  beigenannt 
Thassi,  Bruder  des  Judas  Makkabäos 

II  234*.   240.   253.   255  ff.    —    Strateg 

III  280  f.  —  Hoherpriester  III  282  ff. 
292^  —  Ende  III  294  f. 

Simonides,  1)  epischer  Dichter  III  89^  — 
2)  schreibt  über  Aethiopen  III  275^ 

Sinder  am  kimmer.  Bo.si)oros  410.  412. 

Sindimana,  St.  in  Indien  145. 

Sinope,  Freistadt  109.  163.  17P.  II  83. 
114.  129  —  von  Mithridates  bedroht 
II  387  —  von  Pharnakes  besetzt  III 
74. 

Sintia,  dardanischer  Ort  II  478. 

Sintike,    makedonische   Landschaft    III 

164*.  180. 
Siphä  in  Böotien  II  210^ 


458 


Register. 


Siphuos ,  Insel   70    —    von  den  Kretern 

geplündert  III  325. 
Sipontum  in  Apulien  476. 
Sippas,  Makedonier  202. 
Sirbonis,  See  in  Aegypten  323. 
Siris,  Fl.  II  33. 

Sirrha,  St.  in  Makedonien  III  166. 
Sirynx  (SyrinxJ,  St.  in  Hyrkanien  II  92*. 

399.  III  30^^ 

Sisikottos,  Inder,  Satrap  130  f.  500. 

Sisimithres,  Baktrianer  122^. 

Sisines,  Perser  67.  73*. 

Sisygambis,  Mutter  des  Dareios  Kodom. 

76".  961  191  (wo  irrtümlich  Parysatis 

geschrieben  ist). 
Sisypheion  bei  Korinth  336. 
Sitalkes,  1)  Odryse  25    —    2)  im  Heere 

Alexanders  151.  154. 
Sittakene  (oder  Apolloniatis),  Bezirk  393. 

II  94. 
Sizilien,  vorwiegend  dorisch  420  —  unter 

Timoleon  423  f.    —    unter  Pyrrhos   II 

30.  37  ff.  43  ff.  —  im  1.  punischenKr. 

II  185  f.  —  römisch  II  191  f.  —  im 
2.  punischen  Kr.  II  511  ff.  —  Unter- 
werfung II  543.  557  ff.  —  Verbündung 
der  Sikelioten  424.  438.  472.  II  45. 
175.  533  f.  —  xoivov  11  559'. 

Skaravantius  (Karavantius) ,   Illyrier  III 

158. 
Skarpheia  in  Lokris  II  706    —    Treffen 

III  347. 

Skepsis  in  Troas  397*.  II  Sö^.  135'.  III 
63'.  377  (zu  303). 

Skerdilaidas,  1)  Illyrier  II  279  f.  285  — 
Freibeuter  U  417  ff.  —  mit  Philipp  verb. 
II  424.  438.  444  —  mit  den  Römern 
11  458.  465.  474.  481.  489  —  Tod  II 
502  —  2)  S.  des  Genthios  III  159. 

Skeuothek  Philons  172. 

Skiathos,  Insel  II  600.  606.  691.  III 149. 
381  (zu  189). 

Skiren,  Galater  oder  Germanen  II  276^. 

Skiritis,  Landschaft  37. 

Sklaven,  für  den  Krieg  freigelassen  III 
348  —  königliche  in  Pergamon  III 
65  —  freigelassen  III  365.  368  — 
Aufstand  III  367. 

Skodra,   St.   in   Illyrien    III  15.  142  — 


von  den  Römern  erobert  III  158 f.  167. 
178^ 

Skopas,  Aetoler,  Freibeuter  II  412.  414. 
418  ff.  —  Strateg  II  423.  432.  476  — 
in  ägyptischen  Diensten  II  562.  574  — 
bei  Paneion  geschlagen  II  578  f.  — 
Werber  II  604.  638  —  Ende  II  672  f. 

Skordisker,  Galater  II  20.  276.  Hl  30. 
101. 

Skostokes,  thrakischer  Dynast  II  138*. 

Skotitas,  Heiligtum  bei  Sparta  II  566. 

Skotussa  in  Thessalien  II  490.  629.  699. 
703. 

Skylakion  (Skylletion)  in  Italien  (=  Mi- 
nervium)  II  557. 

Skylax  von  Karyanda  126. 

Skylläon  bei  Hermion  II  605.  718. 

Skyron,  Messenier  II  412. 

Skyros,  1)  Insel,  athenisch  21  —  make- 
donisch II  581.  606.  III  28  —  athe- 
nisch II  648-.  III  189  f.  (dazu  III 
381)  —  2)  verderbter  Name  einer 
peloponnesischen  St.  337. 

Skythen,  1)  in  Europa  33.  171.182.286. 
409.  II  276  —  2)  asiatische  (Saker) 
116f.  119.  1591  —  Krieg  mit  den  Par- 
thern III  298  ff.  —  in  Indien  (Indo- 
skythen)  III  303  f. 

Skythopolis  (Bethsan)  in  Cölesyrien  II 
378.  III  221.281  —  Verhältnis  zu  den 
Juden  III  223.  281. 

Smyrna,  neu  gegründet  311.  398  —  se- 
leukidisch  II  135.  149.  161  f.  —  mit 
Attalos  verb.  II 158.  390  —  Streit  mit 
Antiochos  111  II  643.  669  f.  680.  690  — 
frei  II  746.  748.  760.  III  63.  259.  367'. 
369^ 

Sochoi  in  Syrien  73. 

Sodroi  (=  Xathroi),  Inder  144. 

Sogden,  Inder  144  f.  497«  —   Stadt  503. 

Sogdiana,  Sogdianer,  bei  Dareios  88  — 
von  Alexander  unterworfen  115  ff.  — 
im  makedonischen  Heer  159'.  167  — 
mit  Baktra  vereinigt  197.  225  —  Ab- 
fall II  163  —  im  baktrischen  Reich 
III  285.  287  —  Sogdianischer  Fels  121. 

Sokrates,  Böoter  II  376'. 

Soloi  in  Kilikien  72  f.  355*  —  ptolemäisch 
II  147.  169  —  seleukidisch  II  640.  749 


Register. 


459 


Soloke  bei  Susa  262=*. 

Solon,  Makedonier  III  118.  165. 

Solovettius,  Galater  III  200. 

Solus,  St.  auf  Sizilien  427.  468.   II  188. 

Somaliküste  mit  ptolemäischen  Stationen 
II  116. 

Sonnenfinsternisse  446.  II  721^. 

Sopatros,  1)  Syrakusier  II  519f.  —  2)  Ma- 
kedonier II  5901  595. 

Sopeithes,  Inder  136.  138.  497^  —  wohl 
identisch  mit  Sophytes  136.  507  f. 

Sophagasenos  (=  Galoka),  Inder  II  401. 

Sophene  (westliches  Armenien)  III  88. 
249. 

Sophokles,  S.  des  Amphikleides,  Athener 
315. 

Sophron,  Offizier  in  seleukidischen  und 
ptolemäischen  Diensten  II  149.  151. 

Sophytes  s.  Sopeithes. 

Sosandros,  Pergamener  III  327 ^ 

Sosibios,  1)  S.  des  Dioskurides,  ägyp- 
tischer Staatsmann  II  360ff.  376.  381f. 
394.  404  f.  —  Tod  II  572  f.  573^  — 
2)  S.  des  vorigen  II  573^  576  f. 

Sosigenes,  1)  Rhodier,  Nauarch  219^. 
258  —  2)  Achäer  III  107^ 

Sosikrates,  Achäer,  Hypostrateg  III  348  f. 

Sosilas,  Rhodier  II  660. 

Sosis,  S}'rakusier,  1)  Gegner  des  Hiero- 
nymos  II  518.  533  —  2)  Höfling  des 
Hieronymos  II  514^,  vielleicht  mit 
vorigem  identisch  —  3)  angeblich 
Schmied  II  533\ 

Sosipatros,  Jude  III  235". 

Sosistratos,  1)  Parteihaupt  in  Syrakus 
430  ff.  481  —  beseitigt  438  —  2)  sizi- 
lischer  Machthaber  II  37  f.  44.  47. 

Soso,  Verwandte  des  Aratos  von  Sikyon 
II  244. 

Sosthenes,  Makedonier  II  15  f.  21. 

Sostratos,  1)  Knidier,  Architekt  II 106  — 

2)  Gesandter  des  Ptolemäos  II 131"  — 

3)  Kalchedonier  II  570*  —  4)  bei  An- 
tiochos  I  II  129  —  5)  Kommandant 
in  Jerusalem  III  229. 

Sosylos,  Historiker  II  350. 
Sotades,  Dichter  II  100^  102-. 
Soteira,  1)  St.  in  Parthien  394.  II  92  — 
2)  Beiname  der  Kleopatra  III  275*^. 


Soterien  in  Delphi  II  21  (dazu  776)  — 
in  Mylasa  II  85'  —  in  Bithynien  II 
385*. 

Sparta,  befestigt  250.  II  663.  III  GO  — 
von  Antigonos  Doson  erobert  II 346  f.  — 
Angriff  der  Römer  II  659.  662  f.  Vgl. 
Lakedämon. 

Spartokos,  Bosporaner,  1)  379".  409*. 
412  f.  —  2)  II,  S.  Leukons  413  — 
3)  III,  415  —  4)  IV,  415^ 

Spasines  (Hyspaosines),  K.  III  300. 

Spasinu  Charax,  St.  in  Mesene  (Antio- 
cheia)  III  300. 

Sphäros,  Stoiker  II  316  f.  403^ 

Spintharos ,  im  Dienst  des  Demetrios 
Poliork.  378^ 

Spitakes  (Pittakos),  Inder  132^ 

Spitamenes,  Sogdianer  114  ff.  —  fällt  121. 

Spithridates,  Satrap  60. 

Stadt  im  See  (/)  h  Xiuvr]  nöhg)  bei  Kibyra 
11  752. 

Städte  im  Perserreich  495  f.  —  gegrün- 
det von  Alexander  161  f.  —  Kassander 
256  f.  —  Antigonos  und  Lysimachos 
311.  397  f.  —  Seleukos392f.  —  den  Per- 
gameuern  III  64.  361  f.  —  in  den  oberen 
Satrapien  260  —  in  Indien  503  f.  —  in 
Hellas  und  Makedonien  401.  III 27  — 
Verhältnis  zum  Herrscher  162 f.  —  in 
Syrien  III  95  f. 

Stamenes,  Satrap  121. 

Stasandros,  Kyprier,  Satrap  225.  260. 

Stasanor,  Satrap  von  Aria  114.  121.151. 
197  —  von  Baktra  225.  271.  II  165'. 

Stasioikos,  K.  von  Marion  278^  294. 

Stateira,  G.  Alexanders  d.  Gr.  166.  195. 
510  (zu  76). 

Stathmoi  Alexanders  4'. 

Steiris,  phokische  St.  III  15^ 

L.  Stertinius,  Legat  II  654. 

Sthenelaos,  Spartaner  II  421*. 

Sthennis,  Künstler  II  258^ 

Stilpon,  1)  Philosoph  309'.  314  —  2)  im 
Dienst  des  Agathokles  484. 

Stoboi,  St.  in  Päonien  II  637.  III 28  f.  181. 

Strabon,  Historiker  und  Geograph  7.  12. 
14.  16.  II  68.  III  4. 

Strategen  der  Aetoler  II  215  —  der 
Achäer,  ihr  Amtsjahr  II  292  f.  461. 


460 


Register. 


Stratios,  1)  Arzt  des  Eumenes  III  200  — 
2)  Achäer  III  316*.  346.  349. 

Stratokies,  1)  Athener,  Demagog  179. 
315  f.  334.  345.  358  —  2)  Rhodier  III 
131^ 

Straten,  1)  S.  des  Gerostratos,  Aradier 
77—2)  K.vonSidon78^  —  3)  Lampsa- 
kener,  Peripatetiker  II 103^  1071 206  — 
4)  Historiker  III  3^  —  5)  I  u.  II,  indo- 
hellenische Herrscher  111  302^' 

Stratonike,  1)  G.  des  Antigonos  Mo- 
nophthalmos  273.  352.  363.  366  (wo 
irrtümlich  Eurydike  geschrieben  ist)  — 
2)  T.  des  Demetrios  Poliork.,  G.  des 
Seleukos  354.  384^  II  23  —  G.  des 
Antiochos  383.  391.  II  133.  161  — 
vielleicht  II  12^  —  3)  T.  des  An- 
tiochos I,  G.  des  Demetrios  II  166  f. 
224.  264  —  4)  T.  d.  Antiochos  II,  G. 
des  Ariarathes  III  II  140  —  5)  G.  des 
Eumenes  II  II  759.  III  64.  109.  204  — 
des  Attalos  II  III  206.  363*'.  364. 

Stratonikeia,  St.,  1)  in  Karien  II  89  — 
ptolemäisch    II    156    —    makedonisch 

II  587.  636  f.  —  rhodisch  II  640  f. 
648^  122^  lU  79^  81*  —  frei  HI 
194.  196.  371  —  2)  in  Mysien  II  90^ 

III  361.  367*.  369. 
Stratonikos,  Kitharöde  411^. 

Stratos,  1)  in  Akarnanien,  ätolisch  II 
237.  268-.  432.  445\  446.  456.  701. 
765.  III  12.  143.  184  —  2)  bei  Thel- 
phusa  in  Arkadien  II  259^.  440. 

Strorabichos,  1)  im  Dienst  Polyperchons 
337  —  2)  im  Dienst  des  Demetrios 
Poliork.  378^ 

Styberra  in  Makedonien  II  602.  III 
Ulf. 

Stylangion  in  Triphylien  II  441^. 

Stymphalos  in  Arkadien  276.279.11257  — 
achäisch  II  260'.  329. 

Styra  auf  Euböa,  zerstört  207. 

Suidas,  Lexikograph  16. 

C.  Sulpicius,  Prätor  II  545^. 

P.  Sulpicius,  1)  Konsul  279  v.  Chr.  II 
35  —  2)  Feldherr  im  1.  makedonischen 
Kr.  II  480  ff.  488  ff.  494.  501  —  im 
2.  makedonischen  Kr.  II  590.  595 ff. — 
Legat  II  676''.  679*. 


C.  Sulpicius  Gallus,  tribunus  mil.  III 
161*  —  Legat  III  203.  318. 

Suniatus  s.  Syualos. 

Sunion  in  Attika  II  234  —  Kastell  II 
239.  288. 

Susa,  St.  94  f.  165.  260.  II  96.  368  — 
Tempel  dort  155  —  Susiana  Sa- 
trapie  157.  197.  262.  272.  299.  II  94. 
148. 

Susia  in  Aria  109.  495. 

Sybaris  in  Italien  II  550^. 

Sydraker,  Inder  127.  141«. 

Sykyrion  in  Thessalien  122  ff. 

Syleion  bei  Kibyra  II  752. 

Sylleion  in  Pamphylien  67. 

Syme,  Insel  II  86. 

Symmachos,  Makedonier  132^. 

Sympetesis  (Ptolemäos)  III  210. 

Synalos,  Karthager  427*. 

Synedrion,  Bundestag  der  Hellenen  38. 
107.  170.  177^  498  —  makedonisches 
III  181. 

Syneis,  Ort  bei  Messana  II  182*. 

Synkellos,  Georgios,  Chronograph  15. 

Synkretismos  III  324*'. 

Synnada,  St.  in  Phrygien  342.  352 >.  II 
90^  753.  III  200. 

Syrakus  unter  Timoleon  422  f.  —  Gebiet 
und  Hegemonie  424.  430  —  Unruhen 
430  f.  —  hilft  den  Krotoniateu  480  — 
unter  Agathokles  433  ff.  435. 438.  472  — 
belagert  444  ff.  452  ff.  —  Verbannte 
432.  436  f.  438.  440.  452.  454.  457. 
471  -  nach  Agathokles  487 f.  II  37 f.— 
mit  Pyrrhos  verb.  II  38.  43  f.  47. 
175  —  unter  Hieron  II  176  f.  183. 
193  ff.  197  f.  511  —  nach  Hieron  II 
513  ff.  518  ff.  —  im  2.  punischen  Kr. 
II  524ff.  531f.  —  erobert  II  535  ff. — 
unter  römischer  Herrschaft  II 558  (da- 
zu III  379)  —  Verfassung  II  519  — 
auswärtige  Beziehungen  II  87.  144. 
406.  522  f.  531  —  Handel  II  197. 

Syrien,  makedonisch  77.  83.  88.  196. 
275  f.  —  seleukidisch  351.  II  71  — 
streitig  II  124ff.  140.  147  f.  151  f.  — 
Verwaltung  II  94.  121.  —  Aufstände 
II  74.  166  f.  —  Städtegründungen  394. 
II  91.  141.  III  221  —   syrische  Trup- 


Register. 


461 


pen  88.  II  741  —  syrische  Tore  72  — 

Königsliste  III  5^  385. 
Syrinx  s.  Sirynx. 
Syrmos,  Triballer  54. 


Syros,  Insel  III  80^ 
Sze  (Szü)   =   Saker,   von   den   Juetschi 
vertrieben   III   291    —    in  Indien  III 

289^ 


Tabä,  1)  in  Persis  100.  III  218  —  2)  in 
Pisidien  II  752. 

Tabor  (Atabyriou)  in  Galiläa  11  378. 

Tachos,  Aegypter  47. 

Tänaron  II  208.  262.  297. 

Tagä,  St.  in  Parthien  II  399. 

Tagebücher  (Ephemeriden)  Alexanders  3. 

Tambrax,  St.  in  Hyrkanien  II  399.  III 
301^ 

Tanagra  in  Böotien  11  210^  647. 

Tanais,  St.  und  Fl.  408,  vgl.  Jaxartes. 

Tapyrer  108  —  Satrapie  121  —  Kon- 
tingent 184. 

Tarent  (Taras),  Tarentiner  425  f.  437  f.  — 
Bedeutung  474  f.  —  Verhältnis  zu 
Agathokles  437  f.  481.  483  —  Kr. 
mit  Rom  478  f.  —  mit  Pyrrhos  verb. 
II  9.  27  ff.  40^  43.  48  f.  51.  53  f.  — 
wird  römisch  II  61  ^  65*.  182.  507. 
509.  535  —  von  Hannibal  erobert  II 
546^  547  ff.  550  —  wieder  römisch 
n  551  f.  555  f.  —  besetzt  II  696  — 
Tarantiner,  Reiter  474*.    II  499. 

Tarsos  in  Kilikien  72  —  ägyptisch  II 
147*  —  unter  Antiochos  Epiph.  III 
95  f.  96^  229. 

Tartessos  492. 

Taucheira  (Teucheira)  in  Libyen  216  f.  — 
Arsinoe  genannt  11  144. 

Taulantier,  Illyrier  55.  204.  II  6.  10*. 
m  178*. 

Taurer  auf  der  Krim  410.  415. 

Taurion,  makedonischer  Kommandant  im 
Peloponnes  II  348".  409.  414.  420.  446. 
454.  460. 

Taurisker,  Galater  III  30. 

Tauroeis  (Tauroentum)  490. 

Tauromenion  auf  Sizilien,  syrakusisch 
424.  430.  436.  440.  444  —  selbständig 
488.  n  37.  44  —  mit  Syrakus  verb. 
n  175».  184.  528  —  römisch  II  183*. 
539.  557. 


Taxila  in  Indien  131.  137.  497. 

Taxiles,  Inder  128.  131.  136.  140  — 
Satrap  151.  197.  340.  502.  504  f. 

Tegea,  1)  in  Arkadien  36  f.  —  von  Kas- 
sander belagert  250  f.  276  —  frei  H  230. 
257  —  ätolisch  II  262.  302  f.  306^ 
325  —  kleomenisch  307  —  achäisch 
II  347.  422.  448  ff.  —  unter  Machanidas 

II  483.  499  —  wieder  achäisch  II  500. 
566.  683.  III  46.  344  —  Grenzstreit 
mit  Sparta  III  356  —  sonst  III  94. 
353*.  354«  —  2)  in  Syrien  401. 

Teichius  im  Oeta  II  705. 

Teichos,  eleisches  Grenzkastell  II 434. 442. 

Teisippos,  Aetoler  III  103'.  179. 

Teison,  Achäer  II  683. 

Tektosagen,  Galater  II  78  ff.  157.  755. 

Teleas,  Magnete  im  Dienste  des  Antio- 
chos III  II  400. 

Telemnastos,  Kreter  III  325'. 

Telephos,  indo-hellenischer  Herrscher  III 
302^. 

Telesarchos,  Antiochener  II  17^ 

Telesphoros,  Feldherr  des  Antigonos 
Monophth.  287  ff.  —  abtrünnig  291. 

Telmessos  in  Lykien,  ptolemäisch  II 122. 
730.  III  84^  —  wird  pergamenisch  II 
749.  758  f.  760.  III  61.  63  —  lykisch 

III  372. 

Telos,  rhodische  Insel  II  86. 

Telphusa  (Thelphusa)  in  Arkadien  II 
257.  259^  2601  339.  434.  441. 

Temenos,  Heraklide,  Ahnherr  der  make- 
donischen K.  23.    II  486. 

Temesa  (Tempsa)  425  f.    II  554.  557. 

Temnos,  äolische  St.  II  390. 

Tempe,  Tal  und  Pafs,  makedonisch  II 
632.  644.    III  22.  147. 

Tempyra  in  Thrakien  II  762. 

Tendeba  in  Karien  II  636. 

Tenea  bei  Korinth,  selbständig  III  38. 
352*. 


463 


Register. 


Tenedos,  Insel  39.  70.  104.  593.    in  63. 

67'.  154. 
Tennes,  K.  von  Sidon  47. 
Tenos,  kykladische  Insel  II  102. 
Teos  in  lonien  343  —  mit  Lebedos  ver- 
einigt 311.  398  —  seleukidisch  II  85". 

135'.    161    —    unter    Attalos    U    158. 

390  —  mit  den  Aetolern  verb.  II  217  — 

unter    Antioehos  III    II  642-.    736    — 

Asylie  II  418^  572i.  6421  675  —  frei 

III  63^  189\  363. 
L.  Terentius,  Legat  11  654. 
Teres,  1)  Thraker  II  138  —  Freund  des 

Andriskos  III  332. 
Terias,  Fl.  auf  Sizilien,  Schlacht  488. 
Teridates  (Tiridates),  Parther  II 1 64  f.  165*^. 
Terina  in  Italien  426.  476.    II  554. 
Termessos  in  Pisidien   68.   231.    II  752. 

III  371"^. 
Tetrapolis  von  Kibyra  III  371. 
Tetraphylia  in  Athamauien  II  763. 
Teucheira  s.  Taucheira. 
Teukros,  S.  des  Alketas,  Epirote  291  f.  292^ 
Teuta,  illyrische  Fürstin  II  279  f.  282  ff. 
Teutamos,  Makedonier  239  f.  268  f. 
Teuthis  in  Arkadien  III  37 ^ 
Teuthrauia  bei  Pergamon  II  73. 
Thais,  Hetäre  98^  321^ 
Thalamä,    1)    in   Elis   It  440    —    2)  in 

Messene  II  566. 
Thalestris,  Amazone  109^. 
Thamid,  jüdisches  Opfer  III  233. 
Thapsakos   am  Eupbrat  76.  89  =  Am- 

phipolis  395. 
Thapsos  in  Afrika  451. 
Thara,  parthisches  Dorf  100". 
Thasos,  Insel  39  —  makedonisch  II 582  f. 

648  —  befreit  II  654. 
Thater,  Volk  am  kimmer.  Bosporos  410*. 

412. 
Thaumakoi,  ätolisch  II  274.  604 f.  703  — 

thessalisch  III  12.  19. 
Theätetos,  Rhodier  III  131.  157.  194. 
Thearidas,   1)  S.  des  Lykortas,  Achäer 
III  343  f.  350-   —   2)   S.  des  jüngeren 
Philopoimen  II  350". 
Thearkes,  Kleitorier  II  320. 
Thebe  in  Mysien  II  584.  732. 
Theben  (Thebaner),   1)  in  Böotien  20f. 


30  ff.  34  ff.  —  persisch  46.  78  —  von 
Alexander  zerstört  56  f.  176  —  wieder 
hergestellt  256.  279.  288.  290.  310  — 
von  Demetrios  erobert  366.  369  f.  378  — 
Hauptstadt  der  Böoter  II   210  —  im 

2.  makedonischen   Kr.   II   626    —    im 

3.  makedonischen  Kr.  III  114ff.  137  — 
mit  den  Achäern  verb.  III  348.  352. 
353*  —  2)  in  Phthia,  makedonisch 
202.  346  —  ätolisch  II  274  —  make- 
donisch, Philippupolis  genannt  II  457  f. 
460. 491  —  wieder  ätolisch  II  494. 503  — 
makedonisch  II  588.  622.  629  —  ab- 
getreten II  645.  651  —  im  antiochi- 
schen  Kr.  II  699.    IH  21. 

Theion  in  Athamanien  II  763. 

Theisoa  in  Arkadien  III  37 ^ 

Thekoa,  Wüste  III  255. 

Thelphusa  s.  Telphusa. 

Themison,  1)  Samier  284  —  2)  Kyprier 
II  134. 

Themisonion  in  Phiygien  II  79*.  90^ 

Themistokles,  Beamter  des  Achäos  II 391. 

Themistes  aus  Alexandreia  Troas  II  392. 

Themistos,  Syrakusier  II  513.  520. 

Theodektes,  Achäer  III  344". 

Theodoria  in  Athamanien  II  418*.  763. 

Theodoros,  1)  K.  der  Athamanen  II 
418*.  589^  —  2)  Atheos,  Philosoph 
II  126*^. 

Theodotas,  Rhodier  II  80. 

Theodotos,  1)  Rhodier  im  Dienst  des 
Antigonos  280  f.  —  2)  Kommandant 
in  Sardis  404  f.  —  3)  Hemiolios,  im 
Dienst  des  Antioehos  III  II  366.  373  — 
4)  Aetoler  in  ägyptischem  Dienst  II 
367  —  geht  zu  Antioehos  III  über 
II  374  ff.  378.  380  —  5)  Syrakusaner 
II  515.  518  —  6)  Molosser  III  134. 167  f. 

Theognetos,  Abydener  II  594'. 

Theokritos,  1)  Chier  176^  —  2)  Dichter 

II  110  (vgl.  100).  196. 
Theophanes,  Historiker  12. 
Theophiliskos,  Rhodier  II  584  ff. 
Theophilos,    indo-hellenischer  Herrscher 

III  302^ 

Theophrastos,  1)  Philosoph  48.  314  f.  II 
109.  205  f.  —  2)  makedonischer  Offi- 
zier II  253. 


Register. 


46a 


Theopompos,  Historiker  176^ 

Theoxena,  T.  des  Ptolemäos  Lagi  370'. 
473.  486. 

Theoxenos,  Achäer  II  636. 

Thera,  Insel  II  103^  —  ptolemüisch  II 
169.  406.  III  84.  214  —  geräumt  III 
375  —  Erdbeben  II  632. 

Therasia,  Insel  II  632. 

Therma,  St.  auf  Sizilien,  auch  Himera 
462  f.  470  ~  römisch  II  189.  530.  561. 

Thermon  (Therma) ,  ätolisches  Bundes- 
heiligtum II  214.  216.  218.  445.  495. 
654.  III  137  —  Thermika  {QtQfxiy.d) 
II  599-. 

Thermopylen,  Versammlung  53  —  von 
den  Aetolern  beherrscht  251.  II  8  — 
Engpafs  II  16  ff.  487'.  489.  491  — 
Schlacht  II  704. 

Thermus,  römischer  Gesandter  in  Aegyp- 
ten  III  267^.   vgl.  Minucius. 

Thersilochos,  attischer  Archon  II  242-'. 

Thersippos,  Alexanders  Gesandter  78.  82. 

Thespiä  in  Böotien  35.  II  210^  —  Kon- 
tingent 99'-  —  römerfreundlich  III 
114 f.  —  Heiligtum  II  206^  III  67'. 
352.  353^ 

Thespios  (Thespesios),  Perser  272. 

Thesproter  II  5.    III  144. 

Thessaler,  Thessalien  30  —  makedonisch 
39.  53  —  Unruhen  106  —  im  lami- 
schen  Kr.  202  —  streitig  232.  249. 
256.  346.  366.  376.  384f.  —  beim  galli- 
schen Augriff  II 16. 18  f.  —  wechselnde 
Zugehörigkeit  II  22''.  74^.  55  —  make- 
donisch II  59.  62.  222.  238.  2651  273  f. 
287.  335  f.  502.  599.  610  ff.  —  römisch 
II  632  —  frei  II  651  —  Verfassung 
II  653.  666  —  gegen  Antiochos  III  II 
685.  689  f.  698.  701  ff.  724.  762  — 
Streit  mit  Philipp  HI  19  ff.  25  —  im 
3.  makedonischen  Kr.  HI  102.  105  f. 
113.  183  —  später  HI  333  f.  346. 
356  —  Kontingente  im  makedonischen 
Heer  69.  78.  92  f.  99.  110.  114.  307  — 
bei  Pyrrhos  II  31.  33  —  bei  den 
Römern  III  123.  356'*  —  in  der  Am- 
phiktionie  II  219.    III  13. 

Thessaliskos,  Thebaner  78. 

Thessalonike,  1)  G.  Kassanders  255, 358  — 


getötet  364  —  2)  Stadt  in  Makedonien 
257.    II   55.    III   24.  34.   332.  336  — 
Festung  HI  147  f.  159.  164  —  Hauptst. 
des  2.  Makedonien  III  180. 
Thestieis  in  Aetolien  II  445*. 
Thetideion  in  Thessalien  II  630. 
Theudosia  in  der  Krim  409. 
Thibron,   Lakedämonier   176.  215  —  iu 

Kyrene  215  ff. 
Thisbe   in  Böotien  II  210».    IH  116  — 
von    den    Römern    erobert    III    127  f. 
136. 
Thoas,  1)  Satrap  151'-'  —  2)  Aetoler  H 
677  —  im  antiochischen  Kr.  H  686  f. 
689  ff  710.  746.  758   —   wird  Römer- 
freund III  12.  103^  133.  137. 
Thoinon  (Thoinion),  syrakusischer  Macht- 
haber II  38.  44.  47. 
Thorakiten,  leichte  Truppen  II  499. 

Thorax,  Thesmler  351.  404^ 

Thraker,  Thrakien,  unter  Philipp  und 
Alexander  28.  31  ff.  53  f.  105  f.  —  unter 
Lysimachos  197.  204.  286.  303.  311. 
367  —  Einfall  der  Galater  13.  15.  20. 
23.  570  —  Verhältnis  zu  Makedonien 
H  25.  224.  276  —  seleukidische  Be- 
sitzungen II  22«.  74^  76.  138  (dazu 
777)  —  ptolemäische  Besitzungen  II 
150  f.  169.  406  —  Eindringen  Philipps 
II  570.  599  —  Angriff  des  Antiochos  III 
H  641.  645.  668  f.  675  —  Cn.  Manlius 
daselbst  H  761  —  Erwerbungen  Make- 
doniens in  20.  28  ff".  98.  100  f.  —  nach 
167  V.  Chr.  III  332  ff.  337.  374  —  Kr. 
mit  Attalos  II  III  360  f.  3Ü5-  —  Thraker 
im  makedonischen  Heer  136.  144.  260. 
501.  n  597.  619.  628.  633.  IH  120. 
165  —  in  Aegypten  II  376  —  bei 
Antiochos  IH  II  379.  741  —  anderswo 
n  386.  633.  724.  742.  III  367'^  369  — 
leichte  Truppen  III  53  —  thrakische 
Kolonisten  260^    II  111.  118'.  HI  27_ 

Thrason,  1)  Athener  (?)  11  428-*  — 
2)  Syrakusier  II  515  —  3)  desgleichen^ 
beigenannt  Karcharos  II  514*. 

Thrasybulos,  Eleer  II  56.  229'. 

Thrasykrates,  Rhodier  II  494. 

Thronion,  St.  in  Lokris  II  491.  622. 

Thudippos,  Athener  243. 


464 


Register. 


Thuria  in  Messene  II  410^  71S*.  III  55. 
555'.  ^ 

Thurii  in  Italien  474.  481  —  mit  Ale- 
xander dem  Molosser  verb.  476  f.  — 
im  pyrrhischen  Kr.  II  27  f.  32.  40. 
48  —  mit  Rom  verb.  II  27.  63.  509. 
547  —  karthagisch  II  549.  550*.  554  — 
latinische  Kolonie  Copiä  II  556,  vgl. 
Castrum  Frentinum. 

Thyateira  in  Mysien,  seleukidisch  II  89. 
584.  725.  732.  740  —  abgetreten  II  745. 
III  327.  367.  378  (zu  II  73). 

Thyestes,  Spartaner  II  42 1^ 

Thymbrios,  Fl.  in  Phrygien  344. 

Tbymochares,  Athener  223*. 

Thymodes  (nicht  Thymondas),  S.  Mentors 
70  (dazu  II  771).  74.  76. 

Thyner,  Thynis,  in  Bithynien  197.  II 
73.  75. 

Thyrrheion  in  Akarnanien  II  268.  409. 
701.  766.  III  138.  184.  356*.  357^  — 
Streit  mit  Kassope  III  318^ 

Tiboites  (=  Zipoites),  Bithyner  11  136^ 
386. 

Tigranes  von  Armenien  III  310. 

Tigris,  1)  Geliebte  des  Pyrrhos  II  II 
265*  —  2)  Fl.,  von  Alexander  gereinigt 
167. 

Timäos,  1)  Sikeliote,  Historiker  10.  417  f. 
443^  47  7^  II  352  —  geht  in  die  Ver- 
bannung 440^  —  2)  Aetoler  II  260^ 
261  f.  —  3)  Kyzikener  s.  Timolaos. 

Timagenes,  Historiker  12.  13^ 

Timarchos,  1)  Tyrann  von  Miletll  134f.  — 

2)  Kreter  aus   Eleutherna  II  430  — 

3)  Freund  des  Antiochos  Epiphanes 
III  97.  219  —  empört  sich  III  247. 
284.  287^ 

Timasitheos,  Liparäer  II  189'. 
Timokleidas,  Sikyonier  II  243  f. 
Timokles,  Archipirat  331. 
Timokrates,    Lakedämonier,    im  Dienst 

des  Nabis  II  564^  626.  660.  664. 
Timolaos,    1)    (var.   Timäos)   Kyzikener 

235  —  2)  Spartaner  II  716. 
Timoleon,  Korinthier,  Befreier  Siziliens 

421  ff.    —    Timoleonteion    in   Syrakus 

425.  433. 
Timon,  1)  Syrakusier  II  197«  —  2)  Phli- 


asier,  Sillograph  II  223^  —  3)  Eleer 
II  273*  —  4)  Phthiote  aus  Theben 
II  629  —  5)  Satrap  von  Lydien  II 
745. 

Timophanes,  Korinthier,Timoleons  Bruder 
421-. 

Timosthenes,  Karystier  204^ 

Timotheos,  1)  athenischer  Feldherr  47  — 

2)  Athener,  Theologe  II  107.  114   — 

3)  Dichter  II  567  —  4)  im  Dienst  des 
Perseus  III  125^  —  5)  kämpft  gegen 
die  Juden  III  221^  236  ff.  238^  239  f.  — 
6)  in  Aegypten  III  275^  —  7)  kappa- 
dokischer  Gesandter  III  25P. '. 

Timoxenos,  Achäer,  1.  Strategie  II  320. 
330.  333  —  2.  Strategie  410.  413. 
442  —  3.  Strategie  461. 

Timuchen  in  Massalia  491^ 

Tics  am  Pontos  354».  397.  402  —  zu 
Herakleia  II  75.  78.  III  71  —  perga- 
menisch  III  72.  77*  —  von  Pharnakes 
erobert  III  75  —  bithynisch  III  78. 

Tiridates  s.  Teridates. 

Tirizis,  thrakische  Schatzkammer  des 
Lysimachos  398. 

Tisarchos,  Syrakusaner  433  f. 

Tisiphonos,  Pheräer  30. 

Tisippos  s.  Teisippos. 

Tison  s.  Teison. 

Tithronion,  phokische  St.  II  242'.  491. 

Tlepolemos,  1)  Makedonier  108  —  Satrap 
von  Karmanien  151^  197.  260.  271  — 
2)  Kommandant  vonPelusion,  Vormund 
des  Ptolemäos  V  II  574  ff. 

Tobias,  jüdisches  Parteihaupt  HI  226  — 
Tobiaden  III  226  f.  228^  229^  230. 

Tocharer,  Skythen  III  291.  300. 

Tokä  in  Afrika  463. 

Tolistobogier  (Tolostoagier) ,  Galater  H 
78  f.  136.  751'  —  von  Attalos  ge- 
schlagen II  157  —  besiegt  II  754. 

Tomeros,  Fl.  153. 

Tomeus  (Tomeis),  St.  am  Pontus  II  137  f. 

Toreten  am  Pontus  410.  412. 

Torone,  makedonische  St.  III  149. 

Totes  Meer  300.  302. 

Toutobodiaci,  Galater  II  82*. 

Tralleis,  St.  in  Kleinasien,  wird  make- 
donisch 63.  288  —  seleukidisch  II 88  — 


Register. 


4^ 


pergamenisch  II  745.  760.  III  63.  66  — 

römisch  III  370'. 
Trasimenischer   See,    Schlacht    II    459. 

506.  510. 
Trauser,  Thraker  II  15".  762. 
Traxiaue,  Landschaft  III  292-. 
Tremellius,  Quästor  in  Makedonien  III 

337. 
Triakontaschoiuos  in  Aegypten   III  275. 
Triballer,  Thraker  33  —  unter  Alexander 

53  f.  60^  —  von  den  Galatern  verdrängt 

II  23.  276. 
Trichoniou,  Trichonischer  See  II  445. 
Trierarchen  Alexanders  140   —    kartha- 
gische II  515. 
Trieres,  Ort  in  Phönizien  II  377. 
Trikka  in   Thessalien   31'.  38^   237  — 

wechselt  den  Besitzer  II  652.  702.    III 

20.  23. 
Triopion  bei  Knidos  II  102.  131. 
Triparadeisos  in  Syrien  223  f. 
Triphylien,  arkadisch  II  7.  258  —  eleisch 

II  259.   427  —  makedonisch  II  441  f. 

447.  460.  492  —  achäisch  II  6U8.  646. 

652.   III  37  —  eleisch  III  355. 
Tripolis,   1)   in  Phönizien   76.   297.    III 

96^   245.   278*   —   2)  in  Lakonien  II 

683  —  3)  perrhäbisch  III  122.  125. 
Tripylos  s.  Tri ty mallos. 
Tritäa  in  Achaia   II   11.  211.  412.  434. 

455. 
Tritäos,  Megalopolite  II  227'. 
Triteuta,  Mutter  des  Pinnes  II  285".  417^ 
Tritymallos    (oder    Tripylos),    Messenier 

II  330'. 
Troas ,   Landschaft ,    hat    makedonische 

Kolonisten  II  90   —   unter  Attalos  II 

392. 
Trogodyten  (nicht  Troglodyten)  am  ßoten 

Meer  II  115. 


Troizen,   St.    203.   336    —   makedonisch 

II  7. 12.  226  —  achäisch  II  253.  330  — 

Bündnis  mit  Rom  III  357*. 
Trokmer,  Galater  II  78  ff.  754  f.    III  206. 
Tryphäua,  T.  des  Ptolemäos  VII  III  308. 
Tryphon,    1)    s.    Diodotos    4.    292  f.    — 

2)  Antiochener  III  305^ 
Tschandragupta  =  Sandrakottos  340*. 
Tunes  in  Afrika,  1)  Lager  des  Agathokles 

451.  455.  464  ff.  —  2)  das  weifse  446. 
Turiuas,  Dynast  in  Ariana  III  289'. 
Tyana,  Eusebeia  am  Tauros  genannt  III 

249. 
Tycha  in  Syrakus  II  532. 
Tylis,  Tylener,  Galater  II  25.  138.  150. 

276.  384  —  Sturz  II  478.  570. 
Tylos,  Insel  184. 
Tymphäa,  makedonische  Landschaft  234. 

307.  364.    II  6.    III  180. 
Tyndarion,    Tyrann    von    Tauromenion 

488.    II  37  f.  44. 
Tyndaris   auf   Sizilien   II    175.    178    — 

karthagisch   II    180.    184    —   römisch 

II  188.  530.  557*.  561. 
Typaneä  in  Triphylien  II  441.   III  355«. 
Tyrannen  in  Hellas  170.  II  225  ff.  243  f.  — 

auf  Sizilien  420  f.  487  ff.    II  37. 
Tyras  (Tyriten)  am  Pontos  408. 
Tyriaspes,  Satrap  131.  500  f. 
Tyros,   1)  in  Phönizien,  von  Alexander 

erobert  79  ff.  87.  162.  226  —  von  Anti- 

gonos   erobert  275.   278.   283   —   von 

Ptolemäos    298     —     demetrisch    352. 

356   —   wechselt  den  Besitzer  II  125. 

127.   II  374.  378.  383  —  seleukidisch 

II  580.  III  95^  96^  221.  230.  240. 
279.  306  f.  —  frei  III  308*  -  Spiele 

III  228  —  Verhältnis  zu  Karthago 
81.  448  —  2)  Schlofa  des  Hyrkanos 
III  226. 


u. 


Urania  (Uranopolis)  bei  Akanthos  257. 
Urios,  attischer  Archon  II  232*. 
Usun  (Usiun)  =  Asianer  III  291. 


Utika  in  Afrika  461. 
Uxier  bei  Susa  96. 


V.    w. 

Vadimonischer  See,  Schlacht  II  26.  |   Westhellenen  im  2.  punischen  Kr.  505  i 

Valarsakes,  armenischer  Satrap  III  289*.    j        —  unter  Rom  II  555  ff. 

Niese,  Gesoh.  d    griech.  u.  raak.  Staaten.     III.  30 


466 


Register. 


Valerische  Strafse  auf  Sizilien  II  545. 
Cn.    Valerius    M.    f. ,     Halbbruder    des 

M.  Fulvius  II  767  f. 
Valerius  Antias,  Historiker  II  609^.  648". 

III  189«. 
L.    Valerius   Flaecus,    tribunus   mil.    II 

705.  709. 
M.  Valerius  (Lävinus),  Prätor  iu  Illyrien 

und   Hellas    II    468.    471.    474.    475'. 

476    —    auf  Sizilien    II    542.    544  f. 

590". 
P.  Valerius  (Lävinus),  Konsul  280  v.  Chr. 

II  33.  35. 
Valerius  Maximus  II  356. 


M.  Valerius  Muttines  II  540\  vgl.  Myt- 

tones. 
Velia  s.  Iillea. 
Venusia,  St.  II  26.  85*. 
Vettier,  vielleicht  Galater  II  224^ 
ViboValentia  =  Hipponion  II  511'.  556. 
P.  Villius,  Konsul  II  603.  608  f.  —  Legat 

II  654.  6761  690. 
Vindusära,   Inder  =  Amitrochates   509. 

II  141. 
Witwenverbrennuug,  indische  266. 
Volsinii  in  Etrurien  11  35. 
Voturi,  Galater  II  82^ 
Vulci  in  Etrurien  II  35. 


X. 


Xandrames  (Angrames),  Inder  509. 
Xanthippos,  1)  im  ptolemäischen  Dienst 

II  148  —  2)  Lakedämonier,  bei  den 
Karthagern  II  208  (vielleicht  mit 
vorigem  identisch). 

Xanthos,  St.  in  Lykien  67  —  ptolemäisch 
308.  II  85  —  antiochisch  II  640  (dazu 

III  379)  —  rhodisch  III  82. 
Xathrer  (oder  Sodrer),  Inder  144. 
Xenarchos,  Achäer  III  50.  104. 
Xenares,  Spartaner  11  306'. 
Xenodikos    (Xenodokos) ,    Akragantiner 

454.  462.  465. 
Xeuodochos,  Kardiauer  159*^. 
Xenoitas,   Achäer  bei  Antiochos  III    II 

366  ff. 
Xenokleides,  Chalkidier  II  689.  695. 
Xenokrates,  Philosoph  174.  209. 


Xenon,  1)  Tyrann  von  Hermion  II  289  — 
2)  im  Dienst  des  Antiochos  III  II  366. 
745  —  3)  Achäer  III  184 f. 

Xenophanes ,  makedonischer  Gesandter 
II  467. 

Xenophantos,  Rhodier  II  385. 

Xenophilos ,  Kommandant  in  Susa  262. 
272. 

Xenophou,  1)  Historiker  44^  —  2)  atti- 
scher Archon  II  232^  —  3)  Achäer 
II  621. 

Xermodigestos,  Gete  367". 

Xerxes,  1)  Perserkönig  94.  95-.  ISO'^  — 
2)  Satrap  von  Armenien  II  397. 

Xiphonia  bei  Syrakus  II  184. 

Xylinepolis  =  Sangada  152'. 

Xyniä  in  Phthiotis  II  484'.  503.  612. 
628.    III  12.  19. 


z. 


Zabadäer,  Araber  III  280''. 

Zabdibel,  Araber  III  221'. 

Zabdiel  oder  Diokles,  Araber  II  265. 

Zabinas,  Beiname  III 305,  s.  Alexandros  32. 

Zadrakarta,  St.  108.  495. 

Zakynthos,  Insel,  wird  makedonisch  II 
459  f.  —  im  1.  makedonischen  Kr.  II 
478.  500  —  römisch  II  712  f.  718. 

Zamma,  Insel  II  613". 

Zarax  in  Argos  II  12. 

Zariadris,  Satrap  von  Sophene  III  88. 


Zariaspa  (Baktra)    114.    119.    123.  495  f. 

II  400. 

Zenodotos,    1)    II    12'    —    2)    Ephesier, 

Dichter  II  107'.  110. 
Zenou,  1)  Kitier,  Stoiker  H  223.  240*  — 

2)   Rhodier,   Historiker  H  350.   386». 

III  3'  —  3)  Magnete  II  686  —  4)  Ko- 
tyles  in  Philadelpheia  III  295  — 
5)  im  ptolemäischen  Dienst  III  377 
(zu  375). 

ZenophancH,  Kiliker  III  258''.  259^ 


Register. 


469 


Zephyrion,    1)  in  Kilikien  (Anchiale)  II 

640  —  2)  bei  Alexandrien  II  101'. 
Zeugma  am  Euphrat  III  247. 
Zeus,  Eleutherios  in  Syrakus  II  558  — 

Olympios   in  Antiochien   III  95  —  in 

Jerusalem   III  233    —    Soter  in  Niko- 

medien  III  330. 
Zeuxidas,  Akarnane  II  634. 
Zeuxippos,    Böoter    II    62G.    G47.    692^ 

III  16  f. 
Zeuxis,  Strateg  des  Antiochos  III  II  366  f. 

369  f.  —  Satrap  in  Sardis  II  584  i588. 

742.    III  380  (zu  II  642)  -  Gesandtor 

II  746.  748  f. 


Ziailas,  K.  von  Bithynien  II  136  f.  155. 

158  ff.  386. 
Zibelmios,  Thraker,  S.  des  Diegylis  III 

36 1^  374'. 
Zipoites  (vgl.  Tiboites),  1)  Bitbyuer  276. 

399.  405.    II  73  —  2)  S.  des  vorigen 

II  76  ff. 
Zipoition  in  Bithynien  II  73. 
Zoilos,  indo  -  hellenischer   Herrscher  III 

302'. 
Zoippos,  Syrakusaner  II  513.  515.  521. 
Zopyriou ,     makedonischer    Strateg     am 

Pontes  171.  407.  413.  499  f. 
Zuphonen,  libyscher  Stamm  456. 


Verzeichnis  der  behandelten  Inschriften 
und  Sehriftstellerzeugnisse. 


Aucient  Gr.  iuscriptions  in 

the 

1 

British  Mus.  11  259      . 

II 

430^   i 

Appiau  Maced.  11,  1  .     . 

III 

105^   : 

BCH.  1(3  (1892)  543  f.     . 

II 

448'* 

10  (1886)  Ulf.     . 

II 

635* 

CIGr.  I  n.  106    .     .     .     . 

II 

12^ 

Curtius  Ruf.  VII  10,  13  ff. 

120- 

X    8,  15 

245» 

Diodor  XVIII    7,  5    .     . 

199* 

XIX  50,  7    .     . 

254' 

69,  3    .     . 

286^ 

75,  2    .     . 

288« 

78,  5    .     . 

290^ 

XX  32, 1  f.      . 

454^ 

XXXI  32  a      .     . 

III  250^ 

Diyllos  fr.  3  (FHG.  II  361) 

255=^ 

Frontinus  strateg.  I  4,  G 

II 

487- 

Gellius  N   A.  I  13,  11    . 

III  369^ 

IGGSept.  I  188  .    .      II  268^ 

III  318" 

JHSt.  II  113  ff.  .     .     .     . 

III 
III 

196^ 
211« 

Inschriften  von  Olympia  n. 

301 

„             „   Pergamonn. 

182 

189.     . 

III 

380 

(zu  II 642) 

„            „  Pergamon  n 

24^ 

)  III 

368' 

Josephus,  Antiq.  XIII  260  f.    .  III  306« 
„       XIV  249  f.    .   III  306" 


Justinus  XX  5,  11      .     . 
Le    Bas    inscriptions    III 

^SGDial.  III  3277)  . 
Livius     XXVIII     7,  14 
XXXV  26,  9 
XXXVIII  39,  15 
XL  58,  2 
58,  8 
XLII  43,  4  ff. 
XLV  26,  13 
31,  15 
2  Makkab.  5,  8   .     .     . 
Michel ,    Recueil    d'inscriptions 

gi'ecques  nvo.  24.  29 

Pausan.  VII     9,  5  .     . 

15,  5  .     . 

Polyb.  II  41,  6    . 

IV  60,  3    . 

XXI  26,  7    . 

XXIV    8,  7  f. 

XXXI  20,  10  . 

27,  12  f. 

Plutarch.  mulier.  virt.  14  p 

SIGr.    P  236     .     .     . 

ir-  452     .     .       II  291«. 
Strabo  XV  691 


30 


252  A 


427* 

38=* 

II  492' 

II  683' 

II  760=* 

III  100« 

III  101' 

III  114* 

III  178' 

III  185'' 

III  231» 

II  431- 

III     60* 

III  347" 

177- 

II  434» 

II  764» 
III  76^^ 
III  245' 
III  211' 

II  228* 

III    17» 

III     36' 

128» 


Druck  vou  FriedricU  Andif.aa  Pertliea,  AktieiijjeHcllscliuft,  üollia. 


BINDING  SECT.       N0V101977. 


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DF  Niese,   Benedictus 

235  Geschichte  der  griechischen 

N5^  und  makedonischen  Staaten  eog-fe 


'   T.3